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Die 3/4-Gitarre

von

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6. Anlauf

Ruki spielte auf seinem Beifahrersitz mit dem Handy, als Reita wieder ins Auto einstieg. Wenigstens etwas. Er hatte mal keinen neuen Unsinn angestellt, während Reita in der Polizeiwache gewesen war.

„Kyo ist in Aokigahara“, meinte der Sänger ganz beiläufig, ohne von seinem Handy hochzusehen, noch ehe Reita selber etwas sagen konnte.

Reita schaute ihn perplex von der Seite an. „Woher weißt DU denn das?“

„Ich rede mit Kyo, ob du´s glaubst oder nicht.“

„Und wie?“

„Per Handy vielleicht?“, entgegnete Ruki in einem 'was-soll-die-saudämliche-Frage'-Ton und hielt sein Telefon vielsagend hoch. „Ich hab seine Nummer, seit ich ihm ne Gitarre abkaufen wollte.“ Ein dezentes Kopfschütteln. Reita war echt komisch. Wie sollte er denn bitte sonst mit Kyo kommunizieren? Mit Telepathie?

Reita seufzte. Natürlich. Ruki hatte Kyo´s Nummer und ließ ihn trotzdem wie einen Idioten zur Polizei fahren.

„Ist dir klar, was Aokigahara ist?“, wollte Ruki mit spürbar ungutem Gefühl wissen.

„Logisch. Das lernen wir doch schon in der Schule. Das ist ein mysteriöser, unheilvoller Wald, der jedes Jahr Dutzende von Selbstmördern anzieht. Diesen Wald besuchen Menschen, um sich dort drin selber um die Ecke zu bringen. Und wer sich noch nicht ganz sicher ist, der wird von den bösen Geistern, die im Wald leben, schon noch dazu gebracht. Wer da rein geht, will nicht gefunden werden. Und den suchen sie auch gar nicht erst. Angeblich sollen dort keine Kompasse und keine elektrischen Geräte funktionieren.“

„Ja. So ähnlich wie die Suizid-Steilküste Tojinbo, wo reihenweise die Leute in den Tod springen. Alleinreisende Frauen müssen sich dort bei den Bus- und Bahngesellschaften anmelden, mit Adresse und allem, damit hinterher im Zweifelsfall der Papierkrieg schneller erledigt werden kann. Inzwischen muss man, wenn man dort mit dem Zug hinfahren will, die Rückfahrkarte gleich mit kaufen. Als ob das jemanden ernsthaft von einem geplanten Selbstmord abhalten würde.“

Reita winkte ab. „Der Wald ist bloß so monoton und unübersichtlich, daß man schon auf kürzeste Distanz die Orientierung verliert“, erzählte er. „Wenn du mich fragst, sind die meisten sogenannten Selbstmörder, die in diesem Wald verschwinden, einfach nur Wanderer, die sich verirrt haben und nie wieder gesehen werden. Genauso wie die meisten Toten an der Steilküste einfach Unfallopfer sein werden, die beim Klettern abgestürzt sind. Das wird überbewertet.“

„Sag das nicht! An den Legenden wird schon mehr als genug dran sein!“, bemerkte Ruki mit fast beleidigter Schnute.

Reita lachte kurz auf. „Bist du etwa abergläubisch?“

Der Sänger sagte nichts dazu. Was im Grunde genug sagte.

„Nagut. Hat Kyo dir auch verraten, was er da will?“, hakte Reita mit einem Deut auf Rukis Telefon nach.

„Nein, aber wenn es uns nichts ausmacht, sollen wir ihn wieder abholen kommen.“

„What!? Damit er sich das Geld für den Zug sparen kann, oder was?“, wollte Reita schnippisch wissen.

Ruki hob abwehrend die Hände. „Wer von uns beiden hat denn hier gerade Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt und wollte sogar ne desaströse Kaution zahlen, um den armen, armen Kyo aus den Fängen der bösen Polizei zu retten?“

„Weißt du, wie spät das inzwischen ist?“

„Ja, durchaus. Darum wirst du bitte auch vorher nochmal bei mir zu Hause vorbei fahren, damit ich mein Koron-Schätzchen noch holen kann.“

„Du willst den Hund mitnehmen?“

„Glaubst du, ich geh in nen Gruselwald, wo die Hälfte der Besucher vom Erdboden verschluckt werden und nie wieder gesehen werden, ohne einen Fährtenhund, der uns da wieder rausbringt?“

Reita schlief das Gesicht ein. Er wusste gleich gar nicht, wieviele Fehler in dieser Aussage enthalten waren und welchen davon er zuerst richtigstellen sollte. Kyo würde ja wohl hoffentlich nicht mitten in diesem Wald stecken, noch dazu um diese Uhrzeit. Bis sie in Aokigahara waren, würde es nach Mitternacht sein. Und Rukis Chihuahua-Verschnitt war ganz sicher alles, nur kein Fährtenhund. Wenn sein Leben wirklich mal von diesem verzogenen Schoßhund abhing, konnte er sich gleich erschießen. Aber Reita atmete lediglich tief durch und sagte nur: „Kyo kann sich in Aokigahara nicht zufällig ein Hotel nehmen und wir holen ihn morgen ab, oder?“

Ruki hielt ihm sein Handy hin. „Das frag ihn mal selber!“

Der Bassist dachte gar nicht dran. Er versuchte sich an der Tatsache festzuhalten, daß er Kyo sowieso möglichst schnell finden musste, um zu erfahren, wieviel er der Polizei über seinen gefälschten Presseausweis erzählt hatte. Murrend schob er den Autoschlüssel ins Zündschloss und ließ den Motor an. Langsam wurde das echt abenteuerlich. Zusammen mit dem Motor sprang auch die D´espairs Ray CD im Autoradio wieder an.
 

Nach einem Zwischenstop an Rukis bescheidenem Heim, drei satten Staus und einem ganz nebensächlichen Umweg, weil Ruki die Kanji nicht lesen konnte und 'Aokigaoka' statt 'Aokigahara' ins Navi eingegeben hatte, was 4 Stunden weiter westlich lag, war es bereits früher Morgen, als sie endlich bei Kyo und seinem Mörderwald ankamen. Das Immortal-Album von D´espairs Ray kannten sie inzwischen auswändig.

Reita war stinksauer und endfertig. Direkt nach einem anstrengenden Konzert noch so eine stundenlange Nachtfahrt hinzulegen, war eindeutig zuviel gewesen.

Kyo stand schon auf dem vorher vereinbarten Parkplatz und winkte ihnen fröhlich entgegen, als er sie sah. Heute trug er normale Jeans und Jacke und einen Schlapphut. Keine MakeUp, keine Horror-Outfits. Auf der Konferenz von Miyavi, auf die er ursprünglich gewollt hatte, hatte er ja schließlich nicht auffallen wollen.

Koron sprang als erster aus dem Auto, Ruki quietschfidel hinterher. Der hatte auf der Fahrt ja auch gut geschlafen, im Gegensatz zu Reita als Fahrer. „Hi, Kyo.“

„Hi, ihr zwei ... drei“, grüßte Kyo zurück und wuschelte das Hündchen durch, das freudig um ihn herumwuselte. Er wollte gerade die Standardfrage vom Stapel lassen, ob sie denn gut hergefunden hätten. Aber er biss sich im letzten Moment auf die Zunge. Die Uhr sagte ja deutlich genug, daß sie das nicht hatten. „Ich hab gehört, ihr wolltet mich aus der Polizeihaft holen?“, wandte er sich stattdessen an Reita, mit einem Fingerzeig auf Ruki, um zu verdeutlichen, woher er das gehört zu haben glaubte.

„Und ich hab gehört, du wärst mit meinem Presseausweis hausieren gegangen.“

„Ach, einen Versuch war es wert“, winkte Kyo lässig ab. „Wo hattest du den überhaupt her? Das Ding ist gar nicht übel. Ich sollte mir auch mal einen zulegen.“

„Dann aber bitte auf deinen eigenen Namen.“

„Das versteht sich.“

Reita schaute sich nebenbei um. Links an den Parkplatz grenzte ein Hotel an. Rechts begann schon der Waldweg, der in den Aokigahara-Wald hineinführte. Dieser Wald, in den viele hineingingen, um sich umzubringen. Reita schauderte. Auf der anderen Straßenseite war ein Abschleppdienst. Makaber. Der schaffte bestimmt gleich die Autos von den Besuchern weg, die aus dem Wald nicht wiederkamen. Wenn man der Straße noch ein Stück weiter folgte, kam man dann auch in die Stadt Aokigahara. Sicher keine sehr idyllische Wohngegend, gleich neben so einem fluchbeladenen Wald.

„Ich hab der Polizei gesagt, daß ich den Presseausweis selber gebastelt hätte. Mit falschem Namen, nur zur Sicherheit. Ich hoffe, das war okay“, erzählte Kyo weiter. „Du wolltest doch sicher nicht, daß ich denen sage, wo ich den wirklich her habe.“

„Nein, das ist nett von dir, danke“, murmelte Reita müde.

„Und wieso bist du zur Polizei gegangen?“

„Ich wollte dich halt da raus holen. ... Keine Ahnung ... wahrscheinlich hab ich immer noch ein schlechtes Gewissen, daß ich damals so überstürzt aus deinem Haus geflohen bin, ohne mich wenigstens zu verabschieden.“

„Deine Hütte ist aber auch echt ein Gruselkabinett“, pflichtete Ruki ihm bei. „Wie hältst du es da drin bloß aus, sag mal?“

„Ah, deshalb wart ihr also so plötzlich über alle Berge!?“, wollte Kyo ratlos wissen, als könne er das überhaupt nicht nachvollziehen. Seine Bude war doch cool. Er verstand gar nicht, was die beiden dagegen hatten. „Naja, egal jetzt. Gehen wir uns die Stadt ansehen, wenn ihr schonmal den ganzen weiten Weg hier hergekommen seid? Kommt ihr mit?“, wechselte er euphorisch das Thema.

Reita verzog das Gesicht. „Klar, geh du mal schön mit Ruki shoppen, ich verzieh mich jetzt in das Hotel da, hau mich auf´s Ohr und hol mir ne Mütze voll Schlaf. Ich fahre jetzt nirgendwo mehr hin.“

„Und wie sollen wir dann in die Stadt kommen?“, hakte Ruki mürrisch nach.

„Einen Fuß vor den anderen! Und wo nich glatt is, darf gerannt werden! Damit ihr heute noch wieder da seid!“

„Spinnst du? Ich will nicht laufen!“, maulte Ruki noch etwas zickiger.

„Sieh´s positiv. Vielleicht gibt es ja in Aokigahara ein Musikhaus, in dem du noch kein Hausverbot hast, und wo du endlich eine Gitarre findest.“

„Den Kommentar hätteste dir jetzt sparen können“, grummelte der Sänger und griff nach der Hundeleine, um sie sich diagonal um den Oberkörper zu schlingen. Wie immer, wenn er sie nicht brauchte und Koron frei laufen ließ. Aber Reita hatte sich schon mit einem Abschiedswinken umgewandt und spazierte auf das Hotel zu, das an den Parkplatz angrenzte. Nebenbei warf Ruki Kyo einen abschätzenden Blick zu. Meistens hatte er ja Angst vor Kyo. Aber in dem otto-normal-Styling, das er heute an sich hatte, sah er doch harmlos genug aus, als daß er sich alleine mit ihm auf Shoppingtour getraut hätte.

„Naja ... da vorn habe ich eine Bushaltestelle gesehen. Lass uns halt mal schauen, wann ein Bus fährt“, schlug Kyo vor. „Du hast also immer noch keine neue Gitarre für dich gefunden?“

„Nein“, machte Ruki nur muffelig. Er würde sich hüten, Kyo zu erzählen, was er schon alles versucht hatte und wozu das jeweils geführt hatte. „Verrate mir lieber mal, was du hier in Aokigahara willst!“

„Studien treiben und gute Drehorte suchen, für unser nächstes Musikvideo von Dir en Grey. Du wirst ja sicher wissen, welchen Ruf der Wald hier hat. Das ist sowas von perfekt. Und wann wird man schonmal kostenlos durch die Gegend kutschiert? Als ich gehört habe, daß die Polizei gerade einen Gefangenentransport nach Aokigahara aufstellt, hab ich sofort gesagt, daß ich da mit will.“

„Du warst aber nicht die ganze Nacht alleine in diesem Wald da, oder?“, meinte Ruki mit ungutem Gefühl. Es hieß ja, man solle sich nach Dunkelwerden nicht mehr in dem Wald aufhalten, und vor allen Dingen den Weg nicht verlassen, wegen der bösen Geister, die einen dazu brachten, schlimme Dinge zu tun. Ruki war ja nicht übermäßig abergläubig, aber er fand, man sollte es lieber nicht drauf anlegen.
 

Tatsache. In Aokigahara gab es ein Musikhaus. Oder einen 'Laden', das traf es vielleicht eher. Natürlich konnte er mit dem dreistöckigen Tempel von Miyavi nicht mithalten, aber hey, wenigstens gab es einen. Ruki stand etwas unschlüssig vor der Eingangstür herum und haderte mit sich, ob er wirklich reingehen sollte. Augenscheinlich war es ein reines Fender-Geschäft. Hier schien es nur Fender-Gitarren zu geben. Damit hatte Ruki für´s Erste kein Problem, auch wenn er den einheimischen Herstellern wie Ibanez und Yamaha den Vorzug gab, wenn er die Wahl hatte. Was ihn an dem Schuppen jedoch ein wenig abschreckte, war die an einem Galgenstrick aufgehängte, mit Kunstblut beschmierte Hundeattrappe im Schaufenster. Welches Statement auch immer das sein sollte, Ruki als liebenden Hundebesitzer war das enorm zuwider. Da Kyo ihm aber die Entscheidung abnahm und schon hochmotiviert in dem Laden verschwand, nahm Ruki seinen Koron lieber auf den Arm, bevor er ihm nach drinnen folgte.

Im Laden wurden sie zunächst mit einem verpennt aussehenden Verkäufer konfrontiert, der beim Gähnen die Klappe so weit aufriss, daß er sich fast den Unterkiefer aushängte. Dann blinzelte er, sah nochmal genauer hin und zeigte sich sichtlich überrascht, tatsächlich und leibhaftig Kundschaft vor sich stehen zu haben. Offensichtlich bekam er es hier nicht sehr häufig mit Kunden zu tun, noch dazu mit so vielen auf einmal. „Äh, Guten Morgen“, gab er nur irritiert von sich.

„Guten Morgen“, erwiderte Kyo missbilligend. Solche unzivilisierten Dienstleister hatte er ja vielleicht gern.

„Kann man Ihnen helfen? Was suchen Sie denn?“

„Ja, eine Gitarre bitte.“

Der Verkäufer sah sich suchend in seinem Gitarrenladen um, als müsse er erstmal überlegen, ob er sowas ausgefallenes überhaupt auf Lager hatte und wo er hier zuletzt eine gesehen hatte. „Für Sie?“, fragte er dann nach, um Zeit zu schinden.

„Nein, für ihn hier.“ Kyo deutete auf seinen Sänger-Kollegen, der sich argwöhnisch im Hintergrund hielt und sein Hündchen schützend an sich drückte.

„Semi-Akustik! Mit F-Löchern!“, rief Ruki aus einigen Metern Entfernung. Er wollte diesem Verkäufer nicht näher kommen als nötig. Der fraß bestimmt kleine Hündchen wie seinen Koron zum Frühstück.

Der Verkäufer begann zu strahlen. Sowas hatte er! „Natürlich. Wenn Sie mir bitte folgen würden!? Dann zeige ich Ihnen unsere Auswahl.“

Ruki drückte sein Hündchen mit einem leisen 'Verteidige Koron mit deinem Leben!' Kyo in die Hände und schloss sich dem Ladenbesitzer dann an.

Kyo schaute dem Gazetto verständnislos nach, bis der hinter dem nächsten Regal verschwunden war, schüttelte den Kopf und setzte Koron auf dem Fußboden ab, um ihn frei laufen zu lassen. Was sollte er das wuselige Pelztier hier die ganze Zeit rumtragen? Der Laden war ja nun nicht so groß, daß der Hund zwischen den Einrichtungen auf Nimmerwiedersehen verschwinden konnte. Als nächstes griff er sich irgendeine ausgestellte Gitarre und begann damit herumzuprobieren, als Zeitvertreib bis Ruki wieder da war und hoffentlich was gefunden hatte.
 

Es waren keine 3 Minuten vergangen, als im Gitarrengeschäft ein riesiger Tumult losging. Ein lautes Gepolter und Geschrei begann. Kyo stellte schnell seine Gitarre weg und hastete los, um nachzusehen und bei Bedarf einzuschreiten. Aber was er fand, ließ ihn ungläubig einen Moment lang innehalten. Er sah den Verkäufer auf dem Boden liegen und wild, hilfesuchend fuchteln. Über ihm stand Ruki, seine ausgezogene Jacke in der Hand, mit der er laut schimpfend unablässig immer wieder auf den völlig verstörten Verkäufer einschlug wie mit einer Peitsche. An einem Hosenbein des Verkäufers zerrte knurrend Koron, um seinem Herrchen zu helfen. Aus Rukis hysterischer, überschnappender Stimme hörte er nur zusammenhanglose Satzfetzen heraus. 'Du elender Yûrei' kam darin vor, 'Lass mich in Ruhe!' und 'Meine Seele kriegst du nicht!'. Dann entschied Kyo endlich, daß ein Dazwischengehen angezeigt war.

„Hilfe! Nimm doch jemand den Irren weg!“, jappste der Verkäufer überfordert.

„Ruki, bist du von allen guten Geistern verlassen? Hör auf damit!“, verlangte Kyo und nahm dem Gazette-Sänger zuerst die Jacke weg, damit er aufhörte, dem Ladenbesitzer das Kleidungsstück wieder und wieder um die Ohren zu hauen. Dann schnappte Kyo ihn um die Taille und zerrte ihn weg, bevor er ersatzweise mit seinen Fäusten auf den armen Mann losgehen konnte. „Du wirst ihn doch nicht umbringen wollen! Du hast nur Ärger mit der Leiche!“, beschwichtigte Kyo ihn weiter.

„Der Typ ist ein Yûrei! Der ist hinter meiner Seele her! Aber nicht mit mir, Freundchen! Nicht mit mir! Koron, beiß!“

„Ruki, bist du irre!?“

Der Chihuahua zerrte weiter giftig knurrend am Hosenbein des am Boden liegenden, daß man dachte, jeden Moment würde er einen Fetzen aus dem soliden Stoff gerissen haben. Kyo versuchte, ihn mit Aus!-Befehlen zur Ruhe zu bringen, aber auf ihn hörte der kleine Wadenbeißer natürlich nicht. Gut, auf Ruki hätte er vermutlich auch nicht gehört, aber das war erstmal zweitens.

„Gut so, Koron, hilf mir! Verteidige deinen Papa! Guter Hund! Elender Yûrei!“

„Ruki!“, jaulte Kyo am Ende mit seinen Nerven.

Der Verkäufer hatte sich inzwischen wieder auf die Beine hochgekämpft und versuchte sein Glück in der Flucht Richtung Kasse, wobei er den Hund an seiner Jeans einfach wie einen Klotz am Bein mitschleifte. „Raus aus meinem Laden! Alle!“, keuchte er.

„Ja-ja, das brauchst du mir nicht sagen“, grummelte Kyo und bugsierte den immer noch sich wild gebärdenden und laut schimpfenden Ruki vor sich her zur Ladentür. „Ruki, nun hör schon auf, Mann! Alter, ich dachte ja immer, ICH wäre creepy, aber was ist denn bei DIR bitte schiefgelaufen?“

In der Tür ließ Ruki noch einen lockenden Pfiff los, der Koron fast augenblicklich bei Fuß stehen ließ – na sieht mal an, es ging im Ernstfall doch – und marschierte dann hoch erhobenen Hauptes freiwillig hinaus.

Kyo fuhr sich mit beiden Handflächen durch das Gesicht und schloss sich ihm an. „Was sollte das, Mann? Brauchst du unbedingt ne Schadenersatzforderung für dein Ego?“

„Der Verkäufer war ein Yûrei!“, bekräftigte Ruki nochmal, inzwischen wieder ganz die Ruhe in Person, und mit einer Selbstsicherheit, die keinen Platz für Zweifel oder Unrechtsbewusstsein ließ.

„Weißt du überhaupt, was das ist?“

„Böse Geister von verstorbenen Seelen! Der Aokigahara-Wald ist voll von denen! Sie zeigen dir grauenvolle Sachen und bringen dich dazu, Selbstmord zu begehen oder deinen Begleitern was anzutun, wenn du in der Gruppe unterwegs bist.“

„Wir sind hier aber nicht im Wald, Ruki.“

„Wer sagt, daß sie an den Wald gebunden sind? Die können auch aus dem Wald raus und draußen auf Seelenfang gehen!“, meinte dieser und bückte sich herunter, um sein Hündchen lobend zu tätscheln. „Gut gemacht, Koron! Fein hast du mich beschützt! Das war richtig klasse!“

Der Chihuahua-Verschnitt hisste zustimmend auf.

„Und was bringt dich zu der Erkenntnis, daß der Compadre ein Geist war? Hatte er vielleicht ein Papierdreieck am Kopf, oder was? Als du auf ihm rumgeprügelt hast, war er ja erstaunlich real.“

„Er wollte mir einreden, daß ich unbedingt mal in den Aokigahara gehen müsse!“

Logisch, der Wald war eine Touristenattraktion, dachte Kyo augenrollend, sagte aber nichts. Er entschied, daß die unheilvolle Atmosphäre dieses Landstrichs und die Legenden um den Selbstmord-Wald Ruki zu Kopf gestiegen waren, ganz einfach. Wortlos drückte er Ruki die Jacke wieder in die Hand und ging weiter, in der Annahme, daß Ruki ihm schon folgen würde. Himmel, wie hielt man es mit so einem Kerl in der Band bloß aus? Er musste sehen, daß er Reita so schnell wie möglich wieder aus seinem Hotel rausgebelzt bekam, damit sie alsbald zurück nach Tokyo konnten.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  JINO
2017-11-05T17:41:44+00:00 05.11.2017 18:41
>>Mit Telepathie?<<
KLaroooo.... geheime fähigkeit von Sänger... xD

>>um den armen, armen Kyo aus den Fängen der bösen Polizei zu retten?<<
der hätte sich schon selbst befreit. :'D
der brauch kein Reita ehm Ritter aufn weißem Ross/ß?!!.... xD
Wobei hat Kyo ja gemacht... Selbst ist der Kyo ehmn.. Mann. xD

Sie sollten Kyo lieber gleich holen... nicht das dieser Arme Leute verschreckt. :'D

>>Direkt nach einem anstrengenden Konzert noch so eine stundenlange Nachtfahrt hinzulegen, war eindeutig zuviel gewesen.<<
Armer kerl.. :o

>>Ah, deshalb wart ihr also so plötzlich über alle Berge!?<<
nööööööööööö sie haten ein Termin.... :'D
Manoman xD

Zickiger Ruki ... tztz.... er denkt nicht dran das Reita eventueeeeel etwas schlaf gebrauchen könnte? :'D

Drehtort für ein Video... oh man Kyo x
Antwort von:  JINO
05.11.2017 18:42
Shit! Ich wollt noch garnicht abschicken!
Bin noch garnicht fertig! Q_Q
Antwort von:  JINO
05.11.2017 18:56
>>an einem Galgenstrick aufgehängte, mit Kunstblut beschmierte Hundeattrappe im Schaufenster.<<
O__________o Okay… tricky!

>>'Verteidige Koron mit deinem Leben!'<<
Macht Kyo sicherlich. :’D
Hat ja sonst nicht zu tun… nee.. :’D

>>daß der Hund zwischen den Einrichtungen auf Nimmerwiedersehen verschwinden konnte.<<
Sag das besser nicht Kyo! Oder denke es besser nicht!
Der kleine Wuffi verschwindet sicherlich schneller als Kyo Dir en Grey sagen kann! :’D

>>'Meine Seele kriegst du nicht!'<<
what the hölle? O_O

>>„Der Typ ist ein Yûrei! Der ist hinter meiner Seele her! Aber nicht mit mir, Freundchen! Nicht mit mir! Koron, beiß!“<<
Du meine güte…. Was geht den mit Ruki ab? :’D

>>„Ruki, bist du irre!?“<<
Nöööö nur ein bisschen gaga.. :’D

>>„Ruki, nun hör schon auf, Mann! Alter, ich dachte ja immer, ICH wäre creepy, aber was ist denn bei DIR bitte schiefgelaufen?“<<
Dad wüsst ich auch gerne mal… :’D

>>zu Kopf gestiegen waren<<
ich glaub auch…. Armer armer Kyo… :o

Ladenbesitzer ist selber schuld… was sagt er auch so was… XD

Liebe grüße
Antwort von: Futuhiro
06.11.2017 17:26
> >>Mit Telepathie?<<
--> Naja, man muss doch mal fragen. XD

> Sie sollten Kyo lieber gleich holen... nicht das dieser Arme Leute verschreckt. :'D
--> Stimmt, daran hab ich gar nicht gedacht, daß Kyo mitunter selber als böser Geist durchgehen könnte. XD

> Macht Kyo sicherlich. :’D
> Hat ja sonst nicht zu tun… nee.. :’D
--> Damit rechnet ja keiner, daß er Ruki eine Bitte ausschlagen könnte. :D

> Du meine güte…. Was geht den mit Ruki ab? :’D
--> Er ist wohl doch ein wenig abergläubig. ... Nagut, ein bisschen SEHR abergläubig! XD

> Armer armer Kyo… :o
--> Ich versteh nicht, warum alle Kyo so bedauern. XD

Vielen Dank, ich habe wieder sehr über deine Anmerkungen gelacht. ^u^)/
Antwort von:  JINO
06.11.2017 18:18
Kyo muss man einfach bedauern... Besonders weil der Arme Tropf mit einer von Rukis Macken bekanntschaft gemacht hat. xD
Von: abgemeldet
2017-11-05T10:30:57+00:00 05.11.2017 11:30
Armer kyo. Mehr habe ich nicht zu sagen 😂
Antwort von: Futuhiro
05.11.2017 11:32
Armer Kyo? Was ist mit dem armen Ladenbesitzer, Mann!? XD
Antwort von: abgemeldet
05.11.2017 23:41
Na der ist mir egal er hätte Ruki Baby nicht erschrecken sollen 😂
Aber wer hilft nun den armen verstörten kyo Darling 😂?
Antwort von:  JINO
06.11.2017 18:20
Genau! xD
Ladenbesitzer gibts zu Tausend oder so.... aber Kyo... Kyo gibt es nur einmal!!!
Antwort von: abgemeldet
06.11.2017 20:06
Jaaa genau Bitch bei gibt es nur ein mal! Und einen Gott kann man nicht ersetzen 😂😂


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