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Dunkler als schwarz

Shinichi x Ran
von

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Kapitel 51: Wolfsgeheul

Kapitel 51 – Wolfsgeheul
 

Ihm war schon nicht wohl gewesen, als sie hergefahren waren – er hatte es auf den Stress geschoben.

Die Angst.

Die Sorge.
 

Mittlerweile war er sich nicht mehr sicher, ob das wirklich der einzige Grund dafür war, dass in seinem Schädel eine Großbaustelle tobte, in der Presslufthämmer, Bagger und Bohrer ihr Möglichstes taten, um das ganze Ding in Schutt und Asche zu legen.

Und deswegen war es fast absurd, immer noch leugnen zu wollen, dass etwas mit ihm nicht stimmte, als sie, einer stummen Prozession gleich, hintereinander die Stufen im Treppenhaus zu seiner Wohnung hochschritten.

Die Treppen, die er normalerweise im Laufschritt nehmen konnte, ohne, oben angekommen, auch nur ernstzunehmend außer Puste zu sein, schienen heute schier nicht enden zu wollen und ihm jedes Quäntchen Luft aus den Lungen zu pressen.

Shinichi schwankte, griff sich mit der flachen Hand an die Stirn. Feucht und kalt klebte der Schweiß an seinen Fingern, ließ ihn schaudern.

Mühsam konzentrierte er sich, setzte einen Fuß vor den anderen auf die Treppenstufen, hielt sich am Geländer fest und zog sich mehr die Treppen hinauf, als dass er sie ging – bis er danebentrat. Er rutschte mit der Fußsohle über die Stufenkante, glitt ab, hielt sich gerade noch fest. Mit einem Mal war ihm schwindlig geworden, seine Knie waren seltsam weich, fühlten sich an wie mit Gelee gefüllt, das beständig wabbelte anstatt ihn fest auftreten zu lassen. Er griff fester nach dem Geländer, konzentrierte sich darauf, einen Schritt vor den anderen zu setzen und ignorierte den Blick, den ihm Heiji zuwarf.

Der Beinahe-Sturz rüttelte ihn auf, ließ ihn sich zusammenreißen und die Treppe mit mehr Aufmerksamkeit hochgehen – allerdings konnte er nicht verhindern, dass sich ihm eine üble Ahnung aufdrängte, was für seine Kopfschmerzen ursächlich war.
 

Nein.

Nein, das kann ich jetzt nicht brauchen.

Es ist der Stress, ganz sicher.

Die Angst. Die Panik. Der Schock…
 

Oben angekommen sperrte er auf, oder wollte es zumindest, als er erkannte, dass gerade diese simple Tätigkeit etwas zu sein schien, das ihm doch mehr Mühe bereitete, als ihm lieb war. Und hatte sein „Schutzgeleit“ seine Konstitution bisher wegen ihrer eigenen Sorgen nicht bemerkt oder auf seine Angst und Unkonzentriertheit geschoben, so ließ diese Unfähigkeit, das kleine Schlüsselloch zu treffen, nun zumindest einen aufschauen.

Sein Vater stutzte – trat dann neben ihn, schaute ihn musternd an, um schließlich seine Hand zu heben, seine Stirn zu fühlen.
 

„Shinichi.“

Sein Ton klang ernst. Er nahm ihm den Schlüssel aus den zitternden Fingern, schloss die Tür auf – und kriegte seinen Sohn gerade noch an der Schulter zu fassen, der fast mit der Tür, gegen die er sich halb gelehnt hatte, in seine Wohnung gefallen wäre.

Und spätestens jetzt sahen sie es alle.
 

Shinichi war aschfahl ihm Gesicht, seine Augen glasig und blutunterlaufen. Heiji schaute Yusaku fragend an – und half ihm dann, seinen Freund in dessen Schlafzimmer zu führen, da Shinichi zusehends wackeliger auf den Beinen wurde. Er spürte Kazuhas bohrenden Blick im Rücken, wandte sich jedoch nicht um.

Dort angekommen fiel der junge Detective kraftlos aufs Bett, hielt sich leise stöhnend den Kopf. Sein Atem war schleppend geworden, seine Bewegungen kraftlos und langsam.

Yusaku warf einen kurzen Blick nach draußen ins Wohnzimmer, vergewisserte sich, dass ihnen keiner nachkam, den beunruhigten Blick seiner Frau wohl bemerkend und schloss die Tür hinter sich. Er trat an Heiji vorbei, griff den Kopf seines Sohns mit beiden Händen und zwang ihn so, ihn anzusehen.
 

„Shinichi. Du stehst unter…“

Shinichi stöhnte leise auf, verhinderte so, dass er seinen Satz vollendete und wollte sich dem Griff seines Vaters entziehen, hielt sich die Hand vor Augen, weil das Deckenlicht ihn blendete und damit mehr unangenehme Erinnerungen wachrief.

„Du stehst unter Drogen, das merkst du doch. Shinichi, woher hast du…“

Er hörte, wie Heiji hinter ihm überrascht nach Luft schnappte, drehte sich jedoch nicht um, schaute seinem Sohn weiterhin ins Gesicht, der seine Augen schließen und wegdämmern wollte.

„Shinichi! Wie kommt es, dass du…“

„Ich weiß nicht…“, murmelte er heiser, drückte abwehrend die Hände seines Vaters von sich, die ihm unerträglich heiß vorkamen auf seiner Haut, hielt sich die Augen zu, presste seine Handballen gegen seine Augäpfel, bis schwarze Kreise in seinem Blickfeld tanzten.

Yusaku betrachtete seine Finger. Schweiß glitzerte an ihnen. Er beugte sich vor, öffnete ihm die Krawatte und den obersten Hemdknopf sowie die Gürtelschnalle.

„Zieh ihm die Schuhe aus, bitte.“, murmelte er an Heiji gewandt.

„Denken Sie, er hat selbst…?“, fragte der Angsprochene unsicher, als er tat, worum er gebeten worden war. Ihm war mulmig zumute. Er hatte schon Drogensüchtige gesehen, auch welche, die gerade noch unter dem Einfluss des Rauschmittels ihrer Wahl standen, aber zu sehen, wie Shinichi die Kontrolle verlor, ließ ihm den Magen flau werden.
 

Das war etwas anderes.
 

„Nicht wissentlich.“

Yusaku schüttelte den Kopf.

„Glaub mir, das tut man sich nicht freiwillig an, was jetzt kommt. Gerade er nicht, gerade jetzt nicht, wo er doch jede Minute klar denken will, um ihr zu helfen. Jemand hat ihm was untergejubelt… und wenn ich mir das so ansehe, kann es nicht lange her sein. Jemand wollte ihn schachmatt setzen. Genau jetzt.“

„Aber würd‘ er nich‘ merken, wenn man ihn mit ner Nadel piekst…?“

Yusaku lächelte bitter.

„Es muss nicht unbedingt eine Injektion gewesen sein. Orale Aufnahme wäre genauso möglich…“
 

Heiji dachte kurz nach – dann sog er scharf die Luft ein.

Yusaku wandte sich um, schaute ihn alarmiert an, bemerkte den ernsten und erschrockenen Ausdruck in Heijis Gesicht.

„Weißt du, wer ihm was…?“, setzte er an, brach dann ab.

Heiji schluckte.

„Ich weiß, dass er im Yard eine Tasse Kaffee getrunken hat…“
 

Er wurde unterbrochen, als Shinichi sich auf die Seite drehte, seinen Kopf in seinem Kissen vergrub. Er verkrampfte zusehends, sein Atemrhythmus geriet aus dem Takt.

Als Heiji weitersprach, fand er den Faden nicht mehr. Er trat näher, langsam, schaute Shinichi ernst ins Gesicht.

„Was… folgt jetz’? Was passiert mit ihm?“

Yusaku blickte seinem Sohn sorgenvoll ins Gesicht.

„Zunächst der Rausch.“
 

„Nein…“, hörten sie ihn wispern. Er schaute sie aus halbgeöffneten Augen aus dem Augenwinkel heraus an. Unwille und Trotz sprachen aus seinem Blick.

„Nein. Ich kann nicht. Ich will nicht. Ich muss doch… Ran…“

Er wollte sich hochrappeln, kam kaum aus seinen Kissen, sank aufgrund seines Zitterns immer wieder ein, kämpfte sich dann doch von der Matratze hoch – nur um vor dem Bett in die Knie zu gehen. Heiji starrte ihn sprachlos an, merkte, wie es in ihm wühlte und rumorte, seinen Freund in diesem Zustand zu erleben.

Und begriff erst jetzt, wieso diese Droge so fatal war. Wieso sie ihn wirklich völlig wehrlos hatte machen können, als er sich in den Fängen der Organisation befunden hatte.

Selbst, wenn Shinichi noch einigermaßen denken konnte, gehörte er schon nicht mehr sich selbst.
 

Yusaku hingegen blickte seinen Sohn ernst an; in seiner Stimme schwang leises Mitgefühl.

„Du kannst nicht, das weißt du. Jemand wollte dich auf Eis legen und hat es geschafft, Shinichi. Du wirst das jetzt aussitzen müssen…“

Er griff ihn unter der Achsel, während Heiji ihn ungefragt unter der anderen packte, und gemeinsam zogen sie ihn wieder aufs Bett.

Yusaku griff Shinichis Kopf mit beiden Händen, versuchte, seinen Blick zu fangen.

„Wehr dich nicht. Du weißt, es wird schlimmer, wenn du’s tust. Du wirst es ertragen müssen, du kennst das, der Zustand geht vorbei. Es ist nicht genug, um dich umzubringen wie diesen jungen Maler. Es ist genau genug, um dich ein wenig kaltzustellen. Die werden ihre Einladung an dich schon noch aussprechen, mein Sohn, und solange…“

„Aber warum dann…“

Shinichi starrte ihn an, schüttelte den Kopf.

„Du bist zu nah dran, anscheinend.“

„Aber ich weiß doch noch gar nicht… ich weiß, mir soll das alles etwas sagen, muss es, irgendwie, aber ich… ich kann nicht denken, ich…“
 

Shinichi schluckte hart, ließ sich zurücksinken, als es langsam zu viel wurde – das Licht zu hell, das Rauschen seines eigenen Bluts in seinen Ohren zu laut, die Angst um Ran viel zu intensiv.

Er merkte, wie sein Mund unangenehm trocken wurde, seine Sicht sich trübte, und wusste, diesmal würde es nicht so glimpflich ausgehen wie vor zwei Nächten.
 

„… ich seh nicht, was…“
 

Seine Stimme verlor sich. Heiji schauderte, als er sah, wie sich Shinichis Augen verdrehten, als sich sein Bewusstsein verabschiedete, weil das Nervengift die Kontrolle über seinen Geist und seinen Körper übernahm. Er sank gegen die Wand, die Augen auf seinen besten Freund gerichtet, der langsam hinüberzudämmern schien in einen leichten Schlaf und doch, das wusste er, daraus nicht zu wecken war.

„Wie lang dauert das jetz‘?“, fragte er mit leiser Stimme, ganz so, als wolle er den Schlafenden nicht stören. Yusaku, der Shinichis Handgelenk gegriffen hatte und seinen Puls fühlte, wandte sich um, seufzte, als er den jungen Mann aus Osaka an der Wand kleben sah, dessen beunruhigter Blick auf seinem Sohn gerichtet war.

Er war bleich, und das trotz seines braungebrannten Teints.
 

Und erst jetzt wurde ihm langsam gewahr, wie eng die beiden jungen Detektive eigentlich befreundet waren.
 

Und das warst du bereit aufzugeben, Shinichi, weil du mit der Schuld nicht leben konntest, mit der Schande nicht leben konntest… mit den Erinnerungen nicht leben konntest.

Du Dummkopf, du…

Du hättest doch Freunde gehabt, die dir geholfen hätten, selbst wenn dieser Alptraum real gewesen wäre, wie du es so lange glaubtest.

Viel zu lange glaubtest.
 

Er hob zu einer Antwort an, als die Tür aufging. Herein kam Shiho, zu ihrer Überraschung. Sie war verdammt blass und humpelte, auf eine Krücke gestützt, zu seinem Bett. Hinter ihr erschien Akai, fast wie ihr Schatten. Sein Gesichtsausdruck war schwer zu lesen, wie immer; er blieb an der Tür stehen, schloss sie hinter sich.

Heiji starrte sie an, schluckte dann umständlich, ehe er einen Satz soweit formuliert hatte, um seiner Überraschung Ausdruck zu verleihen.

„Sollt’st du nich‘ im Krankenhaus sein?“

„Nerv mich nicht.“

Sie hatte sich auf die Bettkante gesetzt, ihre Gehhilfe abgelegt und reckte sich nun, um Shinichi die Stirn zu fühlen.

„Nicht so schlimm wie letztes Mal. Wahrscheinlich hat er…“

„Das Gift getrunken.“

Yusaku nickte kurz.

„Davon gehen wir aus. Unter Umständen in einer Tasse Kaffee. Weißt du, von wem er regelmäßig Kaffee bekommt oder wo er ihn sich holt?“

Er wandte sich an Heiji, der langsam seine Position an der Wand verlassen hatte und sich unsicher näherte.

„Meistens kocht ihn die Chefsekretärin. In der Kantine gibt es auch welchen. Entweder er kauft ihn sich da, Jillian bringt ihm einen, oder Jenna holt für alle welchen… ich wüsste nicht, wer sonst…“
 

Er hielt inne, als sie ihn in sein Kissen murmeln hörte, schluckte hart.

Wie er so da lag, eingerollt wie ein Embryo, die Finger in sein Kopfkissen gekrallt, das Gesicht blass und die dunklen Haare, die ihm bereits leicht im Gesicht klebten, als starker Kontrast dazu, ließ vergessen, wie alt er eigentlich war.

Er erinnerte sie so unendlich stark an Conan, hilflos und wehrlos wie ein Kind.

Und genau das war er auch in diesem Moment.

Wehrlos.
 

Und trotz fünfundzwanzig Jahren immer noch sehr jung.

Manchmal vergaß sie das fast; sie hatte so viel erlebt, dass es wohl für drei Leben gereicht hätte, fühlte sich so ungleich viel älter, als sie es war.

Zart strich sie ihm eine verschwitzte Haarsträhne aus dem Gesicht.
 

„Wir sollten ihn allein lassen. Es wird nicht lange dauern und noch nicht viel passieren - und wenigstens einmal sollte er von ihr träumen können, ohne dass er sich hinterher beschämt fragen muss, wie viel er diesmal preisgegeben hat, erzählt hat, was er nie erzählen wollte, oder wenn dann… nur ihr.“
 

Heiji schaute sie an, nickte dann unwillig. Yusaku seufzte leise, ließ seine Hand los, bedachte seinen Sohn mit einem langen Blick, ehe er schließlich aufstand, Shiho die Hand reichte, um ihr aufzuhelfen. Sie ergriff sie, stemmte sich auf ihre wackeligen Beine, stöhnte kurz auf, wartete, bis sie alle schon nach draußen gegangen waren, indem sie so tat, als müsse sie ihren Verband richten.
 

Schließlich war nur noch Akai mit ihr im Raum, schaute sie unverwandt an.

Und sagte nichts, als sie sich zu Shinichi beugte, ihm einen Kuss auf die schweißnasse Schläfe hauchte.
 

„Genieß es, Shinichi… ich will es nicht hoffen, aber es könnte das letzte Mal sein, dass du…“

Sie brach ab, schluckte hart. Ihre Stimme war rau geworden, ihre Mundwinkel verzogen sich, wenn sie daran dachte – an Ran dachte.
 

… dass du mit ihr glücklich bist…
 

Unwillig schüttelte sie den Kopf.
 

Damit humpelte sie vorbei an Akai, der ihr die Tür aufhielt, und nach einem letzten Blick auf den Schlafenden das Zimmer ebenfalls verließ.
 


 


 

Er war wieder auf der Westminster Bridge.

In seiner Hand spürte er ihre Finger, kühl und zart umfassten sie die seinen.

Leicht war ihr Griff, kaum spürbar und dennoch vermittelte er ihm eine wohltuende Sicherheit.

Sie gehörte zu ihm.

Und er würde sie nie wieder loslassen.
 

Er drückte fester zu, wandte sich um, sah sie an. Sie ließ ihren Blick über die Themse schweifen, ein glückliches Lächeln umspielte ihre Lippen, in ihren kornblumenblauen Augen leuchtete die Nachmittagssonne, sprühte Funken auf ihr Haar.
 

Und erst jetzt sah er, was sie trug.
 

In ihrer anderen Hand hielt sie einen Strauß Vergissmeinnicht.
 

Sie wandte sich um, als sie seinen Blick auf sich zu spüren schien, runzelte kurz die Stirn, als sie seinen erstaunten Blick bemerkte, hob die Hand.
 

„Sind sie nicht schön? Gefallen Sie dir nicht?“

Er schluckte.
 

Irgendetwas war an den Blumen, das ihn störte. Er hatte das Gefühl, dass sie ihm etwas sagen sollten, und er wusste nicht, was.
 

„Woher hast du die? Und warum ausgerechnet…“

„Vergissmeinnicht? Ich fand sie schön.“
 

„Sind deine Lieblingsblumen nicht Wasserlilien? Wie dein Name…“
 

„Shinichi. Was regst du dich auf?“

„Ich…“

Er schluckte.
 

Das hier war anders als sonst. Sie lächelte ihn immer noch an, schien amüsiert zu sein über seine Verwirrung, machte sich fast ein wenig lustig über ihn, dass ihn ein kleines Blumensträußchen so aus dem Takt brachte.

Sie lachte.
 

„Ich dachte mir, ich kaufe Sie für dich. Sie stehen für Treue…“

Sie lächelte immer noch, strich ihm mit einer Hand über die Wange.

„Ich dachte, das passt…“

„Ran, ich…“

Weiter kam er nicht. Ihm blieb die Luft weg, als sie ihn küsste; einfach so, blitzschnell – er schloss die Augen, atmete aus, als sie sich von ihm löste, spürte ihre Stirn an seiner.
 

„Sie stehen für wahre Liebe… für Ehrlichkeit… und für Treue.“
 

Er zuckte zurück, blickte sie erschrocken an.
 

„Mach nicht so ein Gesicht. Ich weiß, was war, ich will nicht darauf herumreiten. Ich will, dass du weißt, was ich mir für die Zukunft wünsche… wie es immer sein soll, zwischen uns…“
 

Sie trat einen Schritt zurück, zog ihre Hand aus seiner. Er griff nach ihr, aber sie schien ihm auszuweichen; seine Hand tastete ins Leere, und auch ihre Stimme wurde immer leiser, als sie nun sprach.
 

„Keine Lügen mehr, Shinichi.“
 

Sie schien im Sonnenlicht zu flackern wie eine Fata morgana. Er wischte sich über die Augen, dachte, die Sonne spiele seinen Augen einen Streich, aber nichts half.

Ran schien sich aufzulösen.

Panik stieg in ihm hoch. Er wollte nicht, dass sie ging.
 

„Ran? Ran, was…“

„Ich muss jetzt gehen…“

Ihre Stimme verlor sich, ihre Worte weggetragen von der Brise, die die Themse über die Brücke trieb.
 

„Warum? Wann…“
 

… sehen wir uns wieder?
 

„Bald. Sobald du kommst.“

„Kommen? Wohin? Bleib doch – bleib doch einfach hier…!“
 

Er fing an zu laufen, als sie sich zu entfernen schien.

„Ran, hörst du? Wohin…?
 

„Komm bald, bitte…“
 

Er blinzelte, weil ihn die Sonne blendete – und als er wieder hinsah, war sie weg.

Nur das Sträußchen Vergissmeinnicht lag auf dem Boden.
 

Shinichi ging hin, hob es auf. Das ungute Gefühl, das die ganze Zeit schon in seiner Magengrube etwas rumort hatte, bemächtigte sich seiner nun mit ganzer Macht.
 

Irgendetwas war ganz und gar nicht in Ordnung.

Und diese Vergissmeinnicht sollten ihm viel mehr sagen – als einfach nur eine Warnung zu sein, vergangene Fehler nicht zu wiederholen.
 

Er sah sie an, gedankenverloren, fühlte den Wind in seinen Haaren, hörte das leise Plätschern der Themse…
 


 

… und schnappte hektisch nach Luft.

Er fuhr hoch, schaute verwirrt um sich, brauchte einen Moment, um einzuordnen, wo er war. In seinem Bett, in seinem Zimmer. Ohne Vergissmeinnicht. Und ohne Ran.
 

Die Gegenwart holte ihn ein, schmetterte ihn nieder.

Shinichi ließ sich langsam zurücksinken, hielt sich die Stirn, hinter der immer noch eine mittelmäßig begabte Teenie-Band mit Schlagzeug und Bassisten für ihren Durchbruch zu proben schien.
 

Dann atmete er durch, schwang die Beine über die Bettkante und kämpfte das einsetzende Schwindelgefühl vehement nieder.
 

Vergissmeinnicht.

Die hatten auch etwas mit dieser Shakespeare-Sache zu tun, mit Hamlet und Ophelia.

Und er zweifelte nicht daran, dass, wenn sie Ran nicht rechtzeitig fanden, diese Blumen um sie herum arrangiert sein würden.
 

Er stöhnte auf.
 

Ich brauche meine Notizen. Vielleicht kann ich Jenna so helfen, Ran zu finden. Ich muss das Rätsel um diese Blumen lösen.

Und ich muss mich beeilen – bevor mich Phase zwei schachmatt setzt.
 

Heiji war neben Kazuha aufs Sofa gesunken, ließ es zu, dass Kazuha sich an ihn schmiegte, legte fast automatisch seinen Arm um ihre Taille, griff nach ihren Fingern und drückte sie. Ihm ging das Bild von Shinichi, der auf allen Vieren auf dem Boden kniete, unfähig, sich auf den Beinen zu halten, und das eine knappe Stunde, nachdem er das Zeug getrunken hatte, nicht aus dem Kopf.

Wie hatte es ihm gehen müssen, als man ihm das Zeug intravenös verabreicht hatte?

Wahrscheinlich hatte es seine Wirkung ungleich schneller entfaltet – und ungleich intensiver.

Er hatte nie den Hauch einer Chance gehabt.
 

Nie.
 

Heiji schluckte hart.
 

„Was wollten die da drin mit ihm? Warum dieses Zeug? Hätten die nich…?“

Langsam hob er den Kopf. Shiho schluckte, rieb sich die Schläfen.

„Du weißt doch, wie se mit ihren Gefangenen umgehen, also sag schon was…?“

„Heiji…“

Yukiko schluckte.

„Heiji, lass gut sein…“

Der junge Osakaner rieb sich über die Augen, schüttelte den Kopf.

„Und wie kanns überhaupt sein, dass die dieses Gegengift hatten und du nich? Hätt er… wäre er von Anfang an er selbst gewesen, dann…“

Shiho seufzte leise, schaute den jungen Polizisten sachlich an, ehe sich ihre Lippen zum dünnsten Lächeln verzogen, das die Welt je gesehen hatte.

„Ich war zwar eine der Besten, aber nicht die einzig helle Glühbirne da drin. Die forschten ja weiter an dem Zeug. Und ihnen ist aufgefallen, dass es Anomalien gab. Alles was sie nicht wussten, war, dass diese Anomalien auch an ihren Opfern schon aufgetreten waren. Sie entwickelten ein Gegengift und basta… da drinnen haben die alle Ressourcen, personelle wie materielle. Alles das, was ich hier leider nicht hatte…“

Sie schluckte.

„Du weißt, was er getan hat. Er wurde gewarnt von Vermouth, dass ein neuer Angriff bevorstand. Dass meine und seine Tarnung aufgeflogen war, was konkret hieß, dass sie mich mitgenommen und ihn hier einfach erschossen hätten. Er war nicht wichtig, war er nie, und das wusste er genau. Und genau da sah er Handlungsbedarf. Wollte er nicht gleich sterben, musste er interessant werden – und wollte er nicht, dass alle anderen starben, musste er sie schützen. Also kontaktierte er das FBI, schaffte alle außer Reichweite des Detonationsradiusses der Bombe, die er zu werfen gedachte, und zog die Aufmerksamkeit mit diesem Video auf sich. Deshalb holten sie sich ihn. Der Boss ist… ein neugieriger Mensch. Es tat nichts zur Sache, ob er es als Shinichi oder Conan tat.“

Erschöpft seufzte sie, griff dankbar nach dem Glas Saft, dass Sonoko ihr reichte.
 

„Was sie mit ihm da drin machten, geschah nicht aus irgendeinem Zweck. Es diente nicht der Forschung, weder am APTX oder am HLZG. Sie wollten ihn verhören. Ja, sicherlich auch Rache üben. Aber… letzten Endes machte es ihnen wohl auch einfach Spaß.“

Sie nippte an ihrem Saft, drehte das Glas unsicher in ihren Fingern, starrte bedrückt hinein. Sonoko war blass geworden – sie, als eine der wenigen neben Kazuha, kannte die Geschichte um die Organisation nicht in dieser Ausführlichkeit.

„Das heißt, Ran ist in den Fängen von…“
 

„Von Menschen ohne Skrupel und Gewissen, die ihm einfach nur weh tun wollen. Richtig.“
 

Akai schaute sie an – wer es wollte, mochte in seinen Augen so etwas wie Sorge lesen; an und für sich war sein Gesicht sachlich wie immer, verriet kaum eine emotionale Regung. Als er nun allerdings sprach, schauten sie ihn alle an. Seine Stimme klang scharf, jedoch nicht aggressiv, in seine Augen war ein entschlossener Blick getreten.

„Sie wussten und wissen genau, er wollte nur rein in ihr Hauptquartier. Und sie wussten auch, er würde, wenn er drin wäre, versuchen, wie ein Geschwür die Organisation von innen zu zerstören, mit welchem Mittel auch immer das FBI – also wir – ihn ausgestattet hatte. Dass es ein Trojaner war, der Itakuras Verschlüsselungs-Software knackte, ahnten sie allerdings nicht.“

Er lächelte dünn.

„Ich habe es euch bereits gesagt. Sowohl er als auch wir wussten, ungeschoren würde er nicht davonkommen, das war… einkalkuliert. Von dieser Droge hatten wir allerdings keine Ahnung.“
 

„Was wohl auch besser so war.“
 

Shinichis Stimme klang heiser, und er sah unendlich müde aus. Langsam schlurfte er an den Tisch, griff sich ein sauberes Glas und eine Wasserflasche, die dort standen, schenkte sich ein und trank ein paar Schlucke, versuchte, dabei nicht die Hälfte zu verschütten. Seine Hände zitterten stark und er fühlte sich wie nach einem Dauerlauf, aber er wollte, dass die anderen so wenig wie möglich davon mitbekamen. Und so stellte er das Glas konzentriert und so ruhig wie möglich ab und wischte sich mit beiden Händen über sein Gesicht, um wach zu werden.

„Ihr solltet das Thema wechseln. Wissen wir schon etwas Neues?“

Er wartete die Antwort nicht ab – der bedrückte Blick aus den Augen der Anwesenden sagte ihm alles.

„Also nicht.“

Er atmete aus, langsam, erinnerte sich dann, weshalb er eigentlich gekommen war und sah sich um, ging zum Wandregal, wo er seine Notizen zu laufenden Fällen für gewöhnlich ablegte und suchte nach den Aufzeichungen, die er zu den Blumen schon gemacht hatte.
 

„Du warst auch nicht lange weg. Zehn Minuten vielleicht. Sag mal, was suchst du? Solltest du dich nicht lieber hinsetzen, du siehst aus, als ob du gleich umfallen würdest…“
 

Shiho schaute ihn stirnrunzelnd an, während Heiji aufstand.
 

„Hast du eine Idee?“

„Ich bin mir nicht sicher.“, murmelte Shinichi, während er den nächsten Packen an Blättern herauszog und mit unsicheren Fingern durchblätterte. Die Porträtfotos der jungen Frauen fielen ihm in die Hände; er runzelte die Stirn, klemmte sie sich fahrig unter den Arm, zog weiter Akten aus dem Schrank und ließ sie achtlos zu Boden fallen, wenn sie das Gesuchte nicht enthielten.

„Ich denke, vielleicht sagen uns die Blumen, wo wir sie suchen sollten. Bisher passten sie zu jedem der Mädchen. Für Ran… blieben Veilchen übrig.“

Er drehte sich um, fand den Blick seines Vaters, schluckte.

„Treue, Ehrlichkeit, wahre Liebe. Wie… makaber. Es passt zu gut.“

Yusaku nickte langsam.

„Gut, setz dich, wir kriegen das auch ohne deine Aufzeichnungen hin. Komm.“

Shinichi zögerte kurz, ließ dann ab von seinen Ordnern und kehrte an den Tisch zurück, ließ sich auf den Stuhl sinken, den sein Vater ihm zurechtrückte.

Sitzen tat gut; und so atmete er durch, sortierte die Fotos auf den Tisch. Heiji zückte sein Notizbuch, Yusaku sein Smartphone.

„Was war das erste?“
 

„Stiefmütterchen für Ayako.“, murmelte Shinichi, tippte auf das Bild, das Ayako’s Ölgemälde zeigte.

„Man fand sie im Park. Stiefmütterchen stehen für Einheit, und für das Gedenken, die Erinnerung. Außerdem sind Stiefmütterchen die Wappenblume Osakas.“

Heiji nickte kurz.

„Wie passt das zu Ayako? Bis auf das mit der Wappenblume, meine ich.“

„Sie sah… Ran so ähnlich.“
 

Sonoko war blass geworden, als sie das sagte. Sie starrte blass auf Ayakos Porträt, das Shinichi auf den Tisch gelegt hatte.

Kogorô nickte.

„Ich glaube, es ist klar, wem das galt und wie es zu deuten ist. Du hattest von Anfang an Recht zu vermuten, dass sie dahinterstecken.“

Er warf Shinichi einen ernsten Blick zu.

„Eure Einheit, dein Gedenken an Ran, die du für tot hieltst. Und sie bis zu diesem Zeitpunkt auch noch. Wirklich clever.“

Shinichi runzelte die Stirn, sparte sich einen Kommentar, zog stattdessen das zweite Bild hervor.

„Das… war Erin. Für sie gab es Rosmarin.

Fenchel für Juniper Torres.“
 

Er legte die beiden Bilder auf die Tischplatte.

„Rosmarin, Champagnergondel. Liebe, Romantik. Die beiden haben sich in der Champagnergondel sogar verlobt. Fenchel steht für Eitelkeit, Schmeichelei. Sie war ein Model, gefunden wurde sie bei Madame Toussauds.“
 

Er seufzte, legte eine Fotographie eines Tatorts dazu.

„Meredith. Eduard Bradys Freundin, mit Gänseblümchen. Sie stehen für Unschuld und ein gebrochenes, enttäuschtes Herz – überaus passend für Meredith, die von Eduards Machenschaften nichts wusste und nun am Ende den Tod ihres Freundes betrauern muss. Gefunden im Sherlock Holmes Museum.“
 

Shinichi warf einen Blick in die Runde.

„Die Blumen scheinen passend zu den Mädchen gewählt worden zu sein. Die Tatorte, oder besser gesagt, Ablageorte, halte ich für völlig willkürlich; Orte, die von Touristen frequentiert werden, damit die Leichen bald gefunden werden, das ist alles.“
 

Er strich sich durch die Haare.

„Aber warum diese Parallelen zu Hamlet? Wie bringt uns das zu Ran?“
 


 


 

Jenna lief mit den anderen durch die Gasse. Adrenalien pumpte durch ihre Adern, Angst und Anspannung schärften ihren Blick genauso wie ihr Denken.

Sie hatten mit Blaulicht und Sirenen den Weg hierher gemacht, und nun war sie mit ein paar Einheiten Scotland Yards dabei, den Apple Market zu filzen; bislang allerdings erfolglos.

Sie hasteten von Stand zu Stand, zeigten den Verkäufern die Phantombilder von Gin und Chianti, die sie noch schnell vom Phantombildzeichner des Yards nach Shinichis Beschreibungen hatten machen lassen; bisher jedoch konnte ihnen kaum jemand Auskunft geben.

Jenna blieb stehen, seufzte laut. Es war ihr ein Rätsel; die beiden sahen nicht eben so aus, als wären sie ein Pärchen, das sich nahtlos in die Menge eingliederte, zumindest auf den ersten Blick nicht. Als sie jedoch ihren Blick durch die teilweise durchaus illustre und in jedem Fall immer sehr heterogene Schar der Leute warf, die sich hier bewegten, konnte sie sich ihren Misserfolg bisher doch durchaus erklären.
 

We’re a melting pot.

And the Apple Market, similar to Camden Lock Market, is a very popular spot for tourists from all over the world.
 

And then – no one can guarantee that they run around with their long black cloaks like just having escaped the latest Matrix Movie. When they dress up like normal strangers, nobody will notice them.

You didn’t realize him as one of them back when you met him, Jenna. As Sher- ahm, Shinichi pointed out, that lawyer probably was Gin.
 

Screw it.
 

Sie verdrehte die Augen, winkte einen der Sergeants zu sich, als sie in das nächste Gebäude gehen wollte; es schien leer zu stehen, und aus Gründen der Sicherheit betrat sie es vorschriftsgemäß nicht allein.

Sie näherte sich der Tür mit gezogener Dienstwaffe, griff nach der Klinke, merkte, wie Anspannung sie ergriff.
 

Sie drückte das kalte Eisen des Griffs nach unten, stieß die Tür auf, ohne hineinzugehen, wartete mit angehaltenem Atem; als kein Laut nach außen drang, trat sie mit vorgehaltener Waffe ein.
 

Dunstig strömte das Licht durch die verstaubten Fenster.
 

In der Mitte des Raums stand ein einziger Tisch.
 

Auf ihm, mittig, ein Bilderrahmen mit einer Zeichnung.
 

Zu sehen war ein Mädchen.
 

Ran.
 

Jenna hielt die Luft an.
 

Und vor der Staffelei, auf dem Boden, lag eine junge Frau, reglos.
 

No!
 


 


 

Er ging, als es anfing, und hoffte, keiner bemerkte es, dass er sich vom Acker machte, und warum.
 

Vor allem, warum.
 

Sie alle diskutierten wild, worauf die Bezüge zu Hamlet hinweisen könnten, der Tonfall war angespannt, die Wortfetzen flogen, genauso wie Duzende von Post-its, auf die man hastig Hinweise und Ideen kritzelte und auf den Tisch klebte - und so fiel es kaum auf, als er ohne Hast aufstand. Mit so festem Schritt, wie er zustande brachte, wankte er ins Badezimmer – und schloss hinter sich die Tür ab. Er drehte das Wasser der Badewanne auf, ließ es kalt laufen – er wusste, er würde nicht lange genug stehen können, um etwas vom kühlen Nass aus dem Waschbecken zu haben, und so hatten sie sich schon damals in LA dieser Methode bedient. Er sank erschöpft gegen die Wannenwand, halb hinübergebeugt, ließ einen Arm hineinhängen um sich den Puls zu kühlen – auch wenn es nur wenig war, ein bisschen half es.
 

Er spürte die ersten Anzeichen, er kannte sich genug, um das zu merken - und er wollte nicht, dass irgendjemand auch nur ansatzweise mitbekam, wie es aussah, wenn das Grauen ihn packte und mit sich riss in diesen schwarzen Ozean voll Schmerz und Verzweiflung, in dem er jedes Mal, ausnahmslos jedes Mal qualvoll ertrank.
 

Das soll keiner sehen.

Keiner hören.
 

Einmal nur, bitte.
 

Sein Kopf sank langsam auf den Wannenrand, als er müde und flach atmend in sein Spiegelbild schaute, das ihn verzerrt und Wellen schlagend entgegenblickte. Noch berührten kaum seine Finger das Wasser, nur der Wasserstrahl rann seinen Unterarm entlang – er wünschte, es würde ein wenig schneller einlaufen, als er unmotiviert darin platschte.

Er keuchte, sog scharf die Luft zwischen die Zähne, presste im Anschluss die Lippen aufeinander, biss die Zähne zusammen, so fest, dass sein Kiefermuskel schmerzte, als sie anfingen, die Schmerzen – doch noch war es erträglich. Er ließ die Stirn gegen den kühlen Wannenrand sinken, die andere Hand in sein Hemd gekrallt, atmete stoßweiße, konzentriert, versuchte, die Kontrolle zu behalten, solange es ging.

Solange er sich bewusstmachen konnte, dass es nur Schmerzen waren, die vorübergingen, hatte er noch kein Problem. Er versuchte sich aufs Luftholen zu fokussieren, so wie man es ihm beigebracht hatte – er hatte damals gelacht und sich zunächst geweigert, Schmerzen wegatmen, das machten doch nur Schwangere – aber es wirkte.
 

Der Geist war Herr über das Fleisch, solange der Geist noch der Herr über sich selbst war.
 

Er wusste, auch das würde sich ändern.
 

Dann hörte er Schritte, die sich näherten, eilig, aber dennoch schwer- zu schwer, um einer Frau zu gehören. Und er ahnte, dass es sein Vater war. Im nächsten Moment konnte er der Türklinge dabei zusehen, wie sie scheinbar von Geisterhand bewegt, rauf- und runtersprang, zuerst einmal tastend – um dann immer hektischer zu werden, als sich die Tür nicht öffnen ließ.

Aber sein Vater wäre nicht sein Vater, würde er jetzt die Nerven verlieren. Er hörte ein gepresstes Schnauben, ein tiefes Luftholen, und dann die sehr ruhige, dunkle Stimme Yusaku Kudôs.
 

„Shinichi. Wenn du mich hörst, mach die Tür auf.“

Yusaku schluckte.
 

Shinichi schloss die Augen, schluckte schwer. Hitze stieg ihm in den Kopf, immer mehr, ließ sein Gesicht leicht feucht glänzen, als der Schweiß in winzigen Tröpfchen aus seinen Poren drang, mit der Absicht, im ein wenig Linderung zu verschaffen.

Dass das zwecklos war, wusste er. Sein Körper jedoch schien während all der Zeit, in der er sich mit dieser Substanz auseinanderzusetzen hatte, nichts dazugelernt zu haben.

Er rieb sich über die Nasenwurzel, fühlte den feuchten Film, sah ihn auf seinen Fingern glitzern, als er sie vor seine Augen hob.

Und er sah auch, wie sie zitterten.
 

„Daraus wird nichts, fürchte ich.“, erwiderte er leise. Seine Stimme klang heiser, und er merkte, wie ihm langsam die Sinne schwanden, ihm schwummrig und wattig im Kopf wurde. Yusaku ließ seine Stirn gegen die Tür sinken.

„Du Dummkopf.“

„Ach hör doch auf, Vater.“

Shinichi schnappte nach Luft, unterdrückt, kniff die Augen zusammen, als ihn der Schmerz aufs Neue packte, sich offenbar einen Spaß draus machte, ihm kurz alles Blut aus seinem Herz zu drücken, seinen Brustkorb eisern zu umklammern, um ihm so weder das Atmen noch einen Puls zu erlauben, ehe er ihn wieder losließ, ihn wie welk zusammensinken ließ. Shinichis Kopf sank nach hinten gegen den Badewannenrand, nachdem er seine mittlerweile ziemlich kalte Hand aus dem Wasser zog, sich damit übers Gesicht strich.
 

Der Punkt, wo das auch nichts mehr half, würde bald erreicht sein.
 

Er atmete schnell und heftig, biss die Zähne zusammen. Hinter ihm rann das Wasser mittlerweile fast lautlos in die Wanne – der Hahn war breit und sanft geschwungen, erlaubte einen relativ geräuscharmen Wasserzulauf, sobald etwas mehr in der Wanne war. Kurz lauschte er dem beruhigenden Raunen des Wassers, bis er sich wieder fasste.
 

„Tu mir einen Gefallen und geh einfach von der Tür weg.“, presste er hervor.

„Und wo du schon dabei bist, mach die Tür zum Wohnzimmer hinter dir –…“, er schluckte hart, „zu. Und pass auf, dass keiner rauskommt. Ich komm dann schon…“

Er brach ab, als es zuviel wurde. Yusaku stand draußen vor der Tür, die Handflächen flach ans Holz gepresst, die Stirn dagegen gelehnt – und hörte ihn.

Und er wusste, er versuchte mit aller Macht, leise zu sein, sie nicht hören zu lassen, wie weh das tat, sie nicht das spüren zu lassen, was er spürte.
 

Er fühlte eine Hand, die sich um seinen Ellenbogen legte, eine zweite Hand, die seinen Unterarm umgriff und roch Yukikos Parfum. Sie schaute ängstlich zu ihm hoch – und versuchte doch gerade diese Angst nicht zu zeigen.
 

„… nach, wenns vorbei ist. Ihr kennt das doch…“

Shinichi seufzte müde. Er fühlte, wie etwas seine Gedanken aufzufressen begann, sein Bewusstsein aufsog wie ein schwarzes Loch und ahnte, dass der Moment nahe war, wo er nicht mehr Herr über sein Denken sein würde – und er wünschte sich nichts mehr, als dass es einmal nur keiner hörte.

Heiß strich sein Atem über seine Lippen, als ihm langsam immer schwindeliger wurde. Kraftlos ließ er sich zur Seite sinken, lag halb auf dem Rücken, die Beine angewinkelt, legte sich seinen immer noch kühlen Handrücken auf die Stirn, hielt sich mit der anderen Hand den Mund zu, um seinen Schrei zu dämpfen, als es anfing – als alles ruhige Atmen nichts mehr half, alles sich Einreden, dass das alles nicht echt wäre und vorüberging –

denn alles, was jetzt zählte, war das Jetzt, und es war furchtbar.

Er fühlte, wie etwas seine Gedanken niedermähte wie eine Asphaltierwalze, jeden aufkommenden Satz vertilgte, jeden Versuch seines Hirns zunichtemachte, Kontrolle zu behalten, zumindest ein kleines Bisschen. Er rang mit sich, wollte die Herrschaft über sich nicht abgeben, zumindest ein kleines Bisschen selbst behalten, damit es nicht ganz so schlimm würde, nicht ganz so… real… wenn nur eine kleine Stimme blieb, die ihm einflüsterte, dass er nur träumte, dass der Traum ein Ende finden würde und diese Qualen auch.

Doch diese feine Stimme hatte keine Chance.

Seine Sicht verschwamm, sein Badezimmer löste sich auf in schwarze Flecken, sein Orientierungssinn verabschiedete sich und alles, was blieb, war…

Dunkelheit.

Seine Lippen verzogen sich zu einem bizarren Versuch eines sarkastischen Lächelns, als er fast spürte, wie die Droge ihn ausknipste.
 

>And action…<
 

Eng schien es, dicht und schwer, die Materie um ihn herum. Es schien keine Luft zu sein, was ihn schlagartig panisch werden ließ – und als er versuchte, nur versuchte, Luft zu holen, schrie in ihm etwas auf.
 

>Wasser!<
 

Er war unter Wasser.

Shinichi riss die Augen auf, griff sich an Mund und Nase, hielt sie sich mit beiden Händen zu, versuchte mit seinen Blicken durch die Dunkelheit zu dringen, die Oberfläche zu finden, trat Wasser, um nicht weiter zu sinken und konnte doch nicht sagen, ob er nicht gerade weiter nach unten schwamm.
 

Es sah überall gleich aus.
 

Das Wasser umhüllte ihn, schien ihm aktiv die Luft zum Atmen und alles an Wärme, was sein Körper hergab, nehmen zu wollen, lähmte seine Bewegungen immer mehr, zog an seinen vollgesogenen Klamotten, wollte ihn hinunterzerren – tief hinunter, in bodenlose, undurchdringliche, schwarze Kälte.
 

Er fühlte, wie sein Körper kämpfte. Sein Brustkorb verkrampfte, als der Sauerstoff knapper wurde und er immer noch die Luft anhielt, sich das Atmen nicht erlaubte, weil auch nur ein Zug gereicht hätte, um ihm die Lichter für immer auszublasen. Seine Finger wurden taub, seine Oberschenkel brannten, als sie gegen den Widerstand des Wassers ankämpften – und gegen sein eigenes Gewicht.

Eins ums andere Mal hob er seine Arme, griff wieder nichts als Wasser, sah nichts als Wasser, und hörte nichts außer sein eigenes Blut in seinen Ohren rauschen.
 

Vor seinen Augen flimmerte es, seine Lungen schrien ihn förmlich an, sie doch endlich das tun zu lassen, wozu sie da wären – er öffnete den Mund zu einem qualvollen Schrei, als er kapitulieren musste, einsehen musste, dass er keine Chance hatte, er war zu tief, das Wasser –
 

Kalte Luft schlug ihm ins Gesicht, plötzlich. Laut drang sein eigenes Keuchen an sein Ohr, als er schwer atmend nach Luft schnappte, mit seinen müden Armen im Wasser platschte und vom Wellengang immer wieder unter Wasser gedrückt wurde.
 

Dann endlich, hatte sich sein Körper soweit beruhigt, dass er wahrnahm, wo er war, gezielter Schwimmbewegungen machen konnte, den Wellen auswich oder zusah, den Kopf über Wasser zu halten.
 

Über seinem Kopf glitzerten die Lichter der Stadt.
 

Vor ihm lag eine Kaimauer. Dahinter konnte er den runden Bau des Globe Theatres ausmachen.
 

> Ich schwimme also in der Themse. Oder ertrinke in ihr, wenn ich nicht bald zusehe, dass ich hier rauskomme. <
 

Und gerade als er zu der rostigen Leiter schwimmen wollte, die an dieser Stelle ins Wasser führte, bemerkte er sie.
 

Vergissmeinnicht.
 

Er schluckte, merkte, wie Kälte ihm erneut in die Glieder fuhr – eine andere Art von Kälte, diesmal.
 

Nackte Angst.
 

Er sah um sich, sein Atem in kleinen, weißen Wolken vor seinem Gesicht.
 

Vergissmeinnicht, überall. Tanzend auf den Wellen, tausende davon.
 

Deshalb hatte er auch nicht gesehen, wo oben und unten war. Sie bedeckten den Fluss wie ein Teppich, das Mondlicht drang kaum durch.
 

Bis auf eine Stelle.
 

Etwas Weißes schien auf dem Wasser zu liegen.
 

Shinichi schluckte, riss sich zusammen, begann, durch das Meer aus Vergissmeinnicht zu pflügen, hin zu der Stelle.
 

Als er endlich dort ankam, erkannte er, was dort trieb.
 

Es war ein Stück Stoff.
 

Seide, reinweiß.
 

Aufreizend langsam stellten sich seine Nackenhaare auf. Die Angst, die er vorhin gespürt hatte, wandelte sich in blanke Panik um, ließ ihn keinen klaren Gedanken mehr fassen. Er holte Luft, tauchte ab, riss die Augen unter Wasser auf.
 

Und was er sah, ließ ihn völlig vergessen, wo er sich befand.
 

Unter ihm trieb, schön wie ein Engel, Ran, in einem weißen Kleid.
 

Sie sah ihn an.
 

> Ran! <
 

Und er schnappte nach Luft für einen Schrei, der ihm nie über die Lippen kommen sollte.

Wasser strömte dorthin, wo nie welches sein sollte, und sein Körper versagte den Dienst aufgrund dieses für ihn unvereinbaren Zustands – in eine menschliche Lunge gehörte kein Wasser.
 

Es fühlte sich an wie ein Blitzschlag, auch wenn er nie vom Blitz getroffen worden war – Schmerz, unbeschreiblich qualvoll fühlte sich das an, er würgte, versuchte zu husten, aber es gab kein Entrinnen…
 

Und dann war alles schwarz.
 

Endlich.
 


 

Und er schrie. Griff sich an die Brust, schnappte nach Luft, qualvoll, hörte, wie draußen Tumult herrschte – er rutschte aus, als er aufstehen wollte, die Wanne war übergelaufen, hatte ihn stellenweise durchnässt.

Er fing sich ab am Wannenrand, stellte den Hahn ab, als hinter ihm die Tür gegen die Wand krachte.
 

Er sank zu Boden, einfach so, unfähig, etwas zu sagen.

Wohl hörte Shinichi ihre Stimmen, aber verstand doch nicht ein einziges Wort. Er fühlte, wie man ihn hochzog, nach draußen brachte und im Wohnzimmer auf das Sofa legte, jemand hatte eine Decke geholt, ein anderer ein Handtuch, jemand anderes zog an seinem nassen Hemd – und erst jetzt fing er an, sich zu wehren.
 

„Lasst das…“, murmelte er langsam.

„Sag mal wollteste dich ersäufen, Kudô?“, fragte Heiji ungehalten.

Sorge stand ihm quer übers Gesicht geschrieben, Anspannung sprach aus jeder Faser seines Körpers. Yukiko hatte sich neben ihm gesetzt, auf der anderen Seite saß Shiho, sah ihn unergründlich an, wagte nicht, ihn anzusprechen oder anzufassen.
 

Sie alle hatten diesen Schrei gehört.
 

Shinichi hob die Hand, brachte ihn zum Schweigen. Setzte sich auf und stützte die Ellenbogen auf die Knie, seinen Kopf in seine Hände, und versuchte, das Chaos in seinen Gedanken zu ordnen.
 

Er wusste, er hatte gesehen, was folgte, wenn er versagte.
 

Und die Zeit lief ihm davon.
 

Shinichi schluckte, keuchte, versuchte, seine Atmung wieder unter Kontrolle zu bringen, starrte auf das Wasser, das aus seinen Haaren tropfte und sich in kleinen Pfützen zu seinen Füßen sammelte.

Der Traum von gerade eben stand in Fetzen vor seinen Augen, sein Herz raste immer noch – das Bild von ihr, schwerelos im Wasser schwebend, ging ihm nicht aus dem Kopf.
 

Wunderschön und tot.
 

Treibend, im Wasser der Themse, umgeben von Vergissmeinnicht, vor dem Globe Theater.
 

Als ihn die Erkenntnis traf, fühlte es sich wie eine zweite, eiskalte Dusche an.
 

Er fragte sich, wie lange er so blind hatte sein können. Er stürzte fast vom Sofa, als er aufsprang, in den Flur stolperte, die Taschen seines Sakkos auf links stülpte.

Und fand, was er suchte.
 

Ein kleines, bedrucktes Stück Papier.

Eine Eintrittskarte.
 

Shakespeare’s Hamlet

Globe Theatre

May 4th, 2017

6 pm
 

Heute. Das ist heute!
 

Hastig steckte er die Karte weg, als er Schritte hinter sich hörte.
 

„Was ist das?“

Heijis Stimme durchbrach die Stille.

„Nichts.“

Schnell kam ihm das Wort über die Lippen – zu schnell, das wussten sie beide.

„Shinichi…“
 

Heiji verschränkte die Arme vor der Brust. Hinter ihm betrat Akai den kleinen Flur. Shinichi verdrehte die Augen seuzfte.
 

„Eine Karte. Meine… Einladungskarte.“
 

Shinichi schluckte, zog die Karte hervor.

„Hamlet. Heute, im Globe. Um sechs.“
 

Er zog die Hand zurück, als Heiji danach schnappte.

„Vergiss es.“
 

Er quetschte sich an den beiden vorbei zurück ins Wohnzimmer, stiefelte in sein Schlafzimmer, die fragenden Blicke ignorierend.

„Ich zieh mir jetzt erst mal was Trockenes an, wenn’s recht ist.“
 

Als er zurückkam, wartete scheinbar die spanische Inquisition auf ihn.

Heiji und Akai hatten, erwartungsgemäß, den Rest der Truppe eingeweiht.
 

„Shinichi, was soll das?“

Die Stimme seines Vaters klang scharf.

„Was wolltest du? Allein…“

„Ganz recht.“
 

Shinichi setzte sich.

„Nunja, nicht ganz allein, vielleicht. Es sollte aber auf jeden Fall so aussehen, als wäre ich da allein, denn ehrlich, welchen Sinn…“

Er warf Akai einen Blick zu, der alles sagte. Jodie beobachtete sie beide, seufzte.

„Right. Ich verstehe ja, dass du sie in dem Glauben lassen willst, du wärst allein und harmlos. Was du im Moment leider auch bist.“

„Danke für Backobst.“

Shinichis Stimme troff vor Sarkasmus.

„Ernsthaft. Keiner weiß das besser als ich. Aber die Karte ist für eine Person bestimmt, für mich. Ich fand sie im Loft. Wusste nicht, welche Bedeutung sie hat. Es ist eine Eintrittskarte für Hamlet, heute um sechs Uhr Abends. Globe Theatre.“
 

Er schluckte.

„Ich nehme an, sie wird dort sein. Aber ich weiß nicht, wer die Karte dort für mich versteckt hat. Es könnte Brady gewesen sein, oder Gin. Oder auch Bourbon. Freund oder Feind.“
 

Seine Augen wanderten starrten blicklos auf die Karte.
 

„Um ehrlich zu sein, glaube ich fast, dass es nicht Gin war. Ich denke, er will kein Risiko eingehen. Ich hätte sie… wohl hinterher finden dürfen.“

Er hob den Blick.
 

„Tot. Wie Ophelia.“

Er schluckte hart.

„So sah ich sie. In der Themse. Wie… wie Hamlets Ophelia. Ertrunken…“
 

… und ich ertrank mit ihr.
 

“Ich nehme aber nicht an, dass… er die Themse meint.“

Yusakus Stimme klang ruhig.

„Allein schon deswegen nicht, weil sie wohl abgetrieben werden würde, er würde nicht riskieren wollen, dass du sie nicht siehst. Es muss etwas anderes gemeint sein. Vielleicht sollten wir hingehen…“
 

„Es ist erst kurz nach vier.“

Shuichis Stimme ließ sie aufhorchen.

„Ich denke nicht, dass er sie früher dort ablegt. Ich denke, er will die große Show. Du bist schließlich eingeladen worden.“

Kogorô merkte, wie in ihm Ärger hochkochte.

„Na hören Sie mal, ich will nicht warten, bis er sie da halbtot oder tot ablegt! Wir reden hier von…“

„Er wird sie nicht wieder mit dem Schwert verletzen.“
 

Shiho’s leise Stimme unterbrach ihn mühelos.

„Nicht wahr? Shinichi?“
 

Shinichi seufzte leise.

„Nein. Wird er nicht.“
 

Er sah auf.

„Sie hat das schon einmal durchgemacht und überlebt. Ihr Blut ist schon einmal geflossen. Ich denke… er will sie ertrinken lassen. Er wird sich nicht wiederholen. Das tut er nie.“

Seine Stimme hörte sich nachdenklich an.

Heiji seufzte.

„Klingt nach der Logik von dem Typ. Aber wo? Und wie finden wir sie rechtzeitig? Das Theater wird voll sein, und wenn wir zu früh aufkreuzen…“
 

„Nicht wir, Heiji.“
 

Shinichi sprach leise, sah ihn nicht an, als er redete.
 

„Das sagte ich schon. Hinein gehe nur ich. Allein.“
 

Dann durchbrach sein Telefon die Stille.
 

Shinichi drehte sich um, angelte nach seinem Sakko, das immer noch im Schlafzimmer auf dem Boden lag – dort, wo sein Vater es achtlos liegen gelassen hatte, als er ihm heraus geholfe hatte. Mit immer noch kalten Fingern kramte er in dessen Taschen, bis er endlich sein Smartphone gefunden hatte und verbrachte die nächsten paar Sekunden damit, zu versuchen, trotz des Sprungs im Display abzuheben.

Währenddessen schrie ihm das Telefon buchstäblich ins Gesicht, wer da anrief.

Es war Jenna.

„Please tell me that you’ve got good news for me, Watson.”

Shinichi hielt sich das Telefon dicht ans Ohr, ließ sich auf die Bettkante sinken, hörte zu.

„I would not go that far.”

Jenna war mittlerweile an das Bild herangetreten; um sie herum schwirrten police officers wie die Bienen und riegelten das Lagerhaus ab. Einige Spurensicherer in weißen Anzügen machten sich bereits daran, ihrer Arbeit nachzugehen – Spuren zu sichern, eben – und Montgomery unterhielt sich mit James Black draußen vor ihrem Van, den sie als mobile Einsatzzentrale dabeihatten. Jenna beobachtete die beiden durch die offene Tür, dann drehte sie sich wieder um.

Sie spürte die Unruhe am anderen Ende der Leitung, und seufzte.

„But not bad news, either. But… news.”

“Aha.” Shinichi seufzte, zerstrubbelte sich die immer noch leicht feuchten Haare und fragte sich nicht zum ersten Mal, wie er bitte so nass geworden war – eigentlich hatte er doch nicht seinen Kopf unter Wasser getaucht.

„Then hit me. What news do you have?”

Jenna schluckte, räusperte sich.

“Well, I suppose, we found their second hideout. But – “

Sie unterbrach einen Einwurf seinerseits rasch.

„-but I think they must have a third.”

Sie biss sich auf die Lippen, kurz. Dann fing sie an, zu beschreiben.

„We’ve found an empty storehouse; and when I say empty, I mean it – it’s a huge building, nothing inside. Just a scaffold int its centre. It displays a charcoal drawing. It’s…”

“Ran.”

Shinichis Stimme war kaum lauter als ein Wispern.

„Can you send me a picture?”

“Should arrive just this second.”

Shinichi nahm das Telefon kurz weg vom Gesicht und öffnete sein Emailprogramm – Jenna hatte nicht zuviel versprochen, das Foto war bereits angekommen. Er merkte am Rande, wie alle um ihn herum zusammenrückten um einen Blick auf das Display zu erhaschen, als er nach einem Moment des Zögerns die Mail öffnete und das Bild lud. Er wusste nicht, ob er wirklich sehen wollte, was dort zu sehen war; allerdings musste er jede Information bekommen, die er kriegen konnte.

Die Zeichnung war wunderschön.

Ganz offensichtlich war es das Bild aus der Zeitung gewesen, das, welches der Reporter abgedruckt hatte nachdem er Ran auf der Westminster Bridge getroffen hatte.

Sie schaute auf einen Punkt jenseits des Bildes, und genau wie damals wusste er, wen sie angesehen hatte – wen sie auch heute ansah.

Ihn.

Ihr Blick wach, voller Schmerz und Sehnsucht, ihre Haare wehten leicht im Wind. Sichere, mal kräftigere und mal zartere Striche fingen die Form ihres Kopfes ein, den sanften Schwung ihrer Lippen die sich zum halb geöffneten Mund formten, Schatten deuteten Volumen und die Lichtsituation an.

Es war nur eine Zeichnung, und man sah ihr an, in welcher Eile sie entstanden war, dennoch traf jede Linie ins Schwarze.

Er schloss die Augen, biss sich auf die Lippen, versuchte zu atmen. Das Telefon in seiner Hand zitterte und niemand traute sich, etwas zu sagen.

„It’s beautiful.“, murmelte er schließlich leise.

„Yes, it is.“

Jenna verkramfte ihre Hand um ihr Telefon.

„There’s a lot of forgetmenots around the easel, too. But I guess, that’s…”

“Not surprising, no.”

Er seufzte, zwang sich das Bild mit einem raschen Wischen über das Display fürs Erste verschwinden zu lassen.

„No hint as to where they’re gone?”

“No. But we’re not done with securing traces and tracking them down. I’ll leave here myself within the next couple of minutes. It’s obvious they’re not here anymore, so I think it’s best to swarm out and do some good, old police work.”

“Meaning showing around pictures again and ask people.”

“Right.“

„Right.“

Shinichi schluckte, seufzte. Er hörte, wie Jenna sich am anderen Ende der Leitung unruhig bewegte.

„There’s something else you want to tell me.”

Jenna drehte sich langsam um, blickte auf den Boden zu ihren Füßen, wo gerade ein Spurensicherer mit weißer Farbe eine Linie um einen Körper zog.

Einen toten Körper.

“I told you the storehouse was empty besides that picture and the scaffold.”

“That’s what you said.”

Shinichi merkte, wie Nervosität sich in ihm breitmachte, das Adrenalin durch seine Adern kroch und seinen Puls in die Höhe trieb.

„I think, that’s what it should be like – that’s how they initially planned us to find the setting. But… actually, that was not everything we found in that place.”

Sie betrachtete das Gesicht der Leiche mit leichtem Bedauern.

„We found Victoria Shelley here. She’s dead. Stabbed. I have no idea…”

Sie hielt inne, als sie ein lautes „klonk!“ am anderen Ende der Leitung hörte und wartete, bis ihr Chef sein Handy vom Boden wieder aufgelesen hatte.

„Fuck.“

Jenna zog die Augenbrauen hoch.

„Yeah. Seems she was a bit nosier than we anticipated. She’s actually wearing a constable uniform – I wonder where she got it. She must’ve been eavesdropping when we were talking about our plans in Scotland Yard – “

Shinichi traute seinen Ohren kaum, seine Augenbrauen waren in die Höhe geschnellt.

„You must be kidding me. You’re not seriously telling me that a woman could dress up as an police constable and sneaking around in Scotland Yard…?”

“I am. Rest assured, ACC Montgomery is right now on his phone, ripping the security department into pieces. He’s fuming, I’ve seldom seen him like this. That’s…”

Shinichi verlor schlagartig alle Farbe im Gesicht.

„Wait, Jenna. When she knew where we would look after Gin and Chianti, she also…”

“Right. Probably heard all about your story, too. Or at least, part of it.”

Shinichis Finger wurden taub, in seinen Ohren begann es zu rauschen.

„Have you searched her yet?”

“No. Waited for crime scene investigators first.”

“Are they present, now?”

“Yes.”

“Then, for heaven’s sake, look if she has her mobile still with her. And any other device that’s able to record or take pictures.”

Jenna hörte sehr wohl die Anspannung in seiner Stimme – und verstand sie nur zu gut.

Sie legte das Handy kurz auf den Boden und ließ sich von den Tatortuntersuchern ein paar Handschuhe reichen, begann dann systematisch die Leiche abzutasten, jede Tasche zu durchsuchen – und wurde fündig. Neben ihrem Mobiltelefon fand sie ein Diktiergerät, einen Notizblock und einen zusätzlichen kleinen Fotoapparat.

Sie begann die Sachen systematisch zu untersuchen; der Fotoapparat war anscheinend wirklich nur ein Backup – die Speicherkarte war jungfräulich leer. Das Diktiergerät war jedoch angeschaltet, auch in diesem Moment, und zeichnete auf. Jenna stellte es ab, rief die Dateien im Wiedergabemodus auf und schluckte hart, als sie Fetzen ihres Gesprächs im Keller vor Bradys Tür hörte. Es hatte alles aufgezeichnet.

A nightmare.

Dann wandte sie sich dem Mobiltelefon zu, seufzte.

“The recording device has recorded everything that was spoken this whole afternoon.”

Shinichi atmete tief ein- und wieder aus.

“Is it connected to the internet?”

“No. It’s an old-fashioned voice recorder. The camera is empty. I guess there might be some stuff on her phone, but it’s locked by fingerprint access.”

Shinichi lächelte säuerlich.

“That’s no problem. Actually, that makes it a lot easier for us. Just use her fingerprints.”

Jenna blinzelte – dann stöhnte sie lauft auf, klatschte sich mit einer Hand gegen die Stirn, fluchte unflätig. Und sie hörte ihn leise lachen, zum ersten Mal an diesem Tag.

Ihre Mundwinkel verzogen sich kurz zu einem Lächeln, dann ging sie erneut in die Knie, griff nach der rechten Hand ihrer Leiche und entsperrte das Telefon mit ihrem Zeigefinger.

Dann stand sie wieder auf, tippte sich durch das Menü, bis sie die Fotos gefunden hatte.

Und es waren viele.

„She’s made plenty of images. I guess, she might have left the Yard before us, and had this building in her mind – a lucky strike. She arrived here before us. She actually made… pictures… of…”

Ihre Stimme brach, als sie sich von Bildern, die das Gebäude von außen zeigten zu Bildern wechselten, die den Innenraum zeigten.

Sie zeigten einen Mann, der in einem Klappstuhl saß und eine Zigarette rauchte. Schwarzer Anzug, silbernes Haar, schwarzer Hut.

Ihr lief es eiskalt den Rücken runter.

Und dann kamen Bilder von ihr – und Jennas Herz blieb fast stehen.

Sie sah Ran – Ran, wie sie in der Mitte des Raums stand, Ran, die ausgezogen wurde, Ran, der man ein weißes Kleid über den Kopf stülpte. Ran, die währenddessen lautlos weinte.

Rans Gesicht.

Wunderschöne Bilder, wenn sie sie so ansah – das Licht der Nachmittagssonne fiel durch eine Reihe hoher Fenster, beleuchteten den Fleck, an dem Ran stand.

Ihre Augen blieben auf dem letzten Bild hängen, raubten ihr den Atem – es zeigte die junge Japanerin vollständig angezogen in einem Traum aus weißer Wildseide, entrückt, wie aus einer anderen Welt. Die Schönheit des Moments erschien ihr absurd, in seiner ganzen Art ein zynischer Kommentar dessen, was dieses Kleid eigentlich symbolisierte. Ran stand allein in der Halle, Chianti war nicht auf dem Foto. Das goldgelbe Sonnenlicht ergoss sich aus dem Fenster auf den nackten hellgrauen Betonboden um sie herum, sammelte sich scheinbar unter ihren nackten Füßen. Um sie herum tanzte glitzernd golden der Staub, flirrte wie Feenpuder im gleißenden Sonnenlicht. Das Kleid strahlte, reflektierte das Licht, und auf Rans schokoladenbraunen Haaren lag der gleiche, warme Glanz. Sie sah aus wie eine Prinzessin. Wie ein Wesen nicht von dieser Welt.

Und in ihrem Gesicht glitzerten Tränen.

Ran schaute zur Seite, zweifellos zu Gin – Jenna konnte in etwa ausmachen wo Ran gestanden haben musste, der Staub in der Halle zeigte die Spuren recht deutlich.

Jenna merkte, wie ihr das Bild den Atem raubte, wie ihre Augen zu tränen begannen und versuchte, sich zusammen zu reißen. Tapfer versuchte sie, den Kloß in ihrem Hals hinunterzuschlucken, der sich dort groß und klebrig breitgemacht hatte.

Die Uhrzeit der Aufnahme zeigte ihr, dass das Foto in etwa eine Stunde her war.

„Jenna?“

Jennas Finger zitterten, als sie sich über die Stirn wischte.

„I’m sorry. I’m here. It’s just… it’s hard to bear.”

Shinichi sagte nichts; Jenna ahnte, warum.

„Shelley observed them. I think, as she realized what was going on, she wanted to leave. Call the police, maybe. There are plenty of photos that seem to have been shot through the window. We’ve found a freshly collapsed pile of boxes and barrels right outside, she must have been standing atop of these. Maybe, when she decided to leave and call the police, she…”

“Stumbled, caused the pile to collapse, and alarmed Gin. Who killed her. And as she’s got the police uniform on her, he didn’t search her, not assuming that she’d recorded anything. Maybe he was too much in a hurry to leave, anyway. Or he simply didn’t care.”

Shinichi schluckte.

“Can you… send me the sound files and pictures…?”

“I’m not sure if you want to –“

“Let me decide that for myself, Jenna.”

Seine Stimme klang harscher als beabsichtigt.

„I’m sorry, it’s just…“

„No, it’s fine. You‘re right. I’ll do it at once. Just give me a sec.”

Damit machte sie sich auf den Weg zum Wagen, der die mobile Einsatzzentrale darstellte und schlich sich an Montomery vorbei, der immer noch wüst in sein Telefon brüllte. Drinnen war niemand – alle waren damit beschäftigt, den Tatort und die Spuren zu sichern, sowie das weitere Vorgehen zu planen.

Jenna setzte sich an den Rechner, stöpselte ihr Telefon an den Computer und zog den Chip aus dem Audiorecorder, stopfte ihn in den dafür vorgesehen Slot am Computer. Dann zog sie die Dateien ohne Umweg auf ihr Handy. Währenddessen schickte sie von Victoria Shelleys Handy die Fotodateien an Shinichi – von welcher Emailadresse er die Dateien bekam, war schließlich egal. Als das getan war, tat sie das Gleiche mit den Audiofiles, diesmal aber von ihrem Handy aus.

Im Anschluss hob sie das Handy wieder ans Ohr.

„Okay. I’m done.“

„Thankyou.“

Shinichi schluckte, zögerte kurz.

„Jenna, what I am telling you now, I don’t want you to share with Montgomery.”

Heiji starrte ihn an, genauso wie Shuichi.

„I’ve got reason to believe that they’ll be at the Globe theatre at six o’clock. And I do believe that’s exactly where and when they want to kill Ran. So maybe it’s wise to…”

“Direct the search between the space of this storehouse here and the Theatre.”

“Yes.”

“Why not going there right now and…“

“…wait for them? Because they won’t come if they see police infesting that place.”

Shinichi schluckte, massierte sich mit seiner freien Hand die Nasenwurzel.

“Listen, I would like you to find her before she gets there. I don’t want to take the risk of her being harmed again. So that’s why – I fear that if we tell Montgomery, they’ll send forces there immediately. I don’t want that. I’ll go there myself, as intended.”

“As intended…?”

Shinichi lächelte bitter.

“As it happens, I found that I got an invitation. Keep me posted, please; I will tell you, too, if I find out something of significance. Good luck, Jenna… and…”

Er schluckte. Jenna schloss die Augen – sie hörte die Müdigkeit in seiner Stimme, biss die Zähne zusammen.

„Yes…?“

„… be careful.“

Damit legte er auf.

Kurz atmete er durch, straffte die Schultern. Wollte sich wappnen für das, was ihn erwartete, wenn er die Bilder öffnete, die Jenna ihm geschickt hatte, die Audiodateien anhörte.

Mit kalten Fingern navigierte er durch das Menü seines Smartphones, rief die App auf, mit der er seine Mails checkte, wartete, bis die Email vollständig geladen hatte, lud die Bilder auf seinen Speicher herunter, genauso wie die Audiofiles.

Und öffnete sie.

Die Wahrheit lachte ihm laut und grausam ins Gesicht – und das obwohl er wusste, was ihn erwartete. Er schluckte hart, als er Gin sah. Er hörte Sonoko wimmern, als sie zu den Bildern kamen, in denen Ran zu sehen sah, hörte Kogoro mit den Zähnen knirschen.

Er fühlte sich, als würde er mit jedem Klick ein Stückchen mehr sterben.

Er sah, wie sie sie reinführten. Ihr die Fesseln abnahmen, den Knebel abzogen.

Er schloss die Augen, atmete schwer durch, als die Bilder kamen, die sie zeigten wie sie ihre Kleider ablegte.

Als er zum ersten Foto kam, in dem sie das Kleid trug, hielt er es nicht mehr aus.

Er legte das Handy mit dem Display nach unten auf sein Bett, drückte sich an den anderen vorbei, denen das Entsetzen und die Angst ins Gesicht geschrieben stand, hastete ins Badezimmer in dem immer noch eine Pfütze stand, auf der er fast ausrutschte. Er fing sich ab, klammerte sich an der Toilettenschüssel fest und übergab sich.
 

Es war entschieden zu viel.

Das Bild von Ran in diesem Kleid brachte ihn an seine Grenzen, brachte seinen ganzen Organismus dazu, sich aufzulehnen und zu rebellieren.

Er sah das Bild – und sah die Angst in ihren Augen. Ihre Haltung, ihre Mimik, alles an ihr sprach zu ihm – erklärte ihm wortlos und doch beredter als jeder Bestsellerautor, wie unendlich viel Angst sie hatte.

Wie sehr sie sich wünschte, er wäre hier, um diesen Alptraum zu beenden.
 

Er stand hier, umarmte seine Kloschüssel und keuchte. Sein ganzer Körper zitterte – aber es war nicht nur die Angst, die ihn schüttelte.

Auch nicht die Nebenwirkungen des Gifts.

Und auch nicht die Widerwärtigkeit der Szene, der Ran ausgesetzt gewesen war – so verletzlich gegenüber dem Mann, der sie in ihrem Leben am Meisten verletzt hatte.
 

Es war die blanke Wut.

Ein Zorn, wie er ihn noch nie gespürt hatte. Wild, laut, vernichtend.
 

Er rappelte sich hoch, wankte zum Waschbecken und spülte sich dem Mund aus, klatschte sich eine Handvoll eiskaltes Wasser ins Gesicht, um die letzten Reste dieser Lähmung zu vertreiben die ihn, ungewollt, seit vorhin im Griff hatte; um sein Hirn aufzuwecken.

Shinichi starrte in den Spiegel, atmete tief durch.

„Das hat jetzt ein Ende.“
 

Er drehte sich um, um Heiji und seinen Vater im Türrahmen zu sehen, starrte sie wild entschlossen an.

„Ich bleib hier nicht länger sitzen. Ihr könnt sagen, was ihr wollt, es ist mir…“

„Absolut deiner Meinung.“

Heiji nickte, brachte Shinichi zum Verstummen.

„Lass uns drüber reden, wie wir’s angehen. Wenn’de pünktlich sein willst, musste eh langsam in die Puschen kommen.“

„In die Puschen kommen?“, echote Shinichi, zog eine Augenbraue hoch – verkniff sich aber jeden weiteren Kommentar. Er stiefelte zurück, an der Gruppe der Wartenden vorbei, die sich wieder im Wohnzimmer versammelt hatten, griff sich sein Handy und ließ es in seine Jackentasche gleiten. Dann warf er einen auffordernden Blick in die Runde.

„Also gut, wie gehen wir’s an?“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Jaaa… lang ist's her. Ich muss gestehen, ich bin wohl genau die Sorte Autor, die ich selber als Leser am meisten verabscheue - eine Geschichte beginnen, brav schreiben, dann auf einmal abbrechen, dann und wann ein sehr sporadisches Update.

Nun, trotz der vielen Versprechungen fertig zu schreiben, die ich schon nicht gehalten habe, versuche ich jetzt wirklich, das hier mal zu beenden - und die kleinen Fehlerchen auszumerzen, die in den vorangegangenen Kapiteln zu finden sind.
Ich bin gespannt, ob das hier überhaupt noch jemand liest - der eine oder anderen Kommentar wäre sehr willkommen!

Alles Liebe,
eure Leira Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (9)

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Von:  Reshin
2020-11-22T23:30:18+00:00 23.11.2020 00:30
Kennst du das, wenn du Nachts wach liegst und dein Kopf wirre Gedankensprünge macht? So einer hat mich gerade wieder hier her geführt. Ich habe deine Nachricht letztes Jahr bekommen, aber nicht geschafft, weiter zu lesen. Umso mehr hat es mich gefreut, nach meinem Geistesblitz (der in etwa so ging: Da war doch die eine Story.. schade, dass ich sie nicht weiterlesen.. Moment Mal!) zu sehen, dass die Geschichte abgeschlossen ist!! Ich erinnere mich gut daran, da sie ein ausgezeichnetes Werk ist! Nur der Part, in dem Ran Shinichi wieder sieht (oder umgekehrt) den muss ich nochmal lesen 🥰 dann werde ich zu Ende lesen. Ich freue mich schon sehr darauf!
Von:  Black_Taipan
2019-08-04T21:17:18+00:00 04.08.2019 23:17
Hi Leira

Vielen Dank für deine Nachricht mit dem Hinweis auf die Fortsetzung! Ich war länger nicht auf Animexx und habe erst jetzt gesehen, dass es weitergeht, aber ich freue mich dennoch riesig darüber. Ich mag deine Geschichten sehr gerne und bei dieser hier ist sowohl der Fall als auch die Emotionen sehr gut.

Das Kapitel war echt heftig. Mitzuerleben, wie Shinichi die Folgen der Droge durchmachen muss, ist als Leser fast greifbar spürbar. Ausgerechnet jetzt, wo er unbedingt die Lösung herausfinden muss, wird er durch die Droge ausser Kraft gesetzt. Und auch die Beschreibung, wie die Leute um ihn herum die Sache miterleben, fand ich sehr gelungen. Diese Ohnmacht.. und man kriegt auch etwas mit, wie die Sache mit den Drogen für Yusaku war. Die Szene mit der Tür fand ich ausgesprochen berührend irgendwie.

Auch ich hatte mir etwas über den Titel Gedanken gemacht. Wolfsgeheul kündigt häufig den Beginn der Nacht an oder ist in Gruselfilmen das Zeichen für die Nacht und ihre Gestalten. Inwiefern meine Gedanken dazu natürlich stimmen, kann ich nicht sagen. :b

Victorias Tod kam für mich recht überraschend - wobei ich gesehen muss, dass ich die vorherigen Kapitel nicht mehr ganz so gut in Erinnerung hatte. Obwohl sie mir nicht sonderlich sympathisch war (überneugierige Journalisten sind leider nicht immer die beliebtesten und gern gesehensten Charaktere einer Geschichte :b), ist ihr Tod natürlich unschön. Ich hoffe, dass ihre Aufnahmen für den Fall etwas bringen können - immerhin wissen sie nun, dass Ran wirklich 1h zuvor noch am Leben war und vielleicht schaut man sich intern die Leute etwas besser an. Ist ja krass, wie die Frau einfach an ihre Informationen kam... Ungheuerlich!

Mir gefiel auch der Dialog zwischen Jenna und Shinichi sehr gut. Diese Freundschaft zwischen den beiden, wie sie ihm hilft - echt schön.

Salut, ich mache mich auf zum nächsten Kapitel
Von:  Goetheraserei
2019-06-02T15:32:42+00:00 02.06.2019 17:32
Hey, Leira!

Nun habe ich freie Zeit gefunden und dachte mir, dass ich dir mal einen Kommentar da lasse. Stressfrei schreibt es sich definitiv leichter. :D
Kommen wir aber lieber gleich zum Kapitel...

Kapitel 51 - Wolfsgeheul
Ich hatte mir anfangs überlegt, was es mit dem Titel auf sich haben könnte und kam dann letztendlich zum Entschluss, dass der Wolf sich auf Shinichi beziehen könnte, der in seinem Zustand einem vorkommt wie ein Wolf, der umher gescheucht wird. Ständig wachsam, aber dann auch wieder am völligen Rand des Verstandes kratzend, angriffslustig, dann aber auch irgendwie verletzlich zugleich...
Er brüllt, doch ist das Brüllen nur ein kleines Lüftchen im Wind für Gin und die anderen...
Zumindest bis zu diesem Moment.

Ich finde, dass du Shinichis Bewusstseinsänderung richtig gut beschreibst. Man kann nachempfinden, wie es ihm geht. Er ist so hilflos und schwach und kann momentan nichts für Ran tun, außer von ihr zu träumen und sie irgendwie so in seinen Gedanken zu behalten.
Generell kommt die schaurige Stimmung und die Atmosphäre des Kapitels gut rüber. Es wirkt einfach so, als sei alles so verdammt hoffnungslos...
Auch die anderen Nebenfiguren können nicht viel für Shinichi tun, außer ihm mit Rat und Tat zur Seite zu stehen und dann wäre da auch noch Ran, die sich momentan in einer grausigen Situation befindet.

Zudem gefällt mir einfach dein Schreibstil ziemlich gut. Wirklich. Du schaffst es Englisch und Deutsch so in die Geschichte einzubringen, dass es keinesfalls stört, dass manche Aussagen eben auf Englisch getroffen werden. Aber nicht nur das. Du schaffst es eine Stimmung, die du erzeugen willst auch gut beim Leser zu erzeugen. Zumindest empfinde ich das so.

Zuletzt kann ich dir noch sagen, dass ich den Krimianteil gut finde. Damit meine ich, dass deine Fälle gut durchdacht sind, es einen guten roten Faden gibt und letztendlich führt nun alles zu Ran. Du hast es geschafft den Leser irgendwie mitzunehmen, ihm Puzzle hinzuwerfen, doch gleichzeitig auch nicht zu viel zu verraten, sodass man wirklich dran bleibt und auch wirklich weiter lesen will. Ich will wissen, wie es weiter geht und deswegen lese ich auch gleich das nächste Kapitel mit.

Danke für die Geschichte, denn ich kenne nicht so viele Conan Fanfictions, die so gut sind wie deine Geschichte es nun mal ist.

Mach weiter so!

Liebe Grüße
Goetheraserei
Von:  Aleandra
2019-05-31T19:00:33+00:00 31.05.2019 21:00
Hi, ich hab mich ja so riesig gefreut über dein Kapitel 😍 das hat mir meinen ganzen Tag erhellt. Die Spannung und Dramatik reisst einen vom Hocker😅 hoffentlich wird alles gut, bin schon gespannt wie es weiter geht. Da lohnt sich das Warten. Ganz liebe Grüße 💫😉
Von:  Sunah
2019-05-30T08:49:18+00:00 30.05.2019 10:49
Ich komm nicht mehr drauf wer es ursprünglich gesagt hat, jedenfalls hat Mark Gatiss und Moffat zitiert "Lass sie warten und leiden"😆😆 Und das Warten hat sich gelohnt!!! Hab die FF fast täglich kontrolliert auf die Hoffnung das ein Update kommt!
Jetzt zum Kapitel;wenn irgendwelche Fehler drin waren, so sind mir keine aufgefallen. Vom Inhaltlichen her flüssig, durchkonstruiert und um ein Vielfaches besser als so mancher Roman den ich im ersten Halbjahr gelesen hab.
Bin mega gespannt wie es weitergeht!
Lg Sunah
Von:  holzeren
2019-05-29T14:12:33+00:00 29.05.2019 16:12
Jippie es geht endlich weiter 😍hatte zwischendurch mal die Hoffnung verloren aber dann hab ich die geschichte eben wida von vorne begonnen🤣🤣😅😅ich hoffe das es ein happy end geben wird😍und die bösen bezahlen werden🤨😐mach bitte weiter so...du schreibst wirklich mitreißend
Antwort von:  Leira
29.05.2019 20:49
Hi!! Danke für's Dranbleiben - ich schreibe schon fleißig, um nicht noch einmal so eine Pause zu haben! Vielen vielen Dank für den Kommentar!
Von:  HeijiKID1412
2019-05-28T13:48:10+00:00 28.05.2019 15:48
OMG endlich !!! ^-^
Ich habe mich sooooooo gefreut, als ich gesehen habe, dass du ein neues Kapitel geschrieben hat :)
Und dann auch noch so lang :))

Aber das lange warten - in dem ich das FF bestimmt nochmal 10x gelesen habe - hat sich gelohnt.
Das Kapitel war einfach soooo geil ^^

Dein Schreibstil wie immer genial, alles andere worauf man gewartet hat war auch mit drin. Spannung, Drama, Szenen zum heulen🙈

Ich freu mich schon mega auf das nächste Kapitel, Bis dahin lese ich das Kapitel noch 10x 😂
Antwort von:  Leira
28.05.2019 21:10
Hi! Danke für deinen Kommentar, erstmal :)
Ja, ich bemühe mich, dass ich diese Geschichte nun endlich einmal fertigstelle - und hoffe, sie wird dir auch weiterhin gefallen!

Viel Spaß weiterhin,
beste Grüße,
Leira :)
Von:  Wm_2015
2019-05-27T20:15:20+00:00 27.05.2019 22:15
Hallo Leira, 😊

Schön das du ein neues Kapitel hochgeladen hast. Habe mich sehr gefreut und es auch gleich gelesen. 🤩

Nun zum Kapitel selbst:
Da ist alles drin was man brauch. Gefühle, Spannung und Drama. Hoffentlich kann Shinichi Ran befreien. 😥

Freue mich schon auf das nächste Kapitel. 😍

Liebe Grüße

P.s.: gut Ding brauch Weile 😁

Antwort von:  Leira
28.05.2019 06:58
Hi! Zunächst einmal vielen, vielen Dank für's Weiterlesen! Ich hoffe sehr, ich kann die Arbeit an der fic nun endlich beenden und hoffe, auch der Rest wird dir gefallen! LG, Leira
Von:  Desiree92
2019-05-26T21:57:39+00:00 26.05.2019 23:57
Oh mein Gott, wie ich mich gefreut habe, als ich sah das ein neues Kapitel online gekommen ist. 🤗 hab es echt kaum ausgehalten, die Wartezeit war so lang 😓

Das Kapitel ist der Wahnsinn, so viele Emotionen und Ereignisse. Richtig spannend... da wird man einfach nur mitgerissen.

Bin sooo gespannt wie es weitergeht und freue mich sehr auf weitere Kapitel, hoffentlich etwas schneller 😉😉
Antwort von:  Leira
28.05.2019 06:59
Hi! Ich weiß... Und das tut mir echt Leid! Ich würde mich als Leser so hassen 😅 aber ich schau, dass ich's jetzt fertig kriegen und Danke dir sehr für deine Geduld!!! LG, Leira


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