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MCC-Spezial: Doujinshi-Vorschau, Teil 1 Manga-Comic-Convention 2014, Doujinshi, Feuilleton, MCC-Spezial

Autor:  kikidergecko

Die Messe rückt näher und meine Liste der Neuerscheinungen umfasst schon 35 Einträge! Ein guter Zeitpunkt, um einige hier veröffentlichte Leseproben mal genauer unter die Lupe zu nehmen.

Den Anfang macht Lookout von Désirée nayght-tsuki Kunstmann, einer auf 32 Seiten ausgelegten Romantik-Story. Das hübsche Mädchen im blauen Kleid auf dem Cover erinnert an das Sterntaler-Märchen, und tatsächlich scheinen Sterne auch in der Geschichte eine tragende Rolle zu spielen. Mit einem sicheren Händchen für Posing und Paneling begeistern schon die ersten sechs Seiten. Die einzigen Kleinigkeiten, die suchenden Augen auffallen, sind der Bruch im Horizont auf der Doppelseite und der viel zu kleine "Lookout"-Schriftzug auf dem Cover. Außerdem sollte man aus Spoilergründen vermeiden, die Beschreibung zu lesen ;) Der Douji wird 6€ kosten, als Extra liegt ein Lesezeichen bei. Ihr findet Lookout am Stand Nr. MK 343.

Till the End von Salamandra hat auf animexx schon eine ansehnliche Fangemeinde. In der Shonen-Ai-Geschichte, die auf knapp 200 Seiten ausgelegt ist, geht es um die Beziehung zwischen Thoma und Ren. Eine ziemlich gefühlslose Beziehung um genau zu sein, denn Ren blockt alle Zärtlichkeiten rigoros ab und lässt auch nicht mit sich darüber reden. Sehr behutsam baut Salamandra eine unterkühlte und überaus melancholische Stimmung zwischen den beiden auf und macht deutlich, dass Sex allein nie für eine Beziehung ausreicht. Der Twist zum Ende des fünften Kapitels war zwar vorhersehbar, doch trotzdem bleibt man gespannt, wie sich die Enthüllung auf die beiden Protagonisten auswirken wird. Zeichnerisch ist Till the End eher schlicht gehalten, doch gerade die Armut an Hintergründen und Details unterstützt die Kühle der dargestellten Beziehung. Über vereinzelte Schwächen in Anatomie und Perspektive sollten an der Story interessierte Leser hinwegsehen können. Den Band bekommt ihr für 6€ an Stand Nr. MK 333.

Die Geschichte von Cyber Romance ist schon vier Jahre alt, doch die Autorinnen J-E-N-N und Phoenix-of-Darkness (als Zeichnerduo abgemeldet) haben sich entschlossen, die Geschichte noch einmal zu überarbeiten und in neuer Fassung auf der MCC zu verkaufen. Leider wurden bei der Überarbeitung nur wenige Dinge wirklich verbessert, doch zunächst zur Geschichte: Der 17-jährige Shiro schwärmt von seinem Schulsprecher namens Tomoyo, der unwissenderweise via Chat auch zurückflirtet. Schließlich verabreden sich die beiden zu einem Treffen in der Stadt und so nimmt die turbulente und nicht immer realistische Geschichte ihren Lauf. Die Lines wurden fast durchgehend vom Original übernommen, aufällige Änderungen gabs bisher nur bei der Schriftart und den verwendeten Rastern bzw. Texturen. An Stelle von Comic Sans wird die Geschichte nun in einer Serifenschrift erzählt, was in meinen Augen keinen großen Fortschritt darstellt, auch sind die Abstände zu den Textbox-Rändern immer noch zu eng gewählt. Das ist nicht nur unangenehm zu lesen, sondern verschlechtert auch die allgemeine Ästhetik der Seiten. Viele der groben, schlecht gemachten Punktraster aus der Originalversion wurden glücklicherweise ersetzt, dadurch wirken die Seiten oft ganz anders, vor allem dunkler. Diesen Stil muss man mögen, zudem an einigen wenigen Stellen auch gehörig mit der Wahl der Textur übertrieben wurde (Sternchentapete!). Mit einem Augenzwinkern lässt sich Cyber Romance gut lesen, und Shonen-Ai-Liebhaber finden hier eine unterhaltsame Kurzgeschichte. Zu kaufen gibt es den Doujinshi für 7€ an Stand Nr. MK 337.

Zu guter Letzt möchte ich noch einen Blick auf AZAT werfen, einen (adult-)Yaoi-Manga in einem ungewöhnlichen Setting. Die Autorin myubela erzählt nämlich von der Liebe zwischen zwei jungen Männern in der Mitte des 19. Jahrhunderts, wie sie nicht irgendwo verläuft, sondern ausgerechnet in einem kleinen qaraqalpaqischen [sic!] Dorf nahe des Aral-Sees. Auf einer "Jugendversammlung" lernen sich die Protagonisten Altan und Sayyid kennen, doch zunächst scheint vor allem Altan von der Begenung nicht sehr begeistert. Natürlich wird sich das schon bald ändern... Wie bei ungefähr jedem Yaoi folgt auf die Charaktereinführung jede Menge homosexueller Sex in expliziter Darstellung, das muss man als Leser natürlich mögen. Abgesehen von den genretypischen Elementen erfrischt aber das mongolisch angehauchte Setting (wenn man denn mal etwas anderes als korpulierende Kerle sieht) und auch eine plausible Rahmenhandlung scheint vorhanden zu sein. Mein ewiger Meckerpunkt ist leider auch hier mal wieder die verwendete Schriftart, denn Comic-Fonts sollten in der Regel nur aus Großbuchstaben bestehen. Das Werk ist für 8€ an Stand Nr. MK 302 zu erstehen.

Sollte euch eine (oder mehrere) der vorgestellten Geschichten interessieren, dann bestellt doch einfach jetzt schon ein Exemplar vor. Viele Zeichner bieten auch einen Versand an und freuen sich immer über eine nette ENS. Viel Spaß beim Lesen!

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Datum: 24.02.2014 23:06
ah das ist ja cool!
und vielen vielen dank fürs erwähnen *____*
das ist so toll geschrieben T^T danke!
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Datum: 25.02.2014 12:22
Eine interessante Übersicht! Definitiv eine super Hilfe, falls man sich nicht selbst alle Leseproben anschauen will.

Was mir beim Reinschauen in Cyber Romance ja besonders auffällt ist das Setting: Natürlich haben alle Charaktere japanische Namen (und nein, Kawaii ist kein japanischer Familienname und Tomoyo kein Männername), gehen aber an ein Gymnasium. Sowas hätte ich ja in einer Neuversion dringend änderungsbedürftig gefunden.
Dass an der Story nichts verändert wurde ist auch irgendwo eine verpasste Chance, imo passiert auf den 40 Seiten genug, um mehrere Mangabände zu füllen, wenn man das ganze noch etwas ausbaut.

Allerdings:
> Die Lines wurden fast durchgehend vom Original übernommen, [...]

Also, das stimmt definitiv nicht. Ich weiß nicht, wie genau du verglichen hast, aber wenn ich dieselbe Seite der alten und der neuen Version direkt nebeneinander halte, sehe ich deutlich, dass das meiste komplett neu gezeichnet zu sein scheint.
Beispiel S. 6 in der neuen und S. 5 in der alten Version: Das Panel links unten sieht zwar sehr ähnlich aus, aber auf dem einen hat Takuya die linke Hand zur Faust geballt und auf dem anderen sind die Finger offen. Ich gehe davon aus, dass da zu großten Teilen völlig neu gezeichnet wurde, weil auch die Panels in der neuen Version andere Größen haben.
Leichter zu sehen ist z.B., dass Tomoyo beim "blind date" in der neuen Version ein völlig anderes Outfit trägt, nämlich nur ein T-Shirt, wo es in der alten Version eine Jacke mit Fellbestatz war.

Ich vermute mal, dass du nicht so genau hingeschaut hast, aber das ist ein fauxpas, den man sich als Rezensentin nicht unbedingt leisten sollte ;)

Jitsch*
„Um nach vorne zu kommen und dort zu bleiben, kommt es nicht darauf an,
wie gut du bist, wenn du gut bist,
sondern wie gut du bist, wenn du schlecht bist.“

Martina Navratilova
Datum: 25.02.2014 15:09
Oh, vielen vielen Dank für die Review! >////< das motiviert mich gerade bei den letzten Kleinigkeiten die ich gerade noch vor dem Druck mache, sehr! *v*
Finde es sowieso super, dass du so nen tollen Doujiüberblick machst >v<
Datum: 25.02.2014 15:44
Jitsch:
> Was mir beim Reinschauen in Cyber Romance ja besonders auffällt ist das Setting: Natürlich haben alle Charaktere japanische Namen (und nein, Kawaii ist kein japanischer Familienname und Tomoyo kein Männername), gehen aber an ein Gymnasium. Sowas hätte ich ja in einer Neuversion dringend änderungsbedürftig gefunden.
> Dass an der Story nichts verändert wurde ist auch irgendwo eine verpasste Chance, imo passiert auf den 40 Seiten genug, um mehrere Mangabände zu füllen, wenn man das ganze noch etwas ausbaut.

Da stimme ich vollkommen zu, allerdings wollte ich die Kurzrezension nicht ausarten lassen. Habe versucht, hier und dort anklingen zu lassen, dass nicht alles so superstimmig ist, aber letztendlich kommt es auch immer auf die Pingeligkeit des jeweiligen Lesers an.

> Allerdings:
> > Die Lines wurden fast durchgehend vom Original übernommen, [...]
>
> Also, das stimmt definitiv nicht. [...]

Jetzt habe ich nochmal knapp zehn Minuten lang hier und dort verglichen und bin mir immer noch nicht sicher, wie viel davon nun alt und wie viel neu ist. Du hast Recht, hier und da wechseln Handhaltungen, ändert sich das Paneling (aber nur minimal!) oder ein Nebencharakter bekommt mal ein neues Outfit spendiert (die Mutter oder eben Tomoyo). Trotzdem macht es auf mich den Eindruck, als hatte sich die Zeichnerin die alten Seiten (digital) vorgenommen und nur Details verändert. Vor allem die Frisuren sind bis auf die einzelnen Strähnen identisch, das ist in meinen Augen eindeutig eine Nacharbeit und keine Neuarbeit.

Vielleicht hat meine Formulierung nicht so gut ausgedrückt was ich damit vermitteln wollte (ich war beim schreiben selbst nicht so glücklich damit), jetzt ist es hoffentlich klarer :)

Wir machen jetzt Kultur. Ernsthaft.
Ich präsentiere: Der Animexx-Feuilleton!
Datum: 26.02.2014 15:20
myubela:
> dann: ich glaub du hast dich vertippt, er heißt altan nicht atlan! :)

oh nein! >.< Schon geändert. Aber es passiert mir peinlicherweise recht häufig, dass ich Charakternamen im ersten Anlauf "falsch" lese und sich das dann in meinem Kopf festsetzt...

> dann finde ich es nicht so gut, dass du es ein mongolisch angehauchtes setting nennst, obwohl du es wahrscheinlich nur so gemacht hast, weil die leute solche aspekte nur aus der mongolischen kultut kennen.

Mit "quaraqalpaqisch" kann vermutlich niemand auf den ersten Blick was anfangen ^^" Natürlich habe ich nach vergleichbaren Stilen für Kleidung, Schmuck und Behausungen gesucht, und mir als ethnologisch schlecht gebildetem Mitteleuropäer fielen da nur die Mongolen ein. Damit möchte ich aber keinesfalls aussagen, dass die Protagonisten mongolisch sind. Hättest du eine bessere Assoziation für mich? :)
Wir machen jetzt Kultur. Ernsthaft.
Ich präsentiere: Der Animexx-Feuilleton!


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