Warum dünne Menschen (nicht) besser sind als dicke Menschen.
Autor: Ladeniel
... gibt es auf Mexx einen Forumsthread, in dem sich wahlweise über Abnehmen, Schönheits-OPs oder Essstörungen unterhalten wird.
In diesem Thread fallen dann auch regelmäßig bestimmte Phrasen wie
Dickenkritischer User schrieb:
"Wer abnehmen will, kann auch abnehmen. Ich halte nichts von denen, die nur fressen und dann jammern."
Kranker User schrieb:
"Ich habe eine Schilddrüsenunterfunktion, ich KANN nicht abnehmen."
Sehr kritischer User schrieb:
"Fette Leute sind einfach unästhetisch. Wer schön sein will, muss schlank sein."
Vollschlanker User schrieb:
"Ich wiege seit Jahren 100+ kg und bin total happy mit meinem Körper."
Ungläubiger User schrieb:
"Dicke, die sagen, sie wären zufrieden mit ihrem Körper, lügen doch!"
Gutherziger User schrieb:
"Ob dick oder dünn ist egal, es kommt auf die Ausstrahlung an!"
Dünnenkritischer User schrieb:
"Dürre Klappergestelle sind doch eklig! Da findet kein Mann was zum Knuddeln!"
DAZU: Ich selbst bin aus medizinischer Sicht normalgewichtig, habe ungefähr 0% Muskeln und bin nicht sportlich.
Meine persönliche Sicht: Ich mag dünne Menschen. Ich finde auch sehr, sehr, sehr dünne Menschen meist noch hübsch, auch wenn sie magersüchtig sind. Das hat nichts damit zu tun, dass ich diese Krankheit oder irgendeine andere Essstörung glorifiziere, es ist einfach mein persönlicher Geschmack. Ich mag es nicht, wenn die betreffenden Mädchen/Frauen aussehen wie Skelette, aber das, was so auf den Laufstegen herumstakst, finde ich noch ansehnlich.
Es ist nicht zu unterstützen, dass jemand sich auf diese Maße herunterhungert, nur, um einem solchen Ideal angepasst zu sein. Auf der anderen Seite kann man aber davon ausgehen, dass niemand ausschließlich dafür magersüchtig wird, dass er dürren Models nacheifern will.
Und was ist mit dicken Menschen in zu engen Cosplays? Mir persönlich ist es egal, wer was trägt - ich muss es ja nicht gut finden und das tue ich meistens auch nicht. Ich selber cosplaye gar nicht, ich nähe nicht und ich finde auch, dass ich als Chibiusa keine gute Figur machen würde. Dafür erlaube ich mir aber auch, eine 120-Kilo-Sailor Moon nicht schön zu finden. Wer's machen will, soll's machen.
Das mag ungerecht klingen und ich wäre auch die Letzte, die zu behaupten wagt, dass es Dünne bzw. Schlanke nicht einfacher haben in vielen Bereichen, aber vielleicht bin ich auch einfach nur so sehr von der Modewelt manipuliert und vereinnahmt, dass sich mein Bereich der Ästhetik so verengt hat.
Trotzdem geht mit das latente Dünnen-Bashing auf den Zeiger.
Ja, die ganzen Klappergestelle. Da gibt es ja gar nichts zum Knuddeln.
Ich kann jetzt nur für mich sprechen, aber ich will an mir auch nichts zum Knuddeln. Und ich will auch nicht, dass mein Freund an mir etwas zum Knuddeln hat oder will. Das Argument "Männer stehen eh nicht auf Klappergerüste" finde ich absolut daneben. Ist mir doch egal, worauf Männer stehen.
Ich kann auch für mich allein auf meine Linie achten. Und ich bin kein Teddybär.
Weiterhin: Ja, es gibt sie, die guten Gene. Mit denen du zwei Pfund Schokolade essen kannst und trotzdem nicht zunimmst. Ich habe sie leider nicht, aber Leute, die ich kenne, haben sie. Und gerade die werden dann öfter mal angemacht von wegen "Nimm mal zu!" und "Sieht ja nicht mehr schön aus!".
Auch ich - und bin wirklich normalgewichtig - wurde auch schon angesprochen von wegen "Jetzt sieht es ja langsam eklig aus!" und "Nimm mal zu!".
Hallo? Klar, mit den Dünnen kann man es ja machen... denn Dünne haben bekanntermaßen keine Gefühle. Außerdem ist jeder Dünne ja mit Absicht so dünn und will so dünn sein, also kann man ruhig fiese Sprüche machen.
Bitte?
Ich gehe doch auch nicht direkt zu einem Dicken und sage Sachen wie "Könntest ja mal abnehmen!" und "Du siehst echt langsam eklig aus!". Das gehört sich einfach nicht - aber wenn man es zu einer schlanken Person sagt, ist es offenbar im Rahmen der guten Manieren.
Es gibt wunderschöne schlanke Menschen, die weder dürr noch klapprig aussehen, sich gut ernähren und Sport treiben. Und es gibt stämmige Menschen, die dasselbe tun, aber anders gebaut sind.
Und es gibt Menschen mit einer Schilddrüsenunterfunktion. Ich hab mal gelesen, dass nur bei 0,5% der Übergewichtigen wirklich die Schilddrüse dafür verantwortlich ist. Ich erzähl mal meine Geschichte.
Ich habe eine UF. Meine Schilddrüse produziert nicht mehr, frisst sich dafür aber langsam selber auf. Das ist nicht nicht dramatisch, zumindest nicht, wenn man was dagegen unternimmt. Ich bekomme jetzt Tabletten, die den Hormonhaushalt ausgleichen. Und rückblickend auf mein Esssverhalten muss ich auch sagen... es waren nicht nur die fehlenden Hormone, die meinem Gewicht den Ausschlag gegeben haben. Mein jetziges Gewicht habe ich durch Ernährungsumstellung erreicht.
Problematischer ist, wenn man die Tabletten - aus welchen Gründen auch immer - nicht erträgt. Aber ansonsten kann man die Schilddrüse wirklich nicht für alles verantwortlich machen.
Fazit: Dick und dünn wie man will, solange es nicht gesundheitsgefährdend ist. Wer jeden zweiten Tag fürstlich bei McDonalds speist, kann sich nicht beschweren und ein wenig Sport hat noch selten geschadet. Die Schilddrüse ist nicht die Ursache allen Übels und auch dünne und schlanke Menschen wollen nicht gerne hören, wie eklig sie doch seien.
:>