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The Name of the Game - Love

von

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After

Zusammenfassung: Ein kleiner Moment nach ihrem ersten Mal.
 

Warnungen: Keine
 

*~*~*~*
 

Seto starrte einen Punkt auf der weißen Decke über seinem Kopf an im Versuch zu realisieren, was eben passiert war. Die lustvollen Bewegungen der hitzigen Körper, das sinnliche Stöhnen, das über wund geküssten Lippen glitt, die verspielten kleinen Bisse und dieses irrsinnige Verlangen nach mehr…
 

Sie waren wie hungrige Wildkatzen über einander hergefallen und es war eigentlich fraglich, wie die Umgebung diese Begegnung ohne einen einzigen Kratzer überstanden hatte. Was man sicherlich nicht von seinem Rücken behaupten konnte, wo er noch ganz deutlich die Spuren der roten Striemen fühlte, die ihm Yami in seiner Leidenschaft hinterlassen hatte.
 

Es war hitzig und wild gewesen. Er konnte nicht sagen, dass sie zärtlich zu einander gewesen waren, doch es war auch nicht wirklich grob und hektisch. Viel mehr erinnerte diese Begegnung an ihre Duelle. Zuerst ergründeten sie mit vorsichtigen Schritten die Taktik des Gegners, um zu sehen, war er mochte und was nicht, bevor sie zu ihrem Zug kamen, um sich das zu nehmen, was sie voneinander verlangten. Daraus war ein unfassbarer Höhepunkt ihrer Rivalität geworden und die Veränderung, die er mit sich brachte, war berauschend.
 

Alles war einfach perfekt. Kein anderes Wort konnte das, was passiert war, besser beschreiben.
 

Perfekt.
 

Seto schloss die Augen und schmunzelte. Er seufzte leise und schlug wieder die Augen auf, bevor er den Kopf zur Person drehte, die neben ihm lag. Um dann festzustellen, dass diese ihn bereits aus rotvioletten Amethysten ansah. Der Blick hatte einen schönen Glanz, der sein Herz erwärmte. Ein sanftes Lächeln erschien auf den fremden Lippen. Und er erwiderte es.
 

„Wie fühlst du dich?“
 

Yamis ruhige Stimme setzte der Stille zwischen ihnen ein Ende. Kaiba drehte wieder den Kopf zur Decke, nicht um der Frage auszuweichen, sondern um besser zu verinnerlichen, wie er empfand. Normal konnte man ihn nicht nach Worten suchen sehen, doch was heute passiert war, war nicht gerade gewöhnlich, vor allem für ihn nicht.
 

„Es war alles merkwürdig“, begann er, während er in seinen Erinnerungen zurückging. Merkwürdig war treffend gesagt. Eigentlich hatte alles mit einer heftigen Diskussion zwischen ihnen in seinem Arbeitszimmer der Kaiba Villa angefangen, bei der es plötzlich von beiden Seiten aus zu irgendwelchen sentimentalen Ausbrüchen gekommen war. Danach klebten sie an einander, wie Ertrunkene an einem Strohhalm, und küssten sich bis zur Besinnungslosigkeit. Wie sie in seinem Schlafzimmer gekommen waren, blieb ihm immer noch ein Rätsel. Aber ab dann gab es nur Lust und Gefühle und nichts ließ sich vernünftig einordnen. „Merkwürdig und ziemlich intensiv. Für einen Moment hatte ich das Gefühl, ich werde… mir wird…“ Kaiba brach ab und spürte, wie ihm die Hitze in den Wangen stieg. Er wagte es nicht weiter zu sprechen, hörte aber das leise Kichern von Yami neben sich. Er blickte diesen leicht vorwurfsvoll an, begegnete jedoch einem liebevollen, verständnisvollen Lächeln.
 

„Du hast gedacht, dein Geist wird dich verlassen?“, vermutete der Pharao und das brachte ihn dazu ertappt wegzusehen. Das traf genau den Nagel auf den Kopf. Verdammt, dieser Kerl! Er konnte ihn dafür erwürgen, dass er immer mehr über ihn wusste, als er sollte!
 

Sein Ärger wurde unerwartet von einer sanften Berührung gedämpft. Der Juniorchef blinzelte und wandte sich um, um zu sehen, dass Yamis Hand sich um seine gelegt hatte und nun seichten Druck darauf ausübte. Fragend wanderte sein Blick zu den klaren magentafarbenen Augen.
 

„Ich hab genauso empfunden“, gestand sein Rivale und das ließ ihn für ein paar Atemzüge sprachlos. Sie sahen einander nur an und regten sich nicht.
 

„Hm“, kam es schließlich von Seto und er blickte wieder zur Decke, doch seine Hand erwiderte den leichten Druck.
 

Seine Empfindungen konnten sich wirklich mit so etwas vergleichen lassen. Er hatte bis jetzt in seinem Leben nie so stark und so viel für jemanden empfunden, wie gerade für Yami. Natürlich liebte Kaiba seinen Bruder Mokuba über alles und das ließ sich kaum mit etwas gleich setzen, doch der Pharao kam nah dran und diese Tatsache hatte ihm zuerst Angst gemacht. Er hatte Bindungen immer vermieden, um zu verhindern, dass sich jemand wieder so stark in seinem Leben verankern konnte, um dann plötzlich ohne ein Wort zu verschwinden und tausend Scherben hinter sich zu lassen, die er alleine dann zusammenkleben musste. Er hatte gewählt Einzelgänger zu sein und eine unsichtbare Wand zwischen sich und dem Rest der Welt zu errichten, um sein Inneres zu schützen und niemanden durchzulassen. Allerdings kam Yami irgendwann in seinem Leben und fand einen Weg eine Tür in die Wand zu machen und unerlaubt hineinzukommen, um konsequent irgendwelche Sachen auf den Kopf zu stellen. Immer und immer wieder. Und nun war er in seinem Herzen angelangt und ließ nicht los, und Seto hatte nicht den Eindruck, dass er jemals loslassen würde. Wenn ihn dieser Eindruck vor Stunden noch in den Wahnsinn getrieben hatte, verschaffte er nun eine seltsame Gewissheit.
 

Die Gewissheit, dass Yami nicht wie alle anderen davor sein würde. Er würde keine Scherben zurücklassen, sondern nur wundervolle Erinnerungen.
 

Jetzt begriff er das wirklich.
 

„Aber ich fühle mich trotzdem gut“, ergänzte er schließlich nach ein paar Augenblicken. „Sogar richtig gut.“
 

Sein Blick wanderte zum anderen und er schenkte ihm ein zufriedenes Lächeln. Yami erwiderte es und nickte. Erneut spürte er leichten Druck auf seiner Hand, bevor er diese bestimmend von Yamis befreite. Er konnte sehen, dass das für Verwirrung sorgte, doch er achtete nicht darauf, sondern stützte sich mit der nun freien Hand ab, um bequem über den Pharao zu kommen. Er fühlte warmen Atem sein Gesicht streifen, fast als wäre er eine liebevolle Liebkosung. Seine Augenlider senkten sich und ihre Lippen trafen sich zu einem ruhigen und sanften Kuss. Er war süß wie Honig und erzeugte eine angenehme einlullende Wärme. Er schmeckte wie ein guter Sieg und bei diesem Duell hier waren sie eindeutig beide Sieger.
 

Ihr Kampf endete nie. Nur die Regeln hatten sich geändert.

Clear Night

Zusammenfassung: Yami macht sich Gedanken über die Geschehnisse der letzten Tagen.
 

Warnungen: Das Kapitel gibt viel von Yamis Gedanken wieder (eine Art Gedankenmonolog). Könnte etwas schwer zu lesen sein
 

*~*~*~*
 

Mit hinter dem Kopf verschränkten Armen und einem Bein angewinkelt, lag Yami umgekehrt herum in seinem Bett Zuhause bei Yugi und sah durch das schräg liegende Dachfenster auf den klaren Sternenhimmel. Die Lampe auf dem kleinen Nachttisch erfüllte den Raum mit gedämmtem warmem Licht, was eine ruhige und kuschelige Atmosphäre verschaffte, in der er sich sehr wohl fühlte. Er trug immer noch seine Alltagskleidung, bestehend aus schwarzer Jeans und schwarzem ärmellosem Oberteil, auch wenn es bereits Schlafenszeit war. Doch er konnte noch nicht einfach einschlafen. Zu sehr beschäftigten ihn die Erlebnisse aus den letzten Tagen, die sich so anfühlten, als hätte er ein neues Kapitel in seinem zweiten Leben, was ihm die Götter geschenkt haben, aufgeschlagen.
 

Am Anfang dieses neuen Lebens hatte er nur zwei Ziele gehabt. Er hatte versucht seinen Platz in der heutigen Welt zu finden, die so viel anders war als seine ägyptische Vergangenheit. Zwar kannte er aus seinen ersten Erlebnissen mit Yugi und seinen Freunden Einiges, doch nun wieder als selbstständige Person zu leben, war etwas anderes.
 

Es war anstrengend, aber nicht so schwer.
 

Er fand seinen Weg und fing bald an ihn nach seinen Wünschen und Vorstellungen zu formen. Langsam aber sicher. Er hatte viele Möglichkeiten und es reizte ihn mehr davon auszuprobieren. Eine gewisse Neugier begleitete ihn die ganze Zeit und er stellte für sich fest, dass sie ihm das Angewöhnen an das neue Leben erleichterte.
 

Sein zweites Ziel war Klarheit darüber zu verschaffen wer er war und wie er zu den anderen stand. Da er nun seinen eigenen Willen hatte und diesen ausüben konnte, wollte er die Grenzen davon neu setzen. Er hatte in der Zeit entdeckt, dass er und Yugi doch anders über ihre gemeinsamen Freunde dachten und zwar ähnlich, aber nicht gleich empfanden.
 

Ein Beispiel dafür wäre Jonouchi. Während er selbst im Blonden einen treuen Verbündeten sah, auf den er sich in gefährlichen Situationen verlassen konnte, war dieser für Yugi ein Freund fürs Leben. Sein chaotischer Charakter hatte immer Dynamik in der Gruppe gebracht und obwohl Katsuya immer sehr impulsiv reagiert hatte, hatte er das Herz am richtigen Fleck. Ihn an seiner Seite zu haben, war ein Segen und Yami freute sich ihn sein Freund nennen zu können. Trotzdem wusste er von sich selbst, dass er leider nicht das für ihn sein konnte, was Yugi verkörperte. Ihre Freundschaft war einzigartig und grenzenlos.
 

Ein anderes Beispiel für weitere Unterschiede wäre noch Anzu. Yugi empfand tiefste Zuneigung zu der hübschen, braunhaarigen Tänzerin, die gleichzeitig seine Kindheitsfreundin war, während für Yami selbst sie etwas zwischen Freundin und Schwester war. Er konnte es selbst nicht so genau definieren, aber er wusste, dass er ihr nicht die gleichen romantischen Gefühle entgegenbringen konnte, wie sein Partner es tat. Was zum Teil auch schade war, denn Anzu war schon ein Mädchen, in dem man sich augenblicklich verlieben konnte. Sie war hübsch, zielstrebig und verständnisvoll. Vielleicht schreckten viele Jungs davor zurück, weil sie für eine junge Frau sehr durchsetzungsfähig beim anderen Geschlecht war und eine starke dominierende Persönlichkeit besaß, doch für Yami waren das Charakterzüge, die sie sehr sympathisch machten. Und trotzdem. Sie hatte nicht sein Herz erreichen können, wie es bei Yugi der Fall war.
 

In der letzten Zeit hatte Yami viele Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen ihm und Yugi entdeckt. Er war weit in seiner Suche gegangen und viele Sachen hinterfragt, auf die er vorher nicht geachtet hatte. So festigte sich sein Charakter und er war froh zu sehen, dass er immer noch so bedingungslos von seinem Partner und seinen Freunden angenommen wurde, wie seit dem Augenblick, wo es klar wurde, wer er war.
 

Mit einem hatte er allerdings nicht gerechnet. Mit dem simplen Fakt, dass seine Suche ihn bei einer Person zu einem komplett anderem Ergebnis führen würde, als das, was er erwartet hatte.
 

Seto Kaiba.
 

Sein Rivale, mit dem jedes Duell ein Test seines Könnens war. Ein Test, erfüllt von Anfang bis zum Ende mit Dynamik und Spannung, so dass jeder Zug und jede Strategie sorgfältig überdacht werden mussten, bevor es zum entscheidenden Einsatz kam. Eine Herausforderung, die ihm zeigte, wie weit er noch gehen konnte.
 

Bei ihm war das Ergebnis einfach unfassbar.
 

Wer verliebte sich schon so einfach in seinen Rivalen?
 

Obwohl, so einfach war es nicht gewesen. Schließlich war der Juniorchef alles andere, als eine umgängliche Person, bei der man klar sagen konnte – sie war so und man konnte sie dafür lieben oder hassen. Nein, er war ein verworrenes Rätsel, was man gern lösen wollte, aber es kaum vernünftig hinbekam, da Kaiba alles Mögliche tat, dass man es nicht schaffte.
 

Yami aber schon. Er hatte in der Zeit, wo er einen Körper mit Yugi teilte, einige Wege gefunden den sturen CEO zu erreichen. Dauerhaft zu erreichen.
 

Einmal durch Duellmonsters. Das Spiel, das ihre Welten und Charaktere auf einander prallen ließ, wie kein anderes, und alles von ihnen verlangte. Dadurch kamen sie nie zur Ruhe, egal ob im Einzelduell oder im Doppelkampf. Das war ihre Leidenschaft und ein Weg der Welt zu zeigen, was sie konnten und wie stark sie waren.
 

Der zweite Weg war Diplomatie. Eine Mischung aus Kompromissen, Respekt und Verständnis für den anderen, die in Vertrauen zusammenwuchs und sehr scheu eine freundschaftliche Ebene betrat, in der sie sich beide wohl genug fühlten, dass sie nichts mehr brauchten. Zugegeben, dieser Weg hatte Yami die größten Kopfschmerzen bereitet, doch das war für ihn nie ein Grund gewesen es aufzugeben diesen zu gehen.
 

Und jetzt schmeckte er die süßen Früchte davon.
 

Ja, er glaubte, dass ihm diese Diplomatie den Schlüssel zum anderen gegeben hatte, so dass der Übergang von Freundschaft zu etwas mehr relativ leicht zu schaffen gewesen war. Offenbar sogar aus beiden Richtungen, was er auch nicht erwartet hatte.
 

Zu etwas mehr…
 

Yami konnte nicht eindeutig sagen, was eben zwischen ihnen angefangen hatte. Es war für sie beide vollkommen neu und ungewohnt. Nach der Wiederherstellung ihrer Rivalität war etwas passiert, das eine Welle von Gefühlen in ihnen wachsen ließ, bis diese in einem Moment die Küste des anderen erreichte und alles unter sich begrub. Was dieses etwas war, war nicht zu ermitteln. Doch die natürliche Spannung zwischen ihnen hatte sich dadurch in ein wildes Feuerwerk verwandelt und nun hatte ihre Rivalität einen sehr pikanten Nachgeschmack bekommen, der ein Genuss für die Sinne war.
 

Er musste gestehen, dass er nie wirklich genug davon hatte.
 

Ein sanftes Lächeln umspielte seine Lippen. Eine Hand löste sich unter seinem Kopf und die Finger strichen sacht über sein Halsband, während sein Blick gedankenverloren auf einen helleren Stern ruhte. Unter dem schwarzen Leder mit den runden Nieten versteckte sich ein dunkles Mal, das seit der heutigen Karate-Do AG seinen Hals schmückte. Das war wieder ein Moment gewesen, wo diese neue gegenseitige Anziehung zu groß war, dass man ihr hätte widerstehen können und sie so einfach ihrem Ton folgten, um zu einander zu finden. Einige süße und drängende Küsse und dazu noch drängendere Berührungen… Ein verspieltes Grinsen hier und ein sanftes Nippen da… Wie jede ihrer Begegnungen, ob intimer Natur oder nicht, hatten sie sich mit präzisen Zügen gegenseitig gesteigert, ehe sie ihr erwünschtes Ziel erreichten. Das Ziel, was immer am anderen Ufer lag…
 

Alles zwischen ihnen hatte sich sehr spontan in den letzten Tagen entwickelt und blieb doch sehr bedeckt, so dass es eigentlich keinem bis jetzt aufgefallen war, dass sie nun mehr als Konkurrenten waren. So hatte sich ein kleines Geheimnis geformt, was sie gemeinsam teilten, und für diesen Zeitpunkt war das für sie einfach ideal.
 

Sie dachten nicht nach, sie waren einfach.
 

Da war immer ein kleines kitzeliges Gefühl im Bauch, wenn sie sich heimlich trafen, um eine oft erstaunlich ruhige Zweisamkeit zu genießen. Zumindest wenn man von den Momentan absah, wo sie sich wieder duellierten und die Spannung zwischen ihnen ein pompöses Feuerwerk androhte. Die meiste Zeit jedoch waren sie sich nah, wechselten kaum ein Wort und sprachen doch mit Gesten und Bewegungen zu einander, als würde das die einzige Sprache sein, die sie beherrschten. Sie verstanden sich, so seltsam das Yami manchmal auch erschien. Er hatte das Gefühl, dass diese Zeit einfach dazu diente, sich auf einander einzustimmen, wie beim Anfang eines Duells. Wann aber der bedeutende Zug kommen würde, war für ihn nicht ersichtlich.
 

Langsam legte er die Hände auf seinen Bauch und verschränkte die Finger ineinander. Er versuchte zu ermitteln, ob die Sterne über ihm zu einer Sternkonstellation gehörten, doch ihm wollte gerade keine einfallen. Er sah auch sicherlich nicht alle naheliegenden Sterne aus seinem kleinen Fenster und musste dafür in Yugis Zimmer oder einfach rausgehen, aber er verspürte kein richtiges Bedürfnis danach. Er betrachtete einfach den sachten weißgelben Glanz der hellen Punkte auf dem schwarzen Himmel, die ihm so vertraut vorkamen, wie in Ägypten. Dabei wusste er ganz genau, dass er hier andere Sternbilder sehen würde, als in seiner alten Heimat, was ihn aber nicht daran hinderte sich so zu fühlen, als wäre er Zuhause. Eigentlich fehlte nur Seto an seiner Seite, um diesen Augenblick und dieses Gefühl mit ihm zu teilen.
 

„Du bist wirklich sentimental geworden, Yami“, erinnerte sich der Pharao an die Worte seines Rivalen, die er ihm vor zwei Monaten am Dach der Schule gesagt hatte, nachdem sie sich zum ersten Mal nach seiner Rückkehr aus dem Totenreich alleine getroffen hatten. Er lächelte. Ja, es war vielleicht sentimental, was er gerade dachte und fühlte, aber er ließ sich das nicht nehmen. Außerdem war Kaiba selbst daran schuld, dass er gerade so dachte, denn er verursachte all diese Empfindungen, die in seinem Inneren nun wohnten. Er hatte sie noch nicht alle kennen gelernt und geordnet, aber er war sich sicher, dass auch dafür die Zeit kommen würde, wie für alles andere bis jetzt.
 

Ihre Beziehung war noch jung und sie würde sich weiterentwickeln. Das wusste er und auch wenn er unsicher darüber war, wie das alles geschehen würde, konnte er diese Entwicklung kaum noch erwarten.
 

Ja, es hatte tatsächlich ein neues Kapitel in seinem Leben begonnen. Ein sehr bedeutendes Kapitel, wovon er hoffte, dass es kein schnelles Ende nehmen würde. Was es ihm aber noch bringen würde, stand noch in den Sternen. In den Sternen des klaren Nachthimmels…

Planing a birthday party

Zusammenfassung: Yugi und seine Freunde wollen eine Geburtstagsparty für Yami veranstalten
 

Warnungen: Keine
 

*~*~*~*
 

„Bin wieder Zuhause!“
 

Yami kam gerade in den Laden von Yugis Großvater hinein, nachdem er sich am Samstagmorgen mit ein paar Schülern aus dem Jahrgang getroffen hatte, um mit ihnen Basketball zu spielen – seine neue persönliche Leidenschaft, die zum Glück gut von seinen Freunden aufgenommen wurde.
 

„Ah! Willkommen zurück, Yami! Wie war das Spiel?“
 

Sugoroku räumte gerade ein paar der neu gelieferten Spiele in die Regale hinein, setzte den leeren Karton auf den Boden ab, klopfte sich den Staub von den Händen und lächelte ihn warm an. Der Pharao erwiderte es.
 

„Gut. Sehr gut sogar“, entgegnete er gut gelaunt und betrachtete die neue Ware. „Kann ich hierbei irgendwie helfen?“
 

„Fein, fein!“ Sugoroku wirkte stolz auf ihn und ein bisschen so, als wäre Yami sein zweiter Enkel, der, ebenfalls wie Yugi, gute Leistungen vollbrachte. Nun laut den Ausweis, den der Pharao seit Monaten hatte, war das auch so. Er galt als Yugis älterer Zwillingsbruder und war demnach Sugorokus Enkel. Ein Umstand, der vom alten Archäologen ohne Probleme aufgenommen wurde, worüber Yami mehr als froh war. Er empfand auch eine gewisse familiäre Zuneigung zum alten Mann, denn er hatte ihn und Yugi zusammengebracht, was ihm ermöglichte endlich sein Schicksal zu erfüllen. Etwas, wofür er ihm ewig dankbar sein würde.
 

Leicht schüttelte Großvater auf seine Frage hin den Kopf. „Nein. Das war der letzte Karton. Aber danke. Geh dich ruhig umziehen.“
 

Yami nickte dankbar. „Ist Yugi daheim?“
 

„Ja. Er ist oben mit den anderen. Sie scheinen etwas Wichtiges zu besprechen und haben sich im Wohnzimmer verkrochen.“
 

„Okay? Danke. Ich schaue mal nach.“
 

Mit einer Sporttasche über der Schulter schritt Atemu die Treppen zur Wohnung der Mutos hoch und hörte schon bekannte Stimmen aus dem Wohnzimmer kommen. Seit wann waren seine Freunde so laut? Er nährte sich und entdeckte, dass die Tür einen kleinen Spalt offen war, was auch erklärte, warum er so deutlich ihre Stimmen hörte. Sie schienen sich über jemanden zu unterhalten.
 

„Ich bezweifle, dass ihm das gefallen wird“, äußerte Yugi seine Bedenken und sogleich hörte man einen empörten Ausruf:
 

„WAS?! Das wäre doch perfekt! Musik, Tänze, viele süße Mädels…“ Die Aussage gehörte zu Ryuji, der offenbar enttäuscht darüber war, dass ein Vorschlag von ihm nicht angenommen wurde. Wie auch immer dieser genau ausgesehen hatte.
 

„Du vergisst mal wieder über wen wir hier reden, Ryuji. Du kannst ihn nicht einfach in einen Disco-club schleifen. Zumal wir da nicht alle rein dürfen.“ Honda schaltete sich mit ernster Stimme in die Diskussion ein.
 

„Ach, was! Das wäre kein Problem!“, widersprach ihm Otogi. „Ich bringe uns alle rein!“
 

„Darum geht es doch gar nicht, Ryuji!“, hörte er Anzu sagen. „Wir müssen etwas aussuchen, was ihm gefallen wird!“
 

„Anzu hat Recht. Es ist ein bedeutungsvoller Tag für ihn, wir können nicht alles nehmen, was uns da so spontan einfällt“, stimmte sein Partner zu. Darauf folgte nur Stille und Yami beschloss, dass es jetzt wohl der passende Moment sein würde, die Gruppe bei ihrem hitzigen Gespräch zu stören. Also schob er die Tür auf und trat ins Wohnzimmer ein.
 

„‘Tag, Freunde!“, grüßte er freundlich und tat so, als hätte er vorhin nichts gehört gehabt. Er konnte sehen, dass sein Auftauchen die anderen überraschte, aber sie schienen ihn wohl erwartet zu haben, denn sie lächelten ihn fröhlich an.
 

„Hey, Yami!“
 

Der Angesprochene blinzelte, da er mit der Person, der diese Stimme gehörte, nicht wirklich rechnete. Er hatte sie nicht bemerkt, da sie gut versteckt im Sessel gesessen hatte, der mit der Rückenlehne zur Tür stand. Aber nun sah er in das strahlende kindliche Gesicht vom Bruder seines Freundes, welcher nun über die Armlehne des Sessels zu ihm schielte.
 

„Oh… Hallo, Mokuba! Schön dich wieder zu sehen!“, begrüßte er das jüngste anwesende Mitglied der Gruppe und winkte ihm leicht zu. Mokuba bildete mittlerweile ein fester Teil ihres Freundeskreises und tauchte ab und an spontan auf, um mit ihnen etwas Zeit zu verbringen. Nicht selten nahm er auch Seto mit, doch heute schien der junge Firmenchef wohl verhindert zu sein, denn Yami entdeckte ihn nicht unter seinen Freunden. Was schade war, da er ihn gern unter ihnen haben würde. Leider konnte man nicht immer alles haben.
 

„Hey! Wie war das Spiel?“
 

Hiroto winkte ihm von der Couch zu, die er mit Ryo und Yugi teilte. Ryuji und Katsuya saßen auf dem Boden zwischen dem ausgeschalteten Fernseher und der Couch und Anzu hatte es sich gegenüber Mokuba auf dem anderen Sessel bequem gemacht. Sie blickte ihn an und lächelte warm, was er leicht erwiderte.
 

„Super“, entgegnete er dem Brünetten und schon war Jonouchi aufgestanden, um auf ihn zuzukommen. Er stellte sich neben ihn und legte einen Arm locker um seine Schultern, während ein breites Grinsen sein Gesicht zierte.
 

„Tolles Timing, Kumpel! Wir sprachen gerade über dich und brauchen deine Meinung, um ein Problem hier zu lösen!“
 

„Meine Meinung?“, fragte Yami verwirrt und runzelte die Stirn. Er hatte keinen Plan worum es überhaupt ging.
 

„Jonouchi!“, versuchte die brünette Tänzerin den Blonden von ihrem Platz aus zu ermahnen und zog dabei die Augenbrauen ernst zusammen.
 

„Was?“, schnaubte der Angesprochene und funkelte sie böse an. „Komm schon, Anzu. Wenn wir Yami nicht einweihen, kommen wir nie zu einer Lösung. Wir hocken schon seit mehr als einer halben Stunde hier herum und wir haben immer noch null Ahnung wie wir seine Geburtstagsparty gestalten wollen! Es wäre am besten ihn zu fragen, was er mag und uns dann erst Gedanken machen.“
 

Geburtstagsparty? Der Pharao blinzelte etwas, schwieg aber und sah zwischen Jonouchi und den anderen hin und her.
 

„Katsuya hat eigentlich Recht“, gab Ryo zu bedenken. „Es ist besser, wenn wir Yami auch direkt fragen, statt etwas zu machen, was ihm wahrscheinlich gar nicht gefallen wird.“ Der weißhaarige Junge schaute zu ihm auf, was wohl der passende Augenblick war, endlich etwas zu sagen.
 

„Also ich weiß nicht, was ich sagen soll“, begann er und auf einmal sahen ihn alle an. „Ich fühl mich geehrt, dass ihr eine Party für mich veranstaltet wollt, aber ich hatte schon eine mit Yugi letzten Monat. Schließlich gelten wir als Zwillinge und sollten am gleichen Tag feiern.“
 

„Ja, aber das ist nicht dein wirklicher Geburtstag, Yami!“ Es war Anzu, die das sagte.
 

„Wir wissen aus den Berichten aus deiner Grabstätte, dass du am 26. Juli geboren worden bist, und das ist in zwei Wochen“, begann Yugi ihm zu erklären. „Auch wenn du mit deiner ägyptischen Vergangenheit abgeschlossen hast, ist sie ein Teil von dir. Wir wollten dir das Gefühl geben, dass du immer noch du bist und nicht jemand anderes.“
 

„Genau! Außerdem hast du letzten Monat nicht wirklich deinen Geburtstag mit Yugi gefeiert, also macht es Sinn das jetzt an dem richtigen Datum nachzuholen. Dieses Mal aber mit Geschenken!“, schaltete sich Mokuba ein und nickte bekräftigend. Seine Stimme war bestimmend, ähnlich wie Seto, wenn er von etwas dachte, dass es so und nur so gemacht werden musste, egal was kam. Ein wenig musste der Pharao darüber lächeln.
 

„Also wollen wir eine richtige Geburtstagsparty veranstalten. Aber wir wissen noch nicht, was dir gefallen könnte“, beendete Hiroto die Ausführung.
 

„Deshalb…“, Katsuya zog ihn gut gelaunt schon in Richtung Couch. „… kommst du jetzt zu uns und hilfst uns die beste Pharaonengeburtstagsparty zu machen, die du je gesehen hast!“
 

„Ja! Du kannst dir alles wünschen! Wir organisieren alles!“, verkündete der jüngere Kaiba stolz. Yami war sich absolut sicher, dass der kleine Wüstling wirklich für jede verrückte Idee zu haben war und mit größter Sicherheit seinen Bruder dazu überreden würde dabei mitzumachen, egal ob dieser wollte oder nicht. Manchmal war es gruselig und unterhaltsam zugleich zu sehen wie viel Einfluss der Kleine auf Seto hatte und wie einfach es für ihn war, das Eis schmelzen zu lassen. Yami spielte schon seit einer Weile mit dem Gedanken ihn dabei zu beobachten und zu sehen, ob er nicht dadurch auch seinen Weg fand, seinen Freund um den kleinen Finger zu wickeln. Einfach für den Sport. Man konnte ja nie wissen, ob das einem nicht zugutekommen würde.
 

„Offensichtlich ist die Sache schon beschlossen“, entgegnete Yami mit einem amüsierten Grinsen auf den Lippen. Zwar hatten seine Freunde zuerst beschlossen, das ohne sein Wissen zu machen, aber jetzt, wo er sah, wie sehr sie das bewegte und sie das gern machen wollten, fand er es zu schade ihnen die gute Stimmung mit einem ‚nein‘ zu verderben. Also machte er es erst gar nicht und spielte einfach mit. „Ich hätte allerdings eine Bedingung…“, setzte er ein und alle sahen ihn erwartungsvoll an, bereit ihm jeden Wunsch zu erfüllen. „Keine Diskotheken und Clubs. Wenn ich schon meinen Geburtstag feiere, dann nur im engen Kreis mit euch allen.“
 

Es folgte eine kurze Stille, ehe Ryuji die Hand hob und diese durchbrach:
 

„Einverstanden!“
 

Alle nickten ihm zustimmend zu und Yami lächelte, bevor er seine Sporttasche abstellte und sich zu ihnen setzte...

Did you know?

Zusammenfassung: Mokuba erzählt seinem Bruder von der geplanten Geburtstagsparty
 

Warnungen: Keine
 

*~*~*~*
 

Ohne anzuklopfen kam Mokuba in das Arbeitszimmer seines Bruders herein und fand diesen hinter seinem Laptop sitzend, wo ihn Manami, ihr Hausmädchen, vermutet hatte. Trotz Fakt, dass es Sonntag war, schien dieser wieder zu arbeiten, doch daran war der jüngere Kaiba mittlerweile gewohnt. So war die Zeit meistens, wenn ein großes Projekt der Kaiba Corp. im Gange war und sein Bruder wollte, dass alles glatt lief. Nicht nach Plan, aber glatt. Glatt genug, damit es nicht aus den Fugen geriet, wenn etwas Ungeplantes vor einem auftauchte, sondern einfach zum erwünschten Ziel weiter rutschte.
 

//Es ist sicherlich das neue virtuelle Spiel, welches Anfang nächsten Jahres herauskommen muss//, vermutete der Jüngere und schloss die Tür leise hinter sich. Seto schien ihn nicht bemerkt zu haben oder blendete eher seine Präsenz aus, während er konzentriert etwas auf dem Bildschirm las und ab und an etwas eintippte. Als sich Mokuba näherte und einen Blick auf den Monitor warf, sah er mehrere Zeilen von Codes, die fast den ganzen Bildschirm einnahmen und komplexe Befehlsketten formten. Im rechten Drittel des Bildschirms lief dann eine Simulation davon, was sie Befehle ergaben, die sich bei jeder neuen Eingabe veränderte. Offensichtlich versuchte der junge CEO ein bestimmtes Ergebnis zu erreichen.
 

„Du arbeitest an die Welt von Siamira?“, durchbrach Mokuba die Stille und stellte neben seinen Bruder eine Tasse dampfenden Tee ab.
 

„Mhm“, kam es bestätigend vom Brünetten, der sich in seinem Stuhl zurücklehnte und nach der Tasse griff, ohne den Blick vom Bildschirm zu nehmen. „Danke“, murmelte er und nippte an der heißen Flüssigkeit, ohne sich von der Temperatur zu stören.
 

Mokuba schielte wieder über seine Schulter, überlegte auch, bevor er sich einfach vorlehnte und etwas eintippte. Seto zuckte für einen Moment und wollte ihn mit einer Handbewegung wegjagen, als er sah, was verändert wurde und es ließ, um wieder zurück in seinen Stuhl zu sinken. Der junge Kaiba grinste, hievte sich auf den Schreibtisch hoch und ließ seine Beine etwas baumeln.
 

„Also…“, begann er und setzte ein fröhliches Lächeln auf. „Wusstest du, dass Yami bald Geburtstag hat?“
 

„Hm?“, kam es von Seto, der abgelenkt wirkte. Er hatte zwar die Frage gehört, aber sie war noch nicht bewusst bei ihm angekommen. Ein paar Atemzüge später allerdings änderte sich das.
 

„Am 26. Juli. Das ist in etwa 2 Wochen“, ergänzte Mokuba einfach seine Aussage und wartete ab.
 

Natürlich wusste Kaiba das. Er hatte zwar Yami nicht gefragt, doch das brauchte er auch nicht. Er war an die Information aus der ägyptischen Ausstellung gekommen, die Ishizu mit dem Domino Museum vor dem Battle City Turnier organisiert hatte. Auf der alten Steintafel, die einst von Priest Seto zu Ehren seines Cousins gehauen worden war, befand sich eine Zeile, in der der Tag und der Monat von Atemus Geburt standen. Die echten und nicht die, die in seinem Pass zu sehen waren. Es war wirklich ein seltsamer Moment gewesen, wo der junge CEO überhaupt darauf kam, sich diese Steintafel wieder anzusehen und das nur, weil er sich nach einem Gespräch mit Yami gezwungen sah, das zu tun. Der Grund war banal gewesen, doch er hatte ihn nicht losgelassen, also hatte er sich eine Abschrift der Tafel geholt und dort etwas nachgeschaut. Mitunter auch das erwähnte Datum. Allerdings wusste niemand etwas davon, auch Mokuba nicht und das sollte so bleiben.
 

„Gut für ihn“, kommentierte er daher und konzentrierte sich auf die Codes vor ihm. Er nahm einen weiteren Schluck vom Tee und setzte die Tasse ab, um wieder etwas einzutippen.
 

„Nun, Yugi und die anderen wollen eine Party für ihn veranstalten“, fuhr sein Bruder fort, ohne sich von seiner Antwort zu stören. Er hatte schon mit Widerstand gerechnet.
 

„Ja, und? Nichts, was für mich von Bedeutung wäre.“
 

Das stimmte eigentlich nicht. Sollten Yugi und Co wirklich eine Party für den Pharao organisieren wollen, dann hieß es für ihn, dass ihm von seiner Zeit mit Yami geraubt wurde. Das wiederum ging ihn doch etwas an. Trotzdem. Er würde am Tag aussetzen müssen, weil es nicht anders ging. Schließlich rechnete er nicht damit, dass er dabei sein würde.
 

„Eigentlich schon. Wir wollen sie in der Kaiba Villa machen.“
 

Nun wurde Kaiba eines besseren belehrt. Sein Blick wanderte vom Laptop zum sitzenden Jungen auf seinem Schreibtisch, der weiterhin sorglos seine Beine baumeln ließ. Die Nachricht kam unerwartet.
 

„Bitte?“
 

„Es gibt keinen besseren Ort für so viele Leute. Yamis Bedingung war – keine Clubs oder Diskos. Nirgendwo ist der Platz ausreichend und bei Ryuji werden seine Eltern einen Cocktail am gleichen Tag veranstalten, also geht es dort nicht. Bleibt dann nur, es bei uns in der Villa zu machen.“
 

„Auf keinen Fall!“, war Setos Antwort, mit der der Jüngere schon gerechnet hatte. Es würde ihn wundern, wenn es so leicht klappte. „Findet einen anderen Ort.“ Die Aussage klang endgültig. Kaiba wandte sich wieder dem Laptop zu und ignorierte seinen kleinen Bruder. Dieser seufzte nur.
 

„Komm schon, Seto! Es wird schön werden. Wir haben hier mehr als genug Platz, außerdem werden sich die Angestellten sicherlich über etwas mehr Leben in der Villa freuen. Hier kommt sonst keiner wirklich zu Besuch.“
 

„Ich sagte – nein“, beharrte der Juniorchef auf seine Position. Er versuchte sich auf die Codes zu konzentrieren, doch er konnte nicht die merkwürdige Anspannung in seinem Bauch ignorieren. Es war schwer zu sagen, woher sie her ruhte.
 

„Aber Yami ist doch unser Freund! Die anderen auch. Sie sind alle unsere Freunde, Seto! Deine und meine. Außerdem wird es lustig! Du wirst sehen!“
 

Schach und Matt.
 

Mokuba wusste, dass Kaiba, auf Grund der letzten Aussage, nicht mehr widersprechen würde. Er konnte zwar noch bestreiten, dass er jemandes Freund war, aber sein kleiner Bruder hatte bewusst das Wort ‚meine‘ betont und dagegen kam er nicht an. Wenn dem Kleineren etwas wichtig war, dann musste er sich beugen. Egal, ob es ihm gefiel oder nicht. So war es eigentlich immer gewesen. Anders herum funktionierte es aber genauso, denn das gehörte dazu Bruder zu sein.
 

Seto seufzte resignierend und schloss die Augen, während er sich in seinen Stuhl zurücklehnte. Er kam nicht drum herum. Das gefiel ihm nicht. Das Gefühl im Bauch auch.
 

„Fein. Wenn es so sehr sein muss. Dann veranstalten wir die Party bei uns in der Villa. Ich will aber keinen Unsinn sehen und danach wird der Müll aufgeräumt. Die Angestellten haben genug anders zu tun“, sagte er dann und als er zum Schwarzhaarigen blickte, strahlte ihn dieser an.
 

„Super! Danke, Seto, du bist der Beste!“
 

Er betrachtete Mokuba nachdenklich und musste unwillkürlich schmunzeln. Ihn wieder so fröhlich zu sehen, erwärmte seine Seele und brachte wieder Licht in seinem Leben. In solchen Momenten erinnerte sich Kaiba, was für ein Glück er hatte, einen solchen Bruder zu haben. Ohne ihn wäre er sicherlich nicht das, was er jetzt war und dafür konnte er ihm nie genug danken.
 

„Willst du wissen, wie weit wir in der Planung sind?“, wurde er enthusiastisch gefragt, was eine längere Pause von seiner Arbeit ankündete. Das war mal wieder auch eine der wundersamsten Gaben des kleinen Wüstlings. Seine Aufmerksamkeit für sich zu beanspruchen.
 

„Ich vermute, dass selbst wenn ich ‚nein‘ sagen sollte, du es mir eh erzählen wirst, also schieß los.“
 

Mokuba grinste breit, legte das eine Bein über das andere, stützte sich mit beiden Händen darauf ab und begann über den Plan der Gruppe zu erzählen. Seto nahm seine Tasse und lehnte sich langsam in den Stuhl zurück, um zuzuhören. Das mulmige Gefühl im Bauch blieb, doch er ignorierte es. Sicherlich war es nicht die beste Idee von ihm der Sache mit der Party in seiner Villa zuzustimmen. Wenn er aber so nachdachte, hatte er mehr davon, als wenn Yami mit seinen Freunden irgendwo anders hinging und sie sich dann gar nicht an diesem bedeutungsvollen Tag sahen.
 

Er würde schon das Kind schaukeln. Irgendwie…

Sneak peek

Zusammenfassung: Seto lässt sich in der Mathestunde von unanständigen Gedanken ablenken.
 

Warnungen: Es gibt kleine Ort- und Zeitsprünge. Ich hoffe, ihr kommt nicht durcheinander.
 

*~*~*~*
 

An diesem Montag fragte sich Kaiba, ob es normal war, wenn er als Mann auf den Hintern eines anderen Kerls starrte und daran dachte, wie gut es sein würde, diesen zu fassen zu bekommen und richtig durchzukneten. Für gewöhnlich hegte er solche Gedanken für attraktive und selbstbewusste Frauen, die mit ihrer ganzen Ausstrahlung einem geradezu entgegenschrien ‚Komm und fresse mich!‘, doch gerade eben war das anders. Mal davon abgesehen, dass es hier um nicht irgendeinen Kerl ging, sondern um seinen heißen, exotischen Freund, der ihn in letzter Zeit leider zu oft auf unanständige Gedanken brachte, besonders wenn er es nicht gebrauchen konnte. Wie eben jetzt in dieser Klassenstunde.
 

Yami stand mit dem Rücken zu ihm und der ganzen Klasse, während er die Lösung einer Matheaufgabe auf das schwarze Brett aufschrieb, die Seto schon längst richtig in seinem Heft stehen hatte. Er wirkte konzentriert und achtete nur darauf, was er schrieb, überprüfte es sorgfältig, ehe er zur nächsten Zeile ging und weitere Zahlen und Zeichen aneinanderreihte. Seine Bewegungen dabei waren flüssig, ja schon fast anmutig, oder zumindest sahen sie für den jungen Firmenchef so aus, der im Vergleich zu seinen Mitschülern den Pharao genau betrachtete und das geschriebene ignorierte. Kaiba war ein Ass in Mathe, so dass er es sich leisten konnte in der Stunde nicht aufzupassen und etwas anderes zu machen, wie gerade jetzt. Keiner bemerkte wirklich, dass er abgelenkt war, da er weit in den hinteren Reihen saß und niemand in seine Richtung sah. Selbst der Mathelehrer stand ganz weit vorne, nahe der Fensterfront, und verfolgte Yamis Ergebnis, ohne auf seine Schüler zu achten.
 

Vielleicht war es nicht normal, dass er als Mann auf den Hintern eines anderen Kerls starrte, doch das störte ihn keines bisschen, noch fühlte es sich falsch an. Seltsam ja, fremd – vielleicht, aber nicht falsch. Lustig dabei war, dass er eigentlich nicht mal schwul war, obwohl es gerade eben anders wirkte, weil er einen Freund hatte. Aber Yami war die einzige Ausnahme, die ihm überhaupt begegnet war und wohl begegnen würde. Er fand immer noch Frauen attraktiv und schaute auch ab und an welchen hinterher, doch sein Hauptfokus kehrte immer wieder zum Pharao zurück und blieb dort. Andere Männer zogen ihn nicht mal an und er verspürte bei keinem das Bedürfnis ihn in seinem persönlichen Bereich hereinzulassen. Sein Freund allerdings durfte alles.
 

Sein Freund.
 

Diese Bezeichnung hatte sich in den letzten Tagen einfach ganz spontan in seinem Kopf eingepflanzt und war auf fruchtbaren Boden gestoßen, wodurch er sich immer oft dabei erwischte über Atemu als ‚sein Freund‘ zu denken. Sie drückte ein Gefühl der Verbundenheit und Zugehörigkeit aus und irgendwie machte sie ihn etwas stolz, auch wenn er nicht ganz genau sagen konnte warum. Im Prinzip war diese auch angebracht, denn die Beziehung, die sie nun beide führten, hatte bereits die Maßstäbe einer ernsten Partnerschaft erreicht. Zumindest fühlte es sich für Seto so an.
 

Sie gingen regelmäßig aus, auch wenn diese Dates gerade geheim waren. Der Grund dafür war wohl der, dass sie sich noch an die neuen Umstände gewöhnen wollten und über ihre Beziehung schwiegen, bis sie sich wohl genug fühlten, um andere daran teilhaben zu lassen. Kaiba hatte es nicht mal Mokuba gesagt und er glaubte auch nicht, dass sein Bruder etwas davon wusste. Die einzige Person, die wahrscheinlich eine Ahnung davon hatte, war sein eigener Hausbutler, dem sicherlich der ungewöhnliche Besuch Yamis vor etwa zwei Wochen, wo alles anfing, aufgefallen war. Allerdings würde der Butler das nie ansprechen, geschweige denn jemand anderem mitteilen, so dass ihr kleines Geheimnis noch eine Weile geheim bleiben würde. Ein sehr beruhigender Gedanke in diesem Moment.
 

Mit den Dates teilten sie auch viele intime Augenblicke mit einander, so wie jedes normale Paar. Genauer genommen waren diese mehr, als die Gespräche, die sie führten. Auffallend für ihr neues Verhältnis war, dass sie die meiste Zeit schwiegen und zwar nicht, weil sie sich nichts zu sagen hatten. Seto vermutete, dass das ihre Art war, den anderen kennen zu lernen und sich auf ihn einzustimmen. Der erste und einzige sentimentale Ausbruch der beiden vor etwa zwei Wochen war eigentlich ausreichend genug gewesen, um sie daran zu hindern in der Anfangszeit ihrer Beziehung unnötige Worte zu verschwenden, nur damit sie etwas sagten. Sie brauchten es einfach nicht. Sie wussten, wo sie standen, und sie wussten, wohin sie wollten. Sie bereiteten nur ihre Züge bis dahin vor und für Kaiba fühlte es sich an, dass bald etwas geschehen würde. Was genau, konnte er nicht sagen, aber die Atmosphäre zwischen ihnen hatte sich erneut verändert.
 

Vielleicht war diese neue Atmosphäre der Grund, warum er sich gerade in der Mathestunde nicht konzentrieren konnte. Oder eben Yamis süßer Hintern in der blauen Schuluniform... Obwohl, wenn der Juniorchef so recht überlegte, die schwarzen engen Jeans, die sein Freund sonst trug, ein Stückchen besser waren, als die blaue Hose. Sie umschlossen seinen Hintern dann einfach so wunderbar, dass er dieses unhaltbare Verlangen danach verspürte ihm…
 

Seto öffnete die Augen und blinzelte, ohne zu realisieren, dass er diese eben geschlossen hatte, um seiner Vorstellungskraft mehr Raum für Kreativität zu geben. Die Realität sah zu seinem Bedauern anders aus, als er sie gerne hätte. Leise schnaubte er, ließ den Kugelschreiber auf sein Heft fallen und verschränkte frustriert die Arme vor der Brust, während er versuchte seinen Blick vom Pharao abzuwenden. Er brauchte eindeutig eine Beschäftigung für die Zeit, wo Yami in einer Unterrichtsstunde etwas auf das schwarze Brett aufschreiben musste. Er hatte einfach einen zu gut platzierten Sitzplatz in der Klasse und die perfekte Aussicht auf das, was er gerade eben nicht haben konnte. Das war mehr als nur ärgerlich, zumal er es nicht mochte, wenn er nicht das bekam, wonach er verlangte.
 

„Vielen Dank, Muto-kun.“
 

Die Stimme des Lehrers ließ ihn wieder nach vorne blicken, um zu sehen wie Yami die Kreide ablegte und sein Heft zuklappte, bevor er dem Lehrer zunickte und in seine Richtung kam. Sein Schritt strahlte Selbstbewusstsein und Kraft aus, so dass es fast unmöglich war, ihn nicht anzusehen. Zumal Kaiba sicherlich nicht die einzige Person war, die das gerade tat. In der Zeit hatte der Firmenchef bemerkt, dass der Pharao einige Verehrerinnen hatte und einige davon waren aus ihrer Klasse. Er konnte es ihnen mittlerweile nicht verübeln, dass sie Atemu hinterherschwärmten – sie hatten alle Gründe dazu. Allerdings würden sie diesen Kerl niemals kriegen, denn er gehörte bereits ihm. Nur ihm allein.
 

Plötzlich wandte die Person, die seine Gedanken gerade einnahm, den Blick in seine Richtung und Seto hatte das Gefühl bei etwas erwischt geworden zu sein, weshalb er den Kopf schnell wegdrehte, um stur geradeaus zu sehen. Aus den Augenwinkeln meinte er seinen Freund schmunzeln zu sehen, doch dessen konnte er sich nicht sicher sein, denn Yami schaute auf seinen Platz, legte das Heft auf den Tisch und ließ sich im Stuhl nebenan nieder. Eine unerklärbare Gänsehaut rieselte über Kaibas Rücken, breitete sich in seinen Körper aus und hinterließ ein kribbeliges Gefühl der Herausforderung in seinem Bauch. Innerlich musste der Brünette schief lächeln. Dieser Schultag würde sehr lang werden. Er konnte seinen Freund dafür verfluchen. Der Kerl war einfach gut. Leider zu gut. Doch er würde nicht Seto Kaiba heißen, wenn er ihm das so einfach durchgehen ließ.
 

Rache war süß.
 

Vor allem, wenn man in der nächsten Stunde Sport hatte.
 

Seto musste bei dem Gedanken aufpassen nicht plötzlich zu grinsen.
 

Wer hatte gesagt, dass man sich nur in Duellmonsters mit einander messen konnte?
 

*~*~*~*
 

[In der Sportstunde]
 

„Ernsthaft jetzt! Das geht zu weit!“
 

Hiroto blieb stehen, lehnte sich vor und stützte sich mit den Händen an den Knien ab, während er nach Luft schnappte. Er war froh, dass sie jetzt fünf Minuten Pause hatten, bevor das Basketballspiel weiterging, sonst musste er befürchten, irgendwo vom ganzen Gerenne in dieser Sportstunde umzufallen. Das Spiel hatte schon längst den Rahmen des Gewöhnlichen gesprengt und erinnerte schon etwas an den Matches der NBA. Irre, wenn man bedachte, dass sie nur einfache Oberschüler waren und keine Basketballprofis.
 

Yugi, in dessen Nähe er stehen geblieben war, sah fragend zu ihm herüber und wischte sich den Schweiß aus der Stirn.
 

„Hast du eine Ahnung, was mit Kaiba und Yami los ist, Yugi? Das ist ja wahnsinnig mit ihnen! Sie spielen keinen Basketball mehr, sondern veranstalten daraus einen Wettkampf! Und als würden ihre seltsamen Rivalitätskämpfe in letzter Zeit allein nicht reichen, reißen sie uns alle in dieser Sache mit! Katsuya ist schon voll auf 180° bei jeder Gelegenheit, die sich ihm bietet, Kaiba in irgendeinem Spiel zu schlagen. Er ist auch nicht mehr aufzuhalten! Und nicht nur er!“
 

Sein Mitschüler nahm ein paar tiefe Atemzüge, ehe er ihm antworten konnte.
 

„Da bin ich, ehrlich gesagt, überfragt, Honda. Ich glaube, die Sache zwischen Yami und Kaiba funktioniert einfach so – sie brauchen diese Rivalität, weil sie ihre Freundschaft ausmacht und für Spannung in ihrem Alltag sorgt.“
 

„Spannung im Alltag? Das ist schön und gut, aber können sie dabei nicht irgendwie das Tempo herunterschrauben? Das ist doch nicht mehr normal!“, beschwerte sich Honda und das brachte Yugi zum Lächeln.
 

„Ich bin mir sicher, dass das eine kurze Phase ist, bevor sie ihre Duelle fortsetzen können.“
 

„Gott helfe uns dabei bis dahin das zu überstehen!“, war die dramatische Antwort auf diese Versicherung. Hiroto ließ sich auf die Seitenbank nieder und lehnte sich zurück, um dann einfach tief durchzuatmen. Er legte den Kopf in den Nacken und schloss für ein paar Augenblicke die Augen.
 

Eigentlich fand Yugi die Sache zwischen Kaiba und Yami gar nicht so schlimm. Es stimmte schon, dass ihre Rivalität in der letzten Zeit neue Maßstäbe angenommen hatte und ihre Freunde und die Klasse mitriss, positiv mitriss, doch das war nicht schlecht. Sie hatten Spaß und gaben das Beste von sich und es war seltsam, doch Yugi glaubte, dass diese kleinen Wettkämpfe zwischen ihnen die Freundschaft und den Zusammenhalt der Klasse stärkten. Jeder machte mit und war ein Teil der Gruppe und das war… erfrischend neu, aber auch schön. Selbst den Lehrern fiel das positiv auf.
 

„Hey, kleiner Bruder, alles okay?“
 

Yamis besorgte Stimme riss ihn aus seinen Gedanken und er blinzelte sein größeres Ich kurz verwundert an, bevor er sacht nickte.
 

„Alles Bestens. Nur ein bisschen außer Puste“, stand Yugi und schmunzelte, ehe er selbst auf der Bank Platz nahm und seine Flasche Wasser holte, um seinen Durst zu stillen. Gut, dass er sich daran erinnert hatte, sie zu bringen. So viel wie er gerade vom Gerenne schwitze, würde es nicht vorteilhaft sein wegen Dehydration umzukippen.
 

Nach einem prüfenden Blick setzte sich Yami auch neben ihm hin. Sein Blick wanderte umher, um Augenblicke später auf das Profil des jungen CEOs auf der anderen Seite des Salons stehen zu bleiben und zu beobachten, wie dieser seine Flasche Wasser leerte. Sein Kopf lag in den Nacken und ein Schweißtropfen rannte von seiner Schläfe herab, den ganzen Hals entlang, um am Ende vom weißen Stoff seines T-Shirts aufgesaugt zu werden. Das war wieder ein Anblick, der den Pharao daran erinnerte, wie gern er heute seinen Freund für sich beanspruchen wollte. Am Wochenende hatten sie sich nicht getroffen und jetzt merkte er, dass ihm das fehlte. So gesehen hatte er nach der Schule nichts vor, also konnte er theoretisch…
 

„Yami?“
 

Yugis drängende Stimme unterbrach seine Überlegungen und der Angesprochene drehte sich nach links zu seinem Partner um, der ihm offensichtlich etwas sagen wollte. Er setzte ein sanftes Lächeln auf.
 

„Ja, Yugi? Hast du etwas gesagt?“
 

„Ich habe gefragt, ob du heute nicht Lust hättest nach der Schule mit uns in der Stadt Eis essen zu gehen“, wiederholte der Jüngere und fragte sich, woran der andere gedacht hatte. Allerdings war er doch zu scheu, um nachzufragen.
 

„Nach der Schule?“
 

Yami sah seinen Partner bestätigend nicken und überlegte. Eigentlich sprach nichts dagegen, auch wenn er wirklich gern etwas allein mit Seto sein wollte, aber wenn sie nicht zu lange unterwegs waren, wäre das kein Problem. Kaiba würde ihm ja nicht weglaufen. Er wusste ja, wo sich dieser bis zum Abend aufhalten würde. In der Kaiba Corp. wie gewöhnlich. Daher…
 

„Klingt gut. Ich bin dabei“, sagte er dann und Yugi nickte lächelnd. Zugegeben, es war ein bisschen schwer für Yami seine Freundschaft mit Yugi und den anderen und seine Beziehung mit Seto unter einem Hut zu bringen, wo er letztere geheim hielt, doch bis jetzt hatte sich weder jemand beschwert, noch jemand etwas gemerkt. Daher konnte er sich immer noch den Luxus leisten beide Sachen sauber voneinander zu trennen.
 

Die fünf Minuten waren schnell um und so rief der Lehrer die Jungs der Klasse (die Mädchen spielten draußen Volleyball) wieder auf das Basketballfeld. Sie trennten sich wie am Anfang der Stunde in zwei Teams auf und wie am Anfang nahmen Seto und Yami die Position in der Mitte des Feldes ein, um das Spiel zu eröffnen.
 

„Bereit das Spiel zu verlieren, Yami?“, fragte ihn sein Rivale mit dem typischen arroganten und herausfordernden Ton, trotz Tatsache, dass Yamis Team mit 4 Punkten in Führung lag. Das Spiel war jedoch nicht vorbei und man konnte immer noch das Blatt wenden und das hatte Seto vor zu tun. Der Blick, den er dem Pharao schenkte, erinnerte dem einer Raubkatze, die bereit war zu springen und das jagte Yami einen Schauer in seinem Inneren. Er verspürte das Verlangen danach, Kaiba seine Krallen spüren zu lassen und wie er den anderen kannte, forderte dieser genau das mit seinem Auftritt heraus.
 

Das trieb die Spannung zwischen ihnen wieder einmal an die Spitze.
 

Yami grinste.
 

„Das wollte ich dich auch fragen, Kaiba! Schließlich habe ich nicht vor, dir diesen Sieg zu überlassen.“
 

„Wehe dir, du denkst nur daran. Aber keine Sorge. Ich mache dich gern fertig!“
 

„Nur zu!“
 

„Ich will ein sauberes Spiel von euch beiden!“, ermahnte sie der Lehrer, der nach diesem Wortaustausch wohl ein unfaires Spiel vermutete. Die beiden schwiegen daraufhin und sahen einander unverwandt in die Augen. Der Kampf zwischen ihnen hatte bereits auf eine mentale Ebene angefangen und ihr Fokus lag nur auf dem Sieg.
 

Die Spannung stieg. Es ertönte ein Pfiff und dann flog der Ball…
 

*~*~*~*
 

[In der Pause zum nächsten Unterricht]
 

‚Ich verlange eine Revanche‘
 

‚Dann komm nach der Schule zu mir und bring dein Deck mit‘
 

‚Ich werde um 6 da sein. Sei fertig bis dann‘
 

‚Darauf kannst du wetten‘
 

Yamis Lippen wurden von einem leichten Grinsen umspielt, bevor er sein Handy in die Hosentasche einsteckte und den Weg zur Klasse mit seinen Freunden fortsetzte. Das würde ein schönes Duel-Date sein…

Duel-Date

Zusammenfassung: Ein Moment von ihrem Duel-Date am späten Nachmittag...
 

Warnungen: Keine
 

*~*~*~*
 

In ihrer Beziehung waren Duel-Dates eine Besonderheit, die sich zu ihrer größten Leidenschaft entwickelt hatte. Ihre Umgebung sah darin gewöhnliche Herausforderungen zu einem Duelmonsters-Spiel, doch sie waren etwas mehr als nur das. Es war nicht zu bestreiten, dass sie sich wirklich zu einem Duell trafen und sich wie immer bei diesem nichts schenkten, doch kaum war dieser Kampf vorbei, gab es nur eines, was für sie von Bedeutung war – ihre Empfindungen und die Bedürfnisse, die daraus resultierten. Je nach Stimmung fiel ihre Begegnung nach einem Duell entweder sehr körperlich und leidenschaftlich aus, oder ruhig und entspannt wie an diesem späten Nachmittag.
 

Sie waren allein in der alten Duelmonstersarena der Kaiba Corp., wo einst ihre Wettkämpfe richtig begonnen hatten, und saßen nun in einer der Reihen der einzigen Zuschauertribüne an der Seite der Arena, um die Nähe des jeweils anderen zu genießen. Das Duell war schon längst vorbei und die Emotionen davon – vergangen. Seto lehnte bequem zurück und nutzte die Rückenlehne des Platzes der vorderen Reihe als Stütze für sein linkes Bein, während er mit dem Oberkörper leicht nach rechts gedreht war, damit sein Freund sich gegen ihn lehnen konnte. Den einen Arm hielt er locker am Knie abgestützt und der andere lag um Yami, um den engen Körperkontakt zu sichern. Er beobachtete schweigsam wie der Pharao vorsichtig eine Dose Sprite öffnete und ihm diese reichte. Zusammen mit einer Dose Fanta hatte Atemu beide aus einem Supermarkt auf den Weg hier her gekauft, damit sie eine kleine Erfrischung nach ihrem Duell hatten. Eigentlich waren Kaiba Tee oder Kaffee lieber, doch er protestierte nicht und gab sich damit zufrieden. Sein Freund nahm seine Fanta und bewegte sich leicht, so dass sein Gewicht zwischen einem angewinkelten Bein und Setos Brust verteilt war und er es so bequem hatte. Schließlich kam er zur Ruhe und sie verharrten entspannt in der Stille.
 

Der junge CEO nahm einen Schluck von seiner süßen Erfrischung und blickte zur Arena, die immer noch von den vier großen Projektoren beleuchtet war. Er hatte heute zwar wieder das Duell verloren und knapp den Sieg verpasst, allerdings merkte er nichts mehr vom Ärger, den er vor langer Zeit nach einer Niederlage gegen Yami gespürt hatte. Irgendwie war vieles anders geworden. Er genoss jetzt jedes ihrer Duelle von Anfang bis zum Ende und hatte trotz wiederholten Ausgang immer mehr das Gefühl das Niveau zu erreichen, von dem er die beste Aussucht auf einen Sieg hatte. In seinen Augen waren sie sich endlich ebenwürdig und das spornte ihn noch mehr an, alles in einem Duell zu geben. Vielleicht würde er nie wirklich zum erwünschten Sieg kommen, vielleicht aber doch, und trotzdem war es unvorstellbar es zu lassen, Yami weiter herauszufordern. Ein Rückzug würde bedeuten, dass er feige und seinem alten Championtitel nicht würdig war. Und nicht nur das. Heute würde das auch heißen, dass er ein ungeeigneter Partner für Atemu war und das konnte Seto nicht zulassen. Ihre Beziehung war nur möglich, weil sie auf einer Stufe standen und für einander etwas empfanden, was über die Grenzen der Rivalität ging. Sollen sie sich nicht ebenwürdig sein, würden sie den anderen von sich fern halten und nie gemeinsam einen solchen Moment, wie diesen, teilen. Zumindest war es in Kaibas Verständnis so, der sehr lange damit verbracht hatte, zu begreifen, was sie überhaupt zusammengebracht hatte. Er konnte es immer noch nicht klar definieren, doch er begann es langsam zu verstehen.
 

Eine warme Hand auf seiner holte Kaiba wieder in das Jetzt zurück. Sein Blick löste sich von der Arena und ruhte auf Yami, der die Augen geschlossen hatte und sich die süßen Tropfen seines Getränkes von den Lippen leckte. Ein wohliger Seufzer verließ seinen Mund und lange Finger drängten sich zwischen Setos, um so das beruhigende Gefühl der Verbundenheit zu verstärken. In Setos Bauch flatterten Schmetterlinge von diesem einfachen Kontakt, was für ihn unbegreiflich war. Wie war es möglich, dass solche Kleinigkeiten eine so heftige Reaktion in ihm entschlüsseln konnten? Er hatte keine Antwort darauf und doch wusste er, dass diese Kleinigkeiten von Bedeutung waren und er sie brauchte. Genauso wie er es brauchte mit solch Kleinigkeiten auch Yamis Tag zu versüßen.
 

Liebe war eins der irrationalsten Empfindungen des Menschen und trotzdem war ihre Bedeutung unumstritten. Liebe verlieh Kraft, gab einem ein Ziel und verhinderte, dass man sich irgendwann auf seinem Weg selbst verlor. Sie hatte viele Gesichter und doch bestimmten nur drei davon das Leben: die Liebe der Familie, die Liebe der Freunde und die Liebe eines Partners. Bis zu diesem Moment hatte Seto nur eines dieser Gesichter gekannt und geschätzt, doch Atemu kam in seinem Leben und zeigte ihm auch die anderen zwei, von denen er sich vor Jahren abgewandt hatte. Die Gesichter und alles, was dazu gehörte. Wie die Schmetterlinge im Bauch.
 

Innerlich versuchte Seto sich von diesen Sentimentalitäten zu befreien, um einen klaren Kopf zu bekommen, bevor es zu ungewollten Ausbrüchen kam. Einmal hatte er sich bereits gehen lassen und das war ein Mal zu viel. Er wollte das in naher Zukunft nicht wiederholen und lieber diesen Augenblick mit Yami ohne solch Unsinn genießen. So drückte er nur sacht die langen Finger und ließ es dabei. Das sanfte Schmunzeln, was Atemus Lippen dabei umspielte, machte dieses Vorhaben leider nicht so einfach. Es war zu… ja, zu was? Niedlich? Schön? Seto wagte es nicht zu benennen, doch er wusste, dieses etwas erzeugte angenehme Wärme und Zufriedenheit in seinem Inneren. Es war alles in Ordnung und dieses Gefühl beruhigte ihn.
 

„Hat dir Mokuba schon erzählt, was unsere Freunde vorhaben?“
 

Die Stimme seines Freundes bot die perfekte Ablenkung und Seto konzentrierte sich lieber darauf. Er war nicht der Typ für zu viele Gefühle.
 

„Was sie vorhaben? Meinst du, deine Geburtstagsparty?“
 

„Mmh… Genau die.“
 

„Was glaubst du? Schließlich hat er wohl vorgeschlagen, dass sie bei uns in der Villa stattfindet, weil es nirgendwo anders genug Platz dafür gibt.“
 

„Also hat er dich schon um Erlaubnis gebeten?“
 

„Du meinst wohl eher mich darüber informiert, dass das beschlossene Sache ist.“
 

Yami lachte bei der Aussage. Ja, so etwas konnte sicherlich nur Mokuba bringen und leicht davonkommen. „Also bist du damit einverstanden?“
 

„Selbst wenn nicht, hättet ihr mit Sicherheit alles probiert, um mich zu überreden euch die Villa zu überlassen. Was sicherlich auch interessant wäre mitzuerleben, wenn ihr dabei alle Sentimentalitäten auslassen könntet.“
 

„Ach, komm schon, Seto! Wir sind schon alle zu einer großen Familie zusammengewachsen. Es ist nur ein familiäres Treffen.“
 

„Fang nicht damit an. Du weißt, wie viel ich vom Kindergarten halte, der an deinem Geburtstag noch bei mir Zuhause herumlaufen wird. Ich muss die Dienerschaft dazu beauftragen alle zerbrechlichen Sachen vor Jonouchi und Honda in Sicherheit zu bringen. Ich will gar nicht wissen, was sonst alles kaputt gehen wird.“
 

„Du übertreibst. Sie wissen sich zu benehmen.“
 

„Davor habe ich Angst. Dass sie es wissen.“
 

Atemu schüttelte amüsiert den Kopf und nippte an seiner Fanta. Ihm gefiel der fruchtige Nachgeschmack, auch wenn er dann doch Orangensaft bevorzugen würde.
 

„Im Übrigen… Was magst du zum Geburtstag haben?“
 

Zwei violette Augen blickten Seto verwundert entgegen. Dieser sah weg und nahm einen Schluck von seinem Sprite.
 

„Du möchtest mir etwas schenken?“
 

„Nun, das ist eigentlich der Sinn einer Geburtstagsparty. Man feiert und bekommt Geschenke“, kommentierte der junge CEO sachlich. Dann wandte er ihm wieder seine Aufmerksamkeit. „Also?“
 

„Was, wenn ich keine Party machen werde? Wirst du mir dann trotzdem etwas schenken?“
 

„Was? Du stellst seltsame Fragen. Wieso sollte ich das nicht machen?“
 

„Weil ich keine Party mache?“
 

„Mach dich nicht lächerlich!“, kam es schnaubend von Seto. Ihm gefiel nicht, wie sich das Gespräch entwickelte. Warum verweigerte ihm sein Freund die Antwort? Und was sollten diese seltsamen Fragen? „Natürlich werde ich dir etwas schenken!“
 

Der Pharao lächelte bei der empörten Aussage. Kaiba schien das wirklich sehr wichtig zu sein. Irgendwie niedlich.
 

„Meinte Mokuba nicht, dass die Party selbst euer Geschenk sein wird? Zusammen mit der Torte und alles drum herum? Zumindest hat er mir das so gesagt.“
 

„Das ist kein Geschenk. Das ist ein Gefallen“, murrte Kaiba als Antwort und seine Augenbrauen zogen sich unzufrieden zusammen. „Ich meine ein richtiges Geschenk. Was wünschst du dir?“
 

„Dass du mit uns Spaß bei der Party hast und nicht nur so tust als ob.“
 

„Was? Das ist doch kein Geschenk! Jeder… mmmmh…“
 

Zu mehr kam der Juniorchef nicht, denn ihm wurde effektiv der Mund geschlossen, als sich warme Lippen an seinen schmiegten. Der Geschmack von Fanta vermischte sich mit dem des Sprites und bot einen leckeren Mix an, der überraschend gut war. Für einen Moment vergaß er, worüber er sich aufgeregt hatte, um den Kuss zu vertiefen und mehr von der süßen Versuchung zu bekommen, bevor Yamis eigener Geschmack endlich seine Sinne einfing. Bei so etwas vergaß man schnell, wovon eigentlich die Rede war. Sie lösten sich atemlos von einander und sahen einander tief in die Augen. Schließlich war es Yami der, der das Thema wieder aufgriff.
 

„Ich will nichts, Seto. Wirklich. Es reicht mir, dass du mit uns zusammen feiern wirst. Damit machst du mir die größte Freude.“
 

„Hm…“, machte Seto nur und man merkte, dass die Aussage ihn nicht ganz zufrieden stellte. Es war allerdings offensichtlich, dass er keine konkrete Antwort bekommen würde. Er musste sich selbst etwas einfallen lassen.
 

„Hast du eigentlich Lust auf etwas mehr Fanta?“, fragte ihn sein Freund dann mit einem vielsagenden Grinsen. Er leckte sich einladend über die Lippen und es war für Kaiba nicht schwer ihm zu folgen. Offenbar fand nicht nur er die Mischung von Sprite und Fanta toll.
 

Er grinste breit.
 

„Ich dachte, du fragst gar nicht mehr danach…“, entgegnete er, bevor sie beide einen Schluck von ihren Getränken nahmen, um sich so das erwünschte süße Cocktail zusammenzumixen…

Making decorations

Zusammenfassung: Anzu und Shizuka basteln an der Deko für Yamis Geburtstag...
 

Warnungen: Eigentlich sollten hier mehr Anzus Empfindungen vertieft werden, damit ich später gut erklären kann warum sie nicht mehr um Yami kämpft und vielleicht mit Yugi dann zusammenkommt, aber so wirklich wollte das nicht so, wie ich. Ich hoffe trotzdem, dass ich ein wenig von der Problematik abdecken konnte. Ich versuche es in einem späteren Kapitel wieder aufzugreifen. Seto und Yami kommen dann im nächsten Kapitel wieder ^^
 

*~*~*~*
 

„Du hast es sehr schön hier, Anzu!“
 

Shizuka sah sich neugierig um, während ein begeistertes Lächeln ihr Gesicht erhellte. Im ersten Moment hatte sich Anzu über diese Reaktion gewundert bis ihr einfiel, dass außer Yugi eigentlich niemand ihre Wohnung kannte. Sie trafen sich meist in Sugorokus Laden, in der Schule oder sonst irgendwo in der Stadt und es kam so nie dazu, dass sie Gäste empfing. Heute allerdings hatte sie sich mit Shizuka verabredet und sie bei sich zuhause eingeladen, womit sich der gewöhnliche Vorgang etwas veränderte. Sie wollten zusammen an der Deko für Yamis Geburtstag basteln, da die Jungs mit solchen Sachen generell herzlich wenig anfangen konnten. Ihnen konnte man für gewöhnlich Spiele, Essen und Trinken überlassen, aber Dekoration war etwas, das eine gute Frauenhand benötigte, um am Ende stilvoll auszusehen. Zumindest war Anzu dieser Meinung.
 

„Danke. Es ist schön, dass es dir gefällt. Komm! Ich zeige dir mein Zimmer!“, schlug die brünette Tänzerin vor und Shizuka nickte erfreut. Sie schritten in die Wohnung hinein. Anzus Zimmer befand sich auf der rechten Flurseite, nahe der Küche und wirkte zwar klein, aber sehr gemütlich. Es war in warmen gelben und rotrosanen Farben gestaltet und vermittelte dadurch Ruhe und Fröhlichkeit. Außerdem wirkte es dadurch sehr hell und lebendig.
 

„Awww! Ist der Teddybär süß!“
 

Auf dem Bett thronte ein beiger, flauschiger Teddybär mit großen Kulleraugen und einem Ausdruck, dem man unmöglich wiederstehen konnte. Mit seinen ausgebreiteten Tatzen hatte man das Bedürfnis ihn in die Arme zu nehmen und kräftig zu knuddeln.
 

„Darf ich?“, fragte Katsuyas jüngere Schwester aufgeregt und deutete auf den Teddy.
 

„Ja, klar. Nur zu.“
 

Anzu lächelte bei der Reaktion ihrer Freundin. Sie konnte ihre Begeisterung nachempfinden. Der Teddybär hatte es einfach an sich und jeder unterlag seinem Charme.
 

„Oh… er ist weicher als vermutet. Da will man am liebsten ganz viel mit ihm kuscheln!“, stellte Shizuka fest und strich behutsam über das dicke Bäuchlein.
 

„So ergeht es mir jedes Mal. Da will man gar nicht loslassen.“
 

„Ja. Es wäre auch zu schade für!“
 

Beide lachten über die Bemerkung und Shizuka setzte dann das Plüschtier wieder ab.
 

„Wo hast du ihn her?“
 

„Yugi hat ihn mir letztes Jahr zum Geburtstag geschenkt.“
 

„Echt? Das ist aber lieb! So ein Geschenk ist etwas Besonderes… Hach! Der Bär ist so entzückend!“
 

„Meinst du?“
 

„Mmhm… Ich würde so etwas jemandem schenken, den ich ganz gerne hab“, bestätigte die Rothaarige und erinnerte Anzu an ihre damaligen Gedanken. Sie hatte ebenfalls vermutet, dass dieser Teddybär etwas Besonderes war, doch sie hatte das Geschenk an dem Tag falsch interpretiert. Für sie war das ein Geschenk von Yami gewesen, denn das hatte sie sich gewünscht, doch in Wirklichkeit wollte Yugi wahrscheinlich damit seine Zuneigung ausdrucken. Etwas, worauf sie erst später anfing zu achten, als Yami und Yugi sich selbst beim Wechsel als zwei unterschiedliche Persönlichkeiten herausbildeten und der eine nicht mehr der Schatten des anderen war. Heute tat es ihr leid, dass sie so gedacht und damit die Gefühle ihres besten Freundes geleugnet hatte. Sie wusste, sie hatte sich geirrt, denn nun kannte sie Yamis wahre Empfindungen besser. Und heute wusste sie auch diese Geste besser zu schätzen.
 

„Ich würde es auch jemandem schenken, mit dem ich sehr lange und gut befreundet bin“, sagte sie mit einem Lächeln. „So gesehen als ein Zeichen der starken Freundschaft.“
 

„Das wäre auch ein sehr schönes Geschenk“, stimmte ihr Shizuka zu. „Plüschtiere sind sowieso etwas, womit man jemanden eine unerwartete Freude bereiten kann.“
 

„Ja, da gebe ich dir recht.“ Anzu betrachtete den Teddy einen Moment lang und sah wieder ihre Freundin an. „Ich werde uns einen Tee machen und noch einen Stuhl bringen. Mache es dir gemütlich.“
 

„Danke.“
 

Shizuka sah sich noch einmal um, um einen geeigneten Platz zu finden, wo sie ihre Schultasche lassen konnte. Sie holte ein paar Bastelsachen heraus und versuchte sie auf den Schreibtisch zu ordnen, an den sie arbeiten würden. Sie brauchten eine harte Unterlage und leider war das Bett dafür ungeeignet.
 

„Mal sehen…“
 

Sie stemmte die Hände an den Hüften und überprüfte, ob sie alles dabei hatte, was sie bringen sollte. Sie hatte Origami-Blätter in verschiedenen Größen und Farben, eine Schere, einige dicke und dünne farbige Fäden und einen Kleber.
 

„Oh! Das Buch!“
 

Sie rannte zu ihrer Tasche und wühlte darin bis sie ein Origami-Buch herausholte, aus dessen Seiten ein paar bunte Lesezeichen herausragten. Sie hatte das Buch vor kurzem geholt und die Origami, die sie ausgewählt hatte, waren für sie neu, aber passend für den Anlass, zu dem sie diese machten. Sie hoffte, Anzu würden diese auch gefallen.
 

Das taten sie auch. Minuten später kehrte die junge Tänzerin zurück und brachte ihnen heißen Tee. Shizuka zeigte ihr, was sie im Buch gefunden hatte und sie stellten fest, dass sie den gleichen Geschmack hatten. So setzten sie sich beide an den Schreibtisch hin und schauten in das Buch hinein, um die dort abgebildeten Origami zu machen. Es waren zusammengesetzte Origami, die man Kasudama-Bälle nannte. Es gab verschiedene davon, die immer eine andere Grundform hatten, und man konnte sie so variieren.
 

„Ich hoffe, sie werden Yami gefallen“, meinte Shizuka als sie ihren Kasudama-Ball in der Form einer Blume fertig hatte.
 

„Ich glaube, das werden sie. Wir machen noch ein paar davon und basteln dann an den Girlanden.“
 

„In Ordnung. Ahm, Anzu… Darf ich dich etwas fragen?“
 

Die Angesprochene blickte überrascht von ihrer Arbeit auf und merkte, dass das Thema, worum es wohl ging, ihrer Freundin peinlich war. Das sagte zwar nicht vieles aus, aber normal redete Shizuka nicht über Sachen, die ihr unangenehm waren.
 

„Natürlich. Worum geht es denn?“
 

„Also…“, fing die junge Oberschülerin an. „Ich habe mich gefragt, ob du Yami magst. Ihr scheint ja ab und an etwas zusammen zu unternehmen…“
 

Anzu war nun sprachlos. Die Frage kam jetzt wie aus dem heiteren Himmel. Sie wusste nicht, was sie entgegnen sollte, und Shizuka mied ihren Blick, indem sie auf ihr Origami-Blatt sah und versuchte es vorsichtig zu falten. Sie hatte sich ein wenig klein gemacht, als wollte sie nicht auffallen. Die brünette Tänzerin blinzelte.
 

„Ahm, schon…“, sie stockte kurz und fügte dann hinzu: „…ein wenig. Aber warum fragst du, Shizuka?“
 

„Also ich…“ Die Rothaarige ließ von ihrer Arbeit ab und verschränkte schüchtern die Hände vor sich. Ihre Wangen nahmen einen leichten rosa Ton an. „Ich hätte eine Frage, da ich mir unsicher bin…“ Sie nahm offensichtlich ihren ganzen Mut zusammen, um sie wieder anblicken zu können. „Wie hast du herausgefunden, dass du Yami mehr magst? Also mehr als Yugi. Ich mein…“ Sie machte eine hilflose Geste und Anzu schien langsam zu begreifen, was das Ganze sollte.
 

„Du fragst dich, wie man herausfindet, dass man einen Jungen mehr mag als einen anderen? Liege ich da richtig?“
 

„Äh… Ja… Ich habe ja dieses Problem und ich weiß wirklich nicht, was ich machen soll. Hiroto und Ryuji sind tolle Jungs, aber ich kann mich zwischen ihnen nicht entscheiden…“
 

„Haben sie dich etwa gezwungen einen von ihnen zu wählen?!“, stieß Anzu empört hervor, worauf Shizuka zuerst überrascht reagierte und dann verneinend Kopf und Hände schüttelte.
 

„Nein, nein! Ganz und gar nicht. Ich hab mich nur gefragt. Es ist…“ Katsuyas Schwester suchte nach den passenden Worten. „… ungerecht. Ungerecht ihnen gegenüber. Weil ich mich nicht entscheiden kann. Sie tun mir beide gut und ich mag sie beide ganz gerne, aber… Ich kann nicht erwarten, dass sie mich immer teilen würden. Daher wollte ich nach einem Weg suchen mich zu entscheiden. Und du hattest doch das Gleiche mit Yami und Yugi gehabt, oder?“
 

„Ähm, also… Da ist es ein bisschen komplizierter…“, versuchte Anzu zu erklären und schaute selbst auf ihre Hände, während sie nervös mit einem Faden spielte, den sie als Schleife an den Kasudama-Ball anbringen wollte. Es war wirklich komplizierter. Eigentlich hatte sie immer Yami mehr gemocht, als Yugi und sie hatte genau gewusst, dass sie ihn haben wollte. Doch sie hatte Zeiten, wo ihre Empfindungen nicht immer so eindeutig gewesen waren. Trotzdem war es für sie ein Schlag, als sie von Atemu erfuhr, dass er nicht mehr als freundliche Zuneigung für sie hatte. Für ihn reichte Freundschaft voll und ganz und er entschied nicht so wegen seinem Partner. Er empfand so und das hatte er ihr versucht zu verdeutlichen. Was nicht hieß, dass es leicht war, das zu verarbeiten.
 

„Ich glaube, ich weiß, was du genau meinst. Es ist nicht leicht, wenn man zwischen Freunden steht.“
 

So wirklich wollte sie nicht über Yami und Yugi reden. Zumindest noch nicht. Sie war nicht bereit dafür. Zwar lag ihr Gespräch mit dem Pharao mittlerweile fast zwei Monate zurück, doch für sie fühlte es sich so an, als wäre es vor kurzem passiert.
 

Leicht räusperte sie sich und blickte Shizuka an. Ein leichtes Lächeln erschien auf ihre Lippen.
 

„Erzähl mir mal, wie du über sie fühlst…“
 

Vielleicht, dachte sie sich, würde es leichter für sie werden, wenn sie jetzt Shizuka half. Das konnte ihr sicherlich helfen ihre eigene Lage besser zu verstehen. Sie wollte wieder normal nach vorne blicken können und nicht etwas nachtrauern, was sie sicherlich eh nicht bekommen hätte. Yami war zwar wieder da, aber er war nicht Yugi. Er war ein anderer Mensch und Anzu fragte sich oft genug, ob sie wirklich ihn selbst geliebt hatte oder nur den Schatten seiner Persönlichkeit, den sie erblicken konnte.
 

Das galt noch herauszufinden.

Caught

Zusammenfassung: Mokuba erwischt Seto und Yami beim Küssen...
 

Warnungen: Keine
 

*~*~*~*
 

Im Büro des Juniorchefs herrschte Stille, die nur vom monotonen Tippen auf der Tastatur begleitet wurde. Yami saß mit überschlagenen Beinen lässig auf dem riesigen Schreibtisch seines viel zu beschäftigten Freundes und warf ab und an einen verstohlenen Blick in seine Richtung. Er schlug sich die Zeit mit einer Zeitschrift tot, die er unten am Empfang aufgegabelt hatte. Sein Basketballspiel mit den Jungs am heutigen Donnerstag endete früher als gewöhnlich, so dass er beschlossen hatte zu Seto zu gehen und auf ihn in der Firma zu warten, bis er Pause hatte, in der sie in den Domino City Park zusammen spazieren gehen wollten. Dieser programmierte gerade ein Level seines neuen virtuellen Spiels und war dadurch kaum ansprechbar, was Atemu zum Glück nicht störte. Ihm reichte es in seiner unmittelbaren Nähe zu sein, ihn zu beobachten und einen Blick auf die Artikel der Zeitschrift zu werfen, die für ihn von Interesse waren. Es war, wie zu erwarten, eine Zeitschrift über Computer und neue Technologien, die unterschiedliche Themen bearbeitete – von neuen Erfindungen, über den Zustand des Marktes bis zu neuer Software und aktuellen Spielen. Die meisten Themen waren für Yami ohne Relevanz, aber die über die Erfindungen und die Spiele waren schon nach seinem Geschmack.
 

„Findest du es nicht merkwürdig die ganze Zeit auf meinem Schreibtisch zu sitzen, wenn es im Raum genug Stühle gibt?“, warf Seto irgendwann die Frage in den Raum, die Yami dazu veranlasste von der Zeitschrift auf seinem Schoß zu ihm aufzublicken. Der junge CEO sah nicht einmal in seine Richtung, sondern gab weitere Befehle ein, ohne seinen Arbeitsfluss zu unterbrechen. Er wirkte sehr konzentriert, war aber offensichtlich trotzdem in der Lage ein Gespräch nebenbei zu führen. Der Pharao lächelte.
 

„Stör ich dich?“, fragte er selbst, obwohl er die Antwort auf seine eigene Frage kannte. Wenn er schon eine halbe Stunde ohne Kommentar hier sitzen durfte, dann war es offensichtlich, dass er seinen Freund damit nicht störte. Aber so, wie er die Antwort auf seine Frage kannte, musste Seto auch wissen warum er lieber hier saß, als auf einem der Stühle. Yami konnte sich vorstellen, dass ein anderer Grund ihn dazu motivierte zu sprechen.
 

„Normal sitzen Menschen auf einem Stuhl, einem Sessel oder einer Couch und nicht auf einem Schreibtisch. Schreibtische sind zum Arbeiten nicht zum Sitzen“, wurde ihm entgegnet, was so viel hieß wie ‚Du bist merkwürdig‘ in Kaibas Sprache. „Wenn dich hier jemand sieht, würde er meinen, dir wurden keine Manieren beigebracht.“
 

Ach, da lief der Hase also.
 

„Bei dir wird zuerst immer angeklopft. So gesehen habe ich genug Zeit von deinem Schreibtisch bei Bedarf herunterzukommen und so wird mich keiner in dieser bequemen Sitzhaltung neben dir vorfinden.“
 

„Hm“, kam es nur von Seto, bevor die Stille zwischen ihnen wieder zurückkehrte. Er arbeitete weiter, während sich Yami lächelnd der Zeitschrift widmete. Es vergingen ein paar Minuten, bevor jemand etwas sagte.
 

„Was hältst du davon, wenn wir unseren heutigen Spaziergang in Richtung Domino Plaza ausweiten? Es sind ein paar interessante Boosterpacks herausgekommen, die sehenswert sind. Ich finde, einige der Karten können sich gut in unserer Kollektion einreihen.“
 

Das Tippen hörte abrupt auf. Sein Freund drehte sich zu ihm um und Yami drehte die Zeitschrift so, dass er hineinschauen konnte. Auf zwei Seiten waren Bilder von einigen der neuen Karten zu sehen, während der Rest davon aufgezählt worden war. Ein abschätzender Blick folgte, ehe Kaiba seine Arbeit wieder aufnahm. Seine Antwort blieb aber nicht lange geheim.
 

„Sieht aus, als können wir das machen.“
 

„Ich erinnere dich daran“, stichelte der Pharao.
 

„Hm.“
 

Sie wechselten kurz verspielte Blicke, die von einem Grinsen begleitet wurden, bevor sie wieder ihre alte Beschäftigung aufnahmen. Yami stieß beim Blättern auf einen Artikel über ein neues Fantasy-Computerspiel, was nicht schlecht aussah, und versank in den geschriebenen Zeilen bis zu dem Moment, wo sich sein Freund neben ihm regte. Seto griff nach der Tasse abgekühltem Cappuccino, die zwischen ihnen war, und leerte sie mit einem Zug, bevor er sie abstellte und den Rest des Kaffeeschaums von seinen Lippen leckte. Atemu konnte nicht sagen, was an dieser gewöhnlichen Geste war, doch ihn überkam das unhaltbare Verlangen danach die Distanz zwischen ihnen zu überwinden und diesen Mann für sich zu beanspruchen. So folgte er dem Drang und überraschte Kaiba damit, der im ersten Moment, auf Grund der unerwarteten Nähe, reflexartig zurückwich, ehe er realisierte, wer ihm die Sicht zum Computer versperrte. Bevor er jedoch reagieren konnte, schmiegten sich warme Lippen an seinen und verlockten ihn zu einem süßen Kuss, der sich langsam zu einem innigen Spiel zwischen ihnen steigerte. Yami kam ihm näher und stützte sich an den Seitenlehnen des Stuhls ab, während Seto eine Hand in seinen Nacken schickte, um ihn so besser zu fühlen. Er legte den Kopf zurück und bekam daraus mehr Tiefe im Kuss, die schon eher nach seinem Geschmack war. Das war wirklich eine leckere Ablenkung von der Arbeit und er schob sehr gern diese kurz in den Hintergrund, um das hier mit allen Sinnen zu genießen.
 

Die Spannung steigerte sich mit jedem Atemzug und bald erfüllten seichte Seufzer die Stille im Raum. Bei einem Kuss blieb es natürlich nicht und sie merkten beide, dass Küsse auch nicht wirklich reichten, um ihren wachsenden Hunger nach einander zu stillen. Sie wollten beide mehr.
 

Plötzlich wurde die Tür zum Büro aufgerissen.
 

„Seto, wollen wir nicht… Oh!“
 

Mokubas Stimme stockte mitten in der Aussage, als realisierte, wovon er gerade Zeuge geworden war. Seto und Yami lösten sich von einander und erstarrten in unmittelbarer Nähe des anderen, während sie ihn geschockt ansahen. Vermutlich so geschockt, wie er sich gerade selbst fühlte. Das konnte der jüngere Kaiba nicht wirklich sagen. Überhaupt, der Anblick verschlug ihm die Sprache. Die beiden hatten sich gerade geküsst!
 

Der Firmenchef war der erste, der wieder Fassung erlangte. Er ließ von seinem Freund ab und lehnte sich im Stuhl zurück, was diesen dazu veranlasste ebenfalls loszulassen und vom Schreibtisch herunterzukommen. Sie wandten sich Mokuba nun gänzlich zu.
 

„Ich kann es erklären…“, begann Seto.
 

„Schon okay…“
 

„Mokuba?“
 

In der Stimme des älteren Kaiba erklang unerwartet Panik, die Yami nur einmal bis jetzt erlebt hatte. Und zwar in der virtuellen Welt von Noah. Besorgt sah er zwischen den Brüdern hin und her, bis Mokuba sich umdrehte und ohne Wort den Raum verließ.
 

„Mokuba!“
 

Mit einem Satz war Seto auf den Beinen und rannte ihm hinterher. Atemu wusste, dass es besser war, ihm die Sache zu überlassen, auch wenn er nicht verhindern konnte, dass ihm diese Entwicklung Sorgen bereitete. Er wusste selbst nicht, wie er Mokubas Reaktion interpretieren sollte und er war auch nicht glücklich damit, dass der Jüngere so von ihrem Verhältnis erfuhr. Er und Seto hatten eigentlich darauf geachtet, dass niemand das mitbekam bis zu dem Moment, wo sie bereit waren darüber zu reden. Aber jetzt wurden sie mit dem falschen Fuß erwischt und das war nicht gut. Yami hoffte inständig, dass das Ganze besser ausging, als es aussah, dass es ausgehen würde…

A talk between brothers

Zusammenfassung: Seto gesteht Mokuba seine Empfindungen für Yami
 

Warnungen: Keine
 

*~*~*~*
 

Mokuba steuerte den Aufzug an, ohne wirklich einen Plan zu haben, wohin er eigentlich wollte. Er war noch zu geschockt von dem, was er eben in Setos Büro gesehen hatte, um einen klaren Gedanken zu fassen. Er konnte die Sache nicht mal beurteilen und das war untypisch für ihn.
 

Er erreichte den Aufzug und stieg ein, drückte auf irgendeinen Knopf und die Türen begannen sich zu schließen. Dann auf einmal ertönte das Signal, dass sich diese öffneten und Seto schaffte es noch, sich zwischen ihnen zu quetschen und in den Aufzug zu kommen. Der jüngere Kaiba blickte auf und blinzelte, ohne etwas zu sagen. Sein Bruder verlor ebenfalls kein Wort, sondern stellte sich neben ihm hin.
 

Der Fahrstuhl setzte sich in Bewegung.
 

„Du hättest mir sagen sollen, dass du auf Männer stehst“, durchbrach Mokuba nach einigen Augenblicken die Stille zwischen ihnen. Sein Bruder starrte auf die Anzeige über der Tür.
 

„Ich stehe nicht auf Männer“, antwortete er schlicht und der Schwarzschopf sah zweifelnd zu ihm hinauf.
 

„Du hast eben einen Mann geküsst!“
 

„Ich habe Yami geküsst und das ist ein großer Unterschied.“
 

„Wie…?“
 

„Mir gefallen immer noch Frauen. Aber ich stehe auf Yami“, erklärte Seto und blickte ihn an. „Ich mag keine Männer.“
 

Mokuba war sich nicht sicher, wie er das einordnen sollte. Aber etwas in der Stimme und in dem Blick seines Bruders ließ ihn das alles glauben. Auch wenn es für ihn unbegreiflich war, wie das funktionieren sollte. Vielleicht würde er später schlau daraus werden.
 

„Du stehst also nur auf Yami als Mann?“
 

„Mmhm…“
 

„Dann muss ich die Playboy Zeitschriften nicht wegwerfen?“
 

Nun grinste der Jüngere breit und sah wie Seto die Augen verdrehte, aber dennoch ein Lächeln auf seinen Lippen erschien. Die Anspannung schien von ihm zu weichen.
 

„Nein, musst du nicht.“
 

Sie schwiegen wieder für ein paar Augenblicke. Kaiba bemerkte, dass der Aufzug in die Garage fahren würde und fragte sich, was sein kleiner Bruder dort wollte. Allerdings kam er nicht dazu die Frage laut zu stellen, denn Mokuba wollte mehr wissen.
 

„Wie ist es eigentlich dazu gekommen? Also, dass du Yami küsst. Ich mein… ihr wart doch Rivalen.“
 

„Wir sind immer noch Rivalen.“
 

„Aber ihr küsst euch!“
 

„Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.“
 

„Eh… okay? Wie macht ihr denn das?“
 

„Duelmonsters ist einfach eines, unsere Beziehung etwas anderes. So einfach ist das.“
 

Das klang leichter gesagt, als verwirklicht, aber Mokuba wollte gerade nicht darüber diskutieren. Er hatte sich eigentlich erhofft, dass die Erklärungen ihn das Ganze mehr kapieren lassen würden, doch stattdessen warfen sie andere Fragen auf und machten die Sache umso komplexer. Nicht, dass Setos Verhältnis zu Yami immer eindeutig zu beschreiben gewesen war.
 

„Okay dann… Und wie ist es zu dieser Beziehung gekommen?“
 

Seto schwieg für einen Moment und sah wieder auf die Tür.
 

„Ich weiß es nicht“, gestand er leise. „Es passierte einfach.“
 

„Einfach so?“
 

Na ja, so einfach war es nicht gewesen. Alles hatte eigentlich mit diesem dummen Orientierungslauf angefangen, wo sie zusammen ein Team bildeten und nun gute zwei Tage ununterbrochen mit einander zu tun hatten. Da fingen diese, für Seto damals merkwürdige Empfindungen an, die noch schlimmer wurden, als das Ganze vorüber war. Es hatte wohl gefunkt, ohne dass sie es beide gemerkt hatten, bis die Sache am Ende eskalierte.
 

„Es ist kompliziert“, versuchte Seto die Neugier seines Bruders zu bremsen. „Es reicht dir eigentlich zu wissen, dass wir nun mehr als Rivalen sind.“
 

„Ihr seid also ein Paar?“
 

„Wir haben eine Beziehung, ja…“
 

„Und du magst Yami zumindest?“
 

„So kann man es auch sehen, ja…“ Man merkte, dass der junge CEO nicht gerade leicht mit der Sprache herausrückte. Er schien sich zu zwingen, zu antworten, doch Mokuba achtete nicht sonderlich darauf.
 

„Seit wann läuft euer Verhältnis?“ Der jüngere Kaiba konnte sich nicht vorstellen, dass das alles vor kurzem angefangen hatte. Sein Bruder schien sehr ernst bei der Sache zu sein und das konnte nur bedeuten, dass er Zeit gehabt hatte, darüber nachzudenken. Er tat das nicht wie eine Affäre ab, wie es sonst seine Angewohnheit war. Er hatte ihn bis jetzt auch nur einmal so etwas wie eine Beziehung führen sehen und das war schon eine Weile her.
 

„Seit zwei Wochen.“
 

Das war eigentlich nicht sehr lang. Aber eigentlich lange genug, dass er davon etwas wissen sollte.
 

„Warum hast du denn nichts gesagt, Seto?“
 

„Es war…“, begann Seto und suchte nach den passenden Worten. Man merkte ihm an, dass er sich schuldig dafür fühlte seinem Bruder nichts gesagt zu haben. „Es war neu… und fremd… Für mich und für Yami. Wir wussten nicht wohin uns das führen wird und ob es uns irgendwohin führen wird. Daher haben wir niemandem etwas gesagt.“
 

„Yugi weiß davon nichts?“ Der Schwarzhaarige wirkte überrascht.
 

„So viel ich weiß – nein. Wir haben versucht es geheim zu halten.“
 

„Bis ich euch beim Küssen erwischt habe.“
 

„Bis du uns beim Küssen erwischt hast“, bestätigte der Firmenchef und sah ihn ernst an. „Hör zu, Mokuba… Ich hätte dir davon erzählt. Du weißt, ich sage dir alles. Es war einfach… ich war einfach nicht bereit dafür. Ich bin es immer noch nicht, aber nun ist es geschehen und das ändert alles. Ich möchte, dass du weißt, dass ich immer…“
 

„Schon okay, Seto!“, unterbrach ihn Mokuba fröhlich und lächelte ihn warm an. „Ich freue mich für euch. Für dich…“
 

Der Aufzug blieb stehen und die Türen öffneten sich. Sie waren im Untergeschoss angelangt. Keiner von ihnen stieg aus. Mokuba drückte auf einen Knopf und der Aufzug setzte sich wieder in Bewegung. Bis zu dem Moment, wo er auf ‚Stopp!‘ drückte und der Fahrstuhl abrupt stehen blieb. Es ruckelte etwas, doch der Aufzug rührte sich nicht mehr. Der junge CEO blickte ihn an.
 

„Ich bin froh. Wirklich froh, dass du endlich jemanden gefunden und an dich herangelassen hast, ohne ihn in Verrat zu verdächtigen. Du lässt sonst niemanden an dich heran. Aber Yami hat vieles verändert.“
 

Der Jüngere blickte zur Decke und versank in Erinnerungen. Seto ließ ihm den Moment und schließlich sprach er dann weiter:
 

„Wenn ich so darüber nachdenke, ist Yami eigentlich eine super Wahl. Er hat bis jetzt immer das Beste aus dir herausgeholt und uns so oft geholfen. Ohne ihn hätte ich dich nicht zurückbekommen, so wie ich dich kannte.“
 

Kaiba wusste, wovon sein kleiner Bruder sprach. Von der Zeit vor seiner Niederlage gegen Exodia, die Verbotene. Die Zeit, wo er vergessen hatte, was wirklich von Bedeutung in seinem Leben war. Er musste erst gegen Yami antreten und Mokuba für kurze Zeit verlieren, um sich daran zu erinnern, was für ihn wichtig war und wofür er kämpfte. Nach und nach hatten ihn Yami und Yugi dazu gebracht zu realisieren, was er in diesen Jahren zugelassen hatte und nie mehr zulassen durfte.
 

„Außerdem…“, fuhr Mokuba fort: „… mag ich Yami. Es wird toll sein ihn um uns herum zu haben!“
 

Das schien den kleinen Wüstling zu freuen. Seto war sich nicht sicher, was er von dieser Reaktion halten sollte. Aber dieser Wunsch des Kleineren sagte schon an sich genug aus. Offenbar war es für Mokuba kein Problem, dass er mit einem anderen Mann ausging. Nein, dass er mit Yami ausging.
 

„Du hast also nichts dagegen?“
 

„Nein! Überhaupt nicht. Ich vermute, es wird am Anfang etwas ungewohnt – schließlich seid ihr beide Männer und du bist davor immer mit Frauen ausgegangen, aber es ist Yami. Ich mein, er und du, ihr seid immer ein tolles Team. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es anders sein wird, als toll.“
 

Die Aussage verblüffte Seto, ließ ihn am Ende dennoch sanft lächeln. Bei dieser Situation wurde er sich wieder bewusst, dass er wirklich Glück mit Mokuba hatte. Er konnte sich keinen besseren kleinen Bruder wünschen, denn so etwas würde es nie geben. Mokuba war alles für ihn. Und nun… nun gesellte sich Yami noch dazu.
 

Er war froh, dass Mokuba das akzeptierte.
 

„Hm. Mal sehen, ob du Recht hast.“
 

„Ich hab immer Recht. Ich bin schließlich ein Kaiba!“
 

Seto schmunzelte bei der Aussage, während sein Bruder breit am Grinsen war.
 

„Ich will allerdings eine Entschädigung!“
 

„Bitte?“
 

„Weil du mir nichts gesagt hast und ich es so erfahren musste…“, verkündete der jüngere Kaiba. „Ich will Eis vom Italiener und heute Abend wirst du mit mir Resident Evil zocken und mir bei dem Level helfen!“
 

„Versuchst du mich gerade mit Schuldgefühlen zu erpressen?“
 

„Klappt es denn?“, fragte der Jüngere frech nach und Seto seufzte.
 

„Du bist unmöglich… Fein. Du kriegst dein Eis und wir werden heute Abend Resident Evil zocken...“
 

„YES!“, freute sich sein Bruder und vollführte eine Geste des Triumphes. Eigentlich kam Seto noch gut davon, wenn er sich so recht überlegte. Es hätte auch schlimmer kommen können. Mokuba war immer sehr einfallsreich gewesen. Aber die dumme Zombiejagt würde er noch überstehen. Wäre ja auch nicht das erste Mal.
 

Der Aufzug setzte sich wieder in Bewegung und hielt dann im Erdgeschoss an. Fragend sah der Firmenchef zu dem Jüngeren.
 

„Ich lass dich mal mit Yami alleine. Ihr habt bestimmt einiges zu besprechen.“
 

Die Betonung des letzten Wortes entging Kaiba nicht. Sein Bruder wurde wieder rotzfrech. Dieser stieg aus dem Fahrstuhl und drückte für ihn den Knopf zum Stockwerk seines Büros.
 

„Bis später, Seto! Habt Spaß!“
 

Ihm wurde noch zugewinkt, bevor die Türen des Aufzuges sich schlossen und dieser wieder hochfuhr. Seto lehnte sich gegen die Wand und seufzte erleichtert auf. Das war mal wieder gut gegangen.

A walk in the park

Zusammenfassung: Yami macht sich darüber Gedanken wie seine Beziehung mit Seto sich auf ihr Umfeld auswirkt
 

Warnung: So gesehen ist das ein Kapitel aus Yamis Sicht zu der Situation im Kapitel 7: Caught
 

*~*~*~*
 

Die Aussicht auf Domino City von der Spitze der Kaiba Corp. war beeindruckend. Man konnte ein großer Teil der Stadt überblicken und das Lichtspektakel der Sonne auf den weißen Gebäuden und gläsernen Fassaden verfolgen. Die Berge lagen weit im Hintergrund und auf der einen Seite entdeckte man ein Teil des Meeres. Klarer Himmel breitete sich vor einem aus, wenn man nur ein kleines Stück den Kopf anhob, und von der Perspektive erschien dieser unendlich. In der Ferne verschmolz alles in einem und wirkte, als müsste es so hingehören: die Berge, die Gebäude, die Schatten, die Spiegelungen, die Straßen, die Ampeln, die Menschen und Autos, die Bäume, die Gärten, das Meer und der Himmel. Yami konnte verstehen, warum sein Freund bei dieser Aussicht seine Ruhe wiederfand. Bei der Harmonie und dieser Fülle, die sich vor einem ausbreiteten, konnte man seine Sorgen vergessen und neue Wege entdecken, um seine Probleme anzugehen. Genauso wie er es selbst damals in Ägypten getan hatte, wenn er vom Balkon des Palastes über sein ganzes Land blickte.
 

Nachdem Seto so eilig das Büro verlassen hatte, war ihm nichts Weiteres übrig geblieben als hier zu bleiben und auf seine Rückkehr zu warten. Die Sache war etwas, was sein Freund allein klären musste, ob es Yami wollte oder nicht. Leider half ihm dieser Gedanke nicht besonders, um sich zu beruhigen. Ihn plagten Schuldgefühle, denn er wurde auf einmal mit der Möglichkeit konfrontiert, durch seine Unachtsamkeit etwas kaputt gemacht zu haben, was er nicht kaputt machen wollte. Die Beziehung der beiden Kaiba Brüder war etwas, was ihn immer bewegt hatte, denn sie zeigte ihm deutlich wie stark ein Mensch sein konnte, wenn er dafür kämpfte, was er liebte. Sie hatte ihn dazu gebracht zu realisieren, dass es in der Welt nicht immer schwarz und weiß gab, wenn man ein Urteil fiel, denn manchmal wechselten Menschen ihre Gesinnung, um jemanden zu beschützen, der ihnen nah am Herzen lag. Sie taten es meistens auch, weil sie keine bessere Option hatten, und Seto war jemand, der es nicht scheute, sich selbst als Person und Lebewesen zu verlieren, um Mokuba zu retten. Seine Opferbereitschaft hatte den Pharao zutiefst beeindruckt, weshalb Noahs Zug im Duell damals ihm so zu Herzen gegangen war. Er war erzürnt darüber gewesen, wie Noah die beiden Brüder auseinanderriss und nicht mal den Mut hatte das Duell zu beenden, womit er jedem ja beweisen wollte, wie gut er war. Deshalb hatte er Yugis freundschaftliche Gefühle für Kaiba genutzt, um Kontrolle über seinen Körper zu erlangen und das Duell zu übernehmen, so dass er beenden konnte, was Seto angefangen hatte. Er hatte für die Geschwister gekämpft und gerade der Gedanke an sie hatte ihm letzten Endes den Sieg gebracht, wodurch die Gerechtigkeit wiederhergestellt wurde.
 

Nun fühlte er sich aber so, als würde er der sein, der Seto und Mokuba mit Gewalt trennte. Yami wusste, dass das nicht so war, wie er es empfand, denn schließlich war die Gefahr, dass man sie so erwischte, immer da gewesen. Dass es der jüngere Bruder seines Freundes war, der sie so erwischte, waren eher eine Anreihung an Geschehnissen und der Wille des Zufalls, als jemandes Schuld. Schließlich konnte man über Umwege auch ihre Beziehung aufdecken und trotzdem hatte er einen schmerzlichen Stich in seinem Inneren gespürt, als er Panik in Setos Stimme gehört hatte. Dieser Stich hatte seine Sorge und Angst ausgelöst, die durch Mokubas Reaktion nur noch verstärkt wurden. So stand er nun jetzt hier und zerbrach sich den Kopf, was er machen sollte, wenn das kam, wovor er gerade am meisten Angst hatte – Setos Glück zu zerstören.
 

Jetzt wurde er sich bewusst, wie zerbrechlich ihr ganzes Verhältnis im Moment war, einfach weil sie dieses vor anderen versteckten und nie ein Wort darüber verloren hatten, wie sie weitergehen würden, wenn dieses aufgedeckt wurde und sie die Konsequenzen davon zu spüren bekamen. Das einzige, was sie bis dato bewegt hatte, war das, was sie für einander fühlten. Selbst für Atemu war nur das relevant gewesen. Dieses neue kribbelige Gefühl, wenn er Seto sah und in seine starken blauen Augen blickte, was er spürte, wenn dieser ihm nah war und ihn berührte. Das bestimmte alles und es war so berauschend, dass er nicht davon satt werden konnte. Er wollte es auch nicht teilen, auch wenn er daran dachte mit Yugi darüber zu reden. Letzten Endes aber tat er es nicht und Seto selbst sprach nicht mit Mokuba. Das war ein Benehmen, was ungewohnt für sie beide war, wo sie dazu neigten mit ihren geliebten Menschen Sorge, Trauer, Freude und Euphorie zu teilen. Das zeigte wie besonders ihr neues Verhältnis war und auch, dass es ihre Einstellung gegenüber ihre Umwelt und ihre Mitmenschen veränderte. Das war unvermeidlich, wenn man jemanden so nah an seinen Herzen heranließ, aber es brachte auch Veränderungen, die einiges durcheinanderbringen konnten.
 

Yami seufzte leise und schloss die Augen. Alles konnte so schnell und so einfach kaputt gehen, nur weil keiner von ihnen bereit war, die Konsequenzen zu tragen. Ihre Beziehung konnte Seto und Mokuba auseinanderreißen oder ihn und seine Freunde – alles Sachen, an die die beiden Duellanten nicht gedacht hatten und gleichzeitig nicht wollten, dass sie passierten. Man konnte so leicht fallen, die Frage aber war, würden sie aufstehen können und weitergehen? Konnten sie das behalten, was sie zusammengebracht hatte oder würde es wirklich kaputt gehen, weil sie lieber das opferten, als die Beziehung zu denen, die sie Familie nannten? Konnte sie das aber glücklich machen?
 

Fragen über Fragen. Der Pharao hatte das Gefühl sich im Kreis zu drehen. Er fühlte sich etwas hilflos und gerade, wo er alleine war, zog ihn das mächtig herunter. Er hatte nicht gedacht, dass sein Verhältnis mit Seto ihn so angreifbar machen konnte. Er hatte nicht mal die einfache Tatsache bedacht, was sich alles verändern würde, wenn es herauskam, dass sie ein Paar waren. Jetzt war die Sache noch klein, wo nur Mokuba davon wusste, aber was für geschehen, wenn es Yugi erfuhr und dann auch seine Freunde? Was würde passieren, wenn es alle anderen auch mitbekamen? Dadurch, dass Seto auch eine Persönlichkeit darstellte, die für die Öffentlichkeit frei zugänglich ist, so wie es damals im alten Ägypten bei ihm als Pharao gewesen war, konnte so einiges schief gehen. Waren er und Kaiba überhaupt für das bereit, was sie dann erwartete?
 

Der einzige Grund weshalb diese Frage so bedrohlich über seinem Kopf hing war, dass er und Seto nie ihr neues Verhältnis definiert hatten. Sie hatten es nicht als wichtig empfunden, weil es angingen, als wäre es eines ihrer Duelle – sie beobachteten den anderen, planten ihre Züge und verließen sich auf ihren Instinkt ihre Karten richtig auszuspielen. Sie hatten es nie wirklich erachtet ihr Vorgang zu besprechen, weil es bis jetzt immer ohne Absprache geklappt hatte. Allerdings war das bei einer Beziehung nicht genug und das wurde ihm eben schmerzlich bewusst.
 

Schritte erklangen im Flur und erreichten sein Bewusstsein in dem Moment, wo die Tür zum Büro aufging. Yami wandte sich von der Glasfront ab und sein Blick ruhte auf die Person, die den Raum betreten hatte.
 

Seto Kaiba.
 

Sie sahen schweigend einander an. Es war, als wollten sie die Atmosphäre zwischen ihnen erfassen und identifizieren, um dann richtig handeln zu können. Sie waren beide ernst und konzentriert. Yami fiel auf, dass Seto nicht angespannt wirkte. Viel mehr schien er abzuwarten. Was, war nicht ersichtlich, aber der Pharao beschloss den ersten Schritt zu machen und die Stille aufzulösen:
 

„Ist Mokuba gegangen?“, fragte er so neutral, wie er gerade konnte. Eigentlich wollte er etwas anderes wissen, doch in diesem Fall war es klug seinem Freund die Entscheidung zu überlassen, was er offenbaren wollte. Er wusste, dass Kaiba in diesem Sinne etwas schwierig war.
 

Zuerst sagte dieser nichts, sondern löste sich von seinem Standort und kam langsam auf ihn zu. Nichts in seinem Schritt oder seiner Körperhaltung verriet, dass es etwas gab, worüber man sich Sorgen machen musste. Er blieb nicht mal auf Distanz zu ihm stehen, sondern legte ruhig die Hand um seine Hüfte, bevor er sich vorlehnte und sein warmer Atem Yami dazu verlockte, dem unausgesprochenen Wunsch zu folgen und ihm entgegen zu kommen. Ihr Kuss war ganz anders als diese davor. Es war mehr eine Geste der Zärtlichkeit und Ruhe, als des Verlangens und der Spannung. Dementsprechend war er kürzer und sie sahen im nächsten Atemzug einander wieder an. Kaiba löste sich von ihm und wandte sich seinem Schreibtisch zu. Er blieb allerdings stehen und betätigte nur ein paar Knöpfe auf der Tastatur.
 

„Er hat nichts dagegen“, sagte er dann unerwartet ohne ihm einen Blick zu würdigen.
 

„Bitte?“
 

„Das wolltest du in Wirklichkeit wissen, oder?“
 

Seto erhob sich wieder und Atemu bemerkte, dass der Computer am Herunterfahren war. Der Firmenchef wandte sich ihm wieder zu.
 

„Er akzeptiert unsere Beziehung. Ihn freut es sogar, dass wir zusammen sind“, fügte er hinzu. „Und er hat verstanden, dass wir das nicht groß herausposaunen wollen. Also bleibt unser Verhältnis für eine Weile ein Geheimnis.“
 

Der Pharao brauchte einen Augenblick, um zu realisieren, was er eben gehört hatte. Zugegeben, es überraschte ihn, dass Kaiba seine wahren Gedanken so entziffern konnte, aber er musste bedenken, dass sie beide durch Dick und Dünn gegangen waren und sich gut kannten. Zwischen ihnen entstand eine Harmonie, die auf gegenseitiges Vertrauen ruhte, was wiederum ihre Kommunikation erleichterte. Manchmal waren sie in der Lage ihre Züge zu erraten, bevor sie dazu kamen diese auszuführen. Man würde meinen, sie konnten einander die Gedanken lesen, doch das war nicht der Fall. Sie konnten sich einfach reibungslos auf einander abstimmen, wenn sie es wollten.
 

Und seit dem Anfang ihrer Beziehung häuften sich diese Momente immer mehr.
 

„Hmpf“, schnaubte Yami und schmunzelte amüsiert. „Das beantwortet nicht meine Frage, aber es freut mich zu hören, dass er nichts dagegen hat.“
 

Ihre Blicke begegneten sich.
 

Diese Tatsache war sehr beruhigend. Er spürte, wie ihm eine Last von den Schultern fiel und er so nicht in seinen eigenen Zweifel ertrank. Es war schwer sich vorzustellen, was sie machen würden, wenn Mokuba ihr Verhältnis nicht annahm und sie verurteilte. Yami wusste nicht einmal, wie er den Jüngeren hätte überzeugen können. Noch weniger konnte er sich vorstellen, was er machen würde, wenn Mokubas Reaktion so ausgefallen wäre, dass er und Seto sich deswegen trennen mussten. Nein, daran wollte er nicht mehr denken. Das sollte nicht passieren.
 

„Er wollte uns alleine lassen, da er offensichtlich glaubt, wir haben viel zu besprechen“, kam sein Freund dann endlich zur gewünschten Antwort.
 

Die Betonung ließ Yami schmunzeln. Seine Selbstsicherheit kehrte wieder zurück.
 

„Haben wir denn nicht?“
 

Im ruhigen Blau der schönen Augen loderten Flammen auf und er wusste, dass er den richtigen Nerv getroffen hatte. Sein Freund wandte sich ihm zu und er kopierte einfach seine aufrechte Körperhaltung. Die Spannung in der Luft, die vorhin zwischen ihnen geherrscht hatte, kehrte wieder zurück. Sie entstand immer sehr spontan und erinnerte an einen Funken, aus dem ein wildes Feuer geworden war. Es war immer so zwischen ihnen, ob im Duell oder bei einem Augenblick wie diesen.
 

Seto kam ihm näher und Atemu fühlte die verlockende Wärme, die sein Körper ausstrahlte. Sie berührten einander fast, doch keiner von ihnen stellte wirklichen Körperkontakt her.
 

„Ich dachte, du wolltest in den Park und nicht etwas mit mir besprechen.“
 

„Du weißt, ich will beides. Du ebenfalls. Wobei du sofort mit der Besprechung anfangen willst.“
 

Die violettroten Augen funkelten ihn herausfordernd an. Der Juniorchef erwiderte nichts. Sie sahen einander an und schienen einander auszutesten. Wo lagen ihre Grenzen? Wer würde zuerst nachgeben?
 

„Hmpf.“
 

Wohl um zu beweisen, dass er nicht zuerst knacken würde, trat Kaiba zurück und dann an ihn vorbei. Yami musste bei dieser Handlung grinsen. Das war zu erwarten gewesen.
 

Er sagte nichts mehr, sondern drehte sich selbst um und folgte dem CEO aus dem Büro und einige Minuten später aus dem Gebäude der Kaiba Corp. heraus. Kaiba informierte seine Sekretärin wie immer nur, dass er ein geschäftliches Treffen haben würde, ohne weiteres hinzuzufügen. Es ging bereits das Gerücht herum, dass Yami für die Vorbereitung des virtuellen Spieles von der Kaiba Corp. engagiert wurde, weshalb keiner auf den Gedanken kam, dass es da mehr zwischen ihnen geben würde. In Wirklichkeit hatte Yami selbst das Gerücht vor ein paar Tagen in die Welt gesetzt und Seto ihn ohne nachzudenken unterstützt, so dass sie das virtuelle Spiel wirklich als Vorwand nehmen konnten, um sich frei und ohne große Bedenken zu treffen. So stellte keiner mehr Fragen, als nötig, und sie konnten ihre gemeinsame Zeit zu zweit genießen.
 

Zusammen machten sie sich auf dem Weg zum Domino City Park, der sich zwei Straßen weiter von der Kaiba Corp. befand. Sie gingen durch den östlichen Eingang und schlugen die Allee ein, die sie an einen schönen Brunnen und einige Eisdielen vorbeiführte, um sie in das Innere des Parks zu bringen. Sie begegneten jungen Duellanten, Kindern mit ihren Müttern, Studenten und auch junge Paare, die das schöne Wetter ausnutzten, um zusammen spazieren zu gehen. Sie gingen entspannt nebeneinander her, ohne sich zu nahe zu sein, aber sie standen auch nicht zu weit auseinander. Keiner würde merken, dass er einem Paar auf dem Weg begegnete. Viel mehr würde er vermuten, dass sie Kumpels waren, die vielleicht zu einem Treffen mit ihrer Clique gingen, um mit ihr etwas zu unternehmen. So wollten er und Seto auch wirken, denn was zwischen ihnen war, war ihr Ding.
 

Nur war leider der Tag angekommen, wo sie lernen mussten das auch mit anderen zu teilen.
 

Ihre Lieblingsstelle befand sich tief im Park auf einer Erhöhung, die eine schöne Aussicht auf das Meer hatte. Sie war abgelegen vom Hauptweg und etwas versteckt, weshalb auch nicht viele Menschen durchkamen und sie alleine sein konnten. Sie kamen sich näher und lehnten sich locker an das vorhandene Geländer. Es entstand immer noch kein Körperkontakt, aber nun waren sie sich so nah, dass sie sich leise unterhalten konnten, ohne die Aufmerksamkeit zufälliger Passanten auf sich zu ziehen.
 

„Sieht so aus, als würden wir das hier nicht mehr lange geheim halten können“, bemerkte Yami, während sein Blick die Weite des Meeres erfasste. Möwen flogen umher auf der Suche nach Futter und ihre Rufe ergänzten das Rauschen der Wellen. Eine leichte Brise streifte sein Gesicht.
 

„Scheint so zu sein“, stimmte ihm sein Freund zu. Es war schwer einzuschätzen, wie er selbst darüber empfand, doch Yami nahm sich vor, es zu erfahren.
 

„Da Mokuba bereits von uns weiß, werde ich bald mit Yugi darüber reden.“
 

„Hm.“
 

Offenbar hatte sein Freund das erwartet und hatte keine Einwände. Der ehemalige Pharao wusste, dass von all ihren Freunden Yugi Seto am Leichtesten erreichen konnte. Einfach weil er das Bindeglied zwischen ihnen gewesen war und sie mit ihm einiges erlebt hatten. Aber sie waren dabei nicht alleine gewesen.
 

„Du weißt, dass wir es unseren Freunden auch sagen müssen.“
 

„Du meinst dem Kindergarten?“ Seto blickte mit hochgezogener Braue in seine Richtung. Wie Atemu erwartet hatte, war er nicht begeistert von der Idee. „Wozu das?“
 

„Weil sie es genauso verdient haben das zu erfahren wie Yugi und Mokuba.“
 

Er wusste, dass ihm noch einiges mit Seto in dieser Richtung bevorstand. Dieser trennte sich immer noch von den anderen, auch wenn er ihn und Yugi akzeptierte. Das konnte er aber nicht ewig machen. Schließlich gehörten Anzu, Katsuya, Hiroto, Ryo und die anderen auch zu ihrem Leben. Er konnte auch nicht vor dem Fakt weglaufen, dass er ihr Freund war. Vielleicht nicht so, wie man es erwartete, aber die zwei Jahre voller Abenteuer waren nicht spurlos an sie vorbeigegangen.
 

„Ich brenne nicht darauf es ihnen zu erzählen. Außerdem geht es sie wirklich nichts an.“
 

„Es wird sie angehen, wenn wir weiter machen wollen, Seto.“ Atemu blickte den anderen direkt an. Dieser wirkte so, als hätte er ihn offen angegriffen und schwer beleidigt, worauf sich seine braunen Augenbrauen bedrohlich zusammen zogen.
 

„Willst du mir jetzt sagen, dass du daran zweifelst, dass es mit uns weitergehen wird?“ Seine Stimme war unerwartet scharf geworden und wäre Yami nicht diesem Ton gewohnt, würde er sicherlich zusammenzucken und aufschrecken. Er hatte jedoch von Kaiba so viel erlebt und gesehen, dass ihn das nicht mal ankratzte, selbst jetzt, wo sie ein Paar waren.
 

„Nein. Ich sehe keinen Grund warum es nicht weitergehen sollte. Keiner von uns gehört zu den Menschen, die etwas anfangen und nicht den Mut haben es zu Ende zu bringen. So ein Vorfall wie heute wird uns nicht zu Boden reißen. Was aber nicht bedeutet, dass wir weiter ignorieren sollen, wie sich das, was wir haben, auf uns und unsere Umgebung auswirkt“, entgegnete ihm der Pharao ruhig und blickte wieder auf das Meer. Das heutige Ereignis hatte ihn dazu gebracht einige Sachen für sich selbst zu realisieren. Er wollte mit Seto zusammen sein und weiter mit ihm das teilen, was sie eben teilten, unabhängig davon, ob die anderen für oder dagegen waren. Allerdings hatte er als sein Partner die Verantwortung zu achten, dass ihr Verhältnis nicht alles andere zerstörte, wofür sie beide kämpften und was sie liebten und schätzten. Dazu gehörten Arbeit, Familie und Freunde und das wollte er Seto klar machen.
 

„Wir haben viel mehr zu verlieren, wenn wir uns weiterhin von unserem Umfeld isolieren, als wir eigentlich gewinnen, Seto. Denk daran, was passiert wäre, wenn Mokuba uns nicht akzeptiert hatte oder gar noch schlimmer – wenn ihn das zu Handlungen getrieben hätte, die uns von einander trennten.“
 

Der Angesprochene schnaubte. „Das wird nie passieren. Mokuba ist nicht so.“
 

Yami drehte den Kopf zu ihm und betrachtete ihn still. Seto sah stur geradeaus und wirkte im ersten Moment so wie immer. Doch er kannte ihn lange genug, um zu wissen, wie er hinter der Maske blicken konnte.
 

„Jetzt nicht mehr. Aber du kannst nicht leugnen, dass das möglich war und eben diese Tatsache dich dazu gebracht hat aus dem Büro nach draußen zu stürmen, um mit ihm zu reden.“
 

Dazu sagte Kaiba nichts.
 

„Wir genießen, was wir mit einander haben. Aber wenn wir es zu lange verstecken und die Menschen, die uns etwas bedeuten, es so erfahren wie Mokuba heute, könnte das Jahrelanges Vertrauen zerstören und damit uns schaden. Denk an Isono, der deiner Familie so lange treu zur Seite steht. Wie glaubst du, wird er sich fühlen?“
 

Auch hier antwortete ihm Stille.
 

„Es ist bei mir und Yugi auch so. Es wird auch so sein, wenn unsere Freunde das so erfahren. Dabei gibt es keinen Grund, dass wir schweigen. Sie können es annehmen oder auch nicht, aber es ist besser, sie hören es von uns, als dass etwas, auf Grund von Geheimniskrämerei, unwiderruflich kaputt geht. Zumal es uns genug Schwierigkeiten bereiten wird, wenn die breite Öffentlichkeit von uns erfährt.“
 

„Ich weiß…“, murrte Seto und winkte mit einer Hand ab, als wolle er eine lästige Fliege verjagen. Er verzog das Gesicht und seine Augenbrauen zogen sich wieder zusammen. Offensichtlich war Yami nicht der einzige, der ein Stückchen weiter gedacht hatte. Anders kannte er Kaiba nicht.
 

Stille kehrte zwischen ihnen ein und Yami schaute zum Meer. Sie mussten das ganze auf sich eingehen lassen, bevor sie einen Entschluss fassten und zwar zusammen. Getrennt konnten sie nicht mehr gehen. Sie hatten sich bereits für etwas anderes entschieden.
 

„Es ist immer so nervig mit dir“, durchbrach Kaiba am Ende diese Stille und Atemu schaute fragend zu ihm. Ihre Blicke begegneten sich und er sah in den blauen Augen seine eigene Spiegelung. Genau das brachte sein Herz immer unerwartet zum Rasen. „Du hast immer genau dann Recht, wenn du falsch liegen solltest.“
 

Yami blinzelte verwundert und musste auf einmal ungewollt kichern, als die Botschaft wirklich bei ihm ankam. Er erinnerte sich an den Tag, wo alles angefangen hatte und Seto außer sich ihn mit dem Satz ‚Ich hasse es, wenn du mir die Wahrheit ins Gesicht sagst, kannst du nicht einmal deine Klappe halten und nicht Recht haben?!‘ angeschrien hatte. Kurz daraufhin waren sie auf einander losgegangen und wenig später im Bett gelandet.
 

„Lass mich raten: ich sollte die Klappe halten, aber trotzdem Recht behalten?“, stichelte er amüsiert und sah, wie Seto sich zu ihm umdrehte. Er tat es ihm gleich, lehnte sich aber bequem an das Geländer, wobei er sich mit den Händen an die obere Stange abstützte.
 

„Es ist wirklich ein Wunder, wie ich es schaffe dich zu ertragen…“, murmelte der Juniorchef als Antwort und schüttelte leicht den Kopf. Yami schmunzelte.
 

„Es grenzt wirklich an ein Wunder“, stimmte er ihm zu und musterte ihn. „Also bist du damit einverstanden, dass wir das den anderen später auch mitteilen?“
 

„Als würdest du mir eine andere Wahl lassen. Aber von mir aus, machen wir das. Sollte mir einer von ihnen danach auf die Nerven gehen, will ich keine Szenen haben, wenn ich ihm den richtigen Platz zuweise.“
 

„Ich denke nicht, dass es dazu kommen wird, aber du hast mein Wort, ich werde keine Szenen machen.“ Als würde er zur Hysterie neigen. Aber er wusste, was Kaiba ihm damit sagen wollte.
 

„Das hoffe ich für dich, sonst wirst du dich 24/7 mit mir duellieren müssen!“
 

Atemu begann zu lachen. Das konnte wirklich auch nur von Seto kommen.
 

„Unverbesserlich.“
 

„Sagt gerade der Richtige“, kommentierte der Brünette. Sein Blick wanderte dann nachdenklich zu den Wellen. „Was willst du dann machen, wenn sie uns nicht so akzeptieren?“
 

„Das, was ich immer mache. Für das kämpfen, was mir am Herzen liegt. Sie sind meine Freunde, aber du bist auch ein Teil von meinem neuen Leben. Es wird beides zu arrangieren sein. Ich müsste nur herausfinden wie“, antwortete ihm Yami ruhig und schaute ebenfalls zu den Wellen. Jetzt, wo Klarheit darüber bestand, was sie beide anstrebten, war es leichter den Fokus wieder zu finden und den Kampfgeist wieder aufzubauen.
 

„Hmpf. Bleibt nur, dass deine Freunde es auch so sehen. Wenn nicht, muss ich nachhelfen. Ich werde nicht zulassen, dass sie mir alles kaputt machen.“
 

Atemu glaubte ihm aufs Wort. Es tat gut das nicht nur zu erahnen, sondern es auch zu hören und mit Sicherheit zu wissen. Die Ängste und Sorgen waren damit nicht ganz verraucht, aber jetzt wusste er, dass Seto ebenfalls so über ihre Beziehung empfand wie er. Was bedeutete, dass sie etwas war, wofür sie beide bereit waren, bis zum Ende zu kämpfen.

Buying presents

Zusammenfassung: Yugi und Anzu treffen sich in der Stadt, um Yami zwei Geschenke zu besorgen. Im Fuellshop treffen sie auf Otogi und Honda.
 

Warnungen: Keine
 

Yami war gerade auf dem Weg vom Bad zu seinem Zimmer, als er an Yugis Tür vorbeiging und ein Geräusch ihn dazu veranlasste in das Zimmer seines Partners zu schauen. Die Tür war ein Stück offen und er konnte Kleidung auf dem Bett verteilt sehen. Das letzte Mal, als er so eine Unordnung auf seinem Bett gesehen hatte, hatte sich Yugi für ein Date mit Anzu vorbereitet, bei dem letzten Endes er Anzus Begleitung gewesen war und nicht Yugi. Heute fragte sich der Pharao, ob sein bester Freund sich endlich zu einem ‚richtigen‘ Date mit Anzu traute.
 

„Räumst du deinen Kleiderschrank auf?“
 

Der Angesprochene schreckte auf und schaute zu ihm herüber, bevor er lächelnd den Kopf schüttelte. „Nein. Ich treffe mich in einer halben Stunde mit Anzu in der Stadt“, wurde ihm geantwortet, bevor Yugi sich das dunkelblaue Hemd glatt strich, was er eben angezogen hatte. Er betrachtete sich dann kritisch im Spiegel.
 

„Aha. Ein Date also?“, bohrte Yami weiter nach und lehnte sich an die Wand, während er die Arme verschränkte und lächelnd zu seinem Partner blickte. Dieser wurde leicht rosa um die Nase und schüttelte zu schnell den Kopf.
 

„Nein, nein! Ich wollte im Duellshop nach ein paar neuen Karten schauen und Anzu wollte mit. Das ist alles.“
 

„Natürlich.“
 

Das amüsierte Lächeln des Pharaos verriet, dass er dieser Ausrede nicht besonders viel Glauben schenkte. Yugi versuchte den vielsagenden Blick, den er im Spiegel sah, zu ignorieren. Eigentlich war diese Ausrede nah an die Wahrheit. Er wollte im besagten Geschäft, aber nicht, weil er für sich selbst neue Karten aussuchen, sondern weil er Yami ein Geburtstagsgeschenk besorgen wollte. Anzu würde ihn begleiten, da sie selbst etwas Hilfe bei der Geschenkauswahl für den Pharao brauchte. Aber das alles konnte er Atemu natürlich nicht erzählen, weshalb er beschloss nichts mehr dazu zu sagen.
 

„Ich werde vermutlich in ein-zwei Stunden wieder daheim sein. Dann können wir das Brettspiel ausprobieren, was heute bei Großvater geliefert wurde.“
 

„Mhmhm…“, murmelte Yami zustimmend. „Hat keine Eile.“
 

Er stieß sich von der Wand ab und kam zu seinem Partner, um von der offenen Schublade ein anderes Armband herauszunehmen und ihm dieses zu reichen.
 

„Das müsste besser passen.“
 

Yugi blinzelte und sah in das lächelnde Gesicht des anderen und dann wieder auf das Armband. Nachdenklich betrachtete er es. Das konnte tatsächlich besser passen als das, was er gerade anhatte.
 

„Danke, Yami.“
 

„Nicht der Rede wert. Amüsiert euch gut!“ Er klopfte Yugi auf die Schulter, bevor er sichtbar gut gelaunt das Zimmer verließ.
 

//Oh, Mann. Was hab ich mir da eingebrockt?//
 

Yugi schaute über die Schulter und seufzte leise auf. Er wechselte noch das Armband, ehe er dann schnell aufräumte und den Hausschlüssel nahm. Sugoroku kam ihm entgegen, als er die Treppen herunterrannte.
 

„Wohin denn, Yugi?“
 

„Ich muss zum Duellshop. Bis später, Großvater!“
 

„Eh?“ Sugoroku sah seinem Enkel hinterher und konnte nichts Weiteres erwidern, da war dieser schon im Flur und in wenigen Augenblicken außer Haus.
 

„Was für eine Energie die heutige Jugend!“, murmelte dieser nur und ging die Treppen hoch.
 

Yugi derweil war froh außer Haus zu sein. Er atmete erleichtert auf und ging normal weiter. Es hätte ihm noch gefehlt, wenn sein Großvater auch noch in Spekulationen über ihn und Anzu verfiel. Dabei lief nichts zwischen ihnen, auch wenn er die brünette Tänzerin sehr gern hatte. Er wusste aber, dass Yami bessere Chancen bei ihr hatte, als er.
 

//Genug jetzt//, schalte er sich in Gedanken und schüttelte den Kopf, um sich lieber auf Atemus Geburtstag zu konzentrieren. Schließlich musste er ein Geschenk besorgen. Er hatte sich für eine neue Deckbox und drei seltene Karten entschieden. Anzu war noch unschlüssig gewesen, ob sie Yami auch Duellmonsterskarten schenken oder etwas anderes sollte. Sie dachte an eine Musik-CD oder ein Accessoire, brauchte aber Yugis Ratschlag, da dieser den ehemaligen Pharao am besten kannte. So hatten sie sich beide für den heutigen Samstag an der Domino Plaza verabredet.
 

Wie an diesem sonnigen Tag zu erwarten, war der Platz voll. Yugi beschloss sich an die eine Seite des Springbrunnens zu stellen, um so leichter von Anzu gesehen zu werden. Sein Blick huschte umher, in der Hoffnung seine Freundin zu entdecken.
 

„Yugi!“, hörte er auf einmal hinter sich und drehte sich überrascht um. Anzu stand nicht weiter von ihm entfernt und winkte ihm zu, ehe sie zu ihm eilte. Er hatte sie zwar erwartet, aber er hatte nicht damit gerechnet, dass sie aus dieser Richtung kommen würde.
 

„Entschuldige. Ich musste etwas aus der Drogerie besorgen. Hast du lange auf mich warten müssen?“ Sie hatte wie immer ein warmes Lächeln auf den Lippen und sah mit der gelben Bluse und dem schwarzen Minirock gut aus. Yugi lächelte ebenfalls und schüttelte verneinend den Kopf.
 

„Nein. Ich bin gerade eben gekommen. Wollen wir?“
 

„Ja, klar!“
 

Sie nahmen den Weg zu ihrer rechten, der zwischen einem Office-Gebäude und einem Einkaufzentrum ging und sie geradeaus zum Duellmonsters-Shop führte. Eine Gruppe von Jugendlichen kam ihnen entgegen und unterhielt sich angeregt über einige der neu erschienen Duellmonsters-Karten. Yugi sah ihnen lächelnd nach. Er konnte ihre Euphorie als Duellant durchaus verstehen und nachempfinden. Er war ebenso aufgeregt über die Neuerscheinungen gewesen, als er mit Yami und Jonouchi gestern diese besprochen hatte. Da war ihm auch die Idee gekommen seinem Partner Karten aus der neuen Kollektion zu schenken.
 

„Ich frage mich, ob es nicht besser wäre, wenn ich Yami auch Duellmonsterskarten schenke, statt eine Musik-CD. Duellmonsters bleibt schließlich seine Leidenschaft“, fragte sich Anzu laut und runzelte nachdenklich die Stirn, bevor sie seufzte. Das war nicht leicht für den Pharao ein schönes Geschenk zu finden. Hilfesuchend blickte sie Yugi an.
 

„Ich finde, die Musik-CD ist ein schönes Geschenk. Du denkst an das neue Album von Yoshio Sakuma, nicht wahr?“
 

„Ja. Yami hatte erzählt, dass ihm der Titelsong ‚Erinnerungen an dich‘ gefällt. Und du sagtest, du hast das neue Album nicht.“
 

„Noch nicht. Ich hatte vor es zu besorgen. Ich habe das Album Kirschblüten und das haben ich und Yami uns letztens angehört. Das hat ihm ebenfalls sehr gefallen. Also glaube ich, dass diese Art von Geschenk gut ankommen wird.“
 

„Meinst du?“
 

„Mhm. Du wirst sehen, es wird ihn freuen“, bestätigte Yugi mit einem sanften Lächeln auf den Lippen. „Keine Sorge. Es wird hinhauen.“
 

Anzu sah ihn einen Moment lang unsicher an, dann aber lächelte sie. „Danke, Yugi.“
 

Der Duel-Shop war ungewöhnlich voll. Nun ungewöhnlich war das falsche Wort. Wenn es neue Kartenveröffentlichungen gab, sah es immer so aus: aufgeregte Duellanten besprachen die neuen Erscheinungen, diskutieren die neuen Strategien, die damit möglich waren, und standen lange an der Kasse an, um ihre neue Errungenschaft zu bezahlen. Es gab kaum Platz, um sich im Laden zu bewegen, doch keiner störte sich wirklich daran. Drinnen war es warm, daher stand die Tür offen. Yugi und Anzu zwängten sich durch die Reihen von Kunden und erreichten den zuständigen Mitarbeiter, der für die Bestellung der Produkte zuständig war. Seltene Karten mussten im Laden vorbestellt werden, da sie limitierte Auflagen besaßen.
 

"Guten Tag!" Der junge schwarzhaarige Mann, der nicht viel älter als Mai sein musste, grüßte sie mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen. "Wie kann ich Ihnen behilflich sein?"
 

"Guten Tag! Ich habe gestern drei Karten aus der neuen limitierten Auflage bestellt. Mir wurde gesagt, dass ich sie abholen kann. Die Bestellung ist auf den Namen Yugi Muto."
 

"Ah, Yugi Muto! Unser König der Spiele...! Einen Moment bitte. Ich überprüfe nach."
 

"Vielen Dank."
 

Der Angestellte eilte in den hinteren Teil des Ladens, wo die bestellungen aufbewahrt wurden. Yugi und Anzu sahen ihm nach.
 

"Dein Name hat immer noch Gewicht", bemerkte Anzu mit einem amüsierten Lächeln auf den schönen Lippen. "Ihr habt mit Yami Duellgeschichte geschrieben."
 

"Ahm... ja, das stimmt irgendwie", gab der junge Champ verlegen zu. Er hatte sich immer noch nicht an diese Euphorie um seine Person gewohnt. Es kam vor, dass er auf der Straße wegen einem Autogramm angesprochen wurde oder von einem kleinen Kind, das ihn als sein Idol sah, gefragt wurde, wie es besser im Duellieren wurde. Yugi freute sich so viele Duellanten zu inspirieren gut zu werden, doch es war immer noch seltsam im Zentrum des Lampenlichtes zu stehen. Und doch hatte duellmonsters auch dazu beigetragen, dass er wuchs und stärker wurde. Er fand viele Freunde und konnte die Einsamkeit, die ihn lange Zeit geplagt hatte, hinter sich lassen.
 

"Wenn das nicht Yugi und Anzu sind!"
 

Überrascht zuckte Yugi zusammen und drehte sich um. Die bekannte männliche Stimme gehörte zu einem jungen braunhaarigen Jungen in ihrem Alter, dessen wachsame grüne Augen zu ihnen sahen. Er bahnte sich den Weg durch die Menge zu ihnen und hatte ein freundliches Grinsen auf den Lippen.
 

"Ryuji!", sagten gleichzeitig Yugi und Anzu, die mit solch einer Begegnung nicht gerechnet hatten.
 

"Was führt dich hierher, Otogi?", fragte ihn Yugi und bemerkte einen kleinen Zettel in seiner Hand.
 

"Das könnte ich euch ebenfalls fragen. Ich bin gekommen, um ein paar vorbestellte Karten abzuholen." Ryuji hielt den Zettel hoch, auf dem seine Bestellung aufgeschrieben worden war. "Und was ist mit euch beiden? Ist das ein geheimes Date im Duellshop?"
 

"Eh?" Yugi spürte, wie seine Wangen warm wurden. Anzu errötete ebenfalls.
 

"N-nein, wie kommst du darauf, Otogi?", sagte sie schnell, nachdem sie sich von dem kleinen Schock erholt hatte.
 

"Wir sind wegen Yamis Geburtstagsgeschenk hier. Ich hab einige Karten für ihn bestellt."
 

Was war heute mit seinen Freunden bloß los? Wieso dachte jeder, er ging mit Anzu aus?
 

Otogi musterte die beiden nachdenklich, doch er verkniff sich ein Kommentar. Yugis Erklärung aber war eine nicht so angenehme Überraschung.
 

"Ihr auch? Das ist ja ein lustiger Zufall."
 

"Also.. Yugi wird ihm Karten schenken", machte Anzu klar. "Ich bin noch am Überlegen."
 

"Achso? Nun, zumindest werden nicht so viele von uns ihm dasselbe schenken. Was hast du vorbestellt, Yugi?"
 

"Karten aus dem neuen limitierten Auflage." Yugi reichte seinem Freund einen Flyer, indem aufgezählt war, um welche Karten es sich handelte. "Es sind die oberen zwei und die letzte in der Reihe.
 

"Ach die", stieß Otogi erleichtert aus. "Ich hatte schon Angst, wir haben dasselbe ausgewählt. Ich habe Karten aus dem Ancient Mythical Beast-Set genommen."
 

"Echt? Das Set hab ich mir mit Jonouchi gestern im Katalog angesehen. Einige der Karten dort könnten gut unsere Strategien mit Chimera ergänzen."
 

"Genau das dachte ich mir auch", sagte Ryuji offenbar zufrieden, dass seine Idee gut angekommen war. Wenn sie schon Yugi gefiel, dann musste sie Atemu auch gefallen.
 

"Oh, hallo Leute!", erklang eine überraschte Stimme hinter Anzu. Die Tänzerin drehte sich verblüfft um.
 

"Hallo, Honda", grüßte ihn Otogi zuerst. "Sag nicht, du bist auch hier um Karten für Atemu zu besorgen?"
 

"Ja. Zwei der spezialen Booster-Packs. Ist das so offensichtlich?", fragte Hiroto sichtbar verwirrt. Anzu kicherte leise und Yugi lächelte schief.
 

"Also, näcshtes Mal wenn wir Yami etwas schenken müssen, sollten wir uns definitiv absprechen", sagte Otogi mit dramatischer Stimme. "So verhindern wir, dass er Sachen doppelt und dreifach bekommt, weil wir alle seine Duellleidenschaft kennen und sein Deck mit ein paar Karten ergänzen wollen."
 

Sie hatten Glück, dass sie dieses Mal an Unterschiedliches gedacht hatten. Das hätte auch furchtbar nach hinten gehen können. Auch wenn es sicherlich den ehemaligen Pharao erheitert hätte.
 

"Ich rufe zur Sicherheit Jonouchi an", sagte Yugi und holte sein Handy aus der Hosentasche...

A talk about feelings

Zusammenfassung: Yami spricht Yugi auf seine Gefühle zu Tea an und offenbart ihm, wie er selbst dazu steht.
 

Warnungen: Keine
 

*~*~*~*
 

Yugi verstaute sorgfältig sein bereits verpracktes Geschenk für Atemu in eine seiner Kleidungsschubladen, um sicher zu gehen, dass sein Partner dieses nicht zufällig selbst entdeckte. Der Gescheneinkauf am heutigen Nachmittag war erfolgreich gewesen. Jeder hatte die passende Überraschung für den Pharao gefunden und selbst Anzu war mit ihrer Wahl zufrieden. Sie hatte dem anderen das neue Musikalbum von Yoshio Sakuma zusammen mit einem Schlüsselanhänger in der Form des Schwarzen Magiermädchens gekauft, was sich deutlich von den Geschenkideen der Jungs abhob. Yugi war überzeugt davon, dass es Atemu gefallen würde.

Er lächelte und machte die Schublade vor sich zu. Ein Klopfen hinter ihm ließ ihn aufschrecken.
 

"Hey, Partner!"
 

Der Pharao stand im Türrahmen, während ein sanftes Lächeln seine Lippen umspielte. Sie gaben zwar vor, Brüder zu sein, doch Atemu nannte ihn immer noch so, wie vor seiner Reise zum Reich der Toten vor einigen Monaten. Zwischen ihnen hatte sich kaum etwas geändert und die Zeit, in der sie getrennt gewesen waren, schien einfach nicht da gewesen zu sein. Sie verband ein starkes Band, das auf Freundschaft, Zuneigung und Vertrauen basierte und ihnen geholfen hatte zu einem besseren Menschen zu werden. Atemu erfüllte sein Schicksal und beendete den Kampf gegen dem Bösen in sich selbst und dem Bösen außerhalb, während Yugi die Freunde fand, die er gesucht hatte, und lernte für sich selbst und für andere zu kämpfen. Sie wurden beide stärker und nun konnte jeder seinen eigenen Weg ohne die Hilfe de anderen gehen.

Sie hatten das unglaubliche Glück diesen Weg jetzt trotz Ereignissen mit einander teilen zu können. Dieses Mal aber als beste Freunde und nicht als Schattenseite des eigenen Daseins.
 

Sie würden Partner bleiben. Immer.
 

"Hey, Yami!"
 

Auch auf Yugis Lippen erschien ein warmes Lächeln, als er sich zum anderen umdrehte.
 

"Darf ich reinkommen?"
 

"Ja, klar."
 

Zusammen setzten sich die alten Freunde aufs bequeme Bett und wandten sich einander zu. Ein vertreutes Gefühl der Ruhe und Sicherheit bestimmte die angenehme Atmosphäre zwischen ihnen.
 

"Und, wie lief das Date mit Anzu?", eröffnete Yami locker das Gespräch und legte seinen linken Unterarm am Knie ab, während er das Kinn auf die Hand stützte. Bei dieser unerwartenen Frage spürte Yugi, wie seine Wangen warm wurden. Dieses Thema mit Anzu verfolgte ihn den ganzen Tag.
 

"Das war kein Date", versuchte er zu erklären. "Wir haben nur etwas aus der Stadt besorgt."
 

"So? Was habt ihr Schönes besorgt, dass ihr keine Zeit für ein Date hattet?"
 

Yugi wollte sich am Liebsten unter dem Bett verstecken und nicht mehr darunter rauskommen. Er wusste nicht, wie er das Thema handhaben sollte. Er und Atemu hatten nie ernsthaft über so etwas geredet und es machte ihn unsicher, dass sein Partner ihn heute hartnäckig damit konfrontierte. Der Pharao drängte ihn nicht zu sehr in die Ecke, aber Yugi sah, dass er nicht vor hatte locker zu lassen. Er kannte diesen starken Blick der violettroten Augen zu gut.
 

"Du magst Anzu mehr als eine gute Kindheitsfreundin, Yugi", sagte Atemu mit ruhiger und sanfter Stimme. "Sie ist die Sonne, die deinen Tag erhellt. Du wurdest stärker, um sie zu beschützen und ihr das zu geben, was sie dir immer gegeben hat. Wenn dein Herz solch reine Gefühle hat, warum folgst du nicht seinem Ruf und gehst auf sie zu? Wie lange hast du vor zu warten?"

Yugi schwieg und blickte auf den Boden. Das war für ihn nicht einfach eine Antwort auf diese Frage zu geben, die er sich oft selbst gestellt hatte. Vermutlich hatte er nicht den Mut auf Anzu zuzugehen, weil solch ein Umgang mit einem Mädchen für ihn fremd und seltsam Angst einflößend war. Er wusste einfach nicht was er tun und wie er auf sie zugehen sollte. Selbst wenn er das irgendwie überwinden konnte, war eine viel größere Angst da, als seine eigene Unsicherheit.
 

"Ich möchte sie nicht als Freundin verlieren, Atemu", sagte er leise und blickte zu seinem Partner hoch. "Mache ich so einen Schritt, könnte ich etwas viel Wertvolles verlieren, was mir nah am Herzen liegt. Deshalb... deshalb gebe ich mich mit dem zufrieden, was ich über die Jahre erreicht habe."
 

Yami blickte ihn eine Weile nachdenklich an. In seinem Inneren sagte ihm etwas, dass das nicht alles war. Yugi sprach es nicht aus, aber er kannte das Gefühl, das sich hinter seinem traurigen Blick versteckte. Er hatte es oft gespürt, als sein Partner gesehen hatte, wie Anzu auf ihn reagierte.
 

"Du möchtest diesen Schritt nicht gehen, weil du glaubst, dass Anzu mich mehr mag, als dich", sagte er nach einer Weile. "Du hast Angst, dass sie sich entfernen wird, um mich zu erreichen."
 

Yugi musste ihm nicht antworten. Die Art, wie seine Augen sich zuerst überrascht weiteten und dann beschämt abwandten, sagte genug aus.
 

Er hatte es geahnt.
 

"Du brauchst keine Angst zu haben." Atemu legte sanft seine Hand auf Yugis Arm ab. Sein Partner hob zögernd den Kopf und sah ihn an. "Du bist Anzu sehr wichtig und du wirst es immer sein. Ihr habt ein starkes Band und das kann mit Sicherheit alles überstehen, selbst ein Geständnis solcher Gefühle."
 

Yugi schien noch Zweifel zu haben, was der Pharao verstehen konnte.
 

"Man kann auf unterschiedliche Art und Weise so ein Geständnis machen, aber dafür musst du auf deinem Herzen hören, Partner. Das wird genau wissen, wie du es sagen oder zeigen sollst, so dass Anzu es versteht, aber nicht gezwungen ist eine Entscheidung bezüglich eure Beziehung zu treffen. Egal, wie sie empfindet, wird so ein Schritt ihr die Möglichkeit geben das zu behalten, was ihr beide habt oder es auszubauen, wenn sie genauso denkt. Aber diesen Schritt musst du machen, Yugi. Anders wirst du nie erfahren, ob mehr zwischen euch möglich ist oder nicht."
 

Das verstand der junge Champ und er wusste auch, dass Yami Recht damit hatte. So eine Entscheidung war für ihn, seine Angst und seine zweifel alles andere als einfach.
 

"Was ist mir dir, Yami?", fragte er, in der Hofnung, dass ihm dieses Themawechsel ihm verhelfen würde, sich wieder zu sammeln. "Magst du Anzu nicht auch?"
 

Atemu schmunzelte. "Ich werde nicht abstreiten, dass sie eine beeindrückende und starke junge Dame ist. Sie ist ein verständnisvoller und hilfsbereiter Mensch. Das mag ich auch an ihr. Doch mehr als diese wunderschöne Freundschaft strebe ich nicht an. Ich habe mich bereits für jemand anderes entschieden, der sich den Platz an meiner Seite verdient hat. Das ist aber nicht Anzu."
 

"Du hast dich für jemanden entschieden?" Diese Feststellung überraschte Yugi mehr als das Thema, womit sie ihr Gespräch angefangen hatten. Er musste beschämt feststellen, dass er nicht mitbekommen hatte, dass Yami jemandem nah gekommen ist und für jemanden so empfindet.
 

"In der Tat, das habe ich. Und ich kann mir vorsellen, dass du dich fragst, warum du das nicht gesehen hast." Yami lächelte wissend. Er kannte Yugi besser als manch anderer. Viel, viel besser, denn er war ein Teil von seiner Gedankenwelt gewesen und hatte einen Körper mit ihm geteilt. Da wusste man einfach Sachen über den anderen, die der Außenwelt verborgen blieben. "Du hast es nicht gesehen, weil ich es so wollte und nicht, weil du das Offensichtliche nicht erkannt hast."
 

Sein Partner brauchte eine Weile um das Ganze zu verarbeiten und Yami ließ ihm so viel Zeit, wie er brauchte. Das war viel auf einmal und Yugi musste zuerst zu sich finden, bevor er reagieren konnte.
 

"Du hast also Anzu bis jetzt nicht nach einem Date gefragt, weil du bereits jemanden hast?"
 

"Ich habe sie nicht gefragt, weil mir unsere Freundschaft vollkommen reicht. Ich sehe Anzu nicht so wie du. Sie ist mir wichtig, ja, doch es ist kein Vergleich mit dem, was du empfindest Yugi. Außerdem hat das nichts damit zu tun, was jetzt ist. Ich hab vor ein paar Wochen den passenden Partner für mich gefunden."
 

"Partner? Heißt das...?"
 

"Ja. Ich hab einen Jungen gewählt, kein Mädchen."
 

Yugi blinzelte überrascht. Er hatte gar nicht gewusst, dass Yami sein eigenes Geschlecht bevorzugte. Im alten Ägypten war so etwas nicht ungewöhnlich, auch wenn ein gewisses Tabu für die Person des Pharaos existierte. Der Herrscher durfte nicht von einem anderen Mann unterworfen werden und seine Kraft gehörte Ägypten und der Dynastie. Allerdings verbat dieses Tabu so ein Verhältnis nicht.
 

"Das kommt etwas unerwartet... Uhm, hast du schon immer mehr Jungs gemocht?"
 

"Wenn ich erlich sein sollte - nein", gestand Atemu mit einem ruhigen Lächeln auf den Lippen. "Aber ich kenne das und bin dem nicht abgeneigt."
 

"Und... wer ist nun an deiner Seite?"
 

"Das, mein Partner, lassen wir für ein anderes Mal. Ich verspreche dir, dass du es bald erfahren wirst. Jetzt ist es wichtiger, dass du dir erlaubst den Schritt zu gehen, den du schon länger gehen möchtest, aber fürchtest."
 

Yugi nickte zustimmend. Sein Partner hatte recht. Wenn er etwas erreichen wollte, musste er handeln.
 

"Versprich mir, dass du dein Bestes geben wirst."
 

"Das werde ich. Danke, Yami."
 

Ein sanftes Lächeln umspielte Yugis Lippen. Ein Lächeln voller Hoffnung...

Ocean Day

Zusammenfassung: Yami und Yugi haben vor am Tag des Meeres schwimmen zu gehen. Aber dann kommt es zu einer unerwarteten Überraschung. Für Yugi...
 

Warnungen: Keine.
 

*-*-*
 

Der Tag war sonnig und warm, perfekt geeignet, um schwimmen zu sehen. Obwohl es Montag war, hatten sie frei. Heute wurde der Tag des Meeres gefeiert - ein wichtiger Tag für alle Japaner. Das Land und seine Kultur waren eng mit dem Meer verbunden. Dieses gab ihnen reichlich Fisch und Meeresfrüchte, ermöglichte ihnen das Handeln mit anderen Völkern und verzauberte sie mit seiner Mystik und unbändigen Kraft. Gleichzeitig damit bestimmte das Meer mit seinen Tsunamis und den starken Winden, die die Küste des Landes erreichten, über Leben und Tod und die Existenz vieler Siedlungen. So wurden an diesem Tag die Geschenke des Meeres geehrt und seine Macht anerkannt, die die Blüte eines ganzen Volkes bestimmte.
 

//Das ist so ähnlich wie die Nilfeste bei uns in Ägypten. Der Nil war dafür verantwortlich, dass wir genug zu essen hatten und seine Flut konnte Segen und Fluch zugleich sein.//, hatte Atemu bei sich gedacht, als sein Partner ihm gestern über dieses Fest erzählt hatte. Yugi liebte es zu schwimmen, was auch auf ihn selbst zutraf. So hatten beide beschlossen an diesem Montag zusammen schwimmen zu gehen und sich so an den festlichen Aktivitäten zu beteiligen.
 

Yami stand bereits unten vor den Treppen und wartete auf den Jüngeren. In der Sporttasche, wo er normalerweise seine Basketballsachen aufbewahrte, gab es nun Wechselkleidung, zwei Tücher, Badeschuhen und Duschuntensilien. Sie fühlte sich ein bisschen leichter an, als sonst und war angenehmer zum Tragen. Er hatte sie geschultert und musste nicht befürchten, dass sein Arm nachher total versteift sein würde.
 

"Partner?"
 

"Ich komme!"
 

Augenblicke später kam Yugi die Treppen heruntergerannt. Er trug einen Rucksack und reichte Yami eine Flasche Wasser.
 

"Das werden wir brauchen", erklärte er dabei. "Ich habe meine auch nachgefüllt."
 

"Ah! Vielen Dank!" Der Pharao steckte die Flasche ein und sah seinen jüngeren Bruder an. "Wollen wir?"
 

"Ja!"
 

Sie verließen das kleine Haus durch den Hintereingang und wurden von der Anwesenheit von Isano und einer großen schwarzen Limousine hinter ihm überrascht. Der Wagen gehörte zweifelsohne der Kaiba Corp, aber ob Kaiba selbst drinnen saß, ließ sich, aufgrund der verdunkelten Fenster, nicht ermitteln.
 

"Herr Yugi Muto. Herr Yami Muto." Isano verbeugte sich respektvoll vor jedem der beiden. "Würden Sie mir bitte folgen? Herr Kaiba erwartet sie in seiner Villa."
 

"Isano?" Yugi war überrascht über dieses plötzliche Auftauchen und sah verwirrt zum Pharao, der seinen Blick erwiderte. Sie wechselten kein Wort, doch sie nickten einander zu, ehe sie sich der Limousine näherten und durch die Tür einstiegen, die ihnen der Fahrer offen hielt. Drinnen machten sie es sich bequem. Es musste wichtig sein, wenn Kaiba Isano mit der Limousine vorschickte, also war es besser nicht groß zu protestieren und nachzufragen.
 

Sie fuhren nach wenigen Augenblicken los. Isano hatte sie alleine gelassen und saß vorne im Beifahrersitz.
 

"Hast du eine Ahnung, was Kaiba von uns wollen würde, Yami?"
 

"Nicht wirklich. Vermutlich aber wieder eine Herausforderung, so wie er immer drauf ist."
 

"Ein Doppelduell? Glaubst du wirklich er würde uns beide herausfordern?" Für Yugi war so etwas unwahrscheinlich, selbst für Kaibas ungewöhnliche Extremen.
 

"Wir sehen das, wenn wir bei ihm sind. Spekulieren wird uns nicht viel in diesem Moment helfen. Hast du dein Deck dabei?"
 

"Ja, immer."
 

"Gut."
 

Yami überschlug die Beine und verschränkte die Arme locker vor sich, während er die vorbeiziehenden Gebäude durchs Fenster betrachtete. Aus den Augenwinkeln konnte er sehen, dass sein Partner, der ihm gegenüber saß, nachdenklich auf den Boden blickte. Er schien zu hoffen den Grund für dieses ungewöhnliche Treffen jetzt entziffern zu können. Der Pharao schmunzelte leicht und widmete seine Aufmerksamkeit der Sachen draußen. Der Grund würde ihn sicherlich überraschen.

Nach einer guten Viertelstunde fuhr der Wagen in den Hof der großen Villa ein und stoppte direkt vor dem Eingang. Der Chauffeur hielt ihnen die Tür auf und beide Champions stiegen aus der Limousine aus. Yugi betrachtete mit großer Faszination die schöne Fassade der Villa, während Yami vorging. Er kannte sich hier schon gut aus und wusste, wohin er musste. Sein Partner beeilte sich ihm zu folgen, um ihn nicht zu verlieren.
 

Sie wurden vom Hausbutler empfangen und durften ihre Schuhe ausziehen, um in bequemen Hausschuhen hineinzuschlüpfen. Er bot an, ihnen das Gepäck abzunehmen, doch beide junge Männer verzichteten darauf. Sie wurden von Isano über einen langen Korridor ins Hausinnere geführt.
 

Die nächste Überraschung kam, als sie raus gingen und bei einem großen Pool im Hinterhof des Anwesens landeten. Ihnen kam Mokuba entgegen, der nur eine Badehose anhatte. Fröhlich winkte er ihnen zu.
 

"Da seid ihr ja! Willkommen in der Kaiba Villa! Zieht euch um und macht es euch auf eine Liege bequem."
 

"Ich versteh nicht", sagte Yugi und sah den kleinen Wüstling überrascht und verwirrt zu gleich an. "Was soll das? Und wo ist Kaiba?"
 

"Na, wir werden eine Runde schwimmen gehen und den Tag des Meeres ehren", erklärte Mokuba und rief über die Schulter: "Hey, Seto! Yami und Yugi sind da!"
 

Der Pharao schmunzelte und schritt zu einer Liege, neben der er seine Sporttasche ablegte. Dann zog er sein T-Shirt ab, so dass nur der Anhänger in Form einer Kartusche mit seinem Namen da blieb und leicht hin und her baumelte.
 

"Hab ich schon mitbekommen. Kein Grund so aufgeregt zu sein, Mokuba."
 

Kaiba kam um die Ecke eine kleinen Gebäudes, was offensichtlich zum Pool gehörte und aus zwei Räumen bestand: ein offensichtlicher Duschraum und einen anderen, bei dem auf einen Dienstraum tippen konnte. Der Firmenchef trug einen dunkelblauen Bademantel mit dem KC-Emblem auf dem Kragen und eine schwarze Mappe.
 

"Danke, Isano." Er reichte seinem Vertrauten die Mappe, der sich verbeugte und von allen verabschiedete.
 

"Wie immer schwer beschäftigt", bemerkte Atemu mit einem amüsierten Grinsen auf den Lippen.
 

"Ich hab dir gesagt, Halbjahrberichte sind ächzend", entgegnete Kaiba locker und näherte sich. "Ich hoffe, du hast nicht vor mit deinen Jeans ins Wasser reinzugehen? Oder muss ich beim Ausziehen nachhelfen?"
 

"Hm, das überlege ich mir noch...", sagte ihm Yami vielsagend. „Was ist mit dir? Sag bloß nicht, du hast unter dem Bademantel deine Alltagskleidung an.“
 

"Herrje. Die beiden sind unmöglich, wenn sie zusammen sind", beschwerte sich Mokuba und blickte dann zum geschockten Yugi, der zu einer Statue erstarrt war. "Ahm, Yugi? Alles in Ordnung?"
 

"Du bist mit Kaiba zusammen?", kam endlich ein Lebezeichen vom jüngeren Duellant. Kaiba und Yami, die sich ziemlich nah standen, um Zweifel an die Aussage zuzulassen, schauten in seine Richtung.
 

"Ich dachte, du hast es ihm bereits gesagt." Seto blickte seinen Freund tadelnd an.
 

"Ich hab ihm nur gesagt, dass ich mit einem Jungen zusammen bin. Das war an sich ein großer Happen. Ich wollte ihm nicht alles auf einmal servieren." Atemu schaute Kaiba kurz an, bevor er zu seinem Partner ging. "Entschuldige, dass ich dir das nicht gleich gesagt habe. Ich wollte dich nicht damit überfordern. Aber deine Vermutung stimmt. Seto ist die Person, von der ich gesprochen hatte."
 

Yugi schaute ihn ungläubig an, dann sah er zu Kaiba und wieder zurück zu ihm. Auf einmal veränderten sich seine Gesichtszüge, wie von jemandem, der Erleuchtung gefunden hatte.
 

"Jetzt hat alles einen Sinn!", rief er dann aus und schüttelte den Kopf. "Ich hätte es wissen müssen!"
 

"Ahm, Yugi, worüber redest du?", fragte ihn Mokuba verwirrt. Yami schien ebenfalls die Antwort auf diese Frage wissen zu wollen. Seto beobachtete sie mit gewisser Vorsicht.
 

"Diese Kämpfe auf der Schule!", erklärte Yugi, der wieder zu sich fand. "Die ganzen Herausforderungen und angeblichen Streitereien zwischen euch, die uns alle mitrissen. Das waren keine einfachen Kämpfe wie sonst, nicht wahr? Es war mehr eine spielerische Jagd."
 

"Erstaunlich gut auf den Punkt gebracht", bemerkte Kaiba. "Auch wenn es gedauert hat, bis die Erleuchtung kam."
 

Seto bemerkte nicht den warnenden Blick, der ihm Atemu zuwarf oder tat so, als würde er ihn nicht sehen.
 

"Na ja. Bei euch ist es nicht gerade einfach zu verstehen, wie ihr diese Schlachten, die ihr führt, wirklich meint." Yugis Rucksack landete neben einer Liege nahe eines kleinen Schattens, der vom kleinen Gebäude an der Rückseite des Pools kam. Daraus holte der junge Duellant ein großes weißes Baumwolltuch heraus und legte es auf die Liege. "Manchmal sieht es wie ein Spiel aus, manchmal aber wie ein Kampf um Leben und Tod."
 

Yami grinste. "So ist es auch gedacht, dass es aussieht."
 

"So ist es auch gemeint", fügte Seto hinzu.
 

Yugi ließ die Aussage kichern und blickte zu seinem Partner an. "Ich nehme an, das hast du gestern Abend damit gemeint, dass wir heute jemand Besonderes treffen werden?"
 

"Mhmm. Ich wollte, dass es eine Überraschung wird."
 

"Sie ist dir auf jeden Fall gelungen." Yugi lächelte warm. „Ich freue mich für euch. Zwischen euch beiden war immer etwas anderes da, als nur reine Rivalität. Jetzt weiß ich was es ist.“
 

Yami und Seto blickten einander verwundert an, sagten aber auf diese Behauptung nichts Weiteres.
 

Die Mitschüler entledigten sich der unnötigen Kleidung und machten es sich auf zwei Liegen am Pool bequem. Mokuba saß bei seinem Bruder und Yugi bei Yami.
 

"Seit wann läuft etwas zwischen euch?", erkundigte sich der jüngere Duellant.
 

"Seit drei Wochen mittlerweile", erzählte Yami. "Es hat nach dem Orientierungslauf angefangen. Aber wir wollten es für eine Weile für uns behalten, bevor wir das euch allen sagen."
 

"Na ja, das hat aber nicht besonders gut geklappt", bemerkte Mokuba mit einem frechen Grinsen. "Ich hab sie einmal in Setos Büro beim Küssen erwischt."
 

Yugi wurde rot um die Nase und räusperte sich dann. "Du weißt es also schon länger?"
 

"Länger wäre übertrieben. Er hat es erst letzten Donnerstag erfahren", klärte Kaiba ihn auf. "Und wir haben beschlossen, dass es besser ist es langsam auch dem Rest zu sagen."
 

"Und wie du weißt, hat sich das Gespräch am Samstag einfach ergeben, auch wenn ich dir nicht gleich sagen wollte, um wen es sich handelt."
 

Jetzt machte Yugi einer Tomate Konkurrenz, als er sich an das Gespräch erinnerte, und beschloss sich hinter seiner Flasche Wasser zu verstecken, die er aus seinem Rucksack geholt hatte. Also tat er so, als würde er ganz viel Durst haben.
 

"Ich dachte mir, es wäre eine gute Idee, wenn wir einen Tag zu viert verbringen", sagte Yami ruhig. "Und da heute ein Feiertag ist und ich und Seto uns treffen wollten, war er gut dafür geeignet. Dann hast du mir diesen Vorschlag mit dem Schwimmen gemacht und alles hat sich ergeben."
 

Alles passte wirklich gut zusammen. Yugi hielt nachdenklich die Flasche Wasser vor sich. Er musste sich gestehen, dass er diese Entwicklung in der Rivalität seiner beiden Freunde zwar nachvollziehen konnte, doch diese ganze Lage hier kam ihm sehr merkwürdig und fremd vor. Vermutlich, weil er Kaiba nie privat so locker erlebt hatte. Der junge Firmenchef hielt sonst immer jeden von sich fern und auf einmal ließ er nicht nur Yami in sein Leben ein, sondern auch ihn.
 

„Ich beiße nicht, falls du das befürchtest“, sagte Seto zu Yugi, der sich in diesem Moment bewusst wurde, dass er ihn anstarrte. Ertappt zuckte er zusammen.
 

„Verzeih…“
 

„Schon gut.“ Seto winkte ab. „Ich kann mir schon denken, was dir durch den Kopf geht. Du kannst mir glauben, dass es für mich ebenso seltsam ist, wie für dich. Aber das ist, was Yami aus uns beiden gemacht hat.“
 

Yami runzelte die Stirn und blickte seinen Freund verwundert an. Er schaute dann zu Yugi, der zuerst auch überrascht war, aber dann zu verstehen schien, was Seto meinte. Ein sanftes Schmunzeln umspielte seine Lippen und er nickte.
 

„Das stimmt. Er hat uns stark verändert. Zum Guten.“
 

„Ja, ohne Yami wären wir sicherlich nicht hier“, stimmte Mokuba mit einem kräftigen Nicken zu und schaute zum Pharao. „Danke, Atemu. Für alles.“
 

Der Pharao blinzelte und wusste nicht, wie er auf diese Lage reagieren sollte. Nun aber verstand er, worauf alle hinauswollten. Leicht nickte er.
 

„Gern geschehen. Auch, wenn ich das Gleiche zurückgeben kann. Ohne euch hätte ich mein Schicksal nie erfüllen können.“

Starke Bindungen konnten wirklich alles verändern. Sie waren wichtig im Leben, denn sie machten das Leben aus, genauso wie Gefühle wie Freundschaft, Vertrauen und Liebe.
 

„Jetzt aber gehen wir alle schwimmen!“, sagte Mokuba und sprang euphorisch von seinem Platz. „Lasst uns Spaß haben!“

Er schnappte nach Yugis Hand und zerrte ihn von seinem Platz hoch in Richtung Pool.
 

„Mokuba, warte! Uff!“
 

Ein lautes Platschen ertönte und beide landeten im Wasser. Seto und Yami sahen ihnen zuerst verwundert nach, bevor sie in ein schallendes Gelächter verfielen.
 

„Komm, lass uns zu ihnen stoßen, sonst landen wir mit Sicherheit auch so unbeholfen im Wasser wie Yugi.“
 

Yami stimmte seinem Freund zu. „Das wird ein lustiger Familientag.“

Party preparations

Zusammenfassung: Yugi und Co bereiten die Geburtstagsparty für Yami vor, während dieser ein spontanes Date mit Seto hat...
 

Warnungen: Keine
 

*~*~*~*
 

Kaiba war froh nicht Zuhause zu sein. Er wollte sich nicht vorstellen, wie es gerade in der Villa aussah, während Yugi und Co die Geburtstagsparty für den Pharao vorbereiteten. Vermutlich herrschte Chaos pur, doch das war in diesem Moment irrelevant. Er wurde von den anderen damit beauftragt Yami zu beschäftigen, wobei sicherlich alle außer Yugi und Mokuba vermuteten, dass er und Yami sich in der einen Stunde duellieren würden. Allerdings waren die Rivalen nicht mal in einer Arena. Stattdessen hatte er seinen Chauffeur beauftragt sie zum Strand zu fahren, wo sie gerade barfuß und mit den Schuhen in einer Hand der Küste entlang schritten. Er spürte die warmen Sonnenstrahlen und den nassen Sand unter den Füßen, hörte das gleichmäßige Rauschen der Wellen und den lauten Ruf der Silbermöwen und nahm Yamis Präsenz deutlich neben sich wahr, die diesen Moment alles vollkommen machte.
 

Zwischen ihnen herrschte eine entspannte Stille. Man brauchte nicht immer mit einander zu reden. Manchmal reichte es einfach zu sein und das genossen sie gerade eindeutig. Ein spontanes Date, was sie mit offenen Armen begrüßten.
 

„Das Rauschen der Wellen ist so beruhigend“, sagte Yami nach einer Weile und blieb stehen. Sein Blick glitt über das in der Sonne glänzende klare Wasser. Seto war mit ihm stehen geblieben und ließ ebenfalls sein Blick wandern. „Es schon zu hören entspannt sofort, aber zu spüren, wie die Wellen auf die Küste einschlagen und sich dann zurückziehen – es ist, als würde das Meer die ganzen Sorgen und unruhigen Gedanken wegspülen.“
 

Seto schmunzelte über diese Aussage. Wie immer sprach ihm Yami aus der Seele, was er immer noch etwas unheimlich fand, doch er hatte sich mittlerweile daran gewöhnt. Es stimmte wohl nicht, dass so ein Phänomen nur bei alten Paaren antraf. Bei ihm und Yami passierte das jetzt und ihre Beziehung war in seinen Augen noch jung. Dabei entwickelte sich das auf natürliche Art und Weise, als müsste es so sein.
 

Sie kamen sich mit jeder weiteren Minute, die sie zusammen verbrachten, näher. Näher, als Seto dachte, dass er eine Person an sich heranlassen konnte. Seit dem Unfall vor mehr als zehn Jahren war sein Vertrauen in anderen Personen stark gesunken. Seine Welt hatte sich um Mokuba gedreht und nur seinem Bruder hatte er sich öffnen können. Aber er hatte mit Atemu nicht gerechnet gehabt. Dieser hatte sich bemüht wirklich seine Weltansicht zu verändern.
 

//Und ich fürchte, dass er damit nicht aufhören wird.//
 

Er hatte keine Ahnung, was dann aus ihm werden würde. Was aber auch immer auf ihn zukam, er konnte jetzt vor sich selbst gestehen – er würde es überstehen, gerade weil er nicht alleine war.
 

„Ich wusste nicht, dass dein Kopf eine Aufräumaktion braucht“, durchbrach Kaiba endlich seine eigene Stille.
 

Die Worte ließen Atemu amüsiert grinsen. „Vermutlich braucht er sie genauso wie deiner im Moment.“
 

„Sicherlich nicht. Da herrscht perfekte Ordnung.“
 

„Natürlich.“
 

Eine sanfte Brise brachte einen erfrischenden Windzug. Yami schloss die Augen und genoss seine sanfte Berührung auf der Haut.
 

„Wirst du es ihnen heute sagen?“
 

Er öffnete die Augen und sein Blick glitt über die Wellen. Er antwortete nicht sofort. „Vermutlich. Wenn sich ein passender Moment ergibt.“
 

„Wenn es keinen gibt, wirst du abwarten.“ Man merkte an der trockenen Stimme, dass Seto ihm diese Aussage nicht abkaufte. Der junge Firmenchef kannte ihn einfach besser als manch andere behaupteten. Er hatte ein wunderbares Gespür für Kleinigkeiten, die von Bedeutung waren. Er ließ allerdings den Rest der Welt glauben, dass er weniger wusste, als real der Fall war. Das war ein wunderbarer Weg andere dazu zu bringen mehr von sich und ihrem Vorhaben zu offenbaren, als sie ursprünglich wollten. Die Strategie kannte Atemu zu gut. Er war den gleichen Prinzipien gelehrt worden.
 

„Unwahrscheinlich. Ich bezweifle, dass es einen besseren Moment geben wird. Wir sind heute unter uns und das ist die Beste Gelegenheit. Außerdem erklärt sich so am besten, warum ich heute mit Yugi bei dir übernachten werde. Außer, natürlich, du hast eine bessere Idee dafür?“
 

„Wenn du deine Freunde fragst, wird diese Erklärung genauso verrückt erscheinen, wie jede andere, die mir einfallen wird, also ist es egal, was ich dazu sagen kann.“
 

Unsere Freunde.“ Zur Betonung des Wortes kam auch Yamis kraftvollen Blick, der ihm immer durch die Haut ging, auch wenn er sehr darauf konzentriert war, ihn das nicht wissen zu lassen. „Ich dachte, wir hatten das bereits geklärt.“
 

Daran erinnerte sich Kaiba nur zu gut. Atemu war unglaublich stur und wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, war er mindestens genauso schlimm wie er selbst. Das Gespräch am Mittwochnachmittag war sehr lange gewesen. Ein zweites von dem Kaliber brauchte er mit Sicherheit nicht.
 

„Nun gut, unsere Freunde, wenn du es so genau haben willst. Ich wette sie werden begeistert sein, wenn sie erfahren, dass wir zusammen sind.“
 

„Kaiba…“ Yami wechselte immer so die Ansprache in Momenten, wo er mit seinen Aussagen dabei war sich in Gebieten zu wagen, wo er nichts verloren hatte. Natürlich wusste er, dass er den Sarkasmus weglassen sollte, wenn sie so ein Thema besprachen, doch dieses angespannte Gefühl in seinem Inneren wollte nicht locker lassen. Das nervte ihn schon die ganze Zeit, auch wenn er sich große Mühe gab es zu ignorieren. Er war auf der Hut, ohne dass etwas dafür passiert war.
 

Das erkannte sein Freund vermutlich schnell, denn er ließ die Hand sanft und beruhigend über seinen Oberarm streicheln. Seto konnte nicht anders, als in seine Richtung zu blicken.
 

„Vertraue mir. Es wird alles gut gehen.“
 

Er vertraute ihm. Wer würde es an seiner Stelle nicht? Für Yami hatte er seine eigene Seele geopfert und der Pharao hatte nicht nur das Opfer angenommen, sondern auch seine Seele gerettet. Erneut. Jemand, der nach so einer Geste Yami nicht vertrauen konnte, müsste nicht nur dumm, sondern auch ziemlich dämlich sein.
 

„Lass uns weitergehen.“ Mehr sagte Seto darauf nicht. Er ahnte, dass sein Freund wusste, was er nicht ausgesprochen hatte. Der wissende Blick dieser violettroten Augen war Beweis genug dafür.
 

Sie setzten ihren Weg fort. Bald erreichten sie eine Stelle, wo die Wellen in ein paar Steine einschlugen und dabei eine Menge weißer und rauschender Schaum erzeugten. Sie kletterten auf ein paar dieser Steine und setzten sich nebeneinander hin.

Sie genossen die warme Sonne und die Gesellschaft des jeweils anderen. Und das an Yamis echten Geburtstag.
 

Er war Yugi definitiv einen Gefallen schuldig. Dessen Idee war es, dass er Yami mit einem „Duell“ ablenkte, so dass die Freunde die Party in aller Ruhe vorbereiten konnten. Alle hatten angenommen ohne zu ahnen, dass ihm das mehr als nur entgegen kam.
 

Seto blickte in Atemus Richtung. Der Pharao hatte leicht den Kopf in den Nacken gelehnt und die Augen geschlossen. Seine Gesichtszüge waren entspannt und ein zufriedenes Lächeln umspielte seine Lippen. Er streckte sich unbewusst der angenehmen Brise entgegen und Seto verspürte den Drang ihn zu berühren. Er wollte ihm nah sein… näher als in diesem Moment… nein, er wollte… er wollte ihn komplett einnehmen und wieder sein eigen nennen.
 

Er drehte sich um. Seine Hand glitt über Atemus Wange und fuhr sanft ihre Konturen nach. Die violettroten Augen öffneten sich nur ein kleines Stück und der sanfte Blick ließ ihn schaudern. Das Lächeln des Pharaos brachte sein Herz wieder zum Rasen.
 

Atemu war glücklich und das war vermutlich das Geburtstagsgeschenk, was er sich von ihm wünschte. Er hatte es nie wirklich so formuliert, aber Kaiba wusste es nun.
 

Er war ihm wichtig.
 

Sein warmer Atem streifte Yamis Gesicht. Ihre Lippen waren einen Hauch davon entfernt sich zu berühren, als Mokubas fröhliche Stimme über seinen, im Kragen des Mantels eingebauten, Kommunikator erklang:
 

„Hey, Jungs! Ihr könnt das Duellieren für später lassen, wir sind fertig! Ihr könnt heim kommen!“
 

Sie fuhren auseinander und brauchten einen Moment, um sich vor dem Schreck zu erholen. Sie sahen einander nur schweigsam an, bis sie ihre Ruhe fanden und Seto sich zurückmeldete:
 

„Wir fahren gleich los.“
 

„Gut! Bis gleich, großer Bruder!“
 

Die wundervolle Stimmung und ihre ruhige Zweisamkeit waren damit vorbei, was Seto sehr bedauerte. Er blickte wieder seinen Freund an und merkte, dass er immer noch das gleiche Verlangen danach hatte ihn zu küssen, auch wenn etwas abgeebbt. Trotzdem zwang er sich dazu nach seinen Schuhen zu greifen und aufzustehen.
 

„Scheinbar müssen wir los.“ Das war mehr eine Feststellung von Atemu, dessen Blick er gerade auf sich spürte. Seto kletterte von der felsigen Formation herunter und blickte in die Ferne.
 

„Scheinbar.“
 

Er hörte das entspannte Rauschen der Wellen und doch war er wieder unruhig. Vermutlich reagierte er deshalb so, als würde er gleich wegrennen wollen. Wegrennen vor das, auf noch auf ihn zukam.
 

„Seto?“
 

Kaiba drehte sich um. Er konnte nicht so schnell reagieren, als Yamis Hand zu seinem Kragen schoss, den Stoff ergriff und ihn zu sich herunterzog. Hungrige Lippen nahmen seine ein und forderten ihn zu einem heißen Kampf heraus, der komplett seine ganzen Sinne einnahm. Yami drängte ihn zurück, räuberte ihn und ließ ihn ohne Atem und ohne Ruhe zurück.
 

„Heute Abend will ich mehr davon.“
 

Das verheißungsvolle Versprechen, geflüstert mit tiefer, erotischer Stimme, jagte ihm einen kräftigen Schauer über den ganzen Rücken. Er leckte sich unbewusst über die Lippen und sah das unverschämt freche und triumphierende Grinsen seines Freundes.
 

„Vielleicht bekommst du mehr davon, Pharao.“ Seto würde nicht Seto heißen, wenn er nicht eine Antwort auf diese Herausforderung parat hätte. Er verlor ungern einen Kampf, selbst wenn es nur ein verbaler war.
 

„Mit Sicherheit.“ Atemu ließ von ihm ab und schritt wieder den Weg zurück. Kaiba sah ihm ein paar Augenblicke nur schweigsam nach und bewunderte die selbstbewusste Haltung des gut gebauten auch wenn kleineren Körpers seines heißen Lovers. Auch wenn er in der heutigen Zeit lebte und seine Haut nicht mehr diesen schokoladenbraunen Teint besaß, hatte der Pharao nichts von seiner mächtigen königlichen Ausstrahlung eingebüßt.
 

Seto gestand, dass er sich nicht satt sehen konnte.
 

Er kontaktierte den Chauffeur und setzte sich in Bewegung, um aufzuschließen. Minuten später waren sie auf den Weg zurück zur Kaiba Villa, wo sie bereits sehnsüchtig von den anderen erwartet wurden.
 

„Da seid ihr ja!“ Mokuba empfing sie direkt an der Tür und winkte sie herein. Im Vorraum zogen sie beide die Schuhe aus und schritten in Richtung Wohnzimmer. Das aufgeregte Flüstern ihrer Freunde drang in den Flur hinein.
 

Seto sah Yami schmunzeln, bevor er nach Mokuba den Raum betrat und von einem lauten und fröhlichen „Alles Gute zum Geburtstag, Atemu!“ begrüßt wurde. Dieses wurde dann von einem lauten Knall begleitet und jede Menge glitzerndes Konfetti regnete auf ihnen herab. Obwohl sich Seto Mühe gegeben hatte nicht allzu nah an den Pharao zu sein, bekam er eine Ladung Herzchen und Sternchen verpasst, die auf seinem weißen Mantel wunderbar herausstachen. Er blickte an sich herab und verzog kurz das Gesicht, um dann mit der Hand zu versuchen das Zeug loszuwerden. Dabei fiel ihm auf, dass Mokuba sich taktisch rechts von der Tür positioniert hatte.
 

„Du hättest etwas sagen sollen“, murrte er, während sein kleiner Bruder breit grinste.
 

„Und die ganze Überraschung ruinieren? Geht gar nicht. Aber gib es zu, Yami steht das Konfetti.“
 

Im Vergleich zu ihm trug der Pharao ein schwarzes ärmelloses Oberteil und wirkte nun wie ein Pop Star, der mit Absicht glitzernde Elemente auf seine Kleidung angebracht hatte, um mehr aufzufallen. Seto konnte gar nicht anders, als zu schmunzeln.
 

Yugi und die anderen versammelten sich um Atemu, um ihm persönlich zum Geburtstag zu gratulieren. Sein Freund schien sich nicht wirklich die Mühe machen zu wollen, das Konfetti loszuwerden. Stattdessen nahm er die Glückwünsche an und sah bewundernd zu dem schön geschmückten Wohnzimmer. Von der Decke hingen bunte Kasudama-Bälle herab, der Tisch war gedeckt mit leckeren kleinen Mahlzeiten nach japanischer Tradition und geschmückt mit einfachen Ikebana-Kreationen und im Raum war eine große Fläche eingeräumt, wo sie tanzen und Spiele spielen konnten. Es gab auch Ballons und natürlich eine große leckere Geburtstagstorte.
 

„Wir wussten nicht wie alt du wirklich wirst, deshalb haben wir nur eine Kerze genommen“, erklärte Anzu, als Atemu näher trat und sich alles genauer ansah. Er blickte sie an und lächelte.
 

„Wenn man davon absieht, dass ich mehr als einige tausend Jahre eingesperrt im Puzzle war, wäre das mein 19. Geburtstag gewesen. Aber halten wir uns an das, was in meinen Dokumenten steht. Ich bin 18.“
 

„Dann, alles Gute zum 18. Geburtstag!“, sagte Anzu und reichte ihm ein Glas Orangensaft.
 

„Lasst uns einen Tost aussprechen!“, rief Ruyji enthusiastisch von der Seite auf. Das brachte alle dazu sich einen Glas Saft zu nehmen und sich um den Pharao zu sammeln.
 

„Für den Pharao und unsere Freundschaft!“ Es war Yugi, der den Tost aussprach und damit Yami angenehm überraschte. Dieser lächelte sanft.
 

„Für den Pharao und unsere Freundschaft!“, wiederholten alle und prosteten Atemu zu.
 

„Vielen Dank, Freunde.“ Atemu nahm einen kleinen Schluck vom fruchtigen Getränk und wandte sich dann an die Gruppe. „Ich bin glücklich mit eurer Freundschaft gesegnet worden zu sein. Ohne euch wäre ich heute nicht hier. Danke.“
 

Eigentlich waren sie alle gesegnet. Atemus Erscheinen in dieser Zeit hatte sie alle sehr verändert. Sie waren allesamt bessere Menschen geworden. So ein Geschenk konnte nur vom Leben selbst kommen. Vielleicht auch von Gott, je nachdem wie man es sah.
 

Plötzlich erklang fröhliche und rhythmische Partymusik. Mokuba hatte die Stereoanlage aufgedreht.
 

„Los Leute! Es ist Party-Zeit!“, rief er fröhlich in den Raum. Seinem Ruf wurde zustimmend geantwortet.
 

So fing Atemus erste richtige Geburtstagsparty an…

Truth or dare?

Der Geburtstag des Pharaos war voll im Gange.
 

Ryuji füllte sein Glas mit der verbliebenen Fanta und wollte gerade die Flasche entsorgen, als ihm etwas einfiel. Er grinste und ging zurück zu seinen Freunden, die gerade ihre letzte Runde Daifugo spielten. Besser gesagt Kaiba, Yami, Yugi, Jonouchi, Bakura und Honda spielten das, während Mokuba, Anzu und Shizuka ihnen dabei zusahen.
 

„Du verdammter reicher Schnösel!“ Katsuya lehnte sich frustriert in seinem Stuhl zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. Er war wieder letzter und diese Runde gehörte Kaiba. Er hasste es, wenn er gegen den jungen Firmenchef verlor.
 

„Ein Loser, bleibt eben ein Loser“, kommentierte Seto nur, während er die Karten aufsammelte und mischte. Die Runde hatte er knapp um einen Punkt gewonnen. Yami saß ihm die ganze Zeit im Nacken und ließ ihn keine einzige Sekunde ruhen. Der erste Platz mit dem Titel „Daifugo“ wechselte ständig zwischen beiden hin und her. Ab und an konnte Yugi mitmischen, während für Hiroto, Ryo und Katsuya sich damit begnügen mussten, die ersten zwei Positionen im Spiel nie erreichen zu können. Es war schwer gegen drei Könige der Spiele anzutreten und dann auch noch zu gewinnen.
 

„Ich bin kein Loser!“ Katsuya warf Kaiba einen giftigen Blick zu und funkelte ihn wütend an.
 

„Das Spiel sagt etwas anderes“, warf Seto ein und spürte kleine Nädelchen über seine Haut rieseln. Das Gefühl kannte er nur zu gut und er wusste mit absoluter Sicherheit, wer ihn gerade mit einem durchdringenden Blick anstarrte. Nur ein Mensch in diesem Raum konnte ihn so beeinflussen und das war Yami.
 

„Hey, Leute!“, mischte sich Ryuji mit guter Laune ein, bevor die Sache zwischen den beiden Erzrivalen eskalierte. „Wie wäre es mit einem lockeren und lustigeren Spiel? Lust auf Wahrheit oder Pflicht?“
 

Sie blickten ihn an und er wedelte einladend mit der Flasche. „So können wir alle mitmachen.“
 

„Mich könnt ihr ausschließen“, sagte Seto ruhig, während er die Karten in die Packung einsteckte. „Ich mache bei so einem Kindergartenspiel nicht mit.“
 

„Ach, der Herr zieht sich zurück? Angst, dass wir dich in so einem einfachen Spiel überlisten können?“
 

Der Firmenchef warf Katsuya, der ihn herausfordernd anschaute, einen eisigen Blick zu. „Überlisten? Du mich? Träum weiter. Deine Intelligenz hat das Niveau eines Affen beim besten Willen.“
 

„Was…? Dir zeig ich es!“ Jonouchi sprang von seinem Platz auf, wurde aber von Hiroto festgehalten.
 

„Jou, lass dich nicht so von ihm provozieren.“
 

„Dem reichen Schnösel zeig ich es gleich, wer eine Affengedächtnis hat und wer nicht!“
 

„Das will ich sehen, wie du das hinbekommen wirst, Jonouchi.“
 

„Kaiba…“ Der warnende Unterton gehörte Yamis Stimme und Seto merkte, dass er instinktiv inne hielt. Er sagte nichts weiter und schaute nicht in Yamis Richtung. „Jonouchi, beruhige dich. Ich will keinen Streit zwischen Freunden an meinem Geburtstag haben.“
 

„Yami hat Recht. Ihr solltet euch benehmen“, stimmte Anzu mit einem Nicken zu. Jonouchi grummelte, doch er widersprach nicht. Trotzdem blickte er den jungen CEO so an, als würde er ihn gleich erschießen.
 

„Ryujis Vorschlag klingt gut. Lasst uns das Spielen, Freunde.“
 

Dieses Mal stimmte jeder ausnahmslos zu, da es Yamis Wunsch war. So standen sie vom Tisch auf und setzten sich in einem Kreis auf dem Boden der improvisierten Tanzfläche hin. Seto war froh zwischen Yugi und Shizuka zu sitzen, während Yami es sich zwischen Jonouchi und Ryou ihm gegenüber bequem machte. Hiroto und Mokuba saßen zu seiner rechten und Ryuji und Anzu zu seiner linken.
 

Ryuji legte die Flasche im Zentrum des Kreises und sah in die Runde. „Wer fängt an?“
 

„Ich kann gerne den Anfang machen.“ Ryo lächelte und setzte sich auf, um nach der Flasche zu angeln und sie zu drehen. Sie kam nach wenigen Augenblicken zum Stillstand und zeigte mit dem Deckel auf Kaiba.
 

„Na wunderbar“, schnaubte dieser unzufrieden, bevor sein Blick auf Ryou ruhte. Dieser lächelte ihn freundlich an.
 

„Wahrheit oder Pflicht?“
 

„Pflicht“, sagte Seto ohne zu überlegen. Das war ihm lieber, als sich mit irgendwelchen dummen Fragen löchern zu lassen. Auch wenn er Ryo nicht wirklich als jemanden einschätzte, der dumme Fragen stellen würde. Aber sicher war sicher.
 

„Hmmm.“ Ryo blickte ihn nachdenklich an, während er versuchte zu ermitteln, was er von ihm verlangen konnte.
 

„Ryo, lass ihn leiden!“
 

„Jonouchi!“ Anzu gab Katsuya einen ihrer berühmt berüchtigten Blicke, der ihn dazu brachte seine Klappe zu halten. Ryo streifte den Raum mit einem Blick, bevor sich sein Gesicht aufhellte und er sich an Kaiba wandte.
 

„Tanze mit Shizuka zu einem Lied aus der letzten CD, die wir gehört haben!“
 

„Ryo!“ Honda und Otogi sprangen vor Empörung von ihren Plätzen auf, während Jonouchi Bakura geschockt anstarrte. Seto hingegen runzelte verwundert die Stirn, protestierte aber nicht und stand auf.
 

„Ich mache die Musik an!“, schlug Mokuba vor und rannte zum CD Player. Das amüsierte Grinsen, das seine Lippen umspielte, verhieß nichts Gutes. Das bemerkte aber nur Yugi, der ihm hinterher sah.
 

„Shizuka?“
 

Die Angesprochene zuckte zusammen und schaute hoch. Seto hielt ihr seine Hand ihn und sah sie neutral mit seinen saphirblauen Augen an. Unsicher und schüchtern erwiderte sie den Blick.
 

„Ähm… also… Ich kann nicht tanzen“, sagte sie kleinlaut und entschuldigend. Sie biss sich leicht nervös auf die Unterlippe.
 

„Das ist kein Problem. Ich werde dich führen“, versicherte ihr der Firmenchef mit ruhiger Stimme. Sie sah zwischen seinem Gesicht und seiner Hand hin und her, bevor sie nickte und ihre Hand in seiner legte. Er half ihr aufzustehen, während er Rest der Gruppe sich an einer Seite auf der improvisierten Tanzfläche versammelte. Hiroto und Ryuji warfen Ryou bereits Todesblicke zu, während Katsuya angespannt die Szene verfolgte.
 

Plötzlich erklang eine sanfte Ballade, was wieder für große Aufregung unter Shizukas Verehrern sorgte.
 

„Mokuba!“, rief Hiroto aufgebracht und funkelte den jüngeren Kaiba warnend an.
 

„Du kleiner Dämon!“, brummte Ryuji unzufrieden, während er eifersüchtig zu Kaiba und Shizuka blickte.
 

„Ryo hat gesagt zu einem Lied. Er hat nicht gesagt welches“, sagte Mokuba zu seiner Verteidigung, aber man konnte sehen, dass die Wahl ihm alles andere als Leid tat.
 

„Shh! Hört auf zu streiten und lasst sie tanzen!“, mischte sich Anzu ein, die mit gewissem Interesse zum Tanzpaar blickte. So wie Seto sich aufgeführt hatte, schien er sich seiner Sache sicher zu sein, also musste er tanzen können. Zugegeben das machte die junge Tänzerin neugierig. Sie hatte ihn nie tanzen gesehen.
 

„Uhm…“ Shizuka wusste nicht, wie sie anfangen sollte.
 

„Schließe die Augen“, sagte Kaiba mit ruhiger und sicherer Stimme. Sie blinzelte kurz und tat, was er von ihr verlangte. „Höre der Melodie zu.“
 

Sie nickte und konzentrierte sich auf die Musik. Die Melodie war wunderschön sanft und einfühlsam. Unerwartet für sie und mit einer bestimmenden, aber sehr sanften Bewegung, legte Seto ihre Hand um seinen Nacken und die andere auf seine Brust. Seine Hand glitt geschmeidig in ihren Rücken ein Stück über die Taille und er setzte sich langsam in Bewegung, passend zum Takt des Liedes. Mit Leichtigkeit führte er sie über die Tanzfläche. Shizuka war selbst überrascht, dass sie sich so frei mit ihm bewegen konnte – sie hatte eher gedacht, dass sie über ihre eigenen Füße stolpern würde, was ihr aber zum Glück nicht passierte.
 

„Siehe mich an, nicht den Boden.“
 

„Ah, entschuldige.“
 

Ihr Tanz wurde mit gewissem Interesse und leichter Anspannung verfolgt. Yami beobachtete seinen Freund, während ein warmes Schmunzeln seine Lippen umspielte. Seto bewies mal wieder, dass er sehr wohl ein gutes Gefühl für Takt und Rhythmus hatte. Wenn er daran dachte, wie ihre gemeinsamen Schäferstündchen aussahen, wunderte ihn das überhaupt nicht. Kaiba besaß Talente, von denen er kaum etwas wusste und das lag vermutlich hauptsächlich darin, dass sein Freund nicht alles von sich Preis gab. Man wusste über ihn nur das, was Seto bewusst einen wissen ließ, und das war der Grund, weshalb ihn viele unterschätzten. Der Firmenchef hatte sich vielseitig bewandert herausgestellt und das hatte den Pharao angenehm überrascht, sowie einiges bezüglich seiner Person erklärt. Zum Beispiel die Sache mit seiner Beweglichkeit und Ausdauer, die damit verbunden waren, dass Seto gut im Kampfsport war. Und so, wie er gerade locker mit Shizuka tanzte, war zu vermuten, dass ihm jemand das Tanzen beigebracht haben musste und zwar auf professioneller Ebene. Vielleicht sollte er später seinen Freund darauf ansprechen.
 

Das Lied klang sanft aus und Seto ließ seine Tanzpartnerin sich um ihre eigene Achse drehen, bevor er mit einer geschmeidigen Bewegung ihren Körper nach hinten neigte und ihr danach half sich langsam wieder aufzustellen. Für einen Moment waren sie sich ungewöhnlich nah. Shizukas Herz klopfte aufgeregt und sie fühlte ihre Wangen warm werden, doch Kaiba ließ sanft von ihr ab und trat zurück.
 

„Uhm, danke“, sagte sie schüchtern und schenkte dem Firmenchef ein sanftes Lächeln. Ein schweigsames Nicken kam als Antwort. Seto wandte sich ab und ging zurück zu seinem Platz. Dabei spürte er die ganze Zeit die stechende Blicke von Hiroto, Ryuji und Jonouchi in seinem Rücken, die es vermutlich bewirken wollten, dass er tot umfiel.
 

„Das war toll!“, sagte Anzu und klatschte begeistert in die Hände. Ryo und Yugi stimmten ihr sofort zu.
 

„Guter Tanz, großer Bruder!“, schloss sich Mokuba dem Lob an und nahm neben Honda Platz. Kaiba antwortete nicht. Sein Blick ruhte kurz auf Atemu, bevor er sich selbst neben seinen Rivalen niederließ.
 

„Spielen wir weiter. Ich bin dran“, forderte er die Gruppe dazu auf, sich wieder im Kreis zu setzen. Er lehnte sich vor, griff nach der Flasche und drehte sie einmal. Sie blieb nach wenigen Atemzügen stehen und deutete auf Anzu.
 

„Wahrheit oder Pflicht?“
 

„Uhm, Wahrheit“, sagte Anzu nach kurzem Zögern. Bei Kaiba wollte sie es nicht riskieren Pflicht zu nehmen. Wer wusste schon, was diesem einfiel, was sie später bereuen würde gemacht zu haben. Sie traute ihm absolut zu, dass er die gemeine Seite seiner selbst dabei herausbrachte.
 

Seine dunklen blauen Augen ruhten auf ihr und schienen sie erforschen zu wollen. Sie biss sich leicht auf die Unterlippe. Dieser stechende Blick barg etwas, was ihr nicht gefiel. Hätte sie doch lieber Pflicht nehmen sollen?
 

„Würdest du mit Yugi ausgehen? Zu einem richtigen Date?“
 

Anzu starrte ihn mit großen Augen an, während Atemus kleiner Bruder rot wie eine Tomate wurde. Die beiden waren aber nicht die einzigen, die überrascht von der Frage waren. Atemu neige interessiert den Kopf in ihre Richtung.
 

„Also…“, fing die junge Tänzerin an und versuchte nach einer passenden Antwort zu finden. Sie spürte, dass ihre Wangen ebenfalls warm wurden. Es fiel ihr schwer diese Frage zu beantworten, wenn Yami und Yugi sich im gleichen Raum befanden. Trotz Gespräch mit dem Pharao wusste sie, dass sich ihre Gefühle für ihn noch nicht gelegt hatten. Gleichzeitig aber konnte sie auch nicht abstreiten, dass sie Yugi sehr, sehr gern hatte.
 

„Das würde ich“, sagte sie schließlich, blickte Kaiba kurz an, bevor sie sich vorlehnte und nach der Flasche griff, um sie ihrerseits zu drehen. Sie wagte es kaum in Yugis oder Yamis Richtung zu schauen. Seto schien aber mit der Antwort zufrieden zu sein, denn er lehnte sich zurück und ließ sie machen, ohne weiter nachzubohren.
 

Nun blieb die Flasche auf Ryuji stehen.
 

„Wahrheit oder Pflicht?“ Anzu war froh, dass sie wieder das Rückgrat in ihrer Stimme gefunden hatte und sie deutlich und stark klang. Sie gab es ungern zu, aber Kaibas Frage hatte sie stark verunsichert. Vor allem, warum fragte er so etwas?
 

„Pflicht“, beeilte sich Ryuji zu sagen und sah sie erwartungsvoll und ein wenig keck an. Anzu zog die Augenbrauen leicht zusammen und verspürte das Bedürfnis Otogi eins auszuwischen, doch sie ließ es ganz schnell. Eigentlich konnte dieser nichts dafür, dass Kaiba sie in so einem Gefühlswirbel geworfen hatte. Nächstes Mal, versprach sie sich, würde sie beim Firmenchef Pflicht nehmen.
 

„Nun gut“, sagte sie nach einer kleinen Weile der Überlegung. Sie tippte sich nachdenklich mit dem Zeigefinger an das Kinn, bevor ihr etwas Passendes einfiel. Ein Lächeln erschien auf ihren Lippen und Ryuji blickte sie neugierig an. „Ich hab´s! Wir hatten jetzt eine schöne Tanzvorführung, also ist es Zeit zum Singen. Mokuba, ihr habt doch Karaoke-Lieder?“
 

„Selbstverständlich, Anzu. Warte, ich hol die CDs heraus und baue alles im Spielzimmer auf.“
 

„Ich helfe dir“, schlug Yugi vor und stand auf, um dem jüngeren Kaiba zu folgen.
 

„Dann gehen wir alle hin!“, forderte Anzu die Freunde auf. Ryuji schien sich nicht groß davon zu stören, dass er singen musste. Er hatte Pflicht nicht gewählt, um sich im Nachhinein zu beschweren, dass er etwas nicht machen konnte oder wollte. Er fand an diesem Spiel sowieso den Part mit der Pflicht interessanter, als die prickelnden Fragen, die meist gestellt wurden.
 

Das Spielezimmer der Kaibas war groß und hatte alles, was das Herz begehrte: über PC-Spiele zu Video- und Konsolen- Spiele gab es alles, was man sich vorstellen konnte. Dazu standen PC-Gamer Konfigurationen, ein großer Flachbildschirmfernseher für Video Spiele, eine bequeme Sitzecke und zur Überraschung vieler – ein großes Regal, vollbepackt mit einfachen Brettspielen.
 

„Wow, ihr habt es aber schön hier“, sagte Hiroto bewundernd.
 

„Irre, ihr habt so viele Spiele? Wann spielt ihr die denn, Mokuba?“ Katsuya stand vor einem Regal und betrachtete fasziniert eine Spielpackung von der Reihe Far Cry.
 

„Meistens an Feiertagen, aber auch an Release Dates“, erklärte Mokuba, während er mit Yugi alles für die Karaoke Runde vorbereitete. „Schließlich müssen wir als erfolgreiches Spielunternehmen wissen, was die Konkurrenz anbietet.“
 

„Ich sehe VR ist auch kein Fremdwort für euch“, bemerkte Ryuji, der die ultramoderne VR-Brille in der Vitrine neben dem Fernseher beäugte. Im Raum herrschte perfekte Ordnung und alles war sauber gehalten. Ohne Zweifel kümmerte sich die Dienerschaft der Familie darum, aber beeindruckend war es alle Male.
 

„Als würde es. VR liegt bereits im Kern der neuen Technologien“, sagte Kaiba nur dazu. Ryuji warf ihm einen interessierten Blick zu. Könnte es sein, dass Kaiba Corp. bereits diese Technologie in ihren Produkten integrierte?
 

„Klingt so, als würdest du daran arbeiten“
 

Der Firmenchef sah ihn nur für einen Moment an, doch er antwortete nicht direkt darauf. „Du hörst eindeutig seltsame Sachen, Otogi.“
 

Der Dungen Dice Master grinste nur frech, sagte aber nichts weiter. Seine Aufmerksamkeit lag auf Anzu, die sich die Karaoke-Lieder Auswahl besah.
 

„Etwas gefunden, Mazaki?“
 

„Mhmhm. Eindeutig. Beautiful Liar von Beyonce und Shakira. Da es ein Duett ist, wirst du Hiroto dazu nehmen.“
 

„Was? Warum ich?!“ Hiroto war nicht gerade begeistert singen zu müssen, vor allem weil er nicht Pflicht gewählt hatte. Doch es wirkte nicht so, als würde sich Anzu einfach von der Idee abbringen lassen.
 

„Ach, kommt schon Jungs! Ihr wollt doch Shizuka nicht enttäuschen! Sie würde euch sicherlich gern beide singen hören!“
 

Ryo, der die Konversation mitbekam, konnte schon die unsichtbare Falle zuklappen hören, in der Hiroto und Ryuji gelandet waren. Die beiden merkten nicht einmal, was passierte. Von verwundert wechselte ihre Stimmung zu energisch motiviert und sie bereiteten sich vor ihr Talent zu zeigen. Er lächelte darüber. Sie schienen Shizuka wirklich sehr zu mögen.
 

Die Freunde versammelten sich um den Fernseher herum und Mokuba startete das Karaoke-Spiel. Er wählte das Lied aus, das Anzu im Sinne hatte und nach einem kurzen Countdown fing das Intro des Liedes an.
 

„Ich hoffe, wir werden davon nicht taub“, sagte Seto leise zu Atemu, neben dem er gerade mit vor der Brust verschränkten Armen stand. Er sah seinen Freund nicht mal an, aber er brauchte das nicht, um zu wissen, dass der andere ihn gehört hatte.

Der Pharao schnaubte amüsiert. „Sei kein Spielverderber, Kaiba.“
 

Der Firmenchef schmunzelte, ohne etwas darauf zu erwidern. In diesem Moment begannen Hiroto und Ryuji zu singen und verlangten die Aufmerksamkeit der anderen. Ryuji und singen war eine Sache, aber Hiroto war eindeutig besser darin. Er sang richtig, traf gut die Töne, auch wenn seine Stimme alles andere als dazu geeignet war, weibliche Stimmen nachzumachen. Da schien er ein verstecktes Talent für Musik zu haben, wovon keiner gewusst hatte.
 

Shizuka hörte den beiden begeistert zu und lächelte sanft. Sie gaben sich richtig Mühe und das ehrte sie, aber am Meisten gefiel ihr wie Hiroto den Part von Shakira wiedergab. Kaum endete das Lied, applaudierte sie die beiden voller Begeisterung und Freunde.
 

„Ihr wart beide großartig!“, lobte sie die beiden Jungs, die sich stolz aufbauten.
 

„Es freut uns, dass dir die Vorführung gefallen hat, liebe Shizuka“, lenkte Ryuji mit einem Lächeln ein, wofür er einen strengen Seitenblick von Hiroto bekam. Diesen ignorierte er aber wie immer und war voll darauf Jonouchis Schwester zu begeistern. Er liebte einfach ihre fröhliche und sanfte Art.
 

„Nicht schlecht, ihr zwei“, sagte Anzu zu ihnen und schmunzelte amüsiert. „Ihr habt euch richtig reingehängt, ich bin beeindruckt. Das ist noch schöner geworden, als ich dachte.“
 

„Bevor ihr jetzt total in Schwärmerei verfällt, lasst uns zurückgehen und weiterspielen“, forderte Kaiba die Gruppe auf, die ihm dann ohne Widersprüche folgte. Im Wohnzimmer angekommen, nahmen sie wieder im Kreis Platz und nun war es Ryuji, der die Flasche drehen durfte. Er war gespannt, wen er zwischen der Wahl von Wahrheit oder Pflicht stellen würde. Zu seiner angenehmen Überraschung blieb die Flasche bei Shizuka stehen.
 

„Wahrheit oder Pflicht, hübsche Shizuka?“, fragte er mit lieber Stimme und einem warmen Lächeln auf den Lippen. Honda schnaubte daraufhin nur unzufrieden.
 

„Ich nehme Pflicht“, sage sie und schockierte damit Hiroto und Katsuya. Ryuji hingegen begann zu strahlen.
 

„Pass auf, was du sagst, Otogi!“ Jonouchis warnender Blick ruhte auf den Spielmeister, der ihn kurz nachdenklich ansah.
 

„Schon gut, Jou, das wird nicht weh tun“, versprach Ryuji und wandte sich an Shizuka. „Küss denjenigen, auf den die Flasche zeigt.“
 

„OTOGI!“ Hiroto wollte dem anderen schon an die Gurgel gehen, doch der Angesprochene lehnte sich vor und drehte ganz schnell die Flasche zum zweiten Mal. Zu seinem Leidwesen hatte die Flasche andere Vorstellungen als seine und stoppte bei Yugi, der überrascht blinzelte. Shizuka schaute den jungen Champion an und lächelte etwas verlegen. Kaiba lehnte sich zurück, während sie sich vorlehnte und Yugi einen Kuss auf die Wange gab. Anzu stieß einen kleinen Lacher aus und zwinkerte ihrer Freundin zu, während Ryou nur schmunzelte. Ruyji, Hiroto und Katsuya blickten verwirrt in ihre Richtung. Die junge Schülerin lehnte sich zurück und strich sich eine kupferne Strähne hinters Ohr.
 

„Du hast nicht gesagt wo“, sagte sie dann leise zu Ryuji, aber deutlich für den Rest der Freunde. Seto grinste bei der Aussage und auch Atemu konnte sich ein amüsiertes Lächeln nicht verkneifen. Yugi hingegen wirkte erleichtert und seine Röte zog sich langsam zurück. Die Streithähne beruhigten sich und Shizuka drehte die Flasche, die dann auf Atemu stehen blieb.
 

„Wahrheit oder Pflicht?“
 

„Wahrheit“, sagte der Pharao mit ruhiger Stimme und sah sie erwartungsvoll an.
 

Shizuka blickte verstohlen zu Anzu und dann wieder zu Yami, bevor sie ihn direkt fragte:
 

„Magst du jemand ganz besonders, Yami?“
 

Neugierige Blicke schauten in Atemus Richtung. Jeden anderen würde die Frage wohl in eine unbequeme Lage bringen, doch der Pharao blieb die Ruhe in Person.
 

„Ja, das tue ich“, bestätigte er. Sein Blick wanderte von Shizuka zu Kaiba, der als Einziger in diesem Moment reserviert blieb. Sie brauchten allerdings keine Worte, um zu wissen, was der andere dachte und vorhatte zu machen. Seto nickte leicht, kaum merklich und Yami sah wieder zu Jonouchis Schwester. „Es ist Seto Kaiba.“

Revealing secrets

Zusammenfassung:Yami und Seto offenbaren ihr Verhältnis

Warnung: Fortsetzung vom vorigen Kapitel
 

*~*~*
 

Die Stille, die nach der Aussage eintrat, war erschlagend.
 

Keiner von Atemus Freunden hatte mit so einer Aussage gerechnet. Sie sahen ihn geschockt an und schienen ermitteln zu wollen, ob er es ernst meinte oder nicht.
 

Für Yugi und Mokuba war die Nachricht an sich nichts Neues, aber sie hatten nicht erwartet, dass der Pharao jetzt mit diesem Geheimnis herauskommen würde. Neugierig blickten sie ihn an und verfolgten die Reaktionen vom Rest ihrer Freunde.
 

„Das war ein guter Scherz, Kumpel!“ Jonouchi war der erste, der seine Sprache wiederfand. „Kann ja nicht sein, dass so etwas in diesem Universum passiert. Niemand mag den Schnösel doch.“
 

„Jonouchi!“ Anzu schenkte ihm einen bösen Blick zu. Sie hatten sich bis jetzt alle Mühe gegeben sich mit Kaiba anzufreunden und gerade half es nicht, wenn der Blonde so eine abwertende Aussage machte. Zu ihrer Überraschung aber, reagierte der Firmenchef überhaupt nicht darauf. Er saß einfach ruhig an seinem Platz und schwieg. Moment mal…
 

„Ich glaube, das ist kein Scherz, Bruderherz.“ Serenity war das gleiche aufgefallen wie Anzu. Derjenige, der diese Aussage am Meisten traf, schien alles andere als überrascht zu sein. Man hätte alles von Kaiba in so einem Moment erwartet, aber nicht, dass er schweigen würde.
 

„Wie?“ Jonouchi blickte irritiert zu seiner Schwester. Warum sollte das kein Scherz sein? Wer mochte diesen arroganten abweisenden Kerl schon?
 

„Es ist auch mein voller Ernst.“ Yamis ernste Stimme ließ alle zu ihm blicken. „Ich mag Seto nicht nur, wir sind ein Paar.“
 

„WAS?!“ Katsuya konnte nicht verhindern, dass seine Stimme in den höheren Tönen überging. Er starrte seinen Freund vollkommen fassungslos an.
 

„Ihr seid… ein Paar?“ Hiroto blinzelte voller Überraschung und versuchte die Nachricht zu verdauen.
 

„Seit wann?“, fragte Ryuji, der im Vergleich zu den beiden die Information gefasster aufnahm.
 

„Seit einem Monat.“ Die Aussage schockierte die Gruppe erst recht, denn nicht Yami hatte ihnen geantwortet, sondern Kaiba. Seine Stimme klang ruhig und sein Blick war genauso unergründlich, wie man es von ihm kannte. Allerdings ließ etwas in den blauen Augen keinen Zweifel an der Aussage zu. Das war kein Scherz. Kaiba scherzte nie und mit so etwas schon gar nicht.
 

„Die Zeit war gekommen euch endlich davon in Kenntnis zu setzten“, sagte Yami ebenfalls die Ruhe in Person. „Wir wussten am Anfang selbst nicht wohin uns dieses neue Verhältnis führen würde, weshalb wir das auch für uns behalten haben. Aber jetzt nach diesem Monat ist es für uns klar, dass es ein Teil von unserem Leben wird und es an der Zeit ist das zu teilen. Mit euch, mit unseren Freunden.“
 

Die all umfassende Stille kehrte zurück. Diese Neuigkeit musste noch verarbeitet werden.
 

„Ah!“, machte Ryou auf einmal und erschreckte damit die Freunde. „Also war das doch keine Einbildung!“
 

„Eine Einbildung? Was meinst du damit, Ryou?“ Ryuji schaute seinen Sitznachbar ratlos an.
 

„Letzte Woche“, fing Ryou an zu erklären. „Letzte Woche war ich in der Stadt nahe vom Central Domino Park. Ich stand auf der anderen Straßenseite und hab auf den Bus gewartet, als ich Kaiba und Yami in den Park gehen sah. Ich hatte aber meine Zweifel, dass sie es sind, da mir die Sonne entgegen schien und dann noch ein Lastwagen vorbeifuhr, der mir die Sicht versperrte. Als der Lastwagen weg war, waren sie es auch. Ich dachte, ich habe es mir eingebildet, aber ihr warte es doch, nicht wahr?“
 

Er schaute zu den beiden Rivalen, die von der Aussage überrascht waren, und lächelte warm. Diese Realisation erheiterte ihn.
 

„Dann hast du sie bei einem ihrer geheimen Dates erwischt“, stellte Mokuba fest. „War es vor dem Donnerstag?“
 

Ryou schüttelte leicht den Kopf. „Nein, am Donnerstag selbst. Ich gehe dann immer in die Bibliothek des Archäologischen Museums, die sich in der Nähe des Parks befindet.“
 

Mokuba blickte zu seinem Bruder herüber und wartete auf eine Erklärung.
 

„Wir sind in den Park gegangen, nachdem du aufgetaucht bist. Das war unsere eigentliche Verabredung.“
 

„Ah!“
 

„Moment, Mokuba, du weißt von der Sache?“ Hiroto schaute zum jüngeren Kaiba, der ziemlich gelassen diese Offenbarung über seinen Bruder und den Pharao hingenommen hatte.
 

„Genau. Seit letzten Donnerstag“, bestätigte dieser mit einem kräftigen Nicken und einem breiten Lächeln auf den Lippen. „Yugi weiß auch davon.“
 

„Yugi?!“
 

Das kam überraschend. Hiroto und Katsuya blickten ihren besten Freund schockiert an.
 

„Warum hast du nichts gesagt, Kumpel?“ Jonouchi konnte sich nicht vorstellen, warum Yugi das vor ihnen hätte verbergen sollen. Sie teilten doch immer ihre Geheimnisse.
 

Der Champion lächelte leicht. „Es war nicht meine Aufgabe euch das beizubringen. Sie mussten selbst entscheiden, wann sie das mitteilen wollen. Im Grunde genommen ist das ihre Beziehung und ihr Leben.“
 

„Du bist also mit der Sache einverstanden?“ Anzu, die bis jetzt alles schweigend hingenommen hatte, fand ihre Stimme wieder. Sie konnte diese Neuigkeit kaum fassen. Hieß das…hieß das, dass Atemu sie deswegen abgewiesen hatte? Weil er Gefühle für Kaiba hatte?
 

„Das bin ich“, bestätigte Yugi und da er merkte, dass die Sache nicht ganz gegessen war, erklärte er seinen Standpunkt: „Sie hatten von Anfang an einen besonderen Bezug zu einander. Eigentlich sollte es keinen von uns wirklich wundern, wie weit sich ihre Beziehung entwickelt hat. Besonders wenn man bedenkt wie alt sie in Wirklichkeit ist.“
 

Kaiba schnaubte. „Fang jetzt nicht damit an. Ich bin nicht der Priester und das, was damals war, ist für damals und hat nichts mit dem hier zu tun.“
 

„Du kannst nicht abstreiten, dass er dich geprägt hat, Seto“, sagte Yami mit einem amüsierten Lächeln auf den Lippen. Er wusste, wie sehr sich der Firmenchef über den Vergleich mit seinem alten ich, Seth, aufregte.
 

„Genau. Du bist ja NUR seine Wiedergeburt.“ Ryou lächelte und bekam für diese Aussage natürlich einen finsteren Blick von der Seite zugeworfen.
 

„Abstreiten kannst du das wirklich nicht, Kaiba“, bemerkte Ryuji mit einem Lächeln. „So wie du nicht abstreiten kannst, dass der Pharao zu uns von der Totenwelt zurückgekommen ist.“
 

Der Firmenchef verdrehte die Augen. „Zum Teufel mit euch und euren Theorien…“
 

Alle lachten. Es war schon etwas anderes sich lockerer mit dem jungen CEO unterhalten zu können. Seine Beziehung zu Atemu hatte ihn wirklich stark beeinflusst. Wer wusste schon, vielleicht war es möglich, dass sie ihn nun auch auf freundschaftlicher Ebene erreichen konnten. Auf jeden Fall wurde er geselliger. Wer hätte schon gedacht, dass er diese Party hier überhaupt zulassen würde?
 

„Wie ist es eigentlich dazu gekommen, dass ihr ein Paar seid?“ Ryujis neugieriger Blick ruhte auf Kaiba. „Ich wüsste nicht, dass du schwul bist.“
 

„Bin ich auch nicht. War ich nie.“ Kaiba hatte geahnt, dass diese Frage kommen würde. Er wusste doch, wie neugierig Yugis Freunde werden konnten. Nicht umsonst landeten sie ständig in Schwierigkeiten. „Mir gefallen immer noch Frauen. Er hier aber, wollte wie immer etwas in meinem Leben ändern und anpassen und hat es, ohne nachzufragen, gemacht.“
 

„Sag jetzt nicht, dass dir die neue Ordnung gar nicht gefällt.“ Auf Yamis Lippen erschien ein amüsiertes Lächeln. Der Vorwurf war nicht neu. Eigentlich hatte mit der Aussage, dass er in seinem Leben kam und ging wie er wollte, wobei er alles auf den Kopf stellte, alles zwischen ihnen angefangen: der damalige Streit, das Schäferstündchen danach und jetzt das, was sie hatten.
 

„Selbst wenn ich da ‚nein‘ sagen würde, bin ich mir sicher, dass du das auch ändern wollen willst, also schweige ich lieber dazu.“
 

„Angst vor aufregenden Erneuerungen?“
 

„Nein, ich hätte gern Urlaub. Wenn möglich, ohne Weltrettungsaktionen.“
 

Der versteckte Hinweis ließ die Freunde lachen. Es war erfrischend die beiden Rivalen so locker mit einander umgehend zu erleben. Dass sie nun ein echtes Paar waren, war zwar ein Schock und etwas, was jeder für sich noch aufarbeiten musste, aber praktisch änderte sich vieles zum Guten.
 

„Was ist eigentlich mit dir, Yami? Bist du…?“
 

„Sagen wir mal so, Ryuji. Da ich in einem anderen Zeitalter und in einem anderen Land gelebt hatte, habe ich andere Erlebnisse gehabt. Ich kenne beide Seiten und bevorzuge keine wirklich.“
 

„Ihr macht die Sache kompliziert…“
 

„Zwischen ihnen ist es immer kompliziert, Ryuji. Aber dadurch verstehen sie sich blendend.“
 

„Du weißt, dass das widersprüchlich ist, was du gesagt hast, Mokuba?“ Hiroto schaute mit einem amüsierten Lächeln zum jüngeren Kaiba, der ihn nur als Antwort frech angrinste.
 

„Ist aber wahr! Das müsstet ihr alle bereits gewohnt sein.“
 

Das stimmte schon. Das Verhältnis zwischen Kaiba und dem Pharao war dynamisch, aber nie einfach gewesen. In einem Moment herrschte Ruhe zwischen ihnen und im anderen - ein Kampf von unvorstellbaren Maßstäben. Manchmal sah es so aus, als würden sie sich nie verstehen können und bei einem anderen Mal sah man sie zusammenarbeiten, als würden sie eine Einheit sein. Ihre Beziehung schien eine von Gegensätzen geprägt zu sein und doch funktionierte sie wunderbar, wie Mokuba es gesagt hatte.
 

„Also noch einmal: keiner von euch ist wirklich schwul, aber ihr seid ein Paar?“
 

„Im Prinzip müssen sie nicht schwul sein, um ein Paar zu sein“, gab Ryou zu bedenken. „Solange Gefühle da sind und alles andere stimmt, sollte das kein Problem sein, oder?“
 

„Gut erkannt, Ryou.“ Yami nickte und ein Schmunzeln erschien auf den Lippen. „Das bestimmt auch unsere Beziehung zu einander. Solange es klar ist, was wir fühlen und dass wir zusammen gehen wollen, wird sich alles andere auch einordnen lassen.“
 

„Wie romantisch!“ Shizuka klatschte begeistert in die Hände und ein strahlendes Lächeln umspielte ihre Lippen. Ihre aufgeregte Reaktion weckte das Interesse von Hiroto und Ryuji, die wie immer kleine Wettkämpfe um ihre Gunst veranstalteten.
 

„Also romantisch sah eure Beziehung zu einander bis jetzt nie aus“, konstatierte Jonouchi, der Kaiba und Atemu aufmerksam studierte. Er konnte sich mit der Sache noch nicht ganz anfreunden, da es hier um den Firmenchef ging, aber wenn Yugi keine Bedenken bei diesem Verhältnis hatte, dann sollte er sich auch keine großen Gedanken darüber machen. Er vertraute seinem besten Freund und dieser vertraute Atemu und offensichtlich auch Kaiba.
 

„Deswegen haben wir auch nicht wirklich von der Veränderung bemerkt“, bestätigte Yugi mit einem leichten Nicken. „Auch wenn ich glaube, dass diese neue Dynamik in ihren Herausforderungen schon ein Indiz dafür gewesen ist.“
 

Yugi schaute zu seinem Partner, der darauf nur geheimnisvoll lächelte. Kaiba enthielt sich jeglichem Kommentar zum Thema.
 

„Das und die Tatsache, dass sie zu oft mit einander zu tun haben. Yami hockt ständig bei uns in der Kaiba Corp. herum. Und zwar unter dem Vorwand, dass er unser neues VR-Spiel austestet.“ Mokuba bekam einen besonderen Blick von seinem Bruder zugeworfen. „Was? Die Kaiba Corp. gehört auch mir! Ich achte auch darauf, was los ist!“
 

„Jemand wird bald in deinen Fußstapfen treten, wenn er weiterhin so ehrgeizig bleibt.“ Der Pharao lächelte warm.
 

Kaiba gab einen zustimmenden Laut von sich. „Vermutlich früher, als mir lieber ist.“
 

„Ein neues VR-Spiel?“ Auch wenn er sich Mühe gab nicht zu euphorisch zu klingen, konnte Katsuya seine Aufregung nicht verbergen. Sein leuchtender Blick ließ sich mit dem Blick eines Kindes kurz vor Bescherung zu vergleichen.
 

„Ha! Ich wusste es!“ Ryuji vollführte eine Geste des Triumphes. Zwar hatte Kaiba das weder bestätigt, noch abgestritten, aber er schien die VR Technologie in seinen Spielen einsetzen zu wollen. Wie man ihn kannte, konnte man sich vorstellen, dass das ebenfalls auf Duellmonsters zutraf.
 

„Was wird es sein?“ Hiroto schaute zwischen Kaiba und dem Pharao hin und her.
 

„Sobald es so weit ist, werdet ihr es erfahren.“ Geschäftlich wie immer gab der junge Firmenchef keine Details Preis.
 

„Ach Mensch, Kaiba! Gib uns doch irgendeinen Hinweis, so schwer wird das nicht sein!“, beschwerte sich Hiroto.
 

„Vielleicht kann uns Mokuba mehr dazu sagen.“ Ryuji war überzeugt, dass sie aus dem Kleinen eher etwas rausbekommen würden.
 

Mokuba grinste breit. „Es ist ein supergeiles VR-Spiel. Das sollte doch als Info reichen.“
 

„Mokuba!“
 

„Er ist genauso schlimm wie sein Bruder!“, konstatierte Katsuya frustriert.
 

Hoffnungsvoll blickte Hiroto zum Pharao. „Yami, du weißt doch mehr oder?“
 

Ein amüsiertes Grinsen erschien auf Yamis Lippen. „Tatsächlich tue ich das. Die Tests haben letzte Woche angefangen. Aber ich bin nicht autorisiert, um euch mehr zu sagen. Ihr musst warten, bis die Ankündigung für das Spiel kommt.“
 

Jonouchi begann zu schmollen. „Manno!“
 

„Ihr seid nicht fair!“, konstatierte Hiroto.
 

„Wann wird die Ankündigung kommen?“ Yugi schaute neugierig zu Kaiba, der amüsiert den Versuch der Freunde verfolgt hatte, irgendwelche Informationen über das Spiel zu bekommen.
 

Der Firmenchef blickte ihn an und schien zu überlegen, bevor er ihm eine Antwort gab: „Vermutlich auf der Spielmesse in Köln dieses Jahr.“
 

„Das ist ja in einem Monat!“
 

„So gut wie!“, bestätigte Mokuba. „Wir haben einiges vorbereitet. Das wird ein großes Ereignis! Es wird auch eine offizielle Konferenz geben!“
 

„Aber so kriegen wir hier in Japan von der Ankündigung nichts mit!“
 

„Davon wird es eine live Übertragung hier in Domino geben, Jonouchi“, berichtete der jüngere Kaiba stolz. „Ihr werdet also nichts verpassen.“
 

„Cool! Du musst uns unbedingt sagen, wann sie sein wird, Mokuba.“ Die Neuigkeit schien Hiroto zu freuen.
 

„Klar. Auch wenn das sicherlich nicht nötig sein wird. Die ganze Stadt wird es erfahren.“
 

„Oh, Mann… Ihr übertreibt es wirklich…“
 

Ryou räusperte sich kurz. „Ahm, Freunde? Wollen wir weiterspielen?“
 

„Klar!“
 

„Natürlich.“
 

„Yami ist dran.“
 

Der Pharao lächelte und wartete, dass sich seine Freunde beruhigten, damit sie das Spiel fortsetzen konnten.

Die Offenbarung war wirklich gut gegangen. Das freute ihn ungemein.

Friends

Zusammenfassung: Yami offenbart Anzu wie er ihr gegenüber empfindet.
 

Warnung: Keine
 

*~*~*~*
 

„Hey!“ Atemu trat auf die Veranda der Kaiba Villa und schloss zu Anzu auf, die gerade die letzten Sonnenstrahlen des Tages genoss. Der Himmel war rätlich gefärbt und ging in der Ferne langsam in den dunkleren blauen Tönen über, wobei er ein beachtliches Farbspektakel anbot. Yami ließ sich für einen Moment von diesem einfangen und den Trubel im Spielzimmer hinter ihm vergessen. Seto, Jonouchi, Yugi und Mokuba spielten Mario Kart, während Hiroto und Ryuji ein RPG Brettspiel ausgesucht hatten, um sich zu messen. Shizuka und Ryou beobachteten sie dabei. Er selbst hatte das Spiel teilweise verfolgt, bevor er beschloss sich draußen etwas die Beine zu vertreten.
 

„Hey, Yami.“ Anzu schenkte ihm ein leichtes Lächeln und blickte zu den Azaleenbüschen vor sich. Ihre zarten rosa Blüten waren bereits am Verblühen und trotzdem sahen sie wunderschön aus. Er trat neben sie und folgte ihrem Blick.
 

„Ihre Blütezeit ist vorüber. Am Anfang des Monats sahen sie prachtvoller aus“, sagte er scheinbar zusammenhangslos, während er geradeaus sah. „Als nächstes würden die Rosen im hinteren Teil des Gartens wieder blühen. Sie haben bereits Knospen.“
 

„Du kennst dich hier gut aus.“ Anzus Blick streifte unruhig den Garten. Nervös verschränkte sie die Finger in einander.
 

„Wir treffen uns an Wochenenden gern hier. Nach einem Duell haben wir Zeit die Ruhe der Natur zu genießen.“
 

„Das kann ich verstehen. Es ist wirklich schön hier.“
 

Stille trat ein. Die Unruhe in ihrem Inneren war wieder gewachsen. Die Offenbarung des Pharaos hatte ihr einiges zu denken gegeben und sie fragte sich, ob diese Tatsache nicht verantwortlich dafür war, was er ihr vor etwas mehr als zwei Monaten gesagt hatte. Sie wusste zwar nun, dass Kaiba und Yami seit einem Monat ein Paar waren, aber sie fragte sich, ob nicht vorher etwas gewesen war.
 

„Wie hat eigentlich alles angefangen? Also zwischen dir und Kaiba?“
 

Yami blickte sie an und schmunzelte. „Mit einem Streit einige Tage nach dem Orientierungslauf. Wir haben an diesem Tag zum ersten Mal alles geklärt, was zwischen uns ungeklärt geblieben war. Es hat sich herausgestellt, dass es mehr ist, als wir gedacht haben. Wir hatten uns vieles zu sagen.“
 

Er schaute zum Himmel hinauf und beobachtete, wie die Sonne sich langsam dem Horizont neigte.
 

„Ich vermute, dass der Orientierungslauf selbst uns dazu gebracht hat, uns zu nähern und dadurch wurde alles eingeleitet.“ Er machte eine kleine Pause, in der er nachdenklich auf die untergehende Sonne blickte. Er sah dann auf und schaute Anzu direkt an. „Aber ich nehme an, dass du nicht genau das fragen wolltest, oder?“
 

Anzu zuckte zusammen und blickte dann zu Boden. Sie biss sich leicht auf die Unterlippe. Unerwartet für sie legte Yami sanft die Hand auf ihrer Schulter. Sie drehte sich zu ihm um und begegnete seinem ruhigen und verständnisvollen Blick. Für einen Moment fasste sie ihren ganzen Mut zusammen, straffte ihren Rücken und wagte den Schritt:
 

„Hast du damals… hast du damals ‚nein‘ gesagt, weil du Gefühle für Kaiba hattest?“
 

Yami nahm sanft seine Hand herunter. „Nein. Damals wusste ich nicht mal, dass es zu so etwas kommen konnte.“
 

Anzu war sich nicht sicher, wie sie das aufnehmen sollte. Diese Sache quälte sie immer noch und sie hatte keine Ahnung warum.
 

„Es ist nicht so, dass du mir nicht gefällst, Anzu.“ Die Worte des Pharaos ließen sie überrascht zu ihm aufblicken. „Ich hab dich auch gern, aber es ist nicht das gleiche, was Yugi für dich empfindet.“
 

Was war es dann? Diese Frage konnte Yami geradezu greifen, ohne dass seine Freundin das aussprechen musste.
 

„Ich gestehe, dass es nicht einfach ist, es zu beschreiben. Im Prinzip fängt alles damit an, dass nach dem Zusammensetzen des Puzzles ich und Yugi nicht wussten, dass wir zwei unterschiedliche Seelen in einem Körper sind. Ich kam zum Vorschein immer dann, wenn sich Yugi nicht stark genug fühlte zu kämpfen. Sicherlich weißt du, dass er Gewalt vermiedet und niemandem Leid hinzufügen will. So sprang ich immer ein und hab ihm und euch geholfen.“
 

Er war derjenige, der die Gerechtigkeit herstellte, so wie er es als Pharao getan hatte. Er benutzte eine gefährliche Waffe in Form von Schattenspielen, um der korrupten menschlichen Seele zu verhelfen wieder zum Guten zu finden. Gleichzeitig damit beschützte er die Personen, die für seinen Partner wichtig gewesen waren. Dabei war ihm kein Preis zu hoch gewesen und ironischerweise war Seto derjenige, der das ihnen beiden klar gemacht hatte. Yami wollte sich nicht ausmalen, was er Yugi an Schmerzen zugefügt hätte, wenn Kaiba es nicht geschafft hatte die Trennung zwischen ihren Seelen einzuleiten. Das Duell am Turm hatte sie entzweit und ihnen verholfen sich der Präsenz des anderen bewusst zu werden. Das hatte sie aber am Ende stärker gemacht.
 

Yami schüttelte die Erinnerungen ab und fuhr mit seiner Erklärung fort:
 

„Er hat dich oft beschützen müssen. Du warst und bist ihm immer noch sehr wichtig. Ich hab mich von diesen Gefühlen leiten lassen und gehandelt. Doch das waren immer seine Gefühle gewesen. Erst als uns klar wurde, wer von uns wer ist, haben wir angefangen unterschiedlich die Welt um uns herum wahrzunehmen. Zwar sind wir uns in vielen Punkten sehr ähnlich und doch reicht es nicht, um gleich zu empfinden.“
 

Sein milder Blick ruhte auf ihr. „Du bist eine wichtige Freundin, Anzu. Du warst immer für mich und Yugi da, unabhängig davon wie gefährlich die Wege waren, die wir gehen mussten. In dir ruht eine Stärke, aus der man Kraft schöpfen kann. Dafür bewundern wir dich. Für mich und Yugi bist du unersetzlich. Der Unterschied zwischen ihm und mir ist aber der, dass er dich glücklich machen will, während ich diese Stärke in dir bewahren möchte. Deshalb habe ich damals auf dein Angebot ‚nein‘ gesagt. Ich bin nicht derjenige, der dich glücklich machen wird. Ich bin derjenige, der dich auf deinem Weg begleiten und auf dich aufpassen wird.“
 

Anzu blickte in die violettroten Augen und ließ das Gesagte auf sich einwirken. Sie glaubte nun zu verstehen, was Yami bewegte. Er hatte die Rolle des Beschützers eingenommen, weil er von Yugis Zuneigung und Fürsorge geleitet worden war. In diese Person hatte sie sich verliebt. Sie hatte in ihm eine starke, dominante und einnehmende Persönlichkeit gefunden, die einen unglaublichen Reiz auf sie ausgeübt hatte. Sie kannte aber nicht alles. Sie hatte nicht die dunkle Seite in Yamis Existenz gesehen, sie hatte auch nicht von seiner Einsamkeit gewusst. Natürlich hatte er Yugi und die anderen, aber er hatte seinen Namen nicht gekannt und sich nicht an seine Vergangenheit erinnert. Im Prinzip musste er alleine einen unbekannten Weg gehen und sich selbst finden, wobei er die Welt vor ihrer eigenen Dunkelheit bewahren musste. Das alles kam erst mit der Zeit heraus und nun glaubte sie, dass das sie letzten Endes entzweit hatte. Im Grunde genommen liebte sie Yugis Zuneigung und sanfte liebevolle Art und ihr hatte vermutlich die Spannung gefehlt, die Yami mit seiner Präsenz erzeugt hatte. Er war die andere Seite der Medaille, die sie anzog, aber er war eigentlich nicht das, was sie brauchte. Wenn sie daran dachte, wie gefährlich ihre Abenteuer gewesen waren und wie oft sie sowohl Yami, als auch Yugi beinahe verloren hatte, fiel ihr auf, dass sie sich im Grunde genommen mehr Frieden und Ruhe wünschte, als Abenteuer und Dynamik. Frieden und Ruhe konnte ihr nur Yugi geben.
 

//Wenn ich bedenke… Yugi hat sich stark verändert seitdem Atemu in sein Leben getreten ist. Er ist reifer geworden. Seit langem nicht mehr ist der zurückhaltende Junge, den ich aus meiner Kindheit gekannt habe. Er ist nun ein richtiger Kämpfer und seine Stärke gibt mir das Gefühl sicher und behütet zu sein. Ich weiß, er kann alles schaffen. Und so ist er nun geworden dank dem Pharao…//
 

Sie drehte sich zu Yami um. Dieser schaute wieder in die Ferne und gab ihr Zeit, über das Gesagte nachzudenken. Er war einfühlsam und verständnisvoll. Das schätzte sie sehr an ihn.
 

„Danke, Yami.“
 

„Hm?“ Er drehte sich ebenfalls zu ihr um und wartete die Erklärung ab.
 

„Danke, dass du mich auf meinem Weg begleitest.“ Anzu lächelte und blickte verträumt zum Himmel hinauf. Sie hatte verstanden und sich endlich entschieden. Ihr Herz würde nicht mehr so verwirrt herumirren und fragen wohin es geht. Sie wusste es bereits und war froh, dass sie die Schritte nicht alleine machte. Das gab ihr die Gewissheit, dass sie ankommen würde.
 

„Ich bin froh, dich als Freund zu haben. Es ist wie ein Segen“, sagte sie nach einer Weile. Der Pharao musterte sie, entgegnete aber nichts darauf. Allerdings zierte ein warmes Lächeln seine Lippen.
 

Das Gleiche konnte er zurückgeben. Ohne Yugi und die anderen hätte er es nicht geschafft Zork zu besiegen. Dank den Göttern erhielt er diesen Segen ein zweites Mal und konnte das Leben führen, war er sich immer gewünscht hatte. Ein Leben voller Frieden und Freude.
 

Ein kühler Luftzug kam in ihre Richtung auf und Anzu schauderte. Yami bemerkte das.
 

„Lass uns reingehen. Es wird langsam kühler.“
 

Sie nickte und folgte ihm wieder zurück zu den anderen im Spielezimmer. Ihr Blick wanderte zu Yugi.
 

Sie lächelte.

First month together

Zusammenfassung: Der Abend an Yamis Geburtstag.
 

*~*~*~*
 

„Bleibt nicht zu lange auf“, sagte Seto zu Yugi und Mokuba, die sich nach dem Abschied vom Rest der Clique ins Spielzimmer verzogen hatten, um eine Runde Assassin‘s Creed Unity zu zocken.
 

„Das werden wir nicht, keine Sorge“, versprach Yugi mit sanftem Lächeln auf den Lippen. „Gute Nacht!“
 

„‘Nacht!“, kam es abwesend von Mokuba, der sehr konzentriert auf die Geschehnisse im Spiel war, um mehr herauszubringen. Ein mildes Schmunzeln umspielte Yamis Lippen, bevor er sich abwandte, die Tür hinter sich schloss und Seto über die Treppen hoch zum Schlafzimmer folgte. Dieser große und helle Raum hatte Yami positiv überrascht, als er ihn vor einem Monat zum ersten Mal betreten hatte. Die Ausstattung kombinierte auf harmonische und elegante Art und Weise modernes Design mit traditionellen japanischen Formen und Farben. Sobald man das Schlafzimmer betrat, ruhte der Blick sofort auf die rechte Wand, die als einzige im dunklen Kirschrot gestrichen war und in deren Mitte ein atemberaubendes Kunstwerk der traditionellen japanischen Malerei war: das Gemälde eines blühenden Kirschblütenbaumes mit dem mächtigen Berg Fuji als Hintergrund. Davor stand das breite Doppelbett aus dunklem Kirschenholz, etwas niedriger gesetzt als das in Yugis Wohnung, aber sehr bequem zum Schlafen. Links und rechts vom Bett gab es kleine Nachttische mit modernen rechteckigen Lampen, die sanftes Licht in den Raum spendeten. Die Lampen leuchteten bereits und Yami vermutete, dass dies das Werk von Setos Butler war, der alles für die Nachtruhe seines Herren vorbereitet hatte. Sein Blick wanderte zur niedrigen Kommode links vom Bett auf der Seite der Balkontür, wogegen sein schwarzer Rucksack lehnte, den er heute Morgen mitgebracht hatte. Gegenüber dem Bett befanden sich mehrere unterschiedlich große Kommoden und eine gemütliche Sitzecke bestehend aus zwei hell gepolsterten Sofa und einem niedrigen rechteckigen Tisch dazwischen. Auf einer der Kommoden befand sich ein Ahnenaltar, welches damals ebenfalls eine positive Überraschung dargestellt hatte. Gerade dem rationalen Seto Kaiba hätte er nicht zugetraut so etwas im Schlafzimmer zu haben, doch das hatte ihm auch gezeigt, dass er noch vieles über seinen Rivalen lernen müsste.
 

Sein Blick ruhte für einen Moment auf dem Altar, bevor er Seto folgte, der das Zimmer durchquerte und dabei seine Metallarmbänder abnahm. Er legte sie auf einen Schrank ab und zog seinen weißen Mantel aus, den er dann in den Kleiderschrank aufhängte. Yami kannte gut die Routine seines Freundes und wusste, dass dieser als nächstes im angrenzenden Bad verschwinden würde.
 

„Der Tag war doch nicht so schrecklich, wie du ihn dir vorgestellt hast.“
 

Seto hielt für einen Moment inne, schob dann die Schiebetür des Kleidungschrankes zu und drehte sich langsam zu ihm um. Sein forschender Blick ruhte auf ihn. Yami studierte ihn ebenfalls. Es fühlte sich wie der Moment vor einem entscheidenden Zug in einem Duell an, wo sie zu ermitteln versuchten, was der andere mit seiner verdeckten Karte vorhatte.
 

„Er war akzeptabel“, stimmte der Firmenchef zu. „Vor allem frei von hysterischen Ausbrüchen.“
 

Yami schnaubte amüsiert. „Du übertreibst.“
 

„Wie ich den Kindergarten kenne, untertreibe ich sogar. Erstaunlich war es dennoch, wie wenig sinnlose Fragen wir nach diesem Outing beantworten mussten.“
 

Das stimmte. Yami hatte mit mehr Fragen gerechnet. Vermutlich hatte Mokuba ihnen unwissentlich geholfen, als er das neue VR-Spiel der Kaiba Corp. erwähnte, so dass die Fragen vergessen wurden. Sie alle liebten Spiele und es war kein Wunder, dass sie Feuer und Flamme waren und alles andere im Hintergrund ließen, wenn es um solch aufregende Neuerscheinungen ging.
 

„Mokuba hat auch im passenden Moment für Siamira geworben.“
 

„Geplant war es nicht. Er wollte ihnen schon eine ganze Weile davon erzählen, doch er wusste, dass er bis zur öffentlichen Ankündigung keine Details preisgeben darf.“
 

„Und du hast es durchgehen lassen, weil es perfekt die anderen abgelenkt hat.“
 

Darauf antwortete der Firmenchef nichts, was das amüsierte Lächeln auf Yamis Lippen noch breiter werden ließ. Er kannte seinen Freund nur zu gut. Er würde keine Chance verstreichen lassen das zu erreichen, was er erreichen wollte. Was war besser für den Moment gewesen, als seine Freunde davon abzuhalten zu private Fragen zu stellen?
 

„Keine schlechte Taktik“, bemerkte Yami, als er vor Seto stand und sein herausfordernder Blick auf die dunklen Saphire ruhte. Das reine Blau, kräftig und einnehmend, erinnerte ihn an das ruhige Meer vor einem Sturm. Er wusste, dass ein Sturm kommen würde, da die Luft zwischen ihnen an das starke knisternde Feuer in einer Feuerstelle erinnerte. Ein angenehmer Schauer umfasste seinen ganzen Körper und verursachte das bekannte kribbelige Gefühl im Magen, welches immer mit einer guten Herausforderung kam. Seto war schon immer eine gute Herausforderung für ihn gewesen und vermutlich auch die Beste, die er je bekommen hatte. Das, was ihm am meisten am jungen CEO gefiel, war, dass dieser nie ruhen konnte. Er stellte sich ihm jedes Mal in einem neuen Duell, gab alles von sich bis zum Schluss und egal, wie der Kampf ausging, hatte er nie genug. Das liebte Yami an ihren Begegnungen – diesen unstillbaren Hunger nach mehr, der sie beide bis zu ihren persönlichen Grenzen und darüber hinaus trieb. Ein Hunger, der nicht nur ihre dynamischen Duelle prägte, sondern, zu seiner größten Freude, auch ihre private Begegnungen. Zwischen ihnen herrschte ein endloser Kampf, der ihr ganzes Verhältnis bestimmte. Das ging jenseits jeder Vorstellung und Logik. Sie brauchten keine Logik. Sie brauchten einfach einander. So wie in diesem Moment.
 

Yami griff nach dem schwarzen Stoff, um Seto zu sich herunterzuholen. Sein Freund kam ihm entgegen, getrieben vom gleichen Drang nach mehr Nähe. Ihr Kuss war sanft und gefühlvoll und erinnerte ihn an einem langsamen Tanz. Er schmecke süß und es war, als würde er von der verbotenen Frucht der Götter kosten. Der Pharao liebte das heiße Prickeln in seinem Inneren, das immer davon ausgelöst wurde, und er konnte es nicht satt werden.
 

Forsch glitten seine Hände unter dem Oberteil und über die warme nackte Haut, die er schon länger wieder fühlten wollte. Er lehnte sich ein Stück zurück, um Seto das Ausziehen des Oberteils zu erleichtern. Ihre Lippen fanden sich erneut, hungrig und drängend. Er zog seinen Freund mit sich zum Bett, worauf er ihn ungeduldig schubste und eilig über ihn kletterte. Seto verfolgte mit verlangendem Blick, wie er sein T-Shirt auszog und achtlos zur Seite warf. Yami sah ein Schmunzeln seine Züge umspielen, bevor er sich zu ihm herunterlehnte und leidenschaftlich seine Lippen einnahm.
 

Ein erregter Schauer überzog seinen Körper, als Setos Hände sich gierig an seine Hüften klammern. Die steigende Hitze zwischen ihnen trieb ihn in den Wahnsinn.
 

Sein warmer Atem ging stoßweise, als sich ihre Lippen trennten und er dann zur linken Hälfte des Halses glitt, um sinnlich mit der Zunge über die Haut knapp unter der Ohrmuschel zu fahren und an der Stelle zu saugen. Die Aktion entlockte Seto ein erregtes Keuchen. Er neigte leicht den Kopf zur Seite und Yami nutzte sofort die dargebotene Fläche aus, um sie mit Küssen zu übersähen und frech anzuknabbern. Mit den Händen fuhr er über die warme Haut und fühlte bald die kalte Metallschnalle von Setos Gürtel, in der sich nun seine Finger verfingen.
 

„Warte kurz…“, kam es leicht atemlos vom Firmenchef, kaum dass er sie offen gekriegt hatte. Die sanfte Berührung an seinen Armen ließ Yami inne halten und mit fragendem Blick zu den dunklen Saphiren schauen. Für einen Moment war erneut diese intensive Anspannung zwischen ihnen, die an einem Vulkan vor seinem Ausbruch erinnerte und jedes Mal vor einem Duell zu spüren war. Die mindestens genauso starke Anziehungskraft, die dazu kam, ließ sie kaum aus ihrem starken Zauber heraus.

„Ich hab ein Geschenk für dich.“ Seto war der erste, der es schaffte sich von den Gefühlen zu lösen. Seine Stimme war ein leises Flüstern. „In der großen Schublade neben dem Kleiderschrank.“
 

Yami blickte kurz über die rechte Schulter nach hinten, ehe er sich zurücklehnte und sich auf die Bettkante hinsetzte. Er sah Seto nach, der aufstand und zum besagten Schrank ging, um von dort ein weißes Päckchen mit rotem Rand herauszuholen. Der Pharao erkannte an dem schönen Papier und den weiß-roten Fäden, die zu einer Schleife zusammengebunden waren, dass es sich um ein besonderes Geschenk handelte.
 

„Hatten wir nicht vereinbart, dass die Party dein Geburtstagsgeschenk an mich sein wird?“, fragte Yami mit einem Schmunzeln auf den Lippen, als sein Freund sich neben ihm hinsetzte und ihm das Päckchen reichte.
 

Seto verdrehte leicht die Augen. „Öffne es.“
 

Yami löste vorsichtig den Knoten der beiden Schleifen und packte das Geschenk aus. Eine kleine weiße Schachtel war unter dem Papier versteckt und er öffnete sie, um drinnen ein sorgfältig verpacktes schwarzes Lederarmband zu entdecken. Ein beeindruckendes Flechtenmuster aus Edelstahl verzierte die Mitte des fünf Zentimeter breites Armbandes. Er nahm es vorsichtig aus der Schachtel und betrachtete es neugierig. Das silbern schimmernde Metall reflektierte das sanfte warme Licht, das von der Nachttischlampe kam, was sofort das Auge einfing. Die Ausarbeitung war fein und edel und sie gefiel ihm sehr.

Dieses Armband war ein unerwartetes und persönliches Geschenk. Der Pharao wusste, dass es eine besondere Bedeutung hatte. Er setzte die Schachtel zusammen mit der Verpackung auf dem Bettrahmen ab und löste sein altes Lederarmband mit runden Nieten vom rechten Handgelenk, um das neue anzulegen. Das kalte Metall ließ ihn kurz schaudern, während das Armband sich so anfühlte, als wäre es für ihn gemacht worden.
 

„Danke.“ Yami blickte hoch und begegnete Setos dunkle Saphire. Er lächelte, als er sah, dass die Anspannung, die den Firmenchef umfasst hatte, von ihm wich. „Jetzt habe ich den perfekten Glücksbringer beim Kartenziehen.“

Seto schnaubte. „Es ist für unser Jubiläum, nicht für ein Turnier.“
 

„Und auch nicht für mein Geburtstag“, stichelte der Pharao seinen Partner und lächelte breiter. Er freute sich wirklich über dieses Geschenk, denn es zeigte ihm, dass Seto ihre Beziehung genauso wichtig war, wie ihm.
 

„Ich halte mein Wort.“
 

„Ich weiß. Danke.“ Yami strich liebevoll über das schöne Lederarmband. „Ich habe auch etwas für dich.“
 

Er stand auf und schritt zu seinem Rucksack, um aus einer der kleineren Taschen im vorderen Bereich ein sehr kleines Päckchen ohne Schleife herauszuholen. Seto sah ihn mit einem neugierigen und überraschten Gesichtsausdruck an, als er zurückkam und ihm das Geschenk überreichte. Er drehte das Päckchen zwischen den Händen, bevor er das Packungspapier entfernte. Aus der kleinen Schachtel holte er einen dunkelblauen mit türkisenden und azurnen Chrysanthemen verzierten Beutel heraus, der ein Duftbeutel darstellte. Der weiche und glänzende Stoff war aus Seide und die Blüten waren mit einem gelben Faden umrahmt, der golden erschien. Zusammengehalten wurde die Öffnung von einem dicken blauen Faden. Seto führte den Beutel zu seiner Nase, pausierte und wiederholte die Handlung erneut im Versuch die Essenz der speziell für ihn zusammengesetzten Duftmischung zu ermitteln. Er runzelte für einen Moment die Stirn, roch wieder daran und lächelte warm. Sein ruhiger Blick ruhte auf ihn und Yami war sich sicher, dass er erkannt hatte, dass die Mischung von der ägyptischen Kultur inspiriert worden war.
 

„Das sollte dich an uns erinnern. Besser gesagt an das, was uns verbindet. Gleichzeitig bewahrt es vor Unheil.“
 

Eine Erwiderung darauf bekam er nicht, zumindest nicht in verbaler Form. Stattdessen fühlte er Setos warmen Atem sein Gesicht streifen und seine Hand sich ins Nackenhaar krallen. Dem Kuss fehlte die übliche drängende Leidenschaft. Er war mehr wie eine liebevolle Berührung – sanft und zuckersüß.
 

Yami seufzte leise. Sie lehnten Stirn an Stirn an einander und fühlten die gleichmäßige Atmung des jeweils anderen. Der Pharao hatte die Augen geschlossen, um den Moment in vollkommener Ruhe auszukosten. Ein warmes Lächeln umspielte seine Lippen. Das war ein perfekter Abschluss seines Geburtstages.
 

Er schaute in die blauen Saphire seines Gegenübers. Hinter ihrem kühlen Blau sah man freudige Wellen aufschlagen, die Yamis Lächeln noch wärmer werden ließen. Das aufgeregte Kribbeln in seinem Bauch machte ihn trunken.
 

Sie lehnten sich gleichzeitig zurück. Yami ließ sein altes Armband auf den Nachttisch liegen und fuhr mit den Händen verlangend über seine nackte Brust. Mit leichtem, aber bestimmendem Druck auf die Schultern beförderte er Seto wieder in die liegende Position. Der Firmenchef streckte den Arm zur Seite, um sein Geschenk sicher abzulegen, bevor er forsch die Hände zu seinen Hüften gleiten ließ. Der nächste gefühlvolle Kuss entflammte erneut ihre brennende Leidenschaft für einander. Hungrig versuchten sie so viel aus dem Kuss herauszubekommen, wie sie konnten, bevor der Drang nach Luft die Überhand gewann und sie sich schweratmend trennen mussten.
 

„Heute ist nur der Anfang eines endlosen Spieles. Sicher, dass du dich darauf einlassen willst?“ Yamis Stimme war nur ein sanfter Hauch.
 

„Solange du mein Gegner und mein Preis bist, lasse ich mich auf jedes Spiel mit dir ein, Yami.“ Setos Hand berührte sanft seine Wange und Yami lehnte sich leicht dagegen. Der Daumen fuhr seine Lippen nach und hinterließ ein prickelndes Gefühl und das Verlangen nach mehr.
 

„Dann ist es jetzt mein Zug…“, flüsterte der Pharao und nahm die weichen Lippen wieder für sich ein.
 

Sie ließen von der Selbstkontrolle los und gaben sich einander hin in einem Spiel voller Dynamik und großer Leidenschaft. Gemeinsam erreichten sie Höhen, weit weg vom gewöhnlichen und eintönigen Leben und erfüllt vom glorreichen Sieg und puren Glück. Yami hatte das Gefühl, dass es in seinem Herzen keinen Platz mehr für diese unbändige Freude gab, mit der er immer in ihrer Einheit erfüllt wurde. Selbst als er später fühlte wie Seto ihn umarmte und sich an seinen Rücken schmiegte, während sie zur Ruhe kamen und er halb am eindösen war, pulsierte diese Freude wie ein strahlender Energieball in seinem Inneren. Er dankte den Göttern, dass sie ihm erlaubt hatten sein letztes Spiel zu spielen – das Spiel des Lebens.

Ein glückliches Lächeln umspielte seine Lippen und er drückte sanft Setos Hand, die um seinem Bauch lag und deren lange Finger sich mit seinen verhakt hatten. Und er konnte erfreuter sein zu spüren, dass der leichte Druck von seinem Freund erwidert wurde…

Welcome back!

Zusammenfassung: Eine Einladung zum Date und eine unerwartete Überraschung...
 

*~*~*
 

Ein angenehmes kitzeliges Gefühl kroch seinen Rücken herab. Seto brauchte sich nicht umzudrehen, um zu wissen, dass Yami ihn gerade ausgiebig musterte. Nur der Blick des Pharaos konnte unter seiner Haut gelangen und ihn triggern ohne sich groß anzustrengen und er konnte nicht abstreiten, dass er das liebte. Selbst in diesem Moment berührte ihn das, obwohl sie keine halbe Stunde zurück im hungrigen Feuer ihrer Lust und ihrer wilden Leidenschaft eingefangen waren. Für gewöhnlich war er die Ruhe in Person, doch Yami versetzte ihn wie per Knopfdruck in die gegensätzliche Extreme und das mit einer Leichtigkeit, die kein anderer Mensch es schaffte hinzubekommen. Eben waren sie beide beim Testen seines virtuellen Spieles Siamira gewesen bis ein Blick und ein Wort gereicht haben, um die Testphase abzubrechen und sich lieber dem hinzugeben, was man empfand.
 

Seto nahm seinen weißen Mantel und zog ihn wieder an. Er richtete den Kragen und strich den Stoff glatt, wobei er versuchte seinen Blick stur auf dem Bücherregal seines Büros zu halten und nicht nach hinten zum Schreibtisch zu schauen wogegen Yami gerade bequem lehnte. Er war nicht überzeugt, dass er es nur beim Zusehen gelassen hätte.
 

„Wie wäre es, wenn du am Samstag zu mir und Yugi rüberkommst?“
 

Kaiba stockte in der Bewegung, bei der er aus Gewohnheit überprüfte, ob der Duftbeutel, den er von Yami bekommen hatte, sich sicher befestigt in der hinteren Tasche seines Mantels befand. Er pausierte für ein paar Augenblicke, bevor er mit der gewohnten Routine weiterfuhr.
 

Langsam drehte er sich zu seinem Freund um. „Du willst, dass ich bei euch übernachte?“
 

Yamis Blick ruhte auf ihn, ruhig aber ernst. „Wird langsam Zeit, dass du dich auch mit meiner Umgebung vertraut machst. Ich denke 13:00 Uhr passt. Yugi hat ein Date mit Anzu im städtischen Museum und sie gehen danach ins Kino, wodurch wir am Nachmittag größtenteils alleine sein werden.“
 

„Ach, hat er sich endlich getraut sie auszuführen?“
 

„Deine neugierige Frage an meinem Geburtstag hat ihn dazu ermutigt. Nachdem Anzu zugab, sie würde mit ihm ausgehen, hat es nicht lange gedauert, bis er sie auch eingeladen hat.“
 

„Ich würde ihn verhauen, wenn er die Chance nicht genutzt hätte.“
 

Yami grinste breit. „Du bist erstaunlich fürsorglich.“
 

Seto schnaubte. „Rede keinen Unsinn.“
 

Stille legte sich über ihren Köpfen. Seto bemerkte Yamis erwartungsvollen Blick.
 

„Und?“
 

„Was ist mit Sugoroku und Yugis Mutter?“
 

„Großvater weiß Bescheid. Yugis Mutter ist gerade außerhalb der Stadt auf einer medizinischen Ausbildung. Sie kommt erst am Montag wieder zurück. Ich werde dann mit ihr reden.“
 

Ein seltsam schweres Gefühl in seinem Bauch ließ ihn etwas unruhig werden. Seit dem Duell um die vierte Karte des blauäugigen weißen Drachens vor zwei Jahren hatten er und Sugoroku nicht wirklich direkten Kontakt mit einander gehabt. Ihr Verhältnis zu einander war an sich neutral, doch für ihn fühlte sich das mehr nach einem temporären Waffenstillstand an. Seto wusste, dass das nicht gut war in Anbetracht der Tatsache, dass Yami nun ein Teil von den Mutos und er sein Partner war. Wenn er wirklich dafür stehen wollte, was er mit dem Pharao hatte, musste er diese Sache zwischen ihm und dem Alten klären. Er glaubte, das würde nicht so einfach sein, wie er es sich wünschte. Nicht, dass ihn das wirklich davon abhalten würde es zu machen.
 

Seto schauderte unwillig und merkte, dass es wieder an Yamis drängenden Blick lag, der ihn nicht ruhen lassen wollte. Natürlich erwartete der Pharao eine Antwort. Er seufzte und wollte etwas sagen, als das Telefon auf seinem Schreibtisch die Stille zwischen ihnen mit einem drängenden Klingeln unterbrach. Sie zuckten beide zusammen und er blickte irritiert zum Gerät bei dem eine gelbe Lampe in kleinen Abständen aufblinkte, was darauf deutete, dass die Innere Leitung benutzt wurde. Mit Sicherheit war das seine Sekretärin.
 

„Das scheint dringend zu sein“, bemerkte Yami und war mindestens genauso wenig über die Störung begeistert wie er selbst. Seto hatte extra gesagt, dass er nur in Notfällen kontaktiert werden wollte, was er immer machte, wenn er mit seinem Freund ungestört sein wollte. Hoffentlich gab es wirklich einen guten Grund für diesen Anruf.
 

Er trat an den Schreibtisch an Yamis linke Seite und nahm den Hörer ab.
 

„Ja, Frau Kanazawa?“
 

„Verzeihen Sie die Störung Herr Kaiba. Aber hier ist eine gewisse Frau Mai Kujaku, die dringend mit Ihnen sprechen will. Sie sagt, es geht um etwas, was sie nur persönlich mit Ihnen bereden kann. Sie hat einen alten Ausweis der Kaiba Corp. bei sich. Soll ich sie wegschicken?“
 

Seto runzelte leicht die Stirn. Mai war hier? Na das war eine unerwartete Überraschung.
 

„Nein. Schicken Sie sie hoch, Frau Kanazawa.“
 

„Sehr wohl, Herr Kaiba.“
 

Er legte auf, bevor sein Blick nachdenklich auf die Fensterfassade ruhte. Mit so einem Besuch hatte er gar nicht gerechnet. Besonders nicht, nachdem letztes Mal Mai nicht auf dem Grand Championship Turnier erschienen ist, obwohl er sie extra aufgefunden und eingeladen hatte.
 

„Jemand Wichtiges?“
 

Seto schüttelte die Erinnerungen weg und blickte Yami an. „Wie man es sieht. Du wirst es nicht glauben, aber es ist Kujaku.“
 

„Mai?“ Yami war genauso verwundert wie er. „Was will sie von dir?“
 

„Sie hat das meiner Sekretärin nicht wirklich Preis gegeben. Ich glaube, ich weiß, warum sie hier angetanzt ist. Es gibt nur eines, was sie von mir wollen würde und was ich ihr geben kann. Mal sehen, ob ich richtig liege.“
 

Sie brauchten nicht lange zu warten, da hörten sie das Klingeln des Aufzuges, was die Ankunft eines Besuchers ankündigte. Ohne sich wirklich die Mühe zu machen anzuklopfen, stolzierte eine gewisse attraktive Blondine in Setos Büro und fing schon an der Tür mit ihrer Rede an:
 

„Kaiba, ich hab ein wichtiges Ange-…oh!“ Sie stockte mitten in der Rede und blieb abrupt stehen, während ihr überraschter Blick auf die beiden Männer vor ihr ruhte. Yami lehnte bequem gegen den Schreibtisch und hatte sich mit den Händen an der Tischkante abgestützt, während der Firmenchef neben ihm mit locker verschränkten Armen dastand und sie forschend betrachtete.
 

„Yugi, was machst du denn hier?“
 

„Yami.“ Der Pharao lächelte. „Lange nicht mehr gesehen, Mai.“
 

Mai blinzelte, dachte für einen Moment nach, bevor die Erleuchtung kam. „Der namenlose Pharao… Aber man hat mir gesagt, dass du wieder zurück ins Jenseits gegangen bist… Ich mein, wie kommt es?“
 

„Mir wurde die Möglichkeit gegeben wieder in die Welt der Lebenden zurückzukehren und ein zweites Leben zu führen. Göttersegen. Und.. mein eigentlicher Name ist Atemu, aber in dieser Zeit heiße ich Yami.“
 

Sie brauchte einen Augenblick um die Information zu verdauen. Ihr Blick wanderte immer wieder von Yami zu Seto und dann wieder zurück, während sie versuchte sich diese Situation zu erklären.
 

„Ihr Duelliert euch nicht“, stellte sie zusammenhangslos fest.
 

Yami nickte zustimmend. „Gerade nicht.“
 

„Was aber nicht heißt, dass wir damit aufgehört haben.“
 

Setos ernste Aussage ließ Mai grinsen. „Es würde mich wundern, wenn ihr damit aufhören würdet.“
 

Yami schnaubte amüsiert und schüttelte leicht den Kopf. Er stieß sich vom Schreibtisch weg und richtete sich auf. „Ich denke, ihr habt etwas Wichtiges zu besprechen. Ich werde unten in der Lobby auf dich warten, Seto.“
 

Kaiba sah seinem Freund nach und nickte still. Er wartete, dass er alleine mit Mai blieb, um sich ihr zuwenden zu können. Er ging um den Schreibtisch herum, um an seinem Stuhl Platz zu nehmen.
 

„Seto? Seit wann so persönlich, Kaiba?“ Mai schaute auf die geschlossene Tür, bevor ihr interessierter Blick auf ihn ruhte.
 

„Wir sind zusammen. Er darf das.“ Er hatte nicht wirklich einen Grund das vor Mai zu verbergen. Schließlich wusste es auch der Rest der Clique bereits und Kujaku gehörte mehr oder weniger dazu. „Was führt dich zu mir, Kujaku?“
 

Mai sah ihn verdutzt an, öffnete den Mund, um etwas zu sagen und schloss ihn nach kurzer Überlegung wieder. Natürlich wusste sie nicht von ihrem Outing, wodurch ihre Reaktion verständlich war. Seto verschränkte die Hände vor sich auf dem Schreibtisch und gab ihr die Zeit die Neuigkeit zu verdauen.
 

„Du bist schwul? Ich hätte dir das nicht zugetraut“, kam es nach einer geraumen Weile von ihr.
 

Er seufzte und lehnte sich zurück. „Bin ich auch nicht. Yami ist eine Ausnahme von der Regel.“
 

„Ausnahme?“ Sie runzelte die Stirn und zog ungläubig die Augenbrauen zusammen.
 

Seto winkte ab. „Ich denke nicht, dass du hier bist, um in meinem Privatleben herumzuschnüffeln und zu versuchen meine sexuelle Orientierung zu verstehen. Also noch einmal, warum bist du hier?“
 

Mai antwortete nicht sofort. Sie sah ihn eine Weile nachdenklich an, ehe sie mit der Sprache herausrückte.
 

„Ich will, dass du mich als Spieltesterin einstellst. Ich hab gesehen, dass du immer noch auf der Suche nach kompetenten Spielern bist, die diesen Job machen. Deshalb bin ich hier.“
 

Das hatte sich Kaiba schon gedacht. Das entsprach einfach Mais Stil.
 

„Was gibt dir eigentlich die Sicherheit, dass ich dir diesen Job geben würde? Du scheinst seit einer geraumen Weile aus der Industrie raus zu sein und ich kann mich erinnern, dass du letztens meine Einladung zum Turnier abgeschlagen hast.“

Ein genervter Seufzer kam von ihren Lippen. Sie stemmte die rechte Hand an der Hüfte und verzog verstimmt das Gesicht.
 

„Verzeih, wenn ich dein Ego gekränkt habe, aber ich hatte anderweitig zu tun. Ich spring nicht immer, wenn du das willst.“
 

„Du verstehst offensichtlich nicht meinen Standpunkt.“ Seto erhob sich von seinem Platz und sein Blick traf direkt auf ihren. So einfach ließ er sich nicht provozieren. „Mich interessiert es herzlich wenig warum du nicht gekommen bist und was du in der Zwischenzeit gemacht hast. Tatsache ist, du kommst und gehst, wann immer du willst und wann es dir passt. Du beendest nicht einfach das, was du angefangen hast. Ich habe ein großes Projekt am Laufen und brauche einen zuverlässigen Spielertester, von dem ich weiß, er wird von Anfang bis zum Ende dabei sein und seinen Job erledigen. Ich kann es mir nicht leisten jemanden zu nehmen, der zwei Wochen dabei sein wird und dann plötzlich verschwindet, weil er keinen Bock hat.“
 

Er konnte sehen, dass er den richtigen Nerv getroffen hatte. Mai versteifte sich augenblicklich und ihr Blick erinnerte ihn an eine ihrer wütenden Harpyien. Sie war stolz, zu stolz und demnach alles andere davon begeistert, dass er eine ihrer Schwächen entblößte. Seto hatte nicht vor sie zu schonen. Er fand, dass sie genug herumgeirrt hatte und mittlerweile wissen sollte, was sie genau wollte, vor allem in Bezug auf Duel Monsters und ihrer Freundschaft mit Yugi und Co. Daher wollte er sie vor einer Wahl stellen und sie dazu bringen zu handeln.
 

Die Minuten verstrichen in vollkommener Stille. Sie sahen einander einfach an und schienen einen Kampf auf einer anderen Ebene zu führen. Seto blieb aber bei seinem Standpunkt und ließ Mai das ganz genau wissen.
 

Nach einer Weile sah er, wie sie sich langsam entspannte. Offensichtlich war sie zu einem Schluss gekommen oder sie wollte etwas anderes probieren. Ein schwerer Seufzer glitt über ihre Lippen.
 

„Nicht umsonst verschätzen sich viele mit dir, Kaiba. Für dein Alter kannst du wirklich rau spielen.“
 

Darauf antwortete er nichts und wartete lieber ab.
 

„Ich habe dieses Mal vor in Domino City zu bleiben. Ich muss einiges wiedergut machen… die Sache mit Dartz und was ich da angerichtet habe…“ Sie schüttelte leicht ihren Kopf, als wollte sie eine unschöne Erinnerung loswerden. Ihr Blick wurde weicher, verletzlicher. Sie senkte den Blick. „Ich war egoistisch und dumm genug Menschen von mir wegzustoßen, die für mich da waren. Wirklich für mich da waren und nicht so taten als ob. Verstehst du, was ich meine?“
 

Ihre violetten Augen suchten wieder die seinen. Er brauchte nicht lange, um zu wissen, woran sie dachte.
 

„Jonouchi. Der Kerl ist eine Nervensäge und ein Loser, aber wenn er etwas gut kann, dann ist es sich selbstlos zu opfern für die Menschen, die ihm wichtig sind. Wie ein treudoofer Hund, der dir hinterherrennt, weil er beschlossen hat gerade dich zu mögen.“
 

Die Aussage brachte sie zum Lachen, auch wenn es etwas bitter klang. „Du bringst es perfekt auf den Punkt, Kaiba. Dafür, dass du immer so ignorant wirkst, passt du sehr gut auf.“
 

„Ich kenne einfach den Kindergarten länger als du. Ich weiß ganz genau wozu sie in der Lage sind.“
 

„Ja, das merke ich. Aber nun zu deinem Standpunkt: ich habe nicht vor in naher Zukunft Domino zu verlassen. Das kann ich dir versichern.“ Da er darauf nichts sagte und auch nicht wirklich darauf reagierte, erklärte sie sich: „Wenn nichts anderes hat mir die Auszeit zu verstehen gegeben, dass es einfach Momente gibt, wo du jemanden in deinem Leben heranlassen musst, um einfach glücklich zu sein. Für dich selber zu stehen lernt man einfach und es ist auch toll unabhängig von anderen zu sein. Aber zum Glück gehören mindestens zwei. Ich denke, gerade du kannst es verstehen, wo du jetzt offensichtlich jemanden an deiner Seite hast, der dir etwas mehr bedeutet.“
 

Seto seufzte leise. „Wenn es so einfach wäre… Aber ja, es ist besser so, da gebe ich dir Recht. Deshalb hoffe ich für dich, dass du dieses Mal wirklich hier bleibst.“ Sein ernster Blick ruhte auf sie. „Damit das klar ist: ich habe keinen Bock mit Yami wieder nach Jonouchi zu suchen, weil der Idiot dir hinterherrennt und dich vor dir selbst retten will.“
 

Sie lächelte zuckersüß. „Du machst dir Sorgen? Das klingt gar nicht nach dir, Kaiba.“
 

Ein leiser Groll kam als Antwort. „Übertreib es nicht, Kujaku. Meine Toleranz hat ihre Grenzen.“
 

„Schon gut, schon gut. Du bist ja empfindlich…“
 

Seto verdrehte leicht die Augen. „Sechs Monate. Wenn du nur einmal ohne vernünftigen Grund nicht zur Arbeit erscheinst, war es das für dich, Kujaku. Damit wären alle Gefallen für dich bei mir verbraucht.“
 

„Und was passiert nach den sechs Monaten, wenn ich immer noch da bin?“
 

„Bleib solange und das wirst du selbst sehen“, entgegnete Kaiba und nahm das Telefon in der Hand, um über die Innenleitung seine Sekretärin zu erreichen. Er konnte sehen, dass Mai ein Kommentar parat hatte, aber sie tat gut nichts zu sagen und abzuwarten, dass er das Gespräch beendete. Kurze Zeit später waren er und Mai im Aufzug, um zur Lobby zu gelangen. Von Frau Kanazawa würde die sch;ne Blondine die nötigen Dokumente und einen neuen Ausweis angefertigt bekommen und durfte morgen schon anfangen.
 

„Kaiba, tu mir den Gefallen und sag Jonouchi und den andere nicht, dass ich zurückgekommen bin. Ich möchte das selbst machen.“
 

„Von mir erfährt keiner etwas. Von Yami ganz zu schweigen.“ Er sah sie nicht mal an, sondern schaute lieber auf die rote Stockwerkanzeige des Aufzuges.
 

Sie musterte ihn, ehe sie geradeaus blickte. „Danke.“
 

In der Lobby führte Seto seinen Gast zum Empfang. Seine Sekretärin erwartete sie bereits und bat Mai, ihr in einem der Gesprächsräume zu folgen, damit die letzten administrativen Angelegenheiten erledigt werden konnten. Yami schloss zu ihm auf und sah den beiden jungen Frauen nach.
 

„Ein Job?“
 

Der Firmenchef gab ein zustimmendes Summen von sich. „Das ist das einzige, was sie von mir verlangen kann, da sie schon einmal bei mir gearbeitet hat. Sie will in Domino bleiben und braucht eine sichere Stelle.“
 

„Es wird schön sein, wenn sie wieder zu uns aufstößt. Jonouchi wird sich sehr darüber freuen.“
 

„Das wird sie mit Sicherheit. Allerdings sollten wir das hier für uns behalten. Sie möchte es persönlich weitergeben.“
 

„Verständlich.“ Ihre Blicke begegneten sich. „Wollen wir?“
 

„Klar.“
 

Zusammen verließen sie die Kaiba Corp., um wie gewöhnlich für sie in den Park zu gehen. Sie hatten noch ein wenig Zeit in ruhiger Zweisamkeit, bevor Seto an einer Videokonferenz mit einigen interessierten Investoren teilnehmen musste, um ein weiteres Projekt der Kaiba Corp. zu besprechen.
 

„13:00 Uhr hast du gesagt?“
 

Sie nahmen einen kleinen seitlichen Pfad zum Inneren des Parks, der durch einen kleinen Eichenwald führte.
 

„Außer natürlich du hast etwas anderes vor.“
 

„Nein. Ich wollte nur sicher gehen, dass ich es richtig im Kopf habe.“
 

Aus den Augenwinkeln konnte er sehen, wie Yami den Kopf zu ihm drehte und ein Schmunzeln seine Lippen umspielte. „So nervös?“
 

Seto schnaubte und funkelte seinen Freund böse an. „Komm mir ja nicht damit!“
 

Dieser grinste amüsiert, ohne etwas darauf zu erwidern. Sie setzten ihren Weg im Schweigen fort.
 

Seto hoffte nur, er würde bis zum Samstag nicht alle Wände hochgehen...

Sleepover

Zusammenfassung: Seto ist das erste Mal bei Yami Zuhause und hat dann ein ernstes Gespräch mit Sugoroku.

Warnung: Das Gespräch ist knapper gehalten, als ich es haben wollte. Ich vermute, es liegt an den beiden Charakteren. Viel Worte sind nicht nötig, um sich zu verständigen.
 

*-*-*
 

Seto konnte nicht sagen, was er genau erwartet hatte. Yamis Zimmer bei den Mutos war klein, aber sehr hell, da es sich im Dachgeschoss befand und zwei strategisch platzierte Fenster das ideal erhellten. An der rechten Seite standen der Kleiderschrank und ein Bücherregal, während sich ihnen gegenüber das Bett befand. In einer Ecke des Raumes entdeckte er den Basketball den Yami von Jonouchi zum Geburtstag zusammen mit einer dunkelgrauen Sporttasche bekommen hatte. Diese lag daneben auf dem Boden. Ein kleiner Schreibtisch, ausgestattet mit einer schwarzen Tischlampe, stand neben dem Bett. Die Lampe war größer als die meisten Bürolampen und stand strategisch platziert in der Ecke der Schreibfläche, so dass sowohl dem Sitzplatz am Tisch als auch dem Bett Licht bieten konnte. Ein kleiner Stapel Bücher ergänzte die Ausstattung des Schreibtisches, was Kaiba keines Wegs wunderte. Sein Freund las gerne und hatte eine Vorliebe für historische und Abenteuerromane.
 

Sein Weg führte ihn zur Ecke, wo sich Yamis Sporttasche befand, da er seine eigene Tasche in der Nähe ablegen wollte. So sollte sie nicht im Weg stehen und gleichzeitig bequem zum Finden sein.
 

„Orangen- oder Apfelsaft?“
 

Hinter ihm erklang Yamis ruhige Stimme. Für einen Augenblick hatte er ganz vergessen, dass er nicht alleine hier war.
 

„Orangensaft.“
 

„In Ordnung. Ich warte im Wohnzimmer auf dich.“
 

Seto sah seiner besseren Hälfte nach und bemerkte erst dann die Kommode aus dunklem Eichenholz links von der Tür. Sie war in etwa 1,50 Meter hoch und besaß fünf Schubladen. An sich nichts ungewöhnliches, doch nicht sie hatte seine Aufmerksamkeit erregt, sondern die aufgestellte goldene Truhe, die sich neben einem weißen Fotorahmen ganz links befand. Das war ein alt ägyptisches Stück mit dem Auge des Horus an der Front und Seto wusste sofort, dass die Truhe mit den Millenniumsgegenständen verbunden war. Wohl nicht alles war damals im Tempel eingestürzt.
 

Er trat langsam an die Kommode und hob die Hand, um mit den Fingern über den aufwendig ausgearbeiteten Deckel zu fahren. Das Metall war kalt und fühlte sich seltsam vertraut an.
 

Der Raum verzerrte sich. Die Luft wurde dicker und feuchter. Es war kühler und dunkler. Die Kommode war nicht mehr da – stattdessen sah er ein großes und breites Steinpodest vor sich stehen. Er öffnete die Truhe und legte ein weißes Bündel hinein, dessen Inhalt er kurz darauf in die Truhe schüttete. Dieser bestand auf aus kleinen goldenen Puzzlestücken, darunter auch ein weiteres Auge…
 

Seto zog seine Hand abrupt zurück und befand sich wieder im hier und jetzt. Eine Schwere hatte sich in seinem Inneren gebildet und er beeilte sich das Gefühl abzuschütteln, da es nicht seines war. Sein Blick ruhte auf die Truhe, die geschlossen vor ihm stand. Seine Augenbrauen zogen sich unzufrieden zusammen.
 

Das war eine Sache in seiner Beziehung mit Atemu, die ihm überhaupt nicht gefiel. Ab und an hatte er solche Momente wie diesen, wo Erinnerungen aus Seths Leben in sein Gedächtnis kamen, ohne dass er das willentlich steuern konnte. Sie zeigten ihm immer Szenen, die mit Atemu verbunden waren, oder genauer gesagt mit Sachen, die Seth für den Pharao getan hatte. Er konnte immer noch nicht den Sinn dieser spontanen Flashbacks verstehen, doch er mochte sie nicht. Sie brachten ihn unnötig aus der Ruhe und führten zu nichts. Er war der Meinung, dass die Vergangenheit, Vergangenheit bleiben sollte und nichts mit dem zu tun hatte, was zwischen ihm und Atemu im Jetzt geschah. Der Priester und er waren anders und sie empfanden unterschiedlich gegenüber dem Pharao, auch wenn er nicht abstreiten konnte, dass sie sich in einem Punkt sehr ähnlich waren: mit Atemu verband sie das grenzenlose Vertrauen in seiner Stärke und seinem Können, selbst im Momenten, wo es aussah, dass sie sich von ihm abwandten.
 

Sein Blick wanderte zum Foto, worauf Yugi mit der Clique vor dem großen Kaiba Dome zu sehen war. Dieses war kurz nach dem Ende des Grandchampionship Turniers aufgenommen worden, denn Yugi hielt den Pokal des Turniers in seiner linken Hand und ein glückliches und stolzes Lächeln umspielte seine Lippen. Das Lächeln eines echten Champions.
 

Seto wandte sich ab und verließ das Schlafzimmer seines Freundes, um über die Treppen wieder im ersten Geschoss zu gelangen. Das kleine, gemütliche Haus war übersichtlich, wodurch er schnell das Wohnzimmer fand, das ihm sein Freund zuvor gezeigt hatte. Yami saß bereits auf der braun gepolsterten Couch und durchblätterte die neue Spielzeitschrift des Domino Gaming Verlages, die er ihm mitgebracht hatte. Auf dem niedrigen Tisch vor ihm standen bereits zwei mit Orangensaft gefüllte Gläser und ein großer rechteckiger Teller mit lecker aussehenden Reisbällchen.
 

„Deine Kreation?“, vermutete der Firmenchef, während er sich vorlehnte und ein Reisbällchen nahm, bevor er neben Yami Platz nahm.
 

„Meine und Yugis. Er hat mir gezeigt, wie man das macht. Ich weiß nun, warum ihr sie so gern mögt. Sie schmecken lecker und machen auch gut satt.“
 

„Sie sind auch einfach zu machen. Lernt man praktisch in der Mittelstufe.“ Seto biss von Reisbällchen ab. In seinem Mund mischten sich die Geschmäcke von leckerem Tunfisch und zarter süßlicher Majonäse, die vom neutralen, aber eleganten Geschmack des Reises wunderbar ergänzt wurden. Ein zufriedenes Summen entkam ihm, während er sich in die Couch zurücklehnte. Dieses Rezept liebte er am Meisten.
 

„Du meinst, ihr habt es in der Schule gelernt?“
 

Er musste sich daran erinnern, dass sein Freund diese Zeit aus Yugis Leben nicht kannte und daher solch Lücken kamen. „Ja. Wir haben ein Schulfach gehabt, den man Hauswirtschaft nannte. Da haben wir praktische Sachen zum Leben gelernt, unter anderem Kochen und Nähen.“
 

„Nähen? Ihr lernt nähen?“
 

„Man kann nicht immer davon ausgehen, dass es jemanden gibt, der das für dich tun wird.“
 

„Ergibt Sinn.“ Der Pharao schwieg für einen Moment. „Also kannst du kochen?“
 

Seto blickte ihn irritiert an. „Wieso sollte ich das nicht können?“
 

„Ich hab dich nie kochen gesehen.“
 

Natürlich nicht, woher sollte er auch? Zuhause kochte der Familienkoch der Kaibas für ihn und Mokuba. „Es gibt Leute, die besser darin bewandert sind als ich. Ich genieße das Essen lieber.“
 

Yami lächelte. „Nächstes Mal machst du dann die Reisbällchen.“
 

Damit hatte der Firmenchef nicht gerechnet. Er blickte seinen Sitznachbarn an und hob fragend die Augenbraue. „Bitte?“
 

„Du hast mich gehört. Nächstes Mal machst du die Reisbällchen für uns.“
 

Seto blinzelte. Für einen Moment versuchte er den Sinn hinter dieser Bitte zu entdecken, doch er gab es bald auf, da ihm nichts Vernünftiges einfiel. „Wie du willst. Auch wenn ich keine Ahnung hab, warum das nötig ist.“
 

„Es ist nicht nötig. Ich möchte nur sehen, ob du das wirklich kannst.“
 

Diese Aussage erregte Setos Aufmerksamkeit. Sein durchdringender Blick ruhte auf Yami, in dessen violettroten Augen er den bekannten kampfeslustigen Funken sah, den er aus ihren Duellen kannte. Forderte er ihn gerade wirklich heraus?
 

Wie als würde er seine nicht gestellte Frage erahnen, grinste ihn der Pharao an.
 

Seto schnaubte. „Mach dich auf etwas gefasst, Yami.“
 

Darauf antwortete sein Freund nicht, sondern widmete sich viel lieber der Zeitschrift in seiner Hand. Kaiba nutzte den Moment, um sein Reisbällchen zu Ende zu essen.
 

„Es ist also offiziell. Du fliegst nach Europa Ende August.“ Yami senkte die Zeitschrift auf seinen Schoß. Seto bemerkte einen Artikel zur Spielmesse in Köln zusammen mit der Liste der erwarteten Gäste, darunter auch die Kaiba Corp.
 

„Alles läuft nach Plan. Siamira ist zwar in der Alpha Phase, aber wir haben genug Material, um es dem Spielpublikum vorzuführen. Zudem sind wir der Publisher von drei neuen Spielen, die im Winter herauskommen werden. Gerade ist der passende Moment für sie zu werben.“
 

„Hm, die Spiele musst du mir bei Gelegenheit zeigen.“
 

„Sobald der letzte Schliff fertig ist, kann ich das machen.“
 

Sein Freund schmunzelte und klappte die Zeitschrift zusammen. „Wie ich dich kenne, darf ich kurz vor Release damit rechnen.“
 

„Ich will einfach, dass der Entwickler bis zum Ende konzentriert auf das Spiel bleibt. Solltest du im Testraum hereinspazieren, wirst du für Aufregung sorgen, die sich zwei Tage lang nicht legen wird. Gerade beim Endspurt ist das nicht die beste Idee.“
 

„Fans von Duellmonsters?“
 

„Wenn du wüstest… Es war schon ein Erlebnis, als mein Lead Manager der Spielabteilung auf die einzelnen Entwicklerteams zugegangen ist. Das Treffen mit mir dann nach Vertragsabschluss war länger, als für so etwas üblich.“
 

Yami schnaubte amüsiert. „Als würde dir das etwas ausmachen. Du genießt es im Rampenlicht zu stehen.“
 

„Solange ich genug Zeit habe, ja. Aber nicht wenn ich kurz daraufhin ein Treffen mit dem Vorstand meiner Firma habe.“
 

„Verständlich.“ Yami legte die Zeitschrift zur Seite und erhob sich von seinem Platz. „Wie wäre es mit einem Film?“
 

„Mach nur. Du kannst den Titel auswählen, ich habe keine Vorlieben.“
 

Sein Freund nickte und schritt zum Fernseher, wovor er in die Hocke ging. Unter dem DVD-Laufwerk befand sich ein Schrank mit Türen, die zur Seite geschoben werden konnten. Drinnen befand sich eine reiche Sammlung von DVDs und wie Seto bemerkte – von alten Video Kassetten. Yami ließ die Kassetten außer Acht und ließ den Zeigefinger über die aufgereihten DVDs wandern, bevor er stoppte und eine Packung herausholte. Er drehte sie um und las den Inhalt, bevor er zu ihm hochblickte.
 

„Die 13 Assassinen, ein historischer Film zur Edo Zeit. Ist eine Neuverfilmung vom gleichnamigen Film von Eiichi Kudo aus dem Jahr 1963.“
 

„Ist mir bekannt. Er hat gute Kritik bekommen.“
 

Yami nickte und schob die Schranktür zu, bevor er den Fernseher und den Player anmachte. Er schob die DVD rein und schritt zu ihm zurück. Seto hatte sich bereits seitlich auf die Couch hingesetzt, so dass Yami sich zwischen seinen Beinen niederließ und bequem an seine Brust lehnte. Er legte locker den Arm um den Pharao und die Hand auf seinen Bauch. Mit dem Unterarm der anderen Hand stützte er sich an die Armlehne der Couch, so dass es ihm bequemer war. Wieder seinen Partner so nah zu fühlen, beruhigte ihn ungemein. Ein sanftes Schmunzeln umspielte seine Lippen und sein Blick glitt zum Film, der sie direkt in das historische Drama der Edo Zeit einführte. Der Kodex der Ehre, herrschaftliche Intrigen und spannende Samuraikämpfe bildeten die Geschichte, die ihnen über die 13 Assassinen, die den Shogun vor einem brutalen Lord mit großen Einfluss retten mussten, erzählt wurde. Das Spiel der Schauspieler war fesselnd und emotional und das Ende des Films war zufriedenstellend und gut realisiert. Ob wegen der beeindruckenden Schlachten oder wegen der Herausforderung den anderen auf einem improvisierten Schlachtfeld zu schlagen, fanden sich Seto und Yami nach Ende des Films in einer Partie Schach vertieft. Sie hatten vor kurzem damit angefangen dieses alte, aber immer noch populäre Brettspiel zu spielen, nachdem der Firmenchef an einem Nachmittag in der Kaiba Corp. dem Pharao demonstriert hatte, wie sich Schach gegen eine Computersimulation spielen ließ. Wie zu erwarten, stellte sich Yami als eine sehr würdige Herausforderung heraus, die ihn aus seiner Komfort-Zone holte und ihn dazu brachte sich anzustrengen und sein Können zu entfalten. Er hatte seit seiner Kindheit kein Schach mehr gespielt, da er niemanden hatte, der ihm dabei das Wasser reichen konnte. Auf Grund seiner Ausbildung und später der Position als CEO der Kaiba Corp. hatte er auch nicht die Möglichkeit gehabt ein Chess-Master zu werden und sich an Schach-Meisterschaften zu beteiligen. Sein Freund brachte ihm die Freude ans Spiel wieder zurück, so dass sich jede Partie mit ihm in einen aufregenden Schlachtfeldkampf verwandelte.
 

„Schach-Matt!“ Yamis selbstbewusste Stimme verkündete seinen Sieg in diesem letzten Zug. „Das war eine gute Partie. Für einen Moment hast du mich mit deiner offensiven Taktik ganz schön ins Schwitzen gebracht.“
 

Seto schmiss seinen weißen König um und lehnte sich mit einem frustrierten Seufzer zurück, wobei er die Arme vor seiner Brust verschränkte. „Unfassbar. Nur du bist in der Lage dich aus so einer verzwickten Lage heraus zu manövrieren und einem dann noch kräftig reinzuhauen.“
 

Das freche Grinsen auf Yamis Lippen wurde noch breiter. „Das überrascht dich?“
 

„Als würde es. Ich spiele definitiv kein Schach mit dir, weil ich mich darauf verlassen kann, dass du jedes Mal die gleiche dumme Strategie abziehst und ich dich gnadenlos in den Boden stapfen kann.“
 

„Es freut mich, dass ich dir eine gute Herausforderung bieten kann.“
 

„Hmm.“
 

Seto löste die Haltung seiner Arme auf und stand langsam auf. Sie saßen auf dem Boden im Wohnzimmer, weil es so bequemer zum Spielen gewesen war. Nun aber hatte er Durst und da die Orangensaftpackung leer war, wollte er sich zumindest Wasser holen.
 

„Willst du auch Wasser haben?“, fragte er daher seinen Freund, der die Schachfiguren wieder aufstellte. Sie spielten immer bis sie 3 von 5 Partien hatten, bevor sie damit aufhörten und sich anderen Sachen widmeten.
 

„Da sage ich nicht nein. Du weißt wo die Küche ist?“
 

Seto nickte, nahm ihre leeren Gläser und die Orangensaftpackung, um letztere zu entsorgen. Der Weg zur Küche ging über den schmalen Flur und an den Treppen vorbei, bevor man links abbog und in eine kleine aber gemütliche Küche hereinkam. Kaum betrat Kaiba den Raum, bemerkte er, dass er nicht alleine war.
 

„Ah, Kaiba, schön dich zu sehen!“ Sugoroku Muto stand am Waschbecken und spülte gerade eine weiße Porzellantasse aus. Er bemerkte die Gläser in seiner Hand. „Du kannst sie mir geben, ich wasche sie mit.“
 

„Nicht nötig. Ich mache das selbst“, entgegnete Seto ruhig und stellte die Gläser auf die Anrichte, bevor er die Packung Orangensaft zusammenfaltete, um sie dann in den Mülleimer zu schmeißen. Er schwieg, während er darauf wartete, die Gläser waschen zu dürfen, was auch kurze Zeit später möglich war. Das unangenehme Gefühl etwas gegen seinen Rücken gedrückt zu haben ließ ihn wissen, dass Yugi´s Großvater immer noch da war und ihn anblickte. Statt sich aber umzudrehen und ein Gespräch anzufangen, stellte er die Gläser ab und holte sich ein Tuch, um sie abzutrocknen.
 

Es war Sugoroku, der die Stille zwischen ihnen durchbrach. „Du hast dich seit unserer Begegnung vor zwei Jahren sehr verändert, Kaiba.“
 

Seto trocknete das erste Glas ab und legte es zur Seite. „Vermutlich. Es ist einiges passiert.“
 

„Das stimmt. Und wie ich sehe hast du endlich die Wut und den Drang nach Vergeltung hinter dir gelassen.“
 

Er schnaubte und stellte nun das zweite Glas zum ersten, bevor er sich umdrehte. „Du klingst genau wie er!“
 

Ein leichtes Lächeln war die Antwort. „Du weißt aber, dass es wahr ist. Beide Gefühle standen dir im Weg und hinderten dich daran dein volles Potential zu entfalten. Ich bin mir sicher, dass du gemerkt hast, wie weit du seit Battle City gegangen bist.“
 

Seto schwieg und sah den alten Mann mit kühlen Augen an. Sein kalter und abweisender Blick konnte Sugoroku leider keine Angst machen. Selbst damals bei ihrem Duell konnte er es nicht. Er wusste zu gut, von dem Yugi diesen Mut hatte.
 

„Du hast offensichtlich erkannt, dass echte Freundschaft auf gegenseitigem Vertrauen und Treue ruht. Bist du aber soweit für den nächsten Schritt?“
 

„Worauf willst du hinaus?“
 

„Auf deine Beziehung zum Pharao. Er hat mir mitgeteilt, dass du ihm wichtig bist und er dich in seinem Leben haben will. Wie ernst ist es dir, Kaiba?“
 

Seto seufzte und lehnte sich gegen das Waschbecken, nachdem er das Tuch wieder an seinen Platz aufgehängt hatte. Er verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich habe nicht eine Beziehung mit Yami angefangen, um abzustreiten, dass ich Gefühle für ihn habe, die weit über die gesunde Freundschaft hinausgehen, die andere mit mir aufbauen wollen. Er hat seinen Platz in meinem Leben gefunden und er gehört einfach dorthin. Ich vertraue ihm, mehr als jemand anderem auf dieser Welt neben meinem Bruder Mokuba. Er ist mir wichtig und wird es immer bleiben.“
 

„Du liebst ihn also?“
 

„Das tue ich“, sagte er in einem Atemzug. Zwar hatte er das Atemu nie direkt gestanden und auch der Pharao hatte die Worte nicht ausgesprochen, aber sie wussten, wie weit ihre Gefühle für einander gingen. Liebe konnte man auf unterschiedliche Art und Weise beschreiben, aber das zu spüren war eher etwas Einzigartiges. Er und Yami spürten es jedes Mal, wenn sie zusammen waren und sie ließen den anderen das wissen. „Wir mögen nicht unbedingt wie ein klassisches Paar wirken, aber wir werden uns nicht davon abwenden, wer wir sind und wie wir für einander fühlen.“
 

Sugoroku schloss für einen Moment die Augen, während ein sanftes Lächeln seine Lippen umspielte. „Ich sehe schon, du bist auch reifer geworden, Kaiba. Ich gestehe, ich bin schwer beeindruckt. Die Erlebnisse mit dem Pharao haben auch bei dir tiefe Spuren hinterlassen.“
 

„Keiner kann vor ihm verschont bleiben. Ich wette, das ist der berühmte Fluch des Pharaos von dem immer die Rede ist.“
 

Vom alten Mann kam ein leiser Lacher. „Ein Glück, dass er keinem bis jetzt den Tod gebracht hat.“
 

„Hmm.“ Seto blickte auf ihn, als dieser sich umdrehte und langsam in Richtung Tür schritt. „Ich hätte damals anders handeln sollen.“
 

„Bitte?“ Sugoroku drehte sich um und sah ihn mit ehrlicher Verwunderung an. Es war klar, dass er keine Ahnung davon hatte, was Kaiba ihm gerade sagte.
 

„Ich hab dich zwar fair in einem Duell besiegt, aber ich hätte dich nicht dazu zwingen sollen.“
 

Sein Gegenüber lächelte mild. „Ich hätte mich auch weiterhin weigern können gegen dich anzutreten. Ich war aber zu arrogant und zu selbstsicher gewesen, so dass ich nicht glaubte, dass ein Jüngling wie du mir das Wasser reichen kann. Mein Glück im Spielen hatte mich schon vor langer Zeit verlassen gehabt, ich wollte es nur nicht anerkennen. So habe ich das wertvolle Geschenk, was mir mein bester Freund gegeben hat, verloren. Aber ich nehme deine Entschuldigung an.“
 

„Ich habe mich nicht entschuldigt.“
 

„Natürlich nicht.“ Sugoroku winkte ab und erreichte die Tür. „Pass gut auf Atemu auf, Kaiba. Er ist für mich wie ein Enkel und ich sehe es nicht gut, wenn jemand ihn verletzen will.“
 

Seto antwortete nichts darauf und sah wie Sugoroku um die Ecke verschwand. Er blickte eine Weile auf die Tür, bevor er sich von der Anrichte abstieß und dann eilig die Gläser mit Wasser füllte. Yami fragte sich sicherlich wo er abgeblieben war und er wollte ihn auch nicht länger warten lassen.
 

Im Wohnzimmer angekommen, fand er den Pharao neben dem Fenster stehend wieder. Sein ruhiger Blick ruhte auf die Passanten auf der Straße, allerdings bemerkte er sein Eintreten und drehte sich zu ihm um.
 

„Alles in Ordnung?“
 

„Ja. Hier das Wasser.“ Seto stellte die Gläser neben dem Schachbrett und ließ sich auf den Boden nieder. Das leichte kribbeln in seinem Nacken ließ ihn wissen, dass ihn Yami intensiv ansah. Er ignorierte es aber. „Kommst du?“
 

Der Pharao ließ sich nicht zwei Mal bitten. Er löste seine lockere Haltung auf und kehrte zum Tisch zurück, ehe er sich ihm gegenüber hinsetzte. Sie fingen eine neue Partie Schach an. Seto war sich absolut sicher, dass Yami ahnte, dass er ein Gespräch mit Sugoroku gehabt hatte. Er sprach ihn allerdings nicht weiter darauf an. Viel gab es da sowieso nicht zu erzählen, wodurch Kaiba froh war, dieses Thema nicht behandeln zu müssen.
 

Die Anspannung wich endlich komplett von ihm.
 

Jetzt konnte er die Zeit mit Yami hier auch vollkommen auskosten…

Girlstalk

Zusammenfassung: Mai trifft sich mit Shizuka und Anzu in einem Café in Domino City

Danksagung: Einen großen Dank an meine liebe Freundin Tebian, die mir mit ihrer harschen, aber sehr wichtigen Kritik half die Dialoge nachvollziehbar und verständlich zu formulieren.

Danke, Liebes, dass du mich auf die Unstimmigkeiten hingewiesen hast. :)
 

*~*~*
 

Der Domino Platz war lebendig und vollbepackt mit Menschen. Das Plätschern des klaren Wassers der großen und beeindruckenden Fontäne in der Mitte erinnerte Mai an das aufgeregte Zwitschern der Vögel im Frühling. In der Nähe des Wassers war es kühl und angenehm. Pärchen, Müttern mit Kindern und Schülern hatten sich am breiten Steinrand niedergelassen und genossen den warmen, sonnigen Nachmittag. Mai selbst stand etwas abseits zwischen dem Springbrunnen und der schwarzen rechteckigen Uhr, wo sie auf ihre Verabredung wartete. Sie war froh sich für den kurzen hellblauen Rock und das weiße ärmellose Oberteil entschieden zu haben, so dass es ihr nicht so warm war. Schwarz war bei diesen Temperaturen keine gute Option, besonders, wenn es sich um enganliegende Kleidung handelte, die ihre Figur betonte, wie sie Mai gerne trug.
 

Sie holte ein kleiner ovaler Spiegel aus ihrer schwarzen Ledertasche heraus und überprüfte kritisch ihr Aussehen. Mit der Hand strich sie locker ein paar ungebändigte blonde Strähnen über die linke Schulter, wobei ihr auffiel, dass ein Oberschüler sie fasziniert betrachtete. Ein leichtes Schmunzeln umspielte ihre Lippen und sie klappte den silberfarbigen Spiegel zu, bevor sie ihn in ihre Tasche verschwinden ließ. Sie ließ ihren Blick über die Menge wandern, als würde sie nach etwas oder jemanden suchen, und drehte sich ein Stück um, bevor sie zum schwarzhaarigen jungen Mann blickte, der sie immer noch anstarrte. Der plötzliche und unerwartete Blickkontakt traf ihn unvorbereitet und er wandte sich scheu ab.
 

Immer diese unsicheren Typen, die sich nie dazu durchdrangen zu handeln. Nicht, dass sie sich groß von irgendeiner Handlung bewegen lassen würde, aber das Spiel war immer noch unterhaltsam, auch wenn nicht mehr so reizvoll, wie vor einigen Jahren. Das hatte auch seine guten Gründe.
 

„Hey, Mai!“ Eine fröhliche weibliche Stimme lenkte sie ab und sie drehte sich um, um Katsuyas geliebte Schwester Shizuka auf sich zu rennen zu sehen. Ihr langes kupfernes Haar wallte locker über die pastellgelbe Bluse mit orangenen Blüten am rechten unteren Rand, die sie über helle orange Kurzhose trug. E strahlendes Lächeln zierte ihr unschuldiges, liebliches Gesicht, als sie ankam.
 

„Shizuka, Kleines!“ Mai konnte nicht anders, als das warme Lächeln auf die gleiche Art und Weise zu erwidern. Sie mochte die junge, fröhliche Shizuka sehr. Sie war noch jung, naiv und etwas unerfahren, aber sie hatte ein starkes, liebendes Herz und jede Menge Mut. Ihre Art die Welt im positiven hellen Licht zu sehen, war fesselnd und motivierend und die hübsche Blondine wurde sich bewusst, dass sie das am Meisten nach dem Battle City Turnier vermisst hatte. Hätte sie sich dazu entschieden die Freundschaft zu Shizuka aufrecht zu erhalten, wäre sie vermutlich Dartz nicht in die Hände geraten, so dass er sie benutzen konnte, um Katsuya zu bezwingen.
 

„Willkommen in Domino zurück! Wir haben dich sehr vermisst!“
 

„Danke, ich freu mich auch wieder da zu sein und besonders dich und deinen Bruder sehen zu können. Aber erst einmal einen Mädchen-Tag zu verbringen ist ein wunderbarer Weg sich wieder hier einzuleben.“ Mai erblickte noch jemand Bekanntes auf sie zugehen und schmunzelte. „Wie ich sehe, ist Anzu auch da. Hey, Anzu, Liebes!“
 

„Mai, Shizuka! Ich hoffe, ihr musstet nicht lange warten?“ Anzu sah in die Runde und ein warmes Lächeln zierte ihre Lippen. Wie es Mai von ihr kannte, war Mazaki elegant und sexy gekleidet. Ein weißer Minirock mit einfachem, aber stilvollem Schnitt umspielte ihre schöne Figur und wurde von einem hellrosa Tank Top ergänzt. Die ebenfalls weißen High Heels brachten sie fast auf ihre Größe, was Mai schmunzeln ließ.
 

„Keine Sorge. Wir sind eben alle gekommen. Wie wäre es mit einem Eis und einem schönen Drink dort drüben? Das Café ist sehr gemütlich und die Getränke exzellent.“
 

Besagtes Café befand sich auf der anderen Seite des großen Platzes und hatte einen Teil seiner Plätze draußen. Mai, Anzu und Shizuka setzten sich jedoch an einem rechteckigen Tisch mit vier Stühlen bei der großen Fensterfront drinnen. Man behielt den schönen Ausblick auf den Springbrunnen und der Menge, doch es war nicht so laut und sie konnten sich entspannt unterhalten. Ein sanfter kühler Hauch kam von der Klimaanlage noch dazu und erfrischte die sonst heiße Luft.
 

Sie bestellen sich jeweils ein leckeres Eis und ein Getränk, bevor sie in ein tieferes Gespräch verfielen.
 

„Wo hast du dich die ganze Zeit herumgetrieben, Mai?“ Anzu löffelte sich ein paar Schokoladenstückchen aus ihrem Stracciatella Eis heraus und ließ den Geschmack der süßen braunen Versuchung auf der Zunge zergehen, während sie neugierig zu ihrer Freundin blickte.
 

„Hier und da.“ Mai rührte ihren Früchtecocktail um und nahm einen Zug mit dem Strohhalm von der süß-sauren Mischung. „Ich habe das Land durchreist und unbekannte Gegenden besucht, um abzuschalten und etwas allein zu sein. Nach der ganzen Sache mit Dartz und Varon habe ich das dringend gebraucht. Ich habe nachgedacht… über das Duellieren, über meine Ziele und… was ich von mir erwarte. Ich musste einen Weg finden, wie ich das alles, was damals passiert ist, wiedergutmachen kann.“
 

„Ach, Mai…“ Anzu streckte die Hand nach Mai aus und berührte sanft ihr Handgelenk. „Die Sache ist schon längst vergeben und vergessen. Du bist wieder da und dir geht es gut, das ist das Wichtigste.“
 

„Für mich ist sie aber nicht gegessen, Anzu.“ Mai blickte die Tänzerin mit ernsten Augen an, in denen sich aber ein Hauch von Trauer verbarg. „Ich habe zugelassen, dass mir Dartz Sachen einredet, die nicht wahr sind. Er hat mich benutzt, um Katsuya zu verletzen und mich dann an den großen Leviathan ausgeliefert. Ich war schwach und ließ mich von seinem Versprechen für Macht und Ruhm blenden. Ich hab euch allen verletzt und so etwas tut man mit Freunden nicht.“
 

Es folgte eine bedrückende Stille. Vieles davon, was Mai gesagt hatte, war wahr. Anzu konnte gut verstehen, warum sich Mai schuldig fühlte. Das würde sie an ihrer Stelle sicherlich auch tun. Es schmerzte im Herzen zu wissen, dass man jemanden verletzt hatte, der einem sehr viel bedeutete. Katsuya hatte zwar nach der Dartz-Saga nicht über den Vorfall mit Mai gesprochen, aber die brünette Tänzerin wusste, dass er sich Gedanken gemacht hatte. Sie hatte seinen abwesenden und einsamen Blick bemerkt, wenn er plötzlich still wurde und auf die Straße sah, während sie sich alle in ein Café trafen oder nach der Schule gemeinsam nach Hause gingen.
 

„Jeder ist manchmal schwach und fühlt sich nutzlos.“ Shizukas leise, liebevolle Stimme durchbrach die unangenehme Stille zwischen ihnen. Ihr Blick ruhte für einen Augenblick auf die Tasse Kakao in ihren Händen, ehe sie den Kopf hob und Mai anblickte. „Aber mit Freunden und Familie an deiner Seite brauchst du nichts zu fürchten. Du bist nicht alleine, Mai. Wir sind alle bei dir und wir brauchen dich. Du gehörst zu uns und unserer Stärke. Egal, was passiert und wie viele Fehler du machst, solange du weiterkämpfst wird alles wieder gut. Du musst nichts wiedergutmachen. Du hast bereits alles wiedergut gemacht, weil du wieder zurückgekehrt bist.“
 

„Shizuka…“ Mai konnte gerade keine Worte für diesen unerwartet starken Zuspruch von ihrer jungen Freundin finden. Sie wusste vermutlich kaum etwas davon, was vor einem halben Jahr geschehen war und doch… Die braungrünen Augen sahen sie mit einer Stärke an, die ihr Inneres erwärmte. Der Blick ähnelte so sehr Katsuyas Blick, dass ihr Herz fast aussetzte. Sie erinnerte sich ganz genau daran, was er damals gesagt hatte: ‚Ich bin hier, Mai, um dich zurückzuholen‘. Jetzt verstand sie was er damit wirklich gemeint hatte.
 

Shizuka lächelte warm. „Mein großer Bruder wird sich so freuen, wenn er erfährt, dass du wieder in Domino bist. Ich kann es kaum erwarten, ihm das zu sagen!“
 

„Nicht nur er. Yugi und die anderen werden sich ebenfalls freuen. Und Shizuka hat Recht, Mai. Es zählt, dass du wieder da bist. Du brauchst dich nicht zu grämen für das, was passiert ist. Du bist unsere Freundin egal was passiert.“
 

Mai blinzelte, bevor sie sich erlaubte sich von der Euphorie der beiden jüngeren Mädchen anzustecken. Ein dankbares Lächeln umspielte ihre Lippen. „Danke, ihr zwei… Ich weiß nun, warum die Jungs euch so gern um sich herum haben. Ihr seid die besten Cheerleader von Domino.“
 

Anzu und Shizuka begannen zu lachen und Mai stimmte mit ein. Es war befreiend wieder mit den Mädels zu reden. Sie war froh sie an diesem Tag eingeladen zu haben.
 

„Was hast du eigentlich vor zu machen, Mai?“
 

„Nun, nachdem ich mich in meinem neuen Apartment eingefunden habe, musste ich mich um einen Job kümmern. Da hat Kaiba mir gut aushelfen können.“
 

Anzus Augen wuchsen. „Kaiba? Du arbeitest wieder bei ihm?“
 

„Ja. Ich hab mir eine Stelle als Spieltesterin bei ihm gekrallt. Es war klar, dass er meinem Angebot nicht wiederstehen konnte.“ Sie musste noch ihr Image wahren, aber sie wusste, dass Kaiba sehr wohl bereit gewesen war, sie mit leeren Händen wegzuschicken. Das hatten ihr diese durchdringenden blauen Augen zu verstehen gegeben, während sie kurz davor standen ihr Inneres durchzudringen. Mit dem Firmenchef sollte man sich nicht verschätzen und sie hatte das schon immer gewusst. „So arbeite ich seit ein paar Tagen wieder bei ihm.“
 

„Wow, das ist cool!“ Shizuka klatschte begeistert in die Hände. „An welchem Spiel?“
 

„Ist es vielleicht das neue, was die Kaiba Corp. bald vorstellen wird?“
 

„Nanana.“ Mai legte ihren Zeigefinger vor den Lippen und zwinkerte den beiden zu. „Ihr wollt mich doch nicht in Schwierigkeiten bringen. Das darf ich euch nicht verraten, es ist ein großes Firmengeheimnis.“
 

„Haha, ja, nur dass Mokuba es an Yamis Geburtstag verraten hat.“ Anzu lächelte warm. „Aber ist schon offensichtlich. Das Projekt scheint wichtig zu sein und du bist eine gute Spielerin. Es würde mich wundern, wenn Kaiba dich nicht darauf einsetzt.“
 

Mai grinste nur breit, sagte aber zum Thema nichts weiter. Ihr Blick wurde ernster und neugieriger. „In meiner Abwesenheit scheint einiges passiert zu sein. Ich habe schon mitbekommen, dass der Pharao wieder da ist. Offensichtlich hat das Kaiba zum Auftauen gebracht und sie sind jetzt ein Paar. Was habe ich noch verpasst? Wie sieht es mit dir aus Anzu?“
 

„Mit mir?“ Die junge Tänzerin blinzelte. „Also… ähm nichts Besonderes?“
 

Mai verzog das Gesicht zu einer Schnute. „Liebes, Männer sind blind und ahnungslos, aber wir Frauen doch nicht. Ich weiß schon, dass du eine Schwäche für Yugi hattest. Wie lange willst du so tun, als wäre da nichts?“
 

„Eh?“ Anzu war von der direkten Frage so überrascht, dass sie ein paar Augenblicke brauchte, um sich wieder zu erholen. „Eigentlich… eigentlich war die Sache da komplizierter…“
 

„Komplizierter?“
 

Shizuka nickte. „Sie mochte sowohl Yami, als auch Yugi.“
 

„Oh…“ Mai sah mitfühlend zu Anzu, die einen tiefen Atemzug nahm, bevor sie die Situation erklärte:
 

„Ich hab beide gemocht. Nun… am Anfang habe ich mehr zu Yami tendiert. Er war so stark und selbstbewusst und war von einem Schein von Mystik umhüllt, der mich immer neugierig machte. Aber… mit der Zeit bemerkte ich durch ihn Sachen in Yugi, die mir vorher nie richtig aufgefallen waren. Sehr schöne Sachen wie seine mitfühlende und fürsorgliche Art… Und… na ja… Es war mir irgendwann schwer zu sagen, wen von beiden ich mehr mochte.“ Sie löffelte an ihrem verbliebenen Eis herum, ehe sie fortfuhr: „Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich hab gezögert, lange gezögert und als Yami endlich wieder zurückkam, habe ich mich dazu entschieden zu handeln. Da mir nicht klar war für wen mein Herz schlägt, wollte ich mich mit jeden einzeln ausgehen und versuchen es herauszufinden. Aber der Pharao hat mir gesagt, dass er kein romantisch angehauchtes Date haben wollte.“
 

„Weil er mit Kaiba zusammen war?“, vermutete Mai, doch zu ihrer großen Überraschung schüttelte Anzu verneinend den Kopf.
 

„Nein. Da war noch nichts zwischen ihnen. Aber seine Abweisung hat mir zu Bedenken gegeben. Natürlich war ich verwirrt und enttäuscht. Ich habe seine Reaktion nicht verstanden und als an seinem Geburtstag herauskam, dass er mit Kaiba zusammen ist, dachte ich, es wäre deswegen.“ Anzu machte eine Pause, nahm sich etwas von ihrem Eis und klopfte zwei Mal nachdenklich mit dem Löffel gegen die Glaswand. „Ich wusste nicht, wie ich das aufnehmen sollte. Ich dachte, mir wäre die Chance geraubt zu erfahren, für wen von beiden ich tiefere Gefühle hatte… Yami hat das erkannt und mich an dem Tag darauf angesprochen. Er hat mir erklärt, warum er damals zum Date ‚nein‘ gesagt hat. Damit half er mir zu verstehen, dass ich im Prinzip Yugi mehr mag, als ihn.

Ich nehme an, ich habe Yami bewundert, weil er die Art von Persönlichkeit ist, die einen bleibenden Eindruck hinterlässt. Seine Stärke und seine Erscheinung sind einnehmend… Aber viel davon, was ich immer gespürt habe, wenn er sich für uns einsetzte oder mich vor Gefahr rettete… Dieses warme Gefühl behütet und geliebt zu sein, das alles kam von Yugi, nicht von ihm. Er war mehr ein Vermittler, hat das aber selbst nicht so empfunden. Das habe ich erst gemerkt, als der Unterschied zwischen den beiden offensichtlicher wurde und ich eine Veränderung in diesen Gefühlen wahrnahm. Vermutlich dadurch kam diese Unsicherheit in meinem Herzen.“
 

„Also ist Yugi nun derjenige, der dich so euphorisch macht?“, fragte Mai nach ein paar Augenblicken mit einem breiten Grinsen auf den Lippen, womit sie ein wenig das zu ernste Gespräch entschärfte. Anzu spürte, wie ihre Wangen warm wurden. „Und ich muss nicht Kaiba deswegen verhauen, dass er dir den Pharao geklaut hat?“
 

Die Aussage brachte die Tänzerin dazu in leises Gelächter zu verfallen, dem sich Shizuka anschloss. Sie schüttelte den Kopf. „Nein, es ist nicht nötig. Komischerweise glaube ich, dass Kaiba mir und Yugi einen Gefallen getan hat.“
 

„Tatsächlich?“ Mai hob skeptisch die Augenbraue.
 

„Ja… An Yamis Geburtstag. Beim Spiel ‚Wahrheit oder Pflicht‘ hat er mich gefragt, ob ich mit Yugi ausgehen möchte… Ich hab ‚ja‘ gesagt und nun… Yugi hat mich einige Tage danach ausgeführt. Es war wunderschön!“
 

„Wer hätte das gedacht… Kaiba und Leute verkuppeln klingt genauso bizarr wie er und eine Beziehung, aber da er schon in einer steckt und zwar mit einem Kerl, sollte mich das nicht mehr wundern.“ Mai schüttelte ungläubig den Kopf. „Aber richtig gemacht hat er es ja offensichtlich. Was habt ihr gemacht?“
 

„Wir waren im städtischen Museum. Dort findet gerade die Ausstellung über den Impressionismus in Europa statt und da gab es so schöne und lebhafte Bilder. Die tanzenden Ballerinen von Degas waren traumhaft!“ Anzu lächelte sanft und war für einen Moment in Erinnerungen eingetaucht, bevor sie weitererzählte: „Danach waren wir im City Kino nahe der Arkaden und in dem Ichiban Ramen, zwei Straßen weiter. Wir haben viel gelacht... Der Tag war schöner, als ich mir ihn vorgestellt habe.“
 

Ihre Freundin strahlte geradezu und Mai musste zugeben, dass sie sie ein wenig dafür beneidete. Sie war glücklich und schien mit ihrer Suche fertig zu sein. Und sie selbst… sie selbst musste erst noch ankommen.
 

„Das klingt so, als würde aus euch endlich etwas werden. Wurde aber auch Zeit.“ Mai zog an ihrem Strohhalm und beäugte Shizuka, die die ganze Zeit über geschwiegen und nur zugehört hatte. „Und was ist mit dir, kleine Shizuka? Verdrehst du weiterhin fleißig Hiroto und Ryuji den Kopf?“
 

„Was? Ähm… also ich…“ Shizuka lief rot an und schaute verlegen und peinlich berührt auf ihren Teller mit dem Erdbeerkuchen, den sie gegen die leere Tasse Kakao ausgetauscht hatte.
 

„Hm?“ Mai lehnte sich neugierig vor. „Du kannst es uns ruhig erzählen, Liebes. Wir sind nur unter uns.“
 

„Also…“ Shizuka blickte hilfesuchend zu Anzu, die im ersten Moment nicht wusste, was gerade los war.
 

Bis die Erleuchtung kam.
 

Ihr Gespräch am Tag, wo sie die Deko für Yamis Geburtstag gemacht hatten! „Hast du es herausgefunden?“
 

„Was herausgefunden?“ Mai blickte fragend zwischen den beiden hin und her.
 

„Für wen sie mehr empfindet, für Hiroto oder Ryuji“, erklärte die Tänzerin, während ihr Blick gespannt auf die Jüngste unter ihnen ruhte.
 

Shizuka nickte leicht und lächelte schüchtern. „Ich habe deinen Ratschlag befolgt und Zeit mit jedem von ihnen verbracht. Ich weiß nun, wen ich wirklich mag. Es ist… Hiroto.“
 

Anzu klatschte begeistert in die Hände. „Ich wusste es!“
 

Mai schien auch zufrieden über ihre Wahl zu sein. „Hast du es ihm gesagt?“
 

„Eh… nein…“ Die Hitze in ihren Wangen ließ vermuten, dass sie jetzt mit Sicherheit knallrot angelaufen war. Es war ihr warm, aber gleichzeitig damit konnte sie nicht aufhören zu lächeln. Sie war so erleichtert gewesen, als sie endlich in der Lage war eine Entscheidung zu treffen.
 

„Nicht? Daran müssen wir etwas ändern!“
 

„Müssen wir das?“ Shizuka blickte Mai mit großen Augen an.
 

„Natürlich! Wie sollst du sonst mit deinem Traummann ausgehen, wenn er nicht von seinem Glück weiß?“
 

„Ähm…“
 

„Keine Sorge.“ Mai ließ ihren Blick schweifen und fand die Bedienung, um sie zu sich zu winken. „Wir helfen dir dabei. Aber erst einmal müssen wir hier raus und in den Einkaufzentrum auf der anderen Seite des Platzes. Da gibt es das perfekte Damengeschäft für diese Angelegenheit.“
 

„Aber, Mai…“
 

Die hübsche Blondine winkte ab. „Nichts aber! Wenn man als Frau eine Wahl getroffen hat, sollte man sich den Mann, den man haben möchte, sofort krallen. Lange bleiben diese nämlich nicht frei.“ Sie pausierte nachdenklich für einen Moment, bevor sie leiser hinzufügte: „Auf jeden Fall ist es bei den Meisten der Fall. Selten kann ein Mann warten, dass die Frau sich traut auf ihn zuzukommen.“
 

Anzu hatte eine Ahnung, dass die junge Diva damit Katsuya im Sinne hatte, doch sie sagte nichts. Stattdessen klopfte sie Shizuka beruhigend auf die Schulter, wobei ein warmes Lächeln ihre Lippen zierte. „Mai hat Recht. Es ist an der Zeit Hiroto in Kenntnis zu setzen. Er verdient es deine Wahl zu hören.“
 

Der Blick von Shizuka offenbarte ihre Unsicherheit, aber sie schien für einen Moment über das Gesagte nachzudenken, bevor sie zustimmend nickte. „Ja… Danke.“
 

Mai lächelte warm und wandte sich der weiblichen Bedienung des Cafés zu, um nach der Rechnung zu verlangen. Sie freute sich bereits auf die kleine Shoppingtour und war sich sicher, dass sie das passende Outfit für die junge Schülerin finden würden. Schließlich wussten sie und Anzu am besten, wie man einem Jungen mit entsprechender Kleidung den Kopf verdrehen konnte…

Family evening

Zusammenfassung: Yami und Yugi verbringen den Samstag bei Seto und Mokuba. Seto und Yami haben am Abend ein besonderes Date.

Warnung: Unbeabsichtigt lang und vermutlich zu süß.
 

*~*~*~*
 

„Reich mir den rechteckigen Servierteller neben dir.“
 

Yami griff nach besagtem Gegenstand und gab ihn seinem Freund, der anfing den Teller mit lecker aussehenden Reisbällchen zu füllen. Sie befanden sich in der großen und modernen Küche der Kaiba Villa und Seto bereitete, wie versprochen, die Snacks für den gemeinsamen Familienabend mit ihm, Yugi und Mokuba vor. Der Anblick war sehr ungewöhnlich: der Firmenchef trug eine lange weiße Kochschürze über seinen schwarzen Jeans und dem schwarzen Hemd mit ¾ Ärmeln und formte gerade sorgfältig ein paar runde Reisbällchen mit Majonäse und Tunfisch, nachdem er diese mit Teriyaki-Lachs auf dem Teller gebracht hatte. Er war konzentriert, während seine Bewegungen routinemäßig wirkten, als gehöre diese Handlung zu seinem gewöhnlichen Alltag. Yamis Anwesenheit störte ihn keines Wegs. Zwar sah es so aus, als würde er keine Notiz von ihm nehmen, doch der Pharao wusste, dass das nicht der Fall war. Er lehnte gegen die Anrichte links von Seto und beobachtete ihn die ganze Zeit, wobei er hin und wieder in der Arbeit integriert wurde, indem Seto ihn aufforderte ihm etwas zu reichen oder etwas wegzubringen. Sein Freund würde niemals um etwas bitten, was er selbst erledigen konnte, wodurch diese Aufforderungen auch aus dem gewöhnlichen Rahmen fielen. Das war Kaibas Art auszudrucken, dass er Yami in seinem privaten Raum akzeptierte und sogar als Teil von diesem ansah. Das war ein besonderer Schritt für ihr Verhältnis und die dadurch resultierende familiäre Vertrautheit wärmte das Herz des Pharaos auf.
 

Ein sanftes und liebevolles Lächeln umspielte Yamis entspannte Züge. Er hatte sich schon immer diese Art von Frieden und Harmonie gewünscht, wo er in unruhigen Zeit gelebt hatte. Ein Moment, wo er einfach war und es genoss zu leben. Er hatte immer um den Frieden kämpfen müssen, doch er hatte wirklich selten die Früchte von diesen Kämpfen reifen sehen. Jetzt aber, wo alle Gefahren in der Vergangenheit waren, konnte er sich auf den Fluss des Lebens einlassen und das Glück verspüren, was er immer in den Augen derer sah, denen er es schaffte zu helfen.
 

Das Beste an allem war, dass der Frieden seinen Kampfesgeist nicht tief in seinem Inneren eingesperrt hatte. Mit Seto an seiner Seite würde dieser vermutlich nie vollkommen zur Ruhe kommen. Sie würden sich weiterhin spannende Duelle liefern, in denen sie alles von sich gaben. Das gehörte einfach zu ihrer Beziehung, denn ihre Duelle waren eine Art Sprache, die ohne Worte war, aber mit der sich alles ausdrucken ließ. Mit ihrer Hilfe schafften sie es im Einklang mit dem anderen zu kommen, auch wenn ihre Charaktere dabei oft an einander prallten. Seto mochte stur und eigen sein und er selbst extrem und belehrend, doch diese Unterschiede überwanden sie mit jedem Zug in ihren Duellen und lösten sicher ihre Konflikte auf. Für manche Leute mochte das merkwürdig erscheinen, doch für ihn und Kaiba war das der sichere Weg zum Herzen ihres Partners.

Sein ruhiger Blick glitt von den Reisbällchen zu Setos Gesicht hoch und er dachte nach, wie sehr ihr Verhältnis den Firmenchef verändert hatte. Seit langem war er nicht mehr so wachsam und angespannt in seiner Nähe wie es vorher der Fall gewesen war. Er erlaubte sich zur Ruhe zu kommen, indem er sich auf solch einfache, triviale und zum Leben gehörenden Sachen einließ, wie das Kochen für diejenigen, die er als Familie bezeichnete. Er hatte bei ihm Frieden gefunden und das spürte Yami durch die ungewöhnliche aber vertraute Nähe, die zwischen ihnen ohne ihr bewusstes Tun entstand. Gerade zum Beispiel befand sich Seto näher zu ihm, als es überhaupt nötig war, so dass nur der Servierteller eine unsichtbare Grenze zwischen ihren Körpern darstellte. Am Anfang hatte es eindeutig mehr Platz zwischen ihnen gegeben. Der Pharao konnte nicht sagen, wann genau sich die Distanz zwischen ihnen verkürzt hatte, doch er war sich sicher, dass er jetzt genau das machen konnte, wonach ihm war. Er legte die Hand sanft auf Setos Oberarm, was diesen dazu brachte sich zu ihm umzudrehen, bevor die Anziehungskraft zwischen ihnen den Rest erledigte und sie sich zu einem sanften Kuss trafen.
 

Ja, so süß konnten nur Glück und Frieden schmecken.
 

„Du hast nicht zu viel versprochen“, sagte Yami mit einem frechen Lächeln auf den Lippen, als sie sich von einander lösten. „Du kannst Reisbällchen machen und das gar nicht mal so schlecht.“
 

Ohne zu fragen nahm er das eben angefertigte Reisbällchen aus Setos Hand und biss in dieses hinein.
 

Seto sah ihm amüsiert nach und schnaubte belustigt. „Ich habe dir gesagt, dass du mich nicht unterschätzen sollst.“
 

Er nahm sich neuen Reis und von der Majonäse-Tunfischmischung, um den nächsten kleinen Ball zu formen. Yami derweil aß seinen Snack auf, ohne den Blick von ihm abzuwenden.
 

„Am Dienstagnachmittag gegen 15 Uhr werden Katsuya, Anzu, Hiroto und Ryou zu mir und Yugi kommen“, informierte er ihn nach einer Weile mit ruhiger Stimme. „Wir machen einen entspannten Filmmarathon. Du und Mokuba seid herzlich mit eingeladen.“
 

„Ich lass Isano Mokuba zu dir und Yugi fahren. Ich hab ein Meeting um drei, aber ich kann danach zu euch stoßen.“
 

Vor einem Monat hätte ihm Seto so eine Antwort mit höchster Wahrscheinlichkeit nicht gegeben. Er hatte immer versucht sich von der Clique zu distanzieren, aber nun änderte sich das nach und nach. Er kam oft zu ihren Treffen und obwohl er und Jonouchi sich die ganze Zeit wörtliche Gefechte lieferten, war die Stimmung in der Gruppe fröhlich und sorglos. Mokuba trug auch dazu bei, dass sein Bruder langsam auftaute und nicht mehr so distanziert zu den anderen blieb. Das war eine ersehnte Entwicklung, die Yami am Meisten an ihre Beziehung freute. Er fand, Seto hatte lange genug den einsamen Wolf gemimt. Es war Zeit zum Rudel zurückzukehren, wo er auch hingehörte, denn er war ein wichtiger Teil davon. Vieles wäre ohne seinen Einsatz nicht möglich gewesen und das stritt auch niemand ab, außer natürlich Kaiba selbst. Seto war allerdings nicht der einzige einsame Wolf, der zurück nach Hause gehen und lernen musste, seinen Freunden zu vertrauen.
 

„Meinst du Mai würde sich dazu überreden lassen mitzukommen? Ich weiß, sie braucht noch Zeit, um sich wieder einzufinden, aber sie wird sehr vermisst.“
 

„Keine Ahnung, was ihr durch den Kopf geht und ob sie noch weiter damit trödeln will. Aber ich kann die Einladung an sie weiter geben und wir schauen, ob sie aufkreuzt oder nicht.“ Seto füllte den Teller mit dem Rest der Reisbällchen, bevor er damit begann aufzuräumen. „Bis jetzt scheint sie sich auf der Arbeit zurecht zu finden und ihren Job ernst zu nehmen. Sie ist pünktlich da und vollkommen eingenommen von dem, was sie macht.“
 

„Sie meint es also ernst.“
 

„Das glaube ich erst, wenn die sechs Monate vorüber sind und sie noch in Domino ist. Sie kann schneller weg sein, als man gucken kann.“
 

„Hm.“ Das stimmte leider schon. „Ich hoffe, sie versteht, dass sie ein Teil von unserem Freundeskreis ist und es immer bleiben wird. Was auch immer sie durchgemacht hat, wir werden sie nicht wegstoßen. Wir sind immer für sie da und darauf kann sie sich verlassen.“
 

„Diese Predigt solltest du ihr halten, nicht mir. Sie ist der schreckhafte Vogel, der nicht in einem Käfig eingesperrt werden will.“
 

Yami kicherte amüsiert. „Dich muss ich ab und an auch erinnern, woran du mit uns bist. Du bist unglaublich stur, wenn es darum geht mit Freunden etwas zu machen, denen du eigentlich blind vertrauen kannst.“
 

Seto schnaubte unzufrieden. „Fang nicht wieder mit deiner Freundschaftstirade an…“
 

„Du weißt, das wirst du so lange hören bis du aufhörst zu leugnen, was dein Herz will, Seto.“
 

Ein leises unzufriedenes Grollen kam als Antwort, doch es folgte keine verbale Äußerung dazu wie es sonst immer der Fall gewesen war. Yami wusste, sein Freund würde nicht so einfach zugeben, was er empfand, aber es war nicht aussichtslos. Er musste geduldig sein, wenn er wollte, dass Seto sich weiter öffnete, und durfte ihn nicht zu weit treiben.
 

„Hey, ihr zwei!“ Yugi kam in die Küche herein und lächelte warm. „Braucht ihr Hilfe mit den Reisbällchen?“
 

„Nein, sie sind fertig“, entgegnete der Firmenchef, während Yami die beiden Teller nahm und sie Yugi reichte.
 

„Bring sie ins Wohnzimmer. Wir räumen auf und kommen gleich.“
 

„Ist gut.“ Yugi betrachtete den Inhalt der Teller für einen Moment, bevor er sich umdrehte und rausging. Seto spülte das Geschirr ab und Yami holte sich ein Tuch, um alles abzutrocknen. In wenigen Minuten waren sie damit fertig, räumten die Sachen ein und verließen die Küche.
 

„Wollen wir nach der Serie im Pool etwas entspannen?“, fragte Yami seinen Freund auf dem Weg zum Wohnzimmer. Im hitzigen Sommer würde es herrlich sein spät am Abend schwimmen zu gehen, da das Wasser kühl und erfrischend war. Er war sich sicher, dass sein Freund genauso denken würde.
 

Seto blickte zu ihm und runzelte leicht die Stirn. „Nur wir zwei?“
 

„Nur wir zwei“, bestätigte der Pharao und fügte sehr ernst hinzu: „Ohne Badehose.“
 

Er konnte sehen, wie ein amüsiertes Grinsen auf den Lippen seines Freundes erschien, bevor dieser leicht den Kopf schüttelte. Kaiba brauchte ihm keine verbale Zustimmung geben, Yami wusste so oder so, dass dieser mit der Idee einverstanden war. Er grinste selbst, bevor er die Tür zum Wohnzimmer aufmachte. Yugi setzte sich gerade auf die Couch, während Mokuba ein Brettspiel auspackte und auf den Tisch neben den Tellern mit den Reisbällchen aufstellte. Bei näherer Betrachtung erkannte Yami darin Ryujis Dungeon Dice Monsters Spiel.
 

„Das wird Ryuji eindeutig begeistern, wenn er wüsste, was wir gerade spielen“, bemerkte der Pharao lächelnd. „Sollte nicht in zwei Tagen eine neue Erweiterung dafür erscheinen?“
 

„Ja. Aber wir können sie heute austesten“, verkündete Mokuba stolz und grinste breit. „Wir haben eine Vorbestellung bei Industrial Illusions gemacht und sie ist gestern Morgen angekommen. Daher können wir das vor allen anderen spielen.“
 

„Tatsächlich? Ich wusste nicht, dass so etwas gemacht wird.“ Yugi lehnte sich vor und nahm den Deckel der Erweiterung an sich heran, um zu sehen was Ryuji für Neuigkeiten im Spiel eingebracht hatte.
 

„In bestimmten Kreisen schon, aber man muss auch die passenden Beziehungen dazu haben“, erklärte Seto, der sich ein größeres Kissen nahm und sich an seiner Lieblingsseite des Tisches hinsetzte: mit dem Rücken zum Fernseher und der Stereo Anlage, so dass er bei Bedarf die Musik an und ausmachen oder den Fernseher leiser stellen konnte.
 

„Es ist schön zu sehen, dass ihr den Kontakt zu Pegasus wieder aufgelebt habt“, bemerkte Yami, der sich rechts von seinem Freund und nahe an den Tellern mit den Reisbällchen auf den Boden niederließ.
 

„Seitdem er nicht von diesem Wahnsinn besessen ist den Leuten unnötig das Leben zur Hölle zu machen, kann man wieder mit ihm reden. Er ist sehr eigenartig und hat oftmals einen Rad ab, aber mit ihm kann man immer noch gute Geschäfte machen.“
 

Diese Worte ließen Yami neugierig zu seinem Freund blicken. Er konnte den vorsichtigen Unterton aus der Stimme des anderes hören und wusste, dass Seto vermutlich nie die damalige Sache zwischen ihm und Pegasus im Königreich der Duellanten vergessen würde. Er war empfindlich, wenn es um jemanden ging, der ihn verraten hatte, und noch empfindlicher wurde er, wenn jemand seinem Bruder Mokuba wehtat. Pegasus hatte beides unter dem dunklen Einfluss des Millenniumauges gemacht und es war wirklich ein großes Wunder, dass Kaiba noch mit ihm redete. Diese Aussage war aber ein sicheres Indiz dafür, dass Seto gewillt war diesen Teil der Vergangenheit nicht mehr aufzubringen, wenn er mit dem extravagantem Millionär verhandelte. Yami war sich sicher, dass Pegasus das bereits mitbekommen haben musste. Er versuchte auch sein Bestes, um alles wiedergut zu machen.
 

Yugi ließ sich gegenüber dem Firmenchef nieder. „In einem stimme ich Kaiba zu. Seitdem Pegasus nicht mehr unter dem negativen Einfluss des Millenniumsauges ist, ist er eigentlich ganz in Ordnung. Er hat uns viel geholfen, besonders als Dartz die Welt bedrohte.“
 

„Ich bin auch froh, dass er wieder der Alte ist. Seine Art in Königreich der Duellanten war sehr unheimlich und ich möchte sie nicht mehr erleben.“
 

Yami konnte geradezu auf seine Haut spüren, wie sich Setos Gemüt veränderte. Er hörte den leisen abrupten Atemzug und als er zu Kaiba schielte, sah er den besorgten Blick in Mokubas Richtung und die leichte Anspannung seiner ganzen Körperhaltung. Mittlerweile war das eine Reaktion von Seto geworden, die seine eigenen Beschützerinstinkte mobilisierte und so tat der Pharao das, was er seiner Meinung nach am besten konnte und zwar die Stimmung zu beruhigen und mit seinen Worten alle entspannen zu lassen:
 

„Das wirst du auch nicht mehr, Mokuba, das kann ich dir versichern. Wir werden es nicht zulassen. Pegasus ist in Wahrheit kein schlechter Mensch. Die Dunkelheit des Millenniumsauges hat leider die Verzweiflung und den Schmerz in seinem Herzen genutzt, um ihn dazu zu bewegen all diese Dinge zu tun, die geschehen sind. Das ist aber jetzt vorbei. Die Dunkelheit ist besiegt und wir können wieder einander vertrauen.“
 

Beim letzten Satz blickte er zu Kaiba, der die Bewegung wahrnahm und sich zu ihm umdrehte. Die saphirblauen Augen sahen ihn ernst an. Sein Freund antwortete nur mit Schweigen, bevor er einfach den Blickkontakt brach. Er hatte verstanden, dass sein eigenes Misstrauen ebenfalls mit dieser letzten Aussage gemeint war.
 

Mokuba musterte sie für einen Moment, ehe ein Lächeln seine Lippen umspielte. „Da hast du Recht, Yami.“
 

Der Pharao schmunzelte. Yugi lächelte ebenfalls, bevor er sie alle zum Spielen aufforderte. Zusammen lasen sie die Veränderungen in Ryujis Spiel durch, ehe sie beschlossen, dass es interessanter wäre in zweier Teams gegeneinander zu spielen. Yami schloss sich mit Mokuba zusammen, während Yugi mit Seto ein Team bildete. Der Pharao war der Meinung, dass diese Konstellationen mehr zur guten Entwicklung ihrer Beziehungen zu einander beitragen würde und damit behielt er auch Recht. Sie alle teilten eine ähnliche Leidenschaft, wenn es um ein Spiel ging, was sie mochten, und das hielt sie zusammen und ließ sie wachsen.
 

Mokuba erwies sich als ein guter Spielpartner heraus, der von Anfang an einen tatkräftig unterstützte. Er war schlau und Yami stellte amüsiert fest, dass er genauso listig sein konnte wie sein großer Bruder. Einmal passte man nicht auf und beim nächsten Zug landete man in einer Falle. Er brachte Yugi das ein oder andere Mal wirklich zum Schwitzen, was eine beachtliche Leistung war angesichts der Tatsache, dass Mokuba bei weitem nicht das Können besaß, was die anwesenden Duellanten kennzeichnete. Er schien sich aber davon nicht zu entmutigen, sondern versuchte weiter sein Bestes zu geben. Diesen starken Entschluss und den unglaublichen Fleiß hatte er eindeutig von seinem großen Bruder und Yami nutze das aus, um das Blatt zu wenden, als es aussichtslos für ihn und den Jüngeren aussah. Der Sieg danach war umso süßer, doch das übertraf nicht das warme Gefühl in seinem Inneren, welches er den ganzen Abend genießen durfte. Das Gefühl Zuhause mit denen zu sein, die ihm alles bedeuteten.
 

Nach dem Ende ihres Spiels war es Zeit für die Krimi-Serie, die sie zusammen gucken wollten. Sie räumten auf, machten es sich auf der großen Couch bequem und fütterten den Rest der Reisbällchen auf, der übrig geblieben war. Die Folge dauerte eine gute Stunde nach der Yami und Seto sich auf Setos Schlafzimmer verzogen, um die Kleidung loszuwerden und mit einem Tuch um die Hüfte in den hinteren Teil des Gartens zu gehen. Draußen war es bereits dunkel und angenehm kühl. Man hörte den lauten Ruf der Grillen und das leise Schwappen des Wassers, als sie über den vom Mond erhellten Pfad den Pool erreichten. Letzterer war extra von runden Lichtern an den Längsseiten des Beckens beleuchtet, während in der Nähe der Liegestühle kleine rechteckige Gartenlampen die Seiten erhellten. Bei einem der Stühle blieb Yami stehen, nahm sein Tuch ab und schritt zum Rand des Pools, wo er sich langsam niederließ und die Füße ins Wasser eintauchte. Dass er komplett nackt war, störte ihn nicht. Nur Seto war da und es gab keine Nachbarn, die einen hier nachspionieren konnten. Er tauchte die Hand ein und bewegte sie kurz hin und her, während er die Wellen beobachtete, die davon erzeugt wurden. Der Anblick war beruhigend.
 

„Wollen wir eine Runde schwimmen?“

Seto hatte sich neben ihm hingesetzt, ebenfalls komplett nackt. Yami blickte zu ihm auf und nickte schweigsam. Er stützte sich am grauweißen Fließrand ab und stieß sich ab, um ins Wasser einzutauchen. Sein Freund folgte ihm. Sie schwammen gemächlich und schweigsam nebeneinander, während sie die ruhige Zweisamkeit genossen. Die leichte Anstrengung nach dem entspannten Abend tat gut. Sie zogen ein paar Runden, bevor sie sich auf der seichten Seite des Pools, gegen den Rand lehnten und sich mit den Armen über der Wasseroberfläche hielten. Yami hatte die Augen geschlossen und genoss die Ruhe, die sie beide umgab.
 

„Mhm. Ich hab vergessen wie gut es ist nach so einem heißen Tag wie den heutigen im Pool zu sein.“
 

Der Pharao blickte zu seinem Freund, der den Kopf in den Nacken gelegt hatte und die Augen genussvoll geschlossen hielt. Der zufriedene Ausdruck ließ ihn lächeln.
 

„Ich dachte mir, dass dir das gefallen würde.“ Yami schaute auf das klare Wasser vor sich, was auf Grund der farbigen Fliesen hellblau wirkte. „Damals im Palast in Ägypten gab es ein großes Becken, so tief wie der Pool hier an der Stelle. Ich hab es geliebt nach einem sehr heißen Tag dort abzukühlen und die Stille zu genießen. Ich liebe das Wasser. Es ist, als würde es deine ganzen Sorgen und all die Last, die du trägst, abwischen.“
 

Er fühlte Setos Blick auf sich. Zuerst kam nichts, doch nach ein paar Atemzügen kam die folgende Frage: „Erinnerst du dich an alles aus deiner ägyptischen Vergangenheit?“
 

Yami schloss die Augen. „Das tue ich. Ich dachte, die Erinnerungen würden beim Wiederbetreten dieser Welt verblassen, doch sie sind genauso lebendig in meinem Gedächtnis wie die Erlebnisse mit euch allen. Es ist, als wäre all das ein Ganzes: mein ägyptisches Leben und mein Erwachen in Yugis Welt. Ich hab kein Gefühl für die Zeit im Puzzle, für mich ist es eher so, als wären die 5000 Jahre wie ein kurzer Augenblick bevor Großvater Sugoroku das Puzzle fand und es dann Yugi übergab, mit dem ich einen Körper zu teilen anfing. Auch die Zeit nach dem Schicksalsduell ist eher ein einziger Augenblick gewesen, bevor ich zu euch zurückkam.“
 

Er fühlte sich dadurch komplett. Sein Blick wanderte zu Kaiba. Sie sahen einander still an. Er kannte diesen Gesichtsausdruck nur zu gut.
 

„Du fragst nicht umsonst, hab ich Recht?“
 

Er bekam keine Antwort. Stattdessen wandte Seto den Blick ab, der nun auf die Wasseroberfläche ruhte.
 

„Seto?“
 

Die blauen Augen schlossen sich. Ein leiser Seufzer kam über seine Lippen. „Seitdem ich mit dir zusammen bin, habe ich Erinnerungen aus Seths Leben. Sie tauchen spontan auf und können einem richtig auf den Geist gehen.“
 

Die Offenbarung überraschte Atemu mehr, als Kaibas Reaktion darauf. „Sind sie in einem bestimmten Kontext?“
 

„Nicht wirklich. Die einzige Verbindung zwischen allen Erinnerungen bist du. Ich hab keine Ahnung, warum sie auftauchen. Ich bin eigentlich nicht er und was ich empfinde, ist anders.“
 

Seto zog unzufrieden die Augenbrauen zusammen, während er auf das Wasser sah. Yami betrachtete ihn nachdenklich und schaute selbst nach vorn.
 

„In einem stimme ich dir zu: obwohl du seine Wiedergeburt bist, bist du nicht Seth. Ihr teilt den gleichen Stolz, die gleiche Entschlossenheit und die gleiche Stärke – das kann man nicht abstreiten. Doch du hattest nicht Seths Leben. Deine Prioritäten und deine Weltansicht sind anders. Du bist in vielem das, was er hätte sein sollen, wenn man nicht vor ihm verborgen hätte, wer er eigentlich war.“ Er schloss kurz die Augen und ein amüsiertes Lächeln umspielte seine Lippen. „Natürlich wenn man von der Tatsache absieht, dass du ein ziemlicher Dickschädel bist, was dir oft im Weg steht…“
 

Sein Freund schnaubte. „Jetzt werde nicht frech…“
 

Yami blickte ihn an. „In manchen Fällen hat dir aber der Dickschädel geholfen. Du ziehst alles durch, was du angefangen hast, egal wie aussichtslos es ist. Das kann nicht jeder.“ Sein Blick wanderte auf die Wasseroberfläche und er wurde wieder ruhig und ernst. „Du hast eine kämpferische Natur, die Seth nicht hatte. Du liebst Herausforderungen und das spornt dich an. Dadurch ist es immer ein Genuss sich mit dir zu duellieren. Du nimmst es ernst, du gibst alles von dir und du treibst rücksichtlos deinen Gegner weiter. Man kann dich nicht so einfach überlisten und sich auf eine Taktik für den Sieg verlassen. Das macht dich zu einem guten Duellant und zu meiner besten Herausforderung.“
 

„Daran bist du nicht ganz unschuldig.“
 

„Bitte?“
 

Seto blieb auf dem Boden des Pools stehen und löste sich vom Rand, wogegen er gerade nur mit dem Rücken lehnte. „Bevor du mich das erste Mal herausfordert hast, gab es keinen, der mir das Wasser reichen konnte. Die meisten konnten meiner offensiven Duellstrategie nicht standhalten und verloren kurzerhand den Kampf. Es gab nur wenige, die Glück hatten ein paar Züge mehr zu überleben. Du aber… du spielst klug und passt das Spiel deinen Bedürfnissen an. Du forderst deinen Gegner physisch und mental und lässt keinen Raum für Fehler. Wenn ich mich gegen dich duelliere weiß ich, dass jeder Zug mein letzter sein kann, sollte ich nur eine einzige Sekunde meinen Fokus verlieren. Du bist einfach der Einzige, der mich dazu bringt, während des Spiels meine Strategie zu ändern, mich anzupassen und auf der Hut zu sein. Du forderst alles und das liebe ich so sehr an unseren Begegnungen… die Anstrengung im Spiel zu bleiben den wilden Adrenalinrausch, der durch meine Adern schießt und mir keine Ruhe gibt.“
 

Er schloss die Augen, legte den Kopf leicht in den Nacken und lächelte, als er die Gefühle in Erinnerung rief, die er in den Duellen gegen Yami hatte. „Du schaffst es absolut jedes Mal mich den Geschmack des Sieges kosten zu lassen, bevor ich ihn real erreicht habe, nur um am Ende das Blatt zu wenden und mich zu Fall zu bringen. Ich habe das gehasst und doch, ich konnte nicht genug davon haben. Daran hat sich bis heute nichts geändert.“
 

„Sicher?“ Yamis Stimme klang amüsiert. Kaiba drehte sich um, so dass sich ihre Blicke begegneten. „Hasst du es wirklich?“
 

„Gegen dich zu verlieren? Lieben tue ich es auf jeden Fall nicht. Aber es hat nicht mehr diesen bitteren Nachgeschmack.“
 

„Keinen Hass also, dachte ich mir schon.“ Für einen Moment schloss der Pharao die Augen und blickte seinen Freund wieder an. „Das macht auch unsere Beziehung zu einander so besonders. Wir sind unterschiedlich und trotzdem finden wir im Kampf Einklang. Das ist sehr anders als es mit Seth war. Außerdem gibt es einen entscheidenden Unterschied zwischen euch beiden.“
 

„Der wäre?“
 

Yami löste sich ebenfalls vom Rand und drehte sich komplett zu ihm um. „Du bist meine Leidenschaft.“
 

Er wurde mit einer Mischung aus Überraschung und Skepsis gemustert. Die Reaktion amüsierte ihn, weil er sie in dieser Form erwartet hatte. Er konnte mittlerweile sagen, dass er den Firmenchef gut genug kannte, um einiges vorauszusehen und diese Reaktion war keine Ausnahme. Er wusste auch warum der andere überhaupt das Thema mit Seth und Ägypten ins Leben gerufen hatte. Seto wollte die Gewissheit haben, dass sein altes Ich nicht ihre Beziehung bestimmte.
 

Yami legte die Hand an Setos Wange, der leicht unter der feuchten Berührung zusammenzuckte. Er lächelte, als er spürte, wie sein Partner sich danach gegen seine Handfläche lehnte, während die blauen Saphire seinen Blick einfingen.
 

„Ich hatte das Glück dich kennen zu lernen, bevor ich meine Erinnerungen an die Vergangenheit zurückerlangt habe. So konnte ich ohne Parallele zur Vergangenheit beurteilen was für ein Duellant und Mensch du bist. Ich kann dir versichern, die Leidenschaft, die du in mir erwecken kannst, kann keiner in solche Maßen hervorrufen oder gar bändigen. Mit dir wächst meine Stärke, Seto. Das ist einer der Gründe, weshalb ich dich als Partner ausgewählt habe.“
 

Er ließ seine Worte auf Kaiba einwirken. Er hörte das Schwappen des Wassers hinter dem Brünetten, welches seinen Weg in den Abflusskanal fand, doch dieser Laut wurde leise und unbedeutend. Ihn zog es viel mehr zu diesem kräftigen Blau, das ihn an die unendliche Weite des Meeres erinnerte. Trotz kühlem Wasser, spürte er deutlich Setos vertraute Wärme. Dieser Moment war wundervoll.
 

Seine Hand glitt in den braunen Haaren und starke Arme schlossen sich um seinen Körper. Sie kamen sich in einem Atemzug näher und ihre Lippen trafen sich zu einem Kuss mit unglaublicher Tiefe und voller brennender Leidenschaft. Er schmeckte nach einem süßen Sieg nach einem glorreichen Kampf und ließ sie am Ende ohne Atem.
 

Yami löste sich langsam von Seto. „Setzten wir das unter der warmen Dusche fort. Es wird langsam kühl.“
 

Er stützte sich am Rand des Pools ab und hievte sich hoch, um so aus dem Wasser zu kommen. Er schritt zur liege, wo sein Tuch lag, und hörte das laute Schwappen und Herabregnen vom Wasser, als sein Freund ebenfalls aus dem Pool kam. Eine leichte Gänsehaut umfasste seinen Körper, von der er wusste, dass sie nicht vom leichten Windzug seiner Bewegungen kam, sondern von Setos Blick, den er gerade auf sich spürte. Ein Lächeln umspielte seine Lippen. Dieses kribbelige Gefühl war herrlich.
 

Er trocknete sich ab und band das Tuch um seine Hüfte. Er schaute zu Seto, der nebenan nach seinem Tuch auf dem Liegestuhl griff. Sein Blick wanderte von den breiten Schultern hinab über den starken Rücken zum straffen Hintern und den langen Beinen. Da bekam er eine prickelnde Idee für die kuschelige Zeit nach der Dusche unter den weichen Decken. Ein listiges Grinsen erschien auf seinen Lippen und dieses wurde von seinem Freund sofort bemerkt.
 

„Willst du mich jetzt nur anstarren oder planst du zu handeln?“, kam es herausfordernd von seinem Lover, wodurch Yamis Grinsen, umso breiter wurde.
 

Seine Augen funkelten amüsiert. „Vorerst nur die Aussicht genießen.“
 

„Vorerst?“
 

Yami wandte sich ab und schritt zur Villa zurück. „Die Karte spiele ich aus, wenn es so weit ist.“
 

„Dann ist es wohl mein Zug?“ Seto folgte ihm ohne sich weiter Zeit zu lassen.
 

„Mhm“, kam es zustimmend vom Pharao, ehe er ihm einen herausfordernden Blick zuwarf. „Spiele deine Karten gut aus.“
 

Seto schnaubte amüsiert, sagte aber nichts dazu. Der Pharao würde sehen, was er von dieser Herausforderung hatte…

Movie marathon

Zusammenfassung: Ein Filmnachmittag bei Yugi und Co.

Warnungen: Die Reisbällchen werden wir nie los...
 

*-*-*-*
 

„Essen ist fertig!“ Anzu kam ins kleine Wohnzimmer der Mutos herein und brachte ein großes hölzernes Tablett mit sechs dampfenden Schüsseln mit Ramen, das sie auf den niedrigen Tisch in der Mitte abstellte. Sie wurde gefolgt von Ryou, der ebenfalls ein Tablett mitbrachte, allerdings mit einer Schüssel Ramen und zwei große Servierteller: der eine war voll mit dreieckigen Reisbällchen, während der andere ein großer Haufen von leckeren Daifuku enthielt. Katsuya und Hiroto sahen die beiden mit leuchtenden Augen an.
 

„Essen! Endlich!“, rief Katsuya überfreudig aus, schnappte sich sogleich ein Reisbällchen von Ryous Tablett und stopfte es in den Mund.
 

„Jonouchi, setz dich hin! Es gibt für alle etwas“, ermahnte ihn die hübsche Tänzerin mit einem strengen Blick, während sie die Ramen Schüsseln verteilte.
 

„Ich hav aver Hunver“, war die prompte Antwort mit vollem Mund, die sie von ihrem Klassenkameraden bekam.
 

„Ieh, Jonouchi!“ Hiroto zog eine angewiderte Grimasse, während er sich ein paar Stäbchen von Anzus Tablett holte. „Schluck erst einmal den Bissen runter! Da fliegt sonst überall halb gekauter Reis herum!“
 

„Da passt das Wort Reisspucker wie die Faust aufs Auge“, trällerte Mokuba, der sich eine Schüssel holte, ohne auf Anzu zu warten. Er war froh auf dem Sofa links vom Tisch zu sitzen, so dass er keinen fliegenden Reis abbekam.
 

„Hey, werde nicht frech, Mokuba!“ Katsuya wedelte bedrohlich mit den Stäbchen in Richtung des jüngeren Kaiba, doch dieser ließ sich davon überhaupt nicht beeindrucken. Stattdessen blickte er Anzu an und setzte das süßeste Lächeln auf, was er hatte.
 

„Danke für das Essen, Anzu! Das riecht unglaublich lecker!“
 

„Gern geschehen, Mokuba. Aber du solltest dich auch bei Ryou bedanken. Er hat mir sehr geholfen.“ Ein warmes Lächeln zierte die Lippen der jungen Tänzerin, die sich über den Lob freute.
 

Ryou stellte den letzten Servierteller ab und richtete sich auf. „Ach, das habe ich gern gemacht, Anzu. Ich liebe es zu kochen.“
 

„Eine versteckte Leidenschaft?“, vermutete Hiroto, der gerade einen Bissen Ramen heruntergeschluckt hatte. Die beiden waren wirklich gut, das schmeckte fantastisch.
 

„Das könnte man so sehen, ja.“ Ryou reichte Yugi das Tablett, der dieses und Anzus wieder in die Küche bringen wollte. „Aber ich kann bei weitem nicht alles kochen. Die Mochi musste Anzu zum Beispiel alleine vorbereiten. Darin bin ich leider nicht so gut. Sie werden mir immer zu hart oder haben zu wenig Füllung.“
 

„Mit etwas Übung wird es klappen. Du lernst schnell, Ryou.“ Anzu nahm endlich Platz und konnte sich jetzt eine Portion von ihrem Lieblingsessen gönnen.
 

„Solange man Spaß hat, lernt man alles schnell, egal wie schwer es ist“, meinte Yami mit einem Schmunzeln auf den Lippen, bevor er vom Essen probierte. „Mhmm, da stimme ich, Mokuba zu, es ist lecker. Gut gemacht ihr zwei.“
 

Plötzlich klingelte es an der Tür. Mokuba schaute auf seine Armbanduhr und sein Gesicht hellte sich auf.
 

„Das müsste Seto sein!“
 

Der Pharao legte die Schüssel zurück auf den Tisch. „Ich werde nachsehen.“
 

Yugi nickte ihm dankbar zu, da er selbst damit beschäftigt war den anderen Limonade einzuschenken, die er aus der Küche gebracht hatte, und somit die Eingangstür nicht aufmachen konnte. Zumal, wenn es wirklich der Firmenchef war, würde es sicher besser sein, wenn sein Partner ihn empfing als er.
 

Über den schmalen Flur gelangte Yami auch in den Eingangsbereich. Tatsächlich, als er aufmachte, stand Kaiba in der Tür, geschäftlich gekleidet mit einem weißen Anzug mit schwarzem Hemd und hellblauer Krawatte. Nur eins passte nicht im ganzen Bild: er hatte eine schwarze Sporttasche in seiner rechten Hand, in der Yami Wechselkleidung vermutete.
 

„Du hättest dich wirklich nicht so sehr für uns herausputzen müssen. So offiziell ist dieses Treffen nicht.“
 

Seto schnaubte amüsiert, während ein leichtes Grinsen seine Lippen umspielte. Er trat ein, ohne auf eine extra Einladung zu warten und schloss die Tür hinter sich, bevor er die Hand an Yamis Wange legte und sich den lang ersehnten Kuss holte.

Yami legte den Arm um seinen Freund und zog ihn seinerseits näher an sich heran, so dass er die einnehmende Wärme spürte, die der junge Firmenchef ausstrahlte. Er hatte Seto sehr vermisst und wie der Kuss ihm offenbarte, war er nicht alleine mit diesen Gefühlen. Diese drängende Leidenschaft, die versuchte ihn komplett einzunehmen und ihm den Atem zu rauben, war Ausdruck von der tiefen Sehnsucht, die seinen Freund so unruhig machte. Sehen konnte man davon kaum etwas, aber umso mehr konnte sie Yami fühlen.
 

Sie lösten sich nach wenigen Atemzügen langsam, beinahe vorsichtig von einander und schauten sich schweigsam an. Es war einer dieser Momente, wo Worte überflüssig waren und ein tiefer Blick ausreichte, um auszudrücken, wie sie empfanden. Sie hatten einander wieder und das… das war genug.
 

Yamis Blick glitt wieder über den edlen Anzug und der Gedanke, dass Seto sich beeilt hatte, um von der Firma zu ihm zu kommen, trieb ein sanftes Lächeln auf seine Lippen. „Komm! Die anderen warten schon auf uns und du müsstest dich umziehen.“
 

„Hm, sie werden uns schon nicht eingehen. Der Kindergarten ist groß genug, um auf sich selbst aufzupassen.“
 

Der Pharao schnaubte amüsiert, ohne die Aussage seines Lovers zu kommentieren. Zusammen gingen sie auf sein Schlafzimmer hoch, wo Seto seine Sporttasche beim Kleiderschrank abstellte und daraus seine gewöhnliche Alltagskleidung holte. Yami lehnte sich an die Kommode neben der Tür, verschränkte locker die Arme vor sich und beobachtete ihn beim Umziehen.
 

„Wie lief das Meeting?“, erkundigte er sich, während er den heißen Anblick vom Hintern seines Freundes genoss. Er gab zu, dass er sich sehr darüber freute diesen Hintern heute Abend wieder in seinem Bett zu haben. Schon der Gedanke an ihre unhaltbare Leidenschaft ließ ihn diesen Augenblick, wo sie alleine und ohne Verpflichtungen sein würden, schon jetzt herbeisehnen. Bis dahin müsste er einen Weg finden sich die Wartezeit zu versüßen, wobei er sich sicher war, dass Seto das ebenfalls so haben wollte.
 

„Unterhaltsam, wie ich erwartet habe“, begann der Firmenchef, während er die weiße Hose seines Anzugs an einen Kleiderbügel, den er mitgebracht hatte, aufhängte. „Es amüsiert mich immer wieder, wie Architekten versuchen dir die Sterne vom Himmel zu holen, während sie dich überzeugen wollen wie originell, modern und eindrucksvoll ihre Idee für einen bestimmten Bau ist, bei der du dir denkst: was davon brauche ich wirklich und was davon ist wirklich praktisch. Ich weiß immer noch nicht warum die Meisten versuchen etwas Neues zu erfinden, statt kreativ alte Elemente zusammenzufügen, die bewiesen haben, dass sie effektiv und stilvoll sind.“
 

Yami kicherte. „Vermutlich, weil sie ihren Auftraggeber damit beeindrucken und sich durch ihr Design verewigen wollen.“
 

„Natürlich. Am besten verewigt man sich mit einem Dach, das beim nächsten zu starken Regen anfängt zu tropfen, oder mit einer exzentrischen Glasfassade, die sich unsagbar schlecht reinigen lässt und wo die Kosten fürs Putzen nach fünf Jahren höher sind, als das Material, was für den Aufbau verwendet worden ist.“ Seto winkte leicht ab. „Mit solchen schlechten Designentscheidungen haben Stadträte genug zu tun. Ich tue mir das nicht an. Schon lange nicht bei einem Gebäude, was als Forschungszentrum und Museum für Wissenschaft und moderne Technologie dienen soll.“
 

„Eine richtige Entscheidung. Hast du schon den passenden Architekten dafür gefunden?“
 

„Ja, hab ich. Eine hübsche junge Frau mit guter Figur und angenehmen Kurven im Alter von Mai, die sehr still ihre Kollegen betrachtet hat und es erst gewagt hatte zu reden, als ich sie dazu aufgefordert habe.“ Kaiba schlüpfte in seine schwarzen Hosen, machte sie zu und griff nach einem dunkelgrünen Hemd mit ¾ Ärmeln. „Ihre Idee war viel schlichter als die anderen und sehr sauber ausgeführt. Sie hatte jedoch an kleine, aber wichtige Details geachtet, wie die Akzente beim Zentraleingang, die Lage des Eingangs zur Tiefgarage und der Fußgängerweg um das Gebäude herum. Sie hatte größeren Wert auf Sicherheit und Bequemlichkeit gelegt, als auf pompöse Glasfassaden. Das ist ihr erstes Bauprojekt von solch großen Maßstäben, aber ich denke, sie wird es hinbekommen. Scheint auf jeden Fall fleißig zu sein, weniger zu reden und mehr zu handeln. Ich hab sie zur Hauptarchitektin gemacht und das hat ihren älteren und mehr motivierten Kollegen nicht gefallen. Aber da Kusaka der leitende Manager für den Bau ist, sollte sie keine großen Probleme haben, ihre Ideen durchzusetzen.“
 

„Ich denke kaum, dass jemand es schaffen wird Kusaka so zu beeinflussen, dass die schöne Architektin in ihrer Arbeit eingeschränkt wird. So, wie ich ihn eingeschätzt habe, als du ihn mir letzte Woche vorgestellt hast, ist er sehr unnachgiebig. Er achtet darauf, dass die Projekte der Kaiba Corp. nach deinen Vorstellungen laufen und es kaum Abweichungen vom Ziel gibt.“
 

Seto grinste. „Warum denkst du, habe ich ihn eingestellt? Er ist ein loyaler Angestellter und macht seinen Job sehr gut. Seine Führungsmethoden sind sehr effizient und seine Angestellten sind zufrieden. Das sieht man nicht oft in seinem Berufsfeld.“

Yami nickte. „Verständlich. Das macht ihn wertvoll.“
 

„Exakt.“ Seto blieb vor ihm stehen, nachdem er nun angezogen war und seine blauen Augen nahmen ihn ein. Yami schaute in das tiefe Blau und lockerte die Haltung seiner Arme, so dass sich ihre Körper näher kommen konnten.
 

Sie schwiegen.
 

Prickelnde Spannung bestimmte die momentane Stimmung zwischen ihnen, obwohl sie sich regungslos gegenüberstanden. Sie ignorierten aber die Funken und genossen nur das, was sie in diesem Moment fühlten. Sie bewahrten das Beste für den berauschenden Augenblick ihrer Einheit auf, egal ob in einem Duell oder im Bett, denn nur so war ihr Triumph umso spektakulärer und befriedigender.
 

Yami sah seine eigene Spiegelung in den blauen Saphiren. Sein Herz machte einen aufgeregten Sprung. Ein provokatives Grinsen umspielte seine Lippen. Er würde seinen starken Drachen heute wieder unterwerfen und darauf freute er sich tierisch.

Im tiefen Blau entstand plötzlich ein Sturm. Setos rechte Hand landete neben ihm auf der Kommode, während sein Körper sich leicht zu ihm herunterlehnte. Der Funkte ging über und der Pharao streckte seine Hände nach dem Firmenchef aus, fuhr geschmeidig über die Seiten und glitt mit ihnen nach hinten zum Rücken und Nacken. Besitzergreifend krallten sich seine Finger in den weichen Baumwollstoff und in den braunen Haaren, bevor er Seto zu sich herunterzwang. Ihre Lippen trafen sich hungrig zu einem tiefen und sinnlichen Kuss.
 

„Heute Abend gehörst du mir!“, raunte Seto mit einer Leidenschaft in seinem Ohr, die seinen ganzen Körper vor Aufregung kribbeln ließ.
 

Yami grinste verschmilzt und blickte ihn herausfordernd an. „Das werden wir sehen.“
 

Sie lösten sich voneinander und Kaiba schritt zurück, um seinen violetten Mantel überzuziehen, bevor er den kleinen Duftbeutel in die innere Manteltasche verschwinden ließ. Der Anblick trieb ein warmes Lächeln auf den Lippen des Pharaos, bevor er sich abwandte und das Zimmer verließ. Wenige Minuten später betraten sie das Wohnzimmer, wo ihre Freunde am Essen und Reden waren.
 

„Da seid ihr ja!“ Mokuba lehnte sich in dem großen Sessel vor und hatte bereits einen kleinen Teller mit drei Daifuku drinnen. Der Ramen war wohl aufgegessen.
 

„Ihr habt aber ziemlich lange gebraucht“, sprach sie Hiroto von der Seite an. „Wart ihr etwa am Herummachen?“
 

Jonouchi sprang fast von seinem Platz auf und zog angewidert das Gesicht. „Wah, Honda, komm nicht mit so etwas!“
 

Yami nahm ruhig auf der Couch Platz. Seto verdrehte die Augen. „Halte deinen Rüssel aus unseren privaten Angelegenheiten heraus, Honda.“
 

„Also wart ihr doch…“
 

„Seto hat sich nur umgezogen und bei mir seine Sachen abgelegt.“ Yami nahm seine Schüssel, lehnte sich zurück und überschlug locker die Beine. „Ihr habt nichts verpasst.“
 

„Und wenn, es hätte euch sowieso nicht zu interessieren.“ Kaiba nahm neben seinem Freund Platz, wobei er die Außenseite der Couch bevorzugte, so dass er die Armlehne zur Verfügung hatte. Yami wusste über diese Kleinigkeit, wodurch er jetzt mehr in der Mitte saß.

Hiroto seufzte enttäuscht auf. „Man, aus euch kann man gar nichts herauskitzeln!“
 

Mokuba begann zu kichern, während Yugi leicht den Kopf schüttelte und Ryou lächelte. Yami verkniff sich ein Schmunzeln. Ihre Freunde versuchten seit einer Weile erfolglos zu ermitteln wer in ihrer Beziehung führte und was sie privat alles machten. Er und Seto allerdings schwiegen und ignorierten diese tollpatschigen Versuche ihr Privatleben aufzudecken.
 

„Ernsthaft jetzt, Hiroto. Du kannst es übertreiben. Was sie machen, geht uns nichts an!“ Anzu schenkte Honda einen strengen Blick, bevor sie sich mit einem ruhigen und freundlichen Lächeln an den Firmenchef wandte: „Du hast Hunger, oder Kaiba? Ich hab mit Ryou Ramen gemacht und es gibt noch genug. Magst du eine Portion haben?“
 

„Den Ramen musst du unbedingt probieren, Seto! Er ist voll lecker!“, kam es begeistert von Mokuba.
 

Der Firmenchef blickte zuerst seinen Bruder, dann Yugis Freundin an. „Von mir aus. Ich probiere deinen Ramen und ich hoffe für dich, dass er gut sein wird.“
 

Anzu grinste und zwinkerte ihm frech zu. „Ich mag nicht so gut in Duellen sein wie Yami, aber kochen kann ich, also mache dich auf den leckersten Ramen der Welt gefasst!“
 

Setos Mundwinkel hoben sich leicht an, auch wenn keine Erwiderung von ihm kam. Yami liebte diese lockere Atmosphäre zwischen seinen Freunden und es freute ihn, dass Kaiba endlich ein Teil davon wurde. Seine Freunde taten ihm definitiv gut, wenn er mal nicht auf Abwehrmodus war.
 

„Wie lief dein Meeting, Kaiba?“ Ryou saß zwischen Mokuba und der Couch auf einem weichen Kissen auf dem Boden. Ihm gegenüber waren die Plätze von Yugi und Anzu, während Jonouchi und Hiroto den letzten Platz auf der Couch und dem Sofa für sich beanspruchten.
 

„Gut, wie ich es erwartet habe. Auch wenn länger als es nötig war.“ Für Seto war es immer noch merkwürdig mit Yugi und Co. Smalltalk über seine Arbeit zu führen, aber mittlerweile gehörte das zu ihren Unterhaltungen, wie zum Beispiel die Zankereien zwischen Hiroto und Jonouchi. Am Anfang hatte ihn das sehr irritiert.
 

„Mokuba hat erzählt, dass ihr ein neues Museum errichten wollt.“ Ryou blickte ihn mit vor Begeisterung glänzenden Augen an, während sein ganzes Gesicht von einem warmen Lächeln erhellt wurde. „Ein Museum für Wissenschaft und moderne Technologie, oder?“
 

Seto warf einen Seitenblick auf seinen Bruder, ehe er leicht nickte. „Korrekt. In diesem Meeting ging es über den Bau des Museums. Das Gebäude sollte in ungefähr einem Jahr fertig und zugänglich für die Öffentlichkeit sein.“
 

„Das ist großartig! So ein Museum wäre der Hammer!“ Hiroto sah nicht minderer begeistert aus als Ryou.
 

„Ich könnte euch ein paar Einladungen für die Voreröffnungsfeier schicken, wenn es so weit ist.“ Mokuba grinste über beide Ohren. „So wird man mehr sehen können, da weniger Leute dabei sein werden, als am ersten Eröffnungstag.“
 

Anzu klatschte erfreut in die Hände. „Das wäre super!“
 

„Wird es die Möglichkeit geben Experimente zu beobachten?“ Ryou schaute neugierig zu Mokuba, von dem er vermutete, dass er ihm mehr über die Organisation sagen konnte.
 

„Ja, die wird es geben“, bestätigte der Jüngere der beiden Kaiba Brüder mit einem eifrigen Nicken. „Es wird extra Räumlichkeiten dafür geben. Besucher müssten das in der Führung extra beantragen.“
 

„Ich hoffe in der Einladung zur Voreröffnung wird das drin sein. Sonst lohnt es sich gar nicht.“
 

Mokuba grinste breit. „Das wird es geben, keine Sorge Honda.“
 

„Plant nicht so weit heraus. Noch steht das Gebäude nicht“, warnte sie der Firmenchef, doch das hinderte die Clique nicht daran weitere Spekulationen aufzustellen und sich über das Projekt zu freuen.
 

„Scheinbar werden deine Warnungen ignoriert.“ Yamis amüsierte Stimme ließ Seto zu ihm herüberblicken. „Sie sehen dein Projekt bereits als realisiert.“
 

„Viel Sinn gibt es aber nicht in diesem Moment darüber zu sprechen. Bis zur Eröffnung kann sich einiges ändern.“
 

„Ja, aber du bist bekannt dafür, dass du hältst, was du versprichst. Sie wissen das. Lass dich von ihrer Motivation und positiver Einstellung treiben. Ich bin mir sicher, dass du wissen wirst, wie du die Kraft und Energie davon verwenden kannst.“
 

Seto erwiderte darauf nichts. Er sah ihn mit einer Mischung aus Skepsis und Vorsicht an, ehe er zur Gruppe blicke. Yami lächelte vor sich hin, als er den nachdenklichen Ausdruck auf dem Gesicht seines Freundes sah. Mit Sicherheit würde der andere dahinter kommen, worauf er eigentlich mit der Aussage hinauswollte. Seit einer Weile schon versuchte er ihm zu zeigen, wie wichtig die Freundschaft war, die ihm von Yugi und den anderen angeboten wurde. Sie machte einen stärker und gab dem, was man tat, einen Sinn. Das einzige, was man dafür machen musste, war zu vertrauen. Einfach war das nicht, wenn man in kritischen Momenten verraten wurde, aber der Pharao wusste, dass Seto das konnte. Seto vertraute ihm bereits und der Schritt den anderen auch zu vertrauen war klein. Er musste ihn einfach nur gehen.
 

Sie unterhielten sich eine Weile länger über unterschiedliche Sachen, während sie die Schüsseln und Teller mit dem Essen leerten. Sie einigten sich den Filmmarathon mit einem Superheldenfilm fortzusetzen. Yugi und Anzu räumten auf, ehe sie sich an die rechte Seite des Tisches auf dem Boden hinsetzten. Mokuba blieb in seinem Sessel sitzen, während Hiroto zu Ryou meinte, er würde gern mit ihm Plätze tauschen, da er so näher an den Getränken war, die vor der Couch auf dem Tisch standen. Jonouchi blieb ebenfalls wo er war und beobachtete, wie Kaiba ruhig die langen Beine überschlug und den linken Arm auf die Rücklehne der Couch ablegte, wogegen sich Yami nun lehnte. Der Pharao kopierte die Haltung der Beine vom Firmenchef eins zu eins und legte ruhig die Hände ab, ohne sich zu stören, dass er nun mit dem rechten Oberarm an den Oberkörper des anderen lehnte. Dieser Anblick erschien Jonouchi immer noch seltsam. Klar, waren die beiden Rivalen nun ein Paar – auch wenn er immer noch nicht begreifen konnte, wie das möglich war – doch ihre Beziehung wirkte auf ihn sehr… nun… schlicht war wohl das richtige Wort. Bei normalen Paaren konnte man Zeuge von den Gefühlen werden, die sie für einander empfanden: sie waren sich nah, berührten einander, tauschten Zärtlichkeiten aus und widmeten einander sehr viel Zeit und Aufmerksamkeit. Bei Kaiba und Yami sah das aber nicht unbedingt so aus. Sie waren sich oftmals nah, das konnte Katsuya nicht abstreiten, doch dieser intime Körperkontakt fehlte. Nicht, dass er erpicht war ihnen dabei zuzusehen, wie sie sich küssten oder Händchen hielten, aber die beiden taten keines von beidem. Sie sprachen zu einander auch nicht anders als sonst. Der einzige Unterschied bemerkte man, wenn der Pharao den Firmenchef beim Vornamen nannte, doch selbst das war eine Seltenheit. Man konnte schwer sagen, ob sie sich mit Absicht zurückhielten oder es einfach so zwischen ihnen lief.
 

Katsuya fragte sich bereits, ob Kaiba eigentlich in der Lage war solch Gefühle wie Zärtlichkeit und Zuneigung zu zeigen. Er wirkte immer so kalt und leblos wie die Antarktis und war sehr zurückhaltend, was Emotionen anging, die sich von Ärger und Arroganz unterschieden. Man bemerkte immer seine brüderliche Sorge um Mokuba, aber mehr auch nicht. Sich vorzustellen, dass dieser Kerl anders sein konnte als das, war schwierig. Wie man dann mit ihm mehr teilen wollen würde, konnte Katsuya auch nicht begreifen.
 

Yami, im Vergleich zu Kaiba, zeigte mehr von seinen Emotionen, doch selbst er ließ nur ein Teil dieser an die Oberfläche kommen. Jonouchi hatte oftmals Probleme gehabt hinter dem mystischen Schein seiner Persönlichkeit zu blicken im Versuch zu verstehen, wie der andere dachte. Der Pharao ließ ihn nicht weit kommen, so dass ihm nichts anderes übrig blieb, als ihm zu vertrauen, dass er die richtige Wahl traf. Vertrauen tat ihm Jonouchi auch, sehr sogar. Doch er konnte nicht mehr zu seiner Person sagen, als seine Freunde. Er konnte nicht einmal sagen, was Yami dazu getrieben hatte so einen Schritt mit Kaiba zu wagen und das gerade mit Kaiba. Wie hatte er eigentlich den Eisklotz so zum Auftauen gebracht? Er hatte vieles gesehen, was Yami geschafft hatte, doch hier wurde er einfach vor einer vollendeten Tatsache gestellt. Die beiden waren ein Paar. Was aber genau geschehen war, wusste keiner und weder der Pharao, noch der Firmenchef verloren wirklich ein Wort darüber. Das Ganze war ein Mysterium an sich, was sich nicht erklären ließ.
 

Katsuya grummelte leise und wandte sich dem Fernseher zu, um festzustellen, dass er einen großen Teil vom Anfang des Films verpasst hatte. Dabei hatte er diesen Film nicht gesehen und wollte das nachholen, doch stattdessen machte er sich Gedanken über seinen Freund und seinen Erzrivalen. Nicht, dass Kaiba es gerade wert war, sich Gedanken über ihn zu machen. Katsuya seufzte und versuchte wieder in die spannende Superheldengeschichte wieder reinzukommen. Der Versuch scheiterte, da keine zwei Minuten später die Türklingel erklang. Yugi hielt den Film an, bevor er aufstand, um nachzusehen, wer es war. Jonouchis Augen weiten sich, als nach ein paar Augenblicken sein bester Freund mit einer gewissen hübschen Blondine ins Wohnzimmer zurückkam.
 

„Mai!“, rief er mit den anderen aus und sprang aus dem Sessel. Sein Herz machte aufgeregte Hüpfer und das Gefühl von unbändiger Freude trieb ein sanftes Lächeln auf seinen Lippen. Mai sah mit dem kurzen schwarzen enganliegenden Rock und dem bauchfreien bordeauxroten Oberteil unter der kurzen schwarzen Sportjacke wie immer gut aus. Sie schritt elegant und selbstbewusst in den Raum hinein, als würde ihr die Welt gehören. Ja, so kannte er seine hübsche Furie.
 

„Lange nicht mehr gesehen, Mai!“, kam es von Ryou, der sich ebenfalls von seinem Platz erhoben hatte.
 

„Ah, Ryou. Du bist also auch hier?“ Mai hatte nicht wirklich mit dem Weißhaarigen gerechnet, da dieser nicht immer mit der Gruppe unterwegs war. Der Anblick von Kaiba und Yami nebeneinander sitzend überraschte sie hingegen überhaupt nicht. Mittlerweile hatte sie sich daran gewohnt sie zusammen in der Kaiba Corp. zu sehen, auch wenn eindeutig nicht in solch intimer Manier. Ihr Blick wanderte weiter und blieb auf Jonouchi stehen.
 

„Komm, setz dich zu uns!“, forderte Anzu ihre Freundin mit einem warmen Lächeln auf. „In der Küche gibt es noch eine letzte Portion Ramen. Magst du welche haben?“
 

Mai blinzelte für einen Moment und schaute zur jungen Tänzerin. „Uhm, danke.“
 

„Ich hole noch ein paar Sitzkissen.“ Yugi verließ mit Anzu das Wohnzimmer und Mais Blick wanderte kurz unsicher umher.
 

„Du kannst dich hier auf den Sessel hinsetzen“, wurde ihr plötzlich von Jonouchi angeboten.
 

Sie blickte ihn überrascht an, bevor sie ihr Gesicht gespielt empört verzog. „Ach, jetzt auf einmal weißt du wie man eine Dame behandelt!“
 

„Welche Dame? Ich sehe hier nur eine alte Tante.“
 

„Was?! Jonouchi!“, rief Mai richtig empört aus und baute sich bedrohlich vor ihm auf, während sie ihn böse anfunkelte. „Wie redest du wieder mit mir!“
 

Katsuya grinste breit, legte die Hände auf Mais Schultern, ehe er sie auf den Sessel drückte, der sich praktisch zwei Schritte hinter ihr befand. „Chill, Mai, alles gut! Setz dich hin wie eine schöne Dame unter Freunden und ich schenke dir eine Limonade ein. Sie ist selbstgemacht und schmeckt toll!“
 

Mai blinzelte und blickte dem blonden Wüstling verwirrt nach, während sie feststellen musste, dass ihr Ärger auf einmal verraucht war. Da war etwas in seinen starken Augen, was sie einnahm und ihr das Gefühl gab wohlbehütet Zuhause zu sein. Sie fühlte, wie ihr warm ums Herz wurde.
 

„Es ist schön, dass du es geschafft hast, heute zu uns zu stoßen, Mai.“ Yamis tiefe und gütige Stimme ließ sie zu ihm herüberblicken. Seine Mundwinkel wurden von einem Schmunzeln umspielt. „Wir freuen uns dich wieder bei uns zu haben.“
 

Sie erwiderte die Geste. „Danke, Yami.“
 

Augenblicke später hielt sie die letzte Portion Ramen, die Anzu für sie aufgewärmt hatte, in der Hand und hatte ein Glas Limonade vor sich auf dem niedrigen Wohnzimmertisch stehen, während die ganze Clique wieder ihre Plätze eingenommen hatte und den DVD-Player anmachte. Sie spulten sogar die 20 Minuten, die sie verpasst hatte, zurück, damit sie von Anfang an mitgucken konnte. Superheldenfilme waren nie ihr Ding gewesen, da sie immer gleich und eintönig für sie waren, doch sie beschwerte sich nicht. Sie lehnte sich in den Sessel zurück und nahm sich einen Happen vom Ramen, der Anzu gut gelungen war. Ihr Blick fiel für einen Moment auf Katsuya, der in unmittelbarer Nähe auf dem Boden auf einem Sitzkissen saß und den Film gebannt verfolgte. Sie musste sich innerlich gestehen, dass sie seine chaotische und emotionale Art vermisst hatte. In der Zeit, wo sie alleine unterwegs gewesen war, hatte sie oft an ihn gedacht. Jonouchi benahm sich oft kindlich und ging einem mit seiner Art ab und an tierisch auf den Geist, aber ihn zeichnete mehr aus, als man zuerst sah. Er war nicht reich und mächtig wie Kaiba und kein stolzer und gerechter Held wie Yami, aber er hatte ein Herz aus Gold, das sie so nahm, wie sie war, und ihr in ihren schwierigsten Momenten beistand. Jonouchi war immer da und hatte sie niemals aufgegeben, was sie erst verstanden hatte, als sie ihn an das Siegel des Orichalcos verlor. Sie wollte etwas zerstören, was ihr ganzes Leben ausmachte, und das kostete ihr am Ende ihre Seele. Der Pharao hatte später alle Seelen zurückgeholt, doch Mai brauchte Zeit, um zu verstehen, was sie falsch gemacht hatte und wohin sie gehen wollte. Sie lief davon, um sich zu ordnen und Antworten zu finden. Nun, da sie die Antworten hatte, war es an der Zeit alles wieder gut zu machen.
 

Damit wollte sie heute noch anfangen…

Setting things right

Warnung: Polarshipping(fluff?). Es wurde leider mehr ein Monolog als Dialog...
 

*-*-*-*
 

Der nächste Film war ein historisches Drama, das Mai bereits kannte. Sie lehnte sich zurück im bequemen Sessel und ließ sich in die raue und schwere Zeit von mittelalterlichem Japan einführen. Im Wohnzimmer der Mutos herrschte hingegen eine ruhige und lockere Stimmung, die sie mit ihrer Wärme und Geborgenheit an Familie erinnerte. Die Clique hatte sie so aufgenommen, als wäre sie nie weggewesen, geschweige denn auf der Seite des Feindes. Niemand verurteilte sie oder sprach sie deswegen an und was noch merkwürdiger war: die herzerwärmende Freundlichkeit und die neckenden Kommentaren waren von allen ernst gemeint. Keiner verstellte sich und das war etwas, was Mai so nicht erwartet hatte.
 

So kannte sie die Menschen in ihrem Leben nicht und doch Katsuya und seine Freunde waren anders. Sehr viel anders.
 

Ihr Blick wanderte zum blonden Wüstling in ihrer unmittelbaren Nähe. Viele nicht angesprochene Sachen standen zwischen ihnen, doch er hatte kein Wort darüber verloren. Selbst bei ihm war es schwer sich vorzustellen, dass er vergessen würde, was passiert war. Niemand vergaß, wenn er angegriffen oder verletzt wurde, doch Katsuya schien die Vergangenheit nicht groß zu jucken. Sein Herz war im Jetzt und es empfing sie wieder mit der all bekannten Wärme und Ehrlichkeit, die sie immer genossen hatte. Sie hatte sich bei ihm immer sicher und wohlbehütet gefühlt. Bis sie von der Schattenwelt eingenommen wurde, in der sie Marik geschickt hatte.
 

Ab dann ging es bergab. Selbst, als Yami mit Yugis Hilfe alles wieder gut gemacht hatte, war eine Narbe geblieben, die nicht verheilen konnte. Diese Narbe machte sich immer bemerkbar, wenn Mai unsicher in sich selbst war und irgendwann verwandelte sie sich in eine tiefe Wunde, die ihr das Gefühl gab vollkommen schwach und nutzlos zu sein. Mai wusste nicht, was sie dagegen tun konnte. Sie war verwirrt, wünschte sich Stärke und Macht ohne den Willen zu haben diese Gefühle steuern zu können. Dartz sah das in ihr und nutzte das für seine eigenen Zwecke aus. Er gab ihr das Siegel von Orichalcos.
 

Das Orichalcos hatte sie nicht stärker gemacht. Nein, er hatte ihr nur die Illusion gegeben stark zu sein, wo sie in Wirklichkeit immer noch schwach und schutzlos war. Das Siegel wollte mit ihrer Hilfe das Licht der Welt zu zerstören und nährte sich an ihren Ängsten und ihrer Verzweiflung jedes Mal, wenn sie seine Karte ausspielte. Sie hatte das nicht gesehen, aber Katsuya, der ihr folgte, um ihr die Kraft zurück zu geben, die sie brauchte, um die Dunkelheit zu bezwingen, vor der sie sich fürchtete. Er war ihr heller Stern im schwarzen Himmel gewesen und er war es immer noch. Sie schuldete ihm viel, aber vor allem schuldete sie ihm eine ehrliche Entschuldigung. Sie hatte einen Freund von sich weggestoßen, der nur ihr Bestes wollte. Was noch schlimmer war: sie gab ihm nicht mal die Chance ihre Wunde zu heilen, verurteilte ihn aber nicht für sie da gewesen zu sein, als sie ihn brauchte.
 

Mai schloss die Augen. So einen Fehler wollte sie kein zweites Mal mehr begehen.
 

Sie rutschte ein Stück nach vorne im bequemen Sessel und lehnte sich vor, um sanft Katsuyas Schulter zu berühren. Er drehte sich um, hob den Kopf und seine braunen Augen schauten zu ihr auf. „Was ist, Mai?“
 

„Komm mit.“ Ihre Stimme war leise, aber deutlich für ihn. Sie nahm ihre Hand von seiner Schulter, setzte das Bein ab und erhob sich vom Sessel. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie Yugi fragend zu ihr hoch blickte, doch sie setzte nur ein Lächeln auf, bevor sie um den Sessel schritt, damit sie das Wohnzimmer verlassen konnte, ohne die Sicht zum Fernseher zu versperren. Im Flur hörte man dumpf das metallische Singen der Schwerter und die energischen Ausrufe der Krieger im Film. Diese Geräuschkulisse verblasste, sobald sie die Küche erreichte und durch die offene Tür in den Raum ging. Dort war niemand und das ließ sie erleichtert aufatmen. Sie bemerkte ein Glas auf der Anrichte neben dem Waschbecken und die Kanne stilles Mineralwasser weiter links davon. Das trockene Gefühl im Hals ließ sie das Glas nehmen und es füllen, bevor Schritte hinter ihr erklangen.
 

„Alles in Ordnung, Mai?“ Sie konnte die Sorge und Vorsicht in seiner Stimme hören. Katsuya wirkte mit seiner aufbrausenden und nicht selten groben Art oft wie ein Trampeltier, was die Gefühle anderer anging, doch drinnen im Herzen war er die sanfteste Person, die sie je gekannt hatte. In Wirklichkeit hatte dieser Kerl das Herz auf der Zunge, doch man verstand das nur, wenn man genau zuhörte. Im Vergleich zu anderen gestand Katsuya, wenn er nicht stark genug war oder einen Fehler gemacht hatte. Er lief nie davon und stellte sich seinen Ängsten und Schwächen, egal was das für Konsequenzen mit sich bringen würde. Mai war nicht so und doch bewunderte sie ihn für diesen unglaublichen Mut. Sie wünschte sich oft, sie könnte genauso sein. Sie schaffte es nicht und doch, Katsuya nahm sie so an, wie sie war und mit allen Fehlern, die sie hatte.
 

Sie füllte das Glas, nahm es an sich und trank einen Schluck davon, ehe sie sich zu ihm umdrehte. „Natürlich ist es in Ordnung, Jonouchi. Ich hole mir ein Glas Wasser.“
 

„Waaas?“ Katsuya blinzelte ihr ungläubig entgegen und verzog entgeistert das Gesicht. „Dafür hast du mich hier her geholt? Wegen dem Wasser? Das kannst du dir doch alleine einschenken!“
 

Es war abermals unterhaltsam ihn so zu ärgern und langsam bekam sie den Verdacht, dass das der Hauptgrund war, warum Kaiba sich auf solch verbalen Gefechten mit dem Blonden einließ, während er weiterhin auf kühl und unnahbar tat. Katsuya brachte mit seiner ganzen Art Leben im eintönigen Alltag und das war wie eine erfrischende kühle Brise im heißen Sommer. Sie neckte ihn gern, auch wenn es bei weitem nicht so scharf und rau war, wie zwischen Katsuya und dem jungen CEO.
 

„Hab ich ja auch, nachdem ich die Kanne gefunden habe.“ Sie strich sich locker eine wellige blonde Strähne über die Schulter zurück und kehrte ihm den Rücken zu. „Aber du bist wegen etwas anderem hier. Es gibt etwas, was du hören musst.“
 

„Ich?“, wurde von Jonouchi gefragt, doch sie ignorierte es, weil sie wusste, er tat nur auf dumm.
 

„Ich habe lange nachgedacht, nachdem Dartz und das Siegel von Orichalcos verschwunden sind und ich wieder ich selbst war. Ich hatte viele Bausteine vor mir und hatte absolut keine Ahnung, von wo ich anfangen soll. Mir war aber klar, dass ich eine Antwort finden würde. Die Antwort auf die Frage warum ich einem verrückten Fanatiker erlaubt hatte über mein Leben zu bestimmen und mich dazu zu bringen, einem Freund weh zu tun.“
 

„Mai…“
 

„Halt den Mund, Jonouchi!“ Mai drehte sich abrupt um und sah den Blonden entschlossen an. „Halt den Mund und höre mir zu!“
 

Er schloss tatsächlich den Mund und sah sie mit Ruhe und Verständnis in den braunen Augen an. Sie entspannte sich wieder und atmete tonlos durch. Leicht war es nicht darüber zu reden, was sie empfand, wenn sie aber anfing, wollte sie nicht unterbrochen werden. Es war ihr wichtig, dass man ihr zuhörte, und Jonouchi hörte ihr immer zu.
 

„Als mich damals Dartz fand, fühlte ich mich verloren. Ich hatte so viele Duelle bestritten, so oft gewonnen und doch hatten die Siege nicht mehr diese Befriedigung verschafft, wie sonst immer. Es war, als wäre ich nicht vollständig, als hätte man mir den Spaß am Leben aus dem Herzen gerissen. Ich war einsam und ich war schwach, denn jedes Mal, wenn es dunkel war und ich die Augen schloss, kamen Alpträume aus der Zeit im Schattenreich zurück, die mich verfolgten und zerstören wollten…“ Mai senkte den Kopf, legte die Arme um sich und fixierte irgendeinen Punkt vor sich, während die schmerzhaften Erinnerungen wieder in ihrem Gedächtnis wach wurden. Diese Zeit machte ihr immer noch Angst, auch wenn sie es geschafft hatte, sie so weit zurückzudrängen, wie sie eben konnte. Sie wollte wieder aufstehen und weiter gehen. Sie wollte wieder ihre Stärke finden und deshalb war sie hier, hier bei den Menschen, die ihre Stärke sahen und an sie glaubten. „In diesen Alpträumen war ich alleine und selbst du, Katsuya, hast dich von mir abgewendet. Jeder hatte mich alleine gelassen.“
 

Sie hörte, wie Jonouchi näher kam, doch er sagte kein Wort und sie war ihm dankbar dafür. „Das hat mich verletzt, ich hab dich beschuldigt, dass ich so schwach und von dir und den anderen im Stich gelassen wurde. Dartz war einfach da in dieser dunklen Zeit und wollte mir helfen. Zumindest dachte ich damals so. Er schien mich zu verstehen und ich vertraute ihm, einem vollkommen fremden Mann, dass er mir Macht geben würde. Eine Macht, mit der ich die Dunkelheit und die Angst aus meinem Gedächtnis vertreiben konnte.“
 

Jonouchi blieb stehen. Er war ihr nah, nicht zu nah, aber nah genug, dass sie die Hand nach ihm ausstrecken könnte, um sein Oberarm zu berühren. Sie tat es aber nicht, auch wenn sie sich insgeheim wünschte, seine Wärme zu spüren.
 

„Das Orichalcos hat meine Angst eingedämpft, was mir Ruhe verschaffte. Doch die Angst wurde vom Siegel in Wut verwandelt, Wut auf alles und jeden, den ich glaubte mich in Stich gelassen zu haben.“ Sie pausierte für einen Moment und schloss die Augen. „Ich dachte, wenn ich alles zerstöre, was diese Wut nährt, würde ich Frieden finden. Frieden und die Macht mit allem klarzukommen. Ich hatte Unrecht. Ich war einsam, weil ich dich und die anderen aufgegeben habe. Ich habe euch verletzt. Es tut mir leid.“
 

Nun hob sie den Kopf und wagte es in die Augen ihres einzigen wahren Freundes zu blicken, der für sie da war, wenn die Welt auseinanderfiel. Sie wusste nicht, was sie in diesem starken Blick erwartete, aber sie wollte es wissen.
 

In den braunen Augen breitete sich eine warme Welt vor ihr aus, die sie umschloss und verstand. Katsuya war nicht wütend oder angewidert. Er sah sie so an, als würde er wissen, wie sie in diesem Moment fühlte und was sie jetzt brauchte. Er sagte immer noch kein Wort, als er an sie herantrat und sanft einen Arm um ihren Rücken legte. Sie löste die Haltung ihrer Arme auf und ließ es zu, dass er sie zu sich zog. Sie lehnte den Kopf an seine starke Schulter und nahm seinen Duft, vermischt mit billigem Männerdeo, in sich auf, der ihr das Gefühl von Vertrautheit und Sicherheit vermittelte.
 

Das hatte sie lange Zeit gesucht und von ihm gebraucht. Sie hatte ihn beschuldigt das nicht getan zu haben, wusste aber jetzt, dass sie daran schuld war, dass sie es nicht bekommen hatte. Sie hatte ihn auf Distanz gehalten und er… er hatte nur auf sie gewartet.
 

„Freunde vergeben alles. Wir sind für dich da, Mai. Du musst uns nur zu dir kommen lassen.“
 

Ja, jetzt wusste sie es. Einem konnte nur geholfen werden, wenn er um Hilfe bat, aber nicht wenn er einen von sich wegstieß. Sie hatte das, auf Grund ihres eigenen Egoismus, vergessen.
 

„Danke.“
 

Mai schloss die Augen und genoss diesen einfachen stillen Augenblick.
 

„Ähm… also wenn ihr einen romantischen Moment teilen wollt, gibt es eindeutig geeignetere Orte dafür, als die Küche.“
 

Geschockt fuhren Mai und Katsuya auseinander, bevor ihre überraschten Blicke auf Hiroto ruhten, der mit einem leeren Glas in der Tür der Küche stand und sie verwirrt anschaute.
 

„Wir teilen keine romantischen Momente, wir haben geredet.“ Mai wandte sich von Katsuya weg und strich sich demonstrativ eine goldene Strähne über die Schulter, ehe sie die Arme vor sich verschränkte.
 

„Aha, so nennt man es heutzutage.“ Hiroto blinzelte immer noch ungläubig, unsicher darüber was er machen sollte. „Dass ihr Arm und Arm standet, war sicherlich auch ein Zufall.“
 

„Sie ist nur in meine Richtung gestolpert.“ Katsuya zuckte mit den Schultern und tat ebenfalls, als wäre nichts Großartiges zwischen ihnen gewesen. „Kommt von, wenn man nicht sieht, wohin man geht.“
 

„Was? Jonouchi!“ Mai drehte sich zum Blonden um und baute sich vor ihm auf, während aus ihren Augen Funken sprühten. Zuerst tat Katsuya so, als würde sie nicht bemerken, bevor er ihr dann frech die Zunge entgegen streckte, was sie noch mehr aufregte. Sie schnaubte und wandte sich ab, um in Richtung Tür zu schreiten. „Idiot!“
 

Hiroto trat zur Seite und ließ sie durchgehen, doch es dauerte nicht lange, da hörte sie eilige Schritte hinter sich. Sie schmunzelte, als sie aus den Augenwinkeln Katsuyas Silhouette erblickte. Keiner sagte etwas und als er wenige Augenblicke später die Tür zum Wohnzimmer aufhielt, ging sie ruhig an ihm vorbei, um ihren Platz beim Sessel aufzusuchen. Sie tauschten kurz schweigsame Blicke, ehe sie wieder ein Teil der mittelalterlichen Drama wurden, die sich im Fernseher vor ihnen ereignete…

Small step, big surprise

Warnung: Ardentshipping-Fluff. Letztes nicht Prideshipping Kapitel, versprochen.

Danksagung Ein Danke an meine Freundin Tebian für das Beta-Lesen einiger Absätze, wo ich Schwierigkeiten mit den Formulierungen hatte.
 

*~*~*~*
 

Shizuka blickte auf den kleinen Zettel in ihrer rechten Hand, auf dem man eine T-Kreuzung und ein Haus mit schwarzem Stift eingezeichnet sehen konnte. Sie schaute nach oben zum Schild über ihr, auf dem der Name der Straße stand. Dieser stimmte mit dem Namen der Straße auf dem Zettel überein. Sie schaute dann nach vorn und nach rechts. Erstes Haus. Zweites Haus. Drittes Haus. Das vierte musste es sein. Sie umklammerte noch fester den Zettel.
 

//Ganz ruhig, Shizuka, du kriegst es hin!//
 

Sie steckte den Zettel in ihre kleine gelbe Tasche ein und überquerte vorsichtig die Straße, um das Haus mit dem Apfelbaum auf der rechten Seite zu erreichen. Laut Anzus Beschreibung musste hier Hiroto wohnen. Sie und Mai hatten Shizuka überredet ihn an diesem Tag zu besuchen, damit dieser wusste, dass seine Chancen mit ihr gut standen. Dafür hatten sie sie vor ein paar Tagen ins Einkaufszentrum geschleift, damit sie Hiroto in neuer Aufmachung beeindrucken konnte.
 

„Am wichtigsten ist es, dass du dich für dich selbst kleidest“, hatte ihr Mai gesagt. „Aber mit etwas Geschick und Finesse kannst du das so hinstellen, dass derjenige, den du magst, dich gerade deswegen bemerkt und dir hinterher läuft.“
 

Shizuka konnte nicht sagen, dass ihr diese Denkweise geheuer war. Sie verstand schon, dass das dazu gehörte, aber es kam ihr fremd vor. Und doch stand sie nun hier, trug einen kurzen pastellrosanen Rock und eine süße gelbe Bluse mit Schmetterlingen am unteren Rand, die ihr wie eine zweite Haut an ihr saß, in der Hoffnung, dass sie Hiroto so gefallen würde.
 

Sie atmete kurz durch und erreichte den Zaun. Sie fand die Klingel zu ihrer rechten, doch als sie sie betätigen wollte, vernahm sie eine Bewegung aus den Augenwinkeln, die ihre Aufmerksamkeit erregte. Als sie den Kopf umdrehte, sah sie Hiroto etwas weiter weg vom Gartentor neben einem Motorrad hocken, an dem er mit einem Schraubenschlüssel herumhantierte. Er trug alte abgenutzte Jeans und ein hellgraues lockeres T-Shirt als Arbeitsklamotten und war hoch konzentriert auf seine Arbeit. Für einen Augenblick hielt er inne, wischte sich den Schweiß mit dem Arm von der Stirn weg und lehnte sich wieder vor, um weiter zu machen. Der Anblick hatte etwas Anziehendes an sich, was Shizuka nicht ganz erfassen konnte. Hiroto wirkte erstaunlich erwachsen und sehr männlich. Ihr war gar nicht aufgefallen, wie gut gebaut er eigentlich war bis zu diesem Moment, wo sie ihn beim Arbeiten sah. Er sah gut aus. Ein scheues Lächeln umspielte ihre Lippen und sie strich sich schüchtern eine Strähne zurück, während sie im inneren ihren Mut wieder aufsammelte, um nach ihm zu rufen.
 

Ein lautes Bellen von der Seite ließ sie zusammenzucken, bevor sie etwas sagen konnte. Ein großer Schäferhund rannte energisch auf das Gartentor zu und Shizuka wich einen Schritt zurück. Das Bellen klang aufgeregt, doch sie blieb lieber auf Abstand, unsicher wie sie auf das Tier reagieren sollte.
 

Ein lauter Pfiff brachte den Hund umgehend zum Verstummen. Dieser setzte sich hin und starrte sie an.
 

„Shizuka?“
 

Sie blinzelte für einen Moment und schaute wieder nach rechts. Hiroto hatte sich aufgerichtet und blickte sie mit leicht geweiteten Augen an.
 

„Ah… hallo Hiroto!“ Das warme scheue Lächeln kehrte wieder auf ihre Lippen zurück und sie winkte ihm freudig zu. „Entschuldige, ich hoffe, ich störe dich nicht.“
 

„Du bist es wirklich!“, kam es atemlos von ihm. Er wischte seine Hände an einem alten dunkel befleckten Tuch ab, eilte zum Tor und machte dem Hund ein Zeichen mit der Hand, damit er ruhig blieb. „Du störst mich nicht, ich war nur überrascht. Komm rein!“
 

Er machte das Tor auf und ging zur Seite, damit sie eintreten konnte. Sie strahlte glücklich, doch als sie auf das Tor zuging, bemerkte sie die Bewegung des Hundes und hielt inne.
 

„Keine Angst, Blankey wird dich nicht beißen. Sie ist ein gutes Mädchen, stimmt es, Blankey?“
 

Ein energisches Bellen kam als Antwort. Der Hund blickte neugierig zu ihr auf und wedelte mit dem Schwanz.
 

„Oh, es ist ein Weibchen?“
 

„Ja und mein ganzer Stolz. Trete ein! Sie wird nur an dich schnuppern, um dich kennen zu lernen. Keinen Grund zur Sorge.“
 

Shizuka nickte und schritt langsam durchs Tor in den Garten der Hondas hinein. Tatsächlich kam Blankey zu ihr und schnupperte ausgiebig an ihren Beinen. Sie wirkte freundlich und Shizuka traute sich, sie sanft zu streicheln. Das schien dem Hund zu gefallen, denn er drückte sich an sie und schob seinen Kopf unter ihre Hand.
 

„Sie mag dich.“ Hirotos Ton klang stolz und ein warmes Lächeln zierte seine Lippen.
 

„Ihr Fell ist weich und glänzt so schön.“ Shizuka fuhr liebevoll über Blankeys Rücken, wo das Fell überwiegend schwarz war. An der Schnauze, um die Augen, um dem Bauch und an den Pfoten wechselte das Fell zu braun und beige, was sie sehr hübsch machte. Shizuka lächelte warm und ließ von Blankey ab, um zu Hiroto zu blicken. Sie hätte ihn gern umarmt aber…
 

Ihm fiel das ebenfalls auf. „Uhm, entschuldige. Ich bin dreckig und ich möchte nicht dein schönes Outfit ruinieren, wenn ich dich umarme.“ Hiroto kratzte sich verlegen am Kopf und lächelte nervös.
 

Sie strahlte. „Das holen wir später nach. Was machst du da eigentlich?“
 

„Ich? Ah… ich repariere mein altes Motorrad. Ich wollte es mal wieder fahren, nachdem ich es so lange links liegen gelassen hab.“ Seine Stimme klang auf einmal überschwänglich und das Lächeln auf den Lippen wurde wärmer.
 

„Du kannst Motorrad fahren? Wow! Das wusste ich nicht!“ Sie schaute begeistert an Hiroto vorbei zum schwarzen Honda, um den herum ein paar Teile lagen, die sie nicht wirklich benennen konnte.
 

Hiroto bemerkte ihre Neugier. „Willst du es dir mal anschauen?“
 

„Liebend gern!“
 

Sie schritten über einen breiteren Betonweg gemeinsam zum Motorrad, welches vor einem kleinen Holzhäuschen stand, das offensichtlich als Lager für Werkzeuge und Gartenzubehör diente. Blankey folgte ihnen, schnüffelte um sie herum, bevor sie dann in den hinteren Teil des Gartens verschwand. Das Motorrad wirkte schon etwas älter, so weit konnte Shizuka das vom Zustand des Metalls beurteilen, auch wenn sie keine Ahnung von diesen Dingern besaß. Sie lehnte sich vor und betrachtete es fasziniert aus der Nähe. Kurz hob sie den Blick zu Hiroto.
 

„Was muss daran repariert werden?“
 

„Ich musste einen Stoßdämpfer auswechseln, der kaputt gegangen war. Das ist ein wichtiges Teil, was für eine sichere Steuerung des Rades und sicheren Kontakt mit dem Boden beim Fahren sorgt. Ich bin so gut wie fertig. Ich muss noch diese zwei Schrauben anbringen.“ Er streckte die Hand aus und zweigte ihr zwei dickere Schrauben, die nagelneu aussahen. Sie hatte nicht wirklich Ahnung, wohin die Schrauben hinsollen, aber das machte nichts.
 

„Aha, verstehe. Ohne einen funktionierenden Stoßdämpfer kannst du also nicht fahren.“
 

„Theoretisch könnte ich, aber es wäre zu gefährlich.“
 

„Oh, okay.“ Ein verlegendes Lächeln huschte über ihre Lippen, während sie sich eine kupferne Strähne hinters Ohr strich. „Uhm, wird es in Ordnung für dich sein, wenn ich dir dabei zusehe?“
 

Die Leidenschaft in Hirotos Stimme, wenn er über das Motorrad sprach, riss sie mit. Zwar verstand sie kaum etwas davon, aber sie konnte ihm den ganzen Tag zuhören, wenn er darüber sprach, und ihm bei den Reparaturarbeiten zusehen. Anders konnte sie seine Leidenschaft nicht teilen.
 

„Klar. Ich beeile mich auch damit, versprochen.“
 

„Ist in Ordnung.“
 

Sie machte ihm Platz, so dass er sich wieder neben dem Honda hinhockte und nach dem Schraubenschlüssel griff, um die Schrauben an den richtigen Platz anzubringen. Neugierig lehnte sich Shizuka über seine Schulter vor und beobachtete ihn dabei, wobei sie achtete ihn bei der Arbeit nicht zu stören. Ihre Haare fielen leicht nach vorn und sie strich sie wieder hinters Ohr zurück.
 

„Hinter dir auf dem Tisch gibt es einen Lappen. Würdest du mir diesen reichen?“
 

„Oh, ja, natürlich.“ Shizuka richtete sich auf und drehte sich um. Ihr Blick glitt über den alten Holztisch und sie entdeckte zu ihrer linken einen grauen Baumwolllappen mit schwarzen Ölflecken. Vorsichtig griff sie nach einer sauberen Stelle und reichte Hiroto den Stoff.
 

„Danke.“ Hiroto wischte etwas ab, was sie nicht gerade sehen konnte und lehnte sich zurück. „Das wäre dann erledigt.“
 

„Das ist fantastisch!“ Sie klatschte fröhlich in die Hände. „Jetzt kannst du wieder damit fahren!“
 

Er lächelte warm. „Ja, nachdem ich das erst einmal gewaschen habe.“
 

„Darf ich dir dabei helfen?“
 

Hiroto schaute sie mit leicht geweiteten Augen an und wusste im ersten Augenblick nicht, wie er auf das Angebot eingehen sollte. „Also… ich möchte nicht, dass du dreckig wirst und…“
 

„Dafür hätte ich eine Lösung“, hörte man eine ältere weibliche Stimme von der Seite. Eine großgewachsene hübsche Frau mittleren Alters kam auf sie zu. Sie trug eine weiße Bluse über einem langen braunen Rock und ihre braunen Haare waren zu einem kunstvollen Haarknoten zusammengebunden. In ihren Händen hielt sie ein Tablett mit zwei Gläsern, gefüllt mit Wasser, und einem Teller mit frisch gebackenen Keksen. Die verlängerten Gesichtszüge und die dunklen Augen erinnerten Shizuka sehr an Hiroto.
 

„Mama!“ Hiroto erhob sich und wandte sich der Frau zu.
 

„Wenn du schon solch lieblichen Besuch hast, solltest du ihn mir vorstellen, Hiroto“, sagte die Frau gespielt tadelnd, aber mit einem Lächeln auf den Lippen, und blickte ihren Gast an. „Herzlich willkommen, Liebes. Ich bin Hirotos Mutter. Nimm dir etwas Wasser, in der Sonne ist es heiß und man kriegt schnell Durst.“
 

„Ah… guten Tag, Frau Honda.“ Shizuka beeilte sich, sich respektvoll zu verbeugen, während ein strahlendes Lächeln ihre weichen Züge erhellte. „Freut mich, Sie kennen zu lernen. Ich bin Shizuka Kawai.“
 

Sie nahm das eine Glas dankend entgegen und nippte daran. Tatsächlich hatte sie Durst.
 

„Das ist Katsuyas Schwester. Ich hab dir von ihr erzählt, Mama“, erklärte Hiroto seiner Mutter verlegen. Die Situation war ein wenig unangenehm, da sie so unerwartet entstanden war.
 

Frau Honda nahm alles sehr gelassen hin. „Ah, ja! Das rothaarige Mädchen, was du nach der erfolgreichen Augenoperation aus dem Krankenhaus geholt und zu Battle City gefahren hast. Ich erinnere mich! Was für eine wunderhübsche junge Dame du bist, Liebes!“
 

Ihr warmer und freundlicher Blick erlaubte Shizuka sich zu entspannen. Sie senkte verlegen den Kopf. „Danke sehr, Frau Honda…“
 

„Hiroto hat nicht übertrieben. Du bist wirklich reizend.“ Sie stellte das Tablett auf den Tisch ab und wandte sich beiden zu. „Du wolltest meinem Sohn mit dem Motorrad helfen, ja? Lass mich dir eine meiner Schürzen vorbeibringen, so dass du nicht deine wunderbare Kleidung dabei schmutzig machst.“
 

Frau Honda drehte sich um und ging wieder ins Haus zurück. Shizuka und Hiroto sahen einander fragend an.
 

„Ahm, ich glaube, dann würde es gehen.“ Hiroto lächelte warm und ließ seine Hand nervös im Nacken verschwinden.
 

Shizuka nickte zustimmend. „Ja. So kannst du noch heute fahren.“
 

Sie nahm ihre Tasche ab und legte sie auf eine freie Stelle auf den Tisch. So würde diese ihr nicht im Weg stehen, während sie Hiroto half. Ein sanftes lächeln umspielte ihre Lippen.
 

„Uhm, Shizuka?“
 

Sie drehte sich zu ihrem Freund um. „Ja?“
 

„Hättest du Lust übermorgen mit nach Kaiba Land zu kommen?“ Er schaute sie kurz an, bevor sein Blick zur Seite wanderte.
 

„Kaiba Land?“
 

„Ja. Also… die anderen werden auch dabei sein. Mokuba hat uns bereits Eintrittskarten besorgt und ich hab mich gefragt, ob du mitkommen kannst.“
 

Da war was. Sie erinnerte sich, dass ihr Bruder ihr heute eine SMS darüber geschrieben hatte, die sie vor lauter Nervosität verdrängt hatte. Sie hatte gar nicht darauf geantwortet gehabt.
 

//Ohje. Ich müsste mich bei Katsuya melden, sonst macht er sich Sorgen…//
 

Sie wusste zum Glück bereits die Antwort. „Ich habe nichts vor, daher komme ich gerne mit.“
 

„Echt? Das ist super. Warst du schon mal dort?“
 

„Nein, ich hatte bis jetzt nicht die Möglichkeit dazu hinzugehen. Allein traue ich mich nicht dort hinzugehen und mein Bruder ist nicht immer frei, auf Grund seines Teilzeitjobs.“
 

„Dann wäre das die perfekte Möglichkeit das nachzuholen. Da gibt es viel zu sehen.“
 

„Ja… Ich freu mich darauf.“ Sie schmunzelte. „Bringst du dein Motorrad mit?“
 

Verwundert schaute Hiroto sie an. „Du willst, dass ich mit dem Motorrad komme?“
 

„Ja! Ich würde dich gern fahren sehen.“
 

Sein Ausdruck war wirklich begeistert, als er zustimmte. „Klar! Ich werde mit dem Motorrad kommen und wenn du möchtest, kann ich dich nachher damit Heim fahren.“
 

„Oh ja! Das wäre super!“ Sie klatschte begeistert in die Hände. „Lass uns das Motorrad für übermorgen vorbereiten!“
 

Hiroto nickte. „Ich hole mal den Wasserschlauch und ein paar Lappen. Damit geht es schneller.“
 

„Geht klar!“
 

Sie sah ihm nach und legte ihre Hand auf ihre Brust. Ein überschwängliches Gefühl stieg in ihr auf und ließ sie glücklich lächeln. Sie freute sich, den Mut gefunden zu haben, Hiroto zu besuchen. Am Meisten freute sie sich aber auf Übermorgen, wenn sie mit ihm und den anderen Kaiba Land besuchte. Sie war gespannt auf die Attraktionen, aber irgendwie freute sie sich mehr darauf mit Hiroto mehr Zeit zu verbringen…

Kaiba Land

Warnung: Etwas zu lang geraten. Ich hoffe der Zucker im Kapitel ist annehmbar.

 

*~*~*~*

 

Seto beobachtete mit gewisser Zufriedenheit, wie Yami sich von der Clique verabschiedete und allein zu ihm zurückkehrte. Sie hatten beide keine Lust auf eine weitere Stunde Kaiser Sea Horse Rapid River, wo sie gerade nach der letzten Runde wieder trocken waren. Viel lieber wollten sie durch den Vergnügungspark spazieren gehen, bevor sie sich mit den anderen auf die aufregende Fahrt der Blue Eyes Achterbahn einließen, die das Highlight jedes Besuches in Kaiba Land war. Dabei waren sie nicht die einzigen: Hiroto begleitete Shizuka zum naheliegenden Zuckerwattestand und so, wie es Kaiba verstanden hatte, wollten die beiden nachher die Märchenschiffsfahrt machen, die eher von jungen Familien mit Kleinkindern aufgesucht wurde und zu keinen nassen Klamotten führte. Ihm war aufgefallen, dass die zwei sich heute näher als gewöhnlich standen und meistens ein Stück hinter der Clique liefen, so dass sie keiner wirklich stören konnte. Katsuya versuchte zwar unglücklich dazwischen zu funken, doch Yugi und Mai lenkten ihn sehr gut ab, so dass die beiden ihre Ruhe hatten.

 

„Was habt ihr vereinbart?“, wandte Seto seine Aufmerksamkeit wieder Yami zu, der nun in Hörweite gekommen war.

 

„Sie wollen nach dem Rapid River noch zum Gruselhaus. Wir treffen uns in zwei Stunden vor der Achterbahn. Danach wollen wir essen.“

 

„Ich werde sehen, wie viele von euch nach der Fahrt wirklich Hunger haben werden, oder erst einmal lieber festen Boden unter den Füßen spüren wollen, bevor sie überhaupt irgendwo hingehen, geschweige denn essen.“

 

„So schlimm kann die Achterbahn doch nicht sein.“

 

„Das denken sich viele. Die Blue Eyes Achterbahn hier ist einer der größten und komplexesten der Welt. Ich musste sie durch mehrere Stress-Tests durchhauen und sie drei Male von unterschiedlichen Institutionen absegnen lassen, bevor ich sie eröffnen konnte. Die trauten mir tatsächlich nicht zu, dass das Ding sicher war.“

 

Yami grinste amüsiert. „Ich kann mir vorstellen, dass du selbst die Achterbahn getestet hast, bevor die Institutionen dazu kamen.“

 

„Natürlich. Die Simulationen liefen drei Tage und drei Nächte ununterbrochen bis alle Ausrechnungen Haar genau auf den Millimeter waren und der Wagen nicht aus der Spur herausflog. Es ist schon klar, dass ich diese Information mehrmals überprüfen werde, selbst wenn die Achterbahn steht. Schließlich werden Teenager und junge Erwachsene darauf steigen wollen und nicht Testpuppen. Ich baue nichts, was nicht stehen kann und was nicht sicher ist. Diese Achterbahn wird von allen Attraktionen hier am strengsten kontrolliert. Sie kriegt neben den nächtlichen Checks jede Woche eine Untersuchung am Tag, wodurch sie für ein paar Stunden für Besucher geschlossen ist.“

 

„Etwas anderes ist von dir nicht zu erwarten. Aber du könntest mal auch kleiner bauen, Kaiba, und dich nicht ständig selbst übertreffen wollen.“

 

Violettrote Augen funkelten ihn amüsiert an und er spürte, wie der herausfordernde Blick des anderen ihn wieder mitriss. Yami war eindeutig ein Meister darin einen von einem emotionalen Pool in den nächsten zu werfen, so dass man aus seiner ruhigen und sicheren Komfortzone herauskam. Das liebte er auch so sehr an ihrem Verhältnis und ihren Umgang mit einander, und er vergötterte es in ihren Duellen. So fühlte sich eine richtige Herausforderung an.

 

„Wo bleibt der Spaß dann? Wenn man nicht weiter geht und nicht versucht besser zu werden, erreicht man nichts. Stehen zu bleiben heißt zu verlieren und Möglichkeiten weiter zu kommen zu verschwenden. Man erreicht nicht Macht und Ruhm einfach, wenn man stehen bleibt. Noch weniger bekommt man das, was man will.“

 

Sein Freund schmunzelte. „Es ist wahr, dass Fortschritt nur dadurch möglich ist, dass man weiter nach Perfektion strebt. Aber vergiss nicht, dass man das Leben erst wirklich genießen kann, wenn man kurz stehen bleibt und mit seinen ganzen Sinnen das wahrnimmt, was man erreicht hat. Man kann immer weiter gehen, aber man sollte auch wissen, wann es gut ist stehen zu bleiben und zu sein. So hat man Zeit sich auch denjenigen zu widmen, die einem am Herzen liegen.“

 

Seto blickte zum Pharao herüber und fragte sich im ersten Moment, ob dieser ihn mit dieser Aussage kritisieren wollte. Er wusste sehr wohl, worauf ihn Yami dezent hinwies – seine eigene Ambition und das Bestreben nach Perfektion nahmen ihn komplett ein und trieben ihn voran, aber dadurch musste er etwas opfern, was ihm sehr wichtig war.

 

Die Aussage war allerdings kein Vorwurf. Wenn sie als einer gemeint war, würde es Yami direkt aussprechen, das war ihm bewusst. Nein, das hier war viel mehr eine Erinnerung daran, was wirklich von Bedeutung war und was er dank seinem Freund wieder lernte zu schätzen. Der Pharao war derjenige, der ihn fest am Boden hielt und ihm nicht erlaubte zu weit in seiner Ambition und in seinem Bestreben nach Perfektion zu gehen. Yami war eine sonderbare Mischung aus einer Kraft, die ihn an seine Grenzen brachte, um ihn darüber hinaus zu stoßen, und einem Anker, der ihn sicher an die Realität festhielt. Seto hatte bereits gemerkt, dass er auf Grund dessen in den letzten ein paar Wochen mehr Zeit weg von der Firma und seinen Aufgaben verbrachte und diese lieber mit Mokuba, Yami und der Clique teilte. So wurde er nicht von der enormen Arbeitslast eingenommen, die seit Ende von Battle City Teil seines Alltags geworden war, und er konnte erkennen, dass seine Mühen nicht umsonst waren. Er musste eingestehen, dass ihn das mit gewissem Stolz und Zufriedenheit erfüllte und ihm das Leben so gefiel. Tatsächlich nutze es einem, wenn man kurz stehen blieb, selbst wenn man es nur deswegen tat, um zu sehen, was man alles erreicht hatte.

 

„Hmm.“ Seto wandte sich zum Gehen und Yami folgte ihm ohne ein weiteres Wort dazu zu sagen.

 

Sie hatten nicht wirklich ein Ziel vor sich. Viel mehr genossen sie die Zeit miteinander, wie so oft in letzter Zeit und das war eine Art von Ruhe, die sie beide lernten zu schätzen. Nach all dem, was sie in der Vergangenheit erlebt hatten, war das hier ihr wohl verdienter Frieden.

 

„Ich bin überrascht, dass du es geschafft hast, Mai zu überreden mit uns zu kommen“, durchbrach nach einer Weile Yami die Stille zwischen ihnen. Ein amüsiertes Lächeln umspielte seine Mundwinkel, als er zu ihm hochblickte. „Sie sah zuerst nicht so begeistert von der Idee aus.“

 

„Ich hab ihr nur erzählt wie viel Spaß es machen wird, Jonouchi mit ein paar Schuss- und Skooterspielen zu ärgern, und da war sie mit von der Partie. Auch wenn ich eher glaube, dass sie nur versucht ihr ernstes, unnahbares Image zu wahren. Sie brauchte einen guten Vorwand mit uns zu kommen und ich hab ihr einen gegeben. War nichts Besonderes.“

 

„Schon amüsant, dass ihr euch beide gegen Katsuya verschwört.“

 

„Der geht auch wegen jede Kleinigkeit auf 180. Es wäre mal vorteilhaft, wenn er seine überschüssige Energie nicht in seinem Mundwerk reinstecken würde, sondern in der Verbesserung seiner Duellfähigkeiten, aber ich denke, er wird immer ein drittklassiger Duellant bleiben.“

 

„Ein drittklassiger Duellant mit Herzen, der immer unter den Top 5 deiner Duellanten landet.“

 

„Reines Glück, nichts weiter.“

 

„Selbstverständlich. Es ist auch einfach dort hinzukommen.“

 

„Hn“, machte Seto nur und damit war ihr Wortgefecht auch zu Ende, ohne das es einen wirklichen Sieger gab. Oder eher gesagt, ohne dass jemand zugab besiegt geworden zu sein.

 

„Ich hätte Lust auf eine kleine Erfrischung.“ Yami blieb stehen und nickte zum Weg zu seiner Rechten. „Da drüben gibt es einen Getränkestand. Magst du auch etwas haben?“

 

„Sprite, wenn möglich kalt.“

 

„Mmmhm.“ Yamis freches Grinsen und sein herausfordernder Blick ließen Kaiba die Augenbraue hochheben. „Passt gut zu meinem Orangensaft. Ich komme gleich wieder zurück.“

 

Seto schnaubte amüsiert und verschränkte die Arme vor der Brust, während er seinem Freund nachsah, der zum Getränkestand stolzierte. Scheinbar war jemand wieder scharf auf einen Sprite-Früchtemix beim Küssen. Sie hatten die Angewohnheit entwickelt so einige Geschmacksmischungen zu probieren und in ein aufregend leckeres Spiel zu verwandeln. Letztens hatten sie entdeckt, dass Pfirsiche mit geschmolzener Vollmilchschokolade eine traumhafte Kombination darstellten und man damit eine schöne Sauerei verursachen konnte. Das war ein aufregender Abend gewesen mit Ausnahme des Momentes, wo sich Mokuba unbedingt einen Milchshake um zehn nach elf Uhr machen wollte und sie in der Küche bei ihrem Experiment erwischte. Zum Glück hatten sie noch die Hosen an, sonst hätten sie ihm vermutlich ein dauerhaftes Trauma zugefügt. Seitdem klopfte er immer an, bevor er irgendwo reinplatzte.

 

„Ist der Orangensaft wirklich so langweilig ohne Sprite?“, neckte Seto seinen Freund, als dieser nach einigen Minuten wieder zurückkam und ihm einen weißen Kartonbecher mit blauer Überschrift und einem blauen Strohhalm reichte.

 

„Es schmeckt, aber das andere ist erfrischender.“ Der Blick, der ihm Yami bei der Aussage zuwarf, ließ ihn wohlig schaudern. Ihn umfasste eine leichte Euphorie, wie bei einem Kind, bevor es sein Weihnachtsgeschenk öffnete. „Das kannst du selbst nicht abstreiten.“

 

„Du weißt, ich streite alles ab.“ Seto zog an seinen Strohhalm, um seinen Durst zu stillen und vor allem, um sich von der süßen Vorstellung Yami zu küssen, abzulenken. „Wollen wir da entlang?“

 

Yami schnaubte amüsiert und setzte zu einer Erwiderung an, als eine weibliche Stimme von der Seite erklang: „Verzeihung…“

 

Verwundert drehten sich beide Duellanten um und erblickten eine hübsche junge Frau um die dreißig, die sie mit einem freundlichen Lächeln anstrahlte.

 

„Ihr seid nicht zufällig Seto Kaiba und Yugi Muto, die berühmten Duellmonsters Rivalen, oder?“

 

Die Frage kam unerwartet. Es war zwar nicht so, dass ihnen beiden das nicht schon mal passiert war, auf Grund ihrer Duellkarriere angesprochen zu werden, doch normal waren das Fans von Duellmonsters und diese Frau gehörte beim ersten Blick nicht dazu. Ihre schöne Figur wurde durch einen dunkelblauen eng anliegenden Rock betont, der bis zu den Knien reichte. Eingesteckt im Rock war eine stillvolle weiße Bluse mit ¾ Ärmeln, über der ein dunkelroter Blazer lag. Ihre orangenen Haare waren zu einem simplen Zopf zusammengebunden und wache, intelligente grüne Augen schauten sie aus runden Brillen mit schwarzen Rahmen an. Seto zweifelte stark daran, dass sie etwas mit Duellmonsters zu tun hatte. Sein Blick wanderte weiter, bevor er das entdeckte, worauf er zuerst nicht geachtet hatte. Um den Hals an einem weißen Stoffband trug sie ein Namensschild mit einem rotblauen Emblem auf der rechten Hälfte, worin er das Zeichen einer der Domino Grundschulen erkannte. Das erklärte auch, warum ihm diese Aufmachung bekannt vorkam. Sie war Lehrerin.

 

„Wer will das wissen?“ Seto gab seinem Partner nicht wirklich die Möglichkeit sich zu erklären. Ihn interessierte viel mehr was das hier sollte, als die Verwechselungen, die bei Yami und Yugi sowieso zu Hauf vorkamen, da sie nicht mehr einen Körper teilten.

 

Sie verbeugte sich höflich vor ihnen. „Mein Name ist Naomi Izumi. Ich bin Lehrerin in der Eriko Grundschule und führe zusammen mit meiner Kollegin Tatsuki Yoshino eine Klasse zu einem kleinen Sommerausflug aus. Wir besuchen ein paar Attraktionen der Parks und die Kinder zeichnen dann ihre Erlebnisse davon. Da haben sie euch beide entdeckt. Viele von ihnen sind große Fans von Duellmonsters und ich wollte Sie fragen, ob Sie ein paar Minuten Zeit hätten ihnen etwas zu erzählen oder ein paar Tipps zum Duellieren zu geben.“

 

Erst jetzt fiel Kaiba die Gruppe Kinder auf der anderen Seite des Weges auf, die bei einer anderen jungen Frau standen und aufgeregt tuschelten, während sie in ihre Richtung sahen. Sie trugen keine Schuluniform, da es ein Ausflug außerhalb der Schulzeit war, aber jeder hatte ein Abzeichen mit dem Schulemblem an der linken Seite an seinem Oberkörper befestigt.

Er wechselte einen kurzen Blick mit Yami, in dem er Zustimmung erkannte.

 

„Die hätten wir. Führen Sie uns zu ihrer Klasse.“

 

Ein bezauberndes Lächeln erschien auf ihre Lippen und ihre Augen leuchteten voller Begeisterung. Sie verbeugte sich dankbar. „Herzlichen Dank. Das wird den Kindern viel bedeuten.“

 

Beide Duellanten nickten, bevor sie der Lehrerin zur Gruppe Kinder folgten. Sie bestand schätzungsweise aus 25 Jungen und Mädchen im Alter von acht, vielleicht neuen Jahren. Jeder von ihnen hielt einen Zeichenblock und einen Stift in der Hand und trug ein kleines buntes Stoffarmband um das Handgelenk, wie jeder Besucher des Vergnügungsparks. Sobald sie die Klasse erreicht hatten, wurden Seto und Yami von den Schülern umzingelt und voller Begeisterung und mit großer Bewunderung angeschaut und angesprochen. Die freudigen Ausrufen erinnerten den Firmenchef ans Brummen eines Bienenstocks. Die mutigsten unter den Kindern drängten sich vor und er spürte keine zwei Sekunden später einen kräftigen Zug an seinem weißen Mantel.

 

„Herr Kaiba? Darf ich bitte ein Autogramm haben?“ Ein kleiner schwarzhaariger Junge hielt ihm aufgeregt sein Zeichenblock und ein Stift hin. Seine große braunen Augen ruhten auf ihn mit solch Kraft, dass Seto schon glaubte, dass ein Wort von seiner Seite aus reichen würde und der Junge würde das erste Duell annehmen, was als Herausforderung vor ihm stand. Es erfüllte ihn mit gewissem Stolz für jemanden so ein starkes Idol zu sein.

 

Kommentarlos nahm er den Zeichenblock entgegen. „Wenn es in Ordnung ist, benutze ich meinen eigenen Bleistift, damit dir das niemand wegradieren kann.“

 

„Au ja, vielen Dank!“

 

Seto griff in seiner inneren Manteltasche, als die Euphorie ausbrach.

 

„Ich möchte auch! Bitte! Ich bin ein großer Fan!“, kam es von einem anderen Jungen, der mit einem blau umrandeten Zeichenblock herumwedelte.

 

„Für mich bitte auch einen!“, hörte er eine weitere Stimme hinter sich.

 

„Für mich auch!“

 

„Einem nach dem anderen Kinder!“, forderte Frau Izumi die Kinder mit warmer, mütterlicher Stimme auf. „Drängelt nicht.“

 

„Ja, Frau Izumi“, wurde ihr im Chor geantwortet, was Kaiba innerlich schmunzeln ließ. Er nahm seinen Kugelschreiber heraus und ließ sich den Namen des Jungen geben, um seine Unterschrift auf einem leeren Blatt zu setzen. Er reichte den Block zurück und bekam einen Neuen zum Unterschreiben.

 

„Herr Muto? Bekommen wir von Ihnen auch ein Autogramm?“

 

„Ich kann euch gerne einen geben, aber es wäre fair, wenn ihr das Autogramm vom wahren König der Spiele bekommt und nicht von mir.“ Seto warf einen Seitenblick auf den Pharao, der mit einem sanften Lächeln auf den Lippen die versammelten Kinder betrachtete. Er könnte mit Leichtigkeit Yugis Schrift nachmachen und den Kindern eine Freude bereiten, doch er besaß sehr viel Ehre als Duellant und Mensch, wodurch so etwas für ihn nicht mal in Frage kam. Diese Tatsache war einer der Gründe, weshalb er ihm so stark vertraute. Dieser Mann würde nie sein Wort brechen und ihn nie hintergehen, egal was es ihm kostete. „Ich bin nicht Yugi, sondern sein älterer Zwillingsbruder Yami. Tut mir leid.“

 

„Sie sind nicht Yugi Muto? Aber Sie sehen genauso aus wie er!“, rief ein Schüler aus der Klasse.

 

„Das tun Zwillingsbrüder doch, Dummkopf!“

 

„Ach, manno. Ich hatte mich so gefreut ein Autogramm vom König der Spiele zu bekommen!“

 

„Ich auch!“

 

Seto hielt für einen Moment beim Unterschreiben inne. Wenn diese Kinder nur wüssten…

 

„Ihr solltet euch trotzdem ein Autogramm von ihm holen.“ Er setzte seine Unterschrift und gab den Block an seinem ursprünglichen Besitzer zurück. „Er hat den König der Spiele in Duellmonsters unterrichtet. Von ihm werdet ihr einiges über Duellmonsters lernen, aber vor allem was es bedeutet ein guter Duellant zu sein.“

 

Er brauchte sich nicht umzudrehen, um zu wissen, dass Yami ihn gerade mit einem seiner langen und ernsten Blicken ansah. Das durchdringliche Gefühl von den starken violettroten Augen kannte er nur zu gut, doch wie so oft tat er so, als würde er keine Notiz davon nehmen. Er hatte wenig Lust auf Sentimentalitäten.

 

„Echt? Du hast den König der Spiele unterrichtet?“

 

„Ist ja cool! Kannst du mir auch ein paar Tipps geben?“

 

„Ich habe hier ein Krieger-Deck! Ist das gut?“

 

Die Fragen regneten geradezu auf Yami herab und er sah sich gezwungen diese auch zu beantworten. Duellmonsters war im Grunde genommen seine Leidenschaft und er konnte sich den ganzen Tag darüber unterhalten, wie Seto es ebenfalls tun konnte. In diesem Sinne waren sie sich ähnlicher, als in anderen Bereichen.

 

Kaiba grinste in sich hinein und widmete sich der leichteren Aufgabe Autogramme zu verteilen. Er reichte gerade den sechsten oder siebten Zeichenblock zurück, als er aus den Augenwinkeln ein kleines braunhaariges Mädchen mit großen Locken bemerkte, das zu ihm herübersah. Es hielt einen grünen Skizzenblock fest in den Händen, während eine Mitschülerin von ihr auf sie einredete. Seto drehte sich in ihre Richtung um und bemerkte, dass das Mädchen scheu seinen Blick mied. Da war was im Busch.

 

„Ist was? Möchtest du auch ein Autogramm haben?“

 

Das Mädchen zuckte kurz zusammen und biss sich nervös auf die Unterlippe. Ihre Klassenkameradin legte den Arm um ihre Schultern und schob sie langsam nach vorn. Dabei redete sie weiter leise auf sie ein, wovon er kaum etwas, auf Grund der lauten Hintergrundkulisse im Park, akustisch verstehen konnte.

 

Er wartete geduldig ab.

 

Das Mädchen traute sich weiter zu gehen und sich zu nähern. Die freundliche Lehrerin von vorhin bemerkte diesen Versuch und bat die Kinder vor ihr, sie durchzulassen. So erfuhr Seto auch ihr Name: Yuki.

 

Die Kleine erreichte ihn und schaute mit ihren unschuldigen violetten Augen schüchtern zu ihm auf. Sie streckte die Hände aus und hielt ihm ihr Skizzenblock entgegen. Ihm fiel dabei auf, dass das Blatt, worauf es aufgeschlagen war, ein Bild hatte. Verwundert, aber gleichzeitig auch neugierig drehte er den Block zu sich um, um seinen weißen Drachen beim Angriff zu erblicken. Er erkannte das Motiv von einem Duellmonsters Cover aus dem Duellshop im Zentrum von Domino nahe den Arkaden. Der Drache war sehr sorgfältig auf dem Block gezeichnet und liebevoll mit Stiften koloriert.

 

„Hast du das allein gezeichnet?“, fragte er mit ruhiger Stimme, während sein Blick wieder auf Yuki ruhte. Sie nickte schüchtern. „Das hast du sehr schön gemacht. Du magst Drachen?“

 

„Ja.“, kam endlich ein Wort von ihr. Es war leise, aber deutlich, bevor sie zu ihm hochblickte. „Ihn finde ich aber am Schönsten. Er ist so groß und stark.“

 

Die plötzliche Begeisterung in ihrer Stimme ließ ihn unwillkürlich lächeln. „Das ist er. Magst du ihn sehen?“

 

Das Mädchen machte große Augen, während er nach seiner Duelltasche griff und von dort sein Deck herausholte. Einige der Kinder versammelten sich um ihn und Yuki herum. Er holte den weißen Drachen aus dem Deck heraus und zeigte ihn vor. Ein begeistertes „Wow!“ ging durch die versammelte Runde. Yuki begann zu strahlen, streckte eine Hand aus und strich ehrfürchtig mit den Fingern über die Karte.

 

„Der weiße Drache“, hauchte sie überwältigt und nahm scheu die Hand zurück, als hätte sie etwas Verbotenes gemacht. „Einer der stärksten Drachen im Spiel.“

 

„Ganz genau.“ Seto drehte die Karte wieder um und steckte sein Deck ein. „Wenn man Stärke und Mut besitzt und niemals aufgibt, bringt er einem den Sieg.“

 

„Ja…“

 

Seto nahm wieder den Skizzenblock nach vorn, den er vorsichtig zwischen Arm und Oberkörper eingeklemmt gehalten hatte, während er sein Deck am Herausholen war. Er blätterte ihn durch und bemerkte, dass das Mädchen auch andere Duellmonsters gezeichnet hatte. Allerdings blieb er beim weißen Drachen.

 

„Soll ich dein Bild unterschreiben?“

 

„Ja… bitte.“

 

„Dein Name ist Yuki, richtig? Wie Schnee.“

 

Das Mädchen lächelte verlegen und nickte. Er fand eine leere Ecke im Bild, wo er ‚Für die mutige Yuki von Seto Kaiba‘ schrieb und seine Unterschrift darunter setzte, um den Drachen nicht zu verschandeln. Yukis Wangen färbten sich rosa, als er ihr den Block zurückreichte und sie die Widmung las, wobei ein leises und schüchternes ‚Danke‘ als Antwort kam.

 

Seto schmunzelte. „Bitte. Du zeichnest wohl gern? Mach weiter so, du hast Talent.“

 

Dieser unerwartete Zuspruch brachte die Schülerin erst recht in Verlegenheit, doch sie strahlte am Ende wie die Sonne und kehrte glücklich zu ihrer Freundin zurück, die mit ihr das Autogramm betrachtete. Ein warmes Gefühl stieg in ihm auf. Er drehte sich zum nächsten Kind herum, was ein Autogramm haben wollte, und begegnete dabei kurz Yamis Blick, der ihn nur warm anlächelte und sich an den Schüler zu seiner Linken wandte.

 

„Entschuldigen Sie, Herr Kaiba.“ Ein blonder Junge mit wachen blauen Augen kam zu ihm und hielt ihm sein Deck hin. „Können Sie sich bitte mein Deck anschauen? Ich hab es vor kurzem zusammengestellt bekommen und will mich mit meinem Klassenkameraden und besten Freund messen, aber ich bin unsicher, ob die Karten, die ich habe, gut sind.“

 

„Hm?“ Seto wandte sich dem Jungen zu, nachdem er den Block abgegeben hatte und nahm das Deck, um sich die Karten anzuschauen. Er entdeckte Maschinen-Monster, roboterartige Kreaturen und Raumschiffe, begleitet von einer ganzen Reihe von unterschiedlichen Zauberkarten. Er fand nur zwei Fallenkarten, was ein ungewöhnlicher Umstand darstellte. „Wie ich sehe, hegst du eine Leidenschaft für moderne Technik.“

 

„Au, ja! Ich liebe große Roboter und komplexe Maschinen mit großen Lasern. Die sind so toll! Man kann mit ihnen so viel anstellen!“

 

Kaiba lächelte. „Das ist wahr, aber das allein reicht in Duellmonsters nicht. Der Kern deines Decks ist gut, aber du brauchst ein wenig mehr Fallenkarten. So wirst du besser von den Angriffen deines Gegners geschützt und kannst sein Spiel erschweren, indem du ihn dazu bringst seine Strategie zu ändern.“

 

„Aber meine Monster haben doch Spezialeffekte, die sie schützen!“

 

„Ich sehe das. Trotzdem solltest du dich nicht darauf verlassen. Einige der Spezialeffekte können nur unter bestimmten Bedingungen aktiviert werden, was dich enorm einschränkt. Fallenkarten sind dafür verlässlicher, da meistens ein gegnerischer Angriff oder Zug ausreichend für die Aktivierung sind.“ Er reichte das Deck zurück.

 

„Achso.“ Der Junge blickte nachdenklich auf die Karten in seiner Hand. „Verstehe, das werde ich mir merken. Danke.“

 

„Du kannst dich trotzdem mit diesem Deck an einem Duell wagen. Es ist solide und hat gute Monster.“

 

„Tatsächlich?“ Die Miene des Kleinen erhellte sich und seine Augen funkelten begeistert. „Cool! Dann kann ich meinen Klassenkameraden herausfordern sobald wir wieder zurück sind. Hey, Shouta, hast du gehört? Wir duellieren uns, wenn wir wieder in der Schule sind!“

 

„Was?“ Der kleine Shouta, um den die Rede war, stand neben Yami und nahm gerade sein Deck von ihm entgegen. Er wollte sich offensichtlich auch gut für das Duell vorbereiten.

 

„Wir duellieren uns sobald wir wieder in der Schule zurück sind!“, wiederholte der Junge und wedelte aufgeregt mit der Hand. „Bereite dich gut vor, denn ich werde dich schlagen!“

 

„Das werden wir sehen, Ichiro!“

 

Das selbstbewusste Grinsen auf Shoutas Lippen und die provokativ funkelnden blauen Augen von Ichiro erinnerten Seto sehr an ihn und Yami vor einem Duell, wie sie sich anstachelten und weitertrieben, nur um am Ende im Spiel ihr Bestes zu geben. Diese Kinder waren noch jung, aber sie entwickelten schon jetzt eine starke Leidenschaft für das Spiel und es würde ihn nicht wundern, wenn sie es eines Tages so weit brachen wie er und Yami. Zwar war der Weg zur Spitze nicht gerade einfach, doch die Befriedigung, die davon kam, endlich sein Ziel erreicht zu haben, gab den Mühen und der Last einen Sinn.

 

„Da sieht man schon die zukünftigen Duellmonsters Champions vor uns wachsen.“ Yamis erheiterte Stimme, ließ Seto zu ihm herüberblicken. „Mit etwas Übung werden sie sicherlich die nächsten berühmten Duellmonsters-Rivalen, die in unseren Fußstapfen treten werden.“

 

„Hm, kann passieren. Nach ein paar Jahren.“

 

„Die Jungend von heute lernt schneller als wir, vergiss das nicht.“

 

„Trotzdem wird man nicht von heute auf morgen Champ.“

 

„Außer man besitzt unsere Entschlossenheit und einen starken Glauben an sein Deck.“

 

Seto blickte kritisch zu seinem Freund, auf dessen Lippen ein verspieltes Grinsen erschien. Er schnaubte amüsiert. „Verschon mich mit deinem Herz der Karten.“

 

Ein paar Tipps zum Deckaufbau und ein paar Autogramme weiter bedankten sich die Schüler herzlich für alles und setzten ihren Ausflug fort. Seto und Yami sahen ihnen eine Weile nachdenklich nach, bevor sie sich selbst auf den Weg aufmachten.

„Wir haben noch eine Stunde vor uns“, verkündete Seto nach einem kurzen Blick auf seine Armbanduhr. „Irgendwelche besondere Attraktionswünsche?“

 

„Ja. Riesenrad.“

 

Die Antwort des Pharaos ließ ihn die Augenbraue hochheben. „Seit wann lässt du dich für so etwas Einfaches begeistern?“

 

„Ich genieße die schöne Aussicht von oben, genauso wie du es gerne tust. Zumal es dort ruhig genug ist, damit man sich unterhalten kann.“

 

Er brauchte nicht viel, um zu verstehen, was sein Freund genau wollte. „Gut, von mir aus. Dann eben Riesenrad.“

 

Gemeinsam machten sie sich auf dem Weg. Das Riesenrad befand sich neben einer kleinen Achterbahn zwei Attraktionen weiter von ihren Standpunkt. Es war das höchste Gebäude des Parks und lag strategisch in dessen Mitte, wodurch man eine wundervolle Aussicht von oben auf ganz Kaiba Land hatte. Das ging so weit, dass man in der Ferne auch ein großer Teil von Domino und den Berg Fuji erblicken konnte. Das machte das Rad zu einer beliebten Attraktion für Familien mit Kleinkindern und junge Paare.

 

Sie stellten sich an und wählten eine Gondel für sich alleine aus, als sie an der Reihe kamen. Die Familie mit den drei Kindern hinter ihnen, konnte sowieso nicht zu ihnen hinein, da es nicht genug Platz gab. So setzten sie sich dem anderen gegenüber auf die rot gepolsterten Sitze und warteten, bis alle Gondeln voll waren und das Rad seine Drehungen machen konnte.

 

„Du und Mokuba, ihr habt eine Glanzleistung mit dem Errichten dieser vielen Vergnügungsparks vollbracht.“ Yami lehnte sich zurück und sah aus dem Fenster hinaus und hinab zu den Besuchern von Kaiba Land. Seto musterte ihn still, ehe er seinem Blick folgte. „Es bereitet einem Freude so viele glückliche Menschen, vor allem Kinder, hier zu sehen. Der Park ist ein aufregendes Abenteuer und doch ein friedlicher Ort, wo man Spiele genießen und Spaß haben kann.“

 

„Das war auch das Konzept des Parks.“ Sein Blick glitt über eine kleine Gruppe Kinder, die bunte Ballons von einem der Maskottchen des Parks bekamen. „Nach Battle City hatte ich viel Zeit um nachzudenken. Nachzudenken wo ich stand, was ich erreicht habe und von wo ich gekommen war. Die Niederlage gegen dich ließ mich verbittert zurück und gleichzeitig enttäuscht von mir selbst. Ich hatte bis jetzt immer erreicht, was ich wollte und Battle City hätte ein neues Kapitel in meinem Leben sein sollen, wo ich endlich mit meiner Vergangenheit abschließen konnte. Doch es lief nicht nach meinen Vorstellungen. Das einzige, was ich begraben konnte, war das, was mein Stiefvater errichtet und geschätzt hatte, aber ein reines Symbol der Zerstörung war. Ich konnte allerdings mit dir nicht abschließen und mit dem, was Gozaburo alles angerichtet hatte.“

 

Er erinnerte sich immer noch ganz genau, wie er sich damals gefühlt hatte. Yami hatte im Kolosseum seine Welt erneut von Grund aus erschüttert, doch dieses Mal hinterließ er keine Scherben, sondern brachte ihn dazu zu realisieren, dass er mehr von seinem Leben wollte. Dafür brauchte er aber keinen Abschluss mit der Vergangenheit, sondern nur einen klaren Weg in die Zukunft. Er wollte die Welt einen friedlicheren Ort ohne Waffen und Tanks machen, wo jeder sich am Spiel des Lebens beteiligen konnte und die Möglichkeit hatte, sein Talent zu finden. Er wollte wieder das aufbauen, was Gozaburo mit seiner Gier nach Reichtum und Macht vernichtet hatte.

 

Das Riesenrad setzte sich langsam in Bewegung.

 

„Ein Vergnügungspark zu erreichten, wo alle Kinder sorglos spielen konnten, war ein Kindestraum von mir und Mokuba. Wir haben uns immer einen Ort vorgestellt, wo wir jedes Spiel, was es auf der Welt gab, mit anderen Kindern spielen konnten. Diese Vorstellung liegt dem Bau von Kaiba Land zu Grunde und nach Battle City kam die Zeit diese in die Realität umzusetzen.“

 

„Das ist euch beiden definitiv gelungen.“ Yamis sanfte Stimme ließ ihn zu ihm aufblicken. „Besonders schön ist der Kaiba Dome. Zu sehen, wie sich dort junge Leute außerhalb der Turniere gegen den Computer im Versuch zu lernen und besser zu werden duellieren, war beim ersten Besuch sehr inspirierend. Du gibst dir viel Mühe, Seto. Du hast den Generationen nach uns etwas gegeben, was sie zusammenführt und ihnen hilft Konflikte ohne Gewalt zu schlichten. Zusammen mit Pegasus hast du ein Spiel in die Welt zurück gebracht, was in der Vergangenheit zu Leid und Angst führte, wenn man nicht wusste es zu beherrschen. Heute hat man die Freiheit Fehler zu machen, um besser zu werden. Das ist ein großer Fortschritt.“

 

„Es geht.“ Seto blickte erneut aus dem Fenster. „Es gibt noch Straßengangs aus Jugendlichen, die viel lieber mit den Fäusten ihre Probleme regeln, statt sich ihren eigenen Schwächen zu stellen und die Unschuldigen damit in Ruhe zu lassen.“

 

„Das ist wahr. Aber diese werden vermutlich nie ganz verschwinden. Ein Mensch, geleitet vom Bösen, wir immer zur Gewalt greifen. Wir können nur versuchen ihnen den Weg des Lichtes und der Ordnung zu zeigen. Doch ob sie diesen gehen, hängt nicht von uns ab.“

 

„Hm…“

 

Sie schwiegen für eine Weile. Das Riesenrad stoppte und sie fanden sich mit der Gondel an den höchsten Punkt wieder. Der Ausblick von oben war unglaublich beruhigend.

 

„Vielleicht könnte man mit einer Schule für Duellmonsters die Kinder von den Straßen holen.“ Seto schaute nachdenklich in die Ferne. „Das würde ihnen zumindest einen anderen Fokus geben und sie davon abhalten ihr Leben zu ruinieren, inklusive das von anderen.“

 

„Klingt nach einem guten Plan. Brauchst du Hilfe mit der Realisierung?“

 

„Hm?“ Sein Blick wanderte fragend zu Yami, der ihn ruhig ansah und die Arme locker vor der Brust verschränkt hielt. Die Entschlossenheit in seinem Blick ließ ihn wissen, dass er ernst dabei war.

 

„Jetzt, wo ich wieder da bin, kann ich dir gerne helfen, dich auf die wichtigen Sachen in deinem Leben zu konzentrieren. Wenn die Schule für dich wichtig ist, werde ich mitmachen.“

 

Dieser Kerl gab es wirklich nicht auf. Seto war sich immer noch nicht sicher, ob er Yami dafür lieben oder hassen sollte. „Du wirst nicht ruhen bist du jeden Bereich in meinem Leben aufmischst, nicht wahr?“

 

Sein Freund grinste verschmilzt. „Irgendjemand muss dich auf die Höhen deines Könnens halten.“

 

Kaiba schnaubte. „Ich schwöre dir, irgendwann kriegst du das doppelt und dreifach zurück.“

 

„Darauf bin ich gespannt.“

 

Diese unmögliche Aufgabe würde ihm die Welt kosten, das wusste Seto schon jetzt…

Trips and plans

Warnung: Das Ende könnte ein wenig "kitschig" ausfallen, aber es hatte so beim Schreiben irgendwie gepasst.
 

*-*-*-*
 

Die Glocke an der Tür von Sugoroku Mutos Laden verkündete die Ankunft eines neuen Kunden. Sugoroku hob den Blick und wollte mit einem freundlichen Lächeln und einem ‚Guten Tag‘ den Neuankömmling grüßen, als er seinen besten Freund Arthur Hopkins mit seiner Enkelin Rebecca auf sich zukommen sah.
 

„Ah, Arthur, alter Freund, was für eine wundervolle Überraschung! Willkommen in meinem Laden!“ Er lächelte die beiden herzlich an und wandte sich an Rebecca. „Schön dich wieder zu sehen, junge Rebecca. Du bist aber groß geworden!“
 

„Guten Tag, Großvater Muto“, grüßte ihn Rebecca zurück, hielt aber Ausschau nach jemand anderem, wodurch sie nicht auf seinen Kommentar bezüglich ihrer Größe einging.
 

„Guten Tag, alter Freund. Wie ich sehe bist du immer noch fleißig am Arbeiten. Wie geht es dir?“ Arthur ging um den Trensen herum, um Sugoroku herzlich zu umarmen und ihn dann prüfend zu mustern.
 

„Mir geht es bestens, ich bin fit wie ein Turnschuh!“ Der alte Mann lächelte selbstbewusst. „Und du alter Freund? Du hast gar nicht erwähnt, dass du uns besuchen kommst.“
 

„Fit wie ein Turnschuh, ich sehe schon.“ Arthur neigte seitlich den Kopf und grinste leicht. „Ach, ich dachte mir, ich mache ein paar Tage Urlaub im sonnigen Japan und könnte nach dir und deinem Enkel sehen. Ist er hier?“
 

„Na, ich hoffe das schöne Japan tut deinen Knochen gut, alter Freund.“ Sugoroku stellte den Karton weg, in dem er vorhin ein paar alte Spielfiguren einsortiert hatte. „Yugi? Er sollte hier sein, ja.“
 

„Yugi ist daheim?“, kam es hoffnungsvoll von Rebecca, die sich nicht gerade viel über das Gespräch der beiden alten Freunde interessierte.
 

„Oh, ja. Er müsste hinten in der Küche sein. Ich kann ihn gleich holen, wenn du magst.“
 

Rebecca strahlte vor Freude. „Keine Sorge, ich mache das selbst!“
 

„Gut. Gehe durch diesen Gang durch, er führt dich direkt ins Haus rein. Die Küche ist die erste Tür rechts nach dem Treppengeländer.“
 

„Super, danke!“
 

Rebecca huschte schnell in den Gang in Richtung Haus. Ihr Herz klopfte aufgeregt gegen ihre Brust, je näher sie der Wohnung der Mutos kam. Sie freute sich tierisch Yugi wieder sehen zu können und konnte es kaum erwarten mit ihm alleine zu sein.

Die Tür am Ende des Gangs stand leicht offen und sie schielte in den Flur der Mutos herein. Im ersten Moment wirkte es so, als wäre keiner da, also schritt sie in Richtung Küche, wo Sugoroku seinen Enkel vermutet hatte. Tatsächlich stand er da vor dem Tisch mit dem Rücken zu ihr und packte gerade eine weiße Thermosflasche in einen schwarzen Rucksack ein. Er trug eine schwarze enganliegende Hose mit zwei schwarzen Ledergürteln mit rhombischen Nieten und ein ärmelloses rotes Oberteil. Sie standen ihm gut. Das Adrenalin rauschte wild durch ihre Adern und die Euphorie ihn wieder zu sehen, machte sie trunken. Er schien etwas gewachsen und etwas kräftiger geworden zu sein seit dem letzten Mal, wo sie sich gesehen hatten. Das aber, spielte keine große Rolle. Er war immer noch ihr Yugi.
 

„Yuuugiii, mein Darling! Ich hab dich so vermisst!“ Mit einem Satz sprang sie auf und umarmte überfreudig ihren Schatz, der sich, auf Grund des lauten Ausrufes, umgedreht hatte. Kurz kam dieser aus dem Gleichgewicht, doch er schaffte es stehen zu bleiben und sie sicher zu stützen, während sie sich hochstreckte und ihm einen Kuss auf die Wange aufdrückte.
 

„Was denkst du dir, dass du da machst?“
 

Mit dieser männlichen Stimme, die scharf hinter ihr erklang, hatte sie nicht gerechnet. Sie ließ von Yugi ab und drehte sich erschrocken um, um Kaiba hinter sich stehen zu sehen, der sie gerade mit einem Blick ansah, bei dem man vermuten würde, sie hätte versucht ihm Kaiba Corp. wegzunehmen. Ihr lief es unwillkürlich eiskalt über den Rücken.
 

„Kaiba? Was machst du denn hier?!“
 

„DAS könnte ich DICH auch fragen.“ Seine Worte waren so kalt, wie sie sie nie von ihm gehört hatte. Sie konnte sich keinen Reim daraus machen, warum er plötzlich so aggressiv ihr gegenüber war.
 

„Schön dich auch wieder zu sehen, Rebecca.“
 

Diese Worte, ausgesprochen von der Person neben ihr, ließen sie entsetzt zurückweichen. Als sie sich umdrehte, erkannte sie, dass derjenige, den sie für Yugi gehalten hatte, der alte Pharao war, der mit Yugi vor einiger Zeit einen Körper geteilt hatte. Sie hatte ihn nicht erkannt, weil er mit dem Rücken zu ihr gestanden hatte. Außerdem war sie davon ausgegangen, dass er wieder ins Jenseits zurückgekehrt war, wo er auch hingehörte. Jetzt aber stand er sehr lebendig vor ihr, wie eine erwachsene Kopie von Yugi, und sah sie mit seinen violettroten Augen ruhig an. Ein amüsiertes Lächeln umspielte dabei seine Mundwinkel.
 

„Der namenlose Pharao?!“ Ihre Augen wurden groß und sie nahm etwas mehr Abstand zum alten Geist. „Aber wie?“
 

„Ich heiße in dieser Welt Yami.“, erklärte er ihr ruhig. „Mir wurde die Chance auf ein zweites Leben gegeben, deshalb bin ich hier. Ich bin Yugis älterer Zwillingsbruder.“
 

Die Aussage ließ sie sprachlos dastehen. Sie brauchte einen Moment, um die Neuigkeit zu verarbeiten.
 

Plötzlich erinnerte sie sich an den letzten Brief von ihrem Darling, wo ihr dieser über die Rückkehr des alten Geistes berichtet hatte. Sie hatte diese Information komplett verdrängt, weil sie die ganze Zeit mit den Gedanken an Yugi gehangen hatte. Gerade wurde es ihr sehr unangenehm die beiden verwechselt zu haben, wo sie sie sonst klar auseinanderhalten konnte.
 

Kaiba war zu ihnen gestoßen und stellte sich neben Yami, wobei er sie immer noch mit Blicken anstarrte, die töten konnten. Ihr fiel auf, dass er nicht wie sonst gekleidet war – er trug dunkelblaue Jeans und ein dunkelgrünes Polo-T-Shirt ohne den langen Mantel, der sonst sein Markenzeichen war. Stattdessen hielt er eine dunkelblaue kurze Jeansjacke in der Hand. Er stand noch dazu etwas vor dem Pharao, ihr zugewandt und so, dass sie mit Sicherheit nicht ohne weiteres den alten Geist erreichen konnte.
 

Sie verstand das nicht ganz. Versuchte Kaiba den anderen vor ihr zu schützen?
 

Leicht schüttelte sie den Kopf.
 

„Wo ist mein Yugi?“, wollte sie dringend wissen, wobei ihr ernster Blick auf Yami lag.
 

Dieser setzte gerade zur Antwort, als aus der Tür Yugis Stimme erklang: „Haben wir Besuch? Oh… hallo Rebecca.“
 

„Yugi! Mein Darling!“ Jetzt konnte sie den Richtigen umarmen, was sie mit großer Freude tat. Yugi versuchte ihr auszuweichen, was nicht gerade vom Erfolg gekrönt war. Sie drückte sich überglücklich an ihn. „Ich hab dich so vermisst!“
 

„Ich hab dich auch vermisst, Rebecca, aber könntest du bitte loslassen?“ Yugi wurde die Situation sehr unangenehm und er versuchte sich von ihrem bestimmenden Griff zu befreien.
 

„Sie ist eine furchtbare Klette“, stellte Kaiba trocken fest und schaute zu seinem Freund. „Hast du alles eingepackt?“
 

Yami schmunzelte amüsiert, ehe er zustimmend nickte. „Das habe ich.“
 

„Gut. Dann lass uns gehen, bevor sie dich wieder mit Yugi verwechselt.“
 

„Ich bin mir sicher, das wirst du zu verhindern wissen.“
 

Die Neckerei des Pharaos kommentierte Seto mit einem Schnauben und kurzes Augenrollen, bevor er sich abwandte und die Tür ansteuerte. Rebecca hielt in ihrer großen Freude Yugi zu sehen inne, als der Firmenchef sie wieder beim Vorbeigehen scharf ansah und sich dann demonstrativ von ihr abwandte, als wäre sie nicht seiner Aufmerksamkeit wert.
 

„Was hat Kaiba auf einmal? War er immer so feindselig?“ Sie sah ihm nach, bevor sie fragend zu ihrem Darling blickte. Yugi blinzelte und zuckte hilflos mit den Schultern. Er hatte keine Ahnung was los war. Yami nahm seine Jeansjacke vom Stuhl und zog sie über, bevor er nach dem Rucksack griff, um ebenfalls die Küche zu verlassen.
 

„Verwechsle uns einfach nicht mehr mit einander, Rebecca, und er wird wieder freundlicher.“ Er schmunzelte und schaute zu Yugi. „Wir fahren los. Mokuba sollte irgendwann am Nachmittag von der Geburtstagsparty seines Freundes zurückkommen. Wir werden vermutlich etwas später Heim kommen.“
 

Sein Partner nickte. „Wir werden auf ihn warten. Viel Spaß euch beiden!“
 

„Danke, werden wir haben. Man sieht sich, Rebecca!“ Yami schaute zur jungen Duellantin, die ihn irritiert und verwirrt anblickte. Er war sich sicher, Yugi würde sie gleich aufklären.
 

Yami wandte sich ab und schulterte den Rucksack, um dann in den Flur zu verschwinden. Er hörte Rebecca hinter sich seinen Partner fragen, was die Sache mit den Kaiba Brüdern sollte, was ihn amüsiert lächeln ließ. Die Nachricht würde sie schocken, aber wohl noch mehr, dass Yugi bereits jemand anderen im Blickfeld hatte, als sie.
 

//Sie wird sich sicherlich tierisch aufregen.//
 

Er schüttelte leicht den Kopf und gelangte in den Eingangsbereich der Wohnung, wo er seine Schuhe anzog und sich sein Schlüsselbund schnappte, um nach draußen zu gehen, wo Seto auf ihn wartete. Dieser stand in der Einfahrt bei seinem weißen Motorrad mit vor der Brust verschränkten Armen und hatte genauso wie er seine Jacke angezogen. Zwei weiße Fahrhelme lagen bereit auf dem hinteren Sitz des Motorrades.
 

„Ich hoffe, sie hat dich in Ruhe gelassen.“
 

Yami schmunzelte. „Keine Sorge, ich bin nicht scharf drauf niedergeknuddelt zu werden. Zumindest nicht von ihr.“
 

„Als würde ich zu solch Übertreibungen neigen.“
 

„Nein, du bist nur im Bett kuschelig, was mir vollkommen reicht.“
 

„Hn.“ Sein Freund stieß sich vom Motorrad ab und löste die Haltung seiner Arme auf. Er griff nach einem der Helme und reichte ihm diesen. „Hier. Anziehen.“
 

Yami nahm den Helm und zog vorsichtig über, damit er bequem saß und er nicht das Gefühl hatte, jemand wollte seine Haare rausrupfen. Er stieg hinter Seto auf das Motorrad und legte die Hände an seinen Seiten, bevor der Motor anging und sein Freund aus der Einfahrt herausfuhr. Sie fädelten sich schnell in den Domino City Verkehr ein und steuerten eine der großen Straßen an, die in die Stadt ein- und ausführten, da sie einen Ausflug außerhalb von Domino für den heutigen Tag eingeplant hatten.
 

Der Tag war warm und sonnig. Seto hatte für ihr Date einen ruhigen und abgelegenen Ort etwa 30-40 Kilometer von Domino entfernt ausgesucht, wo große und mächtige Klippen die Küstenlinie bildeten, umzingelt von dicht bewachsenen Wäldern mit ein paar schönen Pfaden für enthusiastische Wanderer. Sie kamen von der Hauptstraße ab und fuhren einen alten Waldweg entlang, der in der Vergangenheit von Holzfällern benutzt wurde, bevor man diese Gegend, auf Grund ihrer besonderen Fauna, zum Schutzgebiet ernannte. Ab einer Stelle, wo dieser Weg endete, mussten sie vom Motorrad absteigen und das Stück zu ihrem Ziel zu Fuß zu laufen. Das Ziel selbst war eine große Lichtung am westlichen Rand des Eichenwaldes, die man gern als Ausruhort benutzte. Er wurde sorgsam gepflegt: das Gras war frisch gemäht und der Rand der Klippe vor ihnen mit einem dunklen Holzgeländer abgesichert.
 

Vor ihnen breitete sich das weite Meer aus. Eine leichte Brise strich über Yamis Gesicht, als er sich dem Geländer näherte und die Aussicht vor ihm mit einem sanften Lächeln betrachtete. Das war ein friedlicher und schöner Anblick. Die Möwen schrien aufgeregt und flogen über das glitzernde Wasser auf der Suche nach Fisch. Wie sie sich wie professionelle Taucher von der Luft in Richtung Wasser stürzten, war beeindruckend.
 

„Wie immer übertriffst du dich selbst“, sagte Yami mit einem Schmunzeln, der seinen Freund aus den Augenwinkeln an sich herantreten sah.
 

„Ich mache keine halben Sachen.“ Seto blieb neben ihm stehen und folgte seinem Blick zum Meer.
 

„Ich weiß.“
 

Sie blieben still nebeneinander und genossen die wunderbare Aussicht für den Moment. Yami schloss die Augen und atmete tief die frische Luft ein und langsam wieder aus. Er blickte nach vorn und wandte sich dann ab, um ein Stück zurück zu gehen und den Rucksack abzunehmen. Er hockte sich hin und holte eine große cremefarbene Decke heraus, die er auf das grüne Gras nebenan ausbreitete. Er spürte deutlich die Wärme und da er nicht schwitzen wollte, zog er seine Jacke aus, welche er beim Rucksack ablegte. Seto war zu ihm gekommen und folgte seinem Beispiel mit der Jacke, bevor er sich auf die Decke niederließ. Yami schmunzelte und holte die Thermosflasche und zwei Becher heraus, in denen er dann grünen Tee eingoss. Den einen Becher reichte er seinem Freund.
 

„Hier.“
 

Seto nahm ihn an und Yami ging davon aus, dass er sich hinsetzen würde, stattdessen fühlte er einen fordernden Griff an seinem Kinn. Er blickte verwundert auf, bevor drängende Lippen seine einnahmen. Der Kuss war kurz, aber intensiv. Yami blinzelte, als sein Partner sich nach ein paar Atemzügen von ihm löste und erst dann hinsetzte.
 

„Gleich so fordernd? Ein Danke hätte auch gereicht.“
 

„Ich nehme mir nur das zurück, was mir gehört.“
 

Er runzelte fragend die Stirn, bis ihm Setos Haltung auffiel und er an die Szene in der Küche erinnert wurde. Er schmunzelte. „Das war nur ein Kuss auf der Wange gewesen.“
 

Der Blick, der ihm begegnete, war voller Feuer. „Das war eindeutig ein Kuss zu viel. Sie könnte auch aufhören jeden anzuspringen, der ihrem ‚Darling‘ ansatzweise ähnelt.“
 

Yami schüttelte amüsiert den Kopf. „Sie hat mich aus Versehen mit Yugi verwechselt. Glaub mir, sie war genauso begeistert von der Situation wie du und ich. Außerdem… wer sagt, dass ich dein Eigentum bin? Viel mehr gehörst du mir.“
 

Die herausfordernden und intensiven Blicken, die sie in diesem Moment einander zuwarfen, erinnerten an dem Aufschlagen der Katana von erfahrenen Schwertmeistern. Das kitzelige Gefühl, das seine Haut überzog, brachte sein Herz aufgeregt zum Pochen. Er liebte diese stille mentale Kämpfe zwischen ihnen, die ihn geradezu mit Kraft und Leben auffüllten und er das Gefühl bekam, alles meistern zu können. Solch berauschenden Emotionen hatte Seto von Anfang an in ihm aufwecken können und er genoss dieses unendliche Spiel in vollen Zügen.
 

„Ich gehöre also dir? Scheinbar müssen wir die Sache mit einem Duell klären, sobald wir wieder in der Stadt zurück sind.“

Ein breites, zufriedenes Grinsen erschien auf Yamis Lippen. „Drei von fünf. Ich bestehe darauf.“
 

„Hn.“ Seto grinste ebenfalls, ohne weiter darauf einzugehen. Sein Blick wanderte zum Meer. Er entspannte sich langsam wieder und das stolze Lächeln, was das Grinsen abgelöst hatte, ließ den Pharao wissen, dass er den richtigen Nerv getroffen hatte. Die Sache mit Rebecca war damit vergessen.
 

Yamis Blick wanderte zum Horizont, wo das Meer den Himmel traf. Weiße flauschige Wolken zogen über das helle Blau, während die Sonnenstrahlen die dunklen Wellen in Diamanten verwandelten. Er lächelte warm und nahm einen Schluck vom noch heißen Tee. Dieser friedliche Moment war ganz nach seinem Geschmack.
 

Minuten später hatten beide die leeren Becher bei der Thermosflasche neben dem Rucksack abgelegt und lagen entspannt auf ihrer Picknickdecke. Sie lagen auf der Seite, einander zugewandt und unterhielten sich über dies und jenes. Sie fanden immer Themen, die sie besprechen konnten, und selbst wenn sie grundsätzlich verschiedene Meinungen teilten, verliefen ihre Gespräche ohne Konflikte. Sie hörten einander zu, auch wenn es um Sachen ging, bei denen der eine Ahnung von hatte und der andere nicht. Dieser Umstand war etwas, was Yami sehr an seiner Beziehung mit Seto schätzte.
 

„Wann werdet ihr morgen fliegen?“
 

„Am späten Nachmittag gegen 16:00 Uhr. Übermorgen fängt auch die Spielmesse an. Die Konferenz der Kaiba Corp. ist am zweiten Messetag am Nachmittag, doch die Termine sind um einiges mehr. Ich treffe mich mit einigen Spieleentwicklern und wenn ich mich richtig entsinne, hat meine PR Abteilung vier Interviews zugestimmt. Nach der Messe werde ich zum HQ von Kaiba Corp. EU in Irland fliegen, um dort nach dem Rechten zu sehen. Der Rückflug ist für den Samstag geplant.“
 

Yami wurde sich bewusst, dass das die erste richtige Trennung für sie beide war, nachdem sie vor fast zwei Monaten ein Paar geworden waren. Sie waren bereits so sehr daran gewohnt den anderen um sich herum zu haben, dass es sich sehr merkwürdig anfühlte, sich in den nächsten Tagen nicht sehen zu können. Natürlich war das für eine kurze Zeit, doch befremdend war es dennoch.
 

„Ein bisschen mehr als eine Woche“, bemerkte der Pharao nachdenklich und schaute zu seinem Freund. „Du wirst mit Mokuba den ersten Schultag verpassen.“
 

„Wäre nicht das erste Mal, zumal in den ersten zwei Tagen sowieso nichts Weltbewegendes passiert.“ Seto hielt inne und verfiel selbst in Gedanken. Sicherlich ging ihm dasselbe durch den Kopf wie ihn – sie würden ihr Jubiläum dieses Mal nicht gebührend ehren können.
 

„Ich werde sicherstellen, dass du nichts Wichtiges verpasst. Zumindest nichts, was das Ärgern von Katsuya mit einbezieht. Schließlich wollen wir nicht, dass, auf Grund der fehlenden Information, sich deine Noten verschlechtern.“ Yami warf dem Firmenchef einen neckischen Blick zu, was diesen nur amüsiert schnauben ließ.
 

„Als wäre das möglich. Ist auch der einzige Grund, weshalb die Lehrer und der Direktor ein Auge für meine Abwesenheit zudrücken. Sie sind nicht dumm. Ich fördere genug ihr Image, wenn es heißt, dass ich als Präsident der Kaiba Corp. Domino High absolviert habe.“
 

„Wohl wahr. Sie verlassen sich wirklich darauf, dass du ihnen Ansehen bringst.“
 

„Man wird sehen, ob sie das halten können, wenn ich dieses Jahr mit der Schule fertig bin.“
 

„Mhm“, stimmte der Pharao zu und dachte über die kommende Zeit nach. Sobald die Schule wieder dazu kam, würde sich ihr gemeinsamer Alltag erneut verändern. Solch Ausflüge wie diesen würden nur an Wochenenden möglich sein, wenn nichts anderes dazwischenkam. Zumindest würde es nicht nötig sein ihre gemeinsame Zeit vor ihren Freunden zu verstecken.
 

„Wir werden seltener solch Tage wie den heutigen zusammen verbringen können“, kam es von Seto als würde er seinen Gedankengang ergänzen. Yami blinzelte und blickte zu ihm herüber. Sein Freund hatte sich auf den Rücken gelegt und schaute zum Himmel hinauf. Sein Gesichtsausdruck war nachdenklich und ernst. „Wenn die Schule wieder anfängt und mich die Arbeit wieder einholt… Du hast auch noch deine Basketballfreunde und Yugi und die anderen werden auch nicht Ruhe geben. Da bleibt nicht viel Zeit für uns.“
 

Das Stimmte allerdings. Zumal sie beide darauf achten mussten, dass die Öffentlichkeit nichts von ihrer Beziehung mitbekam und die Schule gehörte nun mal dazu. Es wäre nicht von Vorteil, wenn man sie morgens in der Schule zusammen kommen sah. Sie wollten sich nicht mit so etwas in dieser Etappe ihrer Beziehung auseinandersetzen. So gesehen brauchten sie das nicht, es reichte vollkommen, dass ihr engster Freundeskreis und ihre Familie hiervon wussten. Das änderte aber nichts an der Tatsache, dass die kommende Schulzeit schwieriger ausfallen würde. Sie hätten weniger Zeit miteinander und das hieß, dass sie sich umstellen mussten.
 

„Dann werden wir lernen müssen das Beste daraus zu machen.“
 

Seto drehte den Kopf zu ihm und Yami lächelte warm. „Es ist nicht so, dass wir das nicht können. Wenn wir das als eine Herausforderung annehmen, werden wir einen Weg finden den Sieg zu erlangen. Ich denke nicht, dass uns dabei etwas oder jemand aufhalten könnte. Wir müssen nur an uns glauben und unser Bestes geben.“
 

„Jetzt fehlt nur dein Glaube an das Herz der Karten und wir hätten den Salat.“
 

Yami lachte vergnügt. „Das ist eher mein Glaube an unser gemeinsames Schicksal.“
 

Seto schwieg für einen Moment, während er ihn still ansah. Da war etwas in den blauen Augen, was der Pharao nicht ganz entziffern konnte. „Das macht es nicht unbedingt besser.“ Sein Blick wanderte zurück zum klaren Himmel. „Aber wir werden das Kind schon schaukeln. Wäre gelacht, wenn nicht.“
 

Yami lächelte, sagte aber nichts mehr zum Thema. Er drehte sich ebenfalls auf den Rücken und schaute zum unendlichen Blau hinauf. Als er seine Hand neben seinem Körper ablegte, spürte er angenehme Wärme seine Finger streifen. Er musste nicht hingucken, um zu erkennen, dass es Setos Hand war, die er neben seiner fühlte. Ruhig hob er seine und legte sie auf die seines Freundes. Ihre Finger verhakten sich ineinander als wäre das das Natürlichste auf der Welt. Er drückte sanft die Hand, was sogleich erwidert wurde.
 

Ihre Bindung war stark und Yami wusste, sie werden es schaffen. Sie werden die Herausforderung des Lebens meistern, wie alles bist jetzt. Und dieses Mal werden sie als ebenwürdige Partner den gleichen Weg einschlagen.
 

Er schloss die Augen.
 

Ja, sie würden siegen. Gemeinsam.

Missing you

Warnung: Der Titel sollte Warnung genug sein, aber ich sag es trotzdem: Achtung Emotionsschwankungen. Viel Spaß beim Lesen ^^
 

*-*-*-*
 

Seto öffnete vorsichtig die Tür des Hotelzimmers und trat leise ein. Stille empfing ihn. Es war gegen ein Uhr nach Mitternacht. Sein Blick wanderte zu Mokuba, der in einem der Betten eingekuschelt unter der Decke lag. Die Nachttischlampe nebenan brannte und als er näher kam, bemerkte er, dass Mokubas Kopf halb auf dem Kissen und halb auf einem offenen Buch lag. Da hatte wohl jemand versucht mit Lesen wach zu bleiben, doch war gescheitert und eingeschlafen. Ein sanftes Schmunzeln umspielte Setos Lippen. Er lehnte sich vor und nahm das Buch unter dem Kleineren hervor ohne ihn dabei zu wecken. Er klappte es zu und legte es auf den Nachttisch ab.
 

„Großer Bruder?“ Mokubas träge Stimme ließ ihn zu ihm zurückblicken. Im ersten Moment war er sich nicht sicher, ob der andere wach geworden war oder träumte.
 

„Ich bin da. Schlaf ruhig, Mokuba.“
 

Graue Augen öffneten sich langsam und blinzelten ihn verschlafen an. „Wie lief das Treffen?“
 

„Wie geplant.“ Seto lehnte sich zu ihm herunter und strich liebevoll eine schwarze Strähne zurück. Mokuba schloss wieder die Augen und lächelte schwach.
 

„Das ist gut“, nuschelte der Kleine so leise, dass er sich anstrengen musste, um ihn zu verstehen. Seto griff nach der Decke und zog sie über seine Schulter, bevor er einen Kuss auf seine Schläfe hauchte.
 

„Gute Nacht, Mokuba.“
 

„`Nacht, Seto…“
 

Sein Blick ruhte einige Augenblicke lang auf den Jüngeren. Mokuba kuschelte sich in die Decke ein und war kurze Zeit später eingeschlafen. Der Firmenchef wandte sich langsam ab und griff nach der schwarzen Krawatte, die er lockerte und von seinem Hals löste. Er erreichte den Kleiderschrank, um von dort einen Kleiderhaken zu holen und sie daran aufzuhängen. Sein hellgraues Sakko, sein weißes Hemd und die hellgraue Hose folgten. Er beschloss, dass es eine gute Idee war jetzt duschen zu gehen, da er morgen Früh dafür nicht viel Zeit haben würde. Ein schwerer Zug gegen Boden erinnerte ihn, dass sein Smartphone noch im Sakko war, wodurch er es rausnahm und auf den Nachttisch ablegte. Sein Schlafanzug lag auf seinem Kissen, also griff er danach und verschwand ins Bad.
 

Das heiße Wasser tat gut. Seto schloss die Augen und stellte sich unter der Dusche, wobei er den Kopf in den Nacken legte und dem Wasser erlaubte auf sein Gesicht niederzuregnen. Er verharrte so für ein paar Atemzüge, ehe er sich vom Wasserstrahl wegdrehte, so dass dieser über den Nacken seinen Rücken erreichte. Die Anspannung in den Muskeln wich zurück und er fühlte sich nicht mehr so versteift. Die ganze Woche war sehr anstrengend gewesen und er spürte es langsam am ganzen Körper. Die Messe, die Konferenzen, die Interviews, die Meetings und jetzt noch die ganzen Gespräche mit den Managern von Kaiba Corp. EU zogen an seinen Kräften und an seinen Nerven. Er wollte das endlich beenden, damit er wieder zu seinem ruhigeren Alltag zurückkehren konnte. Der Alltag mit Yami.
 

Sein Blick ruhte starr auf den beigen Fliesen der Duschkabine, doch so wirklich sah er nicht die schönen roten Linienmuster darauf. Jetzt, wo er einen Moment für sich hatte und seine Gedanken von der Arbeit weggehen konnten, umfasste ihn diese schmerzende Sehnsucht, die jedes Mal ein Loch in seinem Inneren zu graben anfing. Es war, als würde ihn etwas langsam zerreißen und in eine beängstigende Leere eingraben, die kalt und unfreundlich war.
 

Seto schauderte unwillig, auch wenn das Wasser immer noch warm war. Er versuchte sich von dem Gefühl zu distanzieren, indem er nach seinem Duschgel griff, um sich zu waschen. Das funktionierte für ein paar Augenblicke bis wieder etwas in einem Inneren wie ein junges Tier, abgestoßen und verlassen in der Wildnis, aufjaulte.
 

Ein schwerer Seufzer kam über seine Lippen. Er kam unter dem Wasserstrahl, der den ganzen Schaum abwusch, und griff dann nach dem Shampoo. Er wusste nicht, was ihm mehr auf den Geist ging: den Stress von der Arbeit oder die Tatsache, dass alles in ihm nach dem Pharao schrie, den er seit einer Woche nicht mehr gesehen oder gehört hatte.
 

Seitdem er in Europa war, kommunizierten sie, auf Grund des Zeitunterschiedes und seines vollen Terminkalenders, nur über kurze SMS. Das war ein sehr kleiner Trost und konnte bei weitem nicht die Löcher füllen, die diese brennende Sehnsucht in ihm hinterließ.
 

Yamis Rückkehr ins Jenseits hatte damals auch eine seltsame Leere in ihm hinterlassen, doch über diese war er hinweggekommen. Das hier war aber etwas vollkommen anderes. Die Leere ging tiefer und sie tat… weh. Viel half es nicht, dass heute beim geschäftlichen Abendessen einige der Manager ihre bessere Hälfte mitgebracht hatten und Seto zu oft daran erinnert wurde, was ihm gerade extrem fehlte. Nicht, dass er und Yami erpicht darauf wären bei so einem offiziellen Treffen als Paar aufzukreuzen und sich nachher mit den Folgen davon auseinandersetzen zu müssen, aber er konnte auch nicht verhindern, dass er gewissen Neid verspürte.
 

Seto schloss die Augen und lehnte sich mit dem Rücken gegen die kühlere Fliesenwand. Er atmete durch. Ein schiefes Lächeln umspielte seine Lippen. Das war erbärmlich. Er war neidisch, weil irgendjemand von seiner Freundin begleitet wurde und er selbst seinen Partner nicht bei sich hatte, von dem er seit einer Woche wegen der Arbeit getrennt war. Eine mickrige Woche! Das war doch lachhaft!
 

Das Wasser rauschte leise vor sich hin. Sein Unterbewusstsein formte Bilder von seinem Lover im Versuch ihn zu beruhigen und ihm Trost zu geben.
 

Er hätte Yami so gern bei sich gehabt. Sie mussten nicht reden oder sich einander zuwenden. Es würde einfach reichen mit ihm in einem Raum zu sein, dann würde sein Herz wieder ruhig schlagen und diese Leere wäre weg.
 

Verdammt!
 

Seto öffnete die Augen und sein Blick verdunkelte sich. Er riss sich zusammen und stieß sich von der Wand ab, um sich abzuduschen und aus der Duschkabine zu steigen. Er griff nach dem weißen Tuch mit der goldenen Hilton Überschrift am unteren Rand und trocknete sich ab. Er sollte sich bettfertig machen und schlafen legen, er hatte keine Zeit für Sentimentalitäten.
 

Minuten später machte er die Nachttischlampe aus und legte sich ins Bett hin. Kurz griff er nach dem Smartphone, um nach seinem Terminkalender zu gucken, um sich daran zu erinnern, ob das Treffen mit seinen Programmierern um neun oder halb zehn war. Dabei fiel ihm das Datum auf, was ihm gerade in blau angezeigt wurde: der erste September.

Ihr Jubiläum war am 26. August gewesen, doch zu diesem Zeitpunkt war Seto schon in Europa, wodurch sie an diesem wichtigen Tag nicht zusammen sein konnten.
 

Die Leere in seinem Inneren klaffte wie eine aufgeplatzte Wunde.
 

Er zwang sich dazu nach dem Termin zu schauen, als ihm das Zeichen einer neuen Nachricht im oberen linken Teil des Bildschirms auffiel. Dadurch, dass er sein Telefon auf lautlos gestellt hatte, hatte er diese Nachricht nicht mitbekommen. Er schob das Benachrichtigungsfenster herunter und sein Herz machte plötzlich einen aufgeregten Hüpfer, als er den Namen seines Lovers las.
 

‚Der erste Schultag war entspannt. Hast nichts verpasst. Ich bin mir sicher, du wirst dich über das Programm am Montag freuen: wir fangen mit Mathe und Informatik an. Jou jammert schon die ganze Zeit deswegen.‘
 

Seto musste unwillkürlich grinsen. Er konnte sich sehr gut ausmalen, wie der Blonde die ganze Zeit meckerte, weil die Schulwoche mit solch scheiß Fächern anfangen musste. Mathe gehörte überhaupt nicht zu Katsuyas Stärken und bei Informatik herrschte Krieg zwischen ihm und der Technik und Software. Er machte eher etwas kaputt, als es richtig hinzubekommen. Da war er selbst im Duellieren besser.
 

Seto fand eine zweite ungelesene Nachricht von Yami, die etwas älter war und ihm die Termine der Karate-Do AG mitteilte, an der sie beide teilnahmen. An sich waren beide SMS nichts Besonderes, doch sie beruhigten ein wenig sein Gemüt und legten Pflaster über die Löcher in seiner Seele. Er beantwortete die Nachrichten und überprüfte, wann er morgen raus musste, bevor er das Display ausschaltete und sein Smartphone wieder ablegte.
 

Noch zwei Tage. Er musste nur noch zwei verdammte Tage überstehen und danach würde ihn nichts auf der Welt aufhalten können zu seiner besseren Hälfte zurückzukehren und sie in seine Arme zu schließen, womit er seiner Sehnsucht ein Ende setzten konnte. Ab dann würde wieder alles in Ordnung sein.
 

Er hoffte es…

Surprise

Warnung: Lime und Zucker
 

*.*.*.*
 

Yami lehnte sich zurück im Sofa in Setos Schlafzimmer und schloss die Augen. Im Raum war es dunkel, wenn man von den Nachttischlampen absah, die er Minuten zuvor angemacht hatte. Es war ruhig und still in der ganzen Villa, was nicht verwunderlich war, wenn man die späte Uhrzeit beachtete. Der Pharao war sich sicher, dass es bereits nach zwei Uhr in der Früh sein musste. Nur Setos Butler war wach und erwartete die Rückkehr seines Herren dessen Flugzeug vor etwa einer halben Stunde in Domino City gelandet war. Seto musste jeden Moment die Villa erreichen, da er von seinem Chauffeur vom Flughafen abgeholt wurde.
 

Ein sanftes Lächeln huschte über Yamis Lippen, als er an den jungen Firmenchef dachte. Endlich würde er ihn wiedersehen und für sich haben können.
 

Der Pharao musste gestehen, dass ihm die eine Woche Trennung von seinem Freund nicht gerade gut tat. Natürlich lief alles wie sonst: der ruhige Alltag, die spannende und witzige Treffen mit seinen Freunden, seine entspannten Spaziergänge im Park. In allem aber fehlte etwas und dieses etwas konnte nur Seto mit seiner Präsenz ausfüllen.
 

Kaiba war mittlerweile ein unersetzlicher Teil seines Lebens geworden. Ein Teil, der nur ihm selbst gehörte und von dem die anderen zwar wussten, aber er unerreichbar für sie blieb. Mit Seto hatte er eine mindestens genauso starke Verbindung aufgebaut, wie mit Yugi, wenn nicht stärker und sie gab ihm das Gefühl in der Welt zu gehören, in der er dank dem Segen der Götter wieder gekommen war.
 

Es war ein seltsames Gefühl so zu fühlen, wenn er bedachte, was Yugi alles für ihn getan hatte. Yugi hatte ihn aus sich herauswachsen lassen und ihm geholfen seines Bestimmung zu erfüllen. Yugi hatte ihm geholfen Freunde zu finden und zu lernen sie zu schätzen und zu beschützen. Er war dank ihm erfahrener, stärker und mächtiger geworden. Er wurde zum Pharao, den er damals hätte sein sollen, um Zork zu besiegen. Dadurch schloss er mit der Vergangenheit ab und sein Geist fand endlich Frieden.
 

Mit Seto war es anders.
 

Der Firmenchef war eine starke leitende Kraft in seinen Abenteuern gewesen, auf die er immer zugreifen konnte, wenn er es am Meisten brauchte. Daran hatte sich wenig geändert, doch nun kam mehr dazu. Aus der Beziehung zu ihm schöpfte er Energie, um weiterzugehen. Mit ihm an der Seite schien alles so, wie es sein sollte, und Yami konnte nicht abstreiten, dass er nun den richtigen Frieden des Lebens kennen lernte. Er musste für niemanden mehr stark sein und niemanden beschützen. Er konnte genießen, was er hatte, und nicht fürchten, dass er es verlieren würde.
 

Am schönsten war es, dass er das mit jemand Besonderem teilen konnte…
 

Stimmen von unten ließen ihn die Augen öffnen und realisieren, dass er wohl bei seinen Überlegungen eingedöst war. Er lauschte angestrengt. Die Stimme von Seto war zu hören und auch die seines Butlers. Es ging um Mokuba. Sie entfernten sich für ein paar Augenblicke und wurden dann kurz lauter, bevor es still wurde.
 

Yamis Herz schlug aufgeregt in seiner Brust.
 

Das leise Knarzen der Holztreppen ließ darauf schließen, dass jemand hochkam. Er dachte zuerst, derjenige würde näher kommen, doch die Schritte entfernten sich.
 

Eine Tür ging auf. Die Geräusche verstummten. Yami hörte angestrengt zu. Er wartete. Stille. Dann wieder Schritte, die über den Flur erklangen. Sie kamen näher und gelangten vor der Schlafzimmertür.
 

Sein Blut rauschte betäubend in den Ohren. Er fühlte sich wie vor einem Championship Duell, bevor er sich dem nächsten Gegner auf dem Weg zum Triumpf stellte.
 

Die Tür ging auf und Seto trat ins Zimmer ein.
 

Für einen Moment setzte Yamis Herz aus.
 

Kaiba sah wie immer sehr gut aus. Der modernen europäischen Business-Etikette entsprechend trug er schwarze Jeans, die wunderbar die langen Beinen betonten, und ein hellblaues Hemd, das eingesteckt in der Hose war, so dass man den schwarzen Ledergürtel mit der großen Metallschnalle und dem eingravierten „KC“ von weitem her sehen konnte. Ergänzt wurde das Outfit von Setos Markenzeichen: ein langer sportlich-eleganter schwarzer Mantel mit dekorativen weißen Linien am Rande, der seine großgewachsene Figur und stolze Haltung perfekt unterstrich. Er stellte die schwarze kompakte Reisetasche nahe des Kleiderschrankes ab, ehe er den langen Mantel auszog und in den Schrank griff, um einen Kleiderbogen herauszuholen. Er wirkte etwas müde vom langen Flug, doch selbst in diesem Moment verlor er keinen einzigen Augenblick von seiner dominanten, respekteinflößenden Ausstrahlung.
 

„Willkommen daheim.“
 

Seto hängte gerade den Kleiderbogen mit dem Mantel wieder in seinen Kleiderschrank auf und machte die Tür zu, als er die Worte hörte und sich abrupt umdrehte. Yami hatte das Licht neben sich angemacht und betrachtete ihn mit einem Schmunzeln auf den Lippen.
 

Die blauen Augen weiteten sich.
 

„Atemu!“ Der leise Ausruf war geschockt und atemlos. Setos Blick ruhte auf ihn, er selbst aber blieb, wo er war. Yami blinzelte kurz, um wieder den normalen Fokus zu erlangen, bevor er beide Hände auf die Seitenarme des Sofas ablegte, um sich dann langsam zu erheben. Sein starker und herausfordernder Blick ruhte auf dem Firmenchef, während er eine Hand an die Hüfte stemmte. Zwar bedeckte nur ein weißes Bauchwolltuch sein Unterleib, doch er wusste sehr wohl, dass das kaum seinen momentanen herrischen und mächtigen Stand abschwächen konnte.
 

Die Zeit blieb für einen Moment stehen.
 

Im blauen endlosen Meer von Setos Augen wellten so viele Emotionen, dass Yami sie nicht alle einzeln erfassen konnte. Das Adrenalin rauschte wild durch seine Adern und die Abstände zwischen jedem Atemzug wurden kürzer, auch wenn er regungslos blieb. Eine feine Gänsehaut umfasste seinen halbnackten Körper und schickte glückliche Wellen durch sein ganzes Sein. Er fühlte sich benommen wie bei einem Sieg in Duellmonsters.
 

Er hatte Seto unglaublich vermisst und jetzt konnte er wieder die verlorene Zeit mit ihm nachholen.
 

Langsam, aber mit sicherem Schritt ging Yami auf seinen Freund zu. Er ging mit der Hand über den oberen Rand des Tuchs und lockerte die zusammengefalteten Stellen. Mit einer herrischen Handbewegung riss er den Stoff von sich weg und ließ ihn achtlos zur Seite fallen, so dass ein Hauch von Nichts seinen gut gebauten Körper umhüllte. Setos Reaktion darauf war unbezahlbar.
 

Das unruhige blaue Meer verwandelte sich in einem unendlichen Ozean von Verlangen und Leidenschaft und im Zentrum des wütenden Sturms war er, Atemu.
 

Der letzte Anker der Selbstkontrolle löste sich und ließ alles frei, was die Ketten so lange zurückgehalten hatten.

Sie trafen sich vor dem Bett zu einem gierigen und stürmischen Kuss, der ihren unbändigen Hunger nach Liebe und Hingabe wiederspiegelte. Yami vergrub seine Finger in den braunen Haaren und fühlte, wie Seto ihn so eng an sich presste, als würde Loslassen das Ende der Welt bedeuten. Ihre brennende Sehnsucht nach einander konnte sich mit Worten nicht beschreiben. Sie wollten ein Teil vom anderen werden, mit ihm verschmelzen um ein Ganzes zu bilden und nie wieder getrennt zu sein. Leider waren sie durch die physischen Gesetze der Natur limitiert und mussten sich nach etlichen Minuten atemlos voneinander lösen, damit der stechende Schmerz in ihren Lungen ablassen konnte. Setos gehetzter und heißer Atem schlug auf Yamis Haut, was ihn dazu veranlasste die Augen zu öffnen. Die blauen Saphire drohten ihn komplett zu verschlingen und diese Realisierung ließ ihn leicht schaudern.
 

Stille.
 

Sie sahen einander an, genossen den prickelnden Moment in den Armen des anderen und hatten keine Lust diese kostbare Zeit mit Reden zu vergeuden. Ihre Handlungen sagten mehr, als Worte in der Lage waren auszudrücken.
 

Mit leichtem aber bestimmendem Druck löste sich der Pharao von Setos verlangenden Griff. Er zerrte an dem blauen Stoff des Hemdes und holte ihn aus der Hose. Unter anderen Umständen würde er sich die Mühe machen die Knöpfe einzeln aufzumachen, doch heute nicht. Er packte beide Stoffenden und riss sie mit Gewalt auseinander. Ein paar weiße Knöpfe flogen ihm entgegen, andere – an ihm vorbei in Richtung Boden, was ihn nicht großartig störte. Seto ließ die Handlung unkommentiert, ehe war er damit beschäftigt die Ärmelknöpfe aufzumachen und ihm zu helfen die Hindernisse in Form von Kleidung zu beseitigen. Yamis nächstes Ziel war der Gürtel der Jeans und dann die Jeans selbst, die ihm zu viel bedeckte. Sie blieben zwar ganz, doch sie fanden sehr schnell den Boden zusammen mit dem Rest von Setos Outfit.
 

Mit einem gezielten Schubs beförderte Yami den Firmenchef auf die Matratze hinter ihm, bevor er über ihn kletterte und ihn mit einem wilden Kuss in die weichen Kissen drängte. Starke Arme schlossen sich um ihn und forsche Hände glitten über seinen nackten Körper, wobei sie gezielt Stellen aufsuchten, die bei intensiver Behandlung für prickelnde Schauer sorgten. Ihre Zungen umtanzten sich leidenschaftlich, abgelöst von neckischen Bissen und ergänzt durch sinnliche Seufzer. Die Art wie Kaiba ihm stand hielt und versuchte ihn in ihren Küssen einzunehmen schrie ihm förmlich ‚ich habe dich vermisst‘ entgegen. Yami fing die brennende Hitze und Sehnsucht seiner Küsse ein und antwortete ihm mit einer ebenso einnehmenden Leidenschaft.

Atemlos schnappten sie nach Luft und im nächsten Atemzug lag der Pharao unter seinem Geliebten. Warme Lippen glitten über seine Haut und ließ ihn aufgeregt schaudern. Ein gefühlvoller Laut begleitete die verspielte Küsse und das drängende Saugen. Yamis Hände fanden wieder ihren Weg in den weichen Haaren, während er den Kopf in den Nacken legte und Seto erlaubte, die dargebotene neue Angriffsfläche am Hals auszunutzen. Seine Augenlider senkten und der Rest seiner Sinne schärfte sich, um ja keine Kleinigkeit von dieser Nähe und Hingabe zu verpassen. Der heiße Mund wanderte tiefer, liebkoste seine Haut und ließ ihn nach mehr verlangen, während sein Körper in den lustvollen Wohnen ihrer beiden Leidenschaft einsank.
 

„Seto!“ Yamis Stimme war leise, als er atemlos seinen Namen keuchte. Die feuchtwarmen Küsse, ergänzt von dieser talentierten Zunge, waren genauso gefährlich wie Setos verdeckten Karten in einem Duell. Sie zielten genau auf seine Schwächen ab, trieben ihn in die Enge und gaben ihm keine Ruhe. Sie wollten, dass er fiel und dass er sich ihrer Gefühle hingab und das tat Atemu ohne über die Konsequenzen nachzudenken, zumindest für diesen einen Augenblick.
 

Er wollte nur sein und nichts weiter.
 

Die roten Augen öffneten sich und Yami sah zuerst die Decke, bevor ein heißes Stöhnen seine Lippen verließ und seine Aufmerksamkeit seinem Geliebten galt, der sich bei seinen Lenden befand. Die Hand in den braunen Haaren glitt zum Nacken und er zog bestimmend Seto zu sich hoch, um hungrig diese unverschämten Lippen einzunehmen. Ihm wurde mit einem mindestens genauso starken Hunger entgegengekommen, bevor Seto ihn in die Kissen zurückdrückte. Zwei Sekunden später hörte Yami wie die Schublade neben dem Bett geöffnet wurde und sein Freund mit der freien Hand darin wühlte, mit dem Gedanken die Tube Gleitgel zu holen, die dort verstaut war. Er grinste in den Kuss hinein und ergriff sein Handgelenk, um die Hand wieder zu sich zu ziehen. Er löste frühzeitig den Kuss und blickte in zwei fragenden blauen Augen, in denen immer noch ein Ozean von Verlangen zu sehen war.
 

„Ich habe schon, bevor du heim kamst“, hauchte er mit dunkler Stimme und beobachtete amüsiert, wie Kaiba ihn immer noch im Versuch zu begreifen, was er damit meinte, verwirrt anschaute. Ein freches Grinsen zierte Yamis Lippen. „Denkst du, ich lasse dich unnötig Zeit mit so etwas verschwenden, wo ich dich direkt haben kann?“
 

Es dauerte ein paar Augenblicke, da sprang das Gehirn seines Genies von Freund an und ein ebenso freches Grinsen umspielte seine Mundwinkel. „Ganz schön forsch. So gierig danach?“
 

Yami war sich absolut sicher, dass Seto die Antwort auf diese Frage wusste. Wie immer wollte er die Grenzen austesten und ihn aus der Reserve locken, doch Kaiba vergaß immer, wer die besseren Karten in der Hand hielt. Der Pharao grinste listig, als Seto mit einem heißen Stöhnen ein Stück zurückwich, unvorbereitet auf das sinnliche Streifen seines Daumens an seiner Lieblingsstelle bei der Körpermitte. Er streckte sich ihm lasziv entgegen und raunte in sein Ohr: „Das wirst du gleich sehen, Seto…“
 

Yami lehnte sich zurück und schaute in den schönen Saphiren, die ihn lusttrunken und gleichzeitig kampfeslustig ansahen. Er wiederholte das Streicheln, fing gierig den nächsten sinnlichen Laut mit seinen Lippen auf und trank ihn wie Ambrosia aus dem Mund seines Lovers. Mit einer geschickten Drehung beförderte er Seto wieder unter sich, löste ihren atemlosen Kuss und entschied sich dafür die Hand mit seinem Mund und seiner feuchten Zunge zu ersetzen, bevor er sich das nahm, wonach er sich in der letzten Woche gesehnt hatte…
 

*-*-*
 

Der Pharao stützte sich mit der Hand unter dem Kopf ab, während er auf der Seite lag und mit einem sanften Lächeln zu seinem erschöpften Geliebten neben sich blickte. Nach ihrer letzten Runde lag Seto auf dem Rücken mit geschlossenen Augen und einem entspannten und zufriedenen Gesichtsausdruck. Sein nackter Brustkorb hob und senkte sich in regelmäßigen Abständen und die Hände lagen um dem Bauch über der weißen Decke. Dieser friedliche Anblick wärmte Yamis Herz wieder auf und füllte die stille Leere auf, die sich in den letzten Tagen dort eingenistet hatte.
 

Jetzt fühlte er sich wieder vollkommen.
 

Langsam streckte er die freie Hand nach dem anderen aus und strich flüchtig über die starke Brust. Seine Finger fuhren über ein dunkles Mal, was er Minuten zuvor an der Stelle über der linken Brustwarze hinterlassen hatte. Yami lächelte, als er an diesen schönen Moment zurückdachte, und glitt mit der Hand hinab über die Mitte des Brustkorbes zum Rand der Decke. Überraschend für ihn empfing ihn Setos Hand auf dem Weg dorthin und als er hoch zu seinem Gesicht blickte, sahen ihn zwei ruhige blaue Ozeane an.
 

„Habe ich dich geweckt?“ Yamis Stimme war ein leises Flüstern. Er war davon ausgegangen, dass sein Freund schlief, doch offensichtlich war es nicht der Fall.
 

„Selbst wenn, das wäre mir egal“, antwortete ihm Seto ebenfalls leise. Seine Hand schloss sich um Yamis und er führte sie an seinen Lippen. Der gehauchte Kuss jagte einen warmen Schauer durch den Körper des Pharaos.
 

Ihre Blicke begegneten sich wieder und ruhten lang auf einander. Etwas Seltsames hing in der Luft, was Yami nicht genau definieren konnte. Er hatte das Bedürfnis zu reden, ohne einen Plan zu haben, was er sagen sollte. Gleichzeitig damit erschien ihm dieser schöne Augenblick so zerbrechlich, dass er fürchtete ihn mit Worten kaputt zu machen. Darum sagte er nichts.
 

Es war Seto, der sprach, und er sagte nur eins: „Ich liebe dich, Atemu.“
 

Warme, prickelnde Wellen erhoben sich in allen Richtungen und erfüllten Yamis Körper mit einem einehmenden Rausch, der wie ein Triumpf wirkte und doch viel mehr als das war. Diese Worte kamen überraschend und doch merkte er, dass er auf sie gewartet hatte. So selten Seto über seine Gefühle sprach, er würde so eine Offenbarung nicht lange für sich behalten. Yami hatte diese starken Gefühle schon längst wahrgenommen, besonders in dieser wundervollen Nacht.
 

Er lächelte vom Herzen, warm und gefühlvoll und wusste, wie er darauf antworten wollte: „Ich dich genauso, Seto.“

Yami konnte sich vorstellen, dass er wie die Sonne strahlte, so groß und mächtig war das Glück, was er gerade verspürte und weitergeben wollte. Seto streckte die Hand nach ihm aus und legte sie um seine Wange, wogegen er sich vertrauensvoll lehnte.
 

Dann sah er es, ein ebenso warmes und sanftes Lächeln auf Setos Lippen, das sein Herz aussetzen ließ. Er lächelte noch wärmer und folgte dem leichten, aber bestimmenden Zug in seinen Haaren, wo Setos andere Hand bereits angelangt war.

Ihr Kuss war zart und voller Liebe.
 

In diesem Moment war alles perfekt und bei Ra, Yami liebte es.

Morning seduction

Warnung: Ich hab den Butler ausgetauscht. Ich weigere mich diesen aus Death-T (Zero Staffel) zu nehmen.
 

*-*-*-*
 

Warme Sonnenstrahlen streiften sein Gesicht und eine sanfte kühle Brise erfüllte die Luft mit Sandelholz und Bergamotte. Er hörte fröhliches Vogelzwitschern und das entfernte Brummen eines Rasenmähers. Moment, Rasenmäher?
 

Seto schlug langsam die Augen auf und musste seinen Kopf ein Stück wegdrehen, da ihm die Sonne direkt ins Gesicht schien. Er blinzelte und hob die Hand, um sich den Schlaf aus den Augen zu reiben. Sein ganzer Körper fühlte sich etwas träge an und er brauchte ein paar Augenblicke, um wieder zu sich zu kommen.
 

Er lag in seinem Bett in der Kaiba Villa, was schon anders war als die tropische Gegend, die in seiner Vorstellung gewesen war. Er drehte langsam den Kopf und suchte nach dem Ursprung des angenehmen Geruches, der ihm nur allzu bekannt war. Die Stelle neben ihm im Bett war leer, doch die Wärme und der Duft zeugten davon, dass es nicht lange her war, dass jemand da gelegen hatte. Sein Blick wanderte weiter und er entdeckte die Ursache für seine süßen Träume. Atemu stand am offenen Fenster und blickte hinaus, während die Sonnenstrahlen seinen perfekten nackten Körper in Gold baden ließen. Diese aufrechte stolze Haltung erinnerte ihn zu gut daran, dass er einen Pharao als Lover hatte. Er liebte diesen Anblick und er konnte nicht leugnen, dass in diesem Moment Atemu anbetungswürdig aussah.
 

Langsam stemmte er sich mit den Unterarmen hoch und setzte sich auf. Das Rascheln der Decke blieb von seinem Freund nicht ungehört und er drehte sich zu ihm um. Ein warmes und sanftes Lächeln umspielte seine Züge, was Setos ganzes Wesen mit Freude erfüllte.
 

„Hey.“
 

„Hey.“ Atemu wandte sich vom Fenster ab und schritt zurück zum Bett. Diese selbstbewusste und dominierende Haltung verlor nicht an Stärke, trotz Fakt, dass er komplett nackt war. Nur dieser Kerl konnte sich neben ihm so in den Raum bewegen, als würde ihm die Welt zu Füße liegen. Das brachte Setos Blut in Wallung.
 

Zufrieden beobachtete er, wie Atemu aufs Bett stieg und zu ihm rutschte. Er legte die Arme um seinen nackten Körper und zog ihn zu sich, während sich ihre Lippen zu einem sinnlichen Morgenkuss trafen. Er schmeckte mild und süßlich.
 

Ah, es tat gut wieder daheim zu sein.
 

„An so einem Empfang kann ich mich glatt gewöhnen“, bemerkte er mit einem verspielten Grinsen. Sein Blick ruhte auf die wunderschönen violettroten Augen, die er so sehr vermisst hatte.
 

Atemu erwiderte das Grinsen. „Solltest du. Außer du wagst es länger weg zu bleiben, da müsste ich nach anderen Mitteln greifen.“
 

„Klingt nach einer guten Herausforderung.“
 

„Wag es bloß nicht, Seto“, kam es gespielt drohend vom Pharao. „Du wirst es bitter bereuen.“
 

„Ich überlege es mir.“ Seto zog sanft aber bestimmend Atemus Kopf zu sich herunter und nahm seine Lippen hungrig ein. Er fühlte schlanke Finger und einen starken Griff in seinen Haaren, während Atemu ihm mit einer Leidenschaft entgegenkam, die ihn wohlig schaudern ließ. Ihr Kuss war einnehmend und voller sinnlichem Gefühl. Ihre Sehnsucht nach einander war immens trotz den prickelnden Stunden nach Setos Rückkehr aus Europa am frühen Morgen.
 

Sie trennten sich atemlos voneinander und ihre Blicke begegneten sich für einen kurzen aber intensiven Moment. Atemu lehnte sich vor und Seto spürte seinen warmen Atem vom Ohr hinab zur Schulter wandern. Sanfte Lippen hauchten feuchte Küsse hier und da und brachten ihn zum Schaudern. Ein frecher Biss folgte, bevor der heiße Mund an der empfindlichen Stelle saugte und das kleine Feuer schürte, was in seinem Inneren brannte.
 

Seto stöhnte leise. „Atemu…“
 

Sein Freund hielt inne und löste sich von seinem Hals. Die plötzliche Unterbrechung irritierte ihn, wodurch er die Augen öffnete und fragend seinen Gegenüber anschaute. „Was?“
 

Die amethystfarbenen Augen ruhten forschend auf ihn. „Du rufst mich mit meinem ägyptischen Namen.“
 

Dieser Umstand war neu und Kaiba wusste das. Es hatte aber auch einen bestimmten Grund, weshalb er diesen Namen benutzte. „Es ist auch dein echter Name. Yami ist nur Ersatz für diese Zeit.“
 

Er wollte einfach, dass keine Distanz mehr zwischen ihnen herrschte. Er konnte nicht mehr leugnen, was alles zwischen ihnen geschehen war und dass Atemu in Wahrheit ein alter und mächtiger Pharao war, dem eine Chance auf ein zweites Leben in dieser Welt gegeben wurde. Trotz Rückkehr blieb er derjenige, der er war, und der einzige Weg ihm das zu zeigen, war ihn beim wahren Namen zu rufen.
 

Sein Lover antwortete nicht sofort. Sie sahen einander schweigsam an. Seto ahnte, dass der andere nach dem wahren Grund hinter dieser simplen Aussage suchte. „Dann ist das ein neuer Schritt in unserer Partnerschaft?“
 

Das war es. Ein Schritt der Akzeptanz. So wie Atemu ihn mit allem annahm, was zu seiner Persönlichkeit und seinem Leben gehörte, so sollte er es ebenfalls tun, egal wie surreal es ihm manchmal vorkam. Dieses Surreale gehörte einfach zu seinem Freund.
 

„Vermutlich“, entgegnete der Firmenchef. Leicht und mehr unbewusst, als gezielt strich seine Hand über den nackten Rücken. Das Violettrot in den starken Augen wurde warm und sanft. Atemu regte sich und griff mit beiden Händen nach seinem Gesicht. Mit dem Daumen fuhr er seine Wangenknochen nach, als würde er sich die Gesichtslinien genau einprägen wollen. Die Geste war etwas ungewohnt, doch Seto ließ es zu und erlaubte sich sogar für einen Moment die Augen zu schließen. Ein nervöses Flattern durchzog seinen Bauch.
 

Warmer Atem streifte seine Lippen. „Dann werde ich diesen vollkommen auskosten.“
 

Seto kam nicht dazu etwas zu sagen, da nahm ihn sein Lover mit seinem heißen Mund ein. Die brennende Leidenschaft, die ihm Atemu entgegenbrachte, raubte ihm den Atem. Das nervöse Flattern wurde von einer freudigen Welle abgelöst, die direkt in sein Herz hineinströmte und die Leere aus der letzten Woche komplett auffüllte.
 

Er legte die Arme um seinen Partner und zog ihn tiefer in seine Umarmung, so dass dieser sich auf seinen Schoß hinsetzen konnte. Die warme Haut an seiner, die Nähe des anderen und seine vertraute Erscheinung erinnerten ihn daran wie sehr er ihm verfallen war. Er war verliebt und das Gefühl ließ ihn schweben.
 

Aus einem Kuss wurden mehr. Sinnliche Seufzer lösten die Stille zwischen ihnen ab. Seto fühlte forsche Hände über seinen Körper gleiten. Ein Schauer überzog seine Haut.
 

„Mhmm“, summte Atemu und Seto öffnete halb die Augen um sich von diesen Amethysten einnehmen zu lassen. „Was hältst du davon, wenn wir das unter der Dusche fortsetzen?“
 

Sie beide unter der heißen Dusche im berauschenden Tanz ihrer Leidenschaft und Liebe war ein unwiderstehliches Angebot. Bevor er jedoch dazu kam in irgendeiner Form das zuzustimmen, hatte sein Freund wieder seine Lippen eingenommen. Seto fragte sich, ob dieser überhaupt eine Antwort auf seine Frage erwartete.
 

„Wir können danach in der Wanne entspannen, während wir darauf warten, dass das Frühstück fertig wird“, fuhr Atemu unbeirrt fort. Bezüglich der Zeit wäre das vermutlich ein Mittagessen als Frühstück, was ihm ein Seitenblick auf den Wecker verriet, doch darüber wollte der Firmenchef jetzt nicht diskutieren. Eher wurde er von der Hand abgelenkt, die sich unter der Decke über seinen Bauch schlich und verspielt tiefer wanderte.
 

„Die Sonne scheint angenehm und heute ist es nicht so heiß. Wir können uns draußen bequem machen und du erzählst mir über die Messe.“
 

Seto merkte nicht mal, wann er sich an dem Bettende zurückgelehnt hatte, um den geschickten Lippen zu erlauben über seinen Hals zur Brust zu wandern. Er hörte seinem Lover mit halben Ohr zu, während seine Sinne von dem eingenommen wurden, was der andere mit ihm machte.
 

„Und danach…“ Feuchte Küsse hinterließen kühle Spuren an empfindlichen Stellen, so dass Seto Mühe hatte das Gespräch weiter zu verfolgen. Seine Finger vergruben sich gierig in der nackten Haut von Atemus Hüften und ließen nicht locker. Ein weiterer Schauer überzog ihn und er stöhnte leise. „… will ich ein Duell mit dir. Und dich obendrauf.“
 

Er schloss die Augen. Das würde so ein verdammt guter Abschluss dieses Tages werden. Allein die Vorstellung wie sie nach dem Duell auf einander losgingen und der Pharao ihn dann einnehmen würde…
 

„Denk nicht, dass ich dich so einfach gewinnen lassen werde, Atemu…“
 

Seto vergrub die Finger in den bunten Haaren und zerrte seinen Lover zu sich hoch, um ihn hungrig zu küssen ohne ihm die Möglichkeit zu geben etwas zu erwidern. Endlich konnte er etwas von der ganzen Anspannung in seinem Inneren abbauen. Seichte Finger vergruben sich an seinen Haaren und warme nackte Haut schmiegte sich an seiner. Ein aufgeregter Schauer umfasste seinen ganzen Körper.
 

Atemlos lösten sie sich nach einigen Augenblicken voneinander und schauten tief in die Augen ihres Partners. Atemu grinste verspielt und nippte leicht an seinen Lippen.
 

„Ich habe gehofft, dass du das sagst…“, hauchte er als Antwort zurück und befreite sich von seinem Griff, um aus dem Bett zu kommen und das Badezimmer anzusteuern. Seto folgte ihm und ließ sein Blick über die breite Schultern und dem kräftigen Rücken hinab zum leckeren Hintern wandern. Ihm gefiel diese heiße Aussicht. Was freute er sich, wenn er gleich mehr als nur gucken durfte...

Gute zwei Stunden später kamen beide Duellanten frisch geduscht, ausgeruht und angezogen in den Wintergarten der Kaiba Villa, wo der runde mittelgroße Tisch mit einem üppigen Frühstück in traditioneller japanischer Manier gedeckt war. Der zarte Geruch der Miso-Suppe und der Anblick vom gebratenen Fisch, leckeren Reis, gewürzter Gurke und frischen Gemüse erinnerte Seto daran, dass seine letzte Mahlzeit weit zurück am gestrigen Tag lag. Ergänzt wurde dieses traditionelle Menu von einer modernen Frühstückvariante für den schnellen Alltag bestehend aus gekochten Ei, einem warmen Toast mit Butter und einem kleiner Teller mit klein geschnittenen Früchten. Bei der reichen Auswahl lief einem glatt das Wasser im Mund zusammen.
 

Sie nahmen nebeneinander Platz und besahen sich das Angebot, während der Butler zu ihnen schritt und Tee und Kaffee anbot. Normal trank Seto Kaffee zum Frühstück, außer er war bei Atemu Zuhause, doch heute entschied er sich ihm mit einem heißen Tee Gesellschaft zu leisten. Kaffee konnte er später immer noch trinken.
 

„Ist alles nach Euren Vorstellungen gelaufen, Herr Muto?“, erkundigte sich der grauhaarige ältere Mann, nachdem er Atemus Tasse mit dampfendem grünem Tee gefüllt hatte. Sein Freund griff gerade nach den Stäbchen und schaute zum Butler auf. Seto beobachtete sie neugierig aus den Augenwinkeln.
 

Der Pharao lächelte gütig. „Ja, das ist es, Fujita. Vielen Dank für die Hilfe.“
 

„Gern geschehen, Herr Muto.“ Der Butler deutete eine leichte Verbeugung an. „Master Kaiba. Herr Muto. Ich wünsche einen guten Hunger.“
 

Elegant und ohne großes Aufsehen zog sich der ältere Mann zurück, so dass sie in Ruhe essen konnten. Seto wunderte sich immer noch über das Gespräch und blickte zu seinem Freund.
 

„Worüber ging es eben?“
 

„Nun, ohne Fujita wäre mir die spontane Aktion gestern nicht gelungen. Er hatte deinen Chauffeur rechtzeitig vorbeigeschickt, so dass ich genug Zeit hatte die Überraschung, die dir so sehr gefallen hat, vorzubereiten.“
 

„Hmm… Ich dachte mir schon, dass du dich nicht einfach unbemerkt in meinem Zimmer eingeschlichen hast. Das wäre ein sehr großer Aufwand selbst für dein Können.“
 

„Ich hab es mir leicht gemacht. Schließlich kennt mich deine Dienerschaft.“ Atemu grinste frech und nahm sich etwas frisches Gemüse, das er mit seinem Reis mischte, bevor er von Essen kostete.
 

Seto schmunzelte amüsiert. „Ich sehe schon. Dein Ziel ist wohl meine Dienerschaft zu befehligen. Was kommt als nächstes? Meine Assistentin?“
 

„Wäre eine Idee. So müsste ich dich nicht nach deinen Terminen ausfragen und hätte ein Wörtchen mitzureden.“
 

Der Firmenchef schüttelte leicht den Kopf und widmete sich dem Schälen seines Eis. Er wusste, dass er diesen gespielt drohenden Ton nicht ernst nehmen sollte. Atemu war nicht einer dieser Partner, die jeden Schritt deines Alltages kontrollieren wollten, wodurch er nicht befürchten musste, dass diese Drohung wahr werden konnte. Im Gegenteil, mit ihm hatte Seto viel Freiraum und jemanden, der nicht versuchte ihm seine Lebensweise aufzudrängen, nur weil er dachte, dass sie besser für ihn war und er sie unbedingt annehmen musste. Ihre Beziehung baute auf Geduld und Flexibilität auf, wobei ersteres am Wichtigsten für sie beide war, da sie gefestigte Charaktere und einen großen Dickkopf hatten, was einiges in ihrer Kommunikation erschweren konnte. Kompromisse zu machen war nicht immer einfach, doch bis jetzt fanden sie immer den richtigen Weg zu einander und darüber war Seto froh.
 

„‘Morgen, Seto.“ Mokubas fröhliche Stimme ließ ihn von seinem Teller aufblicken. Sein Bruder kam in kurzen blauen Hosen und einem weißen T-Shirt hinein und hatte ein breites Lächeln auf den Lippen, was auf einmal verschwand und seine grauen Augen beim Anblick von Atemu groß wurden. „Oh! ’Morgen, Yami! Ich hab gar nicht mitbekommen, wann du gekommen bist.“
 

„Guten Morgen, Mokuba.“ Atemu schmunzelte über den Anblick der zerzausten schwarzen Haare. „Das liegt vermutlich daran, dass ich bereits da war, als ihr heimkamt.“
 

„Und du bist im Wagen eingeschlafen, wodurch du nichts mitbekommen hast“, konstatierte Seto. „Guten Morgen. Hab ich nicht gesagt, du sollst dich zumindest kämmen, bevor du so am Tisch erscheinst?“
 

„Ich bin ein Kaiba und das ist unsere Villa, also darf ich machen, was ich will!“ Der Kleine grinste und streckte ihm frech die Zunge aus.
 

Seto hob die Augenbraue und schüttelte amüsiert den Kopf. „Benimm dich, sonst kriegst du Hausarrest.“
 

Mokuba kicherte, setzte sich zu seiner linken am freien Platz und strich sich mit den Händen die Haaren glatt, damit sie nicht so durcheinander erschienen. „Besser so?“
 

„Junger Master?“ Fujita war plötzlich wieder bei ihnen und hielt eine kleine bauchige weiße Kannte mit blauen Motiven in der Hand. „Ein warmer Kakao?“
 

„Oh ja! Danke, Fujita!“ Überfreudig hielt ihm Mokuba seine Tasse hin. Er war zwar gewachsen, aber er trank ab und an immer noch gerne einen heißen Kakao zum Frühstück.
 

Fujita füllte seine Tasse und zog sich wieder unbemerkt zurück, während Seto sich seinem Toast und dem Ei widmete.
 

„Wie war es in Köln, Mokuba?“, fragte Atemu mit ruhiger Stimme, der mit einem sanften Schmunzeln den morgigen Austausch zwischen den beiden Kaiba Brüdern beobachtet hatte. Er griff mit den Stäbchen nach einem Lachs Stückchen und mischte es mit etwas Gemüse aus seiner Schüssel, bevor er es aufass.
 

„Super cool! Du hättest dabei sein sollen, Yami!“ Mokuba stellte seine Tasse ab, nachdem er davon getrunken hatte, und begann enthusiastisch zu erzählen: „Die Ausstellungshallen waren groß und voll mit unterschiedlichen Game Publisher und Spielentwickler! Jeder hatte seinen eigenen Stand und man konnte die Spiele an Ort und Stelle testen und erleben, bevor man dazu kam sie zu kaufen. Die Messe war voll. Da gab es so viele Spieler aus allen Punkten der Erde! Wir haben Fans von Duelmonsters aus Südafrika kennen gelernt! Das war so aufregend!“
 

So begann Mokuba von der spannenden Begegnung mit diesen Duellanten zu erzählen, wobei ihm Atemu interessiert zuhörte. Seto verfolgte das Gespräch nur mit halbem Ohr, während er aß. Ein mildes Lächeln umspielte seine Lippen, als er nach seiner Tasse griff und sich im Stuhl zurücklehnte und den beiden zusah. Diese entspannte und fröhliche Atmosphäre war wie ein Balsam für die Seele. Es tat wirklich gut seine geliebten Menschen wieder um sich herum zu haben und Zuhause zu sein, wo er auch hingehörte. So fühlte sich ein sorgloses und friedliches Leben an und an diesem Tag nahm sich Seto auch die Zeit im Genuss dieses familiäre Leben zu kommen.
 

Ein freudiges Flattern durchzog seinen Körper.
 

So fühlte sich wahres Glück an.

Visiting the temple

Warnung: Ein sehr ungewohntes Setting für beide Charaktere.

Info: Mit dem Epilog wäre "The Name of The Game - Love" beendet. Eine Fortsetzung folgt im Winter. Ein herzliches Danke an meine Leser und diejenigen, die die FF kommentiert und favorisiert haben. ^^
 

*.*.*
 

Ein kühler Windzug kam Yami sanft entgegen und brachte die goldenen und orangenen Blättern der Straßenbäume leise zum Rascheln. Einige von ihnen lösten sich von den Ästen und fielen langsam auf den Fußgängerweg herab. Die Sonne schien leicht über seinem Kopf und er spürte ihre angenehme Wärme durch die schwarze Jeansjacke, die er über schwarze Hosen und ein weißes langes T-Shirt trug. Der Herbst kam und mit ihm endete die unnachgiebige Hitze des Sommers. Die Nächte würden zunehmend kälter und die Nachmittage kühler, so dass man nicht mehr leicht bekleidet herumlaufen konnte. Yami ließ seinen Blick über den farbenfrohen Blätterteppich auf der Straße schweifen, bevor er seinen Weg zum Treffpunkt fortsetzte.
 

Zu seiner Rechten ragte ein hellgrauer Steinzaun empor, der einem alten buddhistischen Tempel gehörte. Der Eingang, markiert mit einer breiten Einfahrt und einem Metalltor, war einige Schritte von ihm entfernt und wurde von zwei grob gehauten Steine flankiert, die den Namen des Tempelkomplexes auf ihrer weißen Oberfläche eingraviert hatten. Yami blieb in die Einfahrt stehen und sein Blick glitt über die breite Allee, die geradeaus zum Haupttempelgebäude führte. Sie war von noch grünem Gras und blühenden Büschen umrundet, die in Abständen von mehreren Seitenwegen abgelöst wurden. Ordentlich angereiht befanden sich an diesen Seitenwegen und hinter den Büschen weiße, graue und schwarze Gräber, die nach traditioneller japanischer Manier aus drei unterschiedlich großen auf einander gestapelten Steinblöcken bestanden. Der Friedhof wirkte groß, war gut gepflegt und vermittelte ein Gefühl von Ruhe und Vollkommenheit, das einen komplett einnahm. Als Yami den Friedhof betrat, war es, als wäre er in eine andere Welt. Das Brummen der vorbeiziehenden Autos wurde abgedämpft und er wurde von einer mächtigen Stille empfangen, die ihm durchs Mark ging. Es war unglaublich friedlich.
 

Er blieb nach einigen Schritten stehen und ließ die Energie dieses Ortes auf sich einwirken.
 

Das war ein seltsamer Treffpunkt für ihn und Seto und würde er seinen Freund mittlerweile nicht besser kennen, hätte er die Einladung heute Morgen als ein gruseliger Versuch abgestempelt, ihn auf den Arm zu nehmen. Allerdings war es keiner und das war der Grund, weshalb er an diesem späten Nachmittag hier war, statt Zuhause bei den Mutos.
 

„Hey, Yami!“
 

Der Pharao drehte sich um. Genau am Eingang stand Mokuba in schwarzen Jeans und einem weißen Hemd und winkte ihm mit der freien Hand freudig zu, während er in der anderen einen schönen Blumenstrauß aus weißen und gelben Chrysanthemen hielt. Einige Schritte hinter dem jüngeren Kaiba war Seto mit demselben Outfit, allerdings ergänzt von einem langen, weißen, eleganten Mantel mit schwarzer dekorativer Umrandung. Im Vergleich zu Mokuba hielt er eine Tüte in der Hand, während die andere in der Hosentasche steckte.
 

„Hallo, Mokuba!“ Yami lächelte den Bruder seines Freundes warm an, als dieser zu ihm rannte und ihn freudig anstrahlte. „Wie lief das Spiel mit deinen Freunden gestern?“
 

„Super! Ich hab deine Tipps befolgt und sie vernichtend geschlagen. Das hättest du sehen sollen!“
 

„Ich bin mir sicher, der Sieg war grandios.“
 

„Jep! Das hat richtig Spaß gemacht!“
 

Der Pharao nickte leicht, bevor sein Blick zum Firmenchef wanderte, der sie erreicht hatte. „Hi.“
 

„Hi. Wollen wir?“
 

„Gern.“
 

Mokuba lief vor ihnen vor, während die beiden Rivalen schweigsam neben einander hergingen. Yami war sich nicht ganz sicher, was das Treffen an diesem Ort genau sollte, aber er wusste es musste mit dem heutigen Herbstäquinoktium zu tun haben. An diesem Tag hatten die Japaner ein Ahnenfest und es war Tradition den Friedhof zu besuchen, um seine Ahnen zu ehren und sich von ihnen Glück und Schutz zu erbitten. Heute Morgen war er bereits am Städtischen Friedhof mit Yugi gewesen, um das Grab seiner Oma mit dem Rest der Familie zu besuchen. Dass er jetzt hier mit Seto war, war mit Sicherheit keine Laune, sondern ernste Absicht. Wessen Grab sie aber besuchen würden, war Yami nicht ersichtlich. Er fragte nicht nach, sondern wartete ab.
 

Ein paar Schritte weiter bogen sie ab und gingen über einen schmalen mit Steinpflastern belegten Pfad zwischen zwei Reihen von weißen und grauen Gräbern bis sie von einem aus edlen schwarzen Marmor stehen blieben. Yami beobachtete, wie Mokuba die Blumen auf einem weißen Steinblock innerhalb der viereckigen Umrandung des Grabes ablegte und dann die Hände vor sich zusammenführte, um sich respektvoll zu verbeugen. Er drehte sich dann zu seinem Bruder um, der neben ihm stehen geblieben war, und holte aus der weißen Tüte einen Gegenstand, den man als einen kleinen Besen bezeichnen konnte. Mit diesem kehrte er den Weg zum Grabstein, was ein Akt der Ehrung für die Japaner darstellte. Das hatte ihm heute Morgen Yugi erklärt, als sie beim Grab seiner Oma dasselbe gemacht hatten.
 

Seto legte die Tüte neben den Blumen ab und holte daraus ein weißes Tuch, was er mit Wasser befeuchtete. Er trat selber nach einer Verbeugung am Grab und wischte den schwarzen Marmor mit dem Tuch sorgfältig ab. Es war ungewohnt den Firmenchef dabei zu beobachten, wie er einen rituellen Akt vollzog, wo dieser oft behauptete, er glaube nur an sich selbst. Allerdings hatte Yami schon längst festgestellt, dass dem nicht ganz so war. Seto mochte nicht an ein Schicksal glauben und nur sich selbst vertrauen, aber er hielt an seine Familie und Herkunft. Das erklärte das heutige Treffen und dieser ungewohnte Anblick sehr gut.
 

Yamis Blick wanderte zur schwarzen Steintafel neben dem Grab, wo er die Namen der verstorbenen Personen lesen konnte. Sie kamen ihm bekannt vor, aber sie gehörten nicht zur Familie Kaiba. Er runzelte nachdenklich die Stirn, dann fiel es ihm ein, wo er sie gehört oder eher gelesen hatte. Das Ahnenalter.
 

„Das ist das Grab deiner Eltern?“ Die Frage wurde leise gestellt, als Seto wieder neben ihm trat und zusah, wie Mokuba die mitgebrachten Blumen liebevoll in die Steinvase am Grab ordnete.
 

„Als der Autounfall passierte, war Mokuba gerade 3 Jahre alt.“ Sein Freund sah nicht einmal in seine Richtung, sondern auf den schwarzen Stein. Dass er dabei nicht direkt die Frage beantwortete, störte Yami nicht. Er hörte einfach zu. „Viele Erinnerungen aus der Zeit vor dem Waisenhaus sind bei ihm verblasst. Ich will nicht, dass er komplett vergisst wer er war und woher er kam, bevor uns Gozaburo adoptierte. Daher kommen wir jedes Jahr hierher.“
 

Der Pharao schaute nachdenklich auf den Grabstein. „Und was bedeutet es für dich, hier zurückzukehren?“
 

Schweigen. Mokuba betrachtete sein Meisterwerk und trat zurück, um aus der Tasche eine niedrige rötliche Keramikschüssel zu holen, die er vor dem Grab ablegte und ein paar eingepackte Süßigkeiten darauf verteilte.
 

„Ich bete, dass ich weiterhin die Kraft habe für Mokuba da zu sein und ihn zu beschützen, den ich bin alles, was er hat.“
 

Yami verdankte der Tatsache, dass er neben seinem Freund stand, um diese Worte zu hören, die mehr an einen Hauch erinnerten, als einen ausgesprochenen Satz. Er hob den Kopf und blickte Seto forschend an. Mokuba holte bereits die Räucherwerke heraus, die als letztes angezündet wurden, bevor man sein Gebet an die Toten richtete.
 

„Nicht mehr.“
 

Die Worte brachten den Firmenchef dazu zu ihm zu blicken. Yami hatte sich bereits an Mokuba gewandt. „Darf ich?“
 

Der jüngere Kaiba schaute überrascht zu ihm auf, bevor er nickte und lächelte. „Klar!“
 

Er reichte ihm ein paar Räucherwerke und Yami zündete sie an, bevor er näher ans Grab tat und in die Hocke ging, um sie an der dazu gedachten Stelle zu ordnen. Er kannte zwar die leiblichen Eltern der Kaiba Brüder nicht, doch er hoffte, dass sie sein Opfer annehmen würden.
 

//Ich werde sowohl auf Seto, als auch auf Mokuba aufpassen. Es ist an der Zeit ihnen das zurückzugeben, was sie verloren haben. Frieden und Glück.//
 

Er richtete sich auf und trat zurück und neben seinem Freund. Er spürte immer noch seinen Blick und schaute zu ihm auf. Ein sanftes Lächeln erschien auf seine Lippen, bevor er seine Aussage beendete: „Jetzt bin ich auch da.“
 

Sie sahen einander eine Weile in die Augen. Yami spürte das Vertrauen zwischen ihnen sich festigen wie nie zuvor. Ein warmes und sanftes Gefühl umfasste sein Inneres und erinnerte ihn an die Worte, die Seto damals in jener Nacht ausgesprochen hatte. Er liebte ihn. Das konnte Yami nur zurückgeben.
 

Sie blickten beide auf das Grab und obwohl sie sich kaum berührten, nahmen sie deutlich die Präsenz des anderen wahr. Yami wurde klar, was das hier zu bedeuten hatte. Das war Setos Art ihm zu sagen, dass er ihn als Familie ansah. Im gleichen Atemzug war es aber der stärkste Vertrauensbeweis, den er einem geben konnte, und auch ein Versprechen, dass sie auf dieses Vertrauen weiter ihre Beziehung aufbauen würden.
 

Der Pharao lächelte.
 

Er war darauf gespannt, was ihnen die Zukunft bringen würde…



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Kommentare zu dieser Fanfic (20)
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Von:  Cloudlesssky
2020-07-14T06:28:19+00:00 14.07.2020 08:28
Hey lass dir mal ein liebes Kommentar da , finde deine Geschichte super spannend mal sehn wie es weitergeht mach weiter so dein Schreibstil gefällt mir auch
Antwort von:  Nepatan
01.08.2020 23:15
Hey, vielen Lieben Dank für deinen Kommentar :3
Darf ich fragen, ob es etwas Besonderes gibt, was dir an meinem Schreibstil gefällt? Oder eher allgemein der Aufbau?

Ich werde bald diesen Teil beenden, aber eine Fortsetzung ist gerade intensiv in Planung :3
Von:  Jien
2020-04-08T13:56:00+00:00 08.04.2020 15:56
^________^
Antwort von:  Nepatan
08.04.2020 17:57
XXXXD
Bitte sehr :3
Von:  Jien
2020-03-31T10:03:59+00:00 31.03.2020 12:03
Wieder mal ein sehr schönes Kapitel! Es ist immer wieder schön, Kaiba mit seiner leicht gestelzten Art in eine "Kindergarten"-Aktivität zu werfen und schauen was passiert :D

(mich als olle Polarshipperin freut natürlich auch der kleine Cliffhanger^^)

Bleib gesund!
Antwort von:  Nepatan
08.04.2020 13:06
Vielen Dank :3 Es freut mich sehr, dass dir das Kapitel gefallen hat ^.^
Ich gestehe, ich habe meinen Spaß ihn in Kindergarten-Aktivitäten zu werfen 8D Der stellt sich einfach zu sehr an xd

Ich hoffe, das neue Kapitel wird dir auch gefallen (*Polarshipping Fähnchen schwenkt* ja, ich mag das Paar auch sehr, auch wenn ich mich erst jetzt richtig daran wage)

Du auch! :3
Von:  Usaria
2020-02-21T19:59:36+00:00 21.02.2020 20:59
Ahh! Sü? Zückersüß aber genau mein geschmack, ich hoffe du schreibst das Bett Duell aus! Will wissen was sich Yami überlegt hat und wie Seto darauf regiert.
Antwort von:  Nepatan
24.03.2020 12:42
Freut mich, dass ich deinen Geschmack getroffen habe xd
Nun, ich wollte die Geschichte allgemein FSK 18+ Frei halten, daher habe ich es nicht ausgeschrieben.
Ich will nicht zu sehr spoilern, aber es wird eine hoffentlich schöne Entschädigung gegen Ende der Geschichte geben ;)
Von:  Jien
2019-10-12T10:22:33+00:00 12.10.2019 12:22
Finde ich gut wie du diese Gefühlskiste auseinandergedröselt hast, sehr schlüssig.
:-)
Antwort von:  Nepatan
09.11.2019 14:25
Vielen Dank :) Ich gestehe, dass mir das am Ende zu simpel erschienen ist, auch wenn schlüssig. Ich fand allerdings die Erklärung besser, als einfach zu sagen, dass Atemu überhaupt keinen Bezug zu Anzu gefunden hat, weil er nie Interesse an sie hatte.
Antwort von:  Jien
10.11.2019 10:24
Ich habe Atemus Gefühle für Anzu auch immer mehr platonisch gelesen.
Er mag sie, beschützt sie (auch weil er aus erster Hand weiß, wie wichtig sie für Yugi ist), aber er hält sie auch ein bisschen auf Armlänge, weil er ihre Gefühle für ihn nicht ganz wechseln kann.
Das fand ich vor allem in der Schiffszene kurz vor dem finalen Duell sehr offensichtlich, aber auch in vorherigen Momenten, die von Anzu offensichtlich romantischer performt wurden als von ihm (das Tanzduell-Date in Battle City, oder auch, noch früher, der Wasserfreizeitpark in Season Zero/Manga).
Antwort von:  Nepatan
11.11.2019 10:34
Das ist wirklich ein Punkt bei ihm. Wie du sagtest: er hält sie etwas auf Distanz. Ich fand selbst, dass es nicht ganz ersichtlich ist, warum er das tut, dadurch ist es je nach Kontext anders zu interpretieren. In diesem Fall habe ich die platonische Liebe gewählt und ich bin froh, dass es nicht zu plump klingt.

Er ist auf jeden Fall ein spannender Charakter, auch wenn zugegeben schwierig auszuarbeiten. Man hat ihn immer im Kontext mit Yugi gesehen und wenn er dann alleine vorkam, dann war er immer in einer Ausnahmesituation (wie das bekämpfen der eigenen Dunkelheit auf der Suche nach Yugi oder das Endspiel gegen Bakura). Ihn so in einer Beziehung mit Seto zu beschreiben birgt schon einige Herausforderungen :)
Von:  Blueeye2113
2018-08-27T21:22:15+00:00 27.08.2018 23:22
Wie geht es weiter? Tolle Geschichte schade das du sie nicht zu Ende geschrieben hast
Von:  Jien
2017-07-24T09:28:34+00:00 24.07.2017 11:28
> Er wollte mit Seto zusammen sein und weiter mit ihm das teilen, was sie eben teilten, unabhängig davon, ob die anderen für oder dagegen waren. Allerdings hatte er als sein Partner die Verantwortung zu achten, dass ihr Verhältnis nicht alles andere zerstörte, wofür sie beide kämpften und was sie liebten und schätzten. Dazu gehörten Arbeit, Familie und Freunde und das wollte er Seto klar machen.


> „Wir haben viel mehr zu verlieren, wenn wir uns weiterhin von unserem Umfeld isolieren, als wir eigentlich gewinnen, Seto. Denk daran, was passiert wäre, wenn Mokuba uns nicht akzeptiert hatte oder gar noch schlimmer – wenn ihn das zu Handlungen getrieben hätte, die uns von einander trennten.“

Ich liebe es, wenn Fanfics so self-aware geschrieben werden - das was du da beschreibst ist eine FF-trope, die mir persönlich sehr zuwider ist (das Pärchen/einer der Partner wird zunehmend von ihrem sozialen Umfeld isoliert und sind nur noch aufeinander geprägt), deshalb freue ich mich dass das als ein "so nicht" angesprochen wird.
Davon ab, ein sehr gelungenes Kapitel, das realistisch die Überlegungen beschreibt, die mit einer Beziehung und schrittweisem Coming-Out einhergehen :-)
Von:  LumiNec
2017-07-01T10:24:46+00:00 01.07.2017 12:24
Hallöchen ^^
ich bin erst seit einigen Tagen hier angemeldet (sodass ich dir nun endlich ein Kommi schreiben kann), habe deine FF aber schon vorher verfolgt, weil...
ich finde sie echt mega gut. Erstmal liebe ich das Pairing und ich mag es sehr, wie du Seto und Yami
darstellst. Dein Schreibstil ist auch ganz toll. Wie du siehst: Ich hab bisher absolut gar nichts zu bemängeln.
Ich bin irre gespannt, wie die Freunde reagieren werden, wenn sich die beiden als Pärchen outen und warte
sehnsücht auf das nächste Kapitel.
Allerliebste Grüße
Lumi

Von:  Usaria
2016-10-27T21:46:21+00:00 27.10.2016 23:46
Tolle Story, Hm mal was anderes aus Rivalität wird Liebe, bin mal gespannt wo das hin führen wird.
Nepatan, du hast unseren größeres Igelköpfchen zwar gut von den Gedanken her getroffen, aber ich finde es könnte ein bisschen mehr Emotionen vertragen. Was fühlt er? Dies würde der Geschichte noch einen tieferen Sinn geben.

Ja ich weiß; Gefühle und Yami, das passt irrgenwie nicht ganz zusammen. Behält er doch meistens diese für sich. Aber schön wäre es trotzdem, mal zu erfahren was so in seinem Herzen vor sich geht.
Antwort von:  Nepatan
20.11.2016 15:26
Vielen Dank für deinen Kommentar ^.^

Ich muss zugeben, mich hat deine Anmerkung zum Nachdenken gebracht, also bin ich wieder zurück in den ersten Kapiteln zurückgegangen. Du hast Recht. Ich hab nicht wirklich viel von Yamis Gefühlswelt offenbart. Eher seine Gedanken, aber nicht so klar und deutlich seine Gefühle, wie ich es bei Seto gemacht habe.

Das liegt wohl hauptsächlich daran, dass ich mich so gesehen das erste Mal seit langem wieder mit Yami beschäftige und diesen ausbauen will. Ich freue mich sehr, dass dir aufgefallen ist, dass er nicht vollständig "da" ist, um es mal zu umschreiben. Mir wäre das nämlich nicht so einfach aufgefallen. Danke daher, dass du mir das aufgezeigt hast.

Doch, eigentlich passen Gefühle und Yami zusammen. Bloß muss sich meine Wenigkeit daran trauen das zu schreiben XD Dank deinem Kommentar, hab ich etwas nachgegrübelt und das nächste Kapitel werde ich nun aus Yamis Sicht schreiben (ich hatte ursprünglich vor wieder Seto zu nehmen). Bzw. ich hab es schon angefangen, es ist einfach nicht fertig. Wird auch etwas länger. Ich hoffe da werde ich das wett machen und mal seine Gefühlswelt zeigen. Ich versuche das bald zu beenden.

LG
Nepatan
Von:  mrs_ianto
2016-10-20T19:18:03+00:00 20.10.2016 21:18
Also da hat er Mokuba ja noch relativ gut aufgenommen, dass Seto und Yami ein Paar sind.
Ich finde nur die Aussage von Seto so lustig, dass er nicht auf Männer, aber auf Yami steht. Ich würde sagen der Gute ist also Yamisexuell. ;-)

Ein Glück, dass er nur ein Eis bezahlen udn ein Spiel zocken muss. Ich hätte Mokuba nämlich auch fiesere Bedingungen zugetraut. Wie eine Woche Ferien machen zum Beispiel.

Ich bin schon gespannt wie es weitergeht.

LG mrs_ianto
Antwort von:  Nepatan
20.11.2016 15:18
Zum Glück, ja xd
*lacht* Ja, Seto ist definitiv Yamisexuell. Oder eher Hetero-Yami-Sexuell. Weil er meint, er steht immer noch auf Frauen xd

Vielleicht wird er später fieser. Würde ich Mokuba zutrauen xd

Ich sitze bereits an dem Kapitel, hab nur viel Chaos auf der Arbeit und Zuhause, daher hinke ich hinterher. Aber spätestens Dezember kommt das nächste Kapitel auch xd

Danke, für deinen Kommentar!

LG
Nepatan


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