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Adventskalender 2020

All I Want For Christmas ...
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
https://www.youtube.com/watch?v=0-ogQEeHbu8&ab_channel=Queen-Topic
Queen Thank God It's Christmas
Das Kapitel gehört in den Teil des Entscheidungen-AUs, in dem Genesis Ramons Antrag angenommen hat, daher diese ewige Verwirrung mit der Beziehung zwischen den beiden. Sorry 🙄 Komplett anzeigen

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Türchen 15: Thank God It's Christmas (Ramon)


 

~ Thank god it’s Christmas – for one night. ~
 

„Antónia!“ Aus dem Augenwinkel hatte Ramon seine Schwester gerade noch bemerkt, als sie sich davonschleichen wollte; sie schaute schuldbewusst drein, als sie zur Gänze im Türrahmen erschien. „Was ist denn?“

„Mama wollte, dass ich euch hole, sie will jetzt den Baum schmücken.“

Ramon schloss angestrengt die Augen. „Kannst du uns“, setzte er mit einem Blick auf Genesis an, „noch fünf Minuten geben?“ Der schnaubte.

Antónia verweilte verlegen auf der Türschwelle. „Du weißt, wie Mama ist“, murmelte sie, während sie seinem Blick auswich.

Ja, natürlich wusste er das. Ihre Mutter hatte einen festen Zeitplan und einen eisernen Willen und ihre Kinder hatten nicht aus der Reihe zu tanzen. Entweder, man tauchte zum Baumschmücken rechtzeitig auf oder man verpasste die gesamte Prozedur, verschoben wurde nicht. Und es war essentiell, am Baumschmücken teilzunehmen. Immerhin fand es nur ein einziges Mal im Jahr statt.

Er suchte Genesis‘ Blick. Der schien alles andere als begeistert, zog dann allerdings die Schultern hoch, als ob er sagen wollte, dass sie jetzt wohl genauso gut an Familienaktivitäten teilnehmen konnten. Ramon nickte Antónia zu. Immer noch etwas beschämt führte sie die kleine Gruppe an auf dem Weg den Flur entlang. Genesis schien ihr nur widerwillig zu folgen.

„Weißt du“, wandte er sich wispernd an Ramon, „es sieht dir nicht unähnlich, zu glauben, fünf Minuten würden ausreichen.“

„Können wir das wann anders klären?!“, gab Ramon in einem verärgerten Flüsterton zurück.

Kurz vor der Biegung, die der Flur zur Treppe nahm, blieben sie wieder abrupt stehen. „Wann?“, fragte Genesis mit einem Blick, der so viel mehr sagte als dieses eine Wort.

„Ich weiß es auch nicht, zufrieden?“, erwiderte Ramon eindringlich. Er hatte Genesis‘ Augen noch nie so düster dreinschauen sehen. „Ich hab hier nichts zu sagen, ich folge genauso wie du, ich weiß es nicht. Hör mal, ich weiß, du liebst es ständig nur zu streiten, aber es wäre nett, wenn wir wenigstens für die Feiertage ein nettes Bild für die Familie abgeben könnten.“

„Oh, ich bin überzeugt, dass ich deine Familie problemlos glauben machen kann, wir wären das perfekte Paar ohne Konflikte“, sagte Genesis etwas herablassend.

„Weißt du was, ich wäre nicht überrascht“, beendete Ramon ihre Diskussion. Sie schlossen zu Antónia auf. Noch auf der Treppe spürte Ramon, wie Genesis neben ihm innerlich rauchte, doch kaum waren sie im festlich geschmückten Wohnzimmer angekommen, legte Genesis eine solch überzeugende Fröhlichkeit auf, dass er sogar Ramon beinahe getäuscht hätte; doch er erkannte immer noch die Finsternis in seinen Augen.

„Ah, da seid ihr ja!“ Ramons Mutter nahm Genesis sofort in Beschlag. „Ein großer starker Mann, das war genau das, was wir brauchten. Ich bin der Meinung, der Baum steht schief, aber Papa sagt, er ist ok!“

Genesis stellte sich mit vor den Baum. „Weißt du, wenn man den Kopf so schief legt wie du, kann der Baum eigentlich nur schief wirken“, witzelte er unbeschwert.

„Oh, du!“, schalt ihn Ramons Mutter liebevoll. „Jetzt geh und hilf Papa, den Baum geradezurichten – und ihr“, sagte sie zu Ramon und Antónia, „ihr holt den Baumschmuck aus dem Keller, die große Kiste, auf der ‚Weihnachten‘ steht, sie ist bestimmt ganz hinten.“

„Du meinst die Kiste, die wir jedes Jahr holen?“, fragte Ramon trocken.

Seine Mutter hob einen Finger. „Sei lieb zu Mama“, mahnte sie ihn, bevor sie sich umwandte und die Aufrichtung des Baums überwachte. Ramon gab Antónia ein Zeichen und sie machten sich auf den Weg zum Keller. Er spürte ihre schüchternen Blicke von der Seite. „Was?“, fragte er.

Sie nickte zurück in Richtung des Baums. Auch Ramon sah sich um. Er wollte nicht darüber reden. „Findest du nicht auch, dass an meinem Mann ein Schauspieler verloren gegangen ist?“, fragte er stattdessen. Antónia machte einen überforderten Eindruck; sie schien es vorzuziehen nichts zu sagen.

Sie öffneten die Tür zum Keller, schalteten das Licht ein und liefen vorsichtig die Treppe hinunter. Ramon wunderte sich, was er erwartet hatte. Er wusste, dass sie unablässig stritten, fast täglich, sie betrieben den Ehestreit fast wie eine Art Sport. Diskussionen konnten sich an beinahe allem entzünden, wenn er zu spät dran war, wenn er zu früh dran war, der Anlass war im Grunde zweitrangig.

Antónia, die die Taschenlampe ihres Handys eingeschaltet hatte, machte die Kiste ausfindig. Sie zogen sie aus der Ecke zwischen Fahrrädern, Schlittschuhen und großen Osterhasen hervor und hievten sie wortlos gemeinsam die Treppe empor, was einiges an Konzentration erforderte; die Kiste kam Ramon jedes Jahr größer vor.

„Wohin?“, fragte Antónia, als sie wieder am nun gerade ausgerichteten Baum angekommen waren. Wie eigentlich immer stellten sie die Kiste auf das Sofa, neben dem ein Tisch stand, auf dem sie die Dekoration vor dem Schmücken ordentlich verteilten, sodass sie gleichmäßig am Baum angebracht werden konnte.

Ramon versuchte, Genesis nicht anzusehen, der für den Lichtschmuck verantwortlich war. Sie mochten zwar viel und häufig und leidenschaftlich streiten, der Konflikt explodierte wie aus dem Nichts, sie beide waren urplötzlich zornig, warfen sich Dinge an den Kopf, doch ebenso unvermittelt, wie er gekommen war, flaute der Streit für gewöhnlich auch wieder ab und wenige Minuten später tranken sie schon in Ruhe ihren Nachmittagskaffee, während Ramon die Highlights aus der Tageszeitung vortrug. Normalerweise.

Der Rest der Familie trudelte im Laufe des Nachmittags ein, das Festessen wurde aufgetragen, alles nahm an einer langen Tafel Platz, Ramons Mutter an einem Tischende, seine älteste Großmutter am anderen. Sie aßen sich durch Kabeljau, Kohl, Kartoffeln und Dessert. Ramon, zwischen seiner Mutter und Antónia platziert, wechselte den ganzen Abend kein Wort mit Genesis, der ihm schräg gegenüber saß. Stattdessen hing er über seinem Teller, tief in Gedanken, und brauchte so lange für nur einen Gang, dass man am Tisch glaubte, es müsste schon seine dritte Portion sein, sodass er wenigstens von Nachschlag verschont blieb.

Ramon hatte sich auf dieses Weihnachtsfest gefreut, er hatte gedacht, vielleicht würden sie endlich ein paar Tage ohne Zank verleben inmitten einer großen Familie, die er so wie hier nur dieses eine Mal im Jahr sah. Er hatte eine friedliche Zeit erwartet, in der er endlich zu all den Dingen kam, die während der langen Arbeitswochen auf der Strecke blieben. Er hatte gedacht, während der Feiertage würden sie sich vertragen, weil sie sich liebten und glücklich waren und weil sie normalerweise nur wegen der Enge ihrer Wohnung so oft aneinandergerieten.

Doch irgendetwas an dem kurzen bösen Blick, den Ramon von Genesis auffing, sagte ihm, dass etwas Grundlegenderes zwischen ihnen nicht stimmte, das eine Nacht und ein Tag auch nicht kitten konnten.
 

~ Thank god it’s Christmas – for one day. ~
 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich bin immer überrascht, für wie viele Leute Streit zu Weihnachten dazugehört. 🤷‍♀️

"...und brauchte so lange für nur einen Gang, dass man am Tisch glaubte, es müsste schon seine dritte Portion sein ..." Die Idee hab ich aus der Alexandervita des Plutarch, wo er schreibt, Alexander hätte so viel Zeit über einem Becher Wein verbracht, dass der Eindruck entstand, er müsste wohl viel trinken, obwohl er angeblich nur sehr, sehr wenig getrunken hat. Gleichzeitig schreibt Plutarch gefühlt alle paar Zeilen, Alexander hätte dieses betrunken getan, Alexander hätte jenes betrunken getan ... Wo liegt jetzt die Wahrheit? :'D

Trinkt jedenfalls nicht so dolle viel. Passt auf euch auf, stay happy and healthy.
Tobie Komplett anzeigen

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