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Wege des Lebens

von

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Cafe Cat's Eye

Der Tag im Cafe Cat’s Eye begann wie jeden Morgen. Um neun Uhr öffnete das Cafe seine Türen und keine paar Minuten später füllte sich das Cafe. Viele Besucher kamen wie jeden Tag um sich erst einmal mit einem guten Frühstück zu stärken, ehe sie dann weiter in die Stadt zogen um dort ihrer Einkaufslust zu frönen oder in die Arbeit zu gehen.

So sollte der Tag also auch an diesem Morgen wieder beginnen.

Die älteste Schwester, namens Nami, war wie immer die erste die aufstand, sich anzog und zu guter letzt in das Cafe ging. Es war halb neun. Sie band sich ihre Schürze um und wischte über die Tische. Ihre langen, welligen Haare fielen ihr über die Schulter. Sie war eine schöne Frau und hatte links am Kinn ein kleines Muttermal, welches sie keineswegs entstellte, sondern sie noch schöner wirken ließ. Sie wischte gerade über den letzten Tisch, als sie ein lautes poltern vernahm. Ein kurzer Aufschrei folgte, dann begann eine Schimpftirade vom Feinsten.

„Mensch, Love, lass doch nicht immer überall dein Spielzeug liegen. Verdammt, aua, das tat weh!“

Die Älteste hörte die aufgebrachte Stimme und ordnete sie ihrer jüngeren Schwester Hitomi zu. Sie war die mittlere von den insgesamt drei Schwestern.

„Ich weiß nicht was du von mir willst“, gähnte in dem Moment zurück. Sie konnte sich genau vorstellen, wie ihre jüngste Schwester, namens Ai, verschlafen in ihrer kurzen Hose und einem knappen Shirt ins angrenzende Wohnzimmer trat und sich erstmal müde streckte. Ihre blauen Augen richtete sie auf den Wischlappen in ihrer Hand und lächelte. Die beiden würden auch nie erwachsen werden. Immerzu stritten sie sich.

„Ich will dass du hier endlich mal aufräumst. Lass deine Sachen nicht überall herumliegen“, keifte Hitomi wieder. „Du bist siebzehn. So langsam solltest du lernen Ordnung zu halten.“

„Reg dich nicht so auf. In meinem Zimmer ist es ordentlich.“

„Dein Zimmer ist das reinste Chaos“, erwiderte die Mittlere immer noch aufgebracht.

„Ich kenn mich aus und weiß wo ich meine Sachen finde“, konterte die Jüngste wieder. „Wie viel Uhr ist es eigentlich?“ Kurze Pause, dann ein Aufschrei. „Was?! So spät schon? Oh man, ich muss mich beeilen!“ Eine Tür flog ins Schloss, dann kehrte Ruhe ein.

Nami, die sich in der Zwischenzeit dem Tresen zugewandt hatte und auch hier noch einmal drüber wischte, lächelte. Es war doch jeden Tag dasselbe.

Die Tür hinter der Theke, auf der groß ‚Privat’ stand, wurde geöffnet. Hitomi trat kopfschüttelnd ins Cafe und schloss die Türe wieder. „Immer das gleiche mit ihr“, grummelte sie und hatte ihre Hände seitlich an die Hüfte gestemmt.

„Meinst du nicht, du bist manchmal ein wenig zu streng?“ Nami ließ die Bemerkung fallen.

„Du bist dafür nicht streng genug“, fauchte Hitomi. „Sie muss endlich erwachsen werden. Sonst haben wir sie noch in zehn Jahren an unserem Rockzipfel hängen.“

Nami kicherte. „So erwachsen wie du bist?“

Hitomi plusterte ihre Backen auf, wandte dann empört den Blick ab und verschränkte beleidigt ihre Arme vor der Brust.

„Love ist siebzehn und du bist vierundzwanzig. Bedenke das bitte“, erklärte die Älteste milde lächelnd.

In dem Moment ging die Türe auf und ein sehr deprimierter und übermüdeter Mann trat ein. „Guten Morgen, habt ihr schon offen?“ Sein Blick streifte kurz die Uhr an der Wand. Es war viertel vor neun, also hatten sie noch geschlossen. Trotzdem ging er zur Theke und ließ sich auf einen Hocker fallen.

Nami legte den Lappen weg, wusch sich die Hände und kochte schon mal den Kaffee.

Hitomi hingegen setzte sich auf den Stuhl neben ihm und musterte ihn besorgt. „Toshi, ist alles in Ordnung?“

„Nichts ist in Ordnung“, begehrte er wütend auf. Er krempelte sich die Hemdärmel rauf und lockerte seine schwarze Krawatte. „Seit einer Woche bin ich Detective. Gestern war mein erster Einsatz als leitender Polizist gegen Katzenauge und ich habe kläglich versagt.“

Nami stellte ihm die Tasse Kaffee hin und hörte dem Gespräch zu.

„Das Blumenmädchen ist verschwunden, mein Chef ist natürlich bester Laune und Kommissar Nakamori zeigt deutlich wie froh er ist mich los zu sein.“

„Ach, Toshi, aller Anfang ist schwer“, versuchte Hitomi den jungen Mann aufzuheitern.

„Immerhin hab ich es der Katze nicht leicht gemacht“, sprach er plötzlich wieder selbstsicherer. „Sie hat den Strom gekappt, aber durch die vielen Einsätze mit Kaitou Kid war ich darauf vorbereitet. Die Männer hatten alle Taschenlampen.“ Während er erzählte, entging ihm wie Nami und Hitomi einen Blick tauschten.

„Mit deiner Erfahrung und deinem Können, wirst du sie beim nächsten Mal bestimmt erwischen.“

Er blickte auf und in die Richtung aus der die Stimme kam. Zuerst sah er direkt in Hitomis braune Augen und aufmunterndes Gesicht, ehe er weiter schweifte und in ein grinsendes Gesicht blickte. Ebenso braune Augen funkelten ihn an. „Guten Morgen, Ai.“ Er betrachtete sie. Sie trug eine Jeans und ein Shirt, und hatte sich eine Tasche umgehängt. „Hast du noch etwas vor?“

„Ja, ich gehe gleich mit Klassenkameraden ins Tropical Land.“

„Das ist ja schön“, antwortete Toshi und nickte.

„Love, wann wirst du denn abgeholt?“, hakte Nami nach. Es war kurz nach neun und die ersten Gäste traten ein und setzten sich an die freien Tische. Sie ging zu den Tischen und begrüßte die Besucher. Dann reichte sie ihnen die Frühstückskarte.

„Sie wollten um kurz nach neun kommen. Also jeden Moment“, antwortete die Jüngste.

„Love?“, blickte Toshi die Schwestern neben sich fragend an.

„Ja, das ist mein Spitzname. Den haben sie mir in Europa aufgedrückt“, erklärte Ai und kicherte. „Aber das stört mich nicht. Mein Name bedeutet im Japanischen wie auch auf Englisch Liebe und da ist es doch egal wie man ihn letztendlich ausspricht.“

Wieder traten Gäste ein. Das Cafe füllte sich langsam. Hitomi stand auf, ging hinter die Theke und band sich auch ihre Schürze um. „Wenn ich Feierabend habe, könnten wir doch auch etwas unternehmen“, schlug sie nebenbei vor. Aufmerksam betrachtete sie den jungen Mann und sah wie er errötete. Es war schon seltsam. Jetzt kannten sie sich fast ihr ganzes Leben und dennoch schaffte sie es den Freund so in Verlegenheit zu bringen.

„Gerne“, antwortete Toshi. Er trank seinen Kaffee aus und stand auf. Schon zog er einen Schein aus der Tasche und legte ihn auf den Tresen. „Ich muss nur noch mal ins Revier. Ich schau dann später noch mal vorbei.“

Er verließ das Cafe. Kaum fiel die Tür ins Schloss, ging sie wieder auf und zwei Teenager traten ein. Der Junge trug eine Jeans und ein Shirt und hatte eine Kappe auf. Das Mädchen trug ein Sommerkleid und ein Jäckchen darüber. Ihren Kopf zierte ein niedlicher Hut.

„Hallo“, begrüßte Nami die beiden eintretenden Oberschüler, wobei Ai schon herbei eilte. „Hallo ihr beiden. Darf ich euch meine Schwestern vorstellen?“ Sie deutete erst auf die Älteste: „Das ist Nami und dort ist Hitomi.“ Sie blickte ihre Schwestern an. „Und das sind Aoko Nakamori und Kaito Kuroba und gehen mit mir in die gleiche Klasse.“

Die vier begrüßten sich und dann drängte Ai zum Aufbruch. „Lasst uns gehen.“ Nach einem Wort der Verabschiedung gingen die drei siebzehnjährigen Oberschüler hinaus.

„Es ist sehr nett von euch mich mitzunehmen“, begann Ai und lachte die beiden an. Sie gingen nebeneinander auf dem Gehsteig zur nächsten Bahn. Dort würden sie mit dem Zug bis zum Freizeitpark am Stadtrand fahren.

„Das ist doch selbstverständlich“, antwortete Kaito, der seine Hände in den Hosentaschen versteckt hatte.

Aoko lächelte. „Ich war überrascht, dass du sofort geantwortet hast.“

„Ach, ich konnte nicht einschlafen“, wich Ai auf die Feststellung aus und guckte auf den Weg vor sich.

„Das glaube ich. Bestimmt bist du gestern auch vor dem Beika Museum gewesen.“

Überrascht richtete die neue Mitschülerin ihre Augen auf Aoko. „Was meinst du?“

„Kid hatte gestern seinen großen Auftritt. Hast du das nicht mitbekommen?“ Kaito blickte sie überrascht an. Er wunderte sich warum sie ihn so fragend anblickte. Ihm kam der Verdacht, dass sie noch nie etwas von Kaitou Kid gehört hatte. „Kennst du Kaitou Kid?“

Ai schüttelte unwissend den Kopf. Den Namen hatte sie wirklich noch nie gehört.

Die Kommissarstochter klärte sie auf. „Er wird auch Meisterdieb 1412 genannt.“

Den Namen kannte sie. Er war vor langer Zeit auch mal in Europa tätig gewesen, doch dann beschränkte er sich nur noch auf Japan. Dennoch verstand sie nicht, was sie da gestern hätte tun sollen. „Hab schon mal von ihm gehört“, gestand sie leise. „Aber warum Museum?“

„Gestern hat er versucht den Goldenen Kristall zu stehlen. Ist aber erfolglos geblieben, da er ihn auf seiner Flucht verloren hatte“, informierte Aoko erfreut über den missglückten Diebstahl.

Kaito hingegen blickte in die Luft. Es ärgerte ihn, dass die Presse schrieb er hätte ihn verloren. Das war gelogen, als wäre er so unachtsam und ein Anfänger. Er hatte den Kristall der kleinen Schnüffelnase überlassen, da dieser nicht der Edelstein war, den er suchte. Dieses Kind hatte komplett die Tatsachen verdreht.

„Und wieso freut dich das so?“ Ai entging nicht, dass die Schulkollegin ein schadenfrohes Lächeln auf den Lippen trug.

„Mein Vater jagt Kid schon seit Jahren und jedes Mal führte dieser Hochstapler ihn an der Nase herum. Gestern hat mein Papa gesiegt“, erklärte Aoko stolz.

Kaito stöhnte innerlich auf. Dieser Trottel von Kommissar hätte den Kristall heute noch nicht, wenn nicht dieser kleine Junge gewesen wäre. Der konnte doch nicht einmal sich selbst fangen, geschweige denn ein Wertobjekt beschützen.

„Aha“, nickte Ai zu. „Und warum hätte ich nun jetzt dort sein sollen? Immerhin ist er doch ein Dieb.“

„Kid hat ganz viele Fans“, mischte sich Kaito wieder ein. „Besonders viele weibliche Fans“, fügte er noch schief grinsend hinzu. Ja, er war bei den Frauen sehr beliebt.

Aoko blickte ihn kurz an, wandte sich aber dann auch Ai zu. „Seine Fangemeinde versammelt sich immer am Ort des Geschehens. Sie möchten alle dabei sein, wenn er wieder einen Raub durchführen will.“

Ai nickte langsam. Jetzt wurde ihr so einiges klar. Dieser Kaitou Kid schien ein Volksheld zu sein und das obwohl er Verbrechen begeht. Natürlich hatte sie davon noch nichts mitbekommen. Sie und ihre Schwestern waren erst vor kurzem angekommen, hatten genug mit dem Cafe um die Ohren und mussten sich selbst noch um ihre nächtliche Aufgabe kümmern. Ihre Gedanken schweiften zum Vorabend. Sie waren selbst zu beschäftigt gewesen, als das sie den Rummel vor dem Beika Museum mitbekommen hätten. Sie blickte in den Himmel, der wolkenlos blau strahlte. Die Sonne schien, es wurde noch einmal angenehm warm. Der Herbst stand vor der Türe, trotzdem zeigte sich der Sommer noch einmal von seiner schönsten Seite.

Nach einem längeren Fußmarsch erreichten sie den Bahnhof und stiegen in den nächsten Zug. Sie ergatterten einen Sitzplatz und unterhielten sich weiter um sich besser kennen zulernen.

Im Park angekommen zahlten sie den Eintritt und gingen zum ersten Fahrgeschäft. Noch war früher Vormittag, also noch nicht so viel los, aber je später es wurde, desto mehr Besucher stürmten den Park. Viele Menschen nutzten mit Freunden und Familie das letzte herrliche Sommerwetter.

Viele Fahrgeschäfte später suchten die drei Klassenkameraden sich einen Imbissstand und kauften was zum Essen. Sie unterhielten sich und verstanden sich prächtig.

Zwei Oberschülerinnen näherten sich. „Hallo Aoko und Kaito. Ihr seid auch hier?“

Aoko blickte auf und erkannte ihre besten Freundinnen. „Keiko, Yoko“, erfreut sprang sie auf und schloss die Mädchen in eine feste Umarmung. Dann rutschte sie auf der Bank und deutete den beiden sich zu setzen.

Kaito saß neben Ai auf der anderen Seite des Tisches. Die Freundinnen betrachteten aufmerksam die neue Mitschülerin und wunderten sich ein wenig, wie Aoko und Kaito mit ihr zusammen kamen, sagten aber nichts. Stattdessen stellten sie sich vor und Ai begrüßte die beiden. In dieser Woche hatte sie noch kein Wort mit den beiden gewechselt. Es hatte sich bisher einfach nicht ergeben.

„Genießt ihr auch den schönen Tag? Es soll der letzte für dieses Jahr sein.“

Kaito enthielt sich. Er konnte mit Aokos Freundinnen nicht so viel anfangen, auch wenn er sie nett fand.

Ai nickte und die kleine Nakamori stimmte zu. „Ja, diesen Tag muss man einfach noch nutzen. Der Winter beginnt immer viel zu früh und dauert viel zu lange.“

„Ja, das ist echt schade.“

Sie aßen noch auf. Dann aber ergab sich die Frage: „Was wollt ihr denn jetzt machen?“

„Wir haben den westlichen Teil des Parks noch nicht gesehen“, antwortete Ai.

Yoko und Keiko nickten. „Wir auch nicht. Dann könnten wir doch zusammen gehen?“ Gesagt und beschlossen. Gemeinsam gingen sie weiter durch den Vergnügungspark und genossen den schönen Tag zusammen.

Als sie eine Achterbahn verließen, entdeckte Kaito das Spukschloss. „Da geh ich rein, wer kommt mit?“ Sein Finger zeigte klar und deutlich was er meinte.

Yoko schüttelte ihren Kopf, auch Keiko zierte sich. Aoko sah ihren Freund entgeistert an. Er wusste, dass sie Geisterhäuser hasste. „Bestimmt nicht“, antwortete sie entschlossen und der einzige Junge in der Runde seufzte. Dann würde er eben allein gehen. Er ging schon los zur Kasse, als Ai ihm hinterher eilte. „Ich komme mit. Ich liebe diese Gruselschuppen.“

Er lächelte sie an und gemeinsam gingen sie wenig später in das Spukschloss.

Aoko wartete mit ihren Freundinnen davor. Keiko blickte sie unsicher an und der Nakamori entging dieser Blick keineswegs. Auch Yoko wippte unbehaglich von einem Bein aufs andere. „Was ist los mit euch?“

„Du lässt ihn mit ihr allein?“

Die Braunhaarige blickte ihre Freundinnen verwirrt an. „Ja, klar. Wieso?“

„Na, da drin ist es dunkel und gruselig“, bemerkte Yoko.

Keiko nickte und fügte hinzu. „Du weißt doch, dass Spukhäuser sehr beliebt bei Pärchen sind.“

Aoko sah von einer zur anderen, dann schüttelte sie den Kopf. Ai war viel zu selbstbewusst und Kaito würde sich der neuen Mitschülerin nicht auf diese Art und Weise nähern. Sie kannte ihn bereits ihr ganzes Leben und vertraute ihm blind. Nein, er würde nichts tun, was sie verletzte. „Hört doch auf.“

Sie warteten noch ein paar Minuten, dann kamen auch schon Kaito und Ai lachend aus dem Spukhaus heraus. Er fand es schade, dass Aoko nicht mit wollte, denn er hätte sie gerne beschützt. Aber zwingen konnte er sie auch nicht.

„Das war so schlecht gemacht, dass es schon wieder gut war“, lachte Ai immer noch.

„Alles war so durchschaubar“, stimmte Kaito zu. Er sah sich in der Gegend um und entdeckte jemanden, von dem er nicht dachte ihn so schnell wieder zu sehen. Nicht weit von den Freundinnen ging eine kleine Gruppe ihren Weg. Ein Junge in seinem Alter mit dunklerem Teint. Neben ihm ging ein Mädchen mit Pferdeschwanz. Die beiden wurden von dieser Ran begleitet und natürlich war auch dieser kleine Schlaumeier dabei. Gemeinsam verbrachten sie ihren Tag wohl auch hier. Am liebsten würde er sich jetzt von den Mädchen trennen und der anderen Gruppe folgen, doch er riss sich zusammen und begleitete Aoko und ihre Freundinnen. Er würde den Zwerg sowieso bald wieder sehen.

„Kaito, ist alles in Ordnung?“, fragte seine Kindheitsfreundin besorgt nach, doch er lächelte sie beruhigend an. „Alles in Ordnung, lasst uns weiter gehen.“ Zusammen erkundeten sie den Rest des Parks.

Der Tag ging langsam zu Ende und sie wollten sich noch auf eine Tasse warmen Kakao im Cafe zusammensetzen.
 

***
 

„Aoko, Kaito, wollt ihr beide noch mit zu mir kommen?“ Ai rief das ihren Klassenkameraden nach und holte die beiden schnell ein. „Wir können bei uns im Café die Hausaufgaben machen und noch ein wenig reden.“

Aoko nickte lächelnd zu. Jetzt war Ai erst seit eineinhalb Wochen in ihrer Klasse und sie hatte bereits die neue Mitschülerin in ihr Herz geschlossen. „Gerne Ai! Ich könnte uns auch etwas kochen, wenn du damit einverstanden bist!“

„Du kannst kochen?“ Mit großen Augen blickte die Kurzhaarige zu der Mitschülerin. Kochen konnte sie nicht, dafür hatte sie ja schließlich Schwestern.

„Ja, wenn du möchtest, kann ich dir helfen es zu lernen! Kaito kam schon öfters in den Genuss meine Gerichte zu probieren!“, erklärte Aoko stolz und blickte erwartungsvoll den Jungen neben sich an.

Der einzige Junge in der Runde hörte eher desinteressiert zu. Diese Mädchengespräche interessierten ihn nicht wirklich. Stattdessen überlegte er, ob die Polizei schon seine Nachricht erhalten hatte. Bisher hatte Aoko noch nichts zu den Plänen und über Vorbereitungen ihres Vaters gesprochen. War denn sein Rätsel dieses Mal so schwer? Sein Name erklang und nun entschied er sich doch einmal zuzuhören. Nach einem Blick in das hübsche Mädchengesicht wurde ihm bewusst, dass sie eine Antwort erwartete. Worüber hatte sie gesprochen? Vage erinnerte er sich, dass es ums Essen ging. „Ja“, stimmte er zu. Egal was es war, ein Ja war nie verkehrt, besonders dann wenn es in der Verbindung mit Nahrung bestand.

„Siehst du? Ich hab es dir gesagt“, mit einem strahlenden Lächeln wandte die Braunhaarige sich wieder an Ai.

Das eher burschikose Mädchen lachte nun auch. „Na, dann bin ich mal gespannt.“

Wenig später standen sie vor dem Cafe Cat`s Eye. Zum ersten Mal fiel Aoko auf, dass der Schriftzug in geschwungenen Buchstaben über den Fenstern an der Hauswand stand. Auch die Eingangsglastür war nochmals mit dem Schriftzug verziert.

Ai trat zuerst ein und eine Glocke verkündete den Eintritt. Ihr folgten die Freunde aus der Schule.

Hitomi stand hinter dem Tresen, ihre Kleidung unter in einer Schürze versteckt. Ihre langen braunen Haare fielen ihr offen über den Rücken und ihre braunen Augen blickten neckisch auf. „Hallo, kleine Schwester. Aoko und Kaito, richtig?“

„Hallo, Hitomi“, grüßte Ai zurück. Die beiden Mitschüler nickten und erwiderten den Gruß.

„Möchtet ihr etwas trinken?“

„Nein, danke“, lehnte Kaito ab, doch Aoko bestellte ein kleines Wasser. Die drei setzten sich an einen der vielen Tische und die Mädchen packten ihre Schultaschen aus. Kaito hingegen weigerte sich Hausaufgaben zu machen. Stattdessen zog er die Tageszeitung hervor und blätterte darin herum.

„Hitomi, Aoko möchte mir beibringen zu kochen. Können wir nachher in die Küche?“ Ai beobachtete ihre Schwester, die einen warnenden Gesichtausdruck bekam. Alarmiert blinzelte die Jüngere und wartete auf die Antwort.

„Heute geht es leider nicht. Nami bereitet bereits das Abendessen vor, da wir heute noch Besuch bekommen. Ein andermal, okay?“

Ai blickte zu Aoko und lächelte. „Vielleicht können wir mal bei dir kochen?“

„Ja, wieso nicht“, nickte die Schulfreundin zu und widmete sich ihren Aufgaben. Ein kurzer Blick zu ihrem Freund und schon ärgerte sie sich, dass Kaito seine Aufgaben nicht löste. Aber sie wusste auch, dass jedes Wort in diese Richtung Luftverschwendung war.

Hitomi brachte Aoko das Wasser an den Tisch, als die Tür aufging und eine kleine Gruppe junger Leute das Cafe betrat und sich auf die andere Seite der Türe an einen Tisch setzte.

Ai konnte sie gut sehen, während Kaito und Aoko mit dem Rücken zu ihnen saßen.

„Steht Osaka noch?“

„Natürlich, Ran, was dachtest du denn?“, gab ein Junge zurück.

Kaito blickte in seine Zeitung, stutzte aber bei der Erwähnung des Namens. Es gab nicht viele Mädchen, die so hießen. Er tat so als würde er weiter lesen, doch seine Sinne waren auf das Gespräch gerichtet.

„Mit dir als Meisterdetektiv weiß man ja nie“, lachte Ran und er erkannte ihre Stimme wieder. Das war die Aoko-Doppelgängerin. Es gab keinen Zweifel mehr. Doch dann schoss ihm das Wort Meisterdetektiv durch den Kopf. Scheinbar gab es die wie Sand am Meer. Hielt sich jetzt jeder für einen Meisterdetektiv, der Detektiv spielte? Er ließ sich nach wie vor nicht anmerken, dass er lauschte.

„Heiji glaubt immer alles zu wissen, aber in Wirklichkeit hat er keine Ahnung“, stichelte ein anderes Mädchen.

Deren Stimme kannte er bisher noch nicht. Aber so wie sie sprach, schien sie den Jungen sehr gut zu kennen.

„Woher willst du wissen, ob ich Ahnung hab oder nicht?!“

Dieser Heiji reagierte aufbrausend. So wie er mit diesem Mädchen sprach, könnte dass ihr normaler Umgangston untereinander zu sein. Vermutlich stritten sie den ganzen Tag und waren trotzdem befreundet.

„Ich kenn dich seit wir im Sandkasten gespielt haben“, erwiderte das Mädchen und Kaito schielte unbewusst zu Aoko, die neben ihm saß und ihre Aufgaben löste. Ja, auch sie waren Sandkastenfreunde und ihre Freundschaft hielt immer noch. Selbst nach so vielen Jahren, waren sie unzertrennlich. Inzwischen hatte er ihr sogar seine Liebe gestanden. Ein Grinsen legte sich auf seine Lippen. Er hatte die beiden durchschaut und das nur anhand ihrer Worte. War er jetzt auch ein Meisterdetektiv? Wobei der Titel Meisterdieb ihm voll und ganz ausreichte. Man musste ja bescheiden bleiben.

„Und hat dein Vater schon herausgefunden, was Kaitou Kids Ziel ist?“, warf Heiji seine Frage wesentlich leiser ein.

Kaito blätterte die Seite seiner Zeitung um und lauschte dann weiter. Ein kurzer Blick zu Aoko und er wusste, dass sie auch nicht mehr so konzentriert auf ihre Aufgaben war.

„Nein“, antwortete Ran. „Paps, sieht einfach kein Muster hinter den ganzen Aktionen, die er so startet.“

„Vielleicht liegt es daran, dass er ein Dieb ist?“ Wütend warf diesen Satz das andere Mädchen ein, doch der Junge verneinte: „Nein, Kazuha, jeder Dieb hat ein Muster, nur ist ihm bisher noch niemand auf die Schliche gekommen.“

„Wenn es nur Kaitou Kid wäre“, seufzte Ran. „Jetzt haben wir noch mehr Diebe in dieser Stadt. Katzenauge ist neu aufgetaucht! Auch hier hat noch niemand ein Muster herausfinden können! Das was bekannt ist, ist die Information, dass sie Weltweit gesucht werden. In Europa trieben sie auch schon ihr Unwesen.“

Ai zuckte unmerklich und schielte zu Hitomi. Diese trocknete gerade das Geschirr ab, aber ihre Ohren waren auch auf das Gespräch der drei Jugendlichen gerichtet.

Katzenauge, war das seine Gegnerin gewesen? Kaito überlegte. Wenn er ihr wieder begegnete, würde er sie ansprechen.

„Noch mehr Diebe? Wenn ich euch helfen soll, dann sagt es“, bot Heiji an. „Ich werde dann öfters nach Tokio kommen um euch hier zu unterstützen.“

„Danke, Heiji, das ist lieb von dir“, lächelte Ran.

Zum ersten Mal erklang eine vierte Stimme. „Wir werden schon herausfinden, wer diese Diebe sind, aber dennoch ist es gut zu wissen, dass du uns unterstützen würdest.“

Diese Stimme wusste er sofort zuzuordnen. Das war er eindeutig. Diese kleine Spürnase. Wieso enthielt er sich denn die gesamte Zeit dem Gespräch. Er hatte ihn, Kaitou Kid, gestellt, hatte das Rätsel richtig gedeutet und war ihm auf die Schliche gekommen. Dieser Junge war kein normaler Junge. Er war für sein Alter viel zu schlau. Der Teilzeitdieb bekam das Gefühl, dass dieser Junge sich in das Gespräch der Großen einmischen wollte, tat aber nichts dergleichen. Etwas hinderte ihn daran, nur was?

Das Mädchen, Kazuha, wechselte das Thema. „Hast du etwas von Shinichi gehört?“ Eindeutig war diese Frage an Ran gerichtet.

„Nein“, antwortete die Angesprochene traurig. „Er hat sich schon seit zwei Monaten nicht mehr gemeldet.“

Heiji versuchte sie wieder aufzumuntern. „Kudo meldet sich schon wieder. Keine Sorge, Ran. Er vergisst dich schon nicht!“

Shinichi… Kudo… Shinichi Kudo… Die redeten über den bekannten Meisterdetektiv Ostjapans. Er stand bis vor einem Jahr regelmäßig in der Zeitung. Es gab keinen Fall den dieser Oberschüler nicht lösen konnte. Wieso hörte man eigentlich nichts mehr von dem Jungen, war doch seltsam… Kaitos graue Zellen arbeiteten auf Hochtouren.

In diesem Moment erklang wieder die Glocke und ein weiterer Gast betrat das Café. Der eintretende Mann trug eine schwarze Hose, ein weißes Hemd und eine schwarze Krawatte und setzte sich an den Tresen.

„Hallo, Toshi“, begrüßte Hitomi ihren Jugendfreund und kochte ihm einen Kaffee.

Aus den Augenwinkeln musterte Kaito den Mann. Dieser Mann sagte ihm überhaupt nichts. Er hatte ihn noch nie vorher gesehen.

„Hallo, Hitomi!“ Matt ließ er sich an die Theke auf einen Hocker nieder und ließ den Kopf hängen. „Ich werde noch verrückt. Seit diese Katzen sich hier in der Stadt herumtreiben, haben wir nicht nur mit Kaitou Kid Probleme. Ich muss sie unbedingt zur Strecke bringen, ehe sie noch mehr Diebstähle begehen“, verkündete der Polizist und ließ seinem Unmut freien Lauf. Vor zwei Tagen hatten die Diebinnen wieder zugeschlagen und wieder mal war die Polizei erfolglos und das Gemälde gestohlen. Ihn, als leitenden Detective, machten sie einen Kopf kürzer.

Die Gruppe am anderen Tisch verstummte plötzlich.

Ai blickte auf und legte ihren Stift auf den Tisch. Dann stand sie auf und stellte sich zu Toshi. Sie mochte den netten Kerl, der immer über seine Probleme im Cafe redete. „Aber Toshi, dann musst du dich ranhalten. Die Katzen scheinen sehr gerissen zu sein. Außerdem treibt Kid sein Unwesen schon länger. Wieso hast du ihn noch nicht geschnappt?“

Der Polizist nahm einen großen Schluck des heißen Kaffees und verbrannte sich prompt die Zunge. Das junge Mädchen klopfte ihm lachend auf die Schulter, während Hitomi ihm schnell ein Glas Wasser reichte. Toshi nahm es dankend an und leerte es in einem Zug.

„Alles wieder okay, Toshi?“ Hitomis braune Augen musterten den Polizist besorgt.

Leicht errötet blickte er auf und winkte lachend ab. „Ja, ja, alles okay, Hitomi!“

Wieder erklang die Glocke des Cafés und weitere Gäste traten ein. Zwei Männer setzten sich an die Theke und bestellten ebenfalls Kaffee. Den Kollegen, der ein paar Stühle weiter saß, nahmen sie gar nicht wahr.

„Dieser Kid“, schimpfte der Mann Anfang vierzig laut los. „Ich werde ihn zur Strecke bringen.“

„Ich verstehe immer noch nicht was er genau mit dieser Ankündigung meint“, bemerkte der andere ruhiger, dafür lauter als gedacht.

Kaito begann zu grinsen. Seine Vermutung war richtig, als er die Stimmen vernommen hatte. Sein Lieblingsgegner, Kommissar Nakamori, schimpfte mal wieder über ihn. Und die andere Stimme gehörte diesem komischen Privatdetektiv Mori. Ja, er hatte ihn im Beika Museum gesehen. Sein Eindruck von diesem Mann hielt sich in Grenzen. Dieser Mori hatte keine Ahnung und schimpfte sich Detektiv. Nach dieser Aussage war ihm nun endgültig klar, dass der keine Leuchte in seinem Gebiet war.

Als Aoko die Stimme des ersten Mannes erkannte, sprang sie auf und drehte sich zu den Herren an der Theke. Auch Ran erging es so und sprang ebenfalls zeitgleich auf. Auch drang beiden Mädchen zeitgleich und wie aus einem Mund: „Papa?!“

Überrascht blickten alle die beiden Mädchen an, die sich selbst erschrocken ansahen. Es kam ihnen so vor, als würden sie in ihr jeweiliges Spiegelbild sehen.

Doch jetzt antworteten die Väter. „Ran“, antwortete Herr Mori und wollte soeben fragen, was sie hier machte, als er ihre Freunde sah. „Was macht der hier?!“, brummte er knurrend, als er den Sohn des Polizeipräsidenten erkannte.

„Wir sind hier mit Freunden“, erwiderte Ran und sprach für sich und Conan. Dabei ballte sie ihre Hand zur Faust. Wieso konnte ihr Vater sich nicht einmal mit unfreundlichen Kommentaren zurückhalten.

„Freut mich auch, Herr Mori!“, bemerkte Heiji ungerührt.

Herr Nakamori stand auf und ging auf seine Tochter zu. „Hallo Aoko, was machst du hier?“

„Wir machen Hausaufgaben!“

Er nickte und begrüßte auch den langjährigen Freund seiner Tochter. „Hallo Kaito.“ Der Zauberer nahm seine Zeitung herunter und grüßte ebenfalls kurz.

„Gibt es wieder eine neue Ankündigung von Kid?“, hakte Aoko sofort nach.

Ihr Vater kratzte sich verlegen am Kinn und nickte. „Ja, die gibt es. Wir sind bereits dran diese Nachricht zu lösen. Dann werden wir ihn schnappen.“

Aoko nickte. „Du schaffst das, Papa.“

„Ja, klar“, murmelte Kaito höhnisch und wandte sich wieder der Zeitung zu. Niemand schien die Anmerkung gehört zu haben. Er war gespannt, denn Samstag fand das große Ereignis statt und heute war schon Mittwoch. Viel Zeit blieb den Herren der Polizei nicht mehr.

Ai musterte die Gäste des Cafes neugierig. Dieser Heiji hatte einen dunklen Teint, war groß und schlank. Das Mädchen neben ihm, bei der sie auf Kazuha tippte, trug ihre braunen Haare zu einem Pferdeschwanz. Bei den beiden stand noch ein kleiner Junge mit braunen Haare und einer Brille auf der Nase. Er schien sie und ihre Klassenkameraden ebenso zu mustern.

Ja, es war schon von Vorteil, wenn man die erste Anlaufstelle der Polizei war. In der Pause waren die Freunde und Helfer immer so gesprächig. Das war wirklich von Vorteil. Zudem sie nun auch wusste, dass dieser Kaitou Kid seine Raubzüge ebenfalls ankündigte, wie auch sie, Katzenauge, es immer taten.



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