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Living on the edge of the word

von

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Behind brown eyes [MUCC: Yukke/Tatsuro]


 

~*~ Triggerwarnungen: Krankheit, Trauer, Tod ~*~

 

Charakter: Yukke (MUCC)

Prompt: Augen öffnen

Aufgabe von: rumwolf

surprise Saga: nein

Wortanzahl: 1.049

Hinweis: zweite Variante der o.g. Prompts

 

 

Das Surren des Haarschneiders bohrt sich in mein Herz, verursacht mir körperliche Schmerzen. Doch nichts tut so weh, wie deinen Blick über den Spiegel hinweg einzufangen, zu halten, genauso fest, wie ich deine Hand umfasse. Lange Strähnen deines schwarzen Haars fallen den Messern zum Opfer, aufgefangen von den Händen der Stylistin, die sie sorgsam beiseitelegt.

Es muss sein, hast du mir erklärt. Du würdest es nicht ertragen, deine Haare schrittweise zu verlieren, aufzuwachen, nur um dicke Bündel deiner Strähnen auf dem Kissen verteilt zu sehen.

Minuten später ziehen sich lediglich feine Stoppeln über deine Kopfhaut, lassen dich nackt und verletzlich wirken. Es ist schwer, dich so zu sehen, dennoch zwinge ich mich, deinen Blick zu erwidern, dir zu zeigen, dass es okay ist. Deine Lider senken sich, als würdest du dich vor mir verstecken wollen, Scham unverkennbar über dein Gesicht geschrieben. Diese Regung passt so wenig zu dir, dass ich forsch nach deinem Kinn greife, dich zwinge, mich wieder anzusehen. Für mich wirst du immer der wunderschönste Mensch auf dieser Welt sein, sprechen mein Blick und meine Worte gleichermaßen, bevor ich dich an mich ziehe …

~*~

Unter deinem schwarzen Barrett bist du mittlerweile vollkommen kahl. Es ist unverkennbar, wie schwer es dir fällt, die Mütze herunterzuziehen, obwohl nur die Stylistin und ich dich so sehen. Sie lächelt dich über den Spiegel hinweg an, bevor sie die Perücke aus der Schachtel nimmt, sie über deine Kopfhaut schiebt. Für einen Moment bist du wieder wie früher; gesund, voller Energie. Nur deine Augen trüben meine Reise in die Vergangenheit, zu viel Leid steht in ihnen geschrieben, deine immer währende Erschöpfung zu präsent.

Die Perücke anzupassen, dauert deutlich länger, als deine Haare abzuschneiden, aber ich verharre geduldig neben dir. Deine Finger liegen kalt in meiner Hand. Sie waren schon immer lang und schmal, aber nun gleichen sie Klauen, nur noch Haut und Knochen. Ich schlucke gegen den Kloß in meiner Kehle an, der mein ständiger Begleiter geworden ist, als du dich zu mir herumdrehst.

Dein Lächeln ist dünn, kein Vergleich zu dem breiten verziehen deiner Lippen, dass früher so typisch für dich war. Dennoch sehe ich die Erleichterung darin, die Freude, wieder ein Stück Normalität zurückgewonnen zu haben …

~*~

Die Anweisungen des Fotografen sind ruhig, präzise, obwohl deine Aufnahmen bereits länger dauern als geplant. Aber keiner von uns beschwert sich, alle sitzen oder stehen wir in deiner Nähe. Ich will dir so den Halt geben, nach dem du nie fragen würdest, und wenn ich in die Gesichter von Miya und Satochi sehe, tummeln sich in ihren Augen ähnliche Gefühle.

Der Leader gesellt sich zu mir, drückt mir ein Reisbällchen in die Hand. Du machst deine Sache heute richtig gut und ich solle etwas essen, sagt er. Keine Bitte, ein Befehl und Miyas typische Art, seine Besorgnis nicht auszusprechen. Ich nicke mechanisch, weiß nicht, ob ich seine Aussage oder seine Aufforderung damit bestätigen will.

Der Reis ist zu klebrig in meinem Mund, die Füllung geschmacklos. Dennoch schlucke ich einen Bissen nach dem anderen herunter, bis ich das Gefühl habe, ein Stein läge in meinem Magen.

In deinen weit geöffneten Augen hingegen liegt ein lebendiges Funkeln, als würdest du nicht die Kamera vor dir sehen, sondern jeden Fan, der sich später deine Bilder ansehen wird.

Als wüsstest du, dass es deine letzte Chance ist, dich ihnen so zu zeigen. Energiegeladen, ausdrucksstark, ein wenig verrückt und manchmal sexy, wenn du auf diese ganz bestimmte Weise mit der Kamera flirtest …

~*~

Es steht schlecht um dich, sind die Worte der Stationsschwester auf das Nötigste reduziert. In meinen Ohren rauscht es, während ich im Auto sitze. Satochi hätte mich gefahren, aber unser Leader war vernünftig genug, darauf zu bestehen, dass ich ein Taxi nehme.

Er wird heute niemanden von uns verlieren – das sind Miyas Worte, die auch jetzt noch in meinem Kopf nachhallen. Ich weiß, dass er damit vorrangig an dich gedacht hat, und ich bete, dass er rechtbehalten wird.

Der Weg vom Parkplatz bis zu dir ist ein Fiebertraum, an den ich mich nicht erinnere. Erst, als ich deine aufgedunsene Hand in meiner eigenen halte, komme ich zu mir.

Dunkle Schatten liegen wie verschmiertes Make-up unter deinen Augen, deine fahle Haut geht nahezu kontrastlos in das verwaschene Weiß des Bettbezugs über.

Ich dachte immer, die Bettwäsche in Krankenhäusern würde bewusst nicht weiß, sondern blau, grün oder mit kleinen Blümchen bedruck daherkommen, um für Patienten und Gäste eine angenehmere Atmosphäre zu schaffen.

Nicht auf der Intensivstation.

Die einzigen Farben in deiner direkten Umgebung sind zwei rote Flecken auf deinen Wangen und das Blau deiner Lippen.

‚Bitte, macht die Augen auf, Tatsue. Zeig mir, dass du noch kämpfst.‘

Ich weiß nicht, wie lange ich dieses Mantra in Gedanken und später laut aufsage, während stumme Tränen über meine Wangen rinnen. Doch ich scheine dich erreicht zu haben, denn plötzlich flattern deine Lider, geben den Blick auf trübes Braun frei.

Deine Lippen formen meinen Namen, aber kein Laut entkommt ihnen. Doch das ist in Ordnung.

Ich beuge mich vor, küsse deinen Mund und ignoriere den Geschmack nach Krankheit und Chemie, der deinen Lippen anhaftet.

Alles ist in Ordnung …

~*~

Das neue Haar auf deinem Kopf ist weich und flauschig, wie das eines Babys. Ich liebe es, darüber zu streicheln, dich im Arm zu halten. Mir ist viel zu warm unter der dicken Wolldecke, aber du frierst leicht, also ertrage ich es, will nichts mehr, als an deiner Seite zu sein.

Deine Stimme ist kraftlos, als du süße Nichtigkeiten in mein Ohr flüsterst, einen Kuss auf meinen Hals presst, der mich erschauern lässt.

Keiner von uns weiß, ob du jemals wieder auf der Bühne stehen wirst, jemals wieder singen kannst.

Du hebst den Kopf, öffnest die Augen und siehst direkt in meine. Da ist er, der strahlende Funke, der dich selbst in den dunkelsten Stunden nie verlassen hat. Er zeigt mir, dass du weiterkämpfen wirst, bis du auch diese Hürde meisterst …

~*~

Ich öffne die Augen, Tränen fallen auf die Lilie, die ich zu dir lege. Ich höre noch immer dein Wispern im Morgengrauen, ich solle für dich weiterleben, wenn du es nicht mehr kannst. Mein Körper ist taub, als ich dich zurücklasse, mein Herz schreit, dass es bei dir bleiben will. Aber ich muss gehen, muss leben, weil ich dir noch nie einen Wunsch abschlagen konnte …



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