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RIP Kummerkasten, Trauerfall

Autor:  SmilingMana
Mit der heutigen Beerdigung meiner Oma mütterlicherseits, die letzten Dienstag im Alter von 91 Jahren verstorben ist, besteht die älteste Generation meiner Familie nun aus meinen Eltern und deren Geschwistern. Ich habe keine Großeltern mehr.

Doch wenn ich ganz ehrlich bin, dann war es nicht der Tod meiner Oma, der mich zutiefst erschüttert hat. Dieses Ende war aufgrund ihres hohen Alters und ihrer rapide schlechter werdenden Gesundheit in den letzten Wochen und Monaten abzusehen gewesen.

Woran ich bis heute denken muss, ist vor allem die Art, wie ich davon erfahren habe.

Ich habe großen Respekt vor Alten- und Krankenpflegern. Ich weiß, dass diese Leute einen sehr schweren Job machen, einen ungeheuren Dienst für die Gesellschaft leisten und in aller Regel unter großem Zeitdruck stehen. Sie müssen von einem Patienten zum nächsten hetzen, sich nach vorgegebenen, extrem knappen Zeitplänen um sie kümmern und bekommen dafür einen Lohn, der ihrer enormen Leistung spottet.

Ich kann mir gut vorstellen, dass ein solcher, unter Dauerstress stehender Pfleger, der sich noch dazu selbst fast im Alter seiner Patienten befindet, Besseres zu tun hat, als gleich zu Beginn seines Arbeitstages seinen Zeitplan durcheinander zu wirbeln, indem er große Umwege fährt, um die außerhalb der Stadt lebenden Verwandten vom Tod eines Angehörigen zu unterrichten. Ja, ich gehe davon aus, dass solch ein Ereignis im Leben eines erfahrenen Pflegers mehr ein ärgerlicher Zwischenfall ist als alles andere. Irgendwann wird alles zum Alltag, und das Auffinden verstorbener Patienten gehört für Alten- und Krankenpfleger nun mal zum Alltag dazu.

Was ich jedoch ganz und gar nicht verstehen kann, ist, dass die zu benachrichtigenden Verwandten mit zwei Sätzen abgespeist werden.
"Sind Sie ein Verwandter von Frau T?" und "Sie liegt tot neben ihrem Bett", sprach's offensichtlich gelangweilt, die ganze Zeit mit dem Berufshandy am Ohr, und weg war sie, ohne Abschiedsgruß, ohne Blick zurück. Ab ins Auto und weiter im Text, wir haben einen Zeitplan einzuhalten!
Wäre ich meine Mutter (= die Tochter der Toten) und ein wenig sensibler gewesen, hätte ich auch zusammenbrechen können und die Pflegerin hätte es nicht einmal gemerkt. Ich empfand neben der schleichend einsetzenden Trauer über den Verlust meiner Oma in erster Linie eine Art Schock über das, was ich gerade erlebt hatte.
Läuft das immer so ab? Ist das normal? "Ach, da ist jemand gestorben und ich habe die Pflicht, Ihnen das zu sagen, aber jetzt muss ich wirklich weiter, tschüss"?

Ich habe ja keine spontane Psychotherapie erwartet, aber ein kleiner Standardsatz wie "Mein Beleid" hätte schon gereicht. Es hätte schon gereicht, wäre sie nicht so furchtbar offensichtlich gelangweilt und genervt gewesen, dass selbst ein emotionaler Eisklotz mit der sozialen Kompetenz eines Brillenputztuchs wie ich das kaum übersehen kann!

Es ist traurig, dass manche Menschen in dem Stress ihres Arbeitsalltags jeden Sinn für ihre Mitmenschen verlieren, und es ist traurig, dass viele Menschen in einem Umfeld arbeiten müssen, das genau diese Entwicklung fördert.
Bislang hatte ich mit der "Krise" in den Pflegerberufen nicht viel zu tun, aber jetzt habe ich wenigstens eine kleine Ahnung davon, was damit gemeint sein könnte.