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Too Strong To Fall

Levi x Sakura
von

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reason to hate and hope.

Ihre Tasche war leicht gepackt, um nur das Nötigste zu enthalten und trotzdem mit ihr beweglich zu sein. Als Ärztin bestand ihre erste Verantwortung darin, sich um die verletzten Soldaten ihrer Einheit zu kümmern, nicht sich in Kämpfen mit Titanen verwickeln zu lassen. Einerseits war sie dankbar für diese Tatsache, andererseits wollte sie nicht, dass jemand von ihrem Squad wegen ihr in Gefahr geriet. Das war nicht Sinn ihrer Aufgabe. Aber genau deshalb hatte sie all diese Stunden auf dem Trainingsplatz verbracht, um im Notfall auf alles vorbereitet zu sein.

Ihre Finger fühlten sich klamm an und festigten sich um die Zügel ihrer Stute. Das hellbraune Tier scharrte gelangweilt mit den Hufen auf dem sandigen Boden. Sakura war gestern bereits auf ihr geritten, als Levi sie nach Trost und hinauf auf die Mauern geführt hatte, und Sakura wollte darauf vertrauen, dass sie ein stilles Einverständnis mit der Stute hatte.

„Wird schon schief gehen“, verkündete Oluo, der stocksteif auf seinem Pferd saß. Er lächelte einer blassen Petra zu, die ebenfalls die Mundwinkel hob.

„Genau“, verkündete sie in die Runde hinein. „Wir haben schon ganz andere Dinge gemeistert.“ Ihr Blick galt besonders Sakura, die nickte.

„Jetzt gibt es ohnehin kein Zurück mehr“, erwiderte Eld und pustete sich einige blonde Haarsträhnen aus der Stirn, an denen der Wind zog.

Gunther schnaubte. „Das gibt es seit dem Eintritt in den Erkundungstrupp nicht mehr.“

„Es wird Zeit“, unterbrach Levi die sinnlose Unterhaltung, die ohnehin nur dazu gedacht war, um überhaupt etwas zu sagen und nicht schweigend auf dem Pferderücken nebeneinander zu sitzen.

Im langsamen Trott ritt Levi voran, Petra und Gunther an seiner Seite, während Oluo, Eld und Sakura sich hinter ihm einreihten. Ihr Platz in der Formation befand sich hinter dem von Erwin Smith und dem Team, welches er seinerseits hinter die Mauern führen würde.

Irgendwie hatte Sakura angenommen, dass Erwin bleiben und sich der Expedition nicht anschließen würde, doch sie hatte sich geirrt. Vielleicht war es das Denken gewesen, das ihr mit in die Wiege gelegt wurde, denn Erwin Smith war keiner dieser scheinheiligen Politiker, die sich hinter Wall Sina befanden und abgeschieden von dem Leid in Trost und anderen Dörfern nahe der Außenmauern lebten. Dort war die Ignoranz mindestens genauso ausgeprägt wie die Unwissenheit. Bevor sie sich dem Militärdienst verschrieben hatte, hatte sie nichts über das Leben außerhalb von Wall Sina gewusst. Darüber wurde nicht gesprochen und wenn dann in einem geflüsterten Ton hinter vorgehaltener Hand.

Oluo, Gunther und Levi trugen zusätzlich die Zügel eines Ersatztieres in der Hand, da ihre individuelle Route länger als die von Petra, Eld und ihr waren. Der Gedanke, dass sich ihr ohnehin kleines Team noch einmal in zwei Gruppen aufteilen würde, behagte Sakura nicht, aber sie konnte die Weisheit in diesem Plan erkennen.

Viele unterschätzten die Titanen und räumten ihnen keine allzu große Denkkapazität ein. Sakura hatte schon unendlich viele Werke zu diesem Thema gelesen, die von Wissenschaftlern, Philosophen und Soldaten geschrieben wurden. Sie hätten kaum unterschiedlicher sein können, doch in sämtlichen Werken wurde derselbe Schluss gezogen: Titanen agierten aus einem primitiven Instinkt heraus und verfügten nicht über einen logischen Verstand. In dieser Hinsicht waren sie wie Tiere, weshalb Menschen ihnen zumindest mental überlegen waren.

Wie viel Wahrheit in dieser Annahme steckte, konnte Sakura nicht mit Sicherheit sagen, doch anhand des Plans bekam sie den Eindruck, dass Erwin Smith sie dennoch nicht auf die leichte Schulter nahm. Er unterschätzte sie nicht, denn er wusste, dass das ein fataler Fehler sein würde. Das lag sicherlich mit den ganzen Verlusten zusammen, welche diese Einheit schon über die Jahrzehnte hinweg hatte einstecken müssen, und mit seiner allgemeinen Erfahrung mit diesen Ungetümen. Jedenfalls konnte sie sich kaum einen besseren Anführer für den Aufklärungstrupp vorstellen.

Die anderen Teams reihten sich nach und nach hinter ihnen ein, bis sie als gesamte Bataillon den Schlosshof hinter sich ließen und Richtung Trost ritten. Sakura war diesen Weg erst vor einem Tag geritten, doch diesmal war es anders. Diesmal waren sie nicht zwei Soldaten, sondern eine komplette Einheit. Dieses Mal war sie ein Teil von der Militäreinheit, die sie einmal vom Krankenhausfenster aus beobachtet hatte, als sie mit ernsten Gesichtern durch die kaputten und dreckigen Straßen von Trost gezogen waren. Ein Schauer rann ihren Rücken hinunter.

Abermals begrüßte sie Trost mit einer Stadtwache, welche das Tor für sie öffnete, ausnahmsweise mit verhaltenen Gesten und Worten, als hätten sie Angst, dass sie die Soldaten sonst wie ausgeschreckte Häschen verscheuchen würden.

„Manchmal frage ich mich, was sie denken“, murmelte Oluo, als sie das Stadttor passiert hatten und den Hauptstraßen aus Kopfstein gefertigt folgten, auf denen die Hufe laut und wie Omen klangen und ihr Echo sich in den engen Gassen rechts und links von ihnen verloren.

Sakura sah zu dem hochgewachsenen Mann hinüber, der an ihrer Seite daherritt. Er saß kerzengerade auf seinem Ross und mit den kleinen, verschlafenen Augen wirkte er überheblicher als er eigentlich war. „Was meinst du?“

„Ich meine, dass ich gern wissen würde, was sie sehen, wenn wir vorbeireiten“, erklärte Oluo. Wut schwang in seiner Stimme mit, die sich etwas gehoben und auch Elds Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte, der auf Sakuras anderen Seite ritt.

Sakura ließ den Blick durch die Straßen wandern, über die Menschen, die Fensterläden und Türen geöffnet hatten, um den Trupp bei ihrem Zug durch Trost sehen zu können. Nur auf den runden Gesichtern von kleinen Jungen und Mädchen, die an den Händen ihrer Mütter zogen und zerrten, konnte Sakura Stolz und Faszination erkennen. Die Gesichter ihrer Eltern und anderer Erwachsenen waren regungslos, skeptisch und kühl, obwohl die Blicke ihnen nicht weniger folgten.

„Ich glaube, sie wissen auch nicht so recht, was sie denken sollen. Oder um es besser auszudrücken, was sie fühlen sollen, wenn sie uns sehen“, antwortete Sakura und die Worte schmeckten bitter auf ihrer Zunge. Sie war einst eine von ihnen gewesen, von diesen Menschen, die starrten und dann wieder ihren alltäglichen Arbeiten nachgingen, nach einem langen Arbeitstag nach Hause gingen und Abendessen kochten, bevor sie sich in ihr warmes Bett kuschelten, während Kanonen die Finsternis der Nacht erschütterten und Titanen an den Mauern kratzten und hämmerten.

„Sie haben gemischte Gefühle“, bestätigte Eld neben ihr. Sein Blick war gesenkt, hinunter auf den Rücken seines Tieres, den er mit ausgestreckten Fingern seiner freien Hand streichelte, behutsam und in Zeitlupe, als wollte er sich das Gefühl von seinen Fingerkuppen auf dem kurzen Fell einprägen. „Wir sind die Hoffnung, dass die Menschheit den Titanen trotzen können. Aber gleichzeitig haben sie uns schon so oft mit unseren Toten zurückkommen sehen. Sie sind überzeugt, dass wir nichts erreichen können, weil wir bisher nie etwas erreicht haben. Trotzdem ist da immer dieser Funke Hoffnung, dass es einmal anders sein könnte. Deswegen hassen sie uns. Wir geben einfach nicht auf und deswegen können sie auch nicht aufgeben. Zumindest nicht die Leute aus Trost, wenn sie uns durch ihre Stadt marschieren sehen.“

Ein erstickter Laut entrann Oluos Kehle, doch Sakura brachte es nicht übers Herz den älteren Mann anzusehen. Ihr Blick richtete sich auf Levis Rücken, da er mit seinem Pferd direkt vor ihr ritt und jedes Wort vernommen hatte. Die Mehrheit der Menschen verabscheute sie und es gab genug Leute, ganz besonders hinter Wall Sina, die dem Aufklärungstrupp ein Ende setzen wollten, doch irgendwie fand Erwin Smith immer einen Weg finanzielle und politische Unterstützung für seinen Traum zu bekommen, um diese Einheit am Leben zu erhalten.

„Sakura“, erklang Levis Stimme und ihre Augen zuckten zu dem Seitenprofil ihres Vorgesetzten, der den Kopf in ihre Richtung gedreht hatte. Er betrachtete sie aus den Augewinkeln und nickte zur Seite.

Es dauerte einen Moment, bis Sakura verstand, bis ihr Blick sich in die Menschenmenge richtete, die sich am Straßenrand gesammelt hatte. Ein grauer Haarschopf zog sogleich Aufmerksamkeit auf sich, denn sie würde ihn immer auf Anhieb herauserkennen. Die untere Gesichtshälfte war mit einer Stoffmaske bedeckt, doch ein schmales, kaum zu erkennendes Lächeln zeichnete sich unter dem dünnen Material ab – und Sakura spürte, wie sich unwillkürlich ein ähnliches Lächeln auf ihren Lippen bildete. Kakashi hob die Hand in einem stummen Gruß und Sakura dachte an den Brief, an die Worte, die sie gestern Abend noch an ihn gerichtet hatte.

Sie war nicht die einzige gewesen. Ein brauner Beutel war im Speisesaal hingelegt worden, der mit so einigen Briefen gefüllt gewesen war, als Sakura ihren heute Morgen zusammen mit Petra, die einen an ihren Vater geschrieben hatte, zu ihnen gelegt hatte.

Nun erschien der Brief, den sie Kakashi ohnehin schon seit einer Weile geschuldet hatte, kaum noch wichtig, denn Kakashi hatte sie nicht vergessen. Er war gekommen, um sie zu verabschieden. Allein sein Anblick sorgte für eine innerliche Ruhe in Sakura, die er schon immer problemlos in ihr hervorgerufen hatte.

Ihre Hand hob sich einige Zentimeter, gerade hoch genug damit Kakashi es sehen konnte, bevor die Straße einen Bogen nahm. Eine Häuserwand nahm ihr die Sicht, als sie dem Tor entgegenritten, dem sich Sakura noch nie in ihrem Leben angenähert hatte und welches alles war, was sie von der Welt dahinter und den Titanen trennte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: Swanlady
2016-08-28T18:39:37+00:00 28.08.2016 20:39
Oh, wie schnell du in letzter Zeit hochlädst! Toll, das freut mich! :D Jetzt geht es wirklich los und es gibt kein Zurück mehr. Ich finde, du hast die Mischung aus Angst und Erfahrung, die Levis Squad besitzt, wirklich gut getroffen, denn ich glaube nicht, dass diese Gefahr etwas ist, an das man sich gewöhnen kann, egal wie mutig man ist. Ich mochte das Gespräch, in dem es um die starrenden Menschen ging. Du sorgst sehr penibel dafür, dass die bedrückende Atmosphäre unter keinen Umständen verschwindet. ;) Kaum freut man sich über interessante Charakterinteraktionen, wird man auf den Boden der Tatsachen geholt. XD
Das Ende - meine KakaSaku Feels! ;o; Davon hab ich in letzter Zeit eh schon viel zu viele und damit hast du es definitiv nicht besser gemacht. :D'
Von: abgemeldet
2016-08-28T18:36:38+00:00 28.08.2016 20:36
Ich bin gerade mega gehyped, dass du so oft updatest °_° Meine derzeitige Lieblingsff und ständig neuer Lesestoff, so gefällt mir das :D Wie immer fand ich auch dieses Kapitel toll. Auch, wenn ich dir böse bin, dass du mich derart auf die Folter spannst! Trotzdem fand ich den Ritt durch Trost super geschildert. ABER! Jetzt sind sie am Tor, wenn du nochmal ein Kapitel schaffst, ohne dass sie endlich "ihre" Welt verlassen und jene der Titanen betreten, bin ich sehr genervt, ziehe aber auch meinen Hut vor deinen Autorenfähigkeiten! Tolle FF, keep up the good work :) LG und bis zum nächsten Mal! <3


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