Zum Inhalt der Seite

Kindheitsmomente

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Charaktere: Barty Crouch Junior (5), Mrs Crouch, Barty Crouch Senior Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Das Spiel der Kenmare Kestrels

Das laute Getöse unzähliger Fans drang an die Ohren des kleinen Jungen. Überall um ihn herum waren Jubelrufe zu hören; manche grölten aus voller Kehle Hymnen für ihre Mannschaft oder fielen in Spottgesänge gegen die gegnerische Mannschaft ein. Die Anspannung schien greifbar in der Luft zu liegen. Erwartungsvoll sah Barty auf das große leere Quidditchfeld, während er aufgeregt die Hand seiner Mutter umklammerte.

„Dauert es noch lange?“, fragte er und rutschte unruhig auf seinem Sitz herum. Es war ein guter Sitz, den sein Vater da bekommen hatte, mit perfekter Sicht auf das ganze Feld.

„In wenigen Minuten sollte das Spiel beginnen“, antwortete Mr Crouch kühl.

Augenblicklich verfiel Barty in tiefes Schweigen und gab sich alle Mühe ruhig zu bleiben. Er konnte spüren, dass es seinem Vater nicht passte, wie unruhig er sich verhielt. Aber alles war so aufregend! Er war noch nie bei einem Quidditchspiel gewesen.

Mit klopfendem Herzen spähte Barty zu dem Feld hinunter, zu den drei großen Ringen, die sich jeweils am Ende des Spielfelds befanden, und in die Publikumsmasse hinein. Es war das Finale der Saison. Die Kenmare Kestrels gegen die Ballycastle Bats. Barty wusste nicht ganz so viel mit den beiden Mannschaften anzufangen, aber das fand er auch nicht schlimm. Ihm ging es einzig und allein um das Spiel.
 

Plötzlich entbrannten tosender Beifall sowie liebliche Harfenklänge aus den Zuschauerreihen. Grüne Flaggen, die mit zwei gelben, Rücken an Rücken stehenden Ks bedruckt waren, wurden euphorisch geschwungen, während über dem Spielfeld eine kleine Schar grün-gold gekleideter Gestalten in die Luft sauste.

Fasziniert beobachtete Barty das ausgelassene Treiben der Leprechauns. Sie flogen einen schwungvollen Bogen einmal um das Publikum herum und teilten sich anschließend zu drei kleinen Gruppen, die von funkelnden Blitzen umtanzt wurden. Zwei der Grüppchen formten jeweils ein verschnörkeltes K, stellten sich Rücken an Rücken und stiegen langsam nach oben.

„Guck mal, Barty“, flüsterte seine Mutter und deutete auf die dritte Gruppe. Voller Staunen sah Barty, wie sie sich zu einem prächtigen Turmfalken zusammengetan hatte und nun in spektakulären Spiralen, die beiden Ks umkreiste. Als die Leprechauns ihren höchsten Punkt erreicht hatten, drehte der Falke auf einmal in einem eleganten Schlenker ab, vollführte einen Looping und schoss auf die anderen beiden Koboldgruppen zu. Entsetzte Laute drangen hier und da aus den Reihen des Publikums, die sich schnell in staunende Ohs und Ahs verwandelten, als der Falke auf die beiden Ks traf und die Formation zum Explodieren brachte. Einem Feuerwerk gleich stoben die Leprechauns auseinander und hinterließen einen atemberaubenden Funkenregen in den Farben der Kenmare Kestrels.

Lachend verfolgte Barty, wie die Leprechauns sich unter begeistertem Applaus verbeugten und wieder von dannen zogen.
 

„Das war toll!“, rief er glücklich und versuchte nach einem der bunten Funken zu greifen, die vom Himmel fielen. Ein Strahlen hatte sich auf seinem sommersprossigen Gesicht ausgebreitet, während er unwillkürlich aufgesprungen war, um besser sehen zu können.

„Bartemius, setz dich hin“, sagte sein Vater da auch schon. Eilig tat Barty, wie ihm geheißen, doch konnte er nicht umhin, zu nörgeln: „Aber dann sehe ich nicht mehr so gut, Vater.“

„Nimm das.“

Erstaunt sah Barty zu seinem Vater und nahm mit großen Augen das Omniglas entgegen. „Damit kannst du das Spiel ganz nah verfolgen und dir alles immer wieder ansehen“, erklärte dieser und zeigte seinem Sohn, wie er das Omniglas zu benutzen hatte.

Voller Ehrfurcht sah Barty durch das Gerät hindurch. Es war viel zu groß für seine kleinen Kinderhände, doch störte er sich nicht daran. Alles, was zählte, war die Aufführung der Leprechauns, die er durch das Glas noch einmal sehen konnte. Dieses Mal war er jedoch so nah dran, dass er jedes der kleinen Koboldgesichter ganz genau erkennen konnte.

„Danke, Vater“, rief Barty, als er sich kurz von seinem neuen Spielzeug losreißen konnte und umklammerte mit einem glücklichen Grinsen das Omniglas.

„Sieh mal, Barty, da kommen die Maskottchen der Ballycastle Bats“, mischte sich seine Mutter ein.

Neugierig sah Barty auf und erstarrte. Das Herz rutschte ihm in die Hose beim Anblick der dunklen Wolke aus Fledermäusen.

„Willst du nicht dein Omniglas benutzen?“

Eilig schüttelte Barty den Kopf und vergrub kurz darauf das Gesicht im Ärmel seiner Mutter.

„Die sind gruselig“, murmelte er.

„Aber die tun dir doch nichts“, sagte Mrs Crouch, während sie ihrem Sohn beruhigend übers Haar streichelte. „Sie sind ganz harmlos. Ich dachte, du magst Barny den Flughund aus der Werbung.“

Doch Barty kniff trotzig die Lippen zusammen. „Nein, mag ich nicht mehr“, erklärte er. „Der sieht in echt böse aus.“

„So darfst du nicht urteilen“, mahnte ihn sein Vater. „Nicht alles, das gruselig aussieht, muss böse sein. Meistens sind die unscheinbarsten oder charmantesten Zauberer die schrecklichsten.“

Aber Barty verstand nicht wirklich, was man ihm damit sagen wollte. Stattdessen hielt er sich wieder das Omniglas vor die Augen und ließ ein weiteres Mal den Auftritt der Leprechauns zurückspulen.
 

„Und nun begrüßen Sie mit mir die Spieler der Kenmare Kestrels!“, dröhnte die Stimme des Kommentators über das Publikum hinweg, nachdem die Fledermäuse wieder verschwunden waren.

Unter tosendem Beifall und vereinzelten Harfenklängen liefen sieben Spieler aufs Feld, alle in grüne Umhänge gekleidet. Ausgelassen winkten sie den Zuschauerreihen zu, während sie sich auf der Mitte des Spielfelds positionierten. Dann erschien die andere Mannschaft. Ihre schwarzen Umhänge wehten hinter ihnen im Wind und gaben ihnen entfernt das Aussehen ihres Flughund Maskottchens.

Die beiden Mannschaftskapitäne reichten sich in freundschaftlichem Gruß die Hände; Barty hörte, dass sie sich ein gutes Spiel wünschten und verfolgte gespannt durch sein Omniglas, wie die Spieler auf ihre Besen stiegen. Einen kurzen Augenblick schien das gesamte Stadion vor Anspannung die Luft anzuhalten, dann warf die Schiedsrichterin den Quaffel in die Höhe. Sofort stürzten die Jäger hinterher, während die übrigen Spieler eilig ihre Positionen bezogen.
 

Aufgeregt versuchte der kleine Barty dem wilden Ballwechsel zu folgen. Um ihn herum begann das Publikum zu schreien, zu jubeln und zu buhen und verlor sich in einem fiebrigen Getöse, aus dem die verstärkte Stimme des Kommentators dröhnte.

Das erste Tor war gefallen und Barty stimmte in den begeisterten Jubel mit ein. 10:00 für die Kenmare Kestrels. Über den Köpfen der Zuschauer begannen die Leprechauns einen kleinen Freudentanz aufzuführen, während unter ihnen das Spiel wieder seinen Lauf nahm.

„Ich möchte das die Kenmare Kestrels gewinnen!“, rief Barty mit leuchtenden Augen, als das zweite Tor für die Iren gefallen war. „Vater, sie werden doch gewinnen, oder?“

„Das wird sich am Ende des Spiels zeigen, Bartemius. Beide Mannschaften haben hart für dieses Finale trainiert — da wird wahrscheinlich erst der Schnatzfang entscheiden, wer den Sieg davonträgt.“

Mr Crouch behielt recht. Mit zunehmender Anspannung musste Barty mit ansehen, wie sich die Kenmare Kestrels ein erbittertes Kopf an Kopfrennen gegen die Ballycastle Bats lieferten. Jedes Mal, wenn ein Tor für die Iren fiel, sprang er jubelnd auf. Seine Wangen waren ganz gerötet vor lauter Aufregung, während er lachend auf seinem Platz auf und abhüpfte und es den erwachsenen Zauberern gleichtat und die Fäuste in die Luft reckte. Neben ihm fielen auch seine Eltern in den Applaus ein, als sie gemerkt hatten, mit welchem Enthusiasmus ihr Sohn seine Mannschaft gewählt hatte. Selbst Mr Crouch entlockte die fröhliche Atmosphäre ein leichtes Lächeln in dem sonst so ernsten Gesicht.
 

Dann jedoch gewannen die Ballycastle Bats an Punktevorsprung: 30:70 für die Kestrels.

Fieberhaft begann Barty mit seinem Omniglas das Spielfeld nach dem Schnatz abzusuchen, in der kindlichen Hoffnung, dass er somit seiner Mannschaft helfen konnte. Er konnte den goldenen Ball jedoch nirgends entdecken. Voller Bange verfolgte er den weiteren Verlauf, der gar nicht so gut für die Kestrels aussah. Ihr Hüter schien nach dem großen Punkterückstand unkonzentriert geworden zu sein und ließ immer mehr Bälle durchgehen.

„Wenn das so weiter geht, haben sich die Bats bald ihren Sieg gesichert“, hörte Barty die Stimme des Kommentators. Und noch immer war vom Schnatz nichts zu sehen!

„Die [iKenmare Kestrels dürfen nicht verlieren“, rief Barty verzweifelt und klammerte sich vor lauter Spannung an den Arm seiner Mutter. Mittlerweile stand er wieder auf seinem Sitzplatz, um besser das Spielfeld im Auge haben zu können, doch sagte sein Vater diesmal nichts dazu.
 

Und dann holten die Kestrels zum Gegenschlag aus. Nachdem sie wieder im Quaffelbesitz waren, beeindruckten sie das Publikum durch geschickte Jägerformationen und sicherten sich in einem erbitterten Kampf gleich vier Tore hintereinander. Es schien unglaublich. Gebannt waren alle Augen auf die drei Jäger gerichtet, die in waghalsigen Manövern den Klatschern und gegnerischen Spielern auswichen und in der Falkenkopf-Formation das Spielfeld unsicher machten.

„Warum nicht gleich so?“, hörte Barty seinen Vater zufrieden brummen und sah ihn strahlend von der Seite an. „Sie werden doch jetzt gewinnen, oder?“, fragte er.

„Ich weiß es nicht, es bleibt no- Sieh mal!“

Sofort folgte Barty dem Zeigefinger seines Vaters und erkannte, dass die beiden Sucher sich eine wilde Verfolgungsjagd lieferten. Ein goldener Schimmer war nur noch wenige Meter von ihnen entfernt. Voller Hoffnung kreuzte Barty die Finger, während die beiden Sucher dem Schnatz immer näher und näher kamen.

Plötzlich stießen sie zusammen. Keiner konnte erkennen, wer nun wen letzten Endes gerammt hatte, doch war eines klar: Das Spiel war entschieden.
 

Lachend drehte sich der kleine Junge um sich selbst, die Arme hatte er weit ausgebreitet, als könnte er die ganze Welt umarmen.

„Hast du gesehen?“, rief er mit leuchtenden Augen. „Dann hat er den Quaffel genommen und plötzlich die Engländer, aber Sweeney schnappt ihn sich und …“, während er erzählte, sprang er wild hin und her, in seinen Händen einen unsichtbaren Quaffel haltend. „Wusch TOOOOOOR!“, brüllte er auf einmal, als er vor seinem inneren Auge ein weiteres Mal den atemberaubenden Vorstoß der Kenmare Kestrels sah.

„Jetzt ist aber gut“, lachte Mr Crouch, packte seinen Sohn bei den Armen und setzte ihn auf seine Schultern, damit er die anderen Zuschauer nicht weiter beim Gehen behindern konnte.

Gedankenverloren starrte Barty hoch hinauf in den Himmel, an dem allmählich die Sommersonne unterging. Eines Tages würde er dort oben fliegen, in voller Quidditch-Montur und vom Tosen des Publikums umbrandet werden. Sie würden ihn sehen, sie würden ihn feiern, denn er würde der beste Quidditchspieler der Welt sein!

Der Gedanke machte ihn ganz hibbelig und es fiel ihm zusehends schwerer, auf den breiten Schultern seines Vaters still zu sitzen.

„Darf ich wieder runter?“, fragte er schließlich.

„Aber nur, wenn du mir versprichst, ruhig neben deiner Mutter und mir her zu gehen.“

Barty nickte aufgeregt, bis ihm aufging, dass sein Vater das gar nicht sehen konnte. „Versprochen“, beteuerte er und spürte, wie ihn sein Vater erneut packte und vorsichtig zu Boden ließ. Bartys kleine Finger umschlossen die großen Hände seiner Eltern, um zwischen ihnen das Quidditchfeld zu verlassen und wieder nach Hause zu gehen.

Trotz der ganzen Euphorie spürte er, dass allmählich die Müdigkeit in seine Glieder kroch. Eigentlich wollte er gar nicht mehr schlafen, denn schließlich war er schon groß und das vergangene Spiel noch viel zu aufregend, als dass er an Schlaf denken konnte. Doch seine Eltern sahen das anders.
 

„Nun aber ab ins Bett mit dir, Bartemius“, sagte sein Vater streng, kaum dass sie wieder zu Hause angekommen waren und die alte Standuhr neun geschlagen hatte.

Widerstrebend machte sich Barty daran die Treppe in den ersten Stock hinaufzusteigen, um in sein Zimmer zu gehen. Oben angekommen hielt er jedoch inne und spähte neugierig zwischen den Stangen des Geländers auf seine Eltern hinunter.

„Danke, Barty“, hörte er seine Mutter leise flüstern. Sie hatte seinen Vater umarmt und den Kopf mit einem glücklichen Lächeln an seine Schultern gelehnt. „Ich glaube, du hast unserem Sohn heute das schönste Geburtstagsgeschenk gemacht, das er je von uns bekommen hat.“

Mr Crouch lächelte mit einem Hauch von Spott. „Ich hoffe nur, dass das Spiel ihm keine allzu große Flausen in den Kopf gesetzt hat. Der Junge war ja völlig außer sich…“

„Ach, hab dich nicht so. Er ist doch noch klein. Und jeder hat irgendetwas, das…“

Barty sah, wie seine Eltern sich wieder aus der Umarmung gelöst hatten und den Weg zur Treppe gingen. Eilig und so leise wie möglich flitzte er zu seinem Zimmer, wo er sich auf sein weiches Bett setzte. Ein breites Grinsen zierte sein Gesicht, während er brav auf seine Eltern wartete. Das musste der bisher beste Tag seines Lebens gewesen sein!
 

ENDE


Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorgegebenes Wort: schönes Geschenk

____________________________________

Anmerkung: Und wer sich jetzt wundert: Jap, da war ein Cameo-Auftritt xD Ich dachte mir, wenn sich Regisseure den gönnen können, warum dann nicht auch Autoren, zumal Sweeney in Irland ein recht häufig verbreiteter Name ist. In Donegal gibt es meines Wissens sogar einen Sweeney Clan. Von daher schien es mir passend, einen Spieler der Kenmare Kestrels so zu nennen |DD Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  RoyalFool
2016-11-29T14:44:26+00:00 29.11.2016 15:44
"Manchmal sind die charmantesten oder unscheinbarsten Zauberer die schrecklichsten."
Bis jetzt fand ich Crouch Senior unsympathisch, weil der so kalt und geschäftsmäßig immer ist, auch seinem Sohn gegenüber. Aber hier gibt es ein paar Bemerkungen von ihm, wo man merken kann, dass er sich bemüht, seiner Rolle als guter Vater gerecht zu werden und seinem Sohn gute Ratschläge für die Zukunft mit auf den Weg zu geben.


Zurück