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Weblog-Berichte zu: Alfred J. Kwak





Best of 2021 The Legend of Zelda, Inu Yasha, Alfred J. Kwak, Shin Megami Tensei, Patema Inverted, Hannibal, UNDERTALE, Sarazanmai, Komi can't communicate, Akamatsu & Seven, Jahresrückblick

Autor:  halfJack

Medialer Jahresrückblick zu meiner Aktion: Best of 2021.
 

Videospiel


In keinem anderen Jahr habe ich so viele Games gezockt wie in 2021. Diesen Umstand erklärte ich bereits in einem separaten Blog über meine Videospiele 2020. Unter anderem lag das daran, dass ich die Onlinestores von Nintendo und Sony für mich entdeckte und mit ihnen viele kleine Indiegames. Ein Freund von mir meinte noch Anfang des Jahres, ein normaler Gamer würde im Schnitt ungefähr 30 Spiele im Jahr zocken. Das fand ich total irre. Wie sollte das gehen? Arbeiten die nicht? Aber tatsächlich bin ich am Ende von 2021 bei 39 Spielen angelangt und das ist gar nicht so viel, wie es scheint. Man kann eine komplette Netflixserie schauen oder in derselben Zeit fünf Spiele beenden. Man kann mit Freunden ins Kino und essen gehen oder in derselben Zeit ein Pixelspiel durchzocken. Mittlerweile ist zwar vieles auf Open World ausgelegt und/oder auf Onlinegames, bei denen man Hunderte Stunden verpulvert, aber für sowas bin ich nicht der Adressat; dementsprechend nimmt es nicht so viel Zeit in Anspruch. Normalerweise.
Nun ist das erste Spiel in dieser Liste eine große Ausnahme, was den Zeitfaktor anbelangt:

Persona 5 Royal

Persona gehört zur Reihe Shin Megami Tensei. Es ist ein Rollenspiel und trifft damit mittlerweile nicht mehr meinen Geschmack. Früher spielte ich mit meiner Freundin zwar Final Fantasy, aber kaum eines bis zum Ende. Die rundenbasierten Kämpfe sagen mir nicht zu, obwohl ich nach wie vor Pokémonfan der ersten Stunde bin, aber das ist auch was anderes. Jedenfalls schenkte ich damals meiner Freundin schon einige Spiele der SMT-Reihe, doch sie kam nie dazu, auch nur eines anzufangen.
Persona 5 wurde mir wärmstens von einer verlässlichen Quelle empfohlen, daher startete ich noch einen Versuch und schenkte meiner Freundin letztes Jahr zum Geburtstag die Royal Version (weil es die in deutscher Übersetzung gibt, was auf die normale Version nicht zutrifft). Es war ein enormer Glücksgriff, da Persona 5 nicht nur meiner Freundin, sondern auch mir sehr gefiel und nicht nur ein Highlight für 2021 wurde, sondern generell von all unseren bisherigen Spielen. Dabei ist es mir fast peinlich, das zuzugeben, ähnlich wie letztes Jahr bei Zelda: Breath of the Wild, denn diese Games sind so allgemein bekannt und beliebt, dass man ihnen den Stempel Mainstream aufdrücken könnte. Bestreiten will ich das nicht, aber Persona 5 Royal ist dennoch meines Erachtens eines der besten Rollenspiele auf dem Markt.
Die größte Stärke liegt in der Thematik. Mir wurde es höchstwahrscheinlich empfohlen, weil ich Death Note mag. Ich hatte schon immer ein Faible für Thriller, in denen es um Gerechtigkeit geht, um Selbstjustiz und die Frage, wer gut und wer böse ist. In Persona 5 entdeckt eine Gruppe japanischer Schüler eine Art Parallelwelt, geschaffen von der Psyche der Menschen und bevölkert von sogenannten Personas: Manifestationen unterdrückter Begierden. Auch die Schüler besitzen Personas, die ihrem inneren Selbst eine Gestalt geben und mit denen sie gegen die entfremdeten Personas anderer kämpfen und diese läutern können. Sie bewirken damit im Unterbewusstsein einen Sinneswandel. Menschen, deren Begierde besonders groß und entartet ist, erschaffen sich hierbei einen geschützten "Gedankenpalast". In dessen Zentrum befindet sich ein "Schatz", der für die Entartung verantwortlich ist, sozusagen sein Herz. Um die Personas von Menschen im Metaversum zu manifestieren oder Zugang zum Herzen im Gedankenpalast zu erhalten, müssen die Schüler in der Realität die Aufmerksamkeit der betreffenden Person erlangen. Sie geben sich als Phantomdiebe aus und schicken Prangerkarten, in denen sie ankündigen, dass sie von den üblen Machenschaften wissen und die niedere Begierde stehlen werden. Es beginnt mit dem Sportlehrer, der seine Schülerinnen sexuell missbraucht, geht über Ausbeute und Erpressung von Yakuzas und reicht bald sogar in die höchsten Kreise der Politik. Während die Öffentlichkeit darüber diskutiert, ob es die Phantomdiebe wirklich gibt und ob es richtig ist, was sie tun, ist die Polizei hinter ihnen her, unterstützt von einem jungen Meisterdetektiv, der versucht, ihre Identität aufzudecken.
Ja, es ist irgendwie eine Mischung aus Death Note und Kaito Kid, beides zwei meiner Lieblingsserien. Persona 5 macht jedoch ein ganz eigenes, spannendes Universum daraus. Die Parallelwelt ist C. G. Jungs kollektivem Unbewussten nachempfunden und die Persona (griech. "Maske") entspricht der nach außen gezeigten Identität eines Menschen, daher reißen sich die Schüler im Metaversum eine tatsächliche Maske vom Gesicht, wenn sie ihre Persona rufen. Die Kämpfe in der Parallelwelt machen jedoch nur die Hälfte der Handlung aus, denn daneben kümmert man sich um zwischenmenschliche Beziehungen, verbringt Zeit mit Freunden, hört ihnen zu und hilft ihnen. Man entwickelt seine eigene Persönlichkeit, indem man seine Zeit einteilt und mit Lernen und Lesen füllt, man muss Trimestertests bestehen, sein Können durch sportliche Tätigkeiten trainieren oder man bessert seine Finanzen mit einem Nebenjob auf. Man kann in Shibuya shoppen gehen, in Akihabara ein Maid Café besuchen, in Kichijoji in einem Tempel meditieren oder den Jazz Club besuchen und vieles mehr. Die Umgebung in den Vierteln von Tokyo ist dabei dem Stil entsprechend so detailgetreu gestaltet, dass man regelrecht nostalgisch wird. Ein Spiel für eine große Portion Fernweh.
Ich würde jedem (auch denjenigen, die das Spiel schon in normaler Version kennen) allerdings die royale Version ans Herz legen. Sie stellt an manchen Punkten mehr in Frage, ob es okay ist, den Menschen das "Herz" zu stehlen, d.h. ihnen mit der Begierde auch den Antrieb zu nehmen und ihre Persönlichkeit zu ändern, damit sie nichts "Böses" mehr tun. Die Diskussion darüber ist für mich das Interessanteste am ganzen Spiel. Außerdem hat Royal kein, nun ja, derart heroisches Ende, sondern schlägt mit dem zusätzlichen Trimester noch ein ganz anderes, meines Erachtens das emotionalste Kapitel im ganzen Spiel auf. 

Es gibt natürlich ein paar Dinge zu kritisieren, aber so viel wollte ich hierzu gar nicht schreiben ...

Also weiter im Text. Anfang des Jahres haben wir noch unseren Zelda-Marathon aus dem Vorjahr fortgesetzt. Zu der gesamten Reihe werde ich vermutlich einen separaten Blog verfassen, in welchem ich zu allen Teilen ein Review schreibe, möglicherweise in einer Rangliste nach persönlicher Favorisierung. The Wind Waker bekam ich 2020 zu Weihnachten von meiner Freundin, diesmal auch aus Eigennutz ihrerseits. ^^ Durch Breath of the Wild hatte sie quasi Blut geleckt und wollte danach alles spielen, was von Zelda verfügbar war, zumindest in 3D. Sie kannte zwar schon Twilight Princess oder hatte es zumindest nebenbei mitbekommen, als ich das erstmals spielte, aber zu dem Zeitpunkt war sie noch nicht sonderlich aufmerksam, daher "musste" ich TP ein zweites Mal spielen, außerdem Skyward Sword und dann eben Wind Waker. Danach holten wir als Virtual Console noch Ocarina of Time und, einer meiner neuen Favoriten im Zelda-Universum:

Zelda: Majora's Mask

Wie oft ich diesen Mond angestarrt habe ... Der Titel fällt für mich aus der Reihe heraus, ähnlich wie schon Link's Awakening. Es gibt hier keine Zelda, die gerettet werden muss, oder einen Ganon, der bekämpft werden soll. Majora's Mask schließt an Ocarina of Time an und handelt von einem Link, der bereits gezwungenermaßen erwachsen geworden war und zahlreiche Kämpfe bestehen musste, bevor er in seine Zeit und seinen Kinderkörper zurückkehrte. Ich habe mich immer gefragt, was das wohl mit einem Menschen macht, der quasi seine ganze Kindheit verlor und am Ende doch wieder zurückversetzt wird, als einziger mit den Erinnerungen an die Zukunft, um dann normal weiterzuleben? Majora's Mask ist für mich die Antwort darauf. Die Ereignisse sind so surreal, dass ich sie nicht anders als im übertragenen Sinne deuten kann.
Link ist auf der Suche nach seiner Fee Navi aus dem Vorgängerteil und trifft unterwegs auf ein Horror Kid, die verwandelte Gestalt eines Kindes, das sich in den Verlorenen Wäldern verirrt hat und den Weg nie zurückfand. Dieses Horror Kid allerdings trägt eine seltsame Maske und stiehlt Link seine Okarina. Bei der Verfolgung gelangt er nach Termina, eine Welt voller Menschen, die er eigentlich bereits kennt, aber die sowas wie Parallelgestalten seiner Realität sind. Und über ihm am Himmel schwebt bedrohlich nah ein diabolisch grinsender Mond, der auf die Stadt zu stürzen scheint. Als Link schließlich das Horror Kid stellt und seine Okarina zurückerlangt, erfährt er, dass das Horror Kid den Mond herunterruft, um die Welt zu zerstören. Link kann das gerade noch verhindern, indem er die Hymne der Zeit spielt und drei Tage in die Vergangenheit reist. In diesen drei Tagen bis zum Aufschlag des Mondes muss Link es schaffen, vier Titanen zu erwecken, die den Mond aufhalten.
Wie in Link's Awakening muss sich Link also vielmehr selbst retten. Die Mechanik ist ähnlich wie in anderen Zelda-Teilen, es gibt die gleichen Items und er muss wieder Dungeons durchlaufen und Rätsel lösen. Allerdings stehen ihm diesmal noch Masken zur Verfügung, die ihm unterschiedliche Fähigkeiten verleihen, ihn zum Bespiel in einen schwimmenden Zora oder einen rollenden Goronen verwandeln oder ihm das Talent verschaffen, einen albernen Tanz aufzuführen. Da sind wir wieder beim Thema Persona und Maske. Link wird anfangs unfreiwillig in den Körper eines Dekus gesteckt, ohne dessen Maske herunternehmen zu können. Die Macher haben sich das bestimmt nicht dabei gedacht, aber es ist wie bei Ocarina of Time, als er in seinem erwachsenen Körper aufwachte. Zudem wird man in Majora's Mask häufig mit dem Tod einzelner Figuren konfrontiert. Das Spiel ist sehr viel düsterer als einige andere Teile der Reihe und führt einem das Thema Vergänglichkeit auf verschiedene Weise vor Augen. Wir haben eine Frist von drei Tagen, in denen wir zwar die Möglichkeit haben, mit der Okarina an den Anfang zurückzukehren, doch einhergehend mit dem Verlust sämtlichen Fortschritts. Hat man in der Zeit einen Dungeon nicht geschafft, muss man alles von vorn beginnen. Doch selbst mit Besiegen des Endgegners im Tempel, weiß man lediglich den Titanen auf seiner Seite, alles andere wird in seinen Ursprungszustand versetzt. Wenn man Leuten half, ist das mit dem Neubeginn der drei Tage wieder ungeschehen gemacht. Man kann unmöglich allen auf einmal helfen und der Tod der Personen am Anfang lässt sich überhaupt nicht verhindern. Diese endlose Schleife verursacht neben dem ganzen Zeitdruck ein Gefühl der Machtlosigkeit, zusätzlich verstärkt von dem bösartigen Mond, der mit jeder Stunde näherrückt, während die Hintergrundmusik in Unruhstadt mit jedem Tag schneller, unmelodiöser und unheimlicher wird. Bis auf das Ende empfinde ich Majora's Mask als nahezu bestes Spiel der Reihe, auf jeden Fall atmosphärisch mit am dichtesten, daher ein Highlight in diesem Jahr, das ich trotz der Menge anderer echt guter Spiele hier aufzählen muss.

Nach diesem Zelda-Teil war jedoch vorerst Schicht im Schacht. 2,5D-Spiele mit isometrischer Darstellung sprachen meine Freundin nicht an. Auf dem Gameboy oder DS hat sie zwar Pokémon und ähnliches gespielt, doch auf dem Fernseher hielt sie sowas für Quatsch. Darum war nach neun Teilen Zelda hintereinander erstmal Schluss. Über das Jahr haben diverse Spiele unser beider Einstellung in Bezug auf vorige Prinzipien geändert, bei mir betrifft das Sidescroller und bei meiner Freundin Pixelspiele. Gegen Ende des Jahres war sie schließlich offen für den ganzen Rest von Zelda, also ging es mit A Link to the Past, Minish Cap und Phantom Hourglass weiter. Zum Jahresende saßen wir gerade an Spirit Tracks.

Aber zurück zum zwischenzeitlichen Aus unseres Marathons. Da 2,5D noch nicht in Frage kamen und ich folgendes Spiel als Modulversion für die PS Vita von meiner verlässlichen Empfehlungsquelle geschenkt bekam, beschäftigte ich mich allein mit:

Undertale

In dem betreits oben erwähnten Blogeintrag schrieb ich, dass ich an Videospielen am faszinierendsten das Durchbrechen der vierten Wand finde. MGS war einer der Vorreiter dafür, aber Undertale nutzt diese Idee auf noch intensivere Weise, sodass es dem Spieler einen regelrechten Schock versetzen kann, wenn er nicht damit rechnet. Undertale ist ein Pixelspiel, das zuerst wirkt wie ein skurriles Zelda oder Fantasy-Rollenspiel mit rundenbasierten Kämpfen, in dem man nach und nach sein LV erhöhen muss. Es arbeitet jedoch mit genau dieser Erwartungshaltung. Dadurch integriert es jede Menge Witze, zum Beispiel über klassische Blockrätsel, aber auch bösartige und zynische Erkenntnisse darüber, was es bedeutet, gegen Monster zu kämpfen, EXP zu erhalten und sein LV zu erhöhen. Undertale hinterfragt all das auf geradezu perfide Art. Und das über die Grenzen von Speichern und Reload hinweg. Ein Indiegame, das zu Recht populär geworden ist und mittlerweile zu meinen Lieblingsspielen zählt.

Das letzte Spiel in meiner Liste mag zwar nicht so tiefgreifend und innovativ sein, verdient aber dennoch aus persönlicher Vorliebe Erwähnung:

Soma

Es ist eines dieser Amnesia-Spiele. ... Ach nein, halt, es ist ja sogar von Frictional Games, den Erschaffern der Amnesia-Reihe. In meiner Jugend erlebte das Genre Survival Horror gerade seine Glanzzeit mit Silent Hill, Resident Evil und anderen Games dieser Art aus der Perspektive der dritten Person mit Tank Controls und fester Kamera. Mit Resident Evil 4 vermischte sich das Genre mit Elementen des Egoshooters: Die Figur war zwar noch zu sehen, doch befand sich die frei bewegliche Kamera quasi auf ihrer Schulter. Damals erschienen solche Spiele wie Dead Space und brachten sehr viel mehr Action in den Horror hinein. BioShock verband schließlich vollends Horror mit Egoshootern. Der klassische Survival Horror war langsam dem Untergang geweiht.
Erst Amnesia, soweit ich weiß, brachte frischen Wind in das Genre und nutzte die Egoperspektive gezielt, um dem Zuschauer wieder das Fürchten zu lehren, nicht durch Action und Rumgeballer, sondern durch Weglaufen und Verstecken.
Soma ist also ein Spiel dieser Entwickler und sah für mich im Trailer auf den ersten Blick aus wie ein zweites BioShock. Ich persönlich mochte BioShock sehr wegen der Unterwasserwelt und ... der 30er Jahre Musik. xD Na ja, sagen wir so, BioShock war für mich bereits damals bei Erscheinen interessant, weil es um eine Dystopie geht, die noch dazu unter Wasser spielt. Das altmodische Flair aus optischem und akkustischem Design trug bei mir sehr viel dazu bei, dass ich es atmosphärisch sofort mochte. Warum ich es jetzt noch zu einem echt guten Spiel zähle, liegt vor allem an der philosophischen Komponente, der Frage nach dem freien Willen. (Dieses "Would you kindly?" hat mich damals echt erwischt.)
Soma allerdings, obwohl es in einer ähnlichen dystopischen Welt unter Wasser spielt, ist einerseits komplett verschieden, andererseits stellt es ebenfalls tiefgreifende philosophische Fragen. Der Protagonist landet in einer dystopischen Zukunft, in der die letzten Menschen vor einer Katastrophe geflohen sind und sich in der Tiefsee eine Zuflucht schufen. Doch dort sind sie nicht lange überlebensfähig und forschten deshalb daran, ihre Persönlichkeit in Maschinen zu transferieren. Im Grunde geht es um das Leib-Seele-Problem. Was ist unsere Identität und was Realität? Es konfrontiert den Spieler mit moralischen Entscheidungen, manchmal ohne Alternative, aber auch oft ohne Konsequenz. Alle psychologischen Auswirkungen und Erkenntnisse obliegen lediglich dem Spieler. Ich halte Soma für genial konzipiert, darum hat es den Sprung auf meine Liste von 2021 geschafft.

Es gibt noch so viele andere Spiele, die hier stehen müssten, da sie wirklich ziemlich gut und empfehlenswert sind: Limbo, Little Nightmares, White Day, Folklore, Lone Survivor, Stay, The Last Campfire, Edna bricht aus und Harveys neue Augen. Auch sowas wie Unravel, American McGee's Alice, The Count Lucanor, Hue oder selbst solcher Quatsch wie I Am Bread hätten es eigentlich verdient, hier zu stehen. Aber das würde echt den Rahmen sprengen. Vielleicht schreibe ich zu manchen noch was. Eine Übersicht für meine Spiele von 2021 findet man hier.

 

Anime


Ich fasse mich kürzer. Viele Anime habe ich 2021 eh nicht gesehen und sie alle waren nicht wirklich weltbewegend.

Patema Inverted

Dieser Film hat ein bisschen was von der ewig gleichen Prämisse von Makoto Shinkai in Your Name, Weathering With You usw. Ein Mädchen und ein Junge werden in eine fantastische Situation mit surrealen Elementen gezogen, mit ein paar melancholischen Aspekten, Kitsch und einem pompösen Finale. (Ich kenne Makoto Shinkai seit Voices of a Distant Star und hatte irgendwann das Gefühl, er erzählte immer die gleiche Geschichte, was nicht heißen soll, dass ich ihn nicht mag, aber zumindest konnte ich den Hype um Your Name nicht nachvollziehen.) Patema Inverted hat Schwächen bei den Charakteren und der Auflösung der Story. Ich nenne es hier trotzdem, weil ich die Idee extrem interessant finde.
Hier treffen zwei Menschen aufeinander, deren Gravitation einander entgegengesetzt ist. Ausgelöst wurde das durch ein Experiment, bei dem versucht wurde, aus der Schwerkraft der Erde Energie zu gewinnen. Das Experiment ging schief und für einen Großteil der Menschheit wurde die Schwerkraft umgekehrt: Sie fielen in den Himmel hinauf. Für manche verbindet sich mit diesem Bild eine Urangst. Es erinnert an den Felsenturmtempel in Majora's Mask, der auf den Kopf gedreht werden kann, sodass sich der Himmel unter den Füßen befindet. "Mit erdwärts gesungenen Masten", wie Paul Celan es in einem Gedicht formulierte. Diese Idee finde ich so faszinierend und gruselig, dass ich mich einfach gefreut habe, einen Anime mit ähnlicher Grundlage zu haben. Daher bin ich froh, Patema Inverted zu kennen, aber man hätte mehr daraus machen können.

Sarazanmai

Warum zähle ich das auf? Keine Ahnung. xD Es ist eigentlich zu absurd. Meine Freundin hat diese Animeserie entdeckt und als sie erzählte, worum es ging, war ich verwirrt. In Sarazanmai werden drei Jungs von einem Kappa überfallen und ihrer Shirikodamas beraubt, sodass sie sich in Kappas verwandeln. Um wieder zu Menschen zu werden, sollen sie die Shirikodamas von Zombies sammeln. Wieso ich irritiert war? Weil ich mich ein bisschen mit japanischer Mythologie und Fabelwesen auskenne und Shiri...kodoma ("shiri" heißt "Arsch") ein fiktives Organ im Anus ist. Wie habe ich mir das vorzustellen, wenn es in dem Anime um sowas geht? Ja, es ist dann letztlich auch ähnlich absurd und fast verstörend. :'D Aber irgendwie habe ich den Anime gern geschaut. Bei aller Komik behandelt er ein paar ernste Themen und ich mochte auch die zwei stets wiederkehrenden albernen Lieder, besonders den Kawausoiyaa-Song der Polizisten. Ich konnte viel lachen und irgendwann stand mir auch nicht mehr der Mund vor Ungläubigkeit offen.

Zum Schluss noch etwas Älteres und Ungewöhnliches:

Alfred J. Kwak

Den Anime habe ich in meiner Kindheit ab und zu beim Durchswitchen gesehen, mich aber nie groß dafür interessiert. Es ist eine dieser Ko-Produktionen zwischen Japan und europäischen Ländern wie Deutschland und, in diesem Fall, Niederlande. Auf den ersten Blick sieht es aus wie Disneys Donald Duck. Im Grunde spielt es sogar mit dieser Vorstellung, aber ich würde es eher als Fabel bezeichnen. Alfred ist ein kleiner Erpel, dessen Eltern und Geschwister von einem Auto überfahren werden und der fortan bei seinem Ziehvater Henk, einem Maulwurf, lebt. Als "Maulwurfente" muss sich Alfred daher schon in der Schule mit Spott und Ausgrenzung auseinandersetzen. Besonders Kra, eine Krähe aus seiner Klasse, greift ihn ständig an. Dabei ist Kra selbst nicht perfekt, er färbt seinen Schnabel mit Schuhcreme schwarz, da dieser eigentlich gelb ist. Seine Mutter war nämlich keine Krähe, sondern eine Amsel und Kra versucht das mit allen Mitteln zu verheimlichen. An dieser Stelle merkt man schon, dass es in der Serie oft um ernste, an die Realität angelehnte Themen geht, zum Beispiel um Ausgrenzung Andersartiger und um Rassismus. Das ist keine Überinterpretation. Wir begleiten Alfred dabei, wie er älter wird und seine ehemaligen Schulkameraden bald zu arbeiten beginnen und Familien gründen. Auch Kra wird erwachsen und seine kindlichen Grausamkeiten nehmen ernste Züge an. Er wird kriminell, hat beispielsweise mit Waffenschmuggel zu tun. Auch sein Fremdenhass nimmt fatale Auswüchse an, als er in die Politik geht. Er gründet die Nationale Krähenpartei und ergreift teils mit Zustimmung des Volkes, teils mit Druck durch seine Kampfstaffel in Großwasserland die Macht. Der ganze Verlauf, die Bezeichnungen und nicht zuletzt die optische Gestaltung von Kra, der sich zu dieser Zeit Seitenscheitel und Schnauzer stehen lässt, machen die Anlehnung an das Regime unter der NSDAP deutlich. Im Original heißt Kra zudem "Dolf".
Es ist nicht das einzige ernste Thema in dem vermeintlichen Kindertrickfilm. Alfred verliebt sich später in Winnie, eine schwarze Ente, die mit ihrer Familie aus Gänseland floh, weil ihr Vater ein Widerstandskämpfer gegen die dortige Rassentrennung ist und verfolgt wurde. Weiße Gänse empfinden sich als überlegen und versklaven die schwarzen Enten.
In manchen Folgen geht es um Umweltzerstörung, Entwicklungshilfe oder um Kapitalismuskritik bei den Machenschaften des skrupellosen Bürgermeisters Rokodil, der für seine Taten bis zum Schluss nie zur Rechenschaft gezogen wird. Ich war positiv überrascht von dieser Serie in all ihrer Kritik und Direktheit. Kinder verstehen vielleicht nicht alles, aber ich glaube, dass es einen gewissen Eindruck hinterlässt.

 

Manga
 

Eine komplette Liste meiner gelesenen Manga 2021 gibt es hier. Es waren insgesamt 224 und damit etwas weniger als üblich, weil ich meine Zeit mehr mit Videospielen und Häkeln verbrachte. So richtig bahnbrechende Highlights gab es nicht unbedingt, aber ein paar Serien möchte ich doch nennen:

Komi can't communicate

Am liebsten würde ich an dieser Stelle einfach den Werbetext zitieren, der für diesen Manga geschrieben wurde, denn er bringt genau auf den Punkt, worum es geht. Aber ich versuche es mal mit meinen eigenen Worten.
Komi ist das beliebteste Mädchen der Schule. Sie ist schön, wirkt kühl und unnahbar. Jeder möchte ihr Freund sein. Das Problem nur: Niemand spricht sie an. Darum weiß auch niemand, dass Komi in Wirklichkeit überhaupt keine Freunde hat. Als der 08/15-Typ Tadano neu an die Itan Privatschule kommt, macht er sofort bei den Schuhfächern Bekanntschaft mit Komis vernichtendem Blick. So scheint es. Seine Klassenkameraden beginnen ihn zu schneiden, weil er durch Zufall den Platz neben Komi erhält. Diese starrt ihn nur böse an, als er ihren runtergefallenen Radiergummi aufhebt. Als der Lehrer Komi bittet, aus dem Buch vorzulesen und sie schweigt, entschuldigt er sich peinlich berührt und hält ihr Schweigen für Ablehnung. Doch Tadano kommt ein leiser Verdacht: Komi hat ein Kommunikationsproblem.
Der Manga ist ein humoristischer Slice of Life mit einigen Vier-Panel-Kapiteln, also vergleichbar mit Barakamon. Darüber hinaus kann ich Komis Unsicherheit in Bezug auf zwischenmenschliche Kommunikation ziemlich gut nachvollziehen, weshalb mich das Lesen immer mit einem warmen Gefühl des Verständnisses erfüllt.

Den nächsten Manga nenne ich, weil es ein Klassiker ist und ich es 2021 endlich abschloss:

Inu Yasha

Kann mich nicht erinnern, wann ich die Serie zu lesen begann, es ist schon Jahre her und ich gelangte ungefähr bis zur Hälfte. In einer Hauruckaktion habe ich die restlichen 20, 30 Bände am Stück beendet. Rumiko Takahashi hat für mich einen eigenen Charme und Humor. Ranma 1/2 war einer der ersten Manga, die ich überhaupt las. Inu Yasha birgt sehr viel mehr Handlung, Ernst und sogar ungewöhnlich grausame Komponenten. Es ist meines Erachtens die beste Serie der Autorin.

Akamatsu & Seven

Ich war mir nicht sicher, ob ich das in meine Aufzählung aufnehme, da meine Begeisterung für den Manga nicht mehr aktuell ist, aber ich weiß, dass dieser Boys Love für mich deutlich herausstach. Man merkt, dass Akamatsu & Seven nicht von den üblichen BL-Zeichnerinnen stammt, sondern von einem Mangaka aus dem Shonen-Bereich. Endlich mal wieder eine Story über "echte" Männer und nicht fluffig weibische Abziehbilder. (Sorry für die abwertende Formulierung, das soll nicht misogyn klingen; ich hoffe, es ist verständlich, dass ich damit nur die stereotypen BL meine, die nach Schema F ablaufen.) Akamatsu & Seven hat einen wunderbaren Stil, realistische Darstellungen, Ernst und Humor. Das Ende war mir zwar etwas zu leicht gelöst und positiv, aber empfehlenswert finde ich ihn in dem Genre dennoch.

 

Buch
 

Eigentlich müsste ich das Folgende noch unter die Manga zählen, aber an Büchern habe ich hiervon mehr konsumiert und es ist außerdem das Original:

Lovecraft

Kein spezielles Buch nenne ich hier, sondern den Autor als Ganzes. Ich hatte ihn lange auf meiner To-read-Liste, aber erst die genialen Mangaadaptionen von Gou Tanabe und der Umstand, dass es zahlreiche Hörbücher, noch dazu von David Nathan, auf Spotify von Lovecraft gibt, führten zu einem regelrechten Marathon seiner Bücher. Ich begann mit dem Cthulhu-Mythos und war froh, dass es hierzu eine biografische Einleitung gab, die einen auf den Fremdenhass Lovecrafts vorbereitete. Danach folgten Der Fall Charles Dexter Ward, Der Schatten über Innsmouth, Das Ding auf der Schwelle, Die Ratten im Gemäuer, Der Schatten aus der Zeit, Jäger der Finsternis, Necronomicon und Berge des Wahnsinns. Letzteres ist neben Charles Dexter Ward einer meiner Favoriten. Lovecraft hat einen ganz eigenen Stil des zyklopischen, titanischen Horrors.

 

Film


Ich habe nur ungefähr ein halbes Dutzend Filme gesehen und davon ist wohl am ehesten erwähnenswert:

Das Schweigen der Lämmer

Ich schaute sie alle hintereinander, also folgten danach Hannibal, Roter Drache und Hannibal Rising. Ich glaube, dass der erste Film am besten konzipiert ist. Die frauenverachtenden Inhalte waren manchmal schwer zu ertragen, jedoch gut eingesetzt. In Hannibal wirkte dieser Aspekt etwas gezwungen aufgesetzt, als hätte man den Vorgänger nachgemacht. Den zweiten Film kannte ich übrigens schon und fand ihn damals etwas albern, obwohl die Überzeichnung Absicht ist. Da ich den Handlungsbogen mit Will Graham bevorzuge, sagte mir Roter Drache aus persönlicher Vorliebe am meisten zu, obwohl ich den Fall selbst überhaupt nicht ausstehen kann. Hannibal Rising war sicher auch kein schlechter Film, hatte allerdings einige peinliche Komponenten für mich.

 

Serie


Wie bereits erwähnt folgten die Filme der Serie:

Hannibal

Davon kannte ich kurz nach Erscheinen bereits anderthalb Staffeln. Es wurde jedoch nicht mehr im Fernsehen ausgestrahlt, daher schaute ich nicht weiter und beendete die Serie erst 2021, als ich sie auf Disc holte. Ein bisschen ist es ein Guilty Pleasure, da Hannibal viele meiner Vorlieben bedient: Ein Serienkiller mit Stil, ein Katz-und-Maus-Spiel mit einem Ermittler, gehobene Konversation und eine Prise Humor. Es ist absichtlich überzeichnet, aber ich empfand es dank Mads Mikkelsens Darstellung als nicht ganz so plakativ wie bei Anthony Hopkins. Es gibt viel zu kritisieren, besonders die Staffel mit dem Roten Drachen fand ich recht anstrengend und langwierig. Dennoch ein emotionales Serien-Highlight.

Ich könnte hier noch Better Call Saul nennen, dessen Konzipierung ich ähnlich genial finde wie schon bei Breaking Bad. Allerdings ist es nicht wirklich bezeichnend für 2021, da ich halt nur die letzten zwei Staffeln schaute.

 

Künstler
 

Den Kanal von 遥奈 (Haruna) finde ich sehr empfehlenswert. Sie komponiert Stücke zu japanischen Autoren, nimmt beispielsweise Gedichte als Grundlage, spielt auf Klavier, singt und dazu sind die Videos mit gezeichneten Geschichten gestaltet. Besonders ihre Stücke zu Nakahara Chuya mag ich sehr.

 

Ansonsten habe ich 2021 viel von dem irischen Sänger Dermot Kennedy gehört, ausgelöst durch Giants im Radio. Die Lieder sind sehr emotional und atmosphärisch und die Videos großartig gestaltet, zum Beispiel Moments Passed:

Kürzlich hat es mir Better Days angetan, vor allem die gefühlvolle Interpretation des Tänzers Josh Denyer:


Ich hatte außerdem wiederkehrende Ohrwürmer von Kirinjis エイリアンズ (Aliens) und Norwegian Wood von den Beatles, was daran liegt, dass ich Anfang des Jahres Naokos Lächeln von Murakami las.




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