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Diagnose: Schreibblockade

Dreimonatige Challenge
von

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14.3.2024: imaginieren

Unruhig trat Marianne von einem Fuß auf den anderen, als sie am Bahnsteig stand und immer wieder den Blick zwischen Gleis und Anzeigetafel hin und her schweifen ließ. Zehn Minuten Verspätung hatte der Zug ihrer Freundin Susie, aber jede Minute mehr fühlte sich für Marianne wie eine Stunde an. Fast drei Jahre hatten sie sich nicht mehr gesehen, nachdem Susie der Liebe wegen aus ihrer Heimatstadt weggezogen war. Ob sie sich wohl noch immer so gut wie früher verstanden? Mulmig kribbelte es in Mariannes Bauch, als sie den Zug endlich eintreffen sah und sich kurz darauf die Türen öffneten. Drei Jahre voller Briefe und Telefonate und nun sah sie Susie endlich wieder einmal persönlich vor sich. Schon von weitem winkten sich die beiden Freundinnen zu und fielen einander in die Arme.

„Endlich!“, sprachen sie wie aus einem Mund und Marianne spürte: Ja, es war wie früher!

Schnell verstauten sie Susies Gepäck in Mariannes Kofferraum und machten sich dann auf den Weg in die nahegelegene Innenstadt.

„Hier hat sich ja kaum etwas verändert!“, staunte Susie und musterte Schaufenster für Schaufenster.

„Oh! Das kleine Café in dem wir immer waren!“, brach es dann aus ihr hervor und sogleich schlug sie einen Besuch vor. Aber Marianne wirkte alles andere als glücklich darüber.

„Möchtest du nicht? Wir waren früher so oft hier drin“, meinte Susie, die sofort den Gesichtsausdruck ihrer Freundin erkannte.

„Nein, nein, lass uns gern reingehen. Ich war nur… etwas wehmütig, das ist alles! Aber Schluss mit der Melancholie, lass uns deinen Besuch in vollen Zügen genießen“, zwang Marianne sich ein Lächeln auf, von dem Susie schnell erkannte, dass es nicht echt war.

„Weißt du was? Wir gehen erst mal in den Botanischen Garten und können auf dem Rückweg immer noch einen kleinen Zwischenstopp im Café einlegen“, schlug sie vor und dieses Mal war Mariannes Lächeln ehrlicher.

Den ganzen Weg über unterhielten sie sich über vergangene Zeiten und zukünftige Pläne, doch Susie hatte die Situation vorm Café trotzdem nicht vergessen.

„Magst du mir nicht doch erzählen, was los war?“, fragte sie schließlich, als sie zwischen Sträuchern und Blumen auf einer Parkbank Platz nahmen. Marianne fühlte, wie sie verlegen wurde.

„Na ja, du weißt doch, dass ich ein bisschen was abspecken möchte“, meinte sie und spielte mit ihren Fingern. Susie nickte.

„Ich schaff es einfach nicht und die Aussicht auf Kuchen… da werd ich immer schwach. Dabei nehm ich es mir immer wieder so sehr vor, endlich disziplinierter zu sein! Ich affirmiere, mach mir Pläne, imaginiere, wie ich mit zehn Kilo weniger aussehe….“. Sie seufzte aus und schüttelte den Kopf. Susie legte den Arm um sie. Das Gewicht war immer ein Thema für ihre Freundin gewesen.

„Kann es sein, dass nicht die Disziplin dein Problem ist?“

Marianne schaute sie verwundert an.

„Was denn sonst?“, meinte sie und Susie wiegte leicht den Kopf.

„Ich hab neulich einen Artikel gelesen, in dem es um emotionales Essen ging“, antwortete sie und Marianne runzelte fragend die Stirn.

„Na ja, das heißt, dass man seine Gefühle gewissermaßen ans Essen koppelt. Zur Belohnung, weil man gestresst ist, um sich aufzumuntern… etc.“, fuhr Susie fort und Marianne nickte nachdenklich. Ja, bei Stress war ihr der Griff zur Schokolade schon so manches Mal aufgefallen – aber sonst? Je länger sie darüber nachdachte, desto mehr erkannte sie, dass sie oft nicht nur aus Hunger aß.

„Du hast es dir lange angewöhnt, deine Gefühle mit Essen zu kompensieren und müsstest dich jetzt gewissermaßen erst wieder „umprogrammieren“, wenn du das wieder ändern möchtest. Das ist zwar ein Stück Arbeit, aber es gibt Tipps und Tricks, wie so eine Umstellung gelangen kann und auf Dauer bräuchte man sich um Diäten und Co. keine Gedanken mehr zu machen“, meinte Susie und ging weiter auf die Details aus dem Artikel ein, denen Marianne gespannt lauschte.



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