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Film vs. Comic: V For Vendetta Alan Moore, Comic, Film, V for Vendetta

Autor:  paptschik
Film versus Vorlage, was schneidet im Vergleich besser ab?
Sagen wir es so – es ist ein Alan Moore Comic. Der Comic ist besser. Das sagt jetzt aber noch nicht viel über den Film aus, immerhin ist Alan Moore der wohl beste Comicautor den es gibt, da ist es nichts schlimmes wenn die Vorlage besser ist, was ja generell oft genug der Fall ist.
Im Gegensatz zu manch anderer Verfilmung (*hust*Wolverine*hust*) wurde hier auch nicht geändert nur um der Änderung willen. Im Gegenteil man hält sich über große Teile, vor allem in den wichtigeren Momenten, recht eng an die Vorlage – verändert wurde letztlich nur um zu kürzen. Eine genaue Verfilmung wäre lang. SEHR lang und auf jeden Fall zu lang für den durchschnittlichen Kinogänger, also hat man das ganze vor allem der üblichen Spielfilmlänge angepasst. Sonstige Änderungen resultieren aus Anpassung an unsere Zeit und an das Medium Film welches eben ein gänzlich anderes Medium ist als das des Comics. Mit anderen Worten – Änderungen zum Trotz gibt es bei der Verfilmung keine Momente die wirklich stören und alle Figuren (auch Evey, die mit Abstand die größte und leider auch unvorteilhafteste Veränderung durchgemacht hat) sind noch als sie selbst erkennbar, im Gegensatz zu den Figuren aus so manch anderer Adaption (*hust*Deadpool*hust*). Zu den offensichtlichsten Unterschieden seien ein paar Worte gesagt.

Allen voran ist da die Figur der Rose Almond, nebst V meine Lieblingsfigur im Comic, welche im Film leider gänzlich fehlt. Verständlich allerdings, da ihre Geschichte die meiste Zeit völlig unabhängig von V und Evey ist, abgesehen von einer Stelle im ersten Drittel des Comics und einer entscheidenden Stelle am Ende. Die erste der genannten Stellen hat man entfernt, was auch problemlos ging, da sie für V, auch wenn er involviert war, letztlich relativ unbedeutend war im großen Kontext des Films. Das Finale wurde allerdings stark verändert und ist merklich schwächer als im Comic, es muss allerdings auch gesagt sein, dass das Filmende eine bessere Alternative ist, als es das Comicende ohne die notwendige Vorarbeit gewesen wäre, denn der Abschluss ihrer Geschichte und ihrer Rolle im Finale von V For Vendetta baut auf ihrer Entwicklung im Verlauf der Handlung auf und ohne diese Entwicklung könnte das Ende wohl kaum die gewollte Wirkung haben.
Dass ihr Fehlen verständlich ist, macht es allerdings kein bisschen weniger bedauerlich. Das Leben von Rose ist mit eines der packendsten und erschütterndsten Elemente des Comics, vor allem da mehr noch als in allem anderen ein großes Stück Realität steckt. Natürlich ist auch die faschistische Zukunft die Alan Moore sich hier ausmalt nicht völlig an den Haaren herbeigezogen, ähnlich schockierendes hat die Geschichte immerhin oft genug gezeigt – aber der Leidensweg der Rose Almond ist etwas dass sich so oder ähnlich auch im Hier und Jetzt abspielen kann. Umso tragischer ist jeder einzelne Schicksalsschlag im Leben dieser Frau.

Während Rose gänzlich fehlt, wurde eine andere Frau zumindest stark verändert – Evey. Ihre Figur erfüllt im Film effektiv dieselbe Rolle, jedoch ohne dieselbe Entwicklung. Evey im Comic beginnt die Geschichte unschuldiger als Evey im Film und am Ende ist sie reifer als filmisches Gegenstück. Natürlich verändert sich auch die Evey im Film und diese Änderungen sind gelungen umgesetzt, aber es hat einfach nicht dasselbe Ausmaß. Im Comic kann man Evey zu Beginn und am Ende kaum für dieselbe Persönlichkeit halten, so stark verändert sie sich, äußerlich und charakterlich und es sind Änderungen die man nachvollziehen kann nach allem was geschehen ist. Auch sind diese Änderungen eher schrittweise, während im Film ein zentraler Moment des Comics für praktisch die gesamte Entwicklung der Figur verantwortlich ist. Im Endeffekt läuft es wohl darauf hinaus, dass Evey im Film die Summe aller handlungsrelevanten Eigenschaften der Comicfigur ist, jedoch nicht für sich als Persönlichkeit zu existieren scheint. Im Film scheint V der einzige zu sein, den man außerhalb des Kontextes der Handlung immer noch als für sich starke Figur sehen kann. Im Comic gibt es einige von denen man dies behaupten kann und für manche, wie Evey und Rose, gilt es fast noch mehr als für V.

Nebst Evey die drastischste Veränderung hat The Leader durchgemacht. Theoretisch wurde hier fast noch mehr geändert, ich persönlich erachte es bei Evey jedoch als schwerwiegender, da ihre Persönlichkeit und Wandlung eben derer eine größere Rolle spielt als das private Leben und Lieben des Führers. Abgesehen von der Änderung des Namens (von Adam Susan zu Adam Sutler) wurde er im Film vor allem mehr als Antagonist aufgebaut, wobei er im Comic eher eine bemitleidenswerte und erbärmliche Gestalt mit zweifelhaften sexuellen und generell romantischen Neigungen ist. Eine beachtliche Abweichung von der Vorlage, aber eigentlich eine die nicht nur verständlich ist (ohne viel Zeit mit der Figur zu verbringen würden etliche seiner Momente nur unfreiwillig komisch wirken), sondern auch problemlos funktioniert. Zwar wird auch dieser Figur die Tiefe genommen damit und er wird von jemandem der denkt das Richtige zu tun zu jemandem der sich nach jedem zweiten Satz scheinbar sein boshaftes Bärtchen zwirbelt, aber es funktioniert einfach, dass man im Film all dem was V bekämpfen muss ein konkretes Gesicht gibt, vor allem da zahlreiche Figuren mit antagonistischem Charakter aus der Vorlage (aus Zeitgründen) gänzlich fehlen.
Es waren nämlich vor allem diese Figuren die ihren Platz in dieser faschistischen Welt gefunden haben und diesen zu ihrem Vorteil nutzen wollen die als die wirklichen Schurken rüberkamen. Dass diese Charaktere es nicht in den Film geschafft haben dürfte niemanden Verwundern, da die meisten von ihnen kleine Rollen haben und eigentlich nie oder kaum in direktem Kontakt zu der eigentlichen Handlung stehen. Diese Figuren leben und agieren in der Welt von V For Vendetta und in der Welt die durch V verändert wird. Selbst verändern sie jedoch wenig. Sie sind Geier, sie sitzen an der Seite und lassen andere Kämpfen nur um dann Verwundete und Gefallene zu zerfleischen und am Ende die Mächtigsten im ganzen Lande zu sein, zumindest wenn es nach ihnen geht.

Zwei letzte Figuren gibt es noch bei denen Film und Vorlage deutlich abweichen. Gordon und Finch. Gordon Deitrich im Film ist eine gänzlich andere Figur, mit einem anderen Schicksal, der in einem anderen Verhältnis gegenüber Evey steht und in noch so mancher Hinsicht nicht seiner Vorlage entspricht. Aber er ist immer noch eine sympathische und interessante Figur und ich muss gestehen, ich mag ihn im Film fast mehr. In jedem Fall nehmen sich die beiden Versionen dieser Figur nichts.
Komplizierter ist es bei Finch. Im Film wirkt es letztlich als würde er V als Helden anerkennen, in der Vorlage sind die Dinge jedoch nicht ganz so Schwarz und Weiß. Finch begreift auch dort, dass V und anderen Schreckliches angetan wurde (und das weit eher und nachvollziehbarer als im Film) und versteht, dass die Regierung wie sie ist bei Gott nicht das Richtige tut. Er ignoriert aber auch nicht, dass für V dasselbe gilt. V ist letztlich ein Mörder und Terrorist. Finch fungiert also bis zum Schluss, jeglichen Hauch von Verständnis zum Trotz, als Gegenspieler Vs, auch wenn er letztlich der dritte Protagonist, der dritte Held der Geschichte ist, nebst V und Evey. Es gibt viele Abstufungen zwischen Gut und Böse – in diesem Punkt ist die Vorlage erneut weit stärker als die Umsetzung.

Es gibt jedoch einige Punkte die ganz klar als Vorzüge des Filmes gegenüber der Vorlage zu sehen sind und man sollte diese nicht leugnen. Wie die Action. Ja, V For Vendetta ist eigentlich mehr ein Thriller und steht über solchen Dingen...aber die Action im Film ist einfach cool, was soll man sagen?
Dann die Musik. Musik ist in Alan Moores Comics immer von großer Bedeutung und die richtige Musikwahl in den Filmen basierend auf seinen Ideen lässt einen die Geschichten noch mehr genießen. So auch bei V For Vendetta. Auch wenn man The Vicious Cabaret im Film vermisst, die Musikauswahl ist exzellent und lässt einige Momente, vor allem das Finale, umso imposanter wirken.
Der größte Pluspunkt des Films sind jedoch die Darsteller. Natalie Portman wirkt zwar über große Strecken ein wenig arg gelangweilt, leistet aber als Evey gute Arbeit und auch Stephen Reas Finch ist routiniert. Natasha Wightman schafft es in einigen wenigen Minuten eine großartige Darbietung als Valerie zu geben die einem in Erinnerung bleiben wird und wie bereits angesprochen, Stephen Frys Version von Gordon Deitrich mag ich eigentlich ein wenig mehr als die Vorlage. Auf der Schurkenseite wird ebenfalls Großartiges geleistet. John Hurt gibt den Leader auf erschreckende Weise wieder und mit jedem Wort das er sagt will man ihn hassen oder wird von ihm mehr eingeschüchtert. Übertroffen wird er noch Roger Allam, dem man wirklich abnimmt, dass er The Voice of London ist. Wenn Prothero eine kleine Ansprache mit „England prevails“ abschließt, dann tut er das auf eine Weise bei der sich einem die Nackenhaare aufrichten.
Aber und ich denke daran wird keiner zweifeln, getragen wird der Film von einem Mann: Hugo Weaving. Mit jeder Bewegung, jeder Geste, jedem Wort erweckt er V zum Leben. Wenn man den Film gesehen hat und dann den Comic liest, dann ist es mit jedem Satz Hugo Weavings Stimme die man in seinem Kopf hört. Großartige Leistung an der einfach alles stimmt.

Letztlich sieht es also so aus, dass natürlich der Comic besser ist. Der Film macht aber auch vieles richtig und ist, trotz offensichtlicher Schwächen gegenüber der Vorlage, ein großartiger Film.

Film – 9/10
Comic – 10/10