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Zukunft

Jounouchi/Yuugi
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Domino – Ein hartes Pflaster

Wer den Manga gelesen hat, hat sicher auch bemerkt, dass Yuugi relativ häufig in Prügelerein gerät und stets den Kürzeren zieht. So oder so muss man doch sagen, dass Domino nicht gerade die ideale Stadt ist, wo Kinder und Jugendliche aufwachsen sollten. Jugendbanden, Kriminelle und korrupte Fernsehsender. Der Manga zeigt, dass diese Stadt nichts für Schwächlinge ist! Komplett anzeigen

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Endlich Zeit für uns - oder doch nicht?!

Es war ein warmer Frühlingstag. An diesem Samstag musste Jounouchi nicht arbeiten und so konnte er glücklicherweise mit Yuugi Zeit verbringen. Durch ihre unterschiedlichen Lebenswege und ihre Pläne für die Zukunft hatten sie weitaus weniger Zeit für diese kleinen Annehmlichkeiten im Leben. Jounouchi, der auf Teilzeit im Duel Monsters Café arbeitete und im Kame Game Shop aushalf, hatte seinen Traum Pro Duelist zu werden, nie aufgegeben. Auch jetzt noch nahm er an lokalen Turnieren teil und verteidigte seinen Titel tapfer. Im August würde das nächste große Termin stattfinden, wo er teilnehmen wollte und nicht nur der Welt, sondern auch all den Zweiflern – insbesondere diesem versnobbtem, arrogantem, eingebildetem Firmenleiter Kaiba Seto – beweisen würde, was er drauf hatte und wie groß sein Potential als Duellant war.
 

Seit Jahren bekleidete Yuugi den ersten Platz der Weltrangliste und Kaiba schenkte nur ihm und wirklich niemanden Interesse. Alle anderen Duellanten waren es nicht wert angesehen zu werden und das kotzte den Blonden an, weshalb er sich vorgenommen hatte, sich zur Spitze durchzukämpfen. Yuugi war derzeit mehr mit seinem Studium als Game Developer beschäftigt. Jounouchi lächelte, als er daran zurückdachte, wie schlecht die beiden damals in der Schule waren. Sie hatten sogar ein Notenbingo aus ihren Schulnoten gemacht und waren als Belohnung jedes Mal zur BurgerWorld Hamburger essen gegangen, wenn wieder eine schlechte Bewertung eintrudelte. Da wusste Jounouchi nicht, dass Yuugi zu den hellsten Köpfen in der Schule gehörte. Er hatte einfach nur keine Lust. Sein Kopf hing wortwörtlich in den Wolken.
 

Aber das war meist so mit den hochbegabten Leuten. Sie waren einfach unterfordert und aus Trotz bemühten sie sich erst gar nicht oder steckten ihre ganze Energie in andere Dinge. Und bei Yuugi waren es nun mal die Spiele. Zumindest hatte Jounouchi das mal so in einer Reportage im Fernsehen gesehen und da hieß es, dass die meisten Hochbegabten schlecht in der Schule waren, weil ihre individuellen Talente nicht ausreichend gefordert wurden. Dann blockierten sie das, was sie nicht interessierte, da sie der Ansicht waren, dass sie nur Zeit verschwenden würden.
 

Selten passte Yuugi im Unterricht auf und die meiste Zeit blickte er verträumt aus dem Fenster oder malte Duel Monsters auf seinem Schulblock. Doch eines Tages kam unverhofft einer ihrer Mitschüler, der sonst nie da war, in ihre Klasse. Für Prüfungen und Tests war er immer da, doch kurz darauf, nachdem er seine Zettel abgegeben hatte, verschwand er wieder. Nur einmal war er gekommen, um sich die Ergebnisse anzusehen, die öffentlich im Schulflur aushingen.
 

„Yuugi“, hörte man seine laute und feste Stimme in de Raum hallen. Sämtliche Schüler in der Klasse wurden still und Yuugi, der bis eben verschlafen aus dem Fenster geschaut hatte, drehte seinen Kopf in die Richtung, aus der er den Sprecher vermutete. Sofort öffneten sich seine Augen begeistert und sämtliche Müdigkeit war verschwunden. Es kam selten vor, dass Kaiba Seto ihre Klasse besuchte. Als Firmenleiter der Kaiba Corporation hatte er deutlich Wichtigeres zu tun. Auch jetzt trug er seine Arbeitskleidung, einen weißen Anzug und eine hellblaue Krawatte. Zudem war er mit einer überragenden Intelligenz gesegnet und war hochbegabt, sodass der Unterricht ihn langweilte und er nur äußerst selten erschien. Yuugi freute sich immer, wenn er ihn sah und sich sicher sein konnte, dass es ihm gut ging. Kaibas Blick war missmutig. Beinahe verärgert.
 

Für Kaiba war Yuugi ein Rivale. In Duel Monsters. Aber auch in anderen Spielen. Das einzige, was er wollte, war ihn zu übertrumpfen! In irgendetwas besser sein als er. Es musste doch etwas geben, das er besser konnte. Kaiba hatte schon früh gemerkt, dass Yuugi äußerst intelligent war. Seine Fähigkeit knifflige Rätsel unter Zeitdruck und größter Anspannung zu lösen war unglaublich und er war sich sicher, dass hinter diesem netten Lächeln und den stets freundlichen Augen weitaus mehr verborgen war, als der erste Blick vermutete. Für Kaiba stand fest, dass Yuugi klüger war, als er den Anschein erwecken wollte.
 

Leises Gemurmel war von den Seiten zu hören, welches jedoch erstickte, als Kaiba sich dem König der Spiele näherte.
 

„Warum tust du das? Willst du mich ärgern?“, fragte er und legte den Kopf schief.
 

„Ich weiß nicht, was du meinst. Kaiba-kun? Stimmt etwas nicht?“
 

„Ich habe vorhin die Ergebnisse des letzten Testes gesehen. Ich frage dich noch einmal: was soll das? Du bist unter den letzten Plätzen! Keine 100 Punkte! Und das von nur 300 machbaren Punkten!“, rief er aus und ballte seine Hand zur Faust. Man hätte glauben können, dass Kaiba Yuugi einen Schlag verpassen wollte, doch Kaiba würde niemals Hand an seinen Rivalen legen. Auch wenn er wütend war und sich für seine Niederlagen ihm gegenüber schämte, so war sein Respekt vor diesem weitaus stärker und wichtiger als jede andere Emotion, die sein Körper zuließ. Yuugi galt es zu übertrumpfen. Yuugi war an der Spitze. Yuugi war der beste und ihn zu besiegen, bedeutete, einen Sieg einzufahren, der ihn nachts in Ruhe schlafen ließ.
 

Doch Yuugi... ja. Dieser dumme, kleine Kerl! Nahm er diese Rivalität nicht ernst? Glaubte er ernsthaft, dass er Kaiba auf diese unverschämte Art und Weise ins Gesicht spucken konnte? Welch Schmach!
 

„Ach so... das meinst du. Wir spielen später Bingo. Möchtest du mitmachen?“, fragte Yuugi und legte den Kopf schief und lächelte so süß, dass Kaiba sich umso mehr provoziert fühlte. Kaiba riss der Geduldsfaden. Er knallte seine beiden flachen Hände mit voller Wucht auf Yuugis Pult, sodass sämtliche Utensilien in die Luft flogen und vereinzelt sogar gen Boden rollten. Jounouchi, der direkt neben ihm stand, sprang auf der Stelle auf und packte Kaiba am Kragen seines Anzugs.
 

„Was bildest du dir ein?!“, brüllte Jounouchi und zerrte Kaiba von Yuugi weg. Yuugi, immer noch perplex über Kaibas seltsam emotionale Reaktion, starrte die beiden an. Dann schüttelte er seinen Kopf und ging zwischen die beiden Streithähne. Jounouchi war drauf und dran den Firmenleiter zusammen zu schlagen. Yuugi umfasste Jounouchis Hände und zog ihn mit sanfter Gewalt von dem Brünetten weg, stellte sich direkt zwischen die beiden, sodass sie nicht ein zweites Mal an einander geraten konnten.
 

„Das sollte ich wohl eher ihn fragen!“, keifte Kaiba und warf Yuugi einen vernichtenden Blick zu.
 

„Du nimmst mich als Rivalen nicht ernst!“, meinte er dann und rückte den Kragen seines Anzugs wieder zurecht.
 

„Yuugi. Du bist nicht dumm. Ich weiß, dass du sehr klug bist. Warum versaust du dir deine eigene Zukunft? Mit deinen Fähigkeiten könntest du locker auf die N-Universität gehen! Du könntest ein Stipendium bekommen! Oder denkst du etwa, dass die Schule ein Ort ist, wo man seine Zeit absitzen kann?“
 

„Nicht jeder ist so eine helle Leuchte wie du!“, gab Jounouchi zurück und wollte wieder auf den Brünetten los, wurde von Yuugi jedoch aufgehalten.
 

„Ja, du ganz sicher nicht“, meinte Kaiba spöttisch und grinste hämisch, sodass der Blonde einmal mehr anfing zu zappeln und wieder von Yuugi aufgehalten wurde.
 

„Yuugi, du bist mein Rivale. Ich erwarte mehr von dir, als lausige Schulnoten oder einen Job als Tellerwäscher. Auch wenn du die Schule langweilig findest und du lieber den ganzen Tag vor dich hinträumen würdest, musst du dich – verdammt noch mal – zusammenreißen und zeigen, was du wirklich kannst!“
 

Kaiba schüttelte den Kopf und drehte sich auf der Stelle um. Für ihn war das Thema beendet. Er hatte gesagt, was er sagen wollte. Widerworte duldete er nicht. Selbst wenn Yuugi etwas gesagt hätte, hätte Kaiba es nicht mehr interessiert. In Yuugis Gesicht war die Verwunderung geschrieben. Kaibas Worte hatten ihn überrumpelt und tatsächlich schien ihn seine Aussage getroffen zu haben.
 

„Ich halte große Stücke auf dich. Enttäusche mich bloß nicht“, murmelte Kaiba, als er an Yuugi vorbei ging und den Raum verließ. Er machte sich auf den Rückweg zu seinem Firmengelände, wo er noch wichtige Aufgaben zu erledigen hatte. Für Kaiba war das Leben ein Spiel. Alles in Leben war eine Spiel. Und immer gab es Kontrahenten und Herausforderer. So auch die Schule. Der mit den besten Noten war der Gewinner. Der mit den meisten Punkten hatte gesiegt. Doch Yuugi versuchte nicht einmal zu gewinnen. Es war ihm egal. Kaiba war der festen Überzeugung, dass Yuugi ihn nicht ernst nahm und sich über ihn lustig machte.
 

Außerdem... machte er sich tatsächlich Sorgen um Yuugis Zukunft. Mit diesen schlechten Noten hatte er nicht viele Möglichkeiten. Natürlich ging er davon aus, dass jemand wie Jounouchi, der nun mal von Natur aus nicht mit viel Intelligenz gesegnet worden war und stets mit dem Kopf durch die Decke wollte, schlechte Noten schrieb und ihn zukünftig nicht viel erwartete. Aber von seinem wahren Rivalen erwartete er mehr. Immerhin betrachtete Kaiba ihn als ebenbürtig. Es kränkte ihn, dass Yuugi weder die Schule noch ihn ernstzunehmen schien. Und das, obgleich er sehr klug war und sicherlich als Jahrgangsbester hätte abschließen können, wenn er es denn wenigstens versucht hätte.
 

„Was für'n Arsch! Ich hasse ihn! Scheiße, zum Teufel mit ihm!“, fluchte Jounouchi und stampfte verärgert auf den Boden.
 

„Nein... er hat Recht. Und ich verstehe, was er meint. Das war seine Art mich zum 'Duell' herauszufordern. Er will einen fairen Kampf und wenn ich ihn nicht wenigstens versuche, zu besiegen, wird er all seinen Respekt mir gegenüber verlieren.“
 

„So fordert man doch niemanden heraus“, knurrte Jounouchi und verschränkte die Arme, ehe er weitersprach: „Und überhaupt, Schule ist doch kein Spiel. Und der hat mal gar nichts zu melden, so selten wie er hier ist.“
 

„Ach, Jounouchi-kun...“, sagte Yuugi und rang sich zu einem liebevollen Lächeln. Yuugi wusste, dass Kaibas Art Zuneigung zu zeigen, sehr verschroben und eigenartig war, aber er hatte durchaus verstanden, weshalb Kaiba so wütend war und er fasste den Entschluss, ihm das 'Duell' zu liefern, nach dem er sich so sehr sehnte.
 

Yuugi hielt als Jahrgangsbester die Abschlussrede und Jounouchi war mit Tränen in den Augen im Publikum gesessen und hatte krampfhaft versucht, nicht loszuheulen. Aus dem kleinen, schüchternen Jungen war ein selbstbewusster Mann geworden, der sich traute, offen vor anderen zu reden und seine Träume zu verfolgen. Auch nach ihrer gemeinsamen Schulzeit hatten sie viel Zeit miteinander verbracht. Und ein Jahr, nachdem sie die Schule abgeschlossen hatten, waren sie tatsächlich zusammengekommen. Wirklich viel geändert hatte sich zwischen ihnen nicht. Jounouchi hatte viel mehr das Gefühl, dass sie schon immer zusammen gewesen wären. Sie waren unzertrennlich. Sie gehörten wie Brot und Butter zusammen. Oder wie Fisch und Reis!
 

Sie bummelten immer noch durch die Innenstadt und zu Mittag aßen sie bei BurgerWorld und probierten die neuesten Burger der Saison. An ihrer Beziehung hatte sich nicht viel geändert, nur dass sie weitaus mehr Körperkontakt hatten und sie noch intensivere Gespräche über ihre Leidenschaften und Zukunftspläne führten. Als sie am Tisch saßen und ihre Burger verspeisten, war der Laden relativ voll. Trotzdem hatten sie einen schönen Platz für Zwei am Fenster ergattern können (was vermutlich an Jounouchis einschüchternden Art lag), sodass der starke Betrieb um sie herum sie kaum störte und sie einfach ihr leckeres Essen genossen. Vermutlich hätte sich Yuugis Mutter unheimlich aufgeregt. Du musst weniger Fastfood essen! Iss mehr Gemüse, hätte sie geschimpft und Jounouchi musste leicht grinsen, als er so daran dachte, wie übertrieben fürsorglich diese Frau war. Das musste wohl bei allen Müttern so sein.
 

Heute sah er sie auch als seine Mutter an. Immerhin war es so, dass Yuugis Mutter ihn wie einen Teil der Familie behandelte und ihn sogar ganz normal beim Vornamen ansprach. Jounouchis Verhältnis zu Yuugis Großvater und dessen Mutter war sehr entspannt und familiär. Schon während der Schulzeit hatte Jounouchi den alten Mann einfach nur Jii-chan genannt. Dieser hatte sich nie daran gestört und so wurde es zu einer Gewohnheit. Normalerweise würde niemand auf die Idee kommen, den Großvater eines Freundes so zu nennen, doch für Jounouchi war der alte Mann weitaus mehr als ein Verwandter seines besten Freundes: er war sein Mentor, sein Lehrmeister und wie ein Vater zu ihm.
 

Plötzlich ein Blitz. Erschrocken ließ Jounouchi seinen Burger fallen und starrte zum Fenster heraus, wo einige Männer in dunklen Anzügen ihre Fotoapparate auf sie gerichtet hatten. Schon wieder diese nervtötenden Paparazzi! Wieso konnte man nicht einmal Ruhe vor denen haben? Yuugi als König der Spiele und Jounouchi als einer der bekanntesten Duellanten der Szene waren natürlich interessante Themen für diverse Klatschzeitschriften und dem Fachmagazin Duelist Today, welches regelmäßig über die neuesten Karten, Strategien und die beliebtesten Duellanten der Szene berichtete. Meist über Kaiba und Yuugi, dessen Rivalität und abwechslungsreichen Duelle die ganze Welt in Atem hielt. Es kam nicht gerade selten vor, dass Fotos aus ihrem Alltagsleben abgedruckt wurden und irgendwelche zweideutigen Titel und Artikel gedruckt wurden, die überhaupt nichts mit der Wahrheit zu tun hatten.
 

Jounouchi knurrte verärgert.
 

„Komm,lass uns gehen... Nie hat man seine Ruhe vor denen!“
 

„Ist doch egal, wo wir hingehen, die folgen uns doch sowieso“, meinte Yuugi und biss wieder von seinem Burger ab. Nach außen war er die Ruhe selbst, doch innerlich war er sicher zum Zerreißen gespannt. Jounouchi wunderte sich, wieso Yuugi dieser plötzliche Besuch nichts auszumachen schien.
 

Für ihn war es wohl mittlerweile das Normalste auf der Welt, dass diese Paparazzi ihn verfolgten und Fotos machten. Es war ihm unangenehm, aber vermutlich hatte er sich einfach schon daran gewöhnt. Würden sie jetzt weglaufen, würde dies nur wieder neue Gerüchte ins Leben rufen und Yuugi raunte jetzt noch genervt darüber, als sämtliche Klatschzeitschriften über seine neue Krankheit berichteten, nur weil er sich auf offener Straße die Nase geputzt hatte und eine leichte Erkältung gehabt hatte. Aus einer Mücke wurde schnell ein Elefant, vor allem dann wenn man versuchte sich zu verstecken und diesen sensationsgierigen Reportern genug Futter für neue spannende Stories gab. Davor hatte Kaiba ihn damals auch gewarnt.
 

„Trotzdem nervt das...“, meckerte Jounouchi und seufzte laut hörbar.
 

Als einige dieser Paparazzi in den Laden gestürmt kamen, um ihnen Fragen zu ihrem Privatleben zu stellen, zuckte Jounouchis Augenbraue merklich. Yuugi beantwortete die Fragen der Reporter mit einem Lächeln und bemühte sich darum, das Bild des charismatischen und sympathischen Duellanten aufrechtzuerhalten. Die gesamte Aufmerksamkeit lag bei Yuugi. Jounouchi war es ja gewohnt, dass die ganze Welt sich nach Yuugi drehte, trotzdem machte es ihn rasend. Nicht, weil sie ihn komplett ignorierten, sondern weil er eifersüchtig war und gar keine Lust hatte, seinen Yuugi heute mit der Welt zu teilen. Das hier war ihr gemeinsamer freier Tag! Ein Date! Verdammt! Und jetzt nervten diese Typen mit ihren Fragen und würden vermutlich niemals ein Ende finden.
 

„In welcher Beziehung stehen Sie zu Jounouchi-san?!“, wollte einer der Kerle wissen und hielt Yuugi ein Mikrofon hin, während die anderen Typen Fotos machten, einige zügig in ihren Notizbüchern Schriftzeichen kritzelten und alle gespannt auf seine Reaktion warteten. Yuugi verzog keine Mine.
 

„Er ist ein sehr guter Freund und jemand, den ich sehr schätze. Sowohl als Mensch als auch als Duellant. Er ist ein wunderbarer Mann“, erklärte Yuugi wahrheitsgemäß.
 

War ja klar, dass diese Frage wieder gestellt werden würde. Wir tauchen immer zusammen auf und jetzt dichtet man uns sogar eine romantische Beziehung an – dass das zwar stimmt und wir tatsächlich seit zwei Jahren zusammen sind, muss man ihnen ja nicht auf die Nase binden. Arschlöcher. Und die reden von mir in der dritten Person, als wäre ich gar nicht hier..., dachte Jounouchi und verengte die Augen zu Schlitzen und schickte diese nervigen Typen gedanklich zum Teufel.
 

„Mutou-san! Ist es wahr, dass Sie schwul sind?“, fragte einer der Typen aus der hinteren Reihe.
 

Erstaunt hob Yuugi die Augenbrauen und lächelte so liebenswert, wie es ihm möglich war. Er versuchte sich die Nervosität nicht ansehen zu lassen. Kaiba hatte ihm gesagt, dass es sehr wichtig war, seinen Gegenüber zu täuschen. Kaiba hatte ihn persönlich aufgesucht und ihn vor den Reportern und den Medien gewarnt und ihm mehr als einmal ins Gedächtnis gerufen, wie unglaublich wichtig es für ihn war, seine Rolle zu spielen und niemals zu viel Privates zu offenbaren. Darüber hinaus hatte Kaiba ihm gesagt, dass er sich dringend einen Manager zulegen sollte, doch Yuugi hatte abgelehnt. Er war ein normaler Mann und er wollte sich nicht noch mehr einschränken, als es nötig war. Ihm war die Normalität wichtig. Ein geregelter Alltag. Seine Freiheit. Kaiba hatte nur den Kopf geschüttelt.
 

Verdammter Pisser! Das geht dich doch gar nichts an!, schoss es Jounouchi durch den Kopf und sein Gesicht sprach Bände. Er war kurz davor, aufzustehen und den Typen, der diese Frage so unverschämt in den Raum warf, aus dem Gebäude zu zerren und ihm mithilfe seiner Fäuste zu zeigen, was schlagkräftige Argumente bedeuteten, da, wo er aufgewachsen war.
 

„Ich glaube nicht, dass Ihre Fragen sonderlich viel mit meiner Karriere als Pro Duelist zu tun haben. Haben Sie noch weitere Fragen zu meiner Profession und Plänen? Wenn nicht, dann bitte ich Sie, uns in Ruhe zu lassen“, erklärte Yuugi mit Engelsgeduld.
 

Jounouchi biss sich verärgert auf die Unterlippe.
 

Wie kannst du so ruhig bleiben? Ich sollte mir echt ein Beispiel an dir nehmen... du bist so erwachsen und professionell. Kein Wunder, dass mich keiner ernst nimmt..., überlegte Jounouchi weiter und senkte nun den Blick.
 

Hatte er gerade ernsthaft mit dem Gedanken gespielt, diesen Reporter zu verprügeln, nur weil er eine Frage stellte, die bereits öffentlich diskutiert wurde? Es war ja nicht das erste Mal, dass diese Frage gestellt wurde. Erst hieß es, dass Yuugi und Kaiba in Wirklichkeit eine Beziehung zueinander führen würden und dass ihre Rivalität nur als Deckmantel diente, um ihre eigentlichen Gefühle füreinander zu verbergen, doch mit der Zeit wurde dieses Gerücht immer leiser und jetzt diskutierten die Fangemeinschaft, ob Yuugi nicht doch etwas mit dem drittklassigen Duellanten – Jounouchi drehte sich der Magen vor Zorn um – am Laufen hatte.
 

Immer diese Unterstellungen. Immer diese verfluchten Gerüchte! Auch wenn dieses Gerücht ausnahmsweise mal wahr war, war es nichts, was die beiden an die große Glocke hängen wollten. Ihre Gefühle füreinander waren etwas, das nur sie teilten. Genauso wie ihre Erinnerungen. Es gab Dinge im Leben, die man nur mit bestimmten Personen teilen wollte. Außerdem wollte Jounouchi nicht, dass sein schlechter Ruf auf Yuugi abfärbte. Im Gegensatz zu Yuugi hatte Jounouchi arge Probleme damit, besonnen und ruhig mit diesen giftigen Reportern und ihren Fragen umzugehen und er fühlte sich schnell provoziert, während Yuugi immer höflich und neutral blieb.
 

Das letzte Interview lief nicht sonderlich gut und Jounouchi erinnerte sich ungern daran zurück, wie er wütend den Saal verlassen und den Reporter als verficktes Arschloch bezeichnet hatte, weil dieser ihn fragte, ob er in die Fußstapfen seines Vaters treten wollte. Der Mann hatte keine Ahnung von seiner familiären Situation. Der Blonde hatte stets darauf geachtet, seine Familie – insbesondere seinen Vater und seine geliebte Schwester Shizuka – aus seinem Leben als Pro Duelist herauszuhalten, damit diese in Ruhe leben konnten, ohne ständig mit Fragen belästigt zu werden. Der Reporter hatte eine einfache Frage gestellt, von der Jounouchi sich persönlich angegriffen fühlte und bis heute schämte er sich für seine emotionale Reaktion. Er hatte sich daraufhin öffentlich mehrmals für sein Verhalten entschuldigt und heute war das Thema gegessen, dennoch belastete ihn diese Erinnerung.
 

Letztendlich hatte er selbst Schuld an seinem schlechten Ruf.
 

Genau aus diesem Grund machte sich auch Kaiba über ihn lustig. Kaiba ging sogar so weit, zu behaupten, dass seine bloße Anwesenheit Yuugis Ruf schädigte. Vermutlich wollte Kaiba ihn nur ärgern. Der war immer auf Krawall gebürstet und hatte Spaß daran, andere Menschen zu verletzen, vor allem wenn dieser Mensch Jounouchi war. Doch er konnte es auch nicht vollständig von der Hand weisen, weshalb sie sich nach wie vor nur als Freunde bezeichneten und sie beschlossen hatten, ihre Beziehung für sich zu behalten. Nichtmal Honda hatte er davon erzählt. Also sollten auch diese beschissenen Reporter nichts wissen. Immer noch grummelte er, während Yuugi weiterhin die Fragen brav beantwortete. Mittlerweile war Jounouchis Burger kalt. Der Appetit war ihm vergangen.
 

So langsam verflüchtigte sich die Menge der Reporter. Als Yuugi sie darum bat, zu gehen, hatten viele zugestimmt. Letztendlich hatten sie ja bekommen, was sie wollten: Fotos und Aussagen, die man schön ins Gegenteil verdrehen konnte, wenn man auf neue und coole Schlagzeilen aus war. Jounouchi war in der Hinsicht immer pessimistisch und sah nur das Schlechte.
 

„Tut mir leid, Katsuya“, meinte Yuugi mit einem Blick, als wäre ein naher Verwandter gestorben.
 

„Hä? Was meinst du?“, fragte Jounouchi verwundert und legte seinen Kopf schief.
 

„Obwohl du hier sitzt, hat keiner nach dir gefragt. Ich fühle mich schlecht, weil ich so im Mittelpunkt stehe und du nur wortlos daneben sitzt. Dabei bist du so ein grandioser Duellant. Ich... ich wünschte einfach, sie würden endlich mehr über dich berichten!“
 

„Yuugi“, sprach er ihn an und fixierte ihn mit ernster Miene.
 

„Ich bin nicht neidisch auf dich. Ich gönne dir deinen Erfolg aus tiefstem Herzen. Glaube bloß nicht, dass ich jetzt sauer auf dich wäre.“
 

„Wirklich? Du siehst total genervt aus...“, meinte Yuugi kleinlaut.
 

„Ja, weil wir seit Langem mal wieder Zeit nur für uns haben und mal wieder gestört werden. Ich weiß, das klingt vielleicht bescheuert, aber ich möchte gerne mal Zeit nur mit dir verbringen. Ohne Reporter. Ohne irgendwelchen selbst überzeugten Amateur Duellanten, die dich zum Duell herausfordern und unsere kostbare Zeit stehlen. Ohne irgendeinen bestimmten Firmenleiter – du weißt ganz genau wen ich meine – der der Ansicht ist, er müsse eine riesige Show veranstalten und mit einem Hubschrauber herunter gesegelt kommt, nur um dich zu einer Revanche herauszufordern und dann noch die Unverschämtheit hat, mich entweder zu ignorieren oder mich so ganz nebenbei als Hirntumor zu beschimpfen.“
 

„Es tut mir leid.“
 

„NARGH! Wieso entschuldigst du dich denn jetzt?! Die sind uns gefolgt! Das ist doch nicht deine Schuld! Komm, lass uns gehen. Das Essen ist eh schon kalt. Fürs Erste sollten wir unsere Ruhe haben“, sagte Jounouchi bestimmt und erhob sich von seinem Platz. Als Yuugi ihn dennoch nur missmutig ansah und keine Anstalten machte, sich zu bewegen, ergriff er sein Handgelenk und zerrte ihn hinterher. Leise keuchte Yuugi auf. Er mochte es, wenn Jounouchi dominant wurde und einfach das Ruder übernahm, denn viel zu oft erwischte er sich selbst dabei, sich gedanklich runter zu machen, nur um dann am Ende deprimiert zu sein.

Eine Herausforderung in der Spielhalle

Sie liefen durch den Domino Park. Es war Frühling und die Kirschblütenblätter segelten sanft zu Boden. Der Park war relativ voll und man hörte an allen Ecken lachende Kinder und das Singen der Vögel und das Gurren von Tauben.
 

„Hätten wir etwas Brot mitgenommen, hätten wir die Spatzen füttern können“, erklärte Yuugi lächelnd und betrachtete die kleinen Vögel, die wild in den Spitzen der Bäume umhersprangen und nach Insekten Ausschau hielten, während sie ihre schrillen Lieder unentwegt sangen.
 

„Dann würden wir die nie wieder loswerden. Letztes Mal sind uns die Tauben bis in die Innenstadt hinterher gelaufen!“, lachte Jounouchi und grinste amüsiert.
 

„Stimmt, das war irgendwie gruselig!“, stimmte Yuugi mit ein.
 

Schweigend saßen sie nebeneinander und verfolgten beide ihre eigenen Gedanken. Doch dann hob Yuugi den Kopf und sah Jounouchi wieder an, öffnete seinen Mund einen Spalt breit und suchte nach den richtigen Worten. Etwas lag ihm seit geraumer Zeit auf dem Herzen.
 

„Es ist schade, dass wir so wenig Zeit füreinander haben. Aber nicht mehr lang, dann bin ich mit meinem Studium durch und dann habe ich bestimmt mehr Zeit für dich“, erklärte er mit einem Lächeln.
 

„Hm, stimmt... nächstes Jahr im März hast du deine Prüfungen. Trotzdem bist du ein schlechter Lügner“, erwiderte Jounouchi grinsend.
 

„Ich weiß ganz genau, dass du bereits an einem Spiel tüftelst und Pläne hast. Und wenn du erst mal arbeiten gehst, wirst du noch weniger Zeit für mich haben. Ist aber auch nicht schlimm. Ich weiß, wie sehr du Spiele liebst und glaube mir... Spiele sind auch ein wichtiger Bestandteil meines Lebens.“
 

„Du hast mich durchschaut!“, meinte Yuugi und kratzte sich verlegen an der Wange.
 

„Ich möchte nicht nur Spiele spielen, sondern selbst erschaffen. Ich arbeite immer noch an diesem einem Spiel, von dem ich dir damals erzählt habe. Mittlerweile habe ich mehr Erfahrung und es fällt mir viel einfacher, visuell das darzustellen, was ich mir vorstelle. Ich hoffe nur, dass ich jemanden finde, der mir hilft, das Spiel zu vermarkten“, fügte er hinzu. Plötzlich wirkte Yuugi wieder niedergeschlagen und ließ einen tiefen Seufzer aus seiner Kehle, sodass Jounouchi hellhörig wurde.
 

„Wieso bist du jetzt deprimiert? Hey, du bist ein grandioser Kerl und ich bin mir sicher, dass dein Spiel die Welt verändern wird“, versuchte er ihn wieder zu motivieren und aufzuheitern.
 

„Hm... da wäre ich mir nicht so sicher.“
 

Yuugi erzählte von seinem Dozenten, der sein Projekt mit bereits bekannten Spielen verglich und sich über Yuugis eingeschränktes Weltbild lustig machte. Sein Dozent war der Ansicht, dass Yuugi erst seinen Horizont erweitern musste, wenn er anständige und gut vermarktbare Spiele schaffen wollte. Denn bei der Erstellung eines Konzepts durfte nicht der Spaß am Spiel der entscheidende Faktor sein, sondern auch die Frage der Produktion. Wer zählte zur Zielgruppe? Wie alt sollten die Spieler sein? Wie gut würde sich das Endprodukt letztendlich verkaufen? War es massentauglich? Oder einfach nur ein Abklatsch von bereits bekannten Spielen?
 

Sein Dozent, sein Name war Iwamoto, war der Ansicht, dass Yuugis Projekt nichts weiter als ein Abklatsch von Duel Monsters war. Für ihn war die Ähnlichkeit nicht von der Hand zu weisen. Das Spielbrett erinnerte zu stark an Capsule Coliseum und Dungeon Dice Monsters und andere diverse Brettspiele, die es seit Jahren gab und auch heute arge Probleme hatten, sich auf dem sich stets verändernden Markt ihre Position zu sichern. Ein weiteres Spiel dieser Art würde einfach nur untergehen. Da war die strategische Komponente nicht mal erwähnenswert. Seine Kritik hatte Yuugis Entschluss ins Wanken gebracht.
 

War Yuugi gut genug als Spieleentwickler? Vielleicht hatte Iwamoto ja doch Recht. Vielleicht mangelte es ihm an Erfahrung und dem Wissen, den Markt und das Angebot und die sich daraus ergebende Nachfrage richtig einzuschätzen. Yuugi war gerade mal 21 Jahre alt. Er befand sich im letzten Jahr seines Studiums und auch wenn er sein Spiel bereits fertiggestellt hatte und einen Namen hatte, so schüchterte ihn die Kritik ein, so dass er sich unsicher war, ob er nicht doch noch warten sollte. Spaß und Leidenschaft waren eine Sache, aber davon konnte man schließlich nicht leben. Das sagte sein Vater auch jedes Mal, sobald er Yuugi sah. Er war noch zu jung, um die Wirtschaft durchschauen zu können. Dafür brauchte er einen erfahrenen Geschäftspartner. Jemand, der gewillt war, ein Risiko einzugehen.
 

Zunächst hatte Yuugi darüber nachgedacht, eine eigene Firma aufzumachen und unter diesen Namen sein Spiel herauszubringen, doch dazu fehlten ihm die Ressourcen und ein angemessenes Startkapital. Er brauchte fähige Mitarbeiter, doch ohne Geld konnte er diese nicht bezahlen. Momentan sah seine Zukunft nicht so rosig aus. Jounouchi hörte ihm geduldig zu. Nach der Schule hatte sein Spiel zum alljährlichen Spielwettbewerb in Deutschland geschickt und es dort vorgestellt. Zu diesem Zeitpunkt war das Spiel aber noch längst nicht so ausgereift wie heute. Ohne Siegerehrung war er nach Hause gegangen und hatte sich nochmal an das Konzept gesetzt und sich gefragt, was er ändern musste. Von selbst fand er die Antworten nicht, doch er wurde älter und reifer. Sein Studium hatte ihm sehr viel Wissen vermittelt, sodass er sein Spielkonzept umgearbeitet hatte und nun selbst voll und ganz von diesem überzeugt war. Sein Spiel war gut. Es war jedoch nicht etwas, das jeder spielen konnte, was einerseits an dem Spielbrett selbst, welches moderne Technik benötigte, um optisch dargestellt zu werden und andererseits an der hohen Konzentrationsfähigkeit, die von den Spielern abverlangt wurde, lag. Es war ganz sicher kein Spiel für kleine Kinder, sondern richtete sich gezielt an Erwachsene.
 

Frustriert ließ er den Kopf hängen und blies seine Wangen auf, murmelte unverständliches Zeug, von dem Jounouchi sich nicht sicher war, was er damit ausdrücken wollte.
 

„Das sieht dir gar nicht ähnlich, einfach aufzugeben. Ich bin mir sicher, dass irgendeine Firma gewillt sein wird, dein Projekt zu verwirklichen. Vergiss nicht: du bist der König der Spiele! Nicht nur, dass sämtliche Duellanten weltweit gegen dich spielen wollen, du bist bekannt und beliebt bei den Fans. Deine Fanbase steht ganz sicher hinter dir, wenn du ein eigenes Spiel raus bringst, also solltest du dir nicht so viele Sorgen machen.“
 

„Meinst du wirklich?“, fragte Yuugi unsicher nach.
 

„Würde ich jemals lügen?“, meinte Jounouchi, erntete jedoch einen skeptischen Blick dafür ein, sodass er seine Aussage nochmal korrigierte: „Würde ich dich jemals anlügen?“
 

Yuugi kicherte und schüttelte den Kopf, ehe er den Blick wieder in den Himmel richtete und sich die vorbei fliegenden Wolken ansah. Es ging immer irgendwie weiter. Nicht heute. Nicht morgen. Aber irgendwann. Jounouchi hatte Recht. Es war einfach noch viel zu früh zum Aufgeben. Am liebsten hätte er sich nun an den Blonden angelehnt, doch er erinnerte sich daran, dass sie im Park waren und dass sie gesehen werden konnten. Irgendwann wurde Jounouchi hibbelig. Der Blonde konnte nicht lange an einer Stelle sitzen und er wurde zunehmend unruhiger.
 

„Mir ist langweilig...“, murrte er dann irgendwann und Yuugi schlug vor, dass sie zur Spielhalle gehen könnten. Ganz nebenbei erwähnte er einen neuen Automaten, wo der Highscore als unmöglich zu knacken galt. Sofort erwachte Jounouchis Kampfgeist. Wäre doch gelacht, wenn er den nicht überbieten konnte! Schon vor Jahren hatte er sich zur Aufgabe gemacht, den Rekord eines Jungen zu überbieten. Sein Name war KAI. Bei jedem Automaten stand sein Name ganz oben in der Liste und fast jeder Rekord war ein Weltrekord. Die gesamte Gaming Szene wusste, dass es sich bei KAI um das Kürzel von Kaiba handelte und Yuugi war sich sicher, dass es Jounouchi nicht darum ging, den ersten Platz zu belegen, sondern dass es seine kindische Art war, Kaiba von seinen Fähigkeiten zu überzeugen.
 

Sicher hätte Yuugi Kaibas Highscores knacken können, doch dafür waren tausende Yen notwendig. Geld, das Yuugi für andere Dinge brauchte. Kaiba hatte ihn auch nie zu einem Duell an den Automaten herausgefordert, also waren diese Errungenschaften für den Firmenleiter nicht allzu wichtig. Yuugi hatte kein Interesse daran, jedes Spiel in der Spielhalle zu spielen und daddelte an den anderen Automaten, meist Rennspiele wie Super Mario Circuit oder Kampfspiele wie Street Fighter. Da ging es nicht um Rekorde, sondern einfach nur darum, Spaß zu haben und das Spiel abzuschließen.
 

Yuugi fand, dass ein Spiel auch Spaß machen musste und dass zu viel Druck nicht immer gut war und eher dazu führte, dass der Spieler nervös wurde und Fehler machte. Das baute Frust auf und führte dazu, dass ein Spiel irgendwann unangetastet im Schrank verstaubte und nie wieder angerührt wurde. Yuugi war sich für keine Herausforderung zu schade und er spielte jedes Spiel durch, doch seit er sein Studium begonnen hatte, fehlte ihm die Zeit dazu. Da hatte er weder die Lust noch die Zeit mehrere Stunden an einem Level zu sitzen, nur um es mit perfektem Highscore abzuschließen und jedes Geheimnis zu lüften. Während der Oberstufe hatte er das viel zu oft gemacht und sogar Nächte durchgespielt, sodass er manchmal sogar in der Schule eingeschlafen war. Das hatte sich schlagartig geändert, nachdem Kaiba ihn herausgefordert hatte. Ob Kaiba sich im Klaren war, wie sehr sein Wachruf ihm geholfen hatte? Ohne ihn hätte er sich nie aus dieser Spirale befreien können. Vermutlich hätte er sich damit abgefunden, einfach nur den Laden seines Großvaters zu übernehmen. Das wäre der einfachste Weg gewesen, denn dann hätte er nicht mal eine kaufmännische Ausbildung gebraucht. Doch Yuugi hatte sich für den schweren Weg entschieden.
 

In der Spielhalle angekommen, mussten sie feststellen, dass es brechend voll war. Der Großteil der Kunden waren Jugendliche, die ihre freie Zeit mit Zocken verbrachten und sich an den Gesellschaftsspielen austobten. Aus der Karaoke Abteilung hörte man viele schräge Stimmen, die Yuugi ein leichtes Lächeln entlockten. „Das erinnert mich an früher“, sagte er mit nostalgischem Blick. Die bunten Lichter des Dance Dance Revolution Spiels leuchteten quer durch den Raum und die laute Musik dröhnte bis zum Eingang. Mazaki Anzu hatte einen neuen Rekord aufgestellt. Einen Rekord, der bisher nicht gebrochen wurde. Dieses Spiel war auch das einzige Spiel, wo Kaibas Name nicht in der Liste auftauchte. Yuugi schmunzelte etwas.
 

Kaiba bekleidete sogar bei den Karaoke Spielen den ersten Platz. Er war durch und durch begabt und konnte den Rhythmus von jedem Spiel durchschauen und das Blatt zu seinem Gunsten wenden. Nur bei dem Tanzspiel, da hatte er es gar nicht erst versucht. Eine Entscheidung, die Yuugi sehr gut nachvollziehen konnte, denn auch er war nicht gerade der beste Tänzer auf der Tanzfläche. Nur einmal hatte er sich von Anzu gegen seinen Willen zu einer Party mitschleppen lassen. Glücklicherweise war Jounouchi auch dabei gewesen, so konnten sie sich gut im Abseits verstecken, während sämtliche Klubgänger nur noch Augen für Anzus Tanzschritte hatten...
 

„Ich bin echt kein Fan von so was“, murrte Yuugi und ließ den Kopf hängen. Die laute Musik, die vielen Menschen – der Großteil von ihnen schon halb betrunken und kaum mehr richtig zurechnungsfähig – und die bunten Lichter störten ihn unheimlich. Aber es war Anzus Geburtstagsgeschenk. Sie hatte es sich so sehr gewünscht. Eine wilde Nacht mit ihren Freunden und das in der größten und bekanntesten Disco in Domino. Die einzigen, die ebenfalls Spaß zu haben schienen, waren Otogi und Bakura, die mit Anzu gemeinsam auf der Tanzfläche das Tanzbein schwangen. Er konnte in ihren Gesichtern sehen, dass sie Spaß hatten.
 

Yuugi konnte nicht tanzen. Es hatte ihn auch nie wirklich interessiert. Natürlich sah es schön aus, wenn Anzu sich elegant zur Musik bewegte, aber so sehr er sich auch bemühte, diese Leidenschaft steckte ihn nicht an. Der Funke sprang wortwörtlich einfach nicht über. Jounouchi schien es ähnlich zu gehen. Honda versuchte sich daran, Anzus schnelle Schritte nachzumachen, fiel dabei jedoch häufiger auf die Nase als ein junges Rehkitz, das gerade erst zur Welt gekommen war. Immer wieder halfen Bakura und Anzu ihm dann auf die Beine, während Otogi amüsiert grinste oder lauthals lachte.
 

Jounouchi hatte die Arme verschränkt und sah stur zu ihren Freunden, die echt Spaß zu haben schienen und sich von der Musik mitreißen ließen. Anzu zeigte allen, was sie drauf hatte. Sowohl die Frauen als auch die Männer jubelten ihr begeistert zu, als ihr Lieblingssong den Raum erfüllte und ihr Körper bewegte sich so rasch und passend im Rhythmus des Beats, dass wohl jeder sagen konnte, dass sie fürs Tanzen geboren worden war. Wie eine Königin beherrschte sie die Tanzfläche. Und auch nach über zwei Stunden war ihr keine Erschöpfung anzusehen.
 

An ihrem Tisch standen mehrere Gläser und zwei davon mit Saft. Der Barkeeper hatte Jounouchi ausgelacht, als er einen alkoholfreien Saft bestellt hatte und seitdem wirkte er angespannt und genervt. Yuugi hatte einfach dasselbe bestellt, damit Jounouchi sich nicht allein fühlte. Auch so mochte er lieber süße Getränke, als alkoholische Cocktails. Er konnte einfach nicht verstehen, warum die ganzen Jugendlichen so viel tranken, denn viele von ihnen torkelten nur noch auf der Tanzfläche und es war für Außenstehende äußerst unangenehm ihnen zuzuschauen. Yuugi schüttelte den Kopf, entschloss sich dann zur Toilette zu gehen. Er sagte Jounouchi schnell Bescheid und verließ den Raum. Die Flure erstrahlten im hellen, blauen Neonlicht, sodass er sich etwas geblendet fühlte, als er die große Tür öffnete. Der Türsteher warf ihm einen missmutigen Blick zu, ließ ihn dann einfach passieren. In der Herrentoilette war es glücklicherweise nicht so voll, sodass er auch seine Gedanken ordnen konnte.
 

„Oh mann... was bin ich froh, wenn der Abend endlich vorbei ist und wir nach Hause können. Discos sind echt nicht meins. Aber wenn's Anzu Spaß macht, kann ich ihr diesen Wunsch schlecht abschlagen“, murmelte er und begab sich dann zum Waschbecken, wo er sich ordentlich die Hände wusch. Am liebsten wäre er einfach gegangen. Diese tolle Partystimmung, von der alle immer sprachen, kam bei ihm einfach nicht auf. Er wollte nichts trinken und auch nicht tanzen, also war er dazu verdonnert, gelangweilt am Tisch zu sitzen und den anderen beim Tanzen zuzusehen. Durch die laute Musik konnte er nicht mal mit Jounouchi richtig reden, dabei gab es das ein oder andere Thema, das ihm gerade auf dem Herzen lag.
 

Zum Beispiel die neue Duel Monsters Kartenkollektion, die exklusiv neue Magier und Magiermädchen vorstellte und bei Jounouchi hätte er sicher einen würdigen Gesprächspartner gehabt, der sein Interesse teilte. Hier war er ein Außenseiter. Das hier war nicht seine Welt. Und er wollte auch kein Teil von ihr werden, nur um Anzu einen Gefallen zu tun. Für ihn stand fest, dass er Discos auch zukünftig meiden würde. Es war eine Ausnahme. Und Anzu wusste das sicher auch.
 

Natürlich waren Hondas Versuche mehr als nur amüsant und sie würden sicher noch in den nächsten Tagen über seine spektakulären Stürze beherzt lachen und ihn damit aufziehen, aber das war auch das einzige, das ihm positiv im Gedächtnis blieb.
 

Anzu, die immer schnell Freunde fand und sich hier nach Herzenslust austobte, wäre aber sicher enttäuscht gewesen, wenn sie bemerkte, dass Yuugi plötzlich weg war. Außerdem kam sie immer zu den Duel Monsters Turnieren mit, um Jounouchi und Yuugi anzufeuern, also war es wohl kaum zu viel von ihm verlangt, einen Abend durchzuhalten. Er atmete tief durch und machte sich auf den Rückweg, wurde im Flur jedoch von einigen großen Kerlen angerempelt, sodass er beinahe zu Boden ging. Trotz allem entschuldigte er sich für seine Unachtsamkeit. Doch die beiden groß gewachsenen Kerle ließen ihn trotzdem nicht gehen. Sie trugen weiße Anzüge und rote Hemden darunter, den Kragen der Hemden hatten sie in die Luft abstehen und ihre Haare hatten sie kurz abrasiert. Vom Aussehen erinnerten die beiden stark an die Yakuza Mitglieder aus Filmen. Vermutlich nur Trittbrettfahrer, stellte Yuugi fest. Echte Yakuza würden wohl kaum in einer Disco Zeit totschlagen.
 

„Hör zu, das macht 100.000 Yen. Her mit der Kohle. Glaubst wohl, du wärst ein ganz großer Macker und kannst Leute umher schubsen, hm?! Wegen dir ist mein teurer Anzug ganz schmutzig“, sagte der Größere der beiden, der offensichtlich der Anführer war. Am liebsten hätte Yuugi ihnen gesagt, dass sie absoluten Blödsinn redeten! Immerhin hatten sie doch ihn fast zu Boden geworfen. Die beiden Typen machten sich extra breit, damit niemand durch den Gang konnte. Der Security Beamte an der Eingangstür zeigte sich unbeeindruckt und grinste stattdessen nur in sich hinein. Ihm schien diese Vorführung gut zu gefallen. Es war ihm deutlich anzusehen, dass er nicht einschreiten würde.
 

„Ich habe kein Geld“, sagte Yuugi dann mit entschlossenem Blick. Von denen würde er sich doch den Abend nicht vermiesen lassen und sich erst recht nicht herum schubsen lassen. Auch wenn Yuugi kein Kämpfer war und in einem Zweikampf eindeutig den Kürzen ziehen würde, so konnte er sich zumindest verbal zur Wehr setzen und seine Meinung äußern. Dass das keine gute Idee war, hätte ihm seine Erfahrung sagen sollen, doch wahrscheinlich hatte er einfach zu viel Zeit mit den beiden Raufbolden Jounouchi und Honda verbracht, sodass deren Verhalten langsam auf ihn abfärbte.
 

„Außerdem habt ihr doch mich geschubst! Findet ihr das Ordnung, euch zu Zweit gegen Schwächere zusammenzuraufen? Das ist feige!“
 

„Schnauze, du Pisser!“ Noch ehe Yuugi realisieren konnte, was geschehen war, spürte er den harten Beton der Wand an seinem Rücken. Mit voller Wucht war er gegen diese geflogen, als einer der beiden ohne Vorwarnung auf ihn einschlug. Der andere packte ihm am Kragen und hob seinen kleinen Körper in die Luft, sodass Yuugis Füße über dem Boden schwebten und er nach Luft keuchte. Panisch umfasste er das Handgelenks des Mannes, der ihn in seinem Würgegriff hatte.
 

„Du wirst den Tag bereuen, an dem du geboren wurdest“, knurrte er und kam Yuugi so nahe, dass ihre Gesichter nur wenige Zentimeter voneinander getrennt waren und er dessen unangenehmen nach Alkohol stinkenden Odem riechen konnte. Die beiden Kerle hatten eindeutig zu viel getrunken. Er schielte zur Seite. Wieso tat der Security Beamte denn nichts? Es war doch wohl seine Aufgabe, für Sicherheit und Ordnung zu sorgen! Stattdessen hatte er sich umgedreht und tat so, als würde er nichts mitbekommen. Yuugi steckte mehrere Schläge in der Bauchgegend und im Gesicht ein. Einer griff ihn am Oberarm und wirbelte ihn umher, sodass er mit mit dem Gesicht auf den Boden landete.
 

Obwohl er eindeutig im Nachteil war und keine Chance gegen die beiden hatte, bettelte er weder um Gnade, noch ließ er es sich nehmen, den beiden immer wieder abschätzige Blicke entgegen zu werfen. Gewalt war nie eine Lösung. Sich mit Fäusten zu schlagen, brachte niemanden etwas und bis heute weigerte er sich, die Hand gegen andere zu erheben. Mal davon abgesehen, dass es ihm gegen diese beiden Typen nichts gebracht hätte. Yuugis Durchhaltevermögen verwunderte die beiden Kerle.
 

Nur einen Augenblick später wurde die Tür des Tanzsaals aufgerissen. Yuugi konnte durch sein geschwollenes Gesicht nicht erkennen, wer die Tür geöffnet hatte, aber im nächsten Augenblick war er sich sicher, dass diese Person nur Jounouchi sein konnte. Brüllend stürzte er sich auf die beiden und setzte einen nach dem anderen außer Gefecht. Als sie am Boden lagen, warf Jounouchi einen vernichtenden Blick den beiden zu. Seine Faust, die er noch immer der Luft hielt, zitterte und er biss sich auf die Unterlippe. Yuugi wischte sich mit seinem Ärmel das Blut vom Gesicht weg und versuchte aufzustehen, doch der plötzlich aufwallende Schmerz hielt ihn auf, sodass er sich wieder auf den Boden fallen ließ und sich stattdessen an die Wand lehnte.
 

Besorgt kam Jounouchi auf ihn zu. In seinen Augen glaubte Yuugi so etwas wie Schuld lesen zu können.
 

„Yuugi...“, flüsterte er leise und strich behutsam über Yuugis Gesicht. Seine Hände zitterten unaufhaltsam.
 

„Jounouchi-kun“, begann Yuugi und vermied es den Blonden anzusehen.
 

„Es tut mir leid. Immer mache ich dir Kummer.“
 

„Idiot! Das ist doch nicht deine Schuld! Ich hätte sofort kommen müssen, als mir klar wurde, dass du viel zu lang weg bist. Verdammt... wäre ich doch nur eher hier gewesen“, fluchte er und schlug mit der Faust auf den Boden, ließ seinen Kopf hängen, sodass seine blonde Mähne sein Gesicht verbarg. Doch Yuugi konnte es trotzdem sehen. Die Tränen, die er so sehr zurückzuhalten versuchte und wie verzweifelt er sich auf die Unterlippe biss, um sich selbst daran zu hindern, zu jammern.
 

„Hör auf, dir selbst die Schuld zu geben. Du bist mir zur Hilfe gekommen und das ist alles, was zählt“, meinte Yuugi dann und legte seine Hand vorsichtig auf Jounouchis Schulter. Ein warmes Lächeln lag auf Yuugis Lippen und er bemühte sich darum, den Schmerz, der seinen Körper durchströmte, zu ignorieren. Auf keinen Fall wollte er, dass Jounouchi ihn so sah. Am Boden. Jammernd. Winselnd. Noch immer bemühte sich Yuugi darum, die Haltung zu bewahren und versuchte sich einmal mehr aufzurichten. Trotz des Schmerzes gelang es ihm, wieder auf die Beine zu kommen. Noch immer hockte der Blonde vor ihm auf dem Boden und starrte fassungslos nach unten.
 

Yuugi hielt ihm seine Hand hin. „Jounouchi-kun, lass uns gehen. Die anderen machen sich sonst Sorgen“, sagte er lächelnd. Jounouchis Unterlippe bebte und er hob den Blick, betrachtete den kleinen Jungen vor sich, der sich nichts anmerken ließ und immer noch nach vorne sah. Für Jounouchi war Yuugi das Licht. Er strahlte immer hell. Nichts und niemand konnte ihm das Leuchten nehmen und dieses Wissen, dass Yuugi niemals aufgab und immer weiter voranschritt, gab auch Jounouchi Mut.
 

„Lass uns erst deine Verletzung behandeln, ansonsten tickt Anzu aus“, sagte der Blonde, nachdem er sich endlich wieder gefasst hatte.
 

Yuugi geriet oft in Schwierigkeiten. So auch Jounouchi. Domino war ein hartes Pflaster und man musste sehr viel einstecken können, wenn man in dieser Stadt leben wollte. Jounouchi war das Kämpfen gewohnt. Seinen Gegenüber mit einem gekonnten Schlag auszuknocken war ihm in Fleisch und Blut übergegangen, schließlich hatte er seit seiner Jugendzeit den Großteil seiner Freizeit damit verbracht, sich mit anderen Jugendlichen zu prügeln und sich einen Namen als Straßenkämpfer zu machen. Auch eine Gruppe an Halbstarken schüchterte ihn nicht ein. Seine Erfahrung als Kämpfer ließ ihn vorausschauen und er konnte an einer winzigen Handbewegung oder dem Zucken eines Muskels erkennen, was sein Gegner vorhatte.
 

Doch Yuugi konnte das nicht. Yuugi verabscheute Gewalt. Er wollte nicht kämpfen und war eher bereit Schaden zu nehmen und Schmerz zu ertragen, als dass er jemand anderen verletzte. Jounouchi fand diese Einstellung sehr nobel, aber auch gefährlich. Also machte er sich immer Sorgen um Yuugi und hatte sich geschworen, diesen vor Gefahren zu beschützen. Es ärgerte ihn, dass er seinen eigenen Schwur nicht halten konnte. Dieses Versprechen, das er sich selbst gab.
 

„Die Rennspiele sind gerade nicht besetzt. Schnapp' dir einen Platz! Ich hole uns was zu trinken“, meinte Jounouchi und zischte zur Theke, wo sie Getränke anboten. In den letzten Jahren war die Spielhalle so am boomen, dass sie nicht nur ausgebaut hatten, sondern auch ihr Angebot ausgeweitet hatten. Mittlerweile boten sie Getränke und Snacks an. Außerdem konnte man Schlüsselanhänger und anderes Merchandise kaufen. Insbesondere die Super Mario Figuren liefen gut. Jounouchi bestellte für Yuugi eine Cola und für sich einen heißen Kaffee. Wenn es um aufregende Spiele ging, wo das Adrenalin rasch hochschnellte und er wütend über kleine Fehler wurde, brauchte er einfach eine ordentliche Portion Koffein!
 

Yuugi hatte sich in den Rennstuhl gesetzt und hatte einige Yen in den Automaten geworfen. Gerade als er anfangen wollte, das Rennen zu beginnen und er sich einen Charakter aussuchen wollte, spürte er eine Hand, die sich ungefragt auf seine Schulter legte. Erst hatte er gedacht, dass Jounouchi schon zurück war, doch als er seinen Kopf umdrehte, erkannte er einige Kommilitonen aus seinen Studiengang. Ausgerechnet diese Rowdies, die ihm seit Beginn des Studiums das Leben schwermachten. Warum sie es auf ihn abgesehen hatten, wusste Yuugi nicht. Er wusste eines aber mit Sicherheit: er mochte sie nicht und sie gehörten zu der Sorte Mensch, mit denen er auf keinen Fall befreundet sein wollte.
 

„Na, wenn das nicht unser König der Spiele ist“, sagte einer von ihnen und zog eine Augenbraue nach oben und schenkte Yuugi einen abschätzigen Blick. Der Bunthaarige versuchte, sich nicht provozieren zu lassen und lächelte gewohnt freundlich, unwissend, dass er seinen Gegenüber und dessen Kumpels mit dieser nett gemeinten Geste verärgerte.
 

„Hallo, Nakamura-kun“, begann Yuugi und widmete seine volle Aufmerksamkeit auf die drei Jungs hinter ihm.
 

„Schön, euch zu sehen. Seit ihr auch zum Spielen hier?“, stellte er eine rhetorische Frage.
 

„Bist du allein da? Komm, mach Platz. Du gewinnst doch sowieso. Dir machen solche Spiele doch sicher keinen Spaß mehr, weil du ja eh immer gewinnst“, meinte er dann und drängte sich neben Yuugi, schubste diesen vom Sitz herunter, veränderte die Charakterauswahl und begann das Rennen.
 

„Hey, das ist unfair!“, verteidigte sich Yuugi.
 

Die beiden anderen Jungs stellten sich links und rechts neben ihn, schubsten ihn aus Spaß hin und her und gackerten amüsiert darüber, wie hilflos der angebliche König war und dass er scheinbar keine Kraft aufbrachte, sich zur Wehr zu setzen. Dass Yuugi Gewalt verabscheute und Kämpfen aus dem Weg ging, war kein Geheimnis. Auch jetzt hatte er nicht vor, sich gegen diese Jungs aufzulehnen. Mal ganz davon abgesehen, dass er diese drei Männer bis zu den Prüfungen ertragen musste und er ihren Zorn nicht mehr als nötig auf sich ziehen wollte. Dass er sich nicht wehrte, nahmen die Jungs als Sieg wahr, also schubsten sie ihn noch heftiger zwischen sich hin und her, sodass Yuugi das Gleichgewicht verlor und zu Boden ging.
 

„Entschuldige, aber ich dachte, du wärst ein König“, spöttelte der eine und grinste breit.
 

„Herrje! Wie kommst du denn nur wieder hoch? Wir Normalos sollten einem König wie dir nicht die Hand geben, nicht wahr? Wo ist denn dein Diener, der dir den Hintern abwischt? Irgendwo muss er doch stecken, oder?“, fügte der andere hinzu und alle drei lachten. Nakamura zog siegreich in die dritte Runde und begann dann die nächste Strecke. Er hatte sich Mario als Spielcharakter ausgewählt. Yuugi hätte Luigi genommen, da er schon immer eine gewisse Verbundenheit mit diesem Charakter gespürt hatte.
 

„Oh, da kommt er ja schon!“, sagte einer der Jungs, als sie Jounouchi aus der Entfernung angerannt kommen sahen. Ohne lange nachzudenken, lief der Blonde auf seinen kleinen Freund zu, der immer noch am Boden saß und sich versuchte aufzurichten. Er hatte dabei die beiden Getränke fallen lassen und eine Sauerei veranstaltet. Jedes Mal, wenn er sich aufrichten wollte, trat einer der beiden ihn wieder zu Boden. Yuugi keuchte und entschloss sich nun, doch endlich etwas zu sagen: „Hört gefälligst auf! Ihr benehmt euch wie Kleinkinder!“
 

„Scheiße... das ist Jounouchi!!“, rief der eine und drehte sich um, wollte noch schnell abhauen.
 

Jounouchi war als Schläger bekannt und die meisten, die je auf ihn getroffen waren, hatten ihre Lektion gelernt. Sich mit diesem Kerl anzulegen, ging nie gut. Das wusste jeder. Deshalb war er ebenso gefürchtet wie verehrt. Er war ein Held der Straßen und auch heute sprachen die Schulbanden von der Legende des blonden Kerls, der seine Straßen im Alleingang verteidigte und sich gegen seinen Anführer gewandt hatte und zum Einzelgänger wurde. Jounouchi mischte sich nur dann ein, wenn er es für nötig hielt. Wenn Schüler der Ansicht waren, dass sie Schwächere drangsalieren und belästigen durften, war er zur Stelle, spielte den Held des Tages und prügelte die Bösewichter windelweich. Jounouchi war in seiner Jugendzeit oft in Straßenkämpfen verwickelt gewesen. Sein Vorstrafregister war deshalb auch nicht gerade kurz. Er war nicht sonderlich stolz auf diese Leistungen, aber dennoch nützte ihm dieser schlechte Ruf in der Hinsicht etwas, denn so trauten sich die meisten nicht, Hand an ihn oder seinen Freunden – insbesondere Yuugi – zu legen. Diese Kerle hatten sich mit dem Falschen angelegt.
 

Die drei Jungs verließen panisch die Spielhalle. Sie wussten zwar, dass Yuugi immer mit ihm abhing, aber sie bekamen Muffensausen als dieser wie ein wilder Stier angerannt kam und dabei war sie ordentlich auf die Hörner zu nehmen. Jounouchi entschloss sich dazu, ihnen nicht zu folgen, sondern kniete sich direkt vor Yuugi und begutachtete dessen Gesicht. Ein paar rote Flecken waren zu sehen, dort, wo ihre Fußsohlen seine Haut berührt hatten. Zornig knirschte er mit den Zähnen. Am liebsten wäre er ihnen hinterher gelaufen und hätte sie in Richtung Mond gekickt!
 

„Yuugi?! Ist alles okay?!“, fragte er mit heller Stimme. Die Aufregung war ihm nicht nur anzusehen, sondern auch anzuhören. Yuugi nickte und erhob sich nun endlich vom Boden, klopfte sich den Dreck von der Kleidung. Er warf einen Blick zum Spiel. Der Charakter kam genau in diesem Moment als letzter an oder eher gesagt, wurde der Spielcharakter als letzter gekürt, da alle anderen Fahrer bereits im Ziel waren. Yuugi grummelte.
 

„Toll... dabei wollte ich eigentlich mit Luigi spielen“, war seine Reaktion.
 

„Wolltest du nicht etwas zu trinken mitbringen?“, fragte er und lächelte schief, versuchte die Situation unter den Teppich zu kehren und so zu tun, als wäre nie etwas passiert.
 

„Die Getränke sind doch scheißegal! Geht es dir wirklich gut?“
 

„Ich bin hart im Nehmen, das weißt du doch. Ich will mir von diesen Idioten nicht den Tag vermiesen lassen. Auch wenn ich einen anderen Charakter wollte, spiele ich den Cup zu Ende!“, lachte Yuugi und setzte sich zurück an seinen Platz. Jounouchi wollte noch etwas sagen, aber...
 

Besser ich gehe da nicht weiter drauf ein, sonst wird er noch sauer auf mich. Mann... wieso wehrst du dich denn nicht? Andererseits... genau deshalb habe ich dich so gern. Du bist so sanftmütig, selbst solchen Arschlöchern gegenüber. Ich war damals auch so'n Dreckskerl und du hast mich trotzdem deinen Freund genannt, dachte Jounouchi, grinste verschämt und holte ein weiteres Mal Getränke und setzte sich dann neben Yuugi. Sie zockten mehrere Runden miteinander. Jounouchi war unglaublich stolz, als er Yuugi zwei mal besiegte.

Wer braucht schon einen Ring?

Yuugi starrte das Schaufenster des Schmuckladens vor ihnen eine ganze Weile an und Jounouchi machte sich auch nicht die Mühe seine Gedanken zu unterbrechen. Yuugis volle Aufmerksamkeit lag bei den schicken Accessoires vor ihnen und immer wieder kam ein anerkennendes gar staunendes Raunen über seine Lippen. Der Blonde warf einen genaueren Blick auf das Stück, das Yuugis gesamte Aufmerksamkeit auf sich zog. Ein ledernes Armband mit silbernen Nieten und einen zusätzlichen Gürtel, um das ganze Teil noch mehr aufzuwerten. Jounouchi selbst hatte nie viel von Schmuck gehalten. Er trug eine Kette mit einem kleinen silbernen Anhänger. Nicht weil er das Teil besonders schick fand, sondern aufgrund des emotionalen Wertes. Seine Schwester hatte ihm diese Kette geschenkt und er trug sie seit Jahren nahe an seinem Herzen.
 

Jounouchi wusste, dass Yuugi nie sonderlich viel Selbstvertrauen gehabt hatte und er zeigte seine Interesse für Visual Kei nicht so offen, wie er es gerne wollte, da er befürchtete, das Ziel von Schikanen zu werden oder gar von den Lehrkräften seiner Universität verwiesen zu werden. Obwohl er darüber staunte, dass keiner der Dozenten je etwas über Yuugis außergewöhnliche Frisur gesagt hatte.
 

Yuugi kam dem Schaufenster noch ein Stück näher und drückte seine Hände gegen die Glasscheibe. Ein breites Grinsen zeichnete sich auf Jounouchis Lippen ab.
 

Dank Atem hatte sein kleiner Freund viel mehr Selbstvertrauen gewonnen und heute traute er sich auch, seine Lieblingsklamotten in der Öffentlichkeit zu tragen. Schon während ihrer gemeinsamen Schulzeit hatte Yuugi ein ledernes Halsband angelegt. Zunächst hatte sich Jounouchi gewundert, aus welchem Grund er dies tat, doch er erklärte sich Yuugis plötzlichen Wandel so, dass Atem diesen Kleidungsstil bevorzugte. Der Pharao achtete sehr auf sein Aussehen und war in der Hinsicht vielleicht sogar etwas zu eitel gewesen. Aber es war nicht so, dass Atem dies wollte, sondern dass Yuugi selbst gerne Leder und Nieten trug. Erst mit dem Pharao an seiner Seite hatte er den Mut gefunden, seinen Schmuck tatsächlich anzulegen, den er sonst geheim in einer Schublade versteckte.
 

Da Yuugi begeistert die Ware betrachtete, aber kein Wort sagte, entschied Jounouchi, dass er nun genug hatte. Er legte einen Arm um seinen Freund, sodass dieser verwundert aufsah und seinen Mund einen breiten Spalt öffnete. Yuugi wollte etwas sagen, aber verstand nicht, was in seinen blonden Freund gefahren war. Jounouchi grinste nur und zog ihn mit zum Eingang des Ladens.
 

„Ich habe unglaublich Lust mich im Laden umzusehen!“, lachte er vergnügt und zog Yuugi hinein durch die Tür. Die Türmechanik gab einen leisen Klingelton von sich, als sie den Schmuckladen betraten und die junge Frau am Tresen wirkte etwas verwundert, dass zwei junge Männer, in einer innigen Umarmung umschlungen, den Laden betraten, da sie es gewohnt war, dass meist junge Frauen und Schülerinnen durch die Tür hinein kamen. Routiniert begrüßte sie ihre Kundschaft und widmete sich wieder ihren eigenen Aufgaben.
 

Yuugi freute sich wie ein Honigkuchenpferd. Noch immer hatte der Blonde seinen Arm um ihn gelegt. Er machte auch keine Anstalten sich zu entfernen, viel mehr schien er die Nähe zu diesen warmen Körper zu genießen. Leider entfernte sich Yuugi dann doch von ihm, da er sich umsehen wollte. Yuugis Begeisterung für Accessoires war für den Blonden zwar nicht so gut nachzuempfinden, da er selbst nie die Notwendigkeit gesehen hatte, sich großartig herauszuputzen, trotzdem konnte er nicht anders, als es irgendwie niedlich zu finden, wie viel Begeisterung sein Freund für diese glitzernden Teile aufbringen konnte.
 

Jounouchi sah sich mit weit aufgerissenen Augen um. Er hatte nie die Notwendigkeit gesehen, einen Schmuckladen zu betreten und die hiesige Auswahl an Accessoires verschlug ihm den Atem. Es gab unglaublich viel, von dem er nicht einmal wusste, zu welchen Gelegenheiten man diese Schmuckstücke trug.
 

Funkelnde Ohrringe, Ketten, Armbänder und Schmuckstücke, die er nicht so recht einzuordnen vermochte, befanden sich in den Regalen und den gläsernen Vitrinen. Einige der Klunker brachten ihn dazu, verwundert die Augenbrauen zu heben und einen genaueren Blick drauf zu werfen. Exotische und kunterbunte Stücke waren wohl gerade in Mode. Er selbst konnte sich nicht so recht vorstellen, mit bunten Federschmuck oder Traumfängern als Ohrringen herumzulaufen, aber der Modesinn einer Frau unterschied sich stark von dem eines Mannes. Vielleicht konnte er deshalb diesem Trend nicht mehr als ein müdes Lächeln und einen entgeisterten Blick abgewinnen.
 

Wirklich schön fand er diesen Firlefanz nicht. Leicht gelangweilt, ließ er seinen Blick durch die Damenabteilung schweifen, ehe er sich umdrehte und Yuugi aufsuchte.
 

Die Herrenabteilung war nicht sonderlich groß und wurde von den Massen an Angeboten für Frauen überschattet. Er warf einen prüfenden Blick zu seinem bunthaarigen Freund, der sich nun das Lederarmband ansah, das ihn bereits im Schaufenster so gut gefallen hatte.
 

„Lass uns doch etwas im Partnerlook kaufen. Das Armband im Schaufenster hat dir doch so gut gefallen.“
 

Yuugi hob den Blick, als Jounouchi ihn ansprach und drehte sich zu ihm.
 

„Das ist doch gar nicht dein Stil und ich habe auch gar nicht so viel Geld dabei. Nur gucken reicht mir auch.“
 

„Ich habe noch genug Trinkgeld von meinem Job übrig.“
 

„Das geht nicht!“, rief Yuugi aus und legte das Teil zurück, das er bis eben in seiner Hand hielt.
 

„Ich spare noch ein bisschen und kaufe es mir selbst.“
 

„Unsinn. Ich will es. Du und Jii-chan schenkt mir immer so viel und ich möchte dir auch mal etwas zurückgeben.“
 

„Ich kann das nicht annehmen...“, murrte Yuugi und senkte verlegen den Blick.
 

„Sieh es... als Zeichen unserer Verbundenheit. Für einen richtigen Ring habe ich noch nicht genug beisammen“, lachte Jounouchi, zwinkerte vielsagend und griff nach zwei Armbändern, die ordentlich im Regal hingen. Eines drückte er Yuugi in die Hand und das andere legte er sich um, um zu prüfen, ob es passte. Mit ein paar geschickten Handgriffen stellte er das Armband ein, sodass es wie angegossen passte.
 

Yuugi starrte ihn mit breit aufgerissenen Augen an. Ihm fehlten die Worte.
 

„Hey, komm schon... was hast du erwartet? Wir sind schon zwei Jahre zusammen und irgendwann macht man sich doch Gedanken über die Zukunft. Und meine ist an deiner Seite.“
 

„Hey“, begann Yuugi und grinste verschmitzt.
 

„Das klingt ja so, als wolltest du mir einen Antrag machen.“
 

Es war nur ein Witz. Oder vielleicht auch nicht. Sie waren nun zwei Jahre so richtig zusammen, obgleich es sich schon viel, viel länger anfühlte. Aufgrund ihrer Lebensumstände und ihrer Berufswünsche waren sie beide sehr beschäftigt und hatten bisher noch nie so wirklich über das Thema Zukunft oder gar Heirat nachgedacht. Mal davon abgesehen, dass zwei Männer in Japan nicht wirklich heiraten konnten und es viel mehr um den Gedanken dahinter ging. Jounouchi lebte bereits bei der Familie Mutou. Kurz nachdem er die Schule abgeschlossen hatte, hatte er sich ordentlich mit seinem Vater gestritten. Danach hatte er den Entschluss gefasst, von dem er sich so viele Jahre so sehr gefürchtet hatte. Ihn allein zu lassen und sein eigenes Leben in den Griff bekommen. Jounouchi konzentrierte sich auf sein eigenes Glück.
 

Sein Vater war ständig betrunken, saß oder eher lag faul auf der Coach herum und starrte beinahe leblos auf den Fernseher. Durch seine endlosen Glücksspiele – Sportwetten und Automaten in Kasinos gehörten zu seinen Lieblingsbeschäftigungen – hatte er sich selbst so sehr verschuldet, dass regelmäßig Schuldeneintreiber an ihrer Haustür klopften. Wenigstens das Glücksspiel hatte er aufgegeben. Sicher nicht, weil er es wollte, sondern weil er fast überall Hausverbot hatte und er mehr als einmal als unangenehmer Kunde aufgefallen war. Jounouchi musste Verantwortung übernehmen, für die er noch viel zu jung war.
 

Also ging er arbeiten und begann die Schulden seines Vaters mit seinem hart erarbeiteten Geld zurückzuzahlen. Die Schulden hatte er endlich getilgt. Sein Schulabschluss stand bevor. Jounouchi hatte Jahre seines Lebens damit verschwendet, die Fehler seines eigenes Vaters wieder auszubügeln und auch wenn sein Vater sich bedankt hatte, hatte er nach wie vor das Gefühl, dass diesem nicht wirklich bewusst war, was Jounouchi geopfert hatte.
 

Auf Partys gehen? Nein, Spätschicht. Morgens pünktlich zur Schule? Eine absolute Seltenheit, immerhin musste er morgens noch Zeitungen austragen. Die wenige Freizeit, die er hatte, hatte er mit seinem besten Freund Yuugi verbracht und mit ihm gemeinsam war er in die Welt der Spiele abgetaucht. Eine Welt, fernab von den Problemen seines eigenes Lebens. Hier konnte er er selbst sein und sich selbst neu entdecken. Er lernte neue Seiten an sich selbst kennen und ihm wurde bewusst, wie sehr ihm Großvater Mutou und dessen Enkel am Herzen lagen. Wie gern er hier war. In diesem Spielladen, wo sie sich die neuesten Spiele ansahen! Die coolsten und angesagtesten Karten besprachen. Wo sie sich vor den Fernseher hockten und die neusten Videospiele zockten – doch dann kam der Abend und wenn er nicht zur Arbeit musste, ging er nach Hause.
 

Es war nicht wirklich sein Zuhause. Zuhause war man dort, wo man sich wohlfühlte und wo die Familie auf einen wartete und einen begrüßte, wenn man nach Hause kam. Hier saß er lediglich die Zeit ab, bis er zur Schule oder zur Arbeit musste. Eigentlich kam er nur zum Schlafen nach Hause und um seinen Vater zu versorgen, der selbst nichts auf die Reihe brachte und auf sich allein gestellt vermutlich verhungern würde, da er zu faul – oder besser gesagt zu besoffen – war, um das Haus zu verlassen.
 

Als sein Vater schließlich schuldenfrei war, verbesserte sich ihre Beziehung zu einander ein wenig. Jounouchi hatte keine richtige Bindung zu diesem Mann aufbauen können. Er war sein Vater. Sie waren blutsverwandt. Und sonst? Sie lebten unter einem Dach und er versorgte den Mann, der sein Leben aufgegeben hatte und genüsslich, mit einer Flasche Bier in der Hand, dabei zusah, wie sein Leben den Bach runterging. Der Anblick seines Vaters, wie er nach der Flasche griff, hatte Jounouchi abgeschreckt. Schon in jungen Jahren hatte er sich geschworen, niemals zu trinken.
 

Glücklicherweise mochte Yuugi auch keinen Alkohol, dieser liebte süße Getränke und Tee, aber mit Bier und sondergleichen konnte man ihn jagen. Er trank nur dann, wenn es die Situation verlangte und wenn, dann nippte er meist nur an seinem Glas und versuchte sich den endlosen Ekel, den er verspürte, nicht ansehen zu lassen. Bei einer Charity Veranstaltung oder einer Duel Monsters Gala musste man ja auch auf seinen Ruf achten. So hatte Jounouchi jemanden gefunden, der ihn bei Feierlichkeiten nicht dazu animierte, doch mal einen Schluck zu nehmen. Jounouchi fragte sich ja ohnehin, warum es so normal war, Alkohol zu trinken und warum manche Leute nicht auch ohne Promillewert Spaß haben konnten.
 

Mit Yuugi hatte er immer Spaß. Ja, mit Yuugi fühlte er sich wirklich daheim. Das Lachen der Mutous, ihre herzliche Wärme und wie sie ihn ansahen, all das gab ihm ein Gefühl von Geborgenheit und war etwas, das er in seinem Leben niemals wieder missen wollte. Schon in seiner Jugendzeit hatte er sich mehrmals bei dem Gedanken erwischt, wie schön es doch wäre, einfach im Haus der Mutous bleiben zu können. Fernab von seinem Vater. Von dieser muffigen Wohnung, die bis zum Himmel nach Alkohol und Schimmel stank.
 

Das kleine Zimmer, in dem Jounouchi lebte, war mindestens genauso erdrückend und deprimierend wie der Rest der Wohnung gewesen. Immerhin hatte Jounouchi seine ganze Kindheit und Jugend damit verbracht, das wenige Geld, das er hatte, auf die wichtigen Dinge zu verteilen. Nahrung, Schulden, Miete und natürlich die beschissenen alkoholischen Getränke seines Vaters, denn dieser war ohne Promille im Blut überhaupt nicht erträglich und eine Gefahr für sich selbst und andere. Wenn Jounouchi ihm nicht regelmäßig etwas zum Trinken brachte, verschlechterte sich seine Laune und er warf mit leeren Bierdosen um sich und fing an die gesamte Breitband Palette an Schimpfwörtern, die er kannte, herum zu brüllen, nur um schließlich seinen Willen durchzusetzen.
 

Ein erwachsener Mann, der wie ein kleines Kind Theater machte, wenn er nicht bekam, was er wollte, war etwas, wo jeder normal denkende Mensch den Kopf schütteln würde, doch Jounouchi nicht. Nein. Der Mann ist mein Vater, hatte er dann gesagt und fügte noch hinzu: Und ich bin sein Sohn. Es ist doch meine Pflicht, für ihn da zu sein!
 

Es ging nie darum, ob er hier sein wollte. Ob er glücklich war. Es ging lediglich um seine Verantwortung. Seine Pflicht als Sohn, sich um diesen Mann zu kümmern. Gerne hätte er gesagt, dass er gut mit ihm klar kam. Und im Groben war es ja auch nicht so, dass er ihn hasste. Er war diese Umgebung einfach so sehr gewohnt, dass er sich nie die Frage gestellt hatte, wie es anders sein könnte. Erst durch Yuugis Anwesenheit und dessen Welt, in die er eingetaucht worden war, hatte er den Mut gehabt, sein altes Leben hinter sich zu lassen. Es war Yuugis Großvater, der ihm nach dem Schulabschluss ein neues Leben schenkte...
 

„Jounouchi... möchtest du nicht bei uns wohnen?“, fragte der bärtige Mann mit einem Lächeln und sah den Blonden an, der gerade dabei war, die neuesten Waren, die erst am frühen Morgen geliefert worden waren, in die hohen Regale einzuräumen, wo keiner in der Familie Mutou herankam. Ein großgewachsener, kräftiger Kerl wie Jounouchi war eine große Entlastung. Er half ungefragt im Laden. Er meckerte nie. Er kümmerte sich sogar um den Haushalt, obwohl ihn keiner darum bat.
 

Er gehörte schon längst zur Familie. Für Sugoroku war es undenkbar, dass dieser junge Mann irgendwann nicht mehr kommen würde. Außerdem hatte er schon seit Langem den Verdacht, dass er nicht nur 'ein' Freund war, sondern 'der' Freund seines Enkels. Auch wenn es nur eine Vermutung war und er niemals die Dreistigkeit hätte, dies offen auszusprechen und die beiden in Verlegenheit zu bringen, war es doch für jeden ersichtlich, dass Yuugi und Jounouchi eine besonders innige Freundschaft verband, die weit über das Kumpel-sein hinausging. Daher hatte Sugoroku sich gesagt, dass er gerne einen Schwiegerenkel wie Jounouchi hätte. Bodenständig, verlässlich und immer hilfsbereit.
 

Klar, er konnte auch ziemlich kindisch und temperamentvoll sein. Er hatte ebenso viele negative, wie positive Eigenschaften, trotzdem sah Sugoroku ihn als Teil seiner Familie. Er hatte ihm das Kartenspielen beigebracht und auch darüber hinaus verband ihn weitaus mehr mit den Blonden. Sugoroku fühlte sich verantwortlich für Jounouchi. Auch wenn er bereits 18 Jahre alt war und die Schule beendet hatte, konnte er die Sorge nicht abschütteln, dass er noch lange nicht erwachsen genug war, um auf sich selbst aufzupassen. Jounouchi neigte dazu, sich selbst in Schwierigkeiten zu bringen, wenn er seine eigene Ehre oder die seiner Freunde in Gefahr empfand. Er handelte dann äußerst impulsiv und ohne nachzudenken, was ihn schon mehrmals in schwierige Situationen gebracht hatte.
 

Er wollte nicht, dass dieser leuchtende Stern, der stets andere mit seinem Strahlen erfreute, einfach verschwand und nie wieder sein Licht zeigte, nur weil er eine falsche Entscheidung fällte, die er nicht mehr rückgängig machen konnte. Sugoroku wusste um Jounouchis Familiensituation. Am Vorabend hatte er mit seiner Schwiegertochter darüber gesprochen. Yuusuke – gemeint war Yuugis Vater, der aufgrund seiner Arbeit fast nie zu Hause war und selten von sich hören ließ – hätte sicher entschieden abgelehnt und gesagt, dass ein 'Gossenkind' in diesem Haus nichts zu suchen hatte, aber Yuugis Mutter hatte genauso wie Sugoroku eine Bindung zu dem Blonden aufgebaut.
 

Auch sie war besorgt. Was würde aus dem Jungen werden, wenn er weiterhin bei seinem verantwortungslosen Vater blieb? Sollte dieses arme Kind etwa sein ganzes Leben lang, für seinen Vater schuften, nur um dessen Alkoholabhängigkeit zu finanzieren? Während er selbst am Hungertuch nagte? Auch Yuugis Mutter fühlte sich verantwortlich und so kam es, dass sie stets für eine Person mehr kochte, wissend, dass Jounouchi kommen und sich für das leckere Essen bedanken würde. Seine Komplimente waren erfrischend. Etwas vulgär manchmal. So betitelte er Curry als „unglaublich geil“ oder „affenscharf“, was ihr mehr als einmal ein ungläubiges aber auch amüsiertes Lächeln auf die Lippen zauberte und ihr Freude bereitete.
 

Jounouchis Art sich auszudrücken war außergewöhnlich. Er hatte auch nie mit Verwunderung reagiert, als sie anfing, ihn mit dem Vornamen zu nennen. Nur einmal, da hatte er Tränen in den Augen, doch diese hatte er unterdrückt und dann frech gegrinst. Für die Familie Mutou stand es fest, dass Jounouchi zur Familie gehörte. So schenkte Sugoroku ihm Booster Packs, weil er wusste, dass er selbst nicht genug Geld hatte, sich neue Karten zu kaufen. Doch Sugoroku wollte ihn siegen sehen – nicht, weil er sein Lehrmeister war, sondern weil er schon lange ein Teil ihrer Familie war.
 

Die Frage, die er stellte, meinte er vollkommen ehrlich.
 

Jounouchi stellte die Kisten ab und drehte sich zum alten Mann um. Verwundert legte er den Kopf schief.
 

„Jii-chan...?“, fragte er skeptisch, eine Augenbraue schoss in die Höhe und seine Lippen zitterten leicht.
 

„Na ja, ich werde alt und ich brauche jemanden, der mir im Laden hilft. Yuugi ist mit seinem Studium und seinem geheimen Projekt beschäftigt und es wäre schön, wenn ich jemanden so Verlässlichen wie dich im Haus hätte“, begann der alte Mann und atmete tief ein.
 

„Außerdem gehörst du doch zu uns. Ich finde, es wird endlich Zeit, dass mein Sohn nach Hause kommt.“
 

Jounouchi konnte die Tränen nicht unterdrücken.
 

Jounouchi hatte seinen Vater verlassen und war nur einen Tag später bei den Mutous eingezogen. Sein Vater war überhaupt nicht glücklich mit seiner Entscheidung. Aus Wut hatte er alle leeren Flaschen und Dosen, die in greifbarer Nähe waren, nach ihm geworfen und ihn angeschrien. Seitdem lebte er bei Yuugis Familie. Er hatte ein eigenes, wenn auch sehr kleines, Zimmer. Die meiste Zeit verbrachte er bei seinen Jobs und am Abend, wenn Yuugi endlich nach Hause kam, zockten sie gemeinsam Videospiele, bis es Zeit wurde, ins Bett zu gehen. Es war ein normales Leben. Unkompliziert. Sein jetziges Leben war einfach zu schön, um wahr zu sein und um nichts in der Welt wollte er diese Stabilität, diese Sicherheit und die Geborgenheit, die er im Hause Mutou empfand, tauschen. Seit vier Jahren lebte er bei den Mutous. Die Sorge um seinen Vater verblasste mehr und mehr.
 

Immerhin wurde sein Vater vom Staat aufgefangen und ab und zu schickte Jounouchi ihm noch kleine Geldmengen, aber die meiste Zeit konzentrierte er sich auf sich selbst und seine Zukunft. Jounouchi war nun 22 und Yuugi 21. Yuugis Geburtstag stand vor der Tür. In zwei Monaten würden sie nicht nur ihre erste eigene Wohnung, sondern auch Yuugis Geburtstag feiern.
 

Auch wenn es sich bei dem Armband nicht um einen Ring handelte, so gab es doch genügend Gründe, warum er dem Mann, den er über alles liebte und mehr als alles andere auf der Welt schätzte, ein Geschenk machen sollte. Und wenn sie schon zusammen wohnten, konnte man ja auch sagen, dass sie zusammenlebten und für Jounouchi stand da fest, dass ihre Beziehung gut genug lief, dass man davon sprechen konnte, dass es eine Sache für die sprichwörtliche Ewigkeit war.
 

Und für Yuugi stand auch fest, dass er sein Leben an der Seite von diesem Mann verbringen wollte.
 

Yuugis Wangen nahmen eine unnatürliche Farbe an und er räusperte sich, hielt dem Blonden das Armband hin.
 

Yuugi hatte schon mehrmals über ihre Beziehung nachgedacht und wie es weitergehen würde. Richtig heiraten ging nicht, da sie beide Männer waren und die japanische Regierung gleichgeschlechtliche Hochzeiten nicht duldete. Also kam die Frage nach Heirat nie so wirklich auf. Immerhin handelte es sich um etwas, das in weiter Ferne existierte, aber unerreichbar war. Aber trotzdem fragte er sich manchmal, wie es wohl wäre, wenn Jounouchi ihm einen Antrag machen würde. Was würde er sagen? Wie würde er reagieren? Oder wie würde Jounouchi reagieren, wenn Yuugi ihm die alles entscheidende Frage stellte? Es war ein Gedankenspiel und nichts, das sich wirklich erfüllen ließ.
 

Sie hatten schon häufiger Filmszenen nachgespielt und hinterher beherzt darüber gelacht. Ob Jounouchi es nun ernst meinte? Jounouchi grinste und entschloss sich mitzuspielen. Langsam ging er auf die Knie, räusperte sich einmal und warf Yuugi einen ernsten Blick zu.
 

„Nimmst du dieses Lederarmband an?“
 

Er hielt Yuugi das Lederarmband hin und wartete darauf, dass Yuugi seine Hand ausstreckte. Yuugi ließ zu, dass Jounouchi ihm das Armband anlegte. Als Jounouchi seinen Kopf wieder hob, waren seine Augen von seinen langen, blonden Ponysträhnen halb verdeckt und ein sanftes Lächeln umspielte seine Lippen. Noch immer hielt er Yuugis Hand in seiner. Es war nur ein kleiner Moment und trotzdem schlugen ihre Herzen wie wild. Nur ein bisschen Theater. Ein Scherz. Ein absolut altmodisches Klischee.
 

„So etwas Kitschiges passt ja mal überhaupt nicht zu uns“, scherzte Yuugi, neigte seinen Kopf leicht zur Seite, sodass ihm seine Haare ins Gesicht fielen. Um seine Verlegenheit zu verbergen, fummelte er mit seiner freien Hand an seinen Haarsträhnen und vermied es Jounouchi anzusehen. Die Hitze auf seinen Wangen verriet weitaus mehr, als es ihm lieb war.
 

„Yeah, ist schon ziemlich cringy“, lachte der Blonde, der sich nun erhob und sich den Hinterkopf rieb.
 

Auch wenn es nur ein Scherz war, so waren ihre Gefühle dabei echt. Sie sahen sich tief in die Augen, dann kicherten sie leise und lachten immer lauter.
 

„Aber auch wenn es kitschig ist, ich meinte es ernst.“
 

Jounouchi zwinkerte und grinste breit.
 

„Du bist das Beste, das mir je passiert ist, Katsuya“, erklärte Yuugi. Worte wie Ich liebe dich brauchten sie nicht, da die Gesten allein ihnen Beweis genug für die Gefühle des Anderen waren. Yuugi mochte es, dass Jounouchi kein übertriebener Romantiker war. Er schenkte ihm keine Blumen oder brachte ihm Pralinen mit. Stattdessen kochte er Abendessen für die Familie oder brachte ausgeliehene Filme mit oder überraschte Yuugi mit einem neuen Duel Monsters Booster Pack oder Merchandise zu Spieltiten, die Yuugi besonders gerne mochte. (Jetzt, wo er sein Geld nicht mehr für seinen Vater ausgab, blieb ihm weitaus mehr für sich selbst übrig.) Sie brauchten sich nicht zu verstellen und sie verstanden einander ohne Worte.
 

Yuugi erwiderte sein Lächeln und gemeinsam begaben sie sich zum Tresen, um ihre Armbänder zu bezahlen. Für einen richtigen Ring war nicht genügend Geld da, aber musste dieses Zeichen der Verbundenheit unbedingt ein Ring sein? Reichte nicht auch eine Halskette oder gar ein Armband? Es ging doch ohnehin um den Gedanken dahinter und nicht um den Gegenstand an sich.
 

Jounouchi bestaunte das Lederarmband um sein Handgelenk und grinste breit.
 

„Ein richtiger Ring kommt noch“, murmelte Jounouchi als sie den Laden verließen.
 

„Ich weiß“, kam es von Yuugi, der verträumt vor sich hin lächelte.
 

Um nichts auf dieser Welt wollte Jounouchi dieses Glück, das er mit Yuugi und dessen Familie gefunden hatte, tauschen. Hier gehörte er hin. Hier wollte er bleiben. Wenn es ihm möglich gewesen wäre, hätte er seinen Nachnamen schon längst in Mutou geändert, doch so einfach war das Ganze nun mal nicht. Katsuya Mutou, ja, das klang unheimlich schön.

Der Kunde ist nicht immer König

„Katsuya! Hilfst du mir mal?“, rief der alte Mann, der sich seine schmerzende Seite hielt.
 

„Was ist los, Jii-chan? Ist etwas passiert?“, fragte der Blonde, der panisch die Treppen hinabgestürmt kam und vor dem älteren Mann stehen blieb und seine Hände besorgt auf dessen Schultern legte.
 

„Nur meine Hüfte. Alt werden macht keinen Spaß, das sage ich dir. Würdest du heute den Laden übernehmen?“
 

„Selbstverständlich. Leg dich hin und ruh' dich aus, Jii-chan!“, meinte Jounouchi und öffnete den Laden wie gehabt. Er seufzte vor sich hin und wartete ungeduldig darauf, dass Kunden kamen. Yuugi war in der Universität und würde erst spät abends wieder zurückkommen. Seit geraumer Zeit überlegte Jounouchi, ob er seinen Job im Duel Café nicht aufgeben sollte und stattdessen auf Vollzeit im Laden aushelfen sollte. Er brauchte das Geld nicht mehr, um seinen Vater zu unterstützen und mit der Familie Mutou hatte er immer Rückenstärkung. Selbst wenn er mit dieser Entscheidung auf die Nase fallen würde, würde er aufgefangen werden und müsste keine Angst haben, auf dem harten Boden der Realität aufzuprallen und nie wieder hochzukommen.
 

Einige Stunden vergingen und es kamen keine Kunden. Verträumt saß Jounouchi hinter dem Tresen und betrachtete die bunten Bilder der neuesten Booster Packs. Er ließ seinen Blick umherschweifen. Der Kame Game Shop glich einem Antiquitätenladen für Spiele. Die meisten Brettspiele lagen so lange im Regal, dass sie bereits verstaubt waren. Natürlich wurden sie zwischendurch entstaubt, doch auch jetzt konnte er ihm fahlen Licht, das durch die gläserne Eingangstür hinein strahlte, einzelne Staubkörner sehen, die es sich auf den Produkten gemütlich machten. Die analogen Spiele waren heutzutage nicht mehr so begehrt, vor allem nicht bei einer so starken Konkurrenz wie Duel Monsters, das durch Kaibas Marketinggeschicke immer mehr an Popularität gewann und auch in den nächsten zehn oder fünfzehn Jahren noch mit großer Begeisterung gespielt werden würde.
 

Jounouchi wurde ganz nostalgisch, wenn er so daran dachte, wie lange ihn dieses Kartenspiel bereits begleitete. Es war bereits Ende Mai. Die Kirschblütenzeit war vorbei und in einer Woche hätte Yuugi Geburtstag. Ob Yuugi überhaupt Lust zum Feiern hatte? Seine Universität lag etwas weiter entfernt von Domino, sodass er jeden Morgen sehr früh das Haus verließ und erst spät abends nach Hause kam. Meist war Jounouchi dann schon wieder zurück und hieß ihn herzlich willkommen. Je nachdem, ob er Früh- oder Spätschicht in dem Café, wo er als Teilzeitkraft arbeitete, hatte. Ohne Yuugi war er gelangweilt und etwas einsam.
 

Das nächste große Turnier würde erst im August stattfinden und Ende Juni wollten sie in ihre eigene Wohnung ziehen. Einerseits, um Yuugi die Jobsuche zu erleichtern, andererseits, weil die Wände in diesem Haus sehr dünn waren und sie sich als Paar mehr und mehr danach sehnten, endlich Zeit nur für sich allein zu haben. Jounouchi errötete. Ist ja nicht so, dass wir nie Sex hätten, aber von mir aus könnte es ruhig öfter passieren. Aber ich will jetzt auch nicht unbedingt, dass Jii-chan uns dabei hört..., schoss es ihm durch den Kopf und er überlegte fieberhaft weiter. Manchmal besuchten sie Lovehotels, wie es in Japan nun einmal üblich war, wenn man noch unter einem Dach mit den Eltern lebte. Doch Yuugi fühlte sich meist dabei unwohl und fand, dass sie beobachtet werden könnten.
 

Jounouchi musste ihm wohl oder übel recht geben. Wenn diese nervigen Paparazzi nicht immer wären, die irgendwelche Gerüchte verbreiteten und nur auf einen Skandal warteten, wäre alles so viel einfacher! Nicht auszudenken, was geschähe, wenn sie dabei fotografiert werden würden, wie sie eines dieser Etablissement besuchten, dann wäre die Gerüchteküche nicht mehr nur am Brodeln, sondern es wäre klar die Kloßbrühe, dass die Duellanten Jounouchi Katsuya und Mutou Yuugi etwas miteinander hatten. Und das wollte er auf keinen Fall riskieren. Das durfte er nicht riskieren, vor allem um Yuugis Karriere als Duellant nicht zu schädigen.
 

Obwohl ich mich schon über Kaibas Fresse freuen würde. Bis auf Ich-bin-wütend und Ich-bin-etwas-Besseres-als-du hat er ja sonst keine Gesichtsausdrücke auf Lager. Ich check' nicht, wie Mokuba das mit dem aushält. Der muss doch total verzweifeln..., dachte er und grinste verschmitzt in sich hinein.
 

Ja, das wäre doch mal ein grandioser Anblick. Das wäre ein Schnappschuss, den es sich lohnen würde, abzudrucken! Kaibas entgleistes Gesicht, seine Fassungslosigkeit und der Schock in seinen Augen, das wollte Jounouchi zu gerne mal sehen. Vielleicht würde er dann auch mal aufhören, immer nur auf ihn hinabzusehen und so zu tun, als wäre Jounouchi irgendein Anfänger, der noch nie eine Karte aufs Feld gelegt hatte. Dann würde ihm sein arrogantes Lachen im Halse stecken bleiben und er wäre dazu gezwungen, ihn endlich wie einen richtigen Duellanten zu behandeln, allein, damit Yuugi nicht seinen Respekt vor ihm verlor.
 

Jäh wurde er aus seinen Gedanken gerissen, als die automatische Türklingel ertönte. Sofort widmete er sich seinen Kunden. Wenn man vom Teufel sprach...
 

„Was zum... was machst du hier?!“, kam es empört vom Gast, der die Augen aufriss und ihn entgeistert anstarrte.
 

„Ich arbeite hier, Baka. Und was willst du hier?“, gab Jounouchi genervt zurück und verdrehte die Augen.
 

Kaiba Seto war durch die Tür getreten. Stets mit schlechter Laune bewaffnet und seinem überteuerten Anzug, ach ja, und diesem ekelhaft süffisanten Grinsen, das er immer dann aufsetzte, wenn er bereit war, seinen Gegenüber verbal in winzig kleine Einzelstücke zu zerlegen. Dass Jounouchi und er sich nicht sonderlich gut riechen konnten, war ja schon lange kein Geheimnis mehr. Selbst die Duelist Today hatte schon mehrmals Artikel darüber veröffentlicht – in einem hieß es sogar: „Was sich neckt, das liebt sich.“ Jounouchis Magen hatte sich umgedreht und am liebsten hätte er dem Verfasser des Artikels in einem Strahl ins Gesicht gekotzt. So richtig schön mit Stückchen und so. Vermutlich ging es Kaiba da ähnlich, doch er hätte seinen Unmut weitaus eleganter zum Ausdruck gebracht und sicher angewidert aus der Wäsche geschaut, hätte er Jounouchis Wortwahl gehört.
 

Selbst in der Art, wie sie sprachen, unterschieden sie sich einfach. Kaiba war ein eleganter und gut erzogener Mann, der sehr viel Wert auf sein Äußeres legte und darauf, dass er stets ein gutes Bild abgab, damit man ihn als Firmenleiter auch ernst nahm. Gut, ein bisschen konnte Jounouchi das ja auch verstehen. Aber musste man dabei so auf andere hinabsehen und so tun, als wären sie Abschaum? Sicher nicht! Und das ärgerte den Blonden unheimlich.
 

„Ich wollte mit Yuugi sprechen“, gab Kaiba monoton zurück und sah sich suchend im Laden um, als vermutete er, die gesuchte Person zu finden, wenn er nur lange genug sich umsah und den Blicken des Verkäufers am Tresen auswich. Schon wieder behandelte er Jounouchi wie Luft. Für Kaiba war der Blonde allerhöchstens ein Teil der Einrichtung. Man betrachtete ja auch die Fliesen am Boden nicht länger als notwendig.
 

„Tja, der ist aber nicht hier. Wenn du ihm was ausrichten willst, bin ich vielleicht gewillt, es ihm zu überbringen“, kam es von dem Blonden und er grinste provokant.
 

„Hör zu, ich bin geschäftlich unterwegs und wollte mit Yuugi persönlich reden. Keine Ahnung, ob du so blöd bist, wie du aussiehst, aber scheinbar versteht dein Gehirn ja nicht, dass ich ein vertrauliches Gespräch mit ihm ersuche“, knurrte Kaiba und grinste dann wieder, während er abwertend mit den Schultern zuckte, um seine Worte noch mehr zu unterstreichen.
 

„Tja, dann mach dich mal lieber vom Acker. Deine Arbeit erledigt sich sicher nicht von selbst, so ein wichtiger Typ wie du sollte seine Zeit nicht verschwenden“, kam es monoton von Jonouchi zurück, der sich darum bemühte, Kaibas Gleichgültigkeit in seiner Stimme nachzumachen. Mit seinem Verhalten traf er direkt einen Nerv und Kaibas Augen wurden ganz klein und eine Zornesader wuchs auf seiner Stirn.
 

„Ich wiederhole mich ungern. Wo ist er?“
 

„Ich weiß ja nicht, ob du echt so blöd bist, wie du aussiehst“, begann Jounouchi und genoss es sichtbar, die Wortwahl des Brünetten nachzuäffen, sprach dann weiter.
 

„Yuugi ist nicht hier. Yuugi ist seit vier Jahren am studieren. Weißt du, was das ist? So 'ne Schule? Eine Universität? Andere gehen da regelmäßig hin und nicht nur dann, wenn eine Prüfung ansteht“, erklärte Jounouchi und zuckte nun ebenfalls mit den Schultern und verkniff sich ein amüsiertes Lachen. Kaiba war nun richtig sauer, unterdrückte seine Wut jedoch so gut es ging. Immerhin wusste er, dass er mit dem Blonden kein anständiges Gespräch führen konnte. Hier verschwendete er nur seine Zeit.
 

„Verstehe. Richte ihm aus, dass er sich morgen früh um 10 Uhr in meinem Büro einfinden soll“, sagte Kaiba und wandte sich zum Drehen.
 

„Nö“, war seine knappe Antwort und er verschränkte die Arme, zog eine Augenbraue hoch.
 

„Wie bitte?“, fragte Kaiba nach.
 

Nicht, weil er nicht verstanden hatte, was Jounouchi gesagt hatte, sondern viel mehr, um den Blonden klarzumachen, in was für einer Situation er sich gerade befand. Dieser sah ihn mit ernster Miene an. Sein Entschluss stand fest. Yuugi war doch nicht sein kleines Hündchen. Dachte dieser arrogante Kerl denn wirklich, dass er nur mit dem Stöckchen werfen musste, damit Yuugi brav hinterherhechelte? Ganz sicher nicht. Kaibas Stimme war bedrohlich, doch Jounouchi hatte keine Angst vor ihm. Er hatte weitaus schlimmere und gefährlichere Gegner bezwungen.
 

„Hast mich schon verstanden“, wiederholte er noch etwas ausdrücklicher, beendete den Blickkontakt nicht.
 

„Jounouchi, musst du dich immer benehmen wie ein unzivilisierter Hornochse?“
 

„Musst du mich immer beleidigen?“, gab Jounouchi zurück.
 

„Sag doch mal Bitte. Oder noch besser: frag Yuugi, ob er Zeit für dich hat. Denkst du, dass er alles macht, was du ihm sagst? Yuugi ist im letzten Semester und hat genug zu tun. Der braucht keine weiteren Ablenkungen, vor allem dich nicht.“
 

„Und du glaubst, dass du das Recht hättest, für Yuugi zu entscheiden?“
 

„Ja, irgendwie schon.“
 

„Warum glaubst du das? Yuugi ist mein Rivale.“
 

„Yuugi ist mein Lebensgefährte. Ich glaube, ich habe einen weitaus höheren Rang als du. Ups, das solltest du ja nicht wissen“, sagte Jounouchi mit den Achseln zuckend und grinste frech.
 

Kaiba brach in schallendes Gelächter aus. Er lachte so laut und manisch, dass Jounouchi glaubte, dass er den Verstand verloren haben musste. Doch irgendwann verstummte Kaibas Lachen. Ganz abrupt wurde er ruhig und er warf dem Blonden einen ungläubigen Blick zu.
 

„Du und er? Das wäre ja wie die Schöne und das Biest“, spöttelte er weiter.
 

Das konnte Kaiba nicht glauben. Sein ärgster Rivale und dieser zurückgebliebene Trottel? Der König der Spiele und die Goldene Himbeere der Spiele? Jemand, der so dümmlich aus der Wäsche schaute und stets ein selbstzufriedenes Grinsen auf den Lippen trug, durfte doch nicht mit einem so perfekten Duellanten wie Yuugi es war, in einem Satz erwähnt werden. Das war doch falsch. Kaiba weigerte sich, Jounouchis Worten Glauben zu schenken und er war sich sicher, dass dieser ihn nur wieder ärgern wollte. Yuugi war ein kluger Mann, der leider dumme Entscheidungen traf. Vermutlich weil er mit einem schlechten Umgang wie Jounouchi Zeit verbrachte.
 

Generell empfand Kaiba, dass Yuugi sich einen ziemlich schlechten Freundeskreis ausgesucht hatte. Keiner von ihnen spielte Duel Monsters mit einer solchen Grazie und Leidenschaft wie Yuugi. Dass Jounouchi ebenfalls ein Duellant war und auf den höheren Rängen der Weltrangliste zu finden war, ignorierte er und tat so, als existierte diese Person nicht. Es wäre reine Zeitverschwendung sich mit jemanden zu befassen, der nicht existierte.
 

Jetzt muss ich erst recht mit ihm reden“, meinte Kaiba dann und verließ den Laden, ohne den Blonden auch nur noch eines Blickes zu würdigen.
 

„Verpiss' dich und komm nie wieder!“, rief Jounouchi ihm noch hinterher und zeigte ihm den Mittelfinger. Eine Geste, die der Brünette gar nicht sehen konnte, da er bereits seinen Rücken zu ihm gewandt hatte. Da Kaiba nicht antwortete und sonst keine Reaktion zeigte, betrachtete er sich selbst als Sieger.
 

Am Abend kam Yuugi nach Hause. Müde warf er sich auf sein Bett und blieb reglos liegen. Jounouchi öffnete ungefragt die Tür und betrachtete seinen Freund, der bewegungslos auf dem Bett lag und seinen Kopf ins Kissen vergrub. Fragend hob er die Augenbraue.
 

„Ist was passiert?“, wollte er dann wissen und kam Yuugi näher, blieb direkt vor diesem stehen und hockte sich dann hin. Abwartend blieb er in dieser Position. Grummelnd drehte sich Yuugi zu ihm um und sah ihm tief in die Augen. Den Mund hatte er zu einem umgekehrten Amorbogen verdreht, dann seufzte er, ließ seinen Frust endlich freien Lauf.
 

„Ich bin heute auf Nakamura-kun gestoßen. Ständig macht er sich über mich lustig! Als ich vom Campus auf den Weg zum Zug war, hat er mir ein Bein gestellt und ich bin der Nase lang hingeflogen. Alle haben gelacht. Der König der Spiele, der nicht mal richtig laufen kann, haben sie mir hinterher gerufen“, erklärte er und verzog verärgert das Gesicht.
 

„Der ist nur neidisch auf dich, weil du so erfolgreich bist. Trotzdem werde ich ich demnächst mal einen Besuch abstatten und ihm so doll aufs Maul hauen, dass er seine eigene Scheiße riechen kann“, grummelte Jounouchi und gab Yuugi einen kleinen Kuss auf die Wange.
 

„Bloß nicht! Ich bin doch kein kleines Kind, das man beschützen muss. Ich kann sehr wohl auf mich selbst aufpassen“, sagte er entschlossen und stand nun auf.
 

„Ich bin alt genug, um auf mich selbst aufzupassen. Du musst mich nicht immer beschützen. Das ist mein Problem und ich werde es selbst lösen.“
 

„Bist du dir sicher? Dass du das lösen kannst? Sieht nämlich nicht so aus. In der Spielhalle hast du dich auch nicht gewehrt.“
 

„Ja, weil ich kein unnötiges Aufsehen erregen wollte und man Gewalt niemals mit Gewalt beantworten sollte. Außerdem sind es nur noch ein paar Monate, dann bin ich ihn los.“
 

„Yuugi... du musst für dich selbst aufstehen und ihm die Meinung sagen, du kannst doch nicht immer abwarten und darauf hoffen, dass es irgendwann besser wird. Was ist, wenn du im Beruf auf jemanden triffst, der dich nicht leiden kann? Jemand, der dich grundlos schikaniert? Schmeißt du dann den Job?“, wollte Jounouchi wissen und stand nun ebenfalls auf, sah Yuugi in die Augen.
 

„Trotzdem werde ich nicht zurückschlagen. Und du wirst es auch nicht. Gewalt ist keine Lösung und hilft niemanden“, meinte Yuugi. In seinem Blick war klar abzulesen, dass das nicht nur eine Aussage war, sondern eine Warnung. Er ermahnte Jounouchi dazu, nichts zu tun oder zu sagen, was er hinterher bereuen würde. Der Bunthaarige kannte den Blonden nun schon lange genug, um genau abschätzen zu können, wann er flunkerte und wie er sich in bestimmten Situationen verhielt. Jounouchi sprach oft schneller, als sein Gehirn denken konnte und so kam es häufiger vor, dass er Dinge von sich gab, wo er im Nachhinein bereute, sie gesagt zu haben.
 

„Ja, aber Gewalt ist eine Sprache, die jeder versteht...“, murmelte Jounouchi in seinen (noch) nicht vorhandenen Bart.
 

„Katsuya! Ich meine es ernst. Urg... wieso bist du immer so impulsiv?“
 

„Das magst du doch an mir, oder?“, hauchte Jounouchi ihm entgegen und legte seine Arme um Yuugi, zog ihn in eine liebevolle Umarmung und kuschelte sein Gesicht in Yuugis Haar, genoss den aromatisch herben Duft des Parfüms, das dieser am Morgen aufgetragen hatte und bis jetzt noch seine Sinne berauschte. Am liebsten hätte er ihn aufs Bett geworfen, ihn ausgezogen und seinen Körper mit Küssen überhäuft, doch im Wohnzimmer saßen Yuugis Großvater und seine Mutter, die Fernsehen sahen. Gleich würden sie gemeinsam zu Abend essen und Jounouchi wollte nicht, dass es so aussah, als hätten sie es so nötig gehabt, dass sie nicht mehr abwarten konnten und direkt übereinander herfielen, sobald sie sich sahen.
 

„Schon... aber nicht nur das. Auch deinen Charme“, flüsterte Yuugi und drückte ihn noch fester an sich.
 

„Lob mich mehr. Ich hatte einen genauso beschissenen Tag wie du“, hauchte der Blonde in Yuugis Schopf.
 

Vorsichtig drückte der Kleinere ihn nun etwas von sich und sah ihn fragend an. Soweit er wusste, hatte Jounouchi den Tag im Laden verbracht. Es war keine besonders interessante Tätigkeit im Laden zu sitzen und darauf zu warten – oder eher zu hoffen – dass Kundschaft kam, aber so schlimm konnte es doch auch nicht sein, ansonsten hätte er doch den Laden einfach zumachen können oder Sugorokus Bitte ablehnen können. War ja ohnehin nichts Neues, dass der alte Mann gerne mal Hüftschmerzen vortäuschte, um seine Ruhe zu haben oder unter dem Vorwand einen Arzt aufzusuchen das Haus verließ, nur um sich mit seinen alten Kollegen zu treffen und in Ruhe über die alten Zeiten zu quatschen. Yuugi hatte die Masche seines Großvaters schon längst durchschaut.
 

„Dieser arrogante Schnösel kam heute in den Laden, nur um mich zu beleidigen“, erklärte Jounouchi, ließ weitaus mehr als die Hälfte der Wahrheit aus und bemühte sich, besonders bemitleidenswert zu klingen, um weiterhin liebevoll von seinem Geliebten umsorgt zu werden.
 

„D-du meinst doch nicht etwa Kaiba-kun?!“, fragte Yuugi und schob Jounouchi von sich, sah ihn mit großen Augen an.
 

„Was hat er gesagt?“, wollte er aufgeregt wissen. Jounouchi fand es ja eigenartig, dass seine Augen so leuchteten.
 

„Na ja, als erstes hat er mich als Hornochse beleidigt und meinte, ich sei mindestens genauso blöd, wie ich aussähe und dann“, begann er, doch Yuugi unterbrach ihn.
 

„Hat er etwas über mich gesagt? Ich habe ihn um ein Treffen gebeten!“
 

Jounouchi fiel die Kinnlade in den Keller und sein rechtes Auge zuckte. Jetzt rückte er endlich mit der Wahrheit heraus. Geschockt setzte sich Yuugi auf die Bettkante und starrte wortlos den Boden an.
 

„Ich habe ihn darum gebeten, sich mein Konzept für [Spherium] anzusehen und du hast ihn weggeschickt. Ich kann es nicht fassen...“, sagte er und gab dabei das Bild eines gebrochenen Mannes ab. Er legte sein Gesicht in seine Hände und zeigte keinerlei Reaktion mehr.
 

„Es tut mir leid, Yuugi. Ich wusste nicht, dass du ihn aufgesucht hattest“, verteidigte sich Jounouchi.
 

„Und obendrein hast du ihm auch noch erzählt, dass wir zusammen sind.“
 

„Das... war wirklich dumm von mir.“
 

„Kaiba-kun würde das natürlich nicht groß herum posaunen, aber es wird ihn mächtig stören, dass er das von einer dritten Person und nicht von mir erfahren hat. Ich hoffe wirklich, dass sich zwischen uns nichts ändert... und dass er mir trotzdem zuhören wird.“
 

„Er sagte, du sollst morgen um 10 Uhr in sein Büro kommen. Soll ich mitkommen und mich...“, Jounouchi Stimme wurde leiser und er schluckte hart, ehe er weitersprach. „...entschuldigen?“
 

„Nein, du hast schon genug angerichtet. Ich löse meine Probleme selbst, das habe ich doch schon gesagt. Außerdem geht es hier um mein Projekt, das ist geschäftlich und somit auch vertraulich. Du hattest doch gesagt, dass ich sicher jemanden finde, der mir hilft, mein Spiel herauszubringen und mit Kaiba-kun habe ich echte Chance. Nein, das ist die Chance.“
 

Jounouchi nickte und er fühlte die Schuld schwer auf seinen Schultern lasten. Tief in seinem Unterbewusstsein ärgerte er sich darüber, dass Yuugi das Wort „vertraulich“ verwendet hatte, denn für ihn war das wie ein Stich ins Herz. Zum ersten Mal schloss Yuugi ihn aus seinem Leben aus.

Zeit für ein neues Image

In der Früh verließ er das Haus. Er hatte sich ein violettes Hemd und eine schwarze Weste übergezogen, um seinen zukünftigen Geschäftspartner von sich zu überzeugen und diesem zu vermitteln, dass es ihm wirklich ernst war. Yuugi trug meist legere Outfits. Es kam äußerst selten vor, dass er sich einen Anzug anzog oder sich sonst auf elegante Weise kleidete. Generell achtete Kaiba bei seinem Gegenüber mehr auf dessen Kompetenz und sein Fachwissen als auf sein Aussehen, aber Yuugi wollte durch und durch wie ein Geschäftsmann erscheinen und nicht wie ein alter Kumpel, der zum Kaffeetrinken vorbei kam. Immerhin erwartete ihn ein ernstes Gespräch. Da Kaiba nun von Yuugis Beziehung zu Jounouchi wusste, ging Yuugi davon aus, dass dieser schlechte Laune haben musste.
 

Kaiba war selten gut gelaunt, zumindest hätten das die meisten Menschen so gesagt, da er stets eine unergründliche Maske trug und er nur selten seine Gefühle durchscheinen ließ. Der Bunthaare kannte Kaiba nach all den Jahren gut genug, um ihn einschätzen zu können und selbst die winzigste Regung in seinen Augen zu erkennen. Kaibas ernste Miene war durchaus durchschaubar, wenn man sich die Zeit nahm, diesen Mann zu verstehen. In ihren zahlreichen Duellen hatte Yuugi ausreichend Möglichkeiten gehabt, sich mehr mit diesem zu befassen und mehr über Kaiba zu lernen als die meisten anderen. Wenn er sich freute, veränderte sich seine Stimmlage minimal, dann schwang ein etwas hellerer Ton mit und er betonte die letzte Silbe eines Wortes höher und schneller.
 

Auch wenn Kaiba nicht gerade als einer der zuvorkommendsten Menschen bekannt war, so war seine Freundschaft zu Yuugi etwas, das die beiden jungen Männer verband. Das Schicksal hatte sie nicht grundlos zusammengeführt – hätte Kaiba dies gehört, hätte er sehr wahrscheinlich wütend mit der Hand auf den Tisch geschlagen und Yuugis kindische Weltanschauung und seinen Glauben an das Schicksal harsch kritisiert und versucht ihn zur Besinnung zu bringen.
 

In dieser Hinsicht hatten die beiden unterschiedliche Vorstellungen. Kaiba hatte zwar verstanden, dass es so etwas wie übernatürliche Mächte gab und er hatte auch das Konzept von verschiedenen Dimensionen akzeptiert, da er selbst die Grenzen des scheinbar Unmöglichen überwunden und seinen Rivalen Atem in einer anderen Zeit aufgesucht hatte, doch darüber hinaus wollte er nichts mit diesen Themen zu tun haben. Was sich mit Wissenschaft nicht erklären ließ, existierte schlicht und ergreifend nicht in seiner Welt. Denn Kaibas Welt basierte auf Logik. Jedes Naturphänomen konnte erklärt werden und mithilfe von Formeln und komplizierten Berechnungen war es möglich, neue Techniken zu erfinden, die die Welt veränderten und diese bis ins kleinste Detail erklärten.
 

Magie? Geister? Mysteriöse Mächte? Das konnte man nicht erklären und für Kaiba war es weitaus einfacher, so zu tun, als gäbe es diese Dinge nicht, als sich den Kopf darüber zu zerbrechen, zu erklären, wie es möglich war, dass ein Jahrtausende alter Geist in ihrer Zeit existieren und mit ihnen agieren konnte. Allein beim Gedanken, dies zu erklären, scheitere Kaiba an einer scheinbar schier unüberwindbaren Mauer, die sich vor ihm auftat und ihm das Weitergehen unmöglich machte. Ein Perfektionist wie er es war, hatte Probleme damit, zu akzeptieren, dass es etwas gab, das sich einfach nicht erklären ließ. Besser also so zu tun, als gäbe es dies alles gar nicht. Also verschwendete Kaiba keine Zeit damit, über die Vergangenheit nachzudenken und strebte nach einer Zukunft, die er nach seinen Visionen formen konnte.
 

Yuugi glaubte an diese Dinge. Für ihn war Atem ein Teil seiner Welt gewesen und somit auch die unerklärliche Magie, die mit diesem verbunden war. Generell hatten die beiden unterschiedliche Ansichten, insbesondere ihre Definition von Rivalität hätte ungleicher nicht sein können. Ein Rivale war jemand, den man überflügeln wollte. Eine Person, die einen dazu antrieb, sich zu steigern und seine eigenen Schwächen zu erkennen. Bei den beiden Aussagen hätte Yuugi sicher zugestimmt, doch er empfand, dass Rivalität und Freundschaft sich nicht ausschlossen. Yuugi sah Kaiba als einen Freund an. Sie waren Gleichgesinnte mit derselben Leidenschaft. Kaiba war einfach nur zu stolz, dies einzusehen. Allein bei dem Gedanken, wie Kaiba reagierte, wenn Yuugi ihn als seinen Freund bezeichnete, musste er amüsiert schmunzeln.
 

Für Kaiba war der Gedanke, dass sie Freunde waren, so abwegig, dass er es nicht verstehen konnte, wie der Bunthaarige diese wirre Vorstellung erlangen konnte. Wie war er darauf gekommen, dass sie mehr als ihre Rivalität in Spielen verband? Wann hatte Kaiba ihm den Anlass dazu gegeben, mehr in ihrer Beziehung zu sehen? So sehr er Yuugi auch ablehnte und immer wieder beteuerte, dass sie nichts weiter verband, so war es doch offensichtlich, dass Kaiba Yuugis Gegenwart und seine Meinung schätzte. Zu diesem Treffen hatte er sofort zugesagt. Keine Sekunde hatte er gezögert.
 

Kaiba hatte nicht einmal hinterfragt, worüber Yuugi dringend mit ihm sprechen wollte, was der Anlass für seine plötzliche Kontaktaufnahme war. Yuugi wollte ihn sehen. Das allein hatte genügt. Einen anderen Grund brauchte er nicht. Deshalb weigerte sich Yuugi, Kaibas Worten Glauben zu schenken. Die Definition von Freundschaft fiel für Kaiba anders aus, aber sicher war, dass er ihre Verbindung genauso wertschätzte wie Yuugi es tat.
 

Als Yuugi aus dem Bus ausstieg, warf er noch einen letzten Blick hinter sich und atmete tief durch. Kaiba zu überzeugen war kein Zuckerschlecken. Seine Meinung zu ändern war problematisch. Wenn überhaupt gehörte es zu einer wahren Königsdisziplin Kaibas vorgefertigte Meinung ins Gegenteil zu wandeln. Kaiba zu überzeugen glich einem Spiel, in dem man nicht gewinnen konnte, weil der Gegner nur einen Zug davor entfernt war, ein Schachmatt zu setzen. Vermutlich war es das einzige Spiel, in dem Kaiba sich ganz sicher als Sieger ernennen konnte, denn seinen Gegenüber oder eher gesagt seinen Kontrahenten mit Worten auszuhebeln und ins Straucheln zu bringen, gehörte zu seiner Spezialität.
 

Wenn Kaiba etwas nicht leiden konnte, dann war es Wankelmut. Jemand, der sich wie eine Fahne im Wind verhielt und sich stets der Meinung anschloss, die gerade im positiven Licht erstrahlte. Kaibas Urteilsvermögen basierte auf Logik. Er beurteilte Menschen nicht danach, wie nett sie waren, sondern nach ihren Kompetenz. Unangebrachter Optimismus, der sich nicht mit stichfesten Belegen begründen ließ, hatte in seiner Gegenwart nichts zu suchen. Genauso wenig der Glaube, mit dem Willen allein Berge versetzen zu können.
 

Alles musste erklärbar sein. Jede Aussage musste bei diesem Mann wohl überlegt sein. Jede Behauptung musste belegbar sein und mit Argumenten, die Kaiba verstehen konnte, gestützt werden. Unnötiger Smalltalk war für Kaiba Zeitverschwendung. Aussagen wie „Das klappt ganz sicher!“ oder „Das schaffen wir“ entzogen sich Kaibas Verständnis, denn sofern diese nicht begründbar waren und er keine logische Quelle für diese Zuversicht vorfinden konnte, waren auch diese nett gemeinten Worte nichts weiter als Zeitverschwendung. Zeit war Geld. Und Kaiba hasste es, Geld für Dinge rauszuwerfen, die keinem messbaren Zweck dienten.
 

Umso wichtiger war es für Yuugi, dass er sich selbst und sein Spiel gut vermarktete. Kaiba betrachtete Yuugi als Maß aller Dinge. Ein wahrer Duellant musste eine besondere Aura und eine charismatische Ausstrahlung haben. Ein Duellant zögerte nicht und verstand die wahre Faszination und die pure Ästhetik im Kampf der Karten. Und weil er diese Profession bei Yuugi erkannte, betrachtete er ihn als seinen Rivalen. Ihre Auffassung wie ein Duellant sich zu verhalten hatte, war sich ähnlich. Es war diese Kompetenz, die er in Yuugi sah, weshalb er ihn als ebenbürtigen Konkurrenten anerkannte. Alles, was unprofessionell, kindisch und unpassend war, entlockte diesem Firmenleiter nichts weiter als ein Kopfschütteln.
 

Aufgeregt schritt er in Richtung des Fahrstuhls. Sein Herz klopfte ihm bis zum Hals. Das einzige, womit er sich selbst verkaufen und Kaiba überzeugen konnte, waren seine Worte. Er musste sich in einer Weise ausdrücken, die Kaiba beeindruckte und er musste sein Spiel und die sich aus diesem Projekt ergebenen Vorteile genau erklären. Er durfte keine halbgaren Argumente bringen.
 

Denn Kaiba hasste Menschen, die mit ihrem lauten und unerklärlichen Optimismus andere ansteckten. Menschen, die andere mitrissen – ungeachtet jeglicher Logik und der möglichen Konsequenzen. Menschen, die sich auf ihr Glück allein verließen und ihr wahres Können und somit ihr Potential nicht ausschöpften, obwohl es ihnen möglich wäre. Menschen, die laut schimpften, wenn sie ihren Willen nicht bekamen und nicht nur sich selbst, sondern auch ihre Mitmenschen blamierten, wollte er meiden. Menschen, die sich selbst bemitleideten, wenn etwas nicht so funktionierte, wie es sollte, anstatt sich die Frage zu stellen, was sie besser machen mussten. Schuldzuweisungen waren unprofessionell. Jeder Mensch musste seine eigene Stärke finden und aus eigener Kraft seine Visionen für die Zukunft erschaffen.
 

Kaiba beachtete nur Menschen, die ihn beeindruckten und seiner Vorstellung von Kompetenz entsprachen. Kaiba mochte Menschen, die mit ihren Fähigkeiten herausragten und ein gewisses Level an Intellekt aufwiesen. Menschen, die andere mit ihren Wissen und ihrem Können mitrissen, wollte Kaiba um sich haben und gehörten zu den Leuten, denen Kaiba am ehesten Gehör schenkte. Menschen, die sich Ziele setzten und diese nicht mit dem Willen allein, sondern mit ihren Taten, zu erreichen versuchten. Denn Worte allein waren nicht viel wert.
 

Und so kam es, dass sich Kaiba unheimlich von einer Person gestört fühlte. In anderen Worten: Jounouchi Katsuya, der mit seiner Tollpatschigkeit und seiner fehlenden Würde einen großen, gefährlichen Schatten auf die Menschen in seiner Umgebung warf. Insbesondere auf Yuugi. Yuugis Fähigkeiten als Gamer und als Duel Monsters Spieler hatten Kaiba beeindruckt. Deshalb konnte er nicht verstehen, wie jemand so Wundervolles wie Yuugi, sich mit Abschaum wie Jounouchi abgab. Das entzog sich jeglicher Logik. Abwartend trommelte er mit seinen Fingern auf der Tischplatte. Es ärgerte ihn. Yuugi war so ein grandioser Gegner. Kaiba sah zu ihm auf und schätzte seine Fähigkeiten und doch konnte er Yuugis Entscheidungen nicht gutheißen.
 

Wie konnte es sein, dass Yuugi seine Karriere und seinen guten Ruf als weltbekannter Gamer, der mit seinen überragenden Fähigkeiten die Massen verzauberte und Kaiba beeindruckte, riskierte, nur um mit einer Person zusammen zu sein, die ihm keine Vorteile brachte? Jounouchi war ungebildet und impulsiv. Sein Lachen war nervtötend. Sein Charakter ein Dorn in Kaibas Auge und die Würde eines Duellanten suchte man bei dieser Person vergeblich. Und doch... hatte sich Yuugi für diesen Trottel entschieden. Für einen Menschen, der ihm nur Nachteile brachte. Ein Mensch, der eindeutig eine Last war.
 

Ein Klopfen an der Tür verriet ihm, dass sein lang ersehnter Gast endlich eingetroffen war. Mit der Sprechanlage bat er ihn herein. Zögerlich wurde die Tür geöffnet und Yuugi kam in den Raum, warf Kaiba einen selbstsicheren Blick zu und begann, ohne das Kaiba ihn darum gebeten hatte, an zu sprechen. Es war diese Selbstsicherheit, die Anklang bei Kaiba fand. Er mochte Menschen, die sich nicht unterkriegen ließen und sich von ihrer qualifizierten Seite zeigten. Yuugi wusste, wie er sich verhalten musste, wenn er seinen Gegenüber für sich gewinnen wollte und er verstand auch, wann es angebracht war, Distanz zu halten und so blieb er mitten im Raum stehen und wartete darauf, dass Kaiba ihn näher herankommen ließ. Es war unprofessionell und äußerst unangebracht, einem Geschäftsmann ungebeten näher zu kommen. Kaiba reagierte genervt auf angebliche Geschäftsmänner, die sich dreist in seinem Raum umherbewegten und in seine Privatsphäre traten und ihm locker die Hand ausstreckten, als wären sie alte Kollegen, die sich nach Jahren wiedergetroffen hatten.
 

„Ich wollte mir dir sprechen, Kaiba-kun“, sagte er mit fester Stimme.
 

Kaiba nickte und bat ihn endlich näher zu kommen. Yuugi setzte sich auf den ledernen Sessel direkt vor Kaibas Tisch. Hinter Kaiba befand sich die Skyline von Domino. Die warmen Sonnenstrahlen erleuchteten die oberen Dachgeschosse der Hochhäuser und es hätten Frühlingsgefühle aufkommen können, wenn da nicht Kaibas finsterer Blick und dieser elendige Kontrast zu der Wärme da draußen gewesen wäre. Der Brünette seufzte schwer und sah mitleidig auf Yuugi hinab. Dass Yuugi dumm genug war, sich ausgerechnet Jounouchi als Lebensgefährten auszusuchen, hinterließ einen bitteren, beinahe schmerzhaften Nachgeschmack und er konnte diese Information, die der Blonde so selbstzufrieden grinsend ihm mitgeteilt hatte, nicht richtig verdauen.
 

Auch wenn Yuugi nicht hier war, um über seinen Beziehungsstatus und seine Entscheidungen in seinem Privatleben zu sprechen – dies verriet immerhin seine formelle Kleidung und seine Art sich auszudrücken – so war dies etwas, das Kaiba nicht unausgesprochen lassen konnte. Er konnte Yuugis Entscheidung nicht gutheißen. Es hätte ihm egal sein können, doch er fürchtete um dessen Ruf als weltbekannter professioneller Gamer. Yuugi bekleidete den ersten Rang in Duel Monsters und bisher hatte niemand geschafft, ihn von seinem Thron zu werfen, so galt er zurecht als König der Spiele. Und dementsprechend erwartete Kaiba, dass er sich auch verhielt. Yuugi musste sich seiner Situation doch selbst gewahr sein und doch fällte er Entscheidungen, die ihm nur Nachteile brachten.
 

„Yuugi“, kam es dann von Kaiba. Seine Stimme war angenehm tief, fast melodisch und war begleitet von einem warmen Klang, sodass Yuugi ein angenehmer Schauer über den Rücken lief. Selbst Kaibas Stimme war außerordentlich. Nicht nur seine Haltung und seine Art zu sprechen war grandios, sondern auch seine Stimmlage und wie er um die Macht diese richtig zu beherrschen wusste, zeugte von seiner unendlichen Genialität – aber auch von seiner Fähigkeit, andere Menschen zu manipulieren und sie in ihren Entscheidungen zu lenken. Yuugi wusste um Kaibas Tricks und wie er seinen Gegenüber zu täuschen versuchte und auch hier war er sich sicher, dass er diese warme und beinahe liebevolle Stimme nur heuchelte, um Yuugi eher von seiner Meinung zu überzeugen.
 

Hätte Kaiba es interessiert, weshalb Yuugi gekommen war und dieses Treffen ersehnte, hätte er eine andere Stimmlage gewählt und seine Haltung wäre anders gewesen. Stattdessen hatte Kaiba die Arme verschränkt, als wollte er auf jeden Fall Distanz zwischen ihnen wahren. Seine Körperhaltung allein ließ Yuugi glauben, dass Kaiba im Moment nicht an Yuugis Projekt oder dessen Beweggründen interessiert war, sondern dass er ihm Vorhaltungen machen wollte.
 

„Ich kann deine Entscheidung, dich mit Jounouchi abzugeben, nicht gutheißen“, waren seine Worte und er atmete erneut tief ein und dann laut hörbar aus.
 

„Du weißt, dass du einen guten Ruf zu verteidigen hast. Es wäre ein Skandal, wenn es herauskäme, dass du schwul bist und obendrein einen Duellanten wie Jounouchi deinen Lebensgefährten schimpfst. Es geht mich nichts an, mit wem du was privat machst, aber ich gebe dir den Rat, es nicht zu übertreiben. Ich kann dein Geheimnis für mich behalten, doch die sensationsgierigen Reporter nicht“, ergänzte er und zog abschätzig eine Augenbraue in die Höhe, als wollte er Yuugi warnen.
 

„Ich habe nicht vor, meine Beziehung öffentlich zu machen und ich bin auch nicht hier, um über meine Beziehung zu reden, sondern weil ich mit dir über mein Projekt sprechen möchte“, erklärte Yuugi, wurde von Kaiba jedoch jäh unterbrochen.
 

„Es geht nicht darum, ob du das öffentlich machen willst! Bist du wirklich so naiv, zu glauben, dass die Medien so etwas wie Rücksicht auf dein Privatleben nehmen werden? Ich kenne dich lange genug, um zu wissen, dass du dich sehr schnell mitreißen lässt. Es braucht nur ein falsches Wort, eine falsche Geste oder gar Mimik, um neue Skandale auszulösen!“, kam es nun erbost von Kaiba, in dessen Augen Wut, aber auch Sorge aufzublitzen schien.
 

„Stört es dich so sehr?“, wollte Yuugi wissen und senkte verletzt den Blick.
 

Kaiba brauchte einige Sekunden, um Yuugis Reaktion richtig zu deuten. Es war ihm vollkommen egal, ob Yuugi schwul war oder nicht. Ihn interessierten einzig und allein seine inneren Werte und dieses prickelnde Gefühl in seiner Brust, das jedes Mal aufkam, wenn sie gemeinsam in der Arena standen, die Menschen sie umjubelten und er mit Ungeduld auf Yuugis nächsten Zug wartete. Das Adrenalin, das durch seinen Körper rauschte und diese Aufregung, die er nur bei ihm und niemand anderen spürte. Das wollte er nicht missen. Nie zu wissen, was er als nächstes vorhatte und mit welcher brillanten Strategie er Kaibas Zug nichtig machen und ihm neue Grenzen aufweisen würde, gab Kaiba Ansporn und Motivation für den nächsten Tag.
 

Ohne Yuugi als seinen Rivalen fehlte ihm etwas. Er konnte sich überhaupt nicht mehr vorstellen, wie sein Leben ohne Yuugi sein könnte und er wollte diese Verbindung, die sie hatten, auf keinen Fall aufgeben. Vor allem dann nicht, wenn es vermeidbar war. Kaiba war es ziemlich egal, was Yuugi sonst tat. Selbst die Tatsache, dass er Wimperntusche nutzte und Lederschmuck trug, hatte er nie hinterfragt. Genau genommen fand er auch, dass dieses Leder und die silbernen Nieten seinem Charakter mehr Ausdruck gaben und seine Augen, die immer mit diesem Feuer aufloderten, wenn er eine neue Karte gezogen hatte und seinen Sieg näherrücken sah, auf eine besondere und faszinierende Art und Weise betonte.
 

Aber es ging nicht darum, was er dachte, sondern was die Meinung der Allgemeinheit war. Es gab diverse Stereotypen und aufgezwungene Rollen, die in der Bevölkerung als gut und richtig gesehen wurden. Alles, was anders war und herausstach, war also eigenartig und für manche sogar beängstigend. Kaiba hatte auch einen Ruf als Firmenleiter. Die Kaiba Corporation galt als eines der größten und wichtigsten Unternehmen weltweit. Kaibas Erfindungen – insbesondere seine Hologrammtechnik und die Virtual Reality, die auf seiner Technik basierten – hatten die Welt verändert und geprägt. Kaiba gehörte zu den gefragtesten und reichsten Männern der Welt.
 

Es war also auch seine Pflicht und seine Verantwortung, seine Marke Kaiba zu schützen und sicherzugehen, dass nichts und niemanden diesen Namen trübte. Nur dafür hatte er sein ganzes Leben gearbeitet. Er konnte und durfte nicht zulassen, dass die Menschen, die Kaiba schätzte und zu seinem Bekanntenkreis zählte, dieses Bild beschädigten. Hier ging es um weitaus mehr als um persönliche Gefühle – obwohl Kaiba nicht abstreiten konnte, dass er durchaus eine weitere Motivation hatte. Der Gedanke, nicht der wichtigste Mensch in Yuugis Leben zu sein, war schmerzhaft. Denn Yuugi war für Kaiba der wichtigste Mensch. Natürlich liebte er Mokuba, doch sie waren Brüder und die Art der Verbundenheit, die sie teilten, war anders, als jene, die er mit Yuugi hatte. Als Jounouchi ihm mitteilte, dass er Yuugis Lebensgefährte sei, hatte er einen unangenehmen und äußerst schmerzhaften Stich in seiner Brust verspürt.
 

Dann schüttelte er den Kopf kaum merklich und seufzte.
 

„Es stört mich nicht, dass du Männer magst, sondern dass du dich nicht deiner Rolle entsprechend verhältst. Du bist der König der Spiele und ich erwarte von dir, dass du dich in der Öffentlichkeit professionell gibst. Auch wenn du das kannst, dein toller Freund kann das nicht. Jounouchi wird dir deine Karriere versauen und am Ende werde ich die Lachnummer sein, dass ich dich als meinen Rivalen bezeichne“, knurrte Kaiba und vermied es Yuugi anzusehen.
 

„Das wird er nicht“, entgegnete Yuugi. Kaiba öffnete seine Schublade und zog die letzte Ausgabe der Duelist Today heraus, blätterte einige Seiten darin und las mit lauter Stimme einen Artikel vor:
 

„Und so heißt es, dass Mutou Yuugi – auch als König der Spiele bekannt – sich für Männer interessiert. Sein angeblich bester Freund Jounouchi Katsuya, der seit Jahren in der oberen Liga steht, aber im Ranking nicht aufsteigt, soll nicht irgendein Kumpel, sondern der Geliebte sein. Jounouchi wurde zuletzt auffällig, als er auf offener Straße unschuldige Passanten zusammengeschlagen hatte, die nach einem Autogramm gefragt hatten. Immer wieder heißt es, dass der blonde Duellant nicht nur eine große Klappe hat, sondern auch schnelle Fäuste und er nicht davor zurückschreckt, seine Gegner hinterrücks in der Finsternis einer abgelegenen Gasse auszuschalten, nur um auf diese Weise im Ranking aufzusteigen.“
 

Ungläubig starrte Yuugi Kaiba an.
 

„Das sind doch alles Lügen!“, rief er empört aus, doch Kaiba ließ ihn gar nicht weiter zu Wort kommen.
 

„Und wen interessiert die Wahrheit?! Yuugi, ich habe mehrere Millionen Yen ausgegeben, um diesen Artikel aus der Ausgabe entfernen zu lassen! Ich kann nicht immer die Reporter bestechen, sobald ein unangenehmer Artikel erscheint. Die Leser interessiert es nicht, ob das nun die Wahrheit ist oder ob sich da irgendein Typ an seinem Schreibtisch eine Geschichte aus Gerüchten zusammengeschustert hat“, knurrte Kaiba und knallte Yuugi die Zeitschrift direkt vor die Nase.
 

„Jounouchi würde so etwas niemals tun...“, flüsterte Yuugi.
 

„Es geht nicht darum, ob er das getan hat, sondern darum, dass du dich mit diesem Typen sehen lässt. Jounouchi steht seit Jahren in der Kritik und die Leute werden sich nur noch mehr Geschichten ausdenken, die dich und letztendlich auch mich belasten werden. Das alles ist ein Risiko für die Marke Kaiba.“
 

„Du willst dir also mein Projekt deshalb nicht ansehen. Ist es das, was du sagen willst?“, hauchte Yuugi und starrte apathisch auf den Artikel, der seinen geliebten und liebenswerten Freund Jounouchi als Schlägertyp sondergleichen darstellte.
 

„Ich will, dass du dich nicht mehr öffentlich mit ihm sehen lässt, wenn dir dein Projekt wichtig ist“, erklärte Kaiba, tippte dann etwas auf der Tastatur seines Computers und drehte den Computerbildschirm zu Yuugi.
 

„Es kursieren Fotos von dir im Internet, wo du mit Jounouchi im Park zu sehen bist. Wie oft habe ich dir gesagt, dass du dich in der Öffentlichkeit zurückhalten musst? Du kannst nicht einfach im Domino Park mit Freunden sitzen! Auch hast du Fragen in Burger World beantwortet und recht zweideutige Antworten gegeben. Natürlich nehmen die Reporter das als Anlass, sich neue Geschichten und Skandale auszudenken und deinem Ruf zu schaden“, sagte Kaiba und zeigte auf den Bildschirm.
 

Noch immer staunte Yuugi über die Fotos, doch am meisten verwunderte ihn die Hartnäckigkeit dieser Reporter, die ihnen auch nach ihrem Zusammentreffen im Burger World gefolgt sein mussten. Er wusste zwar, dass er häufiger von Paparazzi verfolgt wurde, doch er konnte ja nicht ahnen, dass so ein Bild so viele neue Gerüchte in die Welt rufen würde.
 

„Yuugi, schau mich an“, wies Kaiba ihn an, als Yuugi immer noch mit weit aufgerissenen Augen auf die Tischplatte starrte. Dieses Mal war Kaibas Blick beinahe sanftmütig. Einen solchen Blick hatte Yuugi noch nie von dem Firmenleiter gesehen. Er konnte Kaibas Reaktion nicht wirklich einordnen. War Kaiba wirklich besorgt um ihn?
 

„Ich weiß, dass das alles neu für dich ist. Die Presse ist nie angenehm und deshalb habe ich dir damals geraten, dir einen Manager zu suchen, der sich um solche Dinge kümmert. Seit deinem Studium hast du dich rar gemacht. Du erscheinst zwar auf Turnieren und auch bei unserem Duellen zeigst du, was du drauf hast, doch darüber hinaus beschäftigst du dich zu wenig mit den Medien. Kein Wunder, dass jedes neue Foto direkt fehlinterpretiert wird, mal davon abgesehen, dass es viele Neider gibt, die dir deinen Erfolg nicht gönnen.“
 

„Und was soll ich deiner Meinung nach tun? Ich werde mich auf keinen Fall von Jounouchi trennen. Eher verzichte ich auf meine Karriere als Duellant“, meinte Yuugi und versuchte die aufkommende Verzweiflung nicht Überhand gewinnen zu lassen. Frustriert zu sein brachte ja nichts. Wenn man ein Problem nicht lösen konnte, musste man es ignorieren und sich mit diesem arrangieren und wenn es lösbar war, so sollte man sich nicht darüber ärgern und einen Weg finden, sein Problem schnellstmöglich aus der Welt zu schaffen. Auch wenn Kaiba es sicher gutgeheißen hätte, dass Yuugi sich zukünftig von Jounouchi fernhielt, so wollte Yuugi dies auf keinen Fall als einzige Lösung sehen. Es musste einen anderen Weg geben.
 

„Ja, das sieht dir ähnlich. Ich wusste, dass du das sagen würdest. Ich habe lange darüber nachgedacht und das einzige, was mir einfiel, war...“ Kaiba stockte der Atem und er schluckte hart.
 

„...dass wir nicht nur dein Image, sondern auch das von diesem Trottel aufpolieren müssen.“
 

„Dieser Trottel hat auch einen Namen“, konterte Yuugi erbost und kniff die Augen zusammen, schenkte seinem Gegenüber einen giftigen Blick. Nicht, dass Kaiba sich davon abschrecken ließ.
 

„Jounouchi könnte mich nicht weniger interessieren. Es geht mir einzig und allein um dich und die Marke Kaiba. Wenn dir dein Projekt wichtig ist und ich dir zuhören soll, musst du erst mal dein Image in den Griff bekommen“, erklärte er dann und verschränkte erneut die Arme.
 

„Was genau stellst du dir vor, Kaiba-kun? Ich möchte mich nicht verstellen müssen.“
 

„Früher oder später wird deine Beziehung zu ihm rauskommen. Nicht, weil du die Klappe nicht halten kannst, sondern weil er irgendetwas sagen oder tun wird, was den Medien genügend Spielraum gibt, um dies zu interpretieren. Aber wenn Jounouchi ein geachteter Duellant in der Szene wäre, wäre das weitaus weniger schlimm für deinen Ruf und meine Marke.“
 

„Du willst sagen, dass sich meine Fans und die Medien weniger daran stören würden, dass ich schwul bin, wenn ich einen hochangesehenen und beliebten Duellanten als Partner hätte? Sprichst du da von dir?“ Yuugi hob skeptisch eine Augenbraue.
 

„In Jounouchis Fall wäre selbst ein Duellant wie Insector Haga eine bessere Wahl. Obwohl mir niemand das Wasser reichen kann. Es ist nie eine gute Idee, sich auf offener Straße zu prügeln oder in einem Interview den Reporter als – ach, wie war das noch mal? – verficktes Arschloch zu bezeichnen. Wer sich so in der Öffentlichkeit präsentiert, obwohl das Rampenlicht auf ihn gerichtet ist, wird es äußerst schwierig haben, die Meinung der Masse ins Positive zu ändern.“
 

„Ich weiß, dass er viele Dummheiten gemacht hat, aber er hat sich in den letzten zwei Jahren sehr darum bemüht, sich zu bessern. Er kann äußerst unüberlegt handeln, dem stimme ich durchaus zu, aber er ist kein hoffnungsloser Fall. Ich finde es nicht fair, dass diese alten Geschichten immer und immer wieder neu aufgewärmt werden. Jounouchi verdient etwas Besseres“, meinte Yuugi nur und sah Kaiba entschlossen in die Augen.
 

„Geschichten wie diese werden auch nicht verschwinden, Yuugi. Solange es nichts Neues zu berichten gibt, werden die Leute und auch die Reporter spekulieren und sich zur Not neue Skandale aus den Fingern saugen. Jounouchis Ruf als Schläger eilt ihm voraus. Das ist problematisch.“
 

Jounouchi hatte sich in seiner Jugendzeit, als er noch nicht mit Yuugi befreundet war, sehr oft mit verfeindeten Jungs aus anderen Schulen angelegt. Er hatte sein Revier verteidigt und auch Streit ohne Grund angefangen, nur um seine Machtposition zu unterstreichen. Was die Gründe für Jounouchis Verhalten war, interessierte Kaiba nicht. Diese kindischen Zankereien unter Jugendlichen waren ja nichts Untypisches und es war auch vollkommen normal, dass Jungs sich in einem bestimmten Alter mit Fäusten anstelle von Worten austauschten und näher kennenlernten, aber bei dem Blonden handelte es sich um einen langen Strafkatalog – diverse Vorstrafen, die man nicht einfach ignorieren konnte. Da konnte man nicht einfach ein Auge zudrücken.
 

Außerdem war er auch heute noch bei Jugendlichen als Legende verehrt. Kaiba hatte viel Zeit in diese Recherche investiert und war unter anderen auf den Namen Hirutani gestoßen. Ein Mann mit dem Jounouchi einmal befreundet war oder besser gesagt in einer Gang. Zusammen hatten sie während ihrer Mittelschulzeit die Straßen von Domino unsicher gemacht. Dieser Mann war nun ein anerkanntes Mitglied der Yakuza und eine solche Verbindung warf ein unglaublich schlechtes Licht auf den Blonden. Es war nicht gerade schwer, die Vergangenheit eines Menschen aufzudecken, wenn man genug Geld hatte oder Kaiba hieß.
 

Kaiba fand es ja beinahe lobenswert, dass Jounouchi seine Vergangenheit den Rücken gekehrt und es von selbst geschafft hatte, sich aus dieser Spirale zu befreien. Trotzdem war das Ganze einfach nur gefährlich. Natürlich würde Kaiba niemals auf die Idee kommen, Jounouchis Geheimnis durch die Welt zu posaunen, um diesen zu schaden, denn auch als Mensch hatte er genügend Stolz und Selbstwertgefühl, nicht auf diese Mittel zurückgreifen zu müssen. Mal davon abgesehen, dass er sich selbst und Yuugi geschadet hätte.
 

Um Jounouchis ramponiertes Image glatt zu bügeln und ihn in einem neuen Licht erstrahlen zu lassen, war einiges zu tun. Charity Veranstaltungen und auch Gala Abende, wo er andere Duellanten und Prominente von sich überzeugen konnte, so wie Interviews mit diversen Zeitschriften und Fernsehsendern, wo er auf ihre Fragen wie ein Profi antwortete. Kaiba hatte Jounouchi bisher nur als kindsköpfigen, heißblütigen Mann kennengelernt, der immer alles, was er gerade dachte, ungefiltert in die Welt brachte und nicht nur sich selbst mit der ein oder anderen unüberlegten Handlung in Schwierigkeiten brachte. Je mehr Kaiba darüber nachdachte, desto weniger konnte er nachvollziehen, was Yuugi an diesem gar schäbigen Kerl fand.
 

„Bis zum Turnier im August ist noch genügend Zeit. Wir haben gerade mal Mitte Mai“, begann Kaiba nun und ging auf Jounouchis schlechten Ruf nicht weiter ein, da er wusste, dass Yuugi ohnehin blockieren würde und er vielleicht sogar aus Ärger das Büro verlassen würde, wenn er weiter auf dem Blonden herum ritt. Er hatte die Entschlossenheit in Yuugis Augen gesehen und er wusste, dass wenn Yuugi sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte, dass dieser nur schwer von seinen Überzeugungen abzubringen war.
 

„Dass du mit Jounouchi zusammen leben willst, kann ich durchaus verstehen. Dein Wohnort ist jedoch bekannt und ich bin mir mehr als nur sicher, dass Paparazzi und Reporter in der Nähe des Kame Game Shops herumlungern. Wenn herauskommt, dass er bei euch wohnt, wird das nur noch mehr Gerüchte in die Welt bringen“, erklärte er und lehnte sich in seinen Bürostuhl zurück, sodass dieser ächzte.
 

„Wir wollten ohnehin nächsten Monat in unsere neue Wohnung ziehen“, erwiderte Yuugi. Ehe er weitersprechen konnte, ließ Kaiba seine Meinung unverblümt zum Ausdruck kommen.
 

„Das macht doch keinen Unterschied! Du bist der gefragteste Duellant der Szene. Wenn diese Typen dich finden wollen, werden sie dich finden. Ihr solltet euch eine Wohnung suchen, die bewacht wird, wo Paparazzi nicht in eure Nähe kommen. Ich hätte da auch schon etwas, das dir gefallen könnte“, meinte Kaiba dann und tippte erneut auf seiner Tastatur, ohne auch nur einmal vom Bildschirm wegzusehen. Yuugi staunte darüber, wie schnell der Brünette tippen konnte und das auch noch ohne hinzusehen. Kaiba drehte erneut den Bildschirm seines Computers zu ihm.
 

„Unmöglich! Das ist doch viel zu teuer!“, brach es ungehalten aus Yuugi heraus und er starrte Kaiba mit einem Blick an, der da eindeutig sagte: Bist du denn völlig übergeschnappt?
 

Kaiba zeigte ihm alles Ernstes das Bild eines Hochhauses, in dem bekannte Prominente und reiche Leute wie Kaiba lebten. Allein bei der Außenfassade war klar erkennbar, dass es sich um kein günstiges Apartment handelte, was Kaiba im Sinn hatte. Das war zu viel des Luxus und war weit über Yuugis und Jounouchis finanziellen Rahmen. Dabei hatte Yuugi mehr als einmal klar gemacht, dass er sich ein bescheidenes und normales Leben wünschte. In die Ränge der High Society einzusteigen, war ja wohl das komplette Gegenteil dessen, was er sich vorgestellt hatte. Security Beamte bewachten das Hochhaus und im Umkreis von fast einem Kilometer wurden sämtliche Paparazzi davon abgehalten das hiesige Grundstück zu betreten.
 

Das Gebäude erinnerte mehr an ein großes Hotel als an einen Ort, wo Menschen wirklich lebten. Vielleicht war Yuugi auch einfach nur zu normal, um Kaibas Verständnis von einem angenehmen Leben nachvollziehen zu können.
 

„Das können wir uns gar nicht leisten“, fügte er noch hinzu, während Kaiba ihn amüsiert angrinste.
 

„Ich sagte ja auch nichts davon, dass du das bezahlen musst. Die oberen zehn Stockwerke gehören mir und stehen leer. Wenn ich geschäftlich unterwegs bin, halte ich mich dort auf.“
 

„Du beliebst zu scherzen...“, murmelte Yuugi und starrte Kaiba derart geistesabwesend an, dass Kaiba sich ein höhnisches Lachen nicht verkneifen konnte.
 

„Yuugi, ich bin der reichste Mann der Welt. Das ist nicht das einzige Gebäude, das mir gehört. Domino ist meine Stadt. Ich sehe alles. Ich weiß alles. Und ich kontrolliere alles. Die Welt liegt mir zu Füßen und ein kleines Gebäude wie dieses ist für mich nichts weiter als ein Schlüsselanhänger an meinem Schlüsselbund. Das solltest du aber eigentlich wissen“, meinte Kaiba und grinste immer noch amüsiert.
 

„Das kann ich nicht annehmen. Auf keinen Fall!“, protestierte Yuugi.
 

„Ich wollte mir dir über meinen Spielentwurf reden und nicht, dass du mir eine neue Wohnung schenkst! Auch wenn du es gut meinst...“
 

Kaiba unterbrach Yuugi forsch und schlug auf den Tisch, sodass Yuugi leicht zusammenfuhr und er dessen ungeteilte Aufmerksamkeit hatte.
 

„Es geht hier nicht nur um dich! Bereits vor zwei Jahren habe ich dich gewarnt. Du brauchst einen Manager, der dein mediales Bild handhabt und du musst dich endlich damit abfinden, dass dein bodenständiges Leben vorbei ist. Du bist nun mal berühmt und du musst mit diesen Konsequenzen leben! Du kannst nicht einfach auf offener Straße herum rennen, vor allem dann nicht, wenn du dich aus der Szene zurückziehst und dich so rar machst. Dein Studium ist wichtig und das sehe ich auch ein, aber du bist in keiner Position, wo du selbst entscheiden kannst. Nicht du entscheidest, was in den Zeitungen gedruckt oder im Internet geteilt wird, sondern andere.“
 

„Das weiß ich doch... trotzdem...!“, versuchte Yuugi sich herauszureden.
 

„Yuugi, ich schätze dich als meinen Rivalen und ich bin mir sicher, dass du es doch schon längst selbst weißt. Du kannst in dein altes Leben nicht mehr zurück. Wenn du dein Spiel zum Erfolg machen willst, wenn dir dein Projekt wirklich wichtig ist, musst du auch auf dein Image achten, denn ansonsten wird sich niemand für dich oder deine Ideen interessieren.“
 

Yuugi hob den Blick und sah Kaiba perplex an.
 

„Es geht hier auch um deine Zukunft als Spieleentwickler. Solange du im guten Licht stehst und dir keinen Skandal zu Gute kommen lässt, wirst du weiterhin das Interesse der Leute auf dich ziehen. Doch dafür ist es notwendig, dass du auf mich hörst und meine Anweisungen befolgst. Dasselbe gilt auch für Jounouchi.“
 

Kaiba hatte nicht vor, direkt mit Jounouchi zu sprechen. Es war besser, wenn sie weiterhin eine gewisse Distanz bewahrten, denn aus irgendeinem Grund krachte es zwischen den beiden immer, sobald sie einander sahen. Es war zu einfach ihn zu provozieren und Kaiba fürchtete, dass dieser aus Trotz das Gegenteil von dem tun würde, was Kaiba ihm sagte. Wenn Yuugi ihm die Situation erklärte, war er bestimmt eher gewillt, diesem zuzuhören und dessen Rat zu befolgen.
 

Kaiba unterbreitete Yuugi mehrere Vorschläge und übergab ihm einen bis in kleinste Detail geplanten Terminkalender, der sämtliche Veranstaltungen beinhaltete und erklärte darüber hinaus, dass Jounouchis Art zu sprechen ein großes Problem war und er sich in Geduld und Rückhaltung üben musste. Es missfiel Yuugi, dass Kaiba immer wieder in solch einem abwertenden Ton über den Blonden sprach, doch er unterbrach ihn dennoch nicht und hörte ihm aufmerksam zu. Kaiba hatte alles genau geplant. Er hatte sich Gedanken gemacht, wie er Yuugi helfen konnte. Nein, er hatte sich die Zeit genommen, um zu planen, wie er Jounouchis Karriere auf die Sprünge helfen konnte.
 

Jounouchi war ein großartiger Duellant und seine Fähigkeit jedes Duell mit seinem endlosen Optimismus und seinen unkonventionellen Taktiken für sich zu entscheiden waren besonders und auffallend. Wenn Jounouchi die Arena betrat, gab es immer etwas zu lachen – dass selbst Kaiba diese Eigenschaft positiv hervorhob, erstaunte Yuugi und schenkte ihm ein kleines Lächeln.
 

Ich habe immer gewusst, dass du ein guter Freund bist, Kaiba-kun, schoss es ihm durch den Kopf, als er seine genauen Pläne weiter ausführte und die enorme Wichtigkeit der Medienpräsenz betonte. Am Ende hatte er kurz inne gehalten.
 

„Und jetzt lass uns über dein Spiel sprechen, Yuugi“, hatte er gesagt und Yuugis Herz hüpfte vor Aufregung.

Du verdienst jemand Besseres

Als Yuugi das Haus verließ, sah Jounouchi ihm noch mehrere Minuten hinterher. Geistesabwesend. Frustriert. Er biss sich auf die Unterlippe und senkte den Blick gen Boden.
 

Es war seine Schuld, dass Yuugi nun in Schwierigkeiten steckte und er schämte sich, dass er Kaiba unbedingt eins hatte auswischen wollen. Als Kaiba Yuugi als seinen Rivalen bezeichnete, war ihm eine Leitung durchgebrannt. Kaiba hatte eine wichtige Stellung in Yuugis Leben und es hatte sich so angefühlt, als wollte er damit angeben. Jounouchi hatte für einen Moment das Gefühl, als wollte Kaiba wieder von oben auf ihn herabsehen und sein Verstand hatte ihm gesagt, dass Kaiba ernsthaft glaubte, dass er viel wichtiger für Yuugi war als er. Da war er wütend geworden. Eifersucht keimte in ihm auf. Zum ersten Mal in seinem Leben.
 

Die Verbindung, die Kaiba und Yuugi hatten, war etwas, das mit Logik nicht zu begreifen war. Yuugi bezeichnete Kaiba seit Jahren als seinen Freund – etwas, das Jounouchi in keinster Weise nachvollziehen konnte. Der arrogante Firmenleiter war alles, nur nicht ein Freund. Er machte sich einen Spaß daraus, auf andere hinabzublicken und so zu tun, als existierten sie nicht. Obwohl Jounouchi mehr als einmal versucht hatte, nett zu sein und offen auf ihn zugegangen war, hatte dieser unmissverständlich mit seinen Worten gezeigt, dass er ernsthaft glaubte, etwas Besseres zu sein. Dieser Mann sah keinerlei Grund darin, Jounouchi mit Respekt entgegenzutreten. Er hatte Jounouchi mit einem Blick angesehen, als wäre er Dreck. Für Kaiba war der blonde Profi Duellant nichts weiter als Dreck unter seinem Schuh. Stets hatte er einen gemeinen und abwertenden Spruch parat.
 

Immer wenn sie sich sahen, kam es zu einem Knall. Bisher hatte Jounouchi sich so weit zurückhalten können, dem reichsten Firmenleiter der Welt kein Veilchen zu verpassen, doch es kostete ihm eine Menge Energie und Zurückhaltung, nicht auf diesen loszustürmen und ihn so sehr zusammenzuschlagen, dass er nie wieder den Mund öffnete, nur um ihn zu beleidigen. Es war einzig und allein Yuugis Güte und Liebenswürdigkeit zu verdanken, dass Jounouchi sich beherrschen konnte. Jedes Mal, wenn die Situation zu eskalieren drohte, drängte er sich dazwischen und beschützte Kaiba. Allein die Tatsache, dass Yuugi diesen Mann in Schutz nahm, kränkte Jounouchi.
 

Kaiba demütigte ihn auf Schritt und Tritt. Er lachte über ihn und warf ihm abschätzige und verletzende Blicke zu. Dieser Mann war allen Ernstes der Ansicht, dass er etwas Besseres war und dass er das Recht hatte auf Leute mit weniger Geld und Einfluss hinabzublicken. Jounouchi wusste selbst am besten, dass er nicht gerade einer der hellsten Köpfe war, ansonsten hätte er einen weitaus besseren Schulabschluss hingelegt, trotzdem war er alles andere als dumm. Dass Kaiba ihn behandelte, als wäre er irgendein ungebildeter Dorftölpel von Land, der bisher nur in seiner eigenen kleinen Welt gelebt hatte und das Leben der Großstädter nicht begriff, machte ihn rasend.
 

Er saß da oben, auf seinem hohen Ross, lachte über die am Boden liegenden Menschen und genoss es, dass er deren Probleme aus der Ferne beobachten konnte. Jounouchi glaubte, dass Kaiba sich daran ergötzte, dass es anderen schlecht ging. Ob das wirklich wahr war, wusste er nicht. Ihm gegenüber verhielt er sich jedoch so und das gab Jounouchi genug Anlass zu glauben, dass Kaiba ein durch und durch schlechter und böser Mensch sein musste. Nach all den Jahren weigerte sich sein Verstand das Gute in diesem Mann zu sehen. In dieser Hinsicht war Jounouchi verdammt nachtragend und er fand, dass es besser war, wenn sie sich aus dem Weg gingen und dennoch wollte er eine Entschuldigung aus dessen Mund hören. Er wollte, dass Kaiba sich für das, was er Yuugi und auch ihren anderen Freunden angetan hatte, entschuldigte und für sein schlechtes Verhalten geradestand, doch er tat so, als wäre nie etwas passiert.
 

Was war es nur, was Yuugi in ihm sah? Wieso nahm er ihn in Schutz und bezeichnete ihn als Freund? Warum war er so erpicht darauf, diesen Mann zu schützen und andere davon zu überzeugen, dass Kaiba im Grunde seines Herzens ein gutmütiger Mann war?
 

Du siehst etwas in ihm, was nicht da ist, murmelte Jounouchi und legte seinen Kopf schief, griff nun nach seiner Tasse Kaffee und genoss den aromatischen Duft von Röstkaffee, der ihn langsam zur Ruhe kommen ließ, ehe er nach der Tageszeitung griff.
 

Glücklicherweise musste er heute nicht arbeiten. Seit er den Entschluss gefasst hatte, den Job beim Duel Café aufzugeben und sich stattdessen auf seine Karriere als Duellant und sich dem Kame Game Shop zu widmen, sah er recht positiv in die Zukunft. Nun hatte er eine Sorge weniger. Die Kündigungsfrist lief bereits und sein Chef plante ihn nun seltener ein, sodass er mehr Zeit für sich selbst und seine Familie hatte. Immerhin wollten sie ihn nur wenigen Wochen ihre eigene Wohnung beziehen und da gab es genügend Dinge zu erledigen. Sollte das Geld tatsächlich knapp werden, würde er sich einen Job in der Nähe suchen. Auch zukünftig hatte er vor, weiterhin im Laden zu arbeiten, doch er würde mindestens 20 Minuten mit dem Fahrrad unterwegs sein. Er war ein geübter Radler und so legte er in dieser Zeit einige Kilometer zurück, ohne aus der Puste zu geraten. Seit der Mittelschule hatte er Zeitungen ausgetragen und dieses morgendliche Training hielt ihn fit.
 

Ihre neue Wohnung lag nicht allzu weit vom Kame Game Shop entfernt, war aber viel näher am Domino Bahnhof, sodass Yuugi seine Universität schneller erreichen konnte und er mehr Zeit sparte. Er würde den morgendlichen Berufsverkehr den Rücken zuwenden und müsste nicht mehr extra früher aufstehen und losfahren, nur um sicher zu gehen, dass er auch wirklich pünktlich ankam. Auf diese Weise würde er mehr Zeit zum Lernen haben und natürlich auch für Jounouchi. So wirklich hatten sie nicht über ihre Zukunft nachgedacht. Sie lebten in den Tag hinein und ließen vieles auf sich zukommen. Dass sie ausziehen wollten, war auch ein spontane Entscheidung gewesen, die aber viele Vorteile mit sich brachte.
 

Das nächste Duel Monsters Turnier fand zwar erst im August statt, trotzdem informierte er sich im Internet über die neuesten Gegner und warf hin und wieder einen Blick auf die Weltrangliste der besten Duellanten. Natürlich befand sich der König der Spiele ganz oben und es war beinahe unmöglich diesen von seinem Stammplatz zu verweisen, trotzdem gab es immer wieder Neulinge, die im Ranking rasant nach oben kletterten und sich einen Namen machten. So hatte der Duellant Judai Yuuki Jounouchis Interesse geweckt. Sowohl sein Deck als auch seine Strategie sollten herausragend sein. Sein Lachen wäre ansteckend, hieß es.
 

Er war ein wahrer Überraschungsgegner, der auch in der verzwicktesten Situation noch ein Ass aus dem Ärmel zog und es mehr mit Glück als mit Können sehr weit geschafft hatte. Genauso wie Jounouchi zog er starke und kräftige Kämpfer vor und zeigte, dass man mit dem Willen und der richtigen Einstellung sehr weit kommen konnte. Wo ein Wille war, war auch ein Weg. Da hatte sich Jounouchi gleich mit ihm verbunden gefühlt. Er mochte Duellanten, die auf unkonventionelle Methoden zurückgriffen. Wäre doch langweilig, wenn jeder Duellant dieselbe Strategie verfolgen und dieselben Karten nutzen würde. Wo bliebe denn da die Abwechslung? Jounouchi mochte es, wenn er überrascht wurde und wenn er mithilfe eines guten Bluffs seinen Gegenüber verwirren und somit Zeit gewinnen konnte. Je länger ein Duell war, desto spaßiger wurde es auch. Und für Jounouchi war Duel Monsters etwas, wodurch er viele Freunde und Gleichgesinnte gewonnen hatte und das ihm Freude bereitete. Er war sich für keine Partie zu schade.
 

Kaibas Name war auf dem zweiten Platz der Weltrangliste. Niemand konnte den beiden das Wasser reichen oder sich gar anmaßen, zu verstehen, warum diese beiden Genies der Gaming Welt es immer wieder schafften, der Welt den Atem zu rauben. Ihre Duelle wurden von mal zu mal hitziger und spannender. Auch wenn es ihn selbst ärgerte, so musste er Kaibas herausragende Fähigkeiten anerkennen. Kaibas starke Präsenz hinterließ einen bleibenden Eindruck. Wie man das Blatt zu seinem Gunsten wendete, wusste er ganz genau und so verstand er auch, wie man die Massen am besten bewegte. Seine Wortwahl war überlegend und er überzeugte mit Professionalität. Ähnlich wie Yuugi.
 

Jounouchi seufzte. Er selbst machte höchstens als gemeiner Schläger Schlagzeilen. Viele dieser Geschichten waren aus der Vergangenheit und oft handelte es sich um Missverständnisse. Er erinnerte sich ungern an letzten Monat...
 

Jounouchi und Yuugi verbrachten den Nachmittag in einem Café und sprachen ausgelassen über die neuesten Duel Monsters Karten. Yuugi gab Jounouchi Tipps, wie er sein Deck am besten gestalten konnte und welche der neuen Karten ihm besonders nützlich werden würden. Sie hatten lange über Duel Monsters gesprochen und hatten dann das Gebäude verlassen. Auf dem Rückweg zum Kame Game Shop kamen zwei junge Männer auf sie zu. Zuerst hatten sie geglaubt, es würde sich um Amateur Duellanten handeln, die sich gegen Yuugi duellieren wollten, doch da sie keine Dueldisks trugen, blieben nur noch zwei andere Optionen: Paparazzi oder Fans, die ein Foto oder ein Autogramm wollten.
 

Gerade Kinder und Jugendliche freuten sich enorm über die Autogramme ihrer Helden und so waren sowohl Jounouchi als auch Yuugi stets bereit, eventuelle Wünsche ihrer Fans zu erfüllen. Doch die beiden Männer waren ungefähr im selben Alter wie sie. Der eine ziemlich groß und schlank, der andere kleiner und rundlicher. Der Große trug eine rote Weste und der Kleine hatte kurze und fettige Haare. Er konnte sich nicht wirklich vorstellen, dass die beiden für ein Autogramm gekommen waren. Natürlich gab es auch ältere Fans, das bestritt Jounouchi nicht, aber ihn überkam ein schlechtes Gefühl und er hatte eine böse Vorahnung, als sie breit grinsend näherkamen und keinerlei Anzeichen machten, Blocks oder Handys rauszuholen.
 

Jounouchi war Fremden gegenüber generell sehr vorsichtig und legte eine gesunde Skepsis an den Tag. Yuugi schien nichts zu ahnen und grüßte die beiden Männer im höflichen Ton, erkundigte sich bei ihnen, was sie denn wollten. Sie grinsten immer noch. Der Blonde spürte instinktiv, dass etwas nicht stimmte und sein Körper versteifte sich, seine Muskeln spannten sich an und durch seinen Körper rauschte von einer Sekunde zur nächsten die doppelte Menge an Adrenalin, sodass er im Notfall schnell handeln konnte. Sein Herz schlug ihn bis zum Hals und mit wachem Blick betrachtete er die beiden. Keine einzige Bewegung entging ihm. Wenn er eines als ehemaliger Straßenrowdy gelernt hatte, dann, dass jede Unachtsamkeit bestraft wurde.
 

Der Dicke sprach Jounouchi an, verzog dabei keine Miene.
 

„Du bist doch der Versager... Jounouchi, ja? Der, der sich immer blamiert und am Rockzipfel des Königs hängt“, fing er an, doch Jounouchis Aufmerksamkeit lag nicht bei dem Typ, der ihn ansprach, sondern bei dem anderen, der Yuugi gefährlich nahe kam, sodass Yuugi sich gezwungen fühlte, immer wieder einen Schritt nach hinten auszuweichen. Die Worte des Dicken erreichten ihn gar nicht mehr, genauer genommen interessierte es ihn auch nicht, was er zu sagen hatte. Und kaum hatte er sich versehen, griff der große Kerl mit der roten Weste nach Yuugis Handgelenk und versuchte an seine Tasche zu kommen, wo er seine Karten aufbewahrte.
 

In diesem Moment war es ihm egal gewesen, dass er selbst beleidigt wurde. Yuugis Sicherheit war wichtiger! Zügig packte er den Kerl, der Yuugis Handgelenk fest in seiner Hand hielt, am Arm, riss ihn mit voller Kraft zur Seite, sodass er aus Schreck sein vermeintliches Opfer losließ und laut keuchte. Yuugi plumpste zu Boden. Immer noch perplex sah er zu dem Mannhoch, der ihn auf offener Straße versucht hatte zu überfallen. Der andere Kerl ging auf Jounouchi los, doch mit einem gekonnten Tritt nach hinten – genau in das Gesichts des fetten Kerls, der ihn gerade noch so vorlaut beleidigt hatte – schaltete er ihn aus und ließ ihn einige Meter weiter von sich weg fliegen. In seinen Blick legte er all den Hass, der sich gerade in seiner Seele aufgebaut hatte.
 

„Von mir aus könnt ihr mich beleidigen wie ihr wollt, aber NIEMAND legt Hand an Yuugi an! Ist das klar?!“, brüllte er dem großen, schlaksigen Mann entgegen, den er immer noch festhielt, dieser keuchte nur und versuchte sich irgendwie zu befreien. Jounouchi ließ ihn nun los. Er war gewillt, die beiden in Ruhe zu lassen. Knurrend rieb der Große sich sein Handgelenk, doch anstelle aufzugeben, entschloss er sich dazu, einen Schritt weiterzugehen. Dann zückte er ein Messer aus seiner Westentasche und richtete es auf Jounouchi. Der Blonde zeigte sich nur wenig beeindruckt.
 

Waffen wie Messer waren leicht auszuweichen, wenn man sich geschickt bewegte und die Bewegungen seinen Gegenübers vorhersehen konnte. Mit der rechten Hand würde er auf seine linke Seite zielen und weil Jounouchi das so genau durchschauen konnte, kam er ihn trotz der scharfen Klinge, die auf ihn gerichtet war, näher und zeigte keinerlei Angst. Diese Reaktion verwirrte den großen Typen und er fühlte sich dazu ermutigt, jetzt erst recht zu zeigen, dass er sich als dominant in dieser Situation empfand, also griff er den Blonden mit einem lauten Schrei an. Jounouchi wich nach rechts aus. Genau wie er vorgesagt hatte, hatte der Große nach links ausgeschlagen. Mit einem gekonnten Schlag knockte er den Typen aus, sodass dieser zu Boden ging.
 

Yuugi erhob sich und legte seine Hände vor die Brust.
 

„Ich kann nicht glauben, dass sie uns am helllichten Tag überfallen wollten...“, hauchte er und versuchte wieder zur Ruhe zu kommen. Dass sich mehrere Passanten um sie herum gesammelt hatten, bemerkte er jetzt erst. Panisch ergriff Jounouchi Yuugis Hand und zerrte ihn so weit weg wie möglich.
 

So sehr er sich auch bemühte, seine Fähigkeiten als Duellant schien niemanden so wirklich zu interessieren. Stattdessen wurden immer wieder irgendwelche alten Kamellen aus der Vergangenheit wieder aufgewärmt und andere Duellanten wie Insector Haga sprachen schlecht über ihn. Er hatte sich unbemerkt einige Feinde in der Duel Monsters Szene gemacht. Es gab nur eine Handvoll an Duellanten, die ein nettes Wort für ihn übrig hatten. Vermutlich lag es daran, dass der Großteil der Duellanten Yuugi seinen Erfolg nicht gönnten. Sie trauten sich nicht, sich direkt mit dem König anzulegen und auch gegenüber Kaiba sagten sie nichts Schlechtes, im Wissen, dass man sich mit diesem Mann auf keinen Fall anlegen durfte, wenn man den nächsten Morgen noch erleben wollte, doch über Jounouchi – das Anhängsel des Königs – über den konnte man sich ja auslassen.
 

Jounouchi hatte nur wenige Verbündete, was auch zum Teil Kaibas Schuld war. Ein Grund mehr, diesen Kerl zu hassen! Mehr als einmal hatte er sich in Interviews negativ über Jounouchi geäußert. Er hatte ihn als idiotisch und unreif betitelt und darüber hinaus seine Strategie in Frage gestellt. Kaiba hatte den Medien klipp und klar eine Botschaft mitgegeben: kein echter Duellant überließ den Verlauf eines Duells dem Zufall oder verließ sich auf sein Glück. Duel Monsters wäre eine Herausforderung für den Kopf und kein albernes Glücksspiel. Man müsste eine Menge Grips haben und den Mut, sich selbst und sein Deck zu hinterfragen, wenn man es weit bringen wollte und jeder, der sich auf überholte Strategien verließ oder gar Karten der ersten Generation verwendete, bewies, dass er weder das Spiel noch seinen Kontrahenten ernst nahm. Jedes Wort hatte er an Jounouchi gerichtet.
 

Kaiba hatte kein gutes Haar an ihm gelassen! Er hatte zwar keinen Namen genannt, aber Jounouchi wusste ganz genau, über wen er gesprochen hatte und dass diese Worte einzig und allein an ihn gerichtet waren, um ihn in aller Öffentlichkeit zu demütigen. Dieser Kerl genoss es, anderen zu schaden. Vor allem Anfängern und Duellanten, die nicht seinen Standards entsprachen und nicht genauso dachten wie er. Wie sehr sich Jounouchi über ihn ärgerte! Die langjährigen Duellanten, die seit gefühlten Ewigkeiten in der Szene waren, wussten genauso wie er, dass Kaiba seine Worte hauptsächlich an den Blonden gerichtet hatte. Mittlerweile wurde Jounouchi in den Fachkreisen als Gambler bezeichnet. Ab und zu wurde er auch High Roller genannt, ein Glücksspieler, der hochsetzte und alles auf eine Karte setzte. Jounouchi konnte nicht abstreiten, dass das in gewisser Weise stimmte, trotzdem war er der Ansicht, dass er als Duellant weitaus mehr zu bieten hatte.
 

Allgemein musste Jounouchi einsehen, dass weder sein Ruf als Duellant noch als Person sonderlich gut war. Es war wohl vollkommen egal, was er sagte oder tat, sobald die großen Namen wie Kaiba oder Haga etwas Negatives über ihn sagten, hatte das weitaus mehr Gewicht, als ein gewonnenes Duell oder ein paar anerkennende Worte des Königs oder andere Duellanten wie Kujaku Mai, Dinosaur Ryuzaki oder Esper Roba. Sogleich Jounouchi einige Verbündete in der Szene hatte, so waren es doch eher die schlechten Dinge, über die viel länger gesprochen wurde. Er seufzte wieder tief. In den Nachrichten war es ja auch so. Man berichtete nur über die schlechten Dinge. Erdbeben, Kriege, Naturkatastrophen oder gefälschte Wahlergebnisse. Wo etwas Gutes geschah, darüber sprach kaum einer.
 

Er schlürfte immer noch an seiner Tasse und warf immer wieder ungeduldige Blicke auf die Uhr. Wie schnell die Zeit verging, wurde ihm umso mehr bewusst, als er den Sekundenzeiger für einen Augenblick genauer betrachtete. Und obwohl die Zeit so schnell zu vergehen schien, fühlte es sich bereits wie eine Ewigkeit an, seit Yuugi das Haus verlassen hatte. Was wäre, wenn Kaiba sein Projekt und somit Yuugis größten Wunsch ablehnen würde, nur um Jounouchi eins auszuwischen?
 

Scheiße... ich hab mich in Yuugis Karriere eingemischt. Wie konnte ich nur so voreilig sein? Ich werde mir das niemals verzeihen, wenn er meinetwegen Probleme bekommt..., schoss es ihm durch den Kopf und er ließ den Kopf hängen. Am liebsten hätte er vor Wut seine Tasse an die Wand geschmissen, doch er hielt sich zurück und überlegte weiter, was er tun musste, um sich einigermaßen zu beruhigen. Hier ging es mehr als um seine Abneigung gegenüber Kaiba. Mehr als um ihre Buhlerei um den König. Yuugi war nun mal der König. Alle Augen waren auf ihn gerichtet und Jounouchis Einstellung, ihn mit niemanden – insbesondere nicht mit dem arroganten Firmenleiter – teilen zu wollen, war mehr als nur kindisch. Das wusste er ja selbst am besten.
 

Er hörte, wie jemand in die Küche herein kam.
 

„Was ist los, Katsuya?“, erreichte ihn eine sanfte und fürsorgliche Stimme. Jetzt hob er wieder den Kopf und sah den alten Mann, der bis eben im Kame Game Shop gewesen war und vermutlich aus Langeweile in die Küche gekommen war, um sich mit ein paar Leckereien die Zeit zu versüßen. Der Laden lief seit einiger Zeit nicht mehr so gut. Die meisten Kunden kamen zur großen Duel Monsters Saison, welche erst im August stattfand, wenn die Neulinge sich mit neuen Karten ausrüsten wollten. Da der Laden einen eher ruhigen Standort hatte, außerhalb der lebhaften Innenstadt und das Sortiment in vielerlei Hinsicht etwas altmodisch war, war er die meiste Zeit eher ruhig. Manchmal kamen ältere Damen mit ihren Enkeln hinein und kauften Holzspielzeuge, die in der Vitrine ausgestellt waren und bestaunten die teilweise antiken Spiele, die mit den modernen und hochauflösenden Videospielen kaum zu vergleichen waren.
 

Sugoroku setzte sich ungefragt neben Jounouchi und legte eine Hand behutsam auf dessen Schulter. Der Blonde umfasste seine Tasse nur noch stärker. Die Tasse war ein Geschenk gewesen und hatte den Flammenschwertkämpfer cool in Szene gesetzt, sobald heiße Flüssigkeit in den Innenraum strömte, veränderte sich das Bild und um den Kämpfer tauchten Flammen auf. Yuugi hatte sie ihm zum Geburtstag geschenkt und seitdem nutzte er kaum eine andere Tasse mehr. Yuugi war immer so aufmerksam und lieb. Stets bemühte er sich darum, es allen recht zu machen und vor allem Jounouchi zeigte er seine grenzenlose Liebe mit seinen Gesten und Taten. Sie brauchten keinen kitschigen Firlefanz oder klischeehafte Dates, wie sie in den Filmen gezeigt wurden, da sie genügend Interessen hatten, die sie teilten. Sie waren seelenverwandt. Sein kleiner, geliebter Freund tat alles, damit es Jounouchi gut ging.
 

Jounouchi wäre bereit sein Leben für ihn zu opfern. Mehr als einmal hatte er das in der Vergangenheit bewiesen und dennoch... glaubte er, dass er nicht gut genug für Yuugi war. Dass er ein Hindernis für Yuugi darstellen könnte und dass seine unüberlegten Handlungen schwere Konsequenzen für den Mann haben könnte, von dem er sagte, ihn über alles zu lieben.
 

„Ich frage mich, ob ich Yuugi und euch alle überhaupt verdient habe“, murmelte Jounouchi, ohne auch nur den Blick zu heben. Sugoroku hob verdutzt die Augenbrauen.
 

„Wie kommst du auf diesen Unsinn? Wir sind eine Familie und du bist der wichtigste Mensch in Yuugis Leben“, erklärte der bärtige Mann und rüttelte liebevoll an Jounouchis Schulter, sodass dieser nun endlich aufsah.
 

„Und was ist, wenn meine Dummheiten Yuugi in Schwierigkeiten bringen? Ich habe einfach Angst, dass meine Fehler sein Leben zerstören könnten.“
 

„Katsuya, hör mir mal gut zu“, begann der Großvater und stand auf, holte sich rasch eine Tasse aus dem Schrank und goss sich selbst Kaffee ein, bevor er sich wieder hinsetzte und einen Moment lang tief Luft holte, nur um Jounouchi ein bisschen länger auf die Folter zu spannen. Jounouchi wurde schnell ungeduldig und irgendwie war das amüsant und ein Charakterzug, den er auch irgendwie niedlich fand. Seine mangelnde Geduld war seine größte Schwäche. Neben seinen ungestümen Temperament natürlich.
 

„Yuugi hatte immer Schwierigkeiten in seinem Leben, lange noch, bevor er dich überhaupt kannte. Er hat viel geweint und ich habe mir oft Sorgen um ihn gemacht, aber er hat sich dennoch nie unterkriegen lassen. Er war ein einsamer und trauriger Junge und brachte nie Freunde mit nach Hause. Um ehrlich zu sein, hatte ich Angst, dass er mit seinem Leben bereits abgeschlossen haben könnte“, sagte er mit tiefer Trauer in seiner Stimme, sodass der Blonde sich gar nicht traute, ihn zu unterbrechen. Hart schluckend senkte er erneut den Blick und wartete darauf, dass Sugoroku weitersprach.
 

„Yuugis Vater und ich sind ein wenig zerstritten. Du hast sicher selbst bemerkt, dass er in den letzten zwei Jahren kein einziges Mal zuhause war. Seine Arbeit ist ihm wichtiger, aber ich glaube, dass sein Hass auf mich so groß ist, dass er nicht mehr hierher kommen möchte. Yuugi bevorzugt mich. Für ihn bin ich sein Vater. Yuusuke war nie zuhause, wenn er gebraucht wurde“, setzte er fort und Jounouchi spitzte die Ohren, wurde hellhörig, als er zum ersten Mal seit Jahren mehr über Yuugis Familienverhältnisse hörte.
 

Sugoroku erzählte von seinem Leben als Reisender und dass er auf der Suche nach der ultimativen Herausforderung und einem würdigen Kontrahenten, die ganze Welt bereist hatte, aber im Gegenzug seine Familie vernachlässigte, weil ihm sein Leben als freier Mann, der jedes Spiel einmal gespielt haben wollte, wichtiger war. Er stellte sich als unglaublich schlechten Vater dar, der kein Interesse an seiner Familie gehabt hatte. Jahrelang war er unterwegs gewesen. Ab und zu schrieb er seiner Frau und seinem Sohn Postkarten, mit den nötigsten Informationen. Ansichtskarten oder Fotos von antiken Gemäuern, was sich für Yuusuke so angefühlt haben musste, als wollte er sagen: „Schau, mein Leben ist so viel besser ohne euch! Ich habe so viel Spaß und das nur, weil ich nicht bei euch bin!“, was den damaligen Jungen, der noch nicht erwachsen genug war, um die Passion der Spiele zu begreifen, sehr gekränkt haben musste.
 

Sugoroku hielt während seiner Ansprache mehrmals inne und schluckte kaum merklich. Immer wieder griff er nach seiner Tasse und Jounouchi konnte etwas in seinen Augen erkennen, das er von diesem Mann noch nie gesehen hatte. Schuld. Reue. Selbsthass. Der alte Mann bereute, was er seinem eigenen Kind angetan hatte. Seine Leidenschaft für Spiele und sein Ruf als König der Spiele war ihm wichtiger gewesen, als sein Zuhause. Erst als er gegen den Pharao verloren hatte und sich geschworen hatte, diesem Leben den Rücken zuzukehren, war er zurückgekehrt. Nicht, weil er es wollte. Es war ein Versprechen. Das war sein Einsatz gewesen. Er hatte hoch gepokert und im Zuge dessen seine Freiheit verloren.
 

Als er nach Domino zurückkehrte, war seine Frau kränklich und es war ihr anzusehen, dass sie nicht mehr lange leben würde. Yuusuke gab ihm die Schuld dafür. Sein Sohn war bereits ein erwachsener Mann. Verheiratet. Seine Frau war schwanger und würde in Kürze ein Kind bekommen und Sugoroku schämte sich, dass er nichts davon mitbekommen hatte. Yuusuke wollte nichts von seinen großartigen Abenteuern hören. Der Mann, der sich in ihr Leben gedrängt hatte, war nicht länger ihr Vater, doch seine Mutter, so krank sie auch war, hatte ihn nie vergessen und war der glücklichste Mensch auf der Welt, weil ihr Mann endlich heimgekehrt war. Für Yuusuke war es unverständlich, wie sie ihn nach all der Zeit immer noch lieben konnte. Ihr letzter Wunsch war, dass ihr Enkelkind den Namen Yuugi erhalten sollte.
 

Yuusuke war dagegen, doch er wollte seiner eigenen Mutter an ihrem Sterbebett nicht ihren letzten Wunsch verwehren und so willigte er ein, wenn auch widerwillig. Sugoroku wusste, warum sie diesen Namen gewählt hatte und er konnte die Tränen nicht zurückhalten. Dieser Name war eine Botschaft an ihren Mann gewesen.
 

Du liebst Spiele doch so sehr, nicht wahr, mein Liebster? Dieses Kind soll deine Leidenschaft teilen und ich wünsche mir, dass es immer deine ungeteilte Aufmerksamkeit haben wird! Spiele sind dein Leben. Dieses „Spiel“ soll von nun an dein Leben sein, waren ihre Worte. Sie hatte es nicht ausgesprochen, doch Sugoroku hatte es verstanden. Nicht der Name war ihr wahrer Wunsch, sondern, dass Sugoroku es dieses Mal besser machte und dass er von nun an, für seine Familie da war. Im selben Augenblick, als ihm klar wurde, was ihre geheime Nachricht bedeutete, hatte Sugoroku Reue verspürt. Dass Yuusuke ihn zu hassen schien, war seine eigene Schuld. Dass seine Frau krank wurde und viel zu früh verschied, war ebenfalls seine Schuld. Weil er nicht da war.
 

Im Laufe der Zeit entwickelte sich das Kind gut, war jedoch unglaublich zurückhaltend und schüchtern. Mehrmals hatte Yuusuke vorgeschlagen, dass sie einen Arzt besuchen sollten, weil sein Kind sich „abnormal“ verhielt. Er war zu ruhig. Er weinte schnell. Doch Sugoroku sah diese schlechten Eigenschaften nicht, stattdessen sah er ein großes Talent in Yuugi. Die Spiele für kleine Kinder langweilten ihn schnell. Rasch landeten sie wieder in der Ecke. Die Puzzles für kleine Kinder unterforderten das Kind und er widmete seine Aufmerksamkeit lieber den Puzzles für Erwachsene. Stillschweigend hatte er neben Yuugi gesessen und ihm zugeschaut. Ohne lange nachzudenken, ergriff er die einzelnen Puzzleteile und legte sie zusammen. Mit acht Jahren übergab er ihm das Millenniumspuzzle – ein Puzzle, das nur von demjenigen gelöst werden konnte, der vom Pharao selbst auserkoren wurde. Für Sugoroku stand fest, dass dieses Kind begabt war. Doch Yuusuke empfand das nicht so.
 

Ein Puzzle sagt ja wohl kaum etwas über die Intelligenz aus, Vater! Sieh ihn dir an, er spricht kaum und lässt sich alles gefallen. Auch im Kindergarten lachen die anderen Kinder über ihn, weil er so ruhig ist und lieber die Brettspiele spielt, als mit den anderen Kindern im Sand zu tollen. Das ist doch nicht normal! Das ist deine Schuld. Das ist der Fluch dieser verdammten Spiele, hatte Yuusuke gesagt und seitdem hatten sie kaum mehr ein Wort gesprochen. Immer hatte er neue Ausreden. Immer musste er arbeiten. Ein neues Meeting. Im Ausland wartete ein Geschäftspartner. Sugoroku wusste, dass er freiwillig jede Chance wahrnahm, um bloß nicht nach Hause zu kommen, denn immer wenn er mal nach Hause kam, schrie er das arme Kind an und machte ihm Vorhaltungen.
 

Yuusuke hatte kein Verständnis für Yuugis Probleme, denn dieser musste sich doch eigentlich nur „normal“ verhalten und seinen Mann stehen. Dass Yuugi in der Schule ausgeschlossen und gemobbt wurde und immer allein war, nie Freunde einlud, schien ihn nicht zu interessieren. Dabei wäre es seine Aufgabe gewesen, seinem Kind zuzuhören und für ihn da zu sein, doch Sugoroku wusste, dass er nicht der Richtige war, dies auszusprechen. Immerhin hatte er dieselben Fehler gemacht. Sugoroku hatte seinen Sohn selbst so geformt und weil er sah, was aus seinem eigenen Kind geworden war, wollte er dieses Spiel bis zum Ende spielen und für Yuugi da sein. Er wollte es besser machen.
 

„Das hat Yuugi natürlich sehr verletzt. Unsere Streitigkeiten haben ihn sehr geprägt, vermutlich hasst er deswegen Streit und Gewalt. Er wurde nie geschlagen, aber die Wut, die zwischen mir und meinem Sohn lag, hat er sehr wohl gespürt. Er glaubte, dass er der Grund für unseren Streit war“, meinte Sugoroku nun und stellte seine Tasse ab.
 

„Ja, ich erinnere mich daran, dass er mir das auch mal ins Gesicht gebrüllt hat. Ich dachte damals, dass sei ziemlich weibisch, wenn ein Mann so etwas sagt, aber heute denke ich genauso. Jii-chan, ich glaube, ich verstehe Yuugi jetzt viel besser als vorher. Auch warum er mich und Kaiba immer auseinander halten will und nicht möchte, dass wir uns streiten.“
 

„Yuugi hatte es nie leicht, aber er hat immer seine eigenen Lösungen gefunden und ist seinen Weg unbeirrt weitergegangen. Seit du hier bist, mein guter Katsuya, geht es ihm besser als denn je. Ich bin sehr froh, dass du ihn gerettet hast, ohne dich, da würde er vermutlich immer noch allein in seinem Zimmer sitzen und niemanden an sich heranlassen“, sagte der alte Mann mit einem unglaublich warmen Lächeln, sodass Jounouchi leicht errötete und den Kopf senkte.
 

„Er war schon immer sehr ruhig und dein Temperament gleicht das aus. Ihr passt wunderbar zusammen, also glaube bloß nicht, dass du ihn nicht verdient hättest. Du bist der beste Schwiegerenkel, den ich mir wünschen könnte“, fügte er dann mit einem breiten Grinsen zu.
 

„JII-CHAN?!“, kam es perplex von Jounouchi und er verschluckte sich an seinem heißen Getränk, hustete und rang nach Atem.
 

„Du weißt davon?“
 

„Hältst du mich für blöd? Natürlich weiß ich von euch! Es ist ja wohl kaum zu übersehen!“, lachte er und klatschte in die Hände, erhob sich von seinem Stuhl und machte sich zurück in den Laden, während man aus dem Flur noch sein leises „Hohoho“, hörte. Jounouchi lächelte. Er fühlte sich wieder besser. Jetzt, wo er mehr über Yuugi und seine Familie wusste und wie dieser gewesen war, bevor sie sich kennengelernt hatten, war er sich sicher, dass er der Richtige war, um für ihn da zu sein. Vollkommen egal, was die Zukunft brachte, für ihn stand fest, dass er immer an Yuugis Seite sein würde, um ihn daran zu erinnern, wie sehr er gebraucht und geliebt wurde. Denn Yuugis innere Ruhe und seine Besonnenheit glich ihn aus.
 

Es war schon eigenartig, wie sehr sie sich gegenseitig halfen und sich ausglichen, ohne, dass sie es je selbst bemerkt hatten. Yuugi war eher still und Jounouchi eher laut. Yuugi behielt immer die Ruhe, während Jounouchi schnell an die Decke ging. Yuugi ließ sich vieles gefallen, während Jounouchi sich nichts gefallen ließ. Dank Jounouchis Hilfe wurde Yuugi immer offener und selbstbewusster, während der Blonde selbst bemerkte, dass Yuugis nachdenkliche Art auch auf ihn abgefärbt hatte. Er hinterfragte sich selbst viel öfter und machte sich Gedanken über die Konsequenzen seiner Handlungen.
 

Wenn er Yuugi nicht schaden wollte, musste er an sich arbeiten und sich eine Scheibe von Yuugis Geduld abschneiden. Schon als Yuugi mit den Reportern sprach und dabei die Ruhe behielt, hätte es ihm auffallen müssen und jetzt wurde ihm umso bewusster, wie wichtig es war, nicht direkt aus der Haut zu fahren. Ruhe zu bewahren war wichtig, wenn man in stressigen und brenzligen Situationen klar denken wollte. Übereilige Entscheidungen und vorlaute Kommentare musste man sich verkneifen. Und auch wenn man sich angegriffen und verletzt fühlte, musste man dies ertragen und weiterhin nach vorne blicken.
 

Jounouchi atmete tief durch und leerte seine Tasse. Die hitzigen Flammen rund um den Flammenschwertkämpfer waren erloschen, so auch sein Zorn und seine Zweifel. Stattdessen legte er den Kopf in den Nacken und atmete tief durch. Vieles, von dem er glaubte, es selbst beeinflussen zu können, lag nicht in seiner Macht. Machte es da Sinn, sich über Dinge Sorgen zu machen oder sich von Ängsten beherrschen zu lassen, die man ohnehin nicht beeinflussen konnte? Er musste innere Ruhe finden und lernen, loszulassen. Loszulassen von seinen Ängsten und Zweifeln. Sich nur darauf zu konzentrieren, was ihm und seinem Partner guttat und auf die Meinung anderer – vor allem die von Kaiba – zu scheißen und stattdessen mit Gelassenheit nach vorne sehen. Genauso wie Yuugi es immer tat.
 

Yuugi ließ sich nie beirren und wenn er wirklich befürchtete, etwas falsch gemacht zu haben, trauerte er nicht allzu lang und ließ sich von diesen Gedanken gar nicht erst beherrschen, sondern überlegte, was er als nächstes tun musste, um seine Fehler auszubügeln und weitergehen zu können.
 

Verdammt, Yuugi... du bist so wunderbar. Ich kann echt nicht glauben, wie viel Glück ich mit dir habe. Keine Sorge. Ich werde dich nicht mehr belasten und endlich Verantwortung übernehmen. Ich möchte diesen Weg mit dir gehen.
 

In dieser Hinsicht war das Leben vielleicht auch nicht mehr als ein Spiel. Auf einem Schachbrett gab es schwarze und weiße Felder, doch diese unterschiedlichen Felder und die vielen Variablen, die sich durch die Figuren ergaben, ermöglichten erst ein abwechslungsreiches und spannendes Spiel. So wie Yuugi es tat, wollte er von nun an seine Figuren und Züge gewissenhaft und wohl überlegt setzen und mit diesem neuen Ziel, würde Yuugi ganz sicher kein Klotz am Bein sein.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Yuugi meint, dass er keine Ahnung habe, warum Nakamura es auf ihn abgesehen hat.

Der Grund ist offensichtlich: Neid. Nakamura gönnt Yuugi seinen Erfolg nicht. Immerhin ist er ein weltbekannter Gamer, der die Aufmerksamkeit des Spielegenies überhaupt (gemeint ist Kaiba) auf sich zieht und er empfindet Yuugi als eingebildet, weil dieser jedes Spiel mit Leichtigkeit zu gewinnen scheint. Kaiba ist im Manga ein beliebter Gamer und hat eine sehr große Fangemeinde, bei Turnieren wird er stets umjubelt und Nakamura ist, auch wenn es hier (noch) nicht rüberkam, ein großer Fan von Kaiba. Es ist kein direkter Hass, aber Nakamura hat Spaß daran, Yuugi zu mobben und wird auch später ein zentraler Charakter sein. Immerhin ist es immer einfacher, die eigene Unfähigkeit an anderen auszulassen. Yuugi, der Opfer von Mobbing wird und nie so wirklich ernst genommen wird, war stets ein zentraler Punkt der Serie und ist etwas, das man sehr gut in Geschichten einarbeiten kann. Für mich ist Yuugis Schwäche – seine Güte und Freundlichkeit – ein interessanter Faktor, denn seine vermeidliche Schwäche ist auch seine größte Stärke. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Jounouchis vulgäre Sprechweise ist amüsant, aber auch sehr anstrengend. Während Kaiba sehr formal bleibt. Ich liebe es, wie unterschiedlich die beiden die Sprache anwenden und sich allein dadurch gegenseitig unbewusst ans Bein pinkeln. Die beiden kämpfen hier darum, wer nun wichtiger für Yuugi ist. Dass Kaiba dieses Duell gegen Jounouchi verliert, ist ja wohl Grund genug, die Fassung zu verlieren. Da darf man auch schon mal wie manischer Verrückter drauf loslachen. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Die Szene im Café, wo die beiden über ihre Karten und neuen Strategien sprechen, liegt mir sehr am Herzen und deshalb habe ich diese Szene auch als Fanart in Auftrag gegeben. HIER findet ihr das Fanart. Jounouchis Blick ist so verträumt und verliebt... einfach wunderschön! ♥ Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (7)

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Von:  Duchess
2018-10-15T21:22:43+00:00 15.10.2018 23:22
Das Gespräch mit Sugoroku war ja wunderbar. Traurig aber dennoch wunderbar und nicht zuletzt auch schön aufschlussreich für Jou. Dieser extrem intime Rückblick in Yuugis Vergangenheit geht so richtig ans Herz und dann dieser hübsche Schwenk in die Zukunft der beiden XD
Sugoroku hat eben den Schalk im Nacken. Aber es passt zu ihm und seinen beiden "Enkeln".

Was nun Jous Entschluss betrifft frag ich mich nun aber nur noch mehr was passiert wenn Yuugi das Gespräch mit ihm sucht.
Wie wird Jou wohl reagieren, wenn er sein edelmütiges Vorhaben realisieren will und dann erfährt, dass sein Freund und Kaiba quasi denselben Entschluss gefasst haben und sein Leben mehr oder weniger von Kaiba diktiert wird? Der Umzug war ja schon geplant, er hat als Kellner gekündigt und die Vorteile der selbst gesuchten Wohnung liegen auf der Hand, aber da kommt plötzlich eine ganz andere Wohnung daher. Jou würde sicherlich nicht nein sagen, weil er ja Yuugi damit helfen kann, aber wenn Kaiba nun alles regelt, dann kommt die eigentliche Hilfe für Yuugi von Kaiba und eben nicht von ihm.
Kaiba sticht ihn quasi aus. Zumindest aus Jous Sicht hat er eben nicht dasselbe zu bieten, was Kaiba Yuugi bieten kann.
Selbst wenn Kaiba so nicht denkt, aber für Jou ist das ein enormer Rückschlag. Zumal Yuugi Kaiba was ihn betrifft dann auch noch indirekt Recht gibt. Minderwertigkeitskomplexe ahoi!
Von:  Shu_Akai
2018-10-12T18:10:05+00:00 12.10.2018 20:10
Die Kleidung die Yuugi zum Treffen mit Kaiba trägt , sind doch die gleichen, wie bei DSOD oder?
Habe ich dir schon gesagt, wie ich es liebe, wie du Kaiba darstellst?
Jounouchi stellt all das dar, was Kaiba nicht mag!
Alleine die Vorstellung, wie die Skyline aussieht, muss Hammer sein und so eine Aussicht, geil 😍😍
Ach ja, ich wünschte, ich könnte genauso reden wie Kaiba, dann wäre vieles leichter 💪.
Kaiba gibt im inneren also zu, das er Yuugi mag, toll. Ich wusste es!
Ich hab das Gefühl, das Kaiba den Artikel hat entfernen lassen, weil er nicht will, das jemand Yuugi schadet, vorallem keine Reporter! Ich glaube, er würde so einiges machen, um die, die er mag vor Unheil zu bewahren und da ist Yuugi mit eingebunden!
Das Herz auf den rechten Fleck ❤️
Ganz ehrlich, so ein Viertel muss der Hammer sein! wo man seine Ruhe hat und Paparazzi einen fernbleiben, wenn man prominent ist!
Kaiba hat da wieder einen guten Geschmack bewiesen!
Haha, da hat Kaiba aber recht, er kann mit seinem Geld machen, was er will! *seufz, da zeigt sich wieder mal, wie gut es sich liest, wenn jemand sein eigener Chef ist*
Wird Kaiba jetzt Yuugis Manager?
Das ist klasse, das sich Kaiba so will Gedanken gemacht, wie er Yuugi als auch Jounouchi helfen kann!
Kaibas Pläne waren bestimmt nicht von einen auf den anderen Tag fertig geworden. Da hat er bestimmt viel Arbeit reingesteckt!
Hoffentlich sagt Kaiba ja zu Yuugis Projekt!
Ich bin gespannt wie es weiter geht 😊
Von:  Duchess
2018-10-10T20:08:30+00:00 10.10.2018 22:08
Ich mag deine Ff sehr.
Zum einen weil die Charas echt verdammt gut rüber kommen und zum anderen weil sie irgendwie... mir fällt nicht das richtige Wort ein "ruhig"? "unaufdringlich"? ich meine weil sie ohne große Schocker rüber kommt und trotzdem sehr spannend zu lesen ist. Selbst die kleinen Prügelszenen passen in den Gesamtzusammenhang und jedes Mal leide ich mit den beiden. Beim einen weil er sich nicht wehren will, beim anderen weil er ihn nicht so beschützen darf wie er es will.
Das kann beides sehr quälend sein -_-
Kaibas Einlenken, dass er sofort einen Plan hatte nachdem Yuugi klar gestellt hat, dass er die Beziehung nicht aufgeben würde, war so ein richtiger wow-Moment. Krass dass er da gar nicht weiter versucht auf Yuugi einzureden sondern sofort scon einen fertig ausgearbeiteten Plan präsentiert.
Auch wenn es mich ein wenig traurig stimmt so lesen zu müssen, dass Yuugis Wunsch nach einem einfachen Leben schlicht und ergreifend vorbei sein soll, aber er hat nun einmal recht. Wer solche einen Titel erringt, der steht nun einmal in der Öffentlichkeit und kann sich ein einfaches Leben nun einmal nicht leisten.

Nun muss ich ehrlich sagen, dass ich mich schon wahnsinnig aufs nächste Kapitel freue und vor allem auf die Umsetzung von Kaibas Plan ^^
Von:  Shu_Akai
2018-10-02T18:41:06+00:00 02.10.2018 20:41
Und wieder ein Kommentar von mir!
Haha, so kann man auch den Tag verbringen, auf Kunden zu warten.
Das ist schön das die Familie Mutou ihn auffängt, wenn er fallen sollte!
Der Kame Game Shop sieht von drinnen bestimmt geil aus 😍.
Ich kann mir schon vorstellen, das Kaibas Marketinggeschick voll gut ist.
Da Yuugi eine berühmte Person ist, kann ich mir seine Sorge rund um die Paparazzis verstehen. Wenn die keine Neuigkeiten finden, erfinden die halt welche.
Jounouchis Gedankengänge sind schon witzig, da stellt er sich was vor und schon wird es Wirklichkeit 😂😂
Und Kaibas Gesichtsausdruck 👏🙌 haha.
Ich liebe Jounouchis und Kaibas Wortgefechte. Wo Kaiba angefangen hat zu lachen, musste ich auch voll lachen, weil ich es lustig fand 🤣🤣.
Ich glaub, meine Eltern dachten ich hab irgendetwas 🙈
Ach, wie Kaiba sich nicht umgedreht hat, als Jounouchi ihm den Mittelfinger gezeigt hat 😂😂
Komm schon, da muss ich Jounouchi recht geben. Yuugi kann sich das doch nicht immer und alles gefallen lassen!
Haha wie Jounouchi sich danach Entschuldigt ist süß! Wieso hast du Spherium in Klammern gesetzt?
Ich glaube aber nicht, das Yuugi Jounouchi aus seinem Leben ausschließt, schließlich sind die ja zusammen!
Freue mich schon auf das nächste Kapitel

Von:  Shu_Akai
2018-09-23T12:40:38+00:00 23.09.2018 14:40
Aww, wie süß. Schön das Großvater Mutou ihn als seinen Sohn betrachtet! Die Frage ob er bei Ihnen wohnen will, war toll.
Und zu sehen, das sie sich ein Partnerlook in Form eines Armbandes geholt haben, zeigt wie viel sie einander bedeuten. *schwärm*
Von:  Shu_Akai
2018-09-16T17:52:09+00:00 16.09.2018 19:52
Und wieder ein gelungenes Kapitel!
Toll, das Yuugi und Jounouchi Zeit miteinander verbringen.
Ich denke mal, Yuugi kann es schaffen wenn er das nötige Rüstzeug mit auf dem Weg bekommt und so seine eigene Firma gründen (eigener Chef!)
Wo Jounouchi von irgendeiner Firma erzählt hat, habe ich gleich an Kaiba Corporation gedacht. Ich kann mir schon vorstellen, das Kaiba seinen Rivalen unterstützen würde. Klar Kritik ist gut, da weiß man was man verbessern muss, aber müssen Dozenten oder auch andere Leute nicht einen motivieren das man voran kommt und es schafft?
Bezüglich des Flashbacks wo Yuugi zusammengeschlagen wurde, finde ich es toll, das Jounouchi zu ihm gehalten hat, auch wenn er in der Unterzahl war!
Ernsthaft! Ich kann Nakamura jetzt schon nicht leiden -.-
Wenn er in der Gruppe ist, ist er stark. Haha, gut so Jounouchi! Auf Sie mit Gebrüll 🥊🤣🤣. Die hätten es verdient, ein paar Knochenbrüche zu bekommen!
Von:  Shu_Akai
2018-09-12T14:53:43+00:00 12.09.2018 16:53
Hi Yuugii! Deine Fanfiktion ist richtig gut😊
Schön zu sehen das Yugi und Joey ihren Traum weiterhin verfolgen. Wie du Kaiba dargestellt hast, einfach Klasse!
Ist deine FF die Fortsetzung von „Spheriun“ oder ist das eine parallel FF?



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