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Verlass dich auf andere und du bist verlassen

Autor:  Shizana
31.05.2012 22:19

Wie wahr doch dieses gute alte Sprichwort ist, habe ich heute wieder einmal erfahren dürfen. Und es ist wirklich alles andere als witzig... noch jetzt bin ich auf hundertachtzig.
Um das alles verständlich zu berichten, was ich heute erlebt habe, muss ich ein wenig ausholen.

Momentan bin ich übergangsweise für eine Leiharbeiterfirma in Arbeit. Dort ist es also üblich, dass man öfter mal die Betriebe wechselt, in denen man letztlich arbeitet; eben je nach dem wie man gerade gebraucht wird. Das ist sicherlich nicht jedermanns Sache, aber ich persönlich mag die Abwechslung doch sehr in meinem Berufsleben.
So, und gestern jedenfalls war Tag X gewesen, an dem wieder einmal ein Betriebswechsel anstand. Und wie sich das Ganze zugetragen hat, davon will ich nun berichten.

Gestern wurde mir also kurz vor Feierabend von der Firmenchefin mitgeteilt, dass sie einige Arbeitskräfte abbauen müsste, da wir scheinbar zu gut gearbeitet haben die letzte Zeit. Naja, kein Wunder, da wir vergangene Woche jeden Tag länger gearbeitet haben und an den letzten beiden Tagen sogar früher gekommen waren. Dass man bei verlängerten Arbeitszeiten auch mehr Arbeit schafft sollte eigentlich klar sein... Naja, jedenfalls war es wohl zu viel und einige von uns mussten gehen.
Entsprechend habe ich dann Zuhause bei meiner Leiharbeiterfirma angerufen und denen von diesem Bescheid berichtet, woraufhin es hieß, dass es vermutlich bereits einen neuen Einsatz für mich am Folgetag - sprich heute - gäbe. Ich zitiere wörtlich:

Frau Vermittlerin: "Ja, wir wissen bereits bescheid. Und wir haben wahrscheinlich auch schon einen neuen Einsatz für Sie. Sie würden dann ab morgen bei der Firma Schlagmichtot in Oranienbaum in der Spätschicht arbeiten. Genaueres sage ich Ihnen dann morgen."

Okay... Da standen nun einige Fragen für mich offen, denn ich verfüge nicht über den Luxus eines Autos und bin somit auf Schusters Rappen und den Nahverkehr angewiesen. Was bedeutet, dass nach 19 Uhr kein Bus und kein Zug mehr nach Hause fährt und ich kaum 9km nach einem harten Arbeitstag mehr laufen möchte. Und im Ernst, jeden Abend ein Taxi bezahlen zu 20€ klingt auch nicht sehr attraktiv... Somit gab es für mich noch einiges zuvor abzuklären, wie denn das Ganze überhaupt gedacht sein würde, und bot der guten Frau daraufhin an, am nächsten Morgen vorbeizukommen.

Frau Vermittlerin: "Es reicht, wenn Sie gegen Mittag vorbeikommen."

Okay... Verwirrte mich zwar ein wenig, aber sie würde schon wissen, was sie da tut.
Ich habe also eine gute Nacht gehabt, habe mich den Vormittag über um persönliche Angelegenheiten gekümmert und bin dann gegen eins zur Stelle rüber. Normal bin ich ja ein Dingens, das es immer gut mit anderen meint, daher dachte ich mir, dass ich den Leuten gegen 12 Uhr ihre wohlverdiente Mittagspause lasse. Gegen Mittag ist schließlich ein dehniger Begriff, ebenso wie Spätschicht, aber schließlich hatte sie ja in beiden Fällen keine genaue Uhrzeit genannt.
Naja... ich sollte merken, dass sie wohl einfach davon ausging, wir würden uns bereits blind am Telefon verstehen.

Frau Vermittlerin (völlig im Stress): "Sie sind aber spät dran! Das wird jetzt aber echt knapp, Sie sollen doch schon 14 Uhr heute in der neuen Firma anfangen. Ich hatte Ihnen doch gesagt, Spätschicht!"

Ähm, ja...

Ich (schon recht gereizt): "Ja, Sie erwähnten etwas von der Spätschicht. Aber Sie haben mir weder gestern noch heute am Telefon gesagt, wann genau die anfangen soll. Das kann schließlich von 12 bis 16 Uhr jegliche Zeit sein, wie ich selbst bereits aus Erfahrung weiß. Außerdem hatte ich Ihnen doch gestern angeboten, dass ich gleich frühs vorbeikomme, aber Sie wollten mich erst mittags sehen. Und ich wollte Ihnen Ihre Mittagspause gönnen, daher erschien mir diese Zeit angemessen."

Ja, wir haben uns wirklich blendend verstanden. Schließlich verriet sie mir noch, dass es für die Vermittler wohl keine Mittagspause gäbe. Das war wirklich sehr interessant und sie taten mir fast leid, aber von solch einer Grausamkeit kann ich schließlich nichts ahnen.
Auf jeden Fall lief dann alles zwischen Tür und Angel ab. Sie erklärte mir abermals, dass ich in der Spätschicht 14-22 Uhr in der Firma Schlagmichtot in Oranienbaum anfangen sollte. Wusste ich natürlich noch nicht, bis auf die Uhrzeit natürlich. Zumindest erst einmal für heute. Abends würde ein Rufbus fahren.
Super. Begeisterung. Es war derweil schon 13:30 Uhr und ich konnte unmöglich noch bis 14 Uhr in der Firma sein. War aber nach einem kurzen Telefonat auch kein Problem, also bin ich losgeflitzt in Richtung Bahnhof, um den nächsten Bus nach Oranienbaum zu bekommen.
Ich war super vorbereitet! - Also mit anderen Worten: Überhaupt nicht!
Ich hatte den ganzen Tag noch nichts gegessen, kaum etwas getrunken. Ich hatte nur mich und mein kleines Täschchen, wo gerade mal Handy, Schlüssel, Portemonaie und Lungenteer drin waren. Nichts zu essen, nichts zu trinken und natürlich auch keine Arbeitsklamotten. Und wo genau ich eigentlich hin sollte wusste ich ebenfalls nicht. Juhu, und das bei meinem tollen Orientierungssinn!
Was soll ich sagen? Ich wusste ja nicht, dass ich sofort in die nächste Arbeit geworfen werden würde. Bis dahin hieß es ja nur wahrscheinlich und so ging ich eben in dem Glauben zur Vermittlerin, dass sie mir alles in Ruhe erklären würde und ich noch genug Zeit haben würde. Ich habe halt darauf vertraut, dass sie alles richtig einkalkuliert hätte und ging davon aus, dass sie mich rechtzeitig informieren würde, wenn mein nächster Einsatz beschlossen wäre und ich frühzeitig meine Arbeitszeiten erfahren würde. Sprich also, sie hätte mich dann früher angerufen und es mir mitgeteilt. Doch da kein Anruf erfolgt war... tja, scheißerallala!
Egal. Ich bin trotzdem frohen Mutes in den nächsten Bus gestiegen und vertraute einfach darauf, dass ich das schon schaukeln würde. Zu trinken gäbe es bestimmt auch etwas in der Firma und ohne Essen würde ich es auch einen Tag aushalten, wäre ja nicht das erste Mal.

Der Bus kam pünktlich. Und da ich mich und meinen Orientierungssinn kenne, habe ich gleich den netten Busfahrer angesprochen:

Ich: "Ich muss zu der Firma Schlagmichtot. Wissen Sie, wo ich da aussteigen muss?"

Busfahrer: "Hm ja, Sie müssten am Biosphärenreservat aussteigen."

Ich: "Könnten Sie mir bitte dann Bescheid sagen?"

Busfahrer: "Ja klar."

Ich war wirklich beruhigt. Auch wenn mich das mit dem Biosphärenreservat noch etwas irrtierte. Aber gesagt getan, der nette Mann hielt sein Wort und entließ mich an besagter Haltestelle.
...
Und da stand ich nun. An einer Schnellstraße. Vor einer Mauer. Dahinter Bäume. Gegenüber ein riesengroßer Park, das Reservat. Weit und breit nichts, was nach einer großen Produktionsfirma aussah.
Hm, naja, vielleicht bevorzugten sie ja eine naturreiche Umgebung, damit die Mitarbeiter nach dem harten Arbeitstag sofort etwas Entspannung aufschnappen konnten. Könnte ja möglich sein, man weiß es ja nicht. Aber in einem Reservat?
Egal. Ich bin trotzdem mit meiner Skepsis losgelaufen. ... Und ich lief, und lief, und lief... so an die halbe Stunde, bis es mir zu bunt wurde und ich vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr gesehen hatte. Also rief ich bei meiner Vermittlungsfirma an.

Frau Vermittlerin (nachdem ich ihr alles geschildert hatte): "Nein, da sind Sie auch falsch. Die Firma ist auf der anderen Seite. Laufen Sie bitte wieder zur Straße zurück, wo Sie hergekommen sind, und auf der anderen Seite dann ist das Gewerbegebiet. Dort müssen Sie hin."

Also musste ich doch blind gewesen sein. Naja, in all dieser Aufregung und Hektik konnte das ja schon mal passieren. Inzwischen hatte ich ja nichts weiter als Bäume und Grün gesehen, da konnte es schon gut möglich sein, dass meine Erinnerung etwas unklar geworden war.
Also bin ich die ganze Strecke wieder zurückgelaufen. Und weil Mutter Natur es immer gut mit mir meint und mich wohl etwas vor der schwülen Hitze bewahren wollte, fing es auch noch zu regnen an. Binnen weniger Minuten war ich vollkommen durchnässt, da ich natürlich weder einen Pulli noch einen Regenschirm dabei hatte. Tja, hätte ich das gewusst, dann hätte ich mir mein morgendliches Bad sparen können.
Nach all dem Ärger durfte ich anschließend feststellen, dass ich mich leider nicht geirrt hatte mit meiner Erinnerung. Denn als ich das Biosphärenreservat nach einer weiteren halben Stunde endlich wieder verlassen hatte, erstreckte sich vor mir wieder die lange Schnellstraße, gegenüber von mir die große Mauer und weiterhin nichts als Bäume. Hm, vielleicht war ich einfach nur zu weit weg vom eigentlichen Ort, den meine Vermittlerin meinte. Also bin ich die Straße etwa zehn Minuten hinuntergelaufen... nichts. Dasselbe in die entgegengesetzte Richtung... nichts.
...
Irritiert rief ich wieder bei der Leihfirma an und schilderte, deutlich am Ende meiner Nerven und am Rande der Verzweiflung, die Lage.

Frau Vermittlerin: "Hm, das verstehe ich nicht. Eigentlich sollte es dort sein. Wo sind Sie denn genau?"

Ich: "Wieder an der Haltestelle am Biosphärenreservat. Wo auch sonst?"

Frau Vermittlerin: "Ja und gegenüber vom Reservat sollte das Gewerbegebiet sein. Mit mehreren großen Firmen..."

Ich: "Glauben Sie mir bitte wenn ich Ihnen sage, dass ich hier seit über einer Stunde mitten in der Pampa umherirre! Gegenüber von mir ist nur eine fette Mauer und dahinter nichts als Bäume. Ich bin schon die Straße hoch und runter gelaufen, aber hier ist wirklich nichts! Ich bin pitschnass und fühle mich wie ein ausgesetztes und verirrtes Hündchen, Gott nochmal!"

Frau Vermittlerin: "Ja, das tut mir jetzt wirklich leid für Sie. Eigentlich sollte es dort sein."

Ich: "Ich liege schon zwei Stunden über meinen Arbeitsbeginn drüber... und der nächste Bus weiter nach Oranienbaum fährt erst in einer Stunde. Also langsam weiß ich auch nicht mehr, was ich noch tun soll. Ich dachte wirklich, der Busfahrer wüsste, wo er mich da aussetzt."

Frau Vermittlerin (nun ebenfalls nahe der Verzweiflung): "Ja, das macht jetzt langsam wirklich keinen Sinn mehr. Nehmen Sie einfach den nächsten Bus und fahren Sie wieder nach Hause, ehe Sie noch mehr verlorengehen."

Toll... Ich habe mich wirklich lange nicht mehr SO verarscht gefühlt. Nicht mehr seit dem ganzen Scheiß mit dem Arbeitsamt und meinem geplanten Umzug nach Leipzig. Aber es war wieder genau dasselbe Prinzip: Ich war auf andere angewiesen, um das tun zu können, was ich wollte. Aber kaum muss ich alles in andere Hände legen, klappt gar nichts. Als wären die Leute echt zu blöd mich zu managen. Und langsam frage ich mich ernsthaft, ob es an mir liegt, dass die Leute einfach nicht so mit mir zusammenarbeiten können, sodass ich ohne weitere Komplikationen ans Ziel kommen kann. Dabei bin ich doch eigentlich so pflegeleicht...
Auf jeden Fall habe ich dann noch knapp zwei Stunden auf den nächsten Bus warten müssen, damit man mich aus der Pampa endlich erlöst, und bin wieder nach Hause. Somit habe ich letztlich über drei Stunden für nichts als Stress vergeudet.

Ich bin echt begeistert von dem kompetenten Management, das ich die letzten beiden Tage erfahren durfte...