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Schnee ist auch nur kaltes Wasser

Erstes Türchen des animexx-Adventskalenders 2018 (Fanfictions)
von

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1. Dezember 2012

Ich saß vielleicht seit fünf Minuten auf dieser Bank und trotzdem war ich schon komplett durchgefroren. Das Gute: Ich musste nur noch zehn Minuten warten, was einem bei diesen eisigen Temperaturen wie eine halbe Ewigkeit vorkommt. Warum musste Sasori im Winter auch so einen Treffpunkt ausmachen? Hätte es nicht auch ein Café sein können?
 

Immer noch frage ich mich, was er überhaupt mit mir besprechen wollte. Er war ziemlich nervös gewesen, als er mich nach der Schule gefragt hatte, ob ich mich hier mit ihm treffen könnte. Natürlich hatte ich zugesagt und wartete nun auf dieser Bank. Aus Erfahrung wusste ich, dass er um Punkt drei hier aufschlagen würde, und keine Sekunde eher oder später. Da war er immer ziemlich penibel, woran das lag, wollte er mir aber nie erzählen.
 

Um mir die Zeit zu vertreiben, nahm ich schließlich mein mitgebrachtes Buch zur Hand. Für den Unterricht mussten wir die letzten Kapitel lesen und ich war noch nicht ganz durch. Auch wenn man mir es nicht zutraute, war ich ein begeisterter Leser, besaß sogar einen Ausweis für die Stadtbibliothek.
 

Ich vertiefte mich ins Lesen. Erst als ich die letzten Zeilen des Buches gelesen hatte, schaute ich auf. Es war merklich dunkler geworden. Ich schaute auf meine Armbanduhr. Es war bereits 16:30 Uhr. Ich saß also schon seit fast zwei Stunden auf dieser Bank, was sich auch an meinen Gliedern bemerkbar machte. Sie waren ganz steif geworden. Noch dazu fror ich. Keine gute Kombination. Ich machte mir aber auch Sorgen. Sasori war nicht aufgetaucht. Das war unüblich für ihn. Abgemachte Verabredungen hielt er immer ein.
 

Mit, durch die Kälte zitternden, Fingern holte ich mein Handy aus meiner Tasche und wählte Sasoris Nummer. Es ging keiner ran und ich machte mir nur noch größere Sorgen. Ich tippte eine neue Nummer ein, die des Haustelefons. Auch hier blieb es beim Klingeln. Eine letzte Nummer hatte ich noch. Sie war nur für Notfälle, aber meiner Meinung nach war das ein Notfall, könnte sein, dass sie es nicht so sah, aber das war mir egal. Ich wählte die Nummer und wartete darauf, dass jemand abnahm. Nach fünf Klingelzeichen war es dann soweit: Sasoris Großmutter meldete sich.

Ich war erleichtert. Sie würde mir sicher helfen können.

“Hallo Chiyo-san, hier ist Deidara”, meldete ich mich nun meinerseits. Auf der anderen Seite wurde es ganz still. Es beunruhigte mich, dennoch sprach ich weiter. “Ich wollte mich um drei mit Sasori treffen, aber er ist immer noch nicht da. Wissen Sie vielleicht, wo er stecken könnte?”

Es kam keine Antwort. Ich bekam ein ganz schlechtes Gefühl. Irgendetwas musste passiert sein, das wusste ich nun.

“Chiyo-san?”, fragte ich, versuchte meiner Stimme so viel Kraft wie möglich zu verleihen.

Auf der anderen Seite der Leitung war es immer noch still. Gerade als ich wieder nachfragen wollte, ergriff sie endlich das Wort.

“Er…”, begann sie, stockte dann aber, so als suche sie nach den richtigen Worten. Es wurde still zwischen uns. “Sasori”, fing sie schließlich von neuem an, “hatte einen Unfall. Ein Auto hat ihn angefahren. Gerade wird er operiert.”

Ich erstarrte. Das konnte nicht wahr sein, dachte ich, wusste aber, dass sie darüber keine Scherze machen würde. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte.

“Deidara-kun?”, war es nun an ihr zu fragen.

Ich schluckte einmal. “Wo?”, brachte ich schließlich über meine Lippen.

“Im Sanno”, antwortete sie mir.

“Bin gleich da”, sagte ich und legte auf.
 

Ich wollte damals nur noch so schnell es geht zu Sasori. Als ich aufschaute bemerkte ich es: Es hatte angefangen zu schneien, zum ersten Mal in diesem Winter.

Normalerweise hätte ich mich darüber gefreut, ich liebte Schnee, aber diesmal hatte es einen faden Beigeschmack. Ich lächelte bitter.

Schnee, dachte ich damals, ist doch eigentlich auch nur kaltes Wasser.



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