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Das Tagebuch von Palantay

Die Geschichte der Saiyajins
von

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Aufbau des Dorfes

 

Wir Flüchtlinge lebten uns schnell auf dem unbekannten Planeten Plant ein.

Uns gefiel die neue Heimat. Nachdem wir uns an die hohe Schwerkraft gewöhnt hatten, waren wir bereits an der kritischsten Bedingung des Planeten angepasst. Verglichen mit unserer alten Heimat Sadal waren die Jahreszeiten erträglicher und weniger extrem. Dank unserer Erfahrungen wussten wir, wie man in einer Wüste überlebte. Die Saiyajins lebten an einen Ort, den die Einwohner „Gunum“ nannten und von ihnen gemieden wurde, weil dieser Ort nicht so wasserreich und fruchtbar war verglichen mit anderen Gegenden und es mehr gefährliche Raubtiere gab.

Die Besuche der Tsufurujins hielten sich zuerst in Grenzen: etwa alle vierzig Tage erschienen sie unangemeldet. Ihre überraschend auftauchenden Inspektionen und das Herumschnüffeln in den Behausungen der Saiyajins, sahen die Flüchtlinge stets mit Unbehagen. Es war gegen unsere Kultur, dass jemand ohne Einladung und Gastgeschenke in die Privaträume eindrang. Wir mussten dem aber zusehen, um die Tsufurujins, von denen wir noch abhängig waren, nicht zu verärgern. Also hielten wir still.

Aber selbst, wenn die Forscher nicht anwesend waren, wussten die Saiyajins, sie wurden beobachtet.

Entweder von den silbernen Metallvögel, die jederzeit über ihr Dorf flogen oder durch die neuen Armbänder, die ihnen angelegt wurden.

Dr. Ringo hatte sie mitgebracht: metallene Armbänder, die nur die Tsufurujins abnehmen konnten. Jeder Saiyajin war verpflichtet, einen zu tragen; wir durften nicht ablehnen. Während man sie uns anlegte, wurden wir dabei von bewaffneten Tsufurujins misstrauisch überwacht.

Obwohl wir damals noch keine Ahnung über die versteckte Technik darin hatten, erkannten wir trotzdem, dass diese Armbänder eine Art Fessel und kein Geschenk darstellen sollten, mit denen man die Saiyajins kontrollieren wollte.  

In den Bändern versteckten sich Sender, die unsere Position verrieten.

Doch nachdem die Saiyajins ihren neuen „Schmuck“ untersucht hatten, konnte sie ein höhnisches Grinsen nur schwer unterdrücken. Normalerweise wären diese stabilen Bänder, die man nur mit einem speziellen Schlüssel öffnen konnte, mit bloßer Muskelkraft nicht zu knacken…jedenfalls nicht mit der Muskelkraft eines Tsufurianers.

Aber mit einem gezielten, konzentrierten Ki-Strahl wäre es kein Problem, sich davon zu befreien.

Oder man verwandelte sich in Ozaru: angesichts der plötzlich wachsenden Masse und Kraft würden diese schmalen Bänder ebenfalls zerbrechen.

Auf Vegetas Befehl wurde davon aber abgelassen.

Immer noch galt der Plan, den Tsufurujins nichts von den wahren Eigenschaften der Saiyajins zeigen: es galten die Regeln, nicht zu fliegen oder Ki zu nutzen, zudem sich nicht als Ozaru zu offenbaren.

Die Verwandlung war fürs erste sowieso kein Thema. Die Beobachtungen am Mond zeigten einen sehr langsamen Mondlauf. Auf Nachfragen bei den Tsufurujins erfuhr man, dass der Vollmond sich erst in wenigen Jahre zeigen würde. Ein Mondlauf dauerte hier acht Jahre.

Was dann passieren würde…man würde sehen.

Noch war die Beziehung zwischen den beiden Völkern frisch und leicht zerbrechlich.

 

Das erste Jahr verging schnell, das zweite begann, in dem das Dorf erblühte und unsere Gemeinschaft wuchs. Wir waren sehr beschäftigt mit dem Aufbau der Höhlen und der Neu-Strukturierung des gemeinsamen Stammes.

Dazu gehörte, dass Vegeta nicht allein über uns regierte. Das war zwar bei seinem Stamm der Kurosaru zwar üblich, aber die letzten Akasaru und Aosaru fürchteten den Verlust von Mitsprachrechten und beäugten seine Jugend und Unerfahrenheit als Anführer misstrauisch. Gerade bei den Aosaru, wo ein gewählter Rat den Stamm angeführt hatte und man besonders Topina als ebenbürtige Anführerin sah, konnte man sich nur schwer mit Vegetas Alleinherrschaft gewöhnen.

Als Kompromiss wurde ein gewählter Rat dem jungen Anführer zur Seite gestellt, zu dem Topina gehörte. Dies hatte den Vorteil, dass Vegeta nicht alle Entscheidungen allein treffen musste, sondern Aufgaben delegieren konnte.

 

Wir lernten, welche Pflanzen und Tiere wir jagen und essen konnten, legten Vorräte an, gerbten das Leder, fertigten daraus Kleidung.

Dann wurden die ersten Kinder geboren. Nun, wo Nahrung wieder verfügbar war und die Körper der Saiyajins sich erholt hatten, erwachten auch ihre sexuellen Bedürfnisse. Da die Frauen in der Unterzahl waren, vor allem die gebärfähigen, erhielten sie viele Angebote und wurden stark umworben.

Auch meine kleine Schwester Zucchi sowie Topina gehörten zu denen, die von den Männern umschwärmt wurden.

Als Folge erhöhte sich die Anzahl der Tatakai, der öffentlichen Ehrenkämpfe, in denen die Männer mit ihrer Kraft protzten, um ihren Rang sowie um die Zuneigung ihrer Angebeteten kämpften. Selbst wenn sie gewannen, konnten sie sich ihren Gewinn nie sicher sein. Feste Bindungen bis zum Tod waren eine Seltenheit, daher bestand immer die Chance, dass eine Angebetete nach einigen Monate wieder einen neuen Werber erhörte.

All das führte dazu, dass der Kontakt untereinander enger wurde: Die alten Konflikte zwischen den Stämmen waren vergessen und vergeben und die drei verbliebenen Stämme mischten sich untereinander. Die Dominanz der Gene der Kurosaru zeigte sich in den ersten saiyanischen Kindern, die auf Plant geboren wurden: sie besaßen alle schwarze Haare und Augen, sowie einen braunen Schweif.

Auch meine Schwester Zucchi erhöhte die Werbung eines staatlichen Kurosaru, während Topina zur Überraschung alle Anträge ablehnte. Egal, wie staatlich ihr Werber war, sie hatte kein Interesse und das galt sogar für Vegeta persönlich.

Sein Stolz erhielt einen heftigen Schlag, aber Topina gab ihm gute Gründe für ihre Weigerung einer Partnerschaft: Sie wollte sich zuerst um das Lernen der tsufurianischen Sprache und um den Aufbau einer Heilhütte mit Vorräten an Medizin kümmern sowie die Ausbildung von Heilern.  Es fehlte an Hebammen und Heilern, sowie an Saiyajins, welche die Tsufuru-Sprache verstanden. Topina war diejenige, welche am besten die Sprache verstand und als Übersetzerin gebraucht wurde. Angesichts all dieser Aufgaben befürchtete sie, dass eine Schwangerschaft sie bremsen würde.

Wichtiger war der Aufbau und die Sicherung der Gemeinschaft: die Jahre des Hungers, der Not und des Todes hatten auf Topina einen so starken Eindruck gemacht, dass sie sich immer noch nicht sicher fühlte. Oft hatte sie noch Alpträume aus jener Zeit, besonders vom damaligen Angriff auf ihr Dorf. Dann wachte sie stets weinend auf, weil sie die toten Gesichter ihrer Eltern sah.

 Aus Sorge war sie stets fleißig und beschäftigt, ständig nach unbekannten Gefahren schauend. Es war, wie wenn man schwimmt…hört man auf, droht man zu versinken. Topina hatte Angst zu ertrinken, sobald sie für einen Moment innehielt. Selbst eine Partnerschaft von Vegeta versprach ihr keine Hilfe.

Als sie seine Forderung ablehnte und alle ihre Aufgaben aufzählte, vertröstete sie den Anführer auf eine spätere Zeit. Unbewusst motivierte sie ihn, den Aufbau des Dorfes weiter anzutreiben.

Erst wenn die Lage gesichert war, wenn Topina sich geborgen fühlte, wäre sie für eine Beziehung bereit.

 

Mit gerunzelter Stirn sah Palantay aus dem Fenster seiner Höhle.

Von dort, mit gutem Überblick, ohne selbst gesehen zu werden, konnte er seine Schwester beobachten, die mit ihrem neuen Freund schäkerte. Immer wieder lachte sie laut auf und strich sich dabei durch ihre langen azurblauen Haare, die, im Gegensatz zu den anderen Stämmen, ungehindert wuchsen und daher regelmäßig geschnitten werden mussten. Ihr blauer Schweif tänzelte aufgeregt unter der, nach Ansicht ihres großen Bruders, viel zu kurzen Ledertunika, die nur knapp ihren Hintern bedeckte. Palantay schüttelte missmutig den Kopf bei diesem Anblick, bevor er den Kurosaru prüfend betrachtete. Jener sah bewundernd auf die zierliche Frau herab und gab sein Bestes, sie mit seinem Charme zu beeindrucken.

Die beiden verstanden sich gut und er hatte ihr sogar schon den Vorschlag gemacht, zusammen zu ziehen. Zuchhi hatte noch gezögert und abgelehnt, aber wenn Palantay ihr lachendes Gesicht sah, schien ihr Auszug doch bald stattzufinden. Er freute sich darüber, sie endlich wieder glücklich zu sehen und war auch ein wenig neidisch.

Wenn seine Schwester auszog, würde er nur noch mit seiner Kusine Topina zusammenwohnen. Die drei wohnten bislang gemeinsam in einer länglichen Höhle, reingeschlagen in den hohen Felsen, die sich über mehrere Stockwerke hinzog, verbunden durch Leitern.

Palantay wandte den Kopf und sah zu Topina, die an einem Tisch saß und leise Vokabeln vor sich hinmurmelte. Da die Saiyajins keine Schrift besaßen, waren sie von einem guten Gedächtnis und ständiger Wiederholung abhängig, um Dinge ins Gedächtnis zu versiegeln.

Unbeabsichtigt lernte Palantay nebenbei, ohne dass er es wollte, damit ebenfalls die Sprache der Tsufurujins, denn Topina wiederholte oft laut.

Die Frau sah etwas gestresst aus, was an ihrem strengen Zeitplan lag.

Frühmorgens stand sie auf, um nach frischen Pflanzen zu suchen, um diese dann sofort zuzubereiten oder zum Dörren an einen schattigen, trockenen Ort zu hängen. Dann kamen auch schon die neuen Schüler, die sie zu Heiler und Geburtshelfer ausbildete und denen sie beibrachte, wie man Salben anmischte und Verletzte behandelte. Anschließend war sie entweder auf einer Versammlung, die Vegeta einberufen hatte und in der um ihren Rat gefragt wurde oder sie lernte die Tsufuru-Sprache. Abends gab sie Unterricht und brachte ihre Vokabeln den anderen bei. Zwischendurch konnte sie jederzeit zu einem Notfall gerufen werden: weil sich ein Krieger im Tatakai verletzt hatte, ein Arbeits- oder Jagdunfall passierte oder ein Kind geboren wurde.

Ab und zu kamen dann auch noch Dr. Ringo und ihre Assistenten vorbei, womit sie die Saiyajin damit von ihrer eigentlichen Aufgabe abhielten.

Topina hatte in der vergangenen Nacht kaum geschlafen, weil sie als Hebamme gerufen worden war und die dunklen Schatten unter den Augen bezeugten das.

Palantays Leben dagegen war entspannter. Er konnte, wie jetzt gerade, nach dem Mittagessen eine lange Pause machen, bevor er wieder an seine Arbeit ging.

Er hatte in der Nähe der hiesigen Quelle einen Lehmvorrat gefunden, den er verarbeiten und brennen konnte. Nach dem Bau eines Brennofens war er in der Lage, Essgeschirr herzustellen sowie dichte, hohe Töpfe zur Vorräte-Lagerung. Diese Dinge wurden dringend gebraucht: in jedem Haushalt gab es mehre dieser lichtundurchlässigen Töpfe, damit man Wasser und Lebensmittel darin lagern konnte. Mit Hilfe von Steinsalz, welches die Saiyajins in den Felsen fanden, wurde ein Lake hergestellt, um Lebensmittel zu konservieren. Zusammen mit dem Dörren gehörte es zu den wichtigsten Techniken, um Vorräte zu konservieren.

Durch diese Töpfe verhinderte man, dass der Inhalt von Schädlingen, Sonnenlicht und Sauerstoff verunreinigt wurde und verdarb.

Da Palantay der Beste in der Herstellung war und sein Werk hilfreich bei der Vorratslagerung, erhielt er eine mittlere Position im Stamm. Das führte nicht nur zu einer größeren Ration, sondern auch einen guten Nebenverdienst.

Bei den Saiyajins gab es kein Geld, sondern es wurde mit Dienstleistungen bezahlt. Darum besaß Palantay eine gut ausgestattete, große Wohnhöhle, mit ein paar schön gewebten Grasmatten, anständig gezimmerte Möbel und andere Annehmlichkeiten, die er gegen seine Ware eingetauscht hatte.

 

Der junge Saiyajin gähnte und stand von seinem Platz auf. Es wurde Zeit, sich um seine Experimente zu kümmern. Ähnlich wie Topina, die versuchte, Ersatz für ihre bekannten Heilpflanzen von Sadal zu finden, hatte er ebenfalls ein paar Versuche am Laufen.

 Seine Werkstatt und Lager hatte er im untersten Stockwerk der Höhle errichtet. Der Brennofen stand am Dorfrand, um mit seiner Hitze und Rauch niemanden zu stören. Er kletterte die Leiter herunter und überlegte, wie er es schaffen konnte, an Farben ranzukommen, damit er seine zweite Neigung, die Malerei, nachgehen konnte.

Viele Saiyajins hatten ihn deswegen schon angefragt und wünschten sich eine Bemalung ihrer Höhlen. Sogar Vegeta hatte ihn deswegen angesprochen.

Der junge Anführer beaufsichtigte gerade eine neue Baustelle: eine Art Halle sollte in die Felsen geschlagen werden, um diese als sicheren Versammlungsort zu nutzen, ohne von den Metallvögel der Tsufurujins ausspioniert zu werden. Die Wände dieser Höhle sollten mit der Geschichte der Saiyajins bemalt werden.

Ein solcher Auftrag wäre eine Ehre für Palantay, mit der er zur Legende werden könnte. Nachfolgende Generationen würden auf sein Werk schauen und darüber sprechen. Für einen Künstler wie Palantay gab es keine größere Chance, beinahe unsterblich zu werden.

Dazu hatte er weitere Ideen: Wenn er erst die passenden Rohstoffe gefunden hatte, könnte er diese in Verbindung mit dem Ton nutzen, um Schmuckstücke herzustellen. Besonders die Frauen standen darauf. Einige von ihnen hofften, farbige Knöpfe und Perlen erhalten zu können, mit denen sie die Ledertuniken verzieren könnten.

In seiner Werkstatt hatte Palantay auf einen Tisch einen Mörser bereitstehen, sowie diverse Mineralproben, die er zermalmte und deren Pulver in Wasser aufkochte oder mit Tierfett mischte. Er probierte auch ein paar Pflanzensäfte aus sowie Eiweiß, was aber nur schwer zu beschaffen war. Wenn Saiyajins Eier fanden, wurden die lieber gegessen, anstatt einzutauschen.

Zwei neue Mischungen mit Tierfett waren erfolgreich gewesen, hergestellt aus gemahlenem Ocker und Holzkohle, wodurch er ein Rotbraun und ein dichtes Schwarz erhielt. Beide Farben waren leicht herzustellen, die Rohstoffe einfach zu erhalten.

Aber er wollte mehr Auswahl an Farben, weshalb er jeden Abend immer in der Wüste spazieren ging, auf der Suche nach farbigen Steinen, besonders in Richtung der fruchtbare Ebene oder den Bergen, wo es mehr Auswahl an farbige Mineralien gab.

Wenn bloß dieses dumme Armband nicht wäre…missbilligend sah Palantay auf sein Armband, welches immer drohend aufbrummte, sobald er sich zu weit vom Dorf entfernte. Je mehr er es ignorierte, desto lauter wurde es, bis plötzlich die Metallvögel vor einem flogen und drohend piepten, damit der Ausreißer wieder in sein Gehege ging.

Diejenigen, welche sich davon nicht beeindrucken ließen, erhielten schnell einen elektrischen Schlag und ein angesenktes Fell. Die Metallvögel konnten Ki-ähnliche Attacken abfeuern.

Palantay fing an, weiße Steine zu zermahlen, von denen er hoffte, sie als Grundierung nutzen zu können. Seine Versuche beschäftigten ihn dermaßen, dass er seinen Gast nicht bemerkte, der in die Höhle eintrat.

„Äh, Hallo?“

Erschrocken sah Palantay auf und bemerkte erst jetzt die junge, schwarzhaarige Frau im Eingang, die ihn schüchtern zuwinkte. Sie hatte große, dunkle Augen und die typischen störrischen Haare der Kurosaru, die ihr lang über den Rücken fielen.

„Ich wollte fragen, ob du einen hohen Krug für mich hast“ erklärte sie ihre Anwesenheit. „Um Wasser damit zu schöpfen.“

„Hast du einen bestellt?“ fragte Palantay, etwas unwirsch, weil er aus seiner Konzentration gerissen worden war. Mürrisch sah er sie an und strich sich durch die verschwitzten Haare, die an seine Stirn klebten, wobei er unbemerkt Pigmente verteilte und ungewollt weiße Strähnen verursachte.

Die Frau, die jünger war als er, in den letzten Züge der Pubertät und immer noch Mädchen und nicht Frau, prustete amüsiert auf, als die violett-blauen Haaren nun ergrauten. Anstatt dem verdutzten Mann aber den Grund für ihr Amüsement zu erklären, lächelte sie ihn nur breit an.

„Mein Bruder hat vor wenigen Tagen angefragt und heute mich geschickt, weil er von der Jagd noch erschöpft ist. Sein Name ist Karotto…äh, so groß, strubbeliges, kurzes Haar, sieht mir ähnlich“ versuchte sie ihren Bruder in Erinnerung zu bringen. „Er hat dir dafür Jagdbeute versprochen.“ Sie hielt zwei pelzige Nagetiere an ihren langen Ohren hoch, die versprochenen Bezahlung.

Palantay, der einen Haufen Bestellungen hatte, denen er kaum hinterherkam, kratzte sich nachdenklich den Kopf mit seiner schmutzigen Hand und färbte seine Haare damit nur noch heller. Allmählich erinnerte er sich an die Anfrage.

„Äh, ja, hier irgendwo…warte einen Moment“ murmelte er und ging in den Nebenraum, wo er seine fertig gebrannten Produkte lagerte.

Als er zurückkam, erwischte er das Mädchen dabei, wie sie neugierig seine Tonplättchen betrachtete, auf denen er mit den Pigmenten und anschließenden Glasuren experimentierte. Der Krug, den er dagegen in den Händen hereintrug, hatte die Farbe von gebranntem, braunen Lehm, ohne jegliche Verzierungen. Das Mädchen schien deswegen auch etwas enttäuscht zu sein, aber wenigstens erhielt sie, wofür sie gekommen war.

„Ich bin übrigens Ninka“ stellte sie sich neckisch vor, während sie den Krug entgegennahm.

„Und ich bin nicht interessiert“ brummte Palantay genervt.

Sein Tagesablauf sah so aus, dass er morgens töpferte, dann die Ware trocknen ließ und in der Zeit seine Forschungen vorantrieb. Abends war er mit seinen Wandertouren und dem Brennen der Ware beschäftigt. Er bevorzugte es, wenn Kunden abends kamen, nach dem Abendessen und dem Beenden der Arbeit, dann wurde er nicht unterbrochen.

Als introvertiertes Gewohnheitstier mochte er keine Unterbrechungen in seinen Ablauf, selbst wenn es von einer hübschen, jungen Frau kam.

Ninka, die ein solch brummiges Benehmen nicht gewohnt war, stutzte und blinzelte überrascht.

Palantay, der keine Lust auf ein nerviges Gör hatte und auf ihre Befindlichkeit keine Rücksicht nahm, legte seinen Lohn in den kühlen Nebenraum, damit Topina sie später ausnehmen konnte. Nachlässig winkte er, um seiner Kundin das Zeichen zu geben, zu verschwinden und ihn in Ruhe zu lassen.

Diese tänzelte zuerst noch unruhig auf den Füßen, bevor sie schließlich seine Werkstatt verließ.

Was immer sie auch fragen wollte, es war eindeutig, dass Palantay nicht zu Gesprächen aufgelegt war.

Nun, endlich von seiner nervigen Kundin befreit, beugte er sich wieder über seine Experimente und maß gemahlenes Pulver ab, um die perfekte Mischung für ein strahlendes Weiß zu finden, was er leicht auftragen konnte.

 

Ich war fleißig und von Forschungsdrang erfüllt. Ähnlich wie Topina war auch ich von dem Talent gesegnet, logisch zu denken, dazu sehr neugierig, scharfsinnig und mit einem guten Gedächtnis ausgestattet:  Eigenschaften, welche im Stamm der Aosaru am stärksten ausgeprägt waren.

Meine Experimente zahlten sich aus, schon bald verfügte ich über eine gewisse Auswahl an Farben, die ich entweder als Bemalung oder als Glasur für meine Töpferware nutzen konnte.

Sobald ich mit meinen Pflichtaufgaben, dem Töpfern von Alltagsgegenstände, fertig war, konnte ich mich meiner Lieblingsbeschäftigung widmen: der Kunst.

Ich experimentierte damit, Vasen und rituelle Gefäße zu gestalten und zu bemalen, ebenso die ersten Wände. Auch mein Markenzeichen, meine Figurinen, erschuf ich wieder.

Die ersten Figurinen waren nach den Abbildern meiner Eltern geschaffen, als Erinnerung. Ich erschuf aber auch Figuren, die nach meinen verstorbenen Gefährtinnen gebildet waren, die, als Erinnerung an meine toten Söhne, kleine Kinder in ihren Armen trugen.

Ich töpferte und bemalte kunstvoll kleine Gefäße und Schalen, die als Geschenke oder Sammelbehälter angefragt waren. Die rituell genutzten Farben und Symbole hatten für die Eingeweihten eine besondere Bedeutung. Sie erzählten von Sagen und historischen Begebenheiten, von der Vergangenheit und Gegenwart, von Liebe und Mut, von Ehre und Ruhm, von Trauer und Verlust.

Man war begeistert von meinen Fähigkeiten, obwohl ich weder Krieger noch Jäger war und das galt nicht nur für die Saiyajins.

Als Dr. Ringo bemerkte, wie die Anzahl an Gebrauchsgeständen in den Höhlen wuchs, kam sie auf mich als Verursacher zurück.

Sie und ihre Assistenten drangen in meine Werkstatt ein und brachen in Begeisterungsstürmen aus. Sie fanden mein Werk „Archaisch“ und „Kraftvoll“ und boten mir exotische, köstliche Früchte, Fleisch und Nüsse zum Tausch an. Eigentlich hatte ich keine Lust, meine Werke an diese Leute zu verkaufen, die keine Ahnung hatten, aber ihr Angebot war zu gut. Ich trickste sie aus, indem ich ihnen die Werke überließ, mit denen ich nicht zufrieden war, weil sie Fehler aufwiesen.

Das Einzige, was mich störte, war, dass die Anzahl an den Silbervögeln zunahm, sobald ich draußen bei meinen Brennöfen saß, sowie die Besuche von Ringo. Sie beobachtete mich, wenn ich werkelte und sprach dabei leise in ihren Scouter.

Ich wusste es damals nicht, aber für diese Forscher waren meine Töpferware sehr wertvoll, weil sie zu einer fremden Kultur gehörten und niemand bei ihnen so etwas herstellen konnte.

Einige Forscher verkauften sie sogar teuer an interessierte Sammler weiter.

Ich ahnte damals nichts von ihrem Wert, sondern war nur stolz darauf, dass ich ebenfalls Nahrung zu den Rationen beitragen konnte, obwohl ich kein Jäger oder Sammler war.

Es trug zu meiner Position im Stamm bei. Dank meinen Tontöpfen konnte man Vorräte sicher lagern, ich leistete einen wichtigen Anteil an der Nahrungsbeschaffung, zudem gab ich den Saiyajins eine Erinnerung an die verlorene Heimat Sadal zurück.

 

Obwohl die Saiyajins keine Schrift besaßen, so konnten wir durch Bilder, Farben und Symbole kommunizieren: dies war eine Sprache, die ein Scouter nicht übersetzen konnte.

Damit konnten wir unsere Geschichte bewahren und Botschaften aussenden, ohne von den Forschern beobachtet und beurteilt zu werden.

Ich bemalte die Höhlen der Saiyajins, die sich meine Arbeit leisten konnte, sowie die Versammlungshalle, wie Vegeta es mir befohlen hatte.

Monatelang war ich beschäftigt und wurde dabei manchmal von neugierigen Saiyajins beobachtet, die von mir lernen wollten.  Einige ließ ich prüfen, indem sie mit Holzkohle etwas auf Felsenwände produzieren sollten, aber kaum einer besaß ein Talent, dass ich für würdig genug für meine Ausbildung empfand.

Talentlose Stümper…nur weil etwas von einem Meister leicht aussieht, bedeutet es nicht, dass es leicht nachzumachen ist. Das gilt nicht nur fürs Kämpfen.

Ich konnte nicht gleichzeitig arbeiten und talentlose Schüler ausbilden, aber eine Hilfe brauchte ich dennoch und sei es wenigstens für die frische Zubereitung der Farben oder zum Lehm-Sammeln.

Auf meine Anfrage, die ich während einer Versammlung stellte, meldete sich ausgerechnet Ninka hastig winkend, die auf mich dadurch einen etwas übereifrigen Eindruck machte.

Nicht gerade der Typ Saiyajin, mit dem ich gut auskam, aber ich hatte keine andere Wahl.

Also nutzte ich ihre jugendliche Energie, indem ich sie oft auf Besorgungen schickte.

Sie sammelte meine Zutaten ein, mischte Farben, bewachte das Feuer im Brennofen oder lieferte Ware aus, aber das war ihr nicht genug. In ihrer Freizeit versteckte sie sich in einer dunklen Ecke, um mich bei meiner Arbeit zu beobachten.

Ich glaube, dieser Widerspruch, ein künstlerischer Saiyajin, der mit seinen Händen etwas erschuf anstatt zerstörte, war es, der sie so anzog und faszinierte. In ihrem Stamm erschufen nur die Frauen und deren Produkte waren einfach und zweckmäßig gehalten.

Etwas Schönes mir den Händen zu erschaffen…kein Mann außer mir war dazu in der Lage.

Weil sie von mir lernen wollte und mich nicht in Ruhe ließ, brachte ich ihr die ersten Schritte im Töpfern bei.

Sie sollte mir zuerst zeigen, wie sie einfache Gefäße sauber herstellte, bevor ich sie in die komplizierteren Schritte einwies und ihr meine gut gehüteten Geheimnisse verriet.

Eben zeigte ich ihr die ersten Schritte, um eine anständige Zeichnung an die Wand zu werfen: Von Schattierung und Perspektive hatte sie nie zuvor gehört.

Ihre ersten Versuche waren ungeschickt, aber hartnäckig blieb sie dran. Ich half ihr nicht, ließ ihr Zeit zum Probieren und Experimentieren.

 

Ninka verbrachte dadurch natürlich viel Zeit in meiner Höhle und war ständig in meiner Nähe.

Das führte zu einigen Missverständen.

Manche Saiyajins, die uns sahen, glaubten, da wäre mehr am Laufen und eh ich mich versah, bekam ich eines Tages Besuch von einem hochgewachsenen, kräftigen Kurosaru mit strubbeligem, kurzem Haar und misstrauischen Blick.

 

„Kann ich helfen?“ fragte Palantay den grimmigen, fremden Mann, der da im Eingang seiner Werkstatt stand und bislang kein Wort gesprochen hatte. Stattdessen hatte jener die Arme vor der Brust verschränkt und sah sich arrogant in der Höhle um. Er trug nur einen Lederschurz, sowie geflochtene Sandalen. Sein Körper zeigte die sehnigen Muskeln und sonnengetönte Haut eines Mannes, der jeden Tag unterwegs war. Um den Hals hing eine Schnur mit einem durchbohrten, schwarzen Stein. An einer Kordel, die er um die Hüfte geschlungen hatte, waren zwei Lederbeutelchen angeknotet, sowie ein längeres Feuersteinmesser. Das Messer war ein Hinweis, dass der Mann ein Jäger war, der ein Werkzeug zum Ausnehmen seiner Beute brauchte. Außerdem trug er ein Stirnband, welches sowohl verhinderte, dass Haare oder Schweiß störend ins Auge fielen als auch vor der blendenden Sonne schützte; Dinge, welche man während der Jagd nicht brauchen konnte.

Die alten Narben auf der Brust und den Armen zeigten einem geübten Beobachter, dass er sich wehren konnte, sei es gegen wilde Tiere oder Saiyajins.

Palantay ging auf ihn zu und bemerkte, wie er zum hochgewachsenen Saiyajin aufschauen musste.

„Ich bin Karotto“ stellte sich der Mann vor, das Gesicht immer noch eine grimmige Miene, mit misstrauisch zusammen gezogenen Augenbrauen, die Arme vor der Brust verschränkt. Abwertend sah er auf den kleineren, schmächtigeren Mann herab.

„Ich bin Palantay“ erklärte der Künstler, ohne sich von den kritischen Blicken stören zu lassen. Fragend sah er den Eindringling nach dem Grund seiner Anwesenheit an.

Karotto sagte zuerst nichts, sondern sah Palantay nur bedeutsam mit hochgezogener Augenbraue an. Der wusste nicht, worauf der Saiyajin anspielte, weshalb der Jäger zur Erklärung grunzte. „Ich bin Ninkas großer Bruder.“

Palantay nickte wohlwollend, wusste aber immer noch nicht, worauf der Mann hinauswollte.

„Ich habe gehört, du umwirbst meine Schwester?“

Palantay sah ihn erschrocken mit aufgerissenen Augen an.

WAS?!

Wer verbreitete denn diesen Unsinn?!

Karotto sprach ungerührt weiter, während der blauhaarige Saiyajin wie erstarrt war.

„Tse, du hast kein Benehmen, dass du dich nicht mal mir vorstellst. Darum bin ich persönlich hier. Ich wollte wissen, ob du überhaupt für sie sorgen kannst. So ein schmales Bürschchen wie du, naja, verdient er eine Frau wie sie? Aber das sieht hier besser aus als gedacht. Hätte nicht gedacht, dass man mit Töpferkram so viel raushauen kann. Sieht so aus, als könntest du gut für ein Weib und viele Kinder sorgen…“ sprach Karotto.

„Moment, Moment!“ Palantay hob abwehrend die Hände.

Er wollte sich nicht gegen seinen Willen verkuppeln lassen oder ein Weib aufgedrängt bekommen.

„Hier liegt ein Irrtum vor: Ninka ist meine Gehilfen, mehr nicht. Da läuft nichts zwischen uns. Und überhaupt, was soll das heißen? Bürschchen? Jemand wie ich? Was glaubst du eigentlich, mit wem du sprichst?“ Palantays Augen funkelten erzürnt auf.

 „Ich bin Palantay, einer der wenigen Erschaffenden unseres Volkes. Ich bin der beste Gestalter in meinem Fach. Von mir stammen die Wandmalereien in der Versammlungshalle, um die mich Vegeta persönlich gebeten hat. Also mehr Respekt vor mir, wenn du in mein Revier eintrittst!“

Er baute sich vor Karotto auf, so gut es trotz der kleineren Größe ging. Obwohl er schmaler und schwächer war, wich er nicht zurück. Die Stimmung wurde eisig.

Karotto hatte Palantay unwissentlich beleidigt und wie alle Saiyajins hielt auch Palantay viel von seiner Ehre. Er war stolz auf seine unerreichbaren Fähigkeiten und ließ sich von niemanden als gering behandeln.  Würde Palantay dies zulassen, würde er sich selbst in eine niedrigere Position in der Hierarchie des Stammes stellen und seine eigene Arbeit, die ihn doch bis dorthin gebracht hatte, geringschätzen.

Das ließ der Aosaru-Saiyajin nicht zu.

Dass man Palantay für einen unmännlichen, unfähigen Wicht hielt, fand der Saiyajin dabei weniger schlimmer, als ihm eine Affäre mit Ninka anzudichten.

Keine Ahnung, wie man darauf kam, dass er Interesse an so einer Göre hatte?

Nur weil es so wenig Frauen im Stamm gab?

Das musste ja nicht gleich bedeuten, dass er jedem Rock hinterherlief, wie es andere unkultivierten, unkontrollierte, grobe Kerle taten…solche Typen wie Karotto, der wohl deswegen diese falsche Idee von Palantays und Ninkas Beziehung hatte.

„Jetzt hör mal zu, du grober Klotz, es gibt tatsächlich Männer in diesem Stamm, die sich beherrschen können. Dazu gehöre ich! Ich fasse doch kein Kind an“ schrie er dem großgewachsenen Saiyajin entrüstet an.

Der wich, überrascht von der Aggression und Lautstärke, etwas zurück.

„Sie ist aber kein Kind…“ versuchte er sein Misstrauen zu rechtfertigen, was aber nichts brachte.

„Für dich vielleicht nicht, aber für mich ist jemand so Naives eindeutig immer noch ein Kind. Ganz egal, ob sie geschlechtsreif und aufgeklärt ist oder nicht. Ich habe kein Interesse an halbe Kinder, ich bevorzuge Frauen. Richtige Frauen “ erklärte Palantay und machte wellenförmige Bewegungen vor seinem Körper, um darauf hinzudeuten, dass Ninka dagegen recht mager war.

Er konnte nicht glauben, dass er so einer Dumpfbacke das erklären musste. Jeder andere vom Stamm der Aosaru wusste es besser und kannte Palantays bevorzugten Typ, denn diese erinnerten sich noch an Palantays verstorbene Freundinnen. Chaya, Elery, Sabi…alles Frauen mit den gewissen Proportionen sowie einem scharfen Intellekt.

Angesichts dessen erschien Ninka immer noch kindisch mit ihrer mageren Gestalt und dem offenen, ehrlichen Gesicht. 

Doch für die Saiyajins der anderen Stämme wirkte der dünnere Saiyajin so unmännlich, dass es vorstellbar war, dass er sich eine ebenso schwache Frau aussuchen würde. Dass es anderseits Frauen gab, die seine sensible Seite zu schätzen wusste, war für diese Männer mit ihren Vorurteilen unvorstellbar.

Viele Frauen kamen zu Palantay und baten um besonders angefertigte Dinge, die er mit ihnen im Detail besprach. Dabei waren seine Aufmerksamkeit, sein Interesse und die Abwesenheit von lüsternen Blicken eine erfrischende Ablenkung zu den üblichen unsensiblen Machos.

Karotto hatte keine Ahnung, dass Palantay oft flirtende Angebote erhielt, was manchmal zu einer geheimen, privaten Nacht führte. Er prahlte bloß nicht damit herum, damit keiner der grobschlächtigen Brutalos ihn aus Eifersucht zu einem Tatakai herausforderten.

Er war ja nicht blöd, er kannte seine geringe Körperkraft. Damit hatte er keine Chance gegen einen Krieger.

Beruhigend-ergebend hob Karotto seine Hände, der seinen voreiligen Fehler nun erkannte.

„Ninka schwärmt immer so sehr von dir, daher dachte ich…“ rechtfertigte er sich. Er wollte doch nur ein Auge auf seine kleine Schwester haben.

Palantay, der ebenfalls ein großer Bruder war, verstand seine Fürsorge und atmete tief durch.

Trotzdem wollte er eine Sache richtigstellen.

„Ich dachte, ihr Kurosaru habt kapiert, dass man nicht nur Krieger und Jäger in einem Stamm braucht, wenn man überleben will“ kritisierte er Karottos Vorurteil gegen schwächere Männer, die laut ihm nicht in der Lage waren, eine Familie zu ernähren.

Dieser kratzte sich beschämt den Hinterkopf. Er erinnerte sich an seine Töpfe, die er bei Palantay bestellt hatte und die trotz hohem Preis die besten waren. Die zwei Konkurrenten, die ebenfalls versuchten, zu töpfern, waren nicht in der Lage, so stabiles Töpferwerk herzustellen wie er.

„Palantay, ist alles in Ordnung? Es ist so laut“ Topina kletterte vom oberen Stockwerk herab.

„Ja, nur ein Missverständnis“ tat Palantay die Sache schnell ab und rieb sich müde über die Stirn, bevor er sich an Karotto wandte. Der konnte seit Topinas Ankunft nicht den Blick von ihr abwenden und sah die hübsche Frau bewundernd an.

„Hey, Blick hier her“ Palantay schnipste ungeduldig vor dessen Augen, damit der Mann sich wieder auf ihn konzertierte. „Noch mal, zur Wiederholung: Ninka ist NUR meine Schülerin. Da läuft NICHTS zwischen uns“ der feste Blick und der abwesende Geruch eines nervösen Lügners überzeugten den Jäger von Palantays Worten.

Topina lachte amüsiert auf, als sie erkannte, warum ihr Cousin so schlecht gelaunt war.

„Ach, Palantay, bist du dir sicher?“ fragte sie ihn giggelnd. „Es gibt nicht viele Frauen, die so fasziniert von deinen Händen sind, dass sie dir ständig beim Arbeiten zusehen. Vielleicht will sie, dass du nicht nur ihren Ton knetest“ machte sie schmutzige Andeutungen. Sie zwinkerte dabei und genoss, wie Palantay rot wurde. Topina lachte amüsiert laut auf. Sie liebte es, ihren Cousin zu necken.

Sie bemerkte nicht, wie verzaubert Karotto sie ansah.  Noch nie hatte er so einen herrlichen Klang wie ihr Lachen gehört. Dann erhielt er auch noch das Glück ihrer Aufmerksamkeit, als sie sich zu ihm wandte und fragte: „Du scheinst nicht viel im Dorf zu sein, wenn du den „Großen Palantay“ nicht kennst?“

Sie neckte indirekt den Stolz ihres Cousins, der jedes Mal selbstverliebt seine Arbeiten in der Versammlungshalle betrachtete.

„Ich bin viel unterwegs“ stammelte Karotto und kratzte sich verlegen die Wange. „Meistens bin ich draußen bei den Jagdgründen. Ich jage nachts und bringe in der Früh die Beute heim. Tagsüber schlafe ich dann“ erklärte er seinen Tagesablauf. Das war einer der Gründe, warum Karotto noch nicht mit allen Dorfbewohnern bekannt war.

Ein anderer bestand in seiner selbstverursachten Isolation: Karotto hatte seine Höhle in Nachbarschaft zu andere Kurosaru-Saiyajins gebaut. Er bevorzugte die Nähe zu den Stammesmitglieder, die er seit Kindheit kannte. Von den Blauschöpfen hatte er sich argwöhnisch zurückgehalten und nur Kontakt gesucht, wenn es nicht anders ging.

Darum hatte er Ninka für die Besorgungen vorgeschickt und bislang hatte er auch keinen Heiler gebraucht, weshalb er nie auf Topina getroffen war.

Topina, die hübsche Heilerin, die Vertreterin der Blauschöpfe…gehört hatte er schon vor ihr und aus der Ferne hatte er sie natürlich auch gesehen.

Es gab Gerüchte, dass Vegeta an ihr Interesse hatte.

Nun, wo er direkt vor ihr stand, konnte er das verstehen: sie war eine schöne Frau. Die großen, blauen Augen erinnerten ihn an einen See, den er damals auf Sadal gerne besucht hatte. Ihre Gesichtszüge wirkten fein und zierlich, die Haut wirkte wie heller, glatter Stein. Die rosa Lippen waren zu einem freundlichen, einladenden Lächeln verzogen, bei dem er sich sofort wohl fühlte. Ihre seidigen, hellblaue Haare waren zu einem Zopf geflochten, aus dem sich einige Strähnen gelöst hatten und ihr Gesicht umrahmten. Im Gegensatz zu den anderen Frauen trug sie einen relativ langen Rock, der ihr bis zu den Knöcheln reichte, während ihre Oberweite von einer verzierten Weste bedeckt wurde.

Karotto konnte nicht verhindern, einen Stich der Eifersucht zu verspüren bei dem Gedanken, dass er sich dieser bezaubernden Frau nicht nähern durfte. Anderseits war sie frei und ungebunden und damit hatte Vegeta kein Recht, über sie zu verfügen.

Er rief sich innerlich zur Besinnung und verbeugte sich knapp, sowohl vor ihr als auch Palantay.

„Bitte entschuldigt die Störung. Ich habe voreilig gehandelt“ entschuldigte er sich für sein Eindringen.

Palantay nickte zustimmend, während Topina alles mit Humor sah.

„Wie wäre es mit einer Tasse Tee?“ bot sie ihm an. Sie wollte die Chance nutzen, damit man sich besser kennen lernte. Immerhin war seine Schwester die Assistentin von Palantay, die beiden verbrachten viel Zeit miteinander. Die Gerüchte könnten zunehmen.

Ninka selbst war die Sache bestimmt auch peinlich, wenn sie davon erfuhr: bevor die Stimmung komisch wurde, sollten sich die Männer vertragen.

Karotto zögerte, schüttelte aber letztendlich den Kopf.

„Ein anderes Mal…dann kann ich etwas mitbringen“ wich er der Einladung aus.

„Gut, dann komm in drei Tagen zur Abendzeit. Bring Ninka mit für ein gemeinsames Essen“ befahl Topina und gab dem Jäger damit keine Fluchtmöglichkeit.

Wollte er sie nicht beleidigen, musste er ihr Angebot annehmen.

Er nickte und verließ schnell die Höhle.

Schnell machte er sich auf den Weg zu seiner eigenen Wohnstätte. Mit Unbehagen dachte Karotto, was Vegeta wohl dazu sagen würde, wenn er von der Einladung erfuhr.

Aber Topina war eine freie Frau: sie konnte einladen, wen sie wollte.

Karotto wusste aber: wenn der besitzergreifende, eifersüchtige Vegeta davon erfuhr, wie ein alleinstehender Saiyajin von seiner begehrten Frau zum Essen in ihre Privaträume eingeladen wurde,  könnte das schmerzhaften Trubel für besagten „Alleinstehenden Saiyajin“ bringen.

Karotto kannte seinen Stand; er war zwar nicht der Stärkste im Dorf, aber auch nicht schwach. Er war einer der Hauptversorger für Fleisch, einer der besten Jäger und manchmal sogar erfolgreicher als Vegeta.

Karotto war mit seiner Position zufrieden und strebte nicht nach Höherem. All die nervigen Dinge, um die sich Vegeta und der Rat kümmern mussten…das war nicht sein Ding.

Er mochte die Herausforderung der Jagd und des Kämpfens mit seinen Stammesbrüder, er liebte gutes Essen und besaß eine hübsche Höhle mit einem weichen Bett. Ab und zu erhörte ihn auch eine Frau, was zu gutem Sex führte…was wollte ein Mann mehr?!

Karotto hatte es bislang geschafft zu überleben, weil er seine Gier unter Kontrolle hielt. Nicht so wie die armen Wichte, die einst gegen Vegetas Befehl gehandelt hatten und das Aosaru-Dorf überfallen hatten. Sie hatten ihre Gier mit dem Tod bezahlt.

Gier hatte ihren ganzen Planeten zu Grunde gerichtet.

Als guter Jäger wusste Karotto wie wichtig es war, der Natur nicht mehr zu nehmen, als sie entbehren konnte.

Nein, Karotto war schlauer und blieb bescheiden.

Aber er musste zugeben…Topina war die erste Frau, bei dem es ihn verlockte, sich für sie in einem Tatakai zu streiten.

Allerdings wäre sein Gegner dann Vegeta…hm, eine schwierige Situation.

Karotto erreichte seine Höhle und rief nach Ninka, seiner kleinen Schwester. Diese kletterte aus dem oberen Stockwerk herab. Sie wischte ihre Hände an ihrem Rock ab, wodurch sie schwarzen Flecken darauf hinterließ.

Anscheinend hatte sie wieder in ihrem Zimmer das Malen mit Holzkreide geübt. Mittlerweile sahen ihre Höhlenwänden mehr Schwarz als Rotbraun aus, weil Ninka auf jeder freien Fläche übte. Aus dem unsicheren, zittrigen Strichen waren dadurch allmählich erkennbare Formen geworden.

„Was gibst?“ fragte sie ihn. „Das Abendessen ist noch nicht fertig.“

Verlegen rieb sich Karotto den Nacken, bis er es in einem schnellen Satz ausspuckte.

„Wir sind in drei Tagen zum Essen bei Palantay und Topina eingeladen.“

Ninka blinzelte überrascht, lächelte zuerst erfreut, wurde dann aber bleich.

„Was hast du getan?“ fragte sie mit erstickter Stimme und sah ihren großen Bruder strafend an.

„Warum „wir“? Du warst also bei Palantay? Bitte sag mir, dass du dich NICHT peinlich aufgeführt hast?“ fragte sie in hoher Tonlage.

Ihren vorwurfsvollen Blicken ausweichend, sah er zur Seite. Er konnte nicht verhindern, dass er beschämt rot wurde.

Ninka schrie auf, da sie sein Schweigen richtig als Geständnis ansah.

„Ich kann nicht glauben, wie du peinlich du bist. Jetzt wird die Stimmung komisch zwischen uns. Ausgerechnet jetzt, wo er sich allmählich an mich gewöhnt hat und locker geworden ist…“ lamentierte sie laut.

„Na, tschuldige, ich dachte wirklich, da läuft was zwischen euch, so wie du für ihn schwärmst. Ständig heißt es „Palantay kann dies, er kann das, er ist so geschickt“. Da dachte ich halt..“ versuchte Karotto sich zu rechtfertigen.

„Ja, ich schwärme für ihn. Aber er sieht mich immer noch als Kind an“ verbesserte Ninka ihn, während sie frustriert mit dem Fuß aufstampfte.

Sofort wurde sie durch ihre eignen Worte traurig; erinnerten sie diese doch an ihr Problem: sie mochte Palantay, sie fand ihn toll.

Aber er sah sie nicht als Frau an, sondern als geschlechtsloses Wesen, als reine Arbeitshilfe.

Selten zeigte er ihr ein zufriedenes Lächeln, war dagegen oft mürrisch und kurzangebunden. Ninka hatte sich informiert und herausgefunden, dass Palantay in seinem Leben sehr viel Verlust erlitten hatte und deswegen sehr verschlossen war. Er taute nur bei seiner Familie und den Mitgliedern seines Stammes auf.

 Aber dank ihrer Hartnäckigkeit schien er ihr auch langsam zu vertrauen: sein Tonfall war freundlicher geworden, sein Benehmen netter. Manchmal erzählte er ihr Privates und beantwortete ihre Fragen.

Ninka hatte die Hoffnung gehabt, allmählich akzeptiert zu werden, aber dann…dann musste ihr Bruder sich ja einmischen. Was würde Palantay jetzt von ihr denken?

Ninka bis sich auf die Lippen und rieb sich eilig über die tränenden Augen.

„Es ist ein gemeinsames Abendessen, mehr nicht“ versuchte Karotto sie zu beschwichtigen. „Ich werde später auf die Jagd gehen, damit wir was Tolles mitbringen können. Während des Essens bleibe ich höflich, wir lernen uns kennen und das war’s…ich werde nie wieder so bei ihm auftauchen. Ich misch mich nicht mehr ein!“

„Das will ich dir auch raten“ zischte Ninka bedrohlich.

 

Drei Tage später, besuchten Ninka und Karotto die Höhle von Palantay und Topina. Sie brachten als Gastgeschenk zwei zugedeckte, dampfende Töpfe mit.

In der mittleren Etage der mehrgeschossigen Höhle wurden sie empfangen. Auf dem Tisch stapelte sich eine Auswahl an verschiedenen Speisen, um die Gäste großzügig zu bewirten.

Bei der Menge und dem feinen Geschirr, welches ganz weiß und mit feinen, grünen Ranken bemalt war, bekam Karotto das Gefühl, als sollte er damit beeindruckt werden: als wollte Palantay seine Stellung beweisen.

Wer sonst könnte so feines Geschirr, so gute Speisen auftragen?

Selbst Vegeta hatte nicht so feine Töpferware im Besitz oder so eine schöne Höhle.

Die Wände in diesem privaten Teil der Höhle waren sorgfältig in buten Farben bemalt und bezeugten Palantays Können. Karotto verglich es unweigerlich mit dem Gekritzel seiner Schwester und erkannte nun den Unterschied zwischen Anfänger und Meister.

Hier gab es kein Raten; er erkannte sofort, was der Künstler bezweckte. 

Palantay hatte die Landschaft seiner Kindheit gemalt und erweckte ein Bild von der Schönheit Sadals.

Bei Ansicht der schneebedeckten Berge, geheimnisvollen Nebellandschaften, aus denen grüne Bäume und blauen Seen ragten, erhielt Karotto die Illusion, er könnte den Nebel aufsteigen spüren, als rieche er die Berge.

Das war also der Unterschied!

Kein Wunder, dass Palantay so stolz auf sein Können war.

Aber nicht nur die Umgebung und das Abendessen beeindruckten den Kurosaru. Sein Blick fiel immer wieder bewundernd auf die schöne Frau, die ihm fleißig Essen auftat.

Topina hatte sich zu Feier des Abends fein herausgeputzt und trug eine Ledertunika, die sorgfältig gegerbt, gebleicht und gefettet worden war. Dadurch erschien sie fast weiß und war besonders weich und anschmiegsam. Ihre hellblauen Haare, die sie offen trug, leuchteten dadurch noch mehr, ebenso der gewundene Schweif um die Taille und ihre blauen Augen.

Sie bemühte sich um rege Gespräche und lockerte die Stimmung auf. Dank ihr gab es kaum peinliche, unbehagliche Pausen.

Wie von ihr geplant, lernten sich Palantay und Karotto besser kennen.

Wie von Ninka erhofft, wurde die Stimmung intimer-persönlicher.

Am Ende des Abendessens waren beide Frauen zufrieden mit dem Ergebnis, während die Männer ihren Argwohn gegeneinander beendet hatten.

 

Dieses Abendessen war für mich ein Beispiel dafür, wie ich die Vorurteile einiger Saiyajins bezwang.

Gut, zugegeben, es war vor allem Topina und Ninka zu verdanken, dass ich nicht in meiner Arbeit versank.

Ohne sie hätte ich kein Sozialleben gehabt.

Topina zwang mich, zu den Versammlungen zu gehen, ungeachtet ob die besprochenen Themen mich interessierten oder nicht. Aber dadurch kam ich aus der Höhle und traf andere Saiyajins. Diese trauten sich dann, auf mich zuzugehen, weil ich nicht von der Arbeit abgelenkt war.

Durch Ninka lernte ich ihren Bruder und durch ihn andere Kurosaru-Saiyajins näher kennen.

Karotto lud mich als Entschuldigung zu einigen Abendessen mit seinen Stammesbrüdern ein, darüber war ich, als Aosaru, geschmeichelt. Eine solche Einladung, eine solche Ehre, lehnte man nicht ab.

Ich war der einzige Aosaru, der bei solchen privaten Veranstaltungen dabei war; der Rest bestand vorranging aus den schwarzhaarigen Saiyajins, hauptsächlich Krieger und Jäger, die Elite des Stammes.

Die Irritation am ersten Abend, als ausgerechnet ich zu ihnen trat, legte sich schnell und ich wurde ein Teil der Gruppe.

Auf diese Weise traf ich abends öfters auch auf Vegeta. Er war in dieser Feierabendstimmung manchmal ein anderer: entspannter, offener als Vegeta der Anführer, der auf Versammlungen sprach und Befehle erteilte.. Ich lernte eine neue Seite an ihn kennen. Dennoch behandelten ihn seine Freunde stets respektvoller als andere.

Mit uns sprach er vertrauliche Dinge an, darunter das Misstrauen, welches er für die Tsufurujins hegte.  Als er erfuhr, dass ich unfreiwillig die Tsufurujin-Sprache besser verstand als andere, da ich stets Topinas lauten Wiederholungen zuhörte, bat er mich, ihnen privat Unterricht zu geben.

Bislang waren die Männer zu beschäftigt gewesen, um bei Topinas Unterricht zu erscheinen oder hatten sich teils aus Stolz geweigert, die fremde Sprache zu lernen.

Doch wie Topina sah Vegeta einen Nachteil darin, dass wir die Fremden nicht verstehen konnten, diese umgekehrt dagegen die Saiyajins.

Seine Idee war es zuerst gewesen, anhand der saiyanischen Bilderschrift heimlich Botschaften auszutauschen. Doch die Bilder wiesen das Problem der Interpretation auf: nicht für jeden war die Botschaft klar erkennbar. Das lag daran, weil die Stämme teilweise andere Symboliken und Farben verwendeten. Die Saiyajins waren immer noch nicht EIN Volk; die lange Trennung untereinander hatte zu Unterschieden im Äußeren wie Inneren geführt.

Also versammelten wir uns jeden zweiten Abend in einer Höhle unter dem Vorwand, gemeinsam zu essen. Das taten wir zwar auch, aber vor allem ging es darum, unbeobachtet die fremde Sprache zu lernen.

Es war ein weiterer Akt des heimlichen Widerstands gegen die Tsufurujins und ich fühlte mich stolz, ein Teil davon zu sein.

Ich ahnte nicht, welch wichtige Rolle ich noch im Aufstieg der Saiyajins spielen würde.

 

 

 

 



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  TightsnoOuji
2022-11-12T15:55:09+00:00 12.11.2022 16:55
Ich habe jetzt auch diese FF durchgelesen und kann sagen, dass ich voll vertieft in dieser Story bin. Es ist mega spannend. Das hast du mal wieder echt gut hinbekommen. Ich freue mich schon auf die nächsten Kapitel! ❤️❤️


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