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Zukunft

Jounouchi/Yuugi
von

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Endlich Zeit für uns - oder doch nicht?!

Es war ein warmer Frühlingstag. An diesem Samstag musste Jounouchi nicht arbeiten und so konnte er glücklicherweise mit Yuugi Zeit verbringen. Durch ihre unterschiedlichen Lebenswege und ihre Pläne für die Zukunft hatten sie weitaus weniger Zeit für diese kleinen Annehmlichkeiten im Leben. Jounouchi, der auf Teilzeit im Duel Monsters Café arbeitete und im Kame Game Shop aushalf, hatte seinen Traum Pro Duelist zu werden, nie aufgegeben. Auch jetzt noch nahm er an lokalen Turnieren teil und verteidigte seinen Titel tapfer. Im August würde das nächste große Termin stattfinden, wo er teilnehmen wollte und nicht nur der Welt, sondern auch all den Zweiflern – insbesondere diesem versnobbtem, arrogantem, eingebildetem Firmenleiter Kaiba Seto – beweisen würde, was er drauf hatte und wie groß sein Potential als Duellant war.
 

Seit Jahren bekleidete Yuugi den ersten Platz der Weltrangliste und Kaiba schenkte nur ihm und wirklich niemanden Interesse. Alle anderen Duellanten waren es nicht wert angesehen zu werden und das kotzte den Blonden an, weshalb er sich vorgenommen hatte, sich zur Spitze durchzukämpfen. Yuugi war derzeit mehr mit seinem Studium als Game Developer beschäftigt. Jounouchi lächelte, als er daran zurückdachte, wie schlecht die beiden damals in der Schule waren. Sie hatten sogar ein Notenbingo aus ihren Schulnoten gemacht und waren als Belohnung jedes Mal zur BurgerWorld Hamburger essen gegangen, wenn wieder eine schlechte Bewertung eintrudelte. Da wusste Jounouchi nicht, dass Yuugi zu den hellsten Köpfen in der Schule gehörte. Er hatte einfach nur keine Lust. Sein Kopf hing wortwörtlich in den Wolken.
 

Aber das war meist so mit den hochbegabten Leuten. Sie waren einfach unterfordert und aus Trotz bemühten sie sich erst gar nicht oder steckten ihre ganze Energie in andere Dinge. Und bei Yuugi waren es nun mal die Spiele. Zumindest hatte Jounouchi das mal so in einer Reportage im Fernsehen gesehen und da hieß es, dass die meisten Hochbegabten schlecht in der Schule waren, weil ihre individuellen Talente nicht ausreichend gefordert wurden. Dann blockierten sie das, was sie nicht interessierte, da sie der Ansicht waren, dass sie nur Zeit verschwenden würden.
 

Selten passte Yuugi im Unterricht auf und die meiste Zeit blickte er verträumt aus dem Fenster oder malte Duel Monsters auf seinem Schulblock. Doch eines Tages kam unverhofft einer ihrer Mitschüler, der sonst nie da war, in ihre Klasse. Für Prüfungen und Tests war er immer da, doch kurz darauf, nachdem er seine Zettel abgegeben hatte, verschwand er wieder. Nur einmal war er gekommen, um sich die Ergebnisse anzusehen, die öffentlich im Schulflur aushingen.
 

„Yuugi“, hörte man seine laute und feste Stimme in de Raum hallen. Sämtliche Schüler in der Klasse wurden still und Yuugi, der bis eben verschlafen aus dem Fenster geschaut hatte, drehte seinen Kopf in die Richtung, aus der er den Sprecher vermutete. Sofort öffneten sich seine Augen begeistert und sämtliche Müdigkeit war verschwunden. Es kam selten vor, dass Kaiba Seto ihre Klasse besuchte. Als Firmenleiter der Kaiba Corporation hatte er deutlich Wichtigeres zu tun. Auch jetzt trug er seine Arbeitskleidung, einen weißen Anzug und eine hellblaue Krawatte. Zudem war er mit einer überragenden Intelligenz gesegnet und war hochbegabt, sodass der Unterricht ihn langweilte und er nur äußerst selten erschien. Yuugi freute sich immer, wenn er ihn sah und sich sicher sein konnte, dass es ihm gut ging. Kaibas Blick war missmutig. Beinahe verärgert.
 

Für Kaiba war Yuugi ein Rivale. In Duel Monsters. Aber auch in anderen Spielen. Das einzige, was er wollte, war ihn zu übertrumpfen! In irgendetwas besser sein als er. Es musste doch etwas geben, das er besser konnte. Kaiba hatte schon früh gemerkt, dass Yuugi äußerst intelligent war. Seine Fähigkeit knifflige Rätsel unter Zeitdruck und größter Anspannung zu lösen war unglaublich und er war sich sicher, dass hinter diesem netten Lächeln und den stets freundlichen Augen weitaus mehr verborgen war, als der erste Blick vermutete. Für Kaiba stand fest, dass Yuugi klüger war, als er den Anschein erwecken wollte.
 

Leises Gemurmel war von den Seiten zu hören, welches jedoch erstickte, als Kaiba sich dem König der Spiele näherte.
 

„Warum tust du das? Willst du mich ärgern?“, fragte er und legte den Kopf schief.
 

„Ich weiß nicht, was du meinst. Kaiba-kun? Stimmt etwas nicht?“
 

„Ich habe vorhin die Ergebnisse des letzten Testes gesehen. Ich frage dich noch einmal: was soll das? Du bist unter den letzten Plätzen! Keine 100 Punkte! Und das von nur 300 machbaren Punkten!“, rief er aus und ballte seine Hand zur Faust. Man hätte glauben können, dass Kaiba Yuugi einen Schlag verpassen wollte, doch Kaiba würde niemals Hand an seinen Rivalen legen. Auch wenn er wütend war und sich für seine Niederlagen ihm gegenüber schämte, so war sein Respekt vor diesem weitaus stärker und wichtiger als jede andere Emotion, die sein Körper zuließ. Yuugi galt es zu übertrumpfen. Yuugi war an der Spitze. Yuugi war der beste und ihn zu besiegen, bedeutete, einen Sieg einzufahren, der ihn nachts in Ruhe schlafen ließ.
 

Doch Yuugi... ja. Dieser dumme, kleine Kerl! Nahm er diese Rivalität nicht ernst? Glaubte er ernsthaft, dass er Kaiba auf diese unverschämte Art und Weise ins Gesicht spucken konnte? Welch Schmach!
 

„Ach so... das meinst du. Wir spielen später Bingo. Möchtest du mitmachen?“, fragte Yuugi und legte den Kopf schief und lächelte so süß, dass Kaiba sich umso mehr provoziert fühlte. Kaiba riss der Geduldsfaden. Er knallte seine beiden flachen Hände mit voller Wucht auf Yuugis Pult, sodass sämtliche Utensilien in die Luft flogen und vereinzelt sogar gen Boden rollten. Jounouchi, der direkt neben ihm stand, sprang auf der Stelle auf und packte Kaiba am Kragen seines Anzugs.
 

„Was bildest du dir ein?!“, brüllte Jounouchi und zerrte Kaiba von Yuugi weg. Yuugi, immer noch perplex über Kaibas seltsam emotionale Reaktion, starrte die beiden an. Dann schüttelte er seinen Kopf und ging zwischen die beiden Streithähne. Jounouchi war drauf und dran den Firmenleiter zusammen zu schlagen. Yuugi umfasste Jounouchis Hände und zog ihn mit sanfter Gewalt von dem Brünetten weg, stellte sich direkt zwischen die beiden, sodass sie nicht ein zweites Mal an einander geraten konnten.
 

„Das sollte ich wohl eher ihn fragen!“, keifte Kaiba und warf Yuugi einen vernichtenden Blick zu.
 

„Du nimmst mich als Rivalen nicht ernst!“, meinte er dann und rückte den Kragen seines Anzugs wieder zurecht.
 

„Yuugi. Du bist nicht dumm. Ich weiß, dass du sehr klug bist. Warum versaust du dir deine eigene Zukunft? Mit deinen Fähigkeiten könntest du locker auf die N-Universität gehen! Du könntest ein Stipendium bekommen! Oder denkst du etwa, dass die Schule ein Ort ist, wo man seine Zeit absitzen kann?“
 

„Nicht jeder ist so eine helle Leuchte wie du!“, gab Jounouchi zurück und wollte wieder auf den Brünetten los, wurde von Yuugi jedoch aufgehalten.
 

„Ja, du ganz sicher nicht“, meinte Kaiba spöttisch und grinste hämisch, sodass der Blonde einmal mehr anfing zu zappeln und wieder von Yuugi aufgehalten wurde.
 

„Yuugi, du bist mein Rivale. Ich erwarte mehr von dir, als lausige Schulnoten oder einen Job als Tellerwäscher. Auch wenn du die Schule langweilig findest und du lieber den ganzen Tag vor dich hinträumen würdest, musst du dich – verdammt noch mal – zusammenreißen und zeigen, was du wirklich kannst!“
 

Kaiba schüttelte den Kopf und drehte sich auf der Stelle um. Für ihn war das Thema beendet. Er hatte gesagt, was er sagen wollte. Widerworte duldete er nicht. Selbst wenn Yuugi etwas gesagt hätte, hätte Kaiba es nicht mehr interessiert. In Yuugis Gesicht war die Verwunderung geschrieben. Kaibas Worte hatten ihn überrumpelt und tatsächlich schien ihn seine Aussage getroffen zu haben.
 

„Ich halte große Stücke auf dich. Enttäusche mich bloß nicht“, murmelte Kaiba, als er an Yuugi vorbei ging und den Raum verließ. Er machte sich auf den Rückweg zu seinem Firmengelände, wo er noch wichtige Aufgaben zu erledigen hatte. Für Kaiba war das Leben ein Spiel. Alles in Leben war eine Spiel. Und immer gab es Kontrahenten und Herausforderer. So auch die Schule. Der mit den besten Noten war der Gewinner. Der mit den meisten Punkten hatte gesiegt. Doch Yuugi versuchte nicht einmal zu gewinnen. Es war ihm egal. Kaiba war der festen Überzeugung, dass Yuugi ihn nicht ernst nahm und sich über ihn lustig machte.
 

Außerdem... machte er sich tatsächlich Sorgen um Yuugis Zukunft. Mit diesen schlechten Noten hatte er nicht viele Möglichkeiten. Natürlich ging er davon aus, dass jemand wie Jounouchi, der nun mal von Natur aus nicht mit viel Intelligenz gesegnet worden war und stets mit dem Kopf durch die Decke wollte, schlechte Noten schrieb und ihn zukünftig nicht viel erwartete. Aber von seinem wahren Rivalen erwartete er mehr. Immerhin betrachtete Kaiba ihn als ebenbürtig. Es kränkte ihn, dass Yuugi weder die Schule noch ihn ernstzunehmen schien. Und das, obgleich er sehr klug war und sicherlich als Jahrgangsbester hätte abschließen können, wenn er es denn wenigstens versucht hätte.
 

„Was für'n Arsch! Ich hasse ihn! Scheiße, zum Teufel mit ihm!“, fluchte Jounouchi und stampfte verärgert auf den Boden.
 

„Nein... er hat Recht. Und ich verstehe, was er meint. Das war seine Art mich zum 'Duell' herauszufordern. Er will einen fairen Kampf und wenn ich ihn nicht wenigstens versuche, zu besiegen, wird er all seinen Respekt mir gegenüber verlieren.“
 

„So fordert man doch niemanden heraus“, knurrte Jounouchi und verschränkte die Arme, ehe er weitersprach: „Und überhaupt, Schule ist doch kein Spiel. Und der hat mal gar nichts zu melden, so selten wie er hier ist.“
 

„Ach, Jounouchi-kun...“, sagte Yuugi und rang sich zu einem liebevollen Lächeln. Yuugi wusste, dass Kaibas Art Zuneigung zu zeigen, sehr verschroben und eigenartig war, aber er hatte durchaus verstanden, weshalb Kaiba so wütend war und er fasste den Entschluss, ihm das 'Duell' zu liefern, nach dem er sich so sehr sehnte.
 

Yuugi hielt als Jahrgangsbester die Abschlussrede und Jounouchi war mit Tränen in den Augen im Publikum gesessen und hatte krampfhaft versucht, nicht loszuheulen. Aus dem kleinen, schüchternen Jungen war ein selbstbewusster Mann geworden, der sich traute, offen vor anderen zu reden und seine Träume zu verfolgen. Auch nach ihrer gemeinsamen Schulzeit hatten sie viel Zeit miteinander verbracht. Und ein Jahr, nachdem sie die Schule abgeschlossen hatten, waren sie tatsächlich zusammengekommen. Wirklich viel geändert hatte sich zwischen ihnen nicht. Jounouchi hatte viel mehr das Gefühl, dass sie schon immer zusammen gewesen wären. Sie waren unzertrennlich. Sie gehörten wie Brot und Butter zusammen. Oder wie Fisch und Reis!
 

Sie bummelten immer noch durch die Innenstadt und zu Mittag aßen sie bei BurgerWorld und probierten die neuesten Burger der Saison. An ihrer Beziehung hatte sich nicht viel geändert, nur dass sie weitaus mehr Körperkontakt hatten und sie noch intensivere Gespräche über ihre Leidenschaften und Zukunftspläne führten. Als sie am Tisch saßen und ihre Burger verspeisten, war der Laden relativ voll. Trotzdem hatten sie einen schönen Platz für Zwei am Fenster ergattern können (was vermutlich an Jounouchis einschüchternden Art lag), sodass der starke Betrieb um sie herum sie kaum störte und sie einfach ihr leckeres Essen genossen. Vermutlich hätte sich Yuugis Mutter unheimlich aufgeregt. Du musst weniger Fastfood essen! Iss mehr Gemüse, hätte sie geschimpft und Jounouchi musste leicht grinsen, als er so daran dachte, wie übertrieben fürsorglich diese Frau war. Das musste wohl bei allen Müttern so sein.
 

Heute sah er sie auch als seine Mutter an. Immerhin war es so, dass Yuugis Mutter ihn wie einen Teil der Familie behandelte und ihn sogar ganz normal beim Vornamen ansprach. Jounouchis Verhältnis zu Yuugis Großvater und dessen Mutter war sehr entspannt und familiär. Schon während der Schulzeit hatte Jounouchi den alten Mann einfach nur Jii-chan genannt. Dieser hatte sich nie daran gestört und so wurde es zu einer Gewohnheit. Normalerweise würde niemand auf die Idee kommen, den Großvater eines Freundes so zu nennen, doch für Jounouchi war der alte Mann weitaus mehr als ein Verwandter seines besten Freundes: er war sein Mentor, sein Lehrmeister und wie ein Vater zu ihm.
 

Plötzlich ein Blitz. Erschrocken ließ Jounouchi seinen Burger fallen und starrte zum Fenster heraus, wo einige Männer in dunklen Anzügen ihre Fotoapparate auf sie gerichtet hatten. Schon wieder diese nervtötenden Paparazzi! Wieso konnte man nicht einmal Ruhe vor denen haben? Yuugi als König der Spiele und Jounouchi als einer der bekanntesten Duellanten der Szene waren natürlich interessante Themen für diverse Klatschzeitschriften und dem Fachmagazin Duelist Today, welches regelmäßig über die neuesten Karten, Strategien und die beliebtesten Duellanten der Szene berichtete. Meist über Kaiba und Yuugi, dessen Rivalität und abwechslungsreichen Duelle die ganze Welt in Atem hielt. Es kam nicht gerade selten vor, dass Fotos aus ihrem Alltagsleben abgedruckt wurden und irgendwelche zweideutigen Titel und Artikel gedruckt wurden, die überhaupt nichts mit der Wahrheit zu tun hatten.
 

Jounouchi knurrte verärgert.
 

„Komm,lass uns gehen... Nie hat man seine Ruhe vor denen!“
 

„Ist doch egal, wo wir hingehen, die folgen uns doch sowieso“, meinte Yuugi und biss wieder von seinem Burger ab. Nach außen war er die Ruhe selbst, doch innerlich war er sicher zum Zerreißen gespannt. Jounouchi wunderte sich, wieso Yuugi dieser plötzliche Besuch nichts auszumachen schien.
 

Für ihn war es wohl mittlerweile das Normalste auf der Welt, dass diese Paparazzi ihn verfolgten und Fotos machten. Es war ihm unangenehm, aber vermutlich hatte er sich einfach schon daran gewöhnt. Würden sie jetzt weglaufen, würde dies nur wieder neue Gerüchte ins Leben rufen und Yuugi raunte jetzt noch genervt darüber, als sämtliche Klatschzeitschriften über seine neue Krankheit berichteten, nur weil er sich auf offener Straße die Nase geputzt hatte und eine leichte Erkältung gehabt hatte. Aus einer Mücke wurde schnell ein Elefant, vor allem dann wenn man versuchte sich zu verstecken und diesen sensationsgierigen Reportern genug Futter für neue spannende Stories gab. Davor hatte Kaiba ihn damals auch gewarnt.
 

„Trotzdem nervt das...“, meckerte Jounouchi und seufzte laut hörbar.
 

Als einige dieser Paparazzi in den Laden gestürmt kamen, um ihnen Fragen zu ihrem Privatleben zu stellen, zuckte Jounouchis Augenbraue merklich. Yuugi beantwortete die Fragen der Reporter mit einem Lächeln und bemühte sich darum, das Bild des charismatischen und sympathischen Duellanten aufrechtzuerhalten. Die gesamte Aufmerksamkeit lag bei Yuugi. Jounouchi war es ja gewohnt, dass die ganze Welt sich nach Yuugi drehte, trotzdem machte es ihn rasend. Nicht, weil sie ihn komplett ignorierten, sondern weil er eifersüchtig war und gar keine Lust hatte, seinen Yuugi heute mit der Welt zu teilen. Das hier war ihr gemeinsamer freier Tag! Ein Date! Verdammt! Und jetzt nervten diese Typen mit ihren Fragen und würden vermutlich niemals ein Ende finden.
 

„In welcher Beziehung stehen Sie zu Jounouchi-san?!“, wollte einer der Kerle wissen und hielt Yuugi ein Mikrofon hin, während die anderen Typen Fotos machten, einige zügig in ihren Notizbüchern Schriftzeichen kritzelten und alle gespannt auf seine Reaktion warteten. Yuugi verzog keine Mine.
 

„Er ist ein sehr guter Freund und jemand, den ich sehr schätze. Sowohl als Mensch als auch als Duellant. Er ist ein wunderbarer Mann“, erklärte Yuugi wahrheitsgemäß.
 

War ja klar, dass diese Frage wieder gestellt werden würde. Wir tauchen immer zusammen auf und jetzt dichtet man uns sogar eine romantische Beziehung an – dass das zwar stimmt und wir tatsächlich seit zwei Jahren zusammen sind, muss man ihnen ja nicht auf die Nase binden. Arschlöcher. Und die reden von mir in der dritten Person, als wäre ich gar nicht hier..., dachte Jounouchi und verengte die Augen zu Schlitzen und schickte diese nervigen Typen gedanklich zum Teufel.
 

„Mutou-san! Ist es wahr, dass Sie schwul sind?“, fragte einer der Typen aus der hinteren Reihe.
 

Erstaunt hob Yuugi die Augenbrauen und lächelte so liebenswert, wie es ihm möglich war. Er versuchte sich die Nervosität nicht ansehen zu lassen. Kaiba hatte ihm gesagt, dass es sehr wichtig war, seinen Gegenüber zu täuschen. Kaiba hatte ihn persönlich aufgesucht und ihn vor den Reportern und den Medien gewarnt und ihm mehr als einmal ins Gedächtnis gerufen, wie unglaublich wichtig es für ihn war, seine Rolle zu spielen und niemals zu viel Privates zu offenbaren. Darüber hinaus hatte Kaiba ihm gesagt, dass er sich dringend einen Manager zulegen sollte, doch Yuugi hatte abgelehnt. Er war ein normaler Mann und er wollte sich nicht noch mehr einschränken, als es nötig war. Ihm war die Normalität wichtig. Ein geregelter Alltag. Seine Freiheit. Kaiba hatte nur den Kopf geschüttelt.
 

Verdammter Pisser! Das geht dich doch gar nichts an!, schoss es Jounouchi durch den Kopf und sein Gesicht sprach Bände. Er war kurz davor, aufzustehen und den Typen, der diese Frage so unverschämt in den Raum warf, aus dem Gebäude zu zerren und ihm mithilfe seiner Fäuste zu zeigen, was schlagkräftige Argumente bedeuteten, da, wo er aufgewachsen war.
 

„Ich glaube nicht, dass Ihre Fragen sonderlich viel mit meiner Karriere als Pro Duelist zu tun haben. Haben Sie noch weitere Fragen zu meiner Profession und Plänen? Wenn nicht, dann bitte ich Sie, uns in Ruhe zu lassen“, erklärte Yuugi mit Engelsgeduld.
 

Jounouchi biss sich verärgert auf die Unterlippe.
 

Wie kannst du so ruhig bleiben? Ich sollte mir echt ein Beispiel an dir nehmen... du bist so erwachsen und professionell. Kein Wunder, dass mich keiner ernst nimmt..., überlegte Jounouchi weiter und senkte nun den Blick.
 

Hatte er gerade ernsthaft mit dem Gedanken gespielt, diesen Reporter zu verprügeln, nur weil er eine Frage stellte, die bereits öffentlich diskutiert wurde? Es war ja nicht das erste Mal, dass diese Frage gestellt wurde. Erst hieß es, dass Yuugi und Kaiba in Wirklichkeit eine Beziehung zueinander führen würden und dass ihre Rivalität nur als Deckmantel diente, um ihre eigentlichen Gefühle füreinander zu verbergen, doch mit der Zeit wurde dieses Gerücht immer leiser und jetzt diskutierten die Fangemeinschaft, ob Yuugi nicht doch etwas mit dem drittklassigen Duellanten – Jounouchi drehte sich der Magen vor Zorn um – am Laufen hatte.
 

Immer diese Unterstellungen. Immer diese verfluchten Gerüchte! Auch wenn dieses Gerücht ausnahmsweise mal wahr war, war es nichts, was die beiden an die große Glocke hängen wollten. Ihre Gefühle füreinander waren etwas, das nur sie teilten. Genauso wie ihre Erinnerungen. Es gab Dinge im Leben, die man nur mit bestimmten Personen teilen wollte. Außerdem wollte Jounouchi nicht, dass sein schlechter Ruf auf Yuugi abfärbte. Im Gegensatz zu Yuugi hatte Jounouchi arge Probleme damit, besonnen und ruhig mit diesen giftigen Reportern und ihren Fragen umzugehen und er fühlte sich schnell provoziert, während Yuugi immer höflich und neutral blieb.
 

Das letzte Interview lief nicht sonderlich gut und Jounouchi erinnerte sich ungern daran zurück, wie er wütend den Saal verlassen und den Reporter als verficktes Arschloch bezeichnet hatte, weil dieser ihn fragte, ob er in die Fußstapfen seines Vaters treten wollte. Der Mann hatte keine Ahnung von seiner familiären Situation. Der Blonde hatte stets darauf geachtet, seine Familie – insbesondere seinen Vater und seine geliebte Schwester Shizuka – aus seinem Leben als Pro Duelist herauszuhalten, damit diese in Ruhe leben konnten, ohne ständig mit Fragen belästigt zu werden. Der Reporter hatte eine einfache Frage gestellt, von der Jounouchi sich persönlich angegriffen fühlte und bis heute schämte er sich für seine emotionale Reaktion. Er hatte sich daraufhin öffentlich mehrmals für sein Verhalten entschuldigt und heute war das Thema gegessen, dennoch belastete ihn diese Erinnerung.
 

Letztendlich hatte er selbst Schuld an seinem schlechten Ruf.
 

Genau aus diesem Grund machte sich auch Kaiba über ihn lustig. Kaiba ging sogar so weit, zu behaupten, dass seine bloße Anwesenheit Yuugis Ruf schädigte. Vermutlich wollte Kaiba ihn nur ärgern. Der war immer auf Krawall gebürstet und hatte Spaß daran, andere Menschen zu verletzen, vor allem wenn dieser Mensch Jounouchi war. Doch er konnte es auch nicht vollständig von der Hand weisen, weshalb sie sich nach wie vor nur als Freunde bezeichneten und sie beschlossen hatten, ihre Beziehung für sich zu behalten. Nichtmal Honda hatte er davon erzählt. Also sollten auch diese beschissenen Reporter nichts wissen. Immer noch grummelte er, während Yuugi weiterhin die Fragen brav beantwortete. Mittlerweile war Jounouchis Burger kalt. Der Appetit war ihm vergangen.
 

So langsam verflüchtigte sich die Menge der Reporter. Als Yuugi sie darum bat, zu gehen, hatten viele zugestimmt. Letztendlich hatten sie ja bekommen, was sie wollten: Fotos und Aussagen, die man schön ins Gegenteil verdrehen konnte, wenn man auf neue und coole Schlagzeilen aus war. Jounouchi war in der Hinsicht immer pessimistisch und sah nur das Schlechte.
 

„Tut mir leid, Katsuya“, meinte Yuugi mit einem Blick, als wäre ein naher Verwandter gestorben.
 

„Hä? Was meinst du?“, fragte Jounouchi verwundert und legte seinen Kopf schief.
 

„Obwohl du hier sitzt, hat keiner nach dir gefragt. Ich fühle mich schlecht, weil ich so im Mittelpunkt stehe und du nur wortlos daneben sitzt. Dabei bist du so ein grandioser Duellant. Ich... ich wünschte einfach, sie würden endlich mehr über dich berichten!“
 

„Yuugi“, sprach er ihn an und fixierte ihn mit ernster Miene.
 

„Ich bin nicht neidisch auf dich. Ich gönne dir deinen Erfolg aus tiefstem Herzen. Glaube bloß nicht, dass ich jetzt sauer auf dich wäre.“
 

„Wirklich? Du siehst total genervt aus...“, meinte Yuugi kleinlaut.
 

„Ja, weil wir seit Langem mal wieder Zeit nur für uns haben und mal wieder gestört werden. Ich weiß, das klingt vielleicht bescheuert, aber ich möchte gerne mal Zeit nur mit dir verbringen. Ohne Reporter. Ohne irgendwelchen selbst überzeugten Amateur Duellanten, die dich zum Duell herausfordern und unsere kostbare Zeit stehlen. Ohne irgendeinen bestimmten Firmenleiter – du weißt ganz genau wen ich meine – der der Ansicht ist, er müsse eine riesige Show veranstalten und mit einem Hubschrauber herunter gesegelt kommt, nur um dich zu einer Revanche herauszufordern und dann noch die Unverschämtheit hat, mich entweder zu ignorieren oder mich so ganz nebenbei als Hirntumor zu beschimpfen.“
 

„Es tut mir leid.“
 

„NARGH! Wieso entschuldigst du dich denn jetzt?! Die sind uns gefolgt! Das ist doch nicht deine Schuld! Komm, lass uns gehen. Das Essen ist eh schon kalt. Fürs Erste sollten wir unsere Ruhe haben“, sagte Jounouchi bestimmt und erhob sich von seinem Platz. Als Yuugi ihn dennoch nur missmutig ansah und keine Anstalten machte, sich zu bewegen, ergriff er sein Handgelenk und zerrte ihn hinterher. Leise keuchte Yuugi auf. Er mochte es, wenn Jounouchi dominant wurde und einfach das Ruder übernahm, denn viel zu oft erwischte er sich selbst dabei, sich gedanklich runter zu machen, nur um dann am Ende deprimiert zu sein.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Shu_Akai
2018-09-12T14:53:43+00:00 12.09.2018 16:53
Hi Yuugii! Deine Fanfiktion ist richtig gut😊
Schön zu sehen das Yugi und Joey ihren Traum weiterhin verfolgen. Wie du Kaiba dargestellt hast, einfach Klasse!
Ist deine FF die Fortsetzung von „Spheriun“ oder ist das eine parallel FF?



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