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Liebe auf den ersten Biss!

von

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Shizuka Sato!

"Ich bin trotzdem mit dem Ende nicht zufrieden" schrieb ein Mädchen mit kurzen, weinrötlichen Haaren, welche sie sich kürzlich gefärbt hatte, in einem Fenster auf ihren Laptop. Eine Antwort kam sofort und das Mädchen stöhnte genervt auf. Ihr Name lautete Jessica, wirkte noch sehr jung für ihr eigentliches Alter, was man manchmal sehr deutlich sehen konnte. Auch so wirkte das rothaarige Mädchen noch sehr jung, was wohl an ihrem Aussehen lag, auch wenn sie sich persönlich nicht leiden konnte. Nein, dass hatte sie noch nie getan, denn eigentlich hasste sie ihr Dasein.
 

Warum? Wohin sie auch ging, alle Aufmerksamkeit lag immer auf ihr und das nicht mal im positiven Sinne. Nein, die Menschen verachteten sie, hassten sie für ihr Aussehen, warum auch immer. Es gab Tage, an denen sie sich wünschte, in eine andere Welt leben zu können, aber genauso wusste Jessica, dass es nun mal nicht ging, dass es nur Wunschdenken ihrerseits war und sie sich dem harten Leben hier stellen musste.
 

"Jetzt reg dich doch nicht so auf, Jessy. Wir können nur hoffen, dass es eine dritte Staffel von Vampire Knight gibt, mehr aber auch nicht". Toll, damit konnte sich Jessica einfach nicht zufrieden geben. Wirklich dumm, dass sie nicht selbst bestimmen konnte, wie die Geschichte verlaufen sollte, denn dann wäre einiges anders ausgegangen, ganz sicher. "Ja, ich habe verstanden... Ich geh nun Off, Jule. Wir lesen uns morgen, okay?". Eine Antwort kam sehr schnell, in Form einer kurzen Verabschiedung.
 

Seufzend schaltete Jessica ihren Laptop aus und stellte diesen zurück auf den Tisch. Einen kurzen Blick auf der Uhr sagte ihr, dass es schon weit nach Mitternacht war. Nun, wenigstens stand das Wochenende an, also müsse sie sich morgen Früh nicht aus dem Bett quälen. Gähnend stand sie auf, entledigte sich ihrer Kleidung und zog sich ihr Nachthemd an. Müde trottete sie ins Bad, putzte sich schnell ihre Zähne und ging dann langsam ins Bett. Wenigstens ließ man sie in ihren Träumen in Ruhe. Ja, in ihren Träumen war sie immer glücklich und fühlte sich geborgen. Nur, was war, wenn man nicht am nächsten Morgen in seinem Bett erwachte?
 

Kälte umhüllte das rothaarige Mädchen und ließ sie frösteln. Warum war es denn auf einmal so verdammt kalt? Ihre Heizung im Schlafzimmer war doch an, oder etwa nicht? Müde öffnete sie ihre blauen Augen, schloss diese jedoch sofort wieder, da die Helligkeit sie blendete. Jessica blinzelte einige Male, öffnete dann nochmals ihre Augen, nur um festzustellen, dass sie auf einer Wiese lag. Auf einer Wiese? Was ging denn hier vor? Hatte sie sich denn gestern Abend nicht ins Bett gelegt? Vielleicht träumte sie auch nur? Ja, das musste es sein.
 

Langsam stützte sie sich vom Boden ab, streckte sich ausgiebig, nur um sofort wieder ihre Arme um ihren Körper zu legen. Zwar schien die Sonne hell und schenkte ihr ein wenig Wärme, aber dennoch war es zu kalt. Langsam sah sie sich um, stutzte plötzlich, als sie violettes Haar erblickte. Ihre rechte Hand hebend, nahm sie einige Strähnen zwischen ihren Fingern und wunderte sich noch mehr, als sie ihre Haare befühlte. Das konnte doch gar nicht sein, oder? Seitwann hatte sie so lange Haare und vor allem in dieser Farbe? "Ich träume" murmelte sie leise, stand auf und betrachtete ihren Körper. Gut, dieser schien sich nicht verändert zu haben, oder? Hoffentlich.
 

"Wo bin ich hier?" murmelte sie wieder, sah sich um und erblickte ein großes Tor, hinter welches einige Gebäude befanden. Jessica konnte sich nicht helfen, aber irgendwie hatte sie das Gefühl, als würde sie diesen Ort hier kennen. Nur, woher? Das war doch Irrsinn, dachte sie sich und schüttelte verwirrt ihren Kopf. Der Wind umspielte ihren fast nackten Körper ein weiteres Mal, nur um sie erneut frösteln zu lassen. Es war zu kalt, um hier draußen nachzudenken. Würde sie eben durch dieses Tor gehen und die Besitzer befragen, wo sie sich hier befand.
 

Es war ihr unangenehm mit nackten Füßen über den steinernen Boden zu laufen, aber ihr blieb wohl keine andere Wahl. Noch immer leicht fröstelnd, durchschritt sie das große Tor und betrat das große Gelände, auf dessen sich einige Jugendliche tummelten. Diese Kleidung. Warum kamen ihr so viele Dinge bekannt vor? Rasch schüttelte sie erneut ihren Kopf, da Jessica das Gefühl hatte wahnsinnig zu werden.
 

"Entschuldigung... Wo finde ich den Besitzer dieses Anwesens?" sprach Jessica einen Jungen an, welcher erst erstaunt zu ihr sah. Kein Wunder, wenn man hier mit einem Nachthemd und nichts weiter rumlief, dachte sich die Langhaarige und wartete geduldig auf eine Antwort. "Ähm... Du meinst bestimmt den Direktor unserer Schule, oder? Siehst du dort das Gebäude? Das ist das Haupthaus und dort müsstest du ihn antreffen". Das Mädchen mit den blauen Augen nickte dankend und setzte langsam ihren Weg fort. Haupthaus? Wo hatte sie diesen Begriff schon mal gehört? Und nicht nur das. Es schien sich hier um eine Schule zu handeln, oder? Ja, jedenfalls hatte es dieser Junge gesagt.
 

Einige Stufen überwand sie, blieb dann vor der hölzernen Tür stehen und suchte nach einer Klingel. Jedoch fand sie keine und versuchte es auf die normale Weise. Ein wenig Angst verspürte sie schon, da sie bereits eine Ahnung hatte, wo sie sich hier befand, aber sie wagte es nicht, diese laut auszusprechen. Einige Male klopfte Jessica an die Tür, fühlte sich noch angespannter, als ohnehin schon und wartete geduldig, dass ihr jemand die Tür öffnete.
 

Ein Klacken ließ sie aufsehen, ehe sich ihre Augen vor Schreck weiteten. Dieser Mann. Er kam ihr so bekannt vor. "Oh, wie läufst du denn rum? Moment, du bist aber keine Schülerin meiner Schule, oder?" meldete sich der Mann mit den blonden Haaren, welche er zum Zopf gebunden hatte, zu Wort. Auf dessen Nase trug er eine moderne Brille und aus dieser wurde Jessica verwundert angestarrt.
 

Um Jessica herum drehte sich alles und immer wieder schlichen sich neue Gedanken in ihrem Gedächtnis ein. Unfähig, um auf die Frage des Mannes zu antworten, glitt ihr Blick zu Boden, auf welchen sie sank. Verdammt, sie wusste nicht, was hier lief, wusste nicht, warum sie hier war und wusste nicht, ob das alles hier nur ein Traum ihres Wunschdenkens war.
 

"Hey, geht es dir nicht gut? Zero, komm mal her und bring eine Decke mit". Unkontrolliert zitterte Jessica am ganzen Leib, schloss ihre Augen und versuchte sich wieder zu beruhigen. Nein, das hier war nicht die Realität, redete sie sich immer wieder ein, versuchte es zumindest und dennoch kamen die Erkenntnisse wie ein Blitzschlag.
 

Ein weiterer, jedoch viel jüngerer Mann gesellte zu ihr, legte ihr eine Decke über und sah zum Blonden. "Wer ist das?" erklang eine sanfte, jedoch auf fragende Stimme, welche Jessica aufblicken ließ. Unglauben und Verwirrung konnte man in ihren Augen lesen, genauso wie die Angst, welche sich unaufhaltsam in ihre Glieder fraß. Nein, das konnte alles nicht sein. Alles nur ein Traum, dachte sie erneut, erhob ihre Hände und hielt sich ihre Ohren zu, schloss gleichzeitig ihre Augen, in der Hoffnung, gleich zu erwachen.
 

"Ich weiß es nicht. Ich glaube, sie steht unter Schock. Trag sie rein und bring sie auf eines der Gästezimmer, Zero. Ich mache inzwischen Tee und dann sehen wir weiter". Der Silberhaarige nickte dem zu, sah dem Direktor noch nach, wie dieser wieder in den Gang einbog und hinter der nächsten Ecke verschwand. Dann wandte sich Zero wieder an das Mädchen, ging in die Hocke und besah sie sich. Ja, der Direktor hatte Recht. Sie schien unter Schock zu stehen, denn sie zitterte am ganzen Leib, während sie Augen und Ohren mit ihren Händen zuhielt.
 

Sanft legte er seine Hand auf ihre rechte Schulter, um somit ihre Aufmerksamkeit zu bekommen. Nur langsam nahm Jessica ihre Hände runter, sah jedoch weiterhin zu Boden, da sich ein Kloß in ihrem Hals bildete. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Warum? Nur diese eine Frage beherrschte ihre Sinne. "Komm, ich bringe dich rein" ertönte eine dunkle Stimme und ehe sich Jessica versah, befand sie sich in den Armen des Silberhaarigen. Nur kurz blickte sie zu ihm auf, betrachtete kurz seine Augen, welche musternd auf sie gerichtet waren, ehe sie wieder ihren Blick abwandte. Warum nur?
 

Zero dachte ebenfalls nach, ging wieder rein und stupste mit dem Fuß die Türe an, um diese zu schließen. Daraufhin lief er langsam den Gang hinab, bog nach Rechts ein, ehe er stehenblieb und mit den Ellenbogen eine Türe öffnete. Ein sauberes Gästezimmer kam zum Vorschein und Jessica sah sich um, das erste Mal. Eine Kommode stand gegenüber vom Bett, welches sehr groß wirkte. Einige Bilder beschmückten die Wände, welche in warmen Farben gehalten waren. Neben dem Nachttisch konnte sie eine Türe sehen, ließ sie vermuten, dass sich dahinter das Bad befand.
 

Der Silberhaarige setzte das Mädchen auf dem Bett ab, griff nach einem Stuhl und setzte sich ebenfalls. Er wusste nicht, ob es klug war, dieses Mädchen nun allein zu lassen. Sie sah so verstört aus und wirkte irgendwie verschreckt. Ob ihr vielleicht etwas passiert war? Zero überlegte, ob er ihr diesbezüglich nicht einige Fragen stellen sollte, doch am Ende entschied er sich dagegen. Nein, vielleicht sollte sich das Mädchen erstmal beruhigen, denn so, wie sie nun ihre Beine umklammerte, schien sie große Angst zu haben.
 

Schritte ließen Zero aufschrecken und zur Seite sehen, ehe er den Direktor erblickte. "Und? Hat sie schon etwas gesagt?". Zero schüttelte den Kopf, da er keine Frage gestellt hatte und das Mädchen so auch nichts gesagt hatte. Sie wirkte wirklich apathisch und verängstigt, dass es einem fast schon Leid tun könnte.
 

Direktor Kurosu stellte den fertigen Tee auf den Nachttisch ab, nahm eine Tasse zur Hand und gab diese Zero. Streng wurde der Silberhaarige angesehen, was darauf schließen konnte, dass er wohl die Tasse an das Mädchen weiterreichen sollte. Er seufzte. Kaien konnte manchmal wirklich nerven, aber er tat ihm den Gefallen, da er sich natürlich auch fragte, was mit dem Mädchen nicht stimmte.
 

Er erhob sich und setzte sich an den Bettrand und hielt ihr den Tee unter die Nase. Jessica hob ihren Blick, besah sich einige Zeit die Tasse, welche der Silberhaarige ihr hinhielt, ehe sie ihre rechte Hand ausstreckte und die Tasse entgegen nahm. Ein leises "Danke" verließ ihre Lippen, ehe sie an den Tee roch und einen Schluck von dieser warmen Flüssigkeit zu sich nahm. Zero nickte leicht, sah weiterhin den nachdenklichen Blick des Mädchens zu, ehe er sich an den Direktor wandte.
 

"Wir sollten ihr vielleicht Zeit geben". Kaien nickte dem zu, denn er sah nun selbst, wie verstört das Mädchen doch wirkte. Schließlich seufzte er und besah sich nochmals die Kleidung, welche die Langhaarige anhatte. "Pass ein bisschen auf sie auf, Zero. Ich werde kurz in die Stadt gehen und ihr Kleidung kaufen. Sie scheint sonst nichts bei sich zu haben". Wieder nickte Zero dem zu, sah dabei zu, wie der Direktor das Gästezimmer wieder verließ und die Türe hinter sich schloss.
 

Zero sah erneut in die blauen Augen, welche noch immer nachdenklich wirkten. Seltsam, außer einem leisen 'Danke' hatte die Langhaarige noch keinen Ton von sich gegeben. Ob sie nicht gern sprach? Nein, das glaubte er nicht, denn er konnte noch immer diese Angst in ihren klaren blauen Augen erkennen. "Möchtest du reden?" fragte er leise, riss somit Jessica aus ihre Gedanken, welche sich nur noch um ihren jetzigen Aufenthalt drehten. Was hatte er gesagt? Sie hatte ihn nicht verstanden.
 

"Was hast du gesagt?". "Ich fragte, ob du reden möchtest" erklang erneut diese sanfte Stimme und dennoch konnte Jessica erkennen, dass der Silberhaarige ein wenig genervt zu sein schien. Ob es ihn zuwider war, sich nun um sie zu kümmern? Warum stimmte sie dieser Gedanke traurig? Ohne es zu wollen, senkte sie ihren Blick wieder, schloss für einige Zeit ihre Augen, ehe sie erneut zu ihm aufblickte. Reden? Was sollte sie denn dann sagen?
 

"Ich weiß nicht... Ich weiß nicht, was ich sagen soll?". Ihre Stimme klang brüchig und auch, wenn sie ihr Gesicht auf ihren Knien zu verstecken versuchte, so erahnte Zero, dass sie wohlmöglich kurz vor einem Heulkrampf stand. Nochmals erhob er seine Hand, legte diese jedoch nun auf ihren Kopf ab und strich sanft über das violette Haar. Sie waren sehr weich, musste er feststellen, verdrängte diesen Gedanken jedoch rasch wieder, als sie ihren Kopf erneut hob.
 

"Wie wäre es, wenn du mir erstmal deinen Namen verrätst?". Es wäre immerhin ein Anfang, so fand Zero und zog seine Hand zurück. Einige Minuten herrschte Stille und Jessica wusste nicht, ob das eine so gute Idee wäre, wenn sie ihren Namen sagen würde. Jedoch, als sie den fragenden Blick von Zero sah, wusste sie, dass er eine Antwort haben wollte. "Shizuka Sato" antwortete sie leise. Ja, wenigstens war ihr ein Name eingefallen. Vielleicht würde sie irgendwann die Wahrheit sagen können, aber nicht jetzt. Nicht jetzt, wo sie nicht wusste, was mit ihr passieren würde.
 

"Und du?" setzte sie nach, da sie natürlich wusste, wer da vor ihr saß, aber sie konnte ihn schlecht einfach so mit seinen Namen ansprechen. Dann würden nur unangenehme Fragen auftauchen, auf die sie im Moment nicht antworten mochte. Zero legte ein kaum merkliches Lächeln auf, da Shizuka nun doch endlich bereit war, mit ihm wenigstens zu reden. "Zero Kiryuu" antwortete er ebenfalls sehr knapp, setzte aber direkt seine nächste Frage nach. "Wieso warst du im Nachthemd unterwegs?".
 

"Mist... Was soll ich denn sagen? Ich kann doch schlecht sagen, dass ich mich gestern Abend ins Bett gelegt habe und heute Morgen hier aufgewacht bin, oder?". Shizuka wusste es nicht, dachte erneut nach, aber sie fand einfach keine Erklärung. Vielleicht sollte sie wirklich die Wahrheit sagen? Ja, es wäre besser und später, wenn sie genügend Vertrauen hatte, dann könne sie alles sagen. Jetzt jedoch noch nicht. "Ich weiß auch nicht. Gestern Abend bin ich ins Bett gegangen und heute Morgen hier in der Umgebung aufgewacht. Auf einer Wiese, nicht weit von der Schule entfernt".
 

Zero war schon ein wenig überfragt, wie so etwas passieren konnte, aber er bemerkte auch, dass das Mädchen etwas verheimlichte. Sie war zu angespannt und er konnte ihre Angst förmlich riechen und ergreifen. "Ich sollte sie nicht so bedrängen. Vielleicht erzählt sie mir irgendwann die ganze Wahrheit. Bis dahin sollte ich sie im Auge behalten".
 

Shizuka rückte ein Stück zurück, da sie diesen durchdringenden Blicken entkommen wollte. Doch bevor sie etwas sagen, oder Zero etwas tun konnte, ging die Zimmertüre auf und Kaien betrat den Raum erneut. In der Hand eine Tasche haltend, übergab er diese an Zero, welcher nur kurz einen Blick darin warf. "Ich habe dir Kleidung gekauft, Kleine. Ich hoffe, sie passt dir". Shizuka nickte dem zu, erhob sich vom Bett und nahm die Tasche entgegen. Mit dieser verschwand sie im Bad, um sich umzuziehen.
 

Während sie ihr Nachthemd über den Kopf zog, warf sie einen Blick in den Spiegel, welcher an der Wand angebracht war. Ihr fielen fast die Augen raus, als sie sich betrachtete. Das konnte doch unmöglich sie sein, oder? In ihrer Welt sah sie so hässlich, nach ihrer Meinung nach, aus und hier? Warum hatte sich ihr Aussehen so stark verändert? Sie verstand die Welt nicht mehr, kramte geistesabwesend in der Tasche herum und zog ein weißes Kleid hervor.
 

Fertig angezogen betrachtete sie sich im Spiegel, nur um festzustellen, dass sie wirklich hübsch aussah. Zufrieden mit ihrem neuem Ich, öffnete sie die Türe und betrat das Gästezimmer wieder. Zero und Direktor Kurosu verstummten, als Shizuka das Zimmer betrat und verlegen zu Boden blickte. "Schön, das Kleid steht dir hervorragend, Shizuka. Zero hat mir gerade alles erklärt und ich bin der Meinung, dass du für eine Weile bei uns bleiben solltest". Shizuka nickte leicht, während sie einen flüchtigen Blick zu Zero warf. Was der Silberhaarige wohl gerade dachte?
 

"Gut, dann komm mit in mein Büro. Du wirst in die Day Class gehen, okay? Wenn du willst, in die Klasse, in der auch Zero geht, wenn dir das lieber ist". Wieder nickte Shizuka seicht und folgte dem Direktor, der sich gerade total freute. Warum er sich freute, wusste sie nicht, aber es konnte ihr auch egal sein. Nun, wenigstens hatte sie eine Bleibe, auch wenn dies hieß, dass sie zur Schule musste. Nochmals sah sie zu Zero, blieb stehen und sah ihn bittend an. Und er schien zu verstehen, denn er folgte ihr den Gang hinab, als sie weiterging.
 

Im Büro angekommen, erblickte Shizuka den Direktor beim Schreibtisch, welcher wohl nach irgendwelchen Unterlagen suchte. "Wo ist es denn? Ach da". Er zog ein Formular hervor, auf welche einige Fragen standen und übergab dieses Shizuka. "Füll ihn aus und was du nicht weißt, lässt du einfach offen" meinte Kaien liebevoll und bot Shizuka den Stuhl vor dem Schreibtisch an. Zero blieb stehen und ließ Shizuka nicht aus den Augen. Sie wirkte nun nicht mehr so angespannt, wie noch vor einigen Minuten. Nun, wenigstens etwas.
 

Fertig ausgefüllt übergab Shizuka das Formular an den Direktor, welcher es flüchtig überflog. "Schön... Hör zu, du wirst erstmal hier im Hauptgebäude wohnen, da wir momentan kein Zimmer im Mädchenwohnheim frei haben. Ich hoffe, es stört dich nicht. Zero wohnt auch hier, also wenn du Fragen hast, wende dich an ihn, oder mich". Erneut nickte Shizuka, denn sie wusste wirklich nicht, was sie sagen sollte. Man nahm sie einfach auf, ohne irgendwelche Fragen zu stellen. Jedoch wusste sie auch, dass man sie erstmal beobachten würde. Ja, sie spürte Zero's bohrenden Blick in ihrem Rücken und wusste demnach auch, dass dieser sie wahrscheinlich beobachten würde.
 

"Zero wird dir gleich das Gelände zeigen und nun... Willkommen auf der Kurosu Academy". Wieder freute sich Kaien wie ein kleines Kind und Shizuka seufzte leise, als sie den blonden Mann vor sich betrachtete. Zero seufzte ebenfalls ergeben, wandte sich um und öffnete die Tür. "Komm, Shizuka" brachte er nur leise über die Lippen, ehe er das Büro verließ. Innerlich freute sich Shizuka schon sehr, dass sie nun hier war und war ebenfalls gespannt, wie sich ihr Aufenthalt hier wohl entwickelte. Rasch folgte sie Zero, welcher am Ende des Ganges bereits auf sie wartete. Nun denn, auf ins Abenteuer, wohin es auch führte, dachte sich Shizuka und auf ihren Lippen bildete sich ein kleines Lächeln.

Erster Streit!

"Und hier siehst du das Mädchenwohnheim" erklärte der Silberhaarige, während er in die gemeinte Richtung zeigte, in welcher ein Gebäude stand, über dessen große Tür eine Sonne hing. Shizuka nickte wieder einmal, denn das tat sie schon die ganze Zeit. Was sollte sie denn auch sagen? Sie kannte das alles doch schon, aber es war trotzdem nett, dass Zero ihr die Gegend zeigte, auch wenn er angenervt wirkte. "Dort drüben ist das Wohnheim der Night Class. Gehe niemals ohne Erlaubnis dorthin, hast du verstanden?".
 

"Warum? Ist es dort gefährlich, oder warum darf ich dort nicht hin? Und warum brauche ich eine Erlaubnis?". Zero's Augenbrauen zogen sich tief ins Gesicht, während er einen genervten Seufzer ausstieß. "Befolge einfach meinen Anweisungen und stelle keine Fragen, die ich dir eh nicht beantworten werde". Natürlich wusste Shizuka, warum sie dort nicht hindurfte, aber sie hatte gehofft, dass Zero ihr eine plausible Erklärung gab. Dem war jedoch nicht so und so zog sie es vor, diesbezüglich keine weiteren Fragen mehr zu stellen.
 

"Ein Geheimnis, wie? Verstehe...". Die Langhaarige grinste frech, während sie ihre Hände hinter ihrem Kopf verschränkte. Zero seufzte ein weiteres Mal tief, ehe er seine Hände in den Hosentaschen vergrub. "Nun kennst du unser Schulgelände, Shizuka. Eines noch. Ab 18 Uhr ist Ausgangssperre, also halte dich an diese Regel. Sehe ich dich außerhalb unserer Ausgangssperre auf dem Gelände, werde ich dies unverzüglich dem Direktor melden". Wie streng der Silberhaarige auf einmal klang. Drohte Zero ihr tatsächlich gerade, oder bildete sie sich das nur ein? Nun, sie konnte ihn aber verstehen, was die Ausgangssperre anging und würde es vorziehen, sich abends in ihrem Gästezimmer aufzuhalten.
 

"Hast du noch irgendwelche Fragen?" murrte Zero und sah Shizuka abschätzend an. Mit einem Kopfschütteln verneinte die Langhaarige, sah zum Silberhaarigen auf, dessen Blick ihr langsam auf den Keks ging. Okay, Zero war ihr gegenüber misstrauisch, aber musste er ihr das so offensichtlich zeigen?
 

"Warum starrst du mich so komisch an? Stimmt etwas nicht?". Es schien so, als habe Shizuka den Silberhaarigen aus seinen Gedanken gerissen, denn plötzlich wandte er seinen Blick ab und lief Richtung Haupthaus zurück. "Was ist denn, Zero? Hab ich was Falsches gesagt?" setzte Shizuka nach, rannte ihm hinterher, bis sie ihn eingeholt hatte. Antworten tat er ihr nicht, sondern warf nur einen kurzen Blick zur Langhaarigen rüber, welche noch immer ein fragendes Gesicht zog.
 

"Krieg ich vielleicht auch eine Antwort?" murrte Shizuka, ergriff seinen Ärmel und blieb stehen. Zwangsweise blieb auch er stehen, seufzte wieder einmal, ehe er erneut zur Langhaarigen blickte. "Dein Schweigen hat mir besser gefallen". Shizuka ließ seinen Ärmel los, boxte ihn leicht in die Seite und lief dann wütend weiter. "Mistkerl... Sag doch einfach, dass ich dich nerve" zischte sie leise, ballte ihre Hände zu Fäusten, da sie sich so etwas nicht gefallen lassen musste.
 

Zero war schon ein wenig überrascht, wie Shizuka nun reagierte und irgendwie erinnerte ihn dieses Verhalten an seine Jugendfreundin, welche schon lange nicht mehr bei ihm war. "Yuuki... Geht es dir gut?" murmelte er leise, sah zum Himmel auf, während ihm einige Erinnerungen in den Sinn kamen. Es war schon ein halbes Jahr vergangen, seitdem Yuuki mit Kaname die Schule verlassen hatte und seither hatte er sie nicht mehr gesehen. Ob es ihr wirklich gut ging, oder machte er sich umsonst Tag für Tag Sorgen?
 

Shizuka war bereits beim Haupthaus angekommen und blickte erneut zum Silberhaarigen, welcher wohl in Gedanken zu sein schien. Ob sie mit ihrer Beleidigung übertrieben hatte? Nein. Er hatte offensichtlich gesagt, dass sie nervte, also musste er auch mit ihrer patzigen Antwort klarkommen. Sollte er doch da stehen bleiben und in den Himmel schauen, so lange er wollte. War ihr nun auch egal. So betrat sie das Haupthaus, bog in den nächsten Gang ein und erschreckte sich fast zu tode.
 

"Ah, Shizuka... Hat dir Zero alles gezeigt?". Noch immer klopfte Shizuka's Herz in einen schnellen Takt, während sie den Direktor vor sich musterte. Lediglich ein Nicken brachte sie zustande, während sich ihr Puls langsam wieder beruhigte. "Schön, dann folge mir. Ich habe Abendessen gemacht und du darfst natürlich mit uns essen. Ähm... Wo ist Zero eigentlich?".
 

"Von mir aus kann er da bleiben, wo der Pfeffer wächst" gab Shizuka patzig zurück, drehte ihren Kopf demonstrativ zur Seite, da es ihr wirklich egal war, wo sich dieser Schnösel herumtrieb. War sie denn wirklich so nervig? Sie hatte doch nur ein paar Fragen gestellt, weiter nichts. Okay, sie wusste, dass Zero nicht gerade der geselligste Typ war und meistens mürrisch erschien, aber das war doch kein Grund, ihr zu sagen, dass sie nervte, oder?
 

"Habt ihr euch gestritten?" wollte Kaien wissen und legte den Kopf schief. Gar nicht gut, so dachte er und erhoffte sich eine Antwort von seiner neuen Schülerin. "Nicht direkt" erklang es hinter Shizuka und der Direktor blickte zu Zero rüber, welcher einen genervten Eindruck machte. "Was ist passiert?" fragte Kaien nochmals nach, doch diesmal war es nicht Zero, der eine Antwort gab, sondern Shizuka und das nicht gerade leise.
 

"Er meinte, ich würde ihn nerven". Zero bedachte sie mit einen sonderbaren Blick, ehe er mit den Schultern zuckte. Dieses Mädchen nervte nicht direkt. Sie stellte lediglich zu viele Fragen, seiner Ansicht nach. Das sie nervte, hatte er nicht gesagt, aber scheinbar hatte es die Langhaarige so aufgefasst. Irgendwie genauso, wie Yuuki es gern früher getan hatte. Ja, Yuuki hatte meist ein Drama aus allem gemacht und Zero erinnerte sich, wie oft er sich hatte bei ihr entschuldigen müssen. Und meist, er erinnerte sich genau, war auch er an ihren Auseinandersetzungen schuld gewesen.
 

Kaien wusste nicht, was er dazu hätte sagen sollen. Irgendwie kam ihm diese Situation bekannt vor, aber ihm wollte nicht einfallen, woher. So, wie Shizuka gerade dreinblickte, konnte man meinen, sie sei wirklich wütend, während Zero sie mit einen undeutbaren Blick bedachte. Nun, Kaien hoffte, dass sich ihr Streit, oder wie man es bezeichnen mochte, wieder legte.
 

"Folgt mir, sonst wird das Essen kalt" grinste der Direktor und wandte sich um. Besser war es nun, die Sache auf sich beruhen zu lassen. Shizuka folgte dem Direktor langsam, während sie Schritte hinter sich vernehmen konnte. Scheinbar aß Zero auch mit, oder? Super, wirklich, dachte sie. Warum regte sie sich eigentlich noch so auf? Sie kannte ihn, klar, aber er sie nicht. Er wusste nicht, dass er indirekt ihre Gefühle angekratzt hatte.
 

Bei einer Tür hielt der Direktor an, öffnete diese und betrat das dahinterliegende Zimmer. Shizuka folgte ihm langsam, sah sich um und erkannte das Zimmer wieder. Es erinnerte an ein Esszimmer, während aus einer Tür, welche zu ihrer Rechten lag, ein leckerer Geruch zu vernehmen war. Ja, sie erinnerte sich. Hier war das Esszimmer und die Küche, in welche Yuuki, der Direktor und Zero sich oftmals aufhielten.
 

"Setzt euch" sprach Kaien und deutete auf einen Tisch, auf welchen schon Geschirr und Besteck platziert worden waren. Zero zögerte nicht und setzte sich auf einen freien Stuhl, während Shizuka sich nochmals umsah. Es war ihr alles so bekannt und dennoch irgendwie fremd. Dann, als sie Zero's Blick auf sich spürte, setzte sie sich ebenfalls an den Tisch, jedoch ihm gegenüber. Sie sah ihn mit einen wütenden Blick an, da sie noch immer sauer wegen seiner Äußerung war.
 

"Meine Aussage war nicht böse gemeint, Shizuka" seufzte Zero nach einer Weile, da er diesen bösartigen Blick nicht länger ertragen mochte. Zwar wollte er sich nicht entschuldigen, aber Kaien würde es wollen, wie immer. Ja, der Direktor mochte ungern Streit und nur deswegen würde er ihm diesen Gefallen tun und sich bei der Langhaarigen entschuldigen.
 

"Klar... Erzähl das einem anderen, aber nicht mir". Trotzig verschränkte Shizuka ihre Arme vor der Brust und sah ihn noch immer wütend an. Natürlich glaubte sie ihn nicht, denn er entschuldigte sich ungern, auch wenn er wusste, dass er einen Fehler gemacht hatte. Nur bei Yuuki hatte er seine Entschuldigungen immer Ernst gemeint, aber sie war nicht Yuuki und eben deshalb glaubte sie ihm kein Wort.
 

"Du erinnerst mich an meine Jugendfreundin, weißt du das eigentlich? Sie hat sich auch immer so verhalten, mich angeschrien und sehr oft geweint, wenn ich ihre Gefühle verletzt habe". Shizuka ließ ihre Arme sinken und starrte Zero nun verwundert an. Eine Jugendfreundin? Damit meinte er doch Yuuki, oder? Wo war diese eigentlich? Oder war Yuuki schon lange nicht mehr da?
 

"Tu ich das?". Zero nickte leicht, während er wieder kurz in Erinnerungen schwelgte. "Erzählst du Shizuka etwa von Yuuki? Ach ja... Irgendwie ist es ohne sie hier sehr einsam geworden, oder?" meldete sich Kaien zu Wort und stellte einen großen Topf auf den Tisch. Shizuka beugte sich vor, schmatzte unbewusst, da sie sich freute, so etwas Leckeres zu bekommen.
 

Zero schwieg, nahm den Schöpflöffel zur Hand und sah zu Shizuka, welche noch immer in den Topf starrte. "Vom Starren wirst du sicherlich nicht satt" bemerkte er, riss somit die Langhaarige aus ihre Gedanken, während sie errötete. Wie peinlich ihr das nun war, vermochte sie nicht zu beschreiben, aber Zero hatte mit seiner Aussage recht. Auffordernd schöpfte Zero etwas gebratenen Reis mit Gemüse und Fleisch auf den Schöpflöffel und hielt es Shizuka hin. Diese erhob ihren Teller, nickte zum Dank einmal und stellte den Teller wieder vor sich hin.
 

"Lasst es euch schmecken, Kinder" bemerkte Kaien und begann zu essen. Shizuka probierte, nicht ohne an dem Essen zu schnuppern. Eine seltsame Angewohnheit, aber das tat sie meist, wenn sie nicht wusste, was ihr vorgesetzt wurde. Aus dem Augenwinkel heraus, sah sie zu Zero, welcher seine Portion langsam zu sich nahm. Eine Frage keimte in ihr auf, aber sie konnte diese nicht stellen. Vielleicht wussten es Zero und Kaien auch nicht? Warum konnten Vampire normale Speisen zu sich nehmen? Sie erinnerte sich, dass auch dieser Hanabusa Aidou hier einst gegessen hatte, obwohl er doch eigentlich ein Vampir war, oder? Seltsam, wirklich seltsam, so dachte Shizuka, während sie ihren Teller leerte.
 

"Ach ja... Ich habe dir deine Schuluniform aufs Zimmer gebracht, Shizuka. Der Unterricht beginnt um 8.00 Uhr morgen Früh und Zero kann dir gleich noch sagen, welche Fächer du regelmäßig besuchen wirst" erwähnte der Direktor nebenher, während er genüsslich seine Portion vertilgte. Shizuka nickte dem zu, sah wieder kurz zum Silberhaarigen, welcher nun ebenfalls nickte. Seltsam. Sie konnte ihm nun nicht mehr böse sein, nachdem er diese Äußerung von sich gegeben hatte. Vielleicht fiel ihm sein Verhalten manchmal auch gar nicht auf? Konnte sein, aber wer wusste das schon genau?
 

Einige Minuten später erhob sich der Direktor, wie auch Zero und räumten den Tisch ab. "Kann ich bei etwas Helfen?" wollte die Langhaarige wissen, stand nun ebenfalls auf, wurde jedoch direkt wieder auf ihren Platz zurückgedrückt. "Nein, musst du nicht. Bleib einfach sitzen und warte, bis ich fertig bin". Shizuka nickte wieder nur, sah auf die Tischplatte und wartete geduldig. Warum hatte sie nicht helfen dürfen? Vielleicht besprachen sich Zero und Kaien? Mit Sicherheit. Sie war neu hier und Zero berichtete bestimmt, wie sie sich gab und ob eine Gefahr von ihr ausging.
 

Wenige Minuten später schreckte Shizuka aus ihren trübseligen Gedanken, da sie eine Hand auf ihrer Schulter spürte. Sofort sah sie in silbrig-violette Augen, welche sie besorgt musterten. "Stimmt etwas nicht?" wollte Zero wissen, erhob sich wieder und sah auf Shizuka hinab, welche seicht den Kopf schüttelte. "Ich war nur in Gedanken" sprach sie leise, während sie sich erhob. Stumm folgte sie Zero aus dem Zimmer, winkte dem Direktor noch zu und wünschte diesem eine gute Nacht.
 

Lange liefen die Langhaarige und Zero nicht und Shizuka stellte fest, dass ihr Zimmer neben Zero's lag. Gut, wenn sie wirklich Fragen hatte, dann würde sie es nicht so weit haben. Zero öffnete die Zimmertür und trat ein, dicht gefolgt von Shizuka, welche sich kurz im Zimmer umsah. Auch dieses kam ihr sehr bekannt vor, musste sie feststellen, blickte zum Silberhaarigen, welcher in einer Tasche herumkramte.
 

"Hier" meinte er und hielt ihr einen Zettel hin. Rasch überflog Shizuka die Fächer, verzog manchmal ihr Gesicht, da einige Fächer nicht ihren Wünschen entsprachen. Zum Beispiel hasste sie die Mathematik, denn in diesem Fach war sie schon immer schlecht gewesen. Was ihr nicht logisch erschien, konnte sie auch nicht verstehen.
 

Zero musterte die Mimiken, die Shizuka hin und wieder zog und schloss daraus, dass ihr wohl einige Fächer nicht gefielen. Das Leben war leider kein Wunschkonzert, so dachte er sich, setzte sich aufs Bett und ließ erneut seinen Blick zu der Langhaarigen schweifen. "Wir haben aber lange Unterricht" murrte Shizuka leise, sah empört zum Silberhaarigen rüber, auf dessen Lippen sich ein kleines Lächeln legte. "Was hast du erwartet? Wir sind hier nicht in einer Grundschule".
 

Das wusste Shizuka selbst, auch ohne, dass es Zero ihr sagen musste. Und dennoch. Er lächelte leicht und schien ihre Art wohl doch nicht so nervig zu finden, wie zu Anfang gedacht. Ohnehin, so dachte sie, Zero lächelte eigentlich sehr selten und dieser Moment war so einer, oder? Auch auf ihren Lippen erschien ein kleines Lächeln, ehe sie nochmals auf den Stundenplan blickte.
 

"Nimm den Stundenplan mit in dein Zimmer. Ich muss nun meine Runde drehen". Verwundert blickte Shizuka wieder auf, als sich Zero erhob und sie regelrecht aus seinen Zimmer drängte. "Runde drehen?" fragte sie verwundert, obwohl sie wusste, was er eigentlich meinte. Ob er die ganze Nacht Wache halten würde? Das war doch Irrsinn, oder nicht? Kaname und Yuuki schienen wirklich nicht mehr hier zu sein, jedenfalls hatte es sich vorhin so angehört, als Kaien über Yuuki gesprochen hatte.
 

"Ich bin Vertrauensschüler und muss nun meinen Pflichten nachgehen. Heißt, ich werde nachsehen, ob sich wirklich jeder an die Ausgangssperre hält". Shizuka nickte leicht, wollte noch etwas sagen, doch da wurde ihr die Tür schon vor die Nase zugedrückt. "Ähm..." entwich es ihr und erneut keimte Wut in ihr auf. Wieso hatte er sie nun aus dem Zimmer gedrängt, als würde es um Leben und Tod gehen? Den Typen musste einer verstehen, sie tat es jedenfalls nicht.
 

Wütend stapfte sie eine Tür weiter, riss die Türe auf und knallte diese hinter sich zu. "Mistkerl" murrte sie leise, legte den Stundenplan auf ihren Nachttisch ab und beäugte ihre Uniform, welche auf dem Bett lag. Ab Morgen würde sie eine Schülerin dieser Schule sein. Seltsam, ein wenig Aufregung machte sich nun doch in ihr breit, obwohl sie die Schule früher immer gehasst hatte.
 

Ein Zimmer weiter lehnte Zero an seiner Zimmertüre und versuchte krampfhaft den Vampir in sich zu beruhigen. Verflucht, es war lange her, seitdem er diesen Blutdurst verspürt hatte. Warum also jetzt? Wegen Shizuka? Nein, das konnte doch nicht sein, oder? Seufzend sah er zur Zimmerdecke, schloss seine Augen und atmete langsam tief durch. Er durfte seine Fassung auf keinen Fall verlieren, sonst würde sein Meister ihn ein weiteres Mal wegsperren.
 

Nach längerer Zeit beruhigte sich sein schneller Puls wieder und auch diese Sehnsucht nach frischem Blut ließ nach. Auch seine Augenfarbe war wieder normal und jeglicher Blutdurst war aus seinem Körper gewichen. Erneut ließ er ein Seufzen verlauten, stieß sich von der Zimmertüre ab und zog die Schublade seines Nachttisches auf. Er griff nach seiner Waffe, auf welcher der Name 'Bloody Rose' eingraviert war und steckte sich diese ein.

Gut, würde er nun seine Runde drehen und dann ins Bett gehen. Hoffentlich kamen ihm keine Vorfälle dazwischen, denn seit einiger Zeit war es auf dem Gelände immer sehr ruhig zugegangen. Mit diesem Wissen verließ er sein Zimmer, lief den Gang hinab und verließ das Haupthaus.
 

Shizuka hatte sich bereits umgezogen und lag in ihrem Bett. Sie war müde, aber sie konnte einfach nicht schlafen. Der Grund? Nun, sie fühlte sich hier fremd und da ihr alles so neu erschien, hörte sie jedes Knacken, auch wenn es noch so leise erklang. Sie zog die Decke fester an ihren Körper, drehte sich auf die andere Seite und warf einen kurzen Blick auf ihren Wecker, welchen Kaien wohl für sie hingestellt hatte. "Schon weit nach Mitternacht und ich kann einfach nicht schlafen" murmelte sie, schloss ihre Augen und versuchte es erneut.
 

Nach einer weiteren Stunde öffnete sie ihre Augen, setzte sich im Bett auf und starrte aus dem Fenster. Es war so dunkel draußen und hin und wieder konnte man eine Eule hören, welche wohl gerade auf Jagd war. Wie unheimlich es hier alleine doch war, vermochte sie kaum in Worte zu fassen. Eigentlich hatte sie vor nichts Angst, aber sie war hier, mit dem Wissen, dass es hier Vampire gab. Was war denn, wenn einer durchs Fenster reinkam, oder wenn sie schlief, einer sich Zutritt durch die Tür verschaffte, nur um ihr Blut auszusaugen? Bei diesen Gedanken machte sich eine Gänsehaut auf ihren Armen breit, weswegen sie sich schüttelte. Nein, sie durfte nicht so denken, denn ein Zimmer weiter lag doch Zero, oder? Obwohl, dieser war auch ein Vampir und könnte jeder Zeit die Kontrolle über sich verlieren.
 

Ein Knacken erschreckte sie, ließ sie zum Fenster sehen, ehe sie sich wieder zu beruhigen versuchte. Nur ein Ast, welcher ans Fenster peitschte. Verdammt, wenn sie doch nur einen Zimmergenossen hätte, nur leider waren alle Betten im Mädchenwohnheim belegt, hatte Kaien gemeint. Sie seufzte. Was sollte sie tun? Hier sitzen bleiben und bis zum Morgen warten? Nein, das wollte sie nicht, weswegen sie ihre Beine aus dem Bett schwang und langsam aufstand.
 

Leise verließ sie ihr Zimmer, hielt ihr Kissen fest umschlossen in ihren Armen und sah sich auf dem dunklen Flur um. Ein weiteres Knacken ließ sie aufschrecken, ließ sie schneller zur weiteren Tür laufen, ehe sie erschrocken zu Boden sank. Was war das gewesen? Hatte sie gerade jemand berührt, oder hatte sie bereits Paranoia? Sie war doch nicht verrückt, oder doch?
 

Leise klopfte sie an die Türe hinter sich, klopfte ein weiteres Mal, hastiger, als eigentlich gewollt, ehe die Türe geöffnet wurde. Zuerst dachte der Silberhaarige, er hätte sich dieses Klopfen nur eingebildet, doch als es hastiger geklopft hatte, war er erschrocken aus dem Bett gesprungen und hatte die Türe geöffnet, in seiner Hand seine Waffe haltend. Nun sah er verwundert auf den Boden, auf welchen Shizuka hockte, fest ihr Kissen umklammert und am ganzen Leibe zitternd.
 

Schließlich hockte er sich zu ihr runter, legte sanft seine Hand auf ihre Schulter, ehe er erschrocken angesehen wurde. Doch ihre Erschrockenheit schien der Erleichterung zu weichen und ein zartes Lächeln erschien auf ihren Lippen. "Wieso bist du nicht in deinem Zimmer?" wollte Zero wissen, bemerkte jedoch schnell, wie sich ihr Blick wieder in Angst umwandelte. "Ich kann nicht schlafen. Bei jeden Knacken krieg ich Panikattacken... Ich weiß auch nicht, warum, aber... Ich hab Angst".
 

Zero nickte leicht, sah in sein Zimmer, zur Uhr und wieder zu der Langhaarigen zurück. "Willst du bei mir im Bett schlafen? Ich schlafe dann auf der Couch". Erst überlegte Shizuka, doch dann nickte sie ihm zu, auch wenn sie nicht wollte, dass er auf der Couch schlief. Es war doch sein Bett, oder nicht? Die Couch reichte ihr vollkommen, auch wenn sie sich neben einen warmen Körper wohler fühlen würde, aber das konnte sie ihm schlecht sagen.
 

Sachte wurde sie vom Boden gehoben, ins Zimmer getragen und aufs Bett gelegt. "Hast du öfter Panikattacken?" wollte Zero wissen, denn er konnte sich darauf einfach keinen Reim machen. Shizuka schüttelte schnell den Kopf, da sie in ihrer Welt so etwas nicht hatte. Nein, es war einfach die Situation, in welcher sie sich nun mal befand. Wer wusste denn schon, wo der nächste Vampir lauerte und sich an ihrem Blut bereichern mochte?
 

"Versuch nun zu schlafen. Falls was ist, ich liege nur ein paar Meter von dir entfernt". Diese Worte klangen so lieb, musste Shizuka sich eingestehen, ließ sich von Zero zudecken, ehe dieser sich auf die Couch legte. Sie beobachtete ihn eine ganze Weile, ehe ihr nach ein paar Minuten dann doch die Augen zufielen und in einen ihrer schönen Träume fiel.
 

"Nein... Das bin ich nicht...". Zero wusste nicht, wie lange er nun schon hier saß und den flehenden Worten Shizuka's zuhörte. Einige Male hatte er an ihr gerüttelt, aber sie schien tief und fest zu schlafen und dazu noch in einem Albtraum gefangen zu sein. Zugegeben, sie tat ihm schon ein wenig Leid, aber leider konnte er nichts weiter tun, als abzuwarten.
 

"Bitte... Ich will das nicht... Glaub mir...". Mit einem Mal saß die Langhaarige im Bett, atmete hastig und sah sich genauso hastig um. Als sie Zero erblickte, fiel ihr wahrlich ein Stein vom Herzen. "Ein Traum" murmelte sie leise, wischte sich über ihre Stirn, welche ein wenig feucht war. Verdammt, sie hatte solche Angst gehabt. Angst, vor sich selbst und vor allem vor dem, was sie geträumt hatte.
 

"Alles in Ordnung?" fragte Zero leise, bekam die sofortige Aufmerksamkeit seiner Zimmergenossin, welche leicht nickte. Nun wo sie wach war, war natürlich alles in Ordnung, aber dieser Traum, was hatte er zu bedeuten? Nein, sie wollte nicht länger darüber nachdenken, schüttelte hastig ihren Kopf und ließ sich ins Kissen zurückfallen. Ein Blick zur Uhr sagte ihr, dass es bald morgen sein würde, weswegen sie erneut ihre Augen schloss.
 

"Schlaf noch ein bisschen" meinte der Silberhaarige, bedachte Shizuka nochmals mit einen besorgten Blick, ehe er sich vom Bettrand erhob, um sich ebenfalls hinzulegen. Eine Hand an seiner ließ ihn innehalten, sah erneut zum Bett und zu Shizuka, welche einen flehenden Blick aufgesetzt hatte. "Können wir nicht... Ich meine...". Verlegen sah Shizuka zur Seite, wagte es sich nicht, ihren Satz zu beenden, da sie nun mal nicht wusste, was Zero davon halten würde.
 

Der Silberhaarige lief einige Schritte zurück, setzte sich erneut aufs Bett und sah zur Langhaarigen, welche verlegen zur Seite blickte. Natürlich hatte er ihre Bitte verstanden, auch wenn sie es nicht ausgesprochen hatte. Nun, ob er das durfte, war wohl nun eher die Frage. Nicht umsonst gab es Jungen und Mädchenwohnheime, um solche Situationen zu vermeiden. Wenn Kaien das sehen würde, dann gäbe es sicherlich Ärger.
 

"Einverstanden, aber... Lass mich kurz los" erklärte er leise, worauf seine Hand losgelassen wurde und er ein weiteres Mal aufstand, nun aber zur Tür ging und diese verriegelte. Leise lief er zum Bett zurück, hob die Bettdecke an und legte sich zu Shizuka, welche ruhig liegenblieb und wartete. "Danke..." hauchte sie leise, drehte sich auf die Seite und sah in sein Gesicht, welches zu ihr gewandt war.
 

"Keine Ursache, aber lass dir das nicht zur Gewohnheit werden". Nochmals nickte Shizuka seicht, rutschte ein wenig näher und kuschelte sich an seine Brust. Gleich viel besser, so dachte sie sich, denn irgendwie hatte sie die Wärme eines Körpers neben sich vermisst. Sie brauchte diese Geborgenheit, diese Sicherheit, die Zero ihr nun geben konnte, auch wenn dieser sich vielleicht gerade bedrängt fühlte.
 

"Schlaf jetzt" hauchte er leise, legte nach längerem Zögern seinen Arm um sie und schloss ebenfalls seine Augen. So etwas war ihm noch nie untergekommen, musste er nun feststellen. Dieses Mädchen war anders, als die bisherigen, die er je kennengelernt hatte. Auch viel anders, als Yuuki und diese war eigentlich auch schon sehr anhänglich gewesen. Irgendwie hatte er das Gefühl, als müsse er Shizuka beschützen, nur warum? Vielleicht irrte er sich auch nur und war einfach nur übermüdet? Mochte sein, weswegen er sich nun auf seinen Schlaf konzentrierte, ehe seine Atmung flacher und langsamer wurde.

Der erste Schultag!

Helle Sonnenstrahlen kitzelten Shizuka's Nase, während sie sich auf die andere Seite legte, um weiterschlafen zu können. Als sie jedoch ihre Hand nach der Wärmequelle ausstreckte, schlug sie verwundert ihre Augen auf und sah sich im Bett um. War sie gestern Nacht nicht zu Zero gegangen? Doch, sie erinnerte sich genau, welche Angst sie gehabt hatte und wie liebevoll sich der Silberhaarige um sie gekümmert hatte. Nur, wo war dieser denn nun?
 

Sich aufrichtend und gleichzeitig streckend, fiel ihr Blick auf das Bettende, auf welchen ihre Uniform und ein kleiner Zettel lagen. Neugierig griff sie nach dem Zettel, entfaltete diesen und begann zu lesen. "Verlass unauffällig mein Zimmer. Wenn Direktor Kurosu rausbekommt, dass du in meinen Zimmer über Nacht warst, bekommen wir Theater". Mehr stand da nicht und Shizuka fragte sich, was daran denn so schlimm wäre, wenn es der Direktor herausbekommen würde.
 

Doch die Antwort fiel ihr einige Minuten später ein, als sie ihre Uniform nochmals betrachtete. Sie befanden sich hier an einer Schule, eine Art Internat, an welchen es keine gemischten Zimmer gab. Nicht umsonst gab es hier Jungen und Mädchenwohnheime, oder? Deswegen klang der Zettel auch so streng, denn Zero hatte scheinbar keine Lust auf Ärger und wenn Shizuka es sich recht überlegte, sie auch nicht.
 

Gähnend stieg sie aus dem Bett, streckte sich ein weiteres Mal und schnappte sich anschließend ihre Schuluniform. Erstmal ins Bad, sich fertig machen und dann vielleicht ein kleines Frühstück. Eigentlich war Shizuka eine Person, welche nicht gern am Morgen aß, aber wenn der Unterricht bis um 16.00 Uhr jeden Tag ging, dann würde sie sich nun morgens immer vollstopfen und sich zusätzlich etwas mitnehmen.
 

Mit ihrem Kissen und der Uniform in der Hand, öffnete sie die Tür, sah nach Links und Rechts, um sicherzugehen, dass sie auch niemand sah. Als die Luft rein war, verließ sie das Zimmer und überlegte. Wo war das Bad? Sie erinnerte sich, dass es ein großes Bad gab, aber wo es sich befand, hatte sie vergessen. Dann müsse sie wohl suchen, auch wenn sie nun keine Lust auf eine Suchaktion hatte.
 

Langsam lief sie den Gang entlang, ehe sie eine Tür erblickte, auf welches ein Bad-Schild zu sehen war. Hier schien das große Badezimmer zu sein. Endlich, denn sie wollte nicht ewig mit der morgendlichen Katzenwäsche zugange sein. Bestimmend legte sie ihre Hand auf die Klinke, drückte diese hinunter und öffnete die Tür. Warme Luft schlug ihr entgegen und für einen Moment wunderte sich Shizuka doch sehr, wie warm es hier im Bad war.
 

Als sich der Dunstnebel ein wenig lichtete und Shizuka die Türe hinter sich geschlossen hatte, erschrak sie zutiefst, als sie Zero erblickte, welcher lässig mit einem Handtuch um den Hüften bekleidet, beim Spiegel stand. "Anklopfen kennst du nicht, oder?" wollte der Silberhaarige wissen, ohne seine Tätigkeit zu unterbrechen, denn er kämmte sich gerade die Haare.
 

"Ähm... Ich könnte dich auch fragen, warum du die Tür nicht abgeschlossen hast?". Damit hatte Zero wohl nicht gerechnet, denn er drehte sich zu ihr um und sah sie abschätzend an. Wieder einmal, dachte sich Shizuka und sah wütend beiseite. Warum immer dieser Blick? Sie war keine Gefahr, oder dergleichen. Hätte sie wirklich bösartige Absichten, oder ähnliches, dann hätte sie gestern Abend schon die Möglichkeit gehabt, oder nicht?
 

"Würdest du so freundlich sein und draußen warten? Ich möchte mich anziehen" gab Zero zu verstehen, doch Shizuka sah nur wieder wütend zu ihm rüber. Sie solle draußen warten? Hatte er das gerade tatsächlich gesagt? Sie stand hier im Nachthemd, wollte sich ein wenig waschen und sich dann fertig machen und er verlangte, sie solle draußen warten? Warum brachte dieser Typ sie schon wieder zur Weißglut, obwohl er eigentlich höflich gefragt hatte?
 

"Nein, ich bleibe hier und wenn dir etwas nicht passt, dann ist das nicht mein Problem" blaffte sie, legte ihre Uniform auf den Klodeckel ab und sah nochmals zu Zero, welcher nun verwundert zu ihr sah. "Dreh dich um und wenn du auch nur einmal guckst, dann kratz ich dir die Augen aus". "Gestern Abend warst du mir lieber, wirklich" gab Zero mürrisch zurück, wandte sich um und kämmte sich weiter. Was bildete sich dieses Mädchen eigentlich ein? Ihn so anzublaffen, obwohl sie doch ins Bad gekommen war. Und nun? Er wollte sich auch noch anziehen, lag doch seine Uniform auch noch auf dem Klodeckel, welcher nun ebenfalls von Shizuka belagert wurde.
 

Schweigend zog sich Shizuka aus, sah immer wieder über ihre Schulter, um zu überprüfen, ob Zero auch wirklich keinen Blick riskierte. Warum war sie nun wieder so sauer? Er hatte ja an sich nichts Schlimmes getan, oder? Nun, Shizuka konnte sich ihre Laune selbst nicht erklären, tippte Zero mit den Ellenbogen in den Rücken, um so dessen Aufmerksamkeit zu bekommen.
 

Nur kurz sah der Silberhaarige über seine Schulter, sah jedoch sofort wieder in den Spiegel und betrachtete Shizuka dort. Er konnte sie so oder so sehen, auch wenn er nicht wollte. Wenn er sie nicht sehen wollte, müsse er schon seine Augen schließen. "Kannst du mir einen Waschlappen geben?" fragte sie ihn, worauf er eine Schublade aufzog und eines herauszog. Dieses hielt er kurz unter den Wasserhahn und gab es dann an das zickige Mädchen weiter. "Danke" war ihre knappe Antwort, ehe sie sich anfing zu waschen.
 

Zero schwieg, während er sein Handtuch beiseite legte und kurz Shizuka antippte. "Ich brauche meine Schuluniform" meinte er, wartete geduldig, ehe ihm die gewünschten Sachen angegeben wurden. Was machte er eigentlich hier? Hinter ihm stand ein halbnacktes Mädchen und er stand völlig entbößt mit dem Rücken zu ihr. Wirklich, dieses Mädchen war wahrlich anders, als all die, die er zuvor getroffen hatte.
 

"Bist du immer so?". Zero wusste nicht, wieso er nun diese Frage stellte, aber irgendwie erweckte dieses Mädchen seine Neugier. Immerhin zog sich nicht jeden Tag ein junges Mädchen mit ihm in einem Raum um, oder? Shizuka hielt inne, sah über ihre Schulter, ehe ihre Wangen sich rötlich verfärbten. Verdammt, er hatte ja gar kein Handtuch mehr um und sie hatte einen sehr guten Blick auf seinen Hintern werfen können. Hoffentlich hatte es Zero nicht bemerkt.
 

"Ähm, was meinst du?". "Ob du dich immer mit irgendwelchen Jungs im Bad umziehst? Du scheinst nämlich kein Schamgefühl zu besitzen" stellte der Silberhaarige trocken fest, während sich ein kleines Lächeln auf seinen Lippen bildete. Okay, Letzteres stimmte wohl doch nicht, denn er hatte sehr wohl gesehen, wie sie eben errötet war. Und dennoch. Ob sie ihn nun nackt von hinten gesehen hatte, oder auch nicht. Es war ihm egal. Früher hatte er oft mit Yuuki zusammen gebadet und wusste demnach auch, wie ein weiblicher Körper aussah und wie es war, von einen Mädchen beobachtet zu werden.
 

"Eigentlich nicht, aber... Ich möchte auch bald fertig werden" gab sie zu verstehen, zog sich nun endlich an und tippte erneut auf seine Schulter. "Kann ich deine Bürste haben? Ich hab ja keine". Ihr wurde die Bürste gereicht und gleich, nachdem sie die ersten Kämmversuche gestartet hatte, stieg ihre Wut wieder an. Verdammt, sie hasste lange Haare, also warum hatte sie diese hier? Lange Haare waren lästig und total schwer zu pflegen.
 

Zero zog sich gerade sein Hemd über, als er Knurrlaute hinter sich vernehmen konnte. Neugierig sah er über seine Schulter, bemerkte nun auch, dass sie bereits angezogen war und scheinbar ein neues Problem hatte. "Kann ich dir helfen?". Shizuka sah nun ebenfalls über ihre Schulter, atmete erleichtert aus, als sie sah, dass er bereits eine Shorts und ein Hemd trug. Nun, wie sollte sie ihm das Problem mit ihren Haaren erklären? Sie konnte schlecht sagen, dass sie eigentlich kurze Haare hatte, oder?
 

"Ich habe lauter Knoten in meinen Haaren und das stört mich. Sie lassen sich kaum durchkämmen" knurrte sie leise, war schon fast dabei, die Bürste unter ihrer Wut leiden zu lassen, als Zero sie mit einem Ruck umdrehte und ihr die Bürste entwendete. "Und deswegen regst du dich so auf? Du bist wirklich seltsam". Kaum hatte er diese Worte gesagt, schon fuhr er mit der Bürste durch ihre Haare, erwischte sofort einen Knoten, weswegen er ein weiteres Mal angeblafft wurde.
 

Nach längerem Bürsten waren die Knoten beseitigt und Shizuka fragte sich, wie es Zero nur gelungen war, ihre Haare zu bändigen. Sie hätte vermutlich noch Stunden hier gestanden und sich abgequält. Wie schon erwähnt, sie hasste lange Haare und wenn diese Probleme nun jeden Morgen existierten, dann waren diese schönen langen Haare bald Geschichte.
 

"War das jetzt so schlimm?" wollte Zero wissen, war schon ein wenig genervt, da Shizuka sich wegen solch einer Sache so sehr aufregte. Sie hätte eben nur einen Ton sagen müssen. Oder war sie vielleicht zu stolz? Egal, was es auch war, es konnte ihm nun wirklich egal sein und deswegen zog er sich fertig an und verließ das Bad. "Komm zum Esszimmer, wenn du fertig bist".
 

"Ich wüsste gern, was er von mir hält? So, wie ich mich aufführe, hält er mich mit Sicherheit für eine Irre, oder so" murmelte Shizuka leise, seufzte anschließend, ehe sie die Bürste beiseite legte. Einen kurzen Blick in den Spiegel werfend, besah sie sich ihre neue Kleidung. Es sah gewöhnungsbefürftig aus, aber sie würde damit klarkommen, ganz sicher.
 

Ein Magenknurren ließ sie zu ihren Bauch sehen, seufzte ein weiteres Mal und öffnete die Badtür. Ihr Nachthemd und Kissen haltend, schwengte sie kurz in ihr Zimmer ein, um die Klamotten auf ihrem Bett zu werfen, nur um ihr Zimmer wieder zu verlassen und ins Esszimmer zu gehen. Als sie die Türe zum Esszimmer öffnete, kam ihr direkt der Geruch von frischgebackenen Brötchen entgegen. Hungrig setzte sie sich sofort an den Tisch, nicht ohne den Direktor zu begrüßen, welcher ein breites Grinsen auf den Lippen trug. Warum? Das wusste man bei dem Direktor irgendwie nie.
 

"Und wie war deine erste Nacht? Hast du gut geschlafen?" wollte Kaien wissen, besah sich seine neue Schülerin genau, welche verlegen auf die Tischplatte starrte. Scheinbar war ihr irgendetwas peinlich, nur wollte dem Direktor nicht einfallen, was es denn sein könnte. Zero hatte seinen Kopf auf seine Hand gestützt und sah zum Fenster raus. Er war gespannt, was Shizuka nun sagen würde, auch wenn er seine Neugier nun nicht unbedingt zeigte.
 

"Na ja... Zuerst konnte ich nicht schlafen, aber... Irgendwann schon" stammelte die Langhaarige verlegen vor sich her. "Dank dir, Zero" setzte sie gedanklich noch hinzu und errötete leicht, während sie flüchtig zum Silberhaarigen rüberblickte. Dieser legte wieder ein kleines Lächeln auf, was eigentlich gar nicht so seine Art war. Seltsam. Seitdem die Kleine hier war, hatte er das Gefühl, er könne seit langem mal wieder unbeschwert lächeln. Warum? Was barg Shizuka nur für ein Geheimnis? Oder lag es einfach an ihrer Art?
 

"Na wenigstens scheinst du Schlaf gefunden zu haben. Dann langt zu, ihr Zwei. In einer halben Stunde beginnt die Schule". Shizuka stöhnte innerlich, während sie Zero ansehen konnte, dass auch dieser keine Lust verspürte. Moment. Hatte Zero nicht des Öfteren auch die Schule geschwänzt? Das könnte sie doch theoretisch auch tun, oder? Immerhin hatte sie schon längst einen Abschluss und war nicht scharf drauf, einen neuen zu machen. Nun, Schule war an sich auch etwas Lustiges. Man konnte den Lehrern Streiche spielen und vor sich hingammeln. Ja, irgendwie erweckte das Erinnerungen an ihre damalige Schulzeit.
 

Nachdem sie ihr Frühstück verzehrt hatten, machten sich Shizuka und Zero auf den Weg zum Unterricht. Die Langhaarige gähnte, warf einen prüfenden Blick zum Silberhaarigen, welcher ihr ebenfalls kurz die Aufmerksamkeit schenkte. "Sag mal... War dir das gestern Nacht unangenehm? Ich meine... Ich bin dir dankbar, wirklich, aber... Ich weiß nicht, wie du die Sache betrachtest?". Zero war schon erstaunt, dass Shizuka diesbezüglich noch etwas sagte, denn er hätte nichts mehr dazu gesagt. Ob es ihm unangenehm gewesen war? Nun, ein wenig vielleicht, aber er hatte sich relativ schnell daran gewöhnt und war eingeschlafen.
 

"Unangenehm ist das falsche Wort. Ungewöhnlich trifft es besser". Sofort lag Shizuka's Aufmerksamkeit wieder ganz bei Zero, welcher diese schlichte Antwort gegeben hatte. Ungewöhnlich? Nun ja, vielleicht konnte man es als solches betrachten? Shizuka wusste es nicht, blickte wieder nach vorn und blieb stehen. "Was ist?". Auch Zero blieb stehen, sah erst vor sich die Pforte, welche ins Schulgebäude führte und dann wieder zur Langhaarigen, welche zu Boden blickte.
 

"Ich habe eigentlich keine Lust auf Schule und... Ich werde ein Neuling sein und... Verstehst du?". Nicht so ganz, dachte sich der Silberhaarige, schob Shizuka bei der Schulter weiter, während er sich die nächsten Worte überlegte. "Falls was sein sollte, wende dich an mich. Denk dran, ich bin Vertrauensschüler". Kurz nachdem Zero diese Worte ausgesprochen hatte, betraten sie die Klasse und alle Aufmerksamkeit lag auf Shizuka, welche einen Schritt zurückwich, sich seitlich hinter Zero versteckte, da ihr solche Blicke nicht behagten.
 

"Unser Lehrer ist noch nicht da. Ich warte mit dir hier, wenn du das möchtest". Hastig nickte Shizuka, legte gleichzeitig ein kleines Lächeln auf, während sie sich in der Klasse ein wenig umsah. Ihr Blick fiel sofort auf Yori, die ehemals beste Freundin von Yuuki Kuran. Neben ihr war der Platz frei, was ihr nochmals bestätigte, dass die Braunhaarige schon länger kein Schüler der Kurosu Academy sein musste. Also war schon einige Zeit vergangen und Zero war allein, oder? Er tat ihr Leid, denn sie wusste, wie sehr er Yuuki doch geliebt haben musste, oder es vielleicht noch immer tat.
 

"Zero, wer ist das?" erklang eine strenge Stimme hinter Shizuka und den Angesprochenen, welcher einen Schritt zur Seite ging. "Direktor Kurosu müsste ihnen Bescheid gegeben haben, dass wir ab heute eine neue Schülerin haben, oder? Shizuka Sato lautet ihr Name". Der Lehrer nickte, besah sich das junge Mädchen genauer, ehe auf seinen Lippen ein Lächeln erschien. "Freut mich. Zero, begib dich auf deinen Platz. Shizuka, ich stelle dich kurz der Klasse vor, in Ordnung?". Wieder nickte Shizuka und war Zero dankbar, dass er das Reden für sie übernommen hatte. Doch als er Anstalten machte, sich von ihr zu entfernen, streckte sie ihre Hand nach ihm aus, sah verlegen zu Boden, da sie sich unwohl in ihrer Haut fühlte.
 

"Dich beißt hier keiner, Shizuka" wisperte Zero leise, worauf Shizuka die Augen aufriss und ihr der Traum von letzter Nacht in den Sinn kam. "Ich...". Sie verstummte wieder, während sich einige Tränen in ihren Augen bildeten. Der Lehrer war bereits zu seinem Pult gelaufen, sah nun dem Geschehen zu und rief Zero zu sich. Nach einigen leisen Worten, nickte der Silberhaarige, lief zur Langhaarigen zurück und ergriff ihre Hand. Ohne ein weiteres Wort, zog er sie mit zum Lehrer, zog sie vor sich und blickte auf sie hinab.
 

Shizuka sah noch immer zu Boden, versuchte ihre Anspannung in den Griff zu kriegen, doch es wollte ihr einfach nicht gelingen. Sie fühlte sich gedrängt, fühlte sich unbehaglich, obwohl die Mitschüler sie nur neugierig musterten. Sie hatte so viele Erfahrungen in ihrem anderen Leben gemacht und nun? Nun hatte sie ein Neues bekommen und dachte an vergangene Tage, welche meist so schmerzhaft gewesen waren.
 

"Liebe Mitschüler, darf ich euch eine neue Schülerin vorstellen? Shizuka Sato" rief der Lehrer, während die Langhaarige zusammenzuckte. Zero strich ihr sanft über die Schultern, verstärkte seinen Druck jedoch ein wenig, als sie sich noch mehr verspannte, als ohnehin schon. Was war ihr Problem? Warum tat sie sich so schwer, obwohl sie doch nur der Klasse vorgestellt wurde? Er schwor sich, er musste hinter ihren Geheimnissen kommen. Ein normaler Mensch würde sich anders verhalten, oder?
 

"Du kannst dich auf einen freien Platz setzen, Shizuka". Geistesabwesend nickte sie dem zu, während sie sich von Zero zu einen freien Platz führen ließ. Neben Yori blieb er stehen, sah diese nur kurz an, dann wieder zu Shizuka. "Kümmer dich ein bisschen um sie. Wenn es wirklich nicht mehr geht, dann setze ich mich zu euch" bat er Yuuki's ehemals beste Freundin, welche daraufhin nickte. Shizuka setzte sich nach längerer Überlegung neben Yori hin, packte einen Ordner heraus, welchen sie vorhin noch vom Direktor bekommen hatte und starrte auf die Tafel.
 

"Alles in Ordnung?" fragte das Mädchen mit den blonden Haaren leise, immer darauf bedacht, nicht vom Lehrer erwischt zu werden. Shizuka nickte erneut, sah nun zu Yori rüber, welcher aufmunternd lächelte. "Entschuldige... Ich habe gewisse Probleme, mich mit neuen Menschen anzufreunden. Liegt wohl daran, weil meine Vergangenheit düster aussieht" erklärte Shizuka leise. Es waren einfach zu viele Menschen auf einmal. Mit Zero und dem Direktor kam sie ja ohne Probleme klar, aber mit einer ganzen Klasse? Hoffentlich ging das gut.
 

"Ach so... Ich glaube, wenn man neu in einer Schule ist, dann hat man immer Probleme, nicht? Übrigens, ich heiße Yori". Freundlich streckte die Blonde ihre Hand aus, welche Shizuka dankend annahm. "Angenehm" erwiderte sie und leise kicherten die Mädchen, während der Lehrer zu ihnen aufsah und sein Machtwort erhob. Sofort verstummten sie wieder und konzentrierten sich auf den Unterricht.
 

Zero beobachtete alles von seinem Platz aus und war erleichtert, dass es Shizuka nun besser erging, als zuvor noch. Was hatte sie nur gehabt? Wieso war sie auf einmal wieder so ängstlich gewesen, wie gestern Nachmittag noch? Ob sie vielleicht ein Problem damit hatte, sich Menschen zu nähern? Konnte es sein? Nein, Zero verwarf diesen Gedanken ganz schnell wieder, denn ansonsten hätte Shizuka ihn schon längst drauf angesprochen, oder? Nun, wer wusste das schon, aber er würde sie eh im Auge behalten.
 

Einige Stunden vergingen und Shizuka hatte das Gefühl, als würde ihr Kopf rauchen. Zu lange war sie nicht mehr in der Schule gewesen und hatte vergessen, wie anstrengend es doch war, dem Unterricht zu folgen. Doch nun war endlich Pause und Shizuka konnte sich ein wenig entspannen und ihr Pausenbrot essen. Zusammen mit Zero saß sie unter einem Baum, welcher ein wenig Schatten spendete. Heute war es ein wenig wärmer, als gestern noch, aber sonderlich stören tat es nicht.
 

"Was war vorhin mit dir?" durchbrach Zero die Stille, welche eigentlich angenehm erschien. Nur ungern sprach er dieses Thema an, aber er musste endlich wissen, wieso sie so reagiert hatte. Shizuka verschluckte sich beinahe, ließ ihre Hand mit dem beschmierten Brot sinken und sah zum Himmel auf. "Früher... Ich wurde verachtet, gehasst und immerzu beschimpft. Vor dir und Direktor Kurosu hatte ich keine Angst, nicht direkt. Mein Problem war und ist immer noch ein anderes... Vielleicht finde ich irgendwann den Mut dazu, dir alles von mir zu erzählen". Mehr vermochte Shizuka nicht zu sagen, denn sie wusste einfach nicht, wie weit sie Zero ihr Vertrauen schenken konnte.
 

Zero sah noch immer in die traurigen blauen Augen der Langhaarigen, welche noch immer in den Himmel starrte. Verachtet, gehasst und beschimpft? Er konnte es sich so schwer vorstellen, denn sie wirkte nicht wie ein Mensch, den man hassen, oder gar verachten müsste. Und dennoch. Sie schien darüber nicht gern reden zu wollen und deswegen unterließ er weitere Fragen. Ja, sie hatte Recht. Vielleicht erzählte sie ihm irgendwann die ganze Wahrheit, damit er ihre Gefühle und ihr Verhalten vorhin verstehen konnte.
 

Shizuka sah wieder zum Silberhaarigen, versuchte sich an einem Lächeln, welches jedoch jämmerlich in die Hose ging. Nein, für ein ehrliches Lächeln war sie nun einfach zu aufgewühlt und deswegen senkte sie ihren Blick wieder. Eine Hand ließ sie wieder aufsehen, in die silbrig-violetten Augen, welche sie mitfühlend musterten. Shizuka ließ ihren Kopf auf seine Brust sinken, verkrallte ihre Hände in seinem Jackett und versuchte erneut zur Ruhe zu kommen.
 

"Ich bin für dich da, wann immer du mich brauchst" murmelte Zero leise, schloss das Mädchen in seine Arme, um sie wieder zu beruhigen. Er wusste selbst nicht, wieso er das nun gesagt hatte, aber er hatte das Gefühl, die richtigen Worte ausgesprochen zu haben. Sie sollte sich nicht mit etwas quälen, was sie schmerzte. Und vielleicht. Vielleicht konnte Zero somit seine eigene Seele ein wenig erleichtern? Ja, seine Existens hatte eigentlich keinen Grund mehr, doch nun? Nun war hier ein Mädchen, welches sich an ihn schmiegte und so dringend nach Hilfe suchte, obwohl er doch eigentlich misstrauisch sein müsste.
 

Das Klingeln der Schulglocke riss Zero aus seine Gedanken, während sich Shizuka von ihm löste und sich einige Tränen aus den Augen wischte. "Danke, ich...". "Keine Ursache. Lass uns zum Unterricht gehen". Langsam erhoben sie sich, gingen zurück zur Klasse und folgten dem Unterricht, soweit es ihnen noch möglich war.
 

Es wollte Zero einfach nicht gelingen, sich dem Unterricht hinzugeben, da er sich schon Sorgen um Shizuka machte. Sie hatte etwas von sich preisgegeben, was sie vermutlich niemanden anvertraut hätte. Warum beschäftigte dieses Mädchen ihn so sehr? Er kannte sie erst seit gestern Nachmittag und dennoch hatte sie es geschafft, sich in sein Gehirn zu schleichen und seine Sinne zu benebeln.
 

Shizuka achtete ebenfalls nicht auf den Unterricht, sondern schrieb einige Zeilen, welche für Zero bestimmt waren. Warum sie das tat und ob sie ihm diesen Brief überhaupt geben würde, wusste sie noch nicht. Als sie jedoch über ihre Schulter schaute, empfing sie ein kleines Lächeln, welches nur für sie bestimmt war. Warum? Warum sorgte er sich um sie, obwohl sie sich erst seit gestern kannten? Und dennoch. Sie war froh, einen Menschen gefunden zu haben, dem sie sich anvertrauen konnte. "Er ist ein Vampir" dachte sie, schüttelte ihren Kopf und legte ein Lächeln auf. Falsch, sie war dabei, sich einem Vampir anzuvertrauen.

Verfolgungsjagd bei Nacht!

Die Sonne neigte sich langsam gen Horizont und tauchte den Himmel in ein schönes Orange-Rot ein, was einen romantischen Effekt erzielte. Die Schule war seit ein paar Minuten aus und Shizuka lief erschöpft neben Zero her und steuerte das Haupthaus an. Erleichtert seufzte die Langhaarige, blickte zu Boden und dachte an den vergangenen Tag zurück. Zuviel hatte sie sich merken müssen, hatte sogar Hausaufgaben aufbekommen, die sie eh nicht machen würde, da sie erstens, keine Lust dazu hatte und zweitens, ihre Gedanken nicht bei der eigentlichen Sache sein würden.
 

Zero warf immer wieder einen fragenden Blick zu Shizuka hinab, welche hin und wieder seufzte. Seitdem Vorfall in der Pause hatten sie nicht mehr miteinander gesprochen und der Silberhaarige begann sich zu fragen, warum diese unangenehme Stille entstanden war. Außer ihren neugierigen Blicken, welche sie während des Unterrichts immer wieder miteinander ausgetauscht hatten, war nichts weiter passiert. Nein, sie waren in ihren Gedanken versunken gewesen, wie auch jetzt.
 

"Alles in Ordnung bei dir?" durchbrach Zero diese eisige Stille zwischen ihnen. Zwar mochte er die Ruhe sehr, aber irgendetwas stimmte hier doch nicht, oder? Wieso war Shizuka auf einmal so schweigsam geworden, obwohl er ihr doch gesagt hatte, dass sie immer zu ihm kommen konnte? Lag es vielleicht an seinen Worten? Nein, sicherlich nicht, denn sie hatte ihn dankbar angesehen und sogar gelächelt. Also was war nun schon wieder los?
 

"Ja, mir geht es gut... Danke" murmelte Shizuka leise, sah nicht einmal zu ihm auf, als sie ihre Antwort aussprach. Warum auch? Zu sehr war sie in Gedanken mit sich selbst und dieser Situation beschäftigt. Erst, als sie über einen Stein stolperte, wichen ihre Gedanken und ein erschrockener Laut entwich ihrer Kehle. Wie in Zeitlupe, so kam es ihr jedenfalls vor, sah sie den Boden immer näher kommen und sie dachte auch, sie würde auf den steinernen Boden aufprallen, wenn da nicht diese Hand an ihre Schulter gewesen wäre, welche ihren Sturz bremste.
 

Verwundert sah sie zu Zero auf, welcher sie in eine aufrechte Haltung zurückzog und leise seufzte. "Sei ein wenig vorsichtiger" predigte er ihr, sah sie streng an, worauf sich Shizuka's Augenbrauen anhoben. Machte er sich jetzt wirklich Sorgen um sie? Anders konnte sie sich diese Predigt auch nicht erklären, während er sie eindringlich musterte. Wieder dieser Blick, so dachte sie, sah zur Seite und gab einen mürrischen Laut von sich. Zero nervte allmählich mit seinen forschenden Blick, aber das konnte sie ihm nicht sagen, oder doch? Shizuka wusste es nicht, sah erneut in seine Richtung, da seine Hand mehr Druck auf ihrer Schulter ausübte. Verdammt, das tat Weh, dachte sie sich und verzog vor Schmerz ihr Gesicht.
 

"Zero, du tust mir Weh..." zischte sie, schloss ihre Augen, während sie die Hand an ihrer Schulter lockern wollte. Vergebens. Sie hatte das Gefühl, als würden sich Zero's Fingernägel jeden Augenblick durch ihre Schuluniform bohren. Was hatte der Silberhaarige auf einmal? Stimmte vielleicht etwas nicht? Unsicher öffnete sie ihre Augen, erschrak sofort, als sie in blutrote Augen blickte, welche immer wieder flackerten. Jetzt verstand sie, was hier passierte. Zero kämpfte mit dem Vampir in sich, nicht wahr?
 

Ein Knurrlaut entwich seiner Kehle, ehe er plötzlich losließ und sich seinen Hals hielt, an welchen ein Brandmal zu sehen war, dessen Farbe sich ebenfalls rötlich verfärbt hatte. "Geh... Geh in dein Zimmer und lass mich in Ruhe" presste er angestrengt hervor, während Shizuka einfach an Ort und Stelle blieb und unsicher zu ihm aufblickte. Sie wusste, er würde wollen, dass sie nun ging, aber ein kleiner Teil in ihr wollte, dass sie blieb und ihm half, auch wenn sie nicht genau wusste, wie.
 

"Ich sagte, du sollst gehen, Shizuka. Starr mich nicht so an, verdammt" zischte er gefährlich, schubste sie in die Richtung des Haupthauses und atmete hastig durch. Shizuka blickte über ihre Schulter, hätte am liebsten so viele Dinge gesagt, wie zum Beispiel die Wahrheit über sich und die Tatsache aufgeklärt, dass sie von seinem Geheimnis wusste, aber ob er es verstehen würde? Noch immer war diese Unsicherheit vorhanden und da Zero so sehr darauf bestand, dass sie ihn in Ruhe ließ, würde sie ihm diesen Gefallen auch tun, auch wenn ungern.
 

"Ich weiß zwar nicht, was du hast und warum du plötzlich so anders bist, aber... Wenn du mit mir reden möchtest, dann weißt du, wo du mich findest, okay?". Nach diesen Worten ließ sie Zero allein zurück, welcher den Weg verließ, nur um sich auf eine Bank zu setzen, um wieder klar bei Verstand zu kommen. Schon wieder. Wie gestern Abend, so dachte er. Dieser Blutdurst, warum verspürte er diesen, wenn Shizuka für längere Zeit in seiner Nähe war?
 

Langsam beruhigte sich sein Puls wieder und auch seine Augen nahmen wieder ihre normale Farbe an. Seufzend stützte er sich auf seinen Knien ab, faltete seine Hände und schloss seine Augen. "Ob sie den Blutdurst in meinen Augen gesehen hat?" fragte er sich insgeheim, doch schnell verwarf er diese Frage wieder. Hätte sie seinen Blutdurst wirklich gesehen, dann wäre sie sicherlich davongerannt, oder nicht? Ja, eigentlich schon, oder? Sie hatte sicherlich überhaupt keine Ahnung, was mit ihm auf einmal geschehen war und machte sich nun sicherlich Sorgen, oder? Ja, er schätze Shizuka so ein und nachdem, was sie gesagt hatte, würde sie wohl warten, bis er von selbst zu ihr käme.
 

Nur, das konnte er nicht, denn das verstöße gegen die Regeln, welche Direktor Kurosu aufgestellt hatte. Nicht umsonst gab es die Ausgangssperre um 18.00 Uhr und dazu noch eine Night Class. Es sollte einfach ein Geheimnis bleiben, dass es so etwas wie Vampire gab. Nur, was war, wenn sie irgendwann dahinter kam? Wie sollte er sich dann ihr gegenüber verhalten? Sicherlich würde sie Angst vor ihm haben, oder gar nichts mehr mit ihm zutun haben wollen. In diesen Moment verfluchte er sich einmal mehr, so zu sein, wie er nun mal war. Verfluchte sein Schicksal, in welches er einfach gezwungen wurde.
 

Shizuka saß bereits in ihrem Zimmer und dachte an das eben Geschehene zurück. Ob sich Zero sehr quälte? War es für einen Vampir eine solch große Qual, wenn man den Blutdurst nicht stillen konnte? Sie wusste, er vertrug diese Bluttabletten nicht, aber woher bezog er dann frisches Blut? Zuvor hatte er es immer von Yuuki bekommen, aber nun? Sie wusste es nicht und war umso mehr verzweifelter, als zuvor. Sie wollte Zero irgendwie helfen, wusste aber auch, dass es nun mal nicht ging.
 

Schritte ließen sie aufhorchen und rasch lief sie zur Tür und legte ihr Ohr an das massive Holz, um vielleicht etwas hören zu können. Die Schritte verstummten und Shizuka fragte sich, wer da wohl vor ihrer Tür stand. Ob Zero vielleicht zu ihr wollte? Wollte er vielleicht mit ihr reden, oder wollte er sich für sein Verhalten von eben entschuldigen? Shizuka seufzte ein weiteres Mal tief, während sie angestrengt an der Tür lauschte.
 

Zero stand tatsächlich vor der Tür und überlegte nun, was er zu ihr sagen könnte. Er wollte sie nicht belügen, aber mit der Wahrheit konnte und durfte er auch nicht rausrücken. Nur, wieso stand sie nun vor der Tür? Er spürte, wie nahe sie ihm war, dass nur die Türe zwischen ihnen stand und dass sie scheinbar wartete. Lauschte sie etwa? Hatte sie seine Schritte gehört und wollte nun wissen, was er tat?
 

"Entschuldige..." murmelte er leise, legte seine Stirn an das massive Holz und schloss erneut seine Augen. Shizuka rutschte an der Tür hinab, setzte sich mit dem Rücken zu ihr und umschlang ihre Beine. Was sollte sie sagen? Sie wusste, er hatte doch nur so reagiert, weil er ihr nichts tun wollte. Nur, dass konnte sie ihm nicht sagen. Wieso konnten sie nicht ehrlich zueinander sein? Shizuka wusste es genau, biss sich auf ihre Unterlippe, da sie ihm so sehr vertrauen wollte, es aber noch nicht konnte. Sie wollte ihm so gerne sagen, dass sie alles wusste, dass sie seine Vorgeschichte kannte und dass sie ihm helfen würde, ganz gleich, ob er es wollte, oder auch nicht.
 

"Shizuka... Ich...". Verdammt, was sollte er ihr nur als Begründung für sein Verhalten eben sagen? Ob sie ihm vertraute? Konnte er ihr trauen? Zero wusste es nicht, ballte seine rechte Hand zur Faust, da er wieder einmal wütend auf sich selbst war. Sein verfluchtes Schicksal. Da war nun ein Mädchen, welches ihn scheinbar so mochte, wie er nun mal war und er durfte sich ihr nicht nähern, weil die Gefahr zu groß war, dass sie hinter sein Geheimnis kam. Warum nur? Warum war ihm denn das Glück vergönnt, eine neue Freundschaft zu knüpfen?
 

"Es sei dir vergeben, Zero" murmelte sie ebenso leise, wie er zuvor, schloss ihre Augen und seufzte nochmals tief. Zero war nun doch ein wenig verwundert, dass sie ihm sein Verhalten einfach so vergab. Gestern und heute Morgen noch, hatte sie sich über ihn so sehr aufgeregt, doch nun? Nun vergab sie ihm einfach, als sei nie etwas gewesen. Warum? Wieso verwirrte Shizuka ihn gerade?
 

"Du fragst dich nun sicher, warum ich dir einfach so vergebe, nicht wahr?". Ein leises 'Ja' drang durch das Holz und sie konnte den verwunderten Ton aus Zero's Stimme heraushören, schien er wahrlich verwirrt zu sein, weil sie ihm einfach so vergab. Was hätte sie denn sonst tun sollen? Sie wusste doch, dass er es nicht böse gemeint hatte. "Weil..." setzte Shizuka an, doch verstummte sie auch wieder sofort. Was sollte sie nur sagen? Das sie ihm nun einfach so vergab, widersprach sich mit ihrem Verhalten von gestern Nachmittag und heute Morgen. Vermutlich war er deswegen auch so verwirrt, oder?
 

"Ich kann dir darauf keine Antwort geben, Zero. Tut mir leid, aber... Ich kann es einfach nicht". Zero legte seine Hand auf die Klinke, drückte diese sachte herunter, ehe ihm ein Gewicht entgegen kam. Die Tür ging von selbst auf und nun lag das Mädchen auf dem Boden und starrte ihn aus traurigen Augen an. Sofort hockte er sich zu ihr hinab, sah erneut in ihre blauen Augen, welche leicht glasig auf ihn wirkten. Weinte sie etwa, oder irrte er sich?
 

Shizuka setzte sich wieder auf, umschlang erneut ihre Beine und blickte zu Boden. Wie sie es auch drehte und wendete, es gab einfach keine vernünftige Antwort in ihren Augen, die sie hätte geben können. "Habe ich dich vorhin erschreckt?" kam es leise von Zero, während er seine Hände auf ihren Schultern legte. Eine unheimliche Stille breitete sich aus, welche nur von Shizuka's Seuzfern unterbrochen wurde. Zero legte nun vollends seine Arme um sie, drückte sie an seine Brust und spürte ihre Unsicherheit. Wovor hatte sie solche Angst? Etwa vor ihm?
 

"Nein... Also, nicht direkt. Wenn ich ehrlich bin, habe ich gedacht, dass ich dir helfen könnte, aber...". Wieder stockte sie, denn sie konnte und wollte einfach nicht über die Wahrheit reden. Nein, es ging nicht. Wer wusste denn schon, ob er sie verstehen würde? Vielleicht mochte er sie hinterher auch nicht mehr, weil sie zu Anfang nicht die Wahrheit gesagt hatte? Sie wusste es nicht, legte ihre Hand auf seine, welche auf ihren Bauch lag.
 

Zero wusste nicht, was er dazu hätte sagen können. Helfen? Shizuka wollte ihm helfen? Wie? Er dachte nach, ob er ihr vielleicht doch die Wahrheit über sich sagen sollte, verwarf diesen Gedanken jedoch schnell wieder. Shizuka würde ihm keinen Glauben schenken, außer, er bewies es ihr, oder? Und außerdem. Er durfte es nicht, so sehr er sich auch anvertrauen wollte, um mit seinem Problem nicht mehr alleine zu sein.
 

"Ich muss nun meine Runde drehen, Shizuka. Diesmal wirst du mit Direktor Kurosu allein essen, da ich eine Weile brauchen werde" erklärte er leise, schnitt somit auch ein neues Thema an, was auch der Langhaarigen ganz lieb war. Nun müsse sie nicht mehr über eine eventuelle Erklärung nachdenken. Wenigstens etwas.
 

Langsam erhob sich Zero, strich ihr nochmals über den Kopf, ehe er mit einem leisen 'Bis später' in sein Zimmer ging und kurze Zeit später dieses wieder verließ. Nochmals sahen sie sich an, erforschten die Augen des jeweils Anderen, ehe Zero sich umwandte und das Haupthaus verließ.
 

Shizuka kroch in ihr Zimmer zurück, schloss die Türe hinter sich, blieb dann aber jedoch auf dem Boden sitzen. Was sollte sie nun tun? Hunger verspürte sie noch nicht und deswegen würde sie erst später, viel später etwas essen. Sollte sie vielleicht Hausaufgaben machen? Nein, dazu verspürte sie einfach keine Lust und außerdem machte sie sich so ihre Gedanken, welche sich einzig und allein um Zero drehten.
 

Nach längerer Überlegung stand sie auf, lief zum Fenster rüber und sah hinaus. Der Vollmond erleuchtete das riesige Gelände, auf welches Zero vermutlich schon seine Runde drehte, um sicherzugehen, dass auch wirklich jeder in seinem Zimmer war. War ihm das nicht zu langweilig, so ganz allein? Früher hatte er diese Runden immer mit Yuuki gedreht und demnach auch Gesellschaft gehabt, doch nun? Ob sie ihm nachgehen sollte?
 

Mit diesem Gedanken spielend, sah sie zum Bett, auf welches ihr Kissen und ihr Nachthemd lag. Heute morgen hatte Shizuka es einfach achtlos dorthin geworfen, da die Zeit auch irgendwie gedrängt hatte. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie sich erinnerte, wie sie einfach ins Bad geplatzt war. Zero war doch auch selber schuld, wenn er das Bad von innen nicht verriegelte, oder? Ja, sie trug mit Sicherheit keine Schuld.
 

Shizuka seufzte, sah nochmals aus dem Fenster, ehe ihre Augen einen entschlossenen Ausdruck annahmen. Zum Teufel mit der Ausgangssperre. Sie würde ihm nun nachgehen und nachschauen, ob er seine Aufgabe als Vertrauensschüler, oder auch Wächter, richtig nachging. Vage erinnerte sie sich, dass er sich auch heimlich mal verzog, um sich seinen Pflichten zu entziehen. Mit diesem Entschluss öffnete sie ihre Zimmertür, lief hinaus und rannte den Gang hinab.
 

Zero stand bereits auf dem Gelände und sah sich um. Alles ruhig, wie jeden Abend, seit Kaname nicht mehr hier war. Wenigstens etwas, so dachte er sich und lief weiter. Was war nur vorhin mit Shizuka gewesen? Für einige Augenblicke hatte er wirklich geglaubt, sie würde jeden Moment in Tränen ausbrechen. Es erinnerte ihn an die Einschulung heute Morgen, denn da hatte die Langhaarige auch solche Angst verspürt. Verdammt, was verheimlichte sie? Wieso erzählte sie es ihm nicht?
 

Ein Knacken ließ ihn innehalten, während er nach seiner Waffe griff und sich in die Richtung drehte. Eine Eule landete dicht am Boden, nur um mit ihrer Beute davonzufliegen. "Blödes Vieh" maulte er, hatte er für einige Sekunden wirklich geglaubt, hier würde sich ein Schüler herumtreiben. Noch schlimmer wäre ein Night Class Schüler gewesen, aber dem war wohl nicht so und so steckte er seine Waffe wieder ein und setzte seinen Weg, seine Runde, fort.
 

Die Langhaarige lief nun schon eine halbe Stunde über das große Gelände, sah sich immer wieder um, doch fand sie den Silberhaarigen einfach nicht. Wo war der Typ denn nur hingegangen? Weit konnte er doch nicht sein, oder doch? Krampfhaft versuchte sie sich zu erinnern, wo er sonst immer gestanden war, um das ganze Gelände im Auge zu behalten und ihr fiel auch ein Ort ein, aber leider wusste sie nicht, wo sich dieser befand. Toll. Wofür war sie rausgegangen, wenn sie Zero eh nicht fand?
 

Ein Geräusch ließ sie innehalten und nur langsam drehte sie sich in die Richtung, aus der sie das Geräusch hatte vernehmen können. Verwundert starrte sie einen jungen Mann an, auf dessen Lippen ein dreckiges Grinsen lag. Okay, der Typ sah nicht gerade freundlich aus, musste sich Shizuka eingestehen, während sie bedacht einige Schritte zurückwich, ohne ihren Gegenüber aus den Augen zu lassen. Ein Night Class Schüler war er nicht und erst recht kein Day Class Schüler. Nein, dafür sah er zu schmuddelig aus, ihrer Ansicht nach.
 

"Na, mein Fräulein? Ganz alleine unterwegs?" erklang eine tiefe, jedoch auch bedrohliche Stimme, ließ Shizuka schlucken, während sie noch immer einige Schritte zurückwich. Was wollte der Typ von ihr? Und was sollte diese dämliche Anrede? "Nenn mich nicht Fräulein, verstanden? Was willst du von mir?" blaffte sie zurück, obwohl ihre Körpersprache deutlich zeigte, dass sie Angst verspürte. Hoffentlich war das kein Vampir, oder noch schlimmer, ein Level E, den sie da eben angeschnauzt hatte.
 

"Ein kratzbürstiges Fräulein... Was ich will? Nun, ich könnte es dir zeigen, wenn du möchtest?". Hastig schüttelte Shizuka ihren Kopf, grinste dümmlich, bevor sich erschrocken ihre Augen weiteten. Nur kurz warf sie einen Blick hinter sich, nur um festzustellen, dass sie mit dem Rücken an einem Baum gestoßen war. Und nun? Sie war sich sicher, würde sie weglaufen, oder etwas anderes tun, würde es nichts bringen.
 

"Wirklich nicht? Dann muss ich dich wohl zu deinem Glück zwingen" grinste der junge Mann dreckig, trat näher und näher, während Shizuka nach einen Ausweg suchte. Warum war sie noch mal rausgegangen? Ach ja, sie hatte Zero gesucht. Wo war der Typ nur, wenn man ihn mal brauchte? Obwohl, es war wohl ihre eigene Schuld, oder nicht? Wäre sie in ihrem Zimmer geblieben, dann wäre sie nun nicht in dieser Situation.
 

"Komm nicht näher, verstanden? Bist du taub, oder was?" blaffte sie ein weiteres Mal, ehe sich ihr die Kehle zuschnürte, als sie in blutrote Augen blickte. Verdammt, ein Vampir, so dachte sie, versuchte einige Befehle an ihre Beine zu geben, welche aber nicht das taten, was sie eigentlich wollte. Diese Augen. Sie durchbohrten sie regelrecht, während sich die Angst immer tiefer in ihre Glieder fraßen.
 

Der junge Mann ergriff Shizuka's rechte Hand, leckte mit der Zungenspitze über ihren Handrücken und sah erneut zur Langhaarigen auf. "Nein, lass das, bitte... Ich schmecke bestimmt nicht" hauchte Shizuka leise. Ihr Körper zitterte noch mehr, als sie die Reißzähne erblickte, welche auf ihrer Haut angesetzt wurden. "Lass mich in Ruhe, hab ich gesagt" schrie sie den Typ erneut an, diesmal unter Tränen und die andere Hand fest zur Faust geballt.
 

Ein durchbohrender Schmerz ließ sie kurzweilig Schwarz vor Augen werden, ehe sie den Kopf schüttelte und den Vampir dabei beobachtete, wie dieser sich an ihrem Blut bediente. Ein ziehender Schmerz, so konnte man es ausdrücken, konnte sie spüren, während der Typ seine Eckzähne noch stärker in ihren Handrücken drückte. Schmerzhaft keuchte Shizuka, biss ihre Zähne aufeinander und überlegte erneut, wie sie sich aus dieser Situation retten könnte.
 

"Zero..." murmelte Shizuka leise, schloss ihre Augen, während unaufhaltsam ihre Tränen an den Wangen hinabflossen. Wo war der Silberhaarige denn nur? Sie hätte wirklich in ihrem Zimmer bleiben sollen, dann wäre das hier gewiss nicht passiert. Warum war sie auch so dumm? Vampire kamen doch meist nur nachts zum Vorschein, oder nicht? Deswegen gab es auch diese Ausgangssperre, an der sich jeder Schüler halten musste, um so etwas zu vermeiden.
 

Ein lauter Knall, einem Schuss ähnlich, ertönte laut und ließ Shizuka vor Schreck in sich zusammenzucken. Als sie ihre Augen öffnete, war von dem Vampir nichts mehr zu sehen. Seltsam, wo war der Typ, der ihr gerade noch ihr Blut geraubt hatte? Vorsichtig sah sie sich um, erblickte zu ihren Füßen einen Aschehaufen, was sie stutzen ließ.
 

"Hatte ich nicht gesagt, dass du dich an die Ausgangssperre halten sollst?" erklang eine strenge Stimme neben ihr und nochmals zuckte die Langhaarige vor Schreck zusammen. Ihre blauen Augen blickten zum Silberhaarigen auf, welcher noch immer seine Waffe in der Hand hielt, diese jedoch nun sinken ließ. Wütend starrten die silbrig-violetten Augen zu ihr hinab, während Shizuka schluckte und ihren Blick abwandte.
 

"Ich habe nach dir gesucht... Ich... Es tut mir leid". Meinte Shizuka etwa, dass es damit getan war? So einfach ging das nicht. Nein, sie hatte nun etwas gesehen, etwas mitbekommen müssen, was eigentlich keiner wissen sollte. Was ihn jedoch stutzen ließ, war die Tatsache, dass Shizuka nun keine Angst mehr zeigte, obwohl sie doch gerade noch einem Vampir gegenüber gestanden war. Warum? Musste er dieses Mädchen verstehen?
 

Shizuka blickte auf ihren Handrücken, konnte deutlich zwei Zahnabdrücke erkennen, welche der Vampir ihr zugefügt hatte. Es hatte ein wenig Weh getan und hätte sie sich gewehrt, so war sie sich sicher, wäre der Vampir wohl noch viel grober mit ihr umgegangen. Und nun? Nun hatte Zero sie vor den sicheren Tod bewahrt, denn der Blutsauger hätte sie sicherlich bis aufs letzte Tröpfchen Blut ausgesaugt.
 

Nochmals blickte sie zu Zero auf, erhob ihre Hand, während sie einen flehenden Blick aufsetzte. Sie wusste doch, dass er auch nach Blut gierte und wenn er wollte, konnte er etwas von ihr haben. Zero's Augenbrauen wanderten in die Höhe, während sein Puls sich verschnellerte, als er auf ihren Handrücken blickte. Blut. Warum quälte sie ihn nun auch noch, auch wenn unbewusst? Er wollte ihr nicht zeigen, dass er auch ein Vampir war. Nein, Shizuka würde ihn dafür hassen, ganz sicher.
 

"Du bist auch ein Vampir, nicht wahr? Deine Augen hatten heute Nachmittag denselben Glanz gehabt, wie eben der Typ. Leugnen ist zwecklos, denn ich weiß, was ich gesehen habe" sprach Shizuka leise, legte ein Lächeln auf, da sie nun eine vernünftige Antwort gefunden hatte. Erschrocken wich Zero einige Schritte zurück, während sich seine Augen blutrot verfärbten und er mit seinem Verstand zu kämpfen hatte. Sie wusste es, aber warum zeigte sie keine Furcht? Wieso saß sie dort auf dem Boden, lächelte ihn an und wollte ihm ihr Blut geben?
 

"Warum? Wieso lächelst du mich an, wenn du doch weißt, was ich bin? Ich bin ein Monster, wie der Kerl es einer war". Shizuka wunderte sich über seinen lauten Tonfall nicht, konnte sie doch genau sehen, wie erschrocken er doch über ihre Äußerung war. Sie konnte ihn sogar ein wenig verstehen, denn jedes Mädchen hätte wohl nun Angst vor ihm. Nur, sie konnte keine Angst vor ihm haben, auch wenn er denselben gierigen Blick hatte, wie der Typ von eben.
 

"Wenn du wirklich ein Monster wärst, dann hättest du mich heute Nachmittag schon gebissen, oder nicht? Zero, ich habe keine Angst vor dir, auch wenn du das nicht verstehst". Shizuka seufzte, sah erneut auf ihren Handrücken und erhob sich langsam. Wieder wurde ihr kurz Schwarz vor Augen, ehe ihre Beine einknickten und sie wieder auf den Boden landete. Okay, der Vampir eben hatte wohl doch schon viel Blut von ihr geraubt, denn sie fühlte sich seltsam. Schwindelig und schlapp, wenn sie es beschreiben müsste.
 

Zero hockte sich zu ihr hinab, da er ahnte, wie sie sich nun fühlen musste. Als sie wieder aufblickte, lächelte sie ein weiteres Mal, erhob erneut ihre Hand und hielt ihm diese hin. "Du hast Durst, oder? Nimm dir ruhig etwas... Das macht mir nichts aus". "Nein... Ich könnte dich töten, da du schon...". Shizuka schüttelte ihren Kopf und zog Zero an seinem Ärmel noch ein wenig näher. "Red keinen Unsinn, Zero. In dem Fall werde ich dir wohl vertrauen müssen". Wieder ein zaghaftes Lächeln, während die Augen des Silberhaarigen noch eine Spur röter wurden.
 

Zero konnte gegen den Vampir in sich nicht länger ankämpfen, leckte erst zaghaft über die offene Wunde, um diese vom Blut zu reinigen. Shizuka bedachte ihn dabei mit einen neugierigen Blick, ehe seine Reißzähne zum Vorschein kamen und sich sanft in ihren Handrücken versenkten. Nur kurz zuckte sie zusammen, musste sich jedoch eingestehen, dass er weitgehend sanfter vorgegangen war, als der Vampir zuvor. Vielleicht lag es auch nur daran, weil er exakt die Wunde nutzte, welche der Typ ihr zugefügt hatte?
 

Rote Augen sahen gebannt in ihre blauen Seen, unterbrachen ihren Blickkontakt keine einzige Sekunde und Shizuka fragte sich, was wohl Zero im Moment von ihr halten mochte. Nach kurzer Dauer löste er sich von ihrer Hand, reinigte die Wunde mit seiner Zungenspitze und bedachte sie noch immer mit einen forschenden Blick. Die Langhaarige war um einiges blasser geworden, als zuvor, was wohl auf ihren Blutverlust zurückzuführen war. Und dennoch. Sie war froh, ihm diesen Gefallen getan zu haben.
 

"Warum, Shizuka?" hauchte Zero leise, schloss sie in seine Arme, während seine Augen ihre normale Farbe annahmen. Sein Durst war gestillt, aber warum hatte Shizuka sich ihm angeboten? Wieso konnte er die Langhaarige einfach nicht verstehen? Noch immer war es ihm Schleierhaft, wieso sie keine Angst bei ihm verspürte.
 

"Weil... Weil ich dich mag, Zero... Irgendwann... Irgendwann wirst du mich verstehen, aber nicht jetzt... Nicht jetzt..." murmelte Shizuka müde, ließ sich in den Armen Zero's sinken und schloss ihre Augen. Die Müdigkeit griff nach ihr und auch wenn sie wusste, wo sie sich im Moment befand, so konnte sie ihre Augen nicht länger offen halten. Zero war da und würde sie beschützen, ganz sicher.

Liebevolle Fürsorge!

Langsam öffnete Shizuka ihre Augen, blinzelte einige Male, bis sich ihre Sicht ein wenig klärte. Ein leiser Seufzer entfloh ihr, ehe sie etwas fester an einen Körper gedrückt wurde. "Bist du wach?" sprach eine leise Stimme und Shizuka hob ihren Blick, nur um in die silbrig-violetten Augen Zero's zu schauen. Wo war sie hier? Sie konnte kaum etwas sehen, da es hier so dunkel war.
 

"Ja... Wo sind wir? Waren wir nicht draußen, Zero?" wollte die Langhaarige wissen, setzte sich auf, nur um einen schmerzhaften Laut von sich zu geben. Verdammt, ihr Kopf schmerzte fürchterlich und noch immer fühlte sie sich schlapp. Auch der Silberhaarige setzte sich auf, drückte sie zurück in die Kissen und sah sie an. Sorge konnte man in seinen Augen erkennen, genauso wie seine Schuld, welche er sich wohl selbst geben musste.
 

"Du bist in meinen Armen eingeschlafen und dann habe ich dich hierher gebracht. Wie fühlst du dich? Hast du Hunger? Soll ich dir etwas Essbares aus der Küche holen?". Zu viele Fragen, so fand Shizuka, schloss kurz ihre Augen und atmete tief durch. Gut, scheinbar befand sie sich in Zero's Zimmer, in dessen Bett, wenn sie sich nicht irrte. Ja, Hunger hatte sie nun schon, aber ob sie es überhaupt schaffen würde, etwas Essbares zu sich zu nehmen, wo sie sich doch gerade so schlapp fühlte, war eine andere Frage.
 

Leicht nickte sie ihm zu, auf die letzte Frage hin, denn sie musste nun erstmal über alles in Ruhe nachdenken. Sie erinnerte sich allmählich an den Vampir, welcher ihr in den Handrücken gebissen hatte, nur um an ihr Blut zu kommen. Dann hatte Zero sie gerettet und dann? Ja, sie erinnerte sich, wie sein Blutdurst beim Anblick ihres Blutes erwacht war. Sie hatte ihm ihr Blut angeboten, denn sie hatte nicht gewollt, dass er sich quälte, auch wenn er die Umstände sicherlich immer noch nicht verstehen konnte. Und dennoch. Im Nachhinein war sie froh, es getan zu haben. Er brauchte sich demnach auch nicht schuldig fühlen, denn sie hatte sich nicht einmal dazu gezwungen.
 

Langsam erhob sich Zero aus dem Bett, knippste die Nachttischlampe an und sah nochmals zur Langhaarigen, welche ebenfalls zu ihm blickte. Sein Blick glitt tiefer, bis er ihre Hand sehen konnte, welche er mit einem Verband bereits versorgt hatte. Hoffentlich stellte Kaien diesbezüglich keine Fragen, denn Zero wusste nicht, wie er sich dazu erklären sollte. Noch immer belagerten ihn so viele Fragen und er wollte allmählich Antworten auf diese. Doch zuerst würde er Shizuka etwas Essbares holen, damit sie morgen wieder bei Kräften war.
 

"Ich bin gleich wieder da. Bleib liegen und ruh dich aus, Shizuka" erklärte er ihr, ging zur Zimmertüre und entriegelte diese. Daraufhin war Shizuka mit ihren Gedanken alleine, ließ die Dinge nochmals revue passieren, ehe sie wieder die blutroten Augen Zero's vor sich sehen konnte. Sie hatte sich nicht bewegen können. Warum? Sie hatte ihren Blick von diesen Augen nicht abwenden können, hatte gebannt in die blutroten Augen geschaut und sich so viele Fragen gestellt.
 

Ihre Hand hebend, betrachtete sie den Verband, welchen wohl Zero bei ihr angebracht haben musste. Fürsorglich war er, musste sie zugeben, aber genauso wusste sie, dass er sich Vorwürfe machte. Das musste er nicht. Nicht wegen ihr, denn es ging ihr den Umständen entsprechen gut. Es hätte schlimmer kommen können, so dachte sie, setzte sich ein weiteres Mal auf und betrachtete weiterhin ihre verbundene Hand.
 

Das Schließen der Tür riss Shizuka aus ihren Gedanken und ehe sie auch nur etwas sagen konnte, war Zero ans Bett getreten und stellte ein Tablett auf ihren Schoß. Eine Brühe hatte er ihr gebracht, da er vielleicht ahnte, dass sie nichts anderes runterbekommen würde. "Shizuka... Du wusstest schon länger, dass ich ein Vampir bin, nicht wahr?". Shizuka behielt den Löffel in ihren Mund und sah Zero erneut an. Ein seichtes Nicken war ihre Antwort, weswegen sich Zero an ihre Seite setzte und erneut zum Sprechen ansetzte.
 

"Woher weißt du das?". "Ich kann dir darauf jetzt noch keine Antwort geben. Irgendwann, aber nicht jetzt. Ich weiß viel über dich, Zero... Daher habe ich auch keine Angst vor dir". Zero wandte seinen Blick ab, starrte auf seine Hände und überlegte krampfhaft. Sie konnte, oder wollte ihm auf diese Frage nicht antworten, aber warum? Er war kein Kind mehr, der ihre Antwort vielleicht nicht verkraften, oder verstehen könnte, oder?
 

"Versprich mir, dass du das alles für dich behältst, sonst muss ich dafür sorgen, dass du alles vergisst" sprach er leise, sah wieder zu ihr rüber, während Shizuka genüsslich ihre Suppe vertilgte. Wieder nickte sie, setzte aber noch ein 'Keine Sorge, ich schweige wie ein Grab' hinterher, damit er ihr Glauben schenkte. Zero würde es jedenfalls versuchen, ihr ein wenig zu vertrauen, denn nun musste er sich nicht mehr verstellen, wie heute Nachmittag.
 

Den Teller an Zero reichend, da dieser leer war, legte sich Shizuka wieder hin und starrte zur Decke. Auch in ihrem Kopf befanden sich einige Fragen, die sie ihm stellen konnte, es nun auch konnte, da er nun wusste, dass sie sein Geheimnis kannte. "Zero... Warum ernähren sich Vampire zusätzlich mit normaler Nahrung? Ich habe das bis jetzt nicht verstanden. Kannst du mir das vielleicht erklären?". Zero war schon überrascht, auf was Shizuka achtete und er überlegte, wie er ihr das am besten erklären konnte. Warum Vampire normale Nahrung zu sich nahmen? Es gab da eigentlich nur eine Erklärung.
 

"Ohne diese zusätzliche Nahrung, würden wir viel schneller dem Blutdurst verfallen. Es zögert den Prozess um einige Wochen hinaus und... Ohne Nahrung, also auch ohne Blut, würden wir irgendwann die Kontrolle über uns verlieren". Shizuka nickte wieder einmal, da sie sich mit dieser Antwort zufrieden gab. Ach so war das, dachte sie sich, legte sich seitlich und starrte Zero an, welcher nun wieder auf seine Hände blickte. Er wirkte geknickt, auch wenn sie seine Augen nicht sehen konnte. Er sollte aufhören, sich Sorgen um irgendetwas zu machen, denn es ging ihr doch gut.
 

"Tust du mir einen Gefallen?" fragte sie leise, bekam sofort seine Aufmerksamkeit zurück, während sie fragend gemustert wurde. "Hör auf dir Vorwürfe zu machen, okay? Du musst dich nicht schuldig fühlen, oder sonst was. Ich habe dir freiwillig mein Blut gegeben". Zero schüttelte seinen Kopf, wandte seinen Blick erneut ab, da er sich trotz allem Vorwürfe machte. Zu lange hatte er kein Blut zu sich nehmen können und er war vorhin der Versuchung wirklich nahe gewesen, nicht mehr von ihr abzulassen. Was wäre nur gewesen, wenn er seine Beherrschung nicht rechtzeitig wiedererlang hätte? Dann wäre Shizuka nun nicht mehr und er würde in Schuldgefühlen versinken.
 

"Ich hätte dich fast getötet, wenn ich meine Selbstbeherrschung nicht rechtzeitig wiedererlangt hätte" murmelte er leise, doch plötzlich befand sich sein Kopf an Shizuka's Brust, welche sich das nicht länger mit anhören wollte. Was sagte Zero denn da? Sie hatte doch gesagt, dass sie ihm in dieser Hinsicht vertraute, oder nicht? Und auch, wenn er um seine Fassung gekämpft hatte, so war doch letzten Endes alles in Ordnung, oder nicht?
 

"Ich möchte nicht, dass du dich schuldig fühlst" hauchte sie leise, strich ihm durch die Haare, während sie ihn noch etwas fester an ihre Brust drückte. Ganz gleich, was er nun denken mochte, er sollte damit aufhören, sich solche Vorwürfe zu machen. Er sollte sich wieder beruhigen. "Du verträgst die Bluttabletten immer noch nicht, hab ich Recht?" murmelte sie leise, worauf der Silberhaarige fragend aufblickte, gerade zu seiner nächsten Frage ansetzen wollte, ehe Shizuka auch schon weitersprach.
 

"Noch ein Geheimnis... Ich sagte doch, ich weiß sehr viel und eben deswegen bin ich dir nicht böse und habe keine Angst vor dir". Wieder lächelte sie ihn an, strich ihm über die Wange, während er die Augen schloss und sich nun allmählich entspannte. Warum nur? Warum wusste dieses Mädchen soviel über ihn? Woher nur? Irgendwann würde sie es ihm sagen, ganz sicher. Nur wann? Vielleicht sollte er sich einfach in Geduld üben und Shizuka noch ein wenig beobachten.
 

Eine angenehme Stille legte sich über sie, während Shizuka den Silberhaarigen eingehend musterte, welcher sich allmählich zu entspannen schien. Als sie dann ihren Blick senkte und zufällig ihren Körper musterte, fiel ihr auf, dass sie bereits ihr Nachthemd trug. Wieso trug sie ihr Nachthemd? Sie hatte doch noch ihre Schuluniform getragen, oder nicht? Und Zero? Dieser trug auch nur eine Shorts und war vermutlich auch so in die Küche gegangen, oder? Wieso war ihr das nicht schon vorhin aufgefallen?
 

"Sag mir nicht, dass du mich ausgezogen hast" zischte sie leise, worauf Zero seine Augen öffnete und sie verwundert anblickte. Wie? "Doch, habe ich, da ich nicht wusste, ob du noch mal wach wirst" gab er zu verstehen, sah noch immer verwundert drein, da er ihr Problem einfach nicht verstand. Shizuka sah noch finsterer drein, als zuvor, ehe sie ihn aus den Bett stieß und er mit einem Krachen auf den Boden landete. "Mistkerl..." fauchte sie ihn an, holte tief Luft, um gleich zu ihrer nächsten Beleidigung anzusetzen. "Wer hat dir erlaubt, mich auszuziehen? Du unverschämter Schnösel".
 

Zero setzte sich auf, nicht ohne sich seinen schmerzenden Kopf zu reiben, auf welchen er unglücklicherweise gefallen war. Was hatte Shizuka denn nun gebissen? Er hatte ihr doch nur helfen wollen, aber scheinbar hatte er einen Fehler gemacht. Nur welchen? Wütend starrte er zu ihr hoch, während Shizuka sich wieder hinlegte, ihre Arme vor der Brust verschränkte und wütend schnaufte. Blöder Mistkerl, dachte sie erneut.
 

"Was ist dein Problem?" murrte er, stand auf und hob die Bettdecke an, um sich zu ihr zu legen. Als Shizuka zur Seite blickte, warf sie ihm nochmals einen diabolischen Blick zu. "Du hast mich ausgezogen, dass ist mein Problem" zischte sie ihn an. "Ja und? Wolltest du in deiner Schuluniform schlafen? Bitte... Das nächste Mal weiß ich Bescheid und lasse dich einfach liegen" zischte nun auch er ihr entgegen, während sich seine Augen zu schlitzen verengten. Wieder ein wütendes Schnauben von Shizuka's Seite, ehe sie ihm dem Rücken kehrte und irgendetwas Unverständliches in sich hinein murmelte. Nicht zu fassen, dachte sie sich. Der Typ hatte wirklich keine Ahnung, warum sie sich hier gerade so aufregte.
 

Ein Arm umschlang ihre Taille und für einen Moment war Shizuka der Versuchung erlegen, ihm nun in den Bauch zu boxen, doch sie hielt still und versuchte ihre Wut wieder in den Griff zu bekommen. Klar, er hatte es nur gut mit ihr gemeint, aber sie direkt ausziehen? Sie wollte gar nicht wissen, wie er sie wohl gemustert hatte. "Heute Morgen im Bad hat es dich nicht gestört, also warum machst du nun einen Aufstand? Meinst du, ich weiß nicht, wie ein weiblicher Körper aussieht? Ich lebe nicht auf den Mond, falls du das denkst". Zero wusste nicht mal, warum er sich gerade rechtfertigte, denn eigentlich konnte es ihm doch egal sein, oder?
 

"Aha? Das heißt also, dass du mich doch begafft hast. Du mieser Spanner" murrte sie leise, denn so langsam beruhigte sich ihr Gemüt wieder. Eigentlich war es ihr nun auch egal, ob er sie gesehen hatte, oder nicht. In ihrer Welt hatte sie kein Schamgefühl, also warum machte sie bei ihm gerade solch einen Aufstand? "Ich bin so blöd... Soll er doch gaffen, bis ihm die Augen rausfallen" dachte sie insgeheim, während sie ein leises Seufzen hinter sich vernahm. Scheinbar war auch Zero von ihrem Aufstand angenervt und sie konnte es ihm nicht mal verübeln.
 

"Ich habe nicht gegafft und ein Spanner bin schon mal gar nicht. Außerdem... Ich erinnere mich, wie du auf meinen Hintern gegafft hast, also spiel hier nicht die Unschuldige, klar?". Shizuka's Augen weiteten sich, während sich ihre Wangen verdächtig verfärbten. Woher wusste er das? Wie konnte er das wissen? Doch dann fiel es ihr ein. Der Spiegel. Sicherlich hatte er kurz in den Spiegel geschaut und dabei gesehen, wie sie ihn gemustert hatte. Verdammt und jetzt?
 

Das hatte wohl gesessen und Zero legte ein breites Grinsen auf, ehe er die Langhaarige ein wenig näher zog, da sie am Rand des Bettes lag. "Darauf weißt du nun nichts mehr, was?". Er genoss diesen Triumph, musste sich Zero eingestehen. Nun, wer mit dem Feuer spielte, sollte vorsichtig sein, sonst konnte man sich leicht verbrennen. Und nun? Nun sagte sie keinen Ton mehr, da Shizuka scheinbar nicht wusste, was sie dazu noch hätte sagen sollen.
 

"Blöder Vampir... Meinst du, ich schaue mit Absicht auf deinen Hintern?" murmelte sie leise, schloss ihre Augen und verdrängte diese Vorstellung ganz schnell wieder. Meinte er denn wirklich, sie hatte mit wohlwollen auf seinen Hintern gestarrt? Es war nun mal passiert, als sie wissen hatte wollen, warum er sie angetippt hatte. "Wer weiß?" gab er zurück und überhörte, dass sie ihn gerade Vampir genannt hatte. Was hätte er denn auch dazu sagen sollen? Es entsprach ja leider der Wahrheit.
 

Shizuka unterließ einen weiteren Kommentar, versuchte nun endlich zur Ruhe zu kommen, da es sicherlich schon sehr spät war. Sollte Zero doch denken, was er wollte. Sie wusste, was sie getan hatte und wenn er falsche Schlüsse aus irgendwelchen Dingen zog, dann war das nicht ihr Problem. Ein leises Seufzen, diesmal viel entspannter, erklang hinter ihr, während sie noch dichter an Zero gedrückt wurde.
 

"Du solltest nun schlafen, Shizuka" murmelte Zero leise, griff hinter sich nach der Nachttischlampe und schaltete das Licht aus. Ja, es war schon sehr spät und sie brauchten wenigstens etwas Schlaf. Außerdem sollte die Langhaarige morgen wieder bei Kräften sein und dazu benötigte sie nun mal ein wenig Ruhe, ob es ihr nun passte, oder auch nicht.
 

"Ich habe nicht mit Absicht auf deinen Hintern gestarrt, klar?". Das Thema war noch nicht vom Tisch, auch wenn Zero gerade versuchte, das Thema unter den Teppich zu kehren. Nein, nicht mit ihr. Er hatte eine Behauptung aufgestellt, welche einfach nicht stimmte. Zero verdrehte innerlich die Augen, als sie nochmals dieses Thema aufgriff und schwieg dazu. Was sollte er denn auch sagen? Ihr Recht geben? Nein, warum sollte er das tun?
 

"Hast du gehört, Zero?". "Ja, ich bin nicht taub" antwortete er schnell, seufzte wieder einmal angenervt, da die Langhaarige einfach keine Ruhe gab. "Ist mir egal, ob mit Absicht, oder nicht. Tatsache ist und bleibt, du hast auf meinen Hintern gestarrt und daran kannst du nichts ändern. Und jetzt schlaf, sonst werf ich dich aus meinen Zimmer". Shizuka schwieg, da sie nun keine Antwort mehr geben wollte. Ohnehin klang er mehr, als nur angenervt und sich nun mit ihm zu streiten, würde zu nichts führen. Nein, hinterher machte er seine Drohung noch wahr und dann müsste sie alleine schlafen und das wollte sie wiederum nicht.
 

Zero war zufrieden, da Shizuka nun nichts mehr dazu sagte. Ob seine Drohung dazu etwas beigetragen hatte? Mit Sicherheit, denn Shizuka machte auch keine Anstalten, sich aus seinen Armen zu befreien, um in ihr Zimmer zu gehen. Dies sagte ihm, dass sie bei ihm bleiben wollte. Nun, er könne sich daran gewöhnen, mit ihr ein Bett zu teilen, aber nur, wenn sie nicht so eine Furie war, wie eben noch.
 

"Gute Nacht" murmelte Shizuka nach einer Weile, drehte sich in seinen Armen und drückte ihn auf den Rücken. Zuerst war er noch verwundert, doch als er ihren Kopf auf seiner Brust spürte, konnte er ihre Beweggründe verstehen. "Gute Nacht" antwortete er ihr ebenso leise und legte seinen Arm um ihre Schulter. Irgendwie mochte er diese Nähe, auch wenn ihm das noch relativ neu erschien. Der Kleinen schien es wirklich nichts auszumachen, dass sie hier neben einem Vampir nächtigte, sich sogar an ihn schmiegte, um besser schlafen zu können.
 

Nach wenigen Minuten war Shizuka bereits eingeschlafen, während Zero noch über den heutigen Tag nachdachte. Es war so viel passiert und er musste nun erstmal alles verarbeiten, oder es zumindest versuchen. Nie hätte er geglaubt, dass es neben Yuuki noch eine Person geben würde, welche ihm bereitwillig Blut gab. Warum? Er konnte und wollte es nicht verstehen, grübelte noch eine ganze Weile über die Dinge nach, die er nicht verstehen konnte, ehe auch ihm die Augen zufielen und er ins Land der Träume abdriftete.

Fieses Spielchen!

"Shizuka, wach auf...". Zero wusste nicht, wie oft er die Langhaarige schon gerüttelt und gerufen hatte. Sie hatte einen gesunden und tiefen Schlaf, musste sich der Silberhaarige eingestehen. Bis vorhin hatte er Shizuka schlafen lassen, war in dieser Zeit im Bad gewesen und hatte sich fertig gemacht, doch nun musste sie langsam aufstehen, sollte sich rasch fertig machen, damit sie endlich frühstücken konnten.
 

Ein Lächeln umspielte plötzlich Shizuka's Lippen, während sie sich auf die Seite drehte und einen wohligen Laut ausstieß. Zero empfand, dass sie in diesen Moment wirklich friedlich und unschuldig wirkte. Ganz anders, als in vergangener Nacht. Sie konnte wirklich fies und brutal werden, aber auf der anderen Seite lieb und einfühlsam sein. Irgendwie passte das in seinen Augen nicht zusammen. Also, nicht wirklich.
 

Schließlich beugte sich der Silberhaarige zu ihr hinab, musterte sie eingehend, während ein bekanntes Verlangen von ihm Besitz ergriff. Seine silbrig-violetten Augen verfärbten sich sofort blutrot und unbewusst fixierte er Shizuka's Hals, weil dieser sehr einladend auf ihn wirkte. Zero schluckte schwer, als er mit seinen Augen die Adern sehen konnte, spürte im nächsten Moment, wie sein Verlangen noch stärker wurde, während seine Selbstbeherrschung immer weiter schwand.
 

Sein Atem verschnellerte sich, genauso wie sein Puls, welcher mit jeder Sekunde nur noch mehr anstieg. "Shizuka..." hauchte Zero leise, glitt mit seiner Zungenspitze zuerst über seine trockengewordenen Lippen, ehe er sie auf ihren Hals ansetzte und eine feuchte Spur über eine, von ihm ausgewählte Stelle, zog.
 

Shizuka spürte einen warmen Atem an ihrem Hals, war natürlich schon teilweise wach, da man Zero's Weckversuche nicht besonders lange ignorieren konnte. Nein, dieses Gerüttel und Gerufe war ihr irgendwann auf den Keks gegangen und für einige Sekunden hatte sie auch daran gedacht, ihn deswegen anzublaffen, aber sie hielt still. Jetzt erst Recht, da Zero ihr so nahe war und nun mit seiner Zunge über ihren Hals glitt. Konnte es sein, dass er sich von seinen Instinkten leiten ließ?
 

Langsam öffnete Shizuka ihre Augen, erschauderte im nächsten Moment, da sie erneut Zero's Zungenspitze auf ihrer Haut spüren konnte. Eine Gänsehaut bildete sich auf ihren Armen, ehe sie ihren Kopf etwas drehte und direkt in die blutroten Augen des Silberhaarigen blicken konnte. Wieder diese Augen, welche eine faszinierende Wirkung auf sie hatten. Sie wusste nicht mal, warum, aber irgendwie sah er mit diesen blutroten Augen anziehend aus.
 

"Zero..." hauchte sie leise, legte ihre rechte Hand, welche noch immer mit einem Verband verbunden war, auf seine linke Schulter und sah weiterhin in seine blutroten Augen, erforschte diese, um näheres zu erfahren. Deutlich konnte sie seine Blutgier erkennen, konnte sehen, dass er sich bereits am Rande seiner Vernunft befand und mit seiner Beherrschung kämpfte.
 

"Shizuka, ich...". Zero wurde in seinen Satz unterbrochen, da die Langhaarige ihren Zeigefinger auf seinen Lippen gelegt hatte und nun ihren Kopf schüttelte. "Schon in Ordnung... Es ist nur so, dass du mich...". Shizuka stockte, da sie nicht wusste, wie sie dem Silberhaarigen ihr derzeitiges Befinden erklären sollte.
 

Zero's Augen nahmen wieder ihre normale Farbe an, während er ein fragendes Gesicht aufsetzte. Deutlich konnte er beobachten, wie sich Shizuka's Wangen rötlich verfärbten, ehe sie ihren Blick von ihm abwendete und verlegen zur Seite sah. Was war auf einmal mit ihr? Hatte er vielleicht etwas Falsches getan? Sanft entfernte er ihren Zeigefinger von seinen Lippen, um eine berechtigte Frage zu stellen.
 

"Shizuka... Was ist mit dir?" wollte Zero wissen, legte seine Hand auf ihre Wange und drehte ihren Kopf in seine Richtung zurück. Blaue Augen blickten in silbrig-violette Seen, welche noch immer einen fragenden Eindruck machten. "Ich ähm... Du hast meinen Hals...". "Befeuchtet, um dir die Schmerzen zu ersparen, das ist richtig. Hätte ich das nicht tun sollen?" unterbrach Zero die Langhaarige sofort und sah noch immer fragend zu ihr hinab.
 

"Du wolltest mich beißen, aber im ersten Moment... Also, weißt du...". Zero's fragender Blick wich, ehe er ein wissendes Grinsen aufsetzte, da er nun verstanden hatte, in welche Richtung ihre Gedanken abschweiften. Er senkte seinen Kopf ein wenig, sah dennoch im Augenwinkel, wie Shizuka die Luft anhielt und sich ihre Augen weiteten. Er spürte deutlich ihre Anspannung, was ihn nur noch mehr dazu animierte, ein kleines Spielchen zu spielen.
 

Nur mit der Zungenspitze fuhr er ihren Hals hinauf, bishin zum Ohr, wo er für einige Sekunden verweilte, jedoch immer noch dieses wissende Grinsen auf seinen Lippen behielt. Shizuka sog scharf die Luft ein, schloss ihre Augen und verstärkte den Druck ihrer Hand, welche noch immer auf seiner Schulter ruhte. Was tat Zero da? Hatte er wohlmöglich begriffen, was sie eben nicht über die Lippen gebracht hatte?
 

"Ich kann deine innere Unruhe spüren" wisperte der Silberhaarige, biss ihr zärtlich ins Ohrläppchen, ehe er einen ungewohnten Laut von ihr erhielt. Es glich einem Keuchen, aber so sicher war sich Zero nicht, weswegen er seinen Kopf wieder etwas hob und nun in ein knallrotes Gesicht blicken konnte. Zero spürte, das sie noch unruhiger wurde, wie nervös sie auf einmal war und sich ihre Atmung etwas beschleunigte.
 

"Beruhige dich... Ich wollte dich beißen, aber... Mein Blutdurst scheint sich verflüchtigt zu haben. Also keinen Grund zur Sorge". Shizuka schüttelte ihren Kopf, um die unangenehme Röte aus ihrem Gesicht zu vertreiben. Gerade wollte sie zu einer Antwort ansetzen, als sie plötzlich einen Zeigefinger auf ihren Lippen spürte.
 

"Ich wollte dich nur ein bisschen necken, aber... Gefiel dir das eben wirklich?". Zero ließ sich extra Zeit mit seiner Vermutung, legte ein schwaches Lächeln auf, während er weiterhin in die blauen Seen blickte. Shizuka entfernte seinen Zeigefinger von ihren Mund, überlegte schnell, was sie dazu hätte sagen sollen, aber ihr wollte einfach nichts einfallen. Lediglich ein 'Wie bitte?' entwich ihrer Kehle, ehe sie wieder verlegen zur Seite schaute. Ihr schwirrten zwar tausende Fragen durch den Kopf, aber sie fühlte sich unfähig, auch nur eine einzige von ihnen zu stellen.
 

Hatte sich Zero wirklich geirrt? Er erforschte sie mit seinen Augen nochmals, konnte noch immer die Röte auf ihren Wangen erkennen, was ihm sagte, dass ihr die ganze Situation entweder unangenehm, oder eben peinlich erschien. Nochmals drehte er ihren Kopf in seine Richtung, beugte sich nochmals hinab und hielt vor ihren Lippen inne. "Beantworte meine Frage" hauchte er, bemerkte sofort, wie sich ihr Körper noch mehr anspannte und sie erneut die Luft anhielt.
 

"Was hat es dich zu interessieren? Kümmer dich um deinen eigenen Kram" murmelte sie ebenso leise, wie Zero zuvor, was ihn aber nicht davon abhielt, mit seiner Zunge zärtlich über ihre Lippen zu gleiten. Forschend sah er sie dabei an, während sich ihre Augen seicht schlossen und sie sich ihren inneren Gefühlschaos stellte. Was sollte das? Er sollte aufhören, mit diesen dämlich Spielchen, denn Zero verwirrte sie doch nur.
 

"Es interessiert mich eben, weil ich eine so starke Wirkung auf dich ausübe". Zero war sich sicher, dass sie nun antworten würde, denn er glaubte kaum, dass sie auf einmal Angst vor ihm hatte. Nein, er konnte ihre Gefühle spüren, konnte anhand ihrer Körpersprache sehen, dass sie keine Angst hatte, sondern eher angetan. Warum, dass wusste er eben nicht, aber sie konnte ihm diese Antwort geben. Warum spielte er noch mal dieses Spielchen? Ach ja, so dachte Zero, er hatte Gefallen daran gefunden, sie zu necken.
 

"Eingebildeter Schnösel" blaffte sie ihn an, während sich wieder ein wissendes Grinsen auf seinen Lippen bildete. Nun kamen wohl die Beleidigungen von ihr, da sie auf seine Frage nicht antworten mochte, wie? Ja, es schien so und als sie ihren Kopf nochmals von ihm abwenden wollte, hielt er sie auf, ergriff ihre Hände und hielt diese über ihren Kopf fest.
 

"Ich bin eingebildet genug, um zu wissen, dass du eine Schwäche für mich hast". "Lass mich los, Zero..." knurrte sie ungehalten, spürte im nächsten Moment ein Gewicht auf ihrer Hüfte und sah Zero wütend an, welcher sich erneut zu ihr runter beugte. "Und was ist, wenn ich es nicht tue?". Shizuka stöhnte genervt, da er langsam tatsächlich nervte. Was wollte er denn von ihr hören? Dass er es wirklich schaffte, sie zu verunsichern? Dass er es schaffte, nicht geahnte Gefühle in ihr zu erwecken. Gefühle, die sie nicht haben wollte? Sie mochte ihn, aber mehr wollte sie nicht für ihn übrig haben. Er war ein Vampir und sie ein Mensch. Das passte einfach nicht zusammen, oder doch? Was machte sie sich eigentlich für Gedanken?
 

Ein Türkrachen ließ Zero aufschrecken und von Shizuka springen. Sofort sah er zur Tür, in welcher Kaien stand, ein wenig errötet, da er natürlich gesehen hatte, in welcher Position seine neue Schülerin und sein Adoptivsohn gelegen hatten. Ob er wohl gerade störte? Dabei hatte er nur das Frühstück bringen wollen, welches er auf einem Tablett trug, da die beiden Kinder bis jetzt noch nicht im Esszimmer erschienen waren.
 

"Entschuldigt... Ich stelle euer Frühstück hier ab, okay? Tut einfach so, als sei ich nicht hier gewesen". Nach dieser kurzen Erläuterung stellte Kaien das Tablett auf den Nachttschrank ab und verließ eilig das Zimmer. Zero seufzte leise, ließ sich zurück auf die Bettkannte nieder und bedachte Shizuka mit einen undefinierbaren Blick. Sie selbst war hochrot im Gesicht, hatte sich von ihm abgewandt und stierte aus dem Fenster. Gott, der Direktor hatte sie gesehen und dabei hatten sich nicht mal etwas in dieser Richtung getan. "Alles deine Schuld, Zero" dachte sie sich insgeheim, während sie nochmals genervt seufzte.
 

Langsam erhob sich die Langhaarige wieder, schluckte ihren derzeitigen Ärger hinunter und wendete sich dem Tablett zu, welches der Direktor eben gebracht hatte. Zero ignorierend, griff sie nach einem frisch gebackenen Brötchen, schnitt dieses entzwei und bestrich die beiden Hälften mit Marmelade. Hungrig biss sie in das Brötchen, während sie Zero dabei beobachtete, wie auch er sich nun dem Frühstück zuwendete.
 

"Sauer?" wollte der Silberhaarige wissen, obwohl diese Frage eigentlich überflüssig war. Deutlich konnte man anhand Shizuka's Mimik erkennen, wie wütend sie momentan war und dass sie ihm deswegen keines Blickes mehr würdigte. "Shizuka, was ist eigentlich dein Problem? Habe ich wirklich eine Grenze überschritten?". Die Langhaarige schluckte ihren Bissen hinunter, sah nun doch zu Zero rüber, welcher scheinbar wirklich eine Antwort von ihr erwartete.
 

Plötzlich klatschte es und Zero verzog sein Gesicht, als ihm bewusst wurde, dass er nun ein Marmeladenbrötchen an der Wange kleben hatte. Shizuka grinste zufrieden, schnappte sich die zweite Hälfte ihres Brötchens und erhob sich vom Bett. "Damit dürfte deine Frage beantwortet sein" blaffte sie ihn nochmals an, ehe sie mit erhobenen Haupt das Zimmer verließ.
 

"Zicke" maulte Zero, nahm das klebrige Brötchen von seiner Wange und wischte sich mit einem Tuch die Marmelade aus dem Gesicht, ehe er sein eigenes Brötchen vertilgte. Diese Shizuka, dachte er sich. Wieso war sie immer so? Ihre Körpersprache hatte doch deutlich gezeigt, wie sehr sie seine Berührungen genossen hatte, also warum war sie dann so aufbrausend? Hätte er diese Art von Spielchen vielleicht lassen sollen? Zero wusste es nicht, aber interessieren tat es ihn schon.
 

Wenig später befanden sich Zero und Shizuka auf dem Weg zum Unterricht. Zero blickte immer wieder zur Langhaarigen hinab, deren Haare ein wenig zerzaust aussahen. Scheinbar hatte Shizuka schon wieder versucht, sich die Haare zu kämmen und war dabei kläglich gescheitert. Außerdem wirkten sie noch ein wenig feucht, was Zero vermuten ließ, dass sie wohl noch duschen gewesen sein musste.
 

"Hast du die Bürste bei? Deine Haare sehen nämlich schrecklich aus" wollte der Silberhaarige wissen, besah sich erneut ihr Haar und schüttelte innerlich seinen Kopf. Shizuka schenkte ihm nur kurz ihre Aufmerksamkeit, ehe sie ihre Schultasche öffnete und ihm wortlos die Bürste reichte. Zero blieb stehen, hielt sie bei der Schulter fest und fuhr mit der Bürste durch ihr zerzaustes Haar. Schweigend ließ Shizuka ihn gewähren, sah jedoch immer noch wütend drein, da sie die Sache von vorhin einfach nicht vergessen konnte.
 

"Sei nicht mehr sauer... Ich wollte dich wirklich nur ärgern". Zero wollte nicht länger, dass sie seinetwegen sauer war, wobei er ihre Wut noch immer nicht verstehen konnte. Warum war sie auf einmal so eisig zu ihm? Shizuka seufzte ergeben, denn sie selbst hatte vorhin unter der Dusche genügend Zeit gehabt, um über alles nachzudenken. Eigentlich wollte sie nicht sauer auf ihn sein und wenn sie ehrlich mit sich war, war sie es auch nicht wirklich. Die Langhaarige hatte sich doch nur schützen wollen. Schützen wollen vor Zero und vielleicht vor sich selbst.
 

"Entschuldige... Vorhin habe ich wohl ein bisschen überreagiert. Ich meine, wegen dem Brötchen". Zero legte ein kleines Lächeln auf, als er die Entschuldigung vernahm, fuhr nochmals durch ihre Haare und betrachtete sein Werk. "Fertig... Jetzt siehst du wieder anständig aus". Shizuka nahm die Bürste entgegen und steckte diese wieder ein. Schweigend liefen sie dann schließlich weiter, ohne noch ein Wort über das Geschehene zu verlieren.
 

Beim Klassenzimmer angekommen, bemerkten Zero und Shizuka sofort, dass etwas nicht stimmte. Statt das die Schüler im Klassenzimmer standen, oder auf ihren Plätzen saßen, standen sie draußen und führten eine lautstarke Diskussion. "Was ist denn hier los und was ist das für ein Geruch? Es riecht widerlich hier" murmelte Shizuka und zog ein fragendes, zugleich aber auch angewidertes Gesicht. Es stank hier total und am liebsten hätte sie sich von diesen Ort sofort wieder entfernt.
 

Der Silberhaarige hatte ebenfalls diesen Geruch wahrgenommen, jedoch weiteten sich seine Augen, als Shizuka diese Äußerung von sich gegeben hatte. Natürlich hatte er den Geruch schon einordnen können, aber wieso konnte die Langhaarige diesen Geruch wahrnehmen? Eigentlich konnten Menschen das nicht, oder? "Kann es sein, dass...". Wieder verwarf er diesen Gedanken, denn er hätte es anhand ihres Blutes doch feststellen können, oder nicht? Zugegeben, diese Sache machte selbst ihn nervös und ließ ihn ein wenig angespannt wirken.
 

"Das ist Blut" murmelte er leise, sah sie wieder einmal abschätzend an, während ihre Augen größer wurden. Blut? Wieso lag der Geruch von Blut in der Luft? Und wieso sah er sie wieder so abschätzend und vor allem nun verwundert an? Was dachte Zero gerade? Shizuka wollte gerade eine Frage diesbezüglich stellen, als der Lehrer alle Schüler zu sich rief, um vermutlich etwas zu verkünden.
 

"Der Unterricht wird heute ausfallen. Stellt bitte keine Fragen und kehrt in eure Wohnhäuser zurück". Das war alles, was der Lehrer zu ihnen sagte und Shizuka machte sich so ihre Gedanken. Einfach so fiel der Unterricht doch nicht aus, oder doch? Nein, wenn sie Blut riechen konnte, was ihr schon ein wenig unheimlich erschien, dann war mit Sicherheit etwas passiert.
 

"Shizuka, geh in dein Zimmer, verstanden? Ich werde meinen Meister einen Besuch abstatten und später zum Essen wieder da sein, okay?". Hastig schüttelte Shizuka ihren Kopf, zog an seinem Ärmel, während sie ihn bittend ansah. "Ich will nicht in meinen Zimmer hocken und nichts tun. Kann ich helfen? Wenn nicht, dann lass mich wenigstens mitkommen, Zero". Der Silberhaarige seufzte angestrengt, da er sie nicht mitnehmen durfte. Vermutlich musste er ihr nun erklären, was er vermutete und warum sie keinesfalls mitkommen konnte.
 

"Du kannst nicht mit mir kommen, weil du dich aus solchen Dingen raushalten solltest, verstehst du? Der Geruch von Blut liegt deutlich in der Luft und das sicherlich nicht ohne Grund. Denk darüber nach, was dir gestern Nacht passiert ist und deswegen muss ich mit meinen Meister sprechen. Ich muss ihm mitteilen, dass ich den Vampir bereits getötet habe". Shizuka sah zu Boden, ehe sie leicht nickte. Nun hatte sie verstanden, was er genau meinte und sie konnte unmöglich mitkommen, wo sie doch versprochen hatte, die Unwissende zu spielen. Er wollte eben nicht, dass herauskam, dass sie von seinem Geheimnis wusste. Verständlich, dachte die Langhaarige, ehe sie wieder zu ihm aufblickte.
 

"Erzählst du mir nachher, was passiert ist?". Einige Sekunden schien der Silberhaarige zu überlegen, ehe er seicht nickte. Sie würde so lange nerven, bis er es ihr erzählt hatte, dessen war er sich einfach sicher. "Jetzt geh in dein Zimmer und warte dort auf mich" sprach er nochmals seine Anweisung aus, ehe Shizuka brav nickte, sich von ihm abwandte und gemeinsam, mit einigen Schülern, über das Gelände lief. Er sah ihr nach, seufzte ein weiteres Mal, da sie wirklich anstrengend war. Seltsam, was war nur passiert? Gestern Nacht hatte er diesen Geruch noch nicht wahrnehmen können, außer Shizuka's Blut natürlich. Also musste heute Morgen etwas passiert sein, oder? Nun, gleich würde er sicherlich mehr wissen.
 

Die Langhaarige lief langsam über das Gelände, sah den Schülern hinterher, welche sich aufteilten und zu ihren Wohnhäusern liefen. Seltsam, dachte sie sich. Warum hatte sie, nein, noch schlimmer, konnte sie deutlich Blut riechen? Hatte Blut überhaupt einen Geruchswert? Hastig schüttelte sie ihren Kopf, sog erneut Luft durch ihre Nase ein und verzog angewidert ihr Gesicht. Seltsam, wirklich seltsam, musste sie sich eingestehen.
 

Je länger sie diesem Geruch ausgesetzt war, desto unwohler und schlechter fühlte sie sich. Shizuka hatte das Gefühl, als wollten ihre Beine nicht mehr, während sich ihre Atmung und ihr Puls beschleunigten. Was war los? Lag es an der verschmutzten Luft, oder wurde sie vielleicht krank? "Mir ist schlecht..." hauchte sie, sah sich um, ehe sie eine Bank erblickte, welche sie sofort mit ihren Füßen ansteuerte. Zwar sollte sie sofort ins Haupthaus zurückkehren, aber eine kleine Pause war ihr doch sicher vergönnt, oder nicht?
 

Als sie endlich auf der Bank saß, fiel ihr Blick auf ihre zitternden Hände. Was war nur los? Wieso fühlte sie sich so seltsam? Warum ging ihr Atem so schnell? Verdammt, sie verstand gar nichts mehr, schloss für einige Sekunden ihre Augen, um sich innerlich zur Ruhe zu zwingen. Es sollte aufhören. Diese seltsame Empfindungen sollten endlich weichen, denn langsam hatte sie das Gefühl, als würde eine Hitze in ihrem Körper aufsteigen und sie von innen heraus verbrennen.
 

Nach längerer Zeit beruhigte sich ihre Atmung und auch ihr Puls senkte sich ein wenig. Jedoch blieb dieses schlechte Gefühl in ihr bestehen und auch die Hitze schien nicht von ihr weichen zu wollen. "Was passiert mit mir?" fragte sie sich leise, erhob sich langsam und ging weiter. Es war nicht mehr weit bis zum Haupthaus und Shizuka hoffte inständig, dass sie den kurzen Weg noch überstand.
 

Beim Haupthaus angekommen, schlug sie sofort den Weg zu ihrem Zimmer ein, öffnete die Tür langsam und schlich hinein. Die Tür hinter sich schließend, warf sie einen Blick in den Spiegel, konnte deutlich nassen Schweiß auf ihrer Stirn erkennen und erschrak zutiefst, als sie ihr kalkweißes Gesicht musterte. "Werde ich wirklich krank, oder liegt es daran, weil ich in der letzten Nacht soviel Blut verloren habe?". Sie wusste es nicht, atmete tief ein und aus, während sie nochmals einen Blick in den Spiegel warf, welcher beim Schrank angebracht war.
 

Kurz flackerten ihre Augen blutrot, nahmen dann aber wieder ihre gewöhnliche Farbe an. Shizuka erschreckte sich so sehr, dass ihr für einige Sekunden der Atem fehlte und sie erst nach längeren Minuten wieder klar denken konnte. Was war das eben gewesen? Hatte sie sich das vielleicht nur eingebildet? Ja, mit Sicherheit, denn sie fühlte sich immer noch sehr schlecht und vielleicht sollte sie sich für ein paar Stunden hinlegen, bis Zero zu ihr kam. Das war eine gute Idee, fand sie persönlich, entledigte sich ihrer Schuluniform und schlüpfte in ihr Nachthemd. Das war nur eine Einbildung gewesen, ganz sicher, oder doch nicht?

Einkaufsbummel mit Hindernis!

"Ein Vampir muss sich heute Morgen auf dem Gelände herumgetrieben haben. Laut meinen Informationen nach, muss es sich um einen Level E handeln. Kümmer dich also darum, Zero". Zero erinnerte sich an die Informationen, welche Yagari, sein Meister ihm vorhin gegeben hatte. Seltsam, so dachte er, schien der nächtliche Vampir wohl nicht allein auf dem Gelände gewesen zu sein. Hätte er doch noch mal eine Runde drehen sollen, um sicher zu sein, das auch alles in Ordnung war? Nun, jetzt es war es eh nicht mehr zu ändern und laut Yagari's Aussage, schien das Mädchen, welches von dem Level E gebissen worden war, vorerst Ruhe zu brauchen. Ein Glück, sie lebte wenigstens noch, was eigentlich selten der Fall war, wenn man von einen Vampir überfallen wurde.
 

Nun war der Silberhaarige auf dem Weg zum Haupthaus, um Shizuka darüber in Kenntnis zu setzen. Sie würde es sowieso wissen wollen und nebenher konnte er ihr neue Anweisungen geben. Ja, sie dürfe sich nachts nicht mehr aus ihrem Zimmer schleichen, um rauszugehen. Die letzte Nacht müsste ihr eigentlich eine Lehre gewesen sein, aber so sicher war sich Zero da nicht. Die Langhaarige war ein Sturkopf und ziemlich hartnäckig. Wenn sie etwas machen wollte, dann tat sie es meistgehend auch.
 

"Ob sie überhaupt in ihrem Zimmer ist?" fragte er sich insgeheim, öffnete die Türe zum Haupthaus und betrat den Gang. Es war ruhig und Kaien schien außer Haus zu sein. Ja, meistens war Kaien tagsüber nicht da und kümmerte sich um die verschiedensten Dinge. Mal war der Direktor im Senat der Vampirjäger, oder aber er besprach sich mit einigen Lehrern über neue Lehrmethoden, oder dergleichen. So wirklich wollte Zero dies auch nicht wissen, denn er hatte selbst genügend Probleme, um die er sich kümmern musste.
 

Beim Gästezimmer Shizuka's angekommen, legte er seine Hand auf die Klinke und horchte kurz an der Tür. Es war ruhig auf der anderen Seite und Zero fragte sich, ob Shizuka schon wieder seine Anweisungen missachtet hatte. Warum war sie so unvernünftig? Wieso konnte er dieses Mädchen nicht verstehen?
 

Leise öffnete er die Türe, spähte hinein und seufzte gequält. Kein Wunder, dass er keinen Laut vernommen haben konnte. Sie lag friedlich in ihrem Bett und schlief. Seltsam, war sie denn nicht ausgeschlafen gewesen? Moment, es konnte sein, dass sie noch ein wenig geschwächt war, weil sie vergangene Nacht soviel Blut verloren hatte, oder? Ja, das klang logisch und Zero seufzte ein weiteres Mal, als er die Türe hinter sich schloss und leise an das Bett trat.
 

Einige Sekunden beobachtete er die Langhaarige, welche ruhig atmete und ein kleines Lächeln auf den Lippen trug. Scheinbar träumte sie gerade einen schönen Traum, oder? Es schien so und als er sich auf die Bettkannte setzte, drehte sie sich in seine Richtung, murmelte etwas Unverständliches in sich hinein und schmatzte ausgiebig.
 

"Wenn du nur immer so friedlich wärst" murmelte der Silberhaarige leise für sich, erhob seine linke Hand und strich ihr über das Haar. Irgendwie hatte Shizuka eine beruhigende Wirkung auf ihn und Zero fragte sich, wieso er sich bei ihr so fühlte. Er kannte sie noch nicht lange, aber je länger er in ihrer Nähe war, desto mehr wuchs sein Vertrauen zu ihr.
 

"Zero... Du bist niedlich, wenn du so verdattert guckst" kicherte die Langhaarige, murmelte noch etwas anderes in sich hinein, was der Silberhaarige jedoch nicht verstehen konnte. Sie fand ihn also niedlich? So etwas bekam er wirklich nicht jeden Tag zu hören, musste sich Zero eingestehen, strich ihr über die Wange, ehe sein Blick traurig wurde. Seltsam. Er hatte sich solche Worte immer von Yuuki gewünscht, hatte gehofft, sie würde verstehen, wie er für sie fühlte, aber dem war nie so gewesen. Nein, Yuuki war einzig und allein auf Kaname fixiert gewesen und er? Zero war allein zurückgeblieben und war nun sich selbst überlassen worden.
 

"Was hast du?". Shizuka sah Zero verwundert an, war sie durch diese sanften Streicheleinheiten an ihrer Wange wach geworden und fragte sich nun, warum Zero so traurig wirkte. War vielleicht wirklich etwas Schlimmes passiert? Der Silberhaarige schüttelte seinen Kopf, um die traurigen Gedanken abzuschütteln, sah nun in die blauen Augen Shizuka's und seufzte. "Nichts... Ich habe nur gerade an etwas gedacht. Wieso schläfst du um diese Tageszeit?".
 

"Mir ging es vorhin nicht so besonders" antwortete sie schnell, setzte sich auf und schaute weiterhin in die silbrig-violetten Augen ihres Freundes, wenn sie ihn denn so bezeichnen durfte. Irgendetwas schien hier nicht in Ordnung zu sein, auch wenn er meinte, es sei alles in Ordnung. Sein Blick zeigte deutlich Trauer und vor allem Einsamkeit, was sie stutzen ließ. Einsamkeit? Warum? Sie saß doch hier im Bett neben ihm, also warum fühlte er sich also einsam?
 

"Verstehe" war seine knappe Antwort, wollte sich gerade erheben, als Shizuka ihre Hand auf seine Schulter legte und ihn somit zwang, hier bei ihr zu bleiben. Erst sah Zero noch verwundert drein, doch dann sah er auf seine Hände, da er ihren mitfühlenden Blick nicht länger ertragen konnte. Ob sie wusste, wie er sich gerade fühlte? Verraten. Allein gelassen. Hintergangen. Einsam. Warum nur? Ein halbes Jahr hatte er es zu verdrängen versucht und nun kam ein Mädchen daher und erinnerte ihn an die schöne Zeit mit Yuuki.
 

"Sprich mit mir... Vielleicht kann ich dir irgendwie helfen. Zumindest werde ich es versuchen". Sie lächelte ihn aufmunternd an, da er nicht länger solch einen traurigen Eindruck machen sollte. Tief in sich drin, wusste Shizuka, oder eher gesagt, sie ahnte, woran er wohl gerade dachte. Nur, wie sollte sie ihm dann helfen? Reden half zwar meistgehend, aber auch nicht immer und Shizuka selbst war eine Person, die gern alles verdrängte, um nicht länger seelischen Schmerzen ausgesetzt zu sein. Sie wusste also, wie sich so manches Gefühl anfühlte und gerade deswegen würde sie alles tun, um Zero zu helfen.
 

"Ich habe an meine Jugendfreundin gedacht... Sie fehlt mir und ich frage mich, was wäre, wenn ich ihr damals meine Gefühle ins Gesicht gesagt hätte?". Oha, dachte sich Shizuka, sah auf ihre Zudecke, da sie nun nicht wusste, was sie dazu sagen sollte. Ob alles anders gekommen wäre? Das war mal wieder ein 'Was wäre, wenn', worauf sie einfach keine Antwort wusste. Nun ja, Zero hätte es tun sollen, um sich vielleicht selbst zu helfen, aber er hatte immer Rücksicht auf ihre Gefühle genommen. Warum? Warum hatte er nicht einmal an sich selbst gedacht? Er litt doch gerade neben ihr, oder nicht?
 

"Warum hast du Yuuki deine Gefühle niemals gesagt? Ich meine, mit einer Abfuhr hättest du sicherlich besser leben können, oder? Warum hast du immer Rücksicht auf sie genommen und alles über dich ergehen lassen?". Zero hob seinen Blick, sah erneut zu ihr rüber und bemerkte, dass auch sie nun traurig wirkte. Er hatte nicht gewollt, dass sie sich mit seinen Problemen auseinandersetzte, aber scheinbar fragte sie sich auch, warum er damals so gehandelt hatte.
 

"Du weißt wirklich viel, Shizuka. Das macht mir irgendwie Angst... Der Grund, den müsstest du doch dann auch wissen, oder nicht?". Shizuka nickte seicht, da sie natürlich wusste, welche Gründe er meinte, aber er hätte einfach für einige Sekunden an sich selbst denken sollen und nicht nur an andere. "Ich bin dumm... Wie kann ich so etwas von Zero verlangen, wenn ich doch selbst auch so handeln würde? Ich bin doch nicht viel anders und nehme auch immer Rücksicht auf meine Freunde und denke selbst so selten an mich" dachte sie sich insgeheim, sah zu ihm auf und versuchte nochmals ein aufmunterndes Lächeln, welches aber kläglich misslang.
 

"Ich denke, Yuuki hätte nie gewollt, dass du so denkst. Sie hat dir damals ihr Blut angeboten, weil ihr befreundet seid, oder? Ich denke, dass sie ahnte, dass du mehr für sie empfindest. Spätestens dann, als sie dich gebissen hat, oder?". Nun war es Zero, welcher dazu nickte. Es erschreckte ihn noch mehr, als Shizuka diese persönlichen Dinge sagte, die eigentlich keiner wissen konnte. Wer war sie nur? Woher wusste sie all diese Dinge? Warum erzählte sie nicht allmählich, wer sie wirklich war und woher sie kam?
 

"Liebst du sie denn immer noch, Zero?". Die Frage war Shizuka mehr ausgerutscht und sie bereute ihre Frage auch sofort wieder, da er sie nun verwundert musterte. Hoffentlich bekam er ihre Frage nicht in den falschen Hals. Sie war doch nur neugierig und wollte, dass er sich ein wenig besser fühlte. Als er jedoch seinen Kopf schüttelte, war Shizuka dann doch ein wenig erleichtert, auch wenn sie nicht wusste, warum. Irgendwie, es klang zwar egoistisch, gönnte sie Yuuki Zero nicht. Ein Blinder hätte doch sehen können, wie er für sie fühlte und was hatte Yuuki getan? Sie war dennoch mit Kaname gegangen und hatte ihren besten Freund zurückgelassen.
 

"Zero? Darf ich dich um einen Gefallen bitten?". Er nickte ihr zu, denn sie durfte ihn gern um alles bitten, wenn er es denn auch erfüllen konnte. "Zieh nicht länger so eine Trauermiene. Ich bin doch hier und werde dich die nächste Zeit nerven" grinste sie ihn an, während sie ihm über den Rücken strich. Ja, er sollte wieder der Alte werden und nicht länger traurig sein. Sie würde alles tun, um wieder eines seiner Lächeln zu bekommen. Nun, fast alles.
 

Ein kleines Lächeln erschien auf seinen Lippen, denn irgendwie beruhigten ihn ihre Worte doch sehr, auch wenn er nicht genau wusste, warum. Zero wusste, sie wollte ihm helfen und vielleicht war es auch gar nicht so verkehrt, mit ihr zu reden, wenn er sich wirklich schlecht fühlte. Nun fühlte er sich nämlich etwas besser und das nur, weil sie mit ihm redete und versuchte, ihm verschiedene Dinge begreiflich zu machen, welche er eigentlich schon längst begriffen haben müsste.
 

"Darf ich dich um einen weiteren Gefallen bitten? Es geht um Kleidung". Shizuka beendete somit dieses Thema, begann ein neues, welches ihr nun eingefallen war. Nun, eingefallen war vielleicht der falsche Ausdruck, denn sie dachte schon eine ganze Weile darüber nach. Zero nickte, kramte in seiner Jackentasche herum und zog einen Zettel hervor, welchen er gestern Morgen von Kaien bekommen hatte. Er hatte vergessen, ihr den Zettel zu geben, da so viele Dinge auf einmal passiert waren, aber nun konnte er das nachholen.
 

"Direktor Kurosu hat dir einen Gutschein ausgestellt, damit du dir in der Stadt Kleidung kaufen kannst. Den habe ich seit gestern Morgen bei mir und bei der ganzen Aufregung vergessen, ihn dir zu geben". Zero überreichte ihr den Gutschein, welchen sie mit ihren Augen kurz überflog, dann jedoch wieder zu ihm aufblickte. Sie schien ein Problem zu haben, jedenfalls verrieten es ihre Augen.
 

"Aber... Ich kann doch nicht einfach... Ich meine...". "Er sagte, er möchte, dass du dir Kleidung kaufst, auch wenn es von seinem Geld ist. In dem Punkt behandelt er dich wie seine eigene Tochter, obwohl ihr nicht Blutsverwandt seid" sprach Zero dazwischen, da sie sich nicht schuldig fühlen musste. Direktor Kurosu meinte es doch nur gut mit ihr und später könnte sie sich bei ihm bedanken.
 

Shizuka nickte, auch wenn sie ungern diesen Gutschein benutzen würde, aber sie brauchte dringend Unterwäsche. Es war nämlich äußerst unhygienisch, schon seit drei Tagen dieselbe Unterhose zu tragen. Zuerst würde sie nun Zero um einen anderen Gefallen bitten, bevor sie in die Stadt gehen würde. "Kannst du mir eine Shorts von dir leihen? Klingt dämlich, ich weiß, aber... Ich fühle mich schmutzig".
 

Zero erhob sich, lief aus dem Zimmer, ohne ein Wort zu sagen und kam nach wenigen Minuten wieder, in der Hand eine Shorts von ihm haltend. Sofort erhob sich Shizuka aus dem Bett, zog ihr Nachthemd aus und warf dieses auf die Bettdecke. Zero wollte gerade wieder aus dem Zimmer gehen, als sich die Langhaarige zu Wort meldete. "Jetzt brauchst du auch nicht mehr verschwinden. Du hast mich ja schon fast nackt gesehen". Ihr gefiel der Gedanke zwar immer noch nicht, aber warum sollte sie sich noch länger darüber aufregen? Sollte Zero doch starren, bis ihm die Augen rausfielen.
 

"Reite nur weiter darauf rum, Shizuka... Meinst du, es macht mir Spaß...". Er stockte, sah ihr dabei zu, wie sie sich ihre Unterhose auszog, ehe eine unangenehme Röte auf seinen Wangen erschien. Okay, was sollte das nun? Sie zog sich einfach so vor ihm um, ohne auch nur eine Miene zu verziehen. Warum?
 

Shizuka wollte sich gerade die Shorts überziehen, als sie zu Zero sah und dessen rotes Gesicht musterte. Ja, sollte er ruhig starren, es machte ihr nichts aus. In ihrer Welt hatte sie nie ein Problem damit gehabt, also warum sollte sie hier das schüchterne Mädchen spielen? Sie war weder schüchtern, noch verspürte sie Schamgefühl. Warum auch? Er hatte sicherlich auch schon Yuuki vollkommen entblößt gesehen, oder?
 

Zero schüttelte seinen Kopf, sah zur Seite, nicht ohne nochmals einen Blick zu ihr zu riskieren. Was war das nur für ein Mädchen? Nie hätte er geglaubt, dass sich ein Mädchen vor ihm umziehen würde. Das im Bad war schon irgendwie verwundernd gewesen, aber das hier? Nein, so etwas war ihm wirklich neu, weswegen er sich räusperte und gleichzeitig seine Augen schloss.
 

"Shizuka... Ich verstehe dich nicht" war alles, was er dazu sagte, sah wieder zu ihr, nur um festzustellen, dass sie nun ihr weißes Kleid trug, welches Kaien ihr vor Tagen gekauft hatte. Shizuka legte ihren Kopf schief, da sie seine Äußerung nicht verstehen konnte. Was war an ihr denn nicht zu verstehen? Meinte er damit, dass sie sich einfach vor ihm umgezogen hatte? Nun, da sie in letzter Nacht solch einen Aufstand gemacht hatte, musste er sich ja irgendwie verwirrt vorkommen, oder?
 

"Du musst mich nicht verstehen, Zero. Mir hat es letzte Nacht einfach nicht gepasst, dass du mich ausgezogen hast. Jetzt war ich wach und wollte dich ein bisschen ärgern. Mir gefällt deine Reaktion. Du scheinst meinen Anblick ja wirklich genossen zu haben, wenn es dir die Schamesröte ins Gesicht treibt". Shizuka kicherte leise, während sie zu ihm lief und noch immer in sein knallrotes Gesicht sah. Wahrlich, musste sie zugeben, gefiel ihr seine Reaktion doch sehr.
 

"War das deine Art von Rache, weil ich dich heute Morgen geärgert habe?". Sie nickte leicht, als er diese Frage stellte, denn nun hatte sie eine Schwäche an ihm entdeckt und würde diese nutzen, wenn er wieder fiese Spielchen mit ihr trieb. Also sollte sich Zero in Zukunft in Acht nehmen, wenn er wieder auf dumme Gedanken kam.
 

Gemeinsam verließen sie Shizuka's Zimmer, verließen das Haupthaus und liefen den langen Weg zur Schule entlang. Dahinter lag das Tor, durch welches sie mussten, um zur Stadt zu kommen. Shizuka fiel nun ein, das heute Morgen doch etwas passiert war, denn der Geruch von Blut lag noch schwach in der Luft, was sie angeekelt dreinblicken ließ.
 

"Du hast mir noch nicht erzählt, was passiert ist, Zero. Dürfen wir überhaupt nach draußen? Der Lehrer war so ernst gewesen". Zero seufzte, ehe er nach einer kurzen, aber dennoch guten Erklärung suchte. "Mein Meister sagte, dass sich heute Morgen ein Vampir auf dem Gelände aufgehalten haben muss. Scheinbar war der nächtliche Besuch nicht allein gewesen, wenn du verstehst, was ich meine". Natürlich verstand Shizuka seine Erklärung, sah auf ihre rechte Hand, während sie leise seufzte. Also hatte ein Vampir einen Menschen angefallen? Warum?
 

"Das Mädchen liegt nun auf der Krankenstation und muss sich für einige Tage ausruhen. Ich habe den Auftrag erhalten, den Vampir zu finden und ihn zu vernichten. Also... Bleib immer in meiner Nähe, wenn wir in der Stadt sind, okay?". Wieder nickte Shizuka, denn sie wusste, dass sie ansonsten erneut in Schwierigkeiten geriet. Hoffentlich passierte nichts Schlimmes, denn sie wollte doch nur ein paar Kleidungsstücke kaufen und dann wieder zurück zum Internat.
 

Als sie die Stadt erreichten, sah sich Shizuka um, nur um festzustellen, wie amselig diese Stadt in ihren Augen doch war. Wo sie auch hinschaute, überall liefen düstere Gestalten herum, welche einen den nassen Schweiß auf die Stirn treiben konnten. Gewiss würde sie nun nicht mehr von Zero's Seite weichen, denn sie hatte vage in Erinnerung, dass es hier nur von Vampiren wimmelte. In dunklen Ecken bestimmt, so dachte sie, ergriff Zero's Hand unbewusst, da sie sich schon ein wenig fürchtete.
 

"Bleib ruhig und verhalte dich unauffällig. Ich bin da und werde dich beschützen" sprach er leise, drückte ihre Hand ein wenig, worauf sie scharf nach Luft schnappte. Rasch besah er sich ihre Hand, wo noch immer der Verband war und sah entschuldigend zu ihr hinab. Er hatte für einen Augenblick vergessen, dass sie noch immer eine Bisswunde hatte. Shizuka beruhigte sich tatsächlich etwas, nickte ihm zu, während Zero mit ihr seinen Weg fortsetzte. Nicht weit von hier war ein Geschäft, wo man sich Kleidung kaufen konnte.
 

Beim Geschäft angekommen, besah sich Shizuka einige Kleidungsstücke im Schaufenster, verzog ihr Gesicht ein wenig, da das nicht ihrem Geschmack entsprach. Das sah alles so altmodisch aus, dachte sie sich, betrat mit Zero das Geschäft und sah sich um. Auch hier hangen nur Kleider, die nicht ihrem Geschmack entsprachen. Verdammt, in welchem Zeitalter war sie nur hier gelandet? Es erinnerte irgendwie, als wäre sie im alten England gelandet, oder so.
 

Zero sah ihren missachtenden Blick, sah sich nun auch um und schwenkte bei der Reihe ein, wo es Damenunterwäsche gab. Was hatte sie denn? Es gab doch schöne Klamotten hier, oder nicht? Moment. Sie schien nicht von hier zu stammen und schien deswegen diesen Kleidungsstil nicht zu mögen, oder? Er wüsste es zu gerne, aber sollte er sie wieder mit Fragen belästigen, die sie eh noch nicht beantworten mochte, oder es noch nicht konnte?
 

Shizuka folgte ihm, sah sich einige Unterwäsche an, nur um einen leisen Seufzer auszustoßen. "Mir gefällt hier überhaupt nichts, Zero... In welchem Zeitalter seid ihr denn nur? Bei mir... Also... Vergiss es" murmelte sie leise, sah sich weiter um, nur um wieder ein angestrengtes Seufzen von sich zu geben. Hier gab es nichts weiter, als Müll in ihren Augen. Warum wurde sie nur so sehr gestraft?
 

"Da, wo du herkommst, gibt es also schönere Kleidung? Wie zum Beispiel dein Nachthemd, wie? So etwas gibt es hier nicht. Scheinbar seid ihr da, wo du herkommst, viel weiter". Shizuka nickte dem zu, da Zero es auf den Punkt bracht. Ja, in ihrer Welt gab es so viele schöne Kleider und hier? Irgendwie spießig, musste sie sich eingestehen, sah sich erneut um, doch auch diesmal verschönerte sich die Unterwäsche nicht.
 

Zero sah sich nun ebenfalls ausgiebig um, obwohl er von Damenunterwäsche keine Ahnung hatte. Sie schien nach etwas Schönem zu suchen, also müsse er ihr wohl helfen, auch wenn er nicht mochte. Nach längerem Suchen fiel ihm ein schöner BH auf, nach welchem er griff und diesen Shizuka vor die Nase hielt. "Hier, der würde doch deinem Geschmack entsprechen, oder?". Er klang schon ein wenig genervt, aber Shizuka konnte es ihm nicht mal verübeln. Zero wollte sicherlich nicht den ganzen Tag hier vertrödeln.
 

Sie nahm ihm den BH ab und beäugte diesen. Schön war er, das stand fest. Ein knalliges Rot, während einige Blüten in Schwarz an den Körbchen verziert waren. Ja, das war doch schon mal was, dachte sie sich, sah sich wieder um und entdeckte das passende Unterhöschen dazu. "Such du mal aus, okay? Ich zieh mir das mal über und schau mal, ob das wirklich schön aussieht" bemerkte sie, ging auf eine freie Kabine zu und zog den Vorhang hinter sich zu.
 

Zero hatte geglaubt, sich verhört zu haben. Er solle ihre Unterwäsche aussuchen? Wie kam er denn dazu? Das hieße, er würde wissen, was sie trug und das wollte er eigentlich nicht. Gerade, als er nach einigen weiteren schönen BH's schaute, verzog er sein Gesicht und schloss seine Augen. Blut. Er konnte deutlich Blut riechen und dieser Geruch kam von draußen. Shizuka vergessend, rannte er zur Tür, riss diese auf und lief in die Richtung, aus der er den Geruch wahrnehmen konnte.
 

"Zero... Wie sehe ich aus? Da fallen dir die Augen raus, was?". Shizuka hatte den Vorhang beiseite gezogen und stand nun in einer verführerischen Pose dar. Doch schnell bemerkte sie auch, dass der Silberhaarige nicht hier war und so sah sie sich im Laden um. Bei der Verkäuferin mit dem Blick hängen bleibend, sog sie die Luft in ihre Lungen und bemerkte nun einen widerlichen Geruch, welcher dem, den sie heute Morgen hatte riechen können, ziemlich ähnelte. Was war denn nun schon wieder?
 

Die Verkäuferin bemerkte die Skepsis ihrer Kundin, trat auf sie zu und sah kurz zur Türe. "Ihr Begleiter ist vor ein paar Minuten aus unserem Laden gestürmt" erzählte sie, während Shizuka die Stirn in Falten legte. Also hatte Zero diesen Blutgeruch ebenfalls wahrgenommen und war deshalb abgehauen, ohne ihr Bescheid zu geben. Super, er hätte doch nur ein Wort sagen können, dann wäre sie ohne Murren mitgekommen, oder nicht? Moment. Zero hätte nicht gewollt, dass sie mit ihm käme und hatte sicherlich deshalb seinen Mund gehalten und war deswegen auch heimlich verschwunden. Toll, dachte sich Shizuka, während sie die Verkäuferin ein weiteres Mal ins Visier nahm.
 

"Ähm... Kann ich die Unterwäsche zurücklegen lassen? Ich muss schnell etwas erledigen und werde später noch mal vorbeikommen, wenn es ihnen Recht ist". Die Verkäuferin nickte dem zu, während Shizuka den Vorhang schloss und sich in Windeseile umzog. Sie musste Zero folgen, auch wenn er der Meinung war, dass sie hier wohl in Sicherheit war. Er musste doch noch wissen, dass sie ebenfalls Blut riechen konnte, oder hatte er es wohlmöglich schon vergessen? Er musste doch wissen, dass sie nicht warten würde. Er hätte auch einen Ton sagen können, wirklich.
 

Den Vorhang wieder aufziehend, drückte sie der Verkäuferin in ihre Klamotten in die Hand und stürmte zur Tür, welche sie sofort aufzog und ins Freie trat. "Ekelhaft, dieser Geruch" murmelte sie leise für sich, schnüffelte erneut, um die Richtung auszumachen, aus welcher der Gestank kam. Als sie sich sicher war, rannte sie los, schwenkte in eine Gasse ein und lief immer der Nase nach. Verdammt, noch immer regte sie sich auf, weil Zero nichts gesagt hatte. Hielt er sie für dumm, oder was dachte er sich? Nun, er dachte wohl eher an ihre Sicherheit, wenn Shizuka es sich Recht überlegte, aber er musste doch auch wissen, dass sie nicht einfach warten würde, oder?
 

Angewidert verzog sie ihr Gesicht, als dieser widerliche Geruch stärker wurde und sie in einer dunklen, fast schon furchteinflößenden Gasse hielt und sich umblickte. Es war so dunkel, dass sie die Hand vor Augen nicht sehen konnte, aber der Geruch kam von hier, eindeutig. Schleichend lief sie einige Schritte, immer darauf bedacht, bloß kein Geräusch zu verursachen, ehe ihr linker Fuß gegen Etwas stieß. Vorsichtig hockte sie sich hinab, ertastete dieses Etwas, ehe Shizuka einen erschrockenen Laut ausstieß. "Das ist... Ein Körper... Oh Gott, was ist passiert? Der Blutgeruch kommt von dieser Person" murmelte die Langhaarige leise für sich und versuchte mehr zu erkennen, was ihr allerdings nicht gelang.
 

Nochmals nach dieser Person tastend, erfühlte Shizuka den Hals des Liegenden, bemerkte dabei auch, dass es sich um eine Frau handeln musste, da sie langes Haar erfühlen konnte. Wenn diese Dunkelheit nicht wäre, dann könnte die Langhaarige sicherlich viel mehr tun, oder? Sie spürte keinen Puls, als sie den Hals abtastete, was sie vermuten ließ, dass diese Frau wohl nicht mehr lebte. Ob sie einem Vampir zum Opfer gefallen war? Ja, ihr Verdacht bestätigte sich, als sie Bissspuren am Hals erfühlen konnte und ihre Hand erhob und etwas Feuchtes an ihren Fingerspitzen bemerkte. Ihr Blick spiegelte Angst und Mitleid wieder, während sie weiterhin auf die Frau starrte.
 

Eine Hand legte sich plötzlich auf ihren Mund, was Shizuka's Angst mit einen Mal wachsen. Gott, sicherlich stand nun dieser Vampir hinter ihr und wollte ihr Blut, oder? Verdammt, warum war sie nur diesen ekelhaften Geruch gefolgt? Was sollte sie nun tun? Wo war schon wieder Zero, wenn man ihn mal brauchte?
 

"Keine Angst, Shizuka... Ich bin es nur" hauchte eine ihr bekannte Stimme in ihr Ohr, während der Langhaarigen ein Stein vom Herzen fiel. Ihre Angst verflüchtigte sich sofort, während die Hand von ihren Mund verschwand und sie in silbrig-violette Augen sehen konnte. Gerade wollte Shizuka ihr Wort erheben, als Zero mit seinen Zeigefinger andeutete, dass sie still bleiben sollte. "Du hast mich erschreckt, Zero" wisperte sie dennoch vorwurfsvoll, denn für einige Sekunden war ihr das Herz in die Hose gerutscht. Warum hatte sich Zero auch so anschleichen müssen?
 

"Entschuldige... Warum bist du mir gefolgt? Der Vampir läuft immer noch irgendwo herum und wartet nur auf eine hilflose Person, wie du es bist". Shizuka konnte deutlich seine Sorge aus der Stimme heraushören, aber genauso diesen versteckten Vorwurf, welchen er versuchte, ihr vorzuwerfen. Okay, er hatte Recht, dass sie vermutlich unüberlegt gehandelt hatte, aber Shizuka machte sich auch nur Sorgen und wollte irgendwie helfen, wenn es denn möglich war.
 

"Du bist einfach abgehauen, Zero. Was erwartest du denn von mir? Und vor allem, nachdem ich das Blut riechen konnte? Ich weiß zwar nicht, warum ich das kann, aber letzten Endes habe ich dich dadurch auch gefunden". Shizuka wusste nicht mal, warum sie sich erklärte, aber sie wollte, dass Zero verstand, warum die Langhaarige hier war.
 

Zero nickte ihr verstehend zu, da er natürlich Shizuka's Beweggründe verstehen konnte. Die Frage, warum sie Blut wittern konnte, stellte er sich selbst, aber dazu später. Hier waren sie nicht sicher, weswegen der Silberhaarige ihre Hand ergriff und sie mit sich aus dieser dunklen Gasse zog.
 

"Zero? Du willst doch diesen Vampir finden und töten, oder?" wollte Shizuka wissen, worauf Zero nickte und sich suchend umsah. Der Vampir konnte überall sein und es könnte sich noch um Stunden handeln, bis er die ganze Stadt durchsucht hatte. Die Zeit fehlte ihm, denn er musste diese Aufgabe schnellstens erledigen, bevor noch mehr Menschen dem Vampir zum Opfer fielen.
 

"Ja, ich muss, weil es meine Aufgabe ist, bevor noch mehr Menschen angefallen werden" erwiderte Zero, sah sich immer wieder um, ehe er ein Café erblicken konnte, welches er nun ansteuerte. Die Langhaarige ahnte, was er wohl vorhatte, entriss sich seiner Hand und legte einen entschlossenen Blick auf. Sie wollte Zero helfen, und hatte auch schon eine Idee, wie sie das anstellen konnte, ohne noch länger Zeit zu verschwenden.
 

"Shizuka, du wirst...". "Ja, ich werde dir helfen, Zero. Ich weiß auch schon, wie ich das tun kann". Der Silberhaarige legte einen warnenden Blick auf, was Shizuka wenig interessierte. Warum auch? Sie wollte helfen und würde sich auch nicht davon abbringen lassen. Da konnte Zero sie mit seinen Blicken erdolchen, wie er wollte. Es störte sie keineswegs.
 

"Wie willst du mir helfen? Ich bin ein Vampirjäger und habe jahrelange Erfahrung auf dem Gebiet und du...". "Meinst du, dass ich das nicht weiß? Hör dir meinen Vorschlag erstmal an, bevor du mir mit deinen Predigten kommst, okay?". Zero schluckte seine nächsten Worte runter, da er merkte, dass Shizuka sich eh nicht von ihrem Vorhaben abbringen ließ. Gut, er war gewillt, sich wenigstens ihren Vorschlag anzuhören.
 

"Vampire werden doch durch ihren Blutdurst angezogen, nicht wahr?". Zero nickte dem zu, da Shizuka mit dieser Aussage Recht hatte, aber was sollte diese Feststellung denn nun? "Nun ja... Ich könnte meine Bisswunde öffnen, um den Vampir anzulocken, oder nicht? Ich weiß, was du jetzt denkst, aber haben wir eine Wahl? Willst du die ganze Stadt nach dem Vampir absuchen?". Shizuka sah Zero abschätzend an, denn es konnte nicht sein Ernst sein, die ganze Stadt auf den Kopf zu stellen. Zero musste doch einsehen, dass ihre Lösung der einfachste Weg war, um den blutrünstigen Vampir anzulocken, oder etwa nicht?
 

"Deine Idee klingt gut, muss ich zugeben, aber hoffentlich bist du dir der Gefahr bewusst. Ich werde im Hintergrund sein und warten, bis der richtige Zeitpunkt gekommen ist". Shizuka lächelte, als er ihren Vorschlag annahm, wickelte ihren Verband von ihrer Hand, ehe sie wieder zu Zero aufblickte. "Dann lass uns eine düstere Gasse suchen, sonst wird der Vampir mich wohl nicht angreifen".
 

Der Silberhaarige nickte ein weiteres Mal, während er Shizuka folgte, welche in eine düstere Gasse einschwenkte und sich des Öfteren umsah. "Versteck dich, Zero. Ich gebe dir ein Zeichen, wenn es soweit ist, in Ordnung?". "Gut... Pass auf dich auf, Shizuka" erwiderte Zero leise, strich ihr über die rechte Wange, ehe er ein gutes Versteck aufsuchte. Die Langhaarige kratzte sich währenddessen ihre Bisswunde auf, verzog ihr Gesicht vor Schmerz, ehe etwas Blut aus ihrer Wunde hervorquoll. Gut, dachte sie sich insgeheim. Ihr Plan hatte begonnen und nun hieß es wohl warten.
 

Es dauerte lange, zu lange, für Shizuka's Geschmack, als sie ein Geräusch vernahm und sich umdrehte, nur um in blutrote Augen zu blicken. Gut, da war der Vampir, dachte sie sich, schritt einige Meter zurück, nicht ohne den Typen, welcher furchteinflößend wirkte, aus den Augen zu lassen. "Du warst heute Morgen auf dem Schulgelände, oder?" fragte sie bissig, versuchte ihre Angst zu verbergen, was ihr aber gewaltig misslang. Diese Augen durchbohrten sie, zeigten die reine Blutgier, was Shizuka schlucken ließ. Verdammt, bei Zero hatte sie keine Angst, also warum jetzt?
 

"Ja... Ihr habt wirklich köstliches Blut. Dein Blut riecht auch sehr köstlich und deswegen werde ich es mir nun auch holen". Dessen Mimik veränderte sich und Shizuka erkannte sofort, dass es sich um einen Level E handeln musste. Man konnte kaum noch etwas Menschliches wahrnehmen, was sie nochmals hart schlucken ließ. "Zero..." murmelte sie leise, spürte einen Windhauch hinter sich, ehe ein lauter Schuss neben ihrem Ohr erklang, unter welchen sie fürchterlich zusammenzuckte.
 

Als sie ihre Augen wieder öffnete, sah sie einen Aschehaufen auf dem Boden, seufzte erleichtert aus, da sie nun keine Angst mehr zu haben brauchte. "Auftrag erledigt. Deine Frage hat mich überrascht, aber auch klug. Nun wissen wir mit Sicherheit, dass wir in Zukunft vorerst keine Probleme mehr haben werden". Wütend blickte Shizuka über ihre Schulter, bedachte Zero mit einen eisigen Blick, da er sie wirklich erschreckt hatte. "Was ist?". Er schien verwirrt zu sein und verstand wohl ihren wütenden Blick nicht, aber das konnte Shizuka nun ändern.
 

"Bist du wahnsinnig? Warum musstest du deine Pistole direkt neben meinen Ohr halten und schießen? Soll ich taub werden, oder was?". Ach darum ging es, dachte sich Zero insgeheim, strich ihr zärtlich über den Kopf, was sie dazu veranlasste, ihn nur noch wütender anzusehen, als ohnehin schon. Was hätte er denn tun sollen? Sein Auftrag war nun erledigt, also warum regte sie sich wegen dieser Kleinigkeit auf?
 

"Das nächste Mal, falls es ein nächstes Mal gibt, werde ich daran denken, okay? Lass uns gehen, Shizuka. Ich werde meinen Meister Bescheid geben, dass der Vampir von mir getötet wurde". Shizuka verschränkte ihre Arme vor der Brust, während sie hinter ihm herlief. "Dämlicher Vampir. Du hast keine Ahnung, wie empfindlich meine Ohren sind" murrte sie leise, was den Silberhaarigen lächeln ließ. Ja, sie regte sich wieder so wunderbar auf, obwohl sie gerade noch solche Angst gehabt hatte. Dieses Mädchen, Zero war sich sicher, hielt sicherlich noch einige Überraschungen bereit.

Die Wahrheit!

Shizuka war nach diesem Erlebnis noch mal, zusammen mit Zero, zum Geschäft gegangen, um ihre Unterwäsche endlich abzuholen und diese mit dem Gutschein zu bezahlen. Jedoch war dem Silberhaarigen klar gewesen, dass es nicht nur bei einem Outfit bleiben würde, weswegen er nun neben der Kabine stand und wartete. Die Arme vor der Brust verschränkt, sah er zur Decke und hoffte inständig, dass Shizuka nicht mehr so lange brauchen würde. Irgendwann mochte er auch wieder zum Internat zurückgehen.
 

Der Vorhang wurde zur Seite gezogen und Zero blickte vorsichtig über seine Schulter zur Langhaarigen herunter, welche einen weißen BH mit Spitze und dazu das passende Höschen trug. Sofort sahen die silbrig-violetten Augen in eine andere Richtung, da Shizuka so etwas Aufreizendes trug, jedenfalls empfand es Zero so. "Und? Wie sehe ich aus? Gefalle ich dir?" wollte Shizuka wissen und sah nochmals prüfend an sich runter.
 

"Wieso ist dir meine Meinung so wichtig? Es muss doch dir gefallen und nicht mir...". Die Langhaarige sah sofort wieder zu Zero auf, legte den Kopf schief, da diese Aussage zwar stimmte, aber sie dennoch nicht wirklich zufrieden damit war. "Also gefalle ich dir nicht?" meinte sie kleinlaut, da er ihrer Frage einfach ausgewichen war.
 

"Natürlich gefällst du mir... Wie könnte mir ein süßes Mädchen, wie du es bist, nicht gefallen?". Zero's Wangen verfärbten sich sofort, da ihm diese Sätze nun mehr rausgerutscht waren, als das er sie wirklich hatte aussprechen wollen. Und nun spürte er auch noch diesen Blick auf sich ruhen. Dieser Blick, welcher einerseits pure Verlegenheit ausstrahlte, doch andererseits auch Überraschung wiederspiegelte.
 

"Du findest mich süß? Danke... Das sagt man mir nicht oft" murmelte Shizuka verlegen, kratzte sich an der Wange, während sie weiterhin zu Zero aufblickte. Auf ihren Wangen zierte ebenfalls eine beachtliche Röte, welche sich einfach nicht vermeiden ließ. In ihrer Welt, Shizuka erinnerte sich sehr gut, kamen solche Komplimente selten, eigentlich fast nie. Und wenn ihr dann ein Kompliment gemacht wurde, fiel es ihr sehr schwer, dieses Ernst zu nehmen.
 

Doch hier sah nun alles anders aus, oder? Shizuka war hier in ein wunderschönes Mädchen und nicht länger ein Opfer der Gesellschaft, welches missachtet wurde, was sie immer wieder aufs Neue verletzte. Nein, hier wurde ihr eine neue Chance gegeben, oder? Sie wusste es nicht, senkte ihren Kopf, da ihr mit einem Mal die Sprache fehlte.
 

"Ich kann mir das nicht vorstellen, Shizuka. Wieso sollte man dir so etwas nicht sagen? Ich würde lügen, müsste ich behaupten, du wärst hässlich, oder so etwas in der Art". Plötzlich wurde Shizuka's Blick traurig, während ihre Röte aus ihrem Gesicht verschwand. Aussehen. Es ging wieder nur ums Aussehen, nicht um ihren Charakter. Verdammt, jetzt fühlte sie sich mies, obwohl Zero doch nur seine Meinung dazu geäußert hatte. Und dennoch. Diese Worte taten Weh und beschädigten ein weiteres Mal ihre Seele, welche ohnehin schon genug gelitten hatte.
 

Zero bemerkte ihren traurigen Blick, legte seine Hand auf ihre Schulter, um somit wieder ihre Aufmerksamkeit zu bekommen. Blaue Augen sahen zu ihm auf und für einige Sekunden überkam Zero das Gefühl von Schuld, welche er sich allerdings nicht erklären konnte. Hatte er etwas Falsches gesagt? Es schien so und als er genauer in ihre blauen Augen blickte, konnte er aufkommende Tränen erkennen.
 

"Wieso weinst...". "Ist schon okay, Zero... Ich habe nur etwas im Auge". Shizuka blickte zur Seite, da sie nicht über ihre Probleme reden mochte. Hoffentlich fragte Zero nicht weiter nach, denn wenn er das tat, müsse sie ihre Vergangenheit aufrollen und dies würde bedeuten, dass sie die Wahrheit auspacken müsse.
 

"Warte... Sag mir bitte, womit ich dich verletzt habe? Ich spüre, dass du verletzt bist und ich möchte verstehen, was ich falsch gemacht habe". Zero konnte das nicht so stehen lassen, denn es war doch offensichtlich, dass etwas nicht stimmte. Shizuka senkte ihren Blick wieder, zog Zero mit sich in die Kabine und zog den Vorhang zu.
 

Nun liefen ihre Tränen, ohne das sie etwas dagegen hätte machen können. Es überkam sie einfach, weil Zero diese Sache auch nicht auf sich beruhen lassen konnte. Sie konnte ihm nicht mal einen Vorwurf machen, da er sich doch auch nur Sorgen machte, oder? Ja, sie konnte deutlich die Sorge in seinen Augen erkennen und dennoch tat ihr Herz so unsagbar Weh, bei dem Gedanken, ihm die komplette Wahrheit zu sagen. Was war denn, wenn er es nicht verstehen könnte? Er würde sie verachten und hassen, oder doch nicht?
 

Zwei Arme zogen die Langhaarige in eine sanfte Umarmung, während Zero's Hand leicht über ihren Rücken strich. Was auch immer er falsch gemacht hatte, Zero wollte es wieder in Ordnung bringen. Shizuka weinte nicht ohne triftigen Grund, dessen war sich der Silberhaarige sicher, aber er wusste auch, dass die Langhaarige einige Geheimnisse vor ihm verbarg. Warum versuchte sie nicht offen mit ihm zu reden? Er würde sie sicherlich verstehen, oder würde es zumindest versuchen.
 

"In Wahrheit bin ich nicht so hübsch, wie du mich nun kennst und siehst. In Wahrheit bin ich ein hässliches Mädchen, dass von der Gesellschaft verachtet wird. Ich...". Zero zog das aufgewühlte Mädchen noch ein wenig näher, während er ihren Schluchzern zuhörte. Er musste ihre Worte erstmal verarbeiten und nachdenken, wie er diese Worte nun auffassen sollte. In Wahrheit war sie nicht so hübsch? Wie sollte er diese Aussage nun deuten?
 

"Da, wo ich herkomme, dort gibt es keine Vampire. Es gibt zwar Spekulationen, aber bislang konnte es niemand beweisen" erzählte Shizuka nach einer Weile, wirkte auch ein wenig gefasster, als zuvor noch und sah nun wieder zu Zero auf. "Da, wo du herkommst, dort war ich noch nie, oder? Ein Ort, den ich niemals betreten dürfte, nicht wahr?". Zero nahm es einfach mal an, dass es so sein musste, auch wenn es für ihn noch immer unglaubwürdig erschien. Als Shizuka jedoch nickte und somit seine Vermutung bestätigte, drückte er Shizuka noch ein wenig enger an sich, während ihm ein Seufzer entwich.
 

"Eine Welt, die neben unserer existiert... Ich hatte schon so eine Ahnung, denn mich wundert überhaupt nichts mehr, aber... Warum hast du es mir nicht einfach gesagt?". Shizuka lächelte traurig, schüttelte ihren Kopf, da sie einfach nicht den Mut dazu hatte aufbringen können. Außerdem, hätte Zero ihr Glauben geschenkt? Nein, vermutlich nicht, weswegen sie ebenfalls die Wahrheit hinterm Berg gehalten hatte.
 

"Hättest du mir denn geglaubt?" wollte sie von Zero wissen, welcher nun ein nachdenkliches Gesicht zog. "Vermutlich nicht... Als ich dich nach deinen Namen fragte, da... Du hast sehr lange gebraucht, um mir eine Antwort zu geben". Shizuka senkte ihren Kopf wieder, da er wohl alles bemerkte. Deswegen auch immer dieser abschätzende Blick, oder? Vermutlich hatte Zero versucht, sie zu analysieren, was ihm auch teilweise gelungen war.
 

"Jessica... Meine Freunde nennen mich aber meistens Jessy" antwortete die Langhaarige leise, während sie eine Hand an ihrem Kinn spürte, welche ihren Kopf etwas anhob. Blaue Augen sahen unsicher in silbrig-violette Seen, welche Verständnis ausstrahlten. Warum? War Zero denn nicht böse auf sie? Nicht mal ein kleines bisschen?
 

"Ich hoffe, es macht dir nichts aus, wenn ich dich weiterhin Shizuka nenne...". Shizuka schüttelte ihren Kopf, da es ihr natürlich nichts ausmachte. Warum auch? Sie hatte sich an ihren neuen Namen gewöhnt und diesen mit Bedacht gewählt. Sie trug gern weiterhin diesen Namen, wirklich.
 

"Mach dir keine weiteren Gedanken mehr, Shizuka. Ich werde davon absehen, Direktor Kurosu von deiner wahren Herkunft zu erzählen. Er würde mir sowieso nicht glauben". Wieder brachte Shizuka nur ein Nicken zustande, legte ein leichtes Lächeln auf, während sie Zero's Gesicht in ihre Hände nahm.
 

Der Silberhaarige schloss seine Augen, um sich auf sein Gespür zu konzentrieren. Shizuka strahlte plötzlich eine unglaubliche Wärme aus, während ihre Gefühle in ein Chaos zu stürzen schienen. Wenn er sie nun beißen würde, könnte er aus ihren Blut sicher schmecken, was sie genau im Moment empfand. Er zwang sich allerdings zur Ruhe und versuchte diese vagen Vermutungen einfach so zu deuten, denn eigentlich hatte ihn sein Gespür noch nie getrügt.
 

"Hör auf damit..." hauchte Shizuka leise, da sie ahnte, dass Zero wieder einmal versuchte, ihr derzeitiges Befinden zu analysieren. "Du wirst mich nie richtig durchschauen können und da helfen dir auch deine Fähigkeiten nicht". Zero lächelte milde, da sie scheinbar wusste, was er die ganze Zeit versuchte. Er konnte jedoch nicht anders, da er sich mittlerweile immer auf sein Gespür verließ. Es geschah ganz automatisch, ohne das Zero es eigentlich wollte.
 

"Ich möchte dir etwas zu deiner Ansicht vorhin sagen" murmelte er, denn ihm gingen ihre Sätze einfach nicht mehr aus dem Kopf. Wie konnte ein Mensch sich aufgrund seines Aussehens nur so sehr hassen? Okay, vielleicht war er selbst nicht besser in manchen Punkten, denn er hasste sich dafür, ein Vampir geworden zu sein. Jedoch hatte das eine mit dem anderen nichts zutun, fand Zero zumindest und er würde ihr nun seine Meinung dazu einfach sagen, ob es ihr nun passte, oder auch nicht.
 

"Ob ein Mensch hübsch ist, oder nicht, das liegt meist im Auge des Betrachters, Shizuka. Yuuki war auch nicht die hübscheste Person von unserer Schule und trotzdem habe ich mich damals in sie verliebt. Nicht aufgrund ihres Aussehens, sondern weil sie einfach ein lieber Mensch ist. Sie war immer für mich da, wenn es mir wirklich schlecht ging, verstehst du?". Shizuka wusste nicht, ob sie darauf eine Antwort geben sollte, aber scheinbar war Zero auch noch gar nicht fertig, denn er sprach einfach unbeirrt weiter. "Du magst in deiner Welt, wo auch immer das sein mag, dich für dein Aussehen hassen, aber... Du solltest dir nie die Vorurteile, oder eben Beleidigungen von anderen Menschen so sehr zu Herzen nehmen. Es werden dir immer Menschen begegnen, ob du nun hübsch, oder hässlich bist, die dich wegen einer Macke runtermachen wollen...". Zero hatte noch nie soviel gesagt und er war noch lange nicht fertig. Es gab viele Dinge, die er ihr nun an den Kopf werfen wollte, damit sie ihre Meinung diesbezüglich änderte, aber er wusste, so leicht war sie von diesem Trip nicht zu bekommen. Es würde vermutlich Jahre dauern, bis sie damit klarkommen würde, aber wenn es sein musste, würde er ihr dabei helfen.
 

"Was ich eigentlich sagen will, ist, ich mag dich so, wie du bist. Natürlich kenne ich dein anderes Aussehen nicht, aber das spielt keine Rolle. Wärst du mit deinem eigentlichen Aussehen hier gelandet, dann hätte ich dich trotzdem ganz normal behandelt. Wie käme ich denn dazu, einen Menschen aufgrund des Aussehens schlechter zu behandeln? Ich wäre selbst hässlich und zwar im Inneren, denn letzten Endes kommt es immer auf den Charakter an". Zero seufzte genervt und war froh, dass sein Vortrag endlich endete. Verdammt, er hatte noch nie soviel auf einmal gesagt und würde es gewiss nicht so schnell wieder tun. Nein, er brauchte nun erstmal eine Auszeit, weswegen er Shizuka losließ und den Vorhang beiseite zog.
 

"Zieh dich um, sonst erkältest du dich noch. Wir sollten langsam zur Schule zurückgehen, weil bald die Ausgangssperre beginnt und ich meinen Rundgang machen muss". Shizuka blieb wie angewurzelt stehen, da sie nun erstmal die Worte von Zero verarbeiten musste. Er hatte soviel gesagt und dennoch konnte sie die Wahrheit in seinen Worten erkennen. Gewiss, er hatte Recht mit allem, was er zu ihr gesagt hatte, aber warum fiel es ihr so schwer, ihm diesbezüglich Glauben zu schenken? Sie dachte doch ähnlich, aber es war der Rest der Welt, welche sie nicht leiden konnte. Und das führte dazu, dass sie sich selbst nicht mehr leiden konnte, auch wenn sie eigentlich drüberstehen musste.
 

Nach etlichen Minuten erwachte Shizuka endlich aus ihrer Starre, zog sich um und zog anschließend den Vorhang zur Seite. Zero nur kurz anblickend, nahm sie ihm die Unterwäsche aus der Hand und lief zur Kasse, um mit diesem Gutschein, welcher der Direktor ihr ausgestellt hatte, zu bezahlen. Wohl war ihr dabei zwar nicht, aber sie würde sich irgendwie revanchieren und sich natürlich für die Großzügigkeit bedanken. Später, wenn sie beim Essen waren, dann würde sie das noch tun, ganz sicher.
 

Nachdem sie ihre Unterschrift gesetzt hatte, wobei sie fast ihren wahren Namen verwendet hätte, hatte sie das Geschäft verlassen und lief nun neben Zero her, welcher ihr die Tasche mit ihren Klamotten abgenommen hatte. Warum, dass wusste Shizuka nicht und sie mochte nun auch nicht fragen, da er ziemlich genervt wirkte. Ob ihn der lange Vortrag nun zuwider erschien? Sie hatte ihn nicht drum gebeten, einen langen Vortrag zu halten. Nein, dass hatte Zero doch selbst entschieden, oder nicht? Und dennoch. Es war irgendwie ein befreiendes Gefühl für Shizuka, zu wissen, dass er sie trotz allem mochte, auch wenn ihr Erscheinungsbild nun ein totaler Fake war. Ob er sie wirklich noch mögen würde, wenn sie ihre wahre Gestalt behalten hätte?
 

"Wegen vorhin... Es tut mir leid, Shizuka. Ich wollte dich nicht noch mehr verletzen". Die Langhaarige schüttelte ihren Kopf, während sie zu ihm aufblickte. Warum war der Typ ein Kopf größer als sie? Immer dieses lästige Aufblicken, dachte sie sich. Verletzt? Er hatte sie nicht unbedingt verletzt. Nein, eigentlich hatte er doch nur helfen wollen, oder nicht? Ja, eigentlich schon, aber es fiel ihr wirklich so schwer, ihm den nötigen Glauben zu schenken. Es konnte doch alles so anders sein, nicht wahr?
 

"Willst du mich nun den Rest des Weges anschweigen? Verträgst du die Wahrheit nicht, oder glaubst du, dass ich dich anlüge?". Wieder schüttelte Shizuka ihren Kopf, da sie das nicht glaubte. Nein, er sagte sicherlich die Wahrheit, nur sie konnte ihr nicht trauen. Shizuka war eben ein Mensch, welcher mit Misstrauen ihr letztes bisschen Selbstvertrauen schützen wollte. Konnte Zero das denn nicht verstehen?
 

"Was muss ich tun, damit du mir vertraust?". "Vertraust du mir denn? Kannst du mir in die Augen blicken und mir sagen, dass du mir vertraust?" antwortete Shizuka sofort, blieb stehen und sah ihn ernst an. Wie konnte er von Vertrauen sprechen, wenn sie sich doch erst seit einigen Tagen kannten? Sicher, die Langhaarige traute ihm weitaus mehr, aber er ihr doch nicht, oder? Was ging nur in Zero's Kopf vor?
 

"Ich vertraue dir bis zu einem gewissen Grad. Du hast gesagt, dass du mich kennst, also nehme ich an, dass du mir mehr vertraust, als ich dir, oder nicht?". Shizuka blickte zu Boden, doch nach kurzem Überlegen wieder zu ihm auf und nickte aufrichtig. Natürlich traute sie ihm weitaus mehr, als er ihr. Shizuka kannte ihn schon so lange und wusste von seinen Geheimnissen, wusste, dass er ein Vampir war und hatte dennoch keinerlei Angst vor ihm. Vor jeden anderen Vampir hätte sie Angst, wie eben vorhin auch, aber nicht vor Zero.
 

"Warum fällt es dir dann so schwer, meinen Worten zu glauben? Ich weiß genau, wie verunsichert du dich fühlst, aber warum?". Zero war es langsam Leid, ihr diese dämlichen Fragen zu stellen, aber er musste es einfach wissen. Er spürte doch ganz genau, wie angespannt und verunsichert sie war. Er traute seinem Gespür, welches wie immer richtig lag, da sie wieder zu Boden blickte und nach einer Antwort suchte.
 

"Es wäre leichter für mich, wenn ich meine wahre Gestalt behalten hätte. Du sagst mir solche Dinge und wenn es dann hart auf hart käme, dann...". "Dann ändert das nichts an meiner eigenen Meinung, Shizuka. Entweder, du glaubst mir, oder du lässt es bleiben". Nun war das Maß von Zero voll und Shizuka hatte gar keine Möglichkeit, um sich vielleicht in irgendeiner Form zu entschuldigen, da er einfach weiterging, ohne ihr noch eines Blickes zu würdigen. Sie verstand, er war gekränkt, weil sie ihm nicht glauben konnte, es so gerne wollte und nochmals verfluchte sie sich, für ihr dummes Verhalten.
 

Wenig später saßen Shizuka, Zero und Kaien zusammen im Esszimmer und aßen zu Abend. Zero ging schon nach wenigen Bissen, verabschiedete sich beim Direktor, welcher erst verwundert wirkte, sich dann jedoch an Shizuka wandte, welche lustlos in ihrem Essen herumstocherte. "Shizuka? Habt ihr euch gestritten?" fragte er zaghaft, ehe die Langhaarige aufsah und nicht zu wissen schien, was sie dazu sagen sollte.
 

Vor einer halben Stunde hatte sie sich noch bei ihm bedankt, hatte noch fröhlich gewirkt und nun schien sie sich Gedanken zu machen. Das es sich dabei um Zero handeln musste, hatte Kaien bei einigen Blicken bemerkt, denn Zero hatte sein Abendessen quasi gefressen, statt gegessen, während Shizuka immer wieder Blickkontakt zu ihm gesucht hatte. Was war nur passiert? Es schien etwas Ernsteres zu sein, da die Langhaarige auch so lange nachdachte, wie es schien.
 

"Zero hat mir seine Meinung zu einem bestimmten Thema gesagt, aber ich kann... Ich will ihm glauben, aber ich kann es einfach nicht". Kaien erhob sich sofort, holte ein Taschentuch und reichte es dem aufgelösten Mädchen, welche sich einige Tränen aus dem Gesicht wischte. "Er versteht mich nicht... Mein ganzes Leben bin ich mit Misstrauen aufgewachsen, weil man mich so oft verletzt hat. Zero meint es gut mit mir, aber er versteht nicht, wie es in mir drin aussieht".
 

"Ich weiß zwar nicht, worum es geht, aber ich denke schon, dass Zero dich versteht. Vielleicht fühlt er sich nur gekränkt, weil du ihm nicht glauben kannst, aber...". Kaien machte eine kurze Pause und überlegte, wie er das Mädchen wieder aufbauen konnte. Zero war nicht der Typ, welcher so leicht den gekränkten Mann spielte. Nein, es musste sich definitiv um etwas Ernsteres handeln, wenn Zero Shizuka so dermaßen ignorierte.
 

"Zero hat noch nie irgendwelche Lügen erzählt, dass kannst du mir glauben. Ich kenne ihn schon sehr lange und auch, wenn er manchmal total genervt und mürrisch wirkt, so ist er immer für die Menschen da, die er schätzt und liebt. Er zeigt das nur manchmal nicht, verstehst du? Geh später, wenn er von seinem Rundgang kommt, noch mal zu ihm und du wirst sehen, dass er auch anders kann, wenn er nur will". Kaien war sich sicher, die richtigen Worte gefunden zu haben und nachdem Shizuka ein kleines Lächeln aufsetzte, lächelte er ebenfalls.
 

Shizuka wusste selbst, dass Zero auch anders sein konnte und das zeigte er meist nur, wenn sie unter sich waren. Waren sie unter Schülern, sprach er kaum ein Wort, dass hatte sie schon festgestellt. Warum, dass wusste sie nicht, aber wahrscheinlich hatte er keine Lust auf irgendwelche Fragen. Eine Frage war von Yori schon gekommen, was sie verwundert hatte. "Stehst du auf Zero?" hatte sie gefragt und Shizuka erinnerte sich, dass ihre Gesichtsfarbe der einer Tomate geglichen haben musste.
 

Nachdem die Langhaarige ihren Teller geleert hatte, ging sie in ihr Zimmer und setzte sich aufs Bett. Warten. Ob Zero heute Abend lange für seinen Rundgang brauchen würde? Sie wusste es nicht und sie würde sich hüten, nochmals des nachts aus dem Hauptgebäude zu gehen. Nein, die letzte Nacht hatte gereicht, wirklich.
 

Nach einigen Minuten wurde es ihr zuviel und so zog sie sich um, schnappte sich ihr Kissen und öffnete die Türe, um auf den Gang zu gelangen. Schnell hin und herblickend, lief sie eine Tür weiter, klopfte an das massive Holz und wartete einige Sekunden. "Er ist noch nicht da" dachte sich die Langhaarige, öffnete die Tür und schaltete das Licht ein. Die Tür hinter sich schließend, starrte sie zum Bett und lief auf dieses zu, nur um ihr Kissen dort abzulegen. Und nun? Sollte sie hier auf Zero warten? Sie wusste es nicht, ging nochmals zur Tür und betätigte den Lichtschalter, um das Licht zu löschen. Nun, besser hier warten, als in ihrem Zimmer, dachte sie sich, legte sich ins Bett und starrte aus dem Fenster.
 

"Warum habe ich vorhin diese Show abgezogen? Jetzt habe ich sie noch mehr verletzt, als sie es sowieso schon ist" dachte sich Zero, während er auf dem Weg zurück zum Haupthaus war. Schon die ganze Zeit beschäftigte ihn sein eigenes Verhalten, denn er hatte sich benommen, wie der letzte Idiot. Statt ihr zu sagen, dass sie sich keine weiteren Gedanken mehr darum machen müsse, ignorierte er sie und machte die Sache nur noch schlimmer, als ohnehin schon. Warum hatte er den gekränkten Mann markiert? Zero wusste es selbst nicht so genau und betrat genervt und wütend auf sich selbst das Haupthaus.
 

In den nächsten Gang biegend, wo natürlich sein Zimmer lag, öffnete er die Türe, hielt jedoch inne, als er leise Geräusche vernahm. Es klang nach Wimmern, oder so etwas in der Art. Leise öffnete er die Türe weiter, schlüpfte in sein Zimmer, ehe er die Tür ebenso leise hinter sich schloss. Wer war hier in seinem Zimmer? Er hatte nun keine Lust auf irgendwelche Gespräche und würde die Person einfach rauswerfen.
 

Als er das Licht einschaltete, blieben ihm die Worte im Hals stecken, da in seinem Bett Shizuka saß, welche ihren Kopf auf ihre Knie gelegt hatte und verbittert weinte. Er überlegte nicht lange, zog sich sein Jackett aus und warf es achtlos auf den Boden, während er auf das Bett zulief und sich schließlich auf die Bettkannte setzte.
 

Shizuka hatte ihn schon längst gehört und spätestens jetzt, wo das Licht an war, wusste sie, dass er von seinem Rundgang zurückgekehrt war und nun neben ihr auf dem Bett saß und sie wahrscheinlich musterte. Was sollte sie sagen? Sich entschuldigen, weil sie ihm nicht glauben konnte? Shizuka wusste es nicht, während ihr Körper immer wieder unter ihren Schluchzern erzitterte.
 

"Es tut mir leid... Ich weiß, ich habe mich total daneben benommen... Ich... Weißt du... Ich verstehe einfach nicht, warum du meinen Worten nicht glaubst und das hat mich vorhin so dermaßen aufgeregt". Zero wusste, er musste nun behutsam mit ihr umgehen, denn er spürte deutlich, wie sehr sie am Ende war. Ob sie öfter so weinte? Vermutlich, denn sie wirkte so zerbrechlich und verletzbar, dass es ihm fast schon Weh tat, sie so dermaßen ignoriert zu haben.
 

"Shizuka... Nein, Jessy... Sieh mich an". Shizuka blickte auf, sah zu ihm hinüber, ehe sie sich an seine Brust schmiegte und nicht mehr von ihm abließ. Unter Schluchzern versuchte sie eine Entschuldigung zustande zu bringen, was ihr aber kläglich misslang. Zero strich ihr immer wieder behutsam über den Rücken, bis sie sich schließlich beruhigte und einschlief. Ein weiteres Mal, dachte sich der Silberhaarige, legte die Langhaarige behutsam hin und entledigte sich anschließend seiner Schuluniform.
 

Leise legte er sich schließlich zu ihr, nachdem er das Licht gelöscht hatte, nur um Shizuka fest an sich zu drücken, welche sich sofort an ihn schmiegte. "Schlaf gut, Kleine..." dachte sich Zero, während er über ihre Wange strich und sie noch ein wenig beobachtete. Sie mochte scheinbar seine Nähe und es erging ihm nicht anders. Auch Zero genoss ihre Nähe, auch wenn er nicht genau wusste, warum. Sie zwang ihn zur Ruhe, was bisher nur ein Mädchen bei ihm geschafft hatte. Dieselbe Wirkung, wie damals Yuuki auf ihn hatte. Warum? Vielleicht würde er es irgendwann verstehen, aber nicht heute und auch nicht morgen. Erstmal eine Mütze voll Schlaf und bald sah die Welt wieder ganz anders aus.

Versüßter Morgen!

Shizuka wusste nicht, wie spät es bereits war, als sie langsam aus ihrem Schlaf erwachte. Blinzelnd und gähnend, versuchte sie sich zu orientieren, ehe sie leise Atemzüge neben sich vernehmen konnte. Nun fiel ihr auch die Wärme eines Körpers auf, welcher dicht neben den ihren lag. Was war gestern Abend noch mal geschehen? Shizuka erinnerte sich allmählich, war sie doch gestern Abend in Zero's Zimmer gegangen und hatte auf ihn gewartet. Genau und dann war Zero irgendwann von seinen Rundgang zurückgekehrt und hatte sich bei ihr entschuldigt, weil er sie zuvor noch ignoriert hatte.
 

Die Langhaarige seufzte und wieder einmal dachte sie daran, wie sie sich ihm gegenüber gestern Abend verhalten hatte. Zero meinte es nur gut mit ihr, hatte seine ehrliche Meinung geäußert und wollte ihr damit nur helfen und was tat sie? Sie schenkte ihm keinen Glauben, obwohl sie genau wusste, wie ernst er seine Worte meinte. Nun, sie würde einen neuen Versuch wagen. Würde versuchen seinen Worten zu glauben, auch wenn es ihr im Moment noch sehr schwer fiel.
 

Nochmals seufzte Shizuka, während sie sich näher an seine Brust schmiegte und ihre Augen wieder schloss. Müde war die Langhaarige nicht mehr, aber nun aufstehen und sich somit von seinen Körper trennen, welcher ihr Wärme, Geborgenheit und Sicherheit spendete, wollte sie auch nicht. Warum also nicht einfach neben Zero liegen bleiben und dieses kurze Glück genießen? Wer wusste denn schon, wann sie das nächste Mal so nahe bei ihm liegen durfte?
 

Der Silberhaarige seufzte wohlig, während er die Wärmequelle neben sich näher an seine Brust zog. Teilweise wusste Zero sehr wohl, dass Shizuka neben ihm lag, aber er war noch viel zu müde, um endlich seine Augen zu öffnen. Zu lange hatte er Shizuka gestern Abend noch beobachtet und sich seine Gedanken gemacht. Er hatte begriffen, dass sie ihre Ansicht nicht einfach so ändern konnte. Shizuka brauchte ihre Zeit und diese würde er ihr geben.
 

Shizuka legte ein hauchzartes Lächeln auf, da Zero sie noch näher, als ohnehin schon, an sich drückte. Schlief er noch? Vermutlich, denn als sie zu ihm aufblickte, konnte sie sein friedlich und entspanntes Gesicht erkennen. Shizuka erhob ihre rechte Hand, an welche sich noch immer der Verband befand und strich hauchzart über die weiche Haut seines Oberkörpers. Bei der linken Brusthälfte hielt sie jedoch inne, da sie nun Zero's Herz unter ihrer Hand spüren konnte. Es schlug unregelmäßig schnell, stellte Shizuka fest, sah erneut zu ihm auf, nur um wieder sein entspanntes Gesicht zu erblicken.
 

"Mach ruhig weiter, Shizuka". Erschrocken weiteten sich ihre Augen, als diese leisen Worte über seine Lippen kamen. Dann war Zero also doch schon wach und bekam ihre Berührungen mit? Was Zero wohl gerade über sie dachte? Shizuka wusste es nicht, setzte ihre Streicheleinheiten fort, während sie auf seine Mimik achtete. Es schien Zero zu gefallen, denn auf seinen Lippen erschien ein zaghaftes Lächeln, während er nochmals einen wohligen Seufzer ausstieß.
 

"Wie lange bist du schon wach, Zero?" wollte Shizuka wissen, sah weiterhin zu ihm auf, ehe er blinzelnd die Augen öffnete. "Schon etwas länger, aber ich bin noch zu müde, um jetzt aufzustehen. Selbst der Unterricht kann mir heute gestohlen bleiben". Nun sah der Silberhaarige zu ihr hinab, behielt sein Lächeln auf den Lippen, während er mit seiner Hand durch ihr violettes Haar fuhr.
 

"Ich habe auch keine Lust auf den Unterricht... Meinst du, wir können einfach liegen bleiben und weiterhin kuscheln?". Shizuka errötete bei dem letzten Wort, da es ihr aus Versehen rausgerutscht war. Zero hielt für einige Sekunden die Luft an, spürte im selben Moment, wie sich auch seine Wangen verfärbten, während er mit seiner Hand innehielt. Was hatte Shizuka da eben gesagt? Vielleicht hatte er auch nur geträumt und sich dieses Wort eingebildet? Sollte er einfach mal eine Frage stellen, um zu überprüfen, ob seine Ohren richtig funktionierten?
 

"Was findest du nur an mir? Seitdem du hier bist, weichst du mir nicht mehr von der Seite... Was wäre gewesen, wenn nicht ich dich gefunden hätte?". Shizuka's Gesicht glich mittlerweile einer reifen Tomate, versuchte vergebens ihr Gesicht zu verstecken, was der Langhaarigen allerdings nicht gelingen wollte.
 

"Du fragst mich vielleicht Sachen... Du bist der Einzige, dem ich vertrauen kann. Neben Direktor Kurosu natürlich, obwohl er manchmal wirklich kindisch auf mich wirkt". Zero nickte wissend, denn Kaien war manchmal wirklich wie ein Kleinkind, welches sich über alles freute. Nur, seiner Frage war sie ausgewichen. Scheinbar waren ihr solche Fragen unangenehm, oder? Jedenfalls versuchte sie ihr rotes Gesicht vergebens zu verbergen, obwohl er ihre Röte sehr wohl zur Kenntnis genommen hatte. Zugegeben, es amüsierte ihn schon, wie sich Shizuka gerade aufführte.
 

"Beantwortest du mir meine Frage?". Warum sollte Zero sich einfach geschlagen geben? Die Kleine sprach vom Kuscheln, war bis jetzt jede Nacht bei ihm geblieben und schien wirklich seine Nähe zu genießen. Stellte sich nur die Frage, warum ausgerechnet er. Es hätte doch jeder Mensch, oder auch Vampir sein können, oder? Sicher, sie vertraute ihm am meisten, aber das konnte doch nicht der einzige Grund sein, oder doch?
 

"Na ja... Weil du nett und fürsorglich bist... Und... Ich fühle mich wohl bei dir, verstehst du?". Zero nickte zaghaft, während er sich neue Gedanken dazu machte. Es hörte sich beinahe so an, als sei sie immer grob behandelt worden, oder? Hatte Shizuka nicht erzählt, dass sie in ihrer Welt oft missachtet und beschimpft wurde? Er konnte es immer noch nicht verstehen, da die Langhaarige ein liebes Mädchen in seinen Augen war. Nur aufgrund ihres Aussehens? Nie im Leben konnte man sie nur deswegen verurteilen, oder?
 

"Ich fühle mich auch wohl bei dir, Shizuka...". Zero wusste nicht, was er noch dazu sagen sollte. Warum sollte er nicht nett zu ihr sein? Und dass er sich um sie sorgte, war für Zero selbstverständlich, oder nicht? Shizuka sah wieder auf, während ein leichtes Lächeln auf ihren Lippen erschien und ihre Hand erneut über seine Brust gleiten ließ, was auf Zero's Armen eine Gänsehaut verursachte.
 

"Ich fühle mich so wohl bei dir, dass ich...". Zero drehte sich auf die Seite, zog die Langhaarige noch näher zu sich, während er einen weiteren Seufzer des Wohlgefallens ausstieß. Shizuka's Augen wurden größer, als er sie noch dichter an seine Brust zog. Was sagte er da? Wieso ließ er den Satz einfach offen? "Dass du was?" fragte sie verlegen, da sie seine Hand deutlich spüren konnte, welche seicht über ihren rechten Arm glitt.
 

Zero's Atem beschleunigte sich, ehe seine Augen wieder diese blutrote Farbe annahmen, was Shizuka ein leises Seufzen abverlangte. Sie wirkte ein wenig verwirrt, da sie in eine ganz andere Richtung gedacht hatte, was sie nochmals erröten ließ. Super, da machte man sich Hoffnungen und dann so etwas, dachte sie sich insgeheim, während sie seinen warmen Atem bereits an ihrem Ohr spüren konnte. "Geh lieber, bevor...".
 

"Ich habe keine Angst, Zero. Das müsstest du doch mittlerweile begriffen haben, oder?". Zero hielt inne, versuchte krampfhaft gegen diesen Instinkt zu kämpfen, da er das einfach nicht wollte. Nur, wie lange konnte er dem Vampir in sich noch bekämpfen? Wenn Shizuka sich ihm weiterhin so bereitwillig anbot, würde er es annehmen und sie ein weiteres Mal ihres Blutes berauben. Verdammt, warum ging die Langhaarige denn nicht? Sie musste doch wissen, dass er das hier nicht wollte, oder nicht?
 

"Geh bitte... Ich will dir nicht Weh tun, Shizuka... Geh, bevor ich mich nicht mehr unter Kontrolle habe". Zero erhob seine Hand und legte diese an seinen Hals. Der Blutdurst wurde unerträglich und als Shizuka keine Anstalten machte, um aus dem Bett zu steigen, drückte er sie auf den Rücken, hielt ihre beiden Handgelenke neben ihrem Kopf fest und starrte sie an. Sein Blick spiegelte eine Mischung aus Verwunderung, Trauer und Wut wieder, da er Shizuka einfach nicht verstehen konnte.
 

"Warum tust du nicht das, was ich dir sage? Du müsstest doch wissen, dass ich das nicht will. Warum machst du denselben Fehler, wie Yuuki? Wieso gibst du dich mir bereitwillig hin?". So viele Fragen und Zero erwartete eine ehrliche Antwort, so lange er noch bei klarem Verstand war. Die Langhaarige seufzte ergeben, da sie ihm ansehen konnte, dass er sie wirklich nicht verstehen konnte. Vielleicht war eine Erklärung hier wirklich angebracht, denn er sollte sich keineswegs schuldig fühlen, nur weil er nach ihrem Blut gierte.
 

"Ich weiß, dass du das nicht möchtest, aber ich ertrage den Gedanken nicht, dass du dich damit quälst. Ich weiß sehr wohl, dass du die Bluttabletten nicht verträgst und deswegen richtiges Blut brauchst, um nicht dem Wahnsinn zu verfallen. Außerdem... Vergleich mich nicht mit Yuuki. Sie und ich sind unterschiedlich, denn ich wäre, wäre ich wirklich sie, nie gegangen und hätte niemals meinen besten Freund einfach alleine gelassen". Zum Ende hin wurde Shizuka lauter, da sie ihre Meinung dazu einfach äußern musste. Nein, sie war keineswegs mit Yuuki zu vergleichen. Mochte sein, dass sie denselben Fehler beging, aber sie wollte Zero nicht leiden sehen. Konnte er das nicht begreifen?
 

Zero senkte seinen Kopf erneut, hielt bei ihrem Ohr inne und dachte an ihre Worte, welche er eben hatte vernehmen können. Meinte sie das wirklich so, wie sie es eben gesagt hatte? Shizuka schien nun wirklich verärgert zu sein, weil er sie mit Yuuki verglichen hatte. Warum? "Das sagst du nur so, um mein Gewissen zu erleichtern, oder?". "Nein, wenn du mir nicht glaubst, dann beiß mich und du wirst mich verstehen". Provokant neigte sie ihren Kopf zur Seite, behielt weiterhin ihren wütenden Blick auf, da er so etwas nicht sagen sollte. Warum sollte sie ihn anlügen? Was hätte sie davon?
 

"Ich will...". Zero's Puls beschleunigte sich ein weiteres Mal, als sie ihren Kopf zur Seite neigte und er freie Sicht auf ihren Hals hatte. Warum nur? Er wollte nicht, senkte seinen Kopf etwas tiefer und glitt mit seiner Zungenspitze hauchzart über eine freie Stelle, welche er sich ausgesucht hatte. Zero konnte diesem inneren Zwang nicht länger widerstehen, hörte ein leises Seufzen von Shizuka und sah nochmals in ihr wütendes Gesicht.
 

"Mach schon, Zero. Quäl dich nicht länger, okay?". Er nickte ihr zu, noch immer mit sich ringend, doch so langsam wich seine Gegenwehr, weswegen er seine Reißzähne bleckte und diese sanft in die zarte Haut bohrte. Wenigstens blieb ihm ein wenig Verstand, denn er mochte ihr ungern Weh tun. Er hörte ein scharfes Lufteinziehen, spürte dann, wie sich Shizuka's Körper etwas anspannte, ehe er ihre Handgelenke losließ und sie stattdessen an der Schulter festhielt.
 

Shizuka erhob ihre Hände, umschlang ihn mit ihren Armen, während sie schmerzlich ihr Gesicht verzog. Sie hatte sich diesen seltsamen Schmerz anders vorgestellt, wenn man es überhaupt als Schmerz bezeichnen konnte. Als sie dann Schluckgeräusche hörte, lief es ihr eiskalt den Rücken runter. Shizuka wusste nicht, wie sie nun dieses Gefühl beschreiben sollte, welches sie durchfuhr, aber es war weder angenehm, noch unangenehm. Vielleicht lag es auch einfach nur daran, weil sie so etwas noch nie erlebt hatte? Mochte sein, denn derartiges gab es in ihrer Welt nicht.
 

Zero versuchte so behutsam wie nur möglich zu sein, da er spürte, wie sie sich nun fühlte. Weder angewidert, noch angetan. Sie schien selbst nicht zu wissen, wie sie sich nun fühlen sollte, oder? Es schien so, aber dafür konnte er nun die Wahrheit aus ihrem Blut herausschmecken. Shizuka sagte wirklich die Wahrheit, fühlte sie Mitgefühl, da er darunter litt, ein Vampir zu sein, während er eine starke Zuneigung zu ihm aus ihrem Blut schmecken konnte. Wenn ihr Blut nicht so köstlich wäre, würde es ihm sicherlich leichter fallen, sich von ihr zu trennen, weswegen er sich zwang und von ihrem Hals abließ. Sein Durst war vorerst gestillt, aber für wie lange? Er konnte nicht immer auf ihr Angebot zurückgreifen, wo er nun wusste, dass Shizuka bereit war, sich ihm jederzeit wieder anzubieten.
 

Sich das Blut vom Mund wischend, erhob er seinen Kopf, beäugte kurz die Bisswunde, welche er ihr zugefügt hatte, ehe er in ihr Gesicht schaute, welches nun nicht mehr so wütend wirkte. Noch immer waren die blauen Seelenspiegel geschlossen und kurz dachte Zero daran, als er ihre Lippen fixierte, ihr einen Kuss zu geben. Warum er gerade diesen Wunsch verspürte, wusste er selbst nicht so genau, aber bevor er seine Fassung verloren hatte, war es nicht anders gewesen. Wieso fühlte er sich so sehr zu ihr hingezogen? Warum fühlte sie sich zu ihm, einem Vampir, hingezogen? Wusste sie denn nicht, dass sie in seiner Nähe immer der Gefahr ausgesetzt war, von ihm getötet zu werden? War es Shizuka vielleicht völlig egal?
 

"Tut es sehr Weh?" wollte Zero wissen, beugte sich nochmals vor und fuhr mit seiner Zungenspitze über die Bisswunde, um diese vom Blut zu reinigen, welches noch hervortrat. Shizuka schüttelte kaum merklich ihren Kopf, da es nicht wirklich Weh tat. Sie konnte dieses Gefühl einfach nicht beschreiben, auch wenn ihr tausende Worte durch den Kopf schwirrten.
 

Ein leises Keuchen entwich ihren Lippen, als er über ihre Wunde leckte. Sofort verfärbten sich ihre Wangen und nahmen ein kräftiges Rot an. Verdammt, dieser Laut war einfach ihrer Kehle entwichen und sie mochte nun nicht wissen, was sich Zero wohl gerade dachte. Ob er wusste, dass sie ihn so sehr mochte? Vermutlich, denn er hatte es sicherlich aus ihrem Blut herausschmecken können, auch wenn ungewollt. Nun, vielleicht war sie auch selbst Schuld, da sie ihm bereitwillig ihr Blut angeboten hatte. Wenigstens sagte er diesbezüglich nichts, denn sie fühlte sich sowieso schon ziemlich unwohl, bei dem Wissen, dass er nun über ihre Gefühle Bescheid wusste.
 

"Es muss dir nicht unangenehm sein" murmelte Zero leise in ihr Ohr, da er deutlich ihr Unbehagen spüren konnte. Warum schämte sie sich? War es ihr wirklich unangenehm, dass er nun wusste, wie sie für ihn fühlte? Eine starke Zuneigung zu ihm. Warum? Er mochte sie gern besser verstehen können, aber er wollte sie nun auch nicht mit irgendwelchen Fragen löchern, wenn sie ohnehin schon solches Unbehagen verspürte.
 

"Ich mag dich auch sehr, Shizuka" setzte er hinzu, denn er hätte lügen müssen, hätte er etwas anderes gesagt. Dieses Mädchen war wirklich anders, als Yuuki. Zero war sich sicher, hätte Yuuki damals ähnlich gedacht, wäre sie vermutlich noch bei ihm, oder? Nur, wollte er das noch länger? Nein, Yuuki hatte ihren Kaname und war sicherlich beim Reinblütigen bestens aufgehoben. Nun war Shizuka hier, handelte zwar ähnlich, wie einst Yuuki, aber ihre Ansichten waren weitaus anders.
 

"Das sagst du nur so, weil du nun von meinen Gefühlen weißt". Zero drehte ihren Kopf in seine Richtung, legte nun ein zaghaftes Lächeln auf, während er seicht den Kopf schüttelte. "Nein... Ich fühle mich genauso, Shizuka. Ich fühle mich genauso zu dir hingezogen, wie du zu mir". Es entsprach der Wahrheit und auch wenn sich seine Wangen deutlich verfärbten, so wollte er diese Sache klarstellen.
 

Shizuka's Herz klopfte mit einem Mal schneller, während sie seicht über seinen Rücken strich und verlegen zu ihm aufblickte. Meinte er das Ernst? Fühlte er sich wirklich genauso, wie sie? Wieder hatte sie das Bedürfnis, sich zu schützen, eine Mauer um sich herum aufzubauen, da sie nicht durch solche Worte verletzt werden wollte, aber seine Augen sprachen die Wahrheit. Warum? Warum fühlte er sich zu ihr hingezogen? Wegen ihrem Blut? Mochte er sie genauso, wie sie ihn?
 

"Hör auf an meinen Worten zu zweifeln...". Ernst blickte er in ihre klaren blauen Augen, neigte seinen Kopf ein wenig zur Seite und beugte sich ein weiteres Mal zu ihr hinab. "Sonst beweise ich dir das Gegenteil". Ob er nun eine Grenze überschritt, oder auch nicht, es war ihm schließlich egal. Sanft berührte er ihre Lippen mit seinen, schloss seine Augen und genoss dieses schöne, jedoch viel zu kurze Gefühl, welches ihn ergriff.
 

Shizuka's Augen weiteten sich, starrte gebannt in sein entspanntes Gesicht und versuchte einen klaren Gedanken zu fassen. Okay, wenn er nun gleich meinte, er hatte sie ein weiteres Mal ärgern wollen, dann konnte sich Zero auf etwas gefasst machen. Doch nach weiteren Sekunden, welche sie damit zubrachte, über diese neue Situation nachzudenken, entschloss sie sich dazu, ebenfalls ihre Augen zu schließen und sich diesen Kuss hinzugeben.
 

Der Geschmack von Blut lag Shizuka auf der Zunge, als sie sich über die Lippen leckte, nachdem Zero von ihr abließ. Einige Sekunden sah sie ihn noch abwartend an, ehe sich ihr Puls plötzlich beschleunigte und ein seltsames Gefühl in ihr aufstieg. Es war das gleiche Gefühl, wie gestern Morgen, als sie zum Haupthaus zurückgehen sollte.
 

"Hätte ich das nicht tun sollen? Hey, was ist mit dir?". Zero konnte sich ihre unregelmäßige Atmung nicht erklären, während sie ihre Augen mit ihrem rechten Arm bedeckte. Was war mit ihr? Weinte sie etwa? Hatte er vielleicht wirklich etwas Falsches gemacht? "Shizuka... Sag mir, was mit dir ist?". Zero bekam auch nach weiteren fünf Minuten keine Antwort, auch nachdem Shizuka nun blasser um die Nase wurde, was er deutlich erkennen konnte.
 

"Geh bitte runter... Ich glaub, ich muss mich übergeben" hauchte sie und das Gewicht auf ihr verschwand sofort. Zero wusste nun nicht, ob er sich gekränkt fühlen sollte, oder nicht. Er bedachte Shizuka weiterhin mit einen sorgenvollen Blick, ehe sie aufsprang und zur Tür eilte. Er hörte ihre hastigen Schritte und dann ein lautes Knallen, was ihn vermuten ließ, dass sie nun im Bad war. Was war nur mit ihr? Ob ihre plötzliche Übelkeit wirklich mit ihren Kuss zutun hatte? Nein, er wollte und konnte das nicht glauben und letzten Endes entschied er sich dazu, ihr nachzugehen.
 

Shizuka hockte bereits über der Kloschüssel und übergab sich ein weiteres Mal. Nasser Schweiß hatte sich auf ihrer Stirn gebildet, während sie innerlich zu verbrennen drohte. Nein, nicht schon wieder, dachte sie sich, keuchte angestrengt, da sie sich so mies fühlte. Nur kurz hatte sie beim Betreten des Bades in den Spiegel geschaut, sich ein weiteres Mal erschrocken und sofort an die gestrig ähnliche Situation gedacht. Dazu kam ihr der Traum wieder in den Sinn, welcher ihr deutlich gezeigt hatte, was sie nun war. Das konnte und durfte einfach nicht sein. Nein, nicht nachdem, was vorhin geschehen war.
 

Ein Klopfen ließ sie aufhorchen und sie ahnte, dass es nur Zero sein konnte, welcher sich vermutlich nun Sorgen machte. Bestimmt war er auch gekränkt, weil sie sich nun übergeben hatte, oder? Klar, sie wäre auch wütend, wenn sie einen Jungen küssen würde, welcher sich danach übergab. Super. Wie sollte sie ihre plötzliche Übelkeit nur erklären? Vor allem durfte Zero nicht wissen, was sie nun wusste. Nur, warum war es ihm nicht aufgefallen? Er hätte es anhand ihres Blutes doch merken müssen, oder nicht? Shizuka verstand gar nichts mehr, hörte erneut sein Klopfen und stand langsam vom Boden auf, auf welchen sie noch immer hockte.
 

Mit kreidebleichem Gesicht, spülte sie sich ihren Mund aus, um diesen ekelhaften Geschmack loszuwerden, wusch sich ihr Gesicht und sah erneut in den Spiegel. Gut, ihre Augen sahen wieder normal aus und mit diesem Wissen konnte sie ihm auch die Türe öffnen. Nur langsam drückte sie die Klinke runter, sah sofort zu ihm auf, als er die Türe von sich aus öffnete und bemerkte, wie er wieder einmal versuchte, sie zu analysieren.
 

"Ich konnte deine Angst spüren... Was war das eben? War dir mein Beweis so sehr zuwider, dass du dich übergeben musstest?". Er klang in der Tat gekränkt und hastig schüttelte sie ihren Kopf. Es lag doch nicht an ihm, sondern an Shizuka selbst, welche ein weiteres Mal prüfend in den Spiegel blickte. Sie konnte nicht mal verhindern, dass ihr allmählich Tränen aus den Augen traten und unaufhaltsam über ihre Wangen liefen. Verdammt, warum sie? Sie wollte das nicht. Dieses Gefühl war ihr wirklich zuwider und sie mochte nicht daran denken, wenn Zero wirklich ihr neues Geheimnis herausfinden würde. Ja, Zero würde sie dafür hassen, ganz sicher.
 

"Shizuka... Wovor hast du Angst?". Ihre Angst stieg noch immer und allmählich hatte Zero das Gefühl, als würde sie etwas verheimlichen, was er keineswegs wissen durfte. Nur, was konnte das denn noch sein? Sie hatte doch bereits erzählt, dass sie nicht zu seiner Welt gehörte, also was konnte der Grund für ihre Angst sein? Wieso sagte sie ihm denn nichts?
 

"Ich..." begann sie leise, blickte zu Boden, während sie unruhig mit dem Verband an ihrer rechten Hand spielte. So gern sie ihm das auch sagen mochte, sie konnte es nicht. Diese Angst, dass er sie dann hassen würde, war einfach zu groß. Zu gut erinnerte sie sich daran, dass er damals ähnlich reagiert hatte. Zwar nicht bei ihr, aber das spielte sicherlich keine Rolle, oder? Was sollte sie tun? Er erwartete doch eine Antwort, wie es schien und sie musste etwas sagen.
 

"Es lag nicht an dir, Zero. Denk nicht, dass ich wegen unseres Kusses... Ich kann dir das nicht sagen... Du würdest mich hassen und das will ich nicht. Ich will nicht von dir gehasst werden, wo du doch der Einzige bist, dem ich bedingungslos vertraue". Zero wusste nicht, was er mit dieser Aussage anfangen sollte, aber die Tatsache, dass sie nicht wegen ihres Kusses gebrochen hatte, beruhigte ihn schon sehr. Er machte einige Schritte, ehe er sie in seine Arme schloss und beruhigend über ihren Rücken strich. Hassen? Wieso sollte er sie hassen? Es gab keinen Grund dazu, auch wenn sie nicht sagen mochte, welchen Grund ihn dazu veranlassen sollte.
 

"Beruhige dich... Was auch immer mit dir war, du musst es mir nicht sagen. Lass dir Zeit und finde selbst heraus, ob ich dich wirklich hassen würde, auch wenn ich nicht einen Grund wüsste, um so etwas zu tun". Er wollte es lediglich gesagt haben, denn er erwartete keine Antwort von ihr. Nur ein leises Seufzen drang an seine Ohren, ehe Shizuka zur Bürste griff und diese Zero in die Hand gab. Er wusste, sie wollte ihre Haare gerichtet haben und dann zum Unterricht gehen. Gut, etwas Ablenkung würde auch ihm gut tun, denn er wollte nicht länger an das eben Geschehene denken, auch wenn er sich noch immer Sorgen um sie machte.

Blutdurst!

Die erste Stunde des Unterrichts hatte schon längst begonnen und Shizuka saß mit verträumten Blick neben Yori, welche immer wieder zur Langhaarigen blickte. Yori's Blick glitt zu Shizuka's Hals, an welchen sie ein rotes Tuch erkennen konnte. Sie erinnerte sich, dass auch Yuuki des Öfteren ihren Hals verdeckt hatte und da Yori nun von Yuuki's und Zero's Geheimnis wusste, dachte sie sich ihren Teil und warf einen kurzen Blick über ihre Schulter zu Zero, welcher ebenfalls geistesabwesend wirkte.
 

"Shizuka?". Die Langhaarige schreckte aus ihren Träumereien, sah zu ihrer Sitznachbarin rüber und legte ein leichtes Lächeln auf, um ihre Unsicherheit zu überspielen. "Zero und du... Ihr wirkt angespannt und nachdenklich. Ist zwischen euch vielleicht etwas vorgefallen?". Yori machte sich natürlich ihre Gedanken und sie ahnte, dass Shizuka auf ihre Frage keine vernünftige Antwort geben konnte, wenn sie mit ihrem Verdacht richtig lag.
 

"Also... Es ist schon etwas vorgefallen, aber... Es ist nicht der Rede wert. Mach dir also keine Sorgen um uns, okay?". Yori hatte schon so eine Antwort erwartet, legte ein Lächeln auf und nickte Shizuka zu. Sie würde nun keine weiteren Fragen mehr stellen und die Langhaarige einfach mal machen lassen. Nochmals zu Zero blickend, welcher nun aufmerksam zu ihr und Shizuka sah, schenkte sie auch ihm ein kleines Lächeln, ehe sie wieder zur Tafel blickte, um dem Unterricht zu folgen.
 

Zero sah noch immer fragend zur Blonden, da er gern gewusst hätte, was die beiden Mädchen besprochen hatten. Nun, bei Yori ahnte er es, denn die Blonde war ein Mensch, welche sich ständig sorgte und dann diesbezüglich Fragen stellte. Zero hätte nur gern gewusst, wie Shizuka's Antwort ausgefallen war. Doch laut der Geste, welche die Langhaarige eben angewendet hatte, schien sie keine vernünftige Antwort gegeben zu haben.
 

Es klingelte und der Lehrer packte seine Unterlagen zusammen und verließ das Klassenzimmer. Jetzt hatten sie Ethik und das hieß, Zero's Meister, Yagari, würde nun ihren Unterricht gestalten. Shizuka mochte Yagari, aber dennoch machte sich Sorge in ihr breit, war der Meister Zero's doch ein Vampirjäger. Was war denn, wenn er etwas merkte?
 

Ein Papierknubbel traf ihren Kopf, weswegen sie der Versuchung nahe war, lautstark zu fluchen. Einen kurzen Blick zu Zero werfend, bemerkte sie seinen besorgten Blick, ehe er mit den Zeigefinger auf das Papierbällchen deutete. Also hatte Zero den Papierknubbel geworfen? Was er wohl wollte?
 

Den Knubbel aufhebend, nickte Shizuka ihm kurz zu, ehe sie das Papier entfaltete und die wenigen Zeilen las. "Du hast schon wieder Angst... Soll ich mich zu dir setzen? Vielleicht hilfst es dir ein wenig". Shizuka seufzte ergeben, da sie keine Emotion vor ihm verheimlichen konnte. Ein Glück, so dachte sie, konnte Zero nicht ihre Gedanken lesen. Das wäre weitaus schlimmer, so empfand es jedenfalls Shizuka. Schließlich nickte sie Zero leicht zu, ehe er sich erhob, seine Tasche und seine Unterlagen nahm und schließlich die wenigen Stufen hinabstieg.
 

Zero setzte sich auf den freien Platz neben Shizuka, nicht ohne einen fragenden Blick von Yori zu kassieren. Natürlich stellte sich die Blonde wohl wieder einige Fragen, aber sie war schlau genug, um ihre Fragen nicht auszusprechen, denn weder Zero, noch Shizuka würden eine vernünftige Antwort geben können.
 

Die Türe zum Klassenzimmer öffnete sich und Yagari trat ein, eine Miene ziehend, als sei er genervt, oder so etwas in der Art. Zero nickte seinem Meister nur kurz zu, ehe er ein neues Blatt zur Hand nahm und weitere Sätze auf das Blatt schrieb.
 

"Was ist mit dir? Ich weiß, du möchtest mir deine Gründe nicht sagen, aber... Verstehst du, dass ich mir auch meine Gedanken mache? Ich frage mich, ob ich dir helfen könnte, aber...". Zero ließ den Satz offen, schob das Blatt zu Shizuka rüber, welche sofort ihren Blick über die Zeilen huschen ließ, ehe sie selbst nach ihrem Stift griff, um eine Antwort zu schreiben.
 

"Ich weiß deine Hilfsbereitschaft zu schätzen, wirklich. Nur, ich kann dir meine Gefühle, die du spürst, nicht begründen. Ich habe nun mal Angst vor deiner Reaktion... Tut mir wirklich leid, Zero". Zero nickte verstehend, auch wenn er sich noch immer Fragen stellte. Was verheimlichte Shizuka nur vor ihm? Und warum hatte sie solche Angst vor seiner Reaktion? Shizuka glaubte sogar, dass er sie hassen würde, aber Zero konnte sich wirklich keinen Grund vorstellen, um sie mit Hass und Verachtung zu strafen. Außerdem, wie könnte er ein so liebes Mädchen, wie Shizuka es war, nur hassen?
 

Ein leises 'Aua' erklang aus der ersten Reihe und Shizuka blickte verwundert auf, da ihr ein widerlicher Geruch in die Nase stieg. "Sensei Yagari, könnten sie mir ein Pflaster geben? Ich habe mir in den Finger geschnitten". Zero's Augen wanderten zu der Schülerin, welche aufgestanden war und nun zum Lehrerpult lief. Yagari öffnete eine Schublade, holte ein Pflaster heraus und reichte es dem Mädchen.
 

Shizuka's Körper spannte sich an und obwohl die Mitschülerin soweit wegstand, so hatte sie einen Blick auf die Schnittwunde werfen können. Nicht schon wieder, waren sofort ihre Gedanken, atmete tief durch, um ihre innere Unruhe zu beruhigen. Shizuka spürte, wie sich dieses ekelhafte Gefühl dennoch in ihrem Körper aufbreitete. Ihre Atmung beschleunigte sich rapide, während ihr Puls auch stetig anstieg. "Nein... Nicht hier, bitte" flehte sie innerlich, senkte ihren Blick, da man sicher bereits einige Merkmale erkennen konnte.
 

Der Silberhaarige traute seinen Augen nicht, als er Shizuka so sah, denn dieses Verhalten, diese Merkmale, waren ihm sehr wohl bekannt. Das konnte, nein, durfte nicht sein. Bestimmt hatte er nur etwas mit seinen Augen, oder? Vielleicht schlief er auch gerade? Konnte sein, weil er immer noch müde war.
 

"Shizuka, was ist los? Ist dir schlecht, oder kannst du kein Blut sehen?" wollte Yori wissen, da sich Shizuka so seltsam verhielt. Ihre Atmung hatte sich so sehr beschleunigt und Schweiß rann ihr von der Stirn. Das kam nicht einfach nur so, dachte sich Yori, ehe sie ihre Hand auf Shizuka's Schulter legte.
 

"Fass mich nicht an" zischte die Langhaarige, schlug grob die Hand von ihrer Schulter, ehe sie aufstand und eiligst die Stufen hinaufstieg und das Klassenzimmer verließ. Yori war schon etwas erschrocken gewesen, hörte jedoch den Drohungen ihres Lehrers zu, welcher anschließend seufzte. Yagari hatte gedacht, wenn er irgendwelche Warnungen aussprechen würde, würde Shizuka sicherlich bleiben, aber scheinbar hatte er sich geirrt. Was war denn eigentlich los? "Sensei Yagari... Ich werde mich um sie kümmern". Yagari sah verwundert zu Zero auf, welcher ebenfalls aufstand und nun auch die Stufen hinaufging.
 

Shizuka saß hastig atmend auf dem Mädchenklo, versuchte dieses Gefühl gewaltsam zu unterdrücken, was ihr aber einfach nicht gelingen wollte. "Es soll aufhören... Es macht mich wahnsinnig... Dieser widerliche Geruch des Blutes... Ich verbrenne innerlich, wenn nicht bald etwas passiert" murmelte die Langhaarige vor sich hin, während sie ihren Hals mit ihrer Hand umklammerte und nochmals tief durchatmete.
 

Ein Türöffnen ließ Shizuka die Luft anhalten, während sie sich mit ihrer freien Hand den Mund zuhielt. Hoffentlich verschwand das Mädchen schnell wieder, denn sie wusste nicht, ob sie sich noch lange zurückhalten konnte. Verdammt, dieses Gefühl sollte aufhören. Es quälte sie so sehr.
 

Das Rauschen von Wasser drang an ihre Ohren, ehe es auch schon wieder verschwand. Ein Klopfen an ihrer Tür folgte, was Shizuka aufschrecken ließ und sie der Versuchung nahe war, die Türe zu öffnen, um die Person anzublaffen. Vorhin war sie schon so aggressiv gewesen, aber jetzt? Jetzt verspürte sie den Drang, einen Menschen zu verprügeln, um irgendwie dieses schreckliche Gefühl zu überdecken.
 

"Shizuka, du schadest dir nur noch mehr, wenn du dich einschließt. Öffne mir die Tür". Shizuka wusste nicht, was sie nun tun sollte und begann zu überlegen. Durch Zero's Aussage schloss sie, dass er genau zu wissen schien, was gerade in ihr vorging. Hatte der Silberhaarige es durch ihr Verhalten bemerken können? Vermutlich, denn er kannte dieses Gefühl doch weitaus besser, oder nicht?
 

"Jessy, mach die Tür auf, damit ich dir helfen kann. Ich bitte dich". Die Tür wurde geöffnet und zum ersten Mal sah Zero in die blutroten Augen, welche Shizuka nun wegen ihres Zustandes hatte. Ihr Blick wirkte traurig und unsicher und der Silberhaarige spürte noch immer, wie ängstlich sie sich momentan fühlte.
 

"Jetzt verstehe ich auch deine Angst vor meiner Reaktion. Hast du wirklich gedacht, dass ich dich nun hasse?". Die Langhaarige nickte, war aber gleichzeitig auch überrascht über seine ruhige Stimme. "Bei Yuuki..." wollte Shizuka gerade ihre Angst erklären, kam jedoch nicht dazu ihren Satz zu beenden, da Zero sie an die Wand drückte und die Tür hinter sich verriegelte.
 

"Soll ich dich wiklich so behandeln? Ich weiß nicht, warum und weshalb diese Merkmale nun bei dir auftreten, aber das spielt vorerst auch keine Rolle. Trink das hier, dann lässt der Blutdurst nach". Zero hielt der Langhaarigen ein Glas hin, in welcher sich eine rote Flüssigkeit befand. Shizuka nahm es unsicher entgegen, roch am Glas und verzog angewidert ihr Gesicht.
 

"Ich kann und will das nicht trinken, Zero..." murmelte sie leise, sah flehend zu ihm auf, da er das wirklich nicht von ihr verlangen konnte. Der Silberhaarige seufzte schwer, da er sie verstehen konnte. Er konnte nur nicht verstehen, dass sie nun diese Merkmale aufwies. Sie trug menschliches Blut in sich, war aber ein Vampir und verspürte diesen Blutdurst. Die Fähigkeiten, welche er hatte, schien sie nicht zu haben, was ihn ebenfalls verwunderte. So viele Fragen huschten durch seinen Kopf und er würde der Sache später noch auf dem Grund gehen.
 

"Dir bleiben nur zwei Optionen, um nicht dem Wahnsinn zu verfallen. Entweder, du trinkst dieses Glas aus, oder du trinkst mein Blut. Du hast die Wahl". Zero wusste, er drängte sie in eine Ecke, in welcher er sich selbst ungern befand, aber ihr blieb nichts anderes übrig. Und sollte die Bluttablette nicht wirken, wie es bei Zero nun mal der Fall war, müsse Shizuka ihn beißen, ob sie nun wollte, oder nicht.
 

Vorsichtig nippte Shizuka am Glas, verzog nochmals ihr Gesicht, ehe sie die rote Flüssigkeit in die Toilette schüttete. Den Rest, welcher sich noch in ihrer Mundhöhle befand, spuckte sie schließlich hinterher. Dieses Gesöff war ungenießbar und total widerlich. Zero konnte unmöglich wollen, dass sie das hier trank, oder doch?
 

"Ich bin ein Mensch und kein Vampir, Zero... Ich kann das einfach nicht. Ich will das einfach nicht". Shizuka klang so verzweifelt, trotz ihres Zustandes, welcher mit jeder Sekunde schlimmer wurde. Zero überlegte, wie er ihr nun helfen könnte, denn der Geschmack des künstlichen Blutes schien ihr zuwider zu sein. Nun, dann blieb ihr wohl nur noch die andere Möglichkeit, welche er ihr eben noch genannt hatte.
 

Zero erhob schließlich seinen rechten Zeige und Mittelfinger, während sich seine Augen nun ebenfalls rötlich verfärbten. Seine Fingernägel wurden etwas länger, welche er kurz darauf an seinen Hals ansetzte. Die Fängernägel in die Haut bohrend, spürte er, wie sein Lebenssaft hervortrat und sah weiterhin zur Langhaarigen hinab, darauf abwartend, wie nun ihre Reaktion ausfiel.
 

Shizuka sah den Tätigkeiten Zero's erschrocken zu, ehe ihr der Geruch seines Blutes in die Nase stieg. Ihr innerer Zwang verstärkte sich zunehmend, als sie das Blut an seinen Fingern erkennen konnte, sah gebannt zu ihm auf, da sie sich plötzlich so anders fühlte. Shizuka hatte das Gefühl, als wäre sie nun eine andere Person, denn ihr erschien ihr ganzes Befinden so äußerst fremd. Warum?
 

"Warum machst du es mir noch schwerer, Zero?" wollte Shizuka wissen, schloss ihre Augen und atmete erneut tief durch. Dieser Geruch, dieser war anders. Es roch leicht süßlich und die Langhaarige leckte sich über ihre trockenen Lippen, da sie sich nach diesem Geruch deutlich hingezogen fühlte. Warum? Was passierte hier nur mit ihr? Sie wollte nicht Zero's Blut trinken.
 

"Weil ich nicht möchte, dass du dem Wahnsinn verfällst. Vermutlich aus dem gleichen Grund, wie du heute Morgen?". Shizuka öffnete ihre Augen wieder, welche noch rötlicher geworden waren, als ohnehin schon. Sie rang nach ihrer letzten Fassung, doch als sie Zero's Finger an ihre Lippen spürte, öffnete sie diese bereitwillig, um dieses köstliche Blut in sich aufzunehmen.
 

"Du bist ein Mensch, denn du trägst menschliches Blut in dir, aber... Du scheinst auch zum Teil ein Vampir zu sein, da du Blutdurst verspürst. Du versuchst dich zu isolieren, weil dir das unangenehm ist... Wie lange quälst du dich schon? Seitwann verheimlichst du mir das hier?". Zero wollte es undedingt wissen, denn er brauchte endlich Antworten. Außerdem, er musste später noch Direktor Kurosu darüber in Kenntnis setzen, denn das hier konnte Zero unmöglich verschweigen. Es konnte sogar sein, dass Shizuka in die Night Class wechseln müsse, aber darüber mochte er sich nun keine Gedanken machen, da dies hier ein Sonderfall zu sein schien.
 

Genüsslich leckte sich Shizuka erneut über die Lippen, als Zero seine Finger aus ihren Mund nahm. Die Wunde an Zero's Hals fixierend, ließ sie das Glas aus ihrer Hand gleiten, welches klirrend zu Boden fiel. Wie gebannt betrachtete sie die Wunde, ergriff Zero's Kopf ein wenig und zog den Silberhaarigen zu sich hinab. "Gestern Morgen, als ich das erste Mal Blut riechen konnte, wusste ich, dass mit mir etwas nicht stimmt. Ich dachte, es sei eine Einbildung gewesen, aber heute Morgen wurde es zu deutlich und ab da hatte ich Angst... Angst vor deiner Reaktion, die mich nun überrascht, weil ich dachte, dass du alle Vampire hasst".
 

Zero schloss seine Augen, als er ihren warmen Atem an seinen Hals spürte. Shizuka konnte sich nicht mehr wehren und sollte es auch nicht mehr tun. Sie brauchte sein Blut, um wieder das normale Mädchen zu werden. Leise drang diese Erklärung an sein Ohr, ließ ihn lächeln, als er den letzten Satz vernahm. Natürlich hasste er alle Vampire und an seiner Meinung, dass Vampire ausgerottet werden sollten, hatte sich bis heute noch nichts geändert. Nur, Shizuka wollte kein Vampir sein, genauso wie er. Sie wurde einfach in dieses Schicksal gezwungen, wie es schien, ebenso wie Zero damals verdammt wurde.
 

"Trink mein Blut, damit es dir besser geht, Jessy" hauchte er, ehe er einen süßen Schmerz spürte, ausgelöst von ihren Reißzähnen, welche sich sanft in seine Haut gebohrt hatten. Sofort schlang er seine Arme um ihren Körper, lehnte sich an die Wand und konzentrierte sich auf sein Befinden. So äußerst vorsichtig, so empfand es Zero, ging die Kleine vor, um ihm nicht unnötig Weh zutun.
 

Nach wenigen Minuten ließ Shizuka von seinen Hals ab, leckte lediglich die restlichen Spuren von seiner Wunde, ehe sie ihren Kopf auf seiner Schulter bettete. "Ich... Zero... Was habe ich nur getan?". Ihre Augen hatten ihr schönes Blau zurück und nun fühlte sie sich zwar körperlich besser, aber ihre Seele tat so unsagbar Weh. Seltsam, sie hatte viele Emotionen gespürt und es waren nicht ihre eigenen gewesen. Hatte sie durch sein Blut erfahren, wie er nun fühlte? Mitgefühl und Verständnis, dass hatte sie deutlich spüren können. Warum? Wieso hasste Zero sie nicht?
 

"Beruhige dich. Es ist alles in Ordnung". Er spürte, wie ihre Schultern leicht bebten und sie mit dieser Situation einfach nicht umgehen konnte. Ja, er konnte Shizuka so gut verstehen, da er doch vor einigen Jahren noch ähnlich gehandelt hatte. So lange hatte er gekämpft, aber letzten Endes gegen seinen Blutdurst verloren. Und dann? Dann war da Yuuki gewesen, welche immer bereitwillig ihr Blut gegeben hatte. Nun konnte er Yuuki verstehen. Ja, er hatte Shizuka helfen wollen, aus dem gleichen Grund, warum Yuuki und Shizuka den Silberhaarigen immer geholfen hatten.
 

Eine ganze Weile blieb Zero noch so ruhig stehen, strich hin und wieder mit seinen Händen über Shizuka's Rücken, welche sich allmählich entspannte. Die Langhaarige selbst behielt ihre Augen geschlossen, gab sich den sanften Berührungen hin, welche Zero ihr zukommen ließ. Noch immer stellte sie sich so viele Fragen und fand einfach keine Antworten. Vielleicht sollte sie sich nun erstmal an das neue Dasein gewöhnen? Ja, vielleicht. Und vielleicht würde Zero ihr dabei helfen, um mit der gesamten Situation fertig zu werden.

Diskussionen!

Shizuka saß schon seit geraumer Zeit auf ihrem Bett, ihre Beine mit ihren Armen umschließend, da sie sich total mies fühlte. Zero war vor wenigen Minuten noch bei ihr gewesen, hatte dann aber gemeint, er müsse nun mit Direktor Kurosu darüber sprechen. Shizuka hatte nichts dagegen denn sie wusste doch, dass nun einige Vorkehrungen getroffen werden mussten.
 

Ohnehin stellte sich Shizuka so viele Fragen, da Zero vorhin auch einige Dinge geäußert hatte. Sie trug menschliches Blut in sich, hatte der Silberhaarige gemeint. Was hatte das nur zu bedeuten? Deshalb hatte Zero ihren Zustand, ihr Geheimnis auch nicht bemerkt, oder? Nur, warum? Warum verspürte sie diesen Blutdurst, wenn sie doch ein Mensch war? Oder war sie doch ein Vampir? Verdammt, sie wusste bald gar nichts mehr, auch nicht, was nun mit ihr passieren würde.
 

Die Türe zu ihrem Zimmer wurde geöffnet und der Direktor trat ein, dicht gefolgt von Zero, welcher einen besorgten Blick zu Shizuka warf. "Zero hat mir alles erzählt, Jessica..." Kaien bemerkte ihre Unruhe, während sich der Silberhaarige auf den Bettrand niederließ und die Langhaarige zu sich zog. Zero wusste, sie brauchte nun Wärme und Sicherheit und als Shizuka seine Arme um ihren Körper spürte, ließ sie sich gegen seine Brust sinken, genüsslich die Augen dabei schließend.
 

"Ich hoffe, du bist dir im Klaren, dass ich als Direktor nicht darüber hinwegsehen kann. Stellt sich mir nur die Frage, ob dein neues Aussehen etwas mit deiner Situation zutun haben könnte? So etwas ist noch nie passiert und wenn ich ehrlich bin, so ist es mir wirklich ein Rätsel... In deinen Adern fließt menschliches Blut und gerade das dürfte eigentlich gar nicht sein...". Kaien legte nachdenkend seine Hand ans Kinn, da ihm das wirklich zu denken gab. Zero hatte ihm jedes Detail geschildert, auch die Tatsache, dass Zero und Shizuka untereinander ihr Blut ausgetauscht hatten, um sich gegenseitig zu helfen.
 

"Das dachte ich auch, Direktor... Ich kann mir viele Merkmale nicht erklären. Äußerlich wirkt sie wie ein Mensch, aber das Erlebnis vorhin hat mir bestätigt, dass sie dieselben Merkmale aufweist, die einen Vampir ausmachen". Zero strich der Langhaarigen beruhigend über den Rücken, da sie mittlerweile wieder eine gewisse Angst ausstrahlte. Shizuka kam immer noch nicht mit der gesamten Situation klar und Zero konnte sie sehr wohl verstehen. Vermutlich war er gerade die einzige Person, welche ihr Verhalten voll und ganz nachvollziehen konnte.
 

"Aufgrund der Tatsache, dass Jessica äußerlich wie ein Mensch wirkt, kann ich sie nicht in die Night Class versetzen" erklärte Kaien noch immer nachdenklich. "Nennt mich weiterhin Shizuka... Und... In die Night Class will ich auch nicht, sonst werde ich die Schule verlassen" murmelte die Langhaarige leise, spürte daraufhin sofort zwei verwunderte Augenpaare auf sich ruhen, ehe sie ernst aufblickte.
 

"Mag sein, dass ich zur Hälfte ein Vampir bin, aber ich bin immer noch ein Mensch. Keine Sorge, ich werde keine Menschen anfallen... Das wäre wirklich das Letzte, was mir in den Sinn käme". Eine kurze Pause entstand und Shizuka seufzte schwer, da Kaien noch immer verwundert in ihre Richtung blickte. "Außerdem... Ich will bei Zero bleiben, weil er mich verstehen kann. Ich würde mich außerdem unter Vampiren unwohl fühlen, versteht ihr?".
 

"Ich finde auch, dass Shizuka weiterhin in die Day Class gehen sollte, Direktor. So kann ich wenigstens ein Auge auf sie werfen und ihr helfen, falls sie einen Anfall bekommen sollte". Kaien nickte dem zu, auch wenn er es nicht dulden durfte, was diese unausgesprochene Hilfe betraf. Und dennoch. Shizuka schien die Bluttabletten ebenfalls nicht zu vertragen. Gut, würde er bei Zero und Shizuka eine Ausnahme machen müssen, was diesen Blutaustausch betraf, denn es blieb ihm wohl keine Wahl.
 

"Einverstanden... Ich werde, zwecks der neuen Situation, Sensei Yagari darüber in Kenntnis setzen müssen. Außerdem werde ich Kaname Kuran hinzuziehen, da er uns vielleicht erklären kann, was Shizuka's Zustand bedeutet". Shizuka's Hände verkrampften sich ein wenig, als sie den Namen dieses reinblütigen Vampirs vernahm. Kaname sollte herkommen, um ihnen zu sagen, was es mit ihrem Zustand auf sich hatte? Warum? Sie mochte Kaname nicht und wollte ihn noch viel weniger sehen.
 

"Muss das denn sein?" wollte Shizuka wissen und klang bei ihrer Frage nicht gerade erfreut. Zero sah noch immer verwundert zur Langhaarigen, welche einen angewiderten Blick auflegte. Was war denn nun mit ihr? Jedes Mädchen würde sich doch nun freuen, dass Kaname Kuran sich dieser speziellen Sache annahm, also warum Shizuka nicht?
 

"Ja, es muss sein, Shizuka. Zwar verstehe ich deinen Einwand nicht, weil Kaname im Grunde ein freundlicher Vampir ist, aber du musst mir deine Gründe auch nicht sagen. Entschuldigt mich, ich muss nun mit Yagari sprechen und werde mich dann aufmachen, um Kaname zu informieren...". Kurz holte Kaien Luft, ehe er auch schon seinen Vortrag fortsetzte. "Kümmer dich so lange um Shizuka, Zero. Es wird wohl einige Tage dauern, bis ich wieder zurück bin. Bis dahin könnte Shizuka mit dir den Rundgang machen, da sie sowieso von den Vampiren weiß". Der Silberhaarige nickte dem zu, denn er langweilte sich meist, wenn er seinen Rundgang machte.
 

Kaien winkte den Zweien noch zu, ehe er sich umwandte und das Zimmer verließ. Er hatte keine Wahl, auch wenn er nicht wusste, warum Shizuka Kaname nicht sehen mochte. Sie mussten einfach herausfinden, warum Shizuka menschliches Blut in sich trug und dennoch die Merkmale eines Vampirs besaß. Ob Yagari ihm überhaupt Glauben schenken würde? Sicherlich würde er den Direktor gleich als einen Spinner hinstellen, denn so war der Vampirjäger meistens, wenn er etwas nicht glauben wollte.
 

"Verrätst du mir, wieso du eben so reagiert hast?" wollte Zero wissen, denn er konnte Shizuka nicht verstehen. Wohlmöglich war Kaname wirklich der einzige Vampir, welcher eine Erklärung für Shizuka's Zustand haben könnte und nur deshalb würde er es dulden, diesen Typen in ihre Nähe zu lassen. "Warum? Weil Kaname ein egozentrischer Mistkerl ist, deswegen. Wer will schon mit so einem befreundet sein? Ich nicht und wenn er erstmal hier ist, dann wird er schon merken, wie sehr ich ihn leiden kann. Ist mir doch egal, ob er das merkt, oder nicht. Warum soll ich mich ihm gegenüber verstellen? Ich habe keine Angst vor ihm, nur weil er ein Vampir reinen Blutes ist".
 

Zero war mehr als überrascht, solche Worte von der Langhaarigen zu hören und nun konnte er sich auch denken, warum sie Kaname so dermaßen verachtete und es offensichtlich zeigte. Wieso freute er sich darüber, dass es da noch einen Menschen, oder auch Vampir gab, welcher den Reinblütigen nicht mochte? Zero wusste es nicht, drückte Shizuka noch fester an seine Brust, während er mit seiner Hand durch ihr violettes Haar fuhr.
 

"Sei trotzdem vorsichtig, wenn er vor dir steht, Shizuka. Ich möchte nicht, dass er dir etwas antut, verstehst du?". Shizuka nickte seicht, bettete ihren Kopf auf seine Schulter, ehe ihr die Wunde auffiel, welche sie Zero zugefügt hatte. Es tat ihr leid, dass sie sich nicht mehr hatte beherrschen können, auch wenn er ihr sein Blut angeboten hatte. Nie hätte sie es freiwillig angenommen, aber ihr war keine Wahl geblieben. Leider, dachte sie, fuhr mit ihren Zeigefinger seicht über die Bisswunde, ehe der Silberhaarige seinen Kopf etwas neigte.
 

"Ich wollte das nicht, Zero. Verzeih mir, bitte". Zero schüttelte seinen Kopf, als sie sich bei ihm entschuldigte. Sie brauchte sich nicht schuldig zu fühlen, da er ihr bereitwillig sein Blut gegeben hatte. Konnte sie seine Denkweise immer noch nicht verstehen? Klar, sie hatte gesagt, dass sie das nicht wollte, aber letzten Endes hatte es Shizuka doch auch geholfen, oder nicht? Jetzt war sie wieder das liebe Mädchen, welches sich an seine Brust schmiegte und ihm nahe war. Diese Nähe tat einfach so gut, fand Zero und am liebsten würde er Shizuka immer in seinen Armen halten. Doch wusste er auch, dass er das nicht durfte, da sie Freunde waren. Er wollte nicht noch mal den gleichen Fehler begehen, wie damals bei Yuuki, auch wenn Zero wusste, dass sich die Langhaarige zu ihm hingezogen fühlte. Vielleicht war er auch schon viel zu weit gegangen? Mochte sein, aber es ließ sich nun auch nicht mehr ändern.
 

"Es war ein seltsames Gefühl... Bei deinem Blut wurde mir nicht übel, Zero. Es hat sich angefühlt, als würde ich angezogen werden... Ich verstehe meine Reaktionen nicht". Shizuka hatte noch immer so viele Fragen und erhoffte sich von Zero Antworten, welcher nun ein nachdenkliches Gesicht zog. Nun, so wirklich wusste er das auch nicht, aber vielleicht hang es mit Shizuka's Zuneigung für ihn zusammen.
 

"Ich schätze, dass mein Blut auf dich eine besondere Auswirkung hatte. Es kann sein, dass du mich als dein 'Opfer' ausgesucht hast, weil ich eben das passende Blut für dich besitze". Shizuka entfernte sich ein wenig von ihm, sah ihn verwundert an, da er nun solche Dinge sagte. Was sollte denn das heißen? Ihr Opfer? Nein, sicherlich nicht. Er war doch nicht ihr Opfer, oder so etwas in der Art.
 

"Entschuldige, ich habe mich wohl falsch ausgedrückt. Vielleicht ist Opfer auch das falsche Wort? Ich meine einfach, dass du dich zu mir hingezogen fühlst und es bei mir nicht anders ist. Ich würde dir jederzeit wieder mein Blut geben, um dir zu helfen". Shizuka wandte ihren Blick ab, da sie nun verstanden hatte. Eine beachtliche Röte erschien auf ihren Wangen, als sie an die vorhin geschehene Sache dachte. Als sie sein Blut getrunken hatte, hatte sie fast nicht mehr aufhören können. Warum?
 

"Das stimmt irgendwie... Als ich den Geruch deines Blutes riechen konnte, wurde ich automatisch angezogen. Zuvor, als sich das Mädchen in den Finger geschnitten hat, wurde mir schlecht. Zwar verstehe ich das nicht so ganz, aber... Als ich dein Blut trank, da habe ich fast nicht mehr aufhören können. Warum ist das so?". Zero legte ein kleines Lächeln auf, legte seine Hand auf ihre rechte Wange und strich behutsam über die weiche Haut. "Ich sagte doch, du fühlst dich zu mir hingezogen. Es ist bei mir nicht anders, wenn ich dein Blut trinke, glaub mir".
 

Eine ganze Weile sahen sich Zero und Shizuka noch an, ehe die Wangen der Langhaarigen noch dunkler wurden. Hingezogen. Wohl wahr, dachte sie sich, denn Zero hatte wirklich eine faszinierende Wirkung auf sie. Warum? Sie mochte ihn, vertraute ihm, aber war da vielleicht noch viel mehr? Shizuka wandte erneut ihren Blick ab, sah auf die Zudecke, da ihr nun der Kuss wieder in den Sinn kam. Wie war dieser Kuss eigentlich gemeint? Hatte er ihr nur beweisen wollen, dass er sie mochte?
 

"Worüber denkst du nach? Machst du dir immer noch Vorwürfe?". Shizuka verneinte die zweite Frage, fuhr mit ihren Finger über sein Hemd und zeichnete kleine Kreise. Was sollte sie denn nun sagen? Sollte sie Zero fragen, wie der Kuss gemeint war? Vielleicht sah er diese Sache auch ganz anders? Andererseits, Zero hatte doch das Gleiche empfunden, wie sie, oder nicht? Shizuka wusste es nicht, seufzte schwer, da sie unmöglich fragen konnte.
 

"Unsicherheit, Neugier und Angst. Warum empfindest du diese Gefühle?". Shizuka blickte sofort auf, da er ihre Gefühle äußerte. Warum konnte er das und sie nicht? Nun, sie kannte ihn eigentlich schon relativ gut, um zu wissen, wann er was hatte. Nur, warum musste er ihr immer sagen, was sie gerade empfand?
 

"Ich ähm... Du hast mich geküsst und... Ich wollte wissen, warum du das getan hast?". Verlegen blickte Shizuka auf, nur um ein weiteres Lächeln von Zero zu bekommen. Warum? Was dachte er wohl gerade? Er sollte aussprechen, was er dachte, denn sie konnte keine Gefühle bei ihm spüren. Nur dann, wenn sie sein Blut trank, dann war es ihr für kurze Zeit möglich.
 

"Weil ich dir beweisen wollte, dass meine Worte der Wahrheit entsprechen. Ich müsste lügen, wenn ich behaupten würde, mir wäre der Kuss gleichgültig, denn so ist es nicht...". Zero's Wangen verfärbten sich nun auch zart Rosa und unsicher blickte er in die blauen Augen, welche nun unsicher zu ihm aufblickten. "Ich habe mich wohl bei den Gedanken gefühlt, dir so nahe zu sein. Seitdem du hier bist, bist du mir immer nahe und ich beginne langsam, mich an dieses Gefühl zu gewöhnen. Das heißt nicht, dass es mir vorher unangenehm war. Es war eher ungewohnt...".
 

Shizuka nickte ihm zu, da er so etwas schon mal gesagt hatte. Sicher, es war ungewohnt, wenn man einer fremden Person nahe war, aber genauso war es doch, dass man sich im Laufe der Zeit an diese Nähe gewöhnte, diese Nähe immer wieder suchte, weil man sie vermisste, oder? Wollte Zero das vielleicht sagen? Es schien so, denn er zog sie wieder näher zu sich, schloss sie sofort in eine innige Umarmung und seufzte wohlig aus.
 

"Du riechst so gut, Zero..." murmelte Shizuka leise, während sie sich noch enger an seine Brust schmiegte. Ja, sie mochte seine Nähe und wollte nicht mehr, dass es aufhörte. Zero sollte bei ihr bleiben, denn bei ihm fühlte sie sich wohl und sicher. Ob er wirklich das Gleiche empfand, wie sie in diesem Moment?
 

"Findest du?" antwortete Zero ebenso leise, wie sie zuvor, ließ sich rücklings ins Bett fallen und zog die Kleine mit sich. Noch immer war er sehr müde und vielleicht sollte er ein wenig Schlaf nachholen, wenn sie ihn ließ? Blaue Augen blickten verwundert zu ihm hinab, ehe Shizuka wieder ein liebes Lächeln auflegte. "Ja, finde ich... Ich mag deine Nähe und deinen Körpergeruch sehr. Fast schon zu sehr, weil ich dich jedes Mal vermisse, wenn du nicht bei mir bist". Zero's Wangen verdunkelten sich ein wenig, während er betrachten konnte, wie sich Shizuka verlegen an der Wange kratzte.
 

"Dann leg dich hin und genieße" murmelte er ihr zu, schloss nach seinen Worten die Augen, da er nun ein wenig Schlaf brauchte. Hoffentlich nahm sie es ihm nicht übel, wenn er nun wegnickte, aber die letzte Nacht hatte ihn wirklich geschlaucht, wobei eigentlich nichts Sonderbares passiert war.
 

Zero spürte, wie sie sich neben ihn legte und kurz darauf ihren Kopf auf seine Brust bettete. Seinen linken Arm um sie legend, drehte er sich auf die Seite, so, dass seine Stirn die ihre berührte. Nochmals entglitt ihm ein wohliger Seufzer, während er ihren Körpergeruch in sich aufnahm. Shizuka roch auch gut, aber er mochte ihr das nun nicht sagen. Nein, sonst würden nur wieder Dinge passieren, die er nicht mehr tun durfte. Diese Nähe, welche sie nun wahrten, musste ihm ausreichen, auch wenn er wieder diesen einen Wunsch in sich aufkeimen spürte.
 

Shizuka erhob ihre Hand, strich ihm erst leicht übers silberne Haar, ehe ihre Hand tiefer glitt und seicht über seine Wange fuhr. Nochmals entwich Zero ein wohliger Seufzer, ehe er die Langhaarige noch ein wenig näher zog. "Wieso berührst du mich immer?" fragte er leise, öffnete seine Augen ein wenig, da er sich eine Antwort erhoffte. Nun, es störte ihn nicht, aber er war der Versuchung wirklich nahe, die letzten Zentimeter, welche sie noch voneinander trennten, zu überbrücken. Zero riss sich ohnehin schon zusammen, wobei er nicht mal wusste, was eigentlich in ihm gefahren war.
 

"Ich weiß nicht... Vielleicht, weil du mich glauben lässt, dass du das magst?". Das war zwar nur die halbe Wahrheit, aber was erwartete er bitte von ihr? Shizuka merkte sehr wohl, dass er sich irgendwie zurückhielt, aber was sollte sie denn dazu groß sagen? Vielleicht war es Vorsicht? Sie wusste es nicht so genau, seufzte ebenfalls leise aus, als er seine Hand unter ihren Kinn legte.
 

"Stört es dich denn?" setzte sie hinzu, als er sie nun ansah. Ein leises 'Nein' kam ihr entgegen und Shizuka wusste nicht, was sie noch fragen sollte. Dieser müde Blick, mit einem Hauch von Interesse, welche sie nicht deuten konnte. Was sollte sie nun von Zero halten? Wieso sagte er nicht, was er nun dachte? Wieso sagte er nicht, was er gern tun wollte? Wieso schwieg er und machte sich somit das Leben schwer?
 

"Ich bin ein Vampir, Shizuka... Stört dich diese Tatsache denn gar nicht?". Wieder diese Frage, nur anders ausgesprochen. Warum sollte es sie denn stören? Sicher, es war ungewöhnlich, aber stören tat es nicht. Wieso dachte er in diese Richtung? So viele Fragen quälten Shizuka im Moment und am liebsten hätte sie diese auch alle gestellt, aber sie wusste, Zero mochte nun nichts beantworten. Er selbst brauchte Antworten, wie es schien, denn er konnte sich immer noch nicht ihre Nähe zueinander erklären, obwohl die Antwort doch so einfach ausfiel.
 

"Nein, wieso sollte mich das stören? Ich mag dich so, wie du bist, Zero und daran wird sich nichts mehr ändern". Hoffentlich reichte ihm diese Aussage, denn er musste sich doch an ihre Worte erinnern, oder nicht? Moment, ihr fiel noch eine Tatsache ein, die sie ihm sagen musste. "Außerdem bin ich zur Hälfte auch ein Vampir... Erfreut bin ich darüber zwar nicht, aber ich muss mich wohl in mein neues Schicksal fügen, nicht wahr?". Zero nickte leicht, drückte sie ins Kissen zurück, ehe er ihre Beine spreizte. Sich zwischen ihre Beine legend, rang er nach seiner Fassung, als sie ihre Arme um ihn legte.
 

Shizuka bedachte ihn mit einen nachdenklichen Blick, da er zu überlegen schien. Wieso hielt er sich so dermaßen zurück? Wovor hatte er Angst? Sie musste nicht seine Gefühle spüren, um zu wissen, dass er gerade Angst hatte. Angst davor, einen Fehler zu begehen, welcher vielleicht nicht mehr in Ordnung zu bringen war. Dabei mochte sie ihn und er sie, oder? Was konnte schon passieren?
 

"Shizuka... Was hat dir der Kuss bedeutet?". Zero hatte endlich etwas gesagt und Shizuka wusste, es ging ihm wirklich nur um den einen Kuss. Er wollte noch einen, dass konnte sie sehen und weil er nicht wusste, ob er durfte, fragte er nun diese Frage. "Es war schön, auch wenn meine Reaktion heute Morgen anders ausgefallen ist. Mir war übel, weil ich mein eigenes Blut schmecken konnte, verstehst du?". Zero nickte wissend, denn er hatte noch immer die Bilder im Kopf, wie sie aus dem Zimmer gerannt war, nur um ins Bad zu kommen.
 

Sie hatte den Kuss dennoch schön gefunden? Konnte er ihren Worten glauben und erneut einen Kuss beginnen? Er sehnte sich nach ihren Lippen, obwohl er sie wirklich nur kurz auf seinen hatte spüren dürfen. Warum? Wieso sehnte er sich gerade nach dieser Nähe? Er mochte sie, aber mehr? Vielleicht war es an der Zeit, die Zweifel hinter sich zu lassen und einfach nach Antworten zu suchen? Antworten im Form von Gesten?
 

Shizuka lächelte leicht, legte ihre Hände um sein Gesicht und zog seinen Kopf etwas näher. "Warum zögerst du so lange? Meinst du, ich verstehe den Hintergrund deiner Frage nicht? Wieso küsst du mich nicht einfach und findest deine Antworten selbst heraus?". Zero spürte, wie nun sein letzter Widerstand fiel und so zögerte er nicht länger und nahm ein weiteres Mal an diesen Tag, ihre Lippen in Besitz. Schüchtern war er nun nicht mehr, nein, er forderte weitaus mehr, auch wenn er nicht genau wusste, ob sein Handeln richtig war.
 

Die Langhaarige schloss genießerisch ihre Augen, während ihre Hände zu seinen Hinterkopf wanderten und sich dort im weichen Haar verkrallten. Dieser Kuss war nicht mehr so schüchtern, wie der von heute Morgen. Zero setzte alles auf eine Karte, so erschien es Shizuka, welche den Silberhaarigen noch ein wenig näher zog.
 

Eine schüchterne Zunge strich hauchzart über die Lippen der Langhaarigen, ehe sie bereitwillig ihre Lippen öffnete. Sofort bahnte sich Zero's Zunge ihren Weg in die feuchte und noch unbekannte Mundhöhle der Kleinen, erforschte jeden Winkel, während ihm ein wohliges, aber auch angestrengtes Seufzen entwich. Wieso nur? Was zog ihn Shizuka nur so sehr in den Bann, dass er nun das hier einfach tat?
 

"Zero..." murmelte Shizuka in ihren Kuss hinein, verkrallte ihre Hände noch mehr in seinem Haar, ehe sie ein heißes Zungenspiel mit ihm ausfocht. Gut küssen konnte er, auch wenn sie sich kurzweilig erschreckte, als sie seine Reißzähne mit ihrer Zunge berührte. Es war ein seltsames Gefühl, zu wissen, dass sie hier einen Vampir küsste. Und noch seltsamer war es, als er sich von ihr löste und sie keuchend ansah.
 

"Du... Deine Reißzähne... Zeig sie mir mal, bitte". Komischer Satz, so fand Shizuka jedenfalls, denn so etwas hätte sie nach einen Kuss wie diesen nicht erwartet. Dennoch öffnete sie ihren Mund und ließ ihn nachschauen, was er auch sofort tat. "Du hast keine Reißzähne mehr... Vermutlich wachsen sie dir, wenn du nach Blut gierst". Shizuka zuckte mit den Schultern, da sie das nicht wusste. Seltsam, jetzt war die romantische Stimmung dahin, weil er ja unbedingt wissen musste, wo ihre Reißzähne waren.
 

Zero zuckte ebenfalls mit seinen Schultern, da es ihm nun auch egal war, wieso sie ihre Reißzähne nur dann bekam, wenn sie nach Blut dürstete. Nach einigen Sekunden wurde ihm bewusst, was er nun eigentlich getan hatte und hätte sich ohrfeigen können. Warum hatte er diese Frage gestellt? Weil er für einige Sekunden wissbegierig geworden war? Vermutlich, aber das änderte nichts an der Tatsache, dass er diese schöne Stimmung kaputt gemacht hatte.
 

"Ich... Entschuldige... Ich hätte das nicht fragen sollen... Es ist nur so, dass mich diese Tatsache beschäftigt, genauso wie die Tatsache, dass du ein menschlicher Vampir bist". Shizuka nickte leicht, da sie ihn schon verstehen konnte. Es war nur so plötzlich gekommen, dass sie keine Zeit gehabt hatte, um über den eben erlebten Kuss nachzudenken.
 

"Ein menschlicher Vampir... Klingt schon seltsam. Jetzt bin ich nicht nur in meiner Welt seltsam, sondern auch hier. Warum muss ich eigentlich immer im Mittelpunkt stehen?". Zero schüttelte seinen Kopf, da sie dafür nichts konnte. Er mochte sie trotz allem, obwohl er eine totale Abneigung gegen Vampire verspürte. Nur, Shizuka war völlig anders. Anders als alle anderen. Er konnte sie nicht hassen, auch wenn er wollte.
 

"Jessy... Ich mag dich aber so, wie du bist... Ich möchte, dass du das weißt. Ich hasse dich nicht, nur weil du zur Hälfte ein Vampir bist, auch wenn ich alle anderen Vampire verachte... Du kannst dafür nichts und deswegen bleibe ich auch an deiner Seite". Shizuka legte ein kleines Lächeln auf, während sie ihm über die Wange strich. Lieb, so fand sie, als er diese Worte sagte. Es beruhigte sie doch sehr, zu wissen, dass er sie trotz allem mochte. Hoffentlich blieb das auch so.
 

"Du wolltest schlafen, oder?". Zero nickte seicht, während sein Kopf auf ihre Brust gebettet wurde und er ein fragendes Gesicht zog, als er sich seiner Position bewusst wurde. "Dann schlaf ein bisschen..." murmelte Shizuka leise, gähnte herzhaft, da auch sie ein wenig müde war. Die Augen schließend, bemerkte sie, wie sich Zero in eine bequemere Position brachte, aber dennoch nicht von ihr runterstieg. Musste er auch nicht, da er nicht sonderlich schwer war. Eigentlich war er, wenn man bedachte, dass er ein Mann war, relativ leicht.
 

"Träum was Süßes" nuschelte Shizuka noch, ehe sie ins Traumland glitt. Zero nickte leicht, jedoch war die Müdigkeit gewichen und somit machte er sich so seine Gedanken. Gedanken über den gerade erlebten Kuss. Gedanken über das baldige Treffen mit Kaname. Und Gedanken über sein Handeln. Warum nur? Wieso fühlte er sich so wohl bei Shizuka? Wieso handelte er so anders in ihrer Nähe? Egal, warum er das auch tat, er bereute es nicht. Er mochte dieses freche Mädchen zu sehr, statt irgendeine Tat zu bereuen. Nur, was würde sein, wenn diese minimalen Gefühle, welche er momentan noch empfand, irgendwann wachsen würden? Er wusste es nicht, schlief irgendwann doch auf ihrer Brust ein, da er des Denken zu müde wurde.

Gemeinsamer Rundgang!

"Wach auf...". Shizuka murrte etwas in sich hinein, versuchte sich auf die Seite zu drehen, doch irgendetwas lag auf ihr, was ihr das Drehen erschwerte. Schmatzend blieb sie einfach liegen, schloss dieses Etwas noch fester in ihre Arme und gab einen wohligen Seufzer von sich.
 

Zero fühlte sich ebenfalls bei seinem Schlaf gestört, blinzelte einige Male, ehe sich seine Augen weiteten. "Meister, was tun sie hier?". Nur leise glitten diese Worte über seine Lippen, war er einfach nur erstaunt, Yagari zu sehen, welcher nun zu ihm blickte. "Ich will mich davon überzeugen, ob dieses menschliche Mädchen in Wahrheit wirklich ein Vampir ist" kam die Erklärung rasch, während Yagari seine Aufmerksamkeit wieder dem Mädchen schenkte, welche Zero noch dichter an sich drückte.
 

"Aber... Wie wollen sie das tun? Meister, ihr dürft ihr nichts tun... Das werde ich nicht...". "Beruhige dich, Zero. Ich weiß zwar nicht, wieso du dich für einen Vampir einsetzt, aber es spielt auch keine Rolle. Sieh her". Yagari hielt eine kleines Fläschen hoch, in welcher sich eine rötliche Flüssigkeit befand. Zero wusste sofort, dass es sich um Blut handeln musste, weswegen er seine Aufmerksamkeit nun Shizuka schenkte, welche etwas Unverständliches sagte. Wie spät war es eigentlich? Wenn er der Dunkelheit trauen konnte, musste es schon sehr spät sein und er hatte seinen Rundgang noch nicht gemacht. Verdammt, diese lästige Arbeit, aber irgendwer musste sie tun.
 

Plötzlich öffneten sich Shizuka's Augen, welche eine blutrote Farbe annahmen, ehe sie sich die Hand auf den Mund drückte. "Meister... Hört auf, sonst übergibt sie sich" rief Zero sofort, da er sehen konnte, wie blass Shizuka mit einem Mal wurde. Yagari verschloss das kleine Fläschen wieder und sah verwundert zu dem Mädchen hinab, welche mit ihren blutroten Augen zu ihm aufblickte. Ja, er konnte deutlich ihre Reißzähne erkennen, als er die Hand von ihren Mund nahm und sich die Kleine genauer ansah. Unfassbar, dachte er sich, denn so etwas konnte doch gar nicht sein.
 

"Ein Vampir, in dessen Adern menschliches Blut fließt... Ein Sonderfall, wohl wahr". Yagari wusste nun nicht, was er mit dem Mädchen anfangen könnte. Wahrscheinlich war es wirklich klüger, die Erklärung von Kaname Kuran abzuwarten, obwohl er diesen reinblütigen Vampir nicht sonderlich schätzte.
 

"Wieso muss sie sich übergeben? Das ist normales Blut, also...". "Jegliches Blut, was sie sehen und riechen kann, führt dazu, dass sie sich übergeben muss. Es war heute Morgen nicht anders, als sie ihr eigenes Blut schmecken konnte. Nur mein Blut kann sie riechen und trinken, denn ich scheine eine besondere Wirkung auf sie zu haben" sprach Zero dazwischen, erhob sich und half Shizuka auf, welche hastig atmete und zwanghaft versuchte, ihre Übelkeit zu unterdrücken.
 

Nun sah der Vampirjäger noch verwunderter drein, da er nicht fassen konnte, was er da hörte. Das sprach doch gegen jegliche Natur und dem, was er über all die Jahre gelernt hatte. Ein Vampir, welcher auf ein bestimmtes Blut reagierte und alle anderen Blutlinien verschmähte? Wo kamen sie nun hin? Was war das für ein neues System?
 

"Und du gibst ihr nun freiwillig dein Blut? Das kann nicht dein Ernst sein, Zero. Du bist ein Vampirjäger und hasst die Vampire, wie kein Zweiter. Wie kannst du ihr nur helfen, wenn sie doch zur Hälfte ein Vampir ist?". Yagari wollte und konnte das einfach nicht verstehen, denn das widersprach allem, was Zero bisher über die Vampire gesagt hatte. Oder half er dem Mädchen nur deswegen, weil sie nicht aus dieser Welt kam? Nein, das glaubte er nicht. Da musste etwas dahinter stecken, sonst würde Zero nicht solch eine Entscheidung treffen.
 

"Weil sie ein lieber Mensch ist und kein Vampir sein will. Sie hat sich dieses Schicksal nicht ausgesucht, genauso wenig, wie ich damals. Shizuka gab mir ihr Blut, um meinen Durst zu stillen, also werde ich es auch tun, um ihr zu helfen. Jederzeit, wenn sie nach Blut dürstet". Yagari erhob seine Hand und legte diese an seinen Kopf. Das konnte wirklich nicht Zero's Ernst sein. Was faselte dieser denn da nur? Und wie fürsorglich er die Kleine in seine Arme schloss und ihr beruhigend über den Rücken strich. Yagari könnte annehmen, Zero sei in das zierliche Mädchen verliebt, welche noch immer hastig durchatmete.
 

"Was macht er hier? Er soll verschwinden, Zero" hauchte Shizuka leise, ehe sie hastig das Zimmer verließ, nur um sich im Bad zu verschanzen. Zero blieb auf der Bettkannte sitzen und seufzte erschwert. Es war schon sonderbar, dass sich die Kleine immer wieder übergeben musste, wenn sie Blut roch, welches ihr zuwider war. Es war ähnlich gewesen, als sie das künstliche Blut hatte trinken sollen. Sie war auch total blass geworden und hatte gemeint, wie widerlich es doch sein würde.
 

"Ich verstehe schon. Dir ist nicht mehr zu helfen, Zero, da du dich hoffnungslos in sie verliebt hast" stellte Yagari trocken fest, während er sich am Kopf kratzte. Zero sah seinen Meister erst verwundert an, doch dann schüttelte er seinen Kopf. "Ich bin nicht verliebt... Ich will ihr nur...". "Spar dir das, Zero. Selbst ein Blinder kann erkennen, dass du ihr schöne Augen machst. Es war doch damals bei Yuuki nicht anders, oder? Du hast sie selbst noch geliebt, als sie zum Vampir geworden ist, also erzähl mir nicht, dass du Shizuka nicht anziehend findest". Zero wollte sich gerade rechtfertigen, als Yagari auch schon weitersprach, nachdem er Luft geholt hatte. "Ich meine, ich kann dich sogar verstehen, da sie auch nicht schlecht aussieht. Sie ist sogar hübscher als Yuuki und da soll ich von dir erwarten, dass du deinen Mann stehst?".
 

"Meister, ich bin nicht in sie verliebt" brüllte Zero nun, da er sich das nicht gefallen lassen musste. Was wollte sein Meister eigentlich von ihm? Gut, er widersprach sich gerade, da er Shizuka half, aber war es denn nicht verständlich? Shizuka hatte sich ihr derzeitiges Schicksal nicht ausgesucht, also warum sollte er die Kleine bestrafen? Sie konnte doch nichts dafür und so lange Zero ihr Blut gab, wenn sie es denn brauchte, war doch alles in bester Ordnung, oder nicht?
 

"Wie du meinst, aber so, wie ihr beiden da eben noch gekuschelt habt, sah das Ganze schon anders aus. Lass dir meine Worte mal durch den Kopf gehen und sage mir dann noch mal, dass du dich nicht in Shizuka, nein, Jessica verguckt hast". Nach diesem Vortrag verließ Yagari das Zimmer und ging in sein eigenes. Wie dumm war Zero denn eigentlich? Er mochte dieses Mädchen doch mehr, als er zugeben wollte, oder nicht? Ja, Yagari war doch nicht dumm. Er hatte noch ein gesundes Auge und dieses funktionierte wirklich gut. Zero sollte sich wirklich mal Gedanken darüber machen, ob er mit seiner Antwort wirklich richtig lag, denn Yagari sah die Sache wirklich ganz anders.
 

Zero saß noch einige Minuten auf dem Bett und ließ sich die Sätze von Yagari durch den Kopf gehen. Was dachte sich denn sein Meister, wer er denn war? Er war nicht verliebt. Nein, er mochte Shizuka, er mochte sie sehr, aber mehr? Okay, sie hatten sich schon zwei mal geküsst, aber das hatte nichts zu heißen, oder doch? Gut, sie teilten sich meist auch ein Bett, da sie diese Nähe brauchten, sie begehrten, aber mehr war da auch nicht, oder? Verdammt, Yagari hatte Zero nun total durcheinander gebracht, da er nun verschiedene Optionen durchging, die eh nicht der Wahrheit entsprachen.
 

Langsam stand der Silberhaarige auf, die wirren Gedanken abschüttelnd, da sie eh zu nichts brachten und verließ das Zimmer, nur um wenige Sekunden später vor dem Bad zu stehen. Es war nicht abgeschlossen, da es für dieses Bad keinen Schlüssel mehr gab, daher wusste er, dass die Türe von Innen nicht verriegelt sein konnte. Dennoch ging er nicht einfach rein, sondern klopfte und wartete auf eine Antwort.
 

Es dauerte eine ganze Weile, ehe die Türe geöffnet wurde und er eintreten konnte. Sich umblickend, fand er Shizuka unten auf den Boden hockend, welche sich vereinzelte Tränen aus dem Gesicht wischte. Zero ahnte, dass es ihr sehr schwer fallen musste, mit dieser Situation umzugehen und gerade deswegen blieb er bei ihr, damit er ihr immer wieder helfen konnte.
 

Sich zu ihr runterhockend, streckte er seine Hand nach ihr aus, beseitigte einige Tränen mit seinem Daumen, welche unaufhaltsam über ihre Wangen liefen. "Komm her, Shizuka..." hauchte er leise, zog sie in seine Arme, um ihr wenigstens ein wenig Trost zu spenden. Noch immer war sie total blass im Gesicht, während ihr Körper immer wieder unter ihren Schluchzern erzitterte. Für sie war es genauso schlimm, wie damals für Zero selbst. Wenn er ihr doch nur helfen könnte, damit sie nicht mehr so litt, aber er wusste einfach keine Möglichkeit, außer seinen Beistand.
 

"Heute Morgen war mir auch so schlecht... Warum wird mir immer übel, wenn ich Blut rieche, abgesehen von deinem? Ich verstehe das einfach nicht... Gestern Nachmittag, als wir den Level E verfolgt haben, da ging es einigermaßen, aber jetzt? Jetzt könnte ich mich jedes Mal übergeben, wenn mir nur der Geruch in die Nase steigt". Zero wusste es nicht und es verwunderte ihn doch selbst, wie anfällig Shizuka auf Blut reagierte. Er hätte es verstanden, wenn sie von jeglichen Blut angezogen werden würde, aber sie flüchtete jedes Mal, weil sie Übelkeit verspürte.
 

"Ich weiß es nicht... Ich würde dir gerne sagen, warum das so ist, aber leider weiß ich auf deine Fragen keine Antwort, Shizuka. Willst du dich hinlegen, oder mich beim Rundgang begleiten?". Shizuka überlegte nicht lange, stand auf und atmete nochmals tief durch. Es ging wieder einigermaßen und Shizuka war sich sicher, wenn sie erstmal ein wenig frische Luft schnappte, würde auch diese Übelkeit wieder schwinden. "Ich komme mit dir. Ich möchte nämlich wissen, wo der Wachpunkt ist, wo du immer stehst. Den habe ich beim letzten Mal gesucht, aber nicht gefunden".
 

Plötzlich lachte Zero unbekümmert und Shizuka glaubte ihren Ohren kaum. Noch nie hatte sie Zero so ausgelassen lachen gesehen. Nicht mal in ihrer Welt. Was war mit ihm? Hatte sie wohlmöglich etwas Falsches gesagt? "Wieso fragst du mich denn nicht? Außerdem habe ich dir den Wachpunkt doch gezeigt, als ich dich auf dem Gelände herumgeführt habe". Die Langhaarige stemmte ihre Hände in die Hüften, da Zero sie scheinbar auslachte. Toll und was war daran so witzig, dass sie scheinbar nicht richtig aufgepasst hatte?
 

"Na dann komm, Shizuka. Wir gehen zur Schule, dort, wo der Wachpunkt ist". Shizuka fühlte sich mittlerweile wirklich veräppelt, aber sie sagte nichts dazu. Wenn Zero schon mal lachte, dann sollte er das auch tun. Ohnehin schien er in seinem Leben nicht häufig zu lachen, was sie eigentlich sehr schade fand. Zero lächelte immer so süß, auch wenn dieses Phänomen nur in romantischen Augenblicken geschah. Sie prägte es sich ein, um es nicht zu vergessen, wie nun sein kurzes Lachen. Vielleicht konnte sie sein Lachen zurückholen? Nun, Shizuka würde es versuchen, jedenfalls nahm sie es sich nun vor.
 

Zero ging kurz in sein Zimmer, zog sich sein Jackett über und band sich seine Krawatte um den Hals, damit seine Bissspuren nicht zu sehen waren. Das war nun mal der Nachteil, wenn man sein Blut hergab, aber für Shizuka würde er es wirklich jederzeit wieder tun. Außerdem war sie auch durch ihn gezeichnet. Einmal an ihrer rechten Hand und ebenfalls am Hals. Ob es sie eigentlich nicht störte, dass er ihren Körper verunstaltete? Okay, diese Wunden würden heilen, aber trotzdem. Nun, vielleicht würde er sie später mal darauf ansprechen, aber eigentlich war er sich sicher, dass es ihr wohl egal zu sein schien, sonst hätte sie sicherlich schon etwas in der Art gesagt.
 

Gemeinsam verließen sie das Haupthaus und machten sich auf dem Weg zur Schule. Shizuka umschlang ihren Körper mit ihren Armen, da ein frischer Wind wehte und sie sich verfluchte, keinen Mantel übergezogen zu haben. Zero sah sich das eine Weile an, fragte sich innerlich, warum sie nichts sagte, verwarf diese Frage dann aber schnell und zog sich sein Jackett aus. Es ihr über die Schulter legend, schlüpfte sie sofort mit ihren Armen in die Jacke und schien sich gleich viel wohler zu fühlen.
 

"Machst wohl einen auf Gentleman, was?" triezte sie Zero, legte ein fieses Lächeln auf, als er errötete und rasch weiterging. Shizuka konnte nicht anders, als dümmlich zu grinsen und ihren Triumph zu genießen. Es machte ihr wahrlich Spaß, ihn immer wieder zu necken, denn er tat es doch hin und wieder auch, oder nicht? Obwohl, wenn Shizuka so nachdachte, sie verdankte ihm mittlerweile wirklich viel. Ob sie seine Hilfsbereitschaft irgendwann gebührend danken könne?
 

Wieder die Arme um den Körper schlingend, bemerkte sie eine kleine Erhebung in der linken Brusttasche des Jacketts. Ihre rechte Hand, an welcher sich noch immer der Verband befand, fuhr in die Tasche und ertastete eine Waffe, welche sie schnell zuordnen konnte. Es schien sich um Zero's 'Bloody Rose' zu handeln, oder? Ja, er trug diese Waffe stets bei sich, welche an einer Eisenkette befestigt war.
 

Rasch holte sie zu Zero auf, um wieder neben ihm laufen zu können. Ihn aus den Augenwinkel beobachtend, bemerkte sie, dass er es ihr gleich tat. Worüber er wohl gerade nachdachte? Zu gerne hätte sie nun gefragt, aber sie wollte diese schöne Stille nicht zerstören, weswegen sie wieder auf den Weg achtete und die Schule bereits vom Weiten erkennen konnte.
 

Vor dem Gebäude blieb der Silberhaarige stehen und sah kurz zum Klassenzimmer hoch, in welches sich nun die Night Class befand. "Dort oben ist der Wachpunkt. Meine Aufgabe besteht darin, darauf zu achten, dass sich um diese Uhrzeit keine Schüler mehr draußen befinden. Dazu kommt, dass ich ein Auge auf die Night Class halten soll, weil sie...". "Allesamt Vampire sind und du die Typen nicht sonderlich schätzt, ich weiß, Zero" endete Shizuka seinen angefangen Satz und sah erneut zu ihm auf. Wieder konnte sie Überraschung in seinen Augen lesen, da er sich vermutlich wieder wunderte, wie viel die Langhaarige nun mal wusste.
 

Zero verwarf seine Gedanken schnell wieder, welche sich um Shizuka drehten und betrat das Schulgebäude. Shizuka schloss schnell zu ihm auf, lief ihm nach, da sie nicht wusste, wie man zum Wachpunkt kam. Eine Treppe hochsteigend und danach durch eine Tür gehend, standen sie wieder draußen, auf einem Dach, auf welches sie einen guten Blick in das Klassenzimmer hatten. Shizuka linste sofort durchs Fenster, nur um zu erkennen, dass die Schüler der Night Class bereits einige Aufgaben erledigten, welche wohl zum Ethik-Unterricht gehörten, da Yagari beim Pult stand und auf jeden Schüler ein wachsames Auge hatte.
 

Der Silberhaarige stand bereits bei der Brüstung und sah sich ausgiebig um. Gut, keine Nachtschwärmer unterwegs, dachte er sich und drehte sich zu Shizuka um, welche noch immer durchs Fenster starrte. Wie war sie eigentlich dort hoch gekommen? "Shizuka... Stör die Schüler nicht, okay? Sie können deine Anwesenheit spüren". Shizuka sah zu Zero hinab, sprang auf das Dach hinab und nickte ihm zu. Stören? Sie hatte doch nur einen kurzen Blick riskiert, oder nicht?
 

Zero bedachte sie ein weiteres Mal mit einen verwunderten Blick, ehe er wieder über die Brüstung schaute, um das Gelände im Auge zu behalten. Schritte ließen ihn vermuten, dass Shizuka sich zu ihm gesellte, welche nun zu ihm aufblickte. "Sag mal... Stören dich die Bisswunden nicht?". Zero wollte es nun genauer wissen, sah wieder zu ihr hinab, nur um ein Kopfschütteln zu erhalten. Seltsam, dieses Mädchen machte sich wirklich nichts aus ihrer Schönheit, oder? Obwohl, wenn er ihr Glauben schenken durfte, dann hatte sie zuvor ein vollkommen anderes Aussehen gehabt, oder?
 

"Solche Wunden werden irgendwann heilen, Zero. Ganz anders, als die Wunden, die meine Seele noch immer trägt. Wahrscheinlich werden sie nie heilen...". Shizuka's Blick wurde traurig, als sie an ihre Vergangenheit dachte. So viel Leid hatte sie erdulden müssen und egal, wie sehr sie auch versuchte, ihre Vergangenheit zu vergessen, es gelang ihr einfach nicht. Nein, in manchen Situationen kamen ihr immer noch unschöne Dinge in den Sinn, auch wenn sie nun ein neues Leben hier begonnen hatte.
 

"Vermisst du dein Zuhause nicht? Hattest du dort, wo du herkommst, keine Familie und Freunde? Ich kann mir das wirklich nicht vorstellen, weil du eine nette Person bist". Er mochte ihren traurigen Blick nicht länger sehen, aber vermutlich würden seine Fragen ihr Lächeln nicht zurückholen, oder? So viele Dinge beschäftigten Zero noch und nun hatte er die Zeit gefunden, um sie zu befragen. Shizuka blickte wieder auf, legte ein mildes Lächeln auf und lehnte sich nun ebenfalls gegen die Brüstung.
 

"Natürlich habe ich eine Familie und auch wenige Freunde, aber... Manchmal verschließt man sich so sehr, dass die Familie und die Freunde, die eigentlich immer für dich da sind, dir nicht helfen können. Ich habe meist alles mit mir selbst ausgemacht und mich fast nie jemanden anvertraut...". Zero wollte gerade etwas sagen, als er ihren Arm spürte, welcher sich mit dem seinen verharkte. Es fiel ihr wahrlich schwer, sich ihm anzuvertrauen, dass konnte er in ihren blauen Seen erkennen. Schützend vor der Kälte und der Einsamkeit, welche sie nun ausstrahlte, nahm er sie in seine Arme, während Shizuka erleichtert seufzte.
 

"Wenn ich ehrlich bin... Ich möchte nie mehr in meine Welt zurück, denn das würde heißen, dass ich...". Shizuka lehnte ihren Kopf an seine Brust, schloss ihre Augen, da sie daran nicht denken wollte. Und dennoch erschienen ihr einige Vorstellungen, welche diese Möglichkeit in Betracht zogen. Was wäre, wenn sie wirklich irgendwann gehen musste? Das hieße, dass sie Zero allein lassen müsste, oder nicht? Vermutlich und genau davor hatte sie höllische Angst.
 

Zero sagte dazu nichts, schloss sie noch ein wenig mehr in seine Arme, um ihr Trost zu spenden. Er wusste, wie ihr Satz geendet wäre und irgendwie stimmte es ihn froh, dass sie wegen ihm nun so traurig war. Nur, was sollte er dazu sagen? Aufmunternde Worte vielleicht? Nein, vielleicht half einfach diese schöne Zweisamkeit? So, wie sich Shizuka nun an ihn schmiegte, sagte ihre Geste doch alles aus. Die Kleine fühlte sich wohl bei ihm und bei Zero war es auch nicht anders. Er wäre traurig, wenn sie irgendwann ging, dass wurde dem Silberhaarigen nun bewusst.
 

"Ich wäre traurig, wenn du gehen müsstest... Ich denke, das Schicksal wollte es, dass wir uns begegnen, oder?". Shizuka nickte seicht, während sie ihre Arme noch enger um ihn schloss. Er wäre traurig, wenn sie gehen müsste? Wieso liefen ihr bei seinen Worten nur so sehr die Tränen? Schicksal? Konnte man es eine schicksalhafte Begegnung nennen? War es nicht Shizuka's alleiniger Wunsch gewesen, hier bei Zero zu sein? Wahrscheinlich, aber was war denn, wenn wirklich alles nur ein dummer Traum war, aus welchen sie jede Minute erwachen könnte?
 

Ein ungutes Gefühl verleitete sie dazu, Abstand von Zero zu nehmen, um zu schauen, was da an ihrem Bein krabbelte. Ihre Augen weiteten sich und ein lauter Schrei entwich ihrer Kehle, als sie eine schwarze Spinne an ihrem rechten Bein entdeckte. Zero sah verwundert zur Langhaarigen rüber, welche sich gerade aufführte, als sei sie hysterisch geworden, während sie verzweifelt auf ihr Bein starrte.
 

"Beruhige dich... Das ist nur eine Spinne...". "Beruhigen? Ich soll mich beruhigen? Mach sie weg... Mach sie weg... Ich dreh durch, wenn...". Zero hielt ihr den Mund zu, da ihre Lautstärke selbst die Night Class Schüler anlockten, da nun vereinzelte am Fenster standen und auf das Geschehen blickten. Auch Yagari sah aus dem Fenster, schlug sich die Hand an die Stirn, da er nicht glauben konnte, weswegen die Langhaarige nun einen höllischen Aufstand machte. Wegen einer Spinne. Wieso hatten Mädchen immer solche Angst vor den Achtbeinern? Sie taten doch nichts, sondern waren nützliche kleine Tierchen.
 

Shizuka entfernte Zero's störende Hand und blickte ihn wütend ins Gesicht, da er so abfällig über ihre Angst sprach. "Ich habe eine Spinnenphobie und wenn du das Viech nicht sofort von meinen Bein...". "So und jetzt reduzier deine Lautstärke, Shizuka. Sieh mal hoch" erklärte Zero, welcher die Spinne von ihrem Bein genommen hatte und diese auf die Brüstung setzte. Dabei deutete er mit seinen Finger zum Fenster, am welchen noch immer einige Schüler der Night Class standen und dümmlich grinsten.
 

Das Gesicht der Langhaarigen nahm eine beachtliche Röte an, während sie verlegen zu Boden blickte. Verdammt, jetzt hatte sie sich zum Affen gemacht. Und das alles nur, wegen dieses dummen Viechs. Zero grinste ebenfalls dümmlich, sah nochmals zum Fenster rauf, nur um zu bemerken, dass sich die Schüler wieder zu ihren Plätzen begaben. Scheinbar hatte Yagari etwas dazu gesagt und wollte nun mit seinem Unterricht fortsetzen.
 

Shizuka wusste nicht, ob sie nun etwas sagen sollte. Sollte sie noch länger hier bei Zero bleiben, oder doch lieber zurück zum Haupthaus gehen? Sie wusste es nicht, spielte mit ihren Fingern, da ihr die ganze Sache doch schon unangenehm erschien. "Lass uns zurück zum Haupthaus gehen. Unser Rundgang endet hier und außerdem bin ich schon wieder müde". Zero gähnte herzhaft, lief an der Langhaarigen vorbei und blieb hinter ihr nochmals stehen. "Entschuldige, dass ich gelacht habe. Vermutlich ist das für dich die wahre Hölle gewesen" murmelte er leise, da sie noch immer eine gewisse Angst ausstrahlte.
 

"Wo soll ich heute Nacht schlafen? Allein, oder bei...". "Bei mir" sprach Zero dazwischen, ehe er seinen Weg fortsetzte. Er wusste doch, dass sie nicht allein schlafen wollte, also warum dieses Hin und Her nicht vorher abklären? Außerdem wollte Zero doch selbst, dass sie bei ihm blieb. Nur, warum wollte er das? Vielleicht, weil sie diese Zuneigung für ihn empfand? Nun, er empfand doch selbst diese Zuneigung für sie und wollte ihr nahe sein. Nahe sein und vielleicht noch ein bisschen mehr? Vielleicht ein bisschen mehr, wie heute Nachmittag? Ja, dass wollte Zero und vielleicht würde er es auch bekommen.
 

Den Weg zum Haupthaus hatten sie schnell überwunden und auf dem Gang trennten sich kurz ihre Wege. Da der Direktor momentan sowieso nicht da war, konnte man sagen, sie hatten Sturmfrei, was aber nicht hieß, dass sie nun das Haus unsicher machen wollten. Nein, Zero war schon ziemlich müde, während Shizuka's Bauch knurrte. Sie hatte Hunger, aber sie bezweifelte doch sehr, dass der Silberhaarige ihr jetzt noch etwas Essbares machte.
 

Mit knurrendem Magen verließ sie ihr Zimmer, ging ins Bad und machte sich dort fertig. Zero stand im Türrahmen seines Zimmers und hatte sehr wohl mitbekommen, dass der Langhaarigen noch der Hunger plagte und entschied sich dazu, ihr doch noch etwas Essbares zu machen. Ob sie Ramen mochte? Er würde ihr nun einfach schnell Ramen machen, damit sie wenigstens etwas im Bauch hatte.
 

Als Shizuka aus dem Bad kam, lief sie direkt in Zero's Zimmer, nur um einen verwunderten Blick aufzulegen. Wo war denn Zero jetzt schon wieder? Eben hatte er doch noch gewartet, oder nicht? Als ihr dann jedoch ein genüsslicher Geruch in die Nase stieg, lief sie eiligst einige Türen weiter, betrat das Esszimmer und sah zum Tisch. Zwei Schalen und Essstäbchen waren schon auf dem Tisch gestellt worden, aber wieso? Durch die Tür gehend, welche zur Küche führte, entdeckte sie Zero beim Herd stehen, welcher eine Suppe umrührte.
 

"Ich dachte...". "Du hast Hunger und da du nicht so schnell der Blutgier verfallen darfst, musst du immer wieder etwas essen". War das der einzige Grund, den Zero ihr nun lieferte? Okay, sie hatte wahrlich Hunger, aber er musste doch nicht wegen ihr nun kochen, oder? "Setz dich, ich bringe dir gleich Ramen". Shizuka traute ihren Ohren nicht, als sie das Wort 'Ramen' vernahm. Lecker, war ihr einziger Gedanke und verließ die Küche wieder, nur um sich schon mal an den Tisch zu setzen.
 

Wenige Minuten später stellte Zero einen Topf in die Mitte des Tisches und setzte sich ihr gegenüber. "Nimm dir so viel du willst". Hastig nickte die Kleine ihm zu, nahm mit dem Schöpflöffel eine ordentliche Portion und langte sofort zu. "Lecker" war ihr einziger Kommentar dazu, während sie genüsslich die Nudeln vertilgte. Zero aß ebenfalls eine kleine Portion, während er immer wieder zu Shizuka linste. Ihr schienen die Ramen zu schmecken, denn sie nahm sich eine weitere Portion und aß genüsslich weiter.
 

"Wenn du willst, darfst du mir öfters Ramen machen. Ich liebe Ramen" grinste sie lieb und schlang erneut einige Nudeln herunter. Zero fasste ihre Meinung einfach mal als Kompliment auf, aß selbst seine kleine Portion auf und erhob sich schließlich. "Du erinnerst mich wirklich sehr an Yuuki, obwohl du... Schon in Ordnung. Wenn du fertig bist, bring mir deine Schüssel, okay?". Mit diesen Worten räumte Zero den Tisch ab und ging zurück in die Küche.
 

Shizuka fühlte sich ein wenig seltsam, da Zero auf einmal so traurig geklungen hatte. Hätte sie vielleicht doch einfach mal ihre Klappe halten sollen? Hatte sie eine Wunde aufgerissen, welche vielleicht noch heilte? Sie wusste es nicht, aß ihre Schüssel leer und erhob sich ebenfalls, um Zero beim Abwasch zu helfen.
 

In der Küche angekommen, sah sie ihm beim Spülen und gesellte sich zu ihm. "Ich... Hab ich etwas Falsches gesagt?" wollte Shizuka bedrückt wissen, nahm das Geschirrtuch zur Hand und trocknete das Geschirr ab. Zero sagte nichts dazu, spülte einfach weiter das Geschirr ab und dachte an das eben Geschehene. Er hatte nicht traurig klingen wollen, aber für einige Sekunden war er einfach der Trauer verfallen gewesen. Und bald würde er Yuuki wiedersehen, denn Kaname kam sicherlich nicht ohne sie zur Schule, oder? Ob ihn das Wiedersehen mitnehmen würde? Zero wusste es nicht, bemerkte nun Shizuka's traurigen Blick und seufzte leise aus.
 

"Nein... Mach dir keine weiteren Gedanken um mich, Shizuka" sagte er schließlich, stellte das Geschirr zurück in die Schränke und wartete im Türrahmen auf sie. Er mochte nicht weiter über seine Gedankengänge sprechen und mochte noch weniger Shizuka mit seinen Problemen beunruhigen. Sicher, sie machte sich auch nur Sorgen, aber das musste sie nicht. Nicht wegen ihm.
 

Shizuka legte das Geschirrtuch zur Seite, folgte schließlich Zero in sein Zimmer und seufzte zufrieden. Nun war sie satt, aber sie machte sich noch immer ihre Gedanken über Zero's Aussage. Sicher, er wollte nicht mehr darüber reden, was ihn nun bedrückte, aber wollte er wieder alles mit sich selbst ausmachen? Nun, sie kannte dieses Problem doch selbst, also warum erwartete sie, dass er sagte, was ihn beschäftigte?
 

Schweigend legte sie sich schließlich ins Bett, sah Zero dabei zu, wie er sich seiner Kleidung entledigte und anschließend das Licht löschte. Genauso still, wie es vor einigen Sekunden noch war, legte er sich zu ihr, schloss sie in seine Arme, als sich Shizuka an seine Brust kuschelte und verhielt sich ruhig. "Zero... Magst du nicht mit mir reden?" hauchte sie leise, strich ihm über die Brust, während sie zu ihm aufblickte.
 

"Über manche Dinge möchte ich einfach nicht reden. Du müsstest dieses Gefühl doch kennen, oder nicht? Du hast vorhin selbst gesagt, dass du früher immer alles mit dir selbst ausgemacht hast". Shizuka nickte dem zu, da er Recht behielt. Sie konnte also nicht von ihm erwarten, dass er seine Trauer, welche er eben noch deutlich gezeigt hatte, erklärte. Nein, sie konnte ihn weder dazu zwingen, noch etwas verlangen.
 

Müde gähnte Shizuka schließlich, erhob sich kurz und sah Zero aus traurigen Augen an. "Wenn du doch reden möchtest... Ich höre dir zu, okay? Du sollst wissen, dass ich dir helfen möchte...". Zero nickte stumm, zog die Kleine zu sich runter, ehe seine Lippen hauchzart ihre rechte Wange berührten. Das einzige, was er nun tun konnte, ohne ein weiteres Mal zuweit zu gehen. Nein, jetzt konnte er sich nicht allein auf Shizuka konzentrieren, da längst vergessene Erinnerungen in ihm aufkamen.
 

"Schlaf gut, Shizuka" hauchte er ihr leise zu, spürte im nächsten Moment ihre Lippen auf den seinen, was ihn dazu veranlasste, sie auf die Seite zu drehen. Warum? Warum tat sie das nun? Noch nie hatte sie so von sich aus gehandelt. Als sich ihre Lippen von seinen entfernten, öffnete er nochmals seine Augen, um zu erforschen, warum sie eben ihre Lippen auf den seinen gelegt hatte.
 

"Hätte ich das nicht...". "Doch, ich wundere mich nur... Wir sollten jetzt wirklich schlafen, sonst bin ich morgen Früh wieder so müde". Shizuka nickte dem zu, auch wenn sie immer noch nicht schlafen konnte. Nein, innerlich war sie unruhig und aufgewühlt, weil sie zum ersten Mal von sich aus derartiges getan hatte. Und nun bereute sie es. Sie bereute ihren Kuss, den sie ihm gegeben hatte. Zero war mit seinen Gedanken woanders und Shizuka ahnte, bei wem. Und genau diese Tatsache störte sie so sehr, weswegen sie missmutig ihre Augen schloss, um sich zur Ruhe zu zwingen.
 

"Du bist unruhig und aufgewühlt. Ob du weißt, was gerade in mir vorgeht?" dachte sich Zero insgeheim, zog Shizuka noch ein wenig näher zu sich, ehe er ins Land der Träume fiel. Vielleicht würde sich in den nächsten Tagen alles wieder einrenken? Ja, vielleicht, denn im Moment war er für solche Nähe kaum zugänglich, obwohl er es vor einigen Stunden noch selbst gewollt hatte. Das baldige Wiedersehen mit Yuuki würde wohl alles entscheiden und danach würde Zero wohl sehen, ob seine minimalen Gefühle für Shizuka ausreichten, oder ob er ihr nur unnötig schadete.

Hass!

Einige Tage waren bereits ins Land gezogen und Shizuka hatte das Gefühl, als würde sich ihr die Kehle zuschnüren. Nicht nur, dass Zero seit einigen Tagen eine gewisse Distanz zu ihr aufbaute, nein, er sprach kaum noch ein Wort mit ihr. Warum? Hang dies wohlmöglich alles mit dem einen Abend zusammen, wo er so traurig auf sie gewirkt hatte? Wieso redete er nicht mit ihr? Wieso ließ er sie auf eine gewisse Art und Weise einfach im Stich? Zero tat ihr mit seinem Verhalten Weh und schien es nicht mal zu bemerken, oder doch?
 

Stumm saß die Langhaarige auf ihrem Platz und sah zur Tafel, an welche der Lehrer eine Formel aufschrieb, welche zur Mathematik gehörte. Shizuka machte sich gar nicht erst die Mühe, um etwas zu verstehen, denn wieso sollte sie es hier lernen, wenn sie es nicht mal in ihrer Welt fertig gebracht hatte? Außerdem stellte sie sich gedanklich so viele Fragen, welche Zero betrafen. Warum nur? Wieso baute er eine unüberwindbare Mauer um sich herum auf?
 

Der Silberhaarige machte sich einige Notizen zum Unterricht, war jedoch in Gedanken ganz weit weg. Er wusste nicht, wieso er sich so sehr zurückgezogen hatte und wieso er sich so verhielt, wie vor einigen Monaten noch. Natürlich wusste er innerlich den Grund für sein Verhalten, aber gleichzeitig stellte er auch seine Intelligenz in Frage. Zero wusste ganz genau, dass er Shizuka mit seinem Verhalten verletzte und dennoch brachte er es nicht fertig, mit ihr über seine Probleme zu sprechen.
 

Ein Zettel ließ ihn aus seine Gedanken schrecken und verwundert las er sich die wenigen Zeilen durch, welche Shizuka ihm nun geschrieben hatte. "Warum? Wieso sprichst du nicht mit mir und redest kaum noch? Wieso verletzt du mich auf diese Art und Weise? Ich will es verstehen und nicht weiter zusehen, wie du alles in dich hineinfrisst". Zero seufzte, sah zur Seite, da er seit den letzten Tagen immer neben ihr gesessen war. Ja, er hatte nun mal die Aufgabe, auf sie zu achten, falls sie erneut dem Blutdurst verfallen sollte.
 

"Verzeih mir, Shizuka... Ich will dich nicht verletzen, bin mir aber bewusst, dass ich es schon die ganze Zeit mache. Seit Tagen bin ich ziemlich angespannt und neugierig zugleich, verstehst du?". Er wollte ungern die Gründe aufschreiben, weswegen er sich mehr und mehr verschloss und wenn Shizuka klug genug war, musste sie doch wissen, was er genau mit seiner Aussage meinte, oder?
 

Die Langhaarige seufzte tief aus, während sie sich die Zeilen durchlas. Natürlich wusste sie sofort, worauf er anspielte und genau das ließ ein schmerzhaftes Gefühl in ihr aufkeimen. Eifersucht. Wieso verspürte sie dieses Gefühl? Zero liebte Yuuki doch schon längst nicht mehr, oder? Jedenfalls hatte er es ihr doch gesagt, oder nicht? Nur, wieso versürte sie diese Eifersucht, bei dem Gedanken, dass er mit seinen Gedanken bei ihr war? Es passte ihr schlicht und einfach nicht in den Kram und deswegen fiel ihre Antwort auch ziemlich patzig aus, was den Silberhaarigen nur noch mehr verwunderte.
 

"Du denkst an Yuuki, nicht wahr? Ich dachte, du liebst sie nicht mehr... Wieso denkst du an sie, wenn du doch behauptest, sie nicht mehr zu lieben?". Zero sah Shizuka erst verwundert an, doch anhand ihres Gesichtsausdruckes wusste er sofort, weswegen sie diese patzige Antwort geschrieben hatte. Er konnte es fühlen. Er spürte ihre Eifersucht, auch wenn sie verzweifelt versuchte, diese zu verstecken. Wieso war er nicht schon eher darauf gekommen? Shizuka schien den Gedanken zu hassen, dass er momentan nicht ein einziges Mal an sie dachte, sondern in Gedanken stets bei Yuuki war und sich viele Dinge fragte.
 

"Ich liebe sie auch nicht mehr... Ich weiß nur nicht, wie ich mich verhalten soll, wenn ich sie bald wiedersehe. Kaname wird sicherlich nicht ohne sie herkommen". Er vermied vorerst ihre Eifersucht zu erwähnen und wollte nun klarstellen, was ihn seit einigen Tagen so sehr beschäftigte. Außerdem, Zero fand, sollte sie nicht auf Yuuki eifersüchtig sein. Es gab dazu keinen Grund, oder doch? Nie war er Yuuki so nahe gewesen, wie Shizuka.
 

"Ja und? Soll er sie doch mitbringen... Kaname kann mir gestohlen bleiben, genauso wie Yuuki, da sie dich einfach alleine gelassen hat" gab sie patzig ihre schriftliche Antwort zurück, verschränkte daraufhin ihre Arme vor der Brust, da für sie dieses Thema nun beendet war. Verdammt, diese dämliche Eifersucht, dachte sie sich. Wieso musste sie nun so offensichtlich zeigen, dass ihr seine Gedanken gehörig gegen den Strich gingen? Vor allem schien er nicht mal zu bemerken, dass es sie wahrlich störte, oder?
 

"Hast du etwa Angst, dass meine Gefühle für sie wieder zum Vorschein kommen?". Nun war es doch an der Zeit, ihr auf den Zahn zu fühlen, denn sie wurde gerade zu einer Furie. Ob die Eifersucht daran schuld war, dass sie nun so abfällig über Yuuki sprach? Einerseits störte es ihn schon, aber andererseits? Irgendwie machte sein Herz einen gewaltigen Hüpfer, bei dem Gedanken, dass es sie doch gewaltig störte.
 

"Mach dich nicht lächerlich, Zero. Wieso sollte ich Angst haben? Kannst du mir das bitte sagen?". Zero grinste leicht, da er sich nun ein wenig besser fühlte, als zuvor noch. Wie schaffte es Shizuka nur immer, ihn aus seinen Loch der Traurigkeit zu ziehen? Es erstaunte Zero doch sehr und nun würde er sein Wissen, über ihren derzeitigen Zustand, preisgeben. Sie musste doch nicht eifersüchtig sein. Nein, nicht auf Yuuki, wo er doch mit seiner Jugendfreundin nie etwas gehabt hatte.
 

"Weil du deutlich deine Eifersucht zeigst, deswegen. Bin ich dir wirklich so wichtig?". Shizuka's Wangen begannen zu glühen, ehe sie ihren Blick senkte. Verdammt, sie konnte ihre momentane Emotion einfach nicht länger verstecken und schob das Blatt Papier wieder zu ihm zurück. Eine Antwort würde er nun gewiss nicht bekommen. Wozu auch? Sie machte sich doch gerade eh zum Affen, oder?
 

"Ertappt... Jetzt weißt du keine Antwort mehr, oder? Dabei warst du es doch, die unbedingt mit mir schreiben wollte" triezte er sie mit seinen nächsten Sätzen weiter, nicht ohne einen wütenden Blick von ihr zu kassieren. Ob es ihr nun gegen den Strich ging, dass er genau wusste, was sie gerade hatte? Vermutlich, denn sie zerknüllte das Blatt Papier und steckte es sich ein. Scheinbar war nun wirklich das Thema für sie beendet. Irgendwie amüsant, wie sie sich gerade aufführte, musste Zero sich eingestehen.
 

"Shizuka, Zero. Kommt ihr bitte mit in mein Büro?". Sofort sahen die Langhaarige und Zero zur Tür hinab, in welcher Kaien stand und sie auffordernd anblickte. Seitwann war der Direktor denn zurück? Und wieso sollten sie nun in sein Büro kommen? Zero wartete nicht lange, packte seine Schulsachen ein und erhob sich gemächlich. Auf Shizuka wartend, welche noch über die Gründe nachdachte, packte er einfach ihre Sachen ein und zog sie schließlich mit sich die Treppe hinunter.
 

Yori sah Shizuka und Zero hinterher, da sie sich natürlich fragte, wieso der Direktor sie nun ins Büro beorderte. Zuvor hatte sie noch sehen können, wie Zero und Shizuka miteinander Briefchen geschrieben hatten. Ob es wieder einmal Probleme zwischen ihnen gab? Schon seit einigen Tagen verhielten sie sich doch sehr seltsam. Shizuka war meistgehend traurig gewesen, während Zero in sich gekehrt wirkte. Und nun? Nun hatten sie scheinbar ihre Differenzen geklärt und waren wieder das alte Liebespaar, wie Yori fand. Und sie war nicht mit diesem Gedanken allein. Nein, die ganze Klasse war eigentlich schon der festen Überzeugung, dass zwischen Shizuka und Zero etwas lief.
 

Dem Direktor folgend, keimte in Shizuka eine Vorahnung auf. Wenn Kaien wieder hier war, dann hieß dies doch sicherlich, dass er Kaname mitgebracht hatte, oder? Und wenn Kaname hier war, dann auch dessen kleine Schwester Yuuki. Wieder fühlte sie sich irgendwie mies, ergriff Zero's Hand und drückte diese leicht. Irgendwie gefiel ihr der Lauf der Geschichte nun gar nicht und das Schlimmste war, sie konnte nicht mal etwas dagegen tun.
 

Zero legte ein kleines Lächeln auf, als er Shizuka's Hand an seiner spürte. Er konnte ihre Gefühle spüren, konnte sehr wohl wahrnehmen, wie ihr das alles gegen den Strich ging. Jedoch mussten sowohl er, als auch Shizuka nun dadurch, auch wenn sie Kaname nicht sonderlich schätzte und eifersüchtig auf Yuuki war. Bestimmt würde es ganz schnell gehen. Nur, was war denn, wenn seine Gefühle, welche er Monate über verdrängen hatte können, wieder ans Tageslicht kamen? Was würde dann passieren? Zero wusste es nicht, verdrängte diese bösen Gedanken und konzentrierte sich auf Shizuka, deren Schritte immer langsamer wurden.
 

Der Weg zum Haupthaus war schnell überwunden und mit gemischten Gefühlen betrat Shizuka den Gang, nur um am Ende, bei einer Tür, Kaname und zu ihrem Pech, auch Yuuki zu entdecken. Zero blieb wie angewurzelt stehen, da er für einige Sekunden nur Yuuki sah und alles um sich herum vergaß. Yuuki war tatsächlich hier und wirkte wie immer. Wie sollte er sich denn jetzt nur verhalten? So tun, als sei alles in Ordnung?
 

"Zero... Wie geht es dir?" wollte die Braunhaarige wissen und machte den Eindruck, als wüsste sie auch nicht so wirklich, wie sie nun dieses Wiedersehen deuten sollte. Damals war sie mit Kaname in ihr altes Elternhaus gezogen und hatte Zero seinem Schicksal überlassen. Nach wie vor fragte sich Yuuki, ob ihre Entscheidung denn die Richtige gewesen war.
 

"Gut" gab Zero knapp zurück, drückte Shizuka's Hand fester, weswegen er einen Tritt in den Hintern bekam. "Aua, du tust mir Weh, Zero. Bist du übergeschnappt?" fauchte die Kleine neben ihm, worauf der Silberhaarige ihre Hand aus seiner gleiten ließ und entschuldigend zu ihr runterblickte. Shizuka verschränkte die Arme vor der Brust, während sie Kaien ins Büro folgte. Verdammt, was war denn nun in Zero gefahren? Beinahe hätte er ihre Hand zerquetscht und das alles nur, weil er auf Yuuki fixiert gewesen war.
 

Kaname missachtend, setzte sie sich auf den freien Stuhl vor dem Schreibtisch und zog eine Miene, welche deuten ließ, dass ihr das alles hier gewaltig auf den Keks ging. Warum nur? Sie benahm sich gerade wie eine Furie, obwohl sie eigentlich ein ganz liebes Mädchen war. Hinter sich konnte sie Schritte vernehmen, schloss daraus, dass nun auch Zero und Yuuki im Raum standen. Kaname schloss die Türe hinter sich, schritt zum Schreibtisch und besah sich nun Shizuka, welche wenig Begeisterung zeigte.
 

"Das ist also das Mädchen, die vampirische Instinkte hat? Direktor Kurosu hat mir alles über dich erzählt... Solch ein Fall gab es noch nicht, aber ich werde schauen, wie ich dir helfen kann". Shizuka sah zur Seite, um sein falsches Gehabe nicht länger zu beachten. Von wegen, dachte sie sich. Vermutlich würde er ihr nur helfen, um selbst wieder einen Vorteil zu haben, oder? Genau, es war doch damals bei Zero nicht anders gewesen. Alles nur für seine krummen Dinger, oder?
 

Yuuki gesellte sich zu ihren Bruder, sah ihn erst verwundert an, da sie durchaus Shizuka's Abneigung spüren konnte. Dann sah sie zu Zero rüber, welcher nun zur Langhaarigen lief und ihr über den Kopf strich. "Zeig ihm nicht offensichtlich deine Abneigung" sprach Zero leise, während Shizuka ihren Kopf schüttelte. "Ich darf machen, was ich will. Kaname darf ruhig wissen, dass ich ihn nicht leiden kann" spie sie, da sie sich einfach nicht verstellen wollte. Warum denn auch? Nur, weil er angeblich einer der mächtigsten Vampire war? Nein, kam überhaupt nicht in Frage, dass sie sich ihm beugte.
 

"Dürfte ich erfahren, warum du mir die kalte Schulter zeigst?". Kaname konnte sich nicht helfen, aber selbst er sah, wie offensichtlich sie ihn nicht leiden konnte. Der Reinblütige konnte sogar einen Funken Hass in ihr aufkeimen spüren, ehe sie wütend zu ihm rüberstarrte. Hatte er etwas verbrochen? Sicher, der Direktor hatte so etwas in der Art erwähnt, aber die Gründe waren ihm nicht bekannt.
 

"Warum? Du egozentrischer Mistkerl hast...". Shizuka spürte eine Hand auf ihren Mund, welche sie am weiterreden hinderte. Wütend nahm sie die Hand in ihre, sah Zero warnend an, welcher ebenso warnend zu ihr sah. "Lass mich das sagen, Zero und misch dich nicht in meine Angelegenheiten ein". "Deine Angelegenheiten sind die meine und betreffen weitgehend mich, also halt den Mund und lass es bleiben". Verwundert sah sie den Silberhaarigen an, welcher um einiges lauter geworden war. Wie bitte, dachte sie sich. Wie konnte er es wagen, ihr den Mund zu verbieten?
 

"Du blöder Vampir... Was bildest du dir eigentlich ein, verdammt noch mal? Mag sein, dass es dich am meisten betrifft, aber ich habe ein Recht dazu, diesem Bastard zu sagen, was für ein Spielchen er mit dir getrieben hat". Kaien hatte das Gefühl, als würde diese Diskussion noch eskalieren, weswegen er ein Machtwort sprach und alle Beteiligten verstummten.
 

Kaname bedachte Shizuka mit einen verwunderten Blick, da nicht jeder Mensch ihn Bastard schimpfte, aber nachdem, was Direktor Kurosu ihm erzählt hatte, schien sie sehr wohl zu wissen, was er in der Vergangenheit alles getan hatte. Stellte sich nur die Frage, ob er sie am Leben lassen sollte. Niemand sollte über ihn Bescheid wissen. Nicht mal ein Vampir, in dessen Adern menschliches Blut floss.
 

"Kaname hat mir erzählt, dass er dich benutzt hat, Zero... Es tut mir wirklich leid, was er dir angetan hat" entschuldigte sich Yuuki, während sie sich tief verbeugte. Zero sagte dazu nichts, da er sehr wütend darüber war, dass Shizuka nicht ihren Mund hielt. Er wollte diese alte Sache nicht wieder aufrollen, aber die Kleine neben ihm ließ ihm keine Wahl. Und Yuuki? Wieso entschuldigte sie sich für Kaname's Verbrechen? Fühlte sie sich derart schuldig ihm gegenüber?
 

"Shizuka... Vielleicht kann ich deine Abneigung gegenüber meinen Bruder sogar verstehen, da ich es selbst nicht gut gefunden habe, aber... Verstehst du nicht, dass diese Opfer nötig waren?". "Du bist inzwischen genauso arrogant... Lässt Zero einfach allein, obwohl du wusstest, dass er...". "Es reicht, Shizuka. Noch ein Wort und ich vergesse mich" schrie Zero Shizuka an und hielt ihr die 'Bloody Rose' an die Schläfe. Zero wollte nicht, dass die Kleine auch nur ein Wort mehr sagte, als überhaupt nötig.
 

Shizuka sah mit geweiteten Augen zu Zero auf, ehe sich ihre Seelenspiegel schlossen. "Mach... Na los, knall mich ab, Zero... Ich weiß genau, dass du das nicht tun wirst". Und sie behielt Recht, denn er senkte seine Waffe und lief wütend aus dem Büro. Kaien hatte schon einen Schrecken bekommen, doch sein schneller Herzschlag beruhigte sich nun wieder, als Zero ohne ein weiteres Wort das Büro verlassen hatte.
 

"Zero..." murmelte Yuuki und war in Begriff, ihrem Freund zu folgen, als Kaname sie bei der Hand festhielt und den Kopf schüttelte. Dies war auch in Shizuka's Sinn, denn sie sollte Zero in Ruhe lassen. Yuuki hatte nicht länger das Recht, sich Zero's beste Freundin zu schimpfen, denn sie war einfach gegangen und schien es sogar gut zu finden, dass Kaname Zero als seine Schachfigur missbraucht hatte.
 

"Wir sollten die Angelegenheit auf Morgen vertagen" durchbrach Kaname nach längerer Überlegung die Stille und sah Kaien an. Dieser nickte, sah nochmals zu Shizuka, welche nun einen traurigen Eindruck machte. Scheinbar tat es ihr nun leid, Zero dermaßen gereizt zu haben. Ob sie sich wieder vertragen würden? Kaien wusste es nicht, erhob sich von seinem Sessel und schickte Shizuka hinaus, da er nun Kaname und Yuuki ihr Gästezimmer zeigen wollte.
 

Die Langhaarige dachte nach, was sie nun tun sollte, denn Zero würde vermutlich nicht mit ihr reden wollen. Hatte sie wirklich den Bogen so dermaßen überspannt, dass er seine Fassung verloren hatte? Wieso ließ er sie denn nicht reden? Sie sagte doch nur die Wahrheit und wollte Kaname wissen lassen, dass solch ein Verhalten nicht geduldet wurde. Nicht von ihr und nicht von Zero. Wieso wollte er das nicht verstehen?
 

Vor seiner Zimmertüre hielt Shizuka inne, legte ihr Ohr an das massive Holz, nur um ein leises Klicken zu hören. "Zero?" rief sie ihn, öffnete die Türe einen Spalt breit, nur um zu sehen, dass Zero sich die 'Bloody Rose' an den Kopf hielt. Rasch sprang sie ins Zimmer, warf die Tür hinter sich zu und hastete zum Bett. Schnell ihm die Waffe entwendend, sah sie ihn aus traurigen Augen an, während er seinen Kopf sehr tief senkte, damit man seinen Blick nicht sehen konnte.
 

"Wieso wolltest...". "Lass mich allein" sprach Zero ihr dazwischen, wollte sich seitlich auf sein Bett legen, was Shizuka ihm jedoch nicht durchgehen ließ. Nein, sie würde nun nicht gehen, wo er doch so aufgewühlt war. Hatte sie ihn dazu gebracht? So etwas hätte sie niemals gewollt. Nein, Zero sollte sich nicht umbringen und sie mit solchen Schuldgefühlen alleine lassen.
 

"Es tut mir leid... Ich wollte doch nur...". "Du wolltest mir helfen, dass weiß ich, aber... Ich möchte diese alte Geschichte hinter mir lassen und eben ist bei mir eine Sicherung durchgebrannt, als du Yuuki sagen wolltest, was ich damals für sie empfunden habe". Shizuka nickte seicht, nahm sein Gesicht in ihre Hände und strich ihm die langen Strähnen aus dem Gesicht. Feuchte Augen sahen in ihre blauen Seen, ehe sie ihre Stirn an seiner legte.
 

"Ich war so wütend über Yuuki's Worte, verstehst du? Keiner sollte ein Opfer sein. Noch weniger aus Eigennutz... Meinst du, dass es für mich leicht ist, tatenlos dabei zusehen zu müssen, wie sie ihre Meinung dazu äußert? Meinst du, es tut mir nicht Weh, wenn dir Weh getan wird?". Zero umschlang Shizuka mit seinen Armen, während er seinen Kopf auf ihre Schulter bettete. Er hatte vorhin total unvorsichtig gehandelt, obwohl Shizuka ihm soviel bedeutete. Nie hätte er den Abzug betätigt, da er dieses Mädchen in seinen Armen so sehr mochte. Warum hatte er aus Wut heraus so gehandelt? Und sie? Sie hatte ihn vertraut und Recht behalten, da er sie nicht erschießen hatte können.
 

"Verzeih mir, Jessy... Bestimmt habe ich dich erschreckt". Shizuka lächelte leicht, während sie sich an Zero kuschelte. "Schon okay... Natürlich hast du mich erschreckt, aber nicht mit deiner Waffe. Dein Tonfall war schlimmer, als alles andere". Beruhigend strich sie über seinen Kopf, während Zero ihr mit seiner Hand über den Rücken fuhr. Gut, sie waren also noch Freunde. Freunde, die füreinander da waren. "Bleib bei mir, bitte". Die Langhaarige nickte leicht, während sie sich noch enger an Zero kuschelte, welcher diesen Moment einfach nur genießen wollte.

Begehren und Verlangen!

Am nächsten Morgen erwachte Shizuka in den Armen Zero's, dessen Kopf nahe dem ihren lag. "Du bist so süß, Zero" hauchte sie leise, legte ihre Lippen auf seine und stellte verwundert fest, dass ihr Kuss erwidert wurde. Shizuka wurde auf den Rücken gedreht, spürte sofort ein Gewicht auf sich ruhen und seufzte in den Kuss hinein. War Zero etwa schon wach? Hatte er ihre leisen Worte vielleicht gehört?
 

Weiche Lippen küssten sich an ihrem Hals hinab, ehe sich Zero's Kopf hob und er zu Shizuka sehen konnte. "Du findest mich süß? Dabei habe ich dir gestern Nachmittag noch meine Waffe an den Kopf gehalten...". "Ja und? Du hättest nicht abgedrückt, das weiß ich. Du warst doch einfach nur wütend und wolltest mich zum Schweigen bringen" erwiderte Shizuka leise, da er sich nicht schuldig fühlen musste. Zero war sonst nicht so und deswegen sollte er sich deswegen auch keine weiteren Gedanken mehr machen.
 

"Du bist echt seltsam... Aber ich mag deine seltsame Art und... In meinen Augen bist du auch süß". Sofort verfärbten sich Shizuka's Wangen, als sie den letzten Satz vernahm. Das sagte Zero doch sicherlich nur so, oder? Bestimmt, denn niemand fand sie süß. Er sagte das nur, weil er eben etwas erwidern musste, ganz sicher.
 

Zero bemerkte ihre Zweifel und nahm erneut ihre Lippen in Besitz. Wieso hatte sie immer Zweifel, wenn er ihr die Wahrheit sagte? Lag es daran, weil sie solch eine schlimme Vergangenheit hinter sich hatte? Wie konnte man ein Mädchen, wie Shizuka es war, nur so schlecht behandeln? Ihm würde es nie im Traum einfallen, sie wie den letzten Dreck zu behandeln, denn sie hatte keinem Menschen etwas getan.
 

"Du zweifelst schon wieder... Warum tust du das immer? Was ist mit dir passiert, dass du mir nie glauben kannst?" wollte er nach ihren Kuss wissen, stützte sich neben ihrem Kopf auf seinen Armen ab und sah sie abwartend an. Vielleicht könnte er sie verstehen, wenn sie ein wenig mehr erzählte? Nun, wenn sie überhaupt etwas erzählte, denn ihr Blick wurde tief traurig.
 

Shizuka sah noch eine ganze Weile in die silbrig-violetten Augen, ehe sie zur Seite blickte und ihr die Tränen in die Augen stiegen. Wieso zwang Zero sie in diese Situation? Sicher, er wollte sie gerne verstehen, vielleicht nachempfinden können, wieso sie so reagierte, aber ihr gefiel dieses Thema einfach nicht.
 

Gerade hatte Shizuka ein wenig Mut gefasst, um ihm wenigstens einen Teil ihrer Vergangenheit zu erzählen, als es plötzlich an der Tür klopfte. "Yuuki, gib uns noch ein paar Minuten" rief Zero, ohne seinen Blick von Shizuka abzuwenden. Er konnte Yuuki's Präsenz deutlich vor seiner Zimmertüre ausmachen und gerade, als er noch etwas hinzufügen wollte, spürte Zero, wie sich Yuuki entfernte. Gut, nun konnte er wenigstens wieder offen mit der Langhaarigen reden.
 

"Du konntest sie spüren? Ich meine..." wollte Shizuka wissen, doch stockte sie in ihrer Frage, da sie sich erinnerte und dennoch überraschte es sie schon sehr. Sie selbst konnte so etwas nicht und dabei hatte sie doch auch vampirische Instinkte, oder nicht? Zero nickte leicht, während er seinen Kopf auf seiner rechten Hand abstützte. "Vampire haben eine seltsame Präsenz, die ihresgleichen untereinander wahrnehmen können. So habe ich auch dich aufspüren können, als du dem Blutdurst verfallen warst". Das leuchtete Shizuka ein und sie erinnerte sich genau, wie Zero das Mädchenklo betreten hatte und ihr daraufhin von seinem Blut hatte trinken lassen.
 

"Du wolltest mir gerade etwas erzählen, nicht wahr?". Die Langhaarige nickte leicht, während sie erneut nach den passenden Worten suchte, um ihr Verhalten zu erklären. Zero wollte wirklich wissen, warum sie seinen Worten meistgehend nicht glauben konnte?
 

"Weißt du... In meiner Welt wurde ich sehr oft mit netten Worten verletzt. Irgendwann vertraut man solchen Worten nicht mehr und baut eine schützende Mauer um sich herum auf. Ich möchte deinen Worten glauben, aber... Es fällt mir so unsagbar schwer". Der Langhaarigen liefen nun einige Tränen über die Wangen, welche jedoch vom Silberhaarigen mit dem Daumen beseitigt wurden. Zero spürte sehr wohl, wie nahe ihr dieses Thema ging und wusste nicht, ob er in Zukunft solche Fragen lieber lassen sollte, oder nicht.
 

"Ich wünschte, ich könnte dir meine Worte beweisen, Jessy. Ich liege hier auf dir, küsse dich und lasse dich am Leben, obwohl du ein Vampir bist... Und trotz dieser Tatsache bist du mir sehr wichtig geworden. Was muss ich noch tun, um dein vollstes Vertrauen zu bekommen?". Zero war sich nicht sicher, was er noch tun sollte, um ihr begreiflich zu machen, dass er seine Worte ehrlich meinte. Nochmals strich er Shizuka über die rechte Wange, sah weiterhin in die strahlend blauen Augen, ehe ihre Wangen eine beachtliche Röte annahmen.
 

"Bringe ich dich in Verlegenheit?" setzte Zero noch hinzu, legte ein sanftes Lächeln auf, während er erneut über die weiche Haut ihrer Wange strich. "Ein bisschen schon" war Shizuka's leise Antwort, erhob ihre rechte Hand und fuhr mit den Fingerspitzen über seine linke Wange. Ihre Bisswunde war seit einigen Tagen verheilt, weswegen sie keinen Verband mehr tragen musste. Einzig und allein war die Bisswunde an ihrem Hals noch ein wenig sichtbar, aber auch diese würde mit der Zeit verheilen.
 

"Manchmal bringst du mich auch in Verlegenheit" hauchte Zero und nahm ein weiteres Mal ihre Lippen in Besitz, da er einfach nicht genug von ihr bekommen konnte. Ob es Shizuka störte, dass er sie wieder küsste? Nein, dass glaubte er nicht, da sie ihre Arme um seinen Körper schlang und ihn dichter an sich zog. Seine Lippen lösten sich von den ihren, küssten sich ihren Weg über ihre Wange, bishin zum Ohr, wo er für einige Sekunden verweilte.
 

"Du verleitest mich zu Sachen, die ich früher nie getan hätte..." wisperte Zero und knabberte zärtlich an ihrem Ohrläppchen, während er ein leises Keuchen von ihr vernehmen konnte. Shizuka's Augen schlossen sich seicht, da sie ein wohlbekanntes Gefühl verspürte. Verzweifelt versuchte sie ihre vampirischen Instinkte zu unterdrücken, doch je mehr sie dagegen ankämpfte, desto stärker wurde ihr Verlangen nach Blut. Warum nur? Warum gerade jetzt, wo Zero ihr so nahe war?
 

Zero hob seinen Kopf, da er ihre veränderte Aura deutlich spürte. Die Langhaarige öffnete ihre Augen wieder und der Silberhaarige konnte deutlich ihren Blutdurst in ihren blutroten Augen erkennen. Zero konnte aber auch sehen, dass Shizuka nicht ihrem Trieben nachgeben wollte, obwohl ihr im Endeffekt wohl keine Möglichkeit blieb.
 

"Ich weiß, wie du dich fühlst, aber du musst deinen Blutdurst stillen" sprach Zero sanft auf sie ein, da sie nicht länger leiden sollte. Erst schüttelte die Langhaarige noch ihren Kopf, doch je länger sie Zero's Hals betrachtete, desto größer wurde ihr Verlangen nach seinem Blut. Warum nur, fragte sie sich ein weiteres Mal.
 

Shizuka konnte sich nicht länger gegen dieses Bedürfnis wehren, zog Zero ein wenig näher, ehe sie ihre Zungenspitze über seinen Hals gleiten ließ. Ihre Reißzähne stachen nun deutlich hervor, ehe sie diese mit ihrer Zunge ein wenig befeuchtete und ihre Augen seicht schloss. "Vergib mir, Zero..." murmelte sie mit ihrem restlich verbliebenen Verstand, ehe sie ihre Reißzähne in seinen Hals versenkte.
 

Ein leises Keuchen entwich Zero's Lippen, ehe er seine Augen genießerisch schloss und ihren Schlucklauten lauschte. Schon wieder, dachte sich Zero. Schon wieder war sie äußerst sanft vorgegangen, um ihm keinen Schmerz zuzufügen. Warum? Shizuka musste keine Rücksicht auf ihm nehmen. Und dennoch. Trotzdem war sie vorsichtig, fügte ihm nur einen süßlichen Schmerz zu, welches sein derzeitiges Verlangen nach ihr nur noch mehr steigerte, als ohnehin schon.
 

Die Langhaarige löste sich von Zero's Hals, leckte nochmals über die neue Bisswunde und anschließend über ihre Lippen. Zero's Blut war so köstlich, so verführerisch, dass sie sich hatte zwingen müssen, von ihm abzulassen. Mit gemischten Gefühlen sah sie in die silbrig-violetten Augen, da sie deutlich seine Empfindungen hatte fühlen können. Begehren und Verlangen hatte sie aus seinem Blut schmecken können. Shizuka errötete ein wenig, als Zero zur Seite blickte und ebenfalls errötete. Es schien so, als fühle er sich ertappt, oder? Ja, sein Verhalten ließ darauf schließen.
 

"Zero, ich konnte...". "Meine Gefühle aus meinem Blut schmecken, ich weiß. Erschreckend, nicht wahr?" unterbrach Zero sie leise, während sein Gesicht noch an Röte zunahm. Wahrlich fühlte er sich ertappt, aber er konnte nichts dagegen tun. Vampire konnten nun mal die Gefühle aus dem Blut schmecken und da führte kein Weg dran vorbei.
 

"Begehrst du mich?" fragte Shizuka unsicher, drehte Zero's Kopf in ihre Richtung zurück, während sein Gesicht noch röter wurde. "Und wenn es so wäre?" antwortete Zero verlegen, sah mit seinen Augen in eine andere Richtung, um ihren fragenden Blick zu entkommen, soweit es ihm möglich war. Shizuka's Gesicht glich einer überreifen Tomate, als der Silberhaarige diese Gegenfrage stellte. Nun, was sollte sie dazu sagen?
 

"Ich weiß nicht... Ich würde...". Shizuka's Satz wurde durch das Türöffnen unterbrochen, ehe sie verstimmt zur Tür blickte, in welcher Kaname stand und mit undefinierbaren Blick zum Bett sah. "Kuran... Privatsphäre scheinst du nicht zu kennen, oder? Man platzt nicht unbefugt in fremde Zimmer". Zero versuchte nicht mal seine aufkeimende Wut zu verbergen. Wozu auch? Kaname platzte einfach in sein Zimmer, als ob nichts wäre. Unverschämtheit, fand Zero und achtete nicht weiter auf den Reinblütigen.
 

"Yuuki und ich konnten dein Blut riechen. Hast du ihr dein Blut gegeben?". Kaname überhörte einfach Zero's Zurechtweisung und wartete gespannt auf eine Antwort. Außerdem, was kümmerte es ihn, in ein fremdes Zimmer zu gehen? Yuuki hatte ihn drum gebeten, nachzusehen und er hatte nur ihren Wunsch erfüllt, nichts weiter.
 

"Und selbst wenn es so wäre... Ich wüsste nicht, was dich das zu interessieren hat?". Kaname's Augenbrauen zogen sich zusammen, während seine Augen eine blutrote Farbe annahmen. Dieser dumme Vampir, welcher niederen Ranges war, dachte er sich. Würde Yuuki nicht gegen seine Vernichtung sein, so hätte Kaname den Silberhaarigen schon längst getötet. Nur leider durfte er nicht, auch wenn er Zero so sehr hasste.
 

"Wie auch immer, Kiryuu... Ich konnte Shizuka's Präsenz spüren, auch wenn nur für eine kurze Zeit. Sie hat wahrlich vampirische Instinkte... Es wird wohl noch eine Weile dauern, bis wir dieses Mysterium aufklären können. Seit jedoch unbesorgt. Meine Untertanen wissen bereits Bescheid und durchsuchen einige Akten. Sollte sich ein ähnlicher Fall finden lassen, werde ich es euch mitteilen". Verachtung und Überheblichkeit schwang in Kaname's Stimme mit. Shizuka bedachte ihn mit einen vernichtenden Blick, ehe sie wieder Zero anblickte, dessen Augen sich rötlich verfärbt hatten. Deutlich konnte sie seine Wut erkennen, dazu unbändigen Hass, den Zero wohl zu unterdrücken versuchte.
 

"Eins noch, Kiryuu. Man kann dein Verlangen riechen und spüren. Dir muss die Kleine ja viel bedeuten, wenn du für sie soweit gehst, nicht wahr? Einen guten Geschmack hast du wenigstens, dass muss ich dir lassen... Nun, wenn etwas ist, ihr findet uns im Esszimmer. Besorg es ihr wenigstens richtig, falls du dazu überhaupt in der Lage bist". Gerade wollte Kaname die Tür hinter sich schließen, als er grob an die gegenüberliegende Wand gepresst wurde. Eine Hand befand sich an seinem Kragen, während eine andere Hand, welche zur Faust geballt war, auf sein Gesicht zielte. Wahrlich, er hatte Zero wütend gemacht, denn er konnte nun in dessen blutrote Augen blicken, welche ihn feindselig anstarrten.
 

"So schnell" dachte sich Shizuka, stand ebenfalls hastig auf und sah auf dem Gang. War das wirklich eine so gute Idee, sich nun mit Kaname anzulegen? "Ha, erst kritisiert er mich und sagt, dass ich meinen Mund halten soll, aber er rastet aus, weil Kaname...". Sie stockte bei ihren Vorwürfen, denn sie konnte Zero sogar ein wenig verstehen. Der Reinblütige hatte ihn auf eine gewisse Art und Weise beleidigt. Jedenfalls mit dem letzten Satz, oder?
 

"Hey... Er ist es nicht wert, Zero..." murmelte sie leise, ehe ein gehässiges Grinsen auf ihrem Gesicht erschien. Würde sie nun eines ihrer Spiele spielen. Ja, sie mochte solche Spielchen doch sehr, obwohl sie Zero's Reaktion noch nicht wirklich deuten konnte. Wie er wohl reagieren würde? Nun, dass würde sie gleich sehen. Jedenfalls war dieses Spielchen eine bessere Lösung, als das hier.
 

"Sei still... Er hat mich beleidigt und dafür wird er büßen, dieser elende...". "Ich weiß, dass er ein Bastard ist, Zero. Wieso lässt du dich von ihm provozieren, wo wir doch beide wissen, wie gut du im Bett bist?". Shizuka schaffte es gerade noch, sich das Kichern zu verkneifen, aber es schien zu wirken. Zero ließ von Kaname ab, drehte sich verwundert um und starrte sie noch verwunderter an. Ihr Zwinkern reichte aus, um ihm wissen zu lassen, dass sie ein kleines Spielchen spielte.
 

"Du hast Recht... Ich meine...". Zero fehlten schlicht und einfach die Worte. Shizuka hatte ihn nicht nur aus der Fassung gebracht, sondern ihn gleichzeitig vor einen schwerwiegenden Fehler bewahrt. Für einige Sekunden hatte er vergessen, wer Kaname Kuran wirklich war, sondern nur an seine eigene Ehre als Mann gedacht. Verdammt, wäre Shizuka nicht, dann wäre er nun nicht mehr.
 

"Nette Auskunft... Ihr solltet euch langsam fertig machen, da auch bald der Unterricht beginnt" warf Kaname noch ein und lief den Gang hinab, da er zurück zum Esszimmer wollte. Wäre Shizuka nicht gewesen, dann hätte er eben seine Chance gehabt und Kiryuu eigenhändig erwürgen können. Nur, er hatte sehr wohl gesehen, wie Zero seine Fassung verloren hatte und das war einzig und allein Shizuka's Verdienst. Sehr interessant, musste Kaname zugeben. Kiryuu hatte sich in das Mädchen verliebt, jedenfalls sah es schwer danach aus.
 

Zero wusste nicht, was er nun sagen wollte, denn er war der Kleinen wirklich dankbar. Nur, wie sollte er sich bei ihr erkenntlich zeigen? Zuvor hatte sie noch solch ein Spielchen getrieben und nun? Shizuka lächelte ihn so lieb an, als sei überhaupt nichts gewesen. Warum? Wieso hatte sie seinen Hintern gerettet?
 

"War dir meine Aussage unangenehm? Ich wollte dich doch nur vor ihm retten, da ich sehr wohl weiß, dass er die Macht besitzt, dich mit einem Wimpernschlag zu töten. Ich musste so etwas in der Art sagen, sonst hättest du wohl kaum reagiert". Zero schüttelte den Kopf, da sie sich für ihre Aussage nicht entschuldigen musste. Er hatte nur nicht mit so etwas gerechnet. Wer rechnete denn auch mit so etwas? Zero nicht und er glaubte auch kaum, dass sie so etwas in naher Zukunft wiederholen würde.
 

"Du hast mich aus der Fassung gebracht, Shizuka. Und das... Mit solchen Mitteln". Nur Bruchstücke brachte Zero hervor, da ihm immer noch die Sprache fehlte. Es wollte ihm einfach nicht in den Kopf, dass sie so etwas gesagt hatte. "Ja, das merkt man... Natürlich weiß ich nicht, wie du im Bett bist, aber... Vielleicht... Nein, das verrate ich dir nicht". Frech streckte sie ihm die Zunge raus, lief an ihm vorbei, da sie nun in ihr Zimmer wollte. Ob Zero ihre Anspielung verstanden hatte?
 

"Was denn?" fragte er schnell, doch schien sie ihn gekonnt zu ignorieren. "Sag schon... Was vielleicht?" rief er nochmals, da er eine Antwort von ihr wollte. Tief in seinem Inneren wusste er sehr wohl, was sie meinte, aber er wollte es aus ihrem Mund hören. Dieses Mädchen. Sie war wirklich anders, musste er mal wieder feststellen. Und dennoch erschien ein Lächeln auf seinen Lippen und mit guter Laune, welche sich Zero nicht erklären konnte, ging er ins Bad. Bald würde der Unterricht beginnen und bis dahin wollte er geduscht und gefrühstückt haben.

Lust auf mehr!

Nachdem der Unterricht vorbei war, liefen Zero und Shizuka zum Haupthaus zurück. Heute war ein seltsamer Tag gewesen, jedenfalls empfand es Zero so. Einige Mitschüler hatten doch tatsächlich behauptet, er und Shizuka seien ein Liebespaar. Okay, solche Gerüchte, oder auch Spekulationen hatte es zuvor auch schon gegeben, aber noch nie hatte irgendein Schüler sie direkt darauf angesprochen.
 

"Wie kommen unsere Mitschüler denn nur darauf, dass wir beide zusammen wären?" erwähnte Zero beiläufig, da er schon Shizuka's Meinung dazu wissen wollte. Sie persönlich hatte es nämlich nicht abgestritten, oder irgendetwas dazu gesagt. Warum nicht? Gut, er hatte auch nichts gesagt, weil er eben auf solche Gerüchte nichts gab, aber trotzdem. Er hatte sich seinen Teil gedacht, aber Shizuka? Hatte sie überhaupt etwas dazu gedacht? Keine Miene hatte sie verzogen, als sei überhaupt nichts gewesen.
 

"Woher soll ich das wissen? Sollen die Leute doch denken, was auch immer sie wollen? Mich stört das nicht". Der Silberhaarige war schon sehr überrascht über ihre Aussage, da es sie scheinbar wirklich nicht störte. Oder war es ihr einfach nur egal? Zero wusste es nicht, sah sie weiterhin fragend an, da er sie einfach nicht verstehen konnte.
 

Shizuka seufzte tief, sah zu ihm auf, da sie natürlich seine Blicke auf sich spürte. War ihm dieser Gedanke vielleicht zuwider, oder warum spiegelte sich Verwunderung in seinen Augen wieder? "Stört es dich denn?" wollte sie wissen, wusste im Moment nicht, ob sie vielleicht beleidigt sein sollte, oder sonst was. Nun, wenn man bedachte, was heute Morgen passiert war, dann konnte es ihm eigentlich nicht stören, oder? Immerhin hatte sie vor Kaname behauptet, dass er gut im Bett sei und diese Aussage konnte man wirklich in den falschen Hals bekommen, oder nicht?
 

"Habe ich das gesagt? Ich bin nicht der Typ, der auf solche Aussagen viel gibt" gab Zero mürrisch zurück. Wieso klang die Kleine denn nun beleidigt? Wäre es ihr vielleicht lieber, wenn er etwas Nettes dazu sagen würde? Vielleicht, dass ihn der Gedanke schon irgendwie reizte? Moment. Was dachte sich Zero da eigentlich? Wieso zog er diese Option überhaupt in Erwägung? Vielleicht wäre es besser, wenn er das Thema wechselte, oder?
 

"Shizuka... Hattest du eigentlich schon mal einen festen Freund?" schwenkte er ein, obwohl ihm sofort auffiel, dass er nicht gerade weit vom Thema abschweifte. Okay, es hatte ihn schon seit längerer Zeit interessiert und wenn sie schon beim Thema waren, dann könnte er auch gleich diese Frage loswerden, oder? Und wenn er an ihre ausgetauschten Küsse zurückdachte, dann konnte er eigentlich annehmen, dass sie nicht mehr so unerfahren war, wie sie eigentlich aussah. Und Zero selbst? Für ihn war es sein erster Kuss gewesen und er fragte sich, ob Shizuka seine Unerfahrenheit wohl bemerkt hatte.
 

Shizuka sah verwundert drein, da Zero nun solch eine Frage stellte. Überhaupt nicht auffällig, war gleich ihr Gedanke, während sie nach einer Antwort suchte. "Ja, ich hatte schon mal einen festen Freund" gab sie zu, denn etwas anderes wäre eine glatte Lüge gewesen. "Warum fragst du?" setzte sie schnell noch hinzu, da es sie interessierte, woher plötzlich sein Interesse kam.
 

"Weil... Man merkt das... Also, an die Art, wie du küsst". Zero hatte schon seine Probleme, ihr nun eine ehrliche Antwort zu geben, da er gleichzeitig seine Unerfahrenheit preisgab. Die Kleine neben ihm lief rötlich an, da sie so eine Antwort nun nicht erwartet hatte. Meinte Zero das Ernst? Konnte er das wirklich an ihren Küssen festmachen?
 

"Mh... Findest du? Dann sollte ich wohl sagen, dass man bei dir nicht bemerkt, dass du eigentlich unerfahren bist?". Überraschung konnte sie in den silbrig-violetten Augen erkennen, ehe auf Zero's Wangen eine leichte Röte erschien. Entweder, es war ihm unangenehm, dass sie von seiner Unerfahrenheit wusste, oder er war nun in Verlegenheit geraten.
 

"Ich ähm...". "Für einen Anfänger küsst du echt gut, dass muss ich dir lassen" unterbrach Shizuka seine Stammelei und sah dabei zu, wie Zero's Gesicht noch röter wurde. Okay, nun war er definitiv verlegen. Süß, so fand sie persönlich und legte ein zuckersüßes Lächeln auf, um ihm vielleicht den Rest zu geben. Was er wohl gerade dachte? Zu gerne hätte sie Zero diese Frage gestellt, aber sie konnte es nicht, weil er ihre Hand ergriff und sie vom eigentlichen Weg zog.
 

Sanft wurde sie gegen einen Baum gepresst, ehe sich erschrocken ihre Augen weiteten. Zero atmete hastig, versuchte sich wieder unter Kontrolle zu bringen, aber er bemerkte sehr schnell, dass sich sein Verstand verabschieden wollte. "Shizuka... Ich sehne mich nach deinem Blut" presste Zero mühevoll hervor, schloss seine blutroten Augen und atmete nochmals tief durch. Dieser Blutdurst. Warum hatte sich auf einmal dieser Durst bei ihm gebildet? Blutdurst, gemischt mit einem Hauch Verlangen nach Shizuka, welche immer noch verwundert zu sein schien.
 

Shizuka's Verwunderung wich der Überraschung, als Zero seine Augen wieder öffnete und sie deutlich seinen Durst, gemischt mit Verlangen nach ihr in den blutroten Augen erkennen konnte. Dieser Blick sagte alles aus, um sie wissen zu lassen, was Zero im Moment am sehnlichsten begehrte. Stellte sich ihr nur die Frage, warum so plötzlich?
 

"Du gibst mir gerade indirekt eine Antwort auf meine Frage, die ich dir heute Morgen gestellt habe". Shizuka wollte es lediglich gesagt haben und es schien Zero auch gar nicht zu kümmern, dass er nun einiges von sich preisgab, obwohl leugnen eh zwecklos wäre.
 

"Du weißt es doch sowieso schon. Allein dadurch, weil du es aus meinem Blut schmecken konntest". Zero's Puls sank allmählich wieder und auch seine Augenfarbe normalisierte sich. Gut, dieser Blutdurst schwand langsam, denn er hätte sie äußerst ungern ihres Blutes beraubt. Sie hatte doch selbst noch mit ihrer eigenen Situation zu kämpfen, da musste er nicht auch noch um ihr Blut betteln, oder?
 

Die Langhaarige konnte genau sehen, wie sein Blutdurst nachließ, was sie ein weiteres Mal verwunderte. Ruhig sah sie Zero an, welcher nochmals tief seufzte, ehe er seinen Kopf auf ihre Schulter sinken ließ. "Was machst du nur mit mir?" wollte Zero wissen, da er sich selbst nicht mehr verstehen konnte. Was wäre bloß passiert, wäre er nicht rechtzeitig mit Shizuka an diesen einsamen Ort gelaufen?
 

"Was mache ich denn? Ich habe doch nur gesagt, dass du gut küssen kannst" rechtfertigte sich Shizuka, da sie sich nur vage seinen Blutdurst erklären konnte. Es konnte sein, dass Zero aufgrund starker Emotionen diesen plötzlichen Blutdurst verspürt hatte, aber sicher war sich die Langhaarige da auch nicht.
 

Zero hob seinen Kopf etwas an, lehnte seine Wange an der ihren und dachte über seine eigene Frage nach, welche er ihr eben gestellt hatte. Nun, eigentlich hatte die Kleine gar nichts gemacht, aber er suchte nach einer Erklärung, was seinen plötzlichen Drang nach Blut erklärte.
 

"Alles in Ordnung, Zero?" fragte Shizuka zaghaft, da er ihr nichts geantwortet hatte. Fühlte sich Zero vielleicht nicht wohl? Eine Hand, welche sich hinter ihren Rücken schlich, zog sie noch ein Stück näher an seinen Körper, weswegen Shizuka ihre Stirn runzelte. "Ja... Halt mich einfach nur fest, Jessy" drangen leise seine Worte an ihr Ohr, ehe die Langhaarige ihre Hände erhob und ihn in ihre Arme schloss.
 

"Nun kennst du meine Antwort, aber... Was ist mit meiner Gegenfrage von heute Morgen?". Es schien Zero ernst zu sein, vermutete Shizuka stark, denn scheinbar hatte er sich den ganzen Tag noch den Kopf darüber zerbrochen. Nun, sie hatte heute Morgen schon eine Antwort geben wollen, aber da war Kaname plötzlich in Zero's Zimmer geplatzt, weswegen sie ihre Antwort nun auch vergessen hatte.
 

"Also... Ich werde nicht oft begehrt, daher... Wenn ich ehrlich sein soll... Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll?". Natürlich fühlte sich Shizuka geschmeichelt, aber sie hatte einfach keine Ahnung, wie sie ihm das sagen sollte. Hoffentlich missverstand er ihre Antwort nicht. Sie wollte ihm nicht Weh tun, auch wenn er ihr Schweigen wohlmöglich nun in den falschen Hals bekam.
 

Zero löste sich von ihr, um in ihre Augen blicken zu können. Seltsam, er war nicht über ihre Worte enttäuscht, denn er ahnte, dass sie ihm keine richtige Antwort darauf geben konnte. Scheinbar war sie nicht oft in solch einer fremden Situation? "Ist es dir unangenehm, dass ich dich begehre? Von einem Vampir, der gleichzeitig ein Vampirjäger ist?". Shizuka legte ein Lächeln auf, während sie ihre rechte Hand von seinem Rücken löste. Sanft fuhr sie mit ihren Fingerspitzen über seine Wange und sah dabei zu, wie sich seine Augen seicht schlossen.
 

"Ich habe dir schon mal gesagt, dass es mir egal ist, ob du nun ein Vampir bist, oder nicht... Eigentlich müsstest du doch wissen, was ich über dich denke, oder nicht? Du weißt doch genau, dass ich mich zu dir hingezogen fühle... Jedenfalls sagtest du das doch, oder nicht?". Zero nickte ihr zu, behielt jedoch seine Augen geschlossen, da er sich gerade so unendlich wohl fühlte. "Und... Es ist mir nicht unangenehm, dass du mich begehrst. Ich fühle mich doch immer so wohl, wenn du mir nahe bist, mich berührst und mich küsst... Ich...". Zero brauchte keine weiteren Worte von ihr, da er sie verstanden hatte, weswegen er seine Lippen fordernd auf ihre legte, um sie endlich zum Schweigen zu bringen.
 

Shizuka war zuerst noch völlig überrascht über sein Handeln, doch schon bald schlossen sich auch ihre Seelenspiegel und erwiderte seinen fordernden Kuss. Nach wenigen Sekunden spürte sie seine Zungenspitze an ihren Lippen, welche um Einlass bat, die ihr auch nach weiteren Sekunden gewährt wurde. Sofort erforschte Zero ein weiteres Mal ihre Mundhöhle, da er einfach nicht genug von ihr kriegen konnte. Warum?
 

"Ich will viel mehr von dir, aber..." waren seine Gedanken, als sich ihre Zungen trafen und ein heißes Spiel entfacht wurde. Shizuka seufzte in ihren Kuss hinein, da er so behutsam mit ihr umging und sie dennoch bestimmend gegen den Baum drängte. Auch dem Silberhaarigen entwich ein leises Keuchen, als ihre Zunge seine umschmeichelte, sie mit ihm spielte und sie sich gegenseitig neckten. Wieso nur? Was war das für ein Gefühl, welches langsam in ihm aufkeimte? War es Lust? Lust auf viel mehr, als dieser sinnliche Kuss, den sie nun austauschten?
 

Shizuka zog Zero noch ein wenig näher, sank zu Boden, da ihre Beine einknickten und sie sowieso alles um sich herum vergaß. Der Silberhaarige folgte ihr, während ihm ein weiteres Keuchen abverlangt wurde, als er ihre Beine zwischen seinem Schritt spürte. Gefährlich, dachte er sich im Stillen und hoffte inständig, dass sie die kleine Erhebung in seiner Hose nicht bemerkt hatte. Empfand sie vielleicht das Gleiche im Moment? Zu gerne hätte er es gewusst, aber er würde es nie wagen, derartiges zu fragen.
 

Seine Lungen verlangten nach Sauerstoff, weswegen er sich ungern von ihr löste. Hastig atmend sah er in ihr entspanntes Gesicht, während sich ihre Augen langsam öffneten und Zero in die schönen blauen Seen blicken durfte. "Mir ist so warm..." stieß Zero nach einigen Atemzügen aus, musterte weiterhin Shizuka's Gesicht, um ihre Gefühle zu bestimmen. Fühlte sie wirklich das Gleiche? Verdammt, er wollte es wissen, aber er konnte, nein, durfte so etwas nicht fragen. Wieso halfen diesmal seine Instinkte nicht? Lediglich ihre Aufregung konnte er spüren, weiter nichts.
 

Shizuka errötete ein wenig, da sie natürlich seine Worte verstanden hatte. Zögerlich zog sie ihn wieder näher, bis sie sein Ohr erreichen konnte und ein leichtes Grinsen aufsetzte. "Mir auch, Zero. Ich spüre außerdem sehr wohl, dass sich in deiner Hose etwas regt". Ertappt hielt Zero die Luft an, während sich seine Wangen ein weiteres Mal verfärbten. Sie spürte seine Lust. Verdammt, was sollte er jetzt machen? Aus dieser Nummer kam er wohl nicht mehr raus, oder?
 

"Jessy, fass das bitte nicht falsch auf, ja? Ich bin auch nur ein Mann und...". "Und du hast Bedürfnisse. Meinst du, ich lebe auf den Mond, oder wie? Meinst du, mich lassen solche Tätigkeiten kalt?". Zero wusste nun nicht mehr, was er dazu sagen sollte. Am liebsten hätte er sich nun verkrochen, da ihm diese Situation auch sehr neu war. Nicht, dass ihn gewisse Mädchen nicht erregen würden, aber er war noch nie soweit gewesen, wie eben jetzt. Was sollte er denn jetzt tun? Sich im Bad einschließen?
 

"Schämst du dich jetzt? Musst du nicht, ehrlich nicht. Also... Was sollen wir jetzt tun? Sollen wir uns in dein Zimmer verschanzen und einfach weitermachen, oder doch eher...". Er ließ ihr keine Zeit, um nach einer anderen Option zu suchen, da für ihm die Erste schon nicht in Frage kam. "Es wäre nicht richtig und das müsstest du auch wissen. So etwas sollte man nur tun, wenn man zusammen ist und man sich liebt". Shizuka nickte dem langsam zu, obwohl sie seine Meinung nicht wirklich teilte. Scheinbar war das hier so, musste sie nun feststellen, denn in ihrer Welt machte man so etwas auch manchmal einfach so. One-Night-Stand eben, dachte sie sich, aber okay. Sie kam mit seiner Entscheidung klar und würde ihn nicht weiter dazu befragen, oder gar heiß auf sich machen.
 

"Entschuldige..." hauchte Zero leise, stand ohne ein weiteres Wort auf, ehe er ihr seine Hand hinhielt. Natürlich hatte er kurz Enttäuschung in ihren Augen aufflackern sehen können, aber er war einfach nicht der Typ dafür, der so etwas einfach mal so tun würde. Außerdem hatte er schon ein wenig Angst, was das betraf. Eben diese Unerfahrenheit machte es Zero so schwer, während Shizuka genau zu wissen schien, wie solche Dinge abliefen. Nun, er hatte sich früher nie etwas aus Mädchen gemacht und auch nie Bedarf an einer schönen Beziehung gehabt. So war das nun mal, wenn man ein Einzelgänger war, auf dem gleichzeitig auch noch ein unheilbarer Fluch lastete.
 

"Wofür denn? Ist doch in Ordnung" rief sie verwundert, da es da nichts zu entschuldigen gab. Wenn er nicht mochte, dann mochte er eben nicht. Außerdem konnte sie seine Ansichten auch ein wenig verstehen und da gab es eben noch eine Tatsache, die ihm wohl nicht behagte. Diese Unerfahrenheit, welche Shizuka schon längst nicht mehr hatte, ließen Zweifel in Zero aufkeimen, oder? Hatte er nun so wenig Selbstbewusstsein? Man musste es doch nur ausprobieren, oder nicht?
 

"Wahrscheinlich hältst du mich jetzt für einen Hinterwäldler, da jeder andere Kerl diese Chance genutzt hätte". Zero wusste nicht, wieso er sich noch länger erklärte, aber er wollte sichergehen, dass Shizuka ihn verstand. Währenddessen lief er mit ihr auf dem Weg zurück, ehe ihm auch schon das Haupthaus ins Blickfeld kam. Gleich erstmal etwas Essen und dann die wenige Ruhe genießen, bevor er seinen Rundgang machen musste. Nun, ob er Ruhe finden würde, war eine andere Frage, da Yuuki und Kaname noch immer hier waren.
 

"Also... Ich halte dich nicht für einen Hinterwäldler, nur weil du mir deine Ansichten mitgeteilt hast. Eigentlich ist das ein ganz attraktiver Zug an dir, finde ich". "Hör auf mir dauernd Komplimente zu machen" murmelte er ihr leise entgegen, da sie ständig sagte, was sie toll an ihm fand. Fand sie eigentlich keine Fehler an Zero? Er hatte so viele Fehler, aber ihr schienen diese nicht aufzufallen, oder?
 

"Warum? Magst du das nicht?". Wieso stellte die Kleine nur immer so viele Fragen? Das war eine Eigenschaft, die ihn schon sehr annervte, aber er schluckte seine nächsten Worte runter und betrat mit gemischten Gefühlen das Haupthaus. Shizuka bemerkte sehr wohl, dass sie ihn mit ihren Fragen nervte, aber warum? Wieso gab er ihr nicht einfach eine normale Antwort? Missfiel es ihm wirklich so sehr, dass sie sagte, was sie so toll an ihm fand?
 

"Zero...". Er blieb stehen, die Hände in den Hosentaschen vergraben und den Blick gen Boden gesenkt. Seine Augen konnte sie nicht sehen, da sie hinter seinen Haaren verschwanden. Was war denn nun mit ihm? War er nun wirklich so angenervt, dass er versuchte, ihr nicht irgendwelche Worte an den Kopf zu werfen, welche ihr wohlmöglich Weh tun könnten?
 

"Ich mag das schon, aber... Ich höre solche Worte auch nicht oft, Jessy. Ich weiß manchmal nicht, was ich dir dann entgegnen soll, verstehst du? Ich versteh einfach nicht, was du an mir findest?". Shizuka nickte, während sie ihn einholte und sich anschließend vor ihm aufbaute. Bestimmend nahm sie Zero's Gesicht in die Hände, hob es ein wenig an, damit sie seine Augen sehen konnte. Zweifel wurden ihr vermittelt und mit einem Mal hatte sie das Gefühl, als hätte sie nun eine Grenze überschritten, oder?
 

"Tut mir leid... Natürlich weiß ich, wie das ist, wenn man keine Antwort weiß. Ich selbst bekomme so etwas nicht oft zu hören und das weißt du doch auch bereits. Bei dir... Bei dir ist es aber etwas anderes, oder nicht? Du bist ein attraktiver Mann und ich sehe keinen Grund, dir das nicht einfach ins Gesicht zu sagen. Abgesehen vom Aussehen besitzt du Eigenschaften, die mich schwach machen und das ist nicht gelogen, Zero. Deine Charakterzüge ziehen mich magisch an und das ist nicht erst seit heute so". Shizuka seufzte, da sie nun wirklich viel gesagt hatte. Jedoch war jedes einzelne Wort der Wahrheit entsprechend und daran gab es nichts zu rütteln. Er konnte ihr glauben, denn sie hatte ihn in ihrer Welt schon sehr gemocht, aber nun?
 

Unglauben spiegelten sich in den silbrig-violetten Augen wieder und für einige Sekunden verspürte Zero das Bedürfnis, einfach ohne ein Wort in sein Zimmer zu gehen und hinter sich abzuschließen. Jedoch tat er es nicht und sah weiterhin in die strahlend blauen Augen, welche die reine Wahrheit wiederspiegelten. Warum? Waren ihre Gefühle wirklich so tiefgründig? Wieso fiel es ihm auf einmal so schwer, ihr Glauben zu schenken? Er durfte nicht an ihren Worten zweifeln, da sie keinen Grund hatte, ihn irgendeine Lüge aufzutischen.
 

"Jetzt verhältst du dich exakt so, wie ich immer... Nur, ich verstehe dich jetzt nicht. Wovor hast du Angst? Hast du auch Angst, durch Worte verletzt zu werden?". "Erstens das und... Ich weiß auch nicht, wieso ich jetzt Zweifel hege? Wieso sagst du mir das einfach so ins Gesicht?". Shizuka legte ein kleines Lächeln auf, stellte sich auf die Zehenspitzen, da er schon ein ganzes Stück größer war, als sie. Sie kam sich neben ihm wirklich klein vor, musste Shizuka sich eingestehen.
 

"Hast du das nicht auch gemacht, als ich dir die Wahrheit über mich erzählt habe? Du hast nicht davor zurückgeschreckt, mir deine Meinung über mich zu sagen, oder? Das ist doch der gleiche Grund, aus dem ich dir nun meine Meinung über dich sage". Zero nickte langsam, da er nun langsam erkannte, worauf sie hinaus wollte. Sicher, er hatte es doch nicht anders gemacht. Wieso reagierte er also nun so seltsam? Vielleicht wirklich nur aus dem Grund, weil er von der Person nicht verletzt werden wollte, welche er momentan am meisten schätzte.
 

"Komm, wir gehen etwas Essen. Ich habe langsam Hunger" wisperte sie, nahm nur kurz seine Lippen in Besitz, ehe sie sich umdrehte und Richtung Esszimmer lief. Zero blieb noch eine Weile so stehen, fuhr mit dem Zeigefinger über seine Lippen und sah der Langhaarigen hinterher. "Jessy... Ich..." rief er leise, worauf die Kleine stehenblieb, sich jedoch nicht zu ihm umwandte.
 

"Danke... Deine Worte bedeuten mir wirklich sehr viel" murmelte er, denn etwas anderes war ihm wirklich nicht eingefallen. Er konnte erkennen, dass Shizuka wissend nickte, da sie ihn scheinbar wirklich verstehen konnte. Vielleicht benahm sich Zero heute nur so, weil so viele Dinge passiert waren? Vermutlich und er wollte wieder der Alte werden, jedenfalls nahm er es sich fest vor. Er wollte nicht noch mal solche Zweifel hegen, wie es Shizuka immer tat. Einer von ihnen musste stark bleiben. Ja, Zero wollte für Shizuka und sich stark sein, damit solche Zweifel in Zukunft keinerlei Chancen mehr hatten.

Verletzte Seele!

Im Esszimmer war es unheimlich still. Nur das Klirren des Geschirrs und das gelegentliche Schmatzen der Personen durchdrang ab und zu die Stille. Sie wirkte beängstigend, bis der Direktor ein Thema anfing und Kaname's Aufmerksamkeit auf sich zog. Yuuki schloss sich dem Thema schnell an, welches Shizuka wenig interessierte. Wem interessierten denn schon die neuesten Vorgehensweisen des Vampirsenates? Shizuka hatte eh wenig Ahnung, was das anging und deswegen leerte sie lieber ihren Teller, um bald in ihr Zimmer zu können. Ohnehin hielt sie es hier kaum aus.
 

Zero erging es ähnlich, denn ihm interessierten die Angelegenheiten des Vampirsenates einfach nicht. Frieden, dachte er. Lächerlich, war seine Ansicht, denn es würde niemals wirklich Frieden herrschen. Seine Gedanken schweiften sowieso die ganze Zeit ab, immer wieder zu Shizuka, welche vorhin so viele nette Sachen über ihn gesagt hatte. Mittlerweile hatte sich Zero's Gemüt beruhigt und er schenkte ihren Worten seinen Glauben. Und dennoch, auch wenn er ihr glaubte, so war Zero immer noch sehr überrascht, im welchen Licht Shizuka ihn sah.
 

"Ach ja, Kiryuu... Hattest du heute Morgen noch deinen Spaß, oder habe ich eure Stimmung zerstört?" unterbrach Kaname das eigentliche Thema und blickte nun herausfordernd zu Zero rüber, dessen Bissen ihm im Halse stecken blieb. "Du elender Mistkerl" dachte sich der Silberhaarige insgeheim, sprach jedoch nicht seine momentanen Gedanken aus, da er nun ungern das eigentlich friedliche Beisammensein zerstören wollte. Außerdem würde Kaien einen Streit nicht wirklich gutheißen, obwohl der Reinblütige ihn nun offensichtlich zu provozieren versuchte.
 

Shizuka ließ ihre Essstäbchen sinken, da ihr nun wirklich der Appetit vergangen war. Wieso, stellte sie sich innerlich diese Frage, denn Shizuka verstand Kaname's offensichtliche Provokation einfach nicht. "Hast du keine eigene Probleme? Sollen wir dir vielleicht ein Video aufzeichnen, damit du noch länger etwas davon hast?". Shizuka konnte sich einfach nicht beherrschen, auch wenn sie es noch so sehr versuchte. Kaname's Verhalten missfiel ihr einfach und das durfte der Reinblütige auch ruhig wissen.
 

Kaien und Yuuki tauschten einen fragenden Blick aus, ehe sie dem Geschehen wieder volle Aufmerksamkeit schenkten. Nun, die Braunhaarige hatte schon so eine Vermutung, worum es nun ging, denn Kaname hatte heute Morgen einige Behauptungen ausgesprochen, welche ihr zu denken gaben. Ob sie der Wahrheit entsprachen, wusste sie nicht, aber so, wie sie nun die Sache betrachten durfte, schien ihr Bruder Recht zu behalten.
 

"Danke, aber nein, liebste Shizuka... Macht euch keine Umstände". Diese Arroganz, dachte sich die Kleine, während sich ihre rechte Hand verkrampfte und ihre Essstäbchen unter diesem Druck brachen. Zero bemerkte nun, dass er eingreifen musste, wenn nicht noch Schlimmeres passieren sollte. Bestimmend legte er seine Hand auf Shizuka's Schulter, welche jedoch liebevoll, aber auch mit einem Hauch von Wut abgestreift wurde.
 

"Steck dir deine Arroganz sonst wohin, Kaname. Nur weil du ein Vampir reinen Blutes bist, hast du nicht das Recht, solche Äußerungen von dir zu geben". Shizuka atmete tief durch, da ihre Wut zu übermannen drohte. Gott, dieses dämliche Lächeln, welches Kaname auf den Lippen trug. Am liebsten hätte sie es ihm aus dem Gesicht gewischt, aber leider fehlte ihr die Kraft, um sich gegenüber ihm zu behaupten.
 

"Jessy..." wollte Zero die Langhaarige aufhalten, doch ehe er auch nur ein weiteres Wort äußern konnte, spürte er plötzlich ihre veränderte Aura. Die Luft wurde stickig und jeder, der Shizuka kennen würde, hätte nun jegliche Äußerungen unterlassen. Der Reinblüter spürte nun auch ihre vampirische Ader, während Wut und Hass auf ihn einströmten. Er ahnte nicht, dass er bereits eine Grenze überschritten hatte und wenn Kaname ehrlich mit sich war, so kümmerte es ihn auch kein Stück. Ein Reinblüter brauchte keine Angst vor einem menschlichen Vampir zu haben, dachte er sich insgeheim, während sein Lächeln noch eine Spur breiter wurde.
 

Kaien wollte gerade ein Machtwort einwerfen, als Kaname seine Hand erhob und somit den Direktor aufhielt. "Es tut mir aufrichtig leid, dass du meine Art so auffasst...". "Fette Lüge... Nenn mir einen Grund, warum ich dir, einem vom Eigennutz getriebenen Vampir, glauben soll? Solche Menschen, in deinem Fall Vampir, sind das Allerletzte in meinen Augen". Shizuka's blutrote Augen wurden noch eine Spur röter, als ohnehin schon. Kaname sollte jetzt einfach den Rand halten, bevor sie wirklich noch vor lauter Wut explodierte.
 

Plötzlich spürte Zero einen Luftzug neben sich, ehe ein erschrockenes Keuchen hinter ihm erklang. Wie in Zeitlupe blickte Zero über seine Schulter, stand sofort auf, als er die Gefahr erkannte, doch bevor er etwas tun konnte, mischte sich auch schon Yuuki ein. "Kaname... Tu ihr nicht Weh. Ich kann verstehen, warum sie so wütend ist". Kaname ignorierte Yuuki's Einwand gekonnt, da nun sein Geduldsfaden endgültig gerissen war.
 

Shizuka keuchtes ein weiteres Mal, diesmal vor Schmerz, da der Reinblütige sie fest an die Wand drückte. Aus blutroten Augen wurde sie gemustert, ehe sich Kaname's Blick in Verachtung umwandelte. "Zehn Jahre habe ich gelitten, weil ich meiner Geliebten nicht nahe sein durfte. Du hast keine Ahnung, wie sich wahrer Schmerz anfühlt und warum ich jeden Tag eine Maske aufsetze, damit meine Untertanen nicht bemerken, wie verletzbar ich eigentlich wirklich bin". Sie hörte seinen Schmerz deutlich aus seinen Worten heraus, obwohl sie nur ganz leise an ihrem Ohr erklangen. Gleichzeitig bildete sich eine neue Welle aus Wut bei ihr, weswegen sie ihre ganze Kraft bündelte, welche gerade durch ihren Körper floss.
 

Ungläubig und erstaunt zugleich, blickten Zero, Yuuki und schließlich auch der Direktor zur Langhaarigen, welche an der Wand stand, doch nun langsam zu Boden glitt. Ihre ganze Wut hatte sie nun entladen, in Form einer heftigen Ohrfeige, welche Kaname hatte einstecken müssen. Die Wut klang mehr und mehr ab und zurück blieb der unsagbare Schmerz, welcher ihr Herz vollkommen einhüllte.
 

Kaname's Kopf war noch immer zur Seite geneigt, da er noch nicht glauben konnte, dass Shizuka ihm gerade wirklich eine Ohrfeige verpasst hatte. Seine linke Wange pochte unentwegt, während sie rötlich anlief. Jedoch klang seine aufwallende Wut sofort ab, als er ihre Empfindungen spürte. Solch tiefe Traurigkeit hatte er noch nie bei einem menschlichen Wesen spüren können, während auch er deutlich Einsamkeit in ihr aufkeimte. Warum? Hatte Kaien vielleicht einige Details ihm gegenüber verschwiegen?
 

Shizuka's Augen hatten wieder ihre normale Farbe angenommen, während sie starr auf einen toten Punkt blickte. Tränen bildeten sich in ihren Augen, welche langsam über ihre Wangen rollten und nur kurz bei ihrem Kinn verweilten, ehe sie anschließend lautlos zu Boden tropften. Tränen, welche aus tiefstem Schmerz entstanden. Zero lief einige Schritte, hockte sich vor ihr hinab und streckte seine Hand nach ihr aus. Kurz bevor er ihr Gesicht berühren konnte, hielt er inne, da Shizuka ihn aus traurigen Augen anblickte.
 

"Jessy... Ich spüre deine tiefe Trauer... Kaname, was hast du zu ihr gesagt?". Zum Ende hin wurde Zero lauter, weil scheinbar irgendetwas geschehen war, von dem er nichts mitbekommen hatte. Vor wenigen Sekunden war Shizuka noch so wütend gewesen, doch nun? Nun hüllte unendlich tiefe Trauer diesen Raum ein, welche selbst ein Blinder sicherlich spüren könnte.
 

"Weißt du, Kaname... Es gibt Lebewesen in deinem Umfeld, die auch schon höllischen Schmerz kennen. Meinst du wirklich, dass du der Einzige bist, dem in seinem Leben schon soviel Leid widerfahren ist?". Shizuka schluchzte gequält, während sie Zero's Hand ergriff, da sie nun seinen Beistand brauchte. Vielleicht sollte sie nun endlich deutlich werden, damit selbst der Reinblütige verstehen konnte, welches Leid sie hatte durchmachen müssen.
 

Kaname sah mit undefinierbaren Blick zur Langhaarigen hinab, während sich eine Vermutung in seinem Kopf bildete. Er hatte ihre Gefühle verletzt, oder? Ja, es schien so, denn sie sah nun zu ihm auf, während ihr unaufhaltsam die Tränen aus den Augen liefen. "Ich weiß zwar nicht, wie das ist, die Eltern zu verlieren, aber... Ich leide seit meinem siebten Lebensjahr. Ich weiß sehr wohl, wie sich Schmerz anfühlt und vielleicht ist es an der Zeit, mein Verhalten zu erklären. Vor allem dir, Zero..." sprach Shizuka mit brüchiger Stimme weiter. Beim letzten Satz blickte sie zum Silberhaarigen, welcher nicht wusste, ob das so eine gute Idee wäre. Shizuka musste das nicht tun, wenn sie soviel Leid bei ihren Gedanken empfand.
 

"Ich wurde mit einem genetischen Defekt geboren... Von Geburt an hatte ich einen viel zu kleinen Kiefer, was sich natürlich auch auf mein Aussehen ausgewirkt hat...". Shizuka holte tief Luft, während sie mit ihrer freien Hand einige Tränen aus ihrem Gesicht wischte. Es fiel ihr wahrlich schwer darüber zu sprechen, aber irgendwann wäre sowieso dieser Zeitpunkt gekommen.
 

"Bei meiner Geburt wurde festgestellt, dass ich eine Gaumenspalte habe... Nähere Details kann ich euch nicht erklären, da das zu lange dauern würde... Wie auch immer... Dazu war, oder ist immer noch meine Zungenspitze unten am Unterkiefer angewachsen, jedenfalls in meiner Welt. Hier sehe ich wenigstens normal aus". Zero traute seinen Ohren kaum, als Shizuka ihre Erinnerungen erzählte, aber er wusste, dass da noch viel mehr kommen musste. Kaien und Yuuki hörten ebenfalls zu, während Kaname nun auch in die Hocke ging, um Shizuka's Worten, welche ihn ein wenig erschreckten, besser zu lauschen.
 

"Wisst ihr, wie das ist, wenn man ein Makel trägt? Von Geburt an einen viel zu kleinen Mund zu haben, was jegliche Aufmerksamkeit auf sich zieht? Ich konnte erst mit dem vierten Lebensjahr einigermaßen sprechen... Mit dem siebten Lebensjahr wurde ich eingeschult und von da an... Ab diesem Zeitpunkt begann für mich die Hölle". Nochmals schniefte die Langhaarige, sah Zero nun direkt an, welcher einen geschockten Eindruck machte. Sie konnte genau sehen, dass es ihm sehr schwer fiel, ihr zu glauben. Und es schien so, als würde er versuchen, sich in ihre Lage zu versetzen.
 

"Nicht nur, dass ich ein Außenseiter war, oder es vermutlich noch immer bin, da ich einfach nicht zur Gesellschaft passe, nein... Das wäre noch das kleinere Übel...". Shizuka lachte gequält, da sie selbst nicht glauben konnte, wie sie sich früher hatte behandeln lassen. "Ich wurde sehr oft beschimpft, sogar bespuckt und es kam auch schon mal vor, dass man mit Steinen nach mir geworfen hat...". Nun begann Zero zu verstehen, warum sie so war und wenig Vertrauen schenken konnte. Wie konnte man ihr nur so Weh tun, fragte er sich insgeheim? Waren das denn wirklich noch Menschen?
 

"Ich war noch zu jung und habe mir alles gefallen lassen, da ich zu wenig Selbstvertrauen hatte... Ein paar Jahre später wechselte ich die Schule, kam in die Oberstufe und es wurde einfach nicht besser... Ich lernte Menschen kennen, die ich zu Anfang noch zu meinen Freunden zählte, aber... Es waren Menschen, die mich ausgenutzt haben und mir ein weiteres Mal in meinen Leben, den Boden unter den Füßen weggezogen haben...". Kaname begann allmählich zu verstehen, warum sie ihn nicht leiden konnte. Weil er ähnlich gehandelt hatte, wie eben diese Menschen, welche ihr Vertrauen missbraucht hatten.
 

"Ich entwickelte Misstrauen und ließ seit diesem Vertrauensbruch nie wieder einen Menschen so nahe an mich ran, wie eben diese falschen Freunde... Ich wollte nicht noch mal so leiden, versteht ihr? Mittlerweile lasse ich mir auch gar nichts mehr gefallen und wehre mich, aber... Es ändert nichts daran, dass meine Seele immer noch darunter leidet. Es gibt, oder es wird immer wieder Momente geben, wo mich Beleidigungen treffen... Es ist eben mein Schicksal... Ewiges Leid, für immer..." endete Shizuka's Erzählung, denn mehr vermochte sie nun wirklich nicht zu sagen. Entweder, man verstand sie, oder man ließ es eben bleiben.
 

Stille herrschte im Esszimmer, während Kaien sich endlich erhob und langsam zu Kaname, Zero und schließlich Shizuka lief. Hinter dem Silberhaarigen blieb er stehen und sah mit traurigen Augen zur Langhaarigen hinab, welche Zero's Hand in ihre geschlossen hielt. "Jessy... Ich... Ich hatte keine Ahnung... Ich..." stammelte Zero vor sich hin, suchte nach Worten, um ihr irgendwie zu helfen. Jedoch wurde ihm sehr schnell bewusst, dass hier keine Worte helfen würden, sondern nur sein seelischer Beistand.
 

"Ich hatte ebenfalls keine Ahnung von deiner tragischen Vergangenheit, Jessica... Vergib meinen Worten, denn ich hatte nicht das Recht dazu, sie auszusprechen. Es tut mir leid". Kaname verneigte sich tief, damit sie merkte, wie ehrlich er seine Entschuldigung diesmal meinte. Der Reinblütige musste ihr nun beipflichten, auch wenn nur insgeheim, dass wohl jeder Mensch, oder auch Vampir, schon mal durch schwere Zeiten gegangen war.
 

Diesmal konnte Shizuka spüren, es sogar aus seinen Worten hören, wie ehrlich Kaname's Entschuldigung war und als er wieder aufblickte, nickte sie ihm wissend zu. "Heißt aber nicht, dass ich dich nun leiden kann" setzte sich nach wenigen Sekunden noch hinzu. Der Reinblütige nickte wissend, gleichzeitig auch verstehend, da er in ihren Augen eben genauso war, wie ihre sogenannten Freunde damals. "In Ordnung. Ich kann deinen Groll nachvollziehen und deswegen werden Yuuki und ich die Schule wieder verlassen".
 

"Kaname..." hauchte Yuuki, ehe sie selbst aufstand und auf ihren Bruder zusteuerte. Vor ihm blieb sie stehen, sah dabei zu, wie er sich erhob und seinen Arm um sie legte. "Direktor Kurosu? Ich werde ihnen mitteilen, wenn wir eine Erklärung für Jessica's vampirische Instinkte gefunden haben". Kaien nickte abwesend, da er noch immer Shizuka's Worte in seinen Kopf wiederholte. Er hatte davon nicht gewusst und Zero scheinbar auch nicht, wenn man bedachte, wie sprachlos er gerade wirkte.
 

"Kiryuu... Verzeih meinen Worten und vergiss alles, was ich je über dich und Shizuka gesagt habe. Ich hatte nicht das Recht dazu und...". Eine kurze Pause trat ein, in welcher Zero und auch Shizuka zum Reinblütigen aufblickten. Jetzt entschuldigte sich Kaname auch für sein Verhalten, welches er heute Morgen und auch vorhin an den Tag gelegt hatte? Wahrlich, er schien nun zu begreifen, dass er mit seinen Worten die Personen in seinem Umfeld verletzte, oder?
 

"Pass auf die Kleine auf. Ich denke, ich weiß nun, warum sie mich hasst. Sie hasst Personen, die andere für ihre Zwecke ausnutzen und das habe ich mit dir getan. Mit anderen Worten, sie fühlt sich dir verbunden. Sie fühlt mit dir und du mit ihr, nicht wahr?". Der Silberhaarige überlegte eine ganze Weile, ehe er seinen Blick senkte und ein schwaches Nicken preisgab. Ja, er fühlte sich auch irgendwie mit ihr verbunden und fühlte mit ihr, auch wenn er sich ihre Lage nur sehr schwer vorstellen konnte.
 

"Zero..." murmelte Yuuki und hockte sich zu ihrem ehemaligen besten Freund hinab. "Kaname hat Recht. Pass auf sie auf und... Mein Bruder meinte, ihr würdet euch sehr nahe stehen, oder?". Jegliche Arroganz war aus dem Esszimmer verschwunden und Shizuka hatte gerade das Gefühl, als würden sie sich das erste Mal normal unterhalten können. Irgendwie seltsam, aber auch irgendwie schön. Das zeigte ihr, dass selbst Reinblüter, wie Kaname und Yuuki, Gefühle hatten.
 

Wieder nickte Zero, sah in die braunen Augen seiner ehemalst Geliebten, ehe er wieder seinen Blick senkte und den Druck auf Shizuka's Hand ein wenig verstärkte. "Wenn du irgendwann mehr für sie empfindest, dann sag es ihr und mache sie glücklich, versprichst du mir das?". Nur leise drangen diese Worte an Zero's Ohr, ließen ihn erröten und er sah rasch zur Langhaarigen, welche ein fragliches Gesicht zog. Scheinbar hatte sie diese Worte nicht verstehen können, oder? Nun, vielleicht war das auch besser so, jedenfalls für eine Weile.
 

"Ja, ich verspreche es dir" gab er mürrisch zurück, da er sich nicht anmerken lassen wollte, wie verlegen er gerade war. Ein heftiger Schlag an seiner linken Schulter ließ ihn kurz ins Straucheln kommen, ehe er sich wieder fing und er nochmals Yuuki anblickte. "So kenne ich dich, Zero" grinste die Braunhaarige ihn an, erhob sich und lief mit ihrem Bruder zur Tür. "Also dann... Wir melden uns, falls wir etwas rausbekommen" meinte Yuuki noch, ehe sie auch schon, nachdem sich Kaname gebührend beim Direktor verabschiedet hatte, das Zimmer mit ihrem Bruder verließ.
 

Zurück blieben Kaien, welcher nun wieder zu Zero und Shizuka blickte und die beiden Jugendlichen. Shizuka erhob sich auch langsam, seufzte tief aus, da sie sich nun um einiges wohler fühlte. Es hatte wahrlich gut getan, allen zu erzählen, was ihr alles widerfahren war. Und Zero? Was er wohl nun von ihr hielt? Mochte er sie denn immer noch, nachdem er nun wusste, wie düster ihre Vergangenheit aussah?
 

"Zero, es ist nun Zeit für deinen Rundgang... Vielleicht solltest du Shizuka mitnehmen, mh? Ein bisschen frische Luft tut euch sicher gut" warf Kaien nun endlich ein, da er die ganze Zeit noch nichts gesagt hatte. Was hätte er denn auch sagen sollen? Er musste das eben Gesagte erstmal verarbeiten und würde vielleicht auch mit Yagari geschlossen darüber sprechen, damit dieser auch ein wenig wusste. Somit könne er seinem Kollegen auch beweisen, dass Shizuka keine Bedrohung für sie alle darstellte, wie Yagari noch vor einigen Tagen behauptet hatte.
 

"Ja" brachte Zero gerade noch über seine Lippen, lief zur Tür und wartete schweigend auf die Kleine, welche sofort zu ihm aufschloss. Genauso schweigend verließen sie schließlich das Esszimmer, liefen den Gang hinab, ehe sie ins Freie traten, nur um von der Kälte erfasst zu werden. Sofort begann Shizuka zu frösteln, rieb sich über ihre Arme, ehe sie auch schon Zero's Jackett spürte, welche ihr über die Schulter gelegt wurde.
 

"Ich ähm...". Zero wusste einfach keine Worte, auch wenn er gern etwas sagen wollte. Wie sollte er nun mit ihr umgehen? Shizuka schüttelte ihren Kopf, während sie die wenigen Treppen überwandt und unten auf Zero wartete. Er musste nichts sagen, wenn er nichts wusste. Sollte Zero erstmal über ihre Worte nachdenken und diese vielleicht erstmal verinnerlichen.
 

Zwei Arme umschlangen sie, während die Langhaarige einen Körper hinter sich spüren konnte, welcher sich an den ihrem presste. Ein leiser Seufzer erklang dicht an ihrem Ohr, während Zero sie noch ein wenig näher an sich zog. "Warum hast du mir nie etwas gesagt? Ich hätte dich verstanden, hätte dir dein Verhalten nicht ein einziges Mal übel genommen, wirklich nicht... Ich kann mir deine Vergangenheit nur sehr schwer vorstellen, aber es muss hart für dich gewesen sein... Ich werde nicht zulassen, dass du zurück in solch eine grausame Welt musst".
 

Shizuka legte ein mildes Lächeln auf, denn zu mehr war sie nicht in der Lage. Seine Worte berührten ihr Herz und es schlug schneller, je näher er sie an sich zog. "Das ist lieb von dir und... Ich wünsche mir auch, dass ich für immer hier bei dir bleiben kann, wirklich. Nur, was passiert, wenn das hier alles nur ein Traum ist? Was ist, wenn ich jeden Moment in meinem Bett aufwache?". Ein süßlicher Schmerz durchzog ihren Hals und für einige Sekunden raubte es ihr den Atem. Doch nach weiteren Sekunden schlossen sich ihre blauen Seen, da sie sich an dieses Gefühl gewöhnte.
 

Zero leckte beruhigend über ihre neue Bisswunde, hob seinen Kopf und lächelte leicht, ehe seine Augen wieder ihre normale Farbe annahmen. "Hast du Schmerz empfunden?" wollte er leise wissen, schloss seine Augen und atmete ihren süßlichen Geruch ein. Irrte er sich, oder hatte sie sich mit seinem Duschgel gewaschen? Solch eine Dreistigkeit, musste er lächelnd zugeben.
 

"Ja, aber es war nicht unangenehm... Es war ein süßlicher Schmerz, den ich jederzeit wieder in Kauf nehmen werde, wenn es dir nach Blut dürstet" antwortete sie ebenso leise, wie er zuvor und lehnte ihren Kopf an seine Schulter. Ihre Augen öffnend, blickte sie in sein entspanntes Gesicht und betrachtete sein kleines Lächeln, welches er auf den Lippen trug. Diese verführerischen Lippen, welche es ihr angetan hatten. Seit ihren ersten Kuss verlangte es ihr danach, mehr von ihm zu bekommen. Nur, ob sie das noch länger durfte, war eben die Frage. Seitdem Vorfall heute Nachmittag? Nun, vermutlich würde sich das wohl erst nach längerer Zeit herausstellen.
 

"In deinen Träumen empfindest du weder Schmerz, noch sonstige Emotionen. Also ist das hier kein Traum. Ich stehe hinter dir, halte dich in meinen Armen und werde es auch morgen, übermorgen und in einer Woche noch tun. Jederzeit, wann immer du willst. Wenn du dich einsam fühlst, dann komm zu mir und kuschel mit mir". Zero öffnete seine Augen, blickte in ihre, während sich ihre Wangen verdächtig verfärbten.
 

Ob er sie nun in Verlegenheit gebracht hatte? Nun, es schien so, aber als sie sich noch näher an ihn kuschelte, seufzte er wohlig aus. Er mochte ihre Nähe, auch wenn Shizuka ihn auf irgendeine Art und Weise verrückt zu machen schien. Verrückt in dem Sinne, dass er verrückt nach ihr wurde. Warum nur? Warum begehrte er Shizuka? Wieso verlangte es ihm danach, dieses zierliche Wesen in seinen Armen zu beschützen? Er mochte sie so sehr, oder war da vielleicht schon viel mehr?

Auftrag in Euthal!

"Der Grund, warum ich dich in mein Büro gerufen habe, ist der, dass ein Auftrag vom Vampirjägerverband für dich gekommen ist". Kaien hatte einen Umschlag vor sich auf dem Schreibtisch liegen, welcher heute Morgen von Yagari gebracht worden war. Zero seufzte, da der letzte Auftrag schon eine Weile zurücklag. Drei Tage waren nun schon vergangen, seitdem Kaname und Yuuki in ihr Elternhaus zurückgekehrt waren. Seitdem waren Shizuka und er unzertrennlich, jedenfalls schien es für die Außenstehenden so auszusehen.
 

"Wo muss ich hin? Personenbeschreibung?" waren sofort Zero's Fragen, da er den Auftrag schnell hinter sich bringen wollte. Warum ausgerechnet jetzt? Jetzt, wo das Wochenende anstand und er eigentlich mit der Langhaarigen in ein nettes Café gehen wollte? "Du hast keine Lust, nicht wahr, Zero? Hat deine Bocklosigkeit wohlmöglich mit Shizuka zutun?". Ein kleines Lächeln erschien auf Kaien's Lippen, als sich Zero's Wangen auffällig verfärbten. Yagari schien wirklich Recht mit seiner Vermutung zu haben, was Zero's und Shizuka's Verhältnis anbelangte.
 

"Geben sie mir einfach die nötigen Informationen, Direktor" wich der Silberhaarige diesen lästigen Fragen aus, auf welche er sowieso nicht antworten würde. Es ging keinem etwas an, wie er zu Shizuka stand und ob er nun wegen ihr so bocklos wirkte. Gut, es stimmte, er reagierte wegen Shizuka bocklos, aber das würde er Kaien mit Sicherheit nicht auf die Nase binden.
 

"Du musst in die Nachbarstadt Euthal... Es handelt sich um einen Level E, der schon drei Morde begannen hat. Laut Zeugenaussage trägt er langes schwarzes Haar, soll ein finsteres Gesicht ziehen und ist in einem schwarzen Ledermantel gekleidet" erklärte Kaien, während er anhand Zero's Mimik erkennen konnte, dass ihm etwas ganz und gar nicht gefiel. "Gibt es ein Problem?" setzte der Direktor noch schnell hinzu, ehe ein tiefes Seufzen von Zero erklang.
 

"Euthal? Es dauert einen halben Tag, bis ich dort ankomme" beschwerte sich Zero, da durch diesen Auftrag sein Wochenende quasi ruiniert wurde. Jetzt konnte er unmöglich noch losgehen, da der Abend bereits angebrochen war. Er würde mitten in der Nacht erst Euthal erreichen und ob er dann noch ein Zimmer in einem schmuddeligen Hotel finden würde, war natürlich fraglich. Hieß also, dass er sich morgen Früh auf den Weg machen müsste, um gegen Nachmittag in Euthal zu sein. Dazu kam die Suche nach dem Level E, was natürlich auch noch Zeit beanspruchen würde. Super, dachte sich Zero insgeheim, denn er würde spätestens Sonntag Abend erst wieder hier sein, wenn denn alles so verlief, wie er sich das vorstellte.
 

"Ich weiß" erwiderte Kaien, schob den Umschlag zu Zero rüber, welcher diesen an sich nahm und in seine Jackentasche steckte. "Und Shizuka? Was passiert, wenn sie nach Blut giert? Sie wissen doch ganz genau, dass sie nur mein Blut verträgt". Der Silberhaarige war unsicher, denn er wollte Shizuka nicht alleine lassen, wenn sie doch so dringend seine Hilfe benötigen könnte. "Keine Sorge... Wir zapfen dir für diesen Fall etwas Blut ab, wenn das für dich in Ordnung ist...". Es war ja nicht so, dass Kaien nicht über diese Situation nachgedacht hätte, aber Zero konnte und durfte den Auftrag nicht ablehnen und der Silberhaarige musste es doch selbst auch genau wissen. Es blieb also nur diese Option.
 

Gut, damit würde sich Zero zufrieden geben, auch wenn er gern bei der Langhaarigen geblieben wäre. Zero mochte es, wenn sie ihn biss und langsam sein Blut trank. Gestern erst, dachte er sich, hatte sie wieder nach seinem Blut verlangt, auch wenn zuvor noch ungewollt. Was hatte sie nachdem Stillen ihres Durstes in sein Ohr geflüstert? "Dein Blut schmeckt so verführerisch, Zero". Er erinnerte sich, wie er mit seiner Fassung gerungen hatte, aber ihm dennoch ein erregtes Keuchen entwichen war. Warum nur? Wieso konnte er sich gewisse Fragen einfach nicht beantworten?
 

"Einverstanden" gab Zero nach weiteren Minuten von sich und erhob sich vom Stuhl. Wortlos verließ er das Büro, schwenkte direkt nach Rechts ein, um zu seinem Zimmer zu kommen, in welches sicherlich noch immer Shizuka sehnsüchtig auf ihn wartete. Die Tür öffnend, erblickte er Shizuka auf seinem Bett sitzend, vermutlich über ihren Hausaufgaben, welche jedoch sehr schnell unwichtig wurden, da sie ihre Sachen zusammenpackte und auf den Nachttisch legte.
 

"Hey" grinste sie, doch ihr süßes Lächeln erstarb, als er die Türe hinter sich schloss und wortlos sein Jackett auszog. Genauso schweigsam setzte er sich auf die Bettkannte, während sie ein fragendes Gesicht zog. "Was hast du? Ist was passiert?" fragte die Langhaarige besorgt, da seine Miene irgendwie besorgt wirkte. Zero seufzte leise, drehte sich zu ihr hin und erhob seine rechte Hand. Sanft strich er über ihre Wange, sah dabei zu, wie Shizuka genießerisch die Augen schloss und sich an seine Hand schmiegte. Sie mochte es wirklich, von ihm berührt zu werden.
 

"Jessy... Direktor Kurosu hat mir einen Auftrag gegeben. Das heißt, dass ich übers Wochenende nicht hier sein werde". Sofort öffneten sich die blauen Seen wieder und nahmen einen traurigen Ausdruck an. "Ich weiß, du hast dich auf unser sogenanntes Date gefreut" sprach Zero weiter, da sie morgen in dieses besagte Café hatten gehen wollen. Sicher, sie war nun bestimmt enttäuscht, aber er durfte den Auftrag nicht ablehnen.
 

"Warum denn das ganze Wochenende?" wollte Shizuka wissen, sah fragend in die silbrig-violetten Augen, da sie seine Aussage nicht verstehen konnte. Ein weiteres Seufzen verließ Zero's Lippen, während er nochmals über die weiche Haut ihrer Wange strich. "Ich muss zur Nachbarstadt Euthal. Man braucht einen halben Tag, bis man dort eintrifft. Hinzu kommt, dass ich nach dem Level E suchen muss. Spätestens Sonntag Abend werde ich wieder zurück sein". Shizuka's Blick wurde noch eine Spur trauriger, ehe sie bedrückt ihre Augen auf einen anderen Punkt lenkte.
 

"Das heißt dann wohl, dass ich eine ganze Nacht alleine bin... Mir gefällt der Gedanke nicht, Zero. Kann ich nicht einfach mit dir kommen?". Der Silberhaarige hatte es schon kommen sehen, dass ausgerechnet diese Frage gestellt werden würde und so schwer es ihm auch fiel, er musste seinen Kopf schütteln. "Ich möchte dich nicht in Gefahr bringen und außerdem... Die Schüler dürfen nicht weiter, als bis zur Vorstadt, verstehst du? Ich, als Vampirjäger, habe da eine Sonderberechtigung...".
 

Shizuka schien es zwar zu verstehen, aber ihre Begeisterung hielt sich dennoch in Grenzen, da es ihr wohl sehr missfiel, eine ganze Nacht ohne Zero auskommen zu müssen. Er konnte es sogar nachvollziehen, denn Zero selbst wollte keine Nacht ohne sie sein. Er würde ihre Nähe sehr vermissen, dessen war sich Zero jetzt schon bewusst.
 

"Wie soll ich denn ohne dich einschlafen... Und... Was passiert, wenn ich plötzlich Durst auf Blut bekomme?". Zero hob ihren Kopf an, um ihr wieder in die Augen sehen zu können. "Ich werde für diesen Fall ein wenig Blut von mir hier lassen. Meinst du, dass es mir leicht fällt, eine ganze Nacht ohne dich an meiner Seite zu schlafen? Kein süßes Mädchen, die sich ankuschelt und meine Nähe so sehr genießt...".
 

"Ich bin nicht süß und das weißt du auch ganz genau" gab Shizuka kleinlaut zurück. Zwar war sie hier süß und zierlich, aber die Realität sah nun mal anders aus. Der Silberhaarige seufzte schwer, da sie nun wieder mit diesem Thema anfing. Seitdem sie von ihrem wahren Aussehen erzählt hatte und er ihr dennoch sagte, dass er sie süß fand, stritt sie es immerzu ab. Warum?
 

"Doch, du bist unglaublich süß, mein kleines Schätzchen". Zero grinste, da er ihre Reaktion bereits kannte und auch nicht lange auf diese warten musste. Er beobachtete still, wie sich ihre Wangen rötlich verfärbten, ehe sie verlegen zur Seite blickte und keinen weiteren Ton mehr von sich gab. Zu niedlich, fand Zero persönlich, wenn Shizuka in Verlegenheit geriet, was eigentlich eine Seltenheit war.
 

"Sag das nicht immer zu mir... Ich gebe dir auch keine Kosenamen, oder? Außerdem sagt man solche Dinge nur zu seiner festen Freundin, finde ich". Irrte sich Zero, oder klang ihre Stimme nun ein wenig traurig? Nur, weil er sie mit diesen Kosenamen gerufen hatte, oder wegen dem Thema 'Feste Freundin'? Natürlich wusste er, wie sie diese Anspielung meinte, aber es hielt ihn nicht davon ab, Shizuka weiterhin zu necken.
 

"Du bist doch meine Freundin, Jessy...". Shizuka wollte gerade ihren Einwand einwerfen, als Zero auch schon einen weiteren Satz hinzufügte, welcher Shizuka's Wangen regelrecht zum Glühen brachten. "Auch wenn nicht so, wie du meinst. Weißt du... Was nicht ist, kann ja noch werden, oder?".
 

"Was soll das heißen?". Der Silberhaarige schwieg für einige Minuten, da er nun nichts Falsches sagen wollte. Doch schon bald bildete sich ein ehrliches Lächeln auf seinen Lippen, während er die Kleine an seine Brust zog und ihr seicht über den Rücken strich. "Soll heißen, dass diese Gerüchte nicht abwegig sind. Vielleicht empfinden wir irgendwann wirklich mehr, als nur einfache Zuneigung füreinander?". Zero hatte Recht, mit dem, was er nun zu ihr sagte, denn abwegig war es ganz und gar nicht. Nicht ohne Grund küsste er sie, dass hatte selbst er mittlerweile begriffen. Er mochte Shizuka so sehr, vielleicht schon zu sehr, aber noch immer quälten ihm die Fragen, wie weit dieses Mögen mittlerweile zu verstehen war.
 

Shizuka schwieg, schloss stattdessen erneut ihre Augen und konzentrierte sich auf ihre Empfindungen. Ein stärkeres Gefühl, als Zuneigung? Spielte Zero gerade auf Liebe an? Nein, sicherlich hatte sie ihn nur missverstanden, oder? Obwohl, wieso fühlte sie sich nun so wohl in seinen Armen? Verdammt, wieso stellte sie sich nun so viele Fragen? Sie wollte nicht denken, sondern nur fühlen, nichts weiter.
 

"Aufregung..." murmelte Zero leise, schloss nun ebenfalls seine Augen, um ihre Empfindungen zu verstehen. Aufregung, mit einem Hauch von Trauer, welche er sich nicht erklären konnte. Seltsam. Was Shizuka wohl gerade denken mochte? Zu gerne hätte er ihr diese Frage gestellt, aber er blieb still, strich ihr immer wieder über den Rücken und lauschte ihren wohligen Seufzern. Vielleicht hätte er das eben Gesagte einfach nicht sagen sollen, oder? Vielleicht hatte er Shizuka nun verunsichert?
 

"Zero... War das eben dein Ernst?". Er hörte deutlich ihre Angst aus ihren Worten heraus und für einige Sekunden wusste er nicht, ob er ihr überhaupt eine Antwort geben sollte. Sicher, sie wollte nicht verletzt werden und Zero befand sich nun in einer Situation, in welcher er sich keinen Fehler erlauben durfte. Nun, er musste aber ehrlich antworten, denn er mochte ihr ungern eine Lüge auftischen, welche auf jeden Fall verletzend wäre.
 

"Natürlich... Ich meine... Ich... Du weißt doch, dass ich dich mag, oder? Wieso sollten wir uns nicht dann auch ineinander verlieben können? Klingt irgendwie seltsam, wenn man so offen über so etwas spricht, aber was ich am wenigsten möchte, ist, dir Weh zu tun". Es war ihm wahrlich schwer gefallen, ihr so etwas zu sagen, aber er hoffte einfach, dass sie ihn somit verstehen könnte. Es war nun mal nicht gerade abwegig, weil sie mittlerweile Dinge taten, welche sonst nur ein Liebespaar tun würden.
 

"Da hast du Recht. Es klingt wirklich seltsam, wenn man so darüber spricht und... Vielleicht hast du Recht, dass aus unserer Freundschaft mehr werden könnte, obwohl... Können wir jetzt bitte das Thema wechseln? Ich möchte gern meine normale Gesichtsfarbe zurück". Shizuka schüttelte ihren Kopf ein wenig, um diese Röte endlich abzuschütteln. Wie kamen sie nur dazu, ein derartiges Gespräch zu führen? Hier sah man wieder, wie schnell aus Spaß, unangenehmer Ernst werden konnte, oder?
 

"Entschuldige... Ich dachte nur... Du hast so traurig geklungen und ich wollte doch nur...". "Sei einfach still, Zero" murmelte Shizuka dazwischen, ehe sie seine Lippen mit ihren vereinte. Er sollte doch nur endlich dieses Thema auf sich beruhen lassen, nichts weiter. Es interessierte sie herzlich wenig, ob sie irgendwann mal mehr für Zero empfinden würde, oder eben nicht. Das, was sie nun fühlte, reichte doch erstmal, oder? Ob es Liebe war, vermochte Shizuka zu bestreiten, denn selbst sie brauchte ihre Zeit. Das sie Zero jedoch anziehend fand, konnte sie nicht abstreiten, da er das wusste und dieses Gefühl auch ihr entgegen brachte.
 

Zero löste sich schließlich von ihren Lippen, nickte ihr zu, da er verstanden hatte. Es brachte nichts, noch länger über diese Vermutungen zu sprechen, denn die Zeit würde es sehr wahrscheinlich zeigen, wie ihre Wege verliefen. Entweder gemeinsam, oder nur als einfache Freunde, welche ein wenig Zärtlichkeit zwischendurch miteinander austauschten. Obwohl, dafür waren Zero's Empfindungen inzwischen schon zu stark, um sie bei einer einfachen Freundschaft zu belassen, oder? Verdammt, ihn verwirrten seine eigene Gedanken.
 

Wenig später lagen Zero und Shizuka im Bett. Die Langhaarige wartete extra, bis er endlich einschlief, damit sie aufstehen konnte. Vorhin hatte sie sich einen Plan überlegt, um Zero zu begleiten, aber dafür musste sie mit dem Direktor reden. Nur, Zero durfte davon nichts wissen, da er nicht wollte, dass sie mit ihm kam. Warum nur? Beim letzten Auftrag, welchen Zero bekommen hatte, da hatte sie ihm doch auch nicht im Weg gestanden, oder?
 

Zero's Atem ging mittlerweile flacher und die Langhaarige war sich sicher, dass er nun tief und fest schlief. Nur, wie sollte sie aus seiner Umarmung kommen, ohne, dass er von ihrer Hampelei wach wurde? Vorsichtig löste sie seine Arme von ihrem Körper, hörte ein leises Seufzen seinerseits, ehe sich Zero auf die andere Seite drehte. Gut, er schlief seelenruhig weiter und mit diesen Gedanken stand sie auf, zog sich sein Jackett über und verließ leise das Zimmer.
 

Auf dem Gang brannte bereits kein Licht mehr, was sie vermuten ließ, dass Kaien vielleicht schon ins Bett gegangen war. Wäre da nicht das Licht, welches aus einer geöffneten Tür drang. Das war eindeutig Kaien's Büro, oder? Auf leisen Sohlen lief sie den Gang entlang, blieb jedoch stehen, als sie eine schwarze Gestalt vor sich ausmachen konnte. Die Gestalt bewegte sich nicht, aber sie hörte einen leisen Atem. Angst schlich sich in ihre Glieder und leise wich sie einige Schritte zurück, was die Person wohl bemerkte, da diese ihr folgte.
 

"Wer schleicht hier mitten in der Nacht auf den Gängen rum?" fragte sie sich innerlich, befühlte die linke Innentasche des Jacketts, ehe sie die Waffe Zero's in der rechten Hand hielt. "Bleib stehen..." murmelte sie, erhoffte sich somit, dass diese Person, wer auch immer sie war, Halt machte und sie in Ruhe ließ. Doch auch nach dieser Warnung blieb die Person nicht stehen und kalter Angstschweiß bildete sich auf Shizuka's Stirn.
 

"Bleib stehen, sonst juckt mein Finger" blaffte sie die Person an, erhob ihre rechte Hand, während ihr Körper unkontrolliert zitterte. Nun, es juckte ihr nicht wirklich in den Fingern, da sie nicht wusste, wer da vor ihr stand, aber sie war gewillt, den Abzug zu betätigen, würde die Person nicht endlich Halt machen. Blutrote Augen leuchteten plötzlich auf und vor Schreck entwich der Langhaarigen ein lauter Schrei, ehe ein lauter Knall folgte.
 

"Verdammt..." kam es von der Person und Shizuka erkannte, dass es sich um einen Jungen handeln musste. Noch immer erschrocken, sank die Kleine zu Boden, zitterte noch immer, während leise Flüche vor ihr erklangen. Scheinbar belehrte sich der Junge selbst, denn er sagte immer wieder, wie dumm er doch sei, ihr gezeigt zu haben, dass er ein Vampir sei. Shizuka nahm den Geruch von Blut deutlich wahr, weswegen sie in der Luft schnüffelte. Seltsam, ihr wurde diesmal nicht schlecht, obwohl es sich um fremdes Blut handelte.
 

Grelles Licht blendete Shizuka und für einige Sekunden schloss sie ihre Augen, da sie sich an das Licht gewöhnen musste. Als sie ihre strahlend blauen Augen wieder öffnete, erschreckte sie sich ein weiteres Mal, als sie den Jungen vor sich erkannte. "Blöde Kuh... Einfach den Abzug betätigen und mich über den Haufen schießen. Wenn Kaname hier wäre...". Der Junge mit den blonden Haar wurde unterbrochen, ehe er mit seinen ebenso strahlend blauen Augen hinter Shizuka blickte, wo sich nun eine weitere Person befand.
 

"Hanabusa Aidou... Was machst du hier mitten in der Nacht?". "Kiryuu... Ich bin hier, weil Kaname es mir befohlen hat. Ich soll Shizuka Sato beobachten". Das reichte Zero aus, um die Lage zu verstehen. Fragte sich nur, wieso Shizuka auf den Blonden geschossen hatte. Gut, soweit er erkennen konnte, hatte Hanabusa nur einen Streifschuss am linken Oberarm, welcher wahrscheinlich sowieso nach wenigen Sekunden verheilen würde. Nur, was machte Shizuka hier und lag nicht neben ihm im Bett?
 

"Ich ähm... Warum hast du mich auch so erschreckt? Ich hab dich doch gewarnt, verdammt noch mal. Mach mich nicht für deine Fehler verantwortlich". Hanabusa knurrte erbost, während er in ihre blauen Seen blickte und versuchte, sie mit seinen Blicken zu durchbohren. Sicher, er hatte ihre Warnung auch vernommen, aber er hatte für einige Sekunden nur das Mädchen gesehen. Für einige Sekunden war er eben der Vampir gewesen, welcher er nun mal war und welcher nach frischem Blut dürstete.
 

"Jessy, wieso bist du hier und nicht im Bett? Wolltest du dich rausschleichen?". Shizuka blickte zu Zero hoch, welcher nur in einer Boxershorts neben ihr stand und nun in die Hocke ging, während er sie noch immer fragend musterte. "Nein, ich wollte nur zum Direktor, weil ich eine Frage habe". "Es geht um meinen Auftrag, nicht wahr?". Zero ahnte es, denn er hatte sich denken können, dass Shizuka diese Sache nicht einfach auf sich beruhen lassen konnte. Sie wollte eben mit, ob er es gutheißen würde, oder eben nicht. Wahrscheinlich müsse Zero die Kleine sowieso mitnehmen, aber das musste dann vorher abgeklärt werden.
 

"Was ist denn hier los? Ich habe einen Schuss gehört...". Alle Augen richteten sich auf Kaien, welcher einen verwunderten Eindruck machte. Er sah verschlafen aus und Shizuka vermutete einfach mal, dass er beim Schreibtisch eingeschlafen sein musste, da die Brille ein wenig schief auf der Nase saß und auch so einige Tintenflecke dessen Gesicht zierten.
 

"Aidou hat Jessy in der Dunkelheit erschreckt und deswegen der Schuss, nehme ich an?". Nochmals sah Zero fragend zur Langhaarigen, welche seicht nickte. Zögerlich steckte sie die Waffe in die Innentasche zurück, sah entschuldigend zu Zero rüber, welcher daraufhin den Kopf schüttelte. "Schon in Ordnung. Er lebt ja noch". Es kam Shizuka so vor, als wolle Zero diese Sache runterspielen, denn auf seinen Lippen erschien ein kaum merkliches Lächeln. Vermutlich, weil er eben Vampire hasste, was sie natürlich nachvollziehen konnte.
 

"Wie kannst du das nur so runterspielen, Kiryuu? Ich hätte jetzt noch toter sein können..." regte sich Hanabusa auf, erhob sich langsam und fuhr sich durch sein blondes Haar. Die Wunde, welche das langhaarige Mädchen ihm mit der Waffe zugefügt hatte, war schon längst verheilt. Trotzdem, dachte sich der Blonde und wandte sich dem Direktor zu, welchen er hatte aufsuchen wollen.
 

"Ich bin hier, weil Kaname mir befohlen hat, ein Auge auf Shizuka's Tätigkeiten zu werfen. Bislang haben wir leider noch keine brauchbaren Dokumente gefunden, die ihre vampirischen Instinkte erklären" fuhr Hanabusa fort, ehe Kaien müde nickte. Den Kopf schüttelnd, wandte sich Kaien um und deutete mit der Hand an, dass der Ankömmling ihm doch bitte folgen sollte.
 

"Wo ist diese Shizuka Sato eigentlich?" wollte Hanabusa wissen, blieb einfach an Ort und Stelle stehen, da er Antworten verlangte. Immerhin sollte er Babysitter spielen, auch wenn sein geliebter Kaname ihm drum gebeten hatte. Trotzdem war er nicht gerade erfreut über diese Tatsache, aber was hätte er denn auch tun sollen? Sich Kaname widersetzen? Nein, das kam überhaupt nicht in Frage.
 

"Sie sitzt direkt hinter dir auf dem Boden, Aidou" mischte sich Zero ein, welcher sich langsam erhob und den Blonden abschätzend musterte. Es gefiel ihm nicht, dass Hanabusa nun ein Auge auf die Kleine halten sollte. Es reichte doch, dass er hier war, oder? Obwohl, es war Kaname nicht zu verübeln, denn er vertraute dem Reinblütigen nicht und umgekehrt war es ebenso der Fall.
 

"Die da? Die blöde Kuh, die mich angeschossen hat?". "Wenn du nicht gleich den Rand hältst, dann könnte es sein, dass ich Zuckungen bekomme und dann trifft die nächste Kugel" knurrte Shizuka, denn eigentlich hatte sie den Blonden immer gemocht und ihn relativ lustig gefunden, aber jetzt? Wieso beleidigte er sie denn überhaupt? Hätte Shizuka ihn sofort erkannt, dann hätte sie auch niemals auf ihn geschossen, also was sollte das Theater überhaupt noch?
 

"Beruhigt euch... Jessy, du gehst schon mal ins Bett. Ich kläre mit dem Direktor ab, ob ich dich mitnehmen kann. Das heißt dann aber, das auch Aidou mit uns kommen wird". Auch die Langhaarige erhob sich nun, nickte Zero zu, ehe sie zurück zu Zero's Zimmer lief und von dort aus nochmals zu Hanabusa blickte. Ihm die Zunge rausstreckend, verschwand sie schließlich ins Zimmer und hörte noch, wie er sich über diese Dreistigkeit ihrerseits aufregte.
 

"Hast du das gesehen, Kiryuu? Wie kann sie es nur wagen, mir, einem Vampir des Adels, die Zunge rauszustrecken?". Zero überhörte den Blonden gekonnt, während er diesem beim Kragen packte und ihn einfach hinter sich herschleifte. Sollte sich Hanabusa doch aufregen, aber bitte dann, wenn er selbst im Bett lag. Er wollte nun nur das Einverständnis von Kaien bekommen und mehr nicht. Und dennoch missfiel ihm die Tatsache, dass er nun ein ganzes Wochenende mit Aidou verbringen müsse. Das Schicksal meinte es wirklich nicht gut mit ihm, oder?

Ein langer Weg!

"Hast du alles?" vergewisserte sich der Silberhaarige nochmals, blieb vor dem Tor stehen und blickte zur Langhaarigen hinab, auf deren Rücken sich ein kleiner Rucksack befand, in welchen sie einige Wechselklamotten gepackt hatte, soweit er sich erinnern konnte. "Ja, keine Sorge... Du solltest dir lieber Gedanken um den da machen". Shizuka deutete mit ihrem Daumen auf einen blondhaarigen Jungen hinter sich, dessen Mimik ziemlich genervt wirkte.
 

"Warum muss Shizuka auch mit dir mitkommen, Kiryuu? Davon war nie die Rede gewesen, dass ich mit euch auf Vampirjagd gehe..." murrte Hanabusa und blieb neben dem langhaarigen Mädchen stehen. Gestern Nacht hatte es noch eine lange Diskussion gegeben, denn Hanabusa glaubte immer noch nicht, dass Shizuka wirklich auf ihn geschossen hatte. Dazu kam, dass Zero die Erlaubnis vom Direktor bekommen hatte, die Kleine mit sich nach Euthal zu nehmen, was hieß, dass der Blonde zwangweise mit musste. Warum ausgerechnet er?
 

"Weil sie nicht alleine sein will und ich ihre einzige Bezugsperson bin" erklärte Zero, ehe er wieder zu Shizuka blickte, auf deren Lippen sich ein süßes Lächeln bildete. "Nur Bezugsperson? Das nenne ich doch mal eine Lüge". Zero lächelte nun ebenfalls, da Shizuka schon irgendwie Recht hatte. Er war mehr, als nur eine Bezugsperson für sie und der Silberhaarige sah die Kleine auch mit völlig anderen Augen, als er eben noch behauptet hatte.
 

"Aha? Das Feuer der Liebe ist also zwischen euch entbrannt? Deswegen könnt ihr euch auch nicht voneinander trennen" warf der Blonde grinsend ein, da er natürlich die Hormone hüpfen spürte. Außerdem sah er es an den Blicken, welche Shizuka und Zero miteinander austauschten.
 

"Quatsch... Wir sind nur Freunde, nicht wahr, mein Liebster?" grinste Shizuka, da nun ein lustiges Spielchen in Sicht kam. Sie hoffte doch sehr, dass Zero ihr den Spaß nicht verberben würde und mitspielte, damit sie Hanabusa ein wenig ärgern konnten. Der Silberhaarige grinste noch breiter, als er den Kosenamen vernahm. Er hatte verstanden, was die Kleine nun wollte und obwohl es ganz und gar nicht seiner Art entsprach, so wollte er dieses Spielchen für eine Weile mitspielen.
 

"Du hast vollkommen Recht, mein Schatz. Was die Gesellschaft nur immer von uns denkt?". Ein leises Kichern entwich der Langhaarigen, da Zero seine Rolle wirklich perfekt spielte. Was der adelige Vampir wohl gerade denken mochte? Sie brauchte nicht zu fragen, da Hanabusa den Mund öffnete und verständnislos den Kopf schüttelte.
 

"Meine ausgezeichneten Sinne sagen mir, dass ihr aufeinander steht... Es wundert mich aber ein bisschen, dass Shizuka auf so einem abfährt. Was mag sie nur an dir finden, Kiryuu?". Hanabusa meinte seine Frage wirklich Ernst, denn er konnte Shizuka's Geschmack einfach nicht nachvollziehen. Zero war nicht mal sonderlich hübsch in seinen Augen.
 

"Ja und? Darf ich nicht auf Zero stehen? Also... Von der Bettkannte schubsen würde ich ihn nicht... Zero sieht nun mal lecker aus und küssen kann er auch unheimlich gut...". Shizuka legte einen verträumten Blick auf, während sich Zero's Wangen verdächtig verfärbten. Dieses Spielchen artete ein wenig aus, oder? Verdammt, ihr Blick verriet, dass sie nun wirklich an gewisse Dinge dachte, welche nicht unbedingt Jugendfrei waren.
 

"Liebste... Verrate doch nicht soviel von meinen angeborenen Fähigkeiten. Du machst mich noch ganz verlegen". Nochmals entwich der Langhaarigen ein süßes Kichern, als Zero diese Antwort gab. "Das muss dir doch nicht peinlich sein, mein Liebling. Was meinst du, warum ich mit dir kommen möchte? Ich kann mich einfach nicht von deinem Adoniskörper trennen. Ich verbrenne bereits vor lauter Lust nach dir...". Hanabusa bekam langsam das Gefühl, als würde er überflüssig werden. Vor allem, was gaben Zero und Shizuka da eigentlich von sich? Das interessierte den Blonden doch überhaupt nicht.
 

"Könnt ihr euer Liebesgeflüster vielleicht verschieben? Ist ja widerlich, was ihr da von euch gebt". Der Blonde verzog sein Gesicht, als ein abstruses Bild in seinem Kopf auftauchte. Gott, er wollte sich so etwas nicht vorstellen, weswegen er seinen Kopf schüttelte und rasch seinen Weg fortsetzte. "Kommt, sonst kommen wir heute gar nicht mehr in Euthal an" rief er den Turteltauben noch zu, welche sich nun ebenfalls in Bewegung setzten, nicht ohne dabei ein belustigtes Grinsen aufzulegen.
 

Hanabusa lief voraus, da er sich diese Turtelei keineswegs antun wollte. Shizuka und Zero liefen mit gewissen Abstand hinter den Blonden her, um somit unter sich zu sein. In Zero's Kopf wiederholten sich immer wieder die Sätze, welche Shizuka vor einigen Minuten noch gesagt hatte. Er fragte sich, ob sie diese Ernst gemeint hatte, oder ob sie Teil ihres Spiels gewesen waren. Sollte er vielleicht fragen? Zero verspürte schon den Drang danach, die Wahrheit zu kennen.
 

Shizuka bemerkte sehr schnell, dass Zero etwas hatte, denn er linste dauernd zu ihr runter. Sollte sie ihm vielleicht helfen? Ja, denn es interessierte Shizuka schon, was er nun wirklich hatte. "Was ist?" fragte sie leise, hörte ein leises Seufzen von ihm, ehe Zero wieder zu ihr blickte.
 

"Du hast vorhin so viele Sachen gesagt und... Ich weiß auch nicht, warum ich immer noch daran denken muss?". Shizuka sah Zero an, wie er erneut errötete, was sie persönlich schmunzeln ließ. Deswegen? Eigentlich hätte es sich Shizuka selbst denken können, oder?
 

"Fühlst du dich geschmeichelt?". Sofort blickte Zero in eine andere Richtung, während seine Wangen an Röte zunahmen. Ob er sich geschmeichelt fühlte? Nun, ein bisschen vielleicht, denn ihre Worte hatten noch etwas anderes bei ihm bewirkt, außer Verlegenheit, oder sonst was in der Richtung. "Oder..." sprach die Kleine langsam weiter, während sie unauffällig auf Zero's Hose blickte. "Habe ich dich vielleicht erregt?".
 

Zero blieb mit einem Mal stehen und sah verlegen zu Boden, da sie ihn ertappt hatte. Sicher, ihre Worte waren nicht spurlos an ihm vorbeigegangen, aber woher wusste sie das? War er denn wirklich so leicht zu durchschauen? "Woher...". "Du hast eine beachtliche Beule in deiner Hose... Das lässt sich kaum übersehen, Zero". Sofort schob Zero seine rechte Hand vor seiner Hose und sah mit roten Wangen zu ihr auf, da sie scheinbar auf seine sogenannte Beule gestarrt hatte. Unfassbar, dachte er sich, während seine Röte noch um einiges zunahm. Verdammt, wieso brachte Shizuka ihn immer in solche Situationen?
 

"Wo starrst du denn hin? Ich guck dir auch nicht auf deinen Busen, oder...". Mit seinen Augen deutete er ihre unteren Regionen an, welche er natürlich schon mal gesehen hatte, auch wenn ungewollt. Nun, was er gesehen hatte, gefiel ihm, aber das wollte er jetzt auf keinen Fall zugeben. Verdammt, wieso kam sie ihm nun näher? Was wollte sie damit erreichen?
 

"Entschuldige, dass ich auf deine Beule gestarrt habe, aber es fällt auf, weißt du? Außerdem... Du hast mir sehr wohl schon da unten hingestarrt, falls du dich erinnerst". Grinsend fuhr sie mit ihrer Hand über das Jackett, welches offen war, ehe ihre Hand zum Hemd wanderte, über welches sie seicht fuhr. Sie konnte sehen, wie unangenehm ihm seine momentane Lage war, aber dies hielt sie nicht davon ab, ihre Hand ein wenig tiefer gleiten zu lassen, Stück für Stück, damit er jederzeit eingreifen könnte.
 

"Das war keine Absicht und das weißt du auch ganz genau, Jessy... Hör auf... Bitte, sonst...". "Sonst was? Fällt es dir wirklich so schwer, mir noch länger zu widerstehen? Reize ich dich so sehr, dass du dich zwanghaft zurückhalten musst?". So etwas kam bei Shizuka nicht oft vor, musste sie sich eingestehen. Jedoch machte es ihr Spaß, Zero ein wenig zu quälen, da er vermutlich an seinen Prinzipien festhalten würde, oder? Konnte sie ihn vielleicht mit ihrem Charme überzeugen, vielleicht ein wenig mehr zu wollen, als eigentlich gewollt?
 

"Ich bin ein Mann und...". "Könnt ihr euer Treiben unterlassen? Nicht jeder will sehen, wie ihr euch gegenseitig heiß macht, verdammt noch mal" rief Hanabusa wütend, da er dem Treiben eine Weile seine Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Gott, diese Bilder, welche sich immer wieder in seinem Kopf einschlichen, sie mussten aufhören. Wieso reizte Shizuka den Silberhaarigen noch mehr, als ohnehin schon? Der Blonde konnte deutlich seine Erregung und sein Verlangen spüren. Ekelhaft, dachte er sich insgeheim.
 

"Geh schon mal vor, Hanabusa... Du musst nicht auf uns warten, okay?" lächelte Shizuka süß, während Hanabusa seinen Kopf schüttelte. "Ich habe einen Befehl von Kaname bekommen und werde ihn auch mit besten Gewissen ausführen" gab er zurück, ehe er im nächsten Moment errötete, als Shizuka's Hand unauffällig unter Zero's Hemd verschwand. "Auch gut... Dann guck halt zu. Zero kann nicht so bleiben, findest du nicht? Er braucht doch ein bisschen Erleichterung".
 

Zero fühlte sich übergangen, was das hier anging. Warum? Hatte er da nicht auch noch ein Wörtchen mitzureden? Und was hieß hier, er brauchte Erleichterung? Sie standen hier mitten in der Vorstadt und er sah keine Möglichkeit, wie er nun Erleichterung bekommen könnte. Diese weiche Hand, welche über seine Brust strich, seicht seine Brustwarze streifte, nur um ihm ein leises Keuchen zu entlocken. Verdammt, Shizuka sollte aufhören, sonst passierte gleich wirklich noch ein Unglück.
 

"Jessy... Hör auf... Wir sind hier in der Vorstadt und... Ah... Nicht...". Shizuka rückte noch ein wenig näher, während Zero seine Augen schloss und seinen Kopf auf ihre Schulter sinken ließ. Es passte ihm nicht, dass sie ihr Bein zwischen seinen Schritt gedrängt hatte und ihr Bein nun seicht gegen seine Erregung rieb. Klar, es fühlte sich gut an, aber das Wissen, dass hier einige Menschen an ihnen vorbeiliefen und sie sehen konnten, war weniger schön. Dazu kam, dass Aidou nicht weit von ihnen entfernt stand und ebenfalls sehen und sogar spüren konnte, was gerade in ihm vorging.
 

"Glaub mir, Jessy... Du machst mich gerade total an, aber... Es wäre falsch und hier ist nicht der richtige Ort dafür" murmelte er leise, erhoffte sich somit, dass sie ihre Tätigkeit einstellte, was auch wenige Sekunden später der Fall war. Shizuka strich ihm nochmals über die Brust, ehe sie ihre Hand aus seinem Hemd zog und ihn nochmals mit einen besorgten Blick bedachte.
 

"Und ich dachte schon, ich sei dir nicht gut genug... Jedenfalls für einige Sekunden ist mir...". "Wieso denkst du nur immer so? Ich sage es dir gerne noch mal... Ich begehre dich und natürlich lassen mich solche Worte und vor allem solche Streicheleinheiten nicht kalt. Du bist das erste Mädchen, die mir jemals so nahe war, verstehst du das?". Leicht nickte Shizuka, während sie nun selbst errötete. Es war schon seltsam, wenn er es ihr nochmals so offensichtlich ins Gesicht sagte. Und das er hier nun eine Beule in der Hose hatte, weil sie ihn indirekt scharf auf sich gemacht hatte, war ihr für einige Sekunden entfallen.
 

"Eigentlich sollte ich mich über deine Einstellung freuen, aber... Irgendwie fühle ich mich...". "Traurig, weil du etwas nicht bekommst, was du gern haben willst" beendete Zero für sie den angefangenen Satz. Natürlich spürte er ihre Trauer und gleichzeitig auch ihre Enttäuschung. Er würde gern, wirklich gern, aber Zero fand einfach, dass man so etwas nur aus Liebe machen sollte. Außerdem, er hatte doch so wenig Ahnung davon, obwohl er natürlich wusste, wie so etwas funktionierte. Nur, sein erstes Mal sollte schon etwas Besonderes sein und nicht einfach so geschehen. Mit der Frau, welche er seine Liebe schenkte, mit dieser wollte er sein erstes Mal haben. Unvergesslich sollte es sein.
 

"Entschuldige, dass ich so bin, wie ich nun mal bin... Ich weiß auch nicht, was ich mir gerade dabei gedacht, oder erhofft habe...". Shizuka wandte sich um und sah zu Hanabusa rüber, welcher seine Arme vor der Brust verschränkt hielt und noch immer auf sie und Zero wartete. Ja, so langsam sollten sie vielleicht weitergehen, wenn sie heute noch in Euthal ankommen wollten.
 

Gerade wollte sie ihren ersten Schritt machen, als sie plötzlich eine Hand an ihrer spürte. Halbwegs blickte sie über ihre Schulter, sah zu Zero kaum merklich auf, da er nicht ihren enttäuschten Blick sehen sollte. Er sollte nicht bemerken, dass sie sich irgendwie verletzt fühlte, auch wenn sie seine Ansichten verstehen konnte. Eine Abweisung tat meist Weh und genau dies erinnerte Shizuka stark an ihre düstere Vergangenheit. Abweisungen, dachte sie. Davon hatte sie oft welche einstecken müssen.
 

"Hör auf, bitte". Sie verstand nicht, was er damit meinte und eigentlich wollte sie es auch gar nicht verstehen. Sie steigerte sich schon wieder in etwas rein, was nicht der Realität entsprach, aber was sollte sie machen? Sie handelte doch immer so, oder nicht? Immer wieder kamen Shizuka solche Gedanken, welche ihr einfach nur unsagbar Weh taten.
 

"Jessy, hör auf damit... Es liegt doch nicht an dir, sondern an mir... Wäre ich nicht so versteift, was mein erstes Mal angeht, dann hätte ich doch schon längst mit dir... Ich will doch einfach nur, dass mein erstes Mal etwas Besonderes ist. Ich will mit der Frau schlafen, die ich von ganzen Herzen liebe". Wissend nickte Shizuka und schüttelte seicht ihren Kopf, um zu verhindern, dass ihr salzige Tränen in die Augen stiegen. Warum gerade jetzt? Warum wurde sie nun depressiv? Warum hier, wo sie sich doch eigentlich geborgen fühlte?
 

"Ich verstehe deine Ansichten, wirklich... Aber...". "Kiryuu, was hast du jetzt schon wieder angestellt? Wieso ist sie traurig und weint sich die Augen aus dem Kopf?" mischte sich Hanabusa ein, wurde sofort zur Seite gedrängt, da Shizuka sich von Zero's Hand gelöst hatte und nun erstmal ein wenig allein sein sollte. Sie verstand Zero und er musste ihr glauben, auch wenn ihre Empfindungen etwas anderes wiederspiegelten. Es lag einfach nur daran, dass sie eine Abweisung bekommen hatte. Dieses miese Gefühl, dachte sie sich. Es sollte aufhören, ihre verletzte Seele zu zerfressen.
 

Zero sah bedrückt zu Boden, da er zwar ihren Worten glaubte, aber er spürte, wie sehr er sie nun verletzt hatte. Es verwunderte ihn nicht, dass sie nun eine ganze Weile allein sein wollte und diese Zeit musste er ihr geben, wenn es wirklich so werden sollte, wie noch vor einigen Minuten. "Deine Vergangenheit ist es, die dich verletzt, nicht wahr?" fragte er Shizuka innerlich, denn er erinnerte sich, dass sie mal gesagt hatte, dass es nicht viele Menschen gegeben hatte, welche ihr nahe standen. Ob er vielleicht die einzige Person war, welche sie nun so nahe an sich ranließ?
 

"Gib mir eine Antwort" zischte der Blonde, boxte mit seiner Faust gegen die linke Schulter seines Gesprächspartners, welcher nun wieder aufmerksam wurde und Hanabusa anblickte. Langsam lief er weiter, was Hanabusa schon ein wenig erfreute, sah jedoch noch immer fragend zu Zero rüber, dessen Blick und Empfindungen das Gleiche ausstrahlten, wie noch immer Shizuka.
 

"Erzähl mir, was zwischen dir und ihr passiert ist... Vielleicht kann ich helfen? Zumindest werde ich es versuchen, Kiryuu". Zero schüttelte seinen Kopf, da er nicht mit Aidou über seine Probleme reden mochte. Dieser war ein Angeber und dazu noch ein Vampir, welche er so sehr hasste. Hanabusa sollte sich um seinen eigenen Kram kümmern und ihn in Ruhe lassen. Außerdem glaubte er kaum, dass der Blonde ihm helfen könnte. Zero glaubte, dass er mit diesem Problem schon selbst fertig werden musste.
 

"Wenn du mich noch länger anschweigst, dann...". "Sei still und nerv mich nicht, Aidou... Merkst du nicht, dass ich nachdenke?" fauchte Zero den Jungen neben sich an, welcher erst ein verwundertes Gesicht zog, ehe ihm ein kleines Lächeln auf den Lippen erschien. Selbstsicher fuhr sich Hanabusa durch sein blondes Haar, zog einmal mehr die Aufmerksamkeit von hübschen Mädchen auf sich, welche den beiden Jungen hinterher starrten.
 

"Weißt du, gerade diese Einstellung ist dein Problem, Zero. Statt mit mir zu sprechen, schweigst du lieber. Es würde mich nicht wundern, wenn Shizuka genau aus diesem Grund geflohen ist". Ein Klacken ließ Hanabusa zur Seite schielen, ehe er Halt machte und Zero mit einen undefinierbaren Blick bedachte. Was sollte das nun? Wieso hielt ihm der Silberhaarige seine Waffe an die Schläfe? Hatte er dessen Geduldsfaden nun endgültig überspannt?
 

"Noch ein Wort und ich drück ab, verstanden? Wer gibt dir das Recht, dieses Urteil über Shizuka und mich auszusprechen? Du hast keine Ahnung, was zwischen ihr und mir ist, also halte dich in Zukunft aus unseren Angelegenheiten raus". Zero wusste, er durfte nicht den Abzug betätigen, aber er war so wütend auf sich selbst. Wütend auf sich, weil er Shizuka so sehr verletzt hatte. Verdammt, wieso hatte er der Kleinen nur so sehr Weh getan? Hatte er nicht mal gesagt, dass er sie niemals verletzen würde? Warum hatte er es dann dennoch getan?
 

"Gut, ich werde mich nicht mehr einmischen. Ich finde nur, dass du noch mal mit ihr reden solltest, da ihre Trauer stärker wird und sich Einsamkeit um ihr Herz bildet. Du spürst es doch auch, oder?". Zero fasste sich langsam wieder, steckte seine Waffe in die linke Innentasche zurück und sah nochmals in die blauen Augen des Blonden. Deutlich konnte er dessen Sorge erkennen, welche die blauen Seen wiederspiegelten und genauso wusste Zero, dass man in seinen Augen das Gleiche lesen konnte. Er nickte seicht, ehe er zur Langhaarigen blickte, welche schon einen beachtlichen Vorsprung hatte. Er lief ihr hinterher, seine Schritte immer mehr verschnellernd, ehe er ihre Schulter ergriff und sie in seine Arme schloss.
 

"Verzeih mir... Ich wollte dich nicht verletzen und dennoch habe ich es getan. Sag mir, wie ich meinen Fehler wieder in Ordnung bringen kann, Jessy? Ich tu alles, wirklich alles". Zero sprach mit ernster Stimme, denn die Kleine sollte ihm glauben. Er spürte, wie sie ihre Arme erhob und schließlich seine Umarmung erwiderte. Gleichzeitig spürte er, wie sehr ihre Schultern noch immer bebten und einige Schluchzer ihrer Kehle entwichen. Was hatte er nur getan?
 

"Du musst dich doch nicht schuldig fühlen... Ich sagte doch, dass es mir leid tut, dass ich nun mal so bin, wie ich bin. Du wolltest mich nicht verletzen, dass weiß ich doch. Es ist nur... Du hast mich abgewiesen und das hat schlechte Erinnerungen in mir geweckt". Shizuka sah nach einigen Minuten auf, während sie spürte, wie Zero ihr einige Tränen aus dem Gesicht wischte. Mitfühlend blickte er zu ihr hinab, ehe er etwas in die Hocke ging, da sie ja einen Kopf kleiner war, als Zero selbst.
 

"Ich glaube, das nächste Mal, wenn ich wieder dieses Verlangen nach dir habe, dann sollte ich meine Ansichten über den Haufen werfen und mit dir...". "Nein, das möchte ich nicht. Ich möchte nicht, dass du nur aus Mitleid mit mir... Nein, dass werde ich nicht zulassen". Hastig schüttelte die Langhaarige ihren Kopf, da er so etwas nicht tun sollte. Wenn, dann sollte er das nur tun, wenn er Liebe dabei empfand, oder? Er sollte bei seinen Ansichten bleiben.
 

"Wer spricht von Mitleid? Du willst mich doch auch, oder...". Shizuka legte ihren Finger auf seine Lippen, damit er endlich mit dem sinnlosen Gefasel aufhörte. Sicher, vorhin hätte sie alles für ihn getan, aber jetzt war nicht mehr vorhin. Jetzt verspürte sie Trauer und keine Lust. "Vorhin hätte ich einiges getan. Dinge, von denen du noch gar keine Ahnung hast, aber... Jetzt will ich nicht mehr". Zero nickte leicht, ehe der Finger von seinen Lippen verschwand und Shizuka versuchte, sich aus seiner Umarmung zu befreien.
 

"Warte...". Ganz nahe an ihrem Ohr erklang Zero's Stimme, ehe ihr Gesicht in seine Richtung gedreht wurde und nach wenigen Sekunden ihre Lippen versiegelt wurden. Ein leiser Seufzer entfloh der Langhaarigen, ehe sie genießerisch ihre Augen schloss. Warum? Wieso ließ sie sich nun wieder auf so etwas ein? Wieso küsste er sie nun? War es vielleicht die Sehnsucht, welche ihn dazu trieb?
 

"Und was ist, wenn du mich wieder willst?" wollte Zero leise wissen, fuhr mit seiner Hand über ihren Rücken, ehe er zögerlich über ihren Hintern wanderte und ein leises Keuchen zur Belohnung bekam. "Dann..." begann sie ihren Satz, ergriff seine Hand und funkelte Zero wütend an. "Dann werde ich Wege finden, um dir zu widerstehen. Was du kannst, kann ich schon lange". Gehässig grinste sie ihn an, denn sie würde sich von ihm nicht einwickeln lassen. Nein, er sollte das nicht tun. Er sollte nicht mit ihr schlafen, weil sie nach ihm verlangte, oder sonst was. Genauso war es doch umgekehrt, oder?
 

Hanabusa wusste nicht, wie er sich nun dieses Bild erklären sollte. Auf der einen Seite war Zero, dessen Empfindungen Schuld und Trauer wiederspiegelten. Auf der anderen Seite war Shizuka, deren Name eigentlich Jessica lautete. Sie empfand noch immer ein wenig Trauer, dennoch schien sie gleichzeitig froh zu sein, dass Zero mit ihr nun gesprochen hatte. Waren sie zusammen? Hanabusa hätte es gern gewusst, aber er würde sich nicht länger in diese Angelegenheiten einmischen.
 

Langsam schritt er auf das Liebespaar zu, denn so sah es aus und blieb in angemessenen Abstand zu ihnen stehen. "Jetzt verstehe ich Yuuki's Aussagen vielleicht ein bisschen. Ihr scheint euch wirklich sehr nahe zu stehen und es tut mir leid, dass ich dich zu Anfang noch beleidigt habe, Shizuka". Die Langhaarige befand sich noch immer in Zero's Armen, sah jedoch nun zum Blonden rüber und machte ein überraschtes Gesicht. Verneigte sich Hanabusa wirklich auf offener Straße vor ihr? Das musste er nicht tun, wirklich nicht. Sie glaubte ihm auch so.
 

Zero war ebenso überrascht und blickte zu Hanabusa rüber, dessen Kopf sich langsam wieder hob und blaue Augen in seine silbrig-violetten Seen blickten. "Kiryuu... Ich verstehe vieles nicht. Auch nicht Kaname's Befehl, aber solltet ihr eure Zweisamkeit brauchen, so lasst es mich wissen. So lange Kaname nichts weiß, so scheint mir doch alles in Ordnung zu sein, oder nicht?". Ein kleines Lächeln erschien auf den Lippen des Blonden, da er eigentlich sonst nicht so war. Nein, nur damals hatte er bei Yuuki solch eine Ausnahme gemacht.
 

"Das ist wirklich lieb von dir, Hanabusa... Ich meine... So kenne ich dich und so sollst du auch immer sein". Ein ebenso ehrliches Lächeln erschien auf Shizuka's Lippen, denn Hanabusa schien nun endlich begriffen zu haben, dass sie keine Gefahr darstellte. Und dennoch wusste die Kleine, dass er sie bis nach Euthal begleiten würde, um vielleicht ein bisschen Acht zu geben und notfalls zu helfen, wenn es ihm denn möglich war.
 

Der Blonde errötete, als er diese Worte vernahm, kratzte sich verlegen am Kopf, ehe er seinen Weg wieder aufnahm. "Keine Ursache. Für hübsche Mädchen tu ich eben vieles... Lasst uns gehen, okay? Wir müssen uns nun beeilen, sonst verlieren wir nur unnötig Zeit". Zero nickte dem zu, denn etwas anderes hätte er momentan nicht zustande gebracht. Dass Aidou nun solch eine Show abzog, war ihm natürlich zuwider, aber andererseits? Er ließ Shizuka ihren Freiraum und somit könne er ihre Nähe genießen, wenn sie denn mal alleine waren.
 

Gemeinsam liefen sie nach weiteren Sekunden weiter, schwiegen sich an und dachten über das eben Geschehene nach. Im Nachhinein verfluchte sich Shizuka für ihr Verhalten, welches in ihren Augen einfach unangebracht gewesen war. Und dennoch hatte sie es nicht steuern können, war einfach in diese Depression gefallen, aus welche sie nicht hätte alleine fliehen können.
 

Eine Hand an ihrer ließ die Langhaarige zur Seite blicken, nur um ein Lächeln von Zero zu bekommen. Er sorgte sich um sie, wachte über sie, wenn ihre Empfindungen deutlich wurden und versuchte ihr nun wieder zu helfen. Warum? Wieso tat er immer alles für sie? Wieso war er bereit gewesen, ihr seine Unschuld zu geben, obwohl seine Ansichten doch anders aussahen? Wieso konnte Shizuka ihn nicht länger durchschauen?
 

"Schenk mir dein Lächeln...". Diese Worte, welche nur leise an ihr Ohr drangen und dennoch auch Hanabusa's Aufmerksamkeit erhaschten, erklangen liebevoll und auch aufmunternd. Nur schwer schaffte Shizuka ein ehrliches Lächeln, welches jedoch auch ihre momentane Stimmung wiederspiegelte. "Ich danke dir, Zero" murmelte sie, ehe sich der Blonde zwischen Zero und der Langhaarigen drängte und dabei ein dümmliches Grinsen auf den Lippen trug. "Och, eure Beziehung kommt sicher wieder in Ordnung. Zwar habe ich Kiryuu versprochen, mich nicht mehr einzumischen, aber... Ich werde alles tun, damit ihr euch wieder versteht".
 

Zero und Shizuka wussten nicht, was sie dazu hätten sagen sollen und zogen es deshalb auch vor, lieber zu schweigen. Nur ein flüchtiger Blick erfolgte zwischen ihnen, ehe sie wieder auf den Weg achteten. Was auch immer Hanabusa vorhatte, so lange er ihnen nicht in die Quere kam, war sicherlich alles in Ordnung. Soviel aus Shizuka's Sicht jedenfalls. Zero sah das zwar ein wenig anders, aber dieser Querkopf ließ sich sowieso nicht von seinen Dummheiten abbringen. Sollte er machen, was er eben machen wollte. So lange er den Silberhaarigen nicht nervte, so war für ihn die Welt vorerst halbwegs in Ordnung.
 

"Halbwegs" dachte er sich insgeheim, denn eigentlich hatte er das hauchdünne Band zwischen Shizuka und sich halbwegs zerschnitten. Er musste sich demnach etwas einfallen lassen, um die Welt für Shizuka und auch für sich wieder in Ordnung zu bringen. Keinesfalls wollte er ihr nochmals Weh tun. Nein, nie wieder wollte er ihre Tränen sehen, nur weil er einen Fehler machte. Und wenn Zero sie auf Händen tragen müsste, er würde es tun. Alles würde er für Shizuka tun. Alles. Nur was passierte, wenn alles nicht so kam, wie man es sich erhoffte?

Kälte!

"Das ist also Euthal? Ich muss sagen, die Stadt hat was" murmelte Shizuka leise vor sich hin. Nun, wie sollte sie es erklären? Diese Stadt schien um Klassen besser zu sein, als die Vorstadt, in welcher sie bisher gewesen war und dessen Name sie nicht einmal kannte. Warum eigentlich nicht? Egal, Euthal sah einladend aus und wenn man genauer hinsah, dann konnte man auch sehen, wie teuer diese Stadt hier zu sein schien. Überall sah man Menschen, welche in teuren Kleidern unterwegs waren. Neben denen kam sich die Kleine regelrecht arm vor, wobei ihr Kleid eigentlich sehr schön wirkte, fand die Langhaarige zumindest.
 

"Es ist lange her, seit ich das letzte Mal hier gewesen bin" gab Hanabusa zu und sah sich ebenfalls ein bisschen um. Vor einer Stunde hatten sie endlich Euthal erreicht. Zwar hatten sie ein wenig Zeit verloren, aber dies machte nichts. Lange würden sie nicht brauchen, um den Level E zu finden, oder? Nun, Hanabusa war sich sicher, dass er Zero behilflich sein könnte, denn er selbst hatte auch schon den einen, oder auch anderen Level E den Gnadenstoß verpasst.
 

"Lasst uns ein Hotel suchen". Zero wusste, dass Shizuka sich hier umsehen wollte, denn ihr Blick sagte aus, dass sie sich um einiges besser fühlte, als in ihrer Vorstadt. Es schien so, als würde allein der Anblick der Menschen, welche elegante Kleider trugen, es ihr angetan zu haben. Ob sie vielleicht die Eleganz liebte? Nun, Zero würde es sicherlich später noch herausfinden können, aber nun mussten sie erstmal ein Hotel finden, welches im Rahmen ihrer Möglichkeiten war und das allein dürfte sich sicherlich als äußerst schwierig erweisen.
 

"Kiryuu, ich hoffe doch sehr, dass du das teuerste Hotel suchen wirst. Du wirst mich nicht in ein heruntergekommenes Hotel zwingen, verstanden?". Zero seufzte erschwert, da er wusste, wie Aidou nun mal war. Er war Luxus gewöhnt, aber diesen konnten sie sich unmöglich leisten. Direktor Kurosu hatte ihnen nur ein knappes Budget gegeben und mit dem bisschen Geld mussten sie auskommen. Für etwas Luxus reichte ihr Geld einfach nicht.
 

"Hanabusa... Wir haben leider nicht soviel Geld vom Direktor bekommen. Tut mir leid, dass du auf den Luxus verzichten musst" erwähnte Shizuka leise, bevor es Zero tun konnte. Natürlich würde sie auch gern mal ein Luxuszimmer beziehen, aber ihr Budget war ohnehin schon sehr knapp und es würde gerade mal für eine Nacht reichen, ohne Frühstück versteht sich. Sie hoffte sehr, dass der Blonde ihre Lage verstehen konnte, auch wenn er gerade ein Gesicht zog, als sei eine Welt für ihn zusammengebrochen.
 

"Na schön... Folgt mir, okay? Ich werde nicht in einem schmuddeligen Hotel übernachten. Ich gewähre euch eine Nacht im Luxushotel 'Dreams', auf meine Kosten versteht sich natürlich". Ein überlegenes Lächeln erschien auf den Lippen des Blonden, ehe er in eine Richtung schwenkte und direkt einige Blicke von Mädchen auf sich zog, in dessen Augen Herzchen zu erkennen waren. Warum zog Hanabusa nur immer jegliche Aufmerksamkeit auf sich? Nicht, dass es Shizuka stören würde, aber sie persönlich würde nie einen Jungen so dermaßen zeigen, dass sie eine Nacht mit ihm verbringen wollte. Schon gar nicht, wenn sie die Person noch nicht mal kannte.
 

Shizuka blickte zu Zero auf, welcher Hanabusa hinterher blickte, dann jedoch kaum merklich den Kopf schüttelte. "Ist das in Ordnung für dich? Ich meine...". "Meinetwegen". Zero sagte nichts mehr dazu und was hätte er auch machen sollen? Er wollte ihr nicht diesen Spaß verderben und wenn Hanabusa ihnen schon solch ein Angebot machte, warum sollte er es dann ausschlagen? Er wäre dumm und nur deswegen lief er dem Blonden nach, dicht gefolgt von Shizuka.
 

Es dauerte auch nicht lange, bis der Blonde vor einem Hotel Halt machte und mit einem Lächeln auf den Lippen zur Langhaarigen blickte. "Shizuka... Das ist eines der teuersten Hotels in Euthal. Hoffentlich gefällt dir der Aufenthalt hier". Die Kleine lächelte ebenfalls, ehe sie sich das Schild des Hotels besah. "Dreams?" fragte sie leise, ehe sie zu Zero sah, welcher mit den Schultern zuckte. Auf den ganzen Weg hatten sie sich angeschwiegen und irgendwie hatte Shizuka so das Gefühl, als hätte es mit ihrem Verhalten zutun. Zero behandelte sie nun anders, dass merkte die Langhaarige schon. Nur, wollte sie, dass er sich so seltsam benahm? Er sollte wieder der mürrische Typ sein, welcher sich hin und wieder an sie schmiegte und ihr sagte, wie sehr er sie doch mochte.
 

"Kiryuu... Jetzt zieh nicht so ein trauriges Gesicht, sonst lassen sie dich bestimmt nicht rein" beschwerte sich Hanabusa, da ihm natürlich auch aufgefallen war, wie Zero sich verändert hatte. Seltsam, heute Morgen war noch alles in bester Ordnung gewesen, aber irgendetwas schien nun anders zu sein. Ja, seitdem Shizuka so geweint hatte, war etwas definitiv anders. Nur was? Lag es allein an Zero's derzeitiges Verhalten, oder machte er sich immer noch Gedanken darüber, Shizuka so sehr Weh getan zu haben?
 

"Und wenn schon, es wäre mir egal, Aidou... Lass mich einfach in Ruhe". Für Zero war dieses Thema nun beendet und sollte er nicht in dem Hotel übernachten dürfen, würde er einfach ein anderes suchen und Shizuka für diese Nacht ihren Spaß gönnen. Nur, warum schlich sich ihm der Gedanke ein, dass sie dann mit ihm kommen würde? Würde sie dennoch an seiner Seite bleiben, obwohl er ihre Freundschaft ein Stück weit zerstört hatte? Wieso ließen ihn diese Gedanken nicht mehr in Ruhe? Wieso fühlte er sich bei diesen Gedanken so schlecht? Sie zerfraßen ihn innerlich und immer, wenn er in die strahlend blauen Augen der Kleinen sah, dann hatte er das Gefühl, als müsse er sich ein weiteres Mal bei ihr entschuldigen. Warum nur?
 

"Was ist bloß los mit dir? Seitdem Vorfall in der Vorstadt, schweigst du vor dich hin, ziehst ein Gesicht, als sei jemand gestorben und behandelst Shizuka, als sei sie eine völlig Fremde für dich. Das du mich wie Dreck behandelst, versteh ich wirklich, aber bei ihr? Ich dachte, du magst sie?". Hanabusa wollte es endlich mal gesagt haben, denn ein Blinder hätte sehen können, dass Zero sich gerade wie ein Vollidiot verhielt.
 

Shizuka blickte traurig zu Boden, da Hanabusa damit Recht behielt. Zero antwortete nur, wenn sie ihm eine Frage stellte, aber ansonsten wirkte er in sich gekehrt und unterließ jegliche Art von Berührungen. Hatte sie mit ihrem Verhalten wirklich alles zerstört, was bisher zwischen ihr und Zero gewesen war? Wusste Zero vielleicht nicht mehr, wie er mit ihr umgehen sollte? Warum wusste Shizuka nun selbst nicht mehr, wie sie sich ihm gegenüber verhalten sollte? Sie mochte Zero doch so sehr, aber wenn er eine Mauer um sich herum aufbaute, dann verletzte es sie doch sehr, was der adelige Vampir bisher noch nicht bemerkt zu haben schien, ebenso wenig wie Zero.
 

Zero schwieg, während er seinen Kopf senkte. Seine Haar fiel ihm ins Gesicht und keiner konnte nun seinen Blick sehen, welcher die reine Trauer wiederspiegelte. Vermutlich konnte es Aidou spüren, aber wenigstens wusste Shizuka nicht, was momentan in ihm vorging. Der Blonde schüttelte seinen Kopf, als er diese Trauer spürte, dachte sich im gleichen Moment, vielleicht den Bogen überspannt zu haben und seufzte kläglich.
 

"Warum sprichst du nicht mit mir? Klar, es gibt Differenzen zwischen uns und größtenteils hasst du mich doch nur, weil ich ein Vampir bin, Zero... Trotzdem möchte ich dir helfen. Ich möchte verstehen, warum du nun so fühlst, obwohl Shizuka dir nichts mehr übel nimmt, wie es scheint". Der Blonde wollte wirklich nur helfen, aber das konnte er nur, wenn Zero sich helfen ließ. Ob er vielleicht nach einer Lösung suchen sollte? Ob er die Langhaarige und den Silberhaarigen wieder zusammenführen könnte? Nun, er würde später mal schauen, ob es da nicht eine Lösung gab.
 

Shizuka sah unentwegt zu Zero auf, ehe sie ihre Hand erhob und diese sacht auf Zero's Schulter legte. Im nächsten Moment wirkte sie überrascht, da er sie und Hanabusa stehen ließ und das Hotel betrat. Was war nur mit ihm? Auf dem Weg hierher hatte sie wirklich gedacht, es sei alles wieder in Ordnung, aber dem war wohl nicht so. Es tat Weh, wenn er sie so behandelte. So abweisend, obwohl er doch eigentlich nur seine Ruhe wollte.
 

"Shizuka... Wir sollten ihm vielleicht ein wenig Ruhe gönnen, oder? Gleich, wenn ich uns Zimmer verschafft habe, möchte ich dich ausführen. Ich zeige dir die schönsten Dinge der Stadt und vielleicht finden wir gemeinsam eine Lösung. Dein Geliebter ist traurig, dass kann ich spüren, aber... Ich weiß einfach nicht, ob das mit der Sache zutun hat, die in der Vorstadt passiert ist?". Shizuka errötete, als Hanabusa meinte, Zero sei ihr Geliebter. Hatte er ihr Spielchen wirklich so aufgefasst? Obwohl, nach ihrer letzten Aktion müsste es wohl wirklich so ausgesehen haben, als seien sie ein Paar.
 

"Er ist nicht mein Geliebter... Wir sind nur Freunde und ich glaube, wenn ich durch seine Abweisung nicht so reagiert hätte, dann wäre jetzt wirklich noch alles in Ordnung. Ich bin einverstanden, dass du mich hier rumführst. Zero will wohl wirklich seine Ruhe". Hanabusa nickte, ergriff ihre Hand und zog sie die Stufen rauf, ehe er die Tür öffnete und eintrat.
 

Shizuka staunte nicht schlecht, als sie den Marmorboden betrachtete. Schwarzer Marmorboden, auf welcher einige Sterne verziert waren. Die Räume wirkten groß und ziemlich hoch und als Shizuka zur Decke blickte, hatte sie das Gefühl, in einer Kirche zu sein. Engel waren an der Decke eingehauen worden, während ein großer Kronleuchter alles erhellte.
 

"Komm, wir gehen zur Rezeption. Zero wartet schon" riss er die Langhaarige aus ihren Gedanken, welche sich ein weiteres Mal umblickte, während Aidou sie bei der Hand mit sich zog. So viele Menschen, welche elegante Kleider trugen und scheinbar viel Geld besaßen. Kaum zu glauben, denn so etwas kannte sie wirklich nicht. Hanabusa bedachte Shizuka mit einen abschätzenden Blick, denn er bemerkte, dass ihr diese Aufmachung wirklich gefiel. Vielleicht könnte er ihr diese Welt noch ein wenig näher bringen. Nur ein wenig, denn sie würde nicht immer in solchen Luxus erleben können.
 

Bei der Rezeption angekommen, klärte Hanabusa jegliche Formalitäten ab, sah dann aber zu seinen Gästen und bedachte sie mit einen fragenden Blick. "Wollt ihr ein gemeinsames Zimmer?". Shizuka blickte erneut zu Zero auf, welcher mit dem Rücken zu ihr stand und geduldig wartete. Er zuckte nur mit seinen Schultern, da es ihm egal zu sein schien, was der Langhaarigen erneut einen Stich durchs Herz jagte. Warum nur? Wieso behandelte er sie nun so, obwohl er doch gemeint hatte, er wolle ihr nie mehr Weh tun? Merkte Zero denn nicht, dass seine kühle Seite ihr nur noch mehr zusetzte, als ohnehin schon?
 

"Hanabusa... Könnten wir uns ein Zimmer teilen? Natürlich nur, wenn dir das nichts ausmacht". Verwundert blickte Aidou zur Langhaarigen, ehe ihm ein Licht aufging. "Eifersucht... Sie will Kiryuu eifersüchtig machen. Das muss es einfach sein, sonst würde sie nicht mit mir ein Zimmer teilen wollen". Langsam nickte er ihr zu, ehe er wieder mit der Empfangsdame sprach und seinen Charme spielen ließ.
 

Zero senkte seinen Kopf, da er geglaubt hatte, sie würde mit ihm ein Zimmer teilen wollen, doch dem war wohl nicht so. War sein derzeitiges Verhalten vielleicht falsch? Sicher, er brauchte einige Stunden ein wenig Ruhe, um sich über viele Dinge Gedanken zu machen, aber das sie nun ein Zimmer mit diesem Schnösel beziehen wollte, passte ihm nicht. Zuvor hatte er spüren können, wie seine Reaktion ihr geschmerzt hatte. Lag ihr denn soviel an seiner Meinung? Hatte sie wirklich soviel für den Silberhaarigen übrig, obwohl er sie zuvor noch abgewiesen hatte und er jetzt einfach nach alter Gewohnheit handelte?
 

"Okay... Hier, dein Schlüssel, Kiryuu. Ich hoffe, es macht dir nichts aus, dass ich Shizuka ein wenig rumführe? Du möchtest dich sicherlich erstmal ausruhen, oder?". Zero nickte dem zu, nahm den Schlüssel entgegen und streckte seine Hand zur Langhaarigen aus. Zuerst wusste Shizuka nicht, was er nun wollte, doch als er auf ihren Rucksack deutete, nahm sie diesen ab und übergab diesen Zero. "Danke... Zero, ich...". "Viel Spaß in der Stadt. Lasst euch ruhig Zeit mit eurer Shoppingtour. Ich muss sowieso später weg und den Level E suchen". Irrte sich Shizuka, oder klang Zero's Stimme in ihren Ohren wirklich kalt? Missfiel ihm ihre Entscheidung wirklich? Warum sprach er denn nicht einfach mit ihr und sagte ihr, was momentan in ihm vorging? Warum verweigerte er jegliche Hilfe, obwohl er doch wissen müsste, dass sie alles für ihn tun würde?
 

Zero lief zur Treppe und lief die Stufen hinauf, während Shizuka und Hanabusa an Ort und Stelle blieben. Warum nur, dachte sich Zero? Warum machte er diese Fehler? Bevor sie die Vorstadt verlassen hatten, hatte er noch gedacht, es würde sich alles wieder einrenken, aber allein sein Verhalten machte alles nur noch schlimmer, als ohnehin schon. Hatte er zuvor nicht noch gedacht, er würde alles für Shizuka tun? Warum verwehrte er sich ihr dann, wo er doch spürte, dass sie ihm helfen wollte? "Vielleicht ist es besser so... Ich verletze immer nur die Menschen, die sich in meiner Umgebung aufhalten. Es war damals so und es wird auch heute nicht anders sein. Ich werde niemals glücklich sein dürfen. Nicht mit ihr und auch nicht mit einer anderen".
 

"Warum ist er nur so? Ich begreife das einfach nicht" murmelte Hanabusa und sah zur Langhaarigen, welche ihren Blick gesenkt hielt. Irrte er sich, oder weinte sie jetzt stumm? Er beugte sich ein wenig hinab, um ihre Augen sehen zu können und wirklich, dachte er, sie weinte sich ein weiteres Mal die Augen aus dem Kopf und das war allein Zero's Schuld.
 

"Hey... Ich bin mir sicher, dass euer Verhältnis wieder in Ordnung kommt" wollte der Blonde sie aufheitern, doch als sie ihren Kopf schüttelte und mit verweinten Gesicht plötzlich das Hotel verließ, blieb er einfach da, wo er momentan stand. Verdammt, er wollte ihr nun nicht hinterher laufen, denn das war nicht seine Aufgabe. Okay, es war schon seine Aufgabe, auf sie Acht zu geben, aber er war der falsche Mann, welcher sie zurückholen sollte. Kiryuu müsste es tun und zu diesem würde er nun gehen.
 

Vor dessen Zimmer blieb er stehen und überlegte sich, wie er nun die Sachlage erklären sollte. Sollte er Zero anbrüllen und ihm sagen, dass Shizuka wegen dessen Verhalten weggelaufen war? Oder doch eher die sanfte Tour und Zero vielleicht ein wenig behilflich sein? Unentschlossen klopfte Hanabusa an die Tür, wartete einige Sekunden, ehe die Tür einen Spalt breit geöffnet wurde.
 

"Was willst du denn noch? Wolltest du nicht mit Shizuka in die Stadt gehen?". Zero klang wütend, da er diesen Adelsvampir nun überhaupt nicht sehen wollte. Wenn er überhaupt jemanden sehen wollte, dann wohl Shizuka, aber diese stand nun mal nicht vor seiner Tür und würde wahrscheinlich auch kein Wort mehr mit ihm wechseln. Ihm wurde nun bewusst, dass er sich nicht so verhalten durfte, auch wenn er im Moment nicht anders konnte.
 

"Jetzt reicht es aber, Kiryuu... Merkst du eigentlich überhaupt etwas? Du tust ihr verdammt noch mal Weh. Shizuka ist abgehauen, nachdem du ihr die kalte Schulter gezeigt hast. Was für ein Geliebter bist du eigentlich? Behandelst du deine Freundinnen immer so?". Diese Worte konnte Hanabusa einfach nicht für sich behalten, denn auch, wenn Shizuka vorhin noch gemeint hatte, sie seien keine Geliebte, so sah es doch verdammt danach aus. Außerdem, wer weinte denn schon so verbittert, wenn einem nichts an anderem lag?
 

Zero öffnete die Tür weiter, ehe er aus dem Zimmer trat und die Türe hinter sich schloss. Überhastet drückte er Hanabusa seinen Schlüssel in die Hand und lief zur Treppe, welche er mehr runterstolperte, als das er ging. Shizuka war abgehauen? Sie weinte? Hatte er wirklich den Bogen so dermaßen überspannt, dass er sie nun wieder verletzt hatte? So dermaßen verletzt, dass sie nicht anders konnte, als wieder einmal zu flüchten. "Ich bin ein Idiot... Warum mache ich immer wieder die gleichen Fehler?".
 

Shizuka saß bereits in einer dunklen Gasse, da sie einen ruhigen Ort brauchte, um wieder klar denken zu können. Im Nachhinein bereute sie es, einfach weggelaufen zu sein, denn sie hatte nicht auf den Weg geachtet. Außerdem war es hier so dunkel, dass man die Hand vor Augen nicht sehen konnte.
 

Ihre Tränen trockneten langsam, aber noch immer herrschte Tumult in ihrem Inneren. "Warum Zero? Warum sprichst du nicht mit mir? Sag mir doch einfach, was du gerade fühlst". Nochmals entwich ihr ein Schluchzer, ehe ein lautes Knacken neben ihr erklang und sie erschrocken in diese Richtung blickte. Ein großer Mann mit schwarzen langen Haar hockte neben ihr und sah sie an. Sein Blick wirkte mitfühlend und doch wieder nicht. Was wollte er?
 

"Warum weinst du denn so verbittert? Ist dir etwas zugestoßen?" wollte der Mann wissen, dessen Stimme wirklich sanft klang. Sie nickte ihm zu, ehe sie ihren Blick wieder von dem Typ abwendete. Was sollte sie zu ihm sagen? Es war nicht ihre Art, mit irgendwelchen fremden Menschen zu sprechen. Und schon gar nicht über ihre Probleme, denn diese musste sie selber lösen.
 

"Möchtest du mir vielleicht erzählen, was in dir vorgeht? Ich spüre deine Trauer... Du fühlst dich einsam, nicht wahr?". Wieder diese sanfte Stimme, diesmal dicht an ihrem Ohr, ehe sich ihre Nackenhaare aufstellten und sie keuchend ein Stück zurückwich. Er spürte ihre Trauer? Sicher, man konnte ihr ansehen, dass sie traurig war, aber spüren? War dieser Mann, dessen Gesicht noch immer mitfühlend wirkte, vielleicht ein Vampir? Schluckend wich Shizuka noch einige Meter zurück, während der Mann ein fragendes Gesicht zog.
 

"Was hast du denn? Ich werde dir nichts tun..." sprach er erneut sanft und Shizuka rang mit ihrer Fassung. Sie durfte hier niemanden ihr Vertrauen schenken. Auch wenn dieser Mann noch so nett wirkte und er ihre Trauer verdrängte. Nein, wer wusste denn schon, mit wem sie sich gerade unterhielt?
 

"Ich... Ich muss jetzt gehen... Ich danke ihnen, dass sie mir geholfen haben". Hastig stand Shizuka auf, versuchte ein ehrliches Lächeln, welches jedoch durch ihre aufsteigende Angst ziemlich gequält wirkte. Verdammt, sie sollte sich nun auf dem Weg zurück zum Hotel machen, auch wenn sie nicht genau wusste, in welche Richtung sie musste. Nun, würde Shizuka einfach einige Menschen nach dem Weg fragen.
 

"Warte doch... Wir könnten uns doch in ein nettes Café setzen und uns unterhalten, oder nicht?". Shizuka spürte plötzlich die Hauswand hinter sich, sah erschrocken in blutrote Augen, ehe der Mann ihr gefährlich nahe kam. "Weißt du... Es dürstet mich nicht unbedingt nach Kaffee, oder Tee... Was ich begehre fließt durch deine Adern" säuselte er mit sanfter Stimme, während Shizuka versuchte, ihre Hände zu bewegen. Zweicklos, er hielt ihre Handgelenke fest und drückte seinen Körper noch mehr an dem ihrem. Warum? Wieso wurde immer sie von irgendwelchen Vampiren angefallen? Schmeckte ihr Blut denn so köstlich?
 

"Dein Geruch zieht mich an, Süße... Ob dein Blut genauso köstlich ist, wie ich vermute?". "Hör auf... Ich..." Eine Hand an ihren Mund brachte Shizuka zum Schweigen, er ihre Hände über ihren Kopf festhielt und dazu ihr Haar etwas beiseite schob. Warum? Und diesmal würde Zero nicht kommen, um ihr zu helfen. Nein, der Silberhaarige saß in seinem Zimmer und schien sich auf seinen Auftrag vorzubereiten.
 

Shizuka's Augen wurden groß, als sie seine Zungenspitze an ihrem Hals spürte, welche eine Stelle befeuchtete, die er sich nun ausgesucht hatte. Verdammt, er sollte sie in Ruhe lassen. Nochmals versuchte sie, den Typ von sich zu schieben, setzte dabei all ihre Kraft ein, doch wollte es ihr einfach nicht gelingen. Er war einfach zu stark und sie vor lauter Angst zu schwach.
 

"Beruhige dich, Kleines... Ich werde dich auch am Leben lassen, da du das erste Mädchen bist, die mir auch optisch gefällt". Die Langhaarige spürte, wie ihr langsam die Kraft ausging und als er diesen Satz von sich gab, hatte sie das Gefühl, als müsse sie sich sofort übergeben. Nicht, dass er schlimm aussah, aber er wirkte bedrohlich. Allein durch die Tatsache, dass schon ein kleiner Teil seines menschlichen Wesens fehlte. Jetzt, wo er sie anblickte, konnte sie deutlich den Vampir in ihm erkennen.
 

Er senkte seinen Kopf wieder, fuhr nochmals mit der Zungenspitze über ihren langen Hals, ehe er sanft seine Reißzähne in der weichen Haut versenkte. Kurz versuchte sich das Mädchen erneut zu wehren, doch nach einigen Schlücken schienen ihre Beine weich zu werden. Dieses Blut, so dachte er sich, es war köstlich. Ja, er würde sie am Leben lassen, damit er immer wieder von ihrem Blut kosten durfte.
 

Shizuka's Augen wurden schwer, als sie spürte, wie ihr der Lebenssaft immer mehr entnommen wurde. "Zero... Ich... Ich kann nicht mehr... Ich wünschte, du wärst es, der mir mein Blut raubt. Kein anderer Mann soll es haben, außer dir" dachte sie sich insgeheim, ehe ihr einige Tränen aus den Augen kullerten und ihr die Augen zufielen. Kraftlos sackte sie in den Armen des Mannes zusammen, welcher allmählich von ihr abließ, da er sie nicht töten wollte. Jedoch konnte er nicht verhindern, dass er nochmals über ihre Bisswunde leckte, um noch etwas von ihrem köstlichen Blut zu bekommen.
 

Ein Schuss fiel, jedenfalls hatte man diesen deutlich vernehmen können. Jedoch dachten sich die Passanten nichts dabei, zuckten mit ihren Schultern und setzten ihren Weg fort. Zero stand hastig atmend vor Shizuka, hielt sie fest in seinen Armen und strich ihr immer wieder über den Kopf. Verdammt, dachte er sich. Als er ihr Blut hatte riechen können, war er dieser Spur gefolgt und hatte sich so sehr erschrocken, als er sie mit diesem Typen gesehen hatte, welcher nun nur noch ein Aschehaufen war.
 

"Tut mir leid... Das wäre alles nicht passiert, wenn ich dich nicht so behandelt hätte...". Zero's Stimme klang brüchig und wäre es etwas heller in dieser dunklen Gasse, so hätte man vereinzelte Tränen an seinen Wangen sehen können. Bestimmend zog er die Kleine in seinen Armen noch ein wenig fester an seine Brust, strich ihr nochmals über den Kopf und glitt mit seiner Hand dann etwas tiefer, über ihren Rücken, bei welchen er verweilte. Er spürte ihre Kraftlosigkeit, aber zum Glück war er noch rechtzeitig da gewesen, um ihr zu helfen. Und dennoch. Starke Schuldgefühle ergriffen ihn, während er sich ununterbrochen Vorwürfe machte. Das hier hätte nicht passieren dürfen.
 

Shizuka öffnete ihre Augen einen Spalt breit, als sie Schluchzgeräusche vernahm und diese zuordnen konnte. "Zero..." murmelte sie leise, erhob ihre Hand, ließ diese jedoch sofort wieder sinken, da ihr einfach die Kraft fehlte. Sie war froh, dass der Silberhaarige sie festhielt, denn sonst würde sie zusammensacken. Also war Zero wirklich hier und hatte sie ein weiteres Mal gerettet? Wieso? Wieso war er hier, wo er sie zuvor noch so kühl behandelt hatte?
 

"Vergib mir... Ich hätte dich beschützen müssen. Es tut mir so unendlich leid, Jessy...". Zero ging in die Hocke, lehnte die Kleine an die Hauswand, während er sich mit seinem Ärmel übers Gesicht wischte. Es war ganz und gar nicht seine Art, dass er weinte, denn eigentlich wollte er immer alleine sein, wenn ihn solche Gefühle übermannten. Doch nun? Nun konnte er seine Gefühle nicht mehr zurückhalten, da er zu viele Fehler gemacht hatte.
 

Auf Shizuka's Lippen bildete sich ein mildes Lächeln, ehe sie kaum merklich ihren Kopf schüttelte. Was faselte Zero denn da nur? Gab er sich gerade wirklich die Schuld an allem? Nein, dass musste er nicht tun, denn er trug keine Schuld. "Wieso sprichst du nicht mit mir, wenn dich doch etwas bedrückt? Den ganzen Weg hierher hast du keinen Ton von dir gegeben, außer, wenn ich dich etwas gefragt habe... Und vorhin... Vorhin warst du so kalt, jedenfalls hat sich deine Tonlage so angehört". Es fiel der Langhaarigen schwer, überhaupt noch Töne hervorzubringen, aber sie wollte eine Antwort, bevor sie ganz von der Schwärze ergriffen wurde.
 

"Ich wusste einfach nicht mehr, was ich von allem halten soll... Ich weiß doch selbst nicht, was in letzter Zeit mit mir los ist? Jedes Mal, wenn wir uns nahe sind, dann möchte ich dir so viele Dinge sagen. Dinge, die man eigentlich nur zur seinen festen Freundin sagt... Sag mir, wie ich mit dir umgehen soll, bevor ich noch Schlimmeres anrichte". Verzweifelt blickte Zero die Langhaarige an, deren Augen wieder schwerer wurden. Er spürte, dass sie nicht mehr lange durchhalten konnte, da ihr Blut fehlte.
 

"Jessy... Trink von meinem Blut, dann geht es dir besser". "Nein... Diesmal nicht, Zero. Sag mir... Sag mir, was du mir sagen willst... Sag es mir, bevor ich mein Bewusstsein verliere". Kurz schloss Shizuka ihre Augen, öffnete diese jedoch daraufhin wieder, damit sich ihre Sicht ein wenig klärte. Zwei Arme zogen sie an eine starke Brust, ehe er Geruch von Blut ihr in die Nase stieg. Es war nicht ihr Blut, sondern das Blut des Silberhaarigen, welcher sich eine Wunde an seinem Hals zugefügt hatte.
 

"Trink und du wirst meine momentanen Gefühle vielleicht verstehen". Mehr sagte Zero nicht, denn er konnte es im Moment nicht. Alles, was er wollte, war, dieses Mädchen in seinen Armen zu beschützen. Er wollte, dass sie sein Blut trank. Wollte, dass sie ihn vielleicht verstand. Ihm fiel es doch so schwer, mit ihr über seine Zweifel zu sprechen und dazu kam, dass er für sich selbst dachte, ihr nicht mehr nahe sein zu dürfen, weil Zero sie nun mal so sehr verletzt hatte.
 

Ein süßlicher Schmerz durchfuhr den Silberhaarigen, ehe sich seine silbrig-violetten Augen schlossen. Leise Schlucklaute drangen an seinem Ohr, ehe er seinen Empfindungen freien Lauf ließ. Sollte sie verstehen, was sie in seiner Gegenwart mit ihm anstellte. Sollte sie verstehen, warum er für wenige Stunden nicht wusste, wie er sich ihr gegenüber nun verhalten sollte. Gestern Abend und heute Morgen war noch alles so anders gewesen, doch nun? Nun waren seine Gefühle ein einziges Chaos.
 

Shizuka ließ ihren Kopf sinken, leckte sich nochmals über ihre Lippen und behielt ihre Augen geschlossen. Deutlich hatte sie Zweifel bemerkt, während Aufregung sich zwischen ihren Schlücken hinzugefügt hatten. Zuneigung, diese hatte sie deutlich schmecken können, aber da war noch mehr. Ein viel intensiveres Gefühl, welches ihr bekannt war. Ein Gefühl, welches einen Menschen dazu verleitete, alles zutun. Ohne nachzudenken, einfach alles. War es das, was Zero meinte?
 

"Es ist keine Liebe, was ist es dann? Ich kenne dieses Gefühl, aber ich kann es momentan nicht zuordnen" sprach sie leise, während sie sich nun Gedanken dazu machte, wie es um ihre eigenen Gefühle stand. Klar, sie mochte ihn und sie wollte ihn, aber war das schon Liebe? Sie fühlte sich zu ihm hingezogen und ihr Herz schlug unweigerlich höher, wenn sie sich küssten, aber konnte man dies Liebe nennen? Alles, was sie nun konnte, war warten auf eine Erklärung seinerseits.
 

"Ich weiß nicht... Ich möchte bei dir sein... Ich möchte dich berühren, dich küssen und mein Verlangen nach dir stillen. Wenn das keine Liebe ist, was fühle ich dann so deutlich in deiner Gegenwart? Viele Menschen haben mich schon gefragt, ob ich dich liebe, aber... Ich weiß es momentan einfach nicht". Zero wusste nicht, wie er seine Empfindungen in Worte fassen sollte und eigentlich wollte er das auch gar nicht. Dass sie ihn so direkt fragte, war schon irgendwie erschreckend gewesen, obwohl sie das eigentlich immer tat. Direkt mit der Tür ins Haus. Jedoch schien sie, laut ihrer Aussage, dieses Gefühl zu kennen.
 

"Dann lassen wir das erstmal so stehen, okay? Ich möchte weiterhin an deiner Seite sein, Zero. Du bist irgendwie... Mein Freund, oder nicht?". Zero seufzte, während er der Langhaarigen ein weiteres Mal über den Rücken strich. Gut, würden sie das erstmal so stehen lassen, denn etwas anderes blieb ihnen wohl auch nicht übrig. "Ja, ich bin dein Freund, der dich immer nur verletzt".
 

"Mach dir keine Vorwürfe mehr, ja? Du musst dich nicht schuldig fühlen, Zero. Ich bin einfach nur froh, dass du jetzt bei mir bist". Shizuka schmiegte sich an seine Brust, während sie erneut Zero's Geruch in sich aufnahm. Seltsam, er beruhigte sie auf irgendeine Art und Weise, machte sie schläfrig, während sie müde gähnte. "Aber...". "Nein, ich möchte, dass du damit aufhörst, bitte...". Müde schlossen sich ihre Augen, während der Silberhaarige nochmals seufzte.
 

"Ich trage dich zurück zum Hotel und dann solltest du dich ausruhen. Aidou wird dann auf dich aufpassen, es sei denn, du willst, dass ich bei dir bleibe". Sein Auftrag war ohnehin erledigt, denn der gesuchte Level E war nun ein Aschehaufen. Es war wohl Schicksal, dass er diesen Auftrag so schnell erfüllen konnte. Und wieder hatte Shizuka ihm dabei geholfen, auch wenn ungewollt. Er hätte wirklich lange gebraucht, um den Level E zu finden, dessen war sich Zero sicher.
 

"Bleib bei mir" nuschelte Shizuka müde, war sie sich doch sicher, dass Hanabusa mit Zero die Zimmer tauschen würde, damit der Silberhaarige bei ihr sein konnte. Zwar fühlte sie sich nun ein bisschen besser, aber ein wenig Schlaf würde ihr sicherlich gut tun. Nur ein bisschen. Und nach weiteren wenigen Sekunden war sie in Zero's Armen eingeschlafen. Sie bemerkte nicht, wie Zero sie auf seine Arme hob und mit ihr aus der dunklen Gasse lief. Nein, sie fühlte sich nun sicher und geborgen in den Armen ihres Beschützers. Nun schien die Welt wieder in Ordnung zu sein, oder? Ja, für diesen Moment war ihre Welt und vielleicht auch Zero's Welt in Ordnung.

Sanfte Bisse!

Shizuka's Geist erwachte allmählich und was sie als erstes spüren konnte, war, dass sie auf einem weichen Bett lag. War es Seide, was sie unter ihren Fingern spüren konnte? So weich und zart, waren ihre ersten Gedanken, ehe sie ihre Augen blinzelnd öffnete, nur um in ebenso blaue und reine Augen blicken zu können, welche sich nun ein wenig erhellten. Wieso saß Hanabusa neben ihr auf der Bettkannte? War es die Sorge, welche sie in seinen blauen Seen erkennen konnte, die ihn dazu veranlasste, hier neben ihr zu sitzen?
 

"Kiryuu hat mir erzählt, was passiert ist... Keine Sorge, er kommt gleich wieder. Ich passe so lange auf dich auf". Ein mildes Lächeln erschien auf Hanabusa's Lippen, ehe er ihr Haar ein wenig zur Seite strich, um auf die Bisswunde blicken zu können. Wahrlich war diese Bisswunde nicht tief und er fragte sich, wieso der Level E so sanft mit ihr umgegangen war. Dies entsprach nicht der Art eines Level E, oder doch? Nein, das waren Bestien, welche keine Gnade kannten und sich frisches Blut holten, ohne Rücksicht auf Verluste zu nehmen.
 

"Hanabusa... Mir ist so heiß... Ich...". Shizuka stockte, als sie dieses bekannte Gefühl in sich aufsteigen spürte. Kurz schlossen sich ihre blauen Seen, nur um sie wieder zu öffnen, während sie sich rötlich verfärbten. Durst. Sie hatte Durst, obwohl sie Zero bereits ein wenig Blut geraubt hatte. Warum? Hatte Zero's Blut nicht ausgereicht?
 

Hanabusa verstand, was sie damit sagen wollte, sah in ihre blutroten Augen, welche ihn musterten. Er sah Angst und Missfallen in ihren Augen, was er sich nicht erklären konnte. Wollte sie dieses Gefühl vielleicht gar nicht stillen? Warum nicht? War Shizuka vielleicht genauso, wie der Silberhaarige, welcher sich auch immer wieder davor sträubte? Der Blonde wusste es nicht, fuhr mit seiner Hand durch ihr violettes Haar, ehe seine Hand von ihrer ergriffen wurde. Wieder in ihre Augen blickend, bemerkte er, wie sie sich langsam aufrichtete und sie ihn zu sich zog.
 

"Ich hab solchen Durst... Was soll ich denn jetzt machen?". Er konnte ihre Zweifel deutlich hören, schien sie nach einer Alternative zu suchen, um nicht über ihn herzufallen. Warum? Jeder andere Vampir hätte ihn bereits gebissen, nur um diesen Durst zu stillen, warum also sie nicht? Hanabusa seufzte, blickte nochmals in ihre roten Augen, ehe er leise seufzte.
 

"Kaname sagte mir, dass du kein anderes Blut verträgst, außer das von Zero... Noch weniger verträgst du die Bluttabletten, nicht wahr?". Shizuka wusste dazu keine Antwort und als ihre Augen zu wandern begannen, fixierte sie Hanabusa's Hals, bei welchen sie die noch so kleinste Blutbahn erkennen konnte. Blut, sie brauchte Blut und wenn es von dem Blonden war. Das war gerade egal, denn sie musste dieses Gefühl schnellstens loswerden, bevor sie dem Wahnsinn verfiel.
 

Ganz langsam zog sie Hanabusa noch ein Stück näher, legte ihre Hand an seinen Kragen und zog diesen ein Stück tiefer. Mit ihrer Zunge fuhr sie seicht über eine Stelle seines Halses, befeuchtete diese, um ihm nicht zu sehr Weh zutun. "Als ich dich damals versehentlich angeschossen habe, stieg mir dein Blutgeruch in die Nase... Mir wurde nicht schlecht, wie bei all den anderen Blutgerüchen" erklärte sie leise gegen seinen Hals, fuhr nochmals mit ihrer Zungenspitze über die weiche Haut, ehe sie ihre Reißzähne bleckte.
 

Der Blonde wurde rötlich um die Nase, da sie so sanft mit ihm umging. Sollte er ihr diese Tat gewähren lassen? Sicher, ihm würde es nichts ausmachen, aber was würde Kiryuu dazu wohl sagen? Sicherlich würde er sich hintergangen fühlen, oder? Zwischen Shizuka und dem Silberhaarigen schien die Welt wieder in Ordnung zu sein, oder? Jedenfalls hatte es so ausgesehen, aber was sollte er nun tun? Würde Zero wollen, dass Hanabusa ihr nun half? Und sie schien sein Blut haben zu wollen, jedenfalls sagte das die letzte Aussage von ihr aus. Was das wohl zu bedeuten hatte? Mochte sie wohlmöglich nur Vampirblut? Das war äußerst ungewöhnlich und er müsse Kaname darüber in Kenntnis setzen, wenn sich diese Vermutung bewahrheitete.
 

Ein kurzer, nicht mal unangenehmer Schmerz durchfuhr Hanabusa's Hals, ehe er leise Schlucklaute vernehmen konnte. Dieses Mädchen war wirklich ein seltsames Wesen, musste er zugeben. Ob sie bei Kiryuu auch immer so handelte? So sanft, als würde sonst die betreffene Person zerbrechen? "Shizuka..." hauchte er leise, legte seine Hand auf ihre Schulter und schloss seine blauen Augen. Seltsam, irgendwie war ihr Biss berauschend, obwohl er immer mehr Lebenssaft verlor.
 

Die Kleine ließ von seinem Hals ab, leckte nochmals über die Bisswunde, ehe sie die Blutreste an ihrem Mund entfernte. Ja, sie vertrug Hanabusa's Blut, wie sie zu Anfang vermutet hatte. Warum? Sie verstand es nicht und wollte es auch nicht verstehen, denn sie hatte einen Mann gebissen, welchen sie nicht hätte beißen dürfen. Nein, eigentlich wollte sie nur Zero's Blut, aber nun? Das Blut des Blonden schmeckte ebenfalls verführerisch, obwohl er gar nicht so aussah. Was hatte das alles nur zu bedeuten?
 

"Ich muss das Kaname melden... Du gierst nach Vampirblut, Shizuka... Das ist zwar nichts Schlimmes, aber es könnte wichtig sein, um der Sache auf den Grund zu gehen" erwähnte der Blonde leise, öffnete seine Augen wieder, ehe er seine Hand von ihrer Schulter nahm. Es schien ihr nun besser zu gehen, jedenfalls hatte sie nun auch mehr Farbe im Gesicht. "Du bist wirklich seltsam. Beißt du immer so... Sanft? Damit machst du dein Opfer gefügig, falls dir das nicht aufgefallen ist".
 

Erschrocken wich die Langhaarige zurück, umschlang ihre Beine und sah verlegen woandershin. Gefügig? Wie meinte Hanabusa das denn nun? Sie wollte doch nur vorsichtig sein, weiter nichts. Sicherlich wollte der Blonde sie nur ein bisschen ärgern, oder? Ja, das musste es sein, denn er trug ein kleines Lächeln auf den Lippen, da sie nun sicherlich total errötet vor ihm saß und keinen Ton mehr von sich gab.
 

"Kein Wunder, dass Kiryuu dir verfallen ist, wenn du ihn jedes Mal so beißt. Ich musste mich gerade wirklich zurückhalten, sonst wäre ich über dich hergefallen". Noch röter um die Nase werdend, blickte Shizuka verwundert zum Blonden, welcher dies einfach so erwähnte. "Gut, ich werde dich nie mehr beißen... Das wird mir eine Lehre sein, wirklich". Nochmals fuhr sie mit ihrer Zungenspitze über ihre Lippen, da noch immer der Geschmack seines Blutes deutlich auf ihnen lag.
 

"Das war doch nur die Wahrheit, Shizuka...". "Aidou, wie geht... Wieso liegt dein Blutgeruch in der Luft?". Zero betrat das Zimmer, hielt inne, als er diesen Geruch deutlich riechen konnte. Shizuka's Blutgeruch war es nicht, also musste es von Aidou kommen, welcher sich nun von der Bettkannte erhob und erschwert seufzte. Langsam lief er an den Silberhaarigen vorbei, blieb jedoch im Türrahmen stehen und blickte über seine Schulter.
 

"Deine Freundin hat Blut gebraucht und da du nicht da warst, habe ich mich zur Verfügung gestellt. Jetzt weiß ich auch, warum du ihr verfallen bist. Kiryuu, ich muss nun Kaname Bericht erstatten, aber ich werde später wieder hier sein". Zero wusste nicht, was er nun mit dieser Behauptung anfangen sollte, unterließ jeglichen Kommentar und hörte, wie die Tür ins Schloss fiel. Shizuka hatte also nach Blut verlangt? Heute, das zweite Mal an diesem Tag? Hatte sein Blut etwa nicht mehr ausgereicht? Nun, er erinnerte sich, dass sie nicht viel Blut zu sich genommen hatte, warum auch immer.
 

Langsam ging er auf das Bett zu, bemerkte, dass sie ihm keines Blickes würdigte und setzte sich auf die Bettkannte. Was hatte sie nur? War es ihr vielleicht unangenehm, dass er nun davon wusste? Gut, erfreut, dass sie einen anderen Mann gebissen hatte, war Zero nicht, aber in diesen Moment hatte Hanabusa richtig gehandelt. Es wäre falsch gewesen, auf ihn zu warten, da man nicht genau wusste, ob Shizuka wirklich dem Wahnsinn verfiel.
 

"Ich... Es tut mir leid... Ich wollte ihn nicht beißen, aber ich...". "Muss es nicht. Aidou hat seinen Dienst erfüllt, da ich nicht hier gewesen bin. Es wundert mich aber schon, dass du sein Blut verträgst". Ja, es verwunderte ihn, auch wenn er momentan nicht so aussah. Bei jeglichen Blutgeruch wurde ihr schlecht, aber bei Hanabusa schien es nicht der Fall zu sein. War es das, was der Blonde nun Kaname berichten wollte? Ja, dies schien es zu sein, denn es konnte dem Reinblüter vielleicht bei den Nachforschungen behilflich sein.
 

"Hanabusa hat gesagt, dass ich vermutlich nur Vampirblut vertrage und das es nicht schlimm sei... Ich weiß doch auch nicht, wieso... Genauso wenig weiß ich, dass ich meine Opfer gefügig mache... Vielleicht hat Hanabusa auch nur einen Scherz gemacht". Gefügig, dachte sich Zero. Nun, er fühlte sich von ihr angetan, wenn sie ihn so sanft in den Hals biss, aber von Gefügigkeit konnte er da nicht sprechen. Vielleicht lag das auch daran, weil er es von ihr schon gewohnt war? Mochte sein, aber unangenehm war es nicht, wenn sie ihn biss. Okay, es machte ihn schon irgendwie an, aber das würde er nun wirklich nicht zugeben.
 

"Geht es dir nun besser, Jessy? Unten im Speisesaal gibt es nun Essen. Möchtest du mitkommen?". Shizuka blickte nun das erste Mal auf, nickte leicht, da sie schon einen leichten Hunger verspürte. Ob sie sich heute noch Euthal ansehen durfte? Es ging ihr nun weitaus besser, aber ob es Zero erlauben würde? Immerhin hatte Hanabusa gemeint, er würde sie ein wenig rumführen, oder nicht? Nun, vielleicht würde sie später noch mal fragen, wenn sie ihren Hunger gestillt hatte.
 

Langsam stand Shizuka auf, taumelte kurz, doch wurde sie bei der Schulter sofort festgehalten. Zu Zero aufblickend, nickte sie ihm dankend zu, ehe sie ihre Hand zu ihrem Hals führte. "Wo... Wo ist meine Bisswunde?" fragte sie verwundert, sah wieder zu Zero auf, welcher sich etwas vorbeugte und sich ihren Hals besah. "Aidou... Reinblüter und Adelsvampire können Wunden heilen. Hat er deinen Hals berührt?" wollte Zero wissen, worauf Shizuka leicht nickte. Deswegen hatte er ihr Haar beiseite geschoben und kaum merklich über ihre Bisswunde gestrichen. Er hatte ihre Bisswunde verschwinden lassen. Warum?
 

Nach längerer Überlegung verließ Shizuka ihr gemeinsames Zimmer mit Zero, jedenfalls dachte sie es sich und lief zur Treppe, dicht gefolgt von Zero, welcher noch immer besorgt aussah. Er verstand nun vieles nicht. Zum Beispiel, warum Shizuka nur Vampirblut vertrug und warum sie ein weiteres Mal an diesen Tag durstig gewesen war. Veränderte sie sich? Nein, sicherlich nicht, oder? Sie war noch immer die Gleiche, dass spürte er deutlich.
 

Unten in der Eingangshalle angekommen, erblickte Shizuka den Blonden, welcher nun ebenfalls zu ihr blickte. "Geht ihr in den Speisesaal? Wartet, ich komm mit euch". Hanabusa tauschte noch einige Worte mit der Empfangsdame aus, ehe er zu Shizuka und Zero aufschloss, welche bereits im Speisesaal standen. Auch hier wirkte irgendwie alles majestätisch. Was war das nur für ein Hotel? Übergroße Zimmer, während alles, was sie auch sah, aus hochwertigen Material zu sein schien. Unmöglich für sie, nur eine Nacht in solch einem Hotel zu bezahlen.
 

"Na kommt, da ist ein freier Tisch" meinte Hanabusa grinsend, schob Shizuka zum Tisch rüber, während Zero langsam hinterher trottete. Was war nur mit dem Blonden los? Er wirkte aufgekratzt und fröhlich. Wieso? Weil Shizuka ihn gebissen hatte? Egal, sollte ihm Recht sein, so lange er der Kleinen nicht zu nahe kam. Moment. Wieso wurde er bei diesen Gedanken nur so wütend? War er etwa eifersüchtig auf Aidou? Nein, nie im Leben, oder doch?
 

Shizuka saß schon eine Weile, sah sich auf dem gedeckten Tisch um und erkannte viele Spezialitäten, welche sie aus ihrer Welt her kannte. Nur, die meisten Gerichte davon mochte sie nicht mal. Warum nur? Warum war sie in solchen Momenten nur so wählerisch? Was war das denn da, was Zero auf seinem Teller hatte? Das sah ja irgendwie, ekelhaft aus? Ja, irgendwie schon und angewidert verzog sie ihr Gesicht, als er sich die Gabel in den Mund schob. Wirklich, sie würde ihn erst wieder küssen, wenn er sich die Zähne geputzt hatte.
 

"Was ist los? Schau doch nicht so angewidert" rief Hanabusa und sah zum Silberhaarigen, welcher gekochten Oktopus aß. Sah Shizuka deswegen so angewidert drein? "Magst du das nicht? Das ist gekochter Oktopus. Das schmeckt echt lecker, Shizuka. Frag doch Kiryuu, ob du mal von ihm probieren darfst". Die Kleine schüttelte ihren Kopf, da sie das nicht probieren wollte. Nein, das sah schon so komisch aus, dachte sie sich insgeheim.
 

Zero grinste innerlich, ließ sich äußerlich aber nichts anmerken. Das Shizuka wählerisch war, hatte er schon feststellen können, denn einmal hatte es Sushi bei ihnen gegeben und die Kleine hatte sich geweigert, auch nur ein Stück zu probieren. Warum, dass wusste er zwar nicht, aber sie schien keinen rohen Fisch zu mögen, warum auch immer. Hatten Direktor Kurosu und er eben mehr gehabt, während sie eine Schüssel Ramen von ihm bekommen hatte.
 

"Und was isst du da? Das kommt mir nämlich bekannt vor und riecht auch lecker" wollte Shizuka wissen und deutete auf Hanabusa's Teller, welcher erst zu seinen Teller blickte, dann jedoch wieder grinsend aufsah. "Das ist Seezunge mit Kartoffeln und einer leckeren Sauce Bernaise". Die Langhaarige rang mit ihrer Fassung, da ihr das Wasser im Munde zusammenlief. Gott, ein Gericht aus ihrer Welt. Vielleicht träumte sie auch nur? "Oh lecker... Ich will das essen" dachte sie sich, bei dem Gedanken, dieses Gericht wirklich zu verspeisen. Wann würde sie vielleicht demnächst wieder diesen köstlichen Fisch bekommen? Sicherlich war dies eine einmalige Gelegenheit und sie wäre dumm, würde sie diese verstreichen lassen.
 

Hastig stand sie auf, lief um den gedeckten Tisch herum, während Zero ein fragendes Gesicht zog, nicht minder Aidou, dessen Augenbrauen sich in die Höhe zogen. Dreist, war sein nächster Gedanke, als Shizuka die Frechheit besaß, sich einfach auf seinen Schoß zu setzen und ihm die Gabel zu entwenden. "Hey, wer hat dir erlaubt, von meinen Teller zu essen?" rief er aufgebracht, versuchte Shizuka von seinem Schoß herunter zu schieben, was sich jedoch als äußerst schwierig erwies. Verdammt, sie verkeilte seine Beine mit den ihren, so dass es unmöglich war, sie von sich runter zu bekommen.
 

"Was wird das, wenn es fertig ist?" wollte Zero wissen, sah noch immer fragend drein, als sich Shizuka die Gabel in den Mund schob und einen genießerischen Laut von sich gab. Zero konnte nicht verhindern, dass etwas Wut in ihm aufkeimte, da die Kleine auf Hanabusa's Schoß saß und keine Anstalten machte, sich von ihm zu lösen. Warum nur? Wieso verspürte er das Bedürfnis, seine 'Bloody Rose' zu ziehen, um Hanabusa zu erschießen?
 

Eine Hand zog den Teller weg, während der Blonde seine Hand weit ausstreckte, damit Shizuka ihm seinen leckeren Fisch nicht wegaß. "Hey, gib den Teller wieder her..." fauchte die Kleine, setzte sich seitlich und sah den Blonden wütend an. Dieser war ebenso wütend, da er seinen Teller nicht hergeben wollte. Was fiel der Kleinen denn überhaupt ein? Sich einfach dreist auf seinen Schoß zu setzen? Gut, es störte ihn nicht, da Shizuka auch nicht gerade ein Mädchen war, welches er von der Bettkannte stoßen würde, aber trotzdem. Er wollte sein Menu nicht teilen, auch nicht mit Shizuka, welche an seinem Ohrläppchen zog.
 

"Aua, lass mein Ohr los... Das ist mein Menu und ich werde nicht mit dir teilen. Such dir was anderes" maulte er, schloss ein Auge, da der Schmerz an seinem Ohr unerträglich wurde. Was für eine Furie, dachte er sich insgeheim, während er spürte, wie Wut in Kiryuu aufkeimte. Super, war Hanabusa's nächster Gedanke und schob die Langhaarige ein wenig von sich weg. Gleich würde Zero noch vor lauter Wut platzen und er hatte das Gefühl, als würde er dann nicht unbeschadet davon kommen, obwohl er doch gar nichts gemacht hatte.
 

"Gib mir deinen Teller, sonst...". Kurz überlegte Shizuka, wie sie ihm drohen konnte, damit sie seinen Teller bekam. Ihr fiel auch was ein, weswegen sie ein überlegenes Grinsen aufsetzte. "Sonst lasse ich mich dazu herab, doch mit dir in einem Zimmer zu schlafen. Sei dir aber bewusst, dass du morgen Früh nicht mehr aufwachen wirst". Zero's Wut verrauchte augenblicklich, als er diese Anspielung hörte. Es ging der Kleinen also wirklich nur um das Menu? Nicht um die Nähe zu Aidou? Verdammt, er hätte es doch eigentlich wissen müssen, auch wenn sie gerade dem Blonden so nahe war.
 

"Das wagst du nicht, Shizuka... Du hast bereits Blut von mir bekommen und...". "Und was, Hanabusa? Gib mir deinen Teller, oder ich beiße dich in der kommenden Nacht und dann, mein Lieber, erlebst du den morgigen Tag nicht mehr". Es lief Hanabusa eiskalt den Rücken runter und so, wie er Kiryuu kannte, würde er es ihr sogar erlauben, wenn er ihr nun den Teller nicht gab. Super, er hatte sich so sehr auf sein Menu gefreut. Jetzt musste er seinen Teller mit ihr teilen, wenn sie überhaupt damit einverstanden war.
 

"Du bist echt...". "Liebenswert, ich weiß" grinste Shizuka, als er ihr den Teller gab und sie endlich essen konnte. Da sie nicht so ein fieses Mädchen war, wie Hanabusa nun glaubte, hielt sie ihm die Gabel hin. "Hier, ich teile auch mit dir". Missmutig nahm er die Gabel in den Mund, kaute seinen Bissen und sah wütend in eine andere Richtung. Diese Shizuka, dachte sich der Blonde insgeheim, sie war noch schlimmer als Akatsuki und dieser verstand es ziemlich gut, ihn auf die Palme zu bringen.
 

Nach weiteren Minuten seufzte Shizuka zufrieden, wollte sich gerade zurücklehnen, als ein Laut hinter ihr erklang. Verwundert blickte sie über ihre Schulter, grinste verlegen, da sie sich an Hanabusa angelehnt hatte. "Jetzt werde ich schon als Stuhl missbraucht... Kiryuu, jetzt sag doch auch mal was. Deine Freundin soll endlich von mir runtergehen" maulte Hanabusa gequält, während Zero gemütlich seinen Teller leerte. Warum sollte er sie zu sich rufen, wenn sie doch scheinbar Spaß daran gefunden hatte, Aidou zu quälen? Er sollte sich nicht so anstellen, denn Shizuka war bei weitem nicht so anstrengend, wie der Adelsvampir.
 

"Ach... Mir fällt ein, dass du mir noch Euthal zeigen wolltest, oder nicht? Können wir das gleich machen? Es ist doch noch relativ früh" wollte die Kleine wissen und sah zum Blonden, welcher nun zu ihr blickte. Ach ja, dachte er sich, denn er hatte es ihr angeboten. Gut, würde er sie ein bisschen rumführen. War da nicht noch was gewesen? Ja, er wollte mit ihr nach einer Lösung suchen, damit sich Zero und die Kleine auf seinem Schoß wieder nahe waren. Zwar war nun alles wieder in Ordnung, aber wer wusste schon, ob da nicht noch mehr draus werden könnte?
 

Wenig später standen Hanabusa, Shizuka und zuletzt auch Zero, da er die beiden unmöglich alleine gehen lassen wollte, vor dem Hotel und sahen sich um. Wohin der Blonde sie wohl führen würde? Zero kannte Euthal schon ein wenig, aber es gab dennoch Ecken, welche selbst er nicht kannte.
 

"Kommt, ich zeige euch erstmal die schönsten Orte, die Euthal zu bieten hat". Und da kannte Hanabusa schon einige Fleckchen, welche mit Romantik erfüllt waren. Ob Zero überhaupt das Wort Romantik schreiben konnte? Hanabusa zweifelte es doch sehr an, aber vielleicht könne ihm da die Langhaarige ein wenig auf die Sprünge helfen? Sie mochte bestimmt romantische Momente, oder? Selbst ihr Biss hatte romantisch auf den Blonden gewirkt.
 

Eine Weile liefen sie einer langen Straße entlang, ehe Shizuka vor einem Plakat Halt machte und sich dieses besah. Zero blieb ebenfalls stehen, verzog sein Gesicht und dachte sich seinen Teil. Nicht, dass die Kleine neben ihm dahin wollte? Hoffentlich nicht, denn er würde sich wahrscheinlich nur blamieren. Und dennoch. Er hatte vor, alles für sie zu tun, auch wenn er sich hinterher lächerlich machen müsste.
 

"Was ist denn? Ah... Ein Tanzabend und das ist nicht mal weit weg von hier... Willst du dahin, Shizuka?". Die Langhaarige nickte stumm, während sie einen vorsichtigen Blick zu Zero wagte, dessen Miene eigentlich schon alles sagte. Er wollte ungern, dass konnte sie sehen und deswegen senkte sie ihren Kopf auch wieder. War wohl nichts mit einem romantischen Abend, oder?
 

"Kiryuu, jetzt sag nichts Falsches. Du siehst doch, dass sie gern dahin möchte. Sei ein Mann und erfüll ihr ihre Wünsche" murrte Hanabusa leise, da er auch nicht Zero's Wut auf sich laden wollte. Wieso zog der nur ein Gesicht, als sei gerade etwas Schreckliches passiert? Konnte der Silberhaarige vielleicht nicht tanzen? Das war doch nicht schwer und notgedrungen würde Hanabusa es ihm auf die Schnelle noch beibringen, damit sich Zero nicht blamieren musste. Okay, ganz wohl bei der Sache war dem Blonde da nicht, aber was tat man nicht alles, damit sich Zero und Shizuka wieder richtig verstünden?
 

"Meinetwegen, aber... Ich sage es gleich. Ich kann nicht tanzen" gab Zero zu, ehe ihm die Röte zu Kopf stieg. Wie peinlich ihm das nun war, wollte er gar nicht erst sagen, aber für Shizuka würde er in den sauren Apfel beißen. Alles würde er tun, damit sie wieder normal miteinander umgehen konnten. Seine Fehler mussten einfach in Vergessenheit geraten.
 

"Dachte ich mir schon, Kiryuu. Es gibt da noch eine Sache, die mir Kopfzerbrechen bereitet. Das ist ein Tanzabend für reiche Leute, versteht ihr? Ich käme da ohne Probleme rein, aber bei euch würde es schwierig werden. Ihr habt nicht zufällig elegante Kleidung im Gepäck?". Fragend sah er Zero an, welcher seinen Kopf schüttelte. Gut, wenn der Silberhaarige solche Kleidung nicht hatte, dann brauchte er Shizuka gar nicht erst fragen. Schließlich kam sie aus einer anderen Welt und hatte sicherlich nicht an elegante Kleidung gedacht, als sie entschlossen hatte, hierher zu kommen, oder?
 

"Dann lasst uns Shoppen gehen. Ihr werdet sehen, ich mache zwei elegante Personen aus euch". Hanabusa sah zuversichtlich zu Shizuka, welche unsicher zu ihm blickte. Zweifel konnte er deutlich in ihren Augen erkennen, welche er aber bald beseitigen würde. Und Zero schien noch weniger davon begeistert zu sein, da er kein Geld dafür besaß und noch weniger Hanabusa's Geld annehmen mochte. Dann schuldete er dem Adelsvampir einen Gefallen und das wollte er einfach nicht.
 

"Hey... Jetzt freut euch doch mal. Kommt, da vorne ist ein Laden und da gibt es echt schöne Klamotten. Sicherlich werden wir etwas finden. Und macht euch keinen Kopf wegen dem Geld. Ihr wisst doch, dass ich aus reichen Hause komme, oder?". Shizuka nickte langsam, während sie dem Blonden folgte. Er würde eh nicht aufhören, bis er seinen Willen bekam, oder? Nun, wenigstens konnten sie somit zum Tanzabend gehen, auch wenn sie ungern Hanabusa's Hilfe annahm.
 

Zero sträubte sich noch davor, ging aber letztendlich ebenfalls mit, da er wohl nicht drum herum kam, oder? Was tat man nicht alles für ein Mädchen, welches einem so sehr ans Herz gewachsen war? Ob Hanabusa ihr ein schönes Kleid aussuchen würde? Ob sie dann vielleicht wie eine Prinzessin aussehen würde? Verdammt, es spukten ihm gerade so viele Gedanken durch seinen Kopf, dass es ihm die Sprache raubte. Hoffentlich war sie nicht zu schön in seinen Augen, so dass er wieder einmal seine Fassung verlor.

Abend voller Romantik!

Shizuka wusste nicht, wie lange sie nun schon vor dem großen Spiegel stand und sich betrachtete. Sie glaubte einfach nicht, dass sie diese Person war, welche sie im Spiegel sehen konnte. Das Mädchen im Spiegel war wunderschön, trug ein violettes Kleid, mit einigen goldverzierten Bändern an der Seite. Dazu violette Handschuhe, ebenfalls mit einem goldenen Rand. Nein, das konnte unmöglich Shizuka sein, oder?
 

"Wie lange gedenkst du, dich noch im Spiegel zu betrachten? Kiryuu werden sicherlich die Augen rausfallen, also mach dir deswegen keine Sorgen". Hanabusa saß gelangweilt auf dem übergroßen Bett im Zimmer, welches eigentlich seines hätte sein sollen. Nur, wenn er wollte, das zwischen Shizuka und Zero alles wieder in Ordnung kommen sollte, dann müsse er sich mit dem Einzelzimmer zufrieden geben, oder?
 

"Das ist es nicht, Hanabusa...". Sie drehte sich zu ihm hin, während ihr Kleid ein wenig aufwirbelte. Hanabusa war zufrieden mit sich. Ein violettes Kleid aus Seide, mit goldverzierten Bändern an der Seite. Von der Brust anfangend, bishin zur Hüfte. Dazu die passenden Handschuhe und Schuhe. Wirklich, er war zufrieden mit sich und wenn Zero nicht eine Miene bei ihren Anblick verzog, dann wusste der Blonde auch nicht weiter. Wieso sah sie ihn so unsicher an? Was hatte sie denn nur? Im Laden hatte sie noch lockerer gewirkt, aber seitdem sie wieder im Hotel waren, war irgendetwas anders.
 

"Ich glaube nicht, was ich im Spiegel sehe... Ich meine...". Shizuka stockte und wandte sich erneut ihrem Spiegelbild zu. Nein, diese wunderschöne Frau im Spiegel war sie nicht, oder doch? Nein, das konnte doch gar nicht sein. Hanabusa seufzte, denn nun schien er zu verstehen, was hier das Problem eigentlich war. Schwermütig erhob er sich, überwandt die wenigen Meter zu Shizuka und blieb hinter dieser stehen. Gut das er ihr beim Anziehen des Kleides geholfen hatte, denn es brauchte schon so seine Übung, damit hinterher alles richtig saß.
 

"Also... Ich sehe eine wunderschöne junge Dame, Shizuka. Vielleicht willst du meine Meinung auch gar nicht hören und es ist mir ein Rätsel, warum du deinem Spiegelbild nicht traust, aber...". Hanabusa erhob seine Arme und legte diese um Shizuka's Körper. Ein wenig zog er sie näher, bis er ihr Ohr erreichen konnte und dabei ein zaghaftes Lächeln auflegte. "Wenn ich Kiryuu wäre, dann würde ich dir spätestens jetzt keine Abfuhr mehr erteilen". Hanabusa wusste, er durfte hierbei nicht zuweit gehen, denn sonst könnten seine Worte missverstanden werden und das wollte er nicht, auch wenn Shizuka in seinen Augen viel zu schade für Zero war.
 

"Hanabusa... Was...". "Weißt du, ich finde, du hättest dir einen besseren Mann suchen sollen, als Kiryuu... Zum Beispiel... Mich". Hanabusa öffnete seine Augen, welche nun blutrot waren, ehe er auf ihren Hals blickte. Jede einzelne Blutbahn konnte er sehen und für einige Sekunden rang er mit sich, ob er nicht einmal seinem Trieben nachgeben sollte. Nur, was passierte danach? Schon oft hatte er gehandelt, ohne davor nachgedacht zu haben und meistens war nichts Gutes dabei rausgekommen.
 

"Hanabusa, lass mich los, sonst tut dir gleich gehörig was Weh" fauchte die Kleine, ehe sich die Arme um ihren Körper entfernten. Für einige Sekunden hatte sie wirklich geglaubt, er würde seine Meinung ernst meinen, aber scheinbar hatte sie sich geirrt. In Wirklichkeit wollte er doch nur ihr Blut, oder nicht? Als sie sich zu ihm umwandte, sah sie wieder in strahlend blaue Augen, welche zu Boden blickten.
 

"Das war mein Ernst, auch wenn du mir nicht glaubst, aber... Wie auch immer. Du kennst jetzt meine Meinung und da du fertig bist, werde ich jetzt mal nach deinem Geliebten schauen". Shizuka wollte gerade zu seinem letzten Satz etwas sagen, als sie es doch sein ließ. Hanabusa würde es vermutlich immer wieder sagen, genauso wie die Tatsache, dass sie sich ja hätte einen besseren Mann suchen sollen. Was war denn an Zero auszusetzen? Sie mochte ihn und war schon gespannt, wie er wohl aussah. Im Laden hatte Hanabusa gemeint, es solle doch eine Überraschung sein und dass sie Zero noch früh genug betrachten dürfe.
 

Eine Tür weiter stand Zero im Zimmer und betrachtete sich im Spiegel. Vor gut einer Stunde hatte Hanabusa noch helfen wollen, ihm wenigstens einige Tanzschritte beizubringen, aber irgendwie hatte er schon wieder alles verdrängt. Nun, ihm spukten zu viele Vorstellung im Kopf herum, wie wohl die Kleine aussehen könnte.
 

Er selbst trug einen violetten Anzug mit Nadelstreifen. An der rechten Seite waren einige goldene Bänder befestigt, welche irgendwie lästig waren, weil seine Hand immerzu an diesen Bändern hängenblieb. Zero seufzte. Gut, an sich war der Anzug gar nicht mal so schlecht und passte auch zu seinen Augen, aber irgendwie kam er sich wie ein Schnösel vor. So ein reicher Schnösel, welcher knauserich mit seinem Geld war.
 

Ein Klopfen ließ ihn zur Tür sehen, welche sich auch sofort öffnete und ein Blondschopf das Zimmer betrat. "Wow... Kleider machen Leute, wirklich. Bestimmt wirst du Shizuka gefallen, da bin ich mir sicher" grinste Hanabusa und besah sich Zero nochmals genauer. Ja, Zero sah annehmbar aus, trotz der Tatsache, dass er ein mürrisches Gesicht zog. Hanabusa hatte außerdem geschickt nach solchen Klamotten gesucht, da Zero violette Augen hatte und Shizuka violettes Haar besaß. So passten sie super zusammen und der Blonde war sich einfach sicher, die richtige Wahl getroffen zu haben.
 

"Bist du fertig mit dem Gaffen? Könntest du mir noch mal zeigen, wie ich meine Schritte setzen muss? Und wer sagt mir, dass Shizuka überhaupt tanzen kann?" wollte Zero wissen, ehe der Blonde sich vor ihm hinstellte und seine Hand erhob und diese in die des Silberhaarigen legte. "Idiot, nicht mal Tanzschritte kannst du behalten, aber okay... Achte auf meine Füße. Ich übernehme den weiblichen Part". Es war schwer, so fand Zero persönlich und wenn er sich hierbei nicht auch noch so dumm vorkommen würde, so wäre vielleicht vieles einfacher.
 

"Ob Shizuka tanzen kann? Woher soll ich das wissen? Ich denke, wenn sie es nicht könnte, dann hätte sie sicherlich etwas gesagt, oder?". Wieso war dieser Idiot, so dachte sich Hanabusa, nur so blöd? Dauernd traf Zero seine Füße und jedes Mal musste sich der Blonde einen frechen Kommentar verkneifen. Nur, er wollte nicht, dass der Silberhaarige nun schlechte Laune bekam und wohlmöglich noch den Abend absagte. Damit würde er Shizuka nur wieder unnötig Weh tun und das musste einfach nicht sein.
 

"Siehst du? Ein Schritt nach vorn, dann zur Seite, einmal drehen und wieder zurück und das immer wieder. Sei nicht so steif, oder liegt das an mir?". Zero verkniff sich nun einen bissigen Kommentar, da er dazu lieber nichts sagen wollte. Wer tanzte denn schon gern mit einem Kerl, wenn man doch selbst einer war? Außerdem musste er sich erstmal an solch ein Gefühl gewöhnen. Nun, wenn Shizuka wirklich nicht tanzen konnte, was er nicht hoffte, dann würde er ihr die Schritte dort beim Tanzabend beibringen. So schwer konnte das ja auch nicht sein, oder?
 

"Sag mal...". Der Blonde ließ Zero los, richtete nochmals dessen Anzug, zupfte am Kragen, ehe er mit seinem Werk zufrieden war. "Hat Shizuka vielleicht ein Problem mit ihrem Aussehen? Ich meine, sie hat vorhin mindestens eine halbe Stunde in den Spiegel gestarrt, bis ich ihr sagte, dass sie in meinen Augen eine wunderschöne junge Dame sei". Hanabusa hoffte, dass er nun nichts Falsches gesagt hatte, denn eigentlich hatte er doch nur helfen wollen.
 

Der Silberhaarige seufzte, da er sich das wirklich bildlich vorstellen konnte. Gut, Aidou hatte ihr wenigstens ein wenig Selbstvertrauen zugesprochen, stellte sich ihm nur noch die Frage, in welcher Art er ihr das gesagt, oder eher gezeigt hatte. Zero kannte Aidou schon relativ gut, um zu wissen, dass der Blonde gerne mal seinen Charme spielen ließ, um etwas, was er ehrlich meinte, zu verdeutlichen.
 

"Ich hoffe für dich, dass du Shizuka nicht zu nahe getreten bist". Ein warnender Ton schwang in Zero's Stimme mit, während er Aidou abschätzend musterte. Der Blonde hob beschwichtigend seine Hände, grinste gequält, da er der Kleinen nicht zu nahe getreten war. Okay, er hatte vielleicht ein wenig übertrieben, aber Shizuka würde es ihm bestimmt nicht übel nehmen, oder?
 

"Was deine Frage betrifft... Es stimmt schon, dass sie ein Problem mit ihrem Aussehen hat. Das liegt wohl daran, weil sie in ihrer Welt völlig anders aussieht. Es wundert mich ein bisschen, dass dir Kuran nicht vom Geschehen erzählt hat, da er doch selbst dabei gewesen ist, ebenso Yuuki, als Shizuka von ihrer Vergangenheit, ihrem Aussehen, erzählt hat". Der Blonde zog ein fragendes Gesicht, da Kaname nichts in dieser Richtung erzählt hatte. Gut, der Reinblüter war auch nicht der Typ, welcher irgendwelche Details erläuterte, aber trotzdem. Kaname hätte ihm ruhig diese Information mitteilen können, oder nicht?
 

"Du meinst... Ihr momentanes Aussehen ist nur eine Fälschung? Das verstehe ich nicht, Kiryuu...". Zero rückte seine Krawatte noch etwas zurecht, während er durch den Spiegel zu Hanabusa sah. "Es ist aber so... Mir ist ihr Aussehen jedoch gleichgültig, verstanden? Ich mag Shizuka so, wie ich sie kennengelernt habe. Mit all ihren Stärken und Schwächen". Zero meinte es auch so, wie er es den Blonden sagte. Shizuka gefiel ihm so, wie sie sich ihm präsentierte, ganz gleich, wie sie in Wirklichkeit aussehen mochte.
 

"Ich wusste es... Ich wusste, dass du sie liebst. Nur deswegen kannst du über diese Tatsache hinwegsehen, stimmt's?". Hanabusa wurde mit einen verwunderten Blick gemustert, ehe ein leiser Seufzer über Zero's Lippen glitt. Wieso glaubten denn alle, dass er in Shizuka verliebt sei? Nur weil er die Kleine so mochte, wie er sie nun kannte? Ihm war doch einfach nur der Charakter wichtiger, als das Äußere einer Person. Okay, ein wenig schaute selbst er aufs Aussehen, aber tat das nicht jede Person automatisch?
 

"Wieso denkt jede Person, dass ich sie liebe? Yagari, mein Meister, glaubt das und auch die Schüler aus unserer Klasse denken, dass wir zusammen wären. Warum, Aidou?". Fragend sah Zero den Blonden an, während Hanabusa ein nachdenkliches Gesicht zog. Nun, diese Frage war leicht zu beantworten, jedenfalls aus seiner Sicht her.
 

"Es ist die Art und Weise, wie ihr miteinander umgeht. Wie ihr euch immer anseht, diese schmachtenden Blicke, die gleichzeitig Begehren und Verlangen wiederspiegeln. Wenn sich eure Blicke treffen, dann spüre ich es deutlich Knistern und eine romantische Atmosphäre entsteht". Hanabusa schloss seine Augen, während er einige Gesten mit seiner rechten Hand machte. Wirklich, so fand der Blonde, es entsprach der reinen Wahrheit, denn es fühlte sich jedes Mal so an.
 

Zero konnte nicht verhindern, dass sich seine Wangen rötlich verfärbten. Hanabusa behielt Recht, denn er selbst verspürte ständig dieses Verlangen nach der Kleinen und das er sie begehrte, so dachte sich Zero, war auch kein Geheimnis mehr. Es knisterte also zwischen Shizuka und ihm? Wieso fiel es ihm nicht auf, wenn er in ihre strahlend blauen Augen schaute?
 

"Kiryuu... Hey, schlechter Zeitpunkt zum Träumen. Es wird Zeit, dass ihr euch seht. Du bist bestimmt schon neugierig, wie sie nun aussieht". Der Blonde grinste frech, während er den Silberhaarigen zur Zimmertür schob und diese anschließend öffnete. Gespannt war Hanabusa wirklich und natürlich stellte er sich insgeheim die Frage, ob Shizuka und Zero einander gefielen. Immerhin hatte er sich die größte Mühe gegeben.
 

"Bleib da stehen, Kiryuu..." ermahnte der Blonde Zero, beäugte ihn nochmals und fand, dass selbst der Silberhaarige nun einiges hermachte. Zur nächsten Tür gehend, an welche er klopfte, wartete Hanabusa gespannt, dass nun auch die hübschte Shizuka auf den Gang trat. Erwartungsvoll blickte er zur Tür, welche sich nun öffnete und schließlich eine hübsche junge Dame auf den Gang trat, deren Schönheit sofort bewundert wurde.
 

Zero hielt den Atem an, welcher ihm geraubt wurde und für einige Sekunden glaubte er, dass ein Engel vom Himmel herabgestiegen wäre. War das wirklich Shizuka, welche sich nun zu ihm drehte und ihn nun ebenfalls in Augenschein nahm? Wunderschön, war Zero's einziger Gedanke, während seine Augen unentwegt ihre Kurven nachfuhren, welche durch dieses violette Kleid verdeutlicht wurden. Ihm fiel auch auf, dass ihr Kleid genau auf seinen Anzug abgestimmt war. Wirklich, Aidou hatte mit seinen Worten, dass Shizuka nun wunderschön war, nicht übertrieben. Zero fand sogar, dass er weitgehend untertrieben hatte, denn ihre Schönheit war nicht in Worte zu fassen.
 

Strahlend blaue Augen wanderten über den eleganten Anzug, welchen Zero trug und ihn in ihren Augen nur noch unwiderstehlicher machte, als ohnehin schon. Durfte ein Mann überhaupt so verboten heiß aussehen? Für wenige Sekunden kam ihr der Gedanke, den Tanzabend einfach sausen zu lassen, um mit Zero zurück ins Zimmer zu gehen, um ihn gleich wieder den Anzug vom Leibe zu reißen. Ja, ein wunderbarer Gedanke, dachte sich Shizuka und blickte zum ersten Mal in Zero's Augen, welche unentwegt in ihre starrten.
 

Der Adelsvampir spürte erneut das Knistern zwischen Shizuka und Zero, während ein starkes Verlangen von der Langhaarigen ausging. Hanabusa glaubte, dass ihr wohl der Tanzabend gleichgültig wurde und sie nun vollkommen andere Dinge im Sinn hatte, welche sie wohl nur zu gerne mit Zero anstellen würde. Ob der Silberhaarige ihre momentanen Empfindungen auch spürte? Bestimmt, oder?
 

"Du siehst atemberaubend aus, Jessy". Endlich schaffte es der Silberhaarige etwas zu sagen, während ihm die Röte zu Kopf stieg. Natürlich fiel ihm ihr Verlangen auf, welche sie ihm entgegen brachte. Und wenn Zero ehrlich mit sich war, dann würde er Shizuka nun am liebsten ausziehen, nur um ihre seidige Haut unter seinen Fingern zu spüren. Verdammt, nun übte die Kleine wirklich eine starke Anziehungskraft auf ihn aus.
 

Shizuka errötete, als sie seine Worte hörte, knibbelte nervös mit ihren Fingern und suchte nach einer angemessenen Antwort. Sie konnte Zero schlecht sagen, dass er nun einige sexuelle Schwingungen in ihr weckte, oder? Verdammt, am liebsten würde sie sich nun an Zero's Hals werfen und ihn nie wieder loslassen. "Ich... Du..." stammelte sie mehr, als das sie etwas sagte und überlegte ein weiteres Mal.
 

Zero überwandt die wenigen Meter, welche sie voneinander entfernt standen, ehe er ihre rechte Hand ergriff und ihr einen Handkuss aufhauchte. Erneut zu ihr aufblickend, bemerkte er sehr wohl, wie sich ihre Wangen noch mehr verfärbten, als ohnehin schon. Wie wunderschön Shizuka nun war, fand Zero und erhob seine noch freie Hand, welche er an ihre Wange legte.
 

"Du musst mir nichts sagen, Jessy... Deine Gefühle sagen mehr aus, als das es Worte jemals könnten". Shizuka lächelte verlegen, da sie ihm einerseits wirklich dankbar war, doch gleichzeitig Unbehagen in sich aufkeimen spürte. Unbehagen, weil Zero wusste, was sie momentan fühlte. Okay, Zero war das kleinere Übel, da eher Hanabusa das Problem darstellte. Ihre Vermutung, dass er wusste, was sie nun fühlte, bestätigte sich, als sie einen Blick zum Blonden wagte, welcher mit geröteten Wangen in eine unbestimmte Richtung blickte. Wahrscheinlich war ihm die ganze Sache auch irgendwie unangenehm, oder?
 

Wieder zu Zero blickend, nickte sie ihm verlegen zu, ehe nun doch etwas von Hanabusa kam. "Genießt euren freien Abend. Ich werde mich in die Hotelbar begeben und mich dort ein wenig amüsieren". Nach diesen Worten lief der Blonde den Gang hinab, ehe er vor der Treppe Halt machte und nochmals einen Blick zu Zero und Shizuka warf, dessen Gesichter nun Verwunderung wiederspiegelten. "Keine Sorge... Kaname wird davon nichts erfahren, aber... Ich erwarte dafür, dass dieser Abend euch zeigt, dass ihr füreinander bestimmt seid".
 

Zero seufzte leise, ehe er wieder zur Langhaarigen blickte, auf deren Lippen ein süßes Lächeln erschien. Wieder zu Zero blickend, entwich auch ihr ein leises Seufzen. "Wollen wir gehen?". Zero nickte leicht, stellte sich wieder aufrecht hin und bot ihr seinen linken Arm an. Schließlich wusste er genau, was sich gehörte, auch wenn er nie in solchen Kreisen verkehrte.
 

Shizuka harkte sich bei ihm ein, lächelte ihren Begleiter lieblich an, während sie mit ihm zur Treppe lief. Dieser Abend, so dachte sich die Langhaarige, würde sicherlich wunderschön werden, oder? Sie war wirklich gespannt, wie sich der Abend entwickelte und vielleicht passierte sogar etwas Unvorstellbares zwischen ihnen.
 

Es dauerte nur wenige Minuten, bis sie das Gebäude erreichten, in welches der Tanzabend stattfinden sollte. Auf dem Weg dorthin war eine unheimliche Stille zwischen ihnen entstanden und Shizuka wusste, dass sie mit jeden Schritt, welchen sie getan hatten, mehr und mehr Nervosität in Zero aufgestiegen war. Und nun? Nun standen sie vor dem Gebäude und besahen es sich.
 

"Du bist nervös, oder?" durchbrach Shizuka diese unangenehme Stille, während sie zu Zero aufblickte. Unsicher sahen silbrig-violette Seen zur Kleinen hinab, ehe Zero seicht nickte. Natürlich war er nervös und ihre Frage diesbezüglich steigerte seine Nervosität nur noch mehr, als ohnehin schon. "Ich habe noch nie mit einer wunderschönen Dame, wie du es bist, getanzt. Außerdem möchte ich keine Fehler machen, bin mir aber sicher, dass ich welche machen werde, verstehst du?". Ja und wie nervös Zero doch war, musste Shizuka feststellen. Er wirkte wirklich unsicher und schien auch wirklich keine Fehler machen zu wollen, welche den Abend vielleicht verderben könnten.
 

"Ich bin auch nervös, Zero... Vor allem... Ich habe eine Kleinigkeit verschwiegen". Shizuka errötete, da sie ihr Problem einfach verschwiegen hatte, obwohl diese Tatsache doch eigentlich sehr wichtig war. Warum hatte sie ihr Problem bisher nicht erläutert? Ach ja, weil sie sich nicht sicher sein konnte, ob Zero mit ihr dann noch zum Tanzabend gegangen wäre und somit vermutlich nichts aus diesen romantischen Abend geworden wäre.
 

"Zero, ich... Ich kann nicht tanzen. Also, ich kann schon tanzen, aber... Walzer, Tango und all diese traditionellen Tänze eben nicht". Zero seufzte erschwert, da er natürlich diese Option in Erwägung gezogen hatte. Nun, jetzt war auch nichts mehr daran zu ändern und deswegen nun den angefangenen Abend abzusagen, dafür war es seiner Meinung nach eh zu spät.
 

"Ich habe es mir bereits gedacht und...". Nun, was sollte Zero dazu noch sagen? "Lass uns einfach das Beste aus dieser Situation machen, in Ordnung? Aidou hat mir zum Glück gezeigt, wie man Walzer tanzt". Auf Shizuka's Lippen bildete sich ein kleines Lächeln, ehe sie schwach nickte. Es stimmte sie froh, dass Zero nicht den Abend absagte, wie sie zu Anfang noch vermutet hatte. Ein feiner Zug von ihm, fand die Kleine und lehnte sich dankbar an seine Schulter.
 

"Wollen wir rein ins Warme? Du erkältest dich sonst noch". Shizuka nickte erneut, ehe sie die wenigen Stufen überwanden und schließlich durch die offene Pforte liefen. In der Eingangshalle konnte man schon einige Butler sehen, welche mit einem Tablett unterwegs waren, um den reichen Gästen Getränke anzubieten. Shizuka sah sich noch etwas mehr um, erkannte nun deutlich, dass sie sich in einer fremden Welt befand. Eine Welt, in welcher Reichtum und Macht regierte.
 

Der Silberhaarige sah sich ebenfalls um, starrte erst auf den roten Teppich unter seinen Füßen, dann zu den Butlern, welche überhastet an Shizuka und ihm vorbeihuschten und schließlich zu den Wänden, welche mit übergroßen Girlanden und Blumenschmuck beschmückt worden waren. An der Decke hing ein viel zu großer Kronleuchter, welcher diesen großen Raum in ein warmes Licht tauchte.
 

Langsam lief Zero mit Shizuka weiter, zu einer offenstehenden Tür, welche wohl zum Tanzsaal führte. Hellbraunes Parkett, jedenfalls sah es für Shizuka so aus, als sie mit Zero den Tanzsaal betrat. Um die Tanzfläche herum standen einige Tische verteilt, bei welchen sich die Gäste hin und wieder nach einer Tanzpartie ausruhen konnten. Auch hier hing ein ziemlich großer Kronleuchter, dessen Licht jedoch gedämpft wirkte, um eine romantische Atmosphäre zu erzeugen. Weiter hinten, konnte Shizuka erkennen, war ein langer Tisch aufgebaut worden, auf welchen leckere Snacks und alkoholische Getränke bereitgestellt worden waren. Alles im allem sah es hier wirklich schön aus, musste sich die Langhaarige eingestehen.
 

Zero bemerkte eine seltsame Präsenz und besah sich einige Gäste genauer. Diese Präsenz, dachte er sich insgeheim, war eindeutig. Er beugte sich zu Shizuka hinab, bis er ihr Ohr erreichen konnte, um ihr diese Tatsache mitzuteilen. "Bleib in meiner Nähe, Jessy. Ich spüre Vampire unter den Gästen". Die Langhaarige nickte ihm zu, da sie sowieso nicht von Zero's Seite weichen würde. Jedoch beunruhigte es sie schon ein wenig, dass sich unter den Gästen Vampire befanden.
 

"Keine Sorge... Ich werde dich beschützen" hauchte Zero leise, legte seine Lippen auf ihre Wange, ehe sich Shizuka's Augen genießerisch schlossen. Es schien ihr so, als sei es eine Ewigkeit her, seitdem sie sich das letzte Mal so nahe gewesen waren. So viele Missverständnisse hatte es zwischen ihnen gegeben, doch nun? Nun schien wieder alles in Ordnung zu sein, oder?
 

Zero entfernte sich von ihr, sah in ihr entspanntes Gesicht und legte ein kaum merkliches Lächeln auf. Nun fühlte sich die Kleine wieder wohl und Zero hoffte, dass es auch so blieb. Er wollte nicht mehr, dass sie wegen seinem Verhalten traurig wurde und noch weniger wollte er sie ein weiteres Mal verletzen. Zero wollte, dass Shizuka endlich glücklich wurde und wenn er etwas dazu beitragen konnte, dann würde er alles für sie tun. Ausnahmslos alles.
 

"Möchtest du jetzt sofort mit mir tanzen?" wollte Zero leise wissen, ehe sich ihre blauen Augen öffneten und einen nachdenklichen Audruck annahmen. Schließlich verneinte sie seine Frage, deutete mit ihrem Kopf auf einen freien Tisch, da sie sich erstmal setzen wollte. Zero hatte verstanden, lief mit ihr zum Tisch rüber und zog den Stuhl zurück, damit sich Shizuka setzen konnte. Ein Glück, so dachte Zero sich, denn ohne Tipps von Aidou hätte er sicherlich schon einige Fehler gemacht.
 

Dankend blickte sie zu Zero rüber, welcher sich nun neben sie setzte und wie Shizuka es tat, einigen Tanzpaaren zuschaute. Ob Zero die Kleine auch so führen könnte? Ob sich Shizuka seinen Schritten anpassen könnte? Verdammt, er wollte sich nicht so viele Fragen stellen, welche ihn nur noch nervöser machten, als ohnehin schon.
 

Eine Hand an seiner ließ ihn wieder zu Shizuka blicken, welche mit geröteten Wangen in seine silbrig-violetten Augen sah. "Ich möchte dir jetzt schon mal danken, dass du mit mit hierher gekommen bist. Ich weiß, dass du solche Veranstaltungen eigentlich nicht magst und...". "Ich bin mit dir hier, weil..." wollte Zero einwenden, doch wusste er nicht, was er eigentlich sagen sollte. Vielleicht einfach das, was ihm sein Herz im Moment sagte? "Weil ich mit dir diesen Abend genießen will" sprach er schließlich, während er seicht mit seinen Daumen über ihren Handrücken strich.
 

Shizuka's Herz klopfte schneller, als sie in die ehrlichen Augen Zero's blickte. Was war das nur auf einmal für ein starkes Gefühl? Wieso berührten diese Worte ihr Herz so sehr, dass sie ihm nun wieder so nahe sein wollte, wie noch vor einigen Minuten? Ihre Hand kribbelte ein wenig, da Zero immer wieder mit dem Daumen über den seidigen Stoff fuhr. Was machte er gerade hier mit ihr?
 

"Jessy, ich...". "Holst du mir vielleicht ein Getränk? Wenn es geht, Orangensaft?". Zero nickte, obwohl er nun schon gern eine Frage gestellt hätte. Was war das eben gewesen? Dieses intensive Gefühl, welches er von ihr ausgehen spüren hatte können? Ein schönes Gefühl, welches selbst seinen Herzschlag beschleunigte. Langsam erhob er sich, warf nochmals einen fragenden Blick zu ihr, ehe er zum langen Tisch lief, um ihr einen Orangensaft zu holen. Vielleicht mochte sie auch nur kurz ihre Ruhe haben? Vermutlich, denn ihre Reaktion war schon etwas zu plötzlich gekommen, oder nicht?
 

"Was war das nur? Er hat mich doch so berührt, wie immer eigentlich, aber... Wieso krieg ich plötzlich Herzrasen, obwohl wir uns nicht mal geküsst haben?". Verdammt, was war das nur gewesen? Sie konnte sich keine Antwort dazu suchen, war die Zeit auch viel zu knapp und ehe sie sich versah, stand Zero mit einem Glas Orangensaft vor ihr und stellte es vor ihr auf den Tisch. Er selbst hatte sich nichts geholt, wie es schien und nach wenigen Sekunden saß er wieder auf seinem Platz und schielte immer wieder zu ihr rüber.
 

"Du hast es bemerkt, nicht wahr?" dachte sie sich und rasch senkte sie ihren Kopf, da sie gerade selbst nicht wusste, was auf einmal mit ihr los war. Immer, wenn sie ihn ansah, dann hatte sie das Gefühl, als wolle sie gleich an seinen Lippen kleben, ihn nie wieder loslassen und ihn ihr Eigentum nennen. Dass sie das nicht konnte, war ihr durchaus bewusst, aber dennoch war es ein kleiner Wunsch, welcher zu wachsen schien. Wieso verzauberte er sie nur so sehr?
 

"Liegt es an mir?" fragte er leise, rückte mit seinen Stuhl ein wenig näher und sah weiterhin zu ihr hinab, da sie ihren Kopf so tief gesenkt hielt. Shizuka wusste keine Antwort und antwortete demnach auch nicht. Was hätte sie denn bitte sagen sollen? 'Tut mir leid, aber dein Anblick lässt mich zu Wachs werden'. Unmöglich, dachte sich Shizuka, während sich ihre Wangen rötlich verfärbten, da er ihr Kinn anhob.
 

"Aufregung... Viel zu viel Aufregung. Was geht gerade in dir vor?". Zero war eigentlich nicht der Typ, welcher ein Mädchen bedrängte, aber er war sich sicher, dass es an ihm lag. Wieso sagte Shizuka denn nicht einfach, was gerade in ihr vorging? Vielleicht konnte er ihr helfen, oder sonst was tun. Nur sitzen und tatenlos zusehen mochte Zero nicht länger.
 

"Ich... Ich weiß auch nicht, was gerade mit mir ist... Wollen wir jetzt tanzen, Zero?". "Du weichst mir aus, aber... Ich kann dich nicht zwingen, mir zu sagen, was du momentan hast". Zero erhob sich, hielt ihr seine Hand hin, welche sie ohne zu zögern ergriff. Vom Silberhaarigen ließ sie sich zur Tanzfläche führen, ehe sie bei einer freien Stelle anhielten und der Musik lauschten. Momentan lief ein schönes Lied, in dessen Vordergrund man Geige vernehmen konnte. Es hörte sich nach Walzer an, oder? Ja, es schien so.
 

Zero hielt ihr seine linke Hand in, in welche sie ihre Rechte legte. Ihre linke Hand legte sie auf seine Schulter, während er seine Linke an ihre Hüfte absetzte. Unglaublich, dachte sich Zero. Unglaublich, dass er wirklich so eng mit Aidou getanzt hatte. Jetzt im Nachhinein wurde ihm bei dem Gedanken wirklich schlecht, aber es hatte einen guten Zweck gedient, denn er wusste noch, welche Schritte er tun musste.
 

"Sieh dir die anderen Gäste an und dann mach es mir nach. Lass dich einfach von mir führen, in Ordnung?". Shizuka nickte unsicher, da sie so noch nie getanzt hatte. Zudem kam, dass dies der erste Tanz mit einen Mann war. Gott, ihr Herz schlug schon wieder so schnell und rasch sah sie zu den Gästen. Schnell verstand sie die Schritte, obwohl in ihrem Inneren ein einziges Gefühlschaos herrschte. Verdammt, was war nur auf einmal mit ihr los? War es wirklich nur die Aufregung, oder lag es letzten Endes doch an Zero?
 

Sie nickte ihm schließlich zu, sah hinab zu ihren Füßen, ehe er begann. Linker Fuß zurück, dann den Rechten, dann zur Seite, eine halbe Drehung und wieder zurück. Gut, dass würde sie behalten und mehr würde sie auch nicht brauchen, oder? Wieder zu ihm aufblickend, folgte sie seinen Schritten, obwohl es schon ein wenig ungewohnt war.
 

"Es ist leicht" murmelte sie leise, errötete ein wenig, als sie ein wenig näher zu ihm gezogen wurde und ein kleines Lächeln auf den Lippen Zero's erschien. "Stimmt, ich hatte mir das auch schwerer vorgestellt. Liegt wohl daran, weil ich eine gute Tanzpartnerin habe". Wieso machte er das in solch einen Moment? Warum sagte er ihr schon wieder so liebe Worte, wo sie doch darauf achten musste, wie sie ihre Füße setzte? Und es kam, wie es kommen musste, sie trat ihm auf den linken Fuß.
 

"Entschuldige, aber... Du raubst mir meine Konzentration, Zero". Zero grinste, da er durchaus wusste, dass er sie mit seinen Worten aus dem Konzept brachte. Gut, würde er nun still sein und den Tanz mit ihr genießen. Immerhin war es auch irgendwie sein erstes Mal, jedenfalls in dieser Hinsicht. Früher hätte er nie mit einem Mädchen getanzt, warum also jetzt? Lag es allein an Shizuka, welche ihren Kopf an seine Schulter lehnte?
 

Sanft strich er über ihre Hüfte, drückte ihre Hand, welche in seine lag, ein wenig mehr, da er sich so ungewohnt gut fühlte. Was war das nur für ein Gefühl, welches ihn gerade ergriff? Er kannte es, aber durch seine Konzentration, die er aufbringen musste, konnte er dieses Gefühl nicht zuordnen. War es vielleicht dieses Gefühl, welches auch Shizuka zuvor verspürte. Nein, sie verspürte es immer noch und schmiegte sich noch näher an seine Brust, als eigentlich nötig.
 

"Fühlst du dich auch so wohl?". Shizuka nickte seicht, behielt ihre Augen jedoch geschlossen, da sie sich im Moment wirklich wohl fühlte. Hieß seine Frage vielleicht, dass er sich auch so fühlte, wie sie im Moment? Es schien so und sie wollte nun nicht fragen und einfach weiter mit ihm tanzen. Wie leicht ihre Bewegungen mittlerweile waren, unfassbar. Keiner von ihnen hatte zuvor so getanzt und es erschien ihnen auf einmal so leicht. So schön, so verzaubernd, einfach zum Verlieben.
 

"Jessy?". Die Angesprochene hob ihren Kopf, sah Zero fragend an, während er sich zu ihr hinabbeugte. Seine Stirn berührte die ihre und seicht schlossen sich seine silbrig-violette Augen, da ein schönes Gefühl durch seinen Magen wanderte. Dieses Gefühl. So langsam verstand er, was er hier fühlte, aber verspürte sie das Gleiche?
 

Noch immer sah Shizuka fragend drein, doch als er seine Augen schloss, überkam es sie einfach und sanft berührte sie seine Lippen mit den ihren. Wie lange war es her, seit sie sich das letzte Mal geküsst hatten? Heute Morgen, oder? Ja, es erschien der Langhaarigen wie eine Ewigkeit. Außerdem, irgendwas war an diesen Kuss so anders, als all ihre anderen Küsse zuvor, welche sie bisher ausgetauscht hatten. Ein Gefühl, welches mit jeder Sekunde intensiver wurde, während tausend Schmetterlinge in ihrem Bauch tanzten. War es das, was sie die ganze Zeit verspürte? War es das, was sie seit einiger Zeit in sich hatte wachsen spüren können? Vorher nie so intensiv, doch nun so enorm, als hätte sie zuvor nie etwas anderes gefühlt, als dieses einzigartige Gefühl.
 

Zero glitt mit seinen Lippen an ihrer Wange entlang, hauchte leichte Küsse auf der weichen Haut, ehe er bei ihrem Ohr ankam und sanft ins Ohrläppchen biss. Verdammt, er fühlte sich so wahnsinnig gut und wollte gar nicht mehr aufhören, im Klang der Musik mit ihr zu tanzen und gleichzeitig ihre Haut liebkosen. Es war ein Wunder, dass er so viele Dinge miteinander kombinieren konnte, aber irgendwie gelang es ihm.
 

"Zero..." hauchte sie, keuchte leise, da er wirklich sanft mit ihr umging und sie einfach nicht wusste, wie sie ihr Wohlgefallen äußern sollte. Im nächsten Moment klang das Lied aus und der Zauber schien vorbei zu sein, jedenfalls dachte es sich Shizuka, als sie plötzlich spürte, wie Zero einen etwas flotteren Rhythmus einschlug und sie dabei noch enger an seine Brust zog.
 

"Zero, ich kann das nicht tanzen, was auch immer das ist" murmelte sie, erntete nur ein leises Seufzen seinerseits, ehe er von ihrem Ohrläppchen abließ und kurz in ihre Augen schaute. "Dann lernen wir das jetzt". Und das aus seinen Mund, dachte sich Shizuka verwundert. Wo war der mürrische Zero nur hin? Tanzte er nun gerne, oder war vielleicht etwas anderes der Grund für seinen plötzlichen Sinneswandel?
 

"Vertrau mir" murmelte er gegen ihre Lippen, nahm diese nochmals kurz in Besitz, nur um zu erfahren, dass dieses Gefühl noch immer bestand. Er mochte gern weiterhin mit ihr tanzen, auch wenn dies nicht seiner Art entsprach. Zero wollte nicht, dass dieses schöne Gefühl endete, welches er schon die ganze Zeit verspürte. Heute Nachmittag war es noch so minimal gewesen, doch nun? Irgendetwas hatte dieses Gefühl aus einen langen Schlaf erweckt und Zero ging stark davon aus, dass dieser Tanz der entscheidene Punkt war.
 

"Ich vertraue dir mehr, als sonst wem. Das weißt du doch, Zero". Ein kleines Lächeln erschien auf Shizuka's Lippen, als er sie erneut an seine Brust zog und er auf die Gäste deutete, welche noch immer tanzten. Schnell waren die flotten Schritte verstanden und erneut versuchten sie ihr Glück auf der Tanzfläche. Es war leicht, wenn man es verstanden hatte, so fand Shizuka. Und irgendwie, wie sollte sie es ausdrücken, hatte sie Zero noch nie so ausgelassen gesehen. Zu gern hätte sie gewusst, was er auf einmal hatte, aber sie würde ihn nun nicht fragen. Vielleicht später, aber nicht jetzt. Jetzt, wo die Romantik ihre Sinne beherrschte und sie erneut in einen Strudel aus abertausenden Gefühlen gezogen wurde.

Schicksalsschlag!

"Möchtest du noch ein Erfrischungsgetränk?" wollte der Silberhaarige wissen und blickte fragend zur Kleinen in seinen Armen hinab, welche sich nur noch mehr an seine Brust schmiegte. Zero wusste nicht, wie spät es mittlerweile war, aber dieser Abend sollte auch noch gar nicht enden, seiner Meinung nach. Er wollte diese vertraute Zweisamkeit einfach noch ein wenig länger genießen und es schien so, als wolle Shizuka ebenfalls noch eine ganze Weile in seinen Armen verweilen.
 

Shizuka fühlte sich momentan so wohl in diesen starken Armen und wollte nicht, dass Zero sie je wieder losließ. So unendlich gut tat diese Zweisamkeit und dieses Gefühl, welches durch ihren Körper floss, es hörte gar nicht mehr auf. Warum konnte es nicht immer so sein, wie in diesem Augenblick? Konnte Zero nicht einfach zu ihr sagen, dass er das hier auch für immer wollte? Dieser Wunsch, so dachte sich die Langhaarige, wuchs immer mehr in ihr heran.
 

"Du bist ziemlich kuschelbedürftig... Also... Nicht, dass mich das stören würde, aber... Es kommt mir so vor, als sei irgendetwas passiert". Zero strich leicht über ihren freien Rücken, glitt mit seinen Fingerspitzen hauchzart über die weiche Haut, welche er erfühlen konnte, ehe sich eine leichte Gänsehaut auf dieser bildete. Ihr Kleid zeigte wirklich viel der seidigen Haut, musste Zero zugeben, aber es wirkte keineswegs übertrieben.
 

Dieser angedeutete Ausschnitt, bei welchen er des Öfteren mit seinen Augen hängenblieb. Diese hauchdünnen Träger, welche er am liebsten von ihren Schultern streifen wollte. Shizuka wirkte so traumhaft schön und er mochte dieses sinnliche Geschöpf in seinen Armen nie mehr hergeben. Dies war sein Wunsch, aber ob ihm dieser Wunsch gewährt wurde, wusste Zero nicht.
 

"Ich habe vorhin zwei Gläser Punsch getrunken und da war Alkohol drin... Ich vertrage nicht viel und das sind nun die Auswirkungen" erklärte Shizuka leise, während sie sich noch ein wenig näher an Zero's Brust kuschelte. Auswirkungen, fragte sich Zero insgeheim. Okay, die Kleine hatte ein wenig Alkohol getrunken, aber ihr Zustand schien noch stabil zu sein, oder? Nur, was waren das für Auswirkungen?
 

"Auswirkungen?". Ein leichtes Nicken ihrerseits, doch ihre Antwort folgte schon bald dicht an seinem Ohr. "Wenn ich Alkohol im Blut habe, dann werde ich anhänglicher und reagiere ziemlich empfindlich auf zärtliche Berührungen". Zero's Wangen verfärbten sich ein wenig, da er ihre Antwort verstanden hatte. Deswegen auch diese Gänsehaut auf ihrem Rücken, oder? Reagierte sie wirklich so empfindlich, wenn er ihre Haut streichelte?
 

"Überrascht?" wisperte sie, nicht ohne ein kleines Lächeln aufzulegen, ehe sie ihre Lippen sanft gegen seine Wange drückte. Als sie von ihm abließ und wieder in die silbrig-violetten Augen blickte, konnte sie auch seine leicht geröteten Wangen erkennen, was ihn noch süßer machte, als ohnehin schon. "Ein wenig". Was hätte Zero denn dazu noch sagen können? Scheinbar müsse er nun aufpassen, wie er sie berührte, oder? Nicht, dass sie noch heiß auf ihn wurde und dann viel mehr wollte, als eigentlich gewollt.
 

"Jessy, möchtest du noch tanzen, oder möchtest du zum Hotel zurück?". Sie standen schließlich schon eine ganze Weile in einer ruhigen Ecke und sahen dem Geschehen auf der Tanzfläche zu. Zero musste zugeben, dass diese Art zu stehen nicht die Bequemste war und er brauchte unbedingt ein wenig Bewegung, obwohl dieser Abend genügend Schwung in sein Leben gebracht hatte. Die Wand hinter ihm, gegen welche er schon die ganze Zeit lehnte, tat auch seinem Rücken auf Dauer nicht gut, wobei er auch noch Shizuka die ganze Zeit in seinen Armen hielt, welche auch noch ein wenig Gewicht ausübte.
 

"Nein... Meine Füße tun mir schon ein bisschen Weh, trotzdem danke. Von mir aus können wir gerne gehen". Sie löste sich von Zero und streckte sich ein wenig, um ihre steifen Glieder zu lockern. Ihm zunickend, dass sie nun gehen konnten, setzte sich Zero in Bewegung, nicht ohne ihr seinen linken Arm anzubieten, bei welchen sie sich sofort einharkte.
 

Als Shizuka und Zero das Gebäude verließen, schlug ihnen die kalte Nachtluft entgegen. Fröstelnd schlang Shizuka ihre Arme um ihren Körper, war es wirklich kalt hier draußen, so fand sie. Im nächsten Moment senkte Zero jedoch seinen Arm, ehe er sich sein Jackett auszog und sie nochmals musterte. Ihr das Jackett über die Schulter legend, legte er noch seinen Arm um sie und zog sie ein wenig näher an seinen Körper. "Ich lasse dich doch nicht erfrieren" sprach er sanft, ehe er mit ihr den Weg fortsetzte.
 

Mit geröteten Wangen blickte Shizuka eine ganze Weile auf den Weg. Dieses unbändige Gefühl in ihrer Magendgegend hörte gar nicht mehr auf. Warum? Nur weil Zero immer so liebe Sachen zu ihr sagte, welche ihr Herz um einige Takte höherschlagen ließ? Und wie zärtlich er sie immer berührte, als sei sie ein zerbrechliches Wesen. Er war so süß und lieb zu ihr. Ein richtiger Traummann in ihren Augen, welchen sie mehr und mehr begehrte.
 

"Woran denkst du im Moment?". Seit einiger Zeit spürte er ihren verträumten Blick auf sich ruhen und fragte sich natürlich, was wohl gerade in ihrem Kopf vorging. Shizuka's Wangen verfärbten sich noch mehr und verlegen wandte sie ihren Blick von Zero ab. Hatte sie ihn die ganze Zeit über angestarrt? Das war ihr gar nicht aufgefallen, da sie so in Gedanken versunken gewesen war. Und was wollte er? Er wollte wissen, woran sie dachte? Nun, ob sie ihm das wirklich auf die Nase binden sollte? Wohl eher nicht.
 

"Magst du mir deine Gedanken nicht sagen, obwohl sie sich vermutlich um mich drehen?". Ein wissendes Lächeln erschien auf Zero's Lippen, als Shizuka verlegen zu Boden blickte. Wahrlich, er hatte sie nun ertappt. Was sollte er auch sonst vermuten, wenn er mit verträumten Blick angesehen wurde? Echt süß, wie sie nun aussah und versuchte, ihre Verlegenheit zu verstecken.
 

Schließlich blieb Zero stehen, zog Shizuka in eine zärtliche Umarmung, während er etwas in die Hocke ging. "Der Abend mit dir war schön". Er wollte, dass Shizuka wusste, dass ihm der Abend gefallen hatte. Nie hätte er geglaubt, so lange mit einem Mädchen zu tanzen, wo er sich doch die ganze Zeit vehement davor gesträubt hatte. Doch nun? Nun bereute Zero keine einzige Bewegung mit ihr, hatte er doch so viele wohlige Gefühle bei ihren Tanz verspürt, welche selbst jetzt noch durch seinen Körper flossen.
 

"Ich bereue keine einzige Sekunde, die ich mit dir verbringen darf, Jessy. Ich hätte mir gewünscht, den Abend noch ein wenig länger auskosten zu können, aber selbst solche schönen Momente haben irgendwann ein Ende". Shizuka schloss ihre Augen und lauschte Zero's Worten, welche ihr ins Ohr gewispert wurden. Leider konnte sie ihm keine Antwort geben, da ihr kein vernünftiger Satz einfiel. Shizuka war einfach nur gerührt und kuschelte sich ein wenig näher an Zero's Körper.
 

"Du bist mir so wichtig geworden und das ist mein voller Ernst. Ich würde mittlerweile alles für dich tun. Einfach alles". Nach seinen Worten legte er seine Lippen auf ihre Wange und verweilte für einige Sekunden so. Zero hoffte, dass Shizuka seinen Worten glaubte, denn er sprach nun aus tiefsten Herzen zu ihr. Was sie wohl gerade von ihm denken mochte? Er spürte nur ihre Empfindungen, spürte Wohlgefallen, gemischt mit Aufregung, welche mit jeder Sekunde zu wachsen schien.
 

"Zero..." hauchte die Kleine, denn zu mehr war sie momentan nicht in der Lage. Er entfernte sich von ihrer Wange, nur um einige Zentimeter weiter zu wandern und erneut seine Lippen auf ihre Wange legte. Ihre Haut war wirklich weich und zart, so dass es ihm immer schwerer fiel, ihr zu widerstehen. Er mochte ihren Körper mit seinen Händen erkunden, wollte jede einzelne Stelle mit seinen Lippen liebkosen und ihr die schönsten Gefühle bescheren.
 

Er glitt weiter, immer wieder Küsse auf ihrer Wange verteilend, ehe er bei ihrem Hals ankam. Auch diesen nahm er mit seinen Lippen in Besitz, knabberte zärtlich an der weichen Haut, nur um beruhigend über die leicht rötliche Stelle zu lecken. Wieso schmeckte sie so gut? Wieso fiel es ihm immer schwerer, sich noch zurückzuhalten? Er wollte sie. Er wollte sie mit Haut und Haar, obwohl er es nicht durfte. Warum? War es dieses wohlige Gefühl, welches ihn dazu verleitete?
 

"Was hast du vor, Zero? Willst du Blut?". Shizuka keuchte erregt auf, krallte sich mit ihren Händen in seinem Hemd fest, da ihre Beine immer weicher wurden. Was machte Zero nur mit ihr? Spürte er denn nicht, dass er sie mit solchen Berührungen erregte? Als sie jedoch sein Kopfschütteln vernahm, war sie für einige Sekunden verwundert, doch diese Verwunderung wandelte sich rasch in pure Lust um, als sie seine Worte hörte, welche leise und erregt an ihrem Ohr erklangen. "Nein, diesmal will ich dein Blut nicht, Jessy... Ich will deinen Körper erkunden, dich berühren, dich küssen und dir nahe sein... Ich will nur dich, sonst nichts".
 

Shizuka hielt den Atem an, ehe sie seine Hände wieder an ihrem Rücken spüren konnte. Er wollte sie? Meinte er das so, wie sie das nun auffasste? Unschlüssig drückte sie ihn ein wenig weg, sah unsicher zu ihm auf, da sie sich nicht sicher war. Seine Augen wirkten verklärt, spiegelten Lust und Begierde wieder, welche er für sie empfand. Nur das, oder fühlte Zero vielleicht doch ein bisschen mehr?
 

"Willst du das wirklich? Ich meine... Du hast gesagt...". Er ließ ihr keine Zeit für einen Einwand, denn er wollte kein anderes Mädchen. Kein anderes Mädchen konnte solche Gefühle in ihm hervorrufen. Nur sie konnte das. Nur Shizuka allein, denn an ihr hatte er sein Herz bereits verloren. Unbewusst, schon vor Tagen, hatte er sein Herz ihr geschenkt, ohne Worte. Ohne überflüssige Worte und Zero selbst hatte es nicht einmal bemerkt. Dass hatte Yagari gemeint, wie auch Aidou und seine Mitschüler. Wie dumm war er nur gewesen, um so etwas nicht zu bemerken?
 

"Ich sage nicht, dass ich mit dir schlafen will, aber... Ich möchte ein wenig mehr Nähe und ich weiß, dass du das auch willst". Er spürte es doch, auch wenn sie Unsicherheit ausstrahlte, so blieb dieses Verlangen dennoch bestehen. Er wollte sie und sie ihn. Seine Instinkte und ihre Körpersprache bestätigten es ihm, auch wenn sie zwanghaft versuchte, ihre Empfindungen zu verleugnen.
 

"Nur für eine Nacht?". Shizuka wusste selbst nicht, wieso sie ausgerechnet solch eine Frage stellte, aber auf einmal verspürte sie Angst, dass er sie nur einmal wollte und dann nie wieder. "Jessy...". Beruhigend strich Zero ihr über die Wange, seufzte gequält, da er natürlich den Hintergrund dieser Frage verstand. Hatte sie wirklich Angst, von ihm so verletzt zu werden? In dieser Hinsicht doch nicht. Nein, nie würde er es wagen, ihr morgen Früh zu sagen, dass er sie nun nicht mehr mochte. Und dennoch. Er konnte ihre Angst verstehen, welche immer größer wurde.
 

"Für eine Nacht bist du mir viel zu schade... Ich möchte, dass du für immer bei mir bleibst. Ich bitte dich um dein Vertrauen, auch wenn du noch immer Zweifel hegst. Ich bin nicht der Typ dafür, der dir jemals so etwas antun würde". Langsam nickte sie ihm zu, noch immer zweifelnd, während ihre Lippen erneut von den seinen in Besitz genommen wurden. Wieder spürte sie seine Hände an ihrem Rücken, welche hauchzart ihre Haut liebkosten. Wie einfühlsam und sanft er vorging. Ja, sie musste ihm vertrauen, denn er würde sie nie so verletzen.
 

"Wenn du ihm dein Herz schenkst... Wirst du nur wieder mit unerträglichen Schmerzen gefoltert werden". Was war das für eine Stimme, dachte sich Shizuka, spürte Zero's Zunge über ihre Lippen gleiten und gewährte ihm Einlass. Sicherlich hatte sie sich diese Stimme nur eingebildet, oder? Ja, ihre Sinne waren benebelt. Benebelt von Zero, welcher in ihren Mund keuchte und sie gleichzeitig noch näher an seine Brust zog, um den Kuss zu vertiefen.
 

"Dein Aufenthalt hier wird schon sehr bald enden, Jessica. Willst du wirklich dein verletztes Herz noch mal verschenken? Du wirst Zero nicht halten können, ganz gleich, wie stark deine Gefühle für ihn sind". Wieder diese Stimme, diesmal um einiges lauter, weswegen sie innehielt. Zaghaft öffnete sie ihre Augen, spürte gleichzeitig, wie Zero fordernd nach mehr verlangte und nun von ihr abließ, da sie sich nicht mehr rührte.
 

"Vampirblut ist dein Begehren, Jessica. Dein Begehren hilft dir, in deiner Welt ein neues Leben zu beginnen. Ein neues Leben, ohne Pein, ohne Verachtung und ohne Diskriminierung". Was hatte das zu bedeuten? Sollte das ihr Schicksal sein? Nein, das durfte nicht sein. Sie wollte bei Zero bleiben. Hier, in dieser neuen Welt, welche ihr so viel näher war. Sie wollte niemals zurück. Nein, sie wollte das nicht. Wieso hörte diese Stimme in ihrem Kopf nicht auf?
 

Zero sah verwundert in das verängstigte Gesicht der Kleinen, welche einen toten Punkt fixierte. Er spürte, wie ihr die Angst in die Glieder stieg, sah mit seinen Augen, wie sie zu zittern begann, ehe sie einige Schritte von ihm zurückwich. "Nein, ich will das nicht..." hauchte sie fast tonlos, was Zero verwunderte. Meinte sie, dass sie nicht das wollte, was er wollte? Ihr ganzes Verlangen war gewichen und nun strahlte sie nur noch Angst, mit einem Hauch Verzweiflung, aus. Musste sich Zero wirklich angesprochen fühlen? Seltsam, ihre Abweisung tat Weh, obwohl er sich nicht sicher sein konnte.
 

"Dein Wesen in deiner Welt wird sich verändern, wenn dein Begehren nach Vampirblut gestillt ist. Du wirst ein normales Leben führen können, wie du es immer wolltest. Ist es nicht das, was du dir immer gewünscht hast?". Shizuka erhob ihre Hände und legte sich diese an ihre Ohren. Aufhören, schrie sie in Gedanken. Klar, dass hatte sie sich immer gewünscht, aber dieser Traum, dieser innige Wunsch war unwichtig geworden. Unwichtig geworden, weil sie einen Menschen kennengelernt hatte, der trotz allem an ihrer Seite blieb. Nein, kein Mensch, dachte sich Shizuka insgeheim. Er war ein Vampir. Ein Vampir, welcher immer für sie da sein würde. Immer, was auch immer passierte.
 

"Jessy, was ist? Ich höre auf, wenn du das möchtest" erklärte Zero, versuchte ihre Hände von ihren Ohren zu nehmen, was sich allerdings als äußerst schwierig erwies. Was war nur mit ihr? Hatte sie vielleicht Schmerzen? Ihr verkrampftes Gesicht sagte so vieles aus, aber er spürte ihren inneren Schmerz, welcher immer weiter anstieg. Was passierte nur mit ihr? Wieso kam sich Zero im Moment so machtlos vor?
 

"Aufhören. Bitte, hör auf" wimmerte die Langhaarige, schüttelte verzweifelt ihren Kopf, da sie diese Worte nicht mehr hören mochte. Verdammt, wieso machte man ihr nun alles kaputt? Schmerz. Deutlich spürte sie den unsagbaren Schmerz, welcher sich um ihr Herz schließen wollte. Nein, es sollte aufhören. "Du wirst dein Schicksal nicht ändern können, Jessica. Dein Dasein hier endet bald, schon sehr bald. Versuche nicht dem Verlangen nach Vampirblut zu widerstehen, denn sonst verfällst du dem Wahnsinn und wirst zu einem hungrigen Tier".
 

"Aufhören... Ich sagte, du sollst aufhören". Zero wurde grob zur Seite gestoßen, stieß gegen die Hauswand, an welcher er lehnend stehenblieb. Er sah Shizuka hinterher, welche die Flucht ergriff. Was war nur mit ihr? Meinte sie wirklich ihn? Er hatte doch schon längst aufgehört, oder? Warum beschlich ihn dieses beklemmende Gefühl und schloss sich um sein Herz? Verdammt, er musste wissen, was sie hatte und deswegen nahm er ihre Verfolgung auf.
 

"Du kannst deinem Schicksal nicht entfliehen, sieh es ein. Kein Mittel wird dir helfen, um für immer in dieser Welt zu bleiben". Aufhören, dachte Shizuka, während sie mit Tränen in den Augen zum Hotel rannte. Was sollte sie nun tun? Dieses Schicksal, welches scheinbar für sie vorbestimmt war. Sollte es sich wirklich erfüllen, wenn sie weiterhin Blut eines Vampirs trank? Nein, sie würde sich wehren, ganz sicher. Nur, sie wusste auch, dass sie dann irgendwann ein blutrünstiges Monster werden würde. Was sollte sie jetzt tun? "Hanabusa" kam ihr der Name des Blonden in den Sinn. Vielleicht wusste der Adelsvampir eine Lösung? Ja, zumindest könnte sie ihn fragen.
 

In die Eingangshalle des Hotels stürmend, sah sie sich hastig um, lief einige Stufen hinab und blickte rasch durch die Hotelbar. Sie erinnerte sich, dass Hanabusa gemeint hatte, er wolle sich hier amüsieren, oder? Jedoch konnte sie den Blonden unter den Gästen nicht entdecken, weswegen sie die Stufen wieder eiligst hochstieg und zur Treppe rannte. Die wenigen Stufen überwunden, lief sie hastig den Gang entlang, ehe sie Hanabusa's Zimmer erreichte.
 

"Hanabusa... Mach auf, bitte...". Hastig klopfte sie, hoffte sie doch, dass er nun bloß nicht schlief. Sicherlich brauchte er Schlaf, da er doch auch den ganzen Tag über wach gewesen war, oder? Ohnehin hatte es sie gewundert, dass er nicht schon längst ins Bett gegangen war, wo sie hier angekommen waren. Hoffentlich half er ihr, oder würde es zumindest versuchen. Warum öffnete er denn nicht die Tür?
 

"Hey, was machst du denn für einen Krach? Ich wollte mich ein bisschen hinlegen, weil ich so... Shizuka, was hast du denn? Hey, was ist mit dir passiert?". Hanabusa war mit einem Mal wach, als er in das verweinte Gesicht der Langhaarigen blickte. War vielleicht etwas Schlimmes passiert? Und wo was Kiryuu? Dessen Präsenz spürte er nicht, auch nicht im Zimmer nebenan.
 

"Lass mich rein, bitte" hauchte sie, ehe er die Tür weiter öffnete und das aufgelöste Mädchen in sein Zimmer ließ. Hinter sich schloss er die Tür und sah noch immer fragend zur Kleinen, welche sich aufs Bett setzte. Ob es sie nicht störte, dass er nur in einer Boxershorts vor ihr stand? Scheinbar registrierte sie das nicht einmal, da ihr ununterbrochen die Tränen liefen.
 

Schweigend setzte er sich neben ihr aufs Bett, zögerte noch ein bisschen, weil er nicht wusste, ob er sie überhaupt anfassen durfte. Doch schließlich gab er sich einen Ruck und legte seinen rechten Arm um sie. "Hey, warum weinst du so? Hat Kiryuu dich verletzt?" fragte er sanft, denn er wusste einfach nicht, wie er sich momentan verhalten sollte. Es kam nicht jeden Tag ein Mädchen zu ihm, welche weinte und Kummer hatte. Und trotzdem würde er versuchen, ihr ein bisschen zu helfen, wenn er vielleicht eine Lösung wusste.
 

"Ich..." begann sie, doch ein Schluchzer unterbrach sie, während ihr Körper erneut zu zittern begann. Verdammt, sie wollte dieses Schicksal nicht. Sie wollte doch einfach nur hier bei Zero bleiben. Hier, wo sie neue Freunde gefunden hatte und eine besondere Person, welche ihr Herz immerzu höherschlagen ließ. "Ich will nicht weg... Ich will bei euch bleiben, Hanabusa. Sag mir, wie ich bei euch bleiben kann, bitte". Verwundert sahen blaue Augen in ihre, da der Blonde nicht wirklich verstand, was sie damit meinte.
 

"Du musst doch gar nicht gehen. Keiner schickt dich fort, ehrlich nicht. Hat Kiryuu gesagt, dass du gehen sollst?". Anders konnte sich Hanabusa ihre Frage nicht erklären, denn er wollte doch gar nicht, dass sie ging. Er mochte sie doch, also sah er keinen Grund, warum er sie wegschicken sollte. Seicht schüttelte Shizuka ihren Kopf, da Zero sie nicht weggeschickt hatte. Warum auch? Zero musste nun sonst was denken, oder? Schließlich war sie einfach abgehauen und hatte ihn grob zur Seite gestoßen.
 

"Was ist denn passiert? Ich kann dir nur helfen, wenn du mir erzählst, was passiert ist? Ist euer Abend denn nicht schön gewesen?". Eine Weile war es still zwischen ihnen, während die Langhaarige nach einigen Worten suchte, um ihr Verhalten zu erklären. Sollte sie Hanabusa sagen, dass sie furchtbare Angst hatte? Obwohl, sicherlich spürte er ihre Empfindungen, oder?
 

"Zero und ich... Wir haben uns vorhin geküsst und...". "Siehst du, ich sagte doch, zwischen euch kommt wieder alles in Ordnung". Schwach lächelte die Kleine, senkte jedoch ihren Kopf, da Hanabusa nicht sehen sollte, dass ihr erneute Tränen aus den Augen liefen. "Mag sein, aber... Als wir uns küssten, da habe ich eine Stimme in meinen Kopf gehört. Eine weibliche Stimme, die mir sagte, dass sich mein Schicksal schon bald erfüllen würde". Hanabusa's anfängliches Lächeln verschwand, da nun Verwunderung in ihm aufstieg. Eine Stimme in ihrem Kopf? Ihr Schicksal würde sich bald erfüllen? Was sollte das denn heißen?
 

"Vampirblut ist das, was ich begehre, sagte diese Stimme. Ich werde, wenn ich mein Verlangen nach Vampirblut weiterhin stille, gehen müssen... Jedenfalls sagte mir das diese Stimme in meinen Kopf und...". Wieder schluchzte Shizuka verbittert, ehe Hanabusa ihr Gesicht anhob und ihr einige Tränen von der Wange strich. Wie bitte, dachte er sich verwundert. Sie müsse gehen, wenn sie weiterhin Vampirblut zu sich nahm? Warum? Was hatte das zu bedeuten?
 

"Erzähl mir alles, damit ich Kaname darüber in Kenntnis setzen kann" verlangte er von ihr und tief atmete Shizuka durch, um endlich alles zu erzählen. "Hanabusa... Ich darf Zero nicht lieben... Ich darf ihn nicht lieben, da mein Aufenthalt hier bald endet. Ich werde zurück in meine Welt kehren und dort ein neues Leben beginnen. Ein neues Leben in einer neuen Form. Der Grund, warum ich Vampirblut trinken muss, so kann ich es mir erklären, scheint der Weg zu einem normalen Aussehen zu sein. Deswegen... Ich darf ihm mein Herz nicht geben, auch wenn er es mir schon längst geraubt hat".
 

"Aber... Weiß Kiryuu davon?". Shizuka verneinte diese Frage, während sie ihre Augen schloss und erneut schluchzte. Nein, sie durfte Zero davon nichts sagen. Gerade wäre doch alles so schön geworden und nun wurde ihr Schicksal in eine neue Richtung gelenkt. Eine neue Richtung, welche sie nicht einschwenken wollte. Ihr Herz verkrampfte sich bei der Vorstellung, dass sie schon sehr bald gehen müsse. Warum nur? Warum plagte man sie mit solch unsagbaren Schmerz?
 

Hanabusa blickte zur Tür, da er deutlich eine Präsenz wahrnehmen konnte. Eine Präsenz, welche nur ein Vampir ausstrahlen konnte. Zero, dachte er sich. Ob der Silberhaarige schon lange vor seiner Zimmertür stand? Hörte er vielleicht ihrem Gespräch zu? Nun, dass wusste er nicht, aber er würde Zero indirekt Shizuka's Empfindungen näher bringen, damit er sich nicht so schlecht fühlen musste. Er spürte nämlich deutlich, wie niedergeschlagen Zero war.
 

"Du musst mit Kiryuu sprechen... Wenn du ihn wirklich liebst und er dich, dann solltest du ihm die Wahrheit sagen. Sag ihm, was dich belastet, damit er dich versteht. Wir Vampire spüren zwar Empfindungen, aber wie es in einer Person aussieht, können wir auch nur erahnen". Hanabusa meinte es doch nur gut mit ihr, denn sie sollte sich nicht alleine quälen. Nein, nun wo er davon wusste, würde er vorerst bei ihr bleiben und ihr immer wieder Mut zusprechen. Shizuka sollte nicht daran zerbrechen.
 

"Nein... Zero darf niemals davon erfahren. Er hat schon genug gelitten... Am besten wäre es, wenn ich mich in Zukunft von ihm fernhalte. Damit verletze ich ihn zwar auch, aber... Das ist immer noch besser, als ihm zu sagen, dass ich ihn liebe und dann einfach aus seinem Leben verschwinde". Plötzlich ging die Tür auf und Zero trat schweigend ein. Hanabusa rückte sofort von Shizuka weg, erhob sich sogar und lief an Zero vorbei. "Kümmer dich um sie, okay? Ich werde tun, was sich machen lässt. Kaname ist auch noch da und wird sicher eine Lösung finden" murmelte der Blonde leise, zog sich seinen Morgenmantel an und verließ sein Zimmer. Es war besser so, wenn er Zero das Feld überließ, denn dieser würde der Kleinen sicherlich besser helfen können, als dass es Hanabusa jemals könnte.
 

Genauso schweigend setzte sich Zero neben Shizuka hin und starrte ins Leere. Natürlich hatte er das gesamte Gespräch mitbekommen und nur darauf gewartet, im passenden Moment einzutreten. Es erschütterte ihn und auch sein Herz verkrampfte sich bei der Vorstellung, sie schon bald zu verlieren. Jetzt, wo seine Gefühle zu ihr klar waren. Es schmerzte unsagbar, zu wissen, dass sie solch ein Schicksal erdulden musste. Doch nun verstand er auch, was genau vorhin passiert war. Nicht er war gemeint gewesen, sondern diese Stimme in ihrem Kopf, welche ihr solchen Kummer bereitete.
 

"Ich liebe dich auch, Jessy..." murmelte er leise, denn er wollte, dass sie von seinen Gefühlen wusste. Ein Schluchzer neben ihm erklang und wieder weinte die Kleine verbittert, während sie ihre rechte Hand erhob und diese auf ihre linke Brust legte. Warum nur? Wieso sagte er gerade jetzt, dass er das Gleiche für sie empfand? Er sollte nicht leiden, nur weil sie bald aus seinem Leben verschwand. Nie wieder würden sie sich sehen können, oder? Vermutlich und genau diese Tatsache tat so unsagbar Weh.
 

"Erinnerst du dich an meine Worte? Ich sagte dir, dass ich es nicht zulassen werde, dass du in deine Welt zurück musst". Sie nickte zaghaft, während sie eine Hand auf ihrer Schulter spürte. Aus traurigen Augen sah sie zu ihm auf, wurde mit einem Lächeln begrüßt, welches sie noch mehr verletzte, als ohnehin schon.
 

"Hör auf, Zero... Es ist besser, wenn du mich vergisst. Wenn ich das früher gewusst hätte, dann...". "Dann hättest du dich von Anfang an von mir ferngehalten? Hättest du das wirklich gekonnt?". So lächerlich seine Frage auch klang, sie sagte die Wahrheit aus. Kopfschüttelnd verneinte sie seine zweite Frage, ehe sie sich in einer Umarmung befand. "All deine Worte... Du hast schon vorher soviel für mich empfunden und der heutige Abend hat uns beiden die Augen geöffnet. Eigentlich hätte ich es schon viel früher wissen müssen... Ich hätte dir schon viel früher sagen müssen, dass du mein Herz besitzt. Nur deswegen kann ich darüber hinwegsehen, dass du zur Hälfte ein Vampir bist. Nur deswegen ist mir dein eigentliches Aussehen total egal, Jessy".
 

Wieder schluchzte Shizuka laut, verkrallte ihre Finger in seinem Hemd, da sie Halt brauchte. Halt, welcher Zero ihr gab, obwohl er das eigentlich nicht mehr tun musste. Er musste sich nicht länger um sie kümmern, da sie eh bald gehen müsse. Alles erschien ihr so sinnlos. War das denn wirklich noch eine schicksalhafte Begegnung? Nein, ein blöder Zufall wohl eher, weil sich Gefühle eingemischt hatten. Gefühle, welche beider Herzen nun erschwerten.
 

"Warum nennst du mich nicht mehr Shizuka? Sagtest du nicht, du möchtest mich weiterhin Shizuka nennen? Seit Tagen sprichst du mich nur noch mit 'Jessy' an". Eigentlich war ihre Frage total unsinnig gestellt, da sie in dieser Situation überhaupt nicht reinpasste, aber vielleicht mochte Shizuka auch nur vom eigentlichen Thema ablenken? Alles war besser, als sich nun pausenlos darüber Gedanken zu machen, wann ihr Aufenthalt endete.
 

"Ich weiß nicht... Ich habe mich einfach an deinen richtigen Namen gewöhnt und deswegen nenne ich dich auch so". Zero wusste, sie wollte vom Thema ablenken und vielleicht war es vorerst auch besser so. Vielleicht sollten sie auch nicht daran denken, was der morgige Tag brachte? Ja, sie sollten im Hier und Jetzt leben und ihr Glück, so lange es noch bestand, genießen.
 

"Jessy... Komm, wir gehen in unser Zimmer. Keine Angst, ich bin bei dir und werde es auch bleiben, versprochen". "Versprich nichts, was du am Ende nicht halten kannst". Dieser Einwand kam schnell, fand Zero, aber er konnte ihre Sorge diesbezüglich verstehen. Und dennoch, er würde sein Versprechen halten, denn notfalls würde er mit ihr gehen, wenn es denn möglich war. Er würde sie nicht alleine gehen lassen. Er brauchte sie und wollte sie. Sie sollte für immer an seiner Seite bleiben und nicht irgendwann aus seinem Leben verschwinden.
 

Nickend gab er ihr schließlich Recht, auch wenn er sich innerlich etwas anderes dachte. Nur, er würde nun nicht mit ihr diskutieren, denn dieses Thema sollte vorerst unter den Tisch gekehrt werden. Shizuka sollte sich beruhigen und wieder ein süßes Lächeln aufsetzen. Ein Lächeln, welches sein Herz erwärmte. Ein Lächeln, welches nur für ihm bestimmt war.
 

Sanft hob er sie auf seine Arme, öffnete die Türe mit dem Ellenbogen und lief den Gang hinab zur nächsten Tür, welche von Shizuka mit den Schlüssel geöffnet wurde. Von weiten konnte sie Hanabusa erkennen, welcher gerade um die Ecke bog und vermutlich in sein Zimmer zurück wollte. Eine sorgenvolle Miene hatte sich auf sein Gesicht gelegt und dennoch lächelte er Zero und sie an, da er niemanden beunruhigen wollte. Nun, Hanabusa wusste auch nicht, ob es eine Lösung gab, aber vielleicht half Abwarten und Hoffen? Ja, Kaname Kuran war auch noch da und Aidou glaubte, dass der Reinblütige sicherlich einen Weg kannte, um Shizuka's Aufenthalt zu verewigen.
 

Zero trat schließlich auch ins Zimmer, schubste die Türe mit seinen Fuß hinter sich zu, ehe er auf das Bett zusteuerte. Shizuka aufs Bett legend, entledigte er sich seiner Schuhe und der Hose. Das Hemd fand auch Platz auf den Boden, ehe er sich über die Kleine beugte. "Der Grund, warum ich dich berühren wollte... Nun kennst du ihn... Du bist die Einzige, mit der ich mein erstes Mal haben möchte". Die Langhaarige errötete, als Zero ihr das einfach so sagte. Wollte er das wirklich? Wollte er seine Unschuld wirklich an eine Person verschwenden, welche wohlmöglich bald nicht mehr bei ihm sein konnte?
 

"Keine Angst, Jessy... Ich bin bei dir". Er wollte nicht, dass sie noch länger diese Angst verspürte. Diese Angst, die er doch selbst hatte. Einer von ihnen musste stark bleiben, aber Zero konnte es im Moment nicht. Selbst er, der eigentlich äußerlich immer kühl wirkte, verspürte den Drang danach, Tränen zu vergießen. Dieser Tag sollte endlich enden. Und am besten endete er, in dem sie nun einschlafen würden, oder?
 

Sanft hob er die Kleine an, zog ihren Reißverschluss an der linken Hüftseite herunter, ehe er ihr die Träger von den Schultern streifte. "Ich darf doch, oder?". Shizuka nickte, während sich ihre Augen seicht schlossen. Natürlich durfte er. Kein anderer Mann hatte das Recht, sie auszuziehen. Er hatte schon immer das Recht besessen, auch wenn sie zu Anfang noch gemeckert hatte.
 

Ihr Kleid wurde ihr abgestreift und landete wenige Sekunden später auf den Boden, kurz darauf auch ihre Handschuhe, ehe Zero sich zur Langhaarigen beugte und ihre Beine spreizte. "Ich möchte dir ganz nahe sein, Jessy...". "Das warst du schon immer... Nur du darfst mir so nahe sein, Zero" erwiderte sie, legte ihre Lippen hauchzart auf seine Stirn, ehe sie sich wieder in die Kissen sinken ließ.
 

Einige Sekunden sah Zero noch in die strahlend blauen Augen, ehe er zur Nachttischlampe griff, welche er vorhin angeschaltet hatte, da er zuvor erst hier nach Shizuka gesucht hatte. Die Lampe ausschaltend, kuschelte er sich an Shizuka's Brust, spürte ihren BH deutlich an seinem Gesicht, was ihn jedoch nicht störte. Er war froh, ihr nun wenigstens so nahe sein zu dürfen, denn er hatte gedacht, sie würde sich nun ihm verwehren wollen. Wenigstens etwas, was ihm nun blieb. Fragte sich nur, wie lange noch?
 

"Ich liebe dich...". Nur leise glitten diese Worte über Shizuka's Lippen, ließen sie erröten, da sie ihm das zuvor nicht ins Gesicht hatte sagen können. Sie hätte es gern unter anderen Umständen getan, aber scheinbar musste sie sich ihrem neuen Schicksal fügen. Ein Schicksal, welches schlimmer war, als ein menschlicher Vampir zu sein, welcher nach Vampirblut gierte.
 

"Ich dich auch... Schlaf ein bisschen. Morgen müssen wir wieder viel laufen". Wissend nickte Shizuka, da sie natürlich noch einen langen Fußmarsch vor sich hatten. Nun würde sie erstmal versuchen zu schlafen, wenn es ihr überhaupt gelang. Verdammt, am heutigen Tag war wirklich eine Menge passiert, oder? Ja, zu viele Dinge auf einmal. Erst der Fußmarsch nach Euthal, dann Zero's Verhalten, welches sie verletzt hatte, dann dieser Level E, der Tanzabend, welcher viele Gefühle erweckt hatte und zum Schluss nun ihr neues Schicksal. Doch das Wichtigste war nun das Hier und Jetzt, oder? Zero liebte sie und sie ihn. Fragte sich nur, wie lange sie noch bei ihm bleiben durfte und ihm ihre Liebe schenken konnte.

Innerer Kampf!

Shizukua wusste nicht, wie spät es war, als sie ihre Augen aufschlug und eigentlich war es ihr auch letzten Endes egal. In der Nacht hatte sie nur wenig Schlaf gehabt, weil sich immer wieder düstere Gedanken in ihrem Kopf eingeschlichen hatten. Warum nur, fragte sie sich zum wiederholten Male und erneut stiegen ihr salzige Tränen in die Augen, welche sie einfach nicht unterdrücken konnte.
 

Der Silberhaarige hob seinen Kopf an, als er ein leises Schluchzen vernehmen konnte. Auch Zero hatte kaum ein Auge zubekommen, hatte er doch die ganze Nacht über seine Liebste gewacht. Und nun? Nun liefen ihr wieder Tränen an den Wangen hinab, ehe ein weiteres Schluchzen folgte. "Jessy...". Zero rutschte ein wenig höher, während er seine rechte Hand hob und ihr einige Tränen aus dem Gesicht wischte.
 

"Warum muss ich dieses Schicksal erdulden? Warum kann ich nicht einfach bei dir bleiben und mit dir glücklich sein?". Wieder strich Zero über ihre Wange, während er gleichzeitig seinen Kopf schüttelte. "Ich werde alles tun, glaub mir. Alles, damit du bei mir bleiben kannst". Shizuka sollte endlich aufhören zu weinen. Sie sollte nun stark sein und mit ihm die gemeinsame Zeit genießen. Irgendwie schaffte es Zero doch auch, oder? Er versuchte zumindest stark zu sein, denn es brachte doch nichts, wenn er nun auch noch weinte, oder?
 

Die Langhaarige nickte leicht, wischte sich mit ihrer Hand übers Gesicht, ehe sie erneut in die silbrig-violetten Seen blickte, welche liebevoll in ihre blauen Augen sahen. Seicht strich sie ihm durchs silberne Haar, ehe ihre Hand bei seiner Wange stoppte. Ein zaghaftes Lächeln erschien auf Shizuka's Lippen, welches nach wenigen Sekunden erwidert wurde. "Schon besser... Sei stark, Jessy". Nochmals nickte sie ihm zu, ehe er mit seinem Gesicht näher dem ihrem kam und hauchzart ihre Lippen mit den seinen versiegelte.
 

Wenig später waren Zero und Shizuka angezogen in ihrem Zimmer und packten ihre Taschen. Nur noch schnell frühstücken und dann würden sie Euthal den Rücken kehren. Euthal. Die Stadt, welche sowohl schöne, als auch schlechte Erinnerungen in ihren Herzen zurück lassen würde. Ob Hanabusa auch schon wach war? Für den Adelsvampir begann nun eigentlich die gewohnte Schlafenszeit, oder nicht?
 

Gemeinsam verließen sie schließlich ihr Zimmer. Zero schloss die Türe hinter sich, während Shizuka zur nächsten Tür lief und leicht an das massive Holz klopfte. Ein Murren, welches sich schläfrig anhörte, erklang von der anderen Seite und Shizuka vermutete stark, dass der Blonde wohl noch in den Federn lag. Leise öffnete sie die Tür, wunderte sich im ersten Moment, das diese von Innen nicht verriegelt gewesen war, doch schob sie diesen Gedanken erstmal beiseite.
 

Genauso leise betrat sie das Zimmer des Blonden, musste sich das Lachen verkneifen, da Hanabusa die Decke über seinen Kopf zog, weil ihm wohl das Licht störte, welches nun ins Zimmer drang. Die Vorhänge waren zugezogen, was Shizuka auch nicht sonderlich verwunderte. Vampire hassten Sinnenlicht. Und dennoch setzte sich Hanabusa der Sonne aus, allein aus dem Grund, weil Tagsüber Dinge geschahen, welche bei Nacht nie passieren würden.
 

Einen Spalt breit öffnete sie den rechten Vorhang, ließ ein wenig Sonnenlicht ins Zimmer, ehe sie sich wieder dem Bett zuwendete und nur kurz zu Zero sah, welcher im Türrahmen stand. Sich auf die Bettkannte setzend, legte sie ihre Hand sanft auf seine Schulter, jedenfalls vermutete Shizuka das. "Hanabusa... Du musst aufstehen... Wir wollen frühstücken und uns dann auf den Weg machen".
 

Wieder erklang ein Murren seitens Hanabusa, ehe er die Decke ein wenig von seinem Kopf schob und müde zu Shizuka blickte. Seine blauen Seen schlossen sich rasch wieder, weil das Sonnenlich in seinen Augen fürchterlich schmerzte. Verdammt, er mochte nicht schon wieder der Sonne ausgesetzt sein. "Zu hell... Meine Augen, verdammt" maulte der Blonde gequält und legte seinen linken Arm über sein Gesicht.
 

"Ich weiß, dass dir das Sonnenlicht zu schaffen macht und du jetzt eigentlich schlafen möchtest, aber...". "Steh einfach auf und mach dich fertig, Aidou. Jessy und ich gehen schon mal in den Speisesaal" unterbrach Zero seine Freundin und lief einfach voraus. Einer musste bei Aidou ein Machtwort sprechen, sonst würden sie heute Abend noch in Euthal sein.
 

"Kiryuu, du hast keine Ahnung... Hoffentlich schmerzen dir die Augen auch mal so sehr, wenn du dem Sonnenlicht ausgesetzt bist" blaffte Hanabusa und setzte sich auf, während er eine wütende Miene auflegte. Was bildete sich der Silberhaarige eigentlich ein? Vollidiot, dachte sich der Blonde und blickte wieder zur Langhaarigen.
 

"Entschuldige... Zero meint es nicht so. Er möchte sich eben bald auf den Weg machen". Hanabusa nickte verstehend, denn vielleicht reagierte Zero wirklich nur so, weil er angespannt war. Diese innere Unruhe, welche der Blonde bei Zero hatte spüren können und Shizuka ebenfalls ausstrahlte. "Okay, ich stehe auf und komme dann gleich zu euch runter". Shizuka nickte, erhob sich vom Bett und strich Hanabusa aufmunternd durchs blonde Haar.
 

Kaum war Shizuka unten im Speisesaal angekommen, erblickte sie Zero bei einem freien Tisch sitzen. Er aß schon und schien nun vorerst seine Ruhe haben zu wollen. Schweigend setzte sie sich ihm gegenüber und nahm sich ein Brötchen, welches sie mit Schmierkäse bestrich. Zu Zero blickend, biss sie schließlich ein Stück von ihrem Brötchen ab und musterte seine Mimiken.
 

"Entschuldige... Du meinst es nur gut mit ihm, aber er versteht leider keine andere Sprache, Jessy". Wissend nickte Shizuka, wusste sie doch genau, dass Hanabusa ein schwieriger Fall war. Dennoch, sie hatte gehofft, der Blonde würde auf ihre nette Art hin aufstehen, aber Zero hatte keine Zeit verstreichen lassen, da er es nun mal eilig hatte.
 

"Schon okay, Zero... Ich mache dir keine Vorwürfe. Wie könnte ich dem Mann, der die Frechheit besaß, mein Herz zu stehlen, irgendwelche Vorwürfe machen?". Sie konnte sehen, wie sich Zero's Wangen rötlich verfärbten und er verlegen in eine andere Richtung schaute.
 

"Das sagt ausgerechnet das Mädchen, die mir nach ein paar Tagen schon den Kopf verdrehen musste. Du warst es doch, die sich immer an mich kuscheln musste und mich erregen wollte". Okay, so dachte Shizuka, während sich auch ihre Wangen verfärbten. Konnte sie diesem Argument noch etwas entgegen setzen? Nachdenkend aß sie weiter, bis ihr dann doch eine Antwort einfiel.
 

"Ach ja? Dürfte ich dich daran erinnern, dass du dich an mich rangemacht hast? Ich meine, wer von uns beiden wollte unbedingt Knutschen?". Zero wurde eine Spur röter im Gesicht und überlegte, wie er dem etwas entgegen setzen konnte. Verdammt, Shizuka hatte Recht, denn er hatte die Kleine küssen wollen und hatte es schließlich auch getan.
 

"Ja und? Jetzt tu nicht so, als hättest du das nicht gewollt". Zero versuchte beleidigt zu klingen, was ihm aber deutlich misslang. Nun, er musste ohnehin über ihre Unterhaltung lächeln. Diese Neckerei hatte ihm wahrlich gefehlt und hob auch ein wenig die Stimmung. Wenigstens etwas, dachte sich Zero und hoffte, dass ihre momentane Stimmung noch eine Weile bestehen blieb.
 

"Das verleugne ich auch gar nicht. Ich wollte dich nur darauf hinweisen, mein Lieber". Shizuka grinste ihren Freund fies an, da er nun versuchte, den Beleidigten zu spielen. Nur, es schien ihm nicht ganz zu gelingen, da er ein zaghaftes Lächeln auf den Lippen trug. Ihm gefiel diese lockere Unterhaltung genauso, wie ihr, oder?
 

"Wäre auch nicht in Ordnung, wenn du dein Wohlgefallen verleugnen würdest. Ich habe mir schließlich soviel Mühe gegeben". Okay, in welche Richtung führte ihr Gespräch? Shizuka lagen so viele Sätze auf der Zunge, welche sie nur zu gerne aussprechen wollte. Ihr fiel es wahrlich schwer, nicht sexistische Äußerungen von zu sich zu geben, um diese Unterhaltung noch interessanter zu machen, als ohnehin schon.
 

"Ich könnte jetzt soviel sagen, aber ich lasse es lieber" grinste Shizuka noch breiter, ehe sie Zero's Blick auf sich spürte. Fragend blickte er seine Freundin in die Augen, war er natürlich neugierig, was für Sätze sie sich wohl verkneifen musste. "Sag ruhig... Ich bin ganz Ohr". Die Kleine grinste diabolisch, ehe sie nachdachte, was sie ihm vor den Kopf werfen könnte.
 

"Ob du dir auch soviel Mühe im Bett machen würdest? Also... Interessieren würde mich das ja schon...". Nachdenkend sah Shizuka zur Decke und wartete gespannt auf Zero's Reaktion. Gut, ihr Spielchen konnte beginnen, denn Zero hatte es doch so gewollt, oder? Ja, er wollte doch unbedingt wissen, was sie so dachte. Konnte er haben, dachte sich die Langhaarige.
 

"Also... Ich... Jessy, was hast du nur für Gedanken?". Okay, Shizuka hatte ihn nun völlig aus dem Konzept gebracht. Mit allem hatte er gerechnet, aber nicht mit solchen Dingen. Super, dachte er sich insgeheim. Seine Antwort war auch nicht gerade die Hellste gewesen, oder? Verdammt, Zero sah genau, wie ihr Grinsen zunahm, weil er eben so gestammelt hatte.
 

"Och Zero... Du musst doch nicht gleich rot werden... Man darf sich doch solche Fragen stellen, oder nicht? Jetzt sag mir nicht, dass du nie solche Gedanken hast. Gerade du, wo du doch ein Kerl bist". Abschätzend sah Shizuka zu Zero rüber und beobachtete dessen Miene. Wehe, er sagte nun, dass er nie an solche Sachen dachte. Kein einziges Wort würde sie ihm glauben. Seufzend sah sie wieder zur Decke, da er so lange brauchte, um ihr eine Antwort zu geben.
 

Zero kratzte sich an der linken Wange, ehe er nach einer Antwort suchte. "Also... Natürlich denke ich mal in diese Richtung, aber...". Verdammt, Zero wusste überhaupt nicht, was er sagen sollte. Er hatte doch eh so wenig Ahnung, also warum sollte er weiterhin mit ihr über solche Dinge sprechen? Seufzend griff er nach seinem Glas Orangensaft, setzte es an seine Lippen an und nahm einige Schlücke. Ein Fehler, wie er nach wenigen Sekunden feststellen musste.
 

"Mh... Also... Ich denke ziemlich oft in diese Richtung. Weißt du, ich frage mich, was du für Vorlieben hast? Bist du eher der Softie, oder magst du es ein wenig härter? Ich denke...". Shizuka stoppte, als sie zu Zero blickte, welcher sich wohl verschluckt hatte. Ihre Mundwinkel wanderten in die Höhe und nun musste sie sich wirklich das Lachen verkneifen. Gott, wie das ausgesehen hatte. Allein die Wiederholung in ihrem Kopf verlangten ihr einige Kicherlaute ab. Nein, Zero hatte so lustig ausgesehen.
 

Zero hustete noch immer, ehe er sich den Mund abwischte. "Jessy... Das kriegst du wieder... Das war doch reine Absicht". Wie bitte, dachte sich Shizuka und runzelte die Stirn. Sie hatte ihn doch gar nicht angesehen, sondern zur Decke gestarrt. Es war Zufall, dass er gerade in diesen Moment trank, als sie von ihre gedanklichen Fragen berichtete.
 

"Was für eine fiese Unterstellung, Zero... Ich habe nicht gesehen, dass du gerade trinkst und außerdem, was kann ich denn dafür, dass du dich verschluckst?". Zero wollte noch etwas erwidern, aber er ließ es lieber. Ja, sie hatte Recht, denn die Langhaarige hatte bei ihren Worten wirklich an die Decke gestarrt. Trotzdem würde er nach einem Mittel suchen, um es ihr heimzahlen zu können. Ihm solche Fragen zu stellen. Dreist, musste sich Zero eingestehen.
 

"Du bist ganz schön dreist, weißt du das?". Shizuka nickte wissend, denn eigentlich benahm sie sich immer so. Das war in ihrer Welt nicht anders gewesen, also warum sollte sie sich hier verstellen? Jetzt, wo die Karten offen auf dem Tisch lagen, da konnte sie doch offen mit ihm reden, oder nicht? Immerhin waren sie doch jetzt ein Paar, oder sah Zero das vielleicht anders?
 

"Dreist? Wieso denn? Ich muss doch wissen, was mein Freund sich beim Sex wünscht, oder nicht? Es sei denn, wir sind kein Paar, dann entschuldige meine Dreistigkeit". Zero biss sich auf die Zunge, als sie einfach beim Thema blieb und nun ihre Beziehung in Frage stellte. Nun, waren sie zusammen? Seiner Meinung nach schon, aber scheinbar fasste sie seine Antwort anders auf, als eigentlich gemeint.
 

"Reduzier deine Lautstärke, Jessy... Muss doch nicht jeder mitkriegen, über was wir hier reden, oder? Und zu unserem Verhältnis... Ich würde schon sagen, dass wir zusammen sind. Jedenfalls sehe ich das so". Shizuka sah sich um, bemerkte nun auch, dass schon einige Gäste belustigt zu ihnen rüberschauten und nickte Zero schließlich zu. Oh man, dachte sie sich. Hier durfte man auch nicht zu laut sprechen, oder? Immer diese unerwünschten Zuschauer.
 

"Fein, dann raus mit der Sprache... Was magst du denn so?". Zero seufzte gequält, denn sie ließ es nicht bleiben. Zwar redete sie nun leiser, als zuvor noch, aber sie schien diese Fragen wirklich beantwortet haben zu wollen. Warum eigentlich? Er fragte auch nicht solche Sachen. Das war ihm viel zu peinlich.
 

"Jessy... Muss das sein? Willst du das nicht lieber herausfinden? Ich meine, ich frage auch nicht nach deinen Vorlieben. Außerdem... Woher soll ich wissen, was ich mag, wenn ich noch nie...". Zero ließ den Satz offen, da Shizuka auch so verstehen würde, was er meinte. Konnte sie jetzt nicht einfach aufhören? Er mochte solche Fragen wirklich nicht. Es war ihm auf irgendeine Art und Weise unangenehm.
 

"Stimmt... Aber du hast doch bestimmt Vorstellungen? Warte mal... Kann es sein, dass dir das unangenehm ist?". Zero nickte zaghaft, da sie wohl endlich erkannt hatte, was hier eigentlich sein Problem war. Die Langhaarige seufzte erschwert, hatte sie doch gedacht, mit ihm noch ein wenig zu spielen, aber scheinbar behagte ihm solch ein Spielchen nicht. Gut, sie würde aufhören solche Fragen zu stellen.
 

"Entschuldige... Kann doch kein Mensch riechen" gab sie kleinlaut von sich, ehe sie eine Hand auf ihrer Schulter spürte und ihren Kopf etwas drehte. "Was ziehst du denn für eine Miene? Immer noch sauer, Hanabusa?". Der Blonde setzte sich schweigend an den Tisch und nahm sich eines der Brötchen, welche in einem Korb lagen. Nun, sauer war er nicht. Nein, er war gerade bei der Rezeption gewesen und hatte eine Nachricht erhalten.
 

"Kaname ist auf dem Weg zur Kurosu Academy. Er hat mich wissen lassen, dass er nun weiß, wie es zu deinem Zustand kommt. Nähere Details hat er nicht hinterlassen". Zero wirkte mit einem Mal nervös, da er deutlich die Sorge raushören konnte. Verheimlichte der Blonde vielleicht etwas? Auch Shizuka sah traurig auf die Tischplatte, da sie eine schlimme Vorahnung hatte. Ob sie Kaname's Erscheinen gutheißen sollte? Nein, vermutlich nicht, was erneute Schmerzen in ihr aufkommen ließ.
 

"Ich esse nur eben und dann können wir uns auf den Weg machen. Ich möchte wissen, was Kaname weiß. Vermutlich haben die Informationen von dir auch geholfen, Shizuka". Hanabusa nahm es einfach mal an, denn so plötzlich konnte der Reinblütige nicht auf eine Lösung gestoßen sein. Scheinbar gab es einen wichtigen Hintergrund, welchen er wohl nun mitteilen mochte. Es störte Hanabusa jedoch schon, dass er das nicht in der Nachricht schreiben hatte können.
 

Es dauerte nur einige Minuten, ehe Shizuka, Zero und schließlich auch Hanabusa vor dem Hotel standen. Sie warfen keinen Blick zurück, denn vielleicht war dies ihr letzter Aufenthalt hier, jedenfalls dachte Shizuka so. Es fiel ihr schwer, ihre Empfindungen unter Kontrolle zu halten, während sie ihre Hand in die des Silberhaarigen legte und sich ihre Finger ineinander verharkten.
 

Etwa eine Stunde später liefen sie mittlerweile auf einem kleinen Feldweg, umgeben von Blumen und hohen Gräsern. Wäre Shizuka's Laune nicht ganz tief unten, hätte sie behauptet, es wäre wunderschön hier. Nur, auf der Hinreise war es eindeutig zu still gewesen und nun, wo sie auf dem Weg zurück zur Schule waren, dachte sie pausenlos an ihr verfluchtes Schicksal. Warum? Hatte sie nicht stark sein wollen? Wieso fiel es ihr dann im Moment so schwer?
 

"Du hast dein Herz verschenkt, Jessica. Was glaubst du, erhoffst du dir damit? Meinst du, Zero wird einen Weg finden, um dich halten zu können?". Wieder diese Stimme und ein Schauer lief ihr sofort über den Rücken und ließ sie in der Bewegung innehalten. Hanabusa bemerkte sofort eine Veränderung bei Shizuka, weswegen er misstrauisch in die blauen Augen blickte, welche starr auf den Boden gerichtet waren.
 

Der Silberhaarige verstärkte seinen Druck auf ihre zierliche Hand, wollte er ihr ein wenig Kraft geben, damit sie stark blieb. Er ahnte, dass etwas sein musste, denn ohne einen Grund blieb Shizuka nicht einfach stehen. Konnte Aidou nicht feststellen, was gerade in ihrem Kopf vorging?
 

"Sei still... Ich werde nicht einfach kampflos aufgeben, hörst du? Ich werde bei Zero bleiben, denn dass ist mein Wunsch" rief Shizuka, klang wütend, ehe sich ihre blauen Augen schlossen. Deutlich konnten ihre Begleiter die Angst wahrnehmen und gleichzeitig unbändige Wut, welche sie wohl gern ausgelebt hätte. Hanabusa trat näher, erhob seine rechte Hand und legte diese an Shizuka's Stirn, ehe sich auch seine Augen schlossen. Vielleicht konnte er wahrnehmen, was in ihrem Kopf vorging. Zumindest würde er es versuchen.
 

"Dein Wunsch, ein normales Aussehen zu bekommen, ist und bleibt tief in deinem Herzen verankert, Jessica. Und dieser Wunsch wird dich von Zero trennen. Bald, schon sehr bald". Hanabusa vernahm diese Stimme, knurrte wütend, da er sich das nicht mit anhören mochte. Was erlaubte sich diese Person da eigentlich? Wieso konnte Shizuka eine Stimme in ihrem Kopf hören? Wieso quälte diese Stimme die Kleine nur so sehr?
 

"Aidou..." warf Zero ein, spürte im nächsten Moment eine Hand an seiner Stirn, ehe sich auch seine Augen seicht schlossen. Scheinbar irgendeine Fähigkeit des Blonden? Gut, wenn er somit etwas in Erfahrung bringen konnte, dann würde er nun still sein und warten.
 

"Ich werde hier bleiben, verstanden? Du hast nicht das Recht über mein Schicksal zu bestimmen. Das Schicksal liegt allein in meinen Händen und ich werde nicht zulassen, dass ich einfach diese Welt verlassen muss". Shizuka öffnete ihre Augen, welche blutrot aufleuchteten. So wütend war sie schon lange nicht mehr und wenn diese Person, wer auch immer sie war, noch ein Wort sagte, dann würde sie ihrer momentanen Wut freien Lauf lassen.
 

"Woher nimmst du dir das Recht?". Erklang es synchron von Zero und Hanabusa, welche sich das nicht mehr mit anhören konnten. "Wieso lässt du Shizuka nicht einfach in Ruhe? Sie ist nun hier bei uns und will nicht mehr zurück. Wieso quälst du sie? Wer bist du?". Hanabusa hatte viele Fragen, welche er auch beantwortet haben wollte. "Du wirst mir Jessy nicht entreißen. Ich werde Wege finden. Ich lasse sie nicht einfach gehen, denn sie will mit mir glücklich werden".
 

"Hanabusa Aidou und Zero Kiryuu... Ihr solltet es wissen, dass es keine Lösung gibt. Du am meisten, Hanabusa. Sprich mit Kaname, denn er wird euch den weiteren Verlauf erklären". Gerade wollte Hanabusa noch eine bissige Antwort geben, als Shizuka erschrocken zurückwich, während ihre Augen ihre ursprüngliche Farbe annahmen. Warum? Kam Kaname deswegen zur Schule? Wollte er ihr nur sagen, dass es keine Lösung gab? Und woher kannte diese Stimme den Reinblütigen?
 

"Ich glaube nicht, was sie sagt. Kaname würde niemals... Er hätte mir das doch in der Nachricht mitgeteilt, oder? Er kennt bestimmt eine Lösung, da bin ich mir sicher". Hanabusa weigerte sich, zu glauben, dass der Reinblütige mit einer schlechten Nachricht auf sie wartete. Kaname wusste immer einen Weg, oder? Er musste einfach einen Weg kennen.
 

Zero strich Shizuka über den Kopf, ehe er sie in seine Arme zog. "Beruhige dich, Jessy... Ausnahmsweise teile ich Aidou's Meinung, denn ich glaube nicht, dass Kuran mit einer schlechten Nachricht wartet. Er wird sicherlich auch wissen, wie man dieses Schicksal ändern kann". Nur leicht nickte Shizuka, obwohl sie so schwer Glauben fassen konnte. Wer wusste denn schon, was passierte? Konnte sie denn wirklich bleiben? Warum verspürte sie Angst? Angst davor, Kaname zu treffen und er ihre letzte Hoffnung zunichte machte?
 

"Hanabusa? Darf ich ein bisschen schlafen? Du hast doch so eine Fähigkeit, oder nicht? Bitte, ich möchte nicht länger nachdenken". Hanabusa nickte leicht, ehe er erneut seine Augen schloss und seine Fähigkeit anwendete. Shizuka spürte, wie die Müdigkeit nach ihr griff und nach wenigen Sekunden sackte sie kraftlos in Zero's Armen zusammen. Schlaf, nur ein bisschen Schlaf, ohne einen einzigen Gedanken.
 

"Wir sollten uns beeilen, Aidou" murmelte Zero leise, hob die Kleine auf seine Arme und lief wortlos weiter. Der Blonde seufzte, hatte er sich doch so viele Hoffnungen gemacht und auch Shizuka welche zugesprochen. Super. Wehe, der Reinblütige kam ihnen mit so etwas. Sie würden schon einen Weg finden. Es gab immer eine Lösung, eine Lücke, um ein Gesetz zu umgehen, nicht wahr? Ja, Hanabusa würde alles daran setzen. Keiner hatte das Recht, Zero's und auch Shizuka's junges Glück zu zerstören.

Eventuelle Möglichkeiten!

"Aidou, es ist nun mal so. Ihr Schicksal ist nun mal vorbestimmt und wird sich nicht ändern lassen. Wenn ich dürfte, dann würde ich helfen, aber ich darf es nicht. Die Geschichte darf sich nicht noch mal wiederholen" erklärte Kaname, da der Blonde und auch Zero seine Lage einfach nicht verstehen wollten. Meinten sie denn, es fiel ihm sonderlich leicht? Nein, er kannte Möglichkeiten, um Shizuka zu helfen, aber er durfte es ihnen nicht sagen. Die ganze Sache war sowieso schon schlimm genug und sollte der Senat der Vampire hinter Shizuka's Geheimnis kommen, dann wäre sowieso alles aus.
 

"Das kann nicht dein Ernst sein, Kaname... Warum weigerst du dich? Du kennst Wege, dass weiß ich ganz genau und trotzdem willst du Shizuka's Schicksal einfach so besiegeln?". Hanabusa konnte sich mit dem nicht zufrieden geben. Warum verheimlichte der Reinblütige diese Möglichkeiten, die es wohlmöglich gab? Lag es einfach nur daran, weil Shizuka ihn hasste, wie er zuvor von Kiryuu erfahren musste? Auf dem Weg hierher hatte Zero ihm einiges erzählt, unter anderem auch Dinge aus Shizuka's Vergangenheit. Müsse sie denn wirklich in solch eine grausame Welt zurück? Das konnte Kaname unmöglich wollen, oder?
 

Yuuki stand neben Zero, welcher neben seiner Zimmertüre lehnte. In seinem Zimmer hatte er Shizuka aufs Bett gelegt, damit sie noch ein wenig schlafen konnte. Vielleicht war es besser, wenn sie dieser unangenehme Unterhaltung nicht beiwohnte. Ohnehin fiel es ihm schwer, hier neben Yuuki so ruhig zu stehen, denn eigentlich würde er am liebsten seine Waffe ziehen und diese dem Reinblütigen an den Kopf halten. Er sollte wenigstens ihm sagen, was es für Möglichkeiten gab, oder nicht?
 

"Und was war das für eine Stimme, die Kiryuu und ich hören konnten? Verdammt, erzähl uns endlich, was das alles zu bedeuten hat. Willst du wirklich, dass Shizuka in ihre Welt zurück muss?". Hanabusa konnte einfach nicht an sich halten. Er war wütend. Wütend auf Kaname, welcher einfach so locker an der Wand gelehnt stand und zu Boden blickte. War ihm das Wohlergehen von Shizuka wirklich so egal? Warum?
 

Ein Klacken ließ ihn zu Zero blicken, ehe er die Waffe in dessen Hand erkannte. Yuuki wollte gerade etwas einwenden, als Zero auch schon den Mund aufmachte und seine Meinung dazu äußerte. "Es reicht, Kuran. Du wirst uns Antworten geben, sonst vergesse ich mich. Du hast nicht das Recht, uns solche Möglichkeiten zu verschweigen. Sprich, ansonsten drück ich ab". Zero meinte es Ernst und würde der Reinblütige nicht bald mit der Sprache rausrücken, würde er ihn einfach erschießen. Nun, er würde ihn nur verletzen, aber wenigstens war er dann diese unbändige Wut los, welche immer noch in ihm brodelte.
 

"Gut, ich werde euch erstmal von dem Fall erzählen, der sich vor einigen Jahren ereignet hat. Ob ich euch die Möglichkeiten nenne, um Shizuka vor ihrem Schicksal zu bewahren, muss ich noch überdenken". Gerade wollte Zero wieder etwas einwenden, als Hanabusa sich vor Kaname stellte und seinen Kopf schüttelte. Vielleicht war es besser, erstmal der Geschichte zu lauschen, oder? Vielleicht erzählte Kaname ihnen wirklich diese Möglichkeiten. Seufzend ließ der Silberhaarige seine Waffe schließlich sinken und folgte dem Reinblütigen, welcher sich auf dem Weg zum Büro des Direktors machte. Yuuki lief ihm schweigend nach, war sie natürlich froh, dass ihr Bruder endlich redete. Kaname musste ihnen die Möglichkeiten verraten, fand sie persönlich zumindest.
 

Beim Büro angekommen, öffnete er die Tür, während Kaien von seinen Akten aufblickte, nur um in das Gesicht des Reinblüters zu blicken. Kaien hatte schon einige Dinge erfahren, welche ihn erschreckten. Ja, Kaname hatte ihm schon soviel erzählt, während sie auf Hanabusa, Zero und letzten Endes Shizuka gewartet hatten. Trauriges Schicksal, dachte sich der Direktor und blickte wieder auf die Akten.
 

"Setzt euch" meinte Kaname und nahm auf der Couch platz. Aidou gesellte sich zu ihm, während sich Zero und Yuuki auf der gegenüberliegenden Couch setzten. Kaien blieb einfach auf seinem Sessel sitzen und würde sich ebenfalls nochmals diese Geschichte mit anhören. Ob es eine Möglichkeit gab, fragte er sich insgeheim. Er hatte Kaname zwar gefragt, aber dieser hatte ihm keine Antwort geben wollen. Warum?
 

"Vor einigen Jahren ist eine junge Frau aufgetaucht, nicht weit weg von hier. Niemand wusste, wer sie ist, wie sie heißt, oder woher sie kommt..." begann der Reinblütige mit seiner Erzählung. Er konnte ihnen erstmal das erzählen, was er aus der Akte entnommen hatte. Zu Anfang, als er Shizuka kennengelernt hatte, war ihm gleich etwas komisch vorgekommen. Allein die Tatsache, dass Shizuka ein menschlicher Vampir sein sollte, hatte ihn stutzen lassen. Und als Aidou ihm mitgeteilt hatte, dass sie scheinbar nur Vampirblut vertrug und das sie eine Stimme in ihrem Kopf hörte, hatten seine damalige Vermutung bestätigt.
 

"Einige Tage später hat sie einen Vampir gebissen und ihn in ihrem Blutrausch getötet. Der Senat der Vampire ging von einem blutrünstigen Vampir aus, aber einige Adelsvampire wussten bereits von ihrem Geheimnis und versteckten sie" fuhr der Reinblütige fort und sah in die Gesichter seiner Zuhörer. Aidou zog ein trauriges Gesicht, da eine Erinnerung in ihm aufkam. Damals, als er noch ein kleiner Junge gewesen war, hatte er mal einige Dinge diesbezüglich gehört. Dinge, die seine damalige Lehrerin nur angedeutet hatte. Er erinnerte sich, dass Akatsuki auch bei ihm gesessen war und vermutlich auch wusste, worum es nun ging, oder?
 

Zero sah ungläubig zu Kaname rüber, welcher das nun einfach so erzählte. "Warum hast du uns das nicht früher erzählt? Du hattest bestimmt schon diese Ahnung, nicht wahr?". Der Reinblütige nickte leicht, da Zero Recht behielt. "Ich brauchte mehr Informationen, um mir sicher zu sein, Kiryuu. Ich wollte Shizuka nicht unnötig beunruhigen, nachdem sie von ihrer Vergangenheit erzählt hatte". Gut, dass leuchtete dem Silberhaarigen ein, aber dennoch hätte der Reinblütige wenigstens ihm, oder dem Direktor seine Vermutung erzählen können, oder?
 

"Kaname... Kam diese Frau auch aus einer anderen Welt?". Hanabusa musste einfach den Zusammenhang verstehen, denn ohne Grund erzählte Kaname diese Geschichte nicht, oder? Hoffentlich konnte der Blonde bald alles verstehen, ebenso Kiryuu und Yuuki, welche gespannt auf die Fortsetzung warteten.
 

"Ja, Aidou... Nach und nach vertraute sie sich einem Adelsvampir an und erzählte, das sie nicht aus unserer Welt käme. Sie erzählte außerdem, dass sie einen genetischen Deffekt habe und in ihrer Welt ein komplett anderes Aussehen besäße". Zero's Blick wurde mehr und mehr verwunderter, da diese Geschichte ihrer Situation so unendlich glich. Einfach alles stimmte überein und Zero fragte sich, ob die damalige Geschichte ein gutes Ende genommen hatte.
 

"Schließlich verliebten sie sich ineinander und das anfängliche Glück wurde durch diese Stimme in ihrem Kopf zerstört. Die junge Frau wurde von dieser Stimme immer wieder belästigt, die ihr einfach ein neues Schicksal auferlegte, obwohl sie mit ihrem Verlangen nach Blut noch zu kämpfen hatte". Kaname blickte auf die Tischplatte, da er Kiryuu's Blick nicht länger ertragen mochte. Soviel Furcht und Angst konnte er beim Silberhaarigen wahrnehmen und es tat ihm leid, dass er noch immer die erlösenden Möglichkeiten verschwieg.
 

"Der tiefe Wunsch, ein normales Aussehen zu bekommen. Das ist der Grund, nicht wahr?" fragte Hanabusa leise in die aufkommende Stille hinein. Mussten sie wirklich dieses Schicksal akzeptieren? Ihm tat die Langhaarige und auch Kiryuu so unendlich leid. Er konnte diese tiefe Trauer spüren, welche von Zero ausging. Er litt so sehr, dass es beinahe erschreckend wirkte.
 

"Richtig... Der Adelsvampir, der ihre Gefühle erwidert hat, suchte nach einer Möglichkeit, um seiner Geliebten zu helfen, aber...". Sollte er ihnen wirklich diese Möglichkeiten nennen? Der Vampirsenat würde so etwas nicht noch mal dulden, oder? Damals hatte es schon sehr viel Ärger gegeben, jedenfalls hatte Haruka ihm das so mitgeteilt. Der Senat sah so etwas wirklich nicht gern und wenn er hinter deren Rücken handeln würde, was er natürlich schon oft getan hatte, dann müsse er sich denen erklären, oder?
 

"Lebt sie noch in unserer Welt, also hat dieser Adelsvampir eine Möglichkeit gefunden?". Zero musste nun diese entscheidene Frage beantwortet haben. Vielleicht müsse Zero auch selbst nach einer Möglichkeit suchen? Nur, wenn Kaname ihm diese Möglichkeiten schilderte, dann würde er ihm damit einen großen Gefallen tun. Der Reinblütige würde insbesondere seiner Kleinen damit helfen, denn diese litt darunter noch mehr, als Zero selbst.
 

Yuuki ergriff die Hand ihres ehemals besten Freundes, spürte sie doch genau, wie sehr ihm diese Sache hier quälte. Shizuka musste ihm inzwischen wirklich viel bedeuten, oder? Ja, es schien so und gerade deswegen musste Kaname endlich mit der Wahrheit rausrücken. Wenn Yuuki doch nur die Wahrheit kennen würde, dann hätte sie diese schon längst gesagt.
 

"Ja, sie lebt in Norden. Mitterweile ist sie mit ihrem Geliebten verheiratet und hat zwei Kinder mit ihm. Mehr ist mir nicht bekannt" antwortete Kaname nach einer Weile, ehe der Blonde neben ihm aufstand und wütende Gesten mit seinen Händen machte.
 

"Sag uns, wie wir Shizuka vor ihrem Schicksal bewahren können, Kaname. Wieso darf diese Frau hier leben und Shizuka nicht? Ich verstehe dich einfach nicht" stieß Aidou wütend aus, während er einen prüfenden Blick zu Kiryuu warf, in dessen Augen Hoffnung schimmerte. Kaname zögerte noch immer, ehe er schließlich nickte. Er hatte wohl keine Wahl, denn wenn selbst Aidou solch einen Aufstand machte, dann würde Kiryuu sehr wahrscheinlich Morden, wenn er ihnen länger die Wahrheit verschwieg.
 

"Stellt euch das nicht zu leicht vor, denn es gibt nur zwei Möglichkeiten. Die eine Möglichkeit ist sehr riskant und ich bezweifle, dass Shizuka hinterher noch die Gleiche sein wird. Die andere Möglichkeit würde dir nicht gefallen, Kiryuu und ich denke, dass dies auch nicht in Shizuka's Sinne steht". Der Blonde setzte sich wieder, da der Reinblütige wohl doch einsichtig war. Okay, Zero hätte Kaname sowieso gezwungen, oder? Ja, Hanabusa war sich sicher, dass Kiryuu alles tun würde, nur um seiner Geliebten zu helfen.
 

"Sprich... Kuran, du musst mir die Möglichkeiten nennen. Ich bin bereit, alles für Jessy zu tun". Der Reinblütige spürte, wie Ernst es dem Silberhaarigen war. Sollte er diese Aussage so auffassen, wie er sie nun verstanden hatte? Wiederholte sich vielleicht die damalige Geschichte wirklich? Und dennoch. Bevor er mit der Sprache rausrücken würde, musste er Zero noch eine letzte Frage stellen. Die Antwort würde entscheiden, ob er dem Silberhaarigen wirklich die Möglichkeiten sagen könne.
 

"Liebst du sie, Kiryuu? Bist du wirklich bereit, alles in Kauf zu nehmen, auch wenn dies bedeutet, sie für immer zu verlieren?". Zero wusste nicht, wie Kaname diese Aussage meinte und der letzte Satz bereitete ihm schon Bauchweh, aber er war bereit, jegliches Risiko einzugehen, damit die Kleine bei ihm bleiben konnte. "Ja, ich liebe sie und ich sagte bereits, dass ich alles tun werde".
 

"Die erste Möglichkeit wäre... Ich müsste ihre gesamte Vergangenheit aus ihrem Gedächtnis löschen, aber... Wie schon gesagt, es ist sehr riskant, weil ich nicht davon ausgehen kann, ob sie sich an uns und an dich erinnern wird. Ihr Wissen über uns würde vermutlich einfach verschwinden. Alles aus ihrem alten Leben würde verschwinden". Kaname konnte deutlich sehen, wie dem Silberhaarigen das Gesicht entglitt. Scheinbar war diese Tatsache unbegreiflich für ihn, oder? Nun, es wunderte Kaname nicht, dass Zero so reagierte.
 

"Sie würde mich vergessen? Nach allem, was wir schon zusammen durchgemacht haben?". Hanabusa spürte, wie tiefe Trauer in Zero aufstieg. Warum nur? Wie könnte Shizuka ihren Geliebten vergessen, nach allem, was in den letzten Tagen geschehen war? Außerdem, so fand Hanabusa, konnte man doch Gefühle, wie die Liebe, nicht einfach vergessen, oder doch?
 

"Die Wahrscheinlichkeit ist da und deswegen fragte ich dich, ob du für diesen Schritt bereit wärst, sollte sie sich für diesen Weg entscheiden. Nichts wird so sein, wie es vorher war. Ihre Persönlichkeit wird sich vermutlich stark verändern und das ist der Preis, den sie zahlen muss". Zero nickte seicht, auch wenn ihm die Möglichkeit nicht gefiel. Nun, er würde Shizuka's Entscheidung akzeptieren, auch wenn sie Zero und all die anderen vergessen würde.
 

"Die zweite Möglichkeit wäre und diesen Weg ist die junge Frau damals auch gegangen, Shizuka in einen vollständigen Vampir zu verwandeln... Ich weiß sehr wohl, dass dir diese Möglichkeit auch missfällt, aber letzten Endes ist es Shizuka's Entscheidung". Mehr vermochte Kaname nicht zu sagen, denn nun hatte er alles erzählt. Mehr gab es von seiner Seite nicht und nun lag es bei Shizuka. Er würde sich ihrer Entscheidung fügen, ganz gleich, welchen Weg sie auch einschlagen würde.
 

"Wer hat die damalige Verwandlung bei dieser Frau durchgeführt?" wollte Hanabusa wissen, denn es gab nicht so viele Reinblüter, die er da in Erwägung ziehen konnte. Kaname schloss seine Augen, ehe seine Antwort auch schon folgte. "Haruka Kuran... Damals, er erzählte mir von einer Frau, die ihn angebettelt hätte, sie in einen Vampir zu verwandeln. Sie erklärte Haruka ihre Gründe und schließlich willigte er ein. So steht es in den Unterlagen, die wir finden konnten".
 

Es überraschte Hanabusa nicht, dass Kaname's Vater der Reinblütige gewesen war. Nein, er hatte es sich insgeheim schon irgendwie denken können. Im Augenwinkel sah er, dass sich Zero erhob und zur Tür ging. Scheinbar brauchte er nun ein wenig Zeit für sich? Ja, Hanabusa würde, wäre er Shizuka's Freund, auch erstmal frische Luft brauchen.
 

Zero öffnete die Tür, trat auf den Gang und blieb stehen, als er im Augenwinkel eine Person erkennen konnte. "Du hast alles gehört, nicht wahr?". Das Mädchen, welche an der Wand lehnte, nickte leicht, war sie vor einigen Minuten aus ihrem Schlaf erwacht und hatte eigentlich das Büro betreten wollen. Doch als sie Kaname's Stimme gehört hatte, hatte sie sich entschlossen, still und heimlich zu lauschen und schließlich hatte sie von diesen Möglichkeiten erfahren. Ihr Herz zog sich erneut krampfhaft zusammen, als sie an diese Geschichte dachte. Sie war also nicht die Erste, die einfach so hier landete?
 

"Egal, für welchen Weg du dich auch entscheiden wirst... Ich werde dich trotzdem lieben, Jessy. Auch dann, wenn du mich vergessen solltest, oder zu einem vollständigen Vampir wirst". Mehr mochte Zero nicht sagen, strich der Kleinen über die Wange, ehe er schweigend seinen Weg fortsetzte. Er brauchte wirklich erstmal etwas Zeit für sich, um mit dieser neuen Erkenntnis fertig zu werden. Die erste Möglichkeit schmerzte ihn am meisten, während die andere irgendwie nicht in seinen Kopf wollte.
 

Shizuka rutschte an der Wand hinab, bis sie auf dem Boden saß und mit ihren Augen einen toten Punkt fixierte. Ein Luftzug ließ sie vermuten, dass nun eine Person neben ihr stand, weswegen sie zu dieser aufblickte. "Lass dir Zeit, Shizuka... Noch ist dein Blutdurst nicht gestillt. Treffe deine eigene Entscheidung lass dich von niemanden beeinflussen". Nun, ob sie das konnte, dass wusste Shizuka nicht, denn beide Möglichkeiten gefielen ihr nicht. Nur, wenn sie bleiben wollte, dann musste sie sich wohl für einen Weg entscheiden, oder?
 

Eine Hand ließ sie erneut aufblicken, ehe sie in die blauen Augen des Blonden blickte. Er zog sie in eine sanfte Umarmung, tat es ihm doch so unsagbar leid, was ihr nun abverlangt wurde. "Ich passe eine Weile auf dich auf, wenn du es mir erlaubst" hauchte er ihr leise zu, worauf sie seicht nickte. Ja, sie brauchte eine Person, welche sich um sie kümmerte. Eine Person, welche ihr ein wenig Halt gab.
 

Yuuki trat ebenfalls auf den Gang und sah aus traurigen Augen zu Shizuka runter, welche sich von Hanabusa umarmen ließ. Deutlich konnte sie die Schmerzen von der Langhaarigen spüren, was auch ihr Herz verkrampfen ließ. Diese Möglichkeiten halfen, dass war ihr klar, aber sie verlangten einige Preise ab. Zum einen Shizuka's Erinnerungen und zum anderen ihre Menschlichkeit.
 

"Yuuki, wir werden zurück in unser Elternhaus gehen. Hanabusa, du wirst dich noch eine Weile um Shizuka kümmern, da Zero im Moment erstmal mit diesen Erkenntnissen klarkommen muss. Gebt ihm Zeit, denn es fällt ihm ebenso schwer, wie dir, Shizuka". Die Langhaarige sah erneut zum Reinblütigen auf, ehe sie erneut nickte. Natürlich wusste sie, dass es für Zero ebenso schwer war, wie für sie im Moment. Vielleicht war es auch gut so, ein wenig Abstand voneinander zu haben, um über alles in Ruhe nachdenken zu können.
 

"Du kannst dich auf mich verlassen, Kaname" meinte Hanabusa zuversichtlich, ehe er von Shizuka abließ und sich erhob. Sich vor Kaname verbeugend, da er ihm dankbar für die Hilfe war, dachte er insgeheim noch an den neuen Standpunkt. Vielleicht sollte er Shizuka mit in die Vorstadt nehmen und sie einfach in ein Café einladen? Ja, ihre Stimmung sollte sich heben, denn er ertrug ihre Trauer nicht länger.
 

"Gut, wenn du dich entschieden hast, dann lass es mich wissen". Kaname schenkte der Langhaarigen ein ehrliches Lächeln, ehe er sich mit seiner Schwester abwandte und Kaien mit der Hand einen stummen Gruß wünschte. Danach lief er mit Yuuki den Gang hinab und verließ mit ihr zusammen das Hauptgebäude. Ab nun hieß es warten, dachte sich Yuuki. Sie fragte sich, wie sich Shizuka wohl entscheiden würde. Vor allem, weil sie Zero so gut kannte. Beide Entscheidungen würden so unsagbar schmerzen.
 

Der Blonde sah wieder zu Shizuka, welche nun zu ihm aufblickte und wohl nicht Recht wusste, was sie nun tun könnte. "Möchtest du mit mir in die Stadt gehen? Es dämmert bereits und die Abendsonne blendet auch nicht so sehr". Er lächelte sie vielsagend an, wollte er doch gerne, dass sie nun erstmal das Nachdenken bleiben ließ. Ein wenig Ablenkung würde ihr sicherlich gut tun, oder?
 

"Na komm... Ich lade dich in ein Café ein. Ein Eis, oder was auch immer du willst". Er hielt ihr seine Hand hin, welche sie nach längerem Zögern doch ergriff und sich von ihm auf die Beine ziehen ließ. Nun, vielleicht hatte Hanabusa Recht und sie brauchte nur ein wenig Ablenkung, um ihr Gemüt wieder zu beruhigen. Ob Zero etwas dagegen hätte, wenn sie mit dem Blonden in die Vorstadt ging?
 

"Direktor Kurosu? Würden sie Kiryuu ausrichten, dass ich seine Freundin unversehrt zurückbringen werde?". Kaien nickte leicht, hatte er nichts dagegen, dass der Adelsvampir mit Shizuka in die Vorstadt ging. Er sah doch selbst, wie sehr es sie mitnehmen musste und er war sich sicher, dass es bei Zero nicht anders war. Nur, mit Zero konnte man nun nicht reden, suchte er doch die Ruhe, um so etwas mit sich selbst auszumachen. Die Einzige, die er in seine Seele blicken ließ, war Yuuki gewesen, doch nun? Nun war es Shizuka, die zu Zero's Freundin geworden war.
 

Gemeinsam verließen Hanabusa und Shizuka das Hauptgebäude, verließen genauso schweigend das Gelände, ehe sie bereits in die Vorstadt standen. Es war schon fast dunkel und Shizuka fröstelte ein wenig, weswegen ihr auch sofort ein Jackett angeboten wurde. "Hier, sonst mault mich Kiryuu noch an, weil du krank geworden bist". Dieser Kommentar verlangte ihr schon ein kleines Lächeln ab, nahm aber dennoch sein Jackett an und zog es sich über. Was wohl Hanabusa im Moment dachte? Er hatte so oft geflucht und Kaname geradezu angeschrien, oder? Ja, sie hatte es mit ihren Ohren hören können und wusste nicht, was sie von seinem Verhalten halten sollte.
 

"Da ist ein Café...". Hanabusa deutete auf einen kleinen Laden, an welchen sie sich erinnerte. Ja, Yuuki und Zero waren auch mal dort gewesen, jedenfalls hatte sie dies vage in Erinnerung. Nickend stimmte sie ihm zu, ehe sie auch schon das Café betraten und sich einen freien Tisch suchten. Ans Fenster setzend, blickte Shizuka hinaus und bewunderte einige Sterne, welche es schon schafften, sich zu zeigen. Seltsam, sie fühlte sich so mies, obwohl es Hoffnung gab. Warum?
 

"Jessica, ich möchte, dass du jetzt wieder gute Laune hast. Weißt du, es ist nicht leicht für mich, deine Trauer zu ertragen, verstehst du? Es schmerzt mich, mit ansehen zu müssen, wie du leidest". Sofort sahen blaue Augen zum Blonden rüber, welcher bereits in der Karte stöberte. Wie? Es tat ihm Weh, zu spüren, wie sie litt? Nun, was sollte Shizuka dagegen tun? Ob es wirklich schlimm war, solche Empfindungen zu spüren, wenn man einer Person nahe stand?
 

"Shizuka... Nenn mich Shizuka, okay? Nur Zero darf mich Jessy nennen" erwiderte sie nach einer Weile. Sie war es von ihm nicht gewohnt, mit ihrem richtigen Namen angesprochen zu werden. Jedoch war es schön, zu wissen, dass er sich daran erinnerte. Ob er sich wirklich solche Sorgen machte? Warum? Was führte er genau im Schilde?
 

"Gut, ich wollte nur nett sein. Was möchtest du haben? Ein Eis? Ein Getränk?". Sie überlegte schnell, ehe ihr auch schon ein Getränk einfiel. "Habt ihr Milchkaffee hier?". Ihre Frage klang sicherlich total bescheuert, da er auch seine Augenbrauen verwundert hochzog. Er nickte ihr zu und winkte eine Kellnerin zu ihren Tisch.
 

"Ein Milchkaffee und ein großes Eis mit viel Schokolade". Er grinste die Kellnerin an, welche rötlich anlief und kichernd die Bestellung weitergab. Shizuka seufzte und sah wieder aus dem Fenster. Musste Hanabusa immer allen Mädchen den Kopf verdrehen? Das nervte schon und vor allem mochte sie nicht, dass gleich die Mädchen noch Schlange bei ihm standen. Er sollte seine Flirtaktionen dann machen, wenn er alleine war.
 

"Spüre ich da Eifersucht und Missfallen?". Hanabusa grinste sie an, während Shizuka ihre Augen verleierte. Von wegen Eifersucht. Warum sollte sie denn eifersüchtig sein? Ihr missfiel einfach nur sein Gehabe, welches er momentan zum Besten gab. "Träum weiter, mein Freund" gab sie schnippisch zurück, ehe ihr eine Tasse vor die Nase gestellt wurde. Die Kellnerin lächelte den Blonden an und stellte ihm sein Eis auf dem Tisch. Gerade wollte Shizuka etwas sagen, ob die Kellnerin keine Arbeit hätte, anstatt die ganze Zeit Hanabusa zu begaffen, als der Blonde sich von ihr abwendete und sein Eis aß. Das veranlasste die Kellnerin dazu, sich von ihren Tisch zu entfernen. Gut, dachte sich Shizuka insgeheim.
 

"Hanabusa?". Der Blonde blickte auf, während sie einen Schluck ihres Milchkaffee's zu sich nahm. "Was soll ich jetzt tun? Soll ich meine Erinnerungen löschen lassen, mit der Gefahr, euch alle zu vergessen... Oder soll ich mich von Kaname beißen lassen, mit der Gefahr, dass Zero seinen Dienst nicht mehr verrichten kann? Er ist zwar ein Vampir, aber immer noch ein Vampirjäger, verstehst du?". Der Blonde seufzte, als er diese Fragen hörte. Zu gern würde er ihr helfen, aber sie musste sich selbst entscheiden, auch wenn es ihr schwer fiel. Er durfte sich da nicht einmischen.
 

"Tut mir leid, Shizuka, aber mir ist es verboten, dir bei deiner Entscheidung zu helfen. Selbst Kiryuu weiß, dass nur du diese Entscheidung treffen kannst". Traurig senkte Shizuka ihren Kopf, da sie einfach keine Entscheidung treffen wollte. Sie wollte weder ihre Erinnerungen verlieren, noch Zero verletzen, indem sie sich dazu entschied, ein vollständiger Vampir zu werden. Und wer wusste schon, ob er sie dann noch so behandeln konnte, wie jetzt noch?
 

"Kaname sagte, dass du noch ein bisschen Zeit hast, also... Shizuka, deine Augen". Verdammt, dachte sich Hanabusa und blickte sich suchend um. Blutdurst und das jetzt. Gestern Nachmittag hatte sie Blut von Zero bekommen, hatte er jedenfalls erzählt und gestern Abend von ihm. Die Abstände wurden kürzer und scheinbar wurde ihre Zeit nun knapp. Warum? Sie sollte nicht überhastet entscheiden, denn seiner Ansicht nach, waren beide Wege falsch.
 

Er nahm ihre Hand und lief zur Kellnerin, während er Shizuka's Kopf auf seine Schulter drückte. Niemand durfte ihre Veränderung sehen, auch wenn seine Haltung gerade völlig falsch interpretiert wurde. "Wo ist die Toilette? Meiner Begleitung geht es nicht sonderlich gut" erklärte er schnell, ehe die Kellnerin auf eine Tür zeigte. Gut, weder Mädchen, noch Jungenklo, dachte er sich und zerrte Shizuka hinter sich her.
 

Die Tür öffnend und hinter sich wieder schließend, entließ er die Langhaarige, welche sich im Spiegel betrachtete. Hanabusa verriegelte die Tür und wandte sich ihr zu, drehte sie zu sich und öffnete sein Hemd. "Nein..." hauchte die Kleine und schloss ihre blutroten Augen. Nein, kein Blut mehr. Das beschleunigte doch nur alles, oder nicht? Außerdem, sie wollte Hanabusa nicht mehr beißen, da er sich sowieso nur über sie lustig machte.
 

"Du musst... Du wirst wahnsinnig und das ist ein sehr schreckliches Gefühl. Es frisst dich von Innen heraus auf, glaub mir". "Nein, lass mich los... Ich will kein Blut mehr. Ich will gar nichts mehr" schluchzte Shizuka und senkte ihren Kopf. Warum ließ er sie denn nicht einfach in Ruhe? Warum kümmerte es ihn überhaupt, ob sie dem Wahnsinn verfiel? Sollte er sich doch um seinen eigenen Kram kümmern.
 

"Liegt es daran, weil ich nicht dein Geliebter bin? Gierst du so sehr nach Kiryuu's Blut?". Sie blickte auf und wurde mit traurigen Augen gestraft. Was sollte das denn jetzt? Das klang ja so, als wolle er unbedingt, dass sie sein Blut nahm, oder? Oder wollte er vielleicht einfach nur wieder so sanft gebissen werden?
 

"Was soll die ganze Aktion überhaupt, Hanabusa? Du tust ja so, als würdest du...". "Beiß mich noch einmal so, wie gestern Abend". Er drängte sich näher an ihrem Körper, ließ ihr keinen Freiraum mehr, ehe der Langhaarigen sein Blutgeruch in die Nase stieg. Eine Wunde, so dachte sie und sie entdeckte tatsächlich eine an seinem Hals. Hatte er das mit Absicht gemacht, um ihren Durst zu verstärken. Ihre roten Seen schlossen sich, versuchte sie dem verführerischen Blutgeruch zu widerstehen, doch letzten Endes erhob sie ihre Arme, zogen den Blonden noch ein wenig näher, ehe sie seicht über die Wunde leckte.
 

"Warum?" fragte sie leise, schloss ihre Augen, um wieder ein wenig Ruhe zu finden. Was versprach er sich denn davon? Machte Hanabusa wieder seine Scherze, oder was sollte dieses Spielchen hier? Sicher, er wollte ihr helfen, aber das hier sah ein wenig anders aus, oder?
 

"Du wirkst so anziehend auf mich... Du hast mich gebissen und seitdem gehst du mir nicht mehr aus dem Kopf. Du nervst mich manchmal und wahrscheinlich nerve ich dich auch, aber... Das ändert nichts daran, dass ich dich mag, Shizuka". Die Langhaarige ließ ihren Kopf sinken und seufzte leise. Okay, nun war sie verwirrt. Wollte Hanabusa ihr gerade weismachen, dass er sich in sie verguckt hatte? Schlechter Zeitpunkt, so fand sie persönlich und deswegen schob sie ihn sachte von sich.
 

Traurig sahen die blauen Seen in eine andere Richtung, ehe Shizuka seicht seinen Kopf in ihre Richtung drehte. "Ziemlich unpassend. Ich hoffe, dass ist dir klar und... Du weißt, dass mein Herz Zero gehört". Hanabusa nickte ihr zu, da er das schon wusste. Trotzdem. Sie sollte ihn beißen. Er wollte dieses sinnliche Gefühl noch einmal auskosten. Und er musste ihr helfen, da in ihren Augen noch immer der Blutdurst zu sehen war.
 

"Beiß mich trotzdem. Nur ein einziges Mal". Nochmals seufzte Shizuka, diesmal gequält, ehe sie sich ein wenig vorbeugte und nochmals mit ihrer Zungenspitze über die kleine Wunde fuhr. Ihre Reißzähne bleckend, biss sie zu, wieder so sanft, wie sie es immer tat, um ihr Opfer nicht so große Schmerzen zuzufügen.
 

"Shizuka... Du erweckst ganz viele Wünsche in mir". Hanabusa schloss seine Augen, während er seine Arme um sie schlang, um sie ein wenig halten zu können. Ja, viele Wünsche, welche er gern geäußert hätte, aber selbst das war ihm verboten. Einzig dieser Biss würde sich in seinem Gedächtnis einbrennen, damit er dieses Erlebnis nicht mehr vergaß. Vielleicht, wenn sie hier bei Kiryuu blieb, könnte er ab und zu diesen Wunsch äußern? Nur ein süßlicher Biss von ihr? Vielleicht, mal sehen, dachte er sich.
 

Die Langhaarige ließ von seinem Hals ab, seufzte ein weiteres Mal, ehe sie zu ihm aufblickte. "Zufrieden?" wollte sie wissen, ehe er seinen Kopf ein wenig neigte und ihrem Gesicht gefährlich näher kam. "Nicht ganz" hauchte er, legte seine Lippen auf ihre Wange und stieß einen wohligen Laut aus. Hoffentlich petzte sie nicht bei Kiryuu, sonst wäre er noch toter, als ohnehin schon.
 

"Jetzt bin ich zufrieden... Obwohl... Ich würd gern dein Blut kosten". Shizuka seufzte erneut, ehe sie ihn nun wirklich von sich schob und ihren Kopf schüttelte. "Spinner... Du bist ein echter Nimmersatt, kann das sein?". Es war schon schlimm genug, dass sie ihn ein weiteres Mal gebissen hatte und so viele Empfindungen bei ihm schmecken hatte können. Es erschreckte sie sehr, dass er Verlangen, Begehren und Verliebtheit empfand. Vielleicht sollte sie in Zukunft einfach grober sein? Ja, vielleicht.
 

"Stimmt gar nicht. Ich durfte dein Blut noch nie probieren" gab er beleidigt von sich, während er seinen Kragen richtete. Wie konnte sie ihn nur Nimmersatt nennen, wo er doch noch nie ihr Blut hatte schmecken dürfen? Wie gemein, fand Hanabusa und drehte ihr den Rücken zu.
 

"Hey... Jetzt sei nicht beleidigt. Man kann in seinem Leben nie alles haben, oder?". Nickend stimmte er ihr zu, drehte sich erneut zu ihr um und seufzte. "Zu deiner Frage... Du kennst jetzt meine Gefühle und... Ich gebe dir eine Antwort, auch wenn ich das eigentlich nicht dürfte". Verwundert blickte Shizuka den Blonden an, welcher leicht rötlich um die Wangen wurde. Er wollte ihr eine Antwort geben? Meinte er, auf ihre Frage vorhin, als sie noch beim Tisch gesessen waren?
 

"Ich finde, du solltest so bleiben, wie du bist. Du sollst deine Erfahrungen nicht verlieren, die du in deinem Leben gemacht hast und... Du sollst kein Vampir werden. Also... Beide Wege sind falsch in meinen Augen. Ich weiß natürlich, dass du einen Weg wählen musst, um hier bei uns zu bleiben, aber vorher solltest du mit Kiryuu reden. Tu mir diesen Gefallen, ja?". Es war dem Blonden wichtig, dass sie mit Zero darüber sprach, denn eine alleinige Entscheidung würde nur Unglück bringen, oder? Und am meisten würde doch Kiryuu darunter leiden, oder?
 

"Danke, dass bedeutet mir sehr viel... Wenn ich ehrlich bin, habe ich ähnlich gedacht, denn ich möchte weder das eine, noch das andere. Es muss noch eine andere Lösung geben, nicht? Hilfst du Zero und mir bei der Suche?". Hanabusa überlegte, da er schon gern helfen wollte. "Wenn ich dir helfe, darf ich dann von deinem Blut kosten?". Shizuka legte ein kleines Grinsen auf, ehe sie ihm zunickte. Gut, würde er sein Blut bekommen, welches er begehrte.
 

"Lass uns gehen, kleiner Bruder" neckte sie ihn, öffnete die Tür und verließ die Toilette. Ein Murren erklang hinter ihr, ehe der Blonde ihr folgte und ein Gesicht zog, als würde ihm etwas ganz und gar nicht passen. Nun, er mochte nicht kleiner Bruder genannt werden, denn er war sicherlich älter, als die Kleine vor ihm, oder? Sicher, er war ein Vampir und lebte schon viel länger.
 

Jedoch sagte er dazu nichts mehr, da ihre Laune sich angehoben hatte und das alles war, was nun zählte. Ein kleines Lächeln bildete sich auf seinen Lippen, als er sie einholte und frech seinen Arm um die Kleine legte. "Schön, dass es dir besser geht. Mit deinem jetzigen Gemüt kannst du Kiryuu aufheitern". Shizuka blickte erst verwundert zum Blonden, welcher sie dümmlich angrinste, doch dann erschien auch auf ihren Lippen ein kleines Lächeln, ehe sie ihm zunickte. Ja, sie fühlte sich nun besser und zusammen würden sie einen anderen Weg finden, ganz sicher. Doch vorher würde sie mit Zero sprechen müssen. Er sollte nicht mehr traurig sein, wie noch sie zuvor.

Heißes Bad!

Zero stand schon seit einiger Zeit im Badezimmer und betrachtete sein Spiegelbild. Er wusste nicht, wie lange er hier schon stand, aber er musste schon sehr lange hier sein, oder? Zuvor hatte er mitbekommen, dass Hanabusa und Shizuka in die Vorstadt gegangen waren und er war dem Blonden wirklich dankbar, dass er sich ein wenig um seine Liebste kümmerte, denn Zero selbst hätte es einfach nicht gekonnt.
 

Laute Stimmen drangen an seine Ohren, welche vom Gang zu kommen schienen. Schnell konnte er die Stimmen zuordnen, ehe ein kleines Lächeln auf seinen Lippen erschien. "Hanabusa, klammer dich nicht so an mich". "Oh, ich dachte, ich wäre dein kleiner Bruder? Also darf ich doch auch umarmen, oder nicht?". Die Langhaarige bereute bereits ihre ausgesprochenen Worte. Sie hätte einfach ihren Mund halten sollen und ihm nie versprechen dürfen, ihm ihr Blut zu geben, wenn er ihr und Zero half. Hoffentlich kam ihr Freund mit ihrer Entscheidung klar, was Hanabusa's Wunsch anging.
 

"Du bist schlimmer, als ein Kleinkind, weißt du das?". Der Arm auf ihrer Schulter verschwand, ehe Hanabusa ein schmollendes Gesicht zog. Shizuka seufzte ein weiteres Mal, ehe sie fast eine Tür vorm Kopf bekam. Hätte Hanabusa nicht schnell genug reagiert, so würde sie nun wahrscheinlich Kopfschmerzen haben, oder? "Kiryuu, pass doch auf, oder gehst du immer so mit deiner Freundin um?" nörgelte der Blonde sofort und baute sich vor dem Silberhaarigen auf.
 

"Schon okay, Hanabusa... Zero hat mich doch gar nicht gesehen" warf Shizuka ein und stellte zwischen ihrem Freund und dem Blonden, während sie beschwichtigend ihre Hände hob. Zero sagte dazu nichts, da ihm ein Geruch in die Nase stieg. Aidou's Blutgeruch, dachte er sich und legte seine Hände auf Shizuka's Schultern, welche zum Silberhaarigen aufblickte. Sie verstand seine Geste, schien er mit ihr reden zu wollen und das unter vier Augen.
 

"Hanabusa...". "Ja, ich geh schon. Denk an meine Worte, okay?". Shizuka nickte dem Adelsvampir zu, welcher den Gang hinablief und schließlich in seinem Zimmer verschwand. "Du hast dich also entschieden, nicht wahr?". Zero's Stimme war ungewohnt leise und Shizuka hörte deutlich die Angst, welche Zero zu verstecken versuchte. Ihm fiel die Situation genauso schwer, wie ihr noch zu Anfang.
 

"Warst du schon unter der Dusche?" wich sie seiner Frage aus und blickte erneut in die silbrig-violetten Augen, welche unsicher in die blauen Seen sahen. Schließlich schüttelte Zero seinen Kopf, wurde im nächsten Moment ins Bad zurückgedrängt, ehe die Langhaarige die Türe hinter sich schloss. "Wollen wir dann zusammen ein Bad nehmen?". Deutlich konnte Shizuka die aufkommende Röte sehen, welche sich auf Zero's Wangen ausbreitete. Wollte er vielleicht nicht? Doch fragen konnte sie nicht, da Zero sich zu ihr runterbeugte und die Nase rümpfte.
 

"Du riechst nach Aidou's Blut. Die Abstände deines Durstes werden kürzer, oder?". Shizuka senkte ihren Kopf, da sie dazu nichts sagen mochte. Musste er nun wieder mit diesem Thema beginnen, wo sie doch gerade so gute Laune verspürte? "Entschuldige..." gab Zero nach wenigen Sekunden von sich, ehe er seine Arme um Shizuka legte und ihr beruhigend über den Rücken strich.
 

"Willst du wirklich mit mir baden? Du würdest dich einfach so vor mir ausziehen und deinen schönen Körper präsentieren?". Shizuka legte ein leichtes Lächeln auf, ehe sie wieder zu ihm aufblickte. Hatte er vergessen, dass sie nur wenig Schamgefühl besaß? "Klar, du kennst mich doch, oder schämst du dich?". Nun, Zero schämte sich nicht direkt, es hörte sich nur ungewohnt an. Vielleicht sollte er einfach diesen Schritt versuchen? Ja, irgendwie reizte es ihn schon, ihren Körper zu betrachten.
 

"Nicht direkt... Nur... Ich glaube, dass ich meine Augen nicht von dir lassen könnte". Die Kleine in seinen Armen errötete, da er so offensichtlich zugab, was nun sein Problem war. Süß, fand Shizuka und erhob ihre Hände und streifte ihm das offene Jackett von den Schultern, welches daraufhin zu Boden fiel. "Meinst du..." säuselte Shizuka leise, während sie sein Hemd öffnete, Knopf für Knopf, ehe sie seine Brust betrachten konnte. Sanft fuhren ihre Hände über die weiche Haut, über den glatten Bauch und zeichnete mit ihren Fingern die Muskeln nach, ehe sie mit ihren Fingerspitzen höher fuhr, bis sie bei seiner Brust ankam.
 

"Meinst du, dass ich meine Augen und vor allem meine Hände von dir lassen kann?". Dem Silberhaarigen entwich ein leises Keuchen bei ihren sanften Berührungen, während seine Hände erneut über ihren Rücken wanderten, ehe er den Reißverschluss ihres weißen Kleides erfühlen konnte. Ganz langsam zog er diesen hinunter, ehe er bei ihrer Schleife ankam und diese auch noch löste.
 

"Jessy... Berühr mich nicht so sanft... Du erregst mich...". Wissend nickte die Langhaarige, strich leicht über eine seiner Brustwarzen, ehe sie diese zwischen ihre Finger nahm, um diese ein wenig zu reizen. Nochmals entwich Zero ein leises Keuchen und ließ seinen Kopf auf ihre Schulter sinken. Es gefiel ihm, was Shizuka da mit ihm anstellte.
 

"Tu ich das? Soll ich wirklich aufhören, Zero?" hauchte sie in sein Ohr, glitt mit ihren Fingern zu anderen Brustwarze, um diese ebenfalls zu reizen. Die untätige Hand glitt wieder hinab, bis sie beim Hosenbund ankam und den Knopf öffnete, danach ganz langsam den Reißverschluss. Wahrlich, es erregte ihn wohl sehr, denn er drängte sich ein wenig näher an ihren Körper, während seine Atmung nur noch stoßweise ging.
 

"Nein... Das fühlt sich gut an... Darf ich?". Er deutete auf ihr Kleid, welches er bereits geöffnet hatte, ehe er ein zaghaftes Nicken bekam. Langsam streifte er ihr das Kleid von den Schultern, musste sich demnach von ihr lösen, was ihm nicht sonderlich gefiel. Doch als das Kleid über ihre Hüfte rutschte und anschließend zu Boden fiel, hatte er einen guten Blick auf ihre Unterwäsche. Irrte er sich, oder trug sie heute die Unterwäsche, welche er damals für sie ausgesucht hatte? Ja, das erste Stück, welches er ihr damals gegeben hatte.
 

"Gefällt dir, was du siehst?". Zero nickte stumm, drängte sie an die Tür und beugte sich zu ihr hinab. "Du hast mich damals schon mal gefragt und es hat sich nicht viel an meiner Meinung geändert". Sanft strich er an ihrer linken Seite hinauf, bemerkte ihre Gänsehaut, welche sich bei ihr bildete, ehe ihm die Hose vom Hintern fiel. Er sah an sich hinab, errötete im nächsten Moment, da man deutlich eine kleine Beule in seiner Shorts sehen konnte.
 

Shizuka folgte seinem Blick, legte ein kleines Lächeln auf, ehe sie sanft mit ihren Händen über seinen knackigen Hintern glitt. "Jessy, willst du jetzt wirklich baden gehen? Ich meine, vielleicht sollten wir uns lieber ins Bett legen und...". Ein Finger an seinen Lippen ließ ihn verstummen, ehe er Shizuka's Kopfschütteln sah. Nicht ins Bett? Wollte sie mit ihm etwa hier? Nein, oder?
 

"Ich habe nicht vor, dich jetzt zu vernaschen. Ich wollte nur herausfinden, auf welche Berührungen du empfindlich reagierst". Zero wusste nicht, ob er nun schmollen, oder beleidigt sein sollte. Nun, er hatte für einige Sekunden wirklich gedacht, sie wolle nun ein bisschen mehr machen, als nur seinen Körper zu erkunden. Obwohl, wenn er so nachdachte, vielleicht war es gar nicht mal so schlecht, mit so etwas noch zu warten, oder?
 

Shizuka schob Zero von sich, öffnete ihren BH und streifte sich diesen ab. Darauf folgte die Unterhose und auch ihre Schuhe, welche sie noch immer getragen hatte. Zero sah sich das stillschweigend an, schluckte lautlos, da ihr Körper wirklich anziehend auf ihn wirkte. Diese schlanke Taille, der süße kleine Hintern und als seine Augen höher fuhren, entwich ihm ein leises Keuchen. Ihr Busen, welcher nur durch einige Haarsträhnen bedeckt wurde. Noch nie hatte er sie in voller Blöße gesehen und er musste wahrlich zugeben, dass ihm dieser schöne Körper jegliche Sinne raubte.
 

"Ich spüre zwar nicht deine Empfindungen, aber ich weiß genau, dass dich mein Anblick noch mehr erregt". Grinsend zeigte sie auf seine Shorts, in welcher sich deutlich etwas regte. Nun, die Körpersprache sagte meist mehr, als irgendwelche Worte, aber ihr gefiel es, wie er sein momentanes Empfinden nicht verstecken konnte.
 

Rötlich um die Nase werdend, stierte Zero zu Boden, während er sich die Schuhe auszog, gleich darauf seine Socken und schließlich die Hose. Auch sein Hemd streifte er sich ab und nun stand er nur noch in seiner Shorts vor ihr. Sollte er wirklich das letzte Stück Stoff ausziehen, welche seine Blöße bedeckte? Außerdem, so wohl bei der Sache war ihm ja nicht. Schließlich wusste sie mittlerweile genau, dass er erregt war und das sollte ihr auch noch zeigen?
 

Shizuka überwandt die wenigen Zentimeter zwischen ihnen, legte ihre Hände an dem Saum seiner Shorts und blickte zu ihm auf. Er schämte sich dafür, dass er nun deutlich zeigte, was ihr Anblick bei ihm verursachte. Warum? Musste er doch nicht, oder? "Hey... Du musst dich nicht schämen. Darf ich? Denkst du vielleicht, dass ich dich auslache?". Zero wusste nicht, ob er überhaupt etwas erwidern sollte, sah nur verlegen zur Seite, ehe er leicht nickte. Gut, er müsse wohl dadurch, wenn er mit ihr baden wollte.
 

Ganz langsam zog sie seine Shorts über seinen Hntern, blickte Zero dabei in die Augen, da er nun wieder zu ihr sah. Deutlich konnte sie ein klein wenig Furcht in seinen Augen lesen, ehe die Shorts zu Boden fiel und sie einen Schritt zurückwich. Ihre Augen konnten nicht bei seinen Augen bleiben und glitten unaufhaltsam in die tiefere Region, ehe sie schluckte.
 

Verlegen schloss sie ihre Augen, seufzte leise, ehe sie ihre blauen Seen wieder öffnete. "Also... Was ich da sehe, gefällt mir schon sehr... Ich weiß gar nicht, warum du dich so schämst. Du bist doch ein stattlicher Mann in meinen Augen". Zero kratzte sich verlegen an der Wange, da er nicht wusste, was er dazu sagen sollte. Dass sie nun so etwas sagte, beruhigte ihn irgendwie, obwohl er sich auch ein wenig seltsam vorkam. Wovor hatte er nur solche Angst gehabt? Er blickte an sich hinab und seufzte. Nun, wenn sie sagte, dass er ein stattlicher Mann war, dann musste das wohl auch stimmen, oder?
 

Schließlich wandte sich Zero der Badewanne zu, drehte den Hahn auf und gab ein wenig Badeschaum hinzu. Gut, dass sie nicht so lange warten mussten, denn er wollte nicht länger nackt vor ihr stehen. Zwar war es nun nicht mehr so unangenehm, aber trotzdem. Außerdem war de Türe nicht abgeschlossen, an welche sie lehnte. Was sie wohl im Moment dachte? Wieso bekam er keinen Ton mehr raus? Vielleicht weil die Situation einfach zu neu war? Ja, wahrscheinlich.
 

"Zero?" fragte Shizuka und stieß sich von der Tür ab und lief zu ihm rüber. Vor ihm blieb sie stehen, beugte sich ein wenig hinab, da er auf den Badewannenrand saß und legte ein liebes Lächeln auf. "Entspann dich, okay? Du bist mein Freund und ich deine Freundin. Ab jetzt gibt es keine Geheimnisse mehr zwischen uns". Zaghaft nickte Zero, wobei ihm seine Frage einfiel, welche er ihr vorhin noch gestellt hatte. Würde sie ihm nun eine Antwort geben?
 

"Wenn keine Geheimnisse mehr zwischen uns stehen sollen, dann sag mir bitte, ob du dich entschieden hast. Anders kann ich mir deine gute Laune nicht erklären". Wohl wahr, dachte sich Shizuka insgeheim, legte ihre Arme um seinen Hals und drückte Zero an sich. Ja, sie war ihm eine Antwort schuldig und vielleicht erheiterte diese Tatsache auch sein Gemüt?
 

"Ich habe mich weder für das eine, noch das andere entschieden. Ich möchte so bleiben, wie ich bin. Mit meiner Persönlichkeit und den Rest Menschlichkeit, der noch in mir vorhanden ist". Zero schob Shizuka ein wenig von sich, sah sie verwundert an und senkte seinen Kopf schließlich. Nun, was sollte er von dieser Entscheidung halten? Das hieß doch, dass sie irgendwann gehen müsse, oder? Und was würde dann aus Zero werden? Er wollte sie nicht verlieren.
 

"Zero... Hanabusa und ich haben einen Pakt geschlossen. Er wird dir und mir helfen, nach einer dritten Möglichkeit zu suchen. Im Gegenzug werde ich ihm Blut von mir geben". Sofort sah Zero auf, während sich seine Augenbrauen zusammenzogen. Was hatte sie da eben gesagt? Sie wolle Aidou ihr Blut geben? Wofür? Was hatte das nun wieder zu bedeuten?
 

"Jessy, was tust du nur? Du willst Aidou dein Blut...". "Bitte, reg dich nicht auf, ja? Er möchte nur mal mein Blut probieren und danach nie wieder. Er kriegt sowieso nicht viel und außerdem... Er muss uns erstmal helfen, sonst bekommt er keinen Tropfen". So wirklich begeistert war Zero zwar nicht, aber was sollte er dagegen tun? Er konnte es seiner Liebsten schlecht verbieten, oder? Mürrisch nickte er ihr zu, sah wieder zur Wanne und drehte das Wasser ab.
 

"Ich bin nicht begeistert, Jessy, denn eigentlich möchte ich der einzige Mann sein, der dich beißen darf". Eifersucht, dass dachte sich Shizuka, als diese Worte erklangen. Grinsend sah sie Zero dabei zu, wie er in die Wanne stieg und sich ins warme Nass gleiten ließ. Schließlich hielt er ihr seine Hand hin, welche nach wenigen Sekunden ergriffen wurde und auch sie ihren Platz in der Wanne fand. Genau zwischen seinen Beinen, ehe sich ein warmer Körper an ihrem Rücken schmiegte und zwei Arme sie in eine sanfte Umarmung zogen.
 

"Dein Blut soll mir gehören, wie meines dir, Jessy. Allein der Gedanke daran, dass Aidou dich beißen wird, lässt mich wütend werden". Shizuka nickte leicht, strich ihm über die Arme, ehe sie ihren Kopf leicht drehte. Seine Augen spiegelten Wut und Eifersucht wieder und die Kleine hatte das Gefühl, vielleicht doch einen Fehler gemacht zu haben. Was sollte sie nun tun? Die Sache stand doch bereits und nun? Nun konnte sie nicht zurück, oder?
 

"Ich liebe dich" hauchte er leise in ihr Ohr, legte seine Lippen auf ihre Wange und zog sie noch ein wenig näher. Er wusste, sie meinte es nicht böse. Shizuka wollte nur helfen und er dürfe ihr keine Vorwürfe, oder gar eine Szene machen. Die Kleine in seinen Armen bedeutete ihm nur soviel, dass der Gedanke allein so viele Empfindungen in ihm hervorrief. Hoffentlich musste er sich keine Sorgen machen. Er würde Aidou töten, würde dieser ihr auch nur zu nahe kommen.
 

"Ich dich auch" kam es leise zurück, ehe Zero seine Hand leicht bewegte und der Kleinen über den Bauch strich. Ein leises Seufzen erklang von Shizuka und genüsslich schloss sie ihre Augen. Diese zarten Berührungen, diese ließen sie zu Wachs in seinen Armen werden.
 

Zero wanderte mit seiner rechten Hand ein wenig höher, zögerte noch ein wenig, da er nicht zu weit gehen wollte. Durfte er sie wirklich überall berühren? Ihre blauen Seen öffneten sich und sahen direkt zu ihm auf, zeigten einen Hauch von Verlangen, welches er spüren konnte. Wollte sie wirklich ein bisschen mehr von seinen Berührungen?
 

Ganz vorsichtig glitt er mit seiner Hand über ihre Brust, bekam ein leises Keuchen von ihr geschenkt, ehe sie sich noch ein wenig näher an seine Brust schmiegte. Sein Finger umkreiste ihre Brustwarze, welche sich nach wenigen Sekunden aufstellte. Ihr gefielen seine Berührungen und langsam schien sie sich von ihm weitaus mehr zu wünschen, als zuvor noch.
 

"Zero..." hauchte sie erregt in sein Ohr, legte ihre Lippen an sein Ohr und verteilte hauchzarte Küsse von seinem Ohr hinab, bishin zum Hals. Auch Zero entwich ein leises Keuchen, wanderte mit seiner linken Hand zu ihrem Gesicht und strich sanft über die weiche Haut ihrer Wange. "Jessy... Du machst mich verrückt".
 

"Ich mache doch gar nichts..." gab sie leise zurück, nahm seine Lippen in Besitz, ehe seine Hand von ihrer Brust abließ. Er glitt tiefer, machte bei ihrem Bauch Halt und überlegte, ob er noch einen Schritt weitergehen dürfe. Er wollte mehr, viel mehr und laut ihren fordernden Kuss, welchen sie nun mit ihm austauschte, schien sie auch mehr zu wollen, als eigentlich gedacht.
 

Seine Hand setzte ihren Weg fort, streifte hauchzart ihren Intimbereich, ehe sie ihren Kuss abbrach, nur um leise zu stöhnen. "Nicht aufhören" hauchte sie erneut erregt, lehnte ihren Kopf auf seine Schulter und spürte sein seichtes Nicken, ehe er mit seinem Tun fortsetzte. Eine kreisende Bewegung seiner Finger war sein nächster Schritt und er hoffte einfach, dass er richtig handelte. So wenig Ahnung hatte er hiervon, aber vielleicht gefiel ihr sein Treiben?
 

Zwanghaft presste Shizuka ihre Lippen aufeinander, während ihre Augen genießerisch geschlossen waren. Also, Zero wusste scheinbar genau, was er tun musste, um ihr solche erregende Gefühle zu bereiten. Verdammt, diese Gefühle fühlten sich so gut an und es fiel ihr wahrlich schwer, ein weiteres Stöhnen zu unterdrücken.
 

Plötzlich hörten diese schönen Berührungen auf und Shizuka verkniff sich einen bissigen Kommentar, als sie enttäuscht zu Zero aufblickte. "Lass uns das hier verschieben. Ich werde dich jetzt einseifen, okay?". Gerade wollte Shizuka antworten, als sich wieder weiche Lippen auf den ihren befanden. Er schien sich entschuldigen zu wollen, denn sein Kuss war zart und schüchtern, wie nie zuvor. Warum hatte er aufgehört? Warum machte er nicht einfach weiter und schenkte ihr Erlösung, nach welcher sie sich sehnte?
 

Nach seinem Duschgel greifend, nachdem er sich von ihr gelöst hatte, gab er ein von diesem auf seiner Hand und seifte seine Liebste ein. Keine Stelle ließ er aus, betrachtete seine Freundin dabei, welche immer wieder wohlige Seufzer von sich gab. "Du bist gemein" kam nach geraumer Zeit von ihr und Zero wusste, was sie mit ihrer Aussage meinte. Hätte er vielleicht doch weitermachen sollen?
 

"Findest du? Du hast dasselbe mit mir gemacht und dann auch einfach aufgehört. Findest du nicht, dass meine Aktion fair ist?". Wohl wahr, dachte sich die Kleine und schmollte. Super, hätte sie vorhin nicht diese Aktion abgezogen, dann wäre das eben nicht passiert, oder? Ja, vielleicht geschah es ihr nun Recht, dass sie nicht das bekam, was sie begehrte?
 

Schweigend griff sie zum Duschgel und begann nun genauso schweigend Zero einzuseifen, welcher mit seinen Augen in ihr verstimmtes Gesicht blickte. Hätte er vielleicht doch nicht aufhören sollen? Die Kleine sah so unzufrieden aus, oder? "Entschuldige" meinte er leise und strich durch ihr violettes Haar.
 

Shizuka schüttelte ihren Kopf, da er sich nicht entschuldigen musste. Klar, sie war ein wenig verstimmt, aber es geschah ihr Recht. Vielleicht war es auch keine so schlechte Idee, mit solchen Dingen noch ein bisschen zu warten? Sicherlich erträumte er sich eine wunderschöne Nacht mit ihr? Nun, sie würde versuchen, seine Wünsche zu erfüllen. Alles würde sie für Zero tun.
 

Nach etlichen Minuten stiegen Shizuka und Zero aus der Wanne, nur um sich abzutrocknen und mit einem Handtuch bekleidet, das Bad zu verlassen. Gerade, als sie Zero's Zimmer betreten wollten, ging eine Tür am Ende des Ganges auf und ein Blondschopf, welcher herzhaft gähnte, trat heraus. "Hanabusa?" fragte Shizuka verwundert, bekam sofort die Aufmerksamkeit des Blonden, welcher sich auf den Weg zu Zero und der Kleinen machte.
 

"Shizuka... Ich habe nachgedacht und vielleicht finde ich eine Lösung. Ich werde diese Frau suchen, denn vielleicht kennt sie eine Lösung für dein Problem. Kaname sagte, sie lebt mit ihrem Mann und ihren Kindern im Norden... Ich halte euch auf den Laufenden, einverstanden?". Shizuka wusste nicht, was sie nun dazu sagen sollte. Hanabusa musste das nicht tun, aber er wirkte so entschlossen, oder?
 

"Aidou... Bist du dir sicher, dass du das tun willst, oder machst du das nur, um Jessy's Blut zu bekommen?". Der Blonde seufzte, schien Zero bereits von seiner Abmachung mit Shizuka zu wissen. Nun, vielleicht auch wegen ihrem Blut, aber das war nicht der einzige Grund. "Ja, auch wegen ihrem Blut, aber... Ich mache das, weil Shizuka mir auch sehr viel bedeutet und ich nicht möchte, dass sie irgendwann gehen muss. Sie braucht dich und ich brauche sie". Zero wusste nicht, was er nun von dieser Aussage halten sollte und sah zu seiner Liebsten, welche ihren Kopf senkte. Wusste sie vielleicht mehr?
 

"Mach dir keine Sorgen, Shizuka. Ich beeile mich und werde bestimmt eine Lösung finden. Kiryuu, pass bitte gut auf deine Freundin auf, in Ordnung?". Zero nickte dem zu und sah dabei zu, wie der Blonde den Gang hinablief und nun konnte er auch einen Rucksack auf dessen Rücken erkennen. Wahrlich, der Blonde wollte sich Richtung Norden aufmachen, um diese dritte Möglichkeit zu suchen. Und das alles nur für Shizuka, welche noch immer keinen Ton gesagt hatte.
 

"Dein Biss... Seitdem du Aidou gebissen hast, benimmt er sich so seltsam" warf Zero ein und nahm die Kleine in seine Arme. Eine Antwort bekam er von ihr nicht, aber er brauchte auch keine. Scheinbar wusste Shizuka, was sie angerichtet hatte und blieb trotz allem bei ihm. Hier, bei Zero, welcher ihr Herz bekommen hatte. Hoffentlich konnte Aidou wirklich eine Lösung finden, denn für keinen Preis der Welt mochte Zero seine Liebste wieder hergeben.

Wettkampf um Zero!

Gähnend hielt sich Shizuka die Hand vorm Mund und starrte wieder zur Tafel, um die Formeln zu verstehen, welche ihr Lehrer ihnen aufgeschrieben hatte. Ausgerechnet Bruchrechnen, dachte sie sich insgeheim und blickte wieder auf die Tischplatte. Mathe, ihr verhasstes Fach. Wieso konnte man Mathematik nicht abschaffen? Die Hälfte von dem, was man hier im Unterricht lernte, würde man im späteren Berufsleben sowieso nicht mehr brauchen. Jedenfalls war dies Shizuka's Meinung und sie behielt Recht, denn in ihrer Welt hatte sie bereits eine Ausbildung zur Floristin gemacht und hatte viele Dinge dort, was sie in der Schule einst gelernt hatte, nicht gebraucht.
 

Zero blickte zur Langhaarigen, welche nun einige Zeichnungen auf ein Blatt malte und sich somit die Langeweile vertrieb. Er konnte ihren Unmut auch ein wenig nachvollziehen, schien sie Mathematik nicht sonderlich zu schätzen und noch weniger verstehen zu wollen. Ob sie in ihrer Welt genauso wenig für Schule übrig gehabt hatte? Die Kleine erstaunte ihn irgendwie. Immerzu fand sie neue Wege, um nicht auf den Unterricht zu achten und wenn sie eine Prüfung ablegen mussten, mogelte sie sich dennoch irgendwie durch.
 

Sanft piekste er sie in die Seite, bekam sofort ihre Aufmerksamkeit und legte ein kleines Lächeln auf. "Wie schaffst du das immer? Du achtest nie auf den Unterricht und trotzdem mogelst du dich durch die Prüfungen". Nun war es an Shizuka, ein kleines Lächeln aufzulegen, ehe sie sich wieder ihrer Zeichnung widmete. "Tja... Liegt daran, das ich um einiges Älter bin, als es scheint...". Zero verwunderte diese Tatsache nicht, hatte er sich bereits gedacht, dass die Kleine neben ihm um einiges Älter sein musste, als sie eigentlich in Erscheinung trat.
 

"Und? Magst du mir dein Alter verraten? Schließlich bin dein Freund und habe ein Recht darauf, zu erfahren, wie alt meine Freundin ist". Shizuka grinste über Zero's Bemerkung nur noch mehr und wandte sich an ihre Sitznachbarin, welche ebenfalls lächelte. Nun, Yori war die Einzige aus der Klasse, welche wusste, wie nun Zero's und Shizuka's Verhältnis zueinader waren, denn die Langhaarige hatte eine wertvolle Freundin in der Blonden gefunden.
 

"Zero lenkt mich vom Unterricht ab, Yori... Schlimm, nicht wahr?" fragte sie ihre Freundin gespielt beleidigt und deutete mit ihrem Daumen neben sich zu Zero, welcher wieder lächelnd zur Tafel blickte. Wie immer, dachte Zero sich. Shizuka machte sich immer wieder einen Spaß daraus, ihn zu ärgern. Egal zu welcher Uhrzeit, oder an welchen Ort. Immer wieder musste sie ihre Scherze treiben.
 

"Schäm dich, Zero. Deine Freundin soll doch auch etwas vom Unterricht mitbekommen, denkst du nicht?". Zero seufzte, da die Blonde ihre Rolle perfekt mitspielte. Er dachte eben schon, wie immer eben. "Natürlich..." gab er wissend zu und seufzte gequält, als es zur Pause klingelte. Gut, nun hatten sie die letzten beiden Stunden. Sport, dachte Zero sich und dachte zurück. Shizuka war im Sportfach wirklich gut, fast schon zu gut, denn sie übertraf sogar einige Jungs aus ihrer Klasse.
 

"Sport ist Mord... Na ja... Wir sehen uns dann nach der Pause" erwähnte Yori und packte ihre Unterlagen in ihre Tasche. Kurz nickte sie ihre Sitznachbarin zu, ehe sie sich erhob und mit einigen Schülern die Klasse verließ. Zero packte ebenfalls seine Unterlagen ein und wartete auf Shizuka, welche ein Brötchen aus ihrer Tasche holte und erst danach ihre Unterlagen einpackte.
 

Zwei grüne Augen betrachteten das langhaarige Mädchen schon eine ganze Weile. Eigentlich seitdem Tag, an dem Shizuka in diese Klasse gekommen war und der Verlauf, welcher sich in den ganzen Wochen ereignet hatte, gefiel dem Mädchen mit den grünen Augen gar nicht. Was fiel dieser blöden Kuh eigentlich ein? Ihr Zero einfach so vor die Nase wegzuschnappen und zu denken, sie würde solch ein Verhalten dulden. Niemals, dachte sich das Mädchen und stand wütend von ihrem Platz auf.
 

Gerade wollte sich Shizuka erheben, als vor ihr ein Mädchen auftauchte. Grüne Augen sahen in strahlend blaue Seen. Ein durchbohrender Blick, war Shizuka's erster Gedanke und blickte das Mädchen argwöhnisch an. Langes schwarzes Haar ging ihr bis zum Po, während ihr Gesicht dezent geschminkt wirkte. Ein hübsches Mädchen, musste sich die Langhaarige eingestehen, aber was wollte sie?
 

"Hi... Shizuka, dürfte ich dich vielleicht kurz sprechen? Unter vier Augen, wenn es geht". Shizuka's rechte Augenbraue wanderte in die Höhe und so langsam fiel ihr auch der Name des Mädchens wieder ein. "Ray Shikoto" dachte sich Zero und stand auf. Gut, wenn die beiden Mädchen miteinander reden wollten, dann bitte. Shizuka wusste sich zu helfen und er war auch nicht länger ihr Aufpasser, wie zu Anfang noch. Nur, was wollte Ray von seiner Freundin? Er erinnerte sich an einige Dinge, welche vor einigen Wochen passiert waren. Ja, ab den zweiten Tag, als Shizuka den Unterricht besucht hatte, hatte es begonnen und er fragte sich, ob sich die Kleine auch noch daran erinnern konnte.
 

Natürlich erinnerte sich Shizuka an den zweiten Tag, an welchen sie hier in den Unterricht gegangen war. In der Pause hatte es damals gehörigen Streit wegen Zero gegeben. Ray hatte gemeint, Shizuka solle die Finger von ihrem Zero lassen und hatte sogar gedroht. Schon damals hatte sich die Langhaarige überlegt, ob sie Ray nicht einfach nach dem Unterricht abpassen sollte, um ihr mit den Fäusten zu erklären, dass man ihr nicht drohte, aber Zero hatte gemeint, dass sie solchen Streitigkeiten aus dem Weg gehen solle. Warum? Shizuka musste sich nicht drohen lassen.
 

"Meinst du, dass ich tatenlos zusehe, wie du deine momentane Beziehung zu Zero noch weiter vertiefst? Du hast nicht das Recht, dir den gutaussehensten Typen unserer Klasse unter den Nagel zu reißen". Shizuka gähnte gespielt gelangweilt, da Ray schon wieder mit diesem Thema anfing. Nur eines interessierte Shizuka doch sehr. Wenn Ray ihren Zero doch so sehr mochte, oder ihn gar liebte, warum hatte sie denn Zero nie darauf angesprochen? Feige? Keine Ahnung, dachte sich die Kleine und stand nun ebenfalls auf.
 

"Weißt du, wenn Zero mir nicht gesagt hätte, dass ich nicht ausflippen soll, dann hätte ich dich schon längst verprügelt, glaub mir. Niemand droht mir ungestraft, Ray". Klar, Shizuka hätte auch netter klingen können, aber warum? In ihrer Welt wurde sie so oft verprügelt, wegen nichts. Und hier? Warum sollte sie ihre Art hier verstecken? Wer meinte, er müsse Streit suchen und es war mit Worten nicht zu regeln, dann bitte. Wenn jemand nach Schlägen quasi schrie, war Shizuka Mensch, welcher nur zu gern Schläge austeilte.
 

Grob wurde Shizuka auf ihren Stuhl zurückgedrückt und spätestens jetzt wäre ihr der Geduldsfaden gerissen, wenn Ray nicht sofort etwas gesagt hätte. "Verprügeln? Du willst mich, die Beste im Judo, versprügeln? Willst du mich vielleicht herausfordern?". Aha? Judo? Na und, war der nächste Gedankengang der Kleinen. Und wenn sie ein Mönch im Shaolinkloster wäre, sie würde mit ihr fertig werden. Irgendwie zumindest.
 

"Herausfordern? Ich bin nicht dumm, Ray. Zero würde es nicht gut finden und genau aus diesem Grund werde ich mich nicht auf dieses Spielchen einlassen". Fingernägel bohrten sich in ihr Jackett und schmerzlich verzog Shizuka ihr Gesicht. Was sollte dieses blöde Spiel? "Wenn du nicht sofort loslässt, dann...". "Gut, wir klären das gleich beim Sport. Du gegen mich, verstanden? Wir werden fünf Runden in der Sporthalle laufen". Wie? Fünf Runden in der Sporthalle laufen? Kinderspiel, dachte sich Shizuka und schlug Ray's Hände von ihren Schultern.
 

"Der Gewinner von uns bekommt Zero und der Verlierer verspricht, in Zukunft kein Wort mehr mit Zero zu wechseln, klar?". "Klar, aber sei dir bewusst, dass du die Verliererin sein wirst" gab Shizuka wütend zurück und nochmals erhob sie sich vom Stuhl. In ihr Brötchen beißend, verließ sie schließlich das Klassenzimmer und lief nach draußen. Verdammt, dieses blöde Miststück. Wegen der taten ihre Schultern nun ungemein Weh. Ob sie den Mund zu voll genommen hatte? Nein, bestimmt nicht, oder? Beim Abhauen war sie schon immer die Beste gewesen, also warum nicht auch dieses Mal?
 

Schnell überblickte Shizuka das Gelände und fand Zero unter einen Baum sitzend, welcher nun ebenfalls ein Brötchen verzehrte. Mürrisch und wütend zugleich, machte sie sich auf den Weg zu ihm, ließ sich neben ihm ins Gras fallen und aß weiterhin ihr Brötchen. Sie wusste, Zero würde vermutlich gleich fragen, warum sie so wütend war, denn er konnte doch ihre Empfindungen spüren. Warum also ihre momentanen Gefühle verstecken? Sollte sie ihm wirklich sagen, was Ray wollte?
 

"Jessy... War ich schon wieder euer Thema? Was wollte Ray diesmal?". Der Silberhaarige wusste um die Gefühle der Schwarzhaarigen, hatte er doch schon so einige Gerüchte gehört. Nur, das Mädchen war nie persönlich zu ihm gekommen und gerade aus diesem Grund hatte er nichts für sie ürbig. Sie sagte nicht, was Sache war und machte jedes Mädchen fertig, welches sich mit ihm versuchte, anzufreunden. Nie hatte er etwas dazu gesagt, aber da Shizuka bereits seine Freundin war, würde er bald etwas unternehmen, wenn Ray nicht langsam aufhörte. Irgendwie war er der Schwarzhaarigen auch dankbar gewesen, denn er hatte nie mit irgendein Mädchen ausgehen müssen, welche ihn eigentlich hatte fragen wollen.
 

"Ich bring sie um... Ich bring sie um, wenn sie mich nicht bald in Ruhe lässt" murmelte Shizuka Pläne schmiedend und stellte sich schon vor, wie sie Ray ins Krankenhaus beförderte. Gut, umbringen würde sie diese Schlange nicht, aber vielleicht einen Arm brechen? Ja, das erweckte Erinnerungen an vergangene Zeiten. In ihrer Welt hatte sie meist gewartet, bis ihr wirklich der Geduldsfaden gerissen war und hatte zuvor immer alles geschluckt. Nie hatte sich Shizuka irgendetwas anmerken lassen, doch dann? Bei Verfolgungsaktionen war ihr einst ihr kostbarer Geduldsfaden gerissen und sie hatte einem Mädchen in ihrer Wut, welche sich angestaut hatte und das über Jahre, die Nase gebrochen.
 

Zero seufzte und zog die Kleine in eine sanfte Umarmung. Hoffentlich beruhigte sie sich bald wieder. Er mochte sie nicht so sehen, denn auf irgendeine Art und Weise glaubte er ihren Worten. Er konnte sich wirklich gut vorstellen, dass ihr in ihrer Welt sicherlich schon die Hand ausgerutscht war. Und in den ganzen Wochen, wo sie nun schon hier war, hatte sie meist ihren Mund gehalten, auf seinen Wunsch hin. Es fiel ihr von Tag zu Tag schwerer, dass wusste Zero und irgendwann würde sie ihr Wort brechen und Ray dafür büßen lassen, oder?
 

"Ich werde ihr zeigen, dass sie keine Chance gegen mich hat". "Das hat sie auch nicht, Jessy. Du bist meine Freundin und nicht sie...". Shizuka verkniff sich einen unpassenden Kommentar und blickte wütend zu Zero auf. Verstand er denn nicht, dass es ihr schwer fiel, bei solchen Dingen ruhig zu bleiben? Immerzu provozierte Ray sie und meist sah er das auch und sagte kein Wort. Toller Freund, dachte sie sich, erhob sich rasch und lief zur Sporthalle. Wenn Zero nichts sagte, dann würde sie bei der nächsten Gelegenheit in die Luft gehen.
 

"Warum habe ich das Gefühl, einen Fehler gemacht zu haben? Ich glaube, ich sollte sie nicht aus den Augen lassen" war Zero's Gedanke im nächsten Moment, ehe auch schon die Schulglocke zu hören war. Gut, würden sie nun Sport hinter sich bringen und dann würde Shizuka erstmal Ruhe vor Ray haben. Vorerst, denn am Montag würden sie sich wahrscheinlich wiedersehen. Doch vorerst kam das Wochenende und endlich würde er sein Versprechen, mit ihr im ein nettes Café zu gehen, einlösen.
 

Bei der Sporthalle angekommen, betrat Shizuka die Umkleideräume und zog sich um. Diese Ray, dachte sie sich wütend und beobachtete das schwarzhaarige Mädchen aus dem Augenwinkel. Ob sie wirklich zum Sportunterricht ging? Eine weiße Pants, welche gerade mal ihren Hintern bedeckte, während sie dazu ein ebenso weißes Shirt trug, welches ihre Rundungen besonders gut betonte. "Blödes Miststück" dachte Shizuka ein weiteres Mal, ehe sie sich im Spiegel betrachtete.
 

Shizuka trug eine kurze schwarze Hose, dazu Beinstulpen, welche bis über die weißen Sportschuhe reichten und ein violettes Shirt, welches ebenfalls ihre Rundungen betonte. Zufrieden mit sich, stieg die Langhaarige einige Stufen hinab und erblickte Zero wartend bei der Eingangtür stehen. "Jessy... Komm mal näher". Was hatte denn Zero nun? Nun, vielleicht mochte er etwas sagen? Ja, es schien so, denn er beugte sich zu ihr hinab, bis er ihr Ohr erreichen konnte.
 

"Ray sagte, ihr würdet gleich einen Wettkampf austragen und der Verlierer müsse mich aufgeben?". Die Langhaarige nickte dem zu, denn etwas anderes wäre eine Lüge gewesen. Der Silberhaarige seufzte, während er seine Freundin noch ein wenig näher zu sich zog. Was dachte sich Shizuka nur dabei? Als würde Zero mit so etwas einverstanden sein. Niemals hätte er dem zugestimmt, aber nun war es auch nicht mehr zu ändern, oder?
 

"Sie wird verlieren, Zero... Das ist die Strafe dafür, dass sie mich bedroht hat". Zero hauchte einen sanften Kuss auf ihre Lippen, ehe sie gemeinsam die Sporthalle betraten. "Mach dir keine Sorgen, ja? Du bist mit mir zusammen und das scheint Ray noch nicht zu wissen. Außerdem... Sollte ich wirklich verlieren, dann kannst du immer noch dein Wort erheben, oder?". Ja, dass würde Zero tun, wenn das Ergebnis hinterher nicht seinen Wünschen entsprach. Außerdem hatte der Silberhaarige lang genug den Mund gehalten. Eigentlich hätte er schon längst etwas sagen müssen, um Ray auf ihren Platz zu verweisen.
 

Einige Schüler saßen auf den Bänken, welche an der Seite standen, während einige Jungs schon Aufwärmübungen machten. Ray stand mit verschränkten Armen mitten in der Halle und unterhielt sich mit ihren Sportlehrer, welcher hin und wieder nickte. Ob er diesem Wettkampf überhaupt zustimmen würde? Sicherlich nicht, dachte sich Shizuka, ehe sich ihr Lehrer umdrehte und die Langhaarige mit einen Wink zu sich rief.
 

Beim Sportlehrer angekommen, fragte er auch schon, ob sie sich mit Ray messen wolle. Scheinbar hatte die Schwarzhaarige nur gemeint, dass Shizuka sich mit Ray in Schnelligkeit messen wolle, aber diese Tatsache konnte ihr persönlich auch nur Recht sein. Der Lehrer musste nicht wissen, worum es den beiden Mädchen hier ging und zustimmend nickte Shizuka ihrem Lehrer zu und begann mit ihren Aufwärmübungen. Ray würde sich gleich wundern, ganz sicher.
 

Zero gefiel es gar nicht, dass ihr Sportlehrer diesen Wettkampf stattfinden lassen würde, aber was sollte der Silberhaarige schon dagegen tun? Seine Liebste würde dieses Mal nicht auf ihn hören und Ray würde auch nicht zulassen, dass dieser Wettkampf abgesagt wurde, oder? Also musste der Silberhaarige wohl sitzen bleiben und gespannt, wie auch seine Mitschüler, abwarten. "Ich habe trotzdem ein komisches Gefühl" gestand sich Zero ein, ehe er dabei zusah, wie sich die beiden Mädchen aufwärmten.
 

"Du denkst also, dass du gewinnen wirst, Shizuka?" wollte die Schwarzhaarige grinsend wissen und machte einige Kniebeugen. Die Kleine antwortete nicht, da sie den Hohn aus Ray's Stimme hören konnte. Warum beschlich sie nun das Gefühl, als würde etwas Schlimmes passieren? Ob Ray fair kämpfen würde? Was erwartete Shizuka gleich? Verdammt, diese Ungewissheit nervte und es blieb der Langhaarigen wohl nichts übrig, als ihr Bestes zu geben, oder?
 

"Stellt euch auf. Wenn ich das Signal gebe, lauft ihr los. Wer als Erstes das Ziel nach fünf Runden passiert, hat gewonnen". Shizuka nickte dem zu, ebenso Ray, ehe sich die beiden Mädchen beim Start aufstellten, welches auch das Ziel am Ende bedeutete. Einen kurzen Blick zu Zero werfend, nickte er kaum merklich, wünschte der Kleinen viel Glück, obwohl ihm die ganze Sache immer noch nicht gefiel. Zero konnte wohl nur Hoffen, dass seine Liebste gewann und diese Streiterei endlich aus der Welt geschafft wurde.
 

"Auf die Plätze..." rief der Lehrer und beide Mädchen machten sich bereit. "Fertig..." folgte es auch sofort und Ray ging in die Knie, um einen besseren Start zu bekommen. Shizuka blieb in ihrer normalen Position, beugte sich nur ein wenig vor, ehe auch schon das Startsignal erfolgte. Beide Mädchen rannten los und Shizuka war sich einfach sicher, dass sie gewinnen würde.
 

Schon nach der ersten Runde lag Ray um einige Meter hinter ihr und nochmals wurde der Langhaarigen bewusst, wie schnell sie eigentlich war. Doch plötzlich lief die Schwarzhaarige neben ihr und schien noch mehr Tempo zu machen. Shizuka's Augenbrauen zogen sich wütend zusammen, ehe auch sie ihre Geschwindigkeit erhöhte. Meinte Ray vielleicht, dass sie nun nicht mehr mithalten könne? Sie sollte sich nicht zu früh freuen.
 

Wieder liefen die zwei Mädchen nebeneinander und Shizuka warf einen verstohlenen Blick zu Ray rüber, welche ebenfalls einen kurzen Blick zu Shizuka warf. "Du verlierst, Miststück..." zischte die Schwarzhaarige und plötzlich wurde Shizuka der Boden unter den Füßen weggezogen. Hart schlug die Langhaarige auf den Boden auf, rutschte noch einige Meter weiter und blieb mit schmerzverzerrtem Gesicht schließlich liegen.
 

Zero sprang von der Bank auf, wollte gerade etwas sagen, als der Lehrer in seine Pfeife blies und somit den Wettkampf stoppte. "Ray Shikoto, was sollte diese Aktion?" erhob der Lehrer sein Machtwort und winkte die Schwarzhaarige zu sich, welche sich das Grinsen verkneifen musste. Mit einem lieben Lächeln auf den Lippen, lief sie zum Lehrer und sah diesen fragend an, so als wäre überhaupt nichts gewesen.
 

"Kannst du mir dein Verhalten erklären? Was verstehst du unter Fairness?". Nachdenkend legte Ray ihre Hand ans Kinn und tat noch immer so, als sei sie die Unschuldige, obwohl die Schwarzhaarige der Kleinen sehr wohl ein Bein gestellt hatte. Shizuka erhob sich langsam, setzte sich auf ihre Knie und atmete tief durch. Sie warf Ray einen tödlichen Blick zu, ehe sie ihren Blick auf ihre Ellenbogen lenkte. Ihre Ellenbogen waren aufgeschürft und bluteten leicht, was nur noch mehr Wut in ihr aufkommen ließ.
 

Zero lief zu seiner Freundin, hockte sich neben der Kleinen hinab und legte seine Hände auf ihre Schultern, um sie ein wenig zu beruhigen. Wut und unbändiger Hass keimte in ihr auf und es fehlte sicherlich nicht mehr viel, um das Fass überlaufen zu lassen. "Beruhige dich, Jessy. Du hast gewonnen, da Ray nicht fair war". Grob legte sich eine schmale Hand um Zero's Handgelenk, ehe seine Hand von ihrer Schulter gezogen wurde. Das Gleiche geschah mit seiner anderen Hand, ehe sich die Langhaarige still erhob und gleichzeitig ihre Hände zu Fäusten ballte.
 

"Komm runter...". "Nein, diesmal hat sie den Bogen überspannt und es ist mir wirklich egal, ob ich einen Schulverweis bekomme, oder eben nicht. Wenn du mich jetzt aufhältst, dann knall ich dir ebenso eine und das ist kein Scherz, verstanden?". Es war lediglich eine Warnung, denn ihr könnte nun wirklich die Hand ausrutschen, wenn Zero nun versuchte, sie aufzuhalten.
 

Langsam erhob sich auch der Silberhaarige und legte trotz ihrer Warnung seine Hand auf ihre Schulter und drehte seine Freundin zu sich rum. Ein kleines Lächeln umspielte seine Lippen, ehe er seine freie Hand erhob und diese an ihre Wange legte. "Dann lass deine Wut an mir aus, Jessy... Du darfst mich schlagen, so lange du möchtest".
 

"Das bringt mir keine Befriedigung und... Zero, lass mich einfach das machen, was meine Sinne von mir verlangen. Ich bringe sie schon nicht um, sondern nur ins Krankenhaus". Zero schüttelte seinen Kopf, da die Kleine nicht solch einen Fehler begehen sollte. "Beruhige dich, Liebste... Ich liebe dich und ich möchte nicht, dass du das tust. Sie ist es nicht wert... Ray wird ihre Strafe bekommen, glaub mir".
 

Die Langhaarige seufzte ein weiteres Mal tief, während sich ihre Muskeln allmählich entspannten. Wie schaffte es Zero nur, ihre Wut zu senken? Vielleicht durch die lieben Worte? Meinte Zero vielleicht, es war damit getan, wenn er ihr solche Worte sagte? Es blieb Wut in ihr vorhanden und diese musste sie irgendwie loswerden. Schließlich ballte sie ihre rechte Hand zur Faust und rammte diese in seinen Bauch. Laut seiner nächsten Reaktion schien er damit gerechnet zu haben, denn er hatte seine Bauchmuskeln angespannt, um ihrer Faust ein wenig standhalten zu können.
 

"Siehst du... Es bringt nichts..." murrte Shizuka leise und befand sich im nächsten Moment in seinen Armen. Yori trat schweigend heran und nahm Shizuka's Arm in ihre Hände, da sie sich die Wunden ansehen wollte. Auf den ersten Blick sah es nicht schlimm aus, aber die Gesichtsfarbe ihrer Freundin glich einer kalkweißen Wand. Ob es ihr nicht gut ging?
 

Zero wusste, warum Shizuka's Gesichtsfarbe nicht mehr die Normalste war, denn es war der Geruch ihres Blutes, welches ihr die Farbe aus dem Gesicht wichen ließ. Und zu allem übel kam nun auch noch ihr Lehrer und Ray zu ihnen. Hoffentlich blieb die Kleine vor ihm nun ruhig, denn er spürte bereits, wie ihre Wut wieder stieg.
 

"Es tut mir wirklich leid, Shizuka. Lass uns wieder Freundinnen sein, okay?". Lächelnd hielt Ray der Langhaarigen ihre Hand hin und wartete gespannt darauf, ob die Kleine darauf einging. Grob schlug Shizuka die Hand zur Seite und legte ein mürrisches Gesicht auf. Meinte Ray etwa, sie fiel auf ihr nettes Gehabe rein? Nein, niemals, dachte sich die Kleine und knurrte ihre Feindin an. Dieses falsche Lächeln, wie eben auch diese falsche Entschuldigung. Verdammt, ihre rechte Faust juckte schon verdächtig, während ihr Körper vor Wut zu zittern begann. Kein gutes Zeichen, war Shizuka's nächster Gedanke.
 

Eine Hand auf ihrer Schulter hielt sie ein wenig zurück, während Ray erneut ihre Hand ausstreckte. Der Lehrer hoffte, dass diese Sache nun nicht ausartete, aber so, wie Shizuka nun aussah, hatte er das Gefühl, als würde gleich eine große Bombe explodieren. Zero sah dies ebenfalls so, wobei er auf Shizuka's Schulter mit seiner Hand noch ein wenig mehr Druck ausübte. "Bleib ruhig, Shizuka" murmelte er leise, ehe sie seine Hand von ihrer Schulter schlug und sich wütend zu Zero umdrehte.
 

"Ich bin ruhig, verdammt noch mal. Ich hasse nur solche Weiber mit ihrem dummen Gehabe, verstehst du das nicht? Weißt du, wie das ist, jeden Tag solche Tussen zu ertragen? Wie sie auf dich herabsehen und meinen, etwas Besseres zu sein? Ich verachte solche Weiber und jedes Mal, wenn ich so eine, wie die da...". Shizuka zeigte auf Ray, welche noch immer dümmlich lächelte. "Sehe, dann könnte ich reinschlagen. Ohne Pause, bis die Schminkmaske abfällt" endete ihre laute Meinung, welche einige Jungs zum Lachen brachten, während andere Schüler sehr erstaunt wirkten.
 

"Hehe, du bist doch nur neidisch, weil ich so gut aussehe, nicht wahr?" antwortete die Schwarzhaarige und fuhr sich durch ihr glattes Haar. Shizuka drehte sich wieder zu ihrer Feindin um und verengte ihre Augen zu schlitzen. "Genau diese Einstellung meine ich... Ich kann solche Weiber, wie du es bist, nicht ausstehen... Und falls du es noch nicht weißt, Zero ist bereits mein Freund und...". "Das glaubst du doch selbst nicht, Schätzchen... Zero würde nie auf so ein Mauerblümchen stehen, wie dich. Du hast doch keine Ahnung, wie man mit einen Mann umgeht, nicht wahr?".
 

"Was zuviel ist, ist zuviel" schrie Shizuka, sprang auf die Schwarzhaarige und stieß mit ihr zu Boden. Shizuka holte mit ihrer rechten Faust aus, welche wenige Sekunden später genau ins Schwarze traf. Blut spritzte aus Ray's Nase und ein schmerzhafter Laut entwich ihrer Kehle. Nur mühevoll konnte sich Shizuka ihren Würgereiz bei dem Geruch des Blutes verkneifen, holte ein weiteres Mal aus, doch wurde ihre Hand im nächsten Moment in eine Größere geschlossen. Wütend blickte sie auf, sah Zero an, welcher erneut seinen Kopf schüttelte.
 

"Lass mich das zu Ende bringen... Ich muss...". "Shizuka Sato, du verlässt sofort die Sporthalle und wirst dich beim Direktor melden. Außerdem bekommst du für dein Verhalten ein Schulverweis, hörst du? Eine Woche lang und keine Widerworte" rief der Lehrer der Langhaarigen zu, welche sich wütend erhob und ebenso wütend die Sporthalle verließ. Gut, für eine Woche Schulverweis. Wenigstens hatte sie dieser Ray eine verpasst. Es kam wirklich nicht oft vor, dass sich Shizuka vergaß, aber jedes Mal tat es gut, wenn sie ihrer Wut einfach freien Lauf ließ.
 

Zero rannte seiner Freundin hinterher, zog sich rasch in der Umkleide um und packte seinen Kram zusammen. Draußen sah er sie schon, wie sie wütend zum Haupthaus stampfte und ein Gesicht zog, als wäre sie immer noch so wütend, wie zuvor noch. Zu ihr aufschließend, kam er schließlich neben ihr zum Stehen und hielt sie bei der Schulter fest.
 

"Und? Habe ich nun deine Meinung, die du über mich hast, zunichte gemacht, Zero?". "Nein, hast du nicht... Ich wollte nur nicht, dass du dich in Schwierigkeiten bringst, Jessy. Du hast Ray die Nase gebrochen, weißt du das eigentlich?". Shizuka zuckte mit den Schultern, aber es erhellte ihr Gemüt schon, dass ihr Schlag gesessen hatte. Das würde Ray in Zukunft eine Lehre sein, sich nicht mehr mit irgendwelchen Mädchen anzulegen, nur weil sie meinte, sie sei etwas Besseres.
 

Langsam lief sie mit Zero weiter, diesmal schweigend, während sich der Silberhaarige Gedanken dazu machte. So hatte er Shizuka wirklich noch nie erlebt, aber es überraschte ihn nicht, bei dem, was Ray ihr alles an den Kopf geworfen hatte. Nur, dass das Endergebnis eine gebrochene Nase war, entsetzte ihn doch sehr. Nicht, dass er nun Angst vor Shizuka hätte, nein, so war es nicht. Er war nur ziemlich überrascht, dass die Kleine in ihrer Wut solche Kräfte aufbringen konnte.
 

"Jessy? Du hast dich in deiner Welt auch schon oft geprügelt, nicht wahr?". Stumm nickte die Kleine, da Zero scheinbar mehr erfahren mochte. Nun, sie konnte es ihm nicht verübeln, nach der Aktion, welche sie vor einigen Minuten geleistet hatte. Und trotzdem. Sie bereute es nicht. Warum sollte sie Reue zeigen, wenn Ray doch selber schuld war? Sicher, Shizuka hätte sich auch besser verhalten können, aber es gab Menschen, welche nur eine einzige Sprache kannten.
 

"Weißt du... Es ist nicht so, dass ich mich mit Worten nicht wehren könnte, aber... Es gibt Menschen, die einfach nur auf brutale Art lernen, wann etwas reicht und wann nicht. Ich sage also nicht, dass ich Gewalt unterstütze. Es ist die letzte Maßnahme, die ich ergreifen kann, wenn mich eine Person nicht verstehen will und das war in meiner Welt sehr häufig der Fall. Man hörte mir nicht zu und ich versuchte, wenn es nicht klappte, zu ignorieren, aber wenn selbst das nichts half, dann schlug ich zu. Mir egal, ob das in Ordnung ist, oder nicht". Zero seufzte, da sie nun wieder einen kleinen Teil ihrer Vergangenheit erzählte. Okay, er konnte ihre Wahl nicht gutheißen, aber vermutlich war sie in ihrer Welt meist nur auf brutale Art in der Lage, sich überhaupt zu wehren, weil man ihr eben nicht zuhören mochte, oder?
 

"Ich finde es nicht in Ordnung, wohl wahr, aber vielleicht kann ich deine Entscheidung verstehen und ein gutes Wort für dich beim Direktor einlegen. Ray wird ohnehin nicht mehr so schnell zum Unterricht kommen, da auch sie eine Woche Schulverweis bekommen wird". Die Langhaarige nickte, ehe sie ihre Hand ausstreckte und sofort Zero's Hand ergriff. Ihre Finger verharkten sich ineinander, ehe Zero sie ein wenig näher zu sich zog und nochmals seufzte.
 

"Trotzdem war es interessant, zu sehen, wann dein Geduldsfaden reißt. Du schluckst ziemlich viel runter, Jessy. Versuch in Zukunft deine Mitmenschen zu sagen, was dir nicht passt, bevor du wieder vor Wut platzt, okay?". "Ich werde es versuchen, Zero... Danke, dass du mich verstehst, obwohl du dir meine Lage wohl kaum vorstellen kannst". Zero blieb stehen und legte seinen Arm um die Kleine, während er ihre Lippen mit den seinen berührte. Klar, er verstand sie, konnte sich zwar nur vage vorstellen, was sie durchmachen musste, aber er verstand sie irgendwie. Außerdem wuchs seine Liebe mit jedem Tag mehr zu ihr. Nie würde er ihr Vorwürfe machen, auch nicht für das Geschehen vorhin. Nein, dafür liebte er sie viel zu sehr, als dass er das wirklich tun könnte.

Spiel mit mir!

"Ich darf nicht mal das Schulgelände verlassen?" wollte die Langhaarige nochmals wissen und sah ihrem Freund forschend in die Augen. Jegliche Diskussion mit Direktor Kurosu hatte nichts gebracht und somit war ihr der Schulverweis gewiss gewesen. Eine Woche dürfe sie nicht am Unterricht teilnehmen, was Shizuka nicht sonderlich störte, aber dazu kam nun, dass sie nicht mal das Schulgelände verlassen durfte. Das hieß, ihr Wochenende war besiegelt.
 

"Ich wäre gern mit dir ins Café gegangen, aber du wirst dich wohl an die Strafe halten müssen" erwiderte Zero leise, saß er gerade auf seinem Bett und machte Hausaufgaben. Er konnte wirklich nichts daran ändern, auch wenn er dem Direktor so sehr zugesprochen hatte. Es brachte nichts, sich darüber noch weiter aufzuregen und deswegen würde er übers Wochenende auch hier im Internat bleiben. Dies war das Einzige, was er für seine Freundin tun konnte.
 

"Ja, aber... Ich möchte nicht das ganze Wochenende hier sitzen und nichts tun...". Das wusste Zero und genauso wusste er, dass es der Kleinen so unheimlich schwer fiel, dieser Regel zu folgen. Vermutlich müsse er sie von irgendwelchen Aktionen abhalten, oder? Er kannte sie gut genug, um zu wissen, dass sie keinen Versuch verstreichen lassen würde, um vielleicht doch in die Vorstadt zu kommen.
 

"Zero, du bist doch Vertrauensschüler und Vampirjäger, richtig? Du könntest mich doch einfach mitnehmen, wenn du einen Auftrag bekommst, oder nicht? Das machst du doch, oder?". Der Silberhaarige seufzte leise und blickte neben sich zur Langhaarigen, welche sich an ihn schmiegte. "Mal sehen, Jessy... Ich muss jetzt die Aufgaben hier lösen. Anders, als du, muss ich für die Schule lernen".
 

Okay, das war verständlich, selbst für Shizuka, aber warum ausgerechnet jetzt? Freitag Abend, wo man eigentlich mit seinem Liebsten etwas unternahm. Und Shizuka? Sie musste hier sitzen und Zero zuschauen, wie er seine Hausaufgaben erledigte. Konnten sie nicht irgendein Spiel spielen? Moment, dachte sich die Kleine und legte die Stirn in Falten. Gab es hier eigentlich Fernseher? Bis jetzt hatte sie noch keinen gesehen, aber es wäre möglich, dass es hier Fernseher gab, oder?
 

"Sag mal... Gibt es hier Fernseher? Ich weiß ja nicht, wie weit eure Technologie schon ist". Zero hielt inne und blickte erneut zu Shizuka, welche fragend zu ihm sah. Fernseher? Natürlch gab es hier Fernseher, aber soweit er wusste, hatte Direktor Kurosu keinen. Warum, dass wusste Zero nicht und vielleicht war es auch besser so, dass es hier keinen Fernseher gab.
 

"Natürlich gibt es Fernseher in unserer Welt, aber wir haben hier keinen in der Schule. Du wirst dich also anders beschäftigen müssen". Er sah dabei zu, wie Shizuka's letzte Hoffnung schwand, ehe sie suchend in eine unbestimmte Richtung blickte.
 

"Weißt du, ich bin froh, dass ich nie Regeln befolge, also werde ich mich nun amüsieren gehen". Gerade wollte Zero sich wieder seinen Aufgaben widmen, als er diese Worte vernahm, welche ihm ein weiteres Seufzen abverlangten. Sie wollte die Regeln missachten und einfach in die Vorstadt gehen? Er durfte das nicht zulassen, auch wenn er ihr damit den Spaß verderben würde.
 

"Nein, dass wirst du nicht tun, Jessy. Zwing mich nicht dazu, dich an mein Bett zu fesseln, okay?". Die Langhaarige grinste, ehe sie vom Bett aufstand und Anstalten machte, sich ihre Schuhe anzuziehen. Zero stand ebenfalls auf, nicht ohne ein leises Seufzen von sich zu geben, ehe er seine Unterlagen auf den Nachttisch legte. Wenige Sekunden später stand er auch schon hinter Shizuka, legte seine Hände an ihre Hüften und hob sie hoch. Sie wieder aufs Bett setzend, hockte er sich hin und sah sie warnend an.
 

"Gut, dir ist langweilig und ich kann das auch verstehen, aber bleib hier und mach nicht noch mehr Ärger. Ich mache auch etwas mit dir, in Ordnung?". Zwar wusste Zero noch nicht, was er mit ihr machen könnte, aber er würde vieles tun, damit sie hier im Internat blieb.
 

Shizuka grinste noch breiter, während sie in die silbrig-violetten Seen blickte und dabei mit ihren Däumchen spielte. Er wollte sie also beschäftigen? Interessant, dachte sich die Langhaarige und wartete gespannt auf einen Einfall. Wenn er nicht überzeugend klang, dann würde sie sich nochmals überlegen, nicht doch das Nachtleben unsicher zu machen.
 

Scheinbar wartete Shizuka und Zero dachte nach, wie er seine Freundin nun beschäftigen könnte. Er wusste, wenn sein Einfall in ihren Augen langweilig war, würde sie sich mit Gewalt Freiheit verschaffen. An sich durfte sie auch überall hin, aber Direktor Kurosu wollte eben seine Strafe durchsetzen. Ein Stück weit war Shizuka vermutlich auch selbst schuld, denn sie hatte Ray die Nase gebrochen.
 

"Hehe, du weißt also gar nicht, was du mit mir machen kannst? Lass uns doch einfach zusammen ausgehen, Zero... Ich warte immer noch auf unser Date". Der Silberhaarige ließ seinen Kopf hängen, da Shizuka entweder nicht zuhörte, oder ihre Lage einfach nicht verstehen wollte. Er konnte nicht mit ihr ausgehen, auch wenn ihr Date noch ausstand. So lange die Kleine nicht das Schulgelände verlassen durfte, konnten sie nicht zusammen in die Vorstadt.
 

"Jessy... Möchtest du das nicht verstehen, oder ärgerst du mich einfach nur?" wollte Zero nach längerem Schweigen wissen, denn seine Freundin war nicht dumm. Sie versuchte ihn rumzukriegen und wenn sie nicht bald aufhörte, dann würde er ihre Wünsche noch erfüllen. Nur, der Direktor würde wahrscheinlich Wind davon bekommen und dann war sein Titel als Vertrauensschüler dahin.
 

"Ich verstehe meine Situation, aber soll ich wirklich ruhig sitzen bleiben und darauf warten, wie ich vor Langeweile sterbe?". Zero schüttelte seinen Kopf, lehnte sich ein wenig vor und stützte sich mit seinen Armen auf ihren Beinen ab. Nun, dann müsse er wohl ihre Langeweile vertreiben, ganz gleich, mit welchen Mitteln.
 

"Wollen wir ein Spielchen spielen?". Shizuka blickte verwundert zum Silberhaarigen, auf dessen Lippen ein kleines Lächeln lag. Okay, dachte sie sich, während sie nachdachte. Dieser Satz war wirklich zweideutig und irgendwie gefiel ihr der Gedanke, ein wenig mit Zero zu spielen, bis sie vielleicht doch ihren Willen bekam. Nur, wie sollte sie das anstellen? Ihn heiß machen und dann fallen lassen? Nein, dass würde er ihr sicherlich nachtragen, oder? Ja, ganz sicher, denn sie erinnerte sich an das Szenario im Bad.
 

"Ein Spielchen spielen? Welcher Art?". Sofort wusste Zero, dass sie in eine andere Richtung dachte, weswegen sein Lächeln zu einem Grinsen wurde. Wie hätte es denn auch anders sein können? Shizuka dachte meist zweideutig und da er eine zweideutige Äußerung von sich gegeben hatte, durfte er sich bei ihrer Reaktion nicht wundern. Nein, ihn wunderte langsam gar nichts mehr bei ihr.
 

"Du hast freie Wahl, meine Liebe". Nun war es Shizuka, welche wieder grinste und kurz darauf ihren Freund zu sich zog, bis er auf ihr zum Liegen kam. "Freie Wahl? Das heißt, ich kann alles machen, was mir in den Sinn kommt?" wollte sie nochmals wissen, denn er sollte später bloß nicht sagen, dass er etwas nicht wollte, oder sonst was. Als Zero ihr jedoch versichernd zunickte, verbreiterte sich ihr Grinsen nur noch mehr, ehe ihre Hände zu wandern begannen.
 

Ihre Hände schlossen sich schließlich um sein Gesicht, ehe sie es ein wenig an den ihrem zog und nur hauchzart seine Lippen berührte. Zero schloss genießerisch die Augen, spürte ihre Lippen im nächsten Moment an seinem Hals, welche immer weiter hinabglitten. Okay, wenn sie sich so die Zeit vertreiben wollte, würde er mit ihr spielen. Ein süßes Spiel, welches jedoch schnell ernstere Absichten in ihm entfachen könnte.
 

"Hast du Wünsche, mein Süßer?". Diese leise und dennoch erregende Stimme, dachte sich Zero und spürte, wie sich eine Gänsehaut auf seinem Rücken bildete. Wie schaffte sie das immer wieder? Sie tat nicht viel, aber allein ihre erregende Stimme jagte ihm wohlige Schauer durch seinen ganzen Körper.
 

"Ja... Ich möchte... Ah...". Zero keuchte leise, ließ seinen Kopf auf ihre Schulter sinken und gab sich diesen Gefühlen hin, welche Shizuka in ihm auslöste. Warum war sie nur immer so direkt? Wieso war ihre Hand schon bei seiner Hose und strich hauchzart zwischen seine Beine, nur um ihm heiß zu machen? Ob das ein Trick war? Wollte sie ihn willig machen, um letzten Endes doch ihren Willen zu bekommen?
 

"Möchtest du mehr?". Es gefiel Shizuka, wie er so auf ihr lag und quasi nach mehr verlangte. Mittlerweile wusste sie, auf welche Berührungen er stand und was ihn heiß machte. Oft genug, in vereinzelten Nächten, hatte sie schon ein Spielchen mit ihm getrieben, aber mehr war nie daraus geworden. Entweder, er hatte das noch nicht gewollt, oder er hatte gekniffen. Wenn es nach Shizuka gegangen wäre, dann hätte sie seine wohlbehütete Unschuld schon längst, aber niemals würde sie Zero bedrängen. Nein, er durfte entscheiden, wann er diesen Schritt tun mochte.
 

Plötzlich wurde Shizuka angehoben und weiter aufs Bett gelegt, ehe sich ihre Lippen erneut fanden. Scheinbar war Zero nun gewillt, ihr süßes Spiel mitzuspielen. Vermutlich sogar mit veränderten Regeln, da er sie nun fester in die Kissen drückte. Zero grinste in ihren Kuss hinein, ließ von Shizuka's Lippen ab und küsste sich an ihrem Hals entlang.
 

"Jessy... Darf ich vielleicht ein paar Regeln aufstellen?" wollte der Silberhaarige wissen, ließ seine Zunge über ihren sehnigen Hals gleiten, nur um ihr ein leises Keuchen zu entlocken. Ein seichtes Nicken war ihre Antwort, ehe er seine rechte Hand unter ihrem Shirt verschwinden ließ, nur um diese weiche Haut erfühlen zu können. Der Druck zwischen seinen Beinen wurde stärker, weswegen ihm erneut ein Keuchen entwich.
 

"Als erstes nimmst du deine Hand aus meinen Schritt..." begann Zero, dessen Stimme bereits verlangend an ihrem Ohr erklang. Shizuka entfernte ihre Hand nach einigen Sekunden, nicht ohne nochmals über die spürbare Beule zu streicheln. Nochmals entglitt Zero ein leises Keuchen, schon fast einem Stöhnen gleich, ehe er erneut hauchzarte Küsse auf ihren Hals verteilte. Der Silberhaarige konnte seinen aufkommenden Durst nach Blut nicht verhindern, während seine Augen eine rötliche Farbe annahmen.
 

"Zweitens... Ich...". Zero stockte, als sich diese Hitze in ihm ausbreitete und sein Verlangen nach Blut stärker wurde. Er erinnerte sich an eine Situation, in welcher auch sein Blutdurst in ihm erwacht war. Ja, damals war er das erste Mal heiß auf Shizuka geworden. Warum verlangte es ihm in solch einer Situation immer nach ihrem Blut? Würde Shizuka sein Verlangen verstehen?
 

Die Langhaarige seufzte, als sie erneut seine Zunge an ihrem Hals spürte. Zero's Atmung hatte sich beschleunigt und Shizuka hegte den Verdacht, dass er wieder nach Blut gierte, weswegen sie ihn ein Stückchen von sich schob. Blutrote Augen blickten verlangend in blaue Seen, welche einen liebevollen Ausdruck annahmen. "Du weißt, dass du mein Blut jederzeit haben darfst...". "Ja, dass weiß ich, aber...".
 

Shizuka schüttelte ihren Kopf, da Zero sich nicht schon wieder gegen sein Verlangen sträuben sollte. "Zero... Zu Anfang, als du mich das erste Mal gebissen hast, da war es ein seltsames und unbekanntes Gefühl für mich. Ich meine, so etwas war mir zuvor auch ziemlich fremd, verstehst du?" erklärte Shizuka ihre Meinung dazu, während ihre Hände unter sein Hemd glitten und die warme Haut erforschte.
 

Zero nickte leicht, während er wieder seine Augen schloss und versuchte, sein Verlangen zu beruhigen. Er wollte sie nicht beißen, auch wenn Shizuka ihm nun gut zureden mochte. "Mittlerweile kenne ich das Gefühl und... Du beißt mich immer so sanft und versuchst mir möglichst keine Schmerzen zuzufügen und... Gewisserweise machst du mich auch jedes Mal an, wenn du deine Reißzähne in meinem Hals versenkst". Die blutroten Augen öffneten sich wieder, spiegelten Verlangen nach Blut und Lust wieder, welche Zero einfach nicht mehr verstecken konnte.
 

"Jessy... Ich... Du müsstest doch bereits wissen, dass ich ungern nach Blut verlange... Vor allem, wenn es um dich geht". Natürlich wusste Shizuka das, aber diese Tatsache änderte nichts daran, dass Zero Blut wollte. Warum sträubte er sich nur jedes Mal dagegen? Bislang hatte er doch immer ihr Blut bekommen und Shizuka hatte sich ihm nie verwehrt, ihm immer wieder dieses Angebot gemacht, welches Zero hinterher dann doch annehmen hatte müssen.
 

"Beiß mich... Stille deinen Blutdurst, okay? Wollten wir uns nicht gegenseitig helfen?". Wohl wahr, dachte sich Zero und senkte seinen Kopf ein wenig, bis er ihr Ohr erreichte. "Dich macht so etwas an? Wecke ich vielleicht dasselbe Gefühl in dir, wie du bei mir?". Die Kleine unter ihm nickte leicht, während ein kleines Lächeln auf ihren Lippen erschien.
 

"Dann soll ich dich wirklich beißen?" fragte er nochmals nach, hob seinen Kopf ein wenig und sah sie unsicher an. Wieder konnte er keinerlei Furcht in ihren Augen sehen. Nur Liebe und sehr viel Verständnis, welche er auch immer für sie hatte. Immer, wenn sie nach Blut gierte, dann bot er sich ihr freiwillig an. Nun, warum sträubte er sich dann immer noch dagegen? Wieso ließ er sich nicht richtig auf sie ein, wo er doch wusste, wie sie über die ganze Sache dachte?
 

"Ich ähm... Ich fühle mich jedes Mal schuldig, obwohl ich inzwischen auch so handel, wie du... Ich glaube, dieses Gefühl lässt sich einfach nicht so leicht wegdenken". Wissend nickte Shizuka, drehte sich mit ihm, ehe sie auf ihm zum Liegen kam. Verwundert blickte Zero zu ihr auf, ehe sie sich aufsetzte und nun lächelnd auf seiner Hüfte saß. "Ich erleichtere dir deine Entscheidung, Liebster... Gleich wirst du nicht anders können, als mein Blut zu trinken". Kaum hatte sie diese Worte ausgesprochen und Zero sie verarbeitet, da bewegte sie ihre Hüfte leicht gegen die seine.
 

Sofort schlossen sich die roten Seen wieder, ehe dem Silberhaarigen ein leises Stöhnen entwich. Verdammt, damit machte sie ihn nur noch mehr heiß. Zero spürte, wie diese sanfte Massage ihn anheizte, setzte sich auf und umschlang sie mit seinen Armen. Seine Liebste unterbrach ihre Tätigkeit nicht, intensivierte ihre Bewegungen nur noch mehr, was ihm erneut ein leises Stöhnen abverlangte.
 

"Jessy... Du weißt schon, was du da tust?" fragte er, legte seinen Kopf auf ihre Schulter und atmete stoßweise durch. Diese Empfindungen raubten ihm allmählich den Verstand, welcher sich ohnehin verabschieden wollte. Warum hörte sie nicht auf? Wollte sie diesmal aufs Ganze gehen? Wollte sie diesmal vielleicht wirklich mehr, als zuvor? Mehr Körperkontakt und mehr Streicheleinheiten? Es fiel dem Silberhaarigen langsam schwer, ihr noch länger standhalten zu können. Er wollte sie doch auch. So sehr, dass seine Erregung langsam schmerzte.
 

"Ich weiß immer, was ich tue und... Ich weiß sehr wohl, dass dir das gefällt". Wohl wahr und wie ihm das gefiel, gestand sich Zero ein, drückte Shizuka noch ein wenig enger an sich, während er erneut mit seiner Zunge über ihren Hals fuhr. Shizuka duftete so gut, dachte er sich insgeheim, bleckte seine Reißzähne und versenkte diese im nächsten Moment sanft in die weiche Haut. Leise Schlucklaute drangen an ihr Ohr, während dieser süßliche Schmerz langsam schwand. Gut, er hatte seine Mauer fallen lassen. Endlich, dachte sich die Kleine und schloss ihre Augen.
 

Leise Keuchgeräusche mischten sich mit unter den Schlucklauten, da Shizuka ihre Hüftbewegung nicht unterließ. Zero's Finger verkrallten sich in ihrem Shirt, während er seine Zähne tiefer ins Fleisch bohrte. Diese Gefühle, dieses Verlangen, diese Gier nach ihr, er musste es stillen. Er wollte mehr, viel mehr spüren, als im diesen Moment. Ob sie ihn verstehen konnte? Verstand sie vielleicht seine Geste, auch wenn ihr ein erschrockenes Keuchen entwichen war?
 

Ihre Hand schlich sich ein weiteres Mal hinab, fuhr erst sanft über sein Hemd, bishin zum Hosenbund, bei welchen sie für wenige Sekunden verweilte. Der Knopf seiner Hose war schnell geöffnet, genauso wie der Reißverschluss, welchen sie langsam runterzog. Nochmals festigte er seinen Biss, ließ sie schmerzlich die Augen schließen, da es langsam doch ein wenig Weh tat. Jedoch wusste sie auch, dass er nicht anders konnte. Er signalisierte ihr damit nur, dass sie weitermachen solle.
 

Ein wenig erhob sie sich, zog ihn mit sich und schob seine Hose runter, welche bei den Kniekehlen hängenblieb. Sich wieder auf ihn setzend, nachdem er sich wieder hatte fallen lassen, spürte sie nun deutlich seine Erregung an ihrem Hintern. Wieder die Hüftbewegung fortsetzend, ließ er von ihrem Hals ab, nur um ein weiteres Mal zu stöhnen.
 

"Was machst du nur mit mir? Du machst mich wahnsinnig, Jessy..." murmelte er leise, wollte gerade ihre Lippen in Besitz nehmen, als er einen Finger auf seinen Lippen spürte. Shizuka schüttelte ihren Kopf, deutete auf seine Blutspuren und auf den Geruch, welcher nun in der Luft lag. Ach ja, sie mochte ihr menschliches Blut nicht riechen und schon gar nicht schmecken. Für einige Sekunden war ihm dieser Fakt doch tatsächlich entfallen, weswegen er entschuldigend zu ihr blickte.
 

"Schon in Ordnung... Soll ich wirklich weitermachen? Nicht, dass du dich hinterher bedrängt fühlst, oder so was in der Art". Hastig schüttelte Zero seinen Kopf, leckte sich über die Lippen, um die Blutspuren zu vernichten. Nein, sie sollte nicht aufhören. Nicht mit dieser berauschenden Bewegung, welche seine Sinne benebelten.
 

Zero ließ sich schließlich wieder auf den Rücken fallen, zog seine Liebste mit sich und rollte sich mit ihr auf dem Bett herum, bis sie schließlich wieder unter ihm lag. Seine rechte Hand fuhr an ihrem Bauch entlang, hinunter zu ihren Schenkeln, bis er unter ihren Rock fassen konnte. Auch er wusste, wie er sie heiß machen konnte. Mittlerweile wusste er sehr wohl, wie er sie rumkriegen konnte, aber er hatte es nie ausgenutzt. Nein, er wollte sich das Schönste noch ein wenig aufsparen. Nur ein wenig.
 

Hauchzart strich er zwischen ihren Beinen, welche sich bereitwillig spreizten und er schließlich platz zwischen ihnen fand. Nun war er es, welcher eine kreisende Bewegung machte und ihr ein leises Stöhnen entlockte. Seine Bewegungen intensivierend, drängte er sich näher an sie, leckte dabei über die offene Wunde, um sie von den Blutspuren zu reinigen. Diese Lust, gemischt mit seinem Verlangen nach Blut, welches er zum Glück hatte stillen können. Was wollte er mehr? Nun, da gab es sicherlich viele Dinge, aber im Moment reichte ihm das hier aus.
 

"Du quälst mich, Zero" entfuhr es Shizuka leise, glitt mit ihren Händen an seinen Rücken hinauf und schlang ihre Beine schließlich um seine Hüfte. Mehr, dachte sie sich, denn er entfachte soviel Lust in ihr, welche allmählich gestillt werden musste. "Ich weiß... Ich quäle mich doch selbst... Meinst du, es ist leicht für mich, nicht noch ein wenig weiter zu gehen?" hauchte er in ihr Ohr, rieb sich an ihr, was in Zero und Shizuka ein noch wohligeres Gefühl entfachte.
 

"Warum machst du es dann nicht?" wollte Shizuka leise wissen, knöpfte sein Hemd auf und ließ ihre Hände über seine Brust wandern. Er stützte sich neben ihrem Kopf ab, sah sie eine ganze Weile an und schien in Gedanken zu sein. Zero wusste um ihr Verlangen und ihr Begehren, aber er mochte ihr diesen Wunsch noch nicht erfüllen. Er mochte noch ein bisschen warten, auch wenn er sie wahrscheinlich wieder verletzen würde, oder? Obwohl, mittlerweile schien sie sein Handeln zu verstehen.
 

"Weil..." begann er und küsste ihre Wange, kam ihren Lippen ein wenig näher und wurde wieder ein Stückchen weggedrückt. "Hör auf... Die riechst nach meinem Blut und allein der Geruch lässt mich würgen". Zero seufzte, erhob sich und strich sich durch sein silbernes Haar. "Ja, ich weiß. Bleib hier, in Ordnung? Ich bin eben im Bad". Shizuka musste nicht fragen, was er nun dort machen wollte. Es lag nahe, dass er sich nun die Zähne putzen ging, damit er sie wieder küssen durfte. Schon einige Male hatte er das getan, nur um ihr wieder näher sein zu dürfen.
 

Kaum war Zero aus dem Zimmer verschwunden, schon hatte Shizuka das Gefühl, als würde ein Teil von ihr fehlen. Es war doch verrückt. Zero musste nur einen Raum weiter weg sein und sie fühlte sich einsam. Einsam und verlassen, obwohl sie früher immer allein gewesen war. Hatte sie wirklich schon so starke Gefühle für ihn, dass sie solche Sehnsucht verspürte?
 

Ein dumpfes Geräusch erschreckte sie fast zu Tode und genauso erschrocken, wie sie im Moment war, sah sie zum Fenster. Es war dunkel draußen, aber sie hatte deutlich etwas gehört, oder? Es klang wie, als wäre ein Stein gegen das Fenster geworfen worden, oder?
 

Langsam erhob sie sich, lief genauso langsam zum Fenster und sah seitlich hinaus. Wer wusste denn schon, wer da unten stand? Konnte ein Level E sein, oder? Obwohl, solche Vampire warfen sicherlich nicht mit irgendwelchen Steinen, um ihr Opfer anzulocken, oder? Verwundert sah sie sich auf dem Gelände um, ließ ihre Augen wandern, aber letzten Endes sah sie keine Person, oder sonst was.
 

"Seltsam..." dachte Shizuka und erschrank ein weiteres Mal, als etwas gegen das Fenster schlug. Ihre Knie begannen zu zittern, während sie an der Wand langsam hinabglitt, nur um ihre Arme um ihren Körper zu schlingen. Verdammt, sie hatte solche Angst, obwohl ihr eigentlich nichts passieren konnte, oder? Genau, sie war hier in Zero's Zimmer und ihr Geliebter selbst war nur wenige Türen entfernt und würde gleich wieder bei ihr sein.
 

"Deine Angst ist berechtigt, Jessica. Dein Geliebter kann nicht ständig bei dir sein. Dein kleiner Freund, Hanabusa Aidou, er sucht verzweifelt nach einer Lösung, aber bis er diese Lösung findet, wird es schon längst zu spät sein". Nein, nicht schon wieder diese Stimme. Warum hörte das denn nicht endlich auf? Fest drückte sie ihre Hände auf ihre Ohren, um dieser Stimme zu entkommen, während sie mehr und mehr gegen die Wand hinter sich drückte.
 

"Jessy? Hey, was ist denn los?". Zero hockte neben seiner Liebsten und sah sie besorgt an. Was hatte sie nur so sehr erschreckt und vor allem, warum war sie überhaupt aufgestanden? Hatte sie vielleicht vorgehabt, sich doch rausschleichen zu wollen? Nein, bestimmt nicht, oder? Nein, ganz bestimmt nicht, denn er konnte ihre Angst spüren, welche sie verströmte.
 

"Zero..." kreischte Shizuka und warf sich in seine Arme. "Da waren Geräusche... Jemand hat Steine gegen das Fenster geworfen, glaub ich zumindest" erklärte sie leise, während sie in eine sanfte und schützende Umarmung gezogen wurde. "Steine ans Fenster geworfen, sagst du?". Gut, deswegen saß Shizuka nicht mehr im Bett und war verängstigt neben dem Fenster auf dem Boden gesessen. Ob er nachsehen sollte? Ja, wer wusste denn schon, wer sich um diese Zeit noch draußen rumtrieb?
 

"Ich werde nachsehen und du...". "Bitte, nimm mich mit. Ich will nicht alleine sein". Zero nickte der Kleinen zu, welche flehend zu ihm aufsah. Gut, er würde sie mitnehmen, denn auf dem Gelände durften sie sich aufhalten. Außerdem war er immer noch Vertrauensschüler und hatte bestimmte Rechte. "Komm" sprach er und half ihr auf. Schnell zogen sie sich ihre Schuhe an, richteten ihre Kleidung ein wenig und verließen schließlich das Zimmer. Nun würden sie sehen, wer sich da draußen einen dummen Scherz erlaubte. Solche Scherze mochte Zero überhaupt nicht und schon gar nicht, wenn man seine Freundin dadurch verängstigte.

Schweigsames Kind!

Kaum betraten Shizuka und Zero das Freie, schon kam ihnen die kalte Nachtluft entgegen. Die Langhaarige begann zu frösteln und harkte sie bei ihrem Freund ein, um der Kälte zu entkommen. Zero konnte dies nur lächelnd so hinnehmen, ehe er mit der Kleinen an seiner Seite die ersten Schritte tat und sich suchend auf dem Schulgelände umsah. Jedoch konnte er keine Person sehen, was ihn stutzen ließ. Wer wohl die Steine gegen sein Fenster geworfen hatte? Dieser Jemand hatte sich jedenfalls ein gutes Versteck gesucht, musste er sich eingestehen.
 

"Ich habe mir die Geräusche nicht eingebildet, falls du das gerade denkst" murmelte Shizuka leise, während sie mit Zero übers Gelände lief und sich mit ihm umblickte. Der Silberhaarige sah zu seiner Liebsten, welche zu ihm aufblickte und leicht verunsichert wirkte. Nun, ohne Grund hatte sie bestimmt nicht solche Angst bekommen, oder? "Nein, dass denke ich nicht, Jessy. Ich frage mich nur, wer sich hier draußen rumtreibt und uns diesen Streich spielt?".
 

Ja, das fragte sich Shizuka auch und sah wieder übers Gelände. Vielleicht handelte sich es wirklich um einen Level E? Nur, dass konnte auch nicht sein, denn wenn wirklich ein Vampir in der Nähe wäre, dann würde Zero dessen Präsenz spüren, oder? So wirklich wusste es die Kleine auch nicht, blieb im nächsten Moment stehen und drängte sich näher an Zero.
 

"Komm raus und lass diese Spielchen" rief Zero kühl und blickte in die Richtung, aus welcher der Stein geworfen worden war, welcher nun zu ihren Füßen lag. Zum Glück waren sie nicht getroffen worden, aber allein die Tatsache, dass sich da irgendein Schüler vor ihnen versteckte und gar Steine nach ihnen warf, reichte aus, um Zero wütend zu machen.
 

Es folgte keine Antwort, was Zero nicht sonderlich verwunderte. Es wäre dumm, würde sich der Übeltäter von allein stellen, oder? Dennoch. Zero hatte keine Lust auf solche Spielchen und würde dem ein Ende setzen, sobald sich ihm die Möglichkeit bot. Shizuka blickte ebenfalls in die Richtung, aus welcher der Stein gekommen war und meinte sogar, eine Gestalt gesehen zu haben. Nur, sie war sich nicht sicher, weswegen sie ihren Mund hielt.
 

Langsam liefen Shizuka und Zero in die besagte Richtung, wichen einem weiteren Stein aus, welcher nur knapp Shizuka's Kopf verfehlte. "Was soll denn das? Ich werf gleich auch mal mit Steinen..." rief die Langhaarige wütend und fuchtelte mit ihrer Faust in der Luft herum, um ihre Aussage zu bekräftigen. Zero's Augenbrauen zogen sich wütend zusammen, da dieses Verhalten nun wirklich einige Grenzen überschritt.
 

Ein Klacken ließ Shizuka zu Zero blicken, ehe ihr Gehirn registrierte, dass er seine Waffe gezogen hatte und diese nun in die Richtung hielt, aus welcher die Steine gekommen waren. "Es reicht... Komm sofort raus, oder ich lasse das komplette Schulgelände nach dir absuchen". Zero entsicherte seine Waffe und zog Shizuka ein wenig näher zu sich, während er warnend und fordernd zugleich in die Richtung blickte.
 

Ein Gebüsch raschelte und endlich zeigte sich die Person, welche hier draußen war und die Schulordnung missachtete. Eine Person mit kurzen braunen Haar, welches gerade mal vier Jahre alt zu sein schien, zeigte sich ihnen. Ein Junge, dachte sich Shizuka und ging in die Knie. Der Kleine sah so schmutzig aus und von seiner schmuddeligen Kleidung wollte die Langhaarige gar nicht erst anfangen. Stellte sich nur die Frage, was dieses Kind hier zu suchen hatte und warum bewarf es sie mit Steinen?
 

Zero ließ seine Waffe sinken und steckte diese in die Innentasche zurück. Ein Kind auf ihren Schulgelände? Wie kam es her und was wollte der Knirps hier? Auch ihm fiel auf, wie mitgenommen der Junge doch aussah. Kam es aus einer armen Familie? So viele Fragen und zu gern hätte er alle auf einmal gestellt, wenn seine Freundin ihm das nicht abgenommen hätte.
 

"Hey Kleiner... Wo kommst du her und warum wirfst du mit Steinen nach uns?". Ein ängstlicher Laut entwich dem Jungen, ehe er einige Schritte zurückwich. Er schien fürchterliche Angst zu haben, weswegen Shizuka ihre Stimme bei den nächsten Sätzen um einiges senkte. "Du musst keine Angst vor uns haben... Wir werden dir nichts tun, versprochen". Ein sanftes Lächeln erschien auf Shizuka's Lippen, ehe sie sich erhob und einige Schritte auf den Jungen zulief.
 

"Bleib stehen... Er ist ein Vampir" murmelte Zero leise, zog erneut seine Waffe und richtete diese auf den Jungen. Shizuka blickte erst zu Zero, dann zu den Braunhaarigen, ehe sie sich schützend vor den Jungen stellte. Die Arme ausbreitend, sah sie ihren Freund flehend an. Er konnte doch kein Kind töten, oder? Und selbst wenn es sich um ein Vampirkind handelte, so konnte Zero doch nicht einfach den Abzug drücken, oder doch?
 

"Geh zur Seite... Er könnte ein Level E sein und uns täuschen. Du müsstest langsam wissen, wie gefährlich diese Vampire wirklich sind" warnte Zero und deutete mit seiner Waffe an, dass Shizuka aus den Weg gehen solle. Doch diese schüttelte ihren Kopf, da sie so etwas nicht zulassen konnte. Der Silberhaarige konnte vieles von ihr verlangen, aber doch nicht so etwas, oder?
 

"Du kannst doch nicht einfach ein wehrloses Kind ermorden, Zero. Klar, er könnte ein Level E sein, aber so lange wir nicht wissen, welche Art Vampir er ist, darfst du ihm nichts tun. Wenn du ihn unbedingt umbringen willst, dann musst du vorher erst an mir vorbei". Zero wusste nicht, ob seine Freundin nun wahnsinnig wurde, oder einfach nur dumm war. Wie konnte sie so etwas sagen? Sicher, er könnte ein normaler Vampirjunge sein, aber was war denn, wenn es nicht so war? Verdammt, aus diesem Grund sollte sich seine Freundin aus solchen Angelegenheiten raushalten.
 

"Bitte... Lass uns erstmal mit Direktor Kurosu reden und dann sehen wir weiter. Ich übernehme auch die volle Verantwortung, okay? Ich bitte dich, Zero". Der Silberhaarige seufzte, ehe er seine Waffe sinken ließ und sie schließlich wieder einsteckte. Schweigend drehte er seiner Freundin den Rücken zu und dachte nach, ob er das wirklich zulassen dürfe. Sein Meister hätte sicherlich nicht nachgegeben, aber er konnte unmöglich seine Freundin erschießen, oder? Sicher, diese Vampirjägerwaffen schadeten Menschen nicht, aber Shizuka war gewissermaßen ein halber Vampir und deswegen sicherlich auch verwundbar. Nein, er konnte unmöglich seine Waffe auf sie richten und den Abzug betätigen.
 

"Wie du willst... Wir nehmen den Jungen mit, aber...". Zero drehte sich seitlich und sah mit verachtenden Blick zur Langhaarigen rüber. Ihr lief es bei seinem Blick eiskalt den Rücken runter und schluckend wich sie einige Meter zurück, ehe sie zwei Arme um ihren Beinen spürte. Vorsichtig blickte sie an sich runter, erkannte nun den kleinen Jungen, welcher sich hinter ihr versteckte. "Nur eine falsche Bewegung und er stirbt". Ja, dass glaubte Shizuka ihm aufs Wort, sagte Zero's Blick doch allein schon alles aus.
 

Sie wusste auch genau, warum er so reagierte. Er hasste Vampire und sein Standpunkt hatte sich nicht verändert, auch wenn Shizuka nun seine Freundin war. Zero war einfach nur besorgt und wollte scheinbar nicht, dass ihr etwas passierte, nur weil sie einem Jungen half, in dessen Adern Vampirblut floss. Und dennoch, sie konnten sich nicht sicher sein, ob der Junge nun ein Level E war, oder nicht. Kein Vampir sollte einfach bestraft werden, nur weil er vampirischer Herkunft war.
 

Schließlich seufzte die Langhaarige und blickte erleichtert an sich herab, nur um den Jungen zu erblicken, welcher noch immer ängstlich ihre Beine umklammerte. Der Kleine sah ihrem Freund hinterher, welcher ihm solche Angst eingejagt hatte. Nun, wer würde keine Angst bekommen, wenn einem eine Waffe vorgehalten wurde? Vermutlich jede Person, dachte sich Shizuka und hockte sich zum Braunhaarigen hinab.
 

"Du musst keine Angst mehr haben, Kleiner. Mein Freund wird dir nichts tun, auch wenn er sehr gereizt ist. Er ist meistens so, aber wenn du ihn erstmal kennst, dann legt sich das...". Wieder legte Shizuka ein Lächeln auf, als diese verängstigend Augen zu ihr sahen. Liebevoll legte sie ihre rechte Hand auf seinen Schopf, nur um festzustellen, dass das braune Haar total verklebt war. Gott, der Junge brauchte unbedingt ein Bad.
 

"Möchtest du mit mir kommen? Du hast bestimmt Hunger, nicht wahr? Hast du keine Eltern?". Natürlich wusste die Langhaarige, dass sie ihm viele Fragen stellte, aber sie musste einfach gewisse Dinge erfahren, um den Jungen zu helfen. Eine Antwort bekam sie allerdings nicht und Shizuka hegte den Verdacht, dass dem Kleinen wohl etwas Schlimmes passiert sein musste. Nicht ohne Grund schwieg man vor sich her, oder? Alles hatte einen Grund, so fand Shizuka und erhob sich wieder.
 

"Komm, du solltest jetzt erstmal baden, in Ordnung?". Lächelnd hielt sie dem Jungen ihre Hand hin, welche zögerlich und zitternd ergriffen wurde. Shizuka wusste, sie musste nun äußerst vorsichtig sein. Einerseits, weil Zero mit seiner Vermutung Recht haben könnte und andererseits, weil der Kleine so zerbrechlich wirkte. Was war nur passiert? Er war bestimmt schon vier Jahre alt und konnte sprechen, aber kein einziges Wort kam über seine Lippen.
 

Zögerlich nickte der Braunhaarige, ehe sich Shizuka in Bewegung setzte und den Jungen mit sich zog. Rasch holten sie Zero ein, welcher bei einer Bank wartete und nun wohl in Gedanken zu sein schien. Was er wohl gerade dachte? War er wütend auf Shizuka? Eine traurige Miene legte sich auf ihr Gesicht, als sie daran dachte, dass Zero ihr wohl gerade Vorwürfe machte und lief schweigend weiter, ohne auch nur ein Wort mit ihm zu wechseln.
 

Zero wusste sehr wohl, was sie wohl gerade dachte und teils stimmte es auch ein bisschen. Er machte ihr zwar Vorwürfe, da er ihr Verhalten nicht dulden konnte, aber er würde ihr das nie ins Gesicht sagen. Nun wurde dem Silberhaarigen wirklich bewusst, dass sie ein zartes und sensibles Geschöpf war, welche jeder Person eine Chance geben wollte. An sich war ihre Hilfsbereitschaft auch nichts Schlechtes, wäre der Junge nur kein Vampir. Einem menschlichen Kind hätte er sofort geholfen, aber es handelte sich bei dem Braunhaarigen um einen kleinen Vampir.
 

"Wieso konnte ich ihn nicht sofort spüren? Liegt es vielleicht daran, weil er noch ein kleiner Junge ist? Als ich in seine Augen sehen konnte, sah ich den Vampir in ihm und nur deswegen kam ich auf diese Behauptung... Was ist er nur für ein Vampir?". Zero konnte sich das einfach nicht erklären. Eigentlich konnte er Vampire immer anhand ihrer Präsenz sofort bemerken und sogar zuordnen, aber diesmal war es ihm nicht gelungen. Diese schwache Präsenz, welche von dem Jungen ausging, sie war so schwach und wirkte irgendwie auch zerbrechlich. Ob der Kleine schon etwas gesagt hatte?
 

"Jess... Shizuka, hat er schon etwas gesagt?" fragte er leise, hatte sich gerade noch retten können, was ihren richtigen Namen anbelangte. Manchmal rutschte es einfach aus ihm raus und selbst in der Schule hatte er sie schon mit richtigen Namen gerufen. Yori hatte auch schon deswegen gebohrt und ihr hatten sie weismachen können, dass es sich um Shizuka's Zweitnamen handelte. Nun, wenigstens etwas, denn die Wahrheit mochte weder Shizuka, noch Zero erzählen.
 

Die Langhaarige schüttelte ihren Kopf und sah nun zum Silberhaarigen, welcher ein fragendes und dennoch auch verstimmtes Gesicht zog. "Nein, ihm scheint etwas Schlimmes passiert zu sein, jedenfalls ist das mein Verdacht" gab sie leise zurück und achtete wieder auf den Weg. Das Haupthaus kam näher und gleich würde Zero vermutlich erstmal mit Direktor Kurosu sprechen wollen, oder? Natürlich würde er das sofort tun, aber Shizuka würde sofort ins Bad gehen, um den Jungen zu waschen. Er konnte nicht so schmutzig bleiben.
 

Kaum betraten sie das Gebäude, schon schwenkte Zero in den nächsten Gang ein und lief zielstrebig zum Büro Kaien's. "Pass auf, Shizuka, hörst du?". "Ja, werde ich... Mach dir keine Sorgen, Zero. Du findest mich im Bad, falls was sein sollte". Super, dachte sich die Langhaarige und erneut sah sie traurig gen Boden. Sie und Zero sprachen so seltsam miteinander und ihr wurde ein weiteres Mal bewusst, dass er sich solche Sorgen machte und einfach nicht wollte, dass ein fremder Vampir am Leben blieb. Und trotzdem konnte sie ihm nicht zustimmen, auch wenn das hieß, das sie sich gegen ihm stellen musste.
 

Seufzend sah sie wieder zum Jungen, welcher einen verwunderten Eindruck machte. Scheinbar schien er überhaupt nichts zu verstehen, aber das machte auch nichts. Sie würde ihn nun erstmal in die Wanne stecken und ihn waschen. Jetzt, wo er im Licht zu sehen war, konnte sie auch dessen Augenfarbe bestimmen. Dunkelbraun, fast schwarz erschienen ihr die kleinen Augen, während sein Gesicht einige Kratzer aufwies. Irgendetwas war passiert, da war sich Shizuka sicher.
 

"Magst du mir deinen Namen verraten?". Shizuka sah lächelnd zum Braunhaarigen hinab und erhoffte sich eine Antwort von ihm. Doch auch nach weiteren Sekunden kam nichts über seine Lippen und Shizuka's Verdacht festigte sich nur noch mehr. Seufzend lief sie weiter, zog den Jungen erneut mit sich, ehe sie auch schon das Bad mit ihm erreichte.
 

Die Türe öffnend, zog sie ihn sofort mit rein und drehte anschließend den Wasserhahn auf, um die Wanne zu füllen. Nochmals nahm sie den Braunhaarigen in Augenschein und besah sich seine schmuddelige Kleidung. Sie war zerfetzt und an einigen Stellen konnte man seine weiße Haut, so erschien es Shizuka zumindest, sehen. Er wirkte auch ziemlich dürr und schien seit längerer Zeit nichts mehr gegessen zu haben. Gott, sie wollte sich nicht vorstellen, was ihm wohlmöglich passiert sein könnte, denn ihre Fantasie schweifte meist zu durchaus schlimmeren Dingen hin, als das es vielleicht sein könnte.
 

Langsam hockte sie sich zu ihm hinab und begann sein braunes Hemd zu öffnen, ehe er seine Hand erhob und eisern ihr Handgelenk festhielt und dabei einen noch ängstlicheren Eindruck machte, als zuvor noch. Shizuka hielt inne und sah den Jungen an, versuchte seine Ängste zu erkennen, welche sich in den dunklen Augen wiederspiegelten. Solche Furcht hatte sie noch nie gesehen, nicht mal bei sich selbst. Vielleicht waren ihre Ahnungen gar nicht mal so unbegründet?
 

"Keine Angst, Kleiner... Ich möchte dich nur baden. Oder möchtest du weiterhin so schmutig sein?". Ein seichtes Kopfschütteln war seine Antwort, ehe er die Hand lockerte und Shizuka machen ließ. Ihm war etwas unangenehm, aber die Langhaarige würde nicht weiter fragen. Nein, er schwieg aus einem gewissen Grund und sicherlich würde sie diesen noch erfahren. Jedoch nicht heute, wie es schien.
 

Die zerfetzte Kleidung legte sie zur Seite und überlegte, was sie ihm wohl später geben könnte. Vielleicht ein altes Hemd von Zero? Ja, sie würde Direktor Kurosu fragen, ob er noch alte Kleidung von Zero besaß, denn diese würde sie sicherlich brauchen. Schließlich hob sie ihn hoch und setzte ihn in die Wanne und begann ihn mit einen Schwamm zu waschen. "Siehst du? Ich werde dir nichts tun" lächelte Shizuka, ohne ihre Tätigkeit zu unterbrechen. Noch immer war diese Angst in seinen Augen zu sehen, aber sie schwand allmählich, da er wohl langsam begriff, dass ihm nichts passierte.
 

Ganz woanders saß Zero im Büro und erklärte dem Direktor die neue Sachlage, in welcher sie sich befanden. Kaien machte einen verwunderten Eindruck, ehe ein kleines Lächeln auf seinen Lippen erschien. "Ein kleiner Vampirjunge? Wo kommt er wohl her und wie lautet sein Name?" fragte er sich nachdenklich, da Zero ihm bereits gesagt hatte, dass er nichts über den Jungen wisse.
 

"Direktor Kurosu... Ich halte es für keine gute Idee, den Jungen hier aufzunehmen, denn genau das ist es doch, was ihnen gerade durch den Kopf geht. Warum müssen es immer Vampire sein, die sie so herzlich aufnehmen?". Zero konnte seine Meinung einfach nicht für sich behalten. Kaien müsste doch wissen, wie er über diese Sache dachte, oder? Schon damals, als er Kaname kennengelernt hatte, war er nicht gerade begeistert gewesen. Nein, er war sogar auf den Reinblütigen losgegangen und hatte die Absicht gehabt, diesen zu erstechen. Und später, Zero erinnerte sich genau, hatte Kaien gemeint, er wolle eine Night Class hier einrichten, in der Vampire unterrichtet werden konnten. Verdammt, der Direktor tat einfach alles, um Frieden zwischen den Menschen und Vampiren zu schaffen, aber Zero war nach, wie zuvor auch noch, der Meinung, dass alles nur scheinheilig war. Es gab keinen wirklichen Frieden. Nicht so lange es Vampire gab, soviel stand einfach fest.
 

"Ach Zero... Ich habe eigentlich gedacht, dass du dich in den letzten Wochen verändert hättest. Scheinbar habe ich mich geirrt, nicht wahr?". Direktor Kurosu seufzte leise und senkte seinen Kopf. Nun, eigentlich hatte er wirklich geglaubt, Zero hätte seine Meinung gegenüber Vampiren wirklich geändert. Nicht alle Vampire waren böse, so wie Zero immer glaubte und meinte. Das beste Beispiel war wohl Shizuka, welche ein menschlicher Vampir war, oder?
 

"Nur weil ich mit Jessy zusammen bin, heißt das nicht, dass ich alle Vampire akzeptiere. Jessy ist ein ganz anderes Blatt und ist so, wie ich es bin. Ihr macht es genauso wenig Spaß, ein Vampir zu sein, wie mir". Wieder ein leises Seufzen, doch im nächsten Moment erhob sich der Direktor, welcher langsam zum Fenster ging und hinaus aufs Gelände schaute.
 

"Und was denkt Jessica dazu? Ist sie auch der Meinung, dass wir den Jungen wegschicken sollen? Du sagtest, er sei schmuddelig gekleidet und noch sehr jung. Willst du einen kleinen Jungen wirklich auf die Straße setzen und darauf warten, dass er wehrlose Menschen anfällt?". Zugegeben, dieses Argument war ziemlich gut, denn Zero konnte darauf nichts erwidern. Er musste unweigerlich Kaien Recht geben, denn wenn sie den Jungen wieder auf die Straße setzten, würde er unweigerlich Menschen anfallen, um seinen Blutdurst zu stillen, oder?
 

"Nein, sie badet ihn gerade und will natürlich nicht, dass ich ihm auch nur ein Haar krümme... Trotzdem, ich werde den Jungen beobachten, um herauszufinden, welche Art Vampir er ist". Kaien nickte dem zu, denn es konnte sich natürlich um einen Level E handeln, dessen war er sich durchaus bewusst. Wahrscheinlich müsse Kaien später noch Yagari hiervon in Kenntnis setzen, bevor dieser auf eigene Faust etwas tat, was hinterher nicht wieder gut zu machen war.
 

"In Ordnung... Es ist schon spät und ich werde gleich auch ins Bett gehen. Morgen Früh könnt ihr mir den Jungen vorstellen. Vielleicht sollte er sich erstmal eingewöhnen, oder? Wir wissen nicht, woher er kommt und was er zuvor erlebt hat und deswegen... Sei nicht zu hart zu ihm, okay?". Mürrisch nickte der Silberhaarige und erhob sich schließlich vom Stuhl, um das Büro zu verlassen. Ihm blieb doch sowieso keine Wahl, denn seine Freundin würde sonst traurig werden und das war etwas, was nicht in Zero's Sinne stand. Er wollte ihr trauriges Gesicht nicht sehen müssen und allein deswegen würde er sich nett verhalten, wenn es sein musste.
 

Shizuka saß bereits in Zero's Zimmer und kramte in dessen Schrank herum. Ein Glück, sie hatte den Direktor nicht fragen müssen, denn hier im Schrank lagen noch einige Kinderklamotten von Zero, welche sie hinter sich warf. Seufzend schloss sie den Kleiderschrank und blickte zum Bett hin, auf welches der Junge saß, ganz in einem großen Handtuch eingehüllt. Er schien sie zu beobachten und zog dementsprechend auch eine Augenbraue hoch, als sie zu ihm blickte.
 

"Hier, das kannst du morgen Früh anziehen" lächelte sie und legte ihm einen hellblauen Pullover, eine dunkelblaue Hose und ein Unterhöschen hin. Dazu legte sie ein Schlafshirt, welches er jetzt erstmal anziehen solle, da kleine Kinder nun ins Bett gehörten. "Wenn du magst, dann kannst du in meinen alten Zimmer schlafen, okay?". Langsam nickte der kleine Junge und zog sich das Unterhöschen und das Schlafshirt über. Nun wirkte er nicht mehr so ängstlich, wie noch zu Anfang. Er schien sich langsam an Shizuka zu gewöhnen, oder?
 

Das öffnen der Tür ließ Shizuka aufsehen, ehe sie ein leichtes Lächeln auflegte. "Entschuldige... Ich hab in deinen Klamotten gewühlt... Ich wollte nicht, dass er die ganze Zeit nackig rumlaufen muss". Zero nickte leicht, ehe sein Blick zum Bett glitt, auf welches der Kleine saß und nun ängstlich seine Beine umschlang. Vielleicht müsse er sich für seine grobe Art von vorhin entschuldigen? Zwar war ihm das zuwider, aber er würde Shizuka damit einen großen Gefallen tun, oder nicht?
 

Langsam lief er auf das Bett zu, setzte sich schließlich auf den Bettrand und sah weiterhin in die dunklen Augen, welche unsicher zu ihm aufblickten. Schließlich erhob er seine Hand, sah den Jungen zucken und die Augen schließend, da er wohl etwas Schlimmes erwartete, während Zero erschwert seufzte. Hatte er den Jungen wirklich so dermaßen verschreckt? Vorsichtig legte er schließlich seine Hand auf den braunen Schopf, welcher nun nicht mehr so wirr aussah. Nein, die Haare des Jungen und auch sein Äußeres wirkte nun gepflegt. Anders, als zuvor noch.
 

"Ich hasse alle Vampire, das gebe ich offen zu, aber...". Gerade wollte Shizuka etwas einwerfen, als Zero seinen Kopf schüttelte und andeutete, dass sie still sein sollte. "Weil meine Freundin dir helfen will, werde ich es auch tun. Solltest du aber einer dieser Level E sein, dann muss ich dich töten, klar?". Keine Antwort kam und Zero sah eindringlich in die Augen des Kleineren, welcher dann doch nickte. Gut, der Junge hatte verstanden, was er gesagt hatte und das würde vorerst reichen.
 

"Danke... Lieb von dir" murmelte Shizuka und setzte sich auf Zero's Schoß und gab ihrem Freund einen sanften Kuss auf die Lippen. Ja, sie war dem Silberhaarigen wirklich dankbar, dass er es ihr zuliebe duldete und ihr nicht länger Vorwürfe machte. Wenigstens etwas, oder? Nochmals blickte sie in die braunen Augen des Jungen, welcher ein wenig näher rutschte und schließlich seinen Kopf auf ihren Schoß bettete. Müde schlossen sich dessen Augen und nach weiteren Sekunden war der Kleine auch schon eingeschlafen. Was war das nur für ein Junge? War er gefährlich, oder doch ein netter Vampir?

Neuigkeiten!

Am nächsten Morgen saßen Kaien, Zero und auch Shizuka mit dem Jungen auf ihren Schoß im Esszimmer und frühstückten zusammen. Shizuka's Gedanken waren noch bei der letzten Nacht, denn nachdem der Kleine auf ihrem Schoß eingeschlafen war, hatte sie ihn in ihr altes Zimmer gebracht und dort aufs Bett gelegt. Danach war sie wieder zu Zero gegangen und hatte eigentlich schlafen wollen, hätte ihr Freund nicht plötzlich nach seiner Waffe gezogen und diese auf den Jungen gezielt, welcher ängstlich vor ihrem Bett gestanden war und scheinbar etwas gewollt hatte.
 

Dunkel erinnerte sich die Langhaarige, dass sie Zero die Waffe entwendet hatte. Und dann? Shizuka wusste es nicht mehr, aber sie ging einfach mal davon aus, dass ihr Freund den Jungen zu ihnen ins Bett gelassen haben musste, denn heute Morgen, als sie aufgewacht war, hatte der Kleine zwischen ihr und Zero gelegen. Vermutlich hatte er einfach nur Angst gehabt, allein in einem ihm unbekannten Zimmer zu sein, oder? Ja, diese Vermutung war einfach die Logischte, welche ihr einfiel.
 

"Und er spricht kein Wort?" fragte Kaien leise und begutachtete den Jungen, welcher langsam ein Marmeladenbrötchen aß. Zero schüttelte seinen Kopf, denn selbst gestern Nacht hatte er es noch mal versucht. Sicher, der Kleine hatte Angst gehabt und nur deswegen hatte er ihn zu sich und Shizuka ins Bett gelassen. Er wusste, Shizuka hätte sowieso nichts dagegen gehabt und sie hatte den Kleinen eh schon ins Herz geschlossen, obwohl er doch auch ein grausamer Vampir sein konnte.
 

"Entschuldige, wir haben uns noch gar nicht vorgestellt, Kleiner" lächelte Shizuka lieblich und holte tief Luft. "Also, mein Freund neben mir heißt Zero Kiryuu und der nette Herr dort ist Kaien Kurosu, der Direktor dieser Schule, in der du dich befindest". Der Junge folgte ihrem Finger und nickte verstehend, während er weiterhin sein Brötchen verspeiste. "Und ich heiße Shizuka Sato" endete ihre Erklärung und grinste den Jungen auf ihrem Schoß an. Langsam musste er doch mal etwas sagen, oder? Sie kümmerte sich so lieb um den Kleinen und trotz allem schwieg er eisern. Warum nur?
 

Plötzlich regte sich der Braunhaarige und erhob seinen rechten Zeigefinger, mit welchen er auf sich selbst zeigte. "Keito Tsuki". Mehr kam nicht über seine Lippen, aber immerhin hatte er endlich etwas gesagt. Keito Tsuki? Ein toller Name und vielleicht ließ sich damit auch was anfangen? Vielleicht konnten sie nun herausfinden, wo sich seine Familie aufhielt? Ja, vielleicht, aber Shizuka war sich nicht sicher.
 

"Keito... Ein schöner Name" lächelte sie den Braunhaarigen an und blickte im nächsten Moment zu Zero, welcher in Gedanken zu sein schien. Als sie dann zu Direktor Kurosu blickte, sah sie verwundert drein, da er sich erhob und Anstalten machte, dass Esszimmer zu verlassen. "Ich werde Nachforschungen anstellen... Ach, noch was... Hier, der ist heute Morgen angekommen". Fast hätte Kaien diese Nachricht vergessen, welche heute Morgen für Shizuka und Zero angekommen war. Es stand zwar kein Absender drauf, aber er ahnte, wer ihnen eine Nachricht zukommen ließ. So viele Dinge passierten im Moment, da konnte man schon mal was vergessen, oder? Den Brief an Shizuka reichend, verließ er schließlich das Esszimmer, nur um in sein Büro zu gehen.
 

"Ein Brief für uns?" fragte Shizuka leise und öffnete den Umschlag. Den Brief entfaltend, begann sie die wenigen Zeilen zu lesen, wurde jedoch bei der Hälfte unterbrochen. "Deswegen rieche ich Aidou schon die ganze Zeit..." murmelte Zero und rückte mit seinen Stuhl näher. Wenn Aidou ihnen eine Nachricht zukommen ließ, dann hatte er mit Sicherheit schon etwas herausgefunden, oder? Ja, mit Sicherheit, nur stellte sich dem Silberhaarigen die Frage, ob seine Informationen auch brauchbar waren. "Ja, hier unten steht auch sein Name... Ich lese vor, okay?".
 

"Liebste Shizuka,

Ich befinde mich bereits im Haus der Itukara's. Mira Itukara ist die Frau, die das gleiche Schicksal mit dir teilt. Sie sagte, es gäbe eine dritte Möglichkeit, um dein Schicksal abzuwenden, aber für sie war es damals zu spät gewesen. Der Grund, sie hatte bereits zuviel Vampirblut zu sich genommen und wäre auch beinahe in ihre Welt zurückgekehrt, hätte Haruka Kuran sie nicht rechtzeitig verwandelt. Ihr Mann, Hojuko Itukara, den habe ich schon einige Male auf Vampirfeiern gesehen, daher war mir auch Mira ein bekanntes Gesicht. Ich bin mir sicher, dass Kaname deswegen von ihrem Schicksal erzählte und dir nun auch helfen will, obwohl er sich dem Vampirsenat in den Weg stellt. Mira sagte, der Vampirsenat hätte alles dafür getan, um sie aus dem Weg zu räumen, aber... Ach, was schreibe ich hier eigentlich? Ich möchte euch nur mitteilen, dass ich mich nun auf dem Weg machen werde, um euch die Möglichkeit zu erklären. Glaubt mir, dass wird ein sehr großer Schritt und ich bitte dich, Shizuka und auch dich, Zero, euch schon mal Gedanken zu machen, wie groß eure Liebe zueinander ist.

Ich werde in einem Tag wieder bei euch sein und bis dahin macht euch genügend Gedanken über das, was ich euch in diesem Brief mitgeteilt habe.

Hanabusa Aidou".
 

"Ein großer Schritt, wie meint er das denn? Wieso hat er uns diese Möglichkeit nicht beschrieben? Und was soll das heißen, wir sollen uns Gedanken dazu machen, wie groß unsere Liebe zueinander ist?" fragte Shizuka und legte den Brief auf den Tisch. Super, dass warf nun Fragen auf, auf welche sie nicht mal Antworten fand. War ja alles schön und gut und sie war Hanabusa auch dankbar, dass er eine Lösung gefunden hatte, aber hätte er ihnen nicht schreiben können, wie diese Möglichkeit aussah?
 

Zero sagte dazu nichts, denn er wusste nicht, ob er überhaupt etwas dazu sagen sollte. Wie groß ihre Liebe zueinander im Moment war? Gute Frage, aber Zero würde alles dafür tun, um seine Freundin hier halten zu können. Reichte diese Tatsache nicht aus, um seine aufrichtige Liebe zu beweisen? Nun, vielleicht wollte Aidou auch nur testen, wie weit sie gehen würden, oder? Ja, es klang sehr danach, aber trotzdem hätte er nun gern gewusst, wie diese dritte Möglichkeit aussah.
 

"Was meinst du, Zero?". Fragend blickte Shizuka ihren Freund an, welcher ein leises Seufzen verlauten ließ. "Ich weiß nicht... Ich weiß nur, dass ich alles tun werde, damit du bei mir bleibst. Das soll Beweis genug sein, um dir meine Liebe zu erklären". Auf Shizuka's Lippen erschien ein kleines Lächeln, während sich ihre Wangen rötlich verfärbten. Wie lieb von Zero, ihr so etwas zu sagen. Diese Worte erwärmten ihr Herz und ließen es um einige Takte schneller schlagen, als zuvor noch.
 

"Zero... Ich...". Bevor Shizuka ihren Satz beenden konnte, spürte sie eine starke Umklammerung und sah augenblicklich an sich hinunter. Was hatte Keito denn? Wieso klammerte er sich nun so stark an ihr Shirt fest und zitterte? "Hey, was hast du denn, Keito? Alles in Ordnung?" wollte sie wissen und sah kurz zu Zero, welcher nun auch ein fragendes Gesicht zog.
 

"Mama... Ich will zu meiner Mama" murmelte der Kleine, ehe etliche Tränen über seine Wangen liefen und er aus traurigen Augen zur Langhaarigen aufblickte. Shizuka's Herz verkrampfte sich sofort, da sie es noch nie hatte leiden können, wenn eine Person vor ihr litt. Ihre Arme schlossen den Jungen sofort in eine tiefe Umarmung, während sie ihn ein wenig wiegte, damit er aufhörte zu weinen.
 

"Wo ist deine Mutter? Lebt sie in der Vorstadt?". Sofort sah die Langhaarige zu ihrem Freund, welcher nun diese Fragen stellte. Nun, vielleicht sagte der Kleine in ihren Armen nun endlich, woher er kam und warum er mitten in der Nacht auf dem Schulgelände gewesen war. "Meine Mama ist jetzt im Vampirhimmel bei Papa" gab Keito schluchzend von sich und blickte zu Zero rüber, dessen Miene traurig wurde. Im Vampirhimmel? War sie vielleicht vor kurzem verstorben und hatte ihren Sohn zurückgelassen?
 

"Im Vampirhimmel? Heißt das, dass sie...". "Und wieso warst du auf dem Schulgelände? Erzähl uns bitte alles, woran du dich noch erinnern kannst, Kleiner". Shizuka seufzte, da Zero wirklich viele Fragen stellte, aber vielleicht war es auch gut so, dass er sie unterbrochen hatte. Sie hatte doch ebenfalls so viele Fragen und würde alles tun, um Keito zu helfen. Er schien nun ganz allein zu sein und mit diesem Wissen würde Shizuka ihn nicht auf die Straße setzen. Nein, bestimmt würde der Direktor ihr zustimmen, dass der Junge hier bei ihnen bleiben könnte, oder?
 

"Mein Papa ist schon lange tot, aber meine Mama war ja da und hat immer auf mich aufgepasst. Da war noch ein Mensch, der immer zu uns kam und sich auch um mich gekümmert hat, aber gestern Abend, da war er ganz anders...". Anders, fragte sich Zero und rückte noch ein Stück näher. Shizuka blieb die Luft weg und hart schluckte sie, als sich wieder böse Fantasien in ihrem Kopf bildeten. Was war da nur passiert? Hatte der Junge vielleicht etwas gesehen, was er vielleicht nicht hatte sehen dürfen?
 

"Der Mann hat die Wahrheit über Mama und mich herausgefunden und hat dann Mama umgebracht. Ich hab alles gesehen und wollte dann weglaufen, aber er hat mich festgehalten und dann hab ich ihn gebissen. Mama hat immer gesagt, wenn ihr was passieren sollte, dann soll ich zur Schule laufen. Sie sagte, hier wäre ein netter Mann, der sich dann um mich kümmern würde... Meine Mama... Warum hat der Mann das gemacht? Wir haben ihm doch nichts getan, oder?". Keito klang total verzweifelt und sah noch immer aus traurigen Augen zu Shizuka und Zero auf. Er wusste scheinbar nicht, was er falsch gemacht haben soll, oder?
 

"Ich denke nicht, dass der Typ ein Vampirjäger war, sonst hätte er kurzen Prozess gemacht... Ich werde mir trotzdem sein Zuhause ansehen, Shizuka. Vielleicht finde ich Hinweise auf den Mann, der das zu verantworten hat". Irrte sich Shizuka, oder hängte sich Zero nun wirklich rein? Er klang beinahe so, als sei er wütend darüber, dass eine Frau ermordet worden war. Trotz der Tatsache, dass sie mal ein Vampir gewesen war, oder? Schließlich nickte die Kleine ihrem Freund zu, denn auch sie mochte gern die Wahrheit erfahren.
 

"Keito, mach dir keine Sorgen, okay? Wir werden dir helfen und den Mörder deiner Mama finden. Sagst du uns, wo du wohnst?". Keito nickte und endlich erschien ein kleines Lächeln auf seinen Lippen. Das erste Mal, dachte sich Shizuka und sie konnte nicht anders, als ebenfalls ein Lächeln aufzusetzen. Wie süß der Junge doch war. Wie konnte man nur so grausam sein und eine Frau einfach umbringen? Sicher, sie war ein Vampir gewesen, aber deswegen direkt einen Mord begehen? Scheinbar war sie auch ein ganz normaler Vampir gewesen, oder? Wäre sie ein Level E gewesen, hätte es Shizuka nachvollziehen können, aber so?
 

"Mein Zuhause liegt neben einem Café in einer Seitenstraße. Da, wo ganz viele Fenster kaputt sind. Der Mann hat alle Fenster kaputt gemacht". Shizuka blickte zu Zero rüber, welcher dazu nickte. Er wusste, wo genau der Kleine meinte und würde sich auch gleich auf dem Weg machen. Langsam erhob er sich, spürte im nächsten Moment eine Hand um sein Handgelenk, welche ihn eisern festhielt. "Hey, ich möchte mitkommen und jetzt komm mir nicht mit der Ausrede, dass ich nicht darf. Ich habe auch Rechte und lasse mich hier nicht einsperren".
 

Wenig später standen Shizuka und Zero schon in der Vorstadt, da der Silberhaarige seine Freundin nicht davon hatte abhalten können, nicht doch im Internat zu bleiben. Keito hatten sie so lange in Kaien's Obhut gelassen, denn sie wussten, dass er sich um kleine Kinder besonders gern kümmerte. Es kam ihnen gelegen, denn der Junge musste nicht noch mal dorthin zurück, wo ein Gewaltverbrechen stattgefunden war. Hoffentlich fanden sie auch brauchbare Hinweise und vielleicht sogar den Mörder. Nur, was dann? Der Typ schien zu wissen, dass es Vampire gab und so einen konnten sie unmöglich der Polizei übergeben, oder?
 

"Was werden wir machen, wenn wir den Mörder tatsächlich finden? Ich meine, er scheint zu wissen, dass es Vampire gibt und so einen Typen können wir unmöglich der Polizei übergeben, nicht wahr? Die Existenz der Vampire würde in Gefahr geraten und eine Panik würde dann unvermeidbar sein". Zero nickte dem zu, denn Shizuka hatte Recht, was dies anbelangte. Nun, da gab es nur eine Lösung und diese würden sie wohl auch nutzen, wenn sie den Täter überhaupt noch fanden.
 

"Aidou wird sein Wissen löschen, wenn wir den Typ finden. Uns bleibt keine andere Wahl, denn ich bin nicht scharf drauf, von Menschen gejagt zu werden. Nicht nur, dass allgemeine Panik ausbrechen würde... Ein Krieg bestände uns bevor und darauf kann ich wirklich verzichten". Wohl wahr, musste sich die Langhaarige eingestehen und lief dem Silberhaarigen hinterher. Krieg, dachte sie insgeheim. Noch nie war sie im Krieg gewesen und wenn sie ehrlich mit sich war, konnte sie auch darauf gut verzichten. Also mussten sie den Mann finden und sein Wissen aus seinem Gedächtnis löschen. Andernfalls hätten sie dann bald keine Chance mehr, dieses Geheimnis zu wahren, welches doch schon seit Urzeiten bestand.
 

Schließlich erreichten sie die Seitengasse und besahen sich die Wohnung, welche ziemlich gut erkennbar war. Keito hatte Recht, denn alle Fenster waren zerschlagen worden und wenn man genauer hinsah, dann konnte man sogar die Anzeichen eines Kampfes sehen. Ja, hier waren sie richtig und ehe sich Shizuka versah, trat der Silberhaarige in die offene Tür ein, welche nur noch notgedrungen in den Angeln hang.
 

"Jessy, bleib dicht an meiner Seite... Ich kann Vampirblut und Menschenblut riechen" warnte Zero und ergriff die Hand seiner Freundin, welche dazu nickte, da sie ebenfalls die Gerüche wahrnehmen konnte. Natürlich konnten sie Vampirblut wittern, da Keito doch gemeint hatte, dass seine Mutter hier umgebracht worden sei. Nur, zu wem konnten sie das Menschenblut zuordnen? Konnte es vielleicht sein? Nein, sicherlich nicht, oder? Verwirrt schüttelte Shizuka ihren Kopf, sah sich erneut in der unordentlichen Wohnung um, ehe ihr die Luft im Halse steckenblieb.
 

Neben einer jungen und doch sehr schönen Frau, lag ein junger Mann, in dessen Brust ein Messer steckte. Sein Gesicht spiegelte Wut und Hass, aber auch viel Liebe wieder, was die Kleine verunsicherte. Deswegen konnten sie also den Gruch von Menschenblut wahrnehmen, oder? Konnte es sein, dass es der Mann war, nachdem sie suchten? Zero trat näher an die beiden Leichen, ging in die Knie und begutachtete die Wunden, um die Todesursache feststellen zu können.
 

"Keito's Mutter wurde erstochen, aber da Vampire dadurch nicht unbedingt sterben, muss er sie erwürgt haben... Sieh mal, an ihrem Hals sind etliche Würgemale..." erklärte Zero, sah hinter sich zu Shizuka, welche sich bei einem Tisch abstützte und nach Atem rang. Es ging ihr nicht gut, da der Geruch von Menschenblut in der Luft lag. Vermutlich konnten sie nicht lange hier bleiben, wie es schien, weswegen sich der Silberhaarige an den Mann richtete. "Und der Typ scheint sich nach ihrem Tod selbst umgebracht zu haben. So, wie ich die Sache sehe, scheint er Keito's Mutter geliebt zu haben und kam mit der Wahrheit nicht klar. Demnach müssen wir uns keine Sorgen darum machen, dass Panik in der Gesellschaft ausbricht".
 

Shizuka nickte diesen Tatsachen zu, ehe sie in die Knie ging und hastig atmete. Es war nicht nur das Menschenblut, welches ihr zu schaffen machte. Nein, deutlich konnte sie das Vampirblut riechen, welches ihre Sehnsucht erweckte. "Ich muss hier raus, bevor ich...". Shizuka stockte, ehe sie würgend ihren Kopf senkte und unsicher einen kurzen Blick zu Zero warf, welcher sich erhob und seufzte. "Ich bringe dich zurück und dann kriegst du Blut, in Ordnung?". Mehr konnte er im Moment nicht tun, denn er wusste, sie verlangte danach, auch wenn die Abstände mittlerweile wirklich kurz wurden. Zero hoffte nur, dass Aidou nicht zu spät kam und sie diese dritte Möglichkeit noch in Betracht ziehen konnten.
 

Sanft wurde Shizuka auf Zero's Armen gehoben, wurde besorgt gemustert, ehe sich ihre Finger in seinem Jackett verkrallten. Fest kniff Shizuka ihre Augen zusammen, versuchte dieses unbändige Verlangen im Keim zu ersticken, doch wollte es ihr einfach nicht gelingen. Kaname hatte damit Recht, dass dieses Verlangen einem in den Wahnsinn trieb, wenn man es nicht stillte. Und trotzdem musste es eine Lösung geben, um dem Durst zu entrinnen. Außerdem wusste die Langhaarige nicht, wie viel Vampirblut sie noch brauchte, um in ihre Welt zurückkehren zu müssen. Dass sie das nicht wollte, stand außer Frage, aber je mehr sie nach Blut dürstete, desto eher ergab sich dieses Schicksal, in welches sie unweigerlich gezwungen werden würde.
 

"Halte noch ein paar Minuten durch, dann kriegst du mein Blut, Jessy..." murmelte Zero leise, während er mit Shizuka die Wohnung verließ und mit ihr auf die Straße trat. Ihre Finger verkrallten sich noch mehr in seinem Jackett und Zero wusste nicht, ob sie diesem Verlangen noch länger widerstehen konnte. Nicht, dass sie ihn auf offener Straße biss, weil sie nicht mehr anders konnte? Er müsse sich demnach beeilen und ein ruhiges Plätzchen suchen.
 

"Ich will nicht mehr... Ich darf nicht mehr, sonst...". "Beruhige dich. Es ist auch nicht gerade leicht für mich, aber wenn du dieses Verlangen unterdrückst, dann wirst du wahnsinnig und unbeherrscht. Erinnere dich daran, wie das bei mir damals gewesen ist". Sicher, Shizuka konnte sich noch gut daran erinnern, wie Zero Yuuki das erste Mal gebissen hatte. Vollkommen unbeherrscht und nur nach Blut dürstend, ohne Rücksicht zu nehmen, aber trotzdem. Sie konnte nicht noch mehr Vampirblut zu sich nehmen, wenn sie weiterhin bei Zero bleiben wollte. Es musste doch eine andere Möglichkeit geben, oder?
 

"Zwing mich in die Bewusstlosigkeit, bitte... Wenn es hilft, dass ich wenigstens für ein paar Stunden schlafe, dann nehme ich das im Kauf. Tu mir den Gefallen, Zero...". Hastig atmend blickte Shizuka zu ihrem Freund auf, welcher glaubte, sich verhört zu haben. Sie wollte in die Bewusstlosigkeit? Hieß dies nicht, dass er sie schlagen müsse? Was verlangte die Kleine da nur von ihm? Er konnte ihr doch eh kein Haar krümmen, also war an Hand ihr gegenüber zu erheben nicht mal zu denken.
 

"Red keinen Unsinn, Jessy. Ich werde dich weder schlagen, noch sonst was in der Richtung tun. Ich weiß, dass du Angst hast, aber... Meinst du nicht, dass ich genauso viel Angst habe, dich vielleicht im nächsten Moment zu verlieren? Wir müssen einfach bis morgen Früh warten und dann wird Aidou uns die dritte Möglichkeit erklären". Zero hoffte, dass Shizuka ihn verstehen konnte, doch ihr Blick spiegelte Unsicherheit und panische Angst wieder, welche sich in sein Gehirn brannte. "Und was ist, wenn es kein Morgen mehr für mich gibt? Was ist, wenn ich gleich verschwinde und nie mehr zu dir kann? Was passiert dann?".
 

Zero lief schweigend weiter, denn es brachte nichts mehr, sich darüber zu unterhalten. Entweder, ihr Blutdurst verschwand gleich, oder sie müsse sich bei ihm bedienen und ihr Verlangen stillen. Es führte nun mal kein Weg daran vorbei. Es blieb ihnen nur die Hoffnung, dass Shizuka auch nach ihrem nächsten Blutrausch noch da war und nicht irgendwo in einer anderen Welt, die für Zero unerreichbar erschien.
 

Langsam verflüchtigte sich dieses Verlangen und auch Shizuka's Atmung wurde ruhiger. Hatte sie es diesmal geschafft? Hatte sie es geschafft, dieser Blutgier zu entkommen? Und wenn es nur für ein paar Stunden war. Hauptsache, sie konnte noch länger bei Zero bleiben. Und nicht nur das. Jetzt war da noch ein kleiner Junge, welcher sie ebenso brauchte, wie Zero. Sie mochte Keito nicht allein hier zurücklassen und wollte sich um ihn kümmern. Er hatte doch keine Familie mehr.
 

Zero betrat das Schulgelände und ehe er sich versah, stieg Shizuka von seinen Armen und atmete tief durch. "Es geht schon wieder... Ich denke, ich muss nur an mich glauben und immer wieder gegen diesen Blutdurst kämpfen. Ich muss so lange kämpfen, bis Hanabusa hier ist und er uns diese Möglichkeit mitgeteilt hat. Was danach ist, interessiert mich jetzt noch nicht, aber... Ich sehe es als Chance an, verstehst du?". Der Silberhaarige nickte dem zu, zog seine Liebste an seine Brust und schloss seine Arme um ihren Körper.
 

"Und wenn diese Möglichkeit nichts bringt, dann werde ich mit dir kommen, Jessy. Ich werde dich nicht allein in diese Welt zurückgehen lassen. Ich werde auch weiterhin an deiner Seite bleiben". Shizuka wusste nicht, ob dies möglich war, aber wenn dies ging, dann würde sie es doch nur begrüßen. Ja, Zero sollte für immer bei ihr sein, auch wenn dies hieß, dass er ihre wahre Gestalt zu Gesicht bekäme. Allein bei diesem Gedanken wurde ihr schlecht, doch kämpfte sie dieses Gefühl rasch nieder und gab sich dieser innigen Umarmung hin. "Hanabusa... Beeil dich, bitte" dachte sie insgeheim, ehe sie genießerisch ihre Augen schloss und sich noch ein wenig näher an Zero's Brust schmiegte.

Die dritte Möglichkeit!

"Shizuka... Langsam finde ich das nicht mehr lustig" murrte Zero und warf seine Spielkarten auf das Bett und drehte sich demonstrativ um. Schon wieder verloren, dachte er sich und blickte wütend aus dem Fenster. Seit einigen Stunden spielten sie nun Karten mit Keito, da der Direktor nun mal keine Zeit hatte und er vorhin von ihnen den Bericht bekommen hatte. Viel hatte Kaien dazu nicht gesagt, aber er meinte, er müsse die Polizei einschalten und würde auch zu diesen Fall Stellung nehmen. Was er genau dazu sagen wollte, wusste Zero zwar noch nicht, aber später würden Shizuka und er es noch erfahren.
 

Keito hatte ebenfalls erfahren, dass der Mensch, welcher sich um ihn und seine Mutter gekümmert hatte, in seine Mutter verliebt gewesen sein musste und einfach mit der Wahrheit nicht klargekommen war. Zero fand einfach, dass man dem Jungen diese Wahrheit nicht verschweigen durfte, auch wenn dies für einen kleinen Jungen vielleicht kaum begreiflich war, oder? Nun, wenigstens hatte er es ihm schonend beibringen können und so, wie es nun aussah, hatte es Keito auch relativ gut aufgenommen. Ganz anders, als Shizuka vorher noch angenommen hatte.
 

"Du bist vielleicht ein schlechter Verlierer, Zero. Was kann ich dafür, wenn ich dauernd mit der letzten Karte gewinne? Keito hat doch auch schon oft genug gewonnen und bei ihm meckerst du nicht rum". Keito grinste die Langhaarige an, ehe er wieder zu dem Silberhaarigen blickte, welcher seine Arme vor der Brust verschränkt hielt und scheinbar den Beleidigten spielte. Es stimmte, dachte sich der Kleine und versuchte vergebens, die Spielkarten zu mischen. Meistgehend gewannen er und Shizuka und Zero kam wohl damit überhaupt nicht klar.
 

"Keito ist ein Kind und ich kann ihm schlecht Vorwürfe machen, oder? Du schummelst bestimmt". Was für eine Unterstellung, fand die Kleine und sah mit hochgezogenen Augenbrauen zu ihren Freund rüber. Wieso sollte sie schummeln? Dazu hatte sie keinen Grund, oder? Man musste doch einfach nur Glück beim Spiel haben, mehr auch nicht und wenn Zero kein Glück besaß, dann konnte man daran auch nichts ändern.
 

"Ich schummel nicht, also unterstell mir nicht solche Sachen. Ich habe nun mal mehr Glück... Vielleicht sollten wir aufhören zu spielen, sonst unterstellst du mir noch, dass ich dir meine Liebe vorheuchel, oder sonst was in der Art". Nun war es Shizuka, welche beleidigt klang und nahm Keito die Spielkarten aus der Hand, welche sie in die Schublade des Nachttisches verstaute. Wie kam Zero nur dazu, so etwas zu behaupten. Wenn er immer so war, wenn sie Karten spielten, dann würde sie nie wieder mit ihm spielen.
 

Der Silberhaarige sah erschrocken zur Langhaarigen, welche dies einfach so sagte, ohne eine Miene zu verziehen. Wie kam sie nur auf solche Gedanken? Nie würde er behaupten, dass ihre Liebe nur gespielt wäre, denn er kannte ihre Gefühle doch. Nicht nur, dass er sie hatte spüren können, nein, er sah es doch mit jedem Tag, dass sie ihn brauchte, dass sie ihn wollte und sie ihm am liebsten nie wieder hergeben mochte. Wieso sollte er also auf solche Gedanken kommen? Ob sie diese Worte wirklich so meinte, wie sie eben gesagt hatte?
 

"Ich glaube nicht, dass Onkel Zero das denkt... Er weiß bestimmt, dass du ihn lieb hast" mischte sich Keito ein und kletterte zu Zero rüber, auf dessen Schoß er sich setzte. Mittlerweile hatte selbst Zero den Kleinen ins Herz geschlossen, trotz der Tatsache, dass er ein Vampirkind war. Von ihm ging keine Bedrohung aus, jedenfalls dachte es sich der Silberhaarige. Der Kleine hätte in der Nacht seine Chance genutzt, um an ihr Blut zu kommen, aber er hatte geschlafen, wie ein Baby zwischen Shizuka und ihm.
 

Zero's Blick wurde zufrieden, da der Kleine ihm zur Seite stand und ihm helfen wollte, auch wenn er vielleicht noch nicht verstehen konnte, in welcher Form er seine Freundin liebte. Unter Liebhaben und Lieben bestand ein sehr großer Unterschied, welchen Keito noch nicht kannte, aber dies würde er sicherlich verstehen, wenn er älter wurde. Sanft schloss er den Jungen in seine Arme und blickte zu Shizuka rüber, welche noch immer beleidigt auf dem Bettrand saß und scheinbar nichts von dem hören mochte.
 

"Wenn er das doch weiß, warum unterstellt er mir dann solche Dinge?" gab die Langhaarige noch immer beleidigt von sich und seufzte im nächsten Moment, als sich ein Arm um sie schlang und sie näher an den Silberhaarigen zog. "Ich meinte das nicht so, Shizuka... Du weißt doch ganz genau, dass ich dich liebe und du mir wichtiger bist, als mein eigenes Leben". Nochmals seufzte Shizuka, ehe sie zu Zero aufblickte und langsam nickte. Klar, dass wusste sie und sie zweifelte nicht an Zero's Worten, sonst würde er nicht ständig solche Sachen zu ihr sagen.
 

"Ja, dass weiß ich... Entschuldige". "Schon in Ordnung" gab Zero von sich und nahm die Lippen seiner Freundin in Besitz. Wieso zwang sie ihn immer in solche Situationen, in welcher er ihr beweisen musste, wie ehrlich er es mit ihr meinte? Manchmal hatte er das Gefühl, als wolle Shizuka wirklich jeden Tag einen Beweis für seine Liebe, aber warum war das so? Hatte sie vielleicht Angst, dass sich seine Gefühle einfach so ändern würden? Zu gern hätte er ihre Gründe verstanden, aber ein Türaufschlagen ließ ihn aufsehen und zu einen Blonden blicken, welchen er jetzt noch nicht erwartet hätte.
 

"Shizuka... Wie sehr habe ich dein Gesicht vermisst. Nur wegen dir bin ich jetzt schon hier". Ungläubig blickte die Langhaarige zum Blonden rüber, welcher die Türe hinter sich schloss und langsam aufs Bett zulief. Auf halbem Wege hielt er jedoch inne und besah sich den Jungen, welcher auf Zero's Schoß saß und verwundert in seine Richtung blickte. Wer war denn dieses Kind? Und die Tatsache, dass es sich dabei um ein Vampirkind handelte, ließ den Blonden nur noch mehr stutzen und zu Zero blicken, welcher seufzte und zu einer Erklärung ausholte.
 

"Keito ist gestern Nacht auf dem Schulgelände aufgetaucht und hat keine Familie mehr. Direktor Kurosu und Shizuka wollten demnach nicht, dass er wieder auf die Straße zurück muss. Nähere Details kann dir der Direktor erläutern". Der Blonde nickte verwundert und sah wieder zum Jungen, welcher sich enger an Zero's Brust schmiegte. Seltsam, jetzt sahen die Drei aus, wie eine kleine Familie. Irgendwie erwärmte dieser Anblick sein Herz, obwohl der Blonde sich so sehr nach Shizuka gesehnt und sich nur wegen ihr so sehr beeilt hatte.
 

"Hanabusa... Ich dachte eigentlich, dass du erst...". "Ja, ich sagte doch, dass ich mich beeilt habe. Ich bin fast nur gerannt, weil du mir fehlst, meine Liebe". Auf Aidou's Lippen erschien ein süßes Lächeln, welches die Langhaarige nach wenigen Sekunden erwidern musste. Nur wegen ihr? Wie lieb von Hanabusa, fand sie persönlich, ehe der Druck auf ihrer Schulter ein wenig verstärkt wurde und sie verwundert zu Zero aufblickte. Konnte sie in seinen Augen wirklich Eifersucht sehen? War er gerade wirklich eifersüchtig auf Hanabusa, weil er ihr solche Sachen sagte? Es schien so, weswegen sie seufzte und leicht ihren Kopf schüttelte. Er sollte bloß nicht denken, dass der Blonde sie mit solchen Worten beeindrucken konnte, denn ihr Herz schlug doch nur für Zero.
 

"Kiryuu... Beruhige dich... Ich nehme dir Shizuka schon nicht weg, obwohl... Zu verachten ist sie ja nicht und mein Typ wäre sie auch". Gerade wollte Zero zu einer Antwort ansetzen, als Shizuka sich erhob und beschwichtigend die Hände hob. "Okay, das reicht jetzt, ja? Hanabusa, heißt das, dass du den ganzen Tag durchgerannt bist? Ich meine, dann kann Mira's Haus nicht weit weg sein, oder?". Völlig von Shizuka's Fragen überrumpelt, vergaß selbst Zero seine momentane Eifersucht und blickte fragend zum Blonden hin, welcher es sich auf einem Stuhl bequem machte.
 

"Nicht ganz... Ich habe eine Kutsche angehalten und die netten Leute haben mich ein Stück mitgenommen, sonst wäre ich erst mitten in der Nacht hier gewesen. Wie auch immer... Habt ihr euch Gedanken über meine Worte gemacht? Ich meine, diese Möglichkeit gibt dir die Chance, für immer an Kiryuu's Seite zu bleiben, aber... Du bist dann für immer an Kiryuu gebunden". Shizuka's Blick wurde fraglich, denn sie verstand noch immer kein Wort von dem, was Hanabusa ihr damit sagen wollte.
 

Zero schien jedoch langsam zu begreifen, worauf der Blonde aus war, weswegen er unsicher den Blick senkte. Diese Möglichkeit hatte selbst er nicht in Betracht gezogen, aber scheinbar schien diese zu helfen. Nun, er würde diesen Weg gehen, denn er hatte gesagt, dass er alles tun würde, damit Shizuka für immer bei ihm blieb. Nur, würde seine Freundin das auch so sehen? So, wie sie nun zu Aidou blickte, schien sie nicht zu verstehen, was er eigentlich sagen wollte.
 

"Für immer an Zero gebunden? Wie meinst du das, Hanabusa?". Aidou blickte zum Jungen und der Silberhaarige schien zu verstehen, dass es besser wäre, wenn der Kleine diese Unterhaltung wohl nicht mitbekäme, weswegen er den Jungen absetzte und zur Tür zeigte. "Geh ein bisschen zum Direktor. Sag ihm, dass Hanabusa Aidou hier ist, okay?". "Okay... Ich werde ein bisschen mit Onkel Kaien spielen" grinste Keito und lief zur Tür, welche er nur schwer öffnen konnte, da er noch so klein war. Jedoch schaffte er es und lief eiligst aus dem Zimmer, während er die Türe hinter sich schloss. Nun waren sie unter sich und konnten unbeschwert reden, fand Aidou zumindest und holte tief Luft.
 

"Kaname und ich hätten eigentlich selbst drauf kommen müssen, aber wer hätte schon ahnen können, dass die Lösung so einfach ist?". Nachdenkend legte Hanabusa seine Hand ans Kinn und sah zur Zimmerdecke, ehe er wieder zu Shizuka blickte, welche noch immer fragend zu ihm sah. Nur langsam setzte sie sich zurück auf die Bettkannte, wurde direkt in Zero's Arme geschlossen, welcher seinen Kopf auf ihre Schulter bettete. Nun, sollte er ihre gedanklichen Fragen beantworten, oder sollte er warten, bis Aidou endlich zum Punkt kam?
 

"Shizuka, es gibt da ein altes Ritual, dass man vollziehen kann, wenn man einen Vampir wirklich aufrichtig liebt. Ihr Menschen würdet es Hochzeit nennen, aber für uns Vampire ist es ein Bündnis, dass nie mehr gebrochen werden kann. Einmal vollzogen, ist es nicht mehr rückgängig zu machen, verstehst du? Das ist die Lösung, die Mira noch gehabt hätte, aber für sie war es zu spät gewesen". Unglauben stand Shizuka deutlich ins Gesicht geschrieben, genauso wie ihre Verwunderung. Ein Ritual, welches ein Bündnis zwischen Vampire bedeutete? Okay, so, wie Hanabusa das gerade erklärte, schien es sich dabei um ein Vampirritual zu handeln, also war es fraglich, ob sie dieses Bündnis überhaupt eingehen konnte, oder? Sie war ein Mensch. Nun, ein kleiner Teil in ihr war ein Vampir, aber würde das ausreichen? Heiraten? Sie sollte Zero auf diese Art und Weise jetzt sofort heiraten? Irgendwie erschien ihr das alles zu plötzlich.
 

"Heiraten? Ich soll Zero auf diese Art heiraten? Ich bin ein Mensch und...". "Ein Teil in dir ist ein Vampir und deswegen wird es dir möglich sein, dieses Ritual zu vollziehen. Es ist die einzige Möglichkeit, um dein Gedächtnis zu behalten und um kein richtiger Vampir zu werden, Shizuka. Es mag für dich sehr plötzlich kommen, aber wie ich das sehe, scheint Kiryuu einverstanden zu sein". Aidou blickte zum Silberhaarigen, welcher ein leichtes Nicken andeutete, da er natürlich einverstanden damit war. Ohnehin würde er Shizuka nicht mehr hergeben, also konnten sie ruhig dieses Ritual vollziehen.
 

"Ich sagte bereits, dass ich alles tun werde, um dafür zu sorgen, dass Jessy für immer bei mir bleibt". Shizuka blickte zur Seite, direkt in die silbrig-violetten Augen, welche die pure Wahrheit wiederspiegelten. Er wollte wirklich dieses Ritual mit ihr vollziehen, obwohl sie noch nicht so lange zusammen waren? War das nicht waghalsig und dumm? Nichts währte ewig und das musste doch auch Zero wissen, oder? Was war denn, wenn sie irgendwann nicht mehr so füreinander empfanden, wie jetzt noch? Was war dann?
 

"Zweifel wirst du immer haben, Jessica. Vielleicht solltet ihr noch eine Nacht darüber schlafen und mir dann die Entscheidung mitteilen? Ich werde mich jetzt erstmal hinlegen und...". Aidou sah besorgt zur Langhaarigen, welche bewusstlos in den Armen des Silberhaarigen zusammensackte. "Jessy, was ist?" rief Zero besorgt und rüttelte seine Freundin, da er nicht verstehen konnte, wieso sie auf einmal bewusstlos wurde. Ob diese Informationen zuviel für sie gewesen waren? Nein, sie war nicht der Typ Mensch, welcher einfach ohnmächtig wurde. Sie weinte oftmals, aber nie war so etwas eingetreten.
 

Shizuka öffnete ihre Augen und wurde von einer tiefen Dunkelheit umgeben. Wo war sie hier? Wieso fühlte sich diese Dunkelheit so kalt an? Warum fühlte sie sich so einsam und verlassen? "Bist du wirklich bereit, diesen Schritt zu gehen? Bist du dir im Klaren, dass du alles aufgeben wirst, nur um einen Mann zu heiraten, der nicht in deiner Welt existiert, Jessica?". Diese Stimme, dachte sich die Langhaarige und sah sich um. Keine Person war zu sehen, da die Dunkelheit immer finsterer wurde. Außerdem schien diese Stimme von überall zu kommen, oder? Warum schon wieder? Wollte man ihr nun sagen, dass sie dennoch zurück in ihre Welt müsse? Trotz der Tatsache, dass es nun eine neue Möglichkeit gab?
 

"Du wirst weder deine Freunde, noch deine Familie jemals wiedersehen dürfen, Jessica. Willst du alles, was du jemals in deiner Welt gelernt und gesehen hast, wirklich aufgeben? Es gibt nun diese Möglichkeit und ich habe sie dir verschwiegen, weil ich testen musste, ob deine Liebe aufrichtig ist". Shizuka's Blick wurde ernst, da sie nun keine Zweifel mehr hegte. Ihre Entscheidung war doch schon längst gefallen, also was erwartete man noch von ihr?
 

"Mein Herz hat sich entschieden... Ich will bei Zero bleiben, auch wenn das heißt, dass ich nie mehr in meine Welt zurückkehren kann. Wem kümmert das schon? Klar, meine Freunde und meine Familie werden mich vermissen, aber nicht der Rest der Welt. Hier habe ich ein neues Leben begonnen und ich lasse mir dieses neue Leben von keinem zerstören, verstanden?". Ein leises Lachen erklang, ehe alles um Shizuka herum in einem gleißendem Licht erstrahlte. Was hatte das nun zu bedeuten?
 

"Gut, so soll es sein, aber bevor du dieses Ritual vollziehen wirst, wirst du dich zusammen mit Zero Kiryuu nochmals einer Prüfung unterziehen müssen. Wenn eure Liebe danach immer noch so aufrichtig ist, dann hege ich keine Bedenken mehr. Jessica, ich wünsche dir viel Glück". Das gleißende Licht blendete Shizuka's Augen so sehr, dass sie ihre Augen schließen musste. Dazu kam, dass ein lautes Geräusch sie dazu brachte, sich ihre Ohren mit den Händen zu bedecken. Verdammt, was passierte nun? Schön und gut, diese Person gab ihr Einverständnis, aber was war das für eine Prüfung, welche sie mit Zero bestehen musste?
 

"Was passiert mit euch, Kiryuu?" wollte Hanabusa wissen und ergriff Zero's Hand, da dieser selbst nicht wusste, warum sein Körper und der von Shizuka auf einmal durchsichtig wurde. Hanabusa griff ins Leere und sah erschrocken dabei zu, wie die Kleine und schließlich auch Kiryuu vor ihm verschwanden und nun er alleine zurückblieb. "Kiryuu, Shizuka... Wo seid ihr?" rief er aufgebracht, sah sich im gesamten Zimmer um, doch fand er weder Zero, noch die Langhaarige. Was ging hier vor? Was war das für ein Licht gewesen und warum waren sie plötzlich durchsichtig geworden?
 

"Was mache ich denn jetzt? Ich habe mich so auf Shizuka's Blut gefreut und jetzt ist sie weg... Kiryuu, bring sie wieder her, du dämlicher Idiot. Ihr schuldet mir noch so viele Gefallen, also tauch bloß nicht ohne Shizuka auf, hast du verstanden?". Aidou ließ sich auf das Bett fallen und seufzte erschwert. Hoffentlich verhieß dieses Geschehen nichts Schlechtes, denn er hatte so das Gefühl, als würde etwas Schreckliches passieren. Hoffentlich irrte er sich und seine Süße kam bald wieder. Kiryuu konnte ja bleiben, wo auch immer er war, aber Shizuka sollte wieder hier bei ihm sein.

Die Prüfung!

Shizuka erwachte aus ihrem Trancezustand und blickte sich sofort um, nur um zu erkennen, dass sie nicht in Zero's Zimmer lag. Wo war sie hier? Irgendwie kam ihr dieses Schlafzimmer so vertraut vor, aber ihr wollte einfach nicht einfallen, woher sie diese Umgebung kannte.
 

Langsam richtete sie sich auf, vernahm nun auch leise Atemzüge neben sich und legte einen verwunderten Blick auf. Okay, nun hatte sie begriffen, wo sie sich befand. Sie war in ihrer Welt, in ihrem Schlafzimmer und neben ihr lag ein junger Mann mit hellblonden Haar und schien noch selig zu schlafen. Moment. Seine Gesichtszüge kamen ihr bekannt vor, aber sie traute ihren Augen kaum. War der junge Mann neben ihr wirklich Zero? Wieso hatte er kein silbriges Haar mehr? Vielleicht, um in ihrer Welt nicht zu sehr aufzufallen? Überhaupt, was machte sie hier?
 

Ihr fiel ein Fakt ein, welcher sie schlucken ließ und bedacht darauf, dass ihr Freund nicht wach wurde, stieg sie aus dem Bett, nur um in einen der Spiegel zu schauen, welche beim Kleiderschrank angebracht waren. Hart schluckte sie, als sie ihr Spiegelbild sah, welches nun mal die Realität wiederspiegelte. Ja, so war ihr eigentliches Aussehen. Warum? Warum war sie hier? Und noch schlimmer. Was war, wenn Zero wach wurde und sie so sehen würde? Konnte er dann immer noch sagen, dass er sie trotz allem liebte? War dies vielleicht die Prüfung, von welche diese Person gesprochen hatte? War dies nur ein dümmlicher Test, um Zero's Liebe zu testen? Langsam begann sie zu verstehen, warf nochmals einen Blick zu ihrem Freund rüber, welcher sich auf die andere Seite drehte und einfach weiter schlief. Gut, sie hatte noch ein bisschen Zeit, aber sie wusste, er würde sie später in dieser Gestalt sehen.
 

Langsam lief sie in den Flur und blickte sich um. Nichts hatte sich verändert und Shizuka begann sich zu fragen, wie viel Zeit wohl vergangen war. Rasch blickte sie auf den Kalender, welcher an der Wand hing, ehe ihr die Luft im Halse steckenblieb. Das konnte doch gar nicht sein, oder? Sie erinnerte sich, dass sie am vorherigen Tag mit ihrer Freundin noch telefoniert und gechattet hatte und danach war sie ins Bett gegangen. Und dann? Nun, sie war in einer ihr unbekannten und doch vertrauten Welt aufgewacht. Warum war hier keine Zeit vergangen? Wieso konnte sie sich diese Fragen einfach nicht beantworten? Nun, wenigstens hatte sie noch eine Bleibe, falls sie nicht in die andere Welt zurückkönne, obwohl sie hoffte, dass gerade dies nicht der Fall sein würde.
 

Ihre Augen suchten das Wohnzimmer ab, fanden zahlreiche Erinnerungen an ihr altes Leben, welche ihr ein Lächeln auf den Lippen zauberte. Auch wenn sie so viele schlechte Erinnerungen hatte, so hatte sie ebenfalls sehr Schöne erfahren. Schöne, in dem Sinne, dass sie durch Anime viele Dinge gelernt hatte. Mut, Selbstbewusstsein und einen klaren Blick. Warum hatte sie durch Anime so viele wertvolle Dinge lernen können? Sicher, ihre Eltern hatten ihr vieles versucht beizubringen, aber Selbstbewusstsein hatte sie nie lernen können. Nein, dies hatte sie aus zahlreichen Anime lernen müssen, bis zu dem Tag, an dem sie sich endlich gewehrt hatte.
 

"Ich habe völlig vergessen, dass ich eigentlich dankbar sein müsste..." murmelte Shizuka und betrachtete einige ihrer DVD's, welche feinsäuberlich auf einem Regal standen. Ihr erster Anime war Sailor Moon gewesen, jedenfalls erinnerte sie sich daran, wie sie mit dem Alter von zwölf Jahren immerzu vorm Fernseher gesessen war, nur um zu wissen, wie es dort weiterging. Dann, nach etlichen Jahren, Shizuka glaubte, sie war vielleicht Vierzehn gewesen, hatte sie Dragonball geschaut. Ja, sie erinnerte sich, dass sie in dem Alter erst Selbstbewusstsein gelernt hatte. Somit war Anime ein wichtiger Bestandteil ihres Lebens geworden, um ihre Schwächen zu erkennen.
 

"Die meisten Dinge habe ich bei Dragonball gelernt und viel später... Es ist ja gerade erst ein Jahr her, dann hat man mich mit den Naruto-Wahn angesteckt". Shizuka knurrte, hatte sie diesen Anime vorher doch so sehr gehasst, aber durch ihre Freundin Jule, welche ihr immer wieder in den Ohren gelegen hatte, wie toll der Anime momentan war, hatte sie sich diesen auch angeschaut. Und es kam, wie es kommen musste. Sie hatte vieles in den Charakter Naruto sehen können. Viele Dinge, die sie so sehr verstehen konnte. Leid und Trauer, welche Naruto nur selten gezeigt hatte, aber welche Shizuka immer wieder hatte nachvollziehen können. Es war, als wäre ein unsichtbares Band zwischen ihnen entstanden und die Kleine wusste, wäre sie ihm vielleicht nur einmal gegenüber gestanden, so hätte sie aus seinen blauen Augen lesen können, wie er sich fühlte. Naruto und sie, sie waren sich in vielen Punkten so ähnlich.
 

Shizuka seufzte und fuhr sich durch ihr kurzes Haar. Ja, hier hatte sie wieder kurzes Haar. Wenigstens etwas, denn kurzes Haar war pflegeleicht und bis zur Schulter reichte auch die Länge, fand sie zumindest. Nochmals seufzte sie, ehe ihr Blick zu den DVD's zu Vampire Knight glitten. Warum war sie gerade bei Zero aufgetaucht und nicht in einer anderen Welt? Es hätte doch jede Welt sein können, oder? Warum gerade dort? Gut, es störte sie nicht, hatte sie doch nun einen lieben Freund, welcher ihr immer zur Seite stand, aber trotzdem. Zu gern hätte sie diese Frage beantwortet bekommen, aber sie fand auch nach weiteren zehn Minuten keine Antwort, weswegen sie den Fernseher einschaltete und es sich auf der Couch bequem machte. Es war so lange her, seitdem sie Fernsehen konnte, auch wenn hier nur eine Nacht vergangen war. Seltsam, fand Shizuka und seufzte ein weiteres Mal, ehe sie ihr Augenmerk einer Talkshow widmete. Wie sehr ihr das hier doch gefehlt hatte, wurde ihr nun erstmal bewusst.
 

Ein Zimmer weiter erwachte Zero aus seinen Schlaf, auch wenn er nicht genau wusste, warum er auf einmal so müde geworden war. Was war eigentlich passiert? Er erinnerte sich, dass Aidou seine Hand ergriffen hatte, aber dann? Er war durchsichtig geworden, ebenso Shizuka und dann war ihm Schwarz vor Augen geworden. Und nun? Er blickte sich in dem ihm unbekannten Zimmer um, setzte sich auf und wunderte sich, als er neben sich in den Spiegel blickte. Wie sah er denn aus? Hellblondes Haar und seine Augenfarbe war auch eine andere. Schließlich stand er auf, ging dicht an den Spiegel heran, nur um die Farbe Blau in seinen Augen zu erkennen. Okay, was auch immer hier vor sich ging, er würde vermutlich gleich Antworten darauf finden, oder?
 

Stimmen drangen an seinem Ohr, welche ihn zur Tür sehen ließ, die einen Spalt breit offen stand. Er befand sich hier scheinbar in einer Wohnung, aber wem gehörte diese? Leise lief er zur Tür, öffnete diese weiter und trat in den Flur. Sein Blick huschte sofort ins Wohnzimmer, indem er ein Mädchen sah, welches ihn noch gar nicht registriert hatte. Wer war das? Ihr Erscheinungsbild war äußerst ungewöhnlich, aber irgendwie kam sie ihm vertraut vor. Kurzes rotes Haar umrandete das Gesicht des Mädchens, während ihre volle Aufmerksamkeit den Stimmen gewidmet war. Wer unterhielt sich denn da?
 

Genauso leise betrat er das Wohnzimmer, sah sofort zu einen Kasten, welchen er natürlich identifizieren konnte. Ein Fernseher. Also schaute das rothaarige Mädchen Fernsehen und war deswegen so abwesend? Und nicht nur das. Sie schien Angst zu haben, denn er konnte diese Empfindung spüren. Angst, gemischt mit Aufregung. Was hatte das hier alles zu bedeuten? Er mochte nicht länger unbeachtet bleiben, weswegen er sich leise räusperte und sofort die Aufmerksamkeit des Mädchens bekam.
 

Blaue Augen blickten sofort in seine Richtung und nun hatte Zero das Gefühl, zu wissen, wer da auf der Couch hockte und ihn mit ängstlichen Augen musterte. Ein kleiner Mund konnte er sehr wohl erkennen, was eine Erinnerung in ihm wachrief. Shizuka hatte doch einst erzählt, wie ihr eigentliches Aussehen aussah, oder? Waren sie hier in ihrer Welt? Konnte er nun ihre wahre Gestalt in Augenschein nehmen und war Shizuka deswegen nervös und verängstigt zugleich?
 

"Starr mich nicht so an, Zero... Das gibt mir das Gefühl, als sei ich dir zuwider". Kalt kamen ihm diese Worte entgegen, weswegen er rasch um die Couch lief und sich neben Shizuka setzte. Gab er ihr mit seinem Starren wirklich dieses Gefühl? Ungewollt wahrscheinlich, denn er hatte sie nicht anstarren wollen. Es war doch nur, dass er erstmal mit dieser Situation klarkommen musste.
 

"Jessy... Das ist also deine wahre Gestalt? Ich konnte mir das nicht mal im Ansatz vorstellen und...". "Sag lieber nichts mehr, sonst verletzt du mich nur ungewollt. Ich weiß genau, was du gerade denkst. Du denkst, dass ich hässlich bin, nicht wahr? Warum sagst du das nicht einfach und dann verschwindest du wieder?". Zero traute seinen Ohren kaum, denn sie sprach mit solch einen kalten Ton. Warum? Dachte sie wirklich, dass er so über sie denken würde? Sicher, sie war nun nicht mehr die Hübscheste, aber seine Gefühle ließen sich dadurch doch nicht einfach ändern. Er liebte sie trotz allem, auch wenn er sich nun erstmal an ihr neues Erscheinungsbild gewöhnen müsste.
 

"Was sagst du denn da? Denkst du...". "Ich wollte nicht, dass du mich so siehst, verstehst du das? Jetzt, wo du mein wahres Aussehen kennst, da...". Weiter konnte Shizuka nicht sprechen, da ihre Worte in einen Kuss untergingen. Was passierte hier? Küsste Zero sie nun wirklich, obwohl sie nun so aussah? Warum? War es ihm wirklich egal, wie sie in Wahrheit aussah?
 

Nach wenigen Sekunden schloss sie ihre Augen, erhob ihre Hände und legte diese in seinen Nacken. Warum? Noch bevor sie richtig auf ihren Kuss eingehen konnte, löste er sich von ihr und blickte ernst in ihre blauen Augen, welche Unsicherheit ausstrahlten. "Dein Aussehen ist mir egal, Jessy. Ich liebe dich so, wie du bist. Wie kommst du nur auf solche Gedanken, dass ich dich jetzt nicht mehr lieben könnte? Warum versuchst du dich zu distanzieren, obwohl du doch wissen müsstest, wie ich über all das denke?".
 

Wohl wahr, musste Shizuka sich eingestehen, denn Zero hatte es ihr schon oft genug gesagt, wie er über ihr möglich wahres Aussehen dachte. Es war ihm egal und genau das versuchte er ihr nun zu sagen. Nur, warum kam sie damit nicht klar? Warum sagte ihr Verstand, dass sie vorsichtig sein müsste? Lag es vielleicht daran, weil er immer noch aussah, wie der Zero, den sie kennengelernt hatte? Außer sein Haar und die Augenfarbe hatte sich nichts verändert. Er besaß noch immer die gleichen Gesichtszüge, die gleiche Stimme und die gleiche Wärme, welche er ihr gerade schenkte.
 

"Zeig mir ein bisschen von deiner Welt, Jessy". Sofort blickte Shizuka wieder auf, sah in die blauen Augen, welche einen fordernden Ausdruck angenommen hatten. Er wollte ihre Welt sehen? Gut, wenn er das unbedingt wollte, dann würde sie ihm diesen Wunsch erfüllen. Hoffentlich waren keine Idioten unterwegs, welche erneut versuchen würden, sie mit irgendwelchen Worten zu verletzen. Ob sie mit ihm in diesem Aufzug rausgehen konnte? Er trug noch immer seine Schuluniform und diese sah ungewöhnlich aus. Egal, sie würde eh nur mit ihm ins Einkaufszentrum gehen. Mehr brauchte sie ihm vorerst nicht zu zeigen, oder?
 

"Ist dir mein Aussehen wirklich egal, Zero?". Noch immer unsicher sah sie ihn an, ehe er ein leichtes Nicken andeutete. "Natürlich... Du bist meine Freundin, ganz gleich, wie du aussiehst. Ich verstehe zwar nicht, wieso wir hier sind, aber ich habe dir doch gesagt, dass ich dich nicht allein in deine Welt zurückkehren lasse". Ja, Shizuka erinnerte sich noch gut daran, wie er das zu ihr gesagt hatte. Nun waren sie hier. Zwar wusste Shizuka nicht, wie lange sie hier in ihrer Welt bleiben mussten, aber das spielte nun auch keine Rolle. Er hatte seinen Standpunkt klargemacht und sie vertraute Zero's Worten.
 

Langsam erhob sie sich, lief zum Fernseher und schaltete diesen aus. "Einverstanden, ich zeige dir ein bisschen von meiner Welt. Sei dir bewusst, dass es hier anders ist, als in deiner Welt". Nickend erhob sich Zero ebenfalls, lief der nun Kurzhaarigen hinterher und betrachtete ihre Figur. Auch hier war sie sehr schlank, musste er zugeben. Nur ihr Aussehen war ein wenig anders, aber keinesfalls abstoßend. Zero fand sogar, dass ihre Augen sehr schön waren. Noch viel schöner, als in seiner Welt. Solch ein reines Blau, musste er sich eingestehen und sah Shizuka dabei zu, wie sie eine Tasche nahm und in dieser kramte.
 

"Gott sei Dank... Ich habe Geld hier. Dann können wir auch endlich unser Date haben, oder?". Zero legte ein seichtes Lächeln auf, ehe er ihr zunickte. Ja, er konnte nun mit ihr ausgehen, da hier die Regeln der Schule nicht galten. Warum auch nicht? Er könne sich in Ruhe ihre Welt anschauen, auch wenn er sich durch einen Blick durchs Fenster schon ausmalen konnte, wie weit die Technologie in dieser Welt schon war. Außerdem fand er allein in ihrem Wohnzimmer Dinge, die er zuvor noch nie gesehen hatte. Ob Shizuka ihm später noch einiges erklären könne? Bestimmt, doch nun wollte er erstmal ihre Welt sehen, um sich selbst ein Bild davon zu machen.
 

Sie waren gerade einige Schritte gegangen und Shizuka sah immerzu zu Zero rüber, welcher sich interessiert umblickte. Ob das für ihren Freund eine ganz neue Erfahrung war? Sicher, er kannte solche Dinge hier überhaupt nicht, oder? "Was ist denn U-Bahn?" fragte er am Rande, da er interessiert zu einer Treppe blickte, welche in den Untergrund führte. "Eine Straßenbahn, die unter der Erde fährt. Verkehrsmittel, mit dem die Menschen von A nach B kommen, verstehst du?" erwiderte Shizuka sachlich, denn anders konnte sie das auch nicht erklären. Hoffentlich stellte Zero nicht irgendwelche Fragen, welche nicht mal sie beantworten konnte. Ohnehin kam sie sich seltsam vor, wenn er solche Fragen stellte, auch wenn sie wusste, dass er nicht anders konnte.
 

"Ach so... Also eine Kutsche aus Metall?". Shizuka seufzte und ließ ihren Kopf hängen. Nun, in Zero's Welt gab es keine Auto's, denn er sah auch den großen Büchsen interessiert hinterher und stellte diesbezüglich viele Fragen. Ob er sich wünschte, dass es in seiner Welt auch so etwas gäbe? Nun, vielleicht in einigen Jahren vielleicht, aber bis dahin müsse noch einige Zeit vergehen, oder? Ihre Welten waren wirklich sehr unterschiedlich, dass wurde der Kurzhaarigen nun wirklich bewusst.
 

Bei einer Ampel blieben sie stehen und Zero fragte sich, warum sie nicht einfach über die Straße gingen. "Jessy...". "Wir müssen warten, bis die Auto's Rot haben... Ich denke nicht, dass du überfahren werden möchtest?". Zero schüttelte seinen Kopf und blickte erneut zu dem Ding, was Shizuka als Ampel beschimpft hatte. Wirklich tolle Technik, musste er zugeben und was ihn noch mehr verwunderte, war die Tatsache, dass er keine Vampire wahrnehmen konnte. Shizuka hatte Recht, es gab hier keinerlei Vampire, sondern nur Menschen in unterschiedlicher Kleidung. Hier schien wirklich alles vertreten zu sein. Von arme Menschen, bishin zu reichen Schnöseln.
 

"Guck mal... Wie ist die denn an so einen hübschen Jungen gekommen?". Shizuka verstärkte ihren Druck um Zero's Hand, schluckte ihren Ärger runter, da sie solche Sprüche ignorieren musste. Es war nicht so, dass sie Angst hatte. Nein, sie wollte jetzt nur keinen Stress machen, auch wenn Zero in die Richtung blickte, aus welcher die Stimme gekommen war.
 

Zero hatte sehr wohl verstanden, dass dieses Mädchen seine Freundin meinte. Zudem waren da noch zwei Jungs bei ihr, welche sich über Shizuka lustig zu machen schienen, da sie deutlich Grimassen zogen, auf welche Shizuka jedoch nicht reagierte. Warum?
 

"Hast du nicht mal gesagt, dass du dir so etwas nicht mehr gefallen lässt?" fragte Zero leise, ohne seinen Blick von den Jungs zu nehmen. Er konnte sich nicht helfen, aber Wut kochte allmählich in ihm hoch. Passierte so etwas täglich, wenn Shizuka vor die Tür ging? Nun bekam er ein Bild und er fragte sich, warum die Menschen so waren? Shizuka hatte doch gar nichts getan und trotzdem verhöhnten sie seine Freundin und verletzten ihre Seele.
 

"Ich muss sie ignorieren. Meine Mutter sagte mir immer, ich solle solche Menschen ignorieren, da sie dann irgendwann den Reiz an solche Dinge verlieren würden". Okay, dass konnte Zero sehr wohl nachvollziehen, aber diese Leute sahen nicht so aus, als würden sie je damit aufhören. Kurz entschlossen ließ Zero die Hand seiner Freundin los und legte einen wütenden Blick auf. Mittlerweile war es Grün geworden und Shizuka wollte gerade über die Straße gehen, als sie bemerkte, wie Zero auf das Mädchen und die beiden Jungs zuging. Gott, was hatte Zero denn nun vor?
 

"Was habt ihr für Probleme mit meiner Freundin?" wollte Zero wissen und sah in jedes Gesicht, welches nun Verwunderung wiederspiegelte. Das Mädchen grinste und versteckte sich hinter ihrem Freund, jedenfalls schien es so zu sein, während einer der Jugendlichen eine abfällige Geste machte. "Wir haben kein Problem mit ihr. Sie sieht halt nur hässlich aus und da stellt man sich die Frage, wie sie an einen Typen, wie du es bist, gerät. Stehst du etwa auf hässliche Mädchen".
 

Zero's Puls beschleunigte sich, da ihn diese Worte wirklich aufregten. Eigentlich hatte er diese Sache friedlich klären wollen, aber diese Worte ließen sich nicht ignorieren. Kein Wunder, dass Shizuka immer so war und dass sie vorhin so kalt mit ihm gesprochen hatte. Warum waren diese Menschen so? In ihrer Welt besaß sie ein normales Aussehen, aber Zero war sich einfach sicher, dass sie auch mit ihrem wahren Aussehen nicht so behandelt worden wäre, wie nun hier. Das überstieg einfach alles, was er je mitbekommen hatte. Nun verstand er auch, warum Shizuka Ray verprügelt hatte. Bei so etwas konnte man doch auf Dauer gar nicht ruhig bleiben, oder?
 

"Meine Freundin ist nicht hässlich. Sie sieht ungewöhnlich aus, das stimmt, aber sie ist keinesfalls hässlich". Die beiden Jungs begannen zu lachen und auch das Mädchen stimmte wenige Sekunden später mit ein. Shizuka ergriff Zero's Hand, zog ihn mit sich, ehe er sich von ihrer Hand losriss und einen der Jungen beim Kragen packte. "Jessy... Diese Typen haben nicht das Recht, dich derart zu verletzen. Ich hatte wirklich keine Ahnung, wie dein Leben ausgesehen hat, bevor wir uns getroffen haben, aber das hier macht mich rasend vor Wut". Shizuka schluckte und ergriff nochmals Zero's Hand, da sie ahnte, würde einer der Jungs noch ein falsches Wort erheben, würde dem Blondhaarigen die Hand ausrutschen.
 

"Bitte... Zero, lass uns einfach gehen". "Warum? Warum lässt du sie machen, was sie wollen? Solche Leute gehören eingesperrt". Shizuka seufzte, ehe sie nochmals an Zero's Hand zog und endlich ließ er von den Jungen ab, welcher zu Boden ging und nach Luft schnappte. Zero musste ihm wirklich die Luft zugeschnürt haben, aber dies geschah ihm nur Recht. Das Mädchen beugte sich zu ihrem Kumpel runter und warf einen verwunderten Blick zum Blonden auf, welcher noch immer wütend vor ihnen stand.
 

"Komm... Es ist Grün. Danke, dass du mir helfen willst, aber... Sie sind Abschaum in meinen Augen und es nicht wert, sich mit ihnen zu beschäftigen". Shizuka grinste und zog ihren Freund über die Straße. Zero war zwar nicht sonderlich zufrieden, da er diesen Leuten gern gezeigt hätte, dass man so nicht Menschen umging, aber wenn seine Freundin das wirklich nicht wollte, dann konnte er da auch nichts machen. Und dennoch wusste er, dass es der Kleinen schwergefallen sein musste, einzugreifen. Sicherlich hätte sie ihn am liebsten gelassen, aber hier herrschten vermutlich andere Gesetze, oder? Ja, vermutlich und bevor er sich eine Strafe einhandelte, weil er irgendwelche Typen verprügelt hatte, ließ er sich lieber von seiner Freundin belehren.
 

Nach wenigen Schritten verlangsamte Shizuka ihr Tempo und warf einen unsicheren Blick zu Zero hoch, dessen Miene noch immer deutlich Wut zeigte. Es war nicht so, als könne sie Zero nicht verstehen, aber er durfte nicht die Hand gegenüber solchen Leuten erheben. Außerdem, nicht weit von hier, war eine Polizeiwache und Shizuka hatte nicht sonderlich große Lust, wegen ihrem Freund, eine Aussage zu machen. Auch wenn sie sich gerührt fühlte, so sollte er seinen Ärger runterschlucken, so, wie sie es eben auch getan hatte. Gewalt war doch nur ihr letztes Mittel.
 

"Jessy, ich...". "Schon in Ordnung, Zero. Ich weiß, dass du mir nur helfen wolltest, aber Gewalt wäre die letzte Möglichkeit, die ich wählen würde. Hast du nicht mal gesagt, dass ich mich von so etwas nicht provozieren lassen soll?". Wohl wahr, dachte der Blonde sich insgeheim, ehe er sich mit der freien Hand einige Strähnen aus dem Gesicht strich. Ja, er hatte es damals zu Shizuka gesagt, weil Ray immerzu provokante Dinge gesagt hatte, bis eben der Bogen bei der Kleinen überspannt worden war. Nun wurde ihm bewusst, wie falsch sein Handeln gewesen wäre. Und trotzdem. Er persönlich fand, er hätte denen ruhig zeigen können, dass sie so nicht mit seiner Freundin umzugehen hatten.
 

"Da ist unser Einkaufszentrum, Zero. Da ich nicht weiß, wie lange wir hier sind, werde ich wohl ein bisschen einkaufen müssen. Du kannst dir also alles in Ruhe anschauen". Shizuka lächelte ihren Freund vielsagend an, da sie ihn vorerst auf andere Gedanken bringen wollte. Schnell über die Straße gehend, betraten sie das große Gebäude, welches von Innen sehr hell beleuchtet wurde. Zu Zero's Linken sah er einige Läden, während zu seiner Rechten das Gleiche zu sehen war. Noch nie hatte er so viele Läden auf einmal gesehen und alle boten unterschiedliche Artikel an. Deswegen war der Kleinen in seiner Welt auch die Auswahl zu mickrig vorgekommen, oder? Hier gab es weitaus mehr Modegeschäfte, als bei ihm in der Vorstadt.
 

"Du lebst also in einem Luxusleben, nicht wahr?" wollte Zero wissen und blieb bei einigen Geschäften stehen und besah sich alles genau. Manche Dinge kannte er nicht und einige konnte er doch ein bisschen identifizieren. Vor allem bei technologischen Geschäften blieb er stehen und besah sich alles. Seltsame Kästen standen da, auf dessen Bildschirm etwas Seltsames flimmerte. So etwas war ihm nicht bekannt, aber es rief seine Neugier wach, welche Shizuka stillen könnte.
 

"Luxusleben? Wie soll ich das denn verstehen? Wir haben hier halt nur eine größere Auswahl, als bei dir in der Vorstadt. Bei euch, dass erinnert mich irgendwie... An ein Dorf, wo gerade mal ein Laden steht und mehr nicht, verstehst du?". Zero wusste nicht, ob er dem zustimmen konnte, aber vielleicht hatte Shizuka damit sogar Recht. In Euthal gab es sogar mehrere Läden, als in ihrer Vorstadt. Also hatte es nichts mit Luxus zutun? Und dennoch, dieser Kasten wirkte auf ihn sehr interessant und er hätte sich gern solch einen gekauft, nur um so etwas Modernes zu besitzen, aber er konnte mit dem Preis nichts anfangen.
 

"Das ist ein Computer... Ich habe auch einen, nur eben kleiner. Man nennt das auch Laptop, oder eben Notebook". Sofort sah Zero zu seiner Freundin und sie konnte deutlich sein Interesse sehen, welches er ihr nun entgegen brachte. Gut, würde sie ihm später das weite Internet zeigen, da er so etwas wohl nicht kannte. Irgendwie amüsierte es ihn auch, dass er so neugierig auf die verschiedensten Dinge reagierte.
 

"Lass uns weitergehen. Unser Date steht noch aus, nicht?". Der Blonde nickte der Kurzhaarigen zu, schloss ihre Hand in seine und lief mit ihr weiter. Bei einem Café blieben sie schließlich stehen und Zero sah sich neugierig um. Eigentlich war er nicht der Typ, welcher sich alles anschauen musste, aber hier war alles so anders, als bei ihm. War es da nicht normal, dass er alles mit neugierigen Augen begutachtete?
 

"Komm schon, Zero... Wir setzen uns und da du kein Geld hast, lade ich dich ein". "Aber... Ich bin doch der Mann und müsste dich einladen" wollte Zero protestieren, aber er sah ein, dass er solches Geld, wie Shizuka es gerade aus ihrem Geldbeutel holte, nicht besaß. Wie dumm, musste er zugeben, aber wenn sie wieder in seiner Welt waren, dann würde er sie anständig einladen und natürlich auch die Rechnung übernehmen.
 

"Jetzt komm her und setz dich endlich". Shizuka konnte seinen Unmut sehr wohl sehen, aber er besaß nun mal nicht solches Geld und außerdem störte es sie nicht, dass sie ihn einladen musste. Sie hatte noch genügend Geld bei und musste sich demnach auch keine Sorgen machen. Zero setzte sich ihr gegenüber, nahm sofort die Karte zur Hand und las sich die Angebote durch. Die Hälfte von dem, was er hier las, kannte er nicht und deswegen sah er fragend zu Shizuka rüber, welche hin und wieder erklärte, um was für ein Getränk es sich handelte.
 

"Was darf ich ihnen bringen?" wollte ein Kellner wissen und so sah sich Zero gezwungen, rasch ein Getränk zu wählen. "Ein Milchshake, Schokoladegeschmack, wenn es geht". Shizuka grinste, ehe sie sich einen Latte Macchiato bestellte und der Kellner dies mit einem Lächeln quittierte. Mit der Bestellung verließ der Kellner den Tisch wieder und somit waren Zero und Shizuka wieder unter sich.
 

"Deine Welt bietet dir viele Möglichkeiten... Ich hätte nicht gedacht, dass es hier so viele Dinge gibt". Zero war wirklich überrascht, was es hier alles für Sachen gab, von denen er nicht mal zu Träumen gewagt hätte. Und diese Welt wollte Shizuka tatsächlich verlassen? Er konnte es sich ehrlich nicht vorstellen, aber vielleicht empfand er das auch nur so, weil ihm das hier alles so fremd erschien und seine Freundin das alles schon kannte?
 

"Findest du? Natürlich haben wir viele Dinge, aber das ist kein Vergleich zu dem, was es bei euch gibt. Hier gibt es keine Vampire und aufregend ist es hier eher selten". Es stimmte auch. Wenn hier mal was passierte, dann war Shizuka die erste Person, welche zuschauen musste. Gut, Schaulustige waren meist nervig und behindernd, wenn denn mal etwas Schwerwiegendes passierte, aber bei dieser öden Welt. Shizuka seufzte, ehe ihr ein Glas vor die Nase gestellt wurde, ebenso bei Zero, welcher sich sein Getränk genauestens beäugte. Die Kurzhaarige bezahlte sofort, ehe sich der Kellner wieder anderen Gästen widmete.
 

Zero probierte seinen Milchshake, fand sofort, dass dieser schmeckte und sah zu seiner Freundin rüber, welche in ihr Glas blickte. Irgendwas schien ihr zu missfallen, denn ihre Miene zeigte deutlich, dass ihr etwas nicht passte. "Was hast du, Jessy?" fragte Zero leise, beugte sich ein wenig vor und strich ihr über die weiche Wange. Sofort schmiegte sie sich an seine Hand, schloss ihre Augen und seufzte ein weiteres Mal.
 

"Ich will zurück... Ich möchte höchstens kurz nach Hause, ein paar Klamotten packen, die mir persönlich etwas bedeuten und dann sofort zurück". Zero wusste nicht, ob das möglich war, aber wenn es eine Möglichkeit gäbe, dann würde er diese sofort ergreifen. "Genieße doch erstmal unser Date und später denken wir darüber nach, in Ordnung?". Leicht nickte die Kurzhaarige und lächelte leicht, als Zero sich über den Tisch beugte und ihr einen sanften Kuss auf die Lippen hauchte. Ihm machte ihr Aussehen wirklich nichts aus. Warum nur? Wieso war Zero in ihren Augen perfekt?
 

Und dennoch, nach einigen schweigsamen Minuten durchbrach Shizuka diese angenehme Stille, da ihr Kopf einfach nicht frei wurde. "Zero... Es ist kein Zufall, dass wir hier in meiner Welt sind" erzählte sie leise, trank von ihrem Latte Macchiato und achtete auf seine Mimik, welche einen fragenden Ausdruck annahm. "Wie bitte? Soll das heißen...". "Diese Stimme, die Hanabusa und du mal gehört habt, sie sagte, wir müssten eine letzte Prüfung bestehen und deine Liebe auf die Probe stellen. Ich nehme an, damit ist mein Aussehen gemeint und deine Reaktion auf mich".
 

Der Blonde konnte nur schwer glauben, was Shizuka ihm da erzählte. Also war das hier alles kein Zufall, sondern eine Prüfung, wie die Kurzhaarige gerade beschrieben hatte? Und trotzdem. Er hatte seinen Standpunkt doch schon längst klargemacht, also warum waren er und sie dann noch hier in ihrer Welt? Sie müssten doch jetzt nur noch das Ritual vollziehen und dann war doch alles in bester Ordnung, oder nicht? Was verlangte man ihm noch ab? Was müsse er tun, um mit ihr in seiner Welt zurückkehren zu können?
 

"Verstehe... Was soll ich noch tun, damit diese Prüfung, wie du sie nennst, beendet wird?". Shizuka zuckte mit den Schultern, trank nochmals von ihrem Kaffee und blickte nachdenkend an die Decke. Wenn sie ehrlich war, so wusste sie das auch nicht. Immerhin hatte Zero deutlich gemacht, dass ihm ihr Aussehen egal war und er sie trotz allem liebte, aber was noch von ihm erwartet wurde, dass wusste sie nicht. Nun, so lange sie zusammen waren, sah Shizuka auch keinerlei Probleme. Vermutlich mussten sie abwarten, bis etwas passierte, oder?
 

Nach weiteren Minuten stand Shizuka auf, seufzte und nickte gen Ausgang. Zum Einkaufen hatte sie jegliche Lust verloren, denn bei sich in der Wohnung hatte sie noch einige Lebensmittel, um sich für die nächsten Tage zu versorgen. Wenn sie wirklich länger bleiben mussten, dann würde sie sogar morgen Früh aufstehen müssen, um zu ihrer Arbeit zu gehen. Tief seufzte Shizuka, denn dazu hatte sie eigentlich noch weniger Lust, als hier in ihrer Welt zu verweilen. Hier musste man hart arbeiten, um zu überleben und mit ihrem Handycap war das keinesfalls leicht. Nur schwer kam sie an Arbeit ran, machte sie doch momentan einen Euro-Job, da ihr nichts anderes übrig geblieben war.
 

Langsam liefen sie den Weg zurück und Shizuka überlegte, was sie gleich mit Zero tun könnte. Nun, er wollte das weite Internet sehen, jedenfalls schien er Interesse daran zu haben, also würde sie ihm alles zeigen, soweit es die Zeit ihr ermöglichte. Kaum schloss sie die Haustüre auf, schon traten sie in den Hausflur und stiegen die Stufen hoch, bis sie in den ersten Stock gelangten. Auch die Wohnungstür wurde langsam aufgeschlossen, ehe sie in die Wohnung eintraten und Shizuka ihre Sachen ablegte und sich vor ihrem Laptop setzte.
 

"Ist das dieser Laptop?". Die Kurzhaarige nickte, nahm ihr Notebook auf den Schoß und schaltete diesen ein. Interessiert folgte Zero ihren Treiben, war verwundert, da dort einige englische Worte standen, die er jedoch nicht verstand. Sicher, in der Schule hatten sie Englisch, aber nicht dieses fachliche Englisch, womit er nun konfrontiert wurde. Als endlich ein Bild, welches einen Typen darstellte, erschien, starrte Zero gebannt auf den Monitor.
 

"Wer ist der Typ?" wollte er wissen und zeigte auf das Bild, welches sich ihm bot. Shizuka grinste, glaubte sogar ein wenig Eifersucht aus Zero's Stimme zu hören, ehe sie mit breiten Grinsen seine Frage beantwortete. "Das ist L. Ich nenne ihn aber vorzugsweise Ryuuzaki". "Und wer soll das sein?". Shizuka seufzte und öffnete einen Ordner und deutete auf einige Bilder, welche diesen Jungen immer wieder zeigten.
 

"Er ist ein Meisterdetektiv und spielt seine Rolle im Anime Death Note. Wenn du magst, dann zeige ich dir eine Folge davon. Wie schon gesagt, daher kenne ich dich auch, Zero". Der Blonde nickte langsam, auch wenn Shizuka von dem Typen so prahlend erzählte. Ob sie den Jungen auch mochte? Vielleicht mochte sie ihn sogar so sehr, dass sie bereit wäre, den Typen zu treffen? Mürrisch lehnte er sich zurück, folgte Shizuka's Fingern, welche schnell und gekonnt über die Tastatur huschten.
 

"Kann es sein, dass du eifersüchtig auf Ryuuzaki bist?". Eigentlich hatte Shizuka sich nur einen Scherz erlauben wollen, aber nachdem Zero wütend den Kopf zur Seite drehte, bestätigte er ihre Vermutung. Kaum zu glauben, aber er schien wirklich eifersüchtig zu sein. "Wie niedlich... Vielleicht überlege ich es mir mit dem Ritual noch mal und helfe lieber Ryuuzaki im Fall Kira?". "Reite nur weiter auf mir rum, Jessy... Scheint ja so, als magst du den da mehr, als mich".
 

Shizuka kicherte, ehe sie sich einige Daten im Internet beäugte. Sollte Zero ruhig den Beleidigten spielen. Sie hatte nur einen Scherz gemacht, obwohl ihr L natürlich auch sympathisch war. Was wäre wohl gewesen, wäre sie nicht in Zero's Welt aufgetaucht, sondern in eine andere? Es hätte so viele Möglichkeiten gegeben, oder? Obwohl? Nein, bei Ryuuzaki hätte sie sich wahrscheinlich unwohl gefühlt, allein wegen der Tatsache, dass Kira dort jeden tötete, welcher sich ihm in den Weg stellte. Shizuka hang schon ein wenig an ihrem Leben und mochte nicht im Alter Mitte zwanzig sterben.
 

"Hier... Du darfst gucken, so lange du möchtest, in Ordnung? Ich mache uns inzwischen etwas Leckeres. Es ist lange her, seitdem ich normale Nahrung zu mir genommen habe". Zero sah der Kurzhaarigen hinterher, hörte nach kurzer Zeit Töpfe klappern und nahm einfach mal an, dass Shizuka sich in der Küche beschäftigte. Was hieß denn hier, normale Nahrung zu sich nehmen? Lag es vielleicht daran, weil seine Freundin solches Essen, wie sie es verspeisten, nicht gewohnt war? Mit den Schultern zuckend sah Zero wieder auf den Bildschirm und betrachtete den Film, wie er nun feststellen musste. Er verstand nicht mal, was da eigentlich vor sich ging, denn Shizuka hatte nicht mal eine Erklärung abgegeben.
 

Noch immer grinste Shizuka, während sie sich dazu entschlossen hatte, eine einfache Suppe zu kochen. Kochen war nicht ihr Ding, weswegen sie sich an einfachen Speisen versuchte und nicht an Menu's, welche aus fünf Gängen bestand. Nebenher hörte sie den Stimmen zu, kicherte an einigen Stellen, da sie die Folge keineswegs vergessen hatte. Ob Zero überhaupt verstand, was es mit dem Death Note auf sich hatte? Hatte er verstanden, dass wenn man einen Namen in das Notizbuch einträgt, der Eingetragene an Herzversagen, oder ähnlichem starb?
 

"Ich versteh kein Wort und der Typ nervt mich an mit seinem Gelächter. Der ist doch verrückt" murmelte Zero und setzte sich im Schneidersitz auf die Couch, nachdem er die Schuhe ausgezogen hatte. Nun, er hatte mittlerweile verstanden, dass wenn ein Mensch in dieses Buch eingetragen wurde, dieser Mensch an Herzversagen starb. Jedenfalls traf das des Öfteren ein. Unheimlich, musste er zugeben. Nur den Namen und das Gesicht des Menschen brauchte dieser braunhaarige Typ, um die Person zu töten. Was schaute sich Shizuka nur für kranke Sachen an?
 

Shizuka kam schließlich mit zwei Tellern ins Wohnzimmer, übergab eines ihrem Freund, welcher sich die klare Suppe besah. Kleine Nudeln schwammen herum und warteten nur darauf, verspeist zu werden. Doch bevor er anfing, wartete er auf seine Freundin, welche sich neben ihm setzte und nun gebannt auf den Bildschirm sah. Gerade schien dieser L, oder wie er sich auch immer nannte, einige Schlussfolgerungen zum Besten zu geben, weswegen Zero mürrisch begann, seine Suppe zu essen. Shizuka wirkte weggetreten und dass missfiel ihm wirklich. Noch nie hatte er sie so gesehen und vor allem hatte sie nie irgendwelchen Typen angestarrt, oder sonst was in der Art.
 

"Iss doch endlich deine Suppe und hör auf zu sabbern. Was findest du an dem?". Shizuka blickte zu ihrem Freund, welcher noch immer ein mürrisches Gesicht zog. Wie? Sie sabberte bestimmt nicht, auch wenn sie gerade mehr auf den Bildschirm achtete, als auf ihre Suppe, welche langsam abkühlte. "Ich mag seine Art, ganz einfach... Ich mochte schon immer das Außergewöhnliche, verstehst du?". Nein, das konnte und wollte Zero vielleicht gar nicht verstehen, weswegen er seine Suppe aß und nun einfach schwieg. Vielleicht sollte er vorerst den Mund halten und abwarten. Hoffentlich konnten sie bald zurück in seine Welt, denn er ertrug den Gedanken einfach nicht, dass Shizuka einen anderen Typen mehr mögen könnte, als ihm.
 

Wenig später spülte Shizuka die Teller und die Töpfe und ließ ihren Freund schmollen. "Ich verstehe Zero nicht... Ich darf mir doch wohl auch andere Typen angucken? Ich geh ihm ja nicht Fremd, oder so was". Überlegend sah Shizuka kurz zur Decke, während sie abwesend weiter die Teller spülte. Nun, vielleicht ertrug Zero den Gedanken einfach nicht, dass Shizuka noch an anderen Typen Interesse haben könnte? Und dennoch. Das war Irrsinn. Jeder durfte gucken, nur gegessen wurde zu Hause, oder nicht? Außerdem war Ryuuzaki für sie eh unerreichbar, also musste sich Zero auch keine Sorgen machen, oder?
 

Als sie fertig mit allem war, begab sie sich wieder ins Wohnzimmer und betrachtete Zero dabei, wie er einige Flüche von sich gab. Machte ihn der Gedanke wirklich fertig, dass sie nun mal Ryuuzaki auch mochte? Gott, wie eifersüchtig konnte man sein? Eifersucht war zwar süß und es bestätigte ihr, dass er sie wahrlich liebte, aber zuviel davon war Gift für eine Beziehung. Warum vertraute Zero ihr nicht einfach?
 

"Hast du kein Vertrauen zu mir, Zero? Eifersucht ist süß, aber zuviel davon nervt schon... Das heißt nun nicht, dass du mich nervst, aber... Ich mag eben auch andere Typen und damit musst du klarkommen. Du kommst doch auch damit klar, dass Hanabusa und ich befreundet sind". Zero seufzte, denn Shizuka hatte schon Recht damit. Warum vertraute er ihr nicht einfach und spielte nun den eifersüchtigen Freund, obwohl es eigentlich keine Gründe dafür gab? Sicher, sie mochte den Typen, welcher irgendwie seltsam wirkte, ganz zu schweigen von seinem Verhalten und seinen Eigenschaften, aber er musste deswegen wohl nicht eifersüchtig sein, oder?
 

Langsam setzte sich Shizuka zu Zero, lehnte sich an seine Schulter und beobachtete seine Mimik. Mittlerweile war es auch schon dunkel geworden und die Laternen erhellten das dunkle Wohnzimmer, da Shizuka die Lampe nicht eingeschaltet hatte. "Entschuldige... Ich vertraue dir schon, aber dein Blick hat nun mal etwas anderes gesagt". Vermutlich, denn ihr Blick wurde bei einigen Charakteren wohl ziemlich eindeutig, aber das hatte doch nichts zu heißen. Schwärmen durfte man doch, oder?
 

"Mag sein... Ändert trotzdem nichts daran, dass mein Herz dir gehört" murmelte die Kurzhaarige und nahm Zero's Lippen in Besitz. Rasch ging er auf ihren zärtlichen Kuss ein, spürte jedoch plötzlich eine Müdigkeit und ließ von seiner Freundin ab. Gähnend rieb er sich seine Augen, sah dann dabei zu, wie auch Shizuka sich ihre Augen rieb und mit einigen Handgriffen ihren Laptop abschaltete.
 

"Lass uns schlafen, okay?". Zero nickte dem zu, ließ sich rücklings auf die Couch fallen und zog seine Freundin mit sich. Erst wollte die Kleine noch protestieren, doch nach wenigen Sekunden war sie bereits ins Land der Träume gefallen, ehe Zero ihr unvermeidlich folgte. Eine Tasche hing an Shizuka's rechter Hand, hatte sie rasch einige Habseligkeiten eingepackt, welche sie im Falle eines Falles mitnehmen wollte. Auch ihr Laptop lag darin, hatte sie einfach alle Kabel eingepackt und schlief nun selig. Ob sie nun zurück in Zero's Welt konnten? Konnten sie nun endlich das Ritual vollziehen? Würden sie dann für immer zusammen bleiben können?

Nur ein bisschen Liebe!

"Was mache ich nur? Soll ich Shizuka's und Kiryuu's Verschwinden dem Direktor melden? Verdammt, was ist denn, wenn sie für immer wegbleiben?". Aidou lief schon seit etlichen Stunden durch Zero's Zimmer, murmelte immer wieder schlimme Befürchtungen vor sich her und dachte nach. Er hatte doch noch Zero's Hand ergriffen, aber dennoch war dieser mit der zuckersüßen Shizuka verschwunden. Was sollte er nun tun? Vielleicht warten? Aber was war, wenn sich das ganze Warten nicht lohnte?
 

"Shizuka, meine Liebste... Komm zu mir zurück...". Hanabusa faltete seine Hände ineinander und blickte sehnsüchtig zur Decke, ehe er seine blauen Augen schloss. Vielleicht half beten, obwohl er keinerlei Religion angehörte. Und plötzlich vernahm er ein nicht definierbares Geräusch, öffnete seine blauen Augen wieder und blickte zum Bett. Ungläubig starrte er auf die zwei Personen, welche schlafend im Bett lagen und scheinbar nicht wussten, dass sie sich wieder in dieser Welt befanden.
 

"Shizuka, ich bin so froh... Wo seid ihr bloß gewesen? Ich habe mir solche Sorgen gemacht". Müde öffneten sich blaue Augen, blinzelten einige Male, ehe sich die Sicht ein wenig klärte. Unglauben bildete sich in dem hübschen Gesicht, ehe sich das junge Mädchen überhastet erhob. Dabei fiel ihr eine Tasche auf, mit welcher sie eingeschlafen war. Genau, die Langhaarige erinnerte sich nun, dass plötzliche Müdigkeit von ihr Besitz ergriffen hatte. Also war sie nun wieder hier? Hatte man ihren Wunsch wohlmöglich erhört? Hatten Zero und sie letzten Endes die Prüfung bestanden?
 

"Shizuka, alles in Ordnung? Du siehst verwirrt aus" durchbrach Hanabusa die aufkommende Stille, während er noch immer zur Langhaarigen blickte, welche nun von ihrer Tasche aufblickte. Ein leises Seufzen verließ ihre Kehle und nur kurz schlossen sich Shizuka's blaue Seen, ehe sie wieder mit voller Aufmerksamkeit zu Hanabusa blickte. "Ja, mir geht es gut... Ich bin einfach nur froh, dass ich wieder hier bin". Ein kleines Lächeln umspielte Shizuka's Lippen, welches vom Blonden einige Sekunden später erwidert wurde.
 

"Ich bin auch froh, wirklich. Was ist mit euch passiert und was hast du da in der Tasche?" wollte Hanabusa wissen und setzte sich auf einen Stuhl, während er weiterhin zu Shizuka blickte. Die Langhaarige schaute nur kurz zu ihrem schlafenden Freund, ehe sie langsam die übergroße Tasche entleerte. Mit wachsamen Augen betrachtete Hanabusa die Gegenstände, welche Shizuka auf den Nachttisch stellte. Seltsame Dinge, so fand der Blonde, da er solche Geräte, oder was auch immer das für Sachen waren, nicht kannte.
 

"Was sind das für Sachen?". Interessiert blickte der Blonde zu Shizuka, welche ihre Tasche beiseite legte und anschließlichd wieder zu Hanabusa blickte. "Das sind meine persönlichen Sachen... Ich hatte ehrlich gesagt nicht geglaubt, dass ich sie aus meiner Welt mitnehmen könnte, aber scheinbar hatte ich doch ein bisschen Glück".
 

"Aus deiner Welt? Heißt das etwa, dass Kiryuu dein wahres Aussehen sehen durfte?". Der Blonde wirkte überrascht, gleichzeitig auch verwundert und blickte erneut zu den Dingen, welche ihm unbekannt erschienen. Schließlich erhob er sich vom Stuhl und nahm eines der Dinge in die Hand. Seltsam, auf dem Bild waren Kaname und Yuuki zu sehen und als er sich weitere Dinge betrachtete, konnte er auch weitere Vampire und auch Kiryuu auf den Bildern erkennen. Verwundert stellte Hanabusa fest, dass man dieses Etwas öffnen konnte, ehe er eine runde Scheibe erblickte, auf welche ebenfalls ein Bild war.
 

"Ja... Das Ganze diente als Test, um Zero's Liebe auf die Probe zu stellen. Jetzt können wir dieses Ritual vollziehen, verstehst du? Alle Zweifel wurden beseitigt, Hanabusa, jedenfalls glaube ich das". Shizuka blickte nur kurz zum Blonden, dessen Aufmerksamkeit den DVD's galt, welche Shizuka mitgebracht hatte. Vermutlich fragte er sich gerade, was das für Dinge waren, oder? Ja, sein fragendes Gesicht sprach Bände und dennoch nickte er ihrer Erklärung abwesend zu, ehe er sich ihren weiteren Sachen besah.
 

"Jessy... Sind wir zurück?" murmelte der Silberhaarige leise, blinzelte seine Freundin an, welche auf seiner Hüfte saß. Shizuka lächelte Zero an, während sie ihre Hand auf seine Wange legte und leicht nickte. Ein leises Gähnen erfüllte den Raum, ehe sich der Silberhaarige aufsetzte und seine Arme um seine Freundin schlang. "Heißt das, dass wir die Prüfung bestanden haben?" wollte Zero wissen, doch zuckte Shizuka nur mit ihren Schultern. Mit Sicherheit konnte es die Langhaarige nicht sagen, aber innerlich erhoffte sie es sich schon.
 

"Interessante Sachen hast du hier, Shizuka... Was soll das denn sein?". Zero und Shizuka blickten wieder zum Blonden, welcher noch immer die DVD in der Hand hielt. Zero konnte sich sehr wohl vorstellen, wie fasziniert Aidou im Moment sein musste, denn er selbst war auch sehr fasziniert gewesen.
 

"Das ist eine DVD... Du siehst doch, dass da Kaname und all die anderen drauf sind, oder? Du kannst auf diesen CD's den Verlauf eurer Geschichte sehen". Hanabusa's Augen wurden groß, während er weiterhin die Bilder anstarrte. Der Verlauf ihrer Geschichte? Nein, dass konnte nicht sein, oder? Sicherlich machte die Langhaarige gerade Scherze und wollte ihn ärgern, oder sonst was.
 

"Bevor du Jessy's Aussage in Zweifel ziehst... Du kannst ihren Worten wirklich glauben... Siehst du dieses Teil da? Das nennt sich Laptop und auf diesem Ding hat sie mir eine Serie gezeigt. Daher wusste sie auch, wer wir sind, Aidou". Blaue Augen sahen noch immer ungläubig zum Silberhaarigen, da er dem Gesagten nur sehr schwer glauben konnte. Nach weiteren Minuten des Schweigens nickte der Blonde schließlich, denn Shizuka hatte keinen Grund ihn anzulügen, oder?
 

"Jessica, zeig mir das, bitte... Ich glaube dir, aber ich möchte das sehen". Hanabusa klang drängend, während er auf den Laptop zeigte und immer wieder zur Langhaarigen blickte. Schließlich erhob sich Shizuka, nahm Aidou die DVD aus der Hand, ehe sie auch den Laptop ergriff. Zum Schreibtisch gehend, welcher hier in Zero's Zimmer stand, baute sie dort alles auf, schloss die Boxen an, ehe sie den Laptop einschaltete.
 

Schweigend schauten Zero und Hanabusa zu, während Letzterer zum Schreibtisch lief und sich den Monitor besah. "Wow... Tolle Technik, Shizuka. Ihr habt wirklich interessante Dinge... Oh, wer ist das und was sind das da für Zeichen?". Man konnte deutlich Hanabusa's Begeisterung vernehmen, während er mit dem Finger auf den Monitor zeigte. Shizuka konnte nicht anders, als über dieses Verhalten zu lächeln.
 

Auch Zero trat endlich heran, während sich seine Begeisterung in Grenzen hielt, da er schon wieder diesen Typen sehen musste. Er konnte einfach nicht verhindern, dass erneut Eifersucht in ihm aufkeimte, obwohl keinerlei Gründe vorlagen.
 

"Das ist L... Ich nenne ihn aber meistens Ryuuzaki und er ist..." wollte die Langhaarige gerade erklären, wurde aber im nächsten Moment vom Blonden unterbrochen. "Kiryuu, du siehst aus, als würdest du gleich Mord begehen". Aidou verstand Zero's finstere Miene nicht, denn er wirkte im Moment wirklich beängstigend. Stellte sich ihm nur die Frage, warum Kiryuu solch eine Miene zog.
 

"Lass mich einfach in Ruhe, Aidou" zischte der Silberhaarige, ehe er sich vom Blonden und auch seiner Freundin abwandte. Shizuka erahnte den Grund, weswegen sie auch kein weiteres Wort mehr über Ryuuzaki verlor, sondern stattdessen sich dem Laufwerk zuwendete. Rasch legte sie die CD ein, öffnete eine Datei ud klickte einige Symbole an. "Setzt euch, okay? Eine Folge geht eine halbe Stunde" erklärte Shizuka schnell, hörte im nächsten Moment Schritte, ehe die beiden jungen Männer neben ihr saßen und gespannt auf den Monitor blickten.
 

Shizuka wusste nicht, wie lange sie nun schon auf dem Bett saß und Zero und auch Hanabusa von dort aus betrachtete. Nach der ersten Folge hatte sie ihren Laptop eigentlich ausmachen wollen, aber der Blonde hatte solch einen Terz gemacht, dass ihr schließlich keine Wahl geblieben war. Auch Zero hatte so gewirkt, als wolle er gern noch einige Folgen sehen, weswegen sie nun schweigsam auf dem Bett saß und dem Treiben beim Schreibtisch zuschaute.
 

"Ich hatte keine Ahnung, Kiryuu... Es tut mir wirklich leid. Ich wusste nicht, dass Kaname dich so behandelt hat". Es tat dem Blonden wirklich leid, denn er hätte nie geglaubt, dass der Reinblütige so mit dem Silberhaarigen umgegangen war. Unvorstellbar, so fand Hanabusa und hätte er diese Beweise nicht gesehen, so hätte er das auch nie geglaubt. Deswegen reagierte Shizuka auch so auf Kaname und würdigte ihn nicht, obwohl er ein Vampir reinen Blutes war.
 

"Verstehst du nun, warum ich ihn hasse? Dass er ein Vampir ist, ist nicht der einzige Grund... Von Anfang an mochte ich ihn nicht..." erwiderte Zero nach geraumer Zeit, ohne dem Blonden eines Blickes zu würdigen. Mittlerweile kam er mit Aidou gut klar, denn obwohl der Adelsvampir seine Macken hatte und scheinbar tiefgründigere Gefühle für seine Freundin hegte, konnte Zero von sich behaupten, den Blonden inzwischen zu mögen.
 

"Jessica? Deswegen hasst du Kaname auch so sehr, oder?". Die Langhaarige nickte, als der Blonde in ihre Richtung blickte. Hanabusa tat es schon wieder, dachte sich die Kleine, da er sie schon wieder beim richtigen Namen nannte. Hatte sie damals im Café nicht deutlich gemacht, dass er sie weiterhin Shizuka nennen sollte? Wieso hörte der Blonde denn nicht auf ihre Worte?
 

"Ja, richtig... Du sollst mich Shizuka nennen, wenn ich dich erinnern darf". Der Blonde seufzte erschwert, da er die Erinnerung durchaus verstanden hatte. Warum denn eigentlich? Was war so schlimm daran, wenn er Shizuka beim richtigen Namen rief? Und plötzlich fiel ihm da eine Sache ein, als er die Kleine längere Zeit über betrachtete. Seine blauen Augen glitten zu Shizuka's Hals und augenblicklich erwachte sein Blutdurst, welcher sofort mit einen rötlichen Schimmer in seinen Augen deutlich wurde.
 

"Ach ja... Erinnerst du dich an unsere Abmachung? Du hast gesagt, wenn ich eine Möglichkeit finde, dann darf ich von deinem Blut kosten". Stimmt, dachte sich die Langhaarige, da sie diese Abmachung eigentlich schon verdrängt hatte. Was nun Zero davon hielt? Sein Gesichtsausdruck sagte nichts aus und auch in seinen Augen konnte sie keinerlei Gefühlsregung erkennen. Warum? Wieso sagte er denn nichts? Warum verhielt er sich ruhig, obwohl er nun einen Grund hätte, um zu protestieren?
 

"Jessy... Ich vertraue dir und deswegen werde ich nun Direktor Kurosu erklären, wo wir gewesen sind, in Ordnung? Es ist mir lieber, du gibst Aidou dein Blut, als das du dir weiterhin diesen L ansiehst". Mit diesen Worten erhob sich Zero und verließ sein Zimmer, um mit dem Direktor zu sprechen. Zurück blieben Shizuka, welche den versteckten Unterton sehr wohl wahrgenommen hatte und Hanabusa, welcher erst einen verwunderten Eindruck machte, doch dann ein hämisches Grinsen auflegte.
 

"Verstehe... Kiryuu ist also eifersüchtig auf L? Warum denn eigentlich? Es kommt mir fast so vor, als traue er dich mir lieber an, als sonst einem Typen". Die Langhaarige seufzte, ehe sie zu Hanabusa blickte und sein hämisches Grinsen entdeckte. "Er weiß eigentlich, dass ich Ryuuzaki nur mag, aber trotzdem spielt er schon wieder den Eifersüchtigen. Ryuuzaki wäre kein Problem, wirklich nicht, aber...". Wie sollte Shizuka das nur erklären? Vielleicht kam der Blonde selbst drauf, oder? Ja, er hatte doch in solcher Hinsicht ein helles Köpfchen, jedenfalls dachte er in diese Richtung besser mit, als sonst bei irgendwelchen Themen.
 

"Bist du dem Typ denn begegnet?" wollte Hanabusa wissen, denn die Tatsache, dass Zero nun den Eifersüchtigen spielte, machte in seinen Augen wenig Sinn. Und es stimmte, was Shizuka nicht ausgesprochen hatte. Der Blonde war im Moment gefährlicher, als irgendwer auf einem Bild. Der Adelsvampir hatte seine Gefühle deutlich gemacht und trotzdem brachte der Silberhaarige ihm soviel Vertrauen entgegen. Warum?
 

"Nein, bin ich nicht... Wäre schon toll, dem besten Detektiv die Hand zu schütteln, aber... Ach... Zero ist ein Dummkopf, wirklich". Es stimmte, denn Shizuka konnte sich diese Eifersucht einfach nicht erklären. Vielleicht sollte sie dieses Verhalten auch einfach ignorieren? Ja, vielleicht wäre dies das Beste, denn sie zerbrach sich eh nur den Kopf darüber.
 

Hanabusa erhob sich, lief erst zur Tür, welche er verriegelte, ehe er mit langsamen Schritten zum Bett lief und sich auf die Bettkannte niederließ. "Dein Geliebter scheint mir zu vertrauen, Jessica" murmelte der Blonde leise, während er seine rechte Hand erhob und diese auf die weiche Wange der Kleinen legte. Nur leicht strich er mit seinem Daumen über die zarte Haut, sah Shizuka dabei tief in die Augen, ehe er auch shon wieder seinen Mund öffnete. "Stellt sich mir nur die Frage, ob er mir wirklich vertrauen sollte... Dieser L ist in der Tat keine Bedrohung, aber ich bin es schon, meine Liebste".
 

"Hanabusa, was machst...". Weiter kam die Langhaarige nicht, da sie plötzlich aufs Bett gedrückt wurde. Ihre Beine wurden sanft gespreizt, ehe sich ein Körper auf den ihren legte. Stechend rote Augen blickten sehnsüchtig in blaue Seen, gaben der Langhaarigen so viele Emotionen preis, welche ihr eine Gänsehaut bescherten. "Wir sind allein, Jessica... Mir schwirren so viele Dinge durch den Kopf, die ich nun mit dir machen möchte, verstehst du?". Dieses Verlangen wurde unerträglich und es lag nicht nur daran, dass der Blonde nun von ihrem Blut kosten dürfe.
 

"Willst du wirklich Zero's Vertrauen mit Füßen treten?". Shizuka schob den Blonden ein wenig von sich, ehe er etwas mehr Kraft aufbrachte und schließlich die Hände der Langhaarigen in seine schloss. "Weißt du, wie das ist, Jessica? Kannst du dir vorstellen, wie es momentan in mir aussieht? Ich verzehre mich nach dir und trotzdem darf ich dich nicht anrühren, obwohl ich dich so sehr begehre...".
 

Die Langhaarige senkte ihren Blick, da sie darauf nichts sagen konnte. Diesmal spielte Hanabusa nicht den Herzensbrecher, dies wurde Shizuka nun bewusst. Er meinte seine Gefühl wirklich ernst. Was sollte sie denn nun tun? Sicher, Hanabusa hätte selbst aufpassen können, aber konnte sie ihm wegen seinen Gefühlen Vorwürfe machen? Nein, dass konnte sie unmöglich tun, denn Gefühle kamen einfach. Ob man sie nun empfinden wollte, oder nicht, spielte dabei keine Rolle.
 

"Ich verstehe schon... Am liebsten würdest du mir Vorwürfe machen, weil ich dich liebe, aber andererseits suchst du nach einer Lösung, um mir Schmerz und Kummer zu ersparen, richtig?". Nur leicht nickte Shizuka, ehe sie erschrocken keuchte. Weiche Lippen befanden sich auf ihrer Wange, verweilten für einige Sekunden dort, da der Besitzer dieser Lippen wohl nachdachte.
 

"Ich wünschte, ich wäre die erste Person gewesen, der du damals begegnet bist. Es stimmt, ich bin ein Weiberheld, aber... Meine Gefühle sind diesmal echt. Diesmal ist es kein Spiel" versuchte sich der Blonde nach wenigen Minuten zu rechtfertigen. Die Kleine unter ihm schüttelte ihren Kopf, da Hanabusa nichts sagen musste. Sie glaubte seinen Worten auch so, da seine Augen die Wahrheit sagten.
 

"Du musst mir nichts erklären, Hanabusa... Weißt du, ich...". Shizuka's Worte gingen in einem Kuss unter, welcher ihr nun aufgedrückt wurde. Unglauben spiegelte sich in ihren Augen wieder, welche jedoch langsam schwerer wurden, ehe sich ihre Lider auch schon schlossen. Was sollte sie nun tun? Sollte sie seinen Kuss erwidern, oder sollte sie warten, bis er aufhörte?
 

Hanabusa bemerkte, dass er sie überrumpelt hatte, war dennoch der Hoffnung erlegen, dass sie vielleicht auch ein wenig wollte. Würde sie nicht wollen, dann hätte sie ihn doch schon mühelos von sich gestoßen, oder? Obwohl, vielleicht war Shizuka ein Mädchen, welche auf Gefühle Rücksicht nahm? Ja, eigentlich musste er doch nur logisch denken, um wieder auf diese einfache Lösung zu kommen. Schon die ganze Zeit nahm sie Rücksicht auf ihn, obwohl sie das nicht musste.
 

Zaghaft bewegte Shizuka endlich ihre Lippen gegen die seinen, da sie ihn nicht verletzen konnte. Sicher, was sie nun tat, war nicht der richtige Weg, aber sie konnte seine Gefühle einfach nicht verletzen. Hanabusa war sonst nicht so, spielte immer den coolsten und charmantesten Jungen, doch jetzt waren seine Gefühle echt und er wollte nur ein wenig Liebe von ihr. Zwar würde er nicht diese Liebe bekommen, welche er sich erhoffte, aber eine andere Art der Liebe. Eine Liebe, die nur existieren konnte, wenn Freundschaft zwischen zwei Personen herrschte.
 

Die weichen Lippen entfernten sich nur für wenige Zentimeter, ehe blaue Augen direkt in die der Kleinen blickten. "Jessica... Ich ähm... Habe da eine persönliche Frage...". Verwunderung spiegelte sich in Shizuka's Augen wieder, da sie nun nicht solche Worte erwartet hatte. Mit allem hätte sie gerechnet, aber nicht mit so etwas. Wieso klang Hanabusa so verunsichert und gleichzeitig äußerst vorsichtig?
 

"Bist du noch unberührt? Ich weiß, so was fragt man eigentlich nicht, aber... Ich kann mir nicht vorstellen, dass du schon mit Kiryuu...". Der Blonde konnte seinen Satz nicht mal beenden, da ihm diese Vorstellung allein schon zuwider war. Wie er sich nun für seine neue Schwäche hasste. Sicher, er war schon ein paar Mal verliebt gewesen, aber das hier war in seinen Augen etwas Kostbares. Etwas Besonderes, was er gern haben wollte. Er wollte nur Shizuka, sonst niemanden.
 

Leichte Röte erschien auf Shizuka's Wangen, ehe sie seicht den Kopf schüttelte und die Eifersucht in den Augen des Blonden aufflammen sah. "Zero hat mir meine Jungfräulichkeit nicht genommen, falls du das nun denkst. Schon vergessen? Ich habe vorher in einer anderen Welt gelebt und auch da meine Erfahrungen sammeln können". Deutlich konnte sie ihm die Erleichterung ansehen, deswegen unterließ sie einen weiteren Kommentar, welcher in diese Richtung ging. Und trotzdem. Sie würde gern wissen, warum er diese Frage gestellt hatte.
 

"Hast du denn schon mit Kiryuu?". "Warum möchtest du das wissen?" entgegnete Shizuka unbekümmert, da sie keinerlei Probleme hatte, über so etwas zu sprechen. Zuvor war sie nur errötet, weil solch eine Frage zu plötzlich von ihm gekommen war. Was bezweckte der Blonde auf ihr? Wieso wollte er all das wissen?
 

"Ich... Ich bin nur neugierig, nichts weiter". Nun selbst errötet, wandte er seinen Blick ab. Was hätte er denn dazu sagen sollen? Dass er gern der erste Vampir wäre, der ihr so nahe sein durfte? Es reichte schon, dass Zero und sie zusammen im Bad gewesen waren, oder? Ja, er erinnerte sich noch sehr gut an diesen Tag und war deswegen vor Eifersucht fast gestorben.
 

"Du hast Hintergedanken, Hanabusa" grinste Shizuka und drehte seinen Kopf wieder in ihre Richtung, nachdem sie ihre rechte Hand hatte befreien können. Ein Blinder könnte nun sehen, wie unangenehm er sich nun fühlte, da sie ihn durchschaute. Was dachte er denn? Sie kam nicht vom Mars, sondern von der Erde und verstand solche Gedanken sehr wohl, auch wenn ihr noch ein wenig unklar war, was er denn nun eigentlich wollte.
 

"Weißt du... Ich habe mir nur vorgestellt, dass ich gern der erste Vampir wäre, der mit dir...". Nun hatte auch Shizuka verstanden, was er genau wollte. Super, was sollte sie denn jetzt machen? Streicheleinheiten waren eine Sache, genauso wie das Küssen in ihren Augen kein Fremdgehen war, aber das? Nein, da war die Grenze, welche sie immer gewahrt hatte. Es war ja nicht so, dass sie Mitleid für ihn empfand, denn sie mochte diesen lustigen Typ schon sehr, aber für diese Sache reichten ihre Gefühle bei weitem nicht aus.
 

"Darum geht es dir und ich dachte, du möchtest nur ein bisschen kuscheln... Ich kann dir vieles geben, Hanabusa, aber nicht das. Es gibt auch bei mir Grenzen, auch wenn mir das nun unsagbar leid tut". Hanabusa schüttelte seinen Kopf, schloss die Kleine in seine Arme und kuschelte sich ganz eng an ihren Körper. Gut, dann würde er wenigstens diese Nähe ein wenig auskosten, wenn nicht mehr zu erwarten war. Sicher, diese Abfuhr tat Weh, aber er hätte es wissen müssen. Und ja, es gab Grenzen und er war froh, dass Shizuka solche besaß.
 

"Gibst du mir ein Versprechen, Liebste, unabhängig davon, dass du bald das Vampirritual vollziehen wirst?". Nur leise glitten diese Worte über die Lippen des Blonden, da er wohl diese romantische Atmosphäre nicht zerstören mochte. Shizuka überlegte, denn er klang dennoch ernst, auch wenn er flüsterte. Nicht alles konnte sie versprechen, aber sie würde versuchen, ihm seine Wünsche zu erfüllen.
 

"Vielleicht ist meine Bitte auch zu dreist und egoistisch, da ich nicht weiß, wie du darüber denken wirst". Okay, das klang nun weniger ruhig, denn seine Stimme klang gebrochen. Ihre Hand erhob sich, fuhr sanft durch sein blondes Haar, ehe ein leiser Schluchzer ertönte. Verdammt, sie mochte es doch nicht, wenn eine Person weinte, welche ihr etwas bedeutete. Warum musste er gerade jetzt seine Fassung verlieren? Und was hieß hier dreist und egoistisch? Durfte nicht jede Person mal egoistisch sein?
 

"Sag mir einfach deine Bitte". Ein seichtes Nicken konnte sie erkennen, ehe der Blonde auf ihr tief Luft holte. "Kannst du mir versprechen, dass wir uns weiterhin sehen? Ich möchte hin und wieder allein mit dir sein, ohne Kiryuu... Ich bin auch artig und verlange kein Blut von dir... Ich möchte nur, dass wir ab und zu so liegen können, wie jetzt im diesen Moment". So etwas hatte sich Shizuka schon gedacht und sie wusste trotzdem keine Antwort darauf. Sicher, es war nichts Schlimmes, worum er bat, aber sie müsse mit Zero darüber sprechen, oder? Heimlich wollte sie das hier nicht tun, denn sie taten nichts Verwerfliches, oder etwa doch? Außerdem würde Zero es bemerken, da er den Geruch von Hanabusa sehr wohl an ihr roch, wie auch letztes Mal.
 

Gerade wollte Shizuka eine Antwort geben, als die Klinke betätigt wurde, die Tür aber nicht geöffnet werden konnte, da der Blonde sie zuvor verriegelt hatte. "Was soll das jetzt bedeuten?" erklang Zero's Stimme, welche nicht gerade erfreut wirkte. Wundern tat es die Langhaarige nicht, weswegen sie Hanabusa von sich runter drückte und eilig zur Tür lief und diese dann überhastet öffnete.
 

Zero musterte seine Freundin genau, stellte dabei fest, dass sie keine Bisswunde am Hals trug und blickte verwundert zum Adelsvampir, welcher gelassen auf seinem Bett lag und einen säuerlichen Eindruck machte. "Wieso war die Tür abgeschlossen?". Der Silberhaarige wollte es nun genauer wissen, denn die Tatsache, dass Aidou auf seinem Bett lag, brachte ihn auf abstruse Gedanken.
 

"Hanabusa hat die Tür abgeschlossen, weil...". Nun, was sollte die Kleine nur sagen? Ohnehin wusste sie, allein an Zero's Mimik, dass er an Dinge dachte, die nicht passiert waren. "Weil?" horchte Zero intensiver nach, denn allein der Gedanke, dass zwischen ihr und den Blonden etwas gelaufen sein könnte, ließ erneute Eifersucht in ihm aufflammen.
 

"Wir müssen reden, Zero...". "Nein, bitte nicht, Jessica... Kiryuu kann und wird das nicht verstehen" mischte sich der Blonde ein, sprang vom Bett und sah Shizuka aus traurigen Augen an. Sie konnte doch unmöglich mit dem Silberhaarigen über seine Bitte sprechen wollen, oder?
 

"Wenn deine Bitte dir wirklich am Herzen liegt, dann wirst du mir vertrauen müssen, okay?" erwiderte die Langhaarige, während sie weiterhin ihrem Freund in die Augen blickte. Verwunderung und Skepsis konnte sie in den silbrig-violetten Seen erkennen, ehe sie Zero aus der Tür schob und nochmals ihre Stimme erhob. "Hanabusa, ich bin nicht der Typ dafür, der heimliche Dinge tut. Außerdem würde Zero es bemerken, glaub mir".
 

Die Tür hinter sich schließend, lehnte sich die Langhaarige gegen das massive Holz und seufzte erschwert. Wie sollte sie ihrem Freund nur diese Bitte schildern? Zero wusste doch von Hanabusa's Gefühlen, oder? "Was für eine Bitte? Was läuft da zwischen euch?". Shizuka seufzte ein weiteres Mal, ehe sich ihr Blick festigte. "Du weißt doch bestimmt, dass Hanabusa in mich verliebt ist, oder?". Ein seichtes Nicken war Zero's Antwort, da er ahnte, dass es seiner Freundin sichtlich schwer fiel, die ganze Wahrheit zu erläutern.
 

"Er hat mich gerade auch geküsst...". Zero legte seine Hand auf die Klinke, wollte gerade die Tür öffnen, als Shizuka ihn an seinem Tun hinderte. "Warte... Sei nicht sauer... Ich... Er bittet mich um etwas und ich bin auch bereit, seine Bitte zu erfüllen, aber ich brauche dafür deine Erlaubnis". Noch immer waren Shizuka's Augen fest auf Zero gerichtet, während der Silberhaarige nicht wusste, was er nun von allem halten sollte.
 

"Was für eine Bitte, verdammt noch mal?". Shizuka zuckte unter seinen gezischten Tonfall zusammen, schluckte lautlos, doch behielt sie dabei weiterhin ihren ernsten Blick. "Zero... Ich... Er möchte nur hin und wieder meine Nähe, nicht mehr und nicht weniger. Weißt du...". "Was verlangst du da, bitte? Glaubst du wirklich, dass ich dir diese Erlaubnis geben würde?". Ein Knall ertönte und erneut zuckte die Kleine zusammen, schloss diesmal ihre Augen, weil sie seinen wütenden Blick entkommen wollte.
 

Zero's Hand verkrampfte sich, während seine Handinnenfläche schmerzhaft pochte. Verdammt, er war so wütend darüber, dass Shizuka bereit war, dem Blonden diese Bitte zu erfüllen. Warum? Wieso ging sie wegen diesen Adelsvampir so weit? Was ging momentan in ihrem Kopf vor sich? Seine Finger bohrten sich noch mehr ins massive Holz der Tür, welche ein knackendes Geräusch wiedergab.
 

"Entschuldige... Ich wollte dich nicht erschrecken... Ich... Warum willst du ihm seine Bitte erfüllen? Hast du etwa Gefühle für Aidou entwickelt?". Zero musste das nun im ruhigen Ton klären, obwohl er wirklich wütend war. Vielleicht konnte Shizuka ihm erklären, warum sie so handeln wollte.
 

"Er hat mich gefragt, ob ich seine momentane Situation verstehen könnte... Ich glaube, deswegen würde ich ihm auch seine Bitte erfüllen... Ich mag Hanabusa, aber mehr ist da auch nicht, glaub mir, Zero". Die Gesichtszüge des Silberhaarigen entspannten sich langsam und auch seine Wut ließ nun etwas nach. Ja, kaum zu glauben, aber er glaubte ihren Worten. Vermutlich deswegen, weil sie selbst auch schon in solch einer Situation gewesen sein musste? Dieser Grund war der Logischte, so fand Zero.
 

"Du magst seine Gefühle zwar verstehen, aber denkst du nicht, dass du Aidou damit nur Hoffnungen machst? Niemand spielt gern die zweite Geige, oder?". Shizuka nickte zaghaft, ehe sie ihren Blick senkte. "Vielleicht hast du damit Recht, aber ich kann und will Hanabusa nicht verletzen... Deswegen habe ich seinen Kuss auch erwidert. Niemand soll so verletzt werden, wie ich es schon erfahren musste...".
 

Zero wusste nicht, was er darauf antworten sollte, oder konnte, aber vielleicht konnte er Shizuka's Einstellung verstehen, auch wenn ihm der Gedanke, seine Freundin mit dem Blonden teilen zu müssen, wahrlich missfiel. Sie sollte nur ihm allein gehören und zudem hatte er beschlossen, sich mit Shizuka um den kleinen Vampirjungen zu kümmern. Gerade eben hatte noch der Direktor ihn darauf angesprochen und Zero selbst hatte Keito schon längst ins Herz geschlossen.
 

"Jessy... Du bekommst meine Erlaubnis, aber nur unter einigen Bedingungen, in Ordnung?". Verwundert blickte Shizuka wieder auf, da sie nicht glauben konnte, dass Zero ihr diese Erlaubnis wirklich gab. Zuvor war er noch so wütend gewesen, doch nun wirkte er gelassen, auch wenn er immer noch ein wenig verstimmt aussah. Ihm gefiel dieser Gedanke nicht, aber er schien gewillt zu sein, ihr diese Erlaubnis zu geben. Warum? Und was waren das für Bedingungen?
 

"Ihr werdet auf keinen Fall miteinander schlafen, ihr werdet euch nicht küssen, oder sonst solche Sachen austauschen. Kuscheln ist in Grenzen erlaubt, so lange sich seine Finger nicht verirren... Ach ja... Sehe ich auch nur eine frische Bisswunde von ihm, außer die, die ihm noch zusteht, bringe ich ihn um". Shizuka nickte bei allem, denn weiter würde sie es auch nicht kommen lassen. Ja, mit dem Thema Kuscheln konnte sie sich anfreunden und der Blonde sicherlich auch, oder?
 

"Noch etwas... Direktor Kurosu meinte, wenn wir dieses Ritual vollzogen haben, sollten wir uns Gedanken darüber machen, ob wir Keito nicht adoptieren wollen. Ich habe ihn wissen lassen, dass ich nichts dagegen hätte, aber ich brauche noch deine Meinung dazu". Nun war die Kleine sichtlich verwirrt, da Zero ihr so viele Dinge mitteilte. Adoptieren? Sie sollten sich gemeinsam um den kleinen Vampirjungen kümmern? Und Zero hatte zugestimmt? Er hasste doch Vampire, oder etwa doch nicht mehr?
 

"Du willst mit mir zusammen... Ich meine... Ich verstehe nicht, Zero. Du hasst doch Vampire, oder ist das nicht mehr so?". Zero bemerkte sehr wohl, dass er Shizuka nun mit seiner Zustimmung irritiert hatte. Vielleicht müsste er deutlich werden, damit sie seinen Worten wirklich glauben konnte. Langsam beugte er sich hinab, legte nur kurz seine Lippen auf die ihren, ehe er zu ihrem Ohr wanderte. "Natürlich hasse ich Vampire und diese Meinung lässt sich nicht ändern, aber im Laufe der letzten Jahre musste ich feststellen, dass es auch Vampire gibt, denen ich vertrauen kann. Keito können wir vertrauen und nur deswegen habe ich dem zugestimmt".
 

Die Langhaarige legte ein kleines Grinsen auf, ehe die Tür von innen geöffnet wurde und sie sich plötzlich in den Armen des Adelsvampirs wiederfand. Erschrocken blickte sie auf, als der Blonde sie ganz dicht an seinen Körper drückte und ein zufriedenes Gesicht machte. Hatte er etwa gelauscht? Es schien so und als er seine Lippen auf die ihren legte, keuchte sie erschrocken und spürte, wie sich eine Hand unter ihr Hemd schlich.
 

"Keine Sorge, Kiryuu... Einmal pro Woche überlässt du mir deinen Schatz und ich werde artig sein. Du hast das Wort eines Vampirs". Hanabusa blickte freudig zu Zero rüber, welcher ein Gesicht zog, als würde er gleich wirklich einen Mord begehen. Und das nicht ohne Grund. Aidou hatte gerade gegen zwei Bedingungen verstoßen, welche Zero nun mal genannt hatte und dem sollte er noch weiterhin sein Vertrauen schenken?
 

"Hanabusa, verscherz es dir nicht... Ich habe die Erlaubnis bekommen, also benimm dich und halte dich an die Regeln". Der Blonde nickte seicht, entließ die Langhaarige aus seinen Armen und wurde wieder ernst. "Ihr wollt Keito adoptieren, ja? Darf ich dann Pate sein? Ich meine, ich möchte bei euch bleiben und euch helfen. Außerdem werde ich den Jungen ein bisschen unterstützen".
 

"Kannst du dich überhaupt um Kinder kümmern? Du hast doch sowieso nur hübsche Mädchen im Kopf". Shizuka sah hin und her, blieb schließlich mit ihren Augen beim Blonden hängen, welcher empört nach Luft schnappte. Scheinbar fühlte er sich nun beleidigt, weil Zero solch eine Aussage gemacht hatte, oder? "Natürlich kann ich mich um Kinder kümmern. Ich bin sehr gebildet und habe eine gute Erziehung genossen. Ich weiß sehr wohl, was sich gehört". "Den Eindruck habe ich nicht, Aidou. Du hast eben gegen zwei Bedingungen verstoßen, also wo soll dein Anstand sein?".
 

Spielten sie nun miteinander? Wieso grinste Zero so hämisch, während Hanabusa ebenso grinste? Machte es ihnen Spaß, sich nun gegenseitig zu ärgern? Es ging doch hierbei um Shizuka, oder? "Ich glaube, ich werde Keito Gesellschaft leisten..." dachte sich die Langhaarige im Stillen, ehe sie die beiden jungen Männer alleine ließ, welche sofort wieder ein lautes Gefecht miteinander austrugen. Sollten sie doch tun und lassen, was immer sie wollten. So lange sie sich nicht prügelten, so fand Shizuka, schien alles in Ordnung zu sein.

Für immer und ewig!

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Von: abgemeldet
2010-04-10T20:48:16+00:00 10.04.2010 22:48
Hi, hi ^^
bin über deine FF gestolpert, als ich mich hier im Angebot umgesehen habe.

Das erste Kapitel hat mir gleich gefallen, schön und fließend geschrieben und es geht gleich mit der Story los. ^^ Großes Lob auch für die tolle Rechtschreibung und Grammatik, habe keinen Fehler entdeckt - wobei ich jetzt natürlich auch nicht gesucht habe. ;)

Die vielen Absätze machen lassen den Text blockartig aussehen, bisschen schade, weil's den Lesefluss zerreisst.

Die Idee von der Story, Real Life gemixt mit Manga fand ich lustig; es fällt mir zwar schwer, einen echten Menschen sich neben Zero und Cross vorzustellen, aber ich denke, mit der Zeit gewöhnt man sich daran.

Auf jedenfall interessant gemacht und lange Kapitel. Macht den positiven Eindruck, als wäre die FF nicht halbherzig geschrieben. ^^

Viele Grüße, schwerty
Von:  xXSakuraHarunoXx
2010-02-07T10:18:58+00:00 07.02.2010 11:18
tolles kapi^^.ich hoffe das du glücklich würst.
Von:  Asmodina
2010-02-06T17:41:32+00:00 06.02.2010 18:41
Juhuu, ein glückliches Ende! Ich liebe diese Story, kreativ, romantisch, dramatisch
Von:  xXSakuraHarunoXx
2010-02-04T09:35:19+00:00 04.02.2010 10:35
tja wenn alles so einfach werhe dan gehst keine spanung^^.biß zur näches.
Von:  xXSakuraHarunoXx
2010-01-30T13:27:05+00:00 30.01.2010 14:27
tut mir leit das zur schreiben kaname du bist ein teme.
Von:  xXSakuraHarunoXx
2010-01-30T13:24:53+00:00 30.01.2010 14:24
zero ist in unser weld ah das ist ja so was wn toll^^.tolles ff feuhe mich auf die nächtsten die kommen werden^^.
Von:  xXSakuraHarunoXx
2010-01-22T20:20:06+00:00 22.01.2010 21:20
zero war ja mal ganz süß zur den jungen und hatt dich ganz in dem arhm genommen^^süß.freuhe mich auf´s näches kapi^^.
Von:  xXSakuraHarunoXx
2010-01-18T19:27:22+00:00 18.01.2010 20:27
kann doch kein klein kind erschißen.tolles kapi biß zur nächsten mall.
Von:  Yuki_Salvatore
2010-01-15T13:43:21+00:00 15.01.2010 14:43
wuhu heiß xDD
aber man das es immer wieder unterbrochen wird *seufz* ich will endlich action!! XDDD

naja aba nu erstma sehen wer da rumgeistert ^^
Von:  xXSakuraHarunoXx
2010-01-13T22:46:38+00:00 13.01.2010 23:46
sweinchen hast wohl hunnger auf schukoolade bekommen auf süße schoolade^^.


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