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Die letzten ihrer Art [Teil 3] Buchvorstellung, Umweltschutz

Autor:  halfJack

Douglas Adams und Mark Cawardine
Die letzten ihrer Art
Eine Reise zu den aussterbenden Tieren unserer Erde

Ursprünglich wollte ich zu diesem Buch nur einen einzigen, möglichst kurzen Blogeintrag verfassen, doch am Ende ist das hier ganz schön ausgeartet. Nach dem ersten und zweiten Teil folgt nun der dritte und wirklich letzte Part einer Rezension, die schon lange keine mehr ist.
 


Quelle

Eine abschließende unglaubliche und glücklicherweise positive Geschichte, von der Adams erzählt, betrifft kein Tier, sondern eine Pflanze: den Ramosmania rodriguesi oder auch Café Marron. Diesen Strauch hielt man für ausgestorben, bis ein Junge auf Rodriques zufällig einen Zweig davon in die Schule brachte. Er stammte von dem einzigen verbliebenen Exemplar dieser Pflanze.
Mit aussterbenden Pflanzenarten könnte man gleichermaßen mehrere Bücher füllen, doch obwohl es Adams und Cawardine nur um Fauna, nicht um Flora ging, so finde ich die Erwähnung des Ramosmania rodriguesi sehr bezeichnend. Diese Kaffeepflanze fristete unter recht schlechten Bedingungen irgendwo in der Wildnis ein einsames Dasein, war über die Jahre jedoch unbehelligt geblieben. Nach ihrer Entdeckung zog man um den kleinen Baum einen Stacheldrahtzaun, um ihn vor Ziegen u. ä. zu schützen. Das war vielleicht ein Fehler, denn seit dieser Maßnahme war der Café Marron tatsächlich ernsthaft bedroht. Was auf solche Weise gehütet wurde, musste wertvoll sein, das schienen die Leute zu glauben. Als letzter seiner Art war der Baum für die Wissenschaft durchaus bedeutsam. Doch wurden ihm nach seinem Bekanntwerden von den Bewohnern der Insel auch zahlreiche heilende Fähigkeiten angedichtet. Immer mehr Leute interessierten sich für den Baum und schnitten Äste davon ab, was ihn beinahe getötet hätte. Man errichtete einen weiteren Stacheldrahtzaun und noch einen und noch einen, dann setzte man einen Wächter davor.
Heute ist der Baum noch immer vom Aussterben bedroht, aber bei einem Ableger in London gelang es, die Pflanze zu befruchten, damit sie vermehrt werden kann und sich nicht mehr nur selbst reproduziert. So weit ein Happy End. Bemerkenswert, und das nicht in guter Hinsicht, ist aber der Umstand, dass der Ramosmania rodriguesi erst wirklich bedroht war, als man sich um seinen Schutz bemühte.

Das liegt nun im Bereich meiner Spekulation, aber ich glaube, die Einzigartigkeit der Pflanze und dieser Zaun zum Schutz haben den Baum zu etwas Begehrenswertem gemacht.

Ein ähnliches Problem sehe ich bei Nashörnern und anderen Tieren, die wegen irgendeines Körperteils gejagt werden, um daraus Schmuck oder eine absurde chinesische Medizin zu machen. Soweit ich weiß, werden beschlagnahmte Stoßzähne und ähnliches zerstört oder eingelagert. 2016 wurden in Kenia über 100 Tonnen Elfenbein verbrannt, um ein Zeichen zu setzen. Ich halte dieses Vorgehen für falsch. Damals hätte ich noch gesagt, man solle das Zeug für einen Spottpreis auf den Markt werfen, damit sich jeder Trottel so etwas kaufen kann. 100 Tonnen, das ist eine ganze Menge. Indem man es verbrennt, steigt es nur in seinem Wert, und genau das finde ich daran verkehrt.
Solch eine Ansicht ist allerdings nicht neu, sie wird von einigen Tierschützern vertreten, kann aber heute nicht mehr so einfach als Antwort herhalten. In den 80er Jahren haben in Afrika vor allem Milizen die Tiere gewildert, um den Bürgerkrieg zu finanzieren. Danach erholte sich der Bestand. In Südafrika errichtete der Millionär John Hume sogar eine Nashornfarm, um das Horn zu "ernten" und auf den Markt zu bringen. Er war der Ansicht, ein regulierter Markt müsse das Problem lösen, ähnlich wie bei Drogen eine Regulation mehr Erfolg bringt als ein Verbot. John Humes Farm ist mittlerweile pleite. Er konnte aufgrund von Restriktionen offenbar kein einziges Horn verkaufen. So gut die Idee auch wäre, so sehr scheitert sie doch an einer Realität, in der sich jeglicher Handel in der Hand des organisierten Verbrechens befindet. Ohnehin war vielen Tierschutzorganisationen seine Farm ein Dorn im Auge. Sie befürchteten, er würde den Markt erst recht befeuern, anstatt ihn einzudämmen. Damit Hume sein Horn überhaupt verkaufen durfte, mussten Sonderregelungen eingeführt werden, die einen Handel mit Rhinohorn, welches nicht aus Wilderei stammte, zuließen. Eine solche Unterscheidung lässt sich in der Praxis aber kaum vornehmen und würde letztlich auch den Wilderern in die Hände spielen. Doch selbst wenn es möglich wäre, stellt das schon lange keine Lösung mehr dar. Die Nachfrage heutzutage geht größtenteils von einer sich entwickelnden reichen Mittel- und Oberschicht in China und Vietnam aus; zum Beispiel Rhinohorn als Potenzmittel, Pangolinschuppen als Medizin oder Elfenbein als Schmuck und allgemeine Kapitalanlage. Mit wachsendem Wohlstand können sich das immer mehr Leute leisten. Kein Bestand auf einem wie auch immer regulierten Markt könnte dieser Nachfrage gerecht werden.
Warum bedenkt der Markt nicht, dass seine Quelle irgendwann versiegt sein könnte, sobald die Tiere aussterben? Einerseits lässt sich das mit kapitalistischem Egoismus und Ignoranz erklären. Im afrikanischen Wildschutz ist Korruption ein großes Problem. Zudem leidet das Volk vielerorts unter Hunger und Armut. Wer um seine Existenz fürchtet, kümmert sich nicht um Arterhaltung. Das lässt sich schwer ändern, solange das tote Tier mehr wert ist als das lebendige. Andererseits ist die Ausrottung einer Tierart für den Konsumenten nicht zwangsläufig schädlich, zumindest nicht für jene, die darin eine Kapitalanlage sehen. Anders formuliert: Man legt sein Geld in Elfenbein an und spekuliert auf das Aussterben der Elefanten. Aufklärung nützt wenig, wenn auf Seiten des Abnehmers ein solches Kalkül dahintersteckt oder es für die traditionelle Medizin keine Rolle spielt, ob man statt der Einnahme von Pulver aus Rhinohorn oder Pangolinschuppen auch einfach an seinen Fingernägeln kauen könnte.

Angesichts dieser Situation ist es für Tierschutzorganisationen schwer, überhaupt etwas zu unternehmen; als wollte man ein brennendes Haus mit einem Fingerhut voll Wasser löschen. Nicht immer sind Entscheidungen, die dabei getroffen werden, richtig. Tiere zum Schutz in Gefangenschaft zu halten und ihnen die Hörner zu stutzen, wird als Vorgehen schnell in Frage gestellt. Manchmal gelingt eine Rettung einzig durch Umsiedlung oder Isolierung. Bei den im vorigen Beitrag erwähnten Vaquitas, den kalifornischen Schweinswalen, endete der Versuch des Einfangens katastrophal. Das erste Tier musste aufgrund seiner Panik sofort wieder freigelassen werden, das zweite verendete am Stress. Dem kleinen Wal kann vermutlich nicht mehr geholfen werden. Die Ursachen sind in vielen Fällen ähnlich: Umweltverschmutzung, Verlust des Habitats, Eindringen exotischer Arten. Das sind durch den Menschen indirekt verursachte Gründe. Hinzu kommt übermäßige Bejagung oder Beifang als direkte Ursache. Tierschutz kann hier noch immer greifen, aber er scheitert fast vollständig, wenn er auf eine stets wiederkehrende Kombination an Faktoren stößt: nämlich erstens dann, wenn es um ein lukratives Lebewesen geht, und zweitens in einem Land mit armer Bevölkerung und versagenden staatlichen Einrichtungen. Wenn sich hier politisch nichts ändert, womit auch Restriktionen im Abnehmerland gemeint sind, dann bleibt Tierschützern nichts weiter übrig, als einzeln illegale Netze zu entfernen usw., also den Brand mit einem Fingerhut zu löschen. Teilweise kann das Eingreifen solcher Organisationen sogar kontraproduktiv sein, wenn etwa öffentliche Anklagen die Bevölkerung treffen und außer Acht lassen, dass ihnen manchmal keine andere Wahl bleibt. So verhärten sich die Fronten. Schuld ist irgendwie jeder und niemand. Das Zusammenspiel der Ursachen gestaltet sich stets sehr komplex, wie das Beispiel der Vaquitas deutlich zeigt.

Die amerikanische Biologin Rachel Carson schrieb 1962 das Buch "Der stumme Frühling", worin sie auf die Auswirkungen des Pestizids DDT aufmerksam machte, durch das nicht nur Schädlinge umgekommen waren, sondern auch zahlreiche Singvögel. Es ist nicht erst ein Thema seit gestern. Auf verschiedene Weise nimmt der Mensch immer Einfluss auf die Natur, er kann Tierarten ausrotten, er kann sie retten und schützen und einigen verhilft er sogar zur Existenz. Etliche domestizierte Arten würden sonst heute nicht existieren. Es gibt Tiere, die sich an das Stadtleben anpassen, neue Arten, die dadurch entstehen; Tiere, die mit dem Menschen reisen, am bekanntesten hierfür sind Spatz und Taube. Tierschutzorganisationen sind ständig dazu genötigt, darüber zu entscheiden, welche Art gerettet werden sollte und welche nicht. Woran macht man das fest? Am Nutzen, den diese Tiere vermeintlich haben, zum Beispiel Wildbienen und andere Bestäuberinsekten für unsere Landwirtschaft? Oder das Axolotl für unsere Forschung? Oder das Aye-Aye, weil es so viele besondere Eigenschaften hat? Oder den Café Marron, weil es der letzte ist? Oder den Kakapo, weil er so ein ulkiger Vogel ist?
Die Liste der mittlerweile vermutlich ausgestorbenen Tiere scheint endlos. Das Breitmaulnashorn und der Jangtse-Delfin, die im Bericht von Douglas Adams vorkommen, sind praktisch ausgestorben. Vom Pyrenäensteinbock starb das letzte Exemplar 2000; zwar wurde dieser Steinbock 2009 als erstes Tier durch Klonen zurückgebracht, starb jedoch nach wenigen Minuten. Die Hawaiikrähe oder der Spix-Ara sind in freier Wildbahn ausgelöscht. Von den 15 Unterarten der Galapagos-Riesenschildkröte sind 5 bereits ausgerottet, die anderen stehen unter Artenschutz. Als ausgestorben gelten die Goldkröte, der Java-Tiger, der Delacour-Zwergtaucher, der Tecopa-Kärpfling, der Sansibar-Leopard, die Karibische Mönchsrobbe, der Elfenbeinspecht, der Weißwangen-Kleidervogel, der Madeira-Kohlweißling ... Es ist völliger Quatsch, hier so eine Liste anzufangen, um das Massensterben von Tierarten deutlich zu machen. Es sollen jährlich mindestens 20 000 Arten sterben. Manche Schätzungen gehen von 60 000 aus.

Nun lautet die Frage, die sich wahrscheinlich nicht viele, aber doch einige stellen: Wozu soll man sich darum kümmern? Was wäre so schlimm daran, wenn ein ulkiger Papagei ausstirbt? Denn - so lautet das einfache Argument - es sterben mittlerweile schlicht so viele Arten aus, weil es nun mal so extrem viele, spezialisierte Arten gibt.
Ich kann es nicht mehr genau rekonstruieren; bei irgendeiner Show oder einem Programm äußerte sich vor ein paar Jahren Dieter Nuhr über Umwelt- und Klimaschutz mit der Ansicht, es ginge nicht darum, dass man die Natur schützen müsse. Sinngemäß sagte er: "Der Natur ist das scheißegal. Die tauscht ein paar tausend Arten aus und macht weiter." Schädlich sei das alles nur für den Menschen.
Andererseits ziehen einige Leute sogar diesen vermeintlichen Schaden für die Menschheit in Zweifel und argumentieren, dass man zum Beispiel in nördlichen Regionen anbauen könnte, wenn es auf der Welt wärmer werde usw. usw. Kommt man gegen solche Argumente an? Tangieren uns überhaupt die paar Vögel und Wale und sonstige Arten, die aussterben und an deren Stelle eben andere Lebewesen treten; neue, besser angepasste, weltweit verbreitete Tier- und Pflanzenarten?
Hierauf kann ich nur mit meiner eigenen Meinung antworten. Ich glaube, Inseln wie Mauritius zeigen uns, wie leicht ein Ökosystem im Kleinen zusammenbrechen kann. Vieles hängt miteinander zusammen. Daher können wir gar nicht abschätzen, welche Auswirkungen das Verschwinden einer Art hat, die womöglich viele andere mit sich nimmt, weil das Gleichgewicht gestört ist. Insektizide töten Pflanzenschädlinge, aber gleichzeitig auch Bestäuberinsekten, die für ertragreiche Ernten ebenso wichtig sind wie ein intelligenter Pflanzenschutz. Die meisten Menschen, möchte ich behaupten, ernähren sich heutzutage im Gegensatz zu unseren Vorfahren nur noch von einer Handvoll Lebensmitteln. Einiges davon gab es früher im europäischen Raum gar nicht, zum Beispiel die Kartoffel. Stattdessen aßen wir diverses Wurzelwerk und Kräuter, von denen wir heute kaum mehr wissen. In der Neuzeit wurden von Großkonzernen wie Monsanto ein paar Arten hochgezüchtet und verbreitet, bis sie alles andere fast völlig verdrängten. 94 % des einstigen Saatgutes sind in den letzten 100 Jahren verschwunden. Es gibt zwar einen Trend zurück zu den Wurzeln im wahrsten Sinne des Wortes, aber die meisten werden bei ihren Nudeln und Kartoffeln bleiben. Monokulturen sind anfällig für Krankheiten und Schädlingsbefall, auf dem Feld genauso wie in unseren angelegten Wäldern. Massentierhaltung ist das Äquivalent zu diesem einseitigen Anbau. Ich glaube nicht, dass wir unsere Welt so weit reduzieren können, auf ein paar Basisbausteine aus Nutztieren und Kulturpflanzen, dass am Ende trotzdem noch alles funktioniert. Sümpfe, Mangrovenwälder, reiche Ökosysteme in Steppen und Wüsten sind nicht einfach ungenutztes Land, das man kultivieren müsste. Insekten oder Wildtiere sind keine Plagen, die einer Urbarmachung im Weg stehen. Sogar Fledermäuse, die oftmals als unheilvoll empfunden und gejagt werden, tragen mancherorts zur Bestäubung von Pflanzen bei. All diese Wechselbeziehungen von komplexen Ökosystemen werden oft außer Acht gelassen. Das Gleichgewicht unserer Erde hängt meines Erachtens von der Vielfalt ab.

Laut den letzten Berichten des IPBES ist die Biodiversität weltweit in einem schlechteren Zustand als erwartet. 6,6 Millionen Quadratkilometer in Afrika sind abgebaut oder stark beeinträchtigt, das ist nach meiner Berechnung ein Fünftel der Gesamtfläche. Ähnlich beeinträchtigt sind 65% der Fläche in Amerika. 8 der 10 am stärksten verschmutzten Flüsse liegen in Asien. Durch die Globalisierung bleiben die Probleme nicht innerhalb der Landesgrenzen, sondern hängen miteinander zusammen.

Von Spiegel Online zusammengefasst
Die wichtigsten Erkenntnisse des Berichts über den weltweiten Zustand der Natur:

  • 85 Prozent der Feuchtgebiete sind bereits zerstört
  • Seit dem späten 19. Jahrhundert sind rund die Hälfte aller Korallenriffe verschwunden
  • Neun Prozent aller Nutztierrassen sind ausgestorben
  • Zwischen 1980 und dem Jahr 2000 wurden 100 Millionen Hektar tropischer Regenwald abgeholzt - weitere 32 Millionen Hektar allein zwischen 2010 und 2015
  • 23 Prozent der Landfläche des Planeten gelten als ökologisch heruntergewirtschaftet und können nicht mehr genutzt werden
  • Der Verlust von Bestäuberinsekten bedroht Nahrungsmittelproduktion im Wert von 235 bis 577 Milliarden Dollar pro Jahr
  • Durch die Zerstörung von Küstengebieten wie Mangrovenwäldern ist die Lebensgrundlage von bis zu 300 Millionen Menschen gefährdet

Die letzten ihrer Art [Teil 2] Buchvorstellung, Umweltschutz

Autor:  halfJack

Douglas Adams und Mark Cawardine
Die letzten ihrer Art
Eine Reise zu den aussterbenden Tieren unserer Erde

Beim letzten Mal haben wir erfahren, dass es Drachen wirklich gibt, warum das Weiße Rhinozeros nicht heller ist als seine Artgenossen und was Spechte damit zu tun haben, dass die Finger der Aye-Ayes so lang sind.

Beschäftigt man sich mit aussterbenden Tierarten, von denen viele einzig in bestimmten Regionen und vor allem auf Inseln vorkommen, wird man früher oder später mit den Begriffen "endemisch" und "exotisch" konfrontiert. Endemische Arten oder Endemiten sind Lebewesen, die nur in einer bestimmten Region vorkommen und sich dort natürlich entwickelt haben. Exoten hingegen sind solche, die dort ursprünglich nicht heimisch waren, sondern in den meisten Fällen vom Menschen irgendwann angesiedelt wurden. Zu diesen exotischen Arten zählen insbesondere Ratten, Katzen, Hunde oder Hasen. Das ist deshalb so entscheidend, weil vor allem Inseln fragile Systeme sind, auf denen weit weniger Arten ums Überleben kämpfen als auf dem großen Festland. Diese endemischen Arten haben sich unterschiedlich differenziert und angepasst. Insofern sie nicht durch Verlust des Habitats oder Jagd bedroht sind, können sie allein durch das Eindringen von Exoten massiv gefährdet sein, zumindest solchen Arten, die fast überall auf der Welt existieren und sich schneller an Umgebungen anpassen, da sie aggressiver sind und eine höhere Fertilitätsrate aufweisen. Diese Exoten haben oftmals keine natürlichen Feinde in der neuen Umgebung. Sie werden selbst zu Fressfeinden zum Beispiel für die heimischen Vögel oder treten in Konkurrenz bei der Nahrungssuche.
Ist man in Neuseeland im Dschungel oder den Wäldern unterwegs, muss man sich nicht die Frage stellen, was zu tun ist, sollte man einem Bären oder Wolf begegnen. Solche Raubtiere gibt es auf Neuseeland nicht. Aus diesem Grund konnte sich die dortige Vogelwelt auf einzigartige Weise entwickeln.
 


Quelle

Der Kakapo oder Eulenpapagei auf Neuseeland war der Auslöser dafür, dass ich mir das Buch von Douglas Adams überhaupt komplett angehört habe. Seine Geschichte ist die wohl witzigste, absurdeste und positivste im ganzen Buch. Dieser große, flugunfähige Papagei galt zwischenzeitlich als ausgestorben und tatsächlich ist er das auf den beiden Hauptinsel von Neuseeland auch, da mit dem Menschen neue Feinde wie Opossums oder Ratten auf die Inseln kamen. Der Kakapo war nie mit Raubtieren am Boden konfrontiert und besitzt daher keinen Fluchtinstinkt. Wenn etwas auf ihn zuschleicht, bleibt er einfach sitzen. Diese Erstarrung wäre bei Gefahr aus der Luft nicht die schlechteste Strategie, aber am Boden ... Kein Wunder also, dass er nahezu ausstarb.
In den 70er Jahren wurden ein paar Kakapos entdeckt. Sie leben heute lediglich auf wenigen Inseln vor Neuseeland und gehören zu den am besten überwachten Tieren der Welt. Ihre Population war leider zu Beginn des Schutzprogramms so klein, dass die fehlende Vielfalt des genetischen Materials zu einer schlechten Fruchtbarkeit führte. Abgesehen davon, dass der Kakapo eher einer schwerfälligen Henne als einem Papageien ähnelt, hat er noch dazu sehr ungünstige Paarungsgewohnheiten.
Er ist ein Einzelgänger und begegnet bloß äußerst selten seinen Artgenossen, erst recht jenen des anderen Geschlechts. Das Männchen trifft jedes Jahr ab Oktober alle Vorbereitungen, um ein Weibchen anzulocken. Er putzt aufs Penibelste eine Stelle und den umliegenden Weg dorthin. Dann fängt der Kakapo mit seinem Balzgesang an.

Dieser Gesang ist ... ziemlich vielfältig und merkwürdig.

Er besteht aus Pfeiftönen (zu denen auch einige andere Papageien fähig sind) und einer Art Zwitschern (dem "chinging"); dann ein stockendes Brummen, Knattern, Grunzen, Keuchen und Kreischen, was stellenweise klingt wie ein Esel oder eine extrem langgezogen und laut quietschende Schaukel aus einem alten Horrorstreifen (Antwortschreie); und zuletzt noch das für den Kakapo charakteristische kurze Brummen oder Summen (sogenanntes "booming", das sich durch seine tiefe Frequenz anfühlt wie ein Herzschlag). Was auch immer diese ganzen Geräusche sein sollen, wie ein Vogel klingt es jedenfalls oft nicht.

Der Ruf, besonders das "booming", ist kilometerweit zu hören, einer der weitreichendsten überhaupt im Vogelreich. Doch leider ist er auch in einer so tiefen Tonlage, dass er sich schwer orten lässt. Das Weibchen kann diesen Gesang demnach wahrnehmen, aber dummerweise nicht lokalisieren. Außerdem hat sie meistens kein Interesse daran. Dass sich das Weibchen nämlich zur Paarung bereit erklärt, hängt davon ab, ob die neuseeländischen Rimu-Bäume Früchte tragen, was nur aller zwei bis vier Jahre der Fall ist. Während das Kakapo-Männchen also an seinem schick gemachten Platz sitzt und komisch singt, läuft das Kakapo-Weibchen, insofern sie das Werben nicht komplett ignoriert, oft tagelang herum und sucht nach ihm. Bis zu 20 Kilometer kann sie dabei zurücklegen. Und wenn sie ihn dann gefunden hat, heißt das noch nicht, dass sie sich darauf einlässt. Entspricht das Männchen nicht ihren Vorstellungen, zieht sie wieder von dannen. Der dicke Papageienmann hat demnach oft umsonst bei seinem wochenlangen absurden Gesang die Hälfte seines Gewichts eingebüßt. Er frisst sich ein paar Pfunde an und versucht es nächstes Jahr erneut.
Was hat sich die Natur bloß dabei gedacht? Andererseits geschieht auch nichts in der Natur ohne Grund. Der Kakapo mag groß und schwerfällig wirken, doch da er einfach nicht mehr auf das Fliegen angewiesen war, wurde diese Fähigkeit zugunsten seiner Reserven aufgegeben. Er ist robust und langlebig, seine Lebenserwartung übersteigt 60 Jahre, angeblich soll er sogar 100 Jahre alt werden können, womit er einer der ältesten Vögel der Welt ist. Die Population auf Inseln darf nicht überhand nehmen, damit sich eine Art nicht aus Nahrungsmangel selbst auslöscht. Das Fehlen von natürlichen Feinden würde sonst zu einer rapiden Vermehrung führen. All dies stellt den Kakapo als ideal angepasst heraus. Bis eben zu dem Moment, an dem das Gleichgewicht gestört wird.
Ohne die Hilfe des Menschen wäre der Kakapo bereits ausgestorben. Heute hat sich die Population von dem Tiefststand von unter 50 Vögeln auf über 200 erholt.
 


Quelle

Der Jangtse-Delfin, auch Chinesischer Flussdelfin oder Baiji, hatte nicht so viel Glück wie der Kakapo. Wie sein Name schon sagt, lebt er im Jangtsekiang, dem längsten Fluss Chinas. Dieser Fluss ist eine wichtige Schifffahrtsstraße für sämtlichen Güter- und Personenverkehr, er ist mit Stauseen und Hebewerken versehen, mit Turbinen und Generatoren zur Stromerzeugung, es werden Schadstoffe und Abwässer in ihn hineingeleitet und er spült von allen Flüssen auf der Welt das meiste Plastik ins Meer. Der ökologische Zustand des Jangtse macht es den endemischen Arten sehr schwer, unter anderem dem Baiji.
Ein auffälliges körperliches Merkmal des Baiji sind seine weit oben stehenden, verkümmerten Augen. Er ist fast blind und orientiert sich per Echo, ähnlich wie Fledermäuse. Abgesehen von den Schadstoffen im Jangtse, die den Baiji gesundheitlich angreifen, so macht ihm die starke Schifffahrt und Lärmverschmutzung zu schaffen. Er verlor oftmals die Orientierung und geriet beim Auftauchen in Schiffsschrauben oder versuchte sich am Rand des Flusses zu halten und verfing sich dabei in Fischernetzen.
Als Adams und Cawardine sich nach dem Delfin auf die Suche machten, war die Bedrohung des Baiji längst erkannt. Er wurde von der Volksrepublik China unter Schutz gestellt, die Jagd auf ihn verboten, es sollte ein Reservat für ihn am Jangtse eingerichtet werden und er sollte sogar als Touristenattraktion vermarktet werden. Sämtliche Bemühungen waren umsonst. Der Baiji gilt heute mit hoher Wahrscheinlichkeit als ausgestorben. Alle Sichtungen ab 2007 sind vermutlich Verwechslungen mit Finnenlosen Schweinswalen. Damit wäre der Baiji die erste in historischer Zeit ausgestorbene Walart.
Ein ähnliches Schicksal ist vielleicht auch dem Vaquita bzw. Kalifornischen Schweinswal beschieden, dem kleinsten Wal der Welt, der mit seiner ungewöhnlichen Gesichtsmusterung an einen Panda oder Clown erinnert. Er ist massiv durch die eigentlich verbotenen Stellnetze zum Fischfang von Totoabas bedroht, da er sich unbeabsichtigt darin verfängt und ertrinkt. In diesem Jahr sollen noch knapp 20 Vaquitas gesichtet worden sein.
 


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Der Rodrigues-Flughund auf Mauritius war die letzte Station von Adams und Cawardine, obwohl sie sich mit ihm weit weniger beschäftigten als mit der einheimischen Vogelwelt. Denn diesem Flughund geht es von den hier genannten Arten noch am besten. Es gibt einige hundert Exemplare, die auf Rodrigues, einer Insel vor Mauritius, endemisch sind. Sie sind bedroht durch Verlust ihres Habitats und durch Bejagung. Anders als die in Deutschland lebenden knapp 25 Arten Fledermäuse, die ausschließlich von erjagten Insekten leben, so ernähren sich die weit größeren Flughunde meist von Früchten. Der Rodrigues-Flughund erreicht eine Flügelspannweite von fast einem Meter.

Sehr viel bekannter ist jedoch ein anderes Tier, das auf Mauritius lebte und in der ganzen Thematik eine Sonderstellung einnimmt: der Dodo. Dieser flugunfähige Vogel hatte mit ähnlichen Schwierigkeiten zu kämpfen wie der Kakapo. Er war den eingeschleppten Raubtieren schutzlos ausgeliefert. Seine Eier wurden, da er am Boden nistete, zur leichten Beute. Zudem fingen Seefahrer ihn oftmals ein, um ihn als Proviant auf Schiffen zu halten, auch wenn er nicht besonders gut schmeckte. Keine 100 Jahre nach seiner Entdeckung wurde der letzte Dodo vermutlich von Menschen totgeschlagen, ohne dass diese sich groß Gedanken darüber machten. Es existierte kein richtiges Verständnis dafür, dass eine Art nicht für immer da sein würde, dass sie auch einfach aussterben konnte. Flora und Fauna wurden als von Gott geschaffen und unveränderlich wahrgenommen. Darwin lag noch in der Zukunft. Es brauchte wiederum zwei Jahrhunderte, bis der Dodo durch Lewis Carrolls "Alice im Wunderland" traurige Berühmtheit erlangte. Heute ist er zum Symbol für das Artensterben an sich geworden.

Zumindest mit den Tieren, die im Buch von Adams und Cawardine behandelt werden, sind wir damit am Ende angelangt. Ich schließe dem noch einen dritten Teil mit Ergänzungen an, die sich nicht mehr so sehr auf das Buch beziehen.

Die letzten ihrer Art [Teil 1] Buchvorstellung, Umweltschutz

Autor:  halfJack

Douglas Adams und Mark Cawardine
Die letzten ihrer Art
Eine Reise zu den aussterbenden Tieren unserer Erde

Man muss nicht per Anhalter durch die Galaxis reisen, um auf ungewöhnliche Lebewesen zu stoßen. Unsere Erde beheimatet schier unendlich viele davon, von denen wir jeden Tag aufs Neue überrascht werden. Uns stehen mittlerweile Möglichkeiten zur Verfügung, auf dem eigenen Planeten fremde Welten zu entdecken und unbekannte Lebensformen. Dabei dringen wir an Orte vor, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat.
... Okay, Schluss mit dem Star-Trek-Monolog. Worauf wir wirklich stoßen, ist ein drohendes Massensterben.

In den 80er Jahren trat der WWF an Douglas Adams heran mit der Frage, ob er nicht mit dem Zoologen Mark Cawardine um die Welt reisen und über aussterbende Tierarten berichten wolle. Warum übertrug man eine solche Aufgabe wohl dem Autor von humoristischen SciFi-Geschichten? Einerseits sicherlich wegen seiner Bekanntheit. Allein sein Name sollte Werbung für ein Unterfangen sein, das internationale Aufmerksamkeit und Unterstützung brauchte. Andererseits fand man in Douglas Adams jemanden, der durch absolute Unkenntnis glänzte und ohne viel Fachsimpelei von all diesen Reisen erzählen konnte.
Daraus wurde eine Radiosendung und ein begleitendes Buch, das als ungekürztes Hörbuch bei Spotify verfügbar ist. Ich selbst kam über den Vorleser Stefan Kaminski darauf, den ich bereits bei Gaimans American Gods schätzen gelernt hatte.

Nun ja, tatsächlich habe ich zuerst mit der Geschichte des Kakapo angefangen. Ein witziger Einstieg, der auch für sich allein stehen kann (ab Kapitel 66 bei Spotify, "Herzklopfen in der Nacht", falls man mal reinhören möchte).
Douglas Adams hat eine sehr charmante und ehrliche Art des Erzählens, was mit dem Sprechertalent von Kaminski perfekt harmoniert. Als Beauftragte und nicht bloß als zum Urlaub Eingereiste fühlen sich die beiden Entdecker Adams und Cawardine manches Mal privilegiert. Sie erwarten abgelegene Orte, Dschungel und Wildnis. Doch ab und zu treffen sie ihre gesuchten Tiere nicht in menschenleerer Natur, sondern in einer Touristenattraktion. Douglas Adams macht keinen Hehl daraus, zu schildern, wie es wirklich war. Und manchmal wurde daraus kein Abenteuer, sondern nur eine Farce.
Auf der anderen Seite waren manche Naturschutzgebiete für sie wegen der strengen Kontrollen kaum zu erreichen. Als Zuhörer begleitet man Adams und Cawardine nach Madagaskar, Komodo (Sundainseln), Zaire (Kongo), Neuseeland, China und Mauritius. Da es sich um die ungekürzte Fassung handelt, sind recht viele Anekdoten und Ausführungen enthalten, die sich mit der Mentalität des jeweiligen Landes und den Einreiseschwierigkeiten befassen. Die Informationsdichte ist daher nicht besonders hoch, aber meines Erachtens in einem recht guten Maß gehalten für jenen Adressaten, der genauso Laie ist wie Douglas Adams selbst und der von einigen Tieren noch nie etwas gehört hat.
 


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Das Aye-Aye oder Fingertier ist lediglich auf Madagaskar beheimatet. Inseln sind eine Zuflucht für viele Arten, die auf dem Festland nicht überlebt hätten. Lemuren beispielsweise hätten im Kampf um Nahrung gegen die stärkeren Affenarten wahrscheinlich den Kürzeren gezogen. Dem Aye-Aye kommt zugute, dass es auf Madagaskar keine Spechte gibt, sodass Insekten unter der Baumrinde als ideale Nahrung dienen, ebenso Früchte oder Pilze. Hierfür entwickelte das Aye-Aye die (im Deutschen namensgebenden) langen Finger, von denen der dritte sehr dünn ist. Es geht dabei genauso vor wie ein Specht, klopft den Baum auf Hohlräume ab, entfernt die obere Rinde und bohrt den dritten Finger in schmale Spalten, um Insekten rauszuholen. Es hat ein gutes Gehör, um diese Unterschiede wahrzunehmen. Als nachtaktive Primatenart sind zudem Geruchs- und Tastsinn gut ausgebildet. Einzigartig unter Primaten sind seine nachwachsenden Zähne, außerdem hat es Krallen statt Nägeln, was sonst nur beim Krallenaffen vorkommt. Die Zitzen liegen in der Leistengegend, auch das ist untypisch. Neben den ganzen einzigartigen Eigenschaften sind Aye-Ayes optisch so eine Mischung aus total niedlich und merkwürdig gruselig.
In den vergangenen 25 Jahren ist die Population um die Hälfte gesunken und soll sich in den nächsten zehn Jahren nochmal halbieren. Aye-Ayes sind die einzig übrigen Vertreter ihrer Familie. Vor tausend Jahren gab es noch einen weiteren Verwandten, das Riesenfingertier, das mittlerweile ausgestorben ist. Bedrohung geht einerseits davon aus, dass Madagaskar zunehmend erschlossen wird und sich der Lebensraum verkleinert, andererseits werden Aye-Ayes gejagt, weil sie auf Plantagen einfallen und manchmal auch wegen ihres Fleisches. Es gibt einen Aberglauben unter der Bevölkerung, dass man stirbt, wenn man ein Aye-Aye erblickt, darum werden manche auch deswegen getötet.

 


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Wer Btooom! gelesen oder gesehen hat, kennt sie: die Drachen oder Komodowarane, die auf den Sundainseln zwischen Asien und Australien beheimatet sind. Sie sind vermutlich Vorbild für einige Drachenlegenden, auch wenn sie kein Feuer spucken. Als Fleischfresser jagen sie ihre Beute, indem sie in Gliedmaßen beißen und warten, bis das Tier nach zwei, drei Tagen verendet. Im Bericht von Adams und Cawardine wird dies noch auf die Infektion zurückgeführt, doch tatsächlich fand man heraus, dass die Komodowarane ein Gift absondern. Auf die Weise können sie Ziegen, Hirsche und manchmal sogar Wasserbüffel erjagen. Und natürlich auch Menschen, zumindest Kinder. Das Volk auf Komodo baut daher Häuser auf Stelzen, obwohl ein Angriff nur selten passiert. Die Drachen kommen nahezu täglich ins Dorf, werden aber recht einfach vertrieben. Komodowarane besitzen eine hohe Ausdauer und können ihre gebissene Beute über Kilometer hinweg riechen. Eine Mahlzeit brauchen sie nur etwa aller zwei Wochen. Sie verschlingen ihre Beute komplett mitsamt Knochen und scheiden nur Haare, Nägel und Kalzium wieder aus. Es gibt auf Komodo keine Säugetierraubtiere, was dazu führte, dass die Drachen überleben und ein für Echsen ungewöhnlich leistungsfähiges Kreislaufsystem entwickeln konnten. In Australien gab es einen Verwandten, den Megalania, der sechs oder gar sieben Meter lang wurde, im Gegensatz zum kleineren Komodowaran mit "nur" drei Metern. Diese Riesenechsen starben nach dem Pleistozän aus. Auch hier zeigt sich wieder die Besonderheit von Inseln für das Überleben und die Spezialisierung einzelner Arten.
An dieser Stelle ist die Erzählung von Adams sehr desillusioniert. Sie trafen auf Komodo eine Gruppe von abgeklärten Touristen und wurden von ein paar Rangern zu einer Art Raubtierfütterung gebracht, wobei die zur Speise bestimmte Ziege gleich mitgeführt wurde. Die Warane lagen schon um die Futterstelle bereit, sie waren fett und faul geworden, manche von ihnen verließen den Platz gar nicht mehr. Das alles wurde nur als Show für die Touristen abgezogen. Offenbar wird das heute wohl nicht mehr so gemacht, die Bevölkerung verdient dennoch gut an den Waranen durch den Verkauf von Schnitzereien zum Beispiel.
Bedroht ist der Komodowaran vor allem durch Verringerung von Lebensraum und Nahrungsquellen sowie durch die ungleiche Geschlechtsverteilung, da es sehr viel mehr Männchen gibt als Weibchen.
 


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Das Nördliche Weiße Rhinozeros oder Breitmaulnashorn sieht nicht viel heller aus als seine Verwandten, was Douglas Adams erstmal enttäuschte. Der Name geht aber offenbar auf einen Übersetzungsfehler zurück und hatte nichts mit der helleren Färbung der Tiere zu tun, sondern bezog sich auf ihr breiteres Maul, also das afrikanische Wort "wyd" als "wide" statt "white". Daher auch die mittlerweile geläufigere Bezeichnung als Breitmaulnashorn. Sie sind die größten Vertreter der Nashörner. Zur Zeit des Berichts von Adams gab es noch 22 Tiere in einem streng geschützten Gebiet in Afrika.
Dass die Tiere massiv durch Wilderei und Handel mit ihrem Horn bedroht sind, ist eine bekannte Tatsache. Obwohl die Hörner nur aus Keratin bestehen und damit nicht wertvoller sind als unsere Fingernägel, würde man ihnen in der chinesischen Medizin angeblich besondere Wirkung zusprechen. Sie gelten als Aphrodisiakum, doch Douglas Adams bezeichnet diesen Aberglauben wiederum als Aberglauben. In der chinesischen Medizin war Rhinozeroshorn nie ein Aphrodisiakum, aber weil viele glaubten, dass es andere glaubten, hielt sich dieser Mythos hartnäckig. Weit wichtiger sei laut Adams, dass Dolchgriffe aus Rhinohorn im Jemen als Männlichkeitssymbol gelten. Nach seiner Darstellung hat das Horn in dieser Form am Ende einen Wert von mehreren Tausend US-Dollar. Der Wilderer jedoch bekommt dafür nur zwischen 10 und 15 Dollar. Die Idee, den Wilderern dann eben 25 Dollar zu zahlen, damit sie die Tiere nicht töteten, würde wohl nur in dem Schluss münden, dass man so an einem einzigen Tieren gleich 35 bis 40 Dollar verdienen könne. Der Schutz des Nashorns könne also nur dadurch gewährleistet werden, indem man ihn für das Volk selbst profitabel machte.
Nachdem ich mit dem Buch fertig war, habe ich bei allen erwähnten Tieren geschaut, wie es ihnen mittlerweile geht. Von dieser Nashornart leben heute nur noch zwei Weibchen. Das letzte Männchen, das in Kenya gehalten wurde, verstarb letztes Jahr. Insofern nicht durch genetische Forschung und Befruchtung, woran derzeit gearbeitet wird, noch irgendwas gerettet werden kann, ist die Art damit praktisch ausgestorben.
Es bleibt das südliche Breitmaulnashorn, das ursprünglich für ausgerottet galt, bis man ein paar Exemplare entdeckte. Von diesen wenigen Exemplaren stammen alle heute noch existierenden südlichen Nashörner ab. Ihre Zahl erhöhte sich auf an die 20 000 Tiere. Sie werden noch immer gejagt und gelten als potenziell gefährdet.

Damit bin ich bei der Hälfte der Kapitel angelangt und mache vorerst einen Schnitt. Dieser Eintrag ist schon viel zu lang.
Beim nächsten Blog soll es darum gehen, wieso Katzen und Hasen exotische Tiere sind, wie der Kakapo eine Menge Quatsch macht und ihn das Weibchen nicht versteht und außerdem erzähle ich vom bekanntesten ausgestorbenen Tier und seiner Bedeutung. Im dritten und letzten Teil gehe ich darauf ein, was ein einsamer Kaffeebaum über unser Umweltproblem aussagt.