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Creepypasta Extra: Umbra

Schatten einer Tragödie
von

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Scarecrow Jack begegnet Mary Lane

Es war eine perfekte Nacht, das spürte Jackson und sein verdorbenes Inneres wurde von Aufregung und Euphorie erfüllt. Es juckte ihn förmlich in den Fingern und er war ungeduldig. Heute Nacht musste es geschehen, unbedingt. Länger wollte er nicht auf seinen nächsten Mord warten. Auch sein treuer Freund Edgar, eine groß gewachsene Aaskrähe, schien es zu spüren und wurde unruhig. Sanft strich Jackson dem Vogel über den Rücken und grinste breit, wobei ihm mehrere Maden im Zahnfleisch herumkrochen. „Nur Geduld mein lieber Edgar, bald gibt es ein Festmahl. Wir brauchen nur noch ein Opfer zu finden.“ Die Krähe gab ein hässliches Krächzen von sich und begann ein wenig mit den Flügeln zu flattern. Er hatte Hunger und wartete geduldig. Natürlich wollte Jackson seinen Freund nicht zu lange warten lassen. Der Scarecrow Killer hatte sich auf das Dach eines Hauses in Position gebracht und bereits sein Opfer erspäht. Es stand unter einer Straßenlaterne und trug einen schwarzen Parka und die Kapuze verdeckte das Gesicht. Der arme Trottel stand einfach so da, ahnungslos und er machte nicht den Anschein, als könnte er sich wehren, wenn er aus dem Hinterhalt angegriffen würde. Der Parkakerl war schmächtig und nicht sehr groß gewachsen. Eigentlich schon fast eine Hungerportion für seinen lieben Edgar. Na was soll’s, Jackson hatte beschlossen, dass der Kerl sterben würde und deshalb würde er die Sache auch durchziehen. Jede Faser seines Vogelscheuchenkörpers bereitete sich auf den bevorstehenden Angriff vor, Jacksons Klingenbesetzte Hände krallten sich in die Regenrinne, während er sich langsam vornüberbeugte und sein Opfer fixierte wie ein Raubtier auf der Lauer. Dann geschah alles ganz schnell. Jackson stieß sich ab, breitete die Arme aus und schlug mit dem rechten zuerst zu. Die Gestalt drehte sich um, doch Scarecrow Jack war viel zu schnell, um ihm die Chance zu geben, sich zu wehren oder die Flucht zu ergreifen. Die Klingen bohrten sich tief in die Brust und rissen tiefe Wunden. Dann zog Jackson die Klingen wieder raus, stellte aber verwirrt fest, dass sein Opfer gar nicht umfiel, geschweige denn nach hinten stolperte. Es zeigte noch nicht einmal Anflug von Schmerzen. Doch er ließ sich nicht beirren und griff noch einmal an. Dieses Mal schlug er seine Klauen direkt ins Gesicht, eine todsichere Methode. Aber dann geschah etwas, womit selbst Jackson als wandelnde Vogelscheuche niemals gerechnet hätte: Seine Hand verschwand ganz einfach dort, wo dieses Wesen ein Gesicht haben sollte und als er sie herauszog, fehlte sie vollständig. Dabei hatte er nicht einmal etwas gespürt. Als hätte sie sich plötzlich in Luft aufgelöst. Sofort wich Jackson von der Kreatur zurück und sah sie ungläubig an. „Was zum Henker bist du denn für ein Freak?“

Das Wesen antwortete nicht, sondern starrte Jackson einfach an. Und nun sah dieser es deutlich: Es hatte kein Gesicht. Unter der Kapuze war nichts als schwarze Leere. Ganz eindeutig war dieses Wesen nicht normal. Aber was war es dann? Jackson wich langsam vor der Kreatur zurück und betrachtete seine Hand. Wie zum Teufel konnte sie so einfach verschwinden, ohne dass er etwas spürte? Die Sache war ihm nicht geheuer. Er beschloss, noch einen Versuch zu wagen, aber dieses Mal wollte er diesem Ding den Arm abschlagen. Mal sehen, ob es dann endlich eine Schmerzreaktion zeigte. Gerade wollte Jackson wieder angreifen, doch als er von seinem Arm aufsah, war das Wesen verschwunden. „Was zum Teufel ist denn jetzt los?“ Ein lautes Krächzen von Edgar alarmierte Jackson und er drehte sich um. In dem Augenblick, als er das Wesen sah, wurde er im Gesicht gepackt und das Wesen versuchte, seinen Kopf in die Leere unter der Kapuze zu schieben, als wolle es ihn verschlingen. Jackson schlug um sich und versuchte, dieses Monster von sich zu stoßen, aber es ließ einfach nicht los und erwies sich als unfassbar stark. „Verdammt noch mal du Scheißfreak. Lass mich sofort los oder ich werde…“ Ein Schatten tauchte hinter dem Wesen auf und es erstarrte in der Bewegung, als sich eine Klinge von hinten in seine Brust bohrte. Sofort ließ es Jackson los und krümmte sich, als würde es Schmerzen empfinden. Die Klinge wurde tiefer hineingestoßen und da das Wesen für sich wohl keine andere Möglichkeit sah, sprang es auf Jackson zu, schleuderte ihn nach hinten und war dann verschwunden. Jackson prallte gegen eine junge Frau von vielleicht 18 oder 19 Jahren, fing sich aber wieder und blieb auf den Beinen. Neugierig sah er seine Retterin genauer an. Das Mädchen hatte schulterlanges rotbraunes Haar, leuchtend blaue Augen und war wunderschön. Sie war nicht gerade groß gewachsen und in ihrer Hand hielt sie eine Machete. Eindeutig war das ein Mensch. Seltsam, warum hatte sie ihn gerettet? Sie hätte doch trotz der Dunkelheit sofort erkennen müssen, dass Jackson kein Mensch war. Na egal, dann konnte er sie ja töten. Das war doch eine wunderbare Entschädigung. Das Mädchen stand auf und klopfte sich den Dreck von der Kleidung, ihr Gesicht verfinsterte sich und wütend knurrte sie „Scheiße, jetzt ist er mir schon wieder entwischt. Wenn du verdammte Vogelscheuche mir nicht im Weg gestanden hättest, dann hätte ich Umbra schon längst gehabt.“ Sie schien nicht mal Angst zu haben. Im Gegenteil, sie keifte ihn auch noch an. Die musste ja Mut haben… Jackson war recht verblufft, denn normalerweise gerieten insbesondere Frauen und Mädchen bei seinem Anblick in Panik und fingen zu kreischen an. Warum sie nicht? „Du kennst dieses Ding?“

„Ja verdammt. Ich jage es schon eine ganze Weile und ich hätte es beinahe gehabt. Scheißendreck, jetzt darf ich dieses Mistvieh schon wieder suchen gehen. Schönen Dank auch du Freak. Sag mal, was zum Teufel bist du eigentlich?“

„Ich bin Scarecrow Jack. Zu Lebzeiten nannte man mich Jackson Cohan, bevor man mich umgebracht hat. Jetzt sitz ich in diesem Körper fest.“

„Ich glaube, der Name sagt mir was. War dein Vater nicht dieser psychopathische Metzger, der mehrere Frauen abgeschlachtet hat? Und stopfst du nicht deine Opfer aus? Da war doch was…“ Jackson war immer noch verwirrt, weil er damit nun gar nicht gerechnet hätte. Immerhin war er eine wandelnde Vogelscheuche und besaß lange Klingen an den Händen. Er könnte sie einfach so abstechen, wenn ihm danach war und sie könnte mit ihrer lächerlichen Machete rein gar nichts gegen ihn ausrichten. Das musste ihr doch klar sein. Warum aber hatte sie keine Angst? Er sah genauer hin und dann erkannte er etwas Vertrautes in ihrem Blick: Sie war wie er. Sie hatte das Grauen gesehen und hatte ihre Angst vor dem Tod schon vor langer Zeit überwunden. Was da in ihren Augen funkelte, waren Hass und Wahnsinn. Jackson lachte und streichelte Edgar wieder den Rücken. „Du bist wirklich interessant. Das muss ich zugeben. Obwohl mein Anblick abstoßend ist und in mir nichts mehr lebt außer das Ungeziefer, welches sich von meiner verdorbenen Seele und meinem ebenso verdorbenen Verstand ernährt, hast du keinerlei Angst vor mir. Nicht mal der Leichengestank scheint dir was auszumachen.“ „Willst du mir hier etwa grad einen Antrag machen, oder was?“ Wieder lachte Jackson und legte eine seiner Klingenfinger um ihren zarten Hals. „Große Worte für eine mickrige Frau wie dich. Sag mal, warum suchst du nach diesem Ding, das du Umbra nennst?“

„Er ist wahrscheinlich das Bindeglied zwischen unserer Welt und einem Wesen, das als Dream Weaver bekannt ist. Ich will den Dream Weaver finden, unter meine Kontrolle bringen und die Welt so verändern, dass sie mir passt. Und dabei ist es mir völlig egal, wenn ich töten muss. Wenn du dich mir in den Weg stellst, dann mach ich dich ebenfalls kalt.“

„Obwohl dir das Messer wortwörtlich an der Kehle steht?“

„Du solltest mich nicht unterschätzen, du Freak.“ Langsam nahm Jackson seine Klingen von ihr und betrachtete sie eine Weile. Diese Frau war wirklich interessant. Vielleicht könnte es sich lohnen, wenn er sie eine Weile weiter beobachtete und sah, wie sich die Sache entwickelte. Vielleicht sprang ja auch für ihn ein großer Vorteil heraus. Nun war sie es, die ihm die Klinge an die Kehle hielt. Er war sichtlich amüsiert. „Du gefällst mir. Genau diese Art von Rücksichtslosigkeit und Skrupellosigkeit mag ich. Na schön, ich werde dich nicht töten. Sag mal, wie heißt du denn?“

„Mary Lane.“

„Also gut Mary Lane. Zufällig hat dieses Ding namens Umbra meine Jagdlust geweckt. Warum also tun wir uns nicht zusammen und finden es gemeinsam? Es könnte sicherlich spaßig werden.“ Mary nahm die Machete runter, wandte sich um und ging einfach. Dann aber blieb sie ein paar Meter weiter stehen und sagte „Wenn du mir bloß nicht in die Windrichtung kommst. Du stinkst schlimmer als der Tod!“

„Das ließe sich arrangieren… Mary…“ Mit einem Kichern folgte Jackson ihr und gemeinsam verschwanden sie im Dunkeln der Nacht. Es war so dunkel, dass nicht einmal der Mond oder die Sterne schienen. Ein eiskalter Wind wehte und in der Ferne hörte man das Krächzen einer Aaskrähe.



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