Last Heritage of White Tiger

Europe - Arrival in France

HI ^_^
 

Im Moment kann man sagen, dass mich eine Welle purer Geisteskraft überflutet ^-^ bin besonders kreativ im Moment und deswegen gibt's auch so viele Kapitel ^-^ *freu* Irgendwie positiv, ne?
 

Also, das ist das erste Kapitel mit Oliver. Wenn ihr ihn mögt, lest es besser nich... Oder nehmt es mit Humor. Ich hasse Frankreich, Franzosen... usw. OK, ich mag Baguettes, aber wer weiß, ob die wirklich aus Frankreich stammen v.v° (Nobody knows and nobody wants to know!)
 

So, das ist also Kapitel 17 °_° Mein Gott, ich bin echt fleißig XD~~~
 

Egal, warum müll ich hier so rum... Nun ja...
 

Hoffe, es gefällt euch!
 

Mata ne

Claudi
 

PS: Wer sich fragt, warum ich "Bloody Revenge - Blutige Rache" vernichtet habe, der soll beruhigt sein: Sie erleidet lediglich eine *Überarbeitung* und wird als "Eternal Darkness" wieder erscheinen! Sozusagen nach "Doomsday"!
 

PSS: Hatte zu dem Kapitel mal meine Phase. Ihr seid echt tolle Leser/Innen *snüff* Muss mich ja mal revanchieren!

Grüße (Special Thanks):
 

@Peruka: Ja, es scheint so ^_^ Und bis zum nächsten Update der FF war's ja auch wieder lang hin... Strafen sollte man mich, dass ich euch immer so lang warten lasse ~.~
 

@witchN: Tja, ich hab beim Schreiben auch gesabbert... Nun ja, so schlimm, dass wir die Schlauchboote auspacken mussten, war's dann doch nicht ^_^"
 

@Blackychannn: Ja, du hast es geschafft XD~ Hoffe, das bleibt auch so, aber die Kapitel werden dadurch nicht wirklich kürzer, kay? ^.^" (Und wie gesagt; ich musste auch bei der Wasserschlacht aufpassen, nicht zu sabbern^^")
 

@Malinalda: Musstest ja nich sooooo lange warten ^_^
 

@vegetafan_14: Tja, die Antwort steht ja am Anfang dieses Kapitels und hat sich damit erledigt ^_^
 

@Noire5: Tja, Kai ist eben vielseitig verwendbar ^_^ Nur als Koch sollte man ihm abraten; wenn er denn alles kann: Kochen? NEE! (Kai: Was soll das heißen?! ÒÓ)
 

@Hayan: Reingeschmissen klingt irgendwie... Naja^^" Aber egal, ich hab getan, was ich konnte... *schreib* Aba bitte nich totknuddeln; ich glaub, da gibt es einige Leute, die das net so toll finden^^ Aber zur Ausstrahlung *meiner* Version: Hau mal Takao Aoki an; vielleicht kann er Beyblade ja in *der* Fassung zeichnen XD~~ Die Frage is nur, ob RTL2 bereit ist, zu senden. Ist wohl der einzige Nachteil an Shounen-Ai (bzw. Shoujo-Ai)... *grummelz* Bestes Beispiel war ja in Sailor Moon vorhanden <.< Sprich Haruka&Michiru oder Zoisite (in der Originalfassung war Zoisite ein Kerl - wie sonst hätte er/sie eine der Sailor-Kriegerinnen flachlegen können?! - und ist später mit Kunzite zusammen... Und Haruka und Michiru waren ebenfalls ein Paar -_-°). Ammis, wir lieben euch... !_!
 

@Libelle: Das merkt man irgendwie^^"""
 

@chibidragon3: Tja, Kai sabbert ^_^ Das sieht auch (in Gedanken) echt zu niedlich aus *strahl* Ja das zwischen Drama und "kawaii" ist eine meiner Spezialitäten. Ich kann mich nie durchringen, ganz Drama oder Humor zu schreiben. Sarkasmus darf nicht fehlen ^_^
 

@Angel-Kajael: Äh... Harry Potter... Naja okay, das lass ich mir noch grad so gefallen ^_^" (Nix gegen HP, ich mag von denen halt nur wirklich Snape und Draco *drop* Aber die Bücher sind auch ganz witzig ^_^)
 

@Mangani: Tja, das hat mich echt gefreut, dass ich dir ne Freude machen konnte ^_^
 

@Beyblader-Rayw: Ja, du kannst sie gern lieben aber denk dran, dass Kai zuerst für meine Wenigkeit Vorrang hat ^_^ (Kai: Hilfe, sie ist wahnsinnig °_°)
 

@shadow-lady: Schon passiert ^_^ hat zwar gedauert aber das Kapitel kommt doch noch hier an XD~
 

@Shuchu-Chan: Is nich schlimm, kam davor gar nicht zum ENS schreiben; das ist mir erst an dem Tag mal eingefallen und auch geglückt^^"
 

@DarkSaharu: Ja, ich hab mir Mühe gegeben ^_^ Schneller kann selbst ich nich schreiben^^"""
 

@-chibi_Bra-: Ist schon okay, bist ja net die Einzige ^_^"
 

@Ashes: Ach, halb so wild ^_^ Bin auch nach dreihundertfünfundsechzig Tagen mal dazu gekommen, "Training im Schnee Oder wie bekommen wir unseren Teamchef wieder?" zu lesen. An einem Stück. Irgendwie hat kranksein doch etwas *muahaha*
 

@MagigKnightCeres: Die Antwort zur Kojenverteilung wirst du schon erfahren ^_^" Aber sicher sind sie die Typen dann auch los... Nur das Ende is... *sfg* Ich liebe es doch irgendwie ^.^
 

~~*~~*~~*~~*~~*~~
 

Europe - Arrival in France
 

Zur Strafe, dass Tyson Kai und Ray im Bus so erschreckt hatte, musste er das Gepäck *ALLER* an Bord des Schiffes tragen, dass sie nach Europa bringen sollte. Der Grund seines Lachens war eigentlich nur der gewesen, dass ein Mann in einem T-Shirt mit dem Aufdruck "Ich bin stolz auf meinen niedrigen IQ!" (auf amerikanisch) neben dem Bus hergejoggt war und Max und Tyson das so amüsant fanden, dass es sie glatt von den Sitzen gehauen hatte vor Lachen. Für Kai war das keine Entschuldigung; sondern Diskriminierung. Tyson würde auch nicht jeder wegen seines beleibten Zustandes fertig machen. Nur jeder Dritte oder Vierte. Aber es war ja auch nur gerecht, immerhin änderte Tyson seinen Lebensstil ja auch nicht. Faulenzen, essen... All das regte richtig dazu an, ihn fertig zu machen. Tyson versuchte immer, Kai wegen seiner blauen Streifen blöd anzumachen, aber der Russe konterte, dass diese ihm wenigstens noch standen (das Geheimnis um ihre Herkunft hatte er ihm nicht verraten) und das sie noch besser aussahen als Tyson' s zerzauste Haare und das Käppi, das er auf Selbigen trug. Kai bezeichnete es als Unzumutbarkeit für die Öffentlichkeit, Tyson so durch die Gegend laufen zu lassen. Tyson hatte darauf noch irgendwas gezetert, aber da hatte ein gewisser Jemand schon die Schnauze voll gehabt und war getürmt.

Irgendwie hatte Ray langsam das Gefühl, dass sich die Beiden nicht leiden konnten.
 

Als er am Schiffsrestaurant vorbeikam, packte ihn der Hunger. "Lasst die doch machen was sie wollen... ICH esse jetzt was!", grummelte er und stieß die Doppeltür auf. Immerhin hatte er auf das amerikanische Mittagessen verzichten müssen (und er empfand es mehr als Erlösung wie Strafe) und schob schon eine ganze Stunde verdammten Kohldampf.

Der Geruch von Gebratenem und Gedünstetem stieg ihm in die Nase und ließ seinen Magen erneut aufknurren. Ein wenig rot um die Nasenspitze - die Leute, die im Restaurant saßen sahen ihn schon komisch an - setzte er sich an einen Tisch. Kaum hatte er das getan, rannte ein Ober herbei und reichte ihm die Karte. "Möchten Sie bestellen oder brauchen Sie noch Zeit?", fragte er nervös, doch Ray drückte ihm die Karte lächelnd wieder in die Hand. "Also, ich hätte gerne..."

Nach 2 gedünsteten Karpfen, einem Teller Tortellini und einer Mini-Pizza sowie 2 Flaschen Wasser (0,5l) war er dann endlich pappsatt und er fühlte sich noch aufgeblähter wie ein Heliumluftballon. Nur mit dem Unterschied, dass er mit dem Gewicht nicht wegfliegen würde. Ray gab das Essen in Rechnung (alles auf Kosten der BBA versteht sich) und verschwand. Gerade, als er das Restaurant verlassen wollte, kamen ihm Kenny und Tyson entgegen. Der Chef sah aus, als würde er gleich tot umfallen und Tyson klappte die Kinnlade herunter. "Ist was?", fragte Ray intelligent, "Das Essen da drin schmeckt einfach wunderbar." "DAS DARF NICHT WAHR SEIN!!!" Kenny griff sich mit beiden Händen an den Kopf (wie er Dizzy dabei unter den Arm klemmen und halten konnte war Ray bis heute ein Rätsel) und Ray wäre am liebsten tot umgefallen oder weggerannt. War aber in seiner momentanen Verfassung eher abratenswert. "Ray, du hast dich da drinnen voll gefuttert?!", fragte Kenny entgeistert. Ray nickte zaghaft. Gleich würde es mächtig Anschiss geben und wenn Kenny austickte, rannte sogar Kai, als wäre die Hölle hinter ihm her. Und das war *höchste* Alarmstufe. Tyson wagte auch nicht mehr, irgendetwas zu sagen. Vielleicht wollte er nach Kai' s Anpöbelungen auch einfach keinen Stress mehr. Aber Ray war das eh egal. Viel mehr beschäftigte ihn der Junge mit der Brille, der jeden Moment explodieren konnte.

"Ray, du enttäuschst mich." Mehr sagte Kenny nicht, dann wandte er sich ab und ließ den Chinesen und den noch immer sprachlosen Tyson im Regen stehen. Bis Ray aus seiner Starre erwachte, Tyson am Ärmel krallte und dem Chef nachsetzte. "Kenny, warte!!!"
 

"Warum muss ich schuften und Ray faulenzt?!", fragte Tyson empört. Er hatte Käppi und Überjacke ausgezogen und machte Liegestützen, wobei der Chef ihn aus prüfenden Augen musterte. Der Chinese lag grinsend auf einer Liege nahe der Reling und genoss die Sonne, die auf seinen Körper schien. Ray hatte Kenny erklärt, dass er nun einmal seit dem Frühstück nichts Essbares mehr gesehen hatte und das war ja auch wahr gewesen. Und als er am Restaurant vorbei gegangen war, hatte sein Magen ja die Kontrolle übernommen. Nun ja, Hauptsache, Kenny hatte es geschluckt. Mehr wollte Ray auch nicht.

"Ray hat gegessen! Und das heißt, er darf eine Stunde keinen Sport treiben. Es sei denn, du willst sein Essen noch einmal sehen, aber darauf ist keiner von uns wirklich scharf, nicht wahr?", fragte Kenny sarkastisch und wandte sich dann an Ray, "Außerdem hat er mir versprochen, dafür noch etwas härter zu trainieren..." Ray nickte. > Ha, das denkste wohl. Ich lass mir heut die Sonne auf den Rücken scheinen und werde ein wenig Schlaf nachholen... Aber eigentlich interessiert es mich, wo Kai steckt. Der kann ja mal nicht einfach so die Kurve gekratzt haben... < Er blickte auf das Meer, durch welches das Schiff gurkte. Der Atlantik wirkte von hier aus so endlos; dennoch sah er auf Weltkarten aus wie ein 5minütiger Marsch von Amerika nach Europa. > Kai... <

Während Tyson losjoggte - Kenny hatte ihn zu 20 Runden über Deck verurteilt - schloss Ray die Augen. Wenn eine Welle seitlich gegen das Schiff schlug - so dachte er - würde er über Bord fliegen. Naja, es war ihm eigentlich egal, solange er sich keinen Zentimeter bewegen musste. Kenny hatte sich ins Schiffsinnere verzogen, weil er die Überhitzung von Dizzy' s Prozessor nicht beschwören wollte. Wenigstens hatte Ray nun endlich seine wohl verdiente Ruhe. Nur 3 Mal kam Tyson an ihm vorbei gejoggt, dann war er wie vom Erdboden verschluckt. > Vielleicht ist er doch nicht ganz so blöd, wie er aussieht... Sobald Kenny weg gewesen wäre, hätte ich das Handtuch geworfen und wäre mit Kai an einen richtig *ruhigen* Ort gegangen... Ob es den Ort hier auch gibt? < Bei dem Gedanken lächelte er. Sie beide zusammen bei Sonnenuntergang auf der Reling; ihre Küsse intensiv; die Körper nur noch Silhouetten im blutroten Licht der untergehenden Sonne...

Idiotische Vorstellung. Kai würde sowas niemals machen, solange es noch hell war und vor allem nicht in aller Öffentlichkeit. Und da kam der Punkt, an dem Ray an ihrer Liebe zu zweifeln begann. Er glaubte an Kai' s aufrichtige Liebe; aber er glaubte auch, dass es dem Russen peinlich war, sich seine Beziehung zu Ray einzugestehen. Doch genau wusste der Chinese das ja nicht. Vielleicht hatte er auch andere Gründe... Aber warum sollte er sich darüber nun Gedanken machen?

Dafür war der Tag eindeutig viel zu kurz. Also entschloss er sich für ein kleines Nickerchen...
 

Er knirschte mit den Zähnen. Beschissene Gesellschaft. Beschissene Schiffsschwankungen. Kai hasste alles auf diesem Schiff. Unten in den Beyblade- Trainingsräumen waren nur verkorkste Idioten zugange und der lilahaarige Typ, der sich selbst als "Meister" bezeichnete, hatte ebenfalls eins an der Klatsche. Wo wir wieder bei der beschissenen Gesellschaft wären. Wie man es drehte und wendete - Kai war nur von geistig labilen Menschen umgeben; über sein Team wagte er gar nicht erst zu philosophieren. Bis auf Ray. Der war ja auch wohl der einzig Vernünftige in dem Sauhaufen. Übrigens: Wo trieb der sich grade rum?

Kai war auf dem Weg zum Deck; er brauchte frische Luft. Kinder und Jugendliche in seinem Alter kamen ihm entgegen; lachten und sprachen miteinander - gingen Kai auch ehrfürchtig aus dem Weg -, doch Kai bekam nur Gesprächsfetzen mit. Doch als ihm zwei lachende Mädchen entgegen kamen, blieb er stehen. Sie schienen also nicht bereit, ihm aus dem Weg zu gehen. Also musste er wohl warten... "Hast du schon das Neuste gehört? Die Bladebreakers sind ebenfalls auf dem Weg nach Russland! Ob sie hier auf dem Schiff sind?!", quiekte das blonde Mädchen. Und noch bevor die braunhaarige Freundin etwas antworten konnte, starrte sie Kai fassungslos ins Gesicht. "Du... Du...?", stotterte sie, was Kai ein wenig aus der Ruhe brachte. Er wollte hier raus. Warum ignorierte er die Gören nicht einfach...? "Du bist Kai von den Bladebreakers, nicht wahr? Darf ich... Darf ich dich mal anfassen?" Nun stotterte die Blonde. "Nein.", knurrte Kai, "Ich lass mich nicht begrabschen." "Hast du eine Freundin?", fragte die Braunhaarige nun, die ihre Fassung wieder gefunden hatte. "Was geht dich das an!? Und nun geht weiter - ich habe Wichtigeres zu tun, als mich mit euch abzugeben.", bellte Kai sie an und rauschte an den Beiden vorbei. "Und ein Autogramm?!" Er blieb stehen. "Sagt mal, legt ihr so großen Wert auf einen Fetzen Papier mit meiner Handschrift? Wenn ja: Geht zum Psychiater. Ihr seid ja nicht mehr ganz dicht." Dann war er grummelnd um die Ecke verschwunden.

Beschissene Fans. Genau das hatte er vergessen. Und das *wollte* er auch so schnell wie möglich wieder...
 

Er trat aufs Deck und blickte direkt in die untergehende Sonne. Also fuhren sie wirklich für einen Zwischenstopp nach Frankreich. Woher er das wusste? Nun ja, manchmal war es sehr praktisch, in dunklen Ecken zu stehen und Andere zu belauschen. Warum nicht? Niemand wurde verletzt und es störte ja auch niemanden. Und selbst wenn, dann hatte dieser einen Mund und konnte das reklamieren. Aber Kai hielt in seinen Gedanken inne.

Hörte er nicht Atemzüge? Spürte er nicht Vibrationen in der Luft?

All das kam aus der Relinggegend. Also machte er sich auf die Socken. Er musste wissen, welches Wesen denn solch eine perfekte Körperbeherrschung an den Tag legte, dass Kai sie in der Luft spürte.

Kaum war er um die Ecke geschlichen, machte sich ein sanftes Lächeln auf seinen Lippen breit. Ray stand mit freiem Oberkörper im Schein der rötlichen Abendsonne und trainierte verschiedene Techniken, wie sie im Kampfsport angewandt wurden. Zumindest war Kai beruhigt, dass sein Engel nicht seine Zeit mit sinnlosem Kram verschwendete, so wie Tyson oder die Anderen. Er brachte sein Gleichgewicht in die Reihe und Kai fand, dass es dem Chinesen sehr gut gelang. Ausgeglichen und wunderhübsch. Das war Ray in seinen Augen.

Kleine Schweißtropfen rannen über die jugendliche und sportliche Muskulatur des Schwarzhaarigen. Er sah Kai nicht; er hatte die Augen geschlossen. Das half ihm beim Entspannen und Meditieren. Das war seine Art der Perfektion. Den Stil, den Tyson aufwies - er nannte sich "Auf ins Getümmel!" - konnte er absolut nicht nachvollziehen. Ihm tat es so gut, ein wenig allein zu sein und seine Gedanken zu ordnen. Zusätzlich sorgte ein leichter Windhauch, der über seine Haut strich, für ein wenig Abkühlung seines erhitzten Körpers. Aber als er - aus einem für ihn undefinierbaren Grund - die Augen öffnete, wusste er, warum er sich die ganze Zeit so seltsam gefühlt hatte. Kai stand auf dem Deck und beobachtete ihn. Es war ja nicht so, dass es ihm unangenehm war... Kai hatte nur einen Blick drauf, bei dem man dahin schmelzen konnte. Zusätzlich schimmerte das Rot der Sonne in seinen rotbraunen Augen und ließ sie noch schöner aussehen. Die Hand, die eben noch an der Holzvertäfelung der Schiffswand geruht hatte in die Tasche steckend, schritt der Russe langsam auf den Chinesen zu. Ray' s Herz raste.

Adrenalin floss durch seine Venen. War Kai sauer, weil Ray sich den restlichen Tag nicht hatte blicken lassen? Nach einem ausgiebigen Mittagsschläfchen von 2 Stunden hatte er auch nicht mehr daran gedacht, ihn zu suchen... Seit er wach war, trainierte er. Irgendwie kam er sich nun ziemlich blöd vor. Was dachte Kai nur von ihm...?

"Wunderschön...", flüsterte Kai und stellte sich neben ihn an die Brüstung, um in die untergehende Sonne zu betrachten, "Warum machst du das nicht öfter?" Ray wurde rot. "Habe nie die Gelegenheit dazu... Ich hatte ja auch seit unserem Zusammentreffen wenig einsame Minuten... Bist du mir eigentlich böse?", fragte er und Kai wandte sich ihm zu. "Warum?", fragte er verwirrt. "Naja, weil...", stotterte der Schwarzhaarige, "Weil ich nicht nach dir gesucht habe..." Kai lächelte. "Ach was, es hätte schlimmer sein können. Ich hätte dich gar nicht mehr finden können und ich glaube, das hätte mir den Verstand geraubt. Ach ja, halte dich vom Beyblade- Trainingsraum im Bauch des Schiffes fern. Da treiben sich lüsterne Gören herum.", meinte Kai und strich ganz vorsichtig über Ray' s leicht verschwitzte Brust. Dieser erlitt unter den Berührungen des Blauhaarigen eine leichte Gänsehaut. Kein Wunder bei den Eisgriffeln.

Die Farbe des Himmels wechselte von Rot in dunkles Lila und letztendlich in tiefdunkles Blau, was bedeutete, dass die Nacht angebrochen war. Langsam kühlte die Luft ab. Noch immer standen Ray und Kai an Deck und beobachteten den langsamen Aufzug der Sterne. Stille herrschte zwischen ihnen, ihren Lippen, ihren Herzen. Bis Ray leicht begann zu zittern. "Ist dir kalt?", brach Kai die erdrückende Stille zwischen ihnen. Der Chinese nickte leicht und wenige Sekunden später hatte Kai seine Arme um ihn gelegt. Nun wurde Ray wieder heiß. Blut rauschte in seinen Ohren und ließ ihn die kühle Nachtluft vergessen. Der Russe schaute ihm tief in die Augen. "Ich liebe dich, Ray.", hauchte er und der Angesprochene lächelte lieblich. "Ich dich auch, Kai...", war seine knappe Antwort, bevor ihre Lippen einander fanden und zu einem liebevollen Kuss verschmolzen...
 

"Kai?" "Hm?" "Was erwartet uns in Russland?" Der Ältere sah den Jungen in seinen Armen kritisch an. "Ein hartes Turnier.", antwortete er wahrheitsgemäß und drückte Ray noch etwas fester an sich. Er wusste, dass er in Russland geboren aber in Japan aufgewachsen war. Ihre Eltern hatten sich auf einem Seminar kennen gelernt. Sie - eine wunderhübsche Russin und er - ein wohl erzogener, vornehmer Japaner. Er war Voltaire' s Sohn. "Gewesen...", rief Kai sich schmerzlich ins Gedächtnis. Ihm graute es davor, daran zu denken. Er hatte Feuer gesehen; in seinen Träumen... Und am nächsten Morgen hatte er erfahren, dass seine Eltern einen Unfall gehabt hatten und dass das Fahrzeug in Flammen aufgegangen war. Die Überlebenschancen waren also gleich Null gewesen. Und noch weniger. "Was ist, wenn ich wieder verliere...?", unterbrach Ray ihn in seinen Gedanken. Kai lächelte. "Das wird nicht passieren, glaub mir. Ich glaube an dich und deine Fähigkeiten... Es gibt keinen Grund mehr zu zweifeln. Für keinen von uns." Zumindest hoffte er das...

Kurze Zeit später waren beide in der Koje (und wohl gemerkt in einem Bett) eingeschlafen.
 

Er schloss die Kabine auf und trat hinaus. > Irgendwo hier war doch die Toilette...? < Durch die Dunkelheit fallend suchte er sich seinen Weg zum stillen Örtchen. Die Suche aber erwies sich als langwieriger als erwartet, sodass er sich irgendwann auf den Boden setzte und schmollte. Das würde ihm auch nichts helfen, aber so ließ sich der Druck im Unterleib doch etwas besser verkraften.

"Suchst du etwas?"

Ray schrak auf. Vor ihm stand - mit einer Kerze bewaffnet - ein lilahaariger Junge, dessen Gesichtszüge ernst und vornehm zugleich schienen. Aus müden Augen musterte er den jungen Chinesen, der am Boden saß und ihn anglotzte, als wäre er gerade vom Himmel gefallen.

"J-Ja!", stotterte Ray, "Ich suche die Toilette..." Der Lilahaarige lächelte. "Na, das ist doch kein Problem. Du gehst den Gang hier entlang und dann links; dann müsstest du eine Tür mit der Aufschrift »WC« finden. Okay? Ich gebe dir am besten die Kerze mit.", sagte er, drückte Ray die Kerze in die Hand und verschwand wieder hinter seiner Zimmertür. Der Schwarzhaarige saß am Boden und verstand die Welt nicht mehr. Aber nun war Eile geboten. Er rappelte sich auf und ging eiligst, aber ohne das Erlöschen der Kerze zu provozieren, den beschriebenen Weg entlang und fand letzten Endes das Gesuchte...
 

"Eine Kerze?"

Kai zog die Augenbraue in die Höhe. Der Chinese nickte. "Ja...", war seine knappe Antwort. "Also schien der Junge nicht gerade auf dem neusten Stand der Technik zu sein. Jeder benutzt heut zutage eine Taschenlampe mit Alkalibatterien. Oder wieder Aufladbaren; aber das steht hier nicht zur Debatte. Auf jeden Fall war er nicht der Hellste." Ray grinste. "Das kann man nun sehen wie man will.", meinte er, "Aber ich fand es sehr nett von ihm." "Und wenn du das Schiff abgefackelt hättest? Wäre das auch nett gewesen?", fragte der Russe gereizt. Das letzte, was er wollte war ein Schiff, das einen Eisberg rammte - Marke "Titanic" - oder ein Schiff, das von Flammen umzüngelt im Meer versank. Er wollte ehrenvoll sterben und das möglichst, ohne als Haifischfutter zu enden. Ray sah ihn geknickt an. "Das wäre Dummheit gewesen...", murmelte er. Dann wandte er den Blick von Kai ab. Noch immer lagen sie nebeneinander auf ihrem Kojenbett. Der Morgen war grau über das Meer hereingebrochen. Und so Recht Lust aufzustehen hatte keiner von Beiden. Zumal es erst halb sieben am Morgen war. Seit er Kai hatte war Ray immer Recht früh auf den Beinen. So kannte er sich kaum. Vielleicht lag es daran, dass er jede Sekunde seines hoffnungslosen Lebens in der Nähe seines Geliebten sein wollte. Vielleicht lag es aber auch daran, dass er es nicht gewohnt war, sich mit jemandem ein Bett zu teilen; egal ob Geliebter oder nur Freund.

"Worüber denkst du nach, mein Kätzchen?", fragte Kai nach langer Pause, "Etwa darüber, was ich sagte?" Ray schwieg. Er wusste, dass das Kai provozieren würde, aber er konnte kaum laut aussprechen, dass er sich von diesem einfach unterschätzt fühlte. Vielleicht sollte er einfach so tun, als wäre er wieder eingeschlafen...

"Ich weiß, dass du wach bist. Und wenn du mir nicht antworten willst, so sage mir das ins Gesicht. Ich bin wohl der Letzte, dem du etwas verheimlichen solltest."

Ganz langsam wandte Ray seinen Kopf zurück und sah Kai in die Augen. "Tut mir Leid... Ich war irgendwie nicht wirklich da.", sagte er und schloss die Augen. Kai strich ihm liebevoll über die nackten Oberarme. Sie hatten sich nicht viel Mühe gemacht, zum Schlafen ein T-Shirt über zu ziehen. Wenn sich ihre bloße Haut berührte war das schon das schönste Gefühl auf Erden. "Ich weiß, wie es dir geht. Ich wäre nach so einem Anschlag auch nicht so ganz bei der Sache. Aber ich bin es ja mittlerweile gewohnt. Es war alles Teil meines Lebens, bevor..." Kai stockte. Er schien erst jetzt zu verarbeiten, was er da gesagt hatte. Ray wollte ihn fragen, was er denn meinte. Aber Kai würde das jetzt sicher nicht gut tun.

Nach einiger Zeit des extremen Schweigens sah Kai Ray fragend an. "Warum fragst du nicht, was los ist? Normalerweise müsste dir die Frage doch extrem auf der Zunge brennen, oder irre ich mich?" Doch Ray sah ihn nur lächelnd an. "Warum sollte ich? Du hast mich auch nie ausgefragt; warum sollte ich das bei dir nun anfangen? Auch du hast ein Recht auf Privatsphäre; ich will dir außerdem keine Erinnerungen ins Gedächtnis rufen, die dich seelisch belasten. Verstehst du das?", fragte er und legte Kai eine Hand auf die Wange. Dieser lächelte nun auch. "Aber darüber zu reden... Fällt mir nicht mehr schwer. Es war schon zu der Zeit, als ich bei Großvater war... Er steckte mich in so eine Art ,Trainingslager'. Nun ja, eigentlich glich es eher einer heruntergekommenen Klosterschule, aber an mehr kann ich mich nicht erinnern. Aber es gab mehrere wie mich... Und wir mussten lernen, niemandem zu vertrauen; Gefühle zu verleumden... Viele hatten wie ich keine Eltern mehr; Andere waren von ihren Familien verstoßen oder einfach abgekauft worden. Wir wurden gezwungen, sie alle zu vergessen... Freunde und Familie. Wer schwach war; verlor... Wurde bestraft. Mehrere Tage in Zellen ohne Essen zu verbringen war wohl noch die mildeste Strafe... Wenn man nachts in seinem Bett liegt - oder zumindest auf dem, was das Bett darstellen soll - und die Schreie derer hört, die gefoltert werden... Und an dieser Folter oder den Folgen sterben... Ray, so etwas zu vergessen ist einfach unmöglich... Und dennoch... Ich habe es für kurze Zeit wohl verdrängt. Tut mir Leid, Ray, ich wollte dich nicht zulabern. Ich gehe besser nach oben.", murmelte Kai geistesabwesend, schwang sich aus dem Bett und zog sich an. Danach verließ er stumm die Koje. Ray konnte ihm nur perplex nachstarren. Aber sein Herz... Sein Herz war gähnend leer...
 

~ Wenn dein Herz dir schwer erscheint und du glaubst, du wirst von niemandem geliebt...

So blicke nach vorn und senke nicht den Kopf.

Denn irgendwo wird es immer jemanden geben, der dich liebt und der dich braucht, so wie du ihn brauchst.

Und wenn dein Weg dich in die Verzweiflung führt...

Sei dir sicher, er nimmt deine Hand und lässt dich nicht im Stich.

Solange du ihm beweist, dass du ihn brauchst.

Dann wird er dir den Weg weisen, der noch nicht von Hass und Gier berührt. ~
 

"Wir erreichen also gleich Frankreich..."

Kai bemühte sich, die Haare aus seinem Gesicht zu halten; ein kühler Wind war aufgezogen und terrorisierte seine Frisur. Er bereute es ja, Ray einfach allein gelassen zu haben, aber auf einmal war alles über ihn hereingebrochen. Die Erinnerung an Schmerzen; Leid... All das hatte er doch schon einmal geschafft zu verdrängen... Warum klappte es jetzt nicht?! Warum machten diese grausigen Erinnerungen ihm so schwer zu schaffen? Ohne großartig lang zu fackeln zog er Dranzer aus der Tasche und betrachtete ihn. Zu blöd, dass er den Trainingsraum in den unteren Gefilden mied, sonst hätte er sich abgelenkt. Aber vielleicht - und nur vielleicht - würden sich die Antworten in Frankreich von Selbst finden. Dranzer konnte ihm da auch nicht helfen; er besaß ihn zwar seit dem Tod seiner Eltern, aber immer hatte der stolze Phoenix sich geweigert, ihm Auskunft über seine Vergangenheit zu geben. "Alles wird sich ergeben, Kai. Habe Vertrauen in dich selbst und in deine Zukunft. Denn die zählt nun wesentlich mehr als das, was hinter dir liegt." Mehr war aus dem Phoenix nicht herauszubekommen. Und das, obwohl er Kai' s erster und bester Freund war...

» Sehr geehrte Passagiere! Unser Schiff wird in wenigen Minuten das Festland erreichen. Wir werden in Frankreich bis ca. 17 Uhr verweilen. So lange wird Ihnen Zeit bleiben, Geschäfte zu erledigen und so weiter und sofort. Wir wünschen angenehmen Aufenthalt. (Und wenn nicht, ist das nicht unser Problem) «

"Ach, wie freundlich...", grummelte Kai, "Bis 17 Uhr mit diesen Spinnern in einer Stadt voller französisch labernder... Franzosen..."
 

"He, Kai!"

Angeplärrter wandte sich langsam und betont genervt um. "WAS?!"

Tyson kam gestikulierend vor ihm zum stehen. "Wir wollen in die Stadt! Kenny sagte, man könne sich dort was ganz tolles ansehen! Hat was mit Kunst zu tun!", quietschte dieser, "Kommst du mit? Oder bleibst du da? Und wo ist Ray? Ist er von Bord gefallen? Habt ihr euch gestritten und er...!" "HALT DIE KLAPPE!", bellte Kai, "Ray ist in seiner Koje und NEIN, ich komme nicht mit. Außerdem bezweifle ich, dass du Kenny freiwillig in den Louvre folgst. Gib es zu, er hat dir ein Mittagessen versprochen." Eingeschüchtert nickte Tyson, bevor er Max an der Hand schnappte und in Richtung Innenstadt entwand. Kenny lief ihnen schreiend hinterher und er tat Kai Leid, weil er diese beiden Deppen nun an der Backe hatte.

Als Kai seinen Blick wieder nach vorne richtete, sah er Ray, der langsam über die Schiffsbrücke schlich und mit erleichterter Miene das Festland betrat. Zumindest war er nicht der Einzige, der festen Erdboden unter den Füßen zu schätzen wusste. Doch er wusste nicht, wie er nun reagieren sollte. Ray sah ihn entschuldigend aus goldgelben Augen an und hoffte, dass Kai irgendetwas sagen würde... Und dieser? Er konnte nicht. Nichts; kein Ton rang sich aus seiner trockenen Kehle. Also wandte er sich ab, um diesen Anblick nicht mehr ertragen zu müssen. Dann hörte er Schritte. Aber er blieb wie angewurzelt stehen. Sein Herz zwang ihn zu rennen, aber seine Beine waren zu Blei geworden und bewegten sich keinen Millimeter. Menschen zogen an ihm vorbei, um die Stadt zu besichtigen. Darunter auch die Kinder und Jugendlichen, die er auf dem Schiff in den Trainingsräumen gesehen hatte. Als der Geräuschpegel um ihn herum sank und kaum noch einer gedachte, sich am Hafen aufzuhalten, wurde Kai sich bewusst, dass er hier noch immer regungslos stand und versuchte, seinem Freund eiskalt aus dem Weg zu gehen.

"Dreh dich um, Kai und sieh mir ins Gesicht."

Kai reagierte nicht; einzig und allein sein Herz schlug dreimal so schnell und ziemlich hart gegen seinen Brustkorb.

"Dreh. Dich. Um."

Kai gefror das Blut in den Adern. So hatte er Ray nur selten sprechen gehört. Und das auch nur, wenn er verdammt sauer war. Also drehte er sich vorsichtig um. Und sah in Ray' s Gesicht, auf dem seine Tränen schimmerten. Als Kai etwas sagen wollte, legte der Chinese einen Finger auf seine Lippen. "Deswegen... Deswegen wollte ich nicht fragen... Weil ich genau wusste, dass... Es so ausgeht...", sagte er ruhig und die neuen Tränen, die sich mit den alten vermischten, tropften von seinem Kinn zu Boden, wo sofort dunkle Flecken entstanden, "Es tut mir so Leid; ich will ja gar nicht wie ein Mädchen hier stehen und heulen, aber... Was für eine Wahl lässt du mir, wenn du sagst, du würdest mir nur zur Last fallen und lässt mich dann im Regen stehen? Was für eine verdammte Wahl ist das, Kai Hiwatari?!" Kai nahm Ray' s Finger von seinen Lippen und lächelte bitter. "Du könntest mich beispielsweise für immer vergessen.", sagte er gelassen. "Daran wage ich nicht einmal im Traum zu denken! Warum sollte ich dich vergessen wollen? Du bist derjenige, der mich aus dieser verdammten Einsamkeit befreit hat... Ich brauche dich, Kai; was soll ich denn ohne dich tun?!", konterte Ray aufgebracht, doch Kai legte einfach seine Arme um ihn. "Ray, hör mir gut zu. Ich werde dir immer zur Seite stehen, egal wie. Aber im Moment beschleicht mich das Gefühl, dass ich dir mehr Kummer mache, als dir lieb ist. Ich liebe dich, Ray, so wie ich nie zuvor einen Anderen geliebt habe. Nie würde ich dich hergeben; nicht einmal der Tod würde dich kriegen, wenn er mit der Sense vor unserer Tür lauert und unsere Seelen als Tribut für die Ewigkeit fordert. Glaube mir das; aber glaube mir auch, dass die Ungewissheit über meine Vergangenheit wie ein Nebel aus Verzweiflung und der Suche nach Antworten auf meinem Herzen liegt; ich immer mehr glaube, in eine böse Sache verwickelt zu sein. Vielleicht, Ray... Vielleicht bin ich gar nicht der, den das Schicksal für dich erwählte...?"

Als Kai das sagte, knipsten sich Ray' s Hirn und sämtliche andere, lebenswichtige Organe für einen Moment aus. Nein, Kai konnte kein Feind sein... Er hatte ihm doch so oft geholfen und war für ihn eingetreten... Aber dennoch... Hatte er nicht irgendwann zu Beginn seiner Freundschaft mit Kai einen seltsamen Traum gehabt...?*1 Hatte Kai ihm darin nicht erzählt, er stünde mit der Biovolt in Verbindung...? > NEIN! < Ray schüttelte innerlich den Kopf. "NEIN!", rief er auch laut aus, "Das glaube ich nicht! Nicht, bevor ich es mit meinen eigenen Augen gesehen habe! Und solange das nicht der Fall ist, werde ich dir vertrauen und beistehen; versprochen. Denn auch meine Liebe zu dir... Ist unzerbrechlich." Der Russe sah ihn mit einer Mischung aus Verwunderung und Respekt in die Augen. Und Ray lächelte, was den Älteren noch mehr verwirrte. Dann legte er wortlos seinen Kopf in Kai' s Halsbeuge und schloss die Augen, während er seinen ruhigen Atemzügen lauschte und seine liebevolle Umarmung genoss.

"Ray... Ich... Danke...", stotterte der Blauhaarige, drückte Ray etwas fester an sich und legte seinen Kopf auf dessen Schulter. Stumme Tränen liefen über seine Wangen und sogen sich in den weißen Stoff von Ray' s Oberteil. Kai spürte endlich wieder was es bedeutete, von jemandem solch ein hohes Maß an Vertrauen zu bekommen, obwohl er glaubte, doch gar keines verdient zu haben...

Und Dranzer und Driger? Die saßen in ihren Bitchips und waren zufrieden.
 

"He, Ray! Kai! Ihr seid ja doch gekommen!", rief Tyson winkend, als ein genervter Kai mit einem etwas glücklicher wirkenden Ray auf den Louvre zuschritt. "Was ist los?", fragte der Chinese, "Warum geht ihr nicht hinein?" Tyson knurrte, während Max sich entschloss, lieber für den Dunkellilahaarigen zu sprechen. "Da liegt das Problem. So ein neureicher Geldsack hat den Louvre für sich privat gemietet, weil er gerade Lust darauf hatte. Tyson hätte ihn beinahe erwürgt, aber leider kam uns einer der Wachmänner dazwischen.", meinte er und Tyson stampfte wütend mit dem Fuß auf. "Schade, dass es nur beinahe war...", seufzte Dizzy, "Sein Modegeschmack entsprach nicht gerade der französischen Noblesse." "Wer in Frankreich tut das schon?", fragte Kai ironisch, "Oder sagt bloß, ihr habt schon mal einen Franzosen gesehen, der nicht in tuntigen Klamotten durch die Gegend rennt." Tyson runzelte die Stirn. Ray hegte die Hoffnung, dass er und Kai einmal derselben Meinung waren... "Aber ich finde Streifen doch gar nicht so schlimm...", murmelte er, wobei der Rest der Bladebreakers beinahe seitlich umkippte. "Weißt du was, Tyson? Dann kauf' dir so ein Ding und halt ja die Klappe, okay?!", bellte Kai und schritt an Tyson vorbei, um den Louvre zu stürmen, "Und vergiss nicht die schwarz-weiße Gesichtsbemalung und ein Paar weißer Handschuhe!" Und während Dizzy in schallendes Gelächter ausbrach, starrte Tyson seinem Teamchef verwirrt nach. "Hä? Was meint der?", kam es intelligent von ihm. "Ein Pierrot.", erklärte Ray, "Kai wollte auf einen Pierrot hinaus. Das ist ein französischer Bühnendiener, soweit ich mich erinnere." Tyson starrte Ray an, als käme dieser vom Mond. "Pierrot? Kai will mich als einen... Diener... sehen?!", stammelte Tyson, bevor er mit dem rechten Fuß aufstampfte; das Gesicht zornesrot und brüllte: "Kai Hiwatari; das wirst du mir büßen!" "Wie oft haben wir das schon gehört!", kicherte Dizzy, "Aber immer vor der Entscheidung hat er plötzlich Bauchweh bekommen. Armer Tyson, vielleicht sollten wir Kai bitten, sich in Zukunft von ihm fernzuhalten. Das könnte verheerende Folgen haben!"

Als Tyson und das Bitbeast begannen, sich zu zanken, beschloss Ray, Kai lieber zu folgen. Er war noch nicht soweit, an Wahnsinn zu sterben.
 

"Kai, warte! Ich dachte, hier wären überall Wachen!", rief Ray, worauf Kai stehen blieb. "Mir egal.", sagte er, "Ich geh hier jetzt rein. Besser, als Tyson anzugucken ist es allemal."

"Halt, bleibt sofort stehen!" Ray und Kai lugten entgeistert in die Richtung, aus der die piepsige Stimme gekommen war. Sie hatte *zu* französisch geklungen für ihren Geschmack. Hinter einer Ecke versteckt entdeckten sie einen grünhaarigen Jungen, der leicht zu zittern schien. "Wer... wer seid ihr? Ich... Kenne euch nicht. Seid ihr Verbrecher?", fragte er ebenso zittrig. Kai setzte sein bestes Haifischgrinsen auf. "Natürlich sind wir das! Russische Mafia; Agenten Wodka & Baileys; sind stets zu Diensten! Wonach schaut' s denn aus, du Blödmann?!", keifte Kai genervt, worauf der Junge noch mehr zusammenzuckte. Ray fragte sich indessen, wer wohl Wodka und wer Baileys war...

"Ihr... Seid also ganz... normale Jungs?", fragte der Grünhaarige. "Was man so als *normal* bezeichnet; ja! Aber egal. Wir sind vom Team der Bladebreakers, die Frankreich mit einem halben Tag Besuch beehren. Und wer hat die Unverschämtheit, den Louvre zu mieten; der einzige Ort, an dem ich glaubte, vor Tyson sicher zu sein?", fragte der Russe nun seinerseits. "Oliver...", quiekte der leicht verstörte Junge, "Ich bin Oliver... Und... Ich gehöre zu den Majestics... Ich bin der Französische Titelverteidiger..." Als er nun leicht unsicher aus seinem Versteck trat, blähten sich die Backen der beiden Bladebreakers auf: Blaue, aufgeputschte Mütze mit einer Art Fliegerbrille; roter Pullover mit weißem, hohen Kragen; blaue, kniekehlenlange Weste und kotzgrüne, eng anliegende und unten weit ausgeschnittene Hosen; darunter rosa Turnschuhe. Kurzum: Ray und Kai brachen in schallendes Gelächter aus, was den grünhaarigen Franzosen endgültig aus der Fassung brachte. "Was habt ihr denn?", fragte er ahnungslos, sodass die anderen Beiden vor Lachen fast auf dem Boden lagen. "Was wir haben fragt er!", prustete Ray, "Hat der schon einmal in den Spiegel gesehen?!"

Der Erste, der sich wieder fasste, war Kai. Er stand auf, klopfte seine Hosen ab; konnte jedoch ein Grinsen nicht unterdrücken. "Äh, tut uns Leid. Wir sind die französische Mode einfach nicht gewohnt. Und ehrlich gesagt wollen wir das auch gar nicht. Aber warum zum Henker hast du den ganzen Louvre nur für dich allein gemietet?", fragte er wieder mit halbwegs ernster Stimme. "Nun ja...", sagte Oliver und schlenderte zu einem riesigen Bild, das in einen Goldrahmen gefasst war, "Ich wollte einfach mal meine Ruhe haben..." Ray und Kai sweatdropten innerlich. "Und deswegen hältst du Touristen davon ab, hier hinein zu kommen? Aber sonst scheint's dir gut zu gehen...", meinte Ray mürrisch. Oliver grinste über beide Backen. "Ja! Ich habe viel Geld, eine eigene Restaurantkette, die Hälfte der Barbie- Pferde- Herstellung, 10 Modeboutiquen allein in Paris, die ,Das letzte Einhorn'- Filmvertriebe - wobei ich auch der Vorsitzende des ,Letzten Einhorn'- Fanclubs bin -, einen eigenen..." "HALT ENDLICH DIE KLAPPE! Da kriegt man ja Kopfschmerzen!", empörte sich der Blauhaarige und der Franzose hielt sofort den Mund. > Effektiv... Klappt ja bei Tyson auch... < "D- Darf ich euch noch etwas fragen?", fragte Oliver verlegen; Ray konnte den blässlichen Rotschimmer auf seinen Wangen entdecken. "Von mir aus...", knurrte Kai, "Aber fass dich kurz." "Seid ihr ein... ein Paar? Ich meine... Seid ihr zusammen; habt ihr euch ganz dolle... lieb?" Kai klappte die Kinnlade herunter, als wäre ihm ein 10 Tonnen schweres Bleigewicht auf den Fuß gefallen und Ray sah aus wie eine Kalkleiche. "Seid ihr? Seid ihr? SEID IHR?!", quengelte der Grünhaarige, doch von Seiten der anderen Beiden konnte er auf eine Antwort lange warten.

Bis... Ray anfing zu lachen. "Wir?!", fragte er, "Der da und ich? NEE! Wir ziehen nur zusammen rum, weil uns der Rest des Teams auf den Geist geht. Also nein, wir und zusammen sein? Der Witz war gut!" Kai hingegen fand das weniger lustig. In Gedanken erwürgte er Ray und Oliver gleichzeitig. Aber er selbst hätte es ja auch abgestritten... Also, warum dem süßen, schwarzhaarigen Chinesen böse sein? "Ach so...", seufzte Oliver, "Ich hab da nämlich ein Problem und glaubte, dafür einen Rat von jemandem zu bekommen, der Erfahrung in gleichgeschlechtlichen Beziehungen hat... Ach, Enrico..." Ray und Kai sahen sich fassungslos an. Das war definitiv ein Traum. Ein Alptraum, aus dem es kein Erwachen gab.
 

"Ray; Kai! Warum seid ihr hier?!" Tyson und Kompanie rauschten an. Irgendwie war Kai tief in seinem Herzen beruhigt, ihn und den Rest zu sehen. Das lenkte ihn zumindest von Mr. NON- Noblesse ab. Allerdings hatte Oliver ganz andere Pläne mit den Neuankömmlingen; er stellte ihnen die selbe Frage wie Ray und Kai zuvor (er fragte natürlich Max und Tyson, ob sie denn ein Paar seien); aber die Reaktion war keine Andere. Das Schlimmste aber sollte kommen, als Oliver sie alle zu einem selbst gekochten Mittagessen einlud...
 

"Schmeckt's?" Mit einem zufriedenen Grinsen auf den Lippen tänzelte der Grünhaarige wieder in die Küche. Tyson, Max, Kenny und Ray aßen genüsslich das von Oliver Gekochte; nur Kai saß mit geweiteten Augen vor seinem Teller und versuchte das Zeug darauf zu identifizieren. Aber es wollte ihm beim besten Willen einfach nicht gelingen. "Was hast du?", fragte Ray, als er sich Kai' s passiven Zustand ansah, "Willst du nicht?" "Ich esse erst, wenn ich weiß, was das darstellen soll.", knurrte Kai, "Ich werde das Gefühl nicht los, dass er Zucker statt Salz genommen hat." "Hat er auch...", seufzte Ray, "Aber wenn man sich stur an die trockenen Nudeln hält, dann schmeckt der Fraß sogar." "Oh, wie beruhigend. Dann iss mal... Tyson isst sogar alles... Ich mach lieber Diät." "Mit der Figur? Also Kai, du leidest nicht zufällig an chronischer Bulimie?" "Ach, sei still..." Nun erhob auch Tyson die Gabel. "Was hast du denn, Kai? Schmeckt es dir nicht? Ich...", begann er, doch da hatte Kai seinen Teller schon demonstrativ vor seine Nase geschoben und die Arme wieder vor der Brust verschränkt. "Guten Appetit." Dann stand er auf und verließ das Restaurant.

"Was für eine Laus ist dem denn über die Leber gelaufen?", fragte Oliver, als er aus der Küchentür schielte. "Keine Ahnung...", sagte Tyson resigniert, "Er hat mir *freiwillig* sein Essen überlassen... Ich glaube, er ist krank..." Ray starrte nur traurig auf die Tür, aus der Kai eben verschwunden war. Was hatte der Russe denn bloß in letzter Zeit...?
 

"Franzosen... Tyson... Könnten ein Volk sein. Obwohl der einen noch besseren Modegeschmack hat als dieser grünhaarige Idiot... Ach; es ist zum Haare ausreißen."

Kai ließ sich auf eine Bank fallen. Er war stundenlang gelaufen - oder zumindest kam es ihm so vor - und seine Füße taten weh. Wenn Ray und die Anderen nach ihm suchten, war es ihm scheißegal. Er wollte allein sein; völlig allein. Er dachte noch einmal darüber nach, ob es richtig gewesen war, seinem Großvater solch eine ,Kündigung' auf den Tisch zu knallen. Aber was hätte er sonst tun sollen? Ray verraten? Nein, nicht, nachdem er den schwarzhaarigen Jungen so sehr lieben gelernt hatte. Kai war einfach nur unendlich traurig; zumindest glaubte er, dass die gähnende Leere in seinem Herzen ein Zeichen von Trauer war. "Nein, ich bin nicht traurig... Ich bin einsam..." Er starrte in den Himmel. Ja, er war wirklich einsam... Obwohl er Ray hatte? Definitiv ja. Er spürte sie doch tief in sich; konnte sie nicht verdrängen oder verleumden...

"Du bist nicht alleine, Kai..." Zwei Arme legten sich um seinen Hals herum auf seine Brust; warmer Atem strich prickelnd an seinem Ohr entlang über seine Haut. Vertrauter Geruch. Als hätte er ihn schon immer gekannt. Und genauso geliebt und vermisst wie in diesem Moment... "Kai, du machst mir ernsthafte Sorgen..." Der Blauhaarige spürte einen sanften Kuss am Hals, der sein Herz höher schlagen ließ. "Ray... Es tut mir so Leid... Ich bin nur so durcheinander... Verstehe die Welt um mich herum kaum noch... Aber du... Du verstehst mich, nicht wahr? Du hältst zu mir...", seufzte er und lehnte sich an Ray' s übergebeugten Körper, wobei Ray ihm noch vorsichtig einen Kuss auf die Stirn gab. "Ich verstehe dich in wenigen Fällen nicht, Kai, das gebe ich ehrlich zu... Aber das sind auch deine Geheimnisse und ich möchte weder in alten Wunden stochern noch Fragen stellen. Was du mir erzählt hast, reicht. Ich liebe dich; ich ertrage es nicht, dich traurig und angeschlagen zu sehen.", flüsterte der Chinese und Kai nickte innerlich. Bis jetzt war Ray nie wirklich aufdringlich gewesen. Er hatte immer nur Kai' s Nähe gesucht. "Was sollen wir machen? Zurück zu dem Franzosen und unserem Team marschieren oder ein paar kleine Anfänger zur Schnecke machen?", fragte Kai, der nun langsam wieder Tauglichkeit in den Füßen spürte. "Ich wäre für Auswahlmöglichkeit Nummer 2...", grinste Ray und ließ von Kai ab, welcher sich daraufhin erhob. "Achja...", begann er, "Wie viel Zeit haben wir noch?" Ray grübelte. "Als ich aus dem Laden gegangen bin, war es kurz nach 2... Uns bleiben also nicht mal 3 Stunden.", sagte er und Kai nickte. "Egal, das reicht."
 

"Dreck verdammter!" Sie kamen keuchend am Pier an. Das Schiff nach Russland war vor wenigen Sekunden in See gestochen. Ray und Kai hatten erst zu spät die Zeit wieder gefunden und mussten zusätzlich noch Tyson und Co. bei Oliver abholen. Und nun standen sie in Frankreich; ohne Gepäck und ohne Ahnung, wie es weitergehen sollte...
 

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*1 = siehe Kapitel "Hongkong - City of Silence"