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Magnetismus

von

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Das erste Date

Stiles hatte gemault, dass sie ja eigentlich noch nie richtig verabredet gewesen waren und Derek hatte es sich offenbar zu Herzen genommen, denn wenig später kam eine Textnachricht von ihm:

`Ich hole dich um halb acht ab. Zieh` dir etwas Nettes an (kein Hoodie!!). Wir haben ein Date!´
 

`So, so, haben wir das?´ dachte er ein kleines bisschen rebellisch. Eine höfliche Anfrage sah ja wohl anders aus!

Doch am Ende hatte Stiles beschlossen, großzügig über die Frage der Formwahrung hinweg zu sehen und saß nun abwartend zuhause auf dem Sofa, in einer unbequemen Stoffhose, einem gebügelten Hemd (Seidengemisch!) und war nervös wie ein Bienenschwarm.
 

Pünktlich auf die Minute klingelte es an der Tür und als Stiles öffnete, traute er seinen Augen kaum: Da stand Derek in einem Zweireiher, der aussah, als sei er ihm direkt in Paris auf den Luxuskörper geschneidert worden:

„Öhh…!“ machte Stiles und bekam den Mund nicht mehr zu:

„Du siehst toll aus!“ behauptete Derek, doch dabei konnte es sich nur eine dreiste Lüge handeln, denn neben ihm konnte Stiles nur kläglich abstinken.

Derek küsste ihn sanft auf die Wange.
 

Wie bitte?
 

Was für eine Begrüßung war das denn?
 

Derek, der offenbar seine Gedanken gelesen hatte kommentierte:

„Was denn? Dies ist unser erstes Date, oder nicht? Soll ich da etwa über dich herfallen, wie ein wildes Tier?“

`Naja, wenn du schon fragst…!´ schoss es ihm ungefiltert durch den Kopf.

Anstatt dessen behauptete er:

„Nö, is´ schon in Ordnung.“
 

Stiles hatte sein ganzes Leben in Beacon Hills verbracht, doch das sauteure und vornehme französische Restaurant, das sie soeben betreten hatten, war ihm wirklich noch nie zuvor aufgefallen. Wenige Tische mit blendend weißen Tischtüchern, silbernen Kerzenleuchtern, einer sehr zurückgenommenen und geschmackvollen Einrichtung.

Er blickte sich unbehaglich um und murmelte:

„Ich glaube nicht, dass ich mir das hier leisten kann, Derek!“

„Mach` dir darüber keine Gedanken!“ entgegnete dieser.

Stiles runzelte die Stirn.

Der Kellner führte sie zu ihrem Tisch und Derek schob Stiles den Stuhl heran.
 

Als sie einander gegenüber saßen, fragte Derek:

„Du guckst so merkwürdig. Stimmt etwas nicht?“

Stiles hatte ein flaues Gefühl in der Magengegend. Er schaute sich nach links und rechts um, fühlte sich fehl am Platz in seinem halbseidenen Hemd und war eingeschüchtert von der Menge echt silbernen Bestecks vor ihm, von dem er keine Ahnung, wie und in welcher Reihenfolge er es zu benutzen hatte:

„Bin ich eigentlich das Mädchen?“ platzte er plötzlich heraus:

„Wie bitte?“ Derek blickte ihn verständnislos an: „Wovon sprichst du?“

„Naja“ , erwiderte Stiles: „Du suchst das Restaurant aus, du holst mich ab, du willst die Rechnung übernehmen, du rückst meinen Stuhl heran. Heißt das, dass ich in deinen Augen das Mädchen in unserer Beziehung bin?“

Derek sah unbehaglich aus:

„Natürlich nicht! Ich…ich meine, ich weiß es nicht! Ich kenne die Spielregeln für unsere Situation nicht. Es tut mir leid, wenn ich dich gekränkt habe. Findest du es blöd, wie ich diesen Abend geplant habe?“

Darüber musste Stiles nachdenken.

Doch schließlich erklärte er schmunzelnd:

„Ich finde es NICHT blöd! Ich finde es höchstens ein bisschen eigenartig. Es ist irgendwie so… altmodisch! Aber dadurch ist es auch so typisch DU.“ Sein Lächeln wurde breiter und er fügte hinzu: „Und das gefällt mir im Grunde richtig gut!“

Derek hatte vor Spannung den Atem angehalten, aber jetzt musste er auch ein wenig lachen.

Sie lachten beide!
 

Nach einer Weile sagte Stiles bestimmt:

„Aber ich bin NICHT das Mädchen, hörst du!“

„Du bist NICHT das Mädchen!“ bestätigte Derek.
 

Der Kellner; ein anderer dieses Mal, brachte die Karte und musterte die beiden Männer am Tisch eingehend und beinahe schon ein wenig frech.

Kein Zweifel: er wusste genau, warum zwei Kerle gemeinsam ein romantisches Restaurant besuchten und auch, dass Derek und Stiles nicht einfach nur Geschäftspartner oder was auch immer waren.

Derek sah aus, als säße er auf einem Nagelbrett!

Stiles fiel auf, dass in der Karte keine Preise neben den Gerichten standen und das war sicher kein gutes Zeichen. Außerdem war alles auf Französisch, so dass er beim Bestellen auf Derek angewiesen war.
 

Verflixt!

Er war wohl doch das Mädchen!

Zumindest heute Abend.
 

Als die beiden ihren Wein hatten und auf das Essen warteten, fühlte Derek plötzlich einen bestrumpften Fuß seinen Oberschenkel hinauf wandern und seine Augen weiteten sich entsetzt. Er blickte hinüber zu Stiles der sein harmlosestes Grinsen aufgesetzt hatte und ihm zuzwinkerte.
 

Derek war dankbar für die großzügig bis zum Boden reichende weiße Dammasttischdecke!

Plötzlich war der Fuß verschwunden und Stiles erhob sich vom Tisch:

„Ich werde mich vor dem Essen noch ein wenig frisch machen!“ verkündete er.

Derek nickte.

Er war immer noch ein wenig blass um die Nase.

Nachdem er zwei Schritten getan hatte, drehte Stiles sich um und fragte:

„Willst du denn gar nicht mitkommen?“

„Wie?“ fragte Derek ein wenig dümmlich.

Stiles legte den Kopf schief und in seinem Minenspiel stand geschrieben ` Stellst du dich nur so dumm, oder bist du es wirklich?´

„Ach so!“ Murmelte Derek verlegen und erhob sich, wobei er beinahe, für seine Verhältnisse ungewöhnlich ungeschickt, über seine eigenen Füße gestolpert wäre.
 

Als sie an ihren Tisch zurückkehrten, kam auch der Kellner gerade mit der Vorspeise, so als habe er die zwei genau abgepasst. Und vielleicht hatte er das auch, denn als Derek gerade nicht hinsah, zwinkerte der Kellner Stiles dezent zu. Dieser antwortete mit einem beinahe unmerklichen Grinsen.
 

Zuerst hatte Stiles geglaubt, er würde hungrig nachhause gehen, angesichts der winzigen Portionen, die aus viel zu vielen einzelnen Komponenten bestanden, doch die intensiven Aromen, das Farbspiel, die unterschiedlichen haptischen Erfahrungen; all` das nährte ihn weit mehr, als jeder Burger es je vermocht hatte.

Es war ein wundervoller Abend gewesen.
 

Stiles hätte zu gern einen Blick auf die Rechnung geworfen, doch Derek hatte sie sich schnell geschnappt und dem Kellner seine Kreditkarte mitgegeben.
 

Später auf dem Heimweg in Dereks Wagen starrte dieser Stiles beharrlich an:

„Was?“ fragte der Jüngere ein wenig gereizt:“ Guck` auf die Straße, oder willst du uns vor den nächsten Baum karren? Du überlebst das ja möglicherweise, Hale. Bei mir bin ich da nicht so sicher!“

„Toilettensex beim ersten Date, Stiles?“ neckte Derek: „Du weißt schon, dass du ein ziemliches Flittchen bist, oder?“

„Selber Flittchen!“ erwiderte Stiles grinsend: „Du hast schließlich mitgemacht!“

„Und du weißt sicher auch, dass wir uns in diesem Restaurant nach so einer Aktion nie wieder blicken lassen können?“ fuhr Derek fort: „Ich dachte, der Kellner ruft die Polizei!“

„Wieso? Glaubst du, dass er auf Uniformen steht?“ erkundigte sich Stiles mit einem Grinsen.

Derek blickte ihn ratlos an:

„Wie bitte? Wovon sprichst du?“

„Davon, dass du einen ganz lausigen Schwulenradar hast, mein Schatz! Der Kellner wollte uns nicht verpfeifen. Im Gegenteil: Er hätte liebend gern mitgemacht. Und ich wette, sollten wir uns nochmal dazu entschließen, dort zu essen, ginge das Dessert dieses Mal auf` s Haus!“

Derek machte große Augen.
 

Zurück in Dereks Loft hatten sie sich in aller Eile ihrer Kleider entledigt und Derek schob Stiles in Richtung Bett, doch dieser hielt inne und schüttelte den Kopf:

„Nicht so schnell!“ Flüsterte er:

„Was ist?“ erkundigte Derek sich unsicher: „Hast du keine Lust?“

„Doch sicher!“ erwiderte er zögerlich: „ Aber ich finde, heute bin ich mal am Zug!“
 

Derek schluckte hörbar und zögerte einen Moment.

Er verstand.

Dann nickte er, um Stiles zu verstehen zu geben, dass er einverstanden war.
 

Und plötzlich war auch Stiles sehr nervös!
 

Später in der Nacht, Stiles dachte schon, Derek sei eingeschlafen, fragte dieser plötzlich nachdenklich in die Stille hinein:

„Habe ich mich eigentlich je dafür entschuldigt, wie ich dich damals, bevor das mit uns angefangen hat, behandelt habe? Ich meine die Drohungen, die Beschimpfungen, das Herumgeschubse?“ „Nope!“ erwiderte Stiles und Derek konnte das Schmunzeln in seiner Stimme hören:

„Also gut. Dann tue ich es jetzt: Es tut mir leid, dass ich früher so ein Ekel gewesen bin.“

Stiles hob den Kopf und blickte ihm ins Gesicht:

„Wenn ich dir etwas verrate, versprichst du, nicht über mich zu lachen oder schlecht über mich zu denken?“

Derek hob gespannt die Augenbrauen:

„Versprochen!“

„Im Grunde genommen fand ich es…scharf! Nicht dass ich wollte, dass wir heute noch so miteinander umgingen, aber damals…!“

Stiles errötete ein bisschen bei dem Bekenntnis.

Derek gab ein kleines Knurren von sich und noch ehe Stiles recht wusste, wie ihm geschah, hatte er ihn auch schon auf den Rücken gedreht und lag auf ihm:

„Echt jetzt?“ fragte Stiles grinsend und kopfschüttelnd: „DAS macht dich an?“
 

Als sie beide wieder die Luft zum Sprechen hatten bemerkte Derek:

„Ich muss sagen, für einen Menschen hast du eine erstaunliche Ausdauer, Stilinski!“

Stiles blickte ihn mit gespielter Empörung an und erwiderte:

„Ich weiß nicht, ob das eher eine Beleidigung oder ein Kompliment war, aber ich sage mal versuchsweise `Danke, Kumpel!´

Derek küsste seine Stirn:

„Schlaf jetzt! Du musst doch ziemlich erledigt sein?“

„Ich habe die Jugend auf meiner Seite, alter Mann!“ konterte Stiles und knuffte ihn in die Seite.
 

Fünf Minuten später konnte Derek an seinem gleichmäßigen Atem hören, dass Stiles eingeschlafen war.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Hatschepueh
2016-05-26T08:29:01+00:00 26.05.2016 10:29
Tolles Kapitel. Hatte beim lesen dauernd ein grinsen im Gesicht. Und dann die große Überraschung als sie wieder zu hause waren. Hätte nicht gedacht das Derek da so einfach mitmacht. Jedenfalls nicht ohne vorher zu diskutieren. Aber umso erfreulicher das er dann doch einfach zugestimmt hat.
Antwort von:  GingerSnaps
26.05.2016 19:47
Ich fand, der kleine Rollentausch täte beiden gut: Dem Einen beim Erwachsenwerden und dem Anderen beim loslassen. Auf dem Kapitel saß ich übrigens schon ewig und habe mich sehr gefreut, es nun endlich raushauen zu können.


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