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Mit dem Alter kommt die Reife oder "Vom Idealisten zum Stubentiger" Digimon, Idealismus, Persönliches, Reife

Autor:  Hauskater
Update 2011

Immer mehr fällt mir auf, wie schnell sich eine Wandlung vollziehen kann, auch wenn man das Gefühl hat, dass sich nichts Großes ändert. Es geht mir hier nicht nur ums Älter werden, sondern auch um die Reife (oder das bisschen davon was ich habe).

Ich erinnere mich noch genau an meinen Abiball. Wie mittlerweile üblich, wurde bei jedem Abiturienten, welcher sein Zeugnis bekam, ein persönlich ausgewähltes Lied eingespielt. Es war relativ dunkel, mein Lied wurde eingespielt, ich ging fast wie in Trance nach vorne. Verwundert über den großen Beifall. Schritt um Schritt, laut zu "Rinbu Revolution" aus dem Utena Soundtrack. Ich war ein klassischer Idealist. Das Abi lag hinter mir, ich war reif auf die Welt losgelassen zu werden. Die Welt verbessern, etwas bewegen, verändern war mein Traum. "Take my revolution!" wie es aus den Boxen hallte...
Man ist naiv, denkt die Welt ist schlecht, man selbst habe das alleinige Patentrezept. Die Wirklichkeit sieht Anders aus, ist ernüchternder.

Mittlerweile kann ich über soviel Naivität nur den Kopf schütteln. Die Welt ist schön, aufregend, gut so wie sie ist. Manchmal fällt es schwer das zu akzeptieren oder auch nur zu sehen, aber so ist es. Es muss nichts verbessert werden. Mit allem was an Besser macht, stört man irgendwo anders das Gleichgewicht. Schaut euch all die Revolutionen an. Hat sich seitdem wirklich etwas fundamental auf der Welt verbessert? Ein Teil ja, ein anderer Teil dagegen wurde schlechter. Wir müssen nichts verbessern, wir müssen einfach die Mitte finden. Es gibt kein Utopia, es wird auch nie Eines geben. Es muss Negatives geben, Probleme. Ohne diese würden wir nicht weiterkommen, würden uns langweilen. Man denke nur an Matrix. Agent Smith erzählt, dass die erste Matrix perfekt war, ein Paradies. Doch die Menschen lehnte sie ab, wollten lieber dieses perfekt unperfekte Leben.

Versteht mich nicht falsch. Vieles liegt im argen in der Welt. Aber daran ändern wir nichts durch Revolutionen, durch Zwang. Die Veränderung die wirklich stattfinden muss, ist in unserem Inneren. Die eigene Mitte finden, ein gutes Beispiel sein, dass andere Inspiriert dasselbe zu tun, das bringt weitaus mehr als eine kurzlebige Revolution die ein Regime durch das nächste ersetzt.
Irgendwann wird man erwachsen und erkennt genau das. Man ist immer noch so stur, so leidenschaftlich und unperfekt wie man es auch vorher war. Aber im Inneren verändert man sich einfach. Man akzeptiert. Man diskutiert mehr zum Spaß, als um Andere zu überzeugen. Man wird sesshaft, richtet sein eigenes Leben ein und Arbeit an sich selbst, statt an der Umwelt. Bei einigen dauert diese Entwicklung lange, manche kommen nie so weit. Andere dagegen sind schon in der Pubertät so weit. Aber es gibt diese Veränderung, dieses zur "Ruhe" kommen.
Natürlich kann ich mich hier auch irren, aber hey, viel schlimmer machen kann dieser Glaube auch nichts mehr. Ich für meinen Teil merke jedenfalls, wie viel dieses Umdenken ausmacht, auch wenn ich nach Außen hin der selbe, arrogante Besserwisser und Idiot geblieben bin.^^

Sei's drum, ich habe mich immer als Realist gesehen. Damals war ich es eher weniger, wie ich nun erkennen muss. Ich war ein typischer Idealist. Nun bin ich dem Realismus näher gekommen. Ich bin noch immer idealistisch-angehaucht, das zeigt dieser Eintrag nur allzu deutlich. Aber ich bin näher am Realismus dran als je zuvor. Näher als es der Großteil der Mexxler wohl je sein wird. Das zeigen mir mittlerweile alle Bereiche des Mexx, egal ob das Forum, die Zirkel, die Cosplayer oder die Fanficschreiber. Zu viele Leute hier sind reine Idealisten, allerdings nicht, weil sie etwas verändern wollen, sondern weil sie mit dieser Welt nicht zurecht kommen. Das sie den ganzen Tag RTL 2 Und Co. schauen macht die Sache nicht besser. Gut, das klassiche Programm von RTL II gibt es nicht mehr, aber ein Blick auf's Mangaregal, vobei an der Masse Shounen-Ai Manga, vermittelt das gleiche Bild.
Sicherlich, schon seit Sailor Moon vermittelt jeder Anime/Manga, dass alles wahr wird, wenn man nur fest genau daran glaubt. Das man mit Freundschat und Liebe alles erreichen kann und das man nur an sich selbst glauben muss. Sorry, aber die Realität sieht anders aus.
Die Digiwelt gibt es nicht, nur weil irgendwelche 14 jährigen Außenseiter daran glauben. Wenn es danach geht, müssten eine menge Menschen nun fliegen können oder in Hogwarts leben. Das ist, wie man sieht, nicht der Fall. Sicherlich, es ist schön mal in eine Traumwelt zu entschwinden. Aber man sollte nicht zu viel Zeit in ihr verbringen, sonst findet man irgendwann den Weg zurück nicht mehr. Solange, bis die Realität in aller Härte zuschlägt. Und dann ist es meist zu spät, die Wenigsten kommen damit dann noch klar. Und von denen gibt es kaum welche, die dies ohne bleibende Schäden tun...

Man mag sich danach flüchten in die anonyme Normalheit, in eine andere Szene, in den Alkohol oder etwas Anderes aber wer Anders ist, wird es immer sein, egal was er trägt, sagt oder hört. Und genau dieses Anders sein ist es, was bei Veränderungen den Ausschlag geben kann. Zum Positiven wie zum Negativen. Denn sonst tauscht man nur eine Traumwelt gegen eine Andere, mit einem Unterschied: Man hat die Realität gesehen und wird sie nicht vergessen können. Sie wird an dir nagen, immer dann, wenn du es am Wenigsten gebrauchen kannst.

Ich hoffe, die meisten werden nie verstehen müssen, was der letzte Absatz bedeutet. Diese Erfahrung ist sehr bitter, zu bitter für Viele. Mir aber hat sie geholfen und mich zum dem gemacht, wovon ich oben die ganze Zeit rede. Ich hoffe Andere schaffen es ohne diesen Umweg...

Ein kleiner Nachsatz noch: Es ist lustig, diesen Eintrag wollte ich seit einiger Zeit schreiben, nur fehlten mir die genauen Worte. Dann plötzlich waren sie da, ohne dass ich vorher wusste, was ich schreiben würde. Einen Ausschlag gab aber sicher der Kinobesuch am Vortag. "Coraline" sagt eigentlich nix Anderes aus als das was ich hier schreibe, nur wird mir das Ausmaß erst jetzt bewusst. Deswegen: Wenn ihr das hier schon gelesen habt, schaut euch den Film an, oder lest das Buch (macht am besten Beides!^^), da wird das ganze schöner verarbeitet und erzählt, als ich es je könnte.
Eiegtnlich gilt das für so ziemlich jedes Buch von Neil Gaiman. Egal ob es nun Neverwhere ist (welches zegt, wie wenig man mit der alltäglichen Welt noch zurecht kommt nach einer besonderen Erfahrung), American Gods (wo der Protagonist erst einmal Frieden mit sich und der Welt schließen muss, bevor er versteht wie er manipuliert wird) oder der Sternwanderer (wo der Wandel vom idealisten zum Realisten sehr schön protraitiert wird), jedes dieser Bücher zeigt eines der Konzepte von denen ich oben schreibe genau auf. Verrückt, dass mir das erst jetzt, Jahre später, auffällt...