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Was sie nicht wissen...

von

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Kapitel 4

Lilli stand schon am Stammplatz der Freundinnen, als Natascha dazu kam. Sie hatte gerade Geschichte gehabt und der Lehrer überzog jede Stunde.

„Hey Lilli!“

„Hallo.“

„Und wie fandest du die Vorstellung gestern?“

„Toll, sie haben das Stück richtig gut gespielt. Nur schade, dass Jana nicht dabei sein konnte. Ich habe sie am Abend noch angerufen gehabt und sie war echt enttäuscht. So wie wir hatte sie doch alle Stücke gesehen, seit wir an der Schule sind.“

„Wie geht es ihr denn?“, wollte Natascha wissen.

„Etwas besser. Am Montag kommt sie wieder zur Schule.“

„Sag mal, es hat doch jemand von der Video AG mitgefilmt. Wie wäre es, wenn wir fragen, ob wir die Aufzeichnung bekommen?“

„Das wäre klasse, dann könnte sich Jana das Stück auch ansehen.“

„Ich habe gleich Physik, da kann ich Thomas fragen, ob das möglich wäre. Er ist ja auch in der AG“, sagte Natascha und holte einen Apfel aus ihrer Brotbüchse.

„Okay. … Hatte euer Kurs eigentlich schon einen Kuchenbasar gemacht?“

„Ja, wir waren vor drei Wochen dran, ich hatte einen Schokokuchen gebacken. Wie lief denn der Verkauf gestern?“

„Eingenommen haben wir jede Menge, aber das Verkaufen war anstrengend. Die Leute wollten immer genau das, was wir nicht da hatten. Das hat echt genervt!“

„Warum hattest du dich denn überhaupt zum Verkauf eingetragen?“

„Ich habe keine Ahnung“, antwortete die Braunhaarige.

„Dann brauchst du dich auch nicht zu beschweren.“

Natascha grinste ihre Freundin an und diese zog eine Grimasse.

„Als die Aufführung vorbei war, habe ich beim Aufräumen geholfen. Da habe ich gesehen, wie du mit Klaus über den Schulhof gelaufen bist. Wie kam es denn dazu?“

Da die Blonde genau wusste, dass Lilli etwas gegen Klaus hatte und sich sicher gleich über die Verabredung aufregen würde, verschwieg sie ihr die Wahrheit. Und war froh darüber, dass sie erst außerhalb der Schulgeländes Hand in Hand gelaufen waren.

„Na ja, wir saßen zufällig nebeneinander und weil wir den gleichen Heimweg haben, sind wir gemeinsam nach Hause gelaufen.“

„Es hätte mich auch gewundert, wenn du mit diesem Macho zur Aufführung gegangen wärst.“

 

Auch Klaus stand mit seinen Freunden auf dem Schulhof. „Sag mal, Klaus, wo warst du denn gestern Abend? Ich habe versucht, dich zu erreichen“, meinte Christian.

„Ich habe mir das Stück der Theatergruppe angesehen.“

„Warum eigentlich? Jedes Jahr gehst du dort alleine hin und tust dir das an.“

„Ich tue mir gar nichts an! Ihr seid wohl eher diejenigen, die etwas verpassen. Sie haben jedes Mal tolle Stücke, bei denen man lachen kann, aber auch mitdenken muss“, erwiderte Klaus.

„Ach, was soll’s. Das war eh das letzte Stück, das wir während unserer Zeit hier hätten sehen können. Also, es lohnt sich nicht weiter darüber zu reden“, sagte Pascal und fing auch gleich mit dem nächsten Thema an.

„Was machen wir eigentlich heute Abend?“

„Ich bin dafür, dass wir ins Shining gehen.“

„Hört sich gut an. Die Mädels werden bestimmt auch da sein.“

„Ich habe heute schon etwas anderes vor, tut mir leid“, sagte Klaus.

„Was soll das heißen, du hast etwas anderes vor?“

„Was heißt das wohl?“

„Ja, aber was machst du?“, fragte Christian.

„Ich bin mit jemand verabredet.“

„Mit wem denn?“

Doch bevor der junge Mann die Frage beantworten musste, klingelte es zum Pausenende. „Lasst uns gehen, unser Sportlehrer wird nicht sehr begeistert sein, wenn wir zu spät kommen.“

 

Als Natascha von der Schule kam, machte sie sich die Reste des Mittagessens vom Vortag in der Mikrowelle warm und sah sich nebenbei das Ende ihrer Nachmittagsserie an. Danach machte sie sich ans Saubermachen, jeden Freitag wurde das Haus in Ordnung gebracht. Sie fing mit ihrem Zimmer an, ging dann zum Bad über und wischte zum Schluss im Gästezimmer den Staub weg. Die Blonde war gerade dabei die Treppen abzusaugen, als ihre Eltern von der Arbeit kamen.

„So wie es aussieht, brauchen wir heute wohl nichts mehr machen“, meinte ihr Vater und rieb sich die Hände. „Das kannst du vergessen, ich habe selbstverständlich etwas für euch übriggelassen.“

Sie grinste ihn an und beendete dann die angefangene Arbeit. Zehn Minuten später war Natascha fertig, sie stieg unter die Dusche und setzte sich dann frisch geduscht und eingecremt an ihren Schreibtisch, um schon die Hausaufgaben für die nächste Woche anzufangen.

Oh nein, es ist schon Viertel acht! Ich muss mich fertig machen!, dachte sie nach etwa einer Stunde und stand zügig auf. Es behagte ihr zwar nicht, den Schreibtisch so unaufgeräumt zu hinterlassen, aber die Verabredung mit Klaus hatte Vorrang.

 

Es war kurz nach halb acht, als es an der Haustür klingelte. Natascha schnappte sich ihre Handtasche und hastete die Treppe hinunter. „Ich bin dann weg! Tschüß!“, rief sie noch und trat dann in den Flur.

Sie öffnete die Haustür und stand Klaus gegenüber.

„Hallo!“

„Hi“, sagte Klaus und sah zu, wie Natascha ihre Jacke und die Schuhe anzog.

„So, jetzt bin ich fertig.“

„Dann kann es ja losgehen.“

Sie liefen den kleinen Weg vor dem Haus entlang und stiegen in Klaus’ Auto ein. Die Fahrt dauerte nicht lange, nach nur wenigen Minuten waren sie am Kino angekommen. Es war ein großes Gebäude für die Größe ihrer Stadt, in dem vier Kinosäle untergebracht waren. An einer Ecke des Hauses befand sich eine Bar, das Shining. Die Zwei liefen durch den Haupteingang und die Treppe hinauf. Klaus hatte die Karten bereits am Nachmittag gekauft und zog Natascha sanft zum Kinosaal 1, als sie in Richtung Kasse gehen wollte.

„Ich habe doch gesagt, dass ich dich einlade!“, sagte er.

Sie sah ihn mit einem sanften Lächeln an und genoss die Wärme seiner Hand, die ihre ergriffen hatte. „Aber dann bezahle ich das Popcorn!“

 

Das Shining war gemütlich und behaglich eingerichtet. Zwei der Wände bestanden etwa zur Hälfte aus Glas, hinter einer sah man die Treppe, die zum Vorraum des Kinos führte. Es gab mehrere Zweier- und Dreiertische aus dunklem Holz, an denen Stühle aus demselben Material standen, die jedoch sehr angenehm im Sitzen waren. Auch gab es Sitzgelegenheiten für mehrere Personen und das Highlight der Bar war die Couchecke. Bequeme dunkle Sofas waren in einem U angeordnet, in der Mitte standen drei kleine Tische, auf denen die Getränke abgestellt werden konnten. Von der Decke hingen mehrere weiße Tücher, halb durchscheinend, die die Privatsphäre etwas sichern sollten. Für den heutigen Abend hatte sich Anne die Ecke reservieren lassen, sie gehörte mit ihren Freundinnen zu den Stammgästen, für die diese Möglichkeit eingeräumt wurde. Seit kurz nach einundzwanzig Uhr hatten nun also Anne, Steffi, Sabrina und Lydia auf der Couch Platz genommen. Die Mädels tranken ihre bunten Cocktails, sprachen über Jungs, Klamotten und vieles mehr, wobei viel gelacht wurde.

„Jana hat heute in PB wieder alleine mit dem Lehrer gesprochen. An sich waren wir anderen ja ganz froh darüber, aber ihre Art nervt einfach nur“, fing Lydia an.

„Oh ja, sie ist so altklug und die Redeweise ist auch so, als wäre sie schon fünfzig.“

„Das kommt bei den Lehrern natürlich gut an. Streber halt.“

„Kein Wunder, dass sie mit Natascha und Lilli befreundet ist“, sagte Anne abwertend.

„Lilli ist gar nicht so verkehrt. Mit ihr kann man ganz cool über Bands quatschen“, warf Sabrina ein, die einige Kurse mit Lilli besuchte und sie etwas besser kennen gelernt hatte.

„Hmmm.“

„Na Mädels, dürfen wir euch Gesellschaft leisten?“ Etwa eine Stunde nach Eintreffen der kleinen Gruppe stießen Pascal und Christian zu ihr.

„Wenn ihr uns einen Drink spendiert“, erwiderte Anne kühn.

„Wenn wir dafür mit euch den Abend verbringen dürfen, machen wir das doch gern“, war die charmante Antwort.

„Wo ist eigentlich Klaus? Ihr seid doch sonst immer zusammen anzutreffen“, fragte Steffi, als die Jungs ihre Bestellung aufgegeben hatten.

„Der hatte heute etwas anderes vor, was genau wollte er uns aber nicht sagen.“

„Er meinte nur, er sei verabredet.“

„Und mit wem?“, fragte Steffi weiter.

„Das hat er uns ebenfalls nicht gesagt. … Ich vermute ja, dass jemand aus seiner Familie Geburtstag hat und es ihm peinlich ist, uns zu sagen, dass er an einem Freitagabend auf einer Familienfeier ist“, mutmaßte Christian und nahm einen Schluck aus dem Glas, das die Kellnerin gerade gebracht hatte.

Sie saßen schon ungefähr eine halbe Stunde zusammen und überlegten gerade, ob sie den Abend im Shining oder in der nah gelegenen Diskothek Roxx beenden sollten, als Lydia zur Treppe des Kinos sah. Ein Film musste gerade zu Ende sein, denn etliche Menschen liefen die Stufen nach unten in Richtung Ausgang.

„Sagt einmal, ist das dort nicht Klaus?“, fragte sie und deutete auf einen jungen Mann.

„Na klar!“, meinte Pascal.

Anne sah auch in die angegebene Richtung und entdeckte ihren Exfreund, der mit einem anderen Mädchen zusammen war.

„Sagt mir bitte, dass das nicht Natascha ist, mit der er dort läuft.“

„Ich muss dich leider enttäuschen, Anne.“

Die Zwei liefen zum Eingang hinüber und verschwanden aus dem Sichtfeld der Clique.

„Gestern haben wir die beiden auch schon gesehen, sie waren zusammen bei der Theateraufführung“, sagte Steffi.

„Wir haben uns nichts weiter dabei gedacht, aber wenn sie jetzt, sogar Händchen haltend, gemeinsam ins Kino gehen, dann wird wohl mehr zwischen ihnen sein.“

„Er hat mich also abserviert, weil er mit Natascha zusammen sein wollte?“ Anne schüttelte ungläubig den Kopf, sie konnte es nicht fassen. „Entschuldigt mich bitte kurz.“

Sie stand auf und schlängelte sich zwischen den vielen Tischen hindurch zu den Toiletten. Ihre Freunde sahen ihr mit bedrückten Mienen hinterher. Die Schwarzhaarige verschwand hinter der Tür und war froh, dass sich gerade niemand im Vorraum aufhielt. Sie trat an eins der Waschbecken, stützte sich darauf und sah in den Spiegel mit dem dunklen Holzrahmen.

Wie kann er mir das nur antun? Wie kann er nur? … Dieses Mädchen ist doch deutlich unter seinem Niveau! Wie stellt er sich das denn nur vor? Pascal und Christian können sie nicht leiden. Will er seine Freunde etwa für sie aufgeben? Warum wählt er gerade sie als Freundin? Es hätte doch jede andere sein können. Aber warum ausgerechnet sie? … Was hat sie nur, was ich ihm nicht bieten konnte?

 

Natascha und Klaus liefen gemächlich zum Parkplatz herüber. Es war eine klare Nacht, man konnte die Sterne am Himmel sehen, wodurch es allerdings auch recht kalt war.

„Es ist ja noch nicht wirklich spät“, meinte Klaus.

„Nein, nicht wirklich.“

Die Blonde schmunzelte und wartete auf seine nächsten Worte.

„Na ja, hast du vielleicht Lust mit zu mir zu kommen? Wir könnten uns noch einen Film ansehen. Aber nur, wenn du möchtest.“

„Gerne.“

Sie stiegen in das Auto und der junge Mann fuhr los. Die Fahrt verlief sehr ruhig, nur das Radio lief und spielte einen Song aus den 80er-Jahren. Natascha schloss kurz die Augen und versuchte, einfach den Moment zu genießen. Nach kurzer Zeit hielt das Auto auf einer Auffahrt. Das dazugehörige Haus war groß, es hatte einen weißen Anstrich und ebenfalls weiße Jalousien, die an den unteren Fenstern heruntergelassen worden waren. Sie liefen durch einen liebevoll gestalteten Vorgarten zur Haustür, Klaus schloss auf und sie traten in den Flur. Eine Treppe führte in das Obergeschoss und mehrere geschlossene Türen waren zu sehen, hinter einer brannte Licht. Klaus nahm Natascha die Jacke ab, hängte sie an die Garderobe und öffnete dann eine der Türen. Er lief durch das dunkle Zimmer und schaltete die Schreibtischlampe an. Der Tür gegenüber war ein Fenster, an der linken Wand stand eine Couch und an der rechten der Schreibtisch sowie zwei kleinere Schränke, neben der Tür stand der Kleiderschrank.

„Trau dich und tritt ein!“

Er schaltete den Rechner ein.

„Möchtest du etwas trinken?“

„Gern.“

„Ist Orangensaft in Ordnung?“

„Sicher.“

Klaus verließ das Zimmer, während Natascha sich auf die Couch setzte und sich umsah. An den Wänden hingen Poster, zum Teil von Fußballstars, zum Teil von Strandlandschaften. Die Arbeitsmaterialien lagen ziemlich zerstreut auf dem Schreibtisch herum, doch insgesamt war das Zimmer aufgeräumt. Der Rechner war inzwischen hochgefahren und auf dem Desktop sah man eine Vulkaninsel, die im Meer lag. Klaus kam mit zwei Gläsern und einer Flasche Orangensaft zurück und im nächsten Moment hielt Natascha ein gefülltes Glas in der Hand. Der junge Mann öffnete einen der kleineren Schränke und eine große DVD-Sammlung kam zum Vorschein.

„Auf was hast du denn Lust? Action, Komödie, Liebe?“

„Wie wäre es mit einer Liebeskomödie? Black Matt war schließlich schon aufregend genug“, meinte Natascha und dachte dabei an Klaus’ Hand, die während des Kinobesuchs sehr gelitten haben musste.

„Okay. Welchen Film würdest du gern sehen?“

Er zählte mehrere Titel auf und Natascha entschied sich für einen Film mit ihrer Lieblingsschauspielerin. Klaus öffnete das DVD-Laufwerk seines Computers, legte den Film ein und kurz darauf begann der Vorspann. Er dimmte das Licht und setzte sich neben Natascha auf die Couch. Sie lehnte sich an ihn und Klaus legte seinen Arm um sie. Die Zwei sahen sich den Film an und kommentierten die ein oder andere Szene.

„Guck dir das doch einmal an! Nach dem Sturz hätte er mindestens einige Knochenbrüche, aber nichts ist“, regte sich Klaus auf.

„Das ist nun einmal ein Film. Das Ganze muss doch zur Handlung passen und wenn die männliche Hauptfigur jetzt ins Krankenhaus müsste, wäre seine große Liebe schon im Flugzeug und auf dem Weg nach Afrika.“

„Du hast ja recht, aber trotzdem.“

Zum Schluss ging die Handlung nach einigen weiteren Tiefschlägen für die Hauptfigur jedoch gut aus.

„Na ja, manchmal müssen solche Filme auch sein, immer nur Action oder ernste Themen hält man auf die Dauer nicht aus.“

„Mhm…“

„Hey, was ist denn mit dir? Du bist doch nicht etwa müde?“

Klaus richtete sich auf und Natascha tat es ihm nach, sie hatte ja auch keine wirklich andere Wahl, denn sie hatte an ihn gelehnt auf der Couch gelegen.

„Ich? Nein! Wie kommst du denn darauf?“

Die Blonde sah ihn an. Die Abspannmusik lief noch und irgendwie lag ein Knistern zwischen ihnen.

„Du siehst mit den offenen Haaren viel hübscher aus als immer nur mit dem Pferdeschwanz“, flüsterte er und sah, wie sich ihre Wangen rot verfärbten.

Langsam beugte Klaus sich zu ihr herüber und küsste sie, erst vorsichtig, dann begehrend. Seine Hand griff in ihr offenes Haar und hielt ihren Kopf sanft fest.

Jäh wurden sie unterbrochen vom Handyklingeln, das aus Nataschas Handtasche kam. Sie rappelte sich auf und kramte das Telefon aus der Tasche. „Oh shit, ich habe meine Eltern versprochen um Mitternacht zuhause zu sein.“ Klaus auf die Uhr, es war bereits halb eins, während sie den Anruf annahm.

Zwei Minuten später machten sie sich gemeinsam auf den Weg, der sehr kurz war, nur fünf Minuten brauchten sie bis zu Nataschas Haustür. Nicht wesentlich länger fiel die Verabschiedung aus.

„Schlaf gut und träume schön“, sagte Klaus, der dicht vor Natascha stand. Sie konnte seinen Atem auf ihrer Haut spüren.

„Danke. Du au…“ Sie konnte den Satz nicht beenden, denn er küsste sie sanft zum Abschied.

 

Zwanzig Minuten später lag Natascha in ihrem Bett und dachte über den Abend nach. Sie war unglaublich glücklich. Seit sie in der Oberstufe mit Klaus in denselben Kursen saß, hatte sie ihn immer mehr mögen gelernt und irgendwann wurde es eine heimliche Schwärmerei, von der sie niemandem je erzählt hatte. Sie hätte sich nie getraut, ihn nach einer Verabredung zu fragen, zumal er gleich am Anfang der elften Klasse mit Anne zusammenkam. Die Zwei schienen perfekt zusammen zu passen, sie hatten den gleichen Freundeskreis, die gleichen Interessen. Für Anne war Klaus nicht der erste Freund, sie war sicher wahnsinnig erfahren. Bei diesem Gedanken wurde Natascha ganz anders zumute. Sie hatte das Gefühl, sich total dämlich angestellt zu haben, schließlich hatte sie noch nie jemanden geküsst und wusste nicht, wie Klaus es empfunden hatte. Er musste sie doch für eine komplette Null halten. Gegen Anne konnte sie nur verlieren.

Lange wälzte sie sich mit diesen Gedanken im Bett hin und her, bis sie gegen halb drei nach ihrem Handy griff und Klaus eine Nachricht schrieb.

Ich komme mir total doof vor, dass ich dir das schreibe, aber ich habe das Gefühl, dass ich dich enttäuscht habe. Ich weiß auch nicht…. Ich hatte noch nie einen Freund und weiß deshalb nicht, wie man küsst. Geschweige denn, gut küsst. Ich… ich wollte dir das einfach nur sagen und hoffe, dass du trotzdem noch mit mir zu tun haben möchtest. Danke noch einmal für den schönen Abend.

 

***

 

We could be the stars out here tonight

Don't go back to reality

Side by side we follow the light

Don't go back to reality
 

And I'm lost, and I'm lost, and I'm lost on fire

But I know that we both could ignite

We could be the stars out here tonight

Don't go back to reality

 

[Stars von Vize]

Anne tanzte wie in Trance zu der Musik. Seit zwei Stunden war sie auf der Tanzfläche, machte keine Pause, kümmerte sich nicht um ihre Freunde, die inzwischen aufgegeben hatten, sie zum Tisch zurückzuholen.

„Das war wohl etwas zu viel für sie, dass sie Klaus mit Natascha zusammen gesehen hat“, meinte Lydia.

„Wir wissen ja gar nicht, ob wirklich etwas zwischen ihnen läuft. Ich kann es mir auch nicht vorstellen – was haben sie denn für Gemeinsamkeiten? Keine, oder?“

„Naja, aber es heißt ja auch, Gegensätze ziehen sich an. Und die beiden könnten nicht unterschiedlicher sein.“

„Lasst uns doch das Spekulieren. Wir fragen Klaus einfach am Montag danach“, sagte Pascal, der keine Lust auf diese Gespräche hatte. Er wollte den Freitagabend unbeschwert genießen. „Will noch jemand etwas von der Bar?“

Bestellungen wurden abgegeben und Geld eingesammelt, dann zwängte er sich zwischen den Umstehenden und Tanzenden durch zur Bar.

„Trink mal was, du bist seit Ewigkeiten hier auf der Tanzfläche!“ Anne sah auf das Getränk, das ihr hingehalten wurde, dann auf den jungen Mann. Sie hatte ihn schon ab und zu im Roxx gesehen, er hatte aber nie lange ihre Aufmerksamkeit erhalten.

„Danke“, sagte sie und griff nach der Flasche mit dem fertig gemixten Cocktail, bevor sie einen kräftigen Schluck nahm.

„Hast du heute keine Lust auf deine Freunde? Ich sehe dich sonst immer nur mit ihnen auf der Tanzfläche“, fragte der junge Mann mit den dunklen Haaren.

„Nee, ich wollte heute etwas Frust los werden“, erwiderte Anne.

„Ist es schon etwas besser geworden durch die Tanzeinlage, die mir übrigens sehr gefallen hat?“

Anne musste lächeln über das Kompliment. „Ja, der Alkohol hat auch dazu beigetragen. Danke nochmal.“ Sie hob die Flasche, um zu symbolisieren, wofür ihr Dank stand. „Ich bin übrigens Anne.“

„Freut mich, dich kennenzulernen. Ich bin Anton.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  CaveJohnson
2020-05-30T07:00:34+00:00 30.05.2020 09:00
Haha, hier hab ich wohl wieder viel zu schreiben.^^

Beschrieben wird hier alles wieder sehr anschaulich, der Club und später auch das Haus, schön schön.

Jetzt treten wieder viele Figuren auf den Plan, deren Namen ich mir versuche zu merken, obwohl dies vermutlich nicht wirklich nötig sein wird.^^

Dadurch wird es aber auch (für mich) stellenweise etwas unklar, wer was sagt. Hier zum Beispiel:

„Jana hat heute in PB wieder alleine mit dem Lehrer gesprochen. An sich waren wir anderen ja ganz froh darüber, aber ihre Art nervt einfach nur“, fing Lydia an.
„Oh ja, sie ist so altklug und die Redeweise ist auch so, als wäre sie schon fünfzig.“
„Das kommt bei den Lehrern natürlich gut an. Streber halt.“
„Kein Wunder, dass sie mit Natascha und Lilli befreundet ist“, sagte Anne abwertend.
„Lilli ist gar nicht so verkehrt. Mit ihr kann man ganz cool über Bands quatschen“, warf Sabrina ein, die einige Kurse mit Lilli besuchte und sie etwas besser kennen gelernt hatte.
„Hmmm.“

Was ich mich frage ist, warum Annes Freundinnen die Jungs auf Klaus ansprechen. Ich meine, das war jetzt natürlich nicht allzu viel, aber es wäre doch auch in deren Interesse, im Beisein ihrer Freundin nicht über ihn zu reden.

Dann wieder die Gedanken...

Wie kann er mir das nur antun? Wie kann er nur? … Dieses Mädchen ist doch deutlich unter seinem Niveau! Wie stellt er sich das denn nur vor? Pascal und Christian können sie nicht leiden. Will er seine Freunde etwa für sie aufgeben? Warum wählt er gerade sie als Freundin? Es hätte doch jede andere sein können. Aber warum ausgerechnet sie? … Was hat sie nur, was ich ihm nicht bieten konnte?

Das finde ich schon wieder so ein bisschen übertrieben, muss das ein so ausschweifender Einblick in ihre Gedanken sein?

Der folgende Teil ist dann natürlich wieder… das, was zu erwarten war.^^
Ich frage mich zwar, warum man nach dem Kino noch unbedingt einen weiteren Film schauen will, und vor allem, welcher Junge in seiner DVD-Sammlung Romcoms hat, und zwar scheinbar mehrere, aber ich schweife ab.^^
Ich glaube, das kann ich mit meiner willentliche Aussetzung der Ungläubigkeit aber auch noch ausmachen, haha. xD

An der Stelle, wo sie über den Kuss nachdenkt, hab ich jetzt auch nichts groß auszusetzen, schließlich gibt es wohl Leute, die sich darüber Sorgen machen, und in ihren Charakter passt es wohl gut rein.^^

Dieses Lied am Ende scheint mir auch recht passend gewählt, für die Situation, in der sich Anne befindet.
Auch das Ende ist dann ein schöner Abschluss, und ich bin gespannt, wo sich das jetzt noch mit Anne und Anton hinentwickelt.

Trotzdem noch zwei kleine Sachen:

„Lasst uns doch das Spekulieren. Wir fragen Klaus einfach am Montag danach“

Irgendwie klingt der erste Teil komisch, hätte ich nicht so formuliert.

Außerdem:

„Danke“, sagte sie und griff nach der Flasche mit dem fertig gemixten Cocktail, bevor sie einen kräftigen Schluck nahm.

,,Flasche mit dem fertig gemixten Cocktail" im Club, wie darf ich mir das vorstellen?^^

Mann, fühlt sich dieses Kapitel lang an, obwohl es kürzer ist, als das vorherige. Liegt vermutlich unter anderem daran, dass sich hier ständig der Ort des Geschehens verändert.
Aber ich bin auf jeden Fall gespannt, wie es weitergeht. ;)

Viele Grüße
CJ
Antwort von:  Atina
01.06.2020 20:15
Danke für deinen ausführlichen Kommentar. :)

Muss man denn wirklich wissen, wer was sagt? Ich finde das voll nervig, wenn ständig "bemerkte x", "sagte y" usw. dasteht. Dafür müsste mehr Handlung zwischen den Gesprächen sein, damit es besser klingt.... und dann ist man wieder vom Gespräch abgelenkt. Ist so meine Idee.
Warum die Mädels Klaus ansprechen - naja, weil die Jungs einfach immer zusammen unterwegs sind und auch Unternehmungen mit der Mädelsgruppe zusammen machen. Zwischen dem ersten Kapitel mit der Trennung und der aktuellen Handlung sind ja auch ein paar Monate vergangen, da ist vielleicht schon etwas Gras hinübergewachsen.
Okay. Annes Gedanken könnte man auch weglassen bzw. kürzen - ist wieder aus dem Original übriggeblieben.

Nun, das mit dem Date beruht auf Erfahrung. Ich war auch mal im Kino und habe danach noch einen Film zuhause geschaut. Und zu den RomComs - vielleicht ist ja die DVD-Sammlung der ganzen Familie in seinem Zimmer. ;)

"Stars" hatte ich eigentlich gewählt, weil ich das Lied häufig gehört habe, als ich den Teil geschrieben habe. :D Aber jetzt, wo du es sagst, passt es wirklich sehr gut. ;)
Und das mit dem Cocktail ist so eine Sache. Ich wollte kein Bier nehmen, weil Frauen das seltener trinken, und ich wollte kein Cocktail im Glas nehmen, weil ich das dachte, das sieht komisch aus, wenn er damit über die volle Tanzfläche läuft... also wollte ich gern eine Flasche mit Mixgetränk. Sowas wie ein Alcopop - dieses Wort war aber vor 20 Jahren geläufig und ich wusste nicht, ob das heute noch jemand weiß, was es ist. Gibt doch so fertige Mixgetränke in der Flasche zu kaufen. Lieber "Mixgetränk" schreiben?
Antwort von:  CaveJohnson
01.06.2020 21:58
Naja, für die Charakterisierung fände ich es nicht ganz unwichtig, aber gut, du hast halt eh paar unwichtige Nebencharaktere, die man sich nicht wirklich merken kann/muss.

Warum wundert mich das nicht, dass das auf eigenen Erfahrungen beruht.^^
Naja, das sind scheinbar sehr seltsame Leute in dieser Familie, ich glaube, die muss ich nicht verstehen.

Fand die Bezeichnung Cocktail schon sehr irreführend in dem Zusammenhang, deshalb habe ich gefragt.
Antwort von:  Atina
02.06.2020 10:52
Jap, das bereits thematisierte Nebenchara-Design zieht auch natürlich durch die ganze Geschichte. Sorry...


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