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Memory Hunt

von

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Zielen

In ihrem Kopf rasten die Gedanken, doch sie konnte keinen von ihnen klar fassen. Heftig atmete sie die kalte Nachtluft ein, zusammengesunken gegen eine Mauer, die nur wenig Schutz lieferte. Ihre Lunge brannte. Kälte und Hitze pulsierten zeitgleich durch ihre Adern. Lange durfte sie hier nicht sitzen, denn dann würde sie ihre restliche Kraft verlassen. Wer immer ihr Verfolger war, sie spürte seine Nähe. Entdecken würde er sie so oder so und damit fasste sie einen Entschluss.

Wie ein Kaninchen schoss sie aus der Gasse und sprintete los. Ignorierte ihren schmerzenden Brustkorb. Konzentrierte sich darauf, nicht zu stolpern. Wie er sie gefunden hatte, was hieraus werden sollte, wo die anderen waren, das alles spielte keine Rolle, solange sie nur rannte, denn das war ihre einzige Chance. Apparieren hatte sie ausschließen müssen, denn dazu besaß sie keine Energie mehr. Sie hörte ihn und auch er war nicht unerschöpft, doch wesentlich fitter als sie. Wahllos schoss sie Zauber über ihre Schulter, hörte ihn zur Seite springen. Dann vernahm sie das Knallen des abwehrenden Schildzaubers. Sie führte ihre Zauber nicht vernünftig aus. Merkte wie ihre Kraft schwand. Adrenalin war nicht mehr genug, um sie auf den Beinen zu halten. Schmerz und Verzweiflung erfassten ihren Körper, ließen sie unachtsam werden und mit einem Ruck hatte er sie entwaffnet. Um nicht zu fallen, öffnete sie ihre Hand um den Zauberstab, welcher ihr aus den Fingern glitt, doch sie hielt nicht an.
 

Wehrlos, kraftlos und hoffnungslos wie sie war, blieb ihr die eine Chance, denn der Todesser auf ihren Fersen würde sie nicht bekommen. Ein Stoßgebet in den Himmel schickend, fummelte sie an ihrem Umhang. Betete für Freunde, deren Gesichter im Rhythmus ihrer Füße vor ihrem inneren Auge erschienen. Lily, James, Sirius, Remus, Alice, Frank. Lily. Sie fand das kleine Fläschchen. Handlich und genau für Augenblicke wie diese gemacht. Der Verfolger hielt sich nicht einmal daran auf, sie durch einen Zauber anzuhalten. Er wusste, dass sie bald aufgeben musste, doch er wusste nicht, was sie in der Hand hielt. Wusste nichts von der saftig gelben Flüssigkeit, die sie entkorkte, während Tränen ihr Gesicht benetzten.

Allen Mut zusammen nehmend, blieb sie stehen. Wirbelte auf den Fersen herum, um ihrem Ende in die Augen sehen zu können. Eine Kapuze, die Maske eines Todessers, ihres bitteren Feindes. Die letzte Chance nutzend kippte sie den Trank ihren Rachen hinunter. Schluckte noch den letzten Tropfen, bevor grobe Hände sie bei den Armen packten.
 


 


 


 


 

“Was meinst du, wo sie bleibt?”, fragte Lily erneut. Ihre Hand rieb ununterbrochen beschützend über ihren runden Bauch, während sie besorgt zu ihrem Mann aufsah. Zur Beruhigung küsste James sie auf die Stirn.

“Mach dir keine Sorgen, Liebling. Mary war schon immer ein bisschen verwirrt und chaotisch.” Vielleicht war sie das. Doch nicht zu diesen Zeiten. Nicht in so einem Moment. Schließlich war dieses Treffen bereits lange geplant. So sehr James es zu verbergen versuchte, in der Haltung seiner Schultern, den Blicken auf die Uhr, erkannte Lily, dass auch er nicht ganz an seine Worte glaubte. Mary wäre nicht die Erste, die sie verloren. Sie wäre eine von vielen und doch schmerzte jede Verletzung, jedes Verschwinden, jeder Tod so unheilbar. Mit James Eltern hatte es angefangen. Sie hatten die ersten beiden Löcher in Lilys Herz gerissen und während die Zeit voran schritt, fragte sie sich, ob von ihrem Herzen überhaupt etwas übrig bleiben würde.

In diesen Momenten der Schwärze zog sie James an sich und verbarg ihr Baby zwischen ihnen. James und ihren gemeinsamen Sohn würde sie niemals verlieren. Wie lange hatte sie betteln müssen, damit ihr Mann sich zurücknahm und nicht mehr so oft kämpfen ging.

“Wer wird dann kämpfen, Lily? Wer wird diesen Krieg für uns gewinnen?”, sagte er immer wieder. Sirius, Remus, Alastor, Albus, waren ihre stummen Antworten und sie fühlte sich schuldig für diese Gedanken, doch James hatte ein Baby. Er hatte eine Familie. Wozu hatte er jahrelang um sie gekämpft, wenn er sie jetzt aufgeben würde?

“Bitte, James”, flüsterte sie sorgvoll, “können wir nicht irgendwie herausfinden, wo sie ist?” Er raufte sein schwarzes Haar, wollte seinen Standort nicht für ungewünschte Beobachter freigeben. Gleichzeitig wusste er, wie viel Mary seiner großen Liebe bedeutete. Beinahe so viel wie er und Harry, wenn Lily diesem Namenswunsch endlich nachgeben würde.
 

Doch James hatte keine Zeit, diese Entscheidung zu treffen. Die Neuigkeiten purzelten durch den Kamin. Ein ganz und gar verwittert ausschauender Sirius brachte Ruß mit sich. Sein fehlendes Grinsen sprach Bände, doch Lily verschloss ihre Augen vor der Tatsache, die ihr ins Gesicht schrie.

Sirius wilder Blick wanderte zwischen seinen Freunden hin und her. Je länger er schwieg, desto schmerzhafter verkrampfte sich Lilys Körper.

“Tatze.”, drängte James mit belegter Stimme.

“Sie haben sie.”, antwortete Sirius tonlos und beide Männer mussten mit ansehen, wie ein stummer Schrei Lily entfuhr. Wie sie sich krümmte und Erlösung suchte für die Schmerzen. James stürmte zu ihr, hielt und streichelte sie und Sirius kniete sich hilflos vor sie.

“Evans, Evans!”, wisperte er, um sie zurückzuholen. “Sie ist nicht ganz fort! Man hat ihr den falschen Trank gegeben.”

Unter schwerem Keuchen blickte sie zu ihm auf. Tränen benetzten ihr Gesicht, welches Unsicherheit und Unverständnis ausdrückte.

“Denk an das Baby.”, flüsterte James ihr zu, in Panik durch ihre Hysterie könnten sie den gemeinsamen Sohn verlieren.

“Den falschen Trank?” Lilys Stimme war brüchig. Noch immer zitterte ihr Körper und besser schien sie sich nicht beruhigen zu können. Heftig schluckte Sirius, unwissend ob seine weitere Information ihr mehr oder weniger zusetzen würde.

“Wir haben das Fläschchen gefunden. Sie ist nicht tot.” Das Spiegelbild traurigster Qualen blinzelte ihn an. Denn alle drei dachten sie das gleiche: Noch nicht. Und sollte sie sterben, würde es ein weitaus schrecklicherer, schmerzender Tod sein.
 


 


 


 


 

Körperinspition. Sicht verschwommen. Muskelkater beinahe im gesamten Körper. Pochender Kopfschmerz. Stechender Arm. Ein leerer Kopf. Krampfhaft versuchte sie sich zu erinnern an das, was geschehen war. Warum verspürte sie Schmerzen? Weshalb war ihr so kalt? Und wie lange hatte sie nicht gegessen? Ihr blondes Haar schien sehr verdreckt und sie schien es lange Zeit nicht gewaschen zu haben.

Durch einen Nebelfilm über den Augen sah sie den Mann nicht kommen. Er packte sie grob am Kinn und sie blinzelte kräftig, um besser sehen zu können.

“Wach?”, fuhr er sie an und als er sich wieder aufrichtete, konnte sie ihn besser erkennen. Groß, dunkelhaarig und hübsch, aber sehr selbstgefällig grinsend.

“Wo bin ich?”, fragte sie dümmlich, obwohl ihre erste Frage eine andere hätte sein sollen.

“In der Schule warst du doch so schlau. Denk mal ganz scharf nach.” Schule? Sie konnte sich nicht erinnern, mit ihm auf einer Schule gewesen zu sein. Wovon sprach er?

“Ich weiß es nicht.”, antwortete sie verwirrt und schrak auf zusammen, als er ihr seinen Zauberstab gegen die Kehle stieß.

“Wenn du spielen willst, spielen wir. Aber du wirst verlieren.”

Tränen der Unverständnis sammelten sich in ihren Augen und Angst erfasste sie. Was konnte sie einem Mann wie ihm getan haben?

“Bitte.”, wimmerte sie, doch seine Augen zeigten keinen Sanftmut.

“Schön.” Beinahe ekelhaft vorfreudig richtete er sich auf und deutete mit seinem Zauberstab erneut auf sie. Zerreißender, unnatürlicher Schmerz ließ sie von innen heraus explodieren, ließ sie schreien und zucken. So schnell wie ihre Qual gekommen war, verging sie wieder, doch sie hinterließ Angst. Angst vor dem Mann, der sie grundlos und gleichgültig gefoltert hatte. Angst vor dem Mann, der sich ihr erneut näherte. Angst vor der Gewissheit, keine seiner Fragen beantworten zu können.
 

“Warum tust du das?”, wimmerte sie und er lachte ungläubig.

“Wie immer zu Späßen aufgelegt, Macdonald.”

Sie schüttelte heftig den Kopf. Sie machte keine Späße und sie wollte bestimmt nicht mehr spielen.

“Ich heiße nicht Macdonald.”, krächzte sie flehend. Er musste sie verwechselt haben.

Erneut lachte er und schien tatsächlich amüsiert.

“Nein? Du bist nicht das Mädchen, dass ich sieben Jahre lang in der Schule gesehen habe? Wer bist du dann?”

Lauter als seine Stimme hämmerte ihr Herz in ihren Ohren. Als drängte es sie zur Antwort, doch sie kannte sie nicht. Die grausame Erkenntnis nahm ihr den Atem und die Sicht. Sie wusste es nicht. In ihrem Kopf gab es keinen Namen, keine Geschichte, keine Erinnerung. Sie wusste nichts. Er musste die Änderung wahrgenommen haben. Erkannte den Schock in ihrem Gesicht.

“Ich weiß es nicht.”, hauchte sie und blickte flehend auf. “Ich weiß nicht, wer ich bin!”

“Ach, tatsächlich?” Sein bittersüßes Lächeln verriet, wie wenig er ihr glaubte. “Lass mich dir helfen. Du bist Mary Macdonald, die beste Freundin von Lily Potter. Ihr beide, eure Freunde, sind Teil des Phönixordens, der gewaltigen Ärger macht. Du, meine Liebe, hast dich für die falsche Seite entschieden.” Phönixorden? Lily? Welche Seiten? Wovon sprach er?
 

Ehe sie reagieren konnte, richtete er den Zauberstab auf ihren Unterarm und brach dessen Knochen. Der brennende Schmerz durchzuckte ihren Körper in pulsierenden Wellen und sie schrie aus vollem Leibe. Ein paar Minuten lang ließ er sie leiden, dann zwang er sie, ein fremdes Getränk zu sich zu nehmen, dessen widerlicher Geschmack, beinahe den Schmerz überdeckte. Bis neue Qualen mit der Flüssigkeit kamen.

“Was tust du?”, brachte sie zwischen zusammen gebissenen Zähnen hervor.

“Ich lasse deinen Knochen zusammenwachsen. Das wird eine Weile dauern. Aber dann kann ich ihn von neuem brechen und damit weiter machen, bis du endlich bereit bist, zu sprechen. Der dunkle Lord belohnt jene, die sinnvolle Geiseln nehmen und über dich wird er sich sehr freuen. Ich darf nicht vergessen mir später auf die Schulter zu klopfen.” Bei seinem Zwinkern musste sie aufstoßen. Keines seiner Worte schien Sinn zu ergeben, doch sie verstand, dass er einer Sorte Sekte anzugehören schien und das machte ihn noch viel gefährlicher.

“Noch wertvoller bist du allerdings-”, jetzt kniete er sich vor sie und hielt zärtlich ihr Gesicht in den Händen, “wenn ich schon Informationen aus dir heraus gekitzelt habe und bevor ich gehe, möchte ich dich noch darauf hinweisen, dass es noch andere Knochen als deinen Unterarm gibt. Schlaf gut.”

Hatte sie jemals in ihrem Leben so viel geweint? Zwar konnte sie die Frage nicht beantworten, jedoch war es unvorstellbar. Wahrscheinlich war sie auch noch nie gefoltert worden. Wenn sie wenigstens etwas hätte, worüber sie nachdenken konnte. Dann könnte sie dem Elend ein wenig entrinnen, doch die ewige Fragestellerei führte nur dazu, dass sie sich noch verzweifelter und einsamer fühlte. Bald würde er doch verstehen müssen, dass sie ihm nichts sagen konnte! Dass sie offensichtlich nicht diejenige war, die er suchte. Der dunkle Lord. Ein Schauer rann ihr über den wunden Körper und verstärkte den Schmerz in ihrem Arm. Auf einer Welle an Schluchzern trieb sie in einen tranceartigen Schlaf, der ihr keine Erholung brachte, jedoch das Leid betäubte.
 


 


 

Ihr Peiniger ließ ihr in den nächsten Tagen keine Ruhe. Unermüdlich quälte und folterte er sie. Fragte sie aus und mit ihrem letzten bisschen Verstand wünschte sie sich, er habe Recht. Sie wünschte sich all die Dinge zu wissen, nach denen er suchte. Zumindest hätte dieses Martyrium dann einen Sinn. Dann hätte sie wenigstens etwas wofür sie kämpfen konnte, worauf sie stolz sein konnte. Doch so war sie nur sein Spielball. Unfähig ihm selbst falsche Informationen zu liefern, um wen auch immer vor diesem Monster zu beschützen, doch wovon er sprach, erweckte in ihr keine Vertrautheit. Immer wieder hörte sie vom Orden des Phönix, von Dumbledore, vom Dunklen Lord und dieser Lily.

“Wir wissen, wo sie sind.” Eindringlich sah er auf sie hinab. Ausgestreckt lag sie auf dem Boden, sein bedrohliches Gesicht gleich über ihrem. “Sprich, oder sie werden leiden.” Doch sie würden nicht leiden, denn er log. Lily musste wichtig sein und hätte man sie gefunden, wäre er nicht mehr hier. Diese Gewissheit beruhigte sie. Zu wissen, dass jemand vor ihm sicher war, selbst wenn sie keine Verbindung zu der Frau hatte. Wen immer dieser Mann nicht mochte, sollte beschützt werden, denn es konnten nur gute Menschen sein.

“Sprich.”, drohte er erneut. Es gab nichts zu sagen und so, ohne sich zu rühren, spürte sie seinen Zauberstab unterhalb ihrer Brust ansetzend. Langsam, beinahe zärtlich fuhr er damit hinab zu ihrer Hüfte. Sie spürte den Schnitt, hatte aber keine Kraft mehr. Körperliche Resignation hatte sie eingenommen und so war ihre einzige Reaktion das scharfe Einsaugen von Luft, vorbei an ihren trockenen Lippen. Den Blick wandte sie von seinem nicht ab. Betrachtete seine Augen, das einzig menschliche an ihm. Sie leuchteten voller Lebensenergie und sah man nur sie - unabhängig von den wütenden Augenbrauen, dem aggressiv mahlenden Kiefer, den böse lächelnden Lippen - so waren sie wunderschön und erfrischend, wie eine Quelle klar sprudelnden Wassers.
 


 


 


 


 


 

Mary Macdonald. Sie war härter zu knacken, als er gedacht hatte. All seine Begeisterung über den wertvollen Fang war verebbt, denn sie gab nichts preis. Nicht mal verräterische Gefühlsregungen hatte sie zu bieten. So konnte er sie dem Dunklen Lord nicht präsentieren. Nutzlos, wertlos. Nach anderthalb Wochen ohne Nahrung hatte er einen Bruch in der Fassade erwartet. Wie lange konnte man so tun, jemand anders zu sein, wenn Vitamin und Mineralzufuhr gestoppt waren? Wann würde sie endlich brechen? In ein paar Tagen hatte er sie ausliefern wollen, hatte verkündet, welch großartige Geisel im Keller schmorte.

Nach einer neuen Technik suchend, ballte er die Fäuste gegen den Kaminsims. Vom Tisch aus beobachtete ihn seine Mutter. Sie hasste, was er tat. Hasste, dass er es in ihrem Haus tat. Doch es war nun sein Haus. Seit sein Vater vom Orden getötet worden war, gehörte das Haus ihm. Seine Mutter hasste auch ihn nun so sehr, wie sie seinen Vater gehasst hatte.
 

“Das ist nicht wahr.”, hörte er sie scharf sagen.

“Aus meinem Kopf, Mutter!”, herrschte er.

“Vielleicht solltest du besser darin werden, mich abzuwehren.” Herausfordernd richtete sie sich auf.

“Ich hasse keinen von euch. Dein Vater fehlt mir, aber für meinen Sohn habe ich mir etwas anderes gewünscht. Ich dachte, ich habe dich erzogen, Menschen zu respektieren. Besonders Frauen.” Die Schwere des letzten Wortes traf ihn. Brachte Erinnerungen an die Oberfläche, an diese Frau vor ihm, wie sie weinte und schmerzte und wie sein Vater über ihr stand. Heftig kämpfte er die Bilder in den Hintergrund. Stattdessen betrachtete er seine Mutter, wie sie jetzt war. Klein und schmächtig, aber so stark im Innern.

Sanft ging er hinüber und zog sie in seine Arme. Zog sie an seine Brust, sodass sie sein Herz hören konnte. Sodass sie hören konnte, dass es noch schlug.

“Es gibt Dinge, die ich tun muss.”, flüsterte er in ihr dünnes Haar.

“Musst?” Eine ganz dezente Frage, doch sie löste so viele Zweifel in ihm aus. Seine Mutter war eine Schwäche. Die seines Vaters war sie nie gewesen, doch seine um so mehr. Nun löste sie sich von ihm. Ein schwerer, leidvoller Ausdruck lag in ihren Augen. Beinahe, als bereue sie seine Existenz.

“Wenn du so weiter machst, hast du bald nichts, was du verhören kannst.”
 


 


 


 


 


 

Mulciber. Das war sein Name. Jemand hatte ihn gerufen. Ob ihr ein Tormentor mit oder ohne Name lieber war, musste sie noch entscheiden. Mulciber. Er schien nicht unpassend. Ein wenig melodischer Name. Mulciber, der ihr die Knochen brach. Mulciber, der sie verhungern ließ. Mulciber, der ihre Schmerzen genoss. Mulciber, für den sie bedeutsam war. Mulciber, dessen Hände gegen ihrefiebrige Haut so kalt waren. Mulciber, ihr Folterer.

Doch es war nicht Mulciber, der ihr Gefängnis betrat, als sich die Tür öffnete. Es war eine kleine Frau mit schütterem Haar. Ihre Erscheinung war dennoch elegant. Ihre Bewegungen gewählt.

“Guten Morgen.”, grüßte sie. Dies war das erste Mal, dass sie diese Worte vernommen hatte seit - sie wusste, nicht seit wann. Denn sie wusste nicht, ob sie alleine gelebt hatte. Ob sie überhaupt Freunde gehabt hatte. Doch das musst sie getan haben, denn wen sollte sie sonst beschützen, wie Mulciber glaubte?

Anstelle einer Antwort beobachtete sie die Frau, wie sie sich neben sie kniete. Auch ihre Hände waren kalt, doch es waren nicht nur Hände. Die weichen Finger verteilten eine Salbe auf den Wunden des geschundenen Körpers. In Ruhe und Schweigen gehüllt arbeitete die Frau und trotz ihrer Situation, trotz allem, empfand die Gefangene ein Vertrauen zu ihr, welches sie niemals wieder zu spüren geglaubt hatte. Dankbarkeit und Zuneigung. All das, obwohl sie wusste, dass ihre Taten das Unausweichliche nur heraus zögerten, ihre Pein nur verlängerten.
 

Als sie mit den Wunden fertig war, holte die Frau eine Trinkflasche hervor. Ohne zu zögern wurde sie angenommen und in gierigen Zügen geleert. Beinahe spürbar floss Leben in ihren Leib. Mit jedem Schluck Wasser kehrte ihr Verstand zurück. Kaltes und klares Wasser. Und so viel davon! Ganz anders als die abgemessenen Tropfen, die ihr Peiniger, Mulciber, ihr verabreichte. Auch ein Stück Brot holte die Frau hervor, doch es kam kaum Hunger auf. Die Trockenheit des Gebäcks schmerzte im Rachen und löste Übelkeit aus. Schwindel holte sie ein und die Fremde stützte sie zurück in eine liegende Position, in der sie sie mit einer dünnen Decke schützte.

“Ich kann ihm nicht helfen.”, flüsterte sie schwach. Vielleicht vermochte diese Frau zu verstehen, dass sie die Wahrheit sprach. Doch sie erhielt keine Antwort, keine Reaktion. Erneut wurde sie allein zurückgelassen und wie es ihr vorkam nicht für lange Zeit. Sie konnte ihn sprechen hören.

“Ich werde sie ihm vorführen. Es ist Mary Macdonald.”, erklärte er jemandem. Sobald sie eintraten, erkannte sie, dass auch der zweite ein junger Mann war. Keiner, den sie kannte. Dem Zweiten fiel der Mund auf.
 

“Mann, das ist sie, aber was hast du mit ihr gemacht?” Fand er es beeindruckend, erschreckend oder verwirrend, was geschehen war? Sie konnte es nicht entscheiden.

“Ja, man sollte meinen, sie hätte was verraten.”, brummte der Folterer säuerlich.

“Hat sie nicht?” Erstaunt trat der Zweite näher. “Na, Macdonald? Stärker als gedacht, was?” Sie antwortete nicht, regte sich nicht. Der Zweite schien eine Reaktion zu erwarten, Hass etwa.

“Sie behauptet, nicht zu wissen, wer sie ist.”, grunzte Mulciber.

“Könnte stimmen.” Beinahe dankbar, schloss sie die Augen. Erleichterung, weil endlich jemand zu verstehen schien, wenn sie ihn auch nicht leiden konnte, erfasste sie.

“Hast du alle Zutaten im Kessel?”, kam es schnaubend von Mulciber. “Die tut doch nur so, um Potter und das Baby zu beschützen!” Das Baby. Hatte er nicht gesagt, Lily sei schwanger? Unbestimmte Freude durchzuckte Mary. Sie hatten diese Lily noch nicht entdeckt und scheinbar war ihr Sohn geboren. Ein Triumph für die andere Seite.

“Nee, Mann. Die benutzen Tränke. Ganz alter Trick, damit wir nichts aus denen herausbekommen.” Sie blieb hellhörig. Wenn sie Recht hatten, gaben sie ihr dann gerade Informationen über ihre Vergangenheit? Darüber, wie sie hier gelandet war?

“Ein ewig einschläfernder Trank. Mächtiges Gebräu. Das hat die auf jeden Fall nicht genommen.” Unsanft stupste Mulciber gegen ihre blaue Hüfte und leider nahmen sie die Schmerzen erneut in Beschlag.

“Trotzdem. Du hast doch gesagt, die hätte was genommen, oder? Damals?”

Stille herrschte im Raum. Aus seinem Gesicht las sie, dass Mulciber dieses Detail außer Acht gelassen, oder gar vergessen hatte.

“Spielt aber keine Rolle.”, tat der Zweite die Situation plötzlich ab. “Halbblut, kann man noch was mit anfangen.” Abwägend blickte er auf sie herab. “Wenn du sie herrichtest. Schlammblut - so nutzlos, wie sie ist, wird der Dunkle Lord sein Hobby an ihr ausüben können.” Achselzuckend trat er in Richtung Ausgang. “Wir sehen uns später.”
 

Nun war sie wieder allein mit Mulciber. Altbekannte Situation. Er starrte sie ausdruckslos an. Sie starrte abwartend zurück. Vermutete, dass er nicht wusste, was er ihr heute antun sollte. Dann kam Leben in ihn. Er zog die Decke herunter und sah, was die Frau getan hatte, doch zumindest wirkte er nicht überrascht.

“Deine Zeit ist gekommen, Macdonald. Werden schon sehen, ob der Dunkle Lord dein Mündchen öffnen wird. Sonst findet der schon Verwendung für dich. Beziehungsweise keine.” Das vertraut fiese Grinsen spaltete sein Gesicht. Die Decke zog er nicht wieder hoch, ließ sie entblößt dort liegen.

“Mulciber.”, flüsterte sie heiser, sodass er halb aufgerichtet Inne hielt, bevor er hinaus ging. Ausgesprochen hatte der Name nicht schöner geklungen als totgeschwiegen und die zweite Option erschien ihr sehr viel angemessener.
 


 


 


 

In den Stunden des Wartens, dachte sie über das Gesagte nach. Der Dunkle Lord würde sie inspizieren. Abwägen, ob sie des Lebens wert war oder nicht. Wovon hing es ab? Ihrem Nutzen? Konnte sie ihnen irgendwie nützen?

‘Halbblut, kann man noch was mit anfangen.’, hatte der Zweite gesagt. ‘Wenn du sie herrichtest.’ Herrichten? Etwas anfangen. Es klang wenig nach ihrem Informationenreichtum und es schauderte sie. Als Frau konnte man nicht allzu viel Nutzen für einen Mann sein. Doch meinten sie Mulciber oder den Dunklen Lord? Doch Mulciber selbst hatte gesagt, entweder sie öffnete ihren Mund, oder es gab keine Verwendung für sie. Der Tod schien ihr als geringstes Übel. Ihr Leben war in Vergessenheit geraten. Vielleicht durch einen Trank? Jedenfalls kannte sie nichts, wozu sie entfliehen könnte. Schlaf für den Rest ihres Lebens schien in der Tat als wenig verwerflich.

So wartete sie, darauf hoffend, dass sie ein Schlammblut wäre.
 

Die Stunde schlug. Mulciber kehrte zurück, den Blick entschlossen. Er packte sie und scherte sich nicht um ihre dreckigen Kleidungsstücke. Die Unterwäsche an ihrem Leib schien ihm zu genügen, jedoch legte er ihr zumindest ihren alten Umhang über die Schultern. Vorm Verlassen des Raumes richtete er den Zauberstab direkt auf ihre Stirn. Ungesagt verschleierte er ihren Blick. Sie war nun blind. Angst ergriff von ihr Besitz und ließ sie zittern, während sie durch das Nichts tapste und ihr Tormentor, der Inbegriff allen Grauens, ihr einziger Halt war.

An einer Treppenstufe stieß sie sich den Zeh und ironischerweise schmerzte diese Begegnung mehr als alles, was sie in den letzten Tagen gespürt hatte. Zumindest kam es ihr so vor. Am Ende der Treppe angelangt, hörte sie eine Tür aufspringen und es wurde wärmer. Sie mussten den Keller verlassen haben. Zwischendurch spürte sie Teppich unter den Füßen und dann hörte sie ein Feuer knistern, begleitet von menschlichen Stimmen. Aber waren sie menschlich?
 

Mulciber ließ sie so plötzlich los, dass sie wankte und sich gerade noch auf den Beinen halten konnte.

“Mein Lord.”, hörte sie ihn unpassend demütig sagen.

“Ah, Mulciber.” Die Stimme des Lords war so kalt und unschön, dass sie ihr bis ins Mark drang. Schrecklicher als alles, was sie je gehört hatte.

“Welches ist dieses Geschenk, dass du mir darbietest.” Geschenk. Unangenehm krampfte ihr Körper. Menschen bewegten sich. Sie wusste nicht, wie viele. Sie wusste nicht, wohin. Der Tod war nicht ihr gefürchtetster Ausweg, doch sie hatte ihm in die Augen blicken wollen. Hatte sich gegen das Bevorstehende wappnen wollen. Jede Sekunde konnte sie jemand angreifen, erdolchen, foltern und sie würde gänzlich unvorbereitet sein.

“Mary Macdonald, mein Lord, Halbblut.”, antwortete Mulciber gehorsam. “Sie ist die beste Freundin von Lily Potter.”

Der Dunkle Lord sog kalt die Luft ein.

“Ihrem Erscheinen zu urteilen, hast du sie verhört.”

“Ja, mein Lord. Bedauerlicherweise zu keinem Ergebnis. Wir vermuten, dass sie ihre Erinnerungen verloren hat.”

“Ach.”, machte der Dunkle Lord mit seiner hohen Stimme und sie wusste nicht, was sie daraus lesen sollte. Enttäuschung vielleicht, Missbilligung, Unglaube?

“Du scheinst gute Arbeit geleistet zu haben, Mulciber.”, lobte der Sektenführer und der Stein der dem Raum vom Herzen fiel war deutlich zu spüren. “Ich habe meine Wege, ans Ziel zu kommen. Früher, oder später.” Lily, dachte sie. Was wollten sie bloß von dieser Frau?

“Ich nehme an, sie wird uns nicht von Nutzen sein.” Das Rascheln eines Umhangs. Würde er sie jetzt töten? Sanfte Schritte folgten und sie glaubte, dass sie in ihre Richtung kamen. Die Unsicherheit schnürte ihre Kehle zu, oder war es Angst? Aber sie war doch bereit zu sterben?
 

“Mein Lord.”, sagte Mulciber plötzlich und ihr stockte das Herz. “Wenn es Ihnen nichts ausmacht, behalte ich sie.” Stille legte sich über sie. Mulciber schien beinahe gefürchteter als sie vor der Antwort seines Meisters.

“Lass dich nicht vom Ziel ablenken, Mulciber.”, warnte der Dunkle Lord. “Ich belohne meine treuesten Diener.” Sollte es auch gut gemeint sein, es klang wie eine Drohung. Mit dem lauten Ploppen verschwanden der Dunkle Lord und ihre Chance auf einen schnellen Tod. Was würde jetzt geschehen?

“Hast dir meinen Tipp zu Herzen genommen?”, hörte sie den Zweiten grinsen und plötzlich fassten Hände sie bei der Hüfte. Heftig schwankend wäre sie gefallen, wenn sie nicht im Klammergriff einer der beiden gehalten würde. Ihre Sicht klärte sich mit einem Mal und sie sah das Gesicht des Zweiten gleich vor ihrem, wodurch sie bemerkte, wie hässlich er war.

Ekel stieß in ihr auf, doch sie fand die Kraft in ihrem Körper nicht, um ihn von sich zu stoßen.

“Avery.”, fuhr Mulciber seinen Freund genervt an. “Lass gut sein!”

Verwirrt und ein wenig zerknirscht folgte Avery seinen Anweisungen. Sein Kumpel hatte ihm den Spaß verdorben. Dann wanderte sein Blick an ihr hinab.

“Schätze, du kannst sie noch etwas aufpolieren.”

“Schätze, ich teile nicht gern.”, konterte Mulciber freundlich, aber bestimmt. Endlich nahm Avery Abstand und an seine Stelle trat die alte Frau die ihr einst die Wunden versorgt hatte. Trotz derer Schmäle fühlte sie sich beschützt und nahm den Raum um sich war. Ein Esszimmer, mit schwerem Tisch und einem luxuriösen Kamin. Die Wände und das Dekor waren heller und farbenfroher, als sie erwartet hätte.
 

Mulciber und Avery entfernten sich zum Kamin, wo sie sich leise austauschten und als die Frau sich bewegte, folgte sie ihr instinktiv. Durch einen dunklen Flur und an ein paar Türen vorbei, hinein in ein funkelndes Marmorbad. Es war geräumig und die goldschimmernde Badewanne blitzte verlockend. Vorsichtig nahm die Frau ihren Umhang ab und faltete ihn auf einem kleinen Hocker. Dann ließ sie dampfendes Wasser in die Wanne laufen. Das Badezimmer war von weiblicher Dominanz, mit weichen Zügen und Farben und verschiedenen Schminkutensilien auf den Regalen.

“Danke, Mutter.”, hörte sie Mulcibers Stimme und erschrak. Seine Mutter verließ den Raum. Unsicher was sie tun sollte, starrte sie ihn an. Gelassen lehnte er sich gegen den Türrahmen, strahlte weder Provokation, noch Aggressivität aus. Er würde sie nur nicht alleine lassen.

Immer noch unwohl wandte sie sich um und trat vor den mannshohen Spiegel. Dort blickte sie in ihr eigenes Gesicht. Die Wangen waren eingefallen und strähniges, dreckiges Haar umrahmte es, doch immense Erleichterung überkam sie, bei der Vertrautheit, die sie erfüllte. Dies war ihr Gesicht. Wenn die Details ihr auch entfallen waren, sie erkannte es wieder. Beim zögerlichen Lächeln gruben sich kleine Vertiefungen in ihre Wangen. Grübchen. Nun betrachtete sie ihren Körper. Blau schimmerte es unter ihrer Haut und violett-braune Flecken zogen sich darüber. Sie war dünner, als sie natürlicher Weise wäre. Weniger kurvig, doch nicht ausgehungert. Trockenes Blut zog sich über ihren Oberkörper. Durch die Salbe waren allerdings ihre Schnittwunden verheilt.
 

Mit großer Anstrengung ignorierte sie den Mann hinter sich und entkleidete sich völlig. Welche andere Wahl hatte sie? Die Gewissheit, dass sein Blick gleichgültig und unlüstern war, beruhigte sie. Die Sehnsucht nach diesem Bad war ihr unbewusst gewesen, bis sie nun die Zehen in das warme Wasser tauchte. Es schmerzte beinahe auf ihrer strapazierten Haut, doch sie sank bis zum Hals hinein. Verharrte ein paar Minuten, dann setzte sie an, um ihr Haar zu waschen. Ihren Körper hatte sie jedoch überschätzt. In der rutschigen, tiefen Wanne verlor sie den Halt und tauchte komplett unter. Beinahe ohne Zeit für sie zu reagieren, packten sie zwei Hände und zerrten sie an die Oberfläche.

Mulciber stand neben der Badewanne, der Blick wild, und er hielt sie fest, damit seine Beute ihm nicht doch wegstarb. Sobald sie sich wieder oben halten konnte, griff er nach einem Eimer, füllte ihn mit Wasser und leerte ihn vorsichtig über ihrem Haar, während er mit der anderen Hand hindurch fuhr und Knoten löste. Schweigend wusch er den Schmutz aus ihren Haaren und sie heftete den Blick auf sein Gesicht, damit ihr keine gefährliche Gefühlsregung entging. Allerdings verzog er keine Miene, bis ihr Haar geschmeidig und sauber war.

Dann zupfte er ein Handtuch von einem Hocker, faltete es auseinander, sodass sie sich aus der Badewanne direkt hinein wickeln konnte. Cremefarben und weich war das Handtuch und roch nach Lavendel. Für einen kleinen Augenblick des Genusses vergaß sie den fremden und gefährlichen Mann vor sich und vergrub ihr Gesicht in dem angenehmen Stoff.

In seinen Augen las sie, dass er sich nicht sicher war, was er tun sollte. Ob die Situation für ihn so befremdlich war, wie für sie? Unbehaglich rieb er die Hände gegeneinander und sah abwechselnd zu ihr und zum Spiegel. Über den Rand ihrer, mit dem Handtuch bedeckten, Fäuste beobachtete sie seine Bewegungen. Abwartend.
 

War er doch sonst nie verlegen um Worte gewesen, harsch und triezend, so sprach er nicht, als er sich umwandte und sie denselben Flur zurückführte. Würde er sie wieder in den Keller bringen? Doch bevor sie das Esszimmer erreichten, bog er ab und sie stießen auf eine Treppe. Unter ihren bloßen Füßen spürte sie den dicken, warmen Teppich, der die Stufen bedeckte. In einem solch luxuriösen Haus war sie in ihrem Leben sicher noch nicht gewesen. Vielleicht erschien ihr diese Villa auch nur größer, als sie tatsächlich war. Im oberen Stockwerk erreichten sie eine Tür, die er ihr aufhielt. Dahinter verbarg sich ein herrlich weibliches Gästezimmer. Helle creme-töne, blass violett, ein zwei Spritzer kräftiger Farbe und sanfte Formen dominierten den moderat großen Raum.

Mulciber verließ so rasch das Zimmer, als verbrenne ihn ihre Anwesenheit.

In der Mitte dieses Zimmers lag ein weiterer watteweicher Teppich. Neugierig vergrub sie ihre Zehen in den Fasern. Nach den Wochen im kalten, harten Keller fühlte sie sich plötzlich wie eine Prinzessin. Bei Betrachten des Doppelbettes, der Kommode und des Schminktisches wunderte sie sich, wer wohl darin gewohnt hatte. Zwar war sie noch immer eine Gefangene, allerdings schien ihr kein unmittelbares Unglück bevor zustehen. Auf dem Polster des Bettes hatte sie ein feines Nachthemd liegen sehen und so zog sie neugierig die Türen zum Kleiderschrank auf. Leere gähnte ihr entgegen, gefolgt von großer Enttäuschung. War sie also ein Mensch, der Kleidung liebte? Oder lag es daran, dass sie solange unbekleidet gewesen war, dass sie sich nun so sehr danach sehnte? Definitiv, liebte sie Mode, denn sonst würde sie in dieser Situation nicht Inventur vom Schrank nehmen wollen, sondern einen Fluchtplan schmieden.

Wohin auch? Wohin sollte sie fliehen. Hinaus in eine Straße, die sie nicht kannte, oder eine Stadt, die ihr fremd war. Und sie wusste nicht einmal, was ihr übergeordnetes Ziel sein sollte, da sie keine Ahnung hatte, wo sie herkam. Nach einer Lily oder einem Dumbledore zu fragen, würde sie kaum weit bringen, da sie vermutlich an einen Muggel geriet. Könnte sie Zuflucht im Heim eines Fremden suchen? Mulciber kannte sich hier jedoch besser aus als sie und würde keine Stunde brauchen, um sie einzufangen. In dem Fall war die Wahrscheinlichkeit gering, dass sie mit einem Bad belohnt werden würde. Die Frage, die sie dringend beantworten musste war, ob sie eine Gefangene war, oder mehr ein unfreiwilliger Gast.
 

‘Morgen.’, sagte sie sich, als ein unerwartetes Gähnen ihren Mund aufriss. Somit blieb ihr nichts anderes, als sich dem Schlafkleid zu zuwenden. Bei einem Blick auf das Schildchen wurde ihr bewusst, dass sie eventuell nicht in diese Klamotten passen würde, hätte sie nicht gezwungenermaßen so viel Gewicht verloren, denn ihre Statur, das wusste sie, war zu Beginn ihrer Zeit hier um einiges kurviger gewesen.

Mit dem Handtuch rubbelte sie ihr Haar trockener und warf dann einen erneuten Blick in den geschwungen gerahmten Spiegel an der Wand, gleich über der Schminkkommode. Darin lächelte sie sich zaghaft entgegen und wurde erneut von einem Gefühl der Selbsterkennung und des Bewusstseins überspült. Mary Macdonald. Das war ihr Name und selbst, wenn Mulciber ihn ihr gegeben hatte, oder auch nicht, so fand sie ihn passend. Mary. Mary und Lily, beste Freunde. Nein, dieser Gedanke fühlte sich noch immer fremd an.

Ihre Verwirrung und Fragen aufschiebend stieg sie in das fluffige Bett. Wie auf Wolken. Wie in Wolken. Auf jeden Fall himmlisch und sie erlaubte es sich, in einen tiefen, hoffentlich erholsamen Schlaf zu sinken. Sollte Mulciber sie heute Nacht ermorden, würde sie wenigstens den Umständen entsprechend zufrieden sterben.
 


 


 

Jedoch starb sie nicht. Als sie erwachte, schien warmes, helles Sonnenlicht durch die Vorhänge. Früher Morgen war es nicht und somit hatte sie entweder keinen inneren Alarm, oder er hatte Schaden genommen. Unerklärlicher weise fühlte sie sich peinlich berührt beim Gedanken, verschlafen zu haben im Haus eines Fremden. Selbst wenn dieser sie gekidnappt und gefoltert und ausgehungert hatte. Apropros Hunger, er überwältigte sie mit einer solch wuchtigen Übelkeit, dass sie zu Knie fiel und mit sich selbst rang. Den Teppich ruinieren wollte sie nicht und den Weg zum Badezimmer wagte sie nicht. Keuchend und einen widerlichen Geschmack im Mund ging sie als Sieger aus dem Kampf hervor, doch fühlte sie sich miserabel.

Das dringende Bedürfnis im Hintergrund ihres Bewusstseins brauchte sie ein paar Minuten, bis sie den Kleiderstapel auf dem kleinen Hocker am Fenster bemerkte. Ungewöhnlich lustlos näherte sie sich dem Geschenk. Nett vielleicht, doch sie bedeutete ebenfalls, dass jemand in der Nacht dieses Zimmer betreten hatte. Zumindest lebte sie noch. Mit der wenigen Auswahl, die zur Verfügung stand, entschied sie sich für eine dunkelgrüne Bluse und ein paar Jeans, welche erneut gerade so passten.
 

Was nun? Wartete sie? Doch woher sollte er wissen, wann sie wach war? Weshalb durfte sie überhaupt ausschlafen? Das unheilvolle Knurren ihres Magens vernehmend, entschied sie sich für Mut und verließ ihr Zimmer - oder, wessen Zimmer es auch war. Vorsichtig tapste sie hinaus in den Flur und die Treppe hinab. Hatte sie jemals ein Haus so still gehört? Nach einer kurzen Orientierungskrise fand sie das Esszimmer, ohne fremde Türen zu öffnen und sich so Ärger einzuhandeln. Niemand war dort und es erschien ihr wie am Abend zuvor.

“Hallo.” Erschrocken fuhr sie herum und sah Mulcibers Mutter, welche höflich lächelte.

“Morgen.”, grüßte Mary erleichtert.

“Beinahe nachmittag.”, korrigierte die ältere Frau und lockte damit eine Röte auf Marys Wangen, entschuldigen konnte sie sich jedoch nicht. Stattdessen herrschte wieder Stille. Die Mulcibers waren keine Freunde der Konversation, wie Mary fand, denn erneut musste sie ohne Aufforderung der Frau folgen. Etwas anderes blieb ihr kaum übrig und glücklicherweise war ihre Destination eine mittelgroße, gut ausgestattete Küche. Schweigend beobachtete Mary, wie Mrs Mulciber Eier kochte und Toast in das dazugehörige Gerät steckte. Auf einem Teller drapierte sie Aufschnitt und kleingeschnittenes Gemüse. Sich fehl am Platze fühlend, stand Mary daneben, bis Mrs Mulciber fertig war.
 

Zu ihrer Freude durfte sie an der Insel in der Küche essen und musste sich nicht alleine in den großen Speiseraum setzen. Ausgehungert biss sie ins gebutterte Toast, herzhaft und voller Erwartung. Jedoch blieb ihr der Bissen im Halse stecken, sie bekam ihn einfach nicht herunter. Ihr unterdrückter Brechreiz schlug ihr erneut in den Magen und so jagte sie hinaus, alle Achtung hinter sich lassend. Im schönen marmornen Badezimmer erbrach sie Galle in die Toilette. Das Würgen schüttelte ihren gesamte Körper. Sie krampfte und Tränen rannen ihr über die Wangen. Mrs Mulciber war ihr gefolgt, hielt ihr Haar aus der Stirn und Mary konnte sich nicht erinnern, jemals so dankbar gewesen zu sein. Natürlich.

Jeglicher Appetit war ihr vergangen und so wackelig, wie sie nun auf den Beinen war, geleitete die gute Frau sie zurück in das Zimmer, nachdem sie ihr eine Zahnbürste spendiert hatte. Schwindelig kletterte Mary ins Bett und sank unter die Decke. Schweißtropfen mussten ihr Gesicht bedecken und sie ersehnte die Wärme, die ihre Zuflucht ihr hoffentlich spenden würde. Sorgsam verabreichte ihr Mrs Mulciber einen Esslöffel voll Trank, der ihren Zustand stabilisieren und vereinfachen sollte. Das sich anbahnende Fieber legte sich nach einer Weile, die Mary schlaflos in den Kissen verbrachte.
 

So sehr sie Mulciber in diesem Zustand nicht hatte sehen wollen, erfüllte es sie mit Enttäuschung, dass er nicht einmal nach ihrer Gesundheit sehen wollte, wenn er doch ihr Leben verschont hatte. Konfus wehrte sie einen Zitterkrampf ab. Dann plötzlich konnte sie ihn hören. Gleich vor ihrer Tür, während er heftig mit seiner Mutter diskutierte.

“Du solltest sie sehen! Was hast du nur getan? Nicht einen Bissen hat sie herunter bekommen.”, mahnte seine Munter mit einer Mary unbekannt strengen und lauten Stimme.

“Warum nicht? Und was soll ich daran ändern? Gib ihr eben irgendetwas. Suppe. Wenn sie sich zu Tode hungern will, kann ich auch nichts machen.”

Mary schnaubte. Sich zu Tode hungern wollen? Als habe er nichts mit ihrem Zustand zu tun, dachte sie bitter amüsiert. Die Wut auf ihn blieb jedoch aus. So bereit zu sterben sie gewesen war, sie wertschätzte das Bett, das Bad und dieses Zimmer. Selbst wenn sie dem Sinn dessen kein Stückchen näher war.

“Wirst du mir wenigstens verraten -”, bat die Mutter ihren störrischen Sohn.

“Nein! Kümmer’ dich einfach um sie. Ich habe zu tun.” Auf dem Flur hörte Mary schwere männliche Schritte davon stapfen.
 

Eine Weile blieb es still um sie herum, bis Mrs Mulciber zurückkehrte. Sie war allein, brachte allerdings tatsächlich Suppe. Lauch-Creme-Suppe wie es schien. Zaghaft führte Mary einen kleinen Löffel in die Nähe ihres Mundes. Bisher kein Übelkeitsgefühl. Auf den Hinweis der Frau hin pustete sie zum Kühlen, dann schluckte sie die Suppe und wartete besorgt ab. Heiß glitt die Flüssigkeit ihre Kehle hinab. Ganz richtig fühlte es sich nicht an, jedoch sah es danach aus, als wolle die Suppe im Magen bleiben. Nun, da sie Mut gefasst hatte, wagte Mary sich an einen volleren Löffel. Ein weiterer folgte, ehe sie gierig die Hälfte der Schüssel vertilgte, bis ihr vor Fülle übel zu werden drohte.

“Danke.”, wisperte sie und schloss die Augen, um die Wärme zu spüren, die nun von ihrem Innern ausging. Mehr konnte sie dieser Frau nicht zurückgeben. Nur Dank für das bisschen Zuneigung, dass sie ihr bot. Manchmal wünschte Mary sich, Mrs Mulciber wäre nicht so gut zu ihr. Zumindest würde es ihre Situation nicht so verwirren.

Diese Nacht benötigte sie den Sicherheitseimer neben ihrem Bett nicht. Erst am Morgen wurde sie von einem drängenden Gefühl im Rachen geweckt und hängte sich hektisch über die Bettkante. Für ein paar Minuten würgte sie, doch nichts geschah.

Über die darauf folgenden Tage wurde es besser. Zweimal hatte sie sich erbrechen müssen, doch ihren Speiseplan hatte man erst um Zwieback und Tee erweitert. Dann Kartoffelpüree und schließlich sehr weich gekochte Spaghetti mit milder Sahnesoße.
 


 


 

Den Kopf nun freier, da ihr nichts geschehen war, genoss Mary es, ihren Schrank zu nutzen, der mit vergangener Zeit voller geworden war. Jeden Tag lugte sie hinein, um herauszufinden, was man ihr nun zur Verfügung stellte. Mit der Diskretion, wie ihr Raum gesäubert, ihre Wasche gewaschen und aufgehängt wurde, war sie sicher, dass Hauselfen am Werk waren. Absolut talentierte Hauselfen, denn sie hatte nie einen entdeckt. In der Tat sah sie auch Mulciber nie.

Sie hatte sich angewöhnt Mrs Mulciber beim Essen zu helfen. Nachdem sie sich jeden Tag schlecht fühlte, die Frau schuften zu lassen, begann sie mit zu schneiden und anzurichten. Das Verhältnis lockerte sich deutlich und jedes Mal gerieten sie in anfangs verhaltene Konversationen. Zwar schnitten sie stets belanglose Themen an, doch sie bildeten jeden Tag Marys Highlight. Mrs Mulciber empfahl Mary stets einen neuen Roman, wenn sie den vorigen beendet hatte. Natürlich nicht, ohne diesen ausgiebig diskutiert zu haben. Die ältere Frau schien eine ausgeprägte Leidenschaft fürs Lesen zu hegen und hütete die Bücherregale wie einen Schatz. So gewöhnte Mary es sich an, es ihr gleich zu tun. All diese Zeit begegnete sie Mulciber kein Mal. Tatsächlich bekam sie das Gefühl, dass er sie mied. Wobei die Situation doch andersherum hätte sein sollen. Was hatte sie ihm schon getan?
 

Bald machte sein Verhalten sie zornig. Trotz ihrer regelmäßigen Unterhaltungen war Mrs Mulciber auf der Hut, nichts persönliches preiszugeben und besonders kein Wort über Mulciber zu verlieren. Doch Mary wollte wissen, warum sie dort war. Was war der Sinn des Ganzen? Hoffte er, dass sie ihre Erinnerungen wiedererlangte und doch von Nutzen war? Wie sollte das geschehen? Wo er doch der Einzige war, den sie möglicherweise gekannt haben konnte.

Da er sich nicht einmal Zeit nahm, Regeln aufzustellen, schien es keine zu geben. Dennoch, das Anwesen zu verlassen, traute sie sich nicht. Jedoch konnte sie wenigstens das dieses erkunden. Irgendwo musste er doch sein? Bald entschied sie, dass das Haus eine große Villa war mit seinen drei Bädern, den Schlaf- und Gästezimmern, dem pompösen Esszimmer, der Küche und einem eleganten, aber gemütlichen Wohnzimmer. Dann war da immer noch der ihr verhasste Keller, sowie die kleine Bibliothek und ein paar andere kleine Räume, die sie zu öffnen noch nicht gewagt hatte. Es war nicht groß genug, um sich darin zu verlieren, aber imposant genug, um sich klein darin zu fühlen. Drei Tage dauerte es sie, bis sie fand, wonach sie suchte.
 

Mrs Mulciber hatte ihre Erkundungstouren ignoriert und da Mary wusste, welches Zimmer die Frau beherbergte, sparte sie dieses aus. Eine Tür pro Tag, hatte sie sich gesagt und es war Tür Nummer drei im unteren Stock, die sie aufzog, um dahinter absolut überrascht ihren Fund zu erblicken. Erschrocken zuckte Mulciber zusammen, der über einer Rolle Pergament gehockt hatte. Erbost über ihr plötzliches Erscheinen trat er mit großen Schritten zur Tür und baute sich vor ihr auf.

“Was denkst du, tust du?”, knurrte er missbilligend. Sein Ton und seine Statur schüchterten sie nicht mehr ein. Zumindest sagte sie sich das. Irgendwoher nahm sie den Mut, sich ebenfalls aufzubauen.

“Genau das würde ich gerne wissen. Du nimmst mir den erwarteten Tod, nur um mich dann herum sitzen zu lassen. Gibt es irgendeinen Grund, warum ich noch hier bin?”, erwiderte sie schnippisch. Amüsiert klappte ihm der Mund auf.

“Hätte ich dich sterben lassen sollen?” Nein, eigentlich war sie froh, dass sie noch lebte. Vor allem da dieses Leben bisher keine Folter enthielt, doch sie gab nicht klein bei.

“Sag du es mir, indem du mir verrätst, warum du es nicht getan hast.”

“Warum genau, denkst du, dass du das Recht hast, das zu wissen?”, zischte er und fixierte sie mit seinem wohl bedrohlichstem Blick. Harmlos gegenüber dem, was sie von ihm kannte. Wie ein Werwolf, den man eigentlich nur zu einem Vollmond befürchten musste. Aber es war nicht Vollmond.

“Ich denke, ich habe das Recht, überhaupt etwas zu wissen. Ich kann dir nicht schaden, also sehe ich den Verlust für dich nicht darin.” Damit hatte sie erwartet ihn zum Stutzen zu bringen, doch er lehnte sich näher.

“Wenn es ein Spiel ist? Wenn es mir allein zu meinem Vergnügen dient, dich im Unklaren zu lassen?” Süffisant lächelte er auf sie herab.

“Spielen wir Verstecken?”, fragte sie zurück und nun schwieg er eine Sekunde zu lang.

“Anscheinend spielen wir Fangen, sonst kämst du nicht herum schnüffeln.”

“Ich habe nach Antworten gesucht. Wenn du mich schon hier behältst, kannst du dich wenigstens blicken lassen.”

“Hattest du Sehnsucht nach mir, Macdonald?”, zwitscherte er und sie hielt sich davon ab, ihm einen Schlag zu verpassen. Das würde zu weit gehen.

“Hast du mich dieser Hoffnung wegen hierbehalten, Mulciber?” Wieder stockte er eine Sekunde zu lang.

“Ganz die Alte.”, murmelte er. “Vielleicht kommt deine Erinnerung ja doch zurück.”

“Meine Erinnerungen sind gelöscht, aber meine Persönlichkeit scheinbar nicht.”, korrigierte sie bissig, sodass er die Augen zusammen kniff.

“Schüchtern und kleinlaut hast du mir besser gefallen. Bring mich lieber nicht dazu, dich in den Zustand zurück versetzen zu müssen.”, drohte er.

“Oh stimmt, wir wollen ja nicht, dass ich mich am Ende zu Tode hungere.” Damit machte sie kehrt und stolzierte davon. Weit kam sie nicht, denn ein Zauber riss an ihrer Schulter, sodass sie gegen die Wand strauchelte. Mulciber trat sehr nahe an sie heran und seine alte Bedrohlichkeit machte einen Gastauftritt.

“Du bist meine Gefangene, Macdonald. Vergiss lieber die Macht nicht, die ich über dich habe, sonst muss ich dich erinnern.”

“Du musst auch immer das letzte Wort haben.”, knirschte sie etwas kleinlauter.

“Immer.”, bestätigte er kalt.
 


 


 

Allerdings machte er keine Anstalten, sie zu erinnern. Dumm genug, um das Haus verlassen zu wollen, war sie nicht, doch alles andere, ließ er durchgehen. Gut, dieses eine bestimmte Arbeitszimmer und sein Schlafzimmer waren Tabu, aber sonst konnte sie sich frei bewegen und tun, was sie wollte. Regeln stellte er noch immer nicht auf und nun gesellte er sich zum Essen sogar zu ihr, wenn er im Haus war. Ob ihr diese Änderung gefiel, wusste sie nicht. Schließlich wurden ihre Mahlzeiten dadurch oft genug distanziert, still und unwohl. Wenigstens normalisierte sich ihr Essverhalten, wobei ihr Menü sich auf gesunde Bestandteile beschränkte.

Mit der Zeit entwickelte sie eine solch heftige Sehnsucht nach Schokolade, dass es ihr enorm schwer fiel, nicht danach zu fragen. Als sie jedoch eines Mittags in die Küche trat und zu ihrer Überraschung Kekse auf einem Teller fand, konnte sie nicht umhin, einen davon zu nehmen. Außen knusprig und saftig in der Mitte. Genau so, wie sie es liebte. Ein Räuspern hinter ihr ließ sie zusammen zucken. Natürlich musste Mulciber zum ungünstigsten Zeitpunkt überhaupt auftauchen. Sie war sich unsicher, was seine hochgezogenen Augenbrauen bedeuten sollten.

“Hallo, Miss Piggy.”

Empört wollte sie zum Gegenschlag ausholen, doch ein weiterer Mann trat hinter Mulciber durch die Tür und ihre Worte blieben schmerzhaft in ihrem Hals stecken. Averys Grinsen war abwertend und anzüglich und trotz voller Bekleidung fühlte sie sich wieder nackt. Mulciber machte ihr keine Angst mehr, Avery dafür umso mehr.
 

“Die Kekse sind für den Besuch gedacht.”, erklärte Mulciber kälter als zuvor.

“Mir macht’s nichts, wenn sie sich zu uns setzt.” Gerade wollte sie protestieren, jedoch kam ihr Mitbewohner ihr mit einem Nicken zuvor.

“Warum nicht.”, murmelte er. Wenigstens trug sie einigermaßen unförmige Kleidung. Averys Gesichtsausdruck nach zu urteilen nicht unscheinbar genug, obwohl das wahrscheinlich nicht an ihr lag. Unbehaglich gesellte sie sich zu den Männern an den Kaffeetisch im Wohnzimmer.

“Mary.” Langsam lehnte Avery sich vor zu ihr und sah ihr zu persönlich in die Augen. “Siehst fast wieder normal aus. Ein bisschen besser sogar.” Verführerisch gemeintes Zwinkern, das altbekannte Übelkeit in ihr auslöste.

“Ich habe auch ein hübsches Gästezimmer.” Von sich selbst überzeugt lehnte er sich zurück gegen seinen Stuhl und verschränkte die mit den Muskeln spielenden Arme hinterm Kopf.

“Das reicht dann, Max.”, sagte Mulciber beherrscht.

“Oh, willst sie ganz für dich alleine.” Etwas angegriffen nahm Avery wieder eine normale Pose an. “Dann teil doch wenigstens die Erfahrung mit mir.” Herausfordernd grinste er seinen Freund an. Aber waren sie Freunde? Auf Mary wirkten sie viel mehr wie Rivalen. Momentan war ihrer größere Sorge jedoch die fehlende Erfahrung. Hatte Mulciber sie besser behandelt, als er es hätte tun sollen?

Er zögerte.

“Komm schon, Gabe! Sonst zierst du dich auch nicht so mit Prahlereien.” Genervt deutete Mulciber - Gabe? - auf sie, als wolle er nicht vor dem Objekt seiner Erzählung angeben.

Ein misstrauisches Stirnrunzeln überzog Averys Gesicht. Aggressiv fixierte er Mulciber, den er schon viel zu lange und viel zu gut zu kennen schien.
 

“Du hast gar nichts mit ihr.” Frage, Feststellung oder Drohung?

“Jemals was davon gehört, dass diese Angelegenheiten privat sind?”, versuchte Mulciber es, doch der andere lachte spöttisch. Warum interessierte es Avery so sehr, wie Mulciber mit seiner... Gefangenen umging?

“Ist es das plötzlich? Wir haben Jahre gemeinsam verbracht. Denkst du, nur weil sie dich jetzt nicht mehr hassen kann, hast du echte Chancen bei ihr? Sie ist immer noch ein Feind, Gabe.”

“Wovon redest du eigentlich?” Mit den Nerven am Ende war Mulciber aufgestanden und hatte die Arme in die Luft geworfen.

“Wovon redest du nicht?”, fauchte Avery und erhob sich ebenfalls. Voller Unwohl drückte Mary sich in ihren Sitz.

“Ich behalte sie hier, weil sie noch nützlich werden könnte. Als Geisel zum Beispiel?”, schnauzte Mulciber, wütend dass er es überhaupt erklären musste. Vielleicht, weil sie dort war.

“Ganz schön egoistisch von dir, dass du sie dann hier behältst. Ganz schön feige von dir, dass du dich nicht traust, sie dir selbst unter den Nagel zu reißen!”, dröhnte Avery und in einer flüssigen Bewegung hatte Mulciber seinen Zauberstab gezückt und ihn seinem Freund entgegen gestreckt.

“Vor dir muss ich mich nicht rechtfertigen.”, zischte er. “Verlass mein Haus.” Auch der andere hielt nun seine Waffe in der Hand.

“Vor mir vielleicht nicht, aber den Dunklen Lord könnte es interessieren, was du hier treibst.” Unbeeindruckt schnaubte Mulciber.

“Wenn es das tut, werde ich ihn ohne Schwierigkeiten zufrieden stellen können. Jetzt geh.” Zornentbrannt verließ Avery das Haus und hinterließ einen rauchenden Mulciber, sowie eine verängstigte Mary. Sein Verschwinden wirkte sich jedoch deutlich positiv auf sie aus.
 

“Tut mir leid, dass du Streit mit deinem Freund hast.”, war das erste, was sie nach einer längeren Pause murmelte. Überrascht fuhr er sich durchs Haar und steckte den Zauberstab weg.

“Das geht schon länger so. Ist auch egal. Der ist nur mies drauf, weil der schon in der Schule auf dich stand.”, grummelte er. Zögerlich sah sie auf und erinnerte sich an das gerade gesagte.

“Und du auch?”, fragte sie zaghaft.

“Brauchst nicht gleich denken, dass die Welt dir zu Füßen liegt, Macdonald.”, triezte er, doch noch war sie nicht überzeugt.

“Ich bin also wirklich nicht zu deinem Vergnügen hier.”, hakte sie dezent nach, was er mit einem spöttischem Blick quittierte. Wenn er sich schon einmal in Fahrt geredet hatte, konnte sie ruhig noch mehr aus ihm heraus kitzeln. Die wahre Gefahr war schließlich aus dem Haus. Eine Gefahr, vor der er sie erneut beschützt hatte.

“Wäre dir das lieber?” Automatisch schoss ihre linke Augenbraue in die Höhe.

“Von wegen.” Daraufhin schmunzelte er. “Alle scheinen das aber von dir zu erwarten.”, druckste sie. “Als gehöre es zu deinem Wesen und da frage ich mich-”

“Ob du wirklich so hässlich bist.”, schloss er und grinste zufrieden, woraufhin sie wütend die Stirn runzelte.

“Eben nicht. Ich bin nicht hässlich und kein Muggle, daher -”

“Wie kommst du darauf, dass es wichtig wäre?”, fuhr er misstrauisch dazwischen. Frustriert verschränkte sie die Arme.

“Es war ziemlich das erste, was du dem ‘Dunklen Lord’ versichert hast. Wie auch immer, jedenfalls frage ich mich, weshalb du von deinen Gepflogenheiten ohne ersichtlichen Grund abweichst.” Mit herausfordernder Neugier fixierte sie ihn, wie er zu debattieren schien, ob und wie weit er sie einweihen sollte.

“Penetrant wie immer.”, murmelte er mit der Spur eines Lächelns in der Stimme und griff nach einem Plätzchen. Den Mund halb voll traf er eine Entscheidung. “Du erinnerst dich an Zauberei, an Manieren, deine Interessen -”

“Was für Interessen?”, unterbrach sie verduzt.

“Lesen zum Beispiel.”

“Nein, ich lese gar nicht gerne.”, widersprach sie. “Hier gibt es bloß nichts anderes zu tun.”

“Dann erinnerst du dich eben an deine Nicht-Interessen.”, lenkte er ungeduldig ein. “Jedenfalls unterscheiden sich die Symptome von einem Amnesia-Fluch.”, schloss er.

“Ich will herausfinden, woran du dich erinnern kannst, dir Fragen stellen.” Um die Ursache des Gedächtnisverlustes zu bestimmen und eine eventuelle Gegenmaßnahme ausfindig machen zu können, beendete sie seinen Satz stumm.

Ihr blieb wohl nichts anderes übrig, als ihn fragen zu lassen. Es klang besser, als Folter und würde auch ein wenig Licht in ihr altes Leben bringen. War er also abwesend gewesen, weil er nachgeforscht hatte?

“Aber ich kriege die Kekse.”, stimmte sie nach einer kurzen Pause zögerlich zu.
 


 


 


 


 

Langsam bekam Lily zu viel. Jedes Mal, wenn sie mit Ordensmitgliedern zusammen kamen, um wichtige Angelegenheiten zu besprechen, warfen diese sorgvolle Blicke auf ihren zunehmend runden Bauch. Als würde sie jeden Augenblick explodieren. Das führte dazu, dass sie überhörte, wie andere flüsterten, sie aus Konversationen ausschlossen. Dabei hatte sie genau das Recht wie alle anderen, am Kriegsgeschehen teilzuhaben. Wenn nicht im Schlachtfeld, dann doch wenigstens bei der Planung.

“Es reicht jetzt!”, fuhr sie eines Tages James und Sirius an, die bei ihrem Zutreten abrupt verstummt waren. “Ich bin kein Kind, das man vor dem bösen Geschehen draußen beschützen muss. Ich bin eine erwachsene Frau und habe jedes Recht, alle Details zu wissen.”

“Lily.”, murmelte James bedrückt und zögerlich. “Du bist wieder emotional, wir-”

“Wag es nicht, James Potter!”, unterbrach sie ihn barsch. “Du gehst mir nicht wegen meiner Emotionalität auf die Nerven.” Verdutzt öffnete er den Mund und Sirius grunzte amüsiert, woraufhin sie ihren Frust auf ihn richtete.

“Besser du gehst, Black, damit meine Emotionalität dich nicht auch noch trifft.” Nun ging auch er in die Defensive.
 

“Tut mir leid, Evans - Potter!”, entschuldigte er sich Kopf kratzend. James versuchte es auf die Ehemann-Tour, indem er zärtlich über ihren Arm strich.

“Mir tut es auch Leid, Lily.”, versprach er eindringlich. “Es ist mir nicht mal richtig aufgefallen. Ich will nur, dass dem Baby nichts geschieht, wenn du dich aufregst.” Sanft rieb er nun ihren Bauch und drang zu ihr durch, brachte ihr Herz erneut zum Schmelzen.

“Gäbe es Grund zur Aufregung?”, fragte sie sofort besorgt. Beide Männer schüttelten den Kopf.

“Nicht mehr als ohnehin schon.”, erklärte Sirius.

“Und Mary?” Ein Knoten bildete sich in ihrem Hals. Hatte man die schreckliche Todesnachricht vor ihr verborgen?

“Nichts.”, beruhigten die besten Freunde wie aus einem Munde.

“Wir versuchen herauszufinden, was den Trank rückgängig machen kann.”

“Wir wissen, was für einer es war?”, keuchte Lily. James zuckte mit den Schultern.

“Der Trottel, der sie geschnappt hat, hat das Fläschchen zurück gelassen. Ich wollte es dir sagen!” Mit blanker Unschuldsmiene begegnete James dem anklagendem Ausdruck auf dem Gesicht seiner Frau.

“Was war es denn nun?”, drängte sie voller Angst.

“Ein Vergessenstrank.”, Sirius machte es kurz und schmerzlos.
 

“Vergessen?”, hakte Lily tonlos nach. “Was vergessen?” Sie war ganz blass geworden, sodass James behütend einen Arm um sie legte.

“Die Untersuchung zeigt Spuren von Wolfskrallen, Haiflossen, einem ganz kleinen Anteil Vampirzähnen und sehr mächtigem, sehr seltenen magischem Salz, dass im Nahen Osten hergestellt wird. Teuer und machtvoll.” Lilys Kopf schwirrte unangenehm.

“Das heißt?”

“Wenn wir den Trank richtig identifiziert haben, löscht er gewählte Erinnerungen. Alle, die mit uns zutun gehabt haben, zum Beispiel, schließlich hat uns noch niemand gefunden.” Ein Gedanke nach dem anderen, Lily, mahnte sie sich selbst

“Warum ausgerechnet die?”

James und Sirius tauschten verheißungsvoller Blicke und der erste sprach weiter.

“Unsere Theorie ist folgende: Seltene Zutaten, die man nur von einer hohen Position aus erreichen kann. Eine hohe Position wie Voldemort sie beispielsweise Inne hält. Allerdings wird kaum ein Todesser den Trank zu ihr geschmuggelt haben können, ohne einige von uns zu entdecken und Alarm zu schlagen. Also muss es einen Verräter geben.” Einen Verräter? Warum schien alles so sehr aus den Fugen zu geraten?

“Aber warum sollte er nützliche Erinnerungen über den Orden löschen?”

“Weil er Mary nahestand und sie eher als Lockvogel sah. Nicht als Folterobjekt.” Jemand der Mary nahegestanden hatte? Nun, da es ausgesprochen war, stand es wie eine Mauer im Raum und voller Misstrauen beäugten die drei sich, bis Lily sich zusammenriss.

“Nein, dahin werden wir gar nicht erst gehen! Wir können diesen Krieg niemals gewinnen, wenn wir einander nicht trauen.” Sirius nickt zustimmend und trat näher.
 

“Ich schwöre euch beiden, dass ich eher sterben werde, als euch zu verraten.” James nickte zustimmend.

“Das gilt auch für mich.” Atemlosigkeit übermannte Lily. Diese Versprechen ließen alles so viel bedrohlicher aussehen, so viel unsicherer. Ängstlich streichelte sie ihren Bauch.

“Ich vertraue euch beiden, meine Rumtreiber.”, flüsterte sie mit tränennasser Stimme. “Für Harry würde ich sterben.” Doch niemals sonst, sollte er mutterlos sein. Ohne sie sein.

“Ich liebe euch.”, wisperte sie weiter. Dann sah sie zu Sirius auf. “Ich will, dass du sein Pate wirst.”



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: irish_shamrock
2013-11-01T18:43:14+00:00 01.11.2013 19:43
KOMMENTAR 2.1
geputzt, gebürstet und bekleidet.
Und offenbar benötige ich selbst für meine Kommentare einen "Beta"-Leser *lach*

Wie dem auch sei:
Meine liebe Petulia,
nach dem ganzen ENS-Heckmeck heute Morgen, folgt nun die überarbeitete Version der vorangegangenen Auswertung in der Hoffnung, das jene nun auch meinen kritischen Blicken standhält ;)
....................................................
Hallo meine liebe, liebe, liebe Petulia,

wie bereits mehrmals erwähnt, lasse ich mich nicht lumpen und verpasse deinem Werk, an dem ich mindestens ebenso sehr hänge, wie du, ein würdiges Feedback.
Ich freue mich zu sehen, dass du meine "Vorschläge" angenommen hast und glaube, dass es jetzt, so wie es ist, perfekt ist.
Wie du weißt, bin ich ein Fan deiner Schreibe, auch wenn mir nicht in den Sinn kommen will, warum deine Ideen nicht genug gewürdigt werden ._.
Wie dem auch sei, ich stehe voll und ganz (trotz kleiner Meckerein meinerseits ;)) hinter dir und deiner/n Geschichte(n)!!
Doch nun lass mich (wieder einmal) mit der Auswertung beginnen:

Die Dramatik/Spannung zu Beginn ist ein sehr schöner, wortgewandter und vor allem gelungener Auftakt für das noch Folgende. Die Angst des Mädchens, ihr flatternder Herzschlag und das Pochen in der Kehle sind beinahe greifbar und "nachfühlbar". Die Aussichtslosigkeit in diesem Augenblick klingt so verzweifelt, dass man das Vorhaben bestens nachvollziehen vermag.

Die Sorge der Freunde, in diesen düsteren Zeiten, zeigt, wie sehr doch die Welt der Magier unter der Schreckensherrschaft Voldemorts und seinen Jüngern leidet. Doch es gibt Hoffnung, auch wenn jene vorerst nur unter dem Herzen Lilys verborgen ist.

Die Szenerie im Verließ/Keller ist von Spannung und einem Zerren an Herzen und Verstand geprägt. Marys Verzweiflung darüber, dass sie sich an nichts erinnern kann, zeigt, wie mächtig dieses Teufelsgebräu sein musste und ihre vermeintliche Hilflosigkeit nutzt ihr Peiniger nur all zu gern für seine diabolischen Zwecke, nicht begreifend, dass die junge Frau ihm wahrlich keinerlei Erinnerungen mehr in sich birgt.
Ihre Qualen müssen unvorstellbar sein, gar so sehr, dass sie sich wünscht, etwas zu wissen, das sie ihm preisgeben könnte. Doch wieder erwartend keimt Hoffnung auf, denn Lily lebt, noch nicht gefasst und nicht ermordet.

Die Verbindung zwischen dem Herren und seiner Mutter hat mir, beim "Betan" deiner Geschichte, ja bereits den einen oder anderen Stolperstein bereitet, doch nun bin ich sehr zufrieden damit, wie du sie agieren lässt. Das, was Mrs Mulciber in ihrem Gatten nie fand, hofft sie nun ihn ihrem Spross zu erkennen, doch wie trügerisch es doch scheint. Sie versucht, ihn zur Räson zu bringen und greift selbst in das Geschehen ein, um dem armen Ding, das solche Qualen über sich hat ergehen lassen müssen, zu helfen.

Und wieder zeigst du, wie ekelhaft Todesser sowohl in Tat, als auch in Wort handeln. Vom "dunklen Lord" ganz zu schweigen. Es wird abgewägt, ob jemand des Lebens würdig ist? Barbarisch, niederträchtig und weit entfernt von Moral, Ethik und jeglicher Menschlichkeit.
Gierig hofft Mulciber darauf, dass der, dessen Name nicht genannt werden darf, ihn erhört und ihm einen kleinen Krümel an Zuspruch zukommen lässt. Nun, es gelingt, denn er "darf" Miss Macdonald "behalten".

Um ihrem Sohn zu zeigen, was Güte ist, tritt Mrs Mulciber wieder auf und kümmert sich um den Gast, der nun beherbergt werden soll. Die Szene im Bad hat etwas knisterndes und gleichzeitig erschreckend nüchternes. Sie, wie sie nicht um den Umstand seiner Person schert, denn was könnte er ihr noch antun? Und er, der plötzlich unschlüssig, und doch energisch wirkt.
Jeder romantischer Gedanke stirbt, bei dieser herzlos erscheinenden Aktivität und seinem Versuch, sie zu waschen. Es hätte ach so rührend sein können, verhielte er sich nicht wie der letzte Barbar.

Endlich... ein Zimmer... für sie allein? Nun, es hat den Anschein, dennoch ist es nichts anderes als ein Verließ, nur ohne raue Steine, und harten Boden. Ich bewundere, trotz ihrer Ahnungslosigkeit, für die Mary bekanntlich nun am wenigsten kann, ihren Mut (ganz die Gryffindor), sich einfach mit ihrem "neuen" Gefängnis und den Annehmlichkeiten ab- und zurecht zu finden.

Mir gefällt, trotz aller Unstimmigkeiten, die ich mit Mrs Mulciber im Laufe des Betans hatte, wie du die Dame ins Geschehen flechtest und sie als "guten Geist" handeln lässt. Sie versucht, die Fehler und Taten ihres Sohnes etwas zu mildern und hofft, das dies auch Anklang findet.

Marys Empörung über sein Fernbleiben, hat schon fast etwas von bitterem Zynismus. Der, der sie quälte, soll Rechenschaft ablegen! Und doch scheint er nun in die Rolle des Kaninchens zu schlüpfen, das zaghaft, ängstlich das Weite sucht und ihr aus dem Wege geht. Nichtsdestotrotz lässt es sich der Herr des Hauses nicht nehmen, für das Wohl seines "Gastes" jemanden zu schicken, wahlweise auch das eigene Blut in Form der Mutter.

Ich bin sehr angetan davon, wie du die Frauen einander näher bringst. Mary hilft, selbstverständlich, in der Küche und die Befangenheit schwindet. Jedoch nicht die Wut, die Mulciber basierend auf seinem Fehlen, bei dem Mädchen hinterlässt. Noch immer gefällt mir Marys Mut und ihr Entdeckungstrieb.

Oh, endlich ein Aufeinandertreffen, doch von lieben Worten keine Spur. Stattdessen zerrt man erneut an bösen Worten, provoziert, demütigt und macht einander begreiflich, das "hier bleiben" und "fortlaufen" keine Optionen sind.

Abermals tritt der Widerling auf. Giert, lechzt nach dem Weibe, das doch dem Herren des Hauses zusteht. Doch selbst dieser muss erkennen, dass sein Freund es nicht länger wert ist, als ein solcher bezeichnet zu werden. Hinaus mit ihm, hinaus!!
Erneut befindet man sich in einem Spiel, deren Akteure zum einen Mäuseschwänzchen, und zum anderen Katzenohren tragen. Doch oh, ein Kompromiss, wenn auch ein schlechter. Antworten gegen Kekse?; doch was hat das junge Fräulein schon zu verlieren? Ihre Erinnerungen vielleicht?

Wieder wirft man einen Blick auf die Widerstandskämpfer:
Von Angst und Furcht und Sorge geprägt wählt man Worte des Schlichtens, doch die werdende Mutter scheint nicht zufrieden mit den Informationen, die man bekommen konnte. Dennoch, trotz dieser schweren Zeiten, gezeichnet durch Verluste, gibt es etwas, das zusammenhält:
Vertrauen, Liebe und der Wunsch, dass das Leben wieder lebenswert wird.

So, liebe Petulia;

ich hoffe, ich habe dir mit diesem Kommentar "nicht allzu sehr" den Kopf gewaschen ;)
Ich hätte nie gedacht, dass ich deine Auswahl, die Charakterbilder betreffend, so passend finde.
Jetzt begreife ich auch endlich, wen du als Mary auserkoren hast. Eine hervorragende Wahl,
wie ich finde. Und von Gabe bin ich ebenso sehr, sehr angetan.

Mit Spannung erwarte ich die restlichen Kapitel...
Liebe Grüße,
irish C;
Von:  _Natsumi_Ann_
2013-11-01T16:41:38+00:00 01.11.2013 17:41
Guten Abend Liebelein,

Ich muss mich ja glatt schämen, da meine FF für dich erstmal nur so kurz angefangen hat und du mir hier soviel geliefert hast ><

Eine Sache vorab zur Charabeschreibung : Magst du mir die Orginalbilder geben und ich bearbeite sie schön? weil es ist echt zu schade man erkennt sie kaum weil sie so klein sind... besonders ihn nicht :/ dabei mag ich beide Schauspieler sehr, sie haben so schön harmoniert in American Pie die nächste Generation :D


Den Trank einzuführen dirket am Anfang ist hier super gelungen, da man dirket mitgerissen wird... der Film fängt quasi an und dirket steckt man in einer Verfolungsjagdt.

Das Geplänke mit Lily & James ist nicht so meins, da ich ass Paar nicht mag xD Aber natürlich passt es zum Aufbau deiner Story. Wobei ich es mag, wenn er sagt "Denk an das, Baby." <3

Körperinspition, genialer Anfang, nur ein Wort aber es leitet sensationel ein.


Wow er ist wirklich brutal, aber so mag ich es. Esr ist immerhin ein Todesser, und die Idee des Vergessens ist echt plausible, damit man nichts verraten kann. so könnten sie nicht mal in ihre Gedanekn dringen - gut durchdacht!


jetzt kniete er sich vor sie und hielt zärtlich ihr Gesicht in den Händen, , wie paradox dieser Satz zu der Situation steht, einfach herrlich!!!


Betrachtete seine Augen, das einzig menschliche an ihm. Sie leuchteten voller Lebensenergie und sah man nur sie - unabhängig von den wütenden Augenbrauen, dem aggressiv mahlenden Kiefer, den böse lächelnden Lippen - so waren sie wunderschön und erfrischend, wie eine Quelle klar sprudelnden Wassers.


Ich liebe den Abschnitt, iwas tief in ihr merkt, dass da mal iwelche Gefühle waren für ihn, Zucker! <3 Schätze ich mal so xD Weil sonst würde man seinen Peindiger doch nicht so ansehen :D Zumal ich ja geschrieben habe sie hatten in der Schulzeit eine Hassliebe xD aber gut lass ich mich weiter überraschen, sie erinnert sich ja vllt iwann an iwas :D




“Mein Lord.”, sagte Mulciber plötzlich und ihr stockte das Herz. “Wenn es Ihnen nichts ausmacht, behalte ich sie.” --- da ist mir ja selbst das Herz stehen geblieben o_o"


Schätze, du kannst sie noch etwas aufpolieren.”

“Schätze, ich teile nicht gern.”, konterte Mulciber freundlich, aber bestimmt.



Oho da setzt einer ja Grenzen und zeigt wo sein revier ist xD
Ich liebe deinen Gabriel *o* So widerstrebsam das auch klinge mag xD Bad boys bady boys....:D

Die Badewannenszene wäre mir als frau auch unangenehm da ich total misshandelt und dreckig da vor einem typ sitze.... rasiert hat sie sich sicher auch tage nicht :D da spricht wohl die beuty queen in mir xD aber wenn er sie auch so geil findet muss er sie ja iwo echt mögen :D

Mulciber verließ so rasch das Zimmer, als verbrenne ihn ihre Anwesenheit. -- auch wieder eine Zuckerstelle *o*

... gleich über der Schminkkommode. <--- das ist wichtig, wenigstens schön sterben xD
Trotzdem sie muss mehr essen, sie braucht ne schöne Figur kein magermodel :D Ihc bin gar nicht oberflächlich oder XD??? :D


“Wenn es ein Spiel ist? Wenn es mir allein zu meinem Vergnügen dient, dich im Unklaren zu lassen?” Süffisant lächelte er auf sie herab. <--- ich kann nonstop zitieren xD genialer schachzug mal wieder von den kleinen :D

“Hattest du Sehnsucht nach mir, Macdonald?”, ----------------- ohman.... i love it!
















“Siehst fast wieder normal aus. Ein bisschen besser sogar.” Verführerisch gemeintes Zwinkern, das altbekannte Übelkeit in ihr auslöste. --- es muss ja einen noch größeren Arsch geben als Gabriel xDD perfekte besetzung :D


“Und du auch?”, fragte sie zaghaft.

“Brauchst nicht gleich denken, dass die Welt dir zu Füßen liegt, Macdonald.”



hahahahhahahah das sie das überhaupt fragt !!! spitze ....!!!! genial :DDD


Die glaubte Mary würde sie verraten ? o.O ch hoffe zu erleuterst das noch genauer.


ey ich will weiter lesen >< manno :(((((((((

ich hoffe es wird noch etwas feueriger zwischern den beiden *hust* *grins*


ich bin platt.... wunderbare geschichte bis jetz!

gruss
natsumi




Antwort von:  Petulia
02.11.2013 09:59
Heeyyy!!!! WOW! Danke für den langen Kommentar! Mir fällt ein rieeesen Stein vom Herzen, dass dir dein GEschenk gefällt :) Schließlich hab ich die ganze Zeit gefürchtet deinen Erwartungen nicht gerecht werden zu können :o
Es freut mich sehr, dass die Charaktere dir zusagen! Habe mir Mühe gegeben auf alle deine Wünsche einzugehen (Hasslieben, Profilbilder etc pp :P)
Was Lily und James angeht -> Wie kann man sie nicht mögen? Sie sind so ziemlich das wichtigste Paar der ganzen Saga! :D
Nein, sie glaubt nicht, dass Mary eine Verräterin ist. Aber ihnen wird bewusst, dass einer ihrer Freunde ein Verräter sein muss, der Mary's Trank vertauscht hat.
Keine Sorge! Das zweite Kapitel ist halb fertig, aber ich musste die Notbremse ziehen, weil ich auch noch eine andere Story fertig stellen muss. Danach feile ich hieran weiter :*
Ach ich bin so froh!!! :)
Vielen vielen Dank und liebe Grüße,
Tuli


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