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Melodie der Nacht

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallöchen zu meiner Fanfic! ^^

Die Originalgeschichte hab ich mit 13 geschrieben, doch nun hab ich mich dazu entschlossen sie ,überarbeitet, zu veröffentlichen! Dies ist der Prolog und spielt etwas später in der Handlung und wird eine wichtige Schlüsselszene einläuten!
Doch ich möchte nicht allzu viel verraten und wünsche euch viel Spaß mit "Melodie der Nacht"! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallö wieder!

Das hier ist nun das 2. Kapitel! Langsam wird's spannender! ^^

Viel Spaß! :D Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hieeeer ist Kapitel 3! (/^o^)/

Viel Spaß damit! ^^ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Endlich! Das 4. Kapitel ist fertig! Ich hoffe es gefällt euch! ^.^v Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Endlich! Das neue Kapitel zu "Melodie der Nacht"!

An dieser Stelle bedanke ich mich herzlich für 3 Favos! ^^ Es freut mich sehr, dass meine Geschichte hier Anschluss findet!

Nun wünsche ich euch viel Spaß beim Lesen! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
ENDLICH geht's weiter!!!

Der erste Abschnitt spielt sich Nachts ab, weßwegen es in der Erzählersicht geschrieben wurde!
Das Kapitel ist leider etwas kürzer, aber ich hoffe, es gefällt euch trotzdem! ^^

Vieeel Spaß! :3 Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Es lebt... ES LEEEEEEBT!!!
Endlich das neue Kapitel! T___T

Ich bedanke mich für eure Geduld!

Ich hoffe es gefällt euch! x3 Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich weiß, es hat wieder EWIG gedauert, das tut mir echt Leid!

Aber hier ist endlich das nächste Kapitel, mit dem das Kreuzverhör beendet wird.
Und endlich gibt es ein paar kleine Informationen! ;) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
WTF!? 10 FAVOS!? 1000-fachen Dank! ÖoÖ
Endlich geht es nun weiter mit dem nächsten Kapitel~ und endlich gibt es Action!!! ÖoÖ/ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallihallöle! ^-^/

Nun geht es weiter mit dem nächsten Kapitel.

So viel: Es wird die ein oder andere Überraschung geben! Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Oh man, das letzte Kapitel liegt nun über ein Jahr zurück!
Leider war es mir aus beruflichen und kreativen Gründen nicht möglich weiter zu schreiben, weswegen ich nun versuche, die Geschichte schnellstmöglich voran zu treiben, sodass ihr und ich zufrieden seid.

Erstmal viel Spaß mit dem neuen Kapitel! Komplett anzeigen

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Stürmische Gedanken

Es war wirklich eine stürmische und regnerische Nacht. Die Bäume des Waldes zogen nur so an mir vorbei, während ich durch ihn rannte. Ich wich Pfützen aus, sprang über Hindernisse und schlug Äste, die mir im Weg standen, weg.

Es gab nichts, was mich in diesem Augenblick aufhalten konnte.

Denn ich musste zu ihm. Ich war die Einzige, die ihn aufhalten und so retten konnte.

Auch wenn dies meinen eigenen Tod bedeuten sollte.

Ehrlich gesagt, würde ich aber nicht anders sterben wollen.
 

Sterben in den Armen des Mannes, den ich liebte.

Die Ankunft

Gelangweilt tippte ich mit meinem Füller auf meinem Collageblock herum, als wir gemeinsam die letzten Angelegenheiten zu unserer Klassenfahrt auf die Burg Falkenstein besprachen. Was gut war, war dass es sich um eine reine Mädchenklassenfahrt handelte. Die Jungs hatten alle keine Lust und wollten lieber mit einer anderen Klasse in ein Sportcamp fahren. Krankheitsbedingt fielen außerdem noch zwei Mädchen aus. Dies waren Irina und Lisa. Cindy war heilfroh, dass Irina nicht da war, sonst wäre nämlich wieder garantiert der pure Zickenkrieg ausgebrochen.
 

„Sarianna!?“

Es war Frau Meier, die mich aus meinen Träumen riss.

„Hast du alles verstanden, oder soll ich es nochmal für dich wiederholen?“ Sie sah mich streng durch ihre Brille an.

Frau Meier war unsere Kunstlehrerin. Sie würde uns nach Falkenstein begleiten, während unser Klassenlehrer mit den Jungs ins Camp fuhr.
 

Frau Meier war eigentlich immer sehr nett, doch manchmal hatte sie sozusagen „ihre Tage“. Man bemerkte es schon, wenn sie den Klassenraum betrat.

Wenn sie guter Dinge reinkam, war der Tag in Ordnung. Aber wenn sie mit runter hängenden Mundwinkeln kam, wusste man, dass man sie heute besser in Ruhe lassen sollte.

Sonst würde sie nämlich nur herummeckern.
 

Glücklicherweise war sie an diesem Montagmorgen gut gelaunt, was hieß, dass wir nichts zu befürchten hatten.

„Entschuldigung, ich hab gerade nicht zugehört…“, gab ich zu.

Sie seufzte. „Na gut, dann erkläre ich es nochmal für alle: Wir werden genau 14 Tage auf der Burg Falkenstein verbringen. Bitte seid dann immer bis 22 Uhr auf euren Zimmern, wie es die Hausordnung dort vorschreibt. Ich vertraue euch zwar voll und ganz, aber sonst bekomme ich einen riesen Ärger, was wir definitiv vermeiden wollen!“

Miriam hob ihre Hand und wurde dran genommen.

„Sind eigentlich noch andere Klassen als wir da?“

„Nein, wir sind tatsächlich die Einzigen.“, antwortete Frau Meier.

„Aber dann ist es doch unlogisch, dass wir bis 22 Uhr wieder im Bett liegen sollen, ich meine wenn wir die Einzigen dort sind ergibt das doch keinen Sinn!“, meinte Melanie, meine beste Freundin und Sitznachbarin.

„Ich habe nun mal diese Regeln nicht festgelegt, also müssen wir uns daran halten, egal wie sinnlos diese sind. So ist die Hausordnung.“, erklärte sie.

Melanie lehnte sich wieder zurück auf ihren Stuhl.

„Habt ihr sonst noch irgendwelche Fragen?“, wollte Frau Meier wissen und schaute uns alle gespannt an.

Als niemand von uns antwortete lächelte sie sanft und sagte: „Na dann gehen wir zum Bus!“

Wir alle verließen ganz brav der Reihe nach den Klassenraum, stiegen die Treppenstufen hinunter zum Erdgeschoss und gingen durch die Eingangstür hinaus zum Parkplatz, wo der Schulbus parkte.
 

„Mann, das wird bestimmt total genial!“, freute sich Alexandra, ebenfalls eine gute Freundin von mir und klatschte dabei aufgeregt in die Hände.

Tatsächlich waren alle an diesem Montagmorgen gut gelaunt, alle außer mir.

Es lag natürlich an meiner Müdigkeit, dass ich nicht sonderlich guter Dinge war, und dass ich für zwei Wochen von zu Hause weg sein würde. Das ging mir sehr gegen den Strich.

Mell schlug mit ihrer Hand auf meine Schulter, als könne sie meine Gedanken lesen.

„Ach Sari, das wird schon bestimmt lustig, mach dir keine Sorgen!“

Ich lächelte sie nur müde an. „Ja, wahrscheinlich…“

Nun räumten wir alle unsere Koffer und Taschen, die wir von daheim mitgebracht hatten, in den Kofferraum

und nahmen in dem extra für die Reise reservierten Schulbus Platz.

Frau Meier achtete extra noch mal darauf, ob wir alle es bequem zu sitzen hatten. Sie, die übrigens über einen Busführerschein verfügte, setzte sich ans Steuer und steckte den Schlüssel in das Zündschloss.

„Seid ihr alle soweit?“, fragte sie noch ein letztes Mal.

Als wir alle mit ja antworteten, fuhren wir endlich los.
 

Während der ganzen Fahrt saß ich am Fenster und starrte in die Ferne. Mell hatte sich neben mich gesetzt und hörte Musik auf ihrem iPhone. Selina und Miriam setzten sich nach vorne hin zu Frau Meier, die ständig alte Schlager zum Besten gab. Cindy, Alex und Feli hatten hinten Platz genommen und unterhielten sich mal wieder über die letzte Klassenarbeit.

In diesem Jahr besuchte ich die 8. Klasse der Hauptschule. Die Schule konnte manchmal echt nervig sein, aber dennoch machte sie Spaß.

Die Busfahrt dauerte insgesamt 2 Stunden, dann waren wir schließlich da.
 

Die Burg Falkenstein lag abgelegen in einem Tal, das drum herum nur von Wald umgeben war. In diesem befand sich sogar ein See, wie wir bei einer Internetrecherche zur Vorbereitung auf die Klassenfahrt festgestellt hatten.

Wir fuhren noch ganz kurz einen Kieselweg entlang und konnten dann schließlich auf einem einsamen Parkplatz vor der Burg parken.

Nachdem wir alle ausgestiegen waren und unsere Koffer herausgeholt hatten, empfing uns feierlich der Butler der Burg.

Der Butler wirkte irgendwie… kalt auf mich. Er hatte etwas geheimnisvolles, düsteres an sich, das mir sehr unheimlich war.

Was mir ebenfalls auffiel, war dass obwohl es zu dieser Jahreszeit absolut nicht üblich war kein einziger Vogel in den Bäumen gezwitschert hatte.

Irgendetwas stimmt hier nicht, dachte ich misstrauisch.
 

„Willkommen auf der Burg Falkenstein! Ich bin hier der Butler, euer Ansprechpartner bei Problemen, Sorgen etc. Ich denke mal, dass eure Lehrerin euch schon auf die Hausordnung aufmerksam gemacht hat.“, begrüßte er uns mit aufgesetzter Fröhlichkeit. Anhand des Akzentes hörte man heraus, dass er aus dem sächsischem Raum kommen musste.
 

Selina, unsere Klassensprecherin, antwortete: „Ja, das tat sie.“

„Habt ihr sonst noch irgendwelche Fragen?“, wollte er von uns wissen.

Da meldete sich Feli zu Wort. „Warum sollen wir ab 22 Uhr in unseren Zimmern sein, obwohl wir hier alleine sind? Das ist doch irgendwie unlogisch.“

Der Butler seufzte. „Tja, wisst ihr in der Burg…“

„Was ist in der Burg?“, wollte Mell wissen.

„… da treibt ein Vampir sein Unwesen!“

Das Phantom an der Treppe

Wir alle starrten ihn fassungslos an. Wie bitte, ein Vampir!? So ein Unsinn! Was dachte er sich nur dabei uns so etwas zu sagen? Die anderen fingen schließlich an ihn auszulachen.

Miriam und Selina kicherten sich einen ab, auch Cindy konnte sich nicht mehr halten. „Alle Hühner haben gelacht!“, grinste sie.

Der Butler begutachtete unsere Reaktionen mit seinen scharfen Blicken und hob die Augenbrauen.

Frau Meier sagte zu der ganzen Sache gar nichts und hielt sich raus.

Plötzlich meldete sich Mell zu Wort: „Ist das Ihr ernst, dass hier ein Vampir leben soll?“

Wir alle sahen sie überrascht an.

Wobei… ich mich ja selbst für Mythologie und Nachtgestalten sehr interessierte, vor allem für Vampire und Werwölfe. Also stieg ich einfach mit ein.

„Können Sie uns dazu genaueres sagen?“

Der Butler überlegte. „Tja… dieser Vampir ist einfach eine echte Plage! Er jagt mir meine ganzen Kunden weg! Erst glauben sie mir alle nicht, aber ihr werdet es schon sehen... Bitte, helft mir ihn zu finden und zur Rechenschaft zu ziehen“, er ging auf die Knie, „Ich flehe euch an!“

Verwirrt und verdutzt glotzten wir ihn an, konnten uns aber dabei ein Schmunzeln nicht verkneifen.

„Warum stand in der Beschreibung nichts darüber?“, setzte Mell nach.

Da fiel Feli ihr ins Wort: „Och, ihr seit echt beknackt, es gibt doch keine Vampire! Ist vielleicht so’ne Art Gag des Hauses!“

Der Butler starrte sie mit schmalen Schlitzen an und lachte dann: „Du hast mich erwischt! Ein kleiner dummer Scherz von mir um euren Aufenthalt interessanter zu gestalten! Vampire sind das Motto des Hauses! Meine Güte bist du klug! Ha, ha, ha, ha…“

Irgendwie war ich durch seinen Meinungsumschwung noch verwirrter als vorher. Es war so seltsam… das alles kam unglaubwürdig rüber…

Schließlich klatschte er in die Hände und geleitete uns zum großen Tor. „Ich wünsche euch allen einen schönen und erholsamen Aufenthalt!“

Nachdem wir endlich die Burg betraten, zeigte uns der Butler die einzelnen Räume und Sehenswürdigkeiten.
 

Begonnen hatten wir mit den Schlafräumen, die sich je im Ost und Westflügel befanden. Jedes besaß auch ein eigenes Bad mit Toilette und Dusche. Selbst ich war überrascht. Es war wirklich modern eingerichtet.

In Richtung des Westflügels gab es eine Treppe die nach oben führte. Der Butler erklärte uns, dass dort sein Arbeitszimmer war und er nicht bei der Arbeit gestört werden möchte, wir ihn daher allein lassen sollen.

Im Erdgeschoss gab es, auf der rechten Seite, den Festsaal, wo wir die Frühstücks-, Mittags- und Abendzeiten gemeinsam verbringen würden. In der Nähe befand sich auch eine Toilette.

Direkt daneben gab es für uns noch einen Aufenthaltsraum, wo man die Freizeit mit chillen auf der Couch, Billard, Schach und anderen Gesellschaftsspielen totschlagen konnte.

Auf der linken Seite ging es zur Bibliothek. Dort gab es wirklich alle möglichen Bücher von Shakespeare bis zur modernen Literatur. Doch auf einmal bekam ich ein sehr mulmiges Gefühl. Der Butler erklärte den anderen Mädchen weiterhin alles Mögliche und beantwortete freundlich ihre Fragen. Ich sah mich um. Mir kam es so vor, als würden wir beobachtet werden. Aber der Butler meinte ja, dass wir alleine wären.

Spielte er jetzt mit uns sein Spiel dennoch, obwohl wir alle schon eingeweiht waren?

Eigentlich wäre dies ja unlogisch. Dieses Gefühl wurde ich trotzdem nicht los.

„Sari, alles in Ordnung?“, fragte Mell besorgt und legte ihre Hand auf meine Schulter.

„Nein, nein, alles Bestens.“, log ich.

Sie nickte nur darauf und meinte. „Wenn was ist, komm zu mir.“

Ich erwiderte ebenfalls mit einem kurzen Nicken.
 

Als die Burgführung vorbei war, gingen alle hoch um sich in ihren Zimmern einzurichten. Was ich toll fand ist, dass wir alle ein Einzelzimmer bekamen. Schnell räumte ich meine Kleidung in die Schränke, die Wertsachen in das Safe und bereitete mich auf das bevorstehende Abendessen, um 18 Uhr, vor. Als es 17:50 Uhr war, ging ich los zum Festsaal. Doch dann geschah etwas, was mir bis heute in Erinnerung blieb.

Es passierte, als ich gerade die Treppen hinuntersteigen wollte. Da erfasste mich ein eiskalter Schauer, der in jede Pore meines Körpers hindurch drang.

Ich zitterte, fragte mich wieso es plötzlich so kalt wurde.

Es war sehr seltsam, aber es kam mir so vor, als wäre jemand in meiner Nähe. Meine Atmung beschleunigte sich, mein Umfeld nahm ich gar nicht mehr war. Bildete ich es mir nur ein, oder rief tatsächlich eine starke männliche Stimme nach mir?

Dann spürte ich, wie ein eisiger knochiger Finger zärtlich über meinen Hals streichelte.

Mein Herz setzte abrupt aus und ich drehte mich blitzschnell um. Aber da war niemand. Ich stand ganz alleine auf der Treppe und die Raumtemperatur war völlig normal.

Was war nur los mit mir? Beschämt schüttelte ich den Kopf. Das alles musste ich mir eingebildet haben, es gäbe ja schließlich keine Vampire! Doch dieses seltsame Ereignis ging mir nicht mehr aus meinem Kopf.
 

Zum Abendessen kam ich noch pünktlich. Es gab eine einfache Kartoffelsuppe mit Brot, die der Butler für uns kochte. Obwohl ich anfangs misstrauisch war, schmeckte die Suppe ganz gut. Wir saßen alle zusammen an einem Tisch, wobei Selina und Miriam mit Frau Meier etwas abseits von unserer Clique saßen, da Mell und Selina mal einen üblen Streit hatten, was die Clique spaltete. Ich hielt mich aus ihrem Stress heraus, das sollten sie unter sich klären, mich ging es auch nichts an.

Wieso auch immer fiel mir wieder das seltsame Ereignis auf der Treppe ein.

„Du Mell, irgendetwas stimmt hier nicht.“

Sie sah mich überrascht an. „Wieso, was hast du denn?“

Zögernd antwortete ich: „Weißt du, eben auf der Treppe, da war etwas seltsames geschehen. Ich ging ganz normal die Stufen herunter, doch auf einmal wurde es so… kalt. Ich hätte wirklich schwören können, dass die Raumtemperatur drastisch gesunken war, ich fror. Außerdem hatte ich das Gefühl, dass ich nicht alleine war. Denn plötzlich spürte ich, wie jemand mit seinem Finger meinen Hals streichelte. Als ich mich umdrehte war niemand da und die Temperatur war völlig normal, aber wie kann das sein?“

Mell sagte dazu gar nichts mehr, sie war einfach sprachlos.

Schließlich mischte sich Feli ein. „Das war sicher ein Gag vom Butler, wie er vorhin ja gesagt hatte. Du bildest dir echt zu viel ein! Wir wissen ja, dass du gerne einen Vampir bei dir im Bett hättest! He, he, he…“

Sie schaffte es, dass ich knallrot anlief.

Cindy ergänzte: „Wird echt Zeit, dass du dir einen Freund holst!“

Am aller liebsten wollte ich unter den Tisch kriechen, damit niemand meinen Gesichtsausdruck sehen konnte.

Die anderen fanden es ganz lustig, selbst Frau Meier lachte herzlich mit. Eine tolle Lehrerin.

„Och Sari, wir meinen es doch nur gut mit dir!“, meinte Alex dazu.

Ich wünschte mir letzten Endes nur noch, dass das Abendessen schnell vorüber war.

Nach dem Abendessen ging ich direkt auf mein Zimmer, um mich zu duschen und bettfertig zu machen. Nach der entspannenden Dusche zog ich mir mein weißes langes Nachthemd mit Blümchenmuster an und holte aus meinem Schrank meinen tragbaren DVD-Player und legte den Film Bram Stokers Dracula ein. Irgendwie hatte ich schon immer ein Faible für düstere Romantik. Die Liebesgeschichte zwischen ihm und Mina war sehr tragisch. So was fand ich schon immer schön. Schließlich starb er ja durch sie, indem sie einen Pflock in sein Herz rammte, um ihm so seinen Frieden zu schenken.
 

Nachdem der Film zu Ende war, musste ich erneut über die Vampirgeschichte dieser Burg nachdenken. Zuerst der seltsame Empfang des Butlers, dieses seltsame Gefühl der in der Bibliothek, dann der rasche Temperaturwechsel auf der Treppe… das musste irgendwie zusammenhängen. Außerdem glaubte ich ihm nicht, dass das alles inszeniert sei, um Gruppen anzulocken. Es stimmte tatsächlich mit dem Laden etwas nicht, und ich entschloss mich herauszufinden, was hier nun los war.
 

Das bedeutete folgendes:

Ich musste den Vampir suchen, diese Nacht noch.

Der Sarg

Es war genau 22:13 Uhr, als ich mein Zimmer, bewaffnet mit einer Taschenlampe, verließ. Auf meinen Hausschuhen schlich ich durch die, im Mondschein erleuchteten, Flure und passte auf, dass mich der Butler nicht erwischte, da er um diese Uhrzeit seine Runden drehte. Das kam mir verdächtig vor, er schien etwas zu verbergen. Es dauerte nicht sehr lange bis ich die Treppen hinunter ging und wieder im Eingangsbereich stand. Plötzlich sah ich Licht von oben kommen. Schnell presste ich mich an die Treppen und sah hinauf. Der Butler sah sich um. Ich hatte panische Angst erwischt zu werden, da ich wusste was für Konsequenzen das ziehen würde.

Frau Meier wäre stinksauer, außerdem dürfte ich dann bestimmt den nächsten Ausflug nicht mitmachen und ein Eintrag ins Klassenbuch wäre mir auch sicher. Herzlichen Glückwunsch!

Doch an diesem Abend war das Glück auf meiner Seite.

Kurze Zeit später marschierte er weiter, Richtung Ostflügel. Erleichtert atmete ich aus.
 

Danach ging ich in die Bibliothek, da ich ja hier zum ersten Mal dieses seltsame Gefühl empfand. Sofort durchsuchte ich die Bücherregale nach Hinweisen, dass sich hier in der Burg eventuell ein Vampir aufhalten könnte.

Es muss doch irgendwo etwas sein, dachte ich.

Egal wie intensiv und genau ich die einzelnen Bücher durchsuchte, ich fand nichts, was auf einen Vampir hindeuten könnte. Frustriert haute ich gegen eines der Regale, da bemerkte ich, dass ich eines übersah. Es stand ganz am Ende des Ganges und ein Buch ragte etwas mehr hervor als die anderen. Langsam ging ich auf das Regal zu. Konnte das etwa…

Vorsichtig drückte ich das Buch zurück in das Regal und plötzlich drehte sich die Wand auf die andere Seite, wobei ich von dem Bücherregal mitgerissen wurde.

Als ich mich nach einigem Zögern umdrehte fand ich mich an einem geheimen Gang wieder. Er war sehr eng, mit Kerzen an den Wänden beleuchtet und es führte eine lange, schmale Treppe hinunter. Wohin würde sie mich nun führen? Zum Vampir?

Mein Herz bekam mehrere Aussetzer. Dennoch fasste ich all meinen Mut zusammen und stieg vorsichtig die Treppen in die Dunkelheit hinunter.

Unten angekommen stand ich vor einer eisernen Tür mit einem antiken Türgriff in Form eines Totenkopfes. Panik durchfuhr mich, meine Nackenhaare stellten sich, mein ganzer Körper zitterte und Schweiß lief über meine Stirn. Ich bekam fürchterliche Angst.

Was wäre, wenn dieser Vampir nun auf der anderen Seite auf mich wartete?

Würde er so skrupellos sein und mich auszusaugen und so töten?

Was wenn das alles doch nur ein schlechter Scherz des Butlers sein sollte?

Sollte ich doch lieber umkehren?

Nachdem ich einige, sich unendlich anfühlende, Minuten mit mir gerungen habe, entschloss ich mich diese Eisentür zu öffnen, um der Wahrheit dieser Burg und des Vampirs auf die Spur zu kommen. Mit zittriger Hand umschloss ich den Griff und haute ihn drei Mal gegen die Tür. Wie von Zauberhand öffnete sie sich von selbst und ich betrat den Raum dahinter.

Auf den ersten Blick konnte ich aufgrund der Dunkelheit nicht viele Umrisse erkennen, aber nach ein paarmal Blinzeln entdeckte ich mehrere Holzkisten um den Raum verteilt, die von Spinnweben umschlossen waren. Wirklich wohnlich.

Die Tür flog plötzlich hinter mir zu.

Nachdem ich mich von diesen Schock erholt hatte, knipste ich auf den On-Knopf meiner Taschenlampe und sah mich weiter um. Mir fielen einige pompöse, aber veraltete Kerzenständer auf, hinten am anderen Ende des Raumes fanden ein runder Glastisch, sowie zwei dazu passende Stühle ihren Platz und genau in der Mitte stand ein großer, schwarz lackierter, Sarg.

Als ich ihn bemerkte blieb mein Herz einen Moment lang stehen. Nun war es soweit. Langsam schritt ich auf ihn zu und strich vorsichtig mit meinen Fingern über die glatte Oberfläche. Meine Taschenlampe legte ich auf eine der Holzkisten ab, das Licht aber auf den Sarg gerichtet. Danach näherte ich mich ihm erneut vorsichtig, die Hand ausgestreckt. So viel Angst hatte ich noch nie zuvor in meinem Leben gehabt. Ich wusste, dass ich, falls der Vampir tatsächlich in seinem Sarg liegen würde, wahrscheinlich nicht mehr lebend aus diesem Zimmer rausfinden würde. Trotzdem wollte ich es nun endlich wissen. Mit beiden Händen drückte ich gegen den Deckel und schob ihn mit viel Körpereinsatz etwas zur Seite. Aber der Sarg war leer. Mir fiel zwar ein riesen Stein vom Herzen, aber dennoch war die Enttäuschung groß.

„Dann war alles wohl doch ein schlechter Scherz! Okay, ich geh mal schlafen. Es ist viel zu spät!“, meinte ich zu mir selbst und schloss den Sarg wieder.

Nachdem ich meine Taschenlampe wieder an mich nahm machte ich mich auf den Weg zur Tür. Doch diese Nacht sollte noch nicht enden. Denn in dem Moment, als ich die Eisentür öffnen wollte, nahm ich ein lautes Quieken wahr.

Sofort drehte ich mich um, fuchtelte hektisch mit der Taschenlampe herum, hielt Ausschau nach etwas Verdächtigem. „W-wer ist da!?“, stotterte ich panisch.

Erneut quiekte etwas. Es kam von oben. Langsam hielt ich das Licht an die Decke und zuckte zusammen. Da hing eine Fledermaus über mir! Ich starrte sie mit großen Augen an.

Konnte das etwa? Sie quiekte erneut auf, da meine Taschenlampe sie blendete. Schnell breitete sie ihre Flügel aus und flog mehrere Runden um den Raum, danach steuerte sie direkt auf mich zu. Ich schritt mehrmals zurück, überlegte doch zu flüchten.

Doch auf einmal blendete mich ein helles Licht. Zum Schutz verdeckte ich meine Augen mit meinem Oberarm, dabei fiel vor lauter Schreck mir die Taschenlampe auf den Boden. Als ich den Arm kurze Zeit später hinunter ließ, und meine Augen öffnete, stand vor mir das schönste Wesen was ich jemals gesehen hatte.

Dieses Wesen war… männlich. Obwohl man ihn aufgrund seiner sehr zarten Gesichtszüge locker für ein Mädchen halten konnte, strahlte er pure Männlichkeit aus. Sein perfekt geformtes, Porzellanpüppchen ähnliches Gesicht wurde von langem, schwarzem Haar umgeben, die in alle Richtungen abstanden, ähnlich wie bei Manga Figuren. Dazu trug er um seine hypnotischen, braunen Augen schwarzen Kajal, was ihn noch blasser wirken ließ, als er ohne hin schon war. Die Nägel seiner dünnen, fast schon knochigen Finger waren schwarz lackiert. Was mich am meisten beeindruckte war seine Körpergröße. Obwohl er Cowboystiefel trug, musste er mindestens 1,80 m groß sein, eher noch größer. Sein Körperbau war zwar dünn, aber dennoch zeichneten sich aus der Kleidung Muskeln hinaus. Zudem trug er eine schwarze Hose aus Leder, die von einem Totenkopfgürtel gehalten wurde und darüber einen langen, schwarzen Ledermantel. Er war so schön, dass es mir den Atem raubte. Er faszinierte mich.

Langsam schritt er auf mich zu und ich von ihm weg, so lang bis mein Rücken an die Eisentür lehnte. Darauf starrte er mich intensiv an, ohne ein Wort zu sagen. An seinem Gesichtsausdruck erkannte ich, dass er wütend war.

Seine bedrohliche Ausstrahlung schüchterte mich ein, Schweiß ran von meiner Stirn.

„W-wer bist du?“, stotterte ich ängstlich und umschloss mit den Armen meinen Körper.

Der Fremde streckte seine Hand aus und umgriff nun mein Kinn.

„Wer ich bin? Sollte ich das nicht zuerst dich fragen?“, knurrte er und sah mir weiter tief in die Augen. „Oh, du hast Angst… selbst schuld, man betritt nicht so einfach die Schlafstätte anderer!“

„Verdammt, wer zur Hölle bist du!?“, kreischte ich und versuchte mich, von ihm loszureißen, was kläglich misslang.

Der junge Mann lachte. „Glaubst du etwa, dass du vor mir fliehen kannst, meine Liebe?“ Er umgriff nun meine Schultern und zog mich nah an sich heran. Ich wehrte mich lautstark gegen ihn.

„Lass mich los!“, befahl ich ihm und versuchte erneut mich von ihm zu befreien. Doch er hatte schnell einen Arm um meine Taille gelegt und verstärkte den Druck seines Arms. Sein Griff war so fest, wie der eines Schraubstocks. Die Chance zu entkommen war gleich null.

„Gib auf, du kannst mir nicht entkommen, Kleine.“

„Ich bin nicht deine Kleine!“, keifte ich zurück.

Er hob eine Augenbraue. „Hm… ich hätte nie gedacht, dass ich hier mal entdeckt werde… Du bist ein sehr kluges Mädchen, sonst wärst du nämlich nicht hier. Hm… was mache ich jetzt nur mit dir?“

„Wer bist du, verdammt!?“, brüllte ich erneut.

Sein Griff wurde wieder fester. „Du brauchst nicht so viel zu zappeln, das bringt dir eh nichts.“, entgegnete er ruhig. Im nächsten Moment verfärbten sich seine Augen in ein dunkles blutrot. Sein Griff wurde fester. Ein tiefes Grollen kam aus seiner Kehle. Da erkannte ich die langen, spitzen Eckzähne die deutlich hervorragten.

Oh mein Gott, den Vampir gab es also wirklich! Das bedeutete, dass ich jeden Moment sterben musste. Ich verstand den Butler nicht. Warum ließ er uns hierherkommen, wenn er doch wusste, dass ein Vampir in der Burg lebte? Ich konnte es einfach nicht verstehen! Tränen rannen über meine Wangen. So sollte also mein Tod aussehen. Ich schloss die Augen, bereit zum Sterben.
 

Wie er meine Leiche wohl entsorgen würde? Würde er meinen Körper verbrennen, verscharren oder in den See im Wald werfen? Mehrere Horrorszenarien spielten sich vor meinem inneren Auge ab. So eine Todesangst hatte ich noch nie zuvor in meinem Leben empfunden.
 

Langsam öffnete ich meine Augen, da er mich noch nicht angegriffen hatte. Als mein Blick den seinen traf, schien die Zeit still zu stehen. Sein Griff wurde sanfter. Seine roten Augen leuchteten begehrend. Er gab mir das Gefühl, die Eine zu sein. Ich fühlte mich so, als könnte ich fliegen. Langsam näherte sich sein Gesicht meinem. Erwartungsvoll sah ich ihn an. Doch er küsste mich nicht, stattdessen strichen seine Lippen zärtlich über meine Kehle. Das war ein unglaubliches Gefühl. Ich fühlte mich plötzlich so geborgen bei ihm. Alle anderen Empfindungen und Ängste waren abgeschaltet. Es zählte nur dieser Augenblick. Mein Körper war wie versteinert. Wenn jemand wusste, wie er eine Frau bezirzen konnte, dann er. Nachdem er meinen Hals liebkoste fuhr er sanft mit seiner feuchten Zunge über meinen Hals. Er entlockte mir ein wohliges Stöhnen. Ich war völlig benebelt.

Dann ging alles ganz schnell:

Der Vampir versank ruckartig seine Zähne in mein Fleisch.

Den Schmerz nahm ich nur am Rande war. Ich spürte wie er von mir trank, an meinem Hals saugte und hin und wieder über die Wunde leckte. Das war ein wahnsinniges Gefühl. Er hielt mich fest, damit er noch leichter an mein Blut kam. Sein Gesicht verschwamm vor meinen Augen. Der Vampir machte dennoch keine Anstalten aufzuhören. Mit einem Lächeln auf den Lippen versank ich langsam in die Bewusstlosigkeit…
 

Wie viel Zeit verging wusste ich nicht und das erste was ich spürte war der stechende Schmerz an meinem Hals. Plötzlich flog die Tür auf. Der Vampir schrie auf und ließ von mir ab. Mein Körper sackte wie ein Kartoffelsack auf dem Boden zusammen.

„Endlich hab ich dich, du Blutsauger!“, ertönte die Stimme des Butlers. Als ich kurz blinzelte nahm ich grelles Licht wahr. Der Butler stand mitten im Raum und bestrahlte den Vampir mit einem Scheinwerfer. Dieser hielt sich die Arme vor das Gesicht und schrie vor Schmerzen.

Plötzlich packte der Butler mich am Arm und zog mich in einem Ruck hoch.

„Verschwinde!“, befahl er mir.

Ich versuchte mich selbstständig aufzusetzen, fiel aber erneut hin.

Der Butler fluchte und stützte mich. Er funkelte den sehr geschwächten Vampir an. „DICH kriege ich noch!“ Danach machte er sich mit mir aus dem Staub.

Erkenntnisse

Was zur Hölle war gerade passiert? Ich befand mich in einer Art Schockzustand, als der Butler mich die Treppen aus der Gruft hochschleppte. Das Bild vor meinen Augen war verschwommen. Eine Hand drückte auf meinen Hals.

„Halte durch, wir sind gleich oben.“

War das der Butler, der da mit mir sprach? Na klar, er trug mich ja gerade. Was für eine dämliche Frage. Doch was geschah vor wenigen Minuten? Ich versuchte die ganze Szenerie vor meinem inneren Auge noch einmal Revue passieren zu lassen...

„Dieser Kerl war ganz schön durstig, meine liebe Güte...“

Warte mal... also hatte der Vamp-, oh mein Gott! Ich wurde gebissen! Er hatte versucht mich umzubringen! Nun sah ich das Bild ganz klar vor meinen Augen! Ich lag in den Armen des Vampirs. Er trank von mir und im letzten Moment tauchte der Butler auf und rettete mir das Leben! Ich wurde gerettet...

„H-Herr Butler... d-danke...“

„Sei still, du brauchst deine Kraft jetzt woanders.“

Stimmte auch wieder. Ich musste viel Blut verloren haben. Nun trug er mich durch die Eingangshalle. Gedankenverloren starrte ich die Treppenstufen an. Eine eisige Gänsehaut durchfuhr mich. Nun ging er Richtung Westflügel. Dort stieg er weitere Treppen hinauf und öffnete eine Tür. In diesem Raum standen an der rechten Wand in jeder Ecke ein Regal, das von Büchern gefüllt war. Mittendrin stand ein Schreibtisch aus Holz mit dem dazu passenden Stuhl. Auf der linken Seite stand eine Lage, wie in Ärztezimmern. Genau dort lag er mich ab.

„Warte einen Moment. Ich hole gerade schnell einen Erste-Hilfe-Kasten.“

Er ging an seinen Schreibtisch. Untendrunter in einer Schublade nahm er den Erste-Hilfe-Kasten heraus und begab sich damit wieder zu mir. Sehr schnell klebte er ein Pflaster auf die Bisswunde.

„W-werde ich Ärger bekommen?“, fragte ich ihn vorsichtig.

Er starrte mich verwirrt an. „Für was?“

„Dafür... das ich die Hausordnung nicht beachtet habe... und einfach rausgegangen bin...“

Der Butler schüttelte den Kopf. „Also bitte!? Ich werde den anderen nichts sagen. Sie würden die Geschichte eh nicht glauben. Wie heißt es doch, Vampire gibt es gar nicht!“

Meine Augen weiteten sich. „Echt jetzt?“

Der Butler wiederholte: „Nein, es gibt keinen Ärger für dich. Im Gegenteil. Ich bin dir sehr dankbar. Weißt du, wie lange ich diesen Dreckskerl schon suche?“

„Wie lange denn?“

„Mein ganzes Leben. Deswegen lebe ich. Du musst wissen: Meine Eltern, Großeltern und Vorfahren... sind eine Linie von Vampirjägern.“

Oh mein Gott! Vampirjäger!? War ich nun endgültig im falschen Film!? Erst wurde ich fast von einem Vampir getötet und nun erfuhr ich, dass der vermeintliche Butler in Wirklichkeit ein Vampirjäger war!

„Oh mein Gott...“

Er grinste nur: „Das hat dich sprachlos gemacht, nicht wahr?“

Ich: „Allerdings...“ Nun wurde ich aber wieder ernst. „Warum... warum ist der Vampir hier?“

Der Butler erklärte mir, dass dieser Vampir schon seit Jahrhunderten auf der Flucht vor den Menschen ist, und etwas sehr wertvolles besitzt, was eigentlich seiner Familie gehöre. Doch dieses Artefakt niemand lebendes jemals gesehen hat.

Ich fragte ihn vorsichtig. „Excalibur?“

Er lachte mich aus. „Oh mein Gott, oh nein! Dieses Schwert doch nicht! Ein anderes Artefakt, noch viel mächtiger!“

„Excalibur existiert?“

Er antwortete: „Oh ja, natürlich! So wie manch anderes.“

Mein Kopf dröhnte. So viele Erkenntnisse in wenigen Minuten... lange hielt ich nicht mehr durch. „Dieser Gegenstand... was kann er?“

Er schloss kurz die Augen und atmete kurz ein und aus. Dann öffnete er sie wieder. „Er schenkt... ewiges Leben.“

Nun war ich endgültig platt! „Im Ernst jetzt!?“

Der Butler nickte. „Jetzt kannst du dir ja vorstellen, wie wichtig es ist, diesen Vampir so schnell wie möglich zu finden. Was wenn diese Macht in die falschen Hände gerät? Du hast unheimlich viel Mut bewiesen indem du dich rausgeschlichen und ihn sogar gefunden hast! Ich weiß, es war nicht richtig euch hier schlafen zu lassen mit dem Wissen, dass ein Blutsauger hier herumgeistert. Aber du musst dir keine Sorgen machen, solange ich hier bin wird er euch nicht attackieren. Das traut er sich nicht. Er ist klug.“

Ich ahnte schon etwas. „Also wollen Sie, dass ich Ihnen helfe.“

Er klatschte begeistert in die Hände. „Wunderbar! Du bist echt intelligent, meine Liebe! Du bist der ideale Köder. Ich wette er wird wieder sein Versteck wechseln, nachdem wir ihn gefunden haben... Das bedeutet, ich bin nun auch auf deine Mithilfe angewiesen ihn zu finden. Wenn du das möchtest.“

Misstrauen machte sich in mir breit. „Kann der Vampir... mich im Schlaf angreifen?“

„Nein, keine Sorge. Ohne eine Einladung kann der Gute dein Zimmer gar nicht betreten! Und solange du starkes, grelles Licht mit dir führst, kann er dir nichts anhaben!“

Ich dachte an meine Taschenlampe zurück. „Oh mein Gott, meine Taschenlampe liegt in seiner Gruft!“

Der Butler winkte nur ab. „Keine Sorge, ich habe ein besonders leistungsfähiges Exemplar! Ich kann es dir morgen nach dem Abendessen geben. Du musst vorerst eh nicht mit mir auf die Suche gehen. Der Vampir ist stark geschwächt. Er wird sich für die ersten Tage komplett zurückziehen müssen. Ich komme auf dich zu, sobald was ist.“

Ich nickte. Dann plötzlich durchzuckte mich ein Schmerz an der Brust. Erschrocken packte ich mich am Herzen. „Argh..!“

Schmerzen... Ich habe solche Schmerzen...

Eine fremde Stimme ertönte in meinem Kopf. „W-was ist das!?“

Der Butler sah mich verwirrt an. „Ist etwas?“

Blut... Ich brauche Blut...

Wenn ich ihm erklären würde, dass ich eine fremde Stimme höre, wie würde er reagieren? Sollte ich ihm wirklich vertrauen? Was, wenn er mich dem Vampir verfüttern würde? So wie er ihn in der Gruft angestarrt hatte... ihm traute ich alles mögliche zu. Also entschloss ich mich zu schweigen.

„Ich... habe nur Schmerzen... ich glaub ich muss ins Bett...“

Besorgt fragte der Butler mich, ob er mich zum Zimmer begleiten sollte. Doch ich winkte ab und meinte, dass ich den Weg schon alleine finden würde. Mit einem Danke verabschiedete ich mich noch einmal von ihm und verließ sein Arbeitszimmer. Mit aller letzter Kraft schleppte ich mich zu meinem Zimmer. Endlich dort angekommen schließ ich mich ein und warf mich auf Bett. Die kleine, heile Welt von der ich dachte in ihr zu leben hat sich in dieser Nacht vollständig auf den Kopf gestellt. Nun beherrschte mich eine Angst, eine große Angst. Ich hatte Angst. Vor dem Vampir, was noch auf mich zukommen würde. Doch ich wollte nicht mehr nachdenken. Ich wollte nur noch schlafen. Also legte ich mich unter die Bettdecke und fiel in einen unruhigen Schlaf...
 

Um mich herum herrschte eisige Kälte. Als ich die Augen aufschlug stand ich mitten in einem Gang. Es ging erst mal nur gerade aus. Hinter mir war eine Sackgasse. Die Wände... waren aus Totenköpfen zusammengebaut worden. Ich fand die Location eigentlich als Außenstehende unheimlich cool, aber wenn man sich dort befand, war das noch einmal etwas ganz anderes. Ich spürte, dass ich in der Burg sein musste. Warum keine Ahnung, das sagte mir einfach mein Gefühl. Von weitem nahm ich ein kratzendes Geräusch war. Ich zuckte zusammen. Was war das bloß? War noch jemand hier? Obwohl ich ängstlich war, wollte ich der Sache auf den Grund gehen. Ich ging gerade aus und dann nach links. Wieder gerade aus und dann nach rechts. Der Aufbau der Gänge... ich befand mich in einem Labyrinth! Wie sollte ich hier nur wieder rauskommen!? Dann war irgendwo noch jemand, der auch hier drinnen irrte. Aber wer war das bloß? Das Geräusch kam wieder. Etwas lauter. Ich kapierte schnell, dass das, was auch immer neben mir in diesem Labyrinth war, hinter mir her war. Ich begann zu rennen. Immer wieder geriet ich in eine Sackgasse, rannte weiter, immer weiter. Dann nächste Sackgasse. Das Kratzen näherte sich mir immer mehr. Irgendwann nach unendlich langem umherirren endlich... ich stand an einem Brunnen, der sehr altertümlich war. Ganz leise plätscherte das Wasser hinaus. Ich wollte mir gerade etwas Wasser ins Gesicht reiben, als mich jemand von hinten anpackte.

„Buh..!“

Panisch drehte ich mich um und sah in zwei dämonisch rote Augen. Der Vampir grinste mir kalt und böse ins Gesicht. „Du kannst mir nicht entkommen. Ich finde dich immer und überall.“ Als er das sagte versank er wieder seine Zähne in meinem Hals und das Wasser aus dem Brunnen verfärbte sich in ein dunkles blutrot.

Treffen bei Mondschein

„Aaaaaaaaah!“ Panisch und schweißgebadet begann der nächste Morgen. Sofort packte ich mir an den Hals. Ich fühlte den Verband, den mir der Butler über die Wunde gemacht hatte. Mein Kopf brummte. Schwermütig schaffte ich mich aus dem Bett und torkelte zum Spiegel im Bad. Ich sah ziemlich fertig aus. Tiefe Augenringe zeichneten die gestrigen Erlebnisse in mein Gesicht. Mich packte Angst, als ich den Verband lösen wollte. Aber es musste sein. Ganz langsam und vorsichtig löste ich ihn. Die Wunde war über Nacht verschlossen. Die einzigen Überbleibsel waren zwei kleine Löcher an meinem Hals, die von den Eckzähnen des Vampirs hinterlassen wurden. Somit lautete die Frage: Wie soll ich sie nur vor den anderen verbergen? Am Kleiderschrank angekommen suchte ich mir ein neues Outfit zusammen. Ich entschied mich für ein rotes T-Shirt mit Totenkopfmuster, dazu eine dunkelblaue Jeans und meine gewöhnlichen schwarzen Straßenschuhe. Zum Glück schenkte mir Mell zu meinem 15. Geburtstag ein schickes rotgelbes Halstuch. Dieses legte ich nun um meinen Hals. Perfekt. Als ich mit dem Ankleiden fertig war, begab ich mich zum Frühstücken.
 

Am Tisch angekommen, freute sich Melanie wie ein kleines Kind darüber, dass ich nun endlich ihr Tuch trug.

„Wow Sarianna! Du siehst sooo toll aus! Der steht dir echt gut!“

Ich nickte. „J-ja, danke.“

Cindy beugte sich zu uns rüber. Auch sie war begeistert von meinem neuesten modischen Accessoire.

Sie hatten es gut. Für sie war es ein gewöhnlicher Morgen, wie die anderen Morgen zuvor auch. Nur für mich nicht mehr. Mein normales Leben war vorbei.

„Hey Sari, geht es dir nicht gut?“ Alex sah mich besorgt an. Sie merkte, dass etwas nicht in Ordnung war. Ihre Menschenkenntnis war echt bewundernswert.

Doch ich konnte ihr nie im Leben die Wahrheit sagen. Mir hätte sie die Geschichte nie geglaubt. Niemand würde mir glauben...

„Ich- ich habe nur schlecht geschlafen...“, antwortete ich müde und rieb mir über die Stirn.

„Das sieht man.“ Sie deutete auf meine Augenringe. „Schlecht geträumt?“

„Und wie.“, erwiderte ich.

„Keine Einzelheiten?“, bohrte sie mich.

„Nein.“

Sie seufzte. „Dann muss es ein ziemlich schlimmer Traum gewesen sein...“

Ich sagte dazu: „Und wie.“

Alex sah mir in die Augen. „Und du willst echt nicht darüber sprechen?“

Ich wiederholte: „Nein.“

Ich sah mich um. Der Butler hatte nur den Tisch gedeckt und das Essen serviert. Ansonsten fehlte von ihm jede Spur. Von meinem Traum wollte ich ihm nichts erzählen. Dafür traute ich ihm noch nicht richtig über den Weg. Was sollte ich nur machen? Mell wüsste bestimmt eine Antwort. Sie war eine absolute Vampirexpertin und mehr für übersinnliche Ereignisse offen, wie die anderen. Sollte ich mich ihr wirklich anvertrauen? Sollte ich ihr... von dem Vampir erzählen? Ich hatte keine andere Wahl. Diese Last konnte ich nie alleine tragen. Ich brauchte jemanden zum Reden. Sie würde mir am ehesten glauben, dachte ich nachdenklich.

Nach dem Essen ging ich auf Mell zu. “Mell, ich... muss mit dir reden. Es ist sehr wichtig... Können wir bei dir reden?“

Sie sah mich überrascht an, nickte aber sofort. „Natürlich, lass uns sofort aufs Zimmer gehen!“ In ihrem Zimmer waren wir ziemlich schnell. Mell schloss uns beide ein uns setzte sich dann zu mich auf den Boden.

„Also Sarianna, was wolltest du mir erzählen?“

Seufzend fing ich an: „Also... du bist die Einzige, mit der ich darüber reden kann... Ich bitte dich, erzähle NIEMANDEN was davon, ja? Dies ist ein Geheimnis!“

Mell nickte. „K-kein Problem!“

„Es geht darum, dass der Vampir, der in dieser Burg leben soll... wirklich existiert.“

Von einer Sekunde zur nächsten starrte sie mich völlig perplex an. Ihre Augen waren weit aufgerissen. „Bitte was!?“

Ich wiederholte: „Ja, der Vampir existiert!“

„Deswegen wolltest du mit mir reden? Soll das ein schlechter Scherz sein?“

Ich schüttelte den Kopf. „Nein, ich kann es dir sogar beweisen!“

Mell winkte mit einer Hand. „Na dann mal her mit dem Beweis.“

Ich legte das Halstuch ab und offenbarte ihr die Bissspuren.

„Oh mein...“ Sofort sah sich Mell das genauer an. „Was war nur passiert?“

Nun erzählte ich ihr den Ablauf der letzten Nacht genau nach. Den Alptraum ließ ich dabei nicht aus. Sie hörte mir interessiert und aufmerksam zu. Es tat einfach nur gut mit einer vertrauten Person über dieses Ereignis zu sprechen und ihre Meinung einzuholen.

Als ich meine Erzählung beendete, sagte sie: „Dann ist die Sache ja ganz einfach: Wir schnappen uns den Vampir, liefern ihn aus und die Sache hat sich erledigt!“

„Mell, so einfach ist es nicht. Denk daran: Vampire sind viel stärker und schneller als wir. Und ob man dem Butler trauen kann ist eine andere Sache.“

Verstecken... ich muss mich verstecken!

Plötzlich tauchte die Stimme des Vampirs in meinem Kopf auf. Verstecken? Es war doch noch Tag! Vielleicht saß er gerade in seiner Gruft und plante sich ein neues Versteck? Das wäre möglich.

„Aber warte doch mal!“, unterbrach mich Mell. „Du könntest ihn ablenken und ich schleich mich von hinten an ihn ran! DAS ist doch eine gute Idee, oder?“

Ich sah sie skeptisch an. „Ach, ich weiß nicht..“

Sie versuchte mich aufzubauen. „Sari, das wird funktionieren! Lass uns ihn heute Nacht suchen! Diesmal bin ich ja dabei. Dann passiert auch nichts!“

„Du bist ihm aber noch nie begegnet... Er ist so... unheimlich... aber irgendwie... auch...“

„Sexy?“, warf Mell in den Raum und konnte sich ein Zwinkern nicht Verkneifen.

Ich lief sofort rot an. „Um Himmels Willen, nein! Aber... ich denke... bevor wir ihn ausliefern würden, sollten wir uns seine Version der Geschichte anhören!“

Mell lachte. „Willst du einen auf Diplomaten machen?“

Ich antwortete: „Wenn's sein muss, dann ja.“

Sie schüttelte den Kopf. „DAS kann ja was werden! Und wie willst du ihn finden?“

„Ich kann ihn hören.“

Sie war nun noch verwirrter, wie zuvor. „Häh?“

„Ja, ich kann seine Stimme hören. Vielleicht, können wir ihn so finden...“

„Oder er dich.“, fügte sie hinzu. „Ich habe in mehreren Vampirbüchern darüber gelesen. Du hast nun eine Verbindung zu ihm. Er kann dich jederzeit aufspüren. Egal wo du bist.“

Diese Erkenntnis schockte mich. „I-im Ernst!?“

„Ja, selbst wenn du schläfst, weiß er das. Und wo.“

Ich schlug mir die Hände vors Gesicht. „Och nee...“

Andererseits... konnte ich ihm vielleicht auch meine Gedanken schicken? Ein Versuch war es wert. Ich dachte an den Waldrand. Der Butler bewegte sich ständig in der Burg herum. Das wir die Burg verlassen könnten, damit würde er nie rechnen!

Plötzlich...

Treffen? Seine Stimme klang sehr misstrauisch.

Ich antwortete ihm. Ja, Waldrand, 22:30 Uhr.

Butler?

Ohne ihn.

… Abgemacht.

Mell sah mich angespannt an. „Und?“

„Wir sind um 22:30 Uhr am Waldrand verabredet. Es hat geklappt...“ Die Anspannung war mir deutlich anzumerken. Wieder stieg Angst in mir hoch. Mell würde zwar dieses Mal dabei sein, aber ich hatte dennoch Panik, ob er uns nicht einfach töten würde.

Mell nahm mich in den Arm. „Hey... es wird alles Gut. Ich komme um 22:00 Uhr zu dir, ja? Dann gehen wir gemeinsam. Ich bringe sicherheitshalber auch eine ganze Menge Knoblauch mit!“

Ich lachte leise. „Woher willst du zur Hölle Knoblauch her kriegen?“

Sie antwortete: „Woher soll ich denn das wissen?“

Wir lachten zusammen und heiterten so die Stimmung etwas auf.
 

Wie vereinbahrt stand Melanie um Punkt 22:00 Uhr vor meiner Tür. Ich ließ se rein und wir trafen die letzten Vorbereitungen. Knoblauch hatte sie keinen dabei, dafür trug sie ein Kreuz um ihrem Hals. Leider besaß ich keines, dafür trug ich den grünen Glücksstein, den ich von meiner Mutter bekommen hatte. Er war ein Familienerbstück und galt als sehr wertvoll. Mell hatte noch eine Taschenlampe und ein bisschen Erste-Hilfe-Zeug in einer kleinen Umhängetasche dabei. Ich nahm nichts mit. Wieder hatte ich das Tuch um meinen Hals geworfen. Mit klopfenden Herzen schlichen wir uns aus dem Zimmer und runter in das Erdgeschoss. An den Butler vorbeizukommen war wieder kein wirklich großes Problem. Es lag eine eisige Spannung in der Luft. „Du Sarianna, reiß dich zusammen! Wir ziehen das hier jetzt durch!“, flüsterte Mell mir ins Ohr. Langsam krochen wir schon fast aus dem Eingang hinaus ins Freie. Am Schotterweg führte rechts ein Weg zum Waldrand. Noch einmal schluckte ich meine Panik und Nervosität wieder hinunter und ging mit Mell Hand in Hand Richtung Waldrand. Der Fußweg betrug etwa 5 Minuten. Danach stellten wir uns mitten in die Bäume.

„Und du bist sicher, dass HIER der Treffpunkt ist?“, fragte Mell mich vorsichtig.

Ich zitterte am ganzen Leib. Mein Hals pochte. Der Kopf brannte. Er... musste in der Nähe sein! Das spürte ich.

Dann ganz plötzlich schoss ein dunkler Schatten an mir vorbei.

„Aaaaaaaaaaahhh!!!“ Mell wurde von ihm überwältigt und gegen einen Baum geschleudert. Kritische Verletzungen schien sie nicht erlitten zu haben, aber sie hatte das Bewusstsein verloren. Der Vampir lehnte sie vorsichtig an den Baum und legte ihren Kopf zurecht, damit sie Luft in ihre Lungen und Nase bekam.

„Ich dachte, wir wären ALLEINE verabredet?“ Er erhob sich und wandte sich mir zu.

Ich lief rot an. „S-sie hat nichts damit zu tun!“

Blitzschnell stand er wieder direkt vor mir und umgriff mein Kinn. „Ah, du hast Angst. Ich verstehe... Das hätte ich aber auch an deiner Stelle.“

Wimmernd versuchte ich mich von ihm zu lösen. Allerdings hielt er mich erneut fest. „WAS willst du von mir?“, knurrte er fordernd.

Irgendetwas regte sich in mir. Die Art, wie er das sagte... sie gefiel mir irgendwie...

„Ich- ich habe Fragen... an dich...“

Seine Augenbrauen hoben sich. „Soso, und was, wenn ich bitten darf?“

Nach kurzem Zögern stellte ich ihm meine erste Frage. „Warum bist du hier?“

Er lachte. „Also bitte!? Warum ich hier bin!? Diese Frage kannst du deinem Freund von Butler stellen!“ Der Vampir war sichtlich verärgert. Was hatte das zu bedeuten?

„Was!? Wie!?“

„Ich stell das hier nun mal klar: Diese Burg ist MEIN Zuhause. Ich lebe hier schon eine lange Weile zurückgezogen, von den Menschen abgeschirmt. Dann taucht der hier auf und macht daraus eine 'Jugendherberge', wie er es nennt.“

„Der Butler behauptete, dass du etwas von seiner Familie gestohlen hättest und er es sich zurückholen möchte.“

Der Vampir schüttelte den Kopf. „Nein, ich besitze nichts von ihm. Besser gesagt, er will etwas von mir.“

Nun war ich neugierig. „Was denn?“

Seine Eckzähne blitzten auf. „Hat er es dir nicht gesagt? Er will diesen Stein... der ewiges Leben schenken soll. Den wird er aber nicht bei mir finden...“

Ich versuchte ihn zu löchern. „Wo findet man ihn?“

Wütend drückte er mich gegen einen Baum. „Sag mal, bist du wirklich so naiv? Weißt du, was für eine Macht er hätte? Denkst du, er würde ihn für wohltätige Zwecke verwenden?“

Ich antwortete: „Ehrlich gesagt, nein. Aber dir traue ich auch nicht.“

Mit seiner Hand drückte er gegen meine Kehle. „Das würde ich auch nicht an deiner Stelle.“ Sein Griff wurde wieder fester, schürte mir die Atemwege zu.

„H-hör auf... D-du tust mir weh...“

Wieder näherte sich sein Gesicht meinem. Er legte meinen Hals frei und strich mit seinem Finger über den Bissabdruck. Ein starkes Kribbeln durchzog meinen Körper. Gefolgt von einer unangenehmen Gänsehaut. Der Adrenalinpegel stieg an.

Plötzlich blieb sein Blick an meiner Halskette hängen. Sein Gesichtsausdruck veränderte sich von einer Sekunde zur nächsten. Die Wut war verflogen. Stattdessen... sah er nun traurig aus. Er nahm den grünen Stein in die Hand und sah ihn an.

„Wo... hast du ihn her?“, fragte er mich sanft.

Ich sah ihn überrascht an. Er nahm seine Hand von mir runter und ließ mich frei. „Von meiner Mutter... Ein Geschenk.“

„So ist das also...“ Er ging einen Schritt zurück und beobachte mich nun im Profil. Mir kamen diese Sekunden wie eine Ewigkeit vor. Was war plötzlich los mit ihm?

„Was hast du?“, fragte ich ihn vorsichtig.

In diesem Moment brach Mondlicht ein. In dem Licht schien seine Haut noch heller wie zuvor und die schwarzen Haare bekamen einen bläulichen Schimmer. Er sah wirklich schön aus. Wenn da nicht das große beidseitige Misstrauen wäre.

„Ich habe mich gerade an etwas erinnert... Nicht sehr wichtig.“ Er drehte mir den Rücken zu, als wolle er gehen.

„Hey, so warte doch!“ Ich packte ihn an der Hand.

Verdutzt drehte er sich wieder um und sah mir direkt in die Augen. „Was ist noch?“

„D-dein Name... ich wüsste gern wie du heißt!“

Er seufzte. „Nenn mich Adrian...“

„Adrian... alles klar, ähm...“

„Du bist Sarianna. Hab ich mitgehört, als ihr zu mir kommen wolltet.“

Ich nickte. „Ja...“

„Gut.“ Adrian ging zu Mell und beugte sich über sie.

„Was machst du da?“, fragte ich ihn skeptisch.

„Ich lösche ihre Erinnerungen. Sie wird sich nicht an dieses Treffen mit mir erinnern. Sie wird auch nicht mehr wissen, dass du mit ihr über mich gesprochen hast. Das hier ist unser kleines Geheimnis, Verstanden?“

Ich nickte. „J-ja, verstanden! Aber... warum löschst du nicht auch meine Erinnerungen an dich?“

Adrian zögerte kurz. Dann erwiderte er: „Weil du schon zu tief in der Sache mit drin steckst...“

„W-was soll das bedeuten?“, wollte ich von ihm wissen. Doch darauf bekam ich keine Antwort. Stattdessen begleitete er mich und trug Mell, vorbei am Butler ans Zimmer.

„Ich werde euch verschonen...“

„Wie?“ Was sollte das nun?

„Du hast richtig gehört. Ich lasse euch am Leben. Ich habe auch nicht die Absicht euch alle umzubringen. Ich trinke nur, um zu Überleben. Ganz natürlich.“

„Und was war das gestern!?“

Adrian seufzte. „Ich hatte großen Durst und war ziemlich wütend, okay?“

Irgendwie war er nun anders zu mir. Keine Ahnung wieso. Hatte ich etwas im Gesicht?

„Schlaft gut.“

„Und was ist jetzt mit dir? Der Butler ist doch hinter dir her!“

Adrian schmunzelte. „Machst du dir etwa plötzlich Sorgen um mich?“

Ich errötete leicht. „N-nein!“

„Ach das wird schon. Ich kenne so einige Verstecke. Er kriegt mich nicht.“

Plötzlich lag mir eine letzte Frage sehr am Herzen. „Sehen wir uns wieder?“

Er schrak auf. Dann sagte er: „... Wieso sollte ich?“

Ich wurde weiter rot. „Naja... weil ich... gerne mehr über dich wissen möchte... Über die Vampire... über alles!“

Adrian musterte mich noch eine Weile. „Hm... ich denke darüber nach. Mach's gut und stell nichts dummes an!“ Dann verschwand er und ließ mich mit Mell zurück.

Adrian... Wer war er? Konnte ich ihm glauben? War er vertrauenswürdiger wie der Butler? Fragen über Fragen. Wie er sagte konnte sich Mell an nichts mehr erinnern. Ich begleitete sie kurz ins Zimmer. Als sie in ihrem Bett lag, ließ ich sie wieder allein und legte mich schließlich in mein Bett, mit Adrians Gesicht vor meinen Augen...

Am Fenster

Die restliche Nacht verlief ruhig und friedlich. Sarianna schlief seelenruhig in ihrem Bett. Dafür, dass der Tag für sie sehr aufwühlend war, war ihr Schlaf überraschend gut. Doch sie ahnte nicht, dass sich langsam von draußen ein Schatten an ihr Balkon näherte...

Wie von Geisterhand bewegten sich die Vorhänge am Fenster zur Seite und gewährten so freie Sicht ins Zimmer. Er hatte keine Ahnung, warum es ihn zu ihr hinzog. Er hatte das Gefühl... nach ihr sehen zu müssen. Verwirrung machte sich in ihm breit. Sie schien friedlich zu schlafen... es beruhigte ihn irgendwie. Ein sanftes Lächeln huschte über sein Gesicht. Wie gerne er zu ihr kommen würde... Fragen quälten ihn, seit dem sie sich trafen. Dieser Stein... er wusste von seiner Herkunft. Das lag aber viele, viele Jahre zurück... Ein Mensch aus seiner Vergangenheit besaß ihn. Aber er wollte nicht mehr darüber nachdenken. Also verschloß er die Bilder wieder tief in sich drin. Dieses Mädchen hatte diese Erinnerungen wieder hervorgeholt. Das wurde ihm nun klar. Er schüttelte den Kopf. Er wollte nicht mehr davon herausgraben. Diese Wunden nicht mehr aufreißen. Aber irgendwie hatte es etwas Gutes: Er fühlte seit langem wieder eine Verpflichtung. Das Gefühl, dass er gebraucht wurde.

Langsam zog er sich wieder in die Dunkelheit zurück und ließ sie allein...
 

Der Schlaf war deutlich ruhiger wie die Nacht davor, was mich sehr wunderte. Die Sonnenstrahlen begrüßten mich und den neuen Tag erfreut. Aber hatte ich die Vorhänge nicht zugezogen? Wahrscheinlich vergaß ich es, als ich Schlafen ging. Also zog ich sie wieder zu und schleifte anschließend ins Bad um mich zu duschen. Als ich fertig war zog ich mir eine graue Sporthose und ein weißes T-Shirt mit der Aufschrift "Victory!" an. Anlass war, dass wir an diesem Tag einen Ausflug in den Kletterwald machten. Es war eine gute Abwechslung und Ablenkung, als ständing in der Burg zu sitzen! Wir trafen uns um 10 Uhr draußen vor der Burg. Unsere Lehrerin prüfte kurz, ob alle anwesend waren.

"Hi, Sarianna!", begrüßte mich Melanie erfreut.

"Guten Morgen!", grüßte ich sie zurück. Sie wusste wirklich nicht mehr, was am letzten Abend passiert war. Gute Arbeit Adrian...

Sie schlang freundschaftlich einen Arm um mich. "Freust du dich auch schon, auf den Kletterwald?"

Ich nickte. "Ja, wird bestimmt lustig!"

Schnell leitete unsere Lehrerin uns alle zum Bus. Nachdem wir alle eingestiegen waren fuhren wir los. Die Fahrt dauerte nicht sehr lange, gerade mal 15 Minuten. Und schließlich kamen wir beim Kletterwald an. Noch ahnte ich nicht, dass dieser Ausflug einen großen Einfluss auf den Verlauf der folgenden Tage nehmen würde...

Abenteuer im Kletterwald & Der Vampir in meinem Zimmer

Begrüßt wurden wir von einem sehr netten Herrn. Er war sehr sportlich gekleidet und musste etwa um die Mitte 20 sein. Seine Haare waren lang und hellbraun. Anhand seines sportlichen Körperbaus, musste er dies schon länger praktizieren.

"Schönen guten Tag, die Damen! Nennt mich Gregor, ich weise euch noch kurz in alles ein, bevor wir uns auf die Bäume begeben!", begrüßte er uns freundlich.

"Guten Tag, wir sind die Damentruppe der 8. Klasse der Goethe-Hauptschule. Ich bin die Lehrerin Frau Meier.", antwortete Frau Meier und schüttelte dem jungen Herrn die Hand.

"Sehr erfreut!", erwiderte er lächelnd und bat uns mitzukommen.

Die Einweisung in die Sicherheitsvorkehrungen und den Gefahrstufen lief reibungslos. Schnell brachten die Kollegen die Sicherheitskleidung und die Gurte, zum Befestigen an die Seile, mit.

Er führte uns kurz vor wie wir uns die Kleidung anziehen sollten, bevor wir selbst aktiv wurden.

Schon nach kurzer Zeit begann Cindy zu meckern.

"Diese blöden Hosenträger! Die sind mir im Weg!!!"

Feli meinte darauf nur: "Leg die doch mal anders rum, dann klappt es auch!"

Letzten Endes kam Cindy doch noch irgendwie in die Hose. Anschließend zogen wir uns alle die Schutzhelme an und befestigten sie richtig am Kopf.

"Sehr gut!", freute sich Gregor und führte uns zum Einsteigerparkour. "Diese Strecke ist nicht sehr schwer und dient dazu, dass ihr lernt mit den verschiedenen Hindernissen umzugehen und erst mal warm zu werden. Wer möchte das Versuchsobjekt sein?"

Miriam, unsere Sportskanone, hob sofort hektisch ihre Hand. "Ich, ich, ich!"

Gregor lächelte sanft und gab ihr seine Hand. „Alles klar, dann hoch mit dir!“

Wie erwartet schlug sie sich wacker. Anschließend durfte jeder von uns ran. Nachdem auch der letzte den Einsteigerparkour geschafft hatte führte er uns zu den 3 richtigen Parkouren. Den Anfänger-, Fortgeschritten- und Profiparkour. Der Profiparkour war für uns nicht zugelassen, dieser war nur für die Vollprofis gedacht. Also begaben wir uns alle auf den Anfänger- oder den Fortgeschrittenparkour. Meine Wahl fiel natürlich auf den des Anfängerparkours. Unsere Lehrerin hatte sich auf einer Bank niedergelassen und beobachtete uns von unten. Gregor achtete genau darauf, was jeder von uns machte um falls es zu Schwierigkeiten kam, sofort einzugreifen. Ich schlug mich überraschender Weise gar nicht mal so schlecht.

„Sehr gut, du machst das ganz toll!“, lobte er mich.

Ich erwiderte: „Danke!“ und setzte meinen Weg fort. Auch wenn manche Hindernisse doch etwas knifflig waren, machte es mir einen höllischen Spaß.

Doch plötzlich...

„Ahhhhh, ich stecke fest! Hilfe!!!“ Cindys Beine verhangen sich an einem dicken Holzstück, weswegen sie sich nicht mehr vorwärts bewegen konnte. Zumal sie noch in der Luft hing. Gregor rief zu ihr hoch: „Keine Sorge, ich ziehe gleich ein rotes Seil hoch und schüttele es! Dann versuche danach zu greifen und dich loszuziehen!“

Cindy antwortete: „Aber ich habe Angst!“

„Das musst du nicht haben, du kannst nicht fallen!“

Tränen stiegen ihr in die Augen. „Aber... ich habe trotzdem Angst!!!“

Nun kam ich auch an der besagten Stelle an. „Keine Sorge Cindy! Versuche an das Seil zu kommen, du kannst das! Du musst nur an dich selbst glauben und nicht aufgeben!“

Frau Meier bestätigte meine Aussage und sprach ihr ebenfalls Mut zu.

Nachdem sie noch ein wenig schluchzte fasste sie all ihren Mut zusammen und griff nach dem Seil, was sie schließlich zu fassen bekam. Langsam zog sie sich daran hoch und befreite ihre Füße. Am Ende kamen wir alle Heil unten an und bedankten uns höflich bei Gregor für die tollen Stunden.

Als wir uns zum Mittagslunch auf Holzbänke saßen begab er sich plötzlich zu mir. „Dein Name war... Sarianna richtig?“

Ich nickte.

„Ich bin beeindruckt. Du hast Talent und Mut. Aus dir könnte eine gute Kletterin werden. Bitte bleibe dabei, es wäre doch Schade sein Talent nicht weiterzuentwickeln.“

Ich errötete leicht. „Ohh, Danke. Sie schmeicheln mir...“

Er lächelte. „Also dann, vielleicht sieht man sich ja wieder.“ Dann ging er.

Mell rückte näher an mich. „Ohhhh, du kleine Männerherzen-Eroberin du!“

Ich schüttelte lachend den Kopf. „So ein Quatsch..!“

Nach dem Lunch machten wir uns wieder auf den Weg zum Bus. Cindy kam auf mich zu und umarmte mich stürmisch. „Vielen, vielen Dank Sarianna! Du hast mir echt viel Kraft gegeben da oben! Das... war toll von dir!“

Ich erwiderte: „Keine Ursache!“

Schnell saßen wir alle im Bus und fuhren zurück zur Jugendherberge, in Begleitung des Songs "Broken Home", wo es schnell Abend wurde...
 

*
 

Als ich wieder auf meinem Bett lag musste ich wieder an Adrian denken. Ich hatte noch so viele Fragen an ihn. So vieles, was noch verborgen war. Aber ich wusste nicht, ob er noch unten in der Gruft war. Wahrscheinlich hatte er sich nun ein neues Versteck gesucht. Auch verständlich, nachdem man fast von einem Vampirjäger getötet wurde. Aber da war noch etwas anderes... Ein... Gefühl das in meinem Herzen pochte. Es war ein gewisser Schmerz, der meine Brust zusammenzog. War das Sehnsucht? Er war schließlich nicht unattraktiv. Ganz im Gegenteil. Ich seufzte leise. Er war ein Vampir verdammt nochmal! Eine Kreatur der Nacht! Ein Dämon! Konnte man mit so einem Wesen Freundschaft schließen? Oder vielleicht mehr? Ich schüttelte den Kopf. Dies war kein kitschiger Teenie-Roman! Da war das alles nicht so schwer. Beide verlieben sich, retten sich gegenseitig das Leben und einer von beiden wird verwandelt. Ende. Doch so leicht war das alles nicht. Dies war das wahre Leben. Und genau deshalb viel komplizierter! Ich war hin und hergerissen von ihm. Ich wusste nicht was ich machen sollte. Ich durchsuchte meine kleine DVD-Sammlung in der Hoffnung einen netten Film zu finden. Ich entschied mich für The Lost Boys. Ich setzte den tragbaren DVD-Player auf meinen Schoß und ließ mich von dem kleinen Bildschirm berieseln. Wieder kam Angst in mir hoch. Denn ich wusste, Vampire waren keine einfachen Horrorfiguren mehr, sondern die eiskalte grausame Realität.

„Adrian, wer ist du?“, seufzte ich leise und wartete bis die Nacht einbrach...
 

Plötzlich, als ich mich gerade schlafen legen wollte, klopfte etwas an meinem Fenster. Es war nicht laut, aber laut genug, damit ich es hören konnte. Ich sprang auf und ging müde ans Fenster. Als ich die Vorhänge wegzog und Adrian erkannte kreischte ich laut auf und fiel aufs Bett zurück.

Er schnippte kurz mit den Fingern und bat mich zu sich. Nachdem ich mich von dem Schock erholt hatte stürmte ich erneut ans Fenster und öffnete es.

„Was zur Hölle machst du hier!? Der Butler könnte dich finden!“, fauchte ich ihn an.

Er hob abwehrend die Hände. „Zuerst mal guten Abend, Sarianna. Könntest du mich bitte herein bitten? Das erleichtert einiges.“

Ich antwortete: „Oh entschuldige der feine Herr! Guten Abend ebenso!“ Nun sah ich mich um. Ja, er hatte Recht. Es war einfacher ihn reinzulassen und mit ihm hinter verschlossenen Türen und Fenstern zu reden. Da bekanntlich ja ein Vampirjäger in der Burg herumschlich, der Adrian an die Kehle bzw. ans Herz wollte!

„Sarianna, bitte. Gestatte mir dein Zimmer zu betreten.“, forderte er sanft.

Ich seufzte und trat zur Seite. „Na gut, du darfst reinkommen.“

Er lächelte. „Vielen Dank.“ Schließlich betrat er mein Zimmer und schloss mit einem Fingerschnippen die Fenster. „Du musst wissen, solange wir Vampire keine Erlaubnis haben Zimmer, Wohnungen oder Häuser von Sterblichen zu betreten, können wir auch nicht rein. Dies erleichtert einiges.“

Ich sah ihn erschrocken kann. „Das bedeutet, du könntest mich nachts stalken!?“

Adrian erwiderte: „Ja. Aber das tue ich nicht. Ich wache nur.“

„Wie soll ich das bitte verstehen?“, fragte ich ihn misstrauisch.

Nun prustete er kurz und erklärte: „Ich muss dir gestehen: Ich habe dich die letzte Nacht beobachtet.“

„WAS hast du getan!? Während ich geschlafen hab!?“

„Ja.“, antwortete er. „Ich weiß selbst nicht warum. Aber ich wollte sicher gehen, dass es dir gut geht.“

„Adrian... du hättest gesehen werden können... Und außerdem kommt das jetzt sehr seltsam rüber.“

Er seufzte. „Ich weiß. Ich denke, dass du viele Fragen an mich hast. Aber ich habe auch Fragen. Wie klären wir das nun?“

Ich überlegte kurz. „Ich würde sagen: Wir setzen uns aufs Bett und wechseln uns mit den Fragen immer ab. Ist das ein Deal?“

Er nickte. „Ja, das ist ein Deal.“

Daraufhin begaben wir uns auf mein Bett und ließen uns nieder.

Adrian fragte. „Wer fängt an?“

Ich antwortete: „Der fragt natürlich.“

Er lachte leise. „Also Sarianna... erzähle mir einfach etwas über dich.“

Ich lächelte sanft und gab ihm Auskunft: „Ich bin 16 Jahre alt und gehe nun in die 8. Klasse der Hauptschule. Wie eigentlich jeder wohne ich noch bei meinen Eltern... ich lese gerne Mangas und gucke auch Filme, besonders... ja Vampirfilme!“

Adrian kicherte. „Das ist... wirklich amüsant! Hast du Filme hier?“

Meine Wangen erröteten sich leicht. „Ja, hier...“

Ich gab ihm meine DVD-Sammlung, die er ruhig durchblätterte. Als meine Hand seine traf durchfuhr mich eine angenehme Gänsehaut. Es war ein seltsames Gefühl jemanden neben mir sitzen zu haben, der wohl möglich viel älter war wie ich selbst.

„Ahhh, den kenne ich sogar...“, stellte er erstaunt fest und zeigte auf das DVD-Cover von The Lost Boys.

„Ha, was für ein Zufall! Ich habe ihn mir gerade angesehen!“, stellte ich lachend fest.

Adrian meinte darauf. „Ah, ist das so? Ich sah ihn damals im Kino.“

Ich antwortete: „Das glaube ich dir.“

Adrian starrte darauf nachdenklich an die Decke. „Du bist dran. Stell mir eine beliebige Frage die dir auf den Nägeln brennt.“

Nun überlegte ich und entschied mich für folgendes: „Wie alt bist du denn eigentlich?“

Er lachte auf.

„Was ist so lustig?“

Er versuchte sich wieder ein zu kriegen. „Ich wusste irgendwie, dass diese Frage zu aller erst kommen würde. Also gut, ich bin jetzt genau... 220 Jahre alt.“

Meine Augen rissen sich von selbst auf. „220 Jahre!?“

Er nickte bestätigend. „Ja, das ist mein Alter, meine Liebe.“

„Dann hast du ja bestimmt schon eine ganze Menge erlebt...“

„Oh ja, das habe ich. Ich habe so viel Leid und Freude mit angesehen in den ganzen Jahren... Selbst die dunkelsten Kapitel der Weltgeschichte... habe ich selbst mit erlebt.“

„Der Nationalsozialismus...“, flüsterte ich leise.

„Oh ja.“, erwiderte Adrian nachdenklich. „Ich... habe so viele Menschen leiden und sterben sehen...“

Bei seinen Worten rann eine Träne über meine Wange.

Ihm entging dies nicht. „Hey, es ist alles gut...“ Sanft streichelte er mit seinem Finger die Träne weg und leckte die Flüssigkeit mit seiner Zunge auf. „Es war eine schwere Zeit für alle. Aber sie ist glücklicherweise nun Vergangenheit. Also, Kopf hoch. Du kannst nichts dafür, was die vor deiner Zeit verbrochen haben.“ Plötzlich schlang er seine Arme um mich und drückte mich an seine Brust. Diese Berührung... Meine Wangen erröteten.

„A-Adrian...“, seufzte ich.

„Und wieder besser?“, fragte er mich vorsichtig und lächelte sanft.

„Ähm, ja...“

Langsam lösten sich seine Arme von mir und er saß wieder ganz normal neben mir.

Schade, dachte ich dabei.

„Oh, ich bin wieder dran!“, stellte Adrian fest.

„Na, dann. Schieß los!“, forderte ich ihn auf.

Kreuzverhör

Adrian legte sein Kinn auf den linken Daumen und Zeigefinger und überlegte kurz. „Woher kommst du?“, fragte er mich schließlich.

„Ich komme aus einer Kleinstadt in Rheinhessen. Ist nicht sehr groß, aber... es reicht aus. Man kann da doch sehr gut leben! Obwohl wir nur ein Kino haben...“, antwortete ich.

Adrian schmunzelte: „Also magst du Filme?“

Ich strahlte: „Oh ja, siehst du ja an den DVDs, die ich hier habe!“

Wir beide lachten. Doch nun war ich wieder dran mit Fragen. Nun fragte ich ihn das, was mir die ganze Zeit auf den Nägeln brannte. „Wie... bist du ein Vampir geworden?“

Adrians Gesicht wurde starr und sein Mund schloss sich zu einem schmalen Strich. Kurz schloss er die Augen und öffnete sie wieder. Dann sah er mir wieder in die Augen. Sein Blick... war traurig.

„Ich weiß es nicht. Ich kann mich nicht erinnern.“

Ich sah ihn verwundert an. „Wie, du kannst dich nicht erinnern?“

„Richtig. Ich weiß eigentlich nicht, wer ich eigentlich bin. Das Einzige was ich weiß, ist mein Vorname und woher ich kam.“

„Und woher kommst du?“, fragte ich ihn verwundert.

„Aus London.“, antwortete er.

„Oh.“

„Es war... der 20. Oktober 1794. Ich lag in einer dunklen Gasse. Mein Körper war von Blut übersät und der Regen prasselte auf mich herab. Ich wusste nicht wer ich war, als ich wach wurde. Ich weiß nicht, was für ein Mensch ich war. Der Vampir, der mich verwandelt hatte, ließ mich einfach zurück. Ich empfand Angst und großen Hunger... nach Fleisch.“, begann er zu erzählen.

Ich schluckte. „Erzähl weiter.“

Er setzte seine Geschichte fort. „Nachdem ich einige Minuten mit blutüberströmter Kleidung durch die Londoner Straßen geschlendert war sprach mich eine Prostituierte an. Sie fragte, ob ich nicht... Lust hätte mit ihr zu spielen... Daraufhin...“ Er sprach nicht weiter und senkte seinen Kopf.

„Dein erstes Opfer.“, stellte ich fest.

„Richtig.“, seufzte er. „Danach verließ ich meine Heimat und zog rastlos durch das Land. Nach und nach lernte ich alleine, wie man als Vampir in dieser schwierigen Zeit überlebte. Ich weiß nicht, wie ich das schaffen konnte. Ich wollte leben. Einfach weiter machen. Später fand ich mich damit ab Menschenblut zu trinken. Anders kannte ich es nicht. Ich bemitleide mein Leben auch nicht. Wie soll ich auch an ein Menschenleben zurückdenken, wenn ich nicht weiß wie es ist als Mensch zu leben?“

„Adrian...“, seufzte ich.

„Ist schon gut.“, sagte er mir. „Mittlerweile trink ich auch Tierblut. Es geht beides.“

„Wie viele Menschen hast du schon getötet?“, fragte ich ihn vorsichtig.

„... Eine Menge.“, antwortete er.

„Hattest du als Vampir auch schon engeren Kontakt mit Menschen?“

Er verkrampfte und biss sich auf die Lippe. „Darüber... möchte ich... noch nicht sprechen...“

„Ich verstehe...“

Nun sah Adrian mich wieder an. „Warum möchtest du das alles wissen?“

„Weil ich mehr über die Vampire wissen will. Außerdem möchte ich dich gerne besser kennenlernen und weil... ich dich mag.“

Seine Augenbrauen hoben sich. „Ich weiß nicht ob du mich als Freund haben möchtest.“

Ich sah ihn verwundert an. „Wieso denn nicht?“

Er antwortete: „Hast du nicht zugehört, was ich dir gerade erzählt habe? Außerdem... hätte ich dich fast getötet. Warum... fasst du so ein Vertrauen zu mir und nicht zu dem Butler?“

„Weil du für mich der Glaubwürdigste hier bist.“

„Aha.“ Adrian war sehr überrascht.

„Die anderen hätten sich wohl auf die Seite des Butlers geschlagen. Aber ich nicht. Ich seh mir immer beide Parteien genau an bevor ich mir meine eigene Meinung bilde. Und du... ich weiß nicht. Ich habe bei dir das Gefühl, dass ich dir vertrauen kann.“, erklärte ich ihm.

„Du darfst niemals zu einem anderen Menschen so schnell Vertrauen fassen. Das... kann dein Verderben sein.“, murmelte er.

„Was soll das heißen?“, hackte ich nach.

„Nichts.“, behauptete er. „Woher willst du wissen, dass ich dir gut gesonnen bin?“

„Weil du mich am Waldrand nicht getötet hast.“, argumentierte ich.

Nun war er wieder ganz still und zog die Knie an seinen Körper.

„An was denkst du gerade?“, fragte ich ihn vorsichtig.

Seine Augen sahen zu mir hinauf. Danach wechselte er rasch das Thema. „Möchtest du wissen, woher die Vampire kommen und welche Fähigkeiten sie haben?“

Erst starrte ich ihn verwirrt an, aber nickte schließlich.

Dann begann Adrian zu erzählen: „Vampire gibt es schon seit hunderten von Jahren. Der erste Vampir, der je existiert hatte, war Graf Dracula. Wie er zum Vampir wurde, weiß man bis heute nicht. Aber er war der Mächtigste von allen. Die Einzige Person, die ihm die Stirn bieten konnte war Van Helsing, der legendäre Vampirjäger.“

Aufgeregt rief ich rein: „Also, ist der Roman von Bram Stoker wahr!?“

Adrian lachte. „In den meisten Punkten ist es Fiktion, aber einige Inhalte sind tatsächlich wahr.“

„Boah, ich bin platt!“

„Überrascht, nicht wahr? Nun, beide lieferten sich legendäre Kämpfe. Schließlich konnte Van Helsing ihn aber nie vernichten, während sich die Vampire mehr und mehr über den Planeten verbreiteten. Doch einer Person gelang es, ihn zu vernichten.“

„Mina!?“, vermutete ich vorsichtig.

„Richtig. Sie war die Einzige Person, für die Dracula romantische Gefühle hegte. Daher war sie in der Lage ihm das Leben auszuhauchen.“

Ich schlug mir die Hände vor den Kopf. „Scheiße, das alles ist wahr!!!“

„Moment.“, unterbrach Adrian mich. „Wie ich schon sagte, ein Teil ist wahr. Aber vieles ist auch Fiktion. Anscheinend musste der nette Autor damals mit den beiden mitgereist sein und alles aufgeschrieben haben. Und dieser Teil ist der einzig belegte, der wahr ist. Die anderen Inhalte des Buches sind zu 80 % erfunden.“

Ich starrte ihn einfach nur an. „Krass...“

Adrian berichtete weiter: „Mittlerweile kann man Vampire in vier Ränge einstufen.“

„Und die wären?“, wollte ich wissen.

Adrian antwortete: „Die Alphavampire sind die unterste Kategorie. Sie mögen zwar stark sein, aber beherrschen sich nicht. Sie sind die Neugeborenen, wie man sie nennt. Als nächstes folgen die gewöhnlichen Betavampire, wie ich einer bin. Danach die sehr mächtigen Gammavampire, denen macht z. B. das Sonnenlicht nichts aus und sie können sich neben der gewöhnlichen Fledermaus in ein zusätzliches Tier verwandeln und zum Schluss folgt der Omegavampir, der Mächtigste von allen; Dracula.“

„Wow, echt interessant!“, gab ich zurück.

„Ja, der Vampirismus ist echt ein Mysterium für sich...“, seufzte er nachdenklich. „Wie Spät ist es?“

Ich starrte auf meine Armbanduhr die auf dem Nachttischschränkchen stand. „Ach du lieber Gott! Wir haben 4 Uhr morgens!“

Adrian stand auf. „Oh je, dann muss ich dich wirklich schlafen lassen!“ Als er ans Fenster gehen wollte, packte ich ihn an der Hand. „Oh bitte, geh noch nicht.“

Adrian runzelte die Stirn. „Was möchtest du denn?“

Ich errötete leicht. „Nun ja, möchtest du... nicht bleiben? Bis ich... eingeschlafen bin?“

Er sah mich verdutzt an. „Ähm... wenn du das willst? Na gut...“

„Danke..!“, hauchte ich ihm zu. Danach räumte ich mein Bett leer und legte mich unter die Decke während Adrian sich neben mich an die Bettkante setzte. Vorsichtig strich er eine Haarsträhne aus meinem Gesicht. „Ich hoffe, du schläfst gut. Das Gespräch mit dir war toll, das müssen wir noch weiter fortführen.“

Ich lächelte ihn an. „Oh ja, das fand ich auch echt toll. Ich hoffe auch, dass du später gut schlafen wirst! Am Abend komme ich noch mal vorbei, wenn du magst.“

„Sehr gerne.“, antwortete er und lächelte sanft. „Gute Nacht, Sarianna...“

Schließlich schlief ich dann neben ihm ein...

Die Entführung

Langsam, wirklich sehr langsam begann ich meine Augen zu öffnen. Als ich hinauf sah, bemerkte ich, dass Adrian immer noch an meiner Bettkante saß, so wie er es mir versprach.

"Oh, guten Morgen, Adrian..!", begrüßte ich ihn müde.

"Guten Morgen. Siehst du, in bin geblieben, so wie du es wolltest."

Ich lächelte sanft. "Vielen Dank!"

Seine Lippen hoben sich leicht. "Gerne." Dann stand Adrian auf und ging zum Balkon. Anschließend zog er die Vorhänge leicht weg und sah kurz nach draußen. Der Mond schien nach wie vor, aber dennoch wurde es langsam hell. "Ich muss nun auch gehen.", stellte er fest und drehte sich wieder zu mir um.

"Schade.", seufzte ich.

"Wir sehen uns.", versprach er noch und so schnell er die letzte Nacht auftauchte, so schnell verschwand er wieder.

Nun war ich wieder alleine.

Was tat ich da nur? Ich ließ einfach so einen Vampir in mein Zimmer und gab ihm auch noch die Genehmigung mich bei Bedarf Rund um die Uhr heimzusuchen! Was war nur los!? Was sollte ich nur dem Butler sagen, falls er mich auf Adrian ansprechen würde? Mein Kopf brummte. Mir ging es schlecht. Ich hatte einfach niemanden, mit dem ich über diese ganze Geschichte sprechen konnte. Jeder würde mir nicht glauben oder mich offiziell für verrückt erklären... Nun ja, Melanies Erinnerungen wurden ja von Adrian gelöscht. Aber vielleicht... gab es ja eine Möglichkeit... diese Erinnerungen zurückzuholen!? Oh nein, dies war keine gute Idee! Adrian würde mich vermutlich hassen! Außerdem kämen nicht nur er sondern auch sie und die anderen in große Gefahr!

Plötzlich klopfte es an der Tür.

"Wer ist da?", brummte ich.

"H-hey Sarianna, ich bin's! Melanie! Kann ich reinkommen?", fragte sie mich vorsichtig.

Ich runzelte die Stirn. "Okay. Ich mach dir auf."

Schnell schlupfte ich in meine Hausschuhe und ging zur Tür. Nachdem ich das Schloss mit dem Schlüssel entriegelte öffnete ich meiner Freundin.

"Du wirst mir nicht glauben, was ich letzte Nacht geträumt habe!", legte sie los.

"Was denn?", fragte ich erstaunt.

"Ich hab geträumt... das wir beide von einem Vampir angegriffen wurden!"

Ich erschrak. War das etwa... "Was geschah genau?", wollte ich von ihr wissen.

"Wir... waren in irgendeinem Wald... dann... aus dem Nichts tauchte er plötzlich auf. Mich griff er zuerst an und schleuderte mich gegen einen Baum... Danach ging er zu dir und begann dich zu würgen... danach wachte ich auf..!", erzählte sie mir aufgeregt. Sie zitterte. "Ich hatte so eine Angst... Es hat sich so echt angefühlt..."

"Hey, alles gut. Es war nur ein Traum.", versuchte ich sie zu beruhigen und streichelte ihr sanft über den Rücken.

"Immerhin war der Vampir heiß.", grinste sie leicht. "Den hättest du mal sehen müssen! Diese Haare!"

"Melanie..!"

Sie starrte mich überrascht an. "Was denn!? Warum wirst du auf einmal rot?"

"G-gar nichts!", log ich und drehte mich wieder weg.

"Verheimlichst du etwa was?", wollte sie von mir wissen.

"Melanie, du bist meine Freundin. Ich erzähle dir doch alles. Ich habe nichts zu verbergen.", antwortete ich.

"Stimmt." Sie lächelte. "Wollen wir zum Frühstück gehen?"

"Ja.", nickte ich und schon machten wir uns beide fertig.
 

Wieder saßen wir alle zusammen am Tisch.

Diesmal war aber etwas anders. Frau Meier hatte eine große Neuigkeit für uns.

"Hört mal meine Lieben! Der Butler ist heute den ganzen Tag außer Haus, weil er etwas wichtiges zu erledigen habe, wie er mir heute Morgen vor dem Frühstückstisch mitteilte. Das bedeutet, wir sind nun bis zum Abend alleine. Bitte denkt daran keine Dummheiten anzustellen!", warnte sie uns.

"Kein Problem, ich überwache die ganze Sache!", versprach Selina.

"Das wollen wir doch hoffen.", meinte Frau Meier und strich sich Butter über ihr Brot.

Alle aßen daraufhin schweigend.

Miriam schien angespannt zu sein.

"Was hast du?", fragte Selina sie besorgt.

"Ich weiß nicht... ich habe so ein komisches Gefühl im Bauch... Als würde... heute irgendetwas schlimmes passieren..."

Frau Meier kümmerte sich um sie. "Keine Sorge, wir sind ja alle da. Wir passen schon auf. Außerdem sind wir den ganzen Tag hier. Was sollte schon geschehen?"

"Keine Ahnung...", murmelte sie und stocherte in einem Müsli herum.

Mich beunruhigte das etwas. Ahnte sie etwa, dass in dieser Burg etwas nicht in Ordnung war? Außerdem war das Verhalten des Butlers äußerst merkwürdig. Warum sollte er ausgerechnet an DIESEM Tag fehlen?

Er hatte bestimmt was vor. Aber was nur!?

Plötzlich polterte etwas in der Eingangssaal.

"Was war das nur?", fragte Frau Meier verwirrt. "Vielleicht ist der Butler zurück? Ich sehe mal nach..." Sie stand auf und begab sich in Richtung Eingangssaal.

"Gleich passiert bestimmt was.", murmelte Feli nachdenklich.

"Och Mann, hör auf Feli! Mal den Teufel nicht an die Wand!", schmollte Cindy herum.

Plötzlich... "WAS GEHT HIER VOR!? MÄDCHEN, ACHTUNG! SIE SIND HINTER EUCH HER!!! AHHHH!" Ein dumpfes Geräusch war zu hören, danach verstummte sie.

"Ahhhhhhhhhh!!!" Miriam, Cindy, Selina und Alex fielen sich kreischend in die Arme.

"Wusste ich's doch.", stellte Feli nüchtern fest und stand auf. "Ich würde sagen, wir rennen jetzt!"

Sofort stürmten wir aus dem Esssaal raus und flüchteten in den Gesellschaftsraum.

"Was machen wir jetzt!?", schrie Cindy panisch.

"Ganz ruhig, wir brauchen die Couch. Und schieben sie dann vor die Tür. So kommen die Fremden nicht rein.", schlug ich ruhig vor.

"Was ist mit Frau Meier!? Wir müssen gucken, was mit ihr ist!", meinte Miriam.

"Sarianna hat Recht.", antwortete Selina. "Wir müssen uns erst mal um uns selbst Sorgen machen. Wir haben keine Ahnung wer hinter uns her ist. Los, helft mal die Couch an die Tür zu schieben."

Schon halfen alle zusammen die riesige Couch an die Tür zu schieben und diese so zu verbarrikadieren.

"Hat jemand von euch sein Smartphone dabei?", fragte sie erneut.

"Nein! Gerade jetzt hab ich es vergessen!", schrie Miriam.

"Ich auch.", seufzte Cindy.

"Sonst noch jemand?"

Schließlich hatten alle ihre Handys vergessen. Super.

Selina atmete kurz ein und aus. "Also Leute... wir stecken ziemlich in der Scheiße. Wir wissen nicht, was uns erwartet und irgendwann müssen wir wieder raus und nachschauen, was mit Frau Meier ist. Es könnte auch nur ein echt übler Scherz des Butlers sein, aber... wir müssen jetzt vor allem Ruhe bewahren!"

Melanie starrte mich erschrocken an. "Scheiße, das ist so aufregend... Ich..."

"Hey, alles wird gut gehen.", versuchte ich ihr Mut zu machen.

Dann auf einmal stieß jemand gegen die Tür.

Einige von uns schrien. Wer aber genau konnte ich nicht vernehmen. Jeder von uns starrte panisch auf die Tür. Immer wieder und wieder stieß sie gegen die Couch. Leises Wimmern war zu hören.

"Mensch Miriam, reiß dich gefälligst zusammen!", tröstete Selina sie und drückte ihre Freundin an sich.

Plötzlich... ging alles ganz schnell. Die Tür sprang wie durch übermenschliche Kraft auf. Die Couch flog gegen die linke Wand. Ein Schatten huschte an mir vorbei. Selina wurde durch den Raum geschleudert. Panik brach aus.

"Ahhhhhh, neeeeeeiiiiin!!!! Hiiiilfeeeee!!!", Miriam schrie nach uns. Doch die Gestalt, die so unfassbar schnell an uns vorbeihuschte, hatte sie einfach mitgenommen!

"MIRIAAAAAAAM!!!", kreischten wir hinterher, aber sie und ihr Entführer waren außer Reichweite.

Jeder von uns war kreidebleich.

Eine unserer Mitschülerinnen wurde von einem Fremden entführt! Was hatte das nur zu bedeuten? Wer steckte dahinter?

Eins war aber sicher: Wir mussten sie gefälligst retten!

Die Falle schnappt zu

Stocksteif starrten wir auf die aufgesprungene Tür und hörten Miriams Hilfeschreie, wie sie sich immer mehr und mehr entfernten.

"Mann Leute, ich hab keinen Bock mehr! Ich hab Angst!", jammerte Cindy und klammerte sich an Alexandra.

"Cindy, dafür haben wir jetzt keine Zeit!", ermahnte Selina sie. "Wir müssen schnellstmöglich Hilfe suchen!"

Feli meinte darauf: "Wie denn? Wir sind quasi am Arsch der Welt. Abgeschirmt. Ich würde sagen, wir schauen erst mal nach Frau Meier, um sicherzugehen, dass es ihr gut geht. Vielleicht weiß sie ja, wer diese Kerle sind."

"Gute Idee. Da muss ich dir rechtgeben.", antwortete Selina nickend. "Also Leute, wollen wir jetzt rausgehen?"

Alex nickte kurz, ebenso auch Melanie und nach kurzem Zögern auch Cindy. Ich gab ebenfalls meine Zustimmung dafür.

Kurz danach verließen wir alle den Gemeinschaftsraum, um zur Eingangshalle zu sprinten. Direkt vor der Treppe lag Frau Meier mit dem Bauch auf dem Boden und jammerte.

"Frau Meier, alles in Ordnung!?", rief Selina und kniete sich neben sie.

"Ahh, ihr... Wo... ist Miriam?", stöhnte sie schwer.

"Sie... haben sie mitgenommen...", antwortete Alex und senkte ihren Kopf.

"Oh nein..." Frau Meier versuchte sich aufzusetzen, sofort halfen Selina und Feli ihr. "Danke ihr Zwei.", bedankte sie sich erleichtert. Kurz darauf fuhr sie fort. "Das ist nicht gut. Diese Leute... ich verstehe es nicht..."

"Wer waren die!?", wollte ich energisch wissen.

"Sarianna... das... waren keine gewöhnlichen Menschen."

Alle erschraken. "Wie, was!?"

Frau Meier seufzte. "Das alles ging so schnell. Sie waren so flott, dass ich sie kaum mit dem Auge erkennen konnte und ihre Kraft ist auch außergewöhnlich. Eine junge Frau hat mich einfach so umgeworfen. Begleitet wurde sie von noch einer Frau und... einem Mann."

"Wie sahen sie aus?", fragte Melanie.

"Ach... es war alles zu schnell vorbei. Tut mir Leid, dass ich euch nicht beschützen konnte. Mir wurde auch das Telefon gestohlen. Die waren auf jeden Fall ziemlich clever."

"Es ist nicht Ihre Schuld, Frau Meier.", versuchte Selina sie zu beruhigen. "Cindy und ich versuchen sie jetzt auf Ihr Zimmer zu bringen, damit sie sich ausruhen können. Die anderen suchen in der Zeit nach Miriam."

"Seid ihr verrückt!? Ihr bringt euch in Gefahr! Wollen wir nicht auf den Butler warten? Er weiß sicher, was zu tun ist. Oder ich suche nach ihr!", redete sie auf uns ein.

Ich schüttelte den Kopf. "Oh nein, wir suchen genau JETZT nach ihr. Sonst sind die Entführer mit ihr über alle Berge! Und Selina hat Recht: Sie bleiben schön hier! Sie können sich ja kaum auf den Beinen halten..."

"Ach Sarianna..."

Ich drehte mich um und sah zum Eingangstor hin. Ich wusste nicht warum, aber plötzlich durchfuhr mich ein komisches Gefühl. Es fühlte sich wie eine Gänsehaut an, aber doch nicht richtig. Ich fasste mir an den Kopf.

Sarianna? Es war Adrians Stimme!

Solltest du nicht schlafen?, fragte ich ihn verwirrt.

Normal ja, aber was ist los? Du... bist so voller Adrenalin.

Was für ein kluger Kerl er doch war.

Eine Mitschülerin wurde entführt. Wir wollen sie suchen gehen!

Was!? Seine Stimme klang sehr aufgebracht. Wo ist euer toller Butler!?

Der ist natürlich nicht da.

Super. Sieht ihm ähnlich. Seid bitte vorsichtig, könnte auch eine Falle sein., warnte er mich vor.

Danke, wir kommen schon klar., versicherte ich ihm.

Gut.

Die Verbindung brach ab.

"Sarianna, was hast du!?" Melanie fasste mir an die Stirn.

"Alles okay, hab... nur nachgedacht.", log ich.

Sie sah mich skeptisch an. "Du bist seid wir hier sind irgendwie komisch."

"Wie?", fragte ich sie erstaunt.

"Nur so eine Feststellung.", antwortete sie. "Also, was tun wir jetzt?"

"Eins.", ich ging drei Schritte zurück. "RENNEN!!!" Und schon sprintete ich los riss das Tor auf und kam ins Freie.
 

"Sarianna, warte doch!", schrie Melanie mir nach, doch ich drehte mich nicht um. Mein Blick war starr nach vorn gerichtet und führte mich in den anliegenden Wald. Ich wusste selbst nicht genau, warum ich auf einmal ohne die anderen losgestürmt bin. Adrenalin? Jugendlicher Leichtsinn?

Mir war es in dem Moment egal. Ich musste Miriam finden. Das war es, was in diesem Moment zählte.

Der Himmel war stark bewölkt. Es drohte kein einziger Sonnenstrahl durch zu scheinen.

Ich setzte ein Fuß nach dem anderen, stets im Wechsel und das im Eiltempo. Die Bäume zogen schnell an mir vorbei. Ab und zu gab es ein paar Äste, über die ich springen musste. Was seltsam war: Obwohl ich ein Mordstempo vorlegte, empfand ich keine Müdigkeit. Ich rannte einfach nur in der Hoffnung diese Mistkerle einzuholen und Miriam irgendwie zu helfen.

Ob ich überhaupt etwas bewirken konnte, sollte sich später zeigen...

Es vergingen Minuten, vielleicht sogar schon Stunden, die ich im Wald herumirrte. Immer noch kein Hinweis auf die Entführer oder auf Miriam selbst. Es war zum Haare raufen.

Plötzlich hörte ich Schritte.

"Na, suchst du deine Freundin?" Ich erschrak. Die junge Frau vor mir war eine der Mitarbeiterinnen vom Kletterwald, wo auch Gregor mitwirkte! Was hatte das nur zu bedeuten.

"Woher... wissen Sie das mit Miriam? Soll das heißen..."

Sie grinste höhnisch. "Oh, eine von der klugen Sorte." Ihre Augen funkelten merkwürdig.

"WO IST SIE!?", schrie ich sie an.

"Irgendwo.", antwortete sie knapp und neigte amüsiert mit ihrem Kopf hin und her.

"Was soll das!?"

"Was das soll? Und war langweilig. Und das dieser sächsische Knacker heute Reißaus genommen hat, kam uns gerade sehr entgegen...", erzählte sie summend vor sich hin.

"Was wollt ihr von uns?", fragte ich sie vorsichtig.

"Besser gesagt... von DIR?", korrigierte sie mich.

Meine Augen wurden groß. "Bitte was!?"

Plötzlich trat die zweite Frau hervor. In ihren Armen hatte die Miriam eingeklemmt!

"Sarianna! Das ist eine Falle! Sie... wollen dich!"

Die andere Frau hielt ihr sofort den Mund zu. "Sch... du redest zu viel!"

Tränen rannen Miriams Wangen hinunter. Die Angst war ihr deutlich anzusehen.

"Was wollt ihr von mir?", fragte ich die Frauen erneut.

"Wie der Butler vorhergesagt hat, scheinst du kein gewöhnliches Mädchen zu sein..." Aus den Schatten der Bäume trat plötzlich Gregor hervor. Er und die Frauen kreisten mich nun ein. "Du verströmst eine für Menschen ungewöhnliche Aura, Sarianna."

Miriam starrte mich erstaunt an.

Ich deutete mit der Hand auf sie. "Alles wird gut, ich hol dich hier raus." Dann wand ich mich wieder den Leuten aus dem Kletterwald zu. "Was soll das alles heißen!? Der Butler hat euch geschickt!? Was für eine Aura!?"

Ich war in der Zwickmühle. Dieser Mistkerl von Butler! Adrian hatte Recht. Man konnte ihm nicht trauen.

Aber was sollte ich ihm für Infos bringen?

Kam er etwa irgendwie drauf, dass ich... Adrian anstelle von ihm versuchte zu helfen?

"Alles zu seiner Zeit. Wir müssen dich testen. Wenn das geschieht, von was wir ausgehen..."

Die erste Frau grinste hämisch. "Sollte dein guter Freund bald hier sein."

Ich erstarrte. Sie wussten von Adrian! Aber wie!? Der Butler wusste Bescheid! Aber wie nur, wie hatte er das nur gemacht!? Ich verstand die Welt nicht mehr. Tränen sammelten sich in meinen Augen. "Er... WAS wisst ihr alles schon!?"

Gregor seufzte. "Der gute Butler gab uns ein paar Tipps über einen berüchtigten Vampir, der hier in der Gegend leben soll und... das du einen Blutpakt mit ihm eingegangen bist. Ehrlich... selbst ich rieche seinen Gestank bis hier hin."

Miriam blickte nicht mehr durch. Sie schien verwirrt. Die zweite Frau war sichtlich genervt. "Boah, die Kleine hier weiß nun zu viel!" Sie schlug ihr mit der blanken Faust gegen das Kinn, wodurch Miriam bewusstlos wurde.

"Miriam!", schrie ich. "Du dreckiges Biest!"

"Ach, ich musste nur tun, was zu tun war.", seufzte sie und legte das Mädchen ab.

"Nun zu dir.", kündigte Gregor an. "Mal sehen, wie du dich gegen einen Gestaltwandler wehren kannst!"

Dann geschah es. Die zweite Frau fauchte plötzlich und setzte zum Sprung an. Erst jetzt fielen mir ihre katzenartigen gelben Augen und ihre langen, klauenartigen Fingernägel auf.

Ich schritt erschrocken zurück. Dann stürmte sie auf mich los. Wie auch immer gelang es mir ihr auszuweichen. Sofort sprintete sie wieder in meine Richtung und holte mit ihrer rechten Hand aus, um mit ihren Klauen zuzuschlagen.

"ADRIAAAAAAAAN!!!", schrie ich panisch. Plötzlich... ein eisiger Schatten erschien vor mir, eine schneeweiße Hand packte den Arm der Gestaltwandlerin. Sie starrte erschrocken in das Gesicht meines Retters, der sie mit einem einfachen Kinnhaken und einem Wurf zu Boden brachte. Blutrote Augen erfassten nun die überraschten Gesichter von Gregor und der ersten Gestaltwandlerin. Adrian schob mich ein Stück hinter sich.

"Du... du bist gekommen... Adrian, wie..."

"Es scheint keine Sonne heute, vielleicht deswegen.", erklärte er es sich selbst.

"Oh Gott, ich bin so froh...", erleichtert klammerte ich mich von hinten an ihn.

"Schon okay. Ist nicht das erste Mal, dass ich eine Dame in Not rette.", antwortete er mir.

"Adrian...", seufzte ich nur. Seine Frisur war nun anders. Anstelle der abstehenden Löwenmähne, hingen seine extrem langen Haare nun glatt und leicht gewellt herab.

"Du bist also der berüchtigte Vampir, von dem uns der Butler erzählt hat.", stellte Gregor enthusiastisch fest und klatschte aufgeregt in die Hände. "Der Butler versprach uns eine Menge Geld und noch so anderes, wenn wir ihm helfen, dich einzufangen."

"Ach was.", schnaubte Adrian. "Was er euch auch immer versprochen hat, der Kerl hat gelogen. Er handelt stets zu seinem eigenen Vorteil. Ihr kriegt nichts vom großen Kuchen ab, nicht mal ein Krümelchen."

"Was du nicht sagst..." Gregor schienen Adrians Worte egal gewesen zu sein. "Ich habe einen Auftrag und ich werde ihn nun ausführen."

Adrian schmunzelte angriffslustig. "Komm schon."

Kurz darauf gab Gregor der ersten Gestaltwandlerin ein Zeichen, die sich sofort zum Angriff bereit machte. Diesmal bekam sie neben den Krallen an beiden Händen auch Federn an ihren Armen, die langsam immer mehr und mehr wurden.

"Gestaltwandler sind sehr wandlungsfähig. Sie können sich in beliebige Tiere oder hin und wieder auch in Mischwesen verwandeln.", erläuterte Adrian mir die Gestaltwandler kurz und knapp. "Mach dir keine Sorgen. Ich bin hier."

"Aber es ist meine Schuld, das du hier drinnen feststeckst!"

"Nein, ist es nicht. Der Butler wusste schon anscheinend vorher, dass wir beide uns schon heimlich getroffen haben. Wie auch immer." Plötzlich nahm Adrian meine linke Hand und hielt sie fest. "Bleib einfach hinter mir."

"Mach ich.", versprach ich.

Gregor grinste uns beide an. "Ihr seid echt süß zusammen! Aber nun muss ich eure traute Zweisamkeit stören! Unsere gute Freundin hier möchte gerne mit euch spielen!" Die erste Gestaltwandlerin hatte sich nun zu einer Art Harpyie, einem Mischwesen aus Mensch und Vogel verwandelt.

"Soooo...", kündigte Gregor an. "Lass uns das Spiel beginnen!"

Und schon stürzte sich die Harpyie kreischend auf uns.

Die Macht der Lucarda

Mit einem lauten Schrei setzte die Harpyie zum Sturzflug an, all ihre Krallen auf uns gerichtet und bereit uns zu schaden.

"Ganz ruhig Sarianna, alles wird gut.", flüsterte Adrian mir zu. "Ich erledige das schon." Gesagt, getan.

Wieder ballte Adrian seine rechte Faust und holte zum Gegenschlag aus. Schließlich sprang Adrian in die Luft und setzte der Gestaltwandlerin mit einem Uppercut, an der linken Seite des Kiefers, ziemlich zu. Als Antwort rammte sie ihre Krallen in Adrians Schultern, so tief, dass Blut rausquoll, und schleuderte ihn in Richtung eines Baumes.

Im letzten Moment konnte er aber doch den Aufprall abwenden, federte sich mit beiden Füßen am Baum ab und sprang direkt wieder fauchend auf die Harpyie los. Seine Fingernägel wuchsen an seinen Fingerkuppen und krümmten sich ebenfalls zu scharfen Klauen. Auch seine Eckzähne wurden länger und bedrohlicher. Wieder schlug die Frau nach Adrian, doch diesmal gelang ihm ein Ausweichmanöver in der Luft, wodurch er direkt hinter der Harpyie landete und geschmeidig in der Luft schwebte.

"Du nervst langsam.", murmelte er und packte sie an beiden Armen, weswegen sie kreischend mit ihren Beinen strampelte. Doch er ließ sich davon nicht beeindrucken drückte ihre Hände nach unten gegen ihren Rücken. "Du musst wissen, normalerweise schlage ich keine Frauen, aber heute muss ich wohl eine Ausnahme machen." Er legte seine Wange an ihre. "Außerdem hast du mir deine Krallen in eine meiner Lieblingsjacken gehauen, das fand ich nicht sehr nett."

Gregor schien beunruhigt. "Was ist los!?"

Die Gestaltwandlerin verlor unter dem starken Druck, den Adrian auf ihre Arme ausübte ihre Harpyiengestalt und verwandelte sich aber mal zurück. "Gregor, dieser Typ ist ein verfluchter Vampir! Was hast du erwartet? Er ist viel zu stark!"

"Oh ja", ergänzte Adrian. "Ein Vampir, der Durst hat." Und schließlich rammte er der Frau seine Zähne in den Hals. "Hiaaaaaaa!!!", schrie sie schmerzvoll auf. Sofort quoll Blut aus der Wunde und über ihre Wangen liefen Tränen.

"Du Mistkerl!", brüllte Gregor. "Lass sie los!"

"Adrian!", schrie ich. "Es ist gut, hör auf!"

Nach mehrmaligen Zurufen ließ er schließlich von ihr ab und setzte sie auf dem Boden, direkt neben ihrer Freundin, ab. Mit seiner linken Hand putzte er sich noch das restliche Blut von den Lippen. "Nur noch du.", knurrte er.

Gregor war eindeutig ziemlich wütend. "Du... das hätte nicht sein müssen!"

"Und was habt ihr denn bitte gemacht?", provozierte Adrian ihn. "Ihr habt eine Mitschülerin von ihr entführt um mir eine Falle zu stellen! Aber die Nummer ging wohl eindeutig in die Hose..." Ein leicht arrogantes Grinsen kam über seine Lippen.

"Ihr dreckigen Blutsauger! Immer so eingebildet, denkt, dass ihr Götter seid!", schimpfte Gregor.

"Ach was, wir können auch sterben. Nur nicht auf natürlichem Wege. Außerdem kenne ich es auch nicht anders so.", antwortete Adrian kühl. "Ich würde sagen, du und deine zwei Freundinnen macht euch aus dem Staub und belästigt uns nicht mehr. Dem netten Butler kannst du auch einen schönen Gruß bestellen. Soll ich ihm ein Autogramm hinterlassen?"

"Adrian! Was ist nur los!?", fragte ich ihn überrascht. So hatte ich ihn ja noch nie gesehen.

"Sarianna, nimm deine Mitschülerin und geh zurück. Ich kläre das jetzt hier.", sagte er.

Gregor formte seine Augen zu Schlitzen. "Oh nein, hier geht niemand weg, solange ich hier bin!" Kurz drauf setzte er zum Sprung an und verwandelte sich in einen übergroßen Löwen, mit prächtiger Mähne!

"Heilige Scheiße...", keuchte ich und lief zu Miriam rüber. Ich überprüfte ihre Atmung und stellte erleichtert fest, das soweit alles in Ordnung war. Schnell legte ich sie in die stabile Seitenlage.

Wütend fauchte das Tier den Vampir an und stieß ein mächtiges Brüllen aus. Auch Adrian machte sich kampfbereit. Kurz darauf sprangen beide aufeinander zu und verhaken sich ineinander.

"Adiran!!!", schrie ich panisch und musste mit ansehen, wie sich Gregor als Löwe in ihn verbiss und auch mit seinen Pranken nach ihm schlug. Zum ersten Mal kam Angst in mir hoch, dass er Adrian ernsthaft verletzen, wenn nicht sogar töten könnte. Doch dann trat Adrian mit beiden Füßen gleichzeitig nach Gregor und konnte diesen wieder von sich losreißen.

"Alles in Ordnung?", erkundigte ich mich bei ihm.

Adrian nickte kurz und zeigte mit seinem rechten Daumen nach oben. Doch dann war Gregor schon wieder zu Stelle und brachte den Vampir zu Boden. Nun rangen sie auf der Erde miteinander, rollten sich im Gras.

Schließlich gelang es Gregor Adrian brutal in die Schulter zu beißen, wodurch nun auch dieser aufschrie.

"Adrian!"

Mit seinen Pranken schlug der Löwe wieder und wieder auf Adrian ein und hinterließ üble Kratzwunden in dessen Gesicht.

Ich zitterte. Was konnte ich nur tun? Adrian lag da und kämpfte nun nicht nur für Miriam und mich, sondern auch nun um sein Leben! Ich war nur ein einfacher Mensch. Ich konnte nichts tun. Nur zu sehen, wie mein neuer... Freund von einem Löwen malträtiert wurde.

"Bitte hört auf...", schluchzte ich und ballte meine Hände zu Fäusten. Warum hörten sie nicht auf. Das war kein richtiger Zweikampf mehr! Nur noch ein Aufeinandertreffen zweier ebenbürtiger Wesen die sich drohten gegenseitig auszulöschen.

Ich streckte meine rechte Hand aus. "HÖRT GEFÄLLIGST AUF!!!!!!!" Plötzlich wie durch einen Luftstoß wurde Gregor von Adrian weggeschleudert und stieß gegen einen harten Baumstamm. Er verwandelte sich sofort wieder zurück.

Adrian sah mich fassungslos an und war noch bleicher wie sonst.

"Scheiße, was war das!?", fragte ich mich selbst.

Auf einmal war Gregor wieder normal und sah mich mit großen Augen an.

"H-hab ich irgendetwas falsches gesagt?", flüstere ich vorsichtig.

"Soso", begann Gregor nachdenklich. "Das war also der berühmte Mondblick, eine Geheimtechnik der Lucarda-Familie."

Adrian senkte seinen Kopf und sagte nichts weiter dazu.

"Was ist los?"

"Sarianna, in dir fließt Vampirjägerblut.", erklärte Gregor mir.

"Was?" Ich starrte ihn entsetzt an.

"Richtig gehört. Das, was du eben gegen mich eingesetzt hast, war eine Technik, die nur die Lucarda-Familie anwenden konnte!"

"Lucarda-Familie, Mondblick, ich schnall überhaupt nichts mehr!", schrie ich. "Was hat das alles mit mir zu tun!?"

"Du bist wohl eine Nachfahrin der Lucarda.", murmelte Adrian. "Diese Familie bestand ausschließlich aus Vampirjägern. Sie alle waren sehr talentiert und besaßen für Sterbliche außergewöhnliche Kräfte. Deswegen wurden ihre Mitglieder auch von den Vampiren heiß gejagt und verfolgt." Er wandte sich an Gregor. "Du kennst die Geschichte?"

"Aber natürlich.", erwiderte er. "Wir sind schließlich auch sozusagen Fabelwesen. Und die Tragödie des Lucarda-Clans ist unter uns sehr berühmt."

"Was war passiert, mit dem Lucarda-Clan?", wollte ich wissen.

Gregor seufzte. "Das kann dein Vampirfreund dir am Besten erklären. Die Tatsache, dass du sehr wahrscheinlich eine Nachkommin von ihnen bist, ändert die komplette Situation."

"Was soll das denn jetzt?"

Plötzlich sank er vor mir auf die Knie. "Das ich euch in einen Hinterhalt gelockt habe, eure Lehrerin angegriffen und euer Vertrauen missbraucht habe, tut mir wahnsinnig Leid. Ich hatte... keine Ahnung."

Verwirrt sah ich Adrian an, der nur mit den Schultern zuckte.

"Was hat der Butler dir denn angeboten, was war sein Ziel?", wollte der Vampir wissen und verschränkte seine Arme ineinander. Die Wunden an seinem Körper schienen langsam zuzuheilen. Schließlich hatte er nicht lange zuvor noch frisches Blut getrunken.

"Er wollte, dass ich dich ausliefere. Damit er an den Stein kommt. Und mit diesem Stein..."

"Ich höre", bohrte Adrian weiter.

"...wollte er meine Mutter heilen.", beendete Gregor schließlich seine Erklärung.

"Was hat sie?", fragte ich ihn vorsichtig.

"Leukämie.", antwortete er und senkte beschämt den Kopf. "Sie hat... vielleicht noch Monate."

"Oh Gott, das tut mir Leid.", antwortete ich und setzte mich zu ihm auf den Boden.

Auch Adrians Miene war nun nicht mehr so misstrauisch. Auch er schien nun Mitleid zu empfinden. "Dieser Dreckskerl. Er hat deine tragische Situation gnadenlos für seine Zwecke missbraucht. Und dich und deine Freundinnen hier in Gefahr gebracht, um sich selbst die Finger nicht schmutzig zu machen..."

Gregor sah Adrian fragend an.

"Der Kerl hätte dir nie im Leben geholfen, glaub mir. Ich kenne ihn echt gut."

Wieder senkte der Gestaltwandler seinen Kopf. "Es ist besser, wenn ich verschwinde. Sag allen, dass es mir leid tut. So furchtbar leid."

"Schon okay.", entgegnete ich. "Wer würde in deiner Situation nicht auch um jeden Preis versuchen, seiner todkranken Mutter zu helfen."

Ein leichtes Lächeln brachte Gregor schließlich wieder hervor. "Vielen Dank, du bist echt ein liebes Mädchen mit einem guten Herzen."

"He, wenn du magst, können wir uns ab und zu treffen.", schlug Adrian ihm vor.

"Wirklich? Nach allem, was passiert ist?"

"Klar, wofür sind Freunde da?"

Der Gestaltwandler schüttelte den Kopf. "Ihr seid verrückt."

Plötzlich horschte Adrian auf. "Oh, oh, Sterbliche."

"Dann muss ich verschwinden!", erwiderte Gregor und nahm seine beiden Begleiterinnen auf die Schultern. "Ich werde auf euer Angebot zurückkommen. Danke!" Und schon verschwand er wieder im Wald.

"Eigentlich ein netter Kerl.", stellte Adrian fest und schmunzelte leicht.

"Auch wenn er dich fast erwischt hätte.", seufzte ich besorgt.

"Ach, ich hab mich nur zurückgehalten.", behauptete Adrian und grinste mich leicht an. "So, was machen wir jetzt mit der da?" Er zeigte auf die immer noch bewusstlose Miriam

"Wir..."

Als ich zu sprechen beginnen wollte, traten schließlich die restlichen Mädchen und die mittlerweile eigenermaßen fitte Frau Meier hervor. "Was war nur hier los!?", schimpfte sie aufgebracht.

Zwischen zwei Stühlen

Ich starrte entsetzt meine Lehrerin und Mitschülerinnen an.

Was sollte ich ihnen nur sagen? Würde man mir glauben, wenn ich die Wahrheit erzählte? Was würde aus Adrian werden? In meinen Gedanken sah ich den Butler, wie er mit einem Pflock Adrian und mich jagte und uns quälte.

Ich zitterte am ganzen Leib und Panik brach in mir aus. „F-Frau Meier… ich..“

Alles gut Sarianna, ich kümmere mich darum., versprach Adrian mir via Gedankenübertragung.

Aber Adrian..!

Keine Sorge, ich erledige das!

Ich seufzte.

„Sie sind die Lehrerin?“, wollte Adrian wissen und legte seinen Kopf schräg.

„In der Tat“, antwortete Frau Meier. „Mit wem haben wir nun das Vergnügen?“

„Mein Name tut erstmal nichts zur Sache. Ihr junges Mädchen hier ist ganz schön mutig so ganz alleine im Wald rum zu irren, um ihre Mitschülerin zu retten. Vorbildlich.“ Adrian zwang sich zu einem leichten Lächeln. „Ihr kommt von der Burg da hinten?“ Adrian deutete mit dem Finger auf die Burg Falkenstein, die man von weitem erkennen konnte.

„In der Tat“, antwortete Frau Meier. „Wenn Sie denken, dass Sie uns zur Burg begleiten können, vergessen Sie es! Meine Mädchen und ich finden schon alleine zurück. Ich denke Sarianna wird uns einiges erklären müssen.“

Ich senkte meinen Kopf.

„Das muss sie nicht.“, ergriff Adrian das Wort. „Sie ist in eine missliche Lage gekommen, meinetwegen.“

Ich sah ihn mit großen Augen an. Bist du wahnsinnig!?

Entspann dich, ich hab alles unter Kontrolle.

Zu allem Übel konnte ich mithören, wie sich Cindy, Selina und Alexandra über Adrian unterhielten.

„Wo kommt der denn her?“

„Oh man, sieht er gut aus!“

Ich verdrehte die Augen. Voller Sorgen blickte ich zu Adrian rüber, der immer noch mit Frau Meier diskutierte. In der Zwischenzeit kümmerte sich Melanie und Miriam und versuchte sie wieder wach zu bekommen.

„Sarianna, komm bitte.“ Frau Meier winkte mich hinzu.

Ich ging seufzend zu ihr und Adrian hin und verschränkte meine Arme ineinander.

„Ist das wahr!?“, fuhr sie mich an.

Ich sah sie schockiert an.

„Ob das WAHR ist!?“

„Was wahr?“

„Das der Butler den Typen auf uns losgejagt hat!?“

Adrian tat so, als wäre er an dem Gespräch nicht beteiligt.

Ich atmete tief aus. „J-ja, hat er selbst gesagt, aber er wurde vom Butler erpresst.“

„Soso“, Frau Meier rückte ihre Brille zurecht. „Ich glaube, wir sollten die Polizei einschalten und den Butler anzeigen!“

„Das bringt nichts!“, versuchte ich ihr klar zu machen. „Bloß keine Polizei!“

„Warum nicht?“, wollte sie wissen. „Weißt du irgendetwas?“

„Es… es ist kompliziert…“, murmelte ich leise.

„Geht es um ihn?“, sie deutete auf Adrian, der sich abrupt umdrehte.

Ich errötete.

„Ja“, begann er plötzlich. „Ich werde Ihnen alles in der Burg erklären. Lasst uns erstmal zurückkehren.“

„Da haben Sie recht.“, gab Frau Meier zu. „Mädels, wir kehren zur Burg zurück!“

„Na endlich!“, jammerte Cindy. „Meine Füße tun schon weh…“
 

Miriam ging es mittlerweile wieder besser und lag nun im Aufenthaltsraum auf der ramponierten Couch, die Adrian wieder aufgestellt hatte.

„Vielen Dank Sarianna, vielen Dank für alles!“, seufzte sie und streckte ihre Hand nach mir aus. „Boah, ich hatte Angst, dass die mich umbringen würden!“

„Hab ich gern gemacht.“, antwortete ich ihr und lächelte sanft.

Adrian stand neben mir und wartete ab, bis Frau Meier die Initiative ergriff.

„Haben Sie mir nichts zu sagen?“

„Ladies first.“, antwortete er.

Melanie sah Adrian stirnrunzelnd an. An mir ging das nicht vorbei.

Frau Meier seufzte. „Ist wohl besser, wenn ihr anderen erst mal rausgeht. Sarianna, der Fremde hier und ich werden nun besprechen, wie es zu diesem Vorfall gekommen ist…“

Selina nickte einverstanden und ging schließlich mit den anderen raus zur Eingangshalle.

Nun wand die Lehrerin sich mir zu. „Was ist passiert?“ Ihr Ton war fordernd.

Ich senkte den Blick.

„Sieh mich an!“

„Lassen Sie mich übernehmen.“, bat Adrian höflich.

Frau Meier schüttelte den Kopf. „Nein, ich möchte es von meiner Schülerin wissen!“

„Frau Meier… also, es war so…“ Sollte ich ihr ein Märchen auftischen?

„Ja, ich höre.“

Ich seufzte und begann zu erzählen: „Am ersten Abend bin ich nach 22 Uhr rausgegangen, obwohl es nicht erlaubt war. Am Tag war mir in der Bibliothek was aufgefallen, was mich neugierig gemacht hat. Also bin ich hin und hab… naja, da hab ich ein geheimes Zimmer gefunden!“

Frau Meier sah mich fragend an. „Was war in dem Zimmer?“

„Ich.“, antwortete Adrian. „Eure Schülerin hat mich gefunden. Sie hat gemerkt, dass der Butler nicht die einzige Person ist, die hier in der Burg lebt.“

Ich nickte heftig.

„Aha. Und warum ist der Butler dann auf die grandiose Idee gekommen Miriam zu entführen?“

„Das kann ich ihnen zeigen, Frau Meier.“ Adrian ging nun einen Schritt auf sie zu.

„Was haben Sie vor!?“

Adrian packte sie an den Armen und sein Gesicht näherte sich ihrem.

Er würde doch nicht...?

„Entspannen Sie sich… atmen Sie tief ein… und aus…“

Plötzlich entspannte sich Frau Meier und sah Adrian verträumt an. Nein nicht verträumt… eher wie in Trance. Offenbar manipulierte er sie, wie Melanie!

Adrian murmelte blitzschnell und nicht hörbar vor sich hin und tippte Frau Meier auf die Stirn. Kurz darauf kippte sie nach hinten und fiel auf die Couch. Nun schlief sie friedlich.

„So, jetzt haben wir fürs Erste Ruhe. Sie kann sich nun nur noch an euer gemeinsames Frühstück erinnern und geht davon aus, dass du während eines gemeinsamen Spazierganges kollabiert bist und ihr den restlichen Tag in der Burg verbracht habt, ohne Zwischenfälle.“, erläuterte Adrian mir.

„Oh man…“

„Was hast du?“, fragte er mich.

„Was machen wir mit den anderen Mädchen!?“

„Überlass alles nur mir Geh auf dein Zimmer, als sei nichts gewesen. Ich kümmere mich um sie.“, grinste er verschmitzt.

Ich sah ihn misstrauisch an.

„Nein, ich saug sie nicht aus!“ Lachte er bitter. „Nun geh schon!“

„Okay…“ Mit einer Menge Fragezeichen in meinem Kopf verließ ich den Aufenthaltsraum.

Kaum war ich aus der Tür raus, kamen die anderen Mädels direkt auf mich zu.

„Was ist passiert!?“, wollten sie wissen.

„Mein Freund wird euch alles erklären, er wartet auf euch.“ Ich zeigte mit dem Finger zur Tür.

„Und du kannst uns nichts sagen?“, fragte Alex überrascht,

„Nein, Alex. Ich kann nicht.“, antwortete ich. „Ich geh dann schon mal, gute Nacht.“ Schnellen Schrittes begab ich mich zur Treppe.

„So spät ist es doch gar nicht!“, rief Selina noch nach, doch ich ignorierte ihre Worte.

Nun lag es an ihm das Chaos zu beseitigen.
 

In meinem Zimmer warf ich mich direkt aufs Bett und krallte meine Finger in das Kopfkissen. Was hab ich nur angerichtet!? Nur weil ich unbedingt Adrian finden musste, hab ich meine ganze Klasse in Gefahr gebracht! Ich hatte Angst. Wer wusste zu was der Butler alles fähig war? Würde er wieder eine ähnliche Aktion starten? Oder würde er sich direkt um mich kümmern? Oh Gott… in was für eine beschissene Situation ich nun geraten war!

Wer wusste, wann der Butler zurückkehren würde? Sicher käme er direkt zu mir!

Schließlich hatte er mich vor Adrian zuerst gerettet! Ich war die Einzige außer ihm, die von dem Vampir-Geheimnis wusste!

Aber eines wusste er nicht: In mir floss anscheinend ebenfalls Vampirjägerblut. Wenn ich also wüsste, welche Kräfte ich verwenden könnte, hätte ich vielleicht eine Chance gegen ihn… Was für ein naiver und dummer Gedanke! Adrians Gesicht rief ich mir wieder in Erinnerung. Was ich mit Gregor gemacht hatte, schockierte ihn. Und wie er mich ansah! Offenbar wusste er mehr über den Lucarda-Clan, als er zugeben wollte. Aber was?

Die Minuten und Stunden vergingen ohne ein Lebenszeichen von ihm. Dann klopfte es an der Tür. Ich schrak auf und ging zur Tür.

„Wer ist da?“, fragte ich vorsichtig.

„Melanie hier, hab ich dich geweckt?“

„Nein, keine Sorge. Komm rein!“ Ich öffnete ihr die Tür. Sie kam besorgt rein.

„Geht es dir wieder besser?“, wollte sie wissen.

Ich sah sie verwirrt an.

„Oh Sari, du bist doch heute draußen plötzlich umgekippt und musstest von Gregor und uns wieder hierher gebracht werden! Er war bis eben auch da!“

Gregor war hier? Sicher hat er mit Adrian, während die Mädchen geschlummert haben, den Aufenthaltsraum aufgeräumt. Vielleicht war der Butler schon bei Gregor gewesen und hat gefragt, ob irgendwas passiert ist.

„Ähh… ja, ich erinnere mich dunkel…“, murmelte ich und fasste mir an die Stirn.

„Immer diese Wetterschwankungen! Erst schien die Sonne und dann war es plötzlich so drückend! Es zieht bestimmt noch ein Gewitter hierher!“

„Mhm…“

Melanie berührte mit ihrem Handrücken meine Wange. „Ich lass dich wohl besser ausruhen, damit du morgen wieder fit bist!“

Ich nickte. „Danke.“

Sie stand auf und ging zur Tür. „Mach’s gut!“ Weg war sie.

Dieser Vampir überraschte mich immer wieder. Eine Weile lag ich noch so im Bett und starrte gedankenverloren an die Decke. Ich entschloss mich zu duschen, um anschließend wieder klar denken zu können. Nachdem ich meine Haare getrocknet und geföhnt hatte, bemerkte ich eine Silhouette am Fenster, die sich als Adrian entpuppte.

Schnell ließ ich ihn rein. Er wirkte ziemlich nachdenklich.

„Es ist alles erledigt.“, erzählte er mir. „Gregor kam vorhin vorbei um mir vom Butler zu berichten, dann half er mir beim Aufräumen.“

„Und die Mädchen hast du auch manipuliert?“

„Ja, sie können sich nun an nichts erinnern. He, soll ich dir erzählen was der Butler wollte?“

Ich nickte.

„Also“, begann Adrian. „Gregor wurde von ihm überrascht und er fragte, ob alles gut geklappt hätte. Gregor erklärte, dass nichts Besonderes passiert ist. Es wäre kein Vampir aufgetaucht! Er wiederholte die Geschichte, die ich den Mädchen und Frau Meier in ihren Verstand gepflanzt habe. Also das du draußen kollabiert bist.“

Ich sah ihn missmutig an. „Und er hat das einfach so geglaubt?“

„Anscheinend ja.“ Adrian schien erleichtert. „Der Butler wird dich wohl morgen fragen, wie es dir geht. Also nichts Wildes. Ende gut, alles gut.“

„Ja…“ Ich atmete aus.

Adrian lächelte sanft. „Und wie geht es dir nun?“

„Adrian… ich muss dich was fragen.“

Er veränderte seinen Gesichtsausdruck. Nun wirkte er ernst.

„Was hat es… mit dem Lucarda-Clan auf sich?“

Er schwieg und blickte traurig auf den Boden.

„Was ist?“

Nun zwang er sich ein Lächeln ins Gesicht. „Ich wusste, dass du mich das fragen würdest.“

Ich sah ihn erstaunt an.

„Du musst wissen, dass ich seit Ewigkeiten nicht mehr über diese Familie gesprochen habe…“, flüsterte er.

„Warum?“, wollte ich wissen.

Nun sah Adrian mir in die Augen. Ich schrak fast zurück.

Adrians Augen hatten einen tieftraurigen Glanz. So einen melancholischen Blick hätte ich nie von einem Vampir erwartet. „Ich hätte nie gedacht, jemanden aus der Familie wiederzusehen…“

„Wie wiederzusehen? Also kanntest du sie?“

„Ja, allerdings.“, brachte er zwischen seine Lippen hervor. „Jedoch nur eine, die letzte Angehörige der Lucarda.“

„Wer war sie?“, wollte ich wissen.

„Ihr Name war… Lydia Lucarda.“ Adrian schloss die Augen. Dann stand er auf. „Sie war eine mächtige Vampirjägerin und zugleich… meine große Liebe.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo wieder! :D

Wie fandet ihr das 1. Kapitel?

Über Kommentare und Anstöße freue ich mich sehr! :)

Bis zum nächsten Mal! ^^ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Na, hat es euch gefallen?

Als kleine Nebeninformation: Zur Inspiration des Traumes haben mir Filmausschnitte aus dem Film "Catacombs" gedient. Mir hat die Location so toll gefallen, das ich dachte vielleicht so etwas ähnliches in die Geschichte einzubauen. Aber alles andere hat sonst damit nichts zu tun. ^^ Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (16)
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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Kurenai_chan
2016-06-20T20:19:19+00:00 20.06.2016 22:19
So ihr Lieben,
Kapitel 13 ist ab heute in Arbeit!
Ich versuche ihn bis zum WE fertig zu kriegen und dann hochzuladen! ^.^
Von:  Kirschblume
2016-05-13T16:12:06+00:00 13.05.2016 18:12
Schreib bitte weiter! Die Geschichte ist so gut ausgedacht. Jetzt habe ich Blutgeleckt und möchte das Ende auch noch erfahren.
LG Kirschblume
Antwort von:  Kurenai_chan
13.05.2016 19:53
Hi Kirschblume!
Vielen Dank für das Lob! Freut mich, dass dir die Geschichte so gut gefällt!
Keine Sorge, die Story geht natürlich weiter! ^.^
Von:  Kirschblume
2016-05-12T20:12:03+00:00 12.05.2016 22:12
Du machst die Geschichte mit neuen Fakten spannender. Gefällt mir.
Von:  Kirschblume
2016-05-12T19:55:22+00:00 12.05.2016 21:55
Ich finde die Geschichte super spannend.
Von:  Kirschblume
2016-05-12T19:45:02+00:00 12.05.2016 21:45
Super geschrieben. Dachte mir bei der einen Stelle nur, warum sie sich Gedanken macht wie er sie loswerden will, während sie eigentlich gerade andere Probleme haben sollte. Fand diese Logik wirklich zum schmunzeln.
LG Kirschblume
Von:  Caelifer
2016-03-30T10:37:50+00:00 30.03.2016 12:37
Ich freue mich auf das nächste Kapitel x3, die Geschichte ist richtig fesselnd.
Antwort von:  Kurenai_chan
30.03.2016 15:22
Vielen Dank! ^___^/
Von:  Sea-Flower
2014-10-11T22:42:25+00:00 12.10.2014 00:42

hey :D
war wieder ein super Kapitel ;)
konnte mich kaum los reißen XD .....doch dann war leider wieder schluss XD
....bin schon richtig gespannt wie es weiter geht
schreib schnell weiter, und mach weiter so ;)
LG ^^
Antwort von:  Kurenai_chan
12.10.2014 03:37
Danke sehr! :)
Antwort von:  Fantany1999
13.12.2014 13:41
Ich fand es auch absolut hammer toll. Hoffe du schreibst weiter !!!!
Freu mich schon drauf wie es weiter geht ^•^ !!!! <3
Antwort von:  Kurenai_chan
13.12.2014 13:44
Wow, danke!!! >///<

Ich geb mir Mühe!
Von:  Sea-Flower
2014-07-29T20:51:08+00:00 29.07.2014 22:51
Hey ^^
hab gerade endeckt das du ein neues Kapitel hochgeladen hast
und es ist dir wieder echt gut gelungen :)
freu mich schon wenn du wieder weiter schreibst :D
bin schon richtig gespannt :D
LG ^^

Antwort von:  Kurenai_chan
30.07.2014 05:37
Uii danke schön! ^^
Ja, mach ich! :)
Von:  DieJESSYcA
2014-07-28T17:38:45+00:00 28.07.2014 19:38
Der sächsische Butler xD
Ich fall vom Stuhl^^ Hat mir eben sehr zum Lachen gebracht^^

Sehr süße Geschichte, die du da geschrieben hast (also ich habe jetzt nur den Prolog und Kap. 1 gelesen)
Was mir aber aufgefallen ist: Du fällst öfter mal vom Präteritum ins Präsens. Da müsstest du noch drauf achten, dass du nicht mitten im Satz die Zeitform änderst.

Ansonsten habe ich noch ein paar Kleinigkeiten gefunden (Tippfehler, kleinere Rechtschreibfehler, etc.), die ich dir gleich noch per ENS rüberschicke ;)

Liebe Grüße :)
Antwort von:  Kurenai_chan
28.07.2014 20:29
Vielen lieben Dank für deinen netten Kommi und die ENS! :)
Ich versuch die Fehler nachher zu korrigieren! ^^'

Ich wünsche dir auch noch viel Spaß mit den weiteren Kapiteln! ;)
Von:  Sea-Flower
2014-05-30T21:06:58+00:00 30.05.2014 23:06
hey hab dein Fanfic gerade endeckt und ich mag es richtig :D
würd mich freuen wenn du bald weiter schreibst ;)
Antwort von:  Kurenai_chan
31.05.2014 10:37
Aww, vielen Dank! Freut mich echt sehr! ^___^
Ich probiere heute mit dem neuen Kapi anzufangen! :D


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