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Das Tagebuch von Palantay

Die Geschichte der Saiyajins
von

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Verletzte Gefühle

Mit dem dritten Jahr auf Plant begann für uns Saiyajin eine entspannte Zeit.

Unser Dorf war final aufgebaut, die Regeln waren eingebläut, jeder kannte seine Aufgaben.

Es gab keinen Streit unter uns.

Wir hatten uns an die fremden Wesen und Landschaft gewöhnt. Selbst die Besuche der tsufurianischen Forscher ertrugen wir gleichmütiger.

Diese Strukturen gaben uns Sicherheit und Halt, nach den anstrengenden, unsicheren Jahren davor.

Es begann eine Zeit der Freude und Entspannung.

Die Überlebenden waren an die neuen Bedingungen des Planeten gewöhnt und endlich kam Nachwuchs. Unser Volk wuchs wieder, anstatt weniger zu werden.

Das schönste war, dass es keine hungrigen Kinder mehr gab, nur noch lachende.

Die Zukunft der Saiyajins schien sicher zu sein.

Sogar meine kleine Schwester Zucchi wurde schwanger. Zwar hatte sie dem Vater ihres Kindes noch nicht den Sarang-Schwur versprochen, aber sie war in seine Höhle gezogen.

Seine kleine Familie, bestehend aus seinen Eltern und zwei Brüdern mit deren Partnerinnen, hatte sie willkommen geheißen.

Ich freute mich für meine Schwester. Gleichzeitig fühlte ich mich dadurch von ihr entfremdet. Wir sahen uns seltener und führten unser eigenes Leben.

Sie war nun Teil einer anderen Familie. Ihr Kind würde die schwarzen Haare seines Vaters erben, sowie den braunen Schweif.

Innerlich erschien es mir wie ein Verrat an unserem kleinen verlorenen Stamm der Aosaru, obwohl ich wusste, wie unfair es war.

Schließlich gab es kaum noch jemanden von unserem Stamm.

Was sollte also dieser unsinnige Snobismus?

Ich denke, es war Einsamkeit und Neid auf das, was sie hatte.

Meine Eltern waren tot, ebenso meine Kinder und Gefährtinnen, meine Schwester aus dem Haus…diese unnormale Ruhe war unheimlich.

Topina war immer noch meine Mitbewohnerin.  Aber wir waren beide waren stets den ganzen Tag beschäftigt und sahen uns selten, nur zum Frühstück und zur Abendzeit.

Topina befand sich zu diesem Zeitpunkt in einem persönlichen Dilemma. Sie litt an leichtem Liebeskummer.

Grund dafür war Vegeta, unser Stammesanführer.

Wie im vergangenen Jahr mit ihr abgesprochen, hatte er in seiner Werbung um sie pausiert. Topina hatte ihm damals gesagt, dass sie erst ihr Leben ordnen wollte, bevor sie an Familiengründung dachte. Im vergangenen Jahr war sie schwer beschäftigt gewesen.

Aber während sie zölibatär gelebt und sich nicht auf einen Mann eingelassen hatte, hatte Vegeta nicht auf sein Vergnügen verzichtet.

Als starker, junger Saiyajin umschwärmten ihn die Frauen.

Er schlief selten allein, im Gegenteil.

Da er sich nie an einer Sarang-gebundenen Frau vergriff, wurde die Ordnung gewahrt. Mehr noch, es wurde sogar unterstützt, denn schließlich mussten wir Saiyajins uns dringend vermehren.

Starke Männer versprachen starke Kinder.

Ich muss deswegen nicht ausführen, WIE die Saiyajins ihre Nächte und ihre Freizeit am liebsten verbrachten.

Nur so viel: es sorgte für regelmäßige Schwangerschaften, mit unterschiedlichen Verbindungen.

Viele Kinder hatten oft nicht den gleichen Vater, was niemanden kümmerte.

In der Gemeinschaft des kleinen Dorfes wuchsen alle zusammen auf.

Für Topina war es dagegen ein Schlag ins Gesicht: Vegeta konnte also nicht auf sie warten?!

Sie war austauschbar?!

Sie war schon einmal von einem Mann so rüde behandelt worden. (Ich erinnere an Cress, den eingebildeten Kinsaru, der sich ebenfalls nicht auf eine exklusive Bindung einlassen wollte)

Ihr Stolz war verletzt.

Darum nahm sie sich vor, auf Abstand zu Vegeta zu gehen.

Sie unterdrückte jede Neigung, die sie zu diesem Mann verspürt hatte und lenkte sich mit ihrer Arbeit ab, um nicht mehr eifersüchtig zu sein. Wenn sie sah, wie die Frauen Vegeta umringten, drehte sie sich sofort weg. Sie fing sogar an, Vegetas Befehle zu ignorieren und schickte stattdessen, wenn er nach einem Heiler verlangte, einen ihrer Schüler hin.

In den Ratssitzungen setzte sie sich so weit fort von ihm, wie es möglich war.

Sie plante, die Zeit als ihren Verbündeten zu nutzen: irgendwann würde der Schmerz weniger werden und sie würde einen anderen, besseren Mann finden.

Vegeta, diesem unsensiblen Mann, schien die neue Distanz noch nicht mal aufzufallen.

Vielleicht verließ er sich zu viel auf seine Stellung als Stärkster; als Alpha der Gruppe: angesichts all der Lobhudelei der anderen Saiyajins, konnte er sich nicht vorstellen, dass Topina sich einem Mann zuwenden könnte.

 

Unsere Nachbarn und Freunde forderten Topina und mich abends oft zum gemeinsamen Abendessen und Feiern auf.  Natürlich nahmen wir die Einladungen an, aber oft gingen wir früh zu Bett, mit der Ausrede, am nächsten Tag hart arbeiten zu müssen.

Dabei wäre es eigentlich nicht nötig: wir verdienten genug.

Aber es war die Ablenkung, die uns guttat und uns vom Grübeln ablenkte.

Doch irgendwann wurden unsere Freunde strenger zu uns. Sie sorgten sich und wollten nicht, dass wir zu Außenseiter wurden.

Zwei junge, gutaussehende Saiyajins, die sich so abschotteten, anstatt das Leben zu genießen…das wirkte merkwürdig.

Ninka, meine Schülerin, war dabei besonders besorgt und fasste einen Plan.

Sie und ihr älterer Bruder Karotto fingen verstärkt an, uns einzuladen.

Wenn abends unser Tagwerk erledigt war, lud Ninka uns zum Mitgehen ein.

Sie, eine gesellige Kurosaru, die mit jedem ins Gespräch kam, wusste immer, wo gerade etwas stattfand: Höhlen, wo gerade musiziert oder wo Geschichten erzählt oder wo gut gekocht wurde.

Auch in der Mittagszeit kam sie und überredete uns zu Spaziergängen oder zum Abhängen und Entspannen am Wasserloch, wo auch andere Saiyajins pausierten.

Ein Nein ließ sie nie gelten.

Wir wurden schließlich ein Vierergespann, dass überall zusammen auftauchte.

Ninkas positive Art holte mich aus meinem eigenbrötlerischen Loch heraus.

Karotto, der ruhige, entspannte Kurosaru, der stets aufmerksam Topinas Ausführungen lauschte, hatte eine ähnliche Wirkung auf meine Cousine.

Sie erzählte mir im Privaten, wie überrascht sie von seinen klugen Ansichten war. Sie genoss seine Aufmerksamkeit, während er sie stets höflich und zuvorkommend behandelte.

Sie fing an, ihn mit neuen Augen zu sehen und bemerkte seine körperlichen Vorzüge.

Karotto war ein gutaussehender, starker Mann, ähnlich wie Vegeta.

Aber während der Anführer häufig streng und unnachgiebig agierte, um den Stamm zu zügeln, so zeigte Karotto ein warmherziges Verhalten. Er war ein guter Zuhörer und half gerne aus, ohne sich aber ausnutzen zu lassen. Hinter seiner ruhigen Art verstecke sich ein nachdenklicher Geist.

Karotto war kein Einzelfall in der Familie der Kurosaru: es gab viele, die auf ähnliche Weise feinfühlig waren. Sie zeigten dies nur im Privaten, selten in der Öffentlichkeit.

In ihrem Stamm galt Sensibilität als Schwäche und solche wurde nicht toleriert.

Trotzdem wagte es niemand, sich über Karotto lustig zu machen, der zu den Stärksten der Saiyajins gehörte. Während man Karotto stets gerne sah, ging man Vegeta lieber aus dem Weg.

Man wusste bei seinem Anblick, dass es gleich Arbeit gab, weil er irgendeine Aufgabe für einen hatte.

Vegeta konnte Müßiggang und Faulheit nicht leiden: wenn einer nichts zu tun hatte, konnte er wenigstens trainieren, um stärker zu werden.

 

Im Verlauf des dritten Jahres führte unser neuer Blickwinkel auf die Geschwister dazu, dass wir öfters getrennt etwas unternahmen: Karotto nahm Topina auf seine Wanderungen mit, zeigte ihr die Umgebung.

 Ich war dann allein mit Ninka und intensivierte den Unterricht. Mittlerweile war sie eine gute Töpferin geworden, was mich beeindruckte.

Als Folge kamen wir uns näher.

Doch sie war meine Schülerin, einige Jahre jünger als ich und eine Kurosaru: obwohl sie eine erwachsene, schöne Frau war, blieb ich immer noch auf Abstand.

Eine gewisse Grenze wurde nie überschritten, obwohl sie mich mehrmals dazu einlud.

Aber ich hatte einst großspurig ihrem Bruder verkündet, dass ich sie nicht anziehend fand und niemals ungebührlich berühren wollte…mein Stolz sorgte ebenfalls dafür, dass ich zurückweisend blieb.

Es war eine Qual: ich träumte nachts von ihr und wollte bei ihr liegen.

Ich ahnte, ich beging einen Fehler in meinem Trotz.

Sollte ich es wagen?

 

Ein Wendepunkt in unserer Beziehung war der Tod meiner kleinen Schwester Zucchi: ihre Schwangerschaft ging nicht gut aus.

Sie verlor während der Geburt zu viel Blut und selbst Topina, unsere beste Heilerin, konnte ihr nicht helfen. Ich war von Angst und Sorge erfüllt und suchte nach einem Weg, ihr Leben zu retten.

Mir fiel nur einer ein.

Während Topina darum kämpfte, die Blutung zu stoppen, rannte ich nach draußen, zur Grenze unseres Gebietes.

Wie von mir geplant, erschienen sofort die Silbervögel, wie wir die Drohnen der Tsufurujins nannten.

Ich flehte sie um Hilfe an. Ich erklärte es in meiner Sprache und stotterhaft in ihrer.

Ich warf mich in den Staub.

Ich zeigte offen meinen Schmerz.

Ich bettelte.

Ich wusste, dass nur die Medizin der Tsufurujins meine Schwester noch retten konnte.

Doch die Sonne versank und Hilfe kam nicht an.

Verzweifelt ging ich einen Schritt weiter. Ich reizte die Silbervögel, indem ich die Grenze überschritt.

Ich ignorierte den Schmerz, welches das silberne Armband mir als Strafe verpasste oder die brennenden Blitze der Silbervögel.

Mir war das Blut egal, welches an meine Körper herabtropfte, denn es war nichts im Vergleich zu dem Schmerz, den meine Schwester gerade erleiden musste.

Sollten die Tsufurujins nicht kommen, dann würde ich sie halt holen.

Ich würde bis zu ihrer Stadt gehen und mir einen von ihnen schnappen, der dann meine Schwester heilen musste.

ICH, ein schwacher Saiyajin, ging unbeirrt und stur über den steinigen Pfad, mit Gewaltplänen in meinem Herzen.

Alas das Sirren des Armbands zu schmerzhaft wurde und mich fast in die Knie zwang, nahm ich einen Stein und haute es mir ab. Mit demselben Stein warf ich den ersten Silbervogel ab, der mir zu nahe kam. Ich war kein Kämpfer, aber ich war Saiyajin. Ich konnte mich wehren.

Ich wollte jeden attackieren, der mich davon abhielt, meine Schwester zu retten.

Nun flogen die metallenen, kleinen Roboter aggressiv auf mich zu und griffen mich an. Sie versuchten mich davon abzuhalten, sich ihrer Zivilisation zu nähern.

Das Blut floss mir in die Augen, wild schlug ich blind um mich. Ich hörte, wie Metall auf den Boden zerbrach.

Doch ich war zu schwach.

Allein gegen die Übermacht an Drohnen hatte ich mit meinem niedrigen Level keine Chance.

Schließlich wurde ich ausgeknockt.

 

Als ich erwachte, befand ich mich in meinem Bett.

Verbände lagen um meinen Körper. Mein Kopf schmerzte und ich war kurz orientierungslos.

Hatte ich geträumt?

Nein!

Die Drohnen hatten meinen bewusstlosen, blutenden Körper wieder zurück ins Dorf gebracht, wo ich dann von einem unserer Heiler behandelt worden war.

Kurz nachdem ich erwachte, kam Topina mit einem Kräutertee zu mir. Sie war blass und bedrückt, suchte sichtbar nach den richtigen Worten, um eine schlechte Nachricht vorsichtig zu verpacken.

Schließlich teilte sie mir mit, dass Zucchi während meiner Bewusstlosigkeit gestorben war.

Ich war schockiert. Dann weinte ich, ich schrie.

Meine körperlichen Schmerzen waren nichts im Vergleich zum Riss in meinem Herzen.

Warum musste wieder einer meiner Lieben gehen?

Warum konnte ich sie nicht beschützen?

Warum war ich so schwach?

Topina umarmte mich, hielt mich fest, während ich mich an ihrer Schulter klammerte und Tränen vergoss. An meiner Schulter merkte ich Nässe, da auch sie trauerte.

Unsere Familie war kleiner geworden, schon wieder.

 

Die Beerdigung war noch an diesem Abend.

Topina und ihre Schüler hatten Zucchis Körper gewaschen.

Ich hatte mich aufgerafft und ihr beim Ankleiden geholfen. Persönlich hatte ich aus Zucchis Besitz ihr Lieblingskleid ausgesucht, eine selbst gemachte Ledertunika.

Verglichen mit den Kleidern, wie wir sie früher auf Sadal getragen hatte, erschien sie grob und einfach.

Behutsam legte ich ihren bevorzugten Schmuck an, kämmte ihr Haar.

Ich küsste ihre bleiche Stirn und verabschiedete mich von ihr.

„Verzeih deinen Bruder, weil er nicht bei dir war im Augenblick deines Todes. Bitte verzeih, dass ich dir nicht helfen konnte“ flüsterte ich ihr ins Ohr.

Anschließend brachten wir ihren Körper nach draußen, außerhalb des Dorfes. Topina und ich trugen die Bahre mit Zucchis leblosen Leib.

Der Vater ihres Kindes hatte mit seinen Familienmitgliedern bereits ein Feuer entfacht und wartete dort auf uns.

Zum ersten Mal sah ich bei dieser Gelegenheit meinen Neffen, Zucchis neugeborenen Sohn.

Man hatte ihn Kabocha genannt.

Wie ich es schon geahnt hatte, hatte er die dominanten Merkmale seines Vaters geerbt.

Kabochas Vater, Calaba, war schweigsam. Sein Gesicht war eine versteinerte Miene, doch von Nahem sah ich die rotgeräderten Augen. Ihn hatte der Tod meiner Schwester ebenfalls getroffen.

Als wir uns zum ersten Mal nach Zucchis Tod gegenübertraten, war ich kurz unsicher und steif.

Wir standen uns nicht sehr nahe, trotz der Frau, die uns verbunden hatte.

Calaba trat zuerst auf mich zu und umarmte mich kurz, aber heftig. Nachdem er mich losließ, klopfte er noch anerkennend auf meine Schulter und bedankte sich leise.

Meine mutige, wahnwitzige, dennoch sinnlose Tat hatte sich herumgesprochen.

Mein Versuch, Zucchi zu retten und wie weit ich dafür gegangen war, hatte die Saiyajins beeindruckt.

Keiner hatte es bislang gewagt, so weit über die Grenze zu gehen.

Auch Vegeta, der anwesend war, um seine Hochachtung vor der Toten zu zeigen, klopfte mir kurz auf die Schulter und sprach sein Beileid aus.

Ninka und Karotto waren natürlich auch, um mir und Topina Beistand zu leisten. Ich konnte ihre tröstende Nähe spüren, als wir Zucchis Körper den Flammen überließen.

Eigentlich verbrannten wir die Toten mit unserem Ki, aber da wir von den Drohnen beobachtet wurden und nicht zeigen konnten, welche Kräfte wir besaßen, musste wir die Kraft des Feuers nutzen.

Von Erdbestattungen sahen wir ab: wir ahnten, die Tsufurujins würden sonst die Leichen ausbuddeln.

Wir waren überzeugt: Eine so neugierige Rasse, die ungeladen in unsere Höhlen eindrang und uns Tag und Nacht ausspionierte, suchte doch nach so eine Gelegenheit.

Diesen Frevel wollten wir verhindern, auch wenn Feuer seine Tücken hatte.

Die brennende Energie unseres Ki war stärker und löste einen saiyanischen Körper besser auf als die langsam brennenden Feuerzungen, die zudem einen Geruch von verbranntem Fleisch verursachten.

Ein Geruch, der so trügerisch dem von unseren Kochstellen ähnelte und bei manchen Saiyajin ungewollt das Wasser im Munde fließen ließ, bis man sich erinnerte, WAS da eigentlich verbrannte.

Ich musste den Blick abwenden und sah in den Himmel, wo ich die silbrigen Metallspione fliegen sah.

Zorn brannte sofort in mir auf.

Zorn auf die Tsufurujins, weil sie meiner Schwester nicht geholfen hatten.

Wut, weil sie uns ständig kontrollierten, weshalb wir nicht unsere Riten wie geplant durchführen konnten und ich dadurch vom Geruch ihres verbrannten Körpers gequält wurde.

Rage, weil sie es wagten, die Beerdigung der Saiyajins zu beobachten, die wegen ihrer unterlassenen Hilfeleistung gestorben war.

Warum ließen sie uns nicht in Ruhe?

Meine Fäuste ballten sich hilflos.

Ich sehnte mich danach, wieder einen Stein zu nehmen und die Drohnen abzuschießen, jede einzelne von ihnen. Ich konnte ihren Anblick nicht ertragen. Meine Fäuste waren so fest geballt, dass meine Nägel blutige Rillen in der Haut hinterließen.

Ninka bemerkte meinen Frust.

Ich fühlte ihre Hand auf mein Schulterblatt, wie sie da tröstend liegen blieb, bis ihre Wärme meine Verspannung löste.

Dann stellte sie sich neben mich, ließ ihre Hand meinem Arm runtergleiten, bis sie meine Hand fand.

Ich griff dankbar zu.

 

Nicht nur Ninka tröstete Palantay.

Karotto, der hinter Topina stand, bemerkte, wie ihre Schultern zuckten. Ein leises Wimmern war von ihr zu hören. Sie schien still zu weinen und ihr Cousin Palantay war zu sehr in seinem eigenen Schmerz gefangen, um es zu bemerken.

Er konnte sich nicht beherrschen, zu groß war der Drang, sie zu trösten.

Er legte behutsam seine Hände auf ihre Schultern ab.

Topina zuckte kurz zusammen, verharrte aber still, der Blick unbeirrt aufs Feuer.

Karotto war sich unsicher, ob er zu weit gegangen war.

Doch Topina fing an, sich vertrauensvoll zurückzulehnen. Eilig trat er vor, damit ihr Rücken auf seine Brust traf.

Seine Hände glitten von ihrer Schulter runter, umschlangen stattdessen ihren Bauch und drückten sie nah an seinen warmen Körper, damit sie Halt fand.

 

Vegeta sah warnend einige Saiyajins an, deren Magen hungrig knurrten, aufgrund des verlockenden Geruchs, welches vom Feuer drang. Beschämt senkten diese den Kopf oder schlichen davon.

Einige Dummköpfe seines Volks verwechselten den Geruch von verbrannten Toten mit dem von gegrillter Beute: makabre Erinnerungen an die Hungersnot von Sadal kamen dann auf.

Er hasste es, dass sie ihre Beerdigungsriten nicht mehr traditionell abhalten konnten.

Aber den Tsufurujins war nicht zu trauen. Sie durften nicht wissen, welche Techniken die Saiyajins beherrschten. Nur darum mussten sie sich wie heute mit einfachen Feuern aushelfen.

Vegeta erinnerte sich an Topina, die dieses Mal nicht nur den Verlust einer Patientin, sondern sogar eines Familienmitglieds zu beklagen hatte.

Besorgt sah er sich nach ihr um, indem er nach ihrem auffälligen blauen Haarschopf suchte. Doch die kleine Frau war unter all den hochgewachsenen, massigen Saiyajins schwer aufzufinden.

Vegeta, der sich bislang am Rand der Versammlung aufgehalten hatte, schlich sich zum Mittelpunkt, dem Feuer hin, wo er hoffte, sie zu finden.

Er hatte die Heilerin in letzter Zeit kaum zu Gesicht bekommen.

Ständig war sie beschäftigt und unterwegs.

Vegeta hatte selbst jeden Tag viel zu tun: Streit schlichten, jagen, Aufgaben verteilen, die feindliche Sprache lernen und heimliches Training für sich und seine Männer.

Wenn er freie Zeit hatte, hingen sofort die Weiber an ihm und lenkten ihn ab.

Wer konnte deren Einladung schon widerstehen?

Er fühlte deswegen kein schlechtes Gewissen.

Als Alpha des Dorfes gebührte ihm diese Form der Ehrerbietung. Bei seinem Vater, der einst Oberhaupt des Kurosaru-Stammes gewesen war, war es damals genau so gewesen.

Nicht umsonst trug er den Namen „Vegeta“, ein ehrerbietender Name, der die höchste Macht und Stärke unter den Saiyajins ausdrückte.

Heute aber wollte er die blauhaarige Heilerin unbedingt sehen: nicht nur wollte er ihr sein Beileid aussprechen, sondern auch seine Schulter zum Ausweinen anbieten.

Er wünschte sich, den alten Funken an Leidenschaft wieder zu entzünden, den er seit ihrem ersten Treffen gespürt hatte.

Topina faszinierte ihn wie keine andere Frau.

Als er in die Nähe des Feuers gelang, erhielt er eine bessere Sicht. Schräg gegenüber sah er sie stehen.

Erfreut lächelte er bei ihrem Anblick… bis er erkannte, dass sie dem ihr hinter stehenden Mann näher war als es auf den ersten Blick erschien.

Sie lehnte sich an ihn?!

Jener wiederum hatte seine Hände an ihrem Körper. Fast besitzergreifend schlangen sich seine Arme um ihren Bauch.

Vegeta kannte den betreffenden Mann.

Er und Karotto waren öfters unterwegs, um gemeinsam zu jagen oder zu trainieren.

Aber Vegeta hatte nicht gewusst, dass dieser der blauhaarigen Heilerin so nahestand.

Ihre Blicke, ihre Körperhaltung sprachen Bände.

Topina hatte die Augen müde geschlossen und überließ ihren erschöpften Körper vertrauensvoll Karottos starken Griff. Jener sah besorgt, fast liebevoll auf sie herab.

Vegeta konnte diesen Blick nicht ertragen. Er sah eilig zur Seite, die Arme erzürnt vor der Brust verschränkt.

Er entdeckte dadurch neben dem Pärchen den Bruder der Toten stehend, Palantay der Töpfer.

Dieser starrte mit leerem Blick zu Boden und schien nichts von seiner Umgebung wahrzunehmen.

Eine schwarzhaarige, jüngere Saiyajin stand besorgt an seiner Seite und hielt seine Hand, lehnte sich an ihn.

Der Anführer der Saiyajins erkannte, dass Palantay nicht ansprechbar war, aber er hatte sein Beileid ja schon vorhin ausgedrückt.

Da es für ihn nichts mehr zu tun gab, wandte sich Vegeta ab und verließ die Gruppe.

Während er abseits ging, Richtung dunkle Wüste, löste er seinen Griff und ließ die Arme fallen.

Er verstand seinen Frust nicht, den er verspürt hatte, als er Topina und Karotto in dieser intimen Position gefunden hatte.

In gewisser Weise fühlte er sich verraten, von beiden.

Vegeta hatte Topina zwar seit längerem keine Aufwartung mehr gemacht und auch nicht laut seine Werbung bekannt gegeben. Dennoch sollte sich Karotto doch noch erinnern, wie er für die beiden Aosaru-Saiyajins extra gejagt hatte.

Karotto bewegte sich auf dünnem Eis, wenn er sich Topina näherte.

Glaubte er, er hatte freie Bahn aufgrund der Pause, die Vegeta und Topina eingelegt hatten?

Das war ein Problem, wenn so ein Missverständnis herrschte.

Musste er seinem Stammesbruder deutlich erklären, die Finger von ihr zu lassen?

Aber Topina schien nichts gegen den Körperkontakt mit Karotto zu haben. Sichtbar hatte sie seine Berührung genossen.

Es schien, als hätte die Frau sich einem neuen Mann zugewandte und dank der herrschenden freien Wahl, durften Frauen sich nehmen, was sie wollten.

Vegetas Kiefer verhärtete sich bei dem Gedanken, dass die beiden möglicherweise schon miteinander geschlafen hatten.

Aber dann beruhigte er sich, dass er keinerlei Anzeichen davon an ihren Körper gesehen oder gerochen hatte.

Vielleicht waren die beiden einfach nur Freunde, die sich sehr nahestanden.

Was immer da auch zwischen ihnen lief, so fühlte sich Vegeta bislang noch nicht davon bedroht.

Er war der Stärkste der Saiyajins, der Alpha…früher oder später würde sich Topina ihm zuwenden.

Sollte sie doch etwas Spaß mit dem anderen Mann haben.

Das war garantiert nichts Ewiges.

 

 

Am nächsten Tag, nach der Beerdigung, erschienen die Tsufurujins.

Neben den üblichen Forschern waren dieses Mal auch Soldaten anwesend.

Sie wollten sich beschweren, weil einer von uns die Grenze überschritten und sich ihren Wohnstätten genähert hatten.

 Als ich diese Arroganz sah, mit dem sie uns behandelten, fing mein Blut an zu kochen.

Wieder überkam mich der Wunsch, mich auf sie zu stürzen.

Den anderen Saiyajins ging es ebenso. Nur wegen Vegetas strengem Blick beherrschten wir uns.

Die Forscher erkannten, dass die Stimmung am Kippen waren und bemühten sich um eine Vermittlung. Immerhin wollten sie uns Saiyajins weiterhin aus nächster Nähe erforschen.

Doktor Ringo, die Anführerin der tsufurianischen Forscher, sah hilfesuchend nach Topina, die bislang stets von Seiten der Saiyajins vermittelt hatte. Doch diese war an jenem Tag nicht besonders hilfsbereit. Stattdessen sah Topina sie strafend und vorwurfsvoll an.

Ringo bemühte sich um eine Erklärung: in unserer Sprache Saiyago, um für uns verständlich zu sein, erklärte sie stockend, dass es ihnen nicht erlaubt war, den Saiyajins mit fremder Technik zu helfen.

„Auf eurem alten Planeten…hättet ihr da Hilfe wie uns rufen können?“ fragte sie. „Wenn jemand krank war, musstet ihr euch stets selbst helfen.“

Sie versuchte so zu erklären, dass es den Forschern nicht erlaubt war, während der Beobachtung Einfluss auf das Experiment einzuüben.

Doch in diesem Moment wurde für uns völlig klar, als was die Tsufurianer uns ansahen:

Wir waren für die also nicht mehr als Versuchsobjekte?!

War das unsere Position auf diesem Planeten?

Für mich wurde in diesem Moment bestätigt, dass Ringo und die anderen mich durch ihre Drohnen vor einigen Tagen genau gesehen hatten: sie wussten, weshalb ich mich ihnen genähert hatte.

Sie hatten meinen Hilferuf verstanden…und absichtlich ignoriert!

Um ihr Experiment nicht zu gefährden!

Darum starb meine Schwester!

Mir wurde in diesem Moment entsetzlich kalt.

Hätten mich damals Ninka und Karotto nicht zurückgehalten, so hätte ich mich auf diese Hexe gestürzt, ungeachtet aller Konsequenzen.

Ringo bat um Verständnis, doch das erhielt sie nicht.

Böse knurrten die Saiyajins sie an, die Schweife aggressiv schwingend.

Die Soldaten fingen daraufhin an, drohend ihre Waffen aufzuladen.

Es war eine unsichere Situation, Gewalt lag in der Luft.

So gerne wir uns wehren wollten gegen die Eindringlinge, so bestand die Gefahr, von diesem Ort vertrieben zu werden.

Keiner wollte erneut heimatlos werden.

Nicht nach all der Arbeit, die wir in unser Dorf gesteckt hatten.

War dies durch meine Tat in Gefahr?

Hatte ich einen Fehler gemacht, der uns in größeres Unglück stürzte?

Topina schritt auf Ringo zu und sprach betont langsam auf Tsufurianisch: „In unserer Heimat hatten wir Zugang zu vielen Pflanzen. Wir haten die Freiheit, sie zu sammeln. Wir konnten gehen, wohin wir wollten. Wir konnten unsere Medizin selbst herstellen. Dies ist HIER nicht möglich.“

Sie deutete auf die karge Landschaft und entkräftete damit Ringos Argument.

Wortlos machte sie ihr den Vorwurf, dass die Tsufurianer den Saiyajins keine Möglichkeit gaben, sich wirklich selbst zu helfen.

Nicht, wenn die Saiyajins in eine bestimmte Gegend isoliert leben mussten.

Die Forscherin zuckte schuldbewusst zusammen.

„Du hast Recht“ stimmte sie ihr überraschend zu. „Wir werden euch Medizin geben. Außerdem mehr Vorräte“ machte sie ein Friedensangebot.

Die Saiyajins murrten zwar noch, aber das Angebot hörte sich gut an.

„Wir wünschen Frieden zwischen uns und den Saiyajins“ bekräftigte Ringo und bemühte sich um ein freundliches, unschuldiges Lächeln.

Ihre Mitarbeiter und die Soldaten warfen sich dagegen irritierte untereinander Blicke zu.

Anscheinend waren sie mit anderem Vorsatz hierhergekommen.

Doch Topina schien dies nicht aufzufallen. Stattdessen schien sie zögerlich auf das Friedensangebot eingehen zu wollen. Dennoch wagte sie keine Antwort, da sie nicht die Anführerin war.

Fragend sah sie Vegeta an.

Majestätisch trat jener ihnen entgegen. Unwillkürlich wichen die Tsufurujins bei seinem Anblick zurück. Ihre Scouter piepten warnend auf angesichts seines hohen Powerlevels.

In Saiyago sagte er: „Der Saiyajin, der die Grenze übertreten hat, wird nicht bestraft. Außerdem müssen die Besuche der Tsufurujins ab sofort angekündigt werden. Ihr kommt nur noch an speziellen Tagen und nicht mehr, wie es euch passt. Wenn ihr euch nicht einmischen dürft, um das Leben von einem von uns zu retten, dann dürft ihr euch auch nicht mehr in unser Leben einmischen!“

Ringo zögerte kurz, aber unter dem harten Blick von Vegeta brach sie ein und stimmte schließlich zu.

Damit war die Verhandlung beendet.

Meine Tat hatte keine schlechten Konsequenzen für mein Volk gehabt.

Wir sicherten uns damit ein kleines Stück Freiheit.

Doch mir wäre es lieber gewesen, wenn meine Schwester dafür am Leben geblieben wäre.

An jenem Tag wurde vom Rat auch folgendes beschlossen:

Mein Neffe Kabocha würde fortan bei seinem Vater und dessen Familie leben.

Ich hätte dagegen Einspruch erheben können, weil Calaba kein Sarang-Partner von Zucchi gewesen war. Er war damit nicht verpflichtet, sich um sein Kind zu kümmern, doch er hatte es freiwillig von sich aus angeboten.

Ich hatte keinen Einwand.

Ohne Partnerin und eigene Kinder, mit denen mein Neffe hätte aufwachsenden können, war ich als Erziehungsperson ungeeignet.

Auch Topina, als nächste Verwandte, hatte keine eigene Familie, noch dazu Erfahrung mit der Aufzucht.

Wir überließen Kabocha daher der Obhut seines nächsten Verwandten. Immerhin besaßen wir die Gelegenheit, ihm beim Aufwachsen zuzusehen, schließlich lebte er in der Nachbarschaft.

Er würde uns immer willkommen sein, so wie auch wir ihn jederzeit besuchen durften.

 

Ich erhielt ein Ersatz-Armband für das Alte, was ich vor einigen Tagen kaputt gemacht hatte: immer noch gehörte das Peil-Armband zu den Forderungen der Tsufurianer, gegen die wir uns nicht wehren konnten. Das neue Armband war dicker, anders geschmiedet. Wahrscheinlich, damit ich es nicht wieder so einfach abwerfen konnte.

Dennoch wäre es eine Kleinigkeit, sie mit unserer wahren Stärke zu zerstören: niemals könnten diese kleinen Bänder unsere Ozaru-Verwandlung stoppen.

Es kümmerte mich daher nicht groß, wieder das kalte Metall an meinem Handgelenk zu spüren.

Meine Gedanken waren schon bald wo anders als bei der anderen Rasse.

Angetrieben von Zucchis Tod und dadurch erinnert, wie schnell und kurz das Leben war, hatte ich jegliche Bedenken wegen Ninkas Alter zur Seite geschoben.

Als meine Schülerin mich wenige Tage nach der Beerdigung zu sich nach Hause einlud, während ihr Bruder wegen einer Jagdtour abwesend war, nahm ich die Einladung an.

Ich wusste, sie wollte nicht nur für mich kochen.

Nach dem Abendessen nahm sie meine Hand und lud mich stumm in ihr Schlafzimmer ein.

Ich folgte ihr.

 

 



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  TightsnoOuji
2023-06-17T10:38:14+00:00 17.06.2023 12:38
Omg hab erst jtz gesehen, dass du ja weiter geschrieben hast. Wie immer mega toll geschrieben! Bitte bitte bitte schreib weiter ! 🥰💗


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