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Finding Love

Sasusaku Highschool Lovestory
von

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Ratlosigkeit

Einen Moment herrschte Stille.
 

Normalerweise hätte Sai irgendetwas Fieses gesagt.
 

Normalerweise hätte Sasuke sofort die Führung des Gesprächs an sich gerissen.
 

Aber beide schienen einen Moment zu brauchen, um sich gegenseitig abschätzig zu mustern.
 

Und ich fühlte mich mal wieder wie gelähmt, zumindest für ein paar Sekunden. Eigentlich sollte ich rasch etwas sagen, um die Situation ein wenig zu entschärfen. Nur wusste ich so spontan mal wieder nicht genau, was ich sagen sollte.
 

Sowohl Sasuke als auch Sai hatten für einen kurzen Moment überrascht ausgesehen. Vielleicht, weil ihnen beiden aufgefallen war, dass sie einander ein wenig ähnelten.
 

Abgesehen von der unübersehbar kalten und unfreundlichen Aura, die Sasuke bei unseren ersten Begegnungen ausgestrahlt hatte, war auch diese Ähnlichkeit zu meinem Ex ein Grund gewesen, warum ich mir damals eigentlich vorgenommen hatte, dass ich mich von Sasuke fernhalten wollte. Obwohl er so unglaublich gut aussah, hatte sein Aussehen negative Emotionen in mir geweckt, die ich lieber weiter hatte verdrängen wollen. Selbst in ihrem ständigen Wunsch Kontrolle und Macht auszuüben, waren sie sich irgendwie ähnlich.
 

Natürlich waren sie zwei vollkommen verschiedene Menschen und diese Gemeinsamkeiten waren unbedeutend, das war mir schnell klar geworden. Es gab unendlich viele Unterschiede zwischen ihnen.
 

Der für mich wohl bedeutendste Unterschied war, dass Sasuke, anders als Sai, bereit war, für mein Wohl seine Bedürfnisse auch mal zurückzustellen. Sasuke lag etwas an mir. Daran, dass ich glücklich war. Sai war sich immer nur selbst am Wichtigsten. Und Sasuke lag auch etwas an Naruto und den anderen.
 

Ein weiterer bedeutender Unterschied war, dass Sasuke meistens gerade heraus sagte, was er wollte. Zwar hatte auch er schonmal gelogen, aber das nur, weil er etwas hatte verheimlichen wollen, was ihn belastete, nämlich bei der Sache mit Itachi und diesem Dealer. Abgesehen von dieser einen Situation hatte ich ihn immer als ehrlich erlebt. Zwar zweifelte ich nicht daran, dass er kein Problem damit haben würde, jemanden anzulügen, wenn er sich davon ein bestimmtes Ergebnis versprach und es ihm wirklich wichtig war, aber zu Leuten, die ihm etwas bedeuteten, war Sasuke in der Regel ehrlich. Er sagte klar und deutlich seine Meinung und auch wenn die einem nicht immer gefiel, so wusste man doch meistens woran man war und was man von ihm zu erwarten hatte. Er spielte keine Spielchen. Er log nicht, um einen zu manipulieren, wie Sai es tat.
 

Sai konnte man praktisch gar nichts glauben. Bei ihm wusste man eigentlich nie, woran man war. Er erzählte einem manchmal sonst was, nur um bestimmte Ziele zu erreichen. Er spielte gerne mit den Emotionen von anderen Leuten. Manchmal auch nur aus Spaß.
 

Doch das alles wusste nur ich.
 

Sasuke sah fürs erste nur einen Typen, der genauso dunkle Haare und Augen hatte wie er und eine genauso helle Haut. Sie hatten sogar eine ähnliche Ausstrahlung. Sasuke sah zwar ein wenig besser aus, aber auch Sai war attraktiv. Auf den ersten Blick ähnelten sie sich zweifellos.
 

Und da Sasuke ziemlich intelligent war, hatte er wahrscheinlich kombiniert, dass es sich um meinen Ex handelte, um den Typen, über dessen Nachrichten er sich erst vor kurzem geärgert hatte. Und es musste ziemlich komisch für ihn sein, dass er meinem Ex so ähnlich sah. Jedenfalls schloss ich das daraus, dass er kurz überrascht ausgesehen hatte.
 

Bei Sai war diese Ähnlichkeit mit Sicherheit der Grund für seine Überraschung gewesen. Und vermutlich die Tatsache, dass er ebenfalls nicht blöd war und er bemerkt haben musste, dass er mit Sasuke definitiv niemanden vor sich hatte, der sich von ihm würde herumschubsen lassen. Sai war jemand, der sich selbst gerne erhöhte, indem er andere erniedrigte. Nur strahlte Sasuke sicher nichts aus, was ihn vermuten lassen könnte, dass das bei ihm funktionieren würde.
 

Sai fand als Erster von uns seine Sprache wieder.
 

"Ahh", sagte er gedehnt und ein wenig höhnisch. "Dann bist du also ihr Neuer."
 

Er wandte sich von Sasuke ab und mir zu. "Hast du mich etwa doch ein wenig vermisst Kirschblüte? So wie der aussieht könnte man fast meinen, du hättest einen Ersatz für mich gesucht."
 

Ich starrte ihn entsetzt an. Andererseits fragte ich mich selbst, warum eigentlich. Genau so eine bescheuerte Aussage war von ihm zu erwarten gewesen.
 

Ich antworte nicht und sah rasch zu Sasuke. Der ignorierte Sai und blickte ebenfalls mich an.
 

"Dein Ex?", fragte er kühl. "Der dir die Nachrichten geschrieben hat? Der angeblich nicht weiß, wo du bist?"
 

"Ja", antwortete ich leise.
 

Ich wollte gehen. Ich hatte keine Lust, das hier zu besprechen. Zwar standen wir in einer Ecke, aber meine Kollegin schaute neugierig zu uns hinüber und der Mann mit der schiefen Nase auch.
 

Sasuke folgte kurz meinem Blick und streckte mir dann seinen Arm entgegen.
 

"Komm. Oder gibt es zwischen euch etwas zu besprechen?"
 

Ich zögerte.
 

Das gab es eigentlich nicht. Abgesehen natürlich von dieser total lächerlichen Forderung nach dieser extrem großen Summe Geld. Und abgesehen von Sais Vorschlag, dass er das vergessen würde, wenn ich zu ihm zurück käme. Was ich natürlich absolut niemals tun würde.
 

Sasuke verengte die Augen.
 

"Nein, es gibt nichts zu besprechen!", sagte ich rasch und schob mich an Sai vorbei, um zu Sasuke zu gehen.
 

Sobald Sasuke mich erreichen konnte, griff er nach meinem Handgelenk und zog mich zu sich, als müsste er sicherstellen, dass ich auch wirklich kam. Ich fand, er hätte auch einfach meine Hand nehmen können.
 

"Bist du fertig mit der Arbeit?", fragte er. "Dann lass uns gehen."
 

Er klang immer noch etwas unterkühlt. Offenbar hatte er vor, Sai einfach zu ignorieren. Nur war Sai es partout nicht gewohnt ignoriert zu werden.
 

"Okay!", sagte ich.
 

Ich zog Sasuke mein Handgelenk weg und ging zwei Schritte weiter zu der Gaderobe in einer Ecke hinter dem Tresen, wo mein Mantel und meine Tasche hingen.
 

Auf dem Rückweg sah ich, dass der Mann mit der schiefen Nase aufstand und im Begriff war zu gehen. Klar, das Café würde bald schließen. Trotzdem komisch.
 

Ich zog mir den Mantel über, immer noch etwas überfordert mit der Situation und Sais Erscheinen. Sasuke hatte ebenfalls zu dem Mann hingesehen. Als ich wieder bei ihm ankam, legte Sasuke mir sofort den Arm um die Schultern und wandte sich zur Tür.
 

Ich warf einen Blick zu Sai. Er stand da, die Hände lässig in seinen Jackentaschen und betrachtete Sasuke nachdenklich.
 

"Tschüss", sagte ich nur zu ihm. "Und komm bitte nicht wieder her. Wir haben nichts mehr miteinander zu tun!"
 

Sein Mund verzog sich zu seinem fiesen Lächeln.
 

"Glaubst du ernsthaft, dass ich es einfach dabei belasse?"
 

Sasuke verstärkte seinen Griff um meine Schulter und machte einen Schritt in Richtung Tür, sodass mir nichts anderes übrig blieb, als mitzugehen.
 

"Komm", sagte er ruhig aber kühl.
 

"Warum hast du es so eilig?", fragte Sai höhnisch an Sasuke gewandt. "Hast du Angst, dass sie dir wieder weg läuft?" Er lächelte gehässig. "Die Angst ist begründet. Du kennst sie nicht so gut wie ich es tue."
 

Sasuke blieb stehen. Er ließ mich los und drehte sich langsam zu Sai um. Er musterte ihn kalt bevor er sprach.
 

"Ich habe dir nichts zu sagen. Und in deinem Interesse rate ich dir zu hoffen, dass das auch so bleibt."
 

Sai sah ihn mit leicht schief gelegtem Kopf an.
 

"Na du bist ja ein ganz netter Kerl, was? Interessiert es dich überhaupt nicht, warum ich hier bin und was ich von Sakura möchte?"
 

"Hör auf Sai!", sagte ich leise und eindringlich.
 

Er war sauer, dass ich einen neuen Freund hatte und dann auch noch jemanden, der sich nicht einschüchtern lassen würde. Und daher wollte er ihn nun provozieren, um seinen Frust loszuwerden.
 

"Wenn ich Fragen habe, dann frage ich Sakura und nicht dich", antwortete Sasuke kalt. "Ich sage es dir nochmal. Du interessierst mich nicht. Lass Sakura in Ruhe, dann bleibt das auch so. Das wäre das Beste für alle."
 

Er wandte sich ab und hielt mir die Tür auf.
 

"Das wäre es wirklich!", sagte ich zu Sai und wandte mich zum Gehen.
 

"Sagtest du nicht eben, die hättest dich geändert?", rief mir Sai mir einem ziemlich fiesen Unterton nach. "Ich dachte du versteckt dich nicht mehr bei Männern?"
 

Ich war schon durch die Tür in den Schnee hinaus getreten, doch dieser Satz provozierte mich derart dolle, dass ich mich wütend wieder umdrehte.
 

Das hatte ich nicht gesagt, weil ich mich hinter Sasuke verstecken wollte, sondern weil Sai keine Ahnung hatte, mit wem er sich da anlegte. Und weil ich mir nicht so ganz sicher war, wie gut es mir gelingen würde Sasuke in diesem Fall zu beruhigen, wenn er zu dem Schluss käme, dass er etwas unternehmen wollte.
 

"Tue ich auch nicht", sagte ich unfreundlich. "Ich-"
 

Aber Sasuke hatte die Tür des Cafés einfach losgelassen und sie fiel zu. Vielleicht war das auch besser so. Sich mit Sai zu streiten brachte gar nichts.
 

Sasuke legte mir wieder seinen Arm um die Schultern und fing an die Straße entlang zu gehen, sodass ich mehr oder weniger gezwungen war mitzukommen.
 

Ich erkannte, dass sein Auto ein paar Meter weiter am Straßenrand geparkt war. Das erklärte auch, wohin er wollte. Er konnte es offenbar kaum erwarten, mich hier wegzuschaffen. So richtig was dagegen hatte ich nicht.
 

"Du kannst mich loslassen Sasuke. Ich komme freiwillig mit", sagte ich in dem Versuch einen scherzhaften Ton anzuschlagen. Er blickte nämlich ziemlich ernst und unzufrieden drein.
 

"Das will ich dir auch geraten haben", knurrte er.
 

Und weil ich ihn mittlerweile gut kannte, glaubte ich zu erkennen, dass er es auch scherzhaft meinte. Allerdings nahm er seinen Arm erst weg, als wir beim Auto angekommen waren und er mir die Tür auf hielt, damit ich einsteigen konnte.
 

Er fuhr sofort los, sobald er sich gesetzt und angeschnallt hatte.
 

"Zu mir?", fragte er.
 

"Hmm, ich wollte eigentlich zu mir und noch einkaufen", sagte ich zögerlich und ich fragte mich, ob er vor hatte, das Thema Ex-Freund nun totschweigen. Das passte gar nicht zu ihm.
 

"Gut, ich komme mit", informierte er mich.
 

"Irgendwelche Einwände?", fügte er noch hinzu, als ihm scheinbar einfiel, dass er ja nicht einfach für mich entscheiden sollte.
 

"Nein", antwortete ich grinsend. "Keine Einwände. Ich wittere die Chance nicht alle Einkäufe alleine tragen zu müssen!"
 

"Falsch", erwiderte Sasuke trocken. "Du wirst gar keine tragen, weil ich alle nehmen werde!"
 

Ich schnaubte belustigt.
 

Bis wir eingekauft und etwas gekocht hatten, taten wir beide so, als wäre nichts gewesen. Auch während wir aßen unterhielten wir uns ohne Sai zu erwähnen, aber ich fing an mich zu fragen, ob wir nicht über ihn sprechen sollten. Sasuke wollte doch sonst immer alles so genau wissen, wenn es um mich ging.
 

Und was war mit mir? Wollte ich mit ihm darüber reden? So richtig sicher war ich mir nicht.
 

Ich glaubte nicht, dass Sai es dabei belassen würde. Vielleicht würde er einsehen, dass ich nicht zurückkommen würde. Aber dann würde er zumindest das Geld haben wollen. Ich wollte und konnte ihm aber keine 5000 Euro geben. Ich wollte ihm nicht das Gefühl geben, dass er einfach kommen und Forderungen stellen konnte, die dann erfüllt würden.
 

Sasuke bot an abzuwaschen, also trocknete ich das Geschirr ab und überlegte noch immer, ob ich nun darüber reden wollte oder nicht.
 

Dann wurde mir die Entscheidung abgenommen.
 

Sasuke hängte das Geschirrhandtuch auf, mit dem er sich die Hände abgetrocknet hatte, ging zu meinem Sofa und ließ sich darauf fallen. Er verschränkte die Hände hinter seinem Kopf und musterte mich nachdenklich.
 

Ich ging zu ihm hinüber und setzte mich im Schneidersitz ihm zugewandt neben ihn.
 

Er drehte leicht den Kopf, um mich weiter ansehen zu können.
 

"Also?", fragte er fordernd. "Was wollte er? Was ist er für ein Typ? Erzähl mir von ihm."
 

Ich lächelte. "Ich hab mich schon gefragt, ob das noch kommt."
 

"Klar. Ich dachte nur, wir fahren erst irgendwo hin, wo wir in Ruhe reden können. Und dann dachte ich, das Einkaufen und Kochen erledigen wir auch erst. Wenn ich satt bin rege ich mich nicht so schnell auf. Ich bin nicht erfreut wegen dieses Themas, das kann ich dir sagen."
 

Ich warf ihm einen vorsichtigen Blick zu. "Also war deine Ruhe nur Show?"
 

Er schnaubte verächtlich.
 

"Ich würde diesen Typen gerne verprügeln. Erstens weil er mit dir geschlafen hat", er hob die Hand um mich zum Schweigen zu bringen, weil ich den Mund geöffnet hatte, "jaja, schon klar, das war bevor wir uns kennengelernt haben. Trotzdem gibt es Tolleres, als dem Typen zu begegnen, der dich vor mir anfassen durfte. Und zweitens, hätte ich ihm gerne eine reingehauen, weil er ein totaler Arsch zu sein scheint. Ganz zu schweigen davon, dass er dich eben angefasst hat, was du offensichtlich nicht wolltest. Ich habe mich beherrscht. Dir zuliebe. Dafür will ich jetzt ganz genau wissen, was er wollte. Vielleicht überlege ich mir das mit der Beherrschung nämlich nochmal."
 

Ich überhörte diese Drohung, weil er seinen Gefühlen wahrscheinlich irgendwie Luft machen musste. Ich musterte ihn nachdenklich, unschlüssig, was ich erzählen wollte. Nach wie vor war mir das Ganze extrem unangenehm. Ich schämte mich für meine frühere Schwäche.
 

Sasuke wartete einen kurzen Moment, dann verzog er verärgert das Gesicht.
 

"Sakura...", sagte er drohend. "Du kannst jetzt mit mir sprechen und mit mir zusammen überlegen, was wir machen oder ich kümmere mich alleine darum. Ich will und werde ihn nicht in deiner Nähe akzeptieren. Wenn du nicht mit mir redest und mir alles genau erzählst, dann werde ich ihn los. Und zwar ohne darauf Rücksicht zu nehmen, was du für richtig hälst."
 

"Droh mir nicht!", sagte ich ärgerlich. Ich wollte lieber nicht wissen, was genau er sich darunter vorstellte.
 

"Tue ich nicht", sagte er sachlich. "Ich sage dir lediglich, was du für Optionen hast. Deine Entscheidung."
 

Ich warf wütend ein Kissen nach ihm, er fing es auf.
 

"Ich will ja mit dir reden! Das Getue kannst du dir sparen Sasuke!"
 

"Gut."
 

Er setzte sich auch im Schneidersitz zurecht und wandte sich mir zu. Er sah mich aufmerksam an und wartete.
 

"Ich nehme an dieser Idiot von einem Dealer hat deinem Ex gesagt, dass er dich im Café getroffen hat?", kam er mir schließlich zur Hilfe.
 

Ich sah ihn überrascht an.
 

Sasuke lächelte bitter. "War nicht schwer zu erraten, oder? Wegen der Nachrichten, die dir dein Ex geschrieben hat, war klar, dass er nach dir sucht. Und dieser Dealer klang letztens bei meinem Anruf danach, als hätte er wegen irgendwas ein schlechtes Gewissen. Jetzt weiß ich auch warum. Er hat gecheckt, dass du mir wirklich wichtig bist und er hat sich gefragt, ob es klug von ihm war, dass er deinem Ex erzählt hat, dass er dich getroffen hat. Ich werde ihm noch klar machen, dass es das nicht war. Jedenfalls hatte ich schon befürchtet, dass dein Ex auftauchen könnte."
 

"Echt?", fragte ich leise. "Ich hab überhaupt nicht drüber nachgedacht."
 

"Er will dich zurück. Das kann ich gut verstehen. Aber er hatte seine Chance mit dir und hat es offenbar verbockt. Jetzt gehören wir zusammen und ich will, dass er wieder verschwindet."
 

"Bist du eifersüchtig?", fragte ich ein wenig belustigt, weil ich es mir nicht verkneifen konnte. Aber wahrscheinlich würde es es mal wieder abstreiten.
 

Doch das tat er nicht. Er verzog bloß verstimmt den Mund.
 

"Ich mache mir Sorgen", sagte er ausweichend. "Weil ich ihn nicht einschätzen kann. Würde er dir etwas tun?"
 

Diese Frage ließ meine Belustigung verschwinden. Würde Sai mir etwas tun? Einerseits konnte er es absolut nicht ertragen, wenn jemand, besonders ich, nicht tat, was er wollte. Dann konnte er schon ziemlich eklig werden, wie ich leider bereits hatte feststellen müssen. Andererseits tat er nie etwas, was ihm selbst schadete oder ernsthafte Probleme bereiten würde. Auch nicht aus Rache oder so etwas. Dazu war er schlicht zu egoistisch. Es würde wahrscheinlich auf die Situation ankommen. Solange ich nicht mit ihm alleine war, würde er sich benehmen.
 

"Ich glaube nicht", antwortete ich auf die Frage.
 

"Das klingt ja überzeugend", sagte Sasuke sarkastisch und etwas gereizt.
 

Ich merkte selbst, dass ich überhaupt nicht so selbstsicher klang, ich es gerne gewesen wäre. Es war wirklich besser gewesen, als Sai noch nicht gewusst hatte, wo er mich finden konnte.
 

Kurz kam mir der Gedanke, dass er mich nach wie vor nicht finden könnte, wenn ich einfach nicht mehr zum Café gehen würde. Und der unheimliche Mann mit der schiefen Nase wäre dann auch kein Problem mehr. Ich müsste nur Sasuke eventuell mal um ein wenig Geld bitten, falls ein kleiner Notfall eintreten sollte, da mein Sparpuffer ja für die Klassenfahrt draufgegangen war und ich diesen Job machte, um ihn wieder aufzufüllen. Aber das wäre Sasuke sicher recht. Kurz gab ich mich der Vorstellung hin. Es wäre so einfach.
 

Aber das konnte ich nicht tun. Ich wollte nicht weglaufen. Und genau das würde ich dann tun. Weglaufen und mich verstecken.
 

"Hör mal", setzte ich an, "es tut mir Leid, dass ich so ein Chaos verursache, ich ziehe immer Idioten an und ich weiß, dir wäre es jetzt sicher am liebsten, ich würde einfach aufhören im Café zu arbeiten und-"
 

"Nein", unterbrach Sasuke mich entschieden. "Du verursacht kein Chaos. Du kannst nichts dafür. Und es ist logisch und nachvollziehbar, dass du solche Männertypen anziehst. Du ziehst mit deinem Aussehen fast alle an und natürlich gerätst du dann immer an die, die damit auch umgehen können. Ich bin auch einer dieser 'Idioten'. Du kannst nur mit so jemandem zusammen sein. Weil es nicht jeder ertragen könnte, dass man dich ständig verteidigen muss. Es ist unmöglich mit dir zusammen zu sein, wenn man es nicht schafft, dass alle um einen herum ganz automatisch akzeptieren, dass du für sie tabu bist. Wenn ich mich nicht so verhalten würde, wie ich es tue, würden viel mehr Männer ständig versuchen, dir trotz unserer Beziehung näher zu kommen. Einfach um mal zu probieren, ob trotzdem was geht oder die Beziehung vielleicht eh gerade am kaputt gehen ist. Das passiert nur nicht, weil die Meisten akzeptieren, dass sie es mit mir nicht aufnehmen können und ich mich so verhalte, dass ganz klar ist, dass ich es nicht tolerieren werde, dass dich jemand belästigt. Mich wundert es daher gar nicht, dass dein Ex auch so zu sein scheint wie ich. Aber falls er uns wirklich in die Quere kommen will hat er sich mit mir den falschen Gegner ausgesucht. Und mit dir auch. Ich weiß nicht, wie du warst, als du mit ihm zusammen warst. Du meintest ja, dir ging es damals nicht gut. Aber ich kenne dich stark und mutig."
 

Ich hatte es eigentlich nicht vor gehabt, aber bei seinen letzten Worten brachen so viele Gefühle in mir auf, Verletzungen aus der Vergangenheit und Glück darüber, dass er mich als stark und mutig bezeichnete, dass ich kurz leise aufschluchzte. Und ich fühlte mich unendlich erleichtert, dass er nicht genervt war, dass es nun schon wieder meinetwegen ein Problem gab.
 

Irgendwo tief in mir hatte ich Angst gehabt, dass er mir vorwerfen würde, dass wir nicht einfach ganz in Ruhe glücklich sein konnten. Dass er mir vorwerfen würde, dass ich mich jemals auf jemanden wie Sai eingelassen und damit dieses Drama geschaffen hatte. Dass er mir vorwerfen würde, dass ich ständig Probleme anzog.
 

"Wieso weinst du denn jetzt?", fragte Sasuke irritiert und sah mich entsetzt an.
 

Ich wischte mir rasch über die Augen.
 

"Tue ich gar nicht!", sagte ich schnell. Es ging schon wieder.
 

Und dann erzählte ich ihm alles, was Sai im Café gesagt hatte und dass es mir peinlich war, dass Sasuke nun mit bekam, wie bescheuert ich gewesen war, dass ich mich überhaupt jemals auf ihn eingelassen hatte.
 

"Du warst nicht bescheuert. Du warst einsam und verzweifelt. Dann tut man Dinge, die man unter anderen Umständen lieber gelassen hätte. Das weiß ich schließlich selbst nur zu gut", sagte er entschieden, als ich geendet hatte. "Wir werden ihn wieder los. Soll ich ihm die 5000 Euro geben? Glaubst du, dann verschwindet er wieder? Oder verlangt er das ohnehin nur, damit er dich unter Druck setzen kann?"
 

"Wahrscheinlich Letzteres", sagte ich leise und verkniff es mir, ihm mitzuteilen, dass ich es nicht annehmen wollen würde, dass er das für mich tat. Das war zu viel. Dann hätte ich zwar nicht mehr das Gefühl Sai das Geld zu schulden. Dafür hätte ich das Gefühl ich würde es Sasuke schulden. Ich hätte das Gefühl, dass er mich irgendwie freikaufen würde. Das machte es für mich nur unwesentlich besser. Mir fiel es ja sogar manchmal noch schwer, dieses extrem teure Smartphone zu akzeptieren, das er mir geschenkt hatte.
 

Ich holte seufzend Luft. "Ich will nicht, dass er denkt, er könnte Forderungen stellen und sie erfüllt bekommen. Und ich will auch nicht das Gefühl haben, ich würde mich vor ihm verstecken oder weglaufen. Und ich will auch nicht, dass du etwas unternimmst und am Ende noch irgendwas mit Gewalt löst!", sagte ich ein wenig verzweifelt.
 

Sasuke schnaubte. "Was dann? Reden?"
 

Ich schüttelte etwas niedergeschlagen den Kopf.
 

"Normalerweise ist das meine Lösung. Aber in diesem Fall würde es nicht funktionieren. Ich habe schon so viel mit ihm geredet. Ich komme nicht zu ihm durch."
 

"Also bleibt mir nur ihm zu drohen. Du hast gesagt er sei sich immer selbst am Wichtigsten. Wenn ich ihm klar mache, dass er ernsthafte Probleme zu erwarten hat, wenn er nicht wieder verschwindet, dann wird er es gut sein lassen, richtig?"
 

"Wahrscheinlich", murmelte ich. Aber das wollte ich nicht. Ich hob den Kopf und sah ihn an. "Ich will nicht, dass du meinetwegen zu solchen Mittel greifst Sasuke!"
 

"Wenn es dir dann besser geht, tue ich es eben meinetwegen", sagte er grinsend. "Ich will ihn wie gesagt nicht in deiner Nähe haben. Er stört mich."
 

Ich lächelte matt. Er war eben doch eifersüchtig. "Gib mir ein paar Tage Zeit zum Nachdenken, okay? Ich muss das erstmal verdauen und drüber schlafen. In Ordnung?"
 

Er sah unzufrieden aus.
 

"Bitte", säuselte ich und setzte ein verführerisches Lächeln auf. Eigentlich nur zum Scherz und weil es mir Spaß machte ihn ein wenig zu reizen.
 

Ich kroch ein wenig auf ihn zu.
 

Sein Mundwinkel zuckte belustigt, aber er hob seine Hände und hielt mich an den Schultern fest, bevor ich nahe genug war, um ihm einen Kuss geben zu können.
 

Ich legte fragend den Kopf schief. Normalerweise würde er eher das Gegenteil tun anstatt mich aufzuhalten.
 

"Da ist noch was anderes", sagte er sachlich, aber er nahm eine Hand von meiner Schulter und strich mir sehnsüchtig mit seinem Daumen über die Unterlippe.
 

"Ich mache mir Sorgen wegen dieses Kerls, der immer im Café ist und bei dem dir aufgefallen ist, dass er jedes Mal geht, wenn ich komme. Ich will was ausprobieren. Kannst du vielleicht morgen arbeiten?"
 

Ich sah ihn verwirrt an.
 

"Klar, ich könnte. Ich muss sowieso noch ein paar Kartons ausräumen und ein paar Packungen Bohnen zum Verkauf abpacken. Es ist egal, ob ich das morgen oder nächste Woche mache. Aber wieso willst du-"
 

"Gut", unterbrach er mich zufrieden. "Dann mach das. Sag mir bescheid wann du fertig bist, ich hole dich dann ab."
 

"Sag mir, was du vorhast!"
 

"Ich bin noch nicht ganz sicher."
 

Ich sah ihn skeptisch an.
 

"Vertrau mir", verlangte er entschieden aber sanft. "Und jetzt schreib deinem Ex, dass du dich Sonntag Abend mit ihm treffen willst. Sonst hockt der wahrscheinlich im Café rum, bis du dort wieder auftauchst."
 

"Was?" Ich sah ihn irritiert an. "Ich will mich aber nicht mit ihm treffen!"
 

"Wir treffen uns beide mit ihm", verbesserte er mich. "Ich komme selbstverständlich mit. Nur musst du ihm das ja nicht auf die Nase binden. Wir versuchen mit ihm zu reden. Wenn das nicht klappt, gebe ich ihm das Geld, das er will."
 

"Nein!", sagte ich entsetzt.
 

"Doch", sagte Sasuke. "Dann hat er kein Druckmittel mehr. Er verlangt das doch nur, weil er weiß, dass du so viel Geld nicht hast. Aber ich habe das Geld. Das ist kein Problem. Und wenn du damit nicht leben kannst, dann zahl es mir halt irgendwann zurück. Aber ich schwöre dir, dass niemals eine Situation eintreten wird, in der ich das verlangen werde, ganz egal was passiert. Wenn du ohnehin das Gefühl hast Geld schuldig zu sein, ist es doch besser Schulden bei jemandem zu haben, der dir nicht schaden will, richtig?"
 

Ich verzog unzufrieden den Mund. Aber mir fiel nicht wirklich ein, wie ich ihm das ausreden könnte. Was er sagte klang logisch.
 

"Das oder ich verprügel ihn", sagte Sasuke vollkommen nüchtern. "Da hätte ich wie gesagt große Lust zu. Nur wäre mein Vater wahrscheinlich langsam wirklich mit seiner Geduld am Ende. Und ich bin nicht scharf drauf, dass er oder Madara denken, du wärst nicht gut für mich."
 

"Sai wäre wahrscheinlich bösartig genug um da irgendwelche Schlagzeilen draus zu machen", sagte ich sofort voller Sorge. "Und dann wird deine Familie wirklich wütend werden! Bitte Sasuke! Du darfst auf keinen Fall die Beherrschung verlieren! Bitte versprich mir das!"
 

"Sorry Prinzessin, ich mache keine Versprechen, die ich vielleicht nicht halten werde", sagte Sasuke mit einer Sachlichkeit, die mir eine leichte Übelkeit bereitete.
 

Er nahm mein Smartphone vom Tisch und hielt es mir hin.
 

"Schreib ihm, dass du dich Sonntag Abend mit ihm im Park treffen willst. Schreib, dass du in Ruhe mit ihm sprechen möchtest."
 

Ich nahm zögernd das Smartphone.
 

Während ich die Nachricht tippte, machte ich so langsam wie möglich, in der Hoffnung mir würde irgendwas anderes einfallen, wie ich das Problem lösen könnte. Aber mir fiel nichts ein.
 

"Schick es ab", verlangte Sasuke ungeduldig.
 

Und mit dem Gedanken, dass ich mir ja bis Sonntag Abend noch etwas überlegen könnte, tat ich es schließlich. So richtig wohl dabei war mir nicht.
 

"Gut." Sasuke klang zufrieden. "Und jetzt guck nicht so. Das wird schon!"
 

Er griff in meinen Nacken und zog mich sanft aber bestimmt zu sich.
 

"Wir sind ein Team", raunte er gegen meine Lippen. "Deine Probleme sind nun auch meine Probleme. Lass es zu, dass ich dir helfe! Du hast gesagt, ich muss nicht mehr alles alleine machen. Das gilt genauso für dich!"
 

Und ich wusste, dass er mich danach hauptsächlich küsste, um mich abzulenken. Ich sträubte mich kurz, weil ich mich nun besorgt fühlte und nicht mehr in Stimmung war. Aber Sasuke ließ mich nicht davon kommen. Ich wollte es vor mir selbst nicht richtig eingestehen, aber ich fühle mich gerade schrecklich verunsichert und seine Bestimmtheit gab mir Sicherheit. Kurz, für einen kleinen Moment, würde ich mich fallen lassen und mich bei ihm verstecken. Und dann würde ich wieder stark sein.
 

Danach war ich entspannter und mir gelang es, alle sorgenvollen Gedanken zu verdrängen.
 

Ich wollte einen schönen Abend mit Sasuke haben und endlich nicht mehr über Probleme nachdenken. Also beließ ich es vorerst dabei.
 

Und was den Typen mit der schiefen Nase anging: Ich konnte morgen nachfragen, was Sasuke diesbezüglich vorhatte, sobald er mich abholen kam. Schließlich würde ich dabei sein und konnte ihn zurückhalten, falls er etwas Dummes tun würde. Und bei Sai würde das auch irgendwie klappen. Ich konnte Sasuke beruhigen. Sasuke würde aufhören, wenn ich ihn darum bat.
 

Und alles in allem war ich doch glücklich. Es war Freitag Abend. Ich war mit Sasuke zusammen. Ich hatte die Woche gut rumgebracht. Orochimaru hatte angekündigt, dass wir am Montag die Bioklausur zurück bekommen würden und ich war nach wie vor optimistisch, dass ich alles gut beantwortet hatte. Die Woche war mit der Schule, dem Lernen, dem Haushalt und der Arbeit im Café ziemlich voll gewesen, aber bisher sah es so aus, als würde ich tatsächlich alles unter einen Hut bekommen und ich fühlte mich wie erhofft etwas weniger davon abhängig, ob Sasuke Zeit für mich haben würde, weil ich nun ebenfalls sehr beschäftigt war. Und trotzdem schafften wir es immer problemlos Zeit zu zweit zu finden. Hauptsächlich weil unsere Hauptaufgabe nach wie vor die Schule war und wir in sofern größtenteils relativ zeitgleich ausgelastet waren und frei hatten.
 

Jedenfalls dachte ich fürs erste nicht weiter an Sai. Die nächste halbe Stunde dachte ich überhaupt nur an Sasuke, weil die Art, mit der er sich mit mir beschäftigte, gar keinen Raum für andere Gedanken ließ.
 

Danach vertrödelten wir eine Menge Zeit und heißes Wasser in der Dusche. Irgendwie war es so gemütlich da drinnen, wenn man daran dachte, dass draußen Schnee fiel und eine leichte Puderzuckerschicht auf die Straßen und Gehwege zauberte und das restliche Herbstlaub verdeckte, das schon vor einer ganzen Weile herunter gefallen war.
 

Auch der restliche Abend wurde toll, denn als wir schließlich doch wieder aus dem Bad gekommen waren, hatten wir Nachrichten in unserer Gruppe gehabt und Sasuke hatte zwei verpasste Anrufe von Naruto. Als er zurück rief, stellte sich heraus, dass Naruto, Hinata, Kiba und Shikamaru genug vom Lernen hatten und motiviert waren, ein wenig zusammen rumzuhängen. Und weil bei Sasuke mal wieder alle vereist waren, wollte Naruto, dass wir zu Sasuke gehen würden.
 

Sasuke verdrehte genervt die Augen, aber natürlich ließ er sich von Naruto überreden und ich hatte ein wenig den Eindruck, dass keiner von beiden eine Sekunde glaubte, dass Sasuke wirklich genervt war.
 

Ich glaubte sogar, dass er sich eigentlich freute. Er war bloß ein Idiot und konnte es einfach nicht zugeben. Und ich vermutete, das Naruto das auch ganz genau wusste. Jedenfalls schien er immer zu wissen, wie es Sasuke ging und wie er mit ihm umgehen musste. War Sasuke eigentlich genauso viel für Naruto da? Wenn ich darüber nachdachte, wusste ich eigentlich ziemlich wenig über ihre Freundschaft. Und auch alles nur aus Sasukes Perspektive.
 

Am Ende wurde fast eine kleine Party aus der Zusammenkunft bei Sasuke. Als sie mit bekam, was Shikamaru vor hatte, ließ Ino es sich natürlich nicht nehmen, ihn zu begleiten. Also kamen Tenten und Karin auch.
 

"Du verstehst dich langsam echt ziemlich gut mit Neji, was?", hörte ich Naruto fragen, als ich eigentlich gerade mit Hinata vom Sofa, auf dem Sasuke und Naruto saßen, verschwinden wollte, weil wir ein wenig Zweisamkeit vermissten. "Wenn du dich jetzt sogar manchmal mit ihm zum Arbeiten verabredest."
 

Ich ließ mir Zeit beim Aufstehen und Hinata schien auch ein wenig neugierig auf das Gespräch, sie beeilte sich ebenfalls nicht. Vielleicht hatte sie auch gerade gedacht, dass Naruto ein kleines bisschen zu betont beiläufig geklungen hatte.
 

Sasuke zuckte bloß mit den Schultern.
 

"Ja. Zumindest haben wir ein paar gemeinsame Themen. Man kann ganz gut mit ihm reden, wenn man mit ihm alleine ist."
 

Naruto gab irgendwas Lässiges von sich, was wohl so klingen sollte, als ob er sich darüber freuen würde. Aber an Hinatas Blick sah ich, dass sie ebenfalls einen Unterton wahrgenommen hatte.
 

Sasuke schien davon nichts zu bemerken oder zumindest gab es dafür keine Anzeichen.
 

"Ist Naruto verärgert wegen etwas?", fragte ich Hinata vorsichtig, als wir uns ein wenig entfernt hatten.
 

Wir hatten beide entschieden, dass wir auf Toilette mussten und nun standen wir im dunklen Gang und verpürten beide wenig Lust wieder zurück ins trubelige Wohnzimmer zu kommen. In letzter Zeit hatten wir wenig Momente nur zu zwei gehabt. Nichtmal zum Telefonieren waren wir viel gekommen. Entweder waren wir mit den anderen zusammen gewesen oder ich war mit Sasuke oder aber Hinata war mit Naruto zusammen gewesen. Wahrscheinlich hatten auch Sasuke und Naruto in letzter Zeit kaum Zeit zu zweit gehabt. Früher hatten sie sich ja scheinbar regelmäßig auch mal alleine getroffen.
 

"Verärgert nicht glaube ich", sagte Hinata. "Aber ich fand auch, dass er gerade komisch klang. Fast als würde es ihn stören, dass Sasuke und Neji sich besser verstehen."
 

"Hmm", machte ich zustimmend. "Aber das passt gar nicht zu Naruto, oder?"
 

"Eigentlich nicht", gab Hinata zu. "Aber bei deren Freundschaft steige ich eh nicht so vollkommen durch. Naruto spricht nicht viel darüber."
 

"Ja, stimmt. Naja, sie werden es schon geklärt bekommen, falls es ein Problem gibt."
 

Hinata fand das auch und einen Moment standen wir wieder schweigend im Halbdunkeln, nur leicht umrissen von dem Lichtschein, der aus dem Türbogen zum Wohnzimmer fiel.
 

"Sollen wir...ich weiß nicht...kurz in Sasukes Zimmer gehen? Oder vielleicht in die Bibliothek?", fragte ich ein wenig vorsichtig, weil ich mir gar nicht so sicher war, dass ich das einfach anbieten durfte. Ich war hier schließlich nicht zu Hause. Aber ich hatte das dringende Bedürfnis Hinata von Sai zu erzählen und sie vor allem mal wieder in Ruhe zu fragen, wie es ihr momentan so ging.
 

Hinata wäre nicht Hinata gewesen, wenn sie bei der Vorstellung in die Bibliothek zu gehen nicht vollauf begeistert gewesen wäre. Ich mochte Bücher ja auch sehr, aber sie liebte Bücher geradezu abgöttisch.
 

Also beschloss ich einfach so dreist zu sein und ihr die Bibliothek zu zeigen. Sasuke würde sicher nichts dagegen haben und seine Eltern und Madara waren ja schließlich nicht da.
 

Trotzdem fühlte ich mich ein bisschen, als würde ich etwas Verbotenes tun. Und als ob es das irgendwie besser machen würde, schaltete ich nur zwei der alten rot beschirmten Leselampen an, die gerade genug Licht in den hohen, dunklen Raum brachten, um lange, schwarze Schatten entstehen zu lassen. Das war zwar ein kleines bisschen unheimlich, aber auch ziemlich behaglich und man konnte genug sehen.
 

Hinata lief einen Moment bewundernd hin und her, um sich umzusehen und ich konnte mich noch sehr gut erinnern, wie fasziniert ich gewesen war, als Sasuke mich vor einigen Monaten das erste Mal mit hier her genommen hatte.
 

"Doch, mir geht's wirklich gut!", lächelte Hinata, nachdem ich ein paar Minuten später danach gefragt hatte und sie klang dabei tatsächlich glücklich. "Abgesehen davon, dass ich mir Druck wegen der Noten mache. Und naja, wegen dem Thema Zukunftspläne. Aber das verdränge ich aktuell. Wie klappt das bei dir? Machst du dir immer noch Sorgen, wie Sasuke auf dein Vorhaben reagieren wird?"
 

"Schon", sagte ich ein wenig betreten. "Aber ich verdränge es auch die meiste Zeit. Außerdem, vielleicht klappt es ja eh nicht."
 

"Jaaa", seufzte Hinata. "Wir werden sehen."
 

"Da ist aber noch etwas anderes", sagte ich schließlich, nachdem ich einen Moment unangenehmen Gedanken nachgehangen hatte. Tatsächlich kam mir das Problem mit Sai dagegen lösbarer vor. Auch wenn ich wegen dem Treffen immer noch kein gutes Gefühl hatte.
 

Hinata saß eine Weile schweigend vor mir auf dem Boden vor einem der hohen Fenster. Wir hatten uns diesen Platz ausgesucht, weil es etwas so Beruhigendes hatte, dem fallenden Schnee draußen zuzusehen. Das rötliche Licht der Lampen beleuchtete nur die Flocken in der Nähe der Scheiben. Dahinter verschwand alles in der tiefen Schwärze der Nacht. Ich hatte alles von meiner Vergangenheit und von Sai erzählt und sie schien zu überlegen, was sie sagen sollte.
 

"Ich weiß auch nicht, wie du damit am besten umgehst", sagte sie schließlich. "Ich verstehe, dass du dich nicht hinter Sasuke verstecken willst. Und ich will ehrlich gesagt auch nicht erleben, wie er reagiert, wenn er sich in irgendeine Eifersucht oder sowas reinsteigert. Gleichzeitig solltest du nichts riskieren. Sei nicht leichtsinnig. Es ist besser, ihr trefft euch zusammen mit ihm. Er scheint echt kein besonderes netter Typ zu sein. Aber egal, wie sich alles entwickelt", sie wandte sich mir zu und lächelte mich an, "vergiss nicht, dass ich immer hinter dir stehe. Und die anderen sind auch alle da. Du bist ja nicht alleine mit diesem Sai."
 

Ich musste ebenfalls lächeln. Sie war wirklich wundervoll.
 

Zwei Minuten später fanden uns Sasuke und Naruto.
 

"War klar, dass ihr hier seid!", sagte Sasuke und kam mit Naruto von der Tür der Bibliothek herüber zum Fenster.
 

Naruto ließ seinen Blick über die vielen Bücher streifen. "Stimmt!"
 

"Also, warum seid ihr verschwunden?", wollte Sasuke misstrauisch wissen und hockte sich mit Naruto neben uns.
 

"Nur so", sagte ich lächelnd, was ihn unzufrieden das Gesicht verziehen ließ.
 

"Nicht alles ist für eure Ohren bestimmt!", sagte Hinata kichernd.
 

"Genau!", pflichtete ich lachend bei.
 

"Tss!"
 

"Bleib cool Mann!", sagte Naruto lachend und gab Sasuke einen Schlag auf die Schulter. Sasuke verlor in der hockenden Haltung beinahe sein Gleichgewicht und warf Naruto einen bösen Blick zu, den das allerdings wie immer völlig kalt ließ.
 

"Ihr wahrscheinlich über deinen Ex gesprochen, oder?", fragte Naruto etwas ernster.
 

Ich warf Sasuke einen kurzen Blick zu. Er hatte es ihm also erzählt. Aber ich konnte ihm nicht vorwerfen, dass es ihn beschäftigte und dass er es mit seinem besten Freund teilte. Eigentlich war das sogar gut.
 

Also nickte ich und Naruto sagte: "Tja, nervige Sache, aber wir sind ja auch alle noch da. Der verschwindet schon wieder."
 

"Wäre besser für ihn", sagte Sasuke säuerlich. "Hat er eigentlich geantwortet?"
 

Ich hatte mein Smartphone auf lautlos gestellt. Ich hatte es gar nicht wissen wollen. Ich zog es langsamer als nötig hervor und entsperrte den Bildschirm.
 

Sai hatte tatsächlich geantwortet.
 

"Abgemacht. Und du kommst besser alleine. Verstanden Kirschblüte?"
 

Sasuke nahm mir das Smartphone aus der Hand und las die Nachricht. Naruto und Hinata sahen ihm über die Schulter.
 

"Gut." Sasuke klang zufrieden und gab es mir zurück.
 

Naruto warf ihm einen kurzen skeptischen Blick von der Seite zu, den niemand sonst bemerkte.
 

"Antworte einfach nicht drauf. Dann musst du auch nicht lügen, weil du ja nicht alleine kommen wirst", sagte Hinata, die meinen unzufrieden Blick gleich verstanden hatte.
 

"Jep", sagte Naruto. "Lass es einfach so stehen."
 

"Der wird auftauchen, auch wenn du nicht antwortest", sagte Sasuke selbstsicher.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Luanataio
2021-10-01T06:22:38+00:00 01.10.2021 08:22
Ohman…ich mag Sai jetzt schon üüüüüüberhaupt nicht 🙈
Und du bekommst es echt hin das ich mit Sasuke ne richtige Hass-Liebe führe xD manchmal nervt er mich so arg mit seinem übertriebenen Beschützer Instinkt und gleichzeitig liebe ich Seine Charakter Entwicklung im laufe der Story.
Bin auf jeden Fall schon gespannt und hoffe es geht ganz bald schon weiter 🥰
Antwort von:  writer
02.10.2021 13:05
Ahhh, es tut mit auch immer leid, aus Charakteren Bösewichte zu machen, Sai und Temari mag ich eigentlich auch aber jemand muss ja der Fiesling sein. Das Kapitel lag schon die ganze Zeit fast fertig rum und durch deinen lieben Kommentar habe ich die Motivation gefunden es fertig zu schreiben, danke dafür! :)
Von:  AloneIntheDark
2021-09-21T09:01:53+00:00 21.09.2021 11:01
Wieder einmal ein tolles Kapitel 😊 bin schon gespannt wie das Treffen ausgeht. Liebe Grüße und mach weiter so😘
Antwort von:  writer
02.10.2021 13:05
Danke für die Motivation mal wieder! Jetzt habe ich auch endlich das nächste Kapitel fertig. :)
Von:  Rina2015
2021-09-19T17:43:59+00:00 19.09.2021 19:43
Wieder einmal ein sehr gelungenes Kapitel 😊😁 als ich gesehen habe, dass du ein neues Kapitel veröffentlicht hast, habe ich mir erstmal einen heißen Kakao gemacht und hab's mir auf der Couch gemütlich gemacht 😁 es macht weiterhin großen Spaß die FF zu lesen 😁
Antwort von:  writer
02.10.2021 13:07
Danke für diese motivierenden Worte, so toll, dass du nach all der Zeit immer noch dabei bist! Die Geschichte hat sich ganz schön verselbstständigt und ist ganz schön lang geworden!
Von:  Sherry-chan
2021-09-19T17:05:52+00:00 19.09.2021 19:05
Tolles Kapitel! Bin super gespannt, wie es weiter geht. Dein Schreibstil gefällt mir sehr! :)
Antwort von:  writer
02.10.2021 13:08
Danke, dass du mich mit deinem Kommentar motivierst weiter zu schreiben, jetzt ist auch endlich das nächste Kapitel fertig. :)


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