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Jura Tripper II

Rückkehr nach Noah
von

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16. Begegnung

16. BEGEGNUNG
 

Jetzt, nach drei weiteren Tagen, standen die Marataberge vor ihnen, und nun verstanden die Kinder auch, warum man sie die "Berge des Schauderns" nannte. Sie ragten riesig vor ihnen auf, und die Gipfel zeigten bizarre Formen gegen den roten Abendhimmel. Die Sonne war schon hinter der Bergkette versunken und die Schatten der Gipfel wurden immer größer und schienen auf gespenstische Weise bedrohlicher zu werden. Timmet und Blanda rückte näher aneinander, ebenso Gatscha und YoungLady, da Silence und CryBaby vorne im Cockpit saßen. Bisher hatte Boss' Absicht sehr gut funktioniert, CryBaby und Nerd hatten sich zusammengerafft und zumindest während des Fahrens ihre kleinen Differenzen begraben. Aber, sogar m Fahrstil merkte man, wer CryBaby's Bruder war, wie Gatscha eines Abends bemerkt hatte.

General Mosar hob die Hand und lies die Gruppe anhalten.

"Wir werden hier für die Nacht bleiben, es wird zu gefährlich, heute noch weiter zu fahren, die Umgebung wird jetzt sehr viel felsiger!"

Niemand hatte etwas dagegen einzuwenden, alle waren müde und freute sich auf die Nachtruhe. Das Lager war schnell aufgebaut, jeder wußte, was er zu tun hatte.

Nach dem Essen ging Prof noch mal in die Slugi und kam mit einer rot-silbern gestreiften Stofftasche heraus. Sie setzte sich im Schneidersitz auf den Boden und fing an, die Tasche auszupacken.

"Was machst du da?"

Sie wurde etwas rot, als sie entdeckte, wie Mosar, Boss, Princess und Tiger ihr interessiert zusahen.

"Ich lege Karten!"

"Du machst was?!?"

"Ich lege Karten!" wiederholte sie geduldig.

"Und das ausgerechnet Du!" meinte Boss. "Unsere Wissenschaftlerin vertraut ihre Zukunft einer so unsicheren Sache wie den Karten an!"

Sie schüttelte den Kopf.

"So würd' ich das nicht sehen."

"Sondern?"

Sie überlegte einen Moment.

"Ich würde es eher als eine Art Beruhigungsmittel betrachten!"

"Hä?!?"

"Wenn ich nervös bin, dann fange ich immer damit an, weil es mich beruhigt. Es ist für mich eine Art Ritual, so wie einige anfangen, zu rauchen, zu essen oder sonst was! Ich fange dann, mir die Karten zu legen. Und hinterher lache ich mich jedesmal drüber kaputt, wenn es wirklich so eintritt, wie es die Karten vorausgesagt haben, was allerdings ziemlich selten ist!"

"Aha..."

"Ist dir das zu hoch?" fragte Tiger provozierend.

"Quatsch! Ich würd' nur nie auf so einen Gedanken kommen!" erwiderte Boss sofort.

"Nee, du zertrümmerst lieber irgendwas! Mein Gott, es können doch schließlich nicht alle so destruktiv sein wie du!"

"Wie bitte? Ich soll destruktiv sein? Und was ist dann mit dir?"

"Ich?!? Ich bin die Unschuld vom Lande!"

"Hmm... wer's glaubt wird selig! Wer hat uns denn immer erklärt, wir sollten erst schießen und dann reden?"

"Das war früher, im Gegensatz zu gewissen anderen Leuten bin ich aber erwachsener geworden!" gab Tiger zurück und verschränkte die Arme vor der Brust.

Boss zuckte nur die Achseln.

"Wenn dein Blick so eingeschränkt ist, daß du das wesentlich übersiehst kann ich dir auch nicht helfen..."

Princess schüttelte den Kopf.

"Wenn man euch beide so sieht, dann kann man sich wirklich fragen, ob ihr wirklich schon erwachsen seit..."

Damit drehte sie sich um.

"Warte, wo willst du hin?" rief Boss.

"Ich will den Mond anheulen!" gab sie etwas spöttisch zurück.

"Ich komme mit!" Er rannte hinter ihr her.

"Es ist nicht gut, wenn man alleine heult, Wölfe sind Rudeltiere!" hörten sie ihn noch sagen, bevor beide hinter der Slugi verschwunden waren. Tiger grinste.

"Also, sonderlich erwachsen scheint der mir nicht zu sein..."

Dann drehte sie sich auch um, und Prof konzentrierte sich wieder auf ihre Karten.

Sie suchte die 22 Karten der Großen Arkana [bei einem normalen Kartenspiel mit 52 Karten wären dies die karten von 10 - As und die beiden Joker) raus und mischte sie gründlich. Dann fächerte sie sie in ihrer rechten Hand mit dem Rücken nach oben und zog mit der linken eine Karte heraus. Als sie die Karte umdrehte, zog sie ein Gesicht.

"Na toll!"

"Was ist denn?"

Jetzt erst bemerkte sie, daß Mosar die ganze Zeit über neben ihr gestanden und ihr zugesehen hatte und sie wurde etwas rot.

"Nun ja, diese Karte ist der Gehängte..."

Als er sie sehr verständnislos ansah, lächelte sie leicht.

"Gehe ich richtig in der Annahme, daß ich überhaupt keine Ahnung habt, was dies eigentlich ist?"

Er nickte und grinste ebenfalls.

"Das Prinzip ist völlig simpel, jede Karte hat ihre Bedeutung, und man kann durch das Ziehen der Karten in die Zukunft blicken oder die Hintergründe eines Ereignisses betrachten. Zumindest, wenn man den Esoterikern Glauben schenken mag..."

"Was Du nicht tust." bemerkte er.

"Nun, zumindest nicht in dem Maße, wie es einige andere Leute tun. Wie auch immer, diese Karte hier heißt "Der Gehängte", und bedeute soviel, wie daß man in der Klemme steckt und nur durch eine völlig neue Sichtweise einen Ausweg findet!"

"Was ist so schlimm daran?"

"Ich hasse diese Karte!" erklärte sie, "Denn, um mit ihr etwas anfangen zu können, muß man erst mal seine jetzige Lage analysieren und dann überlegen, wie man diese Situation ändern kann, und zwar durch das genau Gegenteil."

"Und Prof führt nicht gerne eine Selbstanalyse durch..." In seiner Stimme klang eine Spur Ironie mit, aber sie spürte, daß er dies durchaus verstand.

"Ich analysiere nichts gerne, was nicht mit Zahlen oder Chemischen Reaktionen zu tun hat!" gab sie zurück.

Sie packte die Karten wieder in ihre Tasche und seufzte.

"Vermutlich hat Boss doch recht, und das ist alles Schwachsinn!" murmelte sie. "Mist, jetzt sind meine Füße eingeschlafen!" Sie streckte die Beine aus und bewegte die Fußgelenke.

Sie blickte überrascht auf, als Mosar ihr eine Hand entgegenstreckte.

"Komm, je mehr du dich bewegst, umso besser!"

Sie zog erneut eine Grimasse, legte aber dennoch ihre Hand in seine und lies sich von ihm hochziehen. Sie schwankte etwas, konnte aber stehen. Vorsichtig machte sie einige Schritte und achtete nicht darauf, daß sich seine Hand warm und angenehm anfühlte. Dies war einfach nicht der richtige Zeitpunkt dafür, nicht, wenn sie so gut wie jeden Tag einen Weg finden konnten, in ihre Zeit zurückzukehren.

Er schien dies genauso zu empfinden, denn als er sicher war, daß sie alleine weiter gehen konnte, lies er ihre Hand los und sagte:

"Ich glaube, wir sollten uns ebenfalls dem Hauptteil der Gruppe anschließen und uns schlafen legen, es wird morgen noch anstrengender werden, da das Geländen von nun an recht schwierig ist."

Sie nickte nur und ging dann langsam und vorsichtig zur Slugi, um ihre Tasche zu verstauen. Ein leichtes Bedauern verspürte sie aber trotzdem.

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Schon von weitem konnte Boss Manua ausmachen, wie sie auf einem Felsvorsprung stand und nach ihnen Ausschau hielt. Er war mit Tiger etwas vor geritten, genau aus diesem Grund.

"Und wie machen wir sie jetzt auf uns aufmerksam?!?" fragte Boss. "Sie hat bestimmt kein Fernglas wie wir!"

Tier grinste.

"Nein, aber, es gibt auch andere Möglichkeiten..."

Damit fing sie an, in einer ihrer Taschen zu kramen.

"Was suchst du?!"

"Weißt du, manchmal kann es richtig praktisch sein, mit President befreundet zu sein..." erwiderte sie und hielt einen kleinen Taschenspiegel hoch.

Boss grinste auch.

"Gute Idee!"

Während er Manua weiterhin mit dem Fernglas beobachtete, reflektierte Tiger das Sonnenlicht mit dem Spiegel und versuchte, die Frau auf dem Felsen zu blenden. Schließlich nickte Boss.

"Es ist gut, sie winkt, das heißt, sie hat uns gesehen! Laß uns zu den andere zurückkehren!"

"Gut!"

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Burai und Manua kamen ihnen zu Fuß entgegen, aber sie sahen beide sehr müde und abgeschlafft aus. Vermutlich hatten beide in den letzten Tage ziemlich wenig geschlafen. Mosar bekam leichte Gewissensbisse, schließlich war er es gewesen, der die beide los geschickt hatte. Aber als er die Entschlossenheit in den Augen der beiden sah, wußte er, daß er sich keine Sorgen zu machen brauchte.

"Kommt, wir müssen uns beeilen!"

Kein Wort der Begrüßung, keine Frage nach dem Befinden, nichts. Nur dieser eine Satz. Und das zeigte allen, daß etwas außergewöhnliches vorgefallen war.

Princess stieg hinter Boss auf, so daß für Burai und Manua ebenfalls ein Reitsaurier zur Verfügung stand. Boss und Mosar ritten neben Burai an der Spitze ihrer Gruppe. Beiden stand die Neugierde in's Gesicht geschrieben, aber sie hielten sich zurück.

Schließlich lachte Burai grimmig auf.

"Jetzt haben wir sie!"

"Was ist passiert?" fragte Boss nun doch.

"Sie sind hier! In einer Höhle, nahe der Quelle. Wir haben sie in den letzten vier Tagen beobachtet, und inzwischen scheinen sie sich wieder sicher zu fühlen!" erzählte Manua.

"Wieso wieder?" fragte Mosar.

"Sie haben mich vor 6 Tagen gefangen genommen, aber die Frau hat mich befreit, und anscheinend konnte sie die Männer davon überzeugen, daß ich von hier verschwunden wäre. Wir hatten anfangs Angst, sie würden nun weiterziehen, aber dem war nicht so."

"Und ihr führt uns jetzt direkt zu ihrer Höhle?" fragte Princess.

"Ja, wir werden sie überraschen. Und dann sind sie uns einige Erklärungen schuldig!"

Boss nickte, und dachte wieder an das, was ihm einige Nächte vorher durch den Kopf gegangen war. Was, wenn es wirklich so war? Was, wenn diese drei jeglichem Fortschritt abgeschworen hatten, und hier rein gar nichts an Technik vorhanden war, um eine Zeit-Raum-Maschine zu bauen? Wie sollten sie dann nach hause kommen? Diese drei waren ihre einzige Chance!

"Grübel' nicht so viel!" flüsterte Princess an seinem Ohr.

Er seufzte.

"Ich versuch's!"

"Schon besser!"

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Sie spürte, daß etwas passieren würde, etwas, das für sie alle von größter Wichtigkeit sein würde. Aber sie schwieg. Es wäre den Fremden gegenüber nicht fair gewesen. Und sie hatten schon genug unfaire Sachen in dieser Welt getan, man mußte nichts übertreiben. Außerdem, sie wollte diese Konfrontation, sie hoffte, so vielleicht etwas gut machen zu können.

Plötzlich löste sich irgendwo ein kleiner Stein und verursachte eine unheimliches Echo, da jeder von ihnen seinen eigenen Gedanken nachhing und auch das Feuer ausgegangen war.

Sofort waren die beiden "Herrn der Schöpfung", wie sie sie spöttisch nannte, auf den Beinen und griffen nach ihren selbst geschnitzten Bogen.

"Das würde ich nicht tun!" sagte eine junge, kräftige Stimme.

Aus der natürlichen Öffnung über ihrer Feuerstelle sprang plötzlich ein junger Mann mit zotteligen, braunen Haaren. In der rechten Hand trug er einen Revolver, und er sah auch danach aus, mit ihm umgehen zu können. Ihm folgte ein ca. 20-jähriges Mädchen mit feuerroten Haaren und sehr knapper Kleidung und einem Gewehr, das sie sofort in Anschlag brachte.

"Mosar! Burai! Jetzt!"

Der Vordereingang verdunkelte sich und der Soldat, mit dem sie damals in der Hauptstadt gesprochen hatten und der ihnen erzählt hatte, daß schon andere Fremdlinge vor ihnen hiergewesen waren, trat ein, gefolgt von einer Schar Kinder.

Und noch während sie diese beiden Erscheinungen fassungslos musterte (sie hatte mit allem gerechnet, aber nicht damit!), hörte man Schritte und aus dem zweiten Ausgang, den sie noch nie benutzt hatten, und von dem sie insofern auch annahm, daß er niemandem außer ihnen bekannt war, trat ihr ehemaliger Gefangener mit 10 Soldaten.

"Was soll das?!" riefen die beiden Männer wie aus einem Mund.

"Wir wollen euch nur ein paar Fragen stellen!" antwortete Boss kalt.



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