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Unseen Souls

von

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19

Hastig schaltete ich die Dusche ein und ächzte unter dem kalten Wasserstrahl, der auf mich niederging. Es erschreckte mich, wie sehr mein Körper auf Kanda reagierte. Was meinen Gedanken entsprang, schien auf ihn übergegangen zu sein und wie benommen bettete ich die Hände auf den Fliesen.

Wie stark war nur mein Verlangen?

Jetzt genügte es schon, über ihm zu kauern, um mich nahe dazu zu bringen, den Verstand zu verlieren.

Wie haltlos hatten wir uns damals nahe beieinander bewegt, ohne dass mein Körper mich darauf aufmerksam machte.

Es war nie viel dabei gewesen.

Wieder rieb ich mir das Gesicht, strich über mein Haar und hinab zum Nacken. Es wurde besser.

Die Spannungen ließen nach, mein Atem legte sich und bald drehte ich das Wasser wärmer.

Wie ging es weiter?

Ich hob das Gesicht in den prasselnden Strahl. Hier war es eigentlich recht angenehm.

„Allen!“ Plötzlich erhob sich eine Stimme hinter mir. Ihr Klang war unverkennbar und sofort drehte ich mich um.

„Lavi!“

„Da bin ich!“ Ächzend winkte er und war schon dabei, aus den Stiefeln zu schlüpfen. Trotz seiner Eile schien er doch bei bester Laune zu sein. „Jetzt aber schnell! Ich bin total durchgefroren!“

„Gerade erst angekommen?“ Ich strich mir das Haar zurück und sah ihn nicken. Eilig pellte er sich aus dem Mantel und begann die Uniform zu öffnen.

„Ist eisig kalt draußen!“ Schon landete die Uniform auf der Bank. „Der Opa genehmigt sich erst einmal einen Tee aber ich bevorzuge Wärme von außen.“

Schmunzelnd wandte ich mich ab und hielt nach der Seife Ausschau.

Lavi also auch. Wie erwartet. Jetzt fehlte nur noch Marie.

Kurz darauf rauschte eine zweite Dusche.

„Tut das gut!“ Wohlig streckte er sich unter dem Strahl und ich bekam die Seife zu fassen.

„Du glaubst nicht, wie seltsam das ist!“ Seine Stimme erhob sich unaufhörlich. Es störte mich nicht aber ich schenkte ihr auch nicht meine volle Aufmerksamkeit. „Da kommt man aus dem warmen Amerika und dann so etwas. Bin ich froh, dass ich meinen Mantel doch mitgenommen habe.“

„Seid ihr mit der Mission fertig?“, wandte ich mich an ihn und schäumte mich indessen ein.

„Mit der einen. Eigentlich sollten wir noch eine zweite machen aber dann wurden wir zurückgerufen.“

„Hat man euch einen Grund dafür genannt?“

„Mm.“ Er schüttelte sein Haar und puhlte sich im Ohr. „Es soll wohl eine Besprechung geben.“

Ich wusste es.

Er fuchtelte mit der Hand und ich warf ihm die Seife zu. „Danke. Komui meinte, wir haben Zeit, uns auszuruhen, also dürfte es nicht so schnell losgehen. Sind die anderen denn schon da?“

„Bis auf Marie.“

„Ist das so?“ Das freute ihn. „Dann lass uns nachher etwas zusammen machen.“
 

Es war ein seltenes Bild, wie wir alle kurz darauf in der Lounge saßen.

Ich hatte es mir auf der Armlehne eines Sofas gemütlich gemacht und ließ die Beine baumeln, während ich an einem Milchshake saugte. Lavi überragte uns. Er saß auf der Rückenlehne und über Crowley, der Mirandas gepeinigte Schläfen massierte. Der Kopfschmerz war immer noch da und während sich Lavis und Linalis Lachen erhob, mischte sich hin und wieder ein genüssliches Seufzen darunter.

Wir waren alle beisammen.

Fast alle, denn außer Marie fehlte natürlich noch einer. Lavi wäre losgezogen, ihn zu suchen, hätte ich ihn nicht gewarnt. Eine Stimmung, hatte ich gesagt, so schwarz wie der tiefste Abgrund und zum Glück hatte ihn die Beschreibung von seinem sinnlosen Unterfangen abgebracht. Jetzt war er in Erzählungen verstrickt, während mir noch alles wehtat.

Ich war nicht so klug gewesen und hatte auch niemanden, der mich von dummen Ideen abhielt.

„Und dann?“ Linali war neugierig. „Was ist dann passiert?“

„Jedenfalls war da dieser riesige Typ!“ Ausschweifend hob Lavi die Arme, demonstrierte uns diese wirklich enorme Größe. Ich schaute nur kurz hin, bevor ich weiter an meinem Strohhalm saugte.

„Ach, tut das gut“, erhob sich wieder Mirandas Seufzen.

„Aber immer doch, meine Liebe.“ Crowley seufzte zurück und Lavi lachte.

„Und der kam auf den Panda zu und beschwerte sich, wieso wir da herumstanden. Dabei ist doch nichts dabei, irgendwo zu stehen.“

„Ganz recht“, pflichtete Linali bei und ich schielte zu dem Strohhalm.

Ein Stück Erdbeere musste festhängen. Ich saugte stärker.

„Da bin ich natürlich dazwischen gegangen und habe ihm gesagt...“

Jetzt kam die Zeit sich zu beweisen und Linali staunte, als Lavi weiterredete.

„Diese Jugend“, seufzte Crowley mittendrin. „Müssen die denn immer auf Konfrontation aus sein?“

Neben mir begann sich Linali das Auge zu reiben und Stirnrunzelnd zog ich den Strohhalm aus dem Becher und starrte ihn an.

„Und dann war wieder alles in Ordnung.“ Lavi rückte auf dem Polster herum. Linali war weiter am Auge zugange und während ich mich nur mit meinem Strohhalm befasste, wurde Lavi darauf aufmerksam. „Hast du etwas im Auge?“ Er neigte sich hinab und nickend wandte sich Linali ihm zu.

„Schaust du kurz?“

„Natürlich.“ Mit vor Konzentration erhobener Augenbraue starrte Lavi sie an und nur kurz lugte auch ich zur Seite. Als ich nochmal am Strohhalm saugte, war er endlich wieder frei und quietschend verstaute ich ihn wieder im Plastikdeckel.

„Nur eine Wimper“, nuschelte Lavi. „Warte, die kriege ich.“

Waren sie nicht niedlich?

Stoisch begann ich wieder zu saugen und Timcanpy zu beobachten, der über unseren Köpfen flatterte.

Genau wie der eine oder andere schwarze Golem.

„Wird es besser?“ Auch Crowley kümmerte sich noch um Miranda.

„Viel besser, danke.“

Über uns begann Lavi wieder zu lachen.

Die garstige Wimper war entfernt aber jetzt wurde er auf etwas anderes aufmerksam.

„Die Augen hast du von deinem Bruder“, bemerkte er und während ich die Nase rümpfte, lachte Linali.

„Ja“, gab sie zu und wurde auf Crowley aufmerksam. „Von wem hast du deine Augen, Crowley?“

„Von“, der Mann wirkte plötzlich etwas bekümmert, „meinem Großvater.“

„Ah ja“, erinnerte sich Lavi und kam nicht um ein Grinsen. Ich erinnerte mich auch an das einzigartige Bild im Foyer des Schlosses, welches Crowley bewohnt hatte. Zusammen mit Eliade. Darauf ansprechen sollte man ihn wohl erst recht nicht. Vermutlich dachte er ohnehin längst von selbst daran und schon lenkte Lavi seine Aufmerksamkeit auf Miranda.

„Und unsere Miranda? Wem hat sie ihre Augen zu verdanken?“

„Meine Augen?“ Miranda verfiel einer gewissen Irritation. „Ich weiß es nicht. Aber meine Augen sind auch nichts Besonderes und nicht wert, dass man sich solche Fragen stellt.“

Das amüsierte Lavi. Auch Linali schmunzelte, während Crowley ein erneutes Seufzen ausstieß.

„Und unser herzallerliebster Allen?“ Ein Klaps traf meine Schulter. „Hat er seine Augen von seiner Mutter oder seinem Vater?“

Wie reizend.

Resigniert saugte ich weiter, kam kurz darauf jedoch nicht um ein Lächeln, mit dem ich mich zu Lavi umdrehte.

„Und du?“, erkundigte ich mich. „Wie steht’s mit deinen Augen? Scheinbar hast du ja nur eines. Erzähl uns lieber etwas darüber.“

Lautlos öffnete sich Lavis Mund. Mit einem Mal stand er im Mittelpunkt und schien sich am Ende wenig darüber zu freuen. Er grübelte, als sich auch Linali erwartungsvoll umdrehte und tief durchatmend wandte ich mich ab. Natürlich würde er nicht antworten aber mein Ziel erreichte ich allemal.

„Miranda hat schon Recht. Dieses Thema ist wirklich sinnlos“, winkte er kurz darauf ab. „Reden wir doch über etwas an...“

Er verstummte, als sich die Golems meldeten. Gleichzeitig blickten wir auf und lauschten der Stimme, die sich meldete.

„Alle Exorzisten finden sich bitte in fünf Minuten bei Abteilungsleiter Komui ein.“

Der Strohhalm rutschte mir aus dem offenen Mund, Linali hob die Brauen und Lavi kratzte sich im Schopf. „Es ist soweit“, hauchte Crowley und Miranda nickte. Wir begannen uns zu regen, kamen auf die Beine.

„Hoffentlich habe ich danach noch genug Zeit, ein wenig zu schlafen.“ Miranda zog ihren Pullover zurecht, wurde von Crowley getätschelt.

„Bestimmt, meine Liebe.“

„Was bin ich gespannt.“ Lavi rutschte von der Rückenlehne. „Mal schauen, was Komui auf dem Herzen hat.“

Was diesen Punkt anging, in mir gab es eher Befürchtung als Erwartung. Nach der letzten Besprechung und deren Inhalt blieb mir nichts anderes übrig. So setzten wir uns in Bewegung und als wir das Ziel erreichten, sahen wir dort die beiden, die der kompletten Gruppe noch fehlten.

Gerade erreichte Marie die Tür. Gekleidet in bequeme Sachen war ihm doch anzusehen, dass er gerade erst eingetroffen war. Es musste Hektik gegeben haben, denn er rückte noch an seinem Gürtel, während meine Augen geradewegs an ihm vorbeidrifteten und sich auf den Letzten im Bunde richteten. Seine Schritte endeten vorerst bei Marie.

„Yu!“ Freudig hob Lavi die Hand und die einzige Reaktion bestand aus einem Augenrollen, mit dem sich Kanda an Marie wandte.

„Ich habe davon gehört.“ Flüchtig musterte er seinen Kameraden. „Du scheinst noch gut davongekommen zu sein.“

Ein Lächeln entfaltete sich auf Maries Lippen. Kurz darauf erreichte seine Hand Kandas Schulter.

„Mir geht es gut. Danke für deine Sorge.“

„Mm.“ Kanda deutete das Nicken nur an, bevor er sich abwandte und natürlich schenkte ich auch dieser Begebenheit meine vollendete Beachtung. Er wies nicht einmal von sich, besorgt gewesen zu sein. Auch Maries Hand und deren Berührung hatte er geduldet und so setzten sie den Weg gemeinsam fort. Nebeneinander, ebenbürtig, und ich schöpfte tiefen Atem, bevor ich ihnen durch die Tür folgte.

Komui war noch kurz mit River beschäftigt, blätterte in einer Mappe und flüsterte mit ihm, während wir uns einfanden. Bookman war bereits anwesend und grüßte uns mit einem Nicken.

„In Ordnung.“ Komui schloss die Mappe und River machte sich kurz an einer Kartenhalterung zu schaffen. Eine Rolle wurde angebracht und während sich Komui von unserer Vollständigkeit überzeugte, wurde die Karte neben ihm ausgerollt. Sofort lenkte sich unsere Aufmerksamkeit auf sie und die Mappe unter dem Arm, trat River zur Seite. Komui nippte noch schnell an seinem Kaffee, rückte an den einen oder anderen Unterlagen und blickte auf.

„Danke, dass ihr alle da seid.“ Das leichte Lächeln, das er uns schenkte, entschärfte die Situation. „Hattet ihr einen schönen Tag?“

Um ein heikles Thema konnte es sich hier nicht handeln und trotzdem stand uns nicht der Sinn nach Ausschweifungen. Es blieb bei einem undeutlichen Murmeln, mit dem sich Komui zufrieden gab.

„Ich habe euch rufen lassen, weil es zu einem weiteren Kontakt mit einem Noah gekommen ist.“

Mein Mund öffnete sich lautlos, langsam setzte ich mich auf und war mit einem Mal mehr als aufmerksam. Und ich war nicht der einzige, der kurz darauf zu Marie lugte.

„Marie traf einen von ihnen am gestrigen Tag in Polen. Marie?“ Komui nickte ihm zu.

„Es geschah in der Nacht in Lysa, einer Stadt nahe der östlichen Grenze Polens“, begann er zu erzählen. Eine interessierte Stille begleitete seine Worte. „Das Seltsame daran war, dass dieser Noah alleine reiste.“

„Das heißt, er war in Lysa nur auf der Durchreise?“, erkundigte ich mich und Marie nickte.

„Aber es war im Allgemeinen kein Treffen, wie wir es von den Noah gewohnt sind. Der Noah gab sich mir zu erkennen, war aber nicht auf einen Kampf aus.“

Ich verengte die Augen. Neben mir tauschten Crowley und Lavi Blicke. Selbst aus Kandas Richtung nahm ich eine Regung wahr.

Es waren seltsame Neuigkeiten.

„Noch während ich einzuschätzen versuchte, wie mit der Situation umzugehen ist, verschwand er, als hätte er sich aufgelöst."

„Das war das erste Treffen mit einem Noah seit einem Monat“, ergriff Komui das Wort. „Gerade dieses Zusammentreffen ist bedeutungsvoll und interessant. Es lässt darauf schließen, dass die Noah etwas planen, das sie der Jagd auf Exorzisten vorziehen.“ Er zückte einen Zeigestab und wandte sich zur Karte. „Lasst uns das mal kurz zusammenfassen.“ Der Stab wies auf die Slowakei. „Das vorletzte Treffen mit einem Noah erlebte Kanda vor 36 Tagen hier in Púchov. Wir sehen die geringe Distanz zu Polen.“ Der Stab wanderte weiter. „Davor, 41 Tage her, trafen Lavi und Crowley auf einen Noah hier in Tschechien und in der Stadt Liberec, die auch an Polen grenzt. Auch wenn es bei Marie nicht zum Kampf kam, bei Kanda, Lavi und Crowley war es anders und deswegen will ich euch warnen und darauf aufmerksam machen, was für eine Gefahr von dieser Gegend ausgeht.“

„Versuchen wir herauszufinden, was sie planen?“, fragte Lavi, doch sofort wurde der Kopf geschüttelt.

„Derzeit stehen zu viele wichtige Missionen an.“ Komui lehnte sich zurück. „Ich kann es mir gerade nicht leisten, mehrere von euch auf so eine unsichere Langzeitmission zu schicken.“ Er zuckte mit den Schultern. „Wir haben keine Anhaltspunkte, also wo würdet ihr ansetzen?“

Das folgende Schweigen bestätigte ihn nur in seiner Meinung.

„Wir werden es wohl auf uns zukommen lassen und auf einen Punkt warten, an dem wir etwas Handfestes haben, das es uns erlaubt, einzugreifen. Sollte dieser Zeitpunkt kommen, bin ich natürlich bereit, sofort zu handeln.“

Etwas schleifen zu lassen, gefiel mir nicht aber ich sah die ausweglose Situation und akzeptierte es. Selbst ich würde den ersten Schritt nicht erkennen. Es gab keine Möglichkeit, einem potentiellen Plan auf die Schliche zu kommen.

Bisher waren es zu viele Spekulationen.

„Ich bitte euch, vorsichtig zu sein, wenn euch Missionen in diese Umgebung führen. Haltet euch auch davon fern, euch in einen Kampf mit einem Noah zu stürzen, wenn ihr alleine unterwegs seid.“ Komuis Augen drifteten zur Seite und aus Kandas Richtung erhob sich ein tiefes Durchatmen. Auch ich spähte kurz zu ihm und ich schätzte, es verwunderte niemanden.

Doch hätte ich mich zurückgezogen, wäre ich auf einen Noah getroffen?

Wenn ich alleine unterwegs war und sich mir dieser Feind bot?

Wohl kaum.
 

Es blieb bei weiteren Minuten, in denen wir vor dem Kontakt mit Noah gewarnt und darauf aufmerksam gemacht wurden, vorsichtig zu handeln. Jeder Verlust wäre fatal. Komui wollte ihn nicht tragen und als es dem Ende der Besprechung entgegenging, hatten wir es begriffen. Hoffentlich.

„Das wär’s.“ Zufrieden nickte Komui uns zu. „Ihr könnt gehen. Nur Allen und Kanda, ihr bleibt bitte.“

Was das bedeutete, das musste ich mich nicht fragen. Auch die Freude, die in mir emporstieg war eine deutliche und ehrliche.

Eine Mission mit ihm. Ein reizender Fakt.

Lavi tätschelte mich, bevor er sich auf den Weg machte und es dauerte nicht lange, da gab es nur noch uns drei.

Was hier geschah, war beinahe zu schön, um wahr zu sein. Als würden sich die Zufälle meinem Begehren neigen. Als erfülle mir das Schicksal einen egoistischen Wunsch nach dem anderen.

Irritierend. Ich hatte es nie für einen Gönner gehalten.

Schon wurden uns zwei Mappen gereicht.

„Es ist möglich, dass die Mission euch sehr fordern wird, also ruht euch heute Nacht gut aus.“

Das wünschte ich mir auch. Jedes Mal aufs Neue.

Blieb nur abzuwarten, wie gönnerhaft sich mein Schicksal in den kommenden, dunklen Stunden zeigte.

Neben mir wurde die Mappe bereits geöffnet und unter einem stillen Seufzen tat ich es Kanda gleich und warf einen Blick auf die Landkarte. Spanien. Huesca.

„Der Inhalt der vergangenen Besprechung trifft vor allem auf diese Mission zu.“ Komui faltete die Hände auf dem Tisch und musterte uns. „Die Chancen auf ein Innocence sind groß. In Huesca stationierte Finder meldeten einen mehrfachen Feindkontakt mit Level 1. Sogar ein Level 3 tauchte vor kurzer Zeit auf. Um diesen hat sich Linali auf der Durchreise gekümmert aber zu erkennen, dass die Akuma dort auf etwas aus sind, ist nicht schwer und wo Akuma des Öfteren waren, dort tauchte bisher meistens auch ein Noah auf. Nur eine Frage der Zeit. Ihr werdet zu dieser Stadt reisen und Nachforschungen anstellen. Möglicherweise werdet ihr sogar ein Innocence sicherstellen können. Genauer hinzuschauen lohnt sich dort auf jeden Fall.“

„Mm.“ Ich juckte mich an der Wange. „Wann sollen wir aufbrechen?“

„Morgen in aller Frühe. Macht das unter euch aus.“ Somit lächelte Komui und sah sich nach seinem Kaffee um. „Das wäre alles.“ Er wurde fündig. „Viel Glück und meldet euch, sobald etwas bei den Recherchen herausgekommen ist.“

Schmunzelnd schloss ich die Mappe und kam auf die Beine.

Was mich anging, ich empfand heimtückische Freude, denn ich sah Gelegenheiten, Kanda weiterhin zu erforschen, ihn zu betrachten, wenn er es nicht bemerkte und so viel mehr.

Gemeinsam verließen wir Komuis Büro, als dieser an seiner Tasse hing und kaum traten wir in die Wissenschaftsabteilung, da wandte ich mich an Kanda. Ich genoss jeden Grund, ihn anzusprechen.

„Wie sieht’s aus?“, erkundigte ich mich und sah ihn die Stirn runzeln.

„Wie soll es aussehen?“, antwortete er und es fiel mir ein weiteres Mal auf, wie missgestimmt er war und blieb. „Wir brechen um fünf auf.“

Das war unsere Absprache. Kurz und so prägnant, wie er es nun einmal war und kaum war die Sache geklärt, da zog er weiter und ließ mich zurück. Meine Augen folgten ihm und ohne dass ich über mich herrschte, holte ich Luft.

„Kanda.“ Ich nannte seinen Namen und gleichzeitig erschrak ich, denn ich wusste nicht, was ich zu sagen hatte. Es war ein plötzlicher Drang, weitere Worte mit ihm zu wechseln und ein Quäntchen seiner Beachtung zu ergattern. Und er hielt tatsächlich inne und wandte sich um. Fast lauernd beobachtete er mich anschließend, abwartend jedoch ungeduldig und mit einem Mal fiel es mir ein. Worte, die ernstzunehmend waren und in denen ausnahmsweise ein Fünkchen Wahrheit steckte.

„Wollen wir den Tag mit einer Revanche beenden?“, erkundigte ich mich also.

Es war seine Nähe, nach der ich erneut gierte. Wie ein Mensch, der kurz vor dem Erfrierungstod stand und den nur diese einzige Wärme retten konnte. Genauso fühlte ich mich aber bevor ich mich versah, kehrte er mir abermals den Rücken.

„Nein“, vernahm ich seine Stimme, als er die Abteilung verließ, doch ich folgte ihm und tat es entspannt, denn ich hatte ihn nur zu provozieren, damit er meinem Willen nachkam.

„Vorhin war ich nicht in Form“, blieb ich meinem Vorhaben treu. „Aber jetzt bin ich in der Lage, dich in Grund und Boden zu prügeln. Natürlich nur, wenn du dich traust, es darauf ankommen zu lassen.“

Abermals blieb er stehen. Seine Schultern hoben und senkten sich unter einem tiefen Atemzug und die Mimik, mit der er sich anschließend erneut zu mir drehte, war eine seltsame.

War es Skepsis?

Nein, es schien tiefer zu reichen.

„Das von vorhin“, sagte er, „war eine beschämende Katastrophe.“

War es das? Ich hatte keine Scham gespürt.

„Nerv mich nicht mit so etwas.“

Als er ging, wirkte es so endgültig, dass mir keine weitere Provokation einfiel. Viel eher entspannte sich mein Gesicht und still sah ich ihn entkommen. Ich verlor ihn für diesen Tag und Stirnrunzelnd wandte auch ich mich ab, als er hinter der nächsten Ecke verschwand.

So hatte er es wahrgenommen?

Ich rieb mir den Mund, grübelte und schüttelte bald den Kopf, nun selbst auf dem Weg zu meinem Zimmer.

Natürlich hatte ich es nicht darauf angelegt, ihm mein wahres Können zu zeigen. Nicht einmal im Stande wäre ich dazu gewesen, denn er war eine zu starke Ablenkung.

Wie hätte ich mich auch konzentrieren sollen?

Hatte er mich durchschaut? Begriffen, wie gleichgültig mir dieser Zweikampf war?

Nein.

Wie unumstößlich fühlte sich diese Überzeugung an.

Es war nicht sein Tag. Seit jenem Treffen und jenem Moment, in welchem ich ihn berührte.

Er war frustriert, wohl auch zermartert von ziellosen Grübeleien, die ihn auf keinen Nenner brachten.

Was wunderte es mich?

Es war alles so durchschaubar. Was mich anging, ich begann mich zu entspannen und erreichte meinen Raum nach einem gemächlichen Spaziergang. Es war natürlich noch nicht an der Zeit für Schlaf. Meine Freunde warteten und so verbrachte ich den Rest des Tages mit ihnen. Er wurde gefüllt mit Gesprächen, Lachen und Erzählungen. Ein Tag, der mich zufrieden stellte und mich mit neuer Kraft erfüllte. Seltene Gelegenheiten mussten ergriffen werden.

Prinzipiell in jedem Gebiet.
 

-tbc-



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