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Der Schatz

von

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...gehört mir!

Es war bereits nach Mitternacht und wie zu jeder Uhrzeit in Hueco Mundo stand der silberweiße Sichelmond am schwarzen Himmel. Allein die innere Uhr verriet jedem Arrancar wie spät es eigentlich war, denn die Heimat der Hollows kannte keinen Wechsel zwischen Tag und Nacht. Ihre Fraccion schnarchte derart laut, dass es sie immens wunderte, dass sie in jeder anderen Nacht ruhig schlafen konnte. Beinahe glaubte sie, der Boden unter ihr erbebe, jedes Mal wenn Pesche dröhnend schnarchte oder Dondochakka sich im Schlaf herumdrehte. Aber zumindest verriet ihr das Gedröhne sicher, dass die beiden schliefen und sie sich unbemerkt herausschleichen könnte. Bestimmt würden die beiden, so gut kannte sie sie allemal, darauf bestehen, mitzukommen bei ihrer geheimen Mission. Dann allerdings müsste sie den beiden auch erklären, was sie vorhatte, was wiederum die Frage des warum aufwarf. Sie wollte in Grimmjows Zimmer einbrechen und ihren Stift zurückholen. Ja genau. Immerhin war es ihrer und der Sexta Espada hätte ihn gar nicht erst stehlen dürfen. Sie holte also genau genommen nur wieder, was ihr gehörte. Es war nichts Unrechtes!

Trotz dieser Gedanken war der grünhaarigen Espada nicht wohl dabei, in Grimmjows Zimmer einzusteigen. Wenn der sie erwischte... Sie schüttelte den Kopf. Nein, daran durfte sie nicht denken. Er würde sie nicht erwischen. Sie würde ihren Stift holen und dann mit ihrem Schatz siegreich heimkehren. Grimmjow würde nichtmal merken, dass sie da gewesen war, geschweige denn, dass der Stift fehlte. Dennoch waren ihre Hände schwitzig und ihre Nerven zum Zerreißen gespannt, als sie aus ihrem Zimmer schlich und leise die Tür hinter sich zudrückte. Es klickte leise, als die Tür ins Schloss fiel und sie hielt inne, atmete ein paar Mal durch und lauschte, doch es blieb still. Das einzige, was sie hörte, war das laute Hämmern in ihrer Brust. Offenbar hatte niemand sie bemerkt. Neliel atmete erleichtert auf und schlich auf Zehenspitzen durch die dunklen Flure, die nur erhellt wurden durch das weiße Mondlicht, dass durch die Fenster auf die schneeweißen Wände fiel.

Als sie schließlich in den Flur trat, an dessen Ende der blauhaarige Espada seine Räume hatte, hatte sich bereits ein feiner Schweißfilm auf ihrem Rücken gebildet. Bisher war sie niemandem begegnet und hatte auch niemanden gehört, doch sie hatte keine Ahnung wie es die Fraccion des Sexta Espada mit der Nachtruhe hielt. Ihre Unruhe erwies sich im Endeffekt als unbegründet und sie erreichte unbehelligt die Tür zu Grimmjows Privaträumen. Hinter dieser Tür lag ihr Schatz, vermutlich unbeachtet, in einer Ecke oder auf den Schreibtisch gepfeffert, vielleicht sogar noch an der Besprechungsmappe. Vorsichtig und langsam drückte sie die Türklinke herunter. Nicht abgeschlossen. Das wiederum hatte sie erwartet. Zwar hatten alle Espada Schlüssel für ihre Räumlichkeiten, doch da sie die Privatsphäre aller anderen achteten und niedere Arrancar es nicht wagen würden in ihre Privaträume einzudringen, schloss eigentlich keiner von ihnen ab, schon gar nicht, wenn sie selbst anwesend waren. Dazu gab es einfach keinen Grund.

Beinahe geräuschlos schob sie die Tür auf und trat in den dunklen Raum, durch dessen Fenster das Mondlicht fiel und ein weißes Sofa in unheimlich anmutendes Licht tauchte. Neliels Augen hatten sich auf dem Weg hierher bereits an die Dunkelheit gewöhnt und so erkannte sie schnell, dass der Schreibtisch des Blauhaarigen zu ihrer Linken stand und ähnlich unaufgeräumt war, wie ihr eigener. Zaghaft schob sie die Tür hinter sich wieder etwas zu und ging zu dem Schreibtisch hinüber. Es war zu dunkel, um Genaues auszumachen, doch hier lagen einige Mappen und Ordner. Sie tastete über die erste Mappe auf der Suche nach ihrem Kleinod. Nichts. Sie legte den Ordner beiseite und griff nach dem nächsten, was ein leises Rascheln von Papier verursachte. Nervös hielt die grünhaarige Espada inne und lauschte. Kein Geräusch zu hören. Puh!

Nach und nach betastete und befühlte die Tres Espada eine Aktenmappe nach der anderen. Sie musste hier sein! Grimmjow machte wahrlich nicht den Eindruck, als habe er den Ordner ordentlich in ein Regal gestellt. Bestimmt lag er zwischen den anderen hier. Mit jedem Stück Pappe oder Plastik, das sie zwischen den Fingern drehte und abtastete, wurde die Grünhaarige mutiger und achtete weniger auf ihren Geräuschpegel. Er musste doch hier irgendwo sein! Verflixt nochmal.
 

So hörte sie auch nicht das Unheil, das sich ihr leise und unnachgiebig näherte in Form des Sexta Espada, der ob des Geraschels aufgewacht war. Er hatte ohnehin keinen tiefen Schlaf, dafür aber die feinen Ohren einer Katze und denen war nicht entgangen, wie sich Pappe und Plastik auf seinem Schreibtisch verschoben. Dank seiner hervorragenden Nachtsicht hatte er auch den Übeltäter gleich erkannt und gleichsam verwundert wie amüsiert festgestellt, dass die grünhaarige Espada auf seinem Schreibtisch etwas suchte und er hatte eine grobe Ahnung, was das wohl sein könnte. Ein dunkles, nichts Gutes verkündendes, Grinsen machte sich auf seinen Zügen breit, als er sich ihr näherte und schließlich die Hand auf Neliels Schulter legte, was diese erschrocken zusammenzucken ließ. Die Tres Espada hatte keinen der leisen Schrittes des Blauhaarigen gehört und so wirbelte sie mit einem leisen Aufschrei herum, stolperte dabei glatt über ihre eigenen Füße und musste sich mit einer Hand auf dem Schreibtisch abstützen.“Oi! Was treibst du wohl mitten in der Nacht in meinemZimmer?“, ergriff der blauhaarige Espada das Wort, bevor Neliel überhaupt ihren Schrecken überwinden konnte. „I-i-ich...“ Vor Schreck war ihr Kopf ganz leer und eine gute Ausrede wollte ihr einfach nicht in den Sinn kommen. „Du bist wegen dieses ollen Stiftes hier.“, stellte Grimmjow an ihrer Stelle fest. Ein gewisses Maß Ungläubigkeit schwang in seiner Stimme mit. Es war einfach lächerlich, dass diese Frau wegen einem Kugelschreiber bei ihm einbrach, sich hier hintenrum des nachts hereinschlich und damit das Risiko einging, bemerkt zu werden. Für einen Kugelschreiber! Ihre Miene sprach Bände. Er hatte Recht. Sie war wirklich wegen dieses dusseligen Plastikdinges hergekommen!

Grimmjow konnte gar nicht anders, als haltlos loszulachen. Wie konnte sich ein Espada nur zu so etwas herablassen! Das war einfach zu viel der Idiotie! Das würde ihm keiner glauben! Die Tres Espada, die stärkste Frau unter den Arrancar stand mit vor Schreck geweiteten Augen nachts in seinem Zimmer, weil sie eingebrochen war, um etwas so lächerliches und unbedeutendes wie einen Stift zu stehlen! Der Blauhaarige schüttelte sich, hielt sich vor Lachen den Bauch und brauchte eine ganze Weile, bis er die Fassung zurückerlang und sein Lachen abebbte. Das war einfach zu köstlich! „Ernsthaft?“, brachte ich breit grinsend heraus, einen weiteren Lachanfall niederkämpfend. Wie ernst sie dreinsah. Die Augen verkniffen, die Lippen fest aufeinander gepresst. Man könnte glauben, es ginge hier um etwas unglaublich ernstes und nicht um einen Kugelschreiber. Wieder lachte der blauhaarige Espada. „Er gehört mir.“, sagte Neliel nur, den Blick ernst und fest auf den Sexta gerichtet, der die Situation offenbar zu lustig fand, als dass er Zeit fand, es ihr übel zu nehmen, dass sie hier eingebrochen war. Zwar war sie das nicht direkt, aber sie hatte sich hereingeschlichen wie ein Dieb und genau genommen hatte sie ja auch etwas entwenden wollen.
 

Ganz plötzlich wurde nun aber auch Grimmjows Miene ernst. „Und für so einen Dreck traust du dich, hierherzukommen? Mitten in der Nacht, wie ein Dieb?“ Seine Laune war nun eindeutig von 'amüsiert' zu 'angepisst' gewechselt und er stemmte die Hände in die Hüften. Die aggressive Haltung sah selbst jetzt, wo der Sexta nur in Unterhose vor ihr stand, ganz und gar nicht witzig aus, sondern symbolisierte klar, dass es hier vermutlich gleich zu einem Kampf käme. Neliel bereitete sich innerlich bereits darauf vor, auch wenn ihre Haltung noch nichts davon verriet. „Ich möchte nur meinen Stift wieder. Das ist alles.“ Sie hatte den Satz kaum beendet, da fuhr Grimmjow auch schon auf. „Du bist hier eingedrungen!“ Die türkisfarbenen Augen des Sexta funkelten bedrohlich und voller Wut. Neliels Augen verengten sich, doch bevor sie etwas erwidern konnte, sprach Grimmjow schon weiter. „Wenn du es schaffst, mich zu besiegen, bekommst du ihn zurück.“, forderte er sie offen heraus. Sein Grinsen nahm beinahe irrsinnige Züge an. „Und wenn ich gewinne... dann war es das mit dir als Espada!“ Sie nickte nur. Ohnehin würde er sie auch angreifen, wenn sie ablehnte. Da konnte sie sich dem Kampf auch gleich stellen und ihr Kleinod zurückgewinnen.
 

Schweigend waren sie zum Fenster hinausgeklettert. Grimmjow voran, weshalb sie ihm gefolgt war, anstatt wie üblich die Tür zu nehmen. Zumindest so weit, dass es besser wäre, draußen zu kämpfen und nicht drinnen, hatte der Sexta Espada noch gedacht. Sie waren kaum in etwas Abstand zum Gebäude angehalten, als der Blauhaarige sich auch schon mit einem selbstsicheren Grinsen im Gesicht zu ihr umwandte. Genau wie Nnoitra glaubte dieser Kerl, er könne sie besiegen. Und genau wie Nnoitra war er nichts weiter, als eine Bestie in menschlicher Gestalt, kein Krieger im Herzen, der Ideale achtete und ehrenhaft handelte. Er und sie, sie waren verschieden wie Tag und Nacht und genau deshalb würde er sie nicht besiegen. Keinesfalls könnte sie eine Niederlage gegen so jemanden akzeptieren. Doch sie wusste sehr wohl um seine Stärke und die Wildheit, die so offenkundig in den türkisfarbenen Augen funkelte, die sie fixierten, als sei sie eine Maus, die man einer Katze zum Spielen überlassen hatte. Nur, dass sie keine Maus war, sondern eine Gämse und diese zu groß geratene Katze, denn in dieser Gestalt offenbarte sich Grimmjow in seiner Resureccion, niedertrampeln würde. Der Sexta stellte sich in den nächsten Minuten jedoch als zäher Gegner heraus und Neliel war froh, ihn nicht unterschätzt zu haben, obgleich sie seine Kampfesphilosophie nicht wertschätzte. Er war stark. Stärker als der Octava, gegen die so sonst so oft kämpfte, weil dieser nicht genug davon bekommen konnte, gegen sie anzutreten. Minutenlang tauschten sie Schläge aus, umkreisten einander und erkundeten die Stärke des jeweils anderen, bis Neliel entschlossen zum Angriff überging. Mit einer gezielten Lanzador Verde schleuderte sie den Sexta Espada in seiner katzenartigen Resureccion gegen die nächstgelegene Wand. Als sie dort ankam, rappelte sich der Blauhaarige gerade auf. Seine Resureccion war gelöst und seine Kleidung hatte sichtlich unter ihrem Kampf gelitten. Die Weste war ausgefranst, der Hakama hatte ein Loch am linken Knie. Nun löste auch die Tres Espada die Resureccion. Ihre Kleidung hatte ebenfalls Schaden genommen, doch wie auch der Sexta schenkte sie dieser Tatsache keine Beachtung.
 

Schweigend wie sie den Raum des blauhaarigen Mannes verlassen hatte, kehrten sie dahin zurück. Sie konnte Grimmjows miese Laune förmlich spüren, obwohl sie nur seinen Rücken sah, da er vor ihr herging und sich durch das Fenster hereinschwang, durch das sie den Raum anfangs auch verlassen hatten. „Und so ein Scheiß für einen Stift.“, grummelte er schließlich, als auch die grünhaarige Espada durch das Fenster stieg. Er warf ihr einen giftigen Blick zu, griff dann aber gezielt auf den chaotisch anmutenden Schreibtisch und hielt den Kugelschreiber in die Höhe, der der Grund für diese ganze ungewöhnliche und lächerlich anmutende Situation war. „Da hast du das Drecksding, warum auch immer du so einen Mist so wichtig findest.“ Dass er sich diesen stichelnden Kommentar nicht verkneifen konnte, war Neliel klar gewesen, doch sie beachtete es nicht weiter. Sie erwiderte nichts darauf und der Sexta, sichtlich angeschlagen nach ihrem Kampf, beließ es dabei und warf den Stift einfach in ihre Richtung.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  fahnm
2015-04-16T22:22:32+00:00 17.04.2015 00:22
Spitzen Kapitel


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