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Augen wie Bernstein

Der Neuanfang
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo, ihr Lieben,
ich freue mich, dass ihr meine neue FF gefunden habt.
Ich hoffe, sie wird euch gefallen!
Ohne viele Worte: Viel Spaß, mit dem Prolog.
Eure Eshek Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo, ihr Lieben,
es freut mich, dass die FF anscheinend gut ankommt.
Danke an die lieben Kommi Schreiber und auch danke an Alle, die diese FF als Favorit haben (Ihr dürft auch Kommis da lassen. Ich beiße nur bei Vollmond. ^^)
So, jetzt geht es aber weiter!
Viel Spaß
Eure Eshek Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
So, ihr Lieben,
es ist Freitag! Juhuuu! Endlich ein neues Kapitel. Ich werde jetzt jeden Freitag hochladen. Wenn ich flott bin gibt es auch mal ein Kapitel zwischendurch. ;-)
Ich verspreche euch jetzt schon mal, dass es am Montag den 24. ein Kapitel geben wird, zusätzlich zu den Freitags-uploads.
So, jetzt ohne viel Gequatsche:
Viel Spaß!
Eure Eshek Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo, ihr Lieben!
Ja, ich hatte euch versprochen jeden Freitag zu posten...ich weiß...mein PC hatte aber andere Pläne und meinte kurz vor Weihnachten den Geist aufgeben zu müssen. Er ist heute aus der Reparatur zurück und zum Glück hatte ich ein Backup, sonst hätte ich alles noch einmal schreiben müssen! Puh...
Jetzt aber viel Spaß! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo ihr Lieben,
es ist schon wieder etwas her, aber die Prüfungsphase hat mich komplett in Beschlag genommen.
Ohne weitere Worte: Hier ist das neue Kapitel! Viel Spaß damit!
LG
Eure Eshek Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
So, ihr Lieben,
mit leichter Verzögerung geht es jetzt endlich weiter.
Ich will mich nur noch fix bei den lieben Kombi-Schreibern bedanken!
Ihr seid echt motivierend! Vielen DANK!!!

So, jetzt aber:
Viel Spaß
Eure Eshek Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo ihr Lieben,
ja, es hat wieder so lange gedauert. Mea culpa!
Ohne viele Worte:
Viel Spaß
Eure Eshek Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Halli Hallo, ihr Lieben,
jetzt geht es endlich weiter.
Ich hatte eine richtige Schreibblockade.
Ohne weitere Worte:
Viel Spaß. Ich hoffe, es gefällt euch.
Eure Eshek Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Huhu, ihr Lieben,
es geht endlich weiter.
Ich hoffe, es ist noch jemand da, um zu lesen.
Viel Spaß mit dem neuen Kapitel,
Eure Eshek Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Halli Hallo, ihr Lieben,
wer hätte es gedacht? Ich bin gerade sehr produktiv, deshalb kommen die Kapitel jetzt ziemlich schnell.
Ich hoffe, ihr freut euch so, wie ich darüber!
Ohne viele Worte:
Viel Spaß,
Eure Eshek Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Huhu,
das mit dem regelmäßig Posten bekomme ich einfach nicht hin, aber zumindest fast ein Kapitel pro Woche. Habt Nachsicht mit mir.
Ich freue mich, dass euch das letzte Kapitel gut gefallen hat. Ich hoffe, das Neue gefällt euch auch! Lasst mir einfach ein Feedback da.
Jetzt aber viel Vergnügen,
eure Eshek! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hlli hallo, ihr Lieben,
erst mal ganz lieben Dank an die Kommi Schreiber. Ich freu mich wahnsinnig auf eure Rückmeldungen.
Jetzt aber erst mal viel Spaß beim Lesen. Ihr seid sicher gespannt. Ist immerhin viel passiert.
Eure Eshek Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Halli hallo, ihr Lieben,
ich weiß, ich bin spät dran! Sorry sorry! Eine kleine Blockade.
Ich hoffe, es gefällt euch, auch wenn es etwas kürzer ist, als sonst.
Die nächsten Kapitel werden wieder länger, versprochen!
Viel Spaß,
Eure Eshek Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Halli hallo, ihr Lieben,
ja, es ist sehr lange her. Ich habe auch keine richtige Entschuldigung, außer Schreibblockade und aktuelle Umstände.
Ich hoffe, es ist noch jemand da?
Ganz viel Spaß mit dem neuen Kapitel,
eure Eshek Komplett anzeigen

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Die Jagd

Prolog - Die Jagd
 

Er konnte nicht mehr. Jeder Knochen in seinem Körper schmerzte und Schwindelgefühle ließen ihn taumeln. Er packte nur das nötigste, zu mehr fehlte ihm einfach die Zeit. Sein siebtes Schuljahr war gerade vorbei. Nachdem er Voldemort besiegt hatte wollte er eigentlich nicht wieder in die Schule zurück kehren. Zu präsent waren die Bilder derer, die bei der letzten Schlacht, in Hogwarts ihr Leben ließen. Aber man erwartete es von ihm. Der Held der Zaubererwelt, Dumbledores Goldjunge, Der Junge, der lebte brauchte doch einen Schulabschluss. So karrte man ihn bei der Neueröffnung der Schule wieder dort hin. Vor Jahren einmal hatte er Hogwarts sein zu Hause genannt, aber das war es nun nicht mehr. Es war so einsam gewesen. Das ganze Schuljahr über wurde er gemieden. Die anderen hatten Angst vor ihm. Er war von den Toten auferstanden, ein Teil von Voldemort hatte Jahre lang in ihm gelebt, da dachte natürlich sofort jeder an schwarze Magie. Harry schleppte sich nur noch von Stunde zu Stunde und hoffte auf ein baldiges Ende der Tortur. Dumbledore hatte ihn schikaniert. Nun, da Voldemort tot war sollte Dumbledore als mächtigster Zauberer der Zeit gelten, aber sehr zu dessen Ärger wurde Harry nun als noch mächtiger gehandelt. Immerhin hatte der junge Zauberer geschafft, was nicht einmal der Alte vollbracht hatte. Am Ende des Schuljahres waren Auroren in Hogwarts aufgetaucht und hatten Harry mit mächtigen Überwachungszaubern belegt. Er erfuhr erst einige Tage später, dass Dumbledore die Sorge geäußert hatte, Harry käme wohlmöglich mit der Macht nicht zurecht und könne zu einem neuen dunklen Lord werden.

Harry lebte zwei Jahre lang in einer winzigen Wohnung in London und versuchte verzweifelt alles zu vergessen, was ihm passiert war, Aussichtslos. Er war nun fast einundzwanzig, als es an seine Türe klopfte. er öffnete sie und mehrere Hände griffen nach ihm. Er wurde nach Hogwarts gebracht und eingesperrt. Dumbledore versuchte mehrfach, seine Magie mit Siegeln zu bannen, aber diese brachen jedes Mal.

Als wäre das nicht schon schlimm genug, brachte man ihn irgendwann zurück zu seinen Verwandten, mit der Begründung, dass Harry noch zu belastet sei, um unbeaufsichtigt irgendwo hin zu gehen. Man hatte Angst, er könnte erneut untertauchen. Die seelischen und magischen Qualen, die er in Hogwarts erfahren hatte wurden nun abgelöst von körperlichen Torturen. Dumbledore hatte das autorisiert. Der alte war tatsächlich Zaubereiminister geworden und hatte körperliche Folter zur Unterdrückung von schwarzmagischen Ausbrüchen genehmigt. Tag für Tag musste Harry die Schikane und die Stockschläge seiner Tante ertragen und Nacht für Nacht die Fäuste seines Onkels und seines Cousins, während die Ketten, die ihn an der Wand hielten ihm die Haut von den Handgelenken rieben. Dumbledore hatte seine Magie so oft versiegelt, bis sie irgendwann fast vollständig gebunden war. Man wollte ihn brechen, aber man hatte die Rechnung nicht mit seinem Kämpferwillen gemacht. Er sah es nicht ein, so zu sterben. Sein ganzes Leben war eine Qual gewesen, jetzt wollte er seine Ruhe haben. Zwischen den Angriffen durch seine Verwandten grübelte er über eine Möglichkeit nach zu entkommen. Er war fast sechzehn Monate hier eingesperrt gewesen. Die Gegenzauber für die Überwachungszauber hatte er nach wenigen Wochen entwickelt. Komplizierter war es, an die Schlüssel für seine Ketten zu kommen. Doch da half es ihm, dass er auch nach Voldemorts Vernichtung weiter mit Schlangen reden konnte. Er rief einen Vertreter dieser Art zu sich und trug ihm auf, den Schlüssel zu besorgen. Die Schlange war sehr klein und so dauerte es mehrere Tage, bis sie den Schlüssel endlich Fand und zu ihm bringen konnte.

Nun stand Harry Potter, geächteter Held der Zaubererwelt in der Küche des Ligusterweges und packte einige Lebensmittel in seinen Rucksack. Er hatte auch einiges an Mugglegeld mitgenommen. Er hatte ja keine Ahnung, was er tun sollte. Er hatte zwar einen Abschluss, aber der nützte ihm nichts. Er konnte in der Zaubererwelt nicht frei sein. Eine Arbeit in der Mugglewelt würde er ohne gültigen Abschluss und ohne Ausbildung auch nicht bekommen. Tränen stiegen in die dunkelgrünen Augen, als ihm bewusst wurde, wie aussichtslos seine Situation war. Er konnte nirgendwo hin, aber er konnte auch nicht bleiben. Es gab niemanden, der ihm helfen würde und man würde ihn jagen. Halb blind vor Tränen schulterte Harry seinen Rucksack, öffnete die Haustür, trat hinaus und atmete die kalte Nachtluft ein. Es war ende Dezember, die Mugglehäuser waren für Weihnachten geschmückt und Harry Potter beschloss, dass sterben vielleicht doch keine so schlechte Idee war.

Seit dieser Nacht waren einige Tage vergangen. Er hatte seinen Zauberstab zurück gelassen, damit man ihn nicht orten konnte, doch ohne ihn war es für Harry schwer zu überleben. Er war eine lange Zeit einfach nur gelaufen, hatte die Schmerzen seiner halb erfrorenen Gliedmaßen ignoriert, und war schließlich in einem Wald gelandet. Nach einiger Zeit der umherirrens fand er endlich, was er suchte. Eine Höhle an einem Bach bot den idealen Unterschlupf. Er entfachte ein Feuer und seufzte erleichtert, als er das erste mal seit langer Zeit Wärme spürte. Die Sohlen seiner Schuhe waren durchgelaufen und Harry hatte sie notdürftig mit Klebeband repariert. Durch seine Verletzungen und den Schwindel war er oft gestürzt. Dabei hatte er sich neue Blessuren eingehandelt und seine Hose zerrissen. Zitternd schlang er die Arme um sich und versuchte nicht an die Auswegslosigkeit seiner Situation zu denken. Laute Stimmen außerhalb der Höhle ließen ihn zusammenfahren. Hastig löschte er das Feuer mit Erde und hielt sogar den Atem an. So leise er konnte schlich er auf den Ausgang der Höhle zu und spähte nach draußen. Dicke Wolken verdeckten den Mond und machten die Nacht schwarz. „Da drüben bewegt sich was! Das ist einer! Schnappt ihn euch!“ Harry rannte los. So schnell er konnte fegte er durch das dichte Unterholz. Hinter sich hörte er das krachen der Männer, die ihm folgten. Flüche schossen dicht an seinem Kopf vorbei und so rannte er im Zick zack, verlor völlig die Orientierung und krachte mit voller Wucht gegen etwas hartes. Mehrere Flüche trafen ihn und ließen ihn aufschreien. Bewusstlos ging er zu Boden. Das letzte was er sah waren dunkle Gestalten, die auf ihn zu rannten und dann hörte er es. Ein langgezogenes Heulen.
 

Schmerzen und Wärme. Das war alles, was Harry wahr nahm, als er erwachte. Stöhnend hob er eine Hand und führte sie zu seinem Kopf. Seine Finger ertasteten Bandagen. Vorsichtig fuhr er mit der Schadenserfassung fort. Zusätzlich zu seinem verbundenen Kopf, spürte er Verbände an seinen Füßen, seinem rechten Knie, seinem rechten Unterarm und seiner linken Schulter. Die schlimmsten Schmerzen kamen von seiner Schulter und seinem Kopf. Er versuchte die Augen zu öffnen, aber es gelang ihm nicht.

„Er wird wach! Du kannst ihm ja alles erklären. Viel Spaß. Er wird begeistert sein.“ schnarrte eine Stimme links neben Harry. Ein tiefes Knurren antwortete dem ersten Sprecher, dann hörte Harry Kleiderrascheln und Schritte. Der starke Geruch nach Kräutern wich und wurde bald ganz verdrängt von einem wunderbaren Duft nach warmer Erde, Holz, Rauch und Moschus. Sofort entspannte Harry sich. Er zuckte zusammen, als ein feuchter Lappen über seine Augen wischte. „Versuch noch mal sie aufzukriegen. Es sollte jetzt klappen.“ grollte es neben ihm. Harry versuchte erneut, die Augen zu öffnen und diesmal klappte es. Erstauntes Keuchen entkam ihm, als er seine Umgebung gestochen scharf wahrnahm. Wie war das möglich? Er hatte seine Brille schon vor Tagen verloren. Er versuchte etwas zu sagen, aber seiner Kehle entkam nur ein leises krächzen und wimmern. Ein Glas und eine große Hand schoben sich in sein Blickfeld. Man half ihm auf und das Glas wurde an seine Lippen gehalten. Es musste ein Schmerztrank darin gewesen sein, denn das Hämmern in seinem Kopf und das Reißen in seiner Schulter ließen allmählich nach. Erleichtert seufzend schloss er die Augen, nur um sie im nächsten Moment erschrocken aufzureißen. Es hatte zwar einige Zeit gedauert, aber er hatte die Stimme erkannt. „Snape.“ keuchte er und Panik überkam ihn. Man hatte ihn erwischt und versuchte nun, ihn zu Dumbledore zurückzubringen. Das durfte auf keinen Fall passieren. Den Schmerz unterdrückend versuchte er aus dem Bett zu kommen, nur um das Gleichgewicht zu verlieren und auf dem Boden aufzu…..Starke Arme bremsten seinen Sturz ab und schoben ihn sanft aber nachdrücklich ins Bett zurück. „Du bist hier sicher.“ grollte eine tiefe warme Stimme. Harry wurde fast augenblicklich ruhiger. In dieser Stimme war etwas, was ihm Sicherheit gab. „Wo…wo bin ich? Und warum?“ Der Mann schien einen Augenblick lang zu überlegen, wie er antworten sollte und diese Zeit nutzte Harry, um ihn sich genauer anzusehen. Der Mann war groß, viel größer, als er selbst. Er war breit gebaut und ziemlich muskulös. Unzählige Narben bedeckten die wettergegerbte Haut an den Unterarmen. Das lange Haar war zurückgebunden und schon ziemlich stark ergraut, trotzdem wirkte der Mann jünger, was an den lebhaften goldenen Augen liegen könnte. Harry keuchte erschrocken. „Sie sind ein Werwolf.“

Das brachte den Mann zum Lachen. Harry war verwirrt und entgeistert. „Was ist so komisch?“ fragte er und wusste nicht, woher er dazu den Mut nahm. „Du bist einer von der ganz schnellen Sorte, was, Junge?“ grollte der Mann amüsiert. Harry kniff die Augen zusammen und wollte die Arme beleidigt vor der Brust verschrenken, aber ein heftiges Reißen in seiner Schulter brachte ihn dazu, den Arm schnell wieder sinken zu lassen. Der Schmerzen trieb ihm die Tränen in die Augen. Sofort war der Fremde bei ihm und streichelte beruhigend über seinen Rücken. „Ich seh mir das mal an.“ Harry nickte nur und spürte, wie der Verband Schicht für Schicht abgewickelt wurde. Der Mann untersuchte seine Schulter und schnüffelte daran. Harry zuckte weg, aber der Fremde hielt ihn fest. Dann wurde die Schulter wieder verbunden. „Keine Entzündung, das ist gut. Der Schmerz lässt bald nach.“ diagnostizierte der Mann und setzte sich wieder auf den Stuhl neben Harrys Bett.

„Wo bin ich hier? Und warum?“ wiederholte Harry nun seine Fragen, auf die er immernoch keine Antwort bekommen hatte. Der Andere seufzte. Er holte einmal Luft und begann dann zu erklären. „Du bist in einem Wald in Nordschottland. Du wurdest von Männern verfolgt, die dachten, du seist ein Werwolf. Sie haben dich ziemlich schwer verletzt.“ Harry griff an seine Schulter. „Nein…da nicht, aber das erkläre ich dir später.“ Der Mann sah Harry ruhig an.
 

———Flashback———
 

„Hier ganz in der Nähe ist eine Patroullie! Sie sind sehr nah und sie jagen jemanden!“ Der Angesprochene sprang sofort auf. „Einen von uns?“ Schulterzucken. „Könnte sein, aber er ist in Menschengestalt. Vielleicht kann er sich nicht wandeln.“ Der größere der Beiden sprang auf und war schon aus der Hütte. Mitten im Rennen machte er einen Satz und anstatt zweier Füße kamen nun vier Pfoten auf dem Waldboden auf. Dem Leitwolf schlossen sich weitere Wölfe an und folgten der Fährte tief in den Wald hinein. Helle Lichtblitze zuckten zwischen den Bäumen auf und ließen sie seltsam verzerrt aufleuchten. Da vorne war die Beute der Fänger. Ein Junge strauchelte, wie es schien halb blind, durch das Unterholz, ehe er direkt gegen eine Felswand lief. Mehrere Flüche trafen die kleine Gestalt und brachten sie zum Aufschreien. Das Geräusch traf den Leitwolf unvorbereitet. Aus irgendeinem Grund konnte er bei diesen Schreien nicht ruhig bleiben, wie er es sonst tat. Er war ein Geschöpf der dunklen Seite, er war die Schreie von Verwundeten und Sterbenden gewohnt, aber irgendetwas brachte ihn beinahe zum Durchdrehen. Als sich die Männer dem Bewusstlosen näherten warf er den Kopf in den Nacken und stieß ein langgezogenes Heulen aus. Mehrere Stimmen stiegen ein und schon hechteten sie los. Sie jagten, wie normale Wölfe. Die Beute wurde umzingelt und gehetzt, bis sie erschöpft war, dann würden sie den Kreis enger ziehen und gleichzeitig von allen Seiten aus angreifen. So taten sie es auch dieses Mal. Obwohl die Männer Zauberstäbe trugen hatten sie keine Chance. Die meisten Flüche prallten einfach am Fell der magischen Geschöpfe ab und die die durchdrangen schienen die Bestien kaum zu behindern. Reißen und Schreie, dann Stille. Nur hin und wieder das Knurren eines Wolfes, der seine Beute verteidigte.

Der Leitwolf aber fraß nicht. Er rannte zu der Stelle zurück, wo der Junge zu Boden gegangen war. Er schloss die Augen, nahm Kontakt zu seinem inneren Wesen auf und glitt leise durch die Verwandlung. Vorsichtig drehte er den Verwundeten auf den Rücken und tastete nach dessen Puls. Die heftigkeit des Gefühls der Erleichterung, als er den schwachen Puls fand überraschte ihn, aber er schob diese Verwunderung zur Seite. Sorge breitete sich aus, als er spürte, wie der Puls anfing zu flackern. Selbst, wenn er in Wolfsgestallt rannte, würde er nicht rechtzeitig zu dem Tränkemeister kommen, der seit einigen Wochen in seinem Rudel lebte. Der Junge würde sterben. Es gab nichts, das ihn retten konnte, außer einer Sache. Der Leitwolf nahm wieder seine tierische Gestalt an und näherte sich dem Bewusstlosen. Er beugte sich über ihn und rammte seine langen Fänge einmal tief in seine Schulter. Die Wärme, die ihn dabei überflutete ließ ihn aufgrollen. Zurück in seiner Menschengestalt tastete er erneut nach dem Puls und seufzte erleichtert, als er spürte, wie sich der Herzschlag langsam stabilisierte und kräftiger wurde. Noch war der Junge aber nicht über den Berg. Wobei, Junge? Die Gestalt war ziemlich schmal und er war recht klein, aber nun bei näherer Betrachtung erkannte Fenrir, dass das vor ihm ein ausgewachsener Mann war. Sanft hob er den jungen Mann auf seine Arme und machte sich auf den Weg zurück in sein Rudel. Unwirsch trat er die Tür zu einer Hütte auf, die etwas abseits stand und ehe er es sich versah hatte er das Ende eines Zauberstabes im Gesicht. Er knurrte nur und trat an dem Mann vorbei. Er legte seine leichte Last auf dem Bett ab und zerrte dann den etwas perplexen Mann zu sich. „Rette ihn!“ bellte er.

Der Mann mit den glatten schwarzen Haaren und der Hakennase zog nur eine Braue hoch. Normalerweise hätte er den Mann vor sich jetzt angeblafft, immerhin war der mitten in der Nacht wie ein Irrer in sein Haus eingedrungen und hatte eine vor Schmutz und Blut starrende Person einfach in sein Bett gelegt und dann nicht einmal die Zeit für eine Erklärung gehabt. Die Dringlichkeit in der Stimme des Anderen ließ ihn aber seinen Ärger herunterschlucken. Für Fragen blieb später noch genug Zeit. Der Patient schien dem Leitwolf ziemlich wichtig zu sein. Der Zauberer trat näher an das Bett heran und untersuchte den Verletzten. Er hatte einen bösen Verdacht, aber erst, als er die Ponyfransen aus dem Gesicht des Ohnmächtigen schob hatte er den Beweis. „Ist dir klar, wer das ist?“ der Zauberer wirbelte zu dem Mann mit den goldenen Augen herum. Dieser schüttelte nur den Kopf. „Egal, Giftmischer! Rette ihn!“ fauchte er. Der sogenannte Giftmischer funkelte sein Gegenüber nur kurz böse an, machte sich dann aber an die Arbeit. Zuerst säuberte er den mageren Körper und zog ihn dann aus. War er zu Beginn noch genervt von der Tatsache, wer da vor ihm lag, machte sich bald Bestürzung in ihm breit. Harry war völlig abgemagert. Striemen und Narben, sowohl alte, als auch ganz frische überzogen den geschwächten Körper. Er war froh, den Werwolf rausgeschickt zu haben. Er hatte einen Verdacht, was die Sorge von Fenrir anging und das hier sollte er wirklich nicht sehen. Rasch verband er die Striemen und ließ den Werwolf dann wieder rein. Sein Blick fiel auf die frischeste Wunde. „Du hast ihn gebissen?“ schnarrte er entsetzt. „Warum zur Hölle hast du ihn gebissen?“ Schwarze Augen hefteten sich vorwurfsvoll auf den Leitwolf. „Sonst wäre der Junge schon vor Minuten gestorben. Er hat kaum noch gelebt! Nur seine neuen Selbstheilungskräfte halten ihn noch am Leben.“ knurrte der große Mann. Der schwarzhaarige beschloss, das Thema erst einmal ruhen zu lassen und sich um seinen Patienten zu kümmern. Nach einigen Diagnosezaubern musste er zugeben, dass der größere Mann wohl Recht gehabt hatte. Diese Verletzungen hätten den Tod des jungen Mannes bedeutet. Er machte mehrere alte Brüche ausfindig, die er aber verschwieg und einen neuen. Der rechte Unterarm war durch. Er heilte den Knochen und legte dann einen Verband um, den er verhärtete. Der Knochen war zwar wieder ganz, aber noch zu instabil. Nachdem er die meisten Wunden geheilt hatte, hatte er kaum noch Heiltränke und Magie übrig. „Der Rest muss so heilen, aber wenn ich bedenke, wozu du ihn gemacht hast, wird das nicht lange dauern…“ murmelte der Heiler mehr zu sich selber. Er verband den Kopf, das rechte Knie, die Schulter und dann die Füße. Erst als Harry beinahe einer Mumie glich drehte er sich zu dem Mann hinter sich um. Erschöpft sank er auf einen Stuhl. Er griff nach dem Glas, das ihm gereicht wurde und stürzte es mit einem Mal herunter. Brombeerschnaps. Er seufzte, als das Getränk brennend seine Kehle hinabwanderte und ihn aufwärmte. „Rede schon! Kommt er durch?“

Severus Snape zog eine Braue hoch. „Ich weiß zwar nicht, warum er dir so wichtig ist, aber ja, Harry Potter kommt durch! Wieder einmal.“ Das hatte gesessen. Der Leitwolf sank einfach nur sprachlos auf eine Truhe, die an der Wand stand und starrte auf die schlafende Gestalt. „Harry Potter?“ fragte er nur und stöhnte auf, als Snape nickte. „Albus Dumbledores Goldjunge höchst persönlich. Wobei…so, wie er aussieht, glaube ich nicht, dass er noch gut auf den Alten zu sprechen ist.“ Ein beinahe sanfter Blick aus den schwarzen Augen ruhte nun auf dem geschundenen Körper. „Die Verletzungen und gebrochenen Knochen, die ich gefunden habe sind teils alt, teils neu. Viele mit Magie zugefügt.“ „Voldemort?“ „Nein, weiße Magie. Die neueren Wunden sind zwischen sechs und zwei Wochen Alt. Zu der Zeit war der Junge bei seinen Verwandten. Das haben mir unsere Leute mitgeteilt. Die Überwachungszauber auf ihm tragen Dumbledores Signatur. Er hat zugesehen, wie er gefoltert und misshandelt wurde.“ Er sah den Leitwolf an, beobachtete, wie dieser immer wütender zu werden schien. „Ich habe die Zauber aufgehoben. Er ist jetzt frei. Er ist in Sicherheit. Das ist alles, was im Moment zählt.“ Snape war nicht dumm. Er kannte die magischen Wesen sehr gut, besonders diese hier. Immerhin lebte er schon eine ganze Weile bei ihnen. Er erkannte, was der Leitwolf wohl noch zu verdrängen suchte. Harry Potter tat ihm leid. Sie hatten sich nie wirklich gut verstanden, aber er hasste den Jungen schon lange nicht mehr. Snape hatte eingesehen, dass es dumm war, einen Menschen für die Vergehen seines Vaters zu hassen. Und jetzt? Jetzt lag der Junge der überlebte hier in seiner Hütte, schwer verletzt und zu etwas gemacht, mit dem er wohl nur schwer würde fertig werden können. Dumbledore hatte ihn benutzt und dann weggeworfen, wie ein kaputtes Spielzeug. Er hatte versucht den Jungen endgültig zu brechen, wohl damit dieser sich umbrachte und der Alte alleine allen Ruhm und das Vermögen des Pottererben erhalten würde. Leises Stöhnen ließ ihn zu dem Verletzten sehen. „Er wird wach!“ Snape erhob sich und sah zu dem Leitwolf. „Du kannst ihm ja alles erklären! Er wird begeistert sein!“ schnarrte er und ging einfach hinaus. Er wollte nicht dabei sein, wenn Harry erfuhr, was mit ihm geschehen war.
 

———Flashback Ende———
 

Als der Leitwolf aufgehört hatte zu erzählen richtete er den Blick unsicher auf den jungen Mann im Bett. Er hatte es vermieden, ihn anzusehen. Harry hatte schweigend zugehört. Severus Snape war also noch am Leben. Das freute ihn. Der Zaubertranklehrer und er waren nie gute Freunde gewesen, aber er wusste, dass dieser Mann ihn schon oft gerettet hatte. Er hatte ein ruhiges Leben verdient, nachdem er so lange ein Doppelspion für zwei Ungeheuer gewesen war. Seine Finger legten sich bei der Erzählung an seine bandagierte Schulter. Ein Biss. Er wurde gebissen. Zu was musste er nicht fragen. Er wusste ja, was der Mann vor ihm war. Ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit machte sich in ihm breit. Er war jetzt ein Werwolf. Er war fortgelaufen, um ein normales Leben führen zu können und jetzt war er eine der meist gefürchteten und gejagten Kreaturen der britischen Inseln. Harry schluckte schwer und versuchte, die Tränen wegzublinzeln. Es gelang ihm nicht. Er musste an Remus denken. Wie sehr dieser gelitten hatte, jeden Vollmond. Sein Leben würde für immer voller Schmerz sein. Er würde nie ein zu Hause haben. Ihm wurde das Herz schwer. Still weinend bemerkte er erst nicht, dass sein Gegenüber aufgehört hatte zu reden und ihn nun ansah. Er blickte nur auf seine verschränkten Hände. Der Mann neben ihm konnte nichts dafür. Er hatte sein Leben mit dem Biss gerettet, denn nur dank der Selbstheilungskraft seines neuen Wesens hatte er überlebt. Aber zu welchem Preis? Man hatte nicht sein Leben gerettet, sondern es durch eines ersetzt in dem er leiden und verfolgt werden würde. Wie sollte er als Bestie jemals eine Chance auf Frieden, Liebe und Geborgenheit finden? Wer würde ihn denn so wollen? Er war nicht gerade ein Glücksmagnet. Sein Blick fiel auf den Mann neben sich und kreuzte dessen durchdringenden Blick. Erschrocken zuckte er zusammen. Es machte ihm Angst, wie der Mann ihn fixierte. Er räusperte sich und sofort wurde der Blick seines Gegenübers weniger durchdringlich.

„Ich würde gerne etwas…alleine sein, bitte?“ äußerte Harry seinen Wunsch. Er musste nachdenken und das konnte er nicht, wenn der Mann ihn so verwirrte. Zu seiner Überraschung wurde seiner Bitte sofort nachgekommen. Der große Mann erhob sich nickend und ging zur Tür. „Du musst dich ausruhen. Ich lasse dir später etwas zu Essen bringen. Wenn du etwas brauchst…vor der Tür steht ein Werwolf. Ruf ihn einfach. Sein Name ist Cabe.“ Ehe der Mann die Hütte jedoch verlassen konnte rief Harry ihm nach. „Warte. Ich habe gar nicht gefragt. Wie ist dein Name?“ Dass er das nicht eher gefragt hatte war ihm beinahe peinlich. Der Mann bleckte die Zähne zu einem misratenen Lächeln, als wüsste er, dass die Preisgabe seines Namens nicht unbedingt förderlich sein würde. „Greyback. Ich bin Fenrir Greyback.“

Verletzt

Kapitel 1 - Verletzt
 

Seit der schockierenden Eröffnung waren nun schon zwei Tage vergangen. Harry hatte sich in der Hütte eingeigelt und versuchte verzweifelt seine Umgebung auszublenden, was ihm recht gut gelang, wenn man bedachte, dass die Selbstheilung so sehr an seinen Kräften zehrte, dass er die meiste Zeit schlief. Er bekam so auch nicht mit, wenn Snape zu ihm kam und seine Wunden versorgte. Genannter Zaubertränkemeister versuchte seinerseits Fenrir aus dem Weg zu gehen. Der Werwolf hatte es sich anscheinend zum Ziel gemacht den Zauberer jedes mal zu überfallen, wenn dieser aus der Hütte trat, um zu erfahren, wie es Harry ging. Die Aufdringlichkeit und die Sorge des Werwolfes waren, um es milde auszudrücken, nervig, bestätigten aber auch Snapes Verdacht. Er kam gerade aus der Hütte, als der Werwolf wieder einmal wie aus dem Nichts neben ihm auftauchte. „Lass das Anschleichen, verdammt! Da bekommt man ja einen Herzinfarkt.“ fauchte Snape und funkelte Greyback böse an. Seit er vor einigen Monaten hier im Rudel Unterschlupf gefunden hatte, hatte er den Alpha des Rudels besser kennengelernt und sich durch seine Fähigkeiten und sein Wissen um Heilung auch das Vertrauen des Rudels gesichert. Er war, kurz gesagt, wichtig für den Alpha und konnte sich so auch einen recht respektlosen Umgangston erlauben. Der Alpha würde ihm nichts tun. „Pass auf, wie du mit mir redest, Giftmischer!“ grollte der Werwolf und bleckte drohend die Zähne. Snape beeidruckte das allerdings nur wenig. „Was sonst? Bringst du mich um? Wir wissen beide, dass du das nicht tun würdest.“ schnarrte der Zauberer und verschränkte die Arme vor der Brust. Um den Werwolf nicht noch weiter zu reizen seufzte er kurz genervt und lockerte dann seine abweisende Haltung. „Frag schon.“ presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurch.

Fenrir beruhigte sich ebenfalls und ging neben dem Zaubertränkemeister den Weg zu den Hauptgebäuden entlang. „Wie geht es im?“ fragte er schließlich, als sie an seiner Hütte angekommen waren. Er öffnete die Tür und gab Snape ein nachdrückliches Zeichen, dass dieser eintreten sollte. Der schwarzhaarige fügte sich in sein Schicksal und trat an dem Rudelführer vorbei in dessen Hütte. Die Hütte war größer, als die anderen, was aber nur daran lag, dass hier auch Versammlungen abgehalten wurden und dafür brauchte man nunmal Platz. Ein großer Raum machte fast die gesamte Grundfläche aus. In der Mitte befand sich eine große gemauerte Feuerstelle und um diese herum standen im Rechteck Bänke mit Rückenlehne. Die Möbelstücke waren mit Fellen gepolstert. An den Wänden des Raumes standen Truhen und Regale, gefüllt mit allerhand Dingen. Am Ende des Raumes befanden sich zwei Türen. Eine führte zu seinem Schlafzimmer, die andere zum Bad. Die Feuerstelle in der Mitte diente Fenrir als Küche. Im Moment hingen Fleischstreifen über der Glut, um sie für den Winter als Vorrat zu räuchern. Fenrir nahm auf der Bank an der Stirnseite der erhöhten Feuerstelle Platz und deutete Snape, sich zu setzen. Dieser kam der stillen Aufforderung auch nach, was blieb ihm anderes übrig. „Rein körperlich geht es ihm gut. Er müsste längst kräftig genug sein, um aufzustehen.“ „Und warum tut er es nicht?“ grollte der Werwolf. Langsam verlor er die Geduld. Der Tränkemeister erzählte ihm hier, dass der junge Werwolf gesund sei, aber der war kaum ansprechbar. „Ich sagte körperlich. Wie es um seine Psyche steht weiß ich nicht. Ich könnte mir aber vorstellen, dass diese Situation für ihn nicht so einfach ist.“ schnarrte Snape und funkelte sein Gegenüber wütend an. Fenrir verschränkte die Arme vor der Brust und blickte gedankenverloren in die Flammen. Er machte sich Sorgen um den Jungwolf. Nicht, dass er das je laut zugeben würde. Das war auch nicht nötig. Die Mitglieder seines Rudels verstanden seine Sorge. Das war normal in der Beziehung zwischen einem Werwolf und dem Jungwolf, der durch ihn entstanden ist. „Es wäre wohl besser, wenn er hier her zieht. Hier ist das Zentrum des Rudellebens. Wenn er andere kennenlernt wird er wohl begreifen, dass es nicht so schlimm ist, ein Werwolf zu sein.“ äußerte Fenrir das Ergebnis seiner Überlegungen. Snape wollte gerade einwenden, dass sie den Jungen dafür zwingen müssten, seinen Schutzraum zu verlassen, als eine junge Werwölfin eintrat und direkt auf Fenrir zuging. „Entschuldige mein Eindringen, Fenrir, aber dein Schützling hat das Haus verlassen und scheint nicht ganz bei sich zu sein. Er ist verängstigt, flieht aber vor jedem, der ihm helfen will.“ Die beiden Männer tauschten einen kurzen Blick, dann waren sie auch schon an der Frau vorbei hinausgestürmt.
 

In einem halbwachen Augenblick reifte in Harry der Gedanke zur Flucht. Er musste hier weg. Wohin wusste er nicht, aber hauptsache weg. Fenrir Greyback war einst ein treuer Anhänger von Voldemort gewesen und bekannt für seine Grausamkeit. Harry wollte gar nicht darüber nachdenken, was der Andere ihm wohl antun würde, immerhin hatte er dessen Herren getötet. Leise stieg er aus dem Bett, was nicht nötig gewesen wäre, denn sein Instinkt sagte ihm, dass er alleine in der Hütte war. Ein Blick auf seine Sachen sagte ihm, dass sie vollkommen hinüber waren. Er seufzte, dann griff er nach seiner Hose und zog sie vorsichtig über. Seine Füße waren zwar nicht mehr offen, aber die Haut war dünn und würde leicht aufplatzen. Die Schuhe waren eine Qual. Harry biss die Zähne zusammen und schlüpfte barfuß hinein. Seinen Pullover würde er nicht mehr anziehen können. Man hatte ihn aufgeschnitten, wohl um ihm den besser ausziehen zu können. Seine Jacke war aber noch in Ordnung, abgesehen von der durchbohrten Schulter. Unwillkürlich stöhnte er auf, als er den verwundeten Arm durch den Ärmel steckte. Tränen standen ihm in den Augen. Der Reißverschluss war kaputt, deshalb sah man seinen Bandagierten Oberkörper. Leise schlich er auf die Türe zu und öffnete sie einen Spalt. Als er niemanden entdecken konnte schlüpfte er rasch hinaus und lief den Weg entlang. Er zitterte und sein Atem bildete kleine Wölkchen vor seinem Mund. Frost lag in der Luft. Mit einem mal hörte er aufgeregte Stimmen und dann rief jemand seinen Namen. Sie hatten ihn entdeckt. Stöhnend beschleunigte Harry seinen Schritt und hielt direkt auf den Waldrand zu, aber da stellte sich ihm ein großer breitschultriger Mann in den Weg. „Was machst du hier draußen?“ fragte der Mann besorgt, aber seine Stimme war so laut in Harrys Ohren, dass es sich anhörte, als würde der ihn anbrüllen. In der Hütte war es ruhig gewesen und immer derselbe Geruch hatte ihn umgeben. Abgesehen von seinen Augen hatten sich seine übrigen Sinne nicht so geschärft angefühlt. Was er nicht wusste war, dass Fenrir geflüstert hatte, als er mit ihm gesprochen hat. Für ihn hatte es sich nach normaler Lautstärke angehört. Harry zuckte zusammen und versuchte dem Mann auszuweichen, aber da waren noch mehr Werwölfe. Er hörte ihre Stimmen wie durch ein Mikrofon verstärkt. Der Geruch nach Harz, Erde und Rauch überwältigte ihn. Das schwache Sonnenlicht brannte in seinen Augen und überall waren diese Stimmen, die ihn anbrüllten. Er hatte Panik, konnte kaum noch etwas klar wahrnehmen, bis da schließlich zwei starke Arme waren, die ihn vorsichtig an eine breite Brust zogen. Erst wollte Harry sich wehren, dann erkannte er aber den Geruch und beruhigte sich sofort. Er klammerte sich sogar regelrecht an den Mann, als hätte er Angst, wieder in der Flut von Sinneseindrücken zu ertrinken.

Fenrir hatte schon aus der Ferne gesehen, was los war. Er knurrte. Die Anderen aus seinem Rudel hatten wohl vergessen, wie heftig die neuen Sinne am Anfang waren. Irgendwie verständlich, denn viele von ihnen waren geborene Werwölfe, sie kannten das Problem nicht und den letzten gebissenen Jungwolf hatten sie hier vor fast zwei Jahrzehnten gehabt. Er lief auf Harry zu, der offenbar orientierungslos, wie ein Blinder versuchte, den Anderen zu entkommen. Er grollte leise und gab den Anderen das Zeichen leise zu sein und sich etwas zurückzuziehen. Mit wenigen Schritten überwand er die Entfernung zwischen Harry und sich und zog ihn sanft aber bestimmt an sich. Er achtete darauf, dass er Harrys Gesicht an seine Brust drückte, damit dieser nur noch seinen Geruch wahrnahm. Erst schien es, als wollte Harry sich losreißen, dann aber klammerte er sich mit aller Kraft, die er noch hatte an ihn und barg sein Gesicht an seiner Brust. „Ist schon gut. Du bist sicher.“ flüsterte er ganz leise. Harry schmiegte sich eng an seinen Rettungsanker. Es war ihm im Moment egal, dass er ausgerechnet mit dem Mann kuschelte, vor dem er eben noch davon laufen wollte. Jetzt gerade brauchte er dieses Gefühl von Geborgenheit. Nachdem er sich etwas beruhigt hatte spürte er jedoch seinen Körper wieder. Vor Schmerz und Kälte begann er zu zittern und seine Beine gaben unter ihm nach.

Fenrir spürte die Schwäche des Kleineren und packte ihn etwas fester. Kurzerhand hob er Harry auf seine Arme und trug ihn zu seinem Haus. Er schüttelte den Kopf in Snapes Richtung und gab ihm so zu verstehen, dass er das alleine schaffen würde. Er schloss die Tür und setzte den schmächtigen Körper auf eine mit Fellen gepolsterte Bank. Erst als er sicher war, dass Harry alleine sitzen konnte lief er zu einer Truhe und holte eine Wolldecke heraus. Er half Harry, sich aus der Jacke zu schälen und zog ihm dann die Hose aus. Harry errötete, was aber im Schein des Feuers unterging. Rasch wurde er in die Decke gewickelt, ehe Fenrir sich vor ihn kniete und sich den ersten seiner Füße vornahm. Er untersuchte die Sohlen und stand dann auf um Verbandszeug zu holen. Nachdem er die Füße mit einer Salbe versorgt und erneut verbunden hatte hörte er, wie Harry sich leise räusperte.

Er hatte die ganze Zeit über kein Wort gesagt. Das Geschehen draußen hatte ihn ziemlich mitgenommen und so hatte er Zeit gebraucht, um wieder ganz zu sich zu finden. Er errötete, als Fenrir ihn auszog, wehrte sich aber nicht. Die Behandlung seiner Füße schmerzte und die Salbe brannte wie Feuer auf seinen offenen Wunden, aber auch da hatte er nichts gesagt. Er war verwirrt. Warum half der andere ihm? Immerhin hatte er versucht, zu entkommen und das war einer von Voldemorts treuen Anhängern gewesen. Er räusperte sich und zuckte zusammen, als sich die goldenen Augen sofort auf ihn richteten und ihn fragend ansahen.

„Warum?“ brachte er nur hervor. Fenrir erhob sich und trat auf das Feuer zu. Bevor er antwortete legte er einige frische Scheite in die Glut und setzte sich dann neben Harry. „Warum was?“ stellte er die Gegenfrage. „Warum helfen Sie mir? Sie versorgen meine Wunden, Sie tragen mich…“ Harry brach ab. Er konnte das alles nicht verstehen. „Du brauchst Hilfe, deshalb helfe ich dir.“ war Fenrirs einfache Antwort. „Aber ich habe Voldemort getötet!“ brach es aus Harry heraus. Ob es so klug war, den Werwolf daran zu erinnern? „Ich weiß.“ sagte Fenrir nur und ging erneut zum Feuer, wo er einige Kräuter in einen Kessel bröselte und Wasser dazu gab. „Sie waren einer seiner Anhänger.“ knurrte Harry. Der Werwolf war ja nicht gerade gesprächig. Fenrir zog nur eine Braue hoch. „Ich habe mich ihm angeschlossen, weil er für die Rechte der magischen Wesen gekämpft hat. Er war verändert, als er zurückkehrte. Er musste getötet werden.“ gab Fenrir nun eine etwas längere Antwort. Dann herrschte Stille. Harry dachte darüber nach. Dumbledore hatte tatsächlich mal erwähnt, dass Voldemort für die magischen Wesen kämpfte, aber der Alte hatte es als etwas schlechtes dargestellt. „Du hast viele getötet.“ flüsterte Harry und bemerkte nicht, dass er den Werwolf nun dutzte. Fenrir hatte es sehr wohl bemerkt und es freute ihn aus unerfindlichen Gründen. „Es war Krieg. Viele haben getötet.“ „Macht es dir Spaß?“ fragte Harry traurig. „Was?“, „Das Töten. Tust du das gerne?“ er hatte etwas Angst vor der Antwort. Fenrir seufzte. „Du warst eindeutig zu lange unter Dumbledores Einfluss. Nein, ich töte nicht gerne. Das Jagen ist ein Teil von mir, aber nur Tiere. Nur zum Überleben.“ Fenrir sah ihn ausdruckslos an. „Du denkst an eine menschenfressende Bestie, ein Ungeheuer ohne Sinn und Verstand, wenn du an Werwölfe denkst, richtig?“, stellte der Werwolf fest und Harry nickte. „So sind die, die den Banntrank nehmen und sich gegen ihren inneren Wolf wehren.“

Fenrir stand erneut auf und schöpfte das brodelnde Wasser aus dem Kessel in einen Holzbecher, den er Harry dann in die Hand drückte. Der besah sich das nicht gerade duftende Gebräu misstrauisch, bis Fenrir leise knurrte. „Wenn ich dich tot sehen wollte, hätte ich dich im Wald liegen lassen.“ Harry sah ihn kurz irritiert an, musste ihm aber zustimmen und trank einen Schluck. Der pochende Schmerz in seinem Kopf verschwand langsam und auch seine übrigen Sinne beruhigten sich. „Was ist da draußen passiert?“ fragte Harry und folgte dem Mann mit den Augen, während der durch das Haus ging und irgendetwas suchte. „Ein Jungwolf, der seine Sinne noch nicht versteht und ein Rudel Werwölfe, das vergessen hat, wie schwer die Eingewöhnung ist.“ Harry errötete erneut, überspielte das aber, indem er den Tee trank. „Das wird nachlassen. Du solltest am Anfang hier bleiben und dich nach und nach daran gewöhnen.“ Der Werwolf hat offenbar nicht gefunden, was er gesucht hat und kam mit einem Pullover in der Hand zu ihm zurück. „Hier, den kannst du anziehen. Ist von mir. Ich besorge dir morgen Sachen, die dir passen.“ Harry sah ihn überrascht an, lächelte aber dann. Er hatte den Mann falsch eingeschätzt. Er schien zwar brutal und gefühllos, aber in wirklichkeit war er nur etwas grobschlächtig und doch so fürsorglich. Er schlüpfte in den Pullover, der ihm wirklich viel zu groß war und lächelte den Werwolf dankbar an. „Das Bad ist da vorne.“ Fenrir deutete in die Richtung, erinnerte sich aber dann daran, dass Harrys Füße verbunden waren und kam auf ihn zu. Kurzerhand hob er den Kleineren hoch und trug ihn ins Bad. Harry war das furchtbar peinlich, aber es wurde noch schlimmer, als er nach dem Toilettengang alleine versuchte zum Waschbecken zu gehen und ihm die schmerzenden Füße den Dienst verweigerten. Er schrie auf, als er mit dem Kopf auf den Boden zusauste. Der Aufprall blieb aus. Fenrir hatte vor der Türe gewartet und war sofort reingehechtet, als er Harrys Aufschrei gehört hatte. Er konnte ihn gerade noch davor retten, mit dem Kopf gegen das Waschbecken zu schlagen und hielt ihn jetzt in den Armen. Der kleinere schmale Körper passte so gut hinein. Fenrir brummte leise, unterdrückte das aber sofort. Er hielt Harry beim Hände waschen fest.

Harry fühlte sich in Fenrirs Armen so wohl und doch wollte er weg. Er wusch seine Hände und blickte dann routinemäßig in den Spiegel. Was er da sah, ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren. Anstatt seiner moosgrünen Augen blickten ihm nun goldene entgegen. Obwohl sie abgesehen von der Farbe wie menschliche Augen aussahen, blitzte aus ihnen etwas gefährlich-animalisches. Fassungslos lehnte er sich näher an den Spiegel und betrachtete seine Augen. Auch sein Gesicht hatte sich etwas verändert. Die Konturen waren jetzt etwas stärker ausgeprägt, die Nase war gerade und die Lippen waren voller. Die größte Veränderung war aber seine Stirn. Die Narbe, die er sein ganzes Leben lang, wie einen Stempel getragen hatte, die er durch keinen Zauber der Welt loswerden konnte war verschwunden. Er betastete seine Stirn und machte dabei große Augen. Das war zu viel für ihn. Die Narbe war weg und er sah nicht mehr so aus, wie früher, aber trotzdem war er nicht frei. Er war ein Werwolf. Tränen sammelten sich in seinen Augen und liefen ihm über die Wangen. Fenrir hatte ihn bei seiner Musterung beobachtet. Er lächelte, als er das Erstaunen in den goldenen Augen sah, dann aber wurden diese wunderschönen Augen von Tränen getrübt, die schließlich über das schmale blasse Gesicht rollten. Er hob Harry einfach wieder auf seine Arme und trug ihn in sein Schlafzimmer. Das Bett war ein großer Haufen Felle und Decken. Sanft setzte er Harry darauf ab und zog eine Decke über ihn. „Du solltest etwas schlafen. Beruhige dich und Ruh dich aus.“ brummte Fenrir leise und sah, wie die Augen immer kleiner wurden, ehe Harry in einen unruhigen Schlaf glitt. Seufzend ging er hinaus und trat dann ins Freie. Er trommelte sein Rudel zusammen und knurrte sie erst einmal für die Aktion von vorher an. „Das ist ein Jungwolf. Er kann mit seinen Sinnen noch nicht umgehen. Alles, was lauter als Flüstern ist, ist für ihn, als würde ihm jemand ins Ohr brüllen.“ fauchte er und seine Augen glühten. Einige der Älteren mussten trotz dieser Standpauke schmunzeln. Sie hatten ihren Anführer seit vielen Jahren nicht mehr so besorgt um jemanden gesehen und sie hofften, dass dieser in dem Neuankömmling endlich Glück finden würde.

Fenrir hatte noch einige Sachen zu erledigen, ehe er mitten in der Nacht wieder nach Hause kam und sein Schlafzimmer betrat. Er beobachtete Harry eine ganze Zeit lang, ehe er das Feuer abdeckte und sich zu ihm legte. Es dauerte nicht lange, da hatte Harry sich im Schlaf eng an ihn geschmiegt und seinen Kopf auf Fenrirs Brust gelegt. Fenrir seufzte leise und strich vorsichtig durch den dunklen Haarschopf.
 

Die Sonne, die durch eine Luke oben im Dach einfiel kitzelte Harry im Gesicht. Er kniff die Augen fest zusammen, konnte sich aber nicht recht dagegen wehren. Leise murrend vergrub er sein Gesicht in dem warmen pochenden Kissen und versuchte wieder einzuschlafen. Er riss die Augen auf. Warm? Pochend? Er wurde knallrot, als er bemerkte, dass er halb auf Fenrir Greyback geschlafen hatte. Der Andere schien noch zu schlafen und so hatte Harry kurz Zeit für eine Musterung. Dass der Ältere ausgesprochen männlich und gutaussehend war, hatte Harry ja bereits festgestellt, aber WIE gutaussehend und männlich der Werwolf war, wurde ihm erst jetzt richtig bewusst. Fenrir schien ohne Shirt zu schlafen und die Decke war heruntergerutscht. Harry konnte die Augen kaum von dem breiten Oberkörper lassen und bemerkte so nicht, wie er von einem paar goldener Augen dabei beobachtet wurde. Erst, als sein Blick höher wanderte traf er auf das zweite Augenpaar und er zuckte zusammen.

„Geht es dir besser?“ fragte Fenrir grollend und Harry nickte nur. Fenrir setzte sich auf und griff nach dem Pulloversaum von Harry. Er spürte das leise Zittern des Anderen und seufzte. „Ich will mir deine Schulter ansehen.“ erklärte er nur mit einer tiefen Stimme, die Harry erschaudern ließ. Er hielt still, als Fenrir ihm den Pullover auszog und dann den Verband um seinen Oberkörper löste. Er biss die Zähne zusammen, als der andere an seiner Schulter herumdrückte und die Wundränder untersuchte zuckte aber mehr als einmal weg. „Halt still.“ brummte Fenrir und zog Harry kurzerhand zwischen seine Beine. Er leckte über die Wunde an Harrys Schulter und hielt ihn fest, damit er stillhielt. Das Gefühl war mehr als merkwürdig. Es kitzelte und es war recht unangenehm, aber zu seiner Überraschung schmerzte es kaum. Unwillkürlich fiel ihm eine Passage aus dem Buch für Vgddk aus dem sechsten Schuljahr wieder ein, in der stand, dass der Speichel von einigen magischen Kreaturen, unter anderem der von Werwölfen, schmerzlindernd war. Er ließ die Prozedur also über sich ergehen und erst, als Fenrir einen neuen Verband anlegte, konnte er wieder entspannt atmen. „Danke.“ flüsterte er und vermied es, den Werwolf anzusehen.

Ein wunderbarer Duft stieg ihm in die Nase und lenkte ihn von seinen rasenden Gedanken ab. Er roch Speck und Eier. Das Wasser lief ihm im Mund zusammen, während er den Kopf hob und noch etwas schnüffelte. Fenrir beobachtete das ganze interessiert und amüsiert. „Was riechst du?“ wollte er wissen. „Speck…und Eier.“ gab Harry knapp zu. Seine Instinkte brüllten ihn quasi an. Er musste essen. „Die Sinne eines Werwolfs sind in seiner ersten Woche am stärksten. Sie lassen später etwas nach.“ erklärte Fenrir nur. Er selber nahm den Duft erst jetzt wahr und wahrscheinlich nicht so stark, wie Harry. „Komm. Ich besorge dir etwas zu essen.“ bot der Werwolf an. Harry würde sich wohl nicht hinaus trauen. Er stand auf und damit lieferte er Harry etwas, was ihn das Essen vergessen ließ. Harry sah, nein, starrte den Werwolf unverholen an. Sein Mund stand leicht offen und sein Blick wirkte abwesend, während er alles um sich herum vergaß. Der Grund stand vor ihm, nackt. „Ich besorge dir gleich ein paar Sachen, damit du nicht die ganze Zeit nur den Pullover tragen musst. Ich schicke später jemanden, damit du eigene Sachen hast, okay?“ fragte Fenrir. Er hatte Harry den Rücken zugewand und suchte in seinem Schrank nach einer Hose. Als er keine Antwort bekam drehte er sich zu Harry um.

Wenn er Fenrirs Kehrseite schon atemberaubend fand, dann verlor er bei seiner Vorderseite beinahe den Verstand. Sein Blick wanderte über den breiten Oberkörper über seine Mitte, die kräftigen Oberschenkel hinab und wieder ein Stück höher. Fenrir ließ die Musterung über sich ergehen und musste sogar leicht grinsen. Er wollte Harry nicht ärgern, deshalb verkniff er sich Kommentare wie „Gefällt dir, was du siehst?“. Er tat, als hätte er Harrys Blicke nicht bemerkt und zog sich die Hose an. „Bin gleich zurück.“ sagte er nur und verließ den Raum.

Er zog die Tür hinter sich zu und schloss für einen kurzen Moment die Augen. Die bewundernden Blicke des Jüngeren hatten ihn nicht kalt gelassen. Es gefiel ihm, wenn er diese Reaktion bei Anderen auslöste, natürlich, welchem Mann würde das nicht gefallen, aber genau das war ja das Problem. Er durfte nicht zulassen, dass Harry sein Herz an ihn verschenkte. Der junge Mann war zerbrechlich. Das Leben an der Seite eines Alphas war hart und unbarmherzig, außerdem war er viel zu alt für den Jüngeren. Er durfte nicht zulassen, dass jemand verletzt wurde, weil er an seiner Seite war. Nicht noch einmal.
 

Harry kam langsam wieder komplett zu sich. Er hatte den Anderen angestarrt, Merlin, wie peinlich. Er vergrub das Gesicht in den Händen und versuchte diese Peinlichkeit zu verdrängen. Seufzend rieb er sich über das Gesicht und rutschte dann an den Rand des Bettes. Es hatte sich so gut angefühlt, neben Fenrir aufzuwachen. Er hatte nie zuvor so gut geschlafen. Er hatte sich sicher und geborgen gefühlt. Harry griff sich an die Brust und musste auf einmal lächeln. Er stand langsam auf und machte einige wackelige Schritte auf die Truhe zu, auf der Klamotten für ihn lagen. Langsam zog er sich an. Die Hose war kein großes Problem, aber das Sweatshirt war zu eng, um es über seine Bandagierte Schulter zu bekommen. Seufzend legte er das Teil wieder zusammen und zurück auf die Truhe. Er konnte aber nicht mit freiem Oberkörper rumlaufen, dafür war es zu kalt. Ratlos sah er sich um, bis sein Blick auf Fenrirs Schrank fiel. Er traute sich nicht, einfach etwas herauszunehmen und behielt einfach den Pullover an, in dem er geschlafen hatte. Das beste daran war, das der Geruch des Älteren an dem Kleidungsstück haftete und das beruhigte ihn. Die Abwesenheit des Anderen machte ihn irgendwie nervös. Er trat vorsichtig aus dem Raum und sah sich dann in dem großen Vorraum um. Nach kurzem Suchen fand er Besteck und deckte den Tisch etwas ungeschickt, weil er nur eine Hand benutzen konnte.
 

„Fenrir, du bist aber spät dran heute. Gut geschlafen?“ fragte eine ältere Frau und zwinkerte ihm dabei lächelnd zu. Was dachte sie, was er getrieben hatte? „Morgen, Martha. Ja, habe ich, danke.“ brummte er nur zurück. Die Frau drehte sich lächelnd um und reichte ihm dann zwei mit Speck und Rühreiern gefüllte Teller. „Ist Griffin schon da? Oh, ich sehe ihn.“ Fenrir ging auf einen blonden Mann zu, der etwas kleiner als er und sein Beta war. „Griffin, geht heute irgendjemand in die Stadt?“ „Meine Frau und ich wollten gehen, warum?“ fragte der Beta und schob sich eine Gabel mit Ei in den Mund. „Bringt etwas zum Anziehen für Harry mit. Wäsche, Hosen, Pullover. Er kann nicht nur mit meinem Pullover rumlaufen.“ Griffin schmunzelte, ließ das den Älteren aber nicht sehen. „Er trägt deine Pullover?“ fragte er dann nach kurzer Zeit gespielt lässig. „Er kann ja nicht nackt rumlaufen.“ knurrte der Ältere. „Außerdem müssen wir für ihn eine Hütte bauen.“ Griffin sah ihn verwundert an. „Wohnt er nicht bei dir?“ „Für die Eingewöhnung ja, aber dann braucht er etwas eigenes.“ Fenrir hatte keine Lust mehr, sich zu unterhalten und drehte seinem Beta einfach den Rücken zu. Griffins Frau hatte das mit angehört und sah ihren Mann jetzt besorgt an. „Er macht total dicht.“ stellte sie fest und sah ihrem Alpha nach. „Verständlich. Nach…du weißt schon.“ grollte Griffin und sie nickte. „Armer Mann.“ sagte sie und schüttelte bedauernd den Kopf. Ob sie Harry oder den Alpha meinte war nicht zu erkennen.
 

Fenrir blieb einen Augenblick in der Tür stehen. Er beobachtete, wie Harry mit wackeligen Schritten zwei Becher zum Tisch trug und dann zum Feuer lief, wo er sich mit einem Wasserkessel abmühte. Er stellte die Teller rasch ab und ging auf Harry zu. Direkt hinter ihm blieb er stehen und griff an ihm vorbei nach dem Kessel. „Auch wenn dein rechter Arm wieder geheilt ist…er war gebrochen. Belaste ihn nicht zu stark.“ brummte er nur und füllte dann die Becher mit dem Tee den Harry gekocht hatte. Er stellte den Kessel weg und holte dann die Teller. Normalerweise aß er rasch im Stehen oder auf einer Bank, aber er machte sich nie die Mühe, den Tisch zu decken. Er setzte sich und wartete auf Harry. „War mit dem sweatshirt etwas nicht in Ordnung?“ fragte er und deutete auf den Pullover, den Harry trug. Harry sah an sich herab und dann zu Fenrir. „Es war zu eng. Ich habe es nicht über die Verbände bekommen.“ sagte Harry verlegen und begann dann zu essen. Die Geschwindigkeit in der Harry aß besorgte Fenrir. Er legte eine Hand auf Harrys und erntete einen panischen Blick. Rasch zog Fenrir seine Hand weg. Essensetzug. „Keiner nimmt dir etwas weg, aber iss langsamer, ja? Schlingen ist nicht gut.“ Harry nickte und gab sich Mühe, langsamer zu essen. Als sein Teller leer war schob Fenrir ihm noch etwas von seinem Essen rüber. „Snape kommt gleich. Er will dich untersuchen.“ sagte er und bekam dann schon wieder einen panischen Blick. „Ist schon gut. Es muss sein. Du warst schwer verletzt. Er muss sehen, wie alles heilt.“ Er wusste, dass Harry von seinen Verwandten unter Dumbledores Anweisungen misshandelt wurde und dass er einige weißmagische Flüche abbekommen hatte, die er aber auf die Schlacht schob. Er hatte aber keine Ahnung, wie schlimm es wirklich war, er hatte zwar den Verband an der Schulter gelöst, wusste aber nicht, wie es unter dem Verband aussah, der fast den gesamen Oberkörper bedeckte. Harry nickte nur ergeben und hob den Kopf, als auch schon die Türe aufging.

Snape näherte sich langsam und vermied hastige Bewegungen. Er wollte nicht, dass sich das Drama vom Vortag wiederholte. Er ging auf Harry zu und musterte ihn. „Sie können sich auch nicht von Schwierigkeiten fernhalten, Mister Potter, oder?“ schnarrte er ganz wie in alten Zeiten, aber viel leiser, als normal. Mit diesen Worten schien er etwas in Harry ausgelöst zu haben, denn der junge Zauberer lächelte nur mit wässrigen Augen. „Ich habe Sie auch vermisst, Professor.“ stichelte der Jüngere und entlockte Snape damit ein kleines Lächeln. Fenrir erhob sich. „Ich lasse euch dann mal alleine. Ich muss noch etwas erledigen.“ Fenrir wollte eigentlich hier bleiben, aber er ahnte, dass Snape ihn ohnehin rauswerfen würde. Nachdem Fenrir gegangen war zog Snape einen Hocker heran und Harry ließ sich darauf nieder. Snape zog Harry den Pullover aus und wickelte vorsichtig die Verbände ab. Jetzt, wo die offenen Wunden gut verheilt waren sah man erst das ganze Ausmaß der Misshandlungen. Harrys Rücken und seine Brust waren übersäht mit Narben verschiedenster Herkunft. Schnitte, Hiebe, Brandnarben, um nur einige aufzuzählen. „Ich weiß, es ist hässlich.“ flüsterte Harry nach einiger Zeit, in der Snape ihn nur betrachtet hatte. „Warum hast du nie etwas gesagt? Einige der Narben sind uralt.“ fragte Snape nur ruhig. „Es hätte nichts geändert. Dumbledore wusste es doch. Es sollte mich abhärten. Wer hätte sich ihm in den Weg gestellt?“ Harrys Stimme klang trocken und erschreckend abgeklärt. Der junge Mann hatte nie Hilfe bekommen. Selbst er hatte nie gesehen, wie es dem neuen Werwolf in all den Jahren ergangen war und er hatte es direkt vor seiner Nase gehabt. Er kam selber aus einer brutalen Familie. Er hätte es sehen müssen. Harry sah die Schuldgefühle in Snapes Gesicht. „Machen Sie sich keine Vorwürfe. Ich bin ein guter Schauspieler. Niemand wusste es. Nicht einmal meine Freunde…“ Harry brach ab. Er hatte keine Freunde. Sie hatten sich von ihm abgewandt, als seine Aufgabe erfüllt war. Snape sah ihn musternd an. Die Traurigkeit in Harrys Stimme, als er seine Freunde erwähnte machte ihm klar, dass er ganz alleine war. „Wir hatten unsere Schwierigkeiten, Harry, aber da wir hier zusammen leben und ich dich mag…“ er hielt dem offenbar zutiefst verwirrten Harry seine Hand hin. „Ich würde mich freuen, wenn wir Freunde wären.“ sagte Snape und lächelte. „Danke, Professor.“ „Severus“ warf Snape ein und Harry nahm seine Hand. „Danke….Severus.“

Die Türe ging auf und Fenrir trat ein. „Ich habe etwas vergessen. Bin sofort wieder we…“ sein Blick fiel auf Harry, der mit dem Rücken zu ihm auf einem Hocker saß. Sein Blick wanderte über die Narben. Keine Regung war auf dem markanten Gesicht zu sehen. Die Lippen verzogen sich zu einer schmalen Linie, dann drehte sich der Werwolf um und lief einfach wieder raus. Vergessen, war das, was auch immer er holen wollte. Harry hatte sich furchtbar erschrocken, aber keine Möglichkeit gehabt, sich zu bedecken. Fenrirs Reaktion tat ihm weh. Zutiefst gekränkt ließ er den Kopf hängen und verbarg dann das Gesicht in seinen Händen. Er schämte sich, so furchtbar auszusehen, dass selbst ein Werwolf, der eher rustikal war, sich von ihm so wortlos abwandte. Es waren ja nicht nur die Narben. Er war auch viel zu dünn. Er konnte Fenrir keinen Vorwurf machen. Er wusste, wie er aussah. Wer würde sich schon von einer wandelnden vernarbten Hungersnot angezogen fühlen? Und trotz der Tatsache, dass er all das wusste, war er so verletzt, wie noch nie zuvor in seinem Leben.

Schuld

Kapitel 2 - Schuld
 

Seit Fenrirs plötzlichem Auftauchen waren nun schon einige Stunden vergangen. Snape war noch eine ganze Zeit geblieben und hatte versucht, den jungen Mann aufzubauen, aber Fenrirs Verhalten hatte einiges kaputt gemacht. Oh, er war wütend auf den Werwolf. Nachdem Harry auf einer der Bänke eingeschlafen war hatte sich der Zauberer auf den Weg gemacht, um dem Werwolf den Kopf zu waschen. Er fragte einige der anderen Rudelmitglieder nach dem Alpha, aber keiner hatte ihn gesehen. Erst die Köchin konnte ihm bei seiner Suche weiterhelfen. „Fenrir? Ja, der ist vor zwei Stunden mit mörderischer Stimmung an mir vorbei. Hat mich beinahe umgerannt. Zu dem würde ich jetzt nicht freiwillig gehen.“ Snape zog eine Braue hoch. „Wo ist er hin?“, „Da drüben in den Wald und seitdem nicht wieder aufgetaucht.“ gab sie bereitwillig auskunft. Snape stürmte los und die Köchin konnte nur den Kopf schütteln. Ihr Alpha war ziemlich in Rage. Hoffentlich hatte Snape seinen Zauberstab dabei. Severus überlegte kurz, wie er den Alpha hier mitten im Wald finden sollte, bis er an einem ziemlich lädierten Baum vorbei kam. In einiger Entfernung sah er einen weiteren Baum, der so aussah und weiter hinten noch einen. Das würde einfach werden. Einfach und hirnrissig. Folgen wir einer Spur umfassender Zerstörung, an deren Ende wir auf einen unglaublich wütenden Werwolf-Alpha treffen. Gute Idee. Snape seufzte und rieb sich über das Gesicht. Tödliche Unternehmungen waren doch eher Harrys Ding. Aber es nutzte ja nichts und so setzte er seinen Weg fort.

Nachdem er fast eine halbe Stunde lang, leise vor sich hinfluchend durch den Wald gestapft war hörte er das Krachen von Holz. Auf der einen Seite war er froh, Fenrir endlich gefunden zu haben, auf der anderen Seite hoffte er, dass das ein Bär war, den er hörte. Langsam schlich er näher. Da vorne stand er. Der Werwolf trug nur eine Hose und war nass geschwitzt. Das lange angegraute Haar war offen und völlig verstrubbelt. Snape schluckte, als Fenrir sich plötzlich mit gold glühenden Augen zu ihm herumdrehte und ihn fixierte. Offenbar hatte der Werwolf ihn gewittert. Langsam hob er die Hände. „Fenrir, ich bin es. Severus.“ sagte er deutlich und mit ruhiger Stimme. Fenrir schnaubte nur. „Ich weiß wer du bist. Was willst du hier?“ knurrte er drohend. Snape ließ die Hände sinken. „Das selbe könnte ich dich fragen.“ schnarrte er zurück, zog eine Braue hoch und verschränkte die Arme vor der Brust. Ihre Blicke kreuzten sich und keiner war gewillt, den Blick zuerst abzuwenden. Erst als Fenrir anfing zu knurren wandte Snape den Blick ab und akzeptierte ihn so als Gewinner. „Warum bist du so schnell rausgestürmt?“ fragte Snape nun und setzte sich auf einen umgekippten Baumstamm. „Hast du gesehen, wie er aussieht?“ fragte Fenrir nun mit unterdrückter Wut in der Stimme. Wenn Severus seine Brauen noch höher zog, würden sie in seinem Haaransatz verschwinden. „Natürlich. Ich behandle ihn, seit du ihn hier her gebracht hast. Findest ausgerechnet du seine Narben so abstoßend?“ Jetzt war es an Fenrir, seine Brauen überrascht hochzuziehen. „Abstoßend? So ein Unsinn.“ knurrte er. „Tja, das denkt Harry aber.“ gab Severus zurück und beobachtete den Werwolf genau. „Warum sollte er das denken? Er hat mich nackt gesehen.“ als Erklärung deutete er auf seinen nackten Oberkörper, der übersäht war mit unzähligen Narben. „Du kamst rein, hast ihn fast nackt gesehen, ihn angestarrt und bist ohne ein Wort plötzlich rausgestürmt.“ fasste Severus das Geschehene kurz zusammen. „Wie erklärst du dein Verhalten? Für mich sah es auch so aus, als könntest du seinen Anblick kaum ertragen.“ Ein gequälter Ausdruck huschte für einen Augenblick über die Züge des Leitwolfs, dann wurde sein Gesicht wieder zu der steinernen Maske eines Anführers. „Das konnte ich auch nicht. Aber nicht aus den Gründen, die er und du annehmen.“ gab der Werwolf widerwillig Preis. Jetzt wurde Severus alles klar und er hatte Mühe, ein Lächeln zu unterdrücken. Das Verhalten von Fenrir, als er Harry hergebracht hatte, seine Fürsorge für den jungen Mann und jetzt dieser Gefühlsausbruch. All das waren Indizien, die seinen Verdacht erhärteten, nein, sogar komplett bestätigten. „Du konntest seinen Anblick nicht ertragen, weil du das Wissen, das er so gelitten haben muss nicht verkraften konntest, hab ich Recht?“ fragte Severus nach einigen Minuten.

Fenrir hob den Kopf. Der Zauberer hatte Recht. Alleine die Vorstellung, was man mit Harry gemacht haben muss, dass dieser nun solche Narben trug, brachte ihn beinahe dazu, den ganzen Wald abzureißen. „Ich sorge mich um die Mitglieder meines Rudels.“ erklärte er lahm, aber Snape ging darauf ein. Es brachte nichts, den Werwolf in die Enge zu treiben und zu reizen. Er kannte ihn zu gut. Sobald Fenrir das Gefühl hatte, dass man sich in sein Leben einmischte, oder ihn bedrängte, machte er komplett dicht. „Natürlich. Das ist dein Job als Alpha.“ sagte er deshalb nur und nickte ihm zu.

„Harry weiß das aber nicht. Du solltest es ihm erklären. Ich befürchte, dein rasanter Abgang macht ihn ziemlich fertig. Er hatte nie richtige Freunde und nachdem du dich so um ihn gekümmert hast wird ihm dein Verschwinden wie eine Ablehnung vorkommen. Er braucht Sicherheit. Rede mit ihm.“ bat Severus und zu seiner Überraschung nickte der Werwolf nur und machte sich direkt auf den Weg zurück. Severus kam kaum hinterher.
 

Leise öffnete er die Tür zu seinem Haus und trat ein. Es war ruhig. Er hörte das Knistern des Feuers, das im Winter immer an war und dann leise Atemgeräusche. Langsam schritt er auf die Bänke zu und fand Harry dann zusammengerollt auf einer davon. Er war zugedeckt und schien zu schlafen. Das Bild des friedlich schlafenden wollte sich in Fenrirs Kopf nur schwer mit dem Bild von seinem Rücken und den daraus entstandenen Visionen von Folter und Misshandlung in Einklang bringen lassen. Er hockte sich neben Harry und strich ihm eine Strähne aus dem Gesicht. Sofort flogen die Augen des Jüngeren auf und hefteten sich auf ihn. Harry setzte sich auf, senkte aber den Blick, als würde er sich schrecklich schämen. „Es tut mir leid.“ flüsterte Harry schließlich leise. Jetzt war Fenrir völlig verwirrt. Er starrte Harry wie vor den Kopf gestoßen an. „Was?“ brachte er nur raus und Harry zuckte zusammen, widerholte sich aber nicht. Fenrir sammelte sich und setzte sich dann neben ihn. „Wofür entschuldigst du dich? Ich bin derjenige, der sich entschuldigen muss.“ sagte er dann ganz ruhig. Harry sah überrascht zu ihm auf. „Du, aber…aber ich bin doch…Es ist meine Schuld.“ Harry war völlig aufgelöst. Fenrir wusste nicht, was er sagen oder tun sollte, deshalb zog er Harry einfach an sich. „Dich trifft doch keine Schuld. Du bist doch das Opfer. Sag nie wieder so etwas dummes, hörst du? Ich hätte nicht einfach weggehen dürfen. Ich wollte nur vor dir nicht ausrasten und dich erschrecken. Ich war schrecklich wütend auf diejenigen, die dir das angetan haben.“ erklärte der Alpha nur und spürte beinahe, wie Harrys Anspannung nachließ und er nun gegen ihn sank. Fenrir war schockiert, dass Harry sich selber die Schuld gab und sein Griff um ihn wurde etwas fester. Im Moment gefiel ihm die Vorstellung, Harry wieder loszulassen gar nicht. Es klopfte an der Tür. Fenrir spürte, wie Harry zusammenzuckte und strich beruhigend über seinen Rücken. „Ich wimmel sie ab. Warte hier.“ grollte er und ging auf die Tür zu. Wütend riss er sie auf und sah sich fünf Werwölfen gegenüber, die nicht aus seinem Rudel stammten. Er erkannte sie dennoch. Das waren die Alphas von verbündeten Rudeln und sie hatten sich für diesen Tag bei ihm verabredet, um sich abzustimmen, wie sie die Sicherheit in ihren Rudeln erhöhen konnten. Genervt knirschte er mit den Zähnen. „Du hast uns vergessen.“ stellte eine Frau mitte vierzig fest und schüttelte lächelnd den Kopf. „Was bringt bloß einen Fenrir Greyback so aus dem Konzept?“ fragte einer der Männer rhetorisch und grinste Fenrir an. Der Alpha knurrte nur leise und sah sie warnend an. „Ein Jungwolf. Er ist erst eine Woche alt. Ihr wisst ja, wie ihr euch verhalten müsst.“ Die unterschwellige Drohung in seiner Stimme kam bei allen an. Sie nickten und traten langsam hinter Fenrir ein. Dieser lief sofort auf einen jungen Mann zu, der auf einer der gepolsterten Bänke saß und trotz der angenehmen Temperaturen im Raum dick zugedeckt war. Fenrir setzte sich zu ihm und redete leise auf ihn ein. Die großen Augen des Jüngeren sahen sie immer mal wieder an, erst panisch, dann misstrauisch, dann beinahe neugierig. „Ist der niedlich…“ grollte es neben der einzigen Frau im Raum und ihre einzige Reaktion darauf war, dass sie dem Werwolf neben sich ihren Ellbogen in die Rippen stieß, was diesen zum Keuchen brachte. Fenrir und der Neue hatten davon wohl nichts mitbekommen.
 

Harry zog die dicke Decke enger um sich, als Fenrir die Türe öffnete. Die eiskalte Dezemberluft wehte hinein und ließ ihn zittern. Warum brauchte Fenrir so lange? Seine Instinkte schrien nach Flucht, als Fenrir wieder hereinkam, hinter ihm fünf Fremde. Vier Männer und eine Frau. Sie alle sahen aus, als würde man sich nicht gerne mit ihnen streiten wollen. Wie Fenrir. Der Ältere kam sofort zu ihm. „Harry. Das sind die Alphas der Rudel mit denen wir verbündet sind. Wir waren für heute hier verabredet. Ich habe es vergessen.“ Harrys Blick irrte zu den Fremden und dann wieder zu Fenrir zurück. Der beinahe sanfte Blick des Alphas beruhigte ihn und er knetete seine Finger im Schoß. „Wenn ihr verabredet wart…ich kann ja gehen.“ schlug Harry leise vor. „Nein, bleib ruhig hier. Es geht um Rudelangelegenheiten und du gehörst zu meinem Rudel.“ der Werwolf griff nach Harrys Hand und drückte sie kurz, dann erhob er sich und winkte die Anderen heran. Diese kamen langsam auf sie zu und setzten sich, hielten aber Abstand zu Harry. Der Jüngste in der Runde sah sie der Reihe nach an. „Ich stelle mich mal vor. Amber. Anführerin des irischen Rudels.“ sagte die Frau und lächelte Harry zu. „Ich bin Isaja. Anführer des walisischen Rudels.“ meldete sich der Mann, der Harry am nächsten war und auch er lächelte. Die anderen stellten sich auch nacheinander vor und zwar als die Anführer des Nord-englischen Rudels, des Süd-englischen Rudels und des Rudels von den Inseln. Harry sah Fenrir an. Er musste dann wohl der Anführer der schottischen Werwölfe sein. „Ich bin Harry.“ stellte sich Harry nun vor. Er fühlte sich unwohl. Der Anführer des Süd-Englischen Rudels, Thomas, sah ihn so aufdringlich an und ließ ihn nicht aus den Augen. Fenrir bemerkte das auch und knurrte leise, was Amber dazu brachte, eine Braue hochzuziehen. Als Fenrir dann auch noch den Platz wechselte und Harry an sich zog musste sie lächeln. So war das also.

Harry begann sich zu entspannen und sank gegen seinen Alpha. Zu Anfang hörte er den Alphas noch zu, dann wurden seine Augen immer schwerer. Nach und nach verabschiedeten sich die anderen Alphas, bis nur noch Amber und Thomas übrig waren, die hier übernachten würden. Für sie beide war der Heimweg einfach zu weit, um ihn in dieser Nacht, bei dem Schneesturm noch anzutreten. Fenrir half den beiden, sich ein Nachtlager zu bereiten und hob dann Harry auf seine Arme. „Ich bringe ihn schon mal ins Bett. Trinken wir gleich noch zusammen?“ Thomas lehnte dankend ab, aber Amber nickte erfreut. Fenrir trug Harry in sein Schlafzimmer und legte ihn auf dem Lager ab. Er zog ihm die Hose aus und deckte ihn fest zu, dann entfachte er das Feuer im Kamin. Er wäre schon lange wieder draußen gewesen, aber er konnte seinen Blick nicht von Harry abwenden. Irgendwann riss er sich doch los und betrat den großen Vorraum. Amber saß an dem kleinen Tisch, weit weg von Thomas, der offenbar schon schlief. Fenrir holte zwei Becher und eine Flasche und trat auf sie zu. Er setzte sich und schenkte ihnen ein. Sie stießen an und tranken. Amber war schon früh ergraut, wie Fenrir, Berufsrisiko. Vier tiefe Narben verunstalteten ihre linke Gesichtshälfte. Ein Andenken an ihren Kampf um den Posten des Alphas in ihrem Rudel. Ihre Hände waren ebenfalls voller Narben und Schwielen. Sie war keine klassische Schönheit, aber darauf schien sie auch keinen Wert zu legen. Sie war sehr herb und ihre Haut war wettergegerbt. Sie war eine Frau, die kämpfen konnte und eine Seltenheit. Vor ihr gab es erst vier andere weibliche Alphas. Fenrir hatte sie vor zehn Jahren kennengelernt, als sie gerade zum Alpha aufgestiegen war. Er hatte sie und ihre Gefährtin von Anfang an gemocht. Sie sprach aus, was sie dachte, war aber trotzdem einfühlsam. Wenn Fenrir so etwas wie Freunde besaß, dann zählte sie auf jeden Fall dazu.

„Er ist der erste, den du seit Jahren gebissen hast.“ stellte sie fest und nahm noch einen Schluck. Ihre goldenen Augen waren wachsam. „Der Erste seit zwölf Jahren, ja.“ gab Fenrir leise zu. „Du hast geschworen, nie wieder jemanden zu verwandeln, nach…“ Fenrir unterbrach sie. „Ja.“ grollte er nur. Sie sah den Schmerz in seinen Augen und streckte eine Hand aus, um die seine zu drücken. „Was hat dich diesen Schwur brechen lassen?“ fragte sie nun etwas eindringlicher. Bei jedem Anderen wäre Fenrir schon lange durch die Decke gegangen, aber er hatte das Gefühl, dass er sich Amber anvertrauen konnte. „Ich weiß es nicht.“ gestand er und erzählte ihr dann, wie er Harry gefunden hatte. „Als er so dalag. Ich wusste, dass er sterben würde. Ich konnte das nicht zulassen.“ erklärte Fenrir leise. Amber zog ihre Hand zurück und trank noch einen Schluck, ehe sie ihnen einfach nachschenkte. Sie dachte über das Gehörte nach und kräuselte die Lippen. Ihre dichten Brauen waren zusammengezogen. „Also ist da eine Verbundenheit zwischen euch? Ist er…“, „Nein!“ knurrte Fenrir barsch. „Er ist noch fast ein Kind. Ein Welpe. Ich konnte doch kein halbes Kind sterben lassen. Das ist alles!“ Der Leitwolf war aufgebracht. Amber war über diesen Ausbruch eher überrascht, als erschrocken. Sie nickte nur. „Nein, das konntest du nicht.“ Ihr Blick wanderte zu der Türe, hinter der Harry lag. Der junge Werwolf tat ihr leid. Sie hatte gesehen, wie Fenrirs Anwesenheit ihn beruhigt hatte und sie hatte auch den sanften Blick des sonst so bärbeißigen Mannes gesehen, als dieser Harry angesehen hatte. Sie wusste, was Fenrir zu verdrängen versuchte. Der junge Mann würde es sehr schwer haben, Fenrirs Herz zu erreichen. Sie erhob sich. „Wir sollten uns auch schlafen legen. Es ist schon sehr spät.“ sagte sie nur und Fenrir nickte. Sie verabschiedeten sich und Fenrir trat auf sein Zimmer zu. Er blieb einen Augenblick davor stehen, die Hand auf der Türklinke, unsicher, was er tun sollte. Das war doch zum Verrückt werden. Das war sein Zimmer. Er trat ein und schloss die Türe hinter sich. Amber hatte auch die verrücktesten Ideen. Er zog sich aus und trat an sein Lager heran. Leise hob er die Decken und schlüpfte hinein. Sein Blick war steif an die Zimmerdecke geheftet. Seine Gedanken überschlugen sich und er fand keine Ruhe. Er knurrte leise. Wie sollte er denn so schlafen? Neben ihm regte sich etwas. Harry hatte sich zu ihm umgedreht. Der Jüngere schien sehr unruhig zu sein. Ein Alptraum? Fenrir drehte den Kopf zu ihm und sah in das schlafende Gesicht, das sich zu einer Grimasse aus Angst und Sorge verzogen hatte. Langsam hob er eine Hand und legte sie auf die Wange von Harry. Der junge Wolf schien etwas ruhiger zu werden und irgendwann blinzelten ihm zwei müde goldene Augen entgegen.

Trotz des Feuers und der dicken Felle und Decken wurde ihm nicht so richtig warm. Harry rollte sich eng zusammen und tastete im Halbschlaf hinter sich, aber auch diese Seite des Lagers war kalt und leer. Seufzend driftete er in einen unruhigen Halbschlaf ab. Bilder aus seiner Vergangenheit verfolgten ihn. Unruhig versuchte Harry seinen Träumen zu entkommen und dann endlich spürte er die Wärme. Eine große rauhe Hand streichelte seine Wange und endlich wurde er wach. Er öffnete die Augen und blinzelte im sanften Licht des kleinen Feuers. Da war Fenrir. Harry lächelte.

Das warme Lächeln von Harry brachte Fenrir dazu, ebenfalls zu lächeln. „Hattest du einen Alptraum?“ wollte der Alpha wissen und Harry schien es, als wäre da echte Besorgnis in seiner Stimme. Er hob die Hand und legte sie auf Fenrirs, die noch immer auf seiner Wange ruhte. „Es ist nichts. Schon in Ordnung.“ Harry schloss kurz die Augen und genoss das Gefühl von Fenrirs Nähe. Dann öffnete er die Augen wieder und sah Fenrir prüfend an. „Kannst du nicht schlafen?“ fragte er ruhig. Es war schon sehr spät, das spürte Harry, aber Fenrir sah nicht einmal müde aus. Der Alpha seufzte. „Mir geht zu viel im Kopf herum.“ Harry nickte, als würde er das verstehen und setzte sich dann auf. Er stieg über Fenrir hinweg aus dem Bett und ging mit unsicheren Schritten auf das Feuer zu. Erst jetzt bemerkte Fenrir die Kanne, die direkt an der Glut stand. Harry nahm einen Becher und goss etwas hinein. Er kam damit zu Fenrir zurück und reichte ihm den Becher. „Severus hat mir diese Kräutermischung gegeben. Ich darf keine Schlaftränke mehr nehmen.“ lächelte Harry und stieg an Fenrir vorbei wieder ins Bett. Der Alpha war freudig überrascht, über die Fürsorge von Harry. Er nahm einen Schluck und spürte beinahe sofort, wie sein Kopf leichter wurde. „Warum nicht?“ fragte er und leerte den Becher. Harry zuckte mit den Schultern. „Ich war abhängig davon. Jetzt bin ich wie ein trockener Alkoholiker. Eine Phiole reicht, um mich wieder abhängig zu machen.“ gab er bereitwillig Auskunft. Fenrir sah ihn bestürzt an. Warum hatte Harry so viele Traumlostränke gebraucht? Was hatte er sehen müssen? Er legte sich wieder richtig hin und auch Harry schlüpfte wieder unter die Decke. Der Abstand zwischen ihnen war nicht sehr groß, aber Fenrir schien es wie eine Mauer zu sein. Knurrend rutschte er näher an Harry heran und zog diesen dann das letzte Stück zu sich. Jetzt würde er schlafen können. Auch ohne den Tee. Harry passte einfach so perfekt in seine Arme. Wie viele Jahre hatte er alleine geschlafen? Auch, wenn da nichts zwischen ihnen war…Fenrir genoss es, einen anderen Körper bei sich zu haben. Er musste zugeben, dass er es vermisst hatte. Er hatte natürlich Affären gehabt, aber diese hatten nie in seinem Bett gelegen und er war immer gegangen. Er war nie über Nacht geblieben. Fenrir schloss die Augen. Er spürte den gleichmäßigen Atem von Harry an seiner nackten Brust und vergrub selber sein Gesicht in Harrys Haar.
 

Am nächsten Morgen wurde Harry als erster wach. Er seufzte lächelnd und schmiegte sich enger an den warmen Körper neben sich. Fenrir wurde dadurch ebenfalls wach und lächelte zu Harry runter. „Guten Morgen.“ brummte er und erhob sich dann als erster, was Harry wieder eine fabelhafte Aussicht bot. Der Jüngere stand aber ebenfalls auf und zog sich an. Zusammen verließen sie das Schlafzimmer und traten hinaus. Fenrir sah sich suchend um. Die Nachtlager von Amber und Thomas waren bereits abgebaut und auf dem Tisch lag ein Zettel. Er überflog das Geschriebene und sah dann zu Harry. „Amber und Thomas sind sehr früh aufgebrochen. Sie werden aber zur Jahresendfeier zurückkommen. Harry nickte, wurde aber nervös, wenn er daran dachte, dass Thomas bald wieder da sein würde. Der Alpha des Südenglischen Rudels hatte ihn so seltsam gierig angesehen, dass Harry eine Gänsehaut bekam, wenn er nur daran dachte. Es klopfte und Fenrir rief nur „Ja?“. Die Tür schwang auf und eine junge Frau trat ein. „Guten Morgen, Fenrir. Und du musst Harry sein? Dir auch einen guten Morgen.“ lächelte sie und trat ein. In ihren Armen hielt sie eine große Tüte. „Fenrir, Gryffin und ich sind über Nacht in der Stadt geblieben. Der Schneesturm wurde zu heftig. Aber hier. Das haben wir mitgebracht.“ Sie hielt Harry die große Tüte hin, der sie verwirrt ansah und zu Fenrir blickte. „Gryffin ist mein Beta. Also, Stellvertreter. Er und seine Frau, Lisa,“ er deutete auf die junge Frau,“waren gestern in der Stadt. Sie haben dir etwas zum Anziehen mitgebracht.“ Der Alpha lächelte, als er Harrys Freude sah. „Aber…“ er stockte im Satz und lief zu dem Rucksack, den einer der Werwölfe am Vortag aus der Höhle geholt hatte, wo Harry ihn zurückgelassen hatte. Er zog seinen Geldbeutel raus und lief damit zu Fenrir zurück. „Ich komme nicht an meine Kammern in Gringotts. Ich hoffe, das reicht.“ sagte er und hielt Fenrir den Geldbeutel hin. Dieser sah Harry nur verständnislos an, schüttelte aber dann den Kopf. „Unsinn. Ich habe den Beiden Geld mitgegeben.“ Harry sah ihn fragend an. Er verstand nicht, dass man ihm etwas schenkte. Fenrir sah ihn bestürzt an. „Die Sachen sind für dich. Ein Geschenk.“ versuchte er, es Harry zu erklären. „Aber…warum denn? Du tust so viel für mich. Warum solltest du mir noch etwas schenken?“ Harry verstand es wirklich nicht. Fenrir legte seine Hand auf Harrys gesunde Schulter. „Ich bin für dich verantwortlich. Ich habe dich verwandelt. Nimm es bitte an.“ Der Jüngere schien immer noch nicht zu verstehen, nickte aber, als er merkte, wie wichtig es Fenrir war. Er ging zurück ins Schlafzimmer und zog sich die neuen Sachen an. Er kam heraus, bekleidet mit einer Jeans und einem dunkelgrünen Pullover. Fenrir sah ihn an. Die Hose saß gut und betonte seine langen Beine und den Hintern. Der Pullover passte wunderbar zu der hellen Haut. Harry sah, um es kurz zu sagen, umwerfend aus. Jetzt, da er nicht mehr in übergroßer Kleidung steckte, erkannte man auch, dass er gar nicht so klein und schwächlich aussah. Sicher, Harry war viel zu dünn, aber durch die zu große Kleidung hatte er ausgesehen, wie ein Kind und nun erkannte man, dass das Kind eigentlich ein Mann war. Fenrir grollte zufrieden, was Lisa zum Lächeln brachte. Sie fand Harry sehr nett. Seine ruhige Art war auch wirklich bezaubernd. Sie mochte ihn. „Ich würde euch beide gerne zum Mittagessen einladen.“ Fenrir sah sie überrascht an. Er hatte schon oft bei ihr und Gryffin gegessen, seit er alleine war, aber es hatte nie eine offizielle Einladung gebraucht. Dann verstand er, dass Lisa damit zeigen wollte, dass sie Harry im Rudel akzeptierte und das freute ihn. Lisa war eine freundliche junge Frau und sie würde eine gute Freundin für Harry sein, immerhin war sie kaum fünf Jahre älter, als der Jungwolf. „Wir kommen.“ antwortete er und Harry nickte schüchtern. „Dann so um halb zwei?“ fragte sie und die beiden nickten. „Gut, dann bis später. Ach ja, Fenrir, die Hütte ist fast fertig. Ich soll dir ausrichten, dass du dich um die Zauber für das Bad kümmern kannst.“, „Mach ich!“ sagte Fenrir und sie ging. Fenrir drehte sich lächelnd zu Harry um. „Möchtest du mit raus? Keine Sorge. Die Anderen wissen bescheid. Außerdem bin ich ja da.“ Harry sah ihn skeptisch an, nickte dann aber. Er zog sich den Mantel an, den Lisa mitgebracht hatte und schlüpfte in die ebenfalls neuen Stiefel. Wenn er mit der Umwandlung ganz durch war, würde ihm Kälte fast nichts mehr ausmachen. Fenrir hatte auch nur eine Hose und einen Pullover an. Harry folgte ihm hinaus und kniff die Augen zusammen. Die Sonne wurde vom Schnee reflektiert und das blendete ihn. Fenrir wartete geduldig, bis Harry sich an die Helligkeit gewöhnt hatte und führte ihn dann zur offenen Küche. Sie setzten sich unter den großen Pavillon in die Nähe des Herdfeuers, da Harry doch noch etwas fror. Sie aßen in Ruhe ihr Frühstück, wobei Harry ziemlich angespannt war, weil man ihn musterte. Fenrir sah in die Runde und seufzte dann. „Ihr seid ein ziemlich neugieriger Haufen. Dann stelle ich dich mal offiziell vor.“ er stand auf und zog Harry zu sich. „Das ist Harry. Harry, das ist das Rudel, zumindest ein Teil davon. Harry ist mein Welpe und weil er schwer verletzt war dauert die Umwandlung länger. Seid in seiner Gegenwart ruhig und bedrängt ihn nicht.“ Das Rudel lächelte Harry an und einige kamen langsam auf ihn zu, um ihn zu begrüßen. Harry lächelte sie an und bemühte sich, sich die Namen zu merken. Als wieder Ruhe eingekehrt war kam Gryffin auf sie zu. „Harry, das ist Gryffin. Mein Beta und Lisas Gefährte.“ stellte Fenrir ihn kurz vor. Harry lächelte ihm zu und Gryffin lächelte kurz zurück. „Fenrir, es tut mir leid. Ich muss dich kurz entführen. Es geht um…die Sicherheitsmaßnamen.“ sagte er ausweichend und Fenrir nickte. Er sah zu Harry. „Kann ich dich kurz alleine lassen?“ fragte er und beobachtete Harrys Reaktion. Der lächelte nur und nickte. „Natürlich.“ sagte Harry, aber schon spürte er die aufkommende Panik. „Er ist nicht alleine. Ich leiste ihm Gesellschaft!“ Lisa war hinter Fenrir aufgetaucht. Sie hatte ein Kind an der Hand, das vielleicht drei Jahre alt war und in einem Tuch auf ihren Rücken gebunden schlief ein Säugling. Fenrir sah sie dankbar an und folgte dann Gryffin.

„Hey, passen die Sachen?“ fragte sie Harry, während sie dem dreijhärigen ein Brot schmierte und es für ihn schnitt. „Ja, vielen Dank.“ Sie winkte ab. „Da nicht für! Ist doch selbstverständlich. Wir im Rudel sind immer füreinander da. Hast du schon…“ sie wurde unterbrochen, als es hinter ihr anfing zu greinen. „Harry, kannst du sie mal halten?“ Harry stand auf und trat hinter sie, wo er das weinende Baby hielt, während sie das Tuch vorne aufknotete. Sie drehte sich um und lächelte, als sie Harry mit ihrer Tochter im Arm sah. Sie zog eine Flasche aus ihrer Tasche und reichte sie Harry. „Würdest du? Du bist schon fertig mit Essen und mit den Kindern habe ich kaum Zeit, selber mal etwas zu essen.“ bat sie ihn und deutete auf ihren unberührten Teller. Harry dachte nicht länger nach und nahm ihr die Flasche ab. Er legte sich das Baby im Arm zurecht und gab ihm dann die Flasche. Er lächelte, als das Kind trank und dabei die kleinen Hände zu Fäusten ballte. Als das Kind die Augen öffnete sah Harry überrascht zu Lisa auf. „Ein Werwolf?“ Lisa lachte. „Natürlich. Gryffin und ich sind beide Werwölfe.“ Harry erinnerte sich daran, dass Fenrir etwas von geborenen Werwölfen gesagt hatte. Er lächelte. „Wie heißen deine Kinder?“ fragte er schließlich. „Der junge Mann hier heißt Luca.“ sie legte ihre Hand kurz auf den Schopf des dreijährigen. „Und dein neuer Fan heißt Emily. Sie ist jetzt vier Monate alt.“ Sie nahm Harry das Baby ab, als es satt war und machte mit ihr ein Bäuerchen, dann wickelte sie das Kind wieder in das Tuch, band sich ihre Tochter aber diesmal vor die Brust. Dann stand sie auf. „Ich muss jetzt los, das Mittagessen vorbereiten.“ Harry stand mit ihr auf und nahm auch ihren Teller, um ihn zurückzubringen. „Darf ich dir helfen?“ fragte er, was Lisa wieder zum Lächeln brachte. „Natürlich, du musst aber nicht.“ Harry sagte ihr, dass er es gerne möchte und ging ihr nach in eines der Häuser.
 

Fenrir ging neben Gryffin her. Der Beta führte ihn zum Waldrand. „Was ist das Problem?“ Gryffin schüttelte den Kopf und nickte zu einer Gruppe Jugendlicher, die ganz in der Nähe saßen. Fenrir ging ihm noch ein Stück nach, dann blieb Gryffin stehen. „Es sieht so aus, als würden unsere Banne nicht mehr richtig wirken. Die Jäger kommen jeden Tag näher an unser Dorf. Ich will den Anderen keine Angst machen, aber wir müssen etwas tun.“ Gryffins Stimme klang dringlich. Fenrir sah ihn alarmiert an, nickte aber dann und zog seinen Zauberstab. Er begann, die Schutzzauber zu stärken, war aber nach einer halben Stunde ziemlich erschöpft. „Es nützt nichts. Hol bitte Severus.“ Der Beta lief sofort los, um den Tränkemeister zu holen. „Severus. Die Schilde sind zu schwach.“ sagte Fenrir und Severus zog ohne nachzufragen seinen Zauberstab und verstärkte die Banne weiter. Irgendwann war aber auch er erschöpft und ließ den Zauberstab sinken. Es gab kaum ausgebildete Zauberer im Rudel, deshalb war es beinahe unmöglich, die Schilde zu zweit stark genug zu machen. „Das kann so nicht weiter gehen.“ sagte Gryffin schließlich. Er sah Severus an. „Du musst die Kinder und Jugendlichen unterrichten.“ Severus zog eine Braue hoch. „Soll ich unterrichten, oder euer Heiler sein? Ich kann nicht beides. Ich habe schon alle Hände voll zu tun, die ganzen Tränke für das Rudel herzustellen.“, „Severus hat Recht, Gryffin. Es bringt nichts, wenn er nach zwei Wochen völlig überarbeitet ist. Wir brauchen ihn als Heiler dringender.“ Gryffin warf die Hände in die Luft. „Und was dann? Wie sollen wir die Schutzzauber aufrecht erhalten? Wie sollen die Anderen lernen zu zaubern?“ Fenrir zuckte mit den Achseln, aber Severus kam eine Idee. „Harry.“ sagte er nur und Fenrir sah ihn verwundert an. „Harry?“ Severus nickte. „Er war der Beste in Verteidigung gegen die dunklen Künste und auch in Zauberkunst war er sehr gut. Er kann die Anderen unterrichten. Dann hat er auch eine Aufgabe.“ Fenrir dachte kurz darüber nach, nickte dann aber. „Ich frage ihn.“ Severus nickte, wusste aber schon die Antwort. Er zog einen Zauberstab aus seiner Robe. „Hier. Der gehört Harry.“ Fenrir nahm den Stab entgegen. „Wo hast du den her?“ Severus schüttelte nur den Kopf. „Ich beschaffe nicht nur Trankzutaten, wenn ich das Rudel verlasse. Die Ortungszauber sind übrigens aufgehoben.“ Fenrir steckte den Stab ein und sie gingen zurück. Am Pavillon angekommen musste er aber feststellen, dass Harry fort war. Er fragte bei einem Werwolf nach und der meinte, er sei mit Lisa und den Kindern mitgegangen. Fenrir sah zu Gryffin und zusammen machten sie sich auf den Weg zu Gryffins Haus.

Harry sah auf, als die Tür sich öffnete. Er lächelte, als er Fenrir sah. Nachdem er und Lisa das Essen soweit vorbereitet hatten, saßen sie nun zusammen am Küchentisch und tranken Tee. Fenrir war froh, dass Harry und Lisa sich verstanden. Der Jungwolf wirkte so losgelöst, während er mit Lisa sprach und gleichzeitig mit Luca ein Bild malte. Genau so sollte Harry immer sein. Er sollte eine Familie haben und einen sanften Gefährten. All das würde Fenrir ihm nicht bieten können. Der Leitwolf ignorierte das Aufbrüllen seines inneren Wesens und beschloss, dass es Harry ohne ihn besser gehen würde.

Tobias

Kapitel 3 - Tobias
 

Harry sah auf, als er Fenrirs Geruch wahrnahm. Als er den Älteren erblickte begann sein Herz sofort höher zu schlagen. Er griff sich unbewusst an die Brust und lächelte den Leitwolf schüchtern an. Dann erinnerte er sich, dass Fenrir ihn am Pavillon wiedertreffen wollte und sofort tat es ihm Leid, dass der Alpha ihn da vergebens gesucht haben musste. „Es tut mir leid, dass ich nicht am Pavillon war.“ gab er etwas zerknirscht zu, nachdem er aufgestanden und zu Fenrir gegangen war. Eine große Hand legte sich auf seine Schulter und sein Kinn wurde angehoben. Fenrir sah ihn nur ruhig an. „Ich freue mich, dass du dich mit den Anderen anfreundest.“ gab er ehrlich zu und Harry lächelte ihn erleichtert und glücklich an. Dann griff Fenrir in seine Tasche und förderte einen Zauberstab zu Tage. Seinen Zauberstab. Harry starrte das magische Instrument einen Moment lang fassungslos an, dann breitete sich Angst in seinem Gesicht aus. Er wich vor Fenrir zurück. „Auf dem Stab sind Ortungszauber.“ er hatte panische Angst, dass das Ministerium und Dumbledore ihn und somit das Werwolf-Dorf fanden. Fenrir schüttelte den Kopf und hielt ihm den Stab hin. „Snape hat die Zauber aufgelöst. Der Stab ist völlig unbelastet. Nimm ihn. Es ist deiner.“ bat Fenrir und ging einen Schritt auf Harry zu, der noch etwas misstrauisch aussah, aber dann die Hand nach dem Stab ausstreckte und ihn ergriff. Sofort sprühten Funken aus der Spitze, als würde der Stab sich freuen, seinen Besitzer wiederzuhaben. Harry lächelte. Er musste zugeben, dass er seinen Zauberstab ziemlich vermisst hatte. Immerhin war er seit über 13 Jahren ein Teil von ihm. Er machte einen Versuch und verwandelte einen Holzscheit in ein Kaninchen. Luca war sofort Feuer und Flamme für das Tier und Lisa klatschte begeistert in die Hände. „Unglaublich. Ich kann gerade mal etwas herbeirufen und auch das klappt nur manchmal!“ sagte sie fasziniert und streichelte das Kaninchen, das Luca gerade zu ihr trug, um es ihr zu zeigen. „Damit kommen wir zu unserem Anliegen. Harry, wir haben eine sehr wichtige Aufgabe für dich und wenn du sie übernehmen würdest, wären dir alle sehr dankbar.“ Harry sah überrascht zu Fenrir und nickte dann. „Ich machs.“ sagte er, ohne wirklich zu wissen, worum es ging. „Willst du nicht erst wissen, was das für eine Aufgabe ist?“ fragte Gryffin überrascht. Harry schüttelte nur den Kopf. „Ihr seid alle so freundlich zu mir. Ich tue alles, was ich kann, um zu helfen.“ Gryffin war beeindruckt. Da verstand aber einer die Regeln einer Gemeinschaft. Fenrir räusperte sich. „Snape hat uns erzählt, dass du unter normalen Umständen Jahrgangsbester gewesen wärst. Wir haben einige Werwölfe mit magischem Potential, aber aus bekannten Gründen können sie nicht nach Hogwarts. Würdest du sie unterrichten?“ Jetzt war Harry baff. Er sollte Lehrer sein? In seiner Schulzeit war es immer sein größter Wunsch gewesen, Auror zu werden, aber nach all den Kämpfen und all den Toten hatte er davon wirklich genug. Er hatte nie darüber nachgedacht, was er sonst tun wollte, denn nach seinem Abschluss war er zum Unerwünschten geworden. Harry hätte nie geglaubt, dass er wirklich eine Chance bekommen würde, eine richtige Arbeit zu ergreifen. Er freute sich wirklich und wenn er darüber nachdachte, war das wohl genau das richtige für ihn. „Das mache ich wirklich gerne.“ sagte er und schenkte Fenrir ein Lächeln. Der Leitfolf nickte zufrieden. „Sehr gut. Ich danke dir. Dein Haus ist auch fast fertig. Wir bauen noch einen großen Raum an, den du zum unterrichten nutzen kannst, aber die eigentlichen Wohnräume sollten morgen bewohnbar sein. Dann hast du endlich etwas eigenes.“ Er tat so, als würde er Harry eine tolle Neuigkeit erzählen, aber innerlich gefiel es ihm gar nicht, in Zukunft wieder alleine zu wohnen und zu schlafen. Harry fiel ganz kurz alles aus dem Gesicht. Ein eigenes Haus? Er würde also nicht bei Fenrir bleiben dürfen? Er hatte sich aber fast augenblicklich wieder unter Kontrolle und lächelte. „Das klingt wirklich gut.“ sagte er und ignorierte seinen Magen, der offenbar zu einem Stein geworden war.
 

Nach dem Essen saßen sie noch eine Zeit lang zusammen und tranken Kaffee. Lisa fragte Fenrir und Gryffin, was vorhin los war und die beiden Männer erzählten ihnen von den maroden Schutzzaubern. Harry horchte sofort auf. „Ich würde mir die Zauber gerne ansehen.“ sagte er und Fenrir und Gryffin, die das gehofft hatten nahmen Harry sofort mit. Der junge Zauberer hatte etwas Mühe, durch den hohen Schnee zu kommen, da seine Wunden noch immer nicht ganz verheilt waren. „Lauf hinter mir.“ grollte Fenrir und Harry war erleichtert, als er in den Spuren des Leitwolfes wirklich besser voran kam. Sie liefen ein ganzes Stück in den Wald hinein, bis Harry etwas spürte. Die Luft war wie elektrisch aufgeladen. Langsam streckte er eine Hand auf und berührte damit das unsichtbare Kraftfeld. Er hob seinen Zauberstab und murmelte ein paar Zauber. Nach einigen Minuten wusste er alles über den Schutzschild und drehte sich zu Gryffin und Fenrir um. „Der Schild ist stark, aber er verbraucht zu viel Energie. Wie oft müsst ihr ihn erneuern?“, „Alle paar Wochen. Fenrir und Snape machen das.“ sagte Gryffin. Harry drehte sich wieder um und berührte den Schutzschild mit seinem Zauberstab. Ein Teil von Voldemort war lange Zeit in ihm gewesen. Durch diesen Teil hatte er Parsel gelernt und kannte einige Zauber, die es nur in dieser Sprache gab. Er zischte einige Worte und erschuf einen weiteren Schutzschild, der um einiges stärker war, als der Alte. Erschöpft taumelte er und wurde von Fenrir aufgefangen. „Was war das?“ fragte Gryffin aufgeregt. Dieses Zischen hatte sich furchtbar angehört und ihm eine Gänsehaut gemacht. „Parsel.“ flüsterte Harry müde. „Die Schlangensprache.“ ertönte eine Stimme hinter ihnen. Fenrir, der Harry festhielt drehte sich um und sah direkt in die schwarzen Augen des Tränkemeisters. „Severus…“ sagte Harry und lächelte. „Harry.“ sagte Snape und nickte dem jüngsten in der Runde zu. Dann richteten sich die schwarzen Augen wieder auf den Alpha und wurden kühler. „Ein kompletter magischer Schild, in seinem Zustand? Seid ihr wahnsinnig?“ zischte der Zauberer. „Pass auf, was du sagst, Snape.“ grollte Fenrir drohend, doch Angesprochener zog nur eine Braue hoch. „Drohst du mir?“ spottete Severus. „Bring ihn rein. Er sollte sich nicht erkälten.“ Severus nickte zu Harry. „Ich komme gleich vorbei.“ Fenrir konnte nur noch zusehen, wie sich die schwarz gewandete Gestalt entfernte und knurrte. „Ich kann selber laufen.“ sagte Harry ruhig und machte sich aus Fenrirs Umarmung frei. Er war für den Älteren nur eine Pflicht. Er hatte ihn gebissen und war jetzt für ihn verantwortlich, nicht mehr und nicht weniger. Harry wollte sich keine Hoffnungen machen, hatte der Werwolf doch deutlich gemacht, dass er Harry nur als Teil des Rudels sah, nicht mehr und nicht weniger. Es schmerzte ihn, aber er akzeptierte, dass der Werwolf auf Abstand ging. Harry wandte ihm den Rücken zu und folgte Severus zurück zu den Häusern. Er konnte ja noch eine Nacht bei Fenrir sein. Dieser Gedanke gab ihm etwas Trost, wurde aber sofort zerstört, als Lisa lächelnd auf ihn zulief. „Harry, die Männer haben sich extra beeilt. Dein Haus ist jetzt schon fertig. Komm.“ lachte sie und zog Harry mit sich.

Er sah sich um. Die Wände waren aus nackten Holzbalken, wie in einem Blockhaus. Die Fenster waren groß und so war es angenehm hell hier drin. Der holzboden wirkte poliert. Alles in Allem war es ein sehr schönes Haus, mit einem Schlafzimmer, einem Wohnzimmer, einer Küche, einem Bad und einem freien Zimmer. Er sah zu einer Türe, die vom Wohnzimmer aus nach draußen führte. Da würde wohl das Klassenzimmer angebaut werden. Aus dem Fenster beobachtete er einige Männer, die schon mit dem Unterbau begonnen hatten. „Es ist wirklich sehr schön geworden.“ sagte er und bemühte sich um einen glücklichen Gesichtsausdruck. Lisa bemerkte nichts, Harry war wirklich ein guter Schauspieler. Er sah auf, als Severus rein kam. Dankbar nahm er die Tränke entgegen, die der Tränkemeister mitgebracht hatte und nahm einen nach dem Anderen. Er spürte, wie seine Kraftreserven sich auffüllten und er krempelte die Ärmel hoch. Mit seinem Zauberstab bewaffnet ging er nun von Raum zu Raum und beschwor Möbel, Teppiche, Vorhänge und allerlei Sachen herbei, die man so brauchte, wie Geschirr, Besteck, Handtücher und Bettzeug. Lisa sah ihm fasziniert dabei zu. Sie staunte über das, was Harry mit seinem Zauberstab alles machen konnte. „Das ist ja unglaublich. Wann fängst du mit dem Unterricht an?“ fragte sie und war sofort Feuer und Flamme. Harry lächelte sie schüchtern an. „Sobald das Klassenzimmer fertig ist. Ich denke Übermorgen.“ Lisa strahlte. „Ich sitze in der ersten Reihe!“ versprach sie und verabschiedete sich dann, um nach ihren Kindern zu sehen. Als die Tür hinter ihr zufiel war Harry ganz alleine. Severus war gegangen, als er mit dem Einrichten angefangen hatte. Der Tränkemeister hatte ihm auch seine Sachen mitgebracht, die noch bei Fenrir waren. Seufzend ging er in seine Küche. Er setzte Wasser auf und zog sich dann mit seinem Tee und einem Buch auf das Sofa zurück. Draußen wurde es immer dunkler und es hatte erneut zu schneien begonnen. Das Buch lag unbeachtet in seinem Schoß und sein Tee war schon lange kalt. Harry hatte nur aus dem Fenster gesehen und dem Schneetreiben zugesehen. Er vermisste den Leitwolf schrecklich und wünschte, die Werwölfe wären nicht so gute Baumeister.
 

Seit Harry ausgezogen war waren nun bereits zehn Tage vergangen. Die Laune des Alphas sank jeden Tag weiter, bis er kurz vorm Explodieren war. Er konnte nicht zugeben, dass er schlecht schlief, seit Harry fort war, aber genau so war es. In den letzten beiden Tagen waren einige Werwölfe angekommen. Viele aus seinem Rudel, die in der Zaubererwelt arbeiteten und Informationen beschafften, aber auch einige aus anderen Rudeln. Sie alle kamen zusammen, um den Jahreswechsel zu feiern, so auch Amber und Thomas. Amber würde bei Lisa und Gryffin unterkommen und Thomas bei ihm selber. „Rose ist wirklich traurig, dass sie nicht dabei sein kann. Sie wollte Harry auch so gerne kennenlernen. Seit ich ihr von ihm erzählt habe lässt sie mich nicht mehr in Ruhe.“ sagte Amber. „Wo ist Harry eigentlich?“ Fenrir warf einen Blick auf die Uhr. „Es ist 13:00 Uhr. Er dürfte im Unterricht sein.“ vermutete Fenrir scheinheilig. Er wusste genau, wo sich Harry zu welcher Uhrzeit aufhielt. „Unterricht? Aber er ist doch schon…wie alt ist er denn? 24, oder nicht?“ Amber war überrascht. Jedes Rudel hatte eine Schule, wo die Kinder Lesen, Schreiben und Mathe lernten und zusätzlich das Überleben in der Wildnis trainierten. Fenrir schüttelte den Kopf. „Wir haben eine neue Schule. Er unterrichtet die Werwölfe mit magischem Potential in Magie.“ Amber zog überrascht die Brauen hoch. „Er unterrichtet? Aber er ist doch so schüchtern und verschreckt.“ Erneut schüttelte Fenrir den Kopf. „Er leistet sehr gute Arbeit. Harry ist ein hervorragender Lehrer. Er ist sehr geduldig und erklärt alles so oft, wie nötig.“ Amber lächelte. Fenrir schwärmte richtig für den Kleinen. „Das würde ich gerne sehen.“ sagte sie und Fenrir führte sie zu einer Hütte. Sie gingen auf den Anbau zu und Fenrir klopfte an.

„Oh, sieht aus, als bekommen wir Besuch. Wer öffnet die Tür?“ fragte Harry und ein Junge von etwa 15 Jahren stand auf, zog seinen Zauberstab und die Tür krachte mit einem lauten Rums auf. Harry lächelte. „Leg die Betonung nächstes mal auf die vorletzte Silbe, ja? A-lo-ho-MO-ra.“ der Junge nickte eifrig und setzte sich wieder. Harry sah zur Tür und sofort wurde sein Magen wieder zu Eis. Er hatte nicht mehr wirklich mit Fenrir gesprochen, seit er ausgezogen war. „Was für eine Überraschung.“ sagte er und lächelte gequält. Dann entdeckte er Amber und winkte ihr lächelnd zu. „Gut, wir brauchen drei Stühle.“ stellte er fest und deutete auf ein Mädchen, das etwa so alt war, wie der Junge von vorher. Um diese Uhrzeit unterrichtete er die Kinder von 11 bis 15. „Amy, versuchst du es?“ fragte er lächelnd. Das Mädchen sah ihn entsetzt an und schüttelte abwehrend den Kopf. Harry ging zu ihr und hockte sich neben sie. „Amy, du kannst das doch. Mit dem Glas hat es doch auch geklappt.“, „Das Glas hatte einen Sprung.“ verbesserte Amy ihn. „Na komm.“ bat Harry sie und sie stand auf, schwang den Zauberstab und rief mit einem Accio drei Stühle herbei. Harry riss seinen Zauberstab hoch und bremste die Stühle ab, die sonst mitten in die Kinder gekracht wären. „Das war sehr gut. Aber du verschluckst die letzte Silbe zu sehr. Versuch es noch mal mit…Tee?“ fragte er in Richtung der Besucher. Die drei nickten. Amy hob erneut den Zauberstab und rief drei Tassen Tee, die tatsächlich in einem Stück und langsam zu den Besuchern schwebten. „Perfekt.“ lobte Harry und fuhr dann mit dem Unterricht fort. Die Kinder lernten gerade den Schwebezauber und als Harry bei einem Jungen stand, um ihm zu helfen geschah es. Der Junge sollte die Feder vor sich zum Schweben bringen, aber mit einem Ruck schnellte sein Buch in die Höhe und schlug Harry ins Gesicht. Er taumelte ein Stück zurück und der Junge entschuldigte sich unter Tränen. Harry unterdrückte die Tränen, die ihm vor Schmerz in die Augen geschossen waren. Er sah aus dem Augenwinkel, wie Fenrir auf ihn zu kam. Er spürte, wie heißes Blut aus seiner Nase schoss. „Alles in Ordnung. Nick, beruhige dich. Sieh mal.“ Harry zielte mit seinem Zauberstab auf sein Gesicht und mit einem leisen Knacken war die Nase gerichtet, dann ließ er noch das Blut verschwinden. „Dafür lernst du das doch hier. Es ist wirklich alles in Ordnung.“ beruhigte er den Jungen, der schniefend nickte. „Als ich noch ein Schüler war habe ich meinen Lehrer bestimmt zwei mal in Brand gesteckt. So etwas passiert einfach.“

Fenrir beobachtete das ganze nur und kehrte dann zu Amber zurück. „Ich habe noch etwas zu erledigen.“ flüsterte er ihr zu und verließ das Gebäude. Er konnte nicht in Harrys Nähe sein. Zu deutlich war die Sehnsucht in Harrys Augen zu sehen gewesen. Der Jüngere mochte ihn zu sehr. Er musste das stoppen. Auf dem Hauptplatz begegnete ihm geschäftiges Treiben. Die Rudelmitglieder schmückten die Häuser und errichteten einen großen Holzhaufen. An diesem Abend war die Jahreswendfeier. Fenrir würde das Feuer entzünden und dann zum Feiern in sein Haus gehen. Die einzelnen Haushalte kochten schon seit mehreren Tagen. Es würde ein Festessen geben, wie jedes Jahr.
 

Endlich war es soweit. Fenrir entzündete das Feuer und dann zogen sich alle in Fenrirs Haus zurück, um zu feiern. Die jungen Erwachsenen und einige der Jugendlichen, die noch nicht gebunden waren würden dann später wieder zum Feuer gehen und ihr eigenes Fest feiern und vielleicht jemanden kennenlernen zu diesem Zweck waren auch viele aus den anderen Rudeln hergekommen. Fenrir trank mit den anderen Rudelführern, die nun alle angekommen waren und unterhielt sich mit den entsprechenden Gefährten. Immer wieder irrte sein Blick zu Harry, der mit einigen aus seinem Rudel und Severus zusammensaß und offenbar über den Unterricht sprach. Es war ein normales Bild geworden. Egal, wo Harry war, wurde er immer wieder angesprochen. Man stellte ihm Fragen und wollte noch mehr über den Unterricht wissen, aber anstatt genervt zu sein, schien es Harry sogar zu freuen. Um halb elf erhob Fenrir sich und bat alle um Ruhe. „Es ist bald elf Uhr. Es wird Zeit, zu gedenken. Holt eure Gaben und dann seid um elf beim Friedhof.“ Harry hatte von dem Brauch gehört und sich vorbereitet. Diejenigen, deren Angehörige Gräber hier hatten würden ihre Gaben zu den Gräbern bringen. Die Anderen würden ihre zu einem Felsen bringen, der in der Mitte des Friedhofs stand. Harry lief in sein Haus und holte einen kleinen Korb. Er hatte für jeden den er verloren hatte eine Blüte so mit Magie belegt, dass sie sehr lange halten würde. Auf dem Friedhof verteilten sich die Leute, wobei die meisten zum Felsen liefen. Harry folgte ihnen, stelte sich aber ganz hinten an. Er war neu hier, er wollte den Anderen den Vortritt lassen. Als er dran war trat er vor und kniete sich hin. Er öffnete den Korb und holte die Blüten heraus. Zwei für seine Eltern, jeweils eine für Cedric, Remus und Tonks, Fred, Sirius, Mad Eye, Schacklebold, Dobby und noch einige weiter für seine Mitschüler, die den Endkampf nicht überlebt hatten. Alles in Allem waren es 26 Blüten. Er schloss kurz die Augen und ließ seinen Tränen freien Lauf. Eine Hand legte sich auf seine Schulter und er sah auf. Hinter ihm stand Severus, der ihn traurig anlächelte. „Du hast viele verloren.“ stellte er mit Blick auf die Blüten fest. Er kniete sich neben Harry und fügte seinen Blüten noch eine aus Eis bei. Eine Lilie. „Meine Mom?“ fragte Harry und sah seinen ehemaligen Lehrer traurig an. Severus nickte nur und sah dann zu Harry. „Du bist ihr ähnlich, weißt du?“ Harrys Hand wanderte zu seinen Augen, die trotz seiner Verwandlung nun wieder moosgrün waren, aber Severus schüttelte den Kopf. „Nein, obwohl es ihre Augen sind, aber das meine ich nicht.“ Severus blickte auf die Lilie und lächelte traurig. „Dein Charakter.“ Harry sah ihn fragend an, aber Severus schüttelte nur den Kopf. Der Tränkemeister erhob sich. „Ich gehe wieder rein. Die Kälte ist nichts für jemanden, der kein Werwolf ist.“ er lächelte und drehte sich um. Harry sah ihm nach, bis er ihn aus den Augen verlor. Er war der letzte auf dem Platz. Langsam erhob er sich. Severus hat sie wirklich geliebt. dachte er und sah auf die Lilie, die zwischen seinen Blüten lag. Er wollte gerade Severus nachgehen, da bemerkte er eine Bewegung auf dem Friedhof. Langsam ging Harry einige Schritte darauf zu, blieb aber stehen, als er Fenrir sah, der vor einem Grab kniete. Harry wich hinter einen Baum zurück und beobachtete Fenrir. Der Leitwolf entzündete zwei Kerzen und stellte sie auf den Grabstein. Nachdem der Alpha fort war trat Harry langsam näher. Er ging auf den Grabstein zu und blieb davor stehen. „Tobias Greyback“ und zwei Daten. Der Mann war nur siebenundzwanzig geworden. Darunter stand „Und das Kind unter seinem Herzen“. Harry griff sich an die Brust, die furchtbar eng geworden war. Er hatte ein Kind erwartet. Ohne sich Gedanken zu machen, wie das möglich war liefen Harry Tränen über die Wangen. Hier lag Fenrirs Familie. Sein Gefährte und das ungeborene Kind. Schluchzend barg Harry sein Gesicht in den Händen. Er wusste nicht genau, wieso ihn das so mitnahm und warum er um jemanden trauerte, den er nicht einmal kannte, doch. Er trauerte nicht um Tobias Greyback, sondern um Fenrir. Er zog seinen Zauberstab und schwang ihn einmal kurz. Er sah zu, wie sich erst langsam, dann immer schneller eine Pflanze durch den Schnee kämpfte. Als er fertig war stand auf dem Grab ein kleiner Rosenbusch mit weißen Blüten.
 

Die Tür schlug auf. Fenrir hob den Kopf, um zu sehen, wer so leichtsinnig war, hier einfach so einzudringen. Er erhob sich, als er Gryffin erkannte. „Gryffin! Was soll das?“ fauchte er gereizt. Seit der Jahreswendfeier waren einige Tage vergangen und zu dieser Zeit war Fenrir immer besonders leicht zu reizen. Gryffin musste also einen guten Grund haben, um her zu kommen. Der Beta keuchte, offenbar war er gerannt. „Fenrir. Sie haben sie!“ rief er. „Wer hat wen?“ knurrte Fenrir. „Sie, also Dumbledore und das Ministerium. Sie haben Informationen über unseren Aufenthaltsort! Wir müssen weg hier!“ rief Gryffin. Fenrir war sofort bei ihm. „Woher?“, „Ich weiß es nicht.“ gab Gryffin zu und sie rannten raus. „Wir wurden entdeckt! Flieht! Zum geheimen Quartier!“ brüllte Fenrir und für einen Moment herrschte Stille, dann rannten die Leute durcheinander, informierten andere, holten ihre Kinder. Plötzlich wurde die Luft von Rauschen erfüllt. Überall ploppte es und eine ganze Truppe Zauberer erschien in ihrem Dorf. Die Werwölfe disapparierten und nahmen diejenigen mit, die nicht zaubern konnten. Fenrir verwandelte sich und begann zu kämpfen.

Harry sah auf. Draußen war lauter Tumult ausgebrochen. Er unterrichtete gerade die Jüngsten, denn er hatte beschlossen, dass man auch vor elf Jahren schon einige magische Fähigkeiten erwerben konnte. Nicht viel, die Kinder lernten nur den herbeirufe Zauber und ein paar kleine Kunststücke, für mehr reichte ihre Kraft noch nicht aus. Harry lief auf das Fenster zu und riss die Augen auf. Männer mit Zauberstäben und dunkelblauen Roben schossen auf die Werwölfe. Harry erkannte die Umhänge und die darauf befestigten Abzeichen. Eine neue EInheit des Ministeriums, dazu ausgebildet, magische Geschöpfe zu jagen. Albus Dumbledore hatte diese Einheit gegründet und wurde dazu noch beglückwünscht. Als das geschah, war Harry zu sehr mit seinem eigenen Leid beschäftigt und da Remus tot war, kannte er keine Werwölfe, jetzt aber wo er Freunde unter diesen Geschöpfen gefunden hatte und selbst zu einem der Ihren geworden war, konnte er die Augen nicht mehr davor verschließen. Die Kinder hinter ihm wimmerten ängstlich. Harry drehte sich rasch um und ging lächelnd auf sie zu. „Keine Angst. Uns passiert nichts. Ich bin ja auch noch da.“ Harrys Stimme klang nicht so sicher, wie er es sich gewünscht hätte. Er hatte auf der letzten Versammlung von dem geheimen Rückzugsort erfahren, da er ja nun auch zum Rudel gehörte. Eilig lief er auf einen Schrank zu und holte eine Kiste mit allerlei Dingen heraus, die er für den Verwandlungsunterricht nutzte. Kleine Gummibälle, Würfel, ein Kamm, mehrere Spielzeugautos und eine angeknackste Tasse. Er kippte die Sachen auf seinen Tisch und verwandelte sie eilig in Portschlüssel.

Er sah die Kinder eindringlich an. „Jeder von euch nimmt sich jetzt ein Teil von dem Tisch. Ihr werdet dann zum Rückzugsort gebracht. Eure Eltern sind sicher schon da. Ihr dürft auf keinen Fall loslassen. Es ist nicht angenehm, aber lasst unter keinen Umständen los!“ Die Kinder nickten und als er das Signal gab griffen sie nach den Portschlüsseln. Die Tür flog auf und ein Zauber sprengte den Tisch gegen die Wand. Drei der Kinder hatten gezögert und die Portschlüssel waren nun außer Reichweite. Harry schob die Kinder hinter sich und umklammerte seinen Zauberstab. „Protego!“ brüllte er, als die ersten FLüche auf ihn zuflogen. Das konnte er unmöglich schaffen. Vor ihm standen drei ausgebildete Ministeriumszauberer. Die absolute Elite. Er konnte nicht kämpfen und gleichzeitig die Kinder schützen. „Bleibt hinter mir.“ befahl er den Kindern und verstärkte sein Schutzschild noch einmal. Eines der Kinder schrie, als ein Fluch nur knapp neben ihm ein Loch in die Wand brannte.
 

Fenrir war bald voller Blut. Die meisten waren fort, nur noch die, die kämpfen konnten waren übrig. „Rückzug!“ brüllte er, dann hörte er jemanden „Protego“ rufen. War Harry noch hier? Er hatte die Stimme erkannt. Sein Blick irrte herum, dann bemerkte er das Leuchten von Flüchen, das durch die Fenster des Klassenzimmers drang. Ein lauter Knall, dann das Schreien eines Kindes. „Da sind noch Welpen in der Schule!“ die Werwölfe sahen alarmiert auf und ohne zu zögern preschten sie los. Kinder waren unendlich wertvoll, besonders für Werwölfe, denn es gab nie sehr viele. Fluchend rannte der Leitwolf los. Es war nicht nur die Sorge um die Kinder, die ihn antrieb. Das Wissen, dass Harry da drin war schien ihm Schwung zu geben.

Harrys Zauberstabarm zitterte. Die Schutzzauber waren sehr stark, raubten ihm aber auch viel Kraft. Schweiß rann ihm über den Körper und er atmete schwer. Er spürte Hände, die sich an ihn klammerten und wusste, er konnte nicht aufgeben. Ein schwerer Fluch traf seinen Schild und ließ ihn flackern. Er biss die Zähne zusammen und hielt den Zauberstab erhoben. Immer mehr Flüche prasselten auf ihn nieder und dann konnte Harry den Zauber nicht mehr halten. Er wirbelte herum und zog die Kinder an seine Brust. Er versuchte, sie mit seinem Körper zu schützen. Als die ersten Flüche ihn trafen schrie er auf. Etwas heißes lief über seinen Rücken. Der Schmerz ließ ihn Sterne sehen. Er hörte laute Stimmen, dann geschrei. Nicht loslassen, du darfst sie nicht loslassen. Sagte er sich immer wieder, während er sich wünschte, er wäre breiter gebaut, um den Kindern mehr Schutz bieten zu können. Große Hände griffen nach ihm. Er schrie, seine Hände wurden von den Kindern gelöst. Sie griffen ins leere, wieder und wieder. Er versuchte, sich zu wehren, aber der Griff um seinen Körper war zu stark. Den Sog des Apparierens bekam er kaum noch mit, so sehr gefangen war er in seiner Panik und dem Schmerz, der sich von seinem Rücken aus über seinen ganzen Körper ausbreitete.

Fenrir und die Anderen stürmten die Schule. Er sah, wie Harry vor Erschöpfung der Zauberstab aus der Hand fiel, sah, wie Harry die Kinder an sich zog, wie er selber zum Schutzschild wurde, sah den Fluch, dann das Blut. Harrys Schrei. Fenrirs Körper schien auseinander zu reißen. Er brüllte und fiel nach vorne. Schwere Pranken schlugen auf dem Boden auf. Ein massiger Schädel mit wütend gebleckten Fangzähnen hob sich und dann sprang er mitten unter seine Feinde. Die Überraschung der Zauberer verschaffte ihm und seinen Leuten Zeit. Sie hatten nicht damit gerechnet, zwei Wochen vor Vollmond und dann noch mitten am Tag, dieser Bestie zu begegnen. Sie starben schnell. Fenrir lief auf Harry zu und wurde im Laufen wieder zum Mann. Er hatte sich noch nie ohne Vollmond verwandelt. Es war schon besonders, dass er zwei Tage vor und zwei Tage nach dem Vollmond dazu in der Lage war, aber zu Neumond? Er griff nach Harry. Der junge Mann wehrte sich verzweifelt, schrie immer wieder nach den Kindern. Gryffin musste ihm helfen und Harrys Hände von den Kindern lösen. Fenrir zog ihn an sich, während zwei seiner Leute den Eingang zur Schule bewachten. „Wie sind die anderen Kinder weggekommen?“ fragte Gryffin, die ziemlich verstörten Kinder. Einer der Jungen deutete auf einige Dinge, die auf dem Boden lagen. „Er hat gesagt, das sind…Boardschlüssel.“ stammelte das Kind. „Portschlüssel!“ rief Fenrir aus. Er wies seine Leute an, nach den Dingen zu greifen, denn viele von ihnen waren nicht in der Lage zu apparieren. Als alle fort waren hob er seinen Zauberstab und dann war auch er verschwunden.

Der Brief

Kapitel 4 - Der Brief
 

Die letzten Mitglieder des Rudels waren sicher am Rückzugsort angekommen. Familien, die getrennt wurden fanden sich wieder und die Verletzten wurden versorgt. Diejenigen, die mit Fenrir zusammen die Schule gestürmt hatten, erzählten den Anderen von dem, was Harry getan hatte und als Fenrir mit Harry auf dem Arm ankam, wurde er sofort umringt. Die Eltern der Kinder und auch einige Andere wollten sich bei ihm bedanken. „Jetzt lasst ihm erst mal etwas Luft. Severus!“ rief der Alpha und sah über die Menge der Leute hinweg. Er entdeckte den schwarzen Haarschopf und schob seine Rudelmitglieder kurzerhand zur Seite. „Du musst ihn hier draußen flicken. Wir müssen erst die Zelte aufbauen.“ sagte Fenrir, ließ Harry aber nicht los. Er wandte sich an die Anderen. „Ihr könnt ihm später danken. Seht erst mal zu, dass wir heute Nacht nicht im Freien schlafen müssen!“ das Rudel verstreute sich sofort, denn sie alle hatten den drohenden Unterton in seiner Stimme gehört. Snape sah den Anderen nach. „Ich hab schon gehört. Dass du immer den Helden spielen musst…“ seufzte er, lächelte Harry dabei aber zu.

Fenrir hatte Harry auf einem kleinen Felsen abgesetzt und hielt ihn nun fest, während Severus den Pullover mit einem Zauber zerschnitt, um besser an die Wunde zu kommen. Harry lächelte gequält. „Ich konnte doch nicht zulassen, dass ihnen etwas passiert.“ rechtfertigte er sich. „Ich weiß.“ sagte Severus nur und seufzte. „Ich werde die Wunde nähen müssen. Der Fluch verhindert ein magisches Zusammenwachsen.“ Er wartete ab, bis Harry nur nickte und beschwor dann das benötigte Material herauf. Während er den langen Schnitt nähte, wunderte er sich nicht, dass Harry keinen Mucks von sich gab. Der junge Mann kannte Schmerzen leider viel zu gut.

Fenrir hielt Harry an der Schulter fest, damit dieser nicht vom Felsen rutschte. Er räusperte sich und sofort klebten zwei große goldene Augen auf ihm. Er wunderte sich kurz, denn Harrys Augen waren noch vor kurzem grün gewesen. Er erinnerte sich daran, dass die Augenfarbe bei gebissenen Werwölfen am Anfang oft hin und her wechselte, da der innere Wolf sich erst beim nächsten Vollmond ganz entwickelt haben würde. Fenrir schüttelte den Kopf. Er machte sich zu viele Gedanken, um Harrys Augen. „Severus hat Recht. Du warst sehr mutig.“ sagte er dann mit tiefer Stimme. „Ich danke dir, dass du die Welpen gerettet hast.“ Harry war überrascht, aber er lächelte. Er hob eine Hand und legte sie auf Fenrirs, an seiner Schulter. „Natürlich.“ sagte er nur und zog seine Hand dann wieder zurück. Sein Herz schlug heftig gegen seine Brust. Seine Schulter wurde da, wo Fenrir sie berührte, immer wärmer. Severus war viel zu schnell fertig, denn sobald der Zauberer ihm einen Verband umgelegt hatte, ließ Fenrir ihn los. Er seufzte enttäuscht und erschrak über sein eigenes Verhalten. Sehnte er sich so sehr nach der Berührung des Alphas? Das musste der Wolf in ihm sein. In den letzten Tagen hatte er viele Bücher gelesen, die er nie zuvor gesehen hatte, denn sie waren von Werwölfen verfasst und in der Zaubererwelt nicht zu bekommen. Harry hatte viel über sich und das Leben im Rudel erfahren und er konnte nun einen Teil seiner Gefühle besser einordnen. Der Wolf in ihm versuchte, dem Alpha zu zeigen, dass er es wert war, im Rudel zu bleiben. Er ignorierte die Tatsache, dass das eigentlich dadurch geschah, dass der neue Werwolf den Alpha von seiner Stärke überzeugte. Da stand nichts über seltsame Gefühle, wie Herzklopfen, schwitzige Finger und flatternde Mägen.

„Fenrir, die Zelte stehen. Es sind aber nicht genug. Jetzt, wo wir Severus und Harry dabei haben und es gibt seit dem letzten Gebrauch neue Welpen. Die Familien bekommen jeweils ein Zelt und du auch.“ Sofort kamen einige Werwölfe auf sie zu und alle boten an, dass Harry bei ihnen bleiben könnte. Sie verehrten ihn für die Rettung der Welpen. Irgendwann reichte es Severus. Er konnte zusehen, wie schwer es Harry fiel, sich entscheiden zu müssen. Der junge Mann war vielleicht ein Held und ein sehr starker Zauberer, aber er war auch viel zu nett und er wollte niemanden verletzen oder zurückweisen. „Genug. Ich habe ein eigenes Zelt. Harry ist verletzt und muss medizinisch überwacht werden. Er wohnt bei mir.“ knurrte der Zauberer und stand damit einem Werwolf in nichts nach. Er bemerkte, wie Harry kurz traurig zu Fenrir sah, ihn dann aber anstrahlte. „Danke, Severus.“ sagte er. Die Werwölfe gingen wieder und begannen, nachzusehen, was für Vorräte sie hatten. „Warum hast du ein eigenes Zelt dabei?“ fragte Gryffin nun neugierig. „Wenn ich Pflanzen sammle. Ich bin oft Tage lang unterwegs und im Gegensatz zu euch Werwölfen würde ich im Freien krank werden oder erfrieren. Komm Harry.“ er zog Harry hoch und nahm ihn mit zu einem leeren Platz, wo er das magische Zelt mit einem kurzen Zauber aufbaute. Im Zelt sah er sich um. Es war geräumig und es gab sogar ein freies Zimmer. Kurzerhand zauberte Severus ein Bett herbei und ging dann in die Küche, wo er Wasser für Tee aufsetzte. Kurze Zeit später kam er mit zwei dampfenden Bechern zurück, reichte einen Harry und setzte sich dann zu ihm auf die Couch. Harry war still, schon die ganze Zeit, seit sie hier angekommen waren und auch das vermeintlich strahlende Lächeln, was der junge Zauberer ihm geschenkt hatte, war nicht echt. „Was ist los? Hast du Schmerzen?“ fragte Severus, obwohl er wusste, dass Harry, der eh eine ungesunde Schmerztoleranz besaß, nun als Werwolf eine noch höhere Schmerzgrenze hatte. Wie vermutet schüttelte Harry auch den Kopf und sah Severus dann hilflos an. Er konnte seinem ehemaligen Professor nicht sagen, was los war. Wie sollte er etwas erklären, was er selber nicht verstand? Es war sicher nichts. Das Flattern in seinem Bauch, wenn Fenrir bei ihm war, der Druck auf seiner Brust, wenn er fort war, so wie jetzt. Es gab aber noch etwas, was ihn beschäftigte und das konnte er Severus mitteilen. „Severus, ich glaube, die Zauberer waren wegen mir da.“ Severus zog eine Braue hoch. „Wie kommst du darauf?“ Er beobachtete, wie Harry auf seiner Unterlippe kaute. Seine Mutter hatte das auch immer getan, wenn es ihr schwer fiel, etwas zu sagen. „Einer der Männer hat seinem Kameraden zugerufen, dass sie nun die Bestien töten wollen, die Harry Potter auf dem Gewissen haben.“ Es tat ihm unendlich leid. Es war seine Schuld, dass so viele verletzt waren und dass die Werwölfe ihr zu Hause verloren hatten. Überrascht sah er auf, als sich eine schlanke Hand auf seine Schulter legte. Schwarze Augen bohrten sich tief in seine eigenen. „Du hast es immer noch nicht begriffen, oder?“ seufzte Severus und er schien ziemlich enttäuscht zu sein. Harry sah ihn fragend an. „Das war der Alte. Erst streut er die Gerüchte, du seist gefährlich, damit er den ganzen Ruhm einstreichen kann, dann verschwindest du plötzlich. Er hat keinen Sündenbock mehr. Wie löst er das Problem? Er tut wieder so, als seist du ein tragischer Held gewesen, ein Junge, den man noch hätte retten können, aber die bösen Werwölfe haben dich vorher ermordet. Zwei Fliegen mit einem Streich. Du giltst als tot, der Alte bekommt dein Vermögen und die Verabschiedung der Werwolfgesetze.“ Schockiert sah Harry den Älteren an. Severus Snape war wirklich lange in Dumbledores Nähe gewesen, um dessen Gedankengänge so gut vorhersagen zu können. Bei einer Sache musste er jedoch lächeln. „Warum lächelst du?“ fragte Severus, nun seinerseits verwirrt. Wie konnte Harry darüber nur lächeln? „Der Alte kommt nicht an meine Verliese.“ grinste er und freute sich wie ein Kind über Severus´ verdutzte Mine. „Wie, aber…er hat doch damit geprahlt, dass er dein Erbe sei.“ Harry strahlte noch breiter. „Das ist wahr, aber es gab Bedingungen.“ „Was für Bedingungen?“ Harry hob seine Finger und zählte die Bedingungen an den Fingern auf. „Erstens erbt er nur, wenn ich nicht durch einen Zauber sterbe. Gut, offiziell war es ein Werwolf, fällt also weg. Zweitens muss es eine Leiche geben. Die hat er nicht, ich lebe ja noch und drittens muss vorher noch jemand anderes sterben, denn Dumbledore ist nicht mein direkter Erbe. Ich habe noch jemanden vor ihm bedacht.“ lächelte Harry und sah Severus an. „An eine Leiche könnte er kommen. Es ist nicht schwer, einen toten Körper so zu verändern, dass er aussieht, wie du, aber wen hast du vor Dumbledore eingetragen? Und warum weiß er davon nichts?“

„Dumbledore weiß davon nichts, weil der Name nur ein mal in meinem ganzen Testament fällt und zwar in den Bedingungen. Das war Absicht, sonst wäre diese Person in großer Gefahr gewesen.“ Severus wurde langsam ungeduldig. „Wer ist es denn? Du musst der Person mitteilen, dass du noch lebst!“ Harry streckte die Hand aus und legte sie auf Severus´ Schulter. „Ich lebe noch.“ sagte er nur und Severus fiel alles aus dem Gesicht. Der Tränkemeister hatte sofort begriffen. Er konnte es aber nicht fassen. Sie waren nie Freunde gewesen. Bis vor kurzem hatten sie nicht einmal wirklich lange miteinander gesprochen. „Warum ich?“ wollte der Tränkemeister jetzt wissen. Harry zuckte nur mit den Schultern. „Ich hatte sonst niemanden. Sirius ist tot, Remus ist fort, meine Freunde haben sich von mir abgewandt…Du hast meine Mutter geliebt. Du warst ihr bester Freund. Sie wollte dich zu meinem zweiten Paten machen, aber vorher ist sie gestorben.“ bei den letzten Worten waren Tränen in Harrys Augen getreten.

„Woher weißt du das?“ fragte Severus, der selber schwer schlucken musste. Harry hob seinen Zauberstab. „Accio Brief.“ rief er und ein Bogen Pergament sauste aus seinem Rucksack auf ihn zu. Er reichte Severus das Schriftstück.
 

Lieber Severus,

Harry ist heute ein Jahr alt geworden. Er ist so schnell gewachsen. James und Sirius sind mit ihm im Garten. Der Mann hat seinem Patenkind doch tatsächlich einen Kinderbesen geschenkt. Kannst du das glauben? Ein Einjähriger auf einem Besen? Naja, ich habe ihn mit so vielen Schutzzaubern belegt, dass er sich sicher nicht verletzen kann. Ich nutze die Ruhe, um dir diese Zeilen zu schreiben. Severus, Dumbledore war gestern bei uns. Er hat von einer Prophezeiung geredet, die Harry betrifft. Ich habe Angst, dass er meinen Sohn in diesen Krieg hineinziehen will. Seine Ansichten über die magischen Wesen werden immer radikaler und seine Bemühungen Du-weißt-schon-wen zu töten beruhen anscheinend nur auf seinem Wunsch der mächtigste Zauberer der Welt zu werden. James und Sirius stehen ganz hinter ihm und sie verteidigen ihn, wenn ich sie auf meine Befürchtungen anspreche. Severus, der Krieg hat schon viele von uns das Leben gekostet. Wenn James und mir etwas passiert, dann hat der Junge nur Sirius und der steht zu treu hinter Dumbledore. Vielleicht irre ich mich, vielleicht spielt meine mütterliche Sorge mir nur einen Streich, aber wenn der schlimmste Fall eintrifft und James und ich sterben und Dumbledore versucht, Harry zu einer Waffe zu machen, dann will ich, dass er dich hat. Du kannst an Dumbledores Fassade vorbeisehen. Ich weiß, dass du ihm noch weniger traust, als ich. Bitte, Severus. Beschütze meinen Sohn, als sein Pate.
 

In Liebe

Lilly
 

Severus ließ das Pergament sinken. Er und Lilly hatten sich kurz vorher gestritten. Es ging um James und dass der nicht wollte, dass Severus zu Harrys Geburtstag kam. Der Zauberer war ein misstrauischer Mann gewesen und er hatte nie glauben können, dass Severus wirklich die Hände von Lilly lassen würde. Als Lilly es ihm sagte war er wütend geworden. Er hatte sie nie wieder gesehen. Die letzte Erinnerung, die er an sie hatte war, als er ihren toten Körper in ihrem zerstörten Haus in den Armen gehalten hatte.

Severus sah zu Harry. Er lächelte. „Wenn ich diesen Brief jemals erhalten hätte, hätte ich sofort zugestimmt. Warum hast du nicht eher etwas gesagt?“ Harry knetete seine Finger. „Ich habe mich nicht getraut. Jedem der mir nah stand sind schreckliche Dinge passiert. Deshalb wollte ich nicht, dass du mir zu nah bist.“ Severus verdrehte nur die Augen über diesen neuen Beweis für den dummen Heldenmut des ehemaligen Gryffindor. Er beließ es aber dabei und drückte kurz Harrys Schulter. „Dann sollte ich wohl dafür sorgen, dass man mich nicht für tot erklärt.“ Harry sah alarmiert auf. Der Tränkemeister würde doch wohl nicht offen in der Zaubererwelt auftreten? Das war zu gefährlich. Er galt öffentlich als Verräter an Dumbledore und der weißen Seite. Harry teilte Severus seine Sorge mit, aber der schüttelte nur den Kopf. „Als Slytherin habe ich das Glück, nicht unter dem Kopflosen Heldensyndrom zu leiden, wie die Gryffindor.“ Mit dieser Aussage traf Severus seinen gewohnten Lehrer-Tonfall so präzise, dass Harry ihn einen Moment lang nur verdutzt ansah. Erst nach einigen Sekunden begann der junge Zauberer zu lächeln und bemühte sich dabei um einen beleidigten Blick, was ihm aber kläglich misslang. „Was hast du dann vor?“ wollte Harry nun wissen, aber Severus schüttelte nur den Kopf. „Das erzähle ich dir, wenn der Plan umgesetzt wurde.“

Aufgeregte Stimmen und eine Anspannung, die er als Werwolf nun deutlich spüren konnte, hinderten ihn daran, Severus zu bedrängen. Alarmiert sahen sich die beiden Zauberer an. Wurden sie etwa schon wieder angegriffen? Beide griffen nach ihren Stäben und traten aus dem Zelt. Severus in seinen Roben, Harry mit einer Jeans und seinem Verband, beide die Stäbe erhoben und bereit, sofort zu kämpfen. Eine breit lächelnde Lisa schob sich in ihr Sichtfeld und brachte sie dazu, die Zauberstäbe einzustecken. „Amber ist da, mit ungefähr der Hälfte ihres Rudels. Als sie gehört hat, was passiert ist, haben ihre Leute Vorräte für uns zusammengepackt und wollen uns jetzt helfen, ein zweites Dorf aufzubauen. Wir werden es dann gemeinschaftlich als Rückzugsort nutzen. Ist das nicht wunderbar? Oh, Harry, ich bin so froh, dass es dir gut geht. Ich hab mir solche Sorgen gemacht. Gryffin redet ja nicht viel.“ plapperte sie drauf los, ihr jüngstes Kind auf der Hüfte. Die kleine Emily begann auch sofort freudig zu brabbeln, als sie Harry sah und streckte jammernd ihre kleinen dicken Arme nach ihm aus. Das Kleinkind gab erst Ruhe, als Harry sie auf dem Arm hatte. Severus sah Harry besorgt an. So ein kleines Kind wog nicht viel, vielleicht acht Kilo, aber er sorgte sich um die Narbe. Harry sah ihn mit hochgezogener Braue an. „Es geht mir gut.“ sagte er nur und Severus nickte. Er hatte den Unterton erkannt. Langsam aber sicher gewann der Werwolf in Harry die Oberhand und dieses Wesen machte sich nicht allzuviele Gedanken um Verletzungen. Auf der einen Seite befürchtete Severus, dass Harrys Leichtsinn nun noch mehr zunahm, auf der anderen Seite beruhigte ihn das Wissen, dass Harry zäher werden würde und dass Wunden rasant heilen würden. Na wenigstens ein Vorteil. „Das ist wunderbar. Wo ist sie?“ fragte Harry und Lisa ging ihm voran. Er konnte Amber ziemlich schnell ausmachen. Die Alpha trug eine braune Lederhose und einen dunkelgrünen Pullover und unterhielt sich mit Fenrir. Harry ging auf sie zu. Er wollte Amber gerne begrüßen, weil er die Werwölfin wirklich gern hatte, aber Fenrir verunsicherte ihn. Er hatte noch Lisas Tocher auf dem Arm, als die Alphas ihn bemerkten. „Harry. Es freut mich, dich wohlauf zu sehen.“ sagte Amber und ging lächelnd auf ihn zu. Sie drückte ihn kurz und vorsichtig und tippte Emily dann lächelnd auf die kleine Nase. „Lisa, deine kleine wird wirklich schnell groß.“ sagte Amber an Lisa gewandt, ohne aber die Augen von dem Kind zu nehmen. Erst als hinter ihr ein leises Hüsteln erklang sah sie auf. „Harry, ich wollte sie dir schon die ganze Zeit vorstellen, aber leider hat es nicht eher geklappt.“ Sie drehte sich zur Seite und Harry erwartete eine ähnlich herbe Frau, wie Amber es war. Die Frau, die aber hinter Amber zum Vorschein kam war zierlich. Sie war in dicke Kleidung eingehüllt und der Teil ihres Gesichtes, der nicht hinter dem Schal verschwand wirkte ziemlich blass. Die Frau zog ihren Schal ein Stück herunter und lächelte Harry an. „Hallo Harry. Ich bin Rose. Ich freue mich so, dich kennenzulernen. Noch schöner wäre es, wenn ich dabei nicht erfrieren müsste.“ die letzten Worte sagte sie etwas lauter und sie waren eindeutig an Fenrir und Amber gerichtet.

Lisa verabschiedete sich rasch von Harry und den anderen und nahm ihre Tochter mit, die quängelte, als sie aus Harrys Armen gehoben wurde. In Fenrirs Zelt zog Rose ihren dicken Mantel aus und sank auf einen gepolsterten Stuhl. Harry setzte sich neben Rose, verzog dabei aber das Gesicht. Fenrir konnte den Impuls, zu Harry zu gehen und zu sehen, ob alles in Ordnung war nur schwer unterdrücken. Amber hatte es natürlich bemerkt und um Fenrir zu beruhigen ging nun sie zu Harry. „Bist du in Ordnung?“ fragte sie ruhig und sah Harry an. „Ja, alles gut. Die Naht zwickt nur, wenn sie gedehnt wird.“ erklärte Harry. „Soll ich nachsehen?“ fragte Rose. „Rose ist Heilerin.“ erklärte Amber kurz, aber Harry schüttelte vehement den Kopf. „Nein. Alles gut, danke!“ sagte er etwas zu schnell. Rose zog eine Braue hoch. Sie kannte solche Patienten. Meistens war da noch mehr. „Ich weiß, dass du lügst.“ sagte sie mit fester aber sanfter Stimme. Als Harry weiterhin nur schwieg sah sie zu Amber und Fenrir. „Geht doch irgendwen rumkommandieren, ja?“ Amber beugte sich vor und küsste sie kurz und wollte mit Fenrir raus gehen, aber der blieb. „Fenrir?“ fragte sie, aber der Alpha blieb stur. „Es geht um die Narben. Ich habe sie doch schon gesehen. Warum….“ Rose erhob sich und schob sich zwischen Fenrir und Harry. „Weil es ihm offensichtlich unangenehm ist.“ sagte sie und sah Fenrir direkt in die Augen. „Er ist ein Werwolf.“ knurrte Fenrir. „Wir haben alle…“ aber Rose unterbrach ihn erneut. „Er war bis vor kurzem ein Mensch. Vergiss das nicht.“ zischte sie und Fenrir ging brummend hinter Amber her. „Alter Sturkopf…“ knurrte Rose und setzte sich wieder zu Harry. Der junge Werwolf sah ziemlich elend aus. Rose seufzte und drückte Harrys Bein. „Ich weiß, wie du dich fühlst.“ Harry schnaubte und sah sie nur traurig an. Rose bewegte sich und Harry hörte Kleiderrascheln. Verwundert sah er auf und senkte gleich wieder errötend den Kopf. Rose hatte ihre Bluse ausgezogen und saß nun nur in Hose und BH vor ihm. Rose lächelte. Sie war selbst erst seit drei Jahren ein Werwolf und hatte doch tatsächlich verdrängt, wie verklemmt Menschen bei nackter Haut waren. „Ich weiß wirklich, wie du dich fühlst. Sieh mich an.“ forderte sie sanft.

Es dauerte einige Sekunden, bis Harry den Kopf hob. Ihre Haut war hell und ganz glatt. Nicht eine Narbe war zu sehen. Er ließ den Blick weiter wandern und stockte. Erschrocken sah er zu ihr auf. Sie hob den rechten Arm und legte ihre Hand an die Stelle, wo eigentlich der Linke Arm sein sollte. „Amber durfte mich fast ein halbes Jahr nicht nackt sehen, geschweige denn anfassen, als ich ihn verloren habe.“ sagte sie lächelnd und strich sanft über die lange Narbe. Harry schluckte. Es tat ihm furchtbar leid. „Wie…“ fragte er, brach aber ab, weil ihm die Frage unhöflich vorkam. Rose beugte sich vor und drückte sein Knie. „Frag ruhig. Die Geschichte ist großartig.“ Harry sah sie verwirrt an, aber sie grinste nur. „Okay? Wie hast du ihn verloren?“ fragte er. „Ich habe ihn selber abgetrennt.“ sagte sie mit dramatischer Stimme, wurde dann aber wieder ruhiger. „Ich war Heilerin im Sankt Mungos. Ich war gut. Zu gut. Dumbledore wollte, dass ich für ihn arbeite. Ich habe zugesagt. Er war immerhin Dumbledore.“ Harry nickte nur verstehend. „Ah, ich bin froh, es jemandem zu erzählen, der genau weiß, was ich damit meine. Erst waren es kleine Arbeiten. Proben untersuchen, an Heilmitteln forschen. Dann, als er dachte, ich sei auf seiner Seite zeigte er mir alles. Ich sollte Experimente an magischen Wesen durchführen und Mittel finden, um sie zu töten. Krankheiten, die Menschen nicht betrafen. Ich war schockiert. Dumbledore war ein Kämpfer für die magischen Wesen gewesen. Ich lehnte ab. Er wusste nicht, dass ich die Gefährtin eines Werwolfes war. Amber und ich waren nicht gebunden, weil ich kein Werwolf war, deshalb konnte er es auch nicht testen. Sie wollte mich nicht beißen. Sie hat das alles geahnt. Sie hat irgendwie gewusst, dass Werwölfe bald auf der Abschussliste stehen würden. Dumbledore hat mich eingesperrt. Als ich es schaffte zu fliehen, hielt einer seiner Männer mich fest. Ich konnte ihn nicht verfluchen, weil seine Schutzzauber zu stark waren und sieh mich an…ich bin wirklich keine sonderlich starke Erscheinung. Er hat nicht damit gerechnet, dass ich meinen Arm abtrennen würde, bis er ihn in der Hand hielt und ich weglief. Ich wäre verblutet, wenn Amber mich nicht gebissen hätte.“

Harry hatte ihr gebannt gelauscht. Er schluckte schwer, als sie ihm erzählte, wie sie den Arm genau verloren hatte. „Ich finde, du bist sehr stark. Nicht jeder würde sich einfach so den Arm abtrennen.“ Er lächelte sie an. Sie war wahrscheinlich die Einzige, die ihn genau verstand. Severus hatte auch unter dem Alten gelitten, aber er war stark. Er hatte sich nie davon beeinflussen lassen. Rose war ihm sehr ähnlich. Sie hatten beide Opfer gebracht, Dumbledore hatte ihnen ihr Selbstvertrauen genommen und sie waren beide noch nicht lange Werwölfe. Sie beide wurden verwandelt, um nicht zu sterben. Der Unterschied war nur, dass Rose gerettet wurde, weil Amber sie liebte. Er selber wohl nur aus Mitleid. Um ihr zu zeigen, dass er ihr vertraute drehte er ihr den Rücken zu. Er spürte, wie sie die Bandagen abwickelte und erschauderte unter dem kühlen Luftzug, der nun seine frische Narbe traf. Ihre Finger wanderten kühl und erstaunlich sanft über seinen Rücken und tasteten die Naht ab. Er spürte etwas kühles auf seinem Rücken und dann wurde er wieder verbunden. Sie legte die Bandagen fester an, als Severus. Rose erklärte ihm, dass so die Spannung auf die Naht reduziert würde und nickte. Er drehte sich wieder zu ihr um. „Danke.“ sagte er und lächelte. Sie lächelte zurück. „Wofür?“ „Für deine Worte und…dass du…Fenrir…“ druckste er herum. „Dass ich Fenrir rausgeschmissen habe? Oh glaub mir, auf diese Gelegenheit habe ich schon lange gewartet.“ Sie lachte und brachte damit auch Harry zum Glucksen. „Harry, Fenrir ist erstens ein Mann, zweitens ein Werwolf und drittens dominant. Ich glaube es gibt keine ungünstigeren Voraussetzungen, wenn es um Feingefühl geht. Amber kann auch furchtbar taktlos sein. Für Fenrir ist dein Rücken nicht erwähnenswert. Amber war mein Arm auch völlig egal.“ „Aber Amber liebt dich.“ warf Harry ein.
 

Harry hatte den restlichen Tag damit verbracht, den anderen devoten Werwölfen mit den Vorräten zu helfen und einen Küchenpavillon zu bauen. Er musste seinen Rücken schonen und begnügte sich damit, die Vorräte aufzulisten. Am nächsten Morgen spürte er seinen Rücken nicht mehr. Kein Schmerz, nicht einmal ein winziges Ziepen war zu spüren. Er wunderte sich erst, dann machte er sich sorgen. Er kannte das von seinen früheren Verltzungen. Wenn es plötzlich nicht mehr weh tat, war die Wunde so entzündet und vereitert, dass das Gewebe begann abzusterben. Das hatte er schon zwei mal erlebt und es dauerte ewig, bis so etwas wieder verheilt war. Leise schlich er zu Severus, der noch schlief. Er weckte ihn ganz vorsichtig. „Was?“ knurrte der Tränkemeister und öffnete müde ein Auge. Ein gemurmelter Tempus verriet ihm, dass es nicht einmal vier Uhr Morgens war. „Ich spüre die Wunde nicht mehr.“ flüsterte Harry. „Freu dich…“ brummte Severus und schloss wieder die Augen, dann setzte er sich aber auf. Er hatte denselben Gedanken, wie Harry zuvor. Er entfernte die Bandagen, nachdem er Licht gemacht hatte und runzelte die Stirn. Er piekte auf die Stelle, wo die Naht gewesen war. Er griff nach einer kleinen Schere und einem Messer. Harry hatte die Instrumente bemerkt und wurde unruhig. „Und? Wie sieht es aus?“ fragte er und machte sich für das Schlimmste bereit. Severus werkelte an seinem Rücken rum und dann piekte es leicht mehrere Male. Eine Hand erschien in seinem Blickfeld und er erkannte die kleinen Fadenstücke. Er schnüffelte daran und drehte sich zu Severus um. Er roch nichts. Keine Fäulnis, kein Eiter, nicht einmal Blut. „Deine Gene dürften jetzt fast vollkommen verändert sein. Die Werwolf-Heilkräfte sind bei dir außergewöhnlich stark ausgeprägt. Alles verheilt.“ informierte Severus nur. Harry riss die Augen auf. „Komplett?“ Severus nickte. „Und jetzt lass mich weiterschlafen, du Plage.“ Harry sprang auf und hüpfte aus dem Zimmer. Er war gar nicht mehr müde. Anstatt also noch einmal ins Bett zu gehen zog er sich Hose, Socken, Schuhe und einen Pullover an und trat aus dem Zelt. Da es Winter war, war es noch stockdunkel. Der fast volle Mond stand schon sehr tief. Er sog die kalte Luft tief in seine Lungen und lächelte. Ein paar Schneeflocken fielen und er fing eine auf, die aber sofort schmolz. Harry zog seinen Zauberstab und trat auf das freie Feld, wo die Fundamente der ersten Häuser standen. Er schwang seinen Stab einige male und stellte alle sieben Häuser fertig. Die Folgen dieser Anstrengung blieben aber erstaunlicherweise aus. Beflügelt von dieser Kraft rannte er los und errichtete Schutzzauber um das gesamte neue Dorf herum. Diese waren stärker, als die im alten Dorf, weil er sie hier komplett neu errichten konnte und nicht auf einer unsicheren Konstruktion aufbauen musste.
 

Als Fenrir wach wurde herrschte draußen schon geschäftiges Treiben. Er hatte sich noch eine Moralpredigt von Rose anhören dürfen, dass Harrys menschliche Seite noch sehr präsent war und dass es für ihn noch schwer war. Er trat aus seinem Zelt und staunte nicht schlecht, als er bemerkte, dass sieben Häuser schon standen. Er sah, dass gerade an fünf neuen Fundamenten gebaut wurde und dass sein neues Langhaus auch schon sehr weit war. Er schnappte sich einen der Männer. „Wann zur Hölle seid ihr aufgestanden?“ fragte er und deutete auf die Häuser. „Das war schon so, als wir aufgestanden sind. Harry hat das in der Nacht gemacht.“ antwortete der Werwolf nur und ging dann weiter, um mit einem Balken zu helfen. Fenrir knirschte mit den Zähnen. Er lief zu Severus und Harrys Zelt und trat ein. „Hat er sich wieder so verausgabt, dass er flach liegt? Oder ist er diesmal im Koma gelandet? Ich spüre mächtige Schutzzauber um uns herum.“ fauchte er.

Severus streckte den Kopf aus der Küche, in der er gerade Kräuter für Tränke kleinschnitt. „Harry? Nein. Der ist draußen. Sieh mal bei dem neuen Langhaus nach.“ sagte Snape nur ruhig. Er musste grinsen, als der Alpha wieder ging. Er hatte genauso reagiert, als er Harrys Werk gesehen hatte, aber das musste der Alpha ja nicht wissen.

Fenrir stapfte durch den Schnee auf das neue Langhaus zu und sah sich suchend um. Lisa näherte sich ihm und lächelte. „Falls du Harry suchst, sieh mal nach oben.“ sagte sie und lief weiter. Fenrir hob den Blick und sah Harry auf dem obersten Dachbalken sitzen und Bretter festnageln. Der junge Werwolf trug nur eine Jeans und Schuhe. Als Werwolf fror er nicht und die Arbeit war wohl so anstrengend, dass ihm richtig warm war. Er hörte ihn lachen und sein Magen wurde zu einem Klumpen, als er zusehen musste, wie Harry sich hinstellte und auf dem Balken balancierte. „Harry!“ rief er und rannte los, als er sah, wie der Jüngere sich erschrocken zu ihm umdrehte und das Gleichgewicht verlor. Er wurde langsamer, als er bemerkte, dass Harry nicht fiel, sondern nur in der Luft hing, wie in Seilen. Fenrir wartete, bis Harry heruntergeklettert war und musterte ihn eindringlich. Er drehte ihn herum, um sich die Wunde anzusehen, stockte aber. Harry wandt sich aus seinem Griff und trat einen Schritt zurück. „Sie ist verheilt.“ sagte er nur und verschränkte die Arme unsicher vor der Brust. Er fühlte sich unglaublich nackt vor dem Alpha und griff kurzerhand nach dem Hemd, das er sich um die Hüfte gebunden Hatte. Er schlüpfte hinein und fühlte sich sofort sicherer. Fenrir runzelte kurz die Stirn, nickte dann aber, als würde er etwas verstehen, wovon Harry keine Ahnung hatte. „Jeder Werwolf hat andere Stärken. Scheint, als wären bei dir die Selbstheilungskräfte besonders stark. Das wirkt sich auch auf deine Energie beim Zaubern aus. Du regenerierst dich viel schneller.“ er machte eine Ausladende bewegung zu den fertigen Häusern hin. Harry nickte verstehend. Deshalb konnte er also in der Nacht so viel Magie wirken, ohne müde zu werden. Ehrfürchtig blickte er auf seine Hände, als könnte er unter der Haut die Werwolfmagie sehen. Rasch nahm er die Hände runter und sah zu Fenrir auf. Ich habe einen Schutzwall erschaffen. „Im Moment ist er nur für unser Rudel und das von Amber durchlässig. Soll noch jemand hinein?“ Fenrir überlegte einen Moment und nickte dann. „Die anderen Rudel müssen auch alle eingeschlossen werden. Ich kann es mir nicht leisten einen vor den Kopf zu stoßen.“ Harry sah ihn überrascht an. „Was?“ brummte der Alpha. „Je mehr Leute ich einschließe, desto unsicherer wird der Schild.“ erklärte Harry nur. „Gibt es eine Möglichkeit, alle einzuschließen und den Schild trotzdem stabil zu machen?“ wollte Fenrir wissen. Harry biss sich auf die Unterlippe und kaute darauf herum, während er nachdachte, ohne zu wissen, was er damit bei dem älteren Werwolf auslöste.
 

Fenrir wartete ab, während Harry nachdachte. Als sein Blick aber wieder auf den Jüngeren fiel und er bemerkte, wie der, ins Grübeln vertieft, auf seiner Lippe rumkaute, grollte er leise. Dieses Geräusch brachte Harry dazu, zu ihm aufzusehen. Fenrirs Blick lag noch auf der nun leicht geschwollenen und geröteten Lippe, ehe er beinahe in den goldenen großen Augen versank. Sie sahen einander eine Weile so in die Augen und in Fenrir begann sich etwas zu regen. Auch Harrys innerer Werwolf hob neugierig den Kopf und jaulte sehnsüchtig auf, als er Fenrirs Nähe bemerkte.

Der erste Vollmond

Kapitel 5 - Der erste Vollmond
 

Fenrir hatte ihren Blickkontakt als erster gelöst. Der Alpha hatte kurz seinen Kopf geschüttelt, als würde er eine Fliege vertreiben und Harry dann darum gebeten, über das Problem nachzudenken, was Harry auch versprochen hatte. In Versprechen war er gut, aber die Lösung zu finden war deutlich schwieriger. Er grübelte nun schon seit drei Tagen über das Problem nach und bisher war ihm keine Lösung gekommen. Da seine Magie nun so stark war, schafften sie es gemeinsam innerhalb dieser drei Tage fast alle Häuser fertig zu stellen, sodass die Familien und die devoten schon alle ein festes Dach über dem Kopf hatten. Auch Severus war vorgezogen worden, da dieser mehr Platz für die medizinische Versorgung des Rudels benötigte. Die dominanten Werwölfe ohne Familie oder Partner schliefen alle in dem großen Vorraum von Fenrirs Langhaus. Dort war mehr als genug Platz, um alle aufzunehmen.

Fenrir sah sich zufrieden um. Sie kamen sehr gut voran, besonders dank Harry. Er hatte eine Liste erstellt und die einzelnen Devoten vorerst in Häuser zusammengesteckt. Immer zwei teilten sich nun ein Haus und schon einige hatten ihm versichert, dass es sogar noch besser war, als alleine zu wohnen. Fenrir freute sich darüber, denn das bedeutete, dass sie weniger Häuser bauen mussten und die Devoten noch sicherer waren. Niemand aus seinem Rudel würde einen Devoten aus dem Rudel bedrängen, aber er war sich nicht sicher, ob sich alle ungebundenen Dominanten aus den anderen Rudeln daran halten würden. Trotz seiner Liste hatte er aber das Gefühl, jemanden vergessen zu haben, doch er kam nicht drauf. Erst, als die Tür zu seinem Haus langsam aufging und ein junger Mann zusammen mit einem zweiten Mann eintrat, fiel es ihm ein. Der Dominante war aus seinem Rudel und er hatte seinen Gefährten in Ambers Rudel gefunden. Der Mann hatte ihm erzählt, dass er seinen Gefährten zu sich holen würde, aber er hatte es vergessen. Jetzt gab es ein Problem. Sie hatten ein Haus zu wenig. Normalerweise machte es nichts, wenn sie im Zelt schlafen müssten, aber der Schutzschild war immernoch sehr durchlässig und die Häuser boten etwas mehr Schutz. Fenrir wollte nicht, dass auch nur eines seiner Rudelmitglider eventuell gefährdet sein könnte. Nicht, nachdem sie bei dem Überfall einige verloren hatten. Und im Langhaus mit den ungebundenen Dominanten konnte er sie auch nicht unterbringen. Sein Zimmer war ihm heilig und der Gefährte des Neuankömmling würde durchdrehen, wenn so viele Dominante Werwölfe in direkter Nähe zu seinem frisch gebundenen Gefährten schlafen würden. Sie unterhielten sich gerade über das Problem, als Harry herein kam. Der Zauberer wollte gerade loslegen, als er die zwei Werwölfe bemerkte. „Oh…entschuldigung.“ sagte er und lächelte die beiden Fremden verlegen an. „Harry, gut, dass du da bist.“ sagte Fenrir und bei diesen Worten wurde es in Harry warm. „Kannst du heute noch ein Haus fertig stellen?“ fragte der Alpha und sah ihn aufmerksam, aber distanziert an. Harrys gute Laune war wie weggeblasen. Er schüttelte traurig den Kopf. „Nein, tut mir leid. Meine Reserven sind aufgebraucht. Ich habe das Problem mit dem Schutzschild gelöst.“ Jetzt stand Fenrir auf. „Wie?“ wollte er wissen. Seine Laune besserte sich gerade.

Harry erklärte ihm, dass er an dem Schutzschild nichts ändern konnte, aber er hatte die Häuser mit einzelnen Schutzschilden belegt, sodass nur ihre Rudelmitglieder sie betreten konnten. Jeder andere musste von den Hausbesitzern erst hineingebeten werden. „Perfekte Lösung. Ich danke dir, Harry. Jetzt müssen wir nur noch sehen, wie wir euch unterbringen.“ sagte Fenrir und musterte das junge Paar. „Sie können doch vorerst mein Haus haben.“ schlug Harry sofort vor. Er hatte alleine ein Haus bekommen, da die gesamte untere Etage nur aus einem Zimmer bestand, das zum Unterrichten genutzt werden sollte. „Und wo schläfst du dann?“ fragte nun der Dominante Werwolf. „Bei Severus.“ sagte Harry lächelnd. Sein Lächeln erstarb aber, als Fenrir den Kopf schüttelte. „Du kannst nicht bei der Fledermaus schlafen. Er hat ein Kind mit Wolfspocken in Behandlung. Die sind sehr ansteckend und da du kein geborener Werwolf bist und dich so als Kind nicht angesteckt hast, sind sie für dich sogar gefährlich.“ Harry senke bedrückt den Kopf. Er wollte nicht bei den anderen Rudelmitgliedern schlafen. Er würde sich wie ein Eindringling in deren neu gewonnener Sicherheit fühlen. „Kann ich nicht bei den Anderen hier im Vorraum schla…“ Fenrir schlug mit der Faus auf den Tisch. Es tat ihm sofort leid, als er bemerkte, wie Harry zusammenzuckte und ihn mit Angstgeweiteten Augen ansah. „Schlägst du gerade wirklich vor, dass ich dich, einen ungebundenen Devoten Werwolf, mit einem Haufen ungebundener Dominanter Werwölfe in einem Raum schlafen lasse?“ Harry rang mit den Händen. „Ich vertraue ihnen…“ murmelte er. Fenrir seufzte. Er gab den beiden Werwölfen einen Wink. Sie sollten sich nach Harrys Haus erkundigen und erst mal da bleiben. Er hatte einen Plan. Als die beiden gegangen waren ging er auf Harry zu. „Ich traue ihnen auch, aber sie werden die ganze Nacht daran denken, dass du direkt neben ihnen liegst. Zum Greifen nah. Sie werden die ganze Nacht kein Auge zu tun.“ Harry sah zu ihm auf. „Und wo soll ich dann hin?“ fragte er und seine Stimme war nicht mehr, als ein Flüstern, denn Fenrir stand so dicht bei ihm, dass er dessen berauschenden Duft wahrnahm. „Du kannst bei mir schlafen.“ Harrys Herz machte einen Satz. Die Kreatur in ihm brüllte zufrieden und bei Fenrir sah es nicht anders aus. „Hol deine Sachen. Es ist schon spät und die Anderen werden nach und nach alle herkommen.“ brummte Fenrir leise. Harry fiel es schwer sich von Fenrir zu entfernen, aber er lief los, um seine Sachen zu holen. Als er zurückkam richteten sich mehrere dutzend Augenpaare auf ihn. Harry schluckte. Die Anspannung im Raum war beinahe greifbar. Dann fingen sie alle an zu jubeln. Mehrere Hände griffen nach Harry und zogen ihn auf eine der Bänke. Ein Becher wurde ihm in die Hand gedrückt und man prostete ihm zu. Er trank einen Schluck und hustete dann, als das Getränk brennend seine Kehle hinunterlief. Einer der Männer klopfte ihm auf den Rücken und lachte. „Wo ist…Fenrir?“ fragte Harry keuchend, als er wieder Luft bekam. Seine Augen tränten. „Der kommt gleich. Es gab ein Problem mit einem Jungwolf.“ erklärte der Werwolf, der links neben Harry saß und schenkte ihm nach. „Solange können wir ja auf dich trinken.“ rief ein weiterer. Harry sah ihn überrascht an. „Auf mich?“ Die Werwölfe lachten. „Natürlich auf dich. Du hast unsere Welpen gerettet und die Häuser fast alleine errichtet. Einer der Welpen ist mein kleiner Bruder. Danke, Harry.“ Harry sah den Werwolf zu seiner Rechten an, der gesprochen hatte. Der junge Mann sah gut aus. Er hatte haselnussbraune Haut, schwarze Schulterlange Haare, die zu einem Zopf gebunden waren und einen Kinnbart. Unter dichten schwarzen Wimpern blitzten ihm zwei goldene Augen entgegen. Der junge Mann lächelte und hob sein Glas. „Auf dich.“ flüsterte er mit tiefer Stimme und nahm einen Schluck. Harry trank auch, obwohl es wieder brannte. Diesmal musste er nicht husten. Als man ihm erneut einschenkte wollte er ablehnen, aber davon wollten die Anderen nichts hören. Der hübsche junge Mann legte ihm irgendwann einen Arm um die Schultern. Harry versteifte sich etwas und hoffte, dass Fenrir bald zurück kam. Nach mehreren Bechern von diesem Getränk wurde er aber immer entspannter. Seine Sicht wurde leicht verschwommen und er sank gegen den Mann, der ihn im Arm hielt. Er kicherte, als der ihn fragte, ob er schon wüsste, wer sein Gefährte war. Fenrir! schrie es in ihm, aber Harry schüttelte nur den Kopf. Er musste sich irren. Schließlich müsste der Andere auch etwas fühlen, wenn sie tatsächlich Gefährten waren und Fenrir schien für ihn nichts zu empfinden, was über den Zusammenhalt im Rudel hinausging. „Erlaubst du mir dann, um dich zu werben?“ fragte der Werwolf mit einem verführerischen Lächeln auf den Lippen. Harry sah ihn verständnislos an. Er fühlte nichts für den jungen Mann. Ja, er sah gut aus und er war nett und wirklich anziehend, aber sonst? Es war nicht, wie das, was er in Fenrirs Nähe spürte. Der Alkohol machte ihn aber träge und das verstand der Mann wohl als Zustimmung. Er strich über Harrys Wange. Eine große raue Hand schob sich in Harrys Gesichtsfeld und umfasste das Handgelenk des Casanovas mit Leichtigkeit. Der junge Werwolf keuchte, als Fenrir ihn abrupt von Harry weg riss. „A-Alpha?“ fragte der Mann verwirrt. Fenrir mischte sich nie ein, wenn die ungebundenen Dominanten anfingen, einen Devoten zu umwerben. Wenn es den Devoten nicht passte, konnten sie sich gut genug wehren. „Was soll das werden, Colin?“ knurrte der Alpha wütend. Colin. So hieß er also, dachte Harrys träges Hirn. Der Angesprochene sah seinen Alpha kurz wütend an, wandte dann aber den Blick ab. „Warum mischt sich mein Alpha ein, wenn ich einen ungebundenen Devoten darum bitte, um ihn werben zu dürfen?“ knurrte Colin. Der Unterton in seiner Stimme war aber unterwürfig. Er sprach immerhin zu seinem Alpha. Fenrir knurrte zurück und fixierte ihn. „Normalerweise wäre es mir egal, aber Harry ist noch keinen Vollmond alt. Er kennt unsere Sitten und Gebräuche noch nicht. Er wüsste nicht, was hinter dieser Frage steht. Weil er noch sehr menschlich ist, ist er wie ein Welpe. Er braucht Schutz. Keinen Verehrer. Außerdem ist er sturzbetrunken.“ bellte Fenrir.

Harry versuchte, der Unterhaltung zu folgen, aber es dauerte lange, bis er begriff, dass es um ihn ging. Wegen dieser Verzögerung, war es umso komischer, als er irgendwann aufstand und lallend behauptete, nicht betrunken zu sein. Fenrir zog eine Braue hoch, was Harry so sehr an Severus erinnerte, dass er anfing zu kichern. Er konnte gar nicht mehr aufhören. „Was ist so komisch?“ fragte Fenrir nur ruhig. Er musste sich zusammenreißen, um nicht zu lächeln. Obwohl diese Situation ziemlich angespannt war, war Harrys Lachen so mitreißend und ansteckend. Die ersten Werwölfe um ihn herum begannen schon zu lächeln. „Du…Augenbraue…wie…wie Severus….“ prustete Harry erstickt und hielt sich den Bauch. Jetzt johlten die Werwölfe auch los, aber ein Blick von Fenrir genügte, dass sie sich wenigstens bemühten ernst zu bleiben. Fenrir konnte gut damit leben, wenn man Späße auf seine Kosten machte, wenn es nicht übers Ziel hinaus schoss. Er war immerhin ein Werwolf. Nicht so verklemmt und ernst, wie die Vampire. Er wusste, dass er den Respekt eines jeden Werwolfes in seinem Rudel sicher hatte, deshalb ließ er sie auch mal über ihn lachen. „Alles klar, du bist doch betrunken. Ab Marsch. Schlafen!“ befahl Fenrir und Harry schmollte. Unter Fenrirs Unnachgiebigem Blick verschwand er aber torkelnd im Bad und dann zu Fenrirs Zimmer. Bevor er reinging drehte er sich noch mal zu den versammelten Werwölfen um und lächelte strahlend. „Danke für den…**hicks**…schönen Abend…machen wir…wieder.“ und damit verschwand er. Die Werwölfe prusteten erstickt und Fenrir schmunzelte. Er griff nach Harrys Becher und schnupperte daran. Er kannte diesen Schnaps. Das fiese Zeug hatte nicht mal einen Namen. „Kein wunder, dass er so betrunken ist. Der Becher ist fast leer.“ stellte Fenrir fest und sah die ungebundenen der Reihe nach vorwurfsvoll an, lächelte aber dabei. „Der Becher ist fast leer? Das ist bestimmt sein siebter, oder?“ die anderen nickten zustimmend. „Sein siebter?“ rief Fenrir aus. Er selber konnte nach zehn Bechern nicht mehr stehen. Er starrte auf seine Zimmertür. „Der läuft noch nach sieben Bechern…“ komischerweise machte ihn das Stolz.

Als Fenrir sein Zimmer betrat und sein Blick auf das leere zweite Lager fiel, das er für Harry aufgebaut hatte, klopfte sein Herz kurz besorgt, dann witterte er den Jüngeren aber und folgte der Spur zu seinem eigenen viel größeren Lager. Mitten auf dem Haufen aus Fellen, decken und Matratzen machte er eine kleine Erhebung aus. Er schob mehrere Schichten dünner Decken zur Seite, bis er schließlich Harrys schmales Gesicht freilegte. Der junge Werwolf musste sofort eingeschlafen sein und weil er so betrunken war, hatte er das kleinere Lager nicht bemerkt und war Fenrirs Geruch bis hier hin gefolgt. Seufzend schälte Fenrir sich aus seiner Kleidung, behielt aber in Rücksichtnahme auf Harry seine Boxershorts an. Er setzte sich an den Rand des Lagers und streichelte über Harrys Wange. Harry schmiegte sein Gesicht im Schlaf gegen seine Hand und seufzte leise. Ein gequälter Ausdruck legte sich auf Fenrirs Gesicht. „Was mache ich nur mit dir?“ flüsterte er und betrachtete das Gesicht des Schlafenden. „Der Gefährte eines Alphas zu sein ist gefährlich. Ich kann meinen Gefährten nicht noch einmal verlieren. Wenn ich dich an meine Seite hole werde ich dich irgendwann verlieren. Aber wenn ich dich wegstoße werde ich dich auch verlieren.“ Fenrir sprach ganz leise. Er sah aus dem Fenster und beobachtete den fallenden Schnee, der von den Fackeln im Lager angestrahlt wurde. Im Zimmer selber war es dunkel, doch dank seiner Werwolfsinne konnte er alles sehen. Die kühle Luft machte ihm nichts. Eine windböhe verwirbelte sein langes Haar. Er betrachtete die grauen Strähnen, die mit den letzten Jahren zugenommen hatten. Er hielt die Strähne zwischen seinen Fingern und sah dann wieder auf Harrys pechschwarzes Haar, das sich in wilden Strähnen über das Kissen ergoss. Es war mittlerweile etwas über Schulterlang und Lisa und einige andere devote hatten es mit winzigen Flechtezöpfen verziert. „Du bist viel zu jung für mich…“ seufzte der Alpha. „Ich muss dich freigeben. Ich werde dich verlieren, aber wenigstens wirst du leben.“ Unwillkürlich flackerte Colins Gesicht vor seinem inneren Auge auf. Der Gedanke, dass Harry einem Anderen gehören würde zerriss etwas in ihm, aber er wusste, dass es früher oder später dazu kommen würde. Harry sah gut aus, er war stark und mächtig. Das würden die jungen Dominanten an ihm bewundern. Ein starker Gefährte war etwas, was sie alle wollten. Zusätzlich war Harry ausgesprochen sanft, besonders für einen Werwolf und so lieb. Er würde seinen Gefährten niemals hintergehen und sich immer kümmern. Besonders um Kinder, die er vielleicht haben würde.

Harry liebte die Kinder aus dem Rudel. Er war der perfekte Partner. Die jungen Männer aus seinem Rudel würden sich gegenseitig zerfleischen, wenn klar würde, dass er keine Ansprüche auf Harry erheben würde. Bisher waren seine Intentionen, was Harry anging, zu unklar, als dass die ungebundenen etwas versuchen würden. Colin war ganz schön mutig.

Fenrir hatte sich zu Harry gelegt und ihn in seinen Armen gehalten. Es würde das letzte Mal sein, dass er Harry so halten würde. Dieser Gedanke ließ ihn nicht schlafen. Er lag die halbe Nacht wach und versuchte sich jede Einzelheit von Harrys schlafendem Gesicht einzuprägen. In der nächsten Nacht würde es Vollmond sein. Er würde Harry durch die Verwandlung helfen und die letzte Nacht mit ihm verbringen. Dann würde er ihn freigeben.
 

Sie schliefen sehr lange. Das ganze Rudel war still. Die Werwölfe würden an diesem und am nächsten Tag nicht arbeiten, denn sie würden die ganze Nacht wach sein. Viele konnten sich auch ohne den Vollmond verwandeln, aber an Vollmond war es doch noch etwas besonderes. Das ganze Rudel würde verwandelt sein und alle würden die Kraft in sich deutlich spüren. Fenrir war vor Harry wach und lief zu Gryffins Haus. Die Sonne stand schon sehr tief und Gryffin war offenbar auch gerade erst aufgestanden. „Fenrir…was machst du denn hier?“ fragte Gryffin überrascht. Er hatte seinen Alpha nicht erwartet und normalerweise ließ der ihn rufen, wenn er etwas wollte. „Gryffin, ich möchte, dass du dich heute Nacht um die Ordnung kümmerst.“ sagte Fenrir. Normalerweise war es seine Aufgabe bei Vollmond streitende Jungwölfe zu trennen und ein Auge auf die ungebundenen Devoten zu werfen. Wenn sie in menschengestalt auch gesittet waren, so übernahmen an Vollmond die animalischen Triebe gerne mal die Führung und er wollte keine Verletzten. Sie konnten nichts dafür, aber die jungen Werwölfe konnten sich noch nicht so gut kontrollieren. Diese Fähigkeit erhielten sie erst vollständig, wenn sie die Ruhe der Bindung spürten. Fenrirs Bindung war mit dem Tod von Tobias zwar zerrissen, aber er war kein junger Wolf mehr. Er hatte die absolute Kontrolle. „Natürlich, aber warum?“ fragte Gryffin. Er wusste, Lisa würde ihm helfen und auf die ungebundenen achten, wenn er losging, um Streithähne zu trennen. Es war aber sehr unüblich, dass er diese Aufgabe übernehmen sollte. Das letzte mal hatte er es getan, während Fenrir in den Diensten dieses dunklen Zauberers stand und versuchte, ihnen mehr Freiheiten zu erkämpfen. „Ich helfe Harry durch die Umwandlung und bleibe in der Nacht bei ihm. Ich habe ihn erschaffen. Es ist meine Verantwortung, dass er sich zurecht findet.“ erklärte Fenrir und bemühte sich etwas zu sehr um einen neutralen und ruhigen Tonfall. Gryffin war klug genug, um Fenrir nicht auf diese offensichtliche Lüge anzusprechen. Eine Lüge war es ja nicht einmal. Es war tatsächlich seine Aufgabe, aber die Sorge, die der Alpha für den Neuankömmling hatte wog mehr. Alle, die Fenrir gut kannten wussten um die problematischen Gefühle ihres Alphas, aber sie würden ihm keine Ratschläge geben. Fenrir musste sie von selbst darum bitten. Es stand ihnen einfach nicht zu, ihren Alpha zu kritisieren, oder sich gar in dessen Privatleben einzumischen. Das würden höchstens die Anführer der anderen Rudel oder einer der Ältesten aus ihrem Rudel tun. Vielleicht noch Severus, aber der hielt sich meistens zurück. „Natürlich, Fenrir. Ich verstehe.“ nickte Gryffin und sah Fenrir dann nach, der zurück zu seinem Langhaus lief.
 

„Harry? Du musst aufwachen. Der Mond geht gleich auf.“ Fenrir rüttelte leicht an Harrys Schulter. Harry murrte und setzte sich dann gehorsam auf, hielt die Augen aber geschlossen. „Der Mond? Meinst du nicht die Sonne?“ fragte er verschlafen und gähnte. Fenrir schmunzelte, machte aber sofort eine steife Mine, als Harry die Augen öffnete. Er sah hinreißend aus, mit dem verwuschelten Haar und den vor Müdigkeit kleinen Augen. „Nein, der Mond. Der Vollmond.“ sagte Fenrir ruhig und zog Harry die Decke langsam weg. Es dauerte einen Moment, bis die Information in Harrys Hirn ankam, dann war die Müdigkeit aber vergessen und seine Augen weiteten sich vor Angst. Er begann zu zittern, was Fenrir absolut nicht verstehen konnte. „Was hast du denn?“ fragte er verwirrt. Harry sah ihn panisch an und der Wolf in Fenrir fauchte. Der Werwolf ertrug es nicht, Harrys panisches Gesicht zu sehen und seine Angst zu riechen. Fenrir legte seine Hände auf Harrys nackte Schultern und zog ihn sacht zu sich. „Remus…er hatte furchtbare Schmerzen…er konnte sich nicht mehr kontrollieren…“ sagte Harry mit zittriger Stimme. Fenrir tat das sehr leid. Es gab einige Werwölfe, die versuchten, ihr Wesen zu verleugnen. Dumbledore war daran Schuld, dass gebissene Werwölfe mit ihrem neuen Wesen nicht zurecht kamen und es als Krankheit ansahen. Sie hatten keinerlei Kontakt zu ihrem inneren Wesen und versuchten es, mit dem Wolfsbanntrank zu betäuben, was den Werwolf so sehr verstümmelte, dass er nur noch eine Triebgesteuerte Bestie war, wenn er mal entfesselt wurde. Er hatte schon viele dieser Werwölfe getötet. Sie waren nicht wie die Werwölfe in den Rudeln. Sie waren eine ganz eigene Spezies. Monster ohne Sinn und Verstand. Es tat ihm Leid, dass Harry die Verwandlung eines dieser Wesen beobachten musste. Natürlich hatte er nun Angst. Er hob Harrys Kinn sanft an und streichelte ihm eine Träne weg. „Du musst dich nicht fürchten. Remus hat seinen Werwolf mit dem Banntrank verstümmelt. Er hatte nie Kontakt zu ihm und deshalb konnte er sich nicht mehr kontrollieren. Er hat sich gegen die Verwandlung gewehrt, deshalb hatte er Schmerzen.“ erklärte Fenrir mit ruhiger Stimme. „Der Werwolf ist kein eigenständiges Wesen, das in dir lebt. Du bist der Werwolf. Er ist nicht wie eine Krankheit, die dich befällt. Sieh ihn, wie eine Animagusgestalt. Nach der Verwandlung wirst du dich ein wenig verändern, aber du wirst immernoch du sein. Wenn du es schaffst, mit dem Werwolf komplett zu verschmelzen, wird er dich stärken und deine Schwächen etwas ausgleichen. Du wirst ruhiger und ausgeglichener sein. Es wird nicht weh tun, wenn du dich nicht wehrst.“ Harry glaubte ihm. Er spürte, wie ehrlich Fenrir war. Dass er sich verändern würde gefiel ihm nicht sonderlich, aber er würde immernoch erselbst sein. Das hatte Fenrir ihm versprochen. Er nickte und klammerte sich an Fenrirs Oberarme. Er wollte nicht alleine sein, dafür war die Furcht noch zu groß. Fenrir verstand ihn, ohne dass er etwas sagen musste. Der Ältere nahm seine Hand und half ihm auf. „Zieh dich aus.“ sagte er ruhig und begann damit, sich sein Hemd auszuziehen und dann seine Hose abzustreifen. Harry schluckte schwer. Fenrirs Körper war perfekt. Die Muskeln unter der Haut waren geschmeidig, er war gebräunt und seine Narben standen ihm gut. Er selber war, trotz der Fürsorge der älteren Frauen im Rudel noch ziemlich dünn und blass. Mit zittrigen Fingern machte er sich an seiner Hose zu schaffen, bekam den Knopf aber nicht auf. Fenrir war mittlerweile nackt und kam auf ihn zu. Als er dicht vor ihm stand stockte Harry der Atem. Fenrir schob seine Hände sanft zur Seite und öffnete seine Hose für ihn und schob sie mitsamt der Unterwäsche hinunter. Dann griff er nach dem Saum von harrys Shirt und zog es ihm über den Kopf. Harry nahm Fenrirs Hand und stieg aus seiner Hose. Seine Wangen brannten und er drehte sich von Fenrir weg. Die Scham war für Fenrir nichts neues. Er hatte lange unter Menschen gelebt und kannte ihre Probleme. Er griff nach einer der dünnen Decken und warf sie Harry über die Schultern, dann setzte er sich im Schneidersitz auf den Boden und winkte Harry zu sich. Normalerweise saß er neben einem neuen Wolf, aber Harry zog er auf seinen Schoß. Er zog ihn an sich und drückte Harrys Kopf an seine Brust. Harry versteifte sich kurz, wurde aber immer ruhiger, während er Fenrirs Herzschlag lauschte. Sie saßen unter dem Fenster und es würde nicht mehr lange dauern, bis der Mondschein sie erreichte. Als Fenrir spürte, wie Harry eine Hand auf seine nackte Brust legte hob er seine eigene und legte sie auf Harrys. Das hier fühlte sich so richtig an. Er wollte ewig hier sitzen bleiben und Harry so halten. Der Schmerz schnürte ihm die Kehle zu. „Bist du bereit?“ hauchte er und Harry flüsterte zurück: „Ja.“
 

Er spürte das Wolfsherz in seiner Brust pulsieren und eine neue Kraft, die ihn durchströmte. Er hatte sich lange nicht mehr so lebendig gefühlt. Sein gesamter Körper war ihm bewusst. Er schloss die Augen und tastete nach der Kreatur in sich. Ein glühendes Pulsieren war die Antwort. Erst zögerlich, dann erfreut öffnete die Kreatur sich ihm und begann mit ihm zu verschmelzen. Harry keuchte, als das Wesen ihn vollständig ausfüllte. Seine Augen glühten golden auf und seine Muskeln spannten sich an, bis sie zu zerreissen drohten. Es tat nicht weh, als sich sein Körper veränderte. Er ließ seine Gedanken los und glitt mühelos durch die Verwandlung. Harry spürte, wie ihm jemand über die Schnautze leckte und öffnete die Augen. Vor ihm stand ein riesiger dunkelgrauer Werwolf. Riesig war gar kein Ausdruck. Er blickte auf seine Pfoten herunter und bemerkte, dass sie schwarz waren. Er versuchte, aufzustehen, hatte aber nicht mit dem paar zusätzliche Füße gerechnet, das ihm in die Quere kam. Er fiel unsanft wieder hin, was den großen Wolf dazu brachte, die Lefzen zu fletschen. Lachte der ihn etwa aus? Harry knurrte leise, was aber in einem Wimmern endete, weil er es nicht schaffte, aufzustehen. Fenrir trabte zu ihm herüber und drückte sich gegen ihn, um Harry zu stützen. Als Harry endlich stand, japste er zufrieden und Fenrir leckte über seine Schnautze. Harry versuchte, ein paar Schritte zu gehen und Fenrir ging mit, um ihn weiter zu stützen. Dann hatte Harry den Bogen raus und lief vor. Fenrir ging richtung Tür und forderte Harry auf, ihm zu folgen.

Harry sprang durch den Schnee und versuchte Fenrir zum Spielen aufzufordern. Der Ältere knurrte ihn einige Male an, aber Harry ließ sich nicht entmuten und sprang ihn immer wieder an, bis Fenrir irgendwann nachgab und mit ihm durch den Schnee jagte. Sie jagten einander durch den Wald und versuchten sich gegenseitig zum Fallen zu bringen. Harry landete ständig im Schnee und Fenrir nicht ein Mal. Sie tobten die ganze Nacht und heulten mit den Anderen. Fenrir vertrieb einige junge Werwölfe, als diese sich Harry nähern wollten, ansonsten blieben sie ungestört. Als der Mond langsam sank legten sie sich unter einen Baum, ganz in der Nähe vom Langhaus und schliefen ein. Harry war dicht an Fenrirs Bauch gekuschelt und hatte seinen Kopf auf eine seiner Vorderpfoten gelegt. Fenrir legte seinen Kopf auf Harrys und schloss ebenfalls die Augen. Als sie erwachten stand die Sonne schon hoch am Himmel. Harry gähnte und streckte sich. Er spürte Fenrir neben sich und schmiegte sich an ihn. Fenrir wurde auch langsam wach und verstärkte seinen Griff um den Jüngeren. Im Halbschlaf kam er über ihn und beugte sich runter, um ihn zu küssen. Harry lag ganz ruhig unter ihm, aber sein Herz klopfte heftig gegen seine Brust, als er merkte, was Fenrir vor hatte. Er wollte das so sehr. Er legte die Arme um Fenrirs Hals und öffnete seine Beine, damit Fenrir dazwischen liegen konnte. Als er Fenrirs Geschlecht an seinem Spürte, keuchte er auf. Er spürte Fenrirs Atem auf seinem Gesicht und dann die hauchzarte Berührung an seinen Lippen. Er hatte die Augen geschlossen, aber bevor er den Kuss richtig spürte, war Fenrir vor ihm zurückgewichen. Der Alpha war gerade rechtzeitig zu sich gekommen. Er sprang auf und sah Harry nicht an. „Ich bin heute Nacht fort. Ich weiß nicht, wann ich zurück bin. Du kannst in meinem Zimmer bleiben, bis das neue Haus fertig ist. Gryffin wird vor der Tür schlafen und aufpassen, dass dich keiner stört.“ sagte er und wollte schon gehen, als er spürte, wie schmale Arme sich von hinten um seine Tallie legten. Er spürte Harrys Stirn an seinem Rücken und schloss kurz gequält die Augen. Dann griff er nach Harrys Händen löste sie von sich und ging. Harry sank auf den Boden und Tränen füllten seine Augen. Fenrir wollte ihn nicht. Fenrir war nicht sein Gefährte. Fenrir….

Loyalität

Kapitel 7
 

Das Haus war am nächsten Tag fertig und Harry zog so schnell es ging wieder in sein Haus. Dort verkroch er sich zwei ganze Tage und kam nicht heraus. Er hörte das Klopfen der anderen nicht und sie ließen ihn irgendwann in Ruhe. Er saß nur auf seinem Bett und starrte an die Wand. Er hatte keinen Hunger und trotz seiner Verbindung zu seinem Werwolf spürte er auch kein Verlangen nach draußen zu gehen. Er hatte sich schon oft furchtbar gefühlt und Schmerzen kannte er auch, aber da, wo seine Hoffnung gewesen war, klaffte nun ein Loch in ihm. Fenrir kam nach einer Woche zurück und Harry versuchte, ihm stets aus dem Weg zu gehen. Er flüchtete regelrecht, wenn er spürte, dass Fenrir sich näherte. Er begann wieder zu unterrichten und traf sich auch mit Lisa und einigen anderen devoten einige male zum Tee trinken, oder Arbeiten, ansonsten blieb er aber für sich. Lisa konnte das kaum ertragen. Der Schnee war geschmolzen und der Frühling wärmte nun das ganze Land. Sie sorgte sich um Harry, der nun seit beinahe drei Monaten immer stiller wurde. Sie wusste, dass der junge Mann Fenrir liebte, aber sie kannte Fenrir. Seit er seinen Gefährten und ihr ungeborenes Kind verloren hatte, wies er alle ab, die versuchten, sich ihm zu nähern. Seinen Gefährten würde er annehmen, aber sie wusste nicht, ob Fenrir noch einen Gefährten hatte. Normalerweise hatte jeder Werwolf nur einen Gefährten. Manchmal fanden sie einen zweiten, wenn der erste gestorben war, aber das kam nicht allzu häufig vor. Sie wünschte sich beinahe, dass Harry Fenrirs Gefährte war. Harry liebte den Alpha so, aber der zeigte keinerlei Zuneigung. Harry konnte nicht Fenrirs Gefährte sein. Wenn doch, könnte Fenrir sich nicht so lange zurückhalten. Am Anfang hatte sie es wirklich geglaubt, aber mittlerweile verhielt sich Fenrir Harry gegenüber auf dieselbe Art, wie allen Rudelmitgliedern gegenüber. Sie überlegte, wie sie Harry helfen könnte und beschloss, dass Harry seinen Gefährten finden musste, um Fenrir vergessen zu können.

Sie klopfte fest an die Tür. Von drinnen grollte es und sie trat ein. Fenrir sah nicht sehr gut aus. Irgendwie älter, als sonst. Sie schob das auf den Stress der vergangenen Wochen. Fenrir hatte einiges in die Wege leiten müssen, um die Versorgung des Rudels wieder ganz in Gang zu bringen. „Lisa, was gibt es?“ fragte der Ältere mit tiefer Stimme. Sie kam zu ihm und setzte sich. „Fenrir, es ist jetzt bald April. Unsere Ungebundenen werden bald unruhig werden. Wir sollten das Frühlingsfest planen.“ schlug sie ihm vor und er nickte. „Ich benachrichtige unsere Verbündeten Rudel. Die Organisation lege ich in deine Hände.“ sagte er und sie nickte und verließ das Langhaus. Traditionell fand das Frühlingsfest am fünften April statt. Sie hatte also noch eine Woche Zeit. Eilig lief sie los und informierte alle. Während die Dominanten anfingen ein Lagerfeuer zu errichten, zu jagen und Laternen in den Bäumen am Rand der Lichtung anzubringen, fingen die devoten an, Girlanden aus Blumen zu flechten, Teig zu kneten und Beeren und Pilze zu sammeln. Sie eilte zu Harry und traf ihn auf seiner Veranda, wo er ein Buch las und sich Notizen für den Unterricht machte. „Harry!“ rief sie und winkte ihm zu. Harry sah auf und lächelte, als er sie sah. Seine Lebhafte Art war beinahe verschwunden. Er wirkte sehr nachdenklich und unsicher, aber er lächelte wieder ein wenig. „Lisa, schön, dich zu sehen. Möchtest du etwas trinken?“ Sie nickte und Harry beschwor noch eine zweite Tasse hervor und schenkte ihr ein. Sie runzelte die Stirn über die Wahl des Getränks. Es war wirklich warm und Harry trank Tee? Sie musterte ihn und bemerkte erst jetzt das breite Wolltuch, das er sich um die Schultern gelegt hatte und die Blässe um seine Nase. „Harry, bist du krank?“ fragte sie besorgt und wunderte sich. Fenrir hatte erwähnt, dass Harry erstaunliche Selbstheilungskräfte besaß. Eigentlich dürfte er nicht krank werden. Harry hob beschwichtigend die Hände. „Nein, nein…nur müde. Ich habe die letzten Nächte schlecht geschlafen. Severus meinte, dass ich friere könnte an der Müdigkeit liegen.“ Sie nickte und beschloss, es erst mal gut sein zu lassen. Severus konnte sie nicht fragen. Der war am Morgen nach Rumänien aufgebrochen, um da etwas zu erledigen. Er sagte, es könnte etwa vier Wochen dauern, bis er zurück war, aber Harry wüsste genug über Tränke und Heilzauber, um ihn zu ersetzen. Wenn etwas ernstes passieren sollte, würden sie Ambers Gefährtin Rose kontaktieren. „Was gibt es denn?“ fragte Harry nun betont neugierig und schenkte ihr ein Lächeln. Lisa beugte sich vor und erzählte ihm vom Frühlingsfest. „Aha, und was wird gefeiert?“ fragte Harry nun wirklich interessiert. Die Feste der Werwölfe waren immer wirklich schön. „Eigentlich wird nichts direkt gefeiert. Es ist eine Möglichkeit, für die Ungebundenen aller Rudel, sich kennenzulernen und vielleicht einen Gefährten oder wenigstens einen Partner zu finden.“ sagte sie. Harry runzelte die Stirn. „Es gibt einen Unterschied zwischen Gefährte und Partner?“ Lisa sah ihn verdutzt an. „Ja, aber natürlich. Ein Gefährte ist dein Seelenverwandter. Der Werwolf, der perfekt zu dir passt, der dich ausgleicht und bei dem du dich so geborgen fühlst, wie bei keinem sonst. Bei einem Partner ist es ähnlich, aber manchmal hat nur einer der beiden das Gefühl. Es muss nicht immer gegenseitig sein. Ein Partner ist auch etwas wunderbares. Viele hier haben Partner. Manchmal trennen sich Partner, weil einer der beiden seinen Gefährten gefunden hat, aber bis dahin ist es eine normale Beziehung. Sie ist nur nicht für immer bindend.“ Jetzt wurde Harry einiges klar. Vielleicht war Fenrir sein Partner, aber er nicht Fenrirs. Er hoffte, dass es vielleicht noch jemanden gab, für den er so empfinden konnte, wie für Fenrir und dass derjenige für ihn das selbe empfand. „Ich wollte dich fragen, ob du uns bei der Vorbereitung hilfst. Wir könnten die Blumengirlanden schon fertig machen, wenn du einen Zauber weißt, damit die Blumen nicht welken.“ Harry nickte und folgte ihr zu den anderen. Er belgte die Blumen mit stasis Zaubern und half dann beim Flechten mit. Die Vorbereitungen dauerten die ganze Woche und die jungen Ungebundenen wurden immer aufgeregter. Auch Harry war schon gespannt auf das Fest. Sobald alle anwesend waren, würde Harry die Schutzzauber verstärken, damit alle sicher waren und sich keiner Sorgen machen musste.

Er trat aus seinem Haus und wollte gerade zur großen Wiese gehen, als Lisa plötzlich vor ihm stand. Sie trug ein knielanges dunkelgrünes Kleid und hatte die Haare hochgebunden. In ihrer Hand war eine Liste. „Fenrir hat mir die liste von allen ungebundenen Devoten gegeben, die noch nicht umworben werden. Du stehst auch drauf.“ In Harry stach es. Fenrir hatte ihn also offiziell freigegeben. Er wusste, was das Wort bedeutete. Freigegeben. Er hatte sich neben den Vorbereitungen in einige Bücher vertieft. Wenn ein Werwolf einen Partner gefunden hatte, der Partner ihn aber nicht wollte, dann musste er freigegeben werden. Jetzt wusste jeder, dass Harry umworben werden konnte. „Möchtest du an der Feier teilnehmen? Möchtest du den ungebundenen Dominanten eine Chance geben? Du kannst auch nein sagen und in einem anderen Jahr teilnehmen.“ erklärte sie ihm. Hinter ihr standen etwa zehn ungebundene Devote. Harry überlegte. Wollte er das? Vielleicht tat es ihm gut. Er war sein ganzes Leben lang alleine gewesen und wenn er nicht wollte, musste er sich ja nicht auf einen der Werwölfe einlassen. Fenrir hatte ihn freigegeben. Hatte er nicht etwas Glück verdient? Er nickte also und Lisa strahlte. Sie notierte etwas auf ihrer Liste und musterte ihn dann. Harry trug eine Jeans und einen Pullover. Schlicht, sauber und ganz nett, aber nichts für ein Fest. „Alle rein mit euch. Harry war der letzte auf der Liste. Wir machen uns hier fertig.“ Nacheinander strömten die Devoten ins Haus. Jetzt erst bemerkte Harry die Taschen, die sie dabei hatten. „Schön, dass du dabei bist!“ sagte eine junge Frau und drückte Harrys Schulter. Eine junger Mann kam dazu. „Ja, jetzt werden wir anderen keine Chance mehr haben!“ lachte er und die anderen knufften ihn. „Rede nicht so einen Blödsinn. Harry ist wirklich hübsch und süß. Es ist sein erstes Frühlingfest. Ich weiß noch, wie du umgarnt wurdest, bei deinem ersten!“ lachte sie. Sie nahm Harrys Hand. Er erinnerte sich, dass sie Alex hieß. „Komm. Wir machen uns fertig. Die Dominanten müssen sich eh erst noch eine Moralpredigt über angemessenes Verhalten anhören. Das dauert.“ sagte sie theatralisch und lachte. Ihr Lachen war so ansteckend, dass auch Harry lächelte. „Warum denn fertig machen?“ fragte er dann. Die devoten um ihn herum sahen ihn verwirrt an. „Wolltest du so gehen?“ fragte einer und Harry nickte, was die anderen zum Lächeln brachte. Alex zog ihn mit sich. „Du bist wirklich süß. Aber auch du kannst dich in Schale schmeißen.“ bestimmte sie und ging mit ihm hoch. Sie durchforstete seinen Schrank und warf ihm eine enge schwarze Hose zu. „An Oberteilen hast du fast nichts vernünftiges…“ seufzte sie, ehe sie zur Tür lief, den Kopf rausstreckte und einen Namen rief. Harry hatte die Hose schon angezogen und saß nun abwartend auf dem Bett, als ein hübscher Mann um die dreißig hereinkam. „Was ist denn, Alex?“ fragte er und sah zu Harry. „Wir haben Klamottennotstand und du hast die größte Auswahl, Michael. Außerdem weißt du immer, wem was steht.“ sagte sie und klimperte mit den Wimpern. „Lass das Wimpernklimpern, Alex. Er ging auf Harry zu und musterte ihn. Dann ging er wieder raus und kam mit drei Oberteilen wieder, die Harry alle anziehen musste. Keines gefiel ihnen so wirklich. „Ich fürchte, ich habe nichts, was wirklich zu ihm passt.“ Harry lächelte. „Das macht nichts. Ich ziehe einfach das hier an.“ sagte er und deutete auf einen Pullover, aber Alex und Michael schüttelten die Köpfe. Harry seufzte und fragte dann Michael, was er sich für ihn vorstellen würde. Michael beschrieb ihm ein schmal geschnittenes dunkelgrünes T-Shirt mit rundem Ausschnitt und dazu ein einfaches Lederband. Harry schwang seinen Zauberstab und verwandelte seinen Pullover in das beschriebene Shirt. „Etwas heller, wenn es geht.“ Harry schwang den Stab erneut und das Shirt wurde heller, bis Michael stop sagte. „Und wozu das Leberband?“ fragte Harry und bemerkte dann, dass die anderen auch eins trugen. „Als Kette. Wenn du jemanden findest, schenkt er dir einen Anhänger. Meistens geschnitzter Bernstein. Sie arbeiten lange daran.“ Harry lächelte. Er fand die Bräuche der Werwölfe wirklich toll. Alex half ihm noch mit den Haaren, die nach seiner ersten Verwandlung gewachsen waren und glatt hingen. Sie flocht ihm einige Strähnen nach hinten.

Ihre Gruppe, bestehend aus achtzehn ungebundenen Devoten traf auf der Wiese ein, als die Sonne schon tief am Himmel hing. Jeder von ihnen hatte eine Blume angesteckt, als Zeichen, dass sie zu denen gehörten, die an der Feier teilnahmen. Harry fühlte sich etwas unwohl und als er Fenrir erblickte verstärkte sich dieses Unwohlsein nur noch. Er ließ seinen Blick weiter wandern zu einer Gruppe junger Männer und Frauen, die ebenfalls Blumen angesteckt hatten. Das mussten dann wohl die ungebundenen Dominanten sein. Er kannte nur wenige von ihnen, da viele aus den anderen Rudeln dabei waren. Jetzt trafen auch die devoten der anderen Rudel zu ihnen. Harry konnte nicht alle zählen, aber es war klar, dass es einen deutlichen Überschuss an Dominanten gab. „Lisa, warum gibt es fast doppelt so viele Dominante, wie devote?“ fragte er leise, um nicht die Aufmerksamkeit der anderen auf sich zu ziehen. Sie beugte sich zu ihm und flüsterte: „Das ist normal. Dominante sterben häufig in Kämpfen. Heute nicht mehr so, wie früher, da wir vieles diplomatisch lösen, aber die Natur hat es so eingerichtet. Bei den Vampiren ist das Ungleichgewicht noch größer. Da kommen auf einen Devoten gleich fünf Dominante.“ Harry nickte. Das machte Sinn. Seine Aufmerksamkeit wurde aber von den Dominanten wieder zu Fenrir gezogen. Er hielt eine kurze Ansprache, sagte, er freue sich über die große Beteiligung aus den anderen Rudeln und hoffe, dass vielleicht einige heute ihr Glück finden würden. Harry schluckte schwer. Sie wurden aufgefordert sich nach Rudeln sortiert in Reihen aufzustellen. Die Alphas gingen nun die Reihe ihrer Rudel ab und sagten jedem etwas. Harry stand am Ende der Reihe und da die Dominanten zuerst dran waren, war er der letzte.

Sein Herz pulsierte heftig in seiner Brust, als Fenrir bei ihm ankam. Wie bei den Anderen vorher legte er seine Hände auf Harrys Schultern. Harry konnte ihn nicht ansehen. Er würde vermutlich anfangen zu weinen und das wollte er absolut nicht. Als Fenrir zu ihm sprach war seine Stimme fest, aber sanft. „Ich wünsche dir Erfolg, bei der Suche. Wenn du jemanden findest wünsche ich eurer Beziehung viel Glück. Wenn du niemanden findest, denke daran, du hast im Rudel einen festen Platz.“ sagte er, was er auch den Anderen gesagt hatte.

Bei diesen Worten stahl sich doch eine kleine Träne aus Harrys Augen und da er nach unten blickte fiel sie beinahe unbemerkt ins Gras. Fenrir roch das Salz der Träne und musste sich zusammenreißen, um Harry nicht an sich zu ziehen. Es war das beste für den Jüngeren. Er würde zwar keinen Gefährten haben, aber vielleicht einen Partner. Damit würde er glücklich genug werden. Fenrir kehrte zu den anderen Alphas zurück und gemeinsam eröffneten sie das Fest. Das Feuer wurde entzündet und die Gruppen begannen, sich zu mischen. Harry wurde bald von sechs Werwölfen umringt, die alle versuchten, ihn dazu zu bringen mit einem von ihnen mitzugehen. Bei keinem von ihnen fühlte Harry sich auch nur wohl. Hilfesuchend sah er sich um, bis eine starke Hand sich um seinen Arm legte und ihn von den jungen Männern wegzog. Er stolperte und wurde aufgefangen und gegen eine breite Brust gezogen. Als er aufsah blickte er in das Gesicht eines völlig Fremden. Er hörte Colin hinter sich knurren, dass sie wohl keine Chance mehr hatten, denn der Schwarm aller devoten hätte sich Harry geschnappt. Harry verstand, was sie damit meinten. Der Mann, der ihn im Arm hielt war wirklich attraktiv. Er trug sein Haar an den Seiten kurz rasiert und von der Stirn bis zum Nacken waren die Haare in Zöpfe geflochten, die von einem Band im Nacken zusammengehalten wurden. Er hatte einen dreitage Bart und eine lange gerade Nase. Er sah wild aus, aber seine Augen schimmerten in einem warmen Gold, wie Bernstein. Ganz in seine Betrachtung vertieft bekam Harry nicht mit, wie die Anderen sich verzogen. „Ich…danke..“ stammelte Harry. Der Mann lächelte. „Du wirktest wie ein Schaaf unter Wölfen. Jemand musste dich doch retten.“ scherzte er, aber Harry spürte, dass er es ernst meinte. „Möchtest du etwas essen?“ fragte der Fremde ihn noch. Harry war so fasziniert von ihm, dass er kein Wort heraus brachte und nur noch nicken konnte. Der Mann grinste und zog ihn mit sich zum Buffet. Er nahm einen der unglaublich großen Holzteller und belud ihn mit allem möglichen. Zum Schluss griff er nach einem Krug und zwei Bechern und nickte zu einer Stelle im Hohen Gras, wo noch niemand saß. Harry hatte die ganze Zeit nichts gesagt. Er war völlig überwältigt davon, wie gerne er den Fremden mochte, obwohl er ihn doch gar nicht kannte. Sein Herz klopfte. Es ist aber trotzdem nicht, wie bei Fenrir. dachte er sehnsüchtig, schüttelte dann aber den Kopf. Das lag sicher nur daran, dass Fenrir sein Alpha und sein Erschaffer war. Er wollte dem Mann neben sich eine Chance geben. Er wollte doch auch glücklich sein und er konnte Fenrir nicht zu Gefühlen zwingen, die der nicht hatte. „Du redest nicht viel, oder?“ fragte sein Gegenüber und steckte sich ein Stück Brot in den Mund. Harry wurde rot. Er knetete seine Finger in seinem Schoß und senkte den Kopf. „Ich…ich hab so was noch nie gemacht..ich bin etwas…“ er stockte. „Nervös?“ half der Andere ihm und er nickte. Harry sah überrascht auf, als sich eine Hand auf seine legte. Der Fremde lächelte ihn an und er musste unwillkürlich zurück lächeln. „Du musst nicht nervös sein. Ich tue nichts, was du nicht möchtest. Ich bin zum fünften Mal hier und du bist der erste, der für mich als Partner in Frage kommt. Ich werde sicher nichts tun, was dich vergrault.“ sagte er lächelnd und nahm eine Traube in die Hand, die er Harry anbot. Der nahm sie ihm ab und steckte sie in seinen Mund. „Ich heiße übrigens Damon.“ stellte sich der Werwolf vor. „Harry.“ sagte Harry und lächelte. „Aus welchem Rudel kommst du, Damon?“ fragte Harry irgendwann. Er wurde langsam entspannter und griff nach seinem Becher. Er roch daran und stellte zufrieden fest, dass es nicht dieser furchtbare Schnaps war, sondern ein leichter Wein. „Ich bin aus dem Rudel von Thomas. Vielleicht bald Fenrir.“ sagte er und zwinkerte Harry zu. „Ich verstehe nicht?“ fragte Harry verwirrt. „Willst du wechseln?“ Damon lachte, bis er bemerkte, dass Harry keinen Scherz gemacht hatte. „Himmel, wie alt bist du denn?“ fragte er erchrocken. „Fast fünfundzwanzig.“ antwortete Harry verwirrt. Er verstand nicht, was sein Alter damit zu tun haben sollte. „Nein, das meinte ich nicht. Wie lange bist du schon ein Werwolf?“ stellte Damon seine Frage erneut. „Ich wurde im letzten Dezember gebissen. Ich hatte drei Vollmonde.“ sagte Harry nun immer noch verwirrt. Damon sackte erstaunt zurück. „Ein Welpe.“ sagte er nur, lächelte dann aber. „Okay, also…wenn sich zwei Werwölfe füreinander entscheiden, zieht der Dominante ins Rudel des Devoten.“ Harry wurde schlagartig rot, als er begriff, was Damon zuvor gemeint hatte, als er sagte, er würde hoffentlich bald zu Fenrirs Rudel gehören. Harry wurde flau im Magen. Wenn er sich für Damon entschied, würde er mit ihm zusammen sein. Bei Fenrir. Er würde den Alpha jeden Tag sehen, sein Leben bei ihm verbringen, aber nicht mit ihm. Er würde nicht bei ihm schlafen, ihn nicht küssen und niemals zu ihm gehören.

Harry wandte den Kopf ab, als seine Augen begannen, sich mit Tränen zu füllen. Damon sah ihn mitleidig an und zog ihn dann zu sich. Harry saß nun zwischen seinen Beinen und an seine Brust gelehnt. „Du hast einen Partner gefunden, der in dir aber keinen Partner sieht, hab ich Recht?“ fragte er ganz sanft und streichelte Harrys Haar. Ein nicken war alles, was er als Bestätigung bekam. „Und wie ist es bei mir? Also, ich erkenne dich als Partner. Du mich auch?“ fragte er ganz ruhig, als würden sie über das Wetter reden. Harry dachte einen Moment nach, ehe er nickte und dabei mit den Schultern zuckte. „Also…ich glaube ja…“ sagte er. Damon lächelte. „Das reicht mir. Für alles weitere lassen wir uns Zeit, ja?“ Harry nickte und lächelte. Er fühlte sich wohl in den starken Armen des Werwolfes und schloss kurz die Augen. Sie blieben eine Weile ganz ruhig so sitzen und beobachteten die Sterne, die mittlerweile über ihnen standen.

Als die Nacht weiter voran schritt regte Damon sich plötzlich und zog etwas aus seiner Tasche. Es war ein Anhänger aus Bernstein, in den der Kopf eines Wolfes geschnitzt war. Er hielt ihn in der Hand und erwärmte ihn so. „Harry, ich wollte dich fragen, ob du das hier annehmen möchtest. Da du noch nicht lange ein Werwolf bist muss ich dir sagen, dass es bedeutet, dass du mich anerkennst. Kein anderer Werwolf wird dann um dich werben, es sei denn, er ist dein wahrer Gefährte.“ Harry sah ihn überrascht an. Er mochte Damon wirklich sehr und er wusste, dass er Fenrir nie würde haben können, deshalb nickte er. Er spürte zwar ein Gefühl der Wärme, als Damon ihn anlächelte, den Anhänger auf das Lederband um Harrys Hals fädelte und es ihm dann umlegte, aber gleichzeitig schrie der Wolf in ihm und sein Herz drohte zu zerspringen. Er sehnte sich aber zu sehr nach etwas Glück, als dass er Damon zurückweisen würde.
 

Fenrir ging mit den anderen Alphas und gebundenen Werwölfen ruhig einige Runden. Sie beobachteten die jungen Paare nicht genau, das wäre zu indiskret. Sie liefen nur ihre Runden und sahen in die Sterne, oder den Wald, oder unterhielten sich leise dabei. Sie würden spüren, wenn etwas nicht in Ordnung war. Ihr Verhalten galt dem Schutz der Devoten vor Bedrängung durch die Dominanten und dem Schutz der Dominanten vor Machtkämpfen um einen Devoten. Fenrir sah auf, als er irgendwo in der Nähe des Feuers ein Gerangel mitbekam. Er ging aber weiter, als er bemerkte, dass Gryffin und Thomas das schon regelten. Er roch ihn, als er an der hinteren Seite des Feuers entlang ging. Wie in Trance folgte er der Spur. Ganz leise, wie auf der Jagd schlich er durch das hohe Gras, bis er einige Meter vor sich Harry sah. Er beobachtete, wie Harry in die Arme des Werwolfes gezogen wurde, der bei ihm saß. Er hörte sein Lachen. Es klang nicht ganz aufrichtig - wenn man Harry einmal richtig lachen gehört hatte, würde man den Unterschied sofort bemerken - aber wenigstens lachte er überhaupt. Er konnte sehen, wie sich die beiden ansahen und wie der Dominante eine Hand an Harrys Wange legte und ihm eine Strähne hinter sein Ohr schob, woraufhin Harry die Wimpern senkte und rot wurde. Er bemerkte nicht, wie sich jemand ihm näherte und auch, dass er seine Hand fest zur Faust geballt hatte bemerkte er erst, als er das warme Blut spürte, das aus den Wunden lief, welche er mit seinen Fingernägeln tief in seine Haut getrieben hatte. Er hatte nicht einmal gemerkt, wie sie gewachsen waren und auch nicht, dass seine Zähne länger waren und seine Arme plötzlich sehr behaart waren.

Rose lief durch das hohe Gras und wich geschickt den Paaren aus, die sich darin tummelten. Sie entdeckte Fenrir und freute sich, ihn gefunden zu haben. Amber las gerade einem ziemlich aufdringlichen Dominanten die Leviten und sie war alleine unterwegs. Sie spürte, dass etwas nicht stimmte, an der Art, wie Fenrir da stand. Seine Muskeln waren zum Zerreißen gespannt und er hatte die Hände so fest zu Fäusten geballt, dass sie bluteten. Sie griff nach seinem Handgelenk, denn sie bemerkte, dass er kurz davor stand, sich zu wandeln und anzugreifen. Als sie neben ihm stand sah sie auch den Grund. Harry saß eng mit einem jungen Mann zusammen, den sie vom Sehen her kannte. Die beiden waren ganz aufeinander konzentriert und nahmen die drohende Gefahr hinter sich nicht wahr. Sie zog Fenrir leise und wortlos mit sich, bis sie Harry und den Fremden nicht mehr sehen konnten. Sie bugsierte Fenrir zwischen die Bäume, wo sie ihn so lange eindringlich ansah, bis er wieder zu sich kam und die Verwandlung stoppte. Sie sah den Schock in seinen Augen und ganz tief darin verborgen eine Verzweiflung, die sie das letzte mal bei der Beerdigung von Tobias bei ihm gesehen hatte. Es war wie ein Dejavu, als hätte Fenrir erneut seinen Gefährten verloren. „Harry ist dein Gefährte, nicht wahr?“ sprach sie ihre Vermutung aus. Sie war als Frage formuliert, aber eigentlich war es eine Feststellung. Sie sah Fenrir nicken und ihre Augenbrauen verzogen sich zu einer mitleidigen Mine. Sie nahm seine Hand in ihre und drückte sie. Sie verstand, warum Fenrir versuchte, Harry von sich fern zu halten, aber sie wusste, dass das nicht lange gut gehen würde. Die beiden saßen gerade nur zusammen und Fenrir wäre beinahe ausgerastet. Wie würde es da wohl erst werden, wenn sie einander küssten, oder miteinander schliefen, was Fenrir wittern würde. „Du kannst es nicht verdrängen, Fenrir. Die Sehnsucht wird mit jedem Tag wachsen und dann wirst du Harry und den jungen Mann verletzen.“ sagte sie. „Das kannst du ihm und dir nicht antun.“ Fenrir entzog ihr seine Hand und schüttelte den Kopf. „Ich ertrage alles, außer ihn sterben zu sehen. Und er wird mich vergessen. Er wird vielleicht nie vollkommen Glücklich sein und keine Kinder haben, aber er wird leben und wenigstens etwas Glück bekommen. Er hat das verdient.“ Rose sah ihn traurig an. „Er hat absolutes Glück verdient, Fenrir. Er wird dich nie vergessen. Du wirst immer anwesend sein, egal, mit wem er zusammen ist. Er wird nie Ruhe finden.“ „Mit MIR wird er nie Ruhe finden. Ich bin in der Zaubererwelt bekannt. Mein Gesicht ist tausendfach auf Steckbriefen in ganz Großbrittanien zu sehen. Ich werde gejagt, wie ein Tier. Harry gilt als tod und seit seiner ersten Verwandlung sieht er nicht mehr aus, wie früher. Er ist frei. Wie könnte ich ihn dazu verdammen in ständiger Angst zu leben? Mein Gefährte wird ebenso eine Zielscheibe sein, wie ich. Ich habe schon einen Gefährten und mein Kind begraben müssen. Noch einmal schaffe ich das nicht.“ Der Schmerz in Fenrirs Stimme tat Rose in der Seele weh. „Es ist besser kurz zu leben, als lange wie ein Toter auf dieser Welt zu wandeln. Tobias war sehr glücklich mit dir. Er hätte die wenigen Jahre mit dir niemals gegen ein Leben ohne dich getauscht, so wie ich niemals tauschen würde, selbst, wenn ich wüsste, ich müsste morgen sterben. Harry ist stark. Er ist ein mächtiger Zauberer, ich kenne die Geschichten, ich komme doch auch aus seiner Welt.“
 

Rose konnte mit ihren Worten nicht viel bewirken und auch Severus, der einige Tage später zurück kam und erfuhr, was los war, konnte den Werwolf nicht umstimmen. Damon war mittlerweile in Fenrirs Rudel gewechselt und zog gerade in ein Haus ein. Der junge Zauberer saß gerade auf der Veranda, als ein Tagesprophet in seinem Schoß landete. Überrascht sah er auf, direkt in das Gesicht von Severus. Der stillen Aufforderung folgend, breitete er die Zeitung aus und überflog die Titelseite.
 

Severus Snape noch am Leben
 

Am gestrigen Abend erreichte uns das Gerücht, dass Severus Snape, treuer Diener von dem-dessen-Name-nicht-genannt-werden-durfte, noch am Leben sei. Unser Korrespondent in Rumänien berichtete: „Ich bin seit zwei Wochen in Rumänien, um über den Kongress der führenden Tränkemeister zu berichten (…), als ich im Programmheft den Namen Snape las. Es stellte sich heraus, dass der ehemalige Spion der dunklen Seite die ganze Zeit im Verborgenen gelebt hatte. Er war zum Kongress gereist, um die magische Welt über die Gefahren des Wolfsbanntrankes aufzuklären.“ Albus Dumbledore nannte die angeblichen Nebenwirkungen des Trankes einen „Versuch, die Werwölfe unkontrollierbar werden zu lassen“ und ließ von seinen eigenen Tränkemeistern eine eigene Einschätzung verfassen, die dem Bericht Snapes in allen Punkten widersprachen.

Liebe Leser und Leserinnen. Wenn Severus Snape noch am Leben ist und im Verborgenen bleibt, wie viele Anhänger des Dunklen Lords sind heute noch mitten unter uns? Die Redaktion und der Minister Albus Dumbledore ermahnen die magische Bevölkerung zu erhöhter Wachsamkeit. (…)
 

Harry sah überrascht zu ihm auf, ehe er übers ganze Gesicht strahlte. „Du hast es wirklich geschafft und musstest dafür nicht einmal in die englische Zaubererwelt.“ Er fiel Snape um den Hals und lachte. „Ich habe auch bereits Post von Gringotts bekommen. Der Alte hat wohl die ganze Zeit versucht, an sein angebliches Erbe zu kommen, aber da ich noch nicht länger als fünf Jahre verschwunden bin haben die Kobolde dein Testament nicht verlesen.“ Er grinste, zog einen Beutel aus seinem Umhang und ließ ihn in Harrys Hände fallen. Der Beutel schien leer zu sein. „Der ist direkt mit deiner Kammer verbunden und nur du oder ich können ihn öffnen. Das ist übrigens dein aktueller Kontostand.“ sagte er und drückte Harry einen Zettel in die Hand. Als Harry ihn auseinander faltete verschlug es ihm die Sprache. Er warf einen Blick auf die letzten Bewegungen und Tränen traten in seine Augen, als er erkannte, dass sowohl Sirius, als auch Remus ihn als Erben eingesetzt hatten und dass nach deren Tod zwei ganze Vermögen zu seinem dazu gekommen waren. „Ich wünschte, Draco wäre hier.“ sagte er plötzlich und brachte Severus damit aus dem Konzept. „Draco? Warum das denn?“ Harry grinste. „Seine ganze Arroganz während der Schulzeit beruhte auf seinem reinen Blut und seinem ach so großen Vermögen. Es war nicht einmal sein Vermögen, sondern das seines Vaters. Ich würde ihm den Zettel hier nur zu gerne unter die Nase reiben. Er hat immer damit getönt, er wäre der rechtmäßige Erbe des Black-Vermögens.“ Jetzt musste auch Severus lächeln. „Vielleicht wird dir dein Wunsch schneller erfüllt, als dir lieb ist.“ schmunzelte der Tränkemeister. „Wie bitte?“ fragte Harry und eine böse Vorahnung überkam ihn. „Lucius Malfoy und einige der übrigen Anhänger des dunklen Ordens, die nicht völlig irre waren, wollen her kommen, um mit Fenrir über die Beseitigung Dumbledores zu reden.“ erklärte Severus ihm. Fenrir hatte ihn zwar ermahnt, Harry nichts zu erzählen, aber wenn das jemanden betraf, dann ja wohl Harry. Der junge Zauberer wurde kreidebleich. Seine Mine wurde ausdruckslos und hart. „Dann wird es also wieder Krieg geben?“ fragte er kühl und völlig Gefühllos. „Der Krieg ist schon in vollem Gang. Was wir planen wollen ist die finale Schlacht.“
 

„Was hast du denn?“ fragte Damon und legte von hinten die Arme um Harry, der auf dem Geländer der Veranda saß und den Sonnenuntergang beobachtete. Seit der Nachricht von Severus und Damons Einzug war nun fast eine Woche vergangen. Er hatte die ganze Zeit in bösen Vorahnungen verbracht und gegrübelt. Neben seinen Horrorvisionen vermisste er Fenrir auch noch schrecklich. Er schlief schlecht und aß kaum etwas. Er hatte Damon auch noch nicht gestattet, mit ihm ein Bett zu teilen. Er war einfach noch nicht bereit dazu. Es ging ihm mit jedem Tag etwas schlechter. „Du warst wirklich niedlich, vor zwei Wochen. Und jetzt?“ knurrte Damon und zog Harry von der Veranda herunter. Harry sah ihn überrascht an. Diesen Tonfall kannte er gar nicht von Damon. Der Werwolf war ihm gegenüber immer äußerst lieb und sanft. Der eiserne Griff um seine Oberarme passte gar nicht zu ihm. „Damon, du tust mir weh.“ wimmerte er, aber Damon ließ ihn nicht los. Harry wurde ins Haus und die Treppe hoch gezogen. Durch seine Angst vor der Zukunft und die Trauer um Fenrir war seine Kraft sehr geschwächt und er konnte keine Stablose Magie wirken. Seinen Zauberstab hatte er im Rudel aber nie bei sich. Damon stieß ihn auf sein Bett und packte seine Handgelenke fest. Er drückte seine Lippen hart auf die von Harry und als dieser nur stochsteif blieb knurrte er und ohrfeigte ihn. Harry keuchte und der Schlag ließ ihn Sterne sehen. Er spürte, dass seine Lippe aufgeplatzt war. „Lass mich los.“ schrie er, aber Damon hielt ihm den Mund zu. Heiße Tränen liefen über Harrys Schläfen, als Damon sein T-Shirt zerriss und über seine Brust strich. Er schloss die Augen, als ihm sein Hose grob heruntergerissen wurde. Er schlug zu, wehrte sich mit allen Kräften. Damon fluchte, als Harry ihm die Lippe blutig schlug. Der Schmerz, als Damons Faust ihn an der Schläfe traf, ließ ihn Sterne sehen. Er taumelte rückwärts und stürzte, dann wurde alles schwarz. Als er wieder zu sich kam tat sein ganzer Körper weh. Er wich panisch zurück, als Damon auf ihn zu kam, sein Blick war eiskalt. „Wenn du irgendetwas hiervon erzählst, wird kein dominantes Wesen dich mehr haben wollen. Nicht einmal ein Gefährte. Du bist beschädigte Ware und niemand wird mehr glauben, dass du loyal bist. Das ist für einen Dominanten das wichtigste. Vermutlich würde man dich sogar verstoßen. Sei froh, dass ich dich überhaupt will, mit deinem hässlichen Rücken und so schwach, wie du bist.“ spuckte er aus und ging. Harry blieb alleine zurück mit seinem Schmerz und seinem Schock. Hatte Damon ihn angerührt, als er ohnmächtig war? Irgendwann konnte er weinen und vor lauter erschöpfung schlief er ein.

Das große Gesetz

Kapitel 8
 

Als er am nächsten Tag wach wurde wunderte er sich darüber, dass ihm alles weh tat. Dann fiel ihm alles wieder ein und weinend schlang er die Arme um sich. Irgendwann stand er auf. Er musste zu Severus und etwas gegen die Schmerzen besorgen. Aber er durfte ihm nichts erzählen. Langsam zog er sich an, nachdem er sich unter der Dusche vor Ekel beinahe die Haut vom Körper geschrubbt hatte, dann ging er steif los. Seine Lippe war geschwollen, ebenso seine Wange, aber er kannte keinen Zauber gegen Schwellungen. Brüche und offene Wunden konnte er heilen. Das hatte er in den Jahren im Kampf gegen Voldemort gelernt, aber Schwellungen waren ihm nie als etwas vorgekommen, wofür man Magie verschwenden musste. Vor Severus Hütte angekommen rang er einen Moment mit sich, ehe er klopfte und eintrat. „Severus?“ fragte er leise. „Küche!“ rief der Tränkemeister und Harry folgte dem Ruf langsam. „Guten Morgen Harry. Kann ich was für dich tun?“ fragte Severus, den Kopf über ein Pergament gebeugt. Harry musste unwillkürlich lächeln. Irgendetwas hatte den Tränkemeister wohl ziemlich genervt. Schon in der Schule hatte er nach besonders nervigen Klassen immer Trankrezepte überarbeitet, um sich zu beruhigen. „Ich brauche einen Schmerztrank…und etwas gegen Schwellungen…“ sagte Harry betont beiläufig. Severus sah zum ersten mal auf und als er Harrys Gesicht bemerkte stand er sofort auf und kam langsam auf ihn zu. Harry lächelte ihn fröhlich an. Er war gut darin, seine Schmerzen zu verbergen und seinen Kummer zu überspielen. Nicht einmal Sirius hatte je etwas gemerkt und auch dem Werwolf Remus war sein wahrer Zustand immer verborgen gelieben. Severus sah ihn ernst an. „Was ist passiert?“ fragte er mit fester, aber sanfter Stimme und hob die Hand, um Harrys Wange zu berühren. Harry wäre am liebsten schreiend vor der Berührung weggerannt, blieb aber ruhig stehen und lächelte weiter. „Total blöd. Ich wollte Frühstück machen und Damon hat mich erschreckt. Es war nur ein Spaß, aber ich habe mir die Tür vom Küchenschrank ins Gesicht geschlagen. Er meinte, ich solle zu dir gehen.“ sagte Harry und wurde sogar etwas rot. Er baute Damon in die Geschichte ein, um ihn zu decken. „Also, hast du Tränke für mich? Ich muss zurück. Heute fängt der Unterricht wieder an.“ fragte Harry nun und sah Severus lieb an. Irgendetwas stimmte nicht. Absolut nicht, aber Severus konnte nicht mit Sicherheit sagen, was es war. Damon war beinahe abartig lieb zu Harry und er wusste um die Tollpatschigkeit seines ehemaligen Schülers. Er gab Harry die Tränke und sah ihm nach, als er wieder ging. Er beobachtete, wie Harry sich immer mal wieder umsah. Etwas an ihm war komisch und Severus wunderte sich, dass Harry nicht auf einen Tee geblieben war. Bis zum Unterricht war noch Zeit und Harry trank immer einen Tee mit ihm. Er beschloss, die Sache zu beobachten.
 

„Wo warst du?“ die dunkle Stimme ließ Harry zusammenzucken. Er war gerade in sein Haus gegangen, als Damon plötzlich an der Treppe stand und ihn fixierte. „Ich…ich war bei…bei Severus…“ stammelte Harry und versuchte, sich möglichst klein zu machen. „Was wolltest du bei dem?“ knurrte es und Harry schluckte. „Schmerztrank….etwas gegen…gegen die Schwellung..“ flüsterte er und Damon nickte. Ausatmend entkorkte Harry die Phiolen und leerte beide gleichzeitig. Er seufzte, als das pochen in seinem Kopf und der stumpfe Schmerz an seinem Steißbein nachließen und seine Wange anfing zu kribbeln. Ein Druck an seinem Oberarm ließ ihn vor Schreck beinahe in die Luft gehen. Damon stand direkt vor ihm und hielt ihn an den Oberarmen fest gepackt. Es tat weh, aber das machte Harry weniger aus, als die Worte, die Damon nun äußerte. „In Zukunft sagst du mir immer, wo du hin gehst und mit wem. Verstanden?“ Harry konnte nur nicken.
 

Seit beinahe einem Monat wurde Harry nun schon unbemerkt von Damon drangsaliert. Sein Leben war zu einer Hölle geworden. Er hatte die Freiheit nicht lange genießen dürfen. Ein Klopfen an der Tür ließ ihn aufschrecken. Er und Damon saßen vor dem Kamin. Er bereitete seinen Unterricht vor, während Damon las und trank. „Mach schon auf.“ knurrte der Dominante und Harry eilte zur Tür. Er schluckte schwer, als plötzlich Fenrir vor ihm stand. „Alpha. Schön, dass du hier bist. Möchtest du etwas trinken?“ fragte Damon sofort und war wieder die Freundlichkeit in Person. Fenrir schüttelte nur den Kopf. Er mochte den jungen Werwolf nicht. Irgendetwas gefiel ihm nicht. Sein Blick ruhte auf Harry, der wieder rein gegangen war und sich ruhig neben Damon setzte. „Was können wir dann für dich tun?“ fragte Damon und legte seine Hand demonstrativ auf Harrys Bein. Fenrir bemerkte ein kaum wahrnehmbares Zucken. „Es sind Leute aus der Zaubererwelt gekommen. Möglicherweise neue Verbündete. Ich hätte gerne, dass Harry dabei ist.“ sagte Fenrir ruhig. Damon erhob sich. „Ich hole nur meine Stiefel.“ Fenrir schüttelte den Kopf. „Nur Harry. Eigentlich sind nur die Alphas und Betas der Rudelführer anwesend, aber Harry ist direkt involviert, deshalb brauche ich seinen Rat.“ sagte Fenrir. Ihm fiel die Wut auf, die hinter den goldenen Augen aufflackerte, aber die Mine blieb unbewegt freundlich. Harry stand ruhig auf und holte seine Stiefel. Damon zog ihn an sich und flüsterte ihm etwas zu, was Fenrir nicht verstand. „Darüber reden wir noch.“ zischte Damon und küsste Harry dann. Harry schluckte schwer und in seiner Angst erwiederte er den Kuss nicht. Er folgte Fenrir ins Freie und schlich wie ein Geist neben ihm her. Fenrir blieb stehen, als Harrys Haus nicht mehr zu sehen war. Harry sah ihn überrascht an, als Fenrir ihn besorgt ansah. „Ist bei dir alles in Ordnung, Harry?“ fragte der Alpha ungewohnt sanft. Harrys Augen weiteten sich kurz, dann trat das geübte Lächeln wieder auf sein Gesicht. „Natürlich. Mir geht es sehr gut.“ strahlte Harry. Fenrir musterte ihn eindringlich und legte dann eine Hand auf seine Schulter. Harry wich erschrocken zurück. „Harry?“ fragte Fenrir ernst. „Ich…Damon ist manchmal etwas eifersüchtig. Du bist ungebunden und der Alpha. Ich möchte nicht, dass er sich Gedanken macht.“ sagte Harry nur lächelnd. Fenrir gefiel das zwar gar nicht, aber wenn er weiter bohrte, würde Harry sich nur komplett verschließen. „Ich verstehe.“ sagte er daher nur und dann gingen sie weiter. In Fenrirs Langhaus brannte ein Feuer, um das sich die Rudelführer, die Betas, Severus und drei weitere Zauberer versammelt hatten. „Harry Potter.“ sagte nun eine bekannte Stimme. Harry sah den Mann mit einem höflichen Lächeln an. „Mr. Malfoy.“ sagte er lächelnd. „Kein Grund, für diese Höflichkeit, Harry. Wir würden gerne deine Verbündeten werden. Nenn mich bitte Lucius.“ sagte Lucius lächelnd. Harry war verwirrt. „Sie…du meinst doch sicher Fenrirs Verbündete?“ Fenrir und Lucius schüttelten beide den Kopf. „Nein, Harry. Ihre Gruppe besteht ausschließlich aus Zauberern und Hexen. Ich bin nicht genug Zauberer, aber du, der du die längste Zeit deines Lebens ein Zauberer warst und jetzt ein Werwolf bist…du kannst beide Seiten an einen Tisch bringen.“ erklärte Fenrir nun ruhig und sah Harry aufmerksam an. „Was Fenrir damit sagen will ist, dass wir dich als Führungsspitze unserer Leute wollen. Du hast gegen jeden von uns oft genug kämpfen müssen, um unsere Stärken und Schwächen zu kennen. Du hast uns vom dunklen Lord befreit. Wir sind dir dafür dankbar und wir glauben an dich.“ sagte nun eine Frau mit langen blonden Haaren. Narcissa Malfoy war neben ihren Mann getreten und sah Harry bittend an. „Du warst der einzige, der für uns eingetreten ist, nachdem alles vorbei war. Du wusstest, dass wir uns ihm angeschlossen haben, als ER noch gute Ideale hatte und dass wir ihm nur aus Angst weiter gefolgt sind. Wir alle haben Familien und Kinder. Unschuldige, die wir beschützen wollten. Du wusstest, dass wir keine Wahl hatten, wenn wir die, die wir liebten beschützen wollten.“ sagte sie und war während sie sprach an Harry heran getreten. Sie hatte seine Hand ergriffen und sah ihn aus ihren dichten dunklen Wimpern dankbar an. „Es hat aber nichts genützt, nicht war? Ihr werdet trotzdem verfolgt.“ sagte Harry nun mit belegter Stimme. Lucius schüttelte den Kopf. „Das ist für keinen von uns wichtig. Was wichtig ist, ist, dass du es wenigstens versucht hast. Dafür sind wir dir alle mehr als dankbar.“ Harry sah sie traurig an, schüttelte den Kopf und entzog Narcissa seine Hand. „Ich…ich kann das nicht. Ich bin kein Anführer…“ „Du hast die Zauberer gegen IHN in die Schlacht geführt.“ Harry schüttelte den Kopf. „Du hast alleine gegen IHN gekämpft und gewonnen.“ Harrys Augen füllten sich mit Tränen, als er sich an den Kampf erinnerte. Er hatte damals einen Augenblick lang tief in Toms Seele sehen können und er hatte das gepeinigte Kind darin erkannt. Tom Riddle war nichts weiter, als ein Werkzeug gewesen. Anstatt ihn zu töten hätte er ihm helfen müssen.

„Ich…ich werde kämpfen, ein letztes Mal und ich werde mit euch verhandeln, aber…ich werde niemanden mehr in den Tod führen.“ sagte Harry mit zugeschnürter Kehle. „Dafür bin ich nicht stark genug.“ hauchte er hinterher. Fenrir mischte sich nun ein. Harry sah aus, wie ein in die Ecke gedrängtes Tier. Er lenkte die Aufmerksamkeit von Harry ab, indem er aufstand. „Wir werden auf der selben Seite stehen. Mein Rudel wird mit euch kämpfen.“ Hinter ihm stimmten auch die anderen Alphas zu. „Geht jetzt zu euren Leuten zurück und berichtet ihnen alles. Nach dem nächsten Vollmond treffen wir uns wieder.“ bestimmte er und die Zauberer disapparierten. Fenrir musste die Schutzschilde für sie geöffnet haben. Harry war auf eine Bank gesunken und starrte nun ins Feuer. Er bemerkte nicht, wie alle, außer Fenrir und Amber gingen. Harry hatte eine Hand auf seinem Oberarm liegen. Trotz der Wärme trug er einen Pullover, damit niemand die blauen Flecken sah. Seinen Zauberstab hatte Damon ihm abgenommen und er hatte einfach nicht die Kraft, sich gegen ihn zu wehren. Fenrir holte eine Flasche und drei Becher, aber Harry schüttelte den Kopf. „Ich sollte nach Hause gehen.“ sagte er und lächelte. Fenrir zog nur eine Braue hoch. „Aber auf einen Schluck bleibst du doch noch, oder Harry? Wir haben uns seit dem Frühlingsfest nicht mehr gesehen. Wenn ich Rose nichts von deinem gutaussehenden Partner berichte reißt sie mir den Kopf ab.“ lachte Amber und bemerkte nicht, wie wiederwillig Harry sich setzte. Fenrir kam das nicht normal vor. Gut, Harry war ihm aus dem Weg gegangen, aber das konnte er verstehen. Er musste Harry verwirren, der wusste ja nichts über ihre Verbindung, aber normalerweise freute er sich immer sehr über Amber und Rose. Harry nahm den Becher an und trank schweigend einen Schluck. „Und? Wie ist er so?“ fragte Amber schließlich. „Er ist…sehr an meinem Leben interessiert.“ sagte Harry ausweichend. Er wusste, dass Werwölfe Lügen spüren konnten, deshalb versuchte er an der Wahrheit zu bleiben. Damon kontrollierte ihn und ließ ihn kaum alleine irgendwo hin gehen. „Er ist immer bei mir.“ sagte er noch. Amber zog eine Braue hoch. „Das klingt eher wie ein anhängliches Hündchen.“ lachte sie. „Ist er gut zu dir?“ fragte Fenrir jetzt direkt. Harry sah mit versteinerte Mine auf. „Er macht alles. Ich muss mich um fast nichts mehr kümmern.“ wich Harry aus. Fenrir griff nach Harrys Oberarm, ließ ihn aber sofort los, als er den Schmerz in Harrys Augen sah. Bevor er aber weiter nachhaken konnte, klopfte es an der Tür. „Ja?“ rief Fenrir und als die Tür aufschwang trat Damon ein und lächelte. „Hey, ich habe mir nur Sorgen gemacht, weil Harry schon so lange fort ist. Er kam lächelnd auf sie drei zu und streckte die Hand nach Harry aus, der aufstand und zu ihm ging. Der Jüngere wurde in die Arme seines Partners gezogen und auf die Stirn geküsst. „Seid ihr fertig, mein Schatz?“ fragte er und streichelte über Harrys Wange, der nur nickte. „Du siehst ziemlich müde aus.“ stellte er fest. Er legte einen Arm um ihn und sah zu Fenrir. „Ich bringe ihn nach Hause. Er schläft ja gleich im Stehen ein. Bis Morgen, Alpha.“ strahlte er und ging dann mit Harry hinaus.

Amber und Fenrir starrten ihnen nach. „Da stimmt etwas nicht.“ stellte Amber fest und Fenrir nickte. „Das ist mir auch aufgefallen. Ich beobachte das nun schon eine ganze Weile.“ seufzte er. Amber sah den Werwolf kurz an. „Wenn es keine eindeutigen Beweise gibt, können wir nichts machen.“ sagte sie besorgt. „Soll ich Rose rufen? Wir könnten ein paar Tage hier bleiben. Harry vertraut ihr.“ bot sie an und Fenrir nickte. „Gute Idee.“

Harry und Damon legten den Weg schweigend zurück. Je näher sie Harrys Haus kamen, desto unruhiger wurde der Jüngere. Er zitterte vor Angst, als die Türe hinter ihm ins Schloss fiel. Er wollte gerade etwas sagen, da traf ihn Damons Faust im Magen und ließ ihn keuchend und nach Luft japsend in die Knie gehen. Er hob die Hände über seinen Kopf und wimerte. „Bitte…bitte nicht.“ wimmerte Harry, aber Damon hatte noch nicht einmal richtig angefangen. Der Werwolf hatte seit dem ersten Mal dazu gelernt und schlug Harry nicht mehr ins Gesicht. Er achtete sorgsam darauf, dass niemand etwas sehen würde.
 

„Sag mal, kommt es mir nur so vor, oder schwänzen alle heute den Unterricht?“ fragte Fenrir und seine Stimme klang ganz schön bissig. Er hatte sich an die Ruhe und den Frieden gewöhnt, als die Kinder in Harrys Unterricht waren. Ihm sind heute schon drei Kinder, teils in menschlicher, teils in Wolfsgestalt gegen die Beine gerannt. Gryffin lächelte. Sein eigener Sohn war heute auch nicht im Unterricht. „Ich wollte meinen Welpen heute hinbringen, aber Damon hat vor dem Haus auf uns gewartet, um uns bescheid zu sagen, dass der Unterricht heute ausfällt.“ erklärte der Beta seinem Alpha. Er ging weiter und bemerkte erst später, dass Fenrir stehen geblieben war. „Hat er gesagt, warum?“ fragte Fenrir mit tödlicher Ruhe in der Stimme. „Ja, Harry geht es nicht besonders. Er wollte einen Tag liegen bleiben.“ sagte Gryffin und sah Fenrir verwirrt an. „Hast du was?“ fragte er Fenrir, aber der drehte sich schon um und lief zurück zum Küchenpavillon. Gryffin sah ihm wie ein ausgesetzter Hund nach, zuckte dann aber mit den Schultern und setzte seinen Weg fort. Fenrir wusste schon, was er tat.

Fenrir fing Amber und Rose ab, als die gerade gehen wollten. Sie sahen ihn an, als er auf sie zulief. „Was ist los?“ fragte Rose besorgt. Fenrir sah gleichzeitig besorgt und gehetzt aus, nur seine Augen versprühten einen Zorn, der Rose schlucken und bei Amber Deckung suchen ließ. Die Werwölfin legte einen Arm um ihre Gefährtin und schob sie instinktiv etwas hinter sich. Fenrir würde ihr nie etwas tun, aber das war nunmal Instinkt, wenn ein vor Wut rasender Werwolf auf den devoten Gefährten zu lief. Fenrir ignorierte das und wurde erst langsamer, als Amber leise knurrte. Er blieb kurz stehen und ging dann langsamer weiter. Er könnte sie besiegen, aber für einen Kampf war keine Zeit. „Die Welpen sind nicht im Unterricht. Damon hat alle abgewimmelt und gesagt, Harry ginge es nicht so gut.“ Rose sah ihn verständnislos an. „Aber Harry hat unglaubliche Selbstheilungskräfte. Es ist unwahrscheinlich, dass er so schnell so krank wird, es sei denn, sein Körper ist geschwächt von einem Kampf.“ sagte sie und ihre Augen weiteten sich, als sie erkannte, was Fenrir andeutete. Sie liefen zu dritt zu Harrys Haus. Rose hielt die anderen zurück und trat selber an die Tür, um zu klopfen. Sie lächelte Damon an, als der öffnete und den Kopf heraus streckte. Zur selben Zeit traf Severus bei ihnen ein, was Damon aber nicht sehen konnte, weil Rose im Weg stand. „Tut mir leid, Harry geht es heute nicht so gut. Er muss sich ausruhen.“ versuchte Damon, sie abzuwimmeln. Sie lächelte nur noch breiter. „Ich weiß, deshalb bin ich hier. Ich bin Heilerin.“ Damon fixierte sie, ehe er an ihr vorbei zu Fenrir und Amber sah. Sie legte den Kopf schief. „Fenrir wollte nur etwas mit Harry besprechen. Es geht um die Zauberer, die neulich da waren. Ich habe ihm aber gesagt, dass ich mir Harry erst ansehen möchte.“ log sie aalglatt, damit Damon noch nichts merkte. „Severus hat ihn schon untersucht.“ Fenrir wusste, dass sie ihn in die Ecke gedrängt hatten, wenn er so eine dumme Lüge aussprach. Damon wurde bleich, als Severus vortrat und er ihn nun sehen konnte. „Das wüsste ich aber.“ schnarrte der Tränkemeister eiskalt und hob den Zauberstab. Damon flog quer durch das Zimmer an die Rückwand und sie alle vier traten nun ein. Rose lief sofort von Severus gefolgt nach oben. Sie witterte Harry und riss die Tür auf. Harry lag im Bett und sah sie ängstlich an. Sie bemerkte, dass er die Decke sofort höher zog und lächelte beruhigend. „Hey Harry.“ sie setzte sich an die Bettkante. „Was fehlt dir denn?“ fragte sie ganz sanft. Harry lächelte breit zurück. „Hey Rose, lange nicht gesehen. Ich bin nur etwas erschöpft. Du hättest nicht extra kommen müssen und du auch nicht, Severus.“ Dem Tränkemeister lief es kalt den Rücken runter. Wenn sie nicht wüssten, was hier los war, sie würden es nie vermuten. Harry war ein viel zu guter Schauspieler. „Harry, wir wissen, was los ist.“ sagte Rose ganz sanft. „Was soll los sein?“ fragte Harry und seine Stimme zitterte vor Angst. Sie durften es nicht erfahren. Er durfte nichts sagen. Fenrir würde ihn nie mehr ansehen. Er hatte nicht gewusst, dass er immer noch hoffte, dass Fenrir seine Gefühle vielleicht erwidern würde, aber nun war sein ganzes Denken von dem Alpha bestimmt. Rose zog die Decke leicht zurück und offenbarte einen riesigen Bluterguss an Harrys Oberarm. Harry verfluchte sich. Er hätte etwas mit langen Ärmeln tragen sollen, aber er war nicht an den Schrank gekommen. „Ich bin gegen den Schrank gelaufen.“ log er und lächelte weiter, aber seine Stimme klang nun gehetzt. Severus reichte es. Er trat vor und zog Harry die Decke ganz weg. Mit einem Schwung seines Zauberstabes war Harrys Shirt verschwunden und Rose zog zischend die Luft ein. Harry war ein einziger wandelnder Bluterguss. „Wie oft bist du gegen den Schrank gelaufen?“ fragte Severus gepresst. Harry liefen die Tränen über die Wangen. Er griff nach dem Arm von Rose und sah sie flehend an. „Bitte. Es ist nicht…nicht seine Schuld. Ich habe ihn provoziert. Bitte…“ schluchzte Harry und Rose wurde übel. Harry war von vorne bis hinten manipuliert und eingeschüchtert worden. Sie hatte so einen Fall erst ein Mal gehabt, bei einer jungen Hexe, die von ihrem Mann geschlagen wurde und sie wusste, dass die Schläge nicht alles waren und sie hoffte, dass es bei Harry noch nicht so weit gekommen war. Sie beließ es aber erst mal dabei. An diese wahrscheinlich größte Wunde, würde sie später rangehen. „Harry…das ist nicht in Ordnung.“ sagte sie ganz ruhig und sah Severus böse an, der etwas sagen wollte. Der Zauberer stürmte hinaus und lief die Treppe runter, wo Fenrir und Amber Damon festgesetzt hatten.

„CRUZIO!“ brüllte Severus und ließ den schreienden und sich windenden Werwolf in die Luft schweben. Er ließ ihn herunter stürzen und brüllte erneut: „Cruzio. Cruzio. CRUZIO!“ Auch Severus wusste, dass Harry wohl mehr hatte erleiden müssen, als die offensichtlichen Prügel. Seine Mutter hatte unter seinem Vater genau so gelitten, wie Harry unter Damon. Es fing mit einer Ohrfeige an und dann gab es keine Grenzen mehr. Damon hätte Harry am Ende sicher umgebracht, oder Harry hätte sein Leben selbst beendet, so wie Eileen es getan hatte. Fenrir hatte Severus noch nie so gesehen. Wenn der Tränkemeister den Cruzio unter Voldemort hatte ausführen müssen, hatte man immer seine Beklemmung gespürt, nun aber schien Severus völlig frei von irgendwelchen Skrupeln zu sein. Er trat vor und nahm Severus den Stab ab, was gar nicht so einfach war, denn der Mann hatte für einen Menschen ganz schön Kraft. „Ihn zu töten ist jetzt keine Option.“ knurrte der Alpha drohend. Severus spuckte aus. „Sieh dir Harry an und dann sag das noch einmal, Werwolf.“ fauchte er und sah Fenrir wütend an, ehe er Damon einen Tritt ins Gesicht versetzte und es bedurfte keiner geschärften Sinne, um das Brechen der Nase zu hören. Er wandte sich richtung Treppe, aber Amber hielt ihn auf. „Nein, wenn Severus so durchdreht, kannst du nicht hoch gehen. Ihn zu töten wäre zu einfach.“ ermahnte sie ihn und nickte Richtung Damon. Fenrir schob sie zur Seite. „Ich werde ihn nicht töten…noch nicht. Ich werde mich im Griff haben.“ grollte er und stieg dann die Treppe hoch.

Harry war unter den Schreien heftig zusammengezuckt. Rose hatte ihn in der Zwischenzeit von den Klamotten befreit, um ihn zu untersuchen. Sie bemerkte Blut auf dem Laken, als sie Harry half, sich auf die Seite zu drehen, damit sie sich um eine gebrochene Rippe kümmern konnte. Sie roch die Tränen und hörte die Schluchtzer. Harry rollte sich in sich zusammen, was ihm furchtbare Schmerzen bereiten musste. Sie streichelte seinen Rücken. „Jetzt wird alles gut. Harry, du bist jetzt sicher. Er kann dir nie wieder etwas antun. Aber warum hast du denn nichts gesagt?“ flüsterte sie. Harry brachte kaum ein Wort heraus. Das einzige, was sie verstand war „loyal“ und „Fenrir“. Das machte aber keinen Sinn. Sie flößte Harry ein starkes Beruhigungsmittel ein. „Harry, bitte sag mir, warum du es niemandem verraten hast.“ sagte sie erneut, nur etwas dringender. Harry lag wieder auf dem Rücken und sah durch sie hindurch. „Er hat gesagt….wenn ich was sage…ich wäre nicht loyal und dann, dann würde mich auch mein Gefährte nicht mehr…wollen, wenn ich einen hätte und…Fenrir würde mich…verstoßen…aus dem Rudel…Fenrir…“ schluchzte Harry und schlug sich die Hände vors Gesicht.

Fenrir stand vor der Tür und hatte alles gehört. Er hatte Harry beschützen wollen und ihn in die Arme eines Monsters getrieben. Das alles war seine Schuld. Er hätte besser auf ihn achten müssen, er hätte ihm die Gesellschaftsregeln der Werwölfe erklären müssen. Harry war einfach zu leicht zu manipulieren. Er hatte keine Ahnung, welche Regeln bei den Werwölfen galten. Er hörte, wie Harry seinen Namen schluchzte und konnte sich nicht mehr zurück halten. Er trat langsam ein. Ein Blick genügte und Rose räumte ihren Platz. Als Harrys Augen auf ihn fielen, wich der Jüngere ängstlich zurück und fiel beinahe aus dem Bett, aber Fenrir fing ihn auf. Er hielt ihn fest, als Harry wimmernd versuchte von ihm weg zu kommen. Er hatte solche Angst, dass Fenrir ihn nun verachten würde. Aber der Alpha war zu stark. Harry gab auf und hing nun schlaff und weinend in Fenrirs Armen. Der Werwolf hielt ihn nun etwas lockerer, ließ ihn aber nicht los. Er griff nach der dünnen Decke und wickelte Harry darin ein, dann hob er ihn auf seine Arme. „Ich bringe ihn zu mir. Er muss hier raus. Pack seine Sachen und dann hol Severus. Ihr könnt ihn bei mir heilen. Gryffin und Amber sollen sich um das Stück Scheiße da unten kümmern.“ knurrte er, bemühte sich aber ruhig zu bleiben, was nicht ganz einfach war, denn in ihm tobte eine Bestie, die nach Vergeltung schrie. Mit seiner leichten Last trat er aus dem Zimmer und die Treppe herunter. Er hielt Harry so, dass dessen Kopf an seiner Schulter lag und er Damon nicht sehen musste. Er trat aus dem Haus und durch die kleine Menge, die sich davor versammelt hatte. Sie hatten Damons und Severus´Schreie gehört. Er sah Gryffin an, der sofort zu ihm lief. Er bemerkte die Irritation auf dem Gesicht seines Betas, als der Harry sah. Fenrir flüsterte so leise, dass nur Gryffin ihn hören konnte. „Kümmere dich um das Schwein und dann komm zu mir.“ Gryffin nickte nur und lief ins Haus. Er hatte seinen Alpha verstanden. Harry bekam in seinem Schock davon nichts mit. Erst, als Fenrir ihn auf sein Lager legte und seine Wärme weg war sah Harry wieder auf. Als sich ihre Blicke trafen füllten sich Harrys Augen mit Tränen. „…mir leid..“ hauchte er und seine Augen liefen über vor Tränen. Fenrir setzte sich zu ihm, nahm seine Hand und strich ihm die Tränen weg. „Nein…sag das nicht. Du hast doch keine Schuld. Mir tut es leid. Ich habe nichts bemerkt.“ sagte Fenrir sofort und streichelte über Harrys Wange. Harry sah ihn verwirrt an. „Du konntest es nicht wissen…“ sagte er nun und Fenrir lächelte traurig. „Selbst jetzt versuchst du noch, mich zu trösten.“ ungläubig sah er Harry an. „Ich hätte dich gar nicht zu ihm gehen lassen dürfen.“ sagte Fenrir nun. „Aber…er ist doch mein…“ Hary brach ab. Er konnte das Wort nicht aussprechen. „Aber nicht dein Gefährte.“ sagte Fenrir und griff nach einem Taschentuch, mit dem er Harry die Tränen trocknete. „Ich bin dein Gefährte, Harry. Ich habe Abstand genommen, um dich zu schützen. ich konnte dich nicht verlieren. Du musstest leben. Damit habe ich dich in die Arme dieses…Monsters….getrieben. Es ist meine Schuld.“ Fenrir litt furchtbar und Harry konnte es sehen. Mit Schmerzverzerrtem Gesicht setzte er sich auf und schlang die Arme um Fenrirs Hals. Der Werwolf zog ihn auf seinen Schoß und umklammerte ihn. Harry hatte Schmerzen, aber er spürte sie kaum. Was hier geschah konnte er kaum glauben. „Ich verstehe dich…“ hauchte Harry. „Ich habe mich vor allen zurückgezogen…so viele, die ich mochte sind gestorben…ich weiß, wie es dir geht…“ sagte er gegen Fenrirs Hals und hielt die Augen geschlossen.

Fenrir vergrub seine Nase in Harrys Haar. Er hatte vergessen, dass Harry so viele verloren hatte. Er hätte mit ihm reden können. Harry hätte ihn verstanden. Er verfluchte sich für seine Dummheit. „Ich lasse nicht zu, dass dir jemals wieder Leid widerfahren wird. Nicht, wenn ich es verhindern kann.“ Harry lächelte an Fenrirs Hals. Er sah ihn ängstlich an, als Fenrir ihn nun aber ein Stück von sich wegschob. „Ich liebe dich. Seit ich dich im Wald gefunden habe.“ sagte Fenrir und war überrascht, wie gut es sich anfühlte, diese Worte zu sagen. Harry klammerte sich an ihm fest und begann wieder heftig zu weinen. Er vergrub sein Gesicht in seinen Händen und Fenrir hatte Angst, dass er etwas falsches gesagt hatte. „Harry?“ fragte er besorgt. Harry sah auf und lächelte ihn an. „Warum weinst du?“ fragte Fenrir und könnte sich umbringen, für diese dumme Frage, aber Harry überraschte ihn, indem er die Frage so nahm, wie sie gemeint war. „Weil ich so glücklich bin.“ lachte Harry unter Tränen. Fenrir nahm sein Gesicht in die Hände und näherte sich ihm ganz langsam. Dabei behielt er Harrys Reaktion genau im Auge. Als ihre Lippen sich trafen hatten beide das Gefühl, ein Feuerwerk würde in ihnen losgehen. Harrys Augen flatterten zu und er legte die Arme um Fenrirs Hals. Fenrir legte seine Arme um Harry, ohne jedoch zu fest zu drücken. Er hatte die gebrochene Rippe bemerkt. Er legte seine linke Hand zwischen Harrys Schulterblätter und vergrub die rechte in seinem schwarzen Haar.

So fanden Rose und Severus die beiden vor. Innig in einen Kuss vertieft, so weit weg von der Welt, dass sie nicht mal bemerkten, dass sie nicht mehr alleine waren. Severus räusperte sich, um die Aufmerksamkeit der beiden zu bekommen. Fenrir löste den Kuss und sah mit glühenden Augen zu den beiden. Harry lehnte an seiner Brust und hatte den Kopf an seine Schulter geschmiegt. „Wie ich sehe, bist du endlich zur Vernunft gekommen, Greyback.“ schnarrte der Tränkemeister und wollte sich den beiden nähern, Fenrirs plötzliches Knurren und die gold leuchtenden Augen hielten ihn aber auf Abstand. „Was soll das? Ich will ihn untersuchen.“ knurrte der Zauberer wütend. Dieses Verhalten war völlig irrational. Rose zog Severus am Ärmel ein Stück zurück. „Fenrir scheint Harry nun vollkommen als Gefährten akzeptiert zu haben. Du bist zwar kein Werwolf, aber wenn du einer wärst, dann ein Dominanter. Fenrir wird dich nicht in Harrys Nähe lassen. Lass es mich mal versuchen.“ erklärte Rose ruhig und trat an Severus vorbei auf das Paar zu. Fenrir fixierte sie, knurrte aber nicht. Sie näherte sich ganz langsam und hielt den Kopf leicht schräg. „Fenrir, Harry ist verletzt. Er muss versorgt werden. Oder möchtest du, dass er Schmerzen hat?“ fragte sie mit ruhiger monotoner Stimme. Fenrir sah bestürzt auf Harry runter und streichelte über sein Haar. Er sah den Schmerz in den Augen seines Gefährten und löste sich dann unwillig von ihm, um ihn auf das Lager zu legen. Er beobachtete Rose genau, die nun zu Harry ging und ihn vorsichtig abtastete. „Severus, zwei gebrochene Rippen, mehrere Blutergüsse, ein gebrochener Finger einige Platzwunden und ich fürchte, innere Blutungen.“ zählte sie das gröbste auf. Alles weitere konnten sie später behandeln. „Fenrir, lass Severus durch. Er will nichts von Harry. Er will ihm nur helfen. Harry hat doch auch schon bei Severus gewohnt.“ Fenrir wurde langsam ruhiger und kam wieder ganz zu sich. „Severus, hilf ihm.“ brummte der Alpha und sein Kiefer verspannte sich, als nun auch der Zauberer zu Harry lief und sich über ihn beugte.

Harry hob abwehrend die Hände. „Es ist schon in Ordnung.“ sagte er und zu ihrer aller Überraschung konnten sie zusehen, wie die Blutergüsse auf seinem Oberkörper immer weiter verblassten. Severus warf einen Diagnosezauber über den jüngsten in ihrer Mitte und nickte. „Es scheint so, als wären deine Selbstheilungskräfte nun vollständig ausgereift.“ Fenrir schob den Tränkemeister mitten im Satz zur Seite. Er musste das selbst sehen. Auch Rose beugte sich nun wieder über Harry und auch sie sprach einen Diagnosezauber. „Als wäre nie etwas passiert…“ flüsterte sie. „…NIE ETWAS PASSIERT?“ brüllte Fenrir plötzlich los. Der Werwolf war rasend vor Zorn. In seinen Augen stand Mordlust und knurrend lief er auf die Tür zu und riss sie auf. Zwei Arme legten sich von hinten um seine Brust und hielten ihn auf. Er drehte sich in der Umarmung um und blickte direkt in goldene Augen, die ihn unsicher ansahen. „Bitte nicht, Fenrir.“ sagte er nur ganz ruhig und griff dann nach den großen rauen Händen des Alphas. „Er muss sterben, Harry. So etwas darf niemals passieren.“ sagte Fenrir nun bemüht ruhig. „Aber…Mein Wolf hat mich vor allem abgeschirmt. Ich weiß selber nichts mehr.“ versuchte Harry es. „Gibt es keine andere Möglichkeit? Verbannung?“ fragte er. „Nein, Harry. Er muss sterben. Er hat das großte Gesetz gebrochen.“ sagte nun auch Rose.

Harry ließ die Schultern sinken. Dann straffte er sich und sah direkt in Fenrirs Augen. „Dann will ich es tun.“ Damit hätte keiner von ihnen gerechnet. Rose verstand es als erste. Sie erkannte, dass Harry das tun musste. Fenrir und Severus versuchten noch, es ihm auszureden, aber es war geltendes Recht bei den Werwölfen und als Fenrir das einsah kämpfte Severus auf verlorenem Posten.
 

Harry stand in einer komplett leeren Hütte. Vor ihm auf dem Boden kniete Damon. Schwere Ketten um seine Handgelenke hielten ihn am Boden. Sie waren alleine. Harry setzte sich im Schneidersitz ihm gegenüber und legte seinen Zauberstab neben sich. Er hatte sich für den Stab als Waffe entschieden. Selbt jetzt als Werwolf hatte er noch immer keinen Gefallen an Gewalt gefunden. Nicht einmal seinen schlimmsten Feind wollte er länger leiden lassen, als notwendig. Damon sah auf, als die Türe sich öffnete. „Du bist gekommen, um mich zu töten.“ stellte er fest und blinzelte gegen das Sonnenlicht. Seine Augen weiteten sich, als die Türe geschlossen wurde und er nun ohne das blendende Licht erkannte, wer gekommen war, um sein Urteil zu vollstrecken. „Warum, Damon?“

Harry wollte diese Frage eigentlich nicht stellen, nun war sie ihm aber doch über die Lippen gekommen und gespannt erwartete er die Antwort. Würde er eine Antwort bekommen? Er sah, wie Damon mit sich rang. Er erwartete schon nicht mehr, dass der Werwolf etwas sagen würde, als Damon schließlich doch etwas sagte. „Weil du immer nur ihn geliebt hast.“ knurrte der Werwolf und sah Harry hasserfüllt an. Harry stockte. „Du hast all das getan, weil ich…“ er sah Damon bestürzt an. „Warum hast du dich nicht von mir getrennt? Warum hast du mir all das angetan?“ Damon wurde immer wütender und brüllte ihn irgendwann einfach an. „Weil ich dich gewollt habe! WEIL ICH DICH GELIEBT HABE!“ Harry zuckte nicht einmal zurück. „Du hast mich nie geliebt.“ sagte er ganz ruhig. „Ich wollte dich für mich! Ich habe jeden gehasst, der dich nur angesehen hat. Du solltest für immer mir gehören! Das ist doch Liebe!“ zischte Damon.

Harry sah ihn bestürzt an. Damon tat ihm leid. Er hatte Mitleid mit diesem Monster, das keine Ahnung hatte, was Liebe war. „Nein, Damon. Das war Gier. Keine Liebe.“ flüsterte Harry und erhob sich. „Was denn? Jetzt haust du einfach ab? Soll dein ach so geliebter Fenrir mich für dich töten? Du Hure.“ spuckte er aus. Harry sah nur ruhig auf ihn herab. Seine Augen glühten golden im Halblicht der Hütte. „Ich verzeihe dir, Damon.“ sagte er und als nächstes strahlte durch jedes Fenster und jede Ritze der Hütte grünes Licht.

Der Gefährte des Alpha

Kapitel 8
 

Seit Damons Hinrichtung waren nun bereits zwei Wochen vergangen. Harry konnte nicht länger in seinem Haus bleiben und war zu Fenrir gezogen. Obwohl der Werwolf Harry die schlimmsten Dinge abgenommen hatte, war Harry bisher noch vor jeder intimen Berührung von Fenrir zurückgewichen. Es war seltsam für ihn. Er selber konnte sich ja nicht erinnern und er wollte Fenrir. Das Wesen in ihm wollte Fenrir auch, aber es hatte Erfahrungen gemacht, die erst durch Vertrauen und Geduld heilen mussten. Ihre Beziehung war im ganzen Rudel bekannt und alle freuten sich besonders für Fenrir. Harry war das alles egal. Er war unendlich glücklich, dass Fenrir und er endlich zueinander gefunden hatten und genau das machte ihm große Sorgen. Er war nie lange glücklich gewesen. Irgendetwas oder irgendjemand hatte sein Glück immer zerstört. Sie saßen gerade zusammen am See, Harry gegen Fenrirs Brust gelehnt und die Augen geschlossen, als sich hinter ihnen jemand räusperte. Die beiden Werwölfe fuhren herum und fixierten den Eindringling. Gryffin stand atemlos bei ihnen am See. Er musste furchtbar schnell gerannt sein, um so außer puste zu sein. „Fenrir….Harry….die Zauberer…“ keuchte er. Harry sprang sofort auf. Während der letzten Wochen hatten sie sich immer wieder mit Lucius und den anderen getroffen und ihre Pläne überarbeitet. Sie wollten erst wieder zusammenkommen, wenn es los ging. Es ging los.

Harry wurde für einen kurzen Augenblick blass, dann hatte er sich wieder gesammelt und rannte dicht hinter Fenrir und gefolgt von Gryffin zum Langhaus zurück. Einige Werwölfe hatten sich bereits auf dem kleinen Platz davor gesammelt und mitten zwischen ihnen stand eine Gruppe Zauberer. Die Fremden wurden nicht offensichtlich bedroht, aber man spürte eine gewisse Anspannung unter den Werwölfen und keiner von ihnen ließ die Zauberer auch nur für einen Augenblick aus den Augen. Fenrirs Ankunft änderte das kaum merklich. Die Anspannung blieb, aber nun richtete sich die Aufmerksamkeit der Versammelten auf den Rudelalpha. Harrys Augen durchkämmten die Menge und entdeckten schließlich einen langen blonden Schopf. Er schob sich durch die Menge bis er bei Lucius angekommen war. „Lucius. Geht es los?“ fragte er, ohne sich mit einer Begrüßung aufzuhalten. „Noch nicht, aber in den nächsten Tagen. Wir dachten, es sei besser, wenn wir schon mal herkommen.“ Harry nickte. Einerseits verspürte er Erleichterung, andererseits frustrierte es ihn. Es war unwahrscheinlich, dass ihr erster offener Kampf gegen Dumbledore auch der letzte entscheidende sein würde, aber ganz konnte Harry diese winzige Hoffnung nicht abschütteln. Diese Hoffnung trieb ihn auch an. Er wollte es beenden. Für sich, für die Werwölfe. Ein Leben ohne Verfolgung, ohne Ausgrenzung. Ein Weg nach Hogwarts gehen zu dürfen für die Jüngeren. Seine Überlegungen wurden von einer Stimme unterbrochen, die Harry beinahe vermisst hatte, wie er sich eingestehen musste, und die ihn genau wie die Stimme von Severus in eine Zeit zurückversetzte, als das Leben nicht unbedingt unbeschwerter war, aber in der er noch Ziele hatte. „Haben dich die Werwölfe so verroht, dass du nicht einmal mehr zu einer Begrüßung fähig bist, Potter?“ Grinsend drehte Harry sich um, um in die stahlgrauen Augen seines damals schlimmsten Feindes zu blicken. Naja, schlimmster Feind neben Voldemort versteht sich. „Und hat deine Umfangreiche Bildung die Verhaltensregeln für Besuche bei Werwölfen ausgelassen, Malfoy, oder warum zeigst du mir nicht die Kehle?“ stichelte Harry zurück. Draco schnaubte. „Meine Bildung ist umfangreich, Potter. Die Kehle zeigt man nur dem Alpha Paar.“ schnarrte Draco, was alle umstehenden zum Schmunzeln brachte. Die Beziehung von Fenrir und Harry war noch ziemlich frisch und stand außerhalb der verbündeten Rudel unter größter Geheimhaltung. Harry galt als tot und das gab ihm Schutz. Der Gefährte eines Alphas stand ganz oben auf der Abschussliste des Ministeriums und man würde ihn jagen, um ihn als Druckmittel zu benutzen. Obwohl Harry die Tatsache nicht gefiel, ein Druckmittel sein zu können, akzeptierte er die Geheimhaltung. Draco war das erste mal mit den anderen Zauberern ins Rudel gekommen und hatte demnach keine Ahnung.

Eine schwere Hand legte sich auf die Schulter des Blonden und drückte gerade so fest, dass Dracos steinernde Mine einen Augenblick lang flackerte. „Da du die Regeln kennst rate ich dir, schleunigst deine Kehle zu zeigen.“ grollte Fenrir. Draco wirbelte herum und wurde doch etwas blass. Er kannte nur die furchtbare Seite von Fenrir, als dieser und sein Vater noch in den Diensten des dunklen Lords standen. Er hob das Kinn und entblößte seine Kehle vor Fenrir. „Vergiss meinen Gefährten nicht.“ knurrte Fenrir. Wenn man ihn nicht kannte könnte man denken, er sei wirklich wütend auf Draco, aber Harry und die umstehenden Werwölfe hörten das Schmunzeln aus dem Knurren. „Natürlich. Ich wusste nicht, dass du einen Gefährten hast. Wo ist er?“ fragte Draco etwas kleinlauter, als noch im Gespräch mit Harry. „Dreh dich doch mal um.“ schlug Fenrir vor. Draco drehte sich wieder um und ging dann auf einen Werwolf zu, der neben Harry stand und sich mit diesem unterhielt. „Ich begrüße den Gefährten von Fenrir.“ sprach er den Werwolf an und wollte gerade die Kehle zeigen, als Harry und der Werwolf in schallendes Gelächter ausbrachen und mit ihnen die Zauberer und die versammelten Werwölfe. „Was ist so komisch?“ schnappte Draco beleidigt. „Draco…das ist Samuel. Er ist ein dominanter Werwolf.“ prustete Harry. Draco wurde rot. „Fenrir hat gesagt ich solle mich umdrehen.“ patzte der Malfoy Spross. „Ja, zu mir.“ keuchte Harry vor Lachen. „Du…du?“ Fenrir trat auf Harry zu und legte einen Arm um seine Schultern. „Ja, Draco. Und du musst mir nicht deine Kehle zeigen.“ bot Harry an, aber Draco dachte gar nicht daran, sich einen weiteren Fehltritt zu erlauben und den Alpha so zu beleidigen. Er zeigte Harry die Kehle und schmollte dann. Harry sah vorwurfsvoll zu Fenrir. „Er konnte es nicht wissen. Du hättest etwas präziser sein können.“ Fenrir grinste nur wölfisch. „Ich war präzise. Kann ja keiner ahnen, dass der junge Malfoy einen dominanten Werwolf nicht von einem devoten unterscheiden kann.“ grollte er. „Das nehme ich ihm übrigens übel.“ knurrte Samuel mit vor der Brust verschränkten Armen. Harry konnte darüber auch nur den Kopf schütteln. Gut, Samuel war nicht so groß oder breit, wie Fenrir, aber definitiv nicht devot. Harry schüttelte den Kopf, wie um diese Vorstellung loszuwerden. „Komm, Draco. Ich zeige dir, wo du schlafen kannst.“ bot Harry an, um seinem ehemaligen Schulfeind aus dieser Situation zu helfen. Draco nickte und folgte ihm, zu erleichtert, um daran zu denken, Harry für diese persönliche Anrede zu ärgern.

Wärend er dem Schwarzhaarigen folgte kam er nicht umhin zu bemerken, dass er sich verändert hatte. Er kam ihm größer vor und auch etwas breiter, wobei Harry noch immer sehr schlank war. Er würde wohl nie wirklich an Masse zulegen, aber wenigstens war er nicht mehr so mager, wie noch zu Schulzeiten. Das längere Haar, das Harry zu einem Zopf trug stand ihm viel besser, als die kurzen Zotteln, vor denen auch das beste Haargel kapituliert hätte. Nicht, dass der Schwarzhaarige jemals so etwas benutzt hätte. Draco hatte immer das Gefühl, dass Harry sein Aussehen egal war. „Ich spüre, wie du mich anstarrst.“ sagte Harry nun. Er hatte es schon die ganze Zeit gespürt und es war ihm unangenehm. Er wurde nicht gerne angestarrt. „Du hast dich auch ziemlich verändert. Ich habe dich jahrelang nicht gesehen.“ verteidigte sich Draco, richtete seinen Blick nun aber auf seine Umgebung. Harry entspannte sich langsam und führte Draco zu einer Hütte neben dem Langhaus. Sie hatten die Hütte nach Harrys Idee gebaut. Oft blieben Alphas und andere Gäste über Nacht und damit sie nicht im Vorraum des Langhauses schlafen mussten, gab es nun ein Gästehaus. So hatten alle ihre Ruhe und Privatsphäre.

Harry stieg drei Stufen hoch, gefolgt von Draco und betrat die überdachte Veranda. Als er einfach so eintrat blieb Draco stehen. Harry sah sich fragend um, als Draco ihm nicht direkt folgte. Er hatte den Blonden immer für neugierig gehalten. „Schließt ihr nicht ab?“ fragte Draco nun, was Harry zum Schmunzeln brachte. Draco blieb aber ernst. „Ich meinte das schon ernst.“ Harry winkte ihn rein und ging in die kleine Küche, wo er einen Tee aufsetzte. Während er mit den Tassen hantierte sprach er. „Du wirst hier nicht eine abgeschlossene Türe finden.“ „Warum nicht?“ Harry lächelte und brachte das Wasser in den Tassen mit einem Schlenker seines Zauberstabes zum Kochen. Er drückte Draco eine Tasse in die Hand und lief raus auf die Veranda. Sie setzten sich in die bequemen Schaukelstühle. „Warum sollten wir? Das Rudel ist eine Familie. Keiner würde ungebeten in andere Häuser laufen, außer die Welpen natürlich. Das Dorf ist von starken Abwehrzaubern umgeben und selbst wenn nicht…Wer wäre schon dumm genug, bei einem Werwolf einzubrechen?“ Er nahm einen Schluck Tee und sah, wie Draco sich für seine Frage beinahe schämte. „Ich fand das am Anfang auch sehr befremdlich.“ lächelte Harry, damit Draco sich besser fühlte. Es wirkte, denn der Blonde stellte bald wieder seine selbstsichere Mine zur Schau. „Was hat sich bei dir getan in den letzten Jahren?“ wollte Harry nun wissen. Er hatte zwar gesagt, dass er nicht mehr in die Zaubererwelt zurückkehren wollte, aber es interessierte ihn doch, was sich in den Leben derer, die er kannte getan hatte. Draco erzählte ihm von ihrem Umzug nach Australien und wie er immer zwischen dort und Salem pendeln musste. Er berichtete davon, wie schwer das Studium der Zaubertränke gewesen ist und davon, dass er doch einen guten Abschluss geschafft hatte. Harry hörte ihm lächelnd zu, als er von Australien erzählte. Irgendwann stockte Draco jedoch, als er gerade erzählen wollte, wen er kennengelernt hatte. Harry wurde hellhörig. Draco errötete leicht, was Harry zum Grinsen brachte.

„Also ist sie jemand besonderes?“ wollte er wissen. Draco druckste ein wenig herum. „Meine Eltern wissen nichts davon. Der Altersunterschied würde ihnen nicht so gut gefallen.“ Harry zog eine Braue hoch. „Du bist erwachsen. Außerdem ist es doch egal. Das ist aber noch nicht alles, oder?“ Draco schüttelte den Kopf, seufzte und starrte an die Decke. „Er ist vierhundert Jahre älter als ich, ein Kollege von meinem Vater und ein Vampir.“ platze es nun aus Draco heraus. Harry stand der Mund offen. „Du bist schwul?“ entkam es ihm und Draco sah ihn entrüstet an. „Na hör mal. vierhundert Jahre älter und Vampir scheinen dir wohl nicht so wichtig neben meiner sexuellen Orientierung.“ Harry klappte der Mund auf und zu, dann begann er zu lachen. „Tut mir leid. Doch das ist natürlich wichtig und definitiv interessant, aber ich hatte keine Ahnung, dass du Männer magst. In der Schule warst du immer mit Mädchen zusammen.“ Draco schüttelte den Kopf. „Da liegst du falsch. Ich war mit Blaise zusammen. Die Mädchen waren nur Tarnung. Für uns beide. Wir sind aus Reinblüterfamilien. Wir sind beide die einzigen Nachkommen.“ Harry nickte. Er verstand das Problem. Draco steckte wirklich in der Patsche. Harry streckte seine Hand aus und legte sie auf Dracos Arm. „Du kannst es nicht ewig geheim halten. Sag es ihnen.“ Draco sah Harry traurig an. „Sie werden enttäuscht sein.“ Harry schüttelte den Kopf. „Es ist dein Leben, Draco. Sie sind deine Eltern, aber du lebst nicht für sie. Und die Sache mit den Nachkommen…Adoption?“ Draco schüttelte den Kopf. „Das würden sie nicht akzeptieren.“ „Blutadoption.“ sagte Harry nur ruhig und Dracos Gesicht hellte sich auf.
 

Fenrir und die Malfoys fanden die beiden jungen Männer in ein Gespräch vertieft auf der Veranda sitzend. Der Alpha streckte einen Arm aus, als Lucius sich bemerkbar machen wollte. Der Blonde sah den Werwolf verwundert an. Er hatte bemerkt, wie locker Harry in Dracos Gegenwart war. Sie lachten und redeten sehr intensiv. Sicher, in der Schule waren sie Rivalen gewesen, aber nach der großen Schlacht und der damit verbundenen Flucht der Malfoys und Harrys Martyrium, waren sie für einander alles, was ihnen noch aus der Kindheit geblieben war. Fenrir hatte Harry noch nie so gesehen. Seine Arbeit als Lehrer machte ihn glücklich und Fenrir konnte von sich behaupten, ihn auch nicht unglücklich zu machen, aber hier wirkte Harry wirklich jung.

Als Dracos Eltern nach einiger Zeit doch zum Gästehaus kamen bemerkte Harry erst, dass es bereits dunkel geworden war. Er entschuldigte sich bei den Malfoys, dass er sie vom Schlafen abgehalten hatte und machte sich auf den Weg zum Langhaus. Noch bevor er eingetreten war hörte er von drinnen laute Stimmen. Er runzelte die Stirn. Fenrir hörte er nicht, was seltsam war. Wer würde in ihrem Haus so streiten, wenn nicht Fenrir? Er trat ein und schmunzelte. Amber und Rose funkelten einander an und Fenrir stand dazwischen. „Was ist denn hier los?“ fragte Harry und setzte sich neben Fenrir. „Rose will mit kämpfen!“ knurrte Amber. Harry zog eine Braue hoch. „Und? Ich kämpfe auch. Fenrir würde mir das nicht verbieten.“ „Das ist etwas anderes.“ brummte Fenrir. Harry sah ihn stirnrunzelnd an und Rose ballte die Faust. „Ist es, weil ich nur einen Arm habe? Amber! Du weißt, dass ich zum zaubern nur einen Arm brauche!“ Amber ließ sich auf einen Stuhl sinken. „Es ist noch viel zu früh, aber wenn ich es dir nicht sage, machst du etwas dummes.“ knurrte Amber. „Was sagen?“ zischte Rose. Harry und Fenrir saßen zwischen den beiden und hatten keine Ahnung, was da vor sich ging. Amber streckte die Hand nach Rose aus und zog sie auf ihren Schoß. Rose war offensichtlich wütend, ließ es aber geschehen. Amber verschränkte ihre Finger ineinander. „Du bist schwanger, Rose.“ sagte sie schließlich und lächelte. Rose wurde blass und Fenrir und Harry klappte der Mund auf. „Wie, aber….ich dachte….“ stammelte Rose. Amber legte lächelnd eine Hand auf ihren flachen Bauch. „Ich weiß. Ich habe mit Severus gesprochen. Er meinte, deine Werte seien in letzter Zeit wohl so gut gewesen, dass es klappen konnte. Freust du dich nicht?“ fragte Amber besorgt, als Rose ins Leere starrte. Die devote Werwölfin schüttelte den Kopf, um ihn wieder frei zu bekommen und sah ihre Gefährtin an. Dann breitete sich ein Strahlen auf ihrem Gesicht aus. „Doch. Natürlich! Ich habe gar nicht mehr dran geglaubt!“ bei den letzten Worten brach ihre Stimme und sie fiel Amber schluchzend um den Hals.

Fenrir legte einen Arm um Harry und ein leichtes Lächeln kräuselte seine Mundwinkel. Er klopfte Amber auf die Schulter und beglückwünschte Rose. Er wusste, wie sehr die beiden sich ein Kind gewünscht hatten und er wusste von ihren Schwierigkeiten. Die beiden Frauen verabschiedeten sich, nachdem Rose zugestimmt hatte, dass sie nicht am Kampf teilnehmen würde. Fenrir ging durch den großen Vorraum in ihr Schlafzimmer und zog sich den Pullover über den Kopf. Er spürte, dass Harry ihm folgte und drehte sich lächelnd um. Er knurrte leise, als er bemerkte, dass Harry ihn nicht wie sonst ansah und sein Blick eher ins Leere ging. Als er das Knurren vernahm richtete sich der Blick aus den goldenen Augen aber direkt auf Fenrir. Harry zuckte zusammen, als er Fenrirs intensiven Blick wahrnahm. Der Ältere kam langsam, beinahe lauernd auf ihn zu. Als er direkt vor Harry stand legte er seine Hände auf dessen Schultern. „Was hast du?“ fragte er mit besorgter Stimme. Harry senkte den Blick und schüttelte den Kopf. „Es ist nichts.“ sagte er mehr zu seinen Zehenspitzen, als zu Fenrir. Der Alpha grollte. „Lüg mich nicht an.“ knurrte er und hob Harrys Kopf an, damit dieser ihn ansehen musste. Harry versuchte sich loszumachen. „Harry.“ „Es ist mir peinlich, okay?“ fauchte der Jüngere und machte sich von Fenrir los. Er ging zu einem kleinen abgenutzten Sessel am Kamin und entzündete das Feuer, ehe er sich setzte. Er beugte sich vor, um seine Schuhe zu öfnen, aber da hockte Fenrir schon vor ihm und schob seine Hände zur Seite. Harry beobachtete Fenrir dabei, wie dieser ihm erst die Schuhe und dann die Socken auszog. Er wandte den Blick aber sofort ab, als Fenrir ihn von unten ansah. „Vor mir muss dir nie etwas peinlich sein, Harry.“ sagte Fenrir und griff nach Harrys Händen, die dieser im Schoß verschränkt hatte. Harry atmete tief ein. Bei Fenrirs Worten hatte er eine Wärme gespürt, die er verloren geglaubt hatte. „Ich weiß so vieles nicht. Von deiner Welt, den magischen Geschöpfen.“ Fenrir küsste seine Hand. „Was willst du wissen?“ fragte er sofort. Harry wurde rot und traute sich nicht, Fenrir anzusehen. „Wie kann Rose schwanger sein? Amber ist doch…..“er brach ab. Er wartete nur darauf, dass Fenrir ihn auslachen würde, aber der Ältere stand nur auf. Harry sah ihn fragend an, als Fenrir ihn hochzog. „Zieh dich um. Der Boden ist zu hart für meine alten Knochen.“ brummte er, während er auf ihr Schlaflager zuging und unterwegs die Hose auszog. Harry beobachtete ihn. Seit Harry bei ihm wohnte hatte der Werwolf nicht mehr nackt geschlafen, aus Rücksicht auf ihn. Er war ihm sehr dankbar dafür, denn obwohl er den Älteren gerne komplett nackt bei sich hätte, war da noch immer diese Hemmung. Er ging auf den kleinen Schrank zu und zog eines von Fenrirs abgetragenen Shirts raus. „Du weißt aber schon, dass ich auch neue Shirts habe, die du anziehen kannst, ja?“ Harry lächelte mit dem Rücken zu Fenrir. Das sagte er ihm jedes Mal und jedes Mal gab er dieselbe Antwort. „Ja, aber die alten riechen mehr nach dir.“ Er zog sich bis auf die Boxershorts aus, zog das Shirt über, dass ihm natürlich viel zu groß war und kuschelte sich dann neben Fenrir, der die Decke schon einladend hochgeklappt hatte. Als Harry bei ihm lag zog Fenrir die Decke über sie beide und zog Harry näher an sich. Harrys Kopf lag auf seinem Arm und mit der freien Hand griff er nach Harrys. Er spielte einen Moment mit den schmalen Fingern, dann sah er Harry direkt in die Augen. Er beugte sich vor und küsste ihn auf die Stirn. „Also…du wolltest wissen, wie zwei weibliche Werwölfe ein Kind zustande bringen?“ Harry nickte und wurde wieder rot, wandte den Blick aber diesmal nicht ab. Fenrir schloss kurz die Augen. „Anders als bei zwei männlichen Werwölfen und natürlich gemischten Paaren funktioniert das bei zwei weiblichen Wölfen nur während des Vollmonds. Wenn das devote Weibchen empfangen kann, verwandelt sich das dominante Weibchen bei Vollmond in einen männlichen Werwolf. Naja und den Rest kannst du dir sicher denken, oder?“ Harry nickte. Das war natürlich eine Erklärung. Dann stockte er. „Bei zwei männlichen Werwölfen geht das ohne Vollmond? Heißt das etwa, dass….Männer….“ Harry war wirklich überrascht. Fenrir sah ihn an und nickte. „Bei Werwölfen, Veela und Vampiren können männliche Devote ein Kind bekommen.“ Harry erinnerte sich an das Grab vor dem Fenrir vor einigen Monaten stand. Er erinnerte sich an die Inschrift. Fenrirs Gefährte hatte ein Kind erwartet. Wie hatte er das nur vergessen können? Er blickte auf in Fenrirs Augen und erkannte darin einen alten Schmerz. Harry hob seine Hand und legte sie an Fenrirs Wange. „Es tut mir leid.“ flüsterte er. Fenrir legte seine Hand auf Harrys und drehte den Kopf um die Handinnenfläche zu küssen. „Das muss es nicht. Es ist lange her.“ Der Alpha strich über Harrys Haar und zog ihn noch etwas dichter zu sich. Er vergrub sein Gesicht in den dichten schwarzen Haaren und schloss die Augen. Nachdem Fenrir eingeschlafen war lag Harry noch eine ganze Zeit lang wach. Er hatte vieles, worüber er nachdenken musste.

Erste Schritte und dunkle Flüche

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Der Antrag

Kapitel 10 - Der Antrag
 

Severus und Draco saßen nebeneinander auf der Veranda vor Severus Haus. Sie hatten alle Tränke durchgesehen und einige vervielfältigt und jetzt hieß es warten. Dracos Nerven lagen blank. Er war dazu übergegangen kleine Dinge, wie Kieselsteine und kleine Äste in Verbandsmaterial und Decken zu verwandeln. Severus legte ihm irgendwann eine Hand auf den Arm und sah ihn eindringlich an. „Ich weiß, das Warten ist furchtbar, aber spar deine Kraft. Glaub mir gleich wird es ganz schnell gehen.“ Draco nickte und seufzte. Er hasste das hier, aber er sah ein, dass alles Andere keinen Sinn gemacht hätte. Severus würde das hier nicht alleine schaffen und er war nunmal sehr gut im Heilen und in Tränken, immerhin hatte er die Heilkunst einige Semester lang studiert, ehe er zum Studium der Tränke gewechselt hatte. Mehrere Plopps ließen sie aufschrecken. Auf der Wiese vor dem Haus landeten nacheinander mehrere Zauberer und Hexen, legten die Verletzten ab und verschwanden gleich wieder. „An die Arbeit.“ sagte Draco und krempelte seine Ärmel hoch. Sie verteilten die Verletzten auf Decken, die sie in geraden Reihen auf dem Boden ausgelegt hatten. Als erstes versorgten sie die schweren Verletzungen. Für die leichten Wunden hatten sie Hilfe von zwei Werwölfen, die nicht kämpften, weil sie schwanger waren. Sie verbanden die Wunden mit Mull und trugen Heilsalben auf. Dann kamen die Zauberer und Hexen ein zweites mal und setzten einige kleine Kinder auf der Wiese ab. Ein prüfender Blick genügte, damit Severus erkannte, dass die Kinder nicht verletzt waren. Nun kamen die Werwölfe ins Spiel, die aufgrund ihres Alters nicht mitkämpfen konnten. Die alten Männer und Frauen nahmen die Kinder zur Seite und lenkten sie mit Spielen und Süßigkeiten ab. Sie trösteten die Kinder und machten ihnen Mut. Severus war zufrieden. Diese Aufteilung war ideal. Er und Draco hatten den Rücken frei für die schweren Wunden und alle hatten schwere Wunden. Kein Werwolf würde den Kampf freiwillig verlassen, solange er noch aufrecht stehen konnte. „Sev!“ rief Draco. Er hatte das blutige Shirt einer Frau aufgeschnitten und hatte nun schwierigkeiten gleichzeitig die Blutung zu stoppen und die tiefe Bauchwunde zu schließen. Severus eilte zu ihm und stoppte die Blutung. Draco verschloss die Wunde und flößte der Frau dann Blutbildende- und Schmerztränke ein. Es wurden immer mehr. Draco und Severus mussten irgendwann dazu übergehen, die Wunden ohne Magie und nur mit Tränken zu versorgen, da ihnen langsam die Kraft ausging. Es war von Vorteil, dass die Werwölfe allgemein gute Selbstheilungskräfte besaßen und auch, wenn sie bei einigen nicht so ausgeprägt waren, reichten sie doch aus, um mit Tränken zusammen die schlimmsten Wunden langsam abzuheilen. Dann kam die Nachricht, auf die sie gehofft hatten. Dumbledore wurde in die Flucht geschlagen. Was genau passiert war konnte man ihnen nicht sagen, denn plötzlich war die Wiese vor seinem Haus voller Leute. Das gesamte Rudel von Amber war zu ihnen gekommen. Sie hatten die Verletzten und auch ihre Toten mitgebracht. Severus legte den Zauberstab an seine Kehle und sagte „Sonorus“. Schon hallte seine Stimme über den ganzen Platz. „Ich bitte euch, Platz zu machen. Bringt die Verletzten hier her, dann tretet bitte zurück. Wir brauchen Platz zum arbeiten. Wenn Heiler unter euch sind…wir können jede erfahrene Hand gebrauchen. Die Kinder sind hinter dem Haus. Sie werden betreut.“ Er zog den Zauberstab von seinem Hals. Einige der Leute eilte hinters Haus, auf der Suche nach ihren Kindern. Einige Werwölfe trugen Verletzte zu Severus und Draco und es fanden sich auch noch zwei einfache Heiler und Rose. Severus war froh sie zu sehen. Sie hatte eine magische Ausbildung und das war genau das, was sie brauchten. Er bemerkte, dass ihr Shirt blutdurchtränkt war. „Bist du verletzt?“ Sie schüttelte den Kopf. „Harry hat mich geheilt. Sie sah sich suchend um. Wo war Fenrir mit Harry? Da. Bewegung kam in die Menge und bald tauchte Fenrir auf. Er bahnte sich einen Weg durch die Leute. Harry in seinen Armen sah furchtbar bleich aus. Severus weitete die Augen. „Was hat der Bengel jetzt wieder angestellt…“ stöhnte er und ging auf Fenrir zu. „Leg ihn hier hin.“ Fenrir legte Harry auf eine der Decken. Severus entfernte die zerfetzte Kleidung, bis Harry nur noch in Boxershorts dalag. Als erstes kümmerten sie sich um die beiden tiefen Wunden am Rücken und am Oberschenkel. Ein Fluch hatte ein größeres Gefäß zerfetzt. Harry hatte verdammt viel Blut verloren. Draco flößte ihm blutbildende Tränke ein und massierte sie seine Kehle hinunter. Rose hörte als erstes, dass etwas nicht stimmte. „Sein Herz setzt aus.“ sagte sie alarmiert. Fenrir hörte es auch. Severus verstärkte das Geräusch und vernahm ein flaches Flattern, wie der verzweifelte Flügelschlag eines verletzten Vogels. Draco zog seinen Zauberstab und setzte ihn an Harrys Brust. Er schickte zwei Stöße durch Harrys Brust, dann wartete er einen Moment und schickte dann noch einen hinterher. Der Herzschlag wurde wieder regelmäßig. Fenrir nahm Harrys Hand in seine. „Hat sein Herz….hat es…“ „Nein, das waren Aussetzer, durch den hohen Blutverlust. Das war zu erwarten. Er sollte bald zu sich kommen.“ erklärte Severus. Er wies Rose an, bei Harry zu bleiben. Er ahnte, dass die junge Frau ohnehin nicht von Harrys Seite zu bewegen war.
 

Es war warm. Das war das erste, was Harry wahr nahm. Er lag auf etwas weichem. Er hörte etwas knistern. Ein Feuer vielleicht. Sein Körper fühlte sich an, als wäre er aus Blei. Die Glieder waren so schwer und gehorchten ihm nicht. Mühsam schaffte er es, die Augen einen Spalt breit zu öffnen. Er lag in seinem und Fenrirs Zimmer. Sein Blick wanderte ein wenig durch den Raum, bis er Fenrir entdeckte, der neben ihm auf dem Boden saß. Sein Kopf lehnte am Bettrand und er hielt seine Hand. Harry lächelte schief. Fenrir würde furchtbar steif sein, wenn er die ganze Zeit so auf dem Boden saß. Harry versuchte sich zu bewegen. Er stöhnte leise, als ihn ein Schwindelgefühl packte. Er kniff die Augen zusammen, um das schwankende Zimmer auszublenden. Neben ihm bewegte sich etwas. „Harry? Bist du wach?“ Fenrirs Stimme dröhnte schmerzhaft laut in seinen Ohren, aber er war so froh, ihn zu hören, dass es ihm nichts ausmachte. „J….a…“ krächzte er. Seine Kehle war staubtrocken. Eine große Hand schob sich unter seinen Nacken und hob ihn an. Eine Phiole wurde an seine Lippen gehalten und er leerte sie. Auch die nächsten beiden Phiolen trank er gehorsam aus. Der Schwindel ließ nach und das Hämmern in seinem Kopf wurde zu einem dumpfen Pochen. Er fühlte sich nicht mehr so schwer und endlich gehorchten ihm seine Gliedmaßen wieder. „Rose….das Baby…“ flüsterte er. Fenrir drückte seine Hand. „Denen geht es gut. Dem Baby ist nichts passiert und Rose hat nicht viel abbekommen. Im Gegensatz zu dir.“ Fenrirs Stimme klang sehr streng. Harry zuckte zusammen. Er sah Fenrir schuldbewusst an. Der Alpha sah wirklich wütend aus. „Tu das…nie wieder!“ knurrte er. Der Kleinere nickte und schluckte schwer. „Verfluch mich nie wieder. Ich dachte, ich verliere dich.“ Bei dem zweiten Satz wurde seine Stimme weicher und tiefe Traurigkeit breitete sich in seinem Gesicht aus. Harry biss sich auf die Lippe. Es tat ihm furchtbar leid, dass er Fenrir solche Sorgen bereitet hatte. Mühsam hob er eine Hand und legte sie auf Fenrirs, die neben ihm auf der Matratze lag. „Es war…die einzige…Möglichkeit.“ hauchte er und schluckte schwer. Das Sprechen war sehr mühsam, aber er musste Fenrir seine Aktion erklären. Der Alpha musste wissen, dass er keinen Todeswunsch hatte. „Dumbledore wollte…mich. Er hätte sie nie…gegen jemand Anderen…getauscht.“ Harry drückte Fenrirs Hand. Der Alpha sah Harry ernst an. Er nickte und Harry atmete erleichtert aus. „Ich weiß.“ sagte Fenrir schließlich. „Aber, so sehr ich Rose mag. Du bist mir wichtiger.“ Harry sah ihn überrascht an. Für ihn war es nur schwer vorstellbar, dass sein Leben für jemanden wichtiger sein konnte, als ein Anderes. Er war drauf und dran, Fenrir zu verbessern, aber die Ernsthaftigkeit in dessen Stimme brachte ihn dazu, es dabei zu belassen. „Ich weiß, warum du es trotz allem getan hast. Für jemanden wie dich ist das keine Frage. Du würdest dich opfern und in diesem Fall hättest du für dein Leben sogar zwei bekommen.“ Harry lächelte, als Fenrir ihn so analysierte. „Du hast zu viel…mit Sev…geredet.“ lächelte er. Er hatte die Stimme des Trankmeisters hinter Fenrirs Worten erkannt. Er stemmte sich mühsam hoch. Vom vielen Liegen tat ihm der Rücken weh und er hatte keine Lust, nur im Bett zu liegen. Fenrir hielt ihn nicht auf. Werwölfe erkannten ihre Grenzen ziemlich gut und wenn Harry sich aufsetzen konnte, ging es ihm schon wieder besser. Harry wunderte sich etwas darüber, dass man ihn nicht gleich ins Bett zurück schob, als er nun die Beine unter der Decke hervorschob und sie über den Rand schwang. „Severus meinte, du solltest wieder so weit fit sein. Er sagte was von drei Tagen, um die Magiereserven aufzufüllen, wenn sie ganz leer waren.“ Harry wurde blass. „Drei…Tage?“ stammelte er. Hatte er wirklich drei Tage geschlafen? Was war mit den Anderen? Er wusste nicht, wer verletzt war oder sogar tot. „Ja, drei Tage. Wir haben mehrmals versucht, dich zu wecken, aber du hast nicht reagiert.“ Harry seufzte, dann stand er auf, nur um im nächsten Moment nach vorne zu kippen. Sein rechtes Bein war einfach unter ihm weggebrochen. Der Boden sauste auf ihn zu und er riss die Hände vors Gesicht. Anstatt eines Aufpralls spürte er starke Arme. Fenrir zog ihn wieder hoch und setzte ihn aufs Bett. Er musterte Harry kritisch, was diesen nervös werden ließ. „Fenrir. Was ist mit meinem…Bein?“ fragte er beinahe panisch. Der Alpha sagte kein Wort und ging stattdessen zur Tür. Er redete mit jemandem und schloss die Türe dann wieder. Er ging zum Schrank und zog frische Sachen für Harry heraus. Er half ihm beim Anziehen, ließ die Hose aber weg. Harry war in der Zwischenzeit die tiefe Narbe an seinem Schenkel aufgefallen. Sie zog sich von der Hüfte außen am Oberschenkel entlang, bis zum Knie. Sie war gut verheilt, immerhin war sie nicht bandagiert, aber ziemlich groß. Die Türe ging auf und drei Personen kamen herein. Im nächsten Moment hatte er eine Frau am Hals hängen. Rose war direkt auf ihn zu gelaufen und umarmte ihn nun fest. Er legte ebenfalls einen Arm um sie und drückte sie kurz. „Wie geht es dir…euch?“ fragte er, als sie sich von ihm löste. „Uns geht es gut. Dank dir.“ strahlte sie. Amber ging nun auch auf ihn zu und legte eine Hand auf seine Schulter. „Wie kann ich dir jemals dafür danken?“ fragte sie und sah Harry so intensiv an, dass dieser sich unruhig bewegte. „Das musst du nicht.“ sagte Harry nur und lächelte verlegen. „Doch.“ sagte sie nun mit so fester Stimme, dass Harry zusammenzuckte. Er sah sie erstaunt an. „Du hast meine Gefährtin und mein Kind gerettet. Ich stehe bei dir in einer Lebensschuld.“ Fenrir sah sie überrascht an. Eine Lebensschuld war eine große Sache und man sagte das niemals einfach so dahin. Harry würde für den Rest seines oder Ambers Lebens unter ihrem Schutz stehen. Er war irgendwie froh darüber. So, wie Harry manchmal tickte, brauchte es anscheinend zwei Werwolf Alphas, um ihn zu beschützen. „So genug jetzt. Was ist mit deinem Bein?“ schnarrte es nun von der Tür. Severus hatte die Szene lange beobachtet, aber jetzt wollte er endlich zur Sache kommen. Harry hatte den Tränkemeister fast vergessen und lächelte ihn nun schuldbewusst an. „Es ist unter ihm weggebrochen, als er aufstehen wollte.“ grollte Fenrir und Severus zog eine Braue hoch. Er schob sich an den Werwölfinnen vorbei und hockte sich vor Harry auf den Boden. Die langen schlanken Finger des Zauberers betasteten die Narbe, was Fenrir zu einem leisen Knurren veranlasste. Dann zog Severus den Zauberstab und richtete ihn auf das Bein. Das Knurren wurde lauter. „Fen…“ bat Harry und sah den Werwolf mahnend an. Der verschränkte nur die Hände vor der Brust und ließ den Tränkemeister machen. Rose beugte sich ebenfalls über Harrys Bein und führte eigene Untersuchungen durch. Sie und Severus sahen einander einen Augenblick lang an, dann nickte Severus und sah Harry an. „Der Schneidefluch hat deine Sehnen, den Muskel und einige Nerven erwischt.“ Harry sah ihn ruhig an und nur seine Hände, die er in seinem Schoß knetete, wiesen auf seine Nervosität hin. „Was bedeutet das?“ fragte er betont ruhig. Rose legte ihre Hand auf sein Bein und drückte es kurz. „Wir können es nicht mit Magie heilen. Der Fluch verhindert das.“ Harry hielt den Atem an. Fenrir setzte sich zu ihm und nahm seine Hand. „Heißt das, er kann sein Bein nie wieder benutzen?“ wollte der Alpha wissen. „Wenn wir es dabei belassen, dann nicht. Aber es gibt eine Möglichkeit.“ Harry sah Severus hoffnungsvoll an. Die Vorstellung, sein Bein für den Rest seines Lebens nicht mehr belasten zu können schmerzte ihn, besonders da er als neuer Werwolf die Freiheit des Rennens nicht missen wollte. „Welche?“ wollte Fenrir wissen und Severus erklärte ihm, dass die Muggle große Fortschritte gemacht hatten. Der Tränkemeister erzählte Fenrir von der Möglichkeit eines chirurgischen eingriffes, der aber in einem Krankenhaus der Muggles durchgeführt werden müsse. Fenrir sah Harry an und nahm seine Hand. „Wann müssen wir los?“ fragte der Alpha. „Sofort. Und wir müssen die Wunde öffnen. Wir können Harry nicht mit einer verheilten Haut und frisch durchtrennten Muskeln und Sehnen vorstellen.“ Der Alpha knurrte, aber Harry drückte seine Hand. „Bitte. Ich will es versuchen.“ sagte er und sah Fenrir flehend an. Der Werwolf knurrte und stand dann auf, um zu einer Truhe zu gehen. Er zog einen Ordner heraus und eine kleine Schachtel. „Bei den Mugglen muss man Krankenversichert sein und…“ er öffnete den Ordner und zog eine Urkunde heraus. Harry betrachtete das Papier und weitete die Augen. Das war eine Heiratsurkunde, komplett beglaubigt von einer Kirche in London. Die einzigen Lücken, die frei waren, waren die für das Datum und die neben Fenrirs Namen. „Ich habe das mal für einen Notfall vorbereitet. Der Pastor in der Kirche wird sich an das Dokument erinnern, sobald es ausgefüllt ist. Ich habe so eine Versicherung bei den Muggles…und mein Ehepartner wäre da auch versichert….“ „Warum hast du eine Muggle Versicherung?“ wollte Rose wissen. „Weil ich als Anhänger des Dunklen Lords schlecht ins St. Mungos konnte. Und ich konnte auch nicht immer ins Rudel kommen.“ grollte Fenrir und sah dann wieder Harry an. „Es ist kein Brauch bei den Werwölfen, aber ich respektiere die Bedeutung von diesem Papier und bevor ich das hier fertig ausfülle möchte ich dich fragen, ob du das möchtest? Ich hätte dich auch ohne diese Geschichte hier irgendwann gefragt, aber…willst du offiziell mein Gefährte sein? Willst du mich nach den Bräuchen der Rudel heiraten? Nicht nur auf diesem Mugglepapier, sondern richtig?“ Rose hatte Tränen in den Augen und lehnte sich an Amber und sogar Severus lächelte. Harry sah Fenrir erstaunt an. Er wusste nicht, dass es bei den Werwölfen dafür noch extra ein Ritual gab, aber er freute sich darüber. Er hatte sich oft eine Hochzeit ausgemalt. Tränen rollten über seine Wangen und er fiel Fenrir um den Hals. „Ja…ja, das will ich.“ schluchzte er. Fenrir schloss die Augen und drückte Harry an sich, ehe er sich von ihm löste und die Schachtel öffnete. Darin lag ein goldener Ring, in den drei Bernsteine eingelassen waren. Fenrir nahm den Ring aus der Schachtel und steckte ihn auf Harrys Finger, dann küsste er ihn.
 

„HILFE! Wir brauchen HILFE!“ brüllte ein großer Mann mit langem schwarzen Haar, durch das sich bereits die ersten silbernen Strähnen zogen. Er stand mitten in der Eingangshalle von Londons renommiertesten Krankenhaus und hielt einen jungen Mann auf den Armen. Eine Schwester eilte mit einer Liege auf ihn zu und half ihm, den Bewusstlosen darauf abzulegen. Vom Ende eines Korridors kamen zwei Ärzte und ein Krankenpfleger auf ihn zugeeilt. Der eine Arzt wies den Anderen an, den Patienten mitzunehmen und den OP vorzubereiten. Der große hart aussehende Mann sah der Liege besorgt hinterher und der Arzt hatte Mühe, seine Aufmerksamkeit zu gewinnen. „Hallo? Hören sie mir zu? Was ist passiert?“ sprach er den besorgten Mann nun erneut an. Der schüttelte den Kopf und sah dann den Arzt an. „Mein Mann…er hat Fenster geputzt…er stand auf einer kleinen Leiter. Er hat sich aus dem Fenster gelehnt…ich habe ihn noch fallen sehen…er ist durch das Glasdach…das Glasdach von unserem Wintergarten gestürzt…“ Sie hatten sich diese Geschichte ausgedacht und Harry entsprechend präpariert. Severus hatte, nachdem sie Harry in Narkose gezaubert hatten, einige Glasscherben an der Wunde angebracht und seinen Körper so verzaubert, dass es aussah, als wäre er wirklich tief gefallen. Er hatte den einen Arm so verzaubert, dass er für die Muggle aussah, als sei er gebrochen und einige Prellungen und kleine Schnitte imitiert. Der Arzt sah ihn an. „Ihr Mann?“ fragte er. Der Mann vor ihm sah aus, wie Anfang vierzig und der Verletzte wie höchstens mitte zwanzig. „Ja, mein Mann. Mein Ehemann.“ sagte sein Gegenüber nun mit warnendem Unterton. Der Arzt nickte. Es stand ihm nicht zu, über seine Patienten zu urteilen und wenn sie beide erwachsen waren, war es absolut nicht seine Angelegenheit. „Wir tun unser bestes, um ihrem Mann zu helfen. Die Schwester wird Ihre Daten aufnehmen.“ verabschiedete sich der Arzt und eilte Richtung OP.

Fenrir ließ sich in einen Stuhl sinken. Die Schwester hatte ihn ins Schwesternzimmer geführt und stellte ihm einen Tee hin. Das hier war ein privat-Krankenhaus und man legte größten Wert darauf, dass sich die Patienten und ihre Angehörigen rundum versorgt fühlten, deshalb konnte die junge Frau sich komplett Zeit nur für Fenrir nehmen. „So Mister…?“ „Greyson“ sagte Fenrir. „Mister Greyson. Ich benötige die Versichertenkarte Ihres Mannes.“ lächelte die junge Frau. Fenrir sah sie an und schob ihr seine Karte zu. Sie runzelte die Stirn, als sie das Foto ihres Gegenübers auf der Karte sah. „Entschuldigen Sie, aber das hier ist…“ „Das ist richtig so. Er ist bei mir mit versichert. Wir haben erst vor zwei Wochen geheiratet und die Versicherung hat ihm noch keine eigene Karte zugeschickt.“ Die Schwester zögerte. „Es tut mir leid, aber…“ Fenrir seufzte. Er zog einen Umschlag aus der Innentasche seiner Jacke und zog einen Schwung Papier heraus. „Kopie unserer Heiratsurkunde, meine Versicherungsdaten und ein Schreiben meiner Versicherung.“ Er schob ihr nacheinander die Dokumente zu. Sie studierte sie und nickte dann. Die Versicherung schrieb, dass es einige Wochen dauern könnte, bis Mister H. Greyson eine Karte bekäme, aber das bis dahin die Karte von Mister F. Greyson für sie beide gelte. Sie gab alles in einen kleinen Computer ein und als das System ihr alle Angaben bestätigte nickte sie zufrieden.

Fenrir wurde gebeten in einem Warteraum Platz zu nehmen. Er wartete bereits drei Stunden, als die Türe sich öffnete und Severus eintrat. „Was machst du hier?“ fragte der Werwolf, konnte es sich aber bereits denken. Der Zauberer trat erst einmal näher und ließ sich dann neben Fenrir auf das Sofa sinken. Er öffnete eine Tasche, die er über der Schulter trug und im nächsten Moment hielt Fenrir ein in Papier eingeschlagenes Päckchen in der Hand. Severus zückte den Zauberstab und beschwor zwei Tassen Kaffee herauf. „Die Werwölfe machen mich wahnsinnig. Alle paar Minuten werde ich gefragt, ob es was neues gibt.“ Fenrir nickte und öffnete das Paket. Darin lagen zwei Brote. „Du hast mir Brote geschmiert? Wie nett von dir.“ feixte der Alpha. Severus sah ihn böse an. „Rose.“ brummte er nur und Fenrir nickte. „Hast du schon etwas gehört?“ Der Alpha schüttelte kauend den Kopf. Er schluckte den Bissen hinunter und nahm einen Schluck Kaffee. „Ich warte jetzt seit dreieinhalb Stunden.“ Severus sah den Werwolf an. Auch wenn Fenrir lachte und auch ab und zu Späße trieb, waren seine Augen immer sehr ausdruckslos und ernst. Jetzt erkannte Severus darin starke Gefühle. Angst und Sorge. Der Werwolf musste Harry wirklich sehr lieben. Er war in den letzten Wochen auch weicher geworden. „Das ist verständlich. Es ist viel kaputt gegangen. So eine Operation dauert. Muggle können nunmal nicht zaubern.“ Die Türe ging auf und die junge Frau, die die Aufnahme mit Fenrir gemacht hatte trat ein, in ihren Händen ein Tablett mit Kaffee. Als sie gleich zwei Männer sah stockte sie. Ihr Blick fiel auf die dampfenden Tassen auf dem Tisch. „Oh.“ machte sie und blieb in der Türe stehen. „Äh…die OP ist zu ende. Der Arzt kommt gleich zu Ihnen.“ sagte sie und stellte das Tablett ab, ehe sie den Raum verließ. Fenrir wirkte mit einem Mal sehr angespannt. Sie beide starrten schweigend die Türe an. Es dauerte aber noch eine gefühlte Ewigkeit, bis diese sich erneut öffnete und der Arzt hereinkam, der vor einigen Stunden mit Fenrir gesprochen hatte.

„So Mister Greyson, die Op…“ der Arzt stockte, als er den zweiten Mann bemerkte, der auf dem Sofa saß. „Entschuldigung, Sie sind…?“ fragte der Arzt. „Das ist Dr. Sebastian Prince. Der Onkel meines Mannes.“ sagte Fenrir sofort und sah den Arzt dann eindringlich an. „Wie geht es ihm?“ drängte er. Der Arzt wandte den Blick von Severus ab und sah den Mann vor sich an. „Äähm…ja, Ihrem Mann geht es gut. Die Operation war ein voller Erfolg. Gut, dass Sie so schnell hergekommen sind. Es ist noch etwas zu früh, für Versprechen, aber Ihr Mann sollte wieder vollständig genesen.“ Fenrir stieß erleichtert die Luft aus. „Kann ich zu ihm?“ Der Arzt lächelte. „Aber natürlich. Er müsste auch bald aufwachen. Folgen Sie mir bitte.“

Fenrir trat ruhig an das Krankenbett. Harrys Bein lag in einer Schlinge und hing in der Luft. Er ließ sich vorsichtig auf der Bettkante nieder und nahm Harrys Hand in seine. Sein Blick wanderte unruhig über den blassen Körper. Er wirkte winzig in diesem Bett. Der Alpha hob Harrys Hand an seine Lippen und presste sie zu einem Kuss dagegen. Eine Krankenschwester schob sich an ihm vorbei, um ein Medikament in den Tropf zu spritzen. Harry stöhnte leise. „Harry?“ fragte Fenrir sofort und streichelte über die fahle Wange des Jüngeren. „Fen…wo…“ hauchte Harry. „Du bist im Krankenhaus.“ sagte Fenrir ruhig, aber offensichtlich froh, dass Harry redete. „Was….“ „Du bist aus dem Fenster gefallen. Erinnerst du dich? Dein Bein war schwer verletzt. Dein Arm ist gebrochen.“ sagte Fenrir rasch. Harry öffnete die Augen etwas weiter und sah dann sein Bein in der Schlinge. „Mein..Bein?“ fragte er nun mit festerer Stimme. „Es ist alles gut. Du wurdest operiert und dein Bein kommt wieder ganz in Ordnung.“ Harry lächelte. „So ein…Glück.“ murmelte er und schlief dann wieder ein.
 

Nach zwei Tagen im Krankenhaus konnte Harry entlassen werden. Die Ärzte hatten keine Ahnung, wie sein Bein so schnell verheilen konnte. Er schmunzelte immernoch, als er daran dachte, wie ein Arzt von einem medizinischen Wunder sprach und Severus hinter ihm abfällig schnaubte. Der Tränkemeister hatte Harry mit Heiltränken versorgt und seine Selbstheilungskräfte taten ihr übriges. Strahlend winkte er den Schwestern zum Abschied zu, die allesamt einen Narren an ihm gefressen hatten. Sie schwärmten davon, wie geduldig er war, wie freundlich und dass er anscheinend für alles Verständnis hatte. Natürlich auch davon, was für einen gutaussehenden Ehemann er hatte. Er fand es sehr amüsant zu sehen, wie die Krankenschwestern Fenrir angeierten, unter dessem strengen Blick aber zusammenzuckten und schnell das Weite suchten.

„Fenrir? Können wir vorher noch in die Winkelgasse gehen?“ fragte Harry ihn bittend. „Du weißt, dass wir gesucht werden, ja?“ brummte Fenrir nur und Harry nickte. Dann spürte Fenrir, wie Harry ihn mit seinem Zauberstab antippte und dann etwas, das sich wie kühles Wasser anfühlte. In einem Schaufenster sah er zu, wie er sich veränderte. Kurze braune Haare, braune Augen. Sein Gesicht war schmaler geschnitten und er wirkte insgesamt nicht mehr so breit. Er nickte zufrieden und zog dann seinen Zauberstab. Harry beobachtete gespannt seine eigene Verwandlung und schnaubte dann entrüstet. „Eine Frau?“ knurrte er mit deutlich höherer Stimme. Fenrir grinste. „So fallen wir am wenigsten auf.“ grollte er. Harry betrachtete sich. Lange hellbraune Haare, blaue Augen und ein schmaleres Gesicht. Er trug einen Umhang. Neugierig betastete er sich und bemerkte, dass er noch seinen alten Körper hatte. Fragend sah er Fenrir an. „Unter dem Umhang sieht man eh nichts und um nichts um alles in der Welt würde ich unseren kleinen Freund hier wegzaubern.“ schnurrte er und strich wie beiläufig mit dem Handrücken über Harrys Schritt, was diesen zum Keuchen brachte und Fenrir einen Boxhieb einhandelte.

Fenrir lachte tief und sie machten sich auf den Weg. Severus hatte ihm einen Beutel von Gringotts mitgebracht, der mit seinen Kammern verbunden war. Er konnte jederzeit auf sein Geld zugreifen, ohne in die Bank zu müssen. Das erleichterte die Sache. Er konnte sich ja schlecht ausweisen. In der Winkelgasse blieb Harry wie erstarrt stehen. Überall blickte ihm von Plakaten Fenrirs Gesicht entgegen. Er trat näher und las sich eines durch. Darauf stand, dass Fenrir Harry Potter ermordet hätte. Die Öffentlichkeit wusste also nicht, dass er noch lebte. Er ging weiter, erledigte seine Einkäufe und dann apparierten sie in ihren Wald. Sie traten durch den Schutzzauber und wurden bald von einer ganzen Traube Werwölfen umzingelt. Er freute sich und begrüßte alle. Er gähnte und lehnte sich an Fenrir. „Können wir Heim? Ich möchte nur noch schlafen.“ schnurrte er. Fenrir schüttelte den Kopf. „Du kannst heute Nacht nicht zu Hause schlafen.“ brummte er. Harry war plötzlich hellwach und sah ihn irritiert und besorgt an. „Was? Warum?“ fragte er ängstlich. Hatte Fenrir es sich doch anders überlegt? Wollte der Alpha ihn doch nicht an seiner Seite haben? Tränen schimmerten in seinen Augen. Fenrir knurrte. Hin und her gerissen, Harry zu trösten und vor seinem Rudel weiter der harte Alpha zu bleiben. Eine Seite gewann. Er zog Harry an sich und hob dessen Kinn mit einem Finger, so dass der Jüngere ihn ansehen musste. Er küsste ihn sanft und schnurrte leise in den Kuss. Die Umstehenden grinsten. „Es ist Brauch, dass der Devote vor der Hochzeit im Haus seines Vaters Schläft.“ grollte er. Harry sah ihn völlig perplex an. „H-hochzeit?“ stammelte er. Die Umstehenden grinsten noch breiter. „Sieh mal.“ sagte Fenrir und deutete auf die Dorfmitte. Ein großer Stapel Feuerholz wurde aufgeschichtet. Darum stellte man Bänke und Tische auf. Überall hingen grüne und weiße Bänder und die jungen Devoten arbeiteten an Blumenkränzen. „Ich…verstehe nicht…?“ sagte Harry immernoch. Fenrir ließ ihn kurz los. Als Harry den Blick von dem Dorf abwandte und zu Fenrir sah kniete dieser vor ihm. Harrys Augen weiteten sich. „Harry James Potter, willst du mich nach den Gesetzen des Rudels heiraten?“ „Das hast du mich schon gefragt.“ lachte Harry unter Tränen. „Damit es offiziell ist, muss ich es vor mindestens zehn Zeugen machen.“ brummte Fenrir und sah böse zu der Menge, die sich um sie versammelt hatte. Er wollte Harry lieber für sich haben. „Ja.“ sagte Harry nur. Fenrir sah ihn fragend an. „Ja, ich will dich heiraten.“ hauchte Harry und fand sich kurzerhand in einer Knochenbrecherischen Umarmung von Fenrir gefangen. Er lachte, als die Werwölfe begeistert pfiffen und klatschten. Dann wollten alle den Ring sehen. Harry stand in einer Traube von Devoten und Fenrir wurde von den Dominanten abgedrängt. Sie sahen einander über die Köpfe der Anderen hinweg an und lächelten. Dann fiel Harry etwas ein. „Wo schlafe ich denn heute Nacht?“ fragte er mit belegter Stimme. „Bei mir.“ schnarrte es. Die Menge teilte sich und Severus trat durch sie hindurch. Harry starrte ihn an. „A-aber…“ „Ich bin nicht dein Vater. Zumindest nicht nach den Regeln der Zauberer und Menschen. Aber bei den Werwölfen gelten offenbar andere Regeln, außerdem bin ich ja dein Pate.“ brummte der Tränkemeister. Harry strahlte, als Severus ihn kurz drückte. „Gut, da ich nun so etwas wie dein Vater bin….ab nach Hause! Morgen wird ein anstrengender Tag.“ befahl er. Harry lachte und ging dann zu Fenrir. Sie hielten einander an den Händen. „Dann bis morgen.“ flüsterte Harry. Fenrir küsste ihn als Antwort kurz und drückte seine Hände.

Die Zeremonie

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Alte Bekannte

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Bei meinem Blut

Kapitel 13 - Bei meinem Blut
 

Drei Wochen vergingen ohne, dass etwas spektakuläres geschah. Charlie hatte sich gut erholt und er und Remus waren von Fenrir offiziell im Rudel aufgenommen worden. Harry verbrachte viel Zeit bei Charlie und seiner kleinen Tochter, die sie May genannt hatten und war von ihr ganz hin und weg. Fenrir war viel unterwegs. Er besuchte die anderen Rudel und besprach mit ihnen das weitere Vorgehen. Am Tag war es für Harry in Ordnung, dass Fenrir nicht da war. Er hatte viel Ablenkung. Er unterrichtete wieder die Werwölfe mit magischem Potential und hatte durch den Zuwachs von Ambers Rudel damit einiges zu tun. Wenn er nicht unterrichtete lief er durchs Dorf und half dabei weitere Häuser zu errichten. Ab und zu kam einer der Zauberer zurück und brachte Neuigkeiten von der magischen Welt, die Harry sich anhörte und notierte. Er organisierte mit Hilfe von Lucius eine durchgängige Überwachung des Alten und gemeinsam mit Draco, Severus und einigen Anderen streute er Informationen über Dumbledores Missetaten in der magischen Bevölkerung. Er wollte so sehr am Stuhl des Alten sägen, dass dessen Sturz nur eine Frage der Zeit sein würde.

Was ihm zusetzte waren die Nächte. Wenn er alleine im Bett lag und den Geruch seines Gefährten einatmete, vermisste er ihn schrecklich. Fenrir kam zwischendurch nach Hause, aber diese Zeit war für Harrys Geschmack viel zu kurz. Der Ältere war jetzt erneut seit drei Tagen fort und Harry hatte Ränder unter den Augen. Er schlief furchtbar schlecht. Die Alpträume, die er nicht mehr hatte, seit er im Rudel war, kehrten eines Nachts zurück und er sah sie wieder sterben. Jedes Mal fuhr er schweiß gebaded hoch und brauchte einige Augenblicke, um sich zu orientieren. Dann stand er meistens auf und begann Unterricht vorzubereiten, oder sich sonst wie abzulenken.
 

Harry saß auf der großen Wiese im hohen Gras und flocht einen Korb, als er Rose vorbeigehen sah. Er stand auf und winkte ihr. Sie winkte lächelnd zurück und kam dann auf ihn zu. Harry ging zu ihr und legte den fast fertigen Korb zur Seite. „Hey, Harry.“ lächelte sie und Harry knetete seine Finger. Sie bemerkte die Unsicherheit des jungen Mannes und legte ihre Hand auf seine Schulter. „Stimmt etwas nicht mit dir?“ fragte sie vorsichtig und hatte im nächsten Augenblick einen völlig aufgelöst weinenden Werwolf an sich hängen. Sie strich ihm beruhigend über den Rücken und sagte kein Wort. Das war wirklich merkwürdig. Harry neigte nicht dazu, einfach loszuweinen. Sie lösten sich voneinander und sie legte ihre Hand in seinen Rücken und schob ihn voran zu ihrem und Ambers Haus. Sie öffnete die Tür und trat von Harry gefolgt ein. Amber saß an einem Tisch und überflog mehrere Papiere, als sie die Türe hörte.

„Rose?“ rief sie fragend und lächelte, als ihre Gefährtin den Kopf in die Küche streckte. Sie nahm noch einen zweiten Geruch wahr. „Ist Harry bei dir?“ fragte sie und schon erschien Harry neben Rose in der Tür. Der junge Mann hatte vom Weinen gerötete Augen und dunkle Schatten darunter. Er wirkte ziemlich blass und nichts war von seiner sonstigen Fröhlichkeit zu sehen. Sie stand auf und räumte ihre Sachen zusammen. „Ich lasse euch mal alleine.“ sagte sie und küsste Rose im Vorbeigehen kurz, ehe sie durch die Haustüre verschwand. Rose sah ihr dankbar nach. Sie hatte Glück, eine Gefährtin zu haben, die im Gegensatz zu manch anderem Dominanten zumindest etwas Einfühlungsvermögen besaß. Sie schob Harry nun ganz in die gemütliche Küche und drückte ihn auf einen Stuhl, dann schwang sie den Zauberstab und ließ das Wasser in einem Kessel kochen. Sie bröselte einige durftende Kräuter in zwei Becher und goss das ganze mit Wasser auf, ehe sie einen an Harry reichte und sich dann zu ihm setzte.

Durch das Küchenfenster sah sie, wie Amber sich mit ihren Papieren im Arm kurz ratlos umsah und dann auf das Haus des Tränkemeisters zulief. Innerlich lächelte sie, als sie sich vorstellte, wie Severus sie genervt einließ, damit sie in ruhe Arbeiten konnte. Sie wartete geduldig, bis Harry etwas sagen würde. Sie nahm einen Schluck von dem mittlerweile abgekühlten Tee und beobachtete Harry, ohne ihn zu direkt anzustarren. Irgendwann sah sie wieder Tränen über Harrys Wangen rollen und reichte ihm wortlos ein Taschentuch. Er nahm es und wischte sich über die Augen, ehe er trocken auflachte. „Völlig albern.“ sagte er und schüttelte über sich selber den Kopf. Er konnte sich sein Verhalten auch nicht erklären. Zu seiner Verwunderung schüttelte Rose nur den Kopf und sah ihn verständnisvoll an. „Du bist nicht albern. Du vermisst deinen Gefährten.“ sagte sie und nahm seine Hand, um sie kurz zu drücken. „Das ist absolut verständlich. Besonders, da ihr noch nicht so lange gebunden seid.“

Harry sah sie überrascht an. War es wirklich so einfach? War die Trennung nach der frischen Bindung wirklich der einzige Grund für sein, in seinen Augen, irrationales Verhalten? Er nahm ebenfalls einen Schluck von dem Tee und spürte ein Blatt in seinem Mund. Plötzlich überkam ihn Übelkeit. Er sprang auf, hechtete zum Waschbecken und erbrach sich keuchend. Rose war sofort bei ihm und hielt seine Haare, während er würgte. Danach entfernte sie das Erbrochene mit einem kurzen Schwenker ihres Zauberstabes und reichte Harry ein Glas kühles Wasser, ehe sie ihn wieder zum Tisch bugsierte. „Alles in Ordnung?“ fragte sie besorgt und sah Harry eindringlich an. Der nickte nur und trank einige Schlucke von dem Wasser. Den Tee rührte er nicht an. „Ein Blatt.“ sagte er und schluckte trocken. „Bitte?“ sie hatte ihn nicht verstanden. „Ein Teeblatt.“ sagte er und deutete auf den Tee. Sie zog erstaunt eine Braue hoch. „Dir ist schlecht geworden, wegen eines Teeblattes?“ fragte sie und er nickte.

Der Verdacht, den sie vor drei Wochen kurz hatte keimte wieder in ihr auf und sie sah Harry genau an. „Abgesehen davon, dass du Fenrir vermisst und jetzt von einem Teeblatt gespuckt hast…ist dir in letzter Zeit noch etwas merkwürdig vorgekommen? Irgendetwas, was du an dir nicht verstehst?“ fragte sie vorsichtig und beäugte ihn neugierig. Harry überlegte eine Weile, dann nickte er. „Ich kann keine Eier mehr riechen, geschweige denn essen. Davon wird mir furchtbar schlecht.“ sagte er und dachte weiter nach. Ihm fiel aber erst mal nichts mehr ein. „Hast du Bauchschmerzen? Oder tut dir der Rücken weh?“ fragte sie und er nickte. „Ja, der untere Rücken. Ich hab die letzten Tage beim Häuserbau geholfen und muss mich irgendwie verhoben haben.“ Sie runzelte die Stirn. „Hast du etwas dagegen, wenn ich etwas teste?“ fragte sie und er schüttelte den Kopf. Er wusste zwar nicht, was sie testen wollte, aber er vertraute ihr. Sie zückte ihren Zauberstab und murmelte etwas. Dann deutete sie mit der Stabspitze auf ein leeres Pergament, das sie aus einer Schublade gezogen hatte und langsam bildeten sich darauf Worte und Zahlen. Sie überflog das Blatt und sah ihn dann an.
 

„Ihr habt nicht zufällig verhütet, als ihr…“ Harry wurde etwas rot und schüttelte den Kopf. Sie nickte seufzend und schob ihm den Zettel hin. Er sah sie verwirrt an und las dann. Nach einigen Sekunden blieben seine Augen an einer Zeile hängen und seine Hand begann zu zittern. Er sah zu ihr auf und deutete auf die Worte. „Ist das…wahr?“ wollte er wissen und als sie nickte überfluteten ihn die Gefühle. Rose konnte dem Wechsel der Gefühle auf Harrys Gesicht kaum folgen. Da waren Unglaube und Freude, aber auch Sorge und Angst und Liebe. Tränen rannen über die Wangen des Werwolfs und er legte eine Hand auf seinen Bauch. Rose sah ihn besorgt an. Sie rückte etwas näher zu ihm und legte ihre Hand an seinen Arm. Er sah zu ihr auf und ihre Blicke trafen sich. Sie sah ihn fragend an und Harry wischte sich die Tränen weg. „Harry, ist alles in Ordnung?“ fragte sie sanft und ließ ihn nicht aus den Augen. Harry lächelte gequält und zuckte mit den Schultern, ehe er nickte und dann den Kopf schüttelte. Er sah absolut verzweifelt und unsicher aus. „Ich weiß es nicht, Rose.“ sagte er dann ehrlich und blickte kurz auf seinen Bauch, ehe er wieder zu ihr aufsah. „Ich…ich freue mich, aber…wir sind mitten im Krieg. Ich muss die Zauberer anführen und…“ er brach ab und schüttelte den Kopf. Die Wahrheit war, dass er ziemliche Angst hatte, es Fenrir zu erzählen. Er wusste nicht genau, wie der Alpha reagieren würde. Natürlich, Fenrir und all die anderen Werwölfe waren sehr vorsichtig und behütend gegenüber den Kindern im Rudel, aber sie hatten nie über Kinder gesprochen. Fenrir wäre damals bereits Vater gewesen, hätte Dumbledore nicht seinen ersten Gefährten und das ungeborene Kind getötet. Er hatte große Angst, dass Fenrir daran erinnert werden könnte. Er wollte ihn nicht traurig machen.

Er teilte seine Sorge mit Rose und sie nickte. Sie verstand die Gedanken des Mannes und nahm seine Hand. Sie wusste, dass Amber große Angst um sie und ihr Kind hatte und sie wusste auch, dass Angst dazu führte, Fehler zu machen. Aber sie wusste auch, dass der Gedanke an ihr Kind Amber antrieb und zu gut durchdachten Aktionen mahnte. „Harry, ich denke, er wird sich freuen.“ sagte sie schließlich und Hoffnung schlich sich in die Augen des Mannes. „Meinst du wirklich?“ fragte er unsicher und musste doch etwas lächeln. Sie nickte und lächelte ihm aufmunternd zu. Erleichtert seufzte er und lehnte sich etwas zurück.

„Willst du Fenrir bitten, zurück zu kommen?“ fragte Rose schließlich und trank ihren Tee aus. Sie hatte sämtliche Teeblätter mit einem Zauber aus Harrys Tee entfernt, so dass dieser ihn jetzt auch trinken konnte. Harry überlegte eine Weile, dann schüttelte er den Kopf. „Er kommt ohnehin in zwei Tagen zurück.“ sagte er und sie nickte. Dann nach einer Weile sah er auf und wirkte erneut ziemlich unsicher. Er nahm einen Schluck Tee und sah sie dann an. „Ääh…ich habe mich nie damit…beschäftigt. Als Mensch kann ein Mann ja nicht…schwanger werden und…ich…ich weiß nicht…worauf muss ich denn achten?“ druckste er schließlich herum. Es war ihm furchtbar peinlich. Da hatte er mit Fenrir ein Kind gezeugt und wusste gar nicht, was jetzt passieren würde. Er hatte ziemlich rote Wangen, als sie nur breit lächelte und ihm Zettel und Feder gab.

„Also…als erstes: Du kannst mich immer alles fragen! Es gibt keine dummen Fragen.“ mahnte sie und sah ihn eindringlich an, bis er schließlich nickte und versprach, sie zu fragen, wenn er etwas wissen wollte. „Also, du solltest auf einige Lebensmittel verzichten.“ sagte sie und zählte so das wichtigste auf. Harry schrieb alles mit und war über einige Dinge doch sehr erstaunt. So sollte er zum Beispiel keinen Knoblauch mehr essen und zumindest am Anfang auch keine Petersilie. Jetzt erst bemerkte er, wie wenig er doch wusste und das gefiel ihm gar nicht. Wenn er Rose nicht hätte, hätte er dem Kind sicher geschadet und das hätte er sich nicht verzeihen können.

Die Liste wuchs immer weiter und sie waren inzwischen bei den Aktivitäten angekommen, die er unterlassen sollte. Das Rudel würde wohl beim Hausbau auf ihn verzichten müssen und im Unterricht musste er nun immer einen starken Schutzzauber um seinen Bauch tragen. Auch war ihm das Apparieren verboten, ebenso wie zu heißes Duschen oder Baden. Sie gab ihm noch einige Tips zu Ernährung und dann endete sie. Harry blickte erstaunt auf die drei Seiten, die er geschrieben hatte. Das war wirklich furchtbar viel. Aber eine Sache fehlte. Er wurde erneut etwas rot und sah sie unsicher an. Sie zog nur eine Braue hoch. „Raus damit. Du hast versprochen, mich alles zu fragen.“ mahnte sie und er seufzte ergeben.

„Hier steht nichts von…Sex?“ fragte er dann und starrte mit plötzlichem Interesse auf seine Fingernägel. Erst ihr helles Lachen ließ ihn aufsehen. Rose hatte Tränen in den Augen und versuchte verzweifelt, sich zu beruhigen. Sie brauchte fast eine Minute, um sich wieder einzukriegen, dann legte sie ihre Hand auf Harrys. „Das hätte ich vielleicht als erstes sagen sollen. Entschuldige.“ grinste sie. „Ihr könnt natürlich Sex haben. Auf all zu grobe Sachen solltet ihr verzichten, aber…“ sie prustete und Harry verschränkte die Arme vor der Brust. Er grollte leise. Sie hustete noch ein paar mal und hielt sich den Bauch vor Lachen. „Es tut mir leid. Die Vorstellung, wie du…ein von Hormonen halb wahnsinniger schwangerer Werwolf, versuchst auf Sex zu verzichten. Zu komisch!“ grölte sie und hieb ihre Hand einmal auf den Tisch. Obwohl er es hasste, wenn man ihn auslachte, musste auch Harry lachen. Ihr Lachen war einfach ansteckend und riss ihn mit. Sie keuchten und prusteten und wenn sie gerade dachten, sie hätten sich beruhigt, genügte ein Blick und sie lachten erneut los. Harry tat schon alles weh und er schloss gequält die Augen.

„Ok…ok…Rose…bitte. Gnade!“ japste er und versuchte ruhig zu atmen. Sie atmete auch ein paar mal tief ein und aus und schaffte es dann, sich endlich zu beruhigen. Sie redeten noch eine ganze Weile, dann machte Harry sich irgendwann auf den Weg.

Abends im Bett dachte er über vieles nach. Immer wieder wanderten seine Hände unter die Decke zu seinem Bauch und streichelten darüber. Ob er damit das kleine Wesen in sich oder sich selbst beruhigen wollte war nicht ganz klar, aber das war auch nicht wichtig. Er begann langsam ruhiger zu werden und atmete ganz ruhig ein und aus. Er freute sich sogar fast darauf, es Fenrir zu sagen und überlegte noch lange, wie er es am besten tun sollte. Durch all seine Überlegungen bekam er nicht mit, wie er langsam aber sicher abdriftete und in einen tiefen Schlaf sank. Der Tag war sehr anstrengend gewesen, sowohl physisch, als auch emotional und die erholsame Dunkelheit hatte ihn bald fest im Griff.
 

Laute Schreie ließen ihn hochfahren. Völlig desorientiert und müde rieb er sich die Augen und lauschte in die Dunkelheit. Das graue Licht des frühen Morgens drang durch die Fenster und dann helle Lichtblitze. Er wunderte sich, warum er keinen Donner hörte, dann fiel ihm auf, dass die Blitze nicht weiß waren, wie die eines Gewitters, sondern rot und grün. Das waren Zauber. Er hörte erneut Schreie und sprang auf. Sie wurden angegriffen! Er hastete zu einem Hocker, sprang in eine Hose und griff nach seinem Zauberstab, ehe er nach draußen rannte. Wie konnte das sein? Wie konnten ihn Dumbledore und seine Leute schon wieder gefunden haben? Er hatte doch die Schutzzauber selber hoch gefahren! Harry duckte sich, als ein roter Lichtblitz auf ihn zuraste und schaffte es nur knapp, ihm zu entkommen. Er wirbelte herum, zielte und schockte den Angreifer, ehe er weiter rannte. Unterwegs feuerte er weitere Flüche ab und wich aus. „Amber!“ brüllte er, als er die Alpha erkannte und hechtete auf sie zu. Neben der Werwölfin standen Severus und Lucius. Die Zauberer sahen ihn an, als er bei ihnen stehen blieb und weitere Zauber in die Mengen der Angreifer abschoss. „Wie haben sie uns gefunden?“ brüllte er über den Lärm der Kämpfenden hinweg und beschwor gerade noch rechtzeitig ein Schutzschild. Der Zauber prallte ab und riss den Angreifer von den Füßen. „Sie wurden her geführt!“ rief Amber und stieß Severus zur Seite, der einen herannahenden Lichtblitz zu spät bemerkt hatte. Das war haarscharf. Severus starrte auf die verkohlten Spitzen einer Haarsträhne und schoss dann zurück. „Von wem?“ rief Harry und wirbelte herum, als er hinter sich ein nur zu gut bekanntes kaltes Lachen hörte. Er starrte direkt in die kalten blauen Augen von Dumbledore. Harry bemerkte, dass seine Hand wohl bereits geheilt war, immerhin sah sie nicht mehr aus, wie aus Stein. „Harry, mein lieber Junge!“ lachte Dumbledore und breitete die Arme aus. Severus und Lucius schossen einige Zauber auf ihn ab, die aber von einem magischen Schild abprallten. Dumbledore lächelte kalt und ließ Harry die ganze Zeit nicht aus den Augen. „Deine Freunde haben uns her geführt.“ höhnte er und trat näher. Harry zog eine Braue hoch und starrte den Zauberer wütend an. „Das ist eine Lüge!“ brüllte er und sah sich nach Remus und Charlie um. Dumbledore schnalzte mit der Zunge und ein bösartiges Funkeln trat nun in seine Augen. „Mein lieber Junge. Warum sollte ich dich anlügen? Wir haben deinem ach so teuren Freund Remus Lupin ein paar Ortungszauber aufgehalst. Er war so beschäftigt damit, in einem Muggleladen Babynahrung zu klauen, dass er es gar nicht bemerkt hat.“ Harry lief ein kalter Schauer über den Rücken. Sie hatten Remus und Charlie nicht auf Ortungszauber untersucht. Er hatte es in seiner Freude, die beiden wieder zu sehen und danach in seiner Sorge um Charlie und das Baby völlig vergessen. Das ganze hier war seine Schuld. Er brüllte auf und schoss nun seinerseits einige Zauber auf den Alten ab, die aber wie die Zauber der Anderen einfach von dem Schutzschild abprallten. Der Alte musste einige seiner Anhänger dafür abgestellt haben, ihn permanent mit Schutzzaubern zu umgeben. Harry fluchte. Er schaffte es nicht, die Schutzzauber zu durchdringen und langsam wurde er müde. Der Alte verspottete ihn, nannte ihn einen Schwächling. Harry brüllte auf, ließ sich von der Provokation aber nicht aus der Ruhe bringen und kämpfte weiter.

Warum war Fenrir noch nicht da? Er hatte selbst seinen Patronus losgeschickt, als er begriffen hatte, dass sie angegriffen wurden. Die Gestalt sollte längst bei Fenrir angekommen sein. Harry schrie auf, als ein schlecht gezielter Stupor sein Bein traf und es lähmte. Er sprang halt suchend auf seinem verbliebenen Bein rum und feuerte weiter Flüche ab. Sie bemerkten erst, dass Dumbledores Leute es darauf angelegt hatten, sie zu trennen, als es zu spät war. Gleich mehrere Zauber schossen auf Harry zu und der hatte keine andere Wahl, als einen Schutzzauber zu errichten. Die Zauberer zogen den Kreis enger um ihn und bombardierten ihn so lange mit Flüchen, bis sein Schutzwall nachgab. Er spürte den Körperklammer-Fluch und stürzte bewegungsunfähig zu Boden. Grobe Hände griffen nach ihm und zerrten ihn zu Dumbledore. Der Alte grinste abfällig. „Und so etwas wie du soll den dunklen Lord besiegt haben. Kaum zu glauben.“ höhnte er, ehe er seine Stimme verstärkte. „Wir haben ihn! Rückzug!“ brüllte er und apparierte mit Harry am Arm. Überall ploppte es und die noch lebenden Zauberer verschwanden einer nach dem Anderen und ließen ein erneut tief getroffenes Rudel zurück. Rose hatte gesehen, wie Dumbledore mit Harry verschwunden war und schrie.

Amber rannte auf sie zu, zog sie in die Arme, ignorierte die tiefe Platzwunde an ihrer Stirn. „Rose!“ rief sie und packte ihre völlig hysterische Gefährtin fest, sah ihr tief in die Augen. „Harry! Er hat Harry! Amber!“ rief sie nur immer wieder und deutete auf die Stelle, wo eben noch Dumbledore gestanden hatte. Amber fluchte. Plötzlich kam Bewegung in die Menge.

Fenrir rannte auf sie zu. „Geht es euch gut? Was ist passiert? Harry hat einen Patronus zu mir geschickt!“ rief er noch im Laufen. Er kam schnaufend bei ihnen an und sah sich suchend um. „Wo ist Harry?“ fragte er und ließ den Blick über die Menge wandern. Er sah zu Rose, die völlig aufgelöst in Ambers Armen hing und dann zu der Alpha. „Sie haben ihn mitgenommen.“ sagte sie und sah Fenrir fest an. Der Alpha schüttelte den Kopf. Das war nicht wahr. Das konnte nicht wahr sein. Er packte Amber fest am Arm und knurrte tief. „Wo. Ist. Harry?“ Er betonte jedes einzelne Wort. Amber entzog sich seinem Griff und schob Rose hinter sich. Sie baute sich schützend vor ihrer Gefährtin auf und sah Fenrir fest an. „Dumbledore hat ihn. Sie haben uns getrennt.“ sagte sie knurrend und zog ein Messer aus ihrem Gürtel. Sie drückte es Fenrir in die Hand. Dann hob sie den Kopf und entblöste ihre Kehle. Ihr Kiefer war gespannt. Fenrir blickte zwischen dem Messer und ihrer Kehle hin und her. In Ambers Augen hatte sie versagt. Sie hatte eine Lebensschuld bei Harry und wäre für ihn gestorben, aber sie hatte mit ansehen müssen, wie die Feinde Harry überwältigt und ihn verschleppt hatten. Sie wartete darauf, dass Fenrir sie tötete. Der Alpha ließ das Messer fallen, warf ebenfalls den Kopf in den Nacken und brüllte voller Kummer und Schmerz. Sie waren so glücklich gewesen, hatten einander endlich gefunden. Es war genau, wie damals. Er war so glücklich und dann kam Dumbledore und zerstörte sein Glück. Fenrir wusste nicht wohin mit seinen Gefühlen und so blieb ihm nur übrig, alles hinaus zu brüllen. Dann sank sein Kopf auf seine Brust. Er atmete schwer. Amber trat zu ihm. Sie bückte sich, hob das Messer auf und schnitt sich tief in die Handfläche. Mit ihrer Blutverschmierten Hand packte sie nun Fenrirs Hand und drückte sie fest. Sie sahen einander tief in die Augen. Der Alpha und die Alpha. Ihrer beider Augen glühten wie flüssiges Gold, als sie knurrte. „Bei meinem Blut, ich schwöre dir. Wir holen ihn zurück!“ Fenrir drückte ihre Hand ebenso fest und knurrte ebenfalls. Jemand trat neben sie. Er wandte den Blick ab von Amber und sah nun Rose an. Amber ließ ihn los und er drehte sich zur Gefährtin der Alpha. Sie sah ihn voller Angst an und legte ihre Hand an seine Wange. Er sah die Tränen, die über ihr fein geschnittenes Gesicht rollten und hatte das Bedürfnis, sie in den Arm zu ziehen und zu beschützen. Das war es, was Dominante tun sollten. Sie schluckte ein paar mal schwer. „Fenrir…Harry…“ stammelte sie. Er legte seine Hand an ihre Schulter. „Wir holen ihn zurück.“ sagte er und es klang, wie ein Schwur. Sie schüttelte den Kopf. Er zog eine Braue hoch. „Was ist los? Was ist mit Harry?“ er drängte sie und packte ihre Schulter unwillkürlich etwas fester, was sie zum Zucken und Amber zum Knurren brachte. Er lockerte seinen Griff und sah sie durchdringlich an. Sie atmete ein paar mal tief ein und aus. Ihre Hand glitt von seiner Wange und legte sich auf ihren gewölbten Bauch. Dann sah sie ihn wieder an.

„Fenrir. Harry ist schwanger.“ Fenrir starrte sie an, dann brüllte er erneut. Diesmal aus reinem Schmerz.

In den Klauen der Bestie

Kapitel 14 - In den Klauen der Bestie
 

Er stöhnte und hielt sich den Kopf. Langsam rappelte er sich auf, stützte sich mit den Händen auf dem feuchten kalten Boden ab und kämpfte gegen die Übelkeit an, die ihn bei der Bewegung überfiel. Schwer atmet kniff er die Augen zusammen, versuchte den Schwindel zu ignorieren und blieb so eine Weile lang sitzen. Was war passiert? Er versuchte verzweifelt, sich zu erinnern. Irgendwann legte sich der Schwindel und seine Gedanken wurden klarer. Da waren Schreie gewesen. Ein Kamp! schoss es ihm durch den Kopf. Er erinnerte sich an die Lichtblitze und aufgeregte Rufe. Man hatte sie angegriffen, aber wer? Wer?

Er grub tiefer in seinen Gedanken. Da waren Amber und Severus, Seite an Seite mit Lucius. Er war zu ihnen gelaufen, hatte sich ihrem Kampf angeschlossen. Dann erinnerte er sich an kalte blaue Augen und eine vor Hohn triefende Stimme. Dumbledore. Harry riss die Augen auf. Man hatte ihn überwältigt und dann hatte er den Sog des Apparierens gespürt. Sie waren irgendwo gelandet. Wo wusste er nicht, nur, dass es kalt war. Dann hatte ihn etwas am Kopf getroffen und dann war da nur noch Schwärze. Er schluchzte trocken. Man hatte ihn entführt.

Er sah sich etwas in der Zelle um, in die man ihn gesteckt hatte. Es war absolut dunkel und nur dank seiner Werwolfsmagie konnte er überhaupt etwas erkennen. Die Zelle war winzig. Der Boden und die Wände bestanden aus grob gehauenen Steinen. In einer Ecke lag ein dreckiger Lumpen, mehr Loch, als Stoff. Die Türe erinnerte ihn an die Fotos aus einem Schloss, das er einmal gesehen hatte. Sie war massiv, aus Holz und mit schweren Eisenbeschlägen. Er hörte etwas tropfen und sah sich um. An der Wand gegenüber der Türe war in großer Höhe ein winziges mit Gittern versehenes Fenster zu erkennen. Regen tropfte hinein. Draußen war es dunkel. Nicht einmal Sterne waren zu sehen. Stöhnend rappelte er sich auf und wankte zu dem Loch in der Mauer. Es war zu weit oben. Er hatte keine Chance, hinaus zu sehen und in der Zelle gab es nichts, wo er hätte raufklettern können. Verzweifelt wandte er sich wieder ab, ließ sich neben dem Lumpen, den er zuvor entdeckt hatte auf den Boden sinken und zog die Knie an die Brust. Ihm war kalt, trotz der Wärme, die ein Werwolf normalerweise ausstrahlte. Ihm kam der Gedanke, dass ein Zauber auf der Zelle lag, damit er fror.

Nach einer gefühlten Ewigkeit, hörte er schließlich Geräusche von der anderen Seite der Tür. Eine kleine Klappe wurde geöffnet und jemand schob etwas hinein. Er konnte erkennen, dass es eine Schale war. Dann ging die Klappe wieder zu und die Stimmen entfernten sich. Misstrauisch beäugte er die Schale, ehe er näher kroch und sie in die Hand nahm, daran roch und sie dann angewiedert wieder von sich weg schob. Er rutschte zurück in seine Ecke, griff nach dem Lumpen und legte ihn sich um die nackten Schultern. Er zitterte und einzelne Tränen rannen über seine Wangen. Er dachte an Fenrir und tiefe Trauer überwältigte ihn. Wusste sein Gefährte bereits, dass er fort war?
 

Seit seinem Erwachen waren nun bereits sechzehn Tage vergangen. Er hatte sie gezählt und mit einem Stein kleine Striche an die Wand gemalt. Er hatte in der ganzen Zeit keine Menschenseele gesehen. Niemand hatte mit ihm gesprochen. Sein einziger Kontakt zu anderen Lebewesen war der Moment, wenn Jemand die Klappe öffnete, Essen hinein schob und es dann später wieder holte. Einige Male hatte er versucht, den Unbekannten anzusprechen, aber nie bekam er auch nur eine Antwort. Die ersten zwei Tage hatte er das Essen nicht angerührt, dann hatte die Sorge um sein Kind ihn überwältigt und er hatte begonnen, zu essen. Es war wiederlich, aber nicht verdorben, wie er zu erst gedacht hatte. Das Wasser schmeckte muffig, war aber nicht verseucht. Er spürte, dass der nächste Vollmond nicht weit entfernt war. Das Wesen in seinem Inneren wurde langsam unruhig.

Dann war es so weit. Der Vollmond schien in die kleine Zelle und das erste mal seit seiner Verwandlung zum Werwolf, hatte Harry Schmerzen bei der Umwandlung. Er sträubte sich zu sehr dagegen. Es kam ihm nicht richtig vor. Er wollte durch den Wald rennen und mit anderen Wölfen zusammen sein. Stattdessen saß er hier in dieser muffigen engen Zelle fest und heulte.

Dann einige Tage nach dem Vollmond ging die Tür zu seinem Gefängnis das erste Mal komplett auf. Harry blinzelte gegen das helle Licht, dass nun auf ihn fiel und versuchte sich mit seinen Händen davor abzuschirmen. Grobe Hände packten seine Arme und zogen ihn hoch. Er hatte sich die zerlumpfte Decke um die Hüfte gebunden, da seine Hose bei der letzten Umwandlung zerrissen war. Er hatte nicht daran gedacht, sie vorher auszuziehen. Die Männer, die ihn mehr trugen, als hielten stapften mit ziemlich hohem Tempo durch die steinernen Gänge und schleiften ihn mit sich. Seine Beine fühlten sich taub an und sein Kopf schmerzte wegen der hellen Lichter, die die Zauberstäbe der Fremden an die Wände warfen. Er blinzelte mit tränenden Augen, als sie schließlich vor einer Türe stehen blieben, welche lautlos aufschwang. Die Männer traten ein, ihn in ihrer Mitte und stießen ihn dann unsanft auf den Boden. Er stöhnte, als er auf die Knie fiel und blieb so erst einmal eine Zeit lang sitzen. Der Raum war angenehm warm und es roch nicht schimmelig oder feucht, wie in seiner Zelle. Harry hob den Kopf und sah sich verstohlen um. Es musste doch eine Möglichkeit geben, zu entkommen. Da drüben. Da war ein großes Fenster. Wenn er es bis da hin schaffen würde, könnte er entkommen. Wie als hätten seine Entführer seine Gedanken gelesen, schob sich nun ein ziemlich grimmig dreinblickender Mann mit gezücktem Zauberstab vor das Fenster. Er fluchte innerlich. Dann überkam ihn eine Gänsehaut. „Mein Junge…“ sagte Dumbledore und Harry riss mit glühenden Augen den Kopf herum. Er durchbohrte den Alten mit seinen Blicken und biss die Zähne zusammen. Ein leises Knurren entkam seiner Kehle. „Aber, aber. Harry, mein Lieber.“ lächelte der Zauberer und setzte sich ihm gegenüber auf einen Bequemen Lehnstuhl. Von dieser erhöhten Position aus sah er abfällig auf Harry hinab. Dem Werwolf im Zimmer passte das nicht. Mühsam und mit wackeligen Beinen richtete er sich auf. Da stand er nun. Nackt, bis auf die löchrige Decke um seiner Hüfte und starrte sein Gegenüber hasserfüllt an. „Ich bin nicht ihr Junge.“ knurrte er bedrohlich und seine Augen leuchteten auf. Dumbledore schüttelte den Kopf. „Nein, das bist du nicht mehr. Du bist ein Monster. Abschaum, den man auf der Stelle ausrotten sollte.“ zischte Dumbledore nun eiskalt.

Da war nichts mehr von der großväterlichen Masche, die er sonst so gerne an den Tag legte. Da, ihm gegenüber, saß eine Bestie. „Das Monster sind wohl eher Sie.“ grollte Harry und bleckte die Zähne. Ein Mann stieß ihm von hinten seine Schuhspitze in die Kniekehlen, so dass er wieder nach vorne stürzte. Er wollte sich gerade wieder erheben, da drückte Dumbledore ihm die Spitze seines Zauberstabes an die Kehle. Er atmete angespannt und fixierte den Alten, der ihn nur emotionslos ansah. „Ich denke, auf den Knien machst du dich am besten.“ spottete er nur und zog den Zauberstab zurück.

„Wie ich gehört habe, hast du gegessen.“ spottete er nun. „Ich hätte geglaubt, ein Werwolf würde nicht so schnell schwach werden.“ Harry knurrte. Er hatte nichts essen wollen, aber er musste nunmal an sein Kind denken. „Ich hätte auch größere Lust gehabt, meine Zähne in ihre Kehle zu schlagen!“ brüllte Harry nun. Dumbledore nickte seinen Kumpanen zu und sie begannen mit Stöcken und Schuhen auf Harry einzuschlagen und einzutreten. Dann hob Dumbledore abrupt die Hand und die Hiebe hörten auf. Harry wurde eiskalt, als er das Funkeln in Dumbledores Augen sah. Er hatte sich um seinen Bauch zusammengekrümmt und anstatt seinen Kopf vor den Hieben zu schützen hatte er die Arme um seine mitte gelegt. Dumbledore hatte das anscheinend bemerkt. Ein zauber riss Harry in die Höhe. Er schwebte wenige Zoll über dem Boden und Dumbledore kam näher. Er drückte mit der Zauberstabspitze gegen Harrys Brust und wanderte dann tiefer. Nackte Panik überkam den Werwolf, als der Stab an seinem Bauch zum halten kam. Er brüllte auf und versuchte verzweifelt, sich zu wehren. Dann ließ Dumbledore ihn wieder runter. „Interessant.“ grinste der Alte und durchbohrte Harry mit seinen Blicken.

„Sieht so aus, als hätten wir, ohne es zu ahnen, zwei Werwölfe gefangen.“ lachte er kalt und seine Leute sahen ihn fragend an. Er verdrehte vor so viel Dummheit die Augen. „Unser kleiner Freund hier ist anscheinend schwanger.“ Ein Mann sah Harry angewiedert an und eine Frau spuckte vor ihm aus. „Wiederwärtiges Pack.“ zischte sie. „Unnatürlich.“ spuckte ein anderer aus. Harry sah sie zornfunkelnd an und sie wichen zurück. Dann unterbrach Dumbledore die Anfeindungen. „Nana…seid höflich zu unserem Gast. Wir müssen uns jetzt gut um ihn kümmern.“ grinste er, ehe er sich erhob und direkt vor Harry stehen blieb. Er packte seinen Kiefer mit seinen knorrigen Händen und zwang ihn, ihn anzusehen. Wässriges Blau traf auf lodernden Bernstein. „Wer wohl der Daddy von dem kleinen Monster ist?“ fragte er, aber Harry biss die Zähne fest zusammen. Dumbledore griff in seine Haare und riss seinen Kopf nach hinten. Harry ging bei dem Ruck erneut in die Knie, gab aber keinen Mucks von sich. Dumbledore seufzte. „Dann werde ich wohl nachsehen müssen.“ zischte er und zielte mit dem Stab auf Harrys Kopf. „Legilimens.“ sagte er. Der alte Zauberer versuchte an der undurchdringlichen Mauer in Harrys Kopf vorbei zu kommen, aber vergeblich. Weder Harry noch Snape hatten Dumbledore je verraten, dass Harry ein Naturtalent in Okklumentik war. Es war ihm ein leichtes gewesen, alles von Snape zu lernen und so kam niemand mehr durch seinen geistigen Schutzwall. Dumbledore tobte. Mit vor Zorn weit aufgerissenen Augen stieß er nun seinen Zauberstab fest in Harrys Bauch, was den doch zum Stöhnen brachte und zischte: „Wenn du es mir nicht verrätst wird dein Bastard wohl bekanntschaft mit dem Cruziatus machen.“ brüllte er und Harrys Augen weiteten sich vor Panik.

„Mein Lord.“ sagte nun einer der Männer und trat vor. „Was?“ fauchte Dumbledore und sah den Mann wütend an. Der Mann schluckte und deutete dann auf Harry. „Bei den letzten Angriffen ist aufgefallen, dass er immer in der Nähe von Fenrir Greyback war.“ sagte der Mann nun und Harry währen wohl die Züge entglitten, hätte er sich nicht so gut unter Kontrolle. Er lachte gespielt belustigt und sah den Mann abfällig an. Dumbledore war neugierig und packte wieder Harrys Haar, damit dieser ihn ansehen musste. „Nun? Ist es wahr? Ist das Sein Kind?“ fragte der Alte nun, aber Harry sah ihn nur spottend an. Dumbledore zischte und wollte wissen, was daran so lustig sei. Jetzt musste Harry gut pokern. Er setzte alles darauf, dass keiner in diesem Raum Ahnung von magischen Wesen hatte. Er hoffte, dass sie es in ihrer Abscheu gegenüber magischen Kraturen, als unter ihrer Würde betrachteten, sich näher mit diesen zu beschäftigen. „Sprich.“ fauchte Dumbledore und seine Augen quollen beinahe über. Harry sah ihn angewiedert an. Wie konnte er diesem Monster nur je vertrauen? „Greybacks Gefährte ist tot. Ihr selbst habt ihn getötet.“ spuckte Harry nun voller Hass aus. Dumbledore drückte mit seinem Stab fester in Harrys Bauch, um ihn dazu zu bringen, weiter zu reden. Harry schluckte. „Ein magisches Wesen hat nur einen Gefährten.“ presste er hervor. Das schien Dumbledore zum Nachdenken zu bringen. Harry hoffte, dass der Alte nun endlich seinen Zauberstab von seinem Bauch nehmen würde, aber seine Antwort schien ihm noch nicht zu reichen. „Na und? Er kann dich ja trotzdem ficken.“ spuckte der Alte angewiedert aus. Harry grinste nur höhnisch und nickte. „Das könnte er, aber nur Gefährten können Kinder Zeugen. Zumindest, wenn sie vom gleichen Geschlecht sind.“ sagte er und Dumbledore zog den Zauberstab endlich zurück. Harrys Arme legten sich sofort wieder schützend vor seinen Bauch.

Dumbledore schien eine Weile lang zu überlegen, schließlich kam er wohl zu dem Schluss, dass ihm diese Informationen reichten und er setzte sich wieder in seinen Lehnstuhl. Er sah Harry einen Moment lang schweigend an, dann wandte er sich zu seinen Handlangern. „Bringt es in einem Zimmer unter und gebt ihm etwas besseres zu Essen. Es soll das Kind nicht verlieren.“ sagte er mehr zu sich selbst, als zu seinen Leuten. „Kann es nicht egal sein? Ein Werwolf weniger, den wir umbringen müssen.“ brüskierte sich die Frau und ging im nächsten Augenblick unter einem Cruziatus in die Knie. Dumbledore hielt den Zauber noch eine Weile lang aufrecht, ehe es ihm zu langweilig wurde und er den Zauberstab wegzog. Die Frau hockte keuchend und zitternd auf dem Boden und sah Harry so hasserfüllt an, als wäre es seine Schuld gewesen. „Stellt mich niemals in Frage.“ zischte der Alte. „Da ihr aber anscheinend wirklich dumm seid, erkläre ich euch, warum der Bastard leben muss.“ säuselte er, nun wieder ganz der Großvater. Harry starrte ihn aufmerksam an. Es war absolut klar, dass Dumbledore sein Kind nicht aus reiner Herzensgüte verschonte. Er musste einen Plan haben und das konnte nichts Gutes bedeuten.

„Wenn das Monster auf der Welt ist, werde ich es aufziehen. Es wird mich lieben und an meiner Seite gegen die Werwölfe und all die anderen unreinen Kreaturen kämpfen.“ Er lachte offenbar sehr amüsiert. „Ein Werwolf, der gegen Werwölfe kämpft. Ist das nicht herrlich?“ er lachte nun schallend und Harrys Augen füllten sich mit Tränen. Er würde nicht zulassen, dass Dumbledore aus seinem Kind eine Waffe machte. Er fing an, den Alten anzubrüllen, wurde aber schon nach wenigen Worten mit einem Schweigezauber belegt und wieder raus geschleppt. Diesmal ging es nicht nach unten zu den Verliesen, sondern nach oben. Immer weiter wurde er gestoßen und gezerrt. Stufe für Stufe stieg er immer weiter hinauf und immer weiter weg von der Chance, durch ein Fenster zu entkommen. Am Ende einer Treppe befand sich eine einzelne Tür. Diese wurde nun aufgeschlossen und man stieß ihn grob hinein. Er taumelte und musste sich an einer Truhe festhalten, um nicht zu stürzen. Er drehte sich um und wollte gerade auf die Männer losgehen, da wurde die Türe vor ihm zugezogen und er hörte das schwere Schloss knacken. Brüllend hämmerte er gegen das schwere Holz. Immer und immer wieder hieb er gegen die Türe, aber außer, dass ihm seine Hand weh tat, geschah nichts. Niemand würde ihn hier raus lassen. Er war gefangen. Mit Tränen auf den Wangen schleppte er sich zum Fenster und ließ sich auf der Breiten Fensterbank nieder. Es gab keine Scheibe. Er könnte einfach springen. Die Arme ausbreiten und einfach fallen. Hinunter in die dunkle Leere unter seinem Fenster. Er schüttelte den Kopf und streichelte über seinen Bauch. Er konnte es nicht. Wäre es nur um sein Leben gegangen, hätte er gar nicht lange überlegt, aber er würde auch sein Kind töten und er würde Fenrir in tiefste Verzweiflung stürzen und das brachte er nicht über sich. Fenrir hatte endlich Glück verdient. Er hatte bereits einmal einen Gefährten und sein Kind verloren und Harry wusste, dass er das nicht noch einmal durchstehen würde. Er war sich nicht einmal sicher, ob er das selber auch nur ein Mal überlebt hätte. Gut, er war devot. Wenn Fenrir starb, würde er das nur sehr unwahrscheinlich überleben, aber auch ohne diese Bindung. Die Trauer um den Verlust…um den den doppelten Verlust, hätte ihn wenn nicht getötet, dann doch ganz sicher um den Verstand gebracht.

Kraftlos ging er zu dem Bett, das neben der Truhe der einzige Gegenstand im Raum war und ließ sich darauf sinken. Er legte sich auf die Seite, zog die Beine an und sah aus dem großen Fenster hinaus in die dunkle Nacht. Er musste kämpfen. Er musste überleben. Für das Kind und für Fenrir.
 

Im Rudel herrschte hektische Betriebsamkeit. Seit der Entführung und dem Angriff durch Dumbledore bereiteten sich die Werwölfe auf den Kampf vor. Jedem war klar, dass dies der letzte große Kampf werden könnte. Alles könnte sich entscheiden. Ihr Leben und ihre Freiheit hing davon ab, ob sie gewinnen oder verlieren. Fenrir hatte kaum geschlafen. Er ackerte wie ein Tier, rief die verbündeten Rudel zusammen und ließ Lucius alle Hexen und Zauberer holen, die auf ihrer Seite kämpfen würden. Die Armee, die sie bildeten, war ziemlich groß und es gab unter den Werwölfen viele mit magischen Fähigkeiten, die sich gut einsetzen ließen.

Der Alpha saß im Vorraum des Versammlungshauses auf einer Bank und starrte in die Glut der Feuerstelle. Er hatte die Ellbogen auf die Knie gestützt und regte sich nun schon eine ganze Weile nicht mehr. Tief in seiner Sorge um Harry und das Kind versunken, bemerkte er nicht, wie die Türe geöffnet wurde und jemand eintrat. Erst, als sich die Gestalt zu ihm setzte riss ihn das aus seinen Gedanken. Mit aufblitzenden Augen wandte er den Kopf, aber als er erkannte, dass es Severus war ließ das Glühen nach. Der Tränkemeister beugte sich vor und warf noch einige Scheite auf die Glut, ehe er sich zurücklehnte und den Flammen zusah, die sich an dem trockenen Holz hochzogen und bald lebendig knisterten. Er selbst hatte fast genauso wenig geschlafen, wie Fenrir. Er machte sich schreckliche Sorgen um seinen ehemaligen Schüler und hatte mit Lucius´ Hilfe alle Besitztümer des Alten ausfindig gemacht. Das Problem war nur: Sie wussten nicht, in welchem der Häuser oder der alten Burgen sich ihre Feinde mit Harry verschanzt hatten. Am frühen Morgen hatten sie Kundschafter losgeschickt, die genau das herausfinden sollten. Die Werwölfe und Zauberer waren immer in Zweierteams unterwegs und beobachteten jetzt die Behausungen. Sobald sich etwas tat würden sie zurückkehren und ihnen Bericht erstatten. Er hatte Tränke gebraut und Harrys Job übernommen und die magisch begabten Werwölfe, zumindest die volljährigen, im Kämpfen unterrichtet. Sie konnten jeden Zauberstab gebrauchen.

Jetzt waren sie an einem Punkt angekommen, an dem sie nichts anderes tun konnten, als zu warten. Warten, bis die Späher zurückkamen und ihnen sagten, wo Harry war. Es war zum verrückt werden. Sie hatten versucht, Harry mit Aufspürzaubern zu finden und Fenrir hatte versucht, Harry durch ihre Verbindung zu erreichen, aber Dumbledore musste mächtige Schutzschilde verwenden, denn bisher hatten sie nichts erreicht. Er sah Fenrir an. Der Alpha sah schlecht aus. Die sonst so breiten starken Schultern hingen kraftlos herab und unter seinen Augen hatten sich dunkle Ränder gebildet. Er selber sah bestimmt auch nicht viel besser aus. Er konnte nicht nachempfinden, wie Fenrir sich fühlte, aber er hatte eine Vorstellung von den Qualen. Lilly und er waren Menschen gewesen. Sie hatten keine magische Verbindung gehabt, aber er hatte sie mehr als alles Andere auf der Welt geliebt und wenn er an diesen Schmerz dachte, kam er Fenrir wohl ziemlich nahe. Das Haar des Werwolfes war verknotet und matt, wie zu der Zeit, bevor Harry in sein Leben getreten ist. Seit Harry da war hatte Fenrir sich häufiger gekämmt und er wusste von getuschelten Gesprächen, dass Harry wohl irgendwann dazu übergegangen war, Fenrirs Haar zu Bürsten, was dem Werwolf wohl ziemlich weh getan hatte, glaubte man den Berichten. Er wusste, Fenrir würde sich von Harry jedes Haar einzeln ausreißen lassen, wenn das bedeutete, dass der Jüngere wieder da war.

Das Holz in der Feuerstelle knackte und Funken stoben empor, wie kleine goldene Schnatze. Er sah, wie das Licht der Flammen in Fenrirs Augen flackerte und er musste mehrmals blinzeln, aber das Bild veränderte sich nicht. Der Werwolf weinte. In Severus zog sich alles zusammen. Er war sich fast sicher, dass Fenrir seit Tobias´ Tod keine einzige Träne mehr vergossen hatte und schon gar nicht vor jemand Anderem. Er rührte sich nicht. Er wollte Fenrir in seiner Trauer nicht unterbrechen. Irgendwann räusperte sich der Alpha und wischte sich mit dem Ärmel die Tränen weg, ehe er den Kopf wandte und Severus wirklich ansah. Der Tränkemeister schluckte und erwiederte den Blick. Ihre Augen trafen sich und es brauchte nicht seine Fähigkeiten als Okklumentiker, um zu sehen, was hinter den Augen vor sich ging. „Wir finden ihn.“ sagte er schließlich und versuchte so viel Zuversicht in seine Worte zu legen, wie er konnte. Der Werwolf sah ihn hoffnungslos an. „Was..“ er räusperte sich erneut. „Was, wenn wir zu spät kommen?“ stellte Fenrir die Frage, die ihm schwer auf dem Herzen lastete. Der Zauberer schüttelte den Kopf. Er hatte diesen gedanken auch kurz gehabt, aber er ließ ihn nicht zu. „Er lebt.“ sagte er und wirkte wirklich sicher. Fenrir knurrte. „Woher willst du das wissen? Er könnte längst tot sein.“ grollte er. Seine Augen leuchteten aggressiv auf, aber Severus zuckte nicht einmal zusammen. Er kannte die Werwölfe und besonders Fenrir schon lange und wusste, dass diese Aggressivität ein Schutz war. „Ich kenne Harry schon sehr lange. Er lebt. Da bin ich mir sicher. Außerdem würdest du es doch spüren, oder nicht?.“ Fenrir zuckte die Schultern. Er spürte gar nichts. Das war es, was ihm solche Panik machte. Seit Harry fort war konnte er ihre Verbindung nicht mehr spüren. Der Alte musste mächtige Abwehzauber errichtet haben, um so eine starke Verbindung zu unterbrechen. Das teilte er dem Schwarzhaarigen auch mit und dieser sah ihn mitfühlend an. Severus war „nur“ ein Mensch, aber einer, der magische Wesen gut kannte und er wusste, wie wichtig diese Verbindung war.

„Er lebt dennoch. Ich habe den Alten lange genug beobachtet. Er würde Harry nicht so einfach töten. Ich bin mir sicher, dass er versuchen wird, ihn zu benutzen. Lebendig nützt Harry ihm mehr, als tot.“ sagte er und Fenrir nickte, ehe er sich verkrampfte. „Und mein Kind?“ fragte er schließlich, mehr an sich selbst, als an Severus gerichtet und starrte erneut in die Flammen. Severus dachte eine Weile nach. „Wenn Dumbledore von dem Kind weiß, wird er versuchen, es für seine Pläne zu nutzen. Ich könnte mir vorstellen, dass er vorhat, das Kind zu einer Waffe zu formen, wie er es all die Jahre mit Harry getan hat.“ sagte er schließlich und blickte ebenfalls in die Flammen. Er bekam nur am Rande mit, wie Fenrir ihn überrascht ansah. Er wandte den Blick langsam wieder zu dem Werwolf und sie sahen einander erneut an. Fenrirs Augen bohrten sich fest in die Schwarzen des Tränkemeisters, ehe er sagte: „Du scheinst dir Sicher zu sein.“ Severus wandte den Blick nicht ab und nickte. „Ich BIN mir sicher.“ Fenrir nickte. Er klammerte sich an die Zuversicht des Zauberers, hoffte inständig, dass dieser Harry und Dumbledore wirklich so gut kannte, wie er behauptete und fühlte sich damit ein wenig besser. Er hatte bereits alle Hoffnung verloren, Harry jemals lebendig wiederzusehen, aber jetzt war da doch Hoffnung. Sie war nur ein winziger Funke, aber er wurde stetig größer. Er wusste, wie schmerzhaft es sein würde, wenn er die Hoffnung nährte und sie dann doch erlosch, aber es fühlte sich im Moment einfach so berauschend an, dass er nicht anders konnte, als darauf zu bauen. „Wir finden ihn.“ sagte er.

Zuversicht

Kapitel 16 - Zuversicht
 

Er rannte durch die finsteren Gänge. Sein Atem bildete kleine Wölkchen vor seinem Gesicht und sein Herz raste in seiner Brust. Nacheinander riss er die Türen im Gang auf, sah hinein und rannte dann weiter. Hinter sich hörte er die Schritte seiner Leute. Er blieb an einer Biegung stehen, schnupperte und knurrte, als er nur modrige Steine und Feuchtigkeit roch. Fenrir nahm mehrere Stufen gleichzeitig, als er eine Treppe hinaufeilte. Sie hatten das alte Schloss vor einigen Minuten gestürmt, nachdem die Kundschafter berichtet hatten, dass Dumbledore hier war. Da. Da war ein Geruch. Fenrir folgte nun seiner Nase und rannte immer mehr Treppen hinauf, bis er am Ende einer steilen Wendeltreppe an einer Türe ankam. Hier war der Geruch am stärksten. Er riss die Türe auf und blieb dann stehen. Er sah sich um. In dem Raum standen ein Bett und eine Truhe. Ansonsten war er leer. Langsam trat er an das Bett heran und ließ sich auf der harten Matratze nieder. Seine Hand strich verloren über das Laken, ehe sie nach dem Kissen griff. Er atmete tief den Duft seines Gefährten ein, der an dem Stoff hing und stieß dann ein wütendes Brüllen aus. Sie waren zu spät gekommen. Man hatte sie bemerkt.

Er stieg die Stufen wieder hinunter und traf in einem Gang auf Severus und Lucius, die gerade aus einer Türe traten. Er warf einen Blick hinein und verzog das Gesicht. Selbst, wenn er den Geruch nicht wahrgenommen hätte, so hätte ihm spätestens die grell gemusterte Einrichtung gesagt, dass der alte hier gewesen war. Er sah die beiden an, die nur stumm den Kopf schüttelten. Sie waren fort. Dumbledore musste geahnt haben, dass sie nach Harry suchten und einen Fluchtplan parat gehabt haben. „Wir gehen zurück!“ sagte Fenrir nur und ging durch die Flure zum Eingang des halb zerfallenen Gemäuers. Draußen angekommen zückte er seinen Zauberstab und disapparierte.

Wieder im Dorf angekommen ging er direkt auf sein Haus zu. Er lief stumm und mit versteinerter Mine an den Werwölfen vorbei, die ihm entgegen kamen. Sie sahen ihn so fragend an, so unerträglich hoffnungsvoll. Er konnte sie nicht ansehen, konnte ihnen nicht sagen, dass sie Harry nicht gefunden hatten. Er wollte auch gar nicht mit ihnen reden. Fenrir öffnete die Türe seines Hauses und knallte sie hinter sich zu, ehe er sich von innen kraftlos dagegen lehnte. Langsam rutschte er an dem Holz hinab und blieb mit angezogenen Knien auf dem Boden sitzen. Es klopfte, aber er reagierte nicht. Wie hoffnungsvoll war er noch vor nicht einmal einer Stunde gewesen.
 

————Flashback————
 

Fenrir und Lucius saßen zusammen am Tisch in Severus Haus und studierten mehrere Unterlagen. Durch das offene Fenster hörten sie die Laute Stimme von Gryffin. Der Beta des Rudels hatte angefangen, die jüngeren Werwölfe im Kampf zu trainieren. Während Die Zauberer die magisch begabten Werwölfe ausbildeten, kümmerte er sich um die Anderen und lehrte sie verschiedene Nahkampftechniken. Sie hörten, wie er jemanden anbrüllte, der offenbar unkonzentriert war, als Severus das Fenster schloss und murrend meinte, bei diesem Krach könne sich niemand konzentrieren. Lucius war über mehrere Pergamente gebeugt, die die Besitztümer des Alten auflisteten und Fenrir studierte eine Landkarte. Sie zeichneten alle Standorte ein, die in Groß Britannien waren. Severus glaubte nicht, dass Dumbledore Harry außer Landes geschafft hatte. Sie hätten es mitbekommen, wenn der Alte gegangen wäre. Seit einigen Jahren gab es neue Gesetze zur Ein- und Ausreise und jeder musste sich dafür anmelden. Auch Dumbledore. Hätte er das Land verlassen, wüssten ihre Spione das. Severus sah über ihre Schultern und deutete auf ein Grundstück. „Ich denke, das hier und diese beiden können wir ausschließen.“ sagte er und überflog die Liste, die vor Lucius auf dem Tisch lag. „Warum?“ wollte Fenrir wissen. „Weil…“ sagte Severus „…diese beiden hier mitten in London liegen. Er könnte Harry dort nur schwer verstecken. Und das hier ist viel zu klein. Ich denke nicht, dass er weniger als zehn Leute permanent um sich hat. Die kann er hier nicht unterbringen.“ Lucius nickte und strich die drei Adressen auf seiner Liste durch, während Fenrir sie mit einem Schwenker seines Zauberstabes auf der Karte grün einfärbte. Er blickte auf die Karte. Da waren immernoch dreizehn rote Punkte. Dreizehn Orte, an denen Dumbledore Harry versteckt halten konnte, oder auch nicht. Er war sich nicht einmal sicher, dass sie alle von Dumbledores Verstecken kannten. Fenrir knurrte. Seit einem Monat waren die Späher nun schon unterwegs und hielten Ausschau nach Harry und dem Alten. Es war zum Verrückt werden. Am Liebsten würde er nach und nach alle Anwesen stürmen und Harry auf eigene Faust suchen, aber sowohl Severus, als auch Lucius hatten ihn davon abgehalten. Wenn er das tat, hatten sie gesagt, würde er direkt in eine Falle laufen. Sie hatten nicht genug Leute, um alle Besitzungen gleichzeitig zu stürmen und in der Überzahl zu sein. Er war zum Warten verdammt. Seine Laune wurde immer schlechter und er hatte panische Angst, Harry nie wieder zu sehen.

Die Türe wurde aufgerissen und Amber stürmte hinein, dicht gefolgt von Gryffin und Rose. „Sie haben ihn gefunden!“ rief sie. Fenrir starrte sie einen Augenblick lang nur ausdruckslos an. Diese Information musste erst mal zu ihm durch kommen. Als sie schließlich eingerastet war gab es kein Halten mehr. Er sprang auf, warf dabei den Stuhl, auf dem er gesessen hatte, um und seine Augen leuchteten aufgeregt. „Wo?“ war das einzige, was er sagte. Amber trat näher, beugte sich über die Karte und deutete auf ein Schloss in den Highlands. „Hier. Der Späher hat Licht gesehen und mehrere Personen, darunter den Alten.“ Fenrir stürmte an ihr vorbei nach draußen. Die Anderen folgten ihm, während er auf Gryffin zurannte. „Wir haben ihn! Wir greifen sofort an!“ rief er noch im Laufen und eilte dann zum Dorfplatz. Jemand läutete die Glocke und innerhalb weniger Augenblicke hatte sich ein bunter Haufen um Fenrir gemischt. Remus, Severus, Lucius und Draco. Amber, Gryffin, Lisa und einige andere Werwölfe. Insgesamt zwanzig Leute. Sie teilten sich in kleine Grüppchen auf, da nur wenige apparieren konnten und Severus nannte ihnen den Standort. Nacheinander waren mehrere Plopps zu hören und eine Gruppe nach der Anderen verschwand. Fenrir war einer der ersten.

Sie kamen auf hartem Boden auf, mitten in einem kleinen Gehölz. Das Schloss lag ganz in ihrer Nähe. Sie verloren keine Zeit. Als alle vollständig waren stürmte der Trupp los, immer im Schutz der Bäume und näherte sich dem Schloss. Keine Wachen. Stellte Lucius fest und hielt seinen Zauberstab fester. Um ihn herum verwandelten sich die Werwölfe, die nicht zaubern konnten und trotteten beinahe lautlos über den unebenen Boden. Sie stürmten das alte Gemäuer ohne eine Spur von gegenwehr. Severus wurde nervös. Die Abwesenheit von Feinden war nicht unbedingt ein gutes Zeichen.
 

Harry saß, wie schon die letzten Tage auf dem Sims des Fensters und starrte hinaus in die Landschaft. Er hielt Ausschau nach Fenrir. Der Andere würde ihn finden. Er war sich dessen völlig sicher. Plötzlich krachte die Tür zu seinem Gefängnis auf und nacheinander drangen Dumbledore und seine Leute ein. Er sprang auf und wich wie ein in die Enge getriebenes Tier an die Wand zurück. Harry starrte die Zauberer und Hexen angsterfüllt, aber kampfbereit an. Der Alte kam auf ihn zu und sah ihn wütend an. „Sieht so aus, als hätten deine widerlichen Freunde uns gefunden.“ spuckte er aus. Harrys Augen weiteten sich. Fenrir. Dachte er und Hoffnung keimte in ihm auf. Eine heftige Ohrfeige trieb ihm Tränen in die Augen und als er sich wieder aufrichtete traf ihn der nächste Schlag. Er duckte sich und wurde dann hart am Oberarm gepackt. Harry knurrte und sah Dumbledore mit blutender Lippe angewiedert an. „Der einzige, der hier wiederlich ist, sind Sie!“ knurrte er und spuckte ihm vor die Füße. Ein erneuter hieb ließ ihn Sterne sehen. Dumbledore packte ihn noch fester am Oberarm und ehe er noch etwas tun konnte, spürte er den Sog des Apparierens.
 

———Flashback ende———
 

Harry war erneut verschwunden. Fenrir war am späten Abend in den Wald gelaufen und hatte sich verwandelt. Er war fast die ganze Nacht unterwegs, jagte und versuchte, seinen Frust loszuwerden. Bei Sonnenaufgang kehrte er ins Dorf zurück. Die wenigen Werwölfe, die schon unterwegs waren gingen ihm aus dem Weg. Keiner wagte es, ihn anzusprechen. Fenrir war in den letzten Monaten und besonders, seit er und Harry endlich zueinander gefunden hatten ruhiger geworden. Das Rudel freute sich für ihn und sie liebten Harry, aber jetzt war er wieder fast, wie früher. Nachdem Tobias gestorben war hatte Fenrir das Rudel einige Zeit lang in Gryffins Händen zurück gelassen und war in die Welt der Zauberer gegangen. Dort hatte er sich Voldemort angeschlossen. Er wollte den Alten tot sehen und Tom Riddle hatte genau das als Ziel. Die Brutalität hatte Fenrir nicht geschockt. Er war völlig abgestumpft, nachdem Dumbledore und seine Leute ihr Dorf das erste mal überfallen hatten. Er hatte im Auftrag des Lords gemordet, aber er hatte ihm nie verraten, wo sein Dorf lag. Bereits zu dem Zeitpunkt hatte er schon geahnt, dass Tom Riddle die magischen Wesen zwar befreien wollte, sie aber nicht als gleichwertig betrachtete.

Wenn Fenrir zu der Zeit zum Rudel gestoßen war, hatten ihn die Anderen kaum erkannt. Er war abgehärmt und völlig verschlossen. In den Jahren war er grau geworden und schien vergessen zu haben, dass das Leben nicht nur aus Schmerz und Gewalt bestand. Er war noch nicht wieder so, wie zu dieser Zeit, aber der Blick in seinen Augen war ähnlich. Das Rudel hatte Angst, um seinen Alpha und alle machten sich Sorgen. Wenn Harry etwas geschah, würde Fenrir durchdrehen und im schlimmsten Fall würden sie ihn töten müssen. Allen war das klar, auch Griffin und deshalb versuchten sie mit Leibeskräften, den Gefährten ihres Alphas zu finden.

Die Späher hatten sich gleich nach Fenrirs Rückkehr erneut auf den Weg gemacht und die Werwölfe, die sich in der magischen Welt auskannten waren in diese gegangen, um weitere Informationen zu bekommen.

Fenrir streifte wie ein verwundetes Tier durch das Dorf. Er wich den Anderen aus und wenn ihm jemand zu nahe kam, knurrte er ihn an. Seine Gedanken kreisten alleine um Harry und um das Kind. Wenn ihnen etwas geschah, würde er losziehen und Dumbledore finden und wenn er ihn hatte, würde er ihn abschlachten, auch, wenn es ihn das Leben kosten sollte. Seine Gedanken drifteten immer weiter in die Dunkelheit ab. Er kannte die Finsternis und er kannte diese Gefühle. Eine Stimme hinter ihm ließ ihn herum wirbeln. „Reiß dich zusammen, Wolf.“ schnarrte es hinter ihm und sofort fixierte er den Sprecher mit glühenden Augen. Er knurrte und ging drohend ein paar Schritte auf den Anderen zu. Severus zog nur eine Braue hoch und verschränkte die Arme vor der Brust. Er sah das gehetzte Tier in den glühenden Augen und wusste, dass er kene Angst zeigen durfte. Fenrir blieb dicht vor ihm stehen und knurrte ihn an. Seine Zähne wurden länger und Fell breitete sich langsam auf seiner Haut aus. Er war bereit, jederzeit in die Wandlung zu gleiten. Ihre Blicke trafen sich. Die schwarzen Augen seines Gegenüber musterten ihn nur kühl. „Wenn du den Wunsch hast, zu sterben, sag es einfach.“ grollte der Werwolf. Severus ließ sich nicht anmerken, dass sein gegenüber ihm Angst machte und verzog nur den Mund. „Ich lasse es dich wissen.“ schnaubte der Tränkemeister und blieb nach außen ganz gelassen. Fenrir sah ihn wütend an. Das Knurren wurde lauter und langsam traten einige Personen näher. Aus den Augenwinkeln erkannte er Rose, Amber, Griffin, Lucius und Draco. Sie bildeten einen Kreis um sie beide und Draco und Lucius hielten ihre Zauberstäbe fest umklammert, jederzeit bereit, sie zu benutzen. Fenrirs Kopf schnellte herum und er fixierte sie der Reihe nach, ehe er sich wieder Severus zuwandte. „Pass auf, was du sagst, Giftmischer.“ fauchte der Alpha und kam drohend noch einen Schritt näher. Die Zauberstäbe richteten sich auf ihn. „Wollt ihr mich umbringen?“ fragte Fenrir nun kalt und sah die Zauberer wütend an. „Nur schocken, wenn du durchdrehst.“ sagte Lucius kühl. „Damit unterschreibst du dein Todesurteil.“ brüllte Fenrir nun und ging einige Schritte auf den Blonden zu, aber jemand stellte sich ihm in den Weg. Es war Amber. Er knurrte die Alpha an und seine Augen sprühten Funken. „Fenrir. Komm zu dir.“ sagte sie ruhig, aber mit Nachdruck in ihrer Stimme. „Ich bin ganz klar, Amber.“ das letzte Wort spuckte er aus.

Rose trat näher. Amber wollte sie mit einem warnenden Blick zurückhalten, aber sie ging einfach an ihr vorbei und direkt auf Fenrir zu. Sie war ihm nun ganz nah und sah ihm tief in die Augen. Amber hielt den Atem an, als Rose nun ihre Hand erhob und mit ihrer Faust auf Fenrirs Brust schlug, genau über seinem Herzen. Sie sah ihn fest an und schlug noch einmal zu, fester dieses mal. Der Dumpfe Schlag ihrer Faust auf seiner Brust war deutlich zu hören. „Wie soll er überleben, wenn du dich verhälst, als wäre er bereits tot?“ fragte sie nun mit trockener Stimme und sah ihn vorwurfsvoll an. Fenrirs Mine war unbewegt. Sie schlug erneut zu. „Zu was soll er zurückkehren, wenn du alles hier zerstörst?“ stellte sie ihre nächste Frage und Tränen sammelten sich in ihren Augen. Sie ließ ihre Faust einige male hintereinander auf seine Brust sausen und schrie nun beinahe. „Wie soll er euer Kind bekommen, wenn du tot bist!?“ Ihre Stimme wurde lauter und überschlug sich nun beinahe. „WORAUF SOLL ER HOFFEN, WENN DU KEINE HOFFNUNG MEHR HAST!?“ brüllte sie und ihre Faust trommelte einen heftigen Rhythmus auf seiner Brust, ehe sie plötzlich innehielt und weinend ihre Hand auf ihren Mund presste.

Starke Arme schlossen sich um sie und sie wurde an eine breite Brust gedrückt. Schluchzend klammerte sie sich an den Rücken des Mannes, den sie eben noch geschlagen hatte.
 

Fenrir sah sie nur an, während sie sprach. Die Worte schienen nicht zu ihm durchzudringen und die Schläge spürte er kaum. Sein Innerstes war wie in Watte gepackt. Als ihre Stimme lauter wurde regte sich das betäubte Wesen in ihm. Es hob den Kopf, witterte, lauschte und erhob sich langsam. Es begann langsam und unsicher zu laufen und wurde immer schneller. Es rannte der Stimme entgegen, wie ein Verdurstender auf einen See zurannte. Es wurde immer schneller und schneller, ließ die Dunkelheit hinter sich und tauchte endlich aus der Lethargie auf. Snape sah, wie die dumpfen Augen des Werwolfes plötzlich wieder anfingen zu leuchten. Er beobachtete, wie er den Kopf schüttelte, als wäre er aus einer Trance aufgewacht. Fenrir spürte die Schläge auf seiner Brust, dann roch er die Tränen und seine Augen fixierten sich erstmals wieder auf jemanden. Rose weinte. Die Worte, die sie gesagt hatte, all die Fragen prasselten nun auf ihn ein. Er wankte, schluckte schwer und trat dann einen Schritt vor. Er legte die Arme um die Frau und zog sie fest an sich. Er schloss gequält die Augen und vergrub sein Gesicht in ihrem Haar.

So blieben sie eine Weile lang stehen, klammerten sich an einander, und versuchten Trost zu finden. Irgendwann löste Fenrir sich von ihr und sah Amber an, die Rose nun in ihre Arme schloss. Sie sah die neue Entschlossenheit in den Augen des Werwolfes und sah die alte Stärke in ihn zurückkehren. Fenrir sah sie alle der Reihe nach an. „Was steht ihr hier so rum und glotzt, wie Schafe? Wir haben was zu tun.“ knurrte er und ging dann einfach an ihnen vorbei. Lucius sah ihm irritiert nach. „Kennt er das Wort ‚Danke’ ?“ fragte er und sah zu Severus, der nur schnaubte. „Hat er doch gerade gesagt.“ sagte Griffin, während er sich beeilte, Fenrir nachzulaufen. Lucius sah ihm nur verwirrt nach und dann wanderte sein Blick zu Severus. „Werwölfe.“ brummte der Tränkemeister nur und ging dann Amber und Rose nach, die bereits Griffin und Fenrir nachliefen. Lucius blieb alleine stehen. Draco hatte sich auch schon längst aus dem Staub gemacht. Er seufzte. Er war ein reinblütiger Zauberer, hatte die umfassendste Erziehung genossen und wusste mehr über magische Wesen, als der standart-Zauberer, aber Werwölfe würden ihm wohl immer ein Rätsel bleiben. Immernoch grübelnd lief er den Anderen hinterher.
 

In seinem Gefängnis spürte Harry die Veränderung. Die letzten zwei Tage war er beinahe überwältigt worden von nagender Angst und Hoffnungslosigkeit. Er hatte keinen Sinn mehr gesehen, zu essen und Dumbledore hatte ihn gezwungen. Der Druck auf seiner Brust ließ aber plötzlich nach. Es war, als würde ein eingeklemmter Nerv endlich befreit werden. Zuversicht und Hoffnung machten sich in ihm breit und wärmten seine kalten Glieder. Er erhob sich langsam von dem Bett, auf dem er gelegen und die Decke angestarrt hatte und ging hinüber zu dem schmalen bodentiefen Fenster. Er sank davor auf den Boden, zog die Beine an und atmete die kühle Abendluft ein. „Fenrir.“ flüsterte er leise und schloss die Augen, während er sein Gesicht dem Licht des jungen Mondes entgegenstreckte. Das Geräusch des Schlüssels, der im Schloss gedreht wurde ließ ihn den Kopf wenden. Dumbledore und eine Hexe traten ein. Die Frau stellte ein Tablett auf den kleinen Tisch und ging dann hinaus, um an der Tür auf den alten Zauberer zu warten. Dumbledore sah Harry kalt an. „Isst du, oder muss ich dich wieder zwingen?“ fragte er mit schneidender Stimme. Harry stand auf, ging zu dem Tisch, griff nach einem Brot und biss demonstrativ davon ab. Er sah den Alten hasserfüllt an, der sich nur wortlos umdrehte und den Raum verließ. Die Türe wurde zugeschlagen und der Schlüssel drehte sich erneut im Schloss.

Er war wieder alleine.

Ein unerwarteter Verbündeter

Kapitel 16 - Ein unerwarteter Verbündeter
 

Dumbledore war wütend. Seine Emotionen bestimmten nun sein ganzes Handeln. Seine Befehle waren konfus und widersprüchlich und er neigte zu unkontrollierten Wutausbrüchen. Seit seine Feinde seinen Ersten Unterschlupf gefunden hatten waren nun eineinhalb Monate vergangen. Harry war seit etwas über zwei Monaten in seiner Gewalt, aber das Hochgefühl, ihn endlich gefasst zu haben wurde überschattet. Schuld daran waren diese verfluchten Werwölfe. Er wusste nicht, wie es ihnen möglich war, ihn immer wieder aufzuspüren, aber irgendwie schafften sie es. Sie hetzten ihn von einem Ort zum Anderen und langsam gingen ihm die Alternativen aus. Übrig waren nur noch zwei Hütten und die beiden Häuser in London. In die Stadt konnte er auf keinen Fall. Sollte Harry ihm dort entwischen hatte er keine Möglichkeit, ihn wieder einzufangen. Erneut ertönte der Alarm und der Alte fluchte. Er eilte los und stieß die Tür zu Harrys Zelle auf. Bedrohlich stürmte er auf ihn zu und packte seinen Arm. Sein Gefangener hatte die Frechheit, ihn anzulächeln. Das wiederliche Monster war sehr blass, da Dumbledore ihn im inneren eingesperrt hielt und er war stark abgemagert, obwohl er ihn zum Essen zwang. Tiefe Schatten lagen um die goldenen Augen und dadurch, dass er so dünn war konnte man bereits jetzt erkennen, dass er ein Kind trug. Trotz der Schwäche hatte Harry aber trotzdem noch genug Kraft und Mut, ihm die Stirn zu bieten und ihn zu verhöhnen. „Wir ziehen aber häufig…um“ stichelte der Werwolf, als der Sog des Apparierens ihn losließ. Dumbledore holte aus und schlug ihm mit der flachen Hand ins Gesicht. Harry zuckte nicht zusammen und wandte den Blick nicht ab. Er sah ihm herausfordernd in die Augen, was Dumbledore beinahe zum explodieren brachte.

Er winkte zwei Männer herbei und befahl ihnen, Harry wegzubringen. „Schafft ihn mir aus den Augen!“ bellte er und stürmte dann selber aus dem Raum. Harry sah sich um, während er von den Zauberern durch ihre neue Unterkunft bugsiert wurde. Das hier war viel kleiner, als die Burgen, in denen sie vorher waren. Ein kleines Waldschloss. Die Wände und der Boden waren aus Holz und die Fenster waren breiter. Man stieß ihn unsanft in ein Zimmer und verriegelte die Türe hinter ihm. Er sah sie aufleuchten und wusste, dass sie zusätzlich magisch versperrt war. Auch vor dem Fenster erkannte er das Flackern der Schutzzauber. Er zuckte, als er Stimmen hörte. Neugierig sah er sich um und bemerkte, dass die Stimmen vom Bett her kamen. Er kniete sich davor und sah darunter. In der Wand, knapp über dem Boden befand sich ein Lüftungsgitter. Er lauschte und hörte die Stimme des Alten. Ein normaler Mensch hätte wahrscheinlich nichts gehört, aber seine geschärften Sinne ermöglichten ihm, alles zu verstehen, was geredet wurde. Harry erhob sich und setzte sich aufs Bett. Das war etwas, womit er arbeiten konnte. Er konnte sie belauschen und sie hatten keine Ahnung. Er würde gewarnt sein, wenn sie etwas vorhatten. Sein Blick schweifte erneut durch das Zimmer und er ging mehrmals auf und ab. Er musste eine Möglichkeit finden, zu entkommen. Irgendetwas. Sein Blick viel auf den Fußboden und er ließ sich langsam darauf nieder. Die Nägel standen hervor und die Dielen waren lose. Er konnte sich ein kleines Lächeln nicht verkneifen. Das war seine Chance, aber er brauchte etwas, um die Nägel aus dem Boden zu ziehen. Er stand wieder auf, gerade rechtzeitig, den im nächsten Moment wurde die Türe erneut aufgestoßen und eine Hexe stand darin. Sie trug ein Tablett in den Händen und stellte es scheppernd auf den kleinen Tisch, ehe sie wortlos das Zimmer verließ. Harry würdigte das Essen keines Blickes und setzte sich aufs Bett. Er dachte nach und so absurd es klang, hoffte, dass Fenrir und die Anderen ihn diesmal nicht so schnell finden würden. Er brauchte Zeit für seinen Plan.
 

„Das kannst du nicht tun! Das ist viel zu gefährlich!“ Narzissa Malfoy stand mit verschränkten Armen vor ihrem Mann und sah ihn aufgebracht an. Lucius sah sie ruhig an und legte seine Hände auf ihre Schultern. „Wir müssen den Alten stürzen. Das ist doch der Plan.“ versuchte er, sie davon zu überzeugen, dass sein Plan richtig war. Narzissa sah das aber nicht ein und begann erneut zu schimpfen. „Wir waren all die Jahre in Australien, um frei zu sein und du willst jetzt mitten ins Ministerium rennen?“ Er wollte gerade zu einer Erwiderung ansetzen, als die Türe aufging und Draco gefolgt von Severus und Fenrir eintrat. „Was ist hier los? Ihr brüllt ja das ganze Dorf zusammen.“ sagte Fenrir nur und sah die beiden Streithähne abwechselnd an. „Lucius will sich umbringen lassen.“ fauchte Narzissa und sah ihren Mann böse an. „Das ist doch nicht wahr, Zissa…bitte.“ sagte Lucius beschwichtigend, aber sie schüttelte nur den Kopf. Er seufzte. „Ich hab keine Ahnung, was los ist.“ sagte Draco nur und sah seine Eltern an. Severus nickte zustimmend und erhob dann die Stimme. „Lucius, was meint Narzissa damit?“ fragte er nun seinen ältesten Freund. Sie setzten sich und Lucius erklärte ihnen seinen Plan. Als er geendet hatte herrschte kurzes Schweigen, dann sagte Fenrir: „Das könnte funktionieren.“ und Lucius nickte dazu. „Das denke ich auch!“ sagte er, froh einen Verbündeten zu haben. Severus schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht. Meinst du wirklich, sie werden dich sprechen lassen?“ „Sie werden ihn sofort einsperren!“ rief Narzissa und sah Severus flehend an. Draco schwieg. Er hatte die Hände im Schoß gefaltet und knibbelte nervös an seiner Nagelhaut herum. Severus bemerkte die Nervosität des Jüngsten als erster und sah ihn mit schief gelegtem Kopf an. „Draco, was ist los?“ Das Verhalten war wirklich seltsam. Der junge Mann hatte nie Probleme damit, seine Meinung zu sagen, oder sich zu äußern. Ganz im Gegenteil. Er könnte ein großartiger Politiker werden, mit seinem Geschickt für Ansprachen und Argumentationen. Jetzt aber wirkte er beinahe eingeschüchtert und Severus ahnte, dass es etwas mit der Familie zu tun hatte. Draco seufzte, dann sagte er, ohne aufzusehen: „Ich denke, ich weiß, wer uns helfen kann.“

Lucius zog eine Braue hoch und auch Fenrir und Narzissa sahen ihn direkt an. Ihre bohrenden Blicke ignorierend sprach Draco weiter zu seinen Knien. „In Australien hattest du einen Mitarbeiter. Victor Romanoff.“ Lucius nickte. „Ich erinnere mich. Der Anwalt und Vampir.“ Fenrir knurrte. „Aber warum sollte der uns helfen?“ Draco knetete seine Hände und seufzte dann. „Er hilft uns, wenn ich ihn darum bitte.“ sagte er und sah dann schließlich auf. Lucius und Narzissa sahen einander ratlos an, dann blickten sie wieder zu ihrem Sohn. Warum sollte der Vampir Dracos Wunsch erfüllen? „Wie meinst du dass? Du hast ihn doch kaum gesehen? Warum sollte er das tun?“ Draco sah seinen Vater direkt an. Er reckte die Schultern und nahm seinen ganzen Mut zusammen. „Weil wir ein Paar sind. Er sagt, ich sei sein Gefährte.“ wumms. Das hatte gesessen. Fenrir knurrte wieder und Lucius wurde ganz blass. Narzissa klappte der Mund auf und Severus verdrehte darüber nur die Augen. „Fenrir, lass das Knurren. Vampire und Werwölfe sollten endlich Frieden schließen. Immerhin haben wir denselben Feind. Lucius, finde dich damit ab. Narzissa, du kannst trotzdem noch Großmutter werden.“ Jetzt war er es, der angestarrt wurde. „Frieden schließen?“ brummte Fenrir. „Ja, die Vampire werden als nächstes auf die Abschussliste gesetzt.“ schnarrte der Tränkemeister und brachte Fenrir so zum Nachdenken.

Nach einiger Zeit des Schweigens erhob sich Fenrir schließlich und sah Draco direkt an. „Schreib deinem Vampir. Bitte ihn nach London zu kommen. Das Rudel hat dort ein Haus.“ Severus sah ihn vorwurfsvoll an. „Nur weil ich einverstanden bin, gilt das nicht für das ganze Rudel. Das braucht Zeit. Zeit, die wir nicht haben. Hier wäre er nicht sicher.“ erstickte der Alpha die Diskussion im Keim und nannte Draco noch die Adresse, ehe er das Haus verließ, um Kontakt zu den Spähern aufzunehmen.

Nachdem die Späher nichts Neues zu berichten hatten, entschloss Fenrir sich dazu, selbst nachzusehen. Nacheinander apparierte er zu den Posten der Späher und witterte. Er hoffte, Harrys Fährte aufzunehmen oder wenigstens eine Regung ihrer Bindung zu spüren, aber wohin er auch ging, er roch und fühlte nichts. Er stand erneut kurz vor der Verzweiflung. Harry war nun seit über zwei Monaten verschwunden. Was musste sein Gefährte ertragen? Was tat der Alte mit ihm? Lebte er noch? Lebte das Kind noch? All diese Fragen prasselten auf ihn ein und trieben ihn immer weiter in die Angst und die Hoffnungslosigkeit. Er musste ihn finden. Fenrir apparierte zurück zum Rudel, um nachzusehen, ob alles Einsatzbereit war, wenn sie den neuen Unterschlupf fanden.
 

—-zwei Wochen Später—-
 

Ein Klopfen an der Türe ließ sie aufsehen. Draco erhob sich als erster und Fenrir wirkte mit einem Mal sehr angespannt. Die Türe zum Wohnzimmer ging auf und eine kleine Hauselfe trat herein. „Master Romanoff, Sirs.“ piepte das kleine Wesen, aber hinter der Elfe stand niemand. Die Kreatur sah sich ebenfalls verwirrt um. Draco trat hinaus auf den Flur und sah Victor an der offenen Haustüre stehen. Lächelnd kam er ihm entgegen. Der Vampir sah gut aus. Nicht älter als dreißig und mit Schulterlangen braunen Haaren, die er zu einem Zopf im Nacken gebunden hatte. Er trug einen dunkelgrauen Reiseumhang und einen Koffer. Hätte er noch einen Zylinder und einen Stock würde er aussehen, wie ein Muggle im victorianischen Zeitalter. Als Draco bei ihm angelangt war blieb er stehen. Nur wenige Schritte trennten sie, aber Draco war irgendwie nervös geworden. Sie hatten einander seit fast fünf Monaten nicht mehr gesehen und er wusste zum ersten Mal in seinem Leben nicht, wie er sich verhalten sollte. Victor bemerkte diese Unsicherheit und es machte ihn traurig, dass sein Gefährte sich in seiner Gegenwart so unwohl zu fühlen schien. Er lächelte ihn an und hoffte, die Spannung so zu mildern. Ein großer breiter Mann trat hinter Draco auf den Flur und näherte sich ihnen von hinten. Jetzt wusste Victor, was ihn so sehr gestört hatte. Das Haus roch nach Werwölfen und der Hühne mit den goldenen Augen musste ein Alpha sein. Er strahlte so viel Autorität und Macht aus, dass er kein einfaches Rudelmitglied sein konnte. Unwillkürlich leuchteten die Augen des Vampirs rot auf und seine Fangzähne verlängerten sich ein kleines Stück. Er trat über die Schwelle und wollte sich zwischen Draco und den Alpha schieben, aber der heftige Schmerz des alten Vampirfluchs brachte ihn zum Stöhnen. Er sackte zusammen und sein Körper verkrampfte sich. Es sah aus, als würde der Vampir unter einem Cruziatus stehen. Draco stürzte zu ihm und packte seinen Arm, um ihn nach draußen zu bugsieren. „Fenrir! Du musst ihn herein bitten!“ rief er und sah den Alpha panisch an.

Fenrir hatte angespannt im Wohnzimmer gewartet. Er hatte Draco den Vortritt gelassen und wollte ihn erst mal alles klären lassen, dann hatte es ihm aber zu lange gedauert. Er war in den Flur getreten und hatte sofort die Beklemmung des jungen Zauberers gespürt. Sein Blick war den Flur entlang bis zur Türe gewandert und da hatte er ihn gesehen. Der Vampir stand da in der Tür. Kein einziger Fuß berührte die Schwelle und er lächelte Draco an. In seinen Augen und seiner Körperhaltung las Fenrir die Sorge um den Blonden. Er trat näher, als es geschah. Die sanften blauen Augen des Fremden leuchteten blutrot auf und er trat ein, wohl um Draco vor ihm zu beschützen. Natürlich, er war ein dominantes Wesen, Draco würde wohl devot sein und seine Art war der Erzfeind der Vampire. Er hätte nicht anders gehandelt, wenn ein Vampir auf Harry zugegangen wäre. Ein stich in seinem Herzen erinnerte ihn daran, dass Harry fort war. Er schweifte mit seinen Gedanken kurz ab, als er Dracos panische Stimme vernahm. Ihn herein bitten? Aber der Vampir war ja schon drinnen. Dann entsann er sich an die Uralten Flüche. Für ihre Macht und Unsterblichkeit wurde den Vampiren vor Urzeiten auferlegt, nicht unter der Sonne wandeln zu können und nicht in die Häuser Lebender einzutreten. Er haderte mit sich. Auf der einen Seite brauchten sie den Vampir und er war der Gefährte von Harrys bestem Freund, auf der anderen Seite: Wollte er wirklich einem Vampir gestatten, in sein Haus einzutreten? Früher hätte er den Vampir einfach krepieren lassen, aber Harry hatte ihn verändert. Er trat noch etwas vor. „Victor Romanoff, tritt ein und sei Willkommen.“ sagte er und schlagartig hörte der Vampir auf, sich zu winden.

Er kniete keuchend auf dem Boden. Draco war bei ihm und er spürte die Wärme seines Gefährten auf seiner Haut. Eine Hand streichelte über seinen Rücken und jemand sagte etwas. Mühevoll rappelte er sich auf, nur um Draco im nächsten Moment zu packen und hinter sich zu zerren. Der Werwolf war näher heran getreten und alles in ihm schrie danach, ihn anzugreifen, um Draco zu beschützen. Hinter ihm regte sich etwas und Draco trat hinter ihm hervor. Er wollte erneut nach ihm greifen, aber Draco wich ihm aus. „Victor. Fenrir ist ein Freund. Das hier ist sein Haus. Er wollte, dass du kommst.“ sagte Draco und sah Victor eindringend an. Verwirrt sah der Vampir zwischen Fenrir und Draco hin und her. Er verstand nicht, warum ein Werwolf und dazu noch ein Alpha ihn hier haben wollte, ihn sogar eingeladen hat, dessen Haus zu betreten. Er selbst hätte jeden Werwolf in Stücke gerissn, der in sein Haus gekommen wäre. Fenrir bemühte sich, möglichst wenig angespannt auszusehen und nickte zustimmend.

Eine zweite Gestalt trat in den Flur und schnarrte: „Wie lange sollen wir noch warten?“, ehe sie wieder verschwand. Draco nahm Victors Hand und sah ihn bittend an. Fenrir räusperte sich und folgte dem Mann mit der schnarrenden Stimme durch die Tür, die vom Flur abging. Victor fixierte die Türe noch einen Moment, ehe er sich an die warme Hand in seiner erinnerte und schließlich Draco sein Gesicht zuwand. Er musterte ihn eindringlich, als würde er nachsehen wollen, ob er verletzt war. Seine freie Hand hob sich und legte sich in Dracos Nacken, ehe er ihn an sich zog und verlangend küsste. „Ich habe dich vermisst.“ schnurrte der Vampir gegen Dracos Lippen und hielt die Augen geschlossen. Er hörte den Herzschlag und den Atem seines jungen Gefährten und es war wie Musik in seinen Ohren. Die letzten Monate waren die Hölle gewesen. Er hatte seinen Gefährten 400 Jahre lang gesucht und dann wurden sie fast ein halbes Jahr lang getrennt, ohne dass sie gebunden waren. „Dieses halbe Jahr war länger als mein ganzes bisheriges Leben.“ flüsterte er und sog den Geruch von Draco gierig in sich auf. Der junge Zauberer erschauderte und schloss ebenfalls die Augen. Auch er hatte den Vampir schrecklich vermisst. Sie hatten einander geschrieben, aber das war nicht dasselbe. Er lehnte sich gegen die Brust des Unsterblichen und genoss das Gefühl der starken Arme um sich. Irgendwo in seinem Kopf erklang diese nervige kleine Stimme, die ihm sagte, dass sie noch etwas zu tun hatten. Widerwillig löste er den Kuss und sah Victor durch seine Wimpern an. „Wir…“ seine Stimme versagte. Er räusperte sich. „Wir sollten rein gehen.“ sagte er nun etwas fester. Victor ließ ihn ungerne los, nahm dann aber seine Hand. „Was beschäftigt dich?“ fragte der Vampir, der spürte, dass da noch etwas war. Etwas, was seinen zukünftigen Gefährten quälte. Draco zögerte einen Moment, dann seufzte er und sah auf die Türe. „Meine Eltern sind auch da.“ sagte er schließlich und Victor drückte seine Hand. Überrascht sah Draco zu ihm auf, aber anstatt Sorge erkannte er nur ein Lächeln in dem ebenmäßigen Gesicht, was ihn entspannte. Sie traten zusammen ein. Victor ließ seine Hand los und ging direkt auf Lucius Malfoy, seinen ehemaligen Kollegen, zu. Er blieb vor ihm stehen und sah ihn ruhig an. „Es ist schön, Sie wieder zu sehen, Lucius.“ sagte er und sah dann zu Narzissa. „Und Sie auch, Narzissa.“ Die beiden Malfoys wussten nicht ganz, was sie sagen sollten und sahen den Vampir in ihrer kühlen Art an. Schließlich ergriff Lucius die Initiative und trat einen Schritt auf den Vampir zu. Er packte seine Hand, etwas fester, als nötig und sah ihm fest in die Augen. „Wenn du ihm weh tust, oder ihn gegen seinen Willen verwandelst, bringe ich dich um. Ich schwöre es. Ich werde dein unsterbliches Leben beenden.“ Lucius Stimme war kalt und schneidend, wie Eis. Draco klappte der Mund auf und er starrte seinen Vater etwas fassungslos an. Rasch sah er zu Victor. Wie würde er darauf reagieren? Lucius hatte ihn hier gerade vor aller Augen und auch noch vor einem Werwolf Alpha direkt bedroht.

Victor erwiederte den Händedruck und wich dem Blick des Malfoyoberhauptes nicht aus. Er hob eine Hand und legte zwei Finger gegen seine Lippen. Bei den Vampiren war dies die Einleitung für einen Schwur. „Ich hätte nichts anderes erwartet. Ich schwöre, dass ich ihm nie weh tun werde und dass ich mein Leben selbst beende, sollte ihm etwas geschehen.“ Jetzt war es an Lucius, fassungslos zu sein. Er ließ es sich aber nicht anmerken und nickte nur. Sie setzten sich und Victor begann zu sprechen. „Also, Draco hat mir nicht viel erzählt. Warum bin ich hier?“ fragte er nun und sah Fenrir an. Er wurde zwar von der Familie Malfoy hergebeten, aber es war Fenrirs Haus und so sah Victor ihn als Wortführer an. Es gefiel ihm nicht wirklich, so nahe bei einem Werwolf zu sein, aber Draco hatte ihn darum gebeten. Fenrir hatte die Szene zuvor genau beobachtet und er musste sagen dass er von dem Vampir nichts anderes erwartet hatte. Natürlich waren ihre Wesen völlig unterschiedlich aber alle hielten sich an die Regeln und Maßstäbe, wenn es um Gefährten ging. Auf dieser Ebene konnte er den Fremden respektieren und das würde auch ihre gemeinsame Basis für Gespräche sein. Er beugte sich in seinem Sessel etwas nach vorne und begann zu erzählen. Er redete über Dumbledore, seine Machenschaften, wie er sich damals Lord Voldemort angeschlossen hat, um für die Rechte seines Volkes zu kämpfen. Er berichtete von der großen Enttäuschung, als Voldemort wahnsinnig geworden war. Victor hörte ihm aufmerksam zu. Er kannte zwar die groben Details von Voldemord und Dumbledore, aber es war interessant alles aus der Sicht eines Beteiligten zu hören, besonders, da dieser ein magisches Wesen war. Fenrir erzählte ihm von Dumbledores Plänen, von den geheimen Laboren, in denen auch Rose gearbeitet hatte, dann kam die Geschichte von Voldemorts Niedergang. Viele Andere hätten sich wohl gelangweilt und wären genervt davon, dass Fenrir so weit ausholte, aber der Vampir war geduldig und beherrscht und er wusste, dass Fenrir niemand war, der quasselte. Wenn er so viel redete, musste das alles wichtig sein und zusammenhängen. Jetzt machte der Werwolf eine Pause, aber Victor beging nicht den Fehler diese Pause als Ende zu sehen und blieb ruhig. Er nahm einen Schluck Wein, der ihm angeboten wurde und auch Fenrir trank etwas. „Ich habe lange geredet, aber diese Zusammenhänge sind wichtig für das, was eigentlich zählt.“ sagte er und der Vampir nickte. „Dumbledore hatte eine Waffe gegen Voldemort und er wollte diese Waffe auch gegen die magischen Wesen einsetzen.“ sagte Fenrir. Victor hob eine Braue. „Welche Waffe könnte so mächtig sein?“ fragte er jetzt doch und sah Fenrir neugierig und besorgt an. „Du kennst sicher die Geschichten von Harry Potter?“ Victor nickte. „Er ist diese Waffe. Oder besser, er war es. Vieles ist nicht ins Ausland gedrungen, aber Harry Potter tötete Lord Voldemort. Ein Junge von siebzehn Jahren.“ Victor war völlig irritiert und sah Draco nun fragend an. Als Draco nickte wandte er seine Aufmerksamkeit wieder dem Werwolf zu.

„Was ich weiß ist, dass Dumbledore Voldemort vernichtet hat.“ sagte er schließlich. Alle Anwesenden schüttelten den Kopf. Der schwarzhaarige Mann mit der schnarrenden Stimme schnaubte. „Das hätte der Alte wohl gerne.“ Fenrir sah Victor wieder an. Er erzählte ihm nun von Harry Potters Martyrium. Von der Misshandlung und den jahrelangen Qualen. Seine Augen begannen dabei golden zu leuchten und Victor merkte, dass es dem Alpha schwer fiel, ihm davon zu erzählen und er wunderte sich darüber. Werwölfe waren nicht zimperlich und so ein starkes Interesse an einem Fremden war eher unüblich. Fenrir schnaubte vor Anstrengung, als er geendet hatte. Alle verhielten sich ganz ruhig. Fenrir musste sich einen Augenblick lang sammeln, dann sah er den Vampir direkt an. Seine Augen sprühten Funken. „Harry Potter ist mein Gefährte und Dumbledore hat ihn entführt.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
So, das war es schon wieder.
Ich hoffe, es hat euch gefallen.
Bis ganz bald.
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Nachwort zu diesem Kapitel:
Oh bei Merlin,
da ist ja wieder einiges los.
Harry kommt nicht mit seinen neuen Sinnen zurecht, Severus mag ihn und was ist mit Fenrir?
Wer wissen will, wie es weiter geht: Dran bleiben!
Bis bald
Eure Eshek Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So, das war es auch schon wieder, vorerst, natürlich!
Ich hoffe, es hat euch gefallen?
Fenrir kann sich tatsächlich entschuldigen! Wer hätte das gedacht? :-)
Wie immer vielen Dank, an die Lieben Kommi Schreiber!
Und hallo, ihr lieben Schwarzleser. Schön, dass es euch auch gefällt! ^^
Bis bald!
Eure Eshek! Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So, das war es erst mal wieder.
Jetzt wisst ihr, warum Fenrir so schwierig ist.
Harry als Lehrer ist doch klasse, oder?

Bis ganz bald!
Eure Eshek Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So, das war es auch schon wieder!
Ich hoffe, es hat euch gefallen?
Wenn ja, lasst mir gerne ein Kommi da!
Bis bald.
Eure Eshek Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Das wars schon wieder.
Ich hoffe, es hat euch gefallen.
Wenn ja, lasst doch ein kleines Kommi da.
Bis ganz bald!
Eure Eshek Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Bitte nicht schlagen!
Harry muss echt viel erdulden. Hat Damon ihn angerührt, als er ohnmächtig war?
Ich hoffe, es hat euch gefallen?
Dann lasst doch einen Kommentar da.
Bis bald,
Eure Eshek Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Oh, das war mal ein Kapitel.
Es ist so viel geschehen.
Aber endlich haben Harry und Fenrir zueinander gefunden. Hat ja auch lange genug gedauert.
Ich hoffe, es hat euch gefallen.
Lasst mir gerne den ein oder anderen Kommentar da.
Bis bald.
Eure Eshek Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So, ich hoffe, es hat euch gefallen?
Wer hätte gedacht, dass Draco und Harry einander mal so ihre Herzen ausschütten würden?
Wenn es euch gefallen hat, lasst doch bitte einen kleinen Kommi da.
Bis ganz bald,
Eure Eshek. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Das wars dann auch schon wieder.
Ein Muggle-Krankenhaus. Verrückt, oder?
Aber nach St. Mangos können sie ja schlecht, immerhin wird Fenrir gesucht und Harry gilt als tot.
Ein Antrag! Juhuuu, was als Notfallplan gedacht war, wird nun wirklich ernst.
Freut ihr euch auch so für die Beiden, wie ich?
Wenn ihr wissen wollt, ob bei der Hochzeit alles glatt geht und wie sowas bei Werwölfen überhaupt abläuft, bleibt dran.
Bis ganz bald,
Eure Eshek Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Oh oh....
Kann man etwas anderes sagen, als f**k?
Ja, ihr lieben Kommi Schreiber habt richtig vermutet. Harry ist tatsächlich schwanger.
Fenrir weiß es jetzt. Es muss ihn verdammt an damals erinnern. Erinnert ihr euch?
Dumbledore hat Fenrirs ersten Gefährten und das ungeborene Kind getötet.
Wird sich das wiederholen?
Bleibt dran.
Bis bald,
eure Eshek Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So, ich hoffe, es hat euch gefallen.
Harry hatte zwar die Möglichkeit, aber er konnte sich nicht umbringen.
Gut, dass er mit Fenrir und dem Kind etwas hat, wofür es sich lohnt, das alles durchzustehen.
Wie lange wird er das schaffen?
Meint ihr, Harry wird irgendwann aufgeben?
Hoffentlich finden Fenrir und die anderen einen Weg, ihn zu befreien.
Ich freue mich auf eure Rückmeldungen.
Bis bald,
Eure Eshek. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Na, Hände hoch: Wer liebt Rose?
So, das war es schon wieder. Ich hatte ja gesagt, dass das Kapitel etwas kürzer ist.
Es ist aber wichtig, um die inneren Entwicklungen der Figuren nachzuvollziehen.
Ich hoffe, es hat euch gefallen.
Bis ganz bald,
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Nachwort zu diesem Kapitel:
So, ich hoffe, es hat euch gefallen?
Lasst mir gerne einen kleinen Kommentar da.
Bleibt gesund und bis ganz bald.
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Kommentare zu dieser Fanfic (85)
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Von:  Moria
2022-11-23T00:33:23+00:00 23.11.2022 01:33
Oh ich liebe die Geschichte ich würde mich sehr freuen wenn es irgendwann Mal weiter geht was wohl noch so alles passiert kann wie Harry wohl befreient wird ob Dumbledore val stirbt und wie so viele Fragen

Von:  Waldi_90
2021-06-20T18:13:45+00:00 20.06.2021 20:13
Hallöchen,
Mal wieder sehr schönes Kapitel und interessante Entwicklungen.
Bin gespannt wie die beiden zusammen arbeiten werden und was geschieht.
Freue mich aufs nächste
Bis ganz bald hoffentlich 👋
Von:  Raven_Blood
2021-06-12T10:33:12+00:00 12.06.2021 12:33
Draco ist also über seinen Schatten gesprungen um Harry zu helfen das ist wirklich fabelhaft. :)
Ich hoffe Victor wird Fenrir helfen, denn anscheinend wäre er ein guter Verbündeter.
Ob die Feindschaft sich legt?
Man kann nur hoffen, denn Draco und Harry sind Freunde es wäre schade wenn sie sich dann nur sporadisch sehen könnten nachdem alles gut geht jetzt läuft zwischen ihnen.
Freue mich auf das nächste Kapitel und hoffe das es vlt bald erscheint :D

Bleib gesund
Von:  Raven_Blood
2021-06-12T10:17:05+00:00 12.06.2021 12:17
Ich hatte dich tatsächlich die Hoffnung sie würden ihn befreien, aber du scheinst andere Pläne zu haben :D
Grausam und spannend zu gleich ^^
Fenrir kann sich glücklich schätzen sollche Rückendeckung zu haben.
Er kann stolz auf seine Leute, Freunde, sein denn sie können und werden ihn helfen.
Von:  Raven_Blood
2021-06-12T10:01:51+00:00 12.06.2021 12:01
Harry lässt sich nicht unter kriegen schon alleine für sein Kind.
Ich hoffe, glaube, das er es schafft.
Fenrir und die Anderen finden ihn und holen die daraus.
Dumbledore wird schon sehen mit wem er sich da angelegt hat.
Super Kapitel :) wie immer
Von:  Raven_Blood
2021-06-12T09:42:00+00:00 12.06.2021 11:42
Oh nein wieso tust du das so schnell o.o
Der arme Harry und dann ist er auch noch schwanger.
Fenrir tut mir genauso leid, aber es ist schön zu sehen das Amber ihm helfen will und es auch noch mit ihrem Blut schwört.
Hach einfach wundervoll und spannend geschrieben.
Ich hoffe Harry schafft das und es wird alles gut gehen.
Von:  Raven_Blood
2021-06-12T09:21:50+00:00 12.06.2021 11:21
Einfach Hammer 😍
Remus lebt und ist mit Charlie zusammen, das die Beiden Eltern sind hat mich sehr überrascht aber auch sehr gefreut.
Remus hat sein Glück verdient, denn auch er hatte es nie leicht.
Ich freue mich das es Charlie und der Kleinen gut geht und sie es schaffen werden.
Von:  Raven_Blood
2021-06-12T08:55:24+00:00 12.06.2021 10:55
Awwwwww was für ein tolles und liebevolles Kapitel :)
Es ist schön wie Fenrir auf Harry eingeht und selbst zurück steckt.
Auch freut es mich für Harry das er sich überwunden hat.
Einfach Klasse geschrieben :)
Von:  Raven_Blood
2021-06-12T07:25:55+00:00 12.06.2021 09:25
Sehr nice das alles gut gegangen sowohl bei dem Rudel als auch bei Harry.
Das er sich ausliefert war klar, er kann ja nie anders ^^
Das Fenrir so über seinen Schatten springt, das er sanft bleibt, ist wundervoll und hat mich ungemein gefreut :)
Awwwwww ich bin gespannt auf die Hochzeit und ob Harry seine Angst überwinden kann.
Obwohl sie ja schon einiges ausprobiert haben :D
Von:  Raven_Blood
2021-06-12T00:08:41+00:00 12.06.2021 02:08
Schön das Draco und Harry sich wirklich blendend verstehen und jeder jemanden hat mit den er reden kann :)
Dumbledore ist ein .... Ich hoffe wirklich er bekommt was er verdient hat.
Dein Fenrir gefällt mir außerordentlich gut ^^ er zeigt Harry soviel Gefühl das es schon gruselig wirkt, aber es passt einfach rein und ich bin gespannt wie es weiter geht.
Ich hoffe Severus schafft es und bringt Harry schnell wieder auf die Beine.
Obwohl so ein bisschen Bettruhe mit Fenrir ist auch nicht verkehrt :D


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