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Krieg der Zungen

Autor:  Shizana
11.02.2014 20:41

Ich nehme mir heute die Zeit, mich wieder einmal nach einer schieren Ewigkeit dem Thema Schreiben zu widmen.

Kussszenen.

Geht es nur mir so, dass ich bei den meisten Geschichten hier im FF-Archiv das Gefühl habe, es ginge weniger um Romantik als vielmehr um einen wannabe-erotic Krieg? Ich möchte hier nicht alle Autoren und Geschichten in einen Topf werfen, aber zumindest gefühlt wissen 80% der Autoren offenbar nicht, wie man eine glaubhafte Kussszene schreibt. Vielleicht stolpere ich auch nur aufgrund der Freischaltung über zu viele Geschichten, die mir an manchen Tagen den Glauben an alles Gute in unseren Autor zu rauben drohen. Aber ehrlich, Leute: Are you serious?

Genre: Romantik. Egal ob hetero- oder homosexuell. Es kommt zum Kuss. – Mögen die Kämpfe beginnen!

Wenn es in einer Fanfiction zur Kussszene kommt, dann sieht diese meist so aus:

A dringt mit seiner Zunge in Bs Mund ein. – Schon dieses "Eindringen" mag ich nicht und lässt mich frösteln.
As Zunge fordert Bs Zunge zu einem Kampf auf. – Äh... wer bitte würde sich freiwillig darauf einlassen?
A und Bs Zunge liefern sich ein heftiges Zungengefecht. – Wtf?
As Zunge dominiert. – Äh... sehr romantisch und besonders liebevoll, mhm.
Bs Zunge setzt sich zur Wehr und drängt As Zunge zurück. – Jetzt das auch noch, ums noch schlimmer zu machen.
As Zunge erobert am Ende das neue Gebiet. – Leute, ernsthaft jetzt?!

Das ist das Grundgerüst. Man muss nicht alles 1:1 so übernehmen, die deutsche Sprache bietet viele schöne Synonyme für manche Schlagwörter. Man kann auch einzelne Schritte auslassen oder in der Reihenfolge vertauschen. Ganz egal, wie der Autor es anstellen mag, ändern tut es am Endresultat meist wenig.

Ganz im Ernst, ich warte nur noch auf eine Parodie-FF, in der genau solch eine Szene aufgegriffen und so auf die Schippe genommen wird, dass beide Zungen mit Schild und Schwert dargestellt werden, reitend auf hohem Ross der Lippen und im Hintergrund läuft anstelle von Celine Dion ein episches Orchestral aus Hans Zimmers "Last Samurai"-Suite. Seltsamerweise, wann immer ich so einen Kuss lesen darf, kommt mir nämlich genau so etwas in den Sinn. – Romantik? Zug hat Verspätung.

Ich frage mich, wie jene Autoren wohl küssen mögen. Also ob sie ihren Partner mit ebensolcher Inbrunst zum Zungenkampf herausfordern und dabei alles daran setzen, zu dominieren und neues Land zu erobern, wie es ihre Charaktere so gern tun. Fühlt sich so etwas tatsächlich gut an? Ist diese Form von Küssen tatsächlich mit Liebe, Zärtlichkeit, Gefühl, Hingabe und tiefer Leidenschaft gleichzusetzen? – Kann ich mir nicht vorstellen.
Also ich kann natürlich nur von mir ausgehen. Wenn ich meinen Liebsten küsse, dann sieht das zärtlich aus. Ich gebe etwas und ich bekomme etwas. Es ist ein Austausch. Etwas Gleichgestelltes, das man miteinander teilt. Mit "Eroberung" hat das wahrlich nichts zu tun. Ich fände es auch nicht sonderlich anregend, erotisch, verführerisch was-auch-immer, wenn mein Freund mich auf einmal im Kuss zu "dominieren" versuchte. Würde er versuchen, mir auf diese Art zu vermitteln, dass er romantische und/oder zärtliche Gefühlen für mich empfindet, ich würde mir verarscht vorkommen und ihm definitiv nicht glauben.
Ich sage ja nichts gegen leidenschaftliche Küsse, die in der Tat auch etwas heftiger vonstatten gehen können, aber selbst das hat noch lange nichts mit Kampf und Eroberung zu tun. Wie kommt man nur auf so einen unromantischen Vergleich, der absolut nichts, GAR NICHTS, Liebevolles mit sich trägt? Seit wann haben diese Begriffe etwas mit Gefühl, Liebe und Zärtlich- keit zu tun?

Eine Ausnahme bilden natürlich Charaktere, denen es tatsächlich in der Absicht liegt, den Partner zu dominieren. Das muss nicht einmal zwangsweise mit BDSM u.ä. einhergehen. Es gibt natürlich viele Arten von Liebe, darunter auch eine, in der jemand nahezu besessen von seinem Partner ist und diesen daher allein für sich beanspruchen/vereinnahmen möchte. So jemand wird höchstwahrscheinlich in der Tat versuchen, ihn auch in seiner Art des Küssens zu erobern und dabei weniger Zärtlichkeiten an den Tag legen. Auch das ist eine Form von Romantik, auch eine der Liebe, aber es ist definitiv nicht das- selbe wie die soft-flauschig-warm-unschuldige, zärtlich-hingebungsvolle Version davon, die wir eigentlich unter dem Allge- meinbegriff "Romantik" verstehen und in 9/10 Fällen auch erwarten.

Die Ironie an der ganzen Sache ist, dass jene Autoren, die es betrifft, es gar nicht in dieser Form beabsichtigen. Was sie versuchen, ist in der Tat, etwas besonders Romantisches oder/und Leidenschaftliches wiederzugeben, was ihre Charaktere dort erleben und miteinander teilen (?) dürfen. Durch die Art jedoch, wie sie ihre Kussszenen beschreiben, gleicht es viel- mehr einem Drama auf dem Schlachtfeld.
Romantische Stimmung kommt keine auf. Die Leidenschaft wurde gründlich vergeigt. Und ich stehe immer wieder da und frage mich:

Wieso?
Wieso, der Liebe willen, muss man etwas so Schönes nur immer wieder derart ruinieren, indem man krampfhaft versucht, es noch besonderer zu machen, als es doch schon ist? Wieso kann man es seinen Charakteren nicht einfach gönnen, dieses wunderschöne Gefühl miteinander zu teilen, und muss sie stattdessen in den wohl unromantischsten Krieg schicken, den man sich in solch einer Situation vorstellen kann?
Wieso?

Krieg der Zungen

Autor:  Shizana
11.02.2014 20:41

Ich nehme mir heute die Zeit, mich wieder einmal nach einer schieren Ewigkeit dem Thema Schreiben zu widmen.

Kussszenen.

Geht es nur mir so, dass ich bei den meisten Geschichten hier im FF-Archiv das Gefühl habe, es ginge weniger um Romantik als vielmehr um einen wannabe-erotic Krieg? Ich möchte hier nicht alle Autoren und Geschichten in einen Topf werfen, aber zumindest gefühlt wissen 80% der Autoren offenbar nicht, wie man eine glaubhafte Kussszene schreibt. Vielleicht stolpere ich auch nur aufgrund der Freischaltung über zu viele Geschichten, die mir an manchen Tagen den Glauben an alles Gute in unseren Autor zu rauben drohen. Aber ehrlich, Leute: Are you serious?

Genre: Romantik. Egal ob hetero- oder homosexuell. Es kommt zum Kuss. – Mögen die Kämpfe beginnen!

Wenn es in einer Fanfiction zur Kussszene kommt, dann sieht diese meist so aus:

A dringt mit seiner Zunge in Bs Mund ein. – Schon dieses "Eindringen" mag ich nicht und lässt mich frösteln.
As Zunge fordert Bs Zunge zu einem Kampf auf. – Äh... wer bitte würde sich freiwillig darauf einlassen?
A und Bs Zunge liefern sich ein heftiges Zungengefecht. – Wtf?
As Zunge dominiert. – Äh... sehr romantisch und besonders liebevoll, mhm.
Bs Zunge setzt sich zur Wehr und drängt As Zunge zurück. – Jetzt das auch noch, ums noch schlimmer zu machen.
As Zunge erobert am Ende das neue Gebiet. – Leute, ernsthaft jetzt?!

Das ist das Grundgerüst. Man muss nicht alles 1:1 so übernehmen, die deutsche Sprache bietet viele schöne Synonyme für manche Schlagwörter. Man kann auch einzelne Schritte auslassen oder in der Reihenfolge vertauschen. Ganz egal, wie der Autor es anstellen mag, ändern tut es am Endresultat meist wenig.

Ganz im Ernst, ich warte nur noch auf eine Parodie-FF, in der genau solch eine Szene aufgegriffen und so auf die Schippe genommen wird, dass beide Zungen mit Schild und Schwert dargestellt werden, reitend auf hohem Ross der Lippen und im Hintergrund läuft anstelle von Celine Dion ein episches Orchestral aus Hans Zimmers "Last Samurai"-Suite. Seltsamerweise, wann immer ich so einen Kuss lesen darf, kommt mir nämlich genau so etwas in den Sinn. – Romantik? Zug hat Verspätung.

Ich frage mich, wie jene Autoren wohl küssen mögen. Also ob sie ihren Partner mit ebensolcher Inbrunst zum Zungenkampf herausfordern und dabei alles daran setzen, zu dominieren und neues Land zu erobern, wie es ihre Charaktere so gern tun. Fühlt sich so etwas tatsächlich gut an? Ist diese Form von Küssen tatsächlich mit Liebe, Zärtlichkeit, Gefühl, Hingabe und tiefer Leidenschaft gleichzusetzen? – Kann ich mir nicht vorstellen.
Also ich kann natürlich nur von mir ausgehen. Wenn ich meinen Liebsten küsse, dann sieht das zärtlich aus. Ich gebe etwas und ich bekomme etwas. Es ist ein Austausch. Etwas Gleichgestelltes, das man miteinander teilt. Mit "Eroberung" hat das wahrlich nichts zu tun. Ich fände es auch nicht sonderlich anregend, erotisch, verführerisch was-auch-immer, wenn mein Freund mich auf einmal im Kuss zu "dominieren" versuchte. Würde er versuchen, mir auf diese Art zu vermitteln, dass er romantische und/oder zärtliche Gefühlen für mich empfindet, ich würde mir verarscht vorkommen und ihm definitiv nicht glauben.
Ich sage ja nichts gegen leidenschaftliche Küsse, die in der Tat auch etwas heftiger vonstatten gehen können, aber selbst das hat noch lange nichts mit Kampf und Eroberung zu tun. Wie kommt man nur auf so einen unromantischen Vergleich, der absolut nichts, GAR NICHTS, Liebevolles mit sich trägt? Seit wann haben diese Begriffe etwas mit Gefühl, Liebe und Zärtlich- keit zu tun?

Eine Ausnahme bilden natürlich Charaktere, denen es tatsächlich in der Absicht liegt, den Partner zu dominieren. Das muss nicht einmal zwangsweise mit BDSM u.ä. einhergehen. Es gibt natürlich viele Arten von Liebe, darunter auch eine, in der jemand nahezu besessen von seinem Partner ist und diesen daher allein für sich beanspruchen/vereinnahmen möchte. So jemand wird höchstwahrscheinlich in der Tat versuchen, ihn auch in seiner Art des Küssens zu erobern und dabei weniger Zärtlichkeiten an den Tag legen. Auch das ist eine Form von Romantik, auch eine der Liebe, aber es ist definitiv nicht das- selbe wie die soft-flauschig-warm-unschuldige, zärtlich-hingebungsvolle Version davon, die wir eigentlich unter dem Allge- meinbegriff "Romantik" verstehen und in 9/10 Fällen auch erwarten.

Die Ironie an der ganzen Sache ist, dass jene Autoren, die es betrifft, es gar nicht in dieser Form beabsichtigen. Was sie versuchen, ist in der Tat, etwas besonders Romantisches oder/und Leidenschaftliches wiederzugeben, was ihre Charaktere dort erleben und miteinander teilen (?) dürfen. Durch die Art jedoch, wie sie ihre Kussszenen beschreiben, gleicht es viel- mehr einem Drama auf dem Schlachtfeld.
Romantische Stimmung kommt keine auf. Die Leidenschaft wurde gründlich vergeigt. Und ich stehe immer wieder da und frage mich:

Wieso?
Wieso, der Liebe willen, muss man etwas so Schönes nur immer wieder derart ruinieren, indem man krampfhaft versucht, es noch besonderer zu machen, als es doch schon ist? Wieso kann man es seinen Charakteren nicht einfach gönnen, dieses wunderschöne Gefühl miteinander zu teilen, und muss sie stattdessen in den wohl unromantischsten Krieg schicken, den man sich in solch einer Situation vorstellen kann?
Wieso?