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Mein neuer Freund, der Zahnarzt Alltag, Zahnarzt

Autor:  Ladeniel
Ihr Lieben,

Neulich sitze ich in der Küche und hab richtig gute Laune. Da denke ich mir, jetzt kaufst du dir was Geiles zu Essen und renne in den nächsten Laden. Vollkornbrot mit Lachs, Gurken und Meerrettich.

Zuhause angekommen stopfe ich mich natürlich voll und aus IR-GEND-EI-NEM Grund klemmen sich wieder alle Körnchen in meine Zähne und Zahnzwischenräume.

Zahnseide hilft nicht, Pinzette hilft nicht, eine Nadel hilft nicht (da bin ich schon verzweifelt) und dieses Dreckskorn nervt mich unglaublich.

Weil ich aber bei der besten Zahnarztpraxis der Welt bin, rufe ich die den Morgen danach traurig an und bekomme tatsächlich einen Termin am selben Tag! Gott sei Dank, dann holen sie dieses Korn mit ihren Zahnarztinstrumenten heraus und ich bekomme ein schönes Wochenende.

Im Wartezimmer verbringe ich eine Stunde, dann darf ich rein. Mein Zahnarzt ist aber gar nicht mein alter Zahnarzt, sondern jemand, den ich noch nie gesehen habe: Er heißt Milan und hat einen sehr süßen Akzent. Milan lässt mich den Mund aufsperren und werkelt sich durch meine Zähne, alle sind ohne Befund. Dann werkelt er das Korn aus meinem Zahn. Ich kann's aber irgendwie immer noch fühlen. Milan werkelt ein zweites Mal. Dann guckt er nochmal. Und dann sagt er das Wort, das selbst mit seinem obersüßen Akzent nicht mehr süß klingt: "WURZELKANALBEHANDLUNG!"

Offenbar ist das Korn steckengeblieben in einem sehr kleinen, aber dafür wahnsinnig tiefen Loch.

Niemand mag Zahnärzte und ich hatte noch nie eine Wurzelbehandlung. Um ehrlich zu sein, wusste ich auch gar nicht, was da genau passiert, aber ich mochte Milan schon.

Milan prüft erstmal, ob der Zahn noch am Leben ist. Ist er leider. Milan zückt den Bohrer und ab da kriege ich Angst. Die Arzthelferin holt eine riesige futuristisch aussehende Spritze und ich fange an, etwas panisch zu wimmern und - I kid you not! - kriege Tränen in die Augen. Milan: "Ganz ruhig. Ganz ruhig. Alles gut. Alles gut."
Tatsächlich spüre ich von der Spritze kaum was, das war bei meiner letzten Betäubung vor roundabout 10 Jahren anders, das hat gezwiebelt.

Bevor es losgeht, muss ich geröntgt werden. Anhand des Bildes erklärt Milan mir, was er machen wird. Ich will das eigentlich gar nicht so genau wissen.

Dann legt er los: Bohren, Schleifen und dann rückt er meinem Zahn mit Nadeln zu Leibe. Statt Präzisionsarbeit wirkt es eher so, als würde er versuchen, eine verstopfte Toilette wieder freizukriegen. Während Milan verbissen in meinem Zahn herumstochert, um die sogenannte Pulpa (ugs. für den Zahnnerv) da rauszuzerren, denke ich ein wenig über mein Leben und meine eingerissenen Mundwinkel nach.

Nach 40 Minuten hat Milan meinen Zahn komplett ausgehöhlt und Desinfektion reingemacht. "Die Füllung machen wir am Montag", teilt er mir fröhlich mit. "Wie, und das Loch? Kommt da nichts drauf?"
Milan erklärt, dass ich alles genauso machen kann, wie bisher, Rauchen, Essen, Trinken, Schwimmen, Fahrrad fahren, hahaha. Sollte Essen in den Zahn geraten, muss ich das nur mit einem Zahnstocher wieder rausholen. Ja klar, Milan, nachdem du da gefühlte zehn Meter tiefe Löcher in meinem Zahn gegraben hast, traust du mir zu, dass ich da irgendwas wieder rausholen könnte, was reinfällt?!
Er verschreibt mir noch Schmerztabletten.

Das Wochenende verbringe ich mit einem hohlen Zahn. Immerhin, das Korn ist jetzt weg. Genau wie alles andere. Weh tut es eigentlich nicht sehr, aber ich kann nur auf der rechten Seite kauen und sehe damit dauerhaft dumm aus.

Am Montag komme ich wieder. Milan begrüßt mich fröhlich und fragt, wie es mir geht. Gut. Das will er offenbar ändern, denn als nächstes rammt er mir eine seiner Nadeln in den Zahn, was arschwehtut. Ich wimmere wütend und Milan sagt: "Ganz ruhig, ganz ruhig! Alles gut!" Offenbar ist der Zahn doch noch vital. Ich kriege wieder eine Betäubung und Milan gräbt wieder nach Gold in meinem Zahn. Dann lässt er wieder Desinfektion rein und stopft ganz am Ende Füllmaterial in den Zahn. "Fühlt sich die Füllung so gut an? Oder steht was über?" Ich fahre mit meiner Zunge über den Zahn, merke aber nichts, weil alles sowieso taub ist. Milan merkt das auch: "Ach so, naja, Betäubung." Er schleift noch was ab. "In zwei Wochen machen wir die richtige Füllung", sagt er.

Zwei Wochen?! Ich sag's mal so, ich nehme ihm nichts übel, weil ich wahrscheinlich schon in ihn verliebt bin, aber zwei Wochen in diesen Zeiten? Milan ist sehr optimistisch. Wenigstens muss ich mir Dank der provisorischen Füllung keine Sorge mehr machen, dass ich meinen Zahn versehentlich mit Speiseresten selbst fülle. Ach, was sage ich, ich liebe Milan!

Drei Stunden später als die Betäubung nachgelassen hat: Ich hasse Milan!! Wieso tut das so weh?? Es fühlt sich an, als hätte Milan meinen Zahn einen Zentimeter tiefer in mein Zahnfleisch gepresst als er sein möchte. Übler Druckschmerz, der tatsächlich gefühlt die ganze linke Seite einnimmt.
Ich nehme Schmerztabletten und verwünsche Milan. Dann google ich Wurzelkanalbehandlung.

Offenbar ist mein Zahnnerv unrettbar entzündet. Milan ermordet jetzt alles Lebendige in meinem Zahn, um seine kalte, töte Hülle am Ende zu bewahren, damit ich keinen Zahnersatz brauche. Nett von ihm (und der Krankenkasse, die das zählt). Dafür entfernt er alles an Pulpa aus dem Zahn (deswegen muss er ihn auch überall aufbohren), desinfiziert dann alles gründlich und füllt dann schön alles wieder auf. Der Zahn ist dann zwar tot, das sieht man aber nicht sofort und er macht keinen Ärger mehr.

Milan ist quasi eine Art Auftragskiller mit sehr gründlicher und effizienter Arbeitsweise, aber für die Guten.

Und dieser Akzent hat mich ja eh ergriffen! Ich hab was übrig, wenn Leute, deren Muttersprache eine slavische ist, Deutsch reden. Außerdem hab ich eine Historie mit Ärzt*innen aus Osteuropa. Als ich ein Triefauge hatte, musste ich in die Notfallsprechstunde mit Miklos, meinem georgischen Augenarzt, der mir sehr goldig und für Laien erklärt hat, wie eine Bindehautentzündung abläuft, bei meinen tauben Zehen schickte mich die resolute Olga aus der Ukraine mit einem "Sie sind jung und stark!" weiter an die Neurologin Katya aus Russland, die obschon sie nur ca. 1,60 war, auf mir herumdrückte, wie ein MMA-Fighter - und die besten Erinnerung ist definitiv seit jetzt Milan.

Es mag nicht Jedermanns Fall sein, aber da ich noch nie etwas Ernstes hatte und dementsprechend nur das allgemeine Unwohlsein beim Arzt habe, mag ich dieses resolute "Ach, da passiert nichts, ist gleich vorbei!" sehr gerne.

Jetzt hoffen wir mal, dass weder Milan noch ich in den nächsten vierzehn Tagen in Quarantäne müssen, denn dieser Klumpen Provisorium muss aus meinem Zahn raus, sonst drehe ich noch durch.

Grüße,

Ladeniel

Kellnerstories IV - Blaubarsch an Honigbär!!! Alltag, Arbeit, Kellner

Autor:  Ladeniel
Hey, meine Schätze.
Warum nenn ich euch so, wir kennen uns nicht. JA, KEINE AHNUNG, WARUM MAN SICH SCHATZ ODER LIEBLING NENNT, WENN MAN SICH KAUM ODER GAR NICHT KENNT!
Es ist wieder mal Zeit für Kellnerstories.

Es waren knapp dreißig Grad, ich war knapp verschwitzt (Dimension: hab nach zweimal Augenbrauenzupfen ausgesehen wie nach einem Marathon) und stiefelte herum, um Getränkewünsche aufzunehmen.
Kommt ein Typ ausm Nichts auf mich zu. Fasst meine Hand. Ich erschaudere ob der zusätzlichen Wärme. Der Typ so: “Liebling. Sag Zitrone Wolf Bombe.“
(Nehme vorweg, er sagte nicht genau das. Ich verfälsche das wahre Geschehen, weil ich Persönlichkeitsrechte wahren und Wiedererkennungswert minimieren will. Aber im Prinzip sagte er das.)

Im ersten Moment kam ich mir vor wie im Spionagethriller. “Rotes Meerschwein an fetten Delfin. Die Taube ist im Sandkasten. Over.“
Dann dechiffrierte ich den Code mithilfe einuger Mitarbeiter. “Hallo, liebe Servicekraft. Mein Name ist Wolf, ich möchte bitte ein Spezialgetränk, das ich selbst “Bombe“ nenne, erhalten. Frage bitte den Kollegen “Zitrone“ danach, er weiß, was das ist.“
Okay, Leute, okay. Ich bin der Sherlock neben der Zapfe. Der Wolf bekam natürlich sein Getränk, obwohl er um die 80% weniger Worte nutzte, die man sonst braucht. Find ich das etwas unhöflich? Ja. War ich trotzdem zufrieden? Jaaaa - und zwar ganz heimtückisch. Ich habe geschwitzt wie ein Schwein, habe mir zwischendurch den Schweiß vom Gesicht gewischt, wollte meine nasse Pfote gerade an der Schürze trockenwischen (um danach ordentlich Hände zu waschen, ich bin kein Ekel), aber da packte der Wolf schon ungefragt meine Hand.

Der hätte mir wahrscheinlich Telekomaktien aufschwatzen können, ich dachte die ganze Zeit nur... nein... nicht anfassen, ich bin voller Schweiß.
Zum Fass-uns-nicht-an-Problem: im Gastrobereich kommen wir Serviceleute euch Gästen oft recht nah, wir reichen Essen, beugen uns über den Tisch, um Geschirr abzuräumen, wenn die Musik laut ist, kommen wir euch näher, um was akustisch zu verstehen. Dazu reden wir mit euch oft locker-lässig. Dennoch möchten wir nicht angefasst werden, das tun wir ja schließlich auch nicht (absichtlich) bei euch.

Eine damit zusammenhängende Sache: bitte fragt uns nicht nach unserem Namen. Wir haben mit euch schon einige “intime“ Grenzen überschritten - dass ihr unseren Namen nicht wisst, ist eine der letzten Möglichkeiten, wie wir uns professionell distanzieren können. Ja, wir sind nett, wir lachen über eure Witze, wir kommen euch nah - fast wie Freunde. Wir sind aber keine Freunde. Wir arbeiten hier und für euch.

In den USA ist es recht üblich, dass sich Servicekräfte mit Namen vorstellen, leider leben diese wirklich vom Trinkgeld und müssen daher eine pseudoemotionale Bindung zum Gast herstellen. (Wir könnten natürlich falsche Namen sagen, aber sobald eine Kollegin zu mir rüberbrüllt “Ladeeeeniel, komm mal her!“ wäre das unangenehm.)

Ich spreche mal nur für mich, aber mir persönlich ist es echt lieber, dass ihr versehentlich Gläser kaputthaut, auf den Boden kotzt oder besoffen am Tisch einpennt, als dass ihr mich oder meine Kollegen auf zu persönliche oder gar widerliche Weise ansprecht. Hinweis: niemand von uns mag Kommentare über Körperteile, so nett ihr das auch verpackt glaubt. Gilt übrigens auch für meine männlichen Kollegen, eine Bemerkung über vermutete Länge und Größe sowie Haarwachstum ist auch nicht netter dadurch, dass sich die Verursacher als Teil des Beuteschemas des Kollegen vermuten.

An die lieben Menschen, die freundlich und respektvoll mit ihren Serviceleuten umgehen: Danke euch! Ihr seid für mich der Grund, dass ich den Job seit fünf Jahren immer noch mag. Und ich präferiere immer noch Leute wie euch gegenüber respektlosen Lappen, die am Ende versuchen, ihre Blödheit mit dicken Scheinen zu rechtfertigen.

Nichtsdestotrotz ist die Gastro für mich echt die beste Ecke gewesen, die ich mir Nebenjob-mäßig hätte vorstellen können - hatte immer das Glück, tolle Kollegen zu haben. War gut.

In dem Sinne, seid freundlich!

Ladeniel

PS: Es gibt das Gerücht, dass Kellner, zu denen ihr unfreundlich wart, euch ins Essen spucken. Hab ich noch nie erlebt. Erstmal haben wir keine Zeit dafür, zweitens wäre es total sinnlos, weil der Gast es eh nicht mitkriegen würde. Drittens würden sich die Köche SEHR verarscht vorkommen, wenn der Service ihr Essen versaut.

PPS: ich habe außerdem öfter mal gehört, dass manche Kellner statt einer bestellten Cola light eine normale Cola bringen - zum Teil, um sich zu “rächen“, wenn der Gast irgendwie unangenehm schien. Auch mit dem Argument, dass der Gast dann halt ruhig fett werden solle. Ich sag es mal so, ich hab auch schon eine Menge Gäste echt scheiße gefunden. Aber Zucker und Süßstoff gegen den Willen des Gastes zu vertauschen geht einfach mal gar nicht. Kein vernünftiger Kellner würde euch normale Cola bringen, wenn ihr light bestellt habt. Wir wissen, dass es Dinge wie Diabetes gibt. Und dass es kein Spaß ist. Körperverletzung als Rache ist bescheuert.
Falls ihr euch übrigens mal gefragt habt, wie die Servicekraft bei drei normalen Colas und einer light, die alle gleich aussehen, noch weiß, welche welche ist - wir haben alle sehr ausgeklügelte Merksysteme auf dem Tablett. Wenn die light nicht mit einer Zitrone o.ä. gekennzeichnet ist, wissen wir definitiv trotzdem, was wir wo hingestellt haben. Trust us!

Hilfe, wie zieht man sich an?? alltag, hässlich

Autor:  Ladeniel
Hallo, Leute.

Jeden Tag laufe ich herum und sehe superansehnliche Leute, die coole Frisuren, coole Klamotten und allgemein einen coolen Stil haben.

Irgendwie ist der Trend-Train aber an mir vorbeigefahren, genauso wie die Style-Straßenbahn. In 27 Jahren war ich noch NIE in der Lage, Trends zu setten oder ihnen innerhalb eines akzeptablen Zeitraums auch nur zu folgen.
Ich würde gerne an dieser Stelle sagen, dass ich anziehe, was mir gefällt, weil ich auf Trends scheiße - aber leider ziehe ich nicht an, was mir gefällt, sondern, was ich gerade für nicht-anstößig und hinnehmbar finde, denn ich habe absolut KEINE AHNUNG, was mir steht oder gut aussieht. Und was mir gefällt? Keine Ahnung, alles, gar nichts, Hilfe. Ich finde Lolita-Kleider total toll, aber darin sehe ich ganz furchtbar aus. Ich finde 7/8-Hosen ganz schrecklich, sehe irrigerweise darin aber gar nicht mal so schlecht aus.

Ich hab morgen einen Friseurtermin und meine Mutter redet auf mich ein wie auf einen lahmen Gaul, damit ich die Haare in eine Richtung färbe, die sie gut findet. Ich reg mich auf, weil meine Mutter offenbar meint, besser zu wissen, was mir steht, als ich. Chapeau, das tut sie auch!! Ich bin 27 und gehe regelmäßig mit meiner Mutter einkaufen, weil die einen wesentlich besseren Blick für Klamotten hat als ich.

Wann haben alle beigebracht bekommen, wie man sich anzieht?! Ich hätte gern jemanden, der mir morgens Sachen rauslegt?! Mein Kurs seit Jahren ist, farblich irgendwie zusammenpassend, wenn es funktioniert, keine Experimente, nix Aufregendes.

Mein Lieblingsstück ist ein vier Jahre altes, ausgeblichenes Donut-T-Shirt.

Wenn ich online Klamotten angucke, finde ich viele Sachen total geil und will am liebsten alles kaufen. Leider, leider sehen viele Sachen an mir dann auch superkacke aus. Und selbst, wenn sie gut aussehen, ich weiß nicht mal, wie ich irgendwas kombinieren soll. Plz halp!

... ich werde bis an mein Lebensende niemals allein einkaufen gehen.

(Außer Essen, da bin ich super drin!)

Positive Katzenvibes: Misos Abenteuer. Alltag, Genitalimexx Hodulenztittlender 2017, Katzen

Autor:  Ladeniel
Ihr Lieben,

diesen Eintrag wollte ich schon seit Ewigkeiten schreiben, aber jetzt passt er gerade so sehr zu abgemeldets Adventskalender, da kann ich nicht mehr an mich halten.
Es geht um meine Katze Miso. Vor x Jahren habe ich meine beiden Katzen Supercat und Miso häufiger erwähnt, aber dann war ich so 7464 Zeiteinheiten nicht mehr bloggomäßig auf Animexx aktiv, also gerieten sie in den Hintergrund.

Hintergrund: Vor etwa zwölf Jahren adoptierten meine Eltern zwei weibliche Katzen ohne nennenswerten Stammbaum, sie waren einfach schwarzweiß bzw. getigert und katzenförmig (zwei Arme, zwei Beine, Ohren und Nase mitten im Gesicht) und führten sie in unseren Haushalt ein. Supercat legte sich im Laufe der Jahre eine Art Bettelroute zu (im Umkreis von zwei, drei Kilometern berichten uns Menschen, dass Supercat zum Fressbetteln vorbeikommt und dass manche Häuser tatsächlich eine Art Außenfressnapf für sie angelegt haben) und Miso legte sich eine Zahnfleischentzündung zu.

Um Miso soll es hier gehen. Von Anfang an war sie schüchterner, dünner, nervöser und wesentlich schreckhafter als Supercat. Am Futternapf wurde teilweise gepufft und gefaucht - und Miso musste extra gefüttert werden. Supercat war definitiv eher der Streetfighter, der den horny Katern in der Straße Backpfeifen verpasste - Miso wollte das nicht so gerne. Sowieso hatte sie Angst vor den seltsamsten Sachen. Eine Wurmkur in ihren Nacken getropft? Undenkbar. Supercat rollte sich bei derselben Aktion gemächlich am Boden herum und ließ alles über sich ergehen. Impfungen? Supercat heulte in der Transportbox im Auto, Miso sabberte apathisch herum, der Tierarzt sagte uns aber, dass das "normale" Katzenangst sei.

Irgendwann hörte Miso mit dem Fressen auf, ganz unabhängig von Supercats Giergängen. Der Weg zum (neuen, weil für besser befundenen) Tierarzt endete darin, dass Miso betäubt werden musste, um das corpus delicti zu finden: Ihr Zahnfleisch. Miso hatte eine Entzündung im Maul und ihr mussten einige Zähne gezogen werden. Als sie zurückkam, war sie - gelinde gesagt - überrascht. Sie wollte aufstehen - ging nicht. Sie wollte kauen - ging nicht. Eine Katze, die Tierarztbesuche hasst und Angst davor hat, erwacht danach mit Koordinationsproblemen und reduzierten Zähnen - nicht gut.
In den nächsten Monaten fiel Miso irgendwie in sich zusammen. Sie fraß weniger, hockte nur herum und sogar ihr Gesichtsausdruck wirkte unzufrieden. Nachdem sie auch nach der Zahn-OP nicht mehr wesentlich mehr zu sich genommen hatte, besuchten meine Eltern den Tierarzt erneut. Der diagnostizierte: Depressionen. Wir alle waren erst mal völlig raus, weil wir von Tierdepressionen einfach noch nie gehört hatten. Für Miso wurden Medikamente verschrieben, die sie in regelmäßigen Abständen mindestens zweimal pro Woche einnehmen musste.

In dieser Zeit verschlechterte sich Misos äußerer Zustand zunehmend. Früher war sie von unseren beiden Katzen immer die "Hübschere" gewesen, weil Supercat entweder moppeldick oder voller Schlamm war und Miso die zierlichere Katze mit Tigermuster und Punktebauch. Zu dieser Zeit konnte oder wollte sie sich nicht mehr putzen und ihr Fell verfilzte. Davor hatten wir schon eine Fellbürste gehabt und hauptsächlich als Massagebürste verwendet, aber Miso brauchte die Bürste allein dadurch, dass sie sich selbst überhaupt nicht mehr putzte. Auch mit der regelmäßigen Haarpflege sah ihr Fell fettig und struppig aus, wegen ihrer fehlenden Zähne sabberte sie viel, schüttelte ständig den Kopf und versuchte mit den Pfoten, ihr Kinn sauberzuwischen, aber wenn jemand mit einem Taschentuch ihrem Kopf zu nah kam, rannte sie weg. In der Zeit zog ich für mein Studium um und die Katzen lebten weiter bei meinen Eltern mit Zugang zum Garten und allem, wo es sie hinzog.
Durch das recht wenige Fressen wurde Miso dünner und knochiger und wir dachte wirklich, dass es nur noch eine Frage der Zeit war, bis sie sterben würde. Sie machte einfach nicht mehr den Eindruck, dass sie Lust aufs Leben hatte. Wenn sie nach draußen ging, stiefelte sie ein paar Meter herum und kam dann zurück. Das Einzige, was sie toll fand, war gebürstet werden.
Dann kam ein Ereignis. Meine Eltern wollten für zwei Wochen in den Urlaub fahren - zu dem Zeitpunkt war Miso schon seit zwei Jahren für depressiv erklärt worden und musste Medis nehmen - und sie wollten den Katzen nicht den üblichen Tierheimurlaubgeben, sondern ihnen eine schöne Katzenpension bieten.

Soweit gedacht, so scheiße gelaufen. Mit der Pensionistin ausgemacht war, dass beide Katzen in den zwei Wochen nicht freilaufen sollten, weil beide sehr schreckhaft auf Hunde reagieren - die ja in der Nachbarschaft vorkommen könnten - und weil Katzen, die ein gewisses Revier gewohnt sind, dazu neigen könnten, loszulaufen und ihre alte Heimat zu suchen.

Am sechsten Tag ihres Urlaubs bekamen meine Eltern einen Anruf, dass Miso weg war. Die Tür war wohl offen gewesen. Meine Eltern flogen also von Spanien nach Hause und suchten auf dem Dorf nach einer schreckhaften Katze - nichts. Mein Bruder flog nach Hause und suchte gemeinsam mit seiner Freundin nach einer schreckhaften Katze - nichts. Meine Mutter rief mich an und erzählte mir, dass Miso höchstwahrscheinlich tot war, ich fuhr heim und suchte nach Miso - nichts. Zu dem Zeitpunkt war Miso dann schon sechs Tage vermisst. Miso, die Medis braucht. Die Pensionistin hatte eine Katzenfalle aufgestellt - gefühlte dreißig Fresspäckchen, die in den Katzenkäfig führten. Wir fürchteten, die vielen Fresspäckchen würden Miso frühzeitig sattmachen oder die von ihr so gefürchteten Hunde anlocken.

Supercat hatten meine Eltern natürlich sofort zurückgeholt. Sie heulte viel und rannte direkt zu allen Türen, die meine Eltern öffneten.
Nach weiteren drei Suchen waren wir soweit, ein symbolisches Grab für Miso im Garten zu errichten. Mom und ich suchten schöne Steine heraus und nahmen Abschied von Miso.
Am späten Nachmittag rief die Pensionistin an: Miso sei in der Katzenfalle. Ich heulte in einem unangemessenen Ton und brüllte nach meiner Mom, die den Autoschlüssel in ihre Hand magnetisierte und sich neben ihr Auto teleportierte.

Leider war die Pensionistin noch beim Tierarzt und wir konnten erst gegen acht zu ihr kommen. Nachdem wir um sieben Uhr neunundfünfzig geparkt hatten, rasten wir in die Wohnung und stießen auf einen Haufen Decken. Mom hatte extra Misos Lieblingsbürste eingepackt und damit lag ich flach auf dem Bode und stocherte mit einer Katzenbürste nach dem verschüchterten Etwas, das inmitten des Katzendeckenkäfigs hockte.

Es geschah - ein Wunder. Monstermiso kroch aus dem Käfigtunnel hervor und krabbelte meiner Mom direkt auf den Arm - Hinweis: Sie kommt NIE irgendwohin. Sie vergrub ihren Kopf in Moms Armen und grabbelte nach ihr. Hinweis: Sie zeigt keine Liebe.
Während meine Mom, die mir davor noch davon erzählt hatte, wie alle Lebewesen mal sterben müssen und wie der Katzenhimmel existiert, ins erstaunlich saubere Fell unserer erstaunlich moppeligeren wiedergefunden Katze heulte, nahm ich die Entschuldigungen der Pensionistin etwas abwesend entgegen.

Ich weiß, dass wir immer noch zur Weihnachtszeit Glitzerkatzenkarten von der Pension bekommen.
Mom hat erzählt, dass Fettklops Supercat Miso bei ihrer Rückkehr angeheult und abgeleckt hat.
Wenn ich heute heimkomme, frisst Miso ihre Medis, Supercat und sie hauen sich gelegentlich beim Füttern. Miso putzt sich wieder, sabbert immer noch. Wir putzen ihr Maul nicht mehr mit Taschentüchern, weil sie Angst vor weißen Sachen hat.

Supercat lässt Miso seit der Pensionsgeschichte beim Fressen immer den Vortritt, Miso frisst häufig so schnell, dass sie kotzen muss. Das frisst sie dann nochmal. Sie muss immer noch ihre Medis nehmen, aber sie kommt viel lieber zum Gestreicheltwerden. Sie lässt sich immer noch gerne mit der Katzenbürste bürsten - am liebsten im Gesicht, an der Nase und am Zahnfleisch.

Heute sind die beiden etwa 14 Jahre alt - vielleicht Geschwister, vielleicht nicht. Soweit wir es beurteilen können, geht es ihnen gut.

Coole Sache: Wenn jemand bei uns das Gefühl hat, dass etwas nicht gut geht, sagt meine Mom:
"Denk an Miso!" - (die ohne Medis, ohne Plan, ohne genug Eigengewicht in die Botanik gerannt ist und zwei Wochen lang ausgehalten hat, um dann mit viel mehr Power zurückzukommen!)

Alles Liebe,

Ladde

Kellnerstories III - (M)Ich hasse(n) alle(s) Alltag, Arbeit, Gastronomie

Autor:  Ladeniel
Servus, ihr lieben Mitlesenden.

Falls ihr derzeit einen Job habt, in die Schule geht oder generell mit anderen Menschen Kontakt habt, kennt ihr sicher dieses Phänomen: ANDERE LEUTE. Egal, wo ihr euch rumtreibt, ihr werdet sie IMMER treffen: DIESE ANDEREN LEUTE. Haben wir uns nicht alle schon mal gefragt, wie es sein kann, dass man selbst so verdammt okay ist - andere Leute aber blöd wie ein Kühlakku?
Leider habe ich keine Ahnung, kann dafür aber einige Infos über den absolut bescheuertsten Menschen, der diese schöne Welt jemals betreten hat, geben. Ihr kennt ihn wirklich alle. Das Grauen am Horizont, die Döddeligkeit in Person, dieses EINE Individuum, bei dem ihr euch fragt.... "Was ist denn da schiefgelaufen??!!" und das mehrmals pro Stunde.

Die Rede ist natürlich von uns selbst.

Im Ernst, ich habe in meiner Kellnerkarriere (2012 bis heute) schon soviele Dinger gerissen, dass ich mir gelegentlich selbst im Spiegel in die Augen starre und über mein künftiges Arbeitsverhältnis mit mir selbst nachdenke. Apropos in die Augen schauen - ich hatte mehrere Situationen, in denen mir Menschen tief in die Augen geschaut haben - OFFENSICHTLICH, um zu überprüfen, ob das Licht (ungehindert von einem sich bei den meisten Menschen dazwischen befindlichen Gehirn) einfach von meinem Hinterkopf aus durch leuchtet.

Einige Beispiele.
Kaffeemaschinen haben gerade in der Gastro häufig die XTREME!!SUPAH!SKILLZ, dass sie auch einfach mal so, ohne Geld einschmeißen zu müssen, Milch ausspucken. Häufig benutzt man dafür nur einen Knopf - ok, ich lüge viel, man benutzt eigentlich immer nur einen Knopf.
Szenario: Le Gast wünscht einen Kaffee "aba nicht mit Kahfeesahnen weil dem ist nicht lekker vong Geschmack her", also gestaltet sich der Auftrag folgendermaßen: Bringe einen Kaffee mit richtiger Milch.
Lösungsvorschlag: Kreiiere einen Kaffee. Fülle Milch von der Maschine in einen Behälter (kann Sektglas sein, Kännchen bieten sich aber, wenn vorhanden, an.)
Superblödfrau aka ich: (rennt in Küche) (rennt zurück) (erblickt Milchbehälter an Kaffeemaschine) (hat, was sie für Geistesblitz hält) (nimmt Kännchen) (gießt in einer akrobatischen Höchstleistung von einem Benzinkanister-großen Milchbehälter Milch in ein winziges Kännchen) (bringt es zum Gast) (ist unberechtigt stolz).
Den richtigen Lösungsweg hab ich übrigens auch später nur mal gefunden, weil Barmann dasselbe Prozedere mal für mich durchgeführt hat und ich gesehen habe, wie es besser geht. Hätte ich die Zeit gehabt, hätte ich mich definitiv kurz selbst in die Ecke verdonnert, aber ging leider nicht.

Weiter:
Im 5. Jahrhundert vor Christus entstand in der Antike die Demokratie. Ein paar Wochen später (glaube!) entstand an meinem Arbeitsplatz die Idee, Zitronen, Limetten und Orangen an festen Plätzen an der Bar zu lagern. Nach langen Diskussionen auf der Agora (random Funfact: "agora" (griech.) ist der Marktplatz, die "Agoraphobie" bezeichnet "Platzangst", womit aber nicht die damit häufig verwechselte "Klaustrophobie"/Angst in verschlossenen Räumen gemeint ist, sondern die Angst vor öffentlichen Plätzen) entschied man sich, die Zitronen und Orangen in einem Behälter aufzubewahren und die Limetten in einem anderen - wesentlich cooler aussehenden - Behälter.
Lange Rede, kurzer Sinn: IRGENDJEMAND hat ungefähr zwanzig Minuten im Zitronen-Orangen-Pott gewühlt, daraufhin die Oberkellnerin nach Limetten gefragt und etwas bekommen, was dreihundertmal so sauer war, wie eine Limette: den "IchKannNichtGlaubenDassDuSeitÜberEinemHalbenJahrhierBistUndNichtWeisstWoDieLimettenSind"-Blick.
Ähm, entschuldige, starre ich etwa jedesmal, wenn ich hier bin, die Limetten an???
- Ja, das tue ich. Wenn ich mich vor meiner Schicht noch kurz hinsetze, einen Kaffee trinke, dann STARRE ICH JEDESMAL DEN LIMETTENBEHÄLTER AN! IMMER!!!

Beispiel 3:
Kleine Momentaufnahmen, weil das hier eh schon viel zu lang ist.
"Ich möchte zahlen." - "Geht das zusammen?" (Zu einem Gast, der alleine ist und nur ein Getränk hatte.)
"Kann ich noch ein Bier haben, bitte?" - "Klar, aber wo sitzt du denn?" (Zu einem Gast, der an einem MEINER Tische saß und dass seit tausend Jahren.)
"Kann ich bitte ein großes Radler haben?" - "Klar, klein oder groß?" (Erklärt sich von selbst.)
"Ehm... wir haben Juli, oder...?" - "Ja.... aber ich bin 1992 geboren..." (Bei einer Ausweiskontrolle.)
"Kann ich mal den Ausweis sehen, bitte?" - "Ich hab Cola bestellt..." (Ebenfalls, außerdem um 10:00 früh.)

.... ja, so bin ich. Um Hasstiraden abzuwenden: Ich stehe in solchen Situationen nur auf dem Schlauch - sehe das aber auch ein. Wenn mich jemand darauf aufmerksam macht, in ich der erste Mensch, der sich x-mal entschuldigt und (wenn die anderen lachen) auch mitlacht. Fehler passieren, Doofheit passiert, wir sind alle nur Menschen, yadda yadda, aber ich rede ja auch supergerne über völlig bekloppte Gäste, dass ich meine eigenen Fehler auch nicht unter den Teppich kehren will.

Und falls sich wer fragt, warum mein Arbeitgeber mich noch behält: Diese Zwischenfälle habe ich mir natürlich nicht bei einem allein geleistet, sondern fein säuberlich unter all meinen Jobs aufgeteilt.

In diesem Sinne: Prost!

~Ladde

Kellnerstories - der schlimmste Job der Welt. Alltag, Job, Kellner

Autor:  Ladeniel
Heyho und willkommen zur Wiederaufnahme eines echt uralt gewordenen Blogs. (Für Interessierte: Supercat und Miso sind immer noch da und erfreuen sich des Lebens.)

Ich möchte an dieser Stelle gerne ein bisschen über meinen Job als Kellnerin reden. Der Titel des Blogs ist irreführend und im Grund nur Clickbait - ich liebe diesen Job, er ist der beste Job der Welt.

Kurze Chronik: Ich habe zweieinhalb Jahre in einer kleinen Kneipe Teilzeit gearbeitet, sechs Monate Vollzeit in einem großen Restaurant und nun arbeite ich wieder Teilzeit in einer Bar.

Der Inhalt dieser Blogreihe wird sich wie folgt aufbauen: Ich erkläre einenTeil des Lebens als Kellner, gehe auf meine Meinung dazu ein und gebe daraufhin ein paar Anekdote dazu zum Besten.

Heute: Trinkgeld

Trinkgeld ist bekannterweise das, was Servicekräfte (= richtiger Name für Kellner*innen) über den Preis der Rechnung hinaus bekommen, sei es für ihren Service, das Essen und/oder andere Attribute. Es gibt mehrere Möglichkeiten, wie das Trinkgeld am Ende des Tages geteilt wird, sei es, durch die Anzahl der arbeitenden Personen, nach einem bestimmten Prozentsatz oder es ist so, dass ein bestimmter Betrag abgezogen wird, der danach an Küche, Bar und Spüle verteilt wird. So oder so ist es aber sicher, dass alle arbeitenden Personen sich an Trinkgeld erfreuen.

Meine Meinung dazu
Zu allererst: Wenn du mir kein Trinkgeld gibst, halte ich dich nicht für einen schlechten Menschen.
Es gibt Leute, die kein Trinkgeld geben. Wenn du nicht viel Geld hast, gibst du kein Trinkgeld. Das ist vollkommen okay, weil ich nicht die Meinung vertrete, dass du etwas geben musst, um mir zu beweisen, dass du dir auswärts Essen/Trinken leisten kannst. Ich sehe auf der Arbeit oft junge Leute, die womöglich noch in die Schule gehen, sich zu viert eine Pizza teilen und am Ende passend zahlen. Kein Problem.

Es gibt kulturelle Unterschiede. Wenn du aus einem Land kommst, in dem es als unhöflich gilt, Trinkgeld zu geben, werde ich dich dafür nicht abwerten, wenn du keins gibst.

Wenn du mir kein Trinkgeld geben möchtest, weil dein Essen nicht geschmeckt hat oder dein Getränk nicht so war, wie du es erwartet hast, finde ich das zwar unangenehm, weil ich weder das eine noch das andere zubereitet habe (ich bin Kellnerin) und weil ich dich bei beidem kurze Zeit später gefragt habe, ob alles in Ordnung ist und du mir in jedem Fall hättest mitteilen können, was dir missfällt, aber ich denke mir, dass du dein Unwohlsein in mangelndem Trinkgeld ausdrückst und das ist eigentlich nachvollziehbar.

In diesen Fällen gilt für mich: Das machen relativ wenige Leute. Außerdem bekomme ich meinen Lohn unahängig vom Trinkgeld und anders als in den USA muss ich glücklicherweise nicht auf Trinkgeld hoffen, sondern kann das als Bonus werten. (Das trifft nicht auf alle meine Kollegen zu, einige setzen in puncto Lebensführung tatsächlich auf Trinkgeld. Ich will nicht für alle sprechen.)


Anekdoten

Nummer Eins:

(ich komme an einen Tisch, der die Rechnung verlangt hat)
Ich: Sie möchten bezahlen... (lege die getrennten Rechnungen vor den Leuten hin)
Gäste 1+2: (bezahlen die Rechnungen mit Trinkgeld)
Ich: Vielen Dank, dankeschön.
Gast 3: (hat mich schon den ganzen Abend mehrfach unter Beschlag nehmen wollen und mir einige "grenzwertige" Komplimente gemacht) Okay, dann hätte ich noch gern deine Nummer.
Ich: Das ist leider nicht möglich. (lächle und halte meinen beringten Finger in die Höhe)
Gast 3: Aber ich war den ganzen Abend so nett zu dir.
Ich: Aber ich bin trotzdem... verlobt.*
Gast 1: Du hast sie doch gehört, sie will dir ihre Nummer nicht geben!
Gast 2: Jetzt lass sie doch, bezahl einfach!
Gast 3: Ja, okay. Ich brauch noch etwas.
Ich: Dann komme ich einfach in ein paar Minuten nochmal vorbei, okay?
Gast 1: Das wäre sehr lieb, danke!
...
Ich: So, seid ihr soweit?
Gast 3: Ja, hier. (bezahlt abgezählt passend)
Ich: Vielen Dank!
Gast 3: Das wäre nicht so passiert, wenn ich deine Nummer bekomme hätte. (lächelt und zieht die Augenbrauen hoch)
Ich: Das ist vollkommen in Ordnung, ich wünsche noch einen schönen Abend!


*[Anmerkung: Ich bin nicht verlobt, trage aber einen Ring von meinem Freund, den ich gelegentlich als Verlobungsring verkauft habe. Ich Nachhinein würde ich das nicht mehr tun, weil ich denke, dass ich es begründen kann, warum ich meine Nummer niemandem geben will, auch ohne meinen Freund vorschieben zu müssen.]


Nummer Zwei:

Ich: (komme an einen Tisch der die Rechnung verlangt hat uund lege die Gesamtrechnung hin, die Unterhaltung findet komplett auf Englisch statt)
Gast 1 (asiatischer Herkunft): Ich bezahle! (bezahlt passend)
Ich: Vielen Dank, ich wünsche noch einen schönen Abend!
Gast 1: Danke, ebenso!
...
Gast 1 und Gast 2 unterhalten sich angeregt.
...
Gast 1: (ruft mich zum Tisch zurück) Entschuldige Sie vielmals, mein Freund hier hat mir gerade gesagt, dass es bei Ihnen in Deutschland Sitte ist, Trinkgeld zu geben. Ich komme aus Korea, dort ist es eine Beleidigung, mehr Geld zu geben, als auf der Rechnung ausgeschrieben. (legt einen Haufen deutscher Münzen auf den Tisch). Bitte, nehmen Sie sich, was Ihnen zusteht.
Ich: Also, Sie müssen nichts geben, das ist kein Problem...
Gast 1: Aber ich möchte das gerne, wie viel gibt man denn so?
Gast 2: Man gibt etwa 10 Prozent.
Gast 1: (sucht 10 Prozent aus den Münzen heraus und gibt noch einmal 10 Prozent extra) Es tut mir sehr leid, bei uns ist das sehr anders!
Ich: Das ist sehr freundlich, vielen Dank, ich wünsche Ihnen alles Gute!


Nummer Drei:

(Ich habe mich mit dem Gast ein wenig unterhalten, weil er nach einer abendlichen Anlaufstelle gesucht hatte, in der er ein wenig Musik höen könnte. Er hat mir einige Komplimente gemacht, jedoch ohne aufdringlich oder unangenehm zu werden)
Gast 1: (kommt direkt von der Toilette zum Tresen und sieht mich) Oh, ich würde gerne zahlen, bitte!
Ich: (gebe ihm die Rechnung) Das sind 5,90 bitte.
Gast 1: (sucht in seinem Portemonnaie, sucht dann in seinen Taschen) Oh... oh, das tut mir leid... (gibt mir 6,50 in teilweise Rotgeld)
Ich: Das ist doch gar kein Problem, vielen Dank.
Gast 1: (sichtlich beschämt) Du denkst jetzt bestimmt, ja, erst labert der und dann...
Ich: Ach was, ist doch alles gut, dankeschön! Ich wünsch dir noch einen schönen Abend!

---

Das waren also meine Ansicht zu Trinkgeld und drei wahre Episoden aus meinem Kellnerleben... letztendlich kann ich nur sagen: Unabhängig davon, wie viel Trinkgeld ich bekomme - es ist jedesmal cooler, wenn der jeweilige Gast einfach angenehm und freundlich ist. Einen unauffälligen und nicht anzüglichen Gast mag ich einfach viel lieber als jemanden, der mir blöde Sprüche drückt und daür einen Zehner da lässt . Wir sind Kellner*innen, wir bringen euch Getränke und nicht unsere Körper. Meine Kolleg*innen sehen das übrigens ähnlich. Wir dürfen nicht unfreundlich werden ohne wirklich hart konkreten Grund - aber das heißt nicht, dass wir Anzüglichkeiten gerne hinnehmen, weil am Ende vielleicht wa für uns herausspringt.

An alle netten Gäste unter euch: Großes Shoutout, wir zehren jeden Tag von euch und ihr seid der Grund, warum nser Job immer noch der beste der Welt ist!

Die neue Generation? Alltag, Lifestyle

Autor:  Ladeniel
Hallo, ihr krisengebietsgeschädigten Vorpubertätserwachsenen, WIE SEID IHR SO DRAUF?

Der letzte Satz ist gleichzeitig der Titel eines Threads im Animexx-Forum, der mich, als ich mal so draufklickte, zum Sinnieren gebracht hat.
Darin wird gefragt, ob man gern auf Parties bzw. in Discos/Clubs geht, trinkt, raucht, was man für ein Typ ist (angeboten werden einige grobe Stereotypen) und wie man sich in Gesellschaft verhält. Am Ende wird als große Frage gestellt: Lebt ihr euer Leben oder sucht ihr immer etwas Festes?

Normalerweise mag ich vorgegebene Fragen in Erstposts nicht, weil sie dazu verleiten, dass sich 746 Antworter die Fragen rauszitieren, beantworten und das Ganze dann reinknallen - Diskussionen kommen da nicht so häufig auf, aber solange Animexx es so fein findet, hänge ich mich nicht daran auf. Aber wie gesagt, ich bin mal reingegangen.

Bevor mir jemand Steine in die Schuhe wirft - nein, ich habe den Thread nicht sorgfältigst analysiert, aber mir ist aufgefallen, dass eine ganze Menge Leute sich nicht nur negativ zum Thema Disco/Parties äußerten (im Sinne von "Ich geh nicht hin") sondern auch ein wenig abfällig, also mehr in die Richtung "primitives Bumbum", "sinnloses Besäufnis", "bekloppte Leute" - nein, nichts zitiert.

Ist diese Art der Sozialisierung, die früher mal als cool galt (ich weiß, ganz früher), heute das neue .... Anti-Anti-Mainstream im Sinne von ... das alte Cool?
Ich WEISS, wir haben einen üblen Generationskonflikt und ich spreche dabei nicht von Oma und mir, sondern von meiner kleinen Schwester und mir und das sind fünf Jahre, trotzdem hat es dieser Altersunterschied irgendwie geschafft, dass diese Generation eine Art Bohéme geworden ist.

Ich schweife ab, aber lassen wir's mal fließen: Als ich "jung" war und ich meine damit dieses "Panta Rhei"-Alter, in dem wirklich ALLES fließt und zwar immer dahin, wo es die Krümmungen der Subkulturen hinlenken, waren wir alle Punks und so wahnsinnig damit beschäftigt, auch "link" genug zu sein, dass wir das Denken vergaßen. Das war in dem Alter okay, wir hockten auf dem Boden in Parks, tranken Mischbier und ließen uns von Alkoholikern jenseits der Fünfzig die Welt erklären. Erwachsen wurden wir dann auch irgendwann.

Meine Schwester sitzt nicht auf dem Boden und wenn doch, dann nur, wenn er mit Ketchup und/oder Farbe bekleckert ist. Ihr Account bei einer bekannten Onlinecommunity hat ein Fotoalbum, in dem meistens drei bis vier Fotos sind, deren Entstehungsprozess von drei Tagen bis drei Wochen gedauert hat. Diese macht sie zusammen mit Freunden, die zartfühlend-trockene Profiltexte haben und anstand Nick-Names Nick-Aussagesätze.

Obwohl ich vielleicht vorurteilsbelastet bin, beeindruckt mich das ein wenig - ich mag die Ästhetik, wahrscheinlich deswegen, weil es zu "meiner" Zeit keine gab. Wir waren ungekämmt, ungeschminkt und in unförmiger Kleidung, weil wir damit gegen irgendwas waren - und diese Jugendlichen machen einen milden, melancholischen - aber nicht depressiven - Eindruck.

Ich frage mich nur, was WILL diese "Subkultur", was wollen diese tausend Hobbyfotografen mit ihren melancholisch-bunten Bildern mir sagen? Die Punks waren dagegen, die Emos waren depressiv, die Gothics waren böse - so kannte man das und diese Klischees wurden von Zeitungen wie der Bravo auch brav mitgetragen. Aufmerksamkeit wollen sie immer, deswegen ist man ja jung, aber was ist die skandalöse These der Fotografiekünstler, die sich so seltsam nachgiebig zeigen?

Ich fange an, sie schrecklich ernstzunehmen, vielleicht, weil sie so wenig Angriffsfläche bieten. Meine Schwester ist jetzt 14, Epileptikerin seit 1,5 Jahren und ihre neuesten Fotos gefallen mir so gut, dass ich sie als Poster an meine Wand hänge. Die Gedichte, die sie mir gezeigt hat, sind auch gar nicht übel - Blut, Schmerz und Tod kommen seltener vor.

Nehmt ihr diese fixe (Sub-)Kulturbildung in der Jugendszene wahr? Ernst?

Um den Kreis wieder zu schließen - wie seid ihr so drauf?

Ladeniel zieht aus! Alltag, Unikram

Autor:  Ladeniel
So, jetzt habe ich bereits alle witzigen Sachen, die ich schreiben wollte, wieder vergessen.

Dumme Sachen beim Ausziehen:
a) Ich habe festgestellt, dass ich alle meine blöden, hirnlosen und bescheuerten Gaylord-Mangas mitnehmen muss, weil meine Eltern sonst merken, dass ich mal blöde, hirnlose und bescheuerte Gaylord-Mangas gelesen habe.
b) Erinnerungsstücke von hohem emotionalen Wert nehmen derbe viel Platz weg.
c) Supercat kommt leider nicht mit.
d) WOHER KOMMT NUR DIESER GANZE MÜLL IN MEINEM ZIMMER?!!

Tolle Sachen beim Ausziehen:
a) Ich kann bald alles zumüllen, mwahaha. (Wobei... hat bisher aber auch ganz gut geklappt... nur jetzt ist der Sound verzweifelter Eltern nicht mehr zu hören.)
b) Ich könnte jetzt Bratwurst zum Frühstück essen. WENN das nicht scheiße schmecken würde. WENN ich nicht vegetarisch essen würde. WENN das nicht irgendwie relativ kindisch wäre. ABER es GEHT!
c) Mein Zimmer ist jetzt 17 m² groß und vorher war es nur ... 9 m² oder so groß.

Was steht sonst noch so an?

Die Arbeit. Immer noch im Stahlverarbeitungswerk, meine Gnomenchefin ist grundsätzlich knuddelbedürftig und will nicht mutwillig böse an meinem Hintern herumfummeln. DAFÜR ist sie letztens enorm dankbar für sämtliche von mir erledigte Arbeiten... ich hoffe, ich bekomme dennoch ein Gehalt, momentan fühle ich mich nämlich eher wie ein zufällig vorbeigekommenes blondbezöpftes Mädchen, das eigentlich nur Milch holen wollte.

Achso und noch ein Aufruf an all meine cleveren, intelligenten und wissbegierigen Blogleser: Ich suche eine neue Frauenzeitschrift, weil ich festgestellt habe, dass die Brigitte mir zu alt, die Bravo mir zu jung und die InStyle mir zu stylisch ist. Kennt jemand eine anständige Zeitschrift für Mädchen in meinem Alter?

Ladeniel kyah

edit: An alle Youtube-.Kätzchen-mit-Baby-Videodreher: Nein, Eltern, eure Katze rastet glücklicherweise nicht aus, wenn euer Kind ihr die Schnurrhaare ausreißen will, aber das bedeutet nicht, dass sie das mag und ihr weiter draufhalten sollt. Die Katze ist sozial und ahnt wohl, dass das nur ein kleines Würmchen ist, das keine Ahnung hat von Anatomie und Schmerzempfinden einer Katze, aber ihr Eltern wisst das. Also haltet das Baby entweder von der Katze fern oder bringt ihm bei, wie es richtig mit der Katze spielen kann.

The Grabsch-Attacke of the month. Alltag, Arbeit, Kurioses

Autor:  Ladeniel
Der Alltag holt mich (fast) wieder ein. Und es ist ziemlich spät, lala... ich könnte ja schlafen, aber ich muss mal wieder berichten. Letztens habe ich ultra wenig Zeit - ausnahmsweise nicht, weil ich zuviel schlafe oder chille.

Nein, denn Ladeniel hat einen Job! In einer Stahlverarbeitungsfirma!
Wie kam es?

Ladeniel: *sucht einen Job* *findet eine Anzeige* *ruft an*
Frau: "Ja... kommen Sie am besten mit Ihren Bewerbungsunterlagen vorbei."
Ladeniel: "OK."
Frau: "In einer Stunde. Bis dann."
Ladeniel: "..."

WTF? Ich meine, da ich mich noch nie beworben habe, besitze ich WAS natürlich nicht? Genau. Bewerbungsunterlagen. Also innerhalb von fünfzehn Minuten einen Lebenslauf erstellt, ein Deckblatt gemacht, alles gedruckt, eine Zeugniskopie gefunden und eine Mappe meiner Mutter entleert, die ich dann zur Bewerbungsmappe umfunktioniert habe. Daraufhin umgezogen (weißer Blazer, schwarze Hose, Stöckelschuhe) und das Auto geklaut, um zum Stahlwerk zu fahren.

Telefonfrau: "Ja, hallo."
Ladeniel: *gibt Bewerbungsmappe*
Frau: *nimmt Bewerbungsmappe und guckt sich das Foto an* Ja, wann können Sie denn anfangen? Morgen schon?"
Ladeniel: "Äh. Ja?"
Frau: "Ist Ihnen das auch nicht zu dreckig?"
Ladeniel: "Äh. Nein."
Frau: "Da ist nämlich viel mit Öl und Schmutz."
Ladeniel: "Ja, nein, das ist völlig okay."
Frau: "Ja, dann zeigt Ihnen der Herr F. mal eben die Halle, wo Sie arbeiten."
Ladeniel: "Okay."
Frau: *ruft Herrn F. an*
(awkward silence)
Herr F.: *kommt und zeigt mir die Halle*
Ladeniel: *tapert in Stöckelschühchen und weißem Blazer an arbeitenden Frauen in Latzhosen vorbei und sieht aus wie Paris Hilton im Krisengebiet*

Jetzt bin ich da in der dritten Woche und es ist DERBST GUT. Teilweise echte Klischees, die leben, was mir allerdings am besten gefällt, sind folgende Fakten:

- Ich bin nicht der hohlste Mensch dort.
- Wenn die mich scheiße finden (was ich nicht glaube), stört es mich gar nicht so sehr.
- Ich mache nicht die lahmsten Witze.
- Ich hab noch nicht geheult.
- Jemand hat das Tektyl umgeschmissen und einen großen Fleck hinterlassen. Und das war nicht ich.

Ihr seht, ich bin nicht der Trottel. Obwohl ich in der Pause immer vergesse, mein Radio auszustellen. IMMER. Dafür müssen die mich schon für komplett bekloppt halten. Der Trottel ist jemand anderes, der so ungefähr alle diese Sachen macht, die ich diesmal nicht mache. Ich bin souverän, klug, flink...

Und ich werde von meinem Boss belästigt. O_o Das muss erklärt werden. Ich habe zwei Bosse, einer ist Herr F. und der andere ist ... ein Gnom. Ein weiblicher Gnom. Sie ist sehr klein und rast die ganze Zeit durch die Halle. Das ist ziemlich cool, weil sie sich nicht für die Arbeit zu fein ist und mitmacht und dauernd meine vollbeladenen Paletten wegschleppt. Ich sollte die selbst wegschleppen, aber dazu müsste ich einen Hublader benutzen (heißt hoffentlich wirklich so) und das ist immer so schwer und kostet Zeit... oder ich benutze eine "Ameise", einen elektrischen Hublader (oder so), aber der ist so schwer zu kontrollieren und ich habe Angst, dass ich damit Unfälle baue. :/

Also kommt meine Gnom-Chefin mit der Ameise vorbei und holt den Kram ab.

Zu der Belästigungstheorie: Ist nicht so dramatisch. Am Anfang kannte ich die Gnomin gar nicht, dann lernte ich sie kennen, weil sie mich bei jeder Arbeitsanweisung "Schatz" nannte und nach einigen Tagen kam sie zu mir und knuddelte mich und sagte: "Du kommst ja toll mit, hatte ich dir gar nicht zugetraut am Anfang, aber manchmal unterschätzt man Leute ja." Das war schmeichelhaft.

Jeden Morgen muss man kurz im Büro vorbeischauen und sich neue Arbeitshandschuhe abholen.
Ladeniel: "Guten Morgen!"
Gnomin: "Guten Morgen!"
Ladeniel: (nimmt Handschuhe)
Gnomin: "...Süße!"
Ich dachte an Muttergefühle, die bei hilflosen Nashörnern wie mir manchmal auftauchen.

Heute, ich war an meiner Arbeitsbank, baue ich so Dinge zusammen (meine vertragliche Schweigepflicht verbietet mir genauere Beschreibungen), da kommt die Gnomin an mir vorbei (und ich steck echt irgendwo in einer Ecke, weiß der Himmel, was die da wollte, vielleicht meine Arbeit checken, oder eine Abkürzung an mir vorbei nehmen) und tätschelt meinen Hintern.
Man mag jetzt sagen, dass es bei mir schwer ist, den Hintern zu verfehlen, aber das halte ich für übertrieben. Weiterhin trug ich meine Arbeitshose (viele Taschen, wenig Charme) und ein T-Shirt mit einer Heuschrecke im Close-up drauf. Zudem muss ich mich bei der Arbeit auch viel bücken, sodass das T-Shirt eher nach oben rutscht. Mein Hinternbereich ist also klar abgegrenzt und sichtbar.
Vielleicht hat sie nur dahin gegriffen, weil sie nicht höher kommt, da klein?!

Ich finde es im Grunde nicht beunruhigend (im Ernst, ich bin Shrek gegen die Frau, ich box die um, ey!), nur etwas "irritierend". Ich mein, die Frau ist sicher über 40 und winzig. Außerdem erwartet man in einer Stahlverarbeitungsfabrik echt jemand anderen als Grabscher, als eine Gnomin. Ich will ihr an dieser Stelle nichts Schlechtes nachsagen - es ist vielleicht nur ein Missverständnis, oder die machen das da so, keine Ahnung... aber... mich irritiert so etwas. Ich will nirgendwo am Hintern angefasst werden und ich finde es auch eher seltsam, wenn man mich noch woanders als an meinem Hintern anfässt. Das ist komisch von Fremden.

Genug geschwafelt...

Ladeniel

Hallo UNI! Alltag, dumm, Unikram

Autor:  Ladeniel

Was ist so alles passiert und warum habe ich nichts darüber gesagt, ist etwa nichts passiert? VON WEGEN! Lediglich der Geduld meiner Mitmenschen und der Langmut der mir nahestehenden Leute ist es zu verdanken, dass ich noch nicht ausgewandert bin. Aber fangen wir am Anfang an.

Nach ausufernder Schufterei (um mir eine goldene Zukunft im Uni-Land zu beschaffen) gönnte ich mir erstmal eine Runde Urlaub in Italien bei meinem Freund @! @ lebt in Turin, einer großen Stadt in Norditalien, aus der bekanntlich die Autos kommen. Weil ich viel Zeit und wenig zu tun hatte, versuchte ich mich mehr oder minder erfolgreich daran, endlich mal die italienische Sprache zumindest ein bisschen zu lernen und habe mir zu diesem Zwecke ein Buch gekauft, das Lernerfolge innerhalb kürzester Zeit verspricht.

Dass das ein Schmu ist, sollte jeder wissen. Kürzeste Zeit und Lernerfolg vertragen sich nicht, außer natürlich, man versucht sich am Wasserkochen. Dennoch fand ich das Buch soweit ansprechend und arbeitete an meinem (langfristigen) Erfolg. Die Struktur ist ganz einfach: Ein Ehepaar besucht Freunde in Italien und lernt dabei Italienisch. In jedem Kapitel lernen wir etwas Neues und alles ist in Dialogform.

Die beiden Deutschen (Linda und Martin) treffen in Pisa (klassische Lernbuch-Stadt) ihre Freunde (Bettina und Stefano samt Kind Livia und Kater Gino). @, der ab und zu von seinen wichtigen Studiumskramsachen aufsah, hatte den Namen „Bettina“ niemals vorher gehört. Bettina kommt aber auch aus der italienischen Schweiz, somit ist der Name legitimiert. Was machen die also den ganzen Tag? Na, das was alle so machen, einkaufen, essen gehen, Klamotten kaufen, Sightseeing.

Stichwort „einkaufen“, wie geht man als Nicht-Italiener in Italien einkaufen? a) Einkaufsladen – lade Sachen in deinen Wagen und und fahre zur Kasse. Lass alles einbeepen und bezahle dann den Betrag, der auf dem Display der Kasse steht – b) Markt – zeige auf das, was du haben willst. Zeige mit deinen Fingern die Anzahl der Kilo/Stücke/Körbe/Wagenladungen. Gib dem Verkäufer dann einfach so lange Fünfeuroscheine, bis er Anstalten macht, Wechselgeld zu geben.

…wie auch immer, jedenfalls habe ich die Erfahrung gemacht, dass man eine Sprache am besten dann lernt, wenn man gefordert wird. (Schlechte Idee: Mit einem bekannten Italiener durchgängig Alternativsprache wie z.B. Englisch sprechen.)

Daher rühren auch meine minimal bis nicht vorhandenen Kenntnisse. Mein Vokabular ist mickrig und meine Grammatik ein Scheiterhaufen mit der Betonung auf „gescheitert“. Wenn ich „spreche“ (nuschle), dann wäre das übersetzt etwa: „Drei Apfel Tüte bitte!“ oder „@ ist gelangweilt/ärgerlich/wütend/irritiert.“ (wenn ich mit @s Mutter rede). Weil es vielen so geht, hat das Lernbuch eine Identifikationsfigur für linguistisch minderbemittelte Lerner geschaffen: Martin. Martin ist Lindas Mann und kann kein Italienisch, jedenfalls behaupten das alle.

Was einen dazu bringt, Martin zu hassen: Sobald Martin ein Ausdrucksproblem hat sagt er nicht etwa „hä“ oder „??“, sondern fragt IN PERFEKTEM ITALIENISCH „Wie bitte?“ oder „Bitte wiederhole“ oder „Wie heißt dieser Ausdruck auf Italienisch, ich habe ihn noch nie gehört?“. Ihr seht, worauf ich hinaus will: Kein Depp, der irgendeine Sprache lernt, scheitert am Ende nur an den Vokabeln. Es dauert nur etwa 4 – 47656 Wochen, bis man weiß, was die dritte Person Plural von diesem und jenem Wort ist – und bis ich das dann auch noch beim Sprechen anwende, da vergehen… Zeitalter.

Vielleicht sollte ich selber mal ein Lernbuch schreiben. (Für Sächsisch natürlich!) Dann kann ich mich den seltsamen Gewohnheiten der Ureinwohner beschäftigen. Da gibt es wichtige Fakten, zum Beispiel, dass alle Italiener, wenn sie wollen, dass man Platz macht oder Ähnliches, „permesso“ sagen, was soviel heißt wie „lassen Sie mich bitte mal eben durch?“. ALLE Italiener. Als ich @ darüber informierte, war er gelinde überrascht, benutzte das Wort dann aber brav. Jetzt werde ich ihm nur noch erklären müssen, dass er als Italiener morgens einen Cappuccino mit einem Schokocroissant frühstücken muss. (Zurzeit bevorzugt er morgens Cornflakes oder Nutellabrote oder Joghurt.) Dann wäre alles klar.

Während der lehrreichen Italienreise, erhielt ich nach und nach Informationen bzgl. der Uni-Zu- und Absagen. Fazit: Fünf Universitäten wollten mich, drei wollten mich nicht und zwei wollte ich dann nicht. Meine Wahl fiel auf die TU Dresden, weil keine Studiengebühren und „Elbflorenz“. Und weil Leipzig mir abgesagt hatte. :(

Ich schickte also die Immatrikulationsanträge los. ALLES UNTER DACH UND FACH!

… vergessen Sie es.

Dresden schrieb: „Wir wollen nur noch Ihr Zertifikat vom Sprachtest.“ Meine Reaktion darauf war traurigerweise nicht mal „Oh nein, ich hab den Test nicht bestanden!!“ sondern „WELCHER SPRACHTEST?“.

Im Laufe äußerst kurzweiliger Recherchen stellte sich heraus, dass man, um in Dresden Englisch studieren zu können, einen Sprachtest zu bestehen hat. Es gibt eine Anmelde-Deadline, die, wie man sich vorstellen kann, überschritten war. Mein erster Gedanke war: Panik. Und der zweite: Megapanik.

Meine Mutter (ein Tiger, wenn es um Organisation geht) organisierte innerhalb weniger Minuten (gefühlt) sämtliche Telefonnummern sämtlicher potentieller Ansprechpartner.

Leider war gerade keiner da. Ich stellte mich aber innerlich bereits auf das Ende meiner Studentenkarriere in Dresden ein, was umso ärgerlich war, hatte ich mich doch bereits richtig daran gewöhnt. Am nächsten Tag wurde es nicht besser, ich schickte einige E-Mails an scheinbar Verantwortliche und Kompetente und meine Mutter rief bei einigen Sekretärinnen an (ich war arbeiten und konnte es nicht selbst tun). Leider war die Obersekretärin an dem Tag nicht da.

Am nächsten Tag (Freitag) stahl ich mich während der Frühstückspause nach draußen. (LOL, stahl mich aus dem Stahlwerk!!1!!1!!) … und rief die Sekretärin an. Der Dialog verlief ungefähr so:

Ich: Sie wollten meinen Sprachtest.

Sek: Ja.

Ich: ICH HAB ABER KEINEN!!

Sek: Das ist blöd.

Ich: Ich kann also nicht kommen…?

Sek: Sie können im WS 10/11 hier nicht Anglistik studieren.

Ich: Das ist blöd.

Sek: Aber Sie können sich ein zulassungsfreies Fach anstelle von Anglistik aussuchen und dann den Sprachtest im nächsten Jahr machen und dann Anglistik studieren!

Ich: Okay?

Sek: Es gibt… Informatik, Religion.

Ich: -.-

Sek: Italienisch.

Ich: Okay, das nehm ich.

… überraschendes Fazit: Ich studiere Latein und Italienisch auf Lehramt in Dresden.

YAY.

Die Tragikomödie geht aber noch weiter: Nachdem ich mit der netten Sekretärin telefoniert hatte, sagte sie, dass ich in drei Tagen Immatrikulationspost erhielte. Posttag Samstag, Posttag Dienstag, Posttag Mittwoch. KEINE POST!

Natürlich bekam ich schon wieder das große Fracksausen, was, wenn, was, wie, warum?! Mutter/Freund/Freunde: „Das kommt morgen!“

Hysterische Ziska: „NOIIIIIN!“

Post: *kommt am Donnerstag“

Ich sollte mich für meine geistigen Unzulänglichkeiten bei allen Belästigten entschuldigen, aber ich bin gut gelaunt, weil ich jetzt offiziell Student bin! Heya!

Soviel für’s erste! Und in der nächsten Episode geht es darum, wie ich hysterisch werde, weil ich keine schöne WG (mit Hochbett!) finde, und wie meine neue coole Arbeit in der Stahlverarbeitungsfirma ist (nämlich cool) und wie es dazu kam. Geschichte aus’m Panikgarten!

Ladde


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