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Die Grotten von Necrandolas

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Moin Moin liebe Leute und Willkommen zum neuen Kapitel!^^
Ich bin wirklich gespannt, wie die Erinnerungen bei euch ankommen werden. Kleiner Vermerk vllt noch dazu: Um die Szenen zu markieren, die ich ausm Buch habe, hab ich am Anfang und am Ende jeweils ein | gesetzt, da die Abschnitte schon recht lang sind. Eine Markierung durch simple Kursivsetzung ist bei meinen Texten immer ein bisschen schwierig.
Viel Spaß wünsch ich euch! Komplett anzeigen

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Erinnerungen

Harry nahm die Kugel aus dem Kästchen und betrachtete sie genauer. Auf einmal begann sie intensiv in türkis zu leuchten und wurde ganz warm in seiner Hand. Dem Gryffindor wurde schwarz vor Augen und er schüttelte irritiert den Kopf. Hinzu kam jetzt ein leises Summen in seinen Ohren, wodurch er sich von der Außenwelt abgeschnitten fühlte. Blinzelnd versuchte Harry wieder etwas zu sehen und tatsächlich schaffte er das auch, allerdings hatte er einen seltsamen Tunnelblick und er sah auch nicht den Schlafsaal. Zwischen Zweigen eines Busches hindurch sah er einen Spielplatz, auf dem zwei Mädchen standen. Noch immer versuchte Harry durch Blinzeln seine Sicht zu verbessern, aber anscheinend war das nicht möglich.

|„Guck mal, Tunia“, hörte Harry das jüngere Mädchen sagen und wurde hellhörig. Petunia? Dann musste die Rothaarige daneben...

„Schau, was ich machen kann.“

Tante Petunia kam dichter an ihre Schwester Lily heran, die eine Blüte in der ausgestreckten Hand hielt. Als Petunia dicht genug gekommen war, sorgte Lily mit stabloser Magie dafür, dass die Blüte sich öffnete und schloss.

„Hör auf damit!“, rief Petunia sofort aus.

„Die tut dir doch nichts“, antwortete Lily und ließ die Blüte wieder zu Boden fallen.

„Das macht man nicht... Wie kriegst du das hin?“, klang Petunias Neid heraus.

„Ist doch klar, oder?“, hörte Harry plötzlich sich selbst reden... oder auch nicht?

Er war sich sicher nicht gesprochen zu haben und auch die Stimme passte überhaupt nicht zu ihm. Die Zweige verschwanden. Offensichtlich sah Harry dieses Geschehen aus den Augen einer anderen Person und langsam dämmerte es Harry, wessen Erinnerungen das sein mussten. Die Mädchen entdeckten ihn und Petunia lief erschrocken zur Schaukel, während Lily stehen blieb und keine Angst zeigte.

„Was ist klar?“, fragte sie nach.

„Ich weiß, was du bist“, sprach wieder der Beobachter.

„Was meinst du?“

Flüsternd sagte der Unbekannte: „Du bist... du bist eine Hexe.“

Beleidigt reckte Lily ihre Nase in die Luft: „Es ist nicht besonders nett, wenn man jemandem DAS sagt!“|²

Und so stapfte sie zu ihrer Schwester herüber.

Die Sicht verschwamm wieder und ein neues Bild ergab sich, wieder im Tunnelblick. Dieses Mal befand er sich nicht draußen, sondern in einem recht großen Zimmer, das offenbar ein Kinderzimmer war.

„So und das ist mein Zimmer“, sprach Lily neben ihm.

Harrys Blick schweifte durch den Raum. Die Tapete hatte einen sanften Gelbton und eine Bordüre mit Feen war auf halber Höhe angebracht. In der hinteren Ecke stand ein Hochbett, wodrunter Vorhänge den Eindruck erweckten, als sei dort eine Höhle gebaut worden. In den Kisten und auf den Kommoden lagen allerhand Spielsachen wie Puppen, Pferde und Feen. Ein richtig klischeehaftes Mädchenzimmer eben. Die Person ging zu den Pferdefiguren, um sie sich genauer anzugucken.

„Ich habe ganz viel Lego, damit könnten wir einen Bauernhof bauen“, berichtete Lily eifrig und griff nach einer großen Kiste, um darin herumzuwühlen.

„Verrückt...“, murmelte der Junge und tickte die Figuren an, streichelte sie sogar.

„Was ist verrückt?“

„Die bewegen sich ja gar nicht“, versuchte der Junge noch immer das Pferd zu einer Reaktion anzustacheln.

„Die sind ja auch gar nicht verzaubert“, trat Lily neben ihn und nahm das Pferd in die Hand. „Das ist Susi, meine Lieblingsstute. Sie hat ein Fohlen zusammen mit Amadeus, der hier.“

Sie nahm einen schwarzen Pegasus von der Kommode.

„Der ist mein aller aller bestes Pferd. Der kann sogar fliegen, siehst du.“

„Aber wie soll er fliegen, wenn er sich nicht bewegt?“

„Hast du keine Fantasie?“, lachte die Rothaarige fröhlich.

„Syndia hat auch Pferde, muss sie aber einzäunen, damit die nicht durch die ganze Wohnung laufen“, berichtete der Junge, bei dem Harry jetzt den Beweis hatte, dass es sich um Snape handelte.

„Echt?“, begannen Lilys Augen zu leuchten. „Kann ich mir die mal ansehen?“

„Ähm...“, zögerte der Slytherin. „Ich kann sie fragen, ob sie sie anbindet und mal mit raus auf den Spielplatz nimmt. Da kann sie dir die zeigen.“

„Und warum nicht....“, hörte Harry Lily noch fragen, doch das Bild war bereits verschwommen und die Szene endete.

So langsam wurde dem Gryffindor klar, warum Snape ihm die Erinnerungen auf diese Art zeigen wollte: So konnte er alles rauslassen, was Harry nicht sehen sollte, inklusive Snape selbst. Das Bild baute sich wieder auf und Snape saß im Hogwartsexpress Lily gegenüber. Mit im Abteil saßen noch weitere Jungs, die sie erstmal nicht beachteten, denn Lily hatte geweint.

|„Tunia... h-hasst mich. Weil wir diesen Brief von Dumbledore gesehen haben“, sagte sie bedrückt.

„Na und?“, fragte Snape und erhielt von Lily einen fiesen Blick.

„Sie ist immerhin meine Schwester!“

Das Bild verschwamm kurz, ehe sich die gleiche Szene wieder bildete, nur mit einem Zeitsprung.

„Vielleicht breche ich mit der Tradition. Wo würdest du hin wollen, wenn du die Wahl hättest?“, fragte einer der Schwarzhaarigen seinen Freund.

Bei genauerem Betrachten erkannte Harry den einen als James, dann musste der andere Sirius sein.

„Gryffindor“, rief James aus. „Denn dort regieren Tapferkeit und Mut! Wie mein Dad.“

Snape schnaubte und James sah ihn an. „Hast du'n Problem damit?“

„Nein“, meinte der Slytherin. „Wenn du lieber Kraft als Köpfchen haben willst...“

„Wo möchtest du denn gern hin, wo du offenbar nichts von beidem hast?“, warf Sirius ein und James begann zu lachen.

Lily sprang empört auf, warf James und Sirius einen verächtlichen Blick zu und sagte: „Komm, Severus, wir suchen uns ein anderes Abteil.“|²

Eine neue Szene: Snape saß an einem langen, festlich gedeckten Tisch zusammen mit einigen anderen Kindern. Ihm gegenüber saß Lily, die aufgeregt mit dem Mädchen neben sich schnatterte. Vor Lily stand eine Torte, der bereits einige Stücke fehlten, auf der aber noch einige Kerzen standen. „Komm, Severus, iss noch ein Stück Kuchen. So kriegst du vielleicht mal etwas auf die Rippen“, sagte eine Frau freundlich neben ihm.

Sie hatte schöne, rote Locken und bernsteinfarbene Augen.

„Nein, danke, Mrs Evans“, versuchte Snape abzudanken, doch sie schnitt ihm bereits ein kleines Stück Torte ab.

Mrs Evans? Harrys Großmutter? Sie war hübsch, eine gewisse Ähnlichkeit war zwischen ihr und Lily zu erkennen.

„Ach komm, das wird dir nicht schaden“, lächelte sie weiterhin und reichte ihm den Teller.

Beim nächsten Bild war Harry irritiert, weil er nur Wasser um sich herum sah. Doch dann erkannte er, dass Snape wohl tauchte und nun an die Oberfläche brach. Er befand sich im schwarzen See und prustete. Am Ufer stand die jugendliche Lily und krümmte sich vor lachen.

„Das sah genial aus!“, rief sie und hielt sich den Bauch.

„Das war nicht fair“, rief Snape und schwamm Richtung Ufer, schien jedoch nur gespielt verärgert zu sein.

„Ach komm schon, das...“, schnappte Lily nach Luft. „Das war 1000 Galleonen wert. Was hast du vor? Was... AH“, quietschte sie los, als Snape zügig auf sie zu lief, sie um die Taille packte und Richtung Wasser zerrte.

„Ich hab... ich hab einen Walkman in der Tasche!“, rief sie aufgeregt.

„Netter Versuch, aber in Hogwarts funktionieren die eh nicht“, antwortete Snape nur und schmiss Lily ins Wasser, die noch einmal spitz aufschrie.

Als sie wieder auftauchte und sich die Haare aus dem Gesicht strich, begann Snape zu lachen, was Harry extrem merkwürdig fand. Snape lachen zu hören... war verrückt.

„Du Assi“, beschwerte sich Lily, lachte jedoch ebenfalls und spritzte mit Wasser.

Dann befand sich Harry im abgedunkelten Zimmer von Lily, inzwischen anders eingerichtet als noch zu Kindertagen. Sie saß auf einigen Kissen auf der Fensterbank und sah total verheult aus. Snape hatte sich zu ihr gesetzt.

„Robert ist eben ein Arschloch“, meinte der Slytherin.

„Willst du mir jetzt eine Predigt halten von wegen 'Ich habs dir ja gesagt'?“, schniefte Lily.

„Nein, ich will dir gar nichts predigen. Ich will nur, dass es dir besser geht.“

„Keine Schadenfreude, weil du eifersüchtig auf ihn warst?“

„Schadenfreude?!“, protestierte Snape. „Warum zum Teufel sollte ich mich darüber freuen das du weinst? Und ich war nicht eifersüchtig.“

„Doch warst du“, zwang sich Lily zu einem kleinen Lächeln.

„Nur weil ich nicht wollte... dass das unserer Freundschaft schadet.“

„Das ist doch Unsinn. Sev, ich verspreche dir, dass ich niemals für einen Kerl unsere Freundschaft aufgebe.“

Der Ton wurde auf einmal kurz unscharf, so dass Harry nicht verstand, was Snape erwiderte, doch es brachte Lily wieder zum Lächeln. Danach ging es normal weiter.

„Danke“, murmelte Lily wieder ernst. „Dass du hier bist.“

„Ich hätte die Tür auch eingetreten, wenn du mich weiter abgewimmelt hättest.“

Lily lächelte schwach, doch sah sie wieder aus dem Fenster und bekämpfte den nächsten Ansturm von Tränen. Snape kam näher und umarmte die schluchzende Lily.

Als nächstes fand sich Harry in einem Laden wieder, der mit allerhand Souvenirs vollgestopft war. Snapes Blick wanderte über die Figuren, Taschen, Shirts, Heftchen, Anhänger und vieles mehr, doch nichts davon betrachtete er genauer. Im Gegensatz zu Lily. Mit leuchtenden Augen nahm sie einen Gegenstand nach dem anderen in die Hand und begutachtete ihn genau. Harry fiel auf, dass sie Muggelkleidung trug und dieser Laden ebenfalls eindeutig nichtmagisch aussah.

„Oh Sev, schau mal wie niedlich das ist“, quietschte sie schon fast begeistert und streckte dem Slytherin einen Plüschhasen entgegen.

„So einen kriegst du in anderen Läden deutlich billiger“, brummte Snape nur als Antwort, weshalb Lily eine Schnute zog.

„Du könntest wenigstens so tun als würdest du Spaß haben, weißt du?“

„Wir laufen seit Stunden von einem Laden zum anderen. Es wundert mich, dass du überhaupt noch Geld hast“, ächzte der Slytherin erschöpft.

„Ach komm, heute ist der letzte Tag, da muss ich mir doch noch irgendwas als Souvenir mitnehmen“, winkte Lily ab, ohne ihren Blick vom Regal zu nehmen.

„Irgendwas? Wie viele Souvenire brauchst du denn noch?“, sagte der Slytherin fast jammernd, während er die drei Einkaufstüten in seinen Händen hochhielt.

Als ob Lily ihn nicht gehört hätte, durchstöberte sie die Shirts und zog schließlich grinsend ein blaues heraus, auf dem ein griesgrämig dreinblickender Bär aufgedruckt war. Mit einem breiten Grinsen und schelmisch leuchtenden Augen hielt sie es Snape hin.

„Schau mal, Sev, das ist wie für dich gemacht“, lachte sie begeistert. „Probier's mal über, na los.“

„Ganz sicher nicht“, murrte der Slytherin dunkel, was Lilys Grinsen nur breiter werden ließ.

„Komm schooon, das gibt es auch in schwarz, siehst du?“, zog sie ein weiteres Shirt hervor. „Besser geht’s doch gar nicht. Na los, na los.“

„Vergiss es.“

„Biitteee.“

„Nein.“

„Komm schon, für mich.“

„Ich sagte nein.“

„Lily, schau mal“, wurde ihre Diskussion unterbrochen, als ein blondes Mädchen mit einer Tasche in der Hand dazustieß und Lilys Aufmerksamkeit erhielt. „Ist die Tasche nicht der Hammer? Guck mal, da passt so viel rein und sie hat sogar zwei Innentaschen. Und die Steinchen hier vorne...“

Begeistert nahm Lily ihr die Tasche ab und begutachtete sie von allen Seiten. „Die muss ich haben! Aber so viel Geld habe ich nicht mehr.“

Die Rothaarige seufzte schwer auf und zog einen Schmollmund.

„Du kannst mir nicht zufällig was leihen?“, sah sie hoffnungsvoll zu ihrer Freundin, doch die schüttelte bedauernd den Kopf. „Ich brauche mein letztes Geld für die Rückfahrt, tut mir Leid. Ich würde sie mir ja selber holen, wenn ich genug Geld hätte.“

Nochmals seufzte Lily auf, ehe die Blicke der Mädchen ganz langsam zu Severus wanderten.

„Seeev?“, fragte Lily zuckersüß, doch der Slytherin unterbrach sie sofort.

„Vergiss es!“

„Bitteee, du kriegst das Geld wieder.“

„Du hast doch selber Schuld, du hast heute schon deine gesamten Ersparnisse verprasselt.“

„Aber da wusste ich auch noch nichts von dieser süßen Tasche. Du hast dann auch was gut bei mir. Biiiitteee.“

„Was ist daran bitte süß? Dass ihr Weiber auch immer auf solche kitschigen Handtaschen abfahren müsst, die kein Mensch braucht. Weißt du eigentlich wie wenig Taschengeld ich kriege?“

„Biitteeee“, setzte Lily den perfektesten Dackelblick auf, den Harry je gesehen hatte, ehe sie leise ergänzte: „Als Geburtstagsgeschenk?“

„Du hast doch erst in drei Monaten.“

„Ich weiß“, erwiderte sie unschuldig, ließ nun sogar Tränen in ihre Augen treten, drückte die Tasche an ihre Brust und wiegte sich leicht hin und her. „Du bist doch mein aller aller allerbester Freund und ich hab dich sooooo doll lieb...“

„Ach!“, unterbrach der Slytherin sie ächzend. „Meinetwegen, aber hör endlich auf so herumzuschleimen.“

Quietschend sprang Lily freudestrahlend in die Luft, ehe sie Snape um den Hals fiel und ihm einen Kuss auf die Wange gab.

„Danke danke danke danke....!!“

„Ist ja gut jetzt“, unterbrach Snape sie nun schon wesentlich erheiterter klingend. „Du und dein blöder Dackelblick. Du bist hinterhältiger als jeder Slytherin.“

Lily grinste ihn nur frech an.

Die nächste Szene: Lily lief mit Snape über den Hof von Hogwarts und schien aufgebracht zu sein.

|„Ich weiß, dass James Potter ein arroganter Widerling ist“, sagte Lily gerade. „Das brauchst du mir nicht erst zu sagen. Aber Mulcibers und Averys Vorstellung von Humor ist einfach böse. BÖSE, Sev. Ich verstehe nicht, wie du mit denen befreundet sein kannst.“|²

Schon hörte die Szene wieder auf. Es war Nacht und Lily und Snape standen vor dem Portraitloch zum Gryffindorturm.

|„Es tut mir leid“, sagte Snape.

„Das interessiert mich nicht.“

„Es tut mir leid!“

„Spar dir die Worte. Ich bin nur rausgekommen, weil Mary gesagt hat, du hättest gedroht, hier zu schlafen.“

„Das stimmt. Das hätte ich getan. Ich wollte dich nie Schlammblut nennen, es ist einfach...“

„Rausgerutscht? Es ist zu spät. Seit Jahren entschuldige ich mich für dich. Keiner von meinen Freunden kann verstehen, warum ich überhaupt mit dir rede. Du und deine netten kleinen Todesserfreunde – siehst du, du streitest es nicht einmal ab! Du kannst es kaum erwarten, bei Du-weißt-schon-wem mitzumachen, oder?“, seufzend ließ Lily die Schultern hängen und sprach etwas sanfter weiter.|² „Hör zu, ich weiß was Avery dir einredet, aber du darfst nicht auf ihn hören. Auch wenn du...“

Weiter verstand Harry sie nicht, denn der Ton wurde extrem verzerrt und dann verschwand auch das Bild. Doch Harry wusste bereits, dass das Thema auf Snapes Vater umgesprungen war. Als nächstes befand er sich wieder auf den Ländereien von Hogwarts. Es war ein strahlender Sommertag und Lily saß neben Snape, die Ellenbogen auf den Knien abgestützt. Ihre Haare fielen ihr seidig nach vorne und hatten einen goldenen Glanz im Sonnenlicht. Sie saßen ruhig da und Lily betrachtete die Landschaft.

„Du bist mir schon einer“, seufzte sie dann, legte den Kopf schief und blinzelte gegen die Sonne, um Snape anzusehen. „Weißt du... die anderen Gryffindors werden ziemlich blöd dreinsehen, wenn sie sehen, dass wir uns wieder verstehen. Nach so langer Zeit wird sicher keiner mehr damit rechnen. Damit werden wir erneut die ganze Schule schocken.“

Ein leichtes, warmes Lächeln umspielte ihre Lippen und dieser Moment hätte das schönste Foto der Welt ergeben.

„Mir hast du letzte Woche aber auch einen ziemlichen Schock verpasst. Ausgerechnet Potter?“, sagte Snape ruhig.

„Joar“, sagte Lily und senkte ihren Blick mit einem verlegenen Grinsen. „Ich weiß, das klingt verrückt.“

„Es ist verrückt.“

„Tja“, zuckte Lily die Schultern und sah wieder breit grinsend zu ihm. „Ich kann ja nicht immer nur dich den Spinner sein lassen.“

Die nächste Szene war extrem getrübt und Harry bemühte sich etwas zu erkennen. Er befand sich in einem leicht beleuchteten Raum, draußen war es dunkel. Lily stand mit einer dampfenden Tasse vor ihm und sah ihn besorgt an.

„Hier, wärm dich ein wenig auf“, hielt sie ihm die Tasse hin und sprach dabei in einem unendlich sanftem Ton. „Du kannst hier so lange bleiben wie du willst.“

„Sagtest du nicht, Potter würde dich bald besuchen kommen?“, fragte Snape nach und an der Stimme war zu erkennen, dass er zitterte.

„Das ist doch völlig egal, du bist mein bester Freund“, lächelte sie sanft. „Und für beste Freunde ist man immer da.“

In der nächsten Szene saß Lily dicht neben Snape auf dem Sofa, die Füße mit auf dem Sofa abgestellt.

„Ich bin schwanger.“

Eine kurze Stille trat ein, in der sie Snape erwartungsvoll ansah.

„Tu mir einen Gefallen“, kam Snapes tiefe Stimme.

„Hm?“

„Lass Potter nicht die Erziehung übernehmen.“

„Du bist doof“, lachte Lily auf und knuffte den Slytherin. „Weißt du, normalerweise gratuliert man.“

„Ja, aber wir sind ja nicht normal.“

„Spinner“, grinste Lily nun breit.

„Siehst du, sag ich doch“, erwiderte Snape und Lily musste wieder auflachen.

Nun verdunkelte sich das Bild und Harry hörte wieder dieses Rauschen. Ganz langsam, als hätte sein Kreislauf verrückt gespielt, sah Harry den Schlafsaal wieder auftauchen. Die Kugel hatte aufgehört zu leuchten und war nun schwarz und kalt geworden. Tief durchatmend betrachtete Harry sie.

'Wow.', dachte er nur.

Völlig perplex blieb Harry auf seinem Bett sitzen. Snape hatte ihn ernsthaft freiwillig seine Erinnerungen sehen lassen, auch wenn sie durch den Tunnelblick und Störgeräusche gestutzt worden waren. Doch sie hatten die Wirkung, die sie erreichen sollten: Harry konnte sich ein viel besseres Bild von seiner Mutter machen. Jetzt verstand er auch, warum alle immer so von ihr geschwärmt hatten, denn sie glich einem Engel. So gutmütig, so rein, so... verständnisvoll und Freundschaft war für sie sehr wichtig. Der Gryffindor seufzte auf. Die Freundschaft zu Snape war auch deutlich geworden. Einige Erinnerungen waren schon ziemlich privat und Harry wunderte sich, dass Snape sich tatsächlich überwunden hatte, sie ihm zu zeigen. Doch was hatte er da verschleiern wollen, als Lily diesen Liebeskummer hatte? Er hatte irgendetwas gesagt, was Harry nicht hören sollte. Und auch die Stelle, wo er bei ihr Asyl gesucht hatte, war extrem verzerrt gewesen. Harry zuckte die Achseln. Das war wohl zu privat und er würde es nie herausfinden. Es wunderte ihn, dass er sein Lachen am See nicht kaschiert hatte. Das war mehr als ungewohnt für Harry. Ein lachender Snape... absolut verrückt.

Mit einem Ruck stand Harry auf und ging hinunter zu seinen Freunden, damit sie sich keine Sorgen machten. Diese warteten schon aufgeregt und entdeckten ihn sofort.

„Und?“, zappelte Ron herum.

„Ihr werdet es nicht glauben“, setzte Harry sich mit einem Grinsen zu seinen Freunden.

„Was war es? Von wem war es?“, hielt es Hermine auch nicht mehr aus.

„Von Snape.“

„Was?“, fragten beide gleichzeitig ungläubig.

„Und worum ging es?“, bohrte Ron weiter.

„Um meine Mutter“, strahlte Harry die beiden an. „Erinnert ihr euch, dass ich sagte, ich hätte ihn nach ihr gefragt?“

Die beiden Gryffindors nickten. „Nun, er scheint es sich anders überlegt zu haben. Es waren Erinnerungen an Mum, auch wenn sie teilweise stark kaschiert wurden. Wahrscheinlich, damit es ihm nicht zu privat wird.“

„Wow“, sagte Hermine nur und ließ sich in den Sessel zurückfallen.

Auch Ron staunte nicht schlecht.

„Und?“, fragte Hermine schließlich zögerlich. „Wie ist sie so?“

Harry konnte nicht verhindern, dass ein seliges Lächeln über sein Gesicht huschte.

„Wie soll ich das beschreiben...?“, überlegte Harry und sah auf seine Hände. „Sie war sehr gutmütig, herzlich... fast schon perfekt.“

„Wie man sieht hat Snape dir damit eine große Freude gemacht“, lächelte Hermine breit.

„Das... klingt irgendwie....“, runzelte Harry zweifelnd die Stirn.

„Komisch?“, half Ron nach. „Ja, das ist es auch... und es klingt schwul.“

„Ja Dankeschön“, schubste Harry grinsend seinen besten Freund, sodass der beinahe feixend vom Sofa fiel.

„Sag das bloß nicht zu laut“, schmunzelte Hermine ebenfalls. „Gerüchte verbreiten sich in Hogwarts ziemlich schnell.“

„Wem sagst du das“, stimmte Harry ihr zu. „Aber Gerüchte über mich wären ja nichts Neues.“

„Verzichten kann man trotzdem drauf“, meinte Ron.

 

Die erste Schulwoche nach den Ferien war geschafft und das Gryffindortrio schlenderte durch die Gänge Richtung Große Halle.

„Es wird Zeit, dass es draußen warm wird“, streckte Ron sich erschöpft. „Dann könnten wir uns endlich wieder in die Sonne setzen.“

„Das wird wohl noch eine Weile dauern“, seufzte auch Hermine sehnsüchtig.

Plötzlich waren von hinten schnelle Schritte zu hören und Harry sah flüchtig über die Schulter. Doch da war keiner. Sie waren alleine im Flur.

„Leute...“, murmelte er verwirrt und noch ehe er begriff, hörten sie Lucas Stimme.

„Ihr solltet hier lieber verschwinden“, rief er aufgeregt und war unsichtbar an ihnen vorbeigerannt.

Verwirrt sahen sich die drei Gryffindors an. Verschwinden?

„LUCAAA!!!“, schrie auf einmal Snape ganz hinten im Flur.

„Oh Shit!“, sagte Ron und begann ebenfalls zu rennen, gefolgt von seinen beiden Freunden.

Erst in der Eingangshalle machten sie keuchend halt, wo sich genug Schüler herumtrieben, sodass sie nicht auffallen würden.

„Luca?“, fragte Harry in den Raum hinein, falls dieser sich hier aufhielt.

„Hier“, flüsterte dieser tatsächlich von der Mauer her. „Ich sollte noch weiter weggehen. Was ist denn?“

„Was hast du angestellt?“, keuchte der Grünäugige.

„Ich habe Onkel Sev's Büro... umgestaltet. Ich sollte lieber gehen. Bis später.“

Ron lachte auf. „Umgestaltet? Das würde ich ja zu gerne sehen.“

Der Rothaarige verstummte sofort, als ein wütender Tränkemeister in die Eingangshalle gehastet kam und sich umsah. Dass die Gryffindors hier herumstanden, fand er mehr als verdächtig.

„Potter!“, rief er also, „Wo ist Luca?“

„Was?“, tat Harry ahnungslos. „Woher soll ich das wissen? Ich habe ihn heute noch nicht gesehen.“

„Tun Sie nicht so, Sie sind mit Sicherheit auch am Streich beteiligt!“

„Streich?“, runzelte Harry die Stirn.

„Potter...“, kam Snape bedrohlich auf ihn zu und hatte die Augen zu Schlitzen geformt.

„Professor, was auch immer passiert sein soll, Harry war die ganze Zeit bei uns und wir kommen gerade direkt vom Unterricht“, schaltete sich Hermine ein. „Wir hatten gerade Verteidigung gegen die dunklen Künste, da können Sie Professor Levin fragen.“

Der Slytherin sah die Hexe giftig an und ihm schienen mehrere Beschimpfungen für sie durch den Kopf zu gehen.

„Irgendwann erwische ich euch“, drohte Snape Harry. „Vergessen Sie Ihr Nachsitzen morgen nicht, Potter.“

Damit rauschte Snape im gewohnten Gang davon. Die drei Gryffindors atmeten durch.

„So langsam solltest du darauf achten, ob etwas in deine Getränke geschüttet wird, Harry“, murmelte Ron.

 

„Wo ist Luca?“, platzte Severus wütend in das Büro seiner Schwester.

„Wann lernst du es anzuklopfen?“, ließ sich Syndia nicht aus der Ruhe bringen. „Und keine Ahnung, ich habe ihm keinen Aufspürzauber verpasst, weißt du.“

„War Potter vorhin bei dir im Unterricht?“

„Ähm... ja, wieso?“, zog sie eine Augenbraue hoch.

„Luca hat mein Büro verwüstet!“, keifte der Slytherin los.

„Was?“, sah sie nun doch etwas ernster zurück.

„Komm mit und sieh es dir an“, meinte Severus nur und rauschte davon, während Syndia sich beeilte hinterherzukommen.

In Severus' Büro wäre Syndia beinahe auf eine Phiole getreten. Sämtliche Regale waren ausgeräumt und alles stand durcheinander. Bücher lagen offen im gesamten Raum verteilt.

„Sicher, dass nicht jemand etwas gesucht hat?“, sah sich die Hexe besorgt um.

„Er hat mir noch einen Bluffknaller hinterlassen. Das würde ein Dieb wohl kaum tun.“

Seufzend meinte die Hexe: „Ich rede mit Luca.“

„Dankeschön, dass du doch irgendwo eine Grenze ziehst“, grummelte der Schwarzhaarige weiter und ließ sich in seinen Sessel fallen.

Erschöpft rieb er sich über die Augen und Syndia trat langsam auf ihn zu.

„Sag maal...“

„Hm?“, grummelte Severus ohne aufzusehen.

„Waren die Ferien nun wirklich so schlimm für dich?“, fragte die Hexe sanft und begann damit, einige Phiolen aufzuheben und zu begutachten.

„Liegt dir das so am Herzen?“

„Naja, ich wäre ein wenig beunruhigt, wenn du immer noch sagen würdest, dass du es in Spinners End besser gehabt hättest.“

„Es war okay“, grummelte Severus.

Syndia sah wieder weg und grübelte. „Wie kommt es überhaupt, dass Dad dir das Haus überlassen hat? Sagtest du nicht, er hätte dich rausgeworfen?“

„Er hat es mir nicht freiwillig gegeben.“

Fragend zog Syndia eine Augenbraue hoch. „Nicht freiwillig?“

Eine kurze Stille trat ein, ehe Severus zu erzählen begann: „Nachdem er mich rausgeschmissen hat, bin ich zum dunklen Lord gegangen. Irgendwann kam ich mit ein paar Todessern nach Spinners End zurück, doch er schien schon damit gerechnet zu haben. Noch bevor wir das Haus betreten hatten, war er schon am Fliehen. Ich habe keine Ahnung wo er jetzt ist, aber ich hoffe, dass er in irgendeiner Gasse verrottet.“

Severus legte zum Schluss immer mehr Hass in seine Stimme, was Syndia Sorgen bereitete.

„Und warum hast du die Todesser auf ihn angesetzt?“

Die Hexe wartete, doch ihr Bruder schwieg stur, sodass sie seufzend zu ihm herüber kam.

„Sev, ich habe das Gefühl, dass mir irgendwas entgangen ist. Irgendetwas ist doch vorgefallen, was dich so... hat werden lassen.“

Verächtlich schnaufte Severus auf, sagte jedoch immer noch nichts, sondern sah nur zum Kamin.

„Was ist nach Mums Tod passiert?“

„Er fing an zu saufen, das ist passiert“, murrte Severus. „Und er hat seinen gesamten Frust und seine Streitlust an mir ausgelassen, die sich zu der Schulzeit anstaute, da Mum nicht mehr zum Streiten zur Verfügung stand.“

Syndia musterte ihren Bruder genau. „Wurde er handgreiflich?“

„Natürlich wurde er das.“

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2: Rowling, Joanne K. (2007): Harry Potter und die Heiligtümer des Todes. Hamburg: Carlsen Verlag GmbH. S.671/672; S.678-680; S.682; S.683.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Und, was sagt ihr? Entspricht "meine" Lily euren Vorstellungen oder hättet ihr sie anders dargestellt? Ich weiß, aus den Erinnerungen sticht wahrscheinlich mehr die Verbindung zu Snape heraus, als ihr Wesen an sich, aber für andere Szenen war ich schlicht und einfach zu unkreativ ^^'
Bis Donnerstag! :) Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Salatgurke
2016-06-06T19:20:39+00:00 06.06.2016 21:20
Alsoo die Erinnerungen kennt man ja schon,
obwohl du sie ein bisschen geändert hast :)
Aber hätte Snape ihm einfach was erzählt, wäre es viel unpersöhnlicher geworden :D
Süß das er sich hat erweichen lassen
und endlich wird er es seiner Schwester erzählen.
Das wird ihm gut tun :)
Bis Donnerstag ^.^
Antwort von:  -wolfsmoon-
07.06.2016 13:41
Ein bisschen geändert? 8 von 12 Erinnerungen hab ich frei erfunden :D Ich denke es hätte vom Typ her nicht zu Snape gepasst, wenn er es erzählt hätte, so war es "einfacher" :D
Antwort von:  Salatgurke
07.06.2016 19:45
Jaa aber manche waren ähnlich oder... Ka...
Vielleicht habe ich die Bücher auch nicht mehr gut genug in Erinnerung oder... Ka :D
Kam mir so vor :D


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