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Durch die Augen eines Wolfes

von

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Kapitel 2 - Unerwarteter Besucher

Remus zuckte zusammen, als er ein Klopfen an der Tür hörte. Er bekam nie Besuch. Er dachte sowieso nicht, dass sich irgendjemand die Mühe machen würde hier raus zu kommen. Ebenso wusste doch auch niemand wo er wohnte, außer einem Heiler, der nach dem Vollmond vorbeikam. Aber jetzt war eindeutig nicht Zeit dafür.
 

Er dachte einen Moment darüber nach was er tun sollte. Vielleicht waren es Muggel, die sich dort draußen verlaufen hatten? Mit einem tiefen Seufzen ging er zur Tür und öffnete diese. Seine Augen weiteten sich, als er Dumbledore vor sich stehen sah.

„Es ist schön dich zu sehen“, sagte der Mann und lächelte breit. Remus selbst wusste jedoch nicht wirklich, wie er reagieren sollte. Dann trat er einen Schritt zurück.
 

„Möchtest du reinkommen, Albus?“, fragte er höflich und ließ den Mann in seine Hütte eintreten. Der Brünette fühlte sich unwohl. Er hatte Dumbledore seit Jahren nicht gesehen und nun tauchte er plötzlich hier auf.

„Ich hoffe du mochtest die Schokolade?“, fragte Dumbledore und lächelte noch immer. „Oh, ja. Ja, sie war gut. Danke“, antwortete Remus etwas nervös und auch überrascht. Also war es doch Dumbledore gewesen, von dem er die Schokolade bekommen hatte. „Hör zu, Albus. Ich möchte ja nicht unhöflich sein, aber-“

„Dann sei es einfach nicht“, unterbrach ihn der Ältere, während er sich auf das Sofa setzte und sich zurücklehnte. „Wie viele Jahre sind-“ „Elf Jahre und neuen Monate. Albus, was willst du?“ Fragte Remus eilig nach.

„Ich möchte dir ein Angebot machen.“ „Ein Angebot? Was für ein Angebot?“, wollte Remus mit großem Misstrauen in der Stimme wissen. Doch er setzte sich zumindest.
 

„Wie wäre es nach Hogwarts zurück zu kommen? Als Lehrer?“

Remus starrte Dumbledore einige Sekunden lang an, nicht sicher darüber ob Lachen der beste Weg war, um seinen Gefühlen Audrück zu verleihen, doch er konnte sich kaum zurückhalten. Ein Kichern verließ seinen Mund, während seine Hand durch sein Haar fuhr.

„Albus, ich hoffe du weißt wen du das fragst?“ „Ja, das weiß ich durchaus. Und ich weiß auch, dass das ein Angebot ist, das du auf jeden Fall akzeptieren musst. Du wärst ein großartiger Lehrer“

„Natürlich. Und einmal monatlich kann ich die Kinder die Gänge runter jagen?“ Remus Stimme war verbittert. „Ich kann kein Lehrer sein. Ich bin ein verdammter Werwolf!“
 

Dumbledore sah ihn weiter mit sanften und verständnisvollen Augen an. „Mach dir keine Sorgen darum. Wir haben einen Meister der Zaubertränke, der erfreut sein wird, dir jeden Monat einen Wolfsbanntrank zu brauen“ „Wolfsbann?“, fragte Remus verwirrt nach, „Was ist das?“

„Das ist ein Trank, der es dir ermöglichen wird, bei Bewusstsein zu bleiben. Dir wird es möglich sein dich selbst zu kontrollieren und so wirst du während des Vollmonds nur ein schläfriger Wolf sein“, erklärte Dumbledore geduldig. Remus öffnete den Mund um etwas zu sagen, aber hielt sich zurück. Er holte tief Luft, schüttelte seinen Kopf. „Nein, Albus. Das kann ich nicht tun. Es ist gefährlich. Zu gefährlich. Hogwarts ist kein Ort an dem ich sein sollte“
 

Es wirkte, als hätte Dumbledore diese Reaktion erwartet. Er lächelte noch immer, was Remus rasend machte, und faltete seine Hände in seinem Schoß.

„Weißt du, dass Harry dort ist?“

„Ich weiß. Er wird bald dreizehn sein“, sagte Remus kalt. Er wollte nicht zeigen wie sehr es ihn schmerzte diesen Namen zu hören. Nachdem man ihm den Jungen weggenommen hatte.

Sirius hatte ihm nicht nur Lily, James und Peter genommen. Es war Dumbledore gewesen, der ihm auch die letzte Person genommen hatte, die er geliebt hatte. Er hatte ihn zu Lilys Schwester und ihrem Ehemann gebracht. Er kannte die beiden gut genug...
 

„Das ändert nichts, Albus. Ich komme nicht nach Hogwarts. Und es wäre nett, wenn du-“

„Würdest du kurz einen Blick hierauf werfen?“

Sichtlich nicht erfreut von der Unterbrechung nahm Remus das Papier an, das ihm überreicht wurde. Er entfaltete es und ein leises Keuchen verließ seinen Mund, als er begriff was Dumbledore ihm da zeigte.

Sirius.

Fast hätte er das Papier fallen lassen. Ohne es überhaupt zu bemerken hatte er sich erhoben und stand nun in der Mitte des Raumes.

Sirius.

Heruntergekommener Sirius.

Schmutziges Haar, eingefallenes Gesicht, Angst in den Augen.

Die Augen, die einst so gestrahlt hatten und so voll von Leben gewesen waren, waren nun leer.
 

„Du weißt hinter wem er her ist, Remus“, bemerkte Dumbledore um Remus aus seiner Schockstarre zu befreien.

Harry. Harry war in Gefahr. Sirius würde die Aufgabe zu Ende bringen. Er würde...

„Hogwarts ist sicher für ihn, richtig? Sirius-“ Er spürte einen Schmerz in der Brust, als er den Namen aussprach. „Sirius kann nicht nach Hogwarts, nicht wahr?“

„Ich bin nicht sicher, Remus. Sirius hat es geschafft aus Askaban auszubrechen.“

„Aber das ist nicht Askaban. Das ist Hogwarts. Und du bist dort!“

Remus biss sich auf die Unterlippe. Er hatte das Gefühl es steckte mehr dahinter... Dumbledore wusste etwas, er vermutete etwas. Er plante. Und in all den Jahren hatte er gelernt, dass es niemals etwas Gutes war, wenn Dumbledore plante.

„Ich weiß wann ich aufgeben muss. Und ich werde dich nicht noch länger damit behelligen. Behalte das“ Dumbledore deutete zu dem Flugblatt in Remus' Händen. „Schick mir eine Eule, wenn du deine Meinung geändert hast.
 

In Remus loderte Wut auf. Als Dumbledore gegangen war, hatte er die Tür mit einem lauten Knall geschlossen, sich gegen das Holz gelehnt und sich daran zu Boden sinken lassen. Noch immer hielt er das Papier in seiner Hand, sah auf den Mann, von dem er dachte, ihn so gut zu kennen.

Seine Finger berührten das sich bewegende Bild. Er konnte nicht wirklich glauben, dass er das wirklich getan hatte, auch wenn nichts für Sirius sprach sondern alles gegen ihn. Elf Jahre und neun Monate später glaubte er noch immer an ihn... irgendwie. Sirius hatte James geliebt. Und Lily. Und Harry. Remus schluckte schwer und ließ seine Hand durch sein Haar gleiten.

„Und du hast mich geliebt...“, wisperte er sich selbst zu.

Erneut sah er auf das Foto. Das war nicht der Mann, den er gekannt hatte. Dieser Mann war dünn und schmutzig. Seine Augen waren trüb und all das Feuer, das Sirius in sich gehabt hatte, war ausgelöscht. War er wirklich hinter Harry her? War er in dieser Sekunde auf der Suche nach ihm? Harry war bei Lilys Schwester. War er dort sicher?

Er hoffte einfach nur Dumbledore würde wissen, was er tat.
 

Wahrscheinlich hatte Dumbledore aber nicht gewusst, was er Remus damit angetan hatte ihm das zu erzählen. Oder er wusste es und hatte es dennoch getan oder genau deshalb.

Egal wie, nun war es bereits passiert und der Brünette konnte nicht still sitzen, nicht einmal für eine Sekunde. Er fühlte sich so hilflos wie Jahre zuvor. Als Sirius seine Welt auseinandergerissen hatte. Sie hatten Pläne gehabt, Träume gehabt und Sirius hatte sie zerstört.

Es gab eine Zeit in der sie sich vorgenommen hatten zusammen zu ziehen. Aber sie hatten es nicht getan. Der Krieg war hereingebrochen und Misstrauen hatte begonnen zwischen den vier Freunden zu wachsen. Misstrauen, das damit geendet hatte, dass Remus gegangen war, da weder Peter noch Sirius, noch James (besonders wegen Sirius) ihm nicht mehr vertraut hatten.

Letzten Endes war Sirius der Verräter gewesen, der Voldemort erzählt hatte wo sich James, Lily und Harry aufhielten. Er ließ ihn seine Freunde töten, bevor er selbst auch Peter loswurde, zusammen mit einigen unschuldigen Muggeln.

Remus wusste nicht mehr wie oft er versucht hatte Dumbledore zu überzeugen, dass es niemals Sirius hätte sein können. Aber alles sprach gegen ihn. Also glaubte er selbst daran. Es gab keine andere Möglichkeit.
 

Erst hatte Remus Harry nehmen wollen, doch Dumbledore hatte ihn davon abgebracht. Natürlich. Harry wäre niemals bei ihm sicher. Er war gefährlich. Ein Monster. Harry zu nehmen wäre ein zu großes Risiko gewesen und er verstand Dumbledore in diesem Punkt. Aber Harry zu diesen Leuten zu bringen... Er hatte ein schlechtes Gefühl damit gehabt.

Letzten Endes war Remus alleine gewesen wie immer. Er war der einzige, der noch für ihn da war. Greyback hatte ihn überreden wollen bei seinem Rudel zu bleiben, doch wie sollte er? Auf keinen Fall hatte er eine solche Gefahr für andere Menschen sein wollen. Er konnte niemanden verwandeln und er wollte es auch nicht. Er litt und mit dem Gedanken zu leben, jemand anderes musste das wegen ihm selbst durchmachen, das war unmöglich.

Sirius hatte oft versucht Remus zu erklären warum er von Rems nicht so dachte wie er von anderen dachte, die waren wie er. Er war kein Monster. Er war ein Mensch, der einmal im Monat zu einem Wolf wurde. Aber er hatte ihn akzeptiert. Schließlich war Sirius das Monster gewesen.
 

Während der vorbeiziehenden Jahre hatte Remus niemanden kontaktiert, hatte mit niemandem gesprochen außer mit Hagrid, dem er Fotos geschickt hatte. Er hatte gewollt, dass diese an Harry weitergegeben würden, wenn er nach Hogwarts käme. Er sollte über seine Eltern Bescheid wissen, sollte wissen wie sie aussehen. Er wollte, dass Harry ein Bild von ihnen hatte. Aber er hatte alle anderen ausgelassen. Weder Sirius noch Remus selbst waren auf den Fotos gewesen. Ebenso hatte er auch Peter ausgelassen, einfach deshalb, weil es nur um James und Lily gehen sollte. Seine Eltern. Die Menschen, die ihn am meisten geliebt hatten.

Er hatte immer gedacht Sirius wäre der nächste in der Reihe gewesen. Er hatte Harry ebenso geliebt wie James. Er hatte sogar immer gesagt er würde ihn doppelt so sehr lieben. Mindestens. Wie er Harry angesehen hatte, wie er ihn berührt hatte... so vorsichtig und mit Augen voll von Liebe.

Wie hatte er das tun können? Warum? Es ergab einfach einen Sinn. Harry war ein Teil seiner Familie gewesen. Er hatte ihn beschützt, ihn gefüttert, mit ihm gespielt und sogar seine Windeln gewechselt.
 

„Fuck“ Der Mann mit dem sandbraunen Haar brüllte auf und schmiss den Sessel um. Wie sollte er so weitermachen?

Er versuchte sich abzulenken. Er las, machte Spaziergänge und wenn er zurückkam machte er Nickerchen. Vielleicht konnte er es doch schaffen. Irgendwie. Mit dem Wissen, dass Sirius hinter Harry her war... Er musste es versuchen.
 

Es kostete Remus zwei Wochen bis er entschieden hatte was er tun sollte. Tatsächlich hatte er es schon gewusst, als Dumbledore gegangen war. Er konnte nicht hier bleiben mit dem Wissen was passieren würde. Er schrieb einen Brief an Dumbledore um ihm zu sagen, dass er sein Angebot akzeptierte. Mit einem Mal machte es ihn wahnsinnig ständig in der Hütte zu sein. Er wollte gehen, ihn suchen, ihn davon abhalten zu tun was auch immer er geplant hatte. Er wollte zu Harry gehen, ihn in Sicherheit wissen. Er wollte einfach nur irgendwas tun!

Er musste Vertrauen in Dumbledore haben. Er wusste was er tat, richtig? Er musste einfach.

„Ich werde ihn schnappen, James. Ich werde ihn schnappen und... ich werde-“

Wütend über die ganze Situation lief Remus hin und her. Er hasste es hier, obwohl er es gewesen war, der sich isoliert hatte. Er war es gewesen, der diese Entscheidung überhaupt getroffen hatte. Aber jetzt konnte er es nicht mehr ertragen. Er wollte fort, an andere Orte. Er musste einfach. Hier ausbrechen, nach Sirius suchen. Und natürlich auch nach Harry.
 

Der nächste Vollmond war grauenvoll. Remus hatte größere Schmerzen als er die letzten Jahre je hatte. Als er am nächsten Morgen erwachte schmerzte sein ganzer Körper. Er konnte sich kaum bewegen. Da waren so viele neue Wunden überall auf seinem Körper und er war sich sicher, dass die meisten Narben hinterlassen würden, die ihn immer daran erinnerten was er war. Selbst wenn Dumbledore ihm den Trank anbot, er würde sich noch immer verwandeln. Es gab keine Heilung davon. Und eines Tages würde es jemand herausfinden. Er musste den Unterricht während des Vollmonds schwänzen. Als ob das niemand mitbekommen würde. Vielleicht würde der Schulrektor sich etwas einfallen lassen. Aber was? Er bezweifelte, dass es eine Möglichkeit gäbe es geheim zu halten und wenn die Schüler es herausfänden, dann wüssten es früher oder später auch die Eltern. Und er würde wieder alleine sein...
 

Seufzend griff er nach dem Papier, das Sirius' Gesicht zeigte. Seit Dumbledores Besuch lag dieses auf dem Kaminsims. Sirius. Es war alles wegen Sirius. Sein Leben hatte eine Bedeutung gehabt, bis alles von ihm genommen wurde und nun war die Person zurück, die ihm all das genommen hatte.

Er starrte den Mann an, der sich auf dem Papier bewegte und Wut kam plötzlich in ihm auf. Er war kurz davor das Foto zu zerreißen und es wegzuwerfen.
 

„Das ist alles deine Schuld! Nur deine Schuld!“, fuhr Remus das Foto an. „Du hast versprochen ihn zu beschützen! Du hast es versprochen... Du sagtest, du würdest niemals... Du würdest eher sterben als ihn zu hintergehen...“ Seine Stimme wurde ruhiger und er erstickte an einem Schluchzen. „Du hast versprochen bei mir zu sein. Was immer auch passiert“ Und damit drückte er das Papier feste gegen seine Brust. „Ich habe dich geliebt, Sirius... Ich habe dir vertraut...“



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