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Little Presents

Wichtel-OS
von

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Jeder Weg lohnt sich

Obwohl die Sonne schon tief am Himmel hing, versenkte sie den drei auserkorenen Kandidaten regelrecht die Haut. Es war bereits den ganzen Tag über mehr als nur angenehm warm gewesen und zum Leidwesen aller hatte sich kein Lüftchen dazu erbarmt, sich bemerkbar zu machen. Noch nicht einmal ein kleines Wölkchen war sichtbar, das etwas Schatten hätte spenden können.

Ab und an, so konnte man denken, flimmerte die warme, leicht staubige Luft über den weitläufigen Kornfeldern, in denen es manchmal leise raschelte. Sicherlich Tiere, die an dem hochgewachsenen Weizen Gefallen gefunden hatten. Das Getreide leuchtete golden, wodurch die Landschaft alles in allem sehr malerisch und freundlich aussah – trotz der sengenden Hitze.

Sakura blieb stehen und wedelte sich erfolgslos mit der flachen Hand Luft zu. Ihr Haar hatte sie längst zu einem wirren Knoten hochgebunden, sodass ihr nur noch vereinzelte Strähnen im Nacken klebten. Missmutig betrachtete sie die Rücken ihrer Freunde.

Sie war zu vollem Unrecht hier. Es war nicht ihre Idee gewesen, einige der Herbergszimmer mit Juckpulver auszustatten und der Mädchendusche eine Stinkbombe als Präsent zu hinterlassen. Vor allem letzteres war absurd. Aus welchem Grund sollte sie schon freiwillig in einem ekelerregenden Gestank duschen wollen? Jeder, der schon einmal in Kontakt mit solch einem Scherzartikel gekommen war, weiß, wie hartnäckig sich der Mief in einem Zimmer halten konnte. Da half auch das längste Lüften nicht.

Naruto jedenfalls hatte Juckpulver und Stinkbomben für eine gute Idee gehalten und Sasuke ebenso. Doch leider waren ihr Lehrer alles andere als dumm, sodass die Übeltäter dieser Schandtat nicht lange unentdeckt blieben. Die Strafarbeiten hagelten nur so auf sie herein. Und da Naruto und Sasuke in der Schule nur als Trio bekannt waren, hatte man Sakura ebenfalls für diese Streiche verantwortlich gemacht. Da konnten noch nicht einmal die Überzeugungsversuche ihrer Freunde, dass sie unschuldig sei, helfen.

So hatte einer ihrer Lehrer, Kakashi, ihnen einen gemeinsamen Wandernachmittag aufgezwängt, da er genau wusste, wie unheimlich beliebt diese Aktivität bei den Schülern war. Vor allem in der prallen Sonne. Allerdings war er so schlau gewesen, sich einen überdimensionalen Strohhut auf den Kopf zu setzten und sich ein Halstuch gegen die, durch den Weizen, verboten staubige Luft umzubinden.

Während also der Rest der Klasse den Tag im Freibad genießen durfte, mussten die drei Auserwählten hinter ihrem vergnügten Lehrer her zuckeln und darauf hoffen, dass er möglichst bald umkehren wollte. Naruto hatte schon alles Mögliche versucht, doch Kakashi war eine harte Nuss. Jegliche Kommentare prallten an ihm ab und sollte einer von ihnen stehen bleiben, lief er einfach weiter. Das kleine Gespann war nun schon so oft in die kleinsten Trampelpfade abgebogen, dass sie ohne Kakashis Wanderkarte gewiss nicht mehr den Weg zurück zur Herberge finden konnten.

Sakura seufzte. Warum mussten ihre Jungs auch unbedingt auf ihrer aller letzten Klassenreise auf die Sachen zurückgreifen, die sie schon auf ihrer aller ersten getan haben? Und warum wollte keiner der Lehrkräfte glauben, dass sie mit diesen Sachen nichts zu tun hatte? Nur, weil in dem Moment, in dem Naruto und Sasuke erwischt worden, sie allein in ihrem Zimmer war, so dass keiner bezeugen konnte, dass sie zu Unrecht beschuldigt wurde.
 

Ärgerlich stieß sie ein Insekt, das vor ihrer Nase herumschwirrte, mit der flachen Hand weg. Wie gerne säße sie jetzt mit ihren Freundinnen auf einem großen Strandhandtuch, eine Limo trinkend und natürlich mit ihrer Sonnenbrille vor den Augen, damit keiner sehen konnte, dass sie sich nach nackten, durchtrainierten Männerrücken umsah.

Aber hier, umgeben von all den Kornfeldern, gab es weit und breit keinen nackten Rücken, den sie betrachten konnte und wollte – wobei es sie schon immer interessiert hatte, ob ihr Lehrer unter seinen Shirts einen normalen, ein Bierbauch oder gar ein Sixpack verbarg.

Sakura musste sich wohl damit zufrieden geben, sich am Abend all die verpassten Jungs auf dem Handy ihrer Zimmergenossinnen anzuschauen. Zumindest eine von ihnen fotografierte definitiv ungeniert irgendwelche wildfremden Personen. Da war sie sich ziemlich sicher.

Unsicher war sie sich allerdings, ob Kakashi vorhatte noch eine Pause vor ihrem Ziel einzulegen, wenn es dieses überhaupt gab. Sie konnte sich gut vorstellen, dass er die drei einfach nur zur reinen Qual durch die Gegend führte, darauf wartete, dass sie vor Erschöpfung mitten auf dem Boden einschliefen und sogar ihr Sonnenbrand einen Sonnenbrand bekam. Warum hatte sie sich nicht auch einen Hut mitgebracht? Immerhin hatte sie ein Shirt und kein Top an, sodass ihre Schultern vor der prallen Sonne geschützt waren.
 

"Ist es nicht ein herrlicher Tag heute?" Es waren die ersten Worte seit langem. Naruto musste es auch zu anstrengend geworden sein, die ganze Zeit über zu quengeln.

Kakashi lief rückwärts und betrachtete seine drei erschöpften Schüler. Sakura konnte genau sehen, dass sich hinter seinem albernen Mundschutz ein geradezu diabolisches Grinsen verbarg. Wahrscheinlich war dieser anstrengende Wanderweg ebenfalls die Rache für die Lehrerstuhl-Kleber-Aktion letzter Woche.

"Total", murmelte Sasuke und blinzelte der Sonne entgegen. Hoffentlich wurde das Wetter angenehmer, sobald sie nicht mehr zu sehen war.

"Das schönste, was ich je in meinem Leben getan habe", grinste Naruto und streckte sich kurz, "ist dieser Ausflug!" Er kickte einen Stein in das Weizenfeld neben ihm, aus dem eine Maus gerannt kam, die sofort wieder kehrtmachte, als sie Naruto sah.

"Ups. Die habe ich wohl getroffen", sagte dieser und hob die Schultern. "Können wir jetzt umdrehen?"

Sakura verdrehte die Augen. "Je öfter du fragst, desto länger werden wir unterwegs sein."

Sasuke nickte zustimmend und Kakashi lachte. Im Gegensatz zu ihnen sah er nur halb so erschöpft aus. "Aber ich kann euch beruhigen, bald sind wir da."
 

Bald erwies sich als eine halbe Stunde später und der Zielort als eine kleine baumbewachsene Bergkuppe, zu dessen Fuße sich, wie sollte es auch anders sein, ein weiteres großes Kornfeld erstreckte.

Trotzdem verschlug Sakura diese Aussicht die Sprache. Von hier oben war noch ein kleines Stück der Sonne zu sehen, die den Himmel zudem in einen wunderschönen lila Farbton verfärbte.

Sie fragte sich, ob ein Fotoapparat diesen Moment einfangen konnte, aber sie entschied sich dagegen. Sie hätte ja eh keinen dabei gehabt.

Nichts konnte das Gefühl festhalten, das sie mit einem Mal umgab. Rechts und links von ihr ihre beiden Freunde, vor ihr ein phänomenaler Sonnenuntergang und hinter ihr ein endlos langer Trampelpfad, den sie wirklich gemeistert hatten. Und das sollte eine Bestrafung sein?

Natürlich, der Weg war anstrengend gewesen, aber das hier machte es wieder wett.

"Ihr könnt froh sein, dass ihr nicht nach Hause fahren musstet." Kakashi lehnte sich an den Zaun, der wohl dazu dienen sollte, nicht in das Feld zu laufen, und schaute in die Ferne. "Ein anderer Lehrer wäre nicht so milde mit euch umgegangen."

Beschämt zog Naruto den Kopf ein. Es stimmte schon. Kakashi war vergleichsweise freundlich zu ihnen, wenn sie mal wieder etwas getan haben, das … nicht gerne gesehen war, um es mal so auszudrücken.

"Trotzdem muss ich sagen, dass mir meine Zeit als euer Klassenlehrer ohne euch wahrscheinlich nur halb so viel Spaß gemacht hätte." Er lupfte kurz seinen großen Strohhut und blinzelte dann in die Sonne, die nun fast verschwunden war. "Wir haben wirklich einen langen Weg hinter uns."

Sakura war klar, dass er damit nicht nur ihre Wanderroute meinte, sonder auch all die Jahre, die sie aufeinander hocken mussten – und durchgehalten haben.

Wie oft hatte sie schon überlegt, das Handtuch zu werfen und wie oft hat sie sich dazu gezwungen zu beenden, was sie begonnen hat? Das Zahlenverhältnis war auf jeden Fall im Gleichstand.

Nachdenklich schaute sie ihren Lehrer an. Sicher wollte Kakashi ihnen etwas mit dieser Aktion sagen. Einer seiner obersten Prioritäten war es, durchzuhalten. Es gab auch schattige Seiten im Leben, die zu überstehen waren. Und das ging nur, indem man seinen inneren Schweinehund überwand und sich nicht unterkriegen ließ. Am Ende war man froh, eine solche Zeit durchgemacht zu haben.
 

Egel, wie lang der Weg auch sein mochte – er lohnt sich.
 

"Da wir jetzt alle diese schöne Aussicht genießen durften schlage ich vor, wieder zurück zu gehen. Sonst verpassen wir noch das Abendessen." Auffordernd sah Kakashi seine Schüler an.

Entgeistert sackten Narutos Schultern hinunter. "Aber ich war grade dabei, mich auszuruhen!"

Auch Sasuke sah alles andere als verzückt aus. Den ganzen Weg, den sie gelaufen waren, wieder zurück? Bis dahin hatten sie nicht nur das Abendessen verpasst, sondern das Frühstück mit dazu!

Nur widerwillig setzten sich die drei in Bewegung und folgten ihrem Lehrer, der eine andere Richtung einschlug, als die, aus der sie gekommen waren.

"Ist das nicht der falsche Weg? Wir müssen dort lang." Sakura deutete auf den kleinen Pfad, doch Kakashi schüttelte nur den Kopf und marschierte entschlossen durch das Geäst.
 

"Wetten, dieser Weg ist noch länger …", murrte Naruto nach einiger Zeit, blieb dann aber so abrupt stehen, dass Sasuke und Sakura in ihn hineinliefen.

Die Bäume auf der Bergkuppe waren kleine Ausläufe eines Waldes gewesen, durch den sie gehen mussten. Kakashi hatte sie ohne zu Zögern immer weiter geführt, bis sich der Wald wieder lichtete und schließlich endete.

"Was ist los, warum bleibst du stehen?" Sasuke und Sakura stellten sich neben ihren Freund und verfielen ebenfalls ins Schweigen. Etwas unterhalb und keine fünfhundert Meter entfernt von ihnen lag ihre hell erleuchtete Herberge inmitten der bergigen Landschaft.

Kakashi drehte sich zu ihnen. "Jetzt habe ich euch einmal an der Nase herumführen können. Wir sind einfach nur einen riesigen Kreis gelaufen."

Naruto schüttelte den Kopf, grinste und lief weiter. Sasuke tat es ihm nach. Schulter an Schulter liefen sie den schmalen Weg hinunter, die Hände in den Hosentaschen. "Wartet auf mich!", rief Sakura, zögerte einen Moment und setzte sich dann auch in Bewegung. Ihre Freunde blicken ihr erwartungsvoll entgegen.

Nach einigen Schritten drehte sie ihren Kopf über ihre Schulter und betrachtete ihren Lehrer. "Danke!", rief sie, "Dank für alles!"

Sie konnte sehen, wie seine Augen auf ihnen hafteten.

Voller Stolz.

Kein perfekter Tag

So gesehen sollte dieser Tag ein Abenteuer werden. Voller Aufregung, Spaß, Adrenalinstößen und Höhenflüge.

War es ja auch, zumindest bis zu einem bestimmten Zeitpunkt, an dem alles den Bach hinunter fiel. Ganz genau eine viertel Stunde nachdem das Wetter drastisch kippte und ein unerwartetes Frühsommerunwetter einsetzte, das einer großen Masse an Menschen einen eigentlich schönen Tag auf dem Rummel verdarb.

Lediglich zwei Mal jährlich hatte der große Jahrmarkt etwas abseits der Stadt für anderthalb Monate geöffnet, ehe all die schönen Attraktionen abgebaut und der große Platz wieder als regulärer Marktplatz genutzt und die Wiesen ebenfalls wieder freigeräumt wurden. So war es weniger erstaunlich, dass zu diesen Zeiten fast die gesamte Menschheit auf den Rummel ging. Zumindest kam es einem so vor, wenn es galt, sich durch die dichten Menschenmassen zu schieben.

In dieser Ansammlung befanden sich unter anderem auch Shikamaru und Ino, die ihren Freund Choji bereits im Getümmel verloren hatten und nun zu der großen Plattform für die Wasserbahn gingen, da sie erhofften, ihn dort wiederzufinden. Kurz bevor sich ihre Wege ungewollt getrennt hatten, meinte er nämlich, dass er dort unbedingt hingehen wolle. Erst kam Ino zu spät, jetzt hatten sie sich auch noch ihre Wege ungewollt getrennt.

"Dass wir es geschafft haben, Choji zu verlieren, wundert mich immer noch …", murmelte Shikamaru und beeilte sich, mit Ino mithalten zu können. "So groß wie er ist, fällt er einem normalerweise schon auf."

Seine Kindheitsfreundin schüttelte daraufhin nur genervt den Kopf. Ständig musste irgendetwas Dummes passieren, wenn sie zu dritt unterwegs waren. An das letzte ereignisfreie Treffen konnte sich keiner von ihnen mehr so recht erinnern. Sogar wenn sie beschlossen, sich in der Stadt zu treffen, um ein Eis zu essen, passierte etwas, das ihre ganzen Pläne über den Haufen warf.

Shikamaru zwängte sich an einer Frau mit Kinderwagen vorbei, die ihn wütend hinterher schimpfte, als er ihr Wagen leicht anrempelte. Selber schuld. Wer kein Platz machte, musste mit so etwas rechnen.

"Wir müssten nur noch um diesen Stand hier herumgehen, dann sollten wir da sein", sagte Ino und faltete den großen Wegplaner auseinander. Nach einem paarmaligen Umdrehen später stellte sich heraus, dass sie mit ihrer Vermutung Recht gehabt hatte. Keine zwei Minuten Fußmarsch befanden sich noch vor ihnen.

"Ich hoffe wirklich, dass wir ihn schnell wiederfinden", murmelte Ino und schaute gen Himmel, der langsam aber sicher von großen, dunklen Wolken bedeckt wurde. Dabei gab es heute Morgen noch strahlenden Sonnenschein …
 

Bei der Wasserbahn angekommen, standen sie einem klatschnassen Choji gegenüber, der sie wie ein begossener Pudel zwischen seine langen Haarsträhnen hindurch anschaute.

"Oh, was ist denn mit dir passiert?" Shikamaru musterte seinen Freund abschätzig, der sich nur verlegen am Hinterkopf kratzte.

"Ach weiß du, ich dachte, dass ich schon mal ohne euch fahre. Bin leider etwas nass geworden, dafür sind hinter mir fast alle trockengeblieben", antwortete er und schielte zu zwei Mädchen, die kichernd an ihm vorbeigingen.

"Allerdings ist mir jetzt kalt."

Ino seufzte. "Warum musst du dich auch ausgerechnet nach ganz vorne setzten? Was willst du denn jetzt machen? Hier gibt es nichts, mit dem du dich trockenfönen könntest und regnen wird es wahrscheinlich auch bald."

"Äh", machte Choji nur dümmlich und schaute seine Freunde unangenehm berührt an.

"Ich schlage vor, wir gehen nach Hause", sagte Shikamaru, doch sein Freund schüttelte den Kopf, sodass Wassertropfen von seinen Haaren fielen.

"Kommt gar nicht in die Tüte! Ihr bleibt hier, ich gehe. Dann verderbe ich euch nicht den Tag."

Entgeistert schaute Ino den großen Kerl ihr gegenüber an. "Hör mal Choji, wir wollten hier zu dritt hin und …"

"Ist schon gut Ino", antwortete er gelassen und schulterte seine Tasche. "Amüsiert euch, solange es noch nicht regnet. Ich hole mit für den Rückweg vielleicht noch eine Portion Pommes, die habe ich mir jetzt verdient." Er nickte und verschwand anschließend grinsend in der Menge.

"Was war das denn?", fragte Shikamaru verwirrt.

"Lässt der uns tatsächlich einfach so stehen." Inos Miene glich einem Gemisch aus Unglauben, Belustigung und Wut, sollte dies überhaupt möglich sein.

Auch Shikamaru sah allmählich entgeistert aus, hatte er sich doch erhofft, endlich einmal zu dritt etwas zu unternehmen, ohne dass etwas den Bach hinunter fiel. Zudem war er nun mit Ino alleine, was hieß, dass er sicherlich früher oder später von ihr genervt werden würde, weil ihr urplötzlich ein Gott-und-die-Welt-Thema in den Sinn kam, über das sie sich aufregen konnte.

"Möchtest du auch gehen?", fragte Shikamaru, damit ihm selbst diese Frage nicht gestellt werden konnte. Eine Antwort hatte er nämlich nicht.

Fieberhaft biss Ino sich auf ihre Lippe.

"Nein", entschied sie nach einiger Zeit des Überlegens. "Ich habe lange für die Eintrittskarte gespart und Choji ist immerhin schon mit der Wasserbahn gefahren. Ich mit noch gar nichts!"

Shikamaru nickte nur. "In Ordnung."

"Riesenrad?"
 

Von hier oben wirkte die Stadt wie ein etwas zu groß geratenes Miniaturmodell. Sogar ihre Schule am anderen Ende war sichtbar.

Die kleine Gondel schaukelte leicht, als Ino sich vorlehnte, um aus dem Fenster in der Absperrung zu schauen. Leicht besorgt fasste Shikamaru sie am Arm und zog sie zurück.

"Fall nicht", nuschelte er und seine Freundin verdrehte die Augen.

"Keine Sorge, das wird schon nicht passieren. So blöd bin ich nun auch wieder nicht. Ob wir Choji von hier aus sehen können?"

"Dein Ernst? Da sind so viele Menschen und Choji wird sicher schon zurück in der Stadt sein, es wäre also sehr unwahrscheinlich. Ich dachte", er grinste frech, "du wärst nicht so blöd."

"Haha!" Ino streckte ihm die Zunge heraus. "Wirklich sehr witzig!"

Sie erreichten den höchsten Punkt des Riesenrads und blieben für einen kurzen Moment stehen. In der Ferne war wolkenloser Himmel zu sehen. Shikamaru war sich allerdings sicher, dass es bei ihnen in bald anfangen musste zu regnen.

"Wie würdest du reagieren, wenn wir jetzt hängen blieben, sodass wir nicht mehr unten ankommen?" Neugierig schaute Ino ihren besten Freund an, der nachdenklich die Stirn in Falten legte.

"Ich glaube kaum, dass das geschieht und wenn doch, … dann hoffe ich, dass dieses Dach wasserfest ist und ich schlafen kann, wenn du mich lässt, was bestimmt nicht der Fall sein wird."

Abermals verdrehte Ino die Augen, lachte aber, als sich die Gondel langsam wieder in Bewegung setzte und so alle Befürchtungen platzen ließ.

"Ich bekäme bestimmt Panik, also kannst du dir das mit dem Schlafen abschminken", pflichtete sie ihm bei.
 

"Oh Gott ist das süß." Angeekelt verzog Ino das Gesicht und hielt Shikamaru ihre rosa Zuckerwatte unter die Nase. "Kannst du mal halten? Ich habe das Zeug sogar in den Haaren."

Shikamaru nahm die Süßigkeit entgegen und zupfte Ino gleichzeitig die klebrigen Fäden aus der Mähne. Ohne sie weiter zu fragen, schmiss er das rosa Ungetüm in den nächsten Mülleimer und versuchte seine Hände notbedürftig an einem Taschentuch sauber zu machen, dass Ino ihm reichte.

"Ich habe dir gleich gesagt, dass du keine holen sollst. Letztes Jahr hast du die Zuckerwatte auch weggeschmissen", belehrte Shikamaru sie und erntete sich dafür einen Klaps auf den Hinterkopf.

"Geschmäcker ändern sich nun einmal." Ino schaute sich um. Das Riesenrad hatten sie schon länger hinter sich gelassen. "Hey, wie wäre es, wenn wir in das Geisterhaus gehen."

"Nicht dein Ernst." Fassungslos starrte Shikamaru sie an. "Du weißt, dass weder du noch ich die stärksten Nerven haben, um das auszuhalten. Ich habe gehört, dass es dieses Jahr besonders unheimlich sein soll."

"Du, ein Kerl, willst mir grade wirklich klarmachen, dass du Angst vor einem Geisterhaus hast?", fragte Ino wild mit den Händen gestikulierend. Sie wollte nicht so recht glauben, was sie da gehört hatte, wobei es zu Shikamaru passte.

Wenn es zum Beispiel darum ging, welchen Film sie gucken wollten, stimmte er grundsätzlich immer für Action oder eine Komödie. Aber nie Horror – was Ino eigentlich auch ganz recht war, allerdings hatte sie noch nie das Vergnügen gehabt, durch ein Geisterhaus zu gehen. Warum also nicht jetzt?

"Komm schon. Für mich, ja?", bat sie und schaute Shikamaru aus großen Augen an.

"Ich tu's. Verdammter Hundeblick!", zischte er und steuerte auf das relativ große, dunkle Haus zu, vor dem sich eine kleine Warteschlange gebildet hatte.
 

"Es regnet", stellte Shikamaru nüchtern fest, kurz bevor sie der Mann vor dem Eingang eintreten ließ.

"Versuchst, deine Angst zu überdecken, was?", neckte Ino ihn.

"Dir geht es doch auch nicht besser", kam es genervt zurück, was den Typen, der sie nun einließ, zum Grinsen brachte.

Das erste was ihnen auffiel, nach dem sie durch den dicken Vorhang gingen, war, dass sie nichts sahen. Die tiefste Dunkelheit lag vor ihnen, sodass sie nicht wussten, wohin.

"Du bist noch da, oder?", fragte Ino nun doch verunsichert und tastete nach ihrem besten Freund. Als sie seinen Arm erwischte, klammerte sie sich daran fest.

"Oh Gott!" Erschrocken zuckten beide zusammen, als weiter entfernt von ihnen ein kleines, spärliches Licht anging und ihnen den Weg wies.

Shikamaru wollte losgehen, doch Ino hielt ihn zurück. "Was?", fragte er. "Unbedingt hier rein wollen, aber dann kneifen?" Genervt schüttelte er den Kopf.

"Ist ja schon gut", murmelte sie und setzte sich schließlich auch in Bewegung. Sie wusste selber, dass hinter ihrer großen Klappe nicht allzu viel steckte.

Der Boden in dem schmalen Gang wurde uneben und einzelne Steine wackelten, als man auf sie trat. Zudem hörte es sich so an, als ob starker Wind durch das Haus pfiff, wobei sich Ino sicher war, dass es vorhin relativ windstill gewesen war. Oder?

Ohne sich absprechen zu müssen waren sich die beiden sicher, dass hinter der nächsten Ecke jemand stehen würde und trotzdem erschraken sie, als sie plötzlich einer Frau im weißen Umhang gegenüber standen, die sie einfach nur anstarrte.

Ino klammerte sich noch fester an Shikamarus Arm. Das Gruslige an dieser Frau war, dass sie ganz normal aussah. Keine weiße Farbe im Gesicht, blutunterlaufene Augen oder ähnliches. Nein, sie glotzte einfach nur. Allerdings in solch einer Art und Wiese, dass es einem kalt den Rücken hinunterlief.

Erst, als sie eilig an ihr vorbeigegangen waren, regte sie sich. "Seid vorsichtig", wisperte sie und atmete dabei raschelnd ein und aus.

"Woah, lass uns weiter", murmelte Shikamaru und schüttelte sich. Na das konnte ja noch heiter werden. Er gab gerne offen zu, dass er nicht der Typ war, der sich haufenweise Horrorfilme anschaute, oder gerne nachts alleine durch die merkwürdigsten Straßen lief. Sollten sich einige andere doch darüber lustig machen, ihn störte es nicht. Allerdings fand er es weniger gut, dass Ino sich ständig beweisen musste – zumal es im Moment niemand gab, vor dem sie hätte prahlen können.
 

Das Geisterhaus war, wie sollte man es sagen, wirklich verdammt gruselig! Es entsprach allen Vorurteilen und Klischees und trotzdem schrie Ino mehr als nur einmal vor Angst auf.

Kurz nachdem die merkwürdige Frau außer Sichtweite war, fasste sie in ein sehr merkwürdiges Zeug, was sich einfach nicht identifizieren lassen wollte und dann griff auch noch eine skelettartige Klaue um ihr Handgelenk und zerrte an ihr.

Shikamarus Herz mochte vor Angst zwar nicht genauso schnell schlagen wie das von Ino, allerdings hatte auch er das ein oder andere Mal erschrocken nach Luft japsen müssen. Er war sich sicher, in der Wand immer wieder ein Augenpaar gesehen zu haben, dass sie verfolgte und als er urplötzlich über ein kleines Loch stolperte, stieß er sogar einen überraschten Schrei aus. An dieses große, haarige Etwas, das plötzlich aus einer Wandnische sprang und brüllte, wollten die beiden gar nicht mehr erst denken.

Was danach allerdings passierte, war selbst für Shikamaru genug Horrorszenen für das gesamte nächste Jahr.
 

Es krachte einmal gewaltig, dann war das Licht aus. Der ganze Strom war weg.

Keine kleinen Lampen mehr, die einem den ungefähren Weg wiesen. Es war einfach nur noch dunkel. Eine kleine Stimme in seinem Kopf sagte Shikamaru, dass er Ino beruhigen müsse, die neben ihm anfing zu zittern, aber er tat es nicht. Seine eigene Furcht war momentan größer.

"Hallo?", fragte er zögerlich in die Dunkelheit hinein.

"Meinst du, das gehört dazu?", wisperte Ino neben ihm, doch Shikamaru schüttelte den Kopf, was natürlich niemand sehen konnte. Er meinte, dass er sehr wohl in der Lage war, einen technischen Defekt von einem absichtlichen unterscheiden zu können. Außerdem lagen auf die Gänge hinter ihnen ebenfalls im Dunkeln. Ein Grund weniger, sich zu fürchten.

"Ich finde das echt nicht mehr lustig", stand Ino sich ein.

"Ich fand deine Idee von Anfang an nicht so toll", erwiderte Shikamaru, packte seine Freundin am Arm und zog sie vorsichtig weiter. Als erstes sollten sie den Weg aus dem Geisterhaus finden.

"Jetzt soll ich also wieder –" Ein spitzer Schrei unterbrach Ino, der aus den Gängen hinter ihnen kam. Noch bevor sie die Frage was das war fertig gestellt hatte, suchte er nach einer passenden Antwort. Auf eine vor Angst schreiende Ino hatte er nämlich keine Lust.

"Nur die anderen Besucher, die bestimmt in irgendetwas hineingetreten sind", antwortete Shikamaru und versuchte seine Stimme so ruhig wirken zu lassen, wie es für ihn möglich war. Immerhin zweifelte Ino nicht an dieser Aussage, oder sie gab sich einfach mit dieser Antwort zufrieden, weil sie sich erhofft hatte, dass es nicht in dem Konzept des Geisterhauses stand und Shikamaru somit Recht behielt.

"Hallo?" Ein kleiner, schwenkender Lichtpegel kam aus der Dunkelheit auf sie zu.

"Ja?", rief Ino unsicher zurück und blieb stehen. Die Person mit der Taschenlampe kam näher und zu erkennen war der Mann vom Eingang, der sie hineingelassen hatte.

"Ein Großteil des Jahrmarkts hat keinen Strom mehr. Tut mir wirklich leid, aber ich werde euch jetzt so rausbringen müssen." Verlegen kratzte er sich am Hinterkopf und bedeutete den beiden, ihm zu folgen.
 

Ino und Shikamaru standen vor dem Eingang des Jahrmarkts und schauten zurück. Mittlerweile regnete es und der Himmel hatte sich komplett hinter dunklen Wolken verzogen. Der Markt leerte sich und die Geschäfte lagen verlassen und im Dunkeln da.

"Mal wieder ein perfekter Tag, was?", fragte Shikamaru und schüttelte den Kopf, sodass Wassertropfen von seinem Haar fielen. Natürlich hatte keiner von ihnen daran gedacht, einen Regenschirm mitzunehmen.

"Allerdings", pflichtete Ino ihm bei. "Aber irgendwann werden wir das schon schaffen …"

Ein Schritt zurück

Asuma Sarutobis Tod hatte seine Spuren hinterlassen. Sowohl innerliche, als auch äußerliche. Manche mehr, manche weniger spürbar.

Die Shinobi Konohas trauerten für eine bestimmte Zeit, bis sie der Alltag wieder einholte. Das Grab am Feuerdenkmal wurde immer seltener besucht, die Aufgaben, die Asuma zugestanden hatten, mit traurigen Mienen übernommen. Es dauerte, doch dann verkraftete man seinen Tod, erzählte Anekdoten, trank auf ihn und langsam, ganz langsam schien er den Ersten in Vergessenheit zu geraten. Sobald man Kurenai Yūhi begegnete, die, mittlerweile unübersehbar, ein Kind von ihm erwartete, erschien er einem wieder im Geiste – zumindest für den Zeitraum, bis eine Ablenkung gefunden war.
 

Nicht so für Sakura Haruno. Obwohl sie keine große Verbundenheit zu Asuma Sarutobi aufweisen konnte, war er ihr präsent wie noch nie.

Seine indirekte Anwesenheit machte sich ihr im Spätsommer bemerkbar, verfestigte sich im Herbst und wurde im Winter schließlich zur Gewohnheit. Es fiel ihr schwer, mit seinem Tod umzugehen, wenn sie Tag für Tag an ihn erinnert wurde, dennoch bewies sie Stärke. Ihr Leiden war nichts im Vergleich zu dem, was Team 10 erlitt. Chōji Akimichi schien weniger enthusiastisch als sonst, aß seltener und auch seine Hilfsbereitschaft schwand. So auch Ino Yamanaka, die Sakura mittlerweile als selbstbewusste junge Frau kannte, zeigte weniger Stärke als sonst. Sie schien noch nicht einmal mehr die Kraft dazu aufzubringen, Sakura zu beleidigen, wie sie es eigentlich immer zu tun pflegte. Diese innige Rivalenfreundschaft hatte eine Art Knick erlitten. Zugeben täte sie es nie, aber insgeheim vermisste sie die Sticheleien, die sie beinahe täglich mit Ino austauschte.
 

Am ärgsten traf Asumas Tod wohl seinen dritten Schützling.

Shikamaru Nara schlurfte nunmehr desinteressiert und mit hängenden Schultern durch die Straßen Konohas, ohne auch nur irgendetwas mitzubekommen. Er reagierte nicht auf seinen Namen, er lag nicht mehr im Gras und beobachtete die Wolken bei ihrem Weg und auch das Shōgi-Spielen schien er aufgegeben zu haben. Stattdessen war er stets mit einer qualmenden Zigarette zwischen den Lippen vorzufinden, die mit ihrem rot glühenden Ende lebendiger als ihr Konsument wirkte. Rauchschwaden waberten über seinem Kopf, versperrten ihm für einen kurzen Moment die Sicht und mussten das widerspiegeln, was in Shikamarus Innerem vor sich ging. Graue Nebelwände, die ihn immun gegen seine Umwelt machten, das indirekte Erbe Asumas, das einzige, für das er zu leben schien. Die sonst so müde aussehenden Augen hatten einen trüben Ausdruck eingenommen, waren durch die ständige Reizung rot und ließen keinen Platz dafür um sagen zu können, was in ihm vorging. Er war für seine Mitmenschen schlichtweg unnahbar.
 

Es verging kaum ein Tag, an dem Sakura Shikamaru nicht beobachtete, während er seinen Weg vorbei an ihrem Zimmerfenster ging.

Bei jeder Wetterlage schlug er sich durch halb Konoha, bis er zum Friedhof gelangte und stumm vor Asmuas Grab stand. Das Feuerdenkmal war der einzige Ort, an dem er nicht rauchte. Stattdessen legte er den qualmenden Stängel auf die Marmorplatte und schaute ihm beim Herunterbrennen zu. Zwei Mal war Sakura ihm mit sicherem Abstand gefolgt und hatte feststellen müssen, dass es ihr fast das Herz zerriss, Shikamaru so leiden sehen zu müssen. Dennoch war sie sich sicher, dass die Zeit auch diese tiefe Wunde heilen würde – auch wenn sie dafür etwas mehr Kraft bräuchte. Es war ausgeschlossen, dass er vergaß, aber sich auf einen neuen Zustand einzulassen konnte einfacher werden, als man es erwartete.
 

Es war Ende Winter, als Sakura mehrere Veränderungen bemerkte.

Es begann damit, dass der letzte Schneesturm der Jahreszeit sich legte und stattdessen ein Stück blauer Himmel aufbrach, der den Anfang des Frühlings vorausdeutete. Nun hieß es nur noch abwarten, bis die dicke Schneedecke geschmolzen war und die ersten Pflanzen begonnen, sich mit immer schöner werdender Eleganz der Sonne zuzuneigen. Etwas in Sakura verriet ihr, dass auch dieser Frühling ein Neuanfang würde, schließlich hatte sich in den letzten Monaten sehr viel getan. Einerseits brannten mehr und mehr Konflikte zwischen den einzelnen Ländern aus, andererseits entwickelte sich ein immer fester werdender Strang an Handelspartnern untereinander, sodass es gleichzeitig zu Friedensbeschlüssen kam, die das Leben merkbar erleichterten. Eine geringere Zahl an nervenaufreibenden Missionen, die gesundheitliche Opfer mit sich brachten und somit weniger Arbeit für Sakura und die anderen Iryōnin. Eine Tatsache, die sich gerne lobte. Die Wirtschaft ist das A und O in einer Gesellschaft zwischen Krieg und Frieden, wie der Godaime Hokage Tsunade es immer zu sagen pflegte.
 

Des Weiteren war es der erste Tag, an dem Shikamaru seinen gewohnten Weg zum Friedhof nicht zu seiner gewohnten Zeit ging.

Die kleine, mit Schnee überzogene Brücke Richtung Friedhof, die Sakura von ihrem Fenster aus sehen konnte, lag noch genauso unberührt da, wie vor einer Stunde. Normalerweise waren zu dieser Uhrzeit tagtäglich die schweren Fußabdrücke des trauernden Shinobi zu sehen – doch nicht so an diesem Tag. Einige Spuren deuteten darauf hin, dass eine Gruppe an Kindern den letzten Schnee genutzt und eine Schneeballschlacht veranstaltet hatte, aber keiner von den kleinen Füßen hatte sich auch nur in die Nähe der verschneiten Brücke bewegt. Dieser unberührte Zustand verunsicherte Sakura zusehends. Sie bildete sich bereits ein, dass der kurze, hölzerne Weg bereits im trüben Nebel verschwand und lediglich eine Monate anhaltende Illusion ihrerseits war, als sie aus den Augenwinkeln Shikamaru wahrnahm.
 

Weitaus mehr als drei Stunden Verspätung – und mit Begleitung.

Nach einigem Blinzeln konnte Sakura Ino Yamakanka erkennen, die mit dickem Pullover, bis unter die Nase gewickeltem Wollschal und Winterstiefeln neben Shikamaru her stapfte. Sie konnte ihre Mimik nicht sehen, doch erkannte Sakura an ihrer Körperhaltung, dass Ino sich vor kurzem fürchterlich aufgeregt haben musste. Ihre Schritte waren energischer als für sie in letzter Zeit üblich und hatte sie ihre Hände, die sich vor Kälte bereits verfärbten, zu Fäusten geballt. Vor einigen Jahren war das die Haltung die sie einnahm, wenn sie und Sakura sich um ihren Schwarm stritten und keine der anderen eine bessere Attitüde zugestehen wollte. Dieses Mal aber lag etwas anderes, eine Sakura unbekannte Regung in ihrem Gesicht. Es sah aus wie ein Gemisch aus Entschlossenheit, Wut, Ärger und in gewisser Hinsicht Trauer. Die Blicke, die sie Shikamaru zuwarf, sprachen von Unverständnis, einmal schien Ino sogar den Kopf über ihren Kameraden zu schütteln, der lustlos wie eh und je, die behandschuhten Hände ungeschickt neben sich her schlackernd, seinem Weg nachging. Sakura fragte sich, ob er Ino überhaupt wahrnahm …
 

Ein weiterer Abschnitt seines Lebens begann, als Ino Shikamaru abrupt zurückhielt und am Weitergehen hinderte. Dabei hatte der Weg vorbei an Sakuras Fenster bereits unendlich lange Momente gedauert.

Es wäre der letzte Schritt, der den jungen Shinobi und die Brücke, die zu dem alten Friedhof führte, voneinander trennte. Eine Bewegung und doch ein immer wiederkehrendes Muster. Jede Länge, die Shikamaru in Richtung Friedhof zurücklegte, schienen ihn mehr und mehr sich selbst verlieren zu lassen. Verloren und sich verändernd. Das war es, was Asumas Tod mit ihm veranstaltete. Ein im Gesamten zu betrachtende negative Entwicklung, die es zu stoppen hieß. Und genau das tat Ino, in dem sie ihn zurückhielt. Sakura konnte sich sehr wohl den undefinierbaren Blick vorstellen, den Shikamaru ihr nun zuwarf. Dennoch blieb er stehen, tat den letzten Schritt nicht, der ihn nur noch weiter in das graue Loche zöge, in dem er lebte.
 

Weitere Ewigkeiten verstrichen.

Sakura meinte, beinahe ihr eigenes Herz schlagen zu hören.

Die Stille um sie herum war zerdrückend.

Und auch Ino wagte es nicht, sich zu rühren, schaute nur weiter ihren Freund an.

Weitere Ewigkeiten verstrichen.

Und dann ein kleines Lächeln.

Das Erste seit Monaten, das es wagen durfte, sein Gesicht zu betreten.

Und dann.
 


 

Ein Schritt zurück.
 


 

Ein Schritt zurück in das Leben. In die Welt, in der die Zeit weiterlief.

Sehnsucht

Sehnsucht ließ den Menschen merkwürdige Dinge tun.

So lag Neji Hyuuga mitten auf einem Sprösslinge tragenden Feld und starrte in die Unendlichkeit. Den eigenen Gedanken nicht folgen könnend, meldete sich, wie schon so oft in letzter Zeit, sein Herz. Es flüsterte ihm Worte zu, die er nicht verstand und ließ ihn Dinge tun, an dessen Möglichkeit er sonst nicht einmal gedacht hätte. Er kannte dieses Gefühl, dass so schnell in ihn gekehrt war und gleichzeitig war es ihm so fremd wie nichts anderes auf der Welt. Eine Art der Sehnsucht, die ihm bis dahin unbekannt war, hatte von seiner Seele Besitz ergriffen und wollte ihn nicht mehr loslassen. Seit einem Monat schon nicht mehr. Ein Monat, der Neji wie eine große Qual vorkam und sein sonst so lieblos ernanntes Dasein beinahe paradiesisch wirken ließ.
 

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Die Landpächter pflügten grade ihre Felder, als Hiashi Hyuuga mit seinem Neffen Neji vorbeiritt. Der Großteil zog unhandliche Holzkonstruktionen hinter sich, nur wenige besaßen einen Ochsen oder gar Esel, den sie vor den Pflug spannen konnten. Dennoch schien jeder einzelne glücklicher zu sein, als Neji es war. Zumindest redete er es sich so ein und ignorierte die verbissenen, erschöpften Gesichter der Männer. Wahrscheinlich hatte keiner das Leid erfahren müssen, das ihn vor langer Zeit eingeholt hatte. So wie sie über ihn redeten, flüsterte er im Inneren zurück. Das arme Kind, hieß es früher. Bei Eltern verstorben. Doch mit dem Älterwerden änderte sich der Wind und ihm wurde die stille Arroganz angehängt wie der Klopfer an eine Tür. Der Neid auf ein gesittetes Leben kam schnell hinzu und so kam es, dass jeder der Region ihm den Rücken zukehrte, sobald er eintraf.

Neji war bewusst, dass man schlecht über ihn redete, aber nichts davon lag in seinem Interesse. Er badete so sehr in Selbstmitleid, dass der Zorn, aber eben auch die Sorge um ihn, in einigen Momenten sogar wie Balsam in seinen Ohren klang. Eine zerrissene Persönlichkeit habe er. So zumindest hatte er von ihm unbemerkt seinen Onkel reden hören.

Nachdem die endlosen Felder passiert waren, erschienen wenige Höfe. Auf jedem von ihnen standen mehrere Personen und arbeiteten. Gebückte Frauen im Kräutergarten, Kinder zwischen den Hühnern, ein älterer Junge mit erlegtem Wild auf der Schulter. Und trotzdem war er Neji, als riefe jeder von ihnen hinaus, wie frei sie doch waren. Ungezwungen und voller Freude am Leben.

Hiashi ritt mehrmals im Jahr durch die Ländern. Um nach dem Rechten zu schauen, wie er zu sagen pflegte. Zum Glück bat er Neji nur selten, ihn zu begleiten.

"Guten Tag, die Herren!" Ein kleines Mädchen kam aufgeregt über einen Hof Richtung Weg gerannt.

Ein großer, schwerer Korb hing in ihren Händen, voll mit kläglichem Gemüse. Neji konnte die Reaktion seines Onkels nicht sehen, der nun langsamer ritt, aber keineswegs anhielt.

"Möchten Sie etwas kaufen?"

Noch bevor Hiashi etwas erwidern konnte, oder das kleine Kind den Korb heben konnte, rief ihre Mutter sie mit zischender Stimme zurück, nachdem sie erkannt hatte, wer dort vor ihrem Hof entlangkam. Unsicher drehte das Kind sich um, lief aber dennoch zurück. Mehr konnte Neji nicht sehen, da sein Onkel sein Pferd bereits angetrieben hatte und er stets aufpasste, nicht zu weit hinter Hiashi zu sein.

Seine Verwandtschaft war kein ungebetener Gast, wurde bei den Landsleuten dennoch nicht mit offenen Armen empfangen. Neji war es grade recht. So, wie sie nichts mit ihm zu tun haben wollten, hatte er es ebenso wenig im Sinne. Niemand konnte den Schmerz verstehen, der in ihm ruhte und die Last sehen, die er tragen musste. Als letzter seiner Familie hatte er die Ehre zu bewahren und musste dafür sorgen, dass seine Eltern nicht in Vergessenheit gerieten. Ziele, die er sich bereits als junges Kind setzte. Sie waren, wie Neji sich mittlerweile beschämt eingestehen musste, der Grund für die Wut auf seinen Onkel, den Bruder seines eigenen Vaters.

Er wusste nicht, wie sein Vater, lange nach dem seine Mutter an einer schwerwiegenden Krankheit verstorben war, umkam, aber wusste er, dass Hiashi in der Nähe gewesen sein musste. Hatte er kein Pflichtgefühl seinem Vater gegenüber gehabt und ihn versucht zu schützen? Wäre er nicht ein Held geworden, hätte er seinen Bruder unter Einsatz seines Lebens versucht aufrecht zu halten?

Es hatte lange gedauert, bis Neji sich eingestehen konnte, dass sein Onkel nicht Schuld an dem Tod seines Vaters war. Dennoch hatte er nie gefragt, was passiert war. Ein Teil in ihm wollte es wissen, doch ein anderer, viel größerer, fürchtete sich vor den Konsequenzen des Wissens.

Die Sehnsucht nach seinen Eltern war so stark, dass er zu Beginn kaum Schlaf finden konnte und ihn bis heute nicht über ihren Tod hinwegkommen ließ.
 

Hiashi und sein Neffe erreichten ein großes Feld, das von einem breiten Fluss umsäumt war. Es war eine nichtssagende Umgebung, in der sie gelandet waren und dennoch schien sie geradezu vor verstecktem Leben zu trotzen.

"Willkommen." Eine leise, süße Stimme wehte mit dem Wind herbei. Neji sah sich um, so war er sich doch sicher, vorhin niemanden gesehen zu haben. Eine junge Frau kam durch das Feld auf sie zu und sie war wohl die wundersamste, die er je in seinem Leben gesehen hatte. Eine rote, weite Leinenhose, wie Bauern sie normalerweise trugen, umspielte ihre Beine, während ein weißes Hemd ihren Oberkörper bedeckte. Es waren einfache Kleider, Männerkleider, und dennoch sahen sie an ihr kostbarer aus als alles, was Neji je gesehen hatte. Ihr dunkles Haar war jeweils an den Seiten hochgebunden und brachte so ihr markantes Gesicht zur Geltung.

"Wo bist du hergekommen?", fragte Neji. Sollte er von seinem Pferd absteigen? Seine Erziehung verlangte von ihm, nicht vom Pferde aus mit einer Frau zu sprechen, allerdings trugen Frauen auch keine Hosen.

"Ich komme aus fernen Ländern, die ohne Tod und Schmerz leben. Es herrscht Frieden und Einverständnis. All das, was du in dir tragen musst, all diese dunklen Gefühle, ist uns völlig fremd. Dieser Ort liegt weit entfernt, aber unerreichbar ist er nicht."

"Der Tod sei nicht existent, sagst du? Das sind keine ehrenhaften Worte, die du da in den Mund nimmst!"

Hiashi schaute zu seinem Neffen, der auf die Wiese starrte. "Mit wem sprichst du, Neji?"

"Er spricht mit Tenten", erwiderte eine Stimme, die aus keinem Körper stammen zu schien. "Einer edlen Abstammung in meiner Welt, dort, wo ich herkomme. In einer Welt, in der es nicht all den Schrecken gibt, der hier herrscht. Und deshalb sage ich dir Neji: Ich liebe dich. Komme mit mir und du wirst frei von all den Plagen, bis in die Unendlichkeit jung und schön an meiner Seite leben werden. Komme mit mir!"

"Wer spricht da?", schallte Hiashis Stimme durch das Feld. "Zeige dich!"

Neji jedoch schaute lediglich die junge Frau an und dachte darüber nach, was ihre Worte zu bedeuten hatten. Er folgte jeden ihrer Schritte genau und ließ sie nicht aus den Augen. Dafür war ihre Erscheinung schlichtweg zu erstaunlich. Diesen Anblick wollte er sich sehnlichst bewahren, selbst wenn sein Onkel der Meinung war, sie nicht zu sehen. Gab es diese schmerzlose Welt wirklich?
 

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"Hier soll die Frau sein, die dir deinen Neffen nehmen möchte?" Tsunade, die Weise Frau des Landes, stieg von ihrem Pferd ab, welches sie zu dem Feld getragen hatte, das Hiashi so viel Kummer bereitete.

Er war mehrmals, ob alleine oder in Begleitung, vorbeigekommen und jeder konnte die Stimme hören, die darum bat, Neji mit sich nehmen zu dürfen.

"Es ist wie ein Krieg. Weder sie noch ich erlauben es uns, nachzugeben. Wer wird mein Nachfolger, wenn Neji gegangen ist? Ich kann meine Töchter nicht solch Aufgaben entscheiden lassen, einen Sohn habe ich nicht. Daher bitte ich dich, etwas gegen ihre Worte zu richten, sodass Neji sie nicht mehr hören kann."

Einer ihrer Gefolge stieg ebenfalls vom Pferd, nahm Tsunade die Zügel ab und schaute beunruhigt zum Neffen Hiashis, der auf das Gras zu schauen schien. Unbeteiligt war er mit ihnen geritten und schien nichts und niemanden um sich herum beachtet zu haben.

"Nun", sagte Tsunade lediglich, ehe sie begann, kleine Teile des weiten Feldes abzuschreiten und laute Worte in einer fremden Sprach zu rufen, beinahe zu singen. Je kräftiger sie die Worte in den Wind sang, desto leiser schien die körperlose Stimme zu werden, sie schnell einsetzte, nachdem sie das Feld betreten hatten. Natürlich bat sie wieder darum, Neji mit sich nehmen zu dürfen. In das Land, in dem es keinen Schmerz geben sollte und in der jeder friedlich und im Einklang mit seinen Nachbarn zusammenlebte.

Es dauerte eine Weile, bis niemand mehr die Stimme der Frau hören konnte, sondern nur noch den Gesang Tsunades. Hiashi erlaubte sich ein kurzes, erleichtertes Seufzen. Er hoffte darauf, dass sein Neffe so wieder zu seinen eigentlichen Gedanken zurückkäme und seinen Pflichten nachginge. Es hatte nicht lange gedauert, bis die Leute anfingen, hinter hervorgehaltener Hand über ihn zu reden – und Hiashi musste sich eingestehen, dass er es ihnen nicht einmal übel nehmen konnte, verhielt sein Neffe sich doch auch in seinen Augen merkwürdig. Zwar mochte jeder die Stimme hören können, doch verführte sie niemanden, wie sie es bei Neji tat. An einem Abend war er nicht einmal mehr in der Lage dazu gewesen, auf eine Frage seines Onkels zu antworten, so weggetreten wirkte er.

Zufrieden nickte Hiashi, als er die fremde Stimme vollends nicht mehr hören konnte. Mehrmals vergewisserte er sich, ob einer seiner Gefolge sie noch hören konnten, doch auch sie versicherten ihm, dass sie nur noch Tsunade hören konnten. Ein Blick zu Neji bestätigte ihm, dass auch er die eigenartige Frau nicht mehr hören – und scheinbar auch nicht mehr sehen konnte. Einen Apfel in der Hand haltend, schaute er sich suchend um, ehe er zweifelnd an Tsunade hängen blieb, die, ihres Erfolges wegen, stolz die Brust reckte.

Zuversichtlich, den Grund für das Verhalten seines Neffen überwunden zu haben, rief Hiashi zum Rücktritt an.
 

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So lag Neji nun, ungeachtet seines Onkels, der sein Pferd am Zügel hielt, in der grünen Wiese, betrachtete eingehend den Himmel und hörte dem stillen Fluss des Wassers zu, das sie umgab.

Vor einem Monat, bevor er Tenten nicht mehr hatte sehen können, hatte sie ihm einen Apfel gegeben, sanft sein Gesicht umfasst und ihn so tiefgehend angeschaut, dass er dachte, sie wisse, was in ihm vorginge. Danach war sie verschwunden und er hatte sie nicht wiederfinden können, egal, wie oft er zum Feld ritt und nach ihr rief. Es dauerte nicht lange, bis ihn eine fremdartige Sehnsucht ergriff, die ihm bis dahin fremd war. Die Gedanken an seine Eltern waren voll Trauer, Verzweiflung und Qual, die an die Frau hingegen waren so süß wie eine reife Frucht. Er sehnte sich nach ihr und ihren Worten, nach dem Ort, den sie ihm beschrieben hatte. Er war nicht verzweifelt, dennoch aß er ab jenem Tage nur noch von ihrem Apfel. Das einzige, was er von ihr hatte. Er trank und aß nichts weiteres, dennoch sättigte der Apfel ihn stets für kurze Zeiten und nahm nicht ab. Er blieb unangetastet und ganz, in seiner runden, rot-gelben Form und erinnerte ihn an Tenten, sobald er auch nur in seiner Nähe war.

Neji musste sich eingestehen, dass er diese Art der Sehnsucht der altbekannten vorzog. Es zog in ihm, wenn er nur daran dachte, wohin sie ihn hatte mitnehmen wollen und wie sie ihm beteuerte, dass sie ihn liebe und dass sie wisse, wie er glücklich werden könne. Es waren schöne Worte. Solch verlockende Worte, dass er sie sehnlichst wieder hören wollte. Selbst ihr eigentümlicher Name lockte ihn an. War es nicht passend, dass gerade sie ihn mit zu sich nehmen wollte? Tenten, Hier und Dort, in seiner und in ihrer Welt – treffender hätte er es nicht bezeichnen können.

Er schloss seine Augen und dachte so angestrengt an sie, dass er meinte, tatsächlich ihre Stimme wahrnehmen zu können, die ihn abermals dazu einlud, mit ihr zu kommen und prophezeite, dass er in dieser Welt kein glückliches Leben mehr finden könne. Stattdessen solle er mit ihr zusammen leben und all die Last vergessen, die er auf seinen Schultern trug. Nejis Lächeln wurde jäh durch seinen Onkel unterbrochen.

"Ich sage dir, dass ich Tsuande rufen werden, solltest du nicht freiwillig wieder gehen!"

Überrascht richtete Neji sich auf. Weniger als zwei Armlängen von ihm entfernt stand Tenten, die gleichen Gewänder wie im vorherigen Monat tragend, und lächelte zu ihm hinab, ehe sie mit entschlossenem Blick zu seinem Onkel schaute. Dieser hingegen suchte noch immer nach dem Ursprung der, für ihn körperlosen, Stimme.

"Und ich sage dir, Hiashi Hyuuga, solltest du nun Tsunade rufen und Neji nicht ziehen lassen, so wirst nicht nur du nach deinem Tod von dem harten Gericht empfangen, dem du dich beweisen musst, auch deinen Töchtern wird es schon in kurzer Zeit nicht mehr gut gehen. Männer aus weiten Welten werden kommen und mit sich nehmen, so viel sei gesagt. Eine Reise zu eurem Mond ist nicht ungefährlich und nicht viele werden für die Rettung deiner Kinder dorthin gerüstet sein. Überlege also gut, wie du handeln wirst."

Auch Neji war sich der Schrecklichkeit dieser Worte bewusst. Hiashi war ein strenger Vater, doch hütete er seine Kinder wie seinen eigenen Augapfel. Er zögerte, schien eine Antwort zu überlegen.

"Neji", unterbrach er die Stille nach einer Weile. "Was denkst du?"

Neji wandte sich seine Onkel zu und zögerte ebenfalls kurz. "Ich bin mir meiner Pflichten bewusst, die ich eines Tages übernehmen werde", begann er. "Ich denke nur, dass meine Sehnsucht nach dieser Frau stärker ist, als alles andere."

Er konnte Tenten erfreut lächeln sehen. "Dann sollst du mit mir kommen. Ich sage dir, dass dich nichts als das Glück und ein erfülltes Leben bis in die Unendlichkeit erwartet."

Neji stand auf. Sein Herz klopfte wild, es kribbelte ihm und hätte er es nicht besser gewusst, war er der Meinung zu fliegen. Kurzentschlossen nickte er seinem Onkel einmal zu, der noch immer auf dem Pferde saß und seines an den Zügeln hielt. Dann folgte er Tenten, sie sich bereits abgewandt hatte und zu einem gläsernen Schiff lief, dass am Ufer auftauchte.

"Willkommen", begrüßte sie ihn, nahm seine Hand und führte ihn auf das majestätische Schiff, das ablegte, sobald sie es betreten hatten.
 

Hiashi schwieg und schaute seinem Neffen hinterher, der der Sonne entgegenfuhr.

Als er schließlich umkehrte, hatte er ab dem Moment einen neuen Namen, sobald er sein Haus betrat. Nun war auch der letzte der Familie seines Bruders fort und er alleine.

Hiashi der Einzige.

Hauch von Hoffnung

Der Schmerz in ihrer Brust nahm zu.

Je länger Sakura da stand und auf diesen großen Trümmerhaufen starrte, desto schlimmer wurde es. Sie ist tief in den Wald hineingelaufen, auf die höchsten Äste geklettert, damit sie dieses große Ausmaß von Nichts beobachten konnte, das einmal ihre Heimat war. Dort, wo sonst Häuser, Mäste und Bäume standen, war nun ein Loch. Die komplette Stadt war dem Erdboden gleichgemacht worden. Ein paar Grundmauern hatten überlebt und zeugten traurig von dem, was sie einmal waren. Feiner Staub flog noch immer durch die Luft und ließ die Sicht über die Stadt gelblich trüben. Und das, obwohl die Sonne sich einen Weg durch die ansonsten dichte Wolkendecke gekämpft hatte und das Land erhellte.

Sakura war immer der Meinung gewesen, dass die Trennung von Sasuke, als er beschloss, Konoha den Rücken zu kehren, das schmerzhafteste war, was ihr hätte begegnen können. Jetzt wusste sie es besser. Niemand hatte es kommen sehen, dass im Zuge des Krieges die gesamte Stadt zerstört wurde, als wäre sie nicht mehr als eine Wimper, die man mit Leichtigkeit fortpusten konnte. Und dann war es einfach passiert. Diese Trennung war grausamer als so vieles, was Sakura bis dato erlebt hatte. Konoha mit all seinen Bauten war ihre Heimat gewesen und nun stand nichts mehr davon. Sie hatte sich nicht darauf vorbreiten können, plötzlich das zu verlieren, was ihr so viel bedeutete. Dabei war das schlimmste, dass sie bis dahin nicht einmal gewusst hatte, wie wichtig Konoha ihr eigentlich war.
 

Der Wind rauschte durch das dichte Blätterdach des Waldes und ließ Sakura aus ihren Gedanken aufschrecken. Sie sollte aufhören, über das Verlorene nachzudenken. Jeder des Dorfes, der auch nur annähernd in der Lage dazu war, hatte mit dem Aufbau von Unterständen begonnen und sammelte alle noch verwendbaren Ressourcen auf.

Besäße sie die Möglichkeit, die Sinnesaufgabe ihrer Augen gezielt zu verstärken, hätte sie wahrscheinlich Ino entdecken können, die am Rande des riesigen Lochs damit beschäftigt war, sich um Verletzte zu kümmern. Irgendwann war Sakura aufgefallen, dass sie, all der schweren Zeiten zum Trotz, wieder so etwas wie Freundinnen geworden waren. Manchmal fehlte es ihr richtig, sich mit Ino zu kabbeln, nur um ein bisschen das Gefühl eines Alltages genießen zu können. Der Krieg hatte das Leben aller auf den Kopf gestellt und verlangte alles an Kräften, die aufgebracht werden konnten.

Ziellos sprang Sakura von einem Ast zum nächsten, bevor sie weit unter sich ein kleines Meer von kleinen Blumen sah. Irritiert von diesem so unpassenden Bild kletterte sie hinab. Hunderte von verschiedenen Pflanzen hatten sich dazu entschlossen, ausgerechnet hier, ausgerechnet jetzt mit dem Wachsen zu beginnen. Es war ein bizarres Bild für diese Zeit und dennoch schien ein Teil Sakuras aufzuhorchen.

Ihre Trauer, ihre Verzweiflung, die Wut und Angst hielten nun schon zu lange an. Ihre Gedanken lebten in der Vergangenheit, waren blind für die Gegenwart und für das, was in der Zukunft passieren würde. Sie half bei den Aufbauarbeiten – aber sah keinen Sinn darin. Sakura fehlte jeglicher Mut an den Gedanken für alles, was noch käme. Innerlich stellte sie sich vor, dass sie vor einer Wand aus nichts stünde. Konnte man durch das Nichts gehen, oder hörten alle Wege davor auf?

Mechanisch beugte sie sich zu den kleinen Pflanzen und fuhr vorsichtig mit den Handflächen über die bunten Blüten, die sich Richtung Sonne räkelten und streckten.

Eigentlich wäre es ein schönes Bild.

Es war ein schönes Bild.

Sakura seufzte tief, richtete sich wieder auf und zog ihre Jacke zurecht. Sie musste zurückgehen, bevor ihr Fehlen auffiel und die anderen sich fragen konnte, wo sie hingegangen wäre. Über dieses merkwürdige Stolpern ihres Herzens, als sie dieses Blumenmeer gesehen hatte, musste sie den gesamten Weg lang denken. Ein Gefühl wollte sich in ihr ausbreiten, das sie eigentlich schon lange vergessen hatte … Etwas in ihr war dabei, seine Augen zu öffnen, zu erwachen.
 

Zurück nach Konoha zu kommen, oder zu dem zu kommen, was es nun war, glich für Sakura wie das Eintreten in eine andere Welt. Lärm der Bauarbeiten begrüßten sie, Stimmengewirr, herumlaufende Tiere – und lachende Kinder, die auf den Trümmerhaufen ehemaliger Häuser spielten. Die Menschen machten das beste aus der Situation, gaben sich mit dem, was sie hatten und schauten voraus. Ein kleiner Teil in Sakura wusste, dass dies der richtige Weg war, aber momentan schien es ihr noch immer etwas falsch. Sie wollte nicht, dass sich etwas änderte. Sie hatte nie gewollt, dass sich überhaupt etwas veränderte. Doch dann wurde sie von ihrem Leben getrennt, wurde von all dem gerissen, was ihr lieb und teuer war. Warum konnte sie in den wenigsten der anderen Menschen ebenfalls diesen Schmerz finden? Natürlich war er da gewesen, aber er war in ihren Augen schnell wieder gegangen. Etwas, das Sakura nicht nachvollziehen konnte. Dabei war sie jemand der behaupten konnte, ein gutes Menschenverständnis zu haben und sich gerade bei ihrer Berufung in die anderen hineinversetzten zu können. Ob es nicht sogar daran lag, dass sie kein Verständnis für das ihr befremdliche Verhalten zeigen konnte, hatte sie sich schon einige Male gefragt – aber wer sollte ihr schon antworten?
 

Die sonst so vertrauten Wege, die Sakura lief, waren verschüttet. Die neu geschaffenen Wege hingegen waren ihr unvertraut, beinahe fremd. Dafür sah sie ihr lauter bekannte und liebgewonnenen Gesichter. Allen voran Ino, die soeben einem Kind half, das sich verletzt hatte. Beide Frauen hoben die Hand kurz zum Gruß, gingen dann allerdings ohne Worte ihren Tätigkeiten nach. Das hieß, Ino tat es, Sakura ging lediglich ihren Weg durch das ehemalige Konoha weiter. Es fühlte sich für sie immer so an, als gäbe es keine Zeit in dieser Stadt. Die Tage kamen und gingen, ohne dass sie sagen konnte, was sie gemacht hatte. Jetzt allerdings bemerkte sie eine Veränderung – in ihr. Schon auf dem Rückweg war es ihr aufgefallen, dass ein Hauch … Hoffnung in ihr aufkeimte und sich seinen Weg in Sakuras Gedanken bahnte. Die Sonne verteidigte immer noch erfolgreich ihren freien Platz am Himmel, erkämpfte sich sogar immer mehr und ließ die Stadt weiterhin staubig gelb leuchten. Und eventuell begann sie auch, Sakuras Gedanken nach und nach zu erhellen.

Sie erreichte die Stelle, in der so etwa ihr Elternhaus gestanden haben musste und setzte sich auf einen großen Brocken zerbrochener Hauswand. Tränen hatte sie keine mehr. Zu oft hatte sie nun schon geweint und wenn diese Blumen im Wald es trotz der momentanen Situation schafften, erneut zu wachsen und ein neues Leben zu beginnen, sollte sie dann nicht auch in der Lage dazu sein? Stumm schüttelte sie den Kopf, hielt aber sogleich inne. Es war ein sehr leiser, schwerer Gedanke, der ihr kam und den sie zu Beginn selber nicht ganz verstehen konnte. Es war eher ein Murmeln, das durch ihren Kopf ging und nur schlecht ihre Aufmerksamkeit auf sich lenken konnte.

Sollte sie nicht neu anfangen?

So viele Leute um sie herum, die zugegeben so viel schwächer waren als sie, hatten es geschafft. Warum dann nicht auch sie? Wenn die Natur begann, Neues zu erschaffen, dann sollte Sakura sich ihr ebenfalls anschließen, auch wenn es ihr nicht leichtfiel. Unbehagen und Verwunderung zugleich durchfluteten sie. Kam dieser Sinneswandel nur dadurch, dass sie ein paar Blumen gesehen hatte, oder wusste sie tief in sich, dass es so nicht weitergehen konnte?
 

Sakura wusste, dass es noch einiges an Überwindungskraft kosten würde, endlich aufzustehen und das zu tun, was sie wahrscheinlich vor einigen Wochen hätte tun sollen. Ihre Mutter sagte oft, dass sie das probieren, wovor sie am meisten Angst hatte und es somit wenigstens versuchen sollte. Auch wenn es schwer würde. Die Hoffnung auf und in das Unbekannte musste sie nur noch stärker in Besitz nehmen.

Die Hoffnung.

Auf einen Neuanfang.

Sein Bruder

Sakura schlug die Augen auf.

Die Kanülen, die für verschiedenste Injektionen in ihre Hände gelegt wurden, juckten und das Krankenhausbett begann langsam unbequem zu werden. Auch die Sterilität des Zimmers wurde ihr allmählich zuwider. Sie war beinahe froh, sobald sie wieder vor den erdrückenden Wänden flüchten konnte. Aber nun war sie wach.

An sich war es einer ihrer guten Momente. Einer der wenigen. Sie schlief oft und viel, manchmal in einem solchen Ausmaß, dass sie nicht wusste, ob sie nicht doch wieder das Bewusstsein verloren hatte. Einen Großteil der Besuche der Ärzte und Schwestern bekam sie nicht mit. Mehr als nur ein Mal war sie mitten während einer Visite plötzlich weg gewesen. Wellen der Müdigkeit und Erschöpfung überrollten sie jedes Mal unvermittelt und gaben ihr nur wenige Augenblicke, bevor sie sie mit sich zogen.

Sakura konnte nicht einmal mehr sagen, wie lange sie nun schon im Krankenhaus lag. Es konnten wenige Wochen sein, vielleicht auch Monate. Jegliches Zeitgefühl war ihr verlorengegangen.
 

Nur an den Unfall konnte sie sich erinnern.
 

Noch immer so real und detailreich, dass sie schreien und nichts anderes, als diese Bilder vergessen wollte.
 

Sogar das Geräusch der quietschenden Lastwagenreifen und ihr leicht verbrannter Geruch waren ihr schmerzhaft in Erinnerung geblieben und spielten sich in einer Dauerschleife vor ihrem inneren Auge ab.
 

Ihr Gedankengang ging bis zu dem Moment, an dem der Lastwagen sie treffen sollte. Dann wurde es dunkel um sie herum.
 

Erschrocken zuckte sie zusammen, als sie neben sich eine Bewegung wahrnahm und daraufhin einen ihr fremden Mann zu Gesicht bekam. Er war kein Arzt. Vielmehr trug er den gleichen grauen Überwurf wie sie auch – und wie wahrscheinlich jeder Patient in diesem Krankenhaus. Warum war er in ihrem Zimmer? Soweit sie wusste, war es Leuten, vor allem wenn sie (noch immer) in der Intensivstation oder in der Abteilung der Intensivüberwachung stationiert waren, nicht gestattet, ihre Zimmer zu verlassen und andere zu besuchen.

Sakura zuckte ein weiteres Mal zusammen, als der Fremde sich beinahe vorwitzig zu ihr lehnte und sie ausgiebig musterte. Dennoch konnte sie nicht anders und starrte zurück. Zum ersten Mal passierte etwas, seit sie hier war. Nicht, dass sie alles mitbekommen hätte, aber es war ein Bruch im Alltag, der sich allmählich eingefunden hatte. Seine Augen sahen müde und freudlos aus, seine Haut aschfahl und leicht eingefallen. Selbst sein dunkles Haar wirkte stumpf und spröde.

"Was machst du hier?", krächzte sie, jegliche Formen der Höflichkeit vor Überraschung vergessen und die Stimme rau von dem langen Schweigen.

Der Fremde antwortete nicht, sondern schaute sie nur weiterhin an. Allerdings bemerkte Sakura, dass er nicht wirklich stabil auf den Beinen war, sodass sie knapp mit dem Kinn auf einen Stuhl deutete, der in der Ecke des Zimmers stand.

"Nimm den da", sagte sie und der Mann nickte, zog den Stuhl zu ihrem Bett und ließ sich mit einem Seufzen auf ihm nieder. Er stützte sich mit seinem Ellenbogen auf der Matratze, auf der Sakura lag, ab, sodass diese sich verformte.

"Ich bin Itachis Bruder." Auch seine Stimme klang angeschlagen. Ganz so, als hätte er sie ebenfalls für längere Zeit nicht mehr benutzt.

"Ich habe mir schon gedacht, dass ihr miteinander verwandt seid", murmelte sie und schaute aufgrund des Namens wieder zurück an die Decke, bekam die weitere Vorstellung des Mannes nicht mit und versuchte angestrengt, eine angenehmere Liegeposition zu finden.

Im Moment war sie nicht gut auf ihren Verlobten Itachi anzusprechen. Nicht nach dem Streit, den sie nur wenige Stunden vor ihrem Unfall gehabt hatten. Ihr Herz schmerzte bei den Gedanken an ihn und nun lag sie hier, hätte vielleicht auch tot sein können, und weigerte sich trotzdem, mit ihm zu reden. Zu verletzt in ihrem Stolz und zu stur, einem hoffentlich klärenden Gespräch zuzustimmen.

"Ach ja?"

Ihr Besucher klang überrascht. Wenn ich schielen würde, dachte Sakura, würde ich euch vielleicht sogar verwechseln. Aber sie sagte nichts. Stattdessen schloss sie die Augen und atmete tief ein und aus. Sie bemerkte, dass sie kurz davorstand, wieder einzuschlafen.

"Ich bin müde", hauchte sie.
 

"Dann komme ich das nächste Mal wieder", war das letzte, das sie sie hören konnte, bevor sie weg war.
 


 


 

Als Sakura das nächste Mal aufwachte, war sie alleine.

Allerdings hatte man in ihrem Krankenzimmer für Ordnung geschaffen. Die Vorhänge waren zur Seite gezogen und die Sonne strahlte unverschämt hell und freundlich in ihr Gesicht. Der Stuhl, der in ihrer letzten Wachphase noch neben ihrem Bett gestanden hatte, wurde wieder an seinen Platz gestellt und auf dem kleinen Tischchen daneben ist ein großer Strauß frischer Blumen gestellt worden. Sicherlich von Itachi, der seit ihrer Einweisung wahrscheinlich keine Gelegenheit ausgelassen hatte, ihr einen neuen mitzubringen. Er war hartnäckig, genau wie sie.

Sogar ihre Kleidung und Bettwäsche hatte man gewechselt, wie sie an den nun fehlenden kleinen Blutflecken ausmachen konnte, die sie zuvor, während eines gescheiterten Versuchs, die juckenden Kanülen loszuwerden, in den Stoff gedrückt hatte.

Neben ihr stand der übliche metallene Tisch auf Rollen mit einer Kanne und einem Glas voller Wasser. Vor einiger Zeit hatte sie nach etwas zum Essen gefragt, wenigstens eine schnöde Suppe, doch Wasser war das höchste der Gefühle, dass man erlaubt hatte.
 

Ihre Gedanken wanderten zurück zu dem Fremden, zu Itachis Bruder. Sie hatte einige Fragen zu ihm und wollte vor allem wissen, warum er zu ihr gekommen war und Sakura nahm sich fest vor, sie das nächste Mal, wenn er da sein sollte, zu stellen.
 


 


 

Das leise Klicken, dass das Zufallen der Tür verursachte, lenkte ihre Aufmerksamkeit zu dem Eingang des Raumes. Für einen kurzen Augenblick überkam ein kleines Lächeln ihre Lippen.

Da stand er. Er sah nicht unbedingt besser aus, als vorheriges Mal und Sakura bemerkte, dass es nicht nur sein Gesicht war, das in sich zusammengefallen war. Er musste ein Stück kleiner als sein Bruder sein und auch die leicht gebückte Haltung trug nicht unbedingt zu seiner Größe bei. Er war um einige Jahre jünger, machte Momentan allerdings einen alles andere als frischen Eindruck. Sakura fragte sich, wer von ihnen beiden in diesem Moment angeschlagener aussehen mochte. Und auch wenn sie keinen Spiegel hatte schloss sie schnell darauf, dass sie es sein mochte. Sie schaffte es ja noch nicht einmal, auf die Toilette zu gehen. Stattdessen hatte sie …

Sakura wurde bei dem Gedanken an den Katheter, der unter ihrer Bettdecke lag, heiß und tastete beschämt danach um sicherzustellen, dass er auch wirklich nicht zu sehen war.

"Du bist wiedergekommen", stellte sie bemüht nüchtern fest.

"Hm", kam die gesummte Antwort.
 

Sie hielt das Schweigen nicht mehr aus. Er saß an ihrer Seite und hatte kein weiteres Wort mehr gesagt. Er war einfach da und tat gar nichts, bis es schließlich aus ihr herausbrach.

"Warum bist du hier? Warum", zögerte sie und schluckte ob ihrer schweren Worte, "habe ich nie etwas von dir gehört und weiß Itachi, dass du hier bist?"

Der Bruder besagter Person lachte kehlig und leise. "Ich sehe, du hast viele Fragen … Das kann ich verstehen. Die hätte ich wahrscheinlich auch." Seine Schultern sackten nach unten und er fuhr sich mit dem Handrücken über die Augen.

"Womit soll ich anfangen?", fragte er ehr zu sich selbst, doch Sakura lag bereits eine Antwort auf der Zunge.

"Von vorne."

"Das hier ist keine Geschichte, Sakura. Hier gibt es keinen Anfang und kein Ende."

Wahrscheinlich erwartete er, dass sie nun etwas erwidern würde, doch sie sah ihn lediglich abwartend an. Es entstand eine Stille zwischen ihnen, die fast so unangenehm war wie eine schmerzliche ärztliche Behandlung, die Sakura ertragen musste.
 

Sie seufzte. Beharrlichkeit und Sturheit mussten in der Familie liegen. "Warum bist du hier, im Krankenhaus?", fragte sie also. Sie wusste, dass er erst dann reden würde, wenn sie etwas gesagt hätte.

"Unfall." Er zuckte schwach und bedeutungslos mit seinen Schultern. "Wie du, nehme ich mal an."

Sakura wusste nicht recht, wo und wie sie diese Information einarbeiten sollte. Musste sie nun ihr Entsetzen aussprechen und fragen, wie es ihm ging? Auch wenn er erschöpft aussah wirkte es nicht so, als wolle er bemitleidet werden. Sie erkannte Züge von Itachi in ihm wieder, der so oft vollkommen erschöpft und frustriert von der Arbeit nach Hause kam, aber nie von ihr betätschelt werden wollte. Sein Bruder schien die gleichen Wege einzuschlagen. Sogar ihre Haltung nach einer anstrengenden Zeit war eine ähnliche.
 

"Und wie bist du zu mir gekommen?", war die nächste Frage, die Sakura einfiel und die sie schon seit einiger Zeit nicht mehr losgelassen hatte. Ihre Müdigkeit ließ es ihr oft schwerfallen, sich über einen längeren Zeitraum hinweg zu konzentrieren, sodass sie erst recht keine Erklärung dafür hatte finden können, wie ein Fremder es in ihr Zimmer schaffte, ohne gesehen zu werden.

"Manchmal sind die Leute hier zu beschäftigt von A nach B zu kommen, um die Welt um sich herum mitzubekommen. Wer sich geschickt genug anstellt, wird im Flur auch nicht gesehen. Selbst aus seinem Zimmer zu kommen ist einfacher, als du es dir vorstellen magst."

Sakura zog verwirrt die Augenbrauen zusammen. War es tatsächlich möglich, unentdeckt zu bleiben? Mindestens zwei Mal abzuhauen? Selbst wenn sie laufen könnte, käme sie wahrscheinlich nicht mal in die Nähe der Türklinke. Sie hatte das Gefühl, dass bereits jedes Mal eine Krankenschwester neben ihr stand, wenn sie Anstalten machte, sich mit den Fingern durch die Haare zu fahren.

"Aber …", setzte sie an, wurde allerdings unterbrochen.

"Zerbrich dir darüber nicht den Kopf." Der Versuch aufzulachen scheiterte kläglich und er fasste sich mit verzogenem Gesicht an die Brust. Dann schlich sich eine sanfte Röte in sein Gesicht, die ihn merklich jünger und gesünder aussehen ließ. "Als ich gehört habe, dass du hier bist … ich wollte wissen wer es geschafft hat, meinen Idioten von Bruder um den Finger zu wickeln."
 

Die Sicht vor Sakuras Augen verschwamm, sodass sie diese schließen musste. Schon wieder musste sie an Itachi denken. Und daran, dass er ihr nie seinen Bruder vorgestellt oder ihn gar erwähnt hatte. Wie ein wirrer Fragenkatalog schwirrten Sätze und Fragezeichen in ihren Gedanken herum und sie schaffte es gerade noch so, nach seinem Bruder zu fragen. Selbst die Antwort, die einen sehr bitteren Geschmack auf ihrer Zunge hinterließ, hörte sie noch, ehe sie wieder ohne jegliche Vorwarnung einschlief.
 


 


 

Itachis Familie, allen voran sein Vater, gehörten nicht zu den Menschen, die die Arbeit und die Gesellschaft auf die leichte Schulter nahmen. Sicherlich hatte es Zeiten gegeben, in dem auch ihr Leben von Humor gefüllt war, aber das musste vor einer langen Zeit gewesen sein. Der Vater ihres Verlobten arbeitete sechs Tage die Woche und würde sicherlich auch am Sonntag zu seinem Unternehmen zurückkehren, gäbe es keine Ruhephasen.

Er war so, seit Sakura ihn kennengelernt hatte und das war nun immerhin schon einige Jahre her. Itachi hatte sie zu einem nachmittäglichen Kaffee – an einem Sonntag versteht sich – in sein Elternhaus eingeladen. Dort hatte sie seinen Vater, den sie zwar als freundlich, aber dennoch grundlegend als ernst und streng empfand, und seine Mutter, die natürlich um einiges herzlicher, aber Sakuras Geschmack nach noch immer zu reserviert war, kennengelernt. Aber es hatte nie einen Bruder gegeben. Kein Zeichen und kein Wort waren gefallen, die seine Existenz verraten hätten. In dem geräumigen Wohnzimmer hatten lediglich Gemälde alter Künstler gehangen, von denen Sakura zum Teil nicht einmal gehört hatte. Nicht mal einen Staubkorn hatte sie gesehen, der auf die Existenz einer weiteren Person aufmerksam gemacht hätte.
 

Und das aus einem Grund. Aus einem guten, wie Itachis Vater gesagt haben soll.
 

Aus einem lächerlichen und eigentlich schon sehr empörenden Grund, wenn es nach Sakuras Meinung ging.
 

Hätten sie sich früher gekannt, hätte Itachi ihr seinen Bruder vorgestellt, dann wäre sie sicherlich in Tränen ausgebrochen, um danach sehr, sehr wütend zu werden. Und das mehr als nur einer Person gegenüber, da war sie sich sicher.

Der Jüngste der Familie wurde, seiner Erzählung nach, noch während seiner Schulzeit von seinem Vater höchstpersönlich auf die Straße gesetzt. In ihrem Delirium hatte Sakura keine große Reaktion zeigen können, bestimmt auch einiges falsch verstanden und durcheinandergebracht, doch hatte sie es noch geschafft, ihre nicht mit Nadeln und ähnlichem zerstochene Hand zu einer Faust zu ballen.

Auch der Rest, den sie zu hören bekam, tat nicht zu ihrem Besten bei. Sakura hatte schon lange keine solch heftige Empathie gegenüber jemand anderem empfunden, erst recht nicht einem Fremden. Den Klang seiner leicht zitternden Stimme hatte sie erstaunlicherweise noch immer so genau im Ohr, dass es ihr kalt den Rücken hinunterlief. Es hatte keine Tränen gegeben, aber sie erkannte den verletzten Ton.

Er habe stets getan, was sein Vater von ihm verlangte, sei ein strebsamer Schüler gewesen und seine Eltern zu keiner Zeit in keiner Weise enttäuscht. Zusammen mit seinem Bruder hatte ihr Vater sie gerne als Vorbilder für andere Kinder und Jugendliche präsentiert und darauf geachtet, dass es seinen Söhnen an nichts fehlte und es ihnen gut ging.

Bis zu dem Tag, an dem er den Mut gefasst hatte seinen Eltern zu sagen, dass er, wenn es um eine romantische Beziehung ging, eine männliche Person bevorzugte.

'Er hat geschrien wie ein Verrückter, Sakura. Er hat mir vorgeworfen, ich brächte Schande über diese Familie und dass so einer wie ich sicherlich nicht sein Sohn wäre. Er hat mir genau zwanzig Minuten gegeben, um eine Tasche mit den nötigsten Sachen zu packen. Dann hat er mir meine Schlüssel abgenommen und mich vor die Haustür geschoben.'

Er war lange Zeit wütend gewesen, erzählte er.

Auf seinen Vater, der ihn nicht erklären lassen und verstehen wollte.

Und auf sich selbst. Seine Mutter und Itachi hätten versucht, mit ihm zu reden, aber er habe abgeblockt. So konstant und kompromisslos, dass sie es nach einer langen Zeit aufgegeben hätten. Die Anrufe seien weniger geworden und irgendwann hatten sie aufgehört, nach ihm zu suchen. Er bereue es, den Kontakt untergehen lassen zu haben und der Vorwurf in seiner Stimme ihm selbst gegenüber war so echt gewesen, dass Sakura hinterher immer wieder über ihn nachdenken musste. Sein Stolz zu hoch, um nachzugeben und nun sei es zu spät. Der Zug sei abgefahren. Sakura verstand nicht recht, warum er sich nicht dazu durchringen konnte, sich jetzt bei seinen Eltern zu melden, zumal er im Krankenhaus lag, aber das lag nicht in ihrer Macht.

Sie ärgerte sich über ihren Schwiegervater in Spe und ärgerte sich über ihren Verlobten, der ihr all das vorenthalten hatte. Jahrelang war sie davon ausgegangen, dass er ohne Geschwister aufgewachsen war. In ihrer gemeinsamen Wohnung gab es einige wenige ihrer eigenen Kindheitserinnerungen, Itachi hingegen hatte keine mitgenommen. Es hatte sie nicht weiter verwundert, da er nicht unbedingt den besten Draht zu seiner Familie pflegte (und ab einem gewissen Punkt fragte Sakura sich, ob dieser Umstand nicht auch etwas mit seinem Bruder zu tun haben könnte) und auch nicht zu den Menschen gehörte, die gerne in Erinnerungen schwelgten.
 

Ihre Gedanken ließen sie wütender werden und gleichzeitig war ihr bewusst, dass ihr Verhalten Itachi gegenüber nicht richtig war. Sakura wünschte sich Erklärungen von ihm und es gab einige Fehler, die er wieder auszubügeln hatte, doch gleichzeitig wollte sie ihm nicht zuhören. Er hatte Worte ihr gegenüber ausgewählt, die sie sehr verletzten und enttäuschten.

Jeden seiner Besuche unbeachtet zu lassen war schwer, doch selbst in ihrem jetzigen Zustand war sie zu stolz. So ließ sie ihn jedes Mal, sollte sie denn wach sein, abblitzen.
 


 


 

Es blieb nicht nur bei den zwei Besuchen des an sich fremden Mannes, von dem Sakura nun gerne dachte, dass es ein neuer Freund war. Er war versucht, jede ihrer Fragen zu beantworten – auch wenn sie den ab und an erscheinenden, genervten Unterton dabei sehr wohl mitbekam – und hörte ihr zu, wenn sie aus ihrem und Itachis Leben erzählte. Er beschwerte sich kein einziges Mal darüber, dass Sakura oft einschlief. Einen einzigen spöttischen Blick hatte sie geerntet, als sie ihm eröffnete, dass sie müde wäre, ansonsten hatte sie keinen Kommentar zu hören bekommen.

Auf die Frage, woher er eigentlich wusste, dass sie die Freundin seines Bruders sei (und die ihr erst nach einigen Treffen in den Sinn gekommen war), erklärte er lediglich schulterzuckend, dass er über seine Freunde von ihnen mitbekommen hatte.
 

"Findest du nicht, dass du ein bisschen peinlich bist?"

Er war bereits da, als Sakura aufwachte. Normalerweise saß er auf dem Stuhl, den er sich neben ihr Bett schob, oder er saß direkt an ihrem Fußende, doch heute stand er erstaunlich weit weg. Zudem war seine Haltung aufrechter, als sie es gewohnt war. Er wirkte nicht mehr so schwach wie zuvor. Nicht kräftig, aber stabil. So stabil, dass er am Ende des Zimmers gegen die Wand gelehnt dastand und aus dem Fenster starrte, während sie sich unterhielten. Das Sonnenlicht, das auf ihn fiel, ließ sein Gesicht zusätzlich verblassen.

"Peinlich?"

Sakura richtete das Kissen hinter ihrem Rücken zurecht. Auch sie war langsam wieder zu ihren Kräften gekommen. Sich hinzusetzen, größere Bewegungen zu machen, war nicht mehr so anstrengend wie zuvor und auch ihre Konzentrationsspannen wurden wieder länger.
 

"Wie lange willst du Itachi noch ignorieren?"
 

Ihre erste Intention war es, eben diese Frage an ihn zurückzurichten. Allerdings stand sie nicht in der Position, dass sie sich so etwas erlauben konnte. Der Begriff Freundschaft hin oder her, so lange kannten sie sich nicht – und es war wahrlich nicht an ihr, sich in die Angelegenheit der Brüder, in die Angelegenheit der ganzen Familie einzumischen. Zumindest noch nicht zu diesem Zeitpunkt.

"Er hat Dinge zu mir gesagt, die mich ziemlich verletzt haben."

"Ich bin mir sicher, dass es ihm leid tut", sagte er und drehte sich zu ihr. Er lehnte sich mit dem Rücken gegen den Fenstersims und verschränkte langsam die Arme vor seiner Brust. "Und du bist eine erwachsene Frau und kein Kind mehr, das auf stur stellt, wenn es etwas hört, dass ihm nicht passt."

Sakura biss sich auf ihre Wange um stumm zu bleiben. Ihrer Meinung nach sollte er sich wirklich an seine eigene Nase fassen und gleichzeitig hatte er vollkommen recht – etwas, das ihr schon seit längerem bewusst war.

"Meine Familie ist nicht gut darin, mit Worten umzugehen. Im Geschäfte machen und wenn es darum geht, noch mehr Profit auszuschlagen vielleicht, aber mit echten Worten sind wir nicht gut. Wir reden bevor wir denken und das kann weh tun. Itachi hat seine Worte wahrscheinlich noch in der gleichen Sekunde bereut, in der er sie gesagt hat."

Eine leise Stimme in ihrem Kopf lachte spöttisch auf. Ja, das hatte sie wohl mitbekommen. Ihr Verlobter mochte zwar nicht so lange wie sein Vater arbeiten, aber immer noch lange genug, dass es Sakura störte und selbst wenn er zu Hause war, zerbrach er sich weiterhin den Kopf über alles, was in den vorherigen Stunden passiert war. Sie hatte ihrem Ärger Luft gemacht, sich bei ihm beschwert, ihm vorgeworfen, dass sie ihre Beziehung beinahe alleine führte und er sich erlauben müsse, Auszeiten zu nehmen. Das wiederum hatte Itachi wütend gemacht. Sakura konnte sich noch sehr genau an den Ausdruck in seinen Augen und an seine Rechtfertigungen erinnern.
 

'Aber natürlich kannst du so etwas nicht verstehen! Vielleicht würdest du Wichtigkeit der ganzen Sache verstehen, wenn du studiert hättest!', war das letzte was sie von ihm hörte, bevor Sakura auf dem Absatz kehrtgemacht, sich ihre Schlüssel geschnappt hatte und aus dem Haus gestürmt war. Das Blut hatte ihr so laut in den Ohren gerauscht, dass es sogar ihre entsetzten, enttäuschten und wütenden Gedanken überdeckte.
 

"Du solltest wirklich mit ihm reden. Streit hat ihn schon immer fertig gemacht."
 


 


 

Itachi sollte stolz darauf sein, solch einen Bruder zu haben. Er hatte Sakura einen Ruck gegeben, ihr gezeigt, dass sie ihre verletzten Gefühle hinten anstellen, sich überwinden musste, wenn sie Klarheiten schaffen und haben wollte. Er hatte ihr versucht einen Teil seines Bruders zu erklären, den sie nicht verstehen konnte. Mehr als auf sie zugehen konnte Itachi nicht, der Rest lag an ihr, wenn er nicht weiterhin gegen eine stumme Wand reden sollte.

Sakura war sich nun sicher, tatsächlich einen neuen Freund gefunden zu haben. Ihre Gedanken schwirrten bereits in der Zukunft: sie würden ihn hoffentlich zu sich nach Hause einladen können, nachdem Sakura Itachi erzählt hätte, dass sie seinen Bruder im Krankenhaus kennengelernt hatte. Sie war sich sicher, dass ihr Verlobter ihn auch nach all der langen Zeit finden möchte. Sie könnten sich aussprechen und wieder näher kommen, richtige Brüder werden. Sie hatte die großartigsten Pläne im Kopf herumschwirren, die sie, obwohl es ihr stetig besserging, erschöpften und von denen sie mindestens die Hälfte wieder vergessen hatte, sobald sie wieder aufgewacht war.

Im Moment kam es ihr wie ein Ding der Unmöglichkeit vor, aber ein verborgener Teil ihres Herzens hatte es sich zum Ziel gesetzt, dass sie die gesamte Familie wieder zusammenführen würde.
 

Itachi und sein Bruder ähnelten sich in so vielen Punkten und waren doch gleichzeitig so verschieden, dass Sakura nicht anders konnte, als mehr über ihn erfahren zu wollen.

Sie hatte seine leicht ruppige Art gern gewonnen und freute sich über jede seiner noch so diskret gestellten Fragen zu ihrem Befinden. Er hatte sich ihr gegenüber nicht noch einmal so sehr geöffnet und von sich erzählt, aber Sakura glaubte, dass sie bereits eine Menge über ihn erfahren durfte und er ein Mensch war, der seine Gedanken am liebsten für sich behielt. Einmal hatte sie ihr eigenes Verhalten ihm gegenüber in Frage gestellt, war dann aber zu dem Schluss gekommen, dass er sich bis jetzt kein einziges Mal über sie beschwert hatte und es ihn somit nicht störte, wenn sie aus ihrem Leben erzählte und versuchte, ihm alles über ihre und Itachis vergangenen Jahre zu berichten, was ihr einfiel. Er saß stets da und hörte ihr zu, ohne dabei Interesse noch Desinteresse zu zeigen.
 

Vielleicht war er nicht der offenherzlichste Mensch, aber Sakura fühlte, dass er ein Teil ihrer Familie war.
 


 


 

Die pure Erleichterung in Itachis Augen zu sehen ließ sie beinahe weinen.

Zur Mittagszeit, und Sakura war sich sicher, dass er für sie nicht zur Arbeit ging, war er wiedergekommen. In einer Hand einen Strauß mit all ihren Lieblingsblumen. Fast so einen, den er ihr zu ihrem ersten Treffen mitgebracht hatte und von dem Sakura hinterher mindestens zwanzig Fotos machen musste, von denen sie vor lauter Aufregung und Freude mindestens genauso viele an ihre Freundinnen geschickt hatte.

Er hatte den Strauß abgestellt und war an ihr Bett getreten. Sie hatte sich zu ihm gedreht und ihn angelächelt – und war sich sicher, in der gleichen Sekunde nicht geweinte Tränen aufsteigen zu sehen. Vorsichtig hatte er seine Hand in ihre genommen und sie, ungeachtet all der Kanüle, geküsst.
 

Er hatte sich neben ihr Bett gekniet, sie kein einziges Mal losgelassen und sich für die Worte entschuldigt, die er nun nicht mehr zurücknehmen konnte und für die er sich selbst ohrfeigen wollte.
 

"Eigentlich darf ich nicht verlangen, dass du meine Entschuldigung annimmst, aber ich bitte dich trotzdem, mir zu verzeihen. Ich war so erschöpft und wollte mich nicht auch noch mit dir Streiten. Ich habe schneller gesprochen, als ich überhaupt denken konnte und meine Worte müssen die schlimmsten und unangebrachtesten Worte sein, die ich je jemanden gegenüber erwähnt habe."

Sakura fuhr mit ihrem Daumen langsam über ihren Handrücken.

"Du hast mich ziemlich verletzt, aber ich weiß jetzt, dass du das nicht sagen wolltest. Ich kann nicht verstehen, warum dir die Arbeit so wichtig ist, aber ich versuche es." Sie holte einmal tief Luft. "Ich sollte mich auch bei dir entschuldigen. Dafür, dass ich dich so lange ignoriert habe. Ich bin hier gelandet und habe dich nicht einmal angeguckt."

"Ich werde ab nun wieder mehr für dich da sein, das verspreche ich dir." Itachi strich ihr über die Haare. Ein Gefühl, das sie schon lange nicht mehr gespürt hatte und so sehr liebte. Sie fühlte sich geborgen und geschützt und wusste, dass sie an Itachis Seite gehörte.

Sakura lächelte sanft. "Wir sollten beide versuchen, noch mehr aufeinander einzugehen. Es gibt einiges, das wir ändern können und müssen. Nicht nur du, ich auch."
 

"Ich bin froh, dass du endlich wieder mit mir redest. Ich habe keine guten Erinnerungen mit Krankenhäusern und dass du mich ignorierst, hat es nicht besser gemacht."

"Eigentlich wollte ich noch etwas warten, bis ich es dir sage, aber", sie zögerte einen Moment, "ich habe deinen Bruder kennengelernt. Warum hast du mir nie von ihm erzählt?"

Das Aufflackern in Itachis Augen entging ihr nicht, auch wenn sie es nicht richtig deuten konnte. "Meinen Bruder? Sakura –"

"Er war hier, bei mir und hat mir von dir erzählt", unterbrach sie ihn. "Ich habe leider seinen Namen nicht mitbekommen und irgendwann war es mir zu unangenehm, noch einmal danach zu fragen."

"Mein Bruder …" Itachis Stimme klang gebrochen und sein Blick wanderte zu ihren ineinander verschränkten Händen. "Er hatte vor vielen Jahren einen Motorradunfall."

"Ich weiß, er ist auch ein Patient hier!" Sakuras Herz begann, schneller zu schlagen. Anders als in ihren Erwartungen ist Itachi nicht wütend darüber geworden, dass sie von seinem Bruder sprach, dass sie über ihn herausgefunden hatte, bevor er ihr vielleicht selber von ihm erzählen konnte. Sie kannte dieses Gefühl nur zu gut. Sie begann, aufgeregt zu werden. Vielleicht würde jetzt tatsächlich alles besser werden. Ihre eigene Beziehung, die Beziehung zu seinem Bruder …

"Ich wusste nicht, was für einen Unfall er hatte", fuhr sie fort, "aber es geht ihm schon sehr viel besser! Er hat sich immer heimlich hierher geschlichen. Vielleicht … vielleicht könnt ihr euch ja treffen! Oder sollte ich ihm lieber vorher Bescheid geben?"

"Sakura", sagte Itachi leise und kniff die Lippen zusammen.
 


 

"Mein Bruder hat damals nicht überlebt. Er ist gestorben."

Icha-Icha ... Schicksal

Sehr müde und sehr erschöpft fiel Kakashi rücklinks auf seine Matratze. Er federte einige Male auf und ab und schloss die Augen.

Was für ein Tag. Dabei hatte er eigentlich nur die neuste Ausgabe der Icha-Icha-Reihe holen wollen und nicht gleich sein halbes Leben auf den Kopf stellen, auch wenn er das im Prinzip schon davor tun musste. Aber alles hatte seinen Grund. Denn wie es das Schicksal wollte – und es wollte eindeutig nicht gut mit ihm – lautete Godaime Hokage Tsunades Auftrag an ihn, dass er einer Sitzung mit Sunagakure beizuwohnen hatte. Ausgerechnet an dem Tag, an dem das neue Heftchen endlich, endlich in den Läden erschien! Es hatte volle zwei Jahre und einen weiteren endlos langen Winter Wartezeit gedauert und nun wollte er ganz genau keinen Tag länger ausharren müssen. Die vorherigen Bände hatte er nun schon so oft gelesen, dass er zugeben musste, von jedem die ersten paar Zeilen aufwendig aufsagen zu können. Es gab also genau drei Optionen, die ihm dann noch offenstanden:
 

Erstens. Nicht bei dem Treffen erscheinen und sich Icha-Icha holen.

Unmöglich, weil dann tot. Tsunades Faust trifft Kakashi. Keine weiteren Worte nötig.
 

Zweitens. Bei dem Treffen erscheinen und sich Icha-Icha nicht holen.

Unmöglich, weil Eigenmoral. Das wäre wie Selbstmord und nicht mit seinem Gewissen vereinbar. Und überhaupt. Ganz genau keinen Tag länger.
 

Drittens. Einen Schattendoppelgänger zu dem Treffen gehen lassen und selber Icha-Icha holen.

Einen Klon in den kleinen Buchladen loszuschicken war ausgeschlossen. In diesem Falle traute er nicht einmal sich selbst. Sollte ein weiteres Ich von ihm auf die Idee kommen, das Buch ohne sein Wissen vorab zu lesen … Er wollte die Worte mit seinen eigenen Augen sehen und nicht aus der Erinnerung eines verschwundenen Doppelgängers hören, der ihn wohlmöglich auch noch auslachte. Oder schlimmer noch: ihn spoilerte!
 

Sein einziges Problem? Sollte ihn auch nur irgendjemand bei seinem kleinen Einkauf sehen und, schlimmer noch, Tsunade davon Wind bekommen, dass nicht er persönlich zu dem Treffen erschienen war, dann hatte sein letztes Stündlein schneller geschlagen, als dass er überhaupt das erste Kapitel beenden konnte. Denn dann würde automatisch wieder Option eins zutreffen und das musste ja nun wirklich nicht sein. Also musste Kakashi wieder einmal in die Trickkiste greifen. Ziemlich tief dieses Mal und eigentlich hatte er sich geschworen, gewisse Dinge nunmehr zu unterlassen. Gewisse Dinge, wie das Anlegen einer zweiten Persönlichkeit zum Beispiel. Die Gefahr aufzufliegen war zu groß, aber das hier war ein enormer Notfall. Vielleicht sogar einer der größten, dem er sich je zu stellen hatte. Es galt also zu tun, was getan werden musste!

'Sukea' war gut versteckt überall in seiner kleinen Wohnung verteilt, damit ihn auch ja niemand finden konnte. Wie gesagt, eigentlich nur für Notfälle und nicht für den täglichen Gebrauch. Die grauen Kontaktlinsen plantschten noch immer in ihren Döschen in dem Spiegelschrank in seinem Badezimmer, das lilafarbene Make-Up und die farblich dazu passenden Gesichtsstreifen lagerten in den Tiefen seines Kleiderschrankes und die Perücke lag eingebettet in seiner Wintermütze in einer Kiste voller Schals und Handschuhen, die nun nicht mehr gebraucht wurde, weil der Frühling in seiner ganzen Stärke angebrochen war. Nicht zu vergessen die Kamera, mit der 'Sukea' als Fotograf immer herumlief.

Es dauerte, bis Kakashi endlich mit seiner Umwandlung fertig war. Vor allem das Verändern seiner Stimme war ein Hartes. Selbst die Aura seines Chakras zu verbergen fiel ihm einfacher, schließlich war das etwas, was er als guter Shinobi können musste.

Dennoch zufrieden betrachtete er sich in dem kleinen Spiegel im Flur. Sein Sharingan leuchtete zum Glück nicht durch die Kontaktlinse hindurch und zur Not könnte er es einfach mit dem wuschigen braunen Haar verdecken, das nun sein Haupt zierte. Ohne seine übliche Maske sah er etwas befremdlich aus – und er fühlte sich auch so. Nackt, irgendwie. Normalerweise wurde sein Gesicht warmgehalten, doch ohne die ganze Verdeckung merkte er, dass sich die zimmerwarme Temperatur merkwürdig kühl anfühlte. Kakashi musste gestehen, dass er sich wahrscheinlich selbst nicht erkennen würde, wüsste er nicht, dass er es ist, der sich unter der Perücke und der restlichen Verkleidung versteckte.

Sein nächster Blick galt dem Fenster. Kakashi stutzte kurz. Es war durchaus sonnig, ein für den Frühling sogar relativ warmer Tag. Aber der Wetterbericht hatte von Regen gesprochen. Die vereinzelten, kleinen Wolken die fast wie Schafe am Himmel aussahen, würden doch keinen Regen bringen, oder? Dennoch griff er vorsichtshalber doch zu dem Ungetüm, das er Schirm nannte. In einem fast schon knalligen Sonnengelb. Mit weißen Punkten. Kakashi wusste nicht, warum er diesen Regenschirm besaß – oder wo er ihn überhaupt herhatte (er stand nun schon so lange in seinem Flur herum, dass er einfach annahm, der Schirm war schon immer dagewesen), aber sollte es wirklich regnen, musste er vorbereitet sein. Wenn sein Make-Up Wasser abbekäme, dann wäre es aus mit seinem kleinen Ausflug.

Ein unwohles Gefühl beschlich ihn und eine kleine Stimme in ihm sprach die dunkle Vorahnung aus, dass heute noch etwas gewaltig schief gehen würde. Kakashi schüttelte den Kopf. Trotzdem, er hatte eine dringende Mission zu erledigen, da mussten nun einmal ein paar Opfer gebracht werden! Wie gesagt, ein echter Notfall.
 


 

"Oh, da ist Sukea!" Diese Stimme kam ihm nur allzu bekannt vor und Kakashi, also Sukea natürlich, hatte eigentlich gehofft, sie heute nicht zu hören (Dem Schattengänger-Kakashi hatte er zuvor sehr deutlich klar gemacht, was er zu tun und zu lassen hatte. Eigentlich bestand seine Aufgabe, lediglich auf seinem Stuhl in dem Konferenzraum zu sitzen und möglichst unauffällig zu sein). Aber das Glück mochte ihn wohl ebenso wenig wie das verdammte Schicksal und musste ihm von allen Bewohnern dieses Dorfes ausgerechnet Naruto über den Weg laufen lassen. Womit hatte er das nur verdient? Seufzend blieb er stehen und stützte sich auf seinem Regenschirm ab. Er könnte jetzt rückwärts runterzählen. Wenn er fertig war, würde Naruto bei ihm stehen. Drei, zwei, eins …

"Wir haben uns lange nicht mehr gesehen!" Und Naruto stand breit grinsend vor ihm. Kakashi kannte seine Pappenheimer gut. Zu allem Überfluss folgte auch noch Sakura, wenn auch nicht ganz so enthusiastisch. Aber trotzdem mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht.

"Da hast du recht, Naruto. Es ist schon eine ganze Zeit her." Sukea verzog den Mund zu einem Grinsen. Kakashi hingegen hätte am liebsten aufgeseufzt. Wäre weggerannt. Hätte sich in Luft aufgelöst.

"Was führt dich zurück?", fragte Sakura, deren Blick auf die Kamera um seinen Hals fiel. "Lass mich raten, deine neuste Arbeit ist fertig und jetzt willst du eine Pause machen?"

Gut, dass er ein schneller, logischer Denker war. "Ah nein, da liegt du leider falsch. Ich bin nur auf der Durchreise, eine Pause ist mir nicht vergönnt. Nachher muss ich gleich wieder weiter." Nicht, dass Sukea noch in irgendwelche Verabredungen hineingezogen wurde, auf die Kakashi nun so gar keine Lust hatte. Dann müsste er sich nämlich in naher Zeit noch einmal verkleiden.

Narutos freudiges Lachen fiel ein Stückchen in sich zusammen. "Das ist schade. Ich musste gerade daran denken, wie wir versucht haben, unter Kakashis Maske zu gucken! Du erinnerst dich bestimmt noch daran, oder?"

Ah ja. Jener Tag hatte ihm viel Energie und Selbstbeherrschung abverlangt und musste deswegen nicht unbedingt wiederholt werden. Etwas, worauf Naruto nun bestimmt hinauswollte. Das konnte Kakashi mit ziemlicher Sicherheit sagen.

Sukea nickte. "Ich bin mir sicher, dass sein Gesicht noch immer sein großes Geheimnis ist. Ich wüsste zu gerne, wie es aussieht … Nur habe ich heute leider keine Zeit für weitere Beobachtungen."

Schließlich war er ja eigentlich gerade dabei, das neuste Buch der Icha-Icha-Reihe zu besorgen (ein Frühlings-Spezial, wie er sich hat sagen lassen).

"Und wie sieht es mit morgen aus?" Naruto wippte unschuldig auf seinen Schuhsohlen auf und ab.

Kakashi hasste es, derjenige zu sein, aber er musste den Hoffnungsschimmer, der sich gerade auf Narutos Augen legen wollte, ganz schnell wieder in seinem Keim ersticken. "Ah, tut mir leid. Ich bin eigentlich nur auf der Durchreise. Ein wenig Proviant auffüllen und dann werde ich mich gleich wieder auf den Weg machen."

"Oh", sagte Naruto enttäuscht.

"Das ist wirklich schade", schob Sakura nach. Auch sieh sah so aus, als hätte sie sich tatsächlich auf ein Treffen mit Sukea gefreut.

Kleine Gewissensbisse durchschossen Kakashi, die er so schnell er nur konnte wieder in die hinterste Ecke seines Herzens verbannte. Nein, er würde sich dieser dämlichen Verkleidungsprozedur bestimmt nicht noch einmal unterlegen, nur um Naruto und Sakura eine kleine Freude zu bereiten. Ein Treffen mit Sukea würde nämlich unweigerlich zu weiteren Einladungen führen. Und zu Spekulationen über sein, also Kakashis, Aussehen unterhalb seiner Mundmaske.

"Ich bin mir sicher, dass wir uns irgendwann wiedersehen werden. Meine Arbeit führt mich schließlich des Öfteren wieder zurück."

Er nickte und war zufrieden mit sich selbst. Damit waren hoffentlich Naruto, Sakura sowie sein Gewissen beruhigt. Dann neigte er seinen Kopf noch einmal, hob seine Hand zum Gruß und ging ohne ein weiteres Wort. Als er sicher war, dass sie ihm nicht folgten, stieß Kakashi ein erleichtertes Seufzen aus. Die erste Hürde war gemeistert.
 


 

Seinen Weg zum Buchladen sollte er, ganz wie er es sich gedacht hatte, tatsächlich nicht ohne weiteres fortsetzen können. Kurenai stand vor dem Blumenladen der Yamanakas und betrachtete ergiebig die ausgestellten Pflanzen. In diesem Moment widmete sie sich einer Auswahl verschiedenfarbiger Tulpen. Weit vornüber gebeugt betrachtete sie jede der Pflanzen einzeln, ganz so, als würden sie der Kunoichi etwas zeigen, das nur sie wussten. Kurenai schaute nicht nur, ebenso strich sie immer wieder vorsichtig über die ausgestellten Exemplare. Ob ihr die Entscheidung deswegen leichter fiel? Kakashi tendierte zu den Tulpen, deren Blütenblätter in einem kräftigen Karminrot strahlten, aber Kurenais Hand fand ihren Weg zielsicher zu den gelben, die seiner Meinung nach nicht einmal halb so schön anzusehen waren, wie die anderen.

Dann begann Kakashi einen Fehler. Er seufzte einmal auf, denn was sollte man schon gegen die Entscheidung anderer tun? Letztendlich war es nicht er, der mit den Resultaten leben und jeden Tag Blumen in fragwürdigen Farben ansehen musste. Allen Anschein nach war sein Seufzer allerdings lauter als beabsichtigt, denn Kurenai richtete sich erstaunt auf und betrachtete ihn stirnrunzelnd. Ertappt wandte er seinen Blick ab, warf seinen Regenschirm, den er bis jetzt an seinem Griff festgehalten hatte, ein Stück hoch, sodass er stattdessen den gelben Stoff umfasste und beeilte sich, seinen Weg fortzusetzen. Gut, dass Kurenai ihn als Sukea nicht erkannte und sein Verstand klar und scharf genug dafür war, nicht einfach stehenzubleiben. Sie weiterhin anzuschauen. Ihr zuzunicken. Oder am schlimmsten, ihr zu grüßen. Denn jetzt, genau in diesem Moment, in dem er dabei war, die neuste Ausgabe von Icha-Icha zu kaufen, waren sie Fremde. Allerdings verunsicherte es ihn ein wenig, warum sie ihn noch immer anstarrte. Oder viel mehr seinen Schirm, den er eigentlich nur aufgehoben hatte, um schneller voranzukommen. Er mochte mit seinem Sonnengelb und den weißen Punkten vielleicht nicht das typischste Modell sein und Kakashi hätte sich tatsächlich auch mit einem schlichten, schwarzen abgegeben, aber so schlimm sah er nun auch wieder nicht aus. Oder?

Wie dem auch sei, er beeilte sich, aus Kurenais Blickfeld zu kommen. Ihr Starren wurde ihm langsam aber sicher unheimlich. Nicht, dass sie ihn noch ansprechen wollte.
 


 

Die Tüte in seiner zitterte leicht und Kakashi hatte seine Mühen, ein erfreutes Jauchzen und einen federnden Gang zu unterdrücken. Nachdem er Kurenai gesehen hatte, ist tatsächlich alles so gelaufen, wie er es sich erhofft hatte. Sein Schattendoppelgänger schien noch immer bei der Versammlung anwesend zu sein, da Kakashi bis jetzt noch keine plötzlichen Informationen in seinem Kopf hatte, die er zuvor noch nie gehört hatte und niemand ist ihm mehr über den Weg gelaufen. Auch Naruto und Sakura hat er kein weiteres Mal getroffen. Allerdings musste er gestehen, dass ihm gerade noch rechtzeitig eingefallen ist, dass er an Ichirakus kleinem Laden vorbeimusste. Und es war weitverbreitetes Wissen, dass Naruto dort an manchen Tagen mehr als nur einmal (mehr schlecht als recht zahlender) Gast war und Unmengen an Ramen in sich hineinschaufelte, als wäre er ein bodenloses Fass oder des Gleichen. Kakashi war also vorher abgebogen und ging nun einen kleinen Umweg, der seiner Stimmung allerdings keinerlei Abbruch tat.

Als er den Bücherladen betreten hatte, nickte er dem Verkäufer leidglich einmal zu, als wären sie Fremde gewesen – was in diesem Moment ja auch gestimmt hatte – und war dann zielstrebig zu dem großen Regal gegangen, in dem sämtliche Bände der Icha-Icha-Reihe ausgestellt waren. Darunter natürlich auch das neuste, das Kakashi sich noch energischer griff, als sein Gang ausgesehen hatte.

Zugegeben, er hatte sich etwas komisch gefühlt. Immerhin sah Sukea in seinen Augen nicht wie jemand aus, der diese kleinen Heftchen mit gewissem Inhalt lesen würde … Aber letztendlich sollte es dem Verkäufer wahrscheinlich egal sein, nicht? Hauptsache, er hatte Geld in seiner Kasse. Und das hatte er von Kakashi bekommen. Auf den Betrag genau.

Es hatte also alles wie am Schnürchen geklappt und in wenigen Minuten sollte er auch schon wieder zuhause sein und endlich, endlich die heiligen Seiten aufschlagen und sich in einer Welt voller Wunder verlieren. Er spielte sogar ernsthaft mit dem Gedanken, seine Verkleidung gar nicht erst abzulegen. Immerhin würde dies auch noch wertvolle Zeit kosten, die er nicht verplempern wollte.
 


 

Im Prinzip hatte er schon seine Wohnung sehen können. Oder zumindest riechen. Kakashi hätte nur noch um die Ecke gehen und seinen Schlüssel aus der Kameratasche herauskramen müssen und seine Mission wäre beendet gewesen. Zumindest fast, aber er traute seinem Klon insoweit, dass er nicht plötzlich mit dem Gesicht voran in eine Messerspitze oder ähnliches fallen und sich deswegen auflösen sollte. So viel Intelligenz sprach er sich selbst dann zu.

Wie gesagt, es waren nur noch wenige Meter bis zu seinem Ziel – aber Kakashi wäre nicht Kakashi und das Schicksal nicht das Schicksal, wenn nicht doch noch irgendetwas passieren musste. Oder besser, irgendjemand.

Gai. Das grüne Biest von Konoha. Höchstpersönlich. Er trug wie immer seinen grauenvollen, viel zu engen Anzug und …? Spielten ihm seine Augen einen Streich, oder trug Gai tatsächlich knallrote Gummistiefel, die sich fürchterlich mit seiner Gesamterscheinung bissen? Wahrscheinlich war auch er von der Regenvorhersage hereingelegt worden. Jegliche Wolke hatte sich nämlich bis zu diesem Zeitpunkt verzogen und Kakashi war der Meinung, dass seine Wetterkenntnisse mittlerweile gut genug waren um zu sagen, dass es auch nicht mehr regnen würde. Aber zurück zu seinem sich ihm nähernden Problem.

Eigentlich konnte Kakashi jetzt nur noch hoffen und zu allen guten Mächten beten. Hoffen und beten, dass Gai ihn einfach in Ruhe ließ. Und was sollte er sagen – für einen ganz kurzen, kostbaren Moment sah es tatsächlich danach aus. Bis Gais Blick im Vorbeigehen erst auf ihn und dann seinen Regenschirm fiel. Gai machte eine regelrechte Vollbremsung, wirbelte herum und legte Kakashi, also Sukea, der sichtlich zusammenzuckte, die große Pranke auf die Schulter.

"Guter Mann", begann er ernst, dann zog sich ein blendendes Grinsen über sein Gesicht. Sukea schluckte angestrengt und Kakashi geriet ins Schwitzen. "Du musst wahrlich ein guter Freund meines guten Freundes Kakashi sein."
 

Das hier, genau das hier war tatsächlich noch schlimmer als alles zusammen, was er heute hatte erleben müssen. Gai war so ungefähr der schlimmste Hund in ganz Konoha und kannte Kakashi leider besser, als er es gerne hätte. Wenn jemand durch seine Verkleidung schauen konnte, dann war es Gai. Zumal er schon des Öfteren miterleben musste, wie Gai sein extraordinäres Riechorgan sehr weit in den persönlichen Radius einer anderen Person geschoben und an ihr geschnüffelt hatte. Kakashi würde es also nicht wundern, wenn er ihn spätestens an seinem Geruch erkannte.

Das war Grund genug für ihn, unruhig zu werden, oder?

"K-Kakashi?" Ihm musste wirklich etwas Gutes einfallen – und vor allem durfte er sich nicht versehentlich versprechen und verraten. "Das ist eine sehr freie Behauptung", nuschelte er deswegen und weil er wirklich nicht wusste, wie Gai so schnell von Sukea auf Kakashi schließen konnte, ohne je ein Wort mit ihm gewechselt zu haben. Ihn überhaupt zu kennen.

"Dieser Schirm hier", begann Gai und deutete auf das sonnengelbe Ding in Kakashis Hand, "habe ich selbst vor vielen Jahren an Kakashi verliehen, nachdem ich ihn mir selbst von einer erfahrenen Kunoichi namens Kurenai ausgeliehen habe. Ich schätze, anstatt ihn zurückzugeben, hat er die Tradition fortsetzen wollen und ihn jemandem gegeben, dem er wirklich vertraut. Etwas anderes kann ich mir nämlich nicht erklären."

Die Rädchen in Kakashis Kopf ratterten, während Sukea bemüht lässig aussah. Irgendwo in seinem Hinterstübchen klingelte es und sagte ihm, dass Gai recht hatte. Deshalb konnte er sich auch nicht mehr erinnern, wo um alles in der Welt er sich gerade so einen für einen Mann doch merkwürdigen Schirm gekauft haben sollte.

"Du kannst sagen, dass es sich dabei um genau diesen hier handelt?" Sukea hob den Schirm einmal kurz an, um Gai zu verdeutlichen, was er meinte.

Kakashi musste nun wahrlich aufpassen, was er sagte. Es gab mehr als nur eine Falle, in die er tappen und sich daraufhin verdächtig machen könnte. Vor allem, wenn er jetzt irgendetwas eindeutig verneinte.

"Aber sicher!", erwiderte Gai stolz und streckte ihm seine Brust entgegen. "Hierbei handelt es sich nämlich um eine Sonderanfertigung, die Kurenai sich nach einer besonders komplizierten, aber dennoch erfolgreichen Mission hat anfertigen lassen. Ich erkenne ihn nicht nur am Muster, sondern auch an seinem Griff wieder."

Sukea nickte anerkennend und warf einen schnellen Blick auf den Griff des Schirms, der in seinen Augen nicht weiter besonders war. Aber wenn es stimmte, was Gai sagte, und das nahm Kakashi stark an, war es nicht nur unerhört, dass er den Schirm nicht längst wieder zurückgegeben, sondern dass Gai ihn überhaupt an erster Stelle weiterverliehen hatte. Er sollte zusehen, dass Kurenai in nächster Zeit wieder zu ihrer Sonderanfertigung kam …

"Du hast recht, dass ich Kakashi kenne. Nicht gut, will ich meinen. Aber er hat mich im wahrsten Sinne des Wortes nicht im Regen stehenlassen wollen und gab mir diesen Regenschirm mit auf den Weg. Ich bin auf der Durchreise und möchte ihn Kakashi wieder zurückgeben."

Gai nickte einmal anerkennend, schüttelte dann aber gleich wieder den Kopf. "Ich denke, Kurenai würde sich sicherlich freuen, wenn sie ihn gleich wieder zurückbekommt. Wenn ich es recht überlege, sagte sie mir, dass sie heute einige Pflanzen kaufen wollte."

"T-Tatsächlich? Dann ist es ja gut, dass ich an dem Laden vorbeigehen muss", kam es gepresst von Sukea.

Kakashi konnte sein Pech nicht fassen. Zwanzig Meter wären es vielleicht noch bis zu seiner Haustür gewesen. Mehr nicht. Und jetzt musste er wieder weitergehen. In seiner Vorstellung hätte der Tag folgendermaßen ausgesehen: Er und sein Doppelgänger verlassen das Haus. Sein Doppelgänger muss die Versammlung aussitzen und er wäre nur schnell zum Buchladen und wieder zurückgegangen. Danach hätte er auf seinem Sofa den restlichen Tag in seiner neuen Lektüre vertieft verbracht.

Naruto und Sakura waren nicht eingeplant gewesen. Ebenso wenig Gai und Kurenai, zu der er nun wahrscheinlich auch noch gehen musste. Womit hatte er das verdient?

"Guter Freund", begann Gai und legte feierlich seine Pranke auf Sukeas Schulter. "Ich werde dich selbstverständlich begleiten. Auch ich bin Kurenai eine Erklärung schuldig."
 


 

"Und deswegen kam es, dass Sukea hier deinen Regenschirm in seinem Besitz hatte und du ihn bis zu diesem Zeitpunkt nicht hast wiederbekommen können." Gai hatte Sukea den Schirm abgenommen und ihm dafür die Blumen, die Kurenai getragen hatte, in die Hände gedrückt und darauf bestanden, dass sie sie nach Hause begleiteten.

Nun saßen sie bereits seit endloser Zeit in dem kleinen Wohnzimmer Kurenais und Gai hatte lange und ausführlich und sehr ausgeschmückt davon berichtet, wie es zu dem wandernden Regenschirm kam. Sukea hatte einfach nur stumm daneben gesessen, genickt und immer wieder auf die Uhr geschaut. Es vergingen mehr als nur zwei Stunden, die Sonne legte sich bereits und jeder Versuch seinerseits aufzubrechen, wurde energisch von Gai unterbunden, der ihn jedes Mal erneut wieder auf das Sofapolster drückte. Die Tüte mit dem Buch raschelte verheißungsvoll zu seinen Füßen und Kakashi hatte noch nie das so starke Verlangen zu weinen gespürt. Das Leben war grausam und hatte sich gegen ihn verschworen. Eindeutig.

Vor allem, als mit einem Mal eine ungeahnte Welle an Informationen auf ihn einprasselten, die er im ersten Moment nicht einordnen konnten. Das Treffen mit Sunagakure hatte sein Ende gefunden und sein Doppelgänger gleich mit. Ließ ihm unangekündigt alle Informationen zukommen und Kakashi mit plötzlich aufsteigenden Kopfschmerzen zurück. Na vielen Dank auch.

"Ist alles in Ordnung? Du siehst plötzlich sehr blass aus." Besorgt betrachtete Kurenai Sukea, der mit einem Mal mehr schlecht als recht auf ihrem Sofa hing. Ein bisschen sah es so aus, als würde er einfach jeden Moment umkippen. "Vielleicht ist es besser, wenn du eine Nacht in Konoha bleibst und dich ausruhst."

Kakashi stöhnte. Innerlich natürlich.

Nicht das auch noch. Alles, nur das nicht.

"Ich muss wirklich weiter, aber vielen Dank für das Angebot", röchelte Sukea, obwohl Kakashi wollte, dass er entschieden und selbstbewusst klang.

Aber sein Kopf schmerzte immer stärker und seine Seele blutete immer mehr. Weil er sein neustes Heft noch immer nicht lesen konnte und es wahrscheinlich heute auch nicht mehr konnte. Selbst wenn er es schaffte, von hier wegzukommen. Mit einem brummenden Schädel war nicht zu spaßen.

"Aber-", setzten sowohl Kurenai als auch Gai gleichzeitig an, doch Sukea hob die Hand, um zu zeigen, dass sie schweigen sollte, griff nach seiner Tüte, stand auf und steuerte die Haustür an.

Endlich.

Immerhin war Kurenai erfreut gewesen, ihren Schirm wiederzuhaben und war keinem der beiden Männer (und Kakashi auch nicht, aber sie wusste ja nicht, dass er praktisch vor ihr saß) böse. Was für ein heilloses Chaos doch entstanden war. Ein weiterer schlimmer Punkt an der ganzen Sache: Sobald er Gai wiedersah, würde dieser ihm wahrscheinlich noch einmal die ganze Geschichte brühwarm auftischen, ihn mit Fragen zu Sukea durchlöchern und seine Zeit stehlen. Und er musste alles mit anhören und so tun, als wüsste er von nichts.
 


 

Es war dunkel, als er endlich in seiner Wohnung ankam. Sein Magen knurrte und trug nicht wirklich zu seinen Kopfschmerzen bei, aber Kakashi entschied sich dafür, keine Kraft mehr dafür zu haben, sich noch einmal in die Küche zu stellen. Nicht einmal mehr ein Fertiggericht wollte er anrühren. Er hatte es gerade noch so geschafft, seine Verkleidung in den Kleiderschrank zu pfeffern und sich abzuschminken, danach war er in sein Schlafzimmer gestolpert.

Kakashi schmiss sich rücklinks auf seine Matratze, die einige Male auf und abfederte. Das war ein Tag, den er nie wieder erleben wollte. Vielleicht noch nicht einmal für die nächste Ausgabe von Icha-Icha. Und das sollte etwas heißen. Aber immerhin hatte er es geschafft, die jetzige zu kaufen.

Der Einband fühlte sich verheißungsvoll in seinen Händen an, von dem Anblick des Covers einmal ganz zu schweigen. Wenigstens das erste Kapitel wollte er noch lesen. Das sollte sein Kopf noch aushalten können. Das war er ihm nach den letzten Stunden schuldig.

Ein breites Grinsen zierte sein Gesicht (das übrigens nackt war), als er nach einigen Mühen die ersten Zeilen entzifferte. Gleich würde es ihm bestimmt besser gehen. Es braucht seine bestimmten Kniffe und Tricks, um eine Frau zu verführen. Besonders ratsam ist es-
 

"Kakashi!"
 

Durfte er schreien? So laut, dass er das Klopfen an seiner Tür einfach nicht mehr hörte?
 

"Ich bin es, Gai! Naruto und Sakura sind auch hier! Wir haben vorhin deinen Freund Sukea getroffen! Es geht ihm nicht gut, aber er war erpicht darauf, seinen jugendlichen Weg fortzusetzen! Wir brauchen deine Hilfe, ihn zu finden! Sonst könnte ihm noch etwas passieren!"


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hoffentlich sind die Hints auf Tentens Namen und "Naruto: The Last" rübergekommen :) Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (12)
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Von: irish_shamrock
2018-06-24T08:28:56+00:00 24.06.2018 10:28
Meine liebe Quiana,

hab vielen, vielen lieben Dank für dein Werk!~♥
Wie ich dir schon im Forum sagte, ist es überhaupt nicht schlimm, dass die Charaktererbeschreibung etwas später auf den Plan trat :') ... Dennoch bedanke ich mich herzlich für deine Mühe!!
Du brauchst dich nicht zu grämen, im Gegenteil. Denn es muss nicht immer Drama/Romantik ect. sein, Humor ist ebenso meine Schiene und meine Freude über den Verlauf und das unfreiwillige Leiden Kakashis, hat mich schlicht amüsiert.
Der arme Kerl.
Erst Tsunades Auftrag, wobei ich die Beschreibung der Szenerie sehr gelungen und treffend fand ♥♥ (wenn nicht, dann Tod! :'D) ...
Dann das unbändige Drängen, die heißersehnte, neue Ausgabe in den Händen zu halten (ein Doppelgänger, herrlich, ich hab so gelacht XD ...)
und letztendlich die gelungene Taktig der Verkleidung/zweiten Persönlichkeit, die ihm mehr Ärger einbrachte, als er wollte ...
Und natürlich kommt einem immer genu DANN etwas in der Quere, oder Leute/Bekannte/unmögliche Situationen, die alles nur noch schlimmer, nerviger, nervenaufreibender machen ... ^^°
Der arme Kakashi ... Es ist wahrscheinlich die insgeheime Schadenfreude meinerseits, aber das Aufeinandertreffen mit Gai hat all dem noch das Krönchen aufgesetzt. "Das grüne Biest Konohas" und "Du musst wahrlich ein guter Freund meines guten Freundes Kakashi sein", ich habe, ungelogen, in der Ecke gelegen und Tränen gerlacht. extraordinäres Riechorgan
Und der Schiiiirm ... Nun ja, immerhin weiß Kakashi jetzt, woher er ihn hat x.x und Gai ihn her hatte ...
T__T vergiss das mit der Schadenfreude, Kakashi tut mir einfach nur uneeeeendlich leid ... Der arme Mann, kommt nie zur Ruhe, nicht mal, als er endlich zu Hause ist ...
Aber das nennst man dann wohl wirklich Schicksal :')
Deine Charaktere waren so was von Original! Und ich mag die Konstellation Kakashi/Gai ohnehin sehr gern ...

Ich habe mich köstlich amüsiert. Dein Schreibstil ist erfrischend, herrlich, ehrlich, ohne allzu viel Schwülst und Gedusel, mit einer großen Packung Humor versetzt und ... Ja, hab noch mals vielen, vielen lieben Dank für deine Geschichte ... :3

Alles Liebe
und noch einen schönen Rest-Sonn(en)tag dir,
irish C:
Antwort von:  Quiana
28.06.2018 17:30
Happy Birthday! :))
Wenn auch nachträglich, wie ich gerade gesehen habe.

Vielen Dank für deinen Kommentar! :)
Und puuh, dass es dir gefallen hat. Ich bin erleichtert :D


Sobald ich wieder Luft zum Atmen habe, antworte ich dir hoffentlich etwas ausführlicher, aber im Moment fehlt mir einfach die Zeit :(
Aber ich wollte dich natürlich trotzdem wissen lassen, dass ich gesehen habe, dass du einen Kommentar geschrieben hast ;)

Genieße die Sonne 🌞
Und habe ein schönes Fast-Wochenende!

Q
Antwort von: irish_shamrock
28.06.2018 17:34
:')
Hab mich grad ein wenig erschrocken, als ich die Benachrichtung auf der pers.Startseite bekam ...
Vielen, lieben Dank für deine Geburtstagswünsche ~♥

Es ist sehr lieb, dass du dann noch mal auf den Kommentar eingehen möchtest, stress' dich deshalb aber bitte bloß nicht!
Dass du den Kommentar aber trotzdem registriert hast, finde ich ganz toll :D ...

Ich wünsche dir auch noch einen schönen, sonnigen Restnachmittag/Abend

Liebe Grüße,
irish C:
Von:  Stevy
2018-02-01T12:58:22+00:00 01.02.2018 13:58
Kurz vor Ende hab ich mir schon gedacht das Sasuke tot ist und sie einen Geist gesehen hat. Aber bis zum letzten Abschnitt hatte ich keine Ahnung nicht mal ansatzweise. Wirklich toll gemacht.
Antwort von:  Quiana
03.02.2018 19:59
Und noch ein Kommentar von dir =))

Aaah, ich wollte niemanden mit dem Ende an der Nase herumführen, aber auch nicht gleich sagen, dass Sasuke gestorben ist und Sakura ihn somit eigentlich gar nicht kennen kann. Aber irgendwie mag ich solche Sachen, die eigentlich erst am Ende so richtig aufgeklärt werden. Und dass ich dann auch noch selber so etwas geschrieben habe ... :D

Q. :)
Von:  Little-Cherry
2017-08-08T10:11:17+00:00 08.08.2017 12:11
Hey ho liebe Quiana,

ich bedanke mich ganz herzlich bei dir für diesen wundervollen OS. Ich habe es wirklich genossen, ihn zu lesen. Er ist schön und spannend geschrieben.

Vor allem hat mir gefallen, dass du immer Stück für Stück nur verraten hast, was eigentlich passiert ist. Dass du dabei Sakuras eigentliche Gedanken nicht vernachlässigt hast.

Am besten aber hat mir das Ende gefallen, einfach weil es so unerwartet kam und weil es mich deinen OS noch einmal aus einer ganz anderen Perspektive betrachten lässt.

Also danke noch einmal für den OS. Ich habe ich mich sehr darüber gefreut.
Ich wünsche dir noch eine schöne Woche.

LG Cherry
Von:  Little-Cherry
2016-04-03T17:22:56+00:00 03.04.2016 19:22
Hey ho,

jetzt komme ich auch endlich mal dazu deinen OS zu lesen ^^"

Zunächst einmal möchte ich mich für diesen OS bedanken. Es ist wirklich keine typische Geschichte für den Frühlingsbeginn, aber sie gefällt mir trotzdem wirklich gut, vielleicht sogar gerade weil es so anders ist und man es bei dem Thema nicht gerade erwartet.

Besonders gefallen hat mir, dass es in die Richtung Drama geht. (Es ist schon fast gruselig wie verrückt ich nach diesem Genre bin ...). Dazu passt deine gewählte Szene wirklich gut, besonders weil du immer wieder Bezug zu anderen Situation nimmst, die eine tiefe Narbe bei Sakura hinterlassen haben. Das lässt das ganze noch ein bisschen dramatischer wirken.

Für mich persönlich haben Blumen eine ganz besondere Bedeutung, darum war es mir eine besondere Freude zu lesen, dass sie bei deinem OS eine ganz besondere Rolle eingenommen und den Wendepunkt bedeuten. Und in dieser Position werden sie ihrer Aufgabe gemischt mit Sakuras Gefühlen gerecht.

Alles in allem hat mir dein OS wirklich gut gefallen. Eine Sache hab ich nur zu bemängeln. Ich weiß nur nicht so genau, wie ich es beschreiben soll^^" Ich finde an manchen Stellen wirkt es ein wenig als wolltest du schnell fertig werden mit schreiben, was ich allerdings in gewisser Weise nachvollziehen kann, weil ich diesmal selbst alles noch auf den letzten Drücker machen musste ...

Ich habe mich auf jeden Fall gefreut, dein Wichtelkind sein zu dürfen und haben deinen OS gerne gelesen.

LG Cherry
Antwort von:  Quiana
03.04.2016 20:31
Hey, danke für deinen Kommentar!

Freut mich, wenn ich deinen Geschmack getroffen habe und du ja allen Anschein nach zufrieden bist! :)
Wenn du sagst, dass es so wirkt, als wolle ich schnell fertig werden, dann muss ich wohl bei meinen nächsten Sachen darauf achten. Mir selber ist das nicht so aufgefallen, aber ich glaube, dass man Sachen, die man selber schreibt, eh immer anders ließt - und wenn du das sagst, muss da ja wohl auf jeden Fall was dran sein. Also danke für den Hinweis!

:)
Von: irish_shamrock
2016-04-02T17:03:24+00:00 02.04.2016 19:03
Hallo Quiana,

ich weiß, dass es vielleicht unhöflich ist, deinem Wichtelkind vorzugreifen und einen ersten Kommentar dazulassen, aber da mich deine damalige Geschichte so begeistert hat, und ich neugierug war, wie sich der besagte Umwurf deiner Schreibe auswirkte, konnte ich nicht anders :> ...

Eine sehr traurige, düstere und beklommene Stimmung, die du zu Beginn der kleinen Geschichte schilderst.
Nicht nur, dass Sasuke damals nicht nur Konoha, sondern auch ihr, Sakura, den Rücken kehrte und eine tiefe Kluft in ihr hinterließ, auch liegt besagtes Dorf, nach dem großen Krieg, in Trümmern.
Die Verbinung zwischen Ino und Sakura ist allerdings schön dargestellt, auch, dass beide wohl wieder eine Art Freundschaft aufbauen würden.
Schmunzeln musste ich, als diese gemeinen Blumen es ausgerechtet jetzt wagten, sich an die Oberfläche zu kämpfen. Doch ist die Gedanken an einen Neuanfang, dass Sakura eigene Wege gehen und sich dem Unbekannten stellen solle, bis hin zum Hoffnungsschimmer, ist sehr schön vermittelt worden.
Ich denke, dass sich dein Wichtelkind sehr über dein Geschenk freuen wird.

Alles Liebe,
irish C:
Antwort von:  Quiana
02.04.2016 19:40
Hey hey!

Vielen lieben Dank für deinen Kommentar! und ich bin mir sicher, dass mein Wichtelkind nichts dagegen hat.
Und danke auch noch mal für dein kleines Lob! :)

Hier wollte ich einfach mal etwas anderes schreiben - und hoffentlich bin ich dabei nicht zu sehr aus der Reihe der Wichtel-OS mit meiner Stimmung gefallen. Upsi. Da muss ich wohl nachher mal bei euch allen umherstöbern.
Es freut mich, dass du Ino und Sakura ansprichst, denn ich war mir icht sicher, ob ich das noch mehr ausbauen sollte, oder nicht. Letztendlich hab ich es dann doch so gelassen.

Ich wünsche dir noch ein schönes Wochenende!
:)
Von: irish_shamrock
2015-08-29T11:11:48+00:00 29.08.2015 13:11
Hallo Quiana...

da dies meine erste Wichtelaktion innerhalb des Naruto-Fanficwichteln~Zirkels ist, war ich natürlich umso aufgeregter, wer mich denn nun abbekäme und ob derjeniger auch mit meinen Vorgaben etwas "Brauchbares" Zustande bringen würde.
...
Nun, da ich deinen Schreibstil noch nicht allzu gut kenne, er mir (leider) noch nicht so geläufig ist, musste ich mich erst einmal hineinlesen. Doch lass dir gesagt sein:
Ich habe ja so gehofft, dass sich jemand finden lässt, der so bezaubernd und poetisch mit Worten umgehen kann, und ich hatte Glück. Mehr als das!!
Ich bin angtan von deiner Art des Ausdrucks, den Beschreibungen ganz zu schweigen, bishin zur Wiedergabe der alten, keltischen Sage um "Art - den Einzigen"...
Neji und Tenten passen wirklich hervorragend in dieses Konzept und die kleinen, versteckten Hints sind natürlich nicht unbemerkt geblieben.
Hach~♥... ich bin ja so erleichtert, dass du mit den Angaben so etwas Feines, Schönes schaffen konntest. Ich bin begeistert, fasziniert und ich liiiiiieeeeebbbbbeeee DRAMA!!
Die Familiengeschichte der Hyuugas so wunderbar mit einzuflechten, und eben auch Tenten als zauberhaftes, ´himmlisches´ Wesen...
Ich weiß gar nicht, was ich noch sagen könnte. Deine Worte gefallen mir sehr, denn ich mags gern auf "alt" und "gehoben" getrimmt. Grobe Fehler, also von der Rechtschreibung + Grammatik her, gab es jetzt nicht, zwar hier und dort (hihi) mal ein paar winzige Stolperfallen, aber diese taten deinem Werk in seiner Poesie keinen Abbruch.

Hab vielen Dank für das Geschenk und ich hoffe,
dass ich mich vielleicht irgendwann revanchieren darf.

Liebe Grüße,
irish C:
Antwort von:  Quiana
29.08.2015 14:57
Hey!
Danke für deinen lieben Kommentar!

Ich muss sagen, dass dieser Stil auch nicht mein gängiger ist, aber wenn es um ... historisches geht, so will ich es jetzt mal nennen, verfalle ich immer darein. Keine Ahnung wieso, das ist einfach so :D

Und ich bin auch übermäßig dankbar, dass du Mythen genommen hast, die mir zum Teil unbekannt waren. Da hatte man dann mal etwas neues, das man noch nicht kannte und frei interpretierbar ist.

Es freut mich, dass es dir gefallen hat! :) Juppie!
Von: abgemeldet
2014-07-02T17:22:56+00:00 02.07.2014 19:22
Meine liebe Quiana,

endlich komme ich dazu, dein kleines Meisterwerk auch entsprechend zu kommentieren. :)

Erst einmal 1000 Dank für diesen Wichtel-OS! <3 Nach deiner kleinen Einleitung war ich sehr auf dein Geschriebenes und im Nachhinein kann ich sagen, dass du mit gutem Recht auf diesen OS stolz sein kannst.

Ich habe selten etwas gelesen, was so treffend den Begriff 'Trauer' umschreibt. Es ist nicht einfach nur 'Er war traurig und in sich gekehrt', du umschreibst mit wunderschönen Worten (wirklich, ich VERGÖTTERE deinen Schreibstil! *-* Du nutzt so viele sprachliche Bilder und es klingt immer sehr harmonisch und liest sich sehr, sehr angenehm. Kompliment dafür!) die verschiedensten Facetten und lässt die Trauer so allgegenwärtig und echt wirken. Außerdem gefällt mir die Erzählperspektive: Sakura als stille Beobachterin zu wählen war wirklich ein Geniestreich. Und so passend! Man konnte sich bildlich vorstellen, wie er Tag für Tag an ihrem Fenster vorbei geht und sie es mit wachsender Sorge beobachtet.

Auch finde ich es schön, wie du die Bedeutung des Wortes 'Frühling' dezent eingeflochten hast und es quasi auf Shikamarus Trauerphase bzw. seine Gefühlswelt übertragen hast. :) Alles fügt sich perfekt ineinander und gibt ein stimmiges Gesamtbild.

Meine Wünsche und Vorlieben hast du ebenfalls alle beachtet - ein großes Danke dafür! Besonders die Tatsache, dass es nicht in einem AU spielt, sondern wirklich in der 'Naruto-Welt' fand ich sehr sehr schön. Man merkt übrigens kein bisschen, dass du dich an dem Genre Drama zum ersten Mal vertieft versucht hast. Tränchen hatte ich bereits bei dem zweiten Satz im Auge. :D Wirklich schön. Es ist nicht überladen von Kitsch, es ist dezent und geht dennoch umso tiefer unter die Haut und besonders am Ende musste ich einmal laut schniefen. <3 Ich mag es, das es kein großes Geschrei oder die Ansprache zum Sonntag von Ino gab, sondern einfach nur dieses Zurück halten. *-* T.T Das ist unglaublich schön.

Alles in allem bin ich wirklich begeistert und danke dir von Herzen für diesen OS! <3 :)

Alles Liebe
abgemeldet
Von:  mudblood
2013-08-16T14:36:53+00:00 16.08.2013 16:36
Sooooooooooo.... (:

Erst einmal danke ich dir für diesen schönen OS und deine Sorgen sind unbegründet... oder irgendwie so. Ich finde ihn echt toll. :3 Ich habe mich selbst immer wieder dabei erwischt, wie sich meine Mundwinkel nach oben gezogen haben und ich lachen musste. :) Es ist auch einfach zu lustig, wie du Ino in diesem OS dar gestellt hast (: Das sie unbedingt in das Geisterhaus wollte, obwohl sie ein Schisshase ist. (Könnte doch glatt ich sein.. *hust*.)

Alles in einem fand ich die Beziehung zwischen Ino und Shikamaru echt toll und Choji war ja echt lieb, dass er die beiden alleine gelassen hat, damit sie weiterhin ihren Spaß haben konnten :)

Die letzte Szene war definitiv am besten (: Horrorhäuser sind so oder so schon sehr erschreckend und dann gibts noch -zack! Einen Stromausfall hinzu. (: Super beschrieben und echt spannend. Wie gesagt: Ich mag diesen OS. Viel Humor, das typische Ino - "gemecker" und einen hauch Spannung.

Dein Schreibstil ist auch echt zu beneiden und da ich eh kein Fehlersucher bin, habe ich auch auf keine Fehler geachtet :> Es war eh nichts dabei, was den Lesefluss hätte stören können. :)

Für Ino und Co wars zwar kein perfekter Tag... aber für mich war es ein perfekter OS - das musste sein :) (Schleim....) Aber wirklich - wie erwähnt: Toll!

Ein recht kurzes Kommi, aber in der Kürze liegt die Würze :)

Dankeschön! :3
Von:  kikotoshiyama
2013-07-21T09:22:22+00:00 21.07.2013 11:22
Schöner OS^^
lg kiko
Von:  Ashelia
2013-05-06T13:39:43+00:00 06.05.2013 15:39
Hallo!

Nach deinem lieben Kommentar zu meiner Geschichte bin ich neugierig geworden wie deine denn wohl aussieht. Ich finde die Idee mit dem Juckpulver und der Stinkbombe irgendwie lustig (wenn auch nur in der Geschichte, in echt fände ich das nicht so dolle). Und wandern empfinde ich persönlich als Qual.
Ich finde schön, dass du Sakura als normales Mädchen dargestellt hast, was sich gerne nach Jungen umsieht. Erst fand ich es irgendwie unpassend... bis ich überlegt habe, was ich wohl im Schwimmbad tun würde 8D" ... haha.
Besonders gefallen hat mir der Satz von Kakashi: "Wir haben wirklich einen langen Weg hinter uns." Das lässt einfach noch soviel erahnen was zwischen den vieren war.

Neben deinem schönen Schreibstil ist mir nur ein kleiner Rechtschreibfehler und evtl. Logikfehler aufgefallen. Allerdings fallen die kaum auf. Wie gesagt: klein :3

Liebe Grüße,
Ashelia


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