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Ich kann es nicht mehr hören, oder "Warum sollten Kulturen überhaupt kämpfen?" Hacksteak, Islam, Kritik, Kulturen

Autor:  Hauskater
Ich kann es wirklich nicht mehr hören. Egal wo ich hinkomme, was ich mir ansehe oder was ich lese, überall wird man nur noch konfrontiert mit dem angeblichen Kulturkampf, Deutschland gegen den Islam. Welcher Kampf? Und warum kämpft ein Land gegen eine Religion, von der es sowieso fast gar nichts weiß?

Aber fangen wir Mal von vorne an: Tatsache ist zuerst einmal, dass die Leute kein Problem mit dem Islam haben. Sie haben ein Problem mit den Anhängern des Islams. Oder präziser gesagt mit der in Deutschland am meisten verbreiteten Volksgruppe die Großteil dem Islam anhängt: den Türken. Leider ist der Durchschnittsdeutsche scheinbar nicht in Lage, hier zu differenzieren. Zumal man hier noch weiter differenzieren muss. Der normale Deutsche hat kein Problem mit dem Türken an sich. Was die Leute wirklich stört sind jene Türken (und jene anderen Gruppen, die sie für Türken halten, die aber keine sind), die sich nicht integrieren wollen. Und jene eher jüngeren Leuten die pöbelnd durch die Straßen ziehen.
Und das ist an sich nicht falsch. Im Gegenteil. Das ist etwas was ich perfekt nachvollziehen kann. Denn, ganz ehrlich: bevor ich irgendwohin auswandere (wenn ich nicht gerade dazu gezwungen bin), dann lerne ich zuerst einmal die Sprache und die Kultur kennen. Und DANN wandere ich aus. Das hat für mich etwas mit Respekt vor der neuen Heimat zu tun. Und schlimm sind da nicht nur die Einwanderer, die sich nicht daran halten. Genau so schlimm (nur in diesem Fall kommt noch das Fremdschämen dazu) sind die deutschen Auswanderer, welche man unter anderem bei Vox und RTL bewundern kann. Kenne die Sprache kein Stück, sprechen noch nicht mal wirklich Englisch, aber haben DIE Geschäftsidee überhaupt. Oder bilden sich das eben ein.
Gleicher Fall jedenfalls, nur über die wird sich dann nicht aufgeregt.
Zurück zum Thema: Mangelnde Integration ist wirklich ein Problem. Ich stelle das jeden Tag im Job fest, die Filiale in der ich arbeite steht in einem Viertel mit hohem Ausländeranteil. So kann es vorkommen, dass man manchmal eine Stunde in der Kasse sitzt und kein deutsches Wort hört (von den Mitarbeitern mal abgesehen). Das wird besonders dann witzig, wenn etwas nicht stimmt. Sei es dass die EC-Karte nicht angenommen wird, oder das etwas mit den Gutscheinen die abgegeben werden nicht stimmt (zum Beispiel dass es nur Kopien sind, mit denen man dann aber den ganzen Einkauf bezahlen will). Und dann versuch mal den Sachverhalt zu erklären, wenn du kein türkisch sprichst und das gegenüber kein Deutsch. Es gab schon Fälle, da musste per Handy der Sohn angerufen werden, der dann den Übersetzer gespielt hat.
Und solche Sachen passiere nicht nur ab und an, sondern täglich, und zwar öfters.
Interessant dabei ist aber, dass das rein gar nichts (mehr) mit der Zuwanderung zu tun hat. Die Zahlen an Zuwanderern nehmen jedes Jahr ab, dafür wandern aber mehr Leute aus (siehe Spiegel online). Das Problem sind jene Leute, die schon seit Jahren oder Jahrzehnten hier leben und immer noch kein Wort der Sprache beherrschen. DAS ist doch das wahre Problem. Und da hat man früher versagt, da bringen auch neue Forderungen nach schärferen Zuwanderungsgesetzen nicht.
Die Sache mit der pöbelnden Jugend dagegen ist zweiseitig bedingt: Wenn sich Menschen mit einem aufbrausenderem Temperament (mag noch Vorurteil klingen, im Durchschnitt stimmt es aber) plötzlich in einer neuen Kultur wiederfinden, die Sprache erst lernen müssen (während die Eltern dies nicht tun) und noch dazu wenig Chancen auf einen späteren Job in Aussicht haben, dann ist es normal, dass diese sich an etwas Anderes klammern. Das Gesetz des stärkeren zum Beispiel. Und den Gruppenzwang. Das war aber der Anfang. Mittlerweile sieht die Sache etwas anders aus. Denn an diese Jugendgruppen haben sich auch Deutsche angehängt, die sich mit den selben Problemen konfrontiert sahen. Und die sind nun noch mehr das Problem. Nicht nur für Rentner an Bahnhaltestellen (auch wenn das schon schlimm genug ist) sondern auch für die Berufswelt. Klar dass so viele Ausbildungsstellen nicht besetzt sind, wenn diese Jugendlichen nicht geeignet sind für den Beruf (oder für irgendeinen anderen legalen Job). Vorteile bringt das aber für das Privatfernsehen. Würde es diese Leute nicht geben, dann gäbe es keine Talkshows, kein Big Brother. Und wie problematisch diese Fälle wirklich sind zeigt nicht nur die Supernanny. Schaut euch Mal Popstars an. Nie war der Anteil an asozialen Kandidaten höher (Beispielzitat von Rosalie: "Ey, für misch waren das früha Opfa! Was will die Alte ey?"). Und auch der gute Christian Rach darf feststellen was genau die Probleme sind (ich warte nur darauf, dass er sich einen Strick nimmt und entweder die Kandidaten oder sich erhängt).

Das Alles ist aber kein Problem der Einwanderung (das war es mal, jetzt nicht mehr) oder der verschiedenen Kulturen. Und erst recht nicht, der Religion. Der Islam an sich ist eine tolle Sache. Sehr Fortschrittlich, zumindest in der Theorie. Wie eben auch das Christentum. Das Problem ist Mal wieder, wenn man damit Missstände begründen will, die mit der Religion aber nichts zu tun haben. Der Islam ist an sich eine recht tolerante Religion (es wird ja sogar dazu aufgefordert die Bibel & Co. zu lesen, als Ergänzung). Und auch die Rolle der Frau im Koran hat nichts mit Unterdrückung zu tun, im Gegenteil.
Das Problem ist eben das, was daraus gemacht wird. Und das wiederum wird begründet durch eine Mischung von aus dem Kontext gerissenen Zitaten, überholten Vorschriften und dazu gedichteten Dingen. Die einzige Vorschrift zum Thema Kopftuch lautet im Koran zum Beispiel, das Frauen in der Moschee kein Kopftuch tragen sollen. Die Begründung der Polygamie war einfach als Vorsorge für den Fall, das eine Frau plötzlich ohne Mann da steht und in die Armut fällt. Und die Sache mit dem Schweinefleisch war früher auch sehr gut: In wärmeren Regionen schimmelte Schweinefleisch zu schnell. Wird also unrein und damit gesundheitsschädlich. Das hat damals Sinn gemacht. So wie auch Kopftücher beim entsprechenden Klima, damit man eben keinen Sonnenstich bekommt. Das Problem ist nur, wenn diese Dinge als Gesetze hingenommen werden und aus dem ursprünglichen Kontext gerissen werden. Ehrenmorde sind im Islam nämlich ähnlich unpassend und ungerechtfertigt wie Hexenverbrennungen in einer Religion, die an sich die Nächstenliebe propagiert. Oder das Angst machen mit einem Teufel und einer Hölle, die mit der Bibel nicht viel zu tun haben. Oder das bezeichnen der ausgelebten Homosexualität als Sünde.
Darum habe ich auch kein Problem damit, dass überall Moscheen gebaut werden sollen. Warum auch? Kirchen haben wir auch überall stehen. Und ein Muezzin ist auch nicht nerviger als das Glockengebimmel einer Kirche.
Ich sehe darin sogar eher einen Vorteil oder besser eine Chance: Je mehr Gelegenheiten zum Ausleben des Glaubens eine Gemeinschaft hat, um so mehr wird sie irgendwann auch akzeptiert. Und wahrscheinlich wird dadurch auch der Austausch zwischen den Gruppen steigen und damit die Toleranz und die Vernunft. Wenn der Islam öffentlicher ausgelebt wird, dann verschwinden auch eher die Vorurteile der Anderen, die irgendwann feststellen, dass das auch nur nette Menschen sind. Und sogar recht vernünftige. Der Islam verbietet nämlich Zinsgeschäfte und Glücksspiel. Was durchaus Sinn macht und menschenfreundlich ist. Hier stimmt der Kontext noch immer überein, veraltet sind diese Dinge nicht.

Gleichzeitig muss ich aber auch einmal die andere Richtung kritisieren: Den Islam ins bodenlose Loben. Der Islam ist genau so gut oder schlecht wie das Christentum, das Judentum oder sonst eine Religion. Da können die Politiker ihn noch so so sehr loben und als Teil von Deutschland bezeichnen. Anerkennung okay, aber übertriebenes Lob muss nicht sein. Erst recht nicht, wenn das ein Freifahrtsschein werden kann um unter den Deckmantel der Religionsausübung problematischere Dinge zu tolerieren. Darum ist es Quatsch, die Einfuhr von Imamen zu fördern oder einfacher zu machen. Wenn dadurch erzkonservative Vertreter die vom Leben in Deutschland keine Ahnung haben hierher geholt werden und dann Regeln für das Verhalten hier geben wollen, dann läuft etwas schief. Mehr bringt dagegen, dass Imame ab sofort auch an mehreren deutschen Unis ausgebildet werden. Die kennen das Leben hier und entwickeln genug Toleranz. Und bringen Fortschritte und auch mehr Anpassung.
Weiterhin ist es auch Quatsch, den Islam nun zu fördern und ihm Vergünstigungen zu geben, die nur das Christentum hat. Denn das diskriminiert wiederum genug andere Religionen. Nur weil der Buddhismus oder der Taoismus nicht als Problemkinder gesehen werden, sollte man ihnen nicht diverse Vorteile vorenthalten. Ja, es gibt weniger Buddhisten hier als Muslime oder Christen. Und? Muss man sie deswegen außen vor lassen? Ich glaube kaum. Entweder müssen diese rechte und Vorteile für alle Glaubensgemeinschaften (ab einem bestimmten Grad) gelten, oder eben für keine. Staat und Kirche sind nicht umsonst getrennt (zumindest Theoretisch), da sollte auch keine Kirche bevorzugt oder benachteiligt werden, solange sie weder den Staat noch die Mitlieder bedroht.
Um das etwas näher auszuführen kopiere ich nochmal mein Posting aus dem Forum zum Thema:

__________

Posting der Vorposterin zum Thema Feiertage, Islam und Deutschland:

> -alle kinder müssen frei bekommen.
> -in in den schule und auch schon im kindergarten,( ob in der großtadt oder auf dem land)sollte der islam mehr aufgegriffen werden und früh die bedeutungen der feiertage erläuertet werden.

Meine Antwort:

Und aus welchem Grund? Wenn es danach geht, dann müssten den Kindern ALLE Religionen erklärt werden, sie müssten an ALLEN Feiertagen einer Religion frei bekommen. Schwer durchführbar, oder?

Sinn machen würde es ihmo wirklich jeder Religion das gleiche Kontingent an Feiertagen zu zusprechen, die für Anhänger dann eben frei sind. Zusätzlich dann Weihnachten als Sondertag, da eben der Großteil der Menschen Christlich ist oder es als Familienfest feiert. Dann umgeht man die Probleme, wer an Weihnachten noch arbeiten kommen muss.
Außerdem wäre das gar nicht so problematisch, da viele Feiertage in diversen Religionen auf den gleichen Tag oder Zeitraum fallen (eben alles was man Jahreszeitenwechsel zu tun hat oder Astronomisch bedingt ist. Das ließe sich rein theoretisch machen.

Das Problem dabei ist dann nur, das man eben festlegen muss, was nun als Religion gilt und was nicht. Es wäre ihmo recht dreist, das Ganze auf Christentum, Islam und Judentum zu beschränken. Andererseits wäre es auch Quatsch wenn jetzt jeder selbsterklärte Jedi die vollen rechte einer Religion bekommt, so wie diverse Sekten wie Scientology.

Ich wäre für eine Gleichstellung folgender Glaubensformen:

-Christentum
-Islam
-Judentum
-Buddhismus
-Hinduismus
-Taoismus
-Wicca + Neo-Keltischer Glaube (gleiche Feiertage, ähnliche Glaubensinhalte)
-Asatru
-Bahai
-Atheisten

Hiervon gibt es genug Anhänger, dass es Sinn macht ohne aber jeder drei Mann Glaubensgemeinschaft oder jedem Wirtschaftsunternehmen (Scientology) gleiche Rechte zu zusprechen. Shintoismus wäre noch offen zur Debatte, wobei das mit Feiertagen problematisch ist, da der Shintoismus zu synkretisch ist und zu variabel. In Düsseldorf und Hamburg würde das vielleicht noch Sinn machen, sonst aber eher weniger. Dazu nehmen zu viele der Mexx Shintoisten diesen Glauben nicht erst genug.
__________

Kurze Zusammenfassung:

Das Problem sind weder der Islam noch die Einwanderer, sondern die nicht integrierten Leute, die in zwanzig oder mehr Jahren auch nichts getan haben dies zu ändern. Und ein Weg um das Ganze zu verbessern ist mehr Anerkennung des Islam und damit verbunden auch von Moscheen und hierzulande ausgebildeten Imamen.
Ich möchte hier also weder rechtes noch linkes Gedankengut propagieren, noch auf Klischees rumreiten (außer sie sind zu nahe an der Wirklichkeit) oder gegen eine Religion oder eine Volksgruppe hetzen. Ich lege die Fakten und Entwicklungen nur so dar, wie sie mir immer wieder begegnen.