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Haarfärbungen oder "Entweder/Oder" Bella, Drogist, Haare, Haarfärbungen

Autor:  Hauskater
Für diesen Eintrag wollte zuerst auch wieder auf das Frage-Antwort-Schema zurückgreifen, leider passt das hier aber wegen der Komplexität nicht. Ich hoffe der Eintrag wird dennoch nicht zu trocken.^^

Damit man versteht wie Haarfärbungen funktionieren, muss man zuerst einmal Wissen wie das Haar aufgebaut ist. Es besteht aus drei Schichten:

1.) Die Schuppenschicht: Unter einem Mikroskop sehen Haare tatsächlich aus wie Schlangenhaut. Es gibt mehrere Schuppen, die im Idealfall glatt übereinander liegen (das Ergebnis ist glattes, glänzendes Haar). Stehen die Schuppen ab, so hat das Haar zwar mehr Volumen, wirkt dafür aber auch stumpfer. Wichtig für das Färben ist aber die eigentliche Aufgabe der Schicht, sie ist nämlich so etwas wie ein Schutzschild für die Haare. Die Schuppenschicht schützt begrenzt gegen all die Einflüsse, denen das Haar ausgesetzt ist (Wind, Wetter, Bürsten, Föhnen, Haare ziehen, etc).

2.) Faserschicht: Das ist die Schicht, in der sämtliche wirklichen Veränderungen stattfinden. Hier ist mehr oder minder festgelegt wie gesund das Haar ist, welche Struktur es hat (gelockt, glatt, kraus) und wie dick es ist. Die Faserschicht macht schließlich gut 80% des Haars aus. Interessanterweise besteht diese Schicht eigentlich nur aus verhornten Hautzellen (darum auch die nicht ganz zustimmende Behauptung, dass Haar wäre eh schon tot und bräuchte keine Pflege). Die Zellen wiederum bilden verschiedene Fasern die im Normalfall aber eng aneinander kleben (genauer gesagt haften die Fasern aneinander, als ob sie mit Druckknöpfen ausgestattet sind). Trotzdem sind diese Fasern sehr elastisch, darum sind Haare auch so dehnbar und fest. Auch die Haarfarbe ist hier festgelegt, da hier die Pigmente liegen.

3.) Markschicht: Man könnte fast sagen, diese Schicht ist eher unwichtig, sie ist jedenfalls sehr unspektakulär: Eine Röhre aus schwammartigen Hornzellen. Interessant ist das ganze lediglich für Leute mit sehr dünnen Haaren: Diesen fehlt diese Schicht meist. Im Endeffekt wirkt sich diese Schicht also nur die Dicke der Haare aus.

So, jetzt kennen wir den Aufbau des Haares. Nun stellt sich natürlich die Frage: Was für Färbemöglichkeiten gibt es und vor Allem: Wie wirken sie sich auf die Haare aus:


Also, an sich trennt man strikt nach Tönungen, Intensivtönungen und Färbungen.

1.) Tönungen legen einfach Farbpigmente AUF die Haare, darum waschen sie sich auch wieder raus. Einige Haare halten die Pigmente fester als Andere, darum kann es da zu unterschiedlicher Haltbarkeit in Haarwäschen kommen. Außerdem spielt das Shampoo da auch eine Rolle so wie sonstige Haarpflege. Jedenfalls sind Tönungen nicht schädlich für das Haar (von den Silikonen in einigen mal abgesehen), einige wirken sogar sehr pflegend. Problem hierbei ist, dass man nicht heller gehen kann, man kann die Haare nur dunkler machen oder gleich dunkel bleiben. Versucht man etwas helleres einzutönen, so bekommt man kurzfristig vielleicht ein paar Farbreflexe, aber das war's dann auch schon.

2.) Färbungen wiederum wirken ganz anders. Damit man die Struktur der Haare wirklich ändern kann (wir erinnern uns: das ist nur in der Faserschicht möglich), muss man erst einmal am Schutz des Haares, der Schuppenschicht vorbei. Darum wird diese aufgequollen (alkalische Lösungen machen das, ist aber nur bedingt wichtig). Im nächsten Schritt dann werden andere Pigmente in die Faserschicht eingeschleust. Das Ergebnis ist dann eine andere Haarfarbe, aber leider ist danach auch die Schuppenschicht im Eimer. Darum wirken Haare nach mehrmaligen Färben auch trotz Silikonen so strohig. Außerdem sind aus diesem Grund die Haar nach dem Färben auch so anfällig für andere Schäden, die Schuppenschicht kann schließlich nicht mehr schützen.
Damit das Ergebnis nicht ganz so katastrophal aussieht und auch um Haltbarkeit zu verleihen bzw. Haare etwas zu schützen werden die Haare dann dann nochmal mit Silikonen oder Quaternia versiegelt, entweder schon in der Farbe, oder aber in den Zusatzprodukten die mit in der Packung sind (Kur oder Conditioner).

3.) Intensivtönungen: Sie brechen die Haare ebenfalls auf, allerdings etwas weniger stark als wirkliche Färbungen. Außerdem enthalten sie noch Pigmente die sich wie bei der Tönung nur auf die Haare legen. Darum verblasst die Knalligkeit der Farben, aber der Farbton selbst bleibt.

Das Ganze klingt natürlich recht einfach, allerdings gibt es noch ein paar ABERs:

-Wie ich bei den Tönungen schon geschrieben habe, kann man eigentlich nur gleich dunkel bleiben oder eben dunkler werden. Damit haben Leute, die dunkle Haare haben, natürlich einen Nachteil. Aber wie wir alle wissen, kann man durchaus auch heller Färben. Dafür sorgen Blondierungen.
An sich wirken diese erst einmal so wie Färbungen: Die Schuppenschicht wird außer Gefecht gesetzt, damit man an die Faserschicht kommt. Blondierungen allerdings lagern hier keine neuen Pigmente ein, sie machen genau das Gegenteil. Die Pigmente im Haar werden aufgehellt oder zerstört (das übernimmt meist Wasserstoffperoxid. Ist übrigens der gleiche Stoff, mit dem man auch Textilien bleicht...). Das Haar wird heller (blond) und nun kann auch Farbe hier eingelagert werden, die heller als der Naturton ist. Das Blondieren noch mehr Gift für Schuppen- und Faserschicht ist muss ich wohl nicht noch erwähnen...

-So genannte Biofärbungen (stehen in der Drogerie normal bei Färbungen) wirken genau so wie normale Färbungen. Sie gaukeln Verträglichkeit vor, die sie nicht wirklich haben. Sicher sind sie manchmal etwas schonender, im Großen und Ganzen macht es aber keinen Unterschied, ob man die Haare zu 70% oder zu 80% schädigt. Kaputt sind sie trotzdem.

Zusammengefasst kann man also sagen: Entweder man will gefärbtes Haar oder gesundes Haar. Ist hart, aber so ist das Leben. Eine Ausnahme gibt es aber:

Henna: Denn dieses wirkt ganz Anders. Es wirkt zwar in der Theorie wie eine Tönung (Pigmente liegen auf dem Haar), allerdings klammern sich die Pigmente fest (wie wenn man Kleidung färbt, dafür wurde Henna auch oft benutzt). Dabei wird das Haar etwas dicker. Durch seine Verbindungen, wirkt es noch pflegend auf die Haare und bietet einen leichten Schutz, ohne die Haare aber zu isolieren. Weiterhin ist es ein Naturprodukt und in seiner Grundform absolut unreizend (diese Wirkungen haben nur chemische Zusatzstoffe).
Den Effekt des Hennas kann man außerdem variieren. Einmal durch das Henna selbst (gibt es in mehrere Rot- und Brauntönen, Schwarz dagegen ist wahrscheinlich krebserregend, also lasst die Finger davon!) und einmal durch die Mischung (Man kauft zusammengepresste und zerkrümelte Blätter die getrocknet sind und mischt diese mit Flüssigkeit). Nimmt man nur normales Wasser, dann ist der Effekt natürlicher, als wenn man Essig, Kaffee oder Rotwein nimmt (wirkt knalliger und versiegelt etwas mehr, so dass die Farbe nicht so schnell verblasst).

Nun stellt sich natürlich die Frage, was passiert, wenn ich Henna auf schon gefärbte Haare packe? Oder wenn ich auf Henna eine andere Haarfarbe packe?

Henna bildet wie gesagt eine Schicht um die Haare. Färbt man nun darauf, so wird diese Schicht mit aufgebrochen. Das Ergebnis ist entweder, dass die Farbe nicht richtig greift (weil sie das Haar selbst nicht genug aufbricht), oder aber eine Verfärbung. Wie diese aber aussieht ist von Fall zu Fall unterschiedlich. Wird blondiert, so kann es sein, dass dabei jeder Farbton rauskommen, nur nicht der erwünschte (kann, muss aber nicht!), oder diverse Mischungen. Oder nur der Ansatz nimmt die Farbe an.

Andersherum ist es, wenn man Henna auf gefärbte Haare packt. Man packt eine Schicht über das Haar, welches andere Pigmente innen drin hat. War das ein sehr krasser Ton, so mildert Henna nur den Effekt. War das ein roter Ton, so wird das Ergebnis etwas aufgefrischt, verblasst aber oft schnell wieder. Oder der Ton bleibt gleich weil nur der Ansatz gefärbt wird.
Problematisch wird es allerdings, wenn das Henna Kupfersalze enthält (wird manchmal zugesetzt für einen noch krasseren Rotton, gerade bei dem Billighenna vom Inder oder ähnlich dubiosen Quellen), denn die können mit der Farbe reagieren und diverse Folgen haben, von dampfenden Haaren über seltsame Verfärbungen, oder aber noch kaputtere Haare, es ist fast alles möglich.

Nun mag noch die Frage aufkommen, ob Silikone/Quaternia Haarfärbungen beeinflussen können.

Die Antwort darauf ist ja. Allerdings selten wirklich stark: Färbt man die Haare, so muss die Silikonschicht mit aufgebrochen werden, das Ergebens kann ein weniger brillantes Farbergebnis sein, muss aber nicht. Etwas stärker ist der Effekt bei Henna oder Tönungen: Da die Silikone die Haar glatt machen, ist es für Henna und Tönungen schwerer, sich an den Haaren festzuklammern. Entsprechend ist es hier wahrscheinlicher, dass das Ergebnis weniger glänzend ist oder aber die Haar die Farbe gar nicht annehmen.

Zu guter Letzt werden wahrscheinlich noch Leute einwenden: "Na wenn das so ist, dann pfeiffe ich auf die Haarpflege und nehme wieder ein Silikonshampoo, dann sehen die Haare wenigstens gesund dabei aus. Oder gibt es einen Grund, warum ich meine Haare dennoch pflegen sollte?"

Ja, auch den gibt es. Sicher, Silikone sorgen dafür, dass auch kaputtes, gefärbtes Haar glänzend und gesund aussieht. Aber da man die Haare eben nicht pflegen kann, gehen sie um so schneller kaputt. Ohne Schutzschicht (und Silikon schützt nur bedingt) werden die Haare auch durch alltägliche Dinge stärker beansprucht. Bis sie irgendwann brechen, Spliss entsteht oder sie sogar ausfallen.
Kurz: Gerade bei gefärbtem Haar ist die Pflege wichtig, wenn man noch etwas von seinen Haaren haben will.


So, damit wären wir dann beim Ende angekommen (oder um die Monsters of Liedermaching zu zitieren: "Darum komm ich nun zum Schluss, weil man mal zum Schluss kommen muss!). Fragen sind wie immer willkommen, egal ob per Kommentar oder ENS. Mein besonderer Dank gilt heute Arcturus, für die ich all das oben schon mal formuliert habe, so dass ich nun auf eine Grundstruktur zurückgreifen konnte. Beim nächsten Drogisteneintrag gehe ich nochmal ein letztes Mal auf Haare ein, genauer gesagt um sonstige Dinge welche die Haare beanspruchen oder schädigen können, so wie auf die verschiedenen Haartypen und die entsprechende Pflege. Nur schon mal so viel: Wer die Haare färbt sollte dringend auf das Glätteisen verzichten...