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Let us not curse the darkness. Let us kindle little lights.

von

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Victim of love

Was habe ich mir dabei gedacht?

Immer und immer wieder wiederholte ich diesen Satz während meiner Reise. Ich hatte seit Tagen nicht richtig geschlafen, kalter Regen weichte meine Kleider auf und begleitete mich nun schon seit dem dritten Tage. Meine Verzweiflung war zum greifen nah, während ich Aiden immer weiter voran trieb. Wir hatten bereits die vierte Nacht hinter uns gelassen, normalerweise hätte ich mein Ziel schon erreicht haben müssen, doch statt einer weiten Hügellandschaft, erstreckte sich lediglich ein weitläufiger Wald vor uns. Waren wir beim letzten mal durch solch Unterholz geritten? Ich erinnerte mich nicht mehr und meine einstige Zuversichtlichkeit war schon am zweiten Tag erschöpft gewesen, genau wie mein Proviant. Wie um meine Gedanken zu unterstreichen knurrte mein Magen auf, was mir ein leidiges seufzen entlockte.
 

Niemals hätte ich gedacht, dass die Tage so Nervenaufreibend werden würden. Nachdem ich Iliora verlassen hatte ritt ich die ganze Nacht und den folgenden Tag durch, hielt nur um Aiden eine kurze Pause zu gönnen, in der er sich mit kalten Wasser neue Kraft verschaffen konnte. Ich war optimistisch gewesen, hatte gedacht, dass ich den Weg noch kannte. Doch nachdem ich die zweite Nacht hinter mir gelassen hatte, wurde mir langsam Bewusst in welch einer Lage ich mich befand. Ich war allein, unbewaffnet und unerfahren um Kampfe. Sollte mich jemand überfallen, wäre ich demjenigen schutzlos ausgeliefert. Doch ich versuchte mir so viel Mut wie nur möglich zuzusprechen und dennoch bekam ich nachts kein Auge zu. Allein das kleinste Geräusch ließ mich aus meiner Ruhe aufschrecken, sorgte dafür das eisige Angst das Blut in meinen Venen zum stillstand brachten und selbst als ich die Quelle für meine Unsicherheit erkannte, gelang es mir selbst Stunden später nicht mich zu beruhigen, weshalb ich es letztlich aufgab und meist nur für wenige Minuten Rast machte. Bis mich die Müdigkeit in der dritten Nacht einholte und mich die ganze Nacht in einen unerbittlichen Kampf mit meinen Alpträumen zog. Erst die kalten Regentropf weckten mich am nächsten Morgen und ab da an wich mir der nasse Begleiter nicht mehr von der Seite. Abermals brachte die Kälte mich zum Zittern, als mir eine Windböe das feuchte Haar ins Gesicht peitschte.
 

„Oh man“, wimmerte ich, den Tränen nahe und strich mir mit steifen Fingern die Strähnen aus den Augen. Auch Aiden machte das Wetter und die lange Reise zu schaffen, so war er es nicht gewohnt so weite Strecken über sich ergehen zu lassen und als wir schließlich am Rande des Waldes ankamen riss ihm scheinbar der Geduldsfaden. Störrisch bäumte er sich auf und wirrte laut. Erschrocken klammerte ich mich an den Zügeln fest und fiel fast aus dem Sattel als seine Vorderhufen unsanft auf den Boden aufkamen. Er schüttelte seinen Kopf, wobei seine nasse Mähne mir kalte tropfen ins Gesicht warfen.
 

„Schhh mein Junge. Ich weiß mir geht es nicht anders“, verzweifelt versuchte ich ihn zu beruhigen und strich ihm über den großen Kopf. Doch es brachte nichts. Stur weigerte er sich den dunklen Wald zu betreten.

„Ok schon gut“, sprach ich leise und stieg von seinem Rücken ab. „Dann laufen wir halt beide.“

Beruhigend nahm ich seinen Kopf in meine Hände und drückte meine Stirn gegen sein kaltes Fell.

Es brauchte viel Geduld und ruhige Worte um meinen Freund dazu zu bewegen mich in das Unterholz zu geleiten, aber letztlich schaffte ich es wohl ihm die Angst zu nehmen, worauf er sich zögerlich in den Wald führen ließ.
 

Der lange Fußmarsch durch Stock und Stein kostete mich einen weiteren Tag und die Hälfte der Nacht, zusätzlich raubte es mir nun die restliche Kraft. Zweifel, Schuldgefühle, Heimweh und die Angst sorgten dafür, dass mir mein Körper nicht mehr gehorchten. Müde sank ich auf die Knie und versuchte nicht mal mehr meine Tränen zu unterdrücken. Ich wimmerte und hockte zitternd im Dreck und weinte, weinte so laut wie ich es noch nie getan hatte. Ich vermisste meine Eltern und Helia und selbst der Gedanke an die Mauer, welche mir sonst immer das Gefühl gab eingesperrt zu sein, sorgte jetzt dafür, dass sich mein Herz voller Wehmut zusammen zog. Der Nervenzusammenbruch warf mich abermals in der Zeit zurück und ein bitterer Wunsch wuchs in mir. Der Wunsch danach aufzugeben. Ich hatte versagt, hatte meine Eltern und mein Volk im Stich gelassen.

Sollte die Prinzessin nicht, bis Mitternacht der nächsten Vollmondnacht in meinem Königreich eintreffen sehe ich dieses Angebot unwiderruflich als abgelehnt an.

Hart trafen mich diese Worte, die sich durch den dichten Nebel drängten.

„Reiß dich zusammen!“, ermahnte ich mich. Ich wusste nicht woher, aber als ich neuen Mut fand schaffte ich es mich erneut aufzurappeln.

„Du bist kein jämmerliches Kind!“, sprach ich laut zu mir selbst und kämpfte mich auf die Beine.

Der dichte Nebel um meinen Verstand schwand und selbst Aiden schien es zu bemerken. Mit stolzen Gang kam er auf mich zu und schabte ungeduldig mit seinen Hufen auf den matschigen Waldboden.

„Na los, wir haben nicht mehr viel Zeit.“

Mit diesen Worten wischte ich mir mit dem nassen Hemdärmeln über das Gesicht, griff nach den Zügeln und ging mit Aiden durch die Tiefen des Waldes. Der Regen war unser ständiger Begleiter, ebenso wie der Hunger, die Angst und die Müdigkeit, doch es blieb uns keine Zeit mehr und ich würde mein Volk nicht im Stich lassen, ganz gleich, wie stark das Heimweh mir die Luft abschnürte.
 

Es dauerte die gesamte restliche Nacht, bis wir schließlich den Waldrand erreicht hatten. Erfreulicherweise hatte es aufgehört zu regnen und die ersten Sonnenstrahlen weckten die Vögel, die den Morgen mit ihren wunderschönen Gesang begrüßten. Unbewusst beschleunigte ich meine Schritte und ein kleines Lächeln zierte meine Lippen als ich den Schatten der Bäume hinter mir ließ. Doch was mich erst richtig zum Lachen machte war die weiten Hügel, die sich vor meinen erstreckten.

„Endlich“, seufzte ich erleichter. Ascathron war nicht mehr weit, hinter diesen saftigen grünen Wiesen lagen schon die Weiten des Ozeans und davor die Klippe, mit dem riesigen Schloss, zu dessen Fuße sich die Stadt ehrfürchtig verneigte. Doch der Gedanke daran weckte keine Begeisterung, wie bei meinem letzten Besuch. Eine kalte Gänsehaut legte sich auf meine Arme und die feinen Nackenhaare stellten sich alarmiert auf, selbst die kleine Stimme in meinem Hinterkopf wurde laute und rief, seit meinem Aufbruch ununterbrochen die selben zwei Worte: Dreh um!

Ich ignorierte die Stimme und drehte mich zu Aiden um, der meine Gedankenabwesenheit nutze und zufrieden an dem saftigen Gras zupfte. Natürlich gönnte ich ihm die Pause und trank währenddessen drei große Schlücke aus meiner Wasserflasche.
 

Keine zehn Minuten später saß ich wieder auf den Rücken meines Pferdes und ließ mein mittlerweile offenes Haar im Winde wehen, mit der Hoffnung, dass sie dabei trocknen würden.

Ich hatte nun nicht mal mehr einen halben Tagesritt vor mir und würde Ascathron vielleicht sogar schon heute Mittag erreichen und während sich abermals die Aufregung gepaart mit der Angst über mich legten kam mir gleichzeitig noch ein anderer Gedanke.

Was wenn ich den König umstimmen könnte? Er konnte unmöglich einen menschliche Frau wollen, noch dazu eine, die ihm vor seinem versammelten Gefolge auf einen Ball hatte stehen lassen und ihm vor aller Augen als Monster betitelte. Vielleicht gelang es mir mich mit einer Entschuldigung aus dieser Forderung zu befreien. Würde er sich mit dem Land und einen Teil unserer Ernte zufrieden geben? Was konnten wir, jemanden wie dem König der Vampire statt meiner Wenigkeit bieten? Jener der über Macht, Reichtum, ewige Jugend und die Liebe seines Volkes verfügte?
 

~🌸~
 

Helia:
 

Unerbittlich schlug mein Herz gegen meine Brust, doch ich ignorierte es und den Schmerz, der damit herging. Genauso ignorierte ich die große unendliche Leere in mir. Immer weiter trieb ich mein Hengst an seine Grenzen, sehr wohl darüber im Klaren, das es weder für ihn noch für mich gut war ohne längere Pause vier Tage lang durchzureiten und lediglich zum saufen Rast zu machen. Wütend umklammerte ich das halb zerrissene Papier, welches ich seit den letzten drei Tagen nicht mehr aus den Händen gelegt hatte. Mittlerweile konnte ich die geschriebenen Worte im Schlafe aufsagen.
 

Liebster Vater,

liebste Mutter,
 

für mich wird es nie etwas wichtigeres geben als jene die ich liebe und ich würde alles tun, nur um sie in Sicherheit zu wissen und ihr seid euch doch genauso wie ich darüber im Klaren, dass es für Iliora keine andere Lösung gibt, egal wie lang wir suchen. Die Zukunft dieses wundervollen Königreiches liegt in den Händen einer Kreatur, die so dunkel wie der Meeresboden ist. Er weiß wie es um uns steht, genau deshalb steht es ihm frei zu fordern nach was auch immer es ihm begehrt, gewiss mit Überzeugung über unsere Verzweiflung. Aber Vater, Mutter, wenn ich zwischen eurer sicheren Zukunft und einem Leben an der Seite dieser Kreatur wählen muss, so steht mein Entschluss fest. Ich wollte eines Tages Königin über dieses Reich sein und die Mauern zu Grunde richten. Ich träumte davon auf diesem Thron zu sitzen, mit einem Lächeln auf den Lippen, weil es meinem Land gut geht, weil Frieden herrscht und weil Ihr stolz auf mich seid, aber ist es dann nicht auch meine Aufgabe alles in meiner Macht stehende zu tun um diesen Frieden zu bewahren? Ist es nicht das was eine gute Königin tut?
 

Vater, Mutter, bitte sorgt euch nicht um mich. Familie ist eine unerschöpfliche Quelle der Liebe und der Stärke und genau diese zwei Dinge werde ich niemals loslassen, sie werden mir ein Licht sein, wenn alles um mich herum in Dunkelheit versinkt und sie werden bei mir sein, wenn ich mich fürchte. Ihr werdet an meiner Seite sein, wenn die Einsamkeit mich überkommt und Ihr werdet Jene Kraft sein die mich weitermachen lässt, Ihr und die Gewissheit nicht nur tatenlos dagesessen zu haben.
 

Helia. Ich weiß du wirst wütend und verletzt sein, doch ich möchte das du weißt, dass ich die gemeinsame Zeit, so kurz sie auch anhielt, genossen habe. Ich wünschte wir hätten glücklich sein können, doch dieses Schicksal sei uns vergönnt. Das wusste ich seit den Moment an, als unsere Küsse mein Herz erwärmten, mir die Angst nahmen und mich im wohligen Gefühl der Zuneigung wiegten. Ich war Egoistisch genug um dir meine Liebe zu schenken und ich war eigensinnig genug mir deine zunehmen, obwohl ich wusste wie es enden würde. Doch Liebster, ich bereue keine einzige Sekunde, keinen einzigen Kuss und im nächsten Leben, das verspreche ich dir, werde ich auf dich warten und dann wird uns eine Zukunft, so hell wie der Sterne selbst gegönnt sein.
 

Vater, Mutter, Helia bitte vergießt keine Tränen. Ich verspreche, eines Tages werden uns wiedersehen.


 

Tränen liefen mir über die Wangen, doch ich wischte sie nicht weg, genau so kämpfte ich nicht gegen den Schmerz an. Ich brauchte meine Kraft, denn genau so wie Sakura würde ich alles für die Liebe opfern, selbst mein eigenes Glück.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Stevy
2019-06-02T16:12:54+00:00 02.06.2019 18:12
Toll geschrieben, und gleich 2 kappis
DANKE
Deine Aufhänger sind immer der Hammer, da denkt man sie kommt da an, und zack: Personen Wechsel...
Das ist schon fast wie ein Krimi 😁
Von:  Cendy
2019-06-01T20:05:21+00:00 01.06.2019 22:05
Wieder ein tolles Kapitel, welches die Vorfreude auf das kommende anstachelt! Wie sagt man in Sakuras Fall so schön-die Hoffnung stirbt zuletzt...
Von:  xXSakuraHarunoXx
2019-06-01T18:49:55+00:00 01.06.2019 20:49
tolles kapi freue mich auf die nächste.
ich glaube das saku leiht naiv ist ich glaube nicht das sasu eine kleine es tut mir leid um stemmen läst.
Von:  sama-chan
2019-06-01T18:48:32+00:00 01.06.2019 20:48
Helia ist ja sooooo süüüüüß!!! 😍😍😍
Ich bin gespannt, ob er es noch schafft, sie zu erreichen. 🤔


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