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Lyricon - Stillste Stund Alice im Wunderland, Liedtexte, Zitatsammlung

Autor:  halfJack

Alice III
(Schwesterherz)

Löscht nun alle Lichter und schweigt still,
vor Erwartung weit geöffnet Augen und Mund.
Und lasst mit uns gemeinsam ein letztes Mal erwachen: Alice!
Und einem Schauspiel gleich ergründen dieser armen Seele tiefsten Abgrund...

Alice’ Wahrnehmungen waren schlagartig klar.
Als hätte ihr Schrei giftigen Staub von Jahren aus ihren Gedanken geblasen.
Jetzt blickt sie an sich herab und war doch verwundert,
denn sie fand sich barfuß und im Nachthemd mitten in einem dunklen Zimmer stehend.

Und obwohl sie ganz still stand, dort wo sie war,
Knarrten die Holzdielen ganz sonderbar.
Als ginge im Raum jemand herum –
Dem Tode gleich unheimlich und stumm

Und so formte sie im Geiste Laute:

Oh Schwesterherz, spielst ein grausam' Spiel.
Oh Schwesterherz, du verlangst viel zu viel.
Was du begehrst, kann ich dir kaum geben,
was du verlangst, das trennt mich vom Leben!

Alice erblickte vor sich auf der Kommode einen Spiegel.
Das heißt, es war nur Rahmen, denn das Glas war zerschlagen und fehlte.
Der ihr mittlerweile fremde Anblick ihres eigenen Gesichts hätte sie ohnehin nur noch mehr verwirrt,
waren doch Jahre vergangen, die sie im Dämmerzustand verbracht hatte.

So stand Alice im Mondenschein,
doch sie glaubte sich nicht allein.
In ihren Wimpern der Schlaf langer Zeit.
In ihrem Geiste so schrecklich entzweit.

Und so formten trockene Lippen Laute:

Oh Schwesterherz, schlägst so kalt in mir.
Oh Schwesterherz, quälst mich oh so sehr.
Bist bei mir so lang schon dicht an dicht.
Im Dunkel gefangen spüre ich dich.

Und hätte jemand an der Tür gelauscht oder gar durchs Schlüsselloch geblickt,
er wäre wohl sehr erschrocken.
Denn er hätte miterlebt, wie das Mädchen mit sich selbst wild diskutierend und gestikulierend zwei Stimmen imitierte.
So wirr im Kopf...

Wieviel Schmerz kann eine Seele ertragen?
Wie laut ein Herz in fremder Brust schlagen?
Wieviel Realität unser Auge betrachten?
Wieviel der Wahrheit ein Geist verkraften?

Oh Schwesterherz, wiegst so schwer wie Blei.
Oh Schwesterherz, willst nichts sein als frei.
Was du begehrst, kann ich dir kaum geben,
Was du verlangst, das trennt mich vom Leben.

Oh Schwester mein, wie kann das sein?
Das Herz in mir kann doch nicht sein dein?
Ich bitte dich, lass ab von mir
Gab ich doch schon so viel Herzblut dir.

Ein Schmerz schießt in ihre Brust: Alice stockt der Atem!
Das Mädchen spürt einen scharfen Gegenstand,
der sich durch Fleisch und Rippen bohrt.
Sie sieht an sich herunter und erblickt voller Entsetzen ihre eigenen Hände,
die blutverschmiert eine Spiegelscherbe umklammern und damit in ihrem Brustkorb herumrühren.
Doch sie kann diese Hände nicht kontrollieren!

Und alles wird dunkel.
Und alles wird schwarz.

Diesmal wird jede Hilfe kommen zu spät.
Die Augen starr geöffnet, liegt das Mädchen erschreckend blass und still.
Und diesmal wird der Befund eindeutig sein und nicht fallen allzu schwer: Tod aufgrund fehlenden Herzens.
Doch sollte man finden dieses Herz nimmer mehr...

Stillste Stund

Lyricon - Stillste Stund Alice im Wunderland, Liedtexte, Zitatsammlung

Autor:  halfJack

Alice II
(Nie Allein Mit Dir)

Alice! Du bist nicht tot...

Alice öffnete ihre Lider – grelles Licht!
Auch wenn es nur das fahle Mondlicht war, welches in ihr Zimmer schien,
fiel es ihren Augen doch sehr schwer, sich nach all der Zeit in tiefster Dunkelheit langsam wieder daran zu gewöhnen.

Da man sie im ersten Moment tot glaubte, hätte man ihren schwachen Herzschlag in jener Nacht, in der sie vor dem großen Spiegel zusammengebrochen war, beinahe nicht bemerkt. So lag sie nun aber in ihrem Bett; bis zu diesem Moment ohne Bewusstsein.
Seit eben dieser einen Nacht - vor nunmehr genau vier Jahren...

Alice versuchte, ihre schmerzenden Augen zu bewegen. Langsam wanderte ihr Blick die Decke ihres Zimmers entlang und an einer Wand hinunter.
Sie freute sich, neben einem Spiegel auf der Kommode ihre alte Spieluhr
erkennen zu können. Doch zog sich diese plötzlich wie von Geisterhand auf...

Ihr Lächeln verflog wie im Nu vom Gesicht
Etwas war bei ihr, was wusste sie nicht.
Doch beim Blick in den Spiegel wurd ihr bald klar:
Es war die blasse Gestalt, die sie wieder dort sah.

Schon seit langer Zeit sitzt etwas tief in dir,
Hört dich atmen und schreit, lacht und weint mit dir
Könntest du ahnen was in deinem Kopf geschieht...
Du bist nie allein - allein mit dir, Alice!

Sie versuchte sich weiter aufzurichten, um aufzustehen, doch es war ihr anfangs kaum möglich ihren Körper auch nur wenige Zentimeter zu bewegen.
Immernoch alles verschwommen in ihren Augen, gelang es ihr nach einer ganzen Weile schließlich doch und so wankte und tastete sich das Mädchen durch den nur schwach erhellten Raum.

Sie zwang sich voran, ängstlich, Schritt für Schritt
Ihr Körper so schwach, er machte kaum mit.
Hin zum Spiegel dem Gesicht entgegen.
Es konnte nur dort eine Antwort geben.

Später wird man übereinkommen, Alice sei schwer krank, und wird sie unter starke Beruhigungsmittel stellen. Denn so pflegt man es stets zu handhaben, wenn jemand der Wahrheit zu nahe rückt...

Sie berührte den Spiegel: kalt war er nicht.
Es war nichts mehr zu sehen, auch nicht das Gesicht.
Vielleicht war es gut jetzt und alles vorbei.
Doch dann zerriss die Nacht ihr grässlicher Schrei.

Schon seit langer Zeit sitzt etwas tief in dir,
Hört dich atmen und schreit, lacht und weint mit dir
Oftmals ist dir fremd was du im Spiegel siehst
Du bist nie allein - allein mit dir, Alice!

Was siehst Du, Alice? Was ist dort im Spiegel?
Alice!

Stillste Stund

Lyricon - Stillste Stund Alice im Wunderland, Liedtexte, Zitatsammlung

Autor:  halfJack

Alice I
(Spiegeltanz)

Alice... komm zu mir.

Eigentlich hätte Alice längst schlafen sollen, doch in dieser Nacht glaubte sie eine Stimme ihren Namen rufen gehört zu haben. So stand sie also auf und wandelte barfuß durch das dunkle Haus...

Sie fand sich vor einem bemerkenswerten Spiegel wieder, mit einem riesigen, zerschrammten Rahmen, der sich eindrucksvoll vor ihr in die Höhe reckte. In dem Mondlicht erinnerten seine Verzierungen an alte knorrige Finger, welche die Spiegelkanten zu umklammern schienen.

Jeden hätt' es wohl erschreckt,
Hätt' er wie sie in den Spiegel geblickt
Denn tief im Dunkel wurd sie gewahr
einer blassen Gestalt, die sie starr ansah

Komm tanz mit mir in die Spiegelwelt
Komm tanz mit mir bis der Vorhang fällt
Es gibt keine Schatten in einer Welt ohne Licht
Komm tanz mit mir, bis der Spiegel bricht!

Sie wollte sich abwenden, wegrennen, doch sie war wie gelähmt. Ihr Mund öffnete sich, doch die Kehle wie zugeschnürt, drang kein Laut über ihre Lippen. Sie fühlte sich wie in einem Alptraum und ihre weit aufgerissenen Augen waren nicht in der Lage, sie wachzublinzeln.

Eine Stimme im Kopf, das Mondlicht im Haar
Vor Angst wie versteinert im Geiste sie war
Doch des Mädchens Körper, apathisch und stumm,
fing an sich zu drehen, herum und herum

Komm tanz mit mir in die Spiegelwelt
Komm tanz mit mir bis der Vorhang fällt
Es gibt keine Schatten in einer Welt ohne Licht
Komm tanz mit mir, bis der Spiegel bricht!

Wieder und wieder, herum und herum!

Komm, komm zu mir...

Am Morgen wird man das Mädchen im ganzen Haus suchen, vergeblich nach ihr rufen. Denn in seinem Nachthemd, von Blut entsetzlich rot, wird man es schließlich inmitten von Spiegelscherben liegend finden - tot!

Stillste Stund

Alice Alice im Wunderland, Literatur, Zitatsammlung

Autor:  halfJack

Wie verquer doch heute alles geht! Und dabei war gestern noch alles wie gewöhnlich. Ob ich am Ende heute Nacht ausgewechselt worden bin? Also, wie steht es damit - war ich heute morgen beim Aufstehen noch dieselbe? Mir ist es doch fast, als wäre ich mir da ein wenig anders vorgekommen. Aber wenn ich nicht mehr dieselbe bin, muss ich mich doch fragen: Wer in aller Welt bin ich denn dann?

Lewis Caroll

Lucifer - Träger des Lichts Literatur, Zitatsammlung

Autor:  halfJack

Chronos ist die Zeit. Die Zeit ist aller Dinge Herrscher. Chronos ist das unentrinnbare Schicksal, überall und immer. Chronos weiß, wie das Universum enden wird, sieht seinen eigenen Abgang. Deinen. Meinen. Und tut nichts, als die Uhren am Ticken zu halten.
Im Himmel, der Raum der Uhren. Ein Raum, erfüllt vom Ticken. Die Wände, die Decke, der riesige Boden sind bedeckt mit Uhren, Sonnenuhren, Stundengläsern, Kerzen jeder Art... Wenn diese Uhren stillstehen, wird Chronos tot sein. Wenn sie gegen den Uhrzeigersinn zu laufen beginnen...
Wenn sie gegen den Uhrzeigersinn zu laufen beginnen, wird Uranos König sein. Und wenn sie völlig aufhören zu gehen, dann deshalb, weil wir alle auf einen einzigen Punkt der Existenz zusammengedrängt sein werden. Nicht lebendig, nicht tot, nur da. In Uranos. Für alle Ewigkeit.
Spürst du meinen Puls?
Das ist ein Zeichen des Lebens. Mit jedem Herzschlag zehre ich die Existenz von Chronos ein wenig weiter auf, stehle ein wenig von seinem Leben. Doch jedermann tut das, und das Leben der Zeit ist Tausend, Millionen, Milliarden Mal größer als das Universum. Aber wenn Uranos sich der Zeit bemächtigen würde, gäbe es keinen Pulsschlag mehr. So wie wir vom Leben der Zeit zehren, wenn das Herz in vollkommenem Rhythmus mit dem Takt der Uhren schlägt, so zehrt Uranos von unserem Leben. Er wird uns reduzieren auf den winzigsten Gedanken, den kleinsten Funken, den unsere Seelen hervorbringen können. Uranos ist das einzige Wesen im Universum, das nicht von der Zeit zehrt, sondern von jenem Teil des Universums, der zeitlos ist. Er ist Nicht-Leben, Nicht-Tod, er ist eine sehr, sehr einfache Art von Existenz; auf einen einzigen Punkt konzentriert, geht er nirgendwohin, verändert sich nie.
Es gibt Dinge, die außerhalb der Zeit liegen. Ideen sind zeitlos. Der menschliche Hass vor tausend Jahren ist derselbe wie der menschliche Hass heute. Dasselbe gilt für die Liebe. Dasselbe für das Mitgefühl. Für den Neid. Erinnerungen sind zeitlos - entweder man hat sie oder nicht. Uranos zehrt von diesen Erinnerungen, bis ihre Besitzer zu nichts geschrumpft sind. Uranos zehrt von diesen Ideen, bis alles, was bleibt, die nackten Knochen desjenigen sind, der diese Dinge fühlt. Wo Chronos das Leben und die Zukunft gibt, nimmt Uranos die Seele und die Vergangenheit und friert alles in sich ein. Unter Uranos gäbe es keinen Tod. Aber auch kein Leben.

Catherine Webb

Die Leiden der Tugend Literatur, Philosophie, Zitatsammlung

Autor:  halfJack

Das sollte die Hauptaufgabe der Philosophie sein: die Mittel und Wege zu erforschen, deren sich das Schicksal zur Erreichung seiner Ziele bedient. Daraus müsste sie dann Verhaltensmaßregeln für den armseligen Zweifüßler, Mensch genannt, herleiten, dass er auf seinem dornenvollen Pfade nicht immer abhängig sei von den bizarren Launen jener dunklen Macht, die man nacheinander Bestimmung, Gott, Vorsehung, Zufall getauft hat.
Wenn wir nun bei solchen Studien finden, dass die Bösen für ihre Missetaten Lohn statt Strafe ernten, werden da nicht Menschen, die von vornherein, aus Anlage oder Temperament, zum Bösen neigen, mit Recht schließen, es sei besser, sich dem Laster offen zu weihen, als ihm zu widerstreben - entgegen unseren lächerlichen, abergläubischen, unnützen Moralgesetzen? Werden sie nicht mit einer gewissen Berechtigung sagen, dass die Tugend, wenn sie zu schwach ist, gegen das Laster anzukämpfen, gewiss nicht die Partei ist, zu der man sich schlagen soll, und dass man in einer so verderbten Zeit wie der unseren nichts Besseres tun kann, als so zu sein wie alle anderen?
Werden sie nicht aber vor allem sagen, dass, wenn Tugend und Laster gleichermaßen in den Absichten der Natur liegen und wir das Laster immer triumphieren, die Tugend immer unterliegen sehen, es klar zutage liegt, auf welcher Seite wir zu kämpfen haben?
Es wird Zeit, dass die Dummköpfe einmal aufhören, jenes Idol einer lächerlichen "Tugend" anzubeten, die ihnen nur mit Undank lohnt, und dass andererseits die Verständigen sich sicherer fühlen, wenn sie einmal deutlich sehen, wie Glück und Wohlfahrt dem Laster mit fast unumstößlicher Sicherheit folgt.

Marquis de Sade

Buchvorstellung: Der Spiegel der Natur Buchvorstellung

Autor:  halfJack

Richard Rorty

Der Spiegel der Natur
Eine Kritik der Philosophie

Nicht Sätze, sondern Bilder, nicht Aussagen, sondern Metaphern dominieren den größten Teil unserer philosophischen Überzeugungen. Das Bild, das die traditionelle Philosophie gefangenhält, ist das Bild vom Bewusstsein als einem großen Spiegel, der verschiedene Darstellungen enthält - einige davon akkurat, andere nicht - und mittels reiner, nicht empirischer Methoden erforscht werden kann.

War Aristoteles mit seiner Einteilung der Bewegung in eine natürliche und eine gewaltsame im Irrtum? Oder sprach er über etwas anderes als wir, wenn wir über die Bewegung sprechen? Gab Newton richtige Antworten auf Fragen, die Aristoteles falsch beantwortet hatte? Oder stellten beide verschiedene Fragen? Eine Rätselfrage wie diese hat einige der besten Arbeiten inspiriert, die auf den Gebieten der Wissenschaft und der Sprachphilosophie in den letzten Jahren geschrieben wurden. Wie bei den meisten philosophischen Rätseln sind jedoch hier die Motive und Voraussetzungen interessanter als die verschiedenen Lösungen. Warum sollen wir eigentlich auf diese Fragen eine interessantere Antwort erwarten als auf die Frage, ob das Schiff des Theseus die Erneuerung jeder seiner Planken überdauert hat?
Warum sollen wir annehmen, dass die Frage "Was haben sie gemeint?" oder "Worauf haben sie sich bezogen?" eine feststehende Antwort hat?
Warum kann ihre Beantwortung nicht einfach davon abhänig sein, welche heuristischen Annahmen einem bestimmten historiographischen Zweck dienlich sind?

Mit diesem Buch bietet Richard Rorty so etwas wie ein Prolegomenon zu einer Geschichte der erkenntnistheoretisch orientierten Philosophie als einer Epoche der europäischen Kulturgeschichte an.

Was ist Realismus? Philosophie, Zitatsammlung

Autor:  halfJack

Was wäre, wenn wir eine Theorie akzeptierten, nach der Elektronen so etwas wie Phlogiston* sind?
Wir müssten dann sagen, dass Elektronen in Wirklichkeit gar nicht existierten. Und wenn uns dies ständig passierte? Was wäre, wenn alle von einer Generation postulierten theoretischen Entitäten (Moleküle, Gene, etc., wie die Elektronen) ständig aus der Sicht der späteren Wissenschaft "nicht existierten"? Es handelt sich hierbei natürlich um eine Variante des alten skeptischen "Arguments von der Täuschung". Woher weißt du, dass du dich nicht gerade jetzt täuschst? Aber in dieser Form ist das Argument von der Täuschung für viele Zeitgenossen ein ernstes Problem und nicht bloß ein "philosophischer Zweifel".
Einer der Gründe hierfür ist, dass die folgende Metainduktion am Ende völlig zwingend wird:
Wie kein einziger der Ausdrücke, die vor fünfzig Jahren in der Wissenschaft gebraucht wurden, sich auf etwas bezog, so wird sich herausstellen, dass keiner der Ausdrücke, die sie heute verwendet (mit Ausnahme vielleicht von Beobachtungstermini, wenn es solche gibt), sich auf etwas bezieht.

Putnam

* Vor der Entdeckung des Sauerstoffs glaubte man, Feuer und Verbrennung sei auf den Stoff Phlogiston zurückzuführen, der in jedem Material zu einem bestimmten Teil vorhanden sei.

Das Land der Wahrheit Philosophie, Zitatsammlung

Autor:  halfJack

Das Land des reinen Verstandes aber ist eine Insel, und durch die Natur selbst in unveränderliche Grenzen eingeschlossen. Es ist das Land der Wahrheit, umgeben von einem weiten und stürmischen Ozeane, dem eigentlichen Sitze des Scheins, wo manche Nebelbank und manches bald wegschmelzende Eis neue Länder lügt, und indem es den auf Entdeckungen herumschwärmenden Seefahrer unaufhörlich mit leeren Hoffnungen täuscht, ihn in Abenteuer verflechtet, von denen er niemals ablassen, und sie doch auch niemals zu Ende bringen kann.

Immanuel Kant

Für Ihn Literatur

Autor:  halfJack

Tief versunken im eigenen Verlangen. Anonyme Köpfe zur Einheit verschmolzen. Wie auf See schiffbrüchig Treibenden. So erging es den brandenden Massen der Leiber, die dort in den seelisch aufbrechenden Wogen verweilten. Sie ergaben sich in ihre Schwäche, waren von einem innig durchdringenden Gefühl ergriffen zu einem Mann, der als einzige verlorene Planke in den Wellen zu treiben schien, belastet mit dem Wissen, nichts tun zu können, hilflos verirrt in ihren Gedanken. Es war wie ein Schluchzen, ein unterdrücktes Weinen, das sich als Schrei in der Kehle sammelt, darauf wartend, hervordringen zu können. Verdammt zu sein zum Schweigen und Ertragen, es suhlte sich in ihrer Verzweiflung. Die Menschen tropften aus ihrer Realität, waren aufgelöst in Verlorenheit. Ihr wild hämmerndes Herz pulsierte durch die Betroffenheit einzig und allein für diesen Mann.
Doch der Gekreuzigte wandte seinen Blick ab und starb.