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Begegnungen

[EU-Sequel \ Ben Skywalker & Tahiri Veila Centric]
von

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„Du!“

Perplex blinzelte Ben, als sein Onkel mit drohend erhobenem Finger in das Apartment gestampft kam.

Tesar, Valin und Jysella saßen mit ihm im Wohnbereich und wollten eigentlich die Pläne für die nächsten Tage besprechen. Jetzt jedoch blickten sie eher neugierig denn beunruhigt zwischen Han und Ben hin und her. Hinter Han trat Leia in den Raum. Allein die Tatsache, dass sie ihren Gatten nicht aufgehalten hatte, sagte Ben, dass er nicht mit ihrer Hilfe zu rechnen brauchte.

„Was ist mit mir?“, fragte Ben irritiert.

„Du weißt, was mit Tahiri los ist!“

Ben unterdrückte einen Seufzer. Er hätte sich denken können, dass die Beiden ihn irgendwann ausquetschen würden. Seine Hoffnung, dass Darran Tahiri helfen könnte, ihre Krise zu bewältigen, war von Anfang an mehr eine Illusion gewesen als alles andere.

„Das ist eine Privatangelegenheit“, machte Ben einen halbherzigen Versuch, die ganze Sache abzuwehren, auch wenn er es besser wusste.

„Das ist eine Familienangelegenheit“, widersprach Leia ruhig, aber mit unnachgiebigem Blick.

„Wir gehen dann mal“, verkündete Jysella mit erhobener Stimme und ergriff den Arm ihres Bruders. „Wir können die Pläne auch alleine fertig stellen.“

Valin war die Neugierde deutlich anzumerken, als er Jysella folgte. Selbst Tesar schien für einen Moment zu erwägen, einfach hier zu bleiben. Ben war den Dreien für ihre Einsicht dankbar.

Er rechnete es seinem Onkel hoch an, dass dieser lange genug wartete, bis die drei Jedi-Ritter das Apartment verlassen hatten, ehe es erneut aus ihm herausplatzte: „Jetzt rede! Wieso geht es Tahiri so schlecht? Und was hat Darran Darklighter damit zu tun?“

Ben zögerte. Darran und Tahiri waren seine Freunde und sie hatten sich ihm anvertraut. Außerdem war die ganze Sache sehr heikel. Ben war sich alles andere als sicher, ob es gut war, die Solos einzuschalten. Aber andererseits besaßen sie wesentlich mehr Erfahrungen und kannten Tahiri auch viel länger als er selbst.

„Darran ist in Tahiri verliebt“, erklärte Ben schließlich leise. „Er hat mir erzählt, dass er damals Tahiris Ernennung zum Jedi-Ritter auf Mon Calamari gesehen und seitdem ihre Entwicklung verfolgt hat.“

Die Solos tauschten einen beunruhigten Blick, aber Ben entschied, ihnen auch die zweite Hälfte des Problems auf den Tisch zu legen. „Ich glaube, dass Tahiri diese Gefühle erwidert und sich vehement dagegen zu wehren versucht. Von der ersten Begegnung an hat es ihr immer zugesetzt, auch nur in Darrans Nähe zu sein.“

Für mehrere Sekunden herrschte angespanntes Schweigen. Hans gemurmelter Fluch – einer von der Sorte, die er nie in Allanas Hörweite von sich geben würde – schien Leia schließlich aus ihrer Starre zu reißen.

„Du glaubst, dass Tahiri gegenüber Anakin Schuldgefühle hat?“

„Das ist Banthapoodoo“, unterbrach Han seine Frau. „Anakin hätte sich sicher für Tahiri gewünscht, dass sie glücklich wird.“

„Natürlich hätte er das, aber das ändert nichts daran, dass Tahiri ihn immer noch liebt“, erklärte Leia mit einer gewissen Schärfe in der Stimme.

Sofort griff Han nach ihrer Hand. Auch nach all den Jahren noch war ihr die Trauer um ihren jüngsten Sohn nur zu deutlich anzusehen. Für Ben hatte seine schöne Tante noch nie so alt ausgesehen wie in diesem Moment.

„Wieso hast du es uns nicht gleich erzählt?“, wollte Han wissen. Vorwürfe lagen in seiner Stimme und in seinem Blick.

„Ich wollte Tahiri und Darran die Chance geben, es alleine zu klären“, erwiderte Ben ruhig.

Er sah seinem Onkel an, dass diesem ein barscher Kommentar auf den Lippen la, aber eine beschwichtigende Geste Leias hielt ihn zurück.

„Wir können Tahiri nicht dazu zwingen, sich auf Darran einzulassen“, fuhr Ben daher bedächtig fort. „Sie muss das mit sich selbst ausmachen.“

„Und was ist mit dem Darklighter-Burschen?“, brummte Han, dem es offensichtlich nicht behagte, bei der ganzen Angelegenheit keinen richtigen Sündenbock zu haben.

„Ich vertraue ihm“, erwiderte Ben ohne Zögern und blickte seinem Onkel offen in die Augen. „Was auch immer Tahiri entscheidet, er wird es akzeptieren. Wenn sie Zeit braucht, wird er sogar weitere zwanzig Jahre warten und, wenn sie ihn lässt, wird er ihr bedingungslos zur Seite stehen. Er ist in einem jedi-freien Umfeld aufgewachsen, aber er kann sich mir problemlos anpassen. Wenn Tahiri ihn lässt, wird er es bei ihr auch tun.“

„Darklighters sind ja solche Streber“, murrte Han unzufrieden.

Leias Mundwinkel zuckten verräterisch, als sie den Arm ihres Mannes mitleidig tätschelte. Allerdings wurde ihre Miene schnell wieder ernst.

„Es gefällt mir nicht, schon wieder nichts für sie tun zu können.“

„Mir auch nicht“, gab Ben schulterzuckend zu. „Aber es hilft ihr vielleicht, wenn ihr bei ihr bleibt. Ich würde es selbst tun, wenn hier nicht so viele Sith herum laufen würden.“

„Du hast bereits viel für Tahiri getan, jetzt sind wir dran“, sagte Leia beruhigend.

Ben nickte dankend, obwohl er immer noch um seine Partnerin in Sorge war. Er würde diese Sorge ablegen müssen, um sich auf seine Aufgaben konzentrieren zu können: Kessel, die Gipfelschilde, die Jagd nach den Sith…

„Ich glaube, Meister Horn meinte Darran, als er davon gesprochen hat, dass auf Kessel eine wichtige Prüfung auf Tahiri wartet“, murmelte Ben.

Han schnaubte entnervt: „Visionen!“

Leia seufzte leise, ließ Hans Ausruf ansonsten jedoch unkommentiert. Auch Ben verkniff es sich, seinem Onkel etwas über Machtvisionen erzählen zu wollen. Das war genauso sinnlos, wie mit einem Sternenjäger auf ein Schwarzes Loch zu feuern.

Anscheinend entschied Leia, dass es an der Zeit war, das Thema zu wechseln, denn nun fixierte sie Ben mit ihrem unnachgiebigen Politikerinnenblick: „Ben, was war während deines Kampfes mit dem Sith los? Deine Gefühle im Kampfgeflecht waren seltsam verworren.“

Wieder einmal zögerte Ben. Nicht weil er sich den Solos nicht anvertrauen wollte, sondern weil er wirklich nicht wusste, wie er die Begegnung mit Vir einordnen sollte.

„Ich denke, mit Hilfe des Kampfgeflechts hätte ich den Sith besiegen können“, begann er unsicher. „Aber es hat sich angefühlt, als würde ich den Falschen bekämpfen.“

„Du meinst, weil es nur ein Handlanger und keiner der Kommando führenden Sith-Lords war?“, fragte Han.

Langsam schüttelte Ben den Kopf. „Nein, es hatte ganz speziell mit Vir zu tun.“

„Vir? Du kennst den Sith?“

„Er war ein Mechaniker bei den Renegaten, den ich später für die Gipfelschilde rekrutiert habe“, erklärte Ben. Nur zögerlich fuhr er fort: „Er hat mir gesagt, dass sein richtiger Name Vir Khai ist.“

Han und Leia reagierten ganz genau so, wie Ben es erwartet hatte. Seine Tante presste die Lippen zu einem dünnen Strich zusammen, um sich zu beherrschen, ihr Mann hingegen ließ von vorneherein alle Beherrschung fahren und ließ seinen Sturm ungezügelt an die Luft.

„Ein Verwandter dieses verräterischen Miststücks?!“

Ben schwieg, als sich weitere Verwünschungen und unschmeichelhafte Bezeichnungen in einem regelrechten Gewitter entluden.

Er konnte die Wut seines Onkels verstehen. Vestara hatte die Solos in einer kritischen Situation verraten, damit die Sith Allana töten konnten. Und später hatte sie durch ihre Machenschaften dazu beigetragen, dass Han von den Columi-Brüdern gefoltert wurde. Auch die Tatsache, dass sie Ben verraten hatte, der sie aufrichtig geliebt und sich darum bemüht hatte, ihr auf den Weg der Jedi zu helfen, wog schwer für sie.

Nicht so schwer jedoch wie für Ben selbst, der immer noch Gefühle für die gleichaltrige Sith hegte. Vestara war seine erste Erfahrung mit dem großen Mysterium Liebe gewesen und auch wenn er mittlerweile reif genug war, um sich davon nicht beeinflussen zu lassen, waren seine Gefühle nicht ganz und gar erkaltet. Darin sah er selbst nichts Bedenkliches und sein Vater teilte diese Ansicht. Darüber hatte sie sich während eines ihrer seltenen Kom-Gespräche unterhalten. Gefühle waren ihm als Jedi nicht verboten, er durfte sich nur nicht von ihnen irreleiten lassen.

Als sein Onkel sich vorübergehend genug verausgabt hatte, ergriff er das Wort: „Die Verwandtschaft mit Vestara scheint Vir auf Keshir in Ungnade gestürzt zu haben. Vir hegt deswegen einen persönlichen Groll gegen mich. Oder glaubt es zumindest.“

„Glaubt es?“, wiederholte Leia stirnrunzelnd und legte beruhigend eine Hand auf das Bein ihres Mannes.

„Es hat sich nicht so angefühlt, als wäre Vir beim Kampf gegen mich mit ganzem Herzen dabei gewesen“, erklärte Ben, der sich selbst darüber in Klaren war, wie vage das klang. „Und es gibt noch weitere Ungereimtheiten, was Vir betrifft.“

„Du meinst zum Beispiel seine Tarnung als Mechaniker?“, hakte Leia nach.

„Was soll denn damit sein?“, mischte Han sich ein.

„Als einfacher Mechaniker ist dein Aktionsradius viel zu eingeschränkt. Du hast kaum Zugangsberechtigungen zu sensiblen Gebieten und im Grunde gar keinen Einblick, geschweige denn Einfluss, auf Entscheidungsfindungen in den oberen Rängen. Weder für größere Sabotageakte noch für Infiltrationen ist dieser Posten geeignet.“

Abwägend legte Han den Kopf schräg. Sein Gemüt hatte sich wieder abgekühlt und jetzt dachte er scharf nach. „Und wenn genau das der Trick ist? Vielleicht ist er der Mittelsmann zwischen den anderen Spionen und Keshir.“

„Das schien bisher nicht die Vorgehensweise der Sith zu sein“, erwiderte Ben nüchtern. „Kein einziger der bisher identifizierten Spione hatte nachweislichen Kontakt zu einem der anderen Spione.“

„Gut, nehmen wir einmal an, dieser Vir hat bei seiner Tarnung schlicht und einfach eine schlechte Wahl getroffen, das spricht ihn nicht frei. Er könnte hinter dem ersten Attentat auf Ben gesteckt haben.“

Entschieden schüttelte Ben den Kopf. „Wenn Vir es darauf angelegt hätte, hätte er es garantiert geschickter angestellt. Vir ist als Mechaniker ein Genie, dagegen war der Attentäter ein Stümper. Außerdem…“

„Was außerdem? Junge, warum musst du deinem Vater immer ähnlicher werden?“, brummte Han und tätschelte Leias beschwichtigende Hand auf seinem Arm.

„Ich glaube, dass Vir Tahiri hätte töten können. Bevor ihr und die anderen Jedi hier angekommen seid, bin ich Vir vor der Medstation begegnet. Seine Hand war verletzt und ich habe keine Gefahr für Tahiri gespürt, deshalb habe ich mir nichts dabei gedacht, aber er hätte es tun können.“

„Und jeder andere Sith hätte es wohl auch getan“, murmelte Leia.

„Moment mal!“, schaltete Han sich ein und blickte misstrauisch zwischen seiner Frau und seinem Neffen hin und her. „Sucht ihr etwa gerade nach einem Grund, diesen Burschen zu begnadigen? Das ist ein Sith!“

„Nur weil er so erzogen wurde, aber das heißt nicht, dass er einer bleiben muss“, entgegnete Ben und straffte die Schultern. „Bisher hat Vir sich nichts zuschulden kommen lassen. Vielleicht sollten wir ihm eine Chance geben.“

Ein Blick in die ernsten Augen seiner Tante ernüchterte Ben wieder. Er wusste, was ihr auf der Zunge lag: Verrannte er sich da vielleicht in etwas? Projizierte er seine früheren Hoffnungen bezüglich Vestara jetzt auf Vir?

Unsicher lauschte Ben in sich hinein. Was er hervorgebracht hatte, konnte auch andere Deutungsmöglichkeiten beinhalten. Virs Tarnung und Zurückhaltung konnten auch ganz andere Gründe haben. Und dennoch wurde Ben das Gefühl nicht los, dass von Vir überhaupt keine Gefahr ausging…

Ben straffte die Schultern und sah erst seinem Onkel, dann seiner Tante fest in die Augen.

„Dad hat Mom eine Chance gegeben und sie wurde zu einem der besten Jedi-Meistern des Neuen Ordens. Ich habe Tahiri eine Chance gegeben und sie ist zur Familie zurückgekehrt. Dad und ich haben Vestara eine Chance gegeben und sie hat uns verraten. Nichts desto trotz war es richtig, ihr diese Chance zu geben. Vir verdient auch so eine Chance und ich werde sie ihm geben und die Verantwortung dafür übernehmen.“

Ein anerkennendes Lächeln umspielte Leias Lippen. „Es kommt mir wie gestern vor, dass du ein winziges rosa Bündel warst, das zwei der mächtigsten Jedi der Geschichte auf Trab gehalten hat.“

„Und jetzt bist du ein Jedi, wie deine Eltern es waren. So idealistisch wie dein Vater und so stur wie deine Mutter“, gluckste Han und schlug seinem Neffen kräftig auf die Schulter.

Diese Worte machten Ben gleichermaßen verlegen und stolz. Der Gedanke, dass er beiden Elternteilen ähnelte, gefiel ihm.
 

Erschöpft lehnte Vir sich gegen die raue, unregelmäßige Wand des Minenschachts, der ihm als Versteck diente. In seiner Hand hielt er den letzten Glasdolch, den er noch hatte. Seine Finger schlossen sich so fest darum, dass die Knöchel weiß hervor traten. Sein Arm zitterte vor Anstrengung.

Er hatte das Gefühl, als würde er etwas Wichtiges verlieren, wenn er die Waffe auch nur eine Sekunde lang los ließe. Es war ein Erbstück seines Vaters, der noch vor seiner Geburt bei einem Duell gestorben war. Die Verzierungen hatte seine Mutter vorgenommen, die einen unrühmlichen Krankheitstod erlitten hatte, als Vir fünf Jahre alt gewesen war. Diese Waffe war seine Vergangenheit, seine Herkunft, sein Erbe.

Tief holte Vir Luft und suchte nach seiner inneren Ruhe, mit der er bisher alles ertragen hatte. Doch seine Gedanken drehten sich sofort um das Duell mit Ben Skywalker. Wieso hatte er den Jedi nicht töten können? Und wieso hatte der Jedi gezögert, ernsthaft zurück zu schlagen?

Unwillkürlich musste Vir wieder an die Vision denken, die er bei seiner ersten Begegnung mit Ben gehabt hatte. Was hatte sie zu bedeuten?

Gerne hätte er einen Mentor um Rat gefragt, aber Oberlord Tharai hatte sich nie sonderlich dafür interessiert, seinen Pflichten als Virs Mentor nach zu kommen. Vir verzog das Gesicht, als er daran denken musste, wofür Tharai sich stattdessen interessiert hatte.

Ganz automatisch fuhr Vir mit seiner freien Hand in seine Gürteltasche und zog einen alten Hydroschraubenschlüssel hervor. Dem Stück war der Jahre lange Gebrauch deutlich anzusehen. Nach Sithmaßstäben war es ein langweiliger Gebrauchsgegenstand, keiner weiteren Beachtung wert, aber Vir erinnerte es immer daran, wie befriedigend es sich anfühlte, etwas zu reparieren.

Er hatte diesen Hydroschraubenschlüssel von dem Meister der ersten Werkstatt in der Unterstadt als Abschiedsgeschenk erhalten. Dieser Akt der Väterlichkeit verwirrte Vir auch heute noch, aber er hatte das gute Stück nie fortwerfen können.

Der Anblick des Hydroschraubenschlüssels beruhigte Vir und sein Griff um den Glasdolch lockerte sich, bis er es wagte, ihn zurück in seine Tasche zu stecken. Ganz allmählich glitt die Waffe aus seiner Hand. Je weniger Hautkontakt er mit dem Erbstück seines Vaters hatte, desto befreiter fühlte er sich...



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