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The Name of the Game - Love

von

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Movie marathon

Zusammenfassung: Ein Filmnachmittag bei Yugi und Co.

Warnungen: Die Reisbällchen werden wir nie los...
 

*-*-*-*
 

„Essen ist fertig!“ Anzu kam ins kleine Wohnzimmer der Mutos herein und brachte ein großes hölzernes Tablett mit sechs dampfenden Schüsseln mit Ramen, das sie auf den niedrigen Tisch in der Mitte abstellte. Sie wurde gefolgt von Ryou, der ebenfalls ein Tablett mitbrachte, allerdings mit einer Schüssel Ramen und zwei große Servierteller: der eine war voll mit dreieckigen Reisbällchen, während der andere ein großer Haufen von leckeren Daifuku enthielt. Katsuya und Hiroto sahen die beiden mit leuchtenden Augen an.
 

„Essen! Endlich!“, rief Katsuya überfreudig aus, schnappte sich sogleich ein Reisbällchen von Ryous Tablett und stopfte es in den Mund.
 

„Jonouchi, setz dich hin! Es gibt für alle etwas“, ermahnte ihn die hübsche Tänzerin mit einem strengen Blick, während sie die Ramen Schüsseln verteilte.
 

„Ich hav aver Hunver“, war die prompte Antwort mit vollem Mund, die sie von ihrem Klassenkameraden bekam.
 

„Ieh, Jonouchi!“ Hiroto zog eine angewiderte Grimasse, während er sich ein paar Stäbchen von Anzus Tablett holte. „Schluck erst einmal den Bissen runter! Da fliegt sonst überall halb gekauter Reis herum!“
 

„Da passt das Wort Reisspucker wie die Faust aufs Auge“, trällerte Mokuba, der sich eine Schüssel holte, ohne auf Anzu zu warten. Er war froh auf dem Sofa links vom Tisch zu sitzen, so dass er keinen fliegenden Reis abbekam.
 

„Hey, werde nicht frech, Mokuba!“ Katsuya wedelte bedrohlich mit den Stäbchen in Richtung des jüngeren Kaiba, doch dieser ließ sich davon überhaupt nicht beeindrucken. Stattdessen blickte er Anzu an und setzte das süßeste Lächeln auf, was er hatte.
 

„Danke für das Essen, Anzu! Das riecht unglaublich lecker!“
 

„Gern geschehen, Mokuba. Aber du solltest dich auch bei Ryou bedanken. Er hat mir sehr geholfen.“ Ein warmes Lächeln zierte die Lippen der jungen Tänzerin, die sich über den Lob freute.
 

Ryou stellte den letzten Servierteller ab und richtete sich auf. „Ach, das habe ich gern gemacht, Anzu. Ich liebe es zu kochen.“
 

„Eine versteckte Leidenschaft?“, vermutete Hiroto, der gerade einen Bissen Ramen heruntergeschluckt hatte. Die beiden waren wirklich gut, das schmeckte fantastisch.
 

„Das könnte man so sehen, ja.“ Ryou reichte Yugi das Tablett, der dieses und Anzus wieder in die Küche bringen wollte. „Aber ich kann bei weitem nicht alles kochen. Die Mochi musste Anzu zum Beispiel alleine vorbereiten. Darin bin ich leider nicht so gut. Sie werden mir immer zu hart oder haben zu wenig Füllung.“
 

„Mit etwas Übung wird es klappen. Du lernst schnell, Ryou.“ Anzu nahm endlich Platz und konnte sich jetzt eine Portion von ihrem Lieblingsessen gönnen.
 

„Solange man Spaß hat, lernt man alles schnell, egal wie schwer es ist“, meinte Yami mit einem Schmunzeln auf den Lippen, bevor er vom Essen probierte. „Mhmm, da stimme ich, Mokuba zu, es ist lecker. Gut gemacht ihr zwei.“
 

Plötzlich klingelte es an der Tür. Mokuba schaute auf seine Armbanduhr und sein Gesicht hellte sich auf.
 

„Das müsste Seto sein!“
 

Der Pharao legte die Schüssel zurück auf den Tisch. „Ich werde nachsehen.“
 

Yugi nickte ihm dankbar zu, da er selbst damit beschäftigt war den anderen Limonade einzuschenken, die er aus der Küche gebracht hatte, und somit die Eingangstür nicht aufmachen konnte. Zumal, wenn es wirklich der Firmenchef war, würde es sicher besser sein, wenn sein Partner ihn empfing als er.
 

Über den schmalen Flur gelangte Yami auch in den Eingangsbereich. Tatsächlich, als er aufmachte, stand Kaiba in der Tür, geschäftlich gekleidet mit einem weißen Anzug mit schwarzem Hemd und hellblauer Krawatte. Nur eins passte nicht im ganzen Bild: er hatte eine schwarze Sporttasche in seiner rechten Hand, in der Yami Wechselkleidung vermutete.
 

„Du hättest dich wirklich nicht so sehr für uns herausputzen müssen. So offiziell ist dieses Treffen nicht.“
 

Seto schnaubte amüsiert, während ein leichtes Grinsen seine Lippen umspielte. Er trat ein, ohne auf eine extra Einladung zu warten und schloss die Tür hinter sich, bevor er die Hand an Yamis Wange legte und sich den lang ersehnten Kuss holte.

Yami legte den Arm um seinen Freund und zog ihn seinerseits näher an sich heran, so dass er die einnehmende Wärme spürte, die der junge Firmenchef ausstrahlte. Er hatte Seto sehr vermisst und wie der Kuss ihm offenbarte, war er nicht alleine mit diesen Gefühlen. Diese drängende Leidenschaft, die versuchte ihn komplett einzunehmen und ihm den Atem zu rauben, war Ausdruck von der tiefen Sehnsucht, die seinen Freund so unruhig machte. Sehen konnte man davon kaum etwas, aber umso mehr konnte sie Yami fühlen.
 

Sie lösten sich nach wenigen Atemzügen langsam, beinahe vorsichtig von einander und schauten sich schweigsam an. Es war einer dieser Momente, wo Worte überflüssig waren und ein tiefer Blick ausreichte, um auszudrücken, wie sie empfanden. Sie hatten einander wieder und das… das war genug.
 

Yamis Blick glitt wieder über den edlen Anzug und der Gedanke, dass Seto sich beeilt hatte, um von der Firma zu ihm zu kommen, trieb ein sanftes Lächeln auf seine Lippen. „Komm! Die anderen warten schon auf uns und du müsstest dich umziehen.“
 

„Hm, sie werden uns schon nicht eingehen. Der Kindergarten ist groß genug, um auf sich selbst aufzupassen.“
 

Der Pharao schnaubte amüsiert, ohne die Aussage seines Lovers zu kommentieren. Zusammen gingen sie auf sein Schlafzimmer hoch, wo Seto seine Sporttasche beim Kleiderschrank abstellte und daraus seine gewöhnliche Alltagskleidung holte. Yami lehnte sich an die Kommode neben der Tür, verschränkte locker die Arme vor sich und beobachtete ihn beim Umziehen.
 

„Wie lief das Meeting?“, erkundigte er sich, während er den heißen Anblick vom Hintern seines Freundes genoss. Er gab zu, dass er sich sehr darüber freute diesen Hintern heute Abend wieder in seinem Bett zu haben. Schon der Gedanke an ihre unhaltbare Leidenschaft ließ ihn diesen Augenblick, wo sie alleine und ohne Verpflichtungen sein würden, schon jetzt herbeisehnen. Bis dahin müsste er einen Weg finden sich die Wartezeit zu versüßen, wobei er sich sicher war, dass Seto das ebenfalls so haben wollte.
 

„Unterhaltsam, wie ich erwartet habe“, begann der Firmenchef, während er die weiße Hose seines Anzugs an einen Kleiderbügel, den er mitgebracht hatte, aufhängte. „Es amüsiert mich immer wieder, wie Architekten versuchen dir die Sterne vom Himmel zu holen, während sie dich überzeugen wollen wie originell, modern und eindrucksvoll ihre Idee für einen bestimmten Bau ist, bei der du dir denkst: was davon brauche ich wirklich und was davon ist wirklich praktisch. Ich weiß immer noch nicht warum die Meisten versuchen etwas Neues zu erfinden, statt kreativ alte Elemente zusammenzufügen, die bewiesen haben, dass sie effektiv und stilvoll sind.“
 

Yami kicherte. „Vermutlich, weil sie ihren Auftraggeber damit beeindrucken und sich durch ihr Design verewigen wollen.“
 

„Natürlich. Am besten verewigt man sich mit einem Dach, das beim nächsten zu starken Regen anfängt zu tropfen, oder mit einer exzentrischen Glasfassade, die sich unsagbar schlecht reinigen lässt und wo die Kosten fürs Putzen nach fünf Jahren höher sind, als das Material, was für den Aufbau verwendet worden ist.“ Seto winkte leicht ab. „Mit solchen schlechten Designentscheidungen haben Stadträte genug zu tun. Ich tue mir das nicht an. Schon lange nicht bei einem Gebäude, was als Forschungszentrum und Museum für Wissenschaft und moderne Technologie dienen soll.“
 

„Eine richtige Entscheidung. Hast du schon den passenden Architekten dafür gefunden?“
 

„Ja, hab ich. Eine hübsche junge Frau mit guter Figur und angenehmen Kurven im Alter von Mai, die sehr still ihre Kollegen betrachtet hat und es erst gewagt hatte zu reden, als ich sie dazu aufgefordert habe.“ Kaiba schlüpfte in seine schwarzen Hosen, machte sie zu und griff nach einem dunkelgrünen Hemd mit ¾ Ärmeln. „Ihre Idee war viel schlichter als die anderen und sehr sauber ausgeführt. Sie hatte jedoch an kleine, aber wichtige Details geachtet, wie die Akzente beim Zentraleingang, die Lage des Eingangs zur Tiefgarage und der Fußgängerweg um das Gebäude herum. Sie hatte größeren Wert auf Sicherheit und Bequemlichkeit gelegt, als auf pompöse Glasfassaden. Das ist ihr erstes Bauprojekt von solch großen Maßstäben, aber ich denke, sie wird es hinbekommen. Scheint auf jeden Fall fleißig zu sein, weniger zu reden und mehr zu handeln. Ich hab sie zur Hauptarchitektin gemacht und das hat ihren älteren und mehr motivierten Kollegen nicht gefallen. Aber da Kusaka der leitende Manager für den Bau ist, sollte sie keine großen Probleme haben, ihre Ideen durchzusetzen.“
 

„Ich denke kaum, dass jemand es schaffen wird Kusaka so zu beeinflussen, dass die schöne Architektin in ihrer Arbeit eingeschränkt wird. So, wie ich ihn eingeschätzt habe, als du ihn mir letzte Woche vorgestellt hast, ist er sehr unnachgiebig. Er achtet darauf, dass die Projekte der Kaiba Corp. nach deinen Vorstellungen laufen und es kaum Abweichungen vom Ziel gibt.“
 

Seto grinste. „Warum denkst du, habe ich ihn eingestellt? Er ist ein loyaler Angestellter und macht seinen Job sehr gut. Seine Führungsmethoden sind sehr effizient und seine Angestellten sind zufrieden. Das sieht man nicht oft in seinem Berufsfeld.“

Yami nickte. „Verständlich. Das macht ihn wertvoll.“
 

„Exakt.“ Seto blieb vor ihm stehen, nachdem er nun angezogen war und seine blauen Augen nahmen ihn ein. Yami schaute in das tiefe Blau und lockerte die Haltung seiner Arme, so dass sich ihre Körper näher kommen konnten.
 

Sie schwiegen.
 

Prickelnde Spannung bestimmte die momentane Stimmung zwischen ihnen, obwohl sie sich regungslos gegenüberstanden. Sie ignorierten aber die Funken und genossen nur das, was sie in diesem Moment fühlten. Sie bewahrten das Beste für den berauschenden Augenblick ihrer Einheit auf, egal ob in einem Duell oder im Bett, denn nur so war ihr Triumph umso spektakulärer und befriedigender.
 

Yami sah seine eigene Spiegelung in den blauen Saphiren. Sein Herz machte einen aufgeregten Sprung. Ein provokatives Grinsen umspielte seine Lippen. Er würde seinen starken Drachen heute wieder unterwerfen und darauf freute er sich tierisch.

Im tiefen Blau entstand plötzlich ein Sturm. Setos rechte Hand landete neben ihm auf der Kommode, während sein Körper sich leicht zu ihm herunterlehnte. Der Funkte ging über und der Pharao streckte seine Hände nach dem Firmenchef aus, fuhr geschmeidig über die Seiten und glitt mit ihnen nach hinten zum Rücken und Nacken. Besitzergreifend krallten sich seine Finger in den weichen Baumwollstoff und in den braunen Haaren, bevor er Seto zu sich herunterzwang. Ihre Lippen trafen sich hungrig zu einem tiefen und sinnlichen Kuss.
 

„Heute Abend gehörst du mir!“, raunte Seto mit einer Leidenschaft in seinem Ohr, die seinen ganzen Körper vor Aufregung kribbeln ließ.
 

Yami grinste verschmilzt und blickte ihn herausfordernd an. „Das werden wir sehen.“
 

Sie lösten sich voneinander und Kaiba schritt zurück, um seinen violetten Mantel überzuziehen, bevor er den kleinen Duftbeutel in die innere Manteltasche verschwinden ließ. Der Anblick trieb ein warmes Lächeln auf den Lippen des Pharaos, bevor er sich abwandte und das Zimmer verließ. Wenige Minuten später betraten sie das Wohnzimmer, wo ihre Freunde am Essen und Reden waren.
 

„Da seid ihr ja!“ Mokuba lehnte sich in dem großen Sessel vor und hatte bereits einen kleinen Teller mit drei Daifuku drinnen. Der Ramen war wohl aufgegessen.
 

„Ihr habt aber ziemlich lange gebraucht“, sprach sie Hiroto von der Seite an. „Wart ihr etwa am Herummachen?“
 

Jonouchi sprang fast von seinem Platz auf und zog angewidert das Gesicht. „Wah, Honda, komm nicht mit so etwas!“
 

Yami nahm ruhig auf der Couch Platz. Seto verdrehte die Augen. „Halte deinen Rüssel aus unseren privaten Angelegenheiten heraus, Honda.“
 

„Also wart ihr doch…“
 

„Seto hat sich nur umgezogen und bei mir seine Sachen abgelegt.“ Yami nahm seine Schüssel, lehnte sich zurück und überschlug locker die Beine. „Ihr habt nichts verpasst.“
 

„Und wenn, es hätte euch sowieso nicht zu interessieren.“ Kaiba nahm neben seinem Freund Platz, wobei er die Außenseite der Couch bevorzugte, so dass er die Armlehne zur Verfügung hatte. Yami wusste über diese Kleinigkeit, wodurch er jetzt mehr in der Mitte saß.

Hiroto seufzte enttäuscht auf. „Man, aus euch kann man gar nichts herauskitzeln!“
 

Mokuba begann zu kichern, während Yugi leicht den Kopf schüttelte und Ryou lächelte. Yami verkniff sich ein Schmunzeln. Ihre Freunde versuchten seit einer Weile erfolglos zu ermitteln wer in ihrer Beziehung führte und was sie privat alles machten. Er und Seto allerdings schwiegen und ignorierten diese tollpatschigen Versuche ihr Privatleben aufzudecken.
 

„Ernsthaft jetzt, Hiroto. Du kannst es übertreiben. Was sie machen, geht uns nichts an!“ Anzu schenkte Honda einen strengen Blick, bevor sie sich mit einem ruhigen und freundlichen Lächeln an den Firmenchef wandte: „Du hast Hunger, oder Kaiba? Ich hab mit Ryou Ramen gemacht und es gibt noch genug. Magst du eine Portion haben?“
 

„Den Ramen musst du unbedingt probieren, Seto! Er ist voll lecker!“, kam es begeistert von Mokuba.
 

Der Firmenchef blickte zuerst seinen Bruder, dann Yugis Freundin an. „Von mir aus. Ich probiere deinen Ramen und ich hoffe für dich, dass er gut sein wird.“
 

Anzu grinste und zwinkerte ihm frech zu. „Ich mag nicht so gut in Duellen sein wie Yami, aber kochen kann ich, also mache dich auf den leckersten Ramen der Welt gefasst!“
 

Setos Mundwinkel hoben sich leicht an, auch wenn keine Erwiderung von ihm kam. Yami liebte diese lockere Atmosphäre zwischen seinen Freunden und es freute ihn, dass Kaiba endlich ein Teil davon wurde. Seine Freunde taten ihm definitiv gut, wenn er mal nicht auf Abwehrmodus war.
 

„Wie lief dein Meeting, Kaiba?“ Ryou saß zwischen Mokuba und der Couch auf einem weichen Kissen auf dem Boden. Ihm gegenüber waren die Plätze von Yugi und Anzu, während Jonouchi und Hiroto den letzten Platz auf der Couch und dem Sofa für sich beanspruchten.
 

„Gut, wie ich es erwartet habe. Auch wenn länger als es nötig war.“ Für Seto war es immer noch merkwürdig mit Yugi und Co. Smalltalk über seine Arbeit zu führen, aber mittlerweile gehörte das zu ihren Unterhaltungen, wie zum Beispiel die Zankereien zwischen Hiroto und Jonouchi. Am Anfang hatte ihn das sehr irritiert.
 

„Mokuba hat erzählt, dass ihr ein neues Museum errichten wollt.“ Ryou blickte ihn mit vor Begeisterung glänzenden Augen an, während sein ganzes Gesicht von einem warmen Lächeln erhellt wurde. „Ein Museum für Wissenschaft und moderne Technologie, oder?“
 

Seto warf einen Seitenblick auf seinen Bruder, ehe er leicht nickte. „Korrekt. In diesem Meeting ging es über den Bau des Museums. Das Gebäude sollte in ungefähr einem Jahr fertig und zugänglich für die Öffentlichkeit sein.“
 

„Das ist großartig! So ein Museum wäre der Hammer!“ Hiroto sah nicht minderer begeistert aus als Ryou.
 

„Ich könnte euch ein paar Einladungen für die Voreröffnungsfeier schicken, wenn es so weit ist.“ Mokuba grinste über beide Ohren. „So wird man mehr sehen können, da weniger Leute dabei sein werden, als am ersten Eröffnungstag.“
 

Anzu klatschte erfreut in die Hände. „Das wäre super!“
 

„Wird es die Möglichkeit geben Experimente zu beobachten?“ Ryou schaute neugierig zu Mokuba, von dem er vermutete, dass er ihm mehr über die Organisation sagen konnte.
 

„Ja, die wird es geben“, bestätigte der Jüngere der beiden Kaiba Brüder mit einem eifrigen Nicken. „Es wird extra Räumlichkeiten dafür geben. Besucher müssten das in der Führung extra beantragen.“
 

„Ich hoffe in der Einladung zur Voreröffnung wird das drin sein. Sonst lohnt es sich gar nicht.“
 

Mokuba grinste breit. „Das wird es geben, keine Sorge Honda.“
 

„Plant nicht so weit heraus. Noch steht das Gebäude nicht“, warnte sie der Firmenchef, doch das hinderte die Clique nicht daran weitere Spekulationen aufzustellen und sich über das Projekt zu freuen.
 

„Scheinbar werden deine Warnungen ignoriert.“ Yamis amüsierte Stimme ließ Seto zu ihm herüberblicken. „Sie sehen dein Projekt bereits als realisiert.“
 

„Viel Sinn gibt es aber nicht in diesem Moment darüber zu sprechen. Bis zur Eröffnung kann sich einiges ändern.“
 

„Ja, aber du bist bekannt dafür, dass du hältst, was du versprichst. Sie wissen das. Lass dich von ihrer Motivation und positiver Einstellung treiben. Ich bin mir sicher, dass du wissen wirst, wie du die Kraft und Energie davon verwenden kannst.“
 

Seto erwiderte darauf nichts. Er sah ihn mit einer Mischung aus Skepsis und Vorsicht an, ehe er zur Gruppe blicke. Yami lächelte vor sich hin, als er den nachdenklichen Ausdruck auf dem Gesicht seines Freundes sah. Mit Sicherheit würde der andere dahinter kommen, worauf er eigentlich mit der Aussage hinauswollte. Seit einer Weile schon versuchte er ihm zu zeigen, wie wichtig die Freundschaft war, die ihm von Yugi und den anderen angeboten wurde. Sie machte einen stärker und gab dem, was man tat, einen Sinn. Das einzige, was man dafür machen musste, war zu vertrauen. Einfach war das nicht, wenn man in kritischen Momenten verraten wurde, aber der Pharao wusste, dass Seto das konnte. Seto vertraute ihm bereits und der Schritt den anderen auch zu vertrauen war klein. Er musste ihn einfach nur gehen.
 

Sie unterhielten sich eine Weile länger über unterschiedliche Sachen, während sie die Schüsseln und Teller mit dem Essen leerten. Sie einigten sich den Filmmarathon mit einem Superheldenfilm fortzusetzen. Yugi und Anzu räumten auf, ehe sie sich an die rechte Seite des Tisches auf dem Boden hinsetzten. Mokuba blieb in seinem Sessel sitzen, während Hiroto zu Ryou meinte, er würde gern mit ihm Plätze tauschen, da er so näher an den Getränken war, die vor der Couch auf dem Tisch standen. Jonouchi blieb ebenfalls wo er war und beobachtete, wie Kaiba ruhig die langen Beine überschlug und den linken Arm auf die Rücklehne der Couch ablegte, wogegen sich Yami nun lehnte. Der Pharao kopierte die Haltung der Beine vom Firmenchef eins zu eins und legte ruhig die Hände ab, ohne sich zu stören, dass er nun mit dem rechten Oberarm an den Oberkörper des anderen lehnte. Dieser Anblick erschien Jonouchi immer noch seltsam. Klar, waren die beiden Rivalen nun ein Paar – auch wenn er immer noch nicht begreifen konnte, wie das möglich war – doch ihre Beziehung wirkte auf ihn sehr… nun… schlicht war wohl das richtige Wort. Bei normalen Paaren konnte man Zeuge von den Gefühlen werden, die sie für einander empfanden: sie waren sich nah, berührten einander, tauschten Zärtlichkeiten aus und widmeten einander sehr viel Zeit und Aufmerksamkeit. Bei Kaiba und Yami sah das aber nicht unbedingt so aus. Sie waren sich oftmals nah, das konnte Katsuya nicht abstreiten, doch dieser intime Körperkontakt fehlte. Nicht, dass er erpicht war ihnen dabei zuzusehen, wie sie sich küssten oder Händchen hielten, aber die beiden taten keines von beidem. Sie sprachen zu einander auch nicht anders als sonst. Der einzige Unterschied bemerkte man, wenn der Pharao den Firmenchef beim Vornamen nannte, doch selbst das war eine Seltenheit. Man konnte schwer sagen, ob sie sich mit Absicht zurückhielten oder es einfach so zwischen ihnen lief.
 

Katsuya fragte sich bereits, ob Kaiba eigentlich in der Lage war solch Gefühle wie Zärtlichkeit und Zuneigung zu zeigen. Er wirkte immer so kalt und leblos wie die Antarktis und war sehr zurückhaltend, was Emotionen anging, die sich von Ärger und Arroganz unterschieden. Man bemerkte immer seine brüderliche Sorge um Mokuba, aber mehr auch nicht. Sich vorzustellen, dass dieser Kerl anders sein konnte als das, war schwierig. Wie man dann mit ihm mehr teilen wollen würde, konnte Katsuya auch nicht begreifen.
 

Yami, im Vergleich zu Kaiba, zeigte mehr von seinen Emotionen, doch selbst er ließ nur ein Teil dieser an die Oberfläche kommen. Jonouchi hatte oftmals Probleme gehabt hinter dem mystischen Schein seiner Persönlichkeit zu blicken im Versuch zu verstehen, wie der andere dachte. Der Pharao ließ ihn nicht weit kommen, so dass ihm nichts anderes übrig blieb, als ihm zu vertrauen, dass er die richtige Wahl traf. Vertrauen tat ihm Jonouchi auch, sehr sogar. Doch er konnte nicht mehr zu seiner Person sagen, als seine Freunde. Er konnte nicht einmal sagen, was Yami dazu getrieben hatte so einen Schritt mit Kaiba zu wagen und das gerade mit Kaiba. Wie hatte er eigentlich den Eisklotz so zum Auftauen gebracht? Er hatte vieles gesehen, was Yami geschafft hatte, doch hier wurde er einfach vor einer vollendeten Tatsache gestellt. Die beiden waren ein Paar. Was aber genau geschehen war, wusste keiner und weder der Pharao, noch der Firmenchef verloren wirklich ein Wort darüber. Das Ganze war ein Mysterium an sich, was sich nicht erklären ließ.
 

Katsuya grummelte leise und wandte sich dem Fernseher zu, um festzustellen, dass er einen großen Teil vom Anfang des Films verpasst hatte. Dabei hatte er diesen Film nicht gesehen und wollte das nachholen, doch stattdessen machte er sich Gedanken über seinen Freund und seinen Erzrivalen. Nicht, dass Kaiba es gerade wert war, sich Gedanken über ihn zu machen. Katsuya seufzte und versuchte wieder in die spannende Superheldengeschichte wieder reinzukommen. Der Versuch scheiterte, da keine zwei Minuten später die Türklingel erklang. Yugi hielt den Film an, bevor er aufstand, um nachzusehen, wer es war. Jonouchis Augen weiten sich, als nach ein paar Augenblicken sein bester Freund mit einer gewissen hübschen Blondine ins Wohnzimmer zurückkam.
 

„Mai!“, rief er mit den anderen aus und sprang aus dem Sessel. Sein Herz machte aufgeregte Hüpfer und das Gefühl von unbändiger Freude trieb ein sanftes Lächeln auf seinen Lippen. Mai sah mit dem kurzen schwarzen enganliegenden Rock und dem bauchfreien bordeauxroten Oberteil unter der kurzen schwarzen Sportjacke wie immer gut aus. Sie schritt elegant und selbstbewusst in den Raum hinein, als würde ihr die Welt gehören. Ja, so kannte er seine hübsche Furie.
 

„Lange nicht mehr gesehen, Mai!“, kam es von Ryou, der sich ebenfalls von seinem Platz erhoben hatte.
 

„Ah, Ryou. Du bist also auch hier?“ Mai hatte nicht wirklich mit dem Weißhaarigen gerechnet, da dieser nicht immer mit der Gruppe unterwegs war. Der Anblick von Kaiba und Yami nebeneinander sitzend überraschte sie hingegen überhaupt nicht. Mittlerweile hatte sie sich daran gewohnt sie zusammen in der Kaiba Corp. zu sehen, auch wenn eindeutig nicht in solch intimer Manier. Ihr Blick wanderte weiter und blieb auf Jonouchi stehen.
 

„Komm, setz dich zu uns!“, forderte Anzu ihre Freundin mit einem warmen Lächeln auf. „In der Küche gibt es noch eine letzte Portion Ramen. Magst du welche haben?“
 

Mai blinzelte für einen Moment und schaute zur jungen Tänzerin. „Uhm, danke.“
 

„Ich hole noch ein paar Sitzkissen.“ Yugi verließ mit Anzu das Wohnzimmer und Mais Blick wanderte kurz unsicher umher.
 

„Du kannst dich hier auf den Sessel hinsetzen“, wurde ihr plötzlich von Jonouchi angeboten.
 

Sie blickte ihn überrascht an, bevor sie ihr Gesicht gespielt empört verzog. „Ach, jetzt auf einmal weißt du wie man eine Dame behandelt!“
 

„Welche Dame? Ich sehe hier nur eine alte Tante.“
 

„Was?! Jonouchi!“, rief Mai richtig empört aus und baute sich bedrohlich vor ihm auf, während sie ihn böse anfunkelte. „Wie redest du wieder mit mir!“
 

Katsuya grinste breit, legte die Hände auf Mais Schultern, ehe er sie auf den Sessel drückte, der sich praktisch zwei Schritte hinter ihr befand. „Chill, Mai, alles gut! Setz dich hin wie eine schöne Dame unter Freunden und ich schenke dir eine Limonade ein. Sie ist selbstgemacht und schmeckt toll!“
 

Mai blinzelte und blickte dem blonden Wüstling verwirrt nach, während sie feststellen musste, dass ihr Ärger auf einmal verraucht war. Da war etwas in seinen starken Augen, was sie einnahm und ihr das Gefühl gab wohlbehütet Zuhause zu sein. Sie fühlte, wie ihr warm ums Herz wurde.
 

„Es ist schön, dass du es geschafft hast, heute zu uns zu stoßen, Mai.“ Yamis tiefe und gütige Stimme ließ sie zu ihm herüberblicken. Seine Mundwinkel wurden von einem Schmunzeln umspielt. „Wir freuen uns dich wieder bei uns zu haben.“
 

Sie erwiderte die Geste. „Danke, Yami.“
 

Augenblicke später hielt sie die letzte Portion Ramen, die Anzu für sie aufgewärmt hatte, in der Hand und hatte ein Glas Limonade vor sich auf dem niedrigen Wohnzimmertisch stehen, während die ganze Clique wieder ihre Plätze eingenommen hatte und den DVD-Player anmachte. Sie spulten sogar die 20 Minuten, die sie verpasst hatte, zurück, damit sie von Anfang an mitgucken konnte. Superheldenfilme waren nie ihr Ding gewesen, da sie immer gleich und eintönig für sie waren, doch sie beschwerte sich nicht. Sie lehnte sich in den Sessel zurück und nahm sich einen Happen vom Ramen, der Anzu gut gelungen war. Ihr Blick fiel für einen Moment auf Katsuya, der in unmittelbarer Nähe auf dem Boden auf einem Sitzkissen saß und den Film gebannt verfolgte. Sie musste sich innerlich gestehen, dass sie seine chaotische und emotionale Art vermisst hatte. In der Zeit, wo sie alleine unterwegs gewesen war, hatte sie oft an ihn gedacht. Jonouchi benahm sich oft kindlich und ging einem mit seiner Art ab und an tierisch auf den Geist, aber ihn zeichnete mehr aus, als man zuerst sah. Er war nicht reich und mächtig wie Kaiba und kein stolzer und gerechter Held wie Yami, aber er hatte ein Herz aus Gold, das sie so nahm, wie sie war, und ihr in ihren schwierigsten Momenten beistand. Jonouchi war immer da und hatte sie niemals aufgegeben, was sie erst verstanden hatte, als sie ihn an das Siegel des Orichalcos verlor. Sie wollte etwas zerstören, was ihr ganzes Leben ausmachte, und das kostete ihr am Ende ihre Seele. Der Pharao hatte später alle Seelen zurückgeholt, doch Mai brauchte Zeit, um zu verstehen, was sie falsch gemacht hatte und wohin sie gehen wollte. Sie lief davon, um sich zu ordnen und Antworten zu finden. Nun, da sie die Antworten hatte, war es an der Zeit alles wieder gut zu machen.
 

Damit wollte sie heute noch anfangen…



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Jien
2020-03-31T10:03:59+00:00 31.03.2020 12:03
Wieder mal ein sehr schönes Kapitel! Es ist immer wieder schön, Kaiba mit seiner leicht gestelzten Art in eine "Kindergarten"-Aktivität zu werfen und schauen was passiert :D

(mich als olle Polarshipperin freut natürlich auch der kleine Cliffhanger^^)

Bleib gesund!
Antwort von:  Nepatan
08.04.2020 13:06
Vielen Dank :3 Es freut mich sehr, dass dir das Kapitel gefallen hat ^.^
Ich gestehe, ich habe meinen Spaß ihn in Kindergarten-Aktivitäten zu werfen 8D Der stellt sich einfach zu sehr an xd

Ich hoffe, das neue Kapitel wird dir auch gefallen (*Polarshipping Fähnchen schwenkt* ja, ich mag das Paar auch sehr, auch wenn ich mich erst jetzt richtig daran wage)

Du auch! :3


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