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Zukunft

Jounouchi/Yuugi
von

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Zeit für ein neues Image

In der Früh verließ er das Haus. Er hatte sich ein violettes Hemd und eine schwarze Weste übergezogen, um seinen zukünftigen Geschäftspartner von sich zu überzeugen und diesem zu vermitteln, dass es ihm wirklich ernst war. Yuugi trug meist legere Outfits. Es kam äußerst selten vor, dass er sich einen Anzug anzog oder sich sonst auf elegante Weise kleidete. Generell achtete Kaiba bei seinem Gegenüber mehr auf dessen Kompetenz und sein Fachwissen als auf sein Aussehen, aber Yuugi wollte durch und durch wie ein Geschäftsmann erscheinen und nicht wie ein alter Kumpel, der zum Kaffeetrinken vorbei kam. Immerhin erwartete ihn ein ernstes Gespräch. Da Kaiba nun von Yuugis Beziehung zu Jounouchi wusste, ging Yuugi davon aus, dass dieser schlechte Laune haben musste.
 

Kaiba war selten gut gelaunt, zumindest hätten das die meisten Menschen so gesagt, da er stets eine unergründliche Maske trug und er nur selten seine Gefühle durchscheinen ließ. Der Bunthaare kannte Kaiba nach all den Jahren gut genug, um ihn einschätzen zu können und selbst die winzigste Regung in seinen Augen zu erkennen. Kaibas ernste Miene war durchaus durchschaubar, wenn man sich die Zeit nahm, diesen Mann zu verstehen. In ihren zahlreichen Duellen hatte Yuugi ausreichend Möglichkeiten gehabt, sich mehr mit diesem zu befassen und mehr über Kaiba zu lernen als die meisten anderen. Wenn er sich freute, veränderte sich seine Stimmlage minimal, dann schwang ein etwas hellerer Ton mit und er betonte die letzte Silbe eines Wortes höher und schneller.
 

Auch wenn Kaiba nicht gerade als einer der zuvorkommendsten Menschen bekannt war, so war seine Freundschaft zu Yuugi etwas, das die beiden jungen Männer verband. Das Schicksal hatte sie nicht grundlos zusammengeführt – hätte Kaiba dies gehört, hätte er sehr wahrscheinlich wütend mit der Hand auf den Tisch geschlagen und Yuugis kindische Weltanschauung und seinen Glauben an das Schicksal harsch kritisiert und versucht ihn zur Besinnung zu bringen.
 

In dieser Hinsicht hatten die beiden unterschiedliche Vorstellungen. Kaiba hatte zwar verstanden, dass es so etwas wie übernatürliche Mächte gab und er hatte auch das Konzept von verschiedenen Dimensionen akzeptiert, da er selbst die Grenzen des scheinbar Unmöglichen überwunden und seinen Rivalen Atem in einer anderen Zeit aufgesucht hatte, doch darüber hinaus wollte er nichts mit diesen Themen zu tun haben. Was sich mit Wissenschaft nicht erklären ließ, existierte schlicht und ergreifend nicht in seiner Welt. Denn Kaibas Welt basierte auf Logik. Jedes Naturphänomen konnte erklärt werden und mithilfe von Formeln und komplizierten Berechnungen war es möglich, neue Techniken zu erfinden, die die Welt veränderten und diese bis ins kleinste Detail erklärten.
 

Magie? Geister? Mysteriöse Mächte? Das konnte man nicht erklären und für Kaiba war es weitaus einfacher, so zu tun, als gäbe es diese Dinge nicht, als sich den Kopf darüber zu zerbrechen, zu erklären, wie es möglich war, dass ein Jahrtausende alter Geist in ihrer Zeit existieren und mit ihnen agieren konnte. Allein beim Gedanken, dies zu erklären, scheitere Kaiba an einer scheinbar schier unüberwindbaren Mauer, die sich vor ihm auftat und ihm das Weitergehen unmöglich machte. Ein Perfektionist wie er es war, hatte Probleme damit, zu akzeptieren, dass es etwas gab, das sich einfach nicht erklären ließ. Besser also so zu tun, als gäbe es dies alles gar nicht. Also verschwendete Kaiba keine Zeit damit, über die Vergangenheit nachzudenken und strebte nach einer Zukunft, die er nach seinen Visionen formen konnte.
 

Yuugi glaubte an diese Dinge. Für ihn war Atem ein Teil seiner Welt gewesen und somit auch die unerklärliche Magie, die mit diesem verbunden war. Generell hatten die beiden unterschiedliche Ansichten, insbesondere ihre Definition von Rivalität hätte ungleicher nicht sein können. Ein Rivale war jemand, den man überflügeln wollte. Eine Person, die einen dazu antrieb, sich zu steigern und seine eigenen Schwächen zu erkennen. Bei den beiden Aussagen hätte Yuugi sicher zugestimmt, doch er empfand, dass Rivalität und Freundschaft sich nicht ausschlossen. Yuugi sah Kaiba als einen Freund an. Sie waren Gleichgesinnte mit derselben Leidenschaft. Kaiba war einfach nur zu stolz, dies einzusehen. Allein bei dem Gedanken, wie Kaiba reagierte, wenn Yuugi ihn als seinen Freund bezeichnete, musste er amüsiert schmunzeln.
 

Für Kaiba war der Gedanke, dass sie Freunde waren, so abwegig, dass er es nicht verstehen konnte, wie der Bunthaarige diese wirre Vorstellung erlangen konnte. Wie war er darauf gekommen, dass sie mehr als ihre Rivalität in Spielen verband? Wann hatte Kaiba ihm den Anlass dazu gegeben, mehr in ihrer Beziehung zu sehen? So sehr er Yuugi auch ablehnte und immer wieder beteuerte, dass sie nichts weiter verband, so war es doch offensichtlich, dass Kaiba Yuugis Gegenwart und seine Meinung schätzte. Zu diesem Treffen hatte er sofort zugesagt. Keine Sekunde hatte er gezögert.
 

Kaiba hatte nicht einmal hinterfragt, worüber Yuugi dringend mit ihm sprechen wollte, was der Anlass für seine plötzliche Kontaktaufnahme war. Yuugi wollte ihn sehen. Das allein hatte genügt. Einen anderen Grund brauchte er nicht. Deshalb weigerte sich Yuugi, Kaibas Worten Glauben zu schenken. Die Definition von Freundschaft fiel für Kaiba anders aus, aber sicher war, dass er ihre Verbindung genauso wertschätzte wie Yuugi es tat.
 

Als Yuugi aus dem Bus ausstieg, warf er noch einen letzten Blick hinter sich und atmete tief durch. Kaiba zu überzeugen war kein Zuckerschlecken. Seine Meinung zu ändern war problematisch. Wenn überhaupt gehörte es zu einer wahren Königsdisziplin Kaibas vorgefertigte Meinung ins Gegenteil zu wandeln. Kaiba zu überzeugen glich einem Spiel, in dem man nicht gewinnen konnte, weil der Gegner nur einen Zug davor entfernt war, ein Schachmatt zu setzen. Vermutlich war es das einzige Spiel, in dem Kaiba sich ganz sicher als Sieger ernennen konnte, denn seinen Gegenüber oder eher gesagt seinen Kontrahenten mit Worten auszuhebeln und ins Straucheln zu bringen, gehörte zu seiner Spezialität.
 

Wenn Kaiba etwas nicht leiden konnte, dann war es Wankelmut. Jemand, der sich wie eine Fahne im Wind verhielt und sich stets der Meinung anschloss, die gerade im positiven Licht erstrahlte. Kaibas Urteilsvermögen basierte auf Logik. Er beurteilte Menschen nicht danach, wie nett sie waren, sondern nach ihren Kompetenz. Unangebrachter Optimismus, der sich nicht mit stichfesten Belegen begründen ließ, hatte in seiner Gegenwart nichts zu suchen. Genauso wenig der Glaube, mit dem Willen allein Berge versetzen zu können.
 

Alles musste erklärbar sein. Jede Aussage musste bei diesem Mann wohl überlegt sein. Jede Behauptung musste belegbar sein und mit Argumenten, die Kaiba verstehen konnte, gestützt werden. Unnötiger Smalltalk war für Kaiba Zeitverschwendung. Aussagen wie „Das klappt ganz sicher!“ oder „Das schaffen wir“ entzogen sich Kaibas Verständnis, denn sofern diese nicht begründbar waren und er keine logische Quelle für diese Zuversicht vorfinden konnte, waren auch diese nett gemeinten Worte nichts weiter als Zeitverschwendung. Zeit war Geld. Und Kaiba hasste es, Geld für Dinge rauszuwerfen, die keinem messbaren Zweck dienten.
 

Umso wichtiger war es für Yuugi, dass er sich selbst und sein Spiel gut vermarktete. Kaiba betrachtete Yuugi als Maß aller Dinge. Ein wahrer Duellant musste eine besondere Aura und eine charismatische Ausstrahlung haben. Ein Duellant zögerte nicht und verstand die wahre Faszination und die pure Ästhetik im Kampf der Karten. Und weil er diese Profession bei Yuugi erkannte, betrachtete er ihn als seinen Rivalen. Ihre Auffassung wie ein Duellant sich zu verhalten hatte, war sich ähnlich. Es war diese Kompetenz, die er in Yuugi sah, weshalb er ihn als ebenbürtigen Konkurrenten anerkannte. Alles, was unprofessionell, kindisch und unpassend war, entlockte diesem Firmenleiter nichts weiter als ein Kopfschütteln.
 

Aufgeregt schritt er in Richtung des Fahrstuhls. Sein Herz klopfte ihm bis zum Hals. Das einzige, womit er sich selbst verkaufen und Kaiba überzeugen konnte, waren seine Worte. Er musste sich in einer Weise ausdrücken, die Kaiba beeindruckte und er musste sein Spiel und die sich aus diesem Projekt ergebenen Vorteile genau erklären. Er durfte keine halbgaren Argumente bringen.
 

Denn Kaiba hasste Menschen, die mit ihrem lauten und unerklärlichen Optimismus andere ansteckten. Menschen, die andere mitrissen – ungeachtet jeglicher Logik und der möglichen Konsequenzen. Menschen, die sich auf ihr Glück allein verließen und ihr wahres Können und somit ihr Potential nicht ausschöpften, obwohl es ihnen möglich wäre. Menschen, die laut schimpften, wenn sie ihren Willen nicht bekamen und nicht nur sich selbst, sondern auch ihre Mitmenschen blamierten, wollte er meiden. Menschen, die sich selbst bemitleideten, wenn etwas nicht so funktionierte, wie es sollte, anstatt sich die Frage zu stellen, was sie besser machen mussten. Schuldzuweisungen waren unprofessionell. Jeder Mensch musste seine eigene Stärke finden und aus eigener Kraft seine Visionen für die Zukunft erschaffen.
 

Kaiba beachtete nur Menschen, die ihn beeindruckten und seiner Vorstellung von Kompetenz entsprachen. Kaiba mochte Menschen, die mit ihren Fähigkeiten herausragten und ein gewisses Level an Intellekt aufwiesen. Menschen, die andere mit ihren Wissen und ihrem Können mitrissen, wollte Kaiba um sich haben und gehörten zu den Leuten, denen Kaiba am ehesten Gehör schenkte. Menschen, die sich Ziele setzten und diese nicht mit dem Willen allein, sondern mit ihren Taten, zu erreichen versuchten. Denn Worte allein waren nicht viel wert.
 

Und so kam es, dass sich Kaiba unheimlich von einer Person gestört fühlte. In anderen Worten: Jounouchi Katsuya, der mit seiner Tollpatschigkeit und seiner fehlenden Würde einen großen, gefährlichen Schatten auf die Menschen in seiner Umgebung warf. Insbesondere auf Yuugi. Yuugis Fähigkeiten als Gamer und als Duel Monsters Spieler hatten Kaiba beeindruckt. Deshalb konnte er nicht verstehen, wie jemand so Wundervolles wie Yuugi, sich mit Abschaum wie Jounouchi abgab. Das entzog sich jeglicher Logik. Abwartend trommelte er mit seinen Fingern auf der Tischplatte. Es ärgerte ihn. Yuugi war so ein grandioser Gegner. Kaiba sah zu ihm auf und schätzte seine Fähigkeiten und doch konnte er Yuugis Entscheidungen nicht gutheißen.
 

Wie konnte es sein, dass Yuugi seine Karriere und seinen guten Ruf als weltbekannter Gamer, der mit seinen überragenden Fähigkeiten die Massen verzauberte und Kaiba beeindruckte, riskierte, nur um mit einer Person zusammen zu sein, die ihm keine Vorteile brachte? Jounouchi war ungebildet und impulsiv. Sein Lachen war nervtötend. Sein Charakter ein Dorn in Kaibas Auge und die Würde eines Duellanten suchte man bei dieser Person vergeblich. Und doch... hatte sich Yuugi für diesen Trottel entschieden. Für einen Menschen, der ihm nur Nachteile brachte. Ein Mensch, der eindeutig eine Last war.
 

Ein Klopfen an der Tür verriet ihm, dass sein lang ersehnter Gast endlich eingetroffen war. Mit der Sprechanlage bat er ihn herein. Zögerlich wurde die Tür geöffnet und Yuugi kam in den Raum, warf Kaiba einen selbstsicheren Blick zu und begann, ohne das Kaiba ihn darum gebeten hatte, an zu sprechen. Es war diese Selbstsicherheit, die Anklang bei Kaiba fand. Er mochte Menschen, die sich nicht unterkriegen ließen und sich von ihrer qualifizierten Seite zeigten. Yuugi wusste, wie er sich verhalten musste, wenn er seinen Gegenüber für sich gewinnen wollte und er verstand auch, wann es angebracht war, Distanz zu halten und so blieb er mitten im Raum stehen und wartete darauf, dass Kaiba ihn näher herankommen ließ. Es war unprofessionell und äußerst unangebracht, einem Geschäftsmann ungebeten näher zu kommen. Kaiba reagierte genervt auf angebliche Geschäftsmänner, die sich dreist in seinem Raum umherbewegten und in seine Privatsphäre traten und ihm locker die Hand ausstreckten, als wären sie alte Kollegen, die sich nach Jahren wiedergetroffen hatten.
 

„Ich wollte mir dir sprechen, Kaiba-kun“, sagte er mit fester Stimme.
 

Kaiba nickte und bat ihn endlich näher zu kommen. Yuugi setzte sich auf den ledernen Sessel direkt vor Kaibas Tisch. Hinter Kaiba befand sich die Skyline von Domino. Die warmen Sonnenstrahlen erleuchteten die oberen Dachgeschosse der Hochhäuser und es hätten Frühlingsgefühle aufkommen können, wenn da nicht Kaibas finsterer Blick und dieser elendige Kontrast zu der Wärme da draußen gewesen wäre. Der Brünette seufzte schwer und sah mitleidig auf Yuugi hinab. Dass Yuugi dumm genug war, sich ausgerechnet Jounouchi als Lebensgefährten auszusuchen, hinterließ einen bitteren, beinahe schmerzhaften Nachgeschmack und er konnte diese Information, die der Blonde so selbstzufrieden grinsend ihm mitgeteilt hatte, nicht richtig verdauen.
 

Auch wenn Yuugi nicht hier war, um über seinen Beziehungsstatus und seine Entscheidungen in seinem Privatleben zu sprechen – dies verriet immerhin seine formelle Kleidung und seine Art sich auszudrücken – so war dies etwas, das Kaiba nicht unausgesprochen lassen konnte. Er konnte Yuugis Entscheidung nicht gutheißen. Es hätte ihm egal sein können, doch er fürchtete um dessen Ruf als weltbekannter professioneller Gamer. Yuugi bekleidete den ersten Rang in Duel Monsters und bisher hatte niemand geschafft, ihn von seinem Thron zu werfen, so galt er zurecht als König der Spiele. Und dementsprechend erwartete Kaiba, dass er sich auch verhielt. Yuugi musste sich seiner Situation doch selbst gewahr sein und doch fällte er Entscheidungen, die ihm nur Nachteile brachten.
 

„Yuugi“, kam es dann von Kaiba. Seine Stimme war angenehm tief, fast melodisch und war begleitet von einem warmen Klang, sodass Yuugi ein angenehmer Schauer über den Rücken lief. Selbst Kaibas Stimme war außerordentlich. Nicht nur seine Haltung und seine Art zu sprechen war grandios, sondern auch seine Stimmlage und wie er um die Macht diese richtig zu beherrschen wusste, zeugte von seiner unendlichen Genialität – aber auch von seiner Fähigkeit, andere Menschen zu manipulieren und sie in ihren Entscheidungen zu lenken. Yuugi wusste um Kaibas Tricks und wie er seinen Gegenüber zu täuschen versuchte und auch hier war er sich sicher, dass er diese warme und beinahe liebevolle Stimme nur heuchelte, um Yuugi eher von seiner Meinung zu überzeugen.
 

Hätte Kaiba es interessiert, weshalb Yuugi gekommen war und dieses Treffen ersehnte, hätte er eine andere Stimmlage gewählt und seine Haltung wäre anders gewesen. Stattdessen hatte Kaiba die Arme verschränkt, als wollte er auf jeden Fall Distanz zwischen ihnen wahren. Seine Körperhaltung allein ließ Yuugi glauben, dass Kaiba im Moment nicht an Yuugis Projekt oder dessen Beweggründen interessiert war, sondern dass er ihm Vorhaltungen machen wollte.
 

„Ich kann deine Entscheidung, dich mit Jounouchi abzugeben, nicht gutheißen“, waren seine Worte und er atmete erneut tief ein und dann laut hörbar aus.
 

„Du weißt, dass du einen guten Ruf zu verteidigen hast. Es wäre ein Skandal, wenn es herauskäme, dass du schwul bist und obendrein einen Duellanten wie Jounouchi deinen Lebensgefährten schimpfst. Es geht mich nichts an, mit wem du was privat machst, aber ich gebe dir den Rat, es nicht zu übertreiben. Ich kann dein Geheimnis für mich behalten, doch die sensationsgierigen Reporter nicht“, ergänzte er und zog abschätzig eine Augenbraue in die Höhe, als wollte er Yuugi warnen.
 

„Ich habe nicht vor, meine Beziehung öffentlich zu machen und ich bin auch nicht hier, um über meine Beziehung zu reden, sondern weil ich mit dir über mein Projekt sprechen möchte“, erklärte Yuugi, wurde von Kaiba jedoch jäh unterbrochen.
 

„Es geht nicht darum, ob du das öffentlich machen willst! Bist du wirklich so naiv, zu glauben, dass die Medien so etwas wie Rücksicht auf dein Privatleben nehmen werden? Ich kenne dich lange genug, um zu wissen, dass du dich sehr schnell mitreißen lässt. Es braucht nur ein falsches Wort, eine falsche Geste oder gar Mimik, um neue Skandale auszulösen!“, kam es nun erbost von Kaiba, in dessen Augen Wut, aber auch Sorge aufzublitzen schien.
 

„Stört es dich so sehr?“, wollte Yuugi wissen und senkte verletzt den Blick.
 

Kaiba brauchte einige Sekunden, um Yuugis Reaktion richtig zu deuten. Es war ihm vollkommen egal, ob Yuugi schwul war oder nicht. Ihn interessierten einzig und allein seine inneren Werte und dieses prickelnde Gefühl in seiner Brust, das jedes Mal aufkam, wenn sie gemeinsam in der Arena standen, die Menschen sie umjubelten und er mit Ungeduld auf Yuugis nächsten Zug wartete. Das Adrenalin, das durch seinen Körper rauschte und diese Aufregung, die er nur bei ihm und niemand anderen spürte. Das wollte er nicht missen. Nie zu wissen, was er als nächstes vorhatte und mit welcher brillanten Strategie er Kaibas Zug nichtig machen und ihm neue Grenzen aufweisen würde, gab Kaiba Ansporn und Motivation für den nächsten Tag.
 

Ohne Yuugi als seinen Rivalen fehlte ihm etwas. Er konnte sich überhaupt nicht mehr vorstellen, wie sein Leben ohne Yuugi sein könnte und er wollte diese Verbindung, die sie hatten, auf keinen Fall aufgeben. Vor allem dann nicht, wenn es vermeidbar war. Kaiba war es ziemlich egal, was Yuugi sonst tat. Selbst die Tatsache, dass er Wimperntusche nutzte und Lederschmuck trug, hatte er nie hinterfragt. Genau genommen fand er auch, dass dieses Leder und die silbernen Nieten seinem Charakter mehr Ausdruck gaben und seine Augen, die immer mit diesem Feuer aufloderten, wenn er eine neue Karte gezogen hatte und seinen Sieg näherrücken sah, auf eine besondere und faszinierende Art und Weise betonte.
 

Aber es ging nicht darum, was er dachte, sondern was die Meinung der Allgemeinheit war. Es gab diverse Stereotypen und aufgezwungene Rollen, die in der Bevölkerung als gut und richtig gesehen wurden. Alles, was anders war und herausstach, war also eigenartig und für manche sogar beängstigend. Kaiba hatte auch einen Ruf als Firmenleiter. Die Kaiba Corporation galt als eines der größten und wichtigsten Unternehmen weltweit. Kaibas Erfindungen – insbesondere seine Hologrammtechnik und die Virtual Reality, die auf seiner Technik basierten – hatten die Welt verändert und geprägt. Kaiba gehörte zu den gefragtesten und reichsten Männern der Welt.
 

Es war also auch seine Pflicht und seine Verantwortung, seine Marke Kaiba zu schützen und sicherzugehen, dass nichts und niemanden diesen Namen trübte. Nur dafür hatte er sein ganzes Leben gearbeitet. Er konnte und durfte nicht zulassen, dass die Menschen, die Kaiba schätzte und zu seinem Bekanntenkreis zählte, dieses Bild beschädigten. Hier ging es um weitaus mehr als um persönliche Gefühle – obwohl Kaiba nicht abstreiten konnte, dass er durchaus eine weitere Motivation hatte. Der Gedanke, nicht der wichtigste Mensch in Yuugis Leben zu sein, war schmerzhaft. Denn Yuugi war für Kaiba der wichtigste Mensch. Natürlich liebte er Mokuba, doch sie waren Brüder und die Art der Verbundenheit, die sie teilten, war anders, als jene, die er mit Yuugi hatte. Als Jounouchi ihm mitteilte, dass er Yuugis Lebensgefährte sei, hatte er einen unangenehmen und äußerst schmerzhaften Stich in seiner Brust verspürt.
 

Dann schüttelte er den Kopf kaum merklich und seufzte.
 

„Es stört mich nicht, dass du Männer magst, sondern dass du dich nicht deiner Rolle entsprechend verhältst. Du bist der König der Spiele und ich erwarte von dir, dass du dich in der Öffentlichkeit professionell gibst. Auch wenn du das kannst, dein toller Freund kann das nicht. Jounouchi wird dir deine Karriere versauen und am Ende werde ich die Lachnummer sein, dass ich dich als meinen Rivalen bezeichne“, knurrte Kaiba und vermied es Yuugi anzusehen.
 

„Das wird er nicht“, entgegnete Yuugi. Kaiba öffnete seine Schublade und zog die letzte Ausgabe der Duelist Today heraus, blätterte einige Seiten darin und las mit lauter Stimme einen Artikel vor:
 

„Und so heißt es, dass Mutou Yuugi – auch als König der Spiele bekannt – sich für Männer interessiert. Sein angeblich bester Freund Jounouchi Katsuya, der seit Jahren in der oberen Liga steht, aber im Ranking nicht aufsteigt, soll nicht irgendein Kumpel, sondern der Geliebte sein. Jounouchi wurde zuletzt auffällig, als er auf offener Straße unschuldige Passanten zusammengeschlagen hatte, die nach einem Autogramm gefragt hatten. Immer wieder heißt es, dass der blonde Duellant nicht nur eine große Klappe hat, sondern auch schnelle Fäuste und er nicht davor zurückschreckt, seine Gegner hinterrücks in der Finsternis einer abgelegenen Gasse auszuschalten, nur um auf diese Weise im Ranking aufzusteigen.“
 

Ungläubig starrte Yuugi Kaiba an.
 

„Das sind doch alles Lügen!“, rief er empört aus, doch Kaiba ließ ihn gar nicht weiter zu Wort kommen.
 

„Und wen interessiert die Wahrheit?! Yuugi, ich habe mehrere Millionen Yen ausgegeben, um diesen Artikel aus der Ausgabe entfernen zu lassen! Ich kann nicht immer die Reporter bestechen, sobald ein unangenehmer Artikel erscheint. Die Leser interessiert es nicht, ob das nun die Wahrheit ist oder ob sich da irgendein Typ an seinem Schreibtisch eine Geschichte aus Gerüchten zusammengeschustert hat“, knurrte Kaiba und knallte Yuugi die Zeitschrift direkt vor die Nase.
 

„Jounouchi würde so etwas niemals tun...“, flüsterte Yuugi.
 

„Es geht nicht darum, ob er das getan hat, sondern darum, dass du dich mit diesem Typen sehen lässt. Jounouchi steht seit Jahren in der Kritik und die Leute werden sich nur noch mehr Geschichten ausdenken, die dich und letztendlich auch mich belasten werden. Das alles ist ein Risiko für die Marke Kaiba.“
 

„Du willst dir also mein Projekt deshalb nicht ansehen. Ist es das, was du sagen willst?“, hauchte Yuugi und starrte apathisch auf den Artikel, der seinen geliebten und liebenswerten Freund Jounouchi als Schlägertyp sondergleichen darstellte.
 

„Ich will, dass du dich nicht mehr öffentlich mit ihm sehen lässt, wenn dir dein Projekt wichtig ist“, erklärte Kaiba, tippte dann etwas auf der Tastatur seines Computers und drehte den Computerbildschirm zu Yuugi.
 

„Es kursieren Fotos von dir im Internet, wo du mit Jounouchi im Park zu sehen bist. Wie oft habe ich dir gesagt, dass du dich in der Öffentlichkeit zurückhalten musst? Du kannst nicht einfach im Domino Park mit Freunden sitzen! Auch hast du Fragen in Burger World beantwortet und recht zweideutige Antworten gegeben. Natürlich nehmen die Reporter das als Anlass, sich neue Geschichten und Skandale auszudenken und deinem Ruf zu schaden“, sagte Kaiba und zeigte auf den Bildschirm.
 

Noch immer staunte Yuugi über die Fotos, doch am meisten verwunderte ihn die Hartnäckigkeit dieser Reporter, die ihnen auch nach ihrem Zusammentreffen im Burger World gefolgt sein mussten. Er wusste zwar, dass er häufiger von Paparazzi verfolgt wurde, doch er konnte ja nicht ahnen, dass so ein Bild so viele neue Gerüchte in die Welt rufen würde.
 

„Yuugi, schau mich an“, wies Kaiba ihn an, als Yuugi immer noch mit weit aufgerissenen Augen auf die Tischplatte starrte. Dieses Mal war Kaibas Blick beinahe sanftmütig. Einen solchen Blick hatte Yuugi noch nie von dem Firmenleiter gesehen. Er konnte Kaibas Reaktion nicht wirklich einordnen. War Kaiba wirklich besorgt um ihn?
 

„Ich weiß, dass das alles neu für dich ist. Die Presse ist nie angenehm und deshalb habe ich dir damals geraten, dir einen Manager zu suchen, der sich um solche Dinge kümmert. Seit deinem Studium hast du dich rar gemacht. Du erscheinst zwar auf Turnieren und auch bei unserem Duellen zeigst du, was du drauf hast, doch darüber hinaus beschäftigst du dich zu wenig mit den Medien. Kein Wunder, dass jedes neue Foto direkt fehlinterpretiert wird, mal davon abgesehen, dass es viele Neider gibt, die dir deinen Erfolg nicht gönnen.“
 

„Und was soll ich deiner Meinung nach tun? Ich werde mich auf keinen Fall von Jounouchi trennen. Eher verzichte ich auf meine Karriere als Duellant“, meinte Yuugi und versuchte die aufkommende Verzweiflung nicht Überhand gewinnen zu lassen. Frustriert zu sein brachte ja nichts. Wenn man ein Problem nicht lösen konnte, musste man es ignorieren und sich mit diesem arrangieren und wenn es lösbar war, so sollte man sich nicht darüber ärgern und einen Weg finden, sein Problem schnellstmöglich aus der Welt zu schaffen. Auch wenn Kaiba es sicher gutgeheißen hätte, dass Yuugi sich zukünftig von Jounouchi fernhielt, so wollte Yuugi dies auf keinen Fall als einzige Lösung sehen. Es musste einen anderen Weg geben.
 

„Ja, das sieht dir ähnlich. Ich wusste, dass du das sagen würdest. Ich habe lange darüber nachgedacht und das einzige, was mir einfiel, war...“ Kaiba stockte der Atem und er schluckte hart.
 

„...dass wir nicht nur dein Image, sondern auch das von diesem Trottel aufpolieren müssen.“
 

„Dieser Trottel hat auch einen Namen“, konterte Yuugi erbost und kniff die Augen zusammen, schenkte seinem Gegenüber einen giftigen Blick. Nicht, dass Kaiba sich davon abschrecken ließ.
 

„Jounouchi könnte mich nicht weniger interessieren. Es geht mir einzig und allein um dich und die Marke Kaiba. Wenn dir dein Projekt wichtig ist und ich dir zuhören soll, musst du erst mal dein Image in den Griff bekommen“, erklärte er dann und verschränkte erneut die Arme.
 

„Was genau stellst du dir vor, Kaiba-kun? Ich möchte mich nicht verstellen müssen.“
 

„Früher oder später wird deine Beziehung zu ihm rauskommen. Nicht, weil du die Klappe nicht halten kannst, sondern weil er irgendetwas sagen oder tun wird, was den Medien genügend Spielraum gibt, um dies zu interpretieren. Aber wenn Jounouchi ein geachteter Duellant in der Szene wäre, wäre das weitaus weniger schlimm für deinen Ruf und meine Marke.“
 

„Du willst sagen, dass sich meine Fans und die Medien weniger daran stören würden, dass ich schwul bin, wenn ich einen hochangesehenen und beliebten Duellanten als Partner hätte? Sprichst du da von dir?“ Yuugi hob skeptisch eine Augenbraue.
 

„In Jounouchis Fall wäre selbst ein Duellant wie Insector Haga eine bessere Wahl. Obwohl mir niemand das Wasser reichen kann. Es ist nie eine gute Idee, sich auf offener Straße zu prügeln oder in einem Interview den Reporter als – ach, wie war das noch mal? – verficktes Arschloch zu bezeichnen. Wer sich so in der Öffentlichkeit präsentiert, obwohl das Rampenlicht auf ihn gerichtet ist, wird es äußerst schwierig haben, die Meinung der Masse ins Positive zu ändern.“
 

„Ich weiß, dass er viele Dummheiten gemacht hat, aber er hat sich in den letzten zwei Jahren sehr darum bemüht, sich zu bessern. Er kann äußerst unüberlegt handeln, dem stimme ich durchaus zu, aber er ist kein hoffnungsloser Fall. Ich finde es nicht fair, dass diese alten Geschichten immer und immer wieder neu aufgewärmt werden. Jounouchi verdient etwas Besseres“, meinte Yuugi nur und sah Kaiba entschlossen in die Augen.
 

„Geschichten wie diese werden auch nicht verschwinden, Yuugi. Solange es nichts Neues zu berichten gibt, werden die Leute und auch die Reporter spekulieren und sich zur Not neue Skandale aus den Fingern saugen. Jounouchis Ruf als Schläger eilt ihm voraus. Das ist problematisch.“
 

Jounouchi hatte sich in seiner Jugendzeit, als er noch nicht mit Yuugi befreundet war, sehr oft mit verfeindeten Jungs aus anderen Schulen angelegt. Er hatte sein Revier verteidigt und auch Streit ohne Grund angefangen, nur um seine Machtposition zu unterstreichen. Was die Gründe für Jounouchis Verhalten war, interessierte Kaiba nicht. Diese kindischen Zankereien unter Jugendlichen waren ja nichts Untypisches und es war auch vollkommen normal, dass Jungs sich in einem bestimmten Alter mit Fäusten anstelle von Worten austauschten und näher kennenlernten, aber bei dem Blonden handelte es sich um einen langen Strafkatalog – diverse Vorstrafen, die man nicht einfach ignorieren konnte. Da konnte man nicht einfach ein Auge zudrücken.
 

Außerdem war er auch heute noch bei Jugendlichen als Legende verehrt. Kaiba hatte viel Zeit in diese Recherche investiert und war unter anderen auf den Namen Hirutani gestoßen. Ein Mann mit dem Jounouchi einmal befreundet war oder besser gesagt in einer Gang. Zusammen hatten sie während ihrer Mittelschulzeit die Straßen von Domino unsicher gemacht. Dieser Mann war nun ein anerkanntes Mitglied der Yakuza und eine solche Verbindung warf ein unglaublich schlechtes Licht auf den Blonden. Es war nicht gerade schwer, die Vergangenheit eines Menschen aufzudecken, wenn man genug Geld hatte oder Kaiba hieß.
 

Kaiba fand es ja beinahe lobenswert, dass Jounouchi seine Vergangenheit den Rücken gekehrt und es von selbst geschafft hatte, sich aus dieser Spirale zu befreien. Trotzdem war das Ganze einfach nur gefährlich. Natürlich würde Kaiba niemals auf die Idee kommen, Jounouchis Geheimnis durch die Welt zu posaunen, um diesen zu schaden, denn auch als Mensch hatte er genügend Stolz und Selbstwertgefühl, nicht auf diese Mittel zurückgreifen zu müssen. Mal davon abgesehen, dass er sich selbst und Yuugi geschadet hätte.
 

Um Jounouchis ramponiertes Image glatt zu bügeln und ihn in einem neuen Licht erstrahlen zu lassen, war einiges zu tun. Charity Veranstaltungen und auch Gala Abende, wo er andere Duellanten und Prominente von sich überzeugen konnte, so wie Interviews mit diversen Zeitschriften und Fernsehsendern, wo er auf ihre Fragen wie ein Profi antwortete. Kaiba hatte Jounouchi bisher nur als kindsköpfigen, heißblütigen Mann kennengelernt, der immer alles, was er gerade dachte, ungefiltert in die Welt brachte und nicht nur sich selbst mit der ein oder anderen unüberlegten Handlung in Schwierigkeiten brachte. Je mehr Kaiba darüber nachdachte, desto weniger konnte er nachvollziehen, was Yuugi an diesem gar schäbigen Kerl fand.
 

„Bis zum Turnier im August ist noch genügend Zeit. Wir haben gerade mal Mitte Mai“, begann Kaiba nun und ging auf Jounouchis schlechten Ruf nicht weiter ein, da er wusste, dass Yuugi ohnehin blockieren würde und er vielleicht sogar aus Ärger das Büro verlassen würde, wenn er weiter auf dem Blonden herum ritt. Er hatte die Entschlossenheit in Yuugis Augen gesehen und er wusste, dass wenn Yuugi sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte, dass dieser nur schwer von seinen Überzeugungen abzubringen war.
 

„Dass du mit Jounouchi zusammen leben willst, kann ich durchaus verstehen. Dein Wohnort ist jedoch bekannt und ich bin mir mehr als nur sicher, dass Paparazzi und Reporter in der Nähe des Kame Game Shops herumlungern. Wenn herauskommt, dass er bei euch wohnt, wird das nur noch mehr Gerüchte in die Welt bringen“, erklärte er und lehnte sich in seinen Bürostuhl zurück, sodass dieser ächzte.
 

„Wir wollten ohnehin nächsten Monat in unsere neue Wohnung ziehen“, erwiderte Yuugi. Ehe er weitersprechen konnte, ließ Kaiba seine Meinung unverblümt zum Ausdruck kommen.
 

„Das macht doch keinen Unterschied! Du bist der gefragteste Duellant der Szene. Wenn diese Typen dich finden wollen, werden sie dich finden. Ihr solltet euch eine Wohnung suchen, die bewacht wird, wo Paparazzi nicht in eure Nähe kommen. Ich hätte da auch schon etwas, das dir gefallen könnte“, meinte Kaiba dann und tippte erneut auf seiner Tastatur, ohne auch nur einmal vom Bildschirm wegzusehen. Yuugi staunte darüber, wie schnell der Brünette tippen konnte und das auch noch ohne hinzusehen. Kaiba drehte erneut den Bildschirm seines Computers zu ihm.
 

„Unmöglich! Das ist doch viel zu teuer!“, brach es ungehalten aus Yuugi heraus und er starrte Kaiba mit einem Blick an, der da eindeutig sagte: Bist du denn völlig übergeschnappt?
 

Kaiba zeigte ihm alles Ernstes das Bild eines Hochhauses, in dem bekannte Prominente und reiche Leute wie Kaiba lebten. Allein bei der Außenfassade war klar erkennbar, dass es sich um kein günstiges Apartment handelte, was Kaiba im Sinn hatte. Das war zu viel des Luxus und war weit über Yuugis und Jounouchis finanziellen Rahmen. Dabei hatte Yuugi mehr als einmal klar gemacht, dass er sich ein bescheidenes und normales Leben wünschte. In die Ränge der High Society einzusteigen, war ja wohl das komplette Gegenteil dessen, was er sich vorgestellt hatte. Security Beamte bewachten das Hochhaus und im Umkreis von fast einem Kilometer wurden sämtliche Paparazzi davon abgehalten das hiesige Grundstück zu betreten.
 

Das Gebäude erinnerte mehr an ein großes Hotel als an einen Ort, wo Menschen wirklich lebten. Vielleicht war Yuugi auch einfach nur zu normal, um Kaibas Verständnis von einem angenehmen Leben nachvollziehen zu können.
 

„Das können wir uns gar nicht leisten“, fügte er noch hinzu, während Kaiba ihn amüsiert angrinste.
 

„Ich sagte ja auch nichts davon, dass du das bezahlen musst. Die oberen zehn Stockwerke gehören mir und stehen leer. Wenn ich geschäftlich unterwegs bin, halte ich mich dort auf.“
 

„Du beliebst zu scherzen...“, murmelte Yuugi und starrte Kaiba derart geistesabwesend an, dass Kaiba sich ein höhnisches Lachen nicht verkneifen konnte.
 

„Yuugi, ich bin der reichste Mann der Welt. Das ist nicht das einzige Gebäude, das mir gehört. Domino ist meine Stadt. Ich sehe alles. Ich weiß alles. Und ich kontrolliere alles. Die Welt liegt mir zu Füßen und ein kleines Gebäude wie dieses ist für mich nichts weiter als ein Schlüsselanhänger an meinem Schlüsselbund. Das solltest du aber eigentlich wissen“, meinte Kaiba und grinste immer noch amüsiert.
 

„Das kann ich nicht annehmen. Auf keinen Fall!“, protestierte Yuugi.
 

„Ich wollte mir dir über meinen Spielentwurf reden und nicht, dass du mir eine neue Wohnung schenkst! Auch wenn du es gut meinst...“
 

Kaiba unterbrach Yuugi forsch und schlug auf den Tisch, sodass Yuugi leicht zusammenfuhr und er dessen ungeteilte Aufmerksamkeit hatte.
 

„Es geht hier nicht nur um dich! Bereits vor zwei Jahren habe ich dich gewarnt. Du brauchst einen Manager, der dein mediales Bild handhabt und du musst dich endlich damit abfinden, dass dein bodenständiges Leben vorbei ist. Du bist nun mal berühmt und du musst mit diesen Konsequenzen leben! Du kannst nicht einfach auf offener Straße herum rennen, vor allem dann nicht, wenn du dich aus der Szene zurückziehst und dich so rar machst. Dein Studium ist wichtig und das sehe ich auch ein, aber du bist in keiner Position, wo du selbst entscheiden kannst. Nicht du entscheidest, was in den Zeitungen gedruckt oder im Internet geteilt wird, sondern andere.“
 

„Das weiß ich doch... trotzdem...!“, versuchte Yuugi sich herauszureden.
 

„Yuugi, ich schätze dich als meinen Rivalen und ich bin mir sicher, dass du es doch schon längst selbst weißt. Du kannst in dein altes Leben nicht mehr zurück. Wenn du dein Spiel zum Erfolg machen willst, wenn dir dein Projekt wirklich wichtig ist, musst du auch auf dein Image achten, denn ansonsten wird sich niemand für dich oder deine Ideen interessieren.“
 

Yuugi hob den Blick und sah Kaiba perplex an.
 

„Es geht hier auch um deine Zukunft als Spieleentwickler. Solange du im guten Licht stehst und dir keinen Skandal zu Gute kommen lässt, wirst du weiterhin das Interesse der Leute auf dich ziehen. Doch dafür ist es notwendig, dass du auf mich hörst und meine Anweisungen befolgst. Dasselbe gilt auch für Jounouchi.“
 

Kaiba hatte nicht vor, direkt mit Jounouchi zu sprechen. Es war besser, wenn sie weiterhin eine gewisse Distanz bewahrten, denn aus irgendeinem Grund krachte es zwischen den beiden immer, sobald sie einander sahen. Es war zu einfach ihn zu provozieren und Kaiba fürchtete, dass dieser aus Trotz das Gegenteil von dem tun würde, was Kaiba ihm sagte. Wenn Yuugi ihm die Situation erklärte, war er bestimmt eher gewillt, diesem zuzuhören und dessen Rat zu befolgen.
 

Kaiba unterbreitete Yuugi mehrere Vorschläge und übergab ihm einen bis in kleinste Detail geplanten Terminkalender, der sämtliche Veranstaltungen beinhaltete und erklärte darüber hinaus, dass Jounouchis Art zu sprechen ein großes Problem war und er sich in Geduld und Rückhaltung üben musste. Es missfiel Yuugi, dass Kaiba immer wieder in solch einem abwertenden Ton über den Blonden sprach, doch er unterbrach ihn dennoch nicht und hörte ihm aufmerksam zu. Kaiba hatte alles genau geplant. Er hatte sich Gedanken gemacht, wie er Yuugi helfen konnte. Nein, er hatte sich die Zeit genommen, um zu planen, wie er Jounouchis Karriere auf die Sprünge helfen konnte.
 

Jounouchi war ein großartiger Duellant und seine Fähigkeit jedes Duell mit seinem endlosen Optimismus und seinen unkonventionellen Taktiken für sich zu entscheiden waren besonders und auffallend. Wenn Jounouchi die Arena betrat, gab es immer etwas zu lachen – dass selbst Kaiba diese Eigenschaft positiv hervorhob, erstaunte Yuugi und schenkte ihm ein kleines Lächeln.
 

Ich habe immer gewusst, dass du ein guter Freund bist, Kaiba-kun, schoss es ihm durch den Kopf, als er seine genauen Pläne weiter ausführte und die enorme Wichtigkeit der Medienpräsenz betonte. Am Ende hatte er kurz inne gehalten.
 

„Und jetzt lass uns über dein Spiel sprechen, Yuugi“, hatte er gesagt und Yuugis Herz hüpfte vor Aufregung.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Shu_Akai
2018-10-12T18:10:05+00:00 12.10.2018 20:10
Die Kleidung die Yuugi zum Treffen mit Kaiba trägt , sind doch die gleichen, wie bei DSOD oder?
Habe ich dir schon gesagt, wie ich es liebe, wie du Kaiba darstellst?
Jounouchi stellt all das dar, was Kaiba nicht mag!
Alleine die Vorstellung, wie die Skyline aussieht, muss Hammer sein und so eine Aussicht, geil 😍😍
Ach ja, ich wünschte, ich könnte genauso reden wie Kaiba, dann wäre vieles leichter 💪.
Kaiba gibt im inneren also zu, das er Yuugi mag, toll. Ich wusste es!
Ich hab das Gefühl, das Kaiba den Artikel hat entfernen lassen, weil er nicht will, das jemand Yuugi schadet, vorallem keine Reporter! Ich glaube, er würde so einiges machen, um die, die er mag vor Unheil zu bewahren und da ist Yuugi mit eingebunden!
Das Herz auf den rechten Fleck ❤️
Ganz ehrlich, so ein Viertel muss der Hammer sein! wo man seine Ruhe hat und Paparazzi einen fernbleiben, wenn man prominent ist!
Kaiba hat da wieder einen guten Geschmack bewiesen!
Haha, da hat Kaiba aber recht, er kann mit seinem Geld machen, was er will! *seufz, da zeigt sich wieder mal, wie gut es sich liest, wenn jemand sein eigener Chef ist*
Wird Kaiba jetzt Yuugis Manager?
Das ist klasse, das sich Kaiba so will Gedanken gemacht, wie er Yuugi als auch Jounouchi helfen kann!
Kaibas Pläne waren bestimmt nicht von einen auf den anderen Tag fertig geworden. Da hat er bestimmt viel Arbeit reingesteckt!
Hoffentlich sagt Kaiba ja zu Yuugis Projekt!
Ich bin gespannt wie es weiter geht 😊


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