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Der Schwarze Schatten

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Kurze Information vorne weg. Es handelt sich hierbei um meine allererste Detektiv Conan Fanfiction.
Alles wichtige zu meiner Geschichte steht eigentlich in der Kurzbeschreibung, ich will schließlich auch nicht zu viel spoilern.
Habt einfach Spaß beim lesen und schreibt mir doch gerne ein Feedback, würde mich freuen.

Pairing ist wie angekündigt zwischen Conan und Ai, es dauert jedoch eine Weile, bis es damit so richtig losgeht, da sich niemand so einfach von heute auf morgen in eine andere Person verguckt. Auch mit dem ersten Auftritt der Schwarzen Organisation habe ich mir etwas Zeit gelassen. Trotzdem wird der Anfang keinesfalls langweilig, vor allem Conan und Ai haben ein einschneidendes Erlebnis, welches beide noch mehr zusammenschweißt.

Na dann will ich gar nicht euch weiter aufhalten, sondern genießt die Geschichte.

Viel Spaß.
Euer Cognac Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
So, da wären wir auch schon bei Kapitel 2. Lasst also eure kreativen Säfte fließen und lasst ordentlich Feedback da. Ich freue mich über jeden hilfreichen Review. Viel Spaß beim Lesen der neuen Episode.

Cognac Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Das sechste Kapitel startet gleich mit einem Traum, welchen Shinichi träumt. Des Weiteren haben die Männer in Schwarz heute ihr erstes Debüt.
Viel Vergnügen Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
So Leute, es ist Wochenende und ich hoffe ihr genießt das schöne Wetter noch etwas. Hier ist nun das siebte Kapitel und damit wünsche ich euch gute Unterhaltung. Vergesst nicht, hilfreiche Reviews sind immer gerne gesehen.

Euer Cognac Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo Leute, hier ist das neunte Kapitel zu "Der Schwarze Schatten", ich hoffe sie gefällt euch und ihr lasst ein Review, zu meiner Geschichte, dar. Des Weiteren vielen Dank an alle bisherigen Leser, sowie die Leute, die meine Story favorisiert haben.
Ich hoffe ich werde euren Anforderungen weiter gerecht und damit kann es auch losgehen.

Euer Cognac Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hier ist das Kapitel 10, was ja schon fast ein kleines Special ist. Nun sind auch die ersten 10 Kapitel zu meiner Story auf Animexx veröffentlicht, doch das ist erst der Anfang, noch viele weitere werden folgen. Bei Fanfiction liegt der aktuelle Stand bei Kapitel 21. Einen großen Dank also an die bisher über tausend-siebenhundert Zugriffe auf meine Story.
Da dieses Kapitel das erste zweistellige ist, gibt es auch in dieser ein kleines Highlight, besonders für die COxAI Fans unter euch. Mehr wird aber nicht verraten. Viel Vergnügen.
Euer Cognac Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Heute tretet die schwarze Organisation wieder ins Rampenlicht und wir erfahren einiges über ihre Absichten.
Des weiteren meldet sich ein neuer Gegenspieler zum aller ersten mal selbst zu Wort. Wer sich noch erinnern kann, Gin und Wodka sollten eine gewisse Person vom Flughafen abholen und da war ja auch was im Prolog gewesen.
JAJAJA, ich halte ja jetzt schon meinen Mund und verrate nicht mehr, keine Sorge. Viel Spaß beim Lesen und danke für die neuesten Reviews, welche sehr positiv ausfielen. Das freut mich wirklich sehr.

Euer Cognac Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Da heute mein Geburtstag ist, gibt es auch schon gleich das nächste Kapitel zu "Der Schwarze Schatten" für euch und noch dazu ein extra langes Kapitel, in dem viel passieren wird.
Jetzt geht es so langsam Schlag auf Schlag. Es wird wieder einiges passieren in der heutigen Episode und für den ein oder anderen kann dies auch tödlich enden.
Inzwischen darf ich mich auch auf Animexx über 13 Favoriten freuen, also vielen Dank an alle, die favorisiert haben. Ein ganz besonders dickes Dankeschön geht an Aros, welcher stets fleißig zu jeden neuem Kapitel kommentiert.
Wenn euch die Geschichte gefällt, dann nehmt euch doch die Zeit und schreibt ebenfalls ein Review, ich würde mich freuen, doch nun genug der Worte, FILM AB!

Euer Cognac Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo Leute, kurz bevor es losgeht wollte ich mich noch eben für 11 fleißigen Kommentare eines Lesers und die 15 Favoriten meiner Story bedanken. Leider weiß ich nicht, wie viele Leute bereits auf meine Geschichte zugegriffen haben, aber ich habe keinen Zweifel daran, dass hier auf Animexx schneller vergleichbare Werte erlangt hat, wie aktuell bei Fanfiktion.de
Also vielen Dank an diese Community und genießt bitte das neue Kapitel von mir. Viel Spaß beim Lesen und denkt bitte daran, dass es mich immer interessiert, wie euch das Kapitel gefallen hat, also lasst es mich auf jeden Fall wissen.

Euer Cognac Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Juhu Leute, ein neues Kapitel ist am Start , doch es handelt sich hierbei nicht um irgendein Kapitel. Heute wird ein sehr sehr bedeutendes Ereignis stattfinden, was auch die zukünftige Handlung stark beeinflusst. Mehr wird nicht verraten nur, dass es Conan und Ai betrifft.
Schreibt, wenn ihr Zeit habt, auch gerne weiterhin, wie euch die Geschichte gefällt. Ich freue mich immer über Feedback.

Nun ist aber Schluss mit dem hinauszögern, FILM AB!
Euer Cognac Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
So, jetzt geht es weiter mit unserer kleinen Liebesszene im Beika Park.
Reviews sind immer gerne gesehen, also teilt mir ruhig mit, wie ihr die Geschichte bisher findet. Los geht's.

Cognac Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo Leute, das neue Kapitel ist da. *Freude*
Was wäre eigentlich eine Detektiv Conan Fanfiction in der es nicht einen einzigen Mord zu lösen gibt. Ich finde das gehört einfach dazu, besonders da so etwas nicht gerade selten passiert. ^^
Der wilde Abend im Anwesen von Nishimura nimmt also seinen Lauf.

Ich freue mich immer über hilfreiche Reviews und teilt mir gerne mit, wie ihr die Geschichte bisher findet. Großen Dank, an dieser Stelle, an die Leser, welche bisher die Geschichte immer noch treu verfolgen. Ich will zumindest weiterhin mein bestes tun, damit euer Interesse gewahrt bleibt.
Ich wünsche euch jedenfalls, wie immer, viel Spaß beim lesen des neuen Kapitels. Der Name glaube ich, passt dazu sehr gut.
Euer Cognac Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen. In dem heutigen Kapitel wird der Mordfall aufgeklärt oder vielleicht doch nicht? Lasst euch überraschen. Außerdem rückt die Enthüllung des geheimen Mitglieds der Organisation immer näher.
Ich hoffe euch gefällt die Gesichte bis hierhin. Vielen Dank an alle, die soweit bisher mitgelesen haben. Scheut euch bitte nicht, mir auch ein Review da zulassen. Ich würde mich freuen.

Euer Cognac Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Zum nächsten kleinen Jubiläum des 20. Kapitels (nach Bearbeitung nun 21.Kapitels) meiner kleinen Geschichte, wird nun endlich die Identität des sogenannten Schwarzen Schatten gelüftet. Außerdem wird sich nun herausstellen, ob Shinichis Traum Realität wird oder nicht.
Es ist so gesehen der erste richtige Showdown in der Story, dennoch nicht das Ende, vor allem, weil ich mich dazu entschlossen habe, die gesamte Geschichte zu einem Zweiteiler zu machen. Ich schätze den ersten Teil (Schwarzer Schatten) auf 40 Kapitel, bevor Teil 2 beginnen wird. Aktuell schreibe ich an Kapitel 31.

Wie immer freue ich mich, dass eine meine Geschichte mit Interesse verfolgt. Ganz besonderen Dank hierbei an die 22 Favoriten und die reichlichen Kommentare meiner Stammleser. Ich wünsche viel Spaß und gute Unterhaltung beim Lesen. Reviews sind immer gerne gesehen, aber das wisst ihr ja mittlerweile.
Also Film ab, Kapitel 21. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Der Showdown gegen Cognac aka der Schwarze Schatten geht weiter. Werden Conan und Ai wohlbehalten entkommen können? Und wer steckt hinter dem mysteriösen Retter, welcher sich der rechten Hand von Anokata in den Weg stellt? Erfahrt es im heutigen Kapitel und bevor ich es vergesse, vielen Dank an die 22 Leute die meine Geschichte favorisiert haben und Aros und nils1292 für die regelmäßigen Kommentare.
Nun aber viel Spaß, ich weiß doch manche können nicht abwarten, dass es weitergeht.

Euer Cognac Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Nach einem großen Kampf gibt es immer einen kurzen Moment der Ruhe, damit Leser und Charaktere das Geschehene verarbeiten können, also geht es in diesem Kapitel etwas weniger dramatisch vor ran.
In diesem Teil kommen dafür alle Freunde des Pairings wieder auf ihre Kosten. ^^
Bevor es losgeht auch nochmal ein großes Dankeschön an alle bisherigen Leser meiner Geschichte und den 23 Leuten die nach zwei Monaten, meine Geschichte für sich favorisiert haben. Auch gebührt der Dank einmal mehr den fleißigen Kommentarschreibern.
Jetzt wünsche ich viel Spaß beim Lesen und denkt dran, lasst mich in einem Review wissen, wie euch das Kapitel gefallen hat.

Gruß Cognac Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hey Leute, ein neues Kapitel steht wieder vor der Tür. Diesmal geht es gleich zu Anfang weiter mit Bourbon, welcher versucht, von der Organisation zu entkommen. Ob es ihm gelingt oder er endet wie Kir?
Des Weiteren haben gleich zwei bekannte Charaktere ihr erstes Debüt.
Freue mich wie immer über eure Reviews und nun viel Vergnügen beim Lesen.

LG Cognac Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich begrüße euch recht herzlich zu diesem neuen Kapitel. Inzwischen sind es schon über 30 Kapitel die meine Story umfasst und geplant sind noch ungefähr neun weitere + Epilog. Das die Geschichte überhaupt soweit gekommen ist, verdanke ich den fleißigen und treuen Lesern, welche "Der Schwarze Schatten" insgesamt 27 mal favorisiert haben. Ich bin darauf wirklich sehr stolz und auch die regelmäßigen Reviews lassen mich immer weiter schreiben, weil ich dadurch weiß, es gibt Leute da draußen gibt, die diese Geschichte wirklich gerne lesen und sich auf neue Kapitel davon freuen.
Also bitte sehr, hier ist das neue Kapitel und diesmal entscheidet sich die Situation zwischen Gin und Sherry auf dem Dach von Professor Agasa. Ich glaube der Titel ist dabei recht vielversprechend gewählt.

Viel Spaß
Cognac Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Heute gibt es ein sehr ausführliches und langes Kapitel. Insgesamt ist es das bisher längste und wird auch bis zum Ende der Story bestimmt das mit den meisten Wörtern bleiben. 4156 Wörter am Stück. Aber ich konnte einfach nicht anders, ich habe bei diesem Kapitel geschrieben und geschrieben und konnte einfach nicht aufhören.
Inhaltlich geht es also ziemlich zur Sache. Wie im letzten Kapitel angekündigt fand ein kleiner Zeitsprung statt und der Einsatz gegen die Organisation steht nun kurz bevor. Shinichi und Ai werden das aggressivere Gegenmittel Zero nehmen und ein großer Fanliebling wird sein langersehntes Debüt feiern.
Schreibt mir auf jeden Fall in einem Review, wie euch das eben gelesene gefallen hat. Eure Meinung interessiert mich sehr.
Viel Freude damit.

Cognac Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Sorry, ich bin heute etwas spät dran, aber hier ist das neue Kapitel zu meiner Geschichte.
Wichtig anzusprechen wäre noch, dass mit dem Kapitel 33, ich jetzt auf demselben Stand bin, wie auf FF.de, wo die Story fast einem Monat früher erschienen ist. Nun werden immer parallel auf Animexx und Fanfiktion.de die neuen Kapitel veröffentlicht. Dies bedeutet aber auch, ab sofort nur noch ein Kapitel pro Woche, statt der üblichen zwei.
Ich hoffe das ist aber nicht so schlimm. Das Finale steht sowieso schon so gut wie vor der Tür.

Viel Freude.
Cognac Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Tja, erst dachte ich, 4000 Wörter in einem Kapitel werde ich bestimmt nicht nochmal knacken, aber ich habe mich geirrt. Das neue Kapitel dreht sich um das langersehnte Gespräch zwischen Ran und Shinichi und kommt auf eine stolze Länge von 4578 Wörtern.
Ich kann nur hoffen, dass ich zumindest im Ansatz den Erwartungen der Leser bei diesem Aufeinandertreffen gerecht werde. Es ist eben keine leichte Stelle in meiner Geschichte, aber ich persönlich glaube, die Sache ganz ordentlich angegangen zu sein. Ich habe das Kapitel mehrfach durchgelesen und immer wieder kleine Überarbeitungen eingefügt, um das Maximale heraus zu holen.
Mehr will ich aber auch nicht dazu sagen. Überzeugt euch lieber selbst und schreibt auf jeden Fall, wie ihr den Ablauf so findet.

Danke schon mal im vor raus
Cognac Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich weiß es ist noch nicht Montag, aber ich muss morgen schon sehr früh raus und bin den ganzen Tag über unterwegs und hätte deswegen keine Zeit, morgen ein Kapitel zu veröffentlichen. Deswegen dieses Mal eben schon am Sonntag Abend, denn lieber ein paar Stunden früher, als einen ganzen Tag später, würde ich meinen.
Wem es auffällt, das heutige Kapitel trägt einen etwas ausgefalleneren Namen. Wer es nicht erst nachschauen will, Panacea bedeutet so viel wie Allheilmittel und dieser Name spielt heute eine besondere Rolle, da es sich größtenteils genau darum drehen wird. Topthema dieses Mal nämlich, der Ablauf der Mission gegen die Organisation und bevor jemand denkt, die Folge wird eher öde werden, zum Schluss gibt es noch einen kleinen Leckerbissen, welcher im nächsten Kapitel fortgeführt wird.
So, jetzt aber genug der Worte. Drei, zwei, eins... Startschuss xD

Euer Cognac ;) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Diesmal etwas später, ich weiß, aber es ging leider nicht früher. Aktuell bin ich so im Stress, dass ich sogar nicht einmal mehr zum weiterschreiben der Story komme. Ich hoffe zum nächsten Montag das nächste Kapitel fertig zu bekommen, aber ich kann euch nichts versprechen.
Leider war gestern Abend auch noch Animexx nicht erreichbar, sodass das neue Kapitel erst heute erscheint.
Aber besser spät als nie, heißt es doch immer so schön.
Das neue Kapitel beinhaltet das, von vielen Lesern, langersehnte Date zwischen Shinichi und Shiho. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Juhu, das nächste Jubiläum steht vor der Tür.
Jetzt sind es schon 40 Kapitel, die meine Geschichte lang ist und in dieser Zeit ist schon wirklich vieles passiert. Es gibt aber noch mehr als nur diesen Grund um zu Feiern. Heute habe ich auch erfolgreich meinen Bachelorabschluss gemacht. Also holt die Partyhüte raus. :D
Aber genug von mir.
Wie in dieser FF so üblich, gibt es auch zu diesem Jubiläum wieder ein ganz besonderes Kapitel für euch zu lesen. Denn dieses Mal, beginnt der Angriff auf die Schwarze Organisation und damit der große Finale Showdown vom ersten Teil "Der Schwarze Schatten".
Wie immer gebührt der Dank all den treuen Lesern meiner FF. Danke an alle Favoriten und den Leuten die immer fleißig ihre ausgiebigen Reviews schreiben. Das diese Geschichte jemals so gut ankommen würde, hätte ich nie gedacht, aber ich habe auch anfangs nicht erwartet solange an dieser Story zu schreiben. Wie man sich doch irren kann. ^^
Jedenfalls ist das alles euer Verdienst und daher wünsche ich euch viel Vergnügen bei diesem neuen Kapitel. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Kurzes Vorwort von mir:
Sorry, das es diesmal mit dem Kapitel doppelt so lange gedauert hat wie gewohnt. Ich hatte nicht viel Zeit zum Schreiben gehabt und dann sollte dieses Kapitel auch so gut wie möglich werden, da es immerhin das letzte Kapitel vor dem finalen Epilog ist.
Ja, ihr habt richtig gehört. Die nicht enden wollende Geschichte findet ihren Abschluss, zumindest der erste Teil davon. ^^
Wer es also noch nicht weiß, im Anschluss wird die Story in einem zweiten Teil, Namens "Wegweiser ins Licht", fortgesetzt.
Was das Kapitel 45 angeht, so ist es das bisher längste Kapitel der gesamten FF. Das erste Mal habe ich die 5000 Wörtermarke überschritten und auch zum Epilog, dürft ihr mit einer ähnlichen Anzahl rechnen.
So jetzt soll es aber auch sofort losgehen. Nach zwei vollen Wochen habt ihr, denke ich, auch genug gewartet.

Viel Spaß, euer Cognac Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hier meldet sich noch einmal der Autor, bevor es losgeht, mit einer wichtigen Info.
Das von mir geschriebene Ende wurde doch etwas zu lang, um alles ins Epilog zu packen, deswegen gibt es jetzt doch noch ein wirklich allerletztes Kapitel und nächste Woche dann den Epilog. Dieses Mal wird es aber ganz sicher nicht noch mehr werden, da ich die Geschichte jetzt offiziell zu Ende geschrieben und mich an den zweiten Teil gesetzt habe.
Glaubt mir, wenn ich sage, dass es ganz gut ist, dass ich den Schlussakt noch einmal gesplittet habe, dass sorgt noch mal für einen letzten kleinen Spannungsbogen, falls Leute glaubten jetzt trudelt die ganze Sache nur noch gemächlich aus. FALSCH GEDACHT. ^^
Also bitte schön, Kapitel 46. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Stellt euch zu Beginn, also genau jetzt, einfach die bekannte Melodie von Twentieth Century Fox vor, denn endlich ist es soweit. Meine Geschichte "Der Schwarze Schatten" findet hier und heute, mit dem folgenden Epilog, ihr Ende. Ein Grund zum Trauern, aber auch ein Grund sich zu freuen, denn das bedeutet schließlich nicht das völlige Ende, sondern nur das vom ersten Teil meiner großen Zweiteiler Fanfiktion. Es kennzeichnet also auch den kommenden Beginn einer neuen Geschichte, einer Fortsetzung mit meinem Lieblingspaar Conan und Ai.
Wegen dem Abschluss dieser ersten Story möchte ich aber dennoch das Vorwort noch einmal nutzen, um mich ganz herzlich bei allen Lesern zu bedanken, die bis hierhin die Geschichte gelesen und mitgefiebert haben.
Falls es welche unter euch gibt, die bisher noch kein Review geschrieben haben, würde ich mich freuen, wenn ihr zum Ende hin, mir auch eure Meinung mitteilen könntet und ob euch die Handlung und Geschehnisse meiner Fanfiktion zugesagt haben.
Ich habe jedenfalls eine Menge Spaß gehabt diese Geschichte zu schreiben und wäre wahrscheinlich nie soweit gekommen und hätte bereits vorher die Lust daran verloren, wenn nicht so viele Leute Interesse an der Story gezeigt hätten. Also einen dicken fetten Applaus an alle Leser, an die Schreiber der zahlreichen und hilfreichen Reviews, an die 45 Favoriteneinträge hier auf Animexx und auf die 62 Favoriten und über 12000 Zugriffe auf Fanfiktion.de, die "Der Schwarze Schatten" bisher gesammelt hat. Es sind wirklich beachtliche Zahlen, mit denen ich am Anfang nie gerechnet hätte.
Nun bleibt mir nur noch zu sagen, dass ich hoffe, ihr habt viel Spaß mit dem Epilog und dem damit einhergehenden Abschluss vom ersten Teil. Ich freue mich sehr euch in einen meiner kommenden Fanfiktions wiederzusehen, denn es sind auch noch weitere in Planung. ^^

P.S. Am Ende gibt es noch einen kleinen Auszug aus dem Prolog der Fortsetzung "Wegweiser ins Licht", sozusagen als Teaser und Vorgeschmack darauf, was euch im zweiten Teil erwarten wird.

Gruß Cognac Komplett anzeigen

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Schwarzer Schatten

Kapitel 0: Prolog
 

»Meine Fanfiktion gibt es auch als Hörbuch: Prolog: Der Schwarze Schatten
 

Ai Haibara stoppte die Zeit.

Ihr Blick sprach Bände, als sie das ernüchternde Ergebnis von ihrer Stoppuhr ablas.

„Mmh, das waren jetzt 14 Stunden 37 Minuten und 13 Sekunden.“

Unbeeindruckt notierte sie das Resultat in ihrem Notizbuch.

Währenddessen war Shinichi noch vollkommen außer Atem. Gerade eben erst, hatte er sich unter fürchterlichen Schmerzen in die Gestalt eines siebenjährigen Grundschülers zurückverwandelt. Ais Worte nahm er daher nur schwach war und beachtete sie im Moment auch nicht weiter. Stattdessen wischte er sich den Schweiß von der Stirn und versuchte wieder einen normalen Rhythmus seiner Atmung zu erlangen. Der Verwandlungsprozess forderte wie immer seinen Tribut. Man könnte meinen, er hat sich mit der Zeit daran gewöhnt, doch waren die Schmerzen, die man während Verwandlung durchmachte etwas, voran man sich unmöglich gewöhnen konnte. Der Körper reagierte immer gleich und jedes Mal hatte der junge Detektiv das Gefühl, seine Knochen würden schmelzen und seine Lungen explodieren.

Nachdem sein Herz wieder einigermaßen ruhig schlug, erhob er sich von der Couch und musterte das rotblonde Mädchen, welches immer noch wie wild in ihrem Notizbuch herumkritzelte und dabei alles andere als erfreut dreinschaute.
 

„Was ist los, stimmt etwas nicht?“, fragte der nun wieder geschrumpfte Shinichi neugierig nach. Gleichzeitig entledigte er sich seiner überdimensionalen Klamotten, um sie gegen passende in Kindergröße einzutauschen, welche bereits neben ihm auf einem Stuhl bereit lagen.

„Ist es dir denn nicht aufgefallen?“, kam es unbekümmert aus ihrem Mund, wobei sie sich abgewandt hatte, um ihn beim umziehen nicht zuzusehen.

Was könnte sie damit nur meinen, fragte sich der schwarzhaarige Junge, während er sich ein T-Shirt über den Kopf zog und die Brille auf seiner Nase platzierte.

Nun war er wieder Conan Edogawa.

Ai schielte zu ihm herüber, um festzustellen, ob er fertig umgezogen war und da sie keine Antwort auf ihre Frage erhielt, beschloss sie diese selbst zu beantworten.

„Es ist die Zeit. Sie hat sich schon wieder verkürzt. Diesmal hast du dich noch schneller wieder zurück verwandelt, als beim letzten Mal.“ Dabei verschränkte sie ihre Arme vor sich und sah in prüfend an.
 

Shinichi versuchte sich zu erinnern.

Bei ihrem letzten Versuch war er tatsächlich deutlich länger in seinem alten Ich verblieben. Allerdings hatte er sich bereits damit abgefunden, dass er sich nach Einnahme des Prototypen früher oder später wieder zurückverwandelte.

Da sie noch kein dauerhaftes Gegenmittel entwickelt haben, aber immerhin daran arbeiteten, musste er es eben so nehmen wie es kam.

„Vielleicht bin ich heute nicht so gut Form oder die neue Zusammensetzung des Gegenmittels ist nicht so wirksam wie die Letzte.“, entgegnete er.

Ai seufzte und schüttelte den Kopf.

Sie sah wirklich nicht zufrieden aus, als sie sich von ihrem Stuhl erhob und hinter dem Schreibtisch hervorkam.

„Ich werde heute Nacht wohl noch ein, zwei Simulationen durchführen.“, gab sie nüchtern von sich, dabei sah sie auf die Uhr, welche im ihrem Labor an der Wand hing.

„Du solltest jetzt besser nach Hause gehen. Du willst doch nicht, dass Sie sich Sorgen macht.“

Shinichi wusste genau, wen sie damit meinte und sah ein, dass es wirklich schon spät war.

„Oh man du hast Recht. Wir sehen uns dann morgen.“

Mit diesen Worten sprintete er aus dem Labor und anschließend die Treppe hinauf.

Ai winkte noch mit ihrer Hand als überflüssige Geste, bis die Tür oben an der Treppe ins Schloss fiel.
 

Als sie auf einmal wieder alleine im Labor war, verlor sich die rotblonde Wissenschaftlerin allmählich in ihren Gedanken, wie sie es so oft tat, wenn sie für sich war.

Wie schön es sein muss jemanden zu haben, der irgendwo da draußen auf einen wartet und genau dasselbe für einen empfindet, wie man selbst für ihn, dachte sich Ai.

Sie schüttelte den Kopf, um diese Gefühle der tiefen Einsamkeit aus ihrem Verstand zu vertreiben. Für Selbstmitleid hatte sie jetzt keine Zeit.

Sie seufzte erneut, als sie wieder in ihr Notizbuch sah, woraufhin sie sich einen Kaffee eingoß und wieder an ihrem Schreibtisch platz nahm. Haibara nahm einen kräftigen Schluck, bevor sie anfing in die Tasten zu hauen.

„Das wird eine lange Nacht.“, murmelte sie zu sich selbst.
 

Währenddessen in Übersee, marschierte eine Gestalt, vollkommen in Schwarz gekleidet, einen langen Gang hinunter.

Es war absolut still. Nur die lauten Schritte der Person, auf dem kalten Fußboden, waren zu hören.

Immer wieder ging sie durch Türen, welche zu neuen Gängen führten und die sie immer tiefer in den Gebäudekomplex leiteten.

Hin und wieder passierte die Person Checkpoints, an denen bewaffnete Männer, ebenfalls in Schwarz gekleidet, patrouillierten.

Sie ging ungehindert hindurch, wobei die Wachen eine gerade Haltung einnahmen, bis sie an sie vorbei war.

Zielstrebig und mit einer autoritären Körperhaltung blieb die Person nun vor der letzten Tür stehen, welche mehrfach gesichert war und aus massivem Stahl bestand.

Die Gestalt tippte einige Codes ein und hielt als letztes ihr Auge an einen Netzhautscanner.

„Identität bestätigt, Schwarzer Schatten.“, erklang eine elektronische Frauenstimme, woraufhin die schwere Tür sich langsam öffnete und die Person eintrat.
 

Hinter der Tür befand sich ein großer leerer dunkler Raum, indem sonst nichts zu seien schien.

Der Schwarze Schatten stellte sich in die Mitte des Raumes, in einen kleinen Kreis und blieb dort abwartend stehen.

Noch immer war niemand zu sehen, nur ein schwacher Schein einer Lampe an der Decke fiel von oben herab, genau auf die Mitte des Raumes, wo die Person nun stand.

Nach einer Weile erklang eine tiefe Stimme, welche aus allen Richtungen des Raumes kam. Sie klang ebenfalls elektronisch, nur stammte sie definitiv von einer lebenden Persönlichkeit.

„Schatten, es ist an der Zeit, deine Dienste einmal mehr in Anspruch zu nehmen.“, dröhnte die dunkle Stimme durch den leeren Raum.

Der Schatten hörte schweigend zu.

„Unsere Organisation ist im Inbegriff ihre Macht in Japan weiter auszubauen. Bis heute ist dort der Widerstand gegen unseren Einfluss immer noch am größten, was mehrere Gründe hat. Ich benötigte deine Fähigkeiten, um eine dieser Gründe nachzugehen und unsere Mitglieder vor Ort zu unterstützen.“
 

Mit diesen Worten fuhr ein kleiner eckiger Tisch aus dem Boden, genau dort, wo der Schatten stand. Auf diesem Tisch lag ein Foto, welches die Person in Schwarz sogleich in die Hand nahm.

„Ich kenne sie.“, war seine knappe Antwort, nach kurzer Begutachtung dessen, was er soeben in die Finger genommen hatte.

„Sie war einst Mitglied dieser Organisation und hält sich zurzeit immer noch in Japan auf.“, ertönte wieder die tiefe Stimme.

„Sie ist schon viel zu lange mir und meiner Organisation ein Dorn im Auge. Ich will, dass du dich diesem Problem annimmst.“

Die Person in Schwarz verbeugte sich kurz ehrfürchtig.

„Wie ihr wünscht, Anokata.“

Mit diesen Worten machte er kehrt und verließ ohne weitere Worte zu verlieren den Raum, dessen Tür sich langsam wieder schloss, bis sie endgültig zufiel und sich automatisch wieder verriegelte.

Vor der nun wieder verschlossenen Tür fiel das Foto zu Boden, welches der Schatten hinter sich geworfen hatte.

Es war ein altes Foto einer Mitgliedsakte der Organisation, auf der man eine rotblonde Frau mit weißem Kittel erkennen konnte.

Kein Tag wie jeder Andere

Kapitel 1: Kein Tag wie jeder Andere
 

Hörbuch zur Fanfiktion: Kapitel 1: Kein Tag wie jeder Andere
 

Am nächsten Tag in der Schule wirkte Ai auf Shinichi nicht nur müde, sondern auch betrübt.

Hatte sie wirklich wieder die ganze Nacht an ihrem Computer gesessen und nach dem Gegenmittel für das APTX-4869 geforscht, fragte sich der junge Detektiv, als er seine Banknachbarin betrachtete, welche Schwierigkeiten hatte ihre Augen auf zu lassen. Mehrmals musste er sie vorsichtig anstupsen damit sie nicht einschlief.

Bei der Mittagspause war es nicht anders. Obwohl sie nicht mehr so müde, wie am Anfang des Tages wirkte, vernachlässigte sie ihr Essen vollkommen und starrte gedankenversunken in die Gegend.

Natürlich fiel dies nicht nur Shinichi auf, sondern auch ihren drei Freunden Ayumi, Mitsuhiko und Genta, welche sich fröhlich und gut gelaunt miteinander unterhielten und an dessen Konversationen Ai keinerlei Interesse zeigte.

„Nanu Ai, geht es dir etwa nicht gut?“, fragte nun Ayumi besorgt nach, nachdem sie ihre Freundin eine Weile gemustert hatte.

„Hast du denn gar keinen Hunger?“ Auch Mitsuhiko und Genta warfen ihr besorgte Blicke zu.

„Hey Ai aufwachen!“ Shinichi, welche direkt neben ihr saß, schnippte vor ihrem Gesicht mit seinen Fingern, wodurch das rotblonde Mädchen zusammenzuckte.

„Wie? Was?“

Mit einem verdutzten Gesichtsausdruck wanderte ihr Blick von einem Detective Boy zum nächsten, bevor sie sich lächelnd eine Hand an die Stirn legte.

„Ach tut mir leid, nein es ist nichts, ich habe nur nicht so gut geschlafen.“, versuchte sie die Kinder zu beruhigen.

Daraufhin verzog Shinichi das Gesicht. Wie sollte sie auch, wenn sie pausenlos in ihrem Labor hockt, dachte sich der geschrumpfte Oberschülerdetektiv. Bei den anderen schien diese Entschuldigung jedoch zu überzeugen.

„Na, ein Glück und ich dachte schon du wirst krank.“, gab Ayumi ihre Erleichterung zum Ausdruck.

„Also, wenn du keinen Hunger hast, dann könnte ich doch…“, setzte Genta an, bereit sich über Haibaras Essen her zu machen, doch Mitsuhiko hielt ihn zurück.

„Genta du Vielfraß, du hattest doch schon deine Portion.“

Der stämmige Junge verschränkte beleidigt seine Arme.

„Na und? Ist doch jammerschade das gute Essen verkommen zu lassen.“, versuchte er sich zu rechtfertigen.

„Entschuldigt mich.“

Mit diesen Worten erhob sich Ai, packte ihr Bento in ihren Schulranzen und verließ die kleine Gruppe, ohne ein weiteres Wort zu sagen, wodurch sie fragende Gesichter zurückließ.
 

„Ist mit ihr wirklich alles in Ordnung?“, fragte Ayumi die anderen, nachdem Ai gegangen war.

Mitsuhiko sah Genta vorwurfsvoll an.

„Na toll gemacht Genta, daran bist nur du Schuld.“

„Was, wieso denn ich, ich wollte doch nur hilfsbereit sein.“, entgegnete er.

„Vielleicht hat sie ja Liebeskummer?“, überlegte der zu groß geratene Junge nun.

„Das kann sein, meine Schwester hatte auch mal Liebeskummer und hat in dieser Zeit auch keinerlei Appetit gehabt.“, klinkte sich nun auch sein Freund mit den Sommersprossen ein.

„Was meint ihr, in wen könnte Ai wohl verliebt sein?“, fragte die kleine Ayumi neugierig.

„Tja lass mal überlegen…“

Und so ging das wilde Spekulieren los.
 

Shinichi warf den dreien einen ungläubigen Blick zu.

Das ist doch nicht deren ernst, dachte sich dieser, während er sich ein Reisbällchen in den Mund schob. Ai und verliebt, dass ist doch wie Tag und Nacht. Er war sich ziemlich sicher, dass dies nicht zutraf, in wen sollte sie sich auch schon verliebt haben?

Shinichi hatte seine ganz eigene Vermutung, welche er seinen Freunden natürlich nicht mitteilen konnte. Es musste mit dem Gegenmittel zum APTX-4869 zusammenhängen, doch was es nun genau war, müsste er noch in Erfahrung bringen.

„Und Conan, in wen glaubst du ist Ai verliebt?“, richtete Ayumi nun das Wort an seine Wenigkeit. Als, mehr oder weniger, Kopf der Detective Boys, schien sie zu erwarten, dass er die Lösung zu diesem Rätsel bereithalten würde.

Shinichi schluckte das Reisbällchen, welches noch in seinem Hals steckte hinunter, ehe er antwortete.

„Ich glaube ihr liegt da alle drei falsch. Ai ist bestimmt nicht verliebt. Es ist vermutlich so wie sie es uns gesagt hat, sie hat einfach nur schlecht geschlafen.“

„Achso“, kam die etwas enttäuschte Antwort seiner Klassenkameraden.

Kurz darauf ertönte die Schulklingel, woraufhin alle ihre Sachen verstauten und sich auf die nächste Stunde vorbereiteten.

Bevor der Unterricht begann kam auch Ai zurück in die Klasse und nahm neben Conan auf ihrem Sitz platz. Er schaute sie neugierig an, aber sie erwiderte seinen Blick in keinster Weise, woraufhin er auch seinen Blick Richtung Tafel richtete.

Nun kam auch Frau Kobayashi in die Klasse und der Unterricht konnte beginnen.
 

„Wir müssen reden.“

Irritiert drehte Shinichi seinen Kopf wieder zur Seite, hin zur Quelle des Geflüsters.

Haibara schaute weiterhin nicht zu ihm, sodass er schon fast glaubte, er habe sich ihre Stimme nur eingebildet.

Worüber wollte sie wohl mit ihm reden?

Das Gegenmittel vielleicht?

Ging es um den letzten Test gegen das APTX4869?

Egal was es war, er würde es früh genug erfahren. Shinichi nickte und wandte sich wieder der Lehrerin zu.
 

Nach der Schule trennten sich die Wege der Kinder.

Die Detective Boys verabschiedeten sich und Shinichi und Ai machten sich auf, zur Villa Agasa. Keiner der beiden sagte unterwegs ein Wort.

Der schwarzhaarige Junge musterte ihre Umgebung.

Diese Straße war voller Erinnerungen, da er diesen Weg immer als Oberschüler gegangen war.

Er seufzte leicht.

Wie lange es wohl noch dauern würde, bis er wieder er selbst sein würde?

Sein Blick fiel wieder auf Haibara, welche weiterhin stumm neben ihm herlief.

„Alsooo…“, versuchte er die Stille zwischen ihnen zu brechen. „…worüber wolltest du mit mir sprechen?“, dabei sah er sie erwartungsvoll an.

Ai blieb daraufhin stehen und sah ihn an, jedoch ohne ihren Kopf zu ihm zu drehen.

Es schien so, als versuchte sie die passenden Worte zu finden, da sie kurz innehielt.

„Ich sage es nur einmal, also höre gut zu.“. Ihre Stimme gab ihm zu verstehen, dass sie es ernst meinte.

„Ich glaube du solltest dir langsam überlegen, wie du als Conan Edogawa weiterleben willst und nicht länger als Shinichi Kudo.“

Nun drehte sie auch ihren Kopf zu ihm.

Diese Aussage überrumpelte den jungen Detektiv völlig und es dauerte eine Weile, bis er das soeben gehörte verarbeitet hatte.

„Was soll das denn heißen? Was meinst du damit?“, fragte er ungläubig.

Ai atmete laut aus.

„Habe ich nicht gesagt, dass ich mich nicht wiederholen werde?“

„Das ist mir egal, ich will wissen, was du damit meinst.“ Shinichi klang bereits etwas aufgebracht, wodurch sich Ais Blick verfinsterte.

„Hast du denn schon wieder vergessen, was ich dir gestern gesagt habe? Von einem Meisterdetektiv hätte ich ja ein bisschen mehr erwartet.“, gab sie leicht spöttisch von sich und setzte sich wieder in Bewegung.

Irritiert lief ihr Shinichi hinterher.

„Die Zeit, es ist die Wirkungszeit.“, fuhr sie nun mit ernster Miene fort.

„Ich habe gestern noch einige Tests durchlaufen lassen und es ist genauso, wie ich es befürchtet habe. Seitdem du das Gegenmittel zum ersten Mal genommen hast, ist die Wirkungsdauer stetig zurückgegangen. Selbst die neuesten Varianten gegen das APTX-4869 erzielten keine längere Wirkung. Wir bewegen uns eher rückwärts als vorwärts.“

„Das ist doch nicht möglich.“ Shinichi schüttelte ungläubig den Kopf. Er wollte das einfach nicht glauben, doch Ais ernste Miene ließ ihn schlussfolgern, dass sie keinesfalls scherzte.

„Leider doch und wir reden hier nicht von Minuten Shinichi.“
 

Der schwarzhaarige Junge fasste sich an den Kopf, er musste nachdenken. Er musste sich sammeln und dann würde er versuchen eine Lösung zu finden, so wie sonst auch immer. Aufgeben kam für ihn jedenfalls nicht in Frage.

„Es gibt sicherlich eine Möglichkeit, davon bin ich überzeugt. Wir können hier doch nicht einfach aufgeben, sondern wir müssen es weiter versuchen. Ich glaube fest daran, dass es uns gelingen wird, dass es dir gelingen wird.“

„Du bist dir dessen ja ziemlich sicher“, merkte Haibara an und setzte seit langem wieder ein leichtes Lächeln auf.

Irgendwie war es ihr schon vorher klar gewesen, dass Shinichi nicht einfach klein beigeben würde. Das ist nicht seine Art und das weiß sie. Das Gefühl zu wissen, dass er aber weiterhin fest an ihre Fähigkeiten glaubte, tat Haibara gut.

„Also schön, wie du willst, ich werde es weiterhin versuchen, aber sei dir bewusst, dass die Chancen ein Gegenmittel zu finden immer weiter abnimmt. Mit all der Zeit, die vergangen ist und mit all den Malen, wo du das Gegenmittel bisher eingenommen hast, hat dein Körper, langsam aber sicher, eine immer größer werdende Resistenz aufgebaut. Wir kämpfen hier also gegen zwei Komponenten, ist dir das klar. Irgendwann wird dein Körper vollkommen resistent gegen das Gegenmittel sein, genau wie bei dem chinesischen Schnaps. Zwar dauert es hier länger, aber es schreitet mal für Mal voran und zwar schneller als ich gedacht habe und wenn dieser Punkt erreicht ist.“

Sie machte eine kurze Pause.

„Wenn dieser Punkt erst einmal erreicht ist, wirst du dich nie wieder zurück verwandeln können.“

Endlich kamen sie bei Professor Agasa an.

Haibara öffnete das Gartentor, um hindurch zu gehen und sich mit einem einfachen >Also bis dann< zu verabschieden, als ob nichts gewesen wäre. Dabei ließ sie einen sprachlosen Shinichi zurück.

Nach allem was er gehört hatte, war ihm trotz allem Optimismus bewusst, dass die Lage ernst war, so wie Haibara es beschrieb. Aufgeben war dennoch keine Option für ihn und er hoffte, dass das gleiche auch für Haibara galt.
 

Eine Woche verging und ein weiterer Praxistest folgte, welcher leider genauso wenig erfolgreich ausfiel, wie seine Vorgänger.

Haibaras Gesicht war emotionslos, als sie die Zeit in ihrem Notizbuch notierte. Shinichi wusste genau was sie dachte, wollte aber dennoch nicht aufgeben, konnte es auch nicht.

Wie lange sollte er noch seinem früheren Leben als Oberschülerdetektiv Shinichi Kudo hinterherrennen?

Wie lange würde es noch dauern, bis er endlich wieder zu Ran zurückkehren könnte, um ihr zu sagen, was er fühlte, anstatt sie immer wieder aufs nächste Mal zu vertrösten. Solange bis es irgendwann kein nächstes Mal geben würde, denn die Testergebnisse sorgten dafür, dass seine Hoffnungen und Träume in immer weitere Ferne rückten.

Das alles deprimierte ihn sichtlich, dasselbe konnte er bei Haibara spüren. Sie haben schon so viel gemeinsam durchgestanden, dass er sie inzwischen wahrscheinlich besser kannte als irgendein anderer.

Ai war gewiss kein offenes Buch, aber er war auch kein einfacher kleiner Junge. Er war Shinichi Kudo, Oberschülerdetektiv, welcher gerade schwierigen Fällen nicht widerstehen konnte und Ai, war mit Abstand eines der größten Rätsel, mit denen er sich je befasst hatte.
 

"Wir sollten die Testversuche erst einmal bis auf unbestimmte Zeit aussetzen.", durchbrach Haibara nun seinen Gedankenfluss.

"Ich möchte eine neue Reihe von Versuchen starten und erst wieder einen Test durchführen, wenn ich von einer positiveren Auswirkung ausgehen kann.", sie sah Shinichi mit ernster Miene an.

"Es macht keinen Sinn durch weitere Tests, in diesen Ausmaßen, deine Resistenz weiter voranzutreiben. Ab sofort wird der Prototyp wieder nur im Notfall eingenommen.“, dabei drehte sie sich demonstrativ um und verschränkte ihre Arme.

„Und selbstverständlich liegt es in meiner Verantwortung zu entscheiden, wann es sich um einen besagten Notfall handelt.“

Shinichi sah ein, dass es nur logisch war, was Ai da von sich gab. Er teilte diese Meinung sogar was, beim Thema Gegenmittel, nicht häufig der Fall war. Er war jedoch weiterhin fest entschlossen keinesfalls aufzugeben, aber dafür müsste er auch weiterhin ansprechbar auf zukünftige Testdurchläufe sein und die einzige Chance darin bestand, das Gegenmittel ab sofort in größeren Abständen zu sich zu nehmen, um der Resistenzwirkung entgegen zu wirken.
 

"Du hast recht", lenkte er ein und ließ sich auf die Couch fallen.

In dem Moment kam Professor Agasa durch die Eingangstür, in der Hand Tüten mit Besorgungen.

Er grinste über das ganze Gesicht.

„Gute Neuigkeiten ihr beiden. Das Wochenende steht vor der Tür und das Wetter soll herrlich werden und deswegen, habe ich beschlossen mit euch und den anderen Detective Boys ans Meer zu fahren. Na, wie klingt das?“, verkündete der Professor.

Shinichi, welcher die Hände hinter den Kopf gelegt hat, guckte mit einem skeptischen Blick rüber zum Professor, bevor er mit einem Seufzer den Blick zur Decke richtete.

Er war aktuell nicht besonders in der Stimmung für so einen Ausflug, aber wahrscheinlich war genau das die nötige Ablenkung, die er die nächsten paar Tage gebrauchen könnte, um seine Gedanken vom APTX4869 wegzulenken.

Ehe er sich versah, saß er auch schon zusammen mit seinen Grundschulkameraden im Auto des Professors Richtung Küste.

Ein Ausflug mit Folgen

Kapitel 2: Ein Ausflug mit Folgen
 

Hörbuch zur Fanfiktion: Kapitel 2: Ein Ausflug mit Folgen
 

Shinichi starrte auf sein Handy und schrieb mit Ran, jedoch nicht als Shinichi sondern als Conan. Er hatte bereits vorher mit Ran über den Ausflug gesprochen, wogegen sie nichts einzuwenden hatte. Sie sagte, dass Onkel Kogoro aktuell sowieso viel zu tun hätte und die Pläne des Professors daher sehr gelegen kamen. Shinichi informierte sie noch davon, dass er sich bei ihrer Ankunft melden würde und klappte sein Telefon anschließend zu, wobei er einmal tief ein und ausatmete.
 

Er ließ seinen Blick durch den Wagen schweifen. Neben ihm, am Fenster saß Haibara, welche ebenfalls, mehr oder weniger freiwillig, sich an dem Ausflug beteiligte. Sie schaute nachdenklich aus dem Fenster.

Shinichi war sich sicher, dass auch ihr der Ausflug bestimmt gut tun würde. Auf der anderen Seite von ihm saß Ayumi, welche sich mit dem, neben ihr sitzenden Mitsuhiko, unterhielt und ganz vorne, neben dem Professor auf dem Beifahrersitz, stöhnte Genta über sein unersättliches Verlangen nach Aal auf Reis rum. Also eigentlich alles wie gewohnt, dachte sich Shinichi mit einem schmalen Grinsen. Sie hatten noch eine stramme Fahrt von zwei Stunden vor sich und deshalb fand Shinichi es eine gute Idee etwas zu schlafen und schloss seine Augen.
 

Schließlich kamen sie an ihrem Zielort an.

Selbstverständlich hatte der Professor vor zur Übernachtung, wie so oft, zu campen. Dafür hatten sie sich eine kleine Wiese in der Nähe eines Örtchens und auch nicht weit weg vom Strand ausgesucht.

Als Shinichi die Augen öffnete standen sie bereits auf einem unbefestigten Weg am Rande der Wiese, welche diese vom Strand und dem Meer abtrennte. Die anderen waren bereits draußen und holten das Gepäck aus dem Auto.

„Conan, jetzt hör auf zu Schlafen und hilf uns ein bisschen“, hörte er Gentas Stimme. Darauf schwang sich Shinichi aus dem Wagen und begann sich zu strecken. Dabei genoss er die frische Brise, welche aus einem kleinen Wäldchen in der Nähe über die freie Fläche blies und das Gras im Wind tanzen ließ. Das Wetter war wie vorhergesagt herrlich sonnig und angenehm warm.

„Ich sehe die Schlafmütze ist auch schon wach“ begrüßte ihn Haibara trocken, als sie mit einem Bündel Zweigen an ihm vorbei lief und kurz stehen blieb. Sie drehte ihren Kopf seitlich und sah ihn an, dabei formte sie ein schelmisches Lächeln.

Shinichi sah sie etwas verdutzt an, lächelte aber dann ebenfalls, steckte seine Hände in die Hosentaschen und setzte sich in Bewegung.

„Jetzt bin ich ja wach.“, sagte er und lief an Ai vorbei Richtung Professor, um beim Aufbau der Zelte zu helfen.
 

Nach kurzer Zeit standen die Zelte des Professors und das der Jungs. Doch das Zelt der Mädchen weigerte sich aus irgendeinem Grund sich dem Willen Shinichis zu beugen und sich aufbauen zu lassen.

Ayumi, welche dies bemerkte fing an zu Lachen, als sie Conans Kampf mit den Zeltstäben sah und rief.

„Das sieht aber lustig aus, was du da machst Conan.“ Dieser wiederrum fand das alles andere als amüsant, jedoch half das nichts und er zog unfreiwillig auch das Gelächter der anderen auf sich. Was hat der Professor denn da nur für ein Zelt besorgt, fluchte Shinichi innerlich. Doch mithilfe des Professors gelang es ihm dann doch das Zelt zu errichten.

Nachdem alle Zelte aufgebaut und eine Feuerstelle hergerichtet worden war, beschlossen alle den Rest des Tages noch zu nutzen um am Strand zu entspannen und im Meer etwas zu baden.
 

Es war ein herrlicher Strand mit einem angenehm weichen weißen Sand und da der Strandabschnitt etwas weiter außerhalb lag, hatten sie diesen auch ganz für sich allein. Das Meer glänzte durch die Nachmittagssonne und es war weitestgehend windstill. Während rechts von ihnen es Richtung Ortschaft ging, befand sich auf der linken Seite in etwas weiterer Entfernung eine Ansteigung. Dort wurde es mal zu mal steiniger und der Strand verwandelte sich in eine Steilküste.

Von dort oben, muss man bestimmt eine herrliche Aussicht haben, dachte sich Shinichi während er auf seinem Handtuch lag und die Wärme der Sonne auf seiner Haut genoss. Die Detective Boys spielten im Wasser Ball und der Professor lag schnarchend in einem Klappstuhl, welchen er extra mitgebracht hat. Shinichi musste Grinsen, als er sah, dass ein offenes Buch auf dem Bauch des Professors lag und sich mit dem Ein -und Ausatmen auf und ab bewegte.
 

Neben Shinichi auf einer Liege saß Ai und tippte auf ihrem Laptop wie wild herum. Sie hatte sich zusätzlich einen Schirm aufgestellt um vor der Sonne geschützt zu sein. Shinichi verzog das Gesicht.

„Wie kannst du selbst hier und bei diesem Wetter, an dem Ding sitzen“, kommentierte er was er sah. Ai hielt kurz inne, bevor sie jedoch weiter tippte und entgegnete:

„Gab es da nicht jemanden der unbedingt wollte, dass ich weiter an einem Gegenmittel arbeite?“ Ihr Blick fiel auf Shinichi herab, welcher sich gerade aufrappelte.

„Ja, das stimmt schon, aber dieses Wochenende sollten wir auf etwas andere Gedanken kommen und gerade du solltest dir mal eine Auszeit gönnen“, konterte er. Inzwischen ist er aufgestanden und machte ein zwei Kniebeugen.

„Also wie sieht es aus, kommst du mit ins Wasser?“, fragte er das rotblonde Mädchen. Als er keine Antwort erhielt klappte er ihren Laptop zu. Doch bevor sie protestieren konnte, nahm er sie an der Hand, was Ai vollkommen überraschte.

„Keine Ausrede die du auf Lager hast wird dir dieses Mal helfen“, lachte er und zog sie von der Liege Richtung Wasser. Ai konnte nun auch ein Lächeln nicht verbergen und gab schließlich nach.
 

Irgendwie schaffte er es doch immer wieder in ihr dieses angenehme Gefühl der Geborgenheit zu wecken, wobei sie sich für kurze Zeit tatsächlich wie ein unbeschwertes Mädchen fühlen konnte, als welches sie sich auch versuchte auszugeben. Dem Schwarzhaarigen fiel das meist jedoch deutlich leichter, da er wusste, wie es war als normales Kind aufzuwachsen. Ai hatte diesen Luxus nicht, weswegen sie vielleicht häufiger das hier und jetzt für sich nutzen sollte.

Dabei kam ihr eine Idee.

„Wer als erstes drin ist“, rief sie plötzlich und gab ihm einen Schubs, worauf sie los rannte.

„Hey, das ist unfair“, entgegnete Shinichi, als er die Verfolgung aufnahm.

„Das ist dafür, dass du meinen Laptop einfach zugeklappt hast, sagte sie und war mit einem Satz im Wasser. Es ist schön sie auch mal wieder fröhlich zu sehen, dachte sich nun Shinichi und tat es ihr gleich.
 

Am Abend saßen sie schließlich alle noch am Lagerfeuer und hielten Marshmellos über die Flammen. Mitsuhiko erzählte eine Gruselgeschichte, wobei er für den nötigen Gruselfaktor eine Taschenlampe unter sein Gesicht hielt.

Während Ayumi und Genta bei der Erzählung eine Gänsehaut bekamen, verfolgten Shinichi und Ai sie eher belustigt. Misuhiko fuhr fort.

„Und daaann plötzlich als sie vom Waschbecken aufschaute sah sie im Spiegel den Mörder mit dem blutigen Messer über ihr und wie er es auf sie hinabsausen ließ.“

„AAAHHH, wie schrecklich“, schrie Ayumi auf. Mitsuhiko und die anderen mussten lachen.

„Das ist doch bloß eine Geschichte Ayumi.“, versuchte er sie zu beruhigen.

„Mir reicht es mit den Gruselgeschichten, wie wäre es mal mit einer schönen Geschichte, mit einem Happy End?“, fragte Ayumi.

„Aber am Lagerfeuer muss man sich gruselige Geschichten erzählen.“, entgegnete Genta, während er im Marshmellobeutel rumwühlte und feststellen musste, dass diese bereits alle waren.

„Das gibt es doch nicht, die Marshmellos sind schon alle.“ „Hast du echt alle schon aufgefuttert Genta?“, fragte Mitsuhiko enttäuscht nach, da dieser durch das Erzählen, noch gar nicht dazu kam, welche über das Feuer zu halten.

„Es ist eh schon spät und ich würde vorschlagen, dass wir in unsere Zelte schlafen gehen. Wir wollen doch schließlich morgen früh raus und einiges unternehmen.“, warf Professor Agasa ein.

„Stimmt.“, fügte Shinichi hinzufügen und ließ ein herzhaftes Gähnen von sich hören. „Wir sollten schlafen gehen. Ich bin jedenfalls hundemüde.“ Alle stimmten zu und so begaben sich alle in ihre Zelte. Shinichi kroch in seinen Schlafsack und legte seine Brille zur Seite, bevor er seine Augen schloss und kurze Zeit darauf einschlief.
 

Es war noch früh am Morgen, als Shinichi erwachte und sich die Augen rieb. Neben ihm schliefen Mitsuhiko und Genta noch tief und fest, was sie mit lautem Schnarchen untermauerten. Shinichi lächelte bei dem Anblick schief.

„Na die haben ja einen gesunden Schlaf.“, sprach er leise zu sich selbst. Nun kramte er sein Handy aus seinem Rucksack. Er sah, dass Ran einmal angerufen hat. Er öffnete das Zelt und kletterte leise hinaus um sie draußen in Ruhe anrufen zu können. Als er das Zelt aufmachte, sah er Haibara, welche ebenfalls schon wach war und sich Richtung Strand aufmachte. Wo will sie so früh bloß hin, fragte sich der junge Detektiv und beschloss spontan ihr zu folgen.
 

Ai stand am Strand und schaute auf das Meer hinaus. Sie Sonne ging gerade über dem Horizont auf und färbte die Oberfläche des Wasser rötlich. Shinichi sah sie und ihre Silhouette im Schein der Morgensonne. Was sie wohl beschäftigt, wollte er wissen und ging zu ihr.

„Hey Ai, was machst du so früh denn hier?“, sagte er als er hinter ihr stand. Erschrocken drehte sie sich um. Anscheinend war sie in Gedanken versunken gewesen und hatte ihn nicht bemerkt. Ein leichter Wind wehte und sie strich sich mit der Hand eine Strähne hinter das Ohr. Als ihre Blicke sich trafen, schien kurz die Zeit für Haibara stehen geblieben zu sein. Doch dann fasste sich Ai wieder.

„Ach du bist es Kudo. Du hast mich ganz schön erschreckt.“, antwortete sie nun verlegen. Sie sah mit einem Lächeln über ihre Schulter wieder Richtung Meer. „Ich wollte einfach nur diesen Anblick genießen. Es ist wirklich wunderschön.“

Shinichi schmunzelte als er das hörte und verschränkte seine Arme vor sich. „Ich wusste gar nicht, dass du so eine romantische Ader hast.“, stichelte er sie. Darauf verzog sie ihr Gesicht und sah ihn herausfordernd an. „Und wenn es so wäre?“ Shinichi schien mit dieser Antwort nicht gerechnet zu haben, gab sich aber damit zufrieden.

Haibara kreuzte nun ihre Arme hinter ihren Rücken. „Ich wollte mir auch noch die Aussicht von der Anhöhe aus ansehen.“ Mit diesen Worten ging sie los und als sie an Shinichi vorbeiging, fügte sie kühl hinzu: „Du kannst mich gerne begleiten.“

Typisch Ai dachte sich der Geschrumpfte und beschloss die Einladung anzunehmen und ihr zur folgen.
 

Sie liefen eine Weile nebeneinander, bis Ai die Stille zwischen den beiden brach.

„Sag mal, wieso hast du eigentlich deine Brille nicht auf?“ Shinichi fasste sich ins Gesicht. Tatsächlich hatte er seine Brille noch im Zelt gelassen und vergessen aufzusetzen.

"Du hast Recht, die habe ich glatt im Zelt liegen lassen." Dabei fiel im des Weiteren auf, dass er eigentlich noch Ran anrufen wollte. Er sah zu Haibara.

Vielleicht sollte er das lieber später tun, beschloss Shinichi und ließ das Handy in seiner Hosentasche los, welches er schon dabei war hervorzuziehen.
 

Sie erreichten schließlich den Punkt eines kleinen Vorsprungs, vom dem die Aussicht um einiges besser war, als vorher weiter unten am Strand. Beide blieben stehen und sahen auf das weite Meer hinaus.

"Das Leben erscheint manchmal so schön und unbeschwert.", sprach nun Haibara. "In Augenblicken wie diesen, vergisst man fasst, welche Gefahren da draußen lauern."

Shinichi schaute sie fragend an, jedoch wusste er worüber sie sprach. Sie meinte die Schwarze Organisation, vor der sie sich versteckten und welche Haibara um jeden Preis tot sehen wollte. Falls ihre und auch seine Identität aufliegen würde, wo wären sie dann noch sicher? Er wollte sich jedoch nicht mit solchen Gedanken beschäftigen, jedenfalls nicht in diesem Moment.

"Jetzt hör schon auf sowas zu sagen.", meldete sich der junge Detektiv nun zu Wort und legte ihr eine Hand auf die Schulter.

"Kannst du dich denn nicht mehr an mein Versprechen erinnern?"

Ai drehte sich um und schaute ihn direkt in die Augen. Er legte sein selbstsicheres Gesicht auf.

"Denk dran, ich werde dich immer beschützen. Solange ich da bin, wird dir nichts passieren und eines Tages werden wir gemeinsam die Organisation zu Fall bringen. Dann musst du nie wieder Angst haben." Seine Worte klangen stark und entschlossen.

Wieder wurde Ai klar, wie viel Halt sie stets bei Shinichi finden konnte. Er war mutig und immer bereit sich für seine Freunde einzusetzen. Für ihn war das eine Selbstverständlichkeit, eine Eigenschaft, welche Ai seit sie sich kannten, an ihm bewunderte. Doch wie gesagt, würde er das für jeden tun, aber besonders für Ran, dachte sich Ai. Sie ist diejenige die ihm wirklich etwas bedeutete und das machte es nur umso schwerer ihn in diesem Moment direkt anzusehen.

Sie wandte ihren Blick ab.

"Denkst du das weiß ich nicht.", sagte sie nun leise. Ai schloss die Augen und holte tief Luft, wobei sie ihre Gedanken und Gefühle wieder an den Ort in ihrem Kopf verbannte, wo sie sie sonst stets verbarg. "Wir sollten am besten zurück zu den anderen, sie werden sicherlich schon wach sein und sich fragen wo wir bleiben. Und du möchtest doch bestimmt das Frühstück nicht verpassen oder?", schmunzelte sie. "Du hast recht lass uns gehen.", entgegnete er.
 

Sie bewegten sich von dem Hang weg, an dem sie gestanden hatten. Doch als sie ein paar Schritte gelaufen sind, gab plötzlich der Boden unten ihnen nach. "Was zum...", war alles was Shinichi von sich geben konnte, als sie schreiend durch ein Loch im Boden verschwanden.

Gefangen

Kapitel 3: Gefangen
 

Hörbuch zur Fanfiktion: Kapitel 3: Gefahr
 

Sie wussten nicht wie ihnen geschieht.

Alles geschah so schnell, dass weder Ai noch Shinichi irgendetwas hätten tuen können. Sie rutschten durch einen natürlichen Tunnel, mehrere Meter in die Tiefe. Es gab ein leichtes Gefälle, sodass es wie bei einer Wasserrutsche abwärts ging. Der Schwarzhaarige versuchte sich irgendwo festzuhalten, aber das Gestein um ihnen herum war einfach zu glatt.

Plötzlich endete der Tunnel und sie fielen in eine Art unterirdische Höhle. Die Öffnung aus der sie kamen, war jedoch ziemlich weit oben, wodurch beide noch mindestens vier Meter fielen, bis sie unsanft auf dem Boden der Höhle landeten.
 

Dort lagen sie nun eine Weile, bevor sie sich mühselig aufrappelten.

Ai gab ein schmerzhaftes Stöhnen von sich und auch Shinichi taten alle Knochen weh. Egal in welche Lage sie nun wortwörtlich hineingerutscht waren, die Landung war alles andere an angenehm gewesen.

"Ist bei dir alles in Ordnung Ai?", fragte er sie zuallererst. Haibara kniete sich hin und klopfte sich den Schmutz von ihrer Jacke.

"Ja, ich glaube ich bin unverletzt, nur ein paar kleine Kratzer.", sagte sie schließlich.

Ein Glück, dachte er sich und schaute nun an sich herunter. Auch er schien nur ein paar Kratzer und blaue Flecke davon getragen zu haben.
 

Beide standen nun auf und sahen sich in der Höhle um. Shinichi aktivierte das Licht seiner Armbanduhr, welche er zum Glück umhatte und welche auch keinen Schaden abbekommen zu haben schien. Er ließ das Leuchten durch die Höhle schweifen.

Es schien sich tatsächlich um eine kleine unterirdische Höhle zu handeln. Bis auf Shinichis Licht war es größtenteils stockfinster.

In der Decke gab es mehrere Öffnungen, welche wahrscheinlich Richtung Oberfläche führten. Er sah auch, aus welcher der Öffnungen sie gefallen sein müssen, weil von dort aus ein leichter Lichtschimmer ausging, welches von der Sonne kommen muss, welche nun bis hier hinunter schien, nachdem sie durch den Boden gebrochen waren.

Er sah sich weiter um.

Der Boden war steinig, hart und uneben. Viele Stalagmiten waren über den Höhlenboden verteilt. Vor ihnen ging die Höhle noch etwas tiefer und endete in einem mit Wasser gefüllten Becken. Sie konnten das Tropfen hören, wenn Wasser aus einer Öffnung von der Decke hinunter bis ins Becken fiel. Mit der Zeit hatte sich wohl einiges angesammelt. Ansonsten schien es nicht viel mehr zu geben, geschweige denn einen Weg der eventuell nach draußen führen würde.
 

"Wo sind wir hier?", fragte Haibara, als sie sich in der Höhle umsah.

"Wenn ich das nur wüsste.", entgegnete der Detektiv.

"Das muss einmal alles Teil einer größeren Grotte gewesen sein, doch mit der Zeit scheint diese verschüttet worden zu sein. Nur noch dieser Bereich ist in Takt und übrig geblieben, wahrscheinlich weil das Gestein hier so solide ist.", versuchte er zu schlussfolgern.

"Vielen Dank für die Nachhilfe in Naturkunde, aber ich würde vorschlagen wir versuchen einen Weg hier raus zu finden.", schlug Ai vor. Sie verschränkte die Arme und fasste sich an die Schultern.

"Es ist nämlich ziemlich kalt hier unten."

Stimmt stellte nun auch Shinichi fest.

Da sie mehrere Meter unter der Erde zu sein schienen und kein Sonnenlicht einfällt, müssten hier drin Temperaturen im einstelligen Bereich herrschen. Selbst wenn durch die Öffnung aus der sie kamen, warme Luft von außen käme, würde sie nicht bis zu ihnen kommen, da es in der Höhle keinerlei Luftströmung gibt und sich die Kälte somit am Höhlenboden hält.
 

"Du hast recht, wir sollten zusehen, dass wir einen Ausgang finden, jedoch befürchte ich, dass der einzige Weg hier raus, der ist, wo wir reingekommen sind.", äußerte sich Shinichi und deutete mit dem Licht auf die Öffnung, vier Meter über ihnen, in der Wand.

Beide starrten das Loch an, wodurch sie in diese Lage geraten sind.

"Und wie sollen wir da hochkommen, Herr Meisterdetektiv?", hakte Haibara nach, sichtlich nicht begeistert von seiner Antwort.

Shinichi ignorierte diesen kritisierenden Ton, welcher Ais Satz formte, jedoch hatte sie nicht ganz Unrecht. „Mmmh, das Loch ist definitiv zu hoch um alleine oder mit einer Räuberleiter hinaufzugelangen.“, analysierte der Detektiv.

„Auch die Wand ist zu glatt und rutschig um hinaufzuklettern.“ Er sah zu einem Stalagmit hinüber, welcher unweit von der Öffnung entfernt, gute zweieinhalb Meter in die Höhe ragte. Der dunkelhaarige Junge deutete auf diesen.

„Das scheint unsere beste Chance zu sein. Wenn ich es schaffe da hochzuklettern, erreiche ich vielleicht die Öffnung.“

Haibara zog eine Augenbraue hoch. „Bist du verrückt, dass schaffst du niemals. Wir sollten lieber versuchen, die anderen mit unseren Remittern zu kontaktieren.“, schlug Ai stattdessen vor.

„Denen fällt bestimmt etwas ein oder zumindest kann der Professor dann Hilfe holen.“, mit diesen Worten zog sie ihren Detective Boys Anstecker aus ihrer Hosentasche.

„Verdammt.“, fluchte sie und das so laut, das Shinichi leicht zusammenzuckte. „Mein Remitter ist bei dem Fall kaputt gegangen, da funktioniert nichts mehr.“

„Wie sieht es bei dir aus?“, fragte sie anschließend.
 

Shinichi bekam ein ungutes Gefühl und fasste sich ebenfalls an die Hosentasche. Wie er befürchtet hatte, er hatte seinen Anstecker, wie seine Brille mit dem eingebauten Radar im Zelt liegen lassen. Er schlug sich mit der flachen Hand an die Stirn. Mist wie konnte er die Sachen nur vergessen, fluchte er in Gedanken über sich selbst. Doch dann spürte er noch etwas anderes in seiner Tasche. Es war sein Handy. Triumphierend zog er es hervor und hielt es Ai entgegen.

„Ich habe zwar meinen Remitter nicht dabei, aber ein Handy ist genauso gut.“, grinste er.

„Dann gib her.“, und ehe er sich versehen konnte, nahm Ai ihm das Handy aus der Hand und schaute auf das Display.

„Kudo?“, sie senkte ihren Kopf.

„Was gibt es?“, fragte Shinichi unschuldig.

„Wir haben hier unten keinen Empfang.“, sie klang sichtlich frustriert und gab ihm das Handy zurück. „Zumindest eine gute Neuigkeit gibt es. Ran hat dich versucht anzurufen, vielleicht solltest du ja demnächst bei ihr melden.“, fügte sie trocken hinzu.

Was ist ihr denn für eine Laus über die Leber gelaufen, dachte sich der Geschrumpfte als er sein Handy entgegennahm. Stimmt schon, ihre Situation ist aktuell nicht die beste, aber wieso lässt sie das an Ran aus. Er versuchte sich nichts ansehen zu lassen.
 

Haibara fing an auf und ab zugehen und versuchte durch die Reibung ihrer Arme am Körper Wärme zu erzeugen.

„Es wird langsam immer kälter, wir werden mit der Zeit uns eine Unterkühlung zuziehen, wenn wir nicht schnell hier raus kommen.“

Er nickte ernst. „Das heißt hier zu warten und auf gut Glück zu hoffen, dass jemand zufällig vorbeikommt können wir ebenfalls von unseren Optionen streichen.“ Mit diesen Worten ging er zu dem Stalagmit von vorhin und berührte ihn prüfend.

„Wodurch wie keine andere Wahl haben, als das ich versuche, an dem Ding hier hinauf zu klettern.“

Haibara sah sich erneut in der Höhle um, sah aber nichts was sie auf eine andere Idee bringen könnte. Vielleicht sollte er es versuchen. Also setzte sich Shinichi in Bewegung.
 

Er griff also nach dem Stein und begann sich langsam hinaufzuziehen. Es war ziemlich rutschig und er musste sich sehr anstrengen nicht den Halt zu verlieren. Der Geschrumpfte machte jedoch Fortschritte und hatte nach kurzer Zeit, bereits zwei Meter hinter sich.

Ai sah seinen konzentrierten Gesichtsausdruck. Sie selbst war es zwar nicht die kletterte, aber dennoch war sie im Moment bestimmt genauso angespannt wie Shinichi.

Er konnte es einfach nicht lassen, sich für andere in Gefahr zu bringen. Immer, wenn es ernst wurde, war er derjenige, welcher sich sofort dazu bereit erklärte, die Sache in die Hand zu nehmen.

„Sei bitte vorsichtig, bei dem was du da tust.“, sagte sie nun mit deutlich spürbarer Sorge, welche auch Shinichi nicht entging.

Schau mal einer an, sie sorgt sich, dachte er nun und rang sich trotz großer Anstrengung ein Lächeln ab. „Hast du etwa Angst, dass mir etwas zustoßen könnte.“, gab er spöttisch von sich. Er wollte sie ein bisschen aufziehen.

Sie ertappte sich selbst dabei, wie sie rot wurde. Schnell setzte sie ihren gleichgültigen Blick auf und drehte sich mit verschränkten Armen zur Seite.

„Wenn du dir sämtliche Knochen brechen willst. Nur zu.“
 

Inzwischen war er weit genug geklettert um einen kleinen Vorsprung zu erreichen.

Shinichi hielt sich also mit einer Hand an der Spitze des Gesteins fest und hangelte sich mit seinem Körpergewicht hinüber zur Kante des Vorsprungs um diese mit der anderen Hand erreichen zu können. Na komm schon, fast geschafft, dachte sich der junge Detektiv.

Er war mit seinen Fingerspitzen nur noch wenige Zentimeter von seinem Ziel entfernt, als die Spitze, an der er sich festhielt plötzlich abbrach.
 

Es geschah alles wie in Zeitlupe.

Ai drehte sich zu Shinichi und sah mit erschrockenem Gesichtsausdruck, wie er den Halt verlor und hinunter auf den Höhlenboden knallte. Dabei ließ er einen Schmerzensschrei verlauten, welcher Ai das Blut in den Adern gefrieren ließ.

„Kudo“, schrie sie und rannte zu ihm herüber. Sein Gesicht war schmerzverzerrt.

„Hast du dir was getan?“, fragte sie und untersuchte ihn.

Sie konnte nicht sofort erkennen, was passiert war. Ai ging davon aus, dass seine Landung einfach nur mehr als unsanft ausgefallen ist. Sie tastete sich vorsichtig seinen Körper entlang, bis sie eine Stelle an seinem Oberschenkel erreichte, welche nass zu sein schien.

Shinichi gab ein schmerzliches Stöhnen von sich, als sie den Bereich genauer befühlte. Sie sah auf ihre Finger und musste mit Entsetzen feststellen, dass Blut in diesen klebte. SEIN Blut. An der Stelle hatte seine Hose ein Loch, aus der die rote Flüssigkeit tropfte.

Ohne groß zu überlegen, riss sie den Stoff weiter auseinander, um einen besseren Blick auf seine Verletzung zu bekommen. Nun endlich sah sie, was ihm wirklich weh tat.

Beim Sturz ist er auf einen spitzen Stein am Boden gefallen, welcher sich in seinen Oberschenkel gebohrt hatte. Der Stein steckte immer noch fest und ragte leicht heraus.
 

„Du hast dich beim Sturz verletzt, versuche still zu halten, ich muss den Stein entfernen und die Blutung stoppen.“, sagte sie zu ihm gerichtet.

Sie war zwar keine Ärztin, aber als ehemalige Wissenschaftlerin der Organisation, war sie auch mit den Grundlagen der Medizin vertraut.

Vorsichtig hob sie sein Bein an und zog das Gestein aus seinem Schenkel. Shinichi stöhnte auf.

Haibara zog ihre dünne Strickjacke aus und wickelte diese um sein Bein. Als sie die Jacke mit aller Kraft zusammenzog, stöhnte Shinichi erneut auf.

„Tut mir Leid.“, entschuldigte sie sich.

„Aber nur so können wird die Blutung stoppen.“
 

Etwas geschafft sah sie auf das Ergebnis ihrer Ersten Hilfe. Das sollte erst einmal reichen, dachte sie sich.

Sie nahm Shinichi an den Schultern und zog ihn vorsichtig in eine Ecke der Höhle. Als sie diese erreicht hatten und sie ihn behutsam gegen die Felswand gelehnt hatte, setzte auch Ai sich erschöpft hin und holte tief Luft.

„Das war nicht meine beste Leistung, ich gebe es ja zu.“, meldete sich jetzt Shinichi zu Wort mit einem leichten Lächeln.

„Du Dummkopf, ich sagte dir doch du sollst vorsichtig sein.“, sie wollte wütend klingen, aber das gelang Ai nicht so ganz, da sie sich noch immer Sorgen um ihn machte.

„Tut mir Leid.“, sagte Shinichi schließlich und blickte zur Öffnung, welche vorhin für ihn noch zum Greifen nah war.

„Jetzt scheinen wir doch festzusitzen.“ Er konnte es nicht ertragen tatenlos zu bleiben, wenn er oder jemand anderes in Schwierigkeiten steckte, doch was blieb ihm zurzeit anderes übrig.

Haibara sah auf sein Bein, welches sie provisorisch zusammengeflickt hatte.

„Nur hat sich unsere derzeitige Situation noch weiter verschlechtert.“, fügte sie hinzu.
 

Sie konnten machen was sie wollten und hingehen wohin sie wollten. Egal wo sie auch dabei war, passierte etwas schlimmes und Leute, die ihr Nahe standen wurden verletzt.

Ai war insgeheim klar, dass diese Situation hier eigentlich nicht damit zu vergleichen war und dennoch gab sie sich wie so oft die Schuld daran. Es war schließlich ihre Idee gewesen, zu dem Vorsprung zu laufen. Wären sie gleich zurück zum Camp gegangen, wären sie nun nicht hier und Shinichi nicht in dieser Situation. Sie verfluchte sich selbst.
 

Shinichi merkte das sie zitterte. Kein Wunder schließlich hatte sie ihre Jacke ausgezogen um ihm zu helfen. „Rutsch näher an mich heran.“, sagte er schließlich.

„Was?“, sie sah ihn verwirrt an. Ai war so in ihren vorwurfsvollen Gedanken vertieft gewesen, dass seine Aussage sie vollkommen überrumpelt hatte.

„Es ist kalt hier und ohne Jacke wirst du noch schneller unterkühlen, wir sollten also unsere Körperwärme nutzen, um uns warm zu halten.“ Er sah sie schweigend an und wartete auf eine Reaktion.

Er möchte, dass sie sich an ihn anschmiegt. Bei dem Gedanken fing ihr Herz an zu rasen und sie konnte das nicht unterdrücken, ebenso wenig wie die Tatsache, dass sie wieder rot wurde.

Verdammt Shiho, jetzt reiß dich zusammen, befahl sie sich selbst.
 

Wortlos rutschte sie näher an ihn heran.

Ihr wurde tatsächlich wärmer, aber das schien nichts mit der Körperwärme des jeweils anderen zu tun zu haben. Noch wärmer wurde ihr allerdings, als Shinichi beide Arme um sie legte.

„So haben wir einen größeren Effekt.“, gab der dunkelhaarige Junge von sich.

Ai nickte nur verlegen und tat es ihm gleich. Das Gefühl war für sie einfach unbeschreiblich. Ihr ganzer Körper prickelte und sie fühlte sich in seinen Armen einfach nur geborgen und sicher. Sie fing unwissentlich an zu Lächeln. Shinichi sah dies und wurde auch leicht rot, lächelte aber jetzt ebenfalls und vergaß dabei fast seine Schmerzen.

Als Haibara sah, dass er sie ansah, fühlte sie sich ertappt und fügte schnell mit kühler Stimme hinzu:

„Bilde dir aber jetzt bloß nichts ein, mein Lieber.“

„Würde ich nie tun.“, sagte er schnell und richtete seinen Blick zur Decke.

Als sie sich wieder unbeobachtet fühlte, fing sie erneut an zu Lächeln und lehnte ihren Kopf an seine Schulter.

Auch wenn sie sich in einer äußerst misslichen Lage befanden, wovon Ai immer noch ausging, dass sie die Schuld daran trug, war es für sie doch nur halb so schlimm, wenn Shinichi bei ihr war. Sie wollte diesen Moment für sich einfangen und nie mehr loslassen.
 

Währenddessen ist den anderen im Camp, die Abwesenheit der beiden keinesfalls entgangen.

„Hey Leute, wo stecken Haibara und Conan.“, fragte Mitsuhiko.

„Das frage ich mich auch, ich mache mir Sorgen. Wo könnten sie nur hin sein?“, sagte Ayumi, merklich besorgt.

„Ich schlage vor wir suchen sie.“, schlug der Professor nun vor.

„Vielleicht haben sie sich nur etwas umgesehen und sich nun verlaufen.“Agasa versuchte die Kinder zu beruhigen.

„Also Conan hat sein Remitter und seine Brille im Zelt zurückgelassen und über sein Handy kann ich ihn auch nicht erreichen.“ Mitsuhiko fasste sich nachdenklich ans Kinn.

„Oh nein, vielleicht wurden sie ja entführt und das als wir anderen fest geschlafen haben.“ In Ayumis Augen sammelten sich die Tränen.

„Mach dir keine Sorgen Ayumi.“, versuchte Genta sie zu beruhigen.

„Das ist ein Fall für die Detective Boys. Wir werden die vermissten Personen finden und heil wieder zurückbringen.“, ließ er voller Enthusiasmus verlauten. Daraufhin wischte sich Ayumi die Tränen aus dem Gesicht und pflichtete ihm entschlossen bei.

„Dann lasst uns mit der Suche beginnen. Doch sicherheitshalber werde ich trotzdem die örtliche Polizei informieren, damit sie uns bei der Suche behilflich sein können.“, fügte der Professor hinzu, während er den Notruf wählte.

Shinichi, Ai, ich hoffe es geht euch gut, dachte sich der alte Mann als das Telefon klingelte.

Augenblick der Wahrheit

Kapitel 4: Augenblick der Wahrheit
 

Hörbuch zur Fanfiktion: Kapitel 4: Augenblick der Wahrheit
 

Sie wussten nicht, wie viel Zeit bereits vergangen war, aber das rotblonde Mädchen vermutete, dass es um die zwei Stunden sein mussten.

Shinichi und Ai lagen derweil, immer noch eng umschlungen nebeneinander auf dem Boden der Höhle. Es schien tatsächlich etwas zu helfen. Haibara fror nicht mehr so stark, wie vorher. Auf der anderen Seite jedoch, hielt sie ihre Aktion für eine schlechte Idee.

Ihm so nah zu sein, empfand sie zwar als schön, aber genau das wiederum, empfand sie auch als gefährlich. Es erfüllte sie mit Hoffnungen, falschen Hoffnungen, über etwas was nie Wirklichkeit werden würde, so sehr Ai sich das auch wünschte. Es war nur ein flüchtiger Moment, der vergehen würde, wie alle anderen zuvor auch, ohne dass sich etwas zwischen ihnen ändern würde.
 

Sie war schon fast eingenickt, als sie merkte, wie Shinichi deutlich hörbar lauter und schneller atmete. Sie löste sich nur widerwillig aus seiner Umarmung, aber sie musste feststellen was los war.

„Kudo, was ist mit dir, ist alles in Ordnung?“, fragte sie den jungen Detektiv.

„Es ist nichts.“, versuchte er die Situation runterzuspielen, jedoch nur mit mäßigen Erfolg.

Ai legte ihre flache Hand fürsorglich auf seine Stirn.

„Du hast erhöhte Temperatur.“, stellte sie besorgt fest.

„Das muss unter anderem an deiner Verletzung liegen. Wenn wir dich nicht bald ärztlich versorgen, wird sich die Wunde noch entzünden und es besteht die Gefahr einer Blutvergiftung.“
 

Shinichi sagte nicht sofort etwas. Er war erschöpft, sein Oberschenkel pochte und er war schweißgebadet. Die Kälte am Boden der Höhle machte ihm noch zusätzlich zu schaffen.

„Ai“, er sah zu ihr hinauf. „Du musst einen Weg hier raus finden und Hilfe holen, das ist die einzige Möglichkeit. Wir können nicht noch länger darauf warten, dass uns jemand hier unten findet.“

„Was? Aber ich kann dich doch nicht einfach hier alleine zurück lassen.“, entgegnete das rotblonde Mädchen. „Du musst.“, er sah sie bittend an.

Haibara ballte die Fäuste und starrte auf den Boden. Eine unerklärliche Wut stieg in ihr auf, nicht wissend vorher diese Emotionen kamen.

„NEIN Shinichi, kommt nicht in Frage.“, schrie sie ihn an.

„Du bist bereits leicht unterkühlt und die Auswirkungen deiner Verletzung scheinen schlimmer zu werden. Möglicherweise hat der Stein wichtige Stellen zu Versorgung deines Beines beschädigt. Ich bin die Einzige, die dir aktuell helfen kann. Falls du einschlafen solltest, während ich weg bin und du nicht mehr aufwachst.“ Ihre Stimme zitterte.

„Ich bin nicht bereit das zu riskieren und kann dich hier unmöglich alleine lassen. Ich will nicht, dass ständig nur du derjenige bist, welcher sich für andere in Gefahr begibt.“, ihre Stimme schrumpfte mehr und mehr zu einem verzweifelten Flüstern.
 

Ai, warum ist sie nur so stur, dachte sich der Junge. Die Erschöpfung schien ihn zu übermannen und er schloss seine Augen.

„Shinichi, hey Shinichi.“, Ai kniete sich zu ihm und legte seinen Kopf in ihren Schoss.

„Hast du mir nicht zugehört, du darfst jetzt nicht einschlafen.“ Sie schüttelte ihn leicht hin und her. Keine Reaktion. Immer mehr Wut und auch Verzweiflung, sammelte sich in Ai.

„Lass das, du Blödmann.“, fuhr sie ihn an, während sich Tränen in ihren Augen sammelten.

Sie streichelte zärtlich sein Gesicht mit ihrem Handrücken.

„Du musst wach bleiben.“, sprach sie weiter, nun mit deutlich sanfterer, aber jedoch flackernder Stimme. „Du willst doch nicht das Handtuch werfen und aufgeben. Was wäre das denn für ein Detektiv, der sich so leicht geschlagen gibt?“

Mit diesen Worten versuchte Ai, sich auch selbst etwas aufzumuntern. Sie versuchte ein Schluchzen zu unterdrücken.

„Vergiss nicht, was du heute zu mir gesagt hast. Du hast gesagt, du wirst mich immer beschützen und gemeinsam werden wir die Organisation zerschlagen. Du willst doch nicht dein Versprechen brechen oder?“, sie sah ihn fragend an. Wieder keine Antwort.

„JETZT SAG DOCH ENDLICH WAS!“, platzte es nun verzweifelt aus Ai heraus.
 

Shinichi öffnete ein Auge und blinzelte sie an. Er sah ihr Gesicht und ihren verzweifelten Versuch die Tränen zurück zu halten. Sie war immer so unglaublich stark und er gestand sich, dass er es nicht ertragen konnte sie so verletzt zu sehen. Bedeutete er ihr wirklich so viel oder bildete er sich das nur alles ein.

Unzählige Dinge, alle auf einmal, schossen durch Shinichis Kopf. Doch nun fasste er sich wieder.

„Kannst du bitte aufhören so zu schreien, ich versuche mich etwas auszuruhen.“, antwortete dieser schließlich mit dem breitesten Grinsen, welches ihm aktuell möglich war.

Ai war so verblüfft über diese Aktion der Stichelei, dass sie nicht anders konnte als ein Lächeln aufzubringen. „Dummkopf“, war ihre Antwort. „Du hast mich fast zu Tode erschreckt.“
 

Plötzlich nahm er ihre Hand, was Ai überrascht zusammenzucken ließ.

"Bitte Ai, tue es für mich. Ich verspreche dir, nein, ich gebe dir mein Wort als Detektiv, ich werde durchhalten und hier auf dich warten, aber du musst Hilfe holen, gerade weil die Lage so ernst ist.“

Kudo, dachte Ai und drückte dabei fest seine Hand.

"Aber wie soll ich nur aus dieser Höhle rauskommen?", fragte sie schließlich, nachdem sie wieder etwas Kraft gesammelt hatte, welche sie in ihre Aussage legen konnte.
 

Shinichi deutete mit seinem Kopf Richtung Wasserbecken.

"Siehst du das mit Wasser gefüllte Becken? Darin schwimmen vereinzelte Fische. Ich gehe davon aus, dass es sich um Salzwasser handelt, was nur bedeuten kann, dass das Wasser vom Meer hier rein gekommen ist. Anfangs dachte ich es kam aus den Öffnungen in der Decke und hat sich mit der Zeit hier angesammelt, doch wie kommen dann die Fische hier rein? Es muss also eine direkte Verbindung mit dem Meer vorhanden sein, wenn Fische hier hereingelangen können. Jedoch muss diese Verbindung unter Wasser sein, wodurch die einzige Möglichkeit zu entkommen, tauchen wäre."

Er machte eine kurze Atempause, bevor er fortfuhr.

"Das Wasser ist aber mit höchster Wahrscheinlichkeit eiskalt und ich habe keine Ahnung wie weit man tauchen muss, bis nach draußen. Vielleicht ist die Strecke auch zu lang und es ist unmöglich solange die Luft anzuhalten. Man würde also ein großes Risiko eingehen. Ich würde es natürlich selbst versuchen, wenn ich könnte und um es nicht von dir verlangen zu müssen, aber ich glaube nicht, dass ich aktuell so gut in Form dafür bin.", er musste kurz lachen.
 

"Okay, ich tu es." Haibara stand nun auf und blickte entschlossen hinüber zum Becken.

Shinichi sah sie an. Sie strahlte plötzlich eine unglaubliche Selbstsicherheit aus und das war tatsächlich auch der Fall. Sie sah ihre Möglichkeit sich bei Shinichi zu revanchieren. Diesmal war sie an der Reihe etwas zu riskieren, um jemanden zu helfen, der ihr sehr nahe stand. Näher als es ihr gut tat.
 

Der Geschrumpfte musterte sie neugierig. Hatte sie denn keine Angst, dachte er sich.

"Hör mal Ai, wie gesagt, ist es nicht ungefährlich...", setzte Shinichi an, wurde aber von Haibara unterbrochen.

"Was denn? Du sagtest doch selbst unsere einzige Chance hier rauszukommen und Hilfe zu holen ist dieser Weg und hier abzuwarten würde auf Dauer nichts bringen." Sie sah ihn nun schon fast prüfend an. "Du hast mich überzeugt. Ich werde es versuchen. Ich friere eh schon, was macht dann das Wasser noch für einen Unterschied."

Sie ging auf das Becken zu und blieb am Rand stehen.

Ai hatte keine Zweifel bei dem was sie vorhatte, viel mehr befürchtete sie, ihn vielleicht nicht mehr wieder zu sehen. Sie wandte ihren Blick noch einmal zu Shinichi.

"Wage es ja nicht dein Wort zu brechen. Ich werde wiederkommen, hast du gehört und ich möchte, dass du dann auch noch hier bist." Ihre Worte hatten sowohl einen befehlenden, wie auch flehenden Unterton. Eine Weile sahen sich die Beiden einfach nur an.
 

Shinichis Herz fing an heftiger zu schlagen. Hatte das was mit seiner Verletzung zu tun oder war es dieses rotblonde Mädchen, welches ihn immer wieder in Staunen versetzte. Er lächelte ihr zu.

"Ich stehe zu meinem Wort. Viel Glück Ai.", sagte er schließlich.

Ais Mundwinkel gingen nun auch leicht nach oben und sie nickte ihm kurz zu, bevor sie langsam ins Wasser ging.

Ein Schock durchzog ihren Körper. Das Wasser war tatsächlich eiskalt.

Jetzt gibt es keinen Weg zurück mehr, dachte sie. Wenn sie jetzt nicht nach draußen tauchen würde, würde sie durch ihre nassen Sachen noch schneller einer Unterkühlung erliegen oder ihr geht die Luft aus und sie ertrinkt. Nein, sie schüttelte diese Gedanken von sich. Sie würde es schaffen und wieder zu ihm zurückkehren.

Haibara starrte auf die Wasseroberfläche unter ihr. Alles oder nichts, dachte sie und zählte in ihren Gedanken herunter.

Eins. Zwei. Drei. Sie holte kräftig Luft und tauchte unter.
 

Sie öffnete unter Wasser ihre Augen und sah sich kurz um. Schnell sah sie von wo die Fische herkommen mussten. Ein Erwachsener hätte da wahrscheinlich nicht durchgepasst, aber für ein Kind war dies allemal machbar. Ai nahm all ihren Mut zusammen und schwamm los.

Sie arbeitete sich voran, immer weiter. Sie dachte dabei nicht nach wie lange sie noch tauchen muss oder wie lange sie noch die Luft anhalten kann. Sie schwamm einfach immer weiter und dachte dabei nur an eins, an ihn.

Er gab ihr Kraft und beflügelte sie. Ai hatte das Gefühl, als würde sie durch einen dunklen Tunnel irren, doch am Ende dieses Tunnels war ein Licht. Shinichi war dieses Licht, das Ziel, der Ausweg aus all der Ungewissheit und Angst. Sie griff danach.
 

Ai rang nach Luft als sie aus dem Wasser stieß. Sie hatte es tatsächlich geschafft.

Das Licht kam aus einer kleinen Öffnung in der Felswand, durch die sie gerade so durchgepasst hatte. Nachdem sie durch war musste sie nur noch nach oben schwimmen um aufzutauchen.

Haibara sah sich um und entdeckte den Strand. Sie rettete sich an Land und blieb eine Weile auf dem Rücken liegend, auf dem nassen Sand am Ufer liegen.

Doch nun rappelte sie sich auf und orientierte sich. Sie war nicht weit von ihrem Badeplatz von gestern entfernt.

Ai erblickte den Professor, die Detective Boys und zwei Polizisten, welche den Strand absuchten. Vor Freude strahlte sie über das ganze Gesicht. Vielleicht hatte sie diesmal ja endlich etwas Glück. Sie stand auf, nahm ihre kleinen Beine in die Hand und rannte los. Halte durch Kudo, dachte sie sich dabei immer wieder. Hilfe ist unterwegs.
 

Shinichi lag immer noch in der Höhle und seine Augen wurden immer schwerer. Ihm war kalt und er war erschöpft. Eine Sache jedoch machte ihm am meisten zu schaffen und zwar die Ungewissheit. Hatte es Ai geschafft aus der Höhle ins Freie zu tauchen?

Er wollte sich gar nicht ausmalen, wenn nicht. Das würde er nicht akzeptieren, er wollte sie wiedersehen und sein Versprechen erfüllen.
 

Die Detective Boys und der Professor waren überglücklich als sie Haibara sahen, welche auf sie zukam. Ihnen entging selbstverständlich nicht, dass Conan nicht bei ihr war, doch als Ai, völlig außer Atem, ihnen erzählte was passiert war, rannten sie mit den Polizisten umgehend zu der Stelle, wo sie eingebrochen waren.

Ai lotste sie bis zu der Stelle, an der das Loch im Boden klaffte, während einer der Polizisten, bereits Unterstützung und ein Rettungsteam anforderte.

Als sie ankamen, riefen sie nach Shinichi.

"CONAN, kannst du uns hören.", riefen die Detective Boys voller Sorge. Ein Polizist leuchtete in das Loch und versuchte etwas zu erkennen, was leider nicht möglich war. Ai wurde langsam immer nervöser, sodass der Professor sie beruhigen musste. Immer wieder wiederholte sie, dass sie da runtermüssen, dass Conan dort dringend ihre Hilfe braucht.

Shinichi hatte seine Augen geschlossen, konnte jedoch Ais Stimme hören.

"Wer ist da? Ist das Ai? Hat sie es tatsächlich geschafft?", flüsterte er zu sich selbst.
 

Nach kurzer Zeit kamen ein Team von Sanitätern und zwei weitere Polizisten mit spezieller Ausrüstung dazu. Sie machten sich sofort daran, einen ihrer Kollegen durch die Öffnung in die Höhle abzuseilen. Alle Beteiligten warten ungeduldig darauf, dass dieser zurückkam. Ai hatte ihre Hände vor ihrem Mund gepresst und wagte es nicht zu atmen.

Es dauerte Gott sei Dank nicht lange, bis der Polizist endlich mit dem Geschrumpften in den Armen aus dem Loch nach oben gezogen wurde.

Sie legten Shinichi auf eine Trage, welche von den Sanitätern bereitgestellt wurde und schoben ihn in Richtung Feldweg, wo der Krankenwagen bereits wartete.

Der Professor, die Detective Boys und Ai liefen neben der Trage her und sprachen zu ihm. Sie sagten, wie sehr sie sich Sorgen um ihn gemacht haben und das er bald wieder auf den Beinen sein wird. Ai selbst, sagte jedoch kein Wort, sondern hielt während des gesamten Weges bis zum Krankenwagen, Shinichis Hand. Die anderen waren zu besorgt und abgelenkt um das zu registrieren. Nur Ayumi bemerkte es und schaute fragend zu ihrer Freundin, sprach es allerdings nicht an, sondern zog es vor im Moment zu schweigen.
 

„Macht euch keine Sorgen Kinder.“, sprach der Professor. „Conan wird es schon bald besser gehen, da bin ich mir absolut sicher.“ „Da stimme ich zu, Conan ist hart im Nehmen. Wenn das einer von uns schafft, dann er.“, pflichtete Mitsuhiko ihm bei. „Genau und wir als seine Freunde werden ihm so gut es geht beistehen und ihn unterstützen.“, fügte Ayumi hinzu und auch Genta war dieser Meinung.

Der Krankenwagen fuhr, als Shinichi eingeladen wurde, zur Klinik des nahe gelegenen Ortes. Die Kinder und der Professor folgten ihnen mit dem Käfer.

Der Wochenendausflug nahm somit ein frühzeitiges Ende.
 

Der Ort zu dem sie fuhren war nicht sonderlich groß, sondern eher eine Kleinstadt. Dennoch hatte diese eine kleinere Klinik, welche auch über eine Notaufnahme verfügte.

Der Professor und die Kinder saßen eine ganze Weile im Warteraum. Die Detective Boys schaukelten alle ungeduldig mit ihren Füßen. Es fiel ihnen sichtlich schwer still zu sitzen und abzuwarten.

Haibara war hingegen weiterhin still und rührte sich auch nicht. Sie war zu tief in ihren Gedanken versunken. Der Professor bemerkte dies, konnte sich aber denken worüber sie nachdachte und wollte sie dabei auch nicht stören.

Über eineinhalb Stunden saßen sie nun da, bis endlich ein Arzt mit einem Klemmbrett in der Hand auf sie zu kam und das Wort an den Professor richtete.

Es ist besser so

Episode 5: Es ist besser so
 

Hörbuch zur Fanfiktion: Kapitel 5: Es ist besser so
 

„Wie ist sein Zustand Doktor?“, ergriff der Professor zuerst das Wort. Alle sahen den Arzt erwartungsvoll an.

„Oh, machen sie sich keine Sorgen, dem Jungen geht es gut. Sein Zustand ist stabil und er befindet sich in keinerlei Gefahr.“, verkündete der Doktor, worauf er strahlende Gesichter erntete.

„Wir haben seine Wunde gereinigt und verbunden. Es hat sich zum Glück nichts entzündet und es ist auch ansonsten keine allzu ernste Verletzung. Zum Glück wurde sie bereits früh provisorisch versorgt. Das hast du also sehr gut gemacht meine Kleine.“, damit sah er kurz mit einem freundlichen Gesicht zu Haibara.

„Er wird allerdings ein paar Tage das Bett hüten müssen und danach wird ihm das Bein sicherlich noch eine Weile wehtun, aber ansonsten wird er bald wieder topfit sein.“, fuhr der Arzt weiter fort.

„Ich rate aber, ihn noch bis morgen hier zu behalten, bis sie wieder zurückfahren. Sie sollten nur in zwei Tagen, erneut einen Arzt aufsuchen, der sich die Sache dann nochmal ansieht, den Verband wechselt und so weiter.“ Mit diesen Worten überkreuzte der Arzt seine Hände mit dem Klemmbrett vor sich, womit er zum Ausdruck bringen wollte, dass er fertig war.
 

„Das sind ja wunderbare Neuigkeiten.“, sprach nun der Professor wieder.

„Können wir zu ihm?“, fragte Ayumi ganz aufgeregt. Der Arzt sah zu ihr hinunter und lächelte sie freundlich an. „Selbstverständlich dürft ihr das meine Kleine.“ Er deutete anschließend den Flur hinunter. „Euer Freund liegt im Zimmer 1.08.“

Die Detective Boys bedankten sich artig und gingen anschließend zusammen mit dem Professor und Ai zu Shinichis Zimmer. Sie klopften an und nachdem sie seine Stimme vernahmen, welche sie zum herein kommen aufforderte, betraten sie das Zimmer.
 

„Hey Conan, wie geht es dir?“, riefen die Kinder wie aus einem Munde, als sie ihren Freund sahen. Shinichi saß aufrecht in seinem Krankenbett und lächelte gut gelaunt.

„Dir scheint es ja schon viel besser zu gehen.“, freute sich Ayumi über seinen Anblick. Selbst Haibara musste nun erstmals, seit sie die Höhle verlassen hatte, wieder lächeln, als sie Shinichi sah. Ihm geht es scheinbar wirklich besser, dachte sie sich. Er ist zäh wie Leder, obwohl wahrscheinlich auch einige Medikamente der Grund dafür sein könnten, dass er schon so fit wirkte.

„Ich danke euch, dass ihr euch solche Sorgen um mich macht. Mir geht es tatsächlich schon viel besser.“, antwortete Shinichi nun zuversichtlich.

„Der Arzt sagte zwar, ich soll heute Nacht noch hier bleiben, aber morgen kann ich mit euch zusammen wieder zurück nach Hause fahren.“

„Es ist wirklich schade, dass dieser Unfall, uns den letzten Tag des Ausfluges ruiniert hat.“, sprach Genta traurig. Mitsuhiko stoß ihm daraufhin mit dem Ellenbogen in die Rippen. Worauf der dicke Junge stotternd hinzufügte.

„Aaaber, viel wichtiger ist es doch, dass es euch beiden gut geht.“ Genta lachte verlegen und rieb sich mit einer Hand den Hinterkopf. Alle mussten lachen und die Stimmung war super.
 

Sie beschlossen, noch bis zum Ende der Besucherzeit bei Shinichi zu bleiben. Sie vertrieben sich die Zeit mit Gesprächen über unbedeutende Themen und spielten Karten. Ayumi malte ein Bild für Shinichi, welches sie als Genesungskarte an sein Bett befestigte. Mitsuhiko zeigte ihm die ganzen Bilder, welche er am Strand und im Camp mit seiner neuen Kamera gemacht hatte und Genta futterte den Wackelpudding, welcher Shinichis Nachtisch war und noch auf dem Tablett, neben seinem Bett, stand. Dieser nahm es jedoch mit Humor, es war schließlich eh Waldmeister und er mochte diese Sorte nicht sonderlich.
 

Ai war die ganze Zeit über sehr verschwiegen. Ihr war der ganze Trubel etwas zu viel. Die Kinder hechteten um Shinichis Bett herum, was dessen volle Aufmerksamkeit erforderte.

Eigentlich hätte sie so gerne mit ihm über ihre Situation in der Höhle gesprochen, jedoch war das hier bestimmt der mit Abstand am wenigsten passende Zeitpunkt dafür, weswegen sie sich in einen Stuhl am Fenster gesetzt hatte und eins der vielen Bücher las, welche im Zimmer, in einem Regal standen.

Letztendlich war sie einfach froh, dass er es überstanden hatte und dass es ihm bald wieder besser gehen würde. Anfangs sah er alles andere als gut aus, doch inzwischen hat sich sein Zustand merklich verbessert und das war die Hauptsache.

Doch nun würde es mit großer Wahrscheinlichkeit wieder so weitergehen wie bisher, so wie Ai es von Anfang an vermutet hatte.

Diese Momente, welche sie hin und wieder mit Shinichi erlebte, welche sie spüren ließen, wie sehr sie sich zu ihm hingezogen fühlte, waren halt nur flüchtige Momente, welche nichts an ihrer Beziehung zueinander veränderten. Shinichi war immer für sie da gewesen, wenn sie ihn brauchte, aber letztlich war Ran die Liebe seines Lebens und ihr blieb wieder nichts anderes übrig, als ihre wahren Gefühle zu vergraben und zwar so tief es nur ging.

Sie würde es ihm niemals sagen können und er würde nie genau so empfinden, etwas womit sie sich eigentlich schon längst abgefunden hatte oder zumindest glaubte Ai das. Doch nach den Ereignissen in der Höhle, sind diese Gefühle wieder gefährlich nah an die Oberfläche ihres Herzens vorgedrungen.

Sie legte das noch offene Buch auf ihren Schoss und schaute durch das Fenster hinaus nach draußen. Die Sonne ging bereits unter und tauchte die gesamte Landschaft erneut in ein warmes rotes Licht, wie heute Morgen am Strand.
 

„So Kinder, ich glaube es wird Zeit zu gehen. Die Besucherzeit ist gleich um und Conan hat auch so langsam eine Pause verdient, meint ihr nicht auch?“, sprach nun der Professor, nachdem dieser einen Blick auf seine Armbanduhr geworfen hatte.

„Schade“, war die Reaktion der Detective Boys, aber da schien sich nichts machen zu lassen. Sie verabschiedeten sich von Shinichi und wünschten ihn eine erholsame Mütze Schlaf und sagten, dass sie morgen wieder kommen würden um ihn abzuholen. Er nickte nur und winkte ihnen zum Abschied nach, als sie sein Zimmer verließen. „Tschüss, bis morgen Conan.“, riefen sie, als sie aus der Tür gingen.

Als Haibara als letztes den Raum verlassen wollte, wurde sie jedoch von Shinichi zurück gehalten.

„Ai, warte noch einen Moment bitte.“, sprach er zu ihr, als sie schon die Tür hinter sich schließen wollte.

„Moment Leute, geht schon mal vor zum Auto, ich habe etwas liegengelassen und muss es noch schnell holen, dauert auch nicht lange.“, sagte sie zu den anderen, bevor sie zurück in Shinichis Zimmer trat und die Tür hinter sich schloss. Die anderen nickten nur zustimmend und gingen Richtung Parkplatz, wobei sich Genta und Mitsuhiko lautstark über das Abendessen unterhielten. Nur einer blieb noch kurz stehen und schaute besorgt zur Tür hinüber in der Haibara soeben verschwunden war. Es war Ayumi.
 

„Was gibt es denn Shinichi?“, fragte das rotblonde Mädchen mit gespielter Gelassenheit.

„Das wollte ich dich eigentlich fragen.“, entgegnete der junge Detektiv.

„Ich habe dich vorhin eine Weile beobachtet. Du warst ziemlich still, selbst für deine Verhältnisse und doch wirktest du so, als hättest du etwas auf dem Herzen, was du unbedingt unter vier Augen mit mir besprechen möchtest.“, schlussfolgerte er.

Ai fühlte sich ertappt, ließ sich aber nichts anmerken. Trotz all dem Trubel vorhin um ihn, hatte er dennoch mitbekommen, wie sie sich die ganze Zeit über verhalten hatte. Haibara war beeindruckt. Ein echter Detektiv eben, dachte sie sich.

„Es ist nichts weiter.“, versuchte das Mädchen seinen Verdacht zu zerstreuen und machte eine abwinkende Handbewegung.

„Ich danke dir Ai.“, unterbrach nun Shinichi ihren Bewegungsfluss und ließ sie überrascht aufschauen.

„Ich bin wirklich unbeschreiblich Dankbar dafür, dass du mich aus dieser Höhle gerettet hast, dass du mir beigestanden hast und mir wahrscheinlich auch das Leben gerettet hast. Ich weiß ich kann mich immer auf dich verlassen und du tust das stets ohne den Gedanken an eine Gegenleistung. Ich bin stolz dich als so gute Freundin zu haben.“

Eine gute Freundin. Bei seinem letzten Satz senkte Haibara ihren Kopf und drehte sich zur Tür um.

„Ach das war doch selbstverständlich, das hättest du auch für mich getan, da ist doch wirklich nichts Großes dabei.“, sie unterdrückte ein mögliches schwanken in ihrer Stimme.

Shinichi wirkte durch ihre Antwort etwas irritiert.

„Achso, naja ich danke dir trotzdem.“, sprach er in einem freundlichen Ton weiter. „Ich bin froh dass ich dich habe.“, fügte er hinzu.

Das war zu viel für sie. Ai musste hier dringend raus, sie konnte Shinichi bereits nicht mehr in die Augen sehen, es schmerzte zu sehr.

„Jetzt werde mal nicht sentimental Kudo.“, brachte sie schweren Herzens heraus. „Ich muss jetzt zu den anderen, sie fragen sich bestimmt schon wo ich bleibe.“, mit diesen Worten ergriff sie mit zitternder Hand die Türklinke und öffnete die Tür.

„Ich sehe dich dann morgen, zusammen mit den anderen.“, sie brachte all ihre Kraft auf und schloss die Tür hinter sich ohne noch einmal zu Shinichi zu blicken. Dieser sah dem rotblonden Mädchen schweigend nach.
 

Nachdem sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, rutschte sie diese, mit dem Rücken angelehnt, entlang zu Boden. Sie holte tief Luft und versuchte ihre zitternden Hände zu beruhigen. Das war nicht fair, wieso quälte die Welt sie so. Wieso konnte sie diese Gefühle nicht einfach wegwischen. Sie winkelte ihre Beine an und verschränkte ihre Arme auf ihren Knien.

„Auch wenn du noch so ein guter Detektiv bist, wirst du nie in der Lage sein zu entschlüsseln, was ich wirklich für dich empfinde Shinichi“, flüsterte Ai zu sich selbst. Sie lächelte, aber es war ein bemitleidenswertes Lächeln. Sie bemitleidete sich selbst. Er würde es nicht verstehen, dachte sie.

„Ai wo bleibst du denn, wir wollen los.“, hörte sie Mitsuhiko rufen. Sie sammelte sich wieder, so gut es ging und erhob sich langsam.

„Es ist besser für ihn, wenn es nie erfahren muss. Es ist besser für alle.“, flüsterte sie erneut zu sich. Ai sah noch einmal zur Tür, bevor sie schnellen Schrittes zum Ausgang lief.
 

Shinichi war nun allein im Zimmer. Er hat sich derweil hingelegt und starrte nachdenklich, mit verschränkten Armen hinter dem Kopf, die Decke an. Die Sonne war inzwischen verschwunden und in dem Raum wurde es langsam aber sicher immer dunkler, bis Shinichi schließlich in völliger Dunkelheit lag.

Auch wenn es um ihn herum vollkommen schwarz war, erschien ihm doch vor seinem geistigen Auge das Bild eines Mädchens. Eines rotblonden Mädchens, welches erst vor kurzem durch seine Tür hinausging.

Er kam nicht darum herum, bemerkt zu haben, dass sie sich komisch verhalten hatte. Also nicht das typische Haibara-Komisch, sondern wirklich merkwürdig, als verschweige sie ihm etwas.

Der Geschrumpfte überlegte haarscharf ob er so ein Verhalten schon früher einmal bei ihr registriert hatte. Er konnte sich jedoch an nichts Vergleichbares erinnern. Es ist ihm heute zum allerersten Mal aufgefallen, als sie zusammen in der Höhle eingesperrt waren, seitdem verhielt sich anders als sonst.

„Wenn ich dieses Mädchen nur verstehen könnte, sie durchschauen könnte. Wenn ich wüsste was in ihrem Kopf vor sich geht.“, redete der junge Detektiv mit sich selbst.
 

Heute hatte sich Ran erneut bei ihm gemeldet, als sie von dem kleinen Zwischenfall erfuhr. Sie war völlig krank vor Sorge gewesen und wäre schon fast selbst hierher gefahren um sich nach seinem Zustand zu erkundigen. Sie war wirklich süß, wenn sie so fürsorglich war, dachte sich Shinichi und wurde leicht rot. Er konnte sie aber davon überzeugen, dass dies nicht notwendig wäre, da er morgen eh nach Hause kommen würde.

Es war gefiel ihm dennoch, wie sie sich Sorgen um ihn machte. Dabei fielen seine Gedanken wieder auf Ai. Sie hatte sich auch wirklich unglaubliche Sorgen um ihn gemacht und wollte ihn in der Höhle fast nicht verlassen.

Er erinnerte sich, als es ihm schlecht ging, hatte sie ihn auf ihren Schoss gelegt, ihn zärtlich berührt und mit den Tränen gekämpft. Als sie sich gegenseitig gewärmt hatten, hatte er ihren Blick wahrgenommen, ein Ausdruck der Geborgenheit und Zuneigung. Als sie heute allerdings, im Krankenhaus, bei ihm war, verschlossener denn je, als wäre ihr etwas furchtbar unangenehm.
 

Shinichi hatte so einen Gedanken, wie er ihm gerade durch den Kopf schoss, schon einmal gedacht. Sie tat meistens immer so unglaublich taff, doch dann wiederum, hatte sie auch ihre weichen und emotionalen Momente. Immer dann, wenn sie ihre Maske für kurze Zeit ablegte und einen in ihr Inneres blicken ließ. Dies war aber nie von großer Dauer und ehe man sich versah, hatte sie sich schon wieder vor dem Rest der Welt verschlossen, darunter auch er selbst.

Wieder einmal wurde Shinichi klar, wie schwer es Ai in ihrem Leben immer gehabt haben muss. Aufgezogen von der Organisation, keine Familie mehr und nie die Chance gehabt, wie ein normales Kind aufzuwachsen. Er wünschte sich, er würde sie häufiger lächeln sehen, denn sie hatte wirklich ein bezauberndes Lächeln, wenn sie es mal zeigte. So gerne würde er ihr bei all ihren Problemen helfen wollen, wenn sie es nur zulassen würde.

Er kannte Ai aber schon lange genug und wusste daher, dass sie das nie machen würde, geschweige denn anfangen über ihre Gefühle zu sprechen. Trotzdem, etwas Großes muss auf ihrem Herzen lasten, daran hatte Shinichi, seit den Ereignissen des heutigen Tages, keinen Zweifel.
 

Er spürte jedoch langsam, wie ihm die Müdigkeit übermannte. Es war ein langer und sehr anstrengender Tag für den Geschrumpften gewesen. Shinichi beschloss, die Sache erstmal auf sich beruhen zu lassen, aber gleichzeitig auch Haibara zukünftig im Auge zu behalten. Egal was es nun wirklich war, er wollte nicht, dass es seiner Freundin schlecht geht und er als Meisterdetektiv würde schon dahinterkommen und ihr helfen so gut es ihm möglich wäre.

Der schwarzhaarige Junge schloss seine Augen und schlief auch kurze Zeit später ein. Zu diesem Zeitpunkt wusste er jedoch noch nicht, was für ein Traum, in dieser Nacht, auf ihn warten würde.

Seltsame Träume

Kapitel 6: Seltsame Träume
 

Hörbuch zur Fanfiktion: Kapitel 6: Seltsame Träume
 

Shinichi lief die Straße entlang. Immer wieder blickte der Oberschüler auf seine Armbanduhr. Mist, dachte er sich. Er kommt tatsächlich zu spät zu ihrer Verabredung. Er legte ein Zahn zu. Endlich kam er an dem Restaurant an, wo sie sich treffen wollten. Erneut ließ er seinen Blick auf die Uhr fallen. "15 Minuten Verspätung", sagte er ganz außer Atem, bevor er das Lokal betrat.  
 

Es war ein sehr edel aussehendes Restaurant. Allein an dem Ambiente konnte man schlussfolgern, wie die Preise auf der Speisekarte wohl aussehen würden. Dementsprechend bestanden die Gäste nur aus erlesenen Leuten, von denen man ausging, dass Geld keine Rolle spielen würde. Abendgarderobe war Pflicht und selbstverständlich hatte auch Shinichi sich entsprechend herausgeputzt. Er trug einen weißen Smoking mit schwarzer Fliege, statt der typischen roten, da diese wohl kaum zum Rest seiner Erscheinungsform gepasst hätte.  
 

Das Lokal war voll belegt und er war froh einen Tisch bestellt zu haben, da man ohne Bestellung hier niemals einen freien Platz gefunden hätte. Die Stimmung im Haus war gut. Eine kleine Gruppe von Geigern spielte für die Gäste. Der Boden und die Wände, sowie die Stützen im Lokal waren bordeauxrot und die Ausstattung darunter die Bar, die Tische und die Stühle, waren aus teurem Ebenholz. All das, sowie das Kerzenlicht auf den Tischen, sorgte für eine romantische Atmosphäre. Genau, wie man sich ein schickes teures französisches Restaurant vorstellt, dachte sich der junge Oberschuldetektiv und genau das richtige, für ihren gemeinsamen Abend.  
 

Ein Mann im Anzug kam auf ihn zu. "Guten Abend der Herr, haben sie reserviert?" Shinichi nickte zustimmend. "Ja, ich habe unter dem Namen Kudo einen Tisch für zwei reserviert." Der Mann, welcher anscheinend für die Reservierungen zuständig war, blätterte in einer Liste, nach seinem Namen Kudo. "Ah ja hier, Kudo, ein Tisch für zwei, um 20 Uhr, Tisch 7.", bestätigte dieser. "Die Dame wartet bereits auf sie, wenn sie mir bitte folgen würden.", woraufhin der Mann voraus ging.  
 

Shinichi folgte ihm wortlos und dachte sich nur, dass sie hoffentlich nicht böse auf ihn war, dass er zu spät kam. Es war immerhin das erste Mal, dass die beiden zusammen richtig ausgingen. Dementsprechend musste sich der Detektiv gestehen, war er auch ziemlich aufgeregt. "Gleich da vorne Sir.", der Mann deutete auf einen Tisch am Fenster, worauf ein Kärtchen mit der Nummer 7 stand. "Danke.", entgegnete Shinichi, woraufhin sich der Mann leicht verbeugte, bevor er sich wieder zurück zum Eingang begab um die nächsten Gäste in Empfang zu nehmen.  
 

Der schwarzhaarige Oberschüler ging hinüber zum Tisch, dabei schlug sein Herz immer höher je näher er seiner Verabredung kam. Die junge Frau schaute verträumt aus dem Fenster, von dem man einen herrlichen Ausblick auf den Fluss und die Stadt bei Nacht hatte. Als sie Shinichi bemerkte, lächelte sie ihn gut gelaunt an. "Da bist du ja.", begrüßte ihn Shiho. "Du spät dran. Man sollte eine Frau niemals zu lange alleine an einem Tisch warten lassen.", witzelte sie.  
 

Shinichi stieg bei ihrem Anblick das Blut in den Kopf und er lief rot an, was man zum Glück, bei der Beleuchtung im Restaurant, nicht sofort bemerkte. Shiho sah einfach unglaublich bezaubernd aus. Sie trug ein weinrotes Kleid und ihre rotbraunen Haare leuchteten im Kerzenschein. Sie hatte leichtes Makeup aufgetragen und ihre Lippen strahlten in einem dezenten roséton. Ihre blaugrünen Augen funkelten wie Sterne, genau wie ihre Ohrringe, welche im Licht glitzerten. "Du bist wunderschön.", schaffte es Shinichi endlich zu antworten, allerdings mit einem leichten stottern.  
 

Bei diesem Kompliment, nahmen Shihos Wangen eine leichte Röte an und sie sah verlegen zur Seite. "Danke schön.", entgegnete sie mit schüchternem Ton. "Du siehst aber auch nicht schlecht aus. Das steht dir wirklich.", gab sie das Kompliment zurück. Shinichi lächelte und war froh, dass sie nicht böse auf ihn war. Er setzte sich anschließend zu ihr.  
 

Es dauerte auch nicht lange, bis schon ein Kellner vorbei kam und den beiden eine Speisekarte überreichte. "Guten Abend, wünschen sie vielleicht schon etwas zu trinken?" Shinichi ergriff daraufhin das Wort. "Ja, wir hätten gerne eine Flasche Château Pichon und für die Dame noch ein Glas Wasser." Der Kellner lächelte freundlich. "Sehr gerne."  
 

Nachdem er gegangen war, flüsterte Shiho zu ihrer Verabredung. "Shinichi bist du dir sicher? Eine solche Flasche kostet mindestens 17000 Yen (etwa 130 Euro).", sie klang etwas unsicher. Sie wollte nicht das ihr Freund so viel Geld für sie ausgab. Shinichi hingegen lächelte unbekümmert und streckte seinen Arm über den Tisch um ihre Hand in Seine nehmen zu können. "Ach was, mach dir darüber keine Gedanken. Hast du etwa vergessen, dass meine Eltern nicht gerade schlecht verdienen. Darüber hinaus, bin ich mir sicher, dass sie nichts dagegen einzuwenden hätten, wenn ich meine Freundin zu unserem einmonatigen Jubiläum, mal so richtig schick ausführe." 
 

Shiho wurde wieder rot und legte ihre andere Hand über seine. "Es ist wirklich wunderschön hier und ich genieße jede Sekunde mit dir." Verliebt schaute sich das Paar eine Zeit lang an. "Da fällt mir ein, ich habe hier noch etwas für dich.", Shinichi schaffte es den Blick von seiner Freundin zu lösen. Die rotblonde Frau schaute ihn neugierig aber auch leicht verwirrt an, als er aufstand und sich hinter ihr stellte. Der junge Detektiv zog eine Kette aus seinem Jackett und legte diese, von hinten, um ihren Hals.  
 

"Oh mein Gott, du bist verrückt.", Shiho legte ihre Finger auf das Schmuckstück. Es war eine Kette aus Weißgold mit einem einzelnen rosafarbenen Edelstein, welcher nun ihr Dekolleté schmückte. „Sie ist wunderschön.“, schwärmte die junge Frau und war sichtlich glücklich über ihr Geschenk.  
 

Sie drehte sich um und fiel ihm um den Hals. Nachdem sich Shiho wieder leicht von Shinichi löste, kam sie seinem Gesicht nun langsam näher, bis sich ihre Lippen zärtlich berührten und sich in einem innigen Kuss vereinten. Für Shinichi war es ein Moment der tausend Glücksgefühle, die alle gleichzeitig ihn zu durchströmen schienen. Sein gesamter Körper kribbelte, als sei dieser elektrisch geladen. Seine Freundin duftete angenehm nach Rosen und Shinichi hoffte, dass dieser Moment nie vergehen würde. Das weiche Gefühl ihrer Lippen und ihrem Geschmack auf Seinen. Alle seine Sinne fühlten sich unglaublich geschärft an. Er genoss jede Sekunde, die ihr Kuss andauerte.

"Ich liebe dich Shiho.", flüsterte er ihr sanft ins Ohr.  
 

 
 

Der Geschrumpfte wurde durch die warmen Sonnenstrahlen des jungen Morgens aus seinem Traum gerissen. Er versuchte sich zu orientieren und schaute sich mit verschlafenen Augen um. Er lag in seinem Krankenbett. Die Sonne schien ungehindert durch das Fenster und flutete den Raum mit ihrem Licht. Ein Fenster war offen, wodurch er den morgendlichen Gesang der Vögel draußen wahrnehmen konnte. 

Die Luft war warm und roch angenehm nach Blumen, vor allem nach Rosen, welche hinter der Klinik in einem Garten, für die Patienten, wuchsen. ROSEN.  
 

Shinichi erinnerte sich wieder an seinen Traum. Was war das nur gewesen, warum hatte er das geträumt und warum hat es sich so real angefühlt? Vor allem der Kuss. Er legte seine Fingerspitzen auf seinen Mund. Er könnte schwören, dass er immer noch ihre Lippen schmecken konnte. 

Dieser Kuss war so unbeschreiblich. Er hatte noch nie etwas Vergleichbares erlebt und gleichzeitig dabei noch nie etwas Vergleichbares gefühlt. Diese Gefühle, welche ihn überflutet und davongetragen hatten. Shinichi konnte es sich einfach nicht erklären. Was war nur los mit ihm? 
 

Er konnte sich noch daran erinnern, wie er zusammen mit Ran essen war, nachdem er kurzzeitig wieder seine frühere Gestalt angenommen hatte. Er hat auch schon unzählige Male ähnliche Träume mit Ran gehabt, wo sie sich ihre Liebe gestanden haben und glücklich zusammen waren. Doch wieso träumte er das mit Shiho, anstelle von Ran? Kein Traum, welchen er jemals hatte, war so klar und deutlich gewesen, als wäre es viel mehr eine Vision, als ein Traum. Shinichi war vollkommen verwirrt.  

Das was ihn aber am meisten verwirrte, waren diese Gefühle, welche er dabei verspürt hatte. Es hat sich unglaublich toll angefühlt, ihre Berührungen, ihr Duft und ihr Lächeln, einfach alles. Das was der Shinichi aus seinem Traum, für Shiho empfunden hat, etwas Vergleichbares hatte er noch nie bei Ran gespürt.  
 

"Guten Morgen, wie geht es unseren Patienten denn heute?", eine Krankenschwester riss ihn aus seinen Gedanken. "Ich hoffe dich stört nicht, dass ich das Fenster vorhin geöffnet habe." Sie lächelte ihm freundlich zu. Shinichi starrte sie einfach nur völlig perplex an, er hatte gar nicht mitbekommen, dass die Schwester das Zimmer betreten und sein Frühstück neben ihn auf einen kleinen Tisch gestellt hatte.  

"Oh, hallo.", sagte er schließlich mit kindlich gespielter Stimme. 

"Ja, es geht mir schon viel besser und freue mich darauf heute wieder nach Hause zu können." Er erwiderte ihre gute Laune. 

"Das ist schön zu hören. Dann wünsche ich dir schon mal alles Gute." Mit diesen Worten verließ die Schwester sein Zimmer. 

"Danke schön und danke für das Frühstück.", rief er ihr nach.  
 

Shinichi richtete sich auf und versuchte die paar Schritte bis zum Fenster zurückzulegen. Beim Auftreten tat sein Bein jedoch noch fürchterlich weh, wodurch er sich dazu gezwungen sah, sich doch lieber zurück auf das Bett fallen zu lassen und stattdessen von dort aus, hinaus in den Garten zu schauen. Es kündigte sich ein wirklich schöner Frühsommertag an. 

Der Geschrumpfte drehte seinen Kopf Richtung Uhr, welche an der Wand seines Zimmers hing. Sie zeigte 7:23 Uhr. Da hat er ja noch ein bisschen Zeit, bis die anderen ihn um 10 Uhr abholen kommen, dachte sich der Geschrumpfte. 

Er setzte sich wieder auf und begann sich seinem Frühstück zu widmen. Es gab ein Brötchen, dazu eine Scheibe Käse und Wurst, eine kleine Packung mit Fruchtkonfitüre und dazu noch einen Apfel und ein Glas Orangensaft. 

Nicht gerade ein typisch japanisches Frühstück, aber das machte Shinichi nicht fiel aus, besonders seinem Hunger nicht. Es war schließlich alles, was man für einen guten Start in den Tag brauchte, vorhanden, dachte sich der junge Detektiv und musste schmunzeln.    
 

Während er aß, musste er immer wieder über seinen Traum nachgrübeln. Er versuchte so gut es ging, ihn zu analysieren und seine Bedeutung zu erkennen, doch Träume sind ein Mysterium. Er wusste nicht warum er das geträumt hat, aber wer kann schon beeinflussen was man träumt, oder wollte sein Verstand das etwa träumen? Vielleicht liegt es auch daran, dass er gestern Abend noch so viel über Ais Verhalten nachgedacht hatte. Das wird es wohl gewesen sein, dachte sich der schwarzhaarige Junge. und war froh, dass Träume nur dem Träumer vorbehalten sind. Wenn Ran das erfahren würde, was er so alles, während seiner Abwesenheit ihr gegenüber träumt, müsste er sich von der ein oder anderen Karatetechnik in Acht nehmen. 

Bei dieser Vorstellung kam er doch leicht in Schwitzen. 
 

Nachdem er aufgegessen hatte, legte er sich wieder auf das Bett. Es war jetzt 7:49 Uhr. Er beschloss sich den Rest der Zeit mit Fernsehen zu vertreiben und griff nach der Fernbedienung. Er hoffte damit auch, die Gedanken über seinen Traum vertreiben zu können und am besten auch gleich den gesamten Traum ein für alle Mal zu vergessen. 

Um 10 Uhr kamen schließlich die Detective Boys zusammen mit Ai und dem Professor um Shinichi abzuholen. Er bekam seine Entlassungspapiere und gemeinsam stiegen sie in den Käfer des Professors, wobei dieser den Jungen zum Auto tragen musste, da jeder Schritt alleine höllisch schmerzte. Nachdem das erledigt war, ging es auf dem schnellsten Weg zurück Richtung Heimat.
 

Währenddessen in Tokyo, in einem verlassenen Parkhaus, stiegen zwei in schwarz gekleidete Männer in einen ebenso schwarzen Porsche 365A und fuhren über die Ausfahrt hinaus, auf die Straßen der Stadt. Es handelt sich hierbei um niemand anderes, als Gin und Wodka. Sie fuhren auf der Autobahn Richtung Flughafen.  

"Wer ist dieser Typ eigentlich, den wir vom Flughafen abholen sollen?", fragte Wodka seinen Partner, welcher den Porsche steuerte. Gin verzog sein Gesicht zu einem düsteren Blick, selbst für seine Verhältnisse. 

"Sein Name und wer er ist, hat dich nicht zu interessieren. Das einzige was du zu wissen brauchst ist, dass er ebenfalls in der Organisation arbeitet und spezielle Aufträge in Übersee erledigt. Der Boss hat mich persönlich damit beauftragt in hier in Japan in Empfang zu nehmen." In Gins Stimme schwebte ein leicht verachtender Unterton, welcher seinem Partner keinesfalls entging.  

"Du scheinst nicht besonders gut auf diesen Typen zu sprechen, kann das sein?", fragte Wodka nach und bereute seine Neugier sofort, als im Gin einen eiskalten tödlichen Blick zuwarf. 

"Ähm, war nur so eine Frage gewesen, vergiss es.", ruderte Wodka zurück. Gin richtete seinen Blick wieder auf die Straße. 

"Du hast recht, ich hatte schon die ein oder andere Meinungsverschiedenheit mit ihm. Er steht ebenfalls weit oben in der Organisation." Er schluckte seine aufkommende Wut herunter, bevor er fortfuhr. "Man könnte sogar behaupten, er steht über mir."  
 

Wodka machte ein erstauntes Gesicht. 

"Wie kann es dann sein, dass außer dir, niemand bisher was von diesem Kerl gehört hat?" Sein Partner wurde wieder neugieriger. Seine Antwort bekam er in einem trockenen gefühllosen Ton. 

"Weil er nicht existiert, hast du verstanden. Er kommt, erledigt seine Aufgabe und verschwindet wieder. Er ist wie ein Schatten und nun hat der Boss in nach Japan geschickt, um unter anderem einen Job zu erledigen, der schon mehr als überfällig geworden ist." Wodka spürte einen Anflug von Aggression in Gins Stimme. Er legte sich seine nächsten Worte gut überlegt zurecht, bevor er diese vorsichtig äußerte. 

"Und äh, was genau ist das für ein Job?", er schluckte nach Beendigung seines Satzes und wartete auf eine Reaktion.  
 

Gin schwieg eine ganze Weile und starrte in die Ferne. Wodka wollte sich schon geschlagen abwenden, als Gin plötzlich eine Antwort auf seine Frage verlauten ließ. 

Seine Worte hatten einen giftigen, bitteren Beigeschmack. "Er soll Sherry töten."

Wieder daheim

Kapitel 7: Wieder daheim
 

Hörbuch zur Fanfiktion: Kapitel 7: Wieder daheim
 

Nach all den Strapazen dieses verrückten Wochenendes, war Shinichi nun wieder zurück in der Detektei Mori. Der Professor war so freundlich gewesen, ihn dort abzusetzen, nachdem er auch die anderen Detective Boys nach Hause gefahren hatte.  

Nun saß er zusammen mit den Moris beim Abendessen, während ihm Ran eine Ladung Eis auf seinen Oberschenkel legte, was wirklich half. Morgen wäre zwar wieder Schule, jedoch hatte Shinichi, für die nächsten zwei Tage, eine Krankschreibung erhalten. Solange würde es noch dauern, bis er wieder einigermaßen vernünftig laufen könnte. 

Außerdem müsste er dann noch einmal zum Arzt um sich checken zu lassen und dann würde es wahrscheinlich nochmal eine Woche dauern, bis er sich wieder ungehindert bewegen und auch Fußball spielen könnte. Shinichi ging dieses Handicap sichtlich gegen den Strich, aber es half alles nichts, da musste er nun durch.  
 

"Was musst du Rotznase dich auch immer in solche Schwierigkeiten bringen.", bekam er von Kogoro zu hören, während sie aßen. Der Geschrumpfte verzog das Gesicht. Das musste er sich schon den ganzen Tag von seinem Onkelchen anhören. Er hatte schon ernsthaft in Erwägung gezogen, die Sache einfach mit seinem Narkosechronometer zu beenden, entschied sich aber doch dagegen, weil das doch etwas zu auffällig gewesen wäre.  

Kogoro öffnete sein bereits drittes Bier, als ihn Ran anfuhr. 

"Hör auf damit Paps, lass Conan in Ruhe. Du tust ja so als hätte er das mit Absicht gemacht.", sie sah ihren Vater böse an. 

"Vielleicht nicht das, in die Höhle stürzen, aber wer kommt denn auf die Idee einen spitzen Felsen hinaufzuklettern?", entgegnete Kogoro altklug.  

Tja du ganz bestimmt nicht, du schlafender Meisterdetektiv, dachte sich Shinichi hämisch. 

"Er hat versucht sich und Ai aus dieser Situation zu befreien.", verteidigte ihn Ran. "Also ich finde das sehr tapfer, von Conan." Dabei lief Shinichi rot an, vor Verlegenheit. Naja runter zufallen und sich zu verletzten, gehörte jedoch nicht zu seinem Plan, gab Shinichi in Gedanken, beschämt zu.  
 

"Wie dem auch sei, jetzt ist der Bursche erstmal für die nächsten zwei Tage, mehr oder weniger, zuhause ans Bett gefesselt und dann müssen wir ihn auch noch in zwei Tagen zum Arzt fahren.", beklagte sich der schon leicht angetrunkene Mori. 

"Mach dir mal deswegen keine Sorgen.", konterte sie beleidigt. "Der Professor hat sich bereits angeboten ihn hin zu fahren, weil er sich verantwortlich fühlt für Conans Lage, was man von dir nicht behaupten kann Paps." 

Kogoro spürte einmal mehr, ihren bösen Blick. 

"Nun beruhige dich doch Mausebein, so war das doch gar nicht gemeint, ich habe halt die Woche viel zu tun, das ist alles.", versuchte er die Situation zu entschärfen, während er seine Arme schützend vor sich hielt. "Na das will ich auch hoffen und nicht, dass ich dich wieder dabei erwische, wie du die Pferderennen im Fernsehen verfolgst." 

Damit schien das Thema fürs Erste vom Tisch zu sein, was Shinichi sehr begrüßte.  
 

Am späten Abend, nach dem Zähne putzen, half Ran ihn ins Bett zu bringen. Sie deckte ihn zu und wünschte ihn eine erholsame Nacht. 

"Ja Ran gute Nacht und träum was Schönes.", antwortete er mit kindlicher Stimme. 

"Gute Nacht Conan." Mit diesen Worten löschte Ran das Licht und verließ das Zimmer. Nun lag Shinichi in völliger Dunkelheit. Nur ein paar Minuten nachdem er seine Augen geschlossen hatte, vibrierte sein Handy neben ihm. Er öffnete seine Augen wieder und warf einen Blick auf sein leuchtendes Display. Er war eine SMS, von Ai. Neugierig öffnete er die Nachricht um zu lesen, was drin stand. 
 

Hey Shinichi, 
 

Ich wollte mich nur einmal nach deinem Bein erkundigen. Die Kinder haben vorgeschlagen, dass wir dich morgen nach der Schule besuchen kommen, wenn du nichts dagegen hast. 
 

Des Weiteren soll ich dir noch etwas von Professor Agasa mitteilen, dieser hat nämlich heute eine Einladung für sich im Briefkasten gefunden. Dabei handelt es sich um ein Treffen außerhalb von Tokyo, in einem teuren Anwesen. Ein, mir unbekannter, internationaler Geschäftsmann, hat diese Villa erst vor kurzem gekauft und zeigt erstaunlich viel Interesse an Agasas Erfindungen. 

Doch das eigentlich Interessante kommt noch, es lag auch eine Einladung für die Detektei Mori mit bei. Keine Ahnung warum ihr sie nicht selbst bekommen habt, aber es heißt, dass dieser Geschäftsmann den Verdacht hat, dass jemand aus seinem Angestelltenkreis, Firmengeheimnisse an die Konkurrenz verkauft. Deswegen möchte er den großen Kogoro Mori dabeihaben, damit er den Schuldigen dingfest macht.  
 

Die Veranstaltung, bei der selbstverständlich noch weitere Gäste eingeladen sind, findet in zehn Tagen in seinem Anwesen statt. Vielleicht weckt das ja dein detektivisches Interesse. Sein Name ist übrigens, Kanae Nishimura. Er scheint gebürtiger Japaner zu sein, war aber die meiste Zeit seines Lebens über im Ausland. 
 

Wie dem auch sei, richte deinem Onkel aus, dass ihr ebenfalls eingeladen seid und dieser Herr Nishimura auch bereit ist, ein ordentliches Honorar zu zahlen. Es sollte also keine Schwierigkeiten geben, dass ihr mitkommt, sieh also nur zu, dass du bis dahin wieder auf dem Dampfer bist, hast du gehört. 
 

Ich bringe die Einladung morgen auch noch persönlich vorbei, wenn wir dich besuchen kommen. 
 

Ai  
 

Na wie herzallerliebst, dachte sich Shinichi als er zu Ende gelesen hatte. Wieso hat sie ihn nicht einfach angerufen? Das wäre doch deutlich weniger umständlich gewesen, aber seine Neugier war in der Tat geweckt. Er hatte auch keinen Zweifel daran, dass Kogoro zusagen würde. Allein bei den Worten "Honorar" und "hoch", sollte er anbeißen, wie ein Fisch an eine Angel. Shinichi musste bei der bildlichen Vorstellung von Kogoro als Fisch, welcher aus dem Wasser geangelt wird, leise lachen.  

Schließlich packte er sein Handy beiseite und schloss wieder seine Augen, kurze Zeit später, war er eingeschlafen. Was folgte, war wieder ein seltsamer Traum, doch dieser sollte vollkommen anders sein, als sein Letzter.  
 

Diesmal befand er sich außerhalb des Geschehens. Er war nicht direkt anwesend, sondern fühlte sich nur als außenstehender Zuschauer.  
 

Er sah einen dunklen Lagerraum. Dieser schien in einem Keller zu liegen, da nur durch einige Schlitze in der Decke schmale Lichtstrahlen nach unten gelangten. Der Raum schien lange verlassen und ungenutzt gewesen zu sein, da alles voller Staub war und dieser deutlich in den geworfenen Lichtstrahlen, durch die Luft, hin und her tänzelte. 

Es roch muffig. Er sah eine Treppe, welche von oben, hinab in das Lager führte und zwei Regale mit eingestaubtem Gerümpel. Ansonsten war der Raum zum größten Teil leer. Nur noch ein einzelner Stuhl und ein Tisch daneben, standen mitten im Raum. Auf dem Tisch lagen mehrere Utensilien, welche Shinichi von seiner Position aus, nicht erkennen konnte. Er konnte sich auch nicht von der Stelle rühren, er war wie festgewachsen an Ort und Stelle.  
 

In dieser Position sah er eine ganze Weile lang, diesen Raum vor seinem geistigen Auge, bevor es wieder schwarz wurde und das Bild verschwand.  
 

Shinichi erwachte aus seinem merkwürdigen Traum. Es war bereits später Vormittag als er auf die Uhr schaute. Er fasste sich an den Kopf. Noch so ein merkwürdiger Traum, dachte er sich. Doch dieser war völlig anders, als sein Erster. Er hatte nur dieses Bild von dem Raum im Kopf gehabt und sonst nichts weiter. Was hatte das alles nur zu bedeuten? Er legte sich seine Hand auf die Stirn. Er hatte kein Fieber oder dergleichen und hätte er sich am Kopf verletzt, hätten das die Ärzte ihm gesagt.  
 

Der schwarzhaarige Junge vernahm ein lautes Murren. Es dauerte eine Weile, bis er realisierte das sein Magen am Knurren war. Er musste über seine eigene Verpeiltheit lachen. 

Schließlich erhob er sich, um zu sich zu duschen und sich die Zähne zu putzen. Sein Bein fühlte sich schon etwas besser an und es gelang ihm tatsächlich, wenn auch nur humpelnd, sich fortzubewegen. Das war ein gutes Zeichen.  

Nachdem er sich frisch gemacht und angezogen hatte, ging er in die Küche. 

Am Kühlschrank hing eine Notiz. 
 

Morgen Conan, 
 

Ich hoffe du hast gut geschlafen und dein Bein tut schon nichtmehr so weh. Falls doch, liegt noch Eis im Kühlfach. Dein Frühstück steht übrigens bereits im Wohnzimmer. Ich bin ungefähr um 15 Uhr wieder zuhause. Paps ist den ganzen Tag unterwegs bei einem Klienten. Du bist also die meiste Zeit alleine zu Hause, nutzte diese um dein Bein so gut es geht zu schonen. 

Bis heute Nachmittag. 
 

P.S. Heute Abend mache ich dir dein Lieblingsessen. 
 

Gruß Ran 
 

Ein Lächeln zog sich über sein Gesicht. Ran war immer so fürsorglich, sie war immer für ihn da. 

Sein Lächeln flaute ab.  

Doch er, als Shinichi, war nie für Ran da. Wie lange würde es noch dauern, bis er wieder der alte sein würde, wie lange könnte er von Ran verlangen noch auf ihn zu warten. Es fühlte sich mit der Zeit einfach nur noch egoistisch an. Zu verlangen, dass sie ihr ganzes Leben nur nach ihn auszurichten hat. Er sollte viel mehr an Ran denken, was sie durchmachen musste. Er wollte sie wieder glücklich sehen, selbst wenn... Shinichi machte eine kurze Gedankenpause... selbst wenn es ohne ihn wäre. 

Hätte er sie, nach all der Zeit überhaupt noch verdient?  
 

Es klingelte an der Wohnungstür. Shinichi fuhr erschrocken herum. Wer könnte das nur sein, um diese Uhrzeit. Er ging zur Tür und öffnete sie und staunte nicht schlecht, wer da vor ihm stand. 

Es war Ai Haibara. 

"Morgen Schlafmütze, darf ich reinkommen?", fragte das rotblonde Mädchen ihren Schulkameraden, welcher sie immer noch verdutzt anstarrte.  

"Ja klar, sicher.", antwortete Shinichi schließlich etwas verlegen und deutete ihr an einzutreten, dessen Einladung sie annahm. Er schloss die Tür hinter ihr. 
 

"Wieso bist du nicht in der Schule? Und warum trägst du einen Mundschutz?", fragte er sie nun, nachdem er sich zu ihr umdrehte. Ai zog eine Augenbraue in die Höhe. 

"Ist das dein ernst Sherlock Holmes?" Sie schien tatsächlich eine Antwort zu erwarten. Als diese aber ausblieb, fuhr sie fort. "Ich bin erkältet und deswegen ebenfalls heute und morgen krank geschrieben. Ich hatte dir, in der kalten Höhle meine Jacke gegeben, welche ich übrigens im Nachhinein wegwerfen konnte und ich bin durch eisiges Wasser geschwommen, was glaubst du denn, was danach passiert?"  
 

Shinichi kam sich etwas dämlich vor, dass er nicht selbst darauf gekommen ist, aber zurzeit geisterten einfach zu viele andere Gedanken durch seinen Kopf, darunter auch immer häufiger welche, die mit Ai zu tun hatten. 

"Ich dachte nur, da du geschrieben hast, ihr wolltet mich nach der Schule besuchen.", versuchte er sich zu retten.  

"Heißt nichts anderes, als das ich eigentlich vor hatte vorbeizukommen, wenn die anderen mit der Schule heute fertig sind und ebenfalls Zeit für einen Besuch haben. Doch dann musste der Professor noch los und ein paar Dinge besorgen für seine Erfindungen, welche er zu dem Treffen mit diesem Herrn Nishimura mitnehmen wollte." Sie sah Shinichi prüfend an. "Du hast die SMS bekommen?" Ai bekam ein Nicken als Bestätigung.  

"Hast du noch mehr über diesen Herrn Nishimura in Erfahrung bringen können?", wollte der Schwarzhaarige von ihr wissen. 

Haibara ging zum Sofa hinüber und nahm Platz. 

"Leider nicht viel mehr, als ich dir schon geschrieben habe." Grübelnd legte Shinichi eine Hand an sein Kinn. "Genau das stört mich ein wenig. Er soll so erfolgreich sein und dennoch gibt es kaum Informationen über ihn." Er unterbrauch seinen Gedanken für den Moment. 
 

"Da fällt mir ein, darf ich dir vielleicht etwas anbieten, etwas zu trinken vielleicht?", fragte Shinichi, welcher sich schon wieder etwas blöd vorkam, da er als Gastgeber nicht schon früher nachgefragt hatte. 

Das Fräulein Haibara sah ihn an. 

„Bist du eigentlich überhaupt schon in der Verfassung, um so viel durch die Gegend zu laufen?“, wollte sie von ihm wissen. Shinichi aber winkte nur unbekümmert ab. 

„Das bisschen Bewegung kommt mir ganz gelegen.“, erwiderte er. „Also, was darf ich meinem Gast bringen?“

Sie trug zwar einen Mundschutz, aber er konnte anhand ihrer Gesichtszüge sehen, dass sie nun lächelte. 

"Ich nehme einen Tee, danke.", antwortete sie in einem warmen freundlichen Ton. 
 

Shinichi machte sich auf in die Küche und bereitete für sich und Ai einen Tee zu, gleichzeitig nahm er sein Frühstück mit und stellte alles auf den Wohnzimmertisch. 

Es dauerte zwar alles etwas länger, da er nicht so schnell unterwegs war, wie sonst, aber das störte Ai nicht sonderlich. Sie musste sich sogar eingestehen, dass sie es irgendwie süß fand, wie sich Shinichi bemühte, trotz Einschränkung ein guter Gastgeber zu sein. 

"So bitte schön, einmal Jasmintee." Er setzte sich ihr gegenüber und da waren sie nun. 

Zu zweit, allein in der Wohnung Mori, vollkommen ungestört, nur er und Ai und seinen Traum mit ihr in seinem Kopf.  

Das versprach noch ein interessanter Tag zu werden.

Mehr als nur Freundschaft

Kapitel 8: Mehr als nur Freundschaft
 

Hörbuch zur Fanfiktion: Kapitel 8: Mehr als Freundschaft
 

Ai nahm ihren Mundschutz ab, um ihren Tee an die Lippen zu setzen. Sie bemerkte dabei, dass Shinichi sie anstarrte.

"Habe ich etwas im Gesicht?", fragte sie leicht spöttisch nach. Der Geschrumpfte zuckte kurz zusammen.

"Äh nein, alles super, ich, ich habe nur über etwas nachgedacht."

Sie sah ihn kurz verwirrt an, bis sie sich schließlich wieder ihrem Tee zuwandte und einen ersten Schluck nahm. Shinichi tat es ihr gleich.

Er fühlte sich ertappt, obwohl er tatsächlich über etwas nachgedacht hatte. Sein Blick hatte sich an ihren zarten Lippen festgefahren, wobei ihm sein erster Traum wieder einfiel und wie er diese Lippen küsste.

Sollte er vielleicht mit ihr über diesen Traum reden?

Kaum hatte er diesen Gedanken gedacht, verwarf er ihn auch sofort wieder. Unsinn, das geht auf keinen Fall, er kann darüber nicht sprechen, schon gar nicht mit der Person, die ein Teil dieses Traums war. Außerdem wäre es ihm mehr als peinlich gewesen, das von ihm Geträumte Haibara zu offenbaren. Sie sollte doch nicht denken, er sei in sie verliebt. Oder war er das vielleicht?

Erneut schüttelte er diese Gedanken fort. Blödsinn, dachte sich der junge Detektiv. Es war schließlich nur ein dummer Traum, nichts weiter.
 

Shinichi tippte nervös mit seinen Beinen, während er saß und so nachdachte. Das macht doch überhaupt keinen Sinn, er kannte Ai inzwischen doch schon so lange.

Klar sie sah gut aus und darüber hinaus war sie unglaublich schlau, keine Frage. Sie verband obendrein ein Schicksal, welches er wahrscheinlich nie mit Ran teilen könnte. Sie waren beide Opfer des APTX4869 und wurden von der Organisation gejagt. Diese Gemeinsamkeit hat sie mit der Zeit zusammengeschweißt und Ai war die einzige mit der er reden konnte ohne sich zu verstellen und sie verstand ihn auch, weil sie in derselben Lage war.

Doch trotz all dem, hatte er bisher für sie, nie so etwas empfunden wie für Ran, bis jetzt. Shinichi konnte es einfach nicht beschreiben, aber etwas hatte sich, seit der Sache in der Höhle verändert. Er sah Ai erneut an. Oder war da schon immer etwas gewesen? Er bekam so ein warmes Gefühl in der Magengegend. Das war doch sicherlich der Tee, oder nicht?
 

Das rotblonde Mädchen setzte ihre Tasse nun wieder ab. Sie sah Shinichi an und bemerkte natürlich seine nervöse unruhige Haltung. Ai wollte jedoch es diesmal nicht ansprechen. Sie entschloss sich dazu, die Stille des Grübelns anderweitig zu durchbrechen.

"Es scheint mir so, als wärst du alleine zuhause, kann das sein?"

Shinichi hörte abrupt auf, seine Beine auf und ab zu bewegen. Jedoch dauerte es einen kurzen Moment, bis er eine Antwort von sich gab.

"Ja stimmt, Ran ist selbstverständlich in der Schule und Onkel Kogoro ist den Tag über unterwegs bei einem Klienten."

Bei diesen Worten verwandelte sich Ais Gesichtsausdruck in ein verschlagenes Lächeln. "Das heißt, wir haben die Wohnung ganz für uns alleine?" Sie sprach in einem angenehm weichen Ton.

Die Aussage seiner Leidensgenossin brachte Shinichi völlig aus dem Konzept und ließ ihn leicht rot werden.

"Jaaa, kann man so sagen. Was... was hast du denn vor?", fragte er mit unsicherer und unschuldiger Stimme.

Das Fräulein Haibara erhob sich daraufhin wortlos und ging zur Garderobe, wo sie ihre Jacke aufgehangen hatte.

"Naja, vor kurzem hat sich der Professor einen neuen Film besorgt, welcher erst vor kurzem im Kino lief. Du solltest ihn kennen." Sie drehte sich schmunzelnd zu ihm um, während sie eine DVD aus ihrer Jackentasche fischte. Shinichis Augen wurden auf einmal ganz groß, als er bereits anhand des Covers den Film erkannte.

"Das gibt’s ja nicht, ist das wirklich die Kinoverfilmung von Detektiv Samonji?"

"Haarscharf kombiniert.", lächelte sie leicht und reichte ihm die DVD.

"Ai du bist wirklich die Beste." Shinichi war begeistert und nahm den Film in die Hand, um diesen genauer unter die Lupe zu nehmen. Haibara bekam bei seinem Kompliment einen leichten Rotschimmer.

"Ich weiß noch genau, wie du damals von diesem Film geschwärmt hast, ihn aber nicht im Kino sehen konntest und da dachte ich mir..."

"Unglaublich, dass du dich daran noch erinnern kannst.", er strahlte voller Vorfreude übers ganze Gesicht. Ai musste bei diesem Anblick breit grinsen. Es freute sie, dass sie mit ihrer kleinen Aufmerksamkeit, ihm eine Freude machen konnte. Sie gab sich teilweise immer noch die Schuld dafür, dass er sich überhaupt in dieser Situation befand. Also war Ai der Meinung, dass das doch das Mindeste war, was sie für ihren Lieblingsdetektiv tun konnte.
 

"Keine große Sache.", sagte sie schließlich bescheiden.

„Wollen wir ihn uns zusammen ansehen?“, fragte Shinichi.

Ais Gesichtsausdruck und Körperhaltung darauf, sprach für ihn Bände. Sie hatte die Arme verschränkt und sah ihn mit einem erwartungsvollen Blick und leicht hochgezogenen Mundwinkeln an, welche zu sagen schienen: Na überleg mal Holmes, ich bringe sicherlich keinen Film vorbei, damit du diesen später alleine gucken kannst oder so etwas in der Art.

Er lächelte zufrieden.

"Alles klar, dann schlage ich vor, dass du schon mal den Film einlegst und ich besorge uns ein bisschen was zu knabbern."

Ai stimmte ihm nickend zu und nach kurzer Zeit, saßen beide auf der Couch im Wohnzimmer und starteten den eingelegten Film. Zwischen ihnen stand eine Schüssel Knabberzeug und auf dem Tisch war eine Flasche Cola, sowie zwei Gläser. Beide verfolgten gespannt den Verlauf des Filmes.
 

Shinichi war von Beginn an, in den Film vertieft und auch Ai war nach der ersten halben Stunde voll dabei. Beide griffen geistesabwesend abwechselnd in die Schüssel mit den Knabbereien.

Früher oder später kam es, wie es kommen musste.

Sie griffen zur selben Zeit in die Schüssel, dabei legte Shinichi seine Hand auf die von Ai, welche sich zuerst Richtung Schüssel bewegt hatte. Die Geschrumpften sahen für ein paar Sekunden perplex auf die Situation, wie der schwarzhaarige Junge, das rotblonde Mädchen an der Hand hielt. Von ihren Händen aus, wanderten ihre Blicke zu den jeweils anderen.

Sie sahen sich schweigend und mit offenen Mündern in die Augen. Beide fingen, in dem Bruchteil einer Sekunde, an knallrot zu werden.
 

Shinichi zog verlegen seine Hand zurück.

"Tut... tut mir leid, das war ein Versehen." Er wäre am liebsten im Boden versunken und dennoch, war dieser Moment für ihn nicht nur peinlich, sondern auch schön, auf unerklärliche Art und Weise. Sein Herz schlug wieder schneller und die vorhin verspürte Wärme kehrte zurück und überflutete seinen ganzen Körper.

Ai fühlte genau dasselbe, ihr Körper begann wieder zu kribbeln und sie hätte sich gewünscht, er hätte ihre Hand nie mehr losgelassen.

Beide verfluchten sich selbst für ihre Gedanken und Gefühle für den jeweils anderen, die einfach so kamen und gingen, wie es ihnen zu passen schien.

"Das muss dir doch nicht leid tun, sowas passiert schon einmal." , erwiderte Ai, dabei legte sie ihre beiden Hände verlegen in den Schoß.
 

Die Sonnenstrahlen brachen zu dem Zeitpunkt durch die Wolkendecke, welche schon den ganzen Vormittag über den Himmel hingen, und schienen nun durch das Fenster ins Wohnzimmer, wodurch der Raum mit warmem Licht geflutet wurde. Ai saß auf der Seite Richtung Fenster. Ihr Profil wurde von der Sonne angestrahlt. Ihre rotblonden Haare leuchteten, während sie sich schüchtern eine Strähne hinter das Ohr strich.

Shinichi erinnerte sich unweigerlich erneut wieder an seinen Traum. Shihos ebenso leuchtenden Haare im Kerzenschein, welche ihn so verzauberten. Er musste schlucken. Ai war so unglaublich hübsch, dass es dem jungen Detektiv die Sprache verschlug.

Verdammt, wieso wurde er diese Gedanken einfach nicht mehr los, verzweifelte er innerlich. Sie fühlten sich so richtig und jedes Mal aufs Neue, auch so falsch an.
 

Haibara wurde bei seinem Blick noch verlegener. Wieso schaute er sie nur so an, fragte sich das Fräulein. Der Blick kam ihr irgendwo her bekannt vor. Sie könnte schwören, dass es derselbe Blick war, den sie häufig bei ihm beobachtete, wenn er Ran ansah. Das konnte jedoch unmöglich sein, sie musste sich irren.

"Du solltest dich lieber wieder dem Film zuwenden. Du willst doch nichts Wichtiges verpassen oder findest du mich etwa interessanter?", stichelte sie nun gezielt ihren Freund.

Shinichi hätte bei diesem Satz beinahe Nasenbluten bekommen. Mit einer schnellen Bewegung richtete er seinen, inzwischen schon vor Hitze qualmenden Kopf, wieder zum Fernseher.

"Du hast recht.", sagte er rasch.

Lächelnd legte sie eine Hand an ihre Wange, während sie ihn von der Seite betrachtete, bis auch sie schließlich wieder ihre Aufmerksamkeit dem Film zuwandte.

Nach einer Weile entspannte sich die Situation wieder und sie verfolgten weiter seelenruhig den Film.
 

Nach zwei Stunden war dieser dann zu Ende. In dieser Zeit verlief alles ohne weitere Zwischenfälle. Shinichi war aufgestanden und hatte die DVD wieder zurück in ihre Hülle gelegt.

"Das war echt ein super Film. Danke, dass du ihn mitgebracht hast.", bedankte sich der Schwarzhaarige nochmal bei Ai. Er sah auf seine Uhr, sie zeigte 13:47.

"Wir haben noch über eine Stunde bis die anderen hier vorbeischneien. Was wollen wir bis dahin noch machen?"

Ai nahm den Film entgegen und verstaute ihn wieder in ihrer Jackentasche.

"Ach kein Problem. Der Film war wirklich nicht schlecht." Nun schaute sie ebenfalls auf die Uhr.

"Wie wäre es mit einer Partie Schach?", schlug sie vor.

"Eine gute Idee, aber ich sollte dich warnen, beim Schach ist der Gegner für mich wie ein offenes Buch.", er sah Ai herausfordernd an. Das rotblonde Mädchen schmunzelte und senkte ihren Blick.

"Tja wenn das so ist, bin ich damit vorgewarnt."

Shinichi holte das Schachbrett und die Figuren aus einer Schublade, aus dem Schrank, welcher im Wohnzimmer an der Wand neben dem Fernseher stand. Sie bauten alles auf und begannen zu spielen.
 

Schnell musste Shinichi allerdings feststellen, dass er seine Gegnerin gewaltig unterschätzt hatte.

Sie überraschte ihn mehrmals mit unerwarteten Spielzügen, wodurch der Geschrumpfte sein volles Können zum Einsatz bringen musste, um ihrer offensiven Spielweise Stand zu halten. Sie jagten sich eine Figur nach der anderen ab, doch durch einen groben Schnitzer auf Seiten Shinichis, verlor dieser seine Dame.

Er hatte keine Wahl, als in die Defensive zu gehen, um seinen König zu schützen. 20 Minuten später, saß er allerdings in der Falle. Beide Läufer von ihm waren weg und Ais schwarze Figuren jagten seinen König, wie ein Rudel Wölfe ihre Beute, in die Ecke des Spielbrettes. Von dort aus gab es kein Entkommen mehr.
 

"Schach matt.", sagte sie triumphierend.

"Ich bin beeindruckt. Du bist wirklich eine würdige Gegnerin Ai.", musste der geschlagene Detektiv zu geben. Haibara lächelte zufriedenstellend.

"Wow ein Kompliment von unserem Meisterdetektiv, ich fühle mich geschmeichelt." Ihren schadenfrohen Unterton entging der Ehrgeiz des Geschrumpften nicht, aber sie hatte fair und ehrlich gewonnen, deshalb ließ er ihr das durchgehen.
 

Als sie wieder alles weggeräumt hatten, klingelte es an der Tür.

"Das müssen Ayumi, Mitsuhiko und Genta sein.", vermutete Shinichi. Er sollte Recht behalten. Die drei Mitglieder der Detective Boys standen mit einem breiten Grinsen vor der Haustür und begrüßten gut gelaunt ihren Freund. Ayumi überreichte ihn einen Stapel Bücher.

"Bitte schön Conan, wir haben dir die Hausaufgaben für morgen mitgebracht, sowie alles, was wir heute in der Schule neugelernt haben."

Er war sich zwar sicher, dass er es nicht nötig haben würde den mitgebrachten Grundschulstoff nachzuholen, aber dennoch bedankte sich Shinichi und ließ seine drei Klassenkameraden rein. Sie staunten nicht schlecht, als sie feststellten, dass Ai bereits da war. Die beiden Jungs dachten aber nicht lange darüber nach, sondern erzählten Shinichi, was es aktuell für ein cooles neues Videospiel gibt, welches sie demnächst unbedingt zusammen ausprobieren müssen.

Nur Ayumi machte die Anwesenheit von Ai wieder stutzig.
 

Die Momente ihn denen sie den Verdacht hegte, Ai könnte eventuell etwas für Conan empfinden, häuften sich. Eine mögliche Konkurrentin in ihrer besten Freundin zu sehen, beunruhigte sie.

Damals hatte sie ihr versichert, dass sie keinerlei Gefühle für Conan hegte, doch inzwischen war sich das kleine Fräulein Yoshida nicht mehr sicher, ob das immer noch zutraf.

Zuerst, wie sie Conans Hand hielt, als er zum Krankenwagen gebracht wurde. Dann als sie nochmal zu seinem Krankenzimmer zurückging, um wahrscheinlich mit ihm allein zu sein und jetzt, wo sie sich eigentlich treffen wollten, um gemeinsam Conan zu besuchen und sich herausstellte, dass sie schon vorher zu ihm gegangen ist und sie wahrscheinlich den bisherigen Tag nur zu zweit verbracht haben.

Dieser Gedanke machte Ayumi sehr traurig und auch etwas wütend. Wenn ihre Vermutung sich bewahrheitet, dann hätte Ai sie damals belogen und von Anfang an auch ein Auge auf Conan geworfen. Wie konnte ihre Freundin ihr das nur antun, sie wusste doch was Ayumi für Conan empfand.
 

Den Rest des Tages vermied Ayumi überflüssige Konversationen mit Ai. Die Detektive Boys blieben bis zum Abend. Sie war schlichtweg eifersüchtig auf ihre Freundin, dass sie so viel Zeit mit Conan verbrachte. Zu allem Übel schien dieser sogar merklich Gefallen daran zu finden, Ai so häufig um sich zu haben. Ayumi beobachtete in regelmäßig und musste immer wieder feststellen, wie Conans Blicke für längere Zeit an Ai hängen blieben, bis er sich wieder von ihr löste.
 

Ran kam im Verlauf des Nachmittags ebenfalls dazu und machte den Kindern einen Happen zu essen. Sie redeten über allmögliche Dinge und spielten noch einige Spiele zusammen.

Nachdem auch Kogoro nach Hause kam, verabschiedeten sich die Kinder und Ai von Shinichi und hofften ihn übermorgen wieder in der Schule zu sehen.

Der restliche Abend verlief hingegen eher unspektakulär. Kogoro trank ein paar Bier und sah sich die neue Show mit Yoko Okino an. Dementsprechend hatte Shinichi nicht allzu großes Interesse lange wach zu bleiben und ging deshalb frühzeitig ins Bett.

Doch es sollte keine ruhige Nacht auf ihn warten. Nachdem er eingeschlafen war eröffnete sich ihm ein neuer Traum.

Gefahr im Anflug

Kapitel 9: Gefahr im Anflug
 

Hörbuch zur Fanfiktion: Kapitel 9: Gefahr im Anflug
 

Wieder fand sich der junge Detektiv in der Zuschauerperspektive, in dem Lagerraum von seinem letzten Traum wieder. Leise rieselte der Staub durch die Decke hinunter auf den staubigen Fußboden. Das Bild vom Raum, war dasselbe wie letztes Mal, doch diesmal war eine Kleinigkeit anders. Shinichi lief ein eiskalter Schock des Schreckens den Rücken hinunter. Auf dem Stuhl inmitten des Raumes saß nun eine Person und das schlimmste war, dass Shinichi diese Person kannte und zwar sehr gut. Auf dem Stuhl saß Ai.  
 

Sie war gefesselt und geknebelt, sowie am Stuhl fixiert, sodass sie keine Möglichkeit hatte zu entkommen, geschweige denn um Hilfe zu rufen. Er wollte zur ihr, doch er war nicht in der Lage einzugreifen. Er sah zu ihr herüber, versuchte sie zu rufen, aber es kamen keine Laute aus seinem Mund. 

Ai rüttelte an ihren Fesseln, doch egal was sie versuchte, es gelang ihr nicht im Entferntesten sich zu befreien. Plötzlich wurde eine Tür geöffnet und eine Person ging die knarrenden Stufen der Holztreppe im Hintergrund hinunter in den Lagerraum. Die Person ging zu Ai hinüber mit einem verschlagenen bösen Grinsen im Gesicht. Shinichi versuchte die Person zu erkennen, doch er sah nichts anderes als eine schwarze Silhouette.  
 

Die mysteriöse Person stellte sich aufrecht und mit vor dem Bauch verschränkten Armen vor die kleine Ai. Er stand nun genau, zwischen Haibara und der Perspektive aus der Shinichi die Szene verfolgte, wodurch der Detektiv seine Schulkameradin nicht mehr sehen konnte, sondern nur noch den Rücken, des vermeintlichen Entführers. 

„Du hast uns wirklich eine Menge Ärger bereitet.“, sprach die geheimnisvolle Person nun zu der gefesselten Ai. Shinichi konnte die Stimme nicht erkennen, sie wirkte wie verzerrt. 

„Es ist mir wirklich ein Rätsel, wie du dich nur noch solange vor uns verstecken konntest oder wie die anderen zu unfähig waren dich zu schnappen. Aber deswegen wurde ich ja nun mit der Aufgabe vertraut dich aus dem Verkehr zu ziehen. Du solltest dich also geehrt fühlen, SHERRY.“
 

Shinichi packte bei diesen Worten die nackte Panik. Seine Augen weiteten sich und er stand regelrecht unter Schock. Was hat die Person da gesagt? Wer ist das? Könnte es etwa sein? Der Geschrumpfte hatte kein Zweifel, diese Person, welche Ai in seiner Gewalt hatte, war definitiv ein Mitglied der Männer in Schwarz. Daran gab es nichts zu Rütteln. Shinichi kämpfte mit sich, er versuchte erneut zu Ai zu gelangen, aber es war wie, als würde er mit seinen Füßen in Treibsand stehen.

„Ich muss gestehen, dass ich durchaus einen kleinen Vorteil auf meiner Seite hatte. Es war so gesehen, das letzte Puzzleteil, was der Organisation noch gefehlt hat, um dich ausfindig zu machen.“ Die Person legte eine kurze Pause ein, in der sie siegesgewiss lachte. 

„Wer hätte gedacht, dass es dir gelingen würde ein Gift zu entwickeln, welches nicht nur tötet, sondern auch dafür sorgt, dass ein Mensch auf Kindergröße zurück geschrumpft wird.“
 

WAS? Was hat er da gerade gehört? Shinichi verstand die Welt nicht mehr, wie konnte die Organisation das nur herausgefunden haben. 

Er  hatte keine Zeit weiter darüber nachzudenken, weil die Person daraufhin eine schallgedämpfte Pistole zog und sie Ai an den Kopf hielt. Shinichi verfiel in eine Schockstarre, er war wie zu Eis erstarrt. 

Nein, bitte nicht, dachte er sich verzweifelt. Nicht Ai, bitte nicht.
 

„So schließt sich nun der Kreis Sherry. Eigentlich wollte Gin dich unbedingt persönlich zur Strecke bringen, aber es scheint so, als ob diese Ehre mir zu Teil wird. Auch wenn ihm das wahrscheinlich nicht schmecken wird, hat er diese bittere Pille zu schlucken.“ Die Person zog den Lauf der Waffe zurück. Man hörte die Patrone, welche nun in diesem lag und nur darauf wartete die Mündung der Pistole zu verlassen. 

„Zeit sich schlafen zu legen Sherry.“ Die Stimme klang unheimlich ruhig, sogar schon leicht fürsorglich. 

„Grüß deine Schwester von mir.“ Mit diesen Worten drückte die Gestalt ab.
 

Shinichi liefen die Tränen übers Gesicht. Er brach zusammen und schluchzte unkontrolliert. Er konnte sich nicht erinnern ob er jemals so eine Trauer und gleichzeitig so einen Hass verspürt hatte. Er hatte immer gesagt, dass es für ihn unbegreiflich wäre, wie ein Mensch einen anderen Menschen umbringen kann. Doch in diesem Moment, wenn er sich nur bewegen könnte, er hätte diese mysteriöse Person mit bloßen Händen erwürgt. 

Das Bild vor seinen Augen verschwamm. Höchstwahrscheinlich durch seine Tränen, sie lösten den Traum auf und warfen ihn zurück in die Wirklichkeit.

 

 

 

Er schrak mit Angstschweiß gebadet aus dem Bett hoch. Shinichi fasste sich ins Gesicht und befühlte seine nassen Wangen. Er hatte also tatsächlich während seines Traums geweint. Bei den Gedanken daran, was passiert war, liefen ihm erneut vereinzelte Tränen das Gesicht herunter, welche er schnell wegwischte. 

Er war vollkommen aufgelöst, dass sogar noch seine Hände zitterten. Nun wanderte die Hand des jungen Detektivs hoch zu seiner Stirn. Was ist nur los mit ihm, dachte er sich. Auch dieser Traum wirkte wieder so unglaublich real., genauso wie der davor auch. 
 

Erneut packte ihn die Panik. Was ist, wenn es wirklich passierte? Hektisch griff er nach seinem Handy und wählte Ais Nummer. Es klingelte. "Nimm ab, nimm ab, jetzt nimm schon ab." 

„Hallo?“, meldete sich die verschlafene Stimme von Ai. 

„AI, wie geht es dir, bist du in Ordnung?“, redete Shinichi hysterisch auf sie ein. 

„Shinichi?“ Sie klang immer noch verschlafen. „Wovon zum Teufel sprichst du?“ 

Der Geschrumpfte atmete erleichtert aus, als wäre ihm gerade die Last von hundert Sonnen, von den Schultern genommen worden. 

„Gott sei Dank, ich bin so froh, dass du okay bist.“, antwortete er hörbar beruhigt.

„Geht es dir auch wirklich gut Shinichi?“, fragte Haibara nun besorgt nach. So aufgelöst hatte sie ihren Leidensgenossen bisher nur selten erlebt. „Und wieso sollte mit mir nicht alles in Ordnung sein?“
 

Shinichi dachte kurz nach. Er musste mit ihr über seinen Traum reden. Diesmal ist etwas geschehen, was er unmöglich vor ihr verheimlichen kann. Vielleicht ist das eine Warnung von seinem Unterbewusstsein und er war sich sicher, dass er diese Warnung nicht ignorieren sollte. Es musste einfach irgendeinen Grund dafür geben, warum er diese Träume hatte. 

„Ai, ich muss mit dir reden, von Angesicht zu Angesicht. Ist es okay, wenn ich Morgen nach dem Frühstück bei dir und Professor Agasa vorbeischaue?“

Auf der anderen Seite der Leitung war es eine Zeit lang still bis er seine Antwort erhielt. 

„Wenn es dich glücklich macht, nur zu. Dann kannst du mir auch gleich sagen, was mit dir los ist und warum du mich um 5 Uhr morgens anrufst.“

Shinichi starrte zur Uhr an der Wand. Tatsächlich war es erst 4:52. Er entschuldigte sich etwas verlegen bei Ai für die frühe Störung und versprach ihr später alles zu erklären. Sie verabredeten sich zu 10 Uhr. Anschließend legte er wieder auf, schmiss das Handy in die Ecke und ließ sich mit seinen Oberkörper wieder zurück auf das Bett fallen. 
 

Er konnte es nun nicht mehr abstreiten, weder drehen noch wenden. Er empfand etwas für Ai und zwar mehr als er bisher immer angenommen hatte. Es waren vergleichbare Gefühle, welche er immer in Rans Nähe verspürte. Doch wieso kamen diese Gefühle für Haibara auf einmal so plötzlich oder waren sie wirklich stets da gewesen, wie er es schon einmal vermutete. 

Hatte er sie nur neben den starken Gefühlen zu Ran nicht wahrgenommen? Kamen sie erst durch diese seltsamen Träume, welche ihn heimsuchten, aus seinem tiefsten Inneren zum Vorschein? 
 

Shinichi grübelte den ganzen Morgen darüber nach. Auch während des Frühstücks hatte er in seinem Kopf kein Platz, für irgendeinen anderen Gedanken. Ran bemerkte natürlich die untypische Verschwiegenheit ihres kleinen Freundes beim Essen.

„Nanu Conan, was ist denn? Du wirkst so verträumt, als ob dich irgendetwas sehr beschäftigt. Ist alles in Ordnung?“, hörte er sie besorgt fragen. Selbstverständlich beschäftigte ihn so einiges, aber gerade Ran, war wohl eine der letzten Personen, mit denen er darüber reden konnte. Vor allem, da es sie höchstwahrscheinlich auch betraf. Ich war sich über seine Gefühle in keinster Weise mehr sicher. Mittlerweile hatte Shinichi keine Ahnung, was er fühlen sollte. Er sah betrübt zu Ran und bemerkte, dass sie immer noch eine Antwort, auf die von ihr gestellte Frage, erwartete.
 

„Keine Sorge Ran, es ist nichts weiter wirklich. Ich wollte nur nachher noch zum Professor, wenn es okay ist.“ 

Ran hob eine Augenbraue. „Geht es deinem Bein denn schon gut genug?“ Sie klang leicht skeptisch. 

Shinichi hingegen winkte unbedeutend ab. 

„Ist nur noch halb so schlimm. Ich kann schon wieder problemlos laufen. Nur rennen wird wohl noch ein paar Tage dauern.“, versicherte er ihr. 

Des Weiteren erzählte er den beiden Moris von der Einladung, welche er am Vortag von Ai bekam. Kogoro war wie zu erwarten, bei dem Wort Honorar, mehr als hellhörig geworden.

„Ein erfolgreicher Geschäftsmann braucht also das Können des großartigen Meisterdetektives Kogoro Mori?“ Dabei prustete der bärtige Mann sich wieder einmal auf, wie er es auch sonst immer tat. 

Shinichi sah sein Onkelchen schief an. Naja, wenn du mit Können meinst, dass ich wieder alles im Alleingang bewältigte und du die Lorbeeren kassieren wirst, dann ja, dachte sich der Geschrumpfte mit einem verschmitzten Grinsen. 

Nachdem das geklärt war, brach Shinichi um 9:20 Uhr, von der Detektei Mori aus auf, um sich zur Villa Agasa zu begeben. 

Natürlich war er noch nicht so gut auf den Beinen, wie er Ran versichert hatte. Er wollte einfach nur nicht, dass sie sich unnötige Sorgen machte, oder ihn sogar das Verlassen der Wohnung verbat. Sicherheitshalber wollte er sowieso mit seinem Skateboard zum Professor düsen. Das ging nicht nur schneller, sondern schonte auch sein Bein, da er nur zu stehen brauchte. 
 

Kurz nach zehn Uhr vormittags stand der Geschrumpfte vor dem Gartentor des Professors. Er holte tief Luft, bevor er dieses passierte und weiter zur Haustür ging. Er hatte sich auf den Weg hierher versucht einige Worte zu Recht zulegen, damit es ihm hoffentlich leichter fallen würde, Ai alles zu erklären. Trotzdem ging er davon aus, dass dies dennoch nicht so leicht vonstatten gehen würde. Er klingelte an der Tür. Nach kurzem Warten öffnete ein kleines rotblondes Mädchen ihm die Haustür.

Shinichi stieg sofort die Röte ins Gesicht, als er Ai erblickte. Sie trug nämlich nur ein überdimensionales Shirt, welches sie als Nachthemd verwendete. Ihre Haare waren darüber hinaus noch leicht zerzaust, als wäre sie noch nicht vor allzu langer Zeit erst aufgestanden. 
 

Sie sah wirklich unglaublich süß aus, stellte Shinichi fest und hätte sich für diesen Gedanken schon wieder selbst Ohrfeigen können, doch es gelang ihm einfach nicht diese Gefühle auszuschalten. Was sollte er denn machen?  Verlegen suchte er nach Worten. 

„Ähm, hatten wir nicht 10 Uhr gesagt?“

Ai sah ihn mit zusammen gekniffenden Augen an. 

„Stimmt schon, aber nach deinen Anruf, habe ich kein Auge mehr zu bekommen und bin deswegen erst vor zehn Minuten aufgestanden.“, entgegnete sie trocken und klang dabei noch immer sehr verschlafen.  Danach drehte sie sich um und ging zurück ins Haus. 

„Na komm schon rein.“ Sie deutete ihm an, einzutreten, was Shinichi dann auch tat. Er folgte Ai in die Küche, wo sie gerade dabei war, sich einen Kaffee zu machen. 

„Willst du vielleicht auch einen?“, fragte sie den schwarzhaarigen Jungen gähnend.

„Ja gerne.“, war dessen Antwort. 

Wie geistesabwesend goss sie mit halb geschlossenen Augen sich und Shinichi den Kaffee ein und reichte ihm die Tasse mit dem heißen Gebräu. Anschließend setzten sie sich an den Küchentisch. Haibara rieb sich noch ein paar Mal die Augen, um endlich richtig wach zu werden.
 

„Nun? Was gibt es so dringendes, worüber du mit mir reden willst?“, begann Ai schließlich, nachdem die beiden einige Male an ihren Kaffee genippt hatten, ohne etwas zu sagen. 

Shinichi stellte seinen Kaffee auf den Tisch und stützte seinen Kopf mit seinem Arm von der Tischplatte ab. Sein Blick wanderte dabei aus dem Küchenfenster. 

„Naja, ich habe mir schon die ganze Zeit überlegt, wie ich es dir erklären soll.  Es ist wirklich sehr verrückt und ich möchte dich auch nicht unnötig verunsichern.“ Sein Blick bewegte sich nun Richtung Ai und blieb auf ihr liegen. 

Das rotblonde Fräulein wurde nun neugierig, bei seinen Worten und hakte nach. 

„Und um was geht es dabei?“ Einige Sekunden vergingen. 

„Es geht um einen Traum, welchen ich letzte Nacht gehabt habe.“ Shinichi sprach bewusst im Singular, da er es nicht für nötig hielt, ihr von seinen ersten Traum zu erzählen. Dies war ihm ehrlich gesagt unangenehm, vor allem da Ai ihm nun direkt gegenüber saß. 

„In diesem Traum sah ich dich, Haibara.“ Er sah sie jetzt durchdringend an, wobei Ai leicht rot wurde und für kurze Zeit die Luft anhielt. Shinichi fuhr fort.

„Ich sah einen Lagerraum, wo genau er sich befand kann ich nicht sagen, ich vermute er lag in einem Keller. In diesem  Lager warst du auf einem Stuhl gefesselt. Du konntest dich nicht rühren, egal wie sehr du gegen deine Fesseln gekämpft hast.“ Ai vernahm in Shinichis Worten ein zunehmendes Zittern, ließ ihn aber weiterreden. Der Geschrumpfte musste schlucken. Es fiel ihm schwerer und schwerer, die zurechtgelegten Worte über seine Lippen zu bringen. 

„Dann kam plötzlich eine dunkle Gestalt dazu, eine Person, welche ich nicht erkennen konnte. Sie sprach zu dir und offenbarte dabei, dass sie zur Organisation gehörte, dass sie alles über dich und deinen geschrumpften Zustand wusste und das sie beauftragt wurde dich auszuschalten.“ Ais Augen weiteten sich. 

„Und was ist dann passiert?“, fragte sie zögerlich. 

Sie war sehr überrascht, als sie plötzlich eine Träne Shinichis Wange herunterlaufen sah. Er sah sie nun mit glasigen Augen und traurigem Blick an. Seine Stimme klang brüchig und war anfangs fast so leise, dass Ai ihn kaum gehört hätte.

„Die Person hat dich erschossen. Sie hat dich erschossen und ich konnte nichts dagegen tun, ich war machtlos.“ Er schlug mit einer Hand auf den Tisch. Die Erschütterung ließ Ai kurz zusammenzucken. 
 

Was ist mit ihm? Haibara versuchte seine Gedanken zu entschlüsseln. 

So aufgewühlt hatte sie ihren, sonst stets gefassten, Detektiv noch nie erlebt. Auch sie erlebte hin und wieder Albträume, in der die Organisation sie gefunden hatte und mit ihr abrechnen wollte. Das war leider keine Seltenheit bei ihr, aber das nun auch Shinichi einen solchen Traum hatte war ungewöhnlich. 

Des Weiteren schien dieser Traum ihn sichtlich fertig zu machen, aber es war doch nur ein Traum ODER? 

Das wird doch nicht tatsächlich Wirklichkeit werden ODER? 

Die Organisation kann unmöglich ihre wahre Identität herausgefunden haben ODER?

Gleiche Gefühle

Kapitel 10: Gleiche Gefühle
 

Hörbuch zur Fanfiktion: Kapitel 10: Gleiche Gefühle
 

Shinichi starrte die Tischplatte an, beide Hände fest auf dem Tisch abgestützt. So saß er einige Sekunden dar, bis er plötzlich etwas Warmes auf seiner rechten Hand verspürte. Er blickte irritiert auf diese und realisierte, dass Ai ihre Hand auf seine gelegt hatte. Schlagartig lief er rot an und schaute ihr in die Augen. „Haibara?“

Sie schenkte ihm ein so herzerwärmendes Lächeln, dass Shinichi das Herz bis zum Hals schlug. Die Wärme die von seiner Hand ausging, schien durch seinen Arm zu fließen und sich im ganzen Körper zu verteilen.

„Es ist süß das du dir Sorgen machst und ich danke dir, dass du mit mir über deinen Traum gesprochen hast. Ich weiß du willst mich nur beschützen, aber es war zum Glück nur ein Traum richtig? Du musst dir also keine Sorgen um mich machen.“

Ais Worte hatten etwas Beruhigendes an sich und sie erzielten bei Shinichi ihre gewünschte Wirkung. Der junge Detektiv entspannte sich wieder etwas.

„Du hast vermutlich Recht, es war nur ein Traum. Ich wollte nur das du Bescheid weißt das ist alles. So oder so, werde ich nicht zulassen, dass ein solcher Traum jemals Wirklichkeit wird. Das ist ein Versprechen.“

Seine Worte waren klar und deutlich und ließen keine Zweifel vermuten.
 

Ai hätte sich beinahe in den Tiefen seiner blauen Augen verloren, kam aber wieder zu sich. Sie ließ anschließend Shinichis Hand los und trank ihren Kaffee aus, bevor sie sich zur Treppe begab, um hinauf in ihr Zimmer zu gehen, wo sie sich umziehen wollte. Vorher aber hatte sie noch eine Verabredung mit der Dusche.

„Ich gehe mich schnell duschen und was vernünftiges anziehen, ich bin in zwanzig Minuten wieder unten.“, versicherte Ai ihm, bevor sie die Stufen hinaufstieg und verschwand.

Shinichi trank nun ebenfalls den Rest seines Kaffees aus und stellte die Tasse zur der Anderen in die Spüle. Danach ging er ins Wohnzimmer und machte es sich auf Agasas Couch bequem, dabei kam ihm der Gedanke, wo der Professor eigentlich stecken könnte.

Ein lautes Poltern aus dem Labor, ließ ihn schlussfolgern, dass der Professor wahrscheinlich noch an allmöglichen Erfindungen für das Treffen mit diesem Herrn Nishimura arbeitete. Shinichi beschloss den Fernseher einzuschalten, um sich etwas abzulenken.
 

Ai hatte sich inzwischen ihres Nachthemdes entledigt und stand unter der Dusche. Das angenehme warme Wasser floss über ihren Körper hinweg. Während des Duschens musste sie jedoch wieder an den Traum denken, von dem ihr Shinichi erzählt hatte. Sie hatte ihm zwar versichert, dass er sich darüber keine Gedanken machen sollte, aber ein ungutes Gefühl blieb bei ihr bestehen.

Sie fand es allerdings ziemlich süß, wie sehr sich der kleine Detektiv Sorgen um sie machte, als würde er tatsächlich etwas für sie empfinden. Ai musste bei diesem banalen Gedanken über sich selbst schmunzeln.

Es war nichts weiter, als seine übliche Fürsorge zu seinen Freunden.

Sie musste darauf achten sich zu nichts verleiten zu lassen, was letzten Endes sowohl sie, als auch ihn verletzen würde und ihre Freundschaft kosten könnte. Die Beiden teilten zwar das gleiche Schicksal, aber das war es auch schon.

Immer wieder versuchte sie sich das klar zu machen, aber gerade Shinichis Verhalten in letzter Zeit, machte es für sie nur umso schwerer ihre Gefühle weiterhin zu unterdrücken.

Ein langes Seufzen entwich ihrer Kehle, während sie ihre Augen schloss und ihren Kopf hob, sodass das Wasser direkt über ihr Gesicht laufen konnte.
 

Nach der heißen Dusche trocknete sie ihre Haare und kämmte sie sorgfältig, danach ging Ai in ihr Zimmer und zog sich um. Nachdem sie ihren Kleiderschrank geschlossen hatte, fiel ihr Blick auf ihren Schreibtisch, wo ein kleines Bild darauf stand.

Sie ging hinüber zum Tisch und nahm das Bild in die Hand. Ein trauriges Lächeln zeichnete sich auf ihren Mund ab. Es war ein Bild ihrer älteren Schwester Akemi, das Einzige was sie von ihr noch besaß, wodurch es Ai besonders viel bedeutete.

„Hallo Schwester.“, sagte sie leise.

„Jetzt ist es schon wieder ein Jahr her, seit…“ Ihre Stimme versagte kurz. „… seitdem du mir genommen wurdest und ich alleine auf dieser Welt bin.“

Es sammelten sich einige Tränen in ihren Augen. Eine Weile verharrte sie so und schwelgte dabei in schönen, aber auch traurigen Erinnerungen.

Sie stelle das Bild wieder behutsam an seinen Platz und trocknete ihre Tränen, bevor sie die Treppe wieder hinunter zurück ins Wohnzimmer ging.
 

Shinichi saß immer noch auf der Couch, um verfolgte im Fernsehen die aktuellen Nachrichten.

Ai stellte sich direkt hinter die Couch und beobachtete eine Weile den schwarzhaarigen Jungen, welche ihre Anwesenheit noch nicht bemerkt hatte. Sie musterte ihn, wobei ein kurzes Lächeln über ihr Gesicht huschte. Naja, dachte sich das rotblonde Mädchen, vielleicht ist sie doch nicht so alleine. Selbst wenn zwischen ihnen nie mehr sein wird als Freundschaft, war sie dennoch glücklich, dass sie ihn kennen lernen durfte und er immer an ihrer Seite war.

Sie wollte etwas sagen, hielt dann aber doch inne. Shinichis Aufmerksamkeit war immer noch den Nachrichten gewidmet, wo gerade von einem Mord an einem Bankleiter berichtete wurde, wobei der junge Detektiv interessiert zuhörte.

Typisch für ihn, tja das ist halt seine Welt, dachte sich das kleine Fräulein Haibara. Sie entschied sich, ihre Frage, welche sie ihm eigentlich stellen wollte, für sich zu behalten.

Sie drehte sich um und ging leise zur Haustür, um unbemerkt die Villa zu verlassen. Bevor sie diese hinter sich schloss, sah sie noch einmal zu Shinichi hinüber. Er würde nur unnötige Frage stellen, war ihr Gedanke. Es ist besser, wenn sie das alleine macht und so schloss sie vorsichtig die Tür hinter sich und war weg.
 

Die geschrumpfte Wissenschaftlerin begab sich zur nächsten Bushaltestelle und nahm die Linie Richtung Industriehafen.

Während der Fahrt sah sie ununterbrochen aus dem Fenster und verfolgte mit leicht verträumten Augen, den Alltag in den Straßen Tokyos. Sie dachte an Shinichi und an ihre Schwester. Beide hatten sie etwas gemeinsam, was Ai anging. Sie waren für sie unerreichbar. So nah an ihrem Herzen und dennoch so fern.
 

Als sie ankam betrat sie das Gelände des Hafens. Es war niemand in der Nähe, der das kleine Mädchen, alleine unterwegs, hätte sehen können. Mit einem Blumenstrauß ihm Arm, den sie sich unterwegs noch besorgt hatte, ging Ai zielstrebig auf eine der vielen Hallen zu, welche auf dem Hafengelände standen.

Sie versuchte das große Tor zu öffnen, was sich aber nicht rührte.

Ai sah sich um und erblickte einen kleinen Seiteneingang. Es stellte sich zu ihrer Zufriedenheit heraus, dass dieser nicht abgeschlossen war und so schlüpfte sie durch die Tür ins Innere der Halle.

Das Gebäude war zum größten Teil leerstehend, nur an den Seitenwänden standen einige Kisten und Paletten. Durch ein Dachfenster in der Mitte der Halle, fiel Tageslicht hinein. Direkt im Schein der Sonne lag ein Blumenstrauß inmitten des Raumes.
 

Ai runzelte verwirrt die Stirn und ging zögerlich auf die Stelle zu, wo die Blumen lagen. Wer könnte diese nur dahingelegt haben, da sie vorgehabt hatte dasselbe zu tun.

Es handelte sich schließlich um die Stelle an der ihre Schwester damals von Gin erschossen wurde, nachdem sie versucht hatte, ihn und seinen Partner Wodka zu konfrontieren.

Haibara erstarrte plötzlich, als eine böse Vermutung, wie ein tödlicher Schuss, durch ihren Kopf raste. Sind die Blumen etwa von Gin, kam ihr der Gedanke. Sie begann am ganzen Körper zu zittern und schaute sich hektisch in alle Richtungen um.

Unmöglich, dachte sie sich, ich habe niemanden von der Organisation gespürt, aber vielleicht ist es auch schon einige Zeit her und er war wieder gegangen.
 

Die Angst, wich nun Zorn, welcher sich langsam aber sicher in Ai aufbaute. Wie konnte dieser Mistkerl, dieser eiskalte Verbrecher und Mörder es wagen ihr Blumen hinzulegen. Er war es schließlich der Akemis Leben vorzeitig beendet hat und davor nicht den leisesten Skrupel hatte, geschweige denn, im Nachhinein irgendwelche Schuldgefühle empfand. Es war eine Form der Verspottung, er wollte sich damit sowohl über Akemi als auch über ihre eigene Wenigkeit lustig machen.

Energisch ging Haibara weiter auf die Blumen zu bis sie direkt über ihnen stand.

Es war kein Name beigelegt, aber warum sollte Gin auch seinen Namen hinterlassen. Sie verachtete diesen Kerl mit jeder Faser ihres Körpers. Als sie sich nach vorne beugte um den Strauß aufzunehmen, sprach eine vertraute Stimme zu ihr.
 

„Ich wusste gleich, dass ich dich hier finden würde.“

Erschrocken fuhr Haibara hoch und drehte sich in die Richtung von der aus sie die Stimme vermutete. Eine Welle der Erleichterung, aber auch der Verwunderung überfiel sie.

„Shinichi, was machst du hier? Woher wusstest du, dass ich hier bin?“

Der schwarzhaarige Junge stand an der Tür, durch die sie ebenfalls vorhin eingetreten ist. Während er erklärte, ging er mit den Händen in den Hosentaschen und langsamen Schritten auf sie zu.

„Das war ganz leicht.“ Seine Stimme bekam nun einen liebevoll zärtlichen Ton.

„Dachtest du etwa ich weiß nicht welcher Tag heute ist?“ Ai sah ihn überrascht an.

„Heute ist der Sterbetag deiner Schwester, ein Tag welcher sich auch in mein Gedächtnis auf ewig eingebrannt hat.“ Er sank seinen Kopf, sodass sich das Licht der Sonne in seiner Brille spiegelte.

„Ich konnte mir also denken, wo du hin bist, als du zur Tür hinaus bist, ohne etwas zu sagen.“

„Du hast es also mitbekommen?“

Ai hätte nicht damit gerechnet, wieder sammelten sich die Tränen in ihren Augen. „Und du hast diesen Tag seitdem nicht vergessen?“

„Natürlich nicht, wie könnte ich. Aber Ai … das hier ist etwas … ist etwas was du nicht alleine machen musst.“

Haibara schaute wieder zu den Blumen und anschließend wieder zu Shinichi.

„Diese Blumen sind also von dir?“

Er begann zu lächeln. „Auch ich kannte sie und sie war mir keineswegs egal gewesen.“

Nun ging der kleine Detektiv zu ihr und legte ihr eine Hand auf die Schulter.

„Ich bin hier falls du mich brauchst und auch sonst werde ich immer für dich da sein.“
 

Ai wischte sich ihre aufkommenden Tränen weg und nickte ihm dankbar an. Es schien so, als müsste sie sich damit abfinden, dass sie vor ihrem Schicksal nicht fliehen konnte. Auch wenn sich ihre Wege niemals vereinen würden, waren sie dennoch unweigerlich mit einander verflochten, sodass es unmöglich war, sie unbeschadet voneinander zu lösen.

Sie kniete sich nieder und legte ihre Blumen neben die von Shinichi. Haibara verharrte eine Weile in dieser Position, wobei ihr dann doch ein paar vereinzelte Tränen die Wange herunterliefen und sie hin und wieder leise schluchzte.

Shinichi stand schweigend neben ihr und schaute sie einfach nur an. Für Ai war das Gefühl des Verlustes fast wieder so stark, wie am ersten Tag, doch sie spürte ebenfalls, wie ihr Shinichi, allein durch seine Anwesenheit, Kraft gab und sie war überglücklich das er doch bei ihr war.

Ob er etwas für sie empfand oder nicht, war ihr im Moment vollkommen gleichgültig. Er war für sie da und es fühlte sich gut an.
 

Nach einigen Minuten erhob sie sich wieder und schaute auf die Blumen nieder. Shinichi stand neben ihr und zusammen verweilten sie noch eine weitere Minute dort schweigend.

Ai nahm die Hand von Shinichi in die ihre. Er schaute sie überrascht an und blickte in zwei Augen, welche Glück und Dankbarkeit ausstrahlten.

„Ich danke dir, dass du mir beistehst, von ganzem Herzen. Das hier bedeutet mir sehr viel.“

Schließlich tat sie etwas, womit Shinichi in hundert Jahren nicht gerechnet hätte.

Das rotblonde Mädchen streckte sich zu ihm herüber und gab ihm einen vorsichtigen, jedoch zärtlichen Kuss auf die Wange. Shinichis Knie wurden weich, er lief knallrot an und seine Wange wurde heiß, genau an der Stelle an der Ai ihn geküsst hatte.

Es war als ob die Zeit stehengeblieben wäre.

Der Strom der tausend Glücksgefühle überkam ihn erneut, genau wie in seinem Traum. Diese Gefühle wie er sie bisher nur bei Ran, seiner ersten wahren Liebe empfunden hatte. Er konnte es nicht mehr abstreiten. Er musste sich seine Empfindungen für Ai eingestehen. Ihnen länger auszuweichen, davon weg zu laufen oder sie abzustreiten machte keinen Sinn mehr. Ihre Nähe und ihre Berührung, sie waren wie eine süchtig machende Droge für ihn.
 

Haibara sah, wie rot ihr gegenüber wurde und wurde ebenfalls leicht rot. Sie schaute mit einem verlegenen Lächeln zur Seite.

Erst jetzt wurde ihr bewusst, was sie da eigentlich getan hat und sie war von sich selbst überrascht. Ihr Kopf hatte sich einfach ausgeschaltet, als ihre Gefühle aus ihrem Inneren unkontrolliert nach oben sprudelten und sie dazu verleitet hatten ihn vorsichtig zu küssen. Bereuen tat sie es aber nicht.

"Damit hast du wohl nicht gerechnet was?", gab sie neckisch von sich.

Er lachte etwas peinlich berührt. „Du hast mich voll erwischt.“

Sie legte ihren Kopf schräg und schenkte ihm ihr süßestes Lächeln.

„Das ist meine Art dir Danke zu sagen, für all die Zeit. Schließlich ist es bis zum Tag an dem wir uns kennengelernt haben auch nicht mehr lange und ich würde ohne deine Hilfe wahrscheinlich heute gar nicht mehr Leben.“

Dabei schaute Ai ihm direkt in die Augen, gab ihm aber plötzlich einen Stoß in die Rippen.

„Das bedeutet aber nicht, dass ich aufhöre dich aufzuziehen, diesen Gefallen gewähre ich dir nicht.“ Sie grinste ihn breit an. Es war zwar ein unvergesslicher Moment, doch sie war der Meinung, dass beide sich nun wieder fassen und in die Realität zurückkehren sollten.
 

Shinichi hatte erneut nicht mit dieser Aktion gerechnet. Egal was er auch unternahm, Ai schaffte es immer wieder in zu überraschen und Dinge zu tun, die ihm die Sprache verschlugen. Sie hat schon in einigen Aktionen gesagt, dass sie mit ihm gerne zusammen wäre und damit jedes Mal Shinichi eiskalt erwischt, aber geküsst hatte sie ihn noch nie.

Er war sich zwar sicher, dass das diesmal nicht auf einen Scherz beruhte, jedoch war er sich ebenso sicher, dass das wirklich nur ein Akt der Dankbarkeit war und nicht mehr.

Wenn sie nur wüsste, was sie aber mit ihrem Kuss in ihm ausgelöst hatte. Sie hat etwas in Bewegung gesetzt, was nun nicht mehr aufzuhalten war.
 

Ai drehte sich schließlich um, Richtung Ausgang.

„Wir sollten gehen, die Mittagspause der Hafenarbeiter dürfte gleich vorbei sein und ich will nicht, dass sie hier zwei Grundschüler in einer ihrer Hallen vorfinden.“

Shinichi konnte inzwischen wieder etwas klarer denken. Er fasste sich kurz an die Wange, wo er immer noch die lieblichen Lippen seiner Begleitung spüren konnte.

„Du hast recht, es ist besser wir sehen zu, dass wir ungesehen das Gelände verlassen. Ich bin übrigens mit meinem Skateboard hier, falls du eine Fahrgelegenheit zurück zum Haus des Professors benötigst.“

Ai schmunzelte. „Das kommt mir sehr gelegen, gerne.“
 

Als sie die Halle verlassen hatten, stiegen sie auf Shinichis Skateboard.

Haibara hielt sich an ihm fest, indem sie ihre Arme um ihn legte. Der junge Detektiv versuchte nicht wieder rot zu werden, aber ein Gedanke beschäftigte ihn weiterhin.

Er war nämlich nicht derjenige gewesen, der den ersten Blumenstrauß in der Halle niedergelegt hatte. Er konnte sich jedoch denken, wer wirklich dahintersteckte, konnte es Ai aber unmöglich sagen, weil sie nichts davon wissen durfte, erst wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist.
 

Shinichi schaute die Straße hinunter zu einem roten Auto, welches am Seitenrand stand und er schon bei seiner Ankunft bemerkt hatte. Er konnte nicht durch die Scheiben sehen, aber er wusste wer dort mit seinem Wagen stand und sie genau in diesem Moment beobachtete. Er grinste und aktivierte die Schubdüsen mit denen sie zurück Richtung Villa Agasa rasten und auch über Subarus Gesicht zog sich ein leichtes Lächeln.
 

Nachdem Shinichi Ai nach Hause gebracht hatte, verabschiedete er sich von ihr und lief von dort aus zurück zur Detektei. Sein Bein tat noch immer leicht weh, aber darauf achtete er im Moment überhaupt nicht. Morgen würden er und Ai wieder zur Schule gehen und während er durch die Straßen zog, ließ er die bisherigen Ereignisse des Tages nochmal Revue passieren. Dabei strahlte er übers ganze Gesicht und verspürte immer noch dieses warme Gefühl auf seiner Wange.

Der große Plan

Kapitel 11: Der große Plan
 

Hörbuch zur Fanfiktion: Kapitel 11: Der große Plan
 

Auch der rote Wagen von Subaru Okiya verließ kurze Zeit später den Industriehafen. Er wurde durch ein Fernglas verfolgt, bis er hinter mehreren Gebäuden schließlich verschwand.

Die Person hinter dem Fernglas, welche auf dem Dach eines der Hafengebäude stand, lächelte zufrieden.

Als sich ein Handy meldete, nahm die Person den Anruf entgegen.

„Was gibt es? Ach, du bist es Gin. Ja, es läuft alles genau so wie ich es geplant habe. Sie war dort gewesen, wie ich es vorausgesehen habe. Das Band zwischen ihr und ihrer Schwester ist unglaublich stark.“

Eine kurze Pause folgte, in der Gin zu sprechen schien. Die Person verzog das Gesicht.

„Das lass gefälligst meine Sorge sein, ich habe meinen Plan und an diesen werde ich mich strikt halten. Es gibt einen Grund, wieso der Boss mich mit solchen Aufgaben beauftragt und zwar weil ich großen Wert auf Perfektion lege.“ Wieder wurde es kurz still.

„Keine Sorge, in ein paar Tagen ist es soweit und die Welt kann sich von Sherry verabschieden. Bis dahin erwarte ich, dass ihr euren Teil erledigt habt. Also bis dann.“ Der Anruf wurde beendet.

Wieder legte sich das zufriedene böse Lächeln auf das Gesicht der Person.

„Es läuft wirklich alles wie am Schnürchen. Ich wollte die Verräterin und nun bekomme ich gleich alle drei auf einen Streich, Sherry, Kudo und Shuichi Akai.“
 

Auch Gin steckte sein Handy, nach dem Telefonat, zurück in seinen Mantel.

„Aniki, was ist los?“, sprach ihn Wodka auf seinen nachdenklichen Blick an. Gin ging an seinen Partner vorbei, ohne ihn groß zu beachten.

„Es ist nichts. Er hat bestätigt das Sherry am Hafen war, sie aber nicht geschnappt, sondern sie wieder ziehen lassen.“

Wodka war irritiert. „Aber, warum macht er das, wieso lässt er sich eine solche Chance entgehen.“

Gin gab ein verächtliches Schnauben von sich.

„Nicht unsere Sache. Ich habe ihn zwar das gleiche gefragt, aber er hält an seinen Plan fest und er ist schließlich kein Amateur.“

Er zog eine Zigarette aus seiner Schachtel und zündete sie sich an. Er nahm einen kräftigen Zug, bevor er weitersprach.

„Und wir haben unseren Plan und nur ein enges Zeitfenster, also verschwende keinen Gedanken mehr an ihn, verstanden.“ Gins Stimme ließ keinen Zweifel daran, dass das Thema fürs erste beendet war. Wodka nickte nur stumm.

Anschließend gingen beide aus dem Raum, in dem sie das Gespräch geführt haben und fanden sich in einer großen Garage wieder. Neben dem Porsche von Gin, stand ebenfalls eine Dodge Viper, sowie eine Harley-Davidson.
 

„Phase eins ist abgeschlossen.“, verkündigte Gin, während sich mehrere Augenpaare auf ihn richteten.

„Chianti, gute Arbeit bei dem Bankleiter. Wer versucht der Polizei etwas über unsere Transaktionen zu stecken, hat sein Leben schnell verwirkt.“

Chianti gab ein fieses gehässiges Lachen von sich. „Das war eine meiner leichtesten Übungen. Nicht mehr als 300 Yards. Er hat seinen eigenen Totenschein ausgestellt, als er beschlossen hat, nicht länger unsere Aktionen für sich zu behalten.“

„Wir haben auch bereits einen neuen kooperativeren Kandidaten an der Strippe.“, grinste Wodka zufrieden.

Während er sprach, trat eine weitere Person aus der Dunkelheit. Sie hatte langes hellblondes Haar und trug einen Motorradanzug.

„Was ist mit deinem Liebling Gin? War sie dort, wie er es vorhergesehen hatte?“ Wermut konnte ihr verschlagenes Lächeln nicht verbergen, wollte es aber auch nicht. Sie wusste genau, wie Gin reagierte, wenn sie sie als Liebling von ihm bezeichnete.

Er schenkte Wermut einen kalten seelenlosen Blick als Antwort. „Sherry war dort, aber wir haben uns jetzt um andere Dinge zu kümmern.“, sagte Gin giftig. „Vor allem du Wermut. Du und deine Verkleidungskünste werden benötigt. Ich will, dass du unserem Partner etwas unter die Arme greifst und mich genauestens informierst über alles was er tut, verstanden.“

Wermut musste amüsiert lachen. „Du traust ihm keinem Meter nicht wahr? Da scheint mir einer aber eifersüchtig zu sein. Nicht nur das er sich um Sherry kümmert, nein, auch weil er über dir steht, nachdem was damals vorgefallen ist.“

Gin zog blitzschnell seine Pistole und richtete sie auf Wermut. „Vielleicht solltest du deine Freude darüber ein wenig zügeln.“

Wodka, welcher neben ihm stand, schluckte nervös. Wermut schien in der Tat einen wunden Punkt getroffen zu haben. Sie versuchte sich jedoch nichts anmerken zu lassen.

„Nun reg dich nicht gleich künstlich auf, ich habe verstanden. Ich werde mich nachher auf den Weg zu ihm machen, der Boss wird das absegnen, keine Sorge.“

Ohne etwas zu sagen, ließ Gin seine Waffe wieder zurück in seinen Mantel gleiten.

„Dann kann nun Phase zwei beginnen. Chianti und Korn, ihr kennt eure Aufgabe, macht euch auf den Weg.“

Beide gaben zu verstehen, dass sie verstanden haben.

„Richtet unterwegs Kir aus, dass sie sich bereithalten soll.“ Wieder bestätigten die beiden, bevor sie in Chiantis Viper stiegen und davonfuhren. Erneut wanderte Gins tödlicher Blick zu Wermut.

„Auch du solltest dich jetzt besser auf den Weg machen.“ Sie nickte nur, stieg auf ihr Motorrad und verließ ebenfalls die Garage.

„Und was machen wir jetzt?“, fragte ihn Wodka, als die beiden alleine waren. Zum ersten Mal an diesem Tag lächelte Gin, aber es war ein Lächeln, fernab jeder menschlichen Emotion, teuflisch und eiskalt zugleich.

„Wir gehen auf die Jagd.“
 

Am nächsten Morgen waren Shinichi und Ai wieder in der Schule, zur Freude ihrer drei kleinen Freunde. Nur Ayumis Laune war nicht auf ihrem Höhepunkt.

Sie war am Tag zuvor nochmal zur Detektei gegangen um Conan zu besuchen, allerdings musste sie dort erfahren, dass er bereits früh am Morgen zu Ai gegangen sei. Daraufhin hat sie sich wieder traurig Richtung nach Hause gemacht. Sie hatte inzwischen keinen Zweifel mehr daran, dass da etwas zwischen den Beiden lief.

Zuerst besucht Ai alleine Conan und nun auch umgekehrt. Die Angst davor, ihre Vermutung könnte sich bald bestätigen, betrübte sie sehr. Zwar wollte sie auch Gewissheit darüber haben, die beiden jedoch nicht direkt fragen. Sie hatte also vor selbstständig gegen die beiden zu ermitteln.
 

Es war gerade Pause als die drei Detective Boys sich um Conan und Ai gesetzt hatten.

„Also, wollen wir heute nach der Schule was zusammen unternehmen? Wie wäre es mit Fußball.“, fragte Mitsuhiko gut gelaunt und voller Tatendrang.

„Ich war gestern Nachmittag nochmal beim gewesen Arzt, wie es mir geraten wurde. Er hatte gesagt, dass zwar alles in Ordnung sei, ich aber dennoch für eine Woche keinen sportlichen Aktivitäten nachgehen soll.“, entgegnete Shinichi. „Tut mir echt leid.“

„Ich passe ebenfalls.“, stimmte Haibara nüchtern zu, zum großen Enttäuschen von Mitsuhiko.

„Ah, ich weiß, was haltet ihr dann davon, den neuen Comicladen zu besuchen, der vor einer Woche in der Nähe des Beika Parks eröffnet hat.“, kam Genta der Einfall.

„Ja, der soll super sein, die haben auch die neue Ausgabe von Kamen Yaiba.“ Mitsuhiko klang nun wieder fröhlicher, bei der Idee seines Freundes.

„Klar warum nicht, wird bestimmt lustig.“, gab Shinichi schließlich klein bei, da er wusste, dass die Kinder nicht nachlassen würden, bis sie sich auf etwas geeinigt hätten.

„Und wie steht es mit dir Ai?“, wandte sich der Junge mit den Sommersprossen nun auch an das rotblonde Mädchen, welche gähnend die Hand vor ihrem Mund hielt.

„Meinetwegen.“, war ihre kurze gleichgültige Antwort.

Shinichi musterte sie und ging davon aus, dass sie wahrscheinlich wieder die ganze Nacht an dem Gegenmittel gearbeitet hat und deswegen mal wieder zu wenig Schlaf bekam.
 

Nach der Schule ging es dann wie besprochen Richtung Beika Park.

Ayumi war die ganze Zeit über ziemlich verschwiegen, was Shinichi selbstverständlich auffiel.

„Hey Ayumi, alles klar bei dir?“, fragte er das kleine braunhaarige Mädchen.

„Alles okay Conan, mach dir keine Sorgen. Ich hatte nur eine unruhige Nacht.“, versuchte sie seine Bedenken zu zerstreuen. Um ehrlich zu sein, war ihre Aussage nicht einmal gelogen. Sie hatte letzte Nacht andere Sorgen gehabt, da ihr die Sache mit Ai und Conan so sehr beschäftigte.

Nanu, heute haben sie wohl alle schlecht geschlafen, dachte sich Shinichi und warf einen Blick zu Ai, welche neben ihm schon zum dritten Mal herzhaft gähnte.

„Hey Ai, du solltest es nicht immer so übertreiben und die ganze Nacht durcharbeiten“, flüsterte er ihr zu. Sie nahm seinen gut gemeinten Rat wortlos zur Kenntnis und sah zu den drei Detective Boys, welche vor ihnen liefen. Ihr Blick haftete an Ayumi. Anschließend sah sie zu Shinichi.

„Ist dir auch aufgefallen, dass sich Ayumi merkwürdig verhält?“, fragte sie ihn schließlich, jedoch so leise, dass nur er es hören konnte. Er nickte.

„Ja, ich habe sie vorhin auch schon darauf angesprochen. Sie meinte sie sei ebenfalls müde.“

Ai zog eine Augenbraue hoch und sah sichtlich ungläubig aus.

„Das bezweifle ich stark, ihr scheint etwas anderes Kopfzerbrechen zu bereiten.“

„Wie kommst du darauf?“, fragte Shinichi neugierig.

Nun sah sie ihn mit einem Blick an, als würde er versuchen wollen, sie zu veräppeln.

„Ich dachte du bist ein Meisterdetektiv, Kudo.“, stichelte sie ihn. Er mühte sich ein gequältes Grinsen ab.

Sie stöhnte, um ihre gespielte Enttäuschung kund zu tun.

„Ist doch ganz einfach. Wäre sie wirklich, wie ich, einfach nur müde, dann würde sie doch auch die ganze Zeit über gähnen müssen. Falls es dir aber nicht aufgefallen ist, sie hat heute den ganzen Tag über nicht einmal gegähnt und macht auch sonst nicht den Anschein, als hätte sie wenig geschlafen. Müde kann sie also nicht sein.“

„Dafür, dass du den ganzen Tag Schwierigkeiten hast die Augen aufzuhalten, bekommst du ziemlich viel mit.“, zog er nun über Ai her. Sie schmunzelte kurz.

„Weibliche Intuition.“, entgegnete sie kühl.
 

Nach einigen Minuten kamen sie schließlich am Comicladen an und schauten sich ausgiebig um. Während sich die drei Kinder sofort auf das Regal mit Kamen Yaiba stürzten, sahen Ai und Shinichi, eher weniger beeindruckt durch die Reihen mit den Comics.

Es gab leider nichts, was dem jungen Detektiv interessierte. Mit seiner Suche nach dicken Krimiromanen, war er hier eindeutig an der falschen Adresse. Auch Ai war von dem Angebot nicht sonderlich angetan und griff daher an der Kasse zu einer Frauenzeitschrift und blätterte darin.

Shinichi bemerkte dies. Auf dem Cover war ein Model, gekleidet in der neuesten Kollektion von Fusae Campbell.

Er musste grinsen. Typisch Ai, dachte sich der Geschrumpfte. Sie hatte wirklich etwas für die erfolgreiche Designerin übrig. Sie war dementsprechend sehr modebewusst und immer gut gekleidet. Ai sah einfach immer toll aus, auch heute war ihr Outfit einfach wieder umwerfend. Shinichi verlor sich langsam in seiner Gedankenkette, wobei er weiterhin Haibara anstarrte.
 

Sie sah von der Zeitschrift hoch und bemerkte den jungen Detektiv, wie er sie ansah.

Ai dachte sich nichts weiter dabei und machte sich einen Spaß, indem sie ihm verspielt zuzwinkerte. Als Shinichi das registriert lief er, wie in letzter Zeit häufig, knallrot an und drehte sich peinlich berührt zur Seite.

Haibara musste schmunzeln und widmete sich wieder ihrer Modezeitschrift. Der schwarzhaarige Junge hingegen, kam sich total dämlich vor. Er hat doch tatsächlich sich von Ai dabei erwischen lassen, wie er sie verträumt anstarrt, wie unangenehm.

Als sich alle etwas ausgesucht hatten, beschloss er schließlich, sich selbst nichts zu kaufen. So bezahlten alle und verließen den Laden wieder.
 

Während sie die Straße weiter entlangliefen, kamen sie an einen Juwelier vorbei.

Ayumi, Mitsuhiko und Genta freuten sich über ihre neuen Kamen Yaiba Ausgaben und gingen an Diesen unbeeindruckt vorbei, doch Ais Interesse wurde von einem Objekt im Schaufenster geweckt, woraufhin sie abrupt stehenblieb.

Shinichi bemerkte dies und blieb ebenfalls stehen.

„Was ist? Hast du was gesehen, was dir gefällt?“

Ai sah zu ihm und deutete mit ihrem Zeigefinger auf ein Schmuckstück, welches in der Auslage, im Sonnenlicht glänzte.

"Das ist so eine unglaublich schöne Kette. Sie ist jedoch ziemlich teuer und vielleicht nicht das richtige für ein Kind.“

Der junge Detektiv ging näher heran, um das Objekt besser betrachten zu können.

Als er den Schmuck sah, blieb sein Herz fast stehen. Es war eine wunderschöne Kette aus Weißgold mit einem einzelnen rosa Edelstein verziert.

Es handelte sich um dieselbe Kette, welche er in seinem Traum, der erwachsenen Shiho während ihres Dates geschenkt hatte. Der Anlass war ihr vermeintliches einmonatiges Jubiläum gewesen. Starr vor Schreck und mit weit geöffnetem Mund, hing Shinichi, mit beiden Händen gegen das Glas gedrückt, am Schaufenster und starrte die Kette an.
 

Haibara fand sein Verhalten mehr als merkwürdig. Wie sollte sie auch was anderes denken, er hatte ihr schließlich nie von seinem ersten Traum erzählt.

„Kudo? Ist alles okay?“, sie berührte ihn an der Schulter, wodurch er ruckartig zusammenfuhr. Etwas erschrocken über diese Reaktion, zog Ai ihre Hand wieder zurück und hielt sie sich vor die Brust.

Shinichi befürchtete das Schlimmste.

Was ist, wenn diese Kette ein Vorbote dafür ist, dass seine Träume keinesfalls nur Träume waren, sondern Vorsehungen und diese früher oder später tatsächlich eintreten werden. Das würde auch bedeuten, dass Ai entführt und erschossen wird.
 

Die Detective Boys haben nun auch gemerkt, dass sie zwei ihrer Gruppe verloren haben und kamen zurück gelaufen.

„Hey Leute, was macht ihr denn? Wieso seit ihr einfach stehengeblieben.“, wollte Mitsuhiko von den beiden Nachzüglern wissen. Shinichi ist inzwischen von dem Schaufenster zurückgetreten, reagierte aber nicht auf die Worte seines Freundes.

„Edogawa?“, fragte nun Ai nochmals nach.

„Äh was? Entschuldigt, ich war gerade mit meinen Gedanken ganz woanders.“ Haibara glaubte ihm kein Wort, sie hatte schließlich als Einzige, seinen entsetzten Blick gesehen, wollte es aber nicht vor den Kindern ansprechen und entschied sich, ihn später erneut damit zu konfrontieren.

„Warum steht ihr überhaupt vor einem Juweliergeschäft? Willst du Ai etwa etwas Schönes schenken?“, scherzte Genta.

Ayumi gefiel dieser Gedanke jedoch überhaupt nicht und schaute durch das Schaufenster, wo sie die Kette erblickte. Auch sie fand sie wunderschön, bezweifelte aber, bei einem Blick auf das Preisschild, dass Conan sich so etwas leisten könnte. Vielleicht war es tatsächlich seine Absicht gewesen, diese Kette Ai zu schenken und der Preis war sein Grund für sein Verhalten, da er enttäuscht war, dass er sie sich nicht leisten konnte. Ayumi fühlte sich langsam paranoid, konnte diese Gedanken aber einfach nicht abschütteln.
 

Shinichi beachtete die Kommentare seiner Freunde nicht weiter und schaute hilfesuchend auf seine Uhr. „Oh nein, so spät ist es schon, da fällt mir ein, dass ich heute nicht zu spät nach Hause kommen wollte.“ Mit diesen Worten rannte er los und winkte den Vieren zum Abschied.

„Wir sehen uns morgen in der Schule Leute.“

„Hey Conan warte.“, rief Ayumi ihm noch verzweifelt hinterher, aber er war bereits um die Ecke gebogen. Die Freunde sahen einander fragend an, beschlossen jedoch nach kurzer Zeit weiterzugehen. Es war nicht das erste Mal, dass Conan einfach irgendwo hinrannte ohne ihnen genau zu sagen wohin.

Nur Ai sah ihm noch eine ganze Weile nachdenklich nach, bevor sie den anderen folgte, welche sich bereits wieder in Bewegung gesetzt hatten.

Aufgeflogen

Kapitel 12: Aufgeflogen
 

Hörbuch zur Fanfiktion: Kapitel 12: Aufgeflogen
 

Als Shinichi in der Detektei Mori ankam, wurde er von Ran begrüßt.

„Hallo Conan, wie war dein Tag?“, fragte ihn seine Sandkastenfreundin gut gelaunt.

„Ach ganz okay, ich kann mich nicht beklagen.“

Er blickte an Ran vorbei, hinüber zur Couch, wo Kogoro gerade mit einem Klienten zu sprechen schien. „Du sage mal Ran, wer ist denn da bei Onkel Kogoro?“

„Ach das ist dieser erfolgreiche Geschäftsmann, welcher Paps und uns zu seinem Anwesen eingeladen hat. Du weißt schon, der von dem auch Professor Agasa eine Einladung bekam um seine Erfindungen zu sehen, sein Name ist Kanae Nishimura.“
 

Ran hat nur geflüstert, aber als ob der Herr seinen Namen gehört hätte, drehte dieser sich zu den beiden um, wobei sein Blick auf den geschrumpften Shinichi landete. Er lächelte zufrieden und erhob sich, um auf die Beiden zuzugehen. Kogoro schaute ihn etwas verwirrt hinterher, da sie mitten in einem Gespräch waren und sein Gegenüber plötzlich einfach so aufstand.

Herr Nishimura trat an Shinichi heran und sah zu ihm hinunter.

Er war ein stattlicher, gut gebauter Mann Mitte dreißig, mit kurzen braunen Haaren und einem teuer aussehenden Maßanzug. Außerdem war er ziemlich groß, er musste mindestens 1,90m sein.

Shinichi wusste nicht, was er von dem Kerl halten sollte, er kam ihn suspekt vor, als dieser sich hinkniete und dem Geschrumpften die Hand reichte.

„Du musst der kleine Conan sein, ich habe schon einiges von dir gehört. Es heißt du bist ebenfalls schon ein richtiger Detektiv. Mein Name ist Kanae Nishimura.“, er lächelte freundlich.

Shinichi nahm daraufhin seine Hand und schüttelte sie.

„Sehr erfreut.“, sagte er mit kindlich gespielter Stimme.

Anschließend wandte sich Kanae wieder Kogoro zu. „Ich hoffe sie dann alle drei in einer Woche bei mir zuhause begrüßen zu dürfen.“ Seine Aussprache wirkte sehr vornehm und kultiviert.

„Selbstverständlich kommen wir und danke nochmal für die Einladung, es ist uns eine Ehre.“, antwortete der schlafende Detektiv, sichtlich bemüht einen guten Eindruck zu machen.

Kanae nickte und verabschiedete sich.
 

Als er gegangen war, richtete Shinichi das Wort an Kogoro.

„Du Onkelchen, dieser Herr Nishimura scheint ja eine ganz große Persönlichkeit zu sein.“

Mori war sichtlich genervt von der Frage des kleinen Quälgeistes.

„Was ist das denn jetzt schon wieder für eine Frage. Er ist ein erfolgreicher, internationaler Geschäftsmann.“

Damit gab sich der Geschrumpfte allerdings nicht zufrieden.

„Und was macht der so, wodurch er so erfolgreich ist?“

„Du bist mal wieder ziemlich neugierig.“, entgegnete Kogoro, erklärte sich aber dann doch bereit, seine Frage zu beantworten.

„Nachdem was ich weiß, leitet er einen erfolgreichen japanischen Pharmakonzern, des Weiteren besitzt er einige verschiedene Unternehmen. Außerdem hat er mir erzählt, dass er in Tokyo vorhat, auch eine Bank in sein Imperium zu integrieren, was der eigentliche Grund dafür ist, dass er nun wieder in Japan aufhält.“ Kogoro beugte sich mürrisch zu Shinichi hinunter.

„Reichen dir diese Informationen, du Dreikäsehoch.“ Der schwarzhaarige Junge grinste bescheiden.

„Ja das reicht mir schon, danke. Ich geh jetzt nach oben Hausaufgaben machen.“ Mit diesen Worten verließ er die Detektei und lief nach oben in die Wohnung der Moris.
 

Nachdem sie Schularbeiten erledigt waren, ließ sich Shinichi auf sein Bett fallen.

Die Kette, welche er im Schaufenster sah, ging ihn einfach nicht mehr aus dem Kopf. Er befürchtete mehr und mehr, dass seine Träume Realität werden könnten und er Ai, vor ihrem dann bevorstehenden Schicksal, nicht beschützen könnte.

Doch einen kleinen Hoffnungsschimmer hatte der kleine Detektiv. Er wusste ungefähr was passieren würde, nur nicht genau wann und wo, aber er hatte einen kleinen Vorteil und er war fest entschlossen mit diesem Wissen, seinem düsteren Traum zuvor zukommen.

Shinichi beschloss, Ai so gut es geht nicht mehr von der Seite zu weichen, doch das wäre einfacher, wenn sie selbst ebenfalls Bescheid wüsste. Der Geschrumpfte musste schlucken. Das würde bedeuten, dass ihm keine Wahl bliebe, als ihr von seinem Traum mit der Kette zu erzählen.
 

Er drehte sich zur Seite und legte seinen Kopf auf seinen angewinkelten Arm.

Shinichi hatte Bedenken, was das anging. Ihm war längst klar geworden, dass er mehr für Ai empfand als Freundschaft, sie bedeutete ihm wirklich viel, dies ist ihm nun klar geworden, aber er wollte keinesfalls ihre Freundschaft aufs Spiel setzen. Vielleicht sollte er es vorerst doch lieber für sich behalten, beschloss er schließlich.
 

Es war bereits später Abend. Die Lichter der Stadt erwachten langsam zum Leben. Ein schwarzer Porsche 356A fuhr über eine Straße, dessen Beleuchtung erst vor kurzem anging. Die Lichter der Straßenlaternen spiegelten sich in dem, auf Hochglanz polierten, Oldtimer wieder.

Wodka lächelte zufrieden, als er die Nachrichten im Radio hörte.

„Chianti und Korn haben ihre beiden Ziele erfolgreich ausgeschaltet. Zwei weitere wichtige Chefs der Japan Finance Bank wurde das Licht ausgeknipst. Die Polizei hat keinerlei Anhaltspunkte und die Bank, welche sowieso in einer schweren Krise steckt, steht kurz vor dem Aus.“

Gin grinste ebenfalls.

„Der Vorstand hat Angst und steht unter massiven Druck, der Aktienpreis fällt und die Bank sehnt sich nach einem starken neuen Partner, welcher in sie investiert und ihnen neuen Halt verspricht. Es läuft alles genau nach Plan und Phase zwei ist fast abgeschlossen. Nun ist er wieder am Zug.“

Sein Partner pflichtete ihm bei.
 

Sie bogen in eine Seitenstraße und kurze Zeit später fuhren sie in die Tiefgarage eines kleinen Logistikunternehmens, welches sich auf Medikamente, wie Schmerzmittel spezialisierte.

Als sie hinein gefahren sind, brachte Gin seinen Wagen zum Stehen.

Die Scheinwerfer warfen ihr Licht durch die dunkle Tiefgarage, in der mehrere Transporter standen. Es war niemand zu sehen oder zu hören.

Nach einer Weile, trat jedoch eine einzelne Person ins Scheinwerferlicht. Gin und Wodka stiegen aus und gingen auf die Gestalt zu.

„Da seid ihr ja endlich, ich gehe mal davon aus, dass bisher alles zu unserer Zufriedenheit verläuft.“

Gin steckte sich eine Zigarette an, bevor er antwortete.

„Allerdings, wir haben den Weg für den Abschluss von Phase 2 gelegt. Morgen früh erwarte ich, dass du deinen Teil erfüllst.“, er sah sein Gegenüber herausfordernd an.

Die Person grinste siegesgewiss.

„Machen sie sich keine Sorgen Gentlemen, es wird so ablaufen, wie es von mir vorgesehen wurde, nur Runde Sachen und wenn ich schon von runden Sachen rede, da gibt es noch etwas was fehlt, um die ganze Sache noch weiter abzurunden.“

Gin sah ihn irritiert an. „Wovon redest du?“

Die Person lachte kurz, was Gin ganz und gar nicht in den Kram passte.

„Ganz einfach, Perfektion erlaubt keine Makel. Mir war schon fast klar, dass du darüber nicht Bescheid wusstest, sonst hättest du wahrscheinlich schon längst selbst etwas dagegen unternommen. Keine Sorge, wir haben auch erst seit kurzem Gewissheit und ich bin ja jetzt da, um die Angelegenheit richtig zu stellen.“
 

Gin wurde langsam mehr als ungeduldig.

„Du rückst jetzt besser damit heraus, was dir auf dem Herzen liegt, bevor ich die Geduld verliere.“

Die Person atmete laut aus. „Immer noch so unruhig wie früher.“

Er schnipste mit den Fingern und zwei Typen, gekleidet in Schwarz, schleiften eine weitere Person zwischen ihnen, in die Tiefgarage. Sie setzten sie vor den Drei hin und traten anschließend zwei Schritte zurück. Durch das Licht der Scheinwerfer, konnten auch nun Gin und Wodka sehen, um wen es sich da handelte, der da vor ihnen kniete, gefesselt und bereits schwer angeschlagen.

„Kir? Was machst du hier und was soll der ganze Aufzug?“, schoss es aus Wodka heraus.

Sie sah blinzelnd zu ihren Kollegen hoch.

Ihr Gesicht war ziemlich zugerichtet und ihr lief Blut aus Nase und Mund.

Die Person trat vor die eigentliche CIA-Agentin. Sie blickte ihn völlig verängstigt an, als er eine schallgedämpfte Pistole zog und ihr an die Stirn hielt. Sein Gesicht verzog keine Miene.

„Mach‘s gut Kir.“ Mit diesen Worten drückte er ab und ihr lebloser Körper sank zu Boden.
 

Die Augen des Mannes mit dem langen blonden Haar weiteten sich.

„Erklär dich.“, kam es nun von Gin.

Die Person steckte die Pistole wieder ein und gab seinen beiden Männern, im Hintergrund zu verstehen, dass sie doch bitte den Müll entsorgen sollen. Anschließend wandte er sich wieder seinen beiden Gästen zu.

„Ich sagte doch, Perfektion duldet keine Makel und ihr wart im Inbegriff, den gesamten Plan unserer Organisation zu ruinieren, weil ihr es einer Undercover CIA-Agentin gestattet habt, euch zu sabotieren und auszuspionieren.“

Die Person wurde dabei immer lauter. Ihr Tonfall war sehr bedrohlich und respekteinflössend, was bereits bei Wodka die gewünschte Wirkung erzielte, da dieser bereits alles andere als gelassen neben seinem Partner stand.

„ICH, habe dieses Problem, dieses Geschwür, was wie eine Klette an uns hing, beseitigt.“

Von einer Sekunde auf die andere, wurde seine Stimme wieder ganz ruhig und höflich.

„Also, keine Ursache, habe ich doch gern gemacht. Ihr echter Name war übrigens Hidemi Hondou.“ Er blickte zu Gin und musterte ihn.

„Ich glaube es gibt hier nichts weiter zu sagen, geht jetzt, morgen ist ein großer Tag.“ Damit verabschiedete sich die Person, ohne die Beiden noch eines Blickes zu würdigen.
 

Als er sich entfernt hatte, sah Wodka zu seinem Partner, welcher immer noch schweigend neben ihm stand. „A..A..Aniki?“ Gin drehte sich um und stieg zurück in seinen Porsche.

„Du hast ihn doch gehört, sie war eine Verräterin und wir verfahren halt nicht anders mit Verrätern. Wir hatten doch schon früher bereits so einen Verdacht und gaben ihr die Möglichkeit sich zu beweisen.“

Auch Wodka stieg nun zurück in den Wagen.

„Aber das bedeutet dann ja das…“ Gin vervollständigte seinen Satz.

„Ganz recht, das bedeutet, sie hat uns damals was vorgemacht und Shuichi Akai ist noch am Leben.“
 

Am nächsten Tag, während der Schulpause, saß Shinichi in einer Ecke des Schulhofes unter einem großen alten Baum und sah nachdenklich in dessen Krone, durch die das Licht der Sonne vereinzelt hindurchblinzelte.

Seine Schulkameraden, darunter auch die Detective Boys spielten währenddessen fröhlich Fußball auf der anderen Seite des Platzes, was dem Schwarzhaarigen, wegen seiner Verletzung immer noch verboten war. Daher hat er sich lieber dazu entschieden, sich in eine etwas ruhigere Ecke zu verziehen anstand den anderen beim Spielen zuzuschauen.

Das wäre für ihn die absolute Folter. Die anderen amüsieren sich beim Fußball spielen, obwohl es ihm doch auch im Fuß kribbelte und er viel lieber ein paar Bälle kicken würde, doch er durfte bestenfalls nur den Cheerleader machen.

Daran hatte der ehemalige Oberschüler nun wirklich kein Interesse und daher zog es vor, hier in Ruhe etwas nachzudenken. Darunter zum Beispiel, über einen weiteren mysteriösen Mord an gleich zwei Bankchefs, welche darüber hinaus, für dieselbe Bank gearbeitet haben, wie der Bankleiter, welchen es einen Tag zuvor ebenfalls, auf bisher ungeklärte Weise erwischt hatte.

Das alles roch für Shinichi stark nach der Organisation.
 

Sein Blick fiel auf ein rotblondes Mädchen, welches schnurstracks auf ihn zu kam und vor ihm stehen blieb. Er sah zu ihr hinauf und blinzelte dabei gegen die Sonne.

„Störe ich den Holmes unserer Zeit bei seinen Grübeleien?“, begann Ai neckisch.

Der Geschrumpfte schüttelte nur wortlos den Kopf und signalisierte ihr doch Platz zu nehmen.

Haibara folgte der Einladung und ließ sich neben ihm auf den Boden sinken, wobei sie ihre Beine anwinkelte.

„Hast du übrigens heute früh die Nachrichten verfolgt? Nach dem Mord an einem Bankleiter hier in Tokyo, sind nun auch zwei Chefs derselben Bank umgebracht worden. Alle drei Opfer wurden durch Präzisionsschützen erledigt. Klingelt es da bei dir?“

Haibara machte ein ernstes Gesicht.

„Willst du etwa sagen, dass das das Werk der Organisation war?“ Shinichi legte seinen Daumen und Zeigefinger an sein Kinn.

„Es ist nicht unwahrscheinlich. Chianti und Korn sind exzellente Scharfschützen und bei dem zweiten Mord, wurden die Chefs gleichzeitig an einem Ort ausgeschaltet, wodurch es auf jeden Fall sich um zwei Schützen handeln muss.“

Auch Ai grübelte nun intensiv.

„Aber was könnte ihre Intension dahinter sein?“

„Genau das gilt es herauszufinden. Ich werde definitiv meine Augen und Ohren offen halten, mein Detektivsinn hat mich noch nie im Stich gelassen und ich bin mir sicher, dass die Organisation damit was zu tun hat.“

Haibara sah ihn voller Ernst an.

„Sei bloß vorsichtig und unternimm nichts, was dafür sorgen könnte, dass unsere Identität auffliegt, denn du weißt ja was uns und allen aus unserer Umgebung dann blüht.“

Shinichi gab zu verstehen, dass die Warnung angekommen ist.
 

Daraufhin läutete es zur nächsten Stunde und Shinichi erhob sich, um schon Richtung Schulgebäude zu gehen, doch Haibara hielt ihn auf.

„Warte kurz Kudo, ich habe noch etwas mit dir zu besprechen.“

Der junge Detektiv schaute sich überrascht um, erklärte sich aber bereit zuzuhören.

Ai holte kurz Luft und sah ihn direkt in die Augen.

„Shinichi, du musst mir erzählen, was gestern beim Juweliergeschäft mit dir los war.“ Der Schwarzhaarige zuckte zusammen. Damit hatte er jetzt nun wirklich nicht gerechnet.

Erst am Abend zuvor hatte der stundenlang darüber nachgedacht, aber letztendlich sich dazu entschlossen ihr nichts davon zu erzählen. Sie sollte schließlich nichts Falsches von ihm denken und höchstwahrscheinlich wäre es ihr auch unangenehm zu wissen, dass er von ihr geträumt hat.
 

„Ich weiß nicht was du meinst?“, versuchte er sie zu täuschen, doch leider war Shinichi ein ebenso schlechter Lügner, wie Sänger, wodurch Ai keine große Mühe hatte ihn sofort zu durchschauen. Ging er etwa davon aus, sie hätte das wirklich nicht mitbekommen?

Das er versuchte das Thema unter den Tisch zu kehren passte Ai jedoch gar nicht, bestärkte es sie sogar nur noch mehr in ihrer Annahme, dass er ihr etwas verschwieg.

Ihr Blick wurde ernster.

„Das kannst du sonst wem erzählen, aber mir machst du nichts vor Kudo. So merkwürdig wie du dich gestern verhalten hast, muss etwas dahinterstecken und ich will wissen was es ist.“ Sie nahm eine schon fast bedrohlich wirkende Haltung ein, wodurch Shinichi lieber einen Schritt nach hinten setzte.

„Es war nichts, was dich beunruhigen muss wirklich.“, er wedelte mit den Händen vor seinem Oberkörper. Haibara verschränkte, mit einer ungläubigen Miene, ihre Arme vor der Brust.

„Hat es etwas mit deinem Traum zu tun?“

Verdammt, woher konnte sie das nur wissen, dachte sich Shinichi verzweifelt. Doch wie sollte er ihr das erklären, ohne das sie ihn als verrückt abstempelt oder sogar wieder als Perversling darstellt, weil er von ihr träumte, wie sie zusammen ausgingen und sich küssten.
 

Shinichi war ratlos und diese Ratlosigkeit, sowie der Zwang sich jetzt hier vor Haibara rechtfertigen zu müssen, machte ihn gleichzeitig auch sauer.

„Ich sagte doch es war nichts weiter, wieso muss du mir jetzt so auf die Pelle rücken.“, feixte er sie an.

„Weil ich ganz genau weiß, dass du mir etwas nicht sagen willst, was aber durchaus meine Wenigkeit betrifft, also habe ich ein Recht es zu erfahren.“, kam es nun verärgert von Ai zurück.

Ihr war völlig unklar, warum er plötzlich so dicht machte. Sie will doch nur versuchen ihm zu helfen, weil sie sich um ihn sorgte.
 

Diese rotblonde oberneugierige geschrumpfte Wissenschaftlerin, dachte sich Shinichi aufgebracht.

Auch wenn er sie aus einem gewissen Standpunkt verstehen und ihr eigentlich aus diesem Grund nicht böse sein konnte. Sicherlich war sie einfach nur besorgt, dennoch hatte er keine Kraft für eine solche Unterhaltung, wollte sie so oder so nicht führen. Er war müde, hatte Kopfschmerzen und musste aktuell einfach zu viele Informationen versuchen gleichzeitig zu verarbeiten, welche durch seinen Kopf rasten.

Dies trug alles nicht gerade zur Erhaltung guter Laune bei.
 

Er massierte sich gestresst seine Stirn, mit den Fingern.

„Hör zu Ai, ich habe wirklich kein Interesse daran, mit dir ewig zu diskutieren.“, er klang mehr als genervt. „Dann erzähl mir doch einfach was los war.“

„Nichts, wie oft denn noch.“

Haibara sah ihn mit zusammen gekniffenen Augen an.

„Und wieso werde ich dann das Gefühl nicht los, ich habe damit zu tun?“, sie stemmte ihre Arme gegen ihre Hüften.

„Keine Ahnung, warum sich bei dir immer alles um dich drehen muss.“, entgegnete er angefressen.
 

Das Gespräch schien immer mehr in einen Streit auszuufern.

„So denkst du also von mir?“ Ai wurde nun etwas lauter.

Der Geschrumpfte fuhr sich durch die Haare. „Du bist manchmal einfach nur anstrengend.“

Shinichi wollte sich einfach von ihr abwenden, doch Ai hielt ihn am Arm fest.

„Was ist dein Problem?“, hakte sie energisch nach.

Shinichis Emotionen und seine Unsicherheit hatten sich in diesem kurzen Wortgefecht so hochgeschaukelt, dass er unüberlegt sich von ihr losriss.

„Nein was ist dein Problem?“, schrie er.

„Ich habe keins, aber du, worüber du nicht reden willst, warum?“, schrie Ai zurück.

„Weil ich dir keine Rechenschaft schuldig bin verdammt nochmal, schließlich sind wir kein Paar.“, kam es wütend aus ihm heraus und vielleicht etwas lauter als beabsichtigt, da einige Schüler beim Vorbeigehen zu ihnen hinübersahen und unverständliche Blicke austauschten.
 

Ai sah ihn mit einer Mischung aus Wut und Enttäuschung an und ließ seinen Arm los. Shinichi bereute sofort seine unüberlegt ausgesprochenen Worte.

Dabei war der Schwarzhaarige eigentlich viel mehr wütend auf sich selbst, als auf das rotblonde Mädchen vor sich, welche er seinen Frust darüber, dass er es nicht übers Herz brachte, ihr die Wahrheit zu sagen, an den Kopf warf.

So etwas sah ihm einfach nicht ähnlich, aber diese ganze Situation mit ihm und Ai und seinen Gefühlen zu ihr, waren einfach zu viel auf einmal für ihn.

„Ai hör mal es…“, versuchte er kleinlaut etwas zu sagen, doch Haibara hob nur abwertend ihre Hand.

„Nein ist schon gut, du hast deinen Standpunkt deutlich gemacht und du hast recht. Ich bin schließlich nicht deine Freundin und deswegen kann es mir auch egal sein, was dich beschäftigt.“

Sie schaute beleidigt weg.

Shinichi trat von einer Stelle auf die andere.

„Ich vermute ich hätte das nicht so sagen sollen.“, versuchte er sich zu entschuldigen, was aber auf taube Ohren stieß.

„Ach schau mal einer an, der Meisterdetektiv hat mal wieder brillant geschlussfolgert.“, war der zynische Kommentar, den er von Haibara dafür erntete.

„Lass gut sein Kudo, ich habe verstanden. Es geht mich nichts an.“ Schnellen Schrittes lief sie an Shinichi vorbei zur Schule.
 

Der geschrumpfte Detektiv verweilte noch eine Weile, wo Haibara ihn hat stehen lassen. Er schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. Er war so ein Idiot. Er konnte mit seinen Gefühlen einfach nicht umgehen und nun hat er es geschafft, alles nur noch schlimmer zu machen.

Er wollte sie nicht verletzen, gerade sie nicht. Er wollte Ai beschützen, auch vor seinen eigenen Gefühlen.

Erneut läutete die Klingel und wies darauf hin, dass der Unterricht jeden Moment beginnt. Shinichi wäre am liebsten einfach ausgebüchst, doch er zwang sich letztendlich zurück in seine Klasse zu gehen.

Er nahm neben Ai platz doch diese würdigte ihn keines Blickes.
 

Auch nach der Schule änderte sich daran nichts. Zwar liefen sie zu zweit mit den Detective Boys ihren üblichen Weg zusammen, doch als sie sich voneinander trennten, lief Ai, ohne auf Shinichi zu warten Richtung Villa Agasa.

Der Geschrumpfte sah ihr noch eine Weile, mit runterhängenden Schultern nach, sah jedoch keinen Sinn darin ihr jetzt hinterherzulaufen und zu versuchen auf sie einzureden.

Daher beschloss er sie ziehen zu lassen und sich anderweitig etwas abzulenken und zwar mit etwas was er ausnahmsweise gut konnte. Nachforschungen betreiben.

Nachforschungen

Kapitel 13: Nachforschungen
 

Hörbuch zur Fanfiktion: Kapitel 13: Nachforschungen
 

Zwei Tage vergingen und Shinichi hatte seitdem immer noch kein weiteres Wort mit Ai ausgetauscht. Sie hielt sich allerdings die meiste Zeit über beim Professor auf, wo sie, nach der Meinung des Geschrumpften, in Sicherheit sein sollte.

Erst heute hatte er früh am Morgen, da Sonntag war, einen Abstecher zum Haus des Professors unternommen und wollte sich nach ihr erkundigen.

Agasa konnte jedoch nur berichten, dass Haibara sich ununterbrochen im Labor aufhielt und mit niemanden und schon gar nicht mit Shinichi reden wollte.

Der Professor hatte bei dem jungen Detektiv nachgefragt, was zwischen ihnen vorgefallen sei, doch Shinichi winkte nur deprimiert ab. Er wollte darüber einfach nicht reden und beschloss, dass es das Beste sei, wenn er einfach wieder ging.
 

Haibara saß währenddessen in ihrem Labor im Keller und arbeitete ununterbrochen an einem Gegenmittel für das APTX-4869.

Das tat sie aktuell nicht für Shinichi, sondern einfach nur, um etwas zu haben, was sie beschäftigte und sie möglicherweise etwas von ihn ablenkte. Jedoch musste sie sich gestehen, war es nicht sehr hilfreich an etwas zu arbeiten, was direkt mit der Person zu tun hatte, an der man im Moment nicht denken wollte, aber was sollte sie sonst tun.

Sie tippte launisch auf der Tastatur wild herum, fügte Gleichungen ihrer Formel hinzu, nur um sie kurze Zeit später wieder herauszustreichen.

„Das ist doch sinnlos.“, fluchte die geschrumpfte Wissenschaftlerin und stoß sich mit ihrem Drehstuhl vom Schreibtisch ab.

Ai legte ihren Kopf in den Nacken und starrte an die Decke, wobei sie mit ihrem Stuhl anfing sich im Kreis zu drehen.
 

Dieses blöde Gegenmittel, fluchte sie innerlich.

Ihr gelang es einfach nicht die nötige Stabilität für einen neuen Prototyp zu erreichen. Sie konnte zwar hier und da ein paar Komponente ändern, aber das würde letztendlich wieder nichts bringen und nur die Resistenz vor ran treiben. Das rotblonde Mädchen atmete hörbar laut aus.

Dabei war ihr klar, dass der in ihr herrschende Frust nicht auf der Stagnierung ihres Fortschritts beim Gegengift zurück zu führen war.

Wenn sie ehrlich sein sollte, wollte sie insgeheim gar nicht, dass sie das Gegenmittel fertig stellt, denn das würde unweigerlich bedeuten, dass sie Shinichi für immer verlieren würde. Doch inwiefern könnte sie ihn verlieren, wo sie doch überhaupt nicht zusammen waren.

Shinichi hatte es doch selbst gesagt. Es tat ihr zwar unglaublich weh und sie hatte danach und auch jetzt noch eine ziemliche Wut auf ihn, dass aus seinem Mund gehört zu haben, aber letztendlich hatte er recht und Ai wusste es doch schließlich auch, wollte sich das nur einfach nicht eingestehen.

Sie waren kein Paar und würden auch nie eins werden und trotzdem wollte sie nicht, dass er wieder zu Shinichi Kudo wird, einfach nur damit er und Ran nicht zusammen kommen.
 

Bei diesem Gedanken widerte sich Haibara selbst an.

Wie konnte sie nur so egoistisch denken. Eine andere Beziehung nicht zulassen, nur damit sie damit besser klarkam? Sich damit besser fühlte? Sie kannte Ran jetzt schon eine ganze Weile und sah in ihr schon mehrmals eine Art Schwester. Ein Grund mehr warum sie etwas dergleichen nicht verdient hatte.

Des Weiteren hatte sich Ai schließlich geschworen, sich nicht zwischen Shinichi und Ran zu stellen, auch wenn es schmerzte. Wenn sie ihn wirklich liebte, musste sie ihn loslassen.

Doch bei der Entwicklung eines Gegengiftes kam sie aktuell einfach nicht weiter, so oder so.
 

Professor Agasa unterbrauch die vermeintliche Stille, als er das Labor betrat.

„Shinichi war hier und wollte wissen wie es dir geht?“, äußerte er sich zögerlich.

Desinteressiert drehte sich die junge Wissenschaftlerin weiter auf ihrem Stuhl.

„Es kann ihm doch egal sein wie es mir geht, wir sind schließlich kein Ehepaar.“, kam die gepfefferte Antwort von Ai.

Agasa schüttelte unverständlich den Kopf. „Manchmal benehmt ihr euch genauso, wie ihr ausseht.“

Ai stoppte den Stuhl, sprang auf und warf ihren Laborkittel in die Ecke.

„Wir versuchen halt nicht aufzufallen.“, entgegnete sie gleichgültig und ließ den Professor einfach links liegen.

„Ich bin müde, ich werde etwas schlafen.“, rief sie noch von oben hinunter, bevor sie die Tür hinter sich schloss.

„Herrjemine.“, seufzte der alte Erfinder nur.
 

Shinichi schlenderte inzwischen durch die Straßen des Beika-Bezirks. Dabei machte er sich über allmögliche Dinge seine Gedanken, vor allem über die mysteriösen Mordfälle in letzter Zeit, welche Rechte Hinrichtungen in der Öffentlichkeit waren. Es war jetzt schon eine Weile her, seitdem er mal wieder in einen richtigen Fall verwickelt war. Er war sich sicher und hatte nicht den geringsten Zweifel, dass es sich hier um das Werk der Männer in Schwarz handeln muss.

Shinichi verschränkte, beim Laufen, nachdenklich seine Arme und bog in weitere Straße ab.

Diese Gegend gehörte zu einem Teil der Stadt, wo die etwas wohlhabenderen Leute wohnten, wodurch die Straße gespickt war, mit großen Anwesen und prachtvollen Villen.

Der geschrumpfte Detektiv musste stutzen, als er den Nissan von Kommissar Takagi vor einen der Häuser sah. Er steuerte deshalb direkt auf dieses Anwesen zu, in der Hoffnung zu erfahren, wieso der Kommissar sich dort aufhielt.
 

Als er vor dem Gartentor des Grundstücks angekommen war, las er den Namen, des Besitzers, Akindo Sasaki. Dieser Name hätte ihn unter normalen Umständen nicht viel gesagt, doch war dieser in den letzten Tagen, ununterbrochen in den Nachrichten zu hören gewesen.

Akindo Sasaki war einer der zwei Chefs der Japan Finance Bank, welche vor zwei Tagen, bei einer Krisensitzung ihrer Bank, erschossen wurden.

Während er so dastand, kamen Takagi und Sato aus der Haustür, auf dem Weg zu ihrem Wagen. Dabei sahen sie Conan, wie dieser am Gartentor stand.

„Nanu Conan, was machst du denn hier?“, fragte ihn der Kommissar.

„Oh, hallo Herr Takagi und Frau Sato, sind sie etwa im Dienst? Es ist doch Wochenende.“, war Shinichis kindliche Begrüßung.

Der Kommissar lachte leicht verlegen.

„Tja Conan du musst wissen, die Pflicht geht halt nun einmal vor und aktuell haben wir alle Hände voll zu tun.“

Der Geschrumpfte nickte nur. „Sagen sie mal, ist das hier wirklich das Anwesen des ermordeten Bankchefs Sasaki?“

Die beiden Kommissare mussten lachen.

„Na, du scheinst ja mal wieder über alles auf dem Laufenden zu sein.“, sagte Sato amüsiert.

„Ja du hast Recht, das ist tatsächlich sein Anwesen und wir sind hier um mögliche Hinweise auf seinen Mörder zu finden, falls du das wissen wolltest.“

Shinichi hörte interessiert zu.

„Und haben sie denn auch schon irgendetwas finden können, was auf den Mörder hinweisen könnte?“, fragte der Geschrumpfte weiter. Jedoch musste Sato dies verneinen.

„Es weist leider gar nichts auf einen möglichen Täter hin. Nichts deutet darauf, dass Herr Sasaki Feinde hatte, auch mögliche Erpressungen oder Drohbriefe konnten wir ausschließen.“

„Des Weiteren scheinen die Täter echte Profis auf ihrem Gebiet zu sein, beide Opfer wurden genau zwischen die Augen getroffen und uns gelang es nicht irgendwelche Spuren sichern zu können.“, fügte Takagi hinzu.
 

Shinichi verwunderten diese Erkenntnisse ganz und gar nicht. Das Bild passte perfekt zu der Vorgehensweise der Organisation.

"Sind sie denn jetzt mit ihrer Untersuchung durch?“

Beide Kommissare bejahten seine Frage. „Das Haus ist leider komplett sauber. Jetzt müssen wir hoffen, dass wir dort, wo sich der Sitz der Bank befindet, es uns gelingt, nützliche Hinweise zu bekommen. Wünsch uns also Glück.“

Damit wollten sich die beiden Polizisten auch schon verabschieden, doch Shinichis Wissensdurst war noch nicht gestillt.

„Eine Frage habe ich noch, die Bank steckt doch derzeit in einer schweren Krise und der Wert ihrer Papiere auf dem Markt ist stark zurückgegangen, gibt es eventuell jemanden der dadurch versucht Kapital zu schlagen?“

Shinichi gab sich alle Mühe, diese Frage so zu stellen ohne, dass man an seinem Alter zweifeln würde.

Takagi musste konzentriert nachdenken.

„Mmmh, lass mich mal kurz überlegen. Die Bank hat uns gestern Nachmittag davon in Kenntnis gesetzt, dass sie mit ihrem normalen Ablauf fortfahren will, da sie noch am selben Tag Gespräche mit einem neuen Investor geführt haben, welcher sich bereit erklärt hat, die Bank zu unterstützen, indem er unter anderem Teil der Chefetage wird.“

„Und wissen sie denn auch den Namen dieses Investors?“, hakte Shinichi weiter.

Kommissarin Sato schüttelte jedoch nur den Kopf.

„Das ist eine firmeninterne Angelegenheit und der Investor hatte bereits lange Zeit vor den Morden Interesse an einer Zusammenarbeit gezeigt, weswegen dort auch keine Verbindung bestehen zu scheint.“

Takagi sah nebenbei auf seine Uhr.

„Oh man Sato, wir müssen jetzt wirklich los. Es hat uns gefreut dich zu sehen Conan, aber du weißt ja, die Pflicht ruft.“

„Mach’s gut.“, kam es auch von Sato. Damit stiegen die Kommissare in ihr Auto und fuhren davon.
 

Zurück blieb ein nachdenklicher Shinichi.

Wenn die Gespräche erfolgreich verlaufen, wird die Bank bestimmt so früh wie möglich eine Pressemitteilung rausgeben, um von der negativen Publicity abzulenken, dachte er sich.

Spätestens dann wird er den Namen des Investors erfahren. Er war sich nämlich absolut sicher, dass dieser mit der Organisation unter einer Decke stecken muss. Zumindest macht dieser mit der Organisation gemeinsame Sache, weswegen sie ihm beim erreichen seiner Ziele helfen.

Vorerst musste er sich mit seinen aktuellen Erkenntnissen zufriedengeben, weswegen er seinen Weg durch den Beika-Bezirk fortsetzte.
 

Am nächsten Morgen, auf dem Weg zur Schule, welchen er alleine beschritt, da er es heute vorzog einen Umweg zu gehen, um allein zu sein, wurde er beim durchblättern der neuesten Nachrichten auf seinem Handy leider noch nicht fündig.

Die Bank schien den Namen ihres neuesten Partners weiterhin geheim zu halten, doch warum? Oder wollte dieser lieber unerkannt bleiben? Ein Grund mehr ihn zu verdächtigen, dass er mit den Morden zu tun hatte, war Shinichis Schlussfolgerung daraus.
 

Der Schultag verlief heute ziemlich unspektakulär, wie der erste Schultag nach dem Wochenende halt so war. Die Schüler waren müde und zeigten wenig Interesse am Unterrichtsstoff, vor allem Shinichi. Der hatte derweil ganz andere Gedanken. Sein Blick haftete an seiner rotblonden Banknachbarin.

Jetzt waren es schon drei Tage, seitdem sie nicht mehr miteinander gesprochen haben. Zum Glück lag das Wochenende dazwischen, wodurch es den Detective Boys noch nicht aufgefallen war, da diese an den freien Tagen jeweils etwas mit ihren Familien unternommen hatten. Doch wenn das heute so weiter ging, würden sie früher oder später dahinterkommen, dass etwas nicht stimmte und Shinichi wollte ungern noch mehr Fragen beantworten. Die vom Professor haben ihm da schon vollkommen ausgereicht.
 

Außerdem ließen seine Träume ihn einfach keine Ruhe mehr.

Ständig sah er Ai auf diesem Stuhl gefesselt, während sie hilflos ihrem Schicksal erlag.

Des Weiteren kam er bei den Mordfällen rund um die Japan Finance Bank ebenfalls nicht weiter, da er sich einfach nicht über einen längeren Zeitraum darauf konzentrieren konnte. Immer wieder schweiften seine Gedanken zu Haibara ab und immer wieder verfluchte er sich für den Streit, den er mit ihr angefangen hatte. Er wollte nichts anderes als sich wieder mit ihr versöhnen.

Inzwischen hatte er auch schon mit dem Gedanken gespielt es ihr einfach zu beichten.

Einfach alles.

Sein Traum, wieso er beim Juwelier so reagiert hatte und letztendlich auch, was er wirklich für sie empfand, doch das war alles leichter gesagt als getan. Zu allererst wollte er, dass sie ihm einfach nicht mehr böse war und er hatte sich dafür auch schon etwas überlegt, er hoffte nur inständig damit sich nicht lächerlich zu machen.
 

„Hey Ai, kann ich nach der Schule mit dir unter vier Augen reden?“, flüsterte er während Kobayashis Unterricht zu ihr rüber.

Haibara schaute weiterhin zur Tafel.

„Wieso solltest du das wollen?“, fragte sie gelassen, den Blick immer noch nach vorne gerichtet.

„Das wirst du dann schon sehen, abgemacht?“

Das rotblonde Mädchen seufzte leicht genervt. „In Ordnung, wenn du dann Ruhe gibst.“, gab sie sich schließlich geschlagen.
 

Nach der Schule verabschiedeten sie sich bereits nach dem Unterricht schon von den Detective Boys und gingen anschließend hinter die Schule, wo auch die Vögel und Kaninchen der Schulklassen gehalten wurden.

Dabei lief Shinichi eilig vorne weg, während Haibara ihm nur widerwillig folgte.

Schließlich kamen sie bei den Gehegen der Tiere an und der Geschrumpfte blieb davorstehen.

„Und was wollen wir jetzt hier?“, wollte Ai etwas irritiert von ihm wissen und schaute sich dabei fragend um. „Ich wollte mich aufrichtig bei dir entschuldigen, weil ich dich letzte Woche so angefahren habe. Du kannst mir glauben, dass ich es wirklich nicht so gemeint habe. Ich habe mich einfach hinreißen lassen.“, kam die Erklärung von Shinichi.

„Na schön, und wieso wolltest du das mir gerade hier sagen?“, während Ai das sagte, streckte sie ihre beiden Arme aus und drehte sich einmal im Kreis.

Der junge Detektiv grinste breit und griff in eine der kleineren Käfige.

„Ganz einfach, ich wollte dir das hier schenken.“ Mit diesen Worten drehte er sich um und hielt dabei eine süße kleine Katze in den Armen.
 

Ais strenger Blick wich einem erstaunten und gleichzeitig entzückten Ausdruck.

„Oh mein Gott, die ist ja niedlich.“ Shinichi setzte die kleine Katze auf den Boden ab, welche sofort auf Ai zu spurtete, welche sich nun hinkniete um das Kätzchen auf den Arm zu nehmen. Die Katze schien sich sofort in Haibara verguckt zu haben und schleckte ihr mit ihrer kleinen kitzligen Zunge über das Gesicht. Ai konnte nicht anders als zu lachen.

Shinichi sah dem treiben vergnügt zu.

Er hatte es tatsächlich geschafft seine Klassenkameradin seit langem wieder zum lachen zu bringen. Diese war nun damit beschäftigt das kleine Kätzchen, in ihren Armen, zu streicheln und mit ihr zu schmusen.
 

Nach einer Weile sah sie dann zu dem Schwarzhaarigen.

„Shinichi, ich weiß gar nicht was ich sagen soll, ich meine, du schenkst mir eine Katze.“, sie klang völlig fassungslos, was Shinichi nur darin bestätigte, dass er sich für das richtige Geschenk entschieden hatte.

„Ich weiß.“, lachte er einfach nur.

„Sie hat jedoch noch keinen Namen. Das wollte ich ihrer neuen Besitzerin überlassen. Ich glaube so ein kleiner Gefährte ist genau das Richtige für dich, allein um dich wieder lachen zu sehen.“

Sie strahlte ihn voller Dankbarkeit an.

Ai konnte es gar nicht glauben, dass er sich so bemühte sich wieder mit ihr zu versöhnen und das, obwohl sie die Schuld für ihre Auseinandersetzung auch bei sich sah.

„Und das nur wegen diesem dummen kleinen Streit?“, wollte die Geschrumpfte von ihm wissen. Er nickte zur Bestätigung. Dies brachte Haibara wieder zum Lachen.

„Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich schon viel häufiger einen Streit mit dir angefangen.“ Auch Shinichi konnte sich nun ein Lachen nicht verkneifen.

Sie musterte dabei ihren Detektiv mit einem Lächeln. Irgendwie schaffte er es doch immer wieder, dafür zu sorgen, dass sie ihm nie länger böse sein konnte.

Egal wie weit sie sich auch von ihm zu entfernen versuchte, er zog sie immer wieder magisch an, ob er ihre Gefühle nun erwiderte oder nicht.

Von ihm getrennt zu sein, war auf Dauer schlimmer, als in seiner Nähe zu sein ohne ihm zu nah zu kommen. Es war wohl ihr Schicksal.
 

Ai ging auf ihn zu, immer noch die Katze im Arm haltend, welche genüsslich vor sich hin schnurrte, sichtlich zufrieden in Haibaras Nähe.

„Entschuldigung angenommen.“, sagte sie schließlich und kam Shinichi noch etwas näher, so nah, dass sie ihm etwas ins Ohr flüstern konnte.

„Ich wollte mich heute übrigens sowieso bei dir entschuldigen, weil ich der Meinung bin, dass es auch ein bisschen meine Schuld war, da ich dich so bedrängt habe, aber...“

Ihre Stimme wurde auf einmal ganz lieblich. „…ich will, dass du weißt, dass ich…“

Sie war nun direkt vor ihm, ihre Nasenspitzen kaum mehr als eine Fingerbreite voneinander entfernt. Ihre sanften Worte sickerten in seinen Verstand.

Shinichi schoss, bei ihrer Nähe, das Blut in den Kopf. Wieder vernahm er den angenehmen Duft von Rosen, welcher von ihr ausging.

„Ja?“, flüsterte er kaum hörbar.
 

„Ich will, dass du weißt, dass ich… deine Entschuldigung tausendmal besser finde.“ Mit einem breiten Grinsen setzte sie sich in Bewegung und ließ einen perplexen Shinichi zurück.

„Sie wollte sich eh bei mir entschuldigen?“, fragte der Schwarzhaarige junge kleinlaut nach, wobei seine Augen ganz schmal wurden.

Er schüttelte seinen Kopf.

„Hey Haibara warte.“, womit er ihr hinterher rannte, um die Verfolgung aufzunehmen und sie wieder einzuholen.

Diesmal wollte er wieder mit ihr zusammen nach Hause laufen.

Das Geständnis

Kapitel 14: Das Geständnis
 

Hörbuch zur Fanfiktion: Kapitel 14: Das Geständnis
 

Den Weg nach Hause, zu Professor Agasa, bestritten sie nun endlich wieder gemeinsam. Während ihres Fußmarsches hatte Ai ein permanentes Lächeln auf den Lippen und konnte nicht aufhören mit dem Kätzchen in ihren Armen zu spielen.

Sie konnte es immer noch nicht so recht fassen, dass ihr Shinichi einfach eine Katze geschenkt hatte. So etwas war ganz und gar untypisch für ihn, zumindest hatte sie das immer geglaubt.
 

Shinichi hätte Ai noch gerne etwas länger schweigend zu gesehen, doch ihm brennte eine Frage auf der Zunge, welche er nun endlich loswerden wollte.

„Sag mal Ai, hast du denn inzwischen, bei der Entwicklung eines Gegengifts einige Fortschritte erzielen können, wir haben schließlich jetzt schon einige Zeit lang, keine Tests mehr durchgeführt und der Professor hat mir erzählt, dass du ununterbrochen die letzten Tage im Labor gearbeitet hast.“

An ihrem plötzlichen Gesichtsausdruck konnte er deutlich erkennen, dass ihre Antwort höchstwahrscheinlich nicht positiv ausfallen würde.

„Ich befürchte ich bin aktuell an einem Punkt angelangt, an dem ich unmöglich weiter komme. Ich versuche es so gut es geht, aber es fehlt mir einfach eine wichtige Komponente damit das Gegenmittel an Stabilität gewinnt.“

Sie machte eine kurze Pause, in der sie ihren Leidensgenossen musterte, welcher sichtlich betrübt reagierte. „Wenn ich nur die vollständigen Daten vom Apoptoxin hätte, stünden unsere Chancen deutlich besser, doch leider haben wir zurzeit keine Möglichkeit an diese Daten zu gelangen. Dieses Fenster hat sich bereits schon vor langer Zeit für uns geschlossen.“
 

Die Nachricht zog Shinichis Laune tatsächlich deutlich runter und Ai tat es von Herzen leid, ihn nach einer so aufmerksamen Geste, eine solch schlechte Nachricht zu überbringen.

Er hatte, wie gesagt, bereits geahnt, dass es um einen Fortschritt schlecht stehen würde, aber das die Lage so aussichtslos war und es nicht weiterging, damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet.

„Versuche es trotzdem weiter.“, bat er das rotblonde Mädchen.

„Dummkopf, natürlich mache ich weiter, dass schulde ich dir schließlich, hast du das etwa schon vergessen?“, versuchte sie sein Gedächtnis etwas auf die Sprünge zu helfen.

„Und hast DU schon vergessen, dass ich dir schon hundertmal gesagt habe, dass du mir gar nichts schuldest und dass du aufhören sollst dir die Schuld dafür zu geben, dass ich geschrumpft wurde.“ Shinichi sah die kleine Wissenschaftlerin prüfend an. Diese schmunzelte nun, trotz der schlechten Lage.

„Selbstverständlich nicht, aber ich weiß wie sehr du unbedingt wieder groß werden willst und ich sehe mich daher in der Pflicht, dass für dich möglich zu machen, da ich die einzige bin, die dazu in der Lage ist.“

„Und dafür bin ich dir dankbar, dass weißt du doch oder?“

Ai winkte jedoch ab.

„Du musst mir nun wirklich nicht danken.“
 

Damit kamen sie beim Haus des Professors an.

„Hey, danke noch mal für das großartige Geschenk. Ich habe mir schon immer eine Katze gewünscht musst du wissen, aber während meiner Zeit in der Organisation durfte ich nie eine halten, besonders nicht im Labor.“

Shinichi steckte seine Hände in die Hosentaschen.

„Ich weiß.“, gab er lässig von sich. „Der Professor hatte etwas in der Art erwähnt.“, grinste er breit.

Haibara riss gespielt entsetzt den Mund auf.

„So ist das also." Dabei hob sie ihr Kätzchen in die Luft und sah in dessen putzige Knopfaugen.

"Na dann hoffe ich mal, dass die Plaudertasche von Professor noch etwas Milch für dich im Kühlschrank hat.“, sprach Ai wie zu einem Baby.
 

Shinichi sah ihr dabei zu.

Er konnte sich vorstellen, dass trotz allem was Ai durchmachen musste, vor allem ohne Eltern aufzuwachsen, eine großartige Mutter abgeben würde.

Sein Herz schlug wieder schneller und immer schneller, bis er glaubte, es würde einen Marathon in seiner Brust laufen. Er ballte die Fäuste und traf hier und jetzt eine Entscheidung. Er wollte es ihr sagen.
 

„Ai warte, ich muss dir noch was gestehen. Du hattest Recht was unseren Streit betraf. Es ist etwas beim Juwelier vorgefallen und es betrifft tatsächlich auch dich. Ich wollte es dir anfangs einfach nicht sagen, weil ich nicht weiß, was das für Auswirkungen haben könnte. Wenn du heute Abend also etwas Zeit hast, würde ich gerne mit dir darüber reden. Sagen wir um sieben im Beika Park?“

Haibara sah ihn fragend an.

„Wieso kannst du es mir nicht jetzt erzählen?“, wollte das rotblonde Mädchen von ihm wissen.

Shinichi beharrte jedoch darauf, dass es bei sieben Uhr blieb.

Seufzend gab Ai nach, war aber dennoch froh, dass er sich ihr doch noch öffnen wollte.

„Na schön, ich schätze mal du hast was gut bei mir. Dann sehen wir uns nachher.“, damit verabschiedete sie sich und verschwand im Haus.

Shinichi sah ihr noch nach bis sie die Tür hinter sich geschlossen hatte.

„Ja wir sehen uns.“, murmelte er zu sich selbst und machte sich anschließend ebenfalls auf den Weg nach Hause.
 


 

Es war kurz vor sieben Uhr und Shinichi saß derweil bereits im Park auf einer Bank, weiter abseits vom Wegesrand und verfolgte, mit seinen Augen, die Leute, welche sich im Park aufhielten.

Ein altes Ehepaar saß weiter weg ebenfalls auf einer Parkbank und genoss die letzten warmen Sonnenstrahlen. Die Sonne kündigte nämlich bereits den Abend an und färbte die Wiesen und Bäume langsam orange.

Ein jüngeres Paar ging Hand in Hand den Weg entlang und sah sich dabei verliebt an, wobei die Vögel in den Bäumen über Shinichi zu ihrem schönsten Gesang anstimmten.
 

Der junge Detektiv atmete spürbar nervös aus.

Er hatte den ganzen restlichen Tag darüber philosophiert, wie viel er Haibara nun wirklich preisgeben sollte.

Zweifellos musste sie erfahren, dass seine Träume Realität werden könnten, Beweis dafür war die Kette. Doch sollte er ihr auch von Ihnen erzählen und was er für sie fühlte?

Ließe sich das überhaupt verhindern, wenn er die Kette ansprechen würde?

Wäre er überhaupt dazu in der Lage, es ihr zu beichten?

In all der Zeit, in der er bisher geschrumpft war und auch die Zeit davor wusste er, dass er etwas für Ran empfand und war dennoch unfähig gewesen es ihr zu sagen. Wie sollte er also dieses Mal dazu im Stande sein, seine Gefühle zu offenbaren.

Mit jeder verstrichenen Minute wuchsen seine Selbstzweifel.
 

Doch war es dieses Mal etwas anderes als bei Ran. Anfangs dachte er, er fühlte bei Ai genau dasselbe wie bei Ran, doch inzwischen war ihm klar geworden, dass die Gefühle für Ai viel intensiver waren. Sie waren so stark, dass es ihm immer seltener gelang, über einen längeren Zeitraum hinweg, nicht an sie zu denken, vor allem nicht wegen seinem Traum, welcher ihn nicht mehr losließ. Es bestand hier immerhin die Möglichkeit, dass ihr Leben in Gefahr war und er könnte es sich niemals verzeihen, wenn es ihm nicht gelingen würde das zu verhindern.

Selbst wenn er ihre Freundschaft mit dem preisgeben seines Geheimnisses riskiert. Ais Unversehrtheit und Wohlergehen war ihm wichtiger. Dieses Mädchen, welches sein bisher schwerster Fall war, so unergründlich und mysteriös.
 

Shinichi legte seinen Kopf nach hinten über die Parkbank und starrte in den Himmel.

Was hatte sich doch alles seit dem Wochenendausflug geändert.

Niemals hätte er damit gerechnet, sich nun in einer Situation wie dieser zu befinden.

Er war ein Meisterdetektiv, fähig den noch so kleinsten Hinweis zu entdecken und zu deuten, um den Fall schließlich zu lösen. Doch um seine wahren Gefühle für Ai zu entschlüsseln hat er so lange gebraucht.

Dabei waren sie schon so lange dar, aber erst jetzt konnte er sie spüren.

Es war jener schicksalhafte Tag gewesen, an dem Wermut versucht hatte Ai zu entführen und zu töten.

Er selbst hat sich in große Gefahr gebracht und sich als seine Freundin ausgegeben, nur um sie keinesfalls in Gefahr zu bringen.

Als sie dennoch am Ort des Geschehens auftauchte hatte er befürchtet sie für immer zu verlieren. Zum Glück ging alles recht glimpfig zu Ende, doch seitdem war es um ihn geschehen.
 

Seine Gedanken wanderten zu Ran.

Wie lange hat er sie angefleht auf ihn zu warten. Sie war so herzensgut und wartet bis heute noch auf seine Rückkehr, die nun vielleicht nie mehr kommen wird. Sie bedeutete ihm immer noch viel, jedoch wurde ihm langsam klar, dass es nicht die Art von Gefühlen waren, wie es bisher immer glaubte. Sie hatte was Besseres verdient als ihn.

Wer war er denn? Jemand der nie da war und sie immer wieder aufs nächste Mal vertröstete. Sie verpasste noch ihr gesamtes Leben damit, auf ihn zu warten.

Shinichi konnte es einfach nicht mehr ertragen, er wollte es einfach nicht länger. Ran hatte das Recht endlich glücklich zu werden und wenn das bedeutet, dass sie ihn loslassen muss, dann sollte es so sein.
 

Dabei fiel ihm ein, dass er etwas Ähnliches bereits schon mal gedacht hatte.

Damals als dieser eine Mann in der Detektei auftauchte um eine Uhr in seinem Haus zu finden, welche seiner verstorbenen Frau gehörte.

Sie haben ihm dabei geholfen, doch anschließend hat sich herausgestellt, dass dieser mit einem ausgeklügelten Plan nur vorhatte seine Vermieterin zu ermorden. Es gelang ihm letztendlich den Fall mithilfe der Stimme des Professors zu lösen.

Damals hatte er denselben Gedanken gehabt und hatte diesen sogar Ai mitgeteilt. Er konnte sich nur leider nicht mehr so genau an ihre Reaktion erinnern.

Doch er hatte damals schon recht gehabt, war aber zu egoistisch gewesen und verlangte von Ran weiterhin zu warten, nur damit er glücklich mit ihr sein könnte und niemand sonst, doch was war mit IHREN Gefühlen. Er kam sich so schäbig vor.
 

Er ballte seine Hände zu einer Faust und traf einen Entschluss.

Er mochte Ran wirklich, sie war die Zeit über wie eine große Schwester für ihn geworden und er wollte nur das Beste für sie und die einzige Möglichkeit dies zu erreichen war, dass sie Shinichi vergessen müsste. Wie genau würde er sich noch überlegen müssen, aber nachdem was Ai ihm heute erzählte, würde er wahrscheinlich nie wieder der alte Shinichi sein und daher musste sie ihn vergessen und ihren Blick nach vorne richten, genau wie er und er sah seinen Weg klar und deutlich vor sich und am Ende dieses Weges wartete ein Mädchen auf ihn, welches so viel mit ihm gemeinsam hatte, wie kein anderer Mensch auf dieser Welt, Ai Haibara.

Er sah sie so deutlich vor sich, dass er das Gefühl hatte sie förmlich greifen zu können. Zu seiner großen Überraschung konnte er das tatsächlich.
 

„Was soll das denn?“, hörte er das rotblonde Mädchen leicht genervt sagen.

Shinichi erschrak als ihm klar wurde, dass Ai tatsächlich über ihm stand und er seine Hand in ihrem Gesicht hatte, was sie, als alles andere als toll empfand.

„Hai...Hai…HAIBARA.“

Mit knallrotem Kopf und nach Worte ringend sprang der Geschrumpfte hektisch von der Bank auf und entschuldigte sich für seine Aktion.

Es gelang ihm irgendwie Ai davon zu überzeugen, dass er ganz vertieft in einen Fall war und er sie deshalb nicht wahrgenommen hat. Gar nicht mal so gelogen, dachte er sich.

Haibara stemmte ihre Arme gegen ihre Hüfte.

„Also, wenn du mit deinen Tagträumereien fertig bist, kannst du mir ja nun endlich erklären, was dich gestern so aus der Fassung gebracht hat?“, wollte die geschrumpfte Wissenschaftlerin nun von ihm wissen.

Oh man, jetzt ist es soweit, wie und wo sollte er nur anfangen, grübelte Shinichi, während eine einzelne Schweißperle an seiner Stirn seitlich herunterlief.
 

Er wollte schon aufgeben und ihr irgendeine Geschichte auftischen, doch sah er nun wieder dieses eine Bild vor seinem inneren Auge, das Bild indem die Gestalt den Abzug drückte und Ais Leben beendete. Schlagartig überkam ihm eine furchtbare Traurigkeit und er ließ seinen Kopf hängen.

Haibara bemerkte sein Verhalten selbstverständlich, wodurch sie einen sanfteren und besorgten Ton anschlug.

„Shinichi was beschäftigt dich, bitte erzähl es mir.“ Keine Antwort von seiner Seite.

„Rede mit mir, was belastet dich so?“

Sie kam vorsichtig zwei Schritte auf ihn zu. Nun hob er seinen Blick und schaute ihr direkt in ihre grünblauen Augen.

„Ai, ich… ich habe gestern etwas gesehen, was auch in meinem Traum vorgekommen ist. Du weißt schon, diesen Traum, von dem ich dir erzählt habe, Irrtum ausgeschlossen.“
 

Das rotblonde Mädchen versuchte seine Worte einzuordnen, während er fortfuhr. Lag sie mit ihrer Vermutung also doch richtig.

„Nun plagt mich das ungute Gefühl, dass das alles eventuell doch kein Traum war. Allein der Gedanke… ich habe dir doch versprochen dich zu beschützen.“

Haibara dachte kurz über seine Worte nach.

„Du sagtest du hast etwas gesehen. Du meinst als wir beim Juwelier waren? Was könntest du da gesehen haben, was auf deinen Traum schlussfolgert?“

Shinichi hatte damit gerechnet, dass diese Frage kommt, er sah aber keinen Weg und Grund mehr es länger geheim zu halten.

„Es hatte nichts direkt mit DIESEM Traum zu tun.“, tastete er sich zögerlich vorwärts.

„Was ich dir bisher noch nicht gesagt habe ist, dass ich bereits davor einen Traum gehabt hatte und in dem sah ich ebenfalls dich, aber du warst dein altes Ich, du warst Shiho. Du saßt in einem Restaurant und trugst ein rotes Kleid und diese Kette, welche du im Schaufenster so bewundert hast.“

Er machte eine kurze Pause.
 

Ai war sehr überrascht und wirkte verwundert, hörte ihn aber aufmerksam zu.

„Ich hatte mein altes Ich zurück?“ Shinichi nickte zur Bestätigung.

„Ich habe keine Ahnung, warum du groß warst, vielleicht hast du den Prototypen genommen oder dir ist es gelungen das Gegenmittel fertigzustellen.“

„Wieso war ich in diesem Restaurant?“, fragte sie neugierig.

Shinichi zögerte. Er hätte sagen können er wüsste es nicht, aber er nahm all seinen Mut zusammen.

„Du warst dort mit mir. Ich hatte ebenfalls mein altes Ich zurück und wir… wir hatten eine Verabredung.“
 

Ai bekam daraufhin einen Rotschimmer.

Mit dieser Antwort hätte sie nie im Leben gerechnet. Sie würde lügen, wenn sie behaupten würde, sie hätte solche Träume noch nie gehabt. Wie oft hat sie sich innerlich gewünscht, zusammen mit Shinichi auszugehen, wie oft hatte sie sich schon sowas ausgemalt, doch wurde sie immer wieder in die Realität zurückgeholt und nun hatte er selbst so einen Traum, von dem er ausging, dass er Wirklichkeit werden könnte.

Sie hätte beinahe gelächelt, doch der Inhalt des anderen Traumes setzte ihrem kurzen Glücksgefühl ein jähes Ende.

Würde dieser Traum, mit ihr als Shiho, Wirklichkeit werden, was spricht dann noch dagegen, dass es bei dem anderen Traum nicht genauso läuft. Sie würde entführt und erschossen werden.

Außerdem schien Shinichi der Traum sichtlich unangenehm zu sein. Kein Wunder, was sollte er auch damit anfangen. Schließlich war sie nur eine gute Freundin für ihn, wie er selbst sagte.
 

Ihr Blick verdunkelte sich.

„Na siehst du? Du brauchst dir doch gar keine Sorgen zu machen. Dieser Traum ist doch der eindeutige Beweis dafür, dass nichts davon jemals Realität werden wird.“

Für sie war das alles fernab von allem Realistischen. Shinichi liebte Ran und hätte keinen Grund mit ihr auszugehen, warum auch, sie war das Monster, welches das Gift entwickelte, was sein Leben ruiniert hat und ihr würde es auch niemals gelingen ein dauerhaftes Gegenmittel herzustellen.

Sie wollte sich abwenden, doch Shinichi ergriff ihre Hand. Mehr als überrascht drehte sie ihren Kopf in seine Richtung und sah ihm in seine entschlossenen funkelnden blauen Augen.

„Sag sowas nicht, wie kommst du darauf, dass das niemals eintreten würde. Als ich dich dort an unserem Tisch sitzen sah, da schlug mein Herz plötzlich schneller und schneller. Du warst das bezauberndste Wesen, was ich je gesehen habe. Seitdem was an diesem Wochenende in der Höhle passiert ist, wusste ich das etwas zwischen uns anders war, als vorher und das schon seit längerer Zeit. Ich hatte ein vollkommen neues Gefühl in deiner Nähe. Anfangs war ich nicht in der Lage es zu deuten, aber mit der Zeit wurde es mir klar.“
 

„Was redest du denn da?“, sagte sie schon fast wütend und versuchte sich loszureißen, doch Shinichi hielt sie weiterhin fest.

„Ich kann keinen klaren Gedanken mehr fassen, ich muss nur noch an dich denken und daran das ich dich verlieren könnte. Bei diesem Gedanken kann ich nicht atmen und es würde mich fertig machen, wenn ich ohne dich sein müsste.“

Sein Blick wurde immer durchdringender und er hatte bereits jegliche Furcht davor verloren, seine Gefühle zu offenbaren.

„Du bedeutest mir etwas Ai. Ich empfinde viel mehr für dich als nur Freundschaft und ich war lang genug zu blind gewesen, um es zu erkennen und es ist mir egal ob du genauso fühlst oder ob diese Träume jetzt Realität werden oder nicht, ich werde nicht zulassen, dass dir etwas passiert. Niemals.“

„Shinichi.“, es verschlug Ai die Sprache, wie wusste nicht was sie antworten sollte.
 

Sie blickte auf seine Hand, welche ihre immer noch fest hielt. Als er das sah, löste er seinen Griff.

Nun drehte sich Ai zur Seite, sie traute sich nicht noch länger in seine wunderschönen Augen zu schauen. Mit leiser und zögerlicher Stimme sagte sie schließlich:

„Du machst da einen großen Fehler, du fühlst doch nicht wirklich etwas für mich. Ich habe dich damals nur gerettet, wie du mich auch schon so oft aus aussichtslosen Situationen gerettet hast. Du bist mir nur dankbar, mehr nicht. Zerstöre dein Leben nicht für mich, bitte tue das nicht Shinichi.“

Der letzte Teil klang mehr und mehr flehend.
 

Der junge Detektiv betrachtete sie im Abendlicht. Ihre rotblonden Haare, welche mit den gleichfarbigen Sonnenstrahlen einen eleganten Tanz vollführten, ihr Sommerkleid, welches in der leichten Brise sanft hin und her wehte und ihre zarte leuchtende Haut.

„Ai glaube mir, wenn… wenn ich dir sage, dass ich noch nie etwas so ernst gemeint habe in meinem Leben, wie meine letzten Worte zu dir und liebe nicht deine Taten und was du in der Höhle für mich getan hast, ich liebe DICH, als Person, deinen Charakter, deine kleinen Macken und wie viel wir gemeinsam haben was uns verbindet, einfach alles an dir.“

Erneut drehte sie sich zu ihm um, sie hatte Tränen in den Augen. Solche Worte hatte sie noch nie von ihm gehört, nicht einmal zu oder über Ran oder zu irgendeiner anderen Person. Er schien es wirklich ernst zu meinen.

Ist das hier ein Traum? Ai wollte sich kneifen um aufzuwachen, doch ihr Körper gehorchte ihr schon lange nicht mehr.

Mit unsicherer und wackeliger Stimme, spürbar bemüht ihre Tränen im Zaum zu halten, sagte sie:

„Du bist ein Meister auf deinem Fachgebiet, der Sherlock Holmes der Neuzeit, du kannst jeden noch so schwierigen Fall lösen und dennoch hast du in all der Zeit nie entschlüsseln können, dass ich dich liebe, seit du mich das erste Mal vor den Männern in Schwarz, damals im Haido City Hotel, gerettet hast.“

Nun liefen ihr doch die Tränen über die Wange.

„Ich liebe dich schon so lange, dass es mir wie ein ganzes Leben vorkommt.“, sie schluchzte und sank auf die Knie.

„Ich habe es bisher immer geheim gehalten und tief in meinem Herzen vergraben, weil ich nicht wollte, dass es dir oder Ran irgendwie schadet. Ich wollte euch nicht im Weg stehen."
 

Shinichi war sprachlos. Er kam sich blind vor, weil er seine Gefühle nicht deuten konnte, dabei war Ai bereits so lange in ihn verliebt und er hatte nie einen Verdacht geschöpft.

Wie oft hatte er über Ran, seine erste Liebe, mit ihr geredet?

Wie oft hat er sie mit Dingen konfrontiert, die ihr unangenehm gewesen sein mussten.

Der Detektiv kniete sich hinunter zu seiner Freundin und drückte sie an sich. Ai schlang dabei ihre Arme um ihn und weinte und weinte und weinte, jedoch waren es keine Tränen der Trauer, sondern Tränen der Freude.

Freude darüber, dass sie ihm alles gestanden hat, Freude darüber, dass seine Gefühle für sie echt waren und Freude darüber, dass sie in seinen Armen sein konnte.

Ihr Schicksal

Kapitel 15: Ihr Schicksal 
 

Hörbuch zur Fanfiktion: Kapitel 15: Ihr Schicksal
 

 

Shinichi und Ai befanden sich noch immer im Park des Beika-Bezirks. Die Sonne verlor so langsam ihren Kampf gegen die Nacht und eine kühle Brise erfasste die Beiden.

Nachdem Haibara sich wieder etwas beruhigt hatte, löste er die Umarmung, hielt sie aber immer noch fest, als befürchte er, sie könnte ihm entgleiten, durch den Wind fortgetragen und sodann auf immer verschwunden.

„Es tut mir leid Ai, einfach alles. Ich komm mir wie ein Dummkopf vor und kann bestimmt nicht ansatzweise nachvollziehen was du meinetwegen durchmachen musstest, doch wenn du wüsstest wie glücklich in gleichzeitig darüber bin, dass du genauso für mich empfindest.“ Er musste kurz lachen, was sowohl Glück, als auch Erleichterung wiederspiegelte.  

Haibara gab zwischen ihrem leisen Schluchzen ein fast unmerkliches Lachen von sich.

„Ich hatte nie meine Zweifel daran, dass du ein Dummkopf bist.“, murmelte sie belustigt.

Shinichi konnte ein leichtes Kichern nicht unterbinden. Er war froh, dass Ai auch jetzt noch ihren Sarkasmus nicht verloren zu haben schien. Fürsorglich wischte er ihr die Tränen aus dem Gesicht, worauf Haibara seinen Blick erwiderte, sich aber Zweifel in ihren Augen spiegelten.

„Doch was ist, wenn deine Träume wirklich etwas wie Vorsehungen waren und ich…“ Shinichi ließ sie jedoch nicht ausreden und legte eine Hand auf ihre Wange.

„Dann werde ich es verhindern, egal was es auch kostet.“

Ais Herz machte einen Freudensprung. 

Niemals hätte sie es für möglich gehalten, dass sie ihrem Lieblingsdetektiv so viel bedeutete. 

Sie hatte es in ihrem tiefsten Innern immer gehofft und nun wurde aus dieser Hoffnung endlich Wirklichkeit. Sie lächelte. Es war das süßeste und glücklichste Lächeln, welches der Geschrumpfte jemals bei ihr gesehen hatte. Ai nahm nun auch ihre Hand und legte diese über die von Shinichi an ihrer Wange und drückte sie ganz fest an sich. 
 

So saßen sie eine Weile da, auf der Wiese mitten im Park, die Sonne so gut wie hinter den Häusern der Stadt verschwunden, während die Laternen an den Wegesrändern zum Leben erwachten.

Ai sah den jungen Detektiv in die Augen und sah in ihnen das Funkeln ihrer eigenen. Sie errötete, als sie bemerkte, wie Shinichi ihrem Gesicht langsam immer näher kam.

Es würde passieren, hier und jetzt würden ihre größten Sehnsüchte in Erfüllung gehen. Sie konnte es noch gar nicht fassen, dabei hatte sie noch so viele Fragen. Zwischen ihrem Glück schwammen auch immer noch Gefühle der Unsicherheit, ob das alles richtig sei was sie hier taten und das Ablegen ihrer Rüstung nicht zwangsläufig darin endet, dass sie verletzt wird, aber momentan spielte das keine Rolle für das rotblonde Mädchen. Dieser Augenblick sollte ihnen gehören. Vielleicht würde sie diese Entscheidung eines Tages bereuen, doch musste sie einfach wissen, wie es sich anfühlt geliebt zu werden.

Beide schlossen ihre Augen.

Sie konnten den Atem und die Wärme des jeweils anderen auf ihrer Haut spüren, bevor sich ihre Lippen zärtlich berührten. 

Wie lange hatte sich Ai dies herbeigesehnt. Sie hätte nie im Leben geglaubt, dieses Gefühl jemals verspüren zu können. Es war ein langer und inniger Kuss. Ein Augenblick, den jeder Maler sofort in einem Bild verewigt hätte, denn es fühlte sich so an, als ob die Zeit stehengeblieben wäre.
 

 

Am Abend lag Shinichi mit einem breiten Grinsen im Bett. Er war so überglücklich, dass sein Gesicht einfach das machte, was es wollte, aber das war ihm egal. Er hatte Ai seine Liebe gestanden und sie hat sie erwidert und das allerbeste nicht zu vergessen, sie haben sich geküsst. Ein Gefühl was unbeschreiblich war. Er spürte immer noch ihre weichen Lippen auf seinen und er konnte sie sogar noch schmecken, so süß wie sie waren.

Der junge Detektiv schwebte förmlich auf Wolke sieben, vollgepumpt mit Endorphinen, welche die Schmetterlinge in seinem Bauch wild umherwirbelten.  

Sie hatten den gesamten Abend noch zu zweit verbracht bis die Nacht über sie herein brach. Selbst als es langsam immer kälter wurde.

Er zog seine Jacke aus und legte sie Ai über die Schultern, woraufhin sie an ihn ran gerückt war und ihren Kopf auf seine Schulter gelegt hatte.

Beiden genossen einfach nur die Zeit zusammen, dennoch waren sie sich unsicher, wie es denn nun weitergehen sollte. Ihre Gefühle zueinander waren absolutes Neuland für die Beiden.
 

Sie beschlossen daher vorerst, ihre Gefühle für sich zu behalten und sich ansonsten, vor den anderen, ganz normal zu verhalten, so wie immer halt. Das hatte zum anderen auch den Grund, weil sie Personen, wie Ayumi oder Mitsuhiko nicht verletzen und auch unnötige Fragen und Blicke vermeiden wollten. Sie wollten sich erst selbst daran gewöhnen, bevor es andere tun würden.

Die jedoch größte Herausforderung, welcher sich die frisch Verliebten zu stellen hatten, hörte auf den Namen Ran. Allein wegen ihr, plagten im Nachhinein Ai immense Schuldgefühle. Dachte sie doch immer er hätte nur Augen für sie und dass bis ans Ende aller Tage.

Sie hatten ausgiebig darüber gesprochen und überlegt, wie sie es am besten klären könnten. Shinichi wollte nicht, dass Ran noch länger auf ihn wartet und der Geschrumpfte wollte das auf keinen Fall am Telefon klären, dass könnte er ihr einfach nicht antun, dafür bedeutete sie ihm immer noch zu viel.

Diese Angelegenheit wollte er Angesicht zu Angesicht mit ihr besprechen. Ran würde stets seine allererste Liebe sein, aber das Leben ging weiter. Doch ohne funktionierenden Prototypen wusste er leider nicht, wie genau er das bewerkstelligen sollte, doch war er sich sicher, ihm würde bald etwas einfallen.  
 

Er drehte sich auf die Seite und schloss die Augen, nur um sie kurze Zeit später wieder aufzureißen. 

Mist, dass hatte er ja vollkommen vergessen.

Shinichi griff zu seinem Handy und scrollte die neuesten Nachrichten durch, er suchte einen bestimmten Artikel. Nach einem kurzen Moment wurde er schließlich auch fündig. 

Hier steht es ja, die Japan Finance Bank hat heute Abend bei einer Pressekonferenz bekannt gegeben, dass sie einen neuen Investor und Mitbesitzer an Bord geholt haben, welche sie in eine sichere und stabilere Ära führen soll. Besondere Bekanntheit hat er jedoch erst vor kurzem erlangt, als Inhaber des Pharmakonzerns Nishi-Biogen-Industries und der DHFI (Division for Health, Fitness and Immunity), Kanae Nishimura. 
 

Shinichi starrte auf den Namen. Das konnte doch unmöglich bloß ein Zufall sein. Dem jungen Detektiv war das sehr suspekt. Steht Nishimura also in Verbindung zur schwarzen Organisation?

Shinichi warf einen Blick auf seinen Kalender. In zwei Tagen ist die Veranstaltung von Herrn Nishimura in seinem Anwesen, welche ihm nun sehr zugute kam. Vor Ort könnte er sich genauer umsehen und eventuell würde es ihm sogar gelingen etwas von Nishimura persönlich in Erfahrung zu bringen.

Doch er musste große Vorsicht walten lassen. Wenn die Männer in Schwarz Kontakt zum neuen Mitinhaber der Japan Finance Bank haben, dürfte seine geplanten Untersuchungen nicht ungefährlich werden, doch bis es soweit ist würde er versuchen auf allen anderen ihn möglichen Wegen, weitere Informationen zu sammeln.

Damit schloss er die Seite auf seinem Handy und legte es neben sich auf den Nachttisch, bevor er seine Augen erneut zu machte.

Auch Haibara legte sich, zur selben Zeit, in ihr Bett und schloss die Augen. Es ist doch mehr passiert an diesem Tag, als sie jemals vermutet hätte und obwohl sie aktuell so glücklich, wie seit langem nicht mehr war, verhinderte dies nicht, dass sie einen Traum erleben sollte, wie sie ihn bisher noch nie geträumt hatte.
 


 

Ai sah sich um. Es war dunkel und sie konnte nichts erkennen. Sie wusste nicht wo sie war und wie sie dorthin gekommen ist. Mit der Zeit fühlte es sich jedoch so an, als würden sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnen, da langsam immer mehr um sie herum für sie sichtbar wurde. 
 

Sie erschrak, als sie die Situation erkannte. Sie befand sich in einem Lagerraum im Keller eines Hauses. Es war genau derselbe Ort, den ihr Shinichi im Detail beschrieben hatte. Ai saß auf einem unbequemen Holzstuhl und war mit beiden Händen und Füßen an diesen fixiert. In ihr kroch die nackte Panik hoch. Sie hatte Angst und wollte weg, konnte aber nicht. Sie wollte um Hilfe schreien, doch war sie geknebelt und war deshalb nicht in der Lage auch nur einen Mucks von sich zu geben. Es war genauso wie Shinichi es ihr erzählt hatte, nur war sie nun mittendrin. 
 

Sie versuchte einen kühlen Kopf zu bewahren, um sich eine Möglichkeit einfallen zu lassen, wie sie sich befreien könnte. Haibara hatte jedoch nicht genug Zeit über ihre Lage nachzudenken, da sie nun eine Stimme vernahm, welche ihr Blut in den Adern gefrieren ließ. Eine Stimme, so gefühlslos und kalt, wie es sie nur einmal auf dieser Welt gab. 
 

„Ich würde ja gerne sagen, dass du dich kaum verändert hast Sherry, doch es hat mir den Anschein als würde dies nicht zutreffen. Du hast dich sogar sehr verändert Shiho oder sollte ich dich jetzt lieber Ai Haibara nennen.“ Ai war starr vor Entsetzen, es fühlte sich so an, als würde sie keine Luft mehr bekommen. Mit ängstlich geweiteten Augen, vernahm sie nun Schritte, welche sich langsam ihr immer mehr näherten. Es dauerte nicht lange, bis eine große Gestalt in Schwarz mit teuflisch breitem Grinsen und langem blonden Haar aus der Dunkelheit des Raumes trat und sich vor ihr stellte. 
 

„Meine kleine Sherry, ich habe dich so vermisst.“ Mit einem beängstigen Lächeln schaute Gin auf die geschrumpfte Shiho hinunter. 
 

Er streckte langsam seine rechte Hand nach ihr aus. Ai rüttelte auf dem Stuhl hin und her und versuchte indem sie ihren Kopf nach hinten legte, der Berührung durch Gin zu entgehen, doch das brachte ihr nichts. Er griff sich ein Ende des Klebebands, welches auf Haibaras Mund lag und zog dieses langsam ab. Nachdem er damit fertig war, legte er einen Finger an seine Lippen.
 

Obwohl Ai nun die Möglichkeit hätte zu schreien, wagte sie es nicht, auch nur einen Laut von sich zu geben. Die Anwesenheit von Gin machte sie vollkommen handlungsunfähig. Als er merkte wie sprachlos sie war, lachte er amüsiert. „Immer noch so gerissen, wie eh und je. Es ist schlau von dir nicht nach Hilfe zu rufen, mal ganz davon abgesehen, dass es dir nicht das Geringste bringen würde.“ Gin kniete sich hin, sodass er mit seinen eiskalten mordlustigen Augen mit denen von Ai auf einer Höhe war. 
 

„Lass mich dich ansehen.“ Mit einem kraftvollen Griff, packte er Ais Kinn und drehte ihren Kopf leicht nach allen Seiten. „Faszinierend, wie du es geschafft hast etwas zu entwickeln, was den menschlichen Körper so perfekt schrumpfen lässt.“ Er ließ sie wieder los. „Du hast uns eine ganze Weile ganz schön an der Nase herumgeführt Sherry. Doch nun wird doch so einiges klar, vor allem was deinen Playboy angeht.“ 
 

Ai wusste sofort wen er meinen muss. Gin schnipste mit den Fingern und zwei weitere Gestalten traten aus der Dunkelheit hervor, wobei die Erste ein Mann mit kräftiger Statur zu sein schien und die Zweite ein Kind, welches von dem Mann, am Kragen in der Luft, gehalten wurde. Ein erneuter Schock durchzog Haibaras Körper, als Wodka den angeschlagenen Shinichi, in Kindergestalt, vor sie auf den Boden warf. 
 

„Wer hätte gedacht, dass auch der Oberschülerdetektiv Shinichi Kudo das APTX-4869 überlebt und ebenfalls schrumpft und das sogar vor dir.“ Gin sah mit einem verächtlichen Blick auf den schwarzhaarigen Jungen hinab und drückte mit einem Fuß auf dessen verletzten Körper, welcher überall blaue Flecke und Blutspuren hatte. Shinichi stöhnte vor Schmerzen.
 

„Hör auf damit, lass ihn in Ruhe.“, fuhr in Ai wutentbrannt an. Gin hielt inne und starrte zur ihr hinüber. „Du willst mir sagen, was ich zu tun oder zu lassen habe? Für wen hältst du dich eigentlich.“ Mit einer schnellen Bewegung schlug er ihr ins Gesicht. Ein stechender Schmerz durchzog Ais Wange, welche fürchterlich anfing zu brennen. Gin schnaubte wütend.
 

„Du bist nur eine kleine miese Verräterin, welche uns vorgespielt hat das Gift hätte ihn und dich getötet, dabei kanntest du ihn damals nicht einmal und dennoch bist du das Risiko eingegangen. Du hättest es so weit bringen können Sherry, an meiner Seite, zusammen.“
 

Keuchend sah sie ihn mit einem hasserfüllten Blick an. „Ich wollte nie etwas von dir und das konntest du nicht verkraften nicht wahr? Ich habe die Organisation schon immer verabscheut und war stets nur um das wohl von Akemi besorgt.“ Gin lächelte nun wieder finster. „Ach ja, deine Schwester, keine Sorge du wirst ihr schon bald Gesellschaft leisten. Ich bin nämlich fertig mit dir, doch bevor ich dich erlöse, werde ich mich noch um deinen Helden in schimmernder Rüstung kümmern.“ Während er dies sagte zückte er eine Pistole aus seinem Mantel. 
 

„Warte nein, bitte tu das nicht. Er hat doch gar nichts damit zu tun, du willst doch mich, also erledige mich.“, flehte Ai ihn an, wobei sie wusste, dass sie damit nichts erreichen würde. Gin grinste nur amüsiert und lud seine Waffe, um sie anschließend auf den am Boden liegenden Shinichi zu richten. 
 

Ai rannten die Tränen die Wange hinunter. Nun war es aus, nun würde sie die Person, die ihr am meisten bedeutete und die sie über alles liebte getötet werden und daran war nur sie ganz allein schuld. Wieso ist sie damals, in dem Keller, nicht einfach an dem Gift gestorben, dann hätte sie ihn nie kennengelernt und er wäre in Sicherheit. 
 

„Bitte… bitte töte MICH, töte MICH.“, flehte sie vollkommen entkräftet. Doch plötzlich erschien ein helles Licht über ihnen. Alle Anwesenden schauten überrascht in das reisende Licht, bevor sich die Szene vor ihren Augen veränderte. 
 

Auf einmal war sie nicht mehr in dem Lagerraum und auch nicht mehr gefesselt. Sie rieb sich die Augen und versuchte wieder klar zu sehen. Ai lag auf einem Bett in einem großen Schlafzimmer. Aus irgendeinem Grund, kam ihr dieser Ort vertraut vor, sie wusste jedoch nicht woher. 
 

Haibara sah an sich hinunter und erschrak. Ihr Körper war nicht der eines 7-jährigen Mädchens, sondern der einer erwachsenen Frau, sie hatte ihr altes Ich zurück. Mehr als verwundert sah sie sich um und wollte schon aufstehen, als sie merkte, dass sie überhaupt nichts anhatte. Das hat sie beim ersten Blick an sich hinunter, durch ihre Verwunderung gar nicht wahrgenommen. Nun lief sie rot an und wusste nicht genau, was sie nun tun sollte. 
 

Sogleich öffnete sich die Tür des Schlafzimmers und ein gut gelaunter ausgewachsener Shinichi Kudo kam mit einem Frühstückstablett in das Zimmer. „Guten Morgen mein Schatz.“, begrüßte er die verdutzte rotblonde Frau, welcher die Situation sofort peinlich war, da sie, wie gesagt, splitterfasernackt im Bett lag.
 

Shiho richtete sich vorsichtig auf, dabei hielt sie sich die Decke vor ihren Oberkörper. Shinichi kam näher und stellte das Frühstück, welches dem Anschein nach für sie bestimmt war, behutsam auf das Bett. Anschließend setzte er sich auf die Bettkante und gab ihr einen liebevollen „Gute-Morgen-Kuss“, welcher Shihos Herz schneller schlugen ließ. „Ich habe dir Frühstück gemacht, ich hoffe es schmeckt dir.“, er sah richtig stolz auf das, was er ihr da gezaubert hatte. Es sah wirklich alles unglaublich lecker aus, wodurch sich auch Shihos Magen meldete, sie hatte tatsächlich einen Bärenhunger.
 

„Danke, das ist wirklich lieb von dir.“, entgegnete sie verlegen mit einer leichten Röte auf ihren Wangen.  Der Oberschüler grinste breit, bevor er sich aufrichtete und Richtung Kleiderschrank ging. „Das ist doch das Mindeste, nach letzter Nacht. Du hast Recht behalten, es war wirklich unglaublich schön und ich bereue nichts.“ Shiho verschluckte sich nach seinem Satz an einem Stück Pfannkuchen. Shinichi sah sie fragend an. „Alles in Ordnung?“
 

Sie lachte peinlich berührt. „Jaja, es ist nichts, alles super.“ Haben sie etwa? Shiho wurde nun so rot wie eine Tomate. Das würde erklären, wieso sie nichts anhatte. Ihr Herz schlug ihr daraufhin bis zum Hals und ein warmes Kribbeln überzog ihren ganzen Körper, es war ein unglaublich schönes Gefühl. Allein seine Nähe war berauschend.
 

Schließlich kam er vom Kleiderschrank zurück und legte ihr einige Anziehsachen aufs Bett. „Hier bitte, sobald du fertig gefrühstückt hast kannst du duschen und dich anziehen, wir haben heute ja noch einiges vor.“ Voller Vorfreude lächelte er sie an. „Ach und bevor ich es vergesse…“, er fischte etwas aus seiner Hosentasche und legte Shiho eine Kette um den Hals, „…mein Herz, welches auf immer dir gehört.“
 

Sie schaute erstaunt auf die Kette und ihr Herz machte einen Satz. Es war die Kette aus dem Juweliergeschäft, von der Shinichi aus seinem Traum erzählt hatte. Es war also wirklich wahr? Sie strahlte übers ganze Gesicht. Shiho blickte zu ihrem Freund und nahm sein Gesicht in ihre Hände. „Was würde ich nur ohne dich tun?“, mit diesen Worten presste sie voller Leidenschaft ihre Lippen auf seine. Er erwiderte ihren Kuss ohne zu zögern, was sie nur noch glücklicher machte. Gin und der Rest der Organisation kann ihr nichts anhaben, solange ihr Beschützer, ihre große Liebe, bei ihr ist, davon war sie inzwischen fest überzeugt. 
 

Als sie sich wieder voneinander lösten, flüsterte sie ihm noch zärtlich ins Ohr: „Ich liebe dich Shinichi.“ Er lächelte und tat es ihr gleich. „Und ich liebe dich, mein Schatz.“, woraufhin er sie umarmte und ganz fest an sich drückte. Die Beiden saßen nun eng umschlungen auf dem Bett und Shiho hätte sich gewünscht, ihm noch näher und näher zu sein, auf das sie mit einander verschmelzen mögen um für immer zusammen zu sein.
 

 

So süß und wohltuend das Ende des Traumes auch für sie war, änderte das nichts an dem furchtbaren und erschreckenden Anfang, den dieser genommen hatte.

Haibara schreckte hoch, als ihr Wecker sie in die Realität zurückholte. Irritiert sah sie sich um, als würde sie ihr eigenes Zimmer nicht wiedererkennen.

Sie ertappte sich selbst dabei, wie sie gehofft hatte bei Shinichi Zuhause aufzuwachen, um dasselbe Erlebnis aus ihrem Traum noch einmal zu durchleben. Gleichermaßen ließ es sie erzittern, als sie sich an den seelenlosen Blick von Gin zurückerinnerte. Ai lief ein kalter Schauer über den Rücken. Die Berührungen dieses Verbrechers lösten einen regelrechten Ekel bei ihr aus, wodurch sie sich schütteln musste.

Sie konnte nun ungefähr nachvollziehen, was Shinichi bei seinen Träumen durchgemacht haben muss. Sie wirkten auf unerklärliche Weise so unglaublich real.

Die Stimme des Professors riss sie aus ihren Gedanken, welche ihr sagte, sie würde zu spät zur Schule kommen. Sie schüttelte ihren Kopf, wie um wieder zu klarem Verstand zu gelangen, bevor sie sich mit einem elanvollen Schwung aus ihrem Bett beförderte.

„Ich bin schon so gut wie fertig.“, rief sie hinunter.
 

Die nächsten zwei Tage vergingen wie im Flug. 

Ai und Shinichi verstanden sich besser als jemals zuvor, da sie sich jetzt auch näher waren als jemals zuvor. Einmal brachte Ai auch ihre Katze mit in die Schule, welche sofort der Liebling der Klasse wurde. Sie log allerdings, als es darum ging, wer ihr die Katze geschenkt hatte. Ai lächelte Shinichi an, sagte jedoch, dass es der Professor war, welcher ihr eine Freude machen wollte.

Die Detective Boys waren hin und weg von dieser Idee und schlugen das Kätzchen sofort als Maskottchen ihres Klubs vor. 

Zwar war das nicht Shinichis Intention dahinter gewesen, doch wurde er mit vier gegen eine Stimme deutlich überboten.  
 

Shinichi und Ai verbrachten seit langem, mal wieder einen gemeinsamen Nachmittag mit ihren drei Grundschulfreunden. 

Sie genossen das herrliche Wetter, schlenderten durch die Mall, ließen ihre Füße im kühlen Nass des Stadtparkteiches treiben und schleckten zum Abend hin noch gemeinsam ein Eis. 

Es war in wirklich herrlicher Tag gewesen und vor allem Ai war wie ausgetauscht. Sie hatte soviel gelacht und die anderen sogar mit ihrer Fröhlichkeit angesteckt, dass sich die Detective Boys schon fragten, ob das wirklich ihre Freundin Haibara da neben ihnen war. 
 

Als sich Ai und Shinichi abends von ihren Freunden verabschiedeten und noch gemeinsam zum Haus des Professors gingen, setzten sie sich draußen in den Garten und sahen sich den Sonnenuntergang zusammen an. 

Dabei dauerte es auch nicht lange, bis ihre Hände sich langsam näher kamen und sich berührten. 

Beiden huschte ein Lächeln über die Lippen, während sie Händchen haltend dem Ende des Tages entgegensahen. 

Alles war einfach nur perfekt, die Welt schien in Ordnung zu sein und Shinichi hätte sogar fast seine Träume vergessen, doch wusste er nur zu gut, was für ein Tag morgen war. 

Morgen würden sie zu Kanaes Anwesen fahren und dort würden sie vielleicht sogar, wenn sich Shinichi Vermutung bestätigt, auf Mitglieder der Organisation treffen. Doch eins war klar, er wollte vor ihrem Schicksal nicht davonlaufen und er musste die Hintergründe dieser ungeklärten Morde aufdecken, koste es was es wolle. 
 

 

Währenddessen, es war bereits dunkel geworden, stand in einer großen Villa außerhalb der Stadt, ein Mann mit ordentlicher Statur, kurzem Haar und Maßanzug an einem großen Fenster seines Büros und schaute hinaus zu den Lichtern der Millionenmetropole. In der Hand hielt er ein Glas Branntwein, von dem er hin und wieder genüsslich einen Schluck nahm. 

Einen Moment später kam eine Frau mit Klembrett in den Raum, vom Aussehen her, seine Sekretärin. Sie blieb kurz hinter der Tür stehen und verbeugte sich förmlich. 

„Sir, es ist alles für morgen vorbereitet, so wie sie es gewünscht haben. Jeder vom Personal wurde über seine morgigen Aufgaben in Kenntnis gesetzt. Ich weiß doch, wie sehr sie Perfektion zu schätzen wissen.“

Der Mann lächelte zufrieden, bevor er sich noch einen Schluck von seinem Getränk genehmigte. 

„Perfekt, ich schätze das war es für heute Frau Watsuki. Wir sehen uns dann morgen in aller Früh.“ 

„Wie sie wünschen.“, mit diesen Worten verbeugte sie sich erneut, bevor sie den Raum wieder verließ, dabei blickte der Mann weiterhin hinaus in die Nacht. 

„Morgen wird ein großer Tag werden und wird gleichzeitig auch dein letzter sein, Sherry.“

Der große Tag

Kapitel 16: Der große Tag
 

Hörbuch zur Fanfiktion: Kapitel 16: Der große Tag
 

Am nächsten Morgen war der große Tag angebrochen und nach der Schule würde Shinichi zusammen mit den Moris, dem Professor und Ai, sich aufmachen zu dem Anwesen von Kanae Nishimura.

Der Unterricht war schnell vorbei und es dauerte nicht lange, bis das Läuten der Schulglocke auch die letzte Unterrichtsstunde für diesen Tag verkündete. Alle Kinder packten ihre Sachen zusammen und verließen eilig das Klassenzimmer.

Ai und Shinichi gingen gleichzeitig durch die Tür hinaus auf den Flur, wobei Haibara bewusst, aber unauffällig für den Rest ihrer Klassenkameraden, Shinichis Hand mit der ihren kurz zärtlich streifte. Dies bemerkte er natürlich und schaute zu dem rotblonden Mädchen neben sich, welche ihm ein bezauberndes Lächeln zu warf, bevor sie weiterging.

Der junge Detektiv blieb stehen und musste ebenfalls schmunzeln, dabei sah er seiner Freundin verträumt nach, wie sie bereits den Flur entlang vorrausging.

Sie sah wieder so gut aus wie immer. Heute trug sie helle Shorts und eine rosa Bluse. Früher hat Shinichi nie so richtig auf solche Dinge geachtet, aber inzwischen war das was anderes. Es war ein tolles Gefühl, wenn er mit ihr zusammen war, sie selbst wirkte auch für glücklicher als vorher und gerade solche kleinen Gesten der Zärtlichkeit und ihrer Liebe, wie vorhin, versüßte Shinichi so manchen Moment, indem sie zwar beisammen waren, aber ihre Beziehung nicht offen zeigen konnten.

Umso mehr freute er sich nachher, auf den kleinen Abstecher zur Villa Agasa, wo sie noch etwas Zeit für sich hatten, bevor sie sich für die Veranstaltung heute fertig machen mussten.
 

So trafen sich die Detective Boys, wie eigentlich fast immer nach der Schule, am Eingang der Lehranstalt, um gemeinsam den Weg nach Hause anzutreten. Während des Marsches von der Schule aus, redeten die Freunde über verschiedene Dinge.

„Habt ihr heute im Chemieunterricht eigentlich irgendein ein Wort verstanden, also ich nicht.“, stöhnte Genta, welcher sich gleichzeitig den Bauch hielt, da er mal wieder Hunger hatte. Shinichi grinste schief.

„Tja Genta, Chemie scheint halt nicht deine Stärke zu sein, sondern eher das Essen.“, scherzte der junge Detektiv. „Hey, was soll das denn heißen, nur weil ich nicht so ein Streber bin, wie manch andere Leute.“, äußerte sich Genta beleidigt und sah Conan mit zusammengekniffenen Augen an.

„War doch nur Spaß Großer.“, lachte Shinichi, während er seine Arme verteidigend vor sich hielt. Ai welche neben ihm lief schmunzelte stumm.

„Ich finde es aber echt schade, dass wir nicht mit euch und dem Professor zu dieser Veranstaltung fahren können. Dieser Nishimura scheint ziemlich vermögend zu sein.“, wechselte Mitsuhiko das Thema. Ayumi nickte bestätigend. „Und der Professor hat gesagt, er hat eine ganz große Villa, welche ihm ganz alleine gehört.“
 

Wenn sie erstmal erwachsen ist und dann hoffentlich mit Conan verheiratet, wollte sie auch in einem großen schönen Haus leben. Bei diesem Gedanken wurde das kleine Mädchen leicht rot.

Shinichi hingegen war froh, dass die drei nicht dabei sein würden. Ich war sich noch nicht hundertprozentig sicher, dafür fehlten ihn noch die nötigen Beweise, aber er vermutete das dieser Nishimura womöglich Verbindungen zur Organisation haben könnte. Das dieser Mitbesitzer der Bank wurde, nachdem die Männer in Schwarz zwei wichtige Chefs der Bank erledigt hatten, war für ihn unmöglich reiner Zufall. Falls wirklich mehr dahinterstecken sollte, ist es besser, wenn er sich keine Sorgen um seine kleinen Freunde machen muss.

„Wir können euch ja alles Wichtige erzählen, wenn wir wieder zurück sind, aber bestimmt wird diese ganze Veranstaltung einfach nur trocken und langweilig.“, versuchte er das Interesse der drei etwas zu senken, was zu funktionieren schien.

„Ja womöglich hast du da recht.“, sagte nun Ayumi und schaute etwas traurig drein, jedoch nicht, weil sie nicht mitkommen konnte, sondern vielmehr, weil Conan zusammen mit Ai und nur mit Ai dort sein würde.

Außerdem sah sie ihrem Schwarm in die Augen, welche zurzeit nur auf Haibara gerichtet waren und nicht eine Sekunde von ihrer Freundin abließen. Sie hatte sich bereits des Öfteren Mut zugesprochen und versucht die beiden auf ihre Vermutungen hin, sie seien ein Paar, anzusprechen, doch nie ergab sich ein guter Zeitpunkt, besonders nicht, wenn Genta und Mitsuhiko mit von der Partie waren.
 

Schließlich erreichten sie den Straßenabzweig, an denen sich ihre Wege trennten. Ai und Shinichi verabschiedeten sich und gingen zusammen Richtung Villa Agasa.

Was sie jedoch nicht bemerkten war, dass Ayumi, ihm Gegensatz zu Genta und Mitsuhiko, keineswegs den Weg nach Hause eingeschlagen hat, sondern den Entschluss gefasst hat, den beiden bis zum Haus des Professors zu folgen, um eventuell Beweise für ihre Theorie zu sammeln, bevor sie die beiden damit konfrontieren würde.
 

Unterwegs erzählte Shinichi Ai von seinem Verdacht Nishimura könnte mit der Organisation unter einer Decke stecken, da dieser durch die Morde an den Bankchefs als einziger profitiert hat.

Haibara gefiel diese Erkenntnis ganz und gar nicht.

„Kudo, bist du dir sicher, dass die Organisation da ihre Finger im Spiel hat?“

Er nickte entschlossen. „Ich habe da keinen Zweifel, dass muss alles zu einem größeren Plan der Männer in Schwarz gehören. Bisher kann ich nur spekulieren was ihr eigentliches Ziel ist, aber wenn ich richtig liege, könnten wir heute bei dieser Veranstaltung wertvolle Erkenntnisse darüber in Erfahrung bringen.“

Ai hielt sich eine Hand an ihr Kinn und begann zu grübeln. Shinichi liebte diesen nachdenklichen Blick von ihr. Sie wirkte dann immer selbst wie ein Detektiv, auch wenn sie das niemals zugeben würde, weswegen er diesen Vergleich auch lieber für sich behielt.
 

„Wenn du Recht haben solltest, würden wir uns in große Gefahr begeben. Was wenn die Organisation heute dort zufällig aufkreuzt?“

„Umso besser, desto mehr Gewissheit habe ich dann, aber ich bezweifle das Gin oder sonst jemand dort auftauchen wird. Zu dieser Veranstaltung sind dutzende Leute von außerhalb eingeladen worden, dass wäre zu viel Trubel für sie. Vor allem, wenn sie die Möglichkeit hätten sich jeder Zeit mit ihm zu treffen und dabei auch noch den Treffpunkt selbst bestimmen zu können.“

„Da hast du wahrscheinlich recht, wir sollten dennoch wachsam bleiben, denk schließlich an unseren Traum.“

„Unseren Traum? Du meinst doch sicherlich meinen Traum oder?“, fragte Shinichi etwas verwirrt nach.

Ai schüttelte den Kopf und erzählte ihm von der einen Nacht, selbstverständlich nur den ersten Teil davon, da der zweite ihr zu peinlich war, trotz der Tatsache, dass die Beiden sich ihre Gefühle gestanden haben.
 

„Dieser Traum hat durchaus Ähnlichkeiten mit meinem, unterschiedet sich jedoch in vielerlei Hinsicht, allein die Tatsache das ich persönlich vor Ort und diesmal derjenige war, der von einer Waffe bedroht wurde und nicht du. Und du sagtest es war Gin, welcher dich gefangen genommen hatte?“

Wieder nickte das rotblonde Mädchen.

„Kein Zweifel, er war es und er war kurz davor abzudrücken, als plötzlich der… ich meine als ich aufwachte.“ Fast hätte sie sich verplappert.

Shinichi grübelte weiter. „Und sonst hast du wirklich nichts weiter geträumt?“, hakte der junge Detektiv nach, woraufhin sein Gegenüber einen Rotschimmer bekam, welcher nicht zu übersehen war.

„Äh nein, sonst nichts weiter.“, log sie verlegen.

„Weißt du was ich glaube.“ Shinichi kam mit seinem Gesicht immer näher an das von Haibara heran, wodurch sie nur noch mehr errötete. Hatte er bereits durchschaut, dass sie mehr von ihm geträumt hat, als sie zugab?

Er war nun kaum mehr als eine Faustbreite von ihrem Gesicht entfernt. Ihr Herz begann vor Nervosität zu rasen und nicht nur ihres.

In sicherer Entfernung erging es Ayumi nicht anders. Er würde sie bestimmt gleich küssen, dachte sie bestürzt mit aufkommenden Tränen in den Augen. Ai rührte sich währenddessen die ganze Zeit über nicht, in der Shinichi direkt vor ihr war, wagte es nicht einmal zu atmen, da sie befürchtete, jede noch so kleine Bewegung könnte sie irgendwie verraten.
 

„Ich glaaaauuube… du machst dir einfach nur Sorgen um mich, weswegen du nun einen ähnlichen Traum hattest.“, kam es aus seinen Mund und ein hämisches Grinsen folgte diesen.

„Na, habe ich recht?“, stichelte er weiter.

Mit so etwas Banalem, hatte Ai nun wirklich nicht gerechnet. Sie funkelte ihn daraufhin böse an und gab ihm einen Stoß gegen die Schulter.

„Idiot.“, schmollte sie, mit immer noch hochroten Kopf. „Selbstverständlich habe ich mir Sorgen gemacht.“, flüsterte Ai nun, während sie verlegen zu Boden sah.

„Ich dachte zu dem Zeitpunkt, ich würde dich für immer verlieren.“

Shinichi rieb sich kurz die Schulter, wo er den Stoß, für seine kleine Aktion, abbekommen hatte und sah seine Freundin dabei an.

„Hey Ai.“ Er legte seinen Zeigefinger unter ihr Kinn um ihren Blick, wieder auf ihn zu richten.

„Ich finde es wirklich süß, wie du dir Sorgen um mich machst.“, wieder grinste er sie an. „Damit weiß ich, dass ich dir nicht vollkommen egal bin.“ Wieder konnte er sich einen spöttischen Unterton nicht verkneifen.
 

Ai hob eine Augenbraue und gleichzeitig auch ihre Faust.

„Willst du, dass ich dir nochmal zeige, wie viel du mir bedeutest, mein Meisterdetektiv.“ Auch sie hatte nun ein breites Grinsen aufgesetzt.

Shinichi hielt schützend seine Arme vor sich. „Nein, lass mal gut sein, dass glaube ich dir auch so.“

Mit diesen Worten nahm er sie liebevoll an der Hand, was Haibara, nach kurzer Verwunderung, ein Lächeln auf die Lippen zauberte. So gingen die Zwei den restlichen Weg Hand in Hand und konnten sich zum ersten Mal an diesem Tag, wie ein richtiges Paar fühlen.

„Und merkt dir eins, dass ich mir Sorgen um dich mache, ist alles andere als süß.“, gab Ai trotzig von sich, wobei sie ihre Nasenspitze in die Höhe streckte.

Shinichi lächelte daraufhin nur und kam ihr wieder etwas näher. „Ein klein bisschen schon.“, flüsterte er ihr ins Ohr, bevor sie einen Kuss auf die Wange bekam.
 

Was sie natürlich, zu diesem Zeitpunkt, nicht ahnten war, dass Ayumi alles mit angesehen hatte und nun, nachdem sie ihr Versteck verlassen hatte, ihnen enttäuscht nachsah.

Sie hatte also recht. Das Händchen halten und der Kuss auf die Wange Ais, waren Beweis genug für sie. Die Beiden führten tatsächlich eine heimliche Beziehung und das obwohl Ai ihr versprochen hatte, dass sie für Conan nichts empfinden würde. Schluchzend wischte sich das kleine Mädchen die Tränen aus den Augen und kehrte dem Liebespaar den Rücken zu.
 

Dieses war in der Zwischenzeit beim Professor angekommen.

Kaum das sie durch die Tür kamen, wurden sie auch schon von Ais Kätzchen begrüßt. Haibara kniete sich hin und streichelte ihrem Haustier liebevoll über den Rücken, welches sie mit einem zuneigungsvollen Schnurren und Mauzen belohnt bekam.

Shinichi musterte die Katze und erblickte ein neues Halsband, worauf ein Name eingraviert zu sein schien. Er kniete sich ebenfalls hin um die Schriftzeichen erkennen zu können.

„Nara“, las der Geschrumpfte laut vor und lächelte.

„Du hast dich also endlich für einen Namen entschieden.“, er sah seiner Freundin in die Augen. Diese erwiderte sein Lächeln.

„Ja habe ich, ihr Name bedeutet so viel wie >das Liebste<, wobei sie ihrem Detektiv einen Kuss auf die Wange drückte. „So erinnere ich mich immer daran, dass ich sie von dir bekommen habe, du, der mir das Liebste auf der Welt ist.“

Der Geschrumpfte wurde knallrot. So etwas Liebevolles hatte Ai zu ihm noch nie gesagt.
 

Schließlich machte es sich Shinichi auf der Couch im Wohnzimmer bequem, während Ai ihnen Kaffee aufsetzte. Auch Professor Agasa gesellte sich kurz zu ihnen, welcher gerade aus seinem Arbeitszimmer kam. Er war überall mit Öl, Schmiere oder anderen nicht definierbaren Flecken übersäht. Anscheinend schien er wirklich bis zum letzten Tag auf dieses Treffen hingearbeitet zu haben.

„Professor, sie haben sich ja die letzte Woche echt ins Zeug gelegt.“, rief im Shinichi vom Wohnzimmer aus zu. „Ich kann es kaum erwarten, heute all ihre neuen Erfindungen zu sehen.“

Der Professor lächelte zufrieden, wodurch man davon ausgehen konnte, dass er auf seine Arbeit wirklich sehr stolz zu sein schien.

„Na und ob, warte es nur ab. Ich habe sogar einige neue Sachen für dich erfunden. Sie werden dir sicherlich, sowie alle bisherigen Erfindungen, eine große Hilfe beim lösen deiner Fälle sein, aber mehr dazu erst später.“ Daraufhin machte sich Agasa auf zum Bad, da er dringend duschen wollte, schließlich war es nicht mehr lange, bis es losgehen sollte.
 

Shinichi hatte bereits früh am Morgen geklärt, dass er mit dem Professor und Ai zum Anwesen fahren würde, weshalb er sein typisches Outfit mit Fliege für heute Abend, bereits mit in die Schule genommen hatte, sodass er sich nur noch hier umziehen brauchte.

Derweil zog der schwarzhaarige Junge sein Handy hervor und tippte darauf einige Tasten. Nanu? Er stutzte, als er feststellte, dass er einen Anruf verpasst zu haben schien. Noch mehr allerdings anstaunte ihn, wer versucht hatte ihn anzurufen, es war Jodie Starling gewesen.

Was könnte die FBI-Agentin bloß von ihm gewollt haben? Er beschloss nachzufragen und rief sie an.
 

Während er ihre Nummer wählte, kam Ai mit zwei Tassen Kaffee ins Wohnzimmer und stellte diese auf den Tisch. Anschließend setzte sie sich neben Shinichi auf die Couch und legte ihre Beine über seinen Schoß. Er lächelte sie an und sie tat es ihm gleich, wobei er seine freie Hand behutsam auf ihren Oberschenkel ablegte.

Mit beiden Händen an ihrer Tasse, betrachtete sie ihn und hörte wie es klingelte. Eine Weile passierte nichts, bis dann doch die Stimme der ehemaligen Englischlehrerin, am anderen Ende der Leitung, zu hören war.

„Hallo Jodie, hier ist Conan, sie hatten versucht mich zu erreichen?“

„Oh, hey cool Kid, gut das du dich meldest.“, kam es vom anderen Ende. Jodies Stimme wurde jedoch schlagartig ernst, als sie fortfuhr.

„Es gibt neue und beunruhigende Entwicklungen innerhalb der Organisation. Wir vermuten, dass ein weiteres Mitglied, für den Einsatz in Japan, aktiviert wurde. Des Weiteren hat es den Anschein, als würde diese Person, dessen Codename uns noch unbekannt ist, neue Informationen besitzen, welche uns gefährlich werden könnten.“

Shinichis Miene verfinsterte sich. „Woher wissen sie das? Was genau ist passiert?“

Jodie holte kurz Luft, bevor sie weiter berichtete.

„Wir haben es von Amuro erfahren, er befürchtet aufgeflogen zu sein und darüber hinaus, haben wir den Kontakt zu Rena, vor ein paar Tagen, verloren. Wir… wir befürchten die Organisation hat sie entlarvt und du kannst dir sicherlich denken, was sie mit ihr gemacht haben, wenn sie sie tatsächlich als Verräterin identifiziert haben.“
 

Shinichi schluckte entsetzt. „Soll das etwa bedeuten…?“

„Ja, genau das soll es bedeuten. Wir glauben, dass Rena Mizunashi von den Männern in Schwarz liquidiert wurde.“

Die Höhle des Löwen

Kapitel 17: Die Höhle des Löwen
 

Hörbuch zur Fanfiktion: Kapitel 17: Die Höhle des Löwen
 

Shinichi war starr vor Entsetzen.

Wenn die Organisation Rena tatsächlich auf die Schliche kam, würde das zweifellos auch bedeuten, dass sie wissen, dass Shuichi Akais Tod nur Inszenierung war und er immer noch lebte. Er erkundigte sich deswegen sofort bei Jodie, ob sie darüber mehr wusste. Jedoch tat er es indirekt, sodass Ai nichts davon mitbekam. Schließlich durfte sie nicht wissen, wer wirklich hinter ihrem Nachbarn steckte.

„Davon ist leider auszugehen, allerdings bezweifeln wir, dass sie über seine aktuelle Identität als Subaru Bescheid wissen, von daher sollte er weiterhin in seiner Verkleidung operieren können und das Rena wirklich tot ist wissen wir nicht. Vielleicht hat sie es noch geschafft unterzutauchen und kann uns im Moment nicht kontaktieren, weil es einfach zu gefährlich ist.“, erklärte ihm Jodie. „Noch etwas, haben sie von den Toden der beiden Chefs der Japan Finance Bank gehört?"

„Allerdings. Das FBI hat sich sofort eingeschaltet, als wir von der Art der Morde erfuhren. Die Vorgehensweise lässt definitiv auf die Organisation schlussfolgern, wahrscheinlich auf das Werk von Chianti und Korn, doch näheres ist uns noch nicht bekannt.“
 

Daraufhin erzählte Shinichi ihr, was er alles bisher in Erfahrung gebracht hat und dass er heute Abend bei seinem Hauptverdächtigen zu Hause sein würde. Jodie hörte ihm aufmerksam zu und machte sich fleißig Notizen.

„Alles klar, dass sind hilfreiche Informationen. Halte uns auf jeden Fall auf dem laufenden. Wir werden versuchen mehr über Nishimura zu erfahren und ein Team bereithalten, welches das Anwesen im Auge behält.“

„Das ist sehr gut.“, entgegnete der Geschrumpfte und er war froh, dass Jodie auch gleich noch ein weiteres Thema ansprach, was ihm noch auf der Seele brannte.

„Was Amuro übrigens angeht, müssen wir aktuell noch abwarten. Er ist nun unsere einzige Quelle innerhalb der Organisation und wir haben keine Ahnung, ob auch er enttarnt wurde. Er selbst hat aber versprochen nun ganz besonders auf der Hut zu sein und riskante Aktionen zu vermeiden.“

Shinichi stimmte zu und verabschiedete sich fürs erste von Jodie, bevor er das Telefonat beendete.
 

Ai hat selbstverständlich nur die Hälfte des Gespräches mitbekommen, hatte sich aber zu Rena alles Nötige zusammenreimen können. Sie war äußerst beunruhigt, vor allem machte sie sich Sorgen um ihre und Shinichis geheime Identität.

Die Organisation darf niemals erfahren, wer sie waren, ansonsten würde ihr Traum unweigerlich zur Realität werden und dass würde sie niemals zulassen. Natürlich war sie auch um ihre eigene Sicherheit besorgt, aber wenn es um Shinichis Wohlergehen ging konnte sie unglaublich selbstlos sein.

Sie würde um alles in der Welt verhindern wollen, dass ihm etwas zustößt, auch weil sie wusste, dass er genauso empfand.

Sie streichelte ihrem Freund sanft über den Rücken. Er sollte wissen, dass sie bei ihm war, dass sie immer bei ihm sein würde. Shinichi sah ihr in die Augen und ein Lächeln huschte über seine Lippen.

„Ich weiß, ich kann mich immer auf dich verlassen.“, sagte er nun, als ob er ihre Gedanken gelesen hatte.
 

Der junge Detektiv küsste das rotblonde Mädchen liebevoll auf die Wange, wobei er ihren Oberschenkel zärtlich streichelte. Er wusste, zusammen würden sie allen Herausforderungen trotzen.

Ai war hin und weg.

Sie nahm sein Gesicht in ihre Hände und gab ihm nun einen leidenschaftlichen Kuss auf den Mund, welchen Shinichi ohne zu zögern erwiderte. Ihr Kuss wollte gar nicht enden, ihre Lippen sich nicht voneinander lösen, doch das Öffnen der Badezimmertür sorgte dann doch dafür, dass die Beiden schnell voneinander abließen und unschuldig in die Luft schauten.

Der Professor schien nichts mitbekommen zu haben und ging ohne Kommentar zurück in sein Arbeitszimmer. Die Geschrumpften atmeten erleichtert aus und lächelten sich verlegen an, auch ein leichtes Kichern konnten sie sich nicht verkneifen.
 

Als sich der Abend näherte, machten sie sich abreisefertig. Es brauchte nicht lange, bis der Professor und Shinichi soweit waren, nur Ai schien noch etwas länger im Bad zu brauchen, wodurch sie sich noch gedulden mussten.

Shinichis Handy vibrierte während sie warteten, doch es war nicht das Handy von Conan, sondern sein Richtiges. Wie zu erwarten war es Ran, welche ihm eine Nachricht geschrieben hatte. Sofort meldete sich bei dem schwarzhaarigen Jungen das schlechte Gewissen.

Solange er ihr seine Beziehung nicht gebeichtet hat, kam es ihm vor, als würde er fremdgehen, dabei waren er und Ran gar nicht zusammen.
 

Er las sich ihre Nachricht durch.

Sie schrieb, dass sie heute Abend mit Kogoro zu einem sehr wichtigen Klienten auf eine Veranstaltung fahren und dass sie ihn über den Fall auf dem Laufenden halten würde. Er bestätigte und schrieb ihr zurück, dass er gerade ebenfalls wieder an einem kniffligen Fall sitzen würde.

Shinichi stöhnte frustriert, als er die Nachricht abschickte. Er hoffte inständig, dass diese ständigen Ausreden bald ein Ende haben würden.
 

Endlich war auch Ai fertig und kam zu den wartenden Herren ins Wohnzimmer. Shinichi musste aufpassen, dass sein Mund zublieb, denn Ai hatte sich wirklich herausgeputzt.

Sie trug ein hübsches und elegantes Abendkleid in einem hellen Gelbton mit einem kurzen weißen Schulterjäcken darüber und dazu, ebenso weiße Ballerinas.

Sie sah den begeisterten Gesichtsausdruck ihres Freundes und musste ein Kichern unterdrücken. Er wollte vor dem Professor nicht sagen, wie schön er sie findet, aber das brauchte er auch nicht. Ai ließ ihn mit ihrem Blick wissen, dass er nichts sagen bräuchte.

Da habe ich wohl die richtige Wahl getroffen, dachte sich das rotblonde Mädchen zufriedenstellend.

Nun konnte es endlich losgehen.

Sie verließen das Haus, stiegen in Professor Agasas Käfer und machten sich auf, zu der im Brief enthaltenden Adresse.
 

Es war eine Fahrt von ungefähr einer Stunde. Zuerst hielten sie an einem großen Tor, welches elektronisch gesteuert wurde, da es sich, nach ihrer Identifizierung über Sprechanlage und vorzeigen der Einladungen über Kamera, von alleine öffnete, sodass sie passieren konnten.

Dann fuhren sie eine Weile über einen Kiesweg bis sie das Anwesen erreichten, vor der sie parken konnten. Es standen auch bereits andere Autos auf den Parkplätzen für Gäste.

Alle drei stiegen aus und schauten sich um.

Es war bereits dunkel geworden, aber die prachtvolle Villa mit ihren Säulen vor dem Eingangsbereich, war an mehreren Stellen beleuchtet, sowie der majestätische Springbrunnen vor dieser.

Der Garten drum herum, war hauptsächlich im englischen Stil aufgebaut, auch ein Heckenlabyrinth konnte Shinichi erkennen. Alles im allen musste das Anwesen und weite Grundstück ein kleines Vermögen gekostet haben.
 

Ein Bediensteter, welcher am Eingang stand, begrüßte sie recht herzlich und bat sie darum doch einzutreten, dessen Bitte sie auch nachkamen.

In der Eingangshalle sah es nicht weniger beeindruckend und luxuriös aus. Das Geschäft musste ja brummen, dachte sich Shinichi, beim Betrachten der teuren Inneneinrichtung.

Sie gaben ihre Sachen, bei einer Garderobe ab.

Die Erfindungen, welche der Professor mitgebracht hat, blieben vorerst im Auto. Anschließend bekam jeder der drei noch ein Namensschild mit goldener Verzierung und dem Profil eines ebenso goldenen Raben, der den Schnabel weit aufgerissen hatte, darauf, überreicht.
 

Nachdem das erledigt war, wurden sie von einem weiteren Bediensteten in einen großen Saal geführt, mit einem großen Kronleuchter.

Dort waren bereits weitere Gäste versammelt, alle in Abendgarderobe gekleidet. Einige hielten Champagnergläser in der Hand, andere kleinere Snacks, welche von Kellnern auf großen Platten angeboten wurden.

Nur einer jedoch hatte sowohl mehrere Cocktailwürstchen, als auch Champagnergläser in der Hand, welche dieser gierig hintereinander in einem Zug leerte. Shinichi verzog das Gesicht, denn es war niemand anderes als sein Onkelchen Kogoro.

Auch Ran war bei ihm, ihr war jedoch das Verhalten ihres Vaters mal wieder mehr als peinlich.

„Mensch Paps, jetzt hör endlich auf dich so daneben zu benehmen, die Leute gucken schon alle.“

Doch Kogoro ließ sich dadurch nicht aus der Ruhe bringen.

„Pah, sollen sie doch. Weißt du warum sie mich anschauen? Weil sie den berühmten Meisterdetektiv Kogoro Mori, der seine Fälle im Schlaf löst, erkennen. Ich bin also eine wahre Bereicherung für diese Veranstaltung.“, dabei lachte er in seiner typischen überheblichen und aufgeblasenen Art und Weise.

Oh Mann, der Alte blamiert sich mal wieder bis auf die Knochen, dachte sich der Geschrumpfte. Ai sah die Situation ebenfalls mit an und konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Sie sah etwas schadenfroh zu Shinichi und stieß ihn mit dem Ellenbogen leicht in die Seite.

„Wollen wir nicht rübergehen und den zwei Hallo sagen?“

Shinichi lachte etwas verlegen. „Bleibt uns denn eine Wahl?“
 

Und so gesellten sie sich zu den Moris. Ran war heilfroh nun auch andere bekannte Gesichter um sich zu haben, außer ihren äußerst peinlichen Vater. Sie lächelte die Drei fröhlich an.

„Hey Conan. Hallo Ai, hallo Professor Agasa, schön euch drei zu sehen.“

Sie begrüßten sie ebenfalls und fingen an sich mit ihr etwas zu unterhalten.

Hin und wieder kam ein Kellner mit Würstchen und anderen kleinen Köstlichkeiten vorbei, doch als der Professor heimlich zugreifen wollte, warf Ai ihm nur einen finsteren Blick zu und schüttelte ihren Kopf, zum großen Bedauern des Erfinders.
 

Es vergingen noch einige Minuten, in der noch weitere Gäste eintrafen, bis schließlich alle da zu sein schienen.

Am vorderen Ende des Saales war eine kleine Bühne aufgebaut, welche nun von einer jungen Frau betreten wurde. Sie trat ans Mikrofon und die Menge verstummte. Alle Gäste wandten ihre Aufmerksamkeit nun zur Bühne.

Die Frau verbeugte sich kurz, bevor sie mit der Einleitung begann.

„Vielen Dank, dass sie heute Abend alle so zahlreich erschienen sind. Mein Name ist Watsuki und ich bin Herr Nishimuras Assistentin. Wir freuen uns auf den heutigen Abend und auf gute Zusammenarbeit mit bestehenden, als auch hoffentlich mit zukünftigen Partnern und Investoren. Einen besonderen Dank für ihr Erscheinen geht an den Präsidenten und Vizepräsidenten der Japan Finance Bank, welche vor kurzem ebenfalls Partner der Nishi Company wurde.“

Die Menge klatschte und die zwei angesprochen Herren verbeugten sich.

„Ebenfalls ist es mir eine Ehre ihnen eine äußerst prominente Persönlichkeit heute Abend vorzustellen und zwar den großen Meisterdetektiv Kogoro Mori.“, mit ihren Worten deutete sie auf den schlafenden Detektiv, welcher sofort die beeindruckten Blicke der anderen Gäste erntete.

Dabei fiel dieser sofort in seine Rolle und spielte den charmanten intelligenten Gentlemen, welcher sich nachdenklich die Finger ans Kinn hielt.

„Falls sie einen schweren Fall zu lösen haben, zögern sie nicht zu fragen, denn gekonnt ist eben gekonnt.“, kam es nun von ihm, wobei er sich ein eingebildetes Gelächter wieder einmal nicht verkneifen konnte.

„Ach Paps.“, flüsterte Ran mit Schamesröte im Gesicht.
 

„Und nun, möchte ich ihnen feierlich den Gastgeber des heutigen Abends vorstellen, Herr Kanae Nishimura.“, wieder applaudiert die Menge, während Nishimura, in seinem typischen Maßanzug, mit eleganten Schritten die Bühne betrat und das Mikrofon an sich nahm.

Er lächelte seinen Gästen zu.

„Danke sehr, ich danke ihnen allen dafür, dass sie heute da sind. Ich hoffe sie werden alle ihren Aufenthalt genießen. Für den Höhepunkt des Abends habe ich mir noch etwas ganz Besonderes für meine werten Gäste einfallen lassen. Der Abend wurde nämlich genauestens von mir geplant, da Perfektion eines meiner Haupteigenschaften ist und bei meinen Partnern im beruflichen Feld, sich großer Beliebtheit erfreut, wie sie sich sicherlich denken können.“

Die Leute lachten amüsiert, über diesen kleinen Scherz. Shinichi hingegen zog nur eine Augenbraue hoch. Man, der Kerl spielt sich ja ganz schön auf, dachte sich der Geschrumpfte.
 

„Und Ai, was hältst du diesem Typen? Ai?“, Shinichi schaute zu seiner Freundin rüber, welche aber wie erstarrt wirkte.

Sie zitterte leicht und griff nach seiner Hand, welche sie verkrampft festhielt.

„Ai was hast du denn?“, fragte er besorgt nach.

Die anderen bekamen nichts davon mit, da sie sich alle auf den Gastgeber konzentrierten, während dieser seine Rede hielt.

Langsam drehte Haibara ihren Kopf zu Shinichi. „Jemand ist hier.“, stammelte sie nervös.

„Wer? Wer ist hier?“, hakte er nach.

Ai schaute sich in alle Richtungen um, als ob sie nach jemanden bestimmten Ausschau halten würde.

„Die Organisation, die Männer in Schwarz meine ich, einer von ihnen ist in diesem Saal. Ich kann ihn deutlich spüren und ich habe diese Aura bereits schon einmal gespürt.“

Shinichi erschrak.

Die Organisation, sie ist tatsächlich hier und das trotz aller Erwartungen des Gegenteils, dachte sich der junge Detektiv. Auch er sah sich nun genau um.

Wenn Ai die Präsenz bereits schon einmal gespürt hat, kamen nicht viele Personen in Betracht, darunter auch… GIN.

Mörderische Party

Kapitel 18: Mörderische Party
 

Hörbuch zur Fanfiktion: Kapitel 18: Mörderische Party
 

Shinichi sah sich aufmerksam um, konnte aber weder Gin noch Wodka ausfindig machen. Er versuchte sein bestes Haibara zu beruhigen, was erstaunlicher Weise nicht so schwer war wie erwartet, da dieses eiskalte Gefühl, was sie verspürt hatte, genauso schnell wieder verschwand, wie es gekommen war. Vielleicht war es falscher Alarm.

„Du sagst also, dass du nun nicht mehr die Anwesenheit eines Organisationsmitglieds spürst.“

Ai bejahte dies mit einem Kopfnicken. „Ja, egal was es war, nun ist es weg.“

Shinichi schaute wieder nach vorne zur Bühne, wo Herr Nishimura gerade seine Rede beendete, um sich anschließend etwas unter seine Gäste zu mischen.

Selbst wenn er kein Mitglied der Männer in Schwarz ist, heißt das nicht, dass er nicht mit ihnen zusammenarbeitet, dachte sich der junge Detektiv.
 

Es dauerte auch nicht lange, bis der Geschäftsmann auch auf Kogoro zu ging und diesen die Hand schüttelte. „Es freut mich, dass sie gekommen sind.“, er lächelte gastfreundlich.

„Ach was, ich habe zu danken. Sie haben wirklich ein wunderschönes Anwesen.“, versuchte sich Mori bei dem Gastgeber einzuschleimen. Dieser lachte amüsiert.

„Haben sie vielen Dank, es war auch nicht billig das kann ich ihnen sagen.“ Er räusperte sich und rückte seine Krawatte zurecht, bevor er einen etwas beruflicheren Ton anschlug.

„Wie sie sich bestimmt erinnern können Mori, habe ich sie aus einem guten Grund heute Abend eingeladen. Ich habe Ihnen doch von meinem Verdacht berichtet, dass jemand aus meiner Firma wertvolle Geheimnisse an die Konkurrenz verkauft. Ich möchte, dass sie diese Person finden, damit ich mit ihr abrechnen kann.“

Kogoro nickte verständlich.

„Ich werde mich dieser Aufgabe annehmen. Ich bitte sie nur darum, mir alle wichtigen Informationen, die ich für diesen Fall benötigen werde, zukommen zulassen.“

Kanae winkte unbedeutend ab.

„Das wird alles kein Problem sein. Wir können uns nachher unter vier Augen in meinem Büro unterhalten, aber vorher habe ich noch etwas anderes zu erledigen. Ich bitte sie also darum, mich zu entschuldigen.“ „Selbstverständlich.“

Kanae verbeugte sich leicht, mit einer Hand hinter dem Rücken und sah zu Agasa.

„Professor, ich freue mich nachher schon sehr, ihre neuen Erfindungen sehen zu können. Doch nun genießen sie noch etwas die Feier.“, daraufhin verließ er den Saal.

Shinichi sah im skeptisch nach, wobei er registrierte, dass kurz nach dem Verlassen von Nishimura, auch eine weitere Person den Saal verließ. Ein junger schlaksiger Mann mit langem schwarzen Haar, wahrscheinlich Mitte Zwanzig.
 

Plötzlich vernahm er Musik und sah, dass ein Streichquartett, in Begleitung eines Pianisten, auf der Bühne angefangen haben elegante klassische Musik zum Tanzen zu spielen.

Wie auf Kommando begannen mehrere Gäste sich ihren Partner zu greifen, um mit diesen zur Musik im Kreis zu tanzen. Selbst Kogoro tanzte und zwar mit seiner Tochter zusammen, wobei Shinichi zugeben musste, dass sich sein Onkelchen dabei gar nicht so schlecht anstellte. Ran schien jedenfalls Spaß daran zu haben, von ihrem Vater hin und wieder gedreht zu werden, während sie einen Schritt nach dem anderen setzten.

„Wo hat ein Typ wie er nur gelernt so zu tanzen?“, fragte Ai hämisch, als sie sich neben Shinichi gestellt hatte und ebenfalls die Situation verfolgte.

Der Geschrumpfte grinste amüsiert.

„Naja, irgendeinen Grund wird es ja gehabt haben, dass sich Eri damals in ihn verliebt hat.“

Bei seinen Worten musste er kurz überlegen und wurde bei seinem nachfolgenden Gedanken leicht rot im Gesicht.
 

Er ergriff die Hand von Ai.

Diese hatte mit so etwas nicht gerechnet und bekam ebenfalls einen Rotschimmer, während sie auf ihre beiden Hände starrte.

„Shinichi, was hast du denn vor?“, fragte sie ihn unsicher, obwohl sie bereits ganz genau wusste, was er plante. Sie konnte sich nur nicht vorstellen, dass er das wirklich durchziehen wollte, aber sein breites Grinsen, ließ keinen Zweifel an ihrer Vermutung zu.

„Du bist verrückt.“, sagte sie, während sie ihm in seine entschlossenen Augen sah.

„Ai? Möchtest du mit mir tanzen?“, fragte er das rotblonde Mädchen, welches sich schüchtern eine Strähne hinter das Ohr strich.

Verlegen sah sie sich im Saal um. „Aber die Leute werden das doch sehen.“

Shinichi schüttelte den Kopf. „Das ist unwichtig.“
 

Mit einer schnellen Bewegung zog er das Mädchen an sich heran und legte ihr seinen Arm an die Hüfte. Ihre Gesichter waren sich unglaublich nah, weswegen Haibara den Atem anhielt.

„Beachte die anderen gar nicht. Schau einfach nur mich an.“ Ai musste Lächeln und nickte zur Bestätigung. Sie legte ihm ihre andere Hand auf die Schulter, bevor sie ihre ersten vorsichtigen Schritte machten. Er war kein Traum. Keine wilde Fantasie, welche sich Ai ausgedacht hat. Es war real.

Da war sie also, inmitten eines großen Festsaales und tanzte mit ihrer großen Liebe zu Ave Maria von Franz Schubert.

Langsam ging es zu der Musik auf und ab mit jedem Schritt und immer wieder zogen sie ihre Kreise. Die Beiden sahen sich derweil ununterbrochen in die Augen und Ai strahlte über das ganze Gesicht.
 

Ran bemerkte die beiden, als sie über die Schulter ihres Vaters sah und war ganz begeistert.

„Hey Paps, schau dir mal Conan und Ai an. Sind sie nicht unglaublich süß zusammen.“, flüsterte sie Kogoro ins Ohr. Dieser schaute nun ebenfalls zu den zwei hinüber und war mehr als erstaunt.

„Wo hat dieser Knirps denn so gut tanzen gelernt?“

„Ich weiß es nicht.“, gab sie offen und ehrlich zu, aber sie freute sich unglaublich für die Beiden.

Sie war schon immer der Ansicht, dass Conan ein Auge auf die kleine Ai geworfen hatte und anhand von Haibaras Gesichtsausdruck konnte sie erkennen, dass sie genauso empfand.

Auch der Professor, welcher am Rand stand, sah den Beiden mit einem zufriedenen Lächeln zu. Nach ihrem Streit, war der alte Erfinder froh, dass die beiden sich wieder so gut vertragen haben. Wenn er nur wüsste, wie gut wirklich.
 

„Wow Shinichi, dass machst du wirklich gut.“, musste Ai zugeben, als sie immer weiter zur Melodie tanzten und der schwarzhaarige Junge fehlerfrei einen Schritt nach dem anderen setzte und kein Problem mit der Rolle des Führenden zu haben schien.

„Bist du etwa überrascht.“, flüsterte er ihr ins Ohr.

„Allerdings, ich hätte nie gedacht, dass du so gut tanzen kannst. Das gefällt mir.“, verführerisch sah sie ihn an.

Shinichi vollführte eine leichte Drehung mit Ai, bevor sie wieder die Grundposition einnahmen.

„Ich kann zwar nicht singen, aber das Tanzen kriege ich schon hin.“, grinste er.

Ais Herz schlug schneller. Sie wünschte dieser Tanz würde niemals enden. Sie kam sich vor, wie in einem Märchen. Das war zwar etwas kitschig, aber sie hatte schließlich auch ihre romantische Seite, welche heute voll auf ihre Kosten kam. Sie hatte schon längst alle anderen Gäste ausgeblendet und sah nur noch ihren Shinichi.
 

Dieser Moment er war einfach zu perfekt. Sie wusste es war nicht der richtige Ort dafür, aber sie musste es einfach tun, dachte sich das rotblonde Mädchen. Wieder einmal siegten die Gefühle über den Verstand. Langsam kam sie ihm näher und spitzte dabei ihre Lippen.

Der Geschrumpfte wurde knallrot im Gesicht, als er merkte was sie vorhatte. Ai würde ihn jeden Moment, hier und jetzt küssen.

Er schloss seine Augen und kam ihr ebenfalls näher, sodass er ihren Duft nach Rosen wahrnehmen konnte. Genau derselbe Geruch, wie in dem französischen Restaurant. Nichts könnte diesen Moment zerstören.

Ihre Lippen kamen sich immer näher, bereit, sich in einem Kuss zu vereinen, doch ein lauter Schrei, machte ihnen einen Strich durch die Rechnung.
 

Die Musik stoppte abrupt und die Tanzpartner lösten sich überrascht voneinander.

Alle Gäste starrten zur Tür des Saales, wo nun eine keuchende und tränenaufgelöste Frau hereinkam.

„Hilfe, ich brauche Hilfe bitte, Hiroto er, er ist tot.“

Ein Raunen des Entsetzens durchzog die Menge.

Ohne lange zu zögern liefen Kogoro und Shinichi los, hinaus aus dem Saal.

Sie folgten eilig einem Angestellten, welcher mit ihnen zu einem Raum mit offen stehender Tür lief und mit zitterndem Finger, in diesen deutete. Die beiden Detektive betraten das Zimmer und erschraken. Vor einem Sessel, lag die zusammengeklappte Leiche eines Mannes.

„Haben sie bereits die Polizei gerufen?“, fragte Kogoro den Angestellten, welcher zur Bestätigung nickte. Der schlafende Detektiv ging, auf den am Boden Liegenden zu und befühlte seinen Hals. „Der Mann ist tatsächlich tot.“, musste er feststellen und ließ seinen Blick durch den Raum schweifen.

„Was für ein Zimmer ist das, wenn ich fragen darf?“

„Das ist das Büro von Herr Nishimura persönlich.“, antwortete der Angestellte zögerlich und wendete sich dabei ab. Der Anblick eines Toten schien ihm nicht gerade zu bekommen.

Shinichi und auch Kogoro staunten nicht schlecht, als sie das hörten.

„Informieren sie ihren Chef, dass dieser sich sofort hier einfinden soll. Außerdem möchte ich mit der Frau sprechen, welche die Leiche gefunden hat. Des Weiteren lassen sie bitte sonst niemanden in diesen Raum verstanden. Es handelt sich dem Anschein nach um einen Mord und das hier ist ein Tatort.“

Wieder nickte der Angestellte und machte sich auf den Weg die besagten Personen herbeizuholen. Während er dies tat, warf Shinichi einen ersten genaueren Blick auf das Opfer.
 

Es war ein Mann mittleren Alters. Er trug einen Anzug und hatte kurzes braunes Haar. Am Hinterkopf hatte er eine schwere Kopfverletzung aus der eine Menge Blut geflossen ist. Das Blut war noch relativ frisch, wodurch der Mord nicht länger als 20 Minuten her sein kann. Sein Körper lag mit angewinkelten Knien auf dem Boden vor dem Sessel.

„Das Opfer ist anscheinend erst vor kurzem ermordet worden. Todesursache ist höchstwahrscheinlich ein schwerer Schlag auf den Hinterkopf. Der Körperhaltung nach zu urteilen, saß der Tote in dem Sessel, als er von hinten mit einem stumpfen Gegenstand niedergeschlagen wurde und dadurch nach vorne fiel und so liegen blieb.“, waren seine ersten Schlussfolgerungen.

Eh er sich versah, bekam er von Kogoro eine über den Schädel gezogen, wodurch der Geschrumpfte lauf aufschrie.

„Du sollst doch nicht immer am Tatort herumschnüffeln. Überlasse das gefälligst der Polizei, hast du verstanden?“, sagte dieser wütend.

Shinichi hielt sich die Beule auf seinem Hinterkopf. Eigentlich hätte er es besser wissen können.
 

Es dauerte auch nicht lange bis Inspektor Megure und seine Leute in dem Anwesen eintrafen. Die Spurensicherung machte sich sofort ans Werk und Kogoro schilderte dem Inspektor das, was auch Shinichi bereits geschlussfolgert hatte.

Was für ein Zufall aber auch, dachte sich dieser leicht eingeschnappt, während er sich immer noch den schmerzenden Kopf hielt.

Megure schaute auf seine Uhr, es war jetzt 21:43 Uhr.

Sein Blick wanderte zu der jungen Frau, welche die Leiche gefunden hat und vorhin in den Saal gestürmt kam. Sie hatte sich bereits als Sayuri Kaneda vorgestellt. Sie war 25 Jahre alt und wie viele andere auch, eine Mitarbeiterin in der Firma von Herrn Nishimura.

„Sie haben also die Leiche gefunden, ist das korrekt? Wann genau war das?“, fragte sie der Inspektor.

„Das war so ungefähr gegen 21:20 Uhr.“, antwortete die junge Frau, immer noch sichtlich aufgelöst.

„Ich bin dann sofort zu den anderen in den Saal gerannt um Hilfe zu holen.“

Megure fasste sich nachdenklich ans Kinn.

„Das bedeutet, nach ersten Untersuchungen, dass der Mord sich etwa gegen neun ereignet haben muss.“ Kommissar Takagi, welcher neben Megure stand, machte sich Notizen.

„Und sie haben die Leiche nicht berührt?“, fragte nun dieser.

„Nein habe ich nicht. Ich habe an der Tür geklopft und als niemand antwortete bin ich vorsichtig eingetreten und sah Hiroto regungslos am Boden liegen. Überall war Blut und ich habe Angst bekommen und bin deswegen direkt wieder hinaus um Hilfe zu holen.“

Takagi zog, bei ihrer Aussage, eine Augenbraue hoch. „Sie scheinen das Opfer gekannt zu haben.“

Die Frau nickte schluchzend.

„Wir waren Kollegen auf unserer Arbeit. Wir arbeiten beide für Herrn Nishimura und das in derselben Abteilung und haben uns immer gut verstanden.“

„Die Frage ist nur, warum war…“, Megure sah in seinen Notizblock, um den Namen des Opfers zu lesen.

„…warum war Hiroto Tamada in dem Büro seines Chefs?“

Ein großer gut gebauter Mann meldete sich dazu zu Wort.
 

„Das kann ich ihnen gerne beantworten Inspektor.“ Nishimura trat zwischen den schaulustigen Gästen hervor.

„Gestatten, mein Name ist Kanae Nishimura und mir gehört das Büro. Der Grund wieso Herr Tamada sich dort aufhielt war, dass dieser mich, kurz nach Beginn der Veranstaltung, darum gebeten hat, mit mir unter vier Augen zu reden.“

„Verstehe und hat er ihnen auch verraten, worum es bei diesem Gespräch gehen sollte?“

Kanae schüttelte den Kopf. „Das wollte er mir sagen, wenn es soweit war. Doch als ich mich aufmachte, um ihn zu treffen, hörte ich auch schon die Schreie von Frau Kaneda.“

Takagi notierte weiterhin fleißig.

„Mmh, sie behaupten also, dass es nie zu diesem Treffen zwischen ihnen beiden kam und Herr Tamada bereits vorher ermordet wurde.“ Kanae nickte wortlos.

„Was wollten sie eigentlich beim Büro ihres Chefs Frau Kaneda?“, hakte der Inspektor nochmal einmal nach, als er sich erneut an die, immer noch leicht unter Schock stehende, Frau wandte.

Die junge Dame sah zu ihrem Vorgesetzten, als sie sich dazu äußerte.

„Ich wollte sehen, ob Herr Nishimura da war, da ich einige Akten, zur Bearbeitung, von ihm bekommen sollte.“ Dieser bestätigte die Aussage auch sogleich.
 

„Gab es sonst noch Leute, die zur Tatzeit, außer dem Personal des Anwesens, sich nicht im Saal aufgehalten haben und als Verdächtige in Betracht kommen?“, sprach Megure zu den Anwesenden.

Shinichi ergriff mit kindlicher Stimme das Wort.

„Inspektor Megure, ich habe, kurz nachdem Herr Nishimura den Saal verlassen hat, gesehen wie dieser Mann dort ebenfalls hinausging.“

Er deutete mit seinem Zeigefinger, auf den schlaksigen Mann, mit dem langen schwarzen Haar, von vorhin. Dieser erschrak dabei leicht und trat mit seinem linken Fuß, einen Schritt nach hinten.

„Wer sind sie, wenn ich fragen darf?“, ergriff nun Kogoro das Wort.

„Ähm, mein Name ist Masaru Yukawa. Ich bin IT-Spezialist und arbeite ebenfalls für Herr Nishimura.“, gab dieser nervös von sich.

„Wohin wollten sie, kurz bevor der Mord geschah?“

Herr Yukawa lief der Schweiß über die Stirn und er lockerte etwas, mit seinem Zeigefinger, den Kragen seines Hemdes, um besser Luft zu bekommen.

„Ich ähm, ich war ebenfalls auf dem Weg zu Herrn Nishimuras Büro.“, gab dieser stotternd von sich.

„Und warum, wenn ich fragen darf?“, wollte es Megure genauer wissen.

„Ich wollte mit ihm streng vertrauliche Firmenangelegenheiten besprechen.“, der schlaksige Mann schluckte.

„Hatten sie oder Frau Kaneda Kenntnis davon, dass Herr Tamada sich zu der Zeit im Büro von Nishimura aufhielt?“, folgte sofort die nächste Frage, wurde diese jedoch verneint. Wieder notierte Takagi eifrig die Aussagen der beiden Verdächtigen.
 

„Entschuldigung, aber es gibt noch jemanden, der sich zur Tatzeit nicht im Saal befand und erst kurz bevor die Frau hereingestürmt kam, den Saal wieder betrat.“, klinkte sich nun auch eine Oberschülerin, in das Gespräch, mit ein.

„Ich weiß nicht wer er ist, aber ich würde ihn erkennen, wenn ich ihn sehe und zurzeit ist er nicht unter den hier Anwesenden.“, erklärte Ran.

Shinichi wurde dadurch mehr als hellhörig. „Kannst du ihn uns vielleicht beschreiben.“, wollte er sofort von ihr wissen.

Ran hielt sich ihren Zeigefinger ans Kinn.

"Lass mich mal überlegen. Ich schätze er war so Mitte zwanzig, ungefähr 1,80m groß und hatte wildes blondes Haar, ähnlich wie ein Rockstar. Er trug darüber hinaus einen grauen Anzug, sowie ein rotes Hemd mit schwarzer Krawatte.“

Megure sah zu Takagi und Chiba.

„Durchsuchen sie das ganze Anwesen und finden sie ihn. Sehen sie auch draußen vor der Villa nach.“

Die beiden Kommissare salutierten artig und machten sich sofort auf den Weg.
 

Nach kurzer Zeit kamen die beiden auch schon, mit der besagten Person wieder. Dieser wirkte überrascht, dass man nach ihm suche und stellte sich als Ryo Ebihara vor und war Mitarbeiter bei Nishi-Biogen-Industries. Er berichtete noch eben schnell eine Zigarette draußen rauchen gewesen zu sein.

Als er dazu befragt wurde, wo er sich zur Tatzeit aufhielt, gab dieser an, dass er auf der Toilette war. Er hatte ein bisschen viel getrunken und hat sich nicht gut gefühlt. Im Anschluss war es deswegen seine Absicht gewesen noch etwas frische Luft zu schnappen. In der Nähe des Büros, wo der Mord stattgefunden hat soll er sich nicht aufgehalten haben. Zeugen dafür gab es allerdings nicht, doch das gleiche galt auch für die anderen Drei.
 

Shinichi fasste also nochmal alles zusammen.

Das Opfer Herr Tamada wurde im Büro von Herrn Nishimura mit einem schweren Gegenstand von hinten auf den Kopf erschlagen, während dieser dort auf seinen Chef gewartet hat. Die Tatwaffe ist jedoch bisher noch nicht aufgetaucht. Der Mord geschah, laut erster Untersuchung, gegen neun Uhr. Ungefähr zwanzig Minuten später fand Frau Kaneda die Leiche.

Wenn man das Küchenpersonal und die Bediensteten außer Acht lässt, welche alle zusammen gearbeitet haben und daher Alibis besitzen, kommen nur vier mögliche Täter in Frage, welche in der Lage gewesen wären, den Mord zu begehen.

Frau Kaneda selbst, der IT-Sepzialist Herr Yukawa, der Mitarbeiter Herr Ebihara und zu guter Letzt der Chef Herr Nishimura persönlich.

Der Geschrumpfte sah seine vier Hauptverdächtigen mit zusammen gekniffenen Augen an. Er konnte sich nicht erklären warum, aber er hatte bereits keinen Zweifel.

Einer von ihnen ist der Täter.

Verschleierte Wahrheiten

Kapitel 19: Verschleierte Wahrheiten
 

Hörbuch zur Fanfiktion: Kapitel 19: Verschleierte Wahrheiten
 

Shinichi untersuchte die Leiche noch einmal genauer und versuchte dabei, so gut es ging, nicht zu viel Aufmerksamkeit zu erregen. Dabei begutachtete er auch die Verletzung am Hinterkopf genauer und erkannte kleine gelbe Stellen, genau dort, wo der Gegenstand das Opfer getroffen haben muss.

Seltsam dachte sich der geschrumpfte Detektiv und ging noch näher heran, wurde aber just im selben Moment am Kragen gepackt und im hohen Bogen durch den Raum befördert, wodurch er unsanft auf sein Hinterteil landete.

„Zum aller letzten Mal Nervenzwerg, hör auf die Polizei bei ihrer Untersuchung zu stören ist das klar.“, fauchte Kogoro aufgebracht.

Shinichi rieb sich beleidigt das Hinterteil. Wenn er es aber nicht besser wüsste, würde er behaupten, es handle sich bei den gelben Stellen um Farbreste.

Kurz darauf meldete sich Tome von der Spurensicherung zu Wort.

„Herr Inspektor, wir haben am Hinterkopf des Opfers Spuren von Blattgold gefunden.“

Megure gab ein nachdenkliches Brummen von sich. „Soso Blattgold, äußerst interessant. Suchen sie weiter, vielleicht finden sie noch mehr, was uns helfen könnte die Tatwaffe identifizieren.“

Tome gab zu verstehen und kehrte an die Arbeit zurück.
 

Der schwarzhaarige Junge grübelte über das eben gesagte nach.

Das bedeutet also die Mordwaffe muss ein Gegenstand sein, welcher mit Blattgold versehen ist, was beim Schlag auf dem Hinterkopf abgeblättert zu sein scheint. Sofort warf er einen Blick durch den Raum, auf der Suche nach einem Objekt, zudem die Beschreibung passen könnte, doch nirgendwo sah er etwas, was als Tatwaffe in Betracht kommen würde, folglich muss der Täter nach dem Mord, die Waffe mit sich genommen und anderweitig entsorgt haben. Die Fenster des Büros waren alle verschlossen, sodass der einzige Weg hinaus durch die Tür war.

Der junge Detektiv versuchte den gesamten Ablauf vor seinem geistigen Auge zu rekonstruieren.

Herr Tamada kam zum Büro und wollte dort Herr Nishimura treffen. Dieser war jedoch noch nicht da, deswegen setzte er sich in den Sessel um auf diesen zu warten.

Kurze Zeit später kam der Täter ins Zimmer, doch er konnte unmöglich das Büro betreten, ohne das Tamada das bemerkt hätte. Eventuell kannte er die Person, doch laut Nishimura, fehlt nichts aus dem Zimmer, sodass die bekannte Person mit der Tatwaffe durch die Tür hätte kommen müssen, was Tamada kaum entgangen wäre.

Es sei denn, Nishimura hat gelogen was das angeht, wodurch er selbst als Täter nur zu gut in Betracht kommen würde oder es handelte sich, bei dem Gegenstand, um etwas, was Tamada unmöglich mit einem Versuch ihn zu töten, verbunden hätte. Doch was könnte das für ein Gegenstand sein, darüber hinaus einer, welcher Blattgold aufweist. Heutzutage konnte man doch fast alles vergolden lassen, wenn man wollte.
 

„Na, kleiner Sherlock Holmes, hast du schon herausgefunden, wer der Täter sein könnte?“ Shinichi erschrak als ihn die Worte von Nishimura aus seinen Gedanken rissen.

Völlig perplex schaute er zu dem Chef von Nishi-Biogen-Industries hinauf, welcher sich neben ihn gestellt hatte und ihn mit einem undefinierbaren Lächeln ansah. Dem Geschrumpften lief ein eiskalter Schauer über den Rücken. Hatte der Kerl ihn etwa die ganze Zeit über beobachtet?

„Äh was? Ach, nicht doch, ich bin doch nur ein kleiner Junge. Das ist zwar alles sehr spannend, aber viel zu kompliziert für mich.“, lachte Shinichi gekünstelt.

„Ist das so ja?“, kam die nüchterne Antwort von Kanae, welcher alles andere als überzeugt wirkte. Er schien jedoch sein Spiel dennoch mitzuspielen und kniete sich hinunter zu dem Schwarzhaarigen.

„Weißt du, mein Mentor sagte stets zu mir, dass man niemals aufgeben darf, wenn man seine Ziele verwirklichen will und das man alles erreichen kann, wenn man nur die richtige Herangehensweise wählt.“ Der großgewachsene Kanae sah ihn forschend an. Shinichi nickte schwach.

„Danke, dass werde ich mir merken.“, gab er kleinlaut, mit kindlicher Stimme, von sich, worauf sich Nishimura, mit einem zufriedenen Blick, wieder erhob, um sich zurück zu den anderen zu gesellen.

Shinichi sah ihm dabei misstrauisch hinterher.

Er hatte von Anfang an ein merkwürdiges Gefühl bei Kanae, immerhin vermutete er bei ihm eine Verbindung zur Schwarzen Organisation, aber eine solch grobe Vorgehensweise, wie bei dieser Tat, würde zu einem eleganten kultivierten Typ, wie er es ist, nicht passen, auch wenn er etwas durchaus Angsteinflößendes an sich hat.

Außerdem, wieso sollte er den Mord gerade in seinem eigenen Büro begehen, wo er als erstes unter Verdacht geraten würde und was wäre sein Motiv? Trotzdem war sich Shinichi ziemlich sicher, dass irgendetwas mit diesem Typen nicht stimmen konnte, ob er nun mit dem Mord zu tun hat oder nicht.
 

Während der junge Detektiv weiter vor sich hin grübelte, befragten Kogoro, Megure und seine Leute, weiter die Tatverdächtigen.

„Sie vier hatten alle die Zeit und damit auch die Möglichkeit die Tat begangen zu haben, doch was wären ihre möglichen Motive? Wie war ihr Verhältnis zu dem Opfer?“, fragte Kogoro, die Anwesenden.

Kaneda betonte erneut, dass sie zu Tamada, durch ihre gemeinsame Arbeit, ein gutes Verhältnis zu ihm hatte, sogar so gut, dass sie zugab mit ihm eine engere Beziehung geführt zu haben. Sie versicherte jedoch, dass es, was das anging, keinerlei Komplikationen gab, was in Shinichis Augen ein mögliches Motiv gewesen wäre, sei es Eifersucht oder das nicht verkraften einer Trennung zwischen den Beiden.

Yukawa machte währenddessen immer noch einen mehr als nervösen Eindruck, was Shinichi dazu veranlasste, diesem etwas auf den Zahn zu fühlen.

„Hey du Onkel, worüber wollten sie denn so unbedingt mit Herr Nishimura reden? Sie sind schließlich direkt nachdem dieser aus dem Saal gegangen war, ihm hinterher gelaufen, es scheint also sehr wichtig gewesen zu sein, sodass sie die Chance mit ihm zu reden sofort nutzen wollten.“, dabei versuchte Shinichi erneut so kindlich und unschuldig wie möglich zu klingen, während er von Nishimura, aus dem Augenwinkel heraus, weiterhin beobachtet wurde.
 

Yukawa war mehr als überrascht über die, ihm gestellte, Frage, aber Inspektor Megure pflichtete dem Jungen bei.

„Conan hat Recht, egal was für firmeninterne Angelegenheiten sie besprechen wollten, hier handelt es sich um einen Mordfall. Ich bitte sie also darum, vollkommen offen uns gegenüber zu sein.“

Der IT-Spezialist von Nishimura sah erst kurz zu seinem Chef, welcher ihm signalisierte, dass es in Ordnung sei darüber zu sprechen, bevor er sich wieder zum Inspektor wandte, um diesem zu antworten.

„Es handelten sich hierbei um verlässliche Information darüber, dass Tamada derjenige sein muss, welcher Firmengeheimnisse an die Konkurrenz verkaufte. Ich…Ich habe die Daten mehrmals überprüft und es scheint alles darauf hinzuweisen. Wie gehen jedoch davon aus, dass er nicht allein gearbeitet hat, da es in seiner Position unmöglich war, alleine an die Informationen zu gelangen.“

„Unmöglich.“, schrie Frau Kaneda. „Hiroto hätte so etwas niemals getan.“

Yukawa hielt daraufhin schützend seine Hände vor sich.

„Es tut mir leid ihnen das zu sagen, aber so ist halt der Stand meiner Überprüfung.“

Megure wandte sich nun Herr Ebihara zu.

„Was ist mit ihnen? Wie war ihr Verhältnis zum Opfer?“

Der junge Mann kratzte sich am Hinterkopf. „Nun ja, ich hatte nicht wirklich viel mit ihm zu tun, er hat schließlich in einer ganz anderen Abteilung als ich gearbeitet und somit hatten wir auch keinen Kontakt zueinander gehabt.“
 

Während die Befragung weiterging, hatte sich inzwischen auch Ai dazugesellt und sich unauffällig neben Shinichi positioniert.

„Und? Weißt du schon, wer der Täter ist?“, kam es nun von ihr.

Der junge Detektiv sprang erschrocken durch die Luft, als er plötzlich die Stimme seiner Freundin direkt neben ihm vernahm, hatte er doch erst vor ein paar Minuten dasselbe mit Nishimura durchmachen müssen. „Wieso müssen sich eigentlich immer alle Leute an mich heranschleichen.“, fluchte er leise, während er sich langsam wieder beruhigte.

Haibara war von seiner Reaktion etwas verwirrt und empfand sie als etwas übertrieben.

„Was heißt hier denn anschleichen. Wärst du nicht immer so in Gedanken vertieft hättest du auch keine Probleme damit deine Umgebung besser wahrzunehmen.“, gab sie schnippisch von sich.

Shinichi verdrehte leicht die Augen.

„Und? Bekomme ich noch eine Antwort auf meine Frage?“, hakte Ai erneut nach und verschränkte grinsend ihre Arme.

„Ich habe eine Vermutung, aber muss diese auch belegen können.“, erwiderte der Geschrumpfte und sah einen nach dem anderen der vier Hauptverdächtigen an, während er Ai auf den aktuellsten Stand brachte.
 

In seinen Augen hätte Nishimura das größte Motiv zu der Tat, da Tamada seiner Firma geschadet hat, aber auch ein treuer und loyaler Mitarbeiter, wie es Yukawa zu sein schien, hätte den Mord zum Wohle der Firma begehen können, doch das alles war Shinichi zu unschlüssig.

„Was Tamada getan hat, war eine Straftat gewesen und mit ausreichenden Beweisen, hätte man ihn ganz einfach verhaften können. Sowohl Yukawa, als auch Nishimura hätten ihn also nicht zwingend umbringen müssen.“

Ai schaute ihn mit angehobenen Mundwickeln an. „Also schrumpft der Kreis der Verdächtigen, deiner Meinung nach, auf zwei, Frau Kaneda und Herr Ebihara, richtig?“ Der schwarzhaarige Junge nickte.

„Was ist mit der Tatwaffe?“, fragte Haibara weiter, welche den Blick von Nishimura nicht bemerkte, welcher er den beiden Geschrumpften schenkte.

„Es muss ein stumpfer Gegenstand sein, welcher höchstwahrscheinlich mit Blattgold überzogen ist, da man Reste davon am Opfer gefunden hat.“, klärte Shinichi sie auf.

Ai überlegte nicht lange, bis sie einen Vorschlag äußerte.

„Würde diese Beschreibung nicht zu einem Pokal passen?“

„Daran habe ich auch schon gedacht, aber der Täter hätte dann nicht direkt mit dem Pokal, sondern viel mehr mit dem Fuß, worauf der eigentliche Pokal steht, zugeschlagen und dieser besteht meist aus einem Material wie Marmor oder etwas Ähnlichem.“

Ai stoß ihn daraufhin in die Rippen. „Dummkopf, es gibt auch Pokale, dessen Fuß ebenfalls mit Blattgold verkleidet ist.“
 

Damit ging sie, ohne eine Antwort abzuwarten, zu einem Angestellten und fragte freundlich nach, ob es in dem Anwesen einen Raum mit einer Pokalvitrine gibt.

Shinichi folgte ihr und murmelte dabei etwas wie, dass er das auch wüsste, aber alle anderen Möglichkeiten ebenfalls in Betracht ziehen wollte.

Tatsächlich erfuhren sie anschließend, dass zwei Zimmer weiter eine Vitrine stand, wo die Pokale aller Firmenmannschaften ausgestellt wurden. Haibara bedankte sich freundlich und grinste ihren Freund bewusst überheblich an. „Wer sagt es denn.“

Shinichi klatschte zur Untermalung in die Hände. „Ai, aus dir wird noch einmal eine richtige Detektivin. Doch nun müssen wir erst einmal überprüfen, ob besagter Pokal überhaupt dabei ist, schließlich sind solche eher selten.“

Haibara nahm in daraufhin bei der Hand und zerrte ihn hinaus in den Flur. „Dann lass es uns herausfinden.“, womit sie sich zwei Zimmer weiter begaben unter den wachsamen Augen Nishimuras.
 

Als sie das Zimmer mit der Vitrine betraten staunten die beiden Geschrumpften nicht schlecht. Unzählige Pokale, von denen die meisten goldglänzten zierten diese. Auch Bilder von Mannschaften standen neben einigen Preisen. Selbst mehrere Medaillen hatten in der Vitrine ihren Platz.

„Das nenne ich mal eine beeindruckende Sammlung.“, musste sich Haibara eingestehen. Es schien tatsächlich so, als ob die Angestellten von Nishimura auch zusammen erfolgreich an verschiedenen Sportaktivitäten teilnahmen.

„Komm schon, wir sollten überprüfen, ob besagter Pokal wirklich dabei ist.“, drängte Shinichi und so machten sie sich daran die Vitrine gründlich unter die Lupe zu nehmen.
 

Zum Schluss wurden sie nur bei einem einzigen Pokal fündig, dessen Fuß ebenfalls vergoldet war.

Der junge Detektiv nahm sich ein Taschentuch und griff nach dem Schiebeglas, welches die Beiden von dem Pokal trennte. Zu seinem Erstaunen war die Vitrine gar nicht abgeschlossen, wodurch er problemlos, dass gewünschte Objekt entnehmen und näher betrachten konnte.

Es handelte sich hierbei um einen Tennispokal eines Zweierwettkampfes vom letzten Jahr. Auf der Unterseite waren als Siegerteam die Namen: Hiroto Tamada und Sayuri Kaneda eingraviert. Doch das eigentlich interessante waren nicht die ihm bereits bekannten Namen sondern, dass diese Seite tatsächlich eine schwache Delle und einige abgenutzte Stellen aufwies, an denen die Blattgoldbeschichtung bereits fehlte und dann war doch noch etwas Merkwürdiges.

„Haben wir unsere Mordwaffe gefunden?“, fragte Ai neugierig nach.

Shinichi runzelte nachdenklich die Stirn, aber bevor er antworten konnte, hörte er draußen im Flur Schritte, welche schnell näher kamen.
 

Flink stellte er den Pokal an seinen Platz zurück, schloss die Vitrine und versteckte sich rasch mit Ai hinter einer Couch, welche Mitten im Raum stand.

Kurz darauf betraten die Kommissare Takagi und Chiba den Raum und gingen direkt auf die Pokalvitrine zu. Sie suchten ebenfalls eine Weile, bevor sie exakt denselben Pokal in die Hand nahmen, welcher noch vor kurzem in der von Shinichi ruhte.

„Mori hatte wirklich Recht mit seiner Vermutung, dass das Blattgold von einem Pokal stammen muss. Also ist das hier wohl die Mordwaffe. An der Rückseite kann man deutlich eine Unförmigkeit und die fehlende Beschichtung erkennen. Blutreste werden wahrscheinlich auch noch darauf zu finden sein.“, stellte Takagi fest.

„Lass uns am besten den Pokal sofort zu Inspektor Megure bringen.“, schlug Chiba vor und so verließen die beiden Kommissare den Raum, mit der vermeintlichen Tatwaffe in der Hand, genauso schnell wieder, wie sie ihn betreten hatten.
 

Vorsichtig kamen Shinichi und Ai aus ihrem Versteck hervor.

„Da war ganz schön knapp.“, flüsterte sie ihm zu, doch er reagierte nicht auf ihre Aussage, sondern warf einen ungläubigen Blick Richtung Tür.

„Hey Kudo, was ist los? Die Waffe, womit der Mord verübt wurde, scheint gefunden worden zu sein. Der Fall ist also so gut wie gelöst und diesmal scheint es so, als ob der schlafende Kogoro es sogar ganz allein, ohne dein Mitwirken herausbekommen hat.“, witzelte sie, doch Shinichi ging auch nicht auf ihre kleinen Sticheleien gegen sein Ego ein. Irgendetwas hat ihn an diesem Pokal gestört.

„Ich bezweifle, dass es so einfach ist, aber wir sollten für erste besser gehen, bevor die anderen hier auftauchen.“

Sie pflichtete ihm bei und so verließ er das Zimmer, dicht gefolgt von Haibara.
 

Nachdem sie wieder auf dem Flur standen, kamen ihnen kurze Zeit später auch schon alle Personen entgegen, welche auch am Tatort anwesend waren, vorne Weg Kogoro, welcher einen zuversichtlichen Eindruck machte.

Sie marschierten schnurstracks in den Raum mit der Vitrine und Shinichi wollte ihnen schon folgen, als Ai ihn zurückhielt.

Sie machte ihm klar, dass sie es vorzog, sich lieber wieder zum Saal zurückzubegeben, um nach dem Professor zu sehen. Der Geschrumpfte hatte nichts dagegen einzuwenden, beschloss aber selbst bis zur Lösung des Falles zu bleiben und später nachzukommen.

Mit einem süßen Lächeln auf ihren Lippen berührten sich noch kurz ihre Fingerspitzen, bevor Haibara zwischen den Leuten hindurch huschte und verschwand.

Shinichi sah ihr noch kurz nach, wobei ihm ein seltsames Gefühl überkam, doch schloss er sich schließlich den restlichen Leuten an, dessen Weg ihn zurück in das Pokalzimmer führte.
 

Nach kurzer Zeit, waren alle Leute vor der Vitrine versammelt und warfen einen Blick auf diese.

Kogoro ging zielgerichtet auf die freie Stelle in der Pokalvitrine zu, an deren Stelle normalerweise der Tennispokal sein Platz hatte. Diesen wiederum hielt er nun demonstrativ in die Luft.

„Ich habe keinen Zweifel daran, dass das Opfer mit diesem Pokal von hinten erschlagen worden ist.“, begann er.

„Es ist nämlich der einzige Pokal in diesem Anwesen, welcher einen ebenfalls vergoldeten Boden besitzt und mit diesem, wurde gezielt auf das Opfer eingeschlagen, was die Rückstände an der Leiche und Abnutzungen am unteren Ende des Pokals erklärt.“

Nachvollziehbares Gemurmel war zu verhören, was Kogoro siegessicher grinsen ließ.

„Ja genau so sieht es aus.“, fuhr er übertrieben betont fort. „Doch das ist noch nicht alles. Die Vitrine ist darüber hinaus nicht abgeschlossen, wodurch jeder den Pokal problemlos entwenden und später wieder zurückstellen konnte. Allerdings war es nur einer Person möglich den Mord begehen und wie sie sehen können gehört dieser Pokal niemand anderen, als Herr Tamada und Frau Kaneda.“

Er hielt den Anwesenden die Unterseite des Pokals entgegen. Einige Blicke richteten sich auf die verblüffte Sayuri, welche nun ins Visier von Mori genommen wurde.

„Es gibt also keinen Zweifel, dass sie der Täter sein müssen, Frau Kaneda.“

Diese war starr vor Entsetzen, als sie begriff, dass sie soeben des Mordes bezichtigt wurde und schüttelte verzweifelt den Kopf. „Nein, nein, ich war es nicht, ich habe Hiroto nicht ermordet. Das ist völliger Unsinn.“, versuchte sich die aufgebrachte Frau zu verteidigen.
 

„Sind sie sich sicher Herr Kollege?“, wollte Megure nun wissen, da dieser überrascht war, dass Mori den Fall ohne seine typische Schlafpose lösen wollte.

Kogoro steckte seine Hände in die Hosentaschen und ging selbstsicher, vor der Beschuldigten, auf und ab. „Ja ich bin mir sicher Herr Inspektor, denn ich weiß auch genau, was das Motiv unserer Täterin war, nämlich Rache. Rache dafür, dass Herr Tamada sie vor kurzem verlassen hat. Ein Verlust, welchen Frau Kaneda nicht ertragen konnte und welcher Gegenstand eignet sich am besten zur Vergeltung, wenn nicht der gemeinsame Pokal, den man ein Jahr zuvor noch zusammen errungen hatte.“

„Das ist doch vollkommen absurd.“, wehrte sich Kaneda, gegen die Beschuldigungen. „Wieso sollte ich eine so leicht zurück verfolgbare Spur hinterlassen?“
 

Kogoro gab einen unbeeindruckten Laut von sich.

„Ich bin davon überzeugt, dass sein Tod keinesfalls von ihnen geplant war, sondern aus der Situation heraus entstand, als ihr Zorn sie übermannte. Sie wollten unbedingt ihre Beziehung vor dem Aus retten. Da sie sich so nahe standen, vermute ich, dass sie sehr wohl von dem geplanten Gespräch zwischen ihm und seinen Chef wussten. Vielleicht ging es sogar um eine mögliche Versetzung weg von ihnen. Das wollten sie verhindern und so versuchten sie, im Büro ihres Vorgesetzten, ihm mit dem Pokal in der Hand zu überreden, es sich noch einmal zu überlegen. Dieser ließ sich aber nicht umstimmen und gab sicherlich noch etwas Verachtendes von sich wie, dass sie den Pokal ruhig behalten können, wenn sie so daran hängen. Ab diesem Zeitpunkt sahen sie rot und schlugen mit ganzer Kraft zu und das so schwer, dass es ihn sofort tötete. Erst im Nachhinein wurden ihnen klar was sie getan haben, als ihre blinde Wut schließlich abklang und so versuchten sie noch verzweifelt, so gut es ging, ihre Spuren auf dem Pokal zu beseitigen.“, Kogoro räusperte sich kurz, bevor er zum Finale ansetzte.

„Sie stellten ihn zurück in die Vitrine und gingen davon aus, dass niemand einen Pokal als Mordwaffe sehen würde. Anschließend versuchten sie nachträglich als Finder der Leiche, den Verdacht, so gut es ging, von sich abzulenken, aber die Blattgoldspuren am Opfer haben sie letztendlich verraten.“

„Nein halt, dass stimmt alles nicht. Ich habe ihn nicht umgebracht und er hat mich auch nicht verlassen. Wir waren glücklich zusammen. Ich hätte nie etwas dergleichen tun können.“ Kaneda rannten die Tränen über die Wangen.
 

„Das ist ja alles schön und gut Mori, aber haben sie denn auch Beweise für ihren Verdacht.“, riss ihn der Inspektor aus seinem Triumphzug.

Kogoro machte ein verdattertes Gesicht und begann zu stottern. „Nun ja, also ich…“

Shinichi schüttelte den Kopf und wandte seinen Blick wieder auf die Vitrine.

Egal wie es passiert ist, es ist nicht so abgelaufen wie Kogoro es geschildert hat. Dem Geschrumpften kam schon vorhin etwas merkwürdig an dem Pokal vor und da wäre auch noch diese andere Kleinigkeit, welche ihn beschäftigte und an der Plausibilität von Kogoros Schilderung zweifeln ließ.

Hier versuchte eindeutig jemand die Schuld jemand anderen in die Schuhe zu schieben, da war es sich sicher. Genauso sicher war er sich nun, dass Frau Kaneda unmöglich der Täter sein konnte, wodurch für ihn nur noch eine Person in Frage kam.

Doch brauchte er dafür, den ihn noch fehlenden letzten Beweis.
 

Während der schlafende Möchtegerndetektiv wild mit angeblichen Beweisen um sich warf, überflog der Schwarzhaarigen noch einmal gründlichst die Reihen in der Vitrine, bis sein Blick an einem Foto hängenblieb, welches neben einem weiteren Pokal stand, der auf dem zweiten Blick, einen merkwürdigen Eindruck machte.

Shinichi sah ganz genau hin und ein Gedankenblitz schoss durch seinen Kopf.

Kurz danach setzte er sein bekanntes zufriedenes Grinsen auf. Das ist es, dachte sich der Geschrumpfte, ich habe es endlich raus und kann beweisen wer der Täter ist und wie er es angestellt hat.

Des Rätsels Lösung!?

Kapitel 20: Des Rätsels Lösung!?
 

Hörbuch zur Fanfiktion: Kapitel 20: Des Rätsels Lösung!?
 

Eilig versteckte sich Shinichi hinter der Couch von vorhin, und zielte von da aus, mit seinem Narkosechronometer, auf Kogoro.

„Tut mir leid Onkelchen, aber du musst mal wieder herhalten und die Sache gerade biegen.“, flüsterte er zu sich selbst, bevor er abdrückte und die Betäubungsnadel den Nacken von Mori traf. Dieser zuckte kurz auf, machte ein paar Schlenker nach links und rechts, wobei er unverständliches Zeug brabbelte, bevor er nach hinten weg auf der Couch landete. Shinichi machte sich derweil, hinter dieser bereit und zückte seinen Stimmentransposer.

„Nanu Mori, was ist denn mit ihnen? Ist der Fall etwa noch nicht gelöst?“, fragte der Inspektor verunsichert nach.

„Ich denke Inspektor, ich habe sie und alle Anwesenden genug auf die Folter gespannt. Ich werde ihnen nun erzählen, wie es wirklich abgelaufen ist und wer der eigentliche Täter ist.“ Mit dieser Äußerung erntete Shinichi, welcher einmal mehr, die Stimme von Kogoro für sich nutzte, von allen Anwesenden erstaunte Blicke.

„Ist das wirklich so Mori? Wollen sie etwa sagen, dass es doch nicht Frau Kaneda war?“, kam es vom Inspektor, verblüfft über den Sinneswandel seines Kollegen.

„In der Tat.“, bestätigte Shinichi. „Ich wollte einzig und allein den Täter in Sicherheit wiegen und den richtigen Moment abwarten.“

Megure verschränkte erwartungsvoll die Arme. „Na dann lassen sie mal hören. Wer hat Herr Tamada nun mit dem Tennispokal ermordet?“
 

Gespannt erwarteten alle die Antwort des schlafenden Meisterdetektivs.

„Niemand um genau zu sein und das liegt in erster Linie daran, dass der Tennispokal nicht die Mordwaffe ist.“ Erneut folgten erstaunte und unverständliche Blicke, sowie aufgeregtes Getuschel.

„Was soll das alles bedeuten Mori?“ Megure klang allmählich ziemlich hilflos. „Sie haben doch selbst gesagt die Mordwaffe muss ein Pokal gewesen sein und zwar einer mit goldenem Grund, statt dem typischen Unterboden.“

„Oder ein Pokal, bei dem man den Boden zuerst entfernt und später, nach vollendeter Tat, wieder angebracht hat.“, entgegnete Shinichi gelassen.

Dem Inspektor fehlten die Worte. „Ja aber das würde ja bedeuten, dass so gut wie jeder Pokal in dieser Vitrine als Tatwaffe in Betracht kommen würde.“

„Stimmt genau Herr Inspektor, doch ich kann ihnen eine Menge Arbeit ersparen und ihnen ganz genau sagen, welcher von ihnen der richtige Pokal ist.“

„Dann spannen sie uns nicht länger auf die Folter.“, flehte Megure seinen Kollegen an.
 

„Alles zu seiner Zeit Inspektor. Der Pokal hinter ihnen, der mit der Bowlingkugel und den Pins darauf, können sie ihn sehen? Seien sie doch so freundlich und nehmen sie diesen einmal aus der Vitrine.“

Megure sah zu Takagi hinüber, welcher verstand und das Schiebeglas öffnete, woraufhin sich der Inspektor den besagten Pokal herausnahm und ihn sich genauer ansah.

„Bei diesem Pokal handelt es sich um die eigentliche Mordwaffe.“, äußerte sich Shinichi, welche immer noch hinter der Couch stand und in seine Fliege sprach.

„Lassen sie mal sehen.“, der Inspektor drehte die Tatwaffe in seiner Hand und sah sie sich genauestens an. „Mmh, der erste Platz bei einem Bowlingturnier. Als Sieger ist das Team DHFI eingraviert. Was hat es mit diesem DHFI auf sich?“ Dazu meldete sich nun Nishimura persönlich zu Wort.

„DHFI steht für Division for Health, Fitness and Immunity. Das ist eine Sonderabteilung meines Pharmakonzerns Nishi-Biogen-Industries, welche sich mit unseren neuesten Entwicklungen beschäftigt und in der auch Herr Ebihara arbeitet. Diese Abteilung verfügt, wenn ich das so sagen darf, über eine äußerst talentierte Bowlingmannschaft, welche vor ungefähr drei Jahren in einem Wettkampf, diesen Pokal gewonnen hat.“ Kanae wirkte sichtlich stolz.
 

Inspektor Megure machte sich nebenbei weiterhin an dem Pokal und seinem Boden zu schaffen, da sich dieser als äußerst beweglich herausstellte, als sich auf einmal der Marmorfuß vom restlichen Pokal löste. Völlig entgeistert sah der Inspektor nun auf die nicht länger verdeckte Unterseite, des mit Blattgold überzogenen Teils. Zum Vorschein kam eine etwas zugerichtete und abgeblätterte Seite, auf der sogar noch mit bloßen Auge kleinste Blutspritzer zu erkennen waren.

„Das ist ja unglaublich, hier sind sogar noch deutlich Reste von Blut zu sehen.“, entfuhr es Megure. Er wandte sich an den schlafenden Kogoro.

„Aber vorher konnten sie das nur wissen.“

„Das will ich ihnen verraten Herr Inspektor. Sehen sie sich einfach mal das Mannschaftsfoto an, welches in der Vitrine neben dem Pokal steht, dann wird auch bei ihnen der Groschen fallen, da bin ich mir sicher.“

Dieser tat wie ihm aufgetragen und musterte das Bild des Bowlingteams eine Zeit lang, bis sich seine Augen weiteten.

„Aber das ist ja…“

„Ganz recht.“, sprach Shinichi weiter. „Im Nachhinein war es ganz einfach. Der Mörder, welcher Herr Tamadas Leben mit dem Bowlingpokal beendet hat, ist niemand anderes als HERR EBIHARA, sie sind der Täter.“
 

Alle Blicke richteten sich nun auf den Angeklagten, welcher mehr als entsetzt darüber war, seinen Namen gehört zu haben. Schnell reagierte der junge blonde Mann zornig, aber auch unsicher.

„Ich soll der Täter sein, das ich nicht lache. Was hätte ich denn für ein Motiv gehabt, ich kannte Herr Tamada schließlich kaum.“

„Ja das stimmt, ich kann mich daran erinnern, dass sie Ähnliches bereits schonmal, bei der Befragung, erwähnt haben. Deswegen stellt sich mir die Frage, warum sie beide dann auf dem Gruppenfoto des Bowlingteams zu sehen sind, welches vor drei Jahren diesen Pokal gewonnen hat, wenn sie sich doch kaum kannten.“, kam es nun mit entschlossener Stimme von Shinichi.

Starr vor Schreck, durch seine Aussage, drehte sich Ebihara zur Megure um, welcher ihm das Foto entgegenhielt.

„Auf diesem Foto sind sie deutlich zusammen zu sehen, direkt nebeneinander und mit einem Arm um die Schulter des jeweils anderen gelegt, wodurch in nicht nur behaupte, dass sie sich kannten, sondern, dass sie sogar beste Freunde waren, Herr Ebihara.“, erklärte Shinichi zuversichtlich. Der Beschuldigte war inzwischen kreidebleich geworden und versuchte seine Verunsicherung zu verbergen, jedoch nur mit mäßigem Erfolg.

„Kein Zweifel.“, bestätigte auch der Inspektor.

„Sie sind auf dem Foto eindeutig mit Herr Tamada zu erkennen, dass können sie wohl kaum abstreiten.“ „Aber…aber das macht doch gar keinen Sinn?“, kam es nun verständnislos von Frau Kaneda, welche bis eben geschwiegen hatte. „Hiroto hat doch gar nicht in der DHFI gearbeitet.“

„Vielleicht heute nicht mehr, doch vor drei Jahren, noch bevor sie ihn kennen gelernt haben, war er in derselben Abteilung wie Ebihara und nicht nur das, sie waren beide auch in derselben Bowlingmannschaft von damals.“, erklärte Shinichi sachlich.
 

Nun kam doch endlich wieder etwas Leben in Ebihara zurück und er fasste sich wieder.

„Schön langsam Herr Mori. Ja es stimmt, er war damals tatsächlich mit mir in derselben Abteilung und man kann wirklich behaupten, wie waren damals Freunde, doch das ist schon Ewigkeiten her. Seitdem haben wir uns immer weiter auseinandergelebt, sodass ich daran festhallte, dass ich ihn heute kaum noch kannte.“

„Dennoch hätten sie uns sagen müssen, dass sie früher Kontakt zu ihm hatten.“, äußerte sich der Inspektor verärgert. „Das sind wichtige Informationen, die sie uns vorenthalten haben.“

„Inwiefern macht mich das zum Mörder?“, konterte Ebihara bissig. „Was hätte ich für einen Grund gehabt?“ Er sah den schlafenden Kogoro herausfordernd an.

„Das kann ich ihnen sagen Herr Ebihara und sie werden bestimmt erstaunt über meine Theorie sein. Sie und Herr Tamada steckten bei dem Verkauf der Firmengeheimnisse nämlich unter einer Decke.“

Wieder großes Erstaunen und auch Entsetzen bei den Anwesenden. Ebihara verschlug es daraufhin die Sprache und er brachte kein Wort mehr heraus um sich dazu zu äußern, was Shinichi animierte fortzufahren.

„Und das Motiv des Mordes war, dass Tamada sich mit Nishimura treffen wollte um reinen Tisch zu machen, was jedoch keinesfalls in ihrem Interesse lag. Sie konnten dies nämlich unmöglich zulassen, nicht wahr?“ Shinichi machte eine kurze Pause, wartete jedoch keine Antwort ab.
 

„Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie bereits vorher schon mal versucht hatten ihn zu überreden, damit er Stillschweigen bewahrt, doch dieser wollte anscheinend nicht mit sich reden lassen. Wahrscheinlich konnte er es nicht mehr länger ertragen, dieses Geheimnis für sich zu behalten, da der eigentliche Drahtzieher allein sie waren. Tamada hatte sich inzwischen in Frau Kaneda verliebt, was ein Grund dafür war, dass er gestehen wollte. Für sie war klar, sie mussten ihn beseitigen. Sie sahen gar keine andere Möglichkeit mehr.“

Auf Shinichis Gesicht formte sich ein ernster Ausdruck, während Ebihara entgeistert auf ein und dieselbe Stelle am Boden starrte.

„Ihnen war nicht schlecht vom Alkohol, sie standen vor der Vitrine und sahen sich ihren alten Pokal an, wobei ihnen auch der Tennispokal ins Auge fiel und wer diesen gewonnen hat. Erzürnt nahmen sie diesen in die Hand und ließen ihn kurz darauf völlig benebelt zu Boden fallen, wobei dieser mit dem schweren Fuß aufschlug und eine Delle im Fußboden hinterließ, wie man ganz leicht überprüfen kann, wenn man genau hinsieht.“

Chiba beugte sich hinunter und tastete sorgsam den Boden des Zimmers, vor der Vitrine ab, bis er die Stelle fand, auf die Shinichi hinauswollte.

„Ah, Inspektor schauen sie nur, hier ist wirklich eine Vertiefung, die von einem heruntergefallenen Pokal stammen könnte.“
 

Der Junge mit Fliege fuhr mit seiner Fallauflösung fort.

„Sie erkannten ihr Missgeschick und hoben den Pokal wieder auf, wobei sie die zugerichtete Unterseite bemerkten. In diesem Moment kam ihnen die Idee zu ihrem Mord und wie sie diesen vertuschen könnten. Sie wollten die Freundin von Herr Tamada für ihre geplante Tat verantwortlich machen, da sie sie als Grund für seinen Sinneswandel sahen und ihr die Schuld für ihre derzeitige Lage gaben. Sie sollte nun für ihre Taten büßen, dachten sie sich. Also nahmen sie den Bowlingpokal aus der Vitrine, dessen Boden man ganz einfach entfernen kann und welcher ein Symbol ihrer einstigen Freundschaft darstellte und gingen damit zum Büro ihres Vorgesetzten, da sie wussten, dass Tamada dort auf Nishimura warten würde, um ihm alles zu erzählen. Sie betraten das Zimmer und wollten ihm den Pokal zeigen. Er sollte denken, sie würden versuchen wollen ihn damit umzustimmen. Natürlich wussten sie, dass das nichts bringen würde, aber zu diesem Zeitpunkt hatten sie sich ja bereits längst entschieden ihn zu töten. Sie entfernten den vorher gelösten Fuß und nutzten den richtigen Moment, um Herr Tamada, während er im Sessel saß, auf den Hinterkopf zu schlagen und ihn somit zu töten, woraufhin er nach vorne überfiel. Danach säuberten sie den Pokal mit einem Tuch, bevor sie den Fuß wieder anbrachten und diesen zurückstellten. Keiner würde diesen nun als Mordwaffe erkennen können, die Spuren waren versteckt und der Grundstein für ihre falsche Fährte gelegt. Durch die Rückstände am Hinterkopf des Opfers, würde nun jeder einen Pokal mit goldenen Untergrund vermuten und die Aufmerksamkeit wäre auf den Tennispokal gelenkt, welchen sie noch zusätzlich mit dem blutigen Tuch präparierten, bevor sie dieses wiederrum auf der Toilette entsorgten, wo sie ja auch behaupteten gewesen zu sein. Gar kein so schlechter Plan, aber eine Sache wurden ihnen jedoch zum Verhängnis und zwar das Gruppenfoto der Bowlingmannschaft, welche sie mit Tamada überhaupt erst in Verbindung brachte. Und auch wenn sie bestimmt daran gedacht haben, von der vermeintlichen und der eigentlichen Mordwaffe ihre Fingerabdrücke zu entfernen, haben sie es bestimmt nicht für nötig angesehen die Abdrücke an der verdeckten Unterseite zu entfernen, da sie ja davon ausgingen, dass niemand, anhand der Spuren auf diesen Pokal schlussfolgern würde.“

Shinichi machte nun seit langem wieder eine kurze Atempause.

„Und? Liege ich damit ungefähr richtig, Herr Ebihara?“
 

Dieser musste nun schwach lächeln, überwältigt und zutiefst beeindruckt, von der Argumentationskette des schlafenden Meisterdetektivs, welchem er sich nun geschlagen geben musste.

„Sie haben recht Herr Mori, ich habe ihn tatsächlich niedergeschlagen und getötet und ich bin wirklich beeindruckt, dass sie meinen kleinen Trick und mein versuchtes Täuschungsmanöver so schnell durchschaut haben. Vor allem da ich zuerst dachte, sie seien mir auf den Leim gegangen. Es war aber ein klein wenig anders, als sie es beschrieben haben.“

Langsam sammelten sich in seinen Worten immer mehr Wut und Verachtung.

„Wir waren damals die besten Freunde gewesen und als er die Abteilung gewechselt hat, sah ich die Möglichkeit für uns, dass aus der Firma herauszuholen was uns zustand, schließlich entwickelte meine Abteilung die neuesten und geheimsten Entwicklungen des Konzerns. Viele Leute hätten eine Menge Geld dafür gezahlt. Ich konnte die Informationen herausschmuggeln und er konnte sie analysieren und an den richtigen Mann bringen. Alles lief ohne Probleme, doch dann lernte er dieses Flittchen kennen, welche ihm total den Kopf verdrehte und plötzlich wollte er so nicht mehr weitermachen und war bereit uns beide ans Kreuz zu nageln. Das konnte ich einfach nicht zulassen. Ich ging also mit dem Pokal in das Büro, bereit ihm noch eine Chance zu geben und versuchte ihn daran zu erinnern, wie gut wir doch befreundet waren.“ Ebihara ballte die Fäuste und schrie schon fast.

„Doch dieser Typ, redete kein Wort mit mir, er sah es nicht einmal für nötig sich zu mir umzudrehen, um mir direkt in die Augen zu schauen. Da habe ich einfach die Kontrolle verloren und ich schlug zu. Ich schlug einfach zu.“

Damit sank Ebihara auf die Knie und gab sich geschlagen, wobei er demonstrativ den Polizisten seine Handgelenke entgegenhielt. In seinen Augen sammelten sich Tränen, bittere Tränen der Reue.
 

Kurze Zeit nach seinem Geständnis wurde er von Megure und seinem Team in Handschellen abgeführt. Kogoro war in der Zwischenzeit wieder erwacht und sah der Abführung des Täters, mit einem herzhaften Gähnen, zu.

Als sich Megure, für seine Falllösung, bei ihm bedankte, schaute er erst etwas irritiert drein, da er hätte schwören können, er sah Frau Kaneda als eigentliche Täterin an, räusperte sich aber dann jedoch schnell, bevor er sein typisches, >Gekonnt ist eben gekonnt<, mit lautem Gelächter, von sich gab.

Auch die Leiche des ermordeten Tamada wurde nun auf einer Trage hinausbefördert. Sie war mit einem Tuch abgedeckt, nur eine Hand an der Seite schaute heraus.

Shinichi blickte rein zufällig hinüber zur Leiche und sah etwas, was ihn zutiefst entsetzte und gleichzeitig verwirrte. Die Hand von Tamada hing über den Rand der Trage, dabei war deutlich zu sehen, dass die Finger dieser bereits vollkommen steif waren.
 

Das konnte doch unmöglich sein, dachte sich der junge Detektiv und war fassungslos. Die Totenstarre an kleineren Gelenken, wie die an den Fingern setzt frühestens nach zwei Stunden ein, doch Tamada war laut Angaben, erst seit ungefähr eineinhalb Stunden tot, sodass die Starre unmöglich schon so weit fortgeschritten sein konnte, allein weil im Büro eine konstante Zimmertemperatur geherrscht hatte.

Es sei denn…es sei denn, der Gedanke den Shinichi nun hatte, machte ihm Angst.

Leise flüsterte er zu sich selbst: „Es sei denn, ich habe mich geirrt und Ebihara ist gar nicht der eigentliche Mörder, sondern dachte nur, er sei es. Er hatte gesagt, dass Tamada sich nicht gerührt hatte, als der das Zimmer betrat. Was ist wenn er zu diesem Zeitpunkt bereits schon tot war. Was ist, wenn die Verletzung an seinem Hinterkopf tatsächlich postmortem hinzugefügt wurde und dass nur kurz nach seinem eigentlichen Tod.“

Das alles würde bedeuten, dass der eigentliche Mörder immer noch frei herumläuft, doch das wirklich beunruhigende daran war, dass Shinichi nicht die leiseste Ahnung hatte, wie dieser den Mord begangen haben könnte.

Die rechte Hand von Anokata

Kapitel 21: Die rechte Hand von Anokata
 

Hörbuch zur Fanfiktion: Kapitel 21: Die rechte Hand von Anokata
 

Sein Herz blieb für eine Sekunde stehen, als er erkannte das Nishimura verschwunden war. Seine mögliche Verbindung zur Schwarzen Organisation war wie vom Erdboden verschluckt.

Er musste Ai finden und zwar schnellstens. Shinichi raste, in einem Affenzahn, zurück zum Saal, wo sich immer noch die meisten Gäste, trotz des Zwischenfalls, aufhielten.

Er sah den Professor, aber nirgends seine rotblonde Freundin.

„Professor, wo ist Ai? Ist sie nicht bei ihnen?“, rief er ganz außer Atem, als er zu ihm lief. Der Erfinder schaute seinen geschrumpften Freund verwirrt an.

„Ist sie denn nicht bei dir? Sie ist vorhin los, weil sie nach dir sehen wollte und seitdem ist sie auch nicht mehr hier gewesen.“

Bitte nicht, dachte sich der junge Detektiv. Langsam kroch in ihm die Panik hoch. Sein Traum, sein verfluchter Traum, er droht tatsächlich Realität zu werden und das nur weil er nicht aufmerksam genug war.

„Professor, ich muss Ai finden, sie schwebt in großer Gefahr.“

„Was sagst du da, in großer Gefahr?“, kam es schockiert von dem alten Mann.

„Ich habe keine Zeit es zu erklären. Schnappen sie sich Ran und Onkel Kogoro und lassen sie sie nicht aus den Augen. Ich zähle auf sie.“ Shinichi wollte schon losrennen, doch der Professor hielt ihn fest. Wortlos drückte dieser ihm einen Stift in die Hand.

„Eine meiner neuen Erfindungen für dich. Du wirst sie vielleicht gebrauchen können.“, sagte dieser mit ernstem Ton.

Shinichi konnte ein leichtes Lächeln aufbringen. Er nickte seinem Freund Hiroshi dankbar zu, bevor er sich aufmachte. Er hörte noch schwach, wie der Professor ihn noch etwas hinterherrief, aber darauf achtete er bereits nicht mehr. Es gab jetzt wichtigeres zu tun. Er musste handeln, bevor es zu spät war.

Es gab einen einzigen Vorteil den er hatte und den musste er ausnutzen. Falls es wie in seinem Traum ablaufen sollte, musste er nach einem Kellereingang suchen. Dort würde Ai gefangen gehalten werden.
 

Shinichi rannte und rannte und rannte. Er betete, dass es noch nicht zu spät sei.

Als er um eine Ecke lief, stieß er mit Jemandem zusammen und landete unsanft auf dem Hosenboden.

„Oh nein, hast du dir weh getan Kleiner?“, vernahm er eine junge Frauenstimme.

Der schwarzhaarige Junge rieb sich das Hinterteil, als er wieder aufstand und sein Gegenüber in die Augen sah. Es war die Assistentin von Nishimura, Frau Watsuki. Er hatte jedoch keine Zeit groß weiter darüber nachzudenken.

„Entschuldigung, aber können sie mir vielleicht sagen, ob es hier eine Art Keller gibt mit einem Lagerraum?“, fragte der junge Detektiv mit ungeduldiger Stimme.

Der Sekretärin fiel das natürlich auf, aber statt zu fragen, wieso er das wissen möchte, lächelte sie nur und deutete mit dem Finger einen Gang hinunter.

„Du folgst diesem Flur und dann die dritte rechts. Wenn du dich beeilst besteht noch Hoffnung für sie.“

Shinichi erschrak, während die Frau ihn nur weiterhin anlächelte. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, rannte er an Watsuki vorbei, den Flur hinunter, auf den sie gezeigt hatte. Diese sah ihm schweigend nach. Egal wer diese Frau war, sie weiß Bescheid, aber auch dafür hatte Shinichi momentan keine Zeit. Aktuell gab es nur eine einzige oberste Priorität für ihn und sonst nichts. Er musste Ai retten.
 

Nach einer gefühlten Ewigkeit erlangte Ai endlich das Bewusstsein wieder. Sie sah zwar noch alles recht verschwommen, aber so langsam wurde ihr klar, wo sie sich befand und das jagte ihr eine Heiden Angst ein. Es war genau dieselbe Perspektive, wie aus ihrem Traum. Alles um sie herum war das exakte Ebenbild der Bilder, welche sie in dieser unruhigen Nacht vor ihrem geistigen Auge hatte.

Sie war wieder gefesselt und geknebelt. Panisch rüttelte sie, wie in ihrem Traum, an dem Stuhl, doch sie kannte das Resultat und wusste es war vergebens.

Haibara konnte spüren, wie ihr Herz gegen ihren Brustkorb hämmerte, als würde es versuchen wollen, ebenfalls aus seiner Gefangenschaft auszubrechen. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie vor sich in die Finsternis. Sie zitterte am ganzen Leib, als sie wie befürchtet, Schritte vernahm, welche immer näher kamen. Das war es, dachte sich Ai verzweifelt. Hier und jetzt würde Gin vor ihr auftauchen und ihr alles nehmen, was ihr Lieb und Teuer war.

Sie schloss ihre Augen, wobei eine einzelne Träne ihre Wange hinunterlief.

„So lernt man sich endlich persönlich kennen.“

Die Stimme ließ Ai ihre Augen wieder aufreißen. Das war nicht Gin. Wer zum Teufel spricht da zu ihr? Sie hatte diese Stimme heute auf jeden Fall schon einmal gehört, nur war sie nun eiskalt und hatte etwas Teuflisches an sich. Haibara war sofort klar, dass diese Person zur Organisation gehören musste.
 

Nun trat er endlich aus dem Schatten.

Kanae Nishimura kam mit einem triumphierenden und bösartigen Lächeln auf die kleine Ai zu und blieb direkt vor ihr stehen.

„Du hast dich wirklich verändert.“ Er musste kurz lachen.

„Das hätte bis vor kurzem noch niemand für möglich gehalten, doch sitzt du nun hier vor mir, in deiner neuen Gestalt. Als ich das erste Mal davon hörte, was unserer ehemaligen Forschungsleiterin gelungen war, wollte ich es gar nicht glauben, doch dann wurde ich selbst Zeuge davon, was die besondere Nebenwirkung des APTX-4869 ist.“

Er machte eine kurze Pause, in der er aber keineswegs seine Augen von Ai nahm.

„Und nun schau dich an. Der Geist einer jungen Frau im Körper eines kleinen unschuldigen Mädchens. Du konntest dich dadurch über einen sehr langen Zeitraum vor uns verstecken Sherry oder ist es dir lieber, wenn ich dich Ai Haibara nenne.“ Er grinste verschlagen. „Doch nun ist Schluss mit diesem Versteckspiel.“
 

Kanae begann vor ihr auf und ab zu gehen.

„Mein Auftrag kommt direkt von Anokata. Du weißt doch noch wer das ist oder?“ Man konnte genau spüren, wie es ihm gefiel die Kontrolle zu besitzen und wie es ihn amüsierte mit der hilflosen Ai zu spielen.

„Als seine geheime rechte Hand übernehme ich nur die schwierigsten und bedeutendsten Aufträge. Alles zum Wohle der Organisation etc. etc. Du solltest dich also geehrt fühlen, dass du durch meine Hand dein Ende findest, Sherry.“ Er lachte finster. Es war ein Lachen, welches genauso gut auch von Gin stammen könnte, herzlos und ohne jede Form des Mitleids.

Ai hatte unglaubliche Angst, aber das, was ihr besonders die Kälte durch die Adern fließen ließ, war die Tatsache, dass sie nichts spürte. Er stand direkt vor ihr und dennoch konnte sie die Aura der Organisation nicht wahrnehmen. Als hätte Kanae einen Weg gefunden, dies irgendwie zu verbergen.

Doch wen hatte sie dann vorher im Saal gespürt? War Gin ebenfalls hier? Ihre Gedanken überschlugen sich in ihrem Kopf.

Es war also tatsächlich Kanae, welcher nicht nur mit der Organisation zusammen arbeitete, sondern selbst Teil der Organisation war. Er war ein Mann mit Macht und jeder Menge Einfluss und so ein Mann stand im Dienste des Bösen und niemand sonst wusste davon. Auch Ai war klar, sie würde dieses Geheimnis wahrscheinlich schon recht bald mit in ihr Grab nehmen.
 

Er trat an sie heran und befreite sie von ihrem Knebel.

„Ich denke so ist es angenehmer oder? Ich möchte dir doch deine letzten Minuten auf Erden so komfortabel wie möglich gestalten. Bedenke jedoch, falls du auf die Idee kommen solltest nach Hilfe zu rufen, ist es aus für dich.“ Kanaes entschlossener Blick verlangte eine Antwort. Ai nickte zögerlich. Zufrieden lächelnd richtete Nishimura nun seine Krawatte zurecht.

Er spielte nun wieder die Rolle des vornehmen und charmanten Geschäftsmannes.

„Wo bleiben meine Manieren. Ich habe mich ja noch gar nicht richtig vorgestellt.“ Er verbeugte sich förmlich. „Gestatten, die rechte Hand von Anokata, Codename: Cognac.“
 

Endlich erreichte Shinichi die Tür, welche zum Keller führen soll, doch als er den Türknauf drehte, musste er feststellen, dass diese verschlossen war. Shinichi schüttelte genervt den Kopf.

„Dafür habe ich jetzt keine Zeit.“

Er aktivierte seine Powerkickboots und trat mit voller Wucht gegen die Holztür, welche daraufhin nachgab. Hinter dieser führte eine alte Treppe, ebenfalls aus Holz, hinunter in einen Lagerraum. Das muss er sein, dachte sich der Detektiv sofort. Keinen Zweifel.

Mit Narkosechronometer im Anschlag ging er vorsichtig, Schritt für Schritt, die quietschenden Stufen der Treppe hinab.

Es sah alles genauso aus, wie in seinem Traum, dementsprechend war es ziemlich dunkel, jedoch konnte er in näherer Entfernung zwei Stimmen vernehmen. Langsam ging er auf diese, im Schutze der Dunkelheit, zu.
 

„Ich…ich habe noch nie von ihnen gehört.“, schaffte es nun Haibara endlich etwas zu sagen, wenn auch stockend. Cognac grinste belustigt.

„Da bist du gewiss nicht die Einzige Sherry. Nicht einmal die meisten Mitglieder der Organisation kennen mich. Wenn du etwas von mir gehört hättest, dann hätte ich meine Arbeit nicht gut gemacht. Die Wahrheit ist, dass ich gar nicht existiere. Ich bin ein Schatten. Der Schwarze Schatten der Organisation.“

„Wie habt ihr herausgefunden, dass ich geschrumpft und nicht gestorben bin?“, fragte Ai vorsichtig weiter. Sie beruhigte sich allmählich, obwohl das ihrer Situation keinesfalls gerecht wurde, doch strahlte Cognac nun eine seltsame Form der Ruhe aus, welche auch auf Haibara überging.

Kanae legte seinen Kopf leicht schräg.

„Das ist eine lange Geschichte, aber ich kann dir sagen, dass es eine ganze Weile gedauert hat. Wie du aber wissen solltest bist du kein Einzelfall, was das Schrumpfen durch das APTX-4869 angeht. Insgesamt sind uns drei Personen bekannt, welche das Gift nahmen und wieder zu Kindern wurden, statt daran zu sterben.“

„Und wer ist die dritte Person?“, meldete sich nun Shinichi zu Wort, welcher hinter Cognac auftauchte, immer noch seinen Narkosechronometer gezückt und auf das Organisationsmitglied gerichtet.

„SHINICHI!“ Eine Welle der Erleichterung aber auch der Beunruhigung überflutete Ais Körper. Brachte er sich doch tatsächlich in Lebensgefahr nur um sie zu retten.
 

„Es wird alles wieder gut Ai, ich werde dich hier rausholen, doch vorher habe ich noch ein paar Fragen an Kanae. Also? Wer ist die dritte Person die geschrumpft wurde?“

Cognac drehte sich nicht zu ihm um, sondern schaute nur leicht über seine Schulter.

„Ah Shinichi Kudo, wie nett, dass du uns Gesellschaft leisten möchtest. So ersparst du mir den Aufwand dich ebenfalls zu fangen.“ Er stellte sich nun auch beim Detektiv des Ostens mit seinem Codenamen vor.

„Und um auf deine Frage zurück zukommen, ich denke du weißt die Antwort bereits.“

Er sah Shinichi herausfordernd an.

„Verrate mir eins, du großer Meisterdetektiv, seit wann wusstest du, dass ich es bin, welcher zur Organisation gehört?“

Das Gesicht des Detektivs verzog bei seiner Antwort keine Miene. „Ich hatte ehrlich gesagt die ganze Zeit schon ein ungutes Gefühl bei ihnen, doch der eigentliche Beweis für meine Vermutung, den fand ich, als ich mir die vermeintliche Mordwaffe nochmal angesehen habe.“ Er machte eine kurze Pause.

„Es war so offensichtlich, dass man gar nicht darauf geachtet hat. Die Forschungsabteilung ihres Pharmakonzerns heißt kurz DHFI. Betrachtet man nun das englische Alphabet und die Reihenfolge der Buchstaben in diesem, dann bedeutet DHFI nichts anderes als 4869. Das Apoptoxin 4869 ist mit seinen Ziffern im Japanischen auch als Sherlock bekannt, doch da sie größtenteils im Ausland agieren, haben sie einfach ihren eigenen kleinen Code kreiert. Die DHFI ist also insgeheim für die Weiterentwicklung des APTX 4869 zuständig, richtig?“
 

Cognac lachte vergnügt. „Ganz recht, du hast es erfasst. Obwohl die eigentliche Abteilung meines Konzerns eigentlich nur Tarnung für das ist, was hinter den Kulissen geschieht. Doch wir erforschen nicht nur das Gift der kleinen Sherry. Mit unserer neuen Forschungsleiterin haben wir bereits so viel mehr erreicht. Das Apoptoxin 4869 hat ein unglaubliches Potenzial und ist zu so viel mehr fähig, als nur zum stumpfen töten oder gar schrumpfen. Obwohl es heute gerade mit seiner Tödlichkeit von großen Nutzen für mich war, vor allem da man es ja nicht nachweisen kann. So ist mir auch der große Detektiv Kudo in die Falle getappt.“

Shinichi ging ein Licht auf.

„Also sind sie der eigentliche Mörder von Tamada und dabei haben sie das Apoptoxin verwendet. Deswegen, war die Leichenstarre schon so weit vorrangeschritten.“

„Bingo.“, applaudierte Cognac.

„Dieser Idiot wollte doch tatsächlich die Geheimnisse unserer Forschung der Polizei stecken, als er erfuhr, dass wir nicht nur normale Schmerzmittel herstellen. Er wollte mich zur Rede stellen, doch das war sein Fehler. Zum Glück hat sein Partner kalte Füße bekommen und den Kopf hingehalten mit seiner überstürzten Aktion. Er dachte doch tatsächlich, Tamada würde aus schlechtem Gewissen handeln.“
 

„Sie sprachen vorhin von einer neuen Forschungsleiterin.“, versuchte Shinichi etwas mehr zu dem Gift zu erfahren, worauf sein Gegenüber aber nicht einging.

„Genug der Worte.“, entgegnete Cognac genervt und kam einen Schritt auf den schwarzhaarigen Jungen zu. „HALT.“, brüllte dieser und zielte mit seinem Narkosechronometer.

„Was willst du denn mit dem Ding da.“ Cognac wirkte alles andere als beeindruckt. „Eine harmlose Betäubungsnadel wird mir kaum etwas anhaben, vor allem da du eine bereits für diesen Trottel von Detektiv Mori verbraucht hast.“

Shinichi war verwirrt und das Organisationsmitglied beugte sich grinsend zu ihm nach vorne.

„Na? Überrascht, wie viel ich weiß? Mir sind all deine kleinen Erfindungen, welche du von Professor Agasa bekommen hast, durchaus bekannt. Es war also nicht gelogen, als ich Interesse an seinen Erfindungen zeigte und ihn deswegen eingeladen habe. Ich gebe zu, der eigentliche Grund dafür, war die kleine Sherry, aber naja.“
 

Shinichi wollte zwar noch mehr von dem Organisationsmitglied erfahren, doch die Situation wurde ihm langsam zu gefährlich. Außerdem hätten er und das FBI noch genug Zeit ihn auszuquetschen, wenn er erstmal festgenommen wurde.

Der junge Detektiv beschloss also zu schießen und drückte den Knopf an seiner Uhr, wodurch eine Nadel aus dieser schoss mit Kurs auf Cognac. Dieser jedoch schaffte es so schnell zu reagieren, dass er ausweichen konnte und die Nadel ihr Ziel verfehlte.

Verärgert sah dieser auf Shinichi herab. „So ist das also. Na gut, dann ist die Zeit für Smalltalk jetzt offiziell vorbei.“ Er kam auf den Geschrumpften zu.

„Shinichi pass auf.“, schrie Ai von ihrem Stuhl aus.

Der Detektiv reagierte sofort und zündete mit seinem Gürtel einen Ball, welcher er mit voller Kraft Richtung Cognac schleuderte. Doch wieder hatte er den Mann in Schwarz unterschätzt. Blitzschnell rollte sich dieser nach vorne, wodurch der Ball über ihn hinweg flog. Nach Vollendigung seiner Rolle, befand er sich auf Knien, direkt vor Shinichi und gab ihm, mit der Faust, einen gezielten Schlag in den Magen.

Der schwarzhaarige Junge riss vor Schmerzen den Mund auf, jedoch entwich ihm kein Laut.

Er sackte zu Boden und hielt sich mit beiden Händen verkrampft an die Stelle, welche Cognac getroffen hatte.
 

Ai rief erneut seinen Namen und verfluchte ihre Fesseln, wodurch sie nur tatenlos zusehen konnte.

„Der Gürtel mit aufblasbaren Ball und die Powerkickboots, alles nichts Neues für mich.“, äußerte sich Cognac, nachdem dieser sich wieder vollständig aufgerichtet hatte und seinen Anzug glatt strich.

Nun legte er einen Fuß auf Shinichi und drückte ihn somit fest auf den Boden. Der Geschrumpfte konnte unter der Kraft Cognacs kaum atmen.

„Hören sie auf damit, bitte.“, schrie Haibara verzweifelt, doch er beachtete sie gar nicht. Stattdessen zog er eine schallgedämpfte Pistole aus seinem Jackett und richtete sie auf Shinichi.

„Aber ich habe doch gerade erst angefangen.“, seine Stimme hatte einen sadistischen Unterton. Er schien wahrlich Gefallen daran zu haben, was er tat. Eine Person, wie geboren für die Organisation.

„Keine Sorge Sherry, dich vergesse ich schon nicht, doch zuerst ist Kudo an der Reihe und ich kann dir versprechen, sein Tod wird paradiesisch im Vergleich, was ich mit dir noch vorhabe.“

Er wollte gerade den Abzug drücken, als er einen Tritt mit dem Fuß gegen seinen Oberkörper abbekam und durch die Wucht nach hinten rutschte, weg von Shinichi.

Die Person, die diese Attacke durchgeführt hatte, stellte sich nun schützend vor dem aktuell hilflosen Geschrumpften.

„WAS SOLL DAS?“, knurrte Cognac zornig.

Ein neuer Verbündeter

Kapitel 22: Ein neuer Verbündeter
 

Hörbuch zur Fanfiktion: Kapitel 22: Ein neuer Verbündeter
 

Es war die Sekretärin Watsuki, welche sich zwischen Cognac und Shinichi stellte und dem geschrumpften Detektiv soeben das Leben gerettet hat.

„WERMUT!“, fauchte Cognac zornig. „Was in aller Welt tust du da?“ Er sah Watsuki mit, durch Wut, fast schon glühenden Augen an.

Shinichi glaubte durch den Schlag nun was an den Ohren zu haben, aus welchem Grund auch immer. Er hätte schwören können Kanae hat seine Assistentin gerade Wermut genannt. Ist sie es wirklich, überlegte der schwarzhaarige Junge. Nimmt ihn Wermut gerade tatsächlich in Schutz?

Die verkleidete Wermut lächelte ihren Kollegen von der Organisation gelassen an.

„Ich bin ehrlich gesagt nicht überrascht, dass du meine Tarnung bereits durchschaut hast.“ Cognac gab ein verächtliches Schnauben von sich.

„Darüber weiß ich Bescheid, seit du bei mir aufgetaucht bist. Ich habe es aber toleriert, vor allem weil du ja SEIN Liebling bist und mir klar war, dass Gin durch und durch misstrauisch ist.“ Er ließ seine Finger knacken. „Doch, dass er nun so weit gehen würde, hätte ich nicht gedacht.“

„Ich habe meine eigenen Gründe hierfür.“, entgegnete Wermut. „Unsere silberne Kugel werde ich dir jedenfalls nicht einfach so überlassen.“

Cognac musste nun verächtlich lachen. Er musterte die blonde Frau mit einem prüfend stechenden Blick. „Nichts als Wunschdenken. So etwas wie eine silberne Kugel, welche die Organisation zu Fall bringt, existiert nicht. Nichts und niemand kann die schwarze Organisation stoppen.“

Daraufhin hob er seine Waffe. „Auch nicht du.“
 

Wermut sprintete auch ihn zu und schlug blitzschnell mit ihrem Handrücken die Waffe zur Seite, sodass der sich, kurze Zeit später, lösende Schuss umgeleitet wurde und in einem Karton, welcher in einem Regal stand, einschlug.

Mit einer zweiten gezielten Bewegung entwaffnete Wermut die rechte Hand Anokatas, woraufhin ein Zweikampf zwischen den Beiden entflammte. Sie gaben all ihre Nahkampferfahrungen zum Besten und es war nur schwer ihren schnellen Bewegungen zu folgen.

Shinichi rappelte sich langsam wieder auf.

Das war seine Chance, dachte sich der junge Detektiv, als er sich keuchend erhob. Er verspürte immer noch einen unglaublichen Schmerz in der Magengegend, doch versuchte er diesen so gut es ging herunterzuschlucken. Der Geschrumpfte musste erst einmal Ai in Sicherheit bringen, das war jetzt das Wichtigste.
 

Cognac war vollkommen mit Wermut beschäftigt und achtete nicht darauf, wie Shinichi sich Ai näherte. Als er am Stuhl ankam, versuchte er seiner Freundin Mut zu machen, wobei er mit einer Hand ihre Wange berührte.

„Halte durch Ai, ich habe dich in null Komma nichts hier raus.“ Seine Worte waren zwar leicht zittrig, dennoch beruhigten sie Haibara, vor allem aber seine sanfte Berührung ließ sie wieder Hoffnung schöpfen. Sie nickte ihm zu und gab ihm wortlos zu verstehen, dass sie ihm blind vertraute.

Shinichi machte sich an ihren Fesseln zu schaffen und versuchte diese zu lösen, doch Cognac musste ein Meister der Fesselungskünste sein. Exotische Knoten machten es dem geschrumpften Detektiv unmöglich per Hand ihre Fesseln zu lösen.

„MIST“, fluchte der schwarzhaarige Junge und sah sich verzweifelt im Raum um. Nirgends gab es etwas, was er verwenden könnte, um das Seil einfach durchzuschneiden. Doch dann kam ihm eine Idee und er zückte den Stift aus der Hosentasche, welchen er vorhin vom Professor bekommen hatte. Er besaß eine wage Vermutung was dessen Funktion betrifft, war sich aber leider nicht sicher. Shinichi verfluchte sich leise, dass er losgerannt ist, ohne dem Professor weiter zugehört zu haben. Nun musste er hoffen, dass er mit seiner Vermutung richtig lag.
 

Vorsichtig ging er einen Schritt zurück und zielte mit dem Stift auf Haibaras Fesseln.

„Dreh dich zur Seite Ai und mach deine Augen zu.“

Sie gehorchte und einen Moment später, drückte Shinichi hinten auf den Knopf des Kugelschreibers. Ein kleiner roter Laser zischte aus der Spitze heraus und fraß sich seinen Weg durch das Seil, welches Ai an den Stuhl band.

Es dauerte nicht lange und sie war frei. Der Junge schaute beeindruckt auf den Stift. Das war zwar mehr James Bond als Sherlock Holmes, aber dafür musste sich Shinichi unbedingt noch beim Professor bedanken.

Er steckte diesen zurück in seine Tasche und wurde kurz darauf von Ai an der Hand gepackt.

„Wir müssen hier schleunigst raus Kudo.“, sagte sie eilig und zog ihn energisch Richtung Treppe, doch ihnen wurde der Weg versperrt.

Vor ihnen stand ein großer Mann im schwarzen Anzug, welcher leicht am Kopf blutete und das Haar war zerzaust. Auch sein Anzug war nun alles andere als ordentlich, größtenteils schmutzig und an mehreren Stellen zerrissen. Cognac spuckte etwas Blut zur Seite und wischte sich mit seinem Ärmel über den Mund.

„Glaubt ihr etwa, ihr könnt meine kleine Party einfach so schon verlassen?“, kam es von ihrem Gegner, welcher ihnen den scheinbar einzigen Fluchtweg zu versperren schien.

Shinichis Blick raste durch den Lagerraum, auf der Suche nach Wermut. Schnell fand er sie, sie lag ziemlich übel zugerichtet neben einem der Regale. Es war genau dasselbe, in der auch der Karton stand welcher, durch die eine Kugel von vorhin, nun ein Loch hatte.

Der Geschrumpfte bemerkte, dass eine Flüssigkeit aus diesem lief und bereits eine kleine Lache am Boden gebildet hat.

Shinichi versuchte die Schrift auf dem Karton zu lesen. Mit zusammengekniffenen Augen erkannte er ein entscheidendes Wort: Cognac. Das ist es, dachte er sich.
 

Ein Schrei neben ihm, ließ ihn wieder zu seinem Gegenüber schauen. Zu seinem Entsetzen hatte sich dieser, unter lautem Protest, dass rotblonde Mädchen neben sich geschnappt und hielt sie nun vor sich.

Er hob Ai auf Kopfhöhe und drückte seinen Arm fest unter ihr Kinn. Mit beiden Händen versuchte sie den Druck an ihrem Hals zu lösen, doch Cognac war einfach zu kräftig. Mit schmerzverzerrten Gesicht schaute sie zu Shinichi hinunter.

„Lass sofort meine Ai los!“, befahl der Junge zornig.

Haibara horchte auf, als sie das hörte. Mit einem flehenden Blick sah sie ihrem Detektiv in die Augen. Cognac war von seiner Forderung jedoch eher weniger beeindruckt.

„Tze, du bist wohl kaum in der Position mir irgendetwas zu befehlen.“ Er verstärkte seinen Griff nur noch mehr und legte nun auch seine zweite Hand an ihren Kopf.

„Eine falsche Bewegung Kudo und ich breche deiner kleinen süßen Sherry das Genick verstanden.“, äußerte sich Cognac kalt. Ein mörderisches Funkeln in seinen Augen, ließ keinen Zweifel daran, dass er seine Aussage todernst meinte.

Shinichi wusste nicht mehr weiter, hatte keine Ideen mehr und hob langsam seine Hände. Ai versuchte ihren Kopf zu schütteln.

„Nein Shinichi, tue das nicht, riskiere nicht dein Leben für mich.“, wollte sie sagen, doch durch den starken Griff Cognacs kam dies nur sehr leise und unverständlich aus ihrem Mund. Doch als hätte Shinichi jedes Wort davon genauestens verstanden lächelte er ihr zu und entgegnete: „Mach dir keine Sorgen. Weder du noch ich werden heute sterben.“

Cognacs Blick erhärtete sich. „Was redest du denn da? Ich glaube dir ist der Ernst der Lage immer noch nicht bewusst. Ich muss dir wohl oder übel, eine kleine Darbietung liefern, damit dir das nun endlich klar wird.“ Er machte sich bereit seine Hände ruckartig in eine gemeinsame Richtung zu bewegen.
 

„COGNAC“, brüllte nun eine Stimme aus dem Hintergrund.

Wermut hatte sich wieder aufgerichtet und zielte nun mit der Pistole, welche beim Zweikampf auf den Boden fiel, auf ihren Widersacher.

Kanae drehte sich in ihre Richtung. Er legte ein verspieltes Lächeln auf.

„Du würdest niemals schießen, solange ich die kleine Sherry als meinen persönlichen Schutzschild habe, oder etwa doch.“, er sah Wermut herausfordernd an und leckte sich dabei seine blutigen Lippen.

„Na komm schon, versuche es doch, worauf wartest du. Tue nicht so als hättest du ein Gewissen Wermut. JETZT DRÜCK SCHON AB!“, befahl ihr Cognac wutentbrannt, doch die blonde Frau, welche sich inzwischen ihrer Verkleidung entledigt hatte, zögerte.

„Wermut“, rief ihr nun Shinichi zu. „Neben dir läuft Alkohol aus, Cognac um genau zu sein.“

Die Frau erblickte die Lache aus Branntwein neben sich und schaltete sofort. Feinbrand hatte nach der Herstellung einen Alkoholgehalt von mindestens 60 Prozent.

Lächelnd schaute sie zu Cognac hinüber. „Are you ready for the grand finale?“, mit diesen Worten entzündete sie, mit einem Schuss, den Branntwein an und eine Stichflamme entstand, welche in kürzester Zeit, dass gesamte Regal verschlang, in dem noch mehr Spirituosen lagerten. Es war wie damals, im Weinkeller des Haido City Hotels.
 

In kürzester Zeit stand ein Großteil des Lagerraumes in Flammen und es kam einen von den Temperaturen her vor, wie in der Hölle. Der perfekte Ort für einen Teufel wie Cognac. Dieser war so verwundert über das was geschehen ist, dass er für einen kurzen Moment den Griff um Ai etwas lockerte.

Haibara nutzte ihre Chance und biss ihm mit aller Kraft in den Oberarm. Cognac schrie auf vor Schmerzen und ließ das rotblonde Mädchen los.

Shinichi nahm sie sofort an die Hand und rannte mit ihr zur Treppe, doch leider hat sich das Feuer über das trockene Holz so schnell ausgebreitet, dass auch die Treppe bereits in Flammen stand und langsam in sich zusammenbrach. Der Fluchtweg war unpassierbar und sie stecken in diesem Höllenfeuer fest, aus dem es nun kein Entkommen mehr zu geben schien.

Mist, wo sollten sie nur hin, überlegte Shinichi angespannt, wobei er immer noch die Hand von Ai festhielt. Er würde sie unter keinen Umständen loslassen, komme was da wolle.

Beide sahen sich in die Augen, während die Flammen um sie herum wüteten und sich den Verliebten gefräßig näherten.

Ai hatte jedoch keinerlei Angst, denn ihr Shinichi war ja bei ihr und wenn sie hier unten sterben sollten, dann wusste sie, war sie nicht allein.

Doch soweit sollte es nicht kommen.

„Hey ihr Beiden, kommt schnell hier rüber, los beeilt euch.“, rief ihnen eine vertraute weibliche Stimme zu. Sie sahen zeitgleich in eine Ecke des Raumes, wo Wermut sie mit einer Hand herbeiwinkte.

Der Weg dorthin war teils durch umgekippte und brennende Holzstützen versperrt, diese konnten Shinichi jedoch nicht aufhalten.

„Halt dich gut an mir fest Ai.“, sagte er nur und wartete keine Antwort ab.

Sie war mehr als überrascht, als er sie plötzlich huckepack nahm und auf die lodernden Flammen zu rannte. „Was um Himmels Willen hast du bloß vor?“, fragte Ai ganz überrumpelt. Doch der Feuersturm um sie herum und das knacken der nachgebenden Holzkonstruktion der Kellerdecke übertönte ihre Frage.
 

Shinichi rannte weiter auf das Feuer zu, welches ihnen den Weg zu Wermut versperrte.

Als er davor stand ging er kurz in die Hocke, aktivierte seine Powerkickboots und nutzte deren Energie, um sich mit einem gewaltigen Satz vom Boden abzustoßen, wodurch er, mit Ai auf dem Rücken, über das Inferno hinweg sprang und sicher auf der anderen Seite landete, wo sie schließlich Wermut erreichten und er Haibara wieder absteigen ließ.

„Das war wirklich beeindruckend mein Kleiner.“, gab Wermut imponiert zu, aber auch sie wartete keine Antwort ab, sondern drehte sich zur Wand und tastete diese gründlich ab.

Nach kurzer Zeit, scheint sie eine Stelle gefunden zu haben, nach dieser sie offensichtlich auch gesucht hatte. Sie drückte mit den Fingerspitzen gegen die Wand, welche nachgab und eine kleine quadratische Vertiefung hinterließ. Wie aus dem Nichts öffnete sich ein geheimer Gang, welcher nach draußen zu führen schien.

Shinichi und Ai waren sprachlos, hatten aber keine Zeit weiter über ihren neuen Fluchtweg zu staunen, da Wermut sie eilig in den dunklen Gang scheuchte.

„Was glaubt ihr wo ihr hingeht?“, hörten sie eine männliche Stimme aus den Flammen brüllen.

Alle drei drehten sich noch einmal zu dem Lagerraum um, welcher kurz davor stand in sich zusammen zu krachen. Sie erblickten Cognac, welcher aus dem Feuer trat. Sein Anzug war mit Brandlöchern überseht und er hatte Rus im Gesicht, sowie anscheinend einige leichte Verbrennungen. Er zog sein qualmendes Jackett aus und warf es hinter sich. Danach bewegte er seinen Hals leicht nach links und rechts, wobei er ihn hörbar knacken ließ.

„Ich bin noch nicht fertig mit euch.“, knurrte er.

Verdammt ist der Typ hartnäckig, fluchte Shinichi innerlich. Er hat bisher noch keinen in der Organisation kennengelernt, welcher so eine Ausdauer und Durchhaltevermögen besaß.

Cognac ballte seine Fäuste und begann auf sie zu zu rennen. Wermut betätigte einen Hebel an der Seite des Ganges, wodurch sich die Tür wieder schloss und verhinderte, dass Cognac sie erreichen konnte. Danach brach sie den Hebel, mit einem gekonnten Tritt, ab und widmete sich nun wieder den beiden Geschrumpften.

„Das hält bestimmt nicht ewig. Wir sollten weiter, los.“ Beide nickten nur und ließen Wermut vor ran gehen.
 

Der Gang führte deutlich spürbar nach oben, Richtung Oberfläche.

Nachdem sie einige Schritte schweigend zusammengelaufen sind, erreichten sie eine kurze Leiter, welche über ihnen zu einer Luke führte. Wermut ging zuerst und öffnete diese.

Als sie hinausgeklettert war, reichte sie den beiden die Hand und half ihnen einzeln nach oben, zuerst Ai, worauf Shinichi bestand und im Anschluss er selbst.

Kurz bevor die blonde Frau die Luke wieder schloss, hörten sie aus dem Gang noch ein lautes Krachen, was den Einsturz des Lagerraums bedeuten musste.

Shinichi hoffte innerlich, dass es Cognac auch erwischt hatte, doch nach allem was er von ihm heute gesehen hat, bezweifelte er, dass sich dieser so leicht besiegen lässt.

Er nutzte die kurze Atempause um sich umzusehen und bemerkte, dass sie in einem Gartenhäuschen standen, welches voller Geräte und Werkzeuge war.

Ai kletterte auf eine Werkbank an der Wand, um durch ein kleines Fenster hinausschauen zu können. Sie erblickte das Anwesen und wie aus einzelnen Fenstern, welche sich über dem ehemaligen Lager befanden, Rauchschwaden emporstiegen.

Auch die Gäste hatten das Feuer bereits bemerkt, wodurch sie sich alle hinausgerettet hatten und vom großen Platz aus, mit dem Springbrunnen, die Situation verfolgten.
 

In der Ferne konnte Haibara auch bereits Sirenen der Feuerwehr vernehmen.

„Da draußen herrscht ein ganz schöner Trubel.“, flüsterte sie, aus einem unbekannten Grund, als würde sie irgendjemand von hier aus hören können.

„Ich denke es sollte kein Problem für uns sein, uns unbemerkt zu den anderen zu stellen.“ Mit diesen Worten stieg sie von der Bank wieder herunter und bemerkte dabei, dass ihr Kleid durch das Feuer einiges abbekommen hatte. Das schöne Kleid war vollkommen hinüber, stellte auch Shinichi fest, aber auch er sah nicht gerade besser aus.

Beide musterten sich gegenseitig, bis ihr Blick in das Gesicht des jeweils anderen wanderte.

Sie sahen sich nun eine ganze Weile an und fielen sich daraufhin in die Arme. Ai schlang die Arme um Shinichis Hals und klammerte sich fest an seine Schultern, während er einen Arm um ihre Taille legte und ihr mit der anderen Hand leicht über ihr verrußtes rotblondes Haar streichelte.

„Es ist alles gut Ai.“, flüsterte er ihr beruhigend ins Ohr.

„Ich bin immer noch bei dir und wir sind immer noch am Leben.“

Das Ende eines langen Abends

Kapitel 23: Das Ende eines langen Abends
 

Hörbuch zur Fanfiktion: Kapitel 23: Das Ende eines langen Abends
 

Wermut sah den beiden Turteltauben eine Weile lang zu und musste dabei entzückt lächeln.

„Ihr beiden seid ja wirklich zuckersüß zu zweit.“, unterbrach sie die Stille.

Shinichi und Ai hatten Wermut schon fast vergessen und lösten sich schnell wieder voneinander, als sie ihre Stimme hörten. Mit leichtem Rotschimmer wandten sie sich an die blonde Frau.

„Wermut, wieso hast du uns aus dieser Situation herausgeholfen?“, kam es nun von Shinichi. „Du hast dein eigenes Leben riskiert und die Organisation verraten, nur um unsere Leben zu retten. Warum?“

Er konnte die Sache nicht so richtig verstehen. Klar, Wermut hatte sie schon mal in Schutz genommen und sie nicht an die Organisation verraten. Den Grund dafür wusste er bis heute nicht. Doch nun hatte sie sich offen gegen ihre Verbündeten gestellt um ihre Leben zu retten und das obwohl Wermut selbst auch schon versucht hatte ihn und Ai zu töten.
 

Die blonde Frau winkte jedoch nur unbekümmert ab, als wäre es doch keine große Sache gewesen, was sie getan hat.

„Ich habe meine Gründe musst du wissen.“ Ihr Blick verfinsterte sich schlagartig. „Die Organisation ist in einem Wandel. Sie durchlebt eine Veränderung von innen heraus, an der Cognac nicht ganz unbeteiligt ist. Ich habe den Entschluss gefasst, ihr nicht länger zu folgen und da wir nun offiziell keine Feinde mehr sind, sehe ich keinen Grund dafür nicht Freunde zu werden.“, nun lächelte Wermut wieder, aber auf eine Weise, welche Ai ganz und gar nicht gefiel.

„Sie glauben doch nicht ernsthaft, dass nun alles vergessen ist, was sie während ihrer Zeit in der Organisation getan haben.“, entgegnete das rotblonde Mädchen, Wermuts Annäherungsversuchen, scharf. Die blonde Frau war von Sherrys Argumentation nicht sehr beeindruckt.

„Du warst doch selbst auch Teil der Organisation und hast fragwürdige Dinge getan, oder etwa nicht? Und so wie es aussieht hat dein Schatz hier, dir das alles verziehen.“, sie grinste leicht provokant.

„Er ist nicht mein Schatz.“, fauchte Haibara, schon fast etwas zu ernst wirkend, als sie darauf Shinichis Blick bemerkte. Wermut jedoch atmete nur hörbar gelangweilt aus.

„Wie dem auch sei, auch ihr werdet diese neue Organisation bald zu spüren bekommen und ich bin die beste Informationsquelle, die ihr bekommen könnt. Selbstverständlich habe ich einige Bedingungen, doch ich bin zuversichtlich, dass wir ins Geschäft kommen werden.“ Sie richtete sich explizit an Shinichi. „Ich weiß, meiner Silver Bullet kann ich vertrauen.“
 

Der Geschrumpfte warf einen vorsichtigen Blick aus der Schuppentür.

„Hier ist es jedenfalls nicht sicher, du solltest das Anwesen besser verlassen und Kontakt mit dem FBI aufnehmen. Jodie hat versprochen, ein Team in der Nähe der Villa bereitzustellen. Du solltest sie also schnell finden können.“, schlug er vor.

Ai nahm ihn bei der Hand und schüttelte energisch den Kopf. „Das ist zu riskant. Glaubst du wirklich sie stellt sich freiwillig dem FBI. Viel wahrscheinlicher ist es, dass sie sich einfach absetzt und dann wären die Informationen, die sie hat, verloren.“, mahnte Ai und sah ihn eindringlich an.

Von einem gewissen Standpunkt aus, musste er ihr zustimmen, doch sein Gefühl sagte ihm, sie konnten Wermut, was das angeht, vertrauen.

Er lächelte seine Freundin zuversichtlich an. „Keine Sorge Ai, die gute Wermut wird kooperieren oder glaubst du, sie will das gute Wort, welches wir für sie einlegen können, aufs Spiel setzen?“, dabei sah er zur blonden Frau hinüber, welche sich ihre mangelnde Begeisterung nicht anmerken ließ.

Ai warf ihr einen abwertenden Blick zu. Sie hatte sie zwar gerettet, aber sie kannte die Organisation und ihre Mitglieder. Sie taten nichts aus Nächstenliebe und Wermut kam auf Haibaras Liste der Mitglieder, denen sie am meisten den Tod wünschte, gleich auf Platz zwei hinter Gin.

Jetzt wandte sie ihren Blick zu Shinichi. „Wenn du es für richtig hältst.“, sagte sie merklich unzufrieden damit und verließ als erstes den Gartenschuppen.

Er sah ihr nach und verstand ihre Bedenken nur zu gut und wollte sie nicht enttäuschen, doch hielt er es wirklich für das Beste.

„Nun gut, dann werde ich jetzt wohl besser verschwinden, damit ihr euch unter die Leute mischen könnt, bevor euch noch jemand vermisst. Ich bin sicher wir werden demnächst noch voneinander hören mein kleiner Meisterdetektiv.“, grinste Wermut.

Sie war schon fast aus der Tür raus, als sie noch ein zögerliches „Danke“ von Shinichi vernahm. Sie hielt kurz inne, drehte sich jedoch nicht um, sondern schloss die Augen, während ein Lächeln über ihr Gesicht huschte. Wermut fühlte sich, durch den Ausdruck seiner Dankbarkeit, nur umso mehr bestätigt, dass ihre Entscheidung die richtige gewesen sein muss.

„Gern geschehen.“, war ihre kurze Antwort und mit diesen Worten war sie auch schon in der Nacht verschwunden.
 

Auch Shinichi verließ nun das kleine Häuschen und schloss somit zu Ai auf, welche schon ungeduldig davor wartete.

Sie schaute in die Ferne, Richtung Grundstücksgrenze. Wahrscheinlich hatte sie Wermut nachgesehen, vermutete der Detektiv, da ihre Augen leicht zusammengekniffen waren und sie einen wütenden Eindruck machte. Vielleicht galt dieser Gesichtsausdruck aber auch ihm, da sie, was Wermut anging, eindeutig nicht der gleichen Meinung waren. Haibara hatte ihren Standpunkt klar gemacht, ihre Bedenken geäußert, aber nun war es zu spät. Er hoffte inständig, dass er seine Entscheidung nicht bereuen würde, allein um einer Standpauke von Ai mit ihrem typischen, >Ich habe es dir doch gleich gesagt<, zu entgehen.

Er musterte sie noch eine Weile schweigend, bis sie endlich bemerkte, dass er neben ihr stand.

Ihre Verwunderung wich schnell einem gefassten Blick.

„Komm, wir sollten zusehen, dass wir unauffällig zum Professor und Ran gelangen. Sie fragen sich schon bestimmt wo wir stecken.“, flüsterte sie ihm zu.

Der schwarzhaarige Junge nickte und folgte Ai vorsichtig, als diese sich leicht gebückt in Bewegung setzte. Sie nutzten Hecken und Sträucher um sich langsam und ungesehen dem Platz vor der Villa zu nähern.

Sie schauten in die Menge, welche nun der anrückenden Feuerwehr Platz machte.
 

Nach kurzer Zeit erblickten sie auch den Professor und nutzten den richtigen Augenblick, um schnell zu ihm zu laufen, ohne das es jemand bemerkte.

„Da seid ihr beiden ja, ich habe mir solche Sorgen gemacht. Wo wart ihr denn?“ Der Professor klang mehr als besorgt, doch nun auch hörbar erleichtert, aber für seine Antwort müsste er sich etwas gedulden.

„Das erklären wir ihnen später Professor.“, zischte Shinichi und hielt seinen Zeigefinger vor dem Mund, um Agasa klar zu machen, nicht hier darüber zu sprechen. Dieser verstand und nickte zur Bestätigung.

„Wo stecken Ran und Onkel Kogoro?“, wollte Shinichi nun wiederum vom Professor wissen.

„Das gleiche könnte ich dich fragen.“, vermahn er nun eine aufgebrachte weibliche Stimme hinter ihm, bei der sich sein Nackenhaar aufstellte.

Ruckartig drehte sich der junge Detektiv um und erblickte Ran vor sich. Sie hatte ihre Hände in die Hüfte gestemmt und ihr ernster Blick verlangte eine Antwort. Als diese jedoch ausblieb, legte sie nun einen mehr besorgten als wütenden Gesichtsausdruck an den Tag.

„Ich habe mir Sorgen um dich und Ai gemacht. Ihr wart plötzlich weg gewesen und dann ist im Keller des Anwesens dieses Feuer ausgebrochen und alle sollten sofort die Villa verlassen.“

In Shinichis Kopf arbeitete es. Er musste sich schnell etwas Simples und dennoch Plausibles überlegen. „Ähm, also wir...“ Er sah kurz hilfesuchend zu Ai hinüber, wodurch ihm etwas Passendes einzufallen schien. „… Ai hat nach der Toilette gesucht, doch nachdem sie sie gefunden hatte, wusste sie nicht, wie sie wieder zum Saal zurückkommen sollte und hat sich verlaufen. Ich habe sie daraufhin gesucht und als ich sie fand sind wir anschließend ebenfalls nach draußen gegangen.“

Wieder sah er zu Ai, welche nun mit einem grimmigen Gesicht, die Arme vor ihrem Oberkörper verschränkte. Sie war anscheinend von seiner Ausrede nicht sonderlich beeindruckt, vor allem, weil diese sie als orientierungslos darstellte.

Shinichi entging ihr Blick natürlich nicht und lächelte etwas verschmitzt.

Ran erschien das auch nicht sehr glaubwürdig. Als sie die verkohlten Sachen der Beiden sah, erhärteten sich in ihr ihre Zweifel an seiner Story.

„Ihr habt doch nicht etwas mit dem Feuer zu tun oder?“, klang sie nun wieder etwas strenger und sah ihn scharf an. Der schwarzhaarige Junge schluckte.

„Was… ähm wir… nein, also…“

Ai befreite ihn zum Glück nun aus dieser misslichen Lage.

„Wir sind an dem Eingang vom Keller vorbeigekommen. Wir mussten einen kleinen Umweg gehen, da ich mich so hoffnungslos verlaufen habe.“, sie sah dabei Shinichi trocken an. Ihr Blick verriet ihm, dass er ihr dafür was schuldig war. Er rieb sich verlegen den Hinterkopf, während Haibara fortfuhr.

„Aus dem Keller schlugen Flammen und auch im Flur brannte es vereinzelt, doch Conan wusste, dass wir daran vorbei mussten um ins Freie zu kommen. Er fürchtete sich nicht, weswegen er mir Mut zugesprochen hat und gemeinsam wagten wir es und sind hindurch, wobei uns zum Glück nichts passiert ist, aber unsere Kleidung etwas abbekommen hat.“

Nun war ihr Blick, den sie Shinichi schenkte, eher herausfordernd und auch leicht überheblich, als wollte sie sagen, >So lügt man richtig, merk dir das<.

Jetzt hat sie ihn sogar noch, als den tapferen Retter dargestellt, welcher der Gefahr unerschütterlich trotzte. Er schuldete ihr nun wirklich was, dachte sich der junge Detektiv mit einem Schmunzeln.

Ran war immer noch verwundert, da aber Ai meist einen verantwortungsbewussten und erwachsenen Eindruck auf sie machte, glaubte sie ihr und damit war das Thema vom Tisch.

Außerdem, musste sie zugeben, fand sie es süß von Conan, dass er Ai so tapfer beigestanden hatte.
 

In der Zwischenzeit war die Feuerwehr bereits fleißig am löschen des Feuers, um dieses rasch unter Kontrolle zu bekommen, damit die restlichen Geschosse der Villa nicht auch noch in Mitleidenschaft gezogen werden.

Die Gäste wussten nicht so recht, wie es jetzt weitergehen sollte, daher stieg einer von Kanaes Angestellten auf eine Kiste und versuchte sich Gehör zu verschaffen.

Es war ein äußert kräftig gebauter Mann, nicht so groß wie Kanae, aber dennoch ungefähr um die 1,80m. Er trug einen schwarzen Anzug, welcher sich über seinen durchtrainierten Körper spannte. Darüber hinaus hatte er eine Glatze und war an allen sichtbaren Stellen tätowiert, auch auf seinem gesamten Kopf. Shinichi ging davon aus, dass er am gesamten Körper Tätowierungen haben musste. Er wirkte wie ein Türsteher, welcher ungebetene Gäste mit Leichtigkeit rauswerfen konnte.

Der Detektiv vermutete, er gehörte zu Nishimuras persönlichem Sicherheitspersonal und er sollte Recht behalten, als der Mann sich als Leiter der Security vorstellte.

„Ich bitte um ihre Aufmerksamkeit.“, seine Stimme war dumpf und äußerst tief. Er sah mit seinen eckigen markanten Gesichtszügen nicht nur aus wie ein Fels, er klang auch wie einer. Steinhart durch und durch.

„Es gab heute Abend, mehrere unerfreuliche Zwischenfälle und wir wollen uns in aller Form, bei ihnen, unseren Gästen, für diese Unannehmlichkeiten entschuldigen. Wir sehen es als das Beste an, wenn sie alle nun nach Hause fahren würden. Verzeihen sie uns, wie gesagt, die Umstände, aber wir sind sicher, sie haben vollstes Verständnis dafür.“

Der kahlköpfige Berg verbeugte sich leicht, was Shinichi verblüffte. Anscheinend hat Kanae auch seinen Bodyguards gewisse Umgangsformen beigebracht.

Trotz seines Auftretens, würde er aber seinem Aussehen nach zu urteilen, eher zur Organisation passen, als Kanae. Vielleicht war das ja auch der Fall.
 

„Wo steckt Herr Nishimura eigentlich?“, kam nun die entscheidende Frage aus der Menge, auf die auch Shinichi gewartet hatte.

Der Fels, wie Shinichi vorerst beschloss ihn liebevoll zu taufen, schien kurz zu grübeln, bevor er antwortete. „Herr Nishimura ist wohlauf, machen sie sich keine Sorgen. Er wird morgen wie gewohnt seinen Verpflichtungen, als Leiter der Firma nachkommen. Zurzeit ist er aber sehr schockiert über die heutigen Ereignisse und möchte demnach ungestört sein.“

Alles Lügen, fauchte Shinichi innerlich, aber wie sollte er die Leute vom Gegenteil überzeugen. Ganz einfach, gar nicht. Das was Ai und er im Keller des Anwesens erlebt haben, würde ihnen kein Mensch glauben. Die die davon erfahren würden, wären höchstens in großer Gefahr, wodurch er vorerst machtlos war.

Doch stimmt das, was der Fels da von sich gab?

War Cognac wirklich wohlauf?

Und wenn ja, weiß der Leiter seines Sicherheitspersonals, über seine wahre Identität Bescheid oder hält er all seine Angestellten zum Narren?

Viele Fragen, welche durch Shinichis Kopf ziellos umher wandelten, aber keine Antworten darauf, zumindest noch nicht.
 

Die Gäste fingen nun an, sich zu ihren Autos zu begeben und einer nach den anderen, verließ das Anwesen über den Schotterweg, zurück zum Haupttor.

Der Geschrumpfte verfolgte noch eine Weile, die Bewegungen vom Fels, welcher die Leute beim Vorbeigehen einzeln misstrauisch musterte und zwischendurch Befehle in ein Funkgerät bellte.

Als sein Blick auf Shinichi fiel, ließ sich dieser nichts anmerken und wandte sich den anderen zu.

Ran und Onkel Kogoro machten sich bereits auf, zu ihrem Mietwagen. Ran verwunderte es nicht, dass Conan sie nicht begleiten wollte, sondern es vorzog bei Ai zu bleiben und beim Professor zu übernachten. Sie hatte keinen Zweifel, dass es zwischen den Beiden knisterte, schließlich hatte sie sie ja beim Tanzen beobachtet. Sie lächelte daher nur und verabschiedete sich von den Dreien, bevor sie zu Kogoro in den Wagen stieg, welcher kurz darauf das Anwesen verließ.

Auch Professor Agasa, Shinichi und Ai beschlossen, dass es nichts mehr gab, was sie tun konnten, außer nach Hause zu fahren. Die Villa war inzwischen ein regelrechter Hochsicherheitstrakt in den sie unmöglich nochmal reinkommen würden.

Außerdem ist heute mehr als genug passiert und Shinichi wollte unter keinen Umständen Ai noch mehr zumuten, als sie an diesem Abend eh schon durchgemacht hat. Er beschloss sich morgen nochmal mit Jodie und dem FBI in Verbindung zu setzen.

So verließen auch sie mit dem gelben Käfer das Anwesen.

Der Geschrumpfte blickte noch in den Rückspiegel, in der die Villa hinter ihnen immer kleiner wurde, bis sie gänzlich aus seinem Blickfeld verschwand.

Ruhe nach dem Sturm

Kapitel 24: Ruhe nach dem Sturm
 

Hörbuch zur Fanfiktion: Kapitel 24: Ruhe nach dem Sturm
 

Es war mitten in der Nacht, als sie beim Professor zu Hause ankamen.

Alle Drei waren Hundemüde und die beiden Geschrumpften waren froh, dass morgen das verlängerte Wochenende vor der Tür stand und sie daher nicht in die Schule mussten. Sie hatten aber auch momentan wirklich andere Sorgen, schließlich wusste die Organisation nun über ihre wahre Identität Bescheid. Es würde also bestimmt nicht lange dauern, bis sie erneut auf die Männer in Schwarz treffen. Ein Grund mehr, warum Shinichi heute unbedingt bei Haibara bleiben wollte. Er könnte in der Detektei kein Auge zu bekommen, wenn er wüsste, dass die Organisation sie suchte und Ai ganz alleine beim Professor wäre. Diesem hatten sie während der Fahrt zurück, alles Wichtige erzählt, was wirklich im Lagerraum geschehen ist. Agasa war mehr als beunruhigt über diese Entwicklung, vor allem konnte er es nicht glauben, dass ein Organisationsmitglied die Beiden vor dem sicheren Tod gerettet hat.
 

Als sie die Villa Agasa betraten, entsorgten Shinichi und Ai ihre angebrannte Kleidung und sprangen noch schnell unter die Dusche, damit sie den lästigen Geruch von Rauch los wurden.

Nachdem Ai geduscht hatte, verließ sie das Bad, damit auch Shinichi sich duschen konnte. Er zog sich frische Schlafsachen an und putzte sich die Zähne, bevor auch er das Bad als Letztes verließ. Professor Agasa war bereits zu Bett gegangen und schlief tief und fest. Zumindest konnte Shinichi das an dem lauten Geschnarche seines alten Freundes problemlos schlussfolgern.

Er selbst bezweifelte, heute Nacht ein Auge zuzukriegen, dafür war zu viel passiert. Wer sagt nicht, dass während sie schlafen, jemand von der Organisation ihnen einen Besuch abstattet. Shinichi hatte keinen Zweifel, dass Cognac auch darüber Bescheid wusste, wo er und Ai wohnten. Doch wie viele aus der Organisation wussten davon? Nur er, eine Hand voll Leute oder alle? Nur Wermut könnte all diese Fragen beantworten und er hoffte inständig morgen vom FBI zu hören, dass sie sich ihnen gestellt hatte. Es ging sowohl um sein Leben, als auch um das von Shiho. Shiho? Es war ungewohnt sie bei ihrem wirklichen Namen zu nennen, selbst wenn es nur in seinen Gedanken war. Dabei mochte er ihren Namen sehr. Er hatte nämlich starke Ähnlichkeiten mit Seinem.
 

Auf dem Weg zum Gästezimmer passierte er die Tür von Ais Zimmer, die leise knarrend aufging, als er daran vorbeigehen wollte. Er hielt an und drehte sich zur Tür um, aus der Haibara nun langsam heraustrat.

„Ai, alles in Ordnung?“, fragte er sie fürsorglich. Sie machte einen äußerst verlegenen Eindruck und wirkte unsicher was sie sagen sollte.

„Ich weiß das klingt vielleicht blöd, aber…aber würde es dir was ausmachen, wenn du heute Nacht bei mir schlafen würdest.“ Das rotblonde Mädchen sah ihn nicht direkt an, sondern fixierte einen Punkt vor seinen Füßen. Ihr schien es recht peinlich zu sein, ihn sowas zu fragen, aber das sah Shinichi vollkommen anders.

Er ging auf sie zu und legte seine Hände an ihre Schultern.

„Ich verstehe das völlig, glaube mir. Ob du es glaubst oder nicht, aber ich habe auch Angst und es ist alles andere als blöd, wenn du zurzeit nicht allein sein willst. Das ist das normalste auf der Welt.“

Als sie ihn immer noch nicht ansah, legte er ihr einen Finger unter das Kinn und lenkte damit ihren Blick auf ihn.

„Die Organisation wird bestimmt nicht ruhen, bis sie uns haben, aber auch wir werden nicht ruhen, ehe die Organisation am Ende ist.“

Sie nickte wortlos mit dem Kopf. Ihm war klar, dass er all ihre Bedenken unmöglich zerstreuen kann, dennoch wollte er sein bestes versuchen und für sie da sein.
 

Haibara ging zurück in ihr Zimmer, Shinichi folgte ihr. Er sah sich kurz um, nachdem er die Tür hinter sich leise geschlossen hatte.

Er musste gestehen, dass er bisher noch nie in ihrem Zimmer gewesen war. Des Weiteren musste er feststellen, dass Haibaras Bett, die einzige Schlafmöglichkeit bot.

„Ähm, wenn es dir nichts ausmacht hole ich mir noch schnell eine Decke und ein Kopfkissen, damit der Boden nicht so hart ist.“, erklärte er mit einem leichten Rotschimmer.

Haibara sah auf den Boden, dann zu Shinichi, dann zu ihrem Bett und dann wieder auf Shinichi. Sie wurde leicht rot und tippte schüchtern mit ihrer Fußspitze auf das Parkett ihres Zimmers.

„Eigentlich habe ich gehofft, dass du mit in meinem Bett schlafen würdest.“ Ai hatte eine Weile mit ihrer Aussage gerungen, ob es nicht doch besser wäre einzulenken und ihn auf dem Boden schlafen zu lassen, doch sie wollte bei ihm sein und das so nah wie möglich. Allerdings befürchtete sie, Shinichi wäre das vielleicht unangenehm und als die Worte bereits über ihre Lippen kamen, schlug ihr Herz nun bis zum Hals in Erwartung seiner Antwort.

„In Ordnung, wenn du nichts dagegen hast.“, antwortete er etwas zögerlich. Ai atmete innerlich auf und war froh, dass Shinichi ihr Angebot nicht ablehnte. Sie bemerkte aber, dass er leicht unsicher klang und ihr ging es da nicht anders. Es wäre zwar nicht das erste Mal, dass sie gemeinsam in einem Bett schlafen würden, nur waren sie diesmal nur zu zweit. Es war also eine ganz neue Erfahrung für die Beiden.
 

Ai schlüpfte unter ihre Bettdecke, während Shinichi auf die andere Seite des Bettes ging, um sich anschließend zu ihr zu legen. Sie knipste noch die Lampe auf dem Nachttisch aus und da lagen sie nun, zu zweit, allein, nur wenige Zentimeter voneinander entfernt und um sie herum war alles Dunkel.

Shinichi starrte an die Decke und wagte es nicht, sich unnötig fiel zu bewegen. Obwohl es dunkel war, konnte er Ais Präsenz direkt neben sich deutlich spüren. Die Wärme und der Duft, welche von ihr ausgingen, schienen den Geschrumpften förmlich zu lähmen. Es war dennoch ein unglaublich berauschendes Gefühl seiner Ai so nah zu sein, wäre dies vor kurzem noch undenkbar gewesen.

Er merkte, wie Haibara sich zu ihm drehte und mit ihrem Gesicht nun direkt neben seinem Ohr lag. Ihm lief ein wohliger Schauer über den Rücken, als er ihren warmen Atem spüren konnte. Shinichi schaute weiterhin noch oben und obwohl er ihr sie nicht sehen konnte, merkte er, wie ihre Augen ihn musterten.

„Ich habe noch gar nicht die Zeit gefunden, mich bei dir zu bedanken.“, hauchte sie ihm ins Ohr. Shinichi wurde es dabei so warm, dass er das Verlangen verspürte, die Decke von sich zu streifen, damit sein Körper wieder Luft bekommen könnte. Er sah Ai aus dem Augenwinkel heraus an und auch wenn sich seine Augen noch nicht völlig an die Dunkelheit gewöhnt hatten, konnte er dennoch ihr Lächeln sehen, welches sie ihm schenkte.

„Es gibt keinen Grund mir zu danken. Ohne Wermuts Hilfe hätten wir es beide womöglich nicht geschafft und würden jetzt hier nicht liegen und dieses Gespräch führen.“ Shinichi wäre seiner Meinung nach, der Letzte, bei dem man sich nach dem heutigen Tag bedanken sollte.

„Ich war unachtsam. Ich wusste was passieren würde und dennoch hatte ich mal wieder nur Augen für den Fall, weswegen ich Cognac die Chance bot, dich gefangen zu nehmen.“ Er wusste nicht ob es das erste Mal war das er so dachte, aber er verfluchte seinen detektivischen Trieb, welcher ihn, wie auch sonst, alles andere um sich herum ausblenden ließ und dadurch Ai überhaupt erst der Gefahr ausgesetzt hat.
 

Er schaute verdutzt in ihre Richtung, als Shinichi spürte wie Haibara ihre Hand behutsam auf seine legte. „Gebe dir nicht die Schuld daran hörst du?“, ihre Stimme klang einfühlsam, aber auch eindringlich.

„Wir wussten beide auf was wir uns einlassen, als wir das Anwesen betreten haben. Außerdem bist du Detektiv und es gibt keinen Grund dir Vorwürfe zu machen für das was dich ausmacht.“ Sie kam ihm noch näher und flüsterte ihm erneut ins Ohr: „Genau an diesen Detektiv, der du bist, habe ich schließlich mein Herz verloren.“

Sie drückte ihn daraufhin einen liebevoll weichen Kuss auf die Wange, bevor sie sich umdrehte und ihre Hände unter ihren Kopf legte. Ai schloss ihre Augen.

„Und jetzt versuche etwas zu schlafen.“

Shinichi war sprachlos. Er bewunderte Haibara dafür, dass sie so offen mit ihm darüber sprach und es half wirklich sehr dabei, dass er sich wieder besser fühlte. Der Geschrumpfte konnte mit Ai einfach über alles reden. Sie verstand ihn und wusste was er durchmachte. Sie gab ihm das Gefühl von Geborgenheit. Obwohl er immer darauf bedacht war, auf sie Acht zu geben, war es auch Ai, die wiederrum Acht auf ihn gab.

Der junge Detektiv lächelte und drehte sich mit seinem Körper zu dem rotblonden Mädchen.

Er sah sie noch eine ganze Weile im Dunkeln an, bevor seine Augen so schwer wurden, dass er sie letztendlich schloss und daraufhin einschlief.

Die Nacht verlief erstaunlicherweise ohne irgendwelche seltsamen Träume, Visionen oder sonstige Zwischenfälle.
 

Am nächsten Morgen, als Shinichi seine Augen öffnete blickte er in das schlafende Gesicht seiner Freundin, welche genau vor ihm lag.

Schlagartig wurde er hellwach, während ihm das Blut in den Kopf schoss. Er schmunzelte als er sie betrachtete. Ai schien noch fest zu schlafen. Ihre rotblondes Haar war leicht zerzaust, einen Arm hatte sie angewinkelt unter ihren Kopf gelegt und ihr Mund war leicht geöffnet, welcher sich bei ihren Atemzügen auf und zu bewegte.

Ai sah so süß und unschuldig aus, als wäre sie nur ein ganz normales Mädchen, doch wusste es der Geschrumpfte natürlich besser. Ihre zarten Lippen schienen ihn regelrecht zu hypnotisieren. Er spielte mit dem Gedanken sie zu küssen, doch entschied er sich dagegen, da er sie keinesfalls wecken wollte. Viel lieber wollte er sie noch weiter anschauen, wobei ihm eine Idee kam.

Shinichi griff sich sein Handy vom Nachttisch und knipste rasch ein Foto von seiner schlafenden Freundin. Als sie sich leicht bewegte packte er es schnell wieder beiseite. Wenn sie herausfinden würde, dass er sie beim Schlafen fotografiert hat, könnte er sein blaues Wunder erleben.

Er stupste ihr leicht mit dem Finger auf die Nasenspitze, wodurch sie kurz zusammenzuckte und sich anschließend wieder umdrehte. Sie scheint einen festen Schlaf zu haben, dachte sich Shinichi und das trotz allem was passiert ist. Vielleicht half seine Anwesenheit ihr ja wirklich.

Er selbst musste zugeben, dass er sich in Ais Nähe besser fühlte, allein weil er dann wusste, dass sie sicher war. Außerdem war er froh, eine Nacht wieder durchgeschlafen zu haben und das ohne erneuten Traum über drohende Gefahren.
 

Er rappelte sich auf und stieg vorsichtig aus dem Bett um Ai nicht zu wecken.

Auf Zehenspitzen verließ er das Zimmer und schloss langsam hinter sich die Tür. Er warf noch einen letzten Blick auf Haibara, bevor er sie ins Schloss fielen ließ.

„Nanu Shinichi, was hast du denn in Ais Zimmer gemacht?“, hörte er plötzlich eine Stimme hinter sich.

Vor Schreck fuhr der Geschrumpfte herum und starrte in das neugierige und verwunderte Gesicht, seines alten Freundes Professor Agasa. Dieser musterte ihn und bemerkte natürlich, dass Shinichi noch seine Schlafsachen trug.

„Hast du etwa die Nacht bei Ai geschlafen?“, wollte er nun von ihm wissen. Dieser wurde rot und fühlte sich auf frischer Tat ertappt. Er wedelte wie wild mit den Armen und hielt anschließend seinen Zeigefinger an die Lippen.

„Nicht so laut Professor, Ai schläft noch und ja, ich habe die Nacht über bei ihr geschlafen, weil sie mich darum gebeten hat und da ist auch nichts verwerfliches daran, nachdem was sie durchmachen musste.“, versuchte sich Shinichi zu rechtfertigen.

Der Professor legte seine Stirn in Falten. Er hatte das Gefühl, dass mehr dahinter steckte als sein geschrumpfter Freund bereit war zuzugeben.

„Naja, wie dem auch sei das Frühstück ist gleich fertig. Ich wollte euch beiden nur Bescheid sagen.“, damit setzte sich der Erfinder in Bewegung und stieg mit schweren Schritten den Treppe hinunter zur Küche.

Als er verschwunden war, atmete Shinichi schon fast erleichtert aus, wollten sie doch schließlich ihre Gefühle zueinander fürs Erste für sich behalten.

Nachdem er noch eine Weile im Flur verharrt hatte, ging er nun ins Badezimmer um sich zu duschen und frisch zu machen.
 

Wenige Minuten später wachte auch Ai aus ihrem erholsamen Schlaf auf.

Sie rieb sich die Augen und sah aus dem Fenster, durch welches die warmen Sonnenstrahlen des Morgens in ihr Zimmer schienen. Sie gähnte und streckte sich, wobei ihr Blick auf die leere Bettseite neben ihr fiel. Die Bettdecke war zur Seite geschoben, was nur bedeuten konnte, dass Shinichi bereits aufgestanden war. Sie lächelte, bei dem Gedanken, dass er die ganze Nacht bei ihr gewesen war.

Obwohl ihre derzeitige Lage sehr ernst war und unter normalen Umständen sie aus Sicherheitsgründen schon längst das Weite gesucht hätte, um niemanden um sich herum in Gefahr zu bringen, war sie glücklich. Ihre erwiderte Zuneigung zu Shinichi verschafften ihr ein Gefühl der Sicherheit.

Genau so klar war ihr aber auch, dass sie sich davon auch nicht blenden lassen durfte und dennoch war sie zuversichtlich, dass ihr mit ihm nichts passieren würde. Dies würde er niemals zulassen, dass hatte Shinichi bereits mehrmals klar gestellt und genau das, erfüllte ihr Herz mit Freude.

So lag sie noch eine Weile dar, bis sie sich entschloss ebenfalls ihr warmes und gemütliches Bett zu verlassen.

Ai schüttelte ein paar Mal Decke und Kopfkissen auf und brachte alles in einen ordentlichen Zustand. Als sie das Bett glatt strich, kam Shinichi wieder ins Zimmer. Er hatte sich bereits Sachen für den heutigen Tag angezogen und auch seine Brille hat ihren standardmäßigen Platz auf seiner Nase eingenommen.

Der Geschrumpfte trug kurze dunkelblaue Shorts, ein weißes T-Shirt und darüber ein offenes hellblaues Hemd.

Ai war mit dem Rücken zu Shinichi gewandt und er konnte erkennen, wie sie wieder ein langes Shirt als Nachthemd trug. Es handelte sich aber hierbei um kein normales Shirt, sondern um ein rotes Sporttrikot mit der Nummer 9 darauf. Der Schwarzhaarige hatte keine Schwierigkeiten damit es zu erkennen. Es war das Trikot des Stürmers Higo von Big Osaka, für den Ai eine Menge übrig hatte. Bisher war das Shinichi immer recht gleichgültig gewesen, auch wenn er wirklich kein Fan der Mannschaft aus Osaka war, doch nun überkam ihm doch ein leichter Anflug von Eifersucht.

„Hey Ai, wieso musst du eigentlich unbedingt das Trikot von Higo als Nachthemd tragen?“, fragte er sie mit einem leicht schmollenden Unterton.

Das rotblonde Mädchen drehte sich verblüfft zu ihm um und fing dabei seinen Blick auf. Ist er etwa eifersüchtig, kam ihr der Gedanke, wobei sich ihre Mundwinkel leicht anhoben.

Sie legte ihren Kopf schräg.

„Sag mal, bist du vielleicht eifersüchtig?“, stichelte sie ihn. Anhand seiner Augen konnte sie erkennen, dass sie den Nagel auf dem Kopf getroffen hatte.

Der Detektiv verschränkte grimmig seine Arme. „Nicht die Bohne, wie kommst du darauf? Das war reine Neugier.“ Er versuchte gleichgültig zu wirken. Ai grinste daraufhin.

„Na wenn es weiter nichts ist. Ich trage es aus dem simplen Grund, da ich ihn nicht nur als Spieler, sondern auch als Person bewundere.“, entgegnete sie ruhig.

Shinichi verspürte einen leichten Stich in der Brust und riss die Augen auf. „Was?“, kam es entsetzt aus seinem Mund. Ai konnte sich nun ein Lachen einfach nicht mehr verkneifen, was den Geschrumpften nur noch mehr verwirrte.

Sie verschränkte die Arme hinter ihrem Rücken und überkreuze ihre Beine, während sie ihm belustig anschaute.

„Nun reg dich wieder ab. Jemanden zu bewundern und jemanden zu lieben ist ein großer Unterschied.“ Sie schenkte ihm einen sanften Blick.

„Mach dir also keine Gedanken. Er kann dir keine Konkurrenz machen.“, zwinkerte Ai ihm zu.

Erneut lief er rot an und rang nach Worten. Haibara nutzte seine Sprachlosigkeit um sich noch ein weiteres Späßchen mit ihm zu genehmigen.

Verspielt kam sie langsam auf ihn zu, bis sie direkt vor ihm stand. Sie beugte sich leicht vor, sodass sie mit ihrem Gesicht über seine Schulter hinwegschauen konnte.

„Ist es dir vielleicht lieber, wenn ich demnächst ein T-Shirt von dir beim Schlafen tragen würde?“, säuselte sie ihm verführerisch zu.

Shinichi bemerkte wie ihm das Blut aus der Nase lief. Schnell hielt er sich seine Hände davor und stürmte zur Tür hinaus.

„Der Professor wartet mit dem Frühstück auf uns.“, rief er noch, bevor er, mit hochrotem Kopf, verschwunden war.

Ai sah ihm kichernd hinterher. Ihr gefiel es irgendwie mit ihren Reizen, ihren kleinen Detektiv um den Verstand zu bringen und mit ihm zu spielen. Doch auch sie beschloss sich nun schnell fertig zu machen, um dann zu Shinichi und Professor Agasa am Frühstückstisch aufzuschließen.

Gegenschlag

Kapitel 25: Gegenschlag
 

Hörbuch zur Fanfiktion: Kapitel 25: Gegenschlag
 

Shinichi und Professor Agasa schlürften bereits ihre Miso-Suppe, als Ai die Küche betrat und sich zu ihnen setzte. Heute trug sie einen langärmligen dunkelroten Rollkragenpullover, einen kurzen beigen Stufenrock und dazu schwarze knielange Strümpfe.

Ai begrüßte gut gelaunt den Professor und nahm sich anschließend eine Schüssel Reis. Agasa freute es sichtlich, dass Haibara einen ausgeschlafenen und fröhlichen Eindruck machte. So sah er sie nicht sehr oft, vor allem was das ausgeschlafen anging. Er fragte sich, ob das etwas damit zu tun hat, dass Shinichi letzte Nacht bei ihr war. Neugierig, was da zurzeit zwischen den Beiden lief, war der Professor ja schon, zog es aber vor seine Frage für sich zu behalten. Stattdessen blickte er hin und wieder abwechselnd zwischen den Beiden hin und her.

Das Essen verlief ansonsten eher ruhig und als sie fertig waren, meldete sich wie auf Kommando Shinichis Handy.

Der Schwarzhaarige ging ins Wohnzimmer und nahm den Anruf entgehen. Das rotblonde Mädchen folgte ihm derweil. Wie zu erwarten, war es Jodie, welche sich bei ihm meldete. Sie erfuhr von ihm sofort alles Wichtige, was letzten Abend passiert ist und das eine alte Bekannte sie unerwartet gerettet hat.

Zu Shinichis Erleichterung berichtete die FBI-Agentin ihm wiederum, dass sich gestern Nacht Wermut, dem Beobachtungsteam in der Nähe des Anwesens, gestellt hat. Sie ließ sich ohne Widerstand ins geheime Hauptquartier des FBI, hier in Tokyo, bringen, von dem nur wenige Leute Bescheid wissen. Dort hält sie sich auch momentan auf und gibt sich bereit Informationen über die Organisation preis zugeben. Allerdings verlangt sie einige Bedingungen.

„Sie hatte bereits etwas in der Art erwähnt. Was sind ihre Bedingungen?“, erkundigte sich Shinichi, nachdem er die meiste Zeit über der Agentin nur zugehört hatte. Diese wartete eine Weile, bevor sie antwortete.

„Ihre größte Bedingung war, wie zu erwarten die, dass sie begnadigt wird und straffrei ausgeht, wenn sie mit uns kooperiert. Doch gerade dieser Bedingung, fällt es meinen Vorgesetzten und besonders mir schwer zuzustimmen, allerdings hat sie nicht vor, etwas zu verraten, bis wir allen ihrer Forderungen zugestimmt haben.“
 

Ai, welche die ganze Zeit über zuhörte, verschränkte ihre Arme vor der Brust und machte einen alles anderen als begeisterten Eindruck. Sie war zwar auch einst Mitglied der Organisation gewesen und hat eine zweite Chance bekommen, aber Wermut war in ihren Augen ein durch und durch böses Wesen.

Was sie alles im Namen der Organisation getan hat und das aus freien Stücken, war für Ai unentschuldbar und das letzte was sie wollte war, dass Wermut mit all dem ungeschoren davon kommt. Sie wollte, dass sie das bekommt was ihr zusteht und den Rest ihres Lebens im Gefängnis verbringt.

Shinichi wusste wie seine Freundin dachte und war auch der Meinung, dass Wermut nicht ohne eine Strafe davonkommen darf.

„Sie müssen einen Kompromiss finden Jodie.“, versuchte er eine Lösung vorzuschlagen.

„Das sie für ihre Taten nicht zur Rechenschaft gezogen wird ist undenkbar, aber ihre Mithilfe sollte ihr zugutekommen und ihre Strafe milder ausfallen lassen. Außerdem können wir ihr Schutz bieten. Die Organisation wird nun bestimmt auch Jagd auf sie machen.“

Er konnte aus Jodies Seufzen schlussfolgern, dass sie sich damit nicht wirklich anfreunden konnte, jedoch lag das nicht in ihrer Gewalt, zu entscheiden, wie es mit Wermut weitergehen soll.

„Wir werden unser bestes versuchen, eine Einigung zu finden, aber wir haben nicht viel Zeit. Ich würde sie lieber bis in alle Ewigkeit hinter Gitter schmoren sehen, für das was sie getan hat, aber wenn es stimmt was sie sagt, dann ist die Organisation dabei einen Plan ungeahnten Ausmaßes durchzuführen, welcher sie bei Erfolg, stärker denn je werden lässt.“

Shinichi konnte hören, wie jemand am anderen Ende der Leitung zu Jodie sprach, wodurch sie kurz inne hielt.

„Des Weiteren ist die kleine Sherry und auch deine Wenigkeit nun ebenfalls auf unseren Schutz angewiesen.“, fuhr sie schließlich fort. „Ich melde mich später nochmal, sobald wir Fortschritte erzielt haben, solange solltet ihr besser dort bleiben wo ihr seid.“

Shinichi war zwar nicht sehr begeistert, fürs Erste tatenlos rumzusitzen, doch gab er Jodie sein Versprechen, bevor er auflegte.
 

So zogen die Stunden ins Land, in denen die beiden Geschrumpften auf eine Rückmeldung der ehemaligen Englischlehrerin warteten.

Es war bereits kurz nach 16 Uhr, als Shinichi gelangweilt auf der Couch lag und ein Gähnen unterdrückte. Ai saß neben ihm und vertrieb sich die Zeit mit Nara. Sie kraulte ihrem Kätzchen den Hals, was ihr sehr zu gefallen schien.

„Es war wohl ein Fehler von mir gewesen, dir eine Katze zu schenken.“, gab der Geschrumpfte scherzhaft von sich, als er bemerke, wie viel Aufmerksamkeit und Zuneigung die Katze bekam. Ai schmunzelte ihm zu und entließ Nara in die Küche, wo sie ihr was zu essen machen wollte. Sie erhob sich und stellte sich vor Shinichi. „Tut mir Leid, habe ich dich vernachlässigt?“, grinste sie ihn an, woraufhin sie ihm ebenfalls eine Streicheleinheit verpasste. Dieser wedelte eher weniger amüsiert mit den Armen.

„Lass das, ich bin doch nicht dein Haustier.“

„Schade, dabei bist du doch so niedlich.“, neckte sie ihn weiter, bevor sich Ai in die Küche begab.

Diese Frau, dachte sich Shinichi, als er ihr mit einem Lächeln nachsah.
 

Schließlich erhielt er endlich eine Nachricht von Jodie, dass sie sich in einer halben Stunde in der Villa Kudo treffen wollen, um alles zu besprechen, weswegen er und Ai kurze Zeit später nach nebenan gingen.

Shinichi versicherte dem rotblonden Mädchen derweil, dass Subaru übers Wochenende weggefahren sei, wodurch sie sich keine Sorgen machen müsste, dass dieser etwas vom Treffen mitbekommen würde. In Wahrheit würde Akai jedoch nicht weit entfernt sein, um der Besprechung unbemerkt beizuwohnen und dem Geschrumpften war klar, dass schon bald die Zeit gekommen wäre, Haibara die wahre Identität von Subaru zu offenbaren.

Die Villa wirkte verlassen, als die Beiden das Grundstück betraten. Am Eingang nutzte Shinichi seinen Schlüssel, um ihnen aufzuschließen.

Im gesamten Gebäude war es dunkel und völlig still. Ai kam diese Situation, auf unangenehme Art und Weise, sehr vertraut vor. So ruhig und verlassen, hat sie die Villa auch vorgefunden, bei ihren zwei Besuchen im Namen der Organisation, als sie Shinichis Tod feststellen sollte. Damals hat sie als Sherry, mit anderen Mitarbeitern die Räume durchkämt, um Hinweise auf seinen Verbleib zu sammeln. Danach war sie nicht mehr oft hier gewesen und sie schämte sich schon fast dafür, dass sie sich trotzdem schon so gut in dem Haus ihres Freundes auskannte. Wer hätte gedacht, dass die Frau, welche für sein Schrumpfen verantwortlich ist, nun mit ihm eine Beziehung führen würde. Irgendwie skurril, wie Ai fand.
 

Es dauerte nicht lange, bis auch das FBI eintrudelte. Jodie, Agent Camel und James Black betraten das Haus der Kudos und nahmen anschließend mit den beiden Geschrumpften im großen Wohnzimmer platz.

Agent Starling war die Erste, welche, nach einer kurzen Begrüßung, das Wort ergriff.

„Wir haben mit Wermut einen Deal ausgehandelt.“, fing sie an und war damit der Aufmerksamkeit von Shinichi und Ai gewiss.

„Wermut stimmte zu, auf bisher unbestimmte Zeit, zum persönlichen Schutz, in der Obhut des FBIs zu bleiben, je nachdem wie hilfreich sie für uns sein wird. Allerdings hat sie dafür wiederum verlangt, bei unserem geplanten Einsatz dabei zu sein, weil sie persönlich am Untergang der Organisation beteiligt sein möchte.“

Die Geschrumpften tauschten unverständliche Blicke. „Was für einen Einsatz?“, wollte Shinichi von der FBI-Agentin wissen. Die Antwort darauf folgte auf dem Fuß.

„Wermut hat uns verraten, wo eine geheime Basis der Organisation versteckt liegt. Sie liegt etwas außerhalb der Stadt und ist getarnt als Forschungslabor der DHFI, aber in Wirklichkeit sollen dort die Männer in Schwarz an geheimen chemischen und biologischen Erfindungen arbeiten, darunter auch das Apoptoxin 4869.“

Der schwarzhaarige Junge staunte nicht schlecht, als der das hörte. Wenn es ihnen gelingen würde, die Informationen in diesem Unterschlupf zu erbeuten, könnte es Ai endlich gelingen das Gegengift zu vollenden. Dann könnten er und sie endlich wieder in ihre alten Körper zurückkehren.

„Ich vermute ihr Plan ist es, diese Basis mit einer gezielten Razzia zu säubern und alle dortigen Informationen sicherzustellen.“, tippte der Detektiv.

„Ganz recht.“, kam es nun von James. „Das ist der beste Anhaltspunkt, den wir seit langem haben, doch diese Aktion benötigt eine intensive Vorbereitungsphase.“

„Darüber hinaus wollen wir die Organisation, nach dem Verrat von Wermut, erst einmal in Sicherheit wiegen. Sie sollen nicht denken, sie hätte uns etwas dergleichen verraten.“, fügte Agent Camel hinzu.

„Wir schätzen die Dauer der Planung des Einsatzes und dem Sammeln von Informationen vor Ort, auf ungefähr drei Wochen.“, ergänzte Jodie.

„Ist es nicht riskant, solange zu warten, wenn die Organisation bereits bei der Durchführung ihres Planes ist?“, wollte der Geschrumpfte wissen. Shinichi war nicht gerade erpicht darauf, solange die Füße still zu halten, wo die Organisation doch zum Greifen nah war.

James schüttelte den Kopf. „Wir gehen davon aus, dass sie nun genauso vorsichtig sein werden wie wir, nachdem was passiert ist und unseren nächsten Zug abwarten. Außerdem ist ihr Labor, mit seinen wertvollen Beweismitteln, zu wichtig für uns, als das wir es zulassen können dort unvorbereitet reinzustürmen.“

„Und Wermut will bei diesem Einsatz dabei sein?“, fragte Shinichi weiter nach.

Jodie nickte. „Das ist der Deal auf den wir uns geeinigt haben. Sie behauptet, um in den geheimen Teil, welcher von der Organisation genutzt wird, zu gelangen, benötigt man einen speziellen Code, welchen sie natürlich wüsste. Wermut gestand, ihn sich, ohne dem Wissen des dortigen Leiters, angeeignet zu haben. So sichert sie sich ab, dass wir sie auch wirklich mitnehmen und sie bis zum Schluss unersetzlich für uns bleibt.“
 

Haibara atmete hörbar, ihr Unbehagen hinaus.

„Das klingt für mich, als wolle sich Wermut einen doppelten Boden verschaffen. Wer sagt nicht, dass sie die ganze Aktion sabotieren will und letztendlich immer noch für die Organisation arbeitet. Vielleicht gehört das alles zu ihrem finsteren Plan und ihn Wirklichkeit soll sie das FBI ausspionieren und uns mit falschen Informationen füttern. Wahrscheinlich würden wir dort sofort in eine tödliche Falle tappen.“

Shinichi betrachte das Mädchen neben sich und empfand Ais Einstellung als etwas zu pessimistisch für seinen Geschmack, hatten ihre Äußerungen jedoch einen wahren Kern.

„Das wird sich in der nächsten Zeit herausstellen, doch auch wenn es tatsächlich ein Trick der Organisation ist und sie nur so tun, als ob Wermut sie verraten hat, um uns zu täuschen, können wir uns diese Chance nicht entgehen lassen.“, erwiderte Jodie ernst.

Ein nicht ganz ungefährliches Unterfangen, dachte sich der Schwarzhaarige. Er persönlich ging zwar nicht davon aus, dass Wermuts Verrat gespielt war, genauso wenig wie der Kampf gegen Cognac, aber ein gewisses Restrisiko blieb bestehen.

James Black zog nachdenklich an seinem Bart. „Wir werden Vorkehrungen dafür treffen, falls sich diese Vermutung bewahrheiten sollte, aber viel wichtiger ist es, Wermut nie unbewacht zu lassen. Es soll für sie unmöglich sein, etwas nach außen dringen zu lassen oder gar zu entkommen.“ Alle Anwesenden erklärten sich damit einverstanden.

„Was ist jetzt eigentlich mit Cognac?“, kam nun die überraschende Frage vom Fräulein Haibara. Jodie war dabei die Erste, welche reagierte.

„Ach du meinst Kanae Nishimura. Nach allem was wir aufschnappen konnten, hat er eure kleine Auseinandersetzung überlebt, jedoch nicht ganz unbeschadet. Laut einem Sprecher seiner Firma, hat er sich Verbrennungen zugezogen, bei dem Versuch einen Angestellten aus dem Feuer zu retten.“

Shinichi hob seine Augenbrauen bei dem Gedanken, dass der Kerl doch wirklich versuchte, sich auch noch als mutigen Retter darzustellen. Haibara machte hingegen eher einen beunruhigten Eindruck, dass ihr Entführer immer noch da draußen war. Agent Starling fuhr derweil fort.

„Irgendwie hat der Kerl es geschafft, die ganze Sache in seinem Anwesen als Unfall darzustellen, um mögliche Untersuchungen der Polizei auf Brandstiftung zu verhindern. Aktuell verhält er sich jedoch, der Öffentlichkeit gegenüber, eher zurückhaltend. Er soll dennoch allen seinen Tätigkeiten nachkommen, auch die bei der Japan Finance Bank.“

„Können sie denn nichts gegen ihn tun?“, kam die nächste, etwas energisch und auch ängstlich, gestellte Frage von Ai. Jodies Antwort war jedoch nicht zu ihrer Zufriedenstellung.

„Ich fürchte zurzeit nicht. Das FBI darf sich nicht offen einmischen und momentan liegen keine Beweise gegen ihn vor. Eure beiden Aussagen und die einer Schwerverbrecherin würden uns nicht sehr weit bringen.“ Agent Camel klinkte sich in die Unterhaltung mit ein.

„Vor allem, weil wir ihn brauchen, um festzustellen, was seine schmutzigen Absichten, innerhalb der Bank sind. Wir gehen stark davon aus, dass die Übernahme Teil des Plans der Organisation ist und wer weiß wie tief der Rest seiner Firma noch in den Machenschaften der Organisation mit drin steckt.“

Shinichi wurde ganz hellhörig. „Wie bitte? Was für eine Übernahme?“

Der Agent des Federal Bureau of Investigation machte einen verwirrten Eindruck auf seine Frage.

„Wusstest ihr das etwa noch nicht? Heute früh hat die Nishimura Company sich einen Firmenanteil von 51% gesichert und damit die Bankleitung übernommen.“

Der geschrumpfte Detektiv legte nachdenklich seine Hand an das Kinn. Das die ganzen Morde rund um die Japan Finance Bank und die Einflussgewinnung in dieser durch die Organisation ein Puzzlestück eines großen Ganzen war, daran hatte Shinichi von Anfang an keinen Zweifel gehabt. Doch was der eigentliche Sinn dahinter war, musste er noch entschlüsseln und er hoffte das FBI würde ihm das in Zukunft etwas einfacher gestalten.
 

„Eine Sache gilt es jedoch noch zu klären, bevor die Vorbereitungen beginnen können.“, meldete er sich nun schließlich, nach einem kurzen Moment des Schweigens, zu Wort.

„Und das wäre?“, kam es fast gleichzeitig aus den Mündern aller drei Agenten.

Shinichi warf einen Blick zu Haibara, welche ihm wortlos zustimmte. Er nickte und sah wieder zu Jodie.

„Ich und Ai wollen bei dem Einsatz ebenfalls dabei sein.“

Die Agentin Starling war mehr als verblüfft über diese Aussage und schüttelte instinktiv ihren Kopf.

„Kommt überhaupt nicht in Frage. Das ist viel zu gefährlich.“ Sie verschränkte demonstrativ ihre Arme vor der Brust.

„Ihr seid vielleicht keine Kinder mehr, aber ihr steckt in den Körpern von welchen. Auch wenn es nicht in eurer Absicht liegt, würdet ihr die Aktion mit eurer Anwesenheit gefährden und euch obendrein.“

„Wir sind jedoch unersetzlich für dieses Unterfangen, vor allem Ai, welche als Einzige genau weiß, welche Informationen besonders wichtig für uns sind, darunter das APTX-4869.“, warf Shinichi ein, da ihm klar war, dass er die ehemalige Englischlehrerin unter allen Umständen überzeugen musste, sie dabei sein zu lassen. Jodies Gesicht verriet, dass sie mit sich rang und überlegte, wie sie sich entscheiden soll. Sie sah zu ihrem älteren Kollegen hinüber. James begriff sofort.

„Da ist schon was Wahres dran und sicherlich wärt ihr eine enorme Bereicherung für das Einsatzteam, jedoch bleibt es eine Tatsache, dass ihr in den Körpern von Kindern steckt.“

„Und was ist, wenn das nicht der Fall wäre?“

Alle Augen richteten sich auf das rotblonde Mädchen, welche kühl ihre Worte in den Raum geworfen hatte. Selbst Shinichi war mehr als verwundert.

Meinte sie etwa den Prototyp? Doch dieser würde nicht lange anhalten und beim letzten Testdurchlauf hatte der Geschrumpfte obendrein mit den verschiedensten Nebenwirkungen zu kämpfen gehabt, wie unter anderem Fieber und starke Kopfschmerzen. Alles nicht wirklich gute Voraussetzungen für einen Feldversuch. Wenn etwas vor Ort mit dem Prototyp schieflaufen würde, wäre das eine Katastrophe.

„Ai, verstehe mich bitte nicht falsch, aber ich glaube die Verwendung des Prototyps wäre keine gute Idee.“, versuchte Shinichi es vorsichtig seiner Freundin zu erklären. Sie sah ihn allerdings nur unbeeindruckt an, bevor sie antwortete.

„Wir würden auch nicht irgendeinen Prototyp verwenden, sondern ich würde ein spezielles Gegenmittel zusammenstellen, welches ohne Nebenwirkungen und über längeren Zeitraum funktionieren sollte.“

Das verwirrte Shinichi nun nur noch mehr.

„Sagtest du nicht, du würdest bei der Entwicklung nicht weiter kommen? Wieso kommst du jetzt mit so etwas ums Eck?“ Der Schwarzhaarige reagierte fast schon etwas verärgert. Hatte Haibara ihm etwa etwas vorgemacht?

Ais Blick verschärfte sich leicht. „Ganz einfach, weil dieser Prototyp, ich nenne ihn Zero, dafür einen anderen Preis von denjenigen fordert, welcher ihn einnimmt.“

„Und das wäre?“, wollte Shinichi nachhaken, aber Ai winkte ab. Sie richtete das Wort an die FBI-Agenten. „Wichtiger ist es doch, dass es kein Problem sein wird in unserer ursprünglichen Größe dabei zu sein, wenn sie ihren Schlag gegen die Organisation setzen.“

Prototyp Zero

Kapitel 26: Prototyp Zero
 

Hörbuch zur Fanfiktion: Kapitel 26: Prototyp Zero
 

Haibara sah vor allem Jodie nun erwartungsvoll an. Es war eine ganze Zeit lang still und niemand traute sich noch etwas hinzuzufügen. Jodie seufzte laut.

„Wenn es euch gelingt für die Zeit des Einsatzes euer altes Ich zurück zu erhalten, sehe ich keinen Grund, dass ihr nicht dabei sein solltet.“

So ganz überzeugt wirkte Jodie auf Shinichi jedoch immer noch nicht. Sie machte sich halt Sorgen um die zwei und der Geschrumpfte konnte das sehr gut nachvollziehen, doch sie mussten einfach dabei sein. Es war einfach ihre Pflicht, dabei zu helfen, die Organisation zu Fall zu bringen. Er hatte es sich und Ai schließlich geschworen.

Die blonde Frau mit Brille hatte allerdings noch etwas hinzuzufügen. „Aber ihr werdet euch genau an das halten, was die Einsatzleitung euch sagt und im Hintergrund bleiben und keinesfalls irgendetwas unüberlegtes unternehmen, verstanden?“, Jodie klang wieder wie eine Lehrerin, jedoch wie eine der besonders strengen Sorte. Die beiden Geschrumpften erklärten sich aber einverstanden.
 

Nach einer weiteren Stunde, verabschiedeten sich die FBI-Agenten wieder und verließen das Haus der Kudos. Sie hatten noch einige weitere Dinge miteinander besprochen, bevor sie auseinander gingen.

Ein wichtiges Thema darunter war, die enthüllten Identitäten von Ai und Shinichi durch die Organisation. Jodie wollte deswegen noch einmal persönlich, unter vier Augen, mit Wermut sprechen. Der Schwarzhaarige hoffte, dass diese Unterhaltung ohne Waffe geführt werden würde.

Vorerst bestand jedoch die Agentin darauf, dass stets zwei ihrer Kollegen sich in der Nähe der Beiden aufhalten sollten. Sie wollte, was das anging, keinerlei Risiken eingehen und da es einfacher war sie zu beschützen, wenn sie zusammen waren, musste Shinichi Ran dazu überreden, dass restliche Wochenende bei Professor Agasa bleiben zu dürfen. Seine Sandkastenfreundin konnte sich denken, was der Grund dahinter war, sie vermutete Ai, jedoch war sie etwas ungehalten darüber, dass Conan immer öfters außer Haus blieb und nur noch selten den Weg in die Detektei zurück fand.

Letztendlich gab sie aber doch nach und Shinichi hoffte inständig, dass sie bis Montag, eine Alternative für ihre derzeitige Lage finden würden.
 

Am späten Abend, nachdem sie gemeinsam mit Professor Agasa gegessen hatten und dieser sich schlafen gelegt hatte, nutzten die beiden Geschrumpften die noch warmen Temperaturen der jungen Nacht und setzten sich raus in den Garten. Die Sonne war schon vor einer Weile untergegangen und nicht eine Wolke hatte sich in den Nachthimmel verirrt, wodurch Ai und Shinichi einen wunderbaren Blick auf die glitzernden und funkelnden Sterne hatten.

Beide konnten sich nicht damit anfreunden, die nächsten Tage auf Schritt und Tritt vom FBI beobachtet zu werden, selbst wenn das nur zu ihrer eigenen Sicherheit war. Im Garten bei Nacht und dem beeindruckenden Anblick über ihren Köpfen, gelang es ihnen dennoch erfolgreich, den Wagen auf der Straße vor dem Haus, indem ihre zwei Wachen saßen, auszublenden. Die Mauer um das Grundstück herum, war da sicherlich auch von großer Hilfe. Shinichi hatte zur Sicherheit und um etwas Privatsphäre zu gewährleisten, zusätzlich auch einen Pieper bekommen, den er im Ernstfall aktivieren konnte, damit die Agenten des FBI wussten, wann Gefahr droht. Dieser ruhte auf dem kleinen runden Gartentisch zwischen ihm und seiner Freundin.
 

Shinichi starrte hinauf zum Sternenhimmel, während er über seinen Strohhalm von einem Eistee trank, den er sich und Ai gemacht hat.

Während er das Getränk schlürfte kaute er nachdenklich auf der Spitze des Strohhalms herum. Als er den Eistee schließlich wieder zurück auf den Tisch stellte, von wo er ihn genommen hatte, sah er zu Haibara hinüber, welche ebenfalls ununterbrochen die Sterne betrachtete.

„Was hat es eigentlich mit diesem Prototyp Zero auf sich Ai? Wieso hast du diesen zuvor nie erwähnt gehabt?“, durchbrach der junge Detektiv die stille der Nacht und das Zirpen der Grillen.

Haibara schloss als Reaktion ihre Augen und nahm einen kräftigen Zug der angenehmen und frischen Luft. „Ich versuche es dir zu erklären.“, begann sie mit ruhigen und geordneten Worten, wobei sich Shinichi mit seinem Oberkörper zu ihr drehte.

„Prototyp Zero, ist eine abgewandelte Form des bisherigen Prototypen, den du bisher zu dir genommen hast. In seinem Fall wird eine besonders aggressive Komponente dem Gegenmittel hinzugefügt. Diese verstärkt nicht nur den Effekt, sondern auch die Dauer der Rückverwandlung enorm und unterdrückt sogar mögliche Nebenwirkungen. Ich gehe davon aus, dass die Wirkung mehrere Tage anhalten sollte.“

Shinichi strahlte bei dieser Erkenntnis über das ganze Gesicht.

„Aber das klingt doch super. Wieso hast du ihn denn nicht schon früher verwendet?“

Ai sah ihm mit einem strengen Blick in die Augen, wodurch das Lächeln auf seinem Gesicht auf einen Schlag verschwand.

„Hast du in der Villa vorhin mir nicht zugehört? Es hat einen anderen Nachteil und zwar einen verheerenden. Unsere Körper kennen diesen stärkeren Wirkstoff noch nicht, was der Grund für die lange Dauer der Rückverwandlung ist, aber er sorgt nicht nur für eine intensivere Wirkung, sondern auch für eine intensivere Resistenz.“

Shinichi schluckte kurz, bevor er sich zögerlich dazu äußerte. „Und was bedeutet das letztendlich?“

Ais Blick verhärtete sich. „Das bedeutet, dass dieser Prototyp nur einmal angewendet werden kann. Sobald die Wirkung nachlässt und der Körper wieder schrumpft, ist dieser für immer gegen die erneute Einnahme eines Gegenmittels immun.“

Diese Aussage machte dem Geschrumpfte sofort klar, wieso diese Variante von Prototyp bisher nie Anwendung bei ihren Tests gefunden hat. Schlagartig bekam er ein flaues unangenehmes Gefühl in der Magengegend.

„Also willst du mir sagen, wenn wir diesen Prototyp Zero nehmen und es uns nicht gelingt, bevor wir uns wieder zurückverwandelt haben, ein endgültiges Gegengift einzunehmen, bleiben wir für immer geschrumpft und können nie wieder unser altes Ich zurückbekommen?“

Shinichi war sich der Antwort von Ai bereits bewusst und wollte sie eigentlich auch gar nicht hören oder vielleicht hoffte er einfach nur, dass sie seine Frage doch verneinen würde. Er sollte jedoch enttäuscht werden.

„Genauso sieht es aus und aus demselben Grund kannst du hoffentlich nachvollziehen, dass ich diese aggressive Komponente bisher nie in die Formel des Gegengifts habe einfließen lassen.“

Der schwarzhaarige Junge stand auf und ging vor Haibara auf und ab, wobei er sich mit der Hand über den Nacken strich.

Sie verfolgte seine Bewegungen und fügte noch hinzu: „Ich weiß es birgt ein hohes Risiko, aber ich bin durchaus bereit dieses Wagnis einzugehen. Wie sieht es mit dir aus?“

Shinichi blieb abrupt stehen und starrte zu Boden. Haibara wusste, wie sehr ihr Freund seinen alten Körper zurückwollte, vielmehr als sie, weshalb ihr diese Entscheidung auch nicht annähernd so schwer fiel, wie ihm jetzt.

„Du musst bedenken Shinichi, dass das die einzige Möglichkeit ist, überhaupt das Gegenmittel fertigzustellen. Wir müssen diese Chance ergreifen. Sobald wir die nötigen Informationen haben, sollte es mir gelingen ein permanentes Gegengift zu entwickeln, bevor wir uns zurückverwandeln.“ Sie versuchte mit ihren sanften Worten ihn etwas zu beruhigen und ihm die Unsicherheit zu nehmen.

Der Geschrumpfte musste lächeln und schaute erneut hinauf zum Himmel.

„Ich habe keine Zweifel an deine Fähigkeiten Ai, doch wenn das APTX-4869 doch nicht dort ist oder es uns nicht gelingt es zu erbeuten, war es das und zwar für immer.“

Ai stand nun ebenfalls auf und nahm die Hand ihres Freundes, welcher daraufhin seinen Blick auf ihre blaugrünen Augen richtete. Sanft streichelte sie ihm mit ihrem Daumen über den Handrücken.

„Ich dachte gerade du, bist derjenige von uns beiden, der Wermuts Aussagen vertraut.“, versuchte sie seine Bedenken zu zerstreuen.

Seine Mundwinkel zogen sich nach oben, bevor er sie an sich heranzog und sie in einer innigen Umarmung an sich drückte. Sie lachte leise und legte ihre Hände an seinen Rücken, während die Beiden sich leicht hin und her wogen.

„Du hast ja Recht.“, flüsterte er ihr schließlich zu. „Ich bin dabei. Ziehen wir es durch, gemeinsam.“

Er gab dem rotblonden Mädchen einen Kuss auf die Stirn, bevor sie zurück ins Haus gingen.
 

Von einem Fenster der Villa Kudo aus, sah ihnen Subaru nach, während er sich mit einem Lächeln auf den Lippen, einen Schluck gekühlten Bourbon genehmigte.

Er hatte das Haus den ganzen Abend über nicht verlassen und hat dank Jodies Hilfe, alles Wichtige von der Besprechung in Erfahrung bringen können. Auch er würde sich nach besten Kräften an dem Plan beteiligen. Als die Geschrumpften im Haus verschwunden waren, zog der verkleidete Akai die Vorhänge zu, bevor er sagte: „Du hast also endlich den Richtigen für dich gefunden Shiho. Akemi wäre sicherlich glücklich, dich so zu sehen. War es doch immer genau das gewesen, was sie sich immer für dich gewünscht hat. Schon bald wirst du von mir die Wahrheit erfahren und bis es soweit ist, werde ich weiterhin über dich wachen. Schließlich habe ich es ihr versprochen.“
 


 

Zur selben Zeit, im Panorama Restaurant des Beika-Centers, saß Bourbon, alias Toru Amuro, alias Rei Furuya, zusammen mit einer hübschen brünetten Frau, in einem langen blauen Kleid, an einem Tisch, welchen sie vorher reserviert hatten und ließen sich vom Kellner bedienen.

Sie machte ihm hübsche Augen, während beide ihren Drink genossen.

„Hast du schon das Neueste gehört?“ Die braunhaarige Frau mit den hellblauen Augen, welche so kalt waren, dass man meinen könnte, sie bestünden aus reinem Eis, strich sich durchs seidige Haar.

„Wermut hat die Organisation verraten. Ist das zu fassen? Der Liebling des Bosses hat sich gegen uns gestellt.“

Bourbon stützte das Kinn auf seine gefalteten Hände. „Davon habe ich auch bereits gehört, aber noch keine Bestätigung dazu. Ich habe sehr häufig mit ihr zusammengearbeitet und sie war immer eine Expertin auf ihrem Gebiet. Es entsetzt mich zutiefst, dass sie zu so etwas fähig war.“, entgegnete der blonde Mann mit der dunklen Haut, welcher sich ebenfalls herausgeputzt hatte und einen legeren grauen Anzug trug.

Sein Gegenüber fing an verschlagen zu Lächeln.

„Was ist, wenn ich dir sagen würde, dass dieser Verrat von vorne bis hinten inszeniert war?“

Amuros Augen weiteten sich daraufhin kurz vor Überraschung, was der Frau sehr zu gefielen schien.

„Du meinst, Wermut arbeitet immer noch für die Organisation?“

Die Brünette fuhr sich mit der Zungenspitze über ihre, durch Lippenstift, rot leuchtenden Lippen.

„Mein Vorgesetzter ist ein Mann mit großen Visionen und sein Plan, unser Plan, ist makellos und niemand wird ihn aufhalten können und schon gar nicht Sherry und ihr Möchtegerndetektiv. Ob nun Tod oder nicht, spielt keine Rolle.“ Sie legte eine Hand an die Wange und beugte sich leicht über den Tisch zu Bourbon. „Früher oder später, werden sie von ganz allein zu uns kommen. Wir brauchen nur etwas abzuwarten, während wir mit der nächste Phase beginnen.“

Amuros Blick wurde ernster.

„Wie soll es jetzt weitergehen, nachdem die Japan Finance Bank nun indirekt unter der Kontrolle der Organisation steht.“, fragte er bei seiner Begleitung interessiert nach, während er seinen Blick vorsichtig durch den Raum schweifen ließ.

Die Frau lächelte ihm zu. „Ach mein lieber Bourbon, zerbrich dir mal darüber nicht deinen süßen Kopf.“
 

Sie winkte den Kellner erneut zu sich. „Bedienung? Noch einen Amarula bitte.“

„Sehr gerne.“, erwiderte dieser, bevor er sich wieder entfernte.

„Obwohl ich ehrlich gesagt nichts dagegen hätte, wenn Wermut genau dortbleibt, wo sie jetzt ist und zwar in den Fängen des FBI. Ich habe schon immer gesagt, dass Anokata sich das falsche Haustier angeschafft hat. Diese Frau hat einfach keinerlei Qualitäten.“, zog die brünette Dame über ihre Kollegin verachtend her.

„Ich hatte immer das Gefühl, sie hätte ein Auge auf dich geworfen.“, sie sah gespielt betrübt zu ihrem Gegenüber.

Bourbon musste schmunzeln. „Bist du etwa eifersüchtig gewesen meine Liebe?“ Er sah sich weiterhin im Restaurant um und erblickte einen korpulenten Kerl mit tätowierten Armen und Glatze und einem Gesicht, wie aus Stein gemeißelt. Sie bemerkte seinen Blick und folgte ihm zur besagten Person, welche sich nun zu zwei anderen Männern an die Bar begab.

Die brünette Dame biss sich leicht auf die Unterlippe. „Du wirkst etwas nervös, kann das sein?“

Amuro sah wieder zu der Frau und versuchte sich nichts anmerken zu lassen.

„Ich dachte nur darüber nach, ob es Wermut gelingen wird, sich selbst wieder zu befreien, wenn sie ihre Aufgabe erfüllt hat.“

Der braunhaarigen Frau schien das Interesse von Bourbon an Wermut nicht zu gefallen.

„Kümmere dich nicht um sie. Sie hat bisher immer einen Weg gefunden, sich aus den schwierigsten Situationen zu winden, wie eine Schlange. Sie ist eben nicht zu unterschätzen. Tut man es doch, schlägt sie dir ihre Zähne in den Hals und vergiftet dich.“

„Miss? Ihr Getränk und die Blumen, welche sie haben wollten.“, sprach ein Kellner zu Bourbons Begleitung, als dieser sich ihrem Tisch näherte. Beides nahm sie dankend an.

Amuro musterte sie fragwürdig. „Du hast Blumen bestellt?“

Erneut strich sich die Frau durch ihre Haare.

„Selbstverständlich, ich habe darum gebeten, dass sie hier abgegeben werden, sobald sie da sind. Hast du etwa vergessen, wie sehr ich Blumen und Pflanzen liebe?“

Bourbon schüttelte leicht schmunzelnd den Kopf. „Selbstverständlich nicht. Gerade du als Biologin und Leiterin der Forschungsabteilung.“
 

Sein Gegenüber fing an wortlos die Blumen einzeln vor sich in eine Vase zu stellen.

Zuerst war ein violetter Rittersporn an der Reihe, danach folgte eine blühende Brennnessel.

Bourbon stutzte erneut bei der merkwürdigen Auswahl der Bestellung, doch dann ging ihm ein Licht auf und er konnte seinen entsetzten Blick nicht verbergen.

Wie seine Begleitung, besaß auch er Kenntnisse über die Blumensprache und die wunderschöne brünette Dame vor ihm, hatte ihn gerade nichts anderes gesagt als, >Untreue< (Rittersporn), >Ich habe dich durchschaut< (Brennnessel).

Erschrocken sah er sie an. Sie ließ sich jedoch nichts anmerken und fuhr fort.

Als nächstes steckte sie einen hellblauen Flieder hinzu >Die Lage ist ernst< und als Letztes folgte ein Baldrian >Ich werde dich beschützen<.

Nun faltete sie die Hände und sah ihm eindringlich in die Augen.

Bourbon sah noch einmal kurz zur Bar hinüber, dann wieder zu seinem Gegenüber. Er nickte kaum wahrnehmbar und erhob sich vorsichtig, wobei er sich das Jackett zuknöpfte.

„Entschuldigst du mich für einen Moment. Ich muss nur eben schnell auf die Toilette.“

Ohne eine Antwort abzuwarten, steuerte Amuro zielstrebig die Sanitärbereiche des Restaurants an. Die Männer an der Bar nickten sich untereinander zu und gingen ebenfalls in diese Richtung, während der Kerl mit Glatze vor Ort blieb und einen Blick zur Dame im blauen Kleid hinüber warf, welche das aber nur wenig zu interessieren schien.

Eine Weile war es still bis die zwei Männer von vorhin aufgebracht zur Bar zurückkamen und dem Kerl mit Glatze hektisch etwas wie, >Er ist weg< zuriefen. Sofort ging dieser nun auf die brünette Frau am Tisch zu. „Amarula, es gibt eine kleine Planänderung. Du wirst mich sofort begleiten.“

Sie nickte nur wortlos und erhob sich, um den Männern, gekleidet in Schwarz, zu folgen.
 

Bourbon war klar, dass er nun ebenfalls aufgeflogen war, wie Kir vor ihm.

Ihm gelang still und heimlich, statt auf die Toilette, sich in die Personalbereiche zu schleichen und dort über einen Wäscheschacht, zwei Etagen tiefer zu gelangen.

Nachdem er das Restaurant verlassen hatte rannte er nun die Treppen des Hotels hinunter, um in die Tiefgarage zu gelangen, wo sein weißer Mazda RX-7 FD stand. Die Aufzüge zu benutzen wäre zu riskant, da seine Abwesenheit auf der Toilette womöglich nicht sehr lange unbemerkt bleiben würde und sie so versuchen würden, ihn abzufangen.

Er hechtete in Eile die Treppe hinunter und nahm, mit jedem Schritt, mehrere Stufen gleichzeitig. Seine Hand glitt dabei nur leicht über das Geländer hinweg. Er konnte sich einfach nicht erklären, was ihn verraten hatte. Amarulas Vorgesetzter, welcher nicht Anokata war und selbst für Bourbon ein Unbekannter, musste mehr wissen, als er bisher annahm. Erst Kir und nun auch er, ein weiterer NOC auf der Abschussliste der Organisation.

Nicht zu vergessen die wahren Identitäten von Conan, sowie dem rotblonden Mädchen Sherry. Wer hätte gedacht, dass sich hinter diesem gerissenen kleinen Jungen, der geschrumpfte Oberschuldetektiv Shinichi Kudo verbirgt. Bourbon hatte immer die Vermutung, dass Conan anders war, als seine Grundschulfreunde, aber damit habe er nicht gerechnet.

Doch womit er noch weniger gerechnet hat, war die Tatsache, dass Amarula ihn mit ihrer geheimen Botschaft vom Rest der Organisation gewarnt hatte. Was war der Grund dafür gewesen? Warum sollte sie so viel für ihn riskieren?

Er schwor sich, es herauszufinden, falls es ihm gelingen sollte das Gebäude lebend zu verlassen.

Ungewisser Verbleib

Kapitel 27: Ungewisser Verbleib
 

Hörbuch zur Fanfiktion: Kapitel 27: Ungewisser Verbleib
 

Bourbon stürmte durch die Tür, hinter der er sich in der Tiefgarage wiederfand. Vorsichtig, leicht geduckt und mit bedachtsamen Schritten schlich er sich zu seinem Auto, während er die Umgebung mit seinen Augen Zentimeter für Zentimeter abtastete.

Als er nur noch zwei Parknischen von seinem Wagen entfernt war, hielt er inne. Sie wussten bereits vor seinem Treffen mit Amarula, dass er ein NOC war, also konnte er davon ausgehen, dass das weiße Fahrzeug vor ihm, mit größter Wahrscheinlichkeit, präpariert war. Wenn nicht mit einer Bombe, dann höchstwahrscheinlich mit einem Peilsender.

Amuro ging wieder einige Schritte zurück, den Blick jedoch immer noch auf das Auto gerichtet. Er musste auf andere Weise, die Garage verlassen.

Ein lauter Knall und ein darauf stechender Schmerz in seiner Schulter ließen ihn zusammenfahren. Instinktiv hielt er sich eine Hand an die Stelle, wo eine Kugel ihn durchbohrt hatte. Er sank, für den Moment, auf die Knie, während das Blut aus der Schusswunde über seine Finger lief und seinen Anzug rot färbte. Mehrere Blutstropfen träufelten auf den kalten Betonboden der Tiefgarage. Mit schmerzverzerrtem Gesicht und einem zusammengekniffenen Auge blickte sich der angeschossene blonde Mann zu seinem vermeintlichen Widersacher um.

In der noch offenen Tür zum Treppenhaus, stand der korpulente Mann mit der Glatze und den Tätowierungen von der Bar, welcher eine, auf Amuro gerichtete Waffe in der Hand hielt, aus deren Mündung noch leichter Rauch kam. Sein kantiges eisernes Gesicht verzog keine Miene.

„Bourbon mein Freund, wieso willst du denn schon gehen und dann noch ohne dich zu verabschieden.“ Die tiefe Stimme des Mannes, dröhnte in seinem Kopf wieder.

„Ich hatte das Gefühl, dass ich nicht länger in eurem Klub willkommen bin und außerdem sind wir keine Freunde.“, keuchte Bourbon erschöpft, während er langsam wieder auf die Beine kam.

Sein Gegenüber grinste schief. „Wir recht du doch hast.“

Er hielt seine Pistole, nachdem er seinen Arm leicht gesenkt hatte, nun wieder etwas höher und zielte direkt auf Bourbons Kopf.

„Es ist eine Schande, wie viele Verräter sich heutzutage unter uns tummeln. Man kann niemanden mehr vertrauen. Es wird endlich Zeit, dass sich etwas ändert und die Spreu vom Weizen getrennt wird.“ Langsam ging er einige Schritte auf Amuro zu.

„Du wirst gewiss nicht der Letzte sein, welchen wir beseitigen um die Organisation zu säubern und zu neuem Glanz zu verhelfen.“

Der blonde Mann schloss daraufhin seine Augen. Er blendete alles Störende um sich herum aus und konzentrierte sich allein auf die Schritte des Mannes vor ihm, welcher jede Sekunde auf ihn schießen würde.
 

Plötzlich erschütterte eine schwere Explosion die gesamte Tiefgarage. Der Mazda, von dem sich Bourbon zum Glück wieder etwas entfernt hatte, flog mit einem lauten Knall in die Luft.

Amuro und auch der tätowierte Glatzkopf in Schwarz wurden von der Druckwelle zu Boden geworfen. Kurz darauf, wurde es auf einen Schlag stockfinster. Die gesamte Beleuchtung in der Tiefgarage fiel aus, nur das Feuer des brennenden Wracks, sorgte für etwas Licht. Zwar gingen Sekunden später in dem gesamten Bereich, die Sprinkleranlagen an, jedoch vermochten sie nicht in der Lage zu sein die Flammen zu ersticken, welche sich langsam, durch die am Brandherd herrschende Hitze ausbreiteten.

Bourbon reagierte sofort. Sein Kontrahent würde in den nächsten Sekunden sich ebenfalls wieder gefasst haben und so nutzte er die Gelegenheit um loszurennen. Er hatte keine Ahnung, warum die vermutete Bombe an seinem Wagen auf einmal aktiviert wurde, glaubte aber zu wissen, wer dahinterstecken könnte. Doch nun musste er erst einmal weg von hier und zwar so schnell es ging. Er ignorierte, so gut es ihm möglich war, die schmerzende Wunde an seiner Schulter und sprintete zwischen den parkenden Autos hindurch.

In der Zwischenzeit hatte sich der Glatzkopf wieder aufgerappelt und suchte nach dem geflüchteten Bourbon. In seinen Augen spiegelte sich unbeschreibliche Wut wieder. War dieser Zwischenfall mit der Explosion alles andere als geplant gewesen. Er brüllte seinen Namen, was aber keine Wirkung hatte, da die Alarmanlage mehrerer Fahrzeuge um das Wrack herum angegangen waren und dessen, von den kahlen Wänden, zurückgeworfener Lärm, alles andere im Keim erstickte.

Auch er setzte sich nun in Bewegung und lief, zwischen den Autos, quer durch die Tiefgarage. Zielstrebig steuerte er auf den nächstliegenden Notausgang zu.
 

Nach kurzer Zeit gelang es dem Tätowierten Amuro zu entdecken, wie dieser leicht geduckt, zwischen einem PKW und einem Kleintransporter verschnaufte und Ausschau hielt, während er seine Verletzung betastete. Der Mann schoss ohne zu zögern erneut, traf aber nur die Rücklichter des PKWs, dessen Sirene nun ebenfalls losging.

Bourbon war von dem plötzlichen Lärmpegel neben ihm kurz betäubt, doch rannte er, beim Einschlag einer weiteren Kugel direkt vor seinen Füßen, erneut los, mit Kurs Richtung Garagenausfahrt.

Der korpulente Mann in Schwarz setzte drei weitere Schüsse auf seine Beute ab und nur unter aufbringen all seines Könnens konnte es Rei Furuya verhindern getroffen zu werden. Ein Schuss sauste so knapp an seinem Kopf vorbei, dass die Kugel sein Ohr leicht streifte.

Zornig knurrend, über seine Fehlschüsse, entließ der Glatzkopf das leere Magazin aus seiner Waffe, um kurz darauf ein volles wieder einzuschieben. Als er den Lauf zurückzog, vernahm er bereits erste Sirenen von Feuerwehr und Polizei, welche sich dem Hotel schnell näherten und vermutlich auch bald dort sein würden. Sein Blick wanderte zu den Schranken an der Ausfahrt der Garage, wo er Bourbon nach draußen laufen sah. Ihm war klar, er wäre gleich um die Ecke und daraufhin sicherlich auf den Straßen Tokyos, im Schutze der Nacht, verschwunden. Des Weiteren musste er den Ort des Geschehens verlassen, bevor die Polizei alles abriegeln würde. Daher legte er seine Pistole an, bereit einen letzten gezielten Schuss auf sein Opfer abzugeben. Er drückte den Abzug und erneut hallte ein Schuss durch Luft mit direkten Kurs auf Bourbon.

Als Amuro die Straße erreicht hatte, drehte er sich noch ein letztes Mal zur Garageneinfahrt um, als die Kugel ihn erreichte.
 

Es war noch mitten in der Nacht, als Ran, Sonoko und Masumi in der Wohnung der Moris, in Rans Zimmer saßen und sich über allmögliches Zeug lautstark lachend austauschten.

Sie hatten Pyjamas an, aßen Knabbereien und amüsierten sich köstlich. Ran besaß die Idee ihre beiden Freundinnen zu einem Mädelsabend bei sich einzuladen, da ihr Vater bei einem Bekannten war, bei dem er häufig Mah-Jongg spielte und anschließend meistens den Weg zurück nach Hause nicht mehr fand und es vorzog dort zu übernachten. Für seine Tochter also die perfekte Gelegenheit sich abends auch einmal zu amüsieren, statt ihrem Vater ein Sakeschälchen nach dem anderen zu holen, während dieser nur vor der Glotze sitzt.

Während Masumi über ihren letzten, erst vor kurzem, gelösten Fall sprach, schwärmte Sonoko ununterbrochen von Makoto, welcher sie demnächst in Tokyo besuchen wollte.

„Ich habe mir auch schon alles genauestens überlegt. Ich sage euch, dass wird ein Tag, den mein lieber Makoto nicht so schnell vergessen wird.“, lachte Sonoko selbstbewusst.

Ran lächelte amüsiert, bei der Aussage ihrer besten Freundin. Es gefiel ihr, den beiden einfach nur zuzuhören, während sie in ihren Gedanken immer mal wieder zu Shinichi abdriftete und sich fragte, was dieser wohl gerade macht.

Im nächsten Moment bekam die junge braunhaarige Frau allerdings ein Kissen ins Gesicht gepfeffert.

„Hey Sonoko, was soll denn das?“, fragte das Fräulein Mori unschuldig nach und sah in die Gesichter zweier Mädchen, welche ein schelmisches Grinsen aufgesetzt hatten.

„Jetzt wo ich so viel von mir geredet habe, wie sieht es denn bei dir und Shinichi zurzeit aus, mmh?“, wollte die neugierige Dame mit dem Haarbügel wissen.

Es ging also wie zu erwarten, auf kurz oder lang, mal wieder um Sonokos Lieblingsthema und zwar das Liebesleben ihrer Sandkastenfreundin. Ran wurde bei der Erwähnung seines Namens schlagartig rot. Ihr war es immer etwas peinlich, von ihrer Freundin, mit diesem Thema konfrontiert zu werden. Sie ließ sich aber wie so oft überreden.

„Wir haben zuletzt gestern telefoniert, bevor ich zu diesem Treffen mit Paps gefahren bin. Ich hatte euch doch davon erzählt.“ Die beiden Mädchen nickten zustimmend.

„Das muss ein ziemlich wilder Abend gewesen sein. Erst findet ein Mord statt und dann bricht auch noch ein schweres Feuer aus.“, entgegnete Sera interessiert und man konnte ihr ansehen, dass sie nur zu gerne selbst dabei gewesen wäre. Besonders nachdem sie erfahren hatte, dass sowohl Conan, als auch das rotblonde Mädchen Ai, in die Sache mit dem Feuer involviert waren. Dies ließ die grünen stechenden Augen des Mädchens schmaler werden.

Nun machte sich jedoch eine spürbare Traurigkeit in Rans Stimme breit.

„Als ich vorher mit Shinichi telefoniert habe, sagte er, er habe mal wieder einen schwierigen Fall zu lösen und daher kaum Zeit. Das ich ihn das letzte Mal persönlich getroffen habe, ist schon so lange her, dass ich mich gar nicht mehr daran erinnern kann.“ Sie senkte betrübt ihren Kopf.

Sonoko sah ihre Freundin mitfühlend an. „Ich weiß gar nicht, wie lange du dich noch mit diesem Typen abgeben willst. Wenn du meine ehrliche Meinung hören willst, er verdient dich überhaupt nicht, schließlich ist er nie da und immer nur mit seinen blöden Fällen beschäftigt. Für dich bringt er nie mehr Zeit auf, als ein flüchtiges Telefonat. Du könntest jeden Jungen haben, den du willst, wenn du ihn nur loslassen würdest.“
 

Ran wusste Sonoko meinte es nur gut, wollte aber insgeheim nichts davon hören. Auch wenn sie selbst immer wieder ihre Zweifel hatte. Dann dachte sie einfach an die gemeinsame Zeit mit ihm zurück, was ihr wieder neue Kraft verlieh.

Shinichi hatte sie gebeten auf ihn zu warten und für sie, war er die große Liebe. Wenn er zu ihr zurückkehren würde und er müsste erfahren, dass sie ihn aufgegeben hat, könnte sie sich das niemals verzeihen. Während sie zu Boden sah, bemerkte sie nicht wie Sera sie neugierig musterte.

Kurz darauf, wurde die Stille durch das schrille Geräusch der Klingel der Detektei unter ihnen durchbrochen. Ran zog verdutzt eine Augenbraue nach oben.

„Wer kann das nur sein, um diese Uhrzeit?“, fragte sie verblüfft, bekam als Antwort aber nur ein Achselzucken ihrer Gäste. War Kogoro etwa doch nach Hause geschlendert und hat die falsche Klingel betätigt?

Der Gedanke, dass ihr Vater hier stockbetrunken hereinplatzen würde, war ihr mehr als peinlich. Schnell sprang sie auf und lief zur Tür.

„Vielleicht ist das Paps. Tut mir den Gefallen und wartet hier, ich bin gleich wieder da.“, sprach sie an ihre Freundinnen gerichtet, bevor sie ihr Zimmer verließ. Sie ging weiter in den vorderen Flur und zog sich dort ihre Schuhe an, bevor sie aus der Wohnung ging, um sich hinunter zur Detektei zu begeben.

Als sie die ersten Stufen im Dunkeln hinabging, erschrak sie, als sie weiter unten an der Straße, neben der Klingel und den Briefkästen, eine Person am Boden liegen sah, welche anscheinend schwer verletzt ist und es noch mit letzter Kraft geschafft hat zu läuten.

Sofort rannte Ran im Eiltempo die Treppe hinunter um zu helfen.

„Hallo? Ist alles in Ordnung mit ihnen? Brauchen sie Hilfe?“
 

Am nächsten Morgen kam Professor Agasa putzmunter und ausgeschlafen aus dem Badezimmer, nachdem er sich, für den heutigen Tag, frisch gemacht hatte.

Nun war er auf dem Weg runter in die Küche, um das Frühstück für sich und die beiden Kinder vorzubereiten. Gut gelaunt und mit einem Lied auf den Lippen kam er an Ais Zimmer vorbei und blieb kurz darauf stehen. Er machte keinen Mucks, um zu lauschen.

Nachdem Shinichi gestern aus Ais Zimmer gekommen war, war der alte Erfinder neugierig geworden. Der Professor konnte jedoch nichts hören und hielt nun sein Ohr an die Tür, doch wieder hörte er kein einziges Geräusch.

Langsam umschloss er mit seiner Hand die Klinke und drückte diese mit Bedacht vorsichtig nach unten, wobei er es nicht wagte Luft zu holen, als hätte er die Befürchtung, sein Atmen könnte ihn verraten. Leise öffnete er anschließend die Tür, um einen Blick hineinzuwerfen.

Als er seinen Kopf in das Zimmer steckte, staunte er nicht schlecht über das was er sah. Ai lag noch schlafend in ihrem Bett, doch war sie nicht allein. Neben ihr lag der ebenfalls schlafende Shinichi, an den sich Haibara eng angekuschelt hatte, während eine ihrer Hände auf seiner Brust ruhte. Sie strahlte über das ganze Gesicht und das obwohl sie noch tief und fest schlummerte. Auch Shinichi hatte ein leichtes Lächeln auf den Lippen und einen Arm um Ai gelegt.

Agasa stand in der Türöffnung und grinste breit mit verschränkten Armen.

„So ist das also.“, flüsterte er leise zu sich selbst, als er die beiden so ansah. Der Professor hatte schon seit geraumer Zeit eine Vermutung, dass sich irgendetwas zwischen den Beiden entwickelt haben muss. Es freute ihn, dass Ai einen solch glücklichen Eindruck machte. Er war sich sogar sicher, sie noch nie zuvor so zufrieden gesehen zu haben, weswegen er einige Schritte rückwärts ging, wieder hinaus aus dem Zimmer und die Tür leise hinter sich schloss. Das letzte was er wollte war die Beiden zu wecken. Sie würden schon früh genug selbst aufwachen.
 

Es dauerte tatsächlich nicht lange, als Shinichi blinzelnd seine Augen öffnete und versuchte diese an das Sonnenlicht zu gewöhnen.

Er verspürte ein leichtes Kitzeln an seinem Arm, welchen er im Schlaf um Ai gelegt hatte, hervorgerufen durch ihre angenehm weichen Haare. Er lächelte bei dem Gedanken, dass er nun schon zum zweiten Mal bei Haibara geschlafen hat und fühlte, dass er sich schnell daran zu gewöhnen schien.

Zuerst war er ursprünglich ins Gästezimmer gegangen, um dort zu schlafen, doch als er Ais unruhige Laute in der Nacht vernahm, hat er sich erneut zu ihr gelegt, um sie wieder zu beruhigen. Kaum das er nicht mehr bei ihr lag, plagten sie furchtbare Albträume, was man nach der Begegnung mit Cognac nur allzu gut nachvollziehen konnte. Allein seine Nähe schien eine helfende Wirkung zu haben.

Zärtlich fing er an, seiner Freundin durch die rotblonden Haare zu streicheln. Allmählich öffnete auch sie daraufhin ihre türkisblauen Augen und schaute ihn im Halbschlaf an, während er näher an sie heranrückte und ihr einen Gute-Morgen-Kuss auf die Stirn gab.

Sie erwiderte sein Lächeln und legte ihren Kopf an seine Schulter und gegen seinen Hals. Somit konnte Shinichi den Duft ihrer Haare noch besser wahrnehmen. Er fuhr ihr mit der Rückseite seiner Hand die Wange entlang, während Ai gleichzeitig mit zwei Fingern über Shinichis Brust spazierte und ihn mit ihrer Nasenspitze stupste.

So ging ihr kleines Morgenritual noch ein Weilchen weiter, bei dem die Beiden einfach nur die Nähe und die zärtlichen Berührungen des jeweils anderen genossen, bis sie endlich aufstanden.

Kurze Zeit später saßen sie bei Professor Agasa am Frühstückstisch.
 

Während des gesamten Essens grinste ihr gemeinsamer Freund und schaute zwischen Shinichi und Ai hin und her. Der Schwarzhaarige beobachte dies eine Weile, bis er sich schließlich dazu äußerte.

„Ähm Professor, gibt es einen Grund, warum sie so unglaublich gut gelaunt wirken?“, wollte er mit gerunzelter Stirn wissen.

Das Grinsen von Agasa wurde nur noch breiter. „Ach es ist nichts weiter, keine Sorge.“, sagte er in einem zufriedenen Tonfall und nahm einem Schluck von seinem Kaffee.

Shinichi zuckte daraufhin nur mit den Schultern und hakte auch nicht weiter nach. Stattdessen griff er zur Morgenzeitung und schlug die Titelseite auf. Seine Augen weiteten sich, als er die Überschrift einer Sondermeldung las.

Haibara registrierte seinen entgeisterten Gesichtsausdruck und ahnte sofort, dass dieser nicht von irgendwo herkommen konnte.

„Shinichi, was ist los? Gibt es etwa Neuigkeiten die mit der Organisation in Verbindung stehen könnten?“, fragte sie wissbegierig nach.

„Schwer zu sagen, aber hör doch einfach selbst.“, war seine knappe Antwort und fing an aus dem Artikel vorzulesen.

„Autobombe detoniert in Tiefgarage des Beika-Centers. Möglicher Terroranschlag im Herzen Tokyos. Gestern Abend gab es eine schwere Explosion in den unteren Geschossen des Beika-Centers hier in Tokyo, hervorgerufen durch einen Sprengsatz in einem dort abgestellten Wagen. Laut ersten Untersuchungen ein Mazda RX-7 FD. Bisher ist noch nicht klar, wer für diese Bombe verantwortlich ist. Sicher ist nur, dass dieser Vorfall einem Angestellten der Sicherheitspolizei das Leben kostete.“

Für Shinichi war klar zu wem die Beschreibung passte, doch Ai schien nicht zu begreifen worauf er hinauswollte, was daran liegen könnte, dass sie nichts von Amuro und seiner Identität als Undercoveragent bei der schwarzen Organisation wusste.

Für ihn hingegen gab es keinen Zweifel daran, dass es sich um Amuro handeln musste, was wiederum nur bedeuten konnte, dass dieser nun ebenfalls von Cognac enttarnt und ermordet wurde.

Tag des Beichtens

Kapitel 28: Tag des Beichtens
 

Hörbuch zur Fanfiktion: Kapitel 28: Tag des Beichtens
 

Die Erkenntnis über das vermeintliche Schicksal von Amuro erzürnte den geschrumpften Detektiv. Er legte energisch die Zeitung nieder, um wortlos den Tisch zu verlassen. Professor Agasa und Ai sahen ihm verdutzt nach.

Das rotblonde Mädchen erhob sich nun ebenfalls und folgte ihrem Freund in das Wohnzimmer. Sie spürte, dass ihm etwas, beim Lesen der Zeitung, aufgefallen ist, was sie selbst nicht sofort zu erkennen vermochte. Mit einer entschlossenen Bewegung ergriff sie sein Handgelenk.

„Hey Shinichi, was ist los? Was beschäftigt dich an diesem Artikel so?“

Als der Junge zögerte, legte sie einen ihrer forschen Blicke auf.

„Und denk gar nicht erst daran zu versuchen mir wieder etwas vorzumachen.“

Er erwiderte ihren entschlossenen Blick, welcher daraufhin weicher wurde. Man kann ihr wirklich nichts vormachen, musste sich Shinichi eingestehen. Er rang sich zu einem Lächeln und beschloss keinesfalls zweimal denselben Fehler bei ihr zu machen.

„Okay Ai, ich werde ehrlich zu dir sein. Die Beschreibung aus der Zeitung passt zu Toru Amuro. Du weißt schon, der Kellner aus dem Café Poirot.“

Ai legte die Stirn in Falten. „Aber es war doch von jemanden von der Sicherheitspolizei die Rede.“, wunderte sie sich. Der Schwarzhaarige atmete tief ein und wieder aus.

„Du musst wissen, dass Amuro in Wirklichkeit verdeckt für die Sicherheitspolizei arbeitete und sich unter dem Codenamen Bourbon, in die Organisation hat einschleusen lassen. Er war ein NOC, genau wie Hidemi Hondou.“

Er schaute sie erwartungsvoll an und wusste nicht so recht womit er als Reaktion rechnen sollte. Würde sie sauer auf ihn sein, weil er ihr bisher noch nichts davon erzählt hatte oder ihn mit Schweigen, als Ausdruck ihrer Enttäuschung strafen?
 

Es kam jedoch ganz anders. Ai blieb ganz ruhig und legte nachdenklich eine Hand an ihr Kinn.

„Ich verstehe. Das erklärt einiges.“

Diese ungewohnte Gelassenheit überraschte Shinichi vollkommen. Nicht einmal eine kleine Standpauke seiner Verschwiegenheit ihr gegenüber, gar nichts. Er wirkte schon beinahe enttäuscht.

„Das ist alles?“, kam es ungläubig, von dem geschrumpften Detektiv.

Ai zog eine Augenbraue hoch. „Was? Dachtest du ich falte dich jetzt zusammen?“, sie schmunzelte. „Natürlich wäre es mir lieber gewesen du hättest es mir schon früher erzählt, aber er war kein wirkliches Mitglied der Organisation, also auch keine wirkliche Bedrohung für uns richtig?“

Der schwarzhaarige Junge kratzte sich verlegen am Hinterkopf.

„Richtig.“, bestätigte dieser mit einem schiefen Grinsen. Nur war Amuros wahre Identität anfangs noch alles andere als klar gewesen, dachte sich Shinichi mit leicht eingezogenem Kopf, in der Befürchtung Ai könnte aus heiterem Himmel plötzlich seine Gedanken lesen. Doch nun wurde sein Blick wieder ernst und auch traurig.

„Ich kann nur nicht fassen, dass sie ihn ebenfalls erwischt haben sollen.“

Haibara legte eine Hand auf seine Schulter.

„Es gibt nichts was du hättest tun können, um das zu verhindern. Du weißt doch, wer sich mit der Organisation anlegt, geht ein hohes Risiko ein. Du und ich wissen das besser als jeder andere. Man ist sich jedoch den möglichen Konsequenzen bewusst und nimmt sie in Kauf, weil man weiß, dass es das einzig richtige ist.“

Shinichi sah ihr beeindruckt in die Augen. „Was für weise Worte.“ Er legte seinen Kopf daraufhin schräg und setzte ein neckisches Grinsen auf.

„Bist du dir sicher, dass du nicht doch schon 84 Jahre alt bist?“

Ais Augen wurden, als Reaktion auf seine Worte, schmaler. Manchmal war ihr Lieblingsdetektiv einfach nur so...so...

Sie nahm ihren Daumen und Zeigefinger und zog mit diesen, unter heftigen Protesten, eine seiner Wangen in die Länge, was für den Geschrumpften eine alles andere, als angenehme Erfahrung war. Solche Gesten der Zuneigung kannte er schließlich schon oft genug von seinem Onkelchen und konnte daher sehr gut darauf verzichten.

„Wäre dir denn eine 84-jährige Freundin lieber Holmes?“, gab sie gespielt verärgert von sich und ließ ihn wieder los. Shinichi rieb sich seine leicht schmerzende Gesichtshälfte und verneinte ihre Frage.

„War doch bloß ein kleiner Scherz.“ Er legte ein warmes Lächeln auf, um Ai zu besänftigen.

„Ich mag dich so wie du bist und würde dich auch nicht anders haben wollen.“, sagte er sanft.

Manchmal war ihr Lieblingsdetektiv einfach nur so kindisch, aber dann auch wieder so unglaublich liebenswert und süß, dachte sich Ai mit errötenden Wangen.
 

Shinichi setzte dazu an, ihr einen Kuss zu geben, als Professor Agasa plötzlich zu ihnen stieß.

„AHA, ich habe es doch gewusst, ein Erfindergenie kann man nicht so einfach hinters Licht führen.“, rief er triumphierend, als er auf die beiden Geschrumpften deutete, welche nun erschrocken auseinander sprangen.

„Pro.. Pro.. Professor“, stammelten beide.

„Es ist nicht so wie es aussieht. Wir können das erklären.“, versuchten die Zwei sich aus ihrer Lage zu winden, was sich aber als überflüssig herausstellen sollte.

„Das braucht ihr gar nicht.“, lächelte Agasa freundlich.

„Man kann schließlich nicht beeinflussen wo die Liebe hinfällt, nicht wahr? Ich freue mich jedenfalls für euch beide und ihr könnt nun auch aufhören solch entsetzte Gesichter zu machen.“

Ai und Shinichi waren sehr überrascht, wie entspannt und positiv der Professor ihre Beziehung aufnahm, waren gleichzeitig aber auch unglaublich erleichtert.

„Haben sie Dank Professor, doch könnten sie uns einen Gefallen tun. Behalten sie das bitte für sich. Wir wollen das zwischen uns beiden nicht an die große Glocke hängen.“, kam nun die Bitte von Haibara.

Der alte Erfinder lachte amüsiert.

„Macht euch keine Gedanken deswegen, euer kleines Geheimnis ist bei mir sicher. Es ist schließlich nicht das erste, welches ich für euch hüte, nicht wahr?“ Auch die beiden Geschrumpften mussten bei dieser Erkenntnis nun lachen.
 

„Eine Sache würde ich aber gerne noch wissen.“, meldete sich Shinichi zu Wort, als sich die Drei wieder beruhigt hatten.

„Und das wäre?“ Der Professor beugte sich leicht zu ihm hinunter.

„Seit wann hatten sie bereits einen Verdacht? Ich meine, was hat uns verraten?“

Agasa musste erneut lachen.

„Es wurde mir klar, als ich euch auf der Party beim Tanzen beobachtet habe und die Tatsache, dass du aus Ais Zimmer kamst, war für mich nur noch mehr Bestätigung. Da muss man nun wirklich kein Detektiv sein, sondern einfach nur eins und eins zusammenzählen.“

Shinichi merkte daraufhin Ais Blick in seinem Nacken. Ihr Gesichtsausdruck verriet ihm, dass die Erkenntnis des Professors eindeutig auf sein Konto ging.

Da lässt sich unser Meisterdetektiv gerade beim Verlassen meines Zimmers erwischen, dachte sich Haibara mit schüttelndem Kopf.

„Aber ich konnte es mir schon denken, als ihr euch gestritten und drei Tage nicht miteinander gesprochen habt.“, versuchte Agasa Shinichi unter die Arme zu greifen, als er ebenfalls Ais Blick bemerkte.

„Und in wie fern war das ein Anhaltspunkt für sie?“, konnte es sich der Geschrumpfte nicht erklären.

„Nach ganz einfach, was sich neckt das liebt sich.“, prustete der Professor lauthals los und hatte in diesem Moment eine verblüffende Ähnlichkeit mit Kogoro.

Die Geschrumpften hingegen liefen rot an und tauschten ein paar verlegene Blicke.
 

Auf einmal klingelte es an der Tür.

Als Ai Anzeichen machte sie öffnen zu wollen, winkte der Professor aber schnell ab und erklärte sich selbst bereit das zu übernehmen.

„Mach dir keine Umstände Ai, ich mach das schon. Du kannst ruhig bei deinem Shinichi bleiben.“

Grinsend begab sich der Professor zur Tür um nachzusehen, wer dort war.

Haibara schenkte daraufhin dem Jungen neben ihr einen giftigen Blick.

„Toll gemacht, du Meisterdetektiv, jetzt können wir uns sowas regelmäßig anhören.“, murrte sie.

Shinichi lächelte gequält und dachte sich nur, dass sie es doch eigentlich gewesen war, welche sich beim Tanzen nicht zurückhalten konnte. Er hütete sich aber, dies anzusprechen. Ihre schnippischen Kommentare und dergleichen, war er ja gewohnt. Er mochte sie insgeheim sogar etwas.

„Oh hallo Ran, was für eine Überraschung, komm doch rein.“, hörten beide nun den Professor sagen. Shinichi stutze als er den Namen seiner Sandkastenfreundin vernahm und schaute neugierig zur Wohnungstür hinüber. Auch Ai horchte auf und fühlte sich prompt unwohl, da sie so gesehen ihr ja ihren Schwarm ausgespannt hatte und Ran selbst davon noch nichts wusste oder ahnte.
 

Professor Agasa kam zurück ins Wohnzimmer, gefolgt von der jungen braunhaarigen Frau.

„Ran was machst du denn hier?“, fragte Shinichi mit kindlicher Stimme.

„Guten Morgen Conan und Ai. Ich wollte nur einmal schauen, wie es euch beiden geht.“, sie lächelte die Zwei gut gelaunt an.

Shinichi erwiderte ihr Lächeln, während Haibara hingegen eher versuchte ihrem Blick auszuweichen.

„Ist das der einzige Grund, warum du vorbeigekommen bist?“, entgegnete der Geschrumpfte.

„Nun ja, ich wollte eigentlich nur kurz bei euch reinschauen und ihm Anschluss gleich weiter zu meinem eigentlichen Ziel.“, erwiderte Ran.

„Achso, du willst dich bestimmt noch mit Sonoko treffen.“, tippte Shinichi, doch Ran verneinte dies.

Ihre Stimme wechselte zu einer, für den jungen Detektiv, schwer zu deuteten Tonlage.

„Du musst wissen Conan, gestern Nacht ist was wirklich Merkwürdiges passiert.“

Damit fing sie an zu erzählen, was an der Detektei vorgefallen war.
 


 

„Hallo? Ist alles in Ordnung mit ihnen? Brauchen sie Hilfe?“

Ran stürmte hinunter zum Treppenaufgang, um der am Boden liegenden Person zu helfen. Es schien sich um einen Mann zu handeln.

Als sie über ihm stand, kniete sie sich vorsichtig zu ihm hinunter. Er lag mit dem Gesicht am Boden. Ran konnte eine Wunde auf Höhe der Schulter erkennen und eine weitere an der Hüfte. Erschrocken hielt sie sich eine Hand vor dem Mund. Wenn sie es richtig sah, handelten es sich hierbei um Schussverletzungen. Langsam versuchte sie ihn umzudrehen, wobei sich Ran erneut erschrak, als sie in das Gesicht von Toru Amuro blickte, welcher mehr bewusstlos als wach wirkte. Er wirkte sehr geschwächt und hatte bereits eine Menge Blut verloren.

„Oh nein Amuro, was ist denn nur passiert?“

Vorsichtig befühlte sie seine Stirn und bemerkte, dass er glühte.

„Warte, ich rufe sofort einen Krankenwagen.“

Sie wollte wieder aufstehen, als er sie plötzlich am Handgelenk packte, was Ran kurz zusammenzucken ließ. „Nein, bitte, hör mir zu Ran. Du musst mir einen Gefallen tun.“

Amuro klang hörbar schwach und er konnte ein Hustenanfall nicht unterdrücken.

„Du brauchst sofort medizinische Hilfe.“, erwiderte Ran und wollte erneut versuchen aufzustehen, doch Amuro ließ nicht locker.

„Genau deswegen, musst du diese Nummer hier anrufen.“

Er fischte mit zittrigen Händen, einen blutigen Zettel aus seiner Tasche und reichte ihn Ran.

„Sie werden genau wissen was zu tun ist. Dort werde ich bestens aufgehoben sein. Bitte.“

Er atmete schwer und seine Worte waren flehend. Ran hatte noch so viele Fragen.

Was ist geschehen?

Wer hat dir das angetan?

Wem gehört diese Nummer?

Doch sie begriff, dass das warten musste und sie tun sollte was er sagt.

Sie nahm den Zettel entgegen und zog ihr Handy um zu wählen.
 


 

„WAS? Amuro wurde angeschossen?“, entfuhr es Shinichi.

Ran nickte. „Ja, aber er soll bereits nicht mehr in Lebensgefahr schweben. Nachdem was ich erfahren habe, hat es etwas mit dem Vorfall im Beika-Center zu tun. Die Nummer die ich angerufen habe, gehörte Jodie. Du weißt schon, meine ehemalige Englischlehrerin, die in Wahrheit für das FBI arbeitet.“

Bei den letzten Worten hat sie sich zu Conan hinunter gebeugt und sie ihm leise ins Ohr geflüstert. Sie hatte schließlich keine Ahnung, dass Ai über Jodies wahre Berufung genauso lange Bescheid wusste wie sie.

Es war dieses einschneidende Erlebnis am Pier von Tokyo gewesen, als sie sich schützend vor das kleine rotblonde Mädchen geworfen hatte.

Sie schenkte Haibara einen warmen Blick bevor sie fortfuhr.

„Anscheinend soll er ein wichtiger Zeuge des Anschlags gewesen sein, weshalb er auch verwundet wurde. Die Täter wollten ihn anscheinend zum Schweigen bringen. Jodie meinte er wird unter Polizeischutz gestellt, weswegen er aktuell auch im Midoridai Polizeikrankenhaus liegt, wo ich einen Besuchertermin für heute habe.“

Er ist also wohlauf, dachte sich Shinichi erleichtert. Dann ist der Artikel über seinen vermeintlichen Tod also wahrscheinlich nur ein Trick des FBIs gewesen, um die Männer in Schwarz in dem Glauben zu lassen, sie hätten ihn erwischt. Im Polizeikrankenhaus sollte er auf jeden Fall sicher sein, doch musste der Geschrumpfte unbedingt mehr über den Vorfall im Beika-Center erfahren.

„Ran? Darf ich dich zu Amuro begleiten? Bitte, ich werde auch Artig sein.“, versuchte Shinichi mit bettelnder Kinderstimme das Fräulein Mori zu überzeugen, ihn mitzunehmen.

Die Braunhaarige war sich erst unsicher, aber mit einem Hundeblick von Seiten Shinichis, welchen niemand hätte wiederstehen können, gab Ran, nach kurzer Bedenkzeit, ihr Einverständnis.

„Na schön Conan, aber du musst mir wirklich versprechen dich zu benehmen und immer bei mir zu bleiben.“ Sie beugte sich zu dem Schwarzhaarigen hinunter und wuschelte ihm durch die wilden Haare.

Er lachte leicht und nickte zustimmend. „Geht klar.“
 

Ran wandte ihren Blick nun zu Ai, welche die ganze Zeit über nichts gesagt hatte und immer noch versuchte einem direkten Augenkontakt zu entgehen.

„Was ist mit dir Ai, willst du auch mitkommen?“, fragte sie fröhlich und zwinkerte ihr zu. Diese stockte kurz, bevor sie zu Boden starrte.

„Nein danke, ich glaube ich bleibe lieber hier. Ich habe dem Professor versprochen, ihm beim Putzen zu helfen.“, entgegnete sie nüchtern.

Agasa sah sie verwirrt an, doch machte ihm ein eindringlicher Blick von Haibara klar, einfach zuzustimmen. „Äh ja genau richtig, ich wollte heute die Zeit für einen Großreinemachtag nutzen.“, lächelte der Professor gezwungen.

„Achso, na wenn das so ist. Dann wünsche ich euch beiden viel Vergnügen.“, gab die Braunhaarige in ihrer unschuldigen Nettigkeit zurück.

Shinichi verfolgte Ais Bewegungen, wie sie sich den Professor griff und die Treppe hinaufzog, welcher sich nur noch stockend von seinem Gast verabschieden konnte.

„Ich wusste gar nicht, dass Ai so wild aufs Saubermachen ist.“, lachte das Fräulein Mori vergnügt, konnte Shinichi ihre gute Laune jedoch nicht teilen.

Ran war einfach zu gutmütig um die wahren Gründe hinter Ais Verhalten deuten zu können. Der Geschrumpfte wusste jedoch genau, was Haibaras eigentlicher Grund dafür war, sie nicht zu begleiten. Rans Anwesenheit war ihr unangenehm. Shinichi hatte sich für sie, statt für Ran entschieden, weswegen sie sich schuldig fühlte. Er war bisher auch noch nicht in der Lage gewesen es ihr zu beichten, da ein passendes Gegenmittel fehlte, wofür sich Haibara noch zusätzlich verantwortlich machte.

Diese Situation könnte sich aber in den nächsten drei Wochen ändern, wenn Prototyp Zero fertiggestellt wird und bevor er sich vielleicht nie wieder zu Shinichi zurückverwandeln kann, würde er spätestens dann, seine letzte Chance nutzen und ihr alles Beichten, um Ran die Möglichkeit zu eröffnen, ihn endlich zu vergessen und nach vorne zu sehen.
 

Bei dem darauffolgenden Weg zum Krankenhaus, musste sich aber auch er eingestehen, dass er sich komisch in Rans Nähe fühlte.

Die meiste Zeit verbrachten sie schweigend und Shinichi wusste auch nicht so recht, worüber er sich mit der Braunhaarigen unterhalten sollte. Besonders als sie sich unauffällig bei ihm, nach Shinichi erkundigte, blieben ihm die Worte im Halse stecken.

Er sagte ihr nur, dass er versprach sich demnächst wieder bei ihr zu melden, was jedoch nicht Rans erhoffte Antwort auf ihre Frage war.

Nach einem weiteren Moment des Schweigens, sprach sie schließlich ein ebenso unangenehmes Thema, für den Geschrumpften, an.

„Du Conan, verrate mir doch eins.“ Sie sah ihm dabei mit ihren großen blauen Augen an.

„Ja was ist denn?“, fragte Shinichi ahnungslos.

„Seit wann läuft das zwischen dir und Ai schon?“

Der Schwarzhaarige wäre beinahe über seine eigenen Füße gestolpert. Au Backe, fluchte der junge Detektiv innerlich. Wieso hatte heute jeder so einen guten Riecher, was ihn und Haibara anging.

Als nächstes würden noch die Detective Boys, mit verärgerten Gesichtern auftauchen und ihn zur Rede stellen wollen, was ihm aber definitiv den Rest geben würde.

„Was soll denn zwischen uns beiden sein?“, reagierte er gespielt unwissend, wobei er sich auf die Unterlippe biss, da er selbst mitbekam, wie unglaubwürdig er klang. Er konnte einfach nicht vernünftig lügen.

Ran warf ihm einen schelmischen Blick zu.

„Mir machst du nichts vor Conan. Ich habe euch doch beim Tanzen beobachtet. Man hat es förmlich zwischen euch knistern hören können.“ Sie stupste Shinichi sanft in die Seite.

Wenn sie so einen Scharfsinn besitzt, wieso hat sie bis heute sein wahres Ich nicht herausgefunden, dachte sich der Geschrumpfte, während er sich verlegen den Arm rieb.

Früher oder später müsste er es Ran aber so oder so beichten und wenn er es ihr noch nicht einmal als Conan erzählen könnte, wie sollte er später als Shinichi dazu in der Lage sein.

„Ja, es stimmt.“, begann er vorsichtig und konnte mit seinen Worten nicht verhindern, dass Ran ein immer breiter werdendes Grinsen aufsetzte, bei der Feststellung, dass sie richtig kombiniert hatte.

„Wir haben uns wirklich sehr gern.“ Shinichi kam sich vor wie ein junger unbeholfener Teenager.

„Ich wusste es.“, gab die Braunhaarige triumphierend von sich.

„Ich hatte schon immer die Ansicht, dass ihr beiden gut zusammenpasst. Ihr habt einfach so viel gemeinsam, allein immer diese reife Art für euer Alter, im Vergleich zu euren Freunden. Ich freue mich wirklich sehr für euch. Du hast Glück Conan mit deiner Schulliebe zusammen gekommen zu sein, bevor sich eure Wege trennen und es vielleicht für immer zu spät dafür ist.“

Rans Worte machten Shinichi schlagartig traurig und das gleich aus mehreren Gründen. Sie freute sich zwar für ihn, dabei hat sie nicht die leiseste Ahnung, was das eigentlich für sie bedeutete.

Ran selbst sah die Gemeinsamkeiten zwischen ihn und Ai und kam zur selben Entscheidung, dass sie zueinander passten. Jetzt akzeptierte sie es noch, doch wie würde es später bei Shinichi aussehen.

Dazu kommt auch noch, dass sein derzeitiges Liebesglück sie bereits jetzt schon zu belasten schien, blieb ihre eigene Liebe schließlich auf ewig unerwidert, wie sie schon bald feststellen müsste.

Der Anblick ihrer gut gelaunten und herzerwärmenden Person machte die Sache darüber hinaus nicht ansatzweise besser. Er würde ihr unweigerlich das Herz brechen, aber es musste einfach sein.

Es hat keinen Sinn sie in dem Glauben zu lassen. Das wäre einfach nicht richtig und auf Dauer viel schlimmer.

Tut mir leid Ran, aber es ist nur zu deinem eigenen Besten, ich verspreche es, dachte sich der Geschrumpfte bloß, als sie den Weg zum Krankenhaus fortsetzten.
 

Als sie nach ungefähr einer halben Stunde das Midoridai Polizeikrankenhaus erreichten, meldeten sie sich an dem Empfang für die Gäste.

Ran gab den Grund für ihren Besuch an, worauf sie Kenntnis darüber erhielten, in welchem Zimmer Amuro lag. Die Beiden bedankten sich höflich und nahmen den Weg Richtung Fahrstuhl.

Im Krankenhaus herrschte derweil ein reger Betrieb. In den Fluren kamen ihren mehrere Personen entgegen, Ärzte, sonstiges Personal und vor allem Polizisten. Man hatte nicht den leisesten Zweifel daran, dass das ein Gebäude der Polizei von Tokyo war. Es verschaffte Shinichi mehr und mehr ein sicheres Gefühl.

Die Organisation würde sich niemals hierher wagen und sie hatten, nach seinem bisherigen Wissensstand, ja auch keinen Grund dazu.

Ein Geräusch erklang und die Fahrstuhltür öffnete sich. Drittes Stockwerk, hier waren sie richtig, hier lag Amuro.

Erneut gingen die beiden einen Flur entlang und verfolgten die Nummerierung der Zimmer, um das Richtige zu finden.

„Schön bei mir bleiben.“, erinnerte Ran den Schwarzhaarigen, welcher nur geistesabwesend nickte, da sein Blick auf jemanden fiel, der eben aus Amuros Krankenzimmer zu kommen schien.

Die Person schloss die Tür hinter sich und trat ebenfalls den Weg durch den Flur an. Der Geschrumpfte erschrak, als er die Person erkannte.

Als diese wiederum Shinichi und Ran bemerkte, schlich sich ein beunruhigendes Lächeln auf ihre Lippen. Es war ein großer stattlicher Mann Anfang fünfzig, mit grauen Haaren und einer Brille mit einem verdunkelten rechten Glas.

Es handelte sich um niemand anderen als Hyoe Kuroda, der neue Hauptkommissar des ersten Kriminaldezernats der Polizei in Tokyo.

Auf einmal war sich Shinichi doch nicht mehr so sicher, ob Amuro hier wirklich so sicher wäre, wie er bisher dachte.

Intrigen und Verrat

Kapitel 29: Intrigen und Verrat
 

Hörbuch zur Fanfiktion: Kapitel 29: Intrigen und Verrat
 

„Wenn das nicht unser Detektiv von morgen ist, Conan Edogawa.“

Kuroda kam auf sie zu und begrüßte die Beiden. Shinichi und Ran taten es ihm gleich, warf der Junge mit Brille ihm jedoch einen misstrauischen Blick zu, welchen Kuroda registrierte, aber gekonnt ignorierte. Ran hingegen lächelte fröhlich.

„Sie müssen Herr Kuroda sein, der Nachfolger von Kiyonaga Matsumoto. Ich kannte ihn gut, durch meinen Vater.“

Der Grauhaarige erwiderte ihr Lächeln und reichte ihr die Hand. „Dann sind sie Ran Mori, die Tochter des Meisterdetektivs Kogoro Mori. Freut mich außerordentlich sie kennenzulernen.“

„Gleichfalls.“, entgegnete Ran und ergriff seine ausgestreckte Hand, um diese zu schütteln. „Ich hoffe sie werden seine Aufgaben als Hauptkommissar genauso gut bewältigen.“

Shinichi wandte, während der Konversation, nicht eine Sekunde seine Augen von ihrem Gegenüber ab. Auch ihm hat Kuroda schon seine mächtige Pranke entgegengestreckt, aber nachdem was Ai über die Beschreibung von Rum erzählt hat, hatte er die schreckliche Befürchtung, dass auch Kuroda zur Organisation gehört und dazu noch die Nummer 2 der Männer in Schwarz ist. Falls dies zutreffen sollte, hätten sie nun Kenntnis über das Überleben von Bourbon und Kuroda selbst, würde womöglich ebenfalls über Shinichis wahre Identität Bescheid wissen.

„Sie wollen sicher zu Toru Amuro stimmt‘s?“, wollte Kuroda nun von der Braunhaarigen wissen, obwohl sein Ton eher auf eine rhetorische Frage schlussfolgern ließ.

„Ja das stimmt.“, bestätigte Ran. „Wie geht’s es ihm? Waren sie bei ihm?“

Der Hauptkommissar nickte kurz.

„Er ist auf dem Weg der Besserung. Ein Glück das er diese gefährliche Begegnung einigermaßen heil überstanden hat."

Er senkte seinen Blick hinunter zu Shinichi, als wolle er ihm mit dieser Aussage etwas klar machen. Dieser musste angespannt schlucken.

„Machen sie sich aber keine Sorgen, hier bei uns ist er vollkommen sicher und wird uns bestimmt noch sehr von Nutzen sein.“, fuhr Kuroda zufrieden lächelnd fort.

„Das freut mich zu hören.“, erwiderte das Fräulein Mori.

„Nun denn, ich habe noch zu tun und will sie auch nicht weiter aufhalten. Ich bin sicher wir werden uns schon bald wiedersehen.“

Kurodas Stimme machte den Eindruck, dass er davon ausging, dass diese erneute Begegnung schon recht bald sein würde und warf dabei wieder einen unauffälligen Blick auf Shinichi, bevor beide Parteien auseinander gingen.
 

Hatte Kuroda etwa Verdacht geschöpft, was seine Vermutung betraf, fragte sich der junge Detektiv, während er ihm hinterher sah. Ran erlaubte ihn aber nicht weiter darüber zu grübeln, als sie ihn an die Hand nahm und sanft mit sich zog.

„Nun komm schon Conan. Wir sind gleich da.“

Shinichi ließ sich ohne Kommentar bis zum Zimmer von Amuro schleifen.

Das Fräulein Mori klopfte vorsichtig an die Tür. Sie vernahm eine Frauenstimme, welche sie herein bat und nahm im Anschluss den Türknauf in die Hand, um sich und Conan Zutritt zum Zimmer zu verschaffen.

Sie empfing eine junge amerikanische Frau mit Brille, welche die Beiden mit einem übertrieben fröhlichen: „Oh hello Ran and Cool Kid, nice to see you.“ begrüßte. Ihre typische unschuldige Rolle als ehemalige Lehrerin, welche sie immer spielte, wenn sie ihrer einstigen Schülerin gegenüberstand.

Sie saß auf einem Stuhl, gleich neben dem Bett von Amuro. In diesem wiederum lag der angeschlagene Bourbon, welcher ungewöhnlich blass wirkte und auch nicht so aussah, als hätte er viel geschlafen.

Shinichi registrierte, dass er an einem Tropf mit Schmerzmitteln hing. Der Gedanke, der Inhalt käme wahrscheinlich von Nishi-Biogen-Industries machte den Schwarzhaarigen krank. Es fühlte sich so an, als hätte die Schwarze Organisation nun überall ihre Finger im Spiel und ihr Einfluss schien von Tag zu Tag zuzunehmen. Egal wo er sich aufhielt, der Schwarze Schatten, der von ihr ausging, schien alles zu bedecken und in ewige Finsternis hüllen zu wollen.
 

„Hallo Jodie, schön sie zu sehen.“ Ran trat an Amuros Bett heran, sah erst zur Agentin Starling und anschließend zum, vor ihr liegenden, blonden jungen Mann.

„Wie geht es dir?“, erkundigte sie sich fürsorglich, als sie auf einen zweiten freien Stuhl platznahm.

Shinichi stellte sich nebenbei zu Jodie, welche ihm stumm zuzwinkerte.

Bourbon hustete einige Male bevor er ihr antworten konnte.

„Nun ja, ich schätze mal mir geht es besser als zu dem Zeitpunkt, wo du mich vor eurer Wohnung gefunden hast.“

Trotz geschwächtem Zustand, zwang er sich zu einem leichten Lachen, was jedoch unangenehm für ihn sein musste, da er das Gesicht, von Schmerz gezeichnet, verzog.

„Das wird schon wieder, du wirst sehen und bis es soweit ist, bist du hier in den besten Händen.“, sprach Ran ihm zuversichtlich zu.

Amuro schien, was das anging, ähnliche Zweifel wie Shnichi zu hegen. Seine Augen wanderten zum geschrumpften Detektiv am Fuße seines Bettes. Er fing seinen Blick auf und konnte aus diesem schlussfolgern, dass auch Bourbon über ihn Bescheid zu wissen schien, gleichzeitig aber auch, dass dieses Wissen bei ihm gut aufgehoben sei. Immer mehr Leute wurden mittlerweile Träger seines Geheimnisses, leider darunter auch seine Feinde. Allein in diesem Raum, hatten zwei von drei Personen Kenntnis über sein wahres Ich. Nur Ran war noch ahnungslos, was für Shinichi zum Haare raufen war.

Jodie beugte sich zu ihm hinunter und stoß ihm mit dem Ellenbogen in die Seite.

„Hey Conan, komm doch mal eben mit, ich möchte mit dir unter vier Augen sprechen. Es gibt Neuigkeiten, welche dich interessieren dürften.“, flüsterte die FBI-Agentin ihm zu.

Shinichi verstand sofort und so gab er vor, zusammen mit Jodie sich etwas zu trinken holen zu wollen. Ran hatte nichts dagegen einzuwerfen und so verließen die blonde Frau und der kleine Junge, das Krankenzimmer.
 

Im Flur stehend, kam Jodie auch sogleich zur Sache.

„Wir haben von Amuro einiges Neues über die Organisation erfahren, was den Verlauf der nächsten drei Wochen stark beeinflussen könnte.“ Agentin Starling klang sehr besorgt, was ihr Shinichis volle Aufmerksamkeit sicherte.

Er erfuhr wie Amuro im Beika-Center von der Organisation entlarvt und beinahe getötet worden wäre, hätte ihn nicht ein anderes Mitglied der Männer in Schwarz davor bewahrt. Es war die neue Forschungsleiterin der Organisation mit dem Codenamen Amarula, welche die ehemalige Position von Shiho alias Sherry eingenommen hatte.

„Sie hat Amuro vorgewarnt?“, fragte Shinichi ungläubig.

„So hat es Rei mir jedenfalls beschrieben. Was ihre genaue Intention dahinter ist, weiß er leider selbst nicht. Will sie die Organisation hintergehen oder hat sie ihm nur einen Gefallen getan? Das lässt sich nicht mit Sicherheit sagen.“, gab Jodie zurück und warf die Stirn in Falten. Auch die Information, dass Amarula erzählt hat, Wermuts Verrat sei inszeniert, behielt die Agentin nicht für sich. Gerade diese Erkenntnis würde ihr Vorhaben gegen die Organisation massiv gefährden.

Shinichi fuhr sich angespannt durch die wilden Haare.

„Irgendwie glaube ich nicht, dass Wermut uns was vorspielt. Es ist doch auch nicht auszuschließen, dass die Männer in Schwarz, Amuro falsche Angaben bewusst zugespielt haben. Wieso sollten sie ihn in ihr Täuschungsmanöver einweihen, wenn sie ihn als Verräter bereits identifiziert hatten. Das macht doch keinen Sinn.“

Jodie schnippte mit ihren Fingern. „Oder Amarula wollte ihm wirklich helfen und ihn vor Wermut warnen.“ Der Geschrumpfte schüttelte den Kopf, wobei man ihm deutlich ansah, dass ihn das nicht überzeugte.

„Zu ungewiss, um uns darauf zu verlassen, dass sie uns eventuell freundlich gesinnt ist, dafür ist der Angriff auf das Geheimlabor einfach zu wichtig. Ich glaube dennoch die Organisation will hier uns bewusst in die Irre führen. Wir sollen Wermut, durch Zweifel an ihrer Loyalität, nicht als unsere Trumpfkarte gegen sie ausspielen.“

Agent Starling lehnte sich, für eine angenehmere Haltung, gegen die Wand des Flures und rückte ihre Brille zurecht.

„Da kann durchaus was dran sein und, so schwer es mir auch fällt es zuzugeben, ohne ihre Mithilfe vor Ort, wird uns der Zutritt zum Labor nicht gelingen.“

„Wir müssen uns auf ihr Wort verlassen, ich vertraue ihr jedenfalls. Sie hat mich und Ai gerettet und daher mein Vertrauen verdient. Doppeltes Spiel hin oder her, ich werde mich nicht davon abhalten lassen, die Organisation zu Fall zu bringen und das Geheimlabor ist der erste große Schritt in diese Richtung.“, erwiderte der kleine Detektiv entschlossen.

Jodie musterte ihn noch eine Weile, dann stieß sie sich wieder von der Wand ab und sah auf ihre Armbanduhr.

„Wir werden uns auf jegliche Möglichkeit einstellen, doch nun muss ich zurück zum Hauptquartier. Du wirst demnächst wieder von uns hören.“

Sie wollte schon gehen, als sie sich noch einmal zu Shinichi umdrehte.

„Bevor ich es vergesse. Laut Amuro, hält die Organisation an ihrem Plan, welchen sie zurzeit verfolgt, fest, wodurch Cognac aktuell kein Interesse an euch zu zeigen scheint. Er ist sich bewusst, dass du und Sherry aus eigenen Stücken, früher oder später, euch ihm wieder entgegen stellen werdet.“

„Soll das bedeuten, wir schweben aktuell nicht in Gefahr, von den Männern in Schwarz gefasst zu werden?“, wollte Shinichi wissen.

Jodie legte ein beruhigendes Lächeln auf. „Sieht ganz danach aus. Sie wissen, dass wir involviert sind und ein Schritt um euch zu schnappen, würde ihre eigentlichen Pläne unnötigen Risiken aussetzen. Es ist aber dennoch unumgänglich, weiterhin äußerst vorsichtig zu sein.“

Der Schwarzhaarige nickte mit einem zufriedenen Blick, welcher auch etwas Erleichterung wiederspiegelte. „Das werden wir.“, äußerte sich Shinichi mit Zuversicht.

„Nun denn, wir sehen uns kleiner Meisterdetektiv und richte Ran aus, es hat mich gefreut sie wiederzusehen ja.“ Sie winkte ihm zum Abschied, bevor sie aufbrach.
 

Währenddessen betrat Shinichi wieder das Krankenzimmer, wo Ran immer noch bei Amuro saß und versuchte ihn bei guter Laune zu halten, was ihr zu gelingen schien, da dieser nun schon viel besser aussah und sogar hin und wieder lächelte. Als sie sich nach Jodie erkundigte, antwortete der Schwarzhaarige, dass diese noch etwas zu erledigen habe und deswegen schon gehen musste.

Während Ran sich weiter mit Amuro unterhielt, ging Shinichi hinüber zum Fenster. Rei verfolgte ihn dabei kurz mit seinen Augen, bevor er diese wieder auf das Fräulein Mori richtete.

Der Geschrumpfte sah hinaus auf den Parkplatz, welcher vor dem Krankenhaus lag. Er konnte die FBI-Agentin sehen, welche derweil das Gebäude verlassen hatte und nun in ihren weißen Mercedes stieg, wo bereits eine vertraute Person auf sie wartete.

Jodie schloss die Autotür und starrte nachdenklich auf die Armatur vor sich.

„Und? Wird die Operation so fortgesetzt wie ursprünglich geplant?“, der verkleidete Akai, musterte seine Kollegin mit einem offenen Auge. Das stechende Grün seiner Iris schien sie dabei zu durchdringen.

Sie holte einmal tief Luft, bevor sie den Blick ihres Partners erwiderte.

„Es läuft weiterhin so wie geplant, doch müssen wir Wermut mehr denn je beobachten. Du darfst sie während der Mission nicht für eine Sekunde aus den Augen lassen. Falls sie tatsächlich vorhat uns in eine Falle zu locken, müssen wir schnell reagieren.“

Subaru nickte ernst. „Ist unser Detektiv derselben Ansicht?“, wollte er nun wissen, als er einen Blick, durch die Frontscheibe hinauf zur dritten Etage warf, wo Shinichi am Fenster stand und zu ihnen hinabsah.

Jodie seufzte etwas beunruhigt. „Er vertraut Wermut, er hat keinen Zweifel daran, dass sie uns wirklich helfen will, genauso wenig hat er irgendwelche Zweifel daran, sich von dieser Mission abhalten zu lassen. Komme was da wolle, er will das durchziehen, für sich und für das Mädchen.“

Shuichi gab ein bedenkliches Schnauben von sich.

„Hoffen wir, dass er durch seinen eisernen Willen die Organisation zu besiegen letztendlich nicht wichtige Details übersieht.“

Er drehte den Schlüssel im Zündschloss, wodurch der Wagen zum Leben erwachte und sie sogleich den Parkplatz vom Polizeikrankenhaus verließen.

Jodie sah noch einmal zurück, bevor das Gebäude aus ihrem Blickfeld verschwand.

„Das hoffe ich auch.“
 

Einige Stunden vergingen, bis die schwächelnde Sonne erneut das baldige Ende eines Tages ankündigte.

Das Abendlicht flutete die imposante Bibliothek, dank der großzügigen Fensterflächen. Es bedeckte alles, Bücherregale, Tische, Stühle, Büsten von Dichtern und Denker und den großen Sessel, mit Ausblick nach draußen, mit einer zarten Goldnote.

Durch den Studiersaal dröhnte Allegretto, die Siebte Symphonie von Ludwig van Beethoven, welche auf einem altmodischen Plattenspieler lief. Dieser stand auf der einen Seite des großen Sessels, während auf der Anderen sich ein kleiner Tisch mit schlanken verzierten Beinen und einer Abstellfläche aus Glas befand.

Das Licht von draußen reflektierte sich in diesem, ebenso wie in dem darauf stehenden Getränk. Eine Flüssigkeit mit fast derselben Farbe wie die letzten Sonnenstrahlen.

Eine Hand, welche vom Sessel auskam, ergriff, die in einem edlen Glas ruhende, Erfrischung. Sie war übersäht mit vielen kleinen Narben, die von Verbrennungen zu stammen schienen.

Die Hand führte das Glas Cognac an den Mund ihres Besitzers, welcher, mit einem unstillbar wirkenden Durst, es in einem Zug leerte.
 

Die musikalische Atmosphäre wurde jeher gestört, als die großen Türen, der Bibliothek, welche zu einem großen Anwesen gehörte, geöffnet wurden und drei Personen eintraten, zwei Männer und eine Frau, allesamt gekleidet in Schwarz.

„Nur herein spaziert.“, rief die Gestalt aus dem Sessel, während diese weiterhin die überwältigende Aussicht genoss.

Die drei Personen traten an den Sessel heran, hielten aber immer noch einen Abstand von mindestens sechs Metern.

„Sir, Phase 3 ist wie befohlen angelaufen.“, ergriff der Mann in der Mitte als erstes das Wort. Er war groß, hatte eine Glatze und besaß Tätowierungen am ganzen Körper.

„Ouzo, trete doch bitte einen Schritt nach vorn.“, kam es mit einer ruhigen, aber fordernden Stimme von denjenigen, welcher mit Sir angesprochen wurde. Etwas nervös tat der kahlköpfige Riese wie ihm befohlen. „Ich hörte Bourbon hat deinen kleinen Plan zu seiner Beseitigung überlebt.“

Cognac erhob sich aus dem Sessel und ging zwei Schritte geradeaus, sodass er direkt vor der Glasfassade stand und die Narbe in seinem Gesicht im Spiegelbild erkennen konnte.

„Aber, ich… ich habe ihn erwischt. Die Kugel hätte ihn zur Strecke bringen müssen.“, war die verblüffte Reaktion von dem, den er Ouzo nannte.

Der Schwarze Schatten befühlte vorsichtig das vernarbte Gewebe auf seiner Wange.

„Ein Irrtum deinerseits, wie es mir scheint. Ich habe heute von meiner Quelle die Bestätigung erhalten, dass Bourbon im Midoridai Polizeikrankenhaus liegt. Er ist schwer verletzt, aber er lebt.“

„Aus irgendeinem Grund hat der Kerl Verdacht geschöpft und wollte sich klangheimlich aus dem Staub machen. Keine Ahnung, was der Auslöser dafür war.“

Während Ouzos Antwort, trat nun auch die Frau zu seiner Linken einen Schritt nach vorn.

„Es ist ganz offensichtlich das Ouzo ihn, mit seinem Auftauchen im Restaurant, gewarnt hat. Ich hatte alles unter Kontrolle bis er kam.“ Die Frau, mit eisblauen Augen und braunem Haar, war niemand anderes als Amarula.

Der Tätowierte fauchte sie mit seiner tiefen Stimme an, doch sie beachtete ihn nicht weiter.

„Ist es wirklich so, dass unser NOC nur durch Ouzos etwas unbeholfene Art, schlussfolgern konnte, dass er aufgeflogen ist?“, Cognac sah über seine Schulter und warf mit einem Auge, einen finsteren Blick zu der jungen Frau, welcher sofort eine Gänsehaut über die Arme jagte.

Sie gab sich gespielt gelassen und versuchte sich keineswegs verdächtig zu verhalten.

„Ich wüsste nicht, was ihn sonst zu dieser Schlussfolgerung kommen lassen sollte. Ich habe ihn, wie befohlen um den Finger gewickelt und ihn davon berichtet, dass Wermut noch für uns arbeitet.“
 

Der zweite Mann zu Ouzos Rechten, welcher sich bisher in Schweigen gehüllt hatte, trat nun ebenfalls vor und machte einen mehr als gereizten Eindruck.

„Das ist doch alles unwichtig. Wir wissen wer er ist und wo er sich aufhält, also ist vollkommen klar, was nun zu tun ist. Das gleiche gilt für Sherry. Also worauf warten wir. Erledigen wir diese elenden Verräter, alle beide.“ Diese Worte stammten natürlich aus dem Mund von Gin, welcher Cognac, wie so oft, herausfordernd ansah.

Der Mann am Fenster drehte sich nun vollständig zu seinen drei Kollegen um. Sein Schatten, den seine Statur warf, reichte bis zu ihren Fußspitzen.

„Gin mein Lieber, ich befürchte du hast immer noch nicht genau begriffen, wobei es hier eigentlich geht. Selbstverständlich müssen die Feinde und Verräter der Organisation ihrer gerechten Strafe zugeführt werden, doch ist momentan das Fenster dafür geschlossen und wann es sich wieder öffnet ist allein meine Entscheidung.“

Der große Mann mit dem langen blonden Haar knurrte verärgert und ballte die Fäuste, was Cognac registrierte, aber völlig kalt ließ.

„Wir werden Phase 3 nicht gefährden, in dem wir ungewollte Aufmerksamkeit auf uns lenken. Bedenk, dass auch das FBI nun mit von der Partie ist. Deswegen wirst auch du und Wodka die Finger still halten und nichts ohne meine Zustimmung unternehmen, verstanden?“

Gin knirschte aufgebracht mit seinen Zähnen. Cognac konnte ein leichtes Zucken seiner rechten Hand erkennen. Es juckte ihm bestimmt in den Fingern, seine Beretta zu ziehen und sie auf ihn zu richten, was Cognac amüsierte. Er war schließlich derjenige, der am längeren Hebel saß und er wusste genau, dass das Gin zuwider war.

Ohne eine Antwort zu geben, drehte sich der Mann mit dem langen Haar und der Zigarette im Mund, welche er inzwischen in seiner Wut abgebissen hatte, um und verließ wortlos die große Bibliothek.

Mit einem ohrenbetäubenden Knall, warf er die Tür hinter sich zu.
 

„Du lässt ihn so mit dir reden.“, äußerte sich Ouzo dazu empört. „Er hat keinerlei Respekt vor dir und denkt er kann die Struktur der Organisation, wie es ihm beliebt unterwandern.“

Cognac winkte aber nur unbeeindruckt ab.

„Mach dir keine Sorgen. Schon bald wird er kein Problem mehr für uns darstellen. Das ist halt das Ergebnis jahrelanger schlampiger Arbeit. Die Organisation muss zur alten Stärke zurückfinden, wenn sie überleben will. Die Wiedergeburt steht kurz bevor.“

Cognac drehte sich wieder zum Fenster hin und warf seinen Blick einmal mehr hinaus, auf die Hauptstadt Japans.

„Ohne Ordnung herrscht Chaos, ohne Perfektion herrscht Mangelhaftigkeit und Unvollkommenheit, welche zur Entgleisung führen. Anokata hat lang genug das Wohl der Organisation vernachlässigt und Verrat und Ungehorsam geduldet. Es ist an der Zeit, seiner Herrschaft ein Ende zu setzen.“

Ouzo und Amarula grinsten breit, bei den Worten ihres Bosses.

„Er ist zu schwach, ein alter Mann nach all der Zeit und nicht länger fähig uns zu führen.“, entgegnete Ouzo. „Aber ihr, seit perfekt für diesen Posten. Nur ihr könnt die Organisation wieder zu altem Glanz verhelfen.“, stimmte Amarula zu.

Cognac lachte. Es war ein böses und verschlagenes Lachen.

„Wie recht ihr habt und bald wird es soweit sein. Die "rechte Hand von Anokata" wird sich um seinen Hals legen und solange zudrücken, bis kein Laut seine Kehle mehr verlässt.“

Er ging zum Plattenspieler und wechselte das Lied. Nach einer Weile ertönte Ave Maria, die gleiche Musik, welche Cognac auch auf seiner Veranstaltung spielen ließ und zudem Shinichi und Ai getanzt hatten.

„Ich liebe diese Komposition.“, schwärmte er.

„Und sobald dies erledigt ist, kümmern wir uns auch um unsere Störenfriede. Schließlich ist es inzwischen etwas persönliches und ich werde dafür sorgen, dass dieses Lied das letzte sein wird, was du hören wirst, bevor du und deine süße kleine Freundin zu den Engeln aufsteigen werdet, Shinichi Kudo.“

Ungebetene Gäste

Kapitel 30: Ungebetene Gäste
 

Hörbuch zur Fanfiktion: Kapitel 30: Ungebetene Gäste
 

Ai saß an ihrem Computer im Labor und arbeitete bis in die späten Stunden. Ihre Augen waren gerötet und schwere Augenringe zeigten jeden, wie müde sie doch war. Dennoch hörte sie nicht auf zu tippen. Ihr war durchaus bewusst, dass sie 3 Wochen hatten, bis zum Schlag gegen die Organisation, doch wollte sie so früh wie möglich den Prototyp Zero fertigstellen. Es durfte keine Komplikationen oder Verzögerungen geben. Sie wollte ihn einfach nicht enttäuschen, wusste sie doch, wie sehr er sich auf sie verließ.

Außerdem durfte sie mit der Zusammensetzung keinesfalls daneben liegen, die Folgen wären sonst verheerend für ihre Körper und Immunsystem. Auch so würde „Zero“ ihnen bei der Verwandlung viel mehr Kraft kosten, als bei den bisherigen Prototypen, weswegen sich Ai einfach keine Fehler erlauben durfte.

Doch mit der Zeit viel es ihr einfach immer schwerer und schwerer konzentriert bei der Sache zu bleiben. Immer wieder schlossen sich ihre Augen unter der schweren Last ihrer Lieder. Immer wieder sank ihr Kopf langsam hinunter, nur um einen Moment später, durch einen automatischen Reflex ihrerseits wieder nach oben zu schnellen.

Kurz nach 2 Uhr morgens, beschloss sie, dass es ihrer Arbeit gut tun würde, wenn sie sich selbst erstmal ein paar Stunden Schlaf gönnt, bevor sie weiterarbeitet. Die Schule ist da ja auch nicht zu vernachlässigen, auch wenn sie diese noch so gerne einfach links liegen lassen würde.

Ai spürte, wie sie, genau wie Shinichi, voller Tatendrang steckte. Sie war bereit so gut es geht dabei zu helfen, die Organisation zu zerschlagen. Innerlich hoffte das rotblonde Mädchen somit, eine gewisse Schuld zu begleichen, welche auf ihr ruhte, seit sie ihre Identität als Sherry aufgegeben hatte. Alles was sie im Namen der Männer in Schwarz getan hat, wollte sie damit wieder gut machen. Das war das Mindeste was sie tun konnte, um endlich mit sich Frieden schließen zu können.
 

Die geschrumpfte Wissenschaftlerin erhob sich von ihrem Stuhl, schaltete den Bildschirm ihres Computers und die Deckenbeleuchtung des Labors aus und stieg mit schweren und langsamen Schritten die Treppe hinauf ins Erdgeschoss. Die Tür zum Labor hatte sie nur halbherzig angelehnt.

Als sie aus dem Keller trat, streckte sich das junge Fräulein erst einmal, was den müden Gliedern jedoch keinerlei Elan zurückbrachte. Als sie registrierte, dass sie noch ihren weißen Kittel trug, zog sie diesen schnell aus und warf ihn spontan auf die Couch im Wohnzimmer. Sie würde ihn später an seinen Platz bringen, dachte sich das Mädchen und rieb sich die Augen.

Als sie sich erneut der Treppe zuwandte, um hinauf ins Obergeschoss zu gehen, ließ sie das Geräusch eines anhaltenden Wagens aufhorchen. Ai drehte sich zur Haustür um und erblickte noch kurz, das Leuchten von Scheinwerfern, welche im selben Moment erloschen, wie der Lärm des Motors verstummte. Jemand hat vor dem Haus des Professors auf der Straße geparkt.

Haibaras Körper durchzog ein eiskalter Schauer. Sie war auf einmal wie gelähmt und sie wusste ganz genau, dass es nur eine Sache auf der Welt gab, was dieses Gefühl in ihr auslöste.
 

Der Wagen hielt und eine unheimliche Stille erfüllte die Straße. Die Silhouette des schwarzen Porsches verschmolz mit der finsteren Nacht um ihn herum. Weder Mond noch Sterne schienen am Himmel. Es war so dunkel, dass alles was man erkennen konnte, nur das kurze Aufleuchten eines Zigarettenstummels auf dem Fahrersitz war.

Der Inhaber dieser, blies den Rauch zwischen seinen Zähnen hindurch, nahm die Zigarette anschließend aus dem Mund und zerdrückte sie im Aschenbecher neben sich. Sein etwas nervös wirkender Beifahrer sah ihm dabei durch die Sonnenbrille, welche er niemals abzusetzen schien, an.

„Ähm Aniki, bist du dir sicher das das hier eine gute Idee ist. Ich.. ich meine, der Schatten hat doch klare Anweisungen für uns gehabt.“

Sein Gesprächspartner drehte den Kopf leicht zu Wodka. Die Augen seines Gegenübers konnte man nicht erkennen, da er seinen Hut, tief ins Gesicht gezogen hatte. Anhand seiner Reaktion ließ sich sein Blick jedoch erahnen.

„Willst du etwa andeuten, ich solle mich von Cognac herumkommandieren lassen?“, zischte ein merklich gereizter Gin, was seinen Partner den Schweiß über die Stirn liefen ließ.

„Wir haben von ihm die Bestätigung, dass Sherry sich hier aufhält und dann erwartet er, dass wir einfach in aller Seelenruhe die Füße baumeln lassen und nichts tun. Nicht mit mir.“

Gin holte seine geliebte Beretta unter dem Mantel hervor und überprüfte das Magazin. Sein ernster Blick verwandelte sich in ein triumphales Lächeln, gespickt mit Vorfreude. Vorfreude darüber, was er alles mit seiner kleinen Sherry anstellen wird, wenn er sie nach so langer Zeit endlich in die Finger bekommt. Zu Wodkas Entsetzen richtete er nun seine Waffe auf ihn.

„Ich werde mir diesen besonderen Moment, welchen ich solange herbeigesehnt habe, nicht von so einem Dilettanten, wie ihm, kaputt machen lassen. Er hat nicht die leiseste Ahnung, was nötig ist zu tun.“

Der langhaarige Blonde legte den Kopf schräg. Zwischen zwei Haarsträhnen funkelte nun doch eins seiner kalten grünen Augen hindurch und durchbohrten Wodka regelrecht.

„Kommst du also mit und bist für mich oder wirst du mich daran hindern und bist gegen mich?“ Er drückte den Hahn der Waffe nach hinten, welcher mit einem leisen Klicken einrastete.
 

Wodkas Gedanken spielten wie wild Karussell. Niemals würde er sich gegen die Organisation oder Gin stellen, doch waren in diesem Fall beide Dinge zwei unterschiedliche Paar Schuhe. Sollte ein treues Mitglied wie Gin es ist, welcher Verräter über alles verabscheute, nun selbst zu einem werden, nur um das zu bekommen, was er wollte?

Der Korpulente schluckte nervös, bevor er etwas sagte. Er hatte keinen Zweifel daran, dass sein Partner zum allem fähig ist, wusste er doch genau, wie sehr Gin auf Sherry getrimmt war. Er war sogar der Einzige, welcher den Grund dahinter kannte.

„Ich werde dir natürlich helfen die Kleine zu beseitigen.“, grinste Wodka angespannt.

Gin senkte mit einem genügsamen Ausdruck seine Waffe und ließ sie wieder in seinem Mantel verschwinden, bevor er die Tür öffnete und den Wagen verließ. Wodka tat es ihm, nachdem er sich wieder gefangen hatte, nach kurzer Zeit gleich. Die langen Haare des blonden Mannes wehten in der leichten Brise der Nacht, während dieser wie gebannt auf das Haus des Professors starrte.

„Ist das nicht eine herrliche Nacht um zu Sterben Sherry?“ Gin schien den Moment bis auf die letzte Sekunde auszukosten. Er drehte sich zu seinem Partner und nickte ihm kurz zu.

„Lass uns gehen.“, womit sich die Männer in Schwarz in Bewegung setzen mit Kurs auf die Haustür.
 

Ai konnte ihre Angst kaum ihm Zaum halten. Sie bebte am ganzen Leib, als sie die zwei Gestalten erkannte, welche dort aus dem Wagen gestiegen sind und nun langsam auf sie zukamen.

Auch wenn sie sich unheimlich fürchtete, wusste sie jedoch, dass sie nun all ihren Mut zusammen nehmen musste, sonst wäre es um sie geschehen und um den Professor ebenfalls, welcher oben noch friedlich schlief.

Ein Glück für sie, dass sie das Licht im Haus nicht angemacht hat. So wussten, für den Moment, weder Gin noch Wodka, ob wirklich jemand zuhause war. Ai hatte nach der Begegnung mit Cognac keinen Zweifel daran gehabt, dass Gin hier früher oder später auftauchen würde. Shinichi ist es zwar immer wieder gelungen diese Befürchtungen zu vertreiben, doch nun stand der leibhaftige Tod vor der Tür und ihr Freund war nicht hier bei ihr.

Als die Männer in Schwarz sich immer weiter näherten, ging Haibara eilig in die Hocke und schlich mit gebückter Haltung, hinter dem Küchentresen entlang, zurück Richtung Treppe, um diese darauffolgend hinaufzusteigen. Sie musste den Professor wecken und dann einen Weg finden, gemeinsam die Villa irgendwie unbemerkt zu verlassen.

Während sie so leise wie es nur ging durch den Flur schlich, hörte sie ein leises Knacken, welches nur vom Schloss der Haustür stammen konnte. Gin und Wodka hatten sich Zutritt verschafft und würden jede Sekunde die Villa betreten.

Sie eilte auf Zehenspitzen zum Schlafzimmer von Agasa und huschte durch die Tür hindurch, welche sie behutsam sofort hinter sich wieder schloss. Ai ging zum Bett und rüttelte an dem schnarchenden Professor, welcher seltsam gluckste und sie schließlich schlaftrunken ansah. Haibara presste einen Finger gegen die Lippen und signalisierte ihm damit, bloß keinen Mucks von sich zu geben.

„Professor kommen sie schnell, wie müssen hier weg. Die Männer in Schwarz, sie sind hier.“
 

Schon fast ungeduldig machte sich Gin am Schloss der Tür zu schaffen. Er wirkte etwas aufgeregt. Das war ein ungewöhnliches Verhalten für die lange Erscheinung in Schwarz, welche schon viele Aufträge für die Organisation erfüllt hatte, wie auch sein Partner stumm feststellte.

Schließlich knackte er aber das Tor, welches ihm den Weg zu seiner Sherry freigab und betrat mit leisen Sohlen das Haus, gefolgt von Wodka. Die beiden Männer gingen in das Wohnzimmer, wobei es stockfinster und mucks Mäuschen still war. Wodka zog vorsichtshalber seine FN Browning HP, während Gin mit seinem Blick jeden Millimeter der Villa abtastete, auf der Suche nach einem Hinweis auf seine Sherry.

Er ging hinüber zur Couch, während sein Partner die Küche überprüfte. Gin griff nach dem Kittel, welchen Haibara dort liegengelassen hatte. Ein breites Grinsen zierte nun sein Gesicht, als er den weißen Stoff nahm und ihn an die Nase führte. Mit einem tiefen Atemzug inhalierte er den süßlichen Duft, welcher an diesem haftete. Dieser Geruch, dieses liebliche Aroma, erkannte er unter tausend anderen. Dieser Laborkittel gehörte niemand anderen als Sherry da war er sich absolut sicher und diese Erkenntnis triumphierte auch über die eigentliche Tatsache hinweg, dass der Kittel einige Nummern kleiner war, als er eigentlich sollte.

Als Wodka die Küche wieder verließ, hielt Gin den Kittel hoch und warf in anschließend zu ihm hinüber. Er fing ihn auf und erwiderte das Grinsen seines Kollegen.

„Er gehört ihr, Irrtum ausgeschlossen. Mein Näschen täuscht mich nie.“, fügte Gin hinzu, während er zur Treppe schritt, eine Hand stets in seinem Mantel verborgen, griffbereit an der Beretta. Er sah einmal hinauf zum Obergeschoss und einmal hinunter in den Keller, bevor er Wodka zu sich herüber winkte. Dieser gehorchte wortlos und schmiss den Kittel beiseite ohne ihn weiter genauer zu untersuchen.

„Ich gehe nach unten, du nimmst dir die oberen Zimmer vor. Wenn du sie findest bringst du sie zu mir verstanden?“, flüsterte Gin ihm zu.

Wodka gab zu verstehen und so schritt der Blonde die Stufen zum Labor hinunter, während der Korpulente nach oben ging.
 

Gin bewegte sich wie ein Gespenst die Wendeltreppe hinab. Er machte keinen einzigen Laut, als er sich der Tür zum Labor immer weiter näherte. Obwohl man die Hand vor Augen nicht sehen konnte, hatte er keine Probleme damit sich fortzubewegen, als wäre er dazu geschaffen in der Finsternis zu existieren.

Er erreichte die angelehnte Tür und drückte diese vorsichtig auf. Als er sich sicher war, dass niemand dort war, schaltete er das Licht an, wodurch Ais Arbeitsplatz nun vollständig erleuchtet wurde. Er sah sich zufriedenstellend um und erblickte dabei den leise summenden Computer, verschiedene Reagenzien mit Chemikalien gefüllt, eine Tafel voll mit chemischen Formeln und vieles mehr. Ein geschriebenes Wort fiel ihm dabei besonders ins Auge, Apoptoxin 4869.

Gins Augen spiegelten mehr und mehr seinen Blutdurst wieder. Kein Zweifel, dieses Labor gehörte Sherry und sie scheint ihre Forschungen, nach all der Zeit, nicht aufgegeben zu haben.

Er trat an den Schreibtisch heran und erblickte dabei ein kleines Notizbuch, welches die Handschrift von Shiho trug. Neugierig griff Gin nach diesem und begann damit es durchzublättern. Vielleicht hat Sherry etwas Brauchbares für ihn niedergeschrieben und wenn es so wäre, würde er es herausfinden.
 

Währenddessen schritt Wodka langsam durch den Flur im oberen Geschoss, wo kurz zuvor noch Ai gewesen war. Vorsichtig und mit seiner Waffe im Anschlag, durchkämmte er systematisch jedes Zimmer und ging dabei äußerst gründlich vor.

Schließlich betrat er auch das von Haibara. Er brauchte nicht lange um festzustellen, dass das Zimmer eindeutig nicht Sherry gehören konnte, sondern einem kleinen Mädchen. Diese Erkenntnis verwirrte Wodka sichtlich, vor allem als er das gerahmte Foto von Akemi neben dem Bett sah. Da sich aber niemand im Bett und generell im Zimmer aufzuhalten schien, außer einem kleinen Kätzchen, welches in seinem Körbchen lag und tief und fest schlief, verließ er das Zimmer wieder. Sherry musste aber, nach bisherigen Funden, definitiv hier zuhause sein und die Zahl ihrer möglichen Verstecke schrumpfte mit jeder Minute.

Wodka ging weiter und würde unweigerlich, zu guter Letzt, vor dem Zimmer von Professor Agasa landen.
 

Nachdem Ai ihn unsanft geweckt hatte und ihm die ernste Lage vor Augen führte, setzte sich der Professor seine Brille auf und verließ hastig das Bett. Auch er konnte nun etwas hören, eine Stimme, welche vermutlich aus dem Wohnzimmer kam.

„Wir müssen irgendwie Shinichi und das FBI informieren.“, flüsterte Ai ihm zu.

„Wieso sind die Männer in Schwarz überhaupt hier, ich dachte…“, versuchte Agasa anzusetzen, wurde aber von Haibara unterbrochen.

„Dafür ist jetzt keine Zeit.“, zischte sie panisch.

Der kalte Schauer, welcher ihr durch Mark und Bein ging, hörte nicht auf an ihren Kräften zu zehren. Sie fürchtete sich und ohne ihren Meisterdetektiv hatte sie das Gefühl, die Angst und die Panik könnten sie übermannen.

Nervös fing sie an in ihrer Hosentasche zu kramen und fischte anschließend ihr Smartphone hervor.

„Es ist unsere einzige Chance. Selbst wenn unsere Hilfe nicht rechtzeitig kommen sollte, so könnten wir wenigstens für etwas Ablenkung sorgen und den richtigen Moment zur Flucht nutzen.“, flüsterte sie und hob, zur Verdeutlichung, ihr Handy auf Augenhöhe.

Der Professor wollte antworten, doch beide fuhren erschrocken zusammen, als sie Schritte im Flur vernahmen, welche sich ihrem Zimmer näherten.

„Wir kriegen gleich Besuch. Du musst dich beeilen Ai, ruf unsere Hausnummer an. Mit etwas Glück sollten wir uns damit genug Zeit verschaffen, um in ein anderes Zimmer zu fliehen.“

Die Schritte kamen immer näher und näher, bis sie direkt vor der Tür aufhörten.

Haibara tippte mit bibbernden Fingern auf dem kleinen Nummernfeld vom Display hin und her, auf das sogleich ein Klingeln von unten zu hören war. Zu ihrem Erstaunen war es jedoch nicht das Klingeln des Telefons, sondern das der Haustür.

Ai und der Professor rührten sich nicht, sondern lauschten nur angespannt. Die Gestalt vor der Tür machte nach einigen Sekunden, welche sich wie eine halbe Ewigkeit anfühlten, kehrt und ging schnellen Schrittes zurück zur Treppe und von dort aus wieder hinunter ins Wohnzimmer.

„Wer kann das nur sein?“, fragte der Professor, nachdem der erste Anflug von Erleichterung verflogen war. Haibara wusste jedoch keine Antwort darauf, war sie schließlich genauso verwundert. Sie ließ aber Agasa und sich selbst keine Zeit weiter darüber nachzudenken, sondern schnappte sich sein Hosenbein und schlich mit ihm zur Tür.

„Jetzt oder nie, eine zweite Chance werden wir nicht erhalten.“
 

Wodka erreichte zur selben Zeit wie Gin das Wohnzimmer.

„Wer zum Teufel ist da an der Tür?“, fluchte der langhaarige Blonde.

„Vielleicht ist sie es ja.“, erwiderte der Korpulente.

„Idiot, wieso sollte sie klingeln, wenn sie hier doch wohnt.“, fuhr ihn Gin, so leise er konnte, an.

Mit Handzeichen signalisierte er seinem Partner die Position zu wechseln und eine sichere Stellung mit Blick auf die Tür einzunehmen. Dieser befolgte wortlos die Anweisungen und stellte sich hinter den Küchentresen, wobei er seine Pistole mit beiden Händen und mit ausgestreckten Armen auf die Tür richtete.

Gin huschte derweil in gebückter Haltung zu einem Fenster im Wohnzimmer, um einen Blick auf den Bereich vor der Tür zu erhaschen. Zu seiner Verwunderung konnte er niemanden sehen und zu hören, war inzwischen auch nichts mehr. Auch nach geraumer Zeit des Wartens tat sich nichts.

„Hier stimmt etwas nicht.“, flüsterte er zu sich selbst. Gin wurde langsam misstrauisch. Niemand klingelt nur einmal und geht gleich darauf wieder ohne wenigstens einen Moment lang gewartet zu haben.

Er schaute zu Wodka hinüber, welcher aber auch nur mit den Schultern zuckte. Ein Poltern und ein darauffolgendes Krachen im Haus ließ Gin hektisch seinen Blick zur Treppe richten. Dieser Krach konnte nur von einer Person stammen.

„Sie ist noch hier und versucht nun zu fliehen.“, knurrte er.

Hastig, doch immer noch geduckt, hechtete Gin wieder zurück zur Treppe, wobei er Wodka verdeutlichte dort zu bleiben wo er war.

„Pass auf, dass hier niemand ungebeten ein -oder ausgeht kapiert? Ich werde mich Sherry persönlich annehmen.“ Mit schnellen Schritten eilte er hinauf, von wo der Lärm herkam.
 

Warum musste es auch nur so verdammt dunkel sein.

Ai hatte gehofft, die Zeit zu nutzen, um unbemerkt durch den Hinterausgang schleichen zu können, doch gerade dann, als der Moment am günstigsten war, stieß der Professor eine, randvoll mit Wasser gefüllte, Vase um, welche im Flur stand und nun klirrend am Boden zerschellt war. Dies wird Gin und Wodka keineswegs entgangen sein und somit war der Weg hinunter für sie ausgeschlossen.

Haibara sah sich panisch um, während Agasa noch immer in der Haltung verharrte, die er eingenommen hatte, als er noch versuchen wollte die Vase aufzufangen. Seine Augen waren eben nicht mehr die besten und die schlechten Lichtverhältnisse machten die Sache auch nicht besser. Langsam spürte er, wie unter seinen Füßen sich das Wasser auf dem Boden ausbreitete.

Nun blieb ihnen nur noch eine Richtung, wenn nicht nach unten.

„Professor, wir müssen aufs Dach, schnell beeilen sie sich.“, sprach Ai mit gedämpfter Stimme zu dem alten Erfinder, welcher langsam begann sich aus seiner Starre zu lösen.

Als sie erneut Bewegungen unten wahrnahmen, eilten beide so leise sie konnten die Treppe noch weiter hinauf, mit der Endstation Dach. Es gab keinen anderen Ort mehr, zu dem sie noch hin konnten. Sie wären dann zwar endlich draußen, doch wären sie immer noch gefangen. Eine andere Wahl schienen sie aber, nach Ais Sicht, nicht zu haben.
 

Während sie versuchten das Dach zu erreichen wählte Haibara nun schon zum dritten Mal Shinichis Nummer, aber er ging einfach nicht an sein Handy.

„Verdammt nochmal Kudo, wieso gehst du nicht ran?“, fluchte Ai verzweifelt, in der Befürchtung ihn nicht noch ein letztes Mal sehen zu können.

Wenn sie heute tatsächlich sterben müsste, wollte sie ihm wenigstens noch einmal sagen, wie sehr sie ihn doch liebte und ihr alles leid tat, was er wegen ihr und ihrem Gift durchmachen musste.

Kurz darauf erreichten sie das Dachgeschoss. Professor Agasa öffnete hastig das Schloss, welches an der Tür nach draußen hing und sogleich traten die beiden hinaus ins Freie, wo sie eine angenehme milde Brise empfing.
 

Gin stürmte derweil in den Flur und legte den Schalter der Deckenlampe um.

„Schluss mit dem Versteckspiel und der Heimlichtuerei Sherry.“, rief er, sodass es im ganzen Haus zu hören war.

„Ich weiß ganz genau das du hier bist. Also sei ein braves Mädchen um komm zu mir.“ Seine Stimme klang ganz fanatisch.

Als keine Antwort kam, blickte er zu Boden und sah die zertrümmerte Blumenvase, welche für den Lärm verantwortlich gewesen zu sein schien.

Gin grinste hämisch. „So furchtbar ungeschickt.“

Er betrachtete die Wasserlache, welche sich gebildet hatte, sowie die nassen Fußabdrücke, die von ihr ausgingen. Seine stark geweiteten Augen verfolgten die Spur bis zum Treppenansatz, welcher hinauf auf das Dach führte.

Fast schon zu leicht, wollte er sagen, als ihm etwas auffiel, dass ihn stutzen ließ. Diese Abdrücke stammten von großen breiten Füßen, niemals waren es die von Sherry.

Doch egal wem sie gehörten, er muss sich auf dem Dach befinden und dort, würde die Person jetzt in der Falle sitzen.
 

Auch Gin ging nun ebenfalls Stufe für Stufe nach oben. Als er die Tür erreichte und sie öffnen wollte, stoß er auf Widerstand. Die Tür schien von außen mit einer Kette gesichert zu sein.

„Ein verzweifelter letzter Versuch mich aufzuhalten.“, war Gins trockene Reaktion, bevor er mit seiner Beretta zwei gezielte Schüsse auf das Türschloss und die dahinter befindliche Kette abgab.

Mit einem kraftvollen Tritt sprengte er das Hindernis auf und betrat das Dach. Mit ausgestrecktem Arm zielte der langhaarige Blonde nun auf sein sichtbares Gegenüber.

„Wo ist Sherry und wer zum Teufel bist du?“, rief er dem Professor ungeduldig zu, sichtlich nicht begeistert ihn statt Shiho anzutreffen.

Professor Agasa stand am anderen Ende des Daches und hielt seine Hände hinter sich. Gin bemerkte dies und deutete mit seiner Waffe daraufhin.

„Was versteckst du da hinter deinem Rücken? Wenn ich du wäre, würde ich keine Dummheiten machen kapiert.“

Der alte Erfinder hielt sich weiterhin in Schweigen.

Langsam wurde Gin mehr als ungehalten über die derzeitige Lage und zielte direkt auf Agasas Kopf.

„Ich werde kein drittes Mal fragen, alter Mann. Wo…ist…Sherry?“

Plötzlich kam hinter dem Rücken des Professors Bewegung auf und obwohl Agasa dies verhindern wollte, trat nun ein kleines rotblondes Mädchen aus ihrer schützenden Position hervor und sah Gin mit einer Mischung aus Furcht, Wut und Entschlossenheit in die seelenlosen Augen.

Es blieb ihr nichts anders übrig, als sich ihm zu stellen. Weglaufen konnte und wollte sie nicht mehr, nie mehr. Sie wünschte sich nur Shinichi würde ihr in diesem Moment beiseite stehen. Ai tröstete aber immerhin der Gedanke, dass wenigstens er heute nicht sterben und für sie weiterkämpfen würde.

Zu ihrer großen Überraschung spiegelten sich in Gins Blick Verwirrung und Unsicherheit wieder.

„Was soll das?“, fauchte er gereizt.

„Ich will Sherry. WO IST SHERRY?“

Hilfe kommt selten allein

Kapitel 31: Hilfe kommt selten allein
 

Hörbuch zur Fanfiktion: Kapitel 31: Hilfe kommt selten allein
 

Auch Gin bemerkte den irritiert wirkenden Ausdruck des kleinen Mädchens, welche Sherry verdammt ähnlich sah.

Der langhaarige Blonde begann sich an eine entscheidende Passage aus dem Notizbuch zu erinnern, welches er an sich genommen hatte. Es war die Erwähnung einer möglichen Nebenwirkung des APTX-4869, dem Schrumpfen der Person, welche das Gift eingenommen hatte.

Ohne dass er es selbst mitzubekommen schien, senkte Gin seine Waffe, während er seine nun schon entsetzt wirkenden Augen nicht von Haibara abwenden konnte. Er zog das Gesicht zusammen und seine Nasenflügel weiteten sich.

„Das kann nicht… das ist doch… Soll das ein schlechter Witz sein? Wo ist Sherry? WO IST SIE?“, schrie Gin wutentbrannt, dabei wusste er inzwischen ganz genau, dass die Frau, welche er solange gesucht hatte, direkt vor ihm stand, doch wollte er es nicht wahrhaben.

„Das kann doch nicht sein… es ist völlig unmöglich.“

Obwohl Professor Agasa sie daran hindern wollte, trat Ai nun einen Schritt nach vorne. Sie konnte es selbst noch nicht so recht glauben. Sie ging fest davon aus, dass jeder aus der Organisation, vor allem Gin, über sie Bescheid wusste. Doch nun stellte sich heraus, dass das genaue Gegenteil der Fall war und so langsam ahnte Haibara auch, warum dies so war.

„Er hat es dir nie gesagt oder?“, sprach sie nun zögerlich und so leise, dass Gin es fast nicht gehört hätte.

„Wovon redest du dummes Gör?“, fuhr sie der Mann in Schwarz aufgebracht an.

Ai gewann etwas an Mut, welchen sie sofort in ihre nächsten Worte legte.

„Ich rede von Cognac. Er hat dir die Wahrheit verschwiegen.“

Gin war völlig durch den Wind. Dieses Mädchen sah aus wie Sherry und klang auch wie sie und sie wusste sogar den Codenamen vom Schwarzen Schatten. Sie musste es sein, sie war tatsächlich Sherry. Nur sie konnte das alles wissen.

„Du bist es also wirklich.“, brach Gin nun die Stille die eine Weile zwischen ihnen herrschte, in der man nichts anderes als das Rascheln der Bäume um sie herum gehört hatte.

Nun schwenkte er seine Waffe hinunter auf Ai.

„So bist du also damals entkommen. Du bist geschrumpft und konntest dich somit befreien und fliehen.“ Was in einer ruhigen Stimmlage begann bauschte sich nun mehr und mehr auf.

„Dieser elende Mistkerl hat mir was vorgemacht. Er wollte mich wohl für dumm verkaufen und damit zum Narren halten. Das werde ich ihm doppelt und dreifach heimzahlen, doch vorerst beende ich das, wofür ich gekommen bin.“

Haibara trat wieder einen Schritt zurück, doch Gin setzte dafür zwei nach vorne.

„Geschrumpft hin oder her, spielt keine Rolle, du bist es, eine kleine miese Verräterin, welche sich lange genug vor uns versteckt hat. Ich werde das jetzt beenden.“

Professor Agasa stellte sich schützend vor Ai, doch Gin schien das nicht sonderlich zu beeindrucken.

„Ja komm, versuche ruhig sie zu beschützen, weshalb auch immer. So macht ihr es mir leichter.“

Gin bäumte sich entschlossen vor ihnen auf.

„Ich beseitige euch gerne beide auf einen Streich, gar kein Problem. Euer Leben zu beenden kostet mich gerade mal ein müdes Lächeln und eine Patrone von 72 Yen.“

Haibara wollte den Professor zu Seite schieben, doch dieser machte keine Anstalten sich zu bewegen.

„Es tut mir leid, aber ich werde nirgendwo hingehen Shiho.“, untermauerte er seinen Widerstand.

Ai kämpfte mit den Tränen, sie wollte nicht, dass das alles so endet, dass wollte sie nie. Genau davor hat sie sich immer gefürchtet. Andere würden sterben nur um sie zu beschützen und es wäre letztendlich ein sinnloser Tod.
 

„Noch ein paar letzte Worte meine kleine Sherry?“, grinste Gin, als er anfing den Druck am Abzug zu verstärken.

„Das würde ich an ihrer Stelle lieber schön bleiben lassen.“, ließ, eine Stimme aus dem nichts, ihn zögern und hektisch um sich schauen.

Ais Augen weiteten sich, als sie die Stimme erkannte. Eine Stimme, welche ihr Herz schneller schlagen ließ. Es war die Stimme von Shinichi, doch nicht seine kindliche, sondern seine leibhaftige Stimme als Oberschülerdetektiv.

„Zeig dich gefälligst oder die Beiden sind mausetot.“, wetterte Gin, immer noch auf der Suche nach dem Ursprung der Stimme. Doch Shinichi hatte nicht die Absicht sich zu verstecken und trat hinter Professor Agasa und Ai aus seiner Deckung hervor. Ein kleiner Junge mit Brille und einer roten Fliege in der Hand, welche er sich vor dem Mund hielt.

Wie er da nur hingekommen ist und wieso er überhaupt hier war, waren die ersten Fragen die Haibara durch den Kopf geisterten, während sie ihren Freund verdattert anstarrte. Dieser grinste nur schelmisch, als er an ihnen vorbei auf Gin zusteuerte. Dieser änderte das Ziel seiner Beretta erneut, mit dem Lauf nun auf Shinichi zeigend.

„Wie gesagt, ich rate ihnen besser nichts Voreiliges zu unternehmen.“, wiederholte sich der Geschrumpfte, nun jedoch mit seiner kindlichen Stimme.

Gin schien die ganze Situation langsam aber sicher über den Kopf zu steigen.

„Wer zum Teufel bist du Knirps?“, war alles was der verblüffte Mann in Schwarz von sich geben konnte. Shinichi senkte seinen Kopf und nahm die Brille von seiner Nase.

„Mein Name ist Shinichi Kudo, Oberschülerdetektiv.“

Bei diesem Namen klingelte es in Gins Unterbewusstsein. Diesen Namen kannte er von irgendwo her, hatte Wodka ihn das ein oder andere Mal erwähnt. Der langhaarige Blonde überlegte angestrengt und erinnerte sich. Die Liste der Opfer des Apoptoxin, auch sein Name stand darauf, doch hieß es er sei Tod, wie alle anderen.

Ein kurzer Blickwechsel zwischen Shinichi und Shiho ließ ihn aber schnell schlussfolgern, was sein eigentliches Schicksal betraf.

„Ich erinnere mich an dich. Du bist also damals auch geschrumpft, statt wie geplant das Zeitliche zu segnen.“, kam die gleichgültig klingende Erkenntnis von Gin.

„Du bist also nicht einmal fähig ein funktionierendes Gift herzustellen Sherry. Wird Zeit endlich den langersehnten Schlussstrich zu ziehen.“
 

Er zielte wieder auf Ai, als ein Laserpointer über seinen Arm wanderte und auf seinem Handrücken zum Stehen kam. Bevor Gin aber abdrücken konnte, sauste, kaum hörbar, die Kugel eines größeren Kalibers durch die Nacht.

Sie schoss ihm, mit eiskalter Präzision und ohne ihn zu verletzten, die Beretta aus der Hand. Dabei löste sich zwar dennoch ein Schuss, verfehlte dieser jedoch jedmögliches Ziel.

Überrascht über das, was gerade passiert ist, zog Gin seinen Arm an seinen Oberkörper heran und versuchte, mit eingezogenem Kopf, den Schützen ausfindig zu machen, konnte aber niemanden auf den nahegelegenen Dächern sehen. Die Präzision des Scharfschützen und die Tatsache, dass er ihn nicht einfach getötet hat, ließ für Gin jedoch niemand anderen als Shuichi Akai dahinter vermuten. Das FBI ist also ebenfalls wegen Sherry hier, schlussfolgerte der lange Blonde daraus.

„Ich sagte doch, sie sollten es lieber lassen, Gin.“, entgegnete Shinichi ruhig.

Wodka, welcher den Schuss gehört hat, lief aus der Haustür heraus und sah hinauf auf das Dach.

„Alles in Ordnung Aniki?“, rief er zur der Gruppe hinauf, konnte er schließlich aus seiner Position niemanden, der oben befindlichen Personen sehen.

Gin starrte mit kalten Augen auf den geschrumpften Detektiv, welcher seinem Blick mutig standhielt. Gleichzeitig ruhte der Laserpointer nun an der Stelle, an der man Gins Herz, wenn er eins hat, vermuten würde.

„Es geht mir gut.“, erwiderte er die Frage seines besorgten Kollegen, während er Shinichi weiterhin ansah, ohne auch nur einmal zu blinzeln.

„Wir sollten hier lieber verschwinden, wir kriegen bestimmt gleich Besuch.“, gab Wodka unruhig zurück.

Gin fing merkwürdiger Weise an zu Lächeln, welches jedoch alles andere als herzerwärmend war.

„Nimm schon mal den Wagen und warte auf mein Zeichen.“, lautete sein Befehl.

Der Korpulente zögerte kurz, ging dann aber doch schnellen Schrittes zum Porsche und fuhr mit diesem davon. Langsam hob Gin die Hände und begann sich hinzuknien.

„Sieht so aus, als habt ihr mich Schachmatt gesetzt oder?“, sagte er trocken.

Shinichi wusste nicht genau, was sein Gegenüber vorhatte und genau das machte ihm Sorgen. Er nahm seine Armbanduhr und klappte das Narkosechronometer auf, um mit dem Visier auf Gin zu zielen.

„Es ist vorbei, sobald das FBI hier ist werden sie…“, fing der Geschrumpfte an, als Gin in lautes Gelächter ausbrach.

„Ihr denkt doch nicht wirklich, dass das so einfach werden wird oder?“

Blitzschnell griff er an sein Fußgelenk und zog eine kleinere Pistole hervor. Der Junge mit der Uhr schoss auf Gin, doch der Blonde warf sich zur Seite, bevor dieser selbst seine Waffe benutzte. Gerade noch im letzten Moment, konnte Shinichi seinen Gürtel aktivieren und blies, im Bruchteil einer Sekunde, einen Fußball auf. Dieser war aber genauso schnell wieder verschwunden, wie er aufgetaucht ist, durch den direkten Treffer der Kugel.

Zum Glück gelang es dem Geschrumpften dadurch, wie durch ein Wunder, die Bedrohung vorerst zu neutralisieren. Abgebremst steckte das Projektil nun in seiner Gürtelschnalle.

Gin war für den Moment abgelenkt und so nutzte Shinichi die Gelegenheit sich Haibara zu schnappen und, zusammen mit dem Professor, zur Spitze des Daches zu eilen. Dort konnte Ai bereits sehen, wie der Schwarzhaarige es geschafft hat, sich hinter ihnen aufs Dach zu schleichen. Er hatte seine elastischen Hosenträger an einer Stelle eingehackt und sich anschließend von außen die Wand hinaufziehen lassen.
 

Gins kurzer Moment der Verwunderung über Shinichis Trickkiste war inzwischen jedoch vorbei, doch gelang es ihm nicht erneut auf ihn zu schießen, da er von dem, aus sicherer Entfernung liegenden Subaru, erneut ins Visier genommen wurde.

Schnell rollte sich der langhaarige Blonde weiter zur Seite ab, wodurch eine zweite Kugel ihn nur knapp verfehlte. Er lief zum Rand des Daches und ließ sich gekonnt auf die Balustrade des Obergeschosses hinunter. Nun war er vorerst außerhalb der Schusslinie von Akai.

Zur gleichen Zeit wickelte Shinichi die Träger um sich, Ai und den Professor.

„Mo…Moment mal Shinichi was hast du denn vor?“, wollte ein verwirrtes rotblondes Mädchen wissen, doch sollte sich ihre Frage gleich von selbst beantworten.

Ohne jede Vorwarnung sprang der Schwarzhaarige, mit ihnen im Schlepptau, vom Haus hinunter. Haibara und Agasa schrien, von einem panischen Schrecken gepackt, auf, als sie sich dem Boden näherten. Doch sie bremsten kurz vor dem befürchteten Aufprall unvermindert ab. Shinichi hatte den richtigen Moment abgewartet und die Träger strammgezogen, wodurch sie sanft, die letzten Zentimeter überbrücken und wohlbehalten auf ihren Füßen landen konnten.

Seine unfreiwilligen Passagiere atmeten erleichtert auf, doch hatten sich nicht die Zeit lange zu verschnaufen oder sich bei ihm zu beschweren.

„Wir müssen weiter, kommt.“, sagte der Geschrumpfte etwas außer Atem und nahm Ai an die Hand.
 

Sie liefen auf die Straße, als erneut ein Schuss fiel und Shinichi ein plötzliches Brennen an seinem Bein verspürte. Er verlor den Halt und landete unsanft auf dem Asphalt.

„KUDO.“ Haibara kniete sich zu ihm herunter. Er schien zum Glück nur einen Streifschuss abbekommen zu haben, was bei ihr für eine ungemeine Erleichterung sorgte. Sie legte seinen Arm um ihre Schulter, um ihm aufzuhelfen und zu stützen.

Während Shinichi ein leichtes Stöhnen nicht unterdrücken konnte, richtete Ai ihren Blick zur Haustür in dessen Eingangsschwelle der blonde Teufel stand, welcher auf ihren Freund geschossen hatte und sie nun erneut konfrontierte.

„Jetzt versteh ich.“, gab Gin gehässig von sich.

„ER ist also dein Playboy, welcher dir auch auf dem Dach vom Haido City Hotel zur Hilfe geeilt ist und nun willst du mir schon zum zweiten Mal die Tour vermiesen.“

Gin trat aus der Tür heraus. „Merk dir eins Kleiner, sie gehört mir verstanden.“

Noch einmal setzte Gin zum Schuss an und dieses Mal, würde er nicht danebenschießen, soviel war sicher.
 

Auf einmal näherte sich ein weißer Mercedes mit rasender Geschwindigkeit. Seine Scheinwerfer tauchten, die drei auf der Straße Stehenden, in gleißendes Licht, bevor der Wagen bremste und direkt zwischen ihnen und Gin zum Stehen kam.

Agent Starling und Agent Camel stiegen aus und positionierten sich hinter ihrem Fahrzeug, bereit das Feuer zu erwidern. Gin knurrte aufgebracht, da es erneut jemand wagte, sich zwischen ihm und Sherry zu stellen.

„Die Hände sofort dahin wo ich sie sehen kann Gin und lass die Waffe fallen.“, rief Jodie auffordernd.

Geprägt von unvorstellbarer Wut streckte der Blonde erneut die Hände nach oben und warf seine Pistole dabei in Richtung der FBI-Agenten.

„Schätze ich habe keine andere Wahl.“, murrte er leise.

„Nun die Hände hinter den Kopf und zwar schön langsam.“, gab Jodie die nächste Anweisung, welche Gin trotzig befolgte.

Ohne dass sie es mitbekamen, drückte er dabei einen Knopf, welchen er im Inneren seines Ärmels verbarg. Erneut erkannte Shinichi dieses stumpfe Lächeln auf dem Gesicht seines Erzfeindes.

„Es ist noch nicht vorbei, hörst du mich Sherry. Du kannst dich nun nicht mehr verstecken und dein Romeo dich auch nicht mehr länger beschützen. Du wirst mir gehören und das erhalten was dir zusteht.“

Noch einmal funkelten seine Augen sie unheilvoll an.

Kurz darauf stürmte er los und verschwand hinter der Villa des Professors. Dies geschah so schnell, dass weder Jodie noch André darauf reagieren konnten.

Agent Starling setzte sofort zur Verfolgung an, während Camel bei Shinichi und Co. blieb. Man vernahm einige Warnrufe, sowie einen Schuss und kurz darauf ein anfahrendes Fahrzeug, was lautstark abbremste und sofort wieder aufs Gaspedal trat.

Wenige Sekunden später kreuzte ein schwarzer Porsche, eine Querstraße weiter, die Fahrbahn, auf der sie standen, bevor er weiter Richtung Tokioter Innenstadt brauste und der Klang seines Motors allmählich in der Ferne verebbte.
 

Nach einer Weile kam Jodie zurück zu der wartenden Gruppe und steckte, mit gesenktem Kopf, ihre Waffe zurück in ihren Halter.

„Wodka hat ihn abgepasst und sie haben sich anschließend aus dem Staub gemacht. Geht es euch dreien gut?“, sie sah besorgt zu Shinichi, Ai und Professor Agasa, welche alle einen völlig erledigten Eindruck machten, allein wenn man bedenkt, dass der Professor die ganze Zeit über nichts weiter als seine Schlafsachen am Leibe trug.

„Sie kamen im letzten Moment Jodie.“, keuchte der Schwarzhaarige, während seine Freundin ihm immer noch fürsorglich unter die Arme griff.

„Es tut mir so leid, dass das passiert ist, trotz aller Annahmen des Gegenteils. Wir waren, durch unsere Quellen, der festen Überzeugung Cognac würde so etwas Riskantes nicht wagen. Anscheinend haben wir uns geirrt.“

„Das sehe ich anders.“, meldete sich nun Ai zu Wort.

Agent Starling runzelte die Stirn. „Wie meinst du das Sherr… ich meine Shiho.“

„Ganz einfach. Gin schien bis heute Abend nichts von meiner oder Shinichis derzeitigen Erscheinung gewusst zu haben. Cognac hat ihn, was das angeht, bewusst im Dunkeln gelassen und daher vermute ich, ist davon auszugehen, dass diese ganze Aktion ohne das Wissen von Cognac über die Bühne gegangen ist.“

Interessiert beugte sich die blonde FBI-Agentin zu ihnen hinunter.

„Das klingt wirklich interessant. Das heißt, es gibt Unstimmigkeiten innerhalb der Organisation, was für uns von Nutzen sein könnte. Jedenfalls wird so ein eigenmächtiges Handeln, nachdem was wir von Wermut über Cognac erfahren haben, nicht ungesühnt bleiben.“

Sie richtete sich wieder auf und stemmte ihre Arme gegen die Hüfte.

„Das Wichtigste ist jedoch, dass es euch gut geht, mehr oder weniger.“ Sie lächelte Shinichi entschuldigend an, der sich den unangenehmen Streifschuss hielt.

„Nur gut, dass unser bester Agent stets ein Auge auf dich behalten hat Shiho. Er hat für die nötige Ablenkung gesorgt, Shinichi und mich informiert und euch auf dem Dach Feuerschutz gegeben. Ohne ihn wäre die Sache sicherlich nicht so glimpfig ausgegangen.“, versicherte Starling einer überraschten Haibara.

„Ich dachte sie hatten alle Agenten abgezogen?“, fragte sie nach.

„Nun ja, er sah es als seine persönliche Pflicht an, dennoch zu bleiben. Er nimmt seinen Job sehr ernst musst du wissen.“, argumentierte Jodie mit einer kleinen Notlüge, wollte sie Akai schließlich nicht verraten.

Ai lächelte überraschend freundlich.

„Nun, dann richten sie ihm bitte aus, dass ich ihm zu Dank verpflichtet bin.“

Jodie schmunzelte. „Ich bin sicher, er wird sich sehr darüber freuen.“
 

In der Ferne ertönten nun Polizeisirenen, welche sich schnell näherten.

„Wir sollten lieber aufbrechen und die Drei sicherheitshalber erst einmal mitnehmen, bis die Sache hier sich wieder etwas beruhigt hat. Die Polizei wird sicherlich die ganze Nachbarschaft wegen der Schüsse auf den Kopf stellen.“, schlug Agent Camel vor.

Jodie nickte zustimmend. „Für die restliche Nacht seid ihr herzlich dazu eingeladen in unserem Hauptquartier unterzukommen, dem sichersten Fleckchen hier in Tokyo.“

Shinichi war sich bei dieser Aussage nicht sicher, ob sie überhaupt noch irgendwo wirklich sicher wären, wollte er seine Bedenken aber keinesfalls vor Ai äußern und außerdem, wo sollten sie um diese Uhrzeit sonst hin. Er war froh, dass er rechtzeitig da war, dank Akai. Wäre ihr etwas zugestoßen, hätte er sich das niemals verzeihen können. Ihm graute es nur, sein nächtliches Verschwinden Ran zu erklären, die sicherlich fuchsteufelswild sein dürfte. Jodie versprach allerdings sich darum zu kümmern.

„Lass das mal meine Sorge sein.“, zwinkerte sie dem Geschrumpften zu, wodurch Shinichi letztendlich ihr Angebot annahm und sie alle gemeinsam zum geheimen Hauptquartier des FBIs aufbrachen.

Zurück blieb ein innerlich erleichterter Subaru, welcher das Zweibein seiner Arctic Warfare zusammenklappte, während er zusah, wie der Mercedes an dem Haus vorbeifuhr, auf dem er stand.

Für einen kurzen Augenblick, der sich anfühlte, als würde die Zeit plötzlich langsamer laufen, traf sein Blick auf den des kleinen Detektivs, welcher zusammen mit Ai auf der Rückbank des Wagens saß. Er hielt ihre Hand, als er Akai dankend zunickte.

Shuichi sah ihnen noch einen kurzen Augenblick nach, bevor Jodies Auto hinter einer Reihe von Wohnhäusern verschwand und er sich schließlich abwandte.

„Das war heute eine knappe Angelegenheit, doch ist es noch keineswegs überstanden.“, sprach der FBI-Agent zu sich selbst. Er lauschte den Sirenen, dessen Schall weit durch die Nacht getragen wurde.

Am Ende atmeten sie wenigstens noch alle und das konnte, nach all ihren Strapazen in letzter Zeit, für sie nur auf einen guten Tag hindeuten.

Alte Bekannte

Kapitel 32: Alte Bekannte
 

Hörbuch zur Fanfiktion: Kapitel 32: Alte Bekannte
 

Ich weiß es ist schon eine Weile her, als ich dir das letzte Mal geschrieben habe. Ich hätte es schon früher tun sollen, aber ich habe einfach das Gefühl für die Zeit verloren. Doch heute muss ich mit dir darüber sprechen. Wer weiß, vielleicht ist dies die letzte Möglichkeit für mich es zu tun. Also muss ich die Chance nutzen, denn es ist sehr wichtig für mich. 
 

Dafür das in den letzten Tagen, bis zu der Begegnung mit Gin in dieser schicksalhaften Nacht, so viel passiert war, vergingen die kommenden drei Wochen dagegen wie im Flug. Es wurde plötzlich still um die Organisation herum und sie machte auch keine Anzeichen erneut ihre Fühler nach uns auszustrecken. Wer weiß was sie nun wieder alles planen. Du weißt schließlich genauso gut wie ich, wozu diese Kerle fähig sind. 
 

Ich bin dem FBI-Agenten, welcher uns damals auf dem Dach das Leben gerettet hat, immer noch unglaublich dankbar, da er mir mehr Zeit mit Shinichi geschenkt hat. Du müsstest mich inzwischen sehen. Wahrscheinlich würdest du mich gar nicht wiedererkennen, so oft wie ich lache, aber du wärst sicherlich stolz auf mich und auch glücklich darüber, dass ich deinen Rat beherzigt und nun die Liebe meines Lebens gefunden habe. Das hattest du dir doch immer für mich gewünscht, nicht wahr. Dieser Agent vom FBI weiß bestimmt gar nicht, was für einen großen Gefallen er mir damit getan hat, aber ich hoffe, dass ich ihn eines Tages persönlich dafür danken kann. 
 

Nun sind also die drei Wochen der Vorbereitung für unseren Schlag gegen die Organisation vorbei und in 2 Tagen wird es soweit sein, dass wir erneut auf die Männer in Schwarz treffen werden. Je weiter wir uns aber diesem alles entscheidenden Tag nähern, desto größer wird meine Unsicherheit. Man weiß nicht was passieren wird. Ich weiß nicht was passieren wird. Vielleicht finden wir den Schlüssel zu all unseren Fragen und erbeuten Informationen, die uns helfen die Organisation zur Strecke zu bringen und ein vollständiges Gegenmittel zu entwickeln. Es kann aber auch genauso gut sein, dass wir in eine ausgeklügelte Falle von Cognac tappen und alle dabei ums Leben kommen werden. Niemand wäre dann noch in der Lage die Männer in Schwarz aufzuhalten. Ebenso kann niemand sagen, wie weit ihr Einfluss bereits in den letzten Wochen zugenommen hat. 
 

In den kommenden Tagen werden Dinge geschehen, denen ich mit gemischten Gefühlen entgegenblicke. Mir ist es gelungen, den Prototyp Zero rechtzeitig fertig zu stellen. Heute werden sowohl Shinichi, als auch meine Wenigkeit, diesen einnehmen und dann wird sich herausstellen, ob sich die vielen schlaflosen Nächte des Arbeitens gelohnt haben. Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass ich nicht aufgeregt wäre. Ich selbst habe mich noch nicht so häufig, wie Shinichi, zurückverwandelt und auch die Wirkung des neuen Gegenmittels ist noch ungewiss. Sobald wir aber unseren alten Körper zurückhaben, würde er, dass hat er sich fest vorgenommen, Ran besuchen und ihr alles erzählen. Natürlich kann er ihr nur zu einem gewissen Grad die Wahrheit sagen, da er sie nicht in Gefahr bringen darf und will. Es brennt ihm jedoch auf der Seele, zumindest was seine Gefühle angeht, reinen Tisch zu machen. Die gesamte letzte Woche machte Shinichi deswegen schon stets einen angespannten Eindruck. Du hättest ihn sehen sollen, wie er mich damit fast in den Wahnsinn getrieben hat, doch ich weiß ganz genau, dass er es schaffen wird. Ich werde danach auf jeden Fall, mit Herz und Seele, für ihn da sein, genauso wie er auch immer für mich da gewesen ist, von unserer ersten Begegnung bis heute.  
 

Es gibt aber noch etwas dringendes von dem ich dir erzählen muss. Bevor es soweit wäre und wir uns erneut, zusammen mit dem FBI, gegen die Organisation aufmachen, habe ich mir selbst geschworen, noch ein ganz besonderes Erlebnis mit meinem Liebling zu teilen. Auch wenn er es kaum erwarten kann sein altes Ich dauerhaft wiederzubekommen, so ist ein Erfolg unserer Mission nicht gewiss und eine erneute Rückverwandlung wäre unsere Letzte. Wobei ein ganz entscheidender Punkt angesprochen wird, nämlich der, dass ich bereits mit meiner Vergangenheit abgeschlossen habe und auch keinen Grund besitze zu diesem Leben zurückzukehren. Doch genau diese eine Sache schwebt, wie eine riesengroße Abrissbirne, über dem Glück von mir und Shinichi. Ich bin unsicher ob ich überhaupt zu meinem alten Leben zurückkehren will. Was habe ich denn noch? Wer würde schon auf mich warten, niemand. Du warst die Einzige gewesen, welche mich in meinem alten Leben gehalten hat und auch du bist fort. 
 

Ich will ehrlich zu dir sein, ich habe ihm noch nichts von meinen Bedenken erzählt. Wir sollten uns lieber vorerst auf die Organisation konzentrieren. Es würde nämlich das vermeintliche Ende für eine gemeinsame Zukunft bedeuten, wenn ich mich dazu entscheiden würde Ai Haibara zu bleiben. Ich kann nämlich nicht verlangen, dass er ebenfalls auf sein altes Ich verzichtet, nur damit ich mit ihm zusammenbleiben kann. Das ist etwas, was ich unmöglich von ihm verlangen kann oder möchte und genau deswegen, will ich die gemeinsame Zeit, die uns in den nächsten Tagen noch bleibt, in unseren richtigen Körpern, auf ganz besondere Weise genießen. Einmal, wenigstens einmal, will ich genau dem Menschen, den ich aufrichtig liebe und immer lieben werde und der meine Gefühle auf gleiche Art und Weise erwidert, so nah sein, wie nie zuvor und ich würde diese Erfahrung mit niemand anderem teilen wollen als mit ihm, meinem Shinichi. 
 

Wenn man gerade vom Teufel schreibt, mein kleiner Meisterdetektiv scheint gerade angekommen zu sein. Das bedeutet wir werden sogleich den Prototyp testen können. Ich habe bereits einige Vorkehrungen getroffen und uns auch schon passende Kleidung bereit gelegt, wenn alles funktionieren sollte wie erhofft. 
 

Sogleich trete ich dann meine letzte Reise als die Shiho, die du kanntest an. Wünsche mir Glück Schwester, bis auf bald. 
 


 

Ai legte den Stift beiseite, klappte ihr neues Notizbuch behutsam zu und verstaute es in einer Schublade. Nachdem sie erkannt hatte, dass Gin ihr Altes entwendet hat, musste sie sich Ersatz zulegen. Neben allmöglichen chemischen Kram, welchen dieser blonde Teufel sowieso nicht verstehen würde, schrieb sie auch gerne mal ein oder zwei Gedanken nieder, welche sie ihrer Schwester Akemi widmete. So fühlte es sich fast so an, als wäre sie wieder bei ihr und sie konnte ihr ihre Seele ausschütten, wie Ai es früher immer gerne getan hatte. 

Sollte Gin doch seine Freude damit haben, dass wäre nämlich alles, was er jemals von ihr bekommen würde und er hätte nichts davon. Alles was sie niedergeschrieben hat, war in ihrem Herzen verankert und würde dort ewig überdauern. 

Das rotblonde Mädchen lächelte lieblich und tippte verträumt mit ihren Fingerspitzen, in einem gleichmäßigen Rhythmus, auf den Tisch vor sich, wobei sie mit der anderen Hand wiederum ihren Kopf stützte. 
 

Während sie so dasaß, betrat Shinichi ihr Labor. 

„Alles klar, Conan ist nun offiziell für die nächsten Tage bei seinen Eltern in Übersee.“, verkündigte er zufrieden, als er durch die Tür stolzierte. 

Sowohl er, als auch Ai, hatten bereits vor diesem Tag geplant, ihre geschrumpften Persönlichkeiten, für die Zeit ihrer Rückverwandlung zu ihren imaginären Eltern ins Ausland zu schicken, damit sich niemand über deren plötzliches Verschwinden wundern würde und anhand von Shinichis Gesichtsausdruck, konnte Ai schlussfolgern, dass alles nach Plan verlaufen ist und vor allem Ran ihm die Story abgekauft hat. 

Shinichi war inzwischen schon ganz aufgeregt und zappelte ungeduldig mit allen Gliedmaßen, als er auf Ai zutrat. 

„Na, wie geht es meinem Schatz denn heute.“, klang dieser gut gelaunt und schlang von hinten seine Arme um ihren Oberkörper, während Haibara noch auf ihrem Stuhl saß. 

Mit einem sehnsüchtigen Brummen, küsste er ihren Nacken und Hals, was Ai ein leicht verlegendes Kichern entlockte. Sie legte ihren Kopf nach hinten und stoß ihn sanft zurück. 

„Lass das du Spinner.“, lächelte sie den Schwarzhaarigen an, bevor sie ihn am Kragen seines Hemdes zu sich herunterzog und auf den Mund küsste. 

Es waren nun fast schon 4 Wochen, seitdem sie mehr oder weniger offiziell ein Paar waren. Seitdem hatte sich ihre Liebe immer weiter vertieft und sie würde jeden einzelnen dieser, noch kommenden, Momente mit ihm auskosten, bevor es wahrscheinlich für immer damit vorbei wäre. 

Ai selbst hat bemerkt, wie sehr sie sich in dieser Zeit verändert hat, zum Positiven und alles nur dank ihm und sie wünschte sich nichts mehr, als das es doch so bleiben könnte. 

„Du hast mir unglaublich gefehlt.“, säuselte Shinichi, als sie sich, für seinen Geschmack, viel zu früh wieder von ihm löste. Er versuchte mit seinen Lippen noch kurz der ihren zu folgen, wurde er jedoch von Haibaras Finger gestoppt. 

„Ich habe halt den Prototyp fertigstellen müssen und das hat, vor allem in der Endphase, keinerlei Störungen zugelassen.“, versicherte Ai ihm, als sie aufstand und gezielt auf den großen Laborschrank zusteuerte. 

„Oh ja, ich habe dich auch fürchterlich vermisst Shinichi.“, begegnete der Geschrumpfte seiner eigenen Aussage und versuchte dabei Ais Stimme zu imitieren. 

Er schaute sie mit einem unverschämt breiten Grinsen an. Haibara seufzte gespielt und verdrehte dabei die Augen. 

„Ja, du hast mir auch gefehlt, Dummkopf.“, nuschelte sie leise, während sie in einem der unsäglichen Schubladen kramte. 

Dabei gelang es ihr gut, das aufsteigende Rot in ihrem Gesicht zu verbergen, hatte sie schließlich an niemand anderen die letzten Tage und selbst bist gerade eben gedacht. Es fiel ihr nur allzu schwer, ihn während der Arbeit aus ihren Gedanken fern zu halten und sie war der Meinung, er müsste ihr das jetzt nicht auch noch unbewusst unter die Nase reiben. 
 

„Jodie und der Rest des Einsatzteams wollen sich übrigens mit uns morgen zur Einsatzbesprechung in meinem Elternhaus treffen, bevor es dann am nächsten Tag losgehen soll. Sie waren fleißig und haben das Labor des Pharmakonzerns lange Zeit beschattet. Vor dem Treffen sollen wir aber noch Bescheid geben, ob die ganze Sache mit der Rückverwandlung geklappt hat.“, informierte der Geschrumpfte seine Freundin, während er lässig seine Hände in den Hosentaschen vergrub und ihr bei ihren Machenschaften am Schrank zusah. 

„Tja, das mit der Rückverwandlung werden wir sicherlich gleich herausfinden.“, erwiderte Ai, als sie fand wonach sie gesucht hatte. 

Sie zog eine kleine Schatulle zu Tage und klappte diese langsam auf, als sie sich zu Shinichi umdrehte. Es waren zwei knallrote Kapseln in dieser enthalten, behutsam aufbewahrt zwischen weichem schwarzem Innenfutter. 

Auf den ersten Blick machten die Pillen auf den Geschrumpften einen Eindruck, wie tödliche Giftkapseln. Es fehlte nur noch ein Totenkopf außen und schon wäre der bedrohlich wirkende Gesamteindruck komplett, dachte sich der junge Detektiv. 

„Das ist Zero?“, fragte er noch einmal zur Sicherheit nach, doch Haibara nickte bestätigend. 

„Und wie seine Wirkung ist, werden wir sofort erfahren. Bist du bereit?“

Ai nahm den Wirkstoff aus der Schatulle, bevor sie diese zurückstellte und eine der Pillen Shinichi übergab. Beide standen inmitten des Labors und hielten die Kapseln vor sich in die Höhe. 

„Sollten wir uns nicht lieber auf das Sofa legen, bevor wir das Zeug einnehmen oder uns noch irgendwie mental darauf vorbereiten?“ 

Ai schmunzelte leicht, über den Anflug von Unsicherheit bei ihrem Freund, kurz vor dem Augenblick der Wahrheit. 

„Ich kann dir versichern, dass du nach der Einnahme sofort wieder stehen wirst.“, erklärte sie ihm, trug das allerdings keinesfalls dazu bei, dass sich Shinichi auf irgendeine Art und Weise nun besser fühlte. Angespannt atmete er tief ein und wieder aus, während er nur auf das rote Etwas zwischen seinem Daumen und Zeigefinger starrte. 

„Keine Sorge, wir machen es gemeinsam, auf drei.“, kündigte Ai an und begann, noch bevor Shinichi etwas einwenden konnte, mit dem Countdown. 
 

„Eins… 
 

Zwei… 
 

DREI.“ 
 

Beide schlossen die Augen und schluckten die Kapsel mit einem mal hinunter. Sie waren gerade mal so groß gewesen, dass dies auch problemlos ohne Wasser funktionierte, ein großer Vorteil dieser neuen Kapselvariante, welcher sich Ai bedient hatte. 

Sie hatten es getan. Nun gab es kein Weg mehr zurück. 

Der Geschrumpfte war sich nicht sicher, ob es nicht besser gewesen wäre, nacheinander das Gegenmittel einzunehmen, doch nun war es dafür sowieso zu spät. 

Shinichi wartete angespannt auf eine erste Reaktion seines Körpers. Seine Hände kribbelten und wurden ganz heiß, aber das lag wohl eher an seiner Aufregung. 

Sie blieben weiterhin geduldig und hofften mittlerweile auf das baldige Eintreten eines Effekts. Würde sich >Zero< nun als Fehlschlag erweisen, wäre alles vorbei. Sie könnten dem FBI nicht zur Seite stehen und an ein vollständiges Gegenmittel wäre dann auch nicht mehr zu denken. 

Beide schauten sich mit verwirrten Gesichtern an. Noch nie hat es solange, nach einer Einnahme, gedauert bis etwas passiert war, doch sollte sich das von einer Sekunde auf die andere drastisch ändern. 
 

Ein plötzlicher Schmerzensschrei ließ Shinichi zusammenfahren. 

Während er selbst noch weiterhin nichts spürte, krümmte Ai ihren Körper vor lauter Qualen. Sie fasste sich an ihr Herz, während es wie rasend zu pochen anfing und nicht aufhören wollte schneller und schneller zu schlagen. Sie erlebte einen kurzen Aussetzer, welcher sie alles doppelt und dreifach sehen ließ. 

Haibara wurde schwindelig und sie sank auf die Knie, während das Leid nicht enden wollte, im Gegenteil. Sie wusste, das war erst der Anfang. 

Weitere Stiche in ihrer Brust folgten und ließen sie in embryonaler Stellung zusammenkauern, während jeder Herzschlag das Gefühl in ihr auslöste, ihr Brustkorb würde zerbersten. Sie atmete nur noch sehr flach und unterdrückt, es war eher nur noch ein nach luftringendes Keuchen. Jede Bewegung schien ihr Schmerzen zu bereiten. 

Shinichi kniete sich nun ebenfalls hinunter um Ai auf irgendeine Weise helfen zu können, war ihm aber klar, dass er machtlos war. Er musste abwarten, was passieren würde. Ihr Körper musste diesen Prozess ganz allein bewältigen. 

Er hielt ihre Hand und befühlte gleichzeitig ihre Stirn, welche extrem heiß wurde. Ihm selbst war klar, dass diese Form der Verwandlung tatsächlich mehr als dreimal so heftig ausfiel, wie bei allen bisherigen Prototypen zuvor. Ai hatte mit ihrer Behauptung also keinesfalls übertrieben. Sie brachte bis auf qualvolle Laute nichts von sich und Shinichi wollte ihr auch mit beruhigenden Worten beistehen, doch ein aufkommendes Gefühl in ihm, unterband dies. 

Seine Pupillen weiteten sich und sein ganzer Körper verfiel in einen gelähmten Zustand. Er legte den Kopf in den Nacken und starrte mit weit aufgerissenen Augen zur Decke. Sein Herz machte wilde Sprünge, wie bei einem Ritt auf einem wilden Bullen. Auch er erlebte die, ihm bereits bekannten, Aussetzer, wodurch alles vor seinen Augen verschwamm. 

Ein gellender Schrei entwich seiner Kehle, als der Schmerz einsetzte und ihm schwarz vor Augen wurde. 
 

Als Shinichi schwerfällig seine Augen wieder öffnen konnte, sah er zuerst nur grobe Umrisse. Er registrierte einen Schatten, welcher sich über ihn beugte. Er vernahm nur dumpfe Laute, die unter normalen Umständen wohl Worte gewesen wären. Zwei Personen schienen miteinander zu diskutieren, doch drang nichts Verständliches an seine betäubten Ohren. 

Langsam wurde die Sicht jedoch klarer und auch wenn er immer noch nicht vernünftig hören konnte, so konnte er erkennen wer da bei ihm war. Er blickte in die türkisblauen Augen von Shiho, die ihm ein erleichtertes Lächeln schenkte. Es hat also tatsächlich funktioniert, dachte sich Shinichi triumphierend und das wunderschöne Gesicht seiner Freundin zwang ihm förmlich dazu ihr Lächeln zu erwidern. 

Bisher hat er sie nur einmal in ihrer wahren Gestalt gesehen, doch war es damals mitten in der Nacht und sie war vollkommen mit Rus bedeckt gewesen. Jetzt aber konnte er sie in ihrer wahren Pracht bestaunen und sie war, das stand für ihn außer Frage, die schönste Frau auf dieser Welt.

Shinichi spürte die Wärme ihrer Hand auf seiner Wange, als Shiho ihn zärtlich über das Gesicht streichelte und einige Strähnen aus seinem Antlitz entfernte. 

„Ein Glück das du wach bist, ich habe schon mit dem schlimmsten gerechnet.“, vernahm er die dumpfen Worte der rotblonden Frau, welche aber langsam immer klarer wurden. Auch seine Sicht war nun nicht mehr beeinträchtigt. 

Er lag auf der Couch im Labor, während Shiho neben ihm auf der Bettkante saß und seine Hand hielt. Sie wandte ihren Blick zu jemanden, der anscheinend über seinem Kopf, am Rand der Couch zu stehen schien. „Du hattest recht, dass er es packt.“, sprach die nun wieder erwachsende Ai und Shinichi begann sich dabei zu fragen, mit wem sie dort redete. 

Er legte seinen Kopf leicht zurück und versuchte seinen Blick weiter nach oben zu richten, als wie aus dem Nichts, ein Kopf über seinem auftauchte. 

„HEY KUDO MEIN FREUND, endlich weilst du wieder unter den Lebenden. Da hast du uns aber einen ganz schönen Schrecken eingejagt nicht wahr.“, begrüßte ihn, mit einem belustigten Grinsen und ordentlicher Lautstärke, der braungebrannte Detektiv von Westjapan, Heiji Hattori. 
 

Wie von einer Wespe gestochen schnellte Shinichi, welcher nun auch seinen alten Körper wieder zurückhatte, auf der Couch nach oben, vor lauter Schreck. Das darauf einsetzende Schwindelgefühl und die Kopfschmerzen beförderten ihn jedoch schnell wieder zurück auf die Matte, wodurch er einmal mehr wieder in das unveränderte breite Grinsen seines Freundes Heiji sah. 

„Hat…Hattori.“, keuchte der Oberschüler aus Tokyo erschöpft. „Wie kommst du denn hier her?“ 

Heijis Gesichtsausdruck wechselte zu einem verblüfften. 

„Na hör mal, was ist das denn für eine Frage? Ich bin doch schon seit gestern in Tokyo.“ 

Shinichi runzelte die Stirn und hielt sich seinen dröhnenden Schädel. >Zero< scheint doch stärker auf ihn gewirkt zu haben, als er dachte. 

Heiji sah zu Shiho. „Ist das eine Nebenwirkung von diesem neuen Gegenmittel?“, erkundigte er sich. 

Die junge Frau zuckte jedoch nur mit den Schultern. 

„Schon möglich. Wahrscheinlich kommt das einfach nur von seiner Erschöpfung.“ 

Hattori beugte sich wieder grinsend zu Shinichi hinunter. 

„Hast mich also schon wieder völlig vergessen was?“, piesackte er seinen Freund. 

„Seit du mir vor einer Woche alles über euren Plan mit dem FBI gegen die Organisation erzählt hast, konnte ich es gar nicht abwarten vorbeizukommen um euch, so gut es geht, meine Dienste als Meisterdetektiv anzubieten.“ 

Shinichi zwang sich zu einem gespielten Lächeln angesichts Hattoris bewusst provokanten Geprahle. 

„Als du dann plötzlich das Bewusstsein verloren hast, hat mich Shiho sofort angerufen und ich bin von meinem Hotel aus hierhergekommen.“, fuhr er nun etwas ernster fort. 

Erneut versuchte Shinichi sich mit Shihos Hilfe zu erheben, was ihm dieses Mal auch gelang, sodass er nun mit aufgerichtetem Oberkörper auf der Couch saß. 

„Dann gehe ich mal davon aus, dass Kazuha auch nicht weit sein kann.“, äußerte er sich schon etwas munterer klingend. 

Heijis Augen wurden auf einmal ganz schmal und er verschränkte seine Arme vor der Brust. 

„Hey, was willst du denn damit bitteschön andeuten hä?“, äußerte er sich empört. 

Shinichi zog unbeeindruckt eine Augenbraue in die Höhe. „Und ist sie es?“ 

Der Detektiv des Westens winkte ab. „Mach dir deswegen mal keine Sorgen. Sie ist bei Ran und weiß nicht das ich hier bei euch bin oder das du hier bist.“, versicherte er gelassen. 

Ran, stimmt ja, da war ja noch etwas. 

Shinichi wollte sich heute noch mit ihr Treffen, aber am liebsten unter vier Augen und am besten irgendwo, wo der alte Suffkopf ihm nicht die Leviten lesen konnte. Als er sich jedoch gänzlich von der Couch erheben wollte, knickte er einfach wie ein dünner Zweig zur Seite und musste von Hattori abgebremst werden, bevor er noch Bekanntschaft mit dem Fußboden machte. 

Vorsichtig beförderte er ihn zurück in seine ursprüngliche Sitzposition. 

„Hey hey, nicht so hastig.“, versuchte Heiji ihn zu bremsen. 

„Du solltest dich erst gänzlich erholen, bevor du hier anfängst wieder als Kudo durch die Gegend zu spazieren.“ 

Shinichi nickte etwas enttäuscht, sah aber ebenfalls ein, dass er sich erst noch etwas ausruhen musste. 
 

Shiho war derweil zu ihrem Computer gegangen und begann ihre gesammelten Erfahrungen über >Zero< zu dokumentieren, solange sie noch frisch waren. 

„Wie lange war ich eigentlich weg gewesen?“, wollte Shinichi nun von der jungen Wissenschaftlerin wissen. Diese antwortete, während sie weiter ihre Ergebnisse abtippte. 

„Da es jetzt kurz nach 14 Uhr ist, ungefähr 4 Stunden. Wir haben den Prototyp um kurz nach 10 Uhr eingenommen. Die Wirkung setzte deutlich später als erwartet ein, ungefähr 2 Minuten nach erfolgter Einnahme. Erste Symptome der Verwandlung traten zuerst bei mir ein, da ich noch nicht so oft mit anderen Varianten des Prototypen in Kontakt gekommen bin. Dementsprechend war die Rückverwandlung auch nicht so heftig, wie bei dir.“ 

Shinichi staunte nicht schlecht als er das hörte. 

„Die Rückverwandlung soll bei dir nicht schlimm gewesen sein? Ich hatte bis dahin so etwas noch nicht erlebt und dachte für einen Moment es könnte dich sogar umbringen. Ich habe mir unglaubliche Sorgen um dich gemacht.“ 

Bei diesen ehrlich besorgt klingenden Worten ihres Freundes wurde Shiho leicht rot. Zwar wollte sie keineswegs, dass er sich um ihr Wohl fürchten musste, aber von jemanden so umsorgt zu werden, war auch kein schlechtes Gefühl. 

Heiji hingegen zog neugierig eine Augenbraue noch oben, sagte aber nichts, sondern wechselte stattdessen nur einige kurze Blicke zwischen den Beiden. 

„Wenn du das schon als schlimm empfunden hast, dann hättest du deine Verwandlung erleben müssen. Sie war schließlich so stark, dass du das Bewusstsein verloren hast. Du hattest eben bereits zu viele Antikörper entwickelt, sodass >Zero< vielmehr damit zu kämpfen hatte diese alle zu eliminieren, bevor es wirken konnte.“, berichtete sie weiter.  

Shiho pausierte ihr Schreiben und drehte sich zu den beiden Oberschuldetektiven um. 

„Man kann also sagen, es war eine gute Idee von mir gewesen die Tests vorher abzusetzen, denn jeder weitere Test mit anderen Prototypen hätte letztlich mehr Schmerzen bei deiner heutigen Verwandlung bedeutet.“, sie lächelte etwas selbstzufrieden. 
 

Heiji beugte sich derweil zu seinem Freund hinunter und stoß ihm mit dem Ellenbogen gegen die Schulter. „Hey Kudo.“, flüsterte er. „Da hast du wirklich einen tollen Fang gemacht. Ai, ähm ich meine natürlich Shiho, sieht nicht nur verdammt gut aus, sondern ist darüber hinaus noch extrem klug.“ 

Trotz Flüsterton, bekam das rotblonde Fräulein allerdings alles mit, was der Detektiv des Westens über sie sagte. 

Etwas überrascht und peinlich berührt, lief sie knallrot an, während sie verlegen zu ihrer Tafel mit den Formeln hinübersah und schließlich ihre Hände schüchtern in den Schoß drückte. 

Shinichi registrierte das natürlich und ihm stieg ebenfalls die Schamesröte ins Gesicht. 

„Hey Heiji, hör auf damit.“, bellte er den Jungen aus Osaka an. „Ich hätte es dir wohl besser nicht erzählen sollen.“ 

Hattori reagierte jedoch äußerst gelassen, sah er die Dinge schließlich ganz anders. 

„Ach was von wegen, deine Entscheidung war goldrichtig. So macht man das halt unter Freunden.“, grinste dieser. „Zumindest scheinst du dich so langsam wieder an unser Gespräch zu erinnern.“, fügte er noch entspannt hinzu. 

Shinichi warf ihm einen giftigen Blick zu und war der Meinung, Heiji habe sich nun genug auf seine Kosten amüsiert. Es war an der Zeit für eine Gegenoffensive.

„Sag mal Hattori, kann man denn mittlerweile zwischen dir und Kazuha irgendwelche Fortschritte verzeichnen.“, stichelte Shinichi gezielt zurück. 

„Ich meine, wie lange wollt ihr denn noch so tun, als wärt ihr nicht unsterblich ineinander verknallt.“ 

Mit dieser Aussage traf er voll ins Schwarze. 

Heiji streckte seine Arme aus und begann wie wild zu gestikulieren. 

„WAS, ähm… wovon redest du Kudo, ich… ich meine äh… glaubst du denn wirklich das… na du bist mir vielleicht einer…“, er begann verlegen zu lachen. 

„Jetzt… äh… mach dich doch nicht lächerlich. Wir sind wirklich nur Freunde, glaub mir.“, fügte er noch hinzu während er begonnen hatte sich den Hinterkopf zu kratzen. 

Shinichi musste verschlagen grinsen. Er hat damit genau das erreicht was er wollte und auch Shiho musste sich bei Heijis Reaktion ein Lachen verkneifen. 

Also ich bin nicht derjenige der sich hier gerade lächerlich macht, dachte sich der Oberschüler aus Tokyo schadenfroh. 
 

Nachdem auch Heiji bemerkte, dass die beiden sich hier einen ordentlichen Spaß mit ihm erlaubten, bemühte er sich schnell seine Fassung wiederzuerlangen. 

Er räusperte sich gespielt professionell. 

„Naja, wie dem auch sei.“ Er zog sich seine Mütze ins Gesicht. 

„Ich wäre nur zu gern übermorgen mit euch zwei direkt vor Ort. Leider wurde mir das vom FBI ja untersagt, aber zumindest kann ich von der Einsatzzentrale mit euch Funkverbindung halten und euch so hoffentlich ausreichend den Rücken decken.“ 

„Und dafür danken wir dir. Es ist toll das du hier bist.“, gab Shinichi von sich und seine Worte ließen keinen Zweifel an ihren Wahrheitsgehalt zu. 

Heiji schmunzelte und drehte sich zur Tür um. 

„Gut, ich denke mal, ich werde mich wieder aufmachen, bevor Kazuha doch noch mitbekommt, dass ich mich davongemacht habe. Außerdem will ich die beiden Turteltauben nicht davon abhalten, noch etwas Privatsphäre in ihren erwachsenden Körpern zu haben.“ 

Ohne sich noch einmal umzudrehen und mit einer winkenden Handbewegung verschwand er durch die Labortür. 

Shinichi und Shiho wurden bei seinen Worten erneut rot und wollten schon etwas im Duett hinterherbrüllen, ließen es aber dann doch sein. Stattdessen sah Shiho mit verschränkten Armen zu ihrem Freund hinüber. „Du bist manchmal eine echte Plaudertaschen weißt du das? Heiji ist ja noch schlimmer als der Professor.“ 

Shinichi machte in der Luft ein Häkchen auf seiner imaginären, >Leute an die Shinichi ihre Beziehung preisgegeben hat< Liste, wo nun schon drei Namen ruhten und ließ sich danach erschöpft zurück auf die Couch fallen. 

Shiho widmete sich kurz darauf wieder ihrem Computer und so wurde es eine Zeit lang still im Labor.

Unerwartete Begegnung

Kapitel 33: Unerwartete Begegnung
 

Hörbuch zur Fanfiktion: Kapitel 33: Unerwartete Begegnung
 

Es dauerte noch eine halbe Stunde, bis Shinichi endlich in der Lage war wieder alleine sicher auf seinen eigenen Beinen zu stehen.

Nun hoffte er umso mehr, dass es ihnen gelingt ein vollständiges Gegenmittel einzunehmen, bevor sie sich wieder zurückverwandeln und er diese Tortur nochmal durchmachen müsste.

Er ging hinüber zum Spiegel um seine Verwandlung endlich einmal mit eigenen Augen begutachten zu können.

Er war tatsächlich wieder da, Shinichi Kudo und das nach so langer Zeit. Es fühlte sich gut an wieder in seinem richtigen Körper zu stecken. Gut gelaunt streckte sich der Oberschüler vor dem Spiegel und machte ein paar Dehnungsübungen um lockerer zu werden.

In der Zwischenzeit war Shiho mit dem Schreiben ihres Berichtes fertig und erhob sich ebenfalls.

„Wie lange hält dieses Mal die Rückverwandlung eigentlich an?“, warf der Oberschüler in den Raum, während er sein Gesicht genauer unter die Lupe nahm.

„Schwer zu sagen, aber ich schätze mal ungefähr 4 Tage. Also hoffentlich genug Zeit um ein endgültiges Gegenmittel herzustellen.“, erwiderte die junge Wissenschaftlerin.

Shinichi verfolgte ihre Bewegungen durch das Spiegelbild und bemerkte beim längeren Betrachten seines eigenen Abbildes, dass er passende Kleidung anhatte. Das war ihm vorher gar nicht aufgefallen, aber er trug bereits die von Shiho rausgelegten Sachen für ihn am Leibe. Ein etwas unangenehmer Gedanke machte sich in seinem Kopf breit und er wurde unweigerlich wieder rot.

Ohne es direkt anzusprechen, versuchte er seine rotblonde Freundin darauf hinzuweisen.

„Sag mal Ai, du hattest uns doch passende Anziehsachen, für nach der Verwandlung, hingelegt stimmts?“

Er schmulte vorsichtig mit einem Auge zu ihr hinüber.

Shiho wischte derweil die Tafel sauber und räumte einige Reagenzgläser zurück in den Schrank.

„Stimmt.“, war ihre knappe Antwort.

„Und diese Kleidung trage ich bereits oder?“, hakte Shinichi weiter nach.

Shiho ließ sich aber bei ihren Tätigkeiten in keinster Weise stören.

„Ja.“, war das einzige was der Schwarzhaarige auf seine Frage erhielt.

Shinichi verzog etwas genervt das Gesicht. Musste er es denn wirklich erst aussprechen?

„Alsooo…, wer hat mich umgezogen, nachdem ich aus meinen Kindersachen herausgewachsen war?“

Shiho blieb sogleich abrupt stehen und funkelte ihn mit ihren meerblauen Augen an.

„Na rate mal Holmes?“ Sie musterte ihn von oben bis unten auf eine Weise, was in Shinichi ein undefinierbares Kribbeln auslöste.

„Etwa du?“, stotterte er verlegen.

Ein verspieltes Schmunzeln legte sich auf ihre Lippen.

„Was, wenn Heiji das für mich übernommen hat?“, kam die Gegenfrage.

Shinichi runzelte erwartungsvoll die Stirn.

„Und hat er es denn?“

Shiho machte unberührt mit ihrer Aufräumaktion an ihrem Arbeitsplatz weiter.

„Sicher.“, entgegnete sie, doch die Art wie sie es sagte, überzeugte Shinichi nicht wirklich davon, dass das auch der Wahrheit entsprach.

Das ist doch wirklich nicht fair, dachte sich der Schwarzhaarige leicht schmollend. Sollte er denn ewig darüber spekulieren, ob sie ihn nackt gesehen hat oder nicht. Wäre es da nicht nur fair, wenn er auch sie… aber Shinichi verwarf diesen Gedanken kopfschüttelnd schnell wieder, obwohl er zugeben musste, dass er einen gewissen Reiz hatte, besonders als er auch die Erscheinung seiner Freundin nun genauer betrachtete und ihre Kurven.

Siho jedenfalls konnte dabei nicht verhindern, dass ihre Mundwinkel sich nach oben zogen.
 

Nachdem sie im Labor alles auf Vordermann gebracht hatte, wandte sie sich wieder Shinichi zu.

„Du solltest übrigens dich langsam aufmachen. Du wolltest dich schließlich noch mit Ran treffen, schon vergessen?“

Shinichi stieß sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. „Stimmt ja, ich werde sie gleich anrufen.“, dabei zückte er auch schon sein Handy, bereit ihre Nummer zu wählen.

„Ich geh dann wohl besser mal. Ich muss auch noch Nara ihr Frühstück bringen.“, mit diesen Worten wollte die rotblonde Frau schon die Treppe zum Wohnzimmer hinaufsteigen, als Shinichi noch etwas sagte, dass sie zögern ließ.

„Ai, warte bitte.“, seine Stimme klang ernst und tiefgründig, sodass sie sich augenblicklich wieder zu ihm umdrehte und in seine gewitzten blauen Augen sah. Ihr Freund druckste etwas verlegen, bevor er fortfuhr.

„Ich weiß es ist noch ein paar Tage zu früh, aber man weiß ja nicht wie lange das Gegenmittel nun wirklich hält und wie unsere Konfrontation mit der Organisation verlaufen wird…“ Er machte eine kurze Pause. „… daher wollte ich dich fragen ob…, ob du mit mir morgen Abend zusammen Essen gehen möchtest, als Anlass zu unserem Einmonatigen. Ich lade dich natürlich ein.“, fügte er noch schnell hinzu.

Shihos Augen begannen ungemein stark zu leuchten.

Meinte er das ernst? Naja, warum sollte er es nicht ernst meinen?

Sie sah ihn weiterhin nur an und bemerkte nun doch, dass er auf eine Antwort von ihr wartete.

„Du meinst also wie ein richtiges Date?“, fragte sie schüchtern und vorsichtig zugleich.

Shinichi nickte lächelnd. „Ja genau. Nach einem Monat waren wir bisher nicht einmal richtig zusammen aus gewesen, wie es sich für ein richtiges Paar gehört. Wie sollten wir auch in Kinderkörpern, aber jetzt haben wir die Chance dazu und ich möchte diese Chance nicht ungenutzt lassen. Ich frage dich also nochmal, willst du mit mir Essen gehen?“
 

Shiho strahlte über das ganze Gesicht, als sie auf Shinichi zulief und ihm in die Arme sprang.

„Ja natürlich. Das würde mir sehr gefallen.“

Überglücklich küsste sie ihn und der Kuss war so intensiv, dass man meinen könnte Shinichi habe ihr gerade einen Heiratsantrag gemacht.

„Also schön, dann morgen Abend. Ich werde uns was Schickes reservieren.“, versprach er, als sie sich wieder voneinander lösten.

„Toll.“, entgegnete Shiho voller Vorfreude und unterdrückte dabei den Versuch einen Freudensprung zu unternehmen.

Das war etwas, was die Organisation ihr bis zu ihrem 18.Lebensjahr immer verwehrt hatte, wie alles andere auch was zu einem normalen Leben dazu gehörte, sich mit jemanden zu verabreden den sich mochte. Shinichi musste inzwischen lachen, empfand er schließlich nichts anderes als Freude, wenn er Ai so glücklich sah.

Shiho fiel derweil, in ihrem Rausch von Glücksgefühlen, ein, dass sie ja überhaupt nichts zum Anziehen für sich hatte. Shinichi brauchte sich nur einen Anzug von nebenan holen, doch sie besaß weder passendes Kleid noch Schuhe, gar nichts, nicht mehr als die Sachen, welche sie aktuell am Leibe trug. Sie müsste also dringend bis morgen noch einige Besorgungen erledigen.

Sie biss sich auf die Unterlippe, als sie Shinichi nachdenklich ansah. „Da fällt mir ein, ich muss noch los und etwas erledigen.“, versuchte sie sich vor ihm zu erklären und hastete eilig zurück zur Treppe.

„Treff dich ruhig mit Ran, solange ich weg bin.“

„Willst du wirklich alleine als Shiho durch die Straßen laufen?“, fragte der Oberschülerdetektiv besorgt. „Keine Sorge, ich nehme den Professor mit, mach dir also keine Gedanken. Bis heute Abend.“

„Hey warte, was hast du denn so wichtiges zu erledigen?“

„Lass dich überraschen.“ Sie schenkte ihm einen mysteriösen und koketten Blick und war damit auch schon verschwunden.

Wieso hatte sie es auf einmal so eilig, dachte sich der Schwarzhaarige, als er oben hörte, wie Shiho in aller Eile die Tür zuwarf.
 

Shinichi sah ihr noch eine Weile nach, während sein Herz immer noch beflügelte Sprünge vollführte.

War er nicht der glücklichste Mann auf dieser Welt?

Er hatte tatsächlich ein Date mit seiner Shiho. Fast einen Monat waren sie schon zusammen und Shinichi bereute, trotz alldem was sie durchstehen mussten, keinen einzigen Tag davon, denn mit ihr, wurde für ihn alles erträglicher. Er war noch nie so verliebt gewesen, wie ihn sie.

Sein Blick wanderte hinunter zu dem Handy in seiner Hand und seine gute Stimmung verflog schlagartig. Nun begann der Part, indem er seiner Sandkastenfreundin das Herz brechen musste und er hatte lange Zeit immer wieder mit sich gerungen, kam aber immer wieder zu ein und derselben Erkenntnis. Er musste es tun, für Ran, für sich selbst und vor allem für Shiho.

Shinichi begann zu wählen und hielt sich das Smartphone an die Wange, während es klingelte. Er spürte das Pochen seines Herzschlages im Ohr und atmete nervös aus.

Als er sogleich die liebliche Stimme von Ran am anderen Ende der Leitung vernahm, begann er die Luft anzuhalten.

„Hallo Ran, ich bin es Shinichi. Ja ich weiß, hör mal, ich bin zurzeit in Tokyo und ich… ich würde mich gerne mit dir treffen. Ich habe dir nämlich etwas Wichtiges zu sagen.“
 

Während Shinichi mit Ran telefonierte um sich mit ihr irgendwo zu treffen, wo sie ungestört reden konnten, hatte sich Shiho den Professor geschnappt und ihn davon in Kenntnis gesetzt, dass sie beide nun einen kleinen Einkaufsbummel unternehmen würden.

Agasa hatte gar keine andere Wahl als sofort den Wagen vorzufahren. Es machte ihm aber auch nichts aus, im Gegenteil. Shiho brauchte wirklich einige neue Sachen zum Anziehen, kam sie schließlich damals mit nichts, außer den Sachen, welche sie getragen hatte, bevor sie schrumpfte, zu ihm.

Als dann auch noch das Thema KLEID und DATE und SHINICHI aufkam, war er erst recht bereit. Nach all der Zeit, war Shiho für ihn, wie eine Tochter geworden und dieser wollte er doch zu ihrer ersten Verabredung keinen Wunsch abschlagen.

So stiegen beide in den gelben Käfer des Professor und fuhren Richtung Beika-Kaufhaus.

Als sie das Kaufhaus erreicht hatten schlenderten sie durch die Flure an einer Vielzahl von Geschäften vorbei.

Shiho sah sich in jedem Laden den sie betraten ganz genau um. Sie wollte nicht irgendein Kleid für ihr Date, sie wollte Shinichi mit einem Kleid überraschen, was er gewiss nicht so schnell vergessen sollte.
 

Zur gleichen Zeit hielten sich auch Ran, Sonoko, Masumi und Kazuha gemeinsam im Kaufhaus auf.

Sie hatten sich schon früh getroffen und den bisherigen Tag mit Shoppen und Eiskaffee schlürfen verbracht. Alles verlief ganz normal, bis vor einer halben Stunde Rans Telefon geklingelt hat und sich, zur Überraschung aller vier jungen Damen, Shinichi bei ihr meldete.

Ran selbst, war gar nicht groß in der Lage gewesen ihn etwas zu fragen, vor allem warum er sich wieder solange nicht bei ihr gemeldet hatte, doch die Erkenntnis, dass er in Tokyo war und sich mit ihr Treffen wollte, ließ sie all ihre Fragen in den Wind werfen.

So spazierten die vier Freundinnen noch etwas durch die Passage, bis Ran sich schließlich zu ihrem Treffen in einem nahegelegenen Café aufmachen wollte.

Obwohl Sonoko nicht dabei sein würde, platzte das Fräulein Suzuki bereits jetzt schon regelrecht vor Vorfreude und Neugier.

„Ich bin ja wirklich gespannt, was er dir nach so langer Zeit, in der er mit seiner Abwesenheit glänzte, wohl zu sagen hat.“, kicherte Rans beste Freundin.

„Dreimal darfst du raten.“, schaltete sich Kazuha dazu.

„Er wird endlich den nächsten Schritt gehen wollen und ihr seine Liebe beichten, damit sie zusammen sein können. Von Heiji kann man so etwas in den nächsten zehn Jahren nicht erwarten, das kann ich euch sagen.“

Masumi hingegen hielt sich eher bedeckt und machte ein konzentriertes Gesicht.

Kudo ist also wieder in der Hauptstadt, ist es Zufall oder hat es mit IHNEN zu tun, grübelte die junge Detektivin in Gedanken.

Sie schrak leicht auf, als sie einen Seitenhieb von Sonoko abbekam.

„Hey Masumi, was denkst du, was Shinichi ihr wohl so wichtiges zu sagen hat.“

Sera guckte erst etwas verdutzt, fing dann aber überzeugt an zu Grinsen.

„Ich würde vermuten, da will jemand endlich seine wahren Gefühle offenlegen.“, dabei zwinkerte sie Ran zu, welche schlagartig rot wurde.

„Jetzt hört doch auf schon wieder so einen Unsinn zu reden, alle drei.“, versuchte Ran sich zu verteidigen, welche dieser Tratscherei schon lange genug beigewohnt hatte.
 

Nachdem die drei sich wieder von ihrem neckischen Lachen beruhigten, sprach Kazuha ein ganz anderes Thema an.

„Sag mal Ran, wo steckt eigentlich Conan? Ich habe ihn vorhin in der Detektei gar nicht gesehen?“

Auf diese Frage machte Ran einen etwas traurigen Eindruck.

„Er ist für die nächsten Tage zu seinen Eltern geflogen, welche ihn unbedingt wiedersehen wollten. Sie wollen herauszufinden, ob sie inzwischen Conan und ihre Arbeit unter einen Hut bekommen oder er doch lieber weiterhin bei uns Leben soll.“

Kazuha machte ein einfühlsames Gesicht, wusste sie doch genau, wie sehr Ran den Knirps mochte.

„Heißt das etwas, dass sie ihn euch vielleicht wegnehmen werden?“

Ran schaute zur ihrer Freundin und zwang sich zu einem Lächeln.

„Wie könnten sie ihn mir wegnehmen, er ist schließlich IHR Sohn. Dennoch ist er mir aber in all der Zeit wirklich ans Herz gewachsen und es würde mich sehr traurig machen, wenn auch er einfach verschwinden würde.“

Die drei Freundinnen konnten sich recht leicht ausrechnen, was sie damit meinte.

Da fiel Ran ein, was Conan noch zu ihr gesagt hatte, bevor ihn Professor Agasa zum Flughafen fahren wollte.

„Das Gleiche gilt übrigens auch für seine Freundin Ai, auch ihre Eltern haben sie für die nächsten Tage zu sich geholt. Selbst der Professor weiß nicht wann oder ob sie wiederkommt.“
 

Das Fräulein Suzuki legte eine Hand an ihr Kinn.

„Mmh, das ist aber schon ein komischer Zufall, dass beide Gören gleichzeitig und urplötzlich von ihren Rabeneltern eingefordert werden, findet ihr nicht?“

Masumis Blick verfinsterte sich, sagte aber nichts.

„Stimmt das ist schon merkwürdig.“, war Kazuha der gleichen Auffassung.

„Am schlimmsten muss es aber für die beiden sein. Kaum sind sie zusammen, sehen sie sich vielleicht nie wieder.“, fügte Ran hinzu und erntete damit neugierige Blicke.

„Was sagst du da?“, kam es wie im Akkord.

Ran bemerkte die erstaunten Gesichter und begriff auch schnell den Grund dahinter. Sie hatte sich in ihrem melancholischen Zustand völlig verplappert.

„Oh, tut mir leid, dass durfte ich eigentlich nicht verraten.“ Etwas beschämt hielt sie sich die Hand vor den Mund, aber es war bereits zu spät.

Sonoko konnte nicht an sich halten.

„WAS, die kleine Nervensäge und das freche rotblonde Mädchen haben sich ineinander verguckt, dass gibt es ja nicht.“ Sie war regelrecht begeistert von dieser Neuigkeit.

„Das ist ja besser, als der neueste Klatsch aus der Schule.“, fügte sie kichernd hinzu.

Ran versuchte mit hochrotem Kopf sie zu bremsen.

„Warte Sonoko, dass darfst du auf keinen Fall weitererzählen, auch ihr zwei nicht.“, sie sah bittend zu Kazuha und Masumi.

„Ich habe es Conan versprochen. Niemand sonst weiß davon.“

Sera klopfte ihr ordentlich auf die Schulter. „Keine Sorge, es wird unser kleines Geheimnis bleiben.“

Sie legte ihren Zeigefinger an die Lippen.

Kazuha begann ebenfalls zu kichern. „Ist da nicht süß? Ich wusste, dass die beiden früher oder später zusammenfinden, allein wie oft die kleine Ai sich immer in Conans Nähe aufgehalten und ihn bei jeder Gelegenheit angesehen hat. Die beiden sind bestimmt total putzig zusammen.“

Ran musste unausweichlich ein Lächeln aufsetzen.

„Ja stimmt das sind sie wirklich. Einmal zum Beispiel, als ich zu Besuch war, hat Ai gebacken und Conan wollte vom Teig naschen. Er hat es mehrmals versucht, aber immer hat ihm Ai auf die Finger gehauen und ihm mit einem strengen Ton gesagt, er solle Geduld haben bis die Kekse fertig sind und vorher wird bei ihr nicht genascht. Conan war daraufhin eingeschnappt und setzte sich ins Wohnzimmer, doch als die Kekse dann endlich fertig waren, kam Ai, mit einen der Kekse in der Hand, zu Conan und sagte diesmal ganz sanft und versöhnlich: „Damit sich das Warten gelohnt hat.“ Dabei drückte sie ihm einen dicken Schmatzer auf die Wange. Sind sie nicht knuffig die Zwei?“

Ran hatte sich in Rage geredet, aber Kazuha teilte ihr empfinden und seufzte romantisch.

Sonoko rümpfte hingegen die Nase. „Die klingen ja schon wie ein altes Ehepaar.“

Ran lachte etwas verschmitzt und ließ dabei ihren Blick auf ihre Armbanduhr fallen.

„Ach du Schreck, ich muss los, wenn ich pünktlich zum Treffen mit Shinichi sein will.“, sprach sie nun.

„Klar lass dich nicht aufhalten.“, erwiderte Sonoko lachend.

„Und lass diesen Detektivfreak ruhig ein bisschen zappeln. Er hätte es verdient.“

Ran lief daraufhin los und ließ ihre Freundinnen noch einmal wissen, dass sie das mit Conan und Ai für sich behalten sollten.

Diese gaben zu verstehen und winken ihr noch amüsiert hinterher.

Hatte Sonoko eigentlich mit ihrer Aussage, bezüglich Shinichi, vielleicht gar nicht so unrecht, überlegte Ran, während sie durch das Kaufhaus rannte und Menschen und Läden an ihr vorbeizogen.

Sollte sie wirklich einmal mit Shinichi Klartext reden?

Sicher war sich die Braunhaarige auf jeden Fall, dass sie keinesfalls wollte, dass das so mit ihnen weiterging. Er könnte nicht einfach hin und wieder mal auftauchen oder sich am Telefon melden und dann wieder verschwinden. Begriff er denn nicht, was er ihr damit antat und das, wo es inzwischen noch jemanden gab.
 

„Und Professor, was sagen sie?“, fragte Shiho erwartungsvoll, als sie hinter dem Vorhang hervortrat.

„Das Kleid sieht wirklich umwerfend an dir aus.“, gab Agasa als Antwort, welche aber die junge Frau nicht zu überzeugen schien.

Sie fuhr sich ratlos mit den Händen über das Gesicht.

„Professor so wird das nichts. Das haben sie bisher zu jedem Kleid gesagt, welches ich bisher anhatte. Sie müssen schon etwas kritischer werden und mir verraten, welches Kleid besser passt.“

Professor Agasa hielt sich verlegen den Hinterkopf.

„Was soll ich machen, sie stehen dir einfach alle so gut.“

Shiho atmete hörbar aus. Sie hatten bereits alles Nötige für sie besorgt, nur ihre Abendgarderobe zu der Verabredung mit Shinichi fehlte noch und erwies sich gleichzeitig auch als größte Hürde, die es zu überwinden galt.

„Das ist lieb gemeint von ihnen Professor, aber ich brauche nur eins und das muss perfekt sein.“

Sie ging zurück in die Kabine und nahm den Vorhang in die Hand.

„Ich ziehe jetzt das nächste Kleid an und dann brauche ich etwas nützlicheres Feedback.“

Mit diesen Worten zog sie den Stoff zu und der Professor stand wieder allein vor den Umkleiden.

Der alte Erfinder zog ein Taschentuch hervor und wischte sich damit den Schweiß von der Stirn. Wer hätte gedacht, dass das Einkaufen mit Shiho sich als eine solche Herausforderung erweisen sollte.

„Nanu, Professor Agasa, was machen sie denn hier?“

Der Professor drehte sich, bei diesen Worten, erschrocken um und erblickte eine fragende Sonoko, sowie Kazuha und Masumi, welche sie ihm Schlepptau hatte.

Die drei Frauen scheinen gerade eben erst den Laden betreten zu haben und sind direkt zur Frauenabteilung gegangen.
 

Das Fräulein Suzuki verzog das Gesicht zu einer bösen Miene.

„Sagen sie mir nicht, dass sie hier versuchen unschuldige Frauen zu bespannen.“

Für den Professor wurde die Situation schlagartig unangenehm und er hielt schützend die Hände vor sich.

„Was, nein, Unsinn. Wegen so etwas bin ich ganz sicher nicht hier.“, wehrte er die Anschuldigung vehement ab.

„Was machen sie dann hier in der Frauenabteilung?“, wollte Masumi nun wissen, während Kazuha über das ganze Gesicht anfing zu strahlen.

„Haben sie etwa endlich jemanden gefunden.“, warf diese begeistert ein.

Der Professor machte einen regelrecht verdatterten Eindruck und kratzte sich an der Stirn.

„Ähm nun ja...“, begann er kleinlaut, als der Vorhang hinter ihm erneut aufgerissen wurde.

„Und wie sieht es mit diesem aus?“

Alle Augen richteten sich unweigerlich auf Shiho, welche eben aus der Umkleide kam.

Sonoko, Kazuha, aber auch Masumi konnten ihren Augen kaum trauen.

Da stand plötzlich diese rotblonde Frau vor ihnen, welche ein wunderschönes langes weinrotes Kleid trug. Der weiche elegante Stoff war hervorragend geschnitten, sodass das Kleid ihre weiblichen Kurven sehr gut zur Geltung brachte. Es war so angefertigt, dass nicht zu viel von ihrem schönen Rücken verdeckt wurde. Ein Bund an ihrem Nacken hielt das Gewand an Ort und Stelle, wodurch ihre trägerfreien Schultern hervorgehoben wurden.

Des weiteren war ein schwarzes dünnes Band um ihre Taille geschlungen und ein Schlitz am Kleid, sorgte für mehr Bewegungsfreiheit. Vor allem konnte man dadurch ihre schlanken langen Beine sehen, dessen Füße in weißen offenen Highheels endeten. Diese waren mit einem schmalen Bändchen über den Knöcheln festgemacht.

„Dieses Kleid ist ja atemberaubend schön.“, platzte es einfach aus Sonoko heraus und auch Kazuha konnte ihr nur seufzend zustimmen.

Shiho fuhr erschrocken zusammen, als sie die jungen Frauen erkannte, welche plötzlich ebenfalls vor ihrer Kabine standen.

Was zum Teufel machen die drei denn bloß hier, war ihr erster Gedanke, während sie etwas hilflos zu Professor Agasa hinübersah. Dieser schien aber genauso überfordert mit der Situation zu sein.
 

„Sind sie etwa mit ihr hier Professor?“, fragte Sonoko neugierig nach.

„Äh ja stimmt.“, druckste Agasa etwas unbeholfen.

„Sie ist… sie ist…“

„Hallo, ich bin Shiho Miyano, ich bin mit dem Professor verwandt. Er ist der Onkel meiner Mutter.“, warf die Rotblonde schnell ein und rettete damit dem Professor vor weiterer Erklärungsnot.

„Ja genau.“, bestätigte dieser.

„Sie ist für ein paar Tage beruflich hier in Tokyo und wohnt deswegen bei mir.“

Kazuha lächelte wohlwollend.

„Freut mich dich kennen zulernen Shiho, mein Name ist Kazuha Toyama. Du musst etwas älter als wir sein, wenn du mit der Schule schon fertig bist.“

Shiho ergriff die ausgestreckte Hand der Oberschülerin aus Osaka.

„Freut mich ebenfalls. Ich ging auf eine Privatschule in Amerika musst du wissen und war deswegen etwas früher fertig, als wenn ich auf eine staatliche Schule gegangen wäre.“, entgegnete sie und versuchte dabei so freundlich wie möglich zu klingen. Ihre Aussage war sogar gar nicht so fernab der Wahrheit.

Auch Sonoko stellte sich schließlich vor, nur Masumi starrte Shiho weiterhin wortlos an.

Diese Frisur, diese ungewöhnliche Haarfarbe und sie taucht unvermittelt beim Professor auf, nachdem die kleine Ai für ein paar Tage verschwunden ist, waren ihre Überlegungen.

Eine plötzliche Erkenntnis, ließ sie kurzzeitig erstarren. Das Video, welches ihr der kleine Junge namens Mitsuhiko damals gezeigt hatte. Die Frau, welche die Kinder aus dem Feuer rettete.

Sie ist das exakte Ebenbild von...

Ist sie es etwa wirklich?

Sera wurde erneut von Sonoko angestoßen und somit aus ihren Gedanken gerissen.

„Masumi, willst du etwa heute den ganzen Tag lang vor dich hinträumen.“

Sera schüttelte energisch den Kopf.

„Nein, natürlich nicht.“, erwiderte sie und stellte sich nun zu guter Letzt ebenfalls vor.

Bei ihrem Händedruck sah Masumi Shiho tief in die Augen und grinste auf eine Weise, welche die rotblonde Frau nur zu gut von ihrem Shinichi kannte. Er besaß stets denselben Gesichtsausdruck, wenn er einen Fall gelöst hatte. Shiho beunruhigte diese Erkenntnis sichtlich. Erkannte Masumi sie etwa?

„Alsoooo, nachdem wir uns jetzt kennengelernt haben und ihr hier alle schon einmal versammelt seid, was sagt ihr denn zu dem Kleid?“, wollte Shiho schleunigst das Thema wechseln, um mögliche Vermutungen Seras zu zerstreuen.

Außerdem konnte die Meinung gleichaltriger Frauen nicht schaden. Immer noch besser als die des Professors einzuholen.

„Also ich würde es auf jeden Fall nehmen, wenn du es nicht tust.“, scherzte Sonoko.

„Es ist wirklich hübsch und elegant und es steht dir ganz besonders, wegen deiner außergewöhnlichen Haarfarbe.“, fügte Kazuha hinzu.

Shiho sah an sich herunter und betrachtete sich anschließend noch im Spiegel mit einer 360° Drehung.

„Ich finde es auch sehr schön. Ich würde sogar sagen, es ist genau das Kleid was ich gesucht habe Professor.“
 

So wurde schließlich das Kleid gekauft und Siho und der Professor wechselten, nach Verlassen des Geschäftes, noch einige Worte mit den 3 Oberschülerinnen, bevor sich ihre Wege wieder trennten.

„Also wir müssen dann wieder, hat uns wirklich gefreut Shiho und viel Spaß noch bei deinem Aufenthalt in Tokyo und bei dem, du weißt schon, wofür du das Kleid brauchst.“, kicherte Sonoko, als sie sich verabschiedeten.

Shiho errötete, winkte ihnen aber nach, als sie gingen.

Kazuha winkte zurück und Masumi sah sie noch eine Zeit lang an, bevor sie sich gänzlich umdrehte um den anderen beiden zu folgen. Sie hatte inzwischen keinen Zweifel mehr. Alle Puzzleteile passten perfekt zusammen.

„Puh, das war ganz schön knapp gewesen.“, gab der Professor erleichtert von sich.

Shiho hielt sich nachdenklich das Kinn.

„Vielleicht etwas zu knapp.“, erwiderte sie, während sie den dreien hinterher sah, den Blick auf Sera gerichtet.

Aus irgendeinem Grund hatte die junge Wissenschaftlerin das ungute Gefühl, dass das Mädchen mit den grünen stechenden Augen, welche ihr irgendwoher bekannt vorkamen, Verdacht geschöpft haben könnte und das obwohl sie sich bisher kaum begegnet sind.

„Da wir jetzt ja alles eingekauft haben, was du wolltest, können wir dann endlich wieder gehen, meine Füße tuen langsam weh.“, jammerte der Professor.

Shiho grinste ihn schief an.

„Sie können sich ja irgendwo hinsetzen, sich etwas ausruhen und einen Kaffee trinken. Ich habe noch eine letzte Kleinigkeit zu besorgen, aber dafür brauche ich ihren professionellen Rat nicht.“, scherzte sie.

„Wie, du brauchst noch etwas?“, der alte Erfinder ließ erschöpft seinen Kopf herunterhängen.

„Und was wäre das?“

Shiho lächelte verspielt, verriet aber nichts.

„Das ist eine reine Frauenangelegenheit. Machen sie sich keine Gedanken ich bin gleich zurück.“

Sie steuerte wieder auf einen der edleren Läden für Damenbekleidung zu, während der Professor entkräftet zurückblieb.

Er sah ihr noch etwas hilflos hinterher, bevor er sich, mit den vielen Einkaufstaschen voll beladen, zum nächsten Café schleppte.

Bittere Wahrheit

Kapitel 34: Bittere Wahrheit
 

Hörbuch zur Fanfiktion: Kapitel 34: Bittere Wahrheit
 

Ihre Hände zitterten, als sie ihren Kaffee umklammerte.

Sie war spürbar aufgeregt, sah sich immer wieder um und konnte nicht aufhören, mit ihren Beinen unter dem Tisch, auf und ab zu wippen. Zum zehnten Mal, innerhalb von zwei Minuten, schaute sie auf ihre Armbanduhr.

Wo bleibt er denn nur, fragte sich das Fräulein Mori, während sie am vereinbarten Treffpunkt auf Shinichi wartete.

Dieser Kerl wird es doch nicht wagen sie schon wieder zu versetzen, wie damals im Panoramarestaurant, nachdem er, wie immer, versprochen hatte zurückzukommen.

Ihr Griff um die Tasse verstärkte sich. Sie hatte es satt. Immer dieses plötzliche Auftauchen und dann wieder verschwinden und das meistens ohne ein einziges Wort von ihm. Ihr reichte es, sie wollte endlich von Shinichi erfahren, warum er immer weg war, wieso er nicht mehr zur Schule kam und was das immer für Fälle waren, denen er hinterherrannte und die alles andere in seinem Leben, auch sie, in den Hintergrund rückten.

Sie wollte oft nicht auf die vielen radikalen Ratschläge ihrer Freundin Sonoko hören, doch hatte auch sie es leid ständig enttäuscht und auf das nächste Mal vertröstet zu werden. Vielleicht würde ein klares Statement von ihr, ihn dazu bewegen bei ihr zu bleiben. So konnte es jedenfalls für sie nicht weitergehen. Diese ganze Situation drohte sie am Ende noch emotional vollständig zu verzehren und soweit wollte sie es nicht kommen lassen.
 

Ran blickte nachdenklich hinaus auf die Straße und verfolgte die vorbeilaufenden Passanten.

Der Nachmittag war inzwischen schon recht weit fortgeschritten und die ersten Leute machten sich von der Arbeit auf den Weg nach Hause. Einige erledigten auch noch Besorgungen nach ihrem Feierabend.

Den ganzen Tag über, war es recht heiß gewesen, doch vor ungefähr einer Stunde begann etwas Wind aufzukommen und erste Wolken bedeckten den Himmel. Noch warf zwar die warme Sonne ihre Strahlen zwischen dem immer enger werdenden Wolkenband hindurch zur Erde, doch würde man sicherlich demnächst mit einem Schauer rechnen müssen.

Sie verlor sich allmählig in ihren Gedanken, als sie die Welt außerhalb des Ladens betrachtete.
 

Als eine Gestalt vor dem Fenster des Cafés stehen blieb, sah sie auf und schaute in das Gesicht von Shinichi, welcher die Hand zum Gruß hob.

Mit einer strengen Miene zeigte Ran wortlos auf ihre Uhr am Handgelenk.

Der junge Detektiv legte seine Hände zu einer entschuldigenden Geste zusammen, bevor er sich zur Eingangstür begab.

Es dauerte darauffolgend auch nicht lange, bis er an ihrem Tisch war und gegenüber von ihr platznahm.

Er war also tatsächlich wieder da, dachte sich Ran, als er ihr in die Augen sah. Ganz plötzlich war er wieder zum Greifen nah, doch für wie lange.

„Hey, danke das du gewartet hast. Kaum ist man eine Zeit lang nicht mehr zuhause, findet man sich nirgendwo mehr zurecht.“, lachte er gespielt.

„Wenn du damit eine sehr sehr sehr lange Zeit meinst, dann kann ich dir zustimmen, ja.“, äußerte sich das Fräulein Mori ernst.

Shinichi bemerkte schnell, dass seine Sandkastenfreundin nicht für solche Späße aufgelegt war und beschloss auf solche, für die restliche Zeit des Treffens, lieber zu verzichten. Es gab sowieso wichtigere Themen die er ansprechen wollte und die der eigentliche Grund für dieses Treffen waren.

„Also Ran, weswegen ich mit dir sprechen wollte…“, begann er, wurde aber sogleich von ihr unterbrochen.

„Hallo Ran, wie geht es dir Ran, wie ist das werte Befinden, was treibt das Leben so, wie kommt es das Shinichi eigentlich nie da ist?“, brach es urplötzlich aus Ran heraus.

„So beginnt man ein Gespräch und arbeitet sich dann langsam vor.“

Ihre Traurigkeit von vorhin, hat sich mit dem Auftauchen von Shinichi und den Worten Sonokos in ihrem Kopf, schnell in Frust umgewandelt, welcher nun unbedingt herauswollte. Da tauchte er auf einmal wieder auf und erkundigte sich nicht einmal danach, wie es ihr ging. Nicht einmal mit einer freundlichen Begrüßung durfte sie rechnen. Es schien ihr, als wäre es für Shinichi so, als hätte er bereits heute früh schon mit ihr geredet und sie gesehen. Auch er merkte, wie wütend Ran auf ihn zu sein schien, hatte sie aber auch allen Grund dazu.
 

„Ran, ich weiß du bist sauer und ich verstehe das vollkommen. Ich war lange Zeit wieder weg gewesen und habe mich auch sonst in den letzten Wochen kaum gemeldet oder in der Zeit davor. Ich weiß ich bin immer einfach so verschwunden, aber das nicht ohne Grund. Ich wollte mich heute mit dir treffen, um alles zu erklären.“

Mit solch einer Antwort hatte Ran nun wirklich nicht gerechnet, eher damit, dass er mal wieder versucht, sich aus allem herauszureden.

Erst hatte sich noch eingeschnappt aus dem Fenster gesehen, doch nun sah sie Shinichi neugierig an und nahm eine etwas angenehmere Sitzhaltung ein.

„Wirklich?“, sie klang noch ziemlich skeptisch, doch Shinichi nickte zur Bestätigung.

Innerlich schmerzte es ihm sehr, dass er gleich eine Lüge einfach durch eine andere Lüge versuchen würde zu ersetzen. Sie wäre zwar deutlich näher an der Wahrheit dran als alles was er ihr bisher aufgetischt hatte, aber es war immer noch eine Lüge, doch was sollte er tun. Alle die von seinem Geheimnis wussten und vor allem Ai haben etliche Male betont, dass er sie auf keinen Fall in diese Sache mit hineinziehen darf, zu ihrer eigenen Sicherheit. Gerade die neue Bedrohung durch Cognac war ein ganz neues Level und er könnte sich nicht mehr im Spiegel ansehen, wenn durch sein Verschulden Ran etwas zustoßen würde.

Er würde so gern sich alles von der Seele reden und sagen, wer er wirklich ist, bzw. war, aber es ging einfach nicht, noch nicht. Vielleicht könnte er ihr bald die ganze Wahrheit beichten, doch erst, wenn die Organisation und der Schwarze Schatten besiegt waren.
 

„Du erinnerst dich doch sicherlich noch an unseren gemeinsamen Tag im Tropical Land oder?“, fing Shinichi vorsichtig an.

Ran rümpfte ihre Nase. „Natürlich, wie könnte ich das vergessen. Es war der Tag an dem du zum ersten Mal verschwunden bist und ich frage mich bis heute, was damals dort passiert ist.“, antwortete die Braunhaarige betrübt.

Eine Kellnerin kam zu ihrem Tisch und fragte Shinichi freundlich, was er gerne hätte, welcher sich daraufhin einen Kaffee bestellte.

Als die Bedienung wieder verschwunden war tippte er etwas unruhig mit den Handflächen auf die Tischoberfläche, sein Blick dabei auf seinen Schoß gerichtet. Er überlegte angespannt, wie er fortfahren sollte.

„Ich bin an jenem Tag in etwas hineingeraten, dessen Ausmaß ich mir damals nicht einmal ansatzweise vorstellen konnte. Das Ergebnis meiner detektivischen Neugier sozusagen.“, sprach er leise.

Ran lehnte sich etwas mehr nach vorne um ihn besser verstehen zu können. Sie zwang ihn damit schlussendlich auch sie anzuschauen.

Seine blauen Augen wirkten bekümmert und dennoch machte es für sie nicht den Anschein, als würde er das Damalige bedauern.

„Was ist denn damals in dem Freizeitpark passiert?“, fragte Ran, in einem sanften und beruhigenden Tonfall.

„Ich habe ein paar finstere Typen bei ihren kriminellen Machenschaften beobachtet, bei denen sich später herausstellte, dass sie zu einer bekannten internationalen Verbrecherbande gehörten.“

Shinichi war zwar immer ein schlechter Lügner, in allen erdenkbaren Situationen gewesen, doch dieses Mal hatte er sich darauf vorbereitet. Außerdem versuchte er so oft es ihm möglich war, an der eigentlichen Wahrheit anzuknüpfen, durfte er jedoch die Schwarze Organisation nicht direkt erwähnen.

Er wartete eine mögliche Reaktion seines Gegenübers ab, doch Ran signalisierte ihm fortzufahren.

Shinichi verstand und machte weiter. Die Braunhaarige hörte ihm dabei aufmerksam zu, ohne ihn zu unterbrechen.

„Ich war unvorsichtig gewesen und zog die Aufmerksamkeit dieser Typen auf mich. Ich konnte zwar entkommen, aber wussten sie nun, dass ich alles mit angesehen habe. Ich war damals jedoch nicht der Einzige gewesen, welcher Interesse an diesem geheimen Treffen hatte. Schnell machte ich Bekanntschaft mit Agenten des FBI, welche diese Bande schon seit längerer Zeit überwacht haben. Sie machten mir unmissverständlich klar, dass die Typen zu einer sehr mächtigen Vereinigung gehören und mich nun suchen würden, um mich zum Schweigen zu bringen. Auch jede Person in meinem Umfeld wäre in Gefahr gewesen. Das FBI wusste wer ich war, allein durch den aufgeklärten Mordfall in der Achterbahn und boten mir daher an, ihnen dabei zu helfen, diese Verbrecherbande dingfest zu machen.“, erklärte der Schwarzhaarige.
 

Die Kellnerin kam mit dem gewünschten Kaffee zurück und stellte ihn vor Shinichi auf den Tisch. Dieser bedankte sich höflich und begann damit, einen Zuckerwürfel nach dem anderen in sein Getränk zu tun, während er weitersprach.

„Du weißt doch wie ich bin Ran.“, er sah sie verständnissuchend an.

Sie nickte zögerlich.

„Ich erklärte mich also dazu bereit, meine Hilfe anzubieten. Es gab allerdings bestimmte Bedingungen. Zum Beispiel durfte niemand aus meinem Bekanntenkreis davon erfahren. Ich zog mich also zurück und begann mit meinen Untersuchungen und dem Lösen mehrerer Fälle, welche mit dieser Bande zu tun hatten. Zusammen mit dem FBI gelang es mir dann auch die Kerle, vor ungefähr einem Monat, hinter Gitter zu bringen. Als die Sache dann zu Ende war, boten sie mir jedoch überraschender Weise an, weiter für sie zu arbeiten. Sie wollten, dass ich für das Federal Bureau of Investigation tätig werde. Was sollte ich da sagen? Das war Verbrechensbekämpfung auf höchstem Niveau, also habe ich zugestimmt und bearbeite nun weitere Fälle im Namen des FBI. Jedoch wurde ich weiterhin zur Verschwiegenheit verpflichtet und konnte dadurch bisher nie richtig ehrlich zu dir sein.“

Shinichi rührte seinen Kaffee um und nahm einen ordentlichen Schluck des braunen koffeinhaltigen Getränks.
 

Ran spielte nachdenklich an dem Henkel ihrer leeren Tasse herum. Sie versuchte das eben gesagte irgendwie einzuordnen.

„Du hattest dich also dafür entschieden für sie weiterhin zu arbeiten, statt wieder zurück nach Hause zu kommen?“ Ran klang zutiefst unglücklich. Sie wich dem direkten Blick von Shinichi aus.

Der junge Detektiv seufzte bedrückt. Er wollte es nicht, aber er musste noch weitergehen, schließlich fehlte eine wichtige Sache noch. Die einzige Sache, bei der er wirklich ehrlich sein wollte.

„Ran bitte glaube mir, ich wollte zurückkommen. Verdammt nochmal ich dachte anfangs an nichts anderes, als endlich damit abzuschließen um wieder in mein altes Leben und vor allem zu dir zurückzukehren, doch dann…“ Er stoppte schlagartig, da ihm die Stimme versagte.

Die plötzliche Pause von Shinichi sorgte dafür, dass Ran ihn wieder in die Augen sah.

„Doch dann…?“, wollte sie wissen. „Was ist dann passiert?“

Sie nahm seine Hand, was ihm jedoch unangenehm war, angesichts dem was folgen sollte.

„Shinichi bitte nenne mir den Grund dafür, wieso du mich allein gelassen hast, wieso ich auf dich warten musste, wieso ich mich so oft abends in den Schlaf geweint habe, weil ich nicht wusste wie es dir geht und was mit dir war. Verrate es mir und ich werde darüber hinwegsehen, bitte Shinichi.“

In ihren Augen sammelten sich die ersten Tränen.
 

Shinichi hatte den Mund leicht geöffnet und atmete nur noch sehr flach. Er hatte den Kopf gesenkt, sodass seine Haare die Augen verdeckten.

Er sah auf seine Hand, auf dessen wiederum Rans ruhte.

Mit einer einzelnen Träne, welche seitlich seine Wange hinunterkullerte zog eine seine Hand langsam zurück. Ran war irritiert und ihre Hand folgte seiner Bewegung noch so lange, bis sie ihren Arm nicht weiter ausstrecken konnte und sie sich unweigerlich voneinander trennten.

„Entschuldige Ran, aber ich kann das nicht.“, seine Stimme schwankte und er legte nun die Hände in den Schoß, sodass Ran keine Möglichkeit hatte sie erneut zu ergreifen.

„Shinichi?“, auch Ran liefen nun die Tränen über die Wange.

„Ich kann das nicht, denn der Grund warum ich nicht zurück konnte war, dass ich in meinem neuen Leben jemanden getroffen habe, der mich vollkommen verändert hat und den ich einfach nicht verlassen kann. Ich bereue meine Entscheidung diese Kerle damals beobachtet zu haben nicht, denn ohne diese Wahl, welche ich dadurch für mich getroffen habe, hätte ich sie niemals kennengelernt.“

Ran wich zurück und drückte ihre Hand auf den Mund, um ein mögliches Schluchzen zu unterbinden.

Er hatte es noch nicht ausgesprochen, doch sie wusste was kommen würde.

Shinichi wischte das Tränenrinnsal aus seinem Gesicht.

„Ich habe sie bei meinen Ermittlungen kennengelernt, sie war bzw. ist meine Partnerin im Dienst. Zuerst war da nichts zwischen uns, nur eine einfache Freundschaft, die uns verband, während wir gemeinsam diese Kerle verfolgt haben, doch mit der Zeit, fing ich an zu begreifen, dass sie mir mehr bedeutete. Eine lange Zeit über wollte ich es zuerst nicht glauben, es einfach nicht wahrhaben, jedoch entwickelte sich etwas zwischen uns und meine Gefühle wurden dahingehend immer klarer und ich konnte es nicht länger ignorieren. Es war ein unbeschreibliches Gefühl, welches sie in mir auslöste. Vor ungefähr einem Monat, habe ich ihr schließlich meine Liebe gestanden und sie machte mir klar, dass sie auch dasselbe für mich empfand. So kamen wir letztendlich zusammen.“

Shinichi hatte noch nicht ganz zu Ende geredet, da konnte Ran es nicht mehr zurückhalten und begann bitterlich zu weinen.

Für Shinichi fühlte es sich so an, als würde sein Herz in tausend Scherben zerspringen. Er hatte Rans Gefühle genommen und mit einem Hammer draufgeschlagen.
 

Die ersten Gäste begannen zu ihnen hinüber zu schauen. Der Schwarzhaarige versuchte seine Sandkastenfreundin zu beruhigen, doch sie machte ihm deutlich sie nicht anzufassen.

Was sollte er nur tun? Für ihn war das alles doch auch nicht leicht.

„Ich habe auf dich gewartet Shinichi. Du hattest mich darum gebeten auf dich zu warten. Du hattest mir versprochen wieder zu kommen und nun erzählst du mir, dass du dich, während deiner Abwesenheit, in eine andere verliebt hast.“ Ran fuhr ihn lautstark an, denn sie war verwirrt, verletzt und auch wütend.

Wieso war das Schicksal nur so ungerecht zu ihr. Wieso nahm es ihr ihren Shinichi weg und wieso ließ er es einfach zu. Sie konnte den Andrang ihrer salzigen Tränen nicht standhalten.

„Ran, bitte hör mir zu. Ich weiß es ist hart und grausam, mir ergeht es nicht anders, wenn ich dich so sehe, das musst du mir glauben. Es ist alles andere als leicht für mich gewesen es dir zu erzählen, doch ich musste es, weil du die einfach Wahrheit verdient hast. Das erste was ich wollte, als ich mir meiner Gefühle bewusst wurde war, dir alles zu erzählen, denn du solltest nicht noch länger auf einen Idioten warten, der dich nicht verdient hat und eine andere liebt. Auch du hast ein Recht darauf glücklich zu werden und das schaffst du am besten ohne mich.“

Er sah sie noch eine Weile an, während sie ihre Trauer und ihre Verletzlichkeit hinausließ.

Sie sah ihn nicht an und sprach auch kein Wort.

Shinichi ließ bedrückt den Kopf hängen. Ihm war klar, wie sie sich fühlen musste und dass er eine andere Reaktion auch nicht verdient hätte.

Er kramte in seiner Tasche und zog etwas Geld für seinen Kaffee heraus. Er legte es vor sich auf den Tisch und wollte sich erheben, als Ran tränengetränkt sagte: „Nein, bitte… bitte geh nicht.“

Shinichi zögerte. Er war der Meinung gewesen, sie würde ihn nicht länger sehen wollen.

„Bist du dir sicher?“, fragte er vorsichtig nach, doch Ran nickte nur schluchzend und so nahm er anschließend wieder Platz.
 

Ran versuchte sich zu beruhigen, was ihr nach kurzer Zeit auch halbwegs gelang.

Mit roten und verquollenen Augen, sah sie ihr Gegenüber an, welcher nur schwer ihren Blick erwidern konnte, geplagt von Schuldgefühlen.

„Wie… wie ist ihr Name?“, fragte Ran kaum hörbar.

Wieder zögerte er kurz. „Ihr… ihr Name ist Shiho Miyano.“

„Ist sie hübsch?“

Shinichi wurde bei dieser Frage rot. Er fühlte sich nicht wohl über so etwas mit ihr zu sprechen.

„Ran, ich glaube nicht das…“

„Ist sie hübsch?“, wiederholte sie ihre Frage, nun aber mit etwas mehr Nachdruck.

Shinichi nickte. „Ja, für mich ist sie die schönste Frau, die ich je gesehen habe.“

Wieder musste Ran schluchzen.

Für sie brach in den letzten Minuten eine Welt zusammen, an dessen Existenz sie so lange geglaubt hat, sich daran geklammert hat und die sie niemals aufgeben wollte und dass, obwohl alles auf dieser Welt dagegen gesprochen hat und nun musste sie es sich selbst eingestehen.

Shinichi, der Mensch den sie liebte oder zumindest immer glaubte zu lieben, empfand nicht das geringste für sie, jedenfalls nicht mehr als eine normale Freundschaft. Er liebte eine andere Frau, diese Shiho Miyano.

Sie weiß sie müsste sauer auf ihn sein, war sie auch.

Sie weiß sie müsste ihn anschreien dafür, dass er hier einfach so auftauchte und ihr das Herz aus der Brust riss, doch was waren seine Alternativen. Ran wusste selbst nur zu gut, wie es sich anfühlte jemanden zu lieben und das dieses Gefühl stärker war als man selbst und man nichts dagegen tun konnte. Wieso sollte sie ihn hassen und verfluchen dafür, dass er Gefühle für jemanden hatte. Man kann es sich nicht aussuchen, wo die Liebe hinfällt. Es war Fluch und Segen zugleich.

Obwohl sie totunglücklich war, herrschte in ihr auch ein Gefühl der Erleichterung. Sie konnte es selbst nicht so recht beschreiben, aber es fühlte sich an, als ob eine schwere Last von ihren Schultern genommen wurde.

Das was sie am meisten gequält hatte, war die Ungewissheit.

Nicht zu wissen, ob er etwas für sie fühlte oder nicht, ob sie ihn aufgeben sollte oder nicht.

Nicht zu wissen, was er wirklich die ganze Zeit über trieb und wo er sich immer aufhielt.

Jetzt hatte sie Gewissheit darüber und obwohl es fürchterlich schmerzte in ihrem Herzen, so war sie sich trotzdem sicher, dass diese Schmerzen vergehen würden. Sie war schließlich nicht völlig allein.

Vor drei Wochen noch, hätte sie in dieser Situation keinen Funken Hoffnung mehr in sich gehabt, doch seitdem hatte sich auch bei ihr etwas verändert, genau wie bei Shinichi.
 

„Ich danke dir Shinichi.“, brach sie schließlich ihr Schweigen.

„WAS?“, kam es von dem Oberschülerdetektiv, welcher bei diesen Worten, seinen Ohren nicht trauen wollte.

Hatte er sich gerade verhört?

Ran zwang sich zu einem schwachen Lächeln.

„Doch doch wirklich. Ich danke dir, dass du den Mut aufgebracht hast und so ungemein ehrlich zu mir warst. Es muss auch für dich nicht leicht gewesen sein, aber dennoch hast du den Weg hierher auf dich genommen. Du wolltest es mir persönlich sagen und das ab dem Augenblick als du Gewissheit darüber hattest, was du wirklich fühlst. Ich kann auch verstehen, wieso du einfach so verschwunden bist. Du wolltest weder mich, noch Paps oder sonst wen aus deiner Umgebung irgendeiner Gefahr aussetzen. Das rechne ich dir hoch an Shinichi.“

Auch wenn der Schwarzhaarige wusste, dass nur die Gefühle für Shiho in seiner Geschichte vollends der Wahrheit entsprachen, so war er dennoch froh, dass Ran begann Verständnis zu zeigen, auch wenn er sich die Gründe dahinter nicht so recht erklären konnte.

„Du bist mir nicht böse?“, fragte er vorsichtig nach.

„Oh doch und wie.“ Ran musste immer noch leicht schniefen, während sie sprach.

„Du bist zwar damals gegangen um mich zu schützen, doch letztendlich hast du meine Gefühle verletzt Shinichi, aber ich kann zumindest nachvollziehen warum. Du hast dich einfach in eine andere Frau verliebt, die nicht ich bin.“

Shinichi spürte wie sie mit sich rang. Der innere Konflikt, ihre Emotionen welche wie wild durch ihren Körper rasten, angetrieben durch ihre tiefe Trauer.

Ach Ran, es tut mir alles so wahnsinnig leid, dachte sich der Oberschüler.

„Hör mir zu, du bist meine beste Freundin, schon immer gewesen. Genau deswegen hast du es verdient glücklich zu sein. Du warst meine erste Freundin, immer für mich da und sogar die erste Person für die ich, zum ersten Mal in meinem Leben, mehr empfand. Das solltest du wissen und niemals vergessen.“

Ran wischte sich die restlichen Tränen aus dem Gesicht.

„Ja das geht mir genauso.“, stimmte sie ihm, nun wieder mit mehr Kraft in der Stimme, zu.

„Du warst meine erste große Liebe Shinichi und du wirst es auch immer bleiben.“

Der junge Detektiv lächelte. „Und du meine.“
 

Irgendwie empfand Ran neben ihrer Traurigkeit auch einen Anflug von Glück, denn so viele Fragen, welche sie nicht friedlich schlafen ließen, wurden nun für sie geklärt.

Außerdem wusste sie jetzt, dass sie ihn immer noch als besten Freund haben würde und auch das war viel wert.

„Bist du eigentlich nur deswegen nach Tokyo gekommen? Um mir das zu sagen?“

Shinichi schüttelte ernst mit dem Kopf.

„Nein das ist nicht der einzige Grund dafür. Es steht hier ein weiterer Fall mit dem FBI an, aber mehr darf ich dir leider nicht sagen, es ist einfach zu gefährlich. Ich habe dir eigentlich jetzt schon viel zu viel erzählt.“

Ran machte ein besorgtes Gesicht.

„Du wirst doch vorsichtig sein, oder Shinichi?“

„Selbstverständlich werde ich das.“ Er bemerkte das Ran etwas verlegen dreinschaute.

„Wird… wird sie auch dabei sein?“ Shinichi wusste sofort, wen sie mit >sie< meinte.

„Ja, sie ist schließlich meine Partnerin.“, entgegnete er.

Ran lächelte leicht. „Seid ihr ein gutes Team?“

„Das Beste.“, kam die schnelle Antwort.

„Dann passt auch weiterhin gut auf euch auf, hast du gehört?“

„Ganz bestimmt.“
 

Sie standen auf und umarmten sich.

Shinichi spürte eine ungemeine Erleichterung, während Ran ihn einfach nur fest an sich drückte, froh darüber, dass es ihm zumindest gut ging und er glücklich war.

„Ich werde versuchen, mich in ein paar Tagen wieder bei dir zu melden, hoffentlich persönlich und mit guten Neuigkeiten.“, sprach Shinichi, als sie sich wieder voneinander lösten.

„Was denn für Neuigkeiten?“, wollte Ran wissen, aber der junge Detektiv wollte nichts verraten.

„Das wirst du dann schon sehen und ich hoffe du kannst mir bis dahin verzeihen, was ich dir alles zugemutet habe.“ Er legte ihr eine Hand auf die Schulter.

„Wir finden noch heraus ob ich das kann, aber ich werde es zumindest versuchen.“, erwiderte sie, trat an ihn heran und küsste ihn vorsichtig auf die Wange.

Es war eine Aktion, welche sie einfach nicht unterbinden konnte. Wenigstens einmal und auch wenn nicht auf den Mund, wollte sie ihn küssen, ihre erste Liebe. Es war etwas, was sie sich immer gewünscht hatte, wenn auch unter anderen Umständen.

Shinichi unternahm nichts dagegen, war es schließlich ein freundschaftlicher Kuss und er war der Meinung, sie hatte ihn auch verdient. Er wurde sogar leicht rot.

Ran lächelte als sie das sah.

„Mach’s gut Shinichi. Ich hoffe ich höre bald von dir.“

„Versprochen.“, versicherte er ihr.

„Und stelle mich bald einmal deiner Freundin vor. Ich würde sie gerne kennenlernen.“

Shinichi war erst kurz verwundert, aber lächelte dann ebenfalls.

„Das ist eine tolle Idee. Ihr zwei würdet euch sicherlich wunderbar verstehen.“

„Also dann, bis bald.“, das Fräulein Mori winkte noch zum Abschied und verließ daraufhin das Café.

Shinichi sah ihr noch nach und winkte ihr durch die Fensterscheibe das Ladens zu, als sie draußen daran vorbeilief und zwischen den vielen Menschen verschwand.
 

Später schlenderte er noch etwas durch die Straßen und ließ die Ereignisse des Tages nochmal Revue passieren.

Der Himmel hatte sich, wie bereits vermutet, nun gänzlich zugezogen und auch einzelne Tropfen fielen bereits zu Boden, was Shinichi jedoch gleichgültig war.

Er und Ran haben heute eine große Hürde überwunden und es anscheinend heil überstanden. Ihm war klar gewesen, dass es nicht leicht werden würde, aber war er der Meinung sie habe es deutlich besser aufgenommen als erwartet. Er hatte sich eigentlich schon darauf eingestellt, dass sie eine sehr lange Zeit nicht mehr mit ihm reden würde, vielleicht sogar nie mehr. Seine Sandkastenfreundin war einfach die verständnisvollste Person auf dieser Welt und er hoffte, obwohl sie sicherlich immer noch viel verdauen musste, dass sie nun nach vorne sehen könnte, so wie er. Es war schließlich alles nur zu ihrem besten. Das murmelte er immer wieder vor sich hin und hoffte inständig, dass dies auch wirklich so sein möge.
 

Er bog in eine Straße am Beika-Park ab, indem auch der Comicladen war, wo er, Ai und die Detective Boys hin und wieder vorbeischauten.

Als er die Straße weiter entlang ging, passierte er auch ein Geschäft was ihn kurz innehalten ließ.

Shinichi setzte vier Schritte zurück und fand sich vor dem Schaufenster des ihm bereits bekannten Juweliers wieder.

„Sie ist noch da.“, waren seine Worte, als er auf die weißgoldene Kette im Aushang starrte.

Seine seltsamen Träume haben nach der Begegnung mit Cognac in seinem Anwesen einfach aufgehört und er hatte sie schon fast vollständig vergessen.

Ein Ereignis, dieser Visionen aus seinen unruhigen Nächten, ist bisher eingetroffen, zum Glück in einer etwas abgewandelten Form, dank Wermut. Der zweite Traum ist jedoch bisher noch nicht eingetreten, würde es aber sicherlich bald, seine Verabredung mit Shiho.

Er hatte ihr die Kette als Präsent zu ihrem Jubiläum geschenkt, ein Präsent, was ihm aktuell noch fehlte.

Shinichi zögerte kurz und sah weiterhin nur auf die Kette, doch dann fasste er sich doch ein Herz und ging zur Ladentür. Er drückte die Klinke hinunter und öffnete die Tür. Die Glocke über der Ladentür klingelte, als er den Juwelier betrat.
 

Auch Ran war noch unterwegs, aber auf dem Weg nach Hause.

Inzwischen regnete es in Strömen und das Fräulein Mori hatte keinen Regenschirm dabei, wodurch sie klitschnass wurde. Es war jedoch nicht kalt und sie ließ das Wasser ungehindert an ihr herunterlaufen.

Dieser strömende Regen erinnerte sie daran, wie Shinichi einst für sie seinen Schirm hergab und selbst eine Erkältung in Kauf genommen hatte, nur damit sie nicht nass werden würde.

Das Wetter spiegelte nun gut wieder, wie sie sich momentan fühlte, allein. Niemand sonst war mehr auf der Straße und es war nichts anderes zu hören, als das Rauschen des Regens.

Auch wenn sie sich vorhin vor Shinichi tapfer geschlagen hat und sie sich wirklich am Ende ihres Gespräches besser gefühlt hatte, so kam nun die Trauer und die Einsamkeit langsam wieder hervorgekrochen.

Sonoko hatte ihr bereits drei Nachrichten geschickt, in der sie wissen wollte, wie das Treffen zwischen ihr und Shinichi gelaufen ist. Ran hat aber bisher alle Versuche ihrer Freundin, etwas in Erfahrung zu bringen, ignoriert.

Sie wollte keine trostspendenden Worte und mitleidvolle Blicke. Sie fühlte sich einfach nur außenvorgelassen und war immer noch traurig.

Sie hatte Shinichi nicht einmal danach gefragt, ob er bleiben oder nach Ende des Falles wieder gehen würde.

Ihre aufkommenden Tränen vermischten sich mit den Regentropfen auf ihrem Gesicht.

Sie wusste ehrlich gesagt nicht, was sie fühlen sollte. Sie konnte es nicht ändern, dass sie immer noch etwas für ihn empfand und dass es eine gewisse Zeit dauern würde, bis sie darüber hinweg wäre, aber wie hieß es so schön, die Zeit heilt alle Wunden.

Bis es aber soweit wäre, wollte sie mit jemanden reden, doch nicht mit einen ihrer Freundinnen. Es gab eine Person, der sie sich mit großer Gewissheit, mit ihrem andauernden Kummer, anvertrauen konnte, schließlich hat auch sie ihm tage -und wochenlang beigestanden.

Wie ein einziger schicksalhafter Augenblick doch zwei Menschen näherbringen kann, dachte sich Ran, als sie die Detektei erreichte.

Sie ging aber nicht nach oben, sondern ging einige Schritte weiter zum Café Poirot und schaute, mit den Händen zu einem Visier geformt, durch die Glasscheiben.

Er war da, ein Glück, stellte die Braunhaarige erleichtert fest. Er scheint heute Spätschicht zu haben. Es war schön zu sehen, dass es ihm schon wieder so gut ging. Er redete andauernd davon, dass er das nur ihr zu verdanken hatte. Ein Kompliment, welches jedes Mal, wenn Ran es vernahm, ihre Wangen warm werden ließ.

Als er sie endlich vor dem Fenster bemerkte, lächelte er und deutete an, dass sie doch hereinkommen soll, raus aus dem Regen, welcher ihre Betrübtheit nährte.

Frohen Mutes folgte Ran der Einladung und ging zur Tür hinüber.

Vielleicht war ihr gemeinsames Erlebnis an jenem Abend kein Zufall gewesen, sondern, wie Shinichi es ihr heute klar gemacht hat, der Beginn von etwas Neuem, mit dem Blick nach vorn.

„Ja, ich vergebe dir, Shinichi.“, flüsterte sie mit einem Lächeln auf den Lippen, als sie das Poirot betrat.

Panacea

Kapitel 35: Panacea
 

Hörbuch zur Fanfiktion: Kapitel 35: Panacea
 

Am nächsten Tag, 24 Stunden waren nach der Einnahme von >Zero< vergangen und das ohne Nebenwirkungen, stand nun die Einsatzbesprechung für den morgigen Tag, mit allen an der Operation beteiligten an. Als Treffpunkt war, wie vorher vereinbart, das Haus der Kudos auserkoren worden.

Die ersten vor Ort waren natürlich Shinichi und Shiho gewesen.

Nach ihrer Rückverwandlung haben sie beschlossen, dass es vernünftiger wäre zu zweit in Shinichis Elternhaus zu ziehen. Solange sie, als angebliche FBI-Agenten, in Tokyo sein würden, wäre es nur logisch das Shinichi bei sich zuhause unterkommen würde. Es diente also zum Erhalt ihrer Tarnung, kam es dem Liebespaar aber auch so ganz gelegen.

Gut gelaunt hatten sie also gestern ihr Quartier bezogen, ohne die Kenntnis, dass der jeweils andere genauso positiv über diesen Tapetenwechsel dachte, aus verschiedenen Gründen.

Für Shiho passte es perfekt in ihren Plan für den bevorstehenden Abend, welchen sie zu zweit verbringen würden. Im Anschluss wollte sie Shinichi nämlich ein ganz besonderes Geschenk zum Einmonatigen machen und da war es von Vorteil, nur zu zweit zu sein und keinen Professor eine Tür weiter.

Nach Shinichis Aussage, habe auch Subaru, während der Oberschüler wieder zuhause war, das Anwesen verlassen und sich vorläufig bei Agasa einquartiert. Die Tatsache, dass Subaru sie dadurch genauso wenig stören würde, rundete, für die rotblonde Frau, alles noch zusätzlich ab.

Sie hatten gestern noch lange zusammengesessen, einen Film geschaut, dabei sich in eine Decke gekuschelt und sich miteinander unterhalten bis sie eingeschlafen waren.

Shinichi hat ihr von dem Gespräch mit Ran erzählt und Shiho wiederum berichtete von ihrer ungeplanten Begegnung mit den drei Oberschülerinnen und vor allem von Masumi und ihrer Befürchtung was sie betraf.

Auch Shinichi war darüber beunruhigt. Die Vermutungen hatten sich bereits gehäuft, dass Sera seine wahre Identität zu kennen schien, allein wegen ihrer damaligen Begegnung am Strand, wo sie noch Kinder waren und viele weiteren Andeutungen von ihrer Seite. Das sie nun aber auch hinter Ais Identität kommen würde…

Shinichi wusste nicht so recht wie er darüber denken sollte. War das eine schlimme oder eine gute Sache?

Egal was es bedeuten würde, noch war nichts sicher und zurzeit mussten sie sich auf andere Dinge konzentrieren.
 

Die zwei bereiteten bereits früh am Morgen einige Sachen für die Besprechung vor, welche um 12 Uhr beginnen sollte. Shinichi verschob die zwei großen Sofas im Wohnzimmer, während Shiho zusätzliche Stühle aus dem Esszimmer dazustellte.

Laut Jodies Anruf, welchen sie noch gestern Abend erhalten haben, wären sie bei ihrem Einsatz zwölf Personen. Für Shiho kam diese Zahl etwas gering vor, doch war Shinichi sich sicher, dass das FBI schon wüsste was es tat.

Kurz bevor es losging holte der Oberschuldetektiv auch noch eine große Stellwand aus dem Arbeitszimmer seines Vaters. Diese würden sie nämlich ebenfalls brauchen.

Etwas später traf das erste Team des FBI mit Jodie, Agent Camel und zwei weiteren Agenten ein. Die Leute des FBI kamen bewusst nicht alle auf einmal, um nicht so viel aufmerksam nach außen zu erregen.

Als nächstes kam Heiji zu der Villa. Er hatte heute Morgen Kazuha nicht einmal anlügen müssen wo er hin ginge, schließlich wusste auch sie, dass Shinichi zurzeit wieder da war. Daher hatte sie auch nichts dagegen einzuwenden, dass er bei ihm vorbeischauen wollte.

Kurz darauf folgte das zweite Team vom FBI mit James Black und drei anderen Agenten, welche darüber hinaus auch noch Wermut im Schlepptau hatten und diese, auf Jodies Anweisung hin, auch nicht eine Sekunde aus den Augen ließen.
 

Sie versammelten sich alle gegen Mittag im großen Wohnzimmer des Hauses und Shinichi wollte sich nach geraumer Zeit erkundigen, wann sie beginnen wollen, da sie nach seiner Zählung schließlich komplett wären.

Jodie setzte ihn davon in Kenntnis, dass noch ein 13. Mann kommen würde und erst dann wäre das Einsatzteam für den morgigen Abend komplett.

Der junge Detektiv und auch seine Freundin waren verwundert, hieß es doch gestern noch zwölf Personen. Sie grübelten darüber nach, wer diese letzte Person nur sein könnte. Als es nach zehn Minuten an der Haustür klingelte, sollte sich ihre Frage jedoch schnell beantworten.

Jodie war die erste, welche aufstand und Richtung Tür ging.

„Bleibt ruhig sitzen, ich mache das schon.“, sagte sie gelassen.

Man hörte wie der Eingang des Hauses geöffnet wurde und kurze Zeit später, kehrte Jodie zusammen mit einem jungen Mann, dunkle Haut und blonde Haare, ins Wohnzimmer zurück.

„Amuro, was machst du denn hier?“, äußerte sich ein verblüffter Shinichi.

„Ich will natürlich dabei helfen die Organisation zu zerschlagen, was denn sonst?“, antwortete dieser und trat an die versammelte Gruppe heran.

„Ich bin schon solange dabei, da werde ich es auch bis zum Ende durchziehen. Ob es dem FBI passt oder nicht, aber ich bin unerlässlich für diese Operation und schließlich hat auch die Sicherheitspolizei noch ein Wörtchen mitzureden.“, entgegnete Bourbon demjenigen, welchen er einst als Conan Edogawa kennengelernt hat.

„Geht es deiner Verletzung denn schon besser?“, fragte dieser besorgt nach, aber Amuro winkte unbekümmert ab.

„Mach dir da mal keine Sorgen Conan oder sollte ich wohl besser Shinichi sagen. Ich habe mich in den letzten drei Wochen prächtig erholt und bin in Topform.“

Shinichi musste lächeln. „Freut mich zu hören und toll das du dabei bist.“

Amuro erwiderte sein Lächeln.
 

„Gut, dann sind wir nun vollzählig und können beginnen.“, ergriff James Black das Wort und alle Augen und Ohren richteten sich auf ihn.

Das FBI hatte eine kleine Einführungspräsentation für die Teilnehmer dieser Mission vorbereitet, welche sie auf der Stellwand angebracht hatten. James ging zu dieser hinüber.

Sie war so aufgestellt, dass alle Personen auf ihren Plätzen sie gut sehen konnten.

Auf dem ersten Sofa haben es sich Shinichi und Shiho bequem gemacht. Heiji hatte sich dazu gesetzt und leistete ihnen Gesellschaft. Ohne dass es Shiho mitbekam, lehnte sich Shinichi zu seinem Freund aus Osaka rüber, welcher rechts von ihm saß.

„Hey Heiji, danke übrigens fürs umziehen gestern nach meiner Verwandlung. Wäre echt peinlich gewesen, wenn Ai das übernommen hätte.“, flüsterte er ihm ins Ohr.

Hattori wirkte auf seine Aussage jedoch etwas verwirrt.

„Wovon zum Teufel redest du da bitte Kudo?“, tuschelte er unauffällig zurück.

Es schien fast so, als bräuchten die eben erhaltene Informationen einige Momente bis sie Shinichis Gehirn erreicht hatten, doch als er den Inhalt von Heijis Worten ausgewertet hatte, schwenkte er langsam seinen Kopf zu seiner Linken, wo Shiho saß und unschuldig durch die Gegend schaute.

Shinichis Augen wurden zunehmend schmaler, als er sie einfach nur schweigend anstarrte. Hat sie also doch, dachte sich der Oberschülerdetektiv grimmig. Das würde auf jeden Fall Rache bedeuten.
 

Auf dem anderen Sofa haben es sich, in der Zwischenzeit, André, Jodie und Amuro niedergelassen. Die fünf weiteren FBI-Agenten haben auf den Stühlen platzgenommen und auch Wermut hatte sich auf einen Stuhl gesetzt und ein Bein über das andere geschlagen.

Immer wieder sah sie mit einem breiten Lächeln zu Shiho hinüber, wie sie dort neben Shinichi, ihrer Silver Bullet, saß und die Nähe seiner Hand suchte.

Die rotblonde Frau war immer noch strikt gegen eine Teilnahme von Wermut an dieser Operation. Shiho war sich sicher, das vermeintliche Ex-Organisationsmitglied würde sie verraten, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen wäre. Wermut war aber für den Zutritt in das Geheimlabor unerlässlich und daher musste die junge Chemikerin leider einlenken und ihre Anwesenheit akzeptieren.

Auch ihrem Ex-Kollegen aus der Organisation, Bourbon, hatte Wermut einen kurzen Blick geschenkt, doch war dieser, was ihre Absichten anging, genauso skeptisch wie Shiho. Er war schließlich derjenige, welcher von Amarula die Botschaft erhalten hat, sie würde immer noch für die Männer in Schwarz arbeiten.

Mit ihrer Körpersprache ließ sich Wermut jedenfalls nicht in die Karten blicken, musste Amuro mit bedauern feststellen. Diese Frau hatte mehr als nur ein Geheimnis.
 

James räusperte sich kurz, bevor er die erste Seite an der Stellwand enthüllte. In fetten Buchstaben stand dort der Name ihrer geplanten Mission.

„Operation PANACEA.“, verkündete er.

„Das ist der Name des Unterfangens, welches hoffentlich den Anfang des Untergangs der Organisation einläuten wird. Wie wir nun, dank Wermut, seit etwas mehr als drei Wochen wissen…“, die Frau mit den platinblonden Haaren winkte halbherzig mit der Hand, als alle Augenpaare kurz zu ihr hinüberschauten, „… besitzt die Organisation eine geheime Basis unter einer der Labore des Pharmakonzerns Nishi-Biogen-Industries, etwas außerhalb der Hauptstadt. Dort ist diese besonders gut getarnt, da das Versteck ebenfalls als Geheimlabor und Forschungseinrichtung genutzt wird. Sie wurde errichtet und in Betrieb genommen, nachdem die alte Forschungsanlage in einer Arzneimittelfabrik von den Männern in Schwarz niedergebrannt wurde. Niemand sollte mögliche Informationen über die Organisation, nach dem Austritt Sherrys, erhalten können. Erstmals seit Beginn der Ermittlungen gegen dieses kriminelle Syndikat, haben wir nun die Gelegenheit, sie direkt an ihren Wurzeln zu treffen, genau dort, wo sie es am wenigsten erwarten würden.“

James Black trat einen Schritt zurück und übergab das Wort an Jodie, welche sich zum ihm stellte. Es handelte sich hierbei schließlich um ihren Plan und daher sollte auch ihr die Ehre gebühren, diesen vorzustellen.

„Unser Ziel ist klar…“, begann sie, „…wir müssen in ihre Einrichtung eindringen und so viele wichtige Daten, wie wir kriegen können, sicherstellen. Nur so wird es uns gelingen die Männer in Schwarz und ihre Machenschaften aufzudecken.“

Sie blätterte weiter und zeigte Fotos des unscheinbar wirkenden Gebäudes des Konzerns.

„Wie wir anfangs, nach dem Vorfall in Nishimuras Anwesen, vermutet haben, fand in den darauffolgenden Tagen eine extreme Zunahme aller Sicherheitsvorkehrungen statt. Das Personal auf dem gesamten Gelände wurde von heute auf morgen verdreifacht. Alle Zu -und Ablieferungen wurden weitestgehend eingestellt. Ein voreiliges Handeln auf unserer Seite, hätte zu diesem Zeitpunkt einen hohen Preis gefordert. Dementsprechend haben wir abgewartet und nach zwei Wochen, wurde die alltägliche Prozedur wieder aufgenommen und auch die Sicherheit wurde wieder gelockert, da dies auf Dauer nur Aufsehen erregen würde. Nun scheinen sie nicht mehr damit zu rechnen, dass Wermut uns Informationen über diesen Ort preisgegeben hat. Das ist unsere Chance sie vom Gegenteil zu überzeugen.“

Sie zeigte die nächste Seite.

„Wir werden uns in drei Teams aufteilen und separat voneinander, aber mit ständigem Funkkontakt zu den jeweils anderen Teams agieren. Team Alpha besteht aus Shinichi, Siho, Agent Ethan Harper, Agent Rebecca Woods, Wermut und meiner Wenigkeit.“

Die eben genannten FBI-Agenten standen auf und stellten sich kurz vor, bevor sie sich wieder setzten. Harper war Sprengstoffspezialist und Woods Spezialgebiet waren Elektronik und Hacking.

Jodie versicherte zusätzlich, dass jeder Agent von ihr sorgfältig ausgewählt wurde und mit großer Sicherheit somit kein geheimer Spitzel der Organisation sein konnte. Des Weiteren waren sie die Elite des FBIs und jeder einzelne ein begnadeter Schütze, welcher die bestmöglichste Ausbildung genossen hat.

Shinichi und Shiho waren von den Referenzen ihrer Teamkollegen mehr als beeindruckt und fragten sich, wie sie da nur mithalten sollten. Was Shiho aber überhaupt nicht in den Kram passte war, dass Wermut während des Einsatzes ihren Rücken decken sollte.

Sie habe ihr Mitwirken mit einem bitteren Beigeschmack geduldet, doch nun sollte sie auch noch mit ihr zusammen sich ins Geschehen stürzen. Shiho fühlte sich bei dieser Vorstellung sichtlich unwohl. Niemals würde sie sich dieser Frau anvertrauen, nicht einmal für eine Sekunde. Denn sie war sich sicher, ein solches Vertrauen würde sie schneller bereuen, als ihr lieb war.
 

„Team Bravo, ist neben Team Alpha, die zweite Gruppe, welche das Gelände des Konzerns betreten und mit Alpha kooperieren wird. Es besteht aus Agent Camel, Rei Furuya, Agent Hannah Price und Agent Timothy Carter.“ , sprach Jodie weiter.

Auch diese FBI-Agenten stellten sich vor. Price hat eine medizinische Ausbildung absolviert und würde als Sanitäterin den Einsatz begleiten, während Carter Waffenexperte war und mit jedem bekannten Kaliber umgehen konnte.

„Das letzte Team ist Team Charlie und wird nicht direkt am Einsatz teilnehmen, sondern aus sicherer Entfernung in unserer Einsatzzentrale operieren. Das wären James Black, Heiji Hattori und Agent Chuck Anderson, welcher für Überwachung und Aufklärung zuständig ist.“

Bis auf Shiho und Heiji schien jeder mit der Teamzusammenstellung zufrieden zu sein. Bei Hattori war es jedoch nichts Persönliches. Er hatte nichts gegen James oder Agent Anderson, er wollte nur einfach auch mit reingehen und nicht von außen tatenlos zusehen.

Wenn sein bester Freund oder die Freundin seines besten Freundes da drin Schwierigkeiten bekommen sollte, da war sich Heiji sicher, würden ihn keine zehn Pferde davon abhalten, ihnen zur Hilfe zu eilen.
 

Jodie fuhr derweil mit ihrer Einweisung fort.

Sie war sehr konzentriert und sogar ein bisschen angespannt. Sie hat die letzten drei Wochen intensiv daraufhin gearbeitet und es hing viel davon ab. Ein Scheitern ihrer Operation dürfte es demnach nicht geben.

Der Plan war in mehreren Phasen untergliedert, welchen ihnen hoffentlich den gewünschten Erfolg bringen würden. Es war nicht vorgesehen lautstark in die Basis zu stürmen und auf alles zu schießen was sich bewegte. Niemand kann wissen, ob nicht auch Unschuldige in diesem Gebäude sind, wie zum Beispiel harmlose Angestellte und Chemiker des Pharmakonzerns, welche nicht einmal was mit der Organisation zu tun haben. Genau deswegen waren sie eine eher kleinere Gruppe, die aber notfalls noch genügend Feuerkraft besäße.

Sie würden sich mit Wermuts Hilfe einschleusen lassen. Vor allem ihre Verkleidungskünste sollten hier zur Anwendung kommen. Die Organisation sollte mit ihren eigenen Tricks geschlagen werden.

Wären sie erstmal in der eigentlichen Geheimanlage, würde Alpha sich um die Geheimlabore kümmern, während Bravo die Informationszentrale übernehmen würde. Die größte Gegenwehr sollte außerhalb zu erwarten sein. Im Inneren wäre es dann leichter, diente die Einrichtung schließlich in erster Hinsicht der Entwicklung und Forschung.

Zur Ruhigstellung möglicher Bedrohungen und der Wissenschaftler sollten Waffen mit Betäubungsmunition verwendet werden. Diese wurde speziell vom FBI entwickelt und waren an dem Narkosechronometer von Professor Agasa orientiert. Der Vorteil, sie besaßen Magazine und dadurch eine höhere Anzahl an Schuss. Tote sollten weitestgehend vermieden werden, besonders auf der eigenen Seite, nur im Notfall sollte scharf geschossen werden.

Ein Störsender und ein schnelles Lahmlegen der Kommunikation würden verhindern, dass der Rest der Organisation von ihrer Aktion Wind bekam. Ehe die Männer in Schwarz wissen, wie ihnen geschieht, sollte auch schon alles wieder vorbei sein und das hoffentlich ohne Verluste und mit den gewünschten Informationen in der Tasche.
 

Nach etwas mehr als einer Stunde war Jodie am Ende mit ihrer Einweisung und Agent Camel fügte noch hinzu.

„Wir haben nach besten Kräften versucht, eine Verbindung zwischen Nishimuras Pharmakonzern und der Japan Finance Bank herzustellen, konnten aber nichts feststellen. Der Schwarze Schatten scheint seine Spuren wie immer sorgfältig zu verwischen. Wir würden aber vermuten, dass er die Geldflüsse gekonnt und unauffällig zu seinem Vorteil manipuliert. An notwendige Daten und Hinweise zu gelangen ist so gut wie unmöglich, doch falls wir auch dazu Informationen sicherstellen könnten, würde es uns sicherlich gelingen ihre Konten auffliegen zu lassen und der Organisation somit den Geldhahn abzudrehen. Kein organisiertes Verbrechen ohne die nötigen Quellen zur Finanzierung.“

„Es wäre auch eine gute Idee, Amarula die Forschungsleiterin gefangen zu nehmen und ins Hauptquartier zu bringen. Wenn es noch weitere wichtige Informationen zur Organisation und zum Schwarzen Schatten gibt, dann weiß sie es.“, bemerkte Amuro.

Wermuts darauffolgendes Grinsen ließ ihn vermuten, dass sie wusste was er vorhatte. Selbstverständlich waren an seinen Worten was Wahres dran und der Rest der Gruppe teilte diese Auffassung, aber Bourbon verfolgte damit auch die Absicht, Amarula einen Ausweg zu bieten. Sie hatte ihn letztlich vor seinem Tod bewahrt und es fühlte sich für ihn so an, als ob er ihr das schuldig wäre. Vielleicht würde sie einlenken und sich dazu bereiterklären ihnen zu helfen.

Heiji drehte nachdenklich seine Kappe nach hinten, wie er es immer tat, wenn er konzentriert nachdachte.

„Der Plan ist alles im allen nicht schlecht, birgt aber immer noch gewisse Risiken.“

„Kein Plan ist ohne Risiko. Es ist und bleibt ein Wagnis, dass wir aber bereit sind einzugehen. Niemand kann auch nur ansatzweise erahnen, was die Organisation als nächstes unternehmen wird und was ein Pharmakonzern, in den Händen der Männer in Schwarz, für ein Chaos anrichten kann.“, entgegnete Agent Starling kühl.

„Ich sehe in diesem Plan unsere bestmöglichste Chance.“, äußerte sich Shinichi und erhob sich dabei.

„Nie waren wir bisher der Organisation so nahe gewesen wie jetzt.“
 

„Er wird nicht funktionieren.“

Die von Wermut in den Raum geworfenen Worte, ließen alle anderen verstummen und die Blicke aller Anwesenden einmal mehr zu ihr wandern.

Sie liebte es im Rampenlicht zu stehen und sich in den Vordergrund zu drängen, dachte sich Shiho bissig.

„Was meinst du?“, fragte Shinichi irritiert.

Wermut hatte sich eine Zigarette angezündet und pustete den Rauch, in einer Säule, nach oben aus.

„Na was wohl. Ich meine euren ach so tollen Plan. Ich sage euch, er wird nicht so aufgehen, wie ihr euch es erhofft.“

Shiho stand nun ebenfalls auf und stellte sich zu Shinichi.

„Weil du dafür Sorge tragen wirst, dass wir scheitern richtig? Deswegen bist du doch überhaupt hier. Cognac wartet doch nur darauf uns in eine Falle laufen zu lassen und diese Frau hier…“, demonstrativ zeigte sie auf Wermut, „… wird ihm die Möglichkeit dazu verschaffen.“

Die Frau mit den platinblonden Haaren begann amüsiert zu lächeln.

„Ich bin erstaunt Sherry, du hast dich wirklich sehr verändert, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben. Du bist so mutig und entschlossen geworden.“

„NENN MICH NICHT SO.“, fuhr sie Wermut an.

„Ich bin keine mehr von euch, schon lange nicht mehr, im Gegensatz zu dir.“

Shinichi legte eine Hand auf ihre Schulter um sie zu beruhigen.

„Lass gut sein Ai.“, versuchte er sie zu beschwichtigen.

„Nun Wermut, falls du nicht bereit bist an der Operation teilzunehmen, niemand zwingt dich dazu.“, waren die Worte von James.

„Falls du wirklich glaubst, dass wir scheitern dann…“

„Ich habe nie gesagt ihr scheitert.“, unterbrach sie Black und sorgte für erneute Verwirrung.

„Die Rede war davon, dass der Plan nicht so funktionieren wird, wie anfangs gedacht. Dabeisein werde ich auch weiterhin.“
 

Shinichi grübelte über Wermuts Worte, konnte sich aber keinen Reim darauf machen, was sie damit meinte. Sie war doch auf ihrer Seite, oder etwa nicht? Er war bisher immer davon überzeugt gewesen, dass es so war, besonders nachdem, was sie für ihn und Shiho riskiert hatte. Warum spielte sie also diese Spielchen?

„Hat sonst noch jemand irgendwelche Einwände?“, erkundigte sich Jodie, doch meldete sich niemand zu Wort.

„Dann steht es also fest. Morgen Abend brechen wir auf.“

„Hervorragend.“, war Wermuts überflüssige Bemerkung darauf.

Shiho riss sich von Shinichi los, welche seine Hand immer noch auf ihrer Schulter hatte und stürmte an allen vorbei Richtung Tür. Sie musste hier einfach raus. Sie brauchte frische Luft, musste den Kopf frei bekommen, um wieder einen klaren Gedanken fassen zu können.

Shiho hatte nichts gegen den Plan des FBIs, sie fand ihn sogar ziemlich gut und auch sie gab sich positiv, wie sie es früher sonst nie war, wenn es um die Männer in Schwarz ging, doch diese Frau, diese Schlange. Sie war sich sicher, Wermut würde sie alle ins Verderben stürzen und sie sich bis zum Schluss aufheben um ihr es noch unter die Nase zu reiben, bevor es auch für sie vorbei sein würde.
 

Shiho erreichte die Haustür und griff energisch nach der Klinke. Als sie die Tür aufriss und hinauswollte stockte ihr der Atem, als eine Person ihr den Weg nach draußen versperrte.

Shihos Augen weiteten sich. Ein kalter Schauer ergriff sie und ließ sie zaghaft einige Schritte zurücktreten. Es war die Aura der Organisation.

Ihr Herzschlag beschleunigte sich. Sie spürte wie ihr Körper Adrenalin ausstieß und ihre Hände unruhig wurden. Die Person, welche vor ihr stand, betrat derweilen wortlos das Anwesen und wendete den Blick nicht von ihr ab.

Aber das kann doch nicht…, dachte sich Shiho schockiert. Ihre Stimme versagte ihren Dienst und sie eilte schnell zurück zu den anderen.

Shinichi bemerkte wie aufgelöst wie war und kam ihr entgegen.

„Hey, was ist denn los?“, wollte er sich nach ihr erkundigen.

Wortlos deutete die rotblonde Frau auf den Eingang, von dem aus nun ein großer Mann mit dunklem Haar und schwarzer Lederjacke ihnen entgegenkam. Er trug eine ebenso schwarze Skimütze auf dem Kopf und seine Augen besaßen ein stechendes Grün, genau dieselbe Farbe, wie sie Siho bei Masumi bemerkt hatte. Jetzt wusste die junge Wissenschaftlerin auch, woher ihr diese Augen so bekannt vorkamen.

Es waren die des Geliebten ihrer Schwester Akemi, Moroboshi Dai.

Süßer Schmerz

Kapitel 36: Süßer Schmerz
 

Hörbuch zur Fanfiktion: Kapitel 36: Süßer Schmerz
 

„Rye?“

Wermut war sehr überrascht, als sie ihren ehemaligen Kollegen vor sich sah. Nach der Enthüllung der wahren Identität von Kir, vermutete man innerhalb der Organisation, dass Akai doch noch am Leben sei, doch konnte dies bisher nicht bestätigt werden.

Was das anging, war Cognac sogar Wermut immer einen Schritt voraus gewesen.

Mit seinem heutigen Erscheinen hatte die blonde Frau aber nun ebenfalls Gewissheit darüber, dass Shuichi Akai tatsächlich überlebt hat.

Bourbon reagierte auf das Auftauchen von Akai eher gelassen. Zwar waren sie einst Konkurrenten und sind es wahrscheinlich jetzt immer noch, aber nach ihren gemeinsamen Erlebnissen auf dem Riesenrad vom Toto Aquarium, hat Amuro angefangen Respekt für seinen Rivalen zu empfinden.

„Hallo Shu, schön dass du da bist, genau zum richtigen Zeitpunkt.“, begrüßte ihn Jodie, als ob nichts wäre und auch Shinichi lächelte, als er Akai seit langem wieder ohne seine Verkleidung sah.

Shiho verstand die Welt nicht mehr und sah verwirrt in das Gesicht ihres Freundes und dann weiter zu Jodie und den anderen Agenten des FBI. Niemand der Anwesenden schien Dais Gegenwart zu überraschen oder zu beunruhigen, niemand außer ihr.

Und warum nennt Jodie ihn Shu?

Was geht hier bloß vor sich?
 

„Was ist nur los mit euch? Wisst ihr denn nicht wer das ist?“

Shiho hat ihre restlichen Nerven zusammengekratzt und deutete auf Akai.

„Was hast du hier verloren? Wieso bist du zurückgekehrt?“

Shuichi hielt sich in Schweigen. Jodie stellte sich schützend vor ihn und versuchte die Situation zu erklären, ehe sie aus dem Ruder laufen würde.

„Warte Shiho, hör mir zu. Ich erkläre es dir. Den Mann, welchen durch damals als Moroboshi Dai kennengelernt hast, heißt in Wahrheit Shuichi Akai und gehört zum FBI. Er ist einer von uns.“

Der jungen Wissenschaftlerin schossen unzählige Gedanken auf einmal durch den Kopf. Sie wusste das Dai in Wahrheit ein Undercoveragent gewesen war und die Organisation infiltriert hatte, indem er die Gefühle ihrer Schwester für sich nutzte. Als er aufflog verschwand er einfach von der Bildfläche.

„Moroboshi Dai ist gar nicht dein richtiger Name?“, sprach sie nach einer Weile und ballte dabei ihre Hände zu Fäusten.

„Wie viele Lügen hast du ihr denn noch aufgetischt?“, schrie sie ihn an, so laut sie konnte.

Shinichi zuckte bei der Reaktion seiner Freundin zusammen. Er hätte nicht damit gerechnet, dass sie so auf Akais Erscheinen reagieren würde. Noch nie hatte er sie so wutentbrannt erlebt. Shinichi begann zu vermuten, warum Subaru bis heute es vorgezogen hat, ihr die Wahrheit vorzuenthalten. Es musste doch mehr dahinterzustecken, als er bisher annahm.

André schlug vor, dass sie wohl besser ins Esszimmer gehen sollten, da es hier anscheinend einiges zu besprechen gab. So verließen alle das Wohnzimmer bis auf Akai, Shiho, Shinichi und Jodie, auch Heiji blieb. Wermut wollte zwar auch bleiben, um sich ein mögliches interessantes Gespräch nicht entgehen zu lassen, aber dies war ein Punkt, über den es nichts zu verhandeln gab und so begab auch sie sich gezwungenermaßen in den Raum nebenan.
 

Shihos Furcht war inzwischen gänzlich verschwunden, es war nur noch Wut und Missgunst in ihr, was sie nun alles Akai ungezügelt entgegenschleudern wollte.

„Shiho, versteh doch bitte…“, versuchte Jodie weiter zu vermitteln, doch legte Shuichi ihr schweigend eine Hand auf die Schulter und sah sie eindringlich an.

„Shu?“ Sie ließ sich ohne Widerstand behutsam zur Seite schieben, sodass nun niemand mehr zwischen ihm und Shiho stand.

„Ist dir eigentlich klar was du getan hast, was du IHR angetan hast, was du UNS angetan hast? Denkst du, du kannst hier einfach so aufkreuzen und alles ist vergeben und vergessen? Du hast unsere Familie zerstört.“, fauchte die rotblonde Frau feindselig und ging mutig zwei Schritte auf Shuichi zu. Dieser erwiderte nichts, sondern ließ den angesammelten Zorn der Schwester seiner Geliebten über sich ergehen.

„Du hast ihre Liebe zu dir schamlos ausgenutzt, um Informationen von der Organisation zu sammeln. Du hast ihr versprochen sie zu beschützen, doch wo warst du, als sie meine Schwester geholt haben?“

Shihos Stimme begann zu bibbern, war aber immer noch jede Menge Groll in ihren Worten zu spüren.

„Es stimmt…“, begann Shuichi sein Schweigen zu brechen, niemand sonst sprach auch nur ein einziges Wort, alle standen stumm daneben und rührten sich auch nicht. Shiho hatte ohnehin alles um sich herum bereits aufgeblendet.

Akai fuhr fort: „… ich habe sie benutzt um mir als Spitzel einen Vorteil zu verschaffen, aber ich habe sie auch geliebt.“

„Blödsinn, das hast du ihr vorgespielt. Nicht einmal deinen richtigen Namen hast du ihr preisgegeben. Du warst nichts als eine einzige Lüge in ihrem Leben.“, entgegnete Shiho aufgebracht darüber, dass er ihr noch nur noch mehr Lügen verkaufen wollte.

Akai schloss die Augen. „Sie kannte meinen Namen. Ich habe ihn ihr verraten, bevor wir uns voneinander trennten.“

„Und du denkst, dass ich dir das glaube? Du hast ihr den Kopf verdreht und ihr falsche Versprechen gemacht.“ Sie trat noch näher an ihn heran und packte ihn sogar am Kragen, während ihr die Tränen in die Augen stiegen.

Jodie wollte etwas einwenden, doch Akai hob nur die Hand und vermittelte ihr damit nichts zu unternehmen.

„Was war mit deinem Versprechen hä? Sie zu schützen. Du hättest ihren Tod verhindern können. Du hattest die Macht dazu und es war deine Pflicht als ihr Freund, aber du hast sie sterben lassen und dich einfach aus dem Staub gemacht.“

Ihr Griff verstärkte sich und sie begann ihn leicht hin und her zu schütteln.

„Wieso hast du meine Schwester sterben lassen, wenn sie dir wirklich so viel bedeutete? Sag es mir.“

„Sie ließen mich nicht mehr in ihre Nähe. Sie zogen mich ab, weil ich Gefühle für sie hatte und meinen Job nicht mehr objektiv ausführen konnte.“, erwiderte er trocken, die Augen starr geradeaus gerichtet.

Shiho schüttelte ihn immer stärker.

„Lügen, Lügen, immer mehr Lügen aus deinem Mund.“

„Ich musste deiner Schwester ein Versprechen geben. Es war ihr letzter Wille, sollte ihr etwas passieren. Ich sollte das tun, was ich bei ihr nicht konnte, ich sollte dich in Zukunft vor der Organisation schützen und ich gab ihr dieses Versprechen. Ich schwor es ihr hoch und heilig, weil ich es meiner Liebe schuldig war.“

Shiho stieß ihn von sich weg.

„Schluss damit.“, ihre Stimme war brüchig und Tränen rannen ihr über das Gesicht.

„Du hast es ihr also geschworen, aber du hast es nie gehalten, wie alle deine Versprechen ihr gegenüber.“, schniefte die rotblonde Frau.

„Das stimmt nicht Shiho.“, schaltete sich nun doch wieder Jodie ein.

Die junge Wissenschaftlerin wirkte etwas irritiert. Shuichi sah zu Jodie, doch diese wollte sich dieses Mal nicht davon abbringen lassen, seine Ehre zu verteidigen.

„Ich habe dir doch von dem FBI-Agenten erzählt, welcher stets über dich und Shinichi gewacht hat, welcher euch auf dem Dach vor Gin gerettet hat und auch schon vorher, verkleidet als Subaru, immer heimlich auf dich aufgepasst hat, die ganze Zeit über.“

Shihos Augen weiteten sich. Sie öffnete ihren Mund, aber es kam nichts heraus.

„Dieser jemand war Shuichi. Er hat sein Versprechen also nicht gebrochen, hörst du. Er war stets um dein Wohl besorgt.“
 

Nein, nein das konnte nicht sein. Shiho kniff die Augen zusammen und schüttelte ihren Kopf.

Der FBI-Agent, welchen sie ihr Leben verdankte, welchen sie über alles dankbar war, da er ihr mehr Zeit mit Shinichi geschenkt hatte, dieser FBI-Agent sollte derjenige sein, welchen sie für den Tod ihrer Schwester mitverantwortlich machte? Und dieser jemand war die ganze Zeit über getarnt als Subaru Okiya, der Person, bei der sie langsam begonnen hatte etwas wie Vertrauen aufzubauen?

Bilder erschienen vor ihrem geistigen Auge. All ihre Vermutungen, das mysteriöse Verhalten von Subaru, sein ständiges Auftauchen in Gefahrensituationen, sein Kragen, welchen Siho nicht berühren durfte, da dies außerhalb ihres Territoriums sei. Eine Maske, ein Stimmenverzerrer. Grüne Augen hinter seinen glänzenden Brillengläsern.

„Es stimmt Ai.“, fügte Shinichi hinzu, welcher nicht länger schweigend zusehen wollte.

„Ich wusste die ganze Zeit über, dass er es war. Deswegen habe ich mir nie Sorgen um Subaru gemacht, weil ich wusste, dass er keine Gefahr für dich darstellten würde. Ich sollte es dir bisher nie verraten.“

Shiho drehte ihren Kopf zögerlich in Shinichis Richtung. Ihr Blick schmerzte in seinem Herzen. Enttäuschung und Trauer spiegelten sich in ihren Augen wieder.

Von allen Seiten stürzten diese, für sie unverständlichen, Worte auf sie herab und begruben sie, wie unter einer Lawine. Sie fühlte sich verraten. Gerade Shinichi hatte es gewusst und ihr nichts gesagt, warum?

Shiho begann zu wimmern und presste ihre Lippen zusammen, damit sie aufhörten zu zittern. Shinichi wollte auf sie zugehen, doch sie drohte mit dem Finger, ihr ja fern zu bleiben. Sie konnte nicht mehr klar denken.

„Wieso?“, hauchte sie entkräftet.

„Es war Akais Wunsch gewesen, dass ich nichts erzähle, bis er selbst dazu bereit sei, es dir zu beichten.“

„Ich habe deine Schwester geliebt, glaube mir.“, sprach Akai nun wieder.

„SEI STILL.“, schrie Shiho und hielt sich die Ohren zu.

„Es ist wahr Ai. Die Blumen, welche zum Jahrestag von Akemis Tod an der Stelle lagen, wo sie erschossen wurde, waren nicht von mir. Sie waren von Akai. Auch er war an diesem Tag am Hafen gewesen. Ich habe ihn gesehen. Er trauert bis heute um Akemi, genau wie du und ich.“, erwiderte Shinichi, bemüht seine Stimme unter Kontrolle zu halten. Er wollte sie nicht länger so sehen.

Shiho drückte mit aller Kraft ihre Hände gegen ihren Kopf um zu versuchen, die auf ihr herabprasselnden Wörter davon abzuhalten, in ihren Verstand zu sickern, aber es wollte nicht funktionieren. Sie hörte jedes Wort und jedes dieser Wörter schmerzte zutiefst und ließen sie daran zweifeln, was sie denken und voran sie glauben sollte.
 

„Ja, es ist meine Schuld, dass sie tot ist.“ Akai trat an Shiho heran, welche den Blick auf ihn richtete und ihre Hände langsam sinken ließ.

„Gin hat sie erschossen, weil er von Akemis Beziehung zu mir erfuhr. Das war der wahre und einzige Grund für ihre Erschießung gewesen und ich kann tun was ich will, ich werde für den Rest meiner Existenz damit leben müssen.“

Es geschah blitzschnell. Ein lauter Knall und ein stechender Schmerz. Seine Wange begann zu brennen und der Abdruck einer Hand zeichnete sich darauf ab.

Shiho hat ihm mit all ihrer Kraft eine Ohrfeige verpasst und funkelte ihn zornig an.

„Es ist mir egal, was du bisher für mich getan hast und es ist mir egal ob du Akemi wirklich geliebt hast.“, zischte sie.

„Ich hasse dich und ich werde dir niemals vergeben!“

Sie drehte sich um und wollte die Treppe hinaufstürmen, als sie Shinichi am Handgelenk festhielt. Wütend drehte sie sich zu ihm um und riss sich von seinem Griff los.

„Und du hast es die ganze Zeit über gewusst, die Person, welcher ich am meisten vertraut habe.“

„Es tut mir so leid Shiho, was hätte ich denn tun sollen, ich…“

„Es mir sagen.“, unterbrach sie ihn. „Denn ich dachte ich bedeute dir was.“

Sie rannte davon, hinauf ins Obergeschoss und knallte die Schlafzimmertür zu.

„Shiho…“ Shinichi sah ihr verzweifelt nach.

Heiji ging zu ihm und legte eine Hand auf die Schulter seines Freundes, wobei er sein Bestes versuchte, ihn zu beruhigen.

Jodie ging derweil zu Akai und befühlte seine Geschichtshälfte.

„Alles okay bei dir?“, fragte sie besorgt nach.

„Ich mache mir mehr Sorgen um sie.“, erwiderte Shuichi und schaute die Treppe hinauf, auf der Siho geflüchtet war.

„Ich habe damit gerechnet, dass sie mir nicht vergibt, ich kann mir schließlich selbst auch nicht vergeben.“
 

Völlig aufgelöst und unter Tränen ließ sich die junge Wissenschaftlerin auf das große weiche Bett fallen.

Was ist da gerade eigentlich passiert?

Sie kam sich, wie in einen ihrer Alpträume vor, doch konnte sie sich kneifen so oft sie wollte, sie wachte nicht auf. Sie zwickte sich mehrmals in den Arm, bis ihr alles wehtat, aber es konnte ebenfalls die Ereignisse der letzten Minuten nicht aus ihrem Kopf verdrängen.

„Akemi…“ Ihre Tränen tropften in ihren Schoß und benetzten das weiße Lacken.

Sie vermisste ihre Schwester. Wie sehr wünschte sie sich, dass sie nun bei ihr wäre. Shiho wusste einfach nicht mehr was sie noch glauben sollte. Entsprach das, was die anderen ihr unten erzählt hatten, wirklich der Wahrheit?

Ist Moroboshi, nein, Shuichi hieß er, ist er tatsächlich Subaru gewesen und hat immer versucht auf sie aufzupassen?

Es klopfte an der Tür und obwohl sie keifte, egal wer da war sollte wieder verschwinden, öffnete sich die Tür und Shinichi betrat zögerlich das Zimmer.

„Geh weg.“, weinte sie leise.

„Ai, lass es uns dir doch erklären.“

„Du musst mir nichts erklären.“, entgegnete sie wehmütig und starrte auf die nassen Flecke vor ihr auf dem Bett, Zeugnisse ihrer Trauer.

Shinichi trat näher und setzte sich zu ihr aufs Bett. Sie hätte es am liebsten unterbunden, wollte sie viel lieber allein sein und auch ihn nicht um sich haben, aber es fehlte ihr einfach die Kraft dazu. Des Weiteren konnte sie einfach nicht verhindern, dass sie seine Nähe als beruhigend und angenehm empfand.

Shinichi legte eine Hand um seine Freundin, welche langsam ihren Kopf gegen seine Schulter lehnte, während sie einfach leer in den Raum starrte.

„Du hast mich angelogen.“, kam es so leise von ihr, dass Shinichi es fast nicht gehört hätte. Sie klang hörbar enttäuscht.

„Es tut mir leid Shiho. Ich hatte keine Ahnung, wie sehr dich das treffen würde. Niemals hätte ich dich solange im Dunkeln gelassen. Ich habe dich verletzt und ich weiß nicht, wie ich es wieder gut machen soll.“ Er streichelte behutsam ihren Arm.

„Du weißt doch, ich bin eine echte Niete, wenn es um die Gefühle anderer um mich herum geht.“ Shinichi musste bei seiner Selbstkritik leicht lachen und auch Shiho zwang sich zu einem schwachen Schmunzeln.

Der Schwarzhaarige bemerkte dies und strich ihr eine Strähne ihres wunderschönen rotblonden Haares aus dem Gesicht, um ihre Augen sehen zu können. Die Augen, welche ihn verzaubert hatten und in denen er sich immer wieder aufs Neue verlor.

„Kannst du mir verzeihen?“, flüsterte er ihr ins Ohr.
 

Seine Nähe und seine Berührungen taten ihr gut. Shiho sah zu ihm auf und bemerkte erst jetzt, dass er sie zum ersten Mal, seitdem sie wieder groß waren, mit ihrem wahren Vornamen angesprochen hat.

Ihre Mundwinkel hoben sich etwas.

„Du hast mich Shiho genannt.“, setzte sie ihn darüber in Kenntnis.

Shinichi hob verblüfft eine Augenbraue. „Das ist doch auch dein Name oder nicht.“, antwortete er unschuldig.

Shiho schüttelte den Kopf und lehnte sich wieder an ihren Geliebten.

„Ach vergiss es, nicht so wichtig.“, murmelte sie.“

„Weißt du Shiho…“, er tat es schon wieder, „…jedes einzelne Wort im Wohnzimmer, entsprach der Wahrheit das garantiere ich dir. Shuichi erwartet auch gar nicht, dass du ihm vergibst, er sieht die Schuld nämlich ebenfalls bei sich. Mit seinem Auftauchen hatte er Akemis Leben für immer verändert, aber nicht zwingend zum Schlechten musst du wissen. War deine Schwester denn nicht glücklich mit ihm? Und weißt du nicht auch, wie es ist verliebt zu sein?“

Shinichi sah sie eindringlich an und sie nickte daraufhin leicht.

„Was das angeht, hat mich Ran wirklich beeindruckt. Sie war am Boden zerstört, ich habe ihre Trauer förmlich greifen können und dennoch lächelte sie und zeigte Verständnis, weil sie wusste was Liebe mit einem anstellt und dass es nichts Vergleichbares gibt.“

„Da hat wohl jemand ein Fabel für das hoffnungslose Romantische?“, veralberte sie ihn, obwohl sie zugeben musste, dass er das wirklich gut machte.

Shinichi verdrehte die Augen, sagte aber nichts.

„Das ändert nichts daran, dass er nicht für sie da war, als sie ihn gebraucht hat.“, fügte die rotblonde Frau trotzig hinzu.

Der Oberschülerdetektiv streichelte nun ihre Wange und spürte dabei ihre weiche und glatte Haut auf seiner.

„Das gleiche gilt dann auch für mich.“, entgegnete er und sorgte dafür, dass Shiho ihn wieder ansah.

„Auch ich kam zu spät und hätte es verhindern können. Ich gebe mir deswegen genauso die Schuld, wie Shuichi oder wie du.“

„Du warst aber nicht der Grund dafür, dass Gin sie erschossen hat. Er war der Auslöser. Ohne ihn wäre es womöglich nie so weit gekommen.“, hielt Shiho an ihrer Verbitterung fest.
 

Eine Weile herrschte Schweigen zwischen ihnen, während Shiho weiterhin gegen die Wand starrte und es dabei den Anschein machte, sie wäre tief in ihren eigenen Gedanken versunken.

Shinichi hingegen blickte unverdrossen seine Freundin an, doch begriff er allmählich, dass ein möglicher Prozess des Vergebens nicht von jetzt auf gleich stattfinden könnte.

„Ich kann dich nicht dazu zwingen, aber ich bitte dich darum, ihm noch eine Chance zu geben, allein dafür, was er bisher schon alles für uns getan hat. Er wird weiterhin alles unternehmen um dich zu schützen und du wirst ihn davon auch nicht abbringen können.“

Shiho wandte sich wieder an ihren Freund und sah ihn forschend an. Wie schaffte er es nur immer mit seinen Worten einen so tief zu erreichen oder war das nur bei ihr so?

Immer wenn er sie mit seinen großen meerblauen Augen ansah, fühlte sie sich ihm hilflos ausgesetzt. Er war halt nicht ohne Grund ihr Lieblingsdetektiv.

Zum ersten Mal an diesem Tag, lächelte Shiho.

„Du bist ein Dummkopf.“, raunte sie und erntete dafür ein verschmitztes Grinsen von Shinichi.

„Aber du bist mein Dummkopf.“, ergänzte sie, während sie ihm tief in die Augen sah.

Ihr Ohr lag an seiner Brust und sie konnte hören, wie sein Herz schneller schlug, als er sie betrachtete.

„Küss mich Shinichi.“, säuselte sie lieblich und Shinichi folgte ihrer Bitte.

Sie erwiderte sofort seinen Kuss und legte ihre Arme um seinen Nacken. Seine Hände wanderten hinunter zu ihren Hüften und umschlungen diese. Shiho begann sehnsuchtsvoll zu seufzen und sie vertieften ihren Kuss immer weiter.

Mit ihrer Zunge bat sie um Einlass und Shinichi ließ sie gewähren.

Beide hatten ihre Augen geschlossen, wodurch ihre anderen Sinne umso mehr geschärft wurden.

Es fühlte sich unglaublich gut an. Shinichis ganzer Körper prickelte und er folgte ihren Bewegungen. Schnell wurde ihr Spiel zu einem wilden Tanz der Leidenschaft. Er hätte nicht gedacht, dass seine Freundin eine solche Kusstechnik besaß.

War sie nicht vor kurzem noch sauer auf ihn gewesen?

Er konnte jedoch nicht weiter darüber nachdenken, denn sie raubte ihm jedweden Verstand und machte ihn immer gefügiger.

Verspielt knabberte Shiho an seiner Oberlippe, während sie ihn auf das Bett drückte. Shinichis Hände wanderten von ihrer Hüfte weiter abwärts und befühlten Shihos Po.
 

Als es plötzlich klopfte schraken beide auf, lösten sich voneinander und sprangen hastig vom Bett.

Die Stimmung war gebrochen und auch wenn Shinichi es als schade empfand, war er aber auch erleichtert, dass sie gestoppt wurden. Er hatte sich völlig seiner Lust hingegeben und seinen Verstand komplett ausgeschaltet, wie er es sonst nie tat.

Er war froh, dass sie unterbrochen wurden. Was hätte er sonst noch alles getan in seinem, in ihrem gemeinsamen Rausch. Je mehr Zeit nun verstrich, desto unangebrachter empfand er sein Verhalten Shiho gegenüber, auch wenn sie begonnen hatte.

Kaum waren sie in ihren erwachsenen Körpern, sollten sie übereinander herfallen? Shinichi hatte ehrlich gesagt, etwas mehr von sich erwartet. Er war wohl einfach zulange Conan gewesen.

„Hey Leute, alles okay bei euch?“, hörten die beiden Erröteten die Stimme von Heiji aus dem Flur.

Sie waren ganz zerzaust gewesen. Shinichi richtete sein Hemd, während Shiho sich die Haare wieder glattstrich und ihren Rock etwas tiefer zog.

Man was hat dieser Typ nur für ein Timing, fluchte Shiho innerlich. Allerdings war auch sie froh, dass sie nicht weitergemacht haben. Es war für sie der perfekte Test gewesen, wie Shinichi auf ihre körperliche Nähe reagieren würde und sie war mehr als zufrieden. Generell fühlte sie sich wieder deutlich besser, zumindest fürs Erste. Liebe kann ein echtes Allheilmittel sein, etwas, was man unmöglich in einem Labor entwickeln konnte.
 

„Ähm hallo, Leute?“, klang Heiji nun schon etwas unbeholfen und unschlüssig darüber, was er nun machen sollte. Shinichi und Shiho sahen sich an und lachten leise.

„Und? Alles wieder gut?“, fragte der Schwarzhaarige grinsend.

Shiho überlegte kurz und wirkte unschlüssig. Sie hatte nicht die Absicht ihn schon so schnell vom Haken zu lassen und auch wenn sie ihm nie lange böse sein konnte, war sie der Meinung, hätte er es verdient, wenn sie ihn noch ein wenig zappeln ließe.

„Ich bin mir noch nicht sicher. Du wirst es noch erfahren.“, war ihre kühne und endgültige Antwort, bevor sie zur Tür hinüber ging, um Heiji aus seiner Lage zu befreien.

„Und was ist mit Shuichi?“, hakte Shinichi noch weiter nach.

Shiho griff an die Klinke und drehte sich zu ihrem Freund um. Ihre Augen funkelten auf eine unbeschreibliche Art und Weise.

„Ich weiß nicht ob ich in der Lage bin ihm jemals zu verzeihen, für das, was meiner Schwester widerfahren ist. Vielleicht will ich ihm auch gar nicht vergeben, selbst wenn ich es könnte, ich weiß es nicht.“

Sie wandte das Gesicht zur Tür. Ein kurzes Lächeln huschte über ihre Lippen. Aber sie will ihm vergeben und hat es eigentlich auch schon, doch diese Erkenntnis würde sie vorerst für sich behalten. Sie konnte ihn schon fast keine Vorwürfe mehr machen. Er hat immer versucht sie zu schützen und auch sie besaß doch auch mehr als nur ein Geheimnis, welches Shinichi nicht kannte und wo sie auch hoffte, dass er von diesen niemals etwas erfahren müsste.

„Shinichi?“, sprach sie zaghaft.

„Ja?“

„Versprich mir, in Zukunft nie wieder solche Geheimnisse vor mir zu haben.“

Shiho verstärkte den Griff an der Türklinke, welche sie immer noch mit ihrer Hand fest umschlossen hatte.

...

„Ich verspreche es.“

Für Einander bestimmt

Kapitel 37: Für Einander bestimmt
 

Hörbuch zur Fanfiktion: Kapitel 37: Für Einander bestimmt
 

Die Sonne war bereits wieder dabei unterzugehen, als Shinichi vor dem Spiegel in seinem Zimmer stand und sich die Fliege zurechtrückte.

Er hatte sich besonders viel Mühe gegeben, sich so gut es geht herauszuputzen. Er trug einen schicken weißen Smoking mit schwarzen Kragen und einem schwarzen Hemd darunter, auch seine Fliege war schwarz, statt dem üblichen Rot. Den Anzug hatte er schon seit Ewigkeiten in seinem Kleiderschrank zu hängen gehabt, besaß aber noch nie die Gelegenheit dazu ihn auch einmal anzuziehen.

Shinichi versuchte gerade, seine Haare so gut es ging, nicht so wuschelig wie sonst aussehen zu lassen und probierte mit seinen Händen noch einzelne Strähnen zu richten. Anschließend nahm er eine gefaltete Serviette von der Kommode vor sich und steckte diese in die Brusttasche. Es folgte ein letzter Kontrollblick und dann sah er sich als bereit für das Date mit Shiho.

Sie hatten abgesprochen, dass sie sich im Restaurant treffen wollen, statt gemeinsam dort hinzugehen, denn vorher musste Shinichi noch einmal zum Juwelier und die Kette für Shiho abholen, welche er für heute noch hat gravieren lassen. Er hoffte es würde ihr gefallen, was er sich ausgedacht hatte, denn der Detektiv des Ostens wusste, dass Romantik nicht gerade seine Stärke ist. Shinichi schaute leicht nervös auf seine Armbanduhr. Die Aufregung stieg mit jeder Minute die verging und die ihm seiner Verabredung einen Schritt näher brachte.

Er hatte noch eine Stunde und sollte daher lieber aufbrechen. Das letzte was er wollte war, zu ihrem ersten richtigen Date zu spät zu kommen und so machte er sich zuversichtlich auf den Weg.
 

Etwas später, war auch Shiho dabei sich für ihre Verabredung fertig zu machen. Sie saß vor einem großen Spiegel, in ihrem gemeinsamen Schlafzimmer im Haus der Kudos und setzte gerade die letzten Züge mit einem Eyeliner. Ihr Kleid trug die rotblonde junge Frau bereits und auch ihre Haare waren fertig frisiert. Nun folgte der Lippenstift, ein feiner und dezenter roséton. Sie fuhr sich mit dem Stift über ihre zarten Lippen und verteilte diesen schließlich, indem sie ihn mit dem Mund verrieb. Dabei nahm sie seinen Geschmack war, er schmeckte herrlich nach Erdbeere.

Noch einmal überprüfte sie ihre Haare mit ihren Händen. Sie hatte sich schon lange nicht mehr so richtig hübsch gemacht, wodurch es sich ziemlich ungewohnt anfühlte. Sie war generell nicht der Typ Frau, welche besonders viel Zeit mit ihrem Aussehen zubrachte. Shiho war aber, obwohl sie gefühlte Stunden gebraucht hatte, mit dem Ergebnis durchaus zufrieden und es fühlte sich auch nicht unbedingt schlecht an, einmal wieder, wie eine erwachsene Frau, die sie ja war, aufzutreten. Sie störte sich auch nicht daran, dass Shinichi noch etwas erledigen wollte, so konnte sie dafür sorgen, dass er sie erst im Restaurant, in ihrem neuen Kleid zu Gesicht bekommen würde.

Bei dem Gedanken, was für einen überraschten Ausdruck er dabei wohl an den Tag legen würde, konnte Shiho ein leichtes Lächeln nicht unterbinden, während sie sich eine rotblonde Strähne hinters Ohr strich. Sie schaute auf ihr Handy, eine halbe Stunde noch.

Shinichi hatte für sie einen Tisch in einen der schicksten französischen Restaurants in Tokyo reserviert, das „Au clair de lune“. Sie freute sich schon sehr darauf. Alles was noch kommen sollte, die Ungewissheit wie der morgige Tag ablaufen würde, der Streit heute Mittag, alles verblasste bei dem was heute Abend sein sollte.
 

Eine dreiviertel Stunde später, saß sie auch schon an ihrem reservierten Tisch im Restaurant. Das gedämpfte Licht und der Schein der Kerzen vor ihr, sorgten für eine ausgesprochen romantische Atmosphäre. Shiho kam nicht drum herum zu bemerken, dass sie mit ihrem Aussehen die Aufmerksamkeit einiger männlicher Gäste auf sich zu ziehen schien, zum großen Ärgernis derer Begleitungen. Diese waren ihr aber alle Gleichgültig, auch wenn sie zugeben musste, die Aufmerksamkeit, die ihr geschenkt wurde, ein klein wenig zu genießen. Sie war aber nicht hier um sich irgendeinen Kerl zu angeln, sie war schließlich bereits mit jemanden verabredet, jemanden, an dem sie wirklich interessiert war. Er war für sie, der eine.

Eine Gruppe von Streichern spielte gerade den französischen Klassiker „La Vie En Rose“ von Edith Piaf. Shiho faltete die Hände und stützte ihren Kopf auf den Handrücken ab, während sie einfach nur zuhörte. Shinichi schien sich zu verspäten und sie hoffte es sei nichts Gravierendes dazwischen gekommen. Ehe sie sich aber wilden Spekulationen über mögliche Aktivitäten der Organisation diesbezüglich hingeben konnte, stand er auch schon vor ihr. Er war etwas verschwitzt und atmete schwer, er musste die letzten Meter wahrscheinlich gerannt sein, aber nun war er ja da und er sah wirklich unglaublich gut aus, musste Shiho zugeben.

Sie lächelte lieblich, als er an sie herantrat und ihren Blick auf sich zog.

„Du bist spät dran. Man sollte eine Frau niemals zu lange alleine an einem Tisch warten lassen.“, witzelte sie zur Begrüßung.

Shinichi musste breit grinsen und setzte sich zu ihr.

„Weiß du was unglaublich ist?“, fragte er sogleich und erntete dafür ein Stirnrunzeln.

„Gehört das zu irgendeinem Anmachspruch, den du einstudiert hast?“, gab sie neckisch von sich und legte ihren Kopf zur Seite.

Shinichi verdrehte die Augen, grinste aber weiterhin.

„Fast, aber nein.“, lachte er. „Das unglaubliche hieran ist, dass ich das alles nun zum zweiten Mal erlebe und ich noch gar nicht fassen kann, dass das wirklich passiert.“

Shinichi sah seine Verabredung erwartungsvoll an. „Na, klingelt es jetzt bei dir?“

Shiho brauchte noch einige Sekunden, aber nun ging auch ihr ein Licht auf.

„Der Traum, es ist alles so wie in deinem Traum. Er ist tatsächlich wahr geworden.“

Sie begann zu lachen und Shinichi stimmte ein.

„Das ist wirklich unglaublich. Alles was wir unternommen haben, selbst mit dem Wissen von dem was kommen würde, hat uns genau hierhin geführt, wo wir jetzt sind.“, philosophierte die junge Wissenschaftlerin.

„Glaubst du eigentlich an Schicksal Shinichi?“, sprach Shiho weiter und blickte dabei dem Oberschülerdetektiv tief in die Augen.

„Auf jeden Fall.“, antwortete er gelassen und nahm ihre Hand in die seine.

Shiho errötete und ihr wurde angenehm warm dabei. Sie streichelte seine Hand mit ihrem Daumen, während sie ihm ihr verführerischstes Lächeln schenkte.

„Du bist wunderschön.“, hauchte ihr Shinichi zu. „Und das Kleid erst. Hast du das extra für unsere Verabredung gekauft?“

Bei diesem Kompliment, schlug Shihos Herz schneller.

„Danke schön und ja allerdings. Ich habe gehofft dir würde es gefallen.“, sie begann eine ihrer Strähnen zu einer Locke zu drehen. Das war ein kleiner Tick von ihr, den sie sich angewöhnt hatte, wenn sie verlegen wurde. Shinichi empfand dieses winzige Detail ihrer Persönlichkeit aber als ziemlich süß.

„Du siehst aber auch nicht schlecht aus. Das steht dir wirklich.“, gab sie das Kompliment zurück.
 

Es dauerte nicht lange, bis ein Kellner vorbeikam und den beiden eine Speisekarte überreichte.

„Guten Abend, wünschen sie vielleicht schon etwas zu trinken?“

Shinichi ergriff daraufhin das Wort. „Ja, wir hätten gerne eine Flasche Château Pichon und für die Dame noch ein Glas Wasser.“

Der Kellner lächelte freundlich. „Sehr gerne.“

Nachdem er gegangen war, wollte Shiho ihrem Freund etwas zuflüstern, aber er kam ihr zuvor.

„Ja ich weiß, eine solche Flasche kostet um die 17000 Yen, aber da ist es mir wert, es ist schließlich unser Einmonatiges.“

Shiho war sehr überrascht, dass er vorausgeahnt hatte, was sie sagen wollte, realisierte aber schnell, woher das kommen könnte und das gefiel ihr wiederum gar nicht.

„Sag mir bitte nicht du kennst den Ablauf unseres Dates in und auswendig und weißt schon im Voraus was passieren wird.“ Sie verschränkte die Arme und sah ihn prüfend und mit wenig Begeisterung an.

Shinichi wedelte mit seinen Händen.

„Nein nein keine Sorge, ich bin früh genug wieder aufgewacht. Nur eine Sache fehlt noch, bevor es soweit war.“

Ehe Shiho etwas erwidern konnte, stand er auf und stellte sich hinter sie. Der junge Detektiv zog die Kette aus seinem Jackett und legte diese um ihren Hals.

„Oh mein Gott, du bist verrückt.“, Shiho legte ihre Finger auf das Schmuckstück und betrachtete es genauer. „Ist es das, was ich denke?“, fragte sie überwältig.

Shinichi nickte überzeugend. „Sieht ganz so aus. Es ist die Kette, welche du im Juwelier entdeckt hattest und durch die ich mir sicher war, dass meine Träume mehr waren als nur Fantasie, sondern Realität.“

Shiho strich mit dem Daumen über den Edelstein und bemerkte nun, auf der Rückseite von Shinichis Geschenk die Gravur. In geschnörkelter Schrift und eingerahmt von einem Herzen stand dort: »Ich werde dich immer lieben Shiho, Dein Shinichi.«

Sie drehte sich um und fiel ihm um den Hals.

Nachdem sich Shiho wieder leicht von Shinichi gelöst hat, kam sie seinem Gesicht nun langsam näher, bis sich ihre Lippen zärtlich berührten und sich in einem innigen Kuss vereinten.

Für Shinichi war es wieder der Moment der tausend Glücksgefühle, genau der Moment, welcher ihn damals klar machte, was er für Shiho wirklich empfand.

Er roch ihr Parfüm, der Duft von Rosen und er schmeckte das Aroma von Erdbeeren auf ihren Lippen.

„Ich liebe dich Shiho.“, flüsterte er ihr sanft ins Ohr.

„Ich dich auch Dummkopf.“, hauchte sie und stupste ihn mit ihrer Nase.
 

Der weitere Abend verlief zur völligen Zufriedenheit der Beiden und Shinichi genoss jede Sekunde, die er andauerte und die er mit seiner Shiho, ungestört zu zweit, verbringen konnte.

Sie bestellten exquisites Essen und genossen den geschmackvollen Wein und die romantische Musik, welche sie den Abend über begleitete.

Im Anschluss gab es auch noch ein Dessert und eine weitere Flasche Wein, wobei sie sich köstlich amüsierten und sich so viel unterhielten, wie in all der Zeit in der sie sich bisher kannten, es nicht getan haben, zumindest kam es Shinichi so vor.

Sie hatten sich einen großen Eisbecher für zwei bestellt. Der Kellner servierte ihn mit kleinen Schokoherzchen auf der Schlagsahne. Ob dies Standard war bezweifelte das Liebespaar, aber es störte sie nicht, dass sie genau als solches behandelt wurden.

Shiho hat definitiv ihre Zeit dafür gebraucht und wollte anfangs nicht gerne auf Pärchen machen, doch solange sie groß waren und niemand sie kannte, mochte sie es, dass Shinichi in der Öffentlichkeit als ihr fester Freund auftrat.

Gerade war Shiho dabei mit dem großen langen Eislöffel Shinichi eine große Portion Eis mit Sahne in den Mund zu schieben. Der ordentliche Weinkonsum hatte die Stimmung gut gelockert, aber auch ihre Zielfähigkeiten eingeschränkt. So landete ein fetter Sahneklecks auf der Nasenspitze ihres Freundes und sorgte dafür das Shiho anfing zu kichern und auch Shinichi konnte nicht an sich halten.

Er hatte bereits die nächste Flasche Wein geordert, da stimmte das Streichquartett zu einem, ihnen bekannten, Klassiker an.

„Hey, das ist doch Ave Maria.“, entfuhr es Shinichi und drehte sich zu den Musikern um.

Einige Gäste standen auf und baten ihre Begleitung um einen Tanz. Mit einem auffordernden Grinsen und großen Augen wandte der junge Detektiv sich an die rotblonde Frau, die ihm gegenübersaß und die Lippen leicht spitzte.

„Na schön Holmes, EINEN Tanz.“, gab sie direkt nach und ehe sie sich versah, standen beide auch schon auf der kleinen Tanzfläche und bewegten sich zu den rhythmischen Tönen, wie damals in Nishimuras Anwesen. „Wird das jetzt unser gemeinsames Lied oder wie soll ich das deuten.“, schmunzelte Shiho, als sie von ihrem Partner gedreht wurde.

„Also ich hätte nichts dagegen.“, erwiderte Shinichi und zog sie wieder an sich heran.

So bewegten sie sich immer weiter, eng umschlungen und nur Augen für den jeweils anderen, während um sie herum die Welt in Vergessenheit geriet.
 

Nachdem auch die dritte Flasche Wein geleert war und es bereits recht spät geworden ist, fragte Shinichi nach der Rechnung. Viele Gäste waren schon gegangen, nur die Bar war noch ausreichend besucht, als der Kellner ihnen das Stück Papier auf den Tisch legte.

Über die genaue Summe des Abends wollte Shinichi nicht offen sprechen, aber es würde auf jeden Fall bei der nächsten Kreditkartenabrechnung seiner Eltern für Erklärungsbedarf sorgen, allein wegen der Kette. Er hatte aber sowieso schon geplant, bei ihrem nächsten gemeinsamen Treffen, ihnen Shiho, als seine feste Freundin, vorzustellen.

Als sie bezahlt hatten, griff Shinichi sich Shihos Jacke von der Garderobe und legte sie ihr über ihre freien Schultern.

„Oh danke, sehr zuvorkommend.“, scherzte die rotblonde Wissenschaftlerin.

„COGNAC“, dröhnte eine Stimme durch ihren Kopf und ließ sie erschrocken zur Bar herumfahren. Ein Mann im Anzug, saß auf einen der Hocker und hob gerade seinen Arm, um den Barkeeper zu signalisieren.

„Noch einen Cognac.“ , rief dieser.

Diese Stimme, dachte sich Shiho und zögerte für einen Moment.

„Alles okay, bei dir?“, erkundigte sich Shinichi besorgt.

„Ich glaube das war wohl etwas zu viel Wein für uns.“, scherzte er, bevor sie das Restaurant verließen und sie sich zurück zum Haus der Kudos aufmachten. Shiho ließ sich dabei wortlos mitziehen und vergaß auch schnell, was sie gerade eben noch beschäftigte. Nun hatte sie wieder nur Augen für Shinichi, der ihre Hand nahm, als sie die Straße entlangliefen.

Was sie dabei nicht bemerkten, war der Mann von der Bar, welcher ebenfalls das Restaurant verließ und sich vor dem Ambiente an einer Straßenlaterne anlehnte, als er ihnen nachsah.

„Sind sie nicht süß die Beiden. Das war ja ein Abend wie im Bilderbuch. Nur schade, dass ich diese unschuldige Liebe bald auseinanderreißen muss. Es wird hart für sie werden, kein Zweifel, aber zumindest ich werde dabei meinen Spaß haben. Schlaft gut ihr beiden. Schlaft, als wäre es euer letztes Mal.“

Damit setzte sich der Mann in Bewegung und trat seinen Weg in die andere Richtung an, hinein in den schwarzen Schatten der Stadt.
 

Es war still in Beika. Der Schein der Laternen viel auf die beiden herab, während sie die Straßen des Viertels entlang liefen. Shiho hatte sich bei Shinichi eingehackt und sich eng an ihn gekuschelt. Sie legte ihren Kopf auf seine Schulter und er wiederum lehnte seinen Kopf gegen ihren, wobei er den Duft ihrer Haare wahrnehmen konnte.

Hin und wieder riss er kleine Witze oder erzählte verrückte Geschichten aus seiner Zeit in der Oberschule und was für Fälle er damals gelöst hatte. Shiho musste ab und zu laut loslachen und strahlte dabei wie ein Lebkuchenpferd. Der Alkohol war sicherlich nicht ganz unschuldig an ihr und Shinichis Verhalten, waren beide tatsächlich leicht angetrunken, aber das war nicht ausschlaggebend für die gute Stimmung. Sie waren beide einfach in der bestmöglichen Gesellschaft.
 

Als sie in ihre Straße einbogen, kam Shinichi aber auf ein anderes, ein ernsteres Thema zu sprechen. Es war etwas, was ihm schon deslängeren Beschäftigte und nicht mehr loslassen wollte. Sein Lächeln verschwand dabei schlagartig und er wandte sich leicht zu seiner Partnerin.

„Hey Shiho, sag mal. Es gibt da etwas, was mich schon seit längerem beschäftigt. Es ist das, was Gin, bei unserer Konfrontation vor drei Wochen alles gesagt hatte. War eigentlich jemals etwas zwischen dir und Gin, während deiner Zeit in der Organisation?“

Die rotblonde Frau blieb erst kurz wie erstarrt stehen, ging aber sofort wieder weiter, bevor Shinichi ebenfalls anhielt. Sie sah ihn nicht direkt an und doch konnte der Oberschülerdetektiv erkennen, dass sie nun nicht mehr so fröhlich aussah, sondern eher traurig und zutiefst getroffen dreinschaute.

„Tut…tut mir leid, ich hätte dich das nicht fragen sollen.“

„Nein nein, ist… ist schon okay. Du bist neugierig das versteh ich. Es fällt mir nur schwer darüber zu sprechen, aber ich will es dir verraten. Wenn ich es einer Person auf dieser Welt anvertrauen kann, dann dir.“ Shinichi war überrascht über die Bereitschaft seiner Freundin über ein solch, für ihn heikel wirkendes Thema, zu sprechen. Vielleicht spielte hier auch der Alkohol wieder eine Rolle oder sie vertraute ihm wirklich voll und ganz, was Shinichi ebenfalls nicht ausschließen wollte.

Shiho atmete angespannt aus.

„Es…es begann schon recht früh, nachdem ich die Leitung der Forschungsabteilung übernommen und den Codenamen Sherry verliehen bekommen habe. Damals bin ich Gin das erste Mal begegnet, diese lange schwarze Gestalt mit ihren blonden Haaren. Wir liefen uns eher zufällig über den Weg, doch dieser Blick, welchen er mir zuwarf, habe ich bis heute nicht vergessen, dieses lodernde Feuer. Seit diesem Zusammentreffen hat dieser Teufel begonnen seine Augen immer häufiger nach mir auszurichten. Sein Interesse schien stetig zu wachsen, dass er mehr an mir persönlich zu finden schien, als an dem, was ich in der Organisation tat.

Wie waren in unterschiedlichen Abteilungen und dennoch nutzte er jede Gelegenheit, um sich in meiner Nähe aufzuhalten. Irgendwann schien ihm das nicht mehr zu reichen und er sprach mich eines Tages direkt an. Anfangs fand ich es nicht einmal schlimm. Er versuchte nett zu sein und es war ganz schön, mit jemanden reden zu können, der etwas über einen selbst wissen wollte und nichts von den neuesten Testergebnissen eines unserer unzähligen Experimente. Ich schien das erste Mal jemanden nicht gleichgültig zu sein und das fühlte sich gut an.“

Sie machte eine kurze Pause, da sie soeben an der Haustür des Anwesens der Kudos angekommen waren. Shinichi schloss wortlos die Tür auf und beide traten ein, während Shiho weitererzählte.

„Doch so harmlos, wie es begonnen hatte, blieb es nicht. Es war mir mittlerweile klar geworden, dass er für mich etwas empfinden musste. Sein… sein Verlangen wurden nämlich immer mehr und mehr, doch das ging mir einfach alles zu schnell. Egal wie nett es anfangs auch war, ich lernte mit der Zeit, was Gin wirklich für eine Art Mensch war, wenn man ihn überhaupt als Menschen bezeichnen kann. Er ist eher wie Dämon ohne jede Art von Seele. Er tötete, er tötete viel. Das war sein Handwerk und er tötete ohne Gefühle, wie Reue oder Mitleid zu zeigen. Er war kalt und unberechenbar. Seine Gegenwart löste zunehmend ein Unbehagen in mir aus. Diese Aura, welche ich bei jedem Mitglied der Organisation spüren kann, dieses Gefühl, spürte ich zum allerersten Mal bei ihm und es jagte mir eine Heiden Angst ein. Du musst dir vorstellen, dass Gin ein Mann ist, der es gewohnt ist, dass zu bekommen was er will und wenn sich dabei ihm irgendetwas in den Weg stellt, dann nimmt er es sich mit Gewalt. Das machte er auch mir unmissverständlich klar, als ich nicht auf seine weiteren Annäherungsversuche einging.“
 

Shinichi stockte der Atem.

Er erschrak sichtlich bei diesen Worten. Gin dieser Dreckskerl, er hat doch nicht etwa…, dachte sich der Schwarzhaarige.

Shiho registrierte den entsetzten Gesichtsausdruck ihres Freundes und nahm sofort seine Hand um ihn zu beruhigen.

„Nein nein, nicht doch. Er hat mich nicht… ich meine, man kann zwar nicht behaupten, dass… was ich sagen will, er hat mich nie gegen meinen Willen angerührt Shinichi.“, versicherte sie ihm.

Der junge Detektiv war mehr als erleichtert und küsste die Hand seiner Freundin, welche seine immer noch festhielt. Shiho nutzte die Gelegenheit um fortzufahren.

„Aber gerade das ist auch der Grund, warum ich gerade vor Gin mich immer am meisten gefürchtet habe, denn, wie soll ich es am besten sagen, er ist verrückt nach mir, förmlich besessen gar. Er hat immer behauptet, dass wir füreinander bestimmt sind. Man kann es als Fluch und auch als Segen bezeichnen.“

Shinichi war verwirrt.

„Inwiefern kann man in Gins Versessenheit auf dich, einen Segen sehen?“, wollte er wissen.

„Ganz einfach.“, entgegnete Shiho.

„Das war der Grund dafür, dass sie mich nicht sofort töteten, als ich mich weigerte weiter für sie zu arbeiten. Ich weiß es ist schwer zu glauben, aber Gin hat es damals nicht übers Herz gebracht mich zu erledigen und mich stattdessen einsperren lassen. Ein fataler Fehler für ihn, wie sich später herausgestellt hat. Seitdem und nach der Begegnung mit ihm auf dem Dach von Professor Agasas Haus, bin ich mir ziemlich sicher, dass das nun nicht mehr so ist. Er sieht mich, als seine größte Schwäche und sein größtes Versagen an. Er hat sich sicherlich eine Menge Ärger eingehandelt und dabei gilt es für ihn einen Ruf zu wahren. Deswegen ist er so scharf darauf mich zu beseitigen, um diese eine Schwäche endgültig auszumerzen. Er hasst mich, weil er mich liebt und er hasst auch sich dafür, da bin ich mir sicher. Gin weiß, dass ich niemals etwas für ihn empfinden werde, vor allem da er meine Schwester auf dem Gewissen hat und… und weil ich mein Herz bereits an jemand anderen verloren habe.“

Nun lächelte die rotblonde Frau ihr Gegenüber an und küsste ihn flüchtig auf den Mund.

„Du kannst dir sicher sein, dass ich niemals zulassen werde, dass dieser Kerl dir jemals irgendein Leid antun wird. Du bist mein ein und alles Shiho und ich werde dich immer beschützen, wie ich es dir schon so oft versprochen habe.“, sprach Shinichi zuversichtlich und entschlossen, während er eine Hand an ihre Wange legte.

„Womit habe ich dich nur verdient.“, flüsterte sie verträumt.

„Du bist eben etwas ganz besonders Shiho.“, erwiderte er.
 

Die rotblonde Frau sah ihn sehnsüchtig mit ihren großen kugelrunden Augen an, als sie sogleich nicht mehr an sich halten konnte und wollte und über ihn herfiel. Sie ließ ihre Handtasche fallen und warf ihre Jacke auf den Boden, bevor sie ihre Arme um seinen Hals schlang und ihre Lippen voller Lust und Leidenschaft auf seine presste.

Shinichi war etwas überrumpelt, aber er ließ es geschehen. Er wollte ihr einfach nah sein und die plötzlich freigesetzten Endorphine wirkten wie ein Rausch auf ihn. Shiho begann seinen Hals zu küssen und öffnete den ersten Knopf seines Hemdes. Als dann ihre Hand sich langsam immer weiter nach unten bewegte, setzte Shinichis Verstand dann doch wieder ein und er löste sich von Shiho, wenn auch vielleicht etwas zu ruckartig.

Sie sah ihn etwas irritiert an, während er erstmal damit beschäftigt war, Luft zu holen.

„Du willst nicht.“, brachte die Wissenschaftlerin leise heraus und wirkte auf einen Schlag zutiefst unglücklich. „Nein warte, so ist das nicht.“, versuchte Shinichi zu erklären.

„Ich will und muss nur einfach wissen, ob es wirklich das ist was du willst. Ich möchte nicht, dass du das später auf irgendeine Weise bereuen könntest. Ich würde dich niemals verletzen wollen.“

Shiho fiel ein Stern von Herzen. Sie lächelte sanft und ging langsam auf ihn zu. Sie legte sein Gesicht in ihre Hände und legte ihre Stirn an die seine.

„Shinichi…“, säuselte sie lieblich, „…ich war mir noch nie im meinem Leben bei etwas so sicher. Ich will es, ich will es wirklich und was das wichtigste ist, ich will es mit dir, denn ich liebe dich Shinichi.“
 

Mehr musste der Oberschülerdetektiv nicht wissen. Er überbrückte die letzten Zentimeter zwischen ihnen und küsste sie voller Leidenschaft auf den Mund. Sofort erwiderte sie seinen Kuss und so nahmen die Dinge ihren Lauf.

Shinichi drehte Shiho um und verstärkte seine Kusseinheiten, wobei sie anfingen rückwärts zu gehen, bis die Rotblonde an der Wand im Flur angekommen war und sie sich gegen diese drückte. Sie streiften ihre Schuhe ab und begannen langsam und eng umschlungen, die Treppe hinauf ins Schlafzimmer zu torkeln.

Unter keinen Umständen wollten sie sich voneinander lösen. In dieser Nacht sollten sie vereint sein und es sollte unvergesslich werden und auch Shinichi würde diese Erfahrung mit niemand anderen, zum ersten Mal, machen wollen, als mit ihr, mit Shiho.

Sie stürmten Hals über Kopf in das Zimmer mit dem weichen Doppelbett und ließen die Tür lautstark, hinter sich, ins Schloss fallen.

Er hatte sie gefragt, ob sie sich wirklich sicher sei, damit sie es im Nachhinein auf keinen Fall bereuen würde. Ja, sie war sich sicher und sie würde es auch auf keinen Fall bereuen. Nicht so wie damals. Nicht so wie bei ihm. Diese eine düstere Nacht, welche Shiho nie mehr vergessen würde. Das Geheimnis, welches sie Shinichi nur zu gerne ersparen möchte. Seine Reaktion von eben sprach für sie Bände. Sie würde ihn damit nur verletzen und das wollte sie nicht. Es war ein Fehler ihrerseits, da sie es zugelassen hatte, sich bereiterklärt hatte und sie hasste sich selbst dafür schon genug. Heute sollte alles anders werden.

Bonus: Zweisamkeit

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Vorsehung

Kapitel 38: Vorsehung
 

Hörbuch zur Fanfiktion: Kapitel 38: Vorsehung
 

Es war mitten in der Nacht, als ein stürmischer Wind aufkam und durch die Straßen der japanischen Hauptstadt fegte. Es goss in Strömen und hin und wieder zuckten hell leuchtende Blitze durch das wirbelnde Weiß am Himmel. Das Unwetter hatte ganz Tokyo fest im Griff. Es war ein Gewitter wie es die Stadt seit langem nicht mehr erlebt hatte.

Ein Mann im einem dunkelblauen Anzug, einer Marke an seinem Gürtel und einen Halfter an seiner Seite, in der eine 9mm Pistole ruhte, ging gemächlich durch den breiten Flur, eines großen Bürokomplexes, während draußen die Natur ihre Macht demonstrierte. Er passierte Türen auf beiden Seite des Ganges, bei der eine der anderen glich und sie auch sonst recht unscheinbar wirkten. Der Boden war mit einem matten grauen Vinylbelag überzogen und die Wände waren in einem neutralen weiß gestrichen.
 

Der Agent patrouillierte durch den Flur, als das Licht über ihn zu flackern begann. Er blieb stehen und betrachtete die Leuchtstoffröhren über seinem Kopf, welche immer heftiger zu flimmern schienen, bis sie schließlich vollends erloschen. Stromausfall, der Mann war nun komplett von Dunkelheit umgeben. Nur durch das aufzucken der Blitze draußen, konnte man stets für einen kleinen Augenblick seine Silhouette und seine Umgebung wahrnehmen. Der Mann griff an seinen Gürtel und zog eine kleine kompakte Taschenlampe hervor, welche er sogleich anknipste. „Nicht auch das noch.“, seufzte er genervt und leuchtete den dunklen Flur hinunter. Er setzte sich in Bewegung, auf dem Weg zum Stromkasten. Vielleicht war es nur eine Sicherung, die rausgeflogen ist.

Was der Mann allerdings nicht bemerkte, als er sich wieder in Bewegung setzte, war eine zweite Person, welche plötzlich im Flur etwas weiter hinter ihm aufgetaucht war und dessen Schatten, durch das Leuchten eines erneuten Blitzes, an die Wand geworfen wurde. Das laute Donnern draußen, unterband jegliche Geräuschkulisse. Die schwarze Schattengestalt atmete schwer und starrte dem Mann hinterher, welcher den Flur weiter hinab ging und schon bald um eine Kurve bog. Sie trug lange schwarze Sachen, ein ebenso schwarzes Cap und Lederhandschuhe. Nachdem die Gestalt sich sicher war, dass der Agent verschwunden und auch sonst niemand mehr in der Nähe ist, richtete sie ihre Konzentration nun auf die Türen, welche durch den langen Korridor erschlossen wurden. Auch sie schaltete eine Taschenlampe ein und richtete das Licht auf die beschrifteten Schilder, welche an den Seiten der Türen angebracht waren. Die Person überflog flüchtig die Namen, die darauf standen und schwenkte das Licht von einer Tür zur nächsten. Dies wiederholte sich ein paar Mal, bis sie vor einem Raum stehen blieb mit der Aufschrift: Büro Agent Starling. Die schwarze Gestalt grinste breit und betrat leise und vorsichtig das Bürozimmer.
 

Nachdem sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, ließ sie das Licht durch den Raum wandern. Zu sehen waren Regale, Aktenschränke, ein Schreibtisch, der Computer von Agent Starling und ein Bild daneben, von einem kleinen blonden Mädchen mit blauen Augen und einem Mann mittleren Alters mit Hornbrille, welche vor einem prächtigen Anwesen standen und in die Kamera lächelten. Kurz leuchtete das eingerahmte Foto im Schein der Taschenlampe auf, bevor der Lichtkegel weiterwanderte. Die Gestalt ging auf den Aktenschrank zu und öffnete mehrere Schubläden. Sie nahm die Taschenlampe in den Mund und richtete das Licht auf die Ordner, während sie begann diese durchzublättern. Blitzschnell ließ sie die Aktenbeschriftungen durch ihre Finger gleiten. Zielgerichtet arbeitete sie sich immer weiter durch, bis sie bei einem Ordner Halt machte. Erneut machte sich das boshafte Grinsen auf ihrem Gesicht breit.

Die mysteriöse Gestalt schrak jedoch kurz auf und das Selbstgefällige verschwand aus ihrem Gesicht, als das Licht im Flur wieder eingeschaltet wurde. Schnell zog sie eine Karteikarte aus dem Ordner und ging damit zum Computer hinüber. Über den Bildschirm gebeugt begann sie, auf der Tastatur Befehle einzugeben. Es erschien ein digitales Suchprogramm, welches mit den Archiven vernetzt war. Die Person tippte konzentriert die Nummer auf der Karteikarte ein und drückte Enter. Wie zu erwarten, öffnete sich ein rotes Fenster mit den Worten: Zugriff verweigert, Passwort benötigt.

Die Gestalt knurrte genervt, doch ließ sie keineswegs nicht von dem PC ab. Stattdessen zückte sie eine externe Festplatte hervor und schloss diese an den Computer an. Wild tippte sie willkürlich wirkende Tasten, bis ein Programm durchlief, welches für kurze Zeit die Firewall umging und es ihr somit erlaubte alle erforderlichen Daten aus dem geschützten Archiv hinüber zu kopieren. Bevor der Eingriff entdeckt werden konnte, wurde die Verbindung auch schon wieder gelöst und die Daten auf die Externe transferiert. Zufrieden über das Ergebnis, zog die Gestalt aus einer schmalen Tasche, einen Laptop hervor und zog nun die Informationen auf diesen. Von dort aus brauchte es nur noch ein paar kurze Handbewegungen auf dem Touchpad und die Daten waren verschickt.
 

Schritte waren im Flur zu hören.

Eilig packte die Gestalt sein Equipment zusammen und fuhr den Computer wieder herunter. Sie schaltete die Bildschirm aus, sodass dieser den Raum nicht länger mit seinem gleißenden Licht durchflutete. Die Kartei legte sie ebenfalls zurück an ihren Platz und verstaute diese wieder mitsamt dem Ordner im Aktenschrank. Nun schaltete die Gestalt auch ihre Taschenlampe aus und schlich sich in geduckter Haltung durch die Dunkelheit Richtung Tür. Nur ein schwaches Leuchten, welches von den Deckenlampen im Flur über eine kleine getrübte Glasscheibe in der Tür hineinschien, spendete ihr etwas Licht. Die Person presste sich gegen die Wand und lauschte nach draußen, wo die Schritte immer näherkamen. Sie beobachtete die Umrisse eines Mannes, vermutlich die des Agenten von vorhin, welcher erneut durch die Flure marschierte. Als er das Büro von Agent Starling passiert hatte und die Geräusche draußen wieder leiser wurden, öffnete die Gestalt vorsichtig die Tür einen Spalt breit und späte hinaus. Anschließend schlich sie sich zurück in den Flur und bewegte sich auf leisen Sohlen in Richtung der Treppe. Als sie diese erreichte verstaute sie Cap und Handschuhe in der Laptoptasche und eilte die Stufen hinunter ins Erdgeschoss. Sie kramte ihr Handy aus der Jackentasche und tippte in wenigen Sekunden eine Nachricht, welche sie an ihren Kontakt verschickte.
 

Etwas später erreichte die Person den Parkplatz hinter dem Gebäude.

Vollkommen unbeeindruckt von den Kameras, welche überall auf dem Gelände angebracht waren, steuerte sie auf einen schwarzen Cadillac zu. In der Rückscheibe vom Kofferraum blinkte eine Apparatur mit Antenne, welche seit ihrer Ankunft, die Übertragung der Überwachungskameras störte, wodurch diese nicht mehr als ein flimmerndes Bild sendeten.

Als die Gestalt die Fahrertür entriegelte und einsteigen wollte, rief jemand nach ihr.

„Harper, hey Harper.“

Ein etwas pummeliger Wachmann mit Taschenlampe stapfte durch die tiefen Pfützen, welche sich durch das andauernde Unwetter gebildet hatten, auf die Person zu und leuchtete diese an.

Langsam drehte sich der Mann, namens Harper, um und schaute den Wachmann gespielt freundlich an, hielt dabei aber seine Hand vor das Gesicht, um nicht in den grellen Schein der Lampe sehen zu müssen.

„Äh, kann ich ihnen helfen Mister?“, fragte er.

Der Wachmann kratzte sich etwas verwirrt am Hinterkopf und schob damit seine Dienstmütze etwas tiefer ins Gesicht.

„Warum denn so formell Ethan?“, reagierte der Uniformierte belustigt.

Die Augen von Harper hatten sich in der Zwischenzeit an das Licht der Taschenlampe gewöhnt, welche nun von ihrem Besitzer auf den Boden gerichtet wurde. In ihrem Schein gelang es ihm, das Namensschild auf der Brust des Wachmanns zu lesen.

„Ah, hey Joseph, gar nicht erkannt, noch so spät Schicht?“, erwiderte Harper ruhig.

„Das Gleiche könnte ich wohl von dir behaupten.“, entgegnete der Wachmann Joseph, welcher sein Gegenüber neugierig betrachtete.

„Mal wieder extra Stunden geschoben was?“

Harper lachte gezwungen. „Ja, ja, ist wie immer viel los. Du weißt schon.“

„Mmmh, sag mal, hast du auch diesen Stromausfall vorhin mitbekommen und schon den ganzen Abend über spinnen die Kameras herum.“

Harper tat so, als wäre er überrascht. „Naja, das liegt wahrscheinlich am Unwetter. Ist heute schon an einigen Stellen was eingeschlagen. Sicherlich nur eine Störung.“, reagierte er kühl.

Joseph rieb sich die Stirn und drückte sich mit dem Daumen die Mütze wieder aus dem Gesicht.

„Auf diesen ganzen Hightechkram kann man sich eben nicht verlassen, dass habe ich schon immer gesagt. Immer wenn sowas Eintritt und die Technik versagt, müssen leider altmodische Mittel greifen. Du müsstest also kurz mit mir kommen und deine Daten hinterlegen, damit wir wissen, wann du das Gelände verlassen hast. Das routinemäßige Zeug eben.“

„Äh, musst das unbedingt sein, ich meine es ist doch schon recht spät Joseph.“

„Ich weiß, ich weiß und ich finde es ebenso lästig wie du, aber so verlangt es halt nun einmal das Protokoll, wenn die Kameras im Außenbereich versagen. Ich brauche übrigens auch noch deine Personalien, aber das kennst du ja alles.“, fügte der Wachmann hinzu und drehte sich bereits um, um voraus zu gehen, da bemerkte er das Gerät im Kofferraum, welches weiterhin vor sich hin blinkte.

Er hielt kurz inne und schien zu überlegen, was es mit dieser Apparatur auf sich hatte.

Harper bemerkte seinen Blick und seine Züge wurden düster.

„Ich denke das wird nicht nötig sein.“, antwortete er kalt und packte Jospeh von hinten, wobei er ihm mit der Hand gewaltsam den Mund zupresste. Dieser war vollkommen überrumpelt und zögerte für wenige Sekunden, die sein Schicksal besiegeln sollten. Harper zückte seine Waffe und drückte dem Wehrlosen zwei Kugeln in den Rücken. Das erneute Grollen des Gewitters ließ das Geräusch der Schüsse im Keim ersticken. Jedweder Schrei des Opfers, wurde von Harpers festen Griff unterbunden.

Noch bevor der Wachmann zu Boden sinken konnte, packte Harper ihn unter den Armen und verstaute ihn im Kofferraum. Um das Blut machte er sich keine Sorgen, würden alle Beweise schließlich in wenigen Minuten vom andauernden Regenguss ausgelöscht werden.

Er stieg ins Auto, startete den Motor und verließ kurz darauf das Gelände des geheimen FBI-Hauptquartiers. Mit einem ordentlichen Tempo raste er über die leer gefegten Straßen, raus aus der Innenstadt. Harper wischte sich angespannt, das nasse Gesicht trocken, als sein Handy vibrierte. Er nahm es in die Hand und lass die soeben erhaltene Nachricht: Gute Arbeit, Auftrag ausgeführt.
 

Zur gleichen Zeit legte Rum sein Handy auf seinen Schreibtisch ab, worauf er noch gerade eben die Nachricht verschickt hatte.

Er sah zufrieden auf den Monitor vor sich, wo er die ihm geschickten Daten einsah.

„Operation Panacea also.“

Er fuhr sich nachdenklich durch den grauen Bart, als sich seine Bürotür öffnete und Inspektor Shiratori eintrat.

„Herr Polizeirat, sie sind immer noch hier? Es ist schon spät. Sie sollten am besten für heute Schluss machen.“, sprach dieser besorgt.

Kuroda sah auf und blickte seinen Untergebenen an. „Schon gut Shiratori, danke. Warten sie kurz draußen, ich begleite sie gleich.“

Der Inspektor nickte. „Wie sie möchten.“, damit schloss er die Tür wieder hinter sich.

Kuroda leitete die Informationen mit einigen Mausklicks weiter und fuhr seinen Computer anschließend herunter. Er erhob sich aus seinem Stuhl, steckte sein Handy in die Brusttasche seines Anzugs und richtete seine Krawatte. Ohne eine Miene zu verziehen löschte er das Licht und verließ den Raum, um sich Shiratori anzuschließen.
 


 

Grelles Neonlicht flutete die gesamte Sektion. Laut surrten die Aggregate und die Rechner in den Serverräumen, welche eine große Anzahl an Informationen speichern und verarbeiteten mussten.

Der Raum in denen sie sich befanden, war vollkommen abgeschottet von dem, was außerhalb lag. Es herrschte ein leichter Unterdruck und durch die sterilere und stark gefilterte Luft der Klimaanlage, roch es überall nach Desinfektionsmittel. Nur in einer hundertprozentigen keimfreien Umgebung konnten ihre Experimente Früchte tragen.

Mehrere Menschen in weißen Kitteln bewegten sich durch den isolierten Untersuchungsraum. Sie wirkten alle wie schweigsame Geister, die einfach nur ihrer Bestimmung zu folgen schienen.

Ein leichtes Brummen war zu vernehmen, als die Zentrifuge eingeschaltet wurde. Zwei Wissenschaftler standen daneben und dokumentierten jede Kleinigkeit. Sie trugen Handschuhe und hatten Schutzbrillen auf.

Als die Apparatur ihre Arbeit abschloss, nahm eine junge Frau eines der Reagenzgläser heraus und bereitete eine Probe vor, um diese im Anschluss unter dem Mikroskop zu begutachten. Die beiden anderen Weißkittel, mit ihren Notizblöcken, wichen ihr dabei nicht von der Seite. Die Frau sah durch die Linse auf ihr Untersuchungsobjekt.

„Durch das Trennverfahren wurden nun die roten und weißen Blutkörperchen erfolgreich zum Blutplasma separiert. Als nächstes müssen die Blutkörperchen extrahiert werden, damit sie mit der neuen Version unseres Wirkstoffes versehen werden können.“, erklärte die Forschungsleiterin, während die anderen fleißig notierten.

Über Lautsprecher wurde plötzlich eine Durchsage gemacht: „Amarula soll sich bitte sofort in ihrem Büro einfinden.“

Die junge Frau hob ihren Kopf und machte einen genervten Eindruck. Mit einem Seufzen wandte sie sich zu ihren Arbeitskollegen.

„Führen sie die nächste Phase bitte weiter durch. Injizieren sie den Wirkstoff und beobachten sie die folgende Entwicklung weiter. Die weißen Blutkörperchen sollten ihren Dienst weitestgehend einstellen, während die roten Blutkörperchen sich hoffentlich exponentiell vermehren. Dokumentieren sie alles, was sie in Erfahrung bringen können, ich komme später wieder vorbei.“

„Verstanden.“, gab einer der beiden Wissenschaftler zu verstehen und alle widmeten sich wieder ihrer Arbeit.
 

Amarula verließ über eine kleine Luftschleuse den isolierten Untersuchungsraum und ging nun einen langen weißen und ebenso steril wirkenden Flur entlang. Sie setzte ihre Schutzbrille ab und streifte sich die Gummihandschuhe von den Fingern.

Das permanente Neonlicht reizte auf Dauer ihre Augen, ebenso die Tatsache, dass sie ununterbrochen unter der Erde arbeiteten und nicht einmal die Sonne zu Gesicht bekamen. Frühs, noch bevor es hell wurde, saß sie schon wieder im Labor und sie würde erst wieder ihren Arbeitsplatz verlassen, wenn die Nacht so langsam vom Tag abgelöst werden würde. Vom eigentlichen Tag bekäme sie dann allerdings nicht viel mit, da sie ihre kurze Auszeit, wie immer dazu verwenden würde, wenigstens ein paar Stunden Schlaf zu bekommen.

Sie folgte weiterhin dem Flur durch das Geheimlabor der Organisation. Weitere Weißkittel und auch einzelne bewaffnete Männer in Schwarz kamen, auf ihren Weg zu ihrem eigenen Büro, an ihr vorbei. Sie ignorierte sie alle weitestgehend, waren sie ihr schließlich allesamt gleichgültig. Sie war hier, um ihre Forschungen voranzutreiben und dieses Labor bot ihr alles, was sie dazu benötigte.
 

Endlich erreichte Amarula ihr Ziel.

Sie betrat die Räumlichkeiten, wo sie bereits jemand auf ihrem Stuhl, hinter dem Schreibtisch, erwartete, der ihre Laune schlagartig in den Keller beförderte.

„Was suchst du denn hier Ouzo?“, murrte sie, als sie den tätowierten Fels erblickte, welcher mit einem widerlich breiten Grinsen ihr Eintreffen herbeigesehnt hatte.

Mit hochgezogener Augenbrauen tippte die junge Forschungsleiterin ungeduldig mit dem Fuß auf den Boden.

„Nun ich höre? Ich habe nämlich noch viel zu tun. Was ist so wichtig, dass du mich von meiner Arbeit abhältst?“

„Entspann dich Schätzchen.“, versuchte Ouzo seinen gereizten Gesprächspartner zu beruhigen, wobei er sich aber nur halbherzig Mühe gab. Er zog sein Handy aus der Hosentasche und legte es vor ihr auf den Schreibtisch. Wie auf Kommando begann es zu klingeln.

„Ist für dich.“, sprach der Fels trocken.

Amarula wirkte etwas verwundert, griff aber wortlos nach dem Telefon und nahm den Anruf entgegen. Die Stimme am anderen Ende der Leitung sorgte für eine wachsende Anspannung in ihr und senkte die Temperatur im Raum gefühlt um mehrere Grade.

„Hallo Amarula, schön dass du Zeit für mich erübrigen konntest.“, vernahm sie die Stimme ihres Bosses.

„Co…Cognac, wie kann ich behilflich sein? Geht es um den Fortschritt des Wirkstoffes?“

Ouzo beobachte derweilen Amarula während ihres Telefonats und tippte mit seinen Fingern in einem gleichmäßigen Rhythmus auf die Tischplatte vor ihm.

„Was? Wie soll ich das verstehen?“, sprach die junge Frau nun, als Reaktion auf das, was ihr Cognac soeben mitteilte.

„Du hast mich schon verstanden. Es bedeutet zwar vorerst einen leichten Rückschlag für uns, doch das eigentliche Ergebnis wird uns letztendlich sehr entgegenkommen. Es wird mir auch die letzten Feinde vom Leibe schaffen und es mir ermöglichen Anokata endlich zu beseitigen. Ich erwarte also deine völlige Kooperation.“

„Ja sicher, natürlich. Ich werde alles in die Wege leiten.“, erwiderte Amarula zaghaft und klang dabei hörbar nicht begeistert.

„Hier geht es um viel mehr Amarula, vergiss das nicht und denk immer daran auf welcher Seite du stehst und wem deine Loyalität gilt, hörst du. Ich werde dir Ouzo zur Seite stellen, er wird dafür sorgen, dass alles so umgesetzt wird, wie ich es wünsche.“

Die brünette Frau sah zu dem tätowierten Glatzkopf hinüber und wirkte nicht erfreut. Dieser grinste nur zufrieden, da er sich denken konnte, dass es gerade um ihn ging. Es knackte in der Leitung und Cognac hatte das Gespräch einfach beendet. Für ihn war alles geklärt, was es zu klären gab.

Amarula nahm das Handy vom Ohr und warf es Ouzo entgegen.

„Noch Fragen?“, wollte dieser provokant wissen.

„Wir sollten aufhören zu quatschen und lieber anfangen. Wir haben schließlich nicht mehr als 24 Stunden.“, versuchte sie sich nichts anmerken zu lassen und verließ den Raum, ohne Ouzo noch eines Blickes zu würdigen.
 


 

So schwer der Sturm in der Nacht auch getobt hatte, so konnte er doch nicht den Schlaf von Shiho für nur eine Minute stören. Sie blinzelte leicht, als sie erwachte und die Sonne bereits einen herrlichen Tag ankündigte. Herrlich unter normalen Umständen vielleicht. Vielleicht für normale Leute, die ihrem normalen Alltag nachgingen so wie jeden Morgen, doch bei ihr war es etwas anders, denn heute Abend würde sich herausstellen, ob es ihnen gelingen würde, der Organisation die Stirn zu bieten.

Shiho drehte ihren Kopf mit dem zerzausten rotblonden Haar Richtung Fenster. Auch wenn es draußen recht sonnig war, war die Scheibe immer noch mit feinen Regentropfen überzogen, die langsam begannen zu trocknen. Das Fenster war leicht angelehnt, wodurch sie das Zwitschern der Vögel in dem großen Baum, welcher neben dem Anwesen stand, hören konnte. So ruhig und friedlich war es immer, bevor ein Sturm losbrach, der eigentliche Sturm, einer, der den von gestern Nacht in den Schatten stellen würde.

Shiho streckte ihre Arme noch etwas verschlafen von sich und drehte ihren Kopf auf die anderen Seite, wo sie allerdings nicht ihren Geliebten vorfand, sondern nur eine zerknüllte Bettdecke. Er schien schon früh aufgestanden zu sein, vermutete sie und drückte ihre Nase in das Kopfkissen neben sich. Es roch noch nach ihm.

Zeitgleich nahm sie aber auch einen anderen Duft war und streckte ihr feines Näschen in die Luft. Der Geruch schien von Brötchen und anderen Köstlichkeiten zu kommen. Ein Lächeln stahl sich auf ihre Lippen. Er macht Frühstück, dachte sie und dehnte sich noch einmal unter ihrer Decke, während sie einen zufriedenen Seufzer ausstieß.

Ihr ging es wirklich gut, so wie es gerade war, war es schön und sie wünschte es könnte immer so sein. Sie und Shinichi, zusammen in einem großen Haus, welches sie ihr Eigen nennen konnten und jeden Morgen der angenehme Geruch der Brötchen.

Sie schwenkte ihren Kopf zum Tisch neben dem Bett, auf dem ein kleiner schwarzer Wecker stand.

„Zehn Uhr morgens.“, nuschelte sie. Das bedeutete 48 Stunden, waren seit der Einnahme von Zero vergangen. Viel Zeit hätten sie nicht mehr bis zu ihrer endgültigen Rückverwandlung, maximal einen Tag nach Beendigung der Operation. Dennoch war sie zuversichtlich das, wenn sie fündig werden sollten, diese Spanne für die Entwicklung eines endgültigen Gegenmittels alle Male ausreichen würde.
 

Shiho wandte sich zur Tür, als diese plötzlich aufging und Shinichi mit einem großen Frühstückstablett in das Schlafzimmer stolzierte.

„Guten Morgen mein Schatz.“, begrüßte er sie gut gelaunt.

Die rotblonde Frau richtete sich langsam auf und hielt sich die Bettdecke vor ihren Oberkörper, schließlich trug sie nichts am Leibe.

Komisch, dachte sich die junge Wissenschaftlerin, bildete sie sich das nur ein oder hatte sie gerade ein Déjà-vu. Shinichi kam derweil auf das Bett zu und stellte das vollbeladene Tablett neben Shiho. Er gab ihr einen liebevollen Gute-Morgen-Kuss. Seine Freundin wirkte dabei etwas verdutzt, viel mehr zerstreut. Sie könnte schwören, dass sie diese Szenen schon einmal erlebt hatte.

„Ich habe dir Frühstück gemacht, ich hoffe es schmeckt dir.“, verkündigte der junge Detektiv mit einem Anflug von Stolz in seiner Stimme. Shiho lächelte ihn dankend an und ließ ihren Blick über das ausgiebige Angebot schweifen.

„Das ist wirklich lieb von dir, aber das wäre doch alles gar nicht nötig gewesen.“

Shinichi erhob sich wieder und steuerte auf den Kleiderschrank, welcher in einer Ecke des Schlafzimmers stand, zu.

„Das ist doch das Mindeste, nach letzter Nacht.“, grinste er breit.

„Du hast Recht behalten, es war wirklich schön und ich bereue nichts.“

Shiho verschluckte sich bei seinem Satz an einem Stück Pfannkuchen. Nicht, dass sie sich nicht mehr an das, was gestern passiert war, erinnern könnte, es war vielmehr, dass sie nun endlich begriff, woher sie dieses Gespräch bereits kannte. Shinichis Traum war am Abend zuvor Wirklichkeit geworden und sie hatte es zuerst gar nicht glauben wollen. Es entzog sich aller wissenschaftlichen Grundlagen, mit denen sie so vertraut war. Sie konnte es sich einfach nicht erklären, wie so etwas nur sein konnte und nun, der nächste Traum, welcher eintraf. Dieses Mal war es ihr eigener Traum, der, in dem sie eine Gefangene von Gin war, doch letztlich im Bett von Shinichi aufgewacht ist, genau wie jetzt. Dieselbe Umgebung, dieselben Ereignisse, derselbe Dialog. Erneut ist etwas, was sie glaubten nur geträumt zu haben, wirklich eingetreten.
 

„Alles in Ordnung?“, fragte Shinichi etwas besorgt.

Shiho lachte peinlich berührt und wollte sich nichts anmerken lassen. Sie hatte ihm schließlich nie etwas über diesen Teil ihres Traums erzählt. Die rotblonde Frau musste sich eingestehen, dass auch das ein kleines Geheimnis war, welches sie vor Shinichi hatte.

„Jaja, es ist nichts, alles super.“, erwiderte sie hastig und schob sich schnell das nächste Stück Pfannkuchen mit Ahornsirup in den Mund, um weiteren Fragen auszuweichen. Ihrer Meinung nach, war dies sowieso nicht von allzu großer Bedeutung.

Ihr Freund kam vom Kleiderschrank zurück und legte ihr einige Anziehsachen auf das Bett.

All ihre neu gekauften Sachen, waren von ihr, am Tag zuvor, in dem Schrank deponiert worden. Da sie hier zurzeit wohnte, wieso sollte sie hier auch nicht ihre Klamotten unterbringen.

„Hier bitte, sobald du fertig gefrühstückt hast, kannst du duschen und dich anziehen, wir haben heute ja noch einiges vor.“ Er strahlte sie herzerwärmend an.

„Ach und bevor ich es vergesse…“, er zog etwas aus seiner Hosentasche und legte Shiho ihr ihre Kette um den Hals, welche sie gestern noch auf dem Nachttisch abgelegt hatte, „…mein Herz, welches auf immer dir gehört.“

Shiho legte eine Hand an ihre Wange, stützte ihren Ellenbogen gegen ihr angewinkeltes Bein und sah ihn wortlos, mit einem zuvorkommenden Lächeln an.

„Was ist?“, frage er lachend. „Etwa zu kitschig?“

Nein, das ist es nicht, dachte sich die Wissenschaftlerin vergnügt. Shiho war im Vorfeld sich bereits im Bilde gewesen, dass dies nun als nächstes folgen würde und es war ganz lustig auch mal einen Schritt voraus zu sein, genau wie Shinichi am Abend zuvor.

Sie streifte die Decke von ihrem Körper und bewegte sich, so wie Gott sie geschaffen hatte, auf einen Stuhl an der Kommode zu, worüber ein Handtuch lag. Dieses nahm sie an sich und wickelte es sich um.

„Ich gehe lieber gleich duschen. Dauert auch nicht lange, versprochen. Dann können wir in Ruhe zu zweit frühstücken.“, sagte sie sanft und huschte, leisen Schrittes, zur Tür hinüber.

Shinichi legte sich quer auf das Bett und verfolgte die Bewegungen seiner anmutigen Freundin. Sie stand schon im Türrahmen, als er zu ihr sagte: „Das sollten wir unbedingt wiederholen, meinst du nicht auch?“
 

Shiho war mit dem Rücken zu ihm gewandt, als ihr, bei seinen Worten, der Atem stockte und sich alles in ihr zu verkrampfen begann. Er konnte ihren Gesichtsausdruck nicht sehen, welcher nun völlig panisch und verängstigt war.

Erneut hatte sie ein Déjà-vu, aber war dies keins aus einem ihrer Träume, sondern aus einer Zeit in ihrem Leben, welche sie sich wünschte für immer vergessen zu können.

Der Angstschweiß lief ihr regelrecht den Rücken hinunter, sie spürte ihren erhöhten Puls am Hals und drehte sich zaghaft zum Bett um. Sie war hier, überall im Raum, die Aura der Organisation.

Sie war nicht mehr in ihrem und Shinichis Schlafzimmer, sondern blickte auf ein schlichtes Bett in einem bescheidenen Hotelzimmer.

Auf dem Bett, in derselben Haltung, wie Shinichi, lag Gin mit freien Oberkörper und einem finsteren Grinsen im Gesicht, während er an einer Zigarette zog.

„Das sollten wir unbedingt wiederholen, meinst du nicht auch, Sherry?“, sprach der Mann mit dem langen blonden Haar dunkel und mit kehliger Stimme, als er seinen Blick auf ihren knappbedeckten Körper fixierte. Eingeschüchtert und verängstigt blickte sie zu Gin hinüber. Es war ein Fehler, ein großer Fehler. Sie hat seine Gier nach ihr nur noch mehr gefüttert. Viel zu spät wurde es ihr damals klar. Wieso musste sie, genau jetzt, erneut mit ihrer Vergangenheit konfrontiert werden. Sie wollte ihre Liebe nicht mit diesem Monster vergleichen.

Schnell wandte sie sich ab und verließ eilig das Zimmer. Shinichi blickte ihr dabei nichtsahnend nach.

Auf bald

Kapitel 39: Auf bald
 

Hörbuch zur Fanfiktion: Kapitel 39: Auf bald
 

Shinichi starrte wie festgefahren auf die Uhr an der Wand. Stück für Stück rückte der Minutenzeiger vorwärts, während er immer im gleichen Takt vom Sekundenzeiger überholt wurde.

Fünf Uhr nachmittags, bald war es soweit. Die Stunde der Entscheidung rückte immer näher. Die Anspannung stieg in ihm, desto mehr Zeit verstrich, aber das tat Shinichis Entschlossenheit keinen Abbruch. Lange genug hatte er gewartet. Es sollte heute endlich enden, damit sie nach vorne sehen konnten. Er wollte es unbedingt, für sich und vor allem für Shiho. Sie sollte, nach so langer Zeit, mit allem abschließen können. Das Verlangen den Männern in Schwarz, für alles was sie getan haben, der Gerechtigkeit zuzuführen, brannte deshalb wie Feuer auf seiner Seele. Er würde alles geben, denn das war ihre Chance und eine zweite würde es unter Umständen vielleicht nie geben.

Shinichi blickte zu der großgewachsenen Ai hinüber, welche nur zwei Meter von ihm entfernt stand und beruhigend auf den Professor einredete. Er konnte sein Verhalten nur zu gut verstehen. Wer würde schon wollen, dass die Person, welche man mit der Zeit wie sein eigenes Fleisch und Blut liebgewonnen hat, sich Hals über Kopf ins ungewisse stürzte. Shiho tat aber ihr Bestes Agasa klar zu machen, dass sie dabei sein musste und dass kein Weg daran vorbeiführte. Sie darf nicht mehr vor ihrem Schicksal davonrennen, einer Erkenntnis, welche sie einer ganz besonderen Person in ihrem Leben zu verdanken hatte. Sie schaute kurz zu Shinichi. Er erkannte eine gewisse Unsicherheit in ihren Augen. Es fiel ihr nicht leicht und dennoch war es das einzig Richtige.

Shinichi lächelte ihr zuversichtlich zu. Niemals würde es zulassen, dass ihr etwas passiert. Er würde, wenn es darauf ankommt, ihr Leben sogar über das seines stellen. Schwer schlug sein Herz dabei, seine Füße fühlten sich an, als wären sie in Beton eingegossen, an Ort und Stelle festgewachsen.

Stillschweigend sah er zu, wie die rotblonde Frau den alten Wissenschaftler umarmte.

„Machen sie sich bitte keine Sorgen Professor. Wir sind bei diesem Einsatz in guten Händen. Ich möchte ihnen aber dennoch für alles, was sie für mich getan haben danken. Das ist eine Schuld, die ich niemals gut machen kann. Sie haben mir eine neue Heimat und eine neue Familie gegeben.“

Der Professor nahm seine Brille ab und tupfte sich mit einem Taschentuch die feuchten Augen trocken. Er tat sein Bestes sich zusammenzureißen. Alles andere würde diesen vorläufigen Abschied für Ai nur noch schwerer machen und er wusste was auf dem Spiel stand.

„Ist schon in Ordnung.“, schluchzte er unterdrückt.

„Mir geht es gut. Tut mir aber bitte einen gefallen, mehr verlange ich nicht. Kommt heil zurück, ihr beide.“

Er sah zuerst zu Shiho und anschließend zu Shinichi, welcher Richtung Haustür stand und die Hände in den Hosentaschen vergraben hatte, um seine unruhigen Bewegungen zu verbergen. Er nickte dem Professor aufrichtig zu.

Agasa trat an Shiho heran und flüsterte ihr etwas zu, was nur für ihre Ohren bestimmt war.

„Pass mir bitte auf Shinichi auf. Ich habe das Gefühl er will diese Konfrontation zu sehr.“

Shiho sah noch einmal zu ihrem Freund hinüber, was dieser allerdings nicht bemerkte, da er hibbelig sein Gewicht von einem Fuß auf den anderen verlagerte und versuchte seinen Blick irgendwo im Raum zu fixieren. Sie lächelte zärtlich.

„Das werde ich, seien sie sich da absolut sicher Professor.“, kam sie seiner Bitte entgegen.

Ein letztes Mal umarmte sie ihn, bevor sie zu Shinichi an der Wohnungstür aufschloss. Agasa folgte ihr mit einem leichten Abstand. Als er bei dem Schwarzhaarigen ankam, legte er ihn fürsorglich eine Hand auf die Schulter.

„Gib auf sie Acht, hörst du?“, kam es so leise und gedrückt, dass es sogar Shinichi fast nicht gehört hätte, doch waren seine Worte vollkommen unnötig für ihn und er brauchte auch nicht darauf zu antworten, denn das verstand sich für den Oberschülerdetektiv ganz von selbst und auch Agasa war sich dem bewusst.

Sie verabschiedeten sich beide vom Professor und verließen die Villa.
 

Draußen empfing sie eine überraschend kühle Brise. Obwohl, wie heute Morgen, die Sonne schien, kam ihnen zwischendurch doch immer ein recht raues Lüftchen entgegen, welches Shiho, immer wieder aufs Neue, eine leichte Gänsehaut bescherte. Stumm gingen sie nebeneinander her bis zum Gartentor. Die Stimmung war anders, als die Tage zuvor, verständlich.

Shinichi schaute auf seine Armbanduhr. In ungefähr zwanzig Minuten wollte Jodie und Agent Camel sie vor dem Haus der Kudos abholen kommen. Danach ging es erst einmal zum geheimen FBI-Hauptquartier. Dort würden sie sich mit den anderen treffen, sich ausrüsten, noch einmal den Plan durchgehen und anschließend in ihren Teams zum Gelände des Pharmakonzerns aufbrechen. Auf Shinichis Bitte hin, sollte Jodie aber vorher bei der Detektei Mori halt machen. Er wollte Ran nur in Sicherheit wissen, bevor er aufbrach und auch Shiho hatte nichts dagegen einzuwenden.

Etwas geistesabwesend bog die rotblonde Frau um die Ecke, Richtung Villa Kudo, als sie mit einem kleinen zierlichen Mädchen zusammenstieß.

„Aua.“, jammerte Ayumi als sie unsanft auf dem Hosenboden landete und sich etwas benommen den Kopf hielt. Shiho wollte sich zuerst zu dem Mädchen hinunterknien, um ihr aufzuhelfen. Als sie jedoch ihre Grundschulfreundin erkannte, zögerte sie, doch war es bereits zu spät. Ayumi blickte leicht blinzelnd auf und erkannte ihr gegenüber sofort.

„Ich kenne sie doch.“, rief das Fräulein Yoshida erstaunt.

„Sie sind die Frau, die mich und meine Freunde, aus dem Feuer in der Hütte in Gunma gerettet hat.“
 

Etwas ratlos stand sie nun vor Ayumi und wusste beim besten Willen nicht, was sie antworten sollte. Sie hätte nicht damit gerechnet, hier auf einen der Detective Boys zu treffen, waren Conan und Ai doch eigentlich in Übersee.

Hilfesuchend sah sie zu Shinichi, doch war dieser genauso überrumpelt. Auch das noch, dachte sich der junge Detektiv und ausgerechnet jetzt.

Ayumi tauschte erwartungsvoll einige Blicke zwischen den Beiden aus. Natürlich erkannte sie auch Shinichi, hatte sie diesen auch schon einige Male getroffen, umso mehr fragte sie sich, was er wohl mit ihrer mysteriösen Retterin zu tun hatte und wieso diese wohl hier war.

„Hat sie der Professor zu sich gebeten? Wir hatten nämlich nie die Gelegenheit gehabt, uns bei ihnen wirklich zu bedanken.“, redete Ayumi drauf los.

Der Grund warum sie überhaupt hier war und darüber hinaus auch noch alleine und ohne ihre zwei Kumpanen, die eigentlich nie von ihrer Seite wichen, war, dass sie dem Professor um Rat bitten wollte. Es sollte ein Vier-Augen-Gespräch werden. Es hatte ihr viel Überwindung gekostet. Endlich war sie bereit gewesen, Conan auf seine heimliche Beziehung mit Ai anzusprechen, doch dann stellte sich heraus, dass die beiden kurzerhand und ohne den Detective Boys Bescheid zu sagen, weggeflogen waren.

Ayumi befürchtete zu spät zu sein und dass die Beiden nun irgendwo anders zu zweit glücklich werden wollten und sie sie nie wiedersehen würde.

„Äh, … nun ja, weißt du meine Kleine.“, begann Shiho zaghaft.

Ayumi huschte mit ihren Blick über das Gesicht der jungen hübschen Frau und betrachtete ihr rotblondes Haar. Sie hatte schon damals das Gefühl gehabt, sie sehe Ai sehr ähnlich, doch nun tagsüber, war diese Ähnlichkeit nur umso besser zu erkennen, gar unmöglich abzustreiten. Ihre Augen wanderten tiefer, zu ihrem Hals, welcher von einer wunderschönen weißgoldenen Kette mit rosa Edelstein geschmückt war. Ayumi packte es, wie zwei eiskalte Hände, die sich an ihren kleinen Körper klammerten. Das konnte doch unmöglich ein Zufall sein. Es war die Kette, welche sie durch das Schaufenster dieses einen Juweliers gesehen hatte, als Conan und Ai davor stehengeblieben waren. Sie hat diesen Moment, welcher zwar schon einige Wochen zurückliegt, dennoch nicht vergessen, dachte sie schließlich damals, Conan hätte vorgehabt, Ai die Kette heimlich schenken zu wollen. Seitdem hat sich die Kette in ihr Gedächtnis eingebrannt und nun erblickte sie sie erneut, am Hals dieser Frau, welche Ais ältere Schwester sein könnte oder sogar sie selbst, nur einige Jahre älter, so sehr sah sie wie ihre beste Freundin aus.
 

Shinichi stellte sich leicht vor Shiho, als wolle er sie in Schutz nehmen.

„Weißt du, deine Retterin ist leider etwas in Eile und es scheint auch gerade nicht so recht zu passen. Deswegen würde sie ein anderes Mal nochmal vorbeikommen, wenn es dir nichts ausmacht.“

Er beugte sich leicht zu der kleinen Ayumi herunter und stütze dabei seine Hände gegen die Kniee.

Ayumi bemerkte die Armbanduhr, welche der Oberschüler am Handgelenk trug und brauchte nicht lange, um zu sehen, dass es die Uhr von Conan war. Zu allem Überfluss kam auch noch ein mauzendes Etwas dazu, welches das Chaos noch weiter abrunden sollte.

Nara, die bis eben noch im Garten des Professors die Schmetterlinge in den Blumen gejagt hatte, hat sich von hinten an sie herangeschlichen und schmuste sich nun an Shihos Bein an. Das tat sie normalerweise nur bei Ai, wenn sie gestreichelt oder von ihr gefüttert werden wollte. Keinesfalls wäre sie gegenüber einer Fremden so verspielt und zutraulich.

Ayumis Pupillen weiteten sich. Sie stolperte einen Schritt zurück und sah die beiden jungen Erwachsenen vor sich ungläubig an. Es lag doch auf der Hand und je länger sie die beiden musterte, desto offensichtlicher wurde es. Sie waren die exakten Ebenbilder ihrer Freunde, nur waren sie keine Kinder mehr.

„Ai?... Conan? Seid ihr es?“

Shinichi und Shiho traf beinahe der Blitz, als ihnen klar wurde, dass ihre Klassenkameradin sie gerade durchschaut hatte.

„Was erzählst du denn da?“, versuchte Shinichi zu retten was noch zu retten war, ohne dabei wie frisch ertappt zu klingen.

„Ich bin es doch Shinichi Kudo, du kennst mich, ich bin ein Freund von Ran.“

Ayumi schüttelte unentschlossen den Kopf.

„Schon, aber… nein… du musst Conan sein. Wenn ich dir in die Augen sehe, dann ist es so, als würde ich in seine Augen sehen und außerdem trägst du diese Uhr. Das ist Conans Uhr, die würde ich unter tausenden erkennen, eine Spezialanfertigung vom Professor.“

Das Mädchen wurde sich ihrer Sache zunehmend sicherer und deutete nun energisch auf Shiho.

„Und sie müssen Ai sein, kein Zweifel. Sie sehen genauso aus wie sie, sie haben die gleiche Frisur und die gleiche Haarfarbe wie sie und dann… dann ist da noch die Kette, die haben wir alle in diesem Schmuckgeschäft am Beika-Park gesehen. Ai hatte sich dafür interessiert und ist vor dem Laden stehengeblieben.“

Jetzt zeigte sie mit dem Finger auf Nara, welche sich immer noch an Shihos Bein schmiegte. Ihre Stimme wurde zunehmend zittriger.

„Und Nara zeigt zu niemanden so viel Zuneigung als zu ihrer Besitzerin und das ist Ai.“

Auffordernd und unter Tränen blickte sie Ayumi mit ihren großen blauen Augen an.

„Was ist mit euch passiert? Bitte sagt es mir, ich bin verwirrt. Wieso seid ihr auf einmal…“
 

Shinichi wollte ihr erneut widersprechen, auch wenn er sich nicht ganz sicher war, wie er das bloß anstellen sollte, doch Shiho strich ihm beschwichtigend mit ihrer Hand über den Rücken. Ihre Augen wirkten entschlossen, als hätte sie einen Entschluss gefasst.

„Lass gut sein Shinichi. Es macht doch keinen Sinn es weiter abzustreiten.“

Der Oberschüler konnte noch gar nicht so recht glauben, was seine Freundin gerade zu ihm gesagt hat, da begab sie sich auch schon auf Augenhöhe mit Ayumi und streckte langsam ihr ihre Hände entgegen. Das Fräulein Yoshida sah sie erst etwas verunsichert an, doch als Shiho ihr ein warmes Lächeln schenkte, nahm sie ihre Hände in die ihre und hielt sie fest.

„Es stimmt.“, begann die junge Wissenschaftlerin und versuchte so einfühlsam wie möglich zu klingen.

Sie wollte eigentlich, dass sie es nie erfährt, hat es selbst Shinichi bei Ran hunderte Male gepredigt, immer und immer wieder, dass niemand darüber Bescheid wissen durfte, bis auf die bisherigen Ausnahmen, aber was blieb ihnen anderes übrig. Sie hatten nicht mehr viel Zeit und die Beweise sprachen für sich. Selbst wenn sie es abstreiten und gingen würden, es würde Ayumis Verdacht nicht aus der Welt schaffen, es vielleicht sogar noch verschlimmern. Shiho erhoffte sich durch ihre Ehrlichkeit, einer größeren Katastrophe zuvorzukommen. Ihre Freundin durfte ihre Theorien auf keinen Fall an den Rest der Detective Boys weitererzählen. Sie hatten keine Wahl, sie mussten Ayumi in ihr Geheimnis einweihen.

„Du hast recht, wir sind wirklich Ai und Conan.“

Ayumi hörte kurzerhand auf zu schluchzen und sah Shiho fasziniert in die Augen.

Sie lag richtig mit ihrer Behauptung? Und noch mehr, die Beiden gaben es einfach zu?

„Ich versteh das nicht.“, begann das kleine Mädchen.

„Warum seid ihr auf einmal erwachsen?“

Shiho sah ihrer Freundin in die traurigen, noch feuchten, Augen. Wie sollte sie ihr es sagen? Kurz und schmerzlos? Das wäre wohl kaum möglich, wenn man bedenkt, dass ihre ganze Freundschaft nur auf einer einzigen Lüge basierte. Wieder so ein Geheimnis, welches sie mit sich trug. Sie hatte es einfach satt. Letztlich schafften ihre ganzen Geheimnisse doch nur mehr Probleme als alles andere.

Shiho atmete schwer und hielt dabei immer noch die Hände des Mädchens.

„Weist du Ayumi… wir waren eigentlich schon immer erwachsen gewesen, oder besser gesagt, wir sind Erwachsene. Wir sind keine Grundschüler so wie du, Mitsuhiko und Genta, schon lange nicht mehr und wir heißen auch nicht Ai Haibara und Conan Edogawa. Das sind unsere Decknamen, die wir angenommen haben, als wir geschrumpft sind und zu Kindern, wie ihr es seid, wurden.“
 

An Ayumis Gesichtsausdruck konnte sie erkennen, dass sie das alles nicht verstand oder auch nur irgendwie einordnen konnte. Shiho machte ihr keine Vorwürfe deswegen, wie sollte das alles auch für sie klingen, als wie ausgedachter Blödsinn. Dennoch blieb das Mädchen vor ihr stehen und schien zu überlegen.

Sie wollte der jungen Frau nicht glauben, obwohl sie selbst behauptet hat, sie seien Conan und Ai. Es war jedoch so unvorstellbar, selbst für ein fantasievolles Kind, wie sie eins war. Es ließ sich aber nicht abstreiten, dass ihre beiden Freunde immer einen viel reiferen und älteren Eindruck auf sie gemacht haben. Wie sie sich immer heimlich zu zweit unterhalten haben, als verstanden sie sich auf einer ganz anderen Ebene. Ayumi dachte dabei an nichts banaleres, als dass sie nur etwas füreinander übrighatten, doch es schien so viel mehr dahinter zu stecken. Sie waren nie so wie sie oder Mitsuhiko und Genta gewesen. So verrückt es auch klang, es ergab alles einen Sinn und erklärte im Nachhinein Vieles.

Dennoch war Ayumi zutiefst traurig. Wieso sie klein wurden, war fürs erste, von der Bedeutung her, für sie vollkommen in den Hintergrund gerückt, denn es würde auch klarlegen, warum sie nie eine Chance bei Conan und dieser nur Augen für Ai hatte. Sie waren eben beide keine Kinder, so wie sie. Wenn sie ganz ehrlich war, musste sie sich eingestehen, dass sie ihre beiden Freunde überhaupt nicht kannte.

„Wenn Conan und Ai nicht eure echten Namen sind, wie heißt ihr dann? Wer seid ihr überhaupt?“, schniefte Ayumi.

Shiho tätschelte ihr tröstend die Hände.

„Mein wirklicher Name ist Shiho Miyano und unseren Möchtegerndetektiv hier, kennst du tatsächlich als Shinichi Kudo, so wie er es behauptet hat.“

Ayumi blickte Shinichi wortlos an, welcher sich nun ebenfalls vor ihr hinhockte.

„Es ist wahr Ayumi, so verrückt und unmöglich es auch klingen mag.“, sprach er beruhigend.

„Aber das geht doch eigentlich gar nicht.“, stammelte sie.

„Ich habe dich und Conan schon zusammen gesehen, wie soll das funktionieren, wenn ihr ein und dieselbe Person seid.“

Shinichi musste zugeben, dass war ein guter Punkt und wieso ist ihm das, bei seiner Argumentation, nicht selbst eingefallen. Allerdings würde es jetzt keinen Sinn machen, ihr auch noch zu erzählen, dass Kaito Kid sich gerne mal als seine Wenigkeit ausgab.

„Das waren alles Tricks von uns, um mögliche Zweifel an unserer Tarnung zu verstreuen, vor allem vor Ran.“

„Du bist also der Freund von Ran, der Oberschülerdetektiv Shinichi Kudo?“, fragte Ayumi noch einmal nach.

Shinichi nickte nur, sah aber dann zu Shiho.

„Naja, nicht so ganz. Sie ist eigentlich nicht meine Freundin.“

Ayumi folgte seinem Blick hinüber zu Ai und begriff, wenn auch schweren Herzens.

„Mir war seit Wochen klar gewesen, dass ihr beiden zusammenseid.“, druckste sie etwas verlegen.

Shinichi und Shiho starrten sie überrascht an.

„Du wusstest es?“, kam es wie aus einem Munde.

„Ja, ich habe euch eines Nachmittags heimlich verfolgt und sah dabei, wie ihr euch geküsst habt. Tut mir leid.“

Sie rieb sich die Augen, um ihre aufkommenden Tränen wegzuwischen.

„Aber das muss dir doch nicht leidtun.“, warf Shiho sofort ein.

„Wir sind doch diejenigen, die dir und den anderen etwas vorgemacht haben, nicht nur was unsere Beziehung angeht.“

Ayumi sah betrübt auf. „Dann ist es also war, ihr seid in einander verliebt?“

Shiho wurde ein wenig rot vor Verlegenheit und wechselte kurz einen flüchtigen Blick mit Shinichi.

„Ja, das sind wir.“, sagte sie schlussendlich.

„Ich und Shinichi… ähm Conan, wir lieben uns und es tut mir leid, dass wir dir das antun, weil ich weiß, dass du genauso für ihn empfindest und ich dir einst was anderes weismachen wollte.“

Shinichi legte Ayumi eine Hand auf die Schulter.

„Ich weiß wie du dich jetzt fühlen musst. Sei dir versichert, ich fühle mich geschmeichelt. Jemanden zu lieben ist etwas wirklich Schönes, aber es liegt einfach zu viel zwischen uns, als das ich deine Gefühle erwidern kann. Wenn ich wirklich noch einmal so jung wäre, dann wärst du sicherlich eine harte Konkurrenz zu jedem anderen Mädchen, aber du verdienst einen Jungen in deinem Alter. Trotz allem bin ich aber froh dich kennengelernt zu haben, zumindest daran solltest du niemals zweifeln.“

Seine Worte munterten sie tatsächlich etwas auf. Ayumi wurde klar, dass sie eigentlich nie eine Chance hatte, da zwischen ihr und Conan, nein Shinichi, einfach Welten lagen. Sie brauchte die Schuld dafür nicht bei sich zu suchen. Es lag nicht an ihr, dass Conan sie nicht so mochte, wie sie es sich gewünscht hätte, es war einfach undenkbar für die Beiden gewesen. Doch eine Sache fiel ihr dabei wieder ein, welche sie glatt ignoriert hatte aber ihr nun, dank Shinichis Worten, wieder einfiel und ihr keine Ruhe mehr ließ.

„Aber… aber warum seid ihr überhaupt geschrumpft, ich meine, wie ist das überhaupt möglich?“

Shiho überlegte kurz, übernahm aber dann wieder das Wort.

„Wir sind nicht freiwillig geschrumpft musst du wissen. Es gibt Leute, wirklich böse Menschen, die uns das angetan haben, mit einem speziellen Gift, dass uns verabreicht wurde. Es hat uns schrumpfen lassen und genau vor diesen Leuten haben wir uns versteckt, damit sie uns nicht noch schlimmeres antun. Sie sind gefährlich und machen vor nichts Halt. Das ist auch der Grund, warum wir unsere wahren Identitäten geheim gehalten haben. Niemand darf davon wissen, denn jeder der davon erfährt, wäre in größter Gefahr. Wir konnten es euch nie sagen, weil wir nicht wollten, dass ihr ins Visier dieser Leute geratet.“

Ayumis Augen wurden größer.

„Ihr habt es also vor uns verheimlicht, um uns zu schützen?“

„Ja.“, erwiderte Shinichi. „Wir sind doch Freunde und Freunde geben aufeinander Acht.“

„Sind wir denn noch Freunde?“, fragte Ayumi kleinlaut.

„Selbstverständlich sind wir das.“, warf Shiho sofort ein.

„Du bist die beste Freundin, die ich jemals hatte Ayumi und daran wird auch unser Alter und unsere Erscheinung nichts ändern. Auch wenn wir dir vielleicht nun fremd vorkommen und du das Gefühl hast, du würdest gar nicht wissen, wer wir eigentlich sind, dann kann ich dir versichern, wir sind immer noch die, die du kennengelernt hast. Wir sind deine Freunde.“

Sie lächelte sie an und Ayumi lächelte erleichtert zurück. Ihr war es egal, ob sie erwachsen waren oder nicht Die Beiden waren ihre Freunde und für sie, würden sie immer Conan und Ai sein.

Eine Sache gab es aber noch, die Ayumi sich noch nicht erklären konnte.

„Wenn ihr von diesen bösen Leuten geschrumpft wurdet, warum seid ihr jetzt wieder groß?“

„Das wird nicht von Dauer sein, nicht bis wir ein fertiges Gegenmittel entwickelt haben.“, erklärte Shiho.
 

Ein Wagen näherte sich und blieb wenige Meter vor ihnen stehen. Es war der weiße Mercedes von Jodie, welche kam um sie abzuholen.

Shinichi und Shiho sahen zu dem Fahrzeug, dann wieder zu ihrer kleinen Freundin.

„Hör mir zu Ayumi.“, Shiho legte ihr beide Hände auf ihre zierlichen Schultern und sah sie eindringlich an.

„Wir müssen jetzt los. Es ist wirklich wichtig, dass du das, was wir dir eben erzählt haben, für dich behältst, hörst du. Weder Mitsuhiko, noch Genta, oder sonst wer, dürfen davon erfahren, du weißt warum. Versprich es uns Ayumi, denn wir zählen auf dich.“

Das Fräulein Yoshida nickte tapfer.

„Ja, ich verspreche es, aber wo wollt ihr denn jetzt hin?“

Shiho kämpfte mit sich. Eine kleine Träne bahnte sich ihren Weg über ihre Wange.

„Wir müssen auf eine gefährlich Reise gehen. Es gilt die Leute, die uns das angetan haben, zur Rechenschaft zu ziehen, verstehst du?“

Ayumi sah die aufkommende Traurigkeit in Ais Gesicht und auch ihr stiegen die Tränen erneut in die Augen.

„Aber ich werdet doch zurückkommen nicht wahr? Ich werde euch doch wiedersehen richtig oder werdet ihr, wenn ihr für immer wieder groß seid, nie mehr zurückkehren? Das will ich nicht.“

Shiho drückte Ayumi an sich und verlor so langsam den Kampf mit ihren Tränen.

„Nicht doch. Wir werden wiederkommen, ich verspreche es dir und egal was passiert, wir werden nicht einfach so weggehen, niemals.“

Shinichi musste sich ebenfalls eine Träne verdrücken. Es war so ein rührendes Bild zu sehen, wie Shiho die kleine Ayumi fest umarmte und gar nicht mehr loslassen wollte. Er besann sich, dass sie ein Teil von Shihos neuer Familie geworden war, genau wie Professor Agasa.

Ayumi war einer der Menschen, die Shiho wirklich am Herzen lagen und die sie niemals verlassen könnte.

Er sah zum Auto hinüber, aus dem Jodie fragend zu ihnen hinüberschaute. Er gab ihr ein unmissverständliches Zeichen, dass sie kommen würden.

„Wir müssen los.“, sprach er ruhig.

Shiho löste sich von Ayumi und auch Shinichi umarmte sie noch einmal.

„Also vergiss nicht, was wir dir gesagt haben und mache dir keine Sorgen. Es wird alles gut werden.“

„Wir sehen uns wieder.“, fügte Shiho, noch etwas schwermütig, hinzu.

Ayumi nickte und war auch nicht länger traurig. Sie vertraute den Beiden und sie glaubte an alles, was sie ihr offenbart hatten. Es war für sie der größtmögliche Vertrauensbeweis, den die Beiden ihr erbringen konnten. Sie hatte zwar immer noch einen Haufen fragen, doch wurde ihr bewusst, dass das warten musste. Sie war sich aber sicher, sie würden ihr Versprechen nicht brechen und auch sie würde ihres Einhalten, denn sie waren Freunde.

Shiho und Shinichi winkten Ayumi zum Abschied und stiegen anschließend zu Jodie und André in den Wagen, welcher kurz darauf mit ihnen wegfuhr.

Shiho schaute noch aus der Heckscheibe und sah, wie Ayumi ihnen nachsah und Nara liebevoll über den Rücken strich, solange, bis sie verschwunden waren.

Sie würde zurückkommen, um jeden Preis.

Alles oder nichts

Kapitel 40: Alles oder nichts
 

Hörbuch zur Fanfiktion: Kapitel 40: Alles oder nichts
 

„Team Alpha bitte kommen!“, rauschte es in der Leitung, gefolgt von einem kurzen Knacken, dass das Trennen der Verbindung signalisierte.

Das Einsatzteam lag nebeneinander gereiht auf einer leichten Erhöhung im Gras, unweit von dem Zaun entfernt, welcher das Gelände des Pharmakonzerns abgrenzte. Von hier aus, hatten sie eine gute Einsicht auf alles, was sich unten ihnen abspielte, gleichzeitig aber auch, waren sie selbst nur schwer von dort auszumachen. Das FBI hat wohl überlegt diese Position als Einstiegspunkt gewählt, bot er schließlich die besten Erfolgschancen unentdeckt zu bleiben.

Es war bereits dunkel geworden, sodass die großen Flutlichter an den Verladestationen angeschaltet und auch das Gebäude von Nishi-Biogen-Industries hell erleuchtet war. Es war angenehm kühl zu dieser späten Abendstunde, dafür herrschte eine ziemlich hohe Luftfeuchtigkeit und das Grün unter ihnen, war überzogen mit einer dünnen Filmschicht aus Wasser. Stören tat dies Shinichi, Shiho und den Rest des Teams allerdings nicht. Sie trugen immerhin eine volle FBI-Einsatzmontur, welche gleichzeitig wasserabweisend war. Dazu gehörte darüber hinaus eine schusssichere Weste mit dem Schriftzug des Federal Bureau of Investigation auf dem Rücken und, bis auf die beiden jungen unerfahrenen Mitstreiter unter ihnen, eine beachtliche Bewaffnung, mit je einer 9mm Pistole am Oberschenkel, sowie ihren Betäubungsgewehren im Anschlag und auf den Rücken geschnallte schallgedämpfte Maschinenpistolen für den Ernstfall. Nur Harper, als Sprengstoffspezialist trug statt der MP eine Schrotflinte, sowie einige Ladungen C-4 bei sich.

Shinichi fragte sich die ganze Zeit über, wozu sie diese wohl bräuchten, behielt seine Neugier als Laie in solchen Einsätzen, in Anbetracht der Situation, aber lieber für sich.
 

Harper starrte konzentriert durch ein Fernglas und beobachtete die Bewegungen der Personen auf dem Gelände. Als jedoch der Funkspruch durchkam, wendete er sich ab und widmete sich seinem Funkgerät, von denen jeder von ihnen eins an der Brust trug.

„Kommando, hier Team Alpha, ich höre sie laut und deutlich, Over.“, gab der Agent im Flüsterton zur Antwort.

Es herrschte für einen Moment Stille, bis wieder das Knacken des Verbindungsaufbaus zu hören war und ein erneuter Funkspruch durchgegeben wurde.

„Wie ist die Lage vor Ort Alpha?“, meldete sich die Stimme von Agent Anderson auf der anderen Seite zurück.

„Wie zu erwarten ruhig Kommando. Sie scheinen vollkommen ahnungslos zu sein. Ist Team Bravo auf Position?“, erkundigte sich Harper.

„Positiv Leader, warten noch auf grünes Licht von Eagle Eye.“, bestätigte Charlie aus der Einsatzzentrale.

„Sag mir was du siehst Eagle Eye!“

Shiho verdrehte bei diesem militärischen Kauderwelsch die Augen. Shinichi bemerkte dies und unterdrückte ein Schmunzeln. Die Lage war nicht gerade passend für Späße, aber witzig fand er es trotzdem. Die junge Wissenschaftlerin empfand diese ganzen Codes als ziemlich albern, sah ihrem Freund aber an, dass dieser sich voll und ganz dafür zu begeistern schien, was sie nur noch mehr mit den Augen rollen ließ. Dieser Krimiliebhaber, dachte sich die Rotblonde. Was manche Dinge anging, waren wohl alle Kerle gleich.

Sie lag dicht bei Shinichi, wie alle anderen auf dem Bauch und ihren Oberkörper mit den verschränkten Unterarmen vom Boden abgestützt. Zur ihrer rechten, neben Shinichi folgten Agent Ethan Harper, ein trainierter Mann Ende Dreißig mit kurzem schwarzen Haar, welches an den Seiten im Militärstil geschoren war und Agent Rebecca Woods, eine junge Frau mit weißer Haut und kirschroten langen Haaren, welche zu einem Pferdeschwanz gebunden waren, der hinten aus ihrem Cappy herausschaute.

Auf ihrer linken Seite lagen Jodie, gefolgt von Wermut ganz außen. Allerdings war Letztere kaum wiederzuerkennen. Ihre Verkleidungskünste waren essenziell für das Gelingen ihrer Mission und so hatte sie sich, als Amarula die Forschungsleiterin getarnt.

Neben Wermut, wusste nur Rei, wie die neue Leiterin der Forschungsabteilung aussah, aber dieser hatte bereits bestätigt, dass, wie auch bei Wermuts sonstigen Verkleidungen, man keinen Unterschied zum Original feststellen konnte. Shiho musste gestehen, dass ihr das Gesicht ihrer Nachfolgerin irgendwoher bekannt vorkam. Eventuell ist sie ihr auch schon einmal begegnet, während ihrer eigenen Zeit bei der Organisation, hatte sie aber damals garantiert noch nicht ihren heutigen Codenamen besessen.

Amarula 2.0 schaute kurz zu ihr hinüber und bemerkte, dass Shiho sie anstarrte. Die verkleidete Wermut zwinkerte ihr wortlos zu. Shiho reagierte aber nicht darauf, sondern funkelte sie nur verachtend an, bevor sie ihren Blick wieder auf das Ziel unten ihnen lenkte.

Während sie weiter abwarteten, wechselten Harper und Jodie einige Worte über Funk mit Shuichi, ihrem Eagle Eye, welcher auf einer höhergelegenen Position aus 700 Yards Entfernung, die beste Sicht auf den gesamten Außenbereich genoss. Er könnte sie somit, vor herannahenden Männern der Organisation warnen oder ihnen notfalls sogar Feuerschutz geben.

Agent Starling wandte sich nun an den Rest ihres Teams.

„In Ordnung, es geht los. Shuichi hat grünes Licht gegeben. Wir werden nun zeitgleich mit Team Bravo, uns zu unseren Einstiegspunkten begeben und das Gelände betreten.“ Sie sah jetzt explizit zu Shinichi und Shiho.

„Bleibt hinter mir, folgt mir auf Schritt und Tritt und weicht ja nicht von meiner Seite, verstanden?“

Ihre Aussage wies die Beiden daraufhin, dass Jodie nicht mit sich diskutieren lassen würde und so nickten sie einfach artig und würden tun, was sie ihnen sagte.

„Okay dann, los los los.“, befahl Harper und Team Alpha setzte sich leise, geduckt und dicht hintereinander gereiht in Bewegung.
 

Sie erreichten den Zaun an einer Stelle, an der man sie von innerhalb unmöglich einsehen konnte. Mehrere Container lagerten dort und boten ihnen eine gute Deckung vor unerwünschten Blicken. Mit einer Drahtschere schnitt Woods sorgfältig und gekonnt den Zaun auf und schuf eine Öffnung gerade groß genug, dass alle Beteiligten hindurchhuschen konnten.

Sobald sie durch waren, pressten sie sich alle an einen der Container mit dem Logo des Pharmakonzerns.

Jodie spähte vorsichtig um die Ecke.

Sie sah mehrere Angestellte des Betriebes über das Gelände laufen. Einer von ihnen steuerte einen Gabelstapler und brachte Kisten mit verpackten Medikamenten von dem Warenausgang zu den LKW’s die davorstanden. Zwischen den Lastwagen konnte sie auch ihren Weg hinein in das Gebäude sehen.

Es war nicht schwierig für das FBI sich die passenden Grundrisspläne dazu zu beschaffen. Jodie hatte diese genau studiert, alles bis auf das Geheimlabor im Untergrund, war ihr dadurch bestens bekannt. Neben dem Labor, dass die Begutachtung und Herstellung der Medikamente durchführte, war der zweite Teil des Komplexes für die Lagerlogistik und den Weitertransport zuständig. Über die Lagerräume, die sich dort befanden, sollten sie unbemerkt eindringen können, doch musste vorher die Kommunikationszentrale lahmgelegt werden. Diese lag am anderen Ende des Geländes und war für Alpha unmöglich zu erreichen, weswegen dies auch die Aufgabe von Bravo war.

Noch einmal überflog sie alles Gesehene. Hin und wieder sah sie zwischen den Arbeitern einige Sicherheitskräfte eines privaten Unternehmens, dass von Nishi-Biogen-Industries beauftragt wurde, die alles genaustens beobachteten. Nach außen hin, machte es nicht den Eindruck, als wären hier die Männer in Schwarz präsent oder gar involviert.

Jodie winkte Harper zu sich. Dieser folgte ihrer Geste und schaute ebenfalls um die Ecke des Containers.

„Siehst du das?“, flüsterte die blonde Agentin.

„Nirgendwo Männer von der Organisation. Das sind alles Leute, die für den Konzern arbeiten.“

Harper schnaubte unbeeindruckt.

„Es soll nach Außen einen unschuldigen Eindruck machen, was sonst. Ich bin mir sicher, in der Kommunikationszentrale und im Sicherheitsbereich wird es von Organisationsmitgliedern nur so wimmeln.“

Er presste seinen Daumen an das Funkgerät an seiner Weste.

„Kommando, wir sind drin. Bereitmachen zum Einschalten des Störsenders. Sobald dieser aktiv ist, hat Bravo genau fünf Minuten um ihre Zentrale unter Kontrolle zu bringen.“

„Verstanden Alpha, Standby.“, rauschte es nur kurz als Antwort, danach folgte Stille.

Shinichi und Shiho lauschten gebannt, während im Hintergrund das Geräusch des Gabelstaplers zu hören war, welche seine nächste Runde fuhr.

„Okay Alpha, Störsender ist aktiv, T minus fünf Minuten, Bravo rückt vor, Out.“

Jodie drehte sich zum Rest des Teams um.

„Also gut, hoffen wir Bravo hat Erfolg. Wir werden es bald erfahren und bis dahin, werden wir unsere Position halten.“

„Glaubt ihr wirklich, dass es so einfach wird? Selbst wenn sie die Zentrale übernehmen, die Organisation verfügt über Notfallmittel und lassen sich nicht so leicht hinters Licht führen. Das funktioniert niemals, wenn ihr mich fragt.“, äußerte sich Wermut so kritisch wie seit Anbeginn ihrer Planes.

„Nur gut, dass sich niemand für deine Meinung interessiert.“, konterte Shiho schnippisch.

„Du solltest anfangen, meinen Einschätzungen Vertrauen zu schenken.“ Wermut klang ziemlich ungehalten.

„Lieber nicht.“

Harper registrierte den kleinen Schlagabtausch zwischen den beiden Frauen und grinste Jodie an.

„Die kleine Wissenschaftlerin gefällt mir. Spricht aus was sie denkt.“

Agent Starling zwang sich zu einem Lächeln.

„So ist Shiho nun einmal, musst du wissen.“

Die fünf Minuten waren inzwischen vorbei und langsam stieg die Unruhe.

Was ist, wenn was schiefgelaufen war?

Wermut fühlte sich zunehmend in ihrer Annahme bestätigt, bis…

„Alpha, hier Bravo, Kommunikationszentrale ist unter Kontrolle. Wir haben alle Organisationsmitglieder betäubt und gefesselt. Wir können über die Kameras jetzt alles sehen, was sich im Inneren abspielt.“, kam endlich die erlösende Mitteilung von André Camel.

„In Lagerraum B ist alles frei, ihr könnt also loslegen.“, fügte Rei hinzu.

„Hey Kudo.“, schaltete sich nun auch Heiji dazu, welcher bisher sich in der Einsatzleitung zurückgehalten hatte.

„Viel Glück da drin und pass auf Shiho auf.“

„Geht klar Hattori, danke.“, erwiderte Shinichi über Funk.

„Ich bin wohl eher diejenige, die auf dich aufpassen muss.“, bemerkte Shiho spöttisch. Shinichi grinste sie an und sie grinste zurück. Anschließend blickte die Wissenschaftlerin triumphierend zu Wermut.

„Wer sagte noch gleich, es würde nicht funktionieren?“

Wermut verzog die Nase. Das hätte nicht so einfach funktionieren dürfen, irgendetwas stimmte da nicht.

„Genug geredet, die Luft ist rein, also vorwärts.“, befahl Harper und so liefen sie los.
 

Sie hatten Glück, niemand bemerkte sie, als sie das offene Gelände zwischen Container und Verladestation überquerten. Team Alpha erreichte den Bereich zwischen den parkenden Lastwagen und war fürs Erste wieder in Deckung.

„Links von euch!“, hörten sie die Stimme von Shuichi über Funk und kurz darauf ein leises Zischen.

Ein Wachmann, welcher gerade aus dem Schatten einer der LKW’s getreten war wurde von Agent Woods schneller Reaktion handlungsunfähig gemacht. Er sackte, mit einer Nadel im Hals, die sich kurz darauf auflöste, zu Boden und blieb bewusstlos liegen.

„Diese neuen Betäubungsgewehre zahlen sich wirklich aus und danke übrigens für die Vorwarnung Eagle Eye.“, merkte Woods an.

„Guter Schuss.“, lobte sie Harper und griff sich kurz darauf die Beine des am Boden liegenden.

Mit dem Kopf deutete er auf einen Müllcontainer neben dem Seiteneingang. Woods nickte und schnappte sich die Arme des Bewusstlosen, welche sie vorher noch mit Kabelbinder zusammenband.

Nachdem sie den Wachmann verstaut hatten, sah sich Harper noch einmal um, bevor er langsam die Tür öffnete und das Lagerhaus betrat. „Es ist sicher, folgt mir.“, rief er ihnen leise von Drinnen zu.

Der Rest von Team Alpha folgte ihm und sie verschwanden im Inneren des Gebäudes und somit auch aus dem Blickfeld von Shuichi.

„Jetzt seid ihr auf euch allein gestellt.“, sprach dieser, als er durch sein Zielvisier schaute. „Macht was draus.“
 

Als die Tür hinter ihnen zuging, fanden sie sich in einer größeren Halle mit zahlreichen Regalen voller Kartons und anderen Kisten wieder.

Der Lagerraum war in mehreren Gängen unterteilt und es wirkte auf den ersten Blick alles ruhig. Nur in der Ferne konnte man die Stimmen vereinzelter Mitarbeiter hören, doch waren diese weit genug weg.

Jodie schaute hinauf zu einer Kamera, welche gegenüber des Eingangs auf sie gerichtet war. Sie hob ihren Daumen nach oben und gab Team Bravo damit ein Zeichen, bevor die Gruppe vorsichtig weiterging. Sie durchschritten den Lagerbereich, wichen einer patrouillierenden Wache aus und standen anschließend vor einer großen Doppeltür, die zu einem Verbindungsflur zwischen Lager und Labor führte.

Shinichi und Shiho versuchten so gut es ging Schritt zu halten und, wie angeordnet, nicht von Jodies Seite zu weichen. Ihr Moment würde noch früh genug kommen, sobald sie die Geheimbasis der Organisation betreten.

„In dem Gang ist Bewegung. Zwei Wachmänner und ein weiterer am Ende des Flures. Dahinter liegen die Labore und Fließbänder der Produktion.“, gab André wie bestellt über Funk durch.

Mithilfe der Kameras war es für Bravo einfach, ihre Schritte zu verfolgen und ihnen einen sicheren Weg durch das Gebäude hindurch zu ebnen.

Jodie sah zu Wermut.

„Also gut, jetzt bist du gefragt Wermut, ich meine Amarula. Du wirst zusammen mit Agent Woods die Wachen unschädlich machen und ihr Deckung geben, damit sie die Tür zur nächsten Abteilung knacken kann. Wir folgen sobald alles sicher ist.“

Wermut nickte trocken und entledigte sich ihrer Schutzweste. Woods tat es ihr gleich. Aus einem Rucksack zogen sie zwei weiße Kittel und zogen diese an.

„Zu einer Überprüfung wird es nicht kommen und das Gesicht von Amarula sollte die Wachposten davon abhalten, den Alarm auszulösen.“, ergänzte Harper und reichte Woods ihre Waffe, die sie unter ihrem Kittel verschwinden ließ.

„Nachdem du die Tür geöffnet hast, muss Wermut den Weg zum Geheimlabor finden. Als Forschungsleiterin sollte sie keiner der Wissenschaftler aufhalten.“, beendete Jodie.

„Gut dann los.“, klang Wermut schon fast ungeduldig.

„Hey, vermassle es bloß nicht.“, warf ihr Shiho hinterher.

„Ich weiß was ich zu tun habe.“, sprach das Ex-Organisationsmitglied geheimnisvoll und schritt durch die Tür, gefolgt von Agent Woods.
 

Was danach folgte, ging relativ schnell über die Bühne. Als die Wachen ins Reich der Träume geschickt wurden und Woods die schwere Tür zu den Laboren geöffnet hatte, betrat Wermut nun allein die Sektion, während alle anderen draußen warteten.

Sie hatte eine ungefähre Ahnung, wo sich der Eingang, hinein in die unterirdische Basis, befand und begab sich zielgerichtet dorthin. Die verkleidete Wermut ging an mehreren Bereichen mit Fließbändern und Maschinen, die die Medikamente genau dosiert in Reagenzgläser füllten, vorbei. Immer weiter lief sie durch den Komplex, während die Räume neben ihr, sich weiter veränderten.

Es folgten Bereiche in denen Pillen und Tabletten zur Abfertigung hergestellt wurden und Geräte den Wirkstoff auf die gewünschte Form pressten. Das meiste lief voll automatisch und wurde nur von einigen Wenigen überwacht.

Nach der Produktion folgten die Forschungslabore. Männer und Frauen, in ebenso weißen Kitteln wie sie ihn trug, saßen an Tischen und untersuchten Proben auf ihre Qualität und Zusammensetzung, ehe sie in Massen hergestellt wurden. Vollkommen ungehindert konnte sie alle Bereiche passieren. Niemand schien sie zu beachten oder überhaupt beachten zu wollen. Keiner stellte sich ihr in den Weg oder sah sie auch nur an. Sie schienen allesamt großen Respekt vor Angehörigen der Organisation zu haben, obwohl sie bestimmt nicht wussten, was es mit den Männern in Schwarz wirklich auf sich hatte.

Wermut wurde zunehmend skeptischer, vor allem, als sie schließlich den Eingang zum Geheimlabor erreichte. Sie fand eine Stahltür vor, welche wie ein Safe wirkte und zu einem Aufzug zu führen schien. Keine bewaffneten Organisationsmitglieder weit und breit. Der Zugang zu ihrem Allerheiligsten war komplett ungeschützt.

„Hier kann unmöglich alles mit rechten Dingen vor sich gehen.“, flüsterte Wermut zu sich selbst.

Sie würden sich auf keinen Fall nur auf den Eingabecode und den Fingerscanner verlassen. Die blonde, als Forschungsleiterin verkleidete, Frau trat an die Konsole heran und tippte den Code ein, den sie vor den Ereignissen in Cognacs Anwesen, hat mitgehen lassen und welcher ihre Eintrittskarte zu dieser Operation darstellte. Die Zahlenkombination wurde akzeptiert, doch als dann auch noch ihr Fingerabdruck als gültig befunden wurde und das Schloss der Panzertür aufsprang, wurde es Wermut klar.

Sie wussten das sie kommen, viel mehr sogar, man würde sie bereits erwarten.
 

Wermut starrte unsicher in den schwarzen Schlund, der soeben aufgegangenen Tür. Sie konnte den Transportlift erkennen, der sie alle wahrscheinlich direkt hinunter in ihr Grab befördern würde.

Sie bemerkte näherkommende Schritte hinter sich und drehte sich ruckartig um. Es war der Rest ihres Teams, welche der Wegbeschreibung von Camel gefolgt waren. Auch sie schienen unbehelligt durch alle Bereiche hindurch gekommen zu sein.

„Wir müssen die Mission abbrechen und sofort wieder umkehren.“, äußerte sich Wermut ungewohnt unruhig und kam ihnen etwas entgegen.

„Wovon zum Teufel redest du da?“, beschwerte sich Harper.

„Unser Ziel ist zum Greifen nah, wir werden auf der Schwelle zum Sieg doch nicht einfach so umkehren.“

Wermut ging nun auf Konfrontationskurs mit Harper.

„Merkt ihr denn nicht, dass das hier viel zu glatt läuft, selbst für einen durchdachten Plan wie diesen? Der Eingang zu ihrer Basis ist nicht bewacht und ich habe eigentlich erwartet, dass die Codes und Fingerabrücke erneuert wurden, nachdem ich die Organisation verlassen habe, doch das ist nicht der Fall. Sie warten sicherlich schon auf uns. Das ist eine Falle.“

Shiho war über Wermuts Verhalten sichtlich erstaunt. Sie hatte genau mit einem solchen Szenario gerechnet, sie kannte schließlich die Organisation, aber sie war der festen Meinung gewesen Wermut gehörte zu diesem Plan. Warum zum Teufel warnte sie sie jetzt, statt sie einfach in die Falle tappen zu lassen? War sie etwa tatsächlich auf ihrer Seite?

Shinichi bekam zunehmend ein ungutes Gefühl, denn er vertraute Wermuts Einschätzung. Sie passten nämlich zu einer weiteren Befürchtung, die ihm, seit sie hier ankamen, nicht mehr aus dem Kopf ging. Er wollte aber nicht so leicht aufgeben, zu viel lag auf dem Spiel. Wenn sie jetzt abbrechen würden, würden er und Shiho nie wieder die Möglichkeit besitzen, ihr altes Ich zurückzuerlangen. Es wäre vorbei, für immer.

„Wir können nicht umkehren, dafür ist es bereits zu spät. Wir müssen das hier einfach durchziehen.“, reagierte der Oberschülerdetektiv voller Trotz.

Shinichi?

Shiho war eigentlich eher der Ansicht es wäre besser Wermuts Rat zu folgen, doch wenn ihr Beschützer nicht kehrt machen wollte, würde sie es auch nicht, denn auf keinen Fall würde sie von seiner Seite weichen. Außerdem brauchten sie ihre Hilfe und sie versprach auf ihn aufzupassen. Als sie allerdings den Blick ihres Freundes auffing, überlegte sie, ob der Professor womöglich recht hatte mit seiner Behauptung, Shinichi würde diese Konfrontation zu sehr wollen.

Harper hielt jedenfalls an seiner Meinung fest und Woods pflichtete ihm bei, auch Jodie wollte die Zügel jetzt nicht aus der Hand legen, ihr Plan musste einfach gelingen.

Wermut musste sich zähneknirschend eingestehen, dass sie überboten war und ihre Begleiter keinesfalls kehrt machen würden. Zu ehrgeizig schienen sie ihr Ziel zu verfolgen, als das es ihr gelingen würde sie umzustimmen.

„Also schön, dann gehen wir eben.“, lenkte sie frustriert ein.

„Ach du willst dennoch mitkommen?“, spottete Harper.

„Selbstverständlich.“, antwortete Wermut gereizt.

„Ich kann nicht zulassen, dass meiner Silver Bullet und Shiho etwas zustößt.“

Die rotblonde Wissenschaftlerin war immer erstaunter und traute ihren Ohren kaum. Wermut vermittelte auf einmal eine völlig neue Seite an ihr, die Shiho bisher noch nicht kannte. Sie schien sich wirklich Gedanken um ihr und Shinichis Wohl zu machen, doch wieso das alles? Shiho konnte es sich nicht erklären.

„Schön, wenn das jetzt geklärt ist, dann können wir ja weitermachen.“, beendete Harper den für ihn überflüssigen Dialog.

Sie gingen zu dem Lift und schlossen das Gitter vor sich.

„Denkt dran, da unten gehört jeder zu den Männern in Schwarz. Außerdem sind wir, sobald wir angekommen sind, völlig blind. Team Bravo kann uns nicht mehr leiten und über den Aufbau des Labors wissen wir auch nicht Bescheid. Unsere einzige Versicherung ist der Störsender, sodass nichts nach außen gelangen kann.“, erinnerte Jodie alle Beteiligten, als der Lift sich knirschend in Bewegung setzte.

Das Licht vor ihren Augen verschwand, als sie in das Innere der Erde abtauchten. Nun war ihr Weg vorgegeben und ein Zurückweichen gab es nicht mehr.

Shiho hoffte inständig, bald wieder den Himmel sehen zu können, doch vorerst gab es nur eine Richtung, in die sie fuhren und das war abwärts.

Showdown

Kapitel 41: Showdown
 

Hörbuch zur Fanfiktion: Kapitel 41: Showdown
 

Das Auto wurde langsamer und kam letztlich vor der Detektei Mori zum Stehen.

Shinichi wandte sich zu Shiho, als er die Fahrzeugtür des weißen Mercedes, wie in Zeitlupe, öffnete.

„Ich glaube es ist besser du wartest hier bei Jodie und André. Ich verspreche, ich bin gleich zurück.“

Seine Freundin nickte nur wortlos, doch konnte er ein gewisses Unwohlsein in ihren Augen erkennen. Shinichi musterte sie eindringlich und hoffte sie würde nicht immer noch glauben, er hätte Gefühle für seine Sandkastenfreundin und würde nur deswegen nach ihr schauen. Sie hatte zwar diesem Treffen zugestimmt, aber ob sie es tatsächlich in Ordnung fand, dass er noch einmal zu Ran ging, da war er sich unsicher.

Bei einer anderen Sache hingegen besaß er keinerlei Zweifel, nämlich für ihn gab es nur Shiho. Sie war die Frau seiner Träume und dass wollte er ihr erneut unmissverständlich klar machen, bevor der diesen Wagen verlassen würde. Shinichi beugte sich vor und küsste die Rotblonde zärtlich auf den Mund, die etwas überrascht über diese spontane Aktion war. Sie riss kurz die Augen auf, nur um sie Sekunden später zu schließen, während ein zarter Rotschimmer sich auf ihren Wangen, von einem Ohr zum anderen, bildete. Als er von ihr abließ musste sie ihn einfach anlächeln, ein wunderschönes Lächeln, was jedes noch so gefrorene Herz auftauen könnte.

Jodie warf einen Blick in den Rückspiegel. Ihr war der Kuss natürlich nicht entgangen und so schmunzelte sie vor sich hin, während sie mit ihren Fingern auf dem Lenkrad herumtippte.

„Jetzt geh schon und sieh zu, dass du wiederkommst.“, sagte Shiho scherzhaft und mit einer zunehmenden Röte im Gesicht, als sie bemerkte, wie sie beobachtet wurde und auch er sie einfach nur anstarrte. Shinichi kratzte sich verlegen am Hinterkopf, stieg aber schließlich aus und trat dann wie befohlen, den Weg hinauf zur Detektei an, während Shiho ihm durch die getönten Scheiben des Mercedes nachsah.
 

Shinichi ging mit großen Schritten die Stufen hinauf und fand sich, kurze Zeit später, vor der Tür der Detektei Mori wieder. Er war ein bisschen aufgeregt, Ran nochmal gegenüber zu treten. Er betete dafür, dass sie ihre Ansicht seit ihrem letzten Treffen nicht geändert hätte oder der alte Suffkopf hackedicht dabeisaß und ihn womöglich an die Gurgel fährt.

Shinichi sprach sich etwas Mut zu, öffnete mit einem ordentlichen Schwung die Tür und trat ein, ohne zu bedenken, dass er eventuell vorher hätte anklopfen sollen, aber daran war nun nicht mehr zu denken.

Es war kaum die Tür hinter ihm zugegangen, als er Ran und Kogoro mit einem Gast auf der Couch vorfand. Dieser drehte sich, über die Lehne schauend, zu ihm um und ließ sein Herz bis in die Kniekehlen rutschen. Ein Stich, wie von einer spitzen Klinge, bohrte sich in sein Fleisch und drohte mit seinem Herzen zu kollidieren. Nein, nicht doch, wie… Shinichis Gedanken flogen ungeordnet durch seinen Kopf. Er fing auf einmal am ganzen Körper an zu zittern. So etwas hatte er noch nie gespürt. Das kannte er vielleicht von Ai, aber für ihn war das vollkommen untypisch.

„Shinichi, was machst du denn hier?“, fragte Ran erstaunt, als sie ihn sah.

Auch Kogoro war überrascht, allerdings keinesfalls positiv darüber, den Oberschüler so unverhofft in seiner Detektei stehen zu haben.

„Was zum Geier hast du denn hier zu suchen?“, bellte der Möchtegern-Detektiv, doch reagierte Shinichi weder auf die Aussage von Ran, noch auf die ihres nervigen Vaters. Sein Blick war einzig und allein auf den Mann vor sich im Anzug geheftet, welcher ihn, ohne dass die anderen Beiden es sehen konnten, finster angrinste. Dabei spannte sich die vernarbte Haut, seiner Brandverletzung im Gesicht, über die gesamte linke Wange.

Er erhob sich, köpfte sein Jackett, mit einer eleganten schwungvollen Bewegung, zu und trat nun an den Schwarzhaarigen heran, während dieser immer noch wie erstarrt und mit entsetztem Blick sein Gegenüber fokussierte. Cognac stand, just in diesem Moment, genau vor ihm und funkelte ihn mit einem lodernden unberechenbaren Feuer in den Augen an. Ein Feuer, wie das, was sein Gesicht für immer gezeichnet hatte und Shinichi wusste genau, wen er dafür verantwortlich machte und wen er dafür bezahlen lassen würde.

„Was für eine Überraschung und was für ein Zufall, wenn ich das so anmerken darf. Da treffe ich doch tatsächlich auf den großen Detektiv des Ostens, Shinichi Kudo. Wo haben sie denn die ganze Zeit über gesteckt, man hat solange nichts mehr von ihnen gehört.“ Nishimura grinste provokant, wusste er doch schließlich genau was Sache war.

Shinichi starrte Cognac weiterhin an, doch so langsam wurde er selbstsicherer und eine unvorstellbare Wut keimte in ihm auf. Dieser Mistkerl hatte Ai entführt und wollte sie vor seinen Augen umbringen. Er hatte es gewagt sie zu bedrohen, ihr wehzutun. Er war ein Monster, ein Killer und Verbrecher und er würde ihn seiner gerechten Strafe zufügen, bei seiner Ehre als Detektiv.

„Shinichi, alles okay bei dir? Wolltest du zu mir?“, fragte Ran zögerlich, als ihr ehemaliger Klassenkamerad nicht auf Nishimuras Worte oder der ihren zu reagieren schien.

„Es… es ist eigentlich nicht so wichtig Ran.“, sprach er nun, weiterhin den Blick nicht von Cognac abweichend.

„Ich komm wohl besser ein andern mal wieder.“

„Das ist sicherlich auch besser so.“, merkte Kogoro in einem genervten Ton an. „Wir haben immerhin hohen Besuch.“

Er zeigte auf Nishimura, welcher dezent lächelte und langsam aber unübersehbar eine Hand unter seinem Jackett verschwinden ließ.

Shinichi schrak zusammen. Er wird doch nicht etwa…. Shinichi griff an seine Uhr.

Ruckartig zückte der Geschäftsmann ein kleines Kärtchen hervor und reichte es dem erschrockenen Oberschüler.

„Gestatten, Kanae Nishimura, Gründer von Nishi-Biogen-Industries und Besitzer der Japan Finance Bank. Hier meine Visitenkarte.“

Perplex starrte Shinichi auf die Karte, welche ihm gereicht wurde und ließ seine Uhr unauffällig wieder los. Widerwillig nahm er sie an sich.

Er spielte mit ihm, genauso wie er es mit Ai getan hat. Es war seine Leidenschaft Menschen einzuschüchtern und zu verängstigen.

„Angenehm.“, murrte Shinichi. „Wieso sind sie hier, wenn ich fragen darf?“

Kogoro erhob sich erbost.

„Was fällt dir eigentlich ein du vorlauter Bengel, natürlich darfst du nicht…“, fing er an, doch brachte ihn eine einfache Handbewegung von Cognac zum Schweigen. Er wusste genau, wie man Leute kontrollierte.

„Ist schon gut Mori.“, entgegnete der Geschäftsmann seelenruhig.

„Ich wollte nach meiner Genesung nur noch einmal Herrn Mori für seine gelungene Arbeit danken. Sie haben sicherlich von den Ereignissen in meinem trauten Heim in den Nachrichten gehört. Eigentlich wollte ich zuerst sie Kudo, für den Auftrag engagieren, den Maulwurf in meiner Firma zu finden, doch sie waren leider unpässlich und so habe ich mich eben an den schlafenden Meisterdetektiv gewandt. Er macht seinen Namen wirklich alle Ehre.“

Shinichi schluckte angespannt.

„Ich denke ich sollte jetzt lieber wieder gehen. Ich melde mich wohl besser später noch einmal bei dir Ran.“

Er drehte sich um und verschwand durch die Tür. Auf Ran, die ihm seinen Namen hinterherrief, achtete er nicht mehr.
 

Vollkommen durch den Wind blieb er im Treppenaufgang stehen und fuhr sich durch die Haare. Es fiel ihm schwer, dass eben passierte zu verarbeiten. Er musste hier unbedingt weg, schnell weg, zurück zu Shiho und Jodie. Sie mussten diese Operation so schnell es ging in die Wege leiten. Wer weiß was Cognac sonst als Nächstes tun würde. Er stand einfach so mitten in der Detektei, direkt neben Ran und er wusste, dass sie in Verbindung zu ihm stand. Er könnte ihr jederzeit etwas antun und er selbst wäre machtlos dagegen.

Plötzlich packte ihn ein eiserner Griff am Hals und drückte ihn gegen die Wand.

Mit, vor Schmerzen, zusammengekniffenen Augen sah er erneut in das Gesicht seines größten Widersachers, der ihn mordlustig beäugte. Eins hatte Cognac mit Gin gemeinsam. Allein ihr Blick könnte einen Menschen töten, wenn sie wollten.

Shinichi hatte nicht bemerkt, wie auch Nishimura die Detektei verlassen hatte und somit hinter ihm aufgetaucht war.

Ein gequälter Laut entwich Shinichis Kehle, als Cognac seine Speiseröhre weiter zusammenquetschte und ihn somit langsam aber sicher die Luft abschnitt. Er hielt den Oberschüler knapp über den Boden mit nur einem Arm und dachte nicht eine Sekunde daran ihn loszulassen.

„Über eines solltest du dir im Klaren sein, Shinichi Kudo.“, begann Cognac in einem bedrohlichen Tonfall zu sprechen.

„Jeder eurer erbärmlichen Atemzüge verdankt ihr mir. Ich allein gestatte euch zu leben, weil ich etwas ganz Besonderes mit euch vorhabe.“

Erneut verstärkte er seinen Griff und Shinichi befürchtete bald das Bewusstsein zu verlieren.

„Doch solltest du kleine Made niemals vergessen, dass ich dich und jeden den du kennst und liebst jederzeit beseitigen kann, wenn mir danach ist. Meine Anwesenheit hier, sollte Beweis genug dafür sein, dass ich die Macht dazu habe.“

Langsam setzte er Shinichi ab und gewährte ihm wieder etwas Luft zu schnappen, ließ ihn aber weiterhin nicht los.

Erschöpft rang dieser nach Sauerstoff, doch Cognac war noch nicht fertig mit ihm.

„Ich gebe dir einen gut gemeinten Rat. Wage es nicht mich zu unterschätzen und glaube niemals du könntest mir einen Schritt voraus sein. So etwas wie ein Allheilmittel gibt es nicht.“

Damit ließ er Shinichi endgültig los, welcher unkontrolliert hustete und sich den schmerzenden Hals hielt.

„Auch Gin dachte, er kann sich mir entgegenstellen, doch ich versichere dir, auch er wird seine Strafe noch erhalten. Es ist an der Zeit für einige Veränderungen.“

Shinichi richtete sich wieder gänzlich auf und versuchte eine normale Atmung zurückzuerlangen. Cognac sah ihn abwartend an, seine Hände nun in den Hosentaschen vergraben.

„Ich schlage vor, du gehst jetzt zurück zu deiner Freundin Sherry.“

Shinichis Herz schlug immer noch wie wild, doch er bewegte sich langsam die Treppe hinunter, den Blick aber nicht von Cognac abgewandt. Dieser sah ihm ruhig von oben zu, bis er ganz unten ankam.

„Kudo.“, rief er ihm zu.

Shinichi folgte der Bewegung seiner Hand und wie er sich den Zeigefinger an die Lippen legte. Der Oberschüler wusste, was Cognac ihm damit sagen wollte und ging zögerlich zurück auf die Straße. Er hielt sich den Kopf und taumelte schon fast mehr, als das er lief, zurück zum Wagen und stieg zu Shiho auf den Rücksitz.

Jodie schien bis eben noch ein Telefonat geführt zu haben, da sie gerade jemanden über Handy verabschiedete bevor sie auflag.

„Worum ging es?“, fragte sie André.

Jodie seufzte beunruhigt.

„Ich wurde gerade darüber informiert, dass gestern Nacht einer unserer Wachmänner bei einem Rundgang auf dem Parkplatz spurlos verschwunden ist. Er ist heute nicht zum Dienst erschienen. Sein Name ist Jakob Meinders, es wird bereits nach ihm gesucht.“

Shinichi bemerkte im Rückspiegel zwar, wie Jodie ihre Lippen bewegte, doch drang kaum eins ihrer Wörter bis an sein Ohr vor. Die Begegnung mit Cognac lag ihm immer noch in den Knochen. Nur die liebevolle Berührung von Shiho zog ihn hinaus aus seiner Trance.

„Alles okay bei dir Shinichi? Du siehst so fertig aus. Gab es Probleme?“, erkundigte sich die Rotblonde besorgt.

„Nein… nein, alles okay. Lasst uns lieber fahren. Wir sollten keine Zeit verlieren.“, wehrte er ab.

Shiho zeigte sich weiterhin befangen, doch Jodie nickte nur zustimmend und startete den Motor.

Der Wagen entfernte sich und verschmolz mit dem Verkehr unter den wachsamen Augen von Nishimura, der sich zufrieden gestimmt eine schwarze Sonnenbrille auf die Nase setzte, ehe er wieder eins mit den Schatten dieser Stadt wurde.
 

Shinichi erinnerte sich nur ungern an diese Begegnung zurück, doch hatte er während ihrer Fahrt mit dem Lift, überschüssige Zeit um nachzudenken, wodurch diese Erinnerung langsam zurück in sein Unterbewusstsein sickerte.

Wermuts Vermutung, dass alles hier sei eine einzige Falle der Organisation beunruhigte ihn sehr. Cognac habe selbst zu ihm gesagt, dass er niemals glauben sollte, ihm einen Schritt voraus zu sein und ja vielleicht wurden sie tatsächlich erwartet, aber er konnte doch nicht einfach nichts tun.

Der Schwarze Schatten der Organisation war gefährlich und jeder aus seinem Bekanntenkreis war in Gefahr solange er frei herumlief. Shinichi wollte sie alle hinter Gitter sehen, doch Cognac war eine solche Bedrohung für ihn und andere, dass er ernsthaft darüber nachdachte im Ernstfall seinen Tod in Kauf zu nehmen. Immer noch besser als ihn davonkommen zu lassen.

Shinichi versuchte sich diese unglaublich schwere Entscheidung schön zu reden, doch ein ungutes Gefühl blieb trotzdem zurück. Es würde gegen seine Prinzipien verstoßen und er hoffte es würde nie so weit kommen.

Der Lift kam langsam zum Stehen, als er den Boden erreichte.

Der Antrieb, der die schweren Stahlseile bewegte, verstummte und hinterließ nichts als bedrückende Stille.

Jodie und Harper zogen das Gitter ihrer Kabine zur Seite und sie verließen allesamt den Aufzug. Shiho hatte eigentlich mit einem riesigen Empfangskomitee gerechnet, doch Wermut wusste es besser. Es gab andere Wege sie hier unten festzusetzen.

Im Hauptflur, welcher vom Lift ausging und sich von dort aus in die verschiedenen Sektionen der Basis aufteilte, war es verdächtig ruhig. Wieder blieb die erwartete Anwesenheit der Männer in Schwarz aus und auch Jodie wurde allmählich stutzig.

Harper hingegen, schien sich an der Ruhe nicht zu stören, sondern nahm sie dankend an und bewegte sich weiter vorwärts.

„Es ist besser wir teilen uns in zwei Gruppen auf, um einen größeren Bereich abzudecken. Während eine Gruppe sich um die Beschaffung der Informationen rund um die Tätigkeiten und Kontakte der Organisation kümmert, sollte die andere die Daten ihrer Forschungen sicherstellen.“, war der Vorschlag des FBI-Agenten, welcher nun fragend in die Runde sah.

„Ich finde es keine gute Idee sich aufteilen zu wollen. Das macht uns angreifbarer.“, äußerte sich Shiho besorgt und Shinichi pflichtete ihr bei.

„Wir haben nur leider nicht die Zeit hier unten ewig herumzulaufen und je mehr wir sind, desto höher das Risiko bemerkt zu werden.“, konterte Harper und wurde dabei von Woods unterstützt.

„Vorschlag.“, warf Jodie ein.

„Wir teilen uns auf, so wie vorgeschlagen, aber bleiben in Verbindung. Jeder von uns ist zusätzlich mit einem neu entwickelten Ortungstracker des FBI’s ausgestattet. Sie reagieren jeweils auf die Tracker der anderen, wodurch wir selbst so tief unter Erde die Position jedes Teammitgliedes lokalisieren können. Falls es Schwierigkeiten geben sollte, könnt ihr diesen aktivieren und somit ein stilles Signal aussenden. Somit finden wir uns schneller wieder, okay?“

Ihre Mitstreiter überlegten kurz und nickten anschließend bereitwillig.

„Gut, dann übernehmen Shiho, Shinichi und ich die Forschungsdaten und Harper, Woods und Wermut, ihr erledigt die Informationsbeschaffung.“

„Wieso genau diese Aufteilung?“, wollte die blonde Schauspielerin neugierig wissen. Es machte auf sie den Anschein, als versuchte Jodie bewusst, sie von den beiden Turteltauben fern zu halten.

„Ganz einfach, Shiho weiß genau nach welchen Daten wir suchen müssen und keiner kennt die Machenschaften und Verbindungen der Organisation besser als du Wermut. Außerdem sagte ich bereits, dass mir die beiden hier…“, sie deutete auf das Liebespaar, „…nicht von der Seite weichen sollen und wir sind eben nur sechs Leute.“

Jodie sah Wermut etwas gestresst an, aber diese gab sich letztlich mit ihrer Aussage zufrieden.

„Schön, wenn keine Frage mehr sind legen wir los. Es steht eine Menge auf dem Spiel und deshalb viel Glück uns allen.“

So trennte sich das Team auf und schlug zwei unterschiedliche Richtungen ein.
 

Sie waren noch nicht lange unterwegs, hatten aber bereits die Sektion mit den Laboren gefunden, als Shiho Shinichi hilfesuchend ansah. Sie hatte das Gefühl, sie würden alle immer tiefer in ihr Verderben rutschen und das machte ihr mehr und mehr zu schaffen. Außerdem lag etwas in der Luft, nicht etwa Desinfektionsmittel oder ähnliches, sondern etwas, dass nur Shiho spüren konnte, die finstere Aura der Organisation.

Sie waren hier irgendwo, lauerten in den Schatten, bereit zuzuschlagen.

Der Schwarzhaarige spürte die Furcht in ihren Augen und versuchte mit seinem Lächeln, sie ihr so gut es ging zu nehmen.

Jodie schlich derweilen voran, die Beiden folgten ihr stumm. Als sie eine Ecke erreichten, begannen sie Stimmen zu hören und duckten sich sicherheitshalber.

Während Jodie angespannt lauschte, las Shiho ein Schild, welches über ihnen in die Abzweigung deutete.

>Forschungsbereich< stand dort in großen fetten Schriftzeichen.

„Ich glaube hier sind wir richtig.“, flüsterte sie und zeigte zur Verdeutlichung auf das Schild.

Agent Starling nickte und zog die Pistole aus ihrem Halfter und reichte sie der verdutzten Shiho.

„Ich brauche einen zweiten Schützen, der uns den Rücken freihalten kann, wenn es ernst wird. Du bist die einzige von euch Beiden mit wenigstens etwas Erfahrung im Umgang mit Schusswaffen. Sie ist auch nur für den Notfall.“

Mit Nachdruck hielt Jodie ihr die Waffe entgegen, die Shiho nun zögerlich an sich nahm. Sie verabscheute Waffen nach ihrer Zeit in dieser Verbrecherbande, aber es war wahrscheinlich zu ihrem besten sie bei sich zu tragen. Sie wäre bereit sie zu benutzen, um sich und auch ihren Shinichi zu beschützen. Immer hat er auf sie aufgepasst, immer war sie diejenige gewesen, welche auf seinen Schutz angewiesen war. Vielleicht könnte sie ihm somit etwas von dem zurückgeben, was sie ihm auf ewig schuldig sein würde und auch Jodie sollte wissen, dass sie sich auf sie verlassen konnte.

Die FBI-Agentin sah in den Gang hinein, welcher zum besagten Forschungsbereich führte und erspähte zwei in weiß gekleidete Wissenschaftler, die soeben einen versiegelten Raum verließen und sich dabei miteinander unterhielten. Sie verstand nicht genau was sie sagten, doch konnte Shiho einzelne Wortfetzen, wie >neuer Wirkstoff< und >resistent< heraushören.

Agent Starling wartete geduldig bis die zwei Männer verschwunden waren und bewegte sich anschließend den Gang hinunter zu der Tür, aus den die Wissenschaftler gekommen waren.

Shinichi und Shiho folgten ihr.

Die rotblonde Frau klammerte sich mit zittrigen Händen an die ihr überreichte Pistole, als ob ihr Leben davon abhing, denn vielleicht war es tatsächlich so.

Sie erreichten die Tür und Jodie versuchte sie zu öffnen, jedoch war der teils transparente Durchgang mit einem Kartenschloss gesichert. Sie brauchten also eine dazugehörige Zugangskarte, um hinein zu gelangen.

Shinichi legte seine Hände, wie ein Visier, an die Glasscheibe und starrte mit zusammengekniffenen Augen in den Raum.

Er sah mehrere Computer auf Tischen stehen, Aktenschränke, Regale mit Präparaten und kleinen Fläschchen und einer großen Gefriertruhe in der Ecke.

„Das wäre doch schon mal ein Anfang, aber wir brauchen die Zugangsberechtigung.“, wies er auf das Offensichtlichste hin, doch Shiho musterte kritisch das Kartenschloss.

„Wenn es nur das wäre.“, seufzte sie.

„Ich kenne diese Systeme noch aus meiner Zeit als Forschungsleiterin. Mein eigenes Labor, war genauso gesichert gewesen. Zuerst muss die berechtigte Zugangskarte durchgezogen werden, wodurch sie jedoch nicht die Tür, sondern nur ein separater Bildschirm öffnet, der hier in der Wand eingelassen ist.“

Sie deutete auf eine leichte Vertiefung von der Größe eines kleinen Laptopmonitors.

„Danach muss man dort ein benutzerdefiniertes Kennwort eingeben und dieses anschließend mit einem Handscanner verifizieren. Erst dann gelangt man hinein.“

Shinichi sah etwas erschlagen zu seiner Freundin und anschließend wieder durch die Fenster hinein in das abgeriegelte Labor.

„Die Organisation macht wohl keine halben Sachen.“, schluckte er.

Shiho verdrehte die Augen.

„Das solltest du doch wohl am besten wissen Holmes.“

„Gibt es noch andere Möglichkeiten dort hineinzugelangen? Was ist mit dem Glas?“ Er klopfte mit dem Handrücken gegen die Scheibe.

Shihos Mundwinkel zogen sich nach unten.

„Das Glas ist eine Spezialanfertigung. Ein solides Verbundsicherheitsglas, was sogar Explosionen standhält, für den Fall eines Forschungsunfalls oder das Leute, wie wir, sich unerlaubt Zutritt verschaffen wollen. Sie sind Sprengwirkungshemmend konzipiert und halten einer Belastung von bis zu 350kPa aus. All diese Vorkehrungen sind aber nicht ohne guten Grund vorhanden. Das sind die bestgehüteten Geheimnisse der Männer in Schwarz. Zu gefährlich um sie in die falschen Hände geraten zu lassen.“, erklärte die rotblonde Frau.

„Wo sie aber leider schon sind.“, entgegnete Shinichi bitter.
 

Wieder vernahmen die Drei Stimmen und näherkommende Schritte, doch dieses Mal aus der Richtung, aus der sie gekommen waren.

Shiho ergriff sofort die nackte Panik, als das ihr bekannte eiskalte Gefühl der Leere und des Todes durch ihre Gliedmaßen strömte, doch Jodie versuchte ruhig zu bleiben. Sie überlegte angestrengt und ging einige Schritte rückwärts, als sie auf einmal mit einem der Wissenschaftler von vorhin, zusammenstieß, welcher hastig um die Ecke geeilt kam.

Der Weißkittel und Jodie waren kurz irritiert und Shiho richtete, aus Reflex, mit zittrigen Händen die Waffe auf den fremden Mann. Dieser wollte sich zuerst beschweren, als er aufsah und bemerkte wie er bedroht wurde und auch von wem er bedroht wurde. Langsam hob er die Hände, während ihm der regelrechte Angstschweiß auf die Stirn trat.

Agent Starling hatte sich in der Zwischenzeit wieder gefasst, dennoch kamen die Schritte aus der entgegengesetzten Richtung immer näher.

Sie trat hinter den Wissenschaftler und drückte ihm von hinten ihren freien Arm gegen den Hals und nahm in somit in den Schwitzkasten, für den Fall, dass er etwas Dummes tun würde, wie zum Beispiel um Hilfe zu rufen.

Shiho hatte weiterhin die Pistole auf ihn gerichtet, doch obwohl sie mit beiden Händen den Griff der Waffe umschloss, gelang es ihr nicht sie ruhig zu halten.

Jodie schubste den Mann, welcher schon gräuliche Haare hatte und daher vom Alter her, um die Fünfzig einzuschätzen war, zur verriegelten Tür hinüber.

„Wenn du nicht zwischen die Fronten geraten willst, dann gibst du besser schnell die Zugangsdaten ein und lässt uns eintreten.“

Demonstrativ lenkte sie, mit dem von ihr ausgeübten Druck an seiner Kehle, den Blick des Weißkittels hinunter zum Kartenschloss. Der Mann nickte, sofern es ihm möglich war. In seinen Augen spiegelte sich nichts weiter als Furcht und den Wunsch zu überleben, als er seine Zugangskarte, welche an einem Schlüsselbund hing, aus der Hosentasche kramte und durch den Schlitz zog. Ein grünes Lämpchen blinkte und das bis eben versteckte Touchdisplay fuhr aus der Wand.

Die Schritte und Stimmen wurden immer lauter und würden vermutlich jede Minute hier sein.

„Beeilung.“, zischte Jodie und verstärkte ihren Griff.

Der Mann hechelte etwas Unverständliches, tippte aber seinen Code ein und hielt anschließend seine Hand an den Scanner. Das Display leuchtete grün und die Tür sprang auf.

„Schnell, rein jetzt.“, befahl Jodie und stieß den Wissenschaftler als erstes durch die Tür.

Shinichi gehorchte, während er Shiho hinter sich herzog, welche die Waffe wieder heruntergenommen hatte.

Die Tür schloss sich genau in dem Moment, als die Stimmen in den Flur einbogen, indem sie gerade noch gestanden haben. Geduckt hockten die drei nun an der Wand nach außen, versteckt unter der durchgehenden Glasfront über ihren Köpfen.

Während Shiho angespannt den Atem anhielt und Jodie dem Mann bei sich den Mund zupresste, warf Shinichi einen neugierigen Blick durch den Raum, in denen sie Zuflucht gefunden hatten.

Das Labor war größer, als es von außen den Anschein machte. Mehrere biologische und medizinische Apparaturen standen in Reih und Glied auf der gesamten Länge einer halbhohen Wand, weiter hinten im Raum, verteilt, was von Außen nicht einsehbar gewesen war.

Fünf große Kühlschränke dahinter, mit Glastüren, fielen dem Oberschülerdetektiv ins Auge. Diese waren randvoll mit irgendwelchen Beuteln und einen Haufen anderer in Fläschchen aufbewahrten Flüssigkeiten.

Bei alldem was hier gelagert zu sein schien, war er erleichtert, dass Shiho bei ihnen war. Nur sie als Bio-Chemikerin wüsste mit Sicherheit, um was es sich dabei alles handelte.
 

Die Stimmen draußen waren mittlerweile verstummt, doch die Schritte kamen weiterhin näher. Es mussten zwei, nein drei Personen sein, erkannte Shinichi an den Schrittfolgen. Sie hatten allerdings etwas Unregelmäßiges an sich. Eine der Personen schien seine Füße hin und wieder schleifen zu lassen und für einen Moment hätte er schwören können, ein schwaches Stöhnen gehört zu haben. So groß die Versuchung auch war, seinen Kopf zu heben und durch die Glasscheiben in den Flur zu linsen, es war zu riskant. Zu hoch war die Gefahr gesehen zu werden und so verharrten sie weiter, bis die Geräusche außerhalb wieder abklangen.

Jodie versicherte sich, dass sie weg waren, bevor sie sich, mit dem Mann in ihrer Gewalt, aufrichtete und erleichtert ausatmete.

Shinichi half seiner Freundin auf, die schon ganz blau geworden war, vom Luft anhalten, doch langsam nahm ihr Gesicht wieder eine halbwegs normale Farbe an.

Er streichelte ihr mit der Hand beruhigend über den Arm. Ein wohliger Schauer durchzog Shihos Körper, der die Kälte von eben hinfort fegte und sie beinahe vergessen ließ, wie knapp sie gerade einer Entdeckung durch die Organisation entgangen waren.

Als sie sich aber ebenfalls in dem Raum umsah, wurde ihr wieder klar, was zu tun war.

Sie erblickte die kühlgelagerten Stoffe und weitere Proben in verschiedenen Schränken und die eingeschalteten Monitore der Computer, auf denen die Spirale der menschlichen DNS, sowie verschiedene chemische Formeln zu erkennen waren.

Shinichi registrierte ein schelmisches Grinsen auf ihren Lippen und zog die Augenbrauen zu einer Denkfalte zusammen.

Die rotblonde Wissenschaftlerin sah seinen fragenden Blick.

„Weißt du was das hier ist?“, äußerte sie sich in der Erwartung er würde dies verneinen und so kam es auch.

Ihr Grinsen wurde breiter.

„Wir sind gerade über das Labor gestolpert, indem die Organisation sämtliche Erfindungen, Wirkstoffe und Mikrokulturen aufbewahrt, welche als abgeschlossen gelten und deswegen hier endgelagert werden.“

Auch Shinichis Lippen formten sich nun zu einem zufriedenstellenden Lächeln.

„Und mit etwas Glück finden wir hier auch das Apoptoxin 4869.“, beendete er ihren Satz.

Die Falle schnappt zu

Kapitel 42: Die Falle schnappt zu
 

Hörbuch zur Fanfiktion: Kapitel 42: Die Falle schnappt zu
 

„Kommt schon, ein bisschen mehr Bewegung.“, spornte Harper die beiden Frauen an, die hinter ihm, ihn durch den langen Korridor folgten. Zwei Abbiegungen war es her, dass sie auf einen Hinweis der Vielversprechend klang gestoßen waren. Dadurch hatten sie nun ein konkretes Ziel vor Augen, auf welches sie zusteuern konnten, die Hochsicherheitssektion.

Wermut war überzeugt, dass sich nur dort verwertbare Informationen über die Aktivitäten der Organisation finden ließen.

Eine Nadel sauste kurzerhand durch die Luft und betäubte einen in schwarz gekleideten Mann mit Maschinenpistole.

Langsam rutschte der Bewusstlose mit dem Rücken die Wand hinunter, an der er gestanden hatte, bevor er wie ein nasser Sack Kartoffeln zur Seite kippte und dort liegen blieb.

„Ziel neutralisiert.“, flüsterte Harper, welcher um eine Ecke gespäht und dadurch die Bedrohung rechtzeitig erkannt hatte.

Eine Tür, auf der linke Seite, direkt neben dem soeben ausgeschalteten Mann, öffnete sich und ein weiterer Mann in Schwarz betrat den Flur. Vermutlich hatte dieser etwas bemerkt und wollte nach dem Rechten sehen, aber auch er wurde schnell, diesmal durch das Betäubungsgewehr von Woods, ins Reich der Träume geschickt.

Wie ein Kartenhaus klappte der Kerl zusammen und fiel mit dem Gesicht voran auf den Fußboden.

„Du hast einen übersehen.“, lächelte sie ihren Kollegen an.

Harper hob amüsiert eine Augenbraue, schwieg aber.

Wermut war nicht zu solchen Späßen aufgelegt. Sie hatten zwar hier unten nun häufiger Kontakt mit vereinzelten Mitgliedern der Organisation, doch waren das immer noch deutlich zu Wenige gewesen für eine Basis dieser Größe und Bedeutung. Sie versuchte dennoch an ihre Aufgabe zu denken, ließ aber trotz alldem stets ein Auge offen, auf der Suche nach potenziellen Hinterhalten oder anderen Fallen.

„Wir scheinen auf dem richtigen Weg zu sein.“, äußerte sich die, immer noch als Amarula verkleidete Wermut.

Agent Harper und Agent Woods gingen voran und versteckten die schlafenden Männer in anliegende Räume. Hauptsächlich waren hier unbedeutende Büros und hin und wieder mal ein Abstellraum zu finden.

„Wie weit ist es noch?“, murrte Harper ungeduldig und wandte sich an Wermut.

„Bist du sicher, dass du weißt wo wir hinmüssen.“

Sie nickte genervt aber demonstrativ.

„Ja ich bin mir sicher. Es muss hier irgendwo sein.“, und übernahm nun selbst die Führung.

Harper wischte sich den Schweiß von der Stirn.

„Wehe wenn nicht.“, hauchte er so leise, dass ihn weder seine Kollegin und schon gar nicht Wermut, hören konnte.
 

Sie gingen weiter und Wermut fühlte sich schon beinahe wie in einem Irrgarten.

Fast hätte sie begonnen an sich selbst zu zweifeln, als sie dann doch endlich fündig wurde.

Mit einer Hand winkte sie die FBI-Agenten zu sich heran.

„Schauen sie nur, dass wird ihnen bestimmt gefallen.“, sprach Wermut überzeugt.

Sie zeigte den Gang hinunter, der an einer Barriere endete, eine große Tür verstärkt mit einem Stahlgitter und einer extragehärteten Verglasung dahinter, durch die man aber sehen konnte, dass es dort weiterzugehen schien.

„Dort liegt die Hochsicherheitssektion, der Bereich, zu dem nur hohe Mitglieder der Organisation Zutritt bekommen. Diese ist extra gesichert und mit einem Checkpoint versehen, welcher immer besetzt ist und nur berechtigten Personen den Zugang gewährt. Da werden wir finden wonach wir suchen.“

Sie verschränkte die Arme und schaute die Agenten überlegen an.

„Und ich würde behaupten unsere gute Freundin Amarula gehört, als Forschungsleiterin, zu diesem VIP-Kreis. Dort liegt auch mit absoluter Wahrscheinlichkeit ihr eigenes Büro und genau da muss ich hin, denn dort werde ich bestimmt fündig werden.“

Harper schien, trotz den eher guten Neuigkeiten, nicht sehr beeindruckt zu sein, was vermutlich daran liegen mag, dass Wermut bewusst im Singular besprochen hatte.

„Lass mir raten, du willst, dass wir hier warten, damit du allein dort hinein kannst?“, Harper runzelte misstrauisch die Stirn.

„Ich sage wir schalten lieber den Checkpoint aus und verschaffen uns selbst Zutritt, allel zusammen, keine Alleingänge.“

Wermut schüttelte vehement den Kopf.

„Keine Chance, nur die Wachen am Checkpoint sind autorisiert, die Türen, welche hineinführen, zu öffnen. Das ist die Standardprozedur. Der Raum in denen sie sich aufhalten ist mit Sicherheit nicht von dieser Seite aus zu erreichen und die Fenster bestehen aus Panzerglas. Damit sind sie von jedweder Einwirkung von außen geschützt. Von dort aus kann auch die gesamte Sektion abgeschottet werden und wir säßen dann endgültig in der Falle.“

Harper hörte Wermut widerwillig zu und schnaubte missbilligend.

„Du denkst doch nicht wirklich, ich lasse dich einfach so gehen und lege den Erfolg der gesamten Mission damit in deine Hände. Wir können dir unmöglich vertrauen. Du wirst uns nur verraten, wie es schon die kleine Wissenschaftlerin die ganze Zeit über vermutet hat.“

Wermut zog unbeeindruckt ihre Augenbrauen in die Höhe.

„Ihr wollt belastende Beweise gegen die Organisation und ich bin die einzige, die sie euch liefern kann. Ohne mich habt ihr keine Chance. Dieses Mal, bin ich diejenige die entscheidet, wie die Sache läuft.“

Harper knirschte mit den Zähnen. Verbittert sah er auf seine Uhr und anschließend auf seinen Ortungstracker. Die anderen Drei waren irgendwo in der Basis in Bewegung und niemand von ihnen hatte bisher das stille Signal aktiviert, was zumindest bedeutete, dass es ihnen soweit gut ging, doch die Zeit spielte mehr und mehr gegen sie.

„Harper?“, Woods stellte sich zu ihm und sah ihn abwartend an.

„Na schön.“, quetschte der Agent zwischen seinen mahlenden Kiefer hindurch.

„Ich schätze es bleibt uns wirklich keine Wahl, doch solltest du irgendetwas versuchen oder sonst was passieren, dann schnappe ich mir meinen Plastiksprengstoff und nehme die Sache selbst in die Hand. Hast du mich verstanden?“

Er musterte Wermut ergiebig, doch war ihr aufgesetztes Pokerface unmöglich zu durchschauen, eine Fähigkeit, welche sich die blonde Frau über Jahre hinweg antrainiert hatte.

„Hier, das wirst du brauchen.“ Woods packte eine Laptoptasche mit zusätzlicher Hardware aus und reichte sie an Wermut weiter, welche sie sich sogleich über die Schulter warf. Ein kaum merkliches Lächeln huschte über ihre Lippen.

„Ich denke ich mache mich wohl lieber auf den Weg.“

Noch mitten im Satz, drehte sie sich um und steuerte auf die, vor ihr liegende, Sektion zu.

Die FBI-Agenten sahen ihr noch kurz nach, bevor sie sich  langsam zurückzogen.
 

Nun hing alles von ihr ab. Der Erfolg der Mission ruhte allein auf ihren Schultern. Wermut war allerdings alles andere als aufgeregt. Sie war sich der Risiken bewusst, ebenso über die Tatsache, dass sie sich nun ganz allein in große Gefahr begab. Allerdings war sie sich auch darüber sicher, dass es das wert wäre. Auf diesen Ethan Harper war sie zwar nicht so sonderlich gut zu sprechen, doch sie vertraute zumindest auf ihre Silver Bullet. Sie hatte keinen Zweifel, seit ihrer ersten Konfrontation war sie sich sicher gewesen, dass Shinichi den Schlüssel zum Untergang der Organisation darstellen würde und mit ihrem Mitwirken, könnte heute dieser alles entscheidende Tag ihrer Zerschlagung gekommen sein.

Schritt für Schritt näherte sie sich der verschlossenen Tür und dem dazugehörigen Checkpoint rechts davon. Sie blieb davor stehen und schaute durch das leicht getönte Glas, hinter dem ein Mann an einer Kontrolltafel saß.

Der Typ sah sie nur argwöhnisch an, als gehörte sie nicht hier her und betätigte einen Knopf vor sich. Eine Tür gegenüber wurde geöffnet und zwei bewaffnete Männer in Schwarz kamen zum Vorschein. Der Erste von ihnen war mittelgroß und eher unauffällig wirkend mit einem Dreitagebart. Der zweite Kerl war ein wenig kleiner, dafür aber um einiges stämmiger, als sein Partner. Beide hatten kurz geschorene Haare, wie man es beim Militär kannte und was Wermut unweigerlich an Harper erinnerte.

Sie gingen auf die verkleidete Frau zu, welche jedoch ganz gelassen reagierte.

„Was machst du hier Amarula?“, brummte der Kräftigere von den Beiden mit kehliger Stimme, während sein Kollege sie misstrauisch zu beäugen schien.

„Du weißt doch ganz genau, dass jeder den Befehl hat, seinen Posten nicht zu verlassen.“

Ist das so ja, dachte sie sich und überlegte schnell.

„Ich muss nochmal in mein Büro und einige fehlende Unterlagen besorgen. Cognac hat danach verlangt.“

Als sie seinen Namen mit Amarulas Stimme aussprach, schienen ihre Gesprächspartner leicht zusammenzuzucken. Man spürte wie sein Name Gewicht hatte und jedem, sogar Leuten aus der Organisation, einen Schauer über den Rücken jagen konnte.

Dennoch wollten die Beiden sich nicht so schnell abwimmeln lassen, wie Wermut es gehofft hätte. Der stämmige Kerl warf dem Mann hinter der Glasscheibe einen Blick zu, mit dem dieser genau zu wissen schien, was von ihm gewollt war. Er erhob sich aus seinem Stuhl und verschwand im hinteren Bereich des Raumes.
 

Wermut versuchte keinesfalls verwirrt oder unsicher aufzutreten.

Sie wartete einen Augenblick, in dem niemand ein Wort sprach, richtete sich dann aber wieder an die Männer vor sich.

„Was dauert das solange? Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit.“, ging Wermut aufs Ganze.

Der eher unauffällige Typ mit dem Bart lächelte kurz.

„Keine Sorge, wir sind gleich soweit.“, gab dieser zu verstehen.

Wermut ließ sich nach außen hin nichts anmerken, aber sie spannte bereits ihre Muskeln an und bereitete sich darauf vor, notfalls die beiden Männer vor sich kampfunfähig zu machen.

Ein schriller Signalton erklang und die Tür, vor der sie stand, sprang auf.

Sie sah wieder durch die Glasscheibe und erblickte den Wachposten, welcher in der Zwischenzeit zurückgekehrt war und einen Knopf auf seiner Tafel gedrückt hielt.

Der stämmige Kerl streckte seinen Arm in einer Geste Richtung Tür.

„Bitte sehr.“

Wermut nickte wortlos und wollte schon über die Schwelle treten, als….

„Sekunde noch.“

Sie stockte, während ihr vermutlich neuer bester Freund sich ihr erneut in den Weg stellte.

„Was ist das für eine Tasche?“, er deutete mit dem Finger auf das Equipment von Woods.

„Mein Laptop natürlich.“ Wermut blieb ganz cool.

„Das ist nicht der, den du sonst immer bei dir hast.“, erwiderte ihr Gegenüber, mit einem leichten Klang von Skepsis in seiner Stimme.

„Der Alte hat leider den Geist aufgegeben.“, entgegnete sie trocken.

Der stämmige Typ biss mehrmals leicht die Zähne zusammen, als schien er zu überlegen.

„Selbstverständlich.“, wisperte er als Antwort und trat sogleich beiseite.

„Entschuldige die Verzögerung.“

Endlich konnte Wermut weitergehen und ließ diese Möglichkeit auch nicht ungenutzt. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, betrat sie mit strammen Schritten den eben noch abgeriegelten Bereich. Erleichterung aber auch Misstrauen wuchsen in ihr, je mehr sie sich vom Checkpoint entfernte. Nun befand sie sich in der Hochsicherheitssektion und ihre Anwesenheit hier, hatte rein gar nichts mit Glück zu tun oder ihrem schauspielerischen Talent, sondern war von vorne bis hinten kalkuliert. Sicherlich hat man sich nach Amarulas derzeitiger Position erkundigt und wenn dies noch nicht geschehen war, dann würde es das bald und eine Rückkehr auf ein und demselben Weg wäre für sie ausgeschlossen.

Vorerst gab es aber andere Dinge die Wermuts Aufmerksamkeit bedurften.
 

Es dauerte nur wenige Minuten bis sie sich vor dem Büro von Amarula befand und dieses zügig betrat.

Sie zögerte nicht beim Eintreten, da die echte Amarula unmöglich hier sein konnte, nachdem was die Wache ihr erzählt hatte. Alle sollten ihren Posten nicht verlassen, hatte er gesagt. Also musste es stimmen, dass sie zumindest mit einer Unregelmäßigkeit gerechnet haben. Normalerweise hatte sie nichts dagegen Recht zu haben, doch dieses Mal verfluchte sie sich dafür.

Wermut eilte sofort zu dem Computer, welcher auf dem Schreibtisch stand.

Sie klappte Woods Laptop auf und schloss diesen an Amarulas Arbeitsplatz an. Gleich danach ging sie zu den Aktenschränken hinüber und kramte Unmengen an Ordnern hervor, alles was für das FBI nützlich sein könnte.

Ihr war klar, sie könnte hier nicht mit einem Stapel von Akten hinausspazieren, aber alles was sie archiviert vorfand müsste auch digital existieren, wenn nicht auf dem Computer, dann eben auf Sticks oder anderer externer Hardware.

Sie durchsuchte und untersuchte, so schnell sie konnte, ständig mit der Befürchtung in ihrem Hinterkopf, jemand könnte, genau in diesem Moment, durch die Tür kommen und sie stoppen.

Wermut griff nach ihrem Funkgerät.
 

Zur selben Zeit in der Einsatzzentrale, welche sich im hinteren Teil eines Transporters befand und weiter außerhalb auf einem Feld, nahe an einer Baumgruppe stand, bewegte sich Heiji unruhig auf und ab.

Er hasste es zu warten, tatenlos rumzusitzen, nicht zu wissen, was in dem Gebäude von Nishi-Biogen-Industries vor sich ging, ob alle okay waren. Nur leider hatte James eine strikte Funkstille angeordnet. Sie hatten keine Ahnung was Team Alpha trieb und durften keinesfalls ihre Sicherheit riskieren, in dem sie versuchten sie anzufunken. Nur Alpha allein könnte mit ihnen Kontakt aufnehmen und bis es soweit wäre, waren Hattori und der Rest die Hände gebunden.

James Black erhob sich aus seinem Stuhl und wollte dem jungen Detektiv nun schon zum achten Mal sagen, es solle Ruhe bewahren, da kam plötzlich Leben in ihre tote Leitung.

„Hallo, könnt ihr mich hören?“, drang eine Stimme zu ihnen durch, doch das Signal war durch die Tatsache, dass sich Alpha mehrere Meter unter der Erde befand, ziemlich schwach und Heiji und die anderen hatten Schwierigkeiten alles zu verstehen.

James schnappte sich das Headset von Agent Anderson, der im Begriff gewesen war zu antworten und setzte es sich selbst auf.

„Wermut sind sie das?“, erkundigte er sich als Erstes.

Es rauschte für einen Augenblick, doch dann kam eine Antwort, wenn auch abgehakt.

„Ja, ich bin hier und befinde mich gerade in Amarulas Büro mitten in der Hochsicherheitssektion der Basis. Ich versuche gerade so viele Daten, wie ich nur kriegen kann zu sammeln und ihnen zu schicken, nur für den Fall.“

Diese Aussage gefiel dem Oberschüler aus Osaka ganz und gar nicht. Er griff sich das Mikrofon am Kopf von James und zog es, zur großen Überraschung des alten Mannes, mit samt seinem Kopf, an sich heran.

„Was soll das bedeuten, steckt ihr etwa in Schwierigkeiten? Wo sind Shinichi und Shiho, sind sie nicht bei dir?“

Wieder dauerte es eine Weile bis Wermut reagierte.

„Die Frage ist nicht ob wir in Schwierigkeiten stecken, sondern wie tief. Ich bin mir nicht so ganz sicher. Shinichi und Shiho sind allerdings nicht bei mir. Wir haben uns aufgeteilt und zurzeit bin ich allein, da nur ich mit meiner Verkleidung diese Sektion betreten konnte.“

„Sie ist allein?“, fragte Agent Anderson schockiert nach.

James eroberte sein Mikrofon zurück und richtete das Headset auf seinem Haupt.

„Wermut, brauchen sie da unten womöglich Verstärkung?“

Er warf die Stirn in Falten und horchte angestrengt, doch es meldete sich keiner mehr.

„Wermut?“ Wieder keine Antwort.

„Sir, wir erhalten gerade eine große Menge an Daten.“, mischte sich Anderson ein, welcher mehrere Monitore vor sich hatte und auf einen von diesen deutete, wo gerade ein Downloadvorgang eingeleitet wurde.

„Wie es aussieht scheint sie uns die Daten, von denen sie gerade gesprochen hat, zu schicken.“, sprach Anderson, nachdem er damit begonnen hatte, den Inhalt zu überprüfen.

„Vielleicht ist nur der Funk gestört?“, vermutete James, doch Heiji war da anderer Ansicht.

„Da ist bestimmt etwas passiert, sie brauchen unsere Hilfe.“

Hattori hechtete zum Ausgang im Inbegriff, Hals über Kopf aus der Einsatzzentrale zu stürzen, doch James hielt ihn auf.

„Das können wir nicht wissen und selbst wenn, können wir nichts tun, höchstens Bravo. Du selbst würdest es doch niemals bis zu den anderen schaffen, nicht ohne vorher alle auffliegen zu lassen.“

„Aber mein bester Freund und seine Freundin sind da drin.“, fuhr ihn Heiji an.

„Das weiß ich doch und soll ich dir verraten, wie viele meiner Freunde da drin sind? Sieben. Und ich vertraue jeden einzelnen von ihnen und das solltest du am besten auch tun.“

Heiji zögerte. Er biss seine Zähne zusammen und überlegte was er nur tun sollte, während er den Griff der Schiebetür nach draußen umklammerte.

„Sie werden das packen.“, sprach James weiter.

Kudo, dachte sich Hattori.

„Daten werden weiterhin übermittelt.“, informierte sie Anderson.

Kudo.

Heiji ließ die Tür langsam los.

Gib auf dich acht mein Freund.
 

Team Bravo hatte in der Kommunikationszentrale alles mit angehört, bis zu Wermuts Abriss. In ihrer derzeitigen Position wurden sie bisher noch von niemanden gestört. Die privaten Sicherheitskräfte schienen die Anweisung zu haben, die Zentrale nicht zu betreten, dies schien Sache der Organisation zu sein, was ihnen zum Vorteil gereicht wurde.

Bourbon überprüfte das Magazin seiner Pistole und steckte sie sich hinten in den Hosenbund. Er löste die Verschlüsse der Schutzweste des FBIs und ließ sie vor sich zu Boden fallen, sodass er nur noch seinen dünnen dunkelblauen Pullover trug, den er nun, die Arme hoch, in die Ellenbeugen krempelte.

„Was hast du vor Rei?“, fragte ihn André, nicht klar darüber, was dieser nun vorhatte.

Amuro hatte die Augen geschlossen gehabt, öffnete sie nun aber wieder und starrte mit seinen blauen Augen zielgerichtet und mit einer todernsten Miene auf die Ausgangstür der Zentrale.

„Wonach sieht es denn aus?“, war seine Gegenfrage ohne den Kurs seines Blickes zu ändern.

Camel schien zu überlegen, doch Rei ließ ihn keine Zeit, zu Ende zu grübeln.

„Ich werde ihnen folgen und helfen.“, beantwortete er seine Frage selbst.

„Da unten kann sonst was passiert sein und wir sitzen hier sowieso nur rum, dafür brauchen wir nicht vier Leute.“

Camel starrte ihn verdattert an. „Aber das Kommando hat uns nicht den Befehl dazu erteilt.“

Amuro setzte sich in Bewegung, als hätte er André überhaupt nicht gehört.

„Rei.“, versuchte er mit Nachdruck den blonden Mann vom Gehen abzuhalten.

„Es ist mir egal, wie unsere derzeitigen Befehle aussehen, ich werde jedenfalls nicht länger hier tatenlos rumsitzen. Ich kenne die Organisation gut genug, um dieser Situation zu misstrauen.“

„Ja aber, du kannst doch nicht ganz allein da runter.“, äußerte nun auch Agent Price ihre Unsicherheit über Bourbons Vorhaben.

„Das wird er auch nicht.“, mischte sich eine vertraute Stimme ein und alle Augenpaare richteten sich auf die Person, von der diese Worte soeben kamen.

In einer Tür, mit angewinkelter Waffe, stand Shuichi und ließ seinen Blick durch die Runde schweifen.

Rei sah ihn überrascht an. Er hatte nicht mit dem Erscheinen seines alten Rivalen gerechnet.

Akai richtete sein Augenmerk auf ihn.

„Weil ich ihn nämlich begleiten werde.“, beendete der Mann mit der Nietenjacke seinen Satz.

Er ging auf die kleine Gruppe zu und drückte beim Vorbeigehen Agent Carter sein Scharfschützengewehr in die Hand.

„Du wirst meine Position draußen übernehmen Timothy. Hannah und André werden hier weiterhin die Stellung halten und uns zum Basiseingang lotsen.“

Camel trat auf Akai zu.

„Shuichi, bist du dir sicher?“

Der Mann mit den grünen Augen schaute wieder zu Rei.

„Was sagst du? Sollen wir es machen?“

Dieser begann zu grinsen und senkte seinen Kopf.

„Allerdings, legen wir los.“
 

„Wermut, brauchen sie da unten womöglich Verstärkung?“, antwortete ihr James über Funk.

Die Verkleidungskünstlerin wollte gerade antworten, als eine Stimme im Raum sie stocken ließ. Sie hatte bei ihrem Gespräch ganz vergessen weiterhin auf die Tür zu achten.

„Hallo Sharon.“

Wermut schaute erschrocken auf und sah jemanden vor sich im Türrahmen stehen. Der Anblick dieser Person, schien sie regelrecht aus dem Konzept zu bringen.

„Was du?“, stammelte sie, doch ehe Wermut reagieren konnte, war ihr Gegenüber auch schon bei ihr und traf sie mit einem Elektroschocker am Hals.

Ein stechender Schmerz durchzog ihren Körper. Sie spürte wie ihre Muskeln durch die elektrische Ladung gelähmt wurden. Der Geruch von verbranntem Fleisch stieg ihr in die Nase, ihr Fleisch.

Unweigerlich wurde ihr schwarz vor Augen und sie fiel bewusstlos zu Boden. Ihr Funkgerät landete dabei neben ihr, aus dem nun die fragenden Stimmen von Black und Heiji zu hören waren.

„Ich habe dich in deiner Verkleidung fast nicht wiedererkannt.“, lächelte die Gestalt in FBI-Montur und ging zum Laptop hinüber.

Sie starrte auf die gesammelten Dateien und die Adresse, an die sie wohl sogleich verschickt werden sollten.

Die Mundwinkel der Gestalt hoben sich und sie betätigte die Entertaste, wodurch die Übermittlung der Daten gestartet wurde.

„Du bist eine echte Heldin Sharon.“, feixte die Person und packte die bewusstlose Frau an den Händen.

„Nur schade, dass du unsere Zerschlagung nicht mehr miterleben wirst.“

Vertraute Klänge

Kapitel 43: Vertraute Klänge
 

Hörbuch zur Fanfiktion: Kapitel 43: Vertraute Klänge
 

„Es ist nicht hier, ich kann es nirgends finden.“ Shiho klang hörbar aufgewühlt.

„Aber das kann doch nicht sein.“, erwiderte Shinichi.

„Wir haben alles durchsucht, irgendwo müssen sie es versteckt haben.“

Die rotblonde Wissenschaftlerin schüttelte den Kopf und überflog zum x-wie vielten Mal die Liste, mit den biologischen und chemischen Erfindungen der Organisation, auf dem Computer vor ihr.

„Fehlanzeige, kein APTX, nur eine bisher unbekannte Anzahl anderer Kreationen verschiedenster Art.“, gab sie frustriert von sich.

„Zieh die Liste auf einen Stick, wir werden sie später analysieren. Vielleicht verbirgt sich unter den ganzen Projektnamen ein Mittel von besonderer Bedeutung.“, warf Jodie ein.

Shiho nickte, doch ihr war deutlich anzusehen, wie unzufrieden sie war.

„Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass das einlesen auf einem fremden Computer fatale Folgen hätte. So wie wir die Organisation kennen, wird ein eingenisteter Virus alle Daten zunichte machen, sollten wir von außerhalb versuchen darauf zuzugreifen.“, gab die rotblonde Frau zu Bedenken, bevor sie alles auf den Stick kopierte.

„Das werden wir hoffentlich zu Verhindern wissen.“ , versuchte die FBI-Agentin Shiho ein wenig aufzumuntern, jedoch nur mit mäßigen Erfolg.

Shinichi lief derweilen, mit der Hand am Kinn, nachdenklich im Labor auf und ab.

„Das Gift muss irgend woanders aufbewahrt werden. Doch die Frage ist, wo und weshalb?“
 

Jodie stand die ganze Zeit über Schmiere an der Tür, ließ aber auch ihr Anhängsel nicht aus den Augen. Shinichi ging auf den älteren Mann zu, welcher nervös im Raum stand und die Hände leicht gehoben hielt, obwohl ihn niemand mehr mit einer Waffe bedrohte.

„Wer sind sie und was ist ihre genaue Aufgabe hier?“, fragte Shinichi den Wissenschaftler, der bisher nicht ein Wort gesagt hatte, seitdem sie in dem Labor Zuflucht fanden. Dieser sah ihn nun angespannt an, während ihm der Schweiß über die Nase und Stirnseiten hinunterlief. „Bitte, ich kann nicht. Wenn ich plaudere, werden sie mich umbringen und meine ganze Familie.“, seine Stimme war flehend.

„Wo wird das Apoptoxin 4869 aufbewahrt?“, hakte Shinichi weiter nach.

„Das was?“, presste der Mann hervor.

„Tun sie nicht so, als würden sie das Gift nicht kennen.“, fuhr in Shiho an, worauf der Mann ruckartig zusammenzuckte.

„Jeder der in der Forschungsabteilung arbeitet muss davon gehört haben, es war schließlich das primäre Forschungsprojekt der letzten Jahre gewesen.“

Auch die rotblonde Frau trat nun näher an den Wissenschaftler heran, der sich mehr und mehr in die Enge gedrückt fühlte.

„Bitte glauben sie mir, ich weiß nichts von solch einem Gift. Ich bin ausschließlich für die Mitentwicklung eines neuen biologischen Prototypen zuständig, mehr nicht.“, druckste er herum, was Shiho jedoch umso wütender machte.

„Hören sie auf mit diesem Gewinsel und sagen sie uns alles was wir wissen wollen.“

Sie ballte die Hand zu einer Faust.

„Shiho nicht!“, mischte sich Agent Starling ein und stellte sich vor den alten Mann.

„Wir können nicht beweisen, was alles von dem was er erzählt hat wahr ist oder nicht. Es ist nicht ausgeschlossen, dass seiner Familie wirklich gedroht wurde, falls er je etwas ausplaudern sollte.“
 

Shiho senkte ihre Hand und lockerte die angespannte Haltung, die sie angenommen hatte.

Sie verachtete die Organisation und das wofür sie stand so dermaßen, dass sie immer wieder vergaß, dass auch sie einst dazu gezwungen wurde, für sie zu arbeiten und das gewiss auch andere ein solches Schicksal teilten und bis heute in der Knechtschaft der Männer in Schwarz gefangen waren.

Dennoch fiel es ihr unglaublich schwer Menschen zu trauen, die mit der Organisation in Verbindung standen, ob Opfer oder nicht.

Sie wollte etwas erwidern, als sich überraschender Weise der Wissenschaftler zu Wort meldete.

„Ähm, vielleicht, aber nur vielleicht, werdet ihr in einen der Versuchslabore fündig. Ich habe gehört, dass auf Basis eines bereits existierenden Giftes, ein neuer Wirkstoff entwickelt wurde. Man sagt, er soll die Zellen gezielt reparieren und erneuern, was zwangsläufig zu einer Verjüngung des Gewebes führt.“

Alle drei wurden auf einmal ganz hellhörig und Shinichi packte den Mann ungeduldig am Kragen.

„Das muss es sein. Wo finden wir diese Versuchslabore?“

„Einfach den Gang weiter hinunter und die dritte rechts.“, stammelte der Wissenschaftler, der versuchte Shinichis Griff zu lockern, der ungewollt fest ausfiel. Der Oberschüler bemerkte dies, druckste etwas wie eine Entschuldigung für sein überengagiertes Verhalten und ließ den Mann schließlich ganz los.

Nun sah er zu Jodie und anschließend zu Shiho, welche die Arme, wie in einer schützenden Haltung, vor sich verschränkte.

„Ich schätze uns bleibt nichts anders übrig. Früher oder später wird die Organisation merken, dass sie keinen Kontakt mehr zu dieser Basis bekommt und bis dahin müssen wir verschwunden sein.“

Shiho starrte den jungen Detektiv, wie von Geistern verfolgt, an, welcher ihr zustimmte.
 

Jodie wollte auch noch etwas dazu loswerden, da fiel plötzlich der Storm in der gesamten Sektion aus und ein rotes Licht, welches von der Notfallbeleuchtung kam, sprang stattdessen an.

Ein Alarm ertönte und eine elektronische Stimme meldete sich über die Lautsprecher.

„Achtung Achtung, Feuer in den Versuchslaboren Sektion C. Das gesamte Personal sollte unverzüglich evakuiert werden. Ich wiederhole Feuer in den Versuchslaboren Sektion C…“

Die Durchsage lief als Dauerschleife weiter.

„Was hat das zu bedeuten?“, fragte Jodie.

„Entweder ein Laborunfall oder sie wissen das wir hier sind und wollen alle brauchbaren Beweise ihrer Arbeit vernichten.“, antwortete ihr Shinichi.

„Was machen wir mit dem Wissenschaftler? Betäuben wir ihn?“, wollte Shiho wissen.

„Nein, das ist zu gefährlich.“, entgegnete Jodie.

„Wenn es hier wirklich brennt, könnte er dadurch womöglich umkommen.“

Der alte Mann schluckte panisch, als er das hörte.

Shiho zog ihre Augenbrauen zusammen.

„Und was sollen wir sonst tun?“

„Er kommt mit uns mit, denn wir verlassen die Basis.“

Die rotblonde Frau und auch Shinichi wollten lautstark dagegen protestieren, doch Jodie riss bereits die Tür auf und eilte, gefolgt von den anderen, zurück auf den Flur.

„Es tut mir leid ihr zwei, doch wir haben keine Zeit mehr. Ich breche die Funkstille und gebe den Befehl zum Rückzug. Wir müssen hier verschwinden, solange es noch geht. Hoffen wir, dass zumindest die anderen mehr Glück hatten und die Daten auf dem Stick ausreichen für unsere Zwecke.“

Sie schaute in das frustrierte Gesicht von Shinichi und legte ihm eine Hand auf die Schulter.

„Es tut mir wirklich leid.“

Der Oberschüler schaute auf ihre Hand, welche auf ihm ruhte und sah über seine Schulter hinweg den Gang hinunter, von wo aus bereits erste Rauchschwaden an der Decke entlang, zu ihnen vor krochen.

„Nein, noch ist es nicht vorbei. Tun sie mir einen Gefallen Jodie und schaffen sie Shiho hier raus.“, trotzte er der Entscheidung der FBI-Agentin und rannte los, doch nicht etwa Richtung Ausgang, sondern mitten hinein in das Chaos, zu den Versuchslaboren.

„Shinichi warte bleib hier, was hast du denn vor? SHINICHI!“, rief ihm Shiho panisch hinterher, doch verebbten ihre Worte im dröhnenden Alarm um sie herum und erreichten Shinichis Ohren nicht mehr, als er verschwand.
 

Shinichi rannte.

Er rannte und rannte und rannte immer weiter.

Er hoffte die beiden, von ihm zurückgelassenen Frauen, würden ihm nicht folgen. Er wollte sie nicht in Gefahr wissen, doch er konnte einfach noch nicht gehen, nicht wo er nun wusste, wo er suchen musste und keinesfalls einfach so, ohne etwas Verwendbares in den Händen. Er wusste immer noch etwas, was die anderen nicht wussten und das war Cognacs Einfluss, der keine Grenzen kannte. Selbst wenn ihnen die Flucht gelingen sollte, wo wären sie dann noch sicher oder die Kinder, der Professor oder Ran und ihr Vater. Keiner von ihnen würde dem Schwarzen Schatten entgehen können.

Während er weiter lief, wurde der Rauch über ihm immer dichter und es wurde auch zunehmend wärmer, je weiter er ging. Schon recht bald konnte er die ersten in Flammen stehenden Labore sehen. Hin und wieder vernahm Shinichi das Geräusch von zerspringendem Glas, was unter der extremen Hitze regelrecht zerberste.

Je länger der Brand andauern würde, desto gefährlicher würde es vermutlich werden, bei all den Chemikalien, die hier unten lagerten.

Er stoppte und sah hinauf zur Decke.

Trotz des zunehmenden Feuers blieben die Sprinkleranlagen aus. Für Shinichi wurde nun sehr schnell klar, dass es tatsächlich kein Unfall, sondern eine gezielte Vernichtung von Beweisen war. Seit wann genau die Männer in Schwarz von ihrer Anwesenheit wussten war irrelevant geworden, denn spätestens jetzt gab es daran keinen Zweifel mehr.

Er ging vorsichtig weiter, doch der Rauch um ihn herum wurde immer schlimmer.

Er wusste nicht wie weit er noch gehen könnte. Niemand schien hier zu sein, die ganze Sektion wirkte auf einmal wie ausgestorben, was selbstverständlich war bei dem lebensgefährlichen Umfeld was nun hier vorherrschte.

Jeder Schritt weiter vorwärts fiel ihm schwerer und schwerer.

Shinichi musste anfangen sich zu besinnen, musste einsehen, dass es vorbei war. Er würde in diesem Inferno nichts mehr finden, was ihm das Gegenmittel vom APTX-4869 verschaffen könnte. Selbst wenn das Gift hier war, wäre davon nichts mehr übrig.

Er senkte enttäuscht seinen Kopf und wollte sich bereits abwenden, zurückkehren zu dem Punkt, wo er Shiho und Jodie zurückgelassen hatte, da hielt er inne, verharrte wie festgefroren in seiner Position, als die Warnhinweise über Lautsprecher verstummten und stattdessen Musik, aus einem der anliegenden Gänge, zu vernehmen war.

Das Feuer knisterte und knackte in den Räumen um ihn herum, aber dennoch konnte er die Melodie deutlich hören und er erkannte sie.

Er wendete sich mit aufgerissen, vom Rauch gereizten, Augen um.

Durch den Flur, in den er blickte, schallte das Lied Ave-Maria und schien vom Klang her, ihn den Weg weisen zu wollen.

Es war eine Botschaft und diese Botschaft war ganz klar an ihn allein gerichtet und auch der Absender dahinter war definitiv kein Geheimnis, zumindest nicht für Shinichi.

Es war Cognacs persönliche Nachricht an ihn.

Er forderte ihn heraus, verspottete ihn, ließ ihn wissen, dass er sie stets beobachtet hatte, sei es in seinem Anwesen oder gar bei ihrem Date im Restaurant, ohne das sie es mitbekommen haben und das er auch weiterhin immer über ihr Leben bestimmen könnte, wenn er wollte und sie überall finden würde, es sei denn, Shinichi würde dem melodischen Klängen folgen und zu ihm kommen. Dorthin wo er schon ungeduldig auf ihn warten würde.

Shinichi ballte die Fäuste, kämpfte mit sich, wusste das es keine gute Idee war sich ihm alleine zu stellen, doch die Musik schien ihn wie eine unsichtbare Hand zu packen und in die Richtung zu ziehen, von wo aus das Lied seinen Ursprung zu haben schien.
 

Shuichi und Amuro stürmten währenddessen mit gezogenen Pistolen aus dem Fahrstuhl, nachdem sie diesen hinuntergefahren waren. Bourbons Befürchtung, Alpha sei in Schwierigkeiten, wurde von dem gellenden Alarm und dem roten Warnlicht überall, nur noch mehr untermauert.

„Dachte ich es mir doch.“, sprach er zu Akai, der jedoch keine Miene verzog, sondern angestrengt zu lauschen schien.

Amuro bemerkte dies und horchte ebenfalls auf.

Unter dem Lärm des Alarms, waren schnelle Schritte zu hören, die sich aus einem der Gänge ihrer Position näherten.

Anscheinend wollte man sie in Empfang nehmen, dachte sich der blonde junge Mann und richtete seine Pistole auf den Abzweig, von dem aus die Geräusche kamen. Akai jedoch drückte den Lauf der Waffe, seines Kollegen von der Sicherheitspolizei, zu Boden, kurz bevor Shiho, Jodie und ein älterer Mann mit Kittel vor ihnen auftauchten.

Ein Anflug der Erleichterung war auf dem Gesicht des, sonst so gelassenen, Mannes mit der Skimütze zu sehen. Doch eine Sache irritierte den FBI-Agenten, als die drei genannten Personen zügig näher kamen.

Während der, ihm unbekannte, Mann, den beiden Frauen mit einem gewissen Abstand freiwillig folgte, war Jodie diejenige die Shiho eher hinter sich her zuschleifen schien, während die junge Wissenschaftlerin mit den Armen fuchtelte und keifte Jodie solle sie endlich loslassen.

Amuro und Shuichi verfolgten diese Szene, bis die kleine Gruppe direkt vor ihnen stand.

„Ist alles okay bei euch?“, fragte Akai sie.

Shiho riss sich endlich von Jodie los, bevor sie sich vor Shuichi stellte, der daraufhin erwartungsvoll eine Augenbraue hob.

„Das ist doch vollkommen unwichtig, wir müssen zurück und Shinichi holen, sofort.“

Ihre aufgebrachte Stimme ließ ihre Worte mehr wie ein Befehl klingen, als wie eine Bitte.

Jodie beeilte sich den beiden jungen Männern das Nötigste, von dem was vorgefallen war, zu schildern.

Shuichi blickte in die türkisblauen Augen der jungen Frau vor ihm, deren Gesichtszüge mehr und mehr flehend wurden. Wenn Akai wirklich stets ihren Schutz im Sinn hatte, dann würde er ihr auch helfen Shinichi zu retten, wo auch immer er jetzt stecken mag, davon war Shiho mehr als überzeugt.

Shuichis Mundwinkel hoben sich leicht. Dieser Blick von ihr, kam ihm sehr vertraut vor. Ihre Schwester Akemi hatte genau denselben gehabt, gegen den er absolut machtlos war und dem er einfach nichts abschlagen konnte. Der warme und gutmütige Blick einer Miyano.

Er nickte leicht und Shihos Antlitz hellte sich sofort etwas auf.

Nun wandte sich Akai an seine Kollegin.

„Jodie, begib dich sofort mit dem Lift nach oben und nehme den Wissenschaftler mit. Informiere das Kommando und Bravo über das, was hier unter passiert ist. Fordert wenn nötig Verstärkung an. Wir müssen einen Korridor hier raus schaffen. Es wird nicht lange dauern, bis über die Lüftungsschächte, auch die Leute oben im Gebäude den Brand bemerken und die Feuerwehr alarmieren.“

„Alles klar.“, gab Jodie zu verstehen.

Shuichi sah nun wieder hinunter zu Shiho und legte ihr eine Hand auf die Schulter.

„Wir beide werden in der Zwischenzeit losziehen und Kudo holen.“

„Und ich werde mich aufmachen und versuchen Amarula zu finden. Sie muss noch hier irgendwo sein und ich will sie mir schnappen, bevor sie entkommen kann.“, warf Amuro ein.

„Ist das hier der einzige Weg nach draußen?“, wollte Akai von den Frauen wissen.

„Nein ist er nicht.“, meldete sich Shiho zu Wort.

„Der Wissenschaftler hat uns erzählt, dass es für solche Fälle, einen Notfallfluchtpunkt gibt, der etwas weiter außerhalb zu einer verlassenen Scheune führt. Dahin werden alle Verbliebenden mit großer Wahrscheinlichkeit evakuiert und von dort aus können sie auch problemlos den Rest der Organisation kontaktieren.“

„Wo genau liegt dieser Fluchtpunkt?“, erkundigte sich Amuro.

Shiho deutete in die Richtung und Bourbon rannte los.

„Passt auf euch auf und findet Conan und sobald ihr ihn habt, seht zu das ihr hier verschwindet. Ich komme so schnell es geht nach.“, rief er ihnen noch zu, bevor er verschwunden war.

„Gut wir sollten ebenfalls keine Zeit mehr verlieren.“, gestand Akai, an die rotblonde Frau gerichtet.

„Wo müssen wir hin?“

„Hier lang.“ Shiho lief voraus.

„Shinichi trägt einen neuartigen Ortungstracker, so können wir ihn schneller lokalisieren.“

Shuichi folgte ihr, während Jodie mit dem Wissenschaftler an die Oberfläche fuhr.

Sie eilten zurück Richtung Labore, dort wo der Brand seinen Ursprung genommen hatte und wahrscheinlich von Minute zu Minute stärker wurde.
 

Bourbon hechtete wie eine grazile Antilope durch die Gänge der Basis.

Die meisten Sektionen schienen bereits verlassen zu sein. Einige wirkten sogar so, als wären sie schon vor dem Brand vollständig ausgeräumt worden und würden nun bereits leer stehen.

Amuro hatte aber keine Zeit sich darum zu kümmern. Er musste schleunigst Amarula abfangen, ehe sie durch den Notfallfluchtpunkt entkommen würde.

Nachdem was Jodie berichtet hat, war sie die einzige, welche mit absoluter Gewissheit wüsste, wo sich das APTX-4869 befand. Vielleicht war das Gift sogar in ihrer Obhut.
 

Er lief eine Weile quer durch die Basis, ohne Kurswechsel den Weg entlang, der ihm gezeigt wurde,  da vernahm er auf einmal eine laute Frauenstimme zu seiner Rechten. Bourbon bremste abrupt ab und sah zu dem Abzweig, aus dem er die Stimme hören konnte.

Er überlegte kurz, wie er vorgehen sollte und entschloss sich dann dazu, von seinem derzeitigen Weg abzulassen und stattdessen der aufgebracht klingenden Stimme zu folgen. Einen besseren Anhaltspunkt würde er sicherlich nicht finden und vielleicht kam die Stimme sogar von der Person, die er hier unten so dringend aufspüren wollte.

Schnell wurden die Worte, die dort untereinander gewechselt wurden deutlicher, je näher Amuro ihnen kam.

Seine Augen wurden groß, als er tatsächlich die Stimme von Amarula erkannte, die mit einem Mann zu diskutieren schien.

Er verlangsamte sein Tempo um weniger Lärm zu machen und steuerte auf eine große Doppeltür aus Stahl mit der Bezeichnung Schutzraum zu.

„Das gehörte nicht zum Plan Ouzo.“, hörte er Amarula ihre Krallen ausfahren.

„Der Plan hat sich etwas geändert meine Liebe. Cognac hat mir die Leitung hierfür überlassen, also ist es allein meine Entscheidung. Ich muss mich vor dir nicht rechtfertigen.“, dröhnte die tiefe Stimme des kahlköpfigen Fels.

„Es war die Rede davon, den Betrieb wieder aufzunehmen, sobald das hier überstanden ist, nicht das der Großteil, woran ich gearbeitet habe, vernichtet wird.“
 

Bourbon schlich sich, während der hitzigen Diskussion der Beiden, weiter an und spähte vorsichtig durch die offene Tür, hinein in den Schutzraum. Dieser war vollständig leer, nur Amarula stand dort, in ihrem weißen Kittel, den Rücken zu ihm gewandt und umringt von fünf Männern gekleidet in Schwarz allesamt bewaffnet, sowie Ouzo, der ihr direkt gegenüber stand und seine muskulösen Arme vor seiner Brust verschränkte. Sein etwas zu eng geschnittener Anzug spannte sich dabei gefährlich stark über seinen Bizeps.

„Das hier ist alles, was ich noch wegschaffen konnte, bevor deine Axt einschlug.“

Die Forschungsleiterin zeigte auf einen schwarzen Behälter, den sie in der linken Hand trug. Es handelte sich dabei um ein Behältnis mit dem geringe Mengen mehrerer Proben gefahrenlos und gut geschützt transportiert werden konnten.

Ouzo stieß ein herzhaftes Lachen aus, was Amarula ihre freie rechte Hand zur Faust ballen ließ.

„Du dachtest doch nicht wirklich, dass wir weiterhin in einer Basis unsere Forschungen betreiben, über dessen Existenz das FBI Bescheid weiß.“

Der kahle Klotz ging auf sie zu und stieß sie beim Vorbeigehen mit seiner steinernen Schulter an.

„Du hast doch alles was du brauchst bei dir. Der Rest wird dir wie gewohnt von uns zur Verfügung gestellt werden, sobald wir ein neues Labor für dich gefunden haben.“, grunzte Ouzo und ging, ohne sich zu seinem Gesprächspartner noch einmal umzudrehen oder das Gespräch weiter zu vertiefen, auf die Tür zu, an der Bourbon stand. Dieser sah das kommende Unheil und ging schleunigst in Deckung.

Ouzo blieb noch kurz in der Türschwelle stehen und schaute zu seinen Männern.

„Eskortiert sie nach draußen. Für die Evakuierung ist bereits alles vorbereitet. Sie müsste jeden Moment hier eintreffen und gleichzeitig für genügend Ablenkung sorgen.“

„Hey, wir sind hier noch nicht fertig.“, fauchte Amarula.

„Doch sind wir.“, erwiderte Ouzo gelangweilt und verließ endgültig den Schutzraum.
 

Wenig später, als Ouzo verschwunden war, verließen auch Amarula und ihre Eskorte den Raum.

Die Männer in Schwarz hatten sich um sie herum aufgestellt und wichen ihr nicht von der Seite, während sie lief. Zwei Männer seitlich von ihr, einer vorne weg, welcher das Tempo vorgab und zwei, die das Schlusslicht bildeten.

Bourbon beobachtete die Situation aus seinem provisorischen Versteck für einen Moment.

Für ihn machte es mehr den Anschein als würde eine Gefangene abtransportiert werden, als dass sie privaten Begleitschutz erhielt. Sie gingen in die entgegengesetzte Richtung, in die Ouzo verschwunden war, vermutlich weiter Richtung Fluchtpunkt.

Amuro zog seine Pistole, eine Glock 23, aus dem Hosenbund und lud eine Kugel in die Kammer, bevor er ihnen rasch hinterher schlich.
 

Zur gleichen Zeit folgte Shinichi weiterhin dem Klang der Musik, welche ihn immer wieder aufs Neue, an die gemeinsamen Momente mit Shiho erinnerte.

Es machte ihn rasend vor Wut, dass Cognac dies für seine schändlichen Zwecke ausnutzte.

Selbstverständlich war ihm durchaus bewusst, dass er geradewegs in seine Arme lief, doch ein Teil von Shinichi wollte diese Konfrontation sogar, was ihm gleichzeitig aber auch sehr beunruhigte. Keine Person, der er bisher in seinem Leben begegnet war, hatte in ihm eine solche Unruhe und leibhaftigen Hass ausgelöst, wie Cognac. Es war zum fürchten, was dieser Mann mit einem Anstellen konnte, ohne das er überhaupt bei einem war. Mehr und mehr begriff er Shihos Reaktionen in der Vergangenheit beim Aufeinandertreffen zwischen ihnen und den Männern in Schwarz. Er wollte es beenden, er wollte es so sehr, vielleicht sogar zu sehr, doch es sollte einfach aufhören. Niemand von ihnen sollte ihn oder seine Shiho länger bedrohen, nie mehr.

Die Musik wurde immer lauter, je weiter er gegangen war und schon recht bald, erreichte er den Ort, von wo sie ihren Ursprung hatte. Eine große Stereoanlage, mit Verstärkern an beiden Seiten, stand inmitten eines großen Lagerraums, eine Umgebung, die Shinichi ungewollte Flashbacks an den Keller von Nishimuras Anwesen verschaffte.

Es wirkte so wie damals, als er Ai zur Rettung kam.

War das Cognacs Plan?

Es war vielleicht das erste Mal überhaupt in seiner Karriere als Schwarzer Schatten der Organisation, dass einer seiner Pläne nicht aufgegangen war.

Wenn dieser Kerl von einer Sache besessen war, dann war es der Drang nach absoluter Perfektion. Unter normalen Umständen wäre es so gekommen, wie er es geplant hatte, doch mit Wermuts Verrat, hatte zur dieser Zeit wohl keiner gerechnet.

Hat er nun wirklich vor, diesen Vorfall zu korrigieren?

Das Misslungene von einst, wieder geradezubiegen?
 

Shinichi klappte das Visier seiner Uhr auf, um so schnell es ging schussbereit zu sein, als er den düsteren Raum mit den Funseln betrat.

Das Lager war weitestgehend leer, bis auf die Anlage im Zentrum und langen Reihen von Regalen an den Seitenwänden, mit genügend Stauraum für verschiedene Dinge, doch mit absoluter Wahrscheinlichkeit nicht für Alkohol. Aus den Folgen ihrer letzten Konfrontation hätte Cognac sicherlich gelernt, was Shinichi sehr bedauerte.

Er hatte sich noch nicht lange umgesehen, da trat ein Schatten, oder besser gesagt DER Schatten, hinter der Anlage aus der Dunkelheit hervor und betätigte eine Fernbedienung in seinen Händen, sodass das Lied, was bis eben noch den Raum erfüllte, verstummte.

„Willkommen in unserer kleinen bescheidenen Anlage. Es ist schön dich so schnell wiederzusehen. Ich habe gewusst, dass du, einem erneuten Treffen zwischen uns beiden, nicht fern bleiben würdest.“

Cognacs Blick wurde schnell abfällig.

„Habe ich dir nicht gesagt, du sollst mich niemals unterschätzen Kudo?“

Shinichi zielte sofort mit seiner Uhr auf Cognac. Er würde nicht zweimal denselben Fehler machen und ihn zum Zug kommen lassen.

Der Schatten lachte zur seiner Verwunderung einfach nur, als er sich erneut mit der Erfindung von Professor Agasa konfrontiert sah.

„Du willst wohl nicht dazulernen was? Ich habe dir schon einmal gesagt, dass deine Betäubungsnadeln bei jemanden mit der richtigen Ausbildung, keine Wirkung zeigen. Du hättest schon eine richtige Waffe zu unserem Treffen mitbringen sollen. Wie zum Beispiel die hier.“

Mit diesen Worten zog er eine Smith&Wesson SW1911 mit einem silberglänzenden Edelstahlrahmen und einem schwarz dunkelblauen Griff hervor und wedelte damit vor Shinichis Augen.

„Aber da du ja schon mal hier bist, bin ich der Meinung, wir sollten das Beste aus dieser Situation machen, findest du nicht?“, fuhr Cognac überzeugt fort und deutete Shinichi an, ihm zu folgen.

„Sei doch so freundlich und begleite mich ein Stück. Ich habe einen engen Zeitplan und ich hasse es im Verzug zu sein.“

Kein Opfer zu groß

Kapitel 44: Kein Opfer zu groß
 

Hörbuch zur Fanfiktion: Kapitel 44: Kein Opfer zu groß
 

Bourbon blieb Amarula und ihren Bewachern dicht auf den Versen, als er sie weiter durch den Komplex verfolgte, achtete dabei aber darauf, genug Abstand einzuhalten, um keinen Verdacht zu erregen. Zu seinem Glück, verschwendete keiner der Männer in Schwarz auch nur einen Gedanken daran, sich zu ihm umzudrehen. Selbst wenn es so gekommen wäre, wäre er mit Sicherheit darauf vorbereitet gewesen, verfügte er schließlich über eine professionelle Ausbildung in Sachen Infiltration, Tarnung und auch Kampf.

Der Korridor vor ihnen begann von Meter zu Meter immer breiter zu werden. Recht bald wichen die Wänden an den Seiten Stützen, die ihren Weg durch einen weitgefächerten saalartigen Bereich säumten. Es hatte schon fast etwas von einem Palast, wäre das vorherrschende Ambiente nicht so minimalistisch, schlicht und kalt.

Bourbon war erstaunt, welche Ausmaße diese Basis im Untergrund doch annahm und fragte sich gleichermaßen, wozu dieser Saal wohl gut sei. Die lichte Deckenhöhe allein schien bis um die acht Meter zu betragen, dementsprechend begannen die Schritte des Konvois vor ihm und auch seine eigenen, auf dem unter ihnen schwarzen glattpolierten Marmorboden, einen wahrnehmbaren Schall zu werfen.

Einer der hinteren Männer, schien seine unerwünschte Präsenz wahrzunehmen und drehte sich nun doch zu Bourbon um, der in diesem Moment leider ohne Deckung dastand.

„Oh Mist, wir haben Gesellschaft.“, schrie der Mann in Schwarz und richtete seine MP auf Bourbon.

Auch die anderen bewaffneten Organisationsmitglieder wandten sich dem Sicherheitspolizisten zu, welcher nun keine Zeit mehr verlieren durfte.

Die ersten Kugeln sausten bereits durch die Luft, als er hinüber zu einer nahegelegenen Stütze sprang, um dahinter die nötige Deckung zu finden.

„Kontakt, sofort ausschalten.“, brüllte der Mann, der die Gruppe bis hierhin angeführt hatte.

Alle zielten auf die Stütze, hinter der Amuro Schutz gesucht hatte und deckten diese mit einem regelrechten Dauerbeschuss ein. Die Kugel flogen an seinem Versteck vorbei, hinterließen Kugelrisse im Marmor und durchsiebten regelrecht das tragende Bauteil, an das er sich gegenlehnt hatte. Recht schnell ähnelte der Putz einem Schweizerkäse und einzelne Betonecken splitterten ab und legten die Sicht auf die äußere Bewehrung der Stütze frei.
 

Nachdem Amarula Bourbon erkannt hatte, stand sie nur reglos hinter den fünf Männern in Schwarz, von denen die ersten Beiden aufhörten zu schießen, als deren Magazine leer waren.

Während die anderen weiterfeuerten, griffen sie schnell nach einem Ersatzmagazin, welches an ihrem Gurt befestigt war, um ihre Waffen nachzuladen.

Bourbon hockte noch immer hinter der, nun ziemlich abgespeckten Stütze und hatte die Augen geschlossen. Sein Gehör war voll und ganz auf die Schüsse seiner Gegner ausgerichtet. Als er bemerkte, dass zwei von ihnen nachladen mussten, ergriff er seine Chance.

Er öffnete die Augen und spähte, an der äußeren Seite der Stütze, um seine Deckung herum.

Blitzschnell trat es aus ihrem Schatten und visierte die Männer mit seiner Pistole an. Es folgten vier gezielte und schnell ausgeführte Kammerschüsse, die die hintere Reihe des Konvois kurzer Hand ausschaltete.

Der erste Treffer erwischte hierbei die Lunge und der Zweite das Herz des jeweils getroffenen Mannes.

Völlig überrascht gingen die verbliebenden drei Organisationsmitglieder ebenfalls hinter Stützen in Deckung statt weiter auf ihr Gegenüber zu schießen, wodurch Bourbon, die Chance nutzen und eine Reihe weiter nach vorne rücken konnte. Er drückte seinen Körper erneut fest gegen die verputzte Stütze und schloss wieder seine Augen, um zu lauschen.

Die drei Männer luden inzwischen ebenfalls ihre Waffen nach.

„Dafür wirst du bezahlen du Mistkerl.“, fluchte einer von ihnen, doch Amuro war nicht bereit ein solches Pläuschchen mit ihnen zu führen, zog es lieber vor, seine Konzentration aufrecht zu erhalten.

Amarula stand, für den Moment, immer noch regungslos in Mitten der Stützenreihen, die wie bei dem Hauptschiff einer Kirche ausgerichtet waren. Erst als einer der Männer sie anwies auch in Deckung zu gehen, schien sie sich aus ihrer Art Trance befreien zu können und versteckte sich, wie die anderen, auch hinter eine der unzähligen Stützen.
 

Die Männer in Schwarz hatten sich inzwischen aufgeteilt, sodass sie das Versteck von Bourbon nun von allen Seiten her einsehen konnten. Ein zweites Mal würde es ihm somit nicht gelingen sie so zu überraschen, wie zuvor.

Jeder von ihnen hatte die eigene Maschinenpistole fest gegen die Schulter gestemmt und den Lauf auf die Seiten von Amuros Stütze gerichtet. Für sie stand ihr Widersacher nun eindeutig im Schach und ein nächster unüberlegter Zug, würde unweigerlich das Schachmatt für ihn bedeuten.

„Hey du, sei nicht dumm und komm lieber mit erhobenen Händen heraus.“, versuchte einer der Männer Bourbon einzuschüchtern. „Wir sind drei gegen einen und du kannst nirgendwohin hörst du.“, stimmte ein Zweiter mit ein.

Amuro hielt seinen Augen weiterhin geschlossen und flüsterte etwas leise vor sich hin.

Der Dritte aus der Gruppe, der bis dato vorderste Mann im Konvoi gewesen, wurde allmählich ungeduldig.

„Bist du etwa taub? Das ist deine letzte Chance. Ich zähle jetzt bis drei und wenn du bis dahin nicht herauskommst dann…“

„Schon gut, schon gut. Ihr habt gewonnen, ich ergebe mich.“, rief ihnen nun Bourbon zu.

„Hier meine Waffe.“

Als Zeichen seiner Kapitulation, schob er seine Pistole über den glatten Marmorboden hinüber zu den Männern in Schwarz.

„Eine weise Entscheidung. Jetzt komm heraus, aber schön langsam und die Hände da, wo wir sie sehen können klar.“, murrte der dritte Mann.

Langsamen Schrittes trat Bourbon, um die Stütze herum, in den Fokus der Organisationsmitglieder, die Hände wie befohlen gen Himmel gestreckt.

Anschließend trat er einige Meter an sie heran, jedoch ohne seine Arme herunterzunehmen.

„Okay das reicht, komm nicht näher.“, hielt ihn einer der Männer zurück.

„Du da, geh zu ihm und durchsuche ihn nach weiteren Waffen.“, befahl er einen der anderen. Dieser kam nun zaghaft zu Bourbon hinüber, der ihn mit seinen blauen Augen regelrecht durchbohrte und dadurch eine einschüchternde Wirkung auf ihn zu haben schien.

Er senkte seine Waffe und schob sich die MP an ihren Gurt, an der sie befestigt war, auf den Rücken, um beide Hände frei zu haben. Seine Kollegen zielten weiterhin auf den unbewaffnet wirkenden Rei.

Amuro blieb brav stehen und ließ den Mann vor sich, ihn nach weiteren Waffen absuchen.

Amarula kam in der Zwischenzeit auch wieder aus ihrem Versteck hervor, doch trauen tat sie der Situation nicht. Sie kannte Bourbon und war sich sicher, dass er nicht so einfach aufgeben würde.
 

„In Ordnung, er ist sauber.“, stellte der Mann, der ihn abgetastet hatte nun fest.

Rei sah ihn friedlich gestimmt an. „Na, zufrieden? Wie ihr sehen könnt, ist alles in Ordnung.“

Doch sobald er ausgesprochen hatte, griff er sich den Mann vor ihm und nahm ihn in die Mangel. Sein Rücken war nun zu ihm gewandt, sodass er sich die Maschinenpistole seiner Geisel greifen konnte.

Sobald er die MP von ihrem Gurt gelöst hatte, stieß er den Mann mit einem unsanften Tritt nach vorne.

Das alles ging so schnell, dass die anderen beiden Organisationsmitglieder kaum reagieren konnten. Sie zögerten zu schießen, solange ihr Kollege in der Schussbahn stand und das nutzte Bourbon zu seinen Gunsten aus.

Als der Unbewaffnete nach vorne stolperte, kniete sich Amuro hinter ihn, um eine standfestere Schusshaltung einzunehmen und eröffnete als Erstes das Feuer.

Zwei schnelle Salven hallten durch den weiten Raum und erledigten die übrigen beiden Bewaffneten, welche nun genauso regungslos da lagen, wie die zwei Männer zuvor auch.

Der Letzte der Gruppe, welcher nun keine Waffe mehr zur Gegenwehr besaß, starrte auf seine toten Kollegen und drehte sich dann nach Bourbon um, welcher die MP beiseite warf und auf ihn zukam.

„Hey hey, ich bin unbewaffnet. Ich… ich… ich bin keine Bedrohung mehr.“, stammelte dieser.

„Du hast recht. Du bist keine Bedrohung. Keiner von euch war eine Bedrohung.“, erwiderte Rei und griff sich den Mann erneut.

Er glitt mit seinem rechten Arm unter seinem Kinn entlang, sodass der Hals des Mannes in seiner Armbeuge ruhte. Seine Hand legte er dabei auf seinen linken Arm, welchen Bourbon gegen die Wange seines Opfers presste und seinen Griff hinten am Nacken ansetzte, damit er den Kopf des Mannes somit nach vorne drückten konnte. Nun zog er seine eigenen Schultern nach hinten und klemmte damit die vier Arterien ab, die für die Blutzirkulation verantwortlich sind und das Gehirn versorgen. Dem Mann in seiner Gewalt wurde somit die Zufuhr durch den festen Würgegriff abgeschnitten.

Er zappelte hektisch, wirbelte mit seinen Armen herum und versuchte mit den Händen Amuros Gesicht zu erreichen, doch ihm war klar, dass dieser Griff dies nicht zuließ. Nach nicht einmal zehn Sekunden, hörte der Mann auf sich zu wehren und sank bewusstlos zu Boden.

Jetzt stand niemand mehr zwischen Bourbon und Amarula.
 

Die Forschungsleiterin schaute ihn derangiert an.

Seine Vorgehensweise gegenüber ihren Wachen schien sie aber eher kalt zu lassen. Viel mehr konnte sie immer noch nicht so recht glauben, dass er tatsächlich vor ihr stand. Seit dem was im Beika-Center vor fast einem Monat passiert war, hatte sie nichts mehr von ihm gehört, wusste jedoch das er überlebt hatte.

„Ich bin erstaunt dich zu sehen Bourbon. Du hättest nicht hierherkommen sollen.“, sagte sie nach einem gemeinsamen Augenblick des Schweigens.

„Ich hatte keine andere Wahl Amarula.“, warf Amuro ein.

„Oh doch du hattest die Wahl. Ich habe dir diese Wahl ermöglicht, schon vergessen. Weißt du eigentlich was ich alles für dich riskiert habe. Ich habe unglaublich viel auf mich genommen, meinen Kopf hingehalten und dafür gesorgt, dass du rechtzeitig vor Ouzo fliehen konntest und wie dankst du es mir nun? Indem du zurückkehrst und dich erneut und vor allem mich in Gefahr bringst, weil du und deine Freunde längst in die Falle von Cognac getappt seid.“ Amarula klang mehr als wütend, aber es trieb auch ein Hauch von Wehmut in ihrer Stimme mit.

Bourbon wurde neugierig. „Der Schwarze Schatten wusste also von dieser Mission?“

Die Forschungsleiterin nickte bedächtig. „Und er wird eure Anwesenheit zu seinem Vorteil ausnutzen. Er wird immer mächtiger innerhalb der Organisation und zwar viel mehr, als ich anfangs angenommen hatte. Wir sollten daher schleunigst hier verschwinden, am besten gemeinsam.“

Sie kam ihm entgegen.

„Du weißt doch wieso ich das alles für dich auf mich genommen habe. Was ich für dich fühle. Ich finde einen Weg dafür zur sorgen, dass er dich in Ruhe lässt. Er braucht mich, musst du wissen, für seine Forschung.“

Amuro senkte betrübt den Blick und streckte seine flache Hand aus, um ihr klar zu machen, dass sie stoppen soll.

Amarula begann zu zögern.

„Ich kann aber nicht gehen und ich kann auch nicht mit dir gehen.“ Er sah ihr in die Augen.

„Nach der Sache im Panoramarestaurant, dachte ich, ich müsste sterben, doch dann sah ich ein Licht am Ende dieses langen dunklen Tunnels. Ich habe jemanden durch diese Ereignisse näher kennenlernen dürfen. Sie hat mir damals das Leben gerettet und ich verdanke ihr fiel. Sie hat mir in den letzten Wochen Kraft gegeben, geholfen das alles durchzustehen und sie bedeutet mir wirklich viel. Ich habe mir daher geschworen, niemals wieder zurückzukehren. Ich war sowieso nie ein Teil eurer Organisation und daran wird sich auch niemals irgendetwas ändern.“
 

Amarula begriff wovon er redete und ihr liefen Tränen der Trauer und auch des Zorns die Wangen hinunter.

Ohne dass Amuro damit gerechnet hätte, zog sie einen Revolver aus ihrem Kittel hervor und zielte damit nun auf ihn.

„ICH bin diejenige die dich an diesem Tag gerettet hat. Du verdankst dein Leben MIR. Wenn ich gewusst hätte, dass ich dich damit in die Arme einer anderen treibe, dann hätte ich dich wohl besser dem Tod überlassen sollen.“ Ihre Stimme erstickte beinahe an ihren Tränen, doch ihre Worte waren ebenso getränkt mit unvorstellbarer Wut, Wut auf alle, Wut auf diese ihr unbekannte Frau, von der Bourbon sprach und besonders Wut auf ihn selbst, dafür, dass er sie einfach so ablehnte, nachdem was sie für ihn unternommen hatte.

Rei hob in einer beruhigenden und versöhnenden Geste die Arme, kam Amarula aber nicht näher. Er besaß keine Waffe mehr und er würde auch keine, der am Boden liegenden Feuerwaffen erreichen können, bevor ihn sein Gegenüber, in einer Reflexhandlung niedergestreckt hätte.

„Ja du hast Recht. Was du für mich getan hast ist eine Schuld, die ich womöglich niemals begleichen kann, aber genau deswegen bin ich hier. Ich biete dir einen Ausweg. Ich kann nicht mit dir gehen, daher bitte ich dich darum stattdessen mit mir mitzukommen. Ich bin sicher das FBI kann dir helfen und auch ich werde dir zur Seite stehen. Das ist das Mindeste was ich für dich tun kann, aber du musst mir vertrauen Amarula.“

Ihre Hand, die den Revolver hielt, begann zu zittern, sodass sie gezwungen war, den Behälter mit den Proben abzustellen und ihre zweite Hand als Stabilisierung hinzuzuziehen.

„Es ist zu spät dafür. Ich gehöre bereits Cognac. Ich wird mich finden, wenn ich die Organisation hintergehen würde, so wie Sherry es getan hat. Außerdem habe ich nichts anderes. Meine Forschung ist mein Leben.“

Sie deutete auf den Behälter neben sich. „Das ist alles, wofür ich lebe.“

Bourbon ging nun doch zwei Schritte auf Amarula zu, doch diese wich zurück.

„Stopp, komm nicht näher.“ Sie gestikulierte ihm, fern zu bleiben.

„Amarula bitte. Wir brauchen deine Hilfe. Wir brauchen deine Forschung und dein Wissen darüber, was Cognac vorhat. Ich verspreche dir, man wird dir einen Weg hier raus ermöglichen, wenn du mit uns zusammenarbeitest. Der Organisation weiterhin zu dienen, ist gewiss nicht der richtige Weg. Du kannst mit deinen Fähigkeiten auch Gutes tun.“

Amarula war hin und hergerissen.

„NEIN.“, schrie sie.

Bourbon versuchte es nun mit mehr Nachdruck.

„Wenn du nicht mit mir kommen willst, dann bleibt dir wohl nichts anders übrig als mich zu erschießen. Anders werde ich dich sonst von hier nicht fort gehen lassen.“ Entschlossen sah er ihr in die Augen.

Einige Sekunden vergingen, bis sie seinem Blick nicht länger standhalten konnte.

„Ich kann nicht.“, wimmerte sie und warf den Revolver beiseite.

„Ich kann den Mann, den ich liebe, nicht töten.“

„Es tut mir leid Amarula.“ Bourbon zwang sich dennoch zu einem erleichterten Lächeln und wollte zu ihr gehen, da fiel aus heiterem Himmel ein Schuss und hallte ohrenbetäubend durch den hohen Raum.
 

Für einen kurzen Moment war Amuro wie paralysiert. Ein unangenehmes Pfeifen lag ihm im Ohr.

Erschrocken sah sich Bourbon um, konnte aber nicht ausmachen von wo der Schuss herkam und wo dieser hinging, bis er zu Amarula sah. Völlig entgeistert schaute sie an sich hinunter, wo in der Bauchgegend sich ein, schnell größer werdender, Blutfleck ausbreitete.

„NEIN“, schrie Bourbon entsetzt.

Sie schaute zu ihm auf, streckte noch kurz eine Hand in seine Richtung, bevor ihre Beine nachgaben und sie vor seinen Füßen zu Boden fiel. Als sie zu Boden sank, gab sie hinter sich, den Blick auf ihren Schützen frei, welcher ihr ohne zu zögern in den Rücken geschossen hatte.

Mit ausgestrecktem Arm und qualmender Pistole in der Hand, stand Ouzo am anderen Ende des Raumes und grinste befriedigt. „Habe ich es doch gewusst, dass dieses Flittchen nicht ganz sauber ist.“, raunte dieser genüsslich.

„OUZO du Dreckskerl.“, fluchte Amuro aufgebracht und wollte auf ihn zu sprinten, doch der Fels hielt ihn mit seiner Waffe davon ab.

„Ah ah ah, das würde ich lieber schön sein lassen.“, ermahnte ihn Cognacs treuester Untergebener.

„Wir haben dich genau da, wo wir dich haben wollten. Außerdem habe ich noch eine offene Angelegenheit zwischen uns Hübschen zu klären.“

„Du hast sie einfach erschossen.“, stellte Amuro resigniert fest.

„Und wenn schon, so wird nun einmal mit Verrätern umgegangen.“, krakeelte Ouzo und schnalzte dabei mit der Zunge.

„So war es schon immer und so wird es auch immer sein, dass müsstest du doch eigentlich am besten wissen. Das gleiche Schicksal erlitt schließlich auch Scotch und auch du wirst nicht mehr länger davor fliehen können Bourbon.“

Ouzo hatte bewusst diesen wunden Punkt in Amuros Vergangenheit angesprochen, da er wusste, wie sehr der Verlust seines damaligen Partners an ihm nagte und er sowieso nichts unternehmen könnte, da er allein gerade alle Karten in der Hand hielt.

Bourbon selbst, sah sich hingegen in einer ziemlich ausweglosen Situation.

Ihm war klar, dass er Ouzo nicht so einfach überlisten könnte, wie die normalen Lakaien innerhalb der Organisation. Ein Codename wird nur an Personen verliehen, dessen Fähigkeiten eine solche „Ehre“ auch wirklich rechtfertigt. Dementsprechend war Ouzo ein ernst zu nehmender Gegner, der ihm sogar schon einmal beinahe das Leben genommen hätte.

Doch was hielt ihn davon ab, es jetzt einfach zu beenden?

Bourbon konnte es sich nicht erklären.
 

„Worauf wartest du dann noch?“, wollte Amuro von seinem Rivalen wissen.

„Wieso beendest du es nicht, wenn du so scharf darauf bist.“

Ouzo zeigte ihm sein breitestes Grinsen und formte die Augen zu Schlitzen.

„Das kommt noch früh genug, warte es nur ab. Ich habe den strikten Befehl auf den Boss zu warten, der ebenfalls noch eine Rechnung mit einem gewissen Detektiv offen hat und bereits auf den Weg hierher ist.“

„Ihr wusstest also wirklich von unserem Plan, noch bevor wir ihn ausgeführt haben.“, bemerkte Amuro.

„Na selbstverständlich.“, mokierte sich Ouzo über Bourbons zerknirschten Gesichtsausdruck.

„Und woher?“, wollte dieser nun wissen.

„Dank einer unserer fähigsten Informanten, ein wahrer Meister auf seinem Gebiet. Ach ja, und Rum hat ebenfalls seinen Beitrag dazu geleistet. Er und der Boss sind inzwischen sowas wie die besten Freunde, musst du wissen.“

Rum?

Die Person Nummer zwei innerhalb der Organisation, macht gemeinsame Sache mit dem Schwarze Schatten?

Aber wozu?

Was führen diese Kerle bloß im Schilde?

Die Fragen schossen nur so durch Bourbons Kopf und er wollte bereits etwas erwidern, doch ein schmerzersticktes Husten, ließ ihn all seine Gedanken beiseite wischen.

Er sah zu Amarula, um die sich bereits eine kleine Blutlache gebildet hatte. Sie verlor wirklich sehr viel Blut, dennoch schien sie noch zu leben, doch für wie lange, wenn sie nicht schnell medizinische Hilfe bekommen würde.

Amuro wollte sich zu ihr hinunterbeugen, doch Ouzo hielt ihn mit seiner Waffe weiterhin in Schach.

„Denk nicht einmal dran.“, warnte er ihn.

„Sie lebt noch.“, setzte ihn Bourbon entrüstet von einer Sache in Kenntnis, bei der er eigentlich ganz genau wusste, dass dies für sein Gegenüber ohne Belang sei.

„Na umso besser. Dann können wir ihr qualvolles Ende noch ein wenig länger genießen.“, lachte der Glatzkopf widerlich.

„Mal sehen wie lange sie noch durchhält.“

Rei unterdrückte seine Wut, kämpfte mit dem Drang, alle Vernunft einfach über Bord zu werfen und auf Ouzo zuzustürmen.

Wenn er nicht bald etwas unternehmen würde, dann wäre die Frau, der er sein Überleben verdankte bald dahingeschieden und das auch noch zu seinen Füßen, während er hilflos zusehen musste.
 


 

„Sie wussten es also wirklich, nicht wahr?“, brach Shinichi die Stille zwischen ihm und Cognac, als dieser ihn mit seiner Waffe, wie Vieh, vor sich hertrieb.

„Was meinst du?“, tat der Schwarze Schatten unwissend.

„Ich meine unsere Operation. Sie waren über alles im Bilde gewesen, stimmt‘s?“, wurde der Oberschüler nun präziser.

Er blickte kurz über seine Schulter und sah, wie Cognacs Lippen schmaler wurden.

„Wie kommst du darauf?“, zögerte dieser eine Beantwortung der Frage weiter hinaus.

„Sie sagten doch, ich solle sie niemals unterschätzen. Sie liegen falsch, ich habe sie keineswegs unterschätzt, nicht mehr. Nicht seitdem sie Ai, ...i-ich meine Shiho, entführt hatten.“

Cognac belächelte seine Worte.

„Und dennoch bist du mir blindlinks in die Falle spaziert.“

„Irrtum!“, erwiderte Shinichi.

Der Schatten runzelte die Stirn, als der Schwarzhaarige ihn so schroff unterbrach.

„Ihre Botschaft ist angekommen. Vor der Detektei sagten sie zu mir, so etwas wie ein Allheilmittel gibt es nicht. Diese Aussage ergab im Kontext keinerlei Sinn, es sei denn, man wusste über Panacea Bescheid, was so viel wie Allheilmittel bedeutet. Anfangs habe ich diesen Hinweis kaum zur Kenntnis genommen, doch nach einer Weile, wurde ich mir dessen immer sicherer und als der Alarm in der Forschungssektion losging, hatte ich keinen Zweifel mehr. Um ganz ehrlich zu sein, war es mir auch recht egal gewesen, da es meiner Meinung nach sowieso kein Weg mehr zurückgegeben hätte. Eine zweite Chance wie diese würden wir nie mehr bekommen.“

Cognac erwiderte nichts, sondern ließ den Oberschüler weiter schlussfolgern.

„Sie wussten also bereits vor unserem Auftauchen davon, dass wir hier Eindringen würden, allein ihre eigene Anwesenheit spricht hierbei Bände. Allerdings waren die Informationen über diese Operation Top Secret und nur das FBI, wusste darüber Bescheid, mehr sogar, nur die teilnehmenden Kräfte an diesem Einsatz waren eingeweiht worden. Ein Hackerangriff von außen, auf das Hauptquartier in Tokyo wäre mit großer Sicherheit bemerkt und alles im Vorfeld abgeblasen worden. Das galt es natürlich zu vermeiden, schließlich war das Wissen über unsere strategische Vorgehensweise, des heutigen Abends, eine wahre Goldmine für ihre eigenen Pläne. Daher gehe ich eher davon aus, dass die Organisation einen Maulwurf eingeschleust hat, der die nötigen Informationen für euch entwendete. Der auf mysteriöse Weise verschwundene Wachmann, in der gestrigen Nacht, gibt hier den nötigen Hinweis wann und wie vorgegangen wurde. Er traf, bei seiner Schicht, vermutlich auf den Doppelagenten und wurde von diesem aus dem Verkehr gezogen. Schlussendlich kommt nur jemand, von denen an der Operation Beteiligten, als Verräter und Informant in Frage und dieser jemand, hat uns die ganze Zeit über nur etwas vorgemacht, mit Erfolg das muss man ihm oder sie lassen.“
 

„Ich bin beeindruckt Kleiner, mach weiter.“, ermutigte Cognac ihn aus irgendeinem perfiden Grund.

„Wer meinst du, ist denn wohl die Made im Speck, vom der du redest? Wermut vielleicht? Du hättest ihr besser nicht trauen sollen. Die Frau hat die Gabe alles eingehen zu lassen, mit dem sie in Kontakt gerät.“

Shinichi ließ sich von den Spielereien seines Kontrahenten nicht beirren.

„Nein, es war nicht Wermut. Sie war die erste, die ihre Zweifel daran geäußert hat, es sei hier etwas faul und sie hatte letztlich damit Recht gehabt. Das sie dies alles nur getan hat, um ihre vermeintliche Tarnung zu stützen, bezweifle ich stark. Außerdem hätte sie sich wohl kaum im Hauptquartier frei bewegen können, war sie zu dieser Zeit immerhin unter strenger Beobachtung. Es muss also jemand von den fünf, uns vorher unbekannten, FBI-Agenten sein, welcher in Wahrheit der Organisation die Treue hält, trotz Jodies Versicherung, niemand ihrer Agenten gehöre zu den Männern in Schwarz. Von diesen Fünf, war es wiederum nur für zwei von ihnen vorgesehen, als Teil von Team Alpha, die Basis zu betreten. Agent Harper oder Agent Woods, einer von ihnen folgt also ihrer führenden Hand Cognac.“

Shinichi war stehengeblieben und hatte sich zum Schatten umgedreht, wobei er mit seinem Finger demonstrativ auf ihn zeigte.

Cognac’s Mundwinkel zuckten leicht nach oben. Er schien gedanklich seinen nächsten Schachzug zu formen.

„Schön und gut mein kleines Genie, doch verrate mir doch mal, wieso du, trotz dieses Wissens, dich auf das alles hier eingelassen und dich sogar meiner Wenigkeit gestellt hast?“

„Hatte ich denn eine Wahl?“, entgegnete Shinichi trocken.

„Sie haben mir doch klar vor Augen geführt, dass ich ihnen nicht entkommen kann und auch ich habe stets die Meinung vertreten, niemals von meinem Schicksal davonzulaufen.“, dabei berührte der Schwarzhaarige unauffällig den Ortungstracker an seiner Weste, dessen Signal er, kurz nach dem Aufeinandertreffen mit Cognac aktiviert hatte und welcher seit diesem Zeitpunkt sein stummes Signal aussendete, um den anderen eine Botschaft zu schicken.

„Ich wusste schon immer, dass du ein kluges Kerlchen bist. Du hast wohl endlich eingesehen, dass es keinen Sinn macht Widerstand zu leisten und ergibst dich lieber deinem unausweichlichen Schicksal.“, sprach Coganc gespielt gerührt und legte eine Hand auf seine Brust, um seinen Akt der Heuchelei zu untermalen.

„Ich verspreche dir daher, dass dein Opfer nicht vergebens sein wird, im Gegenteil. Du sollst genau das bekommen weswegen du und deine kleine Sherry gekommen seid.“

Cognac zielte mit seiner Smith&Wesson wieder direkt auf Shinichi.

„Jetzt muss ich dich allerdings erst einmal bitten, dich wieder in Bewegung zu setzen, da wir sonst zu spät zum großen Knall kommen.“, sprach er voller Enthusiasmus.

Shinichi gehorchte, doch sobald er seinen Blick wieder nach vorne gerichtet hatte, stahl sich ein bekanntes schelmisches Grinsen auf seine Lippen.

Egal was Cognac auch vorhatte, er besaß seinen eigenen ausgetüftelten Plan. Dadurch, dass er sich beim Schwarzen Schatten aufhielt und die vermeintliche Konfrontation gesucht hatte, wussten nun auch seine Freunde wo sich der Schurke zurzeit befand und durch ihn, würde er sie schnurstracks zu ihnen führen.

Wenn der richtige Augenblick erst einmal gekommen sei, dann würde er Cognac schon zeigen, zu was ein Oberschülerdetektiv alles fähig ist, dachte sich Shinichi, als er weiter den Gang entlang lief und geradewegs auf einen hohen Raum, gesäumt von Stützen zusteuerte.

Der Preis des Sieges

Kapitel 45: Der Preis des Sieges
 

Hörbuch zur Fanfiktion: Kapitel 45: Der Preis des Sieges
 

Shiho starrte ununterbrochen auf ihren Ortungstracker und fixierte dabei einen kleinen blickenden blauen Punkt, welcher auf den ersten Blick unscheinbar wirkte, doch für die rotblonde Frau, die Welt zu bedeuten schien. Der Punkt zeigte ihr ihren Shinichi und dessen Aufenthaltsort, zu dem sie und auch Shuichi unterwegs waren.

Er war in der Zwischenzeit tief in die unterirdische Anlage vorgedrungen und befand sich längst nicht mehr bei den Forschungslaboren.

Dort war mittlerweile auch nichts mehr, zu dem man zurückkehren konnte, wie Shiho und Shuichi schon feststellen mussten und der Brand würde sicherlich auch den Rest der Basis vereinnahmen, hätte sich die Abteilung nicht bereits selbst, durch ein Sicherheitsprotokoll, vollständig abgeriegelt. Der FBI-Agent ging aber davon aus, dass das Feuer noch eine Weile wüten könnte, solange es durch die Lüftungsschächte von oben aus, mit Luft versorgt werden würde, doch nun galt es erstmal diesen Hitzkopf von Detektiv zu finden.

Shiho überlegte sich schon die ganze Zeit über, wie sie ihrem draufgängerischen Oberschülerfreund wohl entgegen treten würde. Sollte sie ihn anschwärzen, was er sich nur dabei gedacht hat oder sollte sie einfach nur dankbar sein, wenn es ihnen gelingen würde, hier alle heil herauszukommen.

Eine weitere Sache, die noch ungeklärt war, war der Aufenthalt von Wermut und den beiden FBI-Agenten. Aus irgendeinem Grund konnte sie die Position des übrigen Teams nicht erfassen, als wären sie in einem abgeschotteten Teil der Basis, wo nicht einmal die untereinander ausgesendeten Signale der Tracker hindurchkamen. Vielleicht waren die Tracker aber auch zerstört worden oder sogar schlimmeres.

Es waren einfach so viele Dinge, über die sie sich nicht im Klaren war, doch Shiho musste sich zusammenreißen und sich konzentrieren.

Sie richtete seufzend den Blick zurück auf den Punkt, welcher Shinichi war.
 

Sie kamen, laut Angaben des kleinen technischen Wunderwerks, ihrem Lieblingsdetektiv immer näher, als sie, unerwarteter Weise, einen Schuss aus nicht allzu weiter Entfernung wahrnahmen.

Beide, die Frau und der Agent, blieben abrupt stehen und Shihos Herz setzte für wenige Sekunde aus. Hilfesuchend blickte sie zu Shuichi, doch dieser sah sich nur alarmiert und mit einer ernsten Miene um. Selbst er würde ihr nicht versprechen können, dass dieser Schuss auf keinen Fall Shinichi galt und ihre geplante Rettung damit eventuell zu spät kommen würde.

Die junge Wissenschaftlerin starrte hektisch zurück auf den Tracker. Das sie, mit Blut versorgende Organ in ihrer Brust, rutschte ihr hinunter bis in die Kniekehlen, als sie registrierte, dass der bis eben noch bewegliche blaue Punkt, nun zum Stehen gekommen war und sich keinen Meter mehr vom Fleck rührte.

Panik und Verzweiflung ergriffen die junge Frau. Wenn Shinichi Tod wäre, was für einen Grund hätte sie dann noch, um weiterzuleben. Ein Leben ohne ihn, ist in all ihrer gemeinsamen Zeit und besonders in den letzten vier Wochen, unvorstellbar für die junge Frau geworden. Ihn auf ewig zu verlieren, wäre unerträglich, um damit fortzubestehen. Noch so einem herben Verlust, wie den ihrer Schwester, könnte ihr zerbrechliches Herz nicht mehr standhalten.

Shuichi stützte sie in ihrer Hilflosigkeit und ermutigte sie dazu, weiterzugehen und die Hoffnung keinesfalls aufzugeben.

„Komm schon Shiho, wir sind fast da. Du musst jetzt stark sein, für ihn. Er braucht dich.“, regte er seine Begleitung dazu an, ihre noch vorhandenen Kräfte zu sammeln und mit ihm Schritt zu halten.

Shiho wirkte auf einmal sehr unsicher auf den Beinen, sodass sie Akai eher hinterhertorkelte, aber ihr gelang es, sich an seine Versen zu heften und den Anschluss nicht zu verlieren.
 

Sie empfing ein gleisendes und unglaublich grelles Licht, zumindest kam es der rotblonden Wissenschaftlerin so vor.

Wie in Zeitlupe schien sie sich direkt in die Sonne zu stürzen und dabei förmlich zu erblinden. Völlig benebelt, nahm sie kaum etwas um sich herum war, selbst Akais warnende Rufe, waren nur dumpfe Töne in ihren Ohren. Ihre Atmung, welche durch ihr wie taub wirkendes Gehör, nur umso tiefer und schwerer klang als es eigentlich der Fall war, breitete in ihr das Gefühl aus, sie stünde kurz vor einem Kollaps.

Nur langsam erlang sie ihre Sicht und ihre Fähigkeit, klar zu hören, zurück.

Sie hielt sich die Hand vors Gesicht, als das weiße Licht um sie herum, immer mehr gestochen scharfen Bildern ihrer derzeitigen Lage wichen.

Für eine Sekunde hätte Shiho bezweifelt, sie seien noch in der Basis der Organisation, da sie nun in Mitten eines hohen und weiten Raumes standen, der eher einem pompösen Empfangssaal gleich kam.

Nach Ausrichtung der Stützen innerhalb dieser vier Wände, die die ziemlich massive Decke aus Stahlbeton über ihnen trugen, hatten sie anscheinend den Saal über eine der Längsseiten betreten. Gegenüber von ihnen, als auch an den deutlich kürzeren Querseiten, gab es weitere Eingänge, die alle in diesem Saal endeten.

Auf den zweiten Blick wirkte das alles nun viel mehr wie eine Art Arena, viel mehr symbolisch, als tatsächlich, doch es kam einen so vor, als ob alle Wege letztlich hier zueinander finden würden, das kalte aber dennoch pochende Herz dieser Basis.
 

Shiho wollte sich noch weiter umsehen, doch Shuichis, nun nicht mehr so fern klingenden Worte, lenkten ihr Augenmerk auf eine Situation, die sie die Hand vor den Mund schlagen ließ.

Nicht weit von ihnen entfernt, stand Bourbon, vor einer, am Boden liegenden und mit Blut überströmten Person in einem einst schneeweißen Kittel. Von den Haaren, Größe und Körperbau her, zweifellos eine Frau, mehr sogar, es war Amarula persönlich, wie Shiho schnell erkannte.

Viel bedrohlicher allerdings, war der muskulöse Kerl mit der Glatze, der Amuro mit einer Waffe anpeilte, diese aber regelmäßig zwischen ihn und Akai hin und her schwenken ließ, da der FBI-Agent neben ihr ebenfalls mit seiner Pistole auf ihn zielte.

„Mit euch beiden habe ich ehrlich gesagt nicht gerechnet. Ihr wart eigentlich nicht zur dieser kleinen Party eingeladen, doch ich vermute, dass es letztlich keinen großen Unterschied machen wird. Der Anfang vom Ende hat bereits begonnen.“, nahm Shiho eine vertraute, aber alles andere als wohlgesonnene Stimme war.

Im Rücken des Glatzkopfes mit der Waffe, standen zwei weitere Personen, in der Nähe von einem der Eingänge. Auch sie schienen sich erst vor kurzem hier eingefunden zu haben. Die Stimme dröhnte mit einer unvorstellbaren Dominanz durch die Anlage und Shiho hatte keine Schwierigkeiten damit, sie dem dazu passenden und verhassten Individuum, zuzuordnen.

Als wäre dies aber nicht schon Schock genug gewesen, so war der Schwarze Schatten ebenfalls bewaffnet und bedrohte niemand geringeren als Shinichi, welcher sie durch seine großen und glänzenden Augen hindurch ansah.

Cognac lächelte warmherzig und dennoch erfüllte es Shiho mit Kälte und unvorstellbarer Angst, denn wer verschenkte schon so ein Lächeln, während er einem Menschen eine Pistole an den Kopf hielt, willig abzudrücken, wenn der Augenblick gekommen sei.

„Sherry, wie schön dich wiederzusehen. Es kommt mir fast so vor, als hättest du uns erst gestern verraten. Shinichi, musst du wissen, hat ununterbrochen von dir geschwärmt, nein wirklich. Ich habe schon damals festgestellt, was ihr beiden für ein Herz und eine Seele seid. Niemals würde einer von euch, den jeweils anderen im Stich lassen.“

Er schaute hinüber zu Akai und seine bisher gut gelaunte Stimme bekam einen bitteren Unterton.

„Ich bin mir zwar nicht ganz ihm klaren darüber, wie ihr hierher gefunden habt, doch bin ich eigentlich ganz froh darüber, dass auch der große Shuichi Akai sich dazu entschlossen hat, diesem zukunftsträchtigen Ereignis beizuwohnen und das sogar ohne seine lächerliche Tarnung.“

Shuichi ließ sich durch seine Worte nicht ablenken, doch ein wenig Verwunderung konnte er dann doch nicht verbergen, welche Cognac sofort aus seiner Mimik abzulesen vermochte.

„Ja, du hast richtig gehört mein Freund. Deine alberne Tarnung als Subaru Okiya hat dich lange vor uns versteckt gehalten, ein gewiefter Plan, das muss ich neidlos anerkennen, aber früher oder später, gelangt die Wahrheit eben immer ans Licht. Mein Wissen darüber kannst du in erster Linie Rena Mizunashi verdanken. Leider geht dies aber nicht mehr persönlich, denn wir ihr sicherlich wisst, musste die kleine neugierige CIA-Agentin vor kurzem ihren Dienst in unserer Organisation niederlegen, für immer.“

„Hidemi ist also wirklich tot?“, fragte Akai mit einer professionellen Stimme, die jedem verdeutlichte, dass er eine solch heikle Situation nicht zum ersten Mal mitmachte.

Shuichi wirkte auf Shiho durch und durch gefasst, was ihr etwas Sicherheit gab, doch wie sollte er allein, sie alle hier herausboxen. Das war unmöglich solange Cognac noch atmete und über Shinichis Leben entscheiden konnte.
 

Plötzlich hatte Shiho einen regelrechten Gedankenblitz.

Während der Schwarze Schatten die Frage, vom FBI-Agenten mit den grünen Augen, selbstgefällig bejahte, tastete sie mit ihren Fingerspitzen langsam ihren Gürtel ab und tatsächlich, die Pistole, die ihr Jodie anvertraut hatte, befand sich immer noch an ihrem Körper.

Für den Fall der Fälle, hätte sie also die Wahl, sie zu ziehen und auch zu benutzen, doch momentan, wäre jedweder Versuch von ihr, eine verhängnisvolle Aktion für Shinichi und auch für Amuro.

Sie sah hinüber zu Cognac, welcher seinen Blick hinüber zu der reglosen Amarula schweifen ließ. Seine Mundwinkel zuckten unbekümmert. Shiho wusste nicht, was hier vorgefallen war, doch es geschah sicherlich nicht ohne Cognacs Einverständnis.

Ehe sie weiter darüber grübeln konnte, ließen sie anrennende Schritte aufhorchen.

Sie kamen aus dem Gang, welcher gegenüber von Shuichis und Shihos Position lag. Akai schielte leicht, mit seinen Augen, zu dem Eingang hinüber, ließ seine Waffen allerdings weiterhin auf Cognac gerichtet, welcher ihn still fokussierte.

Die sich nähernden Schritte, ein nun deutlich wahrnehmbarer Sprint, wurden immer lauter, bis eine Silhouette erschien, die sogleich aus der Dunkelheit heraus, zu ihnen stieß.

Es war Agent Harper, der verschwitzt und völlig außer Atem, vor ihnen stehen blieb. Seine Augen waren geweitet und seine Lippen spröde.

Er brauchte einen Moment, um die Situation vor Ort zu erfassen, zog aber kurz darauf seine Schrotflinte vom Rücken und zielte damit kurzerhand auf Ouzo.

„Halt… keine… falsche… Bewegung.“, keuchte er erschöpft.

Der Fels blickte desinteressiert zu ihm hinüber, während Cognac die Lage als immer amüsanter zu empfinden schien, nach dem Motto, je mehr desto besser.

Shiho und Shuichi waren erleichtert, seit langem und vor allem jetzt, wieder einen Verbündeten an ihrer Seite zu wissen, doch Shinichi hingegen war sogar sehr beunruhigt über Harpers plötzliches und alleiniges Auftauchen. Es ratterte unaufhörlich in seinem Gehirn, während er den FBI-Agent nicht aus den Augen ließ.

„Harper, schön dich zu sehen, wo stecken Woods und Wermut?“, erkundigte sich Akai, der sein Augenmerk wieder voll und ganz auf Cognac gerichtet hatte.

Der Agent mit der Schrotflinte zögerte kurz. Eins seiner Augen zuckte leicht vor Anspannung.

„Wermut hat sich allein in die Hochsicherheitssektion begeben und ist seitdem nicht mehr zurückgekehrt. Als Woods und ich etwas unternehmen wollten, gerieten wir in einen Hinterhalt der Organisation. Es tut mir leid Akai, aber Woods hat es nicht geschafft.“

Shuichi schluckte schwer.

Er kannte Rebecca Woods persönlich. Sie war eine sehr gute Agentin gewesen, welche früher bei den Marines gedient hat und eine äußerst erfahrene Kämpferin war, genau wie Harper.

Was Wermut anging, so war ihr Funkspruchabbruch also tatsächlich keine technische Störung, sondern der Beweis dafür, dass etwas schief gelaufen sein muss.
 

Cognac begann sich lautstark zu räuspern, um die Aufmerksamkeit der Agenten zu gewinnen.

„Ich darf die werten Gentlemen daran erinnern, wo die eigentliche Musik spielt.“

Er trat Shinichi von hinten in die Beine, sodass er mit einem kurzen unterdrückten Aufschrei, auf die Knie ging.

Shiho setzte instinktiv einen Schritt auf ihn zu, doch Cognacs Waffe schwenkte, wie bei einem Bewegungsmelder, automatisch auf die rotblonde Frau. Er sah sie mit gefühlskalten Augen an.

„Sei dir darüber im klaren Sherry, dass mindestens einer von euch, heute sein Leben verlieren wird. Wenn nicht unser kleiner Schnüffler hier…“, er warf einen kurzen Blick hinunter zu Shinichi, „… dann eben die ewige Verräterin.“, äußerte er sich giftig.

„Dann nimm mich.“, kam es ohne lange Überlegung von Shiho und sowohl Shinichi, als auch Akai sahen sie ungläubig an.

„Versprich mir Shinichi gehen zu lassen und du kannst mit mir machen was du willst.“

Die Konsequenzen ignorierend, sprang Shinichi auf und starrte sie an, als hätte sie den Verstand verloren.

„Spinnst du Shiho, was redest du denn da? Du wirst nichts der gleichen Tun hörst du. Sie würden doch sowieso keinen von uns verschonen.“, schrie der Oberschülerdetektiv.

Cognacs Augen blitzten auf vor Wut.

„Was fällt dir eigentlich ein.“

Mit dem Griff seiner Waffe schlug er Shinichi gegen die Schläfe und beförderte ihn damit gänzlich zu den Boden. Aus einer dadurch entstandenen Platzwunde quoll nun Blut hervor.

Shinichis Kopf schmerzte, von jetzt auf gleich, fürchterlich und er hielt sich stöhnend seine zugerichtete Stirn, während sich alles zu drehen begann.

„SCHLUSS DAMIT“, brüllte Shiho so laut, wie es ihre Stimme zuließ, doch Cognac achtete nicht mehr auf sie. Er beugte sich leicht zu Shinichi hinunter und belächelte seine Verletzung.

„Du denkst dieser kleine Kratzer sei schon schlimm? Du hast ja keine Ahnung Kleiner.“, dabei befühlte er die Narbe entlang seiner entstellten Gesichtshälfte.

Er richtete sich wieder auf.

„Doch du wirst noch sehr schnell merken, wie sich wahrer Schmerz anfühlt.“

Nun breitete er, wie bei einer heroischen Geste, die Arme aus.

„Ich habe meine Meinung geändert. Ihr alle sollt in den Genuss kommen, durch meine Hand zu sterben, doch zuvor gilt es noch einen Mangel meiner eher weniger zuverlässigen Mitarbeiter zu korrigieren. Ouzo, den Behälter mit den Kostbarkeiten bitte.“

Der Fels gehorchte, wie befohlen und näherte sich, der immer mehr tot als lebendig wirkenden Amarula, um das schwarze Gefäß, ohne Gegenwehr Amuros, an sich zu nehmen.

Langsam schritt er anschließend rückwärts, bis er bei seinem Boss ankam und den Behälter neben diesem abstellte.

„Ausgezeichnet“, entgegnete der Schwarze Schatten und zog eine Fernbedienung hervor, auf der er sogleich einen Knopf betätigte und somit erreichte, dass alle Eingänge, bis auf den hinter ihm, verriegelt wurden.

„Verdammt, sie haben uns eingesperrt.“, fluchte Harper.

Akai biss die Zähne zusammen, er musste etwas unternehmen, irgendetwas.
 

Cognac und Ouzo standen nun direkt nebeneinander, während Shinichi vor ihnen zusammengekauert auf dem Boden lag. Er blinzelte durch seine schwarzen Strähnen hindurch, hinüber zu Shiho, welche ihren Blick nicht von ihm abwenden konnte.

Shinichi zog seinen Ortungstracker hervor und begutachtete diesen.

Erst schaute er überrascht, doch dann huschte ein kurzes Grinsen über seine Lippen, was auch Shiho nicht entging.

Jetzt wird mir einiges klar, dachte sich der junge Detektiv. So ist es also wirklich gewesen.

Nun musste alles ganz schnell gehen, wenn sie noch etwas ausrichten wollten.

Shinichi deutete, zu seiner Freundin gerichtet, auf den Tracker in seinen Hände und hoffte, sie würde seine Botschaft und das daraus resultierende verstehen.

Shiho bemerkte seine signalisierende Geste und formte ihre Augen zu schmalen Schlitzen, doch konnte sie unmöglich erkennen, worauf er genau hinweisen wollte.

Als Shinichi aber schließlich auf sie zeigte, wurde ich schlagartig bewusst, dass sie nicht auf seinen, sondern auf ihren eigenen Tracker schauen sollte. Das machte Shiho schließlich auch und nach wenigen Sekunden fiel es ihr wie Schuppen von den Augen.

Sie starrte nervös wieder zu Shinichi, der ihr aber beruhigend zulächelte, trotz seiner nicht gerade rosigen Lage.

Nun schaute die rotblonde Frau hinüber zu Harper, welcher immer wieder zu Akai hinüber sah, als ob er ständig seine Bewegungen im Augen behalten wollte.

Shiho blickte ebenfalls zu Shuichi und näherte sich leicht, um ihm etwas zuzuflüstern.

„Shuichi“

„Nicht jetzt Shiho.“, erwiderte der FBI-Agent, nicht in der Stimmung für eine Unterhaltung, doch die ehemalige Wissenschaftlerin ließ nicht locker.

„Doch jetzt! Hör mir zu Shuichi.“, behaarte sie.

„Ich werde gleich etwas tun, was dich womöglich verwirren wird, aber ich will, dass du dagegen nichts unternimmst und Ouzo und Cognac nicht aus den Augen lässt.“

„Wovon sprichst du da, was hast du denn vor?“, zischte Akai und legte die Stirn in Falten.

„Vertrau mir einfach, das ist immerhin Shinichis Idee.“, flüsterte sie weiter.

„Was Shinichis Idee?“

Der FBI-Agent war etwas überfordert, aber nach einem kurzen Blick zu dem Oberschüler, lenkte er schließlich ein. Er vertraute diesem Grünschnabel. Er war taff und äußerst clever für sein Alter und außerdem tat er alles für Shihos Wohl und das schätzte Shuichi sehr an ihm.

„Hey, genug getuschelt ihr beiden.“, fuhr Ouzo Akai und Shiho an und befahl ihnen, sich voneinander zu entfernen.

Shuichi sollte da stehen bleiben wo er war, während Shiho in die Mitte zu Amuro gehen sollte. Damit besaß sie zu Akai, als auch zu Harper, die ungefähr gleiche Entfernung.

Der Fels ahnte noch nicht, wie sehr er der rotblonden Frau damit entgegen gekommen war.
 

Cognac streckte den Arm mit der Fernbedienung in die Höhe.

„Mit nur einem Knopfdruck wird sogleich eine Ära zu Ende gehen und sich eine Neue aus ihrer alten Asche erheben.“

Egal was der Schatten da auch von sich gab, ein deutlicheres Zeichen hätte er Shiho damit nicht geben können.

Niemand beachtete die scheinbar unbewaffnete Frau und niemand sah sie als wirkliche Gefahr, als sie ihre gut versteckte Waffe hervorzog. Doch statt auf Cognac oder Ouzo zu zielen, drehte sie sich zu Harper und schoss ihm, ohne dass dieser das auch nur hätte sehen oder erahnen können, ins Bein.

Der Agent schrie lautstark auf vor Schmerz und verlor den Halt. Er kippte zur Seite und ließ die Schrotflinte dabei fallen.

Shuichi vernahm den Schrei seines Kollegen, welcher auf einmal ganz befremdlich klang, doch verharrte sein Augenmerk, wie besprochen, auf den beiden Männern in Schwarz, welche durch Harper völlig abgelenkt waren.

„Hier Amuro fang!“, rief Shiho und warf ihm die Pistole zu.

Auch Bourbon war vollkommen irritiert, doch als er dieses vertraute Gefühl in seiner Hand wahrnahm, welches ihm mitteilte, dass die Zeit der Handlungsunfähigkeit zu ende war, reagierte er blitzschnell.

Er ging auf die Knie, drehte sich um und richtete den Lauf der Waffe auf den korpulenten Ouzo, welcher wiederum viel zu spät agierte, um das Unausweichliche noch abwenden zu können.

Das ist für Amarula, dachte sich der blonde Sicherheitspolizist mit einem entschlossenen Blick, als der zweite Schuss, sich aus Jodies Pistole löste und den Fels an der Halsschlagader traf.

Dieser riss entsetzt die Augen auf und ließ einen gellenden Schrei verlauten, dessen Krach aber schnell durch sein eigenes Blut im Keim erstickt wurde. Er presste, unter Schock stehend, eine Hand an die klaffende Wunde, aus der ein unkontrollierter Blutstrahl spritzte. Die Fontäne befleckte seinen schwarzen Anzug und färbte die Boden zu seinen Füßen Rot, auch sein Boss blieb von dieser Sauerei nicht verschont. Schnell verlor Ouzo die Standfestigkeit in den Füßen und stürzte, wie ein erlegtes Reh, zu Boden. Ein so rascher Blutverlust, war selbst für ein Kerl seiner Statur zu viel.

Cognac war ungewohnt entsetzt, was auf einmal binnen weniger Sekunden passiert war, doch hatte er derweilen genug Zeit gehabt, dies zu verarbeiten und war bereit zur Vergeltung.

Wutentbrannt und mit dem Blut seines engsten Mitarbeiters im Gesicht, feuerte er zwei Schüsse, auf den Auslöser dieser Kettenreaktion ab, auf Sherry. Die Kugeln trafen sie in die Brust und schleuderten sie rückwärts zu Boden.

„NEIN“, brüllten Shinichi und Akai, wie aus einem Munde.

Shuichi überlegte nicht länger und schoss auf Cognac.

Er durchschlug mit seiner Kugel, die Hand des Schwarzen Schattens, welcher mit einem verkrampften Geschichtsausdruck, seine Smith&Wesson fallen ließ.

Der immer noch am Boden liegende Shinichi nutzte die Gunst der Stunde und schlug Cognac, mit seinen Füßen, die Beine weg, sodass auch dieser zu Boden fiel. Dabei ließ Cognac gleichzeitig die Fernbedienung in seiner anderen Hand fallen, welche klackend auf dem Marmor aufschlug.

Gleich darauf sprang Shinichi auf ihn und begann damit, ohne jedwede Beherrschung auf den Schatten einzuprügeln.
 

Während Ouzo noch am Boden lag und wie ein Fisch seinen Mund auf und zu schnappen ließ, um irgendwie Luft zu bekommen, so hatte sich Harper von seinem ersten Schockmoment erholt.

Er stützte sich mit seiner Schrotflinte und versuchte sich an dieser hochzuziehen.

„Du lästiges Weib, dich mach ich kalt.“, knurre er zornig, allerdings war es nicht mehr die Stimme von Harper, welche aus seinem Mund kam, sondern die einer völlig fremden Person.

Amuro erkannte jedoch die Stimme und auch ihm wurde nun klar, wieso Shiho auf Harper geschossen hatte. Schnell raste er auf ihn zu und warf sich, mit seinem ganzen Körpergewicht, gegen den Angeschossenen und beförderte ihn somit wieder zu Boden. Die Schrotflinte rutschte dabei, über den glatten Fußboden außerhalb ihrer Reichweite.

Bourbon griff sich den Überwältigten und hielt ihn fest, der ihn mit Verwünschungen zu strafen versuchte.

Shinichi dreschte weiter auf Cognacs Gesicht ein, der bereits aus Mund und Nase blutete.

Kurzzeitig war er fast wie gelähmt. Er hätte nie geglaubt, dass der Oberschüler in seiner Gewalt, so auf ihn losgehen würde, doch der Mann aus der Organisation, hatte nicht vor noch länger so mit sich umspringen zu lassen.

Er biss die in Blut getränkten Zähne zusammen und packte mit seiner gesunden Hand Shinichis Kehle, woraufhin dieser seine Raserei einstellte und nach Luft rang. Er krächzte etwas unverständliches, während Cognac ihn mordhungrig mit seinen Augen bereits hunderte Male umzubringen schien.

„Du kleine Ratte von Schnüffler. Du willst kämpfen? Du willst töten? Ich mache dich kalt, hier und jetzt. Ich quetsche dir das letzte bisschen Leben aus den Poren.“

Sein Griff wurde immer stärker und Shinichi wusste, er würde ihm gleich das Genick brechen, doch ein weiterer Schuss, der durch den Raum hallte, sorgte dafür, dass Cognac ihn wieder losließ.

Shuichi hatte ein zweites Mal auf den Schwarzen Schatten geschossen und ihn dieses Mal an der Schulter, mit dessen Arm er Shinichi gepackt hatte, getroffen. Diese Stelle wurde von der Schutzweste, die Cognac unter seinem Anzug trug, nicht geschützt und so bohrte sich die Kugel Akais ungehindert ins Fleisch und durchstieß dabei auch noch sein Schlüsselbein.

Cognac fluchte, tobte und funkelte nun auch Akai mit einer teuflischen Aura an, doch musste sich der Schwarze Schatten der Organisation eingestehen, dass sein, ach so perfekter Plan, drohte aus den Fugen zu laufen und das machte ihn erst recht fuchsteufelswild.

„Für wen haltet ihr euch? Glaubt ihr ich weiß nicht, wie man Abschaum wie euch ausmerzt?“, schwärzte er den FBI-Agenten an.

Er sah hinunter zu seiner getreuen rechten Hand, welche dieselbe, immer noch an seinen Hals drückte, das Blut allerdings bereits versiegt war und die Augen Ouzos kalt und leblos zu ihm hinaufsahen.

„Ihr werdet genauso bluten wie alle anderen. Diese Basis wird euer Grab werden.“
 

Shinichi hatte sich inzwischen, unter Cognacs Radar, wieder erholt und ging erneut auf ihn los.

Es gelang ihm den Schatten erneut zu Boden zu ringen, da dieser zu sehr mit Akai beschäftigt und bereits stark verwundet war.

Shuichi war unfähig Cognac erneut zu treffen, solange er und Shinichi so eng beieinander waren.

Der Oberschülerdetektiv verpasste Cognac eine Betäubungsnadel aus seiner Uhr, in der Hoffnung er könnte ihn ruhigstellen, doch knockte sie diesen, wie befürchtet, nicht aus, sondern machte ihn nur träge.

Schwerfällig stieß er Shinichi beiseite und griff sich, trotz verletzter Schulter, die neben ihm liegende Fernbedienung. Er drückte einen zweiten Knopf und mehrere Erschütterungen erfassten die gesamte Anlage. Von überall her konnte man Detonationen vernehmen und auch vor Ort zersplitterten mehrere massive Stützen, an denen zuvor Sprengsätze versteckt angebracht worden waren.

Die ganze Basis begann zu Beben und bereits erste Stahlbetonfragmente fielen aus der Decke zu Boden und zerschlugen den ebenen schwarzen Marmor zu ihren Füßen.

Alle waren wie betäubt und wurden heftig durchgeschüttelt.

Shuichi verlor sein Gleichgewicht, aber auch Amuro fiel zu Boden, sodass er seinen Griff um Harper widerwillig lösen musste.

Cognac nutzte die allgemeine Ablenkung und sprang, wenn auch noch etwas benommen, auf die Beine. Er wollte sich den Behälter von Amarula schnappen, doch eine soeben umgestürzte Stütze versperrte ihm den Weg.

Er stieß erneut einen Fluch aus und rannte schließlich ohne die Proben los.

Er verließ durch den letzten, noch geöffneten Ausgang, den kurz vor dem Kollaps stehenden Raum. Dicht hinter ihm folgte Harper oder zumindest die Person, die Harper darstellen sollte. Sie riss sich die Maske des FBI-Agenten vom Gesicht und warf diese hinter sich, während sie versuchte mit Cognac Schritt zu halten.
 

„Verdammt er entkommt uns.“, rief Shuichi, während der weiße Putz sich auf seiner Jacke absetzte und ganze Betonbrocken von der Decke stürzten.

„SHIHO“, hustete Shinichi, seine Atemwege gereizt durch den Staub und Schutt, welche immer mehr wurden.

Er torkelte etwas ramponiert auf seine Freundin zu, die immer noch getroffen am Boden lag und sich nicht bewegte.

„AMARULA“, Bourbon hatte sich ebenfalls wieder aufgerappelt und eilte nun zur Forschungsleiterin, welche kaum noch atmete und todesbleich war.

Sie zog Amuro an sich heran und flüsterte ihm einige letzte Worte ins Ohr, bevor sie mit einer Hand an seiner Wange aus dem Leben schied.

In Rei‘s Augen sammelten sich Tränen, doch Shinichi bemerkte nichts davon, sondern hatte nur Augen für Shiho.

Vorsichtig befühlte er ihren Hals, auf der Suche nach einem Lebenszeichen und da war er, dachte er erleichtert, ein Herzschlag.

Mit einem Satz schnellte die rotblonde Frau in die Höhe und jagte damit Shinichi, welcher sich über sie gebeugt hatte, einen riesen Schrecken ein.

„Shiho, du lebst.“, schluchzte er, so krank vor Sorge, war er gewesen.

Er umarmte sie, doch sein Körper zitterte so vor Anspannung, dass er auch sie ordentlich damit durchschüttelte.

Sie strich ihm behutsam über den Rücken.

„Mir geht es gut Shinichi. Die Schutzweste hat die Schüsse abgefangen.“

Er drückte sie noch fester, sodass sich doch einige Schmerzen im Brustkorb bei ihr meldeten und Shiho die Augen zusammenkniff.

„Au, nicht so fest Shinichi. Ich glaube ich habe mir ein, zwei Rippen geprellt.“

Sofort ließ der Schwarzhaarige sie besorgt los und untersuchte sie auf weitere Verletzungen, konnte aber zum Glück nichts finden.
 

„Ich störe ja nur ungern, aber wir müssen hier raus und zwar schnellstens.“, drängte Shuichi die Beiden und auch Amuro regte zur Eile an, nachdem er sich die Tränen aus dem Gesicht gewischt und die Augen von Amarula geschlossen hatte.

Er rannte zu den Verliebten hinüber und legte einen von Shihos Armen um seine Schulter, um sie zu stützen.

Immer mehr Teile der Basis stürzten in sich zusammen und wurden von allem was darüber lag verschüttet. Es würde nicht mehr lange dauern, bis auch die stabile Konstruktion des Saals nachgeben würde.

Die rotblonde Frau legte eine Hand an Shinichis Wange und wischte ihn etwas von dem verkrusteten Blut an seiner Schläfe ab.

„Geh Shinichi. Ich komme schon klar. Amuro wird mir helfen, doch du musst dir dieses Monster schnappen, ehe es entkommen kann.“

Sie grinste ihn frech an und fügte keck hinzu.

„Ich werde es nämlich nicht hinnehmen, wenn Cognac die Flucht gelingt, also bewege gefälligst deinen Hintern Shinichi.“

Shiho, dachte sich der junge Detektiv und lächelte sie an, bevor er zustimmend nickte.

„Ja Ma’am.“

Kurz darauf eilte er los und schloss zu Shuichi auf, welcher bereits die Verfolgung aufgenommen hatte.

Amuro und Shiho folgten ihnen, in einem etwas langsameren Tempo.

Als sie durch die Pforten des Ausgangs schritten, drehte sich Bourbon noch einmal, zu den toten Körpern von Amarula und Ouzo um, bevor sie von der herabstürzenden Decke und den darüber liegenden Erdmassen begraben wurden.
 


 

Sein Herz schlug, wie bei einem Marathonlauf.

Seine Lungen drohten zu platzen, doch er folgte Akai weiter durch den, nun zu einem Tunnel gewordenen, Gang.

Längst hatten sie die unterirdische Anlage verlassen und waren auf dem Weg zur Oberfläche.

Cognac würde versuchen zu fliehen und das durfte er unter keinen Umständen zulassen, deswegen rannte Shinichi, ohne den Gedanken an einen Halt und trotz der Tatsache, dass seine Ausdauer schon längst am Ende war, nicht jedoch sein Wille.

So folgten beide weiter dem Tunnel, bis dieser in einer verlassenen alten Scheune endete.

Ein lautes, ohrenbetäubendes Geräusch von immer schneller schwingenden Rotorblättern empfing sie, sowie Cognac. Er stand vor dem großen Scheunentor, dass soeben von zwei Männern in Schwarz geöffnet wurde. Sogleich peitschte der, von dem Hubschrauber, aufgewirbelte Wind ins Innere des Holzbaus.

Cognac vollführte eine stumme Abschiedsgeste, bevor er in den Helikopter stieg und ohne das er noch ein Wort verlor, die Schiebetür vor ihm geschlossen wurde.

Shuichi wollte schießen, aber die zwei Lakaien des Schattens besaßen Maschinenpistolen und zwangen ihn und Shinichi hinter mehreren aufgeschichteten Paletten in Deckung zu gehen. Die Männer in Schwarz schossen abwechselnd in gleichmäßigen Intervallen und stellten sich zeitgleich auf die außenliegenden Kufen des Helis, bevor dieser langsam abhob.

Nachdem er sich über das Scheunentor erhoben hatte, hörte der Beschuss auf.

Shuichi und Shinichi verließen ihr schützendes Versteck und eilten nach draußen. Der Heli kreiste über ihnen und richtete sich in seinem Schwebemodus zum Abflug aus.

Cognac grinste sie, von seinem Erste-Klasse-Platz, überlegen an. Er schien sich erneut unantastbar zu fühlen.

Shnichi ballte die Fäuste.

„Nein nein, wir müssen ihn daran hindern zu fliehen. Wenn er entkommt ist niemand von uns mehr sicher.“

„Wenn ich doch nur mein Gewehr bei mir hätte.“, knurrte Akai verärgert.
 

Eine herannahende Gestalt, geriet ins Feld ihrer Aufmerksamkeit, während der Hubschrauber weiter an Höhe gewann und bald weit genug über den Bäumen wäre, um loszufliegen.

„Akai, hey Akai.“, rief die Gestalt und wedelte mit der freien Hand, um ihnen zu signalisieren. In der anderen trug sie, zu Shuichis großer Überraschung, sein Scharfschützengewehr.

„Carter! Genau zum richtigen Zeitpunkt.“, empfing er den anrennenden Agenten.

„Ich habe den Vogel vom Adlernest aus gesehen und bin so schnell ich konnte…“, begann Carter, wurde aber unterbrochen, als ihm Shuichi die Waffe aus den Händen riss.

„Gut mitgedacht.“, lobte er seinen Kollegen.

Als das Großkaliber wieder in der Obhut ihres Besitzers war, stemmte Akai den Lauf des Gewehrs gegen seine Schulter. Er hob seinen Blick und visierte, durch das Nachtsichtobjektiv, das Zentrum der sich drehenden Rotoren an.

„Je höher sie fliegen, desto tiefer fallen sie.“, sagte er, bevor er den Abzug durchdrückte.

Das 50mm Geschoss schnitt, wie eine scharfe Klinge, durch die Luft und beschädigte bei seinem Einschlag, dass Schlaggelenk der Rotorblätter.

Der Motor begann zu stottern und kurze Zeit später zu qualmen. Rotes Licht leuchtete im Cockpit auf und der Helikopter kam allmählich ins Trudeln.

Shuichi, Shinichi und Agent Carter schauten wie gebannt auf den Hubschrauber, dessen Pilot die Kontrolle über seine Maschine immer weiter verlor. Er bekam Schlagseite und rauschte mit voller Wucht gegen eine Baumreihe. Die Rotoren wurden aus ihren Blattwinkellagern gerissen, sodass der Leib der Maschine über elf Meter in die Tiefe stürzte und beim Aufprall in einem großen Feuerball explodierte.

Die dadurch erzeugte Druckwelle riss die drei jungen Männer zu Boden.
 


 

Shinichi öffnete schwerfällig wieder seine Augen.

Mit einem verwaschenen Rand seines Blickfeldes sah er das lodernde Wrack des Helis vor ihnen und mehrere Streifenwagen, als auch Feuerwehr mit rot-blauen Sirenen, die querfeldein auf sie zusteuerten.

Er schwenkte seinen Blick hin und her.

Jodie kam schnellen Schrittes auf Shuichi zu und fiel ihm um den Hals, Agent Price war auch da und versorgte eine Schnittwunde an Carters Oberschenkel, mehrere bewaffnete Polizeikräfte schwärmten in alle Richtungen aus und ein Sanitätsteam lief auf einen blonden Mann und einer rotblonden Frau zu, die aus der Scheune gehumpelt kamen. Dabei hatte der junge Mann eine schwarzen Behälter in der Hand, welchen er einen sichtlich erleichterten André Camel übergab.

Über den Inhalt dieser Box konnte Shinichi nur spekulieren, doch handelte es sich bei dem Inhalt laut Cognac um sogenannte Kostbarkeiten. Was darunter genau zu verstehen war, ahnte er bis dato noch nicht.
 

Ein Polizeiwagen fuhr vor und zwei Männer in Trenchcoats stiegen aus dem hinteren Teil des Wagens. Einer von ihnen war Inspektor Shiratori, der andere wiederum sein Vorgesetzter Hyoe Kuroda. Er vergrub seine Pranken in den tiefen Manteltaschen und sah sich grimmig um.

Sein Blick fiel auch kurz auf Shinichi.

Aus irgendeinem Grund schien der junge Detektiv aus seinen Augen herauslesen zu können, dass der Hauptkommissar ihn für das ganze Chaos verantwortlich machte.

Kuroda gab Shiratori die Order das Gelände zu sichern und alle Verletzten in Sicherheit zu bringen.

Der Kommissar schritt aus dem Bild und ein junger dunkelhäutiger Mann mit Basecap kniete sich vor Shinichi in das nasse Gras.

Nur noch verschwommen konnte er das besorgte Gesicht seines besten Freundes Hattori erkennen, bevor die Erschöpfung ihn übermannte und ihm schwarz vor Augen wurde.

Entschwunden

Kapitel 46: Entschwunden
 

Hörbuch zur Fanfiktion: Kapitel 46: Entschwunden
 

Shinichi stöhnte als er, noch ganz müde, aus seinem Schlaf erwachte. Der Duft von Rosen stieg ihm langsam in die Nase und machte ihn allmählich munter. 

Moment mal, Rosen, diesen Geruch kannte er doch nur zu gut.

Ruckartig fuhr er mit seinem Oberkörper aus dem Bett hoch. Sofort meldete sich die bandagierte Beule an seinem Kopf und die damit verbundenen Kopfschmerzen. 

„Hey, schön langsam ja.“, hörte er eine liebliche Frauenstimme sagen.

Er fasste sich ins Gesicht und rieb sich die Augen. Als er die Hand wieder beiseite nahm, tauchte eine junge rotblonde Frau vor ihm auf, welche auf einem Stuhl, in der Nähe seines Bettes saß. Ein kurzer Blick durch den Raum und Shinichi wusste wo er war. Er war in der Villa Kudo, in seinem alten Zimmer.

Wieder sah er zu der jungen Frau, welche natürlich niemand geringeres als seine Liebste Shiho war. 

Sie lächelte und schlug ihre Beine übereinander, wobei sie ihm einen koketten Augenaufschlag schenkte. 

„Na du“, hauchte sie verführerisch. 

„Wie geht es dir?“, wollte Shinichi sofort von ihr wissen.

Shiho hob eine Augenbraue.

„Das sollte ich wohl eher dich fragen oder?“ 

Sie stand auf, nur um sich kurze Zeit später auf der Bettkante, neben Shinichi, wieder niederzulassen. Sie strich ihm sanft mit ihren Fingern über die Wange bis hinunter zu seinem Kinn. 

„Haben wir gewonnen?“, fragte der Oberschülerdetektiv und erntete dafür ein breites Grinsen. 

„Erlaube MIR, diese Frage zu beantworten.“ Shuichi Akai, gefolgt von Jodie und Heiji betraten das Schlafzimmer. Anscheinend haben sie draußen gewartet, bis er aufgewacht war. 

Shinichi sah Shuichi erwartungsvoll an, als er begann zu berichten. 
 

„Die Basis der Organisation wurde durch die gezielten Explosionen Cognacs vollkommen zerstört. Die gesamte Anlage war in sich zusammengefallen und hat dabei sogar das komplette Gebäude, des darüber liegenden Pharmakonzerns, mit sich gerissen. Nichts hat diesen Kollaps überstanden, was aller Wahrscheinlichkeit nach auch der Plan dahinter gewesen war, in der Hoffnung uns nichts zu hinterlassen. Zum Glück kam niemand der dortigen Mitarbeiter ums Leben. Das Feuer, welches in der Basis gewütet hatte, hat dafür gesorgt, dass der Rauch über die Lüftungsanlage nach oben gelangte und somit die Arbeiter darauf aufmerksam wurden. Das Sicherheitspersonal hat daraufhin das Gebäude räumen lassen und gleichzeitig Polizei und Feuerwehr alarmiert.“ 

„Schnell war eine ziemlich hohe Anzahl an Einsatzkräften vor Ort gewesen und man kann leider nicht ausschließen, dass in diesem Chaos einige Wissenschaftler und Männer der Organisation entwischen konnten.“, ergänzte Jodie ernst. 

„Das stimmt, doch wie dem auch sei“ Shuichi setzte seine Berichterstattung fort.

„Die Polizei nahm uns erst einmal zur Befragung mit, aber als wir erklärt haben, dass wir zum FBI gehören, konnten wir relativ schnell wieder gehen.“

Akai verschränkte die Arme vor der Brust.

„Leider haben wir einige Verluste zu beklagen. Agent Woods und auch Wermut, scheinen es nicht lebend hinaus geschafft zu haben. Wir können ihren Tod zwar nicht bestätigen, aber wir gehen davon aus, dass ihnen die Flucht nicht gelang, falls sie nicht schon vorher getötet wurden.“ 

Shinichi ließ bei diesen Worten betrübt den Kopf hängen. 

Hat Wermut sich tatsächlich für die Mission geopfert? 

Er hoffte dem war nicht so, wollte es vor seinen Freunden vom FBI aber nicht äußern. Ihm war klar, was sie früher alles Schlimmes getan hat, vor allem gegenüber Jodie. Doch auch ihre guten Taten konnte er nicht außer Acht lassen. Vielleicht hat sie es noch irgendwie geschafft zu entkommen. 
 

Shuichi räusperte sich kurz.     

„Auch Agent Harper gilt offiziell als Missing in Action. Man kann nicht sagen, ob er überhaupt wirklich bei unserem Einsatz dabei war, aber seitdem haben wir kein Lebenszeichen mehr von ihm erhalten.“

„Er war dabei gewesen, zumindest bis wir uns in der Basis aufteilten.“, unterbrach ihn Shinichi. 

Jodie runzelte die Stirn. „Wie kannst du dir da so sicher sein, Cool Guy?“

„Ganz einfach“, entgegnete er, „Weil ich nur dadurch die Tarnung des vermeintlichen Harpers durchschauen konnte.“

„Was das angeht, wollte ich sowieso noch wissen, wie du das herausgefunden hast.“, sprach der schwarzgewandte FBI-Agent neugierig.

„Der Schlüssel hierbei, war der Ortungstracker, den jeder und damit meine ich auch jeder von uns, bei sich getragen hat.“

Allen Anwesenden schien gleichzeitig ein Licht aufzugehen, aber Shinichi erklärte dennoch weiter.

„Da der Maulwurf der Organisation, welcher in Wahrheit gar kein richtiger Maulwurf war, sondern sich nur als einer eurer Leute ausgegeben hat, in das FBI-Hauptquartier eingebrochen war, um die Informationen der Operation zu beschaffen, lag es eigentlich ziemlich auf der Hand, dass dieser nicht an den Meetings zur Mission teilgenommen haben kann. Zumindest war das meine Vermutung. Stützen konnte ich diese These nur durch eine Sache, eine die weder in den Meetings erwähnt, noch in der Operationsakte vermerkt gewesen sein sollte und zwar die Ortungstracker des FBI, die als Prototypen ihren allerersten Feldeinsatz hatten. Dies erfuhren wir erst am Tag des Einsatzes und nun kommt der eigentliche Punkt, auf den ich hinaus will. Der der Harper imitiert hat, besaß keinen Tracker, welches man leicht durch das prüfen der ausgesendeten Signale feststellen konnte und wäre er von Anfang an dabei gewesen, hätte er bei der Auseinandersetzung davon gewusst oder zumindest ebenfalls einen Tracker dabei gehabt. Er hat Harper bis auf das letzte Detail kopiert, doch diese Kleinigkeit hat ihn am Ende verraten und somit gab es auch keinen Zweifel, dass er nicht der echte Harper sein konnte.“
 

Shuichi musste grinsen. 

„Alle Achtung ich bin begeistert. Trotz deiner aussichtsloswirkenden Lage hast du diesen wichtigen Hinweis nicht übersehen und ihn dir zur Nutzen gemacht.“ 

Er schien wirklich beeindruckt von der Beobachtungsgabe des Oberschülers zu sein.

Shinichi amtete allerdings nur lautstark aus und drückte sich sein Kopfkissen ins Gesicht.

„Das ändert leider nichts daran, dass wir nicht das gefunden haben, wonach wir gesucht haben.“ 

Er klang ziemlich deprimiert.

„Irrtum mein Freund.“, klinkte sich Heiji in das Gespräch mit ein. 

„Wermut hatte uns kontaktiert, kurz bevor die Verbindung endgültig abbrach. Sie hat über Amarulas Arbeitsplatz uns Unmengen an Informationen über die Organisation zukommen lassen. Alle Top-Secret wohlgemerkt.“ 

Der junge Mann aus Osaka rieb sich stolz die Nase. 

„Aus dem Labor, in dem wir waren, konnten wir ebenfalls etwas mitgehen lassen, falls du es schon vergessen hast.“, fügte Jodie hinzu. 

„Alle gesammelten Daten, werden sorgfältig von unseren besten IT-Experten zur Auswertung vorbereitet. Wir werden alle größte Vorsicht walten lassen, dass keine der Informationen durch einen versteckten Virus zerstört wird.“, versicherte sie zusätzlich. 

„Ja aber das APTX-4869, es war nicht dabei gewesen.“, brummte Shinichi enttäuscht.

„Achso, meinst du zufällig dieses APTX-4869.“ Grinsend hob Shiho eine kleine rot-weiße Pille zwischen Daumen und Zeigefinger in die Höhe.

Shinichi zog seinen Kopf aus dem Kissen hervor und starrte auf das, ihm vorgezeigte, Gift. Seine Augen begannen ungewöhnlich groß zu werden. 

Er öffnete den Mund, mit dem Versuch etwas zu sagen, aber er brachte kein einziges Wort hinaus, nur vereinzelte, nicht zu deutende Laute.
 

„Bevor du anfängst zu sabbern mein Lieber, lass es mich erklären.“, entgegnete Shiho.

„Kurz vor Amarulas Tod, hat sie Amuro anvertraut, dass der schwarze Behälter, den sie bei sich gehabt hatte, ihre gesamte Forschungsarbeit und damit die größten Errungenschaften der Organisation beinhalten würde, darunter auch eine Probe zum Apoptoxin. Uns ist es gelungen, den Behälter mitzunehmen, bevor alles zusammenstürzte.“

Shinichi erinnerte sich wieder, wie Amuro mit dem Behältnis die Scheune verlassen hatte, wusste zu der Zeit aber noch nichts von dem Inhalt. Es waren also im wahrsten Sinne des Wortes die Kostbarkeiten der Organisation gewesen. 

„Das ist ja wunderbar.“, jubelte er, welcher alle Lebensgeister im nu zurück erlangte, doch es dauerte nicht lange bis sein Gesicht plötzlich aschfahl wurde.

„Moment, Moment, welcher Tag ist heute? Wie lange habe ich geschlafen? Wie lange hält noch der Prototyp Zero? Wie lange dauert es…“

„Woah, jetzt beruhige dich mal wieder, sonst kippst du uns noch um.“, versuchte ihn Heiji zu bremsen. 

Shiho nahm Shinichis Hand und streichelte sie mit ihrem Daumen.

„Du hast den ganzen Vormittag durchgeschlafen, während ich angefangen habe, aus der Formel des Giftes das Gegenmittel herzustellen. Die Wirkung von Zero sollte im Verlauf des Abends seine Wirkung verlieren, bis dahin, wird es fertig sein. Also kannst du ganz beruhigt sein.“

„Was, das geht so schnell?“, fragte Shinichi ungläubig. 

„Bei meiner Forschung fehlte nur noch eine einzige aber wichtige Komponente, die das Gegenmittel eine dauerhafte Wirkung verleihen sollte. Mir wurde darüber hinaus ein bisschen Hilfe zur Seite gestellt.“ 

Sie sah kurz zu Jodie. 

„Mit der vollständigen Formel zum Apoptoxin sollte es sich also nur noch um Stunden handeln. Das FBI hat mir ihr Labor dafür zu Verfügung gestellt.“

„Ich kann es noch gar nicht glauben.“, lachte Shinichi. „Endlich können wir auf ewig in unsere alten Körper zurückkehren.“ 

Shiho erwiderte sein Lächeln, doch wich dieses schnell einem nachdenklichen und eher betrübten Blick, als sie ihren Kopf leicht senkte. Shinichi legte seine freie Hand über die ihre und ermunterte sie wieder zu einem leichten Schmunzeln.
 

Die Pupillen des Oberschülers weiteten sich, als ihm plötzlich klar wurde, dass er eine wichtige Sache völlig vergessen hatte. Seine Hände verkrampften sich und er drückte Shihos Hand ungewollt fest zusammen, sodass sie sie schnell wegzog. 

Er schaute erst entschuldigend zu seiner Freundin, dann mit einem angespannten Gesichtsausdruck zu dem grünäugigen FBI-Agenten. 

„Aber was ist eigentlich mit Cognac? Ist er durch den Helikopterabsturz ums Leben gekommen?“  

Shinichis Stimme klang schon fast flehend, als wünschte er sich nichts sehnlicheres, als das der Agent seine Frage bejahen würde. 

Shuichi hatte ein Pokerface aufgesetzt, sodass der Oberschüler keine Ahnung hatte, was ihn als Antwort erwarten würde.

„Die Polizei konnte aus dem Wrack vier verkohlte Leichen bergen. Zu keinen von ihnen, gab es Daten in der Kartei der Kriminalabteilung. Wir besitzen auch sonst nichts, um es mit den Leichen zu vergleichen und ihre Identität festzustellen. Eine Person passt von den Beschreibungen her aber zu Cognacs Erscheinungsbild. Sein Körper wies an manchen noch intakteren Stellen bereits vorherige Brandnarben auf. Wir gehen also davon aus, dass der Schwarze Schatten ebenfalls getötet wurde.“ 

Shuichi blieb die ganze Zeit lang über zurückhaltend und ruhig, wodurch Shinichi nicht wusste, wie er selbst nun reagieren sollte. 

Er hat Cognac im Helikopter gesehen, ohne jeden Zweifel und die bereits existierenden Brandnarben konnten doch nur von den Ereignissen im Anwesen stammen und mussten damit zwangsläufig zu ihm gehören. Es kann nur tot sein, er musste einfach tot sein, er…

Shiho ergriff wieder die Hand ihres Freundes und sorgte schlagartig dafür, dass er aufhörte darüber nachzudenken.

„Es ist vorbei Shinichi“, flüsterte sie beruhigend, 

„Der Schatten ist besiegt und der Rest der Organisation wird ihm folgen.“

„Wie kannst du dir da so sicher sein?“, fragte der Schwarzhaarige, welcher einen solchen Optimismus von Shiho nicht kannte.

Jodie stellte sich neben sie und legte der Rotblonden eine Hand auf die Schulter. 

„Wenn die übermittelten Daten von Wermut vertrauenswürdig sind, dann kennen wir schon bald alle wichtigen geheimen Unterschlüpfe der Organisation, darunter auch das Hauptquartier ihres Bosses in Amerika. Es wird die vermutlich größte Razzia in der Geschichte werden. Niemand von ihnen kann sich länger von uns verstecken.“

Shinichi strahlte erleichtert über beide Ohren. Genau das hatte er sich die ganze Zeit über gewünschte gehabt, vor allem für Shiho, ein Leben ohne die ständige Bedrohung durch die Organisation. Er legte eine Hand an Shihos Wange und lächelte sie an. 
 

„Also, ich würde sagen, wir lassen euch jetzt erstmal etwas allein. Das waren immerhin auch genug Informationen für einen Tag und für eine Person.“, bemerkte Jodie mit einem breiten Lächeln und drängte die beiden Herren neben sich zur Tür hinaus. 

Alle ihre Einwände brachten ihnen hierbei rein gar nichts. 

Als Jodie sich die Brille zurechtrückte und dabei mit einem Zwinkern die Zimmertür hinter sich schloss, war es auf einmal furchtbar still. Die rotblonde Wissenschaftlerin wirkte auf einmal ganz in sich gekehrt. 

„Alles in Ordnung?“, erkundigte sich Shinichi besorgt.

„Was? Äh ja, alles okay. Ich habe nur an das Gegenmittel gedacht.“, entschuldigte sich Shiho und erhob sich. 

„Ich sollte besser weiter arbeiten. Nicht das ich noch das Zeitfenster überschreite.“ Sie wollte sich entfernen, aber Shinichi hielt sie fest. Überrascht, aber auch etwas erschrocken drehte Shiho sich wieder zu ihm um.

„Shiho?“

„J-Ja?“, stammelte sie. 

„Ich weiß du hast es für den Erfolg unserer Mission und zur Rettung von uns allen getan, aber bitte, ich bitte dich, tue nie wieder etwas so Gefährliches.“

Shiho sah ihn leicht verwirrt an. „Was meinst du?“

Er berührte sie nur schwach an den Rippen unterhalb ihrer Brust. Sie zuckte kurz zusammen.

„Das meine ich. Du hast dir zwei Kugeln eingefangen und ohne die Schutzweste wärst du jetzt sicherlich tot. Ich wäre beinahe gestorben vor Sorge.“ 

Sie lächelte und blickte, mit den Gedanken ganz woanders, Richtung Fenster. 

„Was hätte ich sonst tun sollen? Es musste getan werden. I-ich habe einfach darauf vertraut, dass mir nichts geschehen wird. Du hättest auch dieses Risiko für uns alle in Kauf genommen.“ 

Sie senkte ihren Blick zu ihm hinunter. 

Shinichi wollte etwas einwenden, konnte es aber nicht, da er wusste, dass sie damit Recht hatte. 

„Es ist nur so, als ich dich da liegen sah, völlig reglos, i-ich… ich bin nur froh das es dir gut geht.“ 

Shinichi, dachte sich die junge Frau, als sie in seine glasigen Augen sah.

Sie beugte sich zu ihm hinunter und gab ihn einen kurzen seichten Kuss auf den Mund.

„Ich muss jetzt wirklich mit meiner Arbeit fortfahren.“, sprach sie weiter, als sie sich wieder von ihm gelöst hatte. 

„Ruhe dich noch etwas aus. Ich komme später noch einmal vorbei.“ 

Sie verließ das Bett und anschließend das Zimmer. 

Shinichi sah ihr etwas hilflos nach, versuchte sich aber kurz darauf mit einem, neben dem Bett liegenden, Kriminalroman auf andere Gedanken zu bringen. 

Sie lebt, dachte der Oberschüler. Sie lebt noch und ist bei ihm und das ist alles was zählt.
 

Am späten Nachmittag, betrat Shiho erneut das Zimmer von Shinichi. 

Leisen Schrittes ging sie in den Raum, nachdem sie um die Ecke gelugt und festgestellt hatte, dass ihr Freund tief und fest schlief. 

Sie näherte sich dem Bett und blickte auf ihren schlafenden Lieblingsdetektiv hinab. Er schnarchte leicht und auf seinem Bauch lag, ein noch offener Krimi. 

Shiho musste lächeln, aber nur für wenige Sekunden, dann war ihre Fröhlichkeit wieder verflogen. Sie rieb etwas nervös ein beschriebenes Blatt Papier in ihren Händen. 

Sachte legte sie den kleinen Brief auf den Nachtisch ab und daneben eine kleine grün-gelbliche Kapsel. 

Shiho musterte mit traurigen Augen das schöne Gesicht des Oberschülers, strich ihm durch die Haare und küsste ihn schließlich flüchtig auf die Stirn.

„Es tut mir leid Shinichi.“, flüsterte sie mit vor Trauer unterdrückter Stimme. 

„Ich liebe dich, dass sollst du nie vergessen, doch ich kann das einfach nicht tun.“ 

Sie blieb noch zwei Minuten bei ihm, in denen sie ihn einfach nur schweigend beobachtete. Danach ging sie wieder und schloss leise die Tür beim Rausgehen. Wenig später verließ sie das Haus und machte sich auf zur Villa Agasa. 
 

Als Shinichi wieder aufwachte, dämmerte es bereits. 

Panisch sprang er aus dem Bett und sah auf die Uhr. 

Oh nein, der Prototyp wird bald nachlassen, dachte er sich unruhig und schaute sich um. Shiho war nicht bei ihm. Wieso war sie nicht hier, wollte sie nicht noch einmal zu ihm kommen? Was wäre passiert, wenn er zu spät wach geworden wäre?

Er erblickte die Pille auf dem Nachttisch und beruhigte sich wieder ein wenig. 

Sie hat das Gegenmittel also fertig gestellt, schlussfolgerte der junge Detektiv daraus und nahm die Kapsel in die Hand. 

Das erklärte aber immer noch nicht, warum sie nicht bei ihm war. 

Er führte den Wirkstoff an seinen Mund, bereit ihn einzunehmen, bis er den gefalteten Brief neben seinem Bett sah. 

Er zögerte und legte die Kapsel erst einmal wieder beiseite. 

Hat Shiho ihm eine Nachricht hinterlassen?

Shinichi setzte sich auf das Bett, griff sich das Blatt Papier und klappte es auseinander um, die darin enthaltene Botschaft an ihn, zu lesen. 

Nur wenige Minuten vergingen und sein Gesicht wurde blasser und blasser. Seine Hände zitterten und er ließ schlussendlich das Blatt, durch seine Finger hindurch, zu Boden gleiten.

NEIN, dachte sich Shinichi. Das kann und darf sie einfach nicht tun.

Er stürmte aus dem Zimmer, warf sich halbherzig eine Jacke über, zog sich seine Schuhe an und eilte aus der Villa. 

Hektisch starrte er auf seine Armbanduhr. Er musste sie finden, er musste Shiho finden, bevor die Zeit ablaufen würde. 

Shinichi rannte nach Nebenan, vielleicht hat der Professor ja eine Ahnung, wohin sie verschwunden war. 

Die Worte aus ihrem Brief, ihrem Abschiedsbrief, trieben ihr Unwesen in seinen Gedanken, als er die Beine in die Hand nahm.
 

Lieber Shinichi
 

Es tut mir leid, dass ich es nicht übers Herz bringe, es dir auf andere Weise mitzuteilen, aber wie wir beide dich kennen, würdest du es nie zulassen, wenn ich es dir persönlich sagen würde. Du würdest alles Nötige unternehmen es mir auszureden. Daher habe ich beschlossen fortzugehen, zumindest solange, bis die Wirkung vom Prototyp Zero endgültig nachlässt und ich mich wieder in Ai Haibara zurückverwandelt habe.

Bitte mach es uns nicht noch schwerer und suche nicht nach mir. Du wirst mich sowieso nicht finden können.
 

Deine Shiho
 

Wieso tat sie das? Shinichi konnte es sich nicht erklären. 

Wieso lief sie einfach weg, ohne das Gegenmittel zu nehmen? 

Sie liebte ihn doch, warum nahm sie es also bewusst in Kauf, nie wieder Shiho Miyano zu werden?

Shinichi erreichte das Haus des Professors und schlug, wie wild, gegen die Eingangstür. 

„PROFESSOR, PROFESSOR MACHEN SIE AUF.“, schrie er, sodass es die ganze Nachbarschaft mitbekam. 

Er hörte schwere Schritte und kurz darauf öffnete sich die Tür. 

Ohne abzuwarten huschte Shinichi durch den Spalt, der ihm sich auftat, hindurch. Er nahm sich nicht einmal die Zeit Agasa zu begrüßen oder seine schmutzigen Schuhe auszuziehen, sondern sprintete von einem Raum zum Nächsten und wiederholte dabei immer wieder dieselben Worte. 

„Wo ist sie? Wo ist sie? Wo ist sie nur?“

Der Professor sah ihn perplex an. So aufgewühlt hatte er seinen jungen Freund noch nie erlebt. 

Was suchte er eigentlich, überlegte der alte Mann.
 

Als Shinichi alles abgesucht, aber nicht fündig wurde, trat er an den Professor heran, als erwartete er eine Antwort von ihm, auf seine endlos wiederholte Frage. 

„Bitte sagen sie mir, wo sie ist?“, bettelte er verzweifelt.

„Wer denn?“, fragte Agasa unwissend nach.

„SHIHO, Herrgott ich rede von Shiho. Sie ist verschwunden und das ohne das Gegenmittel einzunehmen, obwohl sie ganz genau weiß, dass Zero bald zuneige geht.“

„Was sagst du da?“, der Professor klang genauso schockiert wie er. „Ja aber wieso sollte sie…“

„Ich weiß es nicht.“, unterbrach ihn Shinichi. 

„Ich kann auch nicht mehr dazu sagen, ich muss einfach nur wissen wo sie ist, mir läuft die Zeit davon Professor, bitte helfen sie mir.“ 

Der Professor nickte entschlossen und eilte in die Garage um den Käfer herauszufahren, damit sie gemeinsam auf die Suche gehen konnten, doch schnell musste er feststellen, dass sein Auto nicht mehr da war, genauso wie seine Autoschlüssel.

„Ich kann es nicht glauben. Sie ist mit meinem Auto weggefahren, ohne dass ich etwas davon mitbekommen habe.“, sprach er, während er zu Shinichi zurückkam. 

Der Oberschüler überlegte angestrengt und eilte kurz darauf in die Küche.

„W-was hast du denn jetzt vor Shinichi?“, wollte Agasa sein Verhalten erklärt bekommen und eilte ihm nach. 

Shinichi kramte in mehreren Schubladen herum und fischte seine Ersatzbrille hervor. Er setzte sie auf und aktivierte die Radarfunktion.

Leise schob sich die kleine Antenne an der Seite aus dem Bügel und das Glas der Brille verwandelte sich in eine blaue Karte auf der ein gelber Punkt aufblinkte. Er war allerdings schon ziemlich weit weg, fast außer Reichweite.

„Was ist? Hast du etwa eine Spur?“, fragte Agasa ungeduldig.  

„Ja“, erwiderte Shinichi knapp. 

„Nehmen sie es mir nicht übel Professor, aber zur Sicherheit hatte ich vor einiger Zeit einen extra Peilsender an ihrem Auto befestigt. Eine reine Vorsichtsmaßnahme.“, versicherte er. 

„Doch meiner Paranoia sei Dank, weiß ich nun wo Shiho hingefahren ist. Ich muss ihr nach.“ 

Einmal mehr rannte Shinichi einfach los und wählte über sein Handy, die Nummer des Taxiservices. 

Auf Professor Agasas Rufe reagierte er nicht mehr. 

Er rannte die Straße hinunter, während er dem Taxifahrer mitteilte, wo er ihn abholen sollte. 

Shinichi spürte einen ersten Anflug von Seitenstichen. Er blickte panisch zur Sonne, die immer mehr dem Horizont entgegenkam. Er griff in seine Jackentasche und befühlte die kleine grüne Kapsel, welche er bei sich trug.

Jede Sekunde zählte. Er musste sich beeilen, sie hatten nicht mehr viel Zeit.

Am Ende des Tunnels

Epilog: Am Ende des Tunnels
 

Hörbuch zur Fanfiktion: Epilog: Am Ende des Tunnels
 

Mit dem Taxi fuhr Shinichi, so schnell es dem Fahrer erlaubt war, dem Signal des Peilsenders folgend, zu einem Waldgebiet am Rande der Stadt. Der Himmel war bereits tief orange und in nicht einmal mehr als einer halben Stunde, würde der Abend der Nacht weichen und Zero verliere seine Wirkung. 

Shinichi starrte durch seine Radarbrille und fixierte den stillstehenden und sich nähernden Punkt auf der Karte, bis er das Auto des Professors vor sich am Straßenrand stehen sah. Er ließ den Taxifahrer hinter dem gelben Käfer halt machen, bezahlte ihn schnell und stieg anschließend aus. 

Während das Taxi zurück zur Stadt fuhr, stürzte sich Shinichi auf das Auto des Professors und schaute durch die Fenster ins Innere. Zu seiner Frustration, war der Wagen völlig leer. Shiho war nicht dort und nun war seine letzte Spur zu ihr erloschen. 

Er schlug mit der geballten Hand auf das Autodach. Das Blech unter seinen Fingern verformte sich durch den einwirkenden Druck und untermauerte dies mit einem deutlich hörbarem Ächzen.

Der Schwarzhaarige versuchte sich zu sammeln und überlegte kurz. Zu Fuß konnte sie noch nicht weit sein. 

Er drehte sich um Richtung Waldrand und erblickte einen schmalen Pfad, welcher sich durch die Baumreihen hindurchschlängelte. Shinichi sah in den Wald hinein, als sein Herz zu stechen begann. Er krallte sich mit zusammengekniffenen Augen an seine Brust und konnte nur noch schwer atmen. 

„Nein, bitte noch nicht, noch nicht.“, keuchte Shinichi. 

Er versuchte seine Körperfunktionen wieder unter Kontrolle zu bringen und bemühte sich einer geregelten Atmung. Zu seinem Glück hörten die Schmerzen nach kurzer Zeit wieder auf, doch Shinichi wusste, dass diese Intervalle des Rückverwandlungsprozesses immer heftiger werden würden. 

Ohne weiter zu überlegen folgte er schnellen Schrittes dem Pfad in den Wald hinein. Er wandelte zwischen den Bäumen hindurch, schob die dürren rauen Äste beiseite, die seine Arme und sein Gesicht zerkratzten. Shinichi war das jedoch alles völlig egal. Er wollte sie einfach nur finden, irgendwo musste sie doch stecken, seine Shiho. 

Er eilte immer schneller durch das Grün, stolperte über eine große Wurzel, strauchelte, fing sich aber wieder und schritt unaufhörlich weiter. Sein Herz schlug schneller und schneller, doch nicht nur wegen dem Prototypen, sondern auch wegen dem unbedingten Verlangen endlich Shiho zu finden. 

„Shiho wo bist du nur?“, flüsterte er zu sich selbst.
 

Der Wald endete abrupt vor ihm und er fand sich auf einem felsigen Vorsprung wieder, einem verlassenen alten Ausguck hinunter in ein Tal, durch das sich ein Teil eines Vorortes von Tokyo hindurch schlängelte. 

An dem, durch einen Holzzaun, abgesicherten Abgrund saß Shiho auf einer morschen Bank und starrte in die untergehende Sonne. 

„Shi…ho“, brachte der junge Detektiv, ganz aus der Puste, geradeso hervor. 

Die rotblonde Frau drehte sich erschrocken zu ihm um. Ihre Augen waren rot vom Weinen und zwei Tränenrinnsale überzogen ihre rosigen Wangen. Sie rieb sich die Augen, als ob sie glaubte er sei bloß ein Produkt ihrer Einbildung, doch er stand nach wie vor, vor ihr und kam langsam auf sie zu. 

Shiho sprang von der Bank auf.

„S-Shinichi, w-was machst du denn hier?“ Ihre Stimme zitterte und klang so furchtbar verletzlich. 

„Ich sagte doch du sollst mich nicht suchen. Wie hast du mich überhaupt gefunden?“ 

Sie war den Tränen wieder nah.

„Shiho, was…?“, war alles was Shinichi hervorbrachte bis sie ihn unterbrach. 

„Bitte… bitte nenn mich nicht mehr so.“, schluchzte sie. 

Shinichi verstand gar nichts mehr. 

„Aber warum? Wieso tust du das hier alles, warum hast du mir geschrieben, dass du dich wieder zurückverwandeln willst? Ich dachte du liebst mich?“

„Ich liebe dich auch.“, druckste sie geniert rum. 

Shiho hielt sich verlegen den Arm und wendete sich von ihm ab. Sie starrte hinunter in das Tal, wo die ersten Lichter der Gebäude und Straßen , wie die Sterne am Firmament, anfingen zu leuchten. 

„Aber ich kann nicht länger Shiho Miyano bleiben.“

Shinichi konnte sich einfach keinen Reim darauf machen und sie hatten auch kaum noch Zeit übrig.

„Warum nicht?“, entgegnete er etwas wütend. 

„Die Organisation ist am Boden. Es gibt nichts mehr wovor du noch Angst haben musst. Was hält dich davon ab wieder Shiho zu sein, ich verstehe dich nicht.“

„Weil…“ 

„WEIL WAS?“, schrie Shinichi.

„Weil es nichts gibt zu dem ich zurückkann, dafür umso mehr, was ich zurücklassen würde, begreifst du es denn nicht du Idiot.“, fuhr sie ihn nun ebenfalls an.

„Shiho“, stammelte er nur noch kleinlaut, als Folge ihres Ausbruchs.

„Du sollst mich nicht mehr so nennen.“, brüllte sie weiter. 

Sie sah in sein verletztes Gesicht und ihre Stimme wurde schlagartig wieder sanfter und leiser.

„Es ist doch ganz einfach“, versuchte sie zu erklären. 

„Meine Familie ist tot, der letzte Mensch der mich in meinem alten Leben gehalten hätte, Akemi, ebenso. Würde ich mein altes Ich für immer wiedererlangen, dann wäre ich völlig allein, ohne eine Verbindung zu jemandem. Niemand würde mich kennen, ich wäre eine Fremde. Eine Person die eigentlich schon vor Jahren aufgehört hat zu existieren, ausgelöscht durch die Organisation. Aber…“ , sie stockte kurz. 

„Aber als Ai Haibara habe ich eine neue Familie gefunden. Der Professor, die Kinder, du. Ich darf eine Kindheit leben, welche ich nie haben durfte, Freunde haben, die ich zuvor nicht besaß, mich einfach wie ein normales Mädchen fühlen und mich wie ein normales Mädchen verlieben.“ 

Sie sah Shinichi mit ihren großen meerblauen Augen an. 

„Ich habe mit mir gehadert, war mir unsicher, wie ich mich entscheiden sollte, doch als Ayumi unser Geheimnis herausfand und sie sagte, dass sie nicht wolle, dass wir für immer aus ihrem Leben verschwinden, da wusste ich, dass ich nicht anders kann. Ich gab ihr das Versprechen zur ihr zurückzukehren Shinichi. Ich kann die Kinder einfach nicht alleine lassen. Es reicht schon wenn Conan verschwinden würde ohne etwas zu sagen. Wenn auch noch Ai sich für immer auflösen würde, dann würden sie daran zerbrechen und das kann ich nicht zulassen.“

Sie sah ihn immer noch tief in die Augen. 

Bevor er etwas erwidern konnte, fuhr sie auch schon weiter fort.

„Ich kam hierher, um dich davon abzuhalten, mal wieder etwas Dummes zu unternehmen. Ich liebe dich, aber ich kann nicht verlangen, dass du ebenfalls deine Vergangenheit auslöscht. Du hast etwas zu dem du zurückkehren kannst und ich habe kein Recht dir das zu nehmen. Du schwärmtest ununterbrochen davon wieder Shinichi zu werden und daher verstehe ich es, wenn du wieder du selbst sein willst, aber ich kann nicht denselben Weg gehen wie du.“ 

Ihr flossen die Tränen über die Wange und benetzten ihre weiße Bluse, die sie trug. 

Shinichi hatte den Kopf gesenkt, sodass seine Haare seine Augenpartie verdeckten und schwieg.

„Ich habe die letzten Wochen wirklich genossen, nur wir beide, unsere gemeinsame Nacht...“, ihr versagte kurz die Stimme, „...und auch wenn uns künftig zehn Jahre trennen sollten, so werden sich meine Gefühle zu dir niemals ändern Shinichi.“, kam sie schniefend zum Ende. 
 

Sie wartete ab was er ihr antworten würde, doch er schwieg weiterhin und sah zu Boden.

Einige Sekunden vergingen und der Wind blies seicht durch die Kronen der Bäume. Ein kurzes Lächeln stahl sich auf die Lippen des Detektivs. 

„DU bist der Dummkopf von uns, weißt du das.“, antwortete er schließlich und erntete einen verwirrten Blick der rotblonden Frau.

„Was?“ 

„Ai“, er erwiderte ihren Blick mit ernster Miene. 

„Was meinst du, was der Grund dafür war, dass ich mein altes Ich zurückhaben wollte?“ 

Es war wohl mehr eine rhetorische Frage, da Shinichi sie kurzerhand selbst beantwortete.

„Ich habe nur davon geträumt mit dir zusammen groß zu werden. Was ist das frühe Leben eines Shinichi Kudo schon wert, wenn er dafür die Frau die er liebt für immer verliert. Das ist etwas was ich unmöglich ein zweites Mal verkraften könnte.“

Shinichi, dachte sich die rotblonde Frau mit einer neuen Welle von Tränen im Anrollen.

„Der Shinichi der ich einst war, existiert genauso wenig mehr, wie die Shiho von damals. Ich würde mein einstiges Leben ohne zu zögern aufgeben, wenn ich dafür mit dir zusammenbleiben dürfte.“ 

Er hielt kurz inne. 

„Es klingt wahrscheinlich etwas komisch aber, auch wenn ich damals zwar geschrumpft bin, so bin ich doch erst dadurch wirklich erwachsen geworden und habe somit erkannt, was im Leben wirklich wichtig ist und das ist bestimmt nicht irgendein Ruf als Meisterdetektiv, der einen vorauseilt.“

Shinichi trat an Ai heran und nahm ihre Hände in die seine. 

Sie war völlig sprachlos. Jedes Wort das sie eigentlich loswerden wollte, blieb ihr im Halse stecken.

„Bitte Shiho… A-Ai… bitte, ich will dich nicht verlieren. Ich will nicht noch einmal denselben Fehler machen und unerreichbar werden für die Frau, die ich liebe, denn dann würde ich sie für immer verlieren.“ 
 

Er sah sie traurig an, dann zog er die kleine grünliche Pille aus seiner vorderen Jackentasche und beäugte diese. Sein Fokus wechselte auf das dahinterstehende Fräulein, welches sich schüchtern und gleichzeitig beschämt, durch die Haare fuhr. Ihre Wangen waren knallrot und auch Shinichi stieg die Wärme immer mehr ins Gesicht.

„Du würdest also tatsächlich alles aufgeben und wieder zu Conan Edogawa werden wollen, nur um mit mir weiter zusammen zu sein?“ 

Ihre Worte klangen so, als wäre sein Vorhaben die dämlichste Idee die man auf der Welt nur haben kann, doch Shinichi war sich absolut sicher und um ihr das zu beweisen, holte er mit seinem Arm, so gut er konnte aus und warf die Kapsel im Hohen Bogen ins Tal hinunter. 

„Was tust du denn da?“ 

Shiho erschrak sichtlich und kramte schnell eine zweite Kapsel aus einem Etui, in ihrer Jeans, hervor.

Shinichi staunte nicht schlecht. 

„Du hast deine Dosis vom Gegenmittel bei dir?“

„Naja, das war nur für den Fall, falls ich doch kneifen sollte.“, nuschelte sie etwas unbeholfen. 

„Die zwei Kapseln sind alles, was ich in der kurzen Zeit, die uns noch blieb, herstellen konnte.“

Shinichi schaute auf das Gegengift in ihrer Hand, dann zu seiner Freundin. Er wusste, sie würde sie nicht einfach wegwerfen und sein Schicksal damit besiegeln, obwohl er diese Entscheidung für sich selbst schon längst gefällt hatte.

„Wollen wir es gemeinsam machen?“, fragte Shinichi mit einem Lächeln, was Shiho für immer hätte einfangen wollen. 

„Es wäre deine letzte Chance, es dir doch noch anders zu überlegen.“, äußerte sie sich immer noch unsicher.

„Ich habe mich entschieden und meine Wahl fällt auf dich.“, antwortete Shinichi ohne jegliche Bedenkzeit. 

„Mir ist egal wer ich bin, solange ich dich an meiner Seite weiß.“

Shiho musste kurz leise auflachen. Sie kam sich auf einmal so dumm vor, dass sie mal wieder einfach davon gerannt war, statt sich einem Problem zu stellen, wohl ein kurzer Moment der Schwäche. 
 

Eine neue Träne verließ ihre noch feuchten Augen, doch war es dieses Mal eine Träne der Freude. 

Er blieb bei ihr, dachte sich Shiho. Er entschied sich aus freien Stücken für sie. Er musste sie wirklich unsterblich lieben, dieser unglaublich süße Blödmann.

Sie strahlte ihn an und nahm Shinichis Hand, bevor sie, so nah sie konnten, an den Abgrund herantraten. 

Shiho streckte ihre freie Hand, mit der Kapsel darin aus und wartete bis Shinichi wiederum seine Hand über ihre gelegt hatte. Dabei verschränkten sie ihre Finger ineinander. 

Die Sonne verschwand hinter dem Horizont, als sie die Augen schlossen und sich küssten. Shihos Kraft in ihrer Hand ließ nach und sie ließ die auch die zweite und letzte Kapsel fallen, wodurch diese in die Tiefe fiel und auf ewig verschwand.

Ihr Kuss endete in einer eng umschlungenen Umarmung, während zeitgleich bei ihnen, der vertraute stechende Impuls in der Brust einsetzte. Es war soweit. 

„Es wird noch einmal so schmerzhaft werden, wie bei der Einnahme.“, setzte ihn Shiho keuchend in Kenntnis. 

Auf Shinichis Stirn sammelten sich bereits die ersten Schweißtropfen, aber dennoch hörte er nicht auf zu Lächeln, selbst wenn es noch so wehtat. 

„Das ist schon okay, solange du bei mir bist Ai.“

Sie umarmten sich noch inniger. Spürten das Herz des jeweils anderen immer wilder gegen die Brust hämmern, bis es schließlich losging. 

Sie verwandelten sich ein letztes Mal und nun auf ewig, wieder zurück in Ai und Conan.
 


 

Ai öffnete ihre müden Lieder und sah sich um. Die beiden Geschrumpften saßen im Auto des Professors, welcher sie durch die Gegend fuhr. Ai hatte keine Ahnung, wie sie hierher gelangt war und schaute nach draußen um sich zu orientieren. 

Der Regen eines aufkommenden Unwetters peitschte gegen die Fensterscheibe und machte die Sicht unkenntlich. Es fühlte sich so an, als wäre um sie herum nichts, als würden sie durch ein Vakuum voller gellender Leere fahren.

Sie versuchte mit dem Professor zu sprechen, ihn zu fragen, wo sie waren und wo sie hin wollten, doch er antwortete nicht. Er schien überhaupt nicht anwesend zu sein, nur körperlich, aber unzugänglich für ihre Worte. 

Sie blickte verwirrt zu Shinichi, welcher, wieder in der Gestalt von Conan, neben ihr saß. Er trug seine Ersatzbrille auf der Nase und grinste sie frech an.

„Was guckst du denn so Kudo?“, wollte Ai von ihm wissen.

„Kannst du dich noch an unsere Träume erinnern, die wir hatten, bevor wir das erste Mal auf Cognac trafen?“, fragte er sie, doch seine Stimme zog dabei ein langes Echo hinter sich her, als wären sie in einer Höhle. Ai schien das jedoch nicht zu bemerken.

„J-ja schon“, erinnerte sich Ai.  

„Sie waren genauso so schnell wieder verschwunden, wie sie gekommen waren.“, fügte sie nachdenklich hinzu.

„Und kannst du dich auch daran erinnern, wann diese Träume angefangen haben?“, fragte der schwarzhaarige Junge.

„Weißt du das denn nicht mehr?“ Sie klang merklich überrascht.

„Du hattest deine erste Vision in der Nacht, nach der Sache in der Höhle, als du im Krankenhaus lagst. So hast du es mir jedenfalls erzählt.“

Sie zögerte einen Moment und überlegte. 

„Meinst du, das hat damit irgendetwas zu tun? Denkst du es gibt da einen Zusammenhang?“

Conan legte sich zurück und schlug seine Hände hinter seinem Kopf zusammen. 

„Durchaus möglich, hast du schon einmal von sogenannten präkognitiven Träumen oder auch prophetischen Träumen gehört?“

Haibara musste seine Frage kopfschüttelnd verneinen.

Conan musste kurz lachen.

„Dachte ich mir fast, schließlich gehören sie zu dem Gebiet der Parapsychose, einem wissenschaftlichen Forschungszweig, der sich mit den psychischen Fähigkeiten jenseits des Wachzustands beschäftigt. Prophetische Träume beziehen sich immer und ausschließlich auf Ereignisse in der Zukunft und können Bilder, Orte, Personen und ganze Handlungen klar und eindeutig erkennen lassen, obwohl man all diese Dinge zuvor noch nie gesehen hat. Ein Beispiel für solche Träume ist unter anderem das Ableben von Menschen, die uns wichtig sind.“

Ai klebte voller Neugier an seinen Lippen.

„Ist es das was wir hatten? Präkognitive Träume hervorgerufen durch unsere unsanfte Bekanntschaft mit dem Höhlenboden von einst?“

Conan zog gleichgültig mit den Achseln.

„Wer weiß das schon. Ist auch gar nicht so wichtig, wenn du mich fragst, aber willst du meine ehrliche Meinung dazu hören?“, sprach er wieder mit dieser nachhallenden Stimme, als wären sie erneut in der Höhle.

Haibara schaute ihn erwartungsvoll an. 

Er musste wieder grinsen.

„Ich glaube wir sind einfach Seelenverwandte, du und ich Ai. Wir sind miteinander verbunden, fürs Leben.“

Ohne dass Ai etwas antworten konnte, verschwamm alles vor ihren Augen und das Auto vom Professor, sowie der anhaltende Regen um sie herum löste sich in Luft auf.
 


 

»Kurze Unterbrechung an dieser Stelle. Ich weiß ich mache so etwas normalerweise nicht, aber ich muss das hier einfach anmerken. Bei dem kommenden Abschnitt habe ich mich von der Road to Perdition Main Theme inspirieren lassen. Es ist vielleicht etwas kitschig geworden, doch als ich zu der Melodie meine Augen schloss, habe ich genau diese Bilder vor mir sehen können und musste diese Szene zum Schluss einfach noch einbauen.

Wenn ihr also die passende Atmosphäre dazu haben wollt, dann wisst ihr ja jetzt was zu tun ist.«
 


 

Leuchtend helle und sommerliche Sonnenstrahlen traten anstelle des trüben Wetters und erwärmten die Luft. Das goldleuchtende Korn, was auf einem Feld wuchs, tanzte in einer gleichmäßig fließenden Bewegung durch die leichte Brise auf dem Lande hin und her.

Ein junges Mädchen mit braunen Haaren, ungefähr vier oder fünf Jahre alt, hüpfte fröhlich und verspielt durch den tänzelnden Weizen. Sie ließ die Getreidespitzen durch ihre Finger gleiten und schaute sich immer wieder lachend um, wo ein junger Mann Mitte zwanzig ihr folgte und versuchte sie, in einem Katz und Mausspiel einzufangen. Schließlich gelang es dem Mann mit dem wilden schwarzen Haar und den blauen Augen auch.

„Hab ich dich.“, rief Shinichi triumphierend, schnappte sich das kleine Mädchen und hob es in die Luft, während sie freudestrahlend die Arme von sich streckte, als würde sie fliegen wollen.

Er ließ sich mit dem Mädchen in das hohe Weizenfeld fallen und umarmte sie liebevoll.

Weiter abseits von dem, was sich dort abspielte, stand eine große alte majestätische Eiche in deren Schatten eine junge bildhübsche Frau mit rotblonden Haaren saß. Sie trug ein perlenweißes Sommerkleid und einen großen ebenso weißen Sommerhut, welchen sie festhielt, als der Wind durch ihre Kleider wehte. Sie sah den beiden auf dem Feld lächelnd zu und strich sich eine Strähne ihres leuchtenden Haares hinters Ohr.

Ai sah hinunter zu den Blumen, die um sie herum blühten und sich mit jedem Windhauch hin und her bewegten. Sie spielte mit ihren Fingern an den zarten Blütenblättern.

„Mama, Mama.“, rief das Mädchen ganz aufgeregt und kam auf die junge Mutter zu.

„Was ist denn Akemi?“, fragte sie ihre Tochter mit einer warmen Stimme, die klar machte, wie viel sie ihr bedeutete.

„Papa hat mich schon wieder gefangen.“, antwortete ihr das Mädchen lachend.

„Ist das so ja?“, sprach Ai und sah hinüber zu ihrem Mann, welcher sich wieder aufgerichtet hatte und sich die Hose sauber klopfte.

Ihre Blicke trafen sich und die Zeit schien für den Moment stehen zu bleiben.

Shinichi schenkte ihr ein herzerwärmendes Lächeln und sie erwiderte dies.

Ihr Blick wanderte auf den goldenen Ring, welchen sie an ihrem Finger trug. Verträumt drehte sie diesen hin und her, dann sah sie wieder zu ihrem Ehemann, welcher auf sie und Akemi zukam.

Dafür hat sich das Warten gelohnt, dachte sie sich, als sie ihre gemeinsame Tochter auf ihren Schoß platznehmen ließ.

Dieser Moment, hier und jetzt, dass war es alles wert.
 


 

Ai lächelte im Schlaf und drehte sich auf die Seite, während Conan ihre Hand hielt und ihr schmunzelnd beim Träumen zusah. Er hatte keine Ahnung was sie gerade träumte, aber ihrem Gesicht nach zu urteilen, war es wohl etwas Schönes und sicherlich keine Alpträume mehr von der Organisation. 

Shinichi war überzeugt davon, dass ihre gemeinsame Wahl die richtige war, auch wenn es nun fast zehn Jahre dauern würde, bis er wieder da angelangt wäre, wo sein altes Leben ein Ende nahm. 

Wer weiß, was sie in dieser Zeit und vor allem danach noch alles erleben würden, er und seine Ai. 

Die Hauptsache war doch, dass sie diese Zeit zusammen erleben würden. 

Er legte sein Ohr auf das Kopfkissen und rutschte ganz nah an sie heran. 

„Gute Nacht mein Schatz.“, flüsterte er ihr zu, bis er auch seine Augen schloss und ebenfalls in ihrem Bett einschlief.
 


 


 

Teaser zur Fortsetzung „Wegweiser ins Licht“:
 

Ein schwarzer Camero stand am Waldrand nahe der alten Scheune, über die Shinichi und seine Freunde aus der Basis der Organisation entkommen konnten, ehe diese in sich zusammengestürzt war. 

Die Insassen des Wagens verfolgten das Geschehen auf der Wiese vor dem Holzbau, wo sich etliche Polizeiwagen mit Blaulicht versammelt hatten und Feuerwehrleute nach besten Kräften versuchten das Feuer des Wracks vom abgestürzten Helikopter zu löschen. Sie beeilten sich so schnell sie konnten, obwohl von vornerein klar war, dass niemand die Explosion überlebt haben konnte. 

Sie beobachteten das Treiben noch eine Weile mit einem hämischen Grinsen, bevor sich eine rauchige Stimme über Funk bei ihnen meldete.

„Wie sieht es aus? Lief alles nach Plan? Haben sie den Köder geschluckt?“, rauschte es über den CB-Funk.

Der Mann am Steuer griff sich das Kommunikationsgerät und drückte den Knopf an der Seite, um zu Antworten. Seine Hand war, wegen einer Schussverletzung, notdürftig bandagiert worden.

„Es sieht ganz danach aus.“, sprach eine unverkennbare tiefe und autoritäre Stimme. 

„Bereite alles Nötige vor mein alter Freund, wir brechen sofort zu euch auf. Zeit das die Organisation endlich von allem Unreinen gesäubert wird, damit sie neu auferstehen kann.“

Einen kurzen Augenblick rauschte es, bis die Rückmeldung kam. 

„Wie ihr befehlt Boss.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Das war's auch schon mit dem Prolog, welcher etwas kürzer ausfällt, aber ich hoffe ich konnte euer Interesse wecken. Die folgenden Kapitel, werden immer ungefähr eine Länge von 2000-3000 Wörter haben. Ich werde regelmäßig (alle zwei Tage) ein Kapitel herausbringen, weil ich beinahe die gesamte Geschichte schon vorgeschrieben habe. Die Geschichte wurde nämlich auch schon vor 3 Wochen bei Fanfiktion.de von mir veröffentlicht, wo ich auch schon etwas weiter bin mit den Kapiteln. Erst jetzt habe ich beschlossen meine Story auch auf Animexx hochzuladen.
Ich werde nicht zu jedem Kapitel am Anfang und Ende eine Ansprache halten, sondern eher einfach die Geschichte erzählen. Also bis zur nächsten Episode, ich freue mich auf euch.

Euer Cognac Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
AAHH, ich gebe zu, dass ist eine miese Stelle für einen Cut, aber ich musste den einfach an diesem Punkt setzen. Also keine Angst, die Szene im Park ist noch nicht zu Ende, im nächsten Kapitel geht es genau an dieser Stelle weiter. Habt also nur noch ein wenig Geduld, die Fortsetzung lässt bestimmt nicht lange auf sich warten.

Cognac Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Was für eine Erleichterung.
Es scheint als hätten unseren beiden kleinen Helden es geschafft, dem Griff der Organisation VORERST zu entkommen. Doch sie haben damit einen schlafenden Riesen geweckt, welcher nun ihre wahre Identität kennt und nicht aufgeben wird, bis er endgültig besiegt ist.
Auch wenn das nächste Kapitel etwas ruhiger ausfallen wird (So ist das halt nun mal nach einem großen Kampf auf Leben und Tod) wird das echte große Finale von Part ONE nicht lange auf sich warten lassen.

Ich hoffe ihr schaut also auch beim nächsten Kapitel wieder vorbei. Es würde mich sehr freuen. Bis dahin.

Cognac Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So das war auch schon wieder mit dem neuen Kapitel. Ich hoffe es hat euch gefallen. Lasst es mich unbedingt wissen.
In der nächsten Ausgabe erfahrt ihr mehr zum Prototyp Zero. Des Weiteren schließt sichh ein neuer Nebencharakter der Geschichte an und auch die Männer in Schwarz melden werden sich zurück melden.
Also wird wieder einiges passieren und ich freue mich aufs nächste Mal.

Euer Cognac Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Wieder ein so gemeiner Cliffhanger. Doch ist Bourbon tatsächlich tot oder hat er es noch geschafft zu entkommen? Mehr dazu im nächsten Kapitel. Lasst mich auch gerne eure eigenen Theorien hören.
Bis zum nächsten Mal.

Cognac Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
BABUUM!
Na? Wie hat das Ende auf euch gewirkt?
Cognac hat einmal mehr seine finstere und teuflische Persönlichkeit gezeigt und seine eigene Ziele, welche er klangheimlich verfolgte, hinter dem Rücken des Bosses. Doch er steht mit dieser Ansicht nicht alleine dar. Beginnt die Organisation sich in zwei Lager aufzuspalten und wer wird diesen aufkommenden inneren Kampf um die Macht überleben und wer nicht?
Lasst euch überraschen. Nächstes Kapitel wird es ebenfalls äußerst spannend, als Spezial zu Kapitel 30.

Liebe Grüße
Cognac Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Noch eine kleine Info zum Schluss. Nach diesem Kapitel wird es einen Zeitsprung geben. Wie lange dieser Sprung letztlich sein wird, erfahrt ihr gleich zu Anfang des nächsten Kapitels. Ich denke aber viele werden sich denken können, zu welchen Punkt ich springen werde.

Bis zum nächsten Mal
Cognac Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
PUH, jetzt bin ich aber bespannt, wie ihr diese Entwicklung aufgenommen habt.
Ansonsten bleibt mir nicht vielmehr zu sagen als, bis zum nächsten Kapitel.
Es gibt was das angeht übrigens eine kleine Veränderung. Da ich auf inzwischen auf derselben Kapitelhöhe bin, wie bei Fanfiction.de, wird nun immer Montags, sowohl auf FF.de, als auch auf Animexx, das nächste Kapitel erscheinen.
Also ab sofort, immer Montags, ein neues Kapitel!

Bis zum nächsten Mal.
Gruß, euer Cognac Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So, nun noch ein kleines Nachwort zu diesem Kapitel.
Falls sich einige jetzt beschweren, dass ich hier den Cut setze, dass hat verschiedene Gründe. Hinter dieser Tür läuft nun etwas ab, was alles andere als Jugendfrei ist. Jedoch will ich den Neugierigen unter euch, aber auch einen kleinen Einblick nicht verwehren und daher gibt es noch ein kleines Bonuskapitel, welches genau da anschließt, wo das Kapitel soeben zu Ende ging. Allerdings wird dieser Bonus eine Altersbeschränkung besitzen.
Ansonsten wird es beim nächsten Mal, ganz normal mit dem Kapitel 38 weitergehen, was am Morgen danach beginnt.
Für die Leute, die auf einen intimeren Einblick eher verzichten möchten, ensteht dadurch kein Nachteil, da der Bonus keine, für die Story relevanten Informationen enthält. Die beiden Verliebten haben darüber hinaus auch etwas Privatsphäre verdient oder nicht.

Jedenfalls, war es das wahrscheinlich erst einmal mit dem Kuschelkurs, denn nun geht es ans eingemachte. Der nächste Tag, wird nicht irgendein Tag für Shiho und Shinichi sein, sondern der Tag, an dem sie der Organisation endlich einen entschiedenen Schlag versetzen wollen.
Es bleibt also spannend und das Finale steht kurz davor zu beginnen.
Ich hoffe also es klappt alles bis zum nächsten Montag und ich hoffe ihr klickt euch auch dann wieder ein.

Bis dahin
Euer Cognac ;) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Am Ende dieses Kapitels will noch schnell loswerden, dass ich bei einigen Reviews eventuell etwas zu weit vorgegriffen habe, bei Dingen, die nach Beendigung dieses Kapitels doch nicht mehr hineingepasst haben und daher erst im nächsten und auch letzten großen Kapitel , vor dem Epilog, eintreten werden.
Nächsten Montag wird also entschieden, welche Personen diesen dramatischen Abend heil überstehen werden und welche nicht.

Bis zum nächsten Mal
Euer Cognac Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Puh...also... was soll ich dazu sagen.
Ich hoffe mir ist die Darstellung der ganzen Situationen einigermaßen gut gelungen.
Vielleicht waren einige stellen etwas sehr heroisch, sprich episch und dramatisch inszeniert, doch es ist schließlich der krönende Abschluss der Story. Obwohl so ganz stimmt das nicht. Der eigentliche krönende Abschluss erwartet euch noch und zwar im Epilog. Selbstverständlich nicht ganz so actionreich, dafür aber mit viel Herz.

Bis dahin, euer Cognac Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (82)
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Von:  eliasalbiez
2022-05-28T22:27:45+00:00 29.05.2022 00:27
ich fiende den epilog nicht schlecht ich fand es super im ernst
Von:  Blue_StormShad0w
2018-11-19T21:33:14+00:00 19.11.2018 22:33
Guten Abend.
Wow, ein ganz toller und schöner Epilog!
Hab' da regelrecht 'ne Gänsehaut bekommen, bei der Stelle, wo sich Shinichi entschließt sein altes Leben von Shinichi Kudo aufzugeben und ein neues anzufangen, mit Shiho an seiner Seite - sorry, ich nenne sie weiterhin Shiho, auch wenn sie jetzt Ai heißen wird. (^-^)
Shinichis Aussage und die Tat, wie er einfach die Kapsel wegwarf und die gemeinsame Rückverwandlung zu Conan und Ai, hatte was, was ich nur als episch bezeichnen kann! Man konnte da förmlich die Atmosphäre spüren und sich, wie immer, sehr bildlich gut vorstellen. Also wenn Detektiv Conan so aufgebaut wäre, dass Shinichi mit Shiho zusammengekommen wäre, dann so! (^^)
Hm? Etwa schon eine neue Vision von ihr mit Shinichi und ihrer gemeinsamen Tochter in der Zukunft? Nun, da haben sie noch laaange Zeit, bis dieser Traum Realität wird. Und wer weiß, was noch alles passieren? Nebenbei, der Song Road to Perdition Main Theme passte bei den von dir angekündigten Abschnitt hervorragend dazu. Hab' mir sogar den Song per Youtube angemacht, als ich es lass. (^-^)
So, und nun zu den Teil am Ende, der deine Fortsetzung ankündigt: Na, wer die beiden Personen im schwarzen Camero sind, kann man sich ja denken. Cognac hat bedauerlicherweise immer ein passendes Ass in seinen Ärmel … Man kann mit Befürchtungen erwarten, was er innerhalb der Organisation machen wird. Und vorallem, wie sich das Ganze entwickeln wird unter den Männer in Schwarz. Ich bin mir sicher, dass sich das zu einen Drei-Fronten-Krieg entwickeln wird, den die Geheimdienste werden da auch noch mitmischen. Unteranderem darf man gespannt sein, was auf Cognacs Befehl hin überhaupt für Infos verschickt wurden? Und auf das unvermeidliche Widersehen zwischen Shinichi und Cognac, wird bestimmt alles andere als erfreulich für ihn verlaufen.
Ich bin ja mal gespannt, ob im zweiten Teil unter Shinichis Freunden und Bekannten herauskommen wird, ob seine Geheimidendität als Conan auffliegen wird?

So, als Abschluss noch zur gesamten Handlung: Eine supertolle Geschichte!
Sie hatte sehr viel Spannung, Witz, Dramatik, ihre Höhepunkte, und schönsten, romantischsten und rührendsten Momente. Aber auch ihre traurigsten. Der Handlungsstrang konnte man gut mitverfolgen und sich, wie schon geschrieben, gut vorstellen.
Auf die Fortsetzung bin ich schon sehr gespannt.
Also, noch eine angenehme Nacht, oder Tag - je nachdem. (^-^)°
Auf bald wieder, ciao! (^o^)/

Antwort von:  Cognac
27.11.2018 12:28
OH danke danke danke danke, für diese netten und lobenden Worte am Ende meiner Geschichte (bzw. des ersten Teils).
Es freut mich wirklich zu lesen, wie sehr dir die FF gefallen und gefesselt hat. Gerade die Aussage, dass wenn Detektiv Conan mit Shinichi und Shiho enden würde, es genau so ausfallen würde, nehme ich als großes Kompliment dankend an.
Es war im Verlauf des Schlussaktes auch unabwegbar, dass die beiden wieder und diesmal permanent in die Gestalt von Grundschülern zurückkehren, da ansonsten ich das gesamte Ende nicht so dramatisch hätte aufbauen können, so wie von dir beschrieben.
Der Traum war eine hübsche Idee, die mir beim hören der Titelmusik des Films einfach so eingefallen ist und wer weiß, bisher gingen die meisten Träume der beiden in Erfüllung. :D
Wer die beiden Gestalten im Camero sind, wird sich sehr schnell im Prolog des zweiten Teils ergeben, aber ich gebe dir recht, man kann es sich inzwischen auch schon denken oder? ;)
Die Fortsetzung bietet auf jeden Fall einiges an Potenzial für die kommende Handlung und allem was dazu gehört. Ich bin zwar noch nicht weit mit dem Schreiben, aber ich gebe erneut mein Bestes, dass auch der abschließende Teil genauso spannend, dramatisch, witzig, romantisch, rührend und auch traurig werden wird.

Also hoffe ich, bald wieder von dir zu lesen und danke für das großartige Feedback und die tolle Bewertung.
Bis dahin
Cognac
Von:  Yinyin24
2018-11-12T19:12:47+00:00 12.11.2018 20:12
Kogoro ist hohl wie ey und je.😑
Von:  Blue_StormShad0w
2018-11-12T18:55:08+00:00 12.11.2018 19:55
Guten Abend.
Super Kapitel! Und auch so dramatisch.
Während Shinichi sich fragt, warum Shiho das Gegenmittel nicht nahm und warum sie heimlich sich aus den Staub gemacht hat, kommt mir da eine Vermutung, warum. Jedoch, um den anderen Lesern die Geschichte nicht zu verderben, werde ich meine Vermutung erstmal für mich behalten.
Zurück aber zu Handlung: Für das FBI ist das was sie aus der unterirdischen Anlage erbeuten können ein großer Erfolg! Jetzt kann es auch nicht mehr lange dauern, bis die Schwarze Organisation endgültig zerschlagen wird. Und da kann ich mir gut vorstellen, dass nicht nur das FBI all ihre Mittel einsetzen wird. Weltweit wird jetzt jede Sicherheitsabteilung Jagd auf die Mitglieder der Organisation machen.
Aber auch die Organisation wird bestimmt nicht tatenlos rumsitzen und abwarten, bis die erste Razzia durchgeführt wird. Und mit den Tod Cognacs habe ich da auch noch meine Zweifel. Und wer weiß schon, wer jetzt noch alles auf den Plan treten wird? Immerhin gibt es noch genügend Spirituosen- und Weinnamen, die noch nicht gefallen waren - und davon gibt es noch eine Menge.
Nun denn, ich bin schon sehr gespannt, ob Shinichi noch Shiho erwischen wird, was dabei herauskommt und wie die Fortsetzung natürlich ist. (^^)
Im den Sinne, auf bald wieder!
Antwort von:  Cognac
13.11.2018 16:55
Hallo Aros und danke erstmal für dein erneutes Lob.
Es würde mich auf jeden Fall sehr interessieren, wenn du mir nächste Woche deine Vermutung mitteilen könntest, egal ob sie eingetroffen ist oder nicht. Bin gespannt, ob es auf der Hand liegt, wieso Shiho gegangen ist oder nicht. Obwohl ich doch eher zu erstens tendiere.
Richtig zurück zur Handlung:
Was das FBI da erbeutet hat ist wirklich Gold wert, so weit kann man da schon gehen, doch man sollte als Leser doch stets skeptisch darauf reagieren und keineswegs vergessen, dass nicht Wermut diese Informationen abgeschickt hat, sondern der verkleidete Harper dafür verantwortlich ist. Die BO hat also völlig bewusst diese Daten dem FBI zugespielt. Also die eigentliche Frage die sich dabei ergibt ist, wieso haben sie das getan?
Das wird bei genauerem Revue passieren von Cognacs bisherigen Worten und seiner Intention in der FF schnell klar und auch im Epilog wird dies von mir noch einmal angeteasert für den kommenden Teil.
Das du an Cognacs Tod zweifelst ist verständlich, nachdem was er schon alles an Können und Widerstandsfähigkeit unter Beweis gestellt hat. Ebenso gibt es selbstredend noch eine Menge an Spirituosen, die nur darauf warten als Codename in Aktion treten zu können.
Tja und wo ist Shiho bloß hin und wird Shinichi sie noch rechtzeitig finden?
Das alles im Epilog nächste Woche. ^^

Also bis dahin mit freudiger Erwartung
Cognac
Von:  Yinyin24
2018-11-10T21:43:38+00:00 10.11.2018 22:43
Wie süß
Von:  Yinyin24
2018-11-05T20:59:56+00:00 05.11.2018 21:59
Möchte gerne wissen wer Shinichi gerettet hat?
Antwort von:  Cognac
07.11.2018 22:42
Das kann ich dir gerne beantworten. Geklärt wird diese Frage gleich am Anfang des nächsten Kapitels. :D
Aber das hast du sicherlich schon selbst herausgefunden.

Gruß Cognac
Von:  lula-chan
2018-11-05T19:05:50+00:00 05.11.2018 20:05
Das fängt schon mal sehr interessant an. Gut geschrieben. Gefällt mir.

LG
Antwort von:  Cognac
07.11.2018 22:41
Hallo lula-chan
Freut mich das dich der Anfang schon einmal begeistern konnte. Ich hoffe das bleibt auch bei den kommenden Kapiteln so. ^^

LG Cognac
Von:  Blue_StormShad0w
2018-11-05T15:42:32+00:00 05.11.2018 16:42
Guten Tag.
Und ein weiteres actiongeladenes Kapitel!
Allein wie es eskalierte. Ich meine wie Shiho den falschen Harper angeschossen hatte und sie die Pistole Amuro zugeworfen hat, und er damit Ouzo entgültig ausschaltete, holla!
Amarula hat es nun doch nicht mehr geschafft, schon doch etwas traurig ...
Oji! Da gingen Shinichi ordentlich die Pferde durch, als Cognac auf Shiho geschossen hatte. Und dennoch ist dieser Kerl hart in nähmen, als er Shinichi packte um ihn zu töten. Zum Glück konnte Akai es noch verhindern.
Hm, irgendwie hab' ich starke Bedenken, dass Cognac beim Absturz umgekommen seien soll. Würd' mich nicht wundern, wenn er sich noch die Ehre geben wird und mit Shinichi und Shiho abzurechnen. Immerhin wissen wir es ja, er hasst es, wenn Pläne nicht so ausgehen, wie er es gerne hätte.
Und was ist mit Wermut und der Mann, der sich als Harper ausgab?
Nun denn, ich bin schon auf den Epilog schon gespannt und auf die Fortsetzung.
Also, bis demnächst wieder! (^^)/
Antwort von:  Cognac
07.11.2018 22:39
Nabend
Ich hoffe mir ist ein gebührender Abschluss des Finales gegen die Organisation gelungen. Natürlich bleiben hierbei offene Fragen zurück. Einige werden im kommenden Epilog geklärt, andere bleiben vorerst ungelöst und sollen, wie immer, den Leser zu eigenen Vermutungen anregen.
Es sind eher böse und auch eher gute Leute beim Showdown gestorben. Einige Tode sind bestätigt, bei anderen kann man noch hoffen oder auch bangen, dass sie noch unter den lebenden weilen. Einer bei denen man eher bangen und fürchten muss, wäre Cognac.
Ich werde selbstverständlich nicht verraten, ob er den Absturz überlebt hat, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass keiner der Insassen des Helikopters ein solches Inferno heil überstehen konnte. ;)
Des Weiteren habe ich anfangs geplant gehabt noch einen weiteren Charakter sterben zu lassen, habe es aber nicht übers Herz gebracht, NOCH nicht. ^^
Ich habe letztlich andere Pläne entwickelt, die später umgesetzt werden.

Noch etwas zum Schluss, wer sagt denn, das hinter der Verkleidung ein Mann steckte. Vielleicht war es ja auch eine Frau mit gewissen Verkleidungskünsten. :o
Oder ist das eher unwahrscheinlich?
Man kann auf jeden Fall mit sehr viel Vorfreude und Erwartung der Fortsetzung entgegen fiebern.

Gruß Cognac
Von:  Yinyin24
2018-11-02T20:32:48+00:00 02.11.2018 21:32
Ich bin gespannt.
Von:  Yinyin24
2018-11-02T20:09:34+00:00 02.11.2018 21:09
Um korrigieren zu können war die neuen Folgen von Detective Conan am 19.10. auf ProSieben Maxx zusehen und nicht am 22.10. Na ja egal die Story war cool. Bin gespannt wie's weiter geht. 😊
Antwort von:  Cognac
02.11.2018 21:15
Um ebenfalls zu korrigieren, als das Kapitel gepostet wurde, war der offizielle Termin der neuen Folgen noch der 22.10.
Erst später kam ProSieben Maxx mit dem Special am Freitag ums Eck. :)
Nur so asl kleine Info.
Verfolgst du die zurzeit ausgestrahlten Folgen?



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