Zum Inhalt der Seite

A Trip to Hell

Die Leiden des Seto Kaiba ∼ KaibaxWheeler ∼
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Tag 4: Fege-Feuer

Tag 4: Fege-Feuer
 

Meine Augen überflogen aufmerksam die geschriebenen Zeilen und nur hin und wieder warf ich einen flüchtigen Blick in die obere Ecke, in der in digitalen Ziffern die Uhrzeit stand, nur um Augenblicke später wieder zurück zu meiner eigentlichen Arbeit zu kehren.
 

3.45 Uhr.
 

Ich hatte beschlossen, diese Nacht nicht zu schlafen, brachte dies doch viele Vorteile mit sich. Ich lief keine Gefahr, erneut von einem imaginären Wheeler heimgesucht zu werden und ich erledigte etwas Sinnvolles. Zumindest war es das in meinen Augen. Einen Nachteil hatte dieser Boykott allerdings. Einen kleinen, aber dennoch störenden Faktor.

Ein lautes Schnarchen ließ mich aufschrecken, nur um Bruchteile später verärgert die Augenbrauen zusammen zu ziehen.

Dadurch, dass ich mich des Schlafens verweigerte, war ich gezwungen, Wheelers Schlafgeräuschen zu lauschen, ob ich wollte oder nicht. Und, um ehrlich zu sein, stellten diese sich als äußerst nervenaufreibend und zudem einfach nur unglaublich heraus. Es war nicht zu fassen, wie ein einzelner Mensch im Schlaf derartiges von sich geben konnte.

Noch am ersten Abend unserer Klassenfahrt, nachdem ich widerwillig geduldet hatte, dass Wheeler voller Dreistigkeit einfach mein Zimmer mitbesetzt hatte, hatte ich noch gehofft, dass der vorlaute Köter wenigstens während er schlief seine Hundeschnauze hielt, doch ich wurde, kaum dass der Schlaf ihn empfangen hatte, eines Besseren belehrt.

Ich wusste nicht, wie viele Verträge und Briefe ich seit gestern Abend verfasst hatte, doch hatte ich sicherlich mein Arbeitspensum der nächsten Wochen erreicht. Doch es war mir egal. Ich versuchte meine störenden Gedanken, die mich seit dem letzten Abend zu übermannen drohten, zurückzudrängen und bis zu diesem Zeitpunkt war mir dies auch erfolgreich gelungen.
 

„Du bist zu schwach, Kaiba.“
 

Das leise Klackern der Tastatur verstummte.

Es war mir bis jetzt gelungen, doch anscheinend sollte es sich nun ändern. Lautlos seufzend speicherte ich die Datei, an der ich bis gerade noch gearbeitet hatte, bevor ich sie schloss. Anschließend presste ich die Augenlider aufeinender und massierte mir mit einer Hand die Schläfen.

Was erdreistete Wheeler sich, mir etwas Derartiges ins Gesicht zu sagen? Ich und schwach?! Ich war vieles, doch schwach, hatte man mich bis heute noch nie genannt. Abgesehen von meinem Stiefvater.

Doch in dessen Augen war ich niemals wirklich würdig gewesen.

Aber was fiel Wheeler ein, zu behaupten, ich sei schwach? Ein Seto Kaiba zeigte niemals Schwäche und ich hatte mich in meinem Leben oft genug an diese Regel gehalten. Wie also kam Wheeler darauf, meinen zu können, ich sei schwach?

Nun doch leise seufzend fasste ich mir an die Stirn.

Genau aus diesem Grund, hatte ich mich seit meiner Rückkehr in die Herberge mit Arbeit ertränkt. Um mich diesen Gedanken nicht stellen zu müssen. Offensichtlich hatte dieser Zeitpunkt jedoch früher oder später eintreffen müssen und nun war es soweit.

Meine Augen öffneten sich einen Spalt breit und mein Blick wanderte zur Seite, erfasste Wheeler – besser gesagt, den Teil von ihm, den ich von meiner derzeitigen Position aus erkennen konnte – und verdüsterte sich merklich. „Vielen Dank Wheeler.“ Ich verspürte den Drang, ihn einfach zu packen und ihm kurzerhand einen erneuten Flug aus dem Etagenbett zu verschaffen, doch verwarf ich diesen Gedanken rasch wieder. Ich hatte mir immerhin geschworen, diese Gewalt fördernden Gedanken zu verdrängen. Es war einfach nicht gut für mich und meine ohnehin schon geschwächte Verfassung.

Als mit einem Mal die Stimme des Köters erklang, war ich kurz davor, zusammen zu zucken, doch ich konnte mich zu meinem Glück noch rechtzeitig fangen.
 

„Nein, ich will noch ein Eis ...“
 

Hatte ich richtig gehört? Der Köter dachte sogar während er schlief nur ans Essen?

Ich dachte, seine ohnehin schon kranke Psyche wäre nicht mehr zu schlagen, doch er lieferte mir eindeutige Beweise gegen diese Theorie. Ein verfressener Köter, der mich schwach nannte und mir von Tag zu Tag dubioser wurde. Jemand sollte ein Buch über diesen verrückten Flohfänger schreiben, es würde ihm an Informationsmaterial und Kuriositäten sicher nicht mangeln.

Rasch schüttelte ich angesichts dieser ‚Idee’ den Kopf. Ich litt ohne Zweifel an einem sichern Fall der Übermüdung, anders waren derlei Gedankengänge nicht zu erklären.
 

„Hm ... und noch ein Stück Sahnetorte ...“
 

Ich schloss frustriert die Augen, fragte mich, warum ich mit jemandem wie Wheeler gestraft wurde und welche Art ihn umzubringen die wenigsten Indizien hinterließ.
 

„... und eine Extraportion Sahne ...“
 

Meine linke Augenbraue begann unkontrolliert zu zucken und meine freie Hand ballte sich zitternd zur Faust. Wenn der Köter nicht endlich die Klappe hielt, konnte ich für nichts mehr garantieren. Weder für meinen – für heute – kümmerlichen Rest Selbstbeherrschung, noch für seine Gesundheit – oder, um mich genauer zu definieren, für sein Leben.
 

„... und ein Steak.“
 

Dies war der Punkt, an dem mir vollends die Kontrolle entglitt.

Ich hatte einen schlechten Tag hinter mir, musste mir in einem Wasserbecken Fische ansehen, mich dank Wheeler verlaufen, mich von Wheeler ‚retten’ lassen, sein verdammte Kappe tragen, mit einem Holzboot über einen dreckigen Fluss fahren, mir das Genörgel meiner Mitschüler anhören, in einen Koloss, der sich Riesenrad schimpfte steigen – zusammen mit Wheeler - und mich von ihm in die Ecke drängen und als ‚schwach’ bezeichnen lassen.

Da mehr als die Hälfte dieser Komponenten mit Wheeler zu tun hatten und da eben jenes Zielobjekt meiner schlechten Laune und all meiner Verachtung zu allem Überfluss auch noch schnarchend und die unmöglichsten Nahrungskombinationen aufsagend nur wenige Meter von mir entfernt in der oberen Etage des Hochbettes lag, unterlag ich dem Versuch, meine aufkeimenden und schließlich auch heranwachsenden Mordgedanken in Schach zu halten.

Ich, Seto Kaiba, Leiter der wahrscheinlich einflussreichsten Firma der Welt, vergaß mich.
 

An das, was daraufhin passierte, erinnere ich mich bis heute nur schemenhaft.
 

oOo
 

In aller Seelenruhe nahm ich einen Schluck Kaffe, bevor ich die Tasse auf den Tisch stellte, meinen Blick dabei nicht von dem Artikel der Zeitung nehmend. Die wievielte Tasse es mittlerweile war wusste ich nicht, ich hatte nach der dritten aufgehört zu zählen. Gekonnt ignorierte ich die argwöhnischen und sogar teilweise scheuen Blicke, die mir seitens meiner Mitschüler zuteil wurde, die ebenfalls dem Frühstück beiwohnten. Ich verschwendete keinen Gedanken daran, was wohlmöglich alles in ihren Köpfen vor sich gehen mochte, angesichts der lautstarken Ruhestörung der letzten Nacht. Es interessierte mich nicht, was sie sich mittlerweile alles ausgemalt hatten.

Eine erdrückende Stille hing seit dem Beginn des Frühstücks im Speisesaal, niemand wagte es, sie zu durchbrechen. Die allmorgendlichen Gespräche wurden verschoben und das Frühstück so unauffällig wie möglich zu sich genommen. Hin und wieder wurden vorsichtige Blick auf mich geworfen – ich spürte es, auch wenn ich mir nicht die Mühe machte, sie zu erwidern – und der andere Teil der allgemeinen Aufmerksamkeit lag auf dem blonden Köter, der das Frühstück mit, für seine Verhältnisse, unüblicher Zurückhaltung aß. Zudem erwies sich die schmuckvolle Beule, die seine Stirn zierte, als ein effektiver Blickfang.

Erneut griff ich nach der Tasse, nippte an der heißen koffeinhaltigen Flüssigkeit, dann stellte ich sie beiseite. Mit einem Rascheln, bei dem sämtliche Schüler um mich herum zusammenzuckten, blätterte ich um. Ein leises Aufatmen ging durch den Raum und brachte mich dazu, den Blick nun doch zu heben, und über den Rand meiner Zeitung zu sehen. Ich registrierte, wie einige bei meinem Blick den Atem anhielten, andere waren mitten in ihrer Bewegung – unter anderem wollten manche von ihnen wohl nach der Butter oder dem Käse greifen – erstarrt und starrte mich mit einem beinahe schon panischen Ausdruck an. Meine Augenbraue schwang in die Höhe, während ich die Szenerie, die sich mir bot, mit Skepsis betrachtete.

Als ich es schließlich leid wurde, wie eine billige Attraktion angestarrt zu werden, räusperte ich mich vernehmlich. Augenblicklich kehrte das Leben in die Erstarrten zurück und schnell waren sie mit sich oder etwas anderem beschäftigt, wichen meinem Blick aus und versuchten, mich so wenig wie möglich zu beachten.

Einen abfälligen Laut unterdrückend wandte ich mich der Zeitung zu und richtete meine Aufmerksamkeit auf den nächsten Artikel. Man konnte es wirklich übertreiben.
 

Mit wenig Begeisterung lehnte ich im Rahmen der Tür zum Gemeinschaftsraum. Aoyagi-sensei und Kaidou-sensei planten gerade den Verlauf unseres Tages und der Rest meiner Klassen folgte ihnen gebannt.

„Heute Vormittag gehen wir noch einmal in die Stadt, dort könnt ihr euch in Gruppen aufteilen, bestehend allerdings aus mindestens drei Personen, und euch etwas amüsieren oder einkaufen. Zum Mittagessen treffen wir uns wieder inder Herberge und heute Nachmittag werden wir, sofern das Wetter beständig bleibt, zum Strand gehen.“

Aufgeregtes Gemurmel breitete sich bei ihren Worten aus und einige Mädchen begannen zu kichern, während die Jungen sich hinter vorgehaltenen Händen zugrinsten, sicherlich voller Vorfreude auf die knappe Badebekleidung, die sie seitens der Mädchen zu sehen bekommen würden. Idioten, allesamt.

„Also, meine Lieben“, schloss Aoyagi-sensei lächelnd, „macht euch allmählich fertig, in einer halben Stunde gehen wir los. Bis dahin.“ Sie nickte und machte dadurch deutlich, dass die Ankündigung beendet war und die Schüler gehen durften. Ich hatte mich gerade umgewandt, als sie ihre Stimme erneut erhob. „Seto-kun, Joey-kun, bitte bleibt noch einen Moment.“

Ich verharrte in der Bewegung und drehte mich langsam um, während meine Mitschüler mit neugierigen Blicken an mir vorbeigingen und den Raum verließen, dabei eifrig miteinander tuschelten.

Widerwillig folgte ich dem Wink der Frau und trat näher, zusammen mit Wheeler, der Muto und den Rest mit einem schwachen Lächeln vorschickte.

Schließlich standen nur noch wir drei in dem Gemeinschaftsraum – Kaidou-seinsei hatte ihn ebenfalls bereits verlassen. Die Pädagogin blickte ernst von mir zu Wheeler, bevor sie seufzte und kurz die Augen schloss. „Manchmal frage ich mich, wohin das mit euch beiden führen soll.“

Ich betrachtete sie mit einem kritischen Blick. Was wollte sie damit sagen?

„Die Herbergsleitung hat sich bei mir wegen drastischer Ruhestörung beschwert und wir waren nicht die einzigen, die heute Nacht von euch geweckt wurden.“

„Aber Sensei“, warf der Köter protestierend dazwischen. „Das war nicht meine Schuld! Kaiba hat –“

„Du warst für alles verantwortlich, Wheeler“, schnitt ich ihm kalt das Wort ab.

Er wirbelte zu mir herum und funkelte mich wütend an. „Ich?! Das bildest du dir ein, du elender –“

„Genau das meine ich“, fuhr Aoyagi-sensei ruhig fort, ließ uns innehalten und sie ansehen. Sie sah uns ernst an. „Durch euer Verhalten beeinfluss ihr nicht nur euch, sondern auch euer Umfeld. Ihr stört andere, weil ihr nicht in der Lage seid, eure Differenzen zu klären.“

„Ich sehe keinen Grund darin, irgendetwas daran zu ändern“, entgegnete ich frostig und verschränkte provokant die Arme. Ihre Augen fixierten nun mich und nachdenklich runzelte sie die Stirn. „Gerade du solltest anders darüber denken, Seto-kun, immerhin leitest du eine Firma.“

Ich spürte Entrüstung in mir aufwallen, da sie in einer Art mit mir sprach, in der Mütter mit kleinen Kindern redeten. Was dachte diese Frau sich eigentlich? Sie war die Einzige ihres Amtes, die es wagte, mich bei meinem Vornamen anzureden, und alleine diese Tatsache duldete ich nur widerwillig.

Eigentlich entsprach diese Anrede nicht im geringstem dem, was ich erwartete – man hatte mich gefälligst mit dem nötigen Respekt anzusprechen - doch sie ließ sich nicht davon abbringen, egal was ich auch tat.

Mit einem abfälligen Laut sah ich zur Seite, zog es vor, sie mit Ignoranz zu strafen - zeigte diese Taktik doch immer die gewünschten Erfolge.

„Seto-kun, Joey-kun, seht mich bitte an.“

Immer ... bloß jetzt nicht.

Widerwillig wandte ich den Kopf und bemerkte aus den Augenwinkeln, dass Wheeler auf die selbe Art und Weise reagiert zu haben schien, was mir einen kalten Schauer den Rücken hinab laufen ließ.

Wheeler und ich zeigten dieselben Reaktionsmuster? Erschreckend. Erschreckend wahr.

Aoyagi-sensei seufzte schwer. „Da ihr es anscheinend nicht verstehen wollt, sehe ich keine andere Möglichkeit, als euch heute Vormittag in der Herberge zu lassen, während der Rest der Schüler mit mir und Kaidou-san in die Stadt geht.“

„Aber Sensei“, protestierte Wheeler sofort, „Sie können mich doch nicht für etwas bestrafen, was überhaupt nicht meine Schuld ist!“

„Joey-kun“, entgegnete sie mahnend und er verstummte, senkte wie ein geprügelter Hund den Blick.

Ich zuckte die Achseln. „Es kümmert mich nicht, wenn ich nicht in die Stadt kann. Ich kann mir ohnehin bessere Wege vorstellen, meinen Vormittag zu verbringen.“

„Ihr beide bleibt nicht hier, um euch in der Herberge amüsieren zu können“, fuhr die Frau erklärend fort. „Ich habe bereits mit der Herbergsleitung gesprochen. Es gibt einige Aufgaben, die ihr beide hier erledigen könnt, um euch nützlich zu machen.“

„Wie bitte?!“, wiederholte ich ungläubig. „Das ist nicht Ihr Ernst!“

Sie erwiderte meinen Blick problemlos – ich sollte in Zukunft vielleicht an der durchdringenden Version meiner Ohne-mich-Variante arbeiten – und meinte schließlich ruhig: „Doch, Seto-kun, es ist mein voller Ernst. Ich habe bereits alles geregelt. Ihr könnt damit anfangen, die Flure zu fegen.“

Von Wheeler kam nur ein unartikulierbares Knurren.Fegen? Ich und fegen? In der Schule schaffte ich es immer, dem Fegedienst zu entkommen – dazu bedurfte es nur einiger gut platzierter Meetings – doch offenbar schien es mich nun einzuholen.

Wen genau musste ich bestechen, um freigesprochen zu werden? Das konnte so schwer doch nicht sein.
 

Nach etlichen Bestechungsversuchen, unzähligen Drohungen und aufgeriebenen Nerven fragte ich mich nun, ob die Inhaber dieser Herberge tatsächlich von einer gewissen Unbeirrbarkeit gesegnet, oder einfach nur mit Inkompetenz gestraft waren.

Angewidert starrte ich auf den Besen, der unschuldig vor mir an der Wand lehnte und versuchte ihn mit meinem Blick entweder zu Eis erstarren oder in Flammen aufgehen zu lassen, damit ich einen Grund hatte, das Fegen zu verweigern. Doch unglücklicherweise war Fortuna mir nicht hold, denn das derzeitige Zielobjekt meines Hasses lehnte weiterhin unversehrt an der ockerfarbenen Wand.

Es hieß, Ocker sollte beruhigend wirken. Nun, offen gestanden registrierte ich nicht die Spur von Beruhigung.

Langsam hob ich die Hand und griff nach dem hölzernen Besenstiel. Ich fragte mich, warum ich überhaupt den Namen dieses Objektes kannte, wurde ich doch seit jeher so selten damit konfrontiert, wie Wheeler mit guten Noten. Wenn ich genau zurückdachte, konnte ich mich nicht einmal daran erinnern, jemals vorher einen Besen in der Hand gehalten – geschweige denn ihn benutzt – zu haben.

Meine Mundwinkel verzogen sich leicht, als ich den Besen eingehend betrachtete. Ich wollte lieber nicht genauer darüber nachdenken, mit welchen Keimen und Erregern er schon in Berührung gekommen sein musste. Widerlich.

Mich überkam der Drang, ihn einfach loszulassen, doch mein Stolz ließ es nicht zu, Wheeler gegenüber eine derart offensichtliche Schwäche zuzulassen. Besonders im Hinblick auf den vorigen Abend.

Langsam nahm ich den hölzernen Gegenstand in beide Hände und warf einen kurzen Blick auf den Köter, der bereits den Flur fegte und mich dabei vollkommen ignorierte. Mir sollte es recht sein, solange er mich nicht mit irgendwelchen unsinnigen Dingen belästigte.

Widerwillig tat ich es ihm gleich und begann beinahe zaghaft, den Boden vor mir zu fegen. Vor und zurück, vor und zurück. Und davon sollte der Boden sauber werden? Die Geräte, die dafür bei der Kaiba Corporation verwendet wurden, waren in dieser Hinsicht wesentlich effektiver. Und eindeutig schneller.

Mein Blick war gelangweilt auf den unteren Teil des Besens gerichtet, während ich weiter fegte. Vor und zurück. Ich schwor mir, dass ich es in Zukunft nie wieder zulassen würde, etwas derart Lächerliches machen zu müssen.
 

„Kaiba, das ist doch jetzt nicht dein Ernst.“
 

Wheelers Stimme durchbrach die eiserne Stille zwischen uns. Ich hielt in der Bewegung inne und drehte mich langsam zu ihm um. Er stand einige Meter von mir entfernt, auf den Besenstiel gestützt und sah mich ungläubig an. Vor ihm auf dem Boden, erblickte ich einen kleinen Haufen Dreck.

Ich nahm den Besen in eine Hand und musterte ihn eindringlich. „Was ist nicht mein Ernst, Wheeler?“

Er deutete mit einem Kopfnicken in meine Richtung. „Na das. Du willst mir doch nicht ernsthaft weiß machen, dass du das fegen nennst.“

Wie bitte? Wusste der Köter überhaupt, welche unsinnigen Worte er da gerade von sich gab. Natürlich fegte ich, was dachte er den, was ich sonst tat?

Gespielt überlegend zog ich die Augenbrauen in die Höhe. „Ich weiß nicht Wheeler. Wie würdest du es bezeichnen? Kochen?“ Das sollte reichen, um ihm sein Maul vorerst zu stopfen. Des Sieges sicher wandte ich mich von ihm ab, um diese Arbeit so schnell wie möglich hinter mich zu bringen, da fuhr er zu meiner Verwunderung jedoch fort:

„Nein, tue ich nicht. Aber dir sollte doch auffallen, dass du den Dreck so nicht auffegst, sondern nur noch mehr verteilst.“

Bitte was?! Für wenige Momente entglitten mir sämtliche Gesichtszüge und ich starrte entgeistert auf den Boden vor mir. Zu meinem Glück hatte ich Wheeler den Rücken gekehrt, folglich bekam er von diesem Ausrutscher nichts mit.

Meine Mine verdüsterte sich und ich starrte finster auf den staubigen Boden vor mir hinab. Warum musste ich von Wheeler darauf aufmerksam gemacht werden?

„Sag mir jetzt nicht, dass du nicht fegen kannst, Kaiba.“

Meine Hand umklammerte den Besenstiel so fest, dass meine Knöchel bereits weiß hervortraten.

„Ich glaub, ich muss dir mal zeigen, wie man richtig fegt.“

War es jetzt schon so weit gekommen, dass ich mich von Wheeler belehren lassen musste? Konnte es etwas Schlimmeres geben, als von ihm bei etwas Derartigem korrigiert zu werden?

Ich nahm eine Bewegung neben mir wahr und erkannte, dass er zu mir hinüber gekommen war. Mit einem breiten Grinsen, für das ich ihm am liebsten die Pest an den Hals gewünscht hätte, blicke er mich von der Seite an. „Dann wollen wir doch mal sehen, ob der Große Seto Kaiba talentiert genug ist, um die richtige Fegetechnik zu erlernen.“

Er sprach mit mir in einem Tonfall, mit dem Erwachsene für gewöhnlich mit Kindern redeten und Übelkeit stieg in mit hoch. Warum ausgerechnet Wheeler? Schon wieder hatte er eine Schwäche an mir ausmachen können. Blieb mir denn auf diesem Höllentrip nichts erspart?

„Kaiba, hörst du mir zu?“ Er beugte sich leicht vor und musterte mich mit fragendem Blick. Noch immer wollte dieses penetrante Grinsen nicht aus seinem Gesicht weichen.

Ich sandte ihm meinen bisweilen wirkungsvollsten Schweig-oder-stirb-Blick zu und er wich leicht zurück. „Na na, wer wird denn gleich?“ Todesmutig wie er offenbar war, lehnte er sich wenige Sekunden später wieder vor und grinste mich noch breiter als vorher an. „Da haben wir offenbar einen wunden Punkt getroffen, kann das sein?“

„Wheeler“, knurrte ich und blickte ihn hasserfüllt an. „Ich warne dich. Pass auf, was du sagst.“

„Also ist es wahr. Hätte ich ja nicht gedacht, dass du nicht fegen kannst. Obwohl“, er rieb sich nachdenklich das Kinn, stützte sich dabei noch immer von seinem Besen ab, „wenn ich es mir recht überlege, ist es doch keine große Überraschung. Ich hab dich noch nie beim Fegedienst in der Schule gesehen ...“

„Wheeler ...“

„Und ich nehme mal an, dass du die Kaiba Corporation sicher nicht fegst ...“

„Wheeler.“

„Wenn ich das den anderen erzähle ...“

Fest packte ich ihn an der Schulter und riss ihn grob zu mir herum. Augenblicklich verstummte er – hatte er eine derartige Reaktion offenbar nicht von mir erwartet. Bedrohlich starrte ich ihn an. „Ich warne dich Wheeler. Ein falsches Wort zu irgendwem und du wirst dir wünschen heute Morgen niemals aufgewacht zu sein!“ Meine Stimme war nicht mehr als ein gefährliches Zischen und ich sah, wie er schluckte.

Dann grinste er wieder, doch ich sah, dass es nur gezwungen war und er versuchte, seine Unsicherheit damit zu überdecken. Sehr gut. Der Köter hatte begriffen, wer von uns beiden hier die Oberhand hatte.

„Was denn Kaiba, du drohst mir?“

„Das hast du gut erkannt, Wheeler.“

Er stieß einen abfälligen Laut aus und murmelte etwas Unverständliches vor sich hin, bevor er sich wieder an mich wandte. „Hör mal, Alter, ich hab echt keinen Bock den ganzen Tag auf diesem Flur zu verbringen. Ich zeig dir jetzt, wie man das richtig macht, du beschwerst dich zur Abwechslung mal nicht, dass das ganze unter deiner Würde ist und wir bringen es schnell hinter uns, ja?“

Eine meiner Augenbrauen schwang in die Höhe, während ich ihn eingehend musterte. Hatte der Köter da gerade tatsächlich etwas ansatzweise Akzeptables gesagt? Doch gänzlich zufrieden war ich mit seinem Angebot noch nicht.

„Wie wäre es, wenn du die Arbeit hier verrichtest, wo du dich offenbar so gut in diesem Handwerk verstehst.“

Er sah mich wenig begeistert an. „Träum weiter, Alter.“

Sicher war es einen Versuch Wert gewesen. Wenn ich es wirklich gewollt hätte, hätte ich meinen Willen natürlich mühelos durchsetzen können, jedoch verspürte ich momentan nicht wirklich den Wunsch nach einer erneuten Diskussion mit Wheeler. Daher beließ ich es bei seinem Vorschlag und beobachtete skeptisch, wie er die Arbeit fortsetzte, übertrieben langsam fegte, um mir zu zeigen, wie es – ich zitiere – ‚am leichtesten geht’.

Tze, als ob das so schwierig war. Es war tatsächlich leichter als erwartet und im Nachhinein frage ich mich noch heute, wieso mein erster Versuch so kläglich gescheitert war.

Schweigend verrichteten wir unsere Arbeit, fegten die Flure und schafften es sogar während dieser Zeit, uns nicht lauthals zu streiten. Jedoch sehnte ich das Ende dieser Aktion herbei, wollte ich doch so wenig Zeit wie möglich mit Wheeler verbringen. Wer wusste schon, ob sein Verhalten auf Dauer nicht abfärben – obwohl, das richtige Wort war vielleicht eher ‚anstecken’ – konnte.

Als der Boden der Herbergsflure nach ganzen zwei Stunden schließlich nicht mehr von einer dicken Staub und Dreckschicht besudelt und die Besen von Wheeler zurück in die Besenkammer gebracht worden waren – ich hatte mich hartnäckig geweigert, mich diesem ‚Raum’ auch nur zu nähern, irgendwo hörte es schließlich auch auf! – verspürte ich tatsächlich Erleichterung in mir aufkeimen.

Ich schwor mir, dass ich nie wieder einen Besen auch nur ansehen würde und verschwand wortlos in unserem Zimmer. Ich kümmerte mich nicht darum, was Wheeler tat. Solange er niemandem von dieser Aktion erzählte, konnte er mir egal sein.
 

Die Zeit verging, während ich vor meinem Laptop saß und arbeitete. Längs waren meine Mitschüler zur Herberge zurückgekehrt – man hatte förmlich gespürt, wie die Herberge unter ihrem Ansturm gebebt hatte – und ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass sie sicherlich derzeit im Speisesaal saßen und Mittag aßen.

Ungewollt erschien das Bild eines Reiß verschlingenden Wheelers, der seinen Freunden dabei kauend berichtete, wie furchtbar die Strafarbeit mit mir doch gewesen war, vor meinem inneren Auge und ich schüttelte rasch den Kopf, um ihn von diesem überflüssigen Bild zu befreien. Was interessierte es mich, was Wheeler tat oder besser gesagt aß?

Missbilligend richtete ich meine Aufmerksamkeit wieder auf meinen kläglichen Rest Arbeit. Wenn ich in dieser Geschwindigkeit weiter machte, hatte ich bald nichts Nützliches mehr zu tun. Bedauerlicherweise gab es in dieser Herberge keinen Internetempfang, was bedeutete, dass ich keine Verbindung zur Kaiba Corporation hatte und somit nur die Arbeit verrichten konnte, die ich mir vorsorglich selbst mitgenommen hatte. Doch was sollte ich tun, sobald diese erledigt war?

Ich verdrängte diesen – offen gestanden – beunruhigenden Gedanken und widmete mich wieder den Verträgen vor mir. Noch war dieser Zustand glücklicherweise nicht eingetroffen.
 

Die Stimmen von Muto und dem Rest der Gruppe ließen mich einige Zeit später erneut innehalten. Gedämpft drangen ihre Worte durch die Holztür, hinderten mich daran, meine Aufmerksamkeit nun wieder vollends auf den Laptop zu richten. Gesprächsfetzen drangen durch das Holz der Tür.
 

„- muss das sein?“

„- haben es doch gesagt -“

„- will nicht -“

„- dich nicht so an ... beißt schon nicht -“

„- ja, aber -“

„- dein Zimmerpartner -“

„- immer ausgerechnet ich?“

„- gut, ich mach es ja -“
 

Ich registrierte mit Argwohn, wie die Klinke der Tür sich langsam nach unten bewegte und sie schließlich aufgedrückt wurde. Das erste was ich erblickte, waren einige schwarz-bunte Stacheln, die sich in den Raum schoben, dann folgte ein Kopf. Mutos Kopf, um genau zu sein.

„Kaiba?“

Ich unterdrückte ein abfälliges Schnauben und klappte kurzerhand den Laptop zu. „Was gibt es, Muto?“

Er drückte die Tür ein Stück weiter auf – gerade weit genug, damit ich einen Teil von Wheeler und Gardner hinter ihm ausmachen konnte - und machte einen zaghaften Schritt in den Raum. „Kaiba, wir wollen gleich zum Strand gehen.“

„Und?“, fragte ich kurz angebunden, gab ihm durch meine Tonlage deutlich zu verstehen, dass es mich wenig interessierte, was sie wann machten.

„Aoyagi-sensei möchte, dass du mitkommst.“

Ich hatte es befürchtet, doch offen gestanden hatte ich die ganze Zeit gehofft, diesem ‚Schicksal’ zu entkommen.

Ich warf Muto einen anfälligen Blick zu. „Richte ihr bitte aus, dass ich wichtigeres zu erledigen habe, als mich am Strand zu ‚vergnügen’.“

„Sie meint, dass das keine gute Ausrede wäre.“

Ich stutzte und drehte langsam den Kopf, fixierte Muto mit stechendem Blick. Woher konnte die Frau wissen, was ich Muto sagen würde?

„Weil es einfach voraussehbar war.“

Meine Augenbrauen zogen sich zusammen. Hatte ich diese Frage laut gestellt oder fing Muto jetzt auch schon damit an?

„Aoyagi-sensei lässt dir daher ausrichten, dass du deine Arbeit auf später verschieben sollst und mitkommst. Außerdem ...“, er schien kurz mit sich selbst zu hadern, „hat Mokuba uns gebeten, darauf zu achten, dass du nicht wieder zu viel für die Firma arbeitest.“

Ich spürte Unglaube in mir aufsteigen, gepaart mit eine beachtlichen Menge Empörung. Was dachte Mokuba sich eigentlich? Nur weil er mich dazu gebracht hatte, diesem Höllentrip beizuwohnen, hieß dies noch lange nicht, dass er mir vorschreiben konnte, was ich zu tun und zu lassen hatte. Und auch noch Muto und Co. Auf mich anzusetzen!

Was war ich denn? Ein dummes Kind, das nicht wusste, was gut für es war? Ich war Seto Kaiba und alles andere als dumm!

Ich würde ihnen schon zeigen, dass ich das nicht einfach so mit mir machen ließ! Kurz schloss ich die Augen, dann wandte ich mich wieder an Muto. „Richte ihr aus, dass ich mitkomme.“

Ich weiß bis heute nicht, wer von diesen Worten mehr überrascht war – Muto oder ich.
 

oOo
 

Die Sonne brannte vom Himmel, Gardner zufolge mit runden 36,5 Grad und 75 Prozent Luftfeuchtigkeit um uns herum. Herrlich.

Und nun stand ich hier, meine Tasche geschultert – Mokuba musste dafür gesorgt haben, dass die Tasche mit den Badesachen ihren Weg in meinen Koffer gefunden hatte, anders konnte ich mir ihr überraschendes Auftauchen nicht erklären – und starrte mit finsterem Blick auf die Strandanlage vor mir.

Nach einer halbstündigen Fahrt mit dem Shinkansen, in einem Abteil voller Menschen, die offenbar nur den Strand als ihr Ziel kannten, gepaart mit den nervigen Gesprächen meiner Mitschüler, war meine Laune trotz der horrenden Temperaturen auf dem Gefrierpunkt.

Mir war – zugegeben – ziemlich warm, was sicherlich an dem schwarzen Rollkragenoberteil lag, das ich auch jetzt nicht ausgezogen hatte. Ich wollte unter keinen Umständen die Schmach zulassen, von meinen Mitschülern – und besonders vor Muto, war er doch mein langer Rivale – in ganz gewöhnlicher Kleidung zu erscheinen. Seto Kaiba gab sich nie gewöhnlich.
 

„Wow, seht euch nur die vielen hübschen Schnitten an!“
 

Was man von Wheeler nicht unbedingt behaupten konnte.
 

„Ja, diese vielen knappen Bikinis! Zum schmelzen!“
 

Ganz zu schweigen von Taylor ...
 

„Mal sehen, wie viele von denen ich heute aufreißen kann.“
 

Devlin nicht zu vergessen.
 

oOo
 

Mein Name war Seto Kaiba. Ich war Leiter einer Weltführenden Spielfirma und besaß mehr Geld, als die meisten meines Alters. Soviel dazu.

Warum also lag ich nun inmitten einer Masse schwitzender, sich präsentierender Leiber, an einem überfüllten Strand in der schlimmsten Nachmittagshitze, neben meinen Mitschülern und musste mir ihre Gespräche anhören, die nun bei weitem weniger Intelligenz vorwiesen, als die vielen Mülleimer auf der gesamten Strandanlage zusammen?

Die Antwort lag bei meinem kleinen Bruder. Nun gut, vielmehr war sie mein kleiner Bruder. Warum bei allen Duel Monstern musste er mir derart in den Rücken fallen?
 

Die Sonne brannte erbarmungslos vom Ôsaka Himmel und sorgte dafür, dass die Temperatur um mich herum sich von Minute zu Minute weiter erhöhte. Die Massen der Menschen wurden dadurch nur noch mehr dazu animiert, widerlichen Schweiß abzusondern und eine Luft raubende Dunstwolke bestehend aus ihren Ausdünstungen und den vielen verschiedenen Arten von Sonnencreme, die sie benutzten, hatte sich einem Tuch gleich über uns gelegt. Das Atmen fiel mir schwer, Schweißperlen standen mir auf der Stirn und ich versuchte angestrengt, meinen Blick in den blauen Himmel zu richten, nicht daran zu denken, welche Keime und Krankheitserreger momentan sicherlich um mich herumkreisten.

Versuchte, nicht daran zu denken, wie die Hitze sich in mir ausbreitete, wie mein schwarzes Oberteil die Strahlen der Sonne auf sich zog, die es unter dem Sonnenschirm, den ich mir durch unzählige Bestechungen und Drohungen letztendlich erkämpft hatte – und in keinem Fall zu teilen bereit war! – erhaschte.

Ich weigerte mich strikt, die Badesachen, die Mokuba mir mitgegeben hatte, auch nur anzusehen! So weit würde es noch kommen, dass ich mich in Badehose zeigte. Da behielt ich meine Hose und mein Oberteil lieber an, auch, wenn ich für diesen Boykott von einigen Seiten mit argwöhnischen Blicken bedacht wurde.
 

Mir war nicht warm.
 

Über unseren Köpfen schrieen die Möwen, im Sand führten sie erbitterte Kämpfe um die Nahrungsreste der Besucher aus, waren bereit, für ein Stück Eiswaffel Verletzungen in Kauf zu nehmen. Makaber.

Meine Abscheu wuchs von Sekunde zu Sekunde, doch ich versuchte, sie zu verdrängen.

Ich lag auf dem Rücken, starrte an dem Schirm über mir vorbei in den Himmel.

Um meine Identität – und meine Würde – zu wahren, hatte ich Wheelers Kappe wieder aufgesetzt und mir tief ins Gesicht gezogen, da ich keine andere Möglichkeit sah, mein Gesicht anders zu verdecken.

(Ich hatte es bis jetzt noch nicht geschafft, mir eine neue Sonnenbrille zuzulegen. Meine alte lag sicher noch vor dem verhassten Riesenrad auf dem Boden – wenn sie nicht schon längs beseitigt oder zertreten worden war.)

Es war ein kleiner Preis, wenn mich im Gegenzug niemand als Seto Kaiba erkannte. Was hätte es denn bitte für ein Bild abgegeben?

‚Seto Kaiba verbringt seinen freien Nachmittag am Strand’ – einfach lächerlich.

Ich schnaubte verächtlich.
 

Mir war nicht warm.
 

Aus den Augenwinkeln beobachtete ich, wie einige meiner Mitschüler – nun gut, eigentlich alle – hin und wieder den Weg zum Wasser suchten. Die Mädchen dabei mit leisem Getuschel, Gekicher und schüchternen Blicken zu den Jungen, diese wiederum mit offenen Mündern am gaffen. Fehlte nur noch, dass sie wie räudige Hunde zu hecheln begannen. Erbärmlich.

Ab und an – wenn die erdrückende Langeweile mich wieder in ihrer eisernen Umklammerung wusste – wanderte mein Blick zu diesen so genannten ‚Zielobjekten’ mit knapper Badebekleidung. Bei einem Anblick dieser Größenordnung konnte ich es nicht verhindern, dass meine Augenbrauen skeptisch ihren Weg in die Höhe suchten. Was fand man bitte daran derart – um meine Mitschüler zu zitieren – ‚scharf’? Alleine das Wort an sich ließ bereits darauf schließen, dass sein ‚Erfinder’ entweder eine Schwäche für Essen hatte – so, wie Wheeler – oder einfach nur den Unterschied zwischen geistigen und körperlichen ... nun ja ... Begierden nicht kannte.

Mich zumindest konnte dieser Anblick nicht fesseln. Eher im Gegenteil. Ich verspürte jedes Mal Abneigung und Unverständnis.

Folglich richtete meine Aufmerksamkeit sich schließlich wieder auf den Himmel über mir, während ich versuchte, die banalen und stumpfsinnigen Dialoge der Jungen um mich herum, zu ignorieren.
 

Mir war nicht warm.
 

Ich fragte mich ernsthaft, wie spät es mittlerweile war. Ich wusste nicht, wie lange ich nun schon im Halbschatten des Schirmes auf meinem Handtuch gelegen hatte. Neben mir im Sand stand der schwarze Rucksack, in dem ich neben der Badehose noch eine Flasche Sonnencreme – mit Lichtschutzfaktor fünfzig! Dachte Mokuba, ich würde mich wohlmöglich umgeben von unzähligen Spiegeln in die pralle Sonne setzen?! – und eine Taucherbrille gefunden hatte. Bei dem Gedanken an letzteres stellten sich bei mir noch immer sämtliche Nackenhaare auf.

Wiederholt erschien vor meinem geistigen Auge ein Bild meiner selbst, bis zu den Knien im Wasser, geschmückt mit einer Badehose und einer blauen Taucherbrille im Gesicht. Bestimmt schüttelte ich den Kopf, während ein kalter Schauer meinen Rücken hinab lief. Dies wäre wirklich die Krönung allen Übels.
 

„He Leute, was haltet ihr von einem Wettschwimmen?“
 

Wheelers Stimme aus Meeresrichtung lenkte meine Aufmerksamkeit auf sich. Ich drehte den Kopf auf die andere Seite, die Arme noch immer hinter meinem Kopf verschränkt und suchte mit den Augen die Brandung ab.

Als ich den Köter erblickte, entglitten mir beinahe die Gesichtszüge. In einer ruckartigen Bewegung, die einige Leute in meiner Umgebung aus ihrem Dämmerzustand riss, setzte ich mich auf, starrte den Köter aus leicht geweiteten Augen ungläubig an.

Dort, kaum zwanzig Meter entfernt, stand er und gab mit seinem äußeren Erscheinen ein exaktes Ebenbild meines geistigen ‚Selbstportrait des Grauens’ wider. Bekleidet mit einer roten Badeshorts und einer blauen Taucherbrille im Gesicht winkte er seinen Freunden zu. Mir war, als würde ich einen Geist sehen. Kalter Schweiß rann mir von der Stirn und meine Hände zitterten unkontrolliert, sodass ich mich gezwungen sah, sie zu Fäusten zu ballen.
 

Das konnte unmöglich ein Zufall sein!
 

~*~*~
 

I cannot take this anymore

Sayin' everything I've said before

All these words they make no sense

I found bliss in ignorance

Less I hear the less you say

You'll find that out anyway
 

~*~*~
 

(One Step Closer by Linkin Park)



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (27)
[1] [2] [3]
/ 3

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  lilac
2013-09-10T22:38:04+00:00 11.09.2013 00:38
Wenn seto die weiber schon kalt lassen, dann müsste ein joey oben ohne das gegenteil bewirken.
Höhö
Von:  Yamis-Lady
2008-05-25T19:40:36+00:00 25.05.2008 21:40
oh gott.... ihm ist nicht warm, nein....
der arme bekommt ja noch nen sonnenstich @.@
und dann muss joey ihn in die herberge tragen *rofl*
herrlich ^^

die krönung des ganzen wäre es, wenn seto und joey ein wettschwimmen machen würden...
*lol*
naja, mal weiter lesen XDD
Von: abgemeldet
2007-10-17T13:41:19+00:00 17.10.2007 15:41
Hammer!!!!
XD
Oh mann, seto, zieh wenigstens deinen Pulli aus *q*!!
Auch noch Rollkragenpulli =.= besitzt er nicht wenigstens sexy schwarze Männertops(wenn du weißt, welche ich meine) Und als dann noch Joey - als verwirklichung seiner eigenen verhassten Vorstellung in badesachen zu sein- sah, fand ich die reaktion einfach nur geil XDDD
Und oh, das mit dem Fegen war gut. Echt zu geil, die situation in der nacht und die beule am morgen XDD
Am besten fand ich es, wie du(Seto) die umgebung am strand beschrieben hatte, der hitze, gestank von sonnencreme usw usw XDD
Na, du wirst ihn noch ausziehen, ne? sonst krepiert er in der sonne!
Von: abgemeldet
2007-10-09T17:53:20+00:00 09.10.2007 19:53
Auch dieses Kapi hat mich wieder von den Socken gehauen und ich bin nicht minder begeistert^^
Mir ist allein schon bei deiner Beschreibung von dem viel zu dick eingepacktem Kaiba in der prallen Sonne richtig warm geworden und ich muss dagen, dass ich es durchaus begrüßt habe(ist verdammt kalt geworden, die letzten Tage^^")

Ich bin wirklich gespannt, was es mit dieser Taucherbrillen-Geschichte auf sich hat...ob du der ganzen Sache überhaupt eine tiefer Beudeutung gibst...

Und mich interessiert wirklich, wie genau Kaiba Joey jetzt diese Beule verpasst hat und was genau sie für Geräusche von sich gegeben haben, sodass sie die gesamte Herberge aufwecken konnten^^ Mal ehrlich.
(obwohl ich ja nicht davon ausgehen, dass du darauf noch weiter eingehst)

Ich mach mich direk mal an das nächste Kapi.
Lg^^b
Von: abgemeldet
2007-08-24T21:39:35+00:00 24.08.2007 23:39
Oh Gott, das war vielleicht ein geiles Kap! *staun*

Das hat mir verdammt gut gefallen! ^.^b

Echt spitze!

Die Gesamte Spannung zwischen Joey und Kaiba! *hehehehehe*
Das war einfach so perfide und doch grandios! *schmacht*

Einfach nur geil! >.<

Bin ja mal gespannt wie es weiter geht und was Seto veranlasste eigentlich zu sagen, das er mit geht zum Strand! *hehehe*
Hat mich eh gewundert, das er ja gesagt hat! *staun*

Aber das nächste Kap wird sicherlich noch besser! ^.^b

Freu mich schon darauf!

by by

Mimi
Von:  Morathi
2007-05-29T11:00:57+00:00 29.05.2007 13:00
Also ich kann wirklich nur sagen: GENIAL!!!
so kann ich mir Kaiba wirklich vorstellen, ihn hast du perfekt hinbekommen. Und Joey auch. Denn dieser ist nicht immer nur eingeschüchtert *zwinker* und er riskiert eben alles ;P

Ich frage mich, wie Seto das aushält mit Oberteil und Hose am Strand zu liegen oO Gut, mir ist meistens zu warm, aber das hält doch kein Mensch aus!!!! ><
habe ich das jetzt noch nicht mitbekommen, oder hast du es noch nicht gesagt? Der Grund warum Seto Joey so anstarrt.
Ist es wegen dem Outfit oder wegen der Aussicht Joey nur in Badehose zu sehen x) da wird unserem lieben Seto sicher um einiges wärmer ^^

Ich liebe die Streitereien der beiden, denn sie passen perfekt. Und Setos Gedanken ebenso. Wie er versucht Fakten zu verdrängen (Ein Kaiba verläuft sich nicht ... ; Mir ist nicht warm ... ), wie ihn schon die kleinsten Kleinigkeiten aufregen etc. Zum Beispiel als Joey die Massenbestellung Eis macht. Da hat man sogar eher das Gefühl Seto würde für ihn sorgen und nicht sich wirklich über ihn ärgern. Etwas erziehen, aber das macht man ja auch nur, wenn man jemanden irgendwie gern hat *zwinker*

Ich hoffe wir kommen bald in den Genuss des nächsten Kapitels ^^ Ich liebe deinen Stil einfach *SMILE*

Und als letztes noch:
MOKUBA WIR DANKEN DIR!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! XD

Cu, Morathi
Von: Karma
2007-05-26T14:43:25+00:00 26.05.2007 16:43
Lustich, lustich!!! *rofl*

Nein, dem guten Seto war gar nicht warm. Üüüüüüüberhaupt nicht!!! *kicher*

Nyo, aber zu den Spekulationen: Hat Seto etwa auch ne rote Badehose in seiner Tasche? Das wär ja der Brüller.

By the way, bin mal gespannt, ob er irgendwann vor dem Schmelzen doch noch zugibt, dass er beinahe nen Hitzschlag kriegt in seinen Klamotten.

Sagst Du mir bitte Bescheid, wenn Du das nächste Kappi on stellst? Ich find die Geschichte bisher nämlich richtig klasse und hab sie gleich in meine Favos gepackt.

Hoffe, man liest sich bald!

Karma
Von: abgemeldet
2007-05-02T14:19:06+00:00 02.05.2007 16:19
geiles Kapi,
sag mir bescheid wenns weiter geht,
bis denn.
Lg Latura
Von: abgemeldet
2007-05-01T19:10:05+00:00 01.05.2007 21:10
Geil!!! xD
Aber was hat Kaiba gegen Joey in Badehosen? *nicht verstehet*
Schreib schnell weiter!
Und schick mir bitte eine Ens wenn das nächste Kapi da is!
bye
Von: abgemeldet
2007-04-22T18:44:50+00:00 22.04.2007 20:44
das ist wirklich sehr gut.
wie kann man nur so stur sein.
ich kann dabei nur den kopf schütteln.
freu mich wenns weiter geht.


Zurück