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Kindheitsmomente

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Charaktere: Rodolphus (11) und Rabastan (8) Komplett anzeigen

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Nächtlicher Besuch

Ein leises Klopfen verdrängte die nächtliche Stille, die sich über Rodolphus’ Zimmer herabgesenkt hatte. Müde blieb dieser in seinen Decken liegen und fragte sich, wer so spät noch was von ihm wollen konnte. Wer ihn so spät noch störte. Ein genervtes Knurren entfuhr ihm, als ihm klar wurde, um wen es sich dabei eigentlich nur handeln konnte.

Und tatsächlich. Nachdem ein weiteres Klopfen erklungen war, folge ein leises Klacken, als die Türklinke heruntergedrückt wurde und eine kleine Gestalt in der Türöffnung erschien. Lautlos schlüpfte sie ins Zimmer hinein und zog vorsichtig die Tür hinter sich zu. Bläuliches Licht ähnlichem einem Lumos-Zauber tauchte den Raum in ein gespenstisches Leuchten, das schaurige Schatten in das Gesicht von Rabastan warf.

„Rod?“, flüsterte er und trat einen Schritt weiter vor. „Bist du wach?“

Grummelnd wälzte sich Rodolphus zu seinem kleinen Bruder herum und richtete sich schließlich seufzend auf. „Wonach sieht’s denn aus?“, brummte er.

Rabastan schwieg. Er schien kein schlechtes Gewissen zu zeigen für den Fall, dass er ihn geweckt haben sollte.
 

„Was ist?“, fragte Rodolphus letztlich grob. Er war müde. Morgen stand ihm ein aufregender Tag bevor und das Letzte, was er wollte, war von seinem kleinen Bruder genervt zu werden.

„Ich kann nicht schlafen“, gestand Rabastan kleinlaut und machte es sich auf einem der gepackten Koffer bequem, die sich neben Rodolphus’ Bett befanden. „Kannst du mir nicht eine Geschichte erzählen?“

Da Rodolphus wusste, dass sein kleiner Bruder keine Ruhe mehr geben würde, bis er seinen Willen erhalten hatte, seufzte er ergeben. „Na gut. Was willst du hören?“

„Weiß ich nicht.“

„Wenn du nicht weißt, was du hören willst, dann lass mich schlafen.“

Angestrengt starrte Rabastan in die Schatten. Seinem Gesicht nach zu urteilen, befanden sich seine Gedanken auf der verzweifelten Suche nach einer Geschichte.
 

„Kann ich nicht noch ein bisschen bei dir bleiben?“, fragte er schließlich und wirkte dabei geradezu zaghaft.

„Wieso?“ Dieses unübliche Verhalten seines Bruders weckte Rodolphus’ Misstrauen. „Hast du etwa Angst vor den Monstern unter deinem Bett?“, fragte er deshalb spöttisch.

„Nein! Die würde ich alle besiegen. Vor denen hab ich keine Angst…“, Rabastan verstummte.

„Was ist es dann?“

Rabastan schwieg und wich trotzig Rodolphus’ Blick aus.

„Gib’s zu, du hast wohl Angst.“

„Nein, hab ich nicht. Du bist blöd!“, rief Rabastan erbost und ehe Rodolphus reagieren konnte, war sein kleiner Bruder mit geballten Fäusten aufgesprungen und machte Anstalten auf ihn drauf zu boxen. Doch Rodolphus war um einiges größer und stärker als sein kleiner Bruder, so schaffte er es nach dem ersten Faustschlag, Rabastans Handgelenke zu packen und ihn auf Abstand zu halten.

„Was soll das denn?“, knurrte er, während er begann, Rabastans Handgelenke zur Seite zu drehen.

„Auaaa“, jammerte sein kleiner Bruder und versuchte sich zappelnd loszureißen. „Du tust mir weh.“

„Ach nee, das will ich ja auch.“

„Du bist gemein.“

Wütend fuchtelte Rabastan mit seinen Armen in der Luft herum, doch Rodolphus war stärker. Mit einem bösen Grinsen hielt er seinen Bruder unnachgiebig fest, bis dieser endlich wieder Ruhe gab.
 

„Ich lasse dich los, wenn du aufhörst mich zu hauen, ja?“

Für einen kurzen Augenblick funkelte Rabastan ihn nur trotzig an, dann nickte er widerwillig.

„Also was willst du?“, fragte Rodolphus erneut, nachdem Rabastan sich wieder beruhigt hatte.

„Ich will nicht, dass du gehst.“

Erstaunt sah Rodolphus zu seinem Bruder, doch der wich seinem Blick aus und starrte verbissen auf eins der Bilder, die an der Wand hingen.

„Veräpple mich nicht“, meinte Rodolphus höhnisch. Als Rabastan jedoch nicht reagierte, dämmerte ihm, dass er vielleicht die Wahrheit gesagt hatte. Etwas erstaunt sah er zu seinem Bruder. „Ehrlich?“

„Du kannst alle meine Bertie Botts Bohnen haben“, bot Rabastan stattdessen großzügig an. „Auch die mit den Schimpfworten.“

Spätestens da wusste Rodolphus, wie ernst es seinem Bruder tatsächlich war. Bertie Botts Bohnen bedeuteten alles für ihn. Welche zu teilen oder gar seinen kompletten Vorrat anzubieten, war beinahe so bedeutsam, als hätte Vater sein ganzes Vermögen angeboten.

Trotzdem grinste Rodolphus bloß. „Sei nicht blöd“, sagte er. „Darauf hab ich die ganze Zeit gewartet. Natürlich werde ich morgen nach Hogwarts fahren.“
 

Anklagend starrte ihn Rabastan an. Er wirkte unglaublich verletzlich, wie er es sich wieder mit verschränkten Armen auf dem Koffer bequem gemacht hatte und verzweifelt nach einem Ausweg suchte.

„Ich will das aber nicht“, brachte er schließlich kläglich hervor. „Ich will nicht, dass du gehst und mich allein lässt. Das ist gemein von dir.“

„Das ist doch nicht gemein“, lachte Rodolphus.

„Doch das ist es! Es ist gemein, gemein, gemein!“ Wütend verzog Rabastan das Gesicht und stampfte mit seinem Fuß auf.

„Na und?“, meinte Rodolphus unbekümmert. „Irgendwann bist du auch auf Hogwarts. Das ist nicht gemein.“

„Ich will aber auch jetzt dahin!“

„Das geht nicht, dafür bist du noch viel zu klein.“

„Das stimmt nicht!“, rief Rabastan empört. „Ich bin sogar größer als Andromeda und die ist ein Jahr älter als ich.“

„Jetzt halt mal die Klappe“, zischte Rodolphus und hielt seinem Bruder unsanft den Mund zu. „Wenn du noch lauter bist, kriegen das Mutter und Vater mit. Ich will nicht wegen dir Ärger kriegen.“

Unverständliche Laute drangen unter Rodolphus’ Hand hervor, als Rabastan sich widerspenstig zu befreien versuchte.

„Du kriegst eh keinen Ärger“, murmelte er finster, nachdem er wieder losgekommen war. „Immer bin ich schuld.“

„Weil du ja auch immer schuld bist.“

„Gar nicht wahr!“

Rabastan wurde schon wieder laut und so langsam ging er Rodolphus auf die Nerven. Er hatte keine Lust, sich so kurz vor Hogwarts noch mit seinem kleinen Bruder rumschlagen zu müssen.

„Ich krieg wohl Ärger“, antwortete Rodolphus müde. „Und zwar wegen dir, weil ich dich in Schutz nehme.“

Rabastan schnaubte verächtlich, sagte jedoch nichts.

„Wenn du nichts mehr willst, lass mich jetzt in Ruhe, ich will schlafen“, meinte Rodolphus schließlich und kuschelte sich wieder in seine Decken. Er war wirklich müde. Müde und aufgeregt.

„Du bist doof“, hörte er Rabastan trotzig sagen. „Du bist total doof. Und Hogwarts ist auch doof. Da gehen nur blöde Leute hin.“

Nach dieser Erklärung stampfte sein kleiner Bruder wütend aus dem Zimmer und zog die Tür geräuschvoll hinter sich zu.

Seufzend schloss Rodolphus die Augen. Irgendwo tat es ihm leid, Rabastan zurückzulassen. Er wusste, wie langweilig es in dem strengen Haushalt seiner Eltern zugehen konnte. Dann wiederum hatte er auch keine Lust, sich von seinem kleinen Bruder den kommenden Tag verderben zu lassen.

Hogwarts! Er würde endlich zaubern lernen. Und ganz bestimmt ein Slytherin werden. Alle würden stolz auf ihn sein.

Mit diesen Gedanken schlief Rodolphus schließlich glücklich lächelnd ein.


Nachwort zu diesem Kapitel:
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