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Kindheitsmomente

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Charaktere: Rabastan Lestrange (11)

Weitere Charaktere: Mr und Mrs Lestrange Komplett anzeigen

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Der Stolz der Familie

„Er ist doch fast noch ein Kind!“

„Na und? Ich an seiner Stelle wäre stolz, diese Möglichkeit zu haben. Er hat höchstpersönlich…“

Die Stimmen wurden wieder leiser, doch Rabastan wusste, dass es dabei nicht bleiben würde, schließlich war es nicht der erste Streit, den er zwischen seinen Eltern mitbekam. Eigentlich stritten seine Eltern auch gar nicht so oft. Zumindest konnten sie das nicht, weil Vater ständig unterwegs war und den Wohlstand und Reichtum der Familie Lestrange sicherte. Dank seiner Verdienste gehörten sie zu den angesehensten Zaubererfamilien Englands.

„…darüber nachgedacht, was das für Folgen für ihn haben könnte?!“

Seine Mutter war wieder laut geworden. Neugierig geworden schlich Rabastan weiter in den Flur hinein, in der Hoffnung so die leisen Worte des Vaters hören zu können.

„Du bringst ihn nach Askaban!“, rief seine Mutter da mit schriller Stimme.

„Würgende Wasserspeier noch mal, hast du wenigstens einmal gefragt, ob er das nicht sogar möchte?“

„Er macht ohnehin nur das, was du ihm sagst!“

„Wie es auch nicht anders sein soll.“


„Er weiß das doch alles überhaupt nicht einzuschätzen. Warum gibst du ihm nicht noch etwas Zeit?“

„Wie oft muss ich es dir noch sagen? Es wird höchste Zeit für ihn, darin unterrichtet zu werden. Je eher, desto besser kann er werden. Und das muss er für das, was uns bevorsteht.“

Rabastan war jetzt ganz nah an der Tür, die in das Schlafgemach seiner Eltern führte. Vorsichtig hatte er sich hinter einer Kommode versteckt, sodass nur noch ein kleiner Teil seines Gesichts hervorlugte, als er neugierig dahinter hervor spähte. Sein Herz schlug ihm vor Aufregung bis zum Hals bei dem Gedanken an den Brief, den er später Rodolphus schreiben würde. Sein großer Bruder würde ganz bestimmt stolz auf ihn sein, wenn er ihm berichtete, was vor sich ging!

„Ich fasse es nicht, du hirnloser Vollidiot!“

Plötzlich klirrte etwas. Dann wurde die Tür energisch aufgerissen und Mrs Lestrange lief mit wehendem Umhang hinaus. Sie war so aufgebracht, dass sie ihren Sohn gar nicht bemerkte, als sie an ihm vorbei stürmte.

Verängstigt drückte sich Rabastan fester an die Wand und hoffte inständig, dass auch sein Vater ihn nicht finden würde, denn das konnte Ärger geben.

Eine Weile lang blieb alles still.

Schließlich ertönte ein resigniertes Seufzen, auf das ein leises Reparo folgte. Wieder etwas mutiger geworden, versuchte Rabastan an dem großen Möbelstück vorbei in das Schlafgemach zu sehen. Er wollte unbedingt mehr wissen! Doch zu seiner Enttäuschung stellte er fest, dass die halboffen stehende Schlafzimmertür den Vater vor seinen neugierigen Augen verbarg. Einen Moment lang starrte er einfach auf das dunkle Holz und überlegte, worüber seine Eltern da gesprochen haben könnten, bis er merkte, wie ihm langweilig wurde.

Unruhig rutschte er auf den Knien herum und wollte gerade aufstehen, um in sein Zimmer zu gehen, als die kräftig gebaute Gestalt von Mr Lestrange den Gang betrat. Hastig zog Rabastan den Kopf ein und hielt unwillkürlich den Atem an in dem kindischen Glauben, dass er so vielleicht nicht entdeckt werden würde. Aber Mr Lestrange war ein Mann, der in seinem Leben bereits viel Erfahrung mit Lauschern gemacht hatte.

„Ich sehe dich, Rabastan“, sagte er.

Etwas zögerlich kam Rabastan hinter der Kommode hervor und senkte betreten den Kopf. Er hatte gelernt, dass es gewisse Regeln in diesem Haushalt zu wahren galt. Lauschen gehörte da ganz sicher nicht zu.

„Du hast uns gehört.“


Es war keine Frage. Es war eine müde Feststellung, auf die Rabastan keine Antwort wusste. Stattdessen gewann seine Neugier die Oberhand.

„Darf ich das auch machen?“, fragte er unvermittelt. „Das, was Rodolphus darf?“

Tatsächlich brachte das seinen Vater zum Lächeln. „Ja, eines Tages, wenn du älter bist und hoffentlich fleißig gelernt hast.“

Das Strahlen in Rabastans Gesicht fiel in sich zusammen. „Aber Lernen ist so langweilig!“

Er hatte das falsche Gesagt. Augenblicklich verfinsterten sich die markanten Gesichtszüge seines Vaters.

„Rabastan, du hörst mir jetzt gut zu. Es geht nicht immer nur darum, dass wir Dinge tun können, die wir aufregend finden und die Spaß machen. Wenn wir das täten, wären wir jetzt nicht hier und würden zu den einflussreichsten Reinblutfamilien gehören. Mein Vater — dein Großvater — hat hart für diese Familie gearbeitet, wie auch sein Vater davor. Ich tue das gleiche und ich bin mir sicher, dass auch Rodolphus eines Tages Großes vollbringen wird. Ich möchte jedoch nicht sehen, dass aus dir ein unfähiger kleiner Taugenichts wird, haben wir uns verstanden?“

Rabastan nickte verstimmt.

„Du bist ein Lestrange. Als ein Lestrange gehörst du ganz oben an die Spitze. Dort wirst du aber nur sein können, wenn du dich anstrengst. Kein Zauber wird dir einfach zugeflogen kommen, kein Wissen wird sich über Nacht in deinem hohlen Kopf befinden. Dafür musst du dich hinsetzen und etwas tun!“

„Aber das macht Rodolphus doch schon. Der ist doch eh besser und darf mehr“, grummelte Rabastan, der solche Predigten hasste.

„So etwas möchte ich nicht hören!“, fuhr sein Vater ihn harsch an. „Ja, dein großer Bruder schlägt sich tatsächlich viel besser als du. Das ist für dich aber noch lange kein Grund auf der faulen Haut liegen zu bleiben und der Familie am Ende Schande zu bereiten!“

Plötzlich begannen Rabastans Augen zu brennen. Wütend wischte er sich mit einer seiner Fäuste darüber nur um festzustellen, dass sein Handrücken auf einmal nass war.

„A-aber ich geb mir doch Mühe“, brachte er mit erstickter Stimme hervor und konnte so gerade eben noch ein Schluchzen unterdrücken. Er wusste, dass seine plötzlichen Tränen überhaupt nichts besser machten und hasste sich dafür. Rodolphus hätte bestimmt nicht geweint. Rodolphus wäre aber auch gar nicht erst in so eine Situation gekommen.

„Aber nicht genug! Bald wirst du auf Hogwarts sein und ich möchte nicht hören müssen, wie mein Sohn von irgendwelchen dreckigen Schlammblütern überflügelt wird, weil er zu faul ist, seine Lektion zu lernen. Du wirst eines Tages zu den größten Zauberern gehören, Rabastan, und da ist es wichtig, vorbereitete zu sein.“

Rabastan nickte stumm. Die Vorstellung, zu den größten Zauberern gehören zu würden, erfüllte ihn mit Stolz und trocknete seine Tränen wieder.

„Gut“, seufzte sein Vater. Auf einmal war alle Strenge von ihm abgefallen und er wirkte nur noch müde. „Ich hoffe sehr, dass du eines Tages verstehst, wie wichtig das für dich sein wird.“

„Das hab ich schon“, erklärte Rabastan und warf sich in die Brust. Schließlich war er ein großer Zauberer und wenn er dann endlich einen Zauberstab haben würde, würde er ein noch größerer Zauberer sein, genau wie sein Bruder.

„Dann geh auf dein Zimmer und versprich mir, dass ich dich nicht noch einmal beim Lauschen erwische, verstanden?“

„Jawohl!“, rief Rabastan und schenkte seinem Vater ein zahnlückiges Grinsen, ehe er davon flitzte und in seinem Zimmer Feder und Pergament für den Brief an seinen Bruder heraussuchte. Er war ein wenig erleichtert darüber, dass es keinen größeren Ärger gegeben hatte, denn es war nicht das erste Mal gewesen, dass er gelauscht hatte. Und bestimmt nicht das letzte Mal. Aber beim nächsten Mal würde er besser sein, schwor er sich. Schließlich würde er eines Tages ein ganz großer Zauberer sein.
 

ENDE


Nachwort zu diesem Kapitel:
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